Kdie genormte Sammlung, wie sie heute mehr und mehr üblich wird,noch nicht bekannt war. Ganz kann...

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.3:'AS KATHARINEUM MITTEILVNCjSBLATT für die Eltern, Schüler und Freunde unserer Schule HEFT 33 DEZEMBER 1958 JAHRGANG 10 .LUSECKER KRi.PPENSfEEL IN OE NGJDIENKAI\K DE KATHARINEER SPEELT T01N BESTENVUN DE FRIEDLANDHOLP NN ERSDAC., 18.D EZ. 18::/ F RI DAG, 19. DEZ.18 / $ON N DAG,21. DEZEMBER, 16:: I MANDACi,12.DEZ.20::

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.3:'AS KATHARINEUMMITTEILVNCjSBLATTfür die Eltern, Schüler und Freunde unserer Schule

HEFT 33 DEZEMBER 1958 JAHRGANG 10

.LUSECKER KRi.PPENSfEELIN OE NGJDIENKAI\K

DE KATHARINEER SPEELTT01N BESTENVUN DE

FRIEDLANDHOLPDÜ NN ERSDAC., 18.D EZ. 18::/ F RI DAG, 19. DEZ.18 ~ /$ON N DAG,21. DEZEMBER, 16:: I MANDACi,12.DEZ.20::

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IN MEMORIAM

Dr. Rudolf Griesel(geb. 24. I. 1885, gest. 6. 11. 1958)

Rudolf Griesel wurde am 24. 1. 1885 in Kassel geboren.Er legte 1904 am dortigen humanistischen Wilhelmsgym­nasium die Reifeprüfung ab und studierte Mathematikund Physik an den Universitäten Marburg, Göttingen,München und Berlin. Nach kurzer Tätigkeit in Kasseltrat er 1912 in das Kollegium des Katharineums ein;er gehörte unserer Schule bis zum übergang in denRuhestand im Jahre 1950 an.

In diesen fast vierzig Jahren war er mit dem Katha­rineum aufs engste verbunden; er war namentlich einvorzüglicher Kenner der Geschichte der Sdlule. Er hatmir bei meinem Eintritt in die Sdtule eine größere Zahlvon köstlichen Anekdoten berichtet, die ein bezeichnendesLidlt auf die früheren Verhältnisse warfen. Dabei bewieser einen scharfen Blick für charakteristisme Eigenheiten.Er wußte noch manches, was die in früheren Generationenunterrichtenden Lehrer betraf, auch einzelne Züge, dieThomas Manns anschauliche Schild~rung des Lebens aufdem Katharineum ergänzen konnten. .

Wenn ich an Rudolf Griesel denke, so gehen meineGedanken zurück zur ersten Zeit meiner Tätigkeit amKatharineum. Als meine Bewerbung in Ltibeck 1929 ent­sdlieden war, kam ein die äußeren Verhältnisse betreffen­der Briefwechsel zustande. Seine Auskünfte über denStundenplan und den Lehrplan und über andere Verhält­nisse waren so erschöpfend, daß ich mir sebon vor derAnkunft in Lübeck: einen Arbeitsplan madlen ~onnte, derkeiner Änderung mehr bedurfte. Gleim nadl der An­kunft ;r. :"übeck: suchte ich ihn auf; bei ihm lagen bereitsdreißig Angebote für ein Zimmer. Diese waren nachWohngegenden geordnet und überdies nach der Qualitätklassifiziert, ja sogar mit Zensuren versehen. Ich konntedenn auch gleich am ersten Abend meines Aufenthaltsin Lübeck in eines der drei mit der Note 1 versehenenZimmer einziehen.

Diese persönliche Erinnerung beleuchtet zwei ihn kenn­zeichnende Eigenschaften. Er war eine eminent praktischeNatur und gleidlzeitig von einer Hilfsbereitschaft, wiesie nur selten gefunden wird. Er teilte von seinen reichenGaben anderen mit, wo immer sim Gelegenheit bot. Seinwarmes, menschenfreundliches Herz offenbarte sich inner­halb und außerhalb der Schule. Kleinere Enttäuschungen'sind ihm dabei nicht erspart geblieben; er hat sie raschverwunden. Die Güte seines Herzens war mit einemäußerst klaren, wirklichkeitsnahen und praktischen Ve.r­stand aufs engste verbunden. Beide hielten sich gegen­seitig in ihren Grenzen; sie bildeten 'in ihrer Synthesedie Grundlage für die Ausgeglichenheit seines Wesens.

Wenn das warme Herz den Erzieher Griesel charak­terisiert, so war es ursprünglich sein praktisches Talent,

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das dem Lehrer und dem Wissenschaftler von seinemFach her die Bedeutung und das Ansehen verlieh, das erinsbesondere bei seinen Kollegen genossen hat. Er warhandwerklich vollkommen ausgebildet; seine Fähigkeitenstellte er ganz und gar in den Dienst der Schule, undzwar ganz speziell in den Dienst des Katharineums.Im Laufe von zwanzig Jahren ist es ihm gelungen, derphysikalischen Sammlung ein neues Gesicht zu geben.Diese Sammlung wurde durch ihn Ende der zwanzigerJahre das vielbeneidete Vorbild für andere Schulen; siewar unter seinen Händen zum Instrument eines wirklichmodernen Physikunterrichts geworden. Er stand damalsauf dem Höhepunkt seiner Kraft; er hat in jenen JahrenStaunenswertes geschaffen, und zwar zu einer Zeit, in derdie genormte Sammlung, wie sie heute mehr und mehrüblich wird, noch nicht bekannt war. Ganz kann man seineLeistung nur dann ermessen, wenn man weiß, mit welchgeradezu ärmlichem Etat die Schule damals ausgestattetwar. Sein erfinderischer Geist sdlien das Unmöglichemöglich zu machen; je größer die Schwierigkeit erschien.desto mehr Reiz .besaß für ihn die Aufgabe. Ich habeseinerzeit keinen Wunsch geäußert. den er nicht schließlicherfüllt hat. Damals herrschten an unserer viel kleinerenSchule gewissermaßen idyllisme Zustänae. Wir waren an­fangs drei. nam dem Ausscheiden unseres Nestors. Pro­fessQr Sack, nur noch zwei Mathematiker und Physiker.So konnte sich die Sammlung jederzeit in vollkommengeordneter Gestalt präsentieren. Hier war er aber aumunerbittlim. Wenn in der zweiten Unterrichtsstunde einApparat auch nur in verkehrter Richtung in den Schrankgestellt war, so gab es spätestens in der vierten Stundeein wohlverdientes Monitum.

Seine ganze Liebe gehörte dem physikalischen Ex­periment. Insbesondere konnte er sich nicht genug tun, füreine neugeschaffene Versuchsanordnung wieder und wiederVerbesserungen zu ersinnen; das war ihm geradezuästhetisdles Bedürfnis. Vieles von dem, was er anstrebte,ist heute für den jungen Lehrer selbstverständlich. Das istein Beweis dafür, daß er als junger Mann seiner Zeitvoraus war und zu seinem Teil dazu beigetragen hat,die sim anbahnende Reform des physikalischen Unter­richts in die Praxis umzusetzen und zu festigen.

Ich habe in den ersten Jahren unserer Zusammenarbeitvon Griesel fast alles gelernt, was ieil dann im Unterrichtverwendet habe. Vor allem habe im unter seiner Führunggelernt, Überholtes auszuscheiden und überhaupt nachvorwärts auf das Wesentliche zu schauen.

