Keynesianism

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Vorwort Was ist eigentlich der Keynesianismus? Der Keynesianismus oder besser das, was im Allgemeinen unter Keynesianismus verstanden wird, ist die Gesamtheit der Theorie von John Maynard Keynes. Obwohl Keynes der berühmteste Nationalökonom unseres Jahrhunderts ist, blieben wichtige Teile seiner Theorie bis heute fast unbekannt. Darauf ist die Unterlage, dass die Leute im Allgemeinwissen unter Keynesianismus nur auf im 1936 veröffentliche Werk „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ achten. Sie haben Recht, weil der Keynesianismus erstlich und hauptsachlich darauf basiert, aber hat eine zweite sehr wichtigen Pfeiler, die Langfristprognose von 1943, die als Stagnationstheorem verbreitet ist. Es versteht sich, wie diese zwei Werke die Keynessche Theorem zusammengenommen werden, wie sich mit der langfristigen Entwicklung des Kapitalismus, die gegenwärtige Stagnation und Massenarbeitslosigkeit befassen. Stellt sich Frage, ob es ein radikales Reformprogramm ist oder eher von der Transformation der auf Wachstum basierenden kapitalistischen Produktionsverhältnisse handelt. Ist Keynes' Theorie nur auf die kurze Frist gerichtet und somit nur auf die konjunkturellen Aktivitätsschwankungen und konjunkturelle Arbeitslosigkeit anwendbar oder dessen ungeachtet infolge der Börsenkrach von 1929 überhaupt zu einer Renaissance des Keynesianismus kommen wird? 1

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über den Keynesianismus

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Vorwort

Was ist eigentlich der Keynesianismus?

Der Keynesianismus oder besser das, was im Allgemeinen unter Keynesianismus verstanden

wird, ist die Gesamtheit der Theorie von John Maynard Keynes. Obwohl Keynes der

berühmteste Nationalökonom unseres Jahrhunderts ist, blieben wichtige Teile seiner Theorie

bis heute fast unbekannt. Darauf ist die Unterlage, dass die Leute im Allgemeinwissen unter

Keynesianismus nur auf im 1936 veröffentliche Werk „Allgemeine Theorie der

Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ achten. Sie haben Recht, weil der Keynesianismus

erstlich und hauptsachlich darauf basiert, aber hat eine zweite sehr wichtigen Pfeiler, die

Langfristprognose von 1943, die als Stagnationstheorem verbreitet ist.

Es versteht sich, wie diese zwei Werke die Keynessche Theorem zusammengenommen

werden, wie sich mit der langfristigen Entwicklung des Kapitalismus, die gegenwärtige

Stagnation und Massenarbeitslosigkeit befassen. Stellt sich Frage, ob es ein radikales

Reformprogramm ist oder eher von der Transformation der auf Wachstum basierenden

kapitalistischen Produktionsverhältnisse handelt. Ist Keynes' Theorie nur auf die kurze Frist

gerichtet und somit nur auf die konjunkturellen Aktivitätsschwankungen und konjunkturelle

Arbeitslosigkeit anwendbar oder dessen ungeachtet infolge der Börsenkrach von 1929

überhaupt zu einer Renaissance des Keynesianismus kommen wird?

Die Kennzeiche des Keynesianismus sind im Gegensatz zum vorherigen System, zu

neoklassischen Theorien, weil Keynes die Wirtschaft nicht als geschlossenes System

angesehen hat, in dem ein natürliches Gleichgewicht gilt. Die Neuigkeit ist, dass er auf die

gesamtwirtschaftliche Nachfrage fokussierte, als entscheidende und aussagekräftige Größe.

Die Keynessche Theorie wurde in der Wissenschaft und ind der politischen Öffentlichkeit vor

allem während der ersten Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg populär, denn es die

Lösung auf die große Depression war. Laut Keynes soll der Staat die gesamtwirtschaftliche

Nachfrage stimulieren, weil nicht das Angebot die Nachfrage bestimmt, wie die klassische

Nationalökonomie behauptete, sondern die Nachfrage das Angebot. Ist die Nachfrage am

Gütermarkt zu gering, schrumpft die Produktion, und es entsteht Arbeitslosigkeit. Weil die

Wirtschaft von allein nicht wieder zum Vollbeschäftigungsgleichgewicht zurückfindt, muss

der Staat eingreifen und die Nachfragelücke schließen. Es ist das Wesentliche der

Keynesianismus.

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Ist zu fragen, ob der Name Keynes lediglich der legitimierenden Reputation für beliebige

Staatsinterventionen dient, ob staatsinterventionistischer Maßnahmen den aktuellen

Gegebenheiten der Krise gerecht wird und es sich dabei um eine Anwendung der

Keynesschen Konzeption handelt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Keynes'

Langfristprognose die Situation von heute überhaupt noch zutreffend abbildet. Eigentlich lebt

der Keynesianismus noch heutzutage? Oder ist es mit Keynes schon seit 68 Jahre tot?

