K2 SAMSTAG/SONNTAG,2./3. AUGUST2014 … · schlossen, mit Eyepin jetzt auch in ... einen genauen...

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Nur verhinderte Fehler sind gute Fehler Ein japanisches Konzept hält Einzug in die Compliance. Menschen sind fehlbar. Um ihre Fehlhandlungen und deren Folgekosten zu verhindern, gibt es zwei Wege: erstens, lücken- lose Compliance-Regelwerke, die Fehler bestrafen und Whistle- blower belohnen, oder zwei- tens, Fehlerquellen im Voraus auszuschalten. Die Kosten der Prävention unterschreiten in der Regel die der Schadensbe- seitigung bei Weitem. Ein einfaches Beispiel ist der Bankomat. Er gibt Bankno- ten erst frei, wenn der Besitzer seine Karte wieder abgezogen hat – die meisten Leute würden das Geld nehmen und die Karte stecken lassen. Der kleine tech- nische Zusatzschritt (Check, ob Karte abgezogen) erspart der Bank die deutlich höheren Fol- gekosten durch Verlustanzeige und Missbrauch. Der Japaner Shingeo Shingo hatte dafür schon in den 1980er- Jahren einen Namen: Poka Yoke. Poka bedeutet Fehler, Yoke vermeiden. Weltweit wird sein Konzept im technischen Qualitätsmanagement verwen- det: Mit billigsten Vorabsiche- rungen (Warnlämpchen, Mar- kierungen oder unterschiedlich großen Schraublöchern, in die nur die einzig richtige Schraube passt) werden potenzielle Feh- lerquellen ausgeschaltet, bevor ein Schaden entsteht. Nun entdecken auch Sicherheits- und Compliance- Verantwortliche Poka Yoke. Der Ablauf ist vergleichbar: Zuerst durchleuchten sie die Prozesse nach Schwachstellen (meist nach den Kategorien „Verges- sen einer Handlung“, „falsche Wahrnehmung und Interpreta- tion“ und „Ausführungsfehler“, ergänzt um „vorsätzlich sys- temschädigende Handlungen“). Anschließend schalten sie jeder Fehlerquelle eine passende Sicherung vor. Das lässt sich genauso auf das Selbstma- nagement übertragen: Denn auch Erinnerungs-Post-its und Checklisten sind Poka Yoke. (al) Jochen P. Sondermann: „Poka Yoke“ Hanser Fachbuch- verlag 128 Seiten 10,20 Euro NACHRICHTEN Bundestagung der Jungen Wirtschaft Am 26. und 27. September fin- det die größte österreichweite Veranstaltung für Jungunter- nehmer im Messe Congress Center Wien statt. „Die Presse“ verlost zwei mal zwei Karten für die Tagung und das Abend- event. Einsendeschluss ist der 10. August. Senden Sie eine E-Mail mit Kontaktdaten und dem Betreff „JW“ an: [email protected] U:start geht in die nächste Runde Das Ausbildungsprogramm der Universität Wien unterstützt Akademiker beim Einstieg in die Selbstständigkeit und bei der Gründung eigener Unter- nehmen. Der nächste Durch- gang startet im Oktober. www.alumni.ac.at/ustart K2 MANAGEMENT & KARRIERE SAMSTAG/SONNTAG, 2./3. AUGUST 2014 JOBHOPPER „Ich habe mir einfach alle meine Kindheitsträume erfüllt“ Porträt. Franz Kolostori probierte viel aus, ehe er in die Selbstständigkeit wechselte. Als Berater rät er: möglichst nahe bei den Kunden zu sein. VON MICHAEL KÖTTRITSCH D iese Mischung wirkt auf den ersten Blick irritie- rend: HTL Elektrotechnik, Tischlerlehre (so wie viele in seiner Verwandtschaft), Musikstudium und schließlich Unternehmer. „Ich wollte das alles machen und habe mir einfach alle meine Kindheits- träume erfüllt“, sagt Franz Kolosto- ri (48). Nicht immer nur zur Freude seiner Eltern in der Mondseer Hei- mat. Heute hat er gleich drei Standbeine: die Online-Marketing- Agentur Eyepin, die Weinhandels- und Beratungsfirma tanjaklein.com und das Kunstdruckunternehmen your-popart.com. Der Wechsel von der Musik in die Selbstständigkeit sei gar nicht so einfach gewesen, erzählt Kolostori. Er erfolgte über Zwischenschritte in der Medien- und Internetbranche, weil viele mit seinem Lebenslauf nur wenig anfangen konnten. Die Chance ergriffen Ab Mitte der 1990er-Jahre haben In- ternet und Mail flächendeckend in der Wirtschaft Einzug gehalten. Das Online-Marketing aber startete bis in die 2000er-Jahre nicht richtig durch. Kolostori ergriff diese Chan- ce und setzte auf E-Mail-Marketing. Newsletter hält er nur bedingt für das Flugblatt von heute. Eher für einen zusätzlichen Kanal, um mit Online-Dialog, Umfragen, SMS und Eventmarketing Kunden automati- siert und gezielt anzusprechen. Und es gebe noch viel zu tun: „Für unser Gefühl sind wir noch weit weg von qualitativem zielgerichteten Marke- ting.