Aber auch auf anderen Gebieten gab es zu lernen. Er-war ausgebildeter Segler und besaß das Patent der See­fahrtsschule. Von hier aus befruchtete er den mathe­matischen Unterricht auf dem Gebiet der sphärischenTrigonom"etrie. Auch dieses Gebiet wurde unter seinerEinwirkung lebensnah und interessant. Im Zusammen­hang damit standen seine astronomischen Interessen; sienahmen den Ausgang von der Instandsetzung eines vonder Seefahrtschule überlassenen Fernrohrs. Namentlichbeobamteten wir den Mond und die Planeten. Ich er­innere mich wohl noch eines Abends im April 1930, wo ermir die Lichtgestalt des Merkur mit den schlichten Wortenzeigte: "Kopemikus hat noch auf dem Totenbett bedauert,daß er den Merkur nie gesehen hat."

Seine Fähigkeit, praktische und theoretische Gesichts­punkte zu vereinigen, wurde durch seine berühmteDissertation über den Hemmelsdorfer See gekrönt. Schon

-1912 beschäftigte er sich mit der besonderen Flora desSees. Nach der Rüdtkehr aus dem Feld setzte er seineUntersuchungen 1919 fort und machte dabei die über­raschende Entdeckung, daß die Besonderheiten des Seesauf den Einbruch von Meereswasser bei der großenSturmflut der siebziger Jahre zurückzuführen sei. JedesJahr sank die Meereswassersdlidlt 70 cm; er kontrollierteden Vorgang Jahr für Jahr. Ich konnte 1930 an einerseiner letzten Exkursionen teilnehmen und lernte beidieser Gelegenheit seine geistreich erdachte Apparaturkennen, mit der er den Stand. des Spiegels des salzhaltigenWassers auf einen Zentimeter genau bestimmen konnte.Bald nachher war der See wieder vollkommen ausgesüßt.Bei diesen Exkursionen verfehlte er nicht, die tiefsteStelle des Sees auszuloten; sie stellt gleichzeitig de.ntiefsten Punkt Deutschlands dar. Die Gelegenheit wurde

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Dr. Baur

benutzt, einIge vorsorglich mitgenommene Flaschen zuBeginn der Untersuchung 44 m tief zu versenken! NachAbschluß der Arbeit verhalf der kühle Inhalt (5,40 C) inder Julihitze zu einem besonderen Genuß.

Von Griesels äußerem Lebenslauf ist noch zu be­richten, daß er Januar 1915 als Ungedienter einberüfenwurde. Er erzählte mir, daß seine erste dienstliche Auf­gabe ein Pferdetransport nach Mecklenburg war. Die Tierewaren ungesattelt; es gab viele Widerwärtigkeiten zuüberwinden. Der Bericht war vom Humor des Erzählersvergoldet. Im Laufe des Krieges bekam er Gelegenheit,seine physikalischen Fähigkei ten zu verwerten; er warzuletzt Offizier bei der neu geschaffenen Nachrichten­truppe. Auch im zweiten Krieg leistete er als Haupt­mann der Luftwaffe Wehrdienst. Die Aussichten beiderKriege hat er nüchtern beurteilt; er machte sich bald einillusionsloses Bild der Lage.

Nach der Eingliederung Lübecks in Preußen im Jahre1937 war es selbstverständlich, daß er mit der Ausbildungder Studienreferendare in der Physik betraut wurde.Gerade hier hat er besonders Bedeutendes geleistet. Somandter junge Kollege hat bei ihm gelernt, was ex­perimentieren heißt. In seiner durcl1 und durch beschei­denen Wesensart hat er äußere Anerkennungen ange­nommen, ohne sie zu suchen. Seine Ernennung zum Ober-

Turnlehrer Georg Zimmermann(geb. 30. 10. 1868, gest 17. 10. 1958)

Am 17. Oktober 1958 starb im Alter von neunzigJahren Georg Zimmermann, Turnlehrer an unserer Schulevon Ostern 1899 bis April 1932. Und wenn seit seinemAusscheiden aus dem Schuldienst bereits wieder ein Men­schenalter vergangen ist, wie wirklich und lebensvollsteht dieser um die Turnerei unserer Anstalt so verdienteMann immer noch vor meinen Augen!

Außerordentlich wichtig nahm er sein Amt. Den Kleinenväterlicher Freund zu sein, die Größeren mit kamerad­schaftlichem Ton in die Turnkunst einzuweisen, war ihmhöchste Freude. Selber großer Turner - hatte er dochsogar in Rom beim interna\ionalen Turnfest 1895 eineGoldmedaiUe errungen - machte er selbstverständlich biszur Riesenwelle alle Übungen vor und bemühte sidl vorallem audl um die unter uns, die nicht nur mit derSprache steif waren.

Darüber hinaus hatte er sich besonders nach dem erstenWeltkrieg um die Ieidltathletische Förderung der Schülerbemüht, zog die Turnspiele wieder auf, und die vonihm aufgestellten Schlag- und Faustballmannsdlaftenwaren bald selbst bei Vereinen der Stadt geachtet undzum Teil auch gefürchtet. Keiner freute sich mehr alser über die Siege. Auch über die Erfolge der Ruderriegein den zwanziger Jahren war er stets begeistert, warenes doch alle seine "Jungs".

studienrat erfolgte 1947. Öffentlich trat er wenig hervor,eigentlidl nur durch Fadlvorträge. Seiner Wesensart ent­sprach mehr die intensive, nach innen gerichtete, durchund durch gediegene Facharbeit. Di~se betrieb er mit un­endlicher Geduld, mit einem beispiellosen Fleiß und mitganz besonderer Zähigkeit. Zwei Züge können das Bildseines Wesens noch abrunden; er besaß eine ganz aus­gesprodtene Abneigung gegen die Phrase in jeder Form,aber ganz besonders gegen die pädagogisdte Phrase. DieserAbneigung vermodlte er audl in satirischer Form Aus­druck zu geben; sie wurzelte in seinem klaren Verstand.Er besaß aber auch Sinn für warmen Humor, und dieserkam aus seinem warmen Gemüt.

Seiner SdlUle war er aufs innigste zugetan. Das äußereZeichen für diese Zuneigung stellte seine letzte Arbeit dar;er hat sie in den Jahren seines Ruhestands niederge­schrieben. Ich meine den liebevollen Beitrag zur Geschichteder physikalischen Sammlung des Katharineums, die vorkurzem in diesen Blättern erschienen ist.

Wir Katharineer gedenken seiner als einer Lehrer­persönlichkeit von besonderem Format. Wir hoffen, daßauch in künftigen Generationen immer wieder solchepraktischen Idealisten an unserem Katharineum wirkenmöchten.

Sein größter Tag im Jahr aber war das Schultest!Unermüdlich, vom Aufstellen der Klassen auf dem Schul­hof angefangen, über den Marsch nadt Israelsdorf, dieeinzelnen Klassenkämpfe, den Dreikampf der Sekundaner,war er den ganzen Tag überall, um schließlich beimFünfkampf der Primaner beim Ringen als Schiedsrichterder Aufgeregteste zu sein.

Treu bis zu seinem Tode hing er an seiner Schule undan seinen alten Schülern.

Georg Zimmermann, lieber alter "Schaute'\ wir Altenbehalten Dich in fröhlicher Erinnerung!

Werner Stiebeling, Abiturient 1928

Dieter Teinz(geb. 8. 6. 1939, gest. 11. 11. 1958)

Am 11. November verloren wir durch einen tragischenUnglücksfall unseren Unterprimaner Dieter Teinz. Un­vermutet riß ihn das Walten des Schicksals für immer ausunserer Gemeinschaft,

Dieter Teinz war keiner' von den Menschen, die lautun'd 'fordernd durch das Leben gehen, er war stiller,gedankenvoller, ein zuverlässiger Kamerad und uns des­halb besonders lieb.