Inwiefern ist Keynes bzw. die Keynessche Theorie als Alternative zu anderen

wirtschaftspolitischen und theoretischen Position zu verstehen? Das Thema verweist grob auf

diese eigenständige, aber auch zusammenhängende Fragestellungen, die den Aufbau der

folgenden Überlegungen bestimmen. Im ersten Teil stehen die Eigenartigkeiten des

Keynesianismus und die Interpretationen die schon erwähnte zwei Theorien, die der

Keynesschen Alternative aufgebaut haben. Der zweite Teil befasst sich mit der aktuelle

wirtschaftspolitische Lage und mit der heutzutage dauernde Krise. Das Thema betont zwar die

aktuelle Perspektive und hebt auf die „heutigen Bedingungen“ ab, aber im Sinn des Diktums

„keine Zukunft ohne Herkunft“.

Ich werde mich in diesem Arbeit vorrangig auf die Geschichte des Keynesianismus

konzentrieren und versuchen es in der vergangenen Jahrzehnten zu begleiten, sowie auf die

Fragestellungen befriedigende Antworten zu geben.

Einleitung

Als Übersicht der Geschichte der Keynesianismus fange ich mit einer Behauptung an, die in

der gegenwärtigen weltweiten gesellschaftlichen Entwicklungen erscheint und ist wegen der

Historie des Keynesianismus, wonach wir uns inmitten einer Transformation der modernen

Gesellschaft vom Wohlfahrts‐ zum Minimalstaat befinden. Die westlichen Gesellschaften

haben Mitte der 1970er Jahren den Höchststand ihrer sozialstaatlichen Entwicklung in Form

‘Nationalen keynesianischen Wohlfahrtsstaat’ (NKWS)1 erreicht. Bei historisch einmalig

hohen Sozialausgabenquoten, hohen Wirtschaftswachstumsraten und geringer

Arbeitslosigkeit, erreichte die Einkommensdifferenzierung ein gleichermassen historisches

Minimum. Es war der Höhepunkt des Keynesianismus, aber beendete dessen Ära wegen der

1 Der NKWS zeichnet sich durch breite wirtschafts und sozialpolitische Eingriffe zur Herstellung ‚ausgleichender‐ Gerechtigkeit‘ aus und kann deshalb als ergebnisortientierte Umverteilung bezeichnet werden. Zentrales Handlungsmotiv ist die Stabilisierung der Gesellschaft.

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zwei Ölpreisschocks, im Mitte und am Ende der 1970er Jahre und einleitete die

Transformation zum ‘Schumpeterianischen Wettbewerbsstaat’ (SWS)2, die Zeit des

Monetarizmus. Diese Umwandlung wird vermöge der Preisstabilität als Grundbedingung für

solides Wirtschaftswachstum begleitet und schafft den Rahmen für eine monetäre Restriktion,

die eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung nach der 2. Ölpreiskrise Anfang der 1980er

Jahre verunmöglicht, dafür aber die Arbeitslosigkeit ansteigen und gleichzeitig die vormals

überschüssigen öffentlichen Haushalte ins Defizit rutschen lassen. In den 1990er Jahren wird

die Transformation zum SWS durch die Liberalisierung von Arbeits‐ und Finanzmärkten, die

Senkung von Unternehmens‐ und Spitzeneinkommensteuern und die Privatisierung der

öffentlichen Güterbereitstellung vollendet. Die Arbeitslosigkeit verbleibt ebenso hoch wie das

öffentliche Defizit, also die Inflation herrscht. Infolgedessen hat in den 2000er Jahren die

Transformation zum ‘Globalen Nozickschen Minimalstaat’ (GNMS)3 begonnen. Diese

neuerliche Umsetzung, die überall von der neue Sozialdemokratie und der wiederkehrende

Keynesianismus mitgetragen wird, schafft eine massive Sparpolitik und gerade nach der

Weltfinanzkrise am Ende der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts erfolgen. Heutzutage

verbleibt die Wirtschaftsentwicklung nicht nur stagnativ, sie wird auch krisenanfälliger, die

Arbeitslosigkeit bleibt hoch und die Einkommensungleichheit erreicht Ausmaße wie zu

Beginn des vorigen Jahrhunderts. (Vgl. Heise, 2011, S. 3)

Ich hoffe, dass die Gründe der erwähnte Transformation mithilfe dieses Arbeites verständlich

werden und es wird absehbar, das Ganze wegen der Keynessche Theorie geschehen zu sein.

Deswegen dauern wir hier, dass in Zeiten der Globalisierungspolitik der westliche

Kapitalismus ihre über ein halbes Jahrtausend währende Vormachtposition verliert und es

vom asiatischen überrunden wird.

