Kafka in Kroatien

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Kafka-Atlas Kafka in Kroatien von Milka Car Portrait Da die Kafka-Rezeption in Kroatien äußerst intensiv ist, ist man vor große Schwierigkeiten gestellt, diesen Prozess in aller Kürze darzustellen. Die Rezeption Kafkas setzte parallel mit seiner europaweiten Wiederentdeckung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein und verlief nach ähnlichen Mustern. In der Regel wird in der wissenschaftlichen Rezeption an erster Stelle hervorgehoben, dass Franz Kafka zu seinen Lebzeiten seine Werke selten veröffentlicht hat (Betrachtung, 1913; Die Verwandlung, 1915; Das Urteil, 1916; In der Strafkolonie, 1919; Ein Landarzt, 1919; Ein Hungerkünstler, 1924). Auch werden seine testamentarischen Verfügungen an M. Brod ausführlich besprochen, wobei die späteren editorischen Entscheidungen Max Brods nicht eingehend kommentiert werden. In erster Linie Jedoch wird die komplizierte Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte seiner Werke dargestellt. Als zentrale Themen und Motive seiner Prosa werden die Erfahrungen der Isolation, des Misserfolges, wie auch die Verwandlung und Tiermetaphern angeführt. Ähnlich wie in der allgemeinen Kafka-Rezeption spielen unter seinen posthum veröffentlichten Werken seine Romane die zentrale Rolle (Der Prozeß, 1914–15, veröff. 1925; Das Schloß, 1922, veröff. 1926; Der Verschollene, 1912–14, veröff. 1927). Als Grund dafür werden unterschiedliche Erklärungen angeboten: Kafka schildere die Lage des Einzelnen in einer alogischen Welt, die von rätselhaften und unergründlichen Gesetzen regiert würde. In seinen Romanen würde das herkömmliche Modell des realistischen Romans verlassen, indem die irrationalen Ereignisse im zeitgenössischen bürgerlichen Alltag dargestellt werden. Die doppelbödige realistisch-surrealistische Methode wird von einem klaren sprachlichen Ausdruck getragen, der sich

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Die Rezeption Franz Kafkas in KRoatien - bibliographischen Angaben

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Kafka in Kroatien

von Milka Car

PortraitDa die Kafka-Rezeption in Kroatien äußerst intensiv ist, ist man vor große Schwierigkeiten gestellt, diesen Prozess in aller Kürze darzustellen. Die Rezeption Kafkas setzte parallel mit seiner europaweiten Wiederentdeckung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein und verlief nach ähnlichen Mustern. In der Regel wird in der wissenschaftlichen Rezeption an erster Stelle hervorgehoben, dass Franz Kafka zu seinen Lebzeiten seine Werke selten veröffentlicht hat (Betrachtung, 1913; Die Verwandlung, 1915; Das Urteil, 1916; In der Strafkolonie, 1919; Ein Landarzt, 1919; Ein Hungerkünstler, 1924). Auch werden seine testamentarischen Verfügungen an M. Brod ausführlich besprochen, wobei die späteren editorischen Entscheidungen Max Brods nicht eingehend kommentiert werden. In erster Linie Jedoch wird die komplizierte Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte seiner Werke dargestellt.Als zentrale Themen und Motive seiner Prosa werden die Erfahrungen der Isolation, des Misserfolges, wie auch die Verwandlung und Tiermetaphern angeführt. Ähnlich wie in der allgemeinen Kafka-Rezeption spielen unter seinen posthum veröffentlichten Werken seine Romane die zentrale Rolle (Der Prozeß, 1914–15, veröff. 1925; Das Schloß, 1922, veröff. 1926; Der Verschollene, 1912–14, veröff. 1927). Als Grund dafür werden unterschiedliche Erklärungen angeboten: Kafka schildere die Lage des Einzelnen in einer alogischen Welt, die von rätselhaften und unergründlichen Gesetzen regiert würde. In seinen Romanen würde das herkömmliche Modell des realistischen Romans verlassen, indem die irrationalen Ereignisse im zeitgenössischen bürgerlichen Alltag dargestellt werden. Die doppelbödige realistisch-surrealistische Methode wird von einem klaren sprachlichen Ausdruck getragen, der sich jedoch der Deutung entzieht, was Viktor Žmegač als „hermeneutische Herausforderung“ im Werk Kafkas deutet. Die Prosatexte Kafkas werden als komplexe Allegorien betrachtet oder auch als absolute Parabeln über die grundlegenden metaphysischen Fragen im Lichte abgründiger zwischenmenschlicher Beziehungen. Er stelle eine Reihe archetypischer Situationen dar (Gefängnis, Strafe, Befreiung, Warten, Reise, Labyrinth, unendliche Räume), womit auch auf die existentiellen Grundlagen seiner Prosa hingewiesen wird.Diese Proliferation von Bedeutungen sei einer der Gründe, warum die Sekundärliteratur über Kafka vielfach den Umfang seines Werkes übersteigt. Im literaturgeschichtlichen Sinne wird sein Werk in die Nähe des deutschen Expressionismus und in die Tradition der Groteske gebracht. In der kroatischen Enzyklopädie wird Kafka als ein österreichischer Autor betrachtet, wobei auch seine jüdisch-tschechische Herkunft betont wird.Als Vorbilder werden E. A. Poe, F. M. Dostojewski und die Psychoanalyse, wie auch die Philosophie S. Kierkegaards angeführt.