Am 17. November wurde er zur letzten Ruhestätte inTravemünde geleitet. Die Schulgemeinde gedachte seineram darauffolgenden Freitag in einer stillen Feier.

Wir tragen schwer an dem Verlust, wissen wir doch,wie froh und erwartungsvoll gerade er der Zukunft ent-gegensah· Dr. Braune

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Trotz der hellen und freudenreichen Weihnachtszeitwollen wir die düstere Novemberstimmung nicht ver­gessen, als unser lieber Freund Dieter Teinz bei einemfurchtbaren Unglück sein Leben verlor. Alle, die ihn liebtenund gern hatten, seine Eltern und Verwandten, seineLehrer und wir, seine Klassenkameraden der Unter­prima ds, trauern um diesen stillen und liebenswürdigenJungen.

Dieter ist am 8. Juni 1939 in Cuxhaven geboren. Alssein Vater 1943 dienstlich nach HeIa in Westpreußen ver­setzt wurde, zog auch die Familie dorthin. Mit dem Kriegs­ende 1945 mußte die Familie fliehen und kam mit demSchiff nach Travemünde, wohnte jedoch in der Folgezeitin Stein bei Kiel. Hier wurde Dieter 1945 eingeschult. Von1950 bis 1952 besuchte er nach der Volksschule in Laboedie Oberschule in Kiel. 1952 zog die Familie nach Lübeck­Travemünde. Seit der Zeit war Dieter Schüler unseresKatharineums· Ostern 1954 kam er in die U 3 b 2 undwurde bald der beste Mathematiker der Klasse. Mit dieserKlasse machte er zwei Fahrten nach Schleswig und in dieLüneburger Heide. Obwohl Dieter in früheren Jahrendoch schon so viel von Deutschland gesehen hatte, er­zählte er mir einmal, daß Lüneburg die südlichste Stadtgewesen sei, in der er je war. Er war durch und durchNorddeutscher. Ein ganz besonderes Erlebnis war daher

für ihn unsere diesjährige Klassenfahrt in den Schwarz­wald, das Bodenseegebiet und die Schweiz. Wir habenihn auf dieser Reise aI.s Freund und Klassenkameradenschätzen und lieben gelernt. Um so schmerzlicher ist des­halb die Lücke, die sein Tod in unsere Klassengemein­schaft gerissen hat.. Wir werden ihn nie vergessen undüber unsere Schulzeit am Katharineum hinaus immer anunseren lieben Freund Dieter Teinz denken.

Helmut Nörenberg, U I ds

Kastanienblätter mit gelben, braunenFingern, die der Wind bewegt:sie malen im Regen und raunen,was Erinnerung herüberträgt.

Bleibe nicht, geh' vorbei!Nur ~dankenspielerei...

Du siehst doch noch länger zu?Gelbe, 'braune Kastanienblätter,Finger, die der Wind bewegt:eines der frühen Herbstzeitwetterhat sie hinweggefegt.

Wolfgang Lenzner, 01 bg

IKleine (jesdlidlten vom großen Dom

Buchbesprechung:Prof. Paul Brockhaus: "Vom Lübecker Dom"

Nicht viele Leute kennen unseren schönen, alten Dom,der in einsamer Größe und Erhabenheit abseits vomLeben und Treiben unserer Stadt liegt, wirklich genau,aber dif~se wenigen lieben und schätzen ihn, weil er eben"der Dom" ist. Er ist, architektonisch gesehen, nicht so be­deutend wie die Marienkirche und noch nicht so gutwiederhergestellt wie sie, aber von seinem romanischenTeil geht eine gewaltige Kraft aus, die wohl nur derspüren kann, der sich lange und eingehend mit dieserKirche beschäftigt.

Vor einiger Zeit hat nun der ..Verein der Freunde desLübecker Doms" ein Buch herausgegeben, das - wie esin dem Nachwort heißt - dazu dienen möchte, das Inter­esse und die Freude an unserem ältesten Gotteshause inmöglichst weite Kreise zu tragen und sie mit den Fragenund Problemen bekannt zu machen, wie sie sich aus derGeschichte und den Forderungen und Aufgaben der Gegen­wart bei der Wiederherstellung des Domes ergeben. Sobesteht dieses· Dombuch nicht aus einem Abriß der Ge­schichte und auch nicht aus einer sorgfältigen Aufzählungder Besonderheiten und Sdlönheiten des Domes, sondernhier sind Aufsätze über diese Kirche gesammelt, die schonfrüher, zum Teil vor mehr als zwanzig Jahren, einmal ver­öffentlicht wurden. Alle diese Beiträge drehen sich umden großen Dom und bilden einen Kreis, der in seinerGesdllossenheit ein lebendiges Bild des alten Gotteshausesgibt.

Neben den bekannten Sagen um den Lübecker Dom,wie der vom Hirsch, vom Bleideck:er und seinem Sohnund von Bischof Bockholt, findet man dort weniger be­kannte, wie die von Habundus, der Kanzel im Dom unddem Marienbild, die alle der Samml\lng "Lübisdle ~­

schichten und Sagen" von Ernst Deecke entnommen sind.

Alte Freunde des Domes, Walter Weber und AlbertAereboe, erzählen ihre Erinnerungen an den Dorn, undder bekannte Lübeckkenner Johannes Warncke schildertin einem Beitrag der Lübeckischen Blätter aus dem Jahre1923 die Einführung der Reformation am Dom und diedamit verbundenen Schwierigkeiten. Es ist sehr inter­essant zu lesen, daß am Dom im Gegensatz zu den anderenLübecker Kirchen die Reformation nicht schlagartig Fußgefaßt hat, sondern daß es Jahrz~hnte dauerte, bis manden Dom als protestantische Kirche ansprechen konnte,und zwar erst, als der Bischof Lutheraner und der letztekatholische Domherr gestorben war·

Äußerst interessant ist ein Artikel unseres ehemaligenStadtpräsidenten HeJmuth Niendorf, der sich mit demDom als einer baugeschichtlichen Kostbarkeit befaßt. Auchhier spürt man den großen Eindruck, den der Dom aufden Verfasser gemacht hat. N. erläutert dem Leser dieMauertedlnik und Gewölbekunst und schneidet wichtigeFragen des Wiederaufbaus an. .

Neben den Beiträgen von Pastor Gottschewski ,,,Hymnusrier Einsamen" und "Siegelentwürfe für die Dom-Petri­Gemeinde" und dem "Gang durch den Lübecker DomH

von Prof. Brockhaus, der die Zusammenstellung diesesBuches besorgte, sind besonders zu erwähnen die beidenArtikel von Dr. Max Hasse über den "Lübe~er Passions­altar des Hans Memling" und "Das Triumphkreuz desBernt Notke".

Die zahlreichen Beiträge werden umrahmt und unter­malt durch Zeichnungen von Asmus Jessen, Peter Klein­schmidt, Hans Peters und anderen Künstlern und Photo­graphien von Wilhelm Castelli.