“ Im Moment baue Eyepin an der Vernetzung mit führenden CRM-Systemen wie Microsoft Dy- namics, Update oder Feratel. Weil im Beratungsgeschäft Kundennähe wichtig sei, hat sich Kolostori ent- schlossen, mit Eyepin jetzt auch in Berlin eine Firma aufzumachen. „Wir haben in Deutschland zwar viele Kunden. Die großen haben wir bislang nicht bekommen, weil wir nicht vor Ort sind.“ Vieles sei reine Kopfsache: In Deutschland frage man sich: „Ist ein österreichisches Unternehmen groß genug, um uns bedienen zu können? Was ist, wenn wir jemanden brauchen?“ Dabei, sagt Kolostori, sei er mit dem Flug- zeug schneller bei einem Kunden in Berlin als irgendwo in Österreich. Mitarbeiter als Unternehmer Sucht er Mitarbeiter, hört der Aus- dauersportler, der regelmäßig mit den Extremsportlern Wolfgang Fa- sching und Christoph Strasser trai- niert, auf sein Gefühl: „Die Qualifi- kation kann noch so gut sein“, menschlich müsse es passen. „Wir haben gute Leute gehabt, die das Team gestört haben.“ Ein halbes Jahr, hat Kolostori beobachtet, kön- nen man sich verstellen, „aber ir- gendwann ist es vorbei“. Zuletzt habe sich sein durchaus junges Team („Das Alter ist kein Kriterium, es hat sich so ergeben“) jährlich verdoppelt. Wichtig ist ihm, dass seine Mitarbeiter Entscheidun- gen treffen, als wäre es ihr eigenes Unternehmen: „Das gibt Motiva- tion, dann bewegt sich etwas.“ Da- bei lässt er bei der Personalauswahl Experimente zu. „Wenn das Team sagt, der Mitarbeiter passt zu uns und ich bin anderer Meinung, pro- bieren wir es trotzdem. Leider habe ich sehr oft recht behalten.“ Geht es um andere Entscheidungen, ist Ko- lostori Realist. „Ich versuche mich nicht durch Emotionen leiten zu lassen und das gesamte Unterneh- men als etwas Organisches zu se- hen, an dem Menschen dranhän- gen, es aber auch um Zahlen geht.“ Einfach sei das nicht immer. Leicht falle es ihm hingegen, sich jetzt auf seine aktuellen Aufga- ben zu konzentrieren. „Etwas Neu- es kommt jetzt nicht mehr dazu“, sagt Kolostori. Seit 2011 führt er ja auch das Weinhandels- und Con- sultingunternehmen Tanja Klein. Für Wein hat er sich schon lange in- teressiert, im bierverliebten Salz- kammergut habe man in seiner Ju- gendzeit lediglich zwischen Rot und Weiß unterschieden und im Zweifel lieber G’spritzte getrunken, sagt Ko- lostori. Mit seiner Frau, einer Som- meli` ere, baute er die Firma auf, die für ihn eine Ergänzung zum trocke- nen Software-Geschäft ist. „Wo Wein produziert wird, ist es schön, es gibt Gutes zu essen und trinken.“ An Ideen mangelt es auch in diesem Bereich nicht. Derzeit ar- beitet er an einem Value-Manage- ment-System für Weine, für das er Investoren sucht: Mit dem System wird für Weinsammler die Lage- rung übernommen, sie erhalten einen genauen Überblick über ihre Bestände und vor allem über den Wert ihrer flüssigen Schätze. Thomas Schöllkopf Ergo Austria Der Deutsche wird Vorstandsvorsitzender der Versicherung. In der Ergo International AG ist er für das Ost- europageschäft verantwortlich. Der 56-Jährige ist seit 30 Jahren in der Finanzdienstleistungsbranche tätig. Eric Tveter Liberty Global Der 55-jährige US-Ame- rikaner wird CEO der neuen Regionalorgani- sation Österreich und Schweiz. Das Kabel- unternehmen führt in dieser Organisation die Schwestergesellschaften UPC Austria und UPC Cablecom zusammen. Sigrid Lumetsberger Willheim Müller Die 30-Jährige berät als Associate Klienten der Rechtsanwalts- kanzlei. Sie ist auf die Bereiche Bau- und Immobilienrecht, Claim Management sowie Zivil- und Vertragsrecht speziali- siert. Die Anwältin spricht vier Sprachen. Michael Lind Wolf Theiss Der M&A-Anwalt (35) steigt als Partner bei der Sozietät ein. Er berät regelmäßig eng- lische und amerikani- sche Mandanten und war einige Zeit in England und den USA tätig. Harald Koglbauer Ruefa Der 45-Jährige über- nimmt die Regional- leitung Wien der Reise- bürokette. Der Hobby- pilot begann seine Karriere 1987 bei Ruefa, arbeitete später in der Luftfahrtbranche und kehrt nun zum Reiseanbieter zurück. Alfred Berger Kienbaum Der Vergütungsspezia- list (46) verstärkt die Managementberatung in Wien. Er verantwor- tet den Geschäfts- bereich Compensation in Österreich. ZUR PERSON Franz Kolostori (48) wuchs in Mondsee auf, absolvierte die HTL für Elektro- technik, lernte Tischler, ist geprüfter Einrichtungsberater und studierte in Wien an der Musikhochschule Posaune und Arrangement. Seit 1995 ist der Ausdauer- sportler in der Internet- und Medien- branche (Burda Verlag, ISP Netway Communications, Syscom, Report Verlag und Accellion) tätig. Seit 2003 ist er Geschäftsführer von Eyepin und seit 2011 auch vom Weinhandels- und Consulting- unternehmen TanjaKlein.com. Franz Kolostori will Kunden automatisiert und gezielt ansprechen. [ Clemens Fabry ] Perspektivenwechsel für Sinnfindung und Selbstverwirklichung, Neukurs auf Gastrosophie. Das letzte Mal Karriere neu denken ZUGMANN Karriere neu denken VON JOHANNA ZUGMANN M it dieser Kolumne darf ich mich herzlich von der geneigten „Karriere“-Leserschaft verabschieden. Und ein großes Dankeschön ausspre- chen: für Ihr großes Interesse; für viele spannende Diskussionen; für fantas- tische Unterstützung; für Zuspruch und Widerspruch; für neue Ein- und Aussichten. Und für das Einverständ- nis, dass das Thema Karriere wenig mit zeitgeistigen Trends, aber viel mit eigenverantwortlicher und sinnvoller Lebensgestaltung zu tun hat. Mit der Einladung der „Presse“ im Jahr 2004, die „Karriereseiten“ dieser Zeitung als Ressortleiterin vollkom- men neu zu gestalten, war und ist der Anspruch verbunden, Karriere nicht als ein-, sondern als vieldimensionales Lebensprojekt zu verstehen. Karriere in diesem Sinn neu zu denken, wird auch in Zukunft wichti- ger sein denn je. Mit einem Karrieris- tenkonzept, das den Kontostand zum Maß aller Dinge macht, lässt sich we- der für Menschen noch für Unterneh- men Zukunft bauen. Die Renaissance der Sinnfrage be- wegt letztlich alle, Personalisten wie Karrieremacher. Der berufliche und persönliche Erfolg stellt sich dort ein, wo wir für etwas „brennen“. Wo wir etwas bewegen wollen. Wo wir uns und anderen bei der Umsetzung von Zielen vertrauen. Auch wenn diese Kolumne heute das letzte Mal erscheint (mein Vertrag als angestellte Redakteurin des Res- sorts Management und Karrieren en- dete am 31. Juli), so gilt ihr Credo wei- ter: Karriere neu und anders zu den- ken, eröffnet neue Perspektiven für Sinnfindung und Selbstverwirkli- chung. In diesem Sinn: Denken Sie in Karrierefragen weiter mit der „Presse“! PS: Im Sinn des Titels dieser Ko- lumne hat auch die Autorin ihre wei- tere berufliche Laufbahn neu- und vorgedacht und fokussiert nun nach ihrer Sponsion zum Master in Gastro- sophie im vergangenen Juni auf gastro- sophische Fragestellungen, bei denen die Business-Tangente natürlich nicht fehlen darf. Nachzulesen auch in Ge- nießerpublikationen, wie zum Beispiel in der aktuellen Ausgabe des Gourmet- magazins „Falstaff“ unter dem Titel „Love is in the Air“ auf Seite 133. E-Mails an: [email protected] „Love is in the Air“, wenn wir für etwas „brennen“.

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Page 1: K2 SAMSTAG/SONNTAG,2./3. AUGUST2014 … · schlossen, mit Eyepin jetzt auch in ... einen genauen Überblick über ihre Bestände und vor allem über den WertihrerflüssigenSchätze.

Nur verhinderteFehler sindgute FehlerEin japanisches Konzept hältEinzug in die Compliance.

Menschen sind fehlbar. Umihre Fehlhandlungen und derenFolgekosten zu verhindern, gibtes zwei Wege: erstens, lücken-lose Compliance-Regelwerke,die Fehler bestrafen und Whistle-blower belohnen, oder zwei-tens, Fehlerquellen im Vorausauszuschalten. Die Kosten derPrävention unterschreiten inder Regel die der Schadensbe-seitigung bei Weitem.

Ein einfaches Beispiel istder Bankomat. Er gibt Bankno-ten erst frei, wenn der Besitzerseine Karte wieder abgezogenhat – die meisten Leute würdendas Geld nehmen und die Kartestecken lassen. Der kleine tech-nische Zusatzschritt (Check, obKarte abgezogen) erspart derBank die deutlich höheren Fol-gekosten durch Verlustanzeigeund Missbrauch.

Der Japaner Shingeo Shingohatte dafür schon in den 1980er-Jahren einen Namen: PokaYoke. Poka bedeutet Fehler,Yoke vermeiden. Weltweit wirdsein Konzept im technischenQualitätsmanagement verwen-det: Mit billigsten Vorabsiche-rungen (Warnlämpchen, Mar-kierungen oder unterschiedlichgroßen Schraublöchern, in dienur die einzig richtige Schraubepasst) werden potenzielle Feh-lerquellen ausgeschaltet, bevorein Schaden entsteht.

Nun entdecken auchSicherheits- und Compliance-Verantwortliche Poka Yoke. DerAblauf ist vergleichbar: Zuerstdurchleuchten sie die Prozessenach Schwachstellen (meistnach den Kategorien „Verges-sen einer Handlung“, „falscheWahrnehmung und Interpreta-tion“ und „Ausführungsfehler“,ergänzt um „vorsätzlich sys-temschädigende Handlungen“).Anschließend schalten sie jederFehlerquelle eine passendeSicherung vor. Das lässt sichgenauso auf das Selbstma-nagement übertragen: Dennauch Erinnerungs-Post-its undChecklisten sind Poka Yoke. (al)

Jochen P.Sondermann:„Poka Yoke“Hanser Fachbuch-verlag128 Seiten10,20 Euro

NACHRICHTEN

Bundestagung derJungen WirtschaftAm 26. und 27. September fin-det die größte österreichweiteVeranstaltung für Jungunter-nehmer im Messe CongressCenter Wien statt. „Die Presse“verlost zwei mal zwei Karten fürdie Tagung und das Abend-event. Einsendeschluss ist der10. August. Senden Sie eineE-Mail mit Kontaktdaten unddem Betreff „JW“ an:[email protected]

U:start geht in dienächste RundeDas Ausbildungsprogramm derUniversität Wien unterstütztAkademiker beim Einstieg indie Selbstständigkeit und beider Gründung eigener Unter-nehmen. Der nächste Durch-gang startet im Oktober.www.alumni.ac.at/ustart

K2 MANAGEMENT & KARRIERE SAMSTAG/SONNTAG, 2./3. AUGUST 2014

JOBHOPPER „Ich habe mir einfach alle meineKindheitsträume erfüllt“Porträt. Franz Kolostori probierte viel aus, ehe er in die Selbstständigkeitwechselte. Als Berater rät er: möglichst nahe bei den Kunden zu sein.

VON MICHAEL KÖTTRITSCH

D iese Mischung wirkt aufden ersten Blick irritie-rend: HTL Elektrotechnik,

Tischlerlehre (so wie viele in seinerVerwandtschaft), Musikstudiumund schließlich Unternehmer. „Ichwollte das alles machen und habemir einfach alle meine Kindheits-träume erfüllt“, sagt Franz Kolosto-ri (48). Nicht immer nur zur Freudeseiner Eltern in der Mondseer Hei-mat. Heute hat er gleich dreiStandbeine: die Online-Marketing-Agentur Eyepin, die Weinhandels-und Beratungsfirma tanjaklein.comund das Kunstdruckunternehmenyour-popart.com.

Der Wechsel von der Musik indie Selbstständigkeit sei gar nicht soeinfach gewesen, erzählt Kolostori.Er erfolgte über Zwischenschritte inder Medien- und Internetbranche,weil viele mit seinem Lebenslaufnur wenig anfangen konnten.

Die Chance ergriffenAb Mitte der 1990er-Jahre haben In-ternet und Mail flächendeckend inder Wirtschaft Einzug gehalten. DasOnline-Marketing aber startete bisin die 2000er-Jahre nicht richtigdurch. Kolostori ergriff diese Chan-ce und setzte auf E-Mail-Marketing.Newsletter hält er nur bedingt fürdas Flugblatt von heute. Eher füreinen zusätzlichen Kanal, um mitOnline-Dialog, Umfragen, SMS undEventmarketing Kunden automati-siert und gezielt anzusprechen. Undes gebe noch viel zu tun: „Für unserGefühl sind wir noch weit weg vonqualitativem zielgerichteten Marke-ting.“ Im Moment baue Eyepin ander Vernetzung mit führendenCRM-Systemen wie Microsoft Dy-namics, Update oder Feratel. Weilim Beratungsgeschäft Kundennähe

wichtig sei, hat sich Kolostori ent-schlossen, mit Eyepin jetzt auch inBerlin eine Firma aufzumachen.„Wir haben in Deutschland zwarviele Kunden. Die großen haben wirbislang nicht bekommen, weil wirnicht vor Ort sind.“ Vieles sei reineKopfsache: In Deutschland frageman sich: „Ist ein österreichischesUnternehmen groß genug, um unsbedienen zu können? Was ist, wennwir jemanden brauchen?“ Dabei,sagt Kolostori, sei er mit dem Flug-zeug schneller bei einem Kunden inBerlin als irgendwo in Österreich.

Mitarbeiter als UnternehmerSucht er Mitarbeiter, hört der Aus-dauersportler, der regelmäßig mitden Extremsportlern Wolfgang Fa-sching und Christoph Strasser trai-niert, auf sein Gefühl: „Die Qualifi-kation kann noch so gut sein“,menschlich müsse es passen. „Wirhaben gute Leute gehabt, die dasTeam gestört haben.“ Ein halbesJahr, hat Kolostori beobachtet, kön-nen man sich verstellen, „aber ir-gendwann ist es vorbei“.

Zuletzt habe sich sein durchausjunges Team („Das Alter ist keinKriterium, es hat sich so ergeben“)jährlich verdoppelt. Wichtig ist ihm,dass seine Mitarbeiter Entscheidun-gen treffen, als wäre es ihr eigenesUnternehmen: „Das gibt Motiva-tion, dann bewegt sich etwas.“ Da-bei lässt er bei der PersonalauswahlExperimente zu. „Wenn das Teamsagt, der Mitarbeiter passt zu uns

und ich bin anderer Meinung, pro-bieren wir es trotzdem. Leider habeich sehr oft recht behalten.“ Geht esum andere Entscheidungen, ist Ko-lostori Realist. „Ich versuche michnicht durch Emotionen leiten zulassen und das gesamte Unterneh-men als etwas Organisches zu se-hen, an dem Menschen dranhän-gen, es aber auch um Zahlen geht.“Einfach sei das nicht immer.

Leicht falle es ihm hingegen,sich jetzt auf seine aktuellen Aufga-ben zu konzentrieren. „Etwas Neu-es kommt jetzt nicht mehr dazu“,sagt Kolostori. Seit 2011 führt er jaauch das Weinhandels- und Con-sultingunternehmen Tanja Klein.Für Wein hat er sich schon lange in-teressiert, im bierverliebten Salz-kammergut habe man in seiner Ju-gendzeit lediglich zwischen Rot undWeiß unterschieden und im Zweifellieber G’spritzte getrunken, sagt Ko-lostori. Mit seiner Frau, einer Som-meliere, baute er die Firma auf, diefür ihn eine Ergänzung zum trocke-nen Software-Geschäft ist. „WoWein produziert wird, ist es schön,es gibt Gutes zu essen und trinken.“

An Ideen mangelt es auch indiesem Bereich nicht. Derzeit ar-beitet er an einem Value-Manage-ment-System für Weine, für das erInvestoren sucht: Mit dem Systemwird für Weinsammler die Lage-rung übernommen, sie erhalteneinen genauen Überblick über ihreBestände und vor allem über denWert ihrer flüssigen Schätze.

Thomas SchöllkopfErgo Austria

Der Deutsche wirdVorstandsvorsitzenderder Versicherung. Inder Ergo InternationalAG ist er für das Ost-

europageschäft verantwortlich. Der56-Jährige ist seit 30 Jahren in derFinanzdienstleistungsbranche tätig.

Eric TveterLiberty Global

Der 55-jährige US-Ame-rikaner wird CEO derneuen Regionalorgani-sation Österreich undSchweiz. Das Kabel-

unternehmen führt in dieser Organisationdie Schwestergesellschaften UPC Austriaund UPC Cablecom zusammen.

Sigrid LumetsbergerWillheim Müller

Die 30-Jährige berätals Associate Klientender Rechtsanwalts-kanzlei. Sie ist auf dieBereiche Bau- und

Immobilienrecht, Claim Managementsowie Zivil- und Vertragsrecht speziali-siert. Die Anwältin spricht vier Sprachen.

Michael LindWolf Theiss

Der M&A-Anwalt (35)steigt als Partner beider Sozietät ein. Erberät regelmäßig eng-lische und amerikani-

sche Mandanten und war einige Zeit inEngland und den USA tätig.

Harald KoglbauerRuefa

Der 45-Jährige über-nimmt die Regional-leitung Wien der Reise-bürokette. Der Hobby-pilot begann seine

Karriere 1987 bei Ruefa, arbeitete späterin der Luftfahrtbranche und kehrt nunzum Reiseanbieter zurück.

Alfred BergerKienbaum

Der Vergütungsspezia-list (46) verstärkt dieManagementberatungin Wien. Er verantwor-tet den Geschäfts-

bereich Compensation in Österreich.

ZUR PERSON

Franz Kolostori (48) wuchs in Mondseeauf, absolvierte die HTL für Elektro-technik, lernte Tischler, ist geprüfterEinrichtungsberater und studierte in Wienan der Musikhochschule Posaune undArrangement. Seit 1995 ist der Ausdauer-sportler in der Internet- und Medien-branche (Burda Verlag, ISP NetwayCommunications, Syscom, Report Verlagund Accellion) tätig. Seit 2003 ist erGeschäftsführer von Eyepin und seit 2011auch vom Weinhandels- und Consulting-unternehmen TanjaKlein.com.

Franz Kolostori will Kunden automatisiert und gezielt ansprechen. [ Clemens Fabry ]

Perspektivenwechsel für Sinnfindung und Selbstverwirklichung, Neukurs auf Gastrosophie.

Das letzte Mal Karriere neu denkenZUGMANNKarriere neu denken

VON JOHANNA ZUGMANN

M it dieser Kolumne darf ich michherzlich von der geneigten

„Karriere“-Leserschaft verabschieden.Und ein großes Dankeschön ausspre-chen: für Ihr großes Interesse; für vielespannende Diskussionen; für fantas-tische Unterstützung; für Zuspruchund Widerspruch; für neue Ein- undAussichten. Und für das Einverständ-nis, dass das Thema Karriere wenigmit zeitgeistigen Trends, aber viel miteigenverantwortlicher und sinnvollerLebensgestaltung zu tun hat.

Mit der Einladung der „Presse“ imJahr 2004, die „Karriereseiten“ dieserZeitung als Ressortleiterin vollkom-

men neu zu gestalten, war und ist derAnspruch verbunden, Karriere nichtals ein-, sondern als vieldimensionalesLebensprojekt zu verstehen.

Karriere in diesem Sinn neu zudenken, wird auch in Zukunft wichti-ger sein denn je. Mit einem Karrieris-tenkonzept, das den Kontostand zumMaß aller Dinge macht, lässt sich we-der für Menschen noch für Unterneh-men Zukunft bauen.

Die Renaissance der Sinnfrage be-wegt letztlich alle, Personalisten wieKarrieremacher. Der berufliche undpersönliche Erfolg stellt sich dort ein,wo wir für etwas „brennen“. Wo wiretwas bewegen wollen. Wo wir unsund anderen bei der Umsetzung vonZielen vertrauen.

Auch wenn diese Kolumne heutedas letzte Mal erscheint (mein Vertragals angestellte Redakteurin des Res-

sorts Management und Karrieren en-dete am 31. Juli), so gilt ihr Credo wei-ter: Karriere neu und anders zu den-ken, eröffnet neue Perspektiven fürSinnfindung und Selbstverwirkli-chung. In diesem Sinn: Denken Sie inKarrierefragen weiter mit der „Presse“!

PS: Im Sinn des Titels dieser Ko-lumne hat auch die Autorin ihre wei-tere berufliche Laufbahn neu- undvorgedacht und fokussiert nun nachihrer Sponsion zum Master in Gastro-sophie im vergangenen Juni auf gastro-sophische Fragestellungen, bei denendie Business-Tangente natürlich nichtfehlen darf. Nachzulesen auch in Ge-nießerpublikationen, wie zum Beispielin der aktuellen Ausgabe des Gourmet-magazins „Falstaff“ unter dem Titel„Love is in the Air“ auf Seite 133.

E-Mails an: [email protected]

„Love is in theAir“, wenn wirfür etwas„brennen“.