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Kahlschlag zum Frühstück Palmöl-Produkte und die Zerstörung indonesischer Wälder: Zusammenhänge,Ursachen und Konsequenzen Eine Studie des WWF Deutschland in Zusammenarbeit mit dem WWF Indonesien und WWF Schweiz

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Kahlschlag zum Frühstück

Palmöl-Produkte und die Zerstörung indonesischer Wälder:Zusammenhänge,Ursachen und Konsequenzen

Eine Studie des WWF Deutschland in Zusammenarbeit mitdem WWF Indonesien und WWF Schweiz

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Herausgeber: WWF Deutschland, Frankfurt am Main

Stand: Dezember 2002, 1. Auflage

AutorenRob Glastra, Eric Wakker and Wolfgang RichertAIDEnvironment, Amsterdam, Niederlande

Redaktion und Produktion:octopus media, Dreieich, Germany

Layout und Satzdülk.mediadesign, Neu-Isenburg, Germany

Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier

© 2002 Umweltstiftung WWF Deutschland, Frankfurt/Main.Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.

Titelbild: © WWF

Danksagung

Die Autoren möchten Angelika Kemmler für die rasche Durchführung einer Markt-umfrage in Deutschland sowie Jan Willem van Gelder für seine Expertise und seinFeedback danken. Abschließend bedanken wir uns bei Alois Vedder und MarkusRadday vom WWF Deutschland für die Beauftragung dieser Studie, für ihre nützli-che Unterstützung und ihre Kommentare.

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3WWF Deutschland

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8

1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .91.1 Status Quo: Die Wälder Indonesiens schwinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .91.2 Smog, Masken und Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .91.3 El Niño kehrt zurück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .91.4 Die Ursachen der neuen Waldbrände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .91.5 Frühwarnungen des WWF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .101.6 Zeit für eine Neuauflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11

2. Hintergründe der Waldbrände und des Ölpalmenbooms in Indonesien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .122.1 Eine Rückschau auf die Brände von 1997 – 1998 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .122.2 Ursachen der Brände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .142.3 Reform und Dezentralisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .152.4 Zusagen und Versprechen für die zukünftige Brandbekämpfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .162.5 Der Ölpalmenboom geht weiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .172.6 Waldrodung für Plantagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .192.7 Ölpalmenplantagen und Waldbrände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21

3. Europa und Deutschland im Palmölhandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .233.1 Die globale Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .233.2 Deutschlands Anteil am Palmölhandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .253.3 Deutschlands Palmölverbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .273.4 Verwendung von Palmöl in der deutschen Industrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .283.5 Deutsche Entwicklungsprojekte in Indonesien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .303.6 Europäische Finanzierung und der indonesische Palmölsektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31

4. Internationale Aktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .344.1 Erste Erfolge – aber es braucht noch viel mehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34

5. Empfehlungen des WWF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .375.1 Empfehlungen an Regierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .375.2 Empfehlungen an die Privatwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39Verweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41

Anhang 1: Der Waldumwandlungsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43Anhang 2: Zusammenfassung der Firmenumfrage in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .47Anhang 3: Europäische Banken mit Verbindungen zu indonesischen

Ölpalmengesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48Anhang 4: Bewertung des Einflusses deutscher Banken auf den

indonesischen Ölpalmensektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50Anhang 5: Empfehlungen an Banken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .51

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Dieser Bericht ist die aktualisierteAuflage einer früheren Studie ausdem Jahre 1998, die zum ersten Maldie Rolle analysierte, welche die raschexpandierende Ölpalmen-Wirtschaftbei den verheerenden Waldbrändenin Indonesien 1997-98 spielte. Auf-grund der internationalen Dimensiondieses Sektors – seiner Abhängigkeitvon internationalen Kapitalflüssensowie vom Weltmarkt für Palmölpro-dukte – wurden die Handels- und Ka-pitalbeziehungen mit Verbraucher-ländern überprüft, wobei Deutsch-land besonderes Augenmerk zuteilwurde. Aufgrund der politischen,wirtschaftlichen und sozialen Verän-derungen der vergangenen Jahre inIndonesien ließ der WWF eine Aktu-alisierung der Studie durchführen.

Die Waldfläche Indonesiens wurdevon 162 Millionen Hektar im Jahr 1950auf heute ungefähr 98 Millionen Hektardezimiert. Das Land erfährt derzeit ei-nen der höchsten Verluste an Tropen-wald weltweit.Diese Zerstörungsratesteigt weiter an: durch legalen und ille-galen Holzeinschlag, Rodungen fürPlantagen und landwirtschaftlicheNutzflächen sowie zerstörerische Wald-brände. Laut offiziellen Statistiken wer-den in Indonesien derzeit zwischen 2Millionen und 2,4 Millionen HektarWald pro Jahr zerstört – eine Flächevon der Größe Mecklenburg-Vorpom-merns. Bei einer derartigen Zerstö-rungsrate kann vorhergesagt werden,dass der Tieflandregenwald aus Suma-tra im Jahr 2005 und aus Kalimantan,dem indonesischen Teil Borneos, 2010verschwunden sein wird.

In den letzten 30 Jahren hat Holz fürIndonesien die höchsten Einnahmen ausdem Export natürlicher Ressourcen er-zielt. Nun beginnen sich die Holzvorrä-te seiner artenreichen natürlichen Wäl-der zu erschöpfen. Trotzdem werdenübermäßige Holzeinschläge, Rodungenund die Umwandlung verbliebenerWälder in Plantagen fortgesetzt.

Die Waldbrände in Indonesien sindeine vom Menschen verursachte Um-weltkatastrophe. Die Ursachen sind inIndonesien zu finden, aber auch in derEntwicklung globaler Märkte verwur-

zelt, weil die Rohstoffe, für deren Pro-duktion Indonesiens Wälder weichenmüssen (Zellstoff, Kautschuk, Palmöl)weltweite Handelsprodukte sind. Diemeisten Geberländer, also westlicheLänder, die im Rahmen ihrer Entwick-lungshilfe Indonesien unterstützen, be-grenzten ihre offiziellen Hilfsbemühun-gen auf die Bekämpfung von Sympto-men und verfolgten dabei oft einen reintechnischen Ansatz.

Inzwischen wird immer deutlicher,dass die Brandprävention forciert wer-den muss, damit solche Katastrophen,die nur unzureichend bekämpft werdenkönnen, gar nicht erst eintreten. Eineandere Politik wäre sogar noch Erfolgversprechender: Sie muss von der Pri-vatwirtschaft ausgehen, welche bislangvon der Ausbeute natürlicherRessourcen in Entwicklungsländernprofitiert. In Indonesien wären dasUnternehmen der Holz-, Papier-, Zell-stoff- sowie der Palmölindustrie, die ineinem globalisierten Markt operieren.Solche Firmen, ebenso ihre Geschäfts-partner in anderen Ländern, müssen ih-re Maßnahmen an eindeutigen undnachprüfbaren Kriterien, wie dem Ver-bot der Umwandlung von Wäldern mithohem Schutzwert, ausrichten.

Von den geschätzten fünf MillionenHektar Wald in Indonesien, die tatsäch-lich in Plantagenflächen umgewandeltwurden, werden drei Millionen für denAnbau von Ölpalmen genutzt. Übli-cherweise entstehen Plantagen, nach-dem zuerst die holzwirtschaftlich nutz-baren Baumarten abgeholzt werden.Danach werden der verbleibende Be-stand und das Abfallholz abgebrannt,um die Fläche für den Anbau schnell-wachsender Baumarten wie Akazienoder Ölpalmen freizumachen. Manch-mal geraten die Feuer außer Kontrolle,entweder unbeabsichtigt oder absicht-lich und zerstören ausgedehnte Gebiete– nicht nur in den Lizenzgebieten derPlantagen –, wie dies in Indonesien beiden meisten der Waldbrände von1997/98 der Fall war.

Die wirtschaftspolitischen Rah-menbedingungen haben sichgeändert

Seit 1997 war Indonesien mit enormenwirtschaftlichen und politischen Her-ausforderungen konfrontiert: einer un-vorhergesehenen Wirtschaftskrise, demAufbau demokratischer Institutionennach drei Jahrzehnten autokratischerHerrschaft und der Umsetzung einesweitreichenden Dezentralisierungspro-gramms. Die zur gleichen Zeit einset-zende asiatische Finanzkrise traf Indo-nesien am härtesten. Und von allenStaaten der Region erholte sich Indo-mesien auch am langsamsten.

Unter den drei Nachfolgern Suhartosseit 1998 wurden viele institutionelle,rechtliche und politische Reformen an-gekündet und manchmal auch durchge-setzt. Diese Reformen, von denen dieDezentralisierung von Hoheitsaufgabenin die Provinzen und Distrikte eine derprominentesten ist, haben eine einzigar-tige Möglichkeit geboten, die zerstöre-rischen Tendenzen für die Wälder Indo-nesiens umzukehren. Wenn nun nachmehr als vier Jahren der Reformen Bi-lanz gezogen werden soll, so ist der Ge-samteindruck eher gemischt. So langees der indonesischen Regierung an derKapazität und dem Willen fehlt, positi-ve Reformen in die Praxis umzusetzen,das richtige Gleichgewicht zwischenzentralen und dezentralen Regierungs-ebenen zu finden und den dramatischenAnstieg von Gesetzeslosigkeit zu stop-pen, bleiben die Aussichten alarmie-rend.

Der Zusammenbruch der Regie-rungskontrolle überträgt den Akteurenin der internationalen Handelskette –den Investoren, Händlern und Konsu-menten – größere Verantwortung undgrößeren Einfluss auf das Schicksal derindonesischen Wälder.

Waldbrände seit der Krise von1997-98

In den Jahren 1997 bis 1998 wurdenschätzungsweise zehn Millionen Hek-tar Landfläche in Indonesien durchBrände geschädigt oder zerstört – eine

Zusammenfassung

4 WWF Deutschland

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Fläche dreimal so groß wie die Nieder-lande. Die Asiatische Entwicklungs-bank schätzte die gesamten wirtschaft-lichen Kosten der Brände und desBrandsmogs in der Region auf neunMilliarden US-Dollar. Die massivenBrände hatten dramatische Auswirkun-gen auf die Tierwelt und auf verschie-dene Schutzgebiete, darunter die Natio-nalparks Kutai und Tanjung Puting.

Die vom Klimaphänomen „El Niño“verursachte Dürre war erwiesenerma-ßen ein Auslöser der verheerendenWaldbrände von 1997-98 in Indonesien.In den nachfolgenden Jahren gab esweiterhin jährlich Brände, Rauch undDunstschleier, aber in kleinerem Aus-maß und mit geringer Intensität als inden Jahren zuvor. Für 2002 sagten dieKlimaexperten ein weiteres trockenesJahr voraus, für das ein abgeschwächter„El Niño“ verantwortlich sein soll. Undauch in den letzten Monaten warenBrände und Brandsmog tatsächlichschlimmer als im Durchschnitt der letz-ten Jahre.

Satellitenbildern vom September2002 zufolge lagen mehr als 75 Prozentder Brandherde in West- und Zentralka-limantan in Ölpalmenplantagen, Holz-plantagen und Holzeinschlagsgebieten.Dies weist darauf hin, dass das Muster,welches in den vergangenen Jahren evi-dent wurde, sich 2002 wiederholt:Holzeinschlag- und Plantagenunterneh-men roden Land, indem sie die natür-lichen Wälder in ihren Lizenzgebietenin Brand setzen, sobald sie wertvollesHolz entfernt und gut brennbare Über-reste zurückgelassen haben. Im Sep-tember wurde das von Indonesiens Um-weltminister bestätigt, der angab, dassdas schwache Justizsystem und dieschwache Exekutive des Landes nochimmer ein Haupthindernis bei der Kon-trolle der Brände sei.

Sanktionen gegen Plantagen, dieWaldbrände verursachen, gab es selten.Nur in wenigen vereinzelten Fällenhaben Nichtregierungsorganisationen(NGO) und lokale Gemeinden erfolg-reich Plantagenunternehmen wegenUmweltschädigung durch absichtlichesLegen unkontrollierter Brände vor Ge-richt belangt.

Ursachen der Brände

Weitverbreitete, zerstörerische Holzein-schläge, großflächige Brandrodungendurch Agroindustrieunternehmen undder traditionelle Wanderfeldbau der lo-kalen Bevölkerung sind die unmittelba-ren Ursachen der Waldbrände. Die Ex-pansion von Industrien in den Wäldernresultiert in sozialen Konflikten um Be-sitzrechte und Nutzung der natürlichenRessourcen, wobei Brandlegung alsWaffe sowohl seitens der Firmen alsauch der lokalen Gemeinden eingesetztwird.

In einem internationalen Brandprä-ventionsprojekt1 kamen Experten zumErgebnis, dass die wichtigste Lösungzur Verhinderung von IndonesiensWaldbränden in einer verbessertenRaumplanung auf lokaler Ebene unterEinbindung der lokalen Gemeinden zufinden sei. Der Zusammenbruch derExekutive und die weitverbreitete Kor-ruption erschweren jedoch weiterhin je-den Versuch, die Ursachen der Wald-brände an den Wurzeln zu packen undzugleich eine nachhaltigere Waldbe-wirtschaftung zu erreichen.

Ölpalmenanbau expandiert weiter

Prognosen zufolge werden ungefähr 50Prozent der neuen Plantagenflächen, dieweltweit bis zum Jahre 2020 benötigtwerden, um den globalen Palmölmarktzu beliefern, in Indonesien entstehen.Die größten Flächen für diesen Anbaumit 1,6 Millionen Hektar werden vor-aussichtlich auf Sumatra entstehen,außerdem eine weitere Million Hektarin Kalimantan und 0,4 Millionen inWest Papua (früher Irian Jaya). DieseExpansion der Ölpalmenplantagen wirdweiterhin durch die Umwandlung na-türlicher Wälder erfolgen und nichtdurch die Nutzung von nun in großemMaß vorhandenen waldfreien Flächen –aus wirtschaftlichen Gründen und auf-grund fehlender Steuerung durch dieRegierung.

Zwischen 1997 und 2001 erhöhtesich die indonesische Produktion vonPalmöl und Palmkernschrot von 6,6Millionen auf 9,5 Millionen Tonnen.

Die Pflanzungsfläche erreichte im Jahr2000 über drei Millionen Hektar. 1985waren es lediglich 600.000 Hektar.

Dem Gesetz nach können Plantagennur in Waldgebieten errichtet werden,die im nationalen Landnutzungsplan als„Umwandlungswälder“ ausgewiesenwurden, hingegen nicht in „permanen-ten Wäldern“. Es gibt jedoch weit mehrAnträge für die Freigabe von Waldflä-chen für Plantagen als Umwandlungs-flächen vorhanden sind. Dem dadurchentstehenden Druck der Plantagenlobbygeben Zentralregierung und vermehrtauch Provinzbehörden nach, indem siepermanente Wälder umwidmen.

Indonesiens Palmölindustrie wirdvon denselben heimischen Großkonzer-nen dominiert, die auch den Holzein-schlag, die Holzverarbeitung und dieZellstoff- und Papierindustrien kontrol-lieren: Zum Beispiel von der SalimGroup, der Raja Garuda Mas Groupund der Sinar Mas Group. Ein anderesBeispiel sind verstaatlichte Forstunter-nehmen wie Inhutani, denen es seit1998 gestattet ist, bis zu 30 Prozent ih-rer Holzeinschlagsgebiete in Plantagen-flächen umzuwandeln.

Die Rolle Indonesiens undDeutschlands im internationalenPalmölhandel

Prognosen zufolge wird der Weltbedarfan Palmöl von derzeit 22,5 MillionenTonnen pro Jahr auf 40 Millionen Ton-nen im Jahr 2020 steigen. Malaysia undIndonesien haben ihre dominante Posi-tion bei der globalen Produktion sowieam Exportmarkt für Palmöle und Palm-kernschrot seit dem letzten WWF-Be-richt von 1998 sogar geringfügig ver-stärkt. 2001 kamen 90 Prozent der welt-weiten Exporte aus diesen beiden Län-dern.

Deutschland nimmt den weltweitsiebten Platz unter den Importländernvon Palmöl ein. Die Bundesrepublik istweltweit die Nummer eins bei Importenvon Palmkernöl (PKO), welches haupt-sächlich für industrielle Zwecke genutztwird. Indonesien deckt wiederum 85Prozent der gesamten deutschen PKO-Importe.

5WWF Deutschland

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Deutschland importierte im Jahr2001 268.000 Tonnen Rohpalmöl,164.000 Tonnen Palmkernöl und223.000 Tonnen Palmkernschrot – ins-gesamt 655.000 Tonnen, 53.000 Tonnenmehr als noch 1997. Deutschlands Di-rektimport von Rohpalmöl aus Indone-sien verdoppelte sich von 1993 bis1997, fiel 1998 und 1999 und steigt nunwieder an. Deutschland ist das einzigeLand unter den großen Importeuren,welches mehr Rohpalmöl aus Indone-sien als aus Malaysia importiert.

Im Jahr 2001 waren die größten Im-porteure von indonesischem Rohpalm-öl: Indien (29 Prozent Anteil am Welt-markt), China (11 Prozent), Niederlan-de (8 Prozent) und Deutschland (5 Pro-zent).

Deutschlands Binnenmarkt

Palmöl ist das wichtigste importiertePflanzenöl in Deutschland. Anfragenbei verarbeitenden Unternehmen inDeutschland ergaben, dass Palmöl nurin Ausnahmefällen zu seinem Ur-sprungshafen zurückverfolgt werdenkönne. Eine Zurückverfolgung bis zuseiner Ursprungsplantage wird von denFirmen als unmöglich angesehen. Ähn-liche internationale Initiativen in ande-ren Rohstoffbereichen zeigen jedoch,dass Mechanismen zu einem Herkunfts-nachweis über die Produktkette entwi-ckelt werden können – vorausgesetzt,dass alle Handelspartner dazu bereitsind. Die schweizerische Einzelhan-delskette Migros geht hier an als Pio-nier voran: Es ist das erste Unterneh-men dieser Größenordnung, das Nach-haltigkeitskriterien in seine Palmölge-schäfte aufgenommen und einenUmstieg auf umweltverträglich produ-ziertes Palmöl vollzogen hat.

Bei 35 Unternehmen, die in Deutsch-land Palmöl für ihre Produkte verwen-den oder Palmöl veredeln, wurde imAuftrag des WWF eine schriftliche Be-fragung durchgeführt. Zweck der Um-frage war es, Informationen über Men-gen und Ursprung ihrer Rohstoffe zusammeln und auch herauszufinden, inwelchem Ausmaß die Unternehmen ih-re Kaufentscheidungen für Palmöl seit

den Bränden von 1997-98 in Indonesiengeändert hatten.

Die Umfrage ergab, dass kein einzi-ges deutsches Unternehmen seine Be-schaffungspolitik als Ergebnis derWaldbrände 1997-98 in Indonesien ge-ändert hat. Daraus lässt sich schließen,dass sich die Firmenpolitik ohne öffent-lichen Druck nicht ändern wird. Wasdie Mobilisierung der Konsumenten be-trifft, so hat Palmöl den Nachteil, imEndprodukt „unsichtbar“ zu werden, daes mit anderen Bestandteilen vermischtwird und eine Deklaration des Palmölsauf Verpackungen in Deutschland nichtüblich ist.

Einige Unternehmen (Nestlé, Cog-nis, Unilever) behaupten, Umweltricht-linien bei ihrer Einkaufs- und Produk-tionspolitik anzuwenden. Die meistenRichtlinien und Kriterien sind jedochvon allgemeinem Charakter und bezie-hen sich üblicherweise auf Verarbei-tungsaspekte am Ende der Produktketteund weniger darauf, was im Ursprungs-land geschieht. Bisher gibt es keineRichtlinien, die sich auf die Umwand-lung von Regenwald in Plantagenflä-chen beziehen. Unilever ist der größteGlobal Player unter den mit Palmölhandelnden Unternehmen. Gemeinsammit dem WWF hat Unilever in den ver-gangenen fünf Jahren an wirtschaft-lichen, sozialen und ökologischen Kri-terien für eine nachhaltige Palmölpro-duktion gearbeitet. Dieser Fall könnteals Beispiel für andere Firmen dienen.Aber auch für Unilever ist es noch einlanger Weg, bis die Palmölproduktionund -handelskette wirklich als nachhal-tig angesehen werden kann.

Deutsche Entwicklungszusam-menarbeit

In der deutschen Entwicklungszusam-menarbeit ist Indonesien ein Prioritäts-land. Angesichts des dramatischenSchwunds indonesischer Wälder undder Bedeutung der Ressource für diewirtschaftliche Entwicklung des Landeslag die Betonung in den letzten Jahrenauf der Unterstützung nachhaltigerWaldbewirtschaftung und dem Aufbaueines integrierten Feuermanagements in

Kalimantan. Aufgrund unzulänglicherReformen seitens mehrerer aufeinanderfolgender Regierungen und der fortlau-fenden Korruption in Indonesien ver-folgt das deutsche Bundesministeriumfür wirtschaftliche Zusammenarbeitund Entwicklung (BMZ) nun eine res-triktive Politik für den indonesischenForstsektor. Neue waldspezifische An-träge der Indonesier auf deutsche Ent-wicklungshilfe werden nicht mehrunterstützt.

Andererseits betonen neue deutscheRichtlinien der Entwicklungszusam-menarbeit für den Waldsektor seit Mitte2002 den Erhaltungsgrundsatz für Wäl-der bei allen Maßnahmen der Entwik-klungszusammenarbeit.

Ferner fördert die Deutsche Investi-tions- und Entwicklungsgesellschaft(DEG) den Ölpalmensektor in Südost-asien. In Indonesien finanziert die DEGderzeit drei Ölpalmenprojekte. Ökolo-gische Nachhaltigkeit ist nach Aussageder DEG ein wichtiges Kriterium fürdie Finanzierung von Entwicklungsvor-haben.Die Projektträger werden nachAussage der DEG verpflichtet, sozialeund ökologische Richtlinien zu befol-gen, einschließlich einer „Zero-BurningPolicy“.

Internationale Finanzierung

Die rasche Entwicklung des Ölpalmen-sektors wurde bislang in großem Maßevon ausländischen Finanzinstitutionenaus Europa, Nordamerika und Ostasienfinanziert. In letzter Zeit hat der Ölpal-mensektor jedoch seine Popularität beiausländischen Banken verloren: DieMitte der 90er Jahre vergebenen Kredi-te erbrachten nicht die erwarteten Ren-diten und viele indonesische Ölpalmen-unternehmen mussten sich erheblichverschulden. Gleichzeitig sahen sich dieausländischen Banken mit Kritik vonNichtregierungsorganisationen (NROs)bezüglich ihrer Rolle bei der Umwand-lung indonesischer Wälder in Ölpal-menplantagen konfrontiert

Die finanziellen Verbindungen exis-tieren allerdings weiter. Der Einfluss,den ausländische Finanzinstitute aufÖlpalmenunternehmen ausüben kön-

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nen, hat sich durch die Finanzkrise derÖlpalmenunternehmen sogar vergrö-ßert. Diese Situation bietet daher ausge-zeichnete Möglichkeiten, Einfluss aufdie sozialen und wirtschaftlichen Prak-tiken der Geschäftspartner der Bankenzu nehmen.

Ein Fall, der hierfür spricht, ist dieerfolgreiche Kampagne von NROs, die2001 vier holländische Banken dazubrachte, eine umweltfreundlichere Poli-tik bei ihren Finanzdienstleistungen fürden indonesischen Ölpalmensektor an-zunehmen. Durch ihre Finanzverbin-dungen mit Plantagenunternehmen ha-ben europäische Institute – daruntervier deutsche – einen starken Einflussauf ungefähr drei Millionen Hektarindonesischer Ölpalmenplantagen.

Neben den Banken spielen die öf-fentlichen Kreditgeber Indonesiens, an-geführt vom Internationalen Währungs-fonds (IWF), eine wichtige Rolle. Siehaben Indonesien einen Kurs für wirt-schaftlichen Aufschwung vorgegeben,der verlangt, Staatseigentum zu verkau-fen und Einnahmen durch die Ausbeu-tung natürlicher Ressourcen zu generie-ren. Die Kosten durch Verlust an Wäld-fläche und Artenvielfalt und degradierteökologische Funktionen sind allerdingsnicht in die Rechnung einbezogen wor-den.

Internationale Aktionen

Der Bericht des WWF Deutschland ausdem Jahr 1998 und andere Publikatio-nen haben Kampagnen des WWF,Greenpeace und Friends of the Earthangekurbelt, die sich an die Öffentlich-keit, Einzelhändler und die Finanziershinter der Plantagenexpansion richten.Abgesehen von einem erhöhten allge-meinen Bewusstsein in der Ölpalmen-thematik haben diese Kampagnen dazugeführt, dass einige Akteure bereits ver-antwortungsvollere Handels- und Inves-titionspraktiken angenommen haben –sowohl im Einzelhandel (Migros in derSchweiz) als auch im Finanzsektor (dieBanken ABN AMRO, Rabobank, For-tis, ING in den Niederlanden).

Der Bericht schließt mit einer Reihevon Empfehlungen für Aktionen und

politische Veränderungen, die an dieindonesische Regierung, Finanzinstituteund Geberorganisationen, Unternehmenin der Handelskette und Konsumentengerichtet sind. NROs haben eine aktiveRolle bei der Katalyse eines Prozessesangenommen, der die Ölpalmenindus-trie nachhaltiger machen soll: nicht nurbeim Betrieb der Plantagen, sondernvor allem durch die Beendigung derUmwandlung weiterer natürlicher Wäl-der in Plantagen.

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Indonesien 2002: Seit Juli führten aufSumatra und im indonesischen TeilBorneos tausende Brände dazu, dasszeitweise große Teile des Landes untereiner Rauchwolke verschwanden. Schu-len und Flughäfen mussten geschlossenwerden, Hundertausende versuchtensich notdürftig mit Atemmasken zuschützen. Und auch wertvolle Tropen-wälder fielen den Flammen zum Opfer.In vielen Fällen ist Brandstiftung mitdem Ziel, neue Flächen für Ölpalmen-plantagen zu erschließen, die Ursache.

Vor diesem Hintergrund, und wegender insgesamt explosionsartigen Aus-weitung der Plantagenflächen aufKosten der indonesischen Regenwälder,hat sich der WWF im Sommer 2002entschlossen, neue Fakten zu diesemThema in der nun vorliegenden Studiezusammenzutragen. Ein Schwerpunktlag dabei auf der Frage: Welcher Anteilund damit wie viel Verantwortungkommt deutschen und europäischenAbsatzmärkten und Investoren zu?Denn Palmöl wird in Europa als einerder wichtigen Grundstoffe der Nah-rungsmittelindustrie eingesetzt, spieltaber auch in Kosmetika und im Bereichder technischen Öle eine bedeutendeRolle. Außerdem haben westliche Kre-ditgeber in bedeutendem Maße zur Fi-nanzierung des Plantagenausbaus bei-getragen.

Bereits im Oktober 1998 veröffent-lichte der WWF Deutschland die Studie„Brandrodung für Margarine“. Es wardas Jahr nach den verheerendsten Brän-den, die Indonesien im letzten Jahrhun-dert heimgesucht hatten. Das Klima-phänomen El Niño, dessen Auswirkun-gen in Südostasien besonders seit Sep-tember 1997 stark spürbar wurden,führte damals zu einer starken Dürrepe-riode. Die Folge: Mehrere Millionen

Hektar Tropenwald, Plantagen undAckerbaufläche verbrannten. TausendeOrang-Utans wurden ein Opfer derFlammen oder verloren mit dem Waldihr Zuhause und damit die Grundlagezum Überleben. Die Dürre verstärktedamals wie heute nur die Katastrophe –gelegt wurden die Brände von Men-schenhand. Die größte Verantwortungfür das Desaster trugen Plantagenfir-men, die die Gunst der Stunde nutzten,um Wälder zu roden und weitere Brän-de zu legen. Die so neu gewonnene An-baufläche diente in erster Linie demAusbau der boomenden Plantagen ausÖlpalmen.

Der Inselstaat Indonesien beherbergteine unermessliche Vielfalt an Pflanzenund Tieren. Die Wälder der Region sinddie Heimat des Asiatischen Elefanten,des Sumatra-Tigers und natürlich desOrang-Utans. Doch Indonesien ist da-bei, diesen Arten-Reichtum zu verspie-len. In keinem anderen Land der Weltwird der Wald so schnell vernichtet wiehier – für Holzgewinnung, Papierher-stellung und vor allem für die Umwand-lung in Plantagenflächen. Geschiehtkeine Umkehr von der gegenwärtigenPolitik der Zerstörung, wird es voraus-sichtlich 2005 auf Sumatra und 2010 inKalimantan keinen Tieflandregenwaldmehr geben. Das artenreiche Ökosys-tem Indonesiens wird damit für immervernichtet sein. Bisher verhallten alleWarnungen ungehört.

Deshalb wird es für die Zukunft desTropenwaldes in Indonesien nicht aus-reichen, auf den politischen Willen derindonesischen Regierung zu vertrauen,den bisherigen Raubbau an den Wäl-dern zu stoppen. Die immensen politi-schen Veränderungen in diesem Landhaben, neben unbestreitbaren Erfolgenfür die Demokratisierung des Landes,

zu neuen Bedrohungen für die Naturgeführt. Überall ist Korruption an derTagesordnung, und in vielen Landestei-len ist der Staat nicht mehr in der Lageoder willens, illegalen Einschlägen undRodungen Einhalt zu gebieten.

Die Verantwortung von Industrie undHandel ist dort besonders groß, wo Re-gierungen versagen. Palmölproduzen-ten, Investoren und Verbraucher sitzenan den entscheidenden Hebeln, um dieletzten südostasiatischen Regenwäldernoch zu retten. Bislang werden sie die-ser Verantwortung nicht gerecht. Esdarf nach Ansicht des WWF nicht damitweitergehen, dass wir – wie in Deutsch-land – Jahr für Jahr kritiklos hundert-tausende Tonnen eines Grundstoffesverbrauchen, für den kontinuierlich rie-sige Tropenwaldflächen weichen müs-sen. Dass Veränderungen zum Positivenmöglich sind, hat der Umstieg derSchweizer Großmarktkette Migros aufPalmöl aus umweltfreundlichen Planta-gen gezeigt. Auch die öffentlich erklärteRespektierung von Öko-Kreditrichtli-nien durch einige holländische Bankenist ein erstes Zeichen der Hoffnung.

Die Kernforderung des WWF von1998 bleibt: Kein Tropenwald von ho-hem Schutzwert darf für die Anlage vonPlantagen vernichtet werden. Nach Vor-lage der nachfolgend dokumentiertenneuen Fakten und Informationen hatsich der WWF entschlossen, sein Enga-gement für die Erhaltung der indonesi-schen Regenwälder national wie inter-national maßgeblich zu verstärken.Vielleicht ist es die letzte Chance.

Markus RaddayReferent für Tropenwald WWF Deutschland

Vorwort

8 WWF Deutschland

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1.1 Status Quo: Die Wälder Indo-nesiens Wälder schwinden

Indonesien ist eine der größten biologi-schen Schatzkammern der Erde. DasLand bedeckt nur 1,3 Prozent der Erdo-berfläche, beherbergt jedoch 11 Prozentaller Pflanzenarten, 10 Prozent der Säu-getierarten und 16 Prozent aller Vogel-arten unseres Planeten. Der Großteildieser Arten lebt in den Wäldern desLandes. Und für viele Millionen Men-schen in Indonesien ist der Wald Le-bensunterhalt.

Während die indonesische Waldflä-che 1950 noch auf 162 Millionen Hek-tar geschätzt wurde, lag sie 1997 nurnoch bei 105 Millionen (FAO 1997) be-ziehungsweise 98 Millionen Hektar(Global-Forest-Watch 1997). Ungefähr19 Prozent der verbleibenden Waldflä-che sind offiziell geschützt. Mehr alsdie Hälfte der Wälder des Landes, ca.54 Millionen Hektar, werden für dieHolzproduktion genutzt (obwohl nichtüberall aktiv Holz eingeschlagen wird).Weitere zwei Millionen Hektar indus-trieller Holzplantagen wurden errichtet,die vor allem Faserholz für die Papier-und Zellstoffindustrie liefern.

Das Land erfährt derzeit einen derhöchsten Verluste an Tropenwald welt-weit. Diese Zerstörungsrate steigtweiterhin durch legalen und illegalenHolzeinschlag, Rodungen für Plantagenund landwirtschaftliche Nutzflächen so-wie Brände. Im Durchschnitt wurde inden 80er Jahren des vorigen Jahrhun-derts etwa eine Million Hektar pro Jahrgerodet. Iin der ersten Hälfte der 90erJahre stieg die Zahl auf ca. 1,7 Millio-nen Hektar pro Jahr. Statistiken desindonesischen Umweltministeriumszeigen, dass die Waldzerstörung derzeitzwischen 2 Millionen und 2,4 Millio-nen Hektar pro Jahr beträgt, wobei dieZerstörungsrate in den letzten beidenJahren am höchsten war.2 In Prozentausgedrückt reichen die Schätzungenfür den jährlichen Verlust an Waldflä-chen im Land für den Zeitraum 1990bis 2000 von 1,2 Prozent (FAO) bis 1,7Prozent (Global Forest Watch). Dieserdramatische Trend spiegelt sich auch imZustand des Artenreichtums wieder:Indonesien hat derzeit die längste Liste

an vom Aussterben bedrohten Arten derWelt.

Die jüngste und maßgeblichste Stu-die über die Waldbedeckung des Landesprognostiziert, dass bei Fortsetzung dergegenwärtigen Entwicklung der reich-ste tropische Lebensraum – die Tief-landregenwälder – bereits im Jahr 2005aus Sumatra und 2010 aus Kalimantanverschwunden sein werden.3

1.2 Smog, Masken und Tod

Mindestens drei Menschen starben undHunderte litten an Atemwegserkran-kungen, als die dicken Rauchschleierder Waldbrände, die seit Juli 2002 außerKontrolle brannten, Palangkararya ein-hüllten, eine der am härtesten getroffe-nen Städte Indonesiens. Der Brand-smog hatte auch die Flugbehörden derProvinzhauptstadt von Zentralkaliman-tan gezwungen, den Flughafen für Wo-chen zu schließen. Ebenso blieben diemeisten Schulen geschlossen. Der stell-vertretende Provinz-Gouverneur Nah-son Taway sagte, dass er den Brändenmachtlos gegenüber stehe und nur aufschwere Regenfälle zum Löschen derTorfbrände in der Provinz hoffen kön-ne. Die Zentralregierung in Jakarta ver-schickte Medizinerteams und 30.000Atemschutzmasken, um die vielerortsberichteten Atemwegsprobleme in dergesamten Provinz zu behandeln.4

Der stickige Rauch verursachte Ge-sundheitsprobleme und unterbrach dieVerkehrsverbindungen in anderen Tei-len Westindonesiens und auch im be-nachbarten Malaysia wie schon in ver-gangenen Jahren. Am 18. August zeig-ten Satellitenbilder ungefähr 4.000brennende Hot Spots5 in West- undZentralkalimantan. Einige Tage späterbetrug die Sichtweite in vielen TeilenSumatras und Kalimantans nur noch 10bis 20 Meter, und es kam zu einer ex-trem gesundheitsgefährdenden Konzen-tration von Schadstoffen in der Luft.6

Die Situation dauerte über zwei Monatebis Ende Oktober an, wobei Zentralka-limantan die am stärksten betroffeneProvinz war. Hier überschritt die Zahlder Hot Spots Mitte Oktober die Tau-sender-Grenze.7

1.3 El Niño kehrt zurück

1997 und 1998 wurde der Globus vonden Auswirkungen eines starken „ElNiño” heimgesucht, einem periodischauftretenden Klimaphänomen, dass ausveränderten Warmwasserströmen ent-lang des Pazifiks entsteht. Diese brin-gen warmes Wasser aus dem westlichenPazifik (Indonesien und Australien) inden östlichen (westlicher Teil der Ame-rikas). Damit kehrt sich das normaleStrömungsmuster um. Dieses Phäno-men löst ernsthafte Dürren in Indone-sien aus – wie 1997-1998, bewirkt aberstarke Regenfälle im westlichen TeilSüdamerikas.8 Die Dürre in Indonesien1997-1998 war ein dramatischer Ver-stärker der damals dort tobenden Wald-brände.

Klimaexperten sind sich darüber ei-nig, dass 2002 ein weiteres, wenn auchschwächer ausgeprägtes „El Niño”-Jahrist. Das Amt für Meteorologie und Geo-physik (BMG) kündigte Anfang Sep-tember an, dass halb Indonesien diesesJahr eine verlängerte Trockenzeit habenwerde, was wahrscheinlich weitere Ern-teausfälle und Waldbrände bedeutet.Die Aussage des BMG kam eine knap-pe Woche nach der Warnung eines Ka-tastropheneinsatzteams, dass die Dürrebis zum Jahresende anhalten werde.Das Team hatte die indonesische Regie-rung gedrängt, Schritte zur Vermeidungund Verringerung der Auswirkungender Waldbrände zu setzen.9 Inzwischenhat sich die Situation entspannt und derMeteorologische Dienst von Singapursagt den Eintritt eines feuchteren Nord-ost-Monsuns für Mitte Dezember vor-aus.

1.4 Die Ursachen der neuenWaldbrände

Im September 2002 hat das Centre forInternational Forestry Research (CI-FOR) Satelliteninformationen der USNational Oceanographic and Atmos-pheric Agency mit indonesischen Flä-chenwidmungsplänen verglichen. CI-FORs Daten zeigen klar, dass mehr als75 Prozent der im August in West- undZentralkalimantan verzeichneten

1. Einleitung

9WWF Deutschland

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Brennpunkte (Hot Spots) in Ölpalmen-plantagen, Holzplantagen und Holzein-schlagsgebieten liegen.

Vor allem Brände in so genanntenTorfwäldern verursachten 1997-1998bis zu 90 Prozent des Brandsmogs. Dieshaben die CIFOR-Mitarbeiter auch2002 nachgewiesen.10

Dies deutet darauf hin, dass sich dasMuster, welches in früheren Jahren er-sichtlich wurde, 2002 wiederholenkönnte: Einschlags- und Plantagen-unternehmen roden Land, in dem siedie natürlichen Wälder auf ihren Kon-zessionsgebieten in Brand setzen, nach-dem sie wertvolles Holz entfernt undgut brennbare Überreste zurückgelassenhaben. Dies würde auch bedeuten, dassdie Reformen am politischen SystemIndonesiens und seiner Forstpolitik inden letzten fünf Jahren wenig Erfolghatten, der Umwandlung und dem Ent-waldungsprozess Einhalt zu gebieten.

Brandrodung ist auch eine jährlicheTradition bei den Kleinbauern in denTropen. Indonesien ist hier keine Aus-nahme, doch normalerweise werdenderartige Brände klein gehalten und ha-ben nur geringe Auswirkungen auf um-liegende Wälder

Indonesische Umweltschützer wieauch die malaysische Regierung habendie indonesische Regierung wiederholtkritisiert, dass sie zu wenig für die Be-wältigung von Waldbränden tue. DerUmweltminister Indonesiens hat kürz-lich bestätigt, dass das schwache Justiz-und Exekutivsystem des Landes nochimmer zu seiner Unfähigkeit beitrage,der hauptsächlich von Menschen verur-sachten Brände Herr zu werden. AndereBeamte aus Jakarta gaben an, dass sieaufgrund fehlender Mittel und personel-ler Engpässe nicht in der Lage wären,viel für die Eindämmung der Brände zutun.11

Der indonesische Umweltministersagte kürzlich, dass Provinz- und Lo-kalbehörden die Verantwortung dafürtrügen, gegen die Brandverursacher ak-tiv zu werden. Er bezog sich hier so-wohl auf Lizenznehmer, die roden, umLand in Plantagen umzuwandeln, alsauch auf Waldbewohner und Kleinbau-ern. Die Kette der Ursachen und Wir-kungen schließt dieses Jahr wiederum

sowohl Plantagenunternehmen als auchKleinbauern ein.

1.5 Frühwarnungen des WWF

Im Oktober 1998 veröffentlichte derWWF Deutschland den Bericht „Bran-drodung für Margarine“, worin die Be-ziehungen zwischen der damaligenWaldbrandkrise Indonesiens, der Aus-weitung der Ölpalmenplantagen unddem internationalen Palmölhandel mitKonzentration auf den deutschen Marktanalysiert wurden. Der Bericht richtetesich an Konsumenten und Industrie.

Innerhalb des WWF-Netzwerks wur-de die Studie viel diskutiert, und derWWF Deutschland brachte die Forde-rungen der Studie in Gesprächen mitder Privatwirtschaft vor. Außer gele-gentlichen Absichtserklärungen habenmit Palmöl handelnde Unternehmenbisher aber keinerlei Reaktionen hin-sichtlich einer Änderung ihrer Ein-kaufspolitik gezeigt.

Seit 1999 sind Waldbrände einwiederkehrendes Phänomen in Indone-sien, wenn auch mit wechselnder Inten-sität. Im Spätsommer und Herbst 2002breiteten sich erneut Brände aus.

Obwohl die Regierung Indonesiensdie internationale Gemeinschaft diesesJahr noch nicht um Hilfe bei der Brand-bekämpfung gebeten hat, ist es klar,dass das Land alle Hilfe, die es bekom-men kann, brauchen wird, um die Brän-de und die Waldzerstörung aufzuhalten.Das Versenden von Masken, Wasser-bombern und anderer kostspieliger Feu-erbekämpfungsausrüstung wird nichtviel helfen, solange die Waldbrände sozahlreich und von so großem Umfangsind.

Die Ursachen sind inzwischen gutdokumentiert und Empfehlungen habensowohl das WWF/IUCN-Projekt Fire-Fight South East Asia (PFFSEA) alsauch zahlreiche andere Institutionen ab-gegeben.

Da der Bedarf an Palmöl weltweitwie auch in Deutschland weiterhin stän-dig steigt, werden auch in Zukunft gro-ße Waldflächen in Indonesien gerodetwerden, um die Ölpalmenplantagen desLandes auszuweiten. Dieser Prozess

findet statt ohne große Rücksicht aufden Wald, die Umwelt oder die Interes-sen der vor Ort lebenden Menschen.

1.6 Zeit für eine Neuauflage

Dieser Bericht ist die Neuauflage desWWF-Deutschland-Berichts aus demJahr 1998. Er versucht, folgende Fragenzu beantworten:• Was geschah in den vergangenen vier

Jahren in Indonesiens politischemSystem, seiner Wirtschaft, seinen Wäl-der und seiner Bevölkerung?

10 WWF Deutschland

Wichtigste Schlussfolgerungendes WWF-Deutschland-Berichts1998

> Die boomende Ölplantagenwirt-schaft ist neben der Holz- undZellstoffindustrie einer der Sekto-ren, der Wald kontrolliert und eineSchlüsselrolle bei der Waldzerstö-rung spielt.> Palmölplantagen spielen auch bei

sozialen Konflikten in ländlichenGebieten im Zusammenhang mitLandrechten und Zugang zu Wal-dressourcen eine zentrale Rolle.> Ein Großteil der Brände 1997-

1998 wurde von Plantagenkonzes-sionären gelegt, um die Umwand-lung von tropischen Wäldern in Öl-palmen- und andere industriellePlantagen zu beschleunigen.> Tropenwälder machen Platz für Öl-

palmenplantagen, da der Bedarfan Palmöl auf dem internationalenMarkt ständig steigt. In Deutsch-land stiegen die Importe von Roh-palmöl (CPO) alleine zwischen1993 und 1997 um 37 Prozent,wobei besonders die Palmölimpor-te aus Indonesien sehr rasch an-stiegen.> Die politische, finanzielle, soziale

und ökologische Krise 1997-1998bot gute Möglichkeiten für ein Um-denken in der Plantagenexpan-sionspolitik und für Schritte inRichtung einer nachhaltigerenWaldbewirtschaftung in Indone-sien.

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• Wie hat sich Deutschlands Palmölver-brauch entwickelt? Gab es sinnvolleBemühungen, Indonesien bei derBrandbekämpfung zu helfen, die Um-wandlung der Regenwälder in Planta-gen zu beeinflussen und eine vernünf-tigere Bewirtschaftung der Ölpalmen-plantagen zu unterstützen?

• Was wurde in anderen Ländern getan?Was kann Deutschland aus diesen Be-mühungen lernen?

• Wie wird Deutschland auf diese neueKrise reagieren? Hat sich in der Pri-vatwirtschaft etwas getan? WelcheRolle spielen deutsche Banken unddie deutsche Entwicklungszusammen-arbeit?

11WWF Deutschland

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Dieses Kapitel untersucht, in wel-chem Ausmaß die politischen und in-stitutionellen Reformen seit 1998 ge-nutzt wurden, um sich mit der Wald-brandproblematik in Indonesien aus-einanderzusetzen, oder diese Mög-lichkeit verpasst wurde. Das Kapitelbeschreibt die Entwicklung des indo-nesischen Ölpalmensektors seit demvergangenen Bericht 1998 und disku-tiert dann kurz die Rolle dieses Wirt-schaftssektors bei den Bränden.

2.1 Eine Rückschau auf dieBrände 1997-1998

Im Dürrejahr 1997 gab es besonders aufSumatra und Kalimantan in den Spit-zenmonaten (Juni bis Oktober) bis zu300mal mehr Brände als in den selbenMonaten des Jahres 1996, als dieNiederschlagsmenge dem durchschnitt-lichen Mittel entsprach. Allein im süd-lichen Sumatra gab es sechs Monatelang keine wirklichen Regenfälle.12

Schätzungen der gesamten von den Feu-ern 1997-1998 beschädigten oder zer-störten Fläche in Indonesien beliefensich auf beinahe zehn Millionen Hektar,der dreifachen Fläche der Niederlande.Dies schloss 300.000 Hektar Plantagen-flächen, ungefähr 3,3 Millionen HektarTieflandregenwald und weitere 1,5Millionen Torfwälder und Überschwem-mungswald ein.13 Die Brände verur-sachten eine dicke Smogwolke überSüdostasien, die mehrere Monate hin-durch anhielt. Der WWF schätzte, dassder Brandsmog die Gesundheit von 70Millionen Menschen in Südostasien be-einträchtigte14, und die Asiatische Ent-wicklungsbank (ADB) schätzte die ges-amten wirtschaftlichen Kosten derBrände und des Brandsmogs in der Re-gion auf neun Milliarden US-Dollar.15

Brandrodung für PlantagenDie internationale Gebergemeinschaftstellte beträchtliche Mittel und Ausrüs-tung zur Brandbekämpfung zur Verfü-gung. Die Bemühungen waren jedochineffizient, da die meisten Brände ab-sichtlich gelegt wurden und viel zu weitauseinander lagen, um sie effektiv be-kämpfen zu können. Viele Brände wur-

den von Besitzern großer Plantagen ge-legt, um Land zu roden. Darunter warenviele kommerzielle Ölpalmengesell-schaften, welche die vom Klimaphäno-men El Niño verursachte Dürre 1997-1998 als Gelegenheit sahen, ihre Ex-pansionsprogramme umzusetzen.

Bis 1994 war so genanntes „kontrol-liertes Abbrennen“ legal and allgemeinePraxis. Wenn ein Unternehmen bei ei-ner Bank um einen Kredit ansuchte,war das Abbrennen sogar als Kosten-komponente im Geschäftsplan enthal-ten und betrug ungefähr ein Zehntel derRodungskosten. Plantagenunternehmenbevorzugen das Abbrennen als Ro-dungsform, weil

• viele die Brandrodung als kosten-günstiger ansehen als andere Rodungs-formen (kürzliche Branduntersuchun-gen haben jedoch gezeigt, dass bei wirt-schaftlicher Betrachtung die Brandro-dung nicht die günstigsteRodungsalternative ist)16;

• Banken dazu tendieren, die Praxisdes Abbrennens zu fördern, da diesKonzessionsflächen schneller verfügbarmacht und die Zeit bis zur ersten Ernteverkürzt, wodurch ihre Kunden dieSchulden früher tilgen können17;

• Plantagenunternehmen und Ro-dungsfirmen einfach nicht mit anderenMöglichkeiten der Bodenvorbereitungvertraut sind.18

Tabelle 1 zeigt die Prozentsätze jeLandnutzungskategorie, die 1997-1998vom Feuer geschädigt wurden – mitOstkalimantan als Beispiel, wo über einViertel (5,2 Millionen Hektar) von bei-nahe 20 Millionen Hektar brannten.Holzplantagen und Agroindustrieplan-tagen waren am schlimmsten betroffen:64 Prozent der gesamten Holzplanta-genfläche und 51 Prozent der gesamtenlandwirtschaftlichen Plantagenflächenbrannten ab.

Tabelle 1: Feuergeschädigte Fläche je Landnut-zungskategorie in Ostkalimantan 1997/98

Quelle: http://www.iffm.org/ (von GTZ/KfW unterstütztesintegriertes Waldbrandmanagementprojekt)

Großflächige Brandrodungen durchPlantagenunternehmen im Anschluss anden Holzeinschlag verursachten zahl-reiche große und andauernde Brände inden Sumatra-Provinzen Riau und Jam-bi. Bis zu 80 Prozent der größerenBrände ereigneten sich hier in Planta-gen. Im südlichen Sumatra, wo die voll-ständige Umwandlung von Primärwaldin Plantagen fast abgeschlossen ist, wa-ren die Brände kleiner und kurzlebigerund wurden hauptsächlich von Klein-bauern durch Bodenvorbereitung für dieVegetationszeit ausgelöst.19

Viele der neu gewonnenen Anbauflä-chen in Sumatra liegen in den 11,5Millionen Hektar einer küstennahenZone, die durch so genannt Torfwäldergeprägt wird. Plantagenunternehmenund von Transmigrationsprogrammenunterstützte Siedler sind in diesesSumpf-Gebiet trotz dessen niedrigerFruchtbarkeit und schlechter Infrastruk-tur in der Vergangenheit vorgedrungen.Sie wurden vom Mangel an besserenSiedlungs- und Anbauflächen und durchdie Möglichkeit, wertvolle, kommer-zielle Baumarten nutzen zu können,mobilisiert.

Torfwälder sind jedoch in El-Niño-Jahren besonders durch Brände be-droht. Feuer, das ursprünglich entfachtwurde, um die verbliebenen Holzresteabzubrennen, dringt in den Torf ein,undkann dort, lange nachdem das Oberflä-chenfeuer abgebrannt ist, weiter schwe-len, wodurch dichte Rauchwolken ver-ursacht werden.20 Geschätzte 80 Pro-zent des gesamten Brandsmogs 1997-1998 stammten aus solchen Schwel-bränden in den Torfwäldern Ostsuma-tras und Südkalimantans.21

2. Hintergründe der Waldbrände und des Ölpalmenboomsin Indonesien

12 WWF Deutschland

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Die Auswirkungen der Brände aufdie Tierwelt waren dramatisch. Die fol-genden Beispiele berichten von denFolgen für einige bekannte gefährdeteSäugetiere und für zwei Schutzgebietein Kalimantan.

Waldbrände in Schutzgebieten Nationalparks sind wichtige Rück-

zugsgebiete für gefährdete Arten. Aufmindestens 19 der indonesischenSchutzgebiete haben sich während derBrandkatastrophe 1997-1998 die Brän-de ausgebreitet. Hierzu gehören unteranderen der Ujung Kulon-Nationalparkauf Java, zugleich ein Weltnaturerbe,das Feuchtgebiet Berbak in Sumatra(ein Ramsar-Gebiet) und der National-park Tanjung Puting, zugleich Bios-sphärenreservat in Zentralkalimantan.Obwohl ein ungestörter Naturwald weitfeuerresistenter als ein aufgelichteteroder eine Plantage ist, wurden dieseSchutzgebiete vom Feuer geschädigt,da auf beträchtlichen Flächen bereits il-legale Rodungen und Holzeinschlägeunternommen worden waren.

Tanjung PutingDer 400.000 Hektar große Tanjung-

Puting-Nationalpark befindet sich imsüdwestlichen Teil der Provinz Zentral-kalimantan und ist der bekannteste Na-tionalpark Kalimantans. Tanjung Putinist als Biosphärenreservat (MAB-Pro-gramm der UNESCO) gelistet.

Der Tanjung-Puting-Nationalparkverdankt seine Bekanntheit zwei Prima-ten: dem Orang-Utan und dem Nasenaf-fen (Nasalis larvatus). Von dieser zwei-ten Art, die auf Borneo endemisch ist,also nur dort vorkommt, beherbergtTanjung Puting die größte geschütztePopulation. Es wird geschätzt, dass dieArt nicht mehr als etwa 5.000 Indivi-duen zählt. Tanjung Puting leidet außer-ordentlich unter illegalem Holzein-schlag und Goldgräberei und wurde zu-sätzlich von den Bränden 1997-1998stark beschädigt.Quelle:http://www.nature-connservation.or.id/kaliman.html

13WWF Deutschland

DIE AUSWIRKUNGEN DER BRÄNDE AUF BEDROHTE SÄUGETIERE

Orang-UtanOrang-Utans kommen nur auf den Inseln Borneo und Sumatra vor. Ihre Bestän-de wurden im vergangenen Jahrhundert um mehr als 90 Prozent dezimiert. AufBorneo ist die Population nun stark gefährdet, in Sumatra sogar ernsthaft vomAussterben bedroht.22 Die Gesamtpopulation schrumpfte allein in den letztensechs Jahren um fast ein Drittel – von etwa 36.000 Individuen 1996 auf wenigerals 25.000 Tiere heute.23 Ursachen: Lebensraumverlust und Wilderei, vor allemfür den Handel als Haustiere. Nach Schätzungen der Orangutan Foundation ver-ringert sich ihre Zahl auch weiterhin um etwa 1.000 Individuen pro Jahr.

Illegaler Holzeinschlag, die Umwandlung von Wäldern in Holz- und Ölpalmen-plantagen und vor allem die verheerenden Waldbrände vernichteten in den ver-gangenen zwei Jahrzehnten über 80 Prozent des Orang-Utan-Lebensraums.

Ungefähr 40 Prozent der gesamten Brandherde allein in Kalimantan 1997 und1998 befanden sich innerhalb von Orang-Utan-Habitaten. Während der Wald-brände 1997-1998 verendeten bis zu einem Drittel der Orang-Utans Borneos un-mittelbar oder an den Folgen der Brände. Andere wurden für den illegalen Haus-tierhandel gefangen. Heute leben vermutlich noch nicht einmal mehr 15.000Orang-Utans in ganz Borneo.24

Davon kommen offiziell 8.300 Tiere in Schutzgebieten vor. Aber diese Popula-tion ist hoch fragmentiert und weit davon entfernt, sicher zu sein: So brannten1998 zum Beispiel 95 Prozent des Tieflandwaldes innerhalb des Kutai-National-parks.

Ohne die Möglichkeit des Wanderns durch sichere Korridore zwischen denSplittergruppen ist die Wahrscheinlichkeit einer lokalen Ausrottung von Orang-Utan-Populationen hoch. Aufgrund ihrer langsamen Vermehrungsrate würde einVerlust von nur fünf erwachsenen Tieren pro Jahr pro 1.000 Individuen bereits inca. fünf Jahrzehnten zum Aussterben führen. Und: Orang-Utans bevorzugen dieNahrungsaufnahme auf Bäumen mit einem großen Angebot an Früchten, wiezum Beispiel wilde Durian- und Feigenbäume. Dies ist jedoch nur in Wäldern mitaltem Baumbestand und intaktem Kronendach möglich.

Quellen: www.panda.org/species/orang; orangutan campaign page of www.eia-international.org; Yeager, C. [Ed],1999.

Sumatra-NashornIn ganz Asien leben nur noch weniger als 2.900 Nashörner in der Wildnis. Dieam stärksten gefährdete Art, das Sumatra-Nashorn, wurde von geschätzten 600Tieren 1994 auf heute rund 300 dezimiert. Die Art beschränkt sich nun auf kleinezerstreute Populationen auf der malaysischen Halbinsel, in Sabah/Borneo undauf Sumatra. Ihr Status in anderen Teilen der Region (Thailand, Myanmar, Laos,Kalimantan, Sarawak) ist unbekannt.

Die Brände 1997 und 1998 breiteten sich auch auf die Schutzgebiete, in de-nen Sumatra-Nashörner vorkommen, aus. Wilderer stellen eine weitere Bedro-hung für diese Art dar.

Quelle: www.panda.org/species/asian_rhino

Der Asiatische ElefantAsiatische Elefanten, die ebenfalls auf Sumatra und Borneo vorkommen, könn-ten dort aussterben, sollte die Zerstörung der Mischung aus Grasland und Wald,ihres bevorzugten Lebensraumes, fortdauern. Die verbleibende Population aufSumatra wird auf 2.500 bis 4.000 Individuen geschätzt. Die Konflikte zwischenMenschen und Elefanten sind in den Provinzen Riau und Lampung am stärkstenausgeprägt, weil dort ihre Habitate rasch in Agrarflächen wie z. B. Reisfelder undÖlpalmenplantagen umgewandelt werden.

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KutaiDer Kutai-Nationalpark umfasst eine

Fläche von beinahe 200.000 Hektar undbefindet sich in der Provinz Ostkalim-antan. 1936 wurden 300.000 Hektar alsReservat zum Schutz der Fauna dekla-riert, um Arten wie das Sumatra-Nas-horn (inzwischen in diesem Gebiet aus-gestorben), den Banteng (Bos javani-cus), ein großes Wildrind, und denOrang-Utan zu schützen. Dieser Schutzkonnte nicht verhindern, dass Wald inden darauf folgenden Jahren kontinuier-lich abgeholzt wurde und bereits 1980große Teile des Reservats durch Holz-einschlag, Ölbohrungen und landwirt-schaftliche Rodungen schwer geschä-digt worden waren. Erst 1995 wurdedas Gebiet tatsächlich als Nationalparkausgewiesen.

Große Waldbrände schädigten 60Prozent des Waldbestandes in den El-Niño-Jahren 1982/83 und 1997/98. In

den ersten drei Monaten des Jahres 1998wurden ca. 50.000 Hektar durch Brändezerstört und ungefähr 95 Prozent desTieflandregenwaldes geschädigt. DieVegetation des Parks ist nun so schwergeschädigt, dass sich vielerorts Savan-nen ausbreiten. Ob der Park langfristignoch als Lebensraum für die Orang-Utan Population taugt, ist fraglich.39

Quellen:http://www.nature-conservation.or.id/kaliman.html;Down to Earth No. 37, May 1998; Down to Earth No. 45,May 2000; Yeager, 1999

2.2 Ursachen der Brände

Aufeinander folgende indonesischeForstminister wurden nicht müde, diekritische wirtschaftliche Lage des Lan-des in den vergangenen fünf Jahren alsEntschuldigung für das Ausbleiben ef-fektiver Maßnahmen zu bemühen. Jedes

Jahr hat Jakarta um mehr Geld undTechnologie gebeten – wie zum BeispielFlugzeuge, die als Wasserbomber dieBrände löschen sollten.40 Die Notwen-digkeit grundsätzlicher Änderungen imHolzeinschlag- und Plantagensystemselbst sowie in der sozialen und politi-schen Landnutzungs- und Pachtstrukturwurde demgegenüber vernachlässigt.

Im August 2002 veröffentlichte dasProject FireFight South East Asia(PFFSEA) – eine Initiative des WWFund der IUCN – vier Berichte41 zurechtlichen und wirtschaftlichen Frage-stellungen der Brände und eines aufGemeindeebene basierenden Feuerma-nagements. Die Berichte zeigen, wieman die wiederkehrenden verheerendenWaldbrände in Indonesien und die Aus-breitung von Smog in Südostasien ver-meiden könnte. Kurz zusammenfassendlassen sich folgende Forderungen ausden Berichten entnehmen:

• Der private Sektor muss seine Ver-antwortung beim Brandmanagementwahrnehmen, da er große Landflächenbewirtschaftet und die notwendigenRessourcen und Expertise besitzt.

• Es müssen stärkere Anreize fürländliche Gemeinden angeboten wer-den, lokale Brände unter Betonung kla-rer, sicherer Landrechte zu verhindernbeziehungsweise zu bekämpfen

• Die Unsicherheiten bei den Verant-wortlichkeiten für die Brandprävention-und bekämpfung müssen durch rechtli-che und institutionelle Reformen besei-tigt werden.

Innerhalb des Waldbrandpräventions-und Kontrollprojekts (FFPCP), einer bi-lateralen Initiative zwischen der EU undIndonesien, wurde eine Reihe von Stu-dien über die komplexen Beziehungenzwischen Akteuren, Ursachen und Wir-kungen bei Indonesiens Waldbrändendurchgeführt. Als unmittelbarere Ursa-chen identifizierte das Projekt:42

• weitverbreiteter übermäßiger Holz-einschlag;

• großflächige Rodungen durchAgroindustrieunternehmen;

• Rodungen für große Transmigra-tionsprogramme;

• Ankauf von Land durch Firmenund die Regierung mit wenig Rücksichtauf die Rechte lokaler Gemeinden.

14 WWF Deutschland

Wenn Elefanten in isolierten Waldgebieten eingeschlossen sind, werden siebekanntermaßen agressiv. Solche Tiere können in Dörfern und Ölpalmenplanta-gen Amok laufen. In der Stadt Bandar Lampung (Sumatra) hat die fortdauerndeZerstörung wilde Elefanten sogar dazu getrieben, in Wohngebieten zu wüten.Nach Aussage örtlicher Bauern verloren die Elefanten ihren Lebensraum an eineÖlpalmenplantage, begannen die Felder zu zerstören und töteten zwei Men-schen.25 In Lampung werden daher jedes Jahr 40 wilde Elefanten gefangen.26 Ex-perten sehen derartige Konfrontationen bereits als die Hauptursache des Elefan-tensterbens in Asien an.

Die Provinz Riau beherbergt ca. 40 Prozent der gesamten Elefantenpopula-tion Sumatras (1.100 bis 1.700 Individuen), zugleich auch das zweitgrößte Ölpal-menanbaugebiet. Hier ist die Situation besonders kritisch. Auch steigende Bevöl-kerungszahlen schüren die Konflikte zwischen Mensch und Elefant. In einem ein-zigen Gebiet (Tesso Nilo) werden die durch Elefanten verursachten Schäden(Zerstörung von Häusern, Verletzen und Töten von Menschen und Beschädigun-gen in Plantagen) auf jährlich 1,1 Millionen US-Dollar geschätzt.27 Es gibt auchBerichte von Vergiftungen, einschließlich eines dramatischen Falles in Riau1996, wo ein Ölpalmenunternehmen zwölf Elefanten auf einmal vergiftete. Wäh-rend der vergangenen vier Jahre wurden mindestens zehn Menschen getötetund weitere 76 bei Attacken von wilden Elefanten in der Randzone des South-Bukit-Barisan-Nationalpark verletzt.28

Die Umwandlung in Ölpalmen- und Akazienplantagen sowie die Brände be-drohen den Tesso-Nilo-Wald ernsthaft. Es ist der letzte verbleibende NaturwaldRiaus, der eine größere Elefantenpopulation erhalten könnte. Der WWF Indone-sien, unterstützt von mehreren anderen nationalen WWF-Büros, hat hart um denSchutz von Tesso Nilo gekämpft. Im Laufe des Jahres 2002 gab es mit der mög-lichen Errichtung des ersten Elefantenschutzgebietes Asiens und mit Abkom-men, die destruktiven Praktiken Einhalt gebieten sollten, endlich Anzeichen,dass die Bemühungen Erfolge zeigen.

Quellen: www.panda.org/species/eleph_asian; Forests, People and Rights, Down to Earth Special Report: Juni2002; Jakarta Post, 14. Feb.2002; Wakker, 2001.

Page 15: Kahlschlag zum Frühstückregenwald-statt-palmoel.de › images › oelpalmenindonesien... · 2015-01-23 · von der Größe Mecklenburg-Vorpom-merns. Bei einer derartigen Zerstö-rungsrate

Brandstiftung ist eine Waffe, die vonbeiden Seiten im sozialen Konflikt umLandbesitz und Landnutzung angewen-det wird. Es gab zahlreiche Fälle, beidenen Plantagenbetreiber ihre „Claims“abstecken, indem sie Gemeindeland ab-brennen, und verbitterte lokale Bewoh-ner nehmen Rache durch die Zerstörungvon Camps und Plantagen, die ohneihre Zustimmung errichtet wurden.43

Das FFPCP zog den Schluss, dass ei-ne dauerhafte Lösung für IndonesiensBrandprobleme in einer stark verbesser-ten Raumplanung auf lokaler Ebeneund einer verbesserten lokalen Bewirt-schaftung auch bei der Brandpräventionliege. Eine Fortsetzung des bürokrati-schen Ansatzes beim Brandmanage-

ment, sich nur auf Brandeindämmungzu konzentrieren, wird während dernächsten El-Niño-Dürre genau so fehl-schlagen wie auch 1997.44

2.3 Reform und Dezentralisie-rung

Seit 1997 ist Indonesien mit enormenwirtschaftlichen und politischen Verän-derungen konfrontiert: eine unvorherge-sehene Wirtschaftskrise, der Aufbau de-mokratischer Institutionen nach dreiJahrzehnten autokratischer Herrschaftdurch General Suharto und die Umset-zung eines weitreichenden Dezentrali-sierungsprogramms. Gleichzeitig habenJahrzehnte an Nepotismus, Korruption,schlechtem Finanzmanagement undübermäßiger Waldnutzung zum Nieder-gang der indonesischen Wälder geführt.Als die Finanzkrise Asien Mitte 1997traf, wurde Indonesien am härtesten ge-troffen und erholte sich am langsam-sten. 1999 erlitten die indonesischenStaatsbanken Verluste in Höhe einesFünftel des Bruttoinlandsproduktes desLandes. Die Krise vervierfachte dieArmut im Land. Derzeit befindet sichdie Hälfte der indonesischen Bevölke-rung unter der Armutsgrenze.45

Im Mai 1998 war General Suhartogezwungen, vom Präsidentenamt zu-rückzutreten und die Amtsgeschäfte anseinen Vizepräsidenten zu übergeben.Politische Euphorie und viele Gesprä-che über Reformen folgten. Seit Suhar-tos Fall gab es größere politische Frei-heiten, die den Gruppen der Zivilgesell-schaft dabei halfen, besseren Zugang zuden Entscheidungsträgern in der Regie-rung zu erhalten und politisch sensibleFragen an die Öffentlichkeit zu bringen.Die Hoffnungen, dass diese Freiheit zuweit reichenden politischen Reformenauch im Forstsektor führen werde, wa-ren und sind noch immer groß.

Unter den drei Nachfolgern Suhartosseit 1998, Bacharuddin Jusuf Habibie,Abdurrahman Wahid und Megawati Su-

karnoputri, wurden viele Reformen an-gekündigt, diskutiert und manchmalverabschiedet. Nach mehr als vier Jah-ren ist das Gesamtbild eher gemischt:46

Positive und negative AuswirkungenReformen und Signale der Regierung

seit 1998, die potenziell positive Aus-wirkungen auf Indonesiens Wälder ha-ben:

• Holzeinschlagskonzessionen, die1999-2000 abliefen, sollen nicht erneu-ert oder verlängert werden.

• Regionale Autonomiegesetze wur-den 1999 verabschiedet und traten 2001in Kraft. Sie lassen regionale Regierun-gen stärker auf ökologische und sozialeBelange in Gebieten mit starker Beteili-gung der Zivilgesellschaft reagieren.

• Die Regierung verhängte im Mai2002 ein Moratorium auf weitere Um-wandlung von Naturwald.

• Im Oktober 2001 wurde ein totalesExportverbot für Rundholz verhängt.I

• Bis zum Jahr 2003 müssen Holz-einschlagsfirmen ein von der Regierunganerkanntes Zertifikat über nachhaltigeForstwirtschaft besitzen.II

• Der derzeitige Forstminister, Mo-hammad Prakosa, verlautbarte, dass dieZukunft der indonesischen Forstwirt-schaft auf kleinen Betrieben auf lokalerEbene basieren müsse und nicht aufgroß dimensioniertem kommerziellemHolzeinschlag.III

• Im November 2001 verabschiedetedie Regierung zum ersten Mal ein De-kret, dass einen rechtlichen Rahmen fürdie Reform der Gesetze im Zusammen-hang mit der Bewirtschaftung natür-licher Ressourcen schafft. Die Prinzi-pien und Direktiven des Dekrets erken-nen die Notwendigkeit an, Gewohn-heitsrechte und die kulturelle Diversitätbei der Nutzung natürlicher Ressourcenzu schützen.

• 1998 entschied das Forstministe-rium, jenen Plantagenunternehmen dieUmwandlungslizenzen zu entziehen,die ihre Plantagen nicht errichteten,sondern die Umwandlung nachweislich

15WWF Deutschland

Ölpalmenunternehmen angeklagt

Es gab niemals viele rechtlicheSchritte gegen Plantagenunterneh-men, die illegal abbrannten, um Landauf ihren Konzessionen zu roden. Ei-ner der wenigen erfolgreichen Pro-zesse war gegen PT Adei, einer Öl-palmenplantagengesellschaft ausMalaysia in Riau. Der Eigentümerwurde im August 2002 zu acht Mo-naten Gefängnis sowie zu einerGeldstrafe von 100 Millionen Rupien(10.000 US-Dollar) wegen Boden-bränden verurteilt, die sich auf seinerÖlpalmenplantage in der Provinz1999 ereigneten. Dieses Urteil warmilder als der Spruch des Bezirksge-richtes Pekanbaru, das den Ange-klagten zu zwei Jahren Gefängnisverurteilte. Der Angeklagte wurde fürschuldig befunden, Brände auf sei-ner Plantage gegen das Umweltge-setz Nr. 23/1997 gelegt zu haben.Insgesamt 17 Brände wurden festge-stellt, als ein Team des lokalen Um-weltkontrollbüros eine Untersuchungauf der Plantage durchführte. Regie-rungsmeldungen zufolge stehen vierweitere Unternehmen knapp davor,vor Gericht gebracht zu werden.38

I Das Verbot hat zu einem großen Rückgang der Holzexporte geführt, aber von Effektivität ist es weit entfernt, wenn man an die Schiffe denkt, die illegal mit indonesischem Holz in den ma-laysischen Häfen anlegen. Abgesehen von illegalen Exporten, berichtet die ITTO sogar von 300.000 m3 exportierem Holz 2002 (FWI/GFW, 2002)).

II Zertifizierungsorganisationen wurden ernannt, doch NROs haben mehrere von ihnen in Frage gestellt, da sie zu ehemaligen Holztycoons in Verbindungen stehen.III Stellungnahme gegenüber NROs des VK während eines Ministerbesuchs in London im April 2002.

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nur beantragt hatten, um die Fläche zuroden und das Holz teuer zu verkaufen.

• 1999 wurden neue Bestimmungenerlassen, die neue Plantagenbetreiberermutigen sollen, Kooperativen lokalerBauern in die Besitztitel und den Be-trieb von Ölpalmenplantagen einzube-ziehen.

Es darf jedoch nicht außer Acht ge-lassen werden, dass die tatsächlicheUmsetzung zahlreicher viel verspre-chender Reformen oft mangelhaft waroder von Provinz- und Bezirksregierun-gen bekämpft wurde.

Reformen, die negative Auswirkun-gen auf natürliche Wälder haben undBeschränkungen für positive Reformen:

• Die Einschlagskonzessionen, die1999-2000 nicht erneuert oder verlän-gert wurden, sollten als Teil des „Ret-tungspakets“ des IWF von 1997 verstei-gert werden, anstatt auf lokale Gemein-den zurück zu fallen oder als Schutzge-biete umgewidmet zu werden.

• Ende 2000, gerade vor Ablaufender Frist, vergab der Forstminister neueHolzeinschlagskonzessionen an privateUnternehmen.

• Seit 1998 ist es staatlichen Forst-unternehmen erlaubt, 30 Prozent ihrerKonzessionsgebiete für Plantagenpflan-zen wie Ölpalmen zu nutzen (sieheauch Abschnitt 2.5).

• 1999 erhielten Plantagenunterneh-men das Recht, Holzplantagen in„nichtproduktiven Produktionswäl-dern“, die früher Holzeinschlagsfirmenzugewiesen waren, zu errichten (sieheauch Abschnitt 2.5).IV

• Regionale Autonomiegesetze be-schleunigen die Entwaldung in solchenGebieten , in denen die Zivilgesell-schaft schwach ist und wo lokale Politi-ker gemeinsame Geschäfte mit mächti-gen lokalen Geschäftseliten betreiben.

• Im November 2000 räumte ein Er-lass den Distriktregierungen das Rechtein, Einschlagslizenzen bis zu einerGröße von 100 Hektar zu vergeben.2001 nahm der neue Forstminister Pra-kosa den Erlass zurück und verbot Gou-verneuren und Bezirksleitern, weiter Li-

zenzen zu vergeben. Dieser zweite Er-lass wird jedoch weithin ignoriert.

• Weithin verbreitete Korruption, derMangel an politischem Willen, an ad-ministrativer Kapazität und anRessourcen haben zu einem allgemei-nen Zusammenbruch der Exekutive ge-führt. Als Konsequenz werden inzwi-schen ohne jede Ahndung Holzein-schläge in Waldschutzgebieten in allenLandesteilen illegal und in großem Stildurchgeführt (siehe Kasten).

Das Fazit ist gemischt. Es gibt eineReihe von positiven Entwicklungen, diedas Potential haben, dabei zu helfen,weitere Waldverluste zu verlangsamenund mehr Kontrolle über die Waldnut-zung zu bekommen. Andere Reformensind jedoch als Anreize für den Planta-gensektor gedacht und stellen eine po-tenzielle Gefahr für die natürlichenWälder dar.

Die stetig abnehmende Kontrolle derZentralregierung in Folge des Dezentra-lisierungsprozesses bringt es mit sich,dass die Akteure in der internationalenHandelskette – Investoren, Händler undKonsumenten – größere Verantwortungund größeren Einfluss auf das Schicksalder indonesischen Wälder bekommen.

2.4 Zusagen und Versprechenfür die zukünftige Brandbe-kämpfung

Angesichts der andauernden internatio-nalen Kritik , nicht genug für die Be-kämpfung der Waldbrände zu tun, wur-den von der indonesischen Regierungeinige Zusagen und Versprechen ge-macht:

• Bemühungen, das Thema über dieAssociation of South East Asian Na-tions (ASEAN), die wichtigste diplo-matische Vertretung in dieser Region,zu behandeln, haben sich bisher als in-effizient erwiesen. Für die ASEAN-Nachbarstaaten Indonesiens ist das Pro-blem eher der Rauch, der auf ihr Terri-torium übergreift, als die Brände selbst.1998 verpflichtete sich Indonesiengegenüber der ASEAN, dem BeispielMalaysias48 zu folgen und die Umset-zung einer „Zero-Burning-Policy“ (Kei-ne Rodung durch Abbrennen) voranzu-treiben. Die Erfahrungen bis heute zei-gen jedoch wenig Erfolg bei der Umset-zung dieser Strategie.

• Mehrere einzelne Plantagenunter-nehmen wie PT SMART gaben an, sichdaran zu halten, keine Brandrodungen

16 WWF Deutschland

I Dies bedroht im besonderen bestehende Lizenzen, da das Moratorium über Waldkonversion 2000 sich (theoretisch) nur auf neue Konzessionen bezieht.

Herausforderung: illegaler Holzeinschlag47

Nach Jahren unbehaglichen Schweigens und der Ignoranz ist der illegale Holz-einschlag ein Thema, das derzeit ganz oben auf der nationalen und internationa-len politischen Tagesordnung in Sachen Wald steht. Indonesien ist in dieser Ver-brechensbilanz trauriger Spitzenreiter. Im vergangenen Jahrzehnt waren schät-zungsweise fast drei Viertel der Holzholzexporte des Landes illegaler Herkunft.

Kontrolle und Exekutive sind zu schwach, um Straftaten und Korruption zustoppen. 1994 gestand die indonesische Regierung ein, dass 84 Prozent derKonzessionäre entsprechende Gesetze und Regelungen zur Bewirtschaftungder Konzessionen verletzten. Die wirtschaftlichen Verluste aufgrund illegalenHolzeinschlags werden auf 600 Millionen US-Dollar pro Jahr schätzt.

Das Bewusstsein wächst, dass alle Waldreformen in Indonesien den wesent-lichen Schritt von der Theorie in die Praxis tun müssen und dass es Problemebei der Umsetzung gibt. Eine interessante Initiative ist das bilaterale Memoran-dum of Understanding (MoU), das zwischen der indonesischen und der briti-schen Regierung unterzeichnet wurde. Die Ambition Großbritanniens, einemwichtigen Käufer indonesischen Holzes, ist es, nur legal eingeschlagenes Holzzu kaufen. Um dies zu erreichen, wird Großbritannien dabei behilflich sein, dies-bezüglich die Exekutive in Indonesien zu stärken.

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durchzuführen. Der WWF Indonesienarbeitet mit SMART an einem Abkom-men über die unabhängige Überprüfungdieser Politik.

• Im Juni 2002 unterzeichnete Indo-nesien mit den ASEAN-Ländern einenbindenden Anti-Brandsmog-Vertrag.Der Vertrag legt die Verpflichtungen derMitgliedsstaaten fest und enthält De-tails über Präventivmaßnahmen und Re-aktionen, die von den 10 Mitgliedsstaa-ten der ASEAN erwartet werden. DasAbkommen identifiziert jedoch nichtspeziell die Großunternehmen als dieHauptverursacher der Brände, sondernbezieht sich nur auf die Notwendigkeitfür „legislative, administrative und/oderandere relevante Maßnahmen... um of-fenes Abbrennen zu kontrollieren undBrandrodungen zu verhindern.“ Esherrscht Skepsis sowohl in Indonesienals auch bei seinen Nachbarn, dass Jak-arta den erforderlichen politischenWillen zeigt, hart gegen die jährlichenBrände durchzugreifen. Im übrigenmuss dieses Abkommen noch ratifiziertwerden.

• Internationale und nationale Um-weltgruppen üben nun Druck auf dieUnternehmen aus, indem sie Brandlo-kalisationsdaten und Satellitenbilderdazu verwenden, Banken und Finanzin-stitute zur Einschränkung der Kredit-vergabe an die Unternehmen zu be-wegen.

• 2001 haben Unternehmen derForst- und Plantagenindustrie Indone-siens die „Brandsmog-Präventionsgrup-pe“ (HPG – Haze Prevention Group)gegründet.49 Die HPG arbeitet eng mitder Regierung Indonesiens und denNachbarländern, dem WWF, der UNO,der EU, der AEB und der Weltbank zu-sammen und gibt vor, „danach zu stre-ben, Wald- und Plantagenbrände sowieAbbrennen zu reduzieren und wann im-mer möglich zu eliminieren.“ Die HPGgibt jedoch auch als ihr langfristigesZiel an, „in der Lage zu sein, eine ge-sunde Plantagen- und Forstwirtschaftzu betreiben“ – wobei die Frage zu stel-len ist, was sie unter „gesund“ versteht.Darüber hinaus wurde kein effektiverMechanismus zur Verifizierung der Ein-haltung der Gesetze und von Mindest-standards vorgesehen – abgesehen von

der Tatsache, dass die Gruppe die Ursa-chen des Problems nicht anspricht.

Obwohl die meisten dieser Verpflich-tungen und Initiativen in guter Absichtgemacht scheinen, ist ihre Effizienz bis-her zweifelhaft. Einer der Engpässe istdas Fehlen von Koordination der indo-nesischen Regierungsabteilungen sowieeines integrierten Ansatzes.

2.5 Der Ölpalmenboom gehtweiter

Da die Expansion des Ölpalmensektorseine der treibenden Kräfte der Waldum-wandlung und der großen Brände inIndonesien ist, beschäftigt sich dieserAbschnitt näher damit, wie sich der Öl-palmenboom seit dem letzten WWF-Bericht von 1998 entwickelt hat.

Wachstumstrends in IndonesienOil World, das führende Marktfor-

schungsinstitut für den Bereich derPflanzenöle- und fette mit Sitz inDeutschland, prognostiziert, dass derWeltbedarf an Palmöl von derzeit 22,5Millionen Tonnen jährlich bis 2020 auf40 Millionen Tonnen steigen wird. Umdiesen Bedarf zu decken, müssen dieErzeugerländer bis 2020 300.000 Hek-tar neuer Anbauflächen pro Jahr errich-ten.50

Die FFPCP (Forest Fire Preventionand Control Project) prognostiziert,dass ungefähr die Hälfte der neuenPlantagenflächen in Indonesien errich-

tet werden, wo Arbeitskräfte und Landnoch immer als im Überfluss vorhandengelten. Das Projekt erwartet, dass Su-matra mit seiner relativ gut entwickel-ten Infrastruktur und seinen gut ausge-bildeten Arbeitskräften den Großteildieser Expansion absorbieren wird (1,6Millionen Hektar). Es ist unvermeid-lich, dass die meisten neuen Ölpalmenin trocken gelegten Feuchtgebieten ge-pflanzt werden, da die begehrterenStandorte der Insel bereits okkupiertsind. Auf Kalimantan würden weitereeine Million und auf West-Papua 0,4Millionen Hektar entfallen.52

Der Ölpalmensektor ist eine relativarbeitsintensive Agroindustrie, die 1998über zwei Millionen Menschen be-schäftigte.53 Mit der gesamten Verarbei-tungskette und den zugehörigen Dienst-leistungsindustrien sind etwa 4,5 Milli-onen Menschen von den Ölpalmenplan-tagen in Indonesien abhängig. Im Jahr2000 erwirtschafteten Palmölverkäufe1,7 Milliarden US-Dollar für die indo-nesische Wirtschaft, wovon 1,4 Milliar-den US-Dollar allein auf Sumatra gene-riert wurden.54 Es wird erwartet, dassdiese Zahlen rapide ansteigen, da sichdie Preise von einem 15jährigen Tief-stand erholen. Dies scheint durch dieErlöse aus den Verkäufen in der Höhevon drei Milliarden US-Dollar für 2002bestätigt zu werden.55 Aus ökonomi-scher Sicht werden diese Fakten oft alspositive Folge des Ölpalmensektors fürIndonesien dargestellt. Es werden je-doch alle übrigen Auswirkungen igno-riert, die die Umwandlung von Wäldernin großflächige Monokulturen mit sichbringt.

Vor 35 Jahren betrug die gesamte mitÖlpalmen bepflanzte Fläche in Indone-sien nur 100.000 Hektar. Abbildung 1zeigt das phänomenale Wachstum dergesamten Ölpalmenanbauflächen desLandes in den 80er und 90er Jahren desletzten Jahrhunderts. Beginnend mit ca.600.000 Hektar 1985 erreichte die An-baufläche im Jahr 2000 über drei Milli-onen Hektar.56 Dies war nicht so über-ambitioniert wie Suhartos 1996 ge-stecktes Ziel von 5,5 Millionen, wovondie Hälfte privaten Plantagengesell-schaften in ausländischem Eigentumzugewiesen werden sollten.57

17WWF Deutschland

„Wie bei jeder anderen Nutzpflan-ze ist das Problem nicht die Ölpalmeselbst, sondern das industrielle Mo-dell, das zu ihrer Nutzung angewandtwird. Es gibt zahlreiche Beispiele –besonders in Afrika – die zeigen,dass diese Palme auf umweltfreund-liche Weise wachsen und geerntetwerden kann, so dass sie die Bedürf-nisse der lokalen Bevölkerung in ei-ner nachhaltigen und gerechtenWeise erfüllt. Gewöhnlich wird je-doch das industrielle, und nicht dasdiversifizierte Kleinmodell gefördert“.

Aus: WRM Bulletin # 47, Juni 2001 (World Rainfo-rest Movement)

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Ungefähr 60 Prozent dieser dreiMillionen Hektar befinden sich auf Su-matra und Kalimantan. Die Inseln Ost-Indonesiens (hauptsächlich Sulawesiund West-Papua) wurden von der Re-gierung als die neuen Wachstumszen-tren ins Visier genommen.58 Dessen un-geachtet zögerten die Unternehmen bis-her, Plantagen im Osten zu errichten, dasie die bessere Infrastruktur, die Nähezu den Märkten und die besser ausge-bildeten Arbeitskräfte auf den west-lichen Inseln bevorzugen.59

Schlüsselfaktoren, welche die indo-nesischen Ölpalmenplantagen attraktivfür in- und ausländische Investoren ge-macht haben, waren:60

• hohe Temperaturen und starke Regen-fälle sichern hohe Wachstumsraten;

• große Landabschnitte weisen geeigne-te Böden auf;

• indonesische Gesetze und Bestim-mungen über Land und Wald konntenleicht manipuliert werden, weswegenLand billig war;

• indonesische Arbeitskräfte waren bil-lig – besonders dort, wo Plantagen mitTransmigrationsprogrammen gekop-pelt waren;

• Unternehmen konnten vom Holzver-kauf aus dem Waldbestand profitieren,bevor für die Plantagen gerodet wur-de;

• es gab wenig Raum für eine weitereExpansion der Ölpalme auf der ma-laysischen Halbinsel;

• die indonesische Regierung war starkdaran interessiert, Exporte außerhalbdes Öl-und Gassektors zu fördern.

Trotz dieser günstigen Faktoren fandCasson (2000) heraus, dass Ölpalmen-unternehmen 1997 vorübergehend ihreAnbauziele verringert hatten. DieHauptgründe für diese Reduktion waren:• niedrige internationale Palmölpreise,• massive Verschuldung der indonesi-

schen Plantagenunternehmen,• die Exportsteuer-Politik der Regie-

rung,• die oben genannten begonnenen Re-

formen des Sektors, • soziale Konflikte,• große Unsicherheit und ständige Ver-

änderungen der Regierungspläne hin-sichtlich der Privatisierung staatlicherÖlpalmenplantagen,

• Dürre und Brände als Folge des El-Ni-ño-Wetterphänomens von 1997-1998,

• höhere Produktionskosten als erwartet.Die Verlangsamung der Erweiterung

der Anbauflächen hatte ebenfalls gerin-ge Auswirkungen auf das Produktions-wachstum, das von 6,6 Millionen Ton-nen 1997 auf 9,5 Millionen Tonnen2001 emporschnellte.61

Faktoren, die eine erneute Expansionstimulieren, sind: niedrigere Zinssätze,Anreize für Auslandsinvestitionen undandere gesetzliche Veränderungen, wel-che die Errichtung von Ölpalmen er-leichtern, eine steigende weltweiteNachfrage nach Palmöl, die drastischeSenkung der Exportsteuer durch die Re-gierung sowie die Zusammenarbeitzwischen indonesischen und malaysi-schen Produzenten, die die Weltmarkt-preise in die Höhe treiben wollen.

Wer sind die Eigentümer der Plan-tagen?

Die Palmölindustrie in Indonesienkennt drei Eigentumsformen:• Staatseigentum,• (große) Privatunternehmen und• Kleinbauern

Während der siebziger Jahre wurdendie meisten Anbauflächen von Staats-unternehmen errichtet und besessen,wohin gegen die 80er Jahre eine Aus-weitung der Anbauflächen von Klein-bauern brachten. Beide Entwicklungenwaren eine Folge der Politik der Regie-rung und der Weltbank. Seit dem Endeder 80er Jahre nahmen aufgrund einerReihe durch die Regierung geschaffenerAnreize großflächige Privatplantagenzu (siehe Tabelle 2).

Die Besitzer von Kleinplantagensind Bauern, die ein paar Hektar besit-zen, nachdem diese von einem Unter-nehmen mit Ölpalmen bepflanzt wor-den sind. Das Unternehmen liefert Dün-ger und Pestizide und kauft die geern-ten Fruchtstände. Diese Abhängigkeitmacht sie wirtschaftlich verletzbar. Ob-wohl sie in der Lage sind, ihren Lebens-unterhalt zu bestreiten, sind die sozialenund wirtschaftlichen Kosten und Vortei-le des Kleinplantagenmodells komplexund Gegenstand heftiger Debatten.62

Hinter dieser Statistik verbirgt sichdie sensible Landrechtthematik, denndie Errichtung von Ölpalmenplantagenstellt eine wesentliche Ursache vonKonflikten betreffend Land undRessourcen dar. Eine der sozialen Aus-wirkungen der Expansion ist die Aneig-

18 WWF Deutschland

Abb. 1: Gesamtfläche der in Indonesien errrichteten Ölpalmpalmplantagen Aus Wakker, 2000.

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nung großer Landflächen, die von loka-len bäuerlichen Gemeinden genutztworden waren, welche in vielen tropi-schen Ländern keine Eigentumstitel andem von ihnen traditionell genutztenLand besitzen. In boomenden Sektorenwie im Ölpalmengeschäft, wo die wirt-schaftlichen Gewinne hoch sind, kön-nen Plantagenunternehmen Konzessio-nen oder Eigentumstitel auf Land unddie Unterstützung der Regierung erhal-ten, wobei die eventuelle Oppositionvon lokalen Gemeinden gern unter-drückt wird.

Indonesiens Ölpalmenindustrie wirdvon denselben inländischen Konglome-raten dominiert, die den Holzeinschlag,die Holzverarbeitung, die Zellstoff- undPapierindustrie dominieren: Zum Bei-spiel die Salim-Gruppe, die Raja-Garu-da-Mas-Gruppe (Holzunternehmen,Zellstofffabriken APRIL/RAPP und Öl-palmenunternehmen Inti Indosawit)und die Sinar-Mas-Gruppe (hierzu ge-hören Holzeinschlagsunternehmen, dasPapier- und Zellstoffunternehmen APPund das Ölpalmenunternehmen Matra-sawit). Darunter befinden sich auchstaatliche Forstunternehmen wie die In-hutani-Gruppe, denen es – gemäß einesErlasses von 1998 – gestattet ist, bis zu30 Prozent ihrer Konzession in Ölpal-menplantagen umzuwandeln, um ra-schere Investitionserträge zu erreichenals in der Holzindustrie. Es gibt auchbeträchtliche Auslandsinvestitionen vonfünfzig ausländischen Firmen, die Ende1998 in diesem Sektor involviert warenund ein Gesamtinvestitionsvolumen vondrei Milliarden US-Dollar repräsentie-ren.63

2.6 Waldrodung für Plantagen

Die Analyse der Rolle der Ölpalmen-plantagen bei der Waldumwandlung inIndonesien folgt in diesem Bericht demModell, das in Anhang 1 beschriebenund anschaulich dargestellt ist. Es zeigtdie Komplexität der Dynamik derLandnutzung, wobei Waldumwandlungoft das Ergebnis einer Kette von Ent-scheidungen ist. Neben dem Forstsektorwird der Umwandlungsprozess von denAkteuren der nationalen und internatio-nalen Agroindustrie betrieben. Vielevon ihnen haben enge Verbindungen zuPolitikern.64

Dem Gesetz nach können Plantagennur auf Flächen errichtet werden, die imnationalen Landnutzungsplan als „Um-wandlungswald“ eingestuft wurden. Dieletzten, nicht offiziell veröffentlichtenZahlen lassen auf eine Zunahme der alsUmwandlungswald gewidmeten Flächenvon acht Millionen Hektar 2000 auf 14Millionen 2002 schließen – hauptsäch-lich durch Umwidmung von zuvor alspermanentem Waldland eingestuftenFlächen in Maluku und West Papua.65

Solche Umwidmungen zeigen, wiedie Behörden auf so genannte Um-wandlungswalddefizite reagieren kön-nen. Es gibt weit mehr Anträge zurFreigabe von Waldland für Agroplanta-gen, als an Umwandlungswald klassifi-ziertes Land tatsächlich verfügbar ist.Tabelle 3 zeigt Zahlen über die „Defizi-te“, die entstehen könnten, würden alleausstehenden Anträge auf Umwandlunggenehmigt werden, und zwar pro Inselund für ganz Indonesien.

Provinzregierungen bestimmen dieUmwidmung von Waldland größtenteilsüber ihre Fünfjahrespläne für die Land-nutzung. Das Ministerium genehmigtdiese Anfragen unter der Voraussetzungdes Nachweises der Degradierung der

Wälder. Nach Jahrzehnten massivenHolzeinschlags und Waldbränden sinddegradierte Wälder in Indonesien weit-hin verfügbar geworden. Regierungs-vertreter bestätigen selbst, dass Holzfir-men über 60 Prozent des Waldes in ei-nem heruntergewirtschafteten Zustandhinterlassen – ein Vorgehen, das Metho-de hat.66

In Folge der Umwandlungswalddefi-zite üben viele Unternehmen Druck aufdie nationale und verstärkt auch auf dieProvinzregierungen aus, permanentesWaldland zur Umwandlung in Planta-genflächen freizugeben, weil67,

19WWF Deutschland

Tabelle 2: Palmölproduktion und Eigentumsverteilung Basierend auf: Casson, 2000.

„Die 1990er Jahre waren eine Boom-periode für die indonesische Ölpal-menindustrie. Diese „Entwicklung“versprach Land, Arbeitsplätze undgrößere Prosperität für Kleinbauernund für die indonesische Wirtschaft.Indonesische Umweltschützer sehennun die Expansion großflächiger Öl-palmenplantagen als den drittgröß-ten Fehler der indonesischen Forst-politik an, knapp hinter dem Holzein-schlagskonzessions-System und derErrichtung industrieller Holzplanta-gen zur Versorgung der Zellstoff- undHolzindustrien.

Die rapide Ausbreitung von Ölpal-menplantagen wurde zu einer we-sentlichen direkten Ursache für dieEntwaldung und soziale Konflikte inIndonesien. Unternehmen nahmenAdat-Land, das heißt solches Land,das Gemeinden nach traditionellemRecht als Ihr Eigentum sehen – ohnezu fragen oder adäquate Kompensa-tion zu leisten. Lokale Bewohner, dieihren Lebensunterhalt vormals vomWald bestritten, wurden in Pachtsys-teme (PIR) eingebunden, die zu Ver-schuldung, Verlust der Unabhängig-keit und Armut führten. (..)

Bis zur Wirtschaftskrise wurde diePalmölindustrie verstärkt von giganti-schen Firmenkonglomeraten domi-niert, die den gesamten Prozess vonder Anpflanzung über die Palmölver-arbeitung bis zur Herstellung vonSpeiseölen kontrollierten.“

Aus: Forests, People and Rights, Down to EarthSpecial Report: Juni 2002.

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1. in den besser entwickelten west-lichen Inseln, die näher an den Märktensind, nicht mehr genug Umwandlungs-wald verfügbar ist;

2. die Umwandlung von Naturwaldes ermöglicht, große Mengen Holz ent-weder zur Schnittholzproduktion oderzur Belieferung der Zellstoffindustriezu ernten und somit neues Kapital fürFolgeinvestitionen zu gewinnen.

Dieser Druck hat sich oft als wirk-sam erwiesen. In ganz Indonesien sindbis 1999 750.000 Hektar Waldgebiet,das nicht als Umwandlungswald klassi-fiziert wurde, in Ölpalmenplantagenumgewandelt worden. 75 Prozent dieserFlächen liegen auf Sumatra und 20 Pro-zent auf Kalimantan.68

Druck kann auch von leitenden Be-hörden kommen, wie das kürzliche Bei-spiel aus Ostkalimantan illustriert (sie-he Kasten).

Besorgnis im Inland und dieReaktion der Regierung

Neben Export- und Devisenbelangenwird die Ölpalmenexpansion vor allemvom inländischen Konsum angetrieben.Palmöl ist das wichtigste von Indone-siern konsumierte Speiseöl. 1997, nach-dem die ostasiatische Finanzkrise auchIndonesien getroffen hatte, wurde dieinländische Versorgungssituation mitPalmöl kritisch und die Preise schnell-ten in Folge in die Höhe. Die Regierungreagierte Anfang 1998 mit einem Verbotvon Palmölexporten. Der IWF verlieh

den indonesischen Palmölexporten er-neuten Auftrieb, als er auf der Aufhe-bung von „Exportquoten und Strafzöl-len“ als Bedingung seines wirtschaft-lichen „Rettungspakets“ bestand, wasvon Umwelt-NROs scharf kritisiertwurde.

Die indonesische Regierung war ge-zwungen, das temporäre Verbot vonPalmölexporten aufzuheben, und dol-larhungrige Produzenten exportiertenso viel wie möglich ihrer Produktion

und verursachten eine weitere Verknap-pung auf dem Inlandsmarkt. Die Erhö-hung der Exportzölle auf Rohpalmöl(CPO) von 40 auf 60 Prozent trug we-nig dazu bei, die Exporte zu senken. Il-legale Palmölexporteure profitiertenebenso. Zu dieser Zeit, so wird ange-nommen, wurden HunderttausendeTonnen Palmöl von Sumatra über dieMalacca-Straße nach Malaysia und Sin-gapur geschmuggelt.

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Tabelle 3: Gesetzesbruch vorprogrammiert – mehr genehmigte Anträge als verfügbarer Wald.Quelle: FWI/GFW, 2002. Achtung: die oben erwähnten jüngsten Umwandlungen von permanentem Waldland sind in der Tabelle nicht enthalten.

Ölpalmenplantagen bedrohen geschützten Wald in Ostkalimantan

Als Reaktion auf Malaysias scharfes Durchgreifen gegen illegale indonesischeArbeiter überlegt die Verwaltung Ostkalimantans die Errichtung von insgesamteiner Million Hektar Ölpalmenplantagen, um Arbeitsplätze für Zehntausende zu-rückkehrende Arbeiter zu schaffen.

Der Gouverneur von Ostkalimantan, Suwarna Abdul Fatah, meinte dazu:„Sollten wir 500.000 Hektar an Ölpalmenplantagen errichten können, werden wirin der Lage sein, allen zurückkehrenden Arbeitern Jobs zu bieten. Und das be-trifft nur die Plantagen. Wenn man alle Industrien der Produktionskette mit einbe-zieht, bin ich sicher, dass wir Jobs für eine Million Arbeiter schaffen könnten.“Suwarna verschwieg, dass auf großen Teilen des Umwandlungsgebietes ge-schützte Waldbestände stehen, die als Wassereinzugsgebiet für den gesamtenNorden Ostkalimantans unentbehrlich sind. Er sagte darüber hinaus, er habeden Plan dem Vizepräsidenten Hamzah Haz und einer Reihe von Ministern vor-gelegt, es wurde ihm aber geantwortet, dass das Gebiet, in dem seine Regie-rung die Ölpalmenplantage errichten wolle, ein geschützter Wald sei.

„Die Idee des Gouverneurs von Ostkalimantan, eine Million Hektar an Ölpal-menplantagen zu errichten, ist eine sehr gute. Sie könnte eine riesige Zahl vonArbeitern aufnehmen. Es scheint jedoch, dass die Forstbestimmungen im We-ge sind,“ sagte der Staatsminister für ostindonesische Entwicklung, ManuelKaiseipo.

Quelle: The Jakarta Post, 16. September 2002

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Es gab verschiedene Reforminitiati-ven auf dem Ölpalmensektor:

• 1998 entschied das Forstministe-rium, Umwandlungsbewilligungen vonAgroplantagenunternehmen zurückzu-ziehen, die auf ihren Konzessionen nuram Holzeinschlag interessiert warenund keine Plantagen errichteten. Späterim selben Jahr setzte das Ministeriummit der Entscheidung, keine weiterenLizenzen für die Öffnung von Um-wandlungswäldern für Plantagen auszu-stellen, einen weiteren Schritt in Rich-tung Primärwaldschutz.

• 1999 wurde die Maximalgrößeneuer Konzessionen für Plantagenflä-chen pro Unternehmen sowohl pro Pro-vinz (20.000 Hektar) als auch für dasgesamte Land (100.000 Hektar) limi-tiert. Dadurch sollte die Ausweitungvon Monopolen verhindert werden. Ei-ne Reaktion der Palmölfirmen könntedie Gründung zahlreicher kleinerUnternehmen sein, aber politische Un-sicherheit und die Einführung einesweiteren bürokratischen Verfahrens ha-ben sie bisher davon abgehalten.70

• Komplizierte Bestimmungen ausdem Jahr 1999 sollen neue Plantagen-unternehmen anregen, Kooperativenvon lokaler Bauern in die Eigentümer-schaft und den Betrieb von Ölpalmen-plantagen einzubeziehen.

Bisher gibt es keine praktische Über-prüfung der Effizienz dieser Reformen.Casson (2000) zog den Schluss, dassdiese Bestimmungen Investoren vomÖlpalmensektor ferngehalten haben undbestehende Unternehmen ihre Expan-sionspläne storniert oder eingefrorenhaben, bis die gesamte Raumplanungs-und Wirtschaftspolitik der indonesi-schen Regierung klarer und für ihreInteressen günstiger wird.

Eine der alarmierendsten ordnungs-politischen Änderungen war, dass esseit 1998 staatlichen Forstunternehmenerlaubt ist, 30 Prozent ihrer Konzes-sionsflächen für Plantagenpflanzen wieÖlpalmen zu nutzen. Diese Firmen ha-ben normalerweise Konzessionen inpermanenten Produktionswäldern undnicht in Umwandlungswäldern. Zuvorwar die Errichtung von landwirtschaft-lichen Plantagen nur in der letzterenKategorie erlaubt. In West- und Zentral-

kalimantan kündigte ein Staatsunter-nehmen sofort an, 60.000 Hektar Forst-konzessionen in Ölpalmenplantagenumzuwandeln.

Eine weitere, Besorgnis erregendeneue Bestimmung vom August 1999gibt Plantagenunternehmen das Recht,Plantagen in so genannten „nichtpro-duktiven Produktionswäldern“ (Wäldermit weniger als 20 Kubikmeter Nutz-holz pro Hektar) zu errichten, die früherEinschlagsfirmen zugewiesen waren. 40Prozent dieser Flächen können für land-wirtschaftliche Zwecke gewidmet wer-den, der Rest muss mit schnellwachsen-den Baumarten bepflanzt werden. Mög-lich ist auch die Nutzung der gesamtenFläche für die Kautschukgewinnung

Die 2001 eingeführte regionaleAutonomie bietet einen Anreiz für wei-tere Ölpalmenexpansion, da die lokalenBehörden darauf erpicht sind, ihre Ein-nahmen aus Exporten und Steuern aufPlantagenunternehmen zu erhöhen. An-träge für Plantagenlizenzen betreffennun ein riesiges Gebiet: Eine nichtbe-stätigte Quelle nennt für 2000 32 Milli-onen Hektar, aber genaue Zahlen sindschwer zu erhalten. Investoren betrei-ben nun ein hartes Lobbying, um denbürokratischen Aufwand für die Palm-ölindustrie bei der Erlangung von Li-zenzen zu vermindern.

2.7 Ölpalmenplantagen undWaldbrände

Seit 1995 verbietet das indonesischeGesetz ausdrücklich die Brandrodungzur Landgewinnung für Plantagen. Die-ses Verbot wurde nochmals durch dasneue Forstgesetz von 1999 bestärkt.Mitarbeiter von Unternehmen, die derBrandrodung für schuldig befundenwerden, können nun zu einer maxima-len Gefängnisstrafe von 15 Jahren undeiner Geldbuße von bis zu fünf Milliar-den Rupien (ca. 500.000 US-Dollar)verurteilt werden. Die Gerichte zögernjedoch nach wie vor, brandrodendeUnternehmen zu verfolgen und zu ver-urteilen.

Als die Brände von 1997 fortdauer-ten, veröffentlichte das Land- undForstwirtschaftsministerium eine Liste

von 176 Plantagen- und Forstunterneh-men, deren Konzessionen vom Feuerbetroffen waren und die illegale Bran-drodungsmethoden benutzten, um Landauf ihren Konzessionen zu gewinnen.Von diesen Unternehmen wurden Be-weise verlangt, dass sie die Brände aufihren Gebieten nicht gelegt hatten unddass sie adäquate Brandbekämpfungs-mittel besaßen. Im Oktober des selbenJahres zog das Land- und Forstwirt-schaftsministerium 151 Genehmigun-gen ein. Von den 176 beschuldigtenUnternehmen – 133 waren Ölpalmen-plantagenfirmen –, klagte die Regierungschließlich nur fünf an.71

In einigen Fällen haben NROs undlokale Gemeinden Plantagenunterneh-men erfolgreich wegen Verursachungvon Umweltschäden durch Brandro-dung vor Gericht gebracht. Es ist je-doch unwahrscheinlich, dass eineHandvoll strafrechtlicher Verfolgungendie großen Unternehmen in die Schran-ken weisen kann, die den Schutz derRegierung gewöhnt sind.

Ironischerweise haben auch viele Öl-palmenunternehmen von den Brändenprofitiert, denn der Brandsmog trieb diePreise für Rohpalmöl in die Höhe unddas Ministerium für Land- und Forst-wirtschaft deutete die Freigabe von ab-gebranntem Land für weitere Planta-generrichtung in Ostkalimantan an.Dort erlitten Holzplantagen der Papier-und Zellstoffproduktion durch dieBrände von 1997/1998 enorme Schä-den, in deren Folge viele Holzunterneh-men die Provinz verließen. Wie auch inanderen Provinzen Kalimantans wurdeeine neue Fläche von einer MillionHektar verbrannten und degradiertenLandes für die Bepflanzung mit Ölpal-men freigegeben.

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Die Gründung von Sawit Watch

Indonesische NROs sind über die Entwicklungen auf dem Ölpalmensektor sehrbesorgt und haben während der vergangenen sechs Jahre Aktivitäten ins Lebengerufen, die lokale Gemeinden dazu ermächtigen sollen, um ihre Rechte in denjeweiligen Regionen zu kämpfen. Angesichts der Notwendigkeit einer Zu-sammenarbeit und gemeinsamen Entwicklung von Plänen initiierten am 25. Juli1998 einige indonesische NROs die Gründung von Sawit Watch.

Sawit Watch ist ein Netzwerk von NROs aus ganz Indonesien. Heute sind un-gefähr 40 NROs dem Sawit Watch-Netzwerk beigetreten, einschließlich WALHI(Friends of the Earth Indonesien), INFID, Telapak, Bioforum, ELSAM, KpSHK,LATIN, Tanah Merdeka Foundation, IDRD, LBBT, Citra Mandiri Foundation, Plas-ma Foundation, etc.

Derzeit konzentriert sich die Arbeit von Sawit Watch auf großflächige Ölpal-menplantagengebiete, einschließlich Aceh, Nordsumatra, Riau, Westsumatra,Jambi, Südsumatra, Bengkulu, Lampung, Westkalimantan, Südkalimantan, Zen-tralkalimantan, Ostkalimantan, Südsulawesi, Zentrasulawesi, Südostsulawesiund Papua.

Die Sawit-Watch-Kampagne zielt darauf ab, die Expansion großflächiger Öl-palmenplantagen in Indonesien mit folgenden Maßnahmen aufzuhalten:• Überwachung der Unterstützung internationaler Finanzinstitutionen für den Öl-

palmensektor;• Untersuchung von ökologischen und sozialen Problemen;• öffentliche Bewusstseinsbildung durch Informationsverbreitung sowie• Förderung der Lobby-Aktivitäten von Vertretern betroffener Gemeinschaften.

http://www.sawitwatch.or.id

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Wie bereits im WWF-Bericht 1998konzentriert sich dieses Kapitel aufdie Palmölproduktion, den Handelund den Konsum in Indonesien bezie-hungsweise Deutschland. Diesmalwird dem internationalen Finanzsek-tor größere Aufmerksamkeit ge-schenkt.

Achtung: Quelle für die meisten Zahlenin diesem Kapitel ist das Oil World An-nual 2002. Es ist die verlässlichsteQuelle. Trotzdem mögen einige Zahlenwidersprüchlich erscheinen. Der Haupt-grund liegt darin, dass Oil World unter-schiedliche Methoden und Kriterien fürunterschiedliche Teile seiner Jahrbücherverwendet. Es sind jedoch die Trendswichtiger als die technischen Aspekteder statistischen Zahlen; andere Tabel-len mit unterschiedlichen Zahlen zeigendieselbe Entwicklung. Der Verbrauchsteigt weltweit und in Deutschland.

3.1 Die globale Situation

Anbaufläche und Produktion In den vergangenen 30 Jahren hat

sich die weltweit mit Ölpalmen be-pflanzte Fläche verdreifacht (siehe Abb.2). Die Hauptgründe für dieses explosi-ve Wachstum sind:76

• hohe Preise für Rohpalmöl und Palm-kernöl auf dem Weltmarkt, besondersaufgrund von Verbrauchssteigerungenin Europa, Indien und China;• keine gravierenden Schädlings- undKrankheitsprobleme, zumindest in Süd-ost-Asien;• gute Möglichkeiten der Diversifika-tion von aus Palmöl hergestellten Pro-dukten im Nahrungsmittel- und oleo-chemischen Sektor sowie• sehr hohe Ölerträge pro Hektar imVergleich zu anderen Nutzpflanzen (et-wa sechs Mal höher als Rapssamener-träge).

Aufgrund dieser Charakteristika pro-duziert die Ölpalme heute 22 Prozentdes Pflanzenöls der Welt auf nur zweiProzent des mit Speiseölpflanzen be-wirtschafteten Bodens.77 In fast jedemLand, in dem Böden, Wasser und Son-neneinstrahlung den Anforderungendieser Palme entsprechen, werden wei-

3. Europa und Deutschland im Palmölhandel

23WWF Deutschland

Einführung: Ölpalme und Palmöl

Die Ölpalme (Elaeis guineensis) stammt ursprünglich aus Westafrika, wo sie ei-ne traditionelle Quelle für Nahrung, Arzneimittel und Webstoffe darstellt. Portu-giesische Entdecker beschrieben die Ölpalme erstmals 1435. Großflächigerkommerzieller Anbau in Plantagen begann erst Anfang des vorigen Jahrhun-derts. 1848 führten die Holländer die ersten vier Ölpalmen in Indonesien ein.72

Innerhalb der letzten fünfzig Jahre hat keine andere Ölpflanze eine derartige Ex-pansion in den Tropen erreicht wie die Ölpalme. Heute ist Elaeis die weltweit er-tragreichste Ölpflanze.

Die Ölpalme wird besonders wegen des hohen Speiseölgehalts ihrer rotenFrüchte geschätzt. Sowohl Fruchtfleisch als auch Samen werden für Produk-tionszwecke genutzt.

• Rohpalmöl (CPO) ist das aus dem Fruchtfleisch stammende Primärprodukt.CPO wird für eine breite Palette an Nahrungsmitteln und anderen Produktengenutzt. Geerntete Früchte müssen lokal verarbeitet werden, da sie rasch ver-derben. Die Vorteile des CPO im Vergleich zu anderen pflanzlichen Ölen sind:ein hoher Schmelzpunkt und der feste Zustand seines Oleinbestandteils (fürindustrielle Zwecke verwendet) bei Raumtemperatur. In den Hauptproduzent-enländern bringt ein Hektar an Ölpalmen im allgemeinen zwischen zwei undvier Tonnen ein73), aber es wurden schon Maximalerträge von bis zu 10,6 Ton-nen CPO verzeichnet.74

• Palmkernöl (PKO), das aus den Samen gewonnen wird, kann für ähnlicheZwecke wie CPO verwendet werden. Palmkernöl enthält ca. 80 Prozent Fett-säuren (CPO 50 Prozent). Die Samen können über einen längeren Zeitraumgelagert werden und daher über weite Entfernungen transportiert und andern-orts verarbeitet werden. Ein Hektar Ölpalmen kann 0,9 Tonnen PKO einbrin-gen.

• Palmkernschrot (PKM) wird aus gemahlenen, getrockneten Samen herge-stellt. Es wird hauptsächlich als Tierfutter verwendet. Obwohl PKM als Neben-produkt der PKO-Produktion angesehen wird, ist seine Bedeutung am Tierfut-tersektor beträchtlich.75

Abb. 2: Wachstum der weltweiten Ölpalmenplantagen, 1961 - 2001 Quelle: FAOSTAT 2002

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tere Plantagen entweder gerade errich-tet oder gefördert. Langfristig prognos-tiziert Oil World einen Anstieg desWeltbedarfes an Palmöl auf 40,5 Milli-onen Tonnen bis 2020.78

Verbrauch und HandelZwischen 1997 und 2001 stieg der

globale Palmölverbrauch um 34 Pro-zent: von 17,6 Millionen Tonnen auf23,6 Millionen Tonnen79 – also be-trächtlich höher als das 22prozentigeWachstum des Zeitraums 1994-1998,das im vorigen WWF-Bericht erwähntwurde. Indien, China und Pakistan, woPalmöl ein traditionelles Speiseöl ist,sind die weltgrößten Importeure, wobeiIndien inzwischen China weit überholthat (Tabelle 4). Die Niederlande, Groß-britannien und Deutschland folgen dendrei asiatischen Ländern und bleibenEuropas Hauptimporteure von Palmöl.

Der Ertrag eines Hektars Ölpalmensetzt sich aus ungefähr 82 Prozent Roh-palmöl (CPO), 10 Prozent Palmkern-schrot (PKM) und 8 Prozent Palmkern-öl (PKO) zusammen. PKO erzielt be-trächtlich höhrere Preise als CPO.Wenn man die Importsituation vonPalmkernprodukten mit Palmöl ver-gleicht, sind einige weitere interessanteUnterschiede zu erkennen. Die EU hatauf dem globalen Markt für Palmkern-produkte eine weit dominantere Posi-tion als auf dem Palmölmarkt (65gegenüber 17 Prozent, siehe Tabelle 4und 5). Besonders auffällig ist derenDominanz von PKM (80 Prozent imJahr 2001), das hauptsächlich für Tier-futter verwendet wird. Die weltweiteNachfrage nach Ölschrot (besondersSojabohnenschrot, aber auch PKM)stieg seit 2001 signifikant an. Dieshängt mit den relativ niedrigen Preisenund dem Verbot – zuerst in Europa –von Fleisch und Knochenmehl in Folgeder BSE-Krise zusammen.

Deutschland ist weltweit die Num-mer eins als PKO-Importeur, das haupt-sächlich für industrielle Zwecke genutztwird; die USA waren 2001 mit 149 Ki-lotonnen der zweitgrößte PKO-Impor-teur. Mehrere Palmölgroßimporteurewie Pakistan, China und Indien, die1997 unbedeutende Prozentanteile anPKO importierten, haben ihre PKO-Im-

24 WWF Deutschland

Tabelle 4: Weltweite Palmölimporte, 1997-2001 (in 1.000 Tonnen), Bruttoimporte von rohem und verarbeite-tem Öl (CPO), ausschließlich Palmkernöl und Palmkernschrot. Quelle: Oil World Annual 2002

Abb. 3: Weltweite CPO- und PKO-Preise 1993 - 2002 Quelle: Van Gelder, 2002.

Tabelle 5: Weltweite und länderbezogene Palmkernimporte, 1997 und 2001 (in 1000 Tonnen)

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portanteile in den vergangenen vier Jah-ren um mindestens 1.000 Prozent er-höht.

PreiseNachdem Ende 1997 die asiatische

Finanzkrise ausbrach, sackten kurz da-nach die CPO-Preise auf dem Welt-markt ab und erreichten 1999 und 2000Tiefstände. Wie zuvor erwähnt, sinddaraufhin die Palmöllieferungen in denletzten Jahren zurückgegangen.

In der Zwischenzeit stieg der Welt-bedarf an Palmöl weiter an. Als Konse-quenz sind die CPO- und PKO-Preiseseit Anfang 2001 wieder angestiegen,mit einem Plus von 29 Prozent für CPOzwischen Juli 2001 und Juni 2002. Ge-mäß den als am einflussreichsten be-trachteten, preisbildenden Faktoren er-wartet Oil World für das zweite Halb-jahr 2002 und für 2003 starke Preisan-stiege in der Gruppe der pflanzlichenÖle, wobei Palmöl einer der Spitzenrei-ter mit einem Anstieg von 50 Prozentsein wird.80 Höhere Preise werden alsAnreiz für Investitionen in neue Planta-gen dienen.

Schwerpunkt Malaysia undIndonesien

Zahlen für 2001 zeigen, dass seit derWWF seinen letzten Bericht 1998 ver-öffentlichte, Malaysia und Indonesienihre dominante Position bei der Welt-produktion und auf dem Exportmarktsogar geringfügig erhöht haben. Imletzten Jahr waren diese beiden Länderfür 83 Prozent der globalen Palmölpro-duktion (19,5 Millionen Tonnen) und89 Prozent der globalen Exporte (15,7Millionen Tonnen) verantwortlich81 (für1997 betrugen diese Prozentsätze noch81 beziehungsweise 86 Prozent). Ähnli-ches erfolgte bei Palmkernprodukten.Indonesien gelang es, seinen Marktan-teil für alle Produkte zu erhöhen, wäh-rend Malaysia auf dem gleichen Standblieb.

Indonesien selbst ist einer der größ-ten Märkte der Welt für Palmöl. 2001betrug sein Anteil am gesamten Welt-konsum 12 Prozent, das entspricht 35Prozent seiner nationalen Produktion.Der Inlandsverbrauch von PKO undPKM beträgt nur 10 und 0,8 Prozent

der indonesischen Produktionsmengen.Der Bedarf an CPO innerhalb Indone-siens betrug 1997 60 Prozent der Ge-samtproduktion. Dies zeigt, dass der ex-portierte Anteil von Indonesiens Palm-ölproduktion in Folge der Handelslibe-ralisierung beträchtlich gestiegen ist,was die Erwartungen des WWF-Re-ports von 1998 – obwohl nicht so dra-matisch (84 Prozent der Produktion alserwarteter Export für 1998) – bestätigt.

Auf der Grundlage von Statistikender importierenden Länder82 sind 2001Indien (29 Prozent), China (11 Pro-zent), Niederlande (8 Prozent) undDeutschland (5 Prozent) die größtenImporteure von indonesischem CPO.Dies zeigt einen relativen Rückgang derBedeutung der beiden größten EU-Im-porteure für Indonesien, obwohl ihreabsoluten Mengen weiter angestiegensind. Der Grund ist die gestiegeneNachfrage in Indien und China.

Die gesamte EU importierte 2001ungefähr 22 Prozent der indonesischenPalmölexporte. Was PKO betrifft, soimportierte Deutschland 28 Prozent derindonesischen Exporte, die Niederlande8 Prozent, China 10 und Indien 9 Pro-zent.83

3.2 Deutschlands Anteil amPalmölhandel

Palmöl ist das weitaus meistimportiertePflanzenöl in Deutschland. Deutschlandbleibt der viertgrößte Importeur vonindonesischem Rohpalmöl und derzweitgrößte innerhalb der EU nach denNiederlanden. Deutschlands Rohpalm-ölimporte aus Indonesien haben sichseit 1993 von 144.000 Tonnen auf288.000 Tonnen 1997 verdoppelt, fielen1998 und 1999 dramatisch auf 145.000Tonnen (traten Malaysia wieder den er-sten Rang ab) und haben seither wiederaufgeholt, um erneut an die Spitze zugelangen (Tabelle 7 und Abb. 4).Deutschlands Importe aus Indonesienstehen nun bei 268.000 Tonnen. Damitist Deutschland das einzige Land unterden großen Importeuren, das mehrPalmöl aus Indonesien als aus Malaysiaimportiert.

Vergleicht man 2001 mit 1997, so er-höhte Indonesien seinen Marktanteil fürCPO und PKO in Deutschland, obwohles 1998-99 vorübergehend an Terrainverlor. Indonesien dominiert den deut-schen Importmarkt für PKO und erhöh-te seinen Anteil von 74 Prozent 1997auf 85 Prozent 2001. Länderanteilebeim Import von Palmkernschrot(PKM) nach Deutschland folgen einemähnlichen Muster wie bei CPO.

25WWF Deutschland

Tabelle 6: Globale Produktion und Exporte, Anteile Malaysias und Indonesiens an Palmöl- und Palmkernpro-dukten (in 1.000 Tonnen) Quelle: Oil World Annual, 2002

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Tabelle 7: Deutschlands Hauptlieferanten für Palmöl 1995-2001 (in 1.000 Tonnen). Diese Tabelle zeigt den Import nach Deutschland,während Tabelle 4 den länderbezogenen Verbrauch an CPO darstellt (siehe auch Tabelle 8)

Quelle: Oil World Annuals 1998 und 2002.

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Achtung: Nicht die gesamte Mengean Ölpalmprodukten, die von Deutsch-land importiert wird, wird auch auf demdeutschen Markt verbraucht. Ein Teilder Importe wird auch wieder exportiert(siehe Tabelle 8).

Tabelle 8:Deutschlands Palmöl-Reexporte (in 1.000 Tonnen)

Quelle: Oil World Annual 2002.

Wie in Tabelle 4 (Abschnitt 3.1) ge-zeigt, sind die Bruttoimporte pro Kopfin Singapur und den Niederlandenaußergewöhnlich hoch. Diese Länderexportieren offensichtlich den Großteilihres importierten Palmöls wieder. 2001wurden 13 Prozent CPO (77 Kiloton-nen), 5 Prozent PKM (30 kT) und einevernachlässigbare Menge an PKO (0,4kT) von Deutschland aus den Nieder-landen importiert. Tatsächlich sind dieNiederlande das wichtigste Ursprungs-land importierter Palmölprodukte in derSpalte „Andere“ in Tabelle 7, besondersfür CPO (zum Beispiel von den 24 Pro-zent von „anderen“ Ländern 2001 ma-chen die Niederlande 13 Prozent und

Papua Neuguinea 6 Prozent aus. Dieanderen 5 Prozent werden hauptsäch-lich von anderen EU-Ländern impor-tiert).84

3.3 Deutschlands Palmöl-verbrauch

Fast ein Viertel der in Deutschland ver-brauchten Pflanzenfette- und Öle hatPalm- und Palmkernöl als Ausgangs-rohstoffe (Abb. 5).

2001 verbrauchte Deutschland503.000 Tonnen Palmöl und 191.000Tonnen Palmkernöl. Dies macht Palmöl

zum meist verwendeten Pflanzenölnach Rapsöl (Importe nach Deutschlandminus Re-Exporte).

Abbildung 6 zeigt die wichtigstenVerwendungsarten und Verbraucher vonPflanzenölen in Deutschland. Ungefährzwei Drittel aller Pflanzenöle und –fettewerden von der Nahrungsmittelindus-trie verarbeitet, die Zutaten für Margari-ne, Backwaren, Süßigkeiten, Speiseöl,Suppen, Saucen, Kaffeeweißer, Schoko-ladefüllungen, Snacks und andere Nah-rungsmittel herstellt. Während der in-ländische Margarineverbrauch in denletzten Jahren rückläufig war (von 6,9Kilogramm pro Person und Jahr 1998

27WWF Deutschland

Abb. 4: Trends bei deutschen Palmölimporten 1993-2001 (CPO, PKO und PKM) Quelle: Oil World Annuals 1998 und 2002

Abb. 5: Die wichtigsten in Deutschland verwendeten Pflanzenöle (Quelle: VDOE, 2001)

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auf 6,2 Kilogramm 2001), konnte dieNahrungsmittelindustrie für andere Pro-dukte einen steigenden Bedarf nachPflanzenölen und -fetten verzeichnen.

Der Vorteile von Palmöl gegenüberden meisten anderen Pflanzenölen istdie Eigenschaft, dass es bei Raumtem-peratur fest ist. Deshalb besteht keineNotwendigkeit für ein Härtungsverfah-ren, das nicht nur technisch kompliziert,sondern auch gesundheitsschädlich seinkönnte. Denn das Härten verursacht so-genannte Trans-Fettsäuren, von denenman annimmt, dass sie eine Rolle beider Entstehung von Herzkreislaufer-krankungen spielen. Die Margarinein-dustrie begrüßt auch die Tatsache, dassPalmöl keine Linolsäuren enthält, dieleicht oxidieren und den Geschmackdes Produkts beeinträchtigen.

Desweiteren werden Palmöl undPalmkernöl in der chemischen Industrieverwendet, bei der Produktion von flüs-sigen Wasch- und Reinigungsmitteln,Kosmetika und Bodylotions. Alle Palm-kern- und Palmfruchtreste werden darü-ber hinaus zur Erzeugung von Viehfut-ter vor allem für Schweine verwendet.

3.4 Verwendung von Palmöl inder deutschen Industrie

Die Produktionskette zwischen der Öl-palmenplantage und dem Endproduktfür den Konsumenten umfasst verschie-dene Industriezweige, die große Men-gen an Palmöl verbrauchen. Ein Kon-zern kann in mehreren dieser Branchen

aktiv sein. Unilever zum Beispiel ist inallen dreien aktiv. Die folgenden Auflis-tungen erheben weder Anspruch aufVollständigkeit, noch reihen sie dieUnternehmen nach den verwendetenPalmölmengen:

1. Verarbeitende Industriebetriebe,die Rohpalmöl kaufen und raffinieren –zum Beispiel Noblee & Thörl GmbH,Walter Rau Neusser Öl und Fett AG,Deutsche Cargill GmbH Öl- und Fett-veredelung, Unilever.

2. Nahrungsmittelindustriebetriebe,die raffiniertes Palmöl zur Erzeugungvon Nahrungsmitteln verwenden – zumBeispiel Nestlé Deutschland, IntersnackVertriebs GmbH, Agrarfrost GmbH &Co, Friba Pommes Frites GmbH, Lo-renz-Bahlsen Snack World GmbH &Co KG, Unilever.

3. Chemische Industriebetriebe, dieraffiniertes oder chemisch modifiziertesPalmöl (Palmkernfettsäuren) verwen-den – zum Beispiel Cognis DeutschlandGmbH & Co KG (Konzernbereich che-mische Produkte von Henkel), OleoChemicals GmbH, Procter & Gamble,L’Oréal, Beiersdorf, Henkel, Avon Cos-metics, Unilever.

In Rotterdams Transithafen wirdRohpalmöl aus Malaysia und Indone-sien oft in großen Tanks vermischt. Die-se Mischung von Rohöl erreicht dieverarbeitenden Industrie, wo es raffi-niert und von dort an die Konsumgüter-industrien weitergeleitet wird. Zu einerVermischung kommt es auch an ande-ren Punkten in der Versorgungskette alsFolge der großen Volumina bei der Ver-

arbeitung von Palmöl. Aufgrund dieserVermischung kennen viele Unterneh-men die Herkunft des Rohöls nicht –besonders jene, die nur begrenzte Men-gen an Palmöl verwenden. Stellungnah-men des Verbands Deutscher Ölmühlen(VDOE) zufolge sei die Zurückverfol-gung einer Ladung Palmöl zu ihrem ur-sprünglichen Verschiffungshafen nur inAusnahmefällen möglich. Eine Zurück-verfolgung bis zur Plantage, wo diePalmfrüchte geerntet wurden, sei un-möglich.

Diese Information ist jedoch unvoll-ständig. Große Unternehmen kaufen ei-nen Teil ihres Palmöls direkt im Ur-sprungsland und haben oft Gemein-schaftsunternehmen mit malaysischenund indonesischen Firmen. Unileverzum Beispiel besitzt sowohl eigenePlantagen als auch Verarbeitungsein-richtungen, obwohl der Konzern selbstkein Öl aus seinen malaysischen Betrie-ben verwendet, sondern es auf demfreien Markt verkauft.

Unilever hat gerade entschieden, sei-ne malaysischen Plantagen zu verkau-fen und hat bereits einige seiner verar-beitenden Betriebe verkauft. Das Unter-nehmen besitzt keine Plantagen in Indo-nesien, dafür in Ghana. Es ist nichtbekannt, welcher Anteil von UnileversPalmöl aus diesen konzerneigenenPlantagen stammt.

Auch von anderen Großunternehmenweiß man nichts über konzerneigeneBeschaffung, aber der Trend geht klarin Richtung Zukäufe statt in Richtungkonzerneigener Beschaffungsketten.Die Tatsache, dass kleine Firmen be-haupten, den Ursprung des von ihnenverwendeten Palmöls nicht zu kennen,bedeutet nicht notwendigerweise, dasssie es nicht wissen könnten. Es fehltdem Palmölsektor an Transparenz. Esist auch schwer festzustellen, welcherAnteil direkt importiert wird und wasüber die Niederlande kommt. Und dochbehaupten einige Firmen zu wissen,dass sie nur kleine Mengen oder über-haupt nichts aus Indonesien importie-ren. Dies widerspricht den früherenAussagen des Verbandes DeutscherOelmühlen e. V. (VDOE).

28 WWF Deutschland

Abb. 6: Verwendung raffinierter Pflanzenöle in Deutschland (Quelle: TransGen WebMaster, 1997)

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Unternehmensumfrage Als Teil einer Unternehmensumfrage

des WWF Deutschland wurden im Sep-tember Fragebögen über den Verbrauchvon Palmöl an die oben erwähnten undan weitere Firmen versandt. Das Ziel:Informationen über Palmölmengen und-herkunft zu erhalten sowie herauszu-finden, in welchem Ausmaß Unterneh-men ihre Einkaufspolitik für Palmöl seitden Waldbränden 1997-1998 in Indone-sien geändert hatten oder dies in Zu-kunft zu tun beabsichtigten.

Insgesamt wurden 35 betroffeneUnternehmen angefragt. Die Tabelle inAnhang 2 fasst die Antworten zusam-men. Drei Unternehmen verwiesen aufdie Dachorganisation VDOE für eineallgemeine Antwort, aber die Reaktiondes VDOE bot nicht wirkliche eine Be-antwortung der gestellten Fragen. Dreiandere Firmen verwiesen auf den Ver-band der Deutschen Margarineindus-trie, der jedoch nicht auf die Anfragereagierte. Fünf versprachen zu antwor-ten, taten es jedoch nicht, 13 Unterneh-men reagierten überhaupt nicht. Dasheißt, dass tatsächlich nur 11 von 35Unternehmen auf unsere Fragen ant-worteten. Dies bietet nicht das Bild ei-nes transparenten und offenen Sektors.

Die Weigerung der meisten deut-schen Unternehmen, über die importier-ten Mengen aus Indonesien Auskunftzu geben, hat sich auch bei dieser Um-frage fortgesetzt. Damit bleibt die fir-menbezogene Verwendung des weitausgrößten Teils der über 800.000 TonnenCPO und PKO unklar.86

Die Information im folgenden Ab-schnitt basiert auf Antworten vonUnternehmen, die nicht vom WWF aufihren Wahrheitsgehalt überprüft wur-den.

1) NestléNestlé verarbeitet jährlich ca. 6.000

Tonnen Palmöl. Ungefähr die Hälftedieser Menge kommt wahrscheinlichals Direktlieferung aus Indonesien. Eswird für die Herstellung von Suppen,Instantsaucen, Fertiggerichten, Gebäckund Speiseeis verwendet. Im Gegensatzzu Kaffee und Kakao ist die Bedeutungvon Palmöl, was das Volumen des Roh-stoffes betrifft, für das Unternehmen

nach eigenen Angaben sehr gering.Über die ökologischen Kriterien sei-

ner Beschaffungspolitik befragt, bezogsich Nestlé auf eine Reihe sehr allge-meiner Umweltrichtlinien. Diese Richt-linien berücksichtigen die Problematikder Entwaldung des Regenwaldes fürPlantagenentwicklung nicht.

2) CognisCognis ist Weltführer für spezielle

chemische Produkte für die Wasch- undReinigungsindustrie, Kosmetika, Nah-rungsmittel- und Gesundheitsproduktewie auch Farben und Lacke. Die oleo-chemische Abteilung verarbeitet welt-weit jährlich ungefähr eine MillionTonnen pflanzliche und tierische Öle.Palmkernöl wird in größeren Mengenals Palmöl verwendet. Cognis lehnte dieAngabe von Daten über Mengen ab.Indonesien ist einer der Hauptlieferan-ten, und Cognis kauft Palmöl am Welt-markt, ohne seine Herkunft zu beach-ten. Einkaufsentscheidungen basierenauf Preisen, saisonalen Einflüssen undQualität.

Cognis betont zugleich, dass ökolo-gische und soziale Aspekte bei seinerBeschaffungspolitik berücksichtigt wer-den. Wie dies geschieht und welcheKriterien angewendet werden, wirdnicht genannt. Das Thema Umwand-lung von Regenwald in Plantagen wirdbei diesen Kriterien nicht in Betrachtgezogen. Angesichts der Waldbrände1997-1998 in Indonesien entschied dasUnternehmen, bei einem von indonesi-scher und deutscher Regierung unter-stützten Forschungsprojekt (ECOPOP)über die nachhaltige Bewirtschaftungvon Ölpalmenplantagen teilzuneh-men.87

3) UnileverDer Fall Unilever zeigt die Möglich-

keiten, die sich für Firmen bieten, wennsie eine Beschaffungspolitik für Palmölentwickeln, die ökologische Kriterienberücksichtigt. Der anglo-holländischeUnileverkonzern ist weltweit einer derHauptkäufer von Palmöl. Unilever kauftüber eine Million Tonnen pro Jahr, wasfast fünf Prozent der Weltproduktionentspricht. Der Hauptanteil kommt ausMalaysia. Ein Teil dieser Menge

stammt aus Indonesien, aber Unileverbesitzt auch eigene Plantagen in Malay-sia und Westafrika (Ghana). In Indone-sien besitzt Unilever eine Margarinefa-brik, die Palmöl verwendet.

Als Teil eines „Nachhaltigen Land-wirtschaftsprojekts“ hat Unilever be-gonnen, das Thema der Regenwaldzer-störung bei der Errichtung von Ölpal-menplantagen anzusprechen. Mit demWWF hat das Unternehmen in den ver-gangenen zwei Jahren an der Entwik-klung ökologischer, wirtschaftlicherund sozialer Kriterien für nachhaltigePraktiken beim Ölpalmenanbau gear-beitet. Unilever hat erklärt, dass keinPrimärregenwald mehr für die Errich-tung von Plantagen auf konzerneige-nem Waldland (in Malaysia und Ghana)gerodet wird und dass diese Haltung inseine zukünftigen Nachhaltigkeitskrite-rien aufgenommen wird.

Der Konzern Unilever hat sich demWWF gegenüber eindeutig verpflichtet,zum Schutz des Regenwaldes eineÜberprüfung seiner eigenen Plantagen-ausweitungen nach dem Ausschluss-Kriterium „Wald mit hohem Schutz-wert“88 durchzuführen. Er hat eine klareVerpflichtung abgegeben, mit demWWF an einer Fallstudie zur Identifi-zierung von Wald mit hohem Schutz-wert in Sabah ( Malaysia) zu arbeiten.Einige Zweifel überschatten diese letzteVerpflichtung durch die Entscheidung,sich von seiner malaysischen Palmöl-plantagentochter zu trennen. AberWWF und Unilever hoffen, dieses Pro-jekt fortsetzen zu können.

Die Unternehmenspolitik zielt daraufab, „langfristig das gesamte Palmöl vonnachhaltigen Lieferanten zu beziehen“.Unilevers Bedenken hinsichtlich derAuswirkungen einer veränderten Ein-kaufspolitik auf die Kleinplantagenbe-sitzer in Indonesien, sein Bestreben, dieProduzenten mit ins Boot zu nehmen,sowie das Fehlen einer abgestimmtenDefinition für „Wald mit hohemSchutzwert“ haben den Konzern bis-lang davon abgehalten, kurzfristig eineumweltfreundliche Einkaufspolitik ein-zuführen. Es ist nicht bekannt, welcherProzentsatz der gesamten von Unileververbrauchten Palmölmenge aus denkonzerneigenen Plantagen stammt. Es

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ist noch zu früh, die realen Auswirkun-gen von Unilevers Politik auf die Pro-duktions- und Lieferpraxis zu untersu-chen. Die Unilever-Initiative zeigt je-doch, dass es einen Weg in die richtigeRichtung zumindest auf den konzernei-genen Plantagen gibt. Die Transparenzdabei ist entscheidend: Kann die Her-kunft des Produkts nachvollzogen andverifiziert werden? Es wäre ein Schrittnach vorne– sogar wenn Unilever nochimmer für die Tatsache kritisiert werdenkann, dass die Herkunft wahrscheinlichdes größten Teiles seiner Rohstoffenicht deklariert wird.

SchlussfolgerungenSeit den Waldbränden 1997-1998 hat

kein Unternehmen seine Einkaufspoli-tik für Palmöl geändert. Die Ergebnisseder Umfrage führten zu dem Schluss,dass es ohne öffentlichen Druck in Zu-kunft wenig Interesse geben wird, dieUnternehmenspolitik zu ändern.

Die Tatsache, dass Palmöl den Marktnicht als Endprodukt, sondern als „un-sichtbarer“ Bestandteil zahlreicherNahrungsmittel und chemischer Pro-dukte erreicht, erschwert den Nachweisseiner Herkunft– im Gegensatz zu an-deren tropischen Produkten wie Holz,Kaffee und Tee. Bei den letztgenanntenWaren ist es leichter, den Konsumentenökologische und soziale Produktionsas-pekte näherzubringen. Eine beträchtli-che Anzahl von Konsumenten ist des-halb bereit, einen höheren Preis für Pro-dukte zu bezahlen, die auf nachhaltigeWeise erzeugt wurden. Es ist jedochfraglich, ob ein Markt für „ökologi-sche“ Palmölprodukte geschaffen wer-den kann. Deshalb stellt das Vorhabender Migros-Supermarktkette in derSchweiz einen interessanten Testfalldar.

3.5 Deutsche Entwicklungspro-jekte in Indonesien

In der deutschen Entwicklungszusam-menarbeit hat Indonesien Priorität. An-gesichts des dramatischen Schwundsindonesischer Wälder und der wirt-schaftlichen Bedeutung der Ressourcefür Indonesien lag die Betonung in den

letzten Jahren auf der Unterstützungnachhaltiger Waldwirtschaft.

Als Reaktion auf die Brände von1997 initiierten die Deutsche Kreditan-stalt für Wiederaufbau (KfW) und dieGesellschaft für technische Zusammen-arbeit (GTZ) ein Gemeinschaftsprojektfür integriertes Waldbrandmanagementin Ostkalimantan. Die Erfolgsaussich-ten dieser Projekte sind nach Aussagedes Bundesministerium für wirtschaftli-che Zusammenarbeit und Entwicklung(BMZ) aufgrund unzureichender recht-licher und politischer Reformen aufein-anderfolgender indonesischer Regierun-gen und fehlendem, effektiven Eingrei-fen gegen Korruption schlecht. DasBMZ hat daraus seine Schlüsse gezo-gen und verfolgt nun eine restriktivePolitik für den indonesischen Forstsek-tor. Neue Anträge für Waldprojekte

werden bis auf eine eine Beratung desindonesischen Fortsministeriums nichtmehr von der deutschen Regierung ge-fördert. Im neuen BMZ-Konzept „Waldund nachhaltige Entwicklung“, dasPrioritäten und Grundsätze für die staat-liche deutsche Entwicklungszusam-menarbeit im Waldsektorformuliert,werden Waldbrände undWaldumwandlung durch die intensivePlantagenwirtschaft, die oft von europä-ischen Subventionen gefördert wird,zwar als essenzielles Problem der wal-dreichen Länder Südostasiens erkannt.Das Konzept bleibt jedoch unklar, wiedem Problem von deutscher Seite mitkonkreten Maßnahmen begegnet wer-den soll. Es enthält allerdings denGrundsatz, dass die deutsche Entwick-lungshilfe im Waldbereich keine Vorha-ben unterstützt, welche die Umwand-

30 WWF Deutschland

Das Ophir-Projekt

Zwischen 1981 und 1996 unterstützte die deutsche Regierung das NESP-Ophir-Ölpalmenprojekt in West-Sumatra im Rahmen einer gemeinsamen KfW/GTZ-Ko-operation. Das Projekt sollte zur Einkommenserhöhung von Kleinbauern und zurProduktionssteigerung von Palmöl beitragen. Zielgruppe waren 2.400 Kleinbau-ern, die als Transmigranten aus Java und Teilen von Sumatra stammten. DieGrundidee des NESP-Modells (Nucleus Estate with Smallholder Participation)bestand in der Einbeziehung der Plantagenfirma P.T. Perkebunan VI als Entwik-klungsträger für den kleinbäuerlichen Plantagensektor.

Die Plantagengesellschaft fungierte als „Nukleus“, der eigene Plantagenflä-chen und eine Ölmühle für die Eigenproduktion und für die der Kleinbauern be-sitzt und für die gesamte Vermarktung zuständig ist. Im Rahmen des Projektswurden 6.000 Hektar mit Ölpalmen bepflanzt, 1.200 für die Plantage und 4.800für die Kleinbauern (2 Hektar pro Familie). Darüber hinaus finanzierte die KfW ei-nen Verarbeitungsbetrieb, ein Netz wetterfester Straßen für den Transport derPalmfrüchte zur Mühle, den Bau von Häusern für die Kleinbauern und Infrastruk-tur für die Siedlungen. Die technische Unterstützung der GTZ konzentrierte sichauf die Entwicklung einer Gemeinschaftsorganisation.

Eine im Jahr 2000 durchgeführte Evaluierung bestätigte, dass das Einkom-men der Kleinbauern einen steilen Anstieg verzeichnete.89 Sogar nachdem diePalmölpreise 1999 sanken, betrug im Juli 1999 das Durchschnittseinkommender Kleinbauern im Projekt noch immer das Dreifache des indonesischen Durch-schnitts.

Das Projekt hatte jedoch auch negative soziale Auswirkungen für die Bevölke-rung innerhalb des Projektgebiets. Neben den gutbezahlten Siedlern gibt es nunauch eine Kategorie schlechtbezahlter Tagelöhner, deren Einkommen nur einZehntel bis ein Fünftel des Einkommens der Kleinbauern betrug. Dies führte zuNeid unter den Arbeitern. Zwei Dorfgemeinden, die sich in der Nachbarschaftdes Ophir-Projekts befinden, sehen sich selbst als die Verlierer des Ophir-Pro-jekts an. In Folge neuer Ophir-Pflanzungen wurde eine beträchtliche Zahl dieserDorfbewohner auf Randgebiete zurückgedrängt, wo sie Parzellen mit durch-schnittlich 0,5 Hektar bepflanzen.

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lung von Primärwald (bislang unbe-rührter Wald) oder Wald mit besondershohem Schutzwert (zum Beispiel alsRohstoffquelle für eine indigene Bevöl-kerung) vorsehen. Das neue Waldkon-zept räumt dem dauerhaften Erhalt vonWäldern, gleich welcher Kategorie, imRahmen der deutschen Entwicklungs-zusammenarbeit Priorität ein.

Die Deutsche Investitions- und Ent-wicklungsgesellschaft (DEG) fördertÖlpalmenplantagen in verschiedenensüdostasiatischen Ländern. In Indone-sien finanziert die DEG derzeit drei Öl-palmenprojekte. Die Projektvereini-gung Muko in West-Sumatra, ein indo-nesisch-europäisches Gemeinschafts-unternehmen, ist eine kombinierteÖlpalmen- und Kautschukplantage mitVerarbeitungsstätten. In Kalimantan fi-nanzierte die DEG den Bau einer Palm-ölmühle für das Taipan-Unternehmen,das eine Ölpalmenplantage mit ähn-lichen Betriebsstätten betreibt. DasRohpalmöl von dieser Plantage wird inder selben Plantage zu Speiseöl verar-beitet und dann unter eigenem Marken-namen verkauft. Das KSP-Projektwiederum, auch in Kalimantan, bestehtaus einer Ölpalmenplantage mit einemextensiven Begleitprogramm für Klein-bauern.

Bei ihrer Auswahl von geeignetenProjekten konzentriert sich die DEG aufdie Stärkung bestehender Ölpalmenpro-jekte und die Nutzung aufgelasseneroder brach liegender landwirtschaft-licher Böden. Ökologische Nachhaltig-keit ist nach Aussage der DEG einwichtiges Kriterium für eine DEG-Fi-nanzierung, und ihre Finanzierungsab-kommen enthalten Klauseln, welche dieProjektteilnehmer explizit zu einer„Zero-Burning-Policy“ und zur Beach-tung anderer sozialer und ökologischerRichtlinien verpflichten sollen. Bevorentschieden wird, ob ein Projekt finan-ziert wird oder nicht, führt die DEGnach eigenen Aussagen Umweltprüfun-gen durch.

3.6 Europäische Finanzierungund der indonesischeÖlpalmensektor

Jüngste Entwicklungen Die Ausweitung des indonesischen

Ölpalmensektors erfordert sehr hohe In-vestitionen. Die Errichtung einer neuenPlantage beinhaltet oft auch den Bau ei-ner Mühle für Rohpalmöl, und es dauertetwa drei Jahre, bis die Plantage mit derProduktion beginnen kann. Durch-schnittlich kostet die Errichtung einerneuen Plantage zwischen 2.500 und3.500 US-Dollar pro Hektar.90 Die ra-sche Expansion des Ölpalmensektorswurde in großem Maß von ausländi-schen Finanzinstituten aus Europa,Nordamerika und Ostasien finanziert.

Seit 1998 hat sich die Expansion desindonesischen Ölpalmensektors ver-langsamt. Da viele Ölpalmenkonzernein finanzielle Schwierigkeiten gerieten,wurden die Mittel zur Ausweitung be-reits existierender und für die Errich-tung neuer Plantagen knapp. Das Ab-flauen der Ölpalmenexpansion war inden CPO-Produktionsziffern kaumsichtbar, da es drei Jahre ab der An-pflanzung dauert, bevor eine Ölpalmezu produzieren beginnt und weitere fünfJahre, bevor sie ihre volle Produktions-kapazität erreicht. Die große Zahl anÖlpalmenplantagen, die vor 1998 ge-pflanzt wurden, kann deshalb in denkommenden Jahren noch immer zu stei-genden Produktionszahlen führen.91

Der Ölpalmensektor ist bei ausländi-schen Beteiligungsfirmen und Bankennicht sehr populär, da Mitte der 90erJahre gewährte Kredite nicht die erwar-teten Renditen brachten. Viele indonesi-sche Ölpalmengesellschaften warennicht in der Lage, ihre Schulden samtZinsen rechtzeitig zu tilgen. Sie muss-ten einen Umschuldungsprozess begin-nen, der die ausländischen Banken oftzwang, Abschreibungen ihrer ausste-henden Kredite zu akzeptieren. Gleich-zeitig waren ausländische Banken mitKritik von NROs konfrontiert. Dahersind ausländische Banken kaum nochbereit, Kredite an indonesische Ölpal-mengesellschaften zu vergeben.

Bestehende Finanzverbindungenwurden jedoch von ausländischen Ban-

ken erweitert. Und tatsächlich ist derEinfluss, den ausländische Finanzinsti-tute auf Ölpalmengesellschaften ausü-ben könnten, in Folge der schwachen fi-nanziellen Lage der Unternehmen ange-stiegen. Diese Situation bietet ausge-zeichnete Möglichkeiten, ausländischeFinanzinstitute dazu zu bringen, die so-ziale und ökologische Politik sowie diePraxis ihrer Kunden einmal unter dieLupe zu nehmen. Kapitel 4.2 beschreibt,wie durch erfolgreiche Lobby- und Öf-fentlichkeitsarbeit von NROs ein ein-zigartiger Präzedenzfall geschaffenwurde, als 2001 gleich vier holländi-sche Banken (ABN AMRO, Rabobank,Fortis, ING) sich entschieden, eine ver-antwortungsvollere Politik bei ihren Fi-nanzleistungen für den indonesischenÖlpalmensektor festzulegen.

Who is whoEeine Studie von Van Gelder (2001)

identifiziert und analysiert, welche Fi-nanzinstitute Großbritanniens, Däne-marks, der Niederlande, Deutschlands,der Schweiz und Schwedens den indo-nesischen Ölpalmen- sowie den Papier-und Zellstoffsektor finanzieren undwelchen Einfluss sie auf spezifischeUnternehmen in diesen Wirtschafts-zweigen haben.

Siebzehn indonesische Ölpalmenge-sellschaften erhielten in den vergange-nen zehn Jahren Finanzierungsleistun-gen von europäischen Banken. Dazuzählen alle wesentlichen privaten Un-ternehmensgruppen dieses Wirtschafts-sektors in Indonesien. Das bestätigt,dass die europäischen Banken bei priva-ten Konzernen weder nach der dieWaldbrände betreffenden Firmenge-schichte noch nach sozialen und ökolo-gischen Konflikten unterschieden ha-ben. Die Studie identifizierte auch ins-gesamt 71 Banken, die diese Finanz-leistungen an Konzerne des indone-sischen Palmöl- und des Papier- undZellstoffsektors erbrachten. Sie umfas-sen 24 britische, 4 dänische, 13 hollän-dische, 19 Deutsche, 4 schwedische und7 schweizerische Banken.

Die folgende Tabelle zeigt, dassBanken aus Großbritannien, Deutsch-land und den Niederlanden die meistenPalmöl-Unternehmen unterstützten.

31WWF Deutschland

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Die erste Tabelle in Anhang 3 enthältdie Namen von 17 identifizierten Kon-zernen sowie die gesamte Konzessions-fläche jedes einzelnen Konzerns. DieTabelle listet auch die europäischen Fi-nanzierungsinstitute auf, die nach VanGelders Einschätzung derzeit einenstarken Einfluss auf eine oder mehrereÖlpalmengesellschaften jedes Konzernshaben. Die zweite Tabelle im Anhanggibt, so weit bekannt, weitere Einzel-heiten über die Unternehmen, ihre Kon-zessionsflächen und ihre Produktion an.Insgesamt haben europäische Bankeneinen starken Einfluss auf die Ausge-staltung von insgesamt etwa drei Milli-onen Hektar Ölpalmenplantagen.

Tabelle 10 nennt die Top Ten derBanken aus vier europäischen Ländern,die als am einflussreichsten auf denindonesischen Ölpalmensektor angese-hen werden können. Schlüsselkriteriumist die Anzahl der indonesischen Kon-zerngruppen im Ölpalmensektor, aufwelche die Banken einen starken Ein-fluss ausüben können. Die relative Grö-ße jedes dieser Konzerne wurde dabeinicht gewichtet. Auch einige andereausländische Banken aus Ländern, diein diesem Bericht nicht behandelt wer-den (hauptsächlich Frankreich, USA

und Japan) sowie einige indonesischeFinanzinstitute, könnten ebenso bedeu-tend oder sogar noch bedeutender sein.

Es gibt drei Kriterien für die Bewer-tung des EinflussesV:

1. Direktheit der Finanzdienstleis-tung (nochmals unterteilt in a) direkt aneine Firma, die nur im Ölpalmenge-schäft tätig ist oder b) an eine Holding,deren Tochter im Ölpalmengeschäft tä-

tig ist. Bei b) wird nochmals in drei Ka-tegorien unterteilt, je nach dem wiehoch die Umsätze aus dem Palmölge-schäft am Gesamtumsatz der Holdingsind.

2. Aktualität der Finanzbeziehung:diese kann bereits beendet sein (Kreditzurückgezahlt) oder noch aktuell, wennSchuldner/Gläubiger Beziehung vor-handen, bzw, Geschäftsinteressen auskontinuierlicher Beteiligung da sind.

3. Höhe der Finanzdienstleistungoder Beteiligung.

Konzentration auf deutsche Institu-tionen

Anhang 4 listet die deutschen Fi-nanzinstitutionen auf, die von VanGelders Studie genannt wurden und Ka-pital in Ölpalmengesellschaften hatten.Tabelle 11 nennt die einflussreichstenBanken:

32 WWF Deutschland

Tabelle 9: Europäische Banken undindonesische Ölpalmen-konzerne

V Die folgenden Einflussniveaus einer Finanzierungsinstitution auf eine Ölpalmengesellschaft wurde unter Anwendung der drei Kriterien Direktheit, Aktualität und Höhe der Leistung unter-schieden (siehe Van Gelder, 2001):

Starker EinflussDie Finanzierungsinstitution hat eine starke Finanzbeziehung mit dem Unternehmen, sodass sie in der Lage ist, die Firmenpolitik selbst zu beeinflussen.

Moderater EinflussDie Natur und das Ausmaß der Finanzbeziehung zwischen der Finanzierungsinstitution und dem Unternehmen ist so, dass die Finanzierungsinstitution einen gewissen Einfluss auf die Po-litik des Unternehmens ausüben kann, besonders wenn sie mit anderen Banken oder Geschäftsinteressenten kooperiert.

Minimaler EinflussDie Finanzbeziehung zwischen der Bank und dem Unternehmen gibt der Finanzierungsinstitution in der Theorie einigen Einfluss auf die Unternehmenspolitik, augrund des Umfangs undder Natur der Finanzbeziehung ist dieser Einfluss jedoch nicht von praktischem Nutzen.

Beendeter EinflussDie Möglichkeit der Finanzierungsinstitution, die Politik des Unternehmens zu beeinflussen, existiert nicht mehr.

Tabelle 10: Die wichtigsten europäischen Banken für den indonesischen Ölpalmensektor

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33WWF Deutschland

Tabelle 11: Deutsche Banken mit starkem Einfluss auf den indonesischen Ölpalmensektor (siehe Anhang 4für eine vollständige Tabelle)

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4.1 Erste Erfolge – aber esbraucht noch viel mehr

Seit der Veröffentlichung des letztenWWF-Berichts des WWF Deutschlandsüber Ölpalmen in Indonesien 1998 hatsich in Deutschland selbst wenig verän-dert. In anderen Verbraucher-Ländernjedoch gab es einige interessante Ent-wicklungen.

Der WWF-Bericht 1998 und andereVeröffentlichungen initiierten Kampag-nen des WWF, von Greenpeace undFriends of the Earth, die sich an die Öf-fentlichkeit, den Einzelhandel und dieFinanzierer hinter der Plantagenexpan-sion richteten. Neben einem verstärktenallgemeinen Bewusstsein in der Ölpal-menthematik führten die Kampagnendazu, dass einige „Vorreiter“ zu einerverantwortungsvolleren Handels- undInvestitionspraxis übergingen – sowohlim Einzelhandel (Migros in derSchweiz) als auch im Finanzbereich(ABN/AMRO und Rabo-Bank in denNiederlanden, siehe Kästen).

Anhang 5 enthält eine Reihe von anFinanzinstitutionen und Geberorganisa-tionen gerichtete Empfehlungen, zitiertnach Wakker (2001), die wertvolleRichtlinien für diese Akteure bieten, umnachhaltige Entwicklung ernsthaft zuunterstützen.

Auf Regierungsebene bleibt nochviel zu tun. Die indonesische Regierunghat wenig beigetragen, gerät jedoch un-ter wachsenden Druck der ASEAN-Länder, die Waldbrände zu stoppen. Inden Niederlanden richteten Parlamenta-rier Fragen an die Regierung bezüglichder Rolle holländischer Finanzierer beider indonesischen Ölpalmenexpansion.Aber abgesehen von einer Proforma-Antwort folgten keinerlei konkrete Ak-tionen. In Deutschland wie auch sonstin der EU haben Regierungen und Poli-tiker bislang nichts unternommen

4.2 Position und Strategie des WWF

Im Laufe des Jahres 2002 erarbeiteteder WWF eine Reihe von Positionspa-pieren93 zu zentralen Waldthemen, ein-schließlich eines Ölpalmenpapiers. Dies

konzentriert sich auf jene Bereiche, dienach Ansicht des WWF Kernelementeder Nachhaltigkeit innerhalb der Ölpal-menindustrie sind.

Erstens erkennt der WWF an, dassPalmöl ein Grundnahrungsmittel mithoher Verbrauchernachfrage ist unddass dieser Industriezweig Devisenein-nahmen und Arbeitsplätze in tropi-schen Produzentenländern schafft.Gleichzeitig ist der WWF besorgt über

die hohen ökologischen und sozialenKosten, die Ölpalmenplantagen inForm rücksichtsloser Waldrodung, un-kontrollierten Abrennens mit einherge-hendem Brandsmog sowie der Mis-sachtung der Rechte und Interessen derlokalen Bevölkerung verursachen. Da-her ruft der WWF die Industrie, die Ge-setzgeber, Finanzierer, Käufer und an-dere Beteiligte auf, gemeinsam daranzu arbeiten, die Ölpalmenindustrie

4. Internationale Aktionen

34 WWF Deutschland

Ein verantwortungsvoller Supermarkt: Migros

Migros, die größte Supermarktkette der Schweiz, ist der erste europäische Einzel-händler, der sich verpflichtet hat, Palmöl ausschließlich aus umweltfreundlichenQuellen zu beziehen. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zwölf Milli-arden US-Dollar kündigte Januar 2002 an, dass es die Zielsetzung habe, diePalmölproduktion für eigene Produkte derart zu modifizieren, dass sie keine Be-drohung mehr für die Tropenwälder darstelle. Das Unternehmen, dessen Palmöl-verbrauch bei 3.000 Tonnen jährlich liegt, möchte sicherstellen, dass seine Liefe-rungen nicht von Plantagen stammen, die auf kürzlich umgewandeltem Naturwalderrichtet wurden. Migros setzte auch Kriterien fest, um zu gewährleisten, dass derAnbau nach umweltfreundlichen Prinzipien erfolgt, Ressourcen schont und sozia-le Arbeitsbedingungen unterstützt.

Migros wird unabhängige Prüforgane zur jährlichen Bewertung der Einhaltungder Kriterien durch seine Lieferanten bestellen, und seine Produkte werden miteinem Aufkleber versehen, der bestätigt, dass sie „Tropenwälder schützen“. Alsersten Schritt hat Migros begonnen, eine Margarinemarke mit Palmöl von einernachhaltigen Quelle aus Ghana zu entwickeln.

Gemeinsam mit dem WWF Schweiz setzte Migros eine Reihe von Mindestan-forderungen in ökologischer und sozialer Hinsicht für seine Palmölprodukte fest,die unter vier Schlagworten zusammengefasst werden können:

1. Transparenz und unabhängige Prüfung: Identifizierte Lieferanten (Konzer-ne), identifizierte Plantagen (Großunternehmen) und eine gesicherte Produktket-te. Der Aufkäufer (Migros) kann stets nachvollziehen, woher sein Palmöl stammtund welchen Weg es im Zwischenhandel genommen hat, so dass zum Beispielkeine Panschereien möglich sind. Weil die Ursprungsplantage bekannt ist, kön-nen auch unangemeldete Prüfungen stattfinden. Die Plantagen stimmen einerunabhängigen Überprüfung der Einhaltung der Migros-Kriterien zu.

2. Einhaltung gesetzlicher Vorschriften: Produzenten befolgen mit den Planta-gen nationale und regionale Gesetze.

3. Umweltstandards: Plantagen und verarbeitende Fabriken minimieren dieökologischen Auswirkungen auf Boden, Wasser, Tierwelt und natürlich Wälder.

4. Soziale Standards: Die Produzenten sprechen soziale Auswirkungen aktivan. Zum Beispiel müssen soziale Standards sicherstellen, dass durch eine Plan-tage vor Ort Arbeitsplätze geschaffen werden und das der Aufbau einer Plantagenicht gegen den Willen der lokalen Bevölkerung stattfindet. Ihre Politik stellt si-cher, dass Arbeits- und Sicherheitsbestimmungen nationalen Gesetzen undinternationalen Abkommen entsprechen (zum Beispiel keine Diskriminierung vonFrauen, Gewerkschaftsfreiheit, Verbot der Kinderarbeit, Einhaltung von Mindest-standards beim Umgang mit giftigen Stoffen wie Pestiziden, festgelegte Arbeits-zeiten, Mindestlöhne). Die Pionierarbeit von Migros wurde beim jüngsten Welt-gipfel für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg durch die Auszeichnung mitdem World Business Award international anerkannt.

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ökologisch, sozial und wirtschaftlichnachhaltig zu machen.

Der WWF zählt folgende Punkte zuden Kernelementen der Nachhaltigkeitinnerhalb dieses Industriezweiges, diekünftig eingehalten werden müssen:

• Keine Umwandlung von Wäldernmit hohem Schutzwert in Plantagen;

• Abschaffung jedweder Anreize zurUnterstützung der Umwandlung derar-tiger Wälder;

• Annahme von Umweltmanage-mentpraktiken (zum Beispiel Minimie-rung der Waldbrände und desMensch/Wildtier-Konflikts);

• Respektierung der Gewohnheits-rechte lokaler Gemeinschaften insbe-sondere indigener Völker auf den Be-sitz, die Nutzung und die Verwaltungihres Landes und seiner natürlichenRessourcen;

• Sicherstellung des langfristigen so-zialen und ökonomischen Wohlerge-

hens der Plantagenarbeiter und der lo-kalen Bevölkerung;

• Einhaltung zumindest der recht-lichen Rahmenbedingungen, aber Stre-ben nach höheren, über lokale/nationaleGesetze hinausgehenden Standards inder Praxis und

• Transparenz ihrer Politik und Pra-xis in Umwelt- und Sozialbelangendurch die Industrie.

Ein Kernelement der Ölpalmenstra-tegie des WWF ist, die „Hebel der Ver-änderung” zu bewegen – das heißt, jeneSchlüsselakteure zu mobilisieren, dieEinfluss auf internationale Märkte undInvestitionsflüsse haben: Wichtige euro-päische Banken, internationale Finan-zierungsinstitutionen (IWF, Weltbank),den europäischen Verbrauchermarkt,europäische Unternehmen, die Palmöl-produkte verarbeiten und Verbrauchs-güter produzieren sowie die EU und na-tionale Regierungen, welche die Ent-

wicklungs-, Handels- und Hilfspolitikbestimmen.

Der WWF führt im Rahmen seinerInitiative gegen Waldumwandlung (der-zeit mit Schwerpunkt auf Palmöl undSoja) gemeinsam mit relevanten WWF-Büros sowohl in Produzenten- als auchKonsumentenländern eine koordinierteReihe von Aktivitäten zur Erreichungdes gemeinsamen Zieles durch: Sicherzu stellen, dass Wälder mit hohemSchutzwert nicht länger durch die Ex-pansion von Ölpalmen- und Sojaplanta-gen gefährdet werden.

35WWF Deutschland

Banken erwachen

Drei der größten Banken in den Niederlanden – ABN AMRO, Rabobank und For-tis – kamen im Februar 2002 überein, die Finanzierung der Errichtung von Ölpal-menplantagen in Indonesien aus ökologischen und sozialen Gründen zu stop-pen oder wesentlich einzuschränken. Eine vierte Bank, ING, schloss sich ihnenim Verlauf des Jahres an. Dies ist das Ergebnis einer gemeinsamen Kampagnedes Indonesischen Oil Palm Advocacy Networks, von Sawit Watch, Milieudefen-sie (Friends of the Earth NL) und Greenpeace Niederlande. Ölpalmengesell-schaften und Zellstofflieferanten gehören zu jenen, die für die verheerendenWaldbrände und für die Entwaldung allgemein verantwortlich sind. HolländischeBanken halten Finanzverbindungen zu mehreren der großen indonesischenPlantagenkonzerne.

Die NROs konfrontierten die Banken mit diesen Themen und drängten sie, ih-re Investitionen in den Ölpalmensektor auf Plantagengesellschaften zu be-schränken, die sich an folgende Grunderfordernisse hielten:• Keine Umwandlung von tropischem Regenwald, kein Abbrennen von Wäldern,• Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen und• Respektierung der Rechte und Wünsche der lokalen Bevölkerung.

Die NROs organisierten Kampagnen, führten Verhandlungen und letztendlichstimmten vier führende Banken zu, Nachhaltigkeitskriterien für Investitionen inden Ölpalmensektor aufzunehmen. Im Falle der ABN AMRO geht die neue Politikder Bank sogar über den Ölpalmensektor hinaus: Die Kriterien werden auf alle In-vestitionen, die Wälder betreffen könnten, angewendet – einschließlich Holzein-schlag, Papier und Zellstoff, Bergbau und Öl- und Gaserschließungen. ABN wirddarüber hinaus keine Investitionen in Plantagenprojekte tätigen, für die Wälder vorweniger als fünf Jahren gerodet worden sind. Sawit Watch, deren Kampagnensich gegen die großflächige Ausweitung von Ölpalmenplantagen richten, ruft Fi-nanzierungsinstitute auf der ganzen Welt – einschließlich indonesische Banken –dazu auf, in die Fußstapfen der holländischen Banken zu treten.Aus: Down to Earth 52, Februar 2002

Die WWF-Strategie für den Wald-schutz

Der WWF arbeitet daran, Lösungenfür jene Bedrohungen der Wälderder Erde zu finden, die den Wald-schutz potenziell untergrabenkönnten.

Der WWF ist mit einer Kombina-tion aus Feldarbeit und politischerLobbyarbeit mit über 300 Waldpro-jekten in beinahe 70 Ländern aktiv.Die WWF-Projekte integrieren denUmweltschutz mit sozialen und wirt-schaftlichen Aspekten und ziehenebenso nationale oder internationalepolitische Maßnahmen in Betracht,die das Leben auf der Erde beein-flussen.

Um die Zerstörung und den Ver-lust von Waldlandschaften weltweitaufzuhalten und die Vielfalt vonWaldtypen auf allen Kontinentendauerhaft zu sichern, fördert derWWF den Schutz, die nachhaltigeNutzung und die Wiederherstellungvon Wäldern, um eine dauerhafteund nachhaltige Vielfalt von Waldty-pen auf allen Kontinenten zu errei-chen. Besonders Besorgnis erregen-de Bedrohungen sind für den WWFillegaler Holzeinschlag und Waldkri-minalität, Umwandlung von Wäldernin Ölpalmen- und Sojaplantagen,Waldbrände und der Klimawandel.

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5.1 Empfehlungen anRegierungen

Allgemeine Empfehlung an Regie-rungen von Konsumenten- und Pro-duzentenländern

Alle betroffenen Regierungen solltenaktiv den Prozess erleichtern, die Palm-ölindustrie auf einen nachhaltigen Wegzu bringen und die notwendigen Anrei-ze und gesetzlichen Rahmenbedingun-gen schaffen, um die Privatwirtschaftpositiv zu beeinflussen. Sie sollten dieNichtregierungsorganisationen (NROs)als die zentralen „Aufpasser“ bei derÜberwachung vor Ort unterstützen undden NROs dabei behilflich sein, Unter-nehmen zu unterstützen, die bereit sind,in Richtung echter Nachhaltigkeit zu ar-beiten. Regierungen sollten Mindest-standards für Transparenz in der Pro-duktions- und Handelskette fördern.

Spezielle Empfehlungen an die indo-nesische Regierung

Diese Neuauflage des Berichts von1998 gibt nicht viel Anlass für Opti-mismus über den Zustand der WälderIndonesiens und die Rolle der Ölpal-menplantagen in der Landnutzung. DieDiskrepanzen zwischen der Waldnut-zungsplanung und der Politik einerseitssowie der tatsächlichen Situation vorOrt andererseits bleiben groß.

Die indonesische Regierung ist inder Lage, die Dinge zum Besseren ver-ändern und gezielte Aktionen setzen zukönnen, um eine der wichtigsten natür-lichen Ressourcen des Landes für künf-tige Generationen zu bewahren und zuentwickeln. Deshalb werden die folgen-den Maßnahmen und Reformen derindonesischen Regierung zur Begutach-tung empfohlen. Sie beinhalten:• Einführung demokratischer Grund-

strukturen – zum Beispiel eine sozialeund umweltfreundliche Raumplanungunter Einbeziehung der lokalen Bevöl-kerung, lokaler Regierungen und zivil-gesellschaftlicher Gruppen. Das Zielsollte darin bestehen, ein gesundesGleichgewicht zwischen der Eintei-lung von Land für permanenten Wald,kleinbäuerliche Land- und Agroforst-wirtschaft, Forstwirtschaft, Plantagenund Besiedelung zu erreichen.

• Ein Moratorium für neue Ölpalmen-konzessionen auf Waldland, bis einenationale Bestandsaufnahme der per-manenten Waldflächen erstellt ist.Ausgenommen von diesem Morato-rium könnten Gebiete sein, die in derVergangenheit schwer durch Brändeoder andere Ursachen geschädigt wur-den und kein Potenzial für Wald mithohem Schutzwert mehr haben – seies in sozialer, ökologischer oder ande-rer Hinsicht.

• Abschaffung aller Naturgüter vernich-tenden Anreize, welche die Expansionvon Ölpalmenplantagen auf Kostendes natürlichen Waldes fördern (sieheKapitel 2.6).

• Strengere gesetzliche Vorschriften undStrafen für Brandrodung zur Planta-generrichtung sowie Aufbau von insti-tutionellen Kapazitäten für derenDurchsetzung.

• Gesetzliche Unterschutzstellung derEigentums- und Nutzungsrechte loka-ler Gemeinschaften, die vom Ökosys-tem Wald abhängen, Umsetzungenvon Landreformen und Hilfestellungfür lokale Gemeinschaften beim Ein-stieg in eine nachhaltige Waldbewirt-schaftung.

• Einrichtung effektiver Mechanismenfür ein unabhängiges Monitoring vonBedrohungen von Wäldern, die mitder Ölpalmenindustrie in Zusammen-hang stehen.

• Best-Practice-Standards (Benchmar-king) für die Errichtung und die Ver-waltung von Ölpalmenplantagensowie für die Palmölproduktion.

Auf der Ebene einzelner Plantagenhaben die im vorherigen WWF-Berichtan Plantagenbesitzer gerichteten Emp-fehlungen noch immer Gültigkeit:• Schutz von Waldgebieten innerhalb

von Plantagen, die besonderen Wertals Wassereinzugsgebiete, für die Ar-tenvielfalt, für Vogelmigration, alsErosionsschutz und als Quelle vonNichtholzprodukten für lokale Nut-zung haben.

• Wiederherstellung des Waldes in aus-gedienten Plantagen, die ökologischeFunktionen erfüllen.

• Durchsetzung von brandfreier Landro-dung und Abfallentsorgung.

• Entwicklung und Einführung inte-grierter Schädlingsbekämpfungsme-thoden.

• Einführung von Nährstoffrecycling-Methoden (Mulchen, Kompostie-rung).

5.2 Empfehlungen an die Privat-wirtschaft

Plantagenunternehmen auf dem Öl-palmensektor sollten die folgendengrundlegenden Richtlinien befolgen:• Keine Umwandlun von Wäldern mit

hohem Schutzwert;• keine Brandrodung;• Agieren in Übereinstimmung mit

international anerkannten Standardsfür Arbeitsbedingungen in Ländernmit schlechter „Governance“ oder ei-nem ambivalenten Rechtssystem so-wie

• Respektierung der Land- und Res-sourcennutzungsrechte der lokalenBevölkerung.

Staatliche und private Finanzinsti-tute sollten:• Investitionen in den Ölpalmensektor

und andere waldspezifische Aktivitä-ten hinsichtlich ihrer sozialen undökologischen Verantwortlichkeit über-prüfen;

• dieselben grundlegenden Richtlinienin ihre Finanzdienstleistungspolitikübernehmen;

• eine unabhängige Überprüfung derAnwendung dieser Richtlinien zulas-sen.

Wenn Unternehmen aus Verbrau-cherländern einen Anteil an den Ge-winnen im Ölpalmenhandel (oder in je-dem anderen Wirtschaftszweig) erzie-len wollen, sollten sie eine klare undüberprüfbare Investitions- und Ein-kaufspolitik auf der Basis von Nachhal-tigkeitskriterien entwickeln. Sie solltendiese mit lokalen Akteuren erörtern unddiese Politik rigoros umsetzen. Weitersollten sie Aktivitäten in Zusammen-hang mit dem Waldschutz finanziellunterstützen.

36 WWF Deutschland

5. Empfehlungen des WWF

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Unternehmen, die in den Produ-zentenländern tätig sind, sollten eben-so eine Politik der Nachhaltigkeit ent-wickeln und umsetzen und lokale Ak-teure in diesen Prozess einbeziehen.

Darüber hinaus sollten alle Unter-nehmen in der Handelskette völligtransparent über den Ursprung ihrerPalmölrohstoffe informieren. Durch-schaubarkeit ist eine zentrale Bedin-gung für die Glaubwürdigkeit vonNachhaltigkeitsbehauptungen seitenskommerzieller Unternehmen und ihrerGeldgeber. Transparenz ist somit eineVorbedingung für jede „Betriebsgeneh-migung“.

NROsDurch Forschung, Lobbyarbeit,

Campaigning und kreative Unterstüt-zungsarbeit spielen NROs eine Schlüs-selrolle bei der Katalyse von Aktionenin der Privatwirtschaft, bei Regierungenund Konsumenten. Aber ihre Rollemuss über einfache Boykottaufrufe hin-ausgehen und zur Zusammenarbeit mitder Privatwirtschaft und Regierungenführen, um arbeitsfähige Lösungen her-vorzubringen. Dies schließt die Ent-wicklung konkreter, auf lokale Ent-wicklungsziele gerichteter Lösungenfür betroffene Industriezweige ein, diesich für ökologische Verhaltensweisenaussprechen.

KonsumentenKonsumenten sollten über die Ge-

schichte hinter dem Produkt, das siekaufen, informiert sein. So können sieeinen wirklichen Unterschied machen,indem sie zu positiven Aktionen drän-gen sowie Nachweise der Transparenzin der Beschaffungs- und Einkaufspoli-tik von Einzelhändlern und verarbeiten-den Unternehmen verlangen. Sie kön-nen helfen, positive Beispiele aufzubau-en, wie die schweizerische Migros-Ket-te und die holländischen Banken, umMaßstäbe zu setzen und die Mainstre-am-Industrie zu überzeugen, ihre ökolo-gischen und sozialen Standards anzuhe-ben. Das Hinterfragen der Palmöl-Her-kunft unserer alltäglich konsumiertenProdukte kann genau dazu beitragen.

37WWF Deutschland

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38 WWF Deutschland

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1 Forest Fire Prevention and Control Project (FFPCP), einGemeinschaftsvorhaben von EU und indonesischer Regie-rung.

2 siehe Down to Earth – Update zur Forstwirtschaft aufhttp://dte.gn.apc.org/cfprs.htm.

3 FWI/GFW, 2002.4 Three die as haze cloaks Kalimantan, The Star, 5. Septem-

ber 2002 5 Hitzepixel in den Satellitenaufnahmen deuten auf einen

Brandherd am Boden hin. Diesen nennt man Hotspot.Die meisten der Hotspots repräsentieren auch tatsächlicheinen Brandherd, eine Minderheit repräsentiert allerdingseine andere Hitzequelle am Boden. Man erkennt anhanddes Pixels auch nicht die tatsächliche Größe des Feuersam Boden, denn die Pixel bilden als kleinste Bildeinheit inder Aufnahme einen Punkt am Boden ab, der etwa einemkm2 entspricht.

6 Verschiedene Berichte der Jakarta Post.7 siehe Fire Bulletin Nr. 8 auf der WWF Indonesien Website

(www.wwf.or.id)8 BMG predicts prolonged dry season, Jakarta Post, 6. Sep-

tember 20029 BMG predicts prolonged dry season, Jakarta Post, 6. Sep-

tember 200210 CIFOR-Presseerklärung von Luca Tacconi am 13. Sep-

tember11 The Jakarta Post, 24. August 2002.12 Anderson et al., (FFPCPFFPCP), 199913 FWI/GFW, 2002.14 Glover, D. undT. Jessup, 1999.15 ADB in: Dennis, R. 1999. A Review of Fire Projects in

Indonesia (1982-1998). CIFOR.16 Vertreter des Unternehmens Agro Indomas behaupten,

dass mechanische Rodung von Wäldern 2,3 Mal teurer seials nichtmechanische Brandrodung. Gemäß des Fire Pre-vention Control Projects (FFPCP) gibt es jedoch keinenzwingenden Grund, Land für neue Plantagen durch Ab-brennen zu gewinnen. Die Errichtungskosten einer Planta-ge vom ersten Schritt der Regierungsgenehmigung bis zurvollen Produktion sind gleich, ob das Land nun rein me-chanisch ohne Abbrennen gerodet wird, oder ob zuerstmechanisch gerodet und die Überreste dann abgebranntwerden. Mehrere führende Unternehmen erkennen diesbereits an und favorisieren eine Zero-Burning Policy zurLandgewinnung, obwohl eine derartige Strategie nicht im-mer in die Praxis umgesetzt wird. (Sargeant, FFPCP,2001).

17 Wakker,200018 Simorangkir and Gouyon (www.pffsea.com)19 Anderson et al., (FFPCP), 199920 Bompard & Guizol (FFPCP), 1999; Sargeant, (FFPCP),

200121 Anderson et al., (FFPCP), 199922 IUCN Red List of Threatened Species auf

www.redlist.org, gesehen 23. Oktober 2002

23 36.000 ist eine zuverlässige Schätzung von Rijksen &Meijaard (1999). Die Arten-Website des WWF schätzt dieGesamtzahl derzeit auf weniger als 25.000(http://www.panda.org/species/orang/population.cfm).

24 Orangutan Numbers Plummeting Worldwide: Speciesmay Vanish in the Next Ten Years, Study Says. WildlifeConservation Society. February 26, 2001; Our VanishingRelative. The Status of Wild Orang-Utans at the Close ofthe Twentieth Century. Rijksen, H.D. und E. Meijaard1999.

25 Tree Cutting Angers Elephants. Jakarta Post, 5. April 199726 Wild Elephants Caught and Tamed. Jakarta Post, 29. July

1998.27 WWF Riau, 2001.28 Quelle: Antara, 16. September 2002. Die Studie über Be-

gegnungen zwischen Menschen und wilden Elefanteninnerhalb und um Nationalparks wurde von einer lokalenUmweltagentur (Watala) und der Wildlife ConservationSociety-Indonesia durchgeführt.

29 IUCN Red List of Threatened Species aufwww.redlist.org, gesehen 23. Oktober 2002

30 36.000 ist eine zuverlässige Schätzung von Rijksen &Meijaard (1999). Die Arten-Website des WWF schätzt dieGesamtzahl derzeit auf weniger als 25.000(http://www.panda.org/species/orang/population.cfm).

31 Orangutan Numbers Plummeting Worldwide: Speciesmay Vanish in the Next Ten Years, Study Says. WildlifeConservation Society. February 26, 2001; Our VanishingRelative. The Status of Wild Orang-Utans at the Close ofthe Twentieth Century. Rijksen, H.D. und E. Meijaard1999.

32 Tree Cutting Angers Elephants. Jakarta Post, 5. April 199733 Wild Elephants Caught and Tamed. Jakarta Post, 29. July

1998.34 WWF Riau, 2001.35 Quelle: Antara, 16. September 2002. Die Studie über Be-

gegnungen zwischen Menschen und wilden Elefanteninnerhalb und um Nationalparks wurde von einer lokalenUmweltagentur (Watala) und der Wildlife ConservationSociety-Indonesia durchgeführt.

36 Die am schlimmsten betroffenen Gebiete waren Zentral-und Südsumatra und Kalimantan; es gab wenige Berichteaus anderen Teilen Indonesiens.

37 Anderson et al., (FFPCP), 200038 Jakarta Post, 31. August 2002; Down to Earth 553-54, Au-

gust 2002. Dieser und andere Fälle sind Bestandteil vonFallstudien , die zur Zeit durch das PFFSEA vorbereitetwerden. Die Studien werden Hinweise geben, welche Vor-aussetzungen für eine erfolgreiche Ahndung solcher Straf-taten geschaffen werden müssen.

39 Potter & Lee, 1999.40 Eine Bewertung der Wirksamkeit von Flugzeug-Löschein-

sätzen wird zur Zeit durch das PFFSEA vorgenommen.Erste Auswertungen deuten darauf hin, dass diese Maß-nahme ineffektiv und unangebracht ist (pers. com.Dr. Pe-ter Moore, PFFSEA).

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41 See www.pffsea.com. Die vier Berichte sind: „Review ofLegal, Regulatory and Institutional Aspects of Forest andLand Fires in Indonesia“, „Review and Analysis of Legaland Regulatory Aspects of Forest Fires in South EastAsia“, „The Economics of Fire Use in Agriculture and Fo-restry – A Preliminary Review for Indonesia“, „Communi-ty Involvement in and Management of Forest Fires inSouth East Asia“.

42 Gouyon, (FFPCP), 199943 Sonderbericht von Down to Earth zu „Forests, People and

Rights“ vom Juni 2002.44 Bowen et al., (FFPCP), 199945 Sonderbericht von Down to Earth zu „Forests, People and

Rights“ vom Juni 2002.46 Der Großteil dieses Abschnitts basiert auf einem Sonder-

bericht von Down to Earth vom Juni 2002 über Waldrefor-men in der Post-Suharto-Ära und auf dem von CIFOR2000 veröffentlichten Casson-Bericht.

47 Toyne c.s., 2002.48 Siehe WWF Germany, 1998.49 Siehe www.hazeprevention.com50 Oil World 2020, 1999. ISTA Mielke GmbH.51 Carrere, 2001.52 Sargeant, (FFPCP), 200153 Casson, 2000.54 Sargeant, (FFPCP), 200155 WWF Indonesia, pers.comm.56 FWI/GFW, 2002 (S.43), auf der Grundlage von Statistiken

des Forstministeriums.57 Casson, 2000.58 Wakker, 2000.59 FWI/GFW, 2002.60 Sonderbericht von Down to Earth zu „Forests, People and

Rights“ vom Juni 2002.61 Oil World Annual 2002.62 Wakker, 2000 and Wakker, pers.comm.63 Barber & Schweithelm, 2000.64 FWI/GFW, 2002.65 dezimiert von 33 Millionen 1981, der Rückgang ist haupt-

sächlich die Folge tatsächlich vollzogener Konversion.Die kürzliche Erhöhung basiert auf unveröffentlichten Da-ten des Forstministeriums. Quelle für diesen Abschnitt:FWI/GFW, 2002.

66 Bericht des WWF-Deutschland, 1998.67 FWI/GFW, 2002.68 Casson, 2000.69 Der Großteil dieses Abschnitts basiert auf Casson (2000)

und dem Down-to-Earth-Sonderbericht vom Juni 2002.70 Casson, 2000.71 Siehe Wakker, E. 1998.72 Pamin, K. A Hundred and Fifty Years of Oil Palm Deve-

lopment in Indonesia: From the Bogor Botanical Gardento the Industry. IOPRI. 1998 International Oil Palm Con-ference. 23.-25. September 1998.

73 Oil World Annual 2002 (p.15)74 Oil Palm – Fact File in Better Crops International, 1999.

75 Für Details über die Verwendungsmöglichkeiten der Öl-palme siehe z.B.: Pocketbook of Palm Oil Uses. Palm OilResearch Institute of Malaysia. Ministry of Primary In-dustries. März 1997.

76 Fairhurst & Mutert, 199977 Fairhurst & Mutert, 1999.78 Oil World Annual 200179 Oil World Annual 200280 Oil World Annual 200281 Oil World Annual 200282 Dies ist so, da Exportstatistiken aus Indonesien Reexporte

in Drittländer beinhalten; deshalb glauben wir, dass Im-portstatistiken realistischer sind.

83 PKO-Exportstatistiken für Indonesien und die Importsta-tistiken der Importländer zeigen enorme Unterschiede.

84 Vergleiche Oil World Annual 2002. Butterfett enthält nichtausschließlich Palmöl.

85 Verband Deutscher Ölmühlen, 200286 VDOE, pers.comm.87 Das ECOPOP-Forschungsprojekt umfasste eine Reihe

Deutscher Universitäten, private Unternehmen und denWWF Deutschland als Partner. Nach zwei Jahren intensi-ver (und teurer) Vorbereitungen wurde das Projekt vomDeutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung(BMBF) als wichtigstem Geldgeber abgelehnt, angeblichweil „die verschiedenen Subforschungsprojekte nicht ge-nügend aufeinander abgestimmt waren”.

88 Der Begriff „Wälder mit hohem Schutzwert“ im engli-schen „High Conservation Value Forests“ (HCVF) wurdedurch den Forest Stewardship Council aufgestellt und hatinzwischen Eingang in die internationale Waldschutzpoli-tik gefunden. Der Begriff trägt der Tatsache Rechnung,dass Sekundärwälder, also Wälder, die genutzt werden,ebenso wichtig für die Erhaltung der Biodiversität wie Pri-märwalder (bislang unberührte Wälder) sein können. Überdie biologischen Funktionen hinaus definieren sich Wäl-dern mit hohem Schutzwert auch als Ökosysteme, diemaßgeblich zur Grundbedürfnisbefriedigung lokaler undtraditioneller Bevölkerungen beitragen oder einen beson-deren Status aus kulturellen und religiösen Gründen besit-zen.

89 GTZ und KfW, 200090 Potter und Lee, 1998.91 Casson, 2000.92 PT SMART Jahresbericht 1998; Sinar Mas Libatkan

75.000 KK Penduduk Kaltim Untuk Kembangan Sawit.Suara Pembaruan. 12. February 1999.

93 WWF, 2002a; WWF 2002b; WWF, 2002c; WWF, 2002d;WWF, 2002e. Siehehttp://www.panda.org/news_facts/factsheets/forests

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42 WWF Deutschland

Quelle: Kessler, Wakker, Richert und Dros (November 2001).RETRAC – Resource Trade Cycle analysis. Application toTropical Forest Conversion. AIDEnvironment Amsterdam.

Eine Definition der Waldumwandlung Die FAO definiert Wälder "als Ökosysteme mit mindestens

zehn Prozent Kronenbedeckung des Bodens, die keinen land-wirtschaftlichen Eingriffen ausgesetzt sind”. Gemäß der FAOumfasst die Entwaldung "die vollständige Rodung vonBaumformationen (geschlossen oder offen) und ihren Ersatzdurch Nichtwaldnutzungen". "Waldumwandlung" wird defi-niert als der Übergang vom geschlossenen Wald zu Agroin-dustrieplantagen (Baumplantagen, einschließlich Ölpalmen,Kautschuk, Kokosnuss, etc.).

Diese Definition erfasst nicht die Zwischenphasen desWaldumwandlungsprozesses vom Einschlag, über Rodungund Bepflanzung bis hin zum Endstadium einer Nichtwald-plantage. Eine Definition von Entwaldung muss jedoch diekomplexe und dynamische Wirklichkeit widerspiegeln.

AIDEnvironment definiert "Waldumwandlung als einenkontinuierlichen Prozess abnehmender Waldfunktionen mit

den Zwischenphasen der Walddegradierung und der Wald-fragmentierung, die noch vor der eigentlichen Entwaldungliegen". Der Waldumwandlungsprozess erfasst somit die Pa-lette von Einschlags- und Rodungsaktivitäten, die letztend-lich zu einer vom Menschen gemachten, von Monokulturendominierten Landschaft führt und durch den Verlust vonSchlüsselfunktionen und sozioökonomischem Nutzen für dielokale Bevölkerung charakterisiert ist.

Anhang 1 – Der Waldumwandlungsprozess

Abb. 7 bis 10: Die vier Stadien der Entwaldung

Übersetzung der Bildlegenden:Primary Forest/Primärwald (Urwald), concession claim/Nutzungsgebiet eines Unter-nehmens (Holzkonzession), indigenous village/Dorf, industrial forestry/industrielleWaldnutzung, logged forest/genutzter (eingeschlagener) Wald, logging/Holzeinschlag,logpond/ Holzlagerplatz, shifting cultivation/Wanderfeldbau, idle land/Brache, mainroad/Hauptpiste, sawmill/Sägewerk, forest fires/Waldbrände, degraded forest/de-gradierter (stark gestörter) Wald, no forest/unbewaldet, pulp factory/Zellstoffwerk,urbanisation/Siedlung, mixed plantations/gemischte Plantagen, soy bean/Sojaan-bau, pulpwood/Holzplantagen für Papier- und Zellstoffindustrie, rubber/Kautschuk-plantage, ranching/Viehweide, oil palm/Ölpalme, deforestation/Entwaldung.

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Der Prozess der Waldumwandlung besteht aus vier ver-schiedenen Stadien:

1. Primär-Wald: Dieses Ursprungsstadium ist charakteri-siert durch ein geschlossenes Kronendach, geringe menschli-che Einflussnahme, wenig intensive oder nur extensive Nut-zung durch Indigene wie zum Beispiel von Nichtholzproduk-ten. Es gibt keine signifikanten Veränderungen der Waldfunk-tionen, und die Waldregenerationskapazität ist optimal.Konzessionen für selektiven Holzeinschlag können vergebenworden sein. Diese sind aber noch nicht ausgeführt.

2. Wald mit Holznutzung. Der Straßenbau ist oft die ersteindustrielle Aktivität im Primärwald, gefolgt von selektivemHolzeinschlag mit unterschiedlicher Intensität – abhängigvom Vorhandensein kommerziell verwertbarer Baumartenund der Zugänglichkeit des Terrains. In diesem Stadium wirdder Hauptteil an Holz in den Tropen produziert, von dem gro-ße Mengen für den Export bestimmt sind.

Nach dem Holzeinschlag bleibt ein gestörter und teilweisedegradierter Restwald übrig. Natürliche Regenerationspro-zesse sind größtenteils noch immer intakt, obwohl die Rege-nerationskapazität der Nutzbaumarten gefährdet sein kann.Die entstehenden Sekundärwälder liefern nach dem Ein-schlag weniger kommerziell verwertbares Holz, aber immernoch viele Waldprodukte und weisen eine hohe Artenvielfaltauf.

Jäger- und Sammlergemeinschaften tendieren dazu, tieferin den Primärwald vorzudringen, während einige von ihnenvon Einschlagsfirmen angeheuert werden.

Der Druck auf den Wildbestand durch kommerzielle Jagdsteigt signifikant. Entlang der Straßen der Holzeinschlagsfir-men entstehen erste Ansiedlungen, erster landwirtschaftlicherAnbau, zumeist in Form des traditionellen Wanderfeldbaus(gekennzeichnet durch Brandrodung), und erste Bodenero-sion.

3. Degradierter Wald. Dieses Stadium umfasst die zweiteWelle der Waldzerstörung in Folge des Holzeinschlages. Eskann zu einem raschen Zustrom von Siedlern kommen (zumBeispiel arbeitslose Holzfällertrupps), welche die zurückge-lassene Infrastruktur nutzen. Die Einschlagsfirmen dringendagegen tiefer in den Primärwald vor. Sägewerke hingegenkönnen sich hier ansiedeln und auch aus dem bereits degra-dierten Wald Stämme, oft für lokale Märkte, geliefert bekom-men.

Investitionen – seitens der Regierung oder der Privatwirt-schaft – in die Erhaltung der Ressource Wald sind minimal.Die degradierten Wälder werden nun für kleinbäuerliche Sub-sistenzlandwirtschaft (Anbau von Feldfrüchten für den un-mittelbaren Bedarf der Kleinbauern) brandgerodet. Kommer-zielle Landwirtschaft ist auf dem Vormarsch, vor allem nachder gesetzlichen Umwidmung von Holzkonzessionen in an-dere Landnutzungskategorien.

In diesem Stadium ist die Rodung in höchstem Maße zer-störerisch. Feuer verbreiten sich leicht und vernichten auchden noch verbliebenen Wald. In diesem Stadium können sichrelativ stabile ärmliche Landwirtschaften mit Bäumen zumunmittelbaren Bedarf an Feuerholz, Viehfutter und Früchtenüber einen längeren Zeitraum konsolidieren. Natürliche Re-

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generierungsprozesse sind in gewissem Maß noch intakt. Indiesem Stadium lassen sich in diesem Gebiet keine substan-tiellen Exporteinnahmen erwirtschaften.

4. Nichtwaldstadium. Im Endstadium wird der letzte ver-bliebene Wald völlig gerodet, was einen fast vollständigenVerlust der ursprünglichen Artenvielfalt mit sich bringt.Waldfunktionen wie Erosionsschutz, Wasserrückhaltung undlokaler Klimaausgleich sind signifikant gestört beziehungs-weise nicht mehr vorhanden. Die Landschaft verwandelt sichvon Flecken kleinbäuerlicher Landwirtschaft in großflächigeagroindustrielle Monokulturen. Diese können Landnutzungfür Viehwirtschaft, einjährige Nutzpflanzen, Holzplantagenfür Zellstoff, etc. umfassen. Landlose Arbeiter werden in die-se Nichtwaldgebiete oder in die Städte getrieben. Wie in Sta-dium 2 generiert das Gebiet beträchtliche Exporteinnahmen.Größerer Kapital- und Verwaltungsaufwand ist zur Entwik-klung und Erhaltung der Produktivität der großflächigenMonokulturen erforderlich. Natürliche Regenerationsprozes-se wurden weitgehend zerstört. Die Rückkehr zu (natür-lichen) Wäldern ist ohne Zutun des Menschen unmöglich underfordert darüber hinaus größere Investitionen.

Wer in die Tropen fliegt, kann bei einem Flug von einemstädtischen Zentrum in eine waldreiche Region das geogra-phische Muster dieser vier Stadien aus der Luft erkennen. Esgibt mehrere sichtbare Grenzbereiche, die den Übergang voneinem Stadium in ein anderes charakterisieren: die Holzein-schlagsgrenze (von Stadium 1 zu 2), eine Kolonisierungs-grenze mit gemischten Aktivitäten (Stadium 2 bis 3) und eineGrenze industrieller Landwirtschaft (von Stadium 3 zu 4).

Natürlich folgt der Waldumwandlungsprozess nicht immerdem Muster aller vier Stadien. Die Agroindustrie betreibt denProzess auf mindestens drei mögliche Arten:

• Durch die Rodung von Primärwäldern (Stadium 1) di-rekt, wobei sie möglicherweise auch Profit aus dem einge-schlagenen Holz generiert und die Zwischenstadien über-springt.

• Durch die Besetzung von Sekundärwald, der als "gestört"definiert wird, um bei den Behörden zu einer Umwidmung zugelangen. Die Holzindustrie muss nun tiefer in den Primär-wald vordringen. Dies ist die am weitesten verbreitete Expan-sionsart des Ölpalmensektors in Südostasien. Gefördert wirdsie vor allem wie im ersten Fall dadurch, dass Einschlags-unternehmen und Plantagenfirma in der Hand eines einzigenMutterkonzerns sind.

• Durch die Besetzung von für kleinbäuerliche Land- undViehwirtschaft genutztem Land durch die Agroindustrie (Sta-dium 3). Dadurch werden die Acker- und Viehbauern ge-zwungen, weiterzuziehen und Sekundär- oder Primärwald zuroden. Dies ist vermutlich die häufigste Expansionsform fürdie Sojabohnenexpansion in Brasilien.

Dieser Ablauf erzeugt einen Dominoeffekt: Unternehmenund Kleinbauern dringen zwangsläufig immer tiefer in Pri-märwald ein und vernichten ihn. Ihr Erfolg basiert einzig aufdem raschen Verbrauch von Naturgütern.

Es ist wichtig, die Profitabilität agroindustrieller Monokul-turen als eine zentrale Antriebskraft hinter dem Waldum-wandlungsprozess zu sehen. Die Rolle der internationalenAgroindustrie wird oft unterschätzt, während Holzeinschlagund Besiedlung sowie deren Folgen allgemein bekannt sind.

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Anhang 2 – Zusammenfassung der Firmenumfrage inDeutschland

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47WWF Deutschland

Achtung:1 Die Gesamtzahl für die Konzessionsgebiete enthält eine

beträchtliche Menge an Doppelzählungen, da viele Planta-gen im Eigentum von mehr als einem Plantagenkonzernstehen.

2) Bei einigen Unternehmen wurde keine Finanzierungsinsti-tution erwähnt. Sie haben zwar europäische Finanzkapital-beteiligungen, aber ihr Einfluss auf das Unternehmen wur-de nicht als „stark“, sondern als „moderat“ oder „minimal“bewertet.

Anhang 3 – Europäische Banken mit Verbindungen zuindonesischen Ölpalmengesellschaften

Europäische Banken mit starkem Einfluss auf indonesische Palmölkonzerne(Quelle: Van Gelder, 2001)

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Achtung: Die Summen enthalten Doppelzählungen, da viele Plantagen im Eigentum von mehr alseinem Plantagenkonzern stehen.

Indonesische Palmölkonzerne mit europäischen Finanzverbindungen(Quelle: Van Gelder, 2001)

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Anhang 4 – Bewertung des Einflusses deutscher Bankenauf den indonesischen Ölpalmensektor

(Quelle: Van Gelder, 2001)

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SOZIALE KONFLIKTESoziale Konflikte kommen die Plantagengesellschaft oft sehrteuer und können deshalb die Fähigkeit des Unternehmenszur Schuldenbedienung beeinträchtigen. Finanzierer könnendarauf bestehen, dass ihre Kunden:> von unabhängiger Stelle geprüfte Nachweise liefern, dass

lokale Gemeinschaften vor der Einreichung von Projektan-trägen vollständig über das Projekt informiert werden.Consulting sollte Nichtregierungsorganisationen mit Ex-pertise über die lokale Situation und die Bedürfnisse loka-ler Gemeinschaften einbeziehen.

> sicherstellen, dass in Gebieten, wo Gemeinschaften sichgegen diese Art der Entwicklung stellen, keine Plantagenerrichtet werden.

> bestehende Konflikte beilegen. > zu verbesserten kleinbäuerlichen Programmen beitragen

und bessere Arbeitsbedingungen auf Privatplantagen för-dern.

WIRTSCHAFTLICHE AUSWIRKUNGENDie enttäuschenden Auswirkungen der Ölpalmenprogrammeauf den Lebensunterhalt der lokalen Bewohner und Planta-genarbeiter sind eine Quelle sozialer Unruhe und verringerndie Produktivität kleinbäuerlicher Programme. Anstatt loka-len Gemeinschaften ein fremdes Modell der wirtschaftlichenEntwicklung aufzuzwingen, können Finanzierer:> bei der Entwicklung der Produktion und von Märkten für

Nichtholzwaldprodukte wie Illipeöl, Rattan, Gummi undanderen Produkten auf der Basis von indigenen Wald- undLandnutzungsstrategien helfen.

> Ölpalmenproduzenten bei der Verbesserung bestehenderkleinbäuerlicher Programme behilflich sein, wobei dieBauern sich für eine Diversifizierung des Anbausystemsentscheiden können.

KORRUPTION, KOLLUSION UND NEPOTISMUS (KKN)Finanzierer des Plantagensektors können der indonesischenRegierung bei ihren Bemühungen gegen KKN-Praktiken hel-fen durch:> ihre Unwilligkeit, weitere uneinbringliche Schulden abzu-

schreiben, die einem Schuldner die Fortsetzung nichtnach-haltiger Praktiken ermöglichen.

> eine volle Berücksichtigung der KKN-Vorgeschichte vonManagern und Eigentümern von Gemeinschaftsunterneh-men und Schuldern bei Investitionsentscheidungen unddie Vermeidung von Finanztransaktionen mit Unterneh-men, deren KKN-Vergangenheit nicht klar ist.

Quelle : Wakker, 2001

50 WWF Deutschland

WALDBRÄNDEFinanzierer sollten darauf bestehen, dass ihre Kunden:> sich an die strikte Umsetzung gutgeplanter und ökologisch

verträglicher Landgewinnungsmethoden halten.> Programme für den Schutz und die Wiederherstellung öko-

logisch wertvoller Wälder entwickeln (dies kann auch fürabgebrannten Wald gelten!) und von Wäldern, die für dielokale Bevölkerung innerhalb und nahe der Plantagenge-bieten von Bedeutung sind.

ENTWALDUNGPlantagengesellschaften und ihre Finanzierer können die Ent-waldung in der Vergangenheit zumindest zum Teil wiedergut-machen. Unter Anbetracht der Tatsache, dass eine beträchtli-che, nicht von Wald bedeckte Landfläche in Indonesien verfüg-bar, ist kann Entwaldung besonders in Zukunft vermieden wer-den. Finanzierer können darauf bestehen, dass ihre Kunden:> von unabhängiger Seite geprüfte Nachweise liefern, dass

von keiner der Tochtergesellschaften innerhalb eines Kon-zerns Naturwald für Plantagenentwicklung umgewandeltwird.

> Programme zur Walderhaltung und Wiederaufforstung aufihren Konzessionsgebieten entwickeln. Finanzielle Anrei-ze können helfen, die Opportunitätskosten der Walderhal-tung, Ernteschäden durch Wildtiere und Kosten der inte-grierten Schädlingsbekämpfung zu kompensieren.

> übereilte (mechanische) Landgewinnung vermeiden, umdie Bodenerosion zu minimieren.

ILLEGALE LANDGEWINNUNGBanken sind darauf bedacht sicherzustellen, dass ihre Kundennicht in illegale Praktiken involviert sind. Eine gerichtlicheVerfolgung kann die Fähigkeit eines Unternehmens zurSchuldenbedienung ernsthaft beeinträchtigen. Finanzinstitutekönnen darauf bestehen, dass ihre Kunden:> Nachweise liefern, dass vor Beginn der Landgewinnungs-

arbeiten alle erforderlichen Genehmigungen sichergestelltsind.

> Schäden an Wäldern und anderer Vegetation entlang vonFlüssen und Seeufern wiedergutmachen oder entschärfen.

UMWELTVERSCHMUTZUNGZur Minimierung der ökologischen Auswirkungen von Inves-titionen in die Ölpalmenindustrie können Fianzciers daraufbestehen, dass ihre Kunden:> geeignete Abwasserentsorgungstechnologien anwenden

und installieren. > den intensiven Einsatz von Agrochemikalien in Plantagen-

gebieten vermeiden und integrierte Schädlingsbekämp-fungsmethoden anwenden.

> keine Plantagen auf Gebieten errichten, die einen hohenEinsatz von Agrochemikalien erfordern (z. B. Torf).

Anhang 5 – Empfehlungen an Banken

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WWF Deutschland

Rebstöcker Straße 5560326 Frankfurt am MainTel.: 069 /79144 -0Fax: 069 /617221E-Mail: [email protected]

Der WWF Deutschland ist Teil des World Wide Fund For Nature (WWF), einerder größten unabhängigen Naturschutzorganisationen der Welt. Das globaleNetzwerk des WWF ist in fast 100 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen uns rundfünf Millionen Förderer.

Der WWF will der weltweiten Naturzerstörung Einhalt gebieten und eine Zukunftgestalten, in der Mensch und Natur in Harmonie leben. Deshalb müssen wir ge-meinsam• die biologische Vielfalt der Erde bewahren,• erneuerbare Ressourcen naturverträglich nutzen und• die Umweltverschmutzung verringern und verschwenderischen Konsum

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