"Vom Lüb«J:~r Dom", htr.ausgtgtbtn vom "Vtrtln d~r Frtundtdu Lübtdtr Doms" Im Kommlsslonsvul.ag H.ansfsmu Vtrbgs­kontor. - 62 &lttn, J.- DM

Wolf-Dieter Hauschild, 02 bg

Katharineum-Ruder-RiegeAuf der kürzlich abgehaltenen Jahreshauptversamm­

lung der KRR gab der Vorsitzende wie üblich einen ge­nauen Rechenschaftsbericht über das vergangene Ruder­jahr. An dieser Stelle sollen nur die widltigsten Ereignissedes Riegenlebens herausgestellt und darüber hinaus einigegrundsätzliche Betrachtungen angefügt werden.

Im Herbst 1957 wurde wie alljährlich der Vorstand derRi~ge gewählt. Es sei einmal betont, daß diese Wahl desKRR-Vorstandes auch im Leben der Schule als einewichtige Angelegenheit anzusehen ist - sollen doch, umnur einen von vielen Gründen anzugeben, diese Vertreterdie nicht unerheblichen Geldsummen eines rund hundert (!)Mitglieder starken Vereins selbständig verwalten, unddas nicht etwa nach bestimmten Schemata oder in fest­gelegten Bahnen, sondern in -jedem Jahr nach besonderen

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Bedingungen und in Anpassung und Voraussicht der Plänedes ganzen folgenden Ruderjahres· Weiter vertreten dieVorstandsmitglieder unsere Schule nach außen hin wohlebenso häufig und ganz gewiß ebenso genau beobachtetwie etwa jedes Mitglied unseres SMV-Vorstandes. ­Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, daß die SMV unddie KRR in den Berührungspunkten ihrer Interessen­gebiete sehr gut zusammenarbeiten konnten. Dafür seidem Schulsprecher herzlich gedankt.

Der ganz besondere Dank der Riege muß auch derSchulleitung gelten, die das Leben der KRR immer mitAufmerksamkeit und Interesse beobachtete. Das zeigtesich wie immer auf den Riegenfesten, dem An- und Ab­rudern, an dem im Gegensatz zu anderen Riegen stetseine ganze Anzahl von Mitgliedern des Kollegiums teil-

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nahm, vor allem aber im Winterhalbjahr, als dank derBemühungen der Schulleitung die Turnhalle uns von derStadt freigegeben wurde, damit wir dort Basketball alsAusgleichssport treiben konnten..

Im Frühjahr fand zunächst die Taufe unseres D-Zwei­zweckvierers statt. Nach altem Brauch taufte eine Schü­lerin unserer Schule das Boot auf einen Namen aus dergermanischen Sagenwelt: "Donar". Es ist ein reinesWanderboot, und in diesem Zusammenhang mag erwähntwerden, daß auch in diesem Jahr wieder nicht nur in derRiege selbst, sondern auch im Gespräch mit interessiertenLehrern die Frage auftauchte, ob in unserer Riege dasWanderrudern oder das Trainingsrudern das wichtigereElement sein sollte.

Eine Antwort möchte ich nicht geben, obgleich im siezu kennen glaube - doch eine Anregung: Wäre es nichtäußerst nützlich und interessant, im Rahmen unsererSchulzeitung zu einem Gedankenaustausch zu kommen ­etwa zu folgender Frage:

"Ist der Wettkampfsport oder das Ziel, ohne Leistungs­training Freude, körperliche und geistige Ausgeglichenheitdurch einfache sportliche Betätigung zu erlangen, derwie h t i ger e Teil unseres Sportlebens?" -

Schon bald setzte im Frühjahr die Anfängerausbildungein, die trotz der zeitweise sehr großen Teilnehmerzahldank unermüdlicher Anstrengungen zur Zufriedenheitaller durchgeführt wurde. Diese Ausbildung setzt einengroßen Einsatz und Idealismus ein z ein e r voraus, um eszu ermöglichen, unseren Sport in seiner spezifischen Eigen­art zu betreiben: als Mannschaftssport zur Erziehung zuKameradschaft, Hilfsbereitschaft und Verantwortungs­gefühl. Unsere Ausbilder und Obleute halfen dem Vor­stand bei dieser schönen Aufgabe sehr·

Um das Gemeinschaftsgefühl der Schtilerruderer auchin größerem Rahmen zum Tragen zu bringen, wurde voreinigen Jahren der "Lübecker Jugendruderkreis" gegrün­det. Es ist erfreulich für unsere Riege, daß unser Vor­sitzender im Frühsommer 1958 in den Vorstand dieserOrganisation gewählt wurde. So überbrachte er im Som­mer dieses Jahres nicht nur die Glückwünsche unsererRiege, sondern auch die der übrigen Lübecker Jugend­ruderer dem KGRV "Taifun" in Kiel zu dessen 75jährigemJubiläum. Daß wir aus Mitteln der Schule einen Tisch­ständer der KRR anfertigen und dem "Taifun" überreichenkonnten. sei mit besonderem Dank vermerkt!

Im Frühsommer wurde auf sehr zahlreiche Wünsche hineine Mädchenabteilung der Riege neugegründet. Die Be­denken, die zum Teil hiergegen erhoben worden waren,haben sich leider in gewissem Maße als berechtigt er­wiesen. Die Begeisterung ist nach erfreulich starkem Be­ginn merklich schwächer geworden - doch hoffen wir,daß im folgenden Jahr wieder eine Belebung eintritt!

Im Sommer, der Zeit der großen Wanderfahrten, zoges wie im Vorjahr wieder Mannschaften nach Lüneburg.Diesmal ging es sogar noch weiter, bis nach Uelzen.

Die schönen Erfolge und sonstigen aufregenden Er­lebnisse der Trainingsleute auf den Regatten stellte derSieg eines unserer Ehemaligen beinahe völlig in ,denSchatten: Auf den Europameisterschaften in Posen g~­wann bekanntlich Kar I - H ein z H 0 P P (Abit. 57) mitseinen Kommilitonen aus Kiel und Ratzeburg den Titelim Vierer ohne Steuermann. Auf den Herbstregatten inLübeck war Karl-Heinz natürlich "der große Mann", undfür uns alle galt es: in den traditionellen Rennen zwischenden "Alten Herren" und den Schtilern mußte der Europa­meister geschlagen werden! Es gelang sogar! Doch schlu-

gen unsere "Alten Herren" dann später die Ehemaligendes Johanneums und der OzD im Vierer sowie im Achter.Hier möchte ich wieder einige Bemer~ungen hinzufügen.Wie die Meisterschaft von Karl-Heinz Hopp doch wohlauch zeigt, kann das Schülerrudern schon eine Grundlagefür besten Leistungssport sein. Ich möchte nicht mißver­standen sein und meine Behauptung überspitzt auf­gegriffen sehen, jedoch zu ihr stehen und einige Beispielezur Erläuterung bringen: In dem großartigen Achter desLRK saßen ehemalige KRR-Trainingsleute, vor wenigenJahren gewann für den LRK der ehemalige KRR-RudererJoachim Riege zweimal hintereinander die DeutscheMeisterschaft im Zweier o. St. Und weiter: In dem präch­tigen Achter (Jugend) der LRG sowie im DeutschenMeisterboot der Seniorenklasse (!), dem Achter ausRatzeburg sitzen ehemalige und heutige Schülerruderer!

Das war das eine, was mir bei der Erwähnung des Er­folges von Karl-Heinz Hopp einfiel. Und dann noch einzweites: das Hauptanliegen der Katharineum-Ruder-Riegeist im Augenblick die Neu 0 r g a n isa t ion ihr e rAlt her ren s c h a f t. Diese besteht zwar noch theore­tisch, ist jedoch leider seit langer Zeit in einen tiefenSchlaf gesunken, und - um im Bilde zu bleiben - siedaraus wieder zu erwecken, ist ein langgehegter Wunschder Riege. Denn es ist bedauerlich, daß eine Verbindungzwischen den Alten Herren und der Riege völlig fehlt,daß z. B. die ehemaligen Mitglieder kaum wissen, wasaus ihren oft großzügigen Spenden geworden ist!! DieVerbindung zwischen Alteren und Jün­geren als Gliedern einer Gemeinschaftdarf heute nicht fehlen!