2 Der SWS reduziert die Eingriffsintensität des Staates erheblich, da lediglich ‘Teilnahmegerechtigkeit’ angestrebt wird und er also ausgangs‐, nicht zielorientiert ist. Zentrales Handlungsmotiv ist hier der Standortwettbewerb. 3 Eine Minimalstaat als einzig zu rechtfertigende Form des Gemeinwesens, die Umverteilung als Ziel allerdings nicht erlaubt.

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1. Die Neuartigkeiten und Interpretation von Keynes‘ „Allgemeiner Theorie“

Die Kernpunkte des „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“

von 1936

Von diesem Werk geht der Keynesianismus aus. Alle These basiert darauf, dass Keynes das

Saysches Theorem verwirft, wenn jedes Angebot seine Nachfrage schafft. Bei Keynes steht

im Mittelpunkt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.

1. Vollbeschäftigung statt Massenarbeitslosigkeit

Das marktwirtschaftliche System tendiert auch bei flexiblen Preisen und Löhnen zur

Vollbeschäftigung, die die Beschäftigung aller arbeitswilligen Erwerbspersonen bedeutet.

Keynes hat dabei nachgewiesen, dass dieses System nicht automatisch ist, und langfristig

kann es zu einem Zustand der Unterbeschäftigung führen. Es wird vermeiden, weil das

wesentliche das neue Theorem ist, dass der Staat die Wirtschaft ankurbelt, indem er durch

Investitionen die Nachfrage erhöht. Dazu muss er sich allerdings verschulden. Im Fall einer

Krise soll der Staat zu finanz- und geldpolitischen Mitteln greifen, um die

gesamtwirtschaftliche Nachfrage wieder an das Niveau heranzuführen, bei dem

Vollbeschäftigung herrscht.

2. Der Kasinokapitalismus, der „keynesianische Unsicherheit“ Die Investitionen hängen von der Differenz zwischen der erwarteten Renditen und den

Marktzinssätzen ab. Es ist Ungewissheit über die Zukunft, alle Wirtschaftssubjekte sind mit

fundamentaler Unsicherheit konfrontiert. In der Neoklassik gab es keine Unsicherheit, weil

alle Individuen über vollständige Informationen verfügen. Mit der Vervielfachung der

Finanzmarktgeschäfte rücken Spekulationen ins Zentrum der Ökonomie. Auch Gewinne, die

eigentlich für die Finanzierung von Sachinvestitionen vorgesehen sind, werden spekulativ

eingesetzt. Hier spielen die unsicheren Erwartungen eine große Rolle, weil wegen der

unsicheren Erwartungen die Reaktion auf eine Zinssatzsenkung durch die Notenbank auf die

Kreditfinanzierung unsicher bleibt. Es ist der sogenannte Kasinokapitalismus.

„Keynes beschreibt den Kasinokapitalismus als ein kaleidoskopisches System. Wechselt das Bild im Kaleidoskop nach einem exogenen Schock, dann ist das Zustandekommen des neuen Bilds theoretisch nicht streng erklärbar. Politisch gewendet heißt das, dass durch irrationale Spekulationen die Wirkungen von gestaltender Politik nicht abschätzbar sind.“ (Huffschmid, 2009, S. 18)

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3. Investitionen und Ersparnis

Früher war das mangelnde Ersparnis die Ursache fehlenden Kapitals, hoher Zinsen und eines

Rückgangs der Investitionen. Bei Keynes wird das Ersparnis durch die Investition bestimmt

und nicht umgekehrt. Aus diesem Grund sind Sparen und Konsumverzicht keine Lösung für

die Überwindung einer Krise, weil höhere Sparquote zu einem weiteren Rückgang der

Einkommen führt. Langfristig stabile investitionspolitische Maßnahmen reduzieren die

individuelle Unsicherheit. Die Investitionstätigkeit wird durch die verminderte individuelle

Unsicherheit stimuliert. (Vgl. Windsperger, 1983, S. 13)

4. Deficit Spending

Keynes‘ Lösung für die Überwindung einer Krise ist das sogenannte Defizitausgaben. Bei

einer Krise verursacht ein überhöhtes Ersparnis von Geld eine entsprechende Kreditaufnahme,

dann senken die Einkommen und es wird mehr Verschuldung. Um das zu vermeiden,

ermöglicht der Staat mit seinem Haushaltsdefizit den Privaten eine Geldvermögensbildung.

Also Defizit Spending ist eine Steigerung der staatlichen Ausgaben über die zu erwartenden

Einnahmen und es bezeichnet einen Teilaspekt der staatlichen Konjunkturpolitik, der

Fiskalpolitik.

