Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

13
Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundhei t Biologische Psychologie II Peter Walla

Transcript of Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Page 1: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Kapitel 12

Hunger, Essen und Gesundheit

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Page 2: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Zuerst ein paar Zahlen über verschiedene Zustände in den USA:

- Einer Schätzung zufolge erfüllen mehr als die Hälfte der erwachsenen Amerikaner die aktuellen Adipositas-Kriterien!

- Jährlich werden 45 Milliarden Dollar zur Behandlung damit assoziierter Krankheiten ausgegeben!

- Kosten für diesbezügliche Arbeitsausfälle belaufen sich auf 23 Milliarden Dollar

- 33 Milliarden Dollar werden für gewichtsreduzierende Massnahmen ausgegeben

- 3 % der jugendlichen Amerikaner leiden an Anorexia nervosa (Magersucht!)

Man geht oft davon aus, dass Hunger und Essen dann angestossen werden, wenn Energiereserven unter ein bestimmtes Niveau sinken!

Offensichtlich ist dies aber nicht der Fall!Es muss noch andere Faktoren geben!

Fettsucht!

Page 3: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Der Mann, der vergaß, dass er bereits gegessen hat! (also kein Energiedefizit!)

Essen versorgt den Körper mit Energie!

Verdauung:

Aufspaltung von Nahrung + Aufnahme der Bestandteile!

Verdauung liefert dem Körper Energie in 3 Formen:

Lipide (Fette)Aminosäuren (Abbauprodukte der Eiweisse)Glukose (Abbauprodukt von Kohlenhydraten)

Energie wird in 3 Formen gespeichert:

In Form von Fetten, Glykogen und Proteinen!

Page 4: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Page 5: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Glykogen wird hauptsächlich in der Leber gespeichert und kann schnell in Glukose umgewandelt werden, die als direkt nutzbare Energiequelle dient!

Fett ist aber die wichtigste Art der Energiespeicherung!Fett kann doppelt so viel Energie speichern wie Glykogen!Glykogen ist wasseranziehend! (würde mehr Körpergewicht bedeuten!

Energiestoffwechsel (chemische Veränderungen!) läuft in 3 Phasen ab:

1) Cephalische Phase:Bedeutet das rein kognitive Verarbeiten sensorischer Information, die von Nahrung ausgeht! (Essen sehen; an Essen denken!)Die cephalische Phase endet, sobald die Absorptionder Nahrung in den Blutstrom beginnt!

2) Absorptive Phase:Die in den Blutstrom absorbierte Energie deckt den unmittelbaren Bedarf des Körpers!

3) Fastenphase:Ungespeicherte Energie wurde aufgebraucht und Reserven werden abgebaut!

Page 6: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Der Energiestoffwechsel wird über 2 Hormone der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) reguliert:

Während der cephalischen und der absorptiven Phase wird viel Insulin und wenig Glukagon in den Blutstrom freigesetzt!

Insulin:1) Es fördert die Nutzung von Glukose2) Es fördert die Umwandlung von Nährstoffen in Formen, die speicherbar sind(Glykogen, Fett und Proteine)3) Es fördert die Speicherung von Glykogen in der Leber und in den Muskeln, von Fett in Fettgewebe und von Proteinen in Muskeln!

Insulin senkt den Nährstoffspiegel im Blut, um eine neue Nährstoffaufnahme zu ermöglichen!

Während der Fastenphase wird viel Glukagon freigesetzt (wenig Insulin)!

Glukagon:Es fördert die Freisetzung freier Fettsäuren aus dem Fettgewebe zur Energienutzung!

Insulin und Glukagon

Page 7: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Ein hoher Glukagonspiegel stimuliert zudem die Umwandlung von freien Fettsäuren in Ketone.Ketone können während einer Fastenphase von Muskeln als Energiequelle genutzt werden!

Page 8: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Theorien zu Hunger und Essen:

1) Sollwerthypothese

Oft wird angenommen, dass Hunger auf einenEnergiemangel zurückzuführen ist! Essen wäredann die Reaktion darauf, um die Reservenwieder auf einen Sollwert zu bringen!

Vergleich mit Thermostat-Heizung (negative Rückkopplung!)(Sollwertmechanismus – Detektormechanismus – Effektormechanismus)

2) Glukostatische und lipostatische Sollwerttheorien

Der Sollwert bezieht sich entweder auf den Blutzucker, oder auf das Körperfett!