Um diesen Mißstand abzuwenden, möchte die KRR aneinem Abend im Dezember bei einem gemütlichen Bei­sammensein mit allen interessierten AUen Herren Vor­schläge zu einem neuen, engeren und besseren Verhältnisvon Altherrenschaft und Riege ma.d1en. Dabei möchtenwir außerdem an H,and von Lichtbildern aus dem Riegen­leben der letzten Jahre berichten. Es sind nun im No­vember schriftlicbe Bitten, uns zu unterstützen, sowiewohl auch mündUdJ. sebon Einladungen zu diesem Abend(27. DeL, 1'7 Uhr, im Ruder-Klub) an alle Alten Herren er­gangen, die wir erreichen konnten. Hier an dieser Siellemöchte ich mich nun an alle anderen interessierten ehe­maligen Mitglieder der KRR wenden und sie bitten, UDS

möglichst schnell eine Nachricht zu geben (Adresse überdie Schule), damit wir unsererseits dann noch nachträglichEinladungen verschicken können. Wir hoffen, daß sim.recht viele alte Freunde aus der Smulzeit bei uns treffenwerden, um sich zusammenzuscbließen in einer Altherren­smart, die diese Freundschaft auch zu den heutigen Mit­gliedern der Riege trägt!

Das Riegenleben hatte weitere Hoch- und auch Tief­punkte, die nicht näher erläutert werden sollen - nur eineTatsache soll auch hier in der rechten Weise erwähnt wer­den und den Abschluß dieser Ausführungen bilden. Aufder Jahreshauptversammlung im Oktober wurde der lang­jährige Protektor unserer Riege der Schule gegenüber,Her r S tu die n rat Hag el b erg in "Dankbarkeit undAnerkennung seiner Hilfe bei allen Fragen der Riege" dieEhrenmitgliedschaft verliehen, die Herr Hagelberg mitfreundlichen Worten des Dankes an die Riege und derenVorstand annahm. Wir haben heute zwei Ehrenmitgliederder KRR (nach der Neugründung nach dem Kriege): nebenHerrn Studienrat Hagelberg unseren Trainer, Her r nPar iso. v. Brandt, U 1 a g

Ein sehr sympathismer EhemaligerGünther Lüders besuchte seine alte Schule

"Dies ist das erste Mal, daß ich gern ins Kathar1neumgekommen bin, denn es gibt ja Leute, die nicht dazu ge­boren sind, Schüler zu sein. Zu denen gehöre ich auch. ­Meine Erinnerungen an das Katharineum sind also nichtdie schönsten, und als ich nach zehnjähriger Tätigkeitdiese Schule verließ, da war die Freude auf beiden Seitengroß," - Mit diesen Worten leitete Günther Lüders seineRingelnatz-Rezitationen in unserer Aula vor der Ober­stufe ein.

Schon seit längerer Zeit wußten wir, daß er zu einerVeranstaltung im Stadttheater in seine Vaterstadt kommenwürde und sich bereit erklärt hatte, in seinem alten

Katharineum Gedichte von Joachim Ringelnatz zu lesen.Deshalb stand für mich schon lange fest, ihn auf jedenFall für die Schulzeitung zu "interviewen".

An diesem Sonnabendvormittag nun standen wir,G. W· v. Brandt, Jürgen Schmalbeck, Helmuth Mahnkopf,Kai Gorsler und ich (ein großes Aufgebot an "Reportern")im Gescbäftszimmer und warteten auf ihn. Er ließ etwasauf sich warten, doch dann kam er. Mit langen Schrittenging er über den Schulhof in das Gebäude. Jetzt wurde esfür uns spannend. Er trat ein, begrüßte den Hern Direktorund dann uns alle, und wir trugen ihm sogleich unsereBitte um ein "Interview" vor, doch wir wurden enttäuscht

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- er- hatte leider überhaupt keine Zeit. Auf unser Drängenhin versprach er aber, sich am Sonntag nach der Lesungim Stadttheater für zehn Minuten uns zu "stellen".

Wir waren ihm sehr dankbar und wollten nun, nachdemer sich in das Gästebuch eingetragen hatte, mit unserem"Clou" aufwarten: v. Brandt hatte in einem alten Foto­album der Ruderriege Bilder entdeckt, unter denen sehrhäufig die Untersdlrift "Lüders" auftauchte. Es waren zumTeil wirklich nette Bilder, und wir versicherten uns gegen­seitig, wie typisdl diese oder jene Haltung für GüntherLüders sei. Aber als wir ihm die Bilder zeigten, erlebtenwir die zweite große Enttäuschung: "Ich war nie in derRuderriege", erklärte er, mußte aber zugeben, daß dieÄhnlichkeit mit seinem anderen "Ich" bestechend war.

Dann begaben wir uns in die Aula, wo wir nach deroben erwähnten Einleitung eine Fülle der sdlönstenRingelnatz-Gedidlte zu hören bekamen· Zuerst einige ausder Zeit des "jungen Radau", von denen ich nur den groß­artigen "Turnermarsch", dessen vollendeter Vortrag rie­sigen Beifall erntete, und, ebenfalls aus den ..Turngedich­ten", die prächtigen Gedichte über den Fußball (nebstAbart und Ausartung) und "Am Hängetau" erwähnenmöchte. Dann folgten einige reizende, kleine Gedi<±1te, wie"Im Garten" (das kleine Reh) und das "Arm Kräutchen",oder das "Leben eines Eintagsfliegenehepaares". Undzwischendurch auch wieder ein "lautes" Gedicht: "Kuddel­daddeldu" oder "Eishockey" und "Biegemann". Doch ge­rade aus den letzten Gedichten konnte man den großenLyriker Ringelnatz heraushören! der, wie Günther Lüdersuns später im Gespräch sagte, sich in eine rauhe Schalekleide. Zum Schluß dann zarte Gedichte, die "Heilsarmee",..Eines Negers Klage", "Nachtigall" und "So ist es unsergangen". Bei allen diesen Gedichten mußte ich an dasWort Alfred Polgars denken: "Ringelnatz hat den Steinder Narren gefunden! der dem der Weisen zum Verwech­seln ähnlich. ist. ..

Alle diese Gedichte trug Günther Lüders so großartigvor, daß es uns buch.stäblich. von den Sitzen riß. TosenderBeifall dankte dem Künstler für seine Rezitationen. Eswar wirklich ein einmaliger Genuß, und wir können unsglücklich sdtätzen, daß wir diesen Genuß haben durften,der den Lübecker Kunstfreunden im Stadttheater versagtblieb! nämlich Günther Lüders Ringelnatz sprechen zuhören.

Und dann erlebten wir am nächsten Tage, wie er im"Großen Haus" Matthias Claudius las. Es war sehr gut,und wir gewannen ein völlig neues Bild von dem "Wands­beker Boten"! doch war die Lesung bei weitem nicht sohinreißend wie die Ringelnatz-Rezitationen bei uns imKatharineum. - Kaum war sie beendet, da jagten wirauch schon hinter die Bühne, durch mehrere "verbotenellTüren, bis wir das Künstlerzimmer erreichten. Doch muß­ten wir noch einige Zeit warten und mit einem unfreund­lichen Portier Bekanntschaft machen, ehe unser "Interview"starten konnte.