2. Der Börsenkrach von 1929

1.Die Theorie in der Praktik

Keynes hat die Theorie der Deficit Spending schon in der Historie verwendet. Im Oktober

1929 bricht eine Panik aus: alle wollen ihre Aktien nur noch verkaufen, die Kurse brechen

zusammen. Im 1929 ausgebrochene Große Depression, der Börsenkrach. Um keinen Preis

möchte die Welt solch eine Katastrophe noch einmal erleben. Auf dem Höhepunkt der Krise

Anfang der 30er-Jahre liegt die Arbeitslosigkeit in den USA bei 25 Prozent, in Deutschland

bricht die Demokratie zusammen. Die Große Depression hat das Grundvertrauen in die

Stabilität der Marktwirtschaft fundamental gestört.

Bei der Lösung die Krise ging die Neoklassik davon aus, dass das Gesetz von Angebot und

Nachfrage den Preis der Güter und der Arbeit regelt. Arbeitskräfte werden also nur dann

entlassen, wenn ihr Lohn zu hoch ist. Akzeptieren sie niedrigere Löhne, stellen die

Unternehmer wieder ein. Wer arbeitslos war, der war es freiwillig. Die Weltwirtschaftskrise

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zu Beginn der dreißiger Jahre lehrte etwas anderes. Nicht das Angebot, sondern die Nachfrage

entscheidet über den wirtschaftlichen Erfolg. Sie liefert damit auch den Schlüssel zur

Überwindung einer Krise.

2. Die antizyklische Konjunkturpolitik

Keynes schlug zur Bewältigung von Wirtschaftskrisen die antizyklische Konjunkturpolitik

vor. Wenn die Wirtschaft in eine Rezession rutscht, sind Massnahmen zur Stimulierung der

Gesamtnachfrage notwendig: niedrigere Leitzinsen, um Investitionen zu befeuern und den

Aussenwert der Währung zu senken, geringere Steuern oder Mehrausgaben des Staates. Also

nach Keynes soll der Staat eine sogenannte antizyklische Wirtschaftspolitik betreiben. Das

bedeutet, dass er in Zeiten einer Rezession oder Depression -wenn die Nachfrage sinkt-,

investieren muss, um diese wieder anzuregen, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen. In

Zeiten einer Boomphase oder einer Hochkonjunktur soll der Staat diese aufgenommenen

Schulden wieder zurück zu zahlen. Es ist das Defizitfinanzierung, das Keynes schon in der

Praktik durchgeführt hat.

3. Keynes' Langfristprognose, die zwar als Stagnationstheorem bekannt ist von 1943

Keynes hatte seine Aufmerksamkeit auf die Überwindung der Massenarbeitslosigkeit der

Großen Depression und später auf die Stabilisierung der britischen Kriegswirtschaft

konzentriert. Diese waren kurzfristige Probleme, aber die Keynessche Theorie beschränkt sich

nicht auf die kurze Frist, sondern steht die langfristige Entwicklung im Mittelpunkt und

unterscheidet zwischen kurzfristiger Depression und langfristiger Stagnation. Vor allem gilt

dies für Keynes' Langfristprognose vom Mai 1943 und deren Drehpunkt die Theorie der

effektiven Nachfrage ist. Ohne diesem kein Stagnationstheorem wäre. Es handelt sich um eine

Einschätzung der voraussichtlichen Beschäftigungsentwicklung nach Ende des Krieges, die

Keynes im Rahmen seiner Beratungstätigkeit für die britische Regierung vorgelegt hat.

Die Keynessche Theorie enthält die Grundlagen für eine langfristige Entwicklungsanalyse

kapitalistischer Marktwirtschaften. Die Langfristvorhersage basiert auf zwei säkularen

Trends: dem Anstieg der Arbeitsproduktivität als wesentlichem Ergebnis des technischen

Fortschritts und der Dynamik der effektiven Nachfrage, also des privaten Konsums bzw. der

privaten Ersparnis in der Folge steigenden Einkommens. Unter den stillschweigenden

Voraussetzungen, dass weder eine starkes Bevölkerungswachstum eintritt noch wieder ein

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„großer“ Krieg begonnen wird, prognostizierte Keynes drei deutlich unterscheidbare

Entwicklungsphasen:

Sie verlaufen als Prozess allmählichen Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Investition

bzw. als im Trend zunehmende Abweichung zwischen freiwilliger Ersparnis (Sf) und

freiwilliger Investition (If) bezogen auf das Vollbeschäftigungsniveau als endogener Prozess

des Wachstums.

1. Phase (If > Sf): Wiederaufbau und Umstellung auf die Friedenswirtschaft. Inflationäre

Übernachfrage ist das Hauptproblem, da die freiwilligen Investitionen die freiwillige

Ersparnis erheblich übersteigen würden. Der Nachfragetheoretiker Keynes empfahl für die

erste Phase, die Ersparnis zu fördern bzw. den Konsum zu beschränken. Hohe

Wