Kant Krtik der praktischen Vernunft

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Kant's Critique of practical reason, one of his masterworks

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IMMANUEL KANTS WERKE-Zi

/9Z2

LIBRARY718051UNIVERSITY OF TORONTO

IMMANUEL KANTS

WER K EIN GEMEINSCHAFTMIT

HERMANN COHEN,ARTUR BCHENAU, OTTO BEK, ALBERT GRLAND, B. KELLERMANNHERAUSGEGEBEN VON

ERNST CASSIRER

BAND V

VERLEGT

BEI

BRUNO CASSIRER

BERLIN

KRITIKDER PRAKTISCHEN VERNUNFTHERAUSGEGEBENVON

Dr.

BENZION KELLERMANN

ERSTE EINLEITUNG IN DIE KRITIK DER URTEILSKRAFT

KRITIK DER URTEILSKRAFTHERAUSGEGEBENVON

Dr.

OTTO BUEK

VERLEGT

BEI

BRUNO CASSIRER1922

BERLIN

35 TAUSEND

Kritikder

praktischen Vernunft

von

Immanuel Kant.

Rigabcy Johann Friedrich Hartknoch

1788

Vo r r e d e

Warum sondernbetitelt

diese Kritik nicht eine Kritik der

reinen praktischen,berhaupt

schlechthin

der

praktischen Vernunft

wird, obgleich der Parallelism derselben mit der spekula-

tiven das erstere zu erfodern scheint, darber gibt diese AbhandSie soll blo dartun, da es lung hinreichenden Aufschlu. reine praktische Vernunft gebe, und kritisiert in dieser Absicht

ihr

ganzes praktischesdas reine

Vermgen.

Wenn

es

ihr hiemit

gelingt, so bedarf siesieren,

Vermgen

selbst nicht zu kritials

um

zu sehen, ob sich die Vernunft mit einem solchen

einer bloen

Anmaungist,

nicht bersteige (wie es

wohl mit der

spekulativen geschieht).lich praktisch

Denn wenn

sie

als

reine Vernunft wirk-

so beweiset sie ihrealles

tmd

ihrer Begriffe Realittes

durch die Tat,zu sein,ist

und

Vernnfteln wider die Mglichkeit,

vergeblich.

Mit diesem Vermgen steht auch die transszendentale Freiheit nunmehro fest, und zwar in derjenigen absoluten Bedeutung genommen, worin die spekulative Vernunft beim Gebrauche des Begriffs der Kausalitt sie bedurfte, um sich wider die Antinomie zu retten, darin sie unvermeidlich gert, wenn sie in der Reihe der Kausalverbindung sich das Unbedingte denken will, welchen Begriff sie aber nur problematisch, als nicht unmglich zu denken, aufstellen konnte, ohne ihm seine objektive Realitt zu sichern, sondern allein um nicht durch vorgebliche Unmglichkeit dessen, was sie doch wenigstens als denkbar gelten lassen mu, in ihrem Wesen angefochten und in einen Abgrund des Skeptizisms gestrzt zu werden.Der Begriff derFreiheit,

sofern

dessen

Realitt

durchist,

ein

apodiktisches Gesetz der praktischen Vernunft bewiesenI*

macht

4

Kritik der praktischen

Vernunft

nun den Schlustein von dem ganzen Gebude eines Systems der reinen, selbst der spekulativen Vernunft aus, und alle andere Begriffe (die von Gott und Unsterblichkeit), welche als bloe Ideen in dieser ohne Haltung bleiben, schlieen sich nun an ihn an und bekommen mit ihm und durch ihn Bestand und objektive Realitt, d. i. die Mglichkeit derselben wird dadurch bewiesen, da Freiheit wirklich ist; denn diese Idee offenbaret sichdurchs moralische Gesetz.Freiheit ist aber auch die einzige unter allen Ideen der speku-

wovon wir die Mglichkeit a priori wissen, doch einzusehen, weil sie die Bedingung') des moraliDie Ideen von Gott schen Gesetzes ist, welches wir wissen. und Unsterblichkeit sind aber nicht Bedingungen des moralischen Gesetzes, sondern nur Bedingungen des notwendigen Objektslativen Vernunft,sie

ohne

eines durch dieses Gesetz

bestimmten Willens,

d.

i.

des blo prak-

tischen Gebrauchs unserer reinen Vernunft;

also

knnen wir von

nicht die Wirklichsondern auch nicht einmal die Mglichkeit zu erkennen und keit, einzusehen behaupten. Gleichwohl aber sind sie die Bedingungen der Anwendung des moralisch bestimmten Willens auf sein ihm

jenen Ideen auch, ich will nicht blo sagen

a priori gegebenes Objekt (das hchste Gut).

Folglich kann

und

mu men

ihre Mglichkeit in dieser praktischen Beziehung

angenom-

werden, ohne sie doch theoretisch zu erkennen und einzusehen. Fr die letztere Foderung ist in praktischer Absicht genug, da sie keine innere Unmglichkeit (Widerspruch) enthalten. Hier ist nun ein in Vergleichung mit der spekulativen Vernunft blo subjektiver Grund des Frwahrhaltens, der doch einer ebenso reinen, aber praktischen Vernunft objektiv gltig ist, dadurchanzutreffen whne Bedingung des moralischen Gesetzes nenne und in der Abhandlung nachher behaupte, da das moralische Gesetz die Bedingung sei, unter der wir uns allererst der Freiheit bewut werden knnen, so will ich nur erinnern, da die Freiheit*)

Damit manjetzt

hier

nicht

Inkonsequenzen

wenn

ich

die Freiheit

die

allerdings

die ratio essendi des moralischen Gesetzes, das moralische Gesetz aber die ratio cognoscendi der Freiheit sei. Denn wre nicht das moralische Gesetz in unserer Vernunft eher deutlich gedacht, so wrden wir uns niemals berechtigt halten, so etwas, als Freiheit ist

diese gleich sich nicht widerspricht), anzunehmen. Wre aber keine Freiheit, so wrde das moralische Gesetz in uns gar nicht an-

(ob

zutreffen

sein.

'Vorredeund Befugnis,

5

den Ideen von Gott und Unsterblichkeit vermittelst des Begriffsder Freiheitobjektive Realittja

subjektive

Not-

wendigkeit (Bedrfnis der reinen Vernunft) sie anzunehmen verschafft wdrd, ohne da dadurch doch die Vernunft im theoretischen Erkenntnisse erweitert, sondern nur die Mglichkeit, die vorher nur Problem war, hier Assertion wird, gegeben und so der praktische Gebrauch der Vernunft mit den Elementen des theore-

etwa ein da man etwas annehmen msse, wenn man zur Vollendung des Vernunftgebrauchs in der Spekulation hinaufsteigen will, sondern ein gesetzliches, etwas anzunehmen, ohne welches nicht geschehen kann, was man sich zur Absicht seines Tuns und Lassenstischen verknpft wird.dieses Bedrfnis ist nicht

Und

hypothetisches

einer

beliebiger

Absicht

der

Spekulation,

unnachlalich setzen soll.

Es wre allerdings befriedigender fr unsere spekulative Ver-

ohne diesen mschweif jene Aufgaben fr sich aufzulsen zum praktischen Gebrauche aufzubewahren; als Einsicht allein es ist einmal mit unserem Vermgen der Spekulation nicht so gut bestellt. Diejenige, welche sich solcher hohen Erkenntnisse rhmen, sollten damit nicht zurckhalten, sondern sie ffentlich zur Prfung und Hochschtzung darstellen. Sie wollen beweisen; wohlan! so mgen sie denn beweisen, und die Kritik legt ihnen als Siegern ihre ganze Rstung zu Fen. Quid statis? Nolint. Da sie also in der Tat nicht Atqui licet esse beatis. wollen, vermutlich weil sie nicht knnen, so mssen wir jene doch nur wiederum zur Hand nehmen, um die Begriffe von Gott, Freiheit und Unsterblichkeit, fr welche die Spekununft,

und

sie

lation

findet, in

hinreichende Gewhrleistung ihrer Mglichkeit moralischem Gebrauche der Vernunft zu suchen und auf demselben zu grnden. Hier erklrt sich auch allererst das Rtsel der Kritik, wienicht

man demAnsehung

bersinnlichen

Gebrauche der Kategorien

in derin

Spekulation objektive Realittder

absprechen und ihnen doch

Objekte der reinen praktischen Vernunft diese Realitt zugestehen knne; denn vorher mu dieses notwendig

inkonsequent

aussehen,

solange

man

einen solchen

praktischen

Wird man aber jetzt nach kennt. durch eine vollstndige Zergliederung des letzteren inne, da gedachte Realitt hier gar auf keine theoretische Bestimmung der Kategorien und Erweiterung des Erkenntnisses zum bersinn-

Gebrauch nur dem

Namen

6

Kritik der praktischen

Vernunftsei,

liehen hinausgehe, sondern nur hiedurch gemeinetin dieser Beziehung berall ein

da ihnensie

Objekt zukomme,

weil

ent-

weder in der notwendigen Willensbestimmungoder mit

a priori enthalten,

dem Gegenstande

derselben

unzertrennlich

verbunden

sind, so verschwindet jene Inkonsequenz, weil

man

einen andern

Gebrauch von jenen Begriffen macht, als spekulative Vernunft bedarf. Dagegen erffnet sich nun eine vorher kaum zu erwartende vmd sehr befriedigende Besttigung der konsequenten Denkungsar t der spekulativen Kritik darin, da, da diese die Gegenstnde der Erfahrung als solche und darunter selbst unser eigenes Subjekt nur fr Erscheinungen gelten zu lassen, ihnen aber gleichwohl Dinge an sich selbst zum Grunde zu legen, also nicht alles bersinnche fr Erdichtung und dessen Begriff fr leer an Inhalt zu halten einschrfte; praktische Vernunft jetzt fr sich selbst, und ohne mit der spekulativen Verabredung getroffen zu haben, einem bersinnlichen Gegenstande der Kategorie der Kausalitt, nmlichder Freiheit, Realitt verschafft (obgleich als praktischem Begriffe auch nur zum praktischen Gebrauche), also dasjenige, was dort blo gedacht werden konnte, durch ein Faktum besttigt. Hiebei erhlt nun zugleich die befremdliche, obzwar unstreitige, Behauptung der spekulativen Kritik, da sogar das denkende Subjekt ihm selbst in der inneren Anschauung blo Erscheinung sei, in der Kritik der praktischen Vernunft auch ihre volle Besttigung, so gut, da man auf sie kommen mu, wenn die crstere diesen Satz auch gar nicht bewiesen htte.') Hiedurch verstehe ich auch, warum die erheblichsten Einwrfe wider die Kritik, die mir bisher noch vorgekommen sind, sich gerade um diese zwei Angel drehen: nmlich einerseits imtheoretischen Erkenntnis geleugneteobjektive

und im praktischen behaupteteKategorien,

Reahtt

der

auf

Noumenen angewandten

andererseits die paradoxe Foderung, sich als Subjekt der Freiheit zum Noumen, zugleich aber auch in Absicht auf die Natur zum

') Die Vereinigung der Kausalitt als Freiheit mit ihr als Naturmechanism, davon die erste durchs Sittengesetz, die zweite durchs Naturgesetz, und zwar in einem und demselben Subjekte, dem Menschen, feststeht, ist unmglich, ohne diesen in Beziehung auf das erstere als Wesen an sich selbst, auf das zweite aber als Erscheinung, jenes im reinen, dieses im empirischen Bewutsein vorzustellen. Ohne dieses ist der Widerspruch der Vernvmft mit sich selbst unvermeidlich.

VorredePhnomen in seinem eigenen empirischen Bewutsein zu machen Denn solange man sich noch keine bestimmte Begriffe von Sittlichkeit und Freiheit machte, konnte man nicht erraten, was man einerseits der vorgeblichen Erscheinung als Noumen zum Grunde legen wolle, und andererseits, ob es berall auch mglich sei, sich noch von ihm einen Begriff zu machen, wenn man vorher theoretischen Gebrauche alle Begriffe des reinen Verstandes im schon ausschlieungsweise den bloen Erscheinungen gewidmethtte.

Nuralle

eine

ausfhrliche

Kritik

der

praktischen

Vernunft

Mideutung heben und die konsequente Denkungsart, welche eben ihren grten Vorzug ausmacht, in einkanndiesehelles

Licht setzen.