Als wir dann Günther Lüders gegenübersaßen, be­gannen wir zunächst mit einem sehr interessanten Gesprächüber Matthias Claudius und Ringelnatz. "Ringelnatz istnicht nur lustig und laut, er ist stellenweise sehr ernst",

erklärte er. "Ich halte ihn für einen ganz großen Lyriker."Auf die Frage nach einer Begegnung mit dem Dichterantwortete er: "Ich bin ihm nur einmal begegnet, undzwar in einer für mich nicht sehr scllmeicllelhaften Weise.Es muß 1933 gewesen sein, als ich ihn in einem kleinenBerliner Künstlerlokal traf, wie er allein an einem Tischsaß und eifrig schrieb. Dabei muß ich ihn wohl allzu oftangestarrt haben, denn plötzlich stand er auf, torkelteauf mich zu und fragte mim: ,Wollen Sie etwas von mir?'- ,Nein.' - ,Na, dann glotzen Sie mich. auch nicht soblöde an!'"

Darauf kamen wir auf moderne Lyrik zu sprechen,dann auf Thomas Mann und sein Verhältnis zu Lübeck."Thomas Mann ist nicht nur ein großer Dichter, sondernauch ein großartiger Mensch", meinte er, "und die LUbeckerkönnen froh sein, daß er sich mit ihnen noch vor seinemTode vertragen hat." - "Spielen Sie lieber im Film oderauf der Bühne?" Auf diese Frage kam sofort die Antwort:"Sooft ich kann, spiele im auf der Bühne oder inszeniereselber, denn das Theater ist doch. der Nährboden für allemeine Filme. Auch die Vortragsreisen, wie jetzt, wo ichvier Wochen auf einer Reise und jeden Tag in einer an­deren Stadt bin, ,sind für mich. sehr wertvoll und einewillkommene Abwechslung·u

Und dann zum Schluß kamen wir auf den Hauptpunktzu sprechen, auf das Thema, das uns am brennendsteninteressierte: seine Sch.ulzeit am Katharineum...Ich konntenie den lauten Ton meiner Lehrer vertragen. Wenn dieseWesen, die auf ihrem Katheder weit über den Schülernthronten. wie ein Zeus zu donnern anfingen, dann gingbei mir eine Klappe zu, und ich hatte alles, was ich ebennoch wußte, völlig vergessen.u Wir unterhielten uns dannnoch über die allgemeinen Nöte des Schülers. über dasKatharineum damals und heute, und über alte Lehrer.Besonders interessant war es für uns zu erfahren, daßer noch bei Dr. Jung Unterricht gehabt hatte und audlheute noch. engen Kontakt mit ihm pflegt. "Kennen Sienicht eine Geschichte aus Ihrer Schulzeit, die sich IhremGedächtnis besonders eingeprägt hat?u - Nach kurzemNachdenken erzählte er: "Ich erinnere mich. noch genauan eine Mathematikarbeit, bei der ich wie immer vomVordermann, vom linken und vom rechten Nebenmann,sowie von einem Buch unter der Bank profitierte und soleidlich hinkam. Plötzlich stand mein Lehrer auf (an ihnhabe ich die angenehmste Erinnerung, weil er nicht sObrüllte wie die anderen), wanderte einmal durch dieKlasse, schaute kurz auf mein Heft und ging zurück zumKatheder. "Lüders!" flüsterte er kurz darauf und winktemir mit dem Finger. Ich ging nach vorn. "Lüders, machenSie Ihr Heft zu! Bis jetzt ist es noch eine Vier, aber beimnädlsten Strich wird es unweigerlich eine Fünf!U

Ich kann dieses Gespräch mit Günther Lüders nurmangelhaft wiedergeben, denn seine lebendige Gestik undMimik bei allen Worten ist leider nicht zu beschreiben.Nach etwa zwanzig Minuten angeregter Unterhaltung ver­abschiedeten wir uns, und als wir die enge Fischergrubehinaufgingen, waren wir uns in dem Urteil über ihn völligewig: "Ein sehr sympathischer Ehemaliger!'l

Wolf-Dieter Hauschild, 02 bg

Zum BestenpreisDurm Kritik aus dem Kreise meiner Geräteturner

wurde ich. auf eine Tatsadle aufmerksam gemacht, die beider Wertung für unseren sogenannten "Bestenpreis" eineunter Umständen entscheidende Rolle spielen kann. Wirhaben bisher die vier "Besten" der einzelnen Stufen inder Weise ermittelt, daß wir die Punkte aus den Sommer­und Winterspielen addierten. Dabei wurde jedoch fol­gender Umstand nicht berücksichtigt: Bei den leicht­athletischen Konkurrenzen kann jeder WettkämpferU b e r pu n k te erhalten, im Geräteturnen nidlt! Mitanderen Worten auf eine einfache Formel gebracht: dieGer ä t e t u r n e r wer den im Wettbewerb um denBestenpreis im Vergleich zu den Leichtathleten unter­bewertet, also ben ach te i 1 i g t! In der Tat wurdedem Leistungsunterschied zwischen den schulisch "guten"bzw. "befriedigendenu Turnern und den wirklichenSpitzenkönnern in der Punktskala keine entspredtendeBewertungsmöglichkeit gegeben, etwas, das die Punkt-

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richter in den letzten Jahren immer als äußerst unbe­friedigend empfunden haben.

Um einer gerechten Lösung möglichst nahe zu kommen,schlage ich daher folgendes vor:

Im Anschluß an die Durchführung der Bundesjugend­spiele im Geräteturnen findet eine Fortsetzung derKämpfe statt, und zwar nur für diejenigen Jungen undMädchen, die glauben, sich durch überpunkte (20-25 undmehr Punkte) noch so verbessern zu können, daß sie fürden "Bestenpreis" in Frage kommen. Jeder Teilnehmer(in)hat dann an den vier Geräten je eine Kürübung zuturnen (es k a n n auch die übung der B.J.-Spiele sein!),bei der er sein Können zur Geltung bringen soU und dieim richtigen Verhältnis zum Leistungsniveau der B.J.­Spiele jetzt mit überpunkten bewertet werden kann. ZurErlangung einer Urkunde geIten sie natürlich nicht, son­dern ausschließlich für den Bestenpreis.

Hagelberg

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.(; R LEB T E 5 V N D .'iJ E 5 C H A V T E·5

Ein Liebt brennt ausSchon eine lange Zeit blicke ich in das Licht einer

weißen, kl.einen Kerze. Beim geringsten Luftzug flackertdas Flämmchen unruhig hin und her und verbreitet indem dunklen Zimmer ein geheimnisvolles Licht. Die weißund rötlich scheinende Flamme hat die Kerze bis aufeinen fingerhutgroßen Stummel verzehrt. Die Hitze hatdas Wachs, das dem Docht am nächsten ist, geschmolzen,und nur ein dünner, fester Rand ist geblieben, der dasWachs wie eine Schüssel umschließt. Immer weiter frißtsich das Flämmchen, und schließlich schmilzt auch dasletzte Wachs der Kerze. Nun ragt aus der kleinen Wachs­pfütze nur der Docht hervor. Aber die Flamme verbrauchtauch diesen kleinen Wachsrest. Nichts mehr ist von derSchönheit der Kerze geblieben. Die Flamme ist so langund zuckend, als wüßte sie selbst, daß sie bald verlöschenmuß und wolle sich dagegen wehren. Dann liegt nur nochder schwarzgebrannte Docht vor mir, Er kann der Flammenicht mehr genug Nahrung bieten, und sie beginnt immerkleiner zu werden. Jetzt ist sie nur noch so groß wie eineErbse, und plötzlich, nach einem letzten kurzen Auf­flackern, erlischt sie. Einen Augenblick lang blicke ichnoch erschreckt in das DunkeL

Klaus Wilcke (geschrieben in der Untertertia)

Menschen, denen wir begegnen(Ein blinder Bettler)

Aus einiger Entfernung beobachte ich ihn, Er sitztzusammengekauert auf einem alten, rostigen FeldschemeLSeine knochigen, abgemagerten, wie von Leder über­zogenen Finger klammern sich an den Seiten des Schemelsfest. Sein Gesicht zeigt große Erschöpfung. Die gelb­lichen, in der Kälte fast weißen Wangen sind stark ein­gefallen. Tiefe Falten ziehen sich von den Nasenflügelnbis zu den Mundwinkeln hin, die Lippen sind verbittertzusammengepreßt. Unter der zerfurchten Stirn, die vonNot und Kummer erzählt, liegen die geschlossenen Augenin tiefen, unheimlichen Höhlen. Eine stark gebogene Nasespringt zwischen den schwarzen, von einigen Grauhäichenvermischten Augenbrauen hervor. Ein Raubvogelgesicht.

Doch plötzlich huscht ein Lächeln über die abgehärmtenZüge. Die Nasenflügel fangen an zu beben. Er hörtSchritte, Frauenschritte. In stiller Erwartung hockt er da.Seine Finger betasten zitternd die schwarzen Knöpfeseines abgetragenen Lodenmantels. Mit der einen Handfährt er sich unsicher durch das spärliche grauweiße Haar,Dann fühlt er nach der Bettelmütze, die er auf den Knienhält. Zwei, nur zwei Groschen, von gutherzigen Menschenhineingeworfen, liegen drin. Der Blinde umfaßt die braune,schmutzige, verschlissene Mütze so heftig, daß die Knöchelweiß hervortreten.

Da biegt die Gestalt, von welcher nur die hastigtrippelnden Schritte zu vernehmen waren, um die Straßen­ecke. Eine Dame, sie geht, ohne den Bettler auch nur einesBlickes zu würdigen, an ihm vorüber.

Das erwartungsvolle Lächeln auf dem Bettlergesichtverlischt. In den Augenwinkeln glänzt es feucht, ob vorKälte oder Enttäuschung, ich weiß es nicht.

Evamarie Neumann, 0 3 d I

Unten am WasserDie Bank stand am Kanal unterhalb der Brücke. Ab

und zu kam ein Schiff, und die Wellen klatschten gegen

die Bohlen. - Es war still und dunkel, die Bank warhell beleuchtet, an ihrer Seite stand eine Laterne, dieihr Licht auf eine zusammengekauerte Gestalt in derEcke der Bank warf. Immer, wenn ein Schiff vorüberfuhr,hörte ich die halblauten und unverständlichen Worte:"Und die ,Seestern' hätte es auch noch gekonnt, wennnicht, - ach, - na prost." Ich ging näher und gucktemir den merkwürdigen Sprecher an. Er saß da, weit nachunten gebeugt, die Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen,eine halbvolle Flasche in der einen Hand, Plötzlich hob ersein Gesicht zu einem Schiff und murmelte: "Verdammt,und sie hätte es auch noch geschafft -." Dabei nahm erdie Flasche und tat einen kräftigen Schluck. - Ich sahsein Gesicht, es war grau und alt, sein Kinn war mitStoppeln besetzt, und seine Augen drückten Not und Ver­zweiflung aus. Ab und zu fuhr er mit seinen knochigenFingern zu den Augen, als ob er etwas wegwischen wollte.Da bemerkte er mich und guckte mich mit seinen glasigenAugen an, hob seine Arme, ließ sie aber wieder kraftlosfallen, Er versuchte zu sprechen, aber seine Kiefer be­wegten sich, ohne daß er nur ein Wort herausbrachte. Erstützte seinen Kopf auf die Banklehne und murmelte un­verständliche Worte. Ich ging weiter am Wasser entlang.Noch von Ferne hörte ich ihn rufen: "Und die ,Seestern'hätte es auch noch gekonnt _!U Er fuentelte mit seinerFlasche herum, rief "Prost" und führte sie an den Mund.

Er war alt und arm, vielleicht auch krank. Er war ver­zweifelt und in Not. Solche Menschen sieht man viel,wenn man unten am Wasser steht.

Gerhard Olschewski, 0 3 d I

Als ich einmal der Wind war

Mir träumte, ich wäre der Wind. Die Sonne wecktemich nach dem Regen, damit ich die Straßen trockenblase. Ich wollte aber lieber spielen. Zuerst sauste ichüber einen Schulhof. Da waren viele Kinder. DenMädchen wirbelten die Röcke hoch, weil ich so tüchtiggeblasen hatte. Da fingen sie an zu kreischen und hieltenihre Röcke fest. Darüber haben die Jungen gelacht. Dannhabe ich den Jungen die Mützen vom Kopf geblasen,daß sie über den ganzen Schulhof rollten. Nun hatten

, die Mädchen etwas zum Lachen. Mitten auf dem Schulhofstand ein Papierkorb. Da blies ich tüchtig hinein. Nuntanzten alle Papierstückchen in der Luft herum. Siewirbelten immer im Kreise um den Lehrer, der die Auf­sicht führte. Da mußten alle Kinder lachen. Dann klingeltees zur Stunde. Alle Kinder mußten in die Klassen. Schade!Nun hatte mein schönes Spiel ein Ende.

Regina Hollert, Sexta

Eine schöne Stunde

Wenn ich Langeweile habe, hole ich das Puppenzeughervor und ziehe es unserem Kater an. Dann lege ich ihnin mein Puppenbett und laß ihn schlafen. Wenn er aus­geschlafen hat, fasse ich ihn an den Vorderpfoten an undgehe mit ihm spazieren. Dann gehen wir in ein "Hotel" undtrinken dort Kaffee. Meistens ist das Hotel die Küche.Von dort' aus gehen wir nach Hause. Dann setze ichunseren Kater auf das Sofa und decke den Abendbrot­tisch. Wenn wir gegessen haben, schalten wir das Lichtaus und gehen zusammen ins Bett. Dann schnarchen wirsehr laut. Sabine Lehmann, 6 c

SCHULCHRONIKVom Herbst bis weihnachten

Es weihnachtet sehr, aber noch wird gearbeitet!

"Wovon sie besonders schwärmt, wenn er wieder auf­gewä~mt"

An diese Stelle aus dem "Max und Moritz" muß derChronist immer denken. wenn er sich am Ende einesQuartals hinsetzt, um einen überblick über die letzten

Ereignisse zu geben und sie dem Leser "schmackhaft"vorzusetzen.

Den diesjährigen Reformationsgottesdienst feierte un­sere Unterstufe in der reformierten Kirche, während die"Großen" sich in der Aegidienkirche versammelten. Inseiner Predigt wies Bischof Prof. Dr. Meyer auf die Be­deutung der Reformation für den modernen Menschen und

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Page 8: Kdie genormte Sammlung, wie sie heute mehr und mehr üblich wird,noch nicht bekannt war. Ganz kann man seine Leistung nur dann ermessen, wenn man weiß, mit welch geradezu ärmlichem

ihren Wert hin. Den 'Abschluß des Gottesdienstes bildetedie Einführung Pastor Böhmes in sein~ neues Amt als'Religionslehrer. Chor und Orchester umrahmten denGottesdienst musikalisch.

"Wacht auf, wacht auf!"

Seit langer Zeit fand für die Mittehitufe wieder eineM 0 r gen f eie r statt, in der eine Untertertia und derBlockflötenchor Gedichte, Lieder und Kompositionen derReformationszeit und des Frühbarocks vortrugen. DieseLeistung muß man besonders anerkennen, da endlichjemand wieder die Initiative ergriff, eine fast eingeschla­fene Sache zu neuem Leben zu erwecken. Natürlich klapptenicht alles ganz nach Wunsch, aber das e'rwartet ja keinervon einer KlaSSE, die eine Morgenfeier veranstaltet. Jederkann sich hinstellen und sagen: "Wenn wir eine Morgen­feier veranstalteten, dann würde sie zehnmal besser sein,und man würde endlich einmal etwas Gutes erleben!"Aber sich selber hinzusetzen und diese Worte in die Tatumzuwandeln, dazu reicht wohl die Kraft nicht. Wirwollen hoffen, daß auch einige andere Klassen und Lehrerdie Mühe nicht scheuen und demnächst mit einer kleinenMorgenfeier aufwarten·

Aktuelles vom Sport

In der Fußball-Pokalrunde der höheren Schu­len Schleswig-Holsteins schlug unsere Schule sich her­vorragend. Mit einem glatten 3: O-Sieg gegen die DzD,einem 3 : 3-Unentschieden gegen das Johanneum und zu­letzt mit einem 3 : I-Erfolg gegen Schwartau wurde unsereOberstufenmannschaft Sieger der Lübecker Vorrunde. undist somit weiter "im Rennen". Drücken wir unserenLeuten für die nächsten Spiele die Daumen.

Recht interessant verspricht die Ba s k e t ball run d eder Oberstufe zu werden, die jetzt in unserer Turnhalleabgewickelt wird. Als sportliches Ereignis kann man auchden W a n der tag werten, der Anfang November statt­fand. Leider ließ das Wetter einiges zu wünschen übrig,so daß keine großen Leistungen an diesem Tage vollbrachtwurden. Wenn man will, kann man auch den Ta n z teevom 26. Oktober zu den sportlichen Höhepunkten zählen.Er fand wieder in der ..Schwarzbunten" statt, war abersehr schlecht besucht. Konnte man beim letzten Mal nocheine Entschuldigung für das Ausbleiben der Teilnehmerfinden, so war diesmal das hohe Defizit eindeutig demmangelnden Interesse zuzuschreiben. Es wäre sehr schade,wenn diese gute Einrichtung, die allein von uns Schülerngetragen wird, langsam einschlafen würde·

Last not least

Am 15. November kam ein ehemaliger Schüler desKatharineums in seine alte Schule zu Besuch. Der Schau­spieler G ü n t her L ü der s, uns allen durch zahlreicheFilme wohlbekannt, las in der Aula Gedicl1te von Joacl1imRingelnatz. (Ausführlicher Bericht darüber auf Seite 5.)

Der po li ti s c h e A r bei t s k r eis an Schulen (PAS),der jetzt mit dem längst eingegangenen Diskussionsklubzusammenarbeitet, rüCkte aus seiner bisherigen Passivitätan das Licht der Öffentlichkeit und zeigte an einemMontagmorgen für die Oberstufe Filme über den Volks­aufstand in Ungarn und über den 17. Juni 1953 in derSowjetzone. Man kann wohl mit Recht behaupten, daß dieVorführung dieser beiden Filme keine geeignete Werbungfür die Arbeit des PAS war, denn über den Wert dieserStreifen braucht man nicht zu streiten. (Selbstverständlichfehlte am Schluß des Ungarnfilmes das weinende Groß­mütterchen nicht!) Aber da wir ja zum ersten Mal unsereneigenen Tonfilmapparat begutachten konnten, hatte dieVeranstaltung doch einigen Wert.

Da die Amtsperiode der im letzten Jahr gewähltenSMV-Obleute jetzt abgelaufen war, wählten die Klassen­vertreter den S c h u 1s p r e c her (Bodo Herrmann,U 1 em) und die Obleute neu. Vertrauenslehrer ist wie imvergangenen Jahr Herr Dr. Raith.

Heimlich, aber doch wohl von allen bemerkt, vollzogsich .{n unserem Gebäude eine Wandlung: Unsere alteMusiksaaltafel wurde entfernt und durch eine hochmoderneKlapptafel ersetzt· Jetzt fehlt nur eine bessere Akustik1m Musiksaal, aber die wird wohl noch nachgeliefert!

Zum Schluß sei allen, die einen kräftigen Endspurt biSOstern nötig haben, und besonders natürlich den Ober­primanern, die nach Weihnachten ins Abitur steigen, allesGute gewünscht.

Wolf-Dieter Hauschild, 02 bg

Aus dem Kollegium

Am 1. 11. 1958 trat Herr Pastor Ulrich Bö h m e , vorherPfarrer in Köchingen und als Fachlehrer für Religion amMartino-Katharineum in Braunschweig, in unser Kolle­gium ein und übernahm 25 Stunden Religionsunterricht.

Herr Pastor Böhme wurde in dem Reformationsgottes­dienst des Katharineums am 31. 10. 1958 von Herrn BischofProf. Dr. D. Meyer in sein -Amt als landeskirchlidlerPLarrer eingeführt.

Dr. Braune

Der Bund der Freunde des Katharineums

bittet, den Jahresbeitrag rmindestens 5,- DM), soweitnoch nicht geschehen, bis Ende d. J. auf das Konto desBundes bei der Sparkasse zu Lübeck Nr. 633 einzuzahlenoder auf das Postscheckkonto der Bank Hamburg 914 zuüberweisen. ~itglieder, die sich in der Berufsausbildungbefinden, sind beitragsfrei. Wenn diese Voraussetzungweggefallen ist, erwartet der Vorstand, daß der geringeBeitrag bezahlt wird. Um Porto zu sparen, werden Bei­tragsrechnungen nicht ausgeschrieben.

Beitrittserklärungen sind an Herrn Dr. Drücke, Lübeck,Kronsforder Allee 33, oder an Herrn Dr. Saltzwedel,Katharineum, zu richten.

Stilblüten

Geschichte:Reformationszeit: "Mehrere Fürsten wurden Evan­

gelisten.""Der Reichsritteraufstand war das letzte Zucken der

Ritter.""Albrecht der Stallmeister (gemeint ,Hochmeister')

wurde 1. Herzog von Preußen."

Deutsch:. "Auch die moderne Musik hat ihren Platz in meinemOhr."

,;Im RundLunk hören wir das Wetter von morgen."

Englisch:übersetzung englisch-deutsch: "He saw a man cooking

his food": "Er sah einen Mann, der beguckte seine Füße."

Biologie:Die Pilgermuschel wird vom Seestern gefressen, aber

dazu kommt es erst gar nicht, weil sie lange Fäden aus­sendet.

Chemie:Lehrer: "Ein Wal muß ja verwesen, wenn er längere

Zeit auf dem Lande lebt."·Lehrer: "Ich spreche von Kalk, Kohle und Wasser, und

du sprichst von Schnaps und. Wein. lI . .

Physik:Lehr,er: "Madame Curie war die Vorgij.ngerin unserer

Atombombe."

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Herausgeber und verantworUi<h für den Inhalt: StudJenrat R. Hag e I b erg, lObe~studlenrat D r. L ü d e w I 9 s. Druck: Max Scbmldt-Römhild, Lübedt.

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