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45 PaX Classic GmbH Fachtagung Herbst 2008 Kapitel 4 Dipl.-Ing. Andrea Hänel Institut für Holztechnologie, Dresden Vom Schiebeladen zum Solarladen Fensterläden in der geschichtlichen Entwicklung blasen, Pergament und ähnlichen geeigneten Naturstoffen bespannt, die jedoch nur begrenzt Schutz vor mechanischen Beanspruchungen boten. Auch die spätere »griechische Profanarchitektur […] klassischer Zeit ist nur selten so gut erhalten geblieben, dass sich die Position des Fensters durch eine Aussparung in der auf- gefundenen Wand im archäologischen Befund sicher belegen lässt, die vermutlich hölzerne Konstruktion der Fensterrahmen und -flügel bleibt weitestgehend unbekannt« 2 und damit auch die der möglicherweise vorhandenen Fensterläden. … »z.T. erhaltene Quadersteinhäuser von Ammotopos / Orraon (Epirus) aus dem 4. bis 3. Jahrhundert v. Chr. zeigen kleine Fensteröffnungen mit massivem steinernen Sturz und Laibung; all diese Öffnungen waren wie die Türen wohl durch groß- maschige Gitter aus Holz oder Metall, möglicherweise auch mit Steinplatten verschlossen, diejenigen der profanen Haus- architektur zudem überwiegend mit hölzernen Läden.« 3 Mit dem Einsatz von Glasfenstern durch die Römer ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. waren Fensterläden nur noch bedingt notwendig. Nach dem Ende des römischen Reiches geriet das Wissen über die Glasherstellung jedoch weitgehend in Vergessenheit. Die im 6./7. Jahrhundert bis in das 12. Jahr- hundert vorkommenden farbigen Glasfenster wurden nur selten und vorrangig für sakrale Bauten eingesetzt. Damit gewann der Fensterladen wieder an Bedeutung. Für die Zeit der Romanik gibt es zahlreiche Belege für dieses Bauelement. Formen und Konstruktionen sind vielfältig, an- gefangen von Setzläden, die nur vor die Fensteröffnung gesetzt und mit Schiebebalken arretiert werden (Abb. 1), über einfache Schiebeläden, die in hölzernen Führungen laufen bis hin zu Klappläden (Abb. 2). In der Gotik kommt es zu Weiterentwicklungen dieser Formen. Eiserne Beschläge kommen häufiger zum Einsatz. Bei Kreuzstockfenstern sind oft die oberen Teile verglast, die größeren unteren Fensterteile mit Läden versehen. Geschichte des Fensterladens Der Fensterladen gehört in der Geschichte der Architektur zu einem der ältesten Bauelemente. Während die ersten festen Wohnbauten lediglich über eine Eingangsöffnung und einen Rauchabzug im Dachbereich verfügten, wurden die Ge- bäude in der weiteren Entwicklung auch mit Fensteröffnungen versehen, um mehr Lichteinfall und ausreichend Belüftung zu gewährleisten. Erste Bauten mit mehreren größeren Fenster- öffnungen sind aus Griechenland bekannt, gebaut um 2000– 1800 v.Chr. Dazu zählt beispielsweise der von den Minoern errichtete Palast von Knossos auf Kreta. Wie im Palast von Knossos gefundene Fayencen belegen, waren nicht nur der Palast sondern auch kleinere, einfache Wohnbauten mit mehreren Fenstern versehen. Die Fassadenstruktur dieser Ge- bäude kann durchaus mit der jetzigen Struktur kleinerer Wohn- häuser verglichen werden. Bislang existieren keine gesicherten Informationen über das Vorhandensein von Fensterläden in dieser frühen Zeit. Es ist jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass hier bereits erste Formen von Fensterläden entwickelt und angewandt wurden, da mehrere Öffnungen in einem Gebäude zwangsläufig eine Verschlussmöglich- keit erfordern, um sich vor klimatischen Einflüssen wie Hitze und Wind sowie vor unerwünschten Eindringlingen schützen zu können. Die im alten Palast von Knossos gefundenen Fayencen zeigen Flügeltüren. Damit ist belegt, dass die Minoer technisch in der Lage waren, nicht nur einfache Setz- oder Schiebeläden, sondern auch die heute noch üblichen Klappläden herzustellen. 1 Dafür sprechen auch die Funde an Metallgeräten und Schmuck aus der sogenannten Vorpalast- zeit der Minoer (3500–1900 v. Chr.), die bereits eine beacht- liche Qualität der Metallbearbeitung aufweisen. Erste Fensterläden bestanden vermutlich aus Holz und Stein, wobei Steinquader insbesondere zum Verschließen kleiner Fensteröffnungen dienten. Außerdem wurden vor Einführung von Glasfenstern die Fenster mit Fellen, Tierhäuten, Tier-

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45PaX Classic GmbH Fachtagung Herbst 2008

Kapitel 4

Dipl.-Ing. Andrea HänelInstitut für Holztechnologie, Dresden

Vom Schiebeladen zum Solarladen

Fensterläden in der geschichtlichen Entwicklung

blasen, Pergament und ähnlichen geeigneten Naturstoffen bespannt, die jedoch nur begrenzt Schutz vor mechanischen Beanspruchungen boten.Auch die spätere »griechische Profanarchitektur […] klassischer Zeit ist nur selten so gut erhalten geblieben, dass sich die Position des Fensters durch eine Aussparung in der auf-gefundenen Wand im archäologischen Befund sicher belegen lässt, die vermutlich hölzerne Konstruktion der Fensterrahmen und -flügel bleibt weitestgehend unbekannt«2 und damit auch die der möglicherweise vorhandenen Fensterläden. … »z.T. erhaltene Quadersteinhäuser von Ammotopos / Orraon (Epirus) aus dem 4. bis 3. Jahrhundert v. Chr. zeigen kleine Fensteröffnungen mit massivem steinernen Sturz und Laibung; all diese Öffnungen waren wie die Türen wohl durch groß-maschige Gitter aus Holz oder Metall, möglicherweise auch mit Steinplatten verschlossen, diejenigen der profanen Haus-architektur zudem überwiegend mit hölzernen Läden.«3

Mit dem Einsatz von Glasfenstern durch die Römer ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. waren Fensterläden nur noch bedingt notwendig. Nach dem Ende des römischen Reiches geriet das Wissen über die Glasherstellung jedoch weitgehend in Vergessenheit. Die im 6./7. Jahrhundert bis in das 12. Jahr-hundert vorkommenden farbigen Glasfenster wurden nur selten und vorrangig für sakrale Bauten eingesetzt. Damit gewann der Fensterladen wieder an Bedeutung. Für die Zeit der Romanik gibt es zahlreiche Belege für dieses Bauelement. Formen und Konstruktionen sind vielfältig, an-gefangen von Setzläden, die nur vor die Fensteröffnung gesetzt und mit Schiebebalken arretiert werden (Abb. 1), über einfache Schiebeläden, die in hölzernen Führungen laufen bis hin zu Klappläden (Abb. 2). In der Gotik kommt es zu Weiterentwicklungen dieser Formen. Eiserne Beschläge kommen häufiger zum Einsatz. Bei Kreuzstockfenstern sind oft die oberen Teile verglast, die größeren unteren Fensterteile mit Läden versehen.

Geschichte des Fensterladens

Der Fensterladen gehört in der Geschichte der Architektur zu einem der ältesten Bauelemente. Während die ersten festen Wohnbauten lediglich über eine Eingangsöffnung und einen Rauchabzug im Dachbereich verfügten, wurden die Ge-bäude in der weiteren Entwicklung auch mit Fensteröffnungen versehen, um mehr Lichteinfall und ausreichend Belüftung zu gewährleisten. Erste Bauten mit mehreren größeren Fenster-öffnungen sind aus Griechenland bekannt, gebaut um 2000–1800 v.Chr. Dazu zählt beispielsweise der von den Minoern errichtete Palast von Knossos auf Kreta. Wie im Palast von Knossos gefundene Fayencen belegen, waren nicht nur der Palast sondern auch kleinere, einfache Wohnbauten mit mehreren Fenstern versehen. Die Fassadenstruktur dieser Ge-bäude kann durchaus mit der jetzigen Struktur kleinerer Wohn-häuser verglichen werden. Bislang existieren keine gesicherten Informationen über das Vorhandensein von Fensterläden in dieser frühen Zeit. Es ist jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass hier bereits erste Formen von Fensterläden entwickelt und angewandt wurden, da mehrere Öffnungen in einem Gebäude zwangsläufig eine Verschlussmöglich-keit erfordern, um sich vor klimatischen Einflüssen wie Hitze und Wind sowie vor unerwünschten Eindringlingen schützen zu können. Die im alten Palast von Knossos gefundenen Fayencen zeigen Flügeltüren. Damit ist belegt, dass die Minoer technisch in der Lage waren, nicht nur einfache Setz- oder Schiebeläden, sondern auch die heute noch üblichen Klappläden herzustellen.1 Dafür sprechen auch die Funde an Metallgeräten und Schmuck aus der sogenannten Vorpalast-zeit der Minoer (3500–1900 v. Chr.), die bereits eine beacht-liche Qualität der Metallbearbeitung aufweisen.Erste Fensterläden bestanden vermutlich aus Holz und Stein, wobei Steinquader insbesondere zum Verschließen kleiner Fensteröffnungen dienten. Außerdem wurden vor Einführung von Glasfenstern die Fenster mit Fellen, Tierhäuten, Tier-

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2 Romanischer Fenster-laden mit Lichtöffnung, ge-funden 1929 in Obersten-feld, Deutschland, Eiche, 970 × 370 × 35 mm, Klappladen, Bohrungen für Langbänder noch er- kenn bar, ehemals Würt-tembergisches Landes-museum Stuttgart, wurde im 2. Weltkrieg vernichtet.

3 Dreidimensional ausgebildete Fensterläden an der Front eines Nürnberger Hauses, Renaissance oder Frühbarock. Läden wurden um 1900 nach Befund restauriert, 1945 wurde das Gebäude völlig zer-stört. Nach einer Graphik von H.J. Dennemarck, 1912.

1 Einfacher Setzladen in der Romanik, Arretierung durch Schiebebalken

In der Romanik und in der Gotik werden überwiegend Innenläden gebaut. Das setzt sich in der Renaissance fort. Allerdings sind die Fensterläden in Funktion und Gestalt deutlich aufwendiger gearbeitet. Es gibt Faltklappläden, sodass einerseits Teilbeschattung möglich ist und anderer-seits die Läden im Innenraum weniger Platz beanspruchen.

Eine spezielle Ausführung aus der Zeit der Spätrenaissance oder des Frühbarock zeigt Abb. 3. Hier sind die außen an-gebrachten Klappläden dreidimensional ausgebildet.Im 17./18. Jahrhundert, der Zeit des Barock, sind an herrschaftlichen Wohnbauten und Schlössern nicht selten sowohl Innen- als auch Außenläden anzutreffen. Die Innen-läden sind perfekt an das Interieur angepasst, fügen sich in geöffnetem Zustand fast nahtlos in die Innenarchitektur ein. Bei Außenläden bekommen die bisher üblichen Brettläden Konkurrenz durch Rahmenkonstruktionen mit Lamellenfüllung (Abb. 4a und 4b). Die heute an Barockbauten zu findenden Fensterläden sind nur noch selten die Originalausführungen. Es existieren jedoch zahlreiche Belege, dass Barockbauten mit Läden dieser Art versehen wurden, u.a. bei dem Franzosen Daviler in seinem Werk von 1691: »Fenster des Palais Roquelaure in Paris (Barock) – zweiflügelige Innen-läden, die gefaltet einen Teil der Täfelung bilden – haben spezielle Stangenverriegelung, die Fensterflügel und Innen-läden gleichzeitig verschließen.«4

Im Klassizismus, bei den Neostilen, im Historismus und im Jugendstil spielen Fensterläden eine eher untergeordnete Rolle. Dennoch gibt es sehr schöne Ausführungen, z.B. im Jugendstil (Abb. 5).

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In den 1920er bis 1950er Jahren werden Fensterläden in Deutschland wieder sehr gern – insbesondere für Villen, Siedlungshäuser und ländliche Ein- und Zweifamilienhäuser – als Fassadenelement eingesetzt. Danach geht das Interesse an Fensterläden in weiten Teilen Deutschlands zurück. Erst in den achtziger Jahren kommt es zu einer Renaissance dieses Bauelementes, das wieder sowohl funktionell als auch optisch als eine wesentliche Bereicherung der Architektur, ins-besondere von Wohnbauten, angesehen wird. Alte Läden werden erhalten und saniert, neue Bauten mit traditionellen, aber auch mit neuen Arten von Fensterläden versehen.Generell ist der Fensterladen in seinem Vorkommen stark von regionalen Gegebenheiten und Traditionen abhängig. Im deutschsprachigen Raum sind der ländliche Raum Öster-reichs, die Schweiz insgesamt und die ländlichen Gebiete Bayerns Hochburgen der »Fensterladenarchitektur«.Das Bauelement Fensterladen hat sich im Laufe der Jahr-hunderte in der gesamten Welt verbreitet, hat vielfältige Entwicklungen hinsichtlich Konstruktion, Funktion, Gestaltung und Werkstoff erfahren. Da dieses Bauelement bis heute im Wesentlichen von kleinen Handwerksbetrieben gefertigt wird, konnten sich auch sehr eigenwillige Formen, erdacht vom Handwerker bzw. Bauherren, etablieren, die nicht in jedem Fall zu einer gelungenen Architektur beitragen.

4 Schloss Pillnitz, Barock, Außenläden (4a) und Innen-läden (4b)

5 Soller, Mallorca, Jugendstil 1915

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Zu den wichtigsten Funktionen des Fensterladens gehören • Schutz vor starken klimatischen Einflüssen (Wärme, Licht,

Kälte, Sturm) und damit auch Verbesserung der Energie-bilanz (siehe Tab. 1)

• Einbruchsschutz • Lärmschutz • optische Aufwertung der Fassade.

Fensterläden gewinnen in ihrer Doppelfunktion als Be-schattungseinrichtungen und wärmedämmende Elemente in Zeiten der globalen Erwärmung, der knapper werdenden Energieträger und der damit einhergehenden Verteuerung von Energie immer mehr an Bedeutung. Optimale Dämmwerte sind mit besonders kompakten, möglichst mit Dämmmaterial versehenen, passgenau in der Laibung sitzenden Fensterläden zu erreichen. Wie die Energiebilanz mit entsprechenden Läden positiv beeinflusst werden kann, zeigt die Tabelle 1.Wichtigster Werkstoff für den Fensterladen war und ist Holz, gefolgt von Metall. Seit einigen Jahren gewinnt auch Kunst-stoff an Bedeutung. Mit der Wiederentdeckung von Fenster-läden kommt es zunehmend zu Neuentwicklungen, zum Einsatz neuer Werkstoffe und Konstruktionen. So empfiehlt es sich bei großflächigen Läden leichte Werkstoffe wie

6 Moderner Fensterladen aus einer Aluminium-Korbgeflecht-Kombination

Holzleistentafel,stabilisiert mit Nagelleisten

Holzleistentafel, stabilisiert mit Gratleisten

Holzleistentafel, stabilisiert mit Metallbändern (Langbändern), die gleichzeitig der Aufhängung der Läden dienen

Holzleistentafel mit Nut-Feder-Verbindung, auch als Jalousie-laden bezeichnet

flächiges Vollholz, flankiert mit Hirnholzbrättern

Holzleistentafel, stabilisiert mit aufgesetzten Hirnholzleisten

Holzbrett-Tafel mit Ein-schiebleiste

7 Brettläden in verschiedenen Konstruktionsvarianten

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k – Wert(in Watt pro m2 u. Kelvin)

Fenster ohne Dämmladen

Laden-Dämm-stärke in cm

k – Wert (in Watt pro m2 u. Kelvin) Fenster mit Dämmladen

mittlerer k – Wert (in Watt pro m2 u. Kelvin

Energie-sparung

2,64 0,94 1,99 23 %

8 0,55 1,82 30 %

1,14 0,73 1,11 15 %

8 0,47 1,00 23 %

0,54 0,61 0,81 10 %

8 0,42 0,73 19 %

Tabelle 1 Energiebilanz von Fenstern mit ge-dämmten Holzläden; FL: Holzrahmenkonstruktion mit Wärmedämmung, 10 h/d geschlossen; Quelle: Hessisches Umweltministerium, Stand 19.6.2006

Kunststoff

Brettladen

Rahmenladenflächige oder La-

mellenfüllung

Konstruktion Funktionsweise

Klappladenhorizontal, vertikal,

Faltklappladen

Schiebeladenhorizontal, vertikal, Faltschiebeladen

Anbringungsort Werkstoff

Innenladen

Außenladen

Holz

Metall

Übersicht zur Klassifikation von Fensterläden

Aluminium, Korbgeflecht (Abb. 6), Plexiglas oder technische Textilien einzusetzen. Derartige Fensterläden, meist in Form von Schiebeläden, eignen sich primär als Beschattungs-element und als Sichtschutz. Zukunftsweisend sind erste Varianten von »Solarläden«, Fensterläden, bestückt mit Photovoltaik, die nicht nur vor Licht und Wärme schützen, sondern diese gleichzeitig nutz-bringend in elektrischen Strom umwandeln.

9 Beispiel für einen hölzernen Laden in Rahmenkonstruktion, hier eine Kombination aus vollflächiger Füllung und festen Lamellen

Die Vielfalt an Fensterläden lässt sich nur schwer klassifizieren. Abb. 7 zeigt die wesentlichen Differenzierungsmerkmale. Eine der grundsätzlichen Unterscheidungsmöglichkeiten ist die Art der Konstruktion. Danach werden Brettkonstruktion und Rahmenkonstruktion unterschieden. Die Brettkonstruktion ist charakterisiert durch eine flächige Verbindung brettartiger Elemente (Abb. 8). Bei der Rahmenkonstruktion wird aus zwei vertikalen und zwei horizontalen Friesen ein fester

8 Deutschland, Aschau in Bayern, Brettläden in Holz, farbig lackiert

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Rahmen gebildet, der unterschiedlichste Füllungen auf-nehmen kann, angefangen von vollflächigen Elementen über feste Lamellen bis hin zu beweglichen Lamellen und ausstell-baren Elementen. Die Rahmenteile schlagen bei Ausführung in Holz stumpf aufeinander, während sie bei Ausführungen in Metall oder Kunststoff auf Gehrung zusammengefügt werden (Abb. 9).Die folgenden Beispiele aus aller Welt geben einen kleinen Einblick in die Vielfältigkeit von Konstruktion, Gestaltung und Funktion von Fensterläden.

10 Deutschland, Dresden, raumhohe Schiebe-läden in Holz, Laufschienen in Fassade integriert, Neubau von 2003

11 Österreich, Fieberbrunn, Falt-Schiebeläden in Holz, als Paket senkrecht zur Fassade geparkt

Internationale Verbreitung und nationale Besonderheiten

des Fensterladens

Europa

In Europa sind die Gebiete der Mittelmeerländer, des Alpen- und Voralpenraumes, der gesamten Schweiz sowie der nörd-lichen Küstenregionen, primär bedingt durch die klimatischen Bedingungen, besonders reich an Häusern mit Fensterläden. Neben den traditionellen Klappläden finden sich zunehmend moderne Schiebeläden in Holz, Metall oder auch halbtrans-parenten Materialien, die besonders bei großen Fensterflächen eine optimale Beschattung ermöglichen (Abb. 10, 11).

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12 Österreich, Bodenseeregion, farbig lackierte Brettläden, Licht-öffnung mit Gitterstruktur

13 Schweiz, Elm, vertikale Schiebeläden

14 Schweiz, Widnau, Wohn-bau von 1996 mit Schiebeläden aus unbehandeltem Stahl

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15 Frankreich, Bains-Luxeuils, Falt-Klappläden aus Metall mit Lüftungs-schlitzen

17 Niederlande, Utrecht, farbig lackierte Brettläden in Holz. Typisch für die Niederlande: nur der untere Teil des zweigeteilten Fenster ist mit Läden versehen.

16 Spanien, Mallorca, sehr hohe Rahmenläden mit flächiger und Lamellenfüllung, Dreifach-Aufhängung

18 Dänemark, traditionelles Fischerhaus mit hölzernen Brettläden

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Amerika

Zu den Besonderheiten auf dem amerikanischen Kontinent zählen die in den USA häufig eingesetzten Innenläden bei Einfamilienhäusern, die sogenannten Bahama-Shutters (oben aufgehangen, Öffnung durch Schrägausstellung) sowie die temporär eingesetzten Metallläden zum Schutz vor Hurrikans (Abb. 19). Sehr interessant sind Fenster und zugehörige Fensterläden der Architektur auf Kuba. Bei den erhaltenen Kolonialbauten aus verschiedenen Jahrhunderten sind raum-hohe, mehrfach unterteilte, hölzerne Fensterläden typisch, die durch vorgesetzte Gitter ergänzt werden. Sehr schöne Art-déco-Gebäude in Havanna zeigen aufwendig strukturierte Fenster, die im Hauptteil eine Art integrierten Fensterladen mit Lamellen haben, während der obere und die seitlichen Bereiche mit Fensterglas versehen sind (Abb. 20).

Afrika

Aufgrund der klimatischen Bedingungen stellt der Fensterladen in Afrika oft die einzige Verschlussart des Fensters dar. Türen

und Fenster sind wesentliche Gestaltungselemente und setzen deutliche farbliche Kontraste zu den vorwiegend weißen oder in hellen Naturfarben gehaltenen Fassaden. Sowohl Türen als auch Fenster bzw. Fensterläden sind handwerklich aufwendig und reich strukturiert gearbeitet (Abb. 21, 22). In Nordafrika dominieren türkisblaue bzw. grüne Fensterläden.

19 USA, temporärer, montierbarer Fensterladen als Sturmschutz, Aluminium

20 Kuba, Havanna, Fenster einer Villa im Art-déco-Stil von 1912, bei dem der Fensterladen in das Fenster integriert ist.

22 Afrika, Tunesien: in der Mitte des Erkers zwei nach vorn ausstell-bare Fensterläden mit gitterartiger Füllung; rechts und links zwei Klapp-läden hinter Metallgittern

21 Afrika, Tunesien: hölzerner Setzladen, wird zum Öffnen ab-genommen und zum Schließen mit Schrauben arretiert.

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Asien

Auch auf dem asiatischen Kontinent sind in den ländlichen Gebieten und bei entsprechenden klimatischen Verhältnissen häufig nur Fensterläden als Element zum Schutz vor Sonne, Wind und unerwünschten Eindringlingen zu finden (Abb. 23, 24). Teilweise sind diese kombiniert mit gitterartigen Strukturen aus Holz oder Metall, um auch bei geöffneten Fensterläden einen gewissen Einbruchsschutz zu haben.

23 Sri Lanka, hölzerner Innenklappladen, kombiniert mit geflochtenem Fenstergitter

Anmerkungen

1 Antonis Vassilakis: Minoisches Kreta. Vom Mythos zur Geschichte, Athen 2001.

2 Andrea und Winfried Hänel: Fensterläden - Funktion, Konstruktion und Gestaltung, München.

3 Christoph Höcker: Metzler Lexikon antiker Architektur, Stuttgart/Weimar 2004.

4 Charles Auguste Daviler: Cours D’Architecture qui comprend Les ordres De Vignole, 3 Bde., Paris 1691.24 China, Fenster (ohne Glas) mit hölzernem Klappladen

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