Kapitel 11 Lernen, Gedä Lernen, Gedääächtnis chtnis … · Im Speziellen ist das implizite...

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Kapitel 11

Lernen, GedLernen, GedLernen, GedLernen, Gedäääächtnis chtnis chtnis chtnis und Amnesieund Amnesieund Amnesieund Amnesie

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Lernen

Gedächtnis

Patienten haben uns viel über unser Gedächtnis gelehrt!Speziell ein Patient namens H.M. hat entscheidend zum Verständnis des „Gedächtnisses“ beigetragen.

1953 (er war 27 Jahre alt) wurden ihm diemedialen Teile beider Temporallappen entfernt(bedingt durch Epilepsie!).

Obwohl sich sein Krankheitsbild enormverbesserte, büßte er dies mit ganz bestimmtenGedächtnisdefiziten ein.

Diese Defizite revolutioniertenentscheidend das Verständnis der neuronalenGrundlagen des Gedächtnisses!

Erfahrung verändert das Gehirn!

Veränderungen werden gespeichert und können später reaktiviert werden!

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H.M. hatte auch nach der Operation sehr gute perzeptuelle und motorischeFähigkeiten, sein IQ war sogar höher als zuvor!

Andererseits ergab die Beurteilung deramnestischen Auswirkung eine ausgeprägteanterograde Amnesie (im Gegensatz zuretrograder Amnesie)!

Eine Reihe objektiver Tests brachte hervor,dass H.M. eine globale Amnesie hat, d.h. allesensorischen Modalitäten betreffend!

Interessant war der Spiegelzeichen-Test, dergezeigt hat, dass H.M.‘s anterograde Amnesienicht das gesamte Langzeitgedächtnis betraf.

Diese sensomotorisch orientierte Aufgabe konnteEr von Tag zu Tag besser, obwohl er sich nie daranerinnern konnte, diese je zuvor gemacht zu haben!

Das Gehirn weiss wieder einmal mehr als es zugibt!!

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Im Buch (Seite 346 und 347) sind noch mehrere Tests beschrieben!

Alles in Allem kam bei diesen Untersuchungen letztendlich heraus, dass Gedächtnisfunktionen auf keinen Fall diffus und gleichwertig über das Gehirn verteilt sind, sondern, dass z.B. die medialen Temporallappen für eineLangzeitspeicherung bestimmter Inhalte verantwortlich sind.

H.M. hatte offensichtlich eine Störung der Gedächtniskonsolidierungfür bestimmte Inhalte (Übertragung von Kurzzeiterinnerungen in einen Langzeitspeicher!)

Da H.M. bei sensomotorischen Aufgaben sehr wohl von Erfahrung profitieren konnte, ohne sich aber an diese Erfahrung zu erinnern, wurde dieGegenüberstellung von

explizitem und implizitem Gedächtnis eingeführt!

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Es stellte sich im Folgenden heraus, dass ein solches amnestisches Bild bei mehreren anderen Patienten ebenso auftrat!

Deshalb wurde folgender Begriff definiert:

Mediale Temporallappenamnesie!

In diesem Zusammenhang wurde es wichtig, die intakten impliziten Gedächtnisleistungen zu beurteilen.

Dies geschah (und geschieht auch immer noch!) oft mit Hilfe so genannter Repetition-Priming-Tests! (Was ist „Repetition Priming“?)

Weitere Untersuchungen ergaben, dass eine Unterscheidung von

semantischem Gedächtnis und episodischem Gedächtnis

sinnvoll ist!

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Ein weiterer Fall von medialer Temporallappenamnesie ergibt sich oft nach einer cerebralen Ischämie, die nur den Hippocampus betrifft!

Eine genaue Untersuchung eines betroffenen Patientenergab, dass bereits die Schädigung einer ganzspezifischen Region des Hippocampus zu einersolchen Amnesie führen kann!

die Pyramidenzellschicht derCA1-Regiondes Hippocampus!

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Amnesie beim Korsakoff-Syndrom:

Neben Gedächtnisstörungen liegen sensorische und motorische Störungen vor, sowie auch Verwirrung, Persönlichkeitsveränderung und mehrere sonstige organische Probleme!

Post-mortem Untersuchungen deuten auf Läsionen des medialen Diencephalons hin, die für die entsprechenden Gedächtnisdefizite verantwortlich sind. (Kurzzeitgedächtnisverlust u. retrograde + anterograde Amnesie).

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Amnesie bei der Alzheimer-Erkrankung:

Zu einer retrograden, anterograden und das Kurzzeitgedächtnis betreffenden Amnesie kommt bei Alzheimer-Patienten noch eine teilweise Störung impliziter Gedächtnisfunktionen dazu!

Im Speziellen ist das implizite Gedächtnis für verbales und perzeptuelles Material oft betroffen, während das implizite Gedächtnis für sensomotorisches Lernen meist normal funtionsfähig bleibt!

PosttraumatischeAmnesie:

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Nun kommt noch mehr zur Konsolidierung von Gedächtnisinhalten:

Es gibt eine bekannte und einflußreiche Theorie von Donald Hebb:

Erinnerungen werden durch kreisende neuronale Aktivität in geschlossenen Schaltkreisen aufrechterhalten

(so genanntes „reverberatorisches Kreisen“!).

Diese Schaltkreise sind anfällig für Unterbrechungen, wie sie z.B. durch einen Schlag auf den Kopf passieren können!

letztendlich besagt die Theorie weiters, dass reverberatorischesKreisen zu strukturellen Veränderungen in den beteiligten Synapsen führt.

diese strukturellen Veränderungen sorgen dann für eine stabile Langzeitspeicherung (Genetik!).

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Eine Möglichkeit, die zeitlichen Aspekte einer Gedächtniskonsolidierung zu untersuchen, ergibt sich mit Hilfe so genannter elektrokonvulsiver Schocks(EKS)!

. . . Ein EKS ist ein intensiver, kurzer, krampf-induzierender Stromstoß!

. . . Ein EKS wird über am Kopf befindliche Elektroden verabreicht!

Idee: ein EKS unterbricht momentane neuronale Aktivität und löscht dadurch „nur“ diejenigen Inhalte, die noch nicht zu strukturellen synaptischen Veränderungen geführt haben!

Die Dauer einer so definierten retrograden Amnesie liefert eine Schätzung der Zeitspanne, die für eine Gedächtniskonsolidierung notwendig ist!

Rattenstudie (1969)!

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Durstige Ratten wurden 5 Tage hintereinander für jeweils 10min in eine Box gesetzt, die eine kleine Nische enthielt (Gewöhnungsphase).Am 6ten Tag wurde ein Wasserspender in die Nische gestellt (15min Trinken nachdem der Spender entdeckt wurde!). Lernphase!

Ratten der Versuchsgruppe bekamen dann jeweils einen EKS nach entweder:10sek 1min 10min 1h 3h

Am nächsten Tag wurde das „Aufsuchen“ der leeren Nische gemessen!

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Gerne schliessen wir daraus, dass die Konsolidierungsidee von Herrn Hebb für bestimmte Gedächtnisinhalte ausreichend erklärend ist, während andere Inhalte vermutlich durch andere Konsolidierungsprozesse langfristig gespeichert werden!

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In den 70er Jahren wurde der so genannte„delayed-nonmatching-to-sample-Test“ entwickelt.

Dieser diente als Test eines Tiermodells für dieAmnesie nach Läsionen der medialen Temporallappen(siehe H.M.)

Bei Affen, die einer bilateralen mediotemporalen

Lobektomie unterzogen wurden als auch bei Menschenmit Temporallappenamnesie wurden vergleichbareVerhaltensergebnisse gefunden!

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… eigentlich kaum zu glauben!