3) Die positive Anreizperspektive

Die Antizipation der positiven Wirkung des bevorstehenden Essens veranlasst zur Nahrungsaufnahme! (wie Sexualverhalten!)Anreize sind z.B. Geschmack, gerlernte oder erfahrene Wirkung der Nahrung,..

Page 9: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Die Anreiztheorien erkennen an, dass viele Faktoren interagieren!Die Anreiztheorien sind besser geeignet, Hunger und Essen zu erklären

als die Sollwerttheorien!

Physiologische Forschung über Hunger und Sättigung:

In den 1950ern schienen Experimente daraufhinzuweisen, dass der ventromediale Hypothalamus mit Sättigung zusammenhängt und der laterale Hypothalamus mit prinzipieller Nahrungsaufnahme!

konnte kaum bestätigt werden!

Nach mehreren weiteren Experimenten, die auch den Magen-Darm-Trakt als Untersuchungsgegenstand hatten, wurde erkannt, dass Teile davon chemische Substanzen in die Blutbahn freisetzen (z.B. Cholecystokinin; Peptid!).

diese Peptide liefern dem Gehirn Informationen über die Menge und die Beschaffenheit der Nahrung im Magen-Darm-Trakt (spielt eine Rolle für Sättigung)!Viele Sättigungspeptide besitzen auch Rezeptoren im Hypothalamus, deswegen wurde die Rolle des Hypothalamus bei der Nahrungsaufnahme wieder ins Spiel gebracht!

Page 10: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Regulation des Körpergewichts:

Das Modell eines dynamischen Gleichgewichts geht davon aus, dass das Körpergewicht dazu neigt, um einen natürlichen Gleichgewichtspunkt herum zu schwanken!Das „Undichtes-Fass-Modell“! (Körpergewichtshomöostase!)

Das entsprechende Niveauist weder vorbestimmt nochwird es aktiv verteidigt!

deswegen handelt essich um ein Gleichgewicht und keinen Sollwert!

Anhaltende Veränderungenin einem der Parameter, diedas Körpergewicht beeinflussen,erzeugen einen neuenGleichgewichtspunkt!

Page 11: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Übergewicht beim Menschen (Adipositas):

Energieaufnahme überschreitet den Energieverbrauch!

Warum essen manche Menschen mehr als andere?

- Geschmackspräferenz für kalorienreiche Nahrung!- manche Familien oder Kulturen fördern übermäßige Nahrungsaufnahme!- manche Menschen reagieren besonders stark auf Nahrung in der cephalischen Phase!

Was den Verbrauch von Energie anbelangt, unterscheiden sich Menschen eindeutig in dem Ausmaß ihrer Bewegung!

Es gibt aber auch Unterschiede im Bezug auf den Grundumsatz und in der Fähigkeit, auf eine Fettzunahme mit nahrungsinduzierter Thermogenese zu reagieren.Ein weiterer Faktor wird als „NEAT“ bezeichnet (nonexercise activity thermogenesis) z.B. Zappeln, Aufrechterhaltung der Körperhaltung und des Muskeltonus!

Page 12: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Warum sind Diätprogramme meist nicht effektiv?

Das Gleichgewichtsmodell sagt voraus, dass der Großteil des verlorenen Gewichts wieder zugenommen wird, sobald die Diät beendet wird!

der Schlüssel zum Erfolg ist eine andauernde Veränderung des Lebenstils!

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla

Page 13: Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit Biologische Psychologie II Peter Walla.

Anorexia nervosa (Untergewicht):

Bei der Anorexia nervosa wird zu wenig Nahrung aufgenommen!

Der Großteil der Anorexie-Patienten sind Frauen!

Bemerkenswert ist, dass sich Anorektiker oft als dick wahrnehmen, trotz ihres abgemagerten Erscheinungsbilds!

Bei 50% kommt es zu regelmäßigen Essanfällen, auf die dann oft Gegenmaßnahmen folgen, wie z.B. die Einnahme von Abführmitteln oder selbstinduziertes Erbrechen!

Menschen, die sich in einem solchen Kreislauf befinden, jedoch keinen extremen Gewichtsverlust zeigen, leiden an Bulimia nervosa!

der große Druck eines gesellschaftlich betonten Schlankheitsideals führt oft zu Diätverhalten!

Diejenigen, die stark kontrolliert, rigide und zwanghaft sind, entwickeln eine solche Störung!

Biologische Psychologie IIBiologische Psychologie IIPeter Walla