Katharina Grossmann-Hensel (2015) - Volksschule

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Warum Erwachsene nachts so lange aufbleiben müssen Katharina Grossmann-Hensel (2015) Jeden Abend bringen meine Eltern mich ins Bett. Jeden Abend sind sie länger wach als ich. Ich höre sie in der Küche klappern. Ich höre sie im Flur flüstern. Was machen die eigentlich noch die ganze Zeit? Die Erwachsenen haben Geheimnisse. Und ich werde die herausfinden. Einige Erwachsene müssen nachts arbeiten. Das ist nicht geheim. Unser Bäcker und die Straßenbahnfahrerin von Linie 12 arbeiten nachts. Die Feuerwehr ist immer bereit. Und die Polizei natürlich. Das Böse schläft nie. Das Gute auch nicht, sagt meine Oma. Aber meine Eltern sind abends zu Hause. Sie schleichen in meinem Zimmer herum. Das sehe ich mit einem Auge. „Schlaf ruhig weiter, wir räumen nur noch die Sachen auf, die du in der ganzen Wohnung verteilst hast.“, zischen sie und kramen dabei in meinem Regal. Im Dunkeln aufräumen? Von wegen! Die holen sich mein Spielzeug! Ich glaube, Kampf gegen die Sterne spielt sich besonders gut nachts.

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Warum Erwachsene nachts so lange aufbleiben müssen

Katharina Grossmann-Hensel (2015)

Jeden Abend bringen meine Eltern mich ins Bett.

Jeden Abend sind sie länger wach als ich.

Ich höre sie in der Küche klappern. Ich höre sie im Flur flüstern.

Was machen die eigentlich noch die ganze Zeit?

Die Erwachsenen haben Geheimnisse.

Und ich werde die herausfinden.

Einige Erwachsene müssen nachts arbeiten.

Das ist nicht geheim.

Unser Bäcker und die Straßenbahnfahrerin

von Linie 12 arbeiten nachts.

Die Feuerwehr ist immer bereit.

Und die Polizei natürlich.

Das Böse schläft nie.

Das Gute auch nicht, sagt meine Oma.

Aber meine Eltern sind abends zu Hause.

Sie schleichen in meinem Zimmer herum.

Das sehe ich mit einem Auge.

„Schlaf ruhig weiter, wir räumen nur noch die Sachen auf, die du in der ganzen Wohnung verteilst

hast.“, zischen sie und kramen dabei in meinem Regal.

Im Dunkeln aufräumen? Von wegen!

Die holen sich mein Spielzeug!

Ich glaube, Kampf gegen die Sterne spielt sich besonders gut nachts.

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Meine Eltern springen in die Verkleidungskiste.

Sie ziehen sich meine Kostüme über und dann geht‘s los.

Ich kann hören, wie sie miteinander streiten.

Vertragen. Streiten. Vertragen.

Sag Entschuldigung.

Nein du.

Nein, du zuerst.

Die Erwachsenen haben wirklich keine Ahnung davon,

wie man Kampf gegen die Sterne richtig spielt.

Dafür sind die einfach noch zu groß.

Es klingelt an der Tür.

Ich höre Hochschuhe über den Boden klackern.

Die anderen Erwachsenen kommen zu Besuch,

die schlafen auch nicht.

Bald donnert und knallt es im Wohnzimmer.

Die Erwachsenen gucken heimlich all die Filme,

die ich nicht sehen darf.

Zusammen. Alleine trauen sie sich nicht.

Sie schmatzen und futtern dabei auch noch all

die Süßigkeiten, die ich nicht essen darf.

Ohne Gabeln und Servietten.

Eine klebrige Riesensauereiveranstaltung.

Danach müssen sie selber sauber machen.

Die Erwachsenen drehen die Musik so laut auf, wie es nur geht.

Oder es sitzt ein Prinz auf dem Sofa und haut in seine Gitarre. Zumindest feiern die Erwachsenen wild.

Sie qualmen und trinken, wie ein Haufen Seeräuber.

Sie toben und springen, bis das Haus wackelt.

Mir macht der Lärm nichts.

Ihr Tanzen schaukelt mich beinahe

in den Schlaf.

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Doch die Erwachsenen können natürlich nicht die ganze Nacht feiern.

Sie müssen noch ein paar wichtige Aufgaben erledigen.

„Ah, noch mehr Wäsche!“, höre ich sie in meinem Bett durch den Flur rufen.

Dabei waschen sie gar nicht meine Sachen.

So viel, wie die waschen, kann ich gar nicht schmutzig machen!

In Wahrheit waschen sie nämlich die Wolken weiß.

Und danach stopfen sie die Regentropfen wieder hinein.

Mir ist auch noch aufgefallen, dass die Vögel nachts gar nicht zwitschern.

Ich glaube, das liegt daran, dass die Erwachsenen sie erst wieder

Aufziehen müssen.

Danach stellen sie ihre Lautstärke für den nächsten Morgen ein,

putzen den Vögeln die Federn und üben gemeinsam neue Lieder.

Und sie reparieren den Marienkäfer, auf den ich aus Versehen

Getreten bin.

Hm. Hoffentlich.

Außerdem müssen Erwachsene nachts in die Elternschule.

Dort lernen sie, Nudeln zu kochen und wie man mir ein Geschenk bastelt.

Sie üben Schlechteträumeverjagen und Monsterbekämpfung.

Dabei hat bisher noch kein Erwachsener je ein Monster gesehen.

Meine Eltern üben das nur, um sich nicht mehr vor lauter Angst in meinem Bett

verstecken zu müssen.

Obwohl Mama in der Schule bestimmt sowieso nicht aufpasst und Papa sicherlich nur mit dem

Nachbarn quasselt.

Nach Schulschluss müssen Erwachsene die Blätter,

Die tagsüber abgefallen sind, zurück an die Bäume hängen.

Jemand muss es ja tun bis zum Herbst. Sie ziehen die Grashalme

Länger und stellen das Wetter ein für den nächsten Tag. Die Erwachsenen knipsen die Sterne an und sägen

den Mond zurecht. Ich befürchte, sie setzen für den Weg nach

dort oben nicht mal ihre Fahrradhelme auf.

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Wenn alles bereit ist für den nächsten Tag, wird die Nacht leise.

Dann küssen sich die Erwachsenen.

Überall.

Und wenn die Nacht gar kein Geräusch mehr macht, dann dürfen

Die Erwachsenen endlich schlafen!

Nach dem Zähneputzen, versteht sich.

Einer muss allerdings wach bleiben, um am Morgen die Sonne aus dem Meer zu ziehen.

So ist das.

Jetzt weißt du, warum meine Erwachsenen nachts so lange aufbleiben müssen.

Vielleicht entdeckst du bei deinen Erwachsenen ja noch ganz andere Sachen.

Auf jeden Fall weiß ich eins ganz sicher:

Wer abends nicht ins Bett geht, ist morgens ganz schön müde.

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Was glaubst du, machen Erwachsene

alles in der Nacht? Nenne 5 Dinge.

Erstelle dein eigenes Akrostichon:

E

N

R

A

W

C

A

H

C

T

H

S

S

E

N

E

Suche 5 Eigenschaftswörter aus der Geschichte. Schreibe sie.Vor welchen Wörter würde man sie groß schreiben? Erinneredich: Eigenschaftswörter nach viel, etwas, alles, nichts, allerlei,nur....schreibt man groß. Beispiel: lustig - etwas Lustiges

Suche dir einen Satz aus der Geschichte aus und setze sie in alle Zeiten:

Gegenwart:

Vergangenheit:

Mitvergangenheit:

Wie oft kommt das

Wort „Erwachsene“

im Text vor?

Mal

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Suche 8 Namenwörter (Nomen) aus der Geschichte

und schreibe sie auf.

Singular (Einzahl) Plural (Mehrzahl)

Suche 5 Verben aus der

Geschichte und schreibe sie auf:

1.

2.

3.

4.

5.Kommen wörtliche Reden im Text

vor? Wenn ja, schreibe die Sätze hier

auf.

Personalformen Verb 1 Verb 2 Verb 3

ich

du

er/sie/es

wir

ihr

sie

In welcher Zeitform ist der Text geschrieben?

Suche 3 Verben im Text und trage die Personalformen ein.

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Suche im Text 3 Adjektive und steigere sie:

Gestalte deine eigene

Buchseite.

Was könnten Erwachsene noch

alles in der Nacht machen?

Nimm deine Wasserfarben,

Buntstifte oder Filzstifte und

gestalte ein Bild. Schreibe ein

paar Sätze dazu.

Suche Wörter mit „tz“ und „ck“ und schreibe sie hier. Unterstreiche anschließend das „tz“

und „ck“.

Sind Wörter mit Doppelmitlaut im Text zu finden?

Wenn ja, welche?

Schreibe einen Brief an deine Freundin oder deinen

Freund und erzähle ihr oder ihm über deine Ideen,

was du nachts alles gerne machen möchtest.

Denke an den Aufbau eines Briefes!