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InstitutionenIn Kroatien gibt es keine Franz-Kafka-Gesellschaft oder andere ähnliche Institutionen. Seine Werke sind im Schulprogramm vertreten.

BuchausgabenDie Kafka-Rezeption in Kroatien ist sehr rege und fast alle seine Werke wurden übersetzt. Dabei beginnt die Kafka-Rezeption noch in der Zeit als Kroatien eine Republik im Rahmen Jugoslawiens war, so dass hier die wichtigsten Übersetzungen angeführt werden, die einem raumzeitlichen Prinzip folgen und in Zagreb/Kroatien herausgegeben wurden und/oder eine maßgebliche Rolle in der kroatischen Rezeption gespielt haben. Auf die Darstellung des gesamtjugoslawischen Kontextes muss hier verzichtet werden. Vgl. dazu: Bekić, Tomislav: Kafka kod Jugoslovena. In: Godišnjak Filozofskog fakulteta u Novom Sadu , Nr. 2, 1971, S. 519-554.

a) die wichtigsten kroatischen Übersetzungen:- Preobražaj (Die Verwandlung), übers. von I. Adum, Zagreb 1954.- Amerika (Der Verschollene), übers. von K. i S. Nikolajević, Zagreb 1968.- Pripovijetke (Erzählungen), übers. von Z. Gorjan, Zagreb 1968.- Pisma Mileni (Briefe an Milena), übers. von Zlatko Crnković, Zagreb 1968.- Zamak (Das Schloss), übers. von P. Milojević, Zagreb 1967, übers. von Z. Matetić,

Zagreb 1977.- Proces (Der Prozeß), übers. von Zlatko Crnković, Zagreb: Školska knjiga 1974, S. 157.

dasselbe bei Liber: 1979, S. 214.- Proces. Preobražaj (Der Prozeß, Die Verwandlung), übers. von Zlatko Gorjan und

Zlatko Crnković, Zagreb: Školska knjiga 1980, 215 S.- Jastreb (Der Geier), hrsg. und kommentiert von Jorge Luis Borges. Übers. von Zlatko

Gorjan und Zlatko Matetić, Zagreb: Grafički zavod Hrvatske 1982, 326 S.- Crne misli. Razmišljanja o grijehu, patnji, nadi i pravom putu (Betrachtungen über

Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg), übers. von Zlatko Crnković. Šareni dućan: Koprivnica 2009, 124 S.

- Izgubljenik (Der Verschollene), übers. von Josip Vilen. Zagreb: Naklada Jurčić 2003, 264 S.

- Pismo ocu (Brief an den Vater), übers. von Zlatko Crnković. Šareni dućan: Koprivnica 2007, 93 S.

- Preobrazba (Die Verwandlung), übers. von Svevlad Slamnig. Zagreb: Sysprint 1997, 43 S.

- Proces; Preobrazba i druge priče (Der Prozeß u.a. Schriften), übers. von Snješka Knežević, Nachwort: Viktor Žmegač, methodologische Vorbereitung: Mirjana Živny. Zagreb: Školska knjiga 2003, 459 S.

- Proces (Der Prozeß), übers. von Neda Paravić. Koprivnica: Šareni dućan 2014, .268 S.- Umjetnik u gladovanju: priče objavljene za autorova života, übers. von Zlatko

Crnković. Koprivnica: Šareni dućan 2005, 203 S.

Ekki, 15.01.15,
Handelt es sich bei dem Bild um ein Buch-Cover? Ja, fuer Kafkas Prozess im Verlag Šareni dućan aus Koprivnica, 2014.
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b) Kafka-Ausgaben:- Odabrana djela (Ausgewählte Werke), Zagreb: Grafički zavod Hrvatske 1977, 8. Bde.- I. Pripovijetke I (Erzählungen I), übers. von Zlatko Gorjan, 229 S.- II. Pripovijetke II (Erzählungen II), übers. von Zlatko Matetić, 274 S.- III. Proces (Der Prozeß), übers. von Bogomir Herman, 181 S.- IV. Zamak (Das Schloß), übers. von Predrag Milojević und Milan Dimić, 317 S.- V. Amerika (Amerika, jetzt: Der Verschollene), übers. von Kaliopa und Svetomir

Nikolajević, S. 243.- VI. Pisma (Briefe), übers. von Mignon Mihaljević, 283 S.- VII. Pisma Mileni (Briefe an Milena), übers. von Zlatko Crnković, 197 S.- VIII Dnevnik 1910-1923 (Tagebücher 1910-1923), übers. von Traute Šegedin, 482 S.-c) Verlage mit Kafka-Programm:- Školska knjiga (Auflagenhöhe: Auflagen sind in Kroatien niedrig ca. 500-1000

Exemplare)- Šareni dućan - Sysprint u. a.

VerfilmungenVerfilmungen sind in der kroatischen Kinematographie nicht existent, bekannt ist in diesem Kontext die Tatsache, dass Orson Welles seine Verfilmung des Prozeß in Zagreb im Jahre 1962 aufgenommen hat (Produzenten: Alexander und Michael Salkind. Gespielt von: Anthony Perkins (Jozef K.), Jeanne Moreau, Romy Schneider, Paola Mori, Akim Tamiroff.

Literarische &künstlerische RezeptionIn bildenden Künsten hat der kroatische Maler Dimitrije Popović eine graphische Mappe vorgelegt: Franz Kafka: čitanje pripovijesti Preobražaj. Reading the story of Metamorphosis: Studio Moderne galerije "Josip Račić", Zagreb 2009. (http://www.dimitrijepopovic.from.hr/kafka.php)

Auch die Theaterrezeption ist sehr rege, exemplarisch die wichtigsten Aufführungen:

Der Prozess (Proces)- Gastspiel in Zagreber Nationaltheater am 27. August 1985Wrocƚawski Teatr Ladek. Reg. Wiesƚaw Hejno.- Theater ITD/Zagreb, Der Prozess. Drama in zwei Akten nach Peter Weiss, übers. Nikša Gligo, Reg. Georgij Paro.- Balettaufführung, Koreograph und Reg. Staša Zurovac, Hrvatsko narodno kazalište Ivana pl. Zajca/Rijeka, 26. 04. 2009.- Kazalište slijepih i slabovidnih 'Novi život', Reg. Ivan Plazibat, Zagreb, 19.12.2007.- Process in Progress, Reg. Boris Bakal, Mala scena, Bacači sjenki (Schattenwerfer)/Zagreb, 2011.

Ein Bericht für eine Akademie (Izvještaj jednoj akademiji)- Satiričko kazalište Jazavac/Zagreb 12.2.1966-8.5.1966, 10 mal, nochmals: 1.04.1975 (11)-27.5.1975 (5), - Akademija za kazališnu i filmsku umjetnost 14.6.1974 übers. Vladimir Gerić, Reg. Georgij Paro, Mala scena/Zagreb.

Briefe an Milena (Pisma Mileni)

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Monodrama. Vorb. Nikica Petrak, übers. Z. Crnković, Reg. Ivica Kunčević23.12.1976-12.02.1977, 8 Auff. in Kazalište Marina Držića/Dubrovnik.

Amerika Gradsko dramsko kazalište Gavella, Reg. Janusz Kica, übers. Z. Crnković, Zagreb 10. Mai 2014.UA HNK Ivan pl. Zajca Rijeka: 23. 04 2014

PreobrazbaHrvatsko narodno kazalište Split, Reg. Ivan Plazibat, übers. Z. Crnković, Split 28. 03. 2012.

BeständeKafka-Ausgaben in kroatischer Sprache sind in allen öffentlichen Bibliotheken zu finden, wie auch in Fachbibliotheken an Universitäten und in Schulbibliotheken.

Kafka in der SchuleDie Werke von Franz Kafka sind im Lehrplan für die Grundschule (1-8. Klasse, 7-14 Jahre) nicht vertreten. Im Kurrikulum für die mittlere Stufe (14-18 Jahre) sind Kafkas Prosa-Texte als Pflichtlektüre vertreten:

Die Verwandlung (Fachschulen)Der Prozeß (Gymnasium). Diese Texte sind auch als Volltextdateien in PDF-Format im Internet präsent.

Aus dem gesamten Œuvre Kafkas werden im schulischen Alltag vor allem seine Prosaarbeiten verwendet, während im öffentlichen Diskurs auch seine Briefe und Tagebücher eine wichtige Rolle spielen.

Kafka an der HochschuleKafkas Bedeutung in den Geisteswissenschaften geht bereits aus der hohen Anzahl an Übersetzungen hervor, wie auch aus der Tatsache, dass die kroatische Germanistik und Literaturwissenschaft Kafkas Werke in der Tradition der europäischen Moderne wie auch seine entscheidende Rolle in der Entwicklung des europäischen Romans untersucht.

einflussreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen: - Donat, Branimir: Kafka u „Procesu i drugi eseji“. Novi Sad: Kairos 1977, 188 S. - Horvat, Dragutin: Kafka, Zweig und kein Ende. Anmerkungen zu einer Bibliographie.

In: Holzner Johann/Wolfgang Wiesmüller (Hg.): Jugoslawien – Österreich. Literarische Nachbarschaft. Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft (Germanistische Reihe Bd. 28) Innsbruck 1986, S. 119-129.

- Perica, Ivana: Franz Kafka: Der Bau. Die Architektur einer Erzählung. In: Zagreber Germanistische Beiträge 15, S. 115-137.

- Solar, Milivoj: Suvremena svjetska književnost. Zagreb: Školska knjiga 1997, 357 S.- Solar, Milivoj: Smrt Sancha Panze. Zagreb: Školska knjiga 1981, 238 S.- Šafranek, Ingrid, Branimir Donat: Temelji modernog romana. Zagreb: Školska knjiga

1971, 118 S.- Škreb, Zdenko: Franz Kafka. In: Književna smotra: Zagreb. Nr. II/4 1971.- Šoljan, Antun: Sto najvećih djela svjetske književnosti. Zagreb: Stvarnost 1962, 698 S.- Žmegač, Viktor: Kafka-Deutungen im Umkreis der Frankfurter Schule. In: Weimar am

Pazifik. Festschrift für Werner Vordtriede zum 70. Geburtstag (Hg. D. Borchmeyer/T. Heimeran) Tübingen: Niemeyer 1985, S. 116–125.

- Žmegač, Viktor: Istina fikcije. Njemački pripovjedači od Thomasa Manna do Güntera Grassa. Zagreb: Znanje 1982, 293 S.