Soviel zur Rechtfertigung,

warum

in diesem

Werke

die Begriffe

und Grundstze der reinen spekulativen Vernunft, welche doch ihre besondere Kritik schon erlitten haben, hier hin und wiedernochmalsder Prfung

matischen Gange

wohl geziemet nicht wiederum in Anregung gebracht werden mssen), doch hier erlaubt, ja ntig war: weil die Vernunft mit jenen Begriffen im bergnge zu einem ganz anderen Gebrauche betrachtet wird, Ein solcher bergang macht als den sie dort von ihnen machte.aber eine Vergleichungdeslteren

unterworfen werden, welches dem systezu errichtenden Wissenschaft sonst nicht (da abgeurteilte Sachen billig nur angefhrt undeiner

mit

dem neuern Gebrauche

notwendig,lassen.

von dem vorigen wohl zu unterscheiden und zugleich den Zusammenhang derselben bemerken zudas neue Gleis

um

wird also Betrachtungen dieser Art, unter andern welche nochmals auf den Begriff der Freiheit, aber im praktischen Gebrauche der reinen Vernunft, gerichtet worden, nicht wie Einschiebsel betrachten, die etwa nur dazu dienen sollen, um Lcken des kritischen Systems der spekulativen Vernunft auszufllen (denn dieses ist in seiner Absicht vollstndig) und, wie es bei einem bereilten Baue herzugehen pflegt, hintennach noch Sttzen und Strebepfeiler anzubringen, sondern als wahre Glieder, die den Zusammenhang des Systems bemerklich machen, um Begriffe, die dort nur problematisch vorgestellt werdendiejenige,jetzt in ihrer realen Darstellung einsehen zu lassen. Diese Erinnerung geht vornehmlich den Begriff der Freiheit an, von dem man mit Befremdung bemerken mu, da noch so viele ihn ganz wohl einzusehen und die Mglichkeit derselben erklren

Man

konnten,

zu knnen sich rhmen, indem

sie

ihn blo in psychologischer

8

Kritik der praktischen

Vernunft

Beziehung betrachten, indessen da, wenn sie ihn vorher in transszcndentaler genau erwogen htten, sie sowohl seine Unentbehrlichkeit als problematischen Begriffs in vollstndigem Gebrauche der spekulativen Vernunft, als auch die vllige nbegreiflichkeit desselben htten erkennen, und, wenn sie nachher mit ihm zum praktischen Gebrauche gingen, gerade auf die nmliche Bestimmung des letzteren in Ansehung seiner Grundstze von selbst htten kommen mssen, zu welcher sie sich sonst so ungern ver-

Der Begriff der Freiheit ist der Stein des Anstoes Empiristen, aber auch der Schlssel zu den erhabensten praktischen Grundstzen fr kritische Moralisten, die dadurchstehen wollen.fiir

alle

einsehen, da sie notwendig rational verfahren mssen.

Um

des-

willen ersuche ich den Leser, das, was

zum

Schlsse der Analytik

ber diesen Begriff gesagt wird, nichtbersehen.

mit flchtigem Auge zu

Ob ein solches System, als hier von der reinen praktischen Vernunft aus der Kritik der letzteren entwickelt wird, viel oder wenig Mhe gemacht habe, um vornehmlich den rechten Gesichtspunkt, aus dem das Ganze derselben richtig vorgezeichnet werden kann, nicht zu verfehlen, mu ich den Kennern einer dergleichen Arbeit zu beurteilen berlassen. Es setzt zwar die Grundlegung zur Metaphysik der Sitten voraus, aber nurinsofern, als diese mitschaft

macht undaller

rechtfertigt;*)

teilungVernunft*)

Prinzip der Pflicht vorlufige Bekanntbestimmte Formel derselben angibt und sonst besteht es durch sich selbst. Da die Einpraktischen Wissenschaften zur Vollstndigkeiteine

dem

nicht mit beigefgt worden,leistete,

dazu

ist

wie es die Kritik der spekulativen auch gltiger Grund in der Beschaffen-

Ein Rezensent, der etwasals er

zum Tadelselbst

dieser Schrift sagen wollte,

gemeint haben mag, indem er sagt: da darin kein neues Prinzip der Moralitt, sondern nur eine neue Formel aufgestellet worden. Wer wollte aber auch einen neuen Grundsatz aller Sittlichkeit einfhren xind diese gleichsam zuerst erfinden? gleich als ob vor ihm die Welt in dem, was Pflicht sei, unwissend oder in durchgngigem Irrtume gewesen wre. Wer aber wei, was dem Mathematiker eine Formel bedeutet, die das, was zu tun sei, um eine Aufgabe zu befolgen, ganz genau bestimmt und nicht verfehlen lt, wird eine Formel, welche dieses in Ansehung aller Pflicht berhaupt tut, nicht fr etwas Unbedeutendes und Entbehrlicheshat es besser getroffen

wohl

halten.

Vorredeheit dieses praktischen

9

Vernunftvermgens anzutreffen.als

Denn

diesie

besondere Bestimmung der Pflichteneinzuteilen, ist

Menschenpflichten,

um

nur mglich, wenn

vorher das Subjekt dieser Be-

stimmung (der Mensch) nach der Beschaffenheit, mit der er wirklich ist, obzwar nur soviel als in Beziehung auf Pflicht berhaupt ntig ist, erkannt worden; diese aber gehrt nicht in eine Kritikder praktischen Vernunft berhaupt, die nur die Prinzipien ihrer Mglichkeit, ihres Umfanges und Grenzen vollstndig ohne besondere Beziehung auf die menschliche Natur angeben soll. Die Einteilung gehrt also hier zum System der Wissenschaft, nicht

zum SystemIch

der Kritik.

habe

einem

gewissen

w^ahrheitHebenden

imdjener

scharfen,

dabei also doch

immer achtungswrdigen Rezensenten

Grund-

legung zur Metaphysik der Sitten auf seinen Einwurf, da der Begriff des Guten dort nicht (wie es seiner Meinung nach ntig gewesen wre) vor dem moralischen Prinzip festgesetzt worden,^) in dem zweiten Hauptstcke der Analytik,*)

auch

Man knnte mir noch den Einwurf machen, warum ich nicht den BegriiF des Begehrungsvermgens, oder des Gefhlserklrt habe;

der Lust vorherwrde, weilsollte

obgleich dieser

Vorwurf

unbillig sein

man

diese Erklrung, als in der Psychologie gegeben, billig

voraussetzen kimen.sein,

Es knnte aber freilich die Definition da-

da das Gefhl der Lust der Bestimmung des Begehrvmgsvermgens zum Grunde gelegt wrde (wie es auch wirklich gemeinhin so zu geschehen pflegt), dadurch aber das oberste Prinzip der praktischen Philosophie notwendig empirisch ausfallen mte, welches doch allererst auszumachen ist und in dieser Kritik gnzlich widerlegt wird. Daher will ich diese Erklrung hier so geben, wie sie sein mu, um diesen streitigen Punkt wie billig im Anfange unentschieden zu lassen. Leben ist das Vermgen eines Wesens, nach Gesetzen des Begehrungsvermgens zu handeln. Das Begehningsvermgeil ist das Vermgen desselben, durch seine Vorstellungen Ursache von der Wirklichkeit der Gegenstnde dieser Vorstellungen zu sein. Lust ist die Vorstellung der bereinstimmung des Gegenstandes oder der Handlung mit den subjektiven Bedingungen des Lebens, d.i. mit dem Vermgen der Kausalitt einer Vorstellung in Ansehung der Wirklichkeit ihres Objekts (oder der Bestimmung der Krfte des Subjekts zur Handlung es hervorzubringen). Mehr brauche ich nicht zum Behuf der Kritik von Begriffen, die aus der Psychologie entlehnt werden, das brige leistet die Kritik selbst. Man wird leicht gewahr, da die Frage, ob die Lust demselbst so eingerichtet

lo

Kritik der praktischen

Vernunft

wie ich hoffe. Genge getan; ebenso auch auf manche andere Einwrfe Rcksicht genommen, die mir von Mnnern zu Hnden gekommen sind, die den Willen blicken lassen, da die Wahrheit auszumitteln ihnen am Herzen liegt (denn die, so nur ihr altes System vor Augen haben, und bei denen schon vorher beschlossen was gebilligt oder mibilligt werden soll, verlangen doch ist,

und so werde ich

keine Errterung, die ihrer Privatabsicht im es auch fernerhin halten.

Wege

sein knnte);

Wenn

es

um

die Bestinunung

eines

besonderen Vermgens

der menschlichen Seele nach seinen Quellen, Inhalte und Grenzen zu tun ist, so kann man zwar nach der Natur des menschlichenErkenntnissesnicht

andersals

als

von den Teilenderjetzigen

derselben,

ihrer

genauen und (soviel erworbenen Elemente

Lage unserer schon derselben mglich ist), vollstndigen Darstellung anfangen. Aber es ist noch eine zweite Aufmerksamkeit, die mehr philosophisch und architektonisch ist; nmlich die Idee des Ganzen richtig zu fassen und aus derselben alle jene Teile in ihrer wechselseitigen Beziehung aufeinander vermittelst der Ableitung derselben von dem Begriffe jenes Ganzen in einem reinen Vernunftvermgen ins Auge zu fassen. Diese Prfung und Gewhrleistung ist nur durch die innigste Bekanntschaft mit dem System mglich, und die, welche in Ansehung der ersteren Nachforschung verdrossen gewesen, also diese Bekanntschaft zu erwerben nicht der Mhe wert geachtet haben, gelangen nicht zur zweiten Stufe, nmlich der bersicht, welche eine synthetische WiederkehrnachBegehrungsvermgen jederzeit zum Grunde gelegt werden msse, oder ob sie auch unter gewissen Bedingungen nur auf die Bestimmung desselben folge, durch diese Erklrung unentschieden bleibt; denn sie ist aus lauter Merkmalen des reinen Verstandes, d. i. Kategorien, zusamist in

mengesetzt, die nichts Empirisches enthalten. Eine solche Behutsamkeit der ganzen Philosophie sehr empfehlungswrdig und wird dennochoft verabsumt, nmlich seinen Urteilen vor der vollstndigen Zerglie-

nur sehr spt erreicht wird, durch gewagte Man wird auch durch den ganzen Lauf der Kritik (der theoretischen sowohl als praktischen Vernunft) bemerken, da sich in demselben mannigfalrige Veranlassung vorfinde, manche Mngel im alten dogmarischen Gange der Philosophie zu ergnzen, und Fehler abzundern, die nicht eher bemerkt werden, als wenn man von Begriffen einen Gebrauch der Vernunft macht, der aufs Ganze derselben geht.

derung des

Begriffs, die oft

Definition nicht vorzugreifen.

Vorredezu demjenigenistist,

1

was vorher analytisch gegeben worden, und

es

kein Wunder,

wenndie

sie

allerwrts Inkonsequenzen finden, ob-

gleichselbst,

die Lcken,

diese

sondern

blo

in

vermuten lassen, nicht im System ihrem eigenen unzusammenhngendennichts

Gedankengange anzutreffen sind. Ich besorge in Ansehung dieser AbhandlungVorwurfe, eine neue

von dem

Sprache einfhre^i zu wollen, weil die Erkenntnisart sich hier von selbst der Popularitt nhert. Dieser Vorwurf konnte auch niemanden in Ansehung der ersteren Kritikbeifallen, derhatte.sie

nicht blo durchgeblttert, sondern durchgedacht

Neue Worte

zu knsteln,

wo

Ausdrcken fr gegebene Begriffe

die Sprache schon so an keinen Mangel hat, ist eine

kindische Bemhung, sich unter der Menge, wenn nicht durch neue und wahre Gedanken, doch durch einen neuen Lappen auf dem alten Kleide auszuzeichnen. Wenn daher die Leser jener Schrift populrere Ausdrcke wissen, die doch dem Gedanken ebenso angemessen sind, als mir jene zu sein scheinen, oder etwa die Nichtigkeit dieser Gedanken selbst, mithin zugleich jedes Ausdrucks, der ihn bezeichnet, darzutun sich getrauen: so wrden sie mich durch das erstere sehr verbinden, denn ich will nur

verstanden sein, in Ansehung des zweiten aber sich ein Verdienst

um

die Philosophie erwerben.

Solange aber jene Gedanken noch

da ihnen angemessene und doch gangbarere Ausdrcke dazu aufgefunden werden drften.^)stehen, zweifele ich sehr,*) Mehr (als jene Unverstandlichkeit) besorge ich hier hin und wieder Mideutung in Ansehung einiger Ausdrcke, die ich mit grter Sorgfalt aussuchte, um den Begriff nicht verfehlen zu lassen, darauf sie weisen. So hat in der Tafel der Kategorien der praktischen Vernvmft in dem Titel der Modalitt das Erlaubte und Unerlaubte (praktisch-objektiv Mgliche und Unmgliche) mit der nchstfolgenden Kategorie der Pflicht und des Pflich'twidrige.n im gemeinen Sprachgebrauche beinahe einerlei Sinn; hier aber soll das erstere dasjenige bedeuten, was mit einer blo mglichen praktischen Vorschrift in Einstimmung oder Widerstreit ist (wie etwa die Auflsung aller Probleme der Geometrie und Mechanik), das zweite, was in solcher Beziehung auf ein in der Vernunft berhaupt wirklich liegendes Gesetz steht; und dieser Unterschied der Bedeutung ist auch dem gemeinen SprachgebraucTie nicht ganz fremd, wenngleich etwas ungewhnlich. So ist es 2. B. einem Redner als solchem unerlaubt, neue Worte oder Wortfugungen zu schmieden; dem Dichter ist es in gewissem Mae erlaubt;

1

1

Kritik der praktischen

Vernunft

diese Weise wren denn nunmehr die Prinzipien a priori Vermgen des Gemts, des Erkenntnis- und Begehrungsvermgens, ausgemittelt und nach den Bedingungen, dem Umfange und Grenzen ihres Gebrauchs bestimmt, hiedurch aber zu einer

Auf

zweier

systematischen,als

theoretischen

sowohl

als

praktischen Philosophie

Wissenschaft sicherer Grund gelegt. Was Schlimmeres knnte aber diesen Bemhungen wohl nicht begegnen, als wenn jemand die unerwartete Entdeckung machte,berall

da CS knne.

gares

kein Erkenntnis

a priori gebe,

noch gebenviel,

Allein

hat hiemit keine Not.

Es wre ebenso

als ob jemand Vernunft gebe.

durch Vernunft beweisen wollte, da es keine Denn wir sagen nur, da wir etwas durch Vcr-

von beiden wird hier an Pflicht gedacht. Denn wer sich eines Redners bringen will, depi kann es niemand wehren. Es ist hier nur um den Unterschied der Imperativen unter problematischem, assertorischem und apodiktischem Bestimmungsgrunde zu tun. Ebenso habe ich in derjenigen Note, wo ich die moralischen Ideen praktischer Vollkommenheit in verschiedenen philosophischen Schulen gegen einander stellete, die Idee der Weisheit von der der Heiligkeit unterschieden, ob ich sie gleich selbst im Grunde und objektiv fr einerlei erklret habe. Allein ich verstehe an diesem Orte darunter nur diejenige Weisheit, die sich der Mensch (der Stoiker) anmat, also subjektiv als Eigenschaft dem Menschen angedichtet. (Viell6icht knnte der Ausdruck Tugend, womit der Stoiker auch groen Staat trieb, besser das Charakteristische seiner Schule bezeichnen.) Aber der Ausdruck eines Postulats der reinen praktischen Vernunft konnte noch am meisten Mideutung veranlassen, wenn man damit die Bedeutung vermengete, welche die Postulate der reinen Mathematik haben, xmd welche apodiktische Gewiheit bei sich fhren. Aber diese postulieren die Mglichkeit einer Handlung, deren Gegenstand manin

keine;n

um

den

Ruf

a priori theoretisch mit vlliger Gewiheit alshat.

mglich voraus erkannteines

Jenes

aber

postuliert

die

Mglichkeit

Gegenstandes

und der Unsterblichkeit der Seele) selbst aus apodiktischen p Taktische n Gesetzen, also nur zum Behuf einer praktischen Vernimft; da denn(Gottesdiese Gewiheit der postulierten Mglichkeit gar nicht theoretisch, mithin auch nicht apodiktisch, d. i. in Ansehung des Objekts erkannte Notwendigkeit, sondern in Ansehimg des Subjekts zu Befolgung ihrer objektiven, aber praktischen Gesetze notwendige Annehmung, mithin blo notwendige Hypothesis ist. Ich wute fr diese subjektive, aber doch wahre und imbedingte Vemunftnotwendigkeit keinen besseren Ausdruck aus-

Tufinden.

Vorrede

13

nunft erkennen, wenn wir uns bewut sind, da wir es auch htten wissen knnen, wenn es uns auch nicht so in der Erfahrung vorgekommen wre; mithin ist Vernunfterkenntnis und Erkenntnis a priori einerlei.keit (ex pumice aquairi)

auspressen wollen, mit dieser auch

Aus einem Erfahrungssatze NotwendigwahrekeinVernunftschlu,

Allgeraeinheit

(ohne welche

mithinist

auchdiese

nicht der Schlu aus

der Analogie, welche eine wenigstens pr-

sumierte Allgemeinheit

und objektive Notwendigkeit

und

einem Urteile verschaffen wollen, also Subjektive Notwendigkeit, d. i. Gegerader W^iderspruch. ist wohnheit, statt der objektiven, die nur in Urteilen a priori stattfindet, unterschieben, heit der Vernunft das Vermgen absprechen, ber den Gegenstand zu urteilen, d. i. ihn, und was ihm zukomme, zu erkennen, und z. B. von dem, was fters und inmier auf einen gewissen vorhergehenden Zustand folgte, nicht sagen, da man aus diesem auf jenes schlieen knne (denn das wrde objektive Notwendigkeit und Begriff von einer Verbindung a priori bedeuten), sondern nur hnliche Flle (mit den Tieren auf hnd. i. den BegriflF der Ursache im liche Art) erwarten drfe, Grunde als falsch und bloen Gedankenbetrug verwerfen. Diesem Mangel der objektiven und daraus folgenden allgemeinen Gltigkeit dadurch abhelfen wollen, da man doch keinen Grund she,andern vernnftigen Wesen eine andere Vorstellungsart beizulegen, das einen gltigen Schlu abgbe, so wrde uns unsere Unwissenheit mehr Dienste zu Erweiterung unserer Erkenntnis Denn blo deswegen, weil wir leisten, als alles Nachdenken. andere vernnftige Wesen auer dem Menschen nicht kennen,

doch immer voraussetzt)

wenn

wrden wir ein Recht haben, sie als so beschaffen anzunehmen, wie wir uns erkennen, d. i. wir woirden sie wirklich kennen. Ich erwhne hier nicht einmal, da nicht die Allgemeinheit desFrwahrhaltensGltigkeitjenedie

objektive Gltigkeitals

eines Urteils

(d.

i.

die

desselben

Erkenntnisses)

beweise,

sondern,

wenn

auch zuflligerweise zutrfe, dieses doch noch nicht einen Beweis der bereinstimmung mit dem Objekt abgeben knne; vielmehr die objektive Gltigkeit allein den Grund einer notwendigen allgemeinen Einstimmung ausmache. wrde sich bei diesem System des allgemeinen Empirisms in Grundstzen auch sehr wohl befinden; denn er verlangte, wie bekannt, nichts mehr, als da statt aller objektiven Bedeutung der Notwendigkeit im Begriffe der Ursache eine blo

HUME

14subjektive,

Kritik der praktischen

Vernunft

Vernunft

alles

nmlich Gewohnheit, angenommen werde, um der Urteil ber Gott, Freiheit und Unsterblichkeit ab-

zusprechen;

und

er

verstanddaraus

sich

gewi sehr gut darauf,

um,

wenn man ihm nurlogischen Bndigkeitselbst

die Prinzipien zugestand,

Schlsse mit aller

zu folgern.

Aber so allgemein hat

den Empirism nicht gemacht, um auch die MatheEr hielt ihre Stze fr analytisch, matik darin einzuschlieen. und wenn das seine Richtigkeit htte, wrden sie in der Tat auch apodiktisch sein, gleichwohl aber daraus kein Schlu auf ein Vermgen der Vernunft, auch in der Philosophie apodiktische Urteile, nmlich solche, die synthetisch wren, (wie der Satz der Kausalitt), zu fllen, gezogen werden knnen. Nhme man aber den Empirism der Prinzipien allgemein an, so wre auch Mathematik damit eingeflochten. Wenn nun diese mit der Vernunft, die blo empirische Grundstze zult, in Widerstreit gert, wie dieses in der Antinomie, da Mathematik die unendliche Teilbarkeit des Raumes unwidersprechlich beweiset, der Empirism aber sie nicht verstatten kann, unvermeidlich ist: so ist die grte mgliche Evidenz der Demonstration mit den vorgeblichen Schlssen aus Erfahrungsprinzipien in ofi^enbarem Widerspruch, und nun mu man wie der Blinde des CHESELDEN fragen: was betrgt mich, das Gesicht oder Gefhl? (denn der Empirism grndet sich auf einer gefhlten, der Rationalism aber auf einer eingesehenen Notwendigkeit.) Und so offenbaret sich der allgemeine Empirism als den echten Skeptizism, den man dem HUME flschlich in so unbe* schrnkter Bedeutung beilegte,^) da er wenigstens einen sicheren Probierstein der Erfahrung an der Mathematik brig lie, statt da jener schlechterdings keinen Probierstein derselben (der immer nur in Prinzipien a priori angetroffen werden kann) verstattet, obzwar diese doch nicht aus bloen Gefhlen, sondern auch ausUrteilen besteht.

HUME

*) Namen, welche einen Sektenanhang bezeichnen, haben zu aller Zeit viel Rechtsverdrehung bei sich gefhrt; ungefhr so, als wenn

jemand sagte: N.

ist

ein Idealist.

Denn ob

er

gleich durchaus

nicht allein einrumt, sondern darauf dringt, da unseren Vorstellungen

so will er doch, da die

uerer Dinge wirkliche Gegenstnde uerer Dinge korrespondieren, Form der Anschauung derselben nicht ihnen, sondern nur dem menschlichen Gemte anhnge.

VorredeDoch daliches

15

in

diesem philosophischen und kritischen Zeitalter

schwerlich mit jenem Empirism Ernst sein kann, und er vermut-

nur zur bung der Urteilskraft, und um durch den Kontrast Notwendigkeit rationaler Prinzipien a priori in ein helleres Licht zu setzen, aufgestellet wird; so kann man es denen doch Dank wissen, die sich mit dieser sonst eben nicht belehrendendie

Arbeit bemhen wollen.

Einleitung.Vonder Idee einer Kritik der praktischen Vernunft.theoretische

Gebrauch der Vernunft beschftigte sich bloen Erkenntnisvermgens, und eine Kritik derselben in Absicht auf diesen Gebrauch betraf eigentlich nur das reine Erkenntnisvermgen, weil dieses Verdacht erregte, der sich auch hernach besttigte, da es sich leichtlich ber seineJL/er

mit

Gegenstnden

des

Grenzen unter unerreichbare Gegenstnde, oder gar einander widerMit dem praktischen Gebrauche der streitende Begriffe verlre.Vernunft verhltdiees

sich

schon anders.

In diesem beschftigt sich

Vernunft

mit Bestimmungsgrnden des Willens,

welcher

ein

Vermgen ist, den Vorstellungen entsprechende Gegenstnde entweder hervorzubringen, oder doch sich selbst zu Bewirkung der(das physische Vermgen mag nun hinreichend sein, selbenodernicht),d.i.

seine

Kausalitt,

zu

bestimmen.

Denn da

kann wenigstens die Vernunft zu Willensbcstimmung zulangen und hat sofern immer objektive Realitt, als es nur auf das Wollen ankommt. Hier ist also die erste Frage: ob reine Vernunft zur Bestimmung des Willens fr sich allein zulange, oder ob sie nur als empirisch-bedingte ein Bestimmungsgrund desselbensein

knne.

Nun

tritt

hier

ein

durch

die

Kritik

der

reinen Vernunft gerechtfertigter, obzwar keiner empirischen Darstellung fhiger Begriff der Kausalitt, nmlich der der Freiheit,ein,

und wenn wirbeweisen,so

anjetzt

Grndealler

ausfindig

zu

da

diese

Eigenschaft

machen knne% dem menschlichen Willenin

(und

auch

dem Willen

vernnftigen Wesen)

der

EinleitungTat zukomme,so wird

tj

dadurch nicht

allein dargetan,sie

da reine

Vernunft praktisch sein knne,

sondern da

allein

und nichtFolglich

die empirisch-beschrnkte unbedingterweise praktisch

sei.

werden wir nicht eine Kritik der reinen praktischen, sondern nur der praktischen Vernunft berhaupt zu bearbeiten haben. Denn reine Vernunft, wenn allererst dargetan worden, da es einesolche gebe,

bedarf keiner Kritik.alles

Sie ist es,

welche

selbst die

Richtschnur zur Kritik

ihres

Gebrauchs

enthlt.

Die Kritik

der praktischen Vernunft berhaupt hat also die Obliegenheit, dieempirisch bedingte Vernunft von der

Anmaung

abzuhalten, aus-

schlieungsweise den Bestimmungsgrund des Willens allein abgeben

Der Gebrauch der reinen Vernunft, wenn, da es eine solche gebe, ausgemacht ist, ist allein immanent; der empirischzu wollen.bedingte, der sich die Alleinherrschaft anmat,ist

dagegen trans-

szendent und uert sich in Zumutungen und Geboten, die ganz

welches gerade das umgekehrte was von der reinen Vernunft im spekulativen Gebrauche gesagt werden konnte. Indessen, da es immer noch reine Vernunft ist, deren Erkenntnis hier dem praktischen Gebrauche zum Grunde liegt, so wird doch die Einteilung einer Kritik der praktischen Vernunft

ber ihr

Gebiet

hinausgehen,ist,

Verhltnis

von dem

dem

allgemeinen Abrisse nach der der spekulativen

ordnet werden mssen.

Wir werden

also

eine

gem angeElementarlehre

und Methodenlehre derselben, in jener als dem ersten Teile eine Analytik als Regel der Wahrheit und eine Dialektik als Darstellung und Auflsung des Scheins in Urteilen der praktischen Vernunft haben mssen. Allein die Ordnung in der Unterabteilung der Analytik wird wiederum das Umgewandte von der in derKritik der reinen spekulativen Vernunft sein.

wrtigen werden wir von

Denn Grundstzen anfangend

in der gegen-

zu Begriffen

und von diesen allererst, wo mgUch, zu den Sinnen gehen; da wir hingegen bei der spekulativen Vernunft von den Sinnen anfingen und bei den Grundstzen endigen muten. Hievon liegt der

Grund nun wiederum darin: da wir es jetzt mit einem Willen zu tun haben und die Vernunft nicht im Verhltnis auf Gegenstnde, sondern auf diesen Willen und dessen Kausalitt zu erwgen haben,da denn die Grundstze der empirisch unbedingten Kausalitt denKants Schriften.Bd. V.,

1

8

Kritik der praktischen

Vernunft.

Einleitung

Anfang machen mssen, nach welchem der Versuch gemacht werden kann, unsere BegrifFe von dem Bestimmungsgrunde einessolchen Willens,dasihre

Anwendung aufSinnlichkeit,d.i.

Gegenstnde,

zuletzt

auf

Subjekt

und dessen

allererst

festzusetzen.

Das

Gesetz der Kausalitt aus Freiheit,Grundsatz,die

irgend ein reiner praktischer

macht hier unvermeidlich den Anfang und bestimmt

Gegenstnde, worauf er allein bezogen werden kann.

Der

Kritik der praktischen

Vernunft

Erster Teil.

Elementarlehreder

reinen praktischen Vernunft.

Erstes Buch.

Die Analytik der reinen praktischen Vernunft.Erstes Hauptstck.

Von den Grundstzen

der reinen praktischen Vernunft.I.

Erklrung.Lraktische

Grundstze

sind Stze,

welche

eine

allgemeinedie Be-

Bestimmung des Willensunter sich hat.

enthalten, die mehrere praktische Regeln

Sie sind subjektiv

oder

Maximen, wenn

dingung nur als fr den Willen des Subjekts gltig von ihm angesehen wird; objektiv aber oder praktische Gesetze, wenn jene als objektiv, d. i. fr den Willen jedes vernnftigen Wesens gltig,erkannt wird.

Anmerkung.

Wenn mand.i.

annimmt, daes

reine Vernunft einen praktisch,

zur Willensbestimmung hinreichendenpraktische Gesetze;

Grundsein.

in sich enthalten

knne, so gibtalle

wo

aber nicht, so werden

praktische Grundstze bloe

Maximendie

logisch-affizierten

Willen

eines

vernnftigen

In einem pathoWesens kann einselbst

Widerstreitzur

der

Maximen wider

von

ihm

erkannte

praktische Gesetze angetroffen werden.

Z. B. es

kann

sich

jemand

Maxime machen, keine Beleidigung ungerchetzugleich einsehen,

zu erdulden,

und doch

sondern nur seine Maxime

da dieses kein praktisches Gesetz, sei, dagegen als Regel fr den Willen eines jeden vernnftigen Wesens in einer und derselben Maxime

21

Kritik der praktischen Vernunft,sichselbst

i,

Teil.

Elementarlehre

zusammenstimmen knne. In der Naturdessen, was geschieht, (z. B. das Prinzip der Gleichheit der Wirkung und Gegenwirkung in der Mitteilung der Bewegung) zugleich Gesetze der Natur; denn der Gebrauch der Vernunft ist dort theoretisch und durch die Bemitnicht

erkenntnis

sind

die Prinzipien

schaffenheit des Objekts bestimmt.

In der praktischen Erkenntnis,

blo mit Bestimmungsgrnden des d. i. Willens zu tun hat, sind Grundstze, die man sich macht, darum noch nicht Gesetze, darunter man unvermeidlich stehe, weil diederjenigen,

welche

es

Vernunft im Praktischen es mit dem Subjekte zu tun hat, nmlich dem Begehrungsvermgen, nach dessen besonderer Beschaffenheit sich die Regel vielfltig richten kann. Die praktische Regel jederzeit ein Produkt der Vernunft, weil sie Handlung als ist Mittel zur Wirkung als Absicht vorschreibt. Diese Regel ist aber fr ein Wesen, bei dem Vernunft nicht ganz allein Bestimmungsgrund des Willens ist, ein Imperativ, d. i. eine Regel, die durch ein Sollen, welches die objektive Ntigung zur Handlung aus-

drckt, bezeichnet wird, und bedeutet, da, wenn die Vernunft den Willen gnzlich bestimmete, die Handlung unausbleiblich nach dieser Regel geschehen wrde. Die Imperativen gelten also objektiv und sind von Maximen, als subjektiven Grundstzen, gnzlich unterschieden. Jene bestimmen aber entweder die Bedingungen der Kausalitt des vernnftigen Wesens, als wirkender Ursache, blo in Ansehung der Wirkung und Zulnglichkeit zu derselben, oder sie bestimmen nur den Willen, er mag zur Wirkung hinreichend sein oder nicht. Die erstere wrden hypothetische Imperativen sein und bloe Vorschriften der Geschicklichkeit enthalten; die zweiten wrden dagegen kategorisch und allein praktische Gesetze sein. Maximen sind also zwar Grundstze, aber nicht Imperativen. Die Imperativen selber aber, wenn sie bedingt sind, d. i. nicht den Willen schlechthin als Willen, sondern nur in Ansehung einer begehrten Wirkung bestimmen, d. i. hypothetische Imperativen sind, sind zwar praktische Vorschriften, aber keine Gesetze. Die letztern mssen den Willen als Willen, noch ehe ich frage, ob ich gar das zu einer begehrten Wirkungerforderliche

Vermgensei,

bringen, zu tunsonst sind es

habe, oder was mir, um diese hervorzuhinreichend bestimmen, mithin kategorisch sein, keine Gesetze: weil ihnen die Notwendigkeit fehlt,

welche,

wenn sie praktisch sein soll, von pathologischen, mithin dem Willen zufllig anklebenden Bedingungen unabhngig sein mu.

Von den Grundstzen der reinen praktischen VernunftSaget jemanden,z.

23

B.

da er in der Jugend arbeiten und sparenist

msse,

um im

Alter nicht zu darben: so

dieses eine richtige

und zugleich wichtige praktische Vorschrift des Willens. Man sieht aber leicht, da der Wille hier auf etwas anderes verwiesen werde, wovon man voraussetzt, da er es begehre, und dieses Begehren mu man ihm, dem Tter selbst, berlassen, ob er noch andere Hlfsquellen auer seinem selbst erworbenen Vermgen vorhersehe, oder ob er gar nicht hoFe alt zu werden, oder sich denkt im Falle der Not dereinst schlecht behelfen zu knnen. Die Vernunft, aus der allein alle Regel, die Notwendigkeit enthalten soll, entspringen kann, legt in diese ihre Vorschrift

zwar auch Notwendigkeit (denn ohne das wre sie kein Imperativ), ist nur subjektiv bedingt, und man kann sie nicht in allen Subjekten in gleichem Grade voraussetzen. Zu ihrer Gesetzgebung aber wird erfodert, da sie blo sich selbst vorauszusetzen bedrfe, weil die Regel nur alsdenn objektiv und allgemeinaber diesegltig dieist,

wenn

sie

ein vernnftig

zufllige, subjektive Bedingungen von dem anderen unterscheiden. Wesenist

ohne

gilt,

Nundies

sagt jemanden, er solle niemals lgenhaft versprechen, so

blo seinen Willen betrifft; die Absichten, die der Mensch haben mag, mgen durch denselben erreicht werden knnen, oder nicht; das bloe Wollen ist das, was durch jene Regel vllig a priori bestimmt werden soll. Findet sich nun, da diese Regel praktisch richtig sei, so ist sie ein Gesetz, weil sie ein kategorischer Imperativ ist. Also beziehen sich praktische Gesetze allein auf den Willen, unangesehen dessen, was durch dieeine Regel,die'

Kausalittletztern

desselben

ausgerichtet

wird,

und man kann von der

(als

zur Sinnenwelt gehrig) abstrahieren,

um

sie

rein zu

haben.

2.

Lehrsatz

I.

Alle praktische Prinzipien, die ein Objekt (Materie) des Begehrungsvermgens als Bestimmungsgrund des Willens voraussetzen,

sind

insgesamt

empirisch

und knnen keine

praktische

Gesetze abgeben.

Ich verstehe unter der Materie des Begehrungs Vermgens einen Gegenstand, dessen Wirklichkeit begehret wird. Wenn die

24

Kritik der praktischen Vernunft,

i.

TeiL

i.

Buch.

i.

Hauptst.

Begierde nach diesem Gegenstnde nun vor der praktischen Regel vorhergeht und die Bedingung ist, sie sich zrn Prinzip zu machen,so sage ich (erstlich;): dieses Prinziprisch.ist

alsdenn jederzeit empi-

Denn

der

Bestimmungsgrund

der

Willkr

ist

alsdenn

die Vorstellung

eines Objekts

und

dasjenige Verhltnis derselben

zum Subjekt, wodurch das Begehrungsvermgen zur Wirklichmachung desselben bestimmt wird. Ein solches Verhltnis aber zum Subjekt heit die Lust an der Wirklichkeit eines Gegenstandes. Also mte diese als Bedingung der Mglichkeit der Bestimmung der Willkr vorausgesetzt werden. Es kann aber von keiner Vorstellung irgend eines Gegenstandes, welche sie auch sei, a priori erkannt werden, ob sie mit Lust oder Unlust verFalle der

bunden oder indifferent sein werde. Bestimmungsgrund der Willkrdingung voraussetzte.

Also

mu

in solchem

jederzeit empirisch sein,als

mithin auch das praktische materiale Prinzip, welches ihn

Be-

ein Prinzip, das sich nur auf die subBedingung der Empfnglichkeit einer Lust oder Unlust (die jederzeit nur empirisch erkannt und nicht fr alle vernnftige Wesen in gleicher Art gltig sein kann) grndet, zwar wohl fr das Subjekt, das sie besitzt, zu seiner Maxime, aber auch fr dieses selbst (weil es ihm an objektiver Notwendigkeit, die a priori erkannt werden mu, mangelt) nicht zum Gesetze dienen kann, so kann ein solches Prinzip niemals ein praktisches Gesetz abjektive

Da nun (zweitens)

geben.

5

3-

Lehrsatzvon

IL

Alle materiale praktische Prinzipien sind, als solche, insgesamt einer und derselben Art und gehren unter das allgemeine Prinzip der Selbstliebe oder eigenen Glckseligkeit. Die Lust aus der Vorstellung der Existenz einer Sache, sofernsie

ein

grndet

Bestimmungsgrund des Begehrens dieser Sache sein soll, sich auf der Empfnglichkeit des Subjekts, weil sie

von dem Dasein

eines Gegenstandes abhngt; mithin gehrt sie Sinne (Gefhl) und nicht dem Verstnde an, der eine Beziehung der Vorstellung auf ein Objekt nach Begriffen, aber

dem

nicht auf das Subjekt nach Gefhlen ausdrckt.

Sie

ist

also

nur

Von den Grundstzen dersofern praktisch,

reinen praktischen

Vernunft

1 5

als die Empfindung der Annehmlichkeit, die das von der Wirklichkeit des Gegenstandes erwartet, das Subjekt Begehrungsvermgen bestimmt. Nun ist aber das Bewutsein eines vernnftigen Wesens von der Annehmlichkeit des Lebens, die ununterbrochen sein ganzes Dasein begleitet, die Glckseligkeit, und das Prinzip, diese sich zum hchsten Bestimmungsgrunde der

der Selbstliebe. Also sind alle den Bestimmungsgrund der Willkr in der aus irgendeines Gegenstandes Wirklichkeit zu empfindenden Lust oder Unlust setzen, sofern gnzlich von einerlei Art, da sie insgesamt zum Prinzip der Selbstliebe oder eigenen Glckdas Prinzip

Willkr zu machen,

materiale Prinzipien,

die

seligkeit gehren.

Folgerung.Alle materiale praktische Regeln setzen den Bestimmungsgrund des Willens im unteren Begehrungsvermgen, und, gbe es gar keine blo formale Gesetze desselben, die den Willen hinreichend bestimmeten, so wrde auch kein oberes Begehrungsvermgen eingerumt werden knnen.

AnmerkungMan muvermgensich

I.

wundern, wie sonst scharfsinnige Mnner einen

Unterschied zwischendarin

dem unteren und oberen Begehrungsfinden

zu

glauben

knnen,

ob

die

Vor

Stellungen, die mit dem Gefhl der Lust verbunden sind, in den Sinnen oder dem Verstnde ihren Ursprung haben. Denn es kommt, wenn man nach den Bestimmungsgrnden des Begehrens fragt und sie in einer von irgend etwas erwarteten Annehmlichkeit setzt, gar nicht darauf an, wo die Vorstellung dieses vergngenden Gegenstandes herkomme, sondern nur wie sehr sie vergngt. Wenn eine Vorstellung, sie mag immerhin im Verstnde ihren Sitz und Ursprung haben, die Willkr nur dadurch bestimmen kann, da sie ein Gefhl einer Lust im Subjekte voraussetzet,

so

ist,

da

sie

ein

Bestimmungsgrund der Willkr

sei,

gnzlich

von der Beschaffenheit des inneren Sinnes abhngig, da dieser nmlich dadurch mit Annehmlichkeit affiziert werden kann. Die Vorstellungen der Gegenstnde mgen noch so ungleichartigsie

mgen

Verstandes-, selbst Vernunftvorstellungen

im Gegensatzeder

der Vorstellungen

der Sinne

sein,

so

ist

doch

das Gefhl

2

6

Kritik der praktischen Vernunft, u Teil.

/.

Buch.

i.

Hauptst.

Lust,

wodurch

jene

doch eigentlich nur den Bestimmungsgrundwelchesdie Ttigkeit

des Willens ausmachen, (die Annehmlichkeit, das Vergngen, das

man davon

erwartet,

zur Hervorbringungeinerlei Art,

des Objekts antreibt) nicht allein sofernjederzeit blo empirisch erkannt

von

da

es

werden kann, sondern auch sofern, als es eine und dieselbe Lebenskraft, die sich im Begehrungsvermgen uert, affiziert und in dieser Beziehung von jedem anderen Bestimmungsgrunde in nichts als dem Grade verschieden sein kann. Wie wrde man sonsten zwischen zwei der Vorstellungsart nach gnzlich verschiedenen Bestimmungsgrnden eineVergleichung der Gre nach anstellen knnen, um den, der am meisten das Begehrungs vermgen affiziert, vorzuziehen? Ebenderselbe Mensch kann ein ihm lehrreiches Buch, das ihm nur einmalzu Hnden kommt, ungelesen zurckgeben, um die Jagd nicht zu versumen, in der Mitte einer schnen Rede weggehen, um zur Mahlzeit nicht zu spt zu kommen, eine Unterhaltung durch vernnftige Gesprche, die er sonst sehr schtzt, verlassen, um sich an den Spieltisch zu setzen, sogar einen Armen, dem wohlzutun

ihm sonst Freude ist, abweisen, weil er jetzt eben nicht mehr Geld in der Tasche hat, als er braucht, um den Eintritt in die Komdie zu bezahlen. Beruht die Willensbestimmung auf dem Gefhle der Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit, die er aus irgendeiner Ursache erwartet, so ist es ihm gnzlich einerlei, durch welche Vorstellungsart er affiziert werde. Nur wie stark, wie lange, wie leicht erworben und oft wiederholt diese Annehmlichkeit sei, daran liegt es ihm, um sich zur Wahl zu entschlieen. So wie demjenigen, der Gold zur Ausgabe braucht, gnzlich einerlei ist, ob die Materie desselben, das Gold, aus dem Gebirge gegraben, oder aus dem Sande gewaschen ist, wenn es nur allenthalben fr denselben Wert angenommen wird, so fragt kein Mensch, wenn es ihm blo an der Annehmlichkeit des Lebens gelegen ist, ob Verstandes- oder Sinnesvorstellungen, sondern nur wie viel und groes Vergngen sie ihm auf die lngsteverschaffen. Nur diejenigen, welche der- reinen Vernunft Vermgen, ohne Voraussetzung irgendeines Gefhls den Willen zu bestimmen, gerne abstreiten mchten, knnen sich soweit von ihrer eigenen Erklrung verirren, das, was sie selbst vorher auf ein und ebendasselbe Prinzip gebracht haben, dennoch hernach fr ganz ungleichartig zu erklren. So findet sich z. B., da man

Zeitdas

auch an

bloer

Kraftanwendung,

an

dem Bewutsein

seiner

Von den Grundstzen der remen praktischen VernunftSeelenstrkein

ly

unserem s. w. Vergngen finden knne, und wir nennen das mit Recht feinere Freuden und Ergtzungen, weil sie mehr wie andere in unserer Gewalt sind, sich nicht abnutzen, das Gefhl zu noch mehrerem Genu derselben vielmehr strken und, indem sie ergtzen, zugleich kultivieren. Allein sie darum fr eine andere Art, den Willen zu bestimmen, als blo durch den Sinn, auszugeben, da sie doch einmal zur Mglichkeit jener Vergngen ein daraul' in uns angelegtes Gefhl als erste Bedingung dieses Wohlgefallens voraussetzen, ist gerade so, als wenn Unwissende, die gerne in der Metaphysik pfuschern mchten, sich die Materie so fein, so berfein, da sie selbst darber schwindlig werden mchten, denken und dann glauben, auf diese Art sich ein geistiges und doch ausgedehntes Wesen erdacht zu haben. Wenn wir es mit dem Epikur bei der Tugend aufs bloe Vergngen aussetzen, das sie verspricht, um den Willen zu bestimmen: so knnen wir ihn hernach nicht tadeln, da er dieses mit denen der grbsten Sinne fiir ganz gleichartig hlt; denn man hat gar nicht Grund ihm aufzubrden, da er die Vorstellungen, wodurch dieses Gefhl in uns erregt wrde, blo den krperlichen Sinnen beigemessen htte. Er hat von vielen derselben den Quell, soviel man erraten kann, ebensowohl in dem Gebrauch des hheren Erkentnisvermgens gesucht; aber das hinderte ihn nicht und konnte ihn auch nicht hindern, nach genanntem Prinzip das Vergngen selbst, das uns jene allenfalls intellektuelle Vorstellungen gewhren, und wodurch sie allein Bestimmungsgrnde des Willens sein knnen, gnzlichdiesich

berwindung der Hindernisse,

Vorstze entgegensetzen, an der Kultur der Geistestalentc u.

fr gleichartig zu halten.

Konsequent zu sein, ist die grte Obliegenheit eines Philosophen und wird doch am seltensten anDie alten griechischen Schulen geben uns davon mehr wir in unserem synkretistischen Zeitalter antreffen, ein gewisses Koalitionssystem widersprechender Grundstze

getroflFen.

Beispiele, als

wo

voll Unredlichkeit

und

Seichtigkeit

erknstelt wird,

weil

es

sich

einem Publikum besser empfiehlt, das zufrieden ist, von allem etwas und im Ganzen nichts zu wissen und dabei in allen Stteln gerecht zu sein. Das Prinzip der eigenen Glckseligkeit, so viel Verstand und Vernunft bei ihm auch gebraucht werden mag, wrde doch fr den Willen keine andere Bestimmungsgrnde, als die dem unteren Begehrungsvermgen angemessen sind, in sich fassen, und es gibt also entweder gar kein oberes Begehrungs-

2 8

Kritik der praktischen Vernunft,

i.

Teil.

i.

Buch,

i.

Hauptst.

vermgen,sein, d.i.

oder reine Vernunft mu fr sich allein praktisch ohne Voraussetzung irgend eines Gefhls, mithin ohne

Vorstellungen desder Prinzipien

Angenehmen oder Unangenehmen

als

der Materie

des Begehrungsvermgens, die jederzeit eine empirische Bedingung

durch die bloe Form der praktischen Regel ist, den Willen bestimmen knnen. Alsdenn allein ist Vernunft nur. sofern sie fr sich selbst den Willen bestimmt (nicht im Dienste der Neigungen ist), ein wrahres oberes Begehrungs vermgen, dem das pathologisch bestimmbare untergeordnet ist, und wirklich, ja spezifisch von diesem unterschieden, so da sogar die mindeste Beimischung von den Antrieben der letzteren ihrer Strke und Vorzuge Abbruch tut, so wie das mindeste Empirische, als Bedingung in einer mathematischen Demonstration, ihre Wrde und Nachdruck herabsetzt und vernichtet. Die Vernunft bestimmt in einem praktischen Gesetze unmittelbar den Willen, nicht vermittelst eines dazwischen kommenden Gefhls der Lust und Unlust, selbst nicht an diesem Gesetze, und nur, da sie als reine Vernunft praktisch sein kann, macht es ihr mglich, gesetz-

gebend

zu sein.

AnmerkungGlcklich zuabersein,ist

II.

notwendig das Verlangen jedes verund also ein unvermeidlicher Bestimmungsgrund seines Begehrungsvermgens. Denn die Zufriedenheit mit seinem ganzen Dasein ist nicht etwa ein ursprnglicher Besitz und eine Seligkeit, welche ein Bewutsein seiner unabhngigen Selbstgengsamkeit voraussetzen wrde, sondern ein durch seine endliche Natur selbst ihm aufgedrungenes Problem, weil es bedrftig ist, und dieses Bedrfnis betrifft die Materie seines Begehrungsvermgens, d. i. etwas, was sich auf ein subjektiv zum Grunde liegendes Gefhl der Lust oder Unlust bezieht, dadurch das, was es zur Zufriedenheit mit seinem Zustande bedarf, bestimmt wird. Aber eben darum, weil dieser materiale Bestimmungsgrund von dem Subjekte blo empirisch erkannt werden kann, ist es unmglich diese Aufgabe als ein Gesetz zu betrachten, weil dieses als objektiv in allen Fllen und fr alle vernnftigennftigen,

endlichen Wesens

Wesen eben denselben Bestimmungsgrund des Willens enthalten mte. Denn obgleich der Begriff der Glckseligkeit der praktischen Beziehung der Objekte aufs Begehrungsvermgen allerwrts zum Grunde liegt, so ist er doch nur der allgemeine

Von den Grundstzen der reinen praktischen VernunftTitel

29

der

spezifisch,

tun

ist,

subjektiven Bestimmungsgrnde und bestimmt nichts darum es doch in dieser praktischen Aufgabe allein zu und ohne welche Bestimmung sie gar nicht aufgelset

werden kann. Worin nmlich jederhabe,

seine Glckseligkeit zu setzen auf jedes sein besonderes Gefhl der Lust und Unlust an, und selbst in einem und demselben Subjekt auf die Verschiedenheit der Bedrfnis nach den Abnderungen dieses Ge-

kommt

fhls,ist

in

und ein subjektiv notwendiges Gesetz (als Naturgesetz) objektiv ein gar sehr zuflliges praktisches Prinzip, das verschiedenen Subjekten sehr verschieden sein kann und mu,also

mithin niemals ein Gesetz abgeben kann, weil es bei der Begierde nach Glckseligkeit nicht auf die Form der Gesetzmigkeit, sondern lediglich auf die Materie ankommt, nmlich ob und wieviel Vergngen ich in der Befolgung des Gesetzes zu erwarten habe. Prinzipien der Selbstliebe knnen zwar allgemeine Regeln der Geschicklichkeit (Mittel zu Absichten auszufinden) enthalten, alsdenn sind es aber blo theoretische Prinzipien*) (z. B. wie derjenige, der gerne Brot essen mchte, sich eine Mhle auszudenken habe). Aber praktische Vorschriften, die sich auf sie grnden, knnen niemals allgemein sein, denn der Bestimmungsgrund des Begehrungsvermgens ist auf das Gefhl der Lust und Unlust, das niemals als allgemein auf dieselben Gegenstnde gerichtet an-

genommen werdenAber Ansehunggesetzt,

kann, gegrndet.endliche

vernnftigefr Objekte

Wesen dchten auchihrer Gefhle

in

dessen,

was

sie

des Ver-

gngens oder Schmerzens anzunehmen htten, imgleichen sogar in Ansehung der Mittel, deren sie sich bedienen mssen, um die erstem zu erreichen, die andern abzuhalten, durchgehends einerlei, so wrde das Prinzip der Selbstliebe dennoch von ihnen durchaus fr kein praktisches Gesetz ausgegeben werden knnen; denn diese Einhelligkeit wre selbst doch nur zufllig. Der Bestimmungsgrund wre immer doch nur subjektiv gltig und*) Stze, welche in der Mathematik oder Naturlehre praktisch genannt werden, sollten eigentlich technisch heien. Denn um die Willensbestimmung ist es diesen Lehren gar nicht 2u tun; sie zeigen nur das Mannigfaltige der mglichen Handlung an, welches eine gewisse Wirkung hervorzubringen hinreichend ist, und sind also ebenso theoretisch als alle Stze, welche die Verknpfung der Ursache mit einer Wirkung aussagen. Wem nun die letztere beliebt, der mu sich auch gefallen lassen, die erstere zu sein.

3

o

Kritik der praktischen Vernunft,

i.

Teil.

i.

Buch.

/.

Haupts t.

blo empirisch und htte diejenige Notwendigkeit nicht, die in einem jeden Gesetze gedacht wird, nmlich die objektive aus

man mte denn diese Notwendigkeit gar nicht sondern fr blo physisch ausgeben, nmlich da die Handlung durch unsere Neigung uns ebenso unausbleiblich abgentigt wrde, als das Ghnen, wenn wir andere ghnen sehen. Man wrde eher behaupten knnen, da es gar keine praktische Gesetze gebe, sondern nur Anratungen zum Behuf unserer Begierden, als da blo subjektive Prinzipien zum Range praktischer Gesetze erhoben wrden, die durchaus objektive und nicht blo subjektive Notwendigkeit haben und durch Vernunft a priori, nicht durch Erfahrung (so empirisch allgemein diese auch Selbst die Regeln einstimmiger sein mag) erkannt sein mssen. Erscheinungen werden nur Naturgesetze (z. B. die mechanischen) genannt, wenn man sie entweder wirklich a priori erkennt, oder doch (wie bei den chemischen) annimmt, sie wrden a priori aus objektiven Grnden erkannt werden, wenn unsere Einsicht Allein bei blo subjektiven praktischen Prinzipien tiefer ginge. wird das ausdrcklich zur Bedingung gemacht, da ihnen nicht objektive, sondern subjektive Bedingungen der Willkr zum Grunde liegen mssen; mithin, da sie jederzeit nur als bloe Maximen,Grndena priori;

fr praktisch,

niemalsdrfen.

aber

als

praktische

Gesetzeallein

vorstellig

Diese letztere

Anmerkung

scheintsieist

bloe Wortklauberei zu sein;

gemacht werden beim ersten Anblicke die Wortbestimmung

des allerwichtigsten Unterschiedes,

der nur in praktischen Unter-

suchungen in Betracht

kommen

mag.

$ 4-

LehrsatzWennein vernnftiges

III.

Wesen

sich seine

Maximenes

als

prak-

tische allgemeine

Gesetze denken

soll,

so

kann

sich

dieselbe

nur als solche Prinzipien denken, die nicht der Materie, sondern blo der Form nach den Bestimmungsgrund des Willens enthalten. Die Materie eines praktischen Prinzips ist der Gegenstand des Willens. Dieser ist entweder der Bestimmungsgrund des letzteren oder nicht. Ist er der Bestimmungsgrund desselben, so wrde die Regel des Willens einer empirischen Bedingung (dem Ver-

Von den Grundstzen der reinen praktischen Vernunft

3

hJtnisse der bestimmenden Vorstellung zum Gefhle der Lu5t und Unlust) unterworfen, folglich kein praktisches Gesetz sein. Nun bleibt von einem Gesetze, wenn man alle Materie, d. i. jeden Gegenstand des Willens, (als Bestimmungsgrund) davon absondert, nichts brig als die bloe Form einer allgemeinen Gesetzgebung. Also kann ein vernnftiges Wesen sich seine subjektiv-praktische Prinzipien, d. i. Maximen, entweder gar nicht zugleich als allgemeine Gesetze denken, oder es mu annehmen, da die bloe Form derselben, nach der jene sich zur allgemeinen Gesetzgebung schicken, sie fr sich allein zum

praktischen Gesetze mache.

Anmerkung.Welche Form in der Maxime sich zur allgemeinen Gesetzgebung schicke, welche nicht, das kann der gemeinste Verstand ohne Unterweisung unterscheiden. Ich habe z. B. es mir zur Maxime gemacht, mein Vermgen durch alle sichere Mittel zu vergrern. Jetzt ist ein Depositum in meinen Hnden, dessen Eigentmer verstorben ist und keine Handschrift darber zurckgelassen hat. Natrlicherweise ist dies der Fall meiner Maxime. Jetzt will ich nur wissen, ob jene Maxime auch als allgemeinespraktisches Gesetz gelten knne.

Ichsie

wrtigen

Fall

an und frage, obich

wende jene also auf gegenwohl die Form eines Gesetzeszugleichein

annehmen,

mithin

wohl durch meine Maxime

da jedermann ein Depositum ableugnen drfe, dessen Niederlegung ihm niemand beweisen kann. Ich werde sofort gewahr, da ein solches Prinzip, als Gesetz, sich selbst vernichten wrde, weil es machen wrde, da es gar kein Depositum gbe. Ein praktisches Gesetz, was ich dafr erkenne, mu sich zur allgemeinen Gesetzgebung qualifizieren;solches Gesetz geben knnte:

Sage ich ein identischer Satz und also fr sich klar. mein Wille steht unter einem praktischen Gesetze, so kann ich nicht meine Neigung (z. B. im gegenwrtigen Falle meine Habsucht) als den zu einem allgemeinen praktischen Gesetze schicklichen Bestimmungsgrund denn desselben anfhren;diesist

nun:

diese,

weit

gefehlt

daso

sie

zusie

einer

allgemeinen Gesetzgebung

tauglich sein sollte,

mu

vielmehr in derda

Form

eines all-

gemeinen Gesetzes sichEsist

selbst aufreiben.

dahermithin

wunderlich,

wie,

die Begierde

zur Glckjederdiese

seligkeit,

auch

die

Maxime,

dadurch

sich

3 z

Kritik der praktischen Vernunft,

i.

Teil.

z.

Buch.

i.

Hauptst.allgemein

letztere

den Sinn kommen knnen, sie ist, fr ein allgemein praktisches Gesetz auszugeben. Denn darumes verstndigen

zum Bestimmungsgrunde Mnnern habe

seines Willens

setzt,

in

da sonst ein allgemeines Naturgesetz

alles

einstimmig macht,

so-

wrdesetzes

hier,

wenn man

der

Maxime

die Allgemeinheit eines

Ge-

geben wollte, grade das uerste Widerspiel* der Einstimmung, der rgste Widerstreit und die gnzliche Vernichtung Denn der Wille der Maxime selbst und ihrer Absicht erfolgen. dasselbe Objekt, sondern ein jeder aller hat alsdenn nicht ein und hat das seinige (sein eigenes Wohlbefinden), welches sich zwarauch mit anderer ihren Absichten, die sie gleichfalls auf sich selbst richten, vertragen kann, aber lange nicht zum Gesetze hinreichend ist, weil die Ausnahmen, die man gelegentlich zu machen befugt ist, endlos sind und gar nicht bestimmt in eine Es kommt auf diese allgemeine Regel befat werden knnen. Art eine Harmonie heraus, die derjenigen hnlich ist, welche einzuflligerweise.

gewisses Spottgedicht auf die Seeleneintracht zweier sich zu

Grunde

richtenden Eheleute schildert;

O

wundervolle Harmonie, was

will, will auch sie etc., oder was von der Anheischigmachung Knig Franz des Ersten gegen Kaiser Karl den Fnften erzhlt wird; was mein Bruder Karl haben will (Mailand), daserwill

ich

auch haben.

Empirische Bestimmungsgrnde taugen zulegt sein Subjekt,

keiner allgemeinen ueren Gesetzgebung, aber auch ebenso wenigzur Innern;selber

denndie,

jeder

ein

anderer aber ein

anderes Subjekt derist

bald

Neigung zum Grunde, und in jedem Subjekt bald eine andere im Vorzuge des Einflusses.

Ein Gesetz ausfindig zu machen, das sie insgesamt unter dieser Bedingung, nmlich mit allerseitiger Einstimmung, regierte, ist schlechterdings unmglich.

AufgabeVorausgesetzt,

I.

da die bloe gesetzgebende Form der Maximen zureichende Bestimmungsgrund eines Willens sei: die Beschaffenheit desjenigen Willens zu finden, der dadurch alleinallein

der

bestimmbar

ist.

Da

die bloe

vorgestellt

Form des Gesetzes lediglich von der Vernunft werden kann und mithin kein Gegenstand der Sinne

Pdn den Grundstzen der reinen praktischenist,

Vernunftist

33die

folglich auch nicht unter die Erscheinungen gehrt, soals

Bestimmungsgrund des Willens von allen Bestimmungsgrnden der Begebenheiten in der Natur nach dem Gesetze der Kausalitt unterschieden, weil bei diesen die bestimmenden Grnde selbst Erscheinungen sein mssen. Wenn aber auch kein anderer Bestimmungsgrund des Willens fr diesen zum Gesetz dienen kann, als blo jene allgemeine gesetzgebende Form, so mu ein solcher Wille als gnzlich unabhngig von dem Naturgesetz der Erscheinungen, nmlich dem Gesetze der Kausalitt, beziehungsweise auf einander gedacht werden. Eine solche Unabhngigkeit aber heit Freiheit im strengsten, d. i. transszendentalen. Verstnde.Vorstellung derselben

Alsoallein

ist

ein Wille,

dem

die bloe gesetzgebende

Form

der

Maxime

zum

Gesetze dienen kann, ein freier Wille.

6.

AufgabeVorausgesetzt,

II.

da ein Wille frei sei, das Gesetz zu finden, notwendig zu bestimmen tauglich ist. Da die Materie des praktischen Gesetzes, d. i. ein Objekt der Maxime, niemals anders als empirisch gegeben werden kann, der freie Wille aber, als von empirischen (d. i. zur Sinnenwelt gehrigen) Bedingungen unabhngig, dennoch bestimmbar sein mu, so mu ein freier Wille, unabhngig von der Materie des Gesetzes, dennoch einen Bestimmungsgrund in dem Gesetze antreffen. Es ist aber auer der Materie des Gesetzes nichts weiter in demwelches ihnallein

selben als die gesetzgebende Form enthalten. Also ist die gesetzgebende Form, sofern sie in der Maxime enthalten ist, das einzige, was einen Bestimmungsgrund des Willens ausmachen kann.

Anmerkung.Freiheit

und

unbedingtes

praktisches

Gesetz

weisen

also

wechselsweise aufeinander zurck.sie

Ich frage hier

nun

nicht,

obein

auch in

der Tat verschieden seien,

und nicht vielmehr

unbedingtes Gesetztischen Vernunft,

blo das Selbstbewutsein einer reinen prakdem positiven Begriffe der Freiheit sei; sondern wovon unsere Erkenntnis des unbedingt Praktischen anhebe, ob von der Freiheit, oder demdiese aber ganz einerlei mit

Kants Schriften.

Bd. V.

3

j

4

Kritik der praktischen Vernunft,

i.

Teil.

i.

Buch,es

z.

Hauptst,

praktischen Gesetze.

Von

der Freiheit

kann

nicht anheben;

denn deren knnen wir uns weder unmittelbar bewut werden, weil ihr erster Begriff negativ ist, noch darauf aus der Erfahrung schlieen, denn Erfahrung gibt uns nur das Gesetz der Erscheinungen, mithin den Mechanism der Natur, das gerade Widerspiel Also ist es das moralische Gesetz, der. Freiheit, zu erkennen. dessen wir uns unmittelbar bewut werden (sobald wir uns Maximen des Willens entwerfen), welches sich uns zuerst darbietet, und indem die Vernunft jenes als einen durch keine sinnliche Bedingungen zu berwiegenden, ja davon gnzlich unabhngigen Bestimmungsgrund darstellt, gerade auf den Begriff der Freiheit fhrt. Wie ist aber auch das Bewutsein jenes moralischen Wir knnen uns reiner praktischer Gesetze Gesetzes mglich? bewut werden, ebenso wie wir uns reiner theoretischer Grundstze bewut sind, indem wir auf die Notwendigkeit, womit sie uns die Vernunft vorschreibt imd auf Absonderung aller empiriDer schen Bedingungen, dazu uns jene hinweiset, achthaben. Begriff eines reinen Willens entspringt aus den ersteren, wie das Bewutsein eines reinen Verstandes aus den letzteren. Da dieses die wahre Unterordnung unserer Begriffe sei, und Sittlichkeit unszuerst

nunft

den Begriff der Freiheit entdecke, mithin praktische Verzuerst der spekulativen das unauflslichste Problem mit diesem Begriffe aufstelle, um sie durch denselben in die grte Verlegenheit zu setzen, erhellet schon daraus, da, da aus dem Begriffe der Freiheit in den Erscheinungen nichts erklrt werden kann, sondern hier immer Naturmechanism den Leitfaden ausmachen mu, berdem auch die Antinomie der reinen Vernunft, wenn sie zum Unbedingten in der Reihe der Ursachen aufsteigen will, sich bei einem so sehr wie bei dem andern in Unbegreiflichkeiten verwickelt, indessen da doch der letztere (Mechanism) wenigstens Brauchbarkeit in Erklrung der Erscheinungen hat, man niemals zu dem Wagstcke gekommen sein wrde, Freiheit in die Wissenschaft einzufhren, wre nicht das Sittengesetz und mit ihm praktische Vernunft dazu gekommen und htte uns diesen Begriff nicht aufgedrungen. Aber auch die Erfahrung besttigt diese Ordnung der Begriffe in uns. Setzet, da jemand von seinerwollstigen

GegenstandGelegenheit

Neigung vorgibt, sie sei, wenn ihm der beliebte und die Gelegenheit dazu vorkmen, fr ihn ganz

unwiderstehlich, ob,trifft,

wenn

ein Galgen vor

dem

Hause, da er diese

aufgerichtet wre,

um ihn sogleich nach genossener

Von den Grundstzen der reinen praktischen VernunftWollustdaran

3

5

zu knpfen, er alsdenn nicht seine Neigung beMan darf nicht lange jraten, was er antworten wrde. zwingen Fragt ihn aber, ob, wenn sein Frst ihm unter Androhung wrde. derselben unverzgerten Todesstrafe zumutete, ein falsches Zeugnis wider einen ehrlichen Mann, den er gerne unter scheinbaren Vorwnden verderben mchte, abzulegen, ob er da, so gro auch seine Liebe zum Leben sein mag, sie wohl zu berwinden fr mglich halte. Ob er es tun wrde oder nicht, wird er vielleicht sich nicht getrauen zu versichern; da es ihm aber mglich sei, mu er ohne Bedenken einrumen. Er urteilet also, da er etwas kann, darum weil er sich bewut ist, da er es soll und erkenntinsich die Freiheit,

die

ihm

sonst

ohne das moralische Gesetz

imbekannt geblieben wre.

7.

Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft.Handleals

so,

Prinzip einer allgemeinen

da die Maxime deines Willens jederzeit zugleich Gesetzgebung gelten knne.

Anmerkung.Die reine Geometrietun knne,Essindalso

hat Postulateals die

als

praktische

Stze,

die

aber nichts weiter enthalten

Voraussetzung, da

mantun,

etwas

wenn etwa

gefodert wrde,

man

solle

es

und

diese sind die einzigen Stze derselben,

die

ein Dasein betreffen.

unter einer problematischen BeHier aber sagt die Regel, man solle schlechthin auf gewisse Weise verfahren. Die praktische Regel ist also unbedingt, mithin als kategorisch praktischer Satz a priori vorgestellt, wodurch der Wille schlechterdings und unmittelbar (durch die praktische Regel selbst, die also hier Gesetz ist) objektiv bestimmt wird. Denn reine, an sich praktische Vernunft ist hier unmittelbar gesetzgebend. Der Wille wird als unabhngig von empirischen Bedingungen, mithin als reiner Wille, durch die bloe Form des Gesetzes als bestimmt gedacht und dieser Bestimmungsgrund als die oberste Bedingung aller Maximen angesehen. Die Sache ist befremdlich genug und hat ihresgleichen in der ganzen brigen praktischen Erkenntnis nicht.

praktische Regeln

dingung

des

Willens.

3

6

Kritik der praktischen Vernunft,

i.

Teil.

i.

Buch.

i.

Hauptst.

Denn

setzgebung, der also blo problematisch

der Gedanke a priori von einer mglichen allgemeinen Geist, wird, ohne von der

Erfahrung oder irgend einem ueren Willen etwas zu entlehnen, Es ist aber auch nicht eine Vorals Gesetz unbedingt geboten. schrift, nach welcher eine Handlung geschehen soll, dadurch eine begehrte Wirkung mglich ist (denn da wre die Regel immer physisch bedingt), sondern eine Regel, die blo den Willen in Ansehung der Form seiner Maximen a priori bestimmt, und da ist

zum Behuf der subjektiven Form der Bestimmungsgrund durch die objektive Form eines Gesetzes berhaupt, wenigstens zu denken nicht unMan kann das Bewutsein dieses Grundgesetzes ein mglich. Faktum der Vernunft nennen, weil man es nicht aus vorhergehenden Datis der Vernunft, z. B. dem Bewptein der Freiheit (denn dieses ist uns nicht vorher gegeben), herausvernnftelnein

Gesetz, welches blodient,als

Grundstze

kann, sondern weilthetischerSatza

es

sich fr sich selbst uns aufdringt als syn-

priori,

der

auf keiner,ist,

wederWillens

reinen

noch

empirischen,sein

Anschauung gegrndetals

ob

er gleich

analytisch

wrde, wenn man dieaber,

Freiheit

des

voraussetzte,

wozu

positivem Begriffe, einedie

crfodert

werden wrde,

Doch mu man, um dieses anzusehen, wohl bemerken: dader

Anschauung annehmen darf. Gesetz ohne Mideutung als gegebenintellektuelle

man

hier gar nicht

es kein empirisches, sondern das Vernunft sei, die sich dadurch als reinen einzige Faktum ursprnglich gesetzgebend (sie volo, sie jubed) ankndigt.

Folgerung.Reine Vernunft ist fr sich allein praktisch und gibt (dem Menschen) ein allgemeines Gesetz, welches wir das Sittengesetznennen.

Anmerkung.Das vorher genannte Faktumdas Urteilzergliedern,ist

unleugbar.

Man

darf nur

welches

die

migkeit ihrer Handlungen fllen, da, was auch die Neigung dazwischen sprechen mag, ihre Vernunft dennoch, unbestechlich und durch sich selbst gezwungen,die

Menschen ber die Gesetzso wdrd man jederzeit finden,

Maxime

des Willensi.

bei

einer

reinen Willen halte, d.

an sich

selbst,

Handlung jederzeit an den indem sie sich als a priori

Von den Grundstzen der reinen praktischen Vernunftpraktischbetrachtet.

37ebenfor-

Dieses

Prinzip

der Sittlichkeitdiees

nun,

um

der Allgemeinheit der Gesetzgebung willen,

zum

malen obersten Bestimmungsgrunde des Willens unangesehen aller subjektiven Verschiedenheiten desselben macht, erklrt die Vernunft zugleich zu einem Gesetze fr alle vernnftige Wesen, sofern sie berhaupt einen Willen, d. i. ein Vermgen haben, ihre Kausalitt durch die Vorstellung von Regeln zu bestimmen, mithin sofern sie der Handlungen nach Grundstzen, folglich auch nach praktischen Prinzipien a priori (denn diese haben allein diejenige Notwendigkeit, welche die Vernunft zum Grundsatze fodert) fhig sind. Es schrnkt sich also nicht blo auf Menschen ein, sondern geht auf alle endliche Wesen, die Vernunft und Willen haben, ja schliet sogar das unendliche Wesen als oberste Intelligenz mitein.

Im

ersteren Falle aber

hat das Gesetz dieals

perativs, weil

manals

an jenem zwar

Form eines Imvernnftigem Wesen einen

reinen, aberaffiziertem

Wesen

mit Bedrfnissen und sinnlichen Bewegursachen keinen heiligen Willen, d. i. einen solchen,moralischenGesetzewiderstreitenden

der

keiner

dem

Maximenist

fhig wre, voraussetzen kann.bei jenen ein

Das moralische Gesetzeines

daher

Imperativ, der kategorischdas Verhltnis

gebietet, weil das Gesetz

unbedingtGesetzeist

ist;

solchen Willens

zu

diesem

Abhngigkeit, unter dem Namen der Verbindlichkeit, welche eine Ntigung, obzwar durch bloe Vernunft und deren objektives Gesetz, zu einer Handlung bedeutet, die darum Pflichtheit,

weil eine pathologisch affizierte (obgleich dadurch nicht bestimmte, mithin auch immer freie) Willkr einen Wunsch bei

sich fuhrt, der aus

subjektiven Ursachender

entspringt,

daher auchder ein kann, als

demund

reinen objektiven Bestimmungsgrunde oft entgegen sein kannalso

eines Widerstandes

praktischen Vernunft,

innerer,

aber

intellektueller

Zwang genannt werden

moralischer Ntigung bedarf. In der allergnugsamsten IntelHgenz wird die Willkr als keiner Maxime fhig, die nicht zugleich objektiv Gesetz sein knnte, mit Recht vorgestellt, und der Begriff der Heiligkeit, der ihr um deswillen zukommt, setzt sie zwar nicht ber alle praktische, aber doch ber alle praktischeinschrnkende Gesetze, mithin Verbindlichkeit und Pflicht weg.

Diese Heiligkeit des Willens ist gleichwohl eine praktische Idee, welche notwendig zum Urbilde dienen mu, welchem sich ins Unendliche zu nhern das einzige ist, was allen endlichen vernnftigen

Wesen

zusteht,

und welche

das reine Sittengesetz,

das

3

8

Kritik der praktischen Vernunft,

u TeiL

i.

Buch, u Hauptst.

darum selbst heilig heit, ihnen bestndig und richtig vor Augen hlt, von welchem ins Unendliche gehenden Progressus seiner Maximen und Unwandelbarkeit derselben zum bestndigen Fortschreiten sicher zu sein, d. i. Tugend, das Hchste ist, was endliche praktische Vernunft bewirken kann, die selbst wiederum w^enigstens als natrlich erworbenes Vermgen nie vollendet seinkann,weildie Sicherheitals

Gewiheit wird und

in solchem Falle niemals apodiktische berredung sehr gefhrlich ist.

8.

LehrsatzDie Autonomiedes Willens

IV.ist

das alleinige Prinzip aller

moralischen Gesetze und der ihnen gemen Pflichten; alle Heteronomie der Willkr grndet dagegen nicht allein gar keine Verbindlichkeit, sondern ist vielmehr dem Prinzip derselben undder Sittlichkeit des Willens entgegen. In der Unabhngigkeit nmlich von aller Materie des Gesetzes (nmlich einem begehrten Objekte) und zugleich doch Bestimmung der Willkr durch die bloe allgemeine gesetzgebende Form, deren eine Maxime fhigsein

mu,

besteht

das

alleinige

Prinzip

der

Sittlichkeit.

Jene

Unabhngigkeit aber ist Freiheit im negativen, diese eigene Gesetzgebung aber der reinen und als solche praktischen 'Vernunft ist Freiheit im positiven Verstnde. Also drckt das moralische Gesetz nichts anders ausals

die

Autonomieunddieseist

der reinenselbst die

praktischen Vernunft,

d.

i.

der Freiheit,

Maximen, unter der sie allein mit dem obersten praktischen Gesetze zusammenstimmen knnen. Wennformale Bedingungaller

daher die Materie des Wollens, welche nichts anders als das Obeiner Begierde sein kann, die mit dem Gesetz verbunden wdrd, in das praktische Gesetz als Bedingung der Mglichjekt

keit desselben hineinkommt, soWillkr,selbst

v\drd daraus

Heteronomie der

nmlich Abhngigkeit vom Naturgesetze, irgend einem Antriebe oder Neigung zu folgen, und der Wille gibt sich nichtdas Gesetz, sondern nur die Vorschrift zur vernnftigen Befolgung pathologischer Gesetze; die Maxime aber die auf solche

Weise niemalskann,stiftet

die allgemein-gesetzgebende

Form

in sich enthalten

auf diese Weise nicht

allein keine Verbindlichkeit,

Von den Grundstzen der reinen praktischen Vernunftsondernhiemitdieist

39

selbst

dem

Prinzip einer

also auch der sittlichen Handlung, die daraus entspringt, gesetzmig

reinen praktischen Vernunft, Gesinnung entgegen, wenngleichseinsollte.

AnmerkungZumpraktischen

I.

Gesetze

mu

also

niemals eine praktische

Vorschrift gezhlt werden, die eine materiale (mithin empirische)

Bedingung bei sichderfreiist,

fhrt.

Dennin

das Gesetz des reinen Willens,

setzt

diesen

eine

ganz

andere Sphre

als

die

empirische,

und

die Notwendigkeit, die es ausdrckt, da sie keine

Naturnotwendigkeit sein soll, kann also blo in formalen Bedingungen der Mglichkeit eines Gesetzes berhaupt bestehen. Alle Materie praktischer Regeln beruht immer auf subjektiven Bedingungen, die ihr keine Allgemeinheit fr vernnftige Wesen als lediglich die bedingte (im Falle ich dieses oder jenes begehre, was ich alsdenn tun msse, um es wirklich zu machen) verschaffen,

und sie drehen Glckseligkeit.

sich

insgesamt

um

das Prinzip

der eigenen

Nun ist freilich unleugbar, da alles Wollen auch einen Gegenstand, mithin eine Materie haben msse; aber diese ist darum nicht eben der estimmungsgrund und Bedingungder

gesetzgebendersein

Maxime; denn ist sie es, so lt Form darstellen, weilalsdenndie

diese sich nicht in allgemein

des Gegenstandes

wrde, und die

die Erwartung der Existenz bestimmende Ursache der Willkr Abhngigkeit des Begehrungsvermgens von

dem Wollen zum Grunde gelegt werden mte, welche immer nur in empirischen Bedingungen gesucht werden und daher niemals den Grund zu einer notSo wird wendigen und allgemeinen Regel abgeben kann.der Existenz irgend einer Sache

fremder

Wesen

Glckseligkeit das Objekt des Willens eines ver-

Wre sie aber der Bestimmungsgrund der Maxime, so mte man voraussetzen, da wir in dem Wohlsein anderer nicht allein ein natrliches Vergngen, sondern auch ein Bedrfnis finden, so wie die sympathetische Sinnesart Aber dieses Bedrfnis kann bei Menschen es mit sich bringt. ich nicht bei jedem vernnftigen Wesen (bei Gott gar nicht) voraussetzen. Also kann zwar die Materie der Maxime bleiben, sie mu aber nicht die Bedingung derselben sein, denn sonst wrde diese nicht zum Gesetze taugen. Also die bloe Form eines Gesetzes, welche die Materie einschrnkt, mu zugleich einnnftigen Wesens sein knnen.

4

Kritik der praktischen Vernunft. I.Teil,sein,

i.

Buch.

i.

Hauptst.

zum Willen hinzuzufgen, aber sie nicht Die Materie sei z. B. meine eigene Glckseligkeit. Diese, wenn ich sie jedem beilege (wie ich es denn in der Tat bei endlichen Wesen tun darf), kann nur alsdcnn ein objektives praktisches Gesetz werden, wenn ich anderer ihre in dieselbe mit einschliee. Also entspringt das Gesetz, anderer Glckseligkeit zu befrdern, nicht von der Voraussetzung, da dieses ein Objekt fr jedes seine Willkr sei, sondern blo daraus, da die Form der Allgemeinheit, die die Vernunft als BedingungGrunddiese Materie

vorauszusetzen.

bedarf, einer

Maxime

der Selbstliebe die objektive Gltigkeit eines

und war das Objekt (anderer Glckseligkeit) nicht der Bestimmungsgrund des reinen Willens, sondern die bloe gesetzliche Form war es allein, dadurch ich meine auf Neigung gegrndeteGesetzes zu geben, der Bestimmungsgrund des Willens wird,also

Maximezu

einschrnkte,

um

ihr die Allgemeinheit eines Gesetzes zu

verschaffen

und

sie

so der reinen praktischen Vernunft angemessen

machen, aus welcher Einschrnkung, und nicht dem Zusatz einer ueren Triebfeder, alsdenn der Begriff der Verbindlichkeit, die Maxime meiner Selbstliebe auch auf die GlckseHgkeitanderer zu erweitern, allein entspringen konnte.

Anmerkungdas

II.

Das gerade Widerspiel des Prinzips der Sittlichkeit ist, wenn der eigenen Glckseligkeit zum Bestimmungsgrunde des Willens gemacht wird, wozu, wie ich oben gezeigt habe, alles berhaupt gezhlt werden mu, was den Bestimmungsgrund, der zum Gesetze dienen soll, irgend worin anders als in der gesetzgebenden Form der Maxime setzt. Dieser Widerstreit ist aber nicht blo logisch, wie der zwischen empirisch-bedingten Regeln, die man doch zu notwendigen "Erkenntnisprinzipien erheben woUte, sondern praktisch und wrde, wre nicht die Stimme der Vernunft in Beziehung auf den Willen so deutlich, so unberschreibar, selbst fr den gemeinsten Menschen so vernehmlich, die Sittlichkeit gnzliclj zu Grunde zu richten; so aber kann sie sich nur noch in den kopfverwirrenden Spekulationen der Schulen erhalten, die dreist genug sind, sich gegen jene himmlische Stimme taub zu machen, um eine Theorie, die kein Kopfzerbrechen kostet,aufrecht zu erhalten.

Wenn

ein

dir

sonst

beliebter

Umgangsfreund

sich

bei

dir

Von den Grundstzen der reinen praktischen Vernunft

41

wegen

eines falschen abgelegten Zeugnisses dadurch zu rechtfertigen

vermeinete, da er zuerst die seinem Vorgeben nach heilige Pflicht

der eigenen Glckseligkeit vorschtzte,zhlte,

alsdenn die Vorteile her-

dadurch erworben, die Klugheit namhaft machte, die er beobachtet, um wider alle Entdeckung sicher zu sein, selbst wider die von Seiten deiner selbst, dem er das Geheimnis darum allein offenbaret, damit er es zu aller Zeit ableugnen knne; dann aber im ganzen Ernst vorgbe, er habe eine wahre Menschenpflicht ausgebt, so wrdest du ihm entweder gerade ins Gesicht lachen, oder mit Abscheu davon zurckbeben,die er sich alle

ob dustze

gleich,

wenn jemand blo aufhat,

gesteuert

wider

diesesetzet,

einzuwenden

httest.

Oder

eigene Vorteile seine GrundMaregeln nicht das mindeste es empfehle euch jemand einen

Mann zumlings

Haushalter,

dem

ihr alle eure Angelegenheiten blind-

euch Zutrauen einzuflen, der sich auf seinen eigenen Vorteil meisterhaft verstehe, auch als einen rastlos wirksamen, der keine Gelegenheit dazu ungenutzt vorbeigehen liee, endlich, damit auch ja nicht Besorgnisse wegen eines pbelhaften Eigennutzes desselben im Wege stnden, rhmete er, wie er recht fein zu leben verstnde, nicht im Geldsammeln oder brutaler ppigkeit, sondern in der Erweiterung seiner Kenntnisse, einem wohlgewhlten belehrenden Umgange, selbst im Wohltun deranvertrauener ihn

knnet,

und,

um

rhmete

als

einen klugen Menschen,

Drftigen sein Vergngen suchte, brigens aber wegen der Mittel

doch ihren Wert oder Unwert nur vom Zwecke entlehnen) bedenklich wre, und fremdes Geld und Gut ihm hiezu, sobald er nur wisse, da er es unentdeckt und ungehindert tun knne, so gut wie sein eigenes wre, so wrdet ihr entweder glauben, der Empfenlende habe euch zum besten, oder er habe den Verstand verloren. So deutlich und scharf sind die Grenzen der Sittlichkeit und der Selbstliebe abgeschnitten, da selbst das gemeinste Auge den Unterschied, ob etwas zu der einen oder der andern gehre, gar nicht verfehlen kann. Folgende wenige Bemerkungen knnen zwar bei einer so offenbaren Wahrheit berflssig scheinen, allein sie dienen doch wenigstens dazu, dem Urteile der gemeinen Menschenvernunft etwas mehr Deutlichkeit(die

nicht

zu verschaffen.

Das Prinzipniemalssolche

der

Glckseligkeitdiezii

kann

abgeben,

Gesetzen

zwar Maximen, aber des Willens tauglich

wren, selbst

wenn man

sich die

allgemeine Glckseligkeit zum

42

Krifik ^er praktischen Vernunft,machte.

i.

Teil. i.Buch.

i.

Hauptst,auf lauter

Objekte

Denn

weilwfeil

dieser

ihre Erkenntnis

Erfahrungsdatisjedes seiner

beruht,

jedes Urteil

darber

gar sehr

von

Meinung, die noch dazu selbst sehr vernderlich ist, abhngt, so kann es wohl generelle, aber niemals universelleRegeln,d.i.

im Durchschnitte am ftersten zutreffen, und notwendig gltig sein mssen, mithin knnen keine praktische Gesetze darauf gegrndet geben, Eben darum weil hier ein Objekt der Willkr der werden. Regel derselben zum Grunde gelegt und also vor dieser vorhergehen mu, so kann diese nicht worauf anders als auf das, was man empfiehlt, imd also auf Erfahrung bezogen und darauf gegrndet werden, und da mu die Verschiedenheit dts Urteilssolche, die

nicht aber solche, die jederzeit

endlos sein.

Dieses Prinzip schreibt also nicht allen vernnftigen

dieselbe praktische Regeln vor, ob sie zwar unter einem gemeinsamen Titel, nmlich dem der Glckseligkeit, stehen. Das moralische Gesetz wird aber nur darum als objektiv notwendig gedacht, weil es fr jedermann gelten soll, der Vernunft und Willen hat. Die Maxime der Selbstliebe (Klugheit) rt blo an; das GeEs ist aber doch