- Žmegač, Viktor: Književnost i zbilja. Zagreb: Školska knjiga 1982, 217 S.- Žmegač, Viktor: Težišta modernizma. Od Baudelairea do ekspresionizma. Zagreb:

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Liber 1986, 235 S.- Žmegač, Viktor: Povijesna poetika romana. Zagreb: Grafički zavod Hrvatske 1987, 432

S. (Zweite Auflage im Jahre 1991)- Žmegač, Viktor: Der europäische Roman. Geschichte seiner Poetik. Tübingen:

Niemeyer 1990, 435 S. - Žmegač, Viktor: Tradition und Innovation. Studien zur deutschsprachigen Literatur

seit der Jahrhundertwende. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1993, 298 S.- Žmegač, Viktor (Hg.): Geschichte der deutschen Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur

Gegenwart. 3 Bde. Königstein/Frankfurt am Main: Athenäum Verlag 1978–1984. etc. (Ital. Ausgabe: Storia della letteratura tedesca dal settecento a oggi. Torino: Einaudi 1991.)

- Žmegač, Viktor: Književne zagonetke Franza Kafke. Esej uz prijevod Kafkinih djela (Proces, Preobrazba i druge priče). Zagreb: Školska knjiga, 2003, S. 425-440.

- Žmegač, Viktor, Zdenko Škreb, Ljerka Sekulić: Povijest njemačke književnosti. Zagreb: Hrvatska sveučilišna naklada 2003, 445 S.

Germanistische Lehrveranstaltungen mit Kafka-Bezug:Kafkas Werk wird in literaturgeschichtlichen Vorlesungen und Seminaren zur Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts behandelt.

Kafka als Thema in Abschlussarbeiten/Dissertationen: - Baltić, Ivana: Philip Roth i zaokupljenost Kafkom, Zagreb, Magisterarbeit 1984.- Mokoš Bukvić, Kristina. (2011). Die Rolle der Frauenfiguren in Kafkas Erzählung Die

Verwandlung. Diploma Thesis. Filozofski fakultet u Zagrebu, Department of German Language and Literature. [Mentorin Car, Milka]

- Vlašić-Anić, Anica: Harms i Kafka, Zagreb 2006. unveröff. Diss. – Mentor Aleksandar Flaker.

Ältere Abschlussarbeiten sind in den Archiven der jeweiligen Fakultät zu finden.

Ausstattung der Bibliotheken:Die Universitätsbibliotheken verfügen über ausreichende Bestände an Primär- und Sekundärliteratur über Franz Kafka, jedoch sind die neueren Ausgaben der Gesammelten Werke (hrsg. von G. Neumann, M. Pasley u.a.) oder die Faksimile-Ausgabe (hrsg. von R. Reuß/ P. Staengle) nicht zugänglich.

TabusDie systematische Übersetzung der wichtigsten Werke der deutschsprachigen Literatur beginnt unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Infolge einer blockfreien Entwicklung in Jugoslawien gab es keine staatlichen Eingriffe oder andere Restriktionen bzgl. Kafkas Rezeption. Franz Kafka wird als ein wichtiger Repräsentant der europäischen modernen Literatur betrachtet und hatte einen enormen Einfluss auf die kroatischen Schriftsteller, insbesondere in den 1960er und 1970er Jahren. Zu dieser Zeit wurden seine Werke zusammen mit zeitgenössischen deutschsprachigen Autoren wie z. B. Heinrich Böll und Günter Grass übersetzt. Viktor Žmegač definiert Franz Kafka als einen der wenigen universellen Autoren der Weltliteratur und als den Schöpfer der suggestivsten poetischen Modelle des 20. Jahrhunderts.

Kafkaesk

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Das Wort „kafkaesk“ wird sehr oft in kroatischer Version als Adjektiv gebraucht („kafkijanski“) und bezeichnet zumeist eine aussichtslose und absurde Situation, die Elemente eines Alptraumes innehat und Ausdruck einer undurchschaubaren Lage ist.

Dezember 2014

Zur Autorin: Milka Car, Dr., ao. Prof., Abteilung für Germanistik, Lehrstuhl für Literaturwissenschaft der Philosophischen Fakultät, Universität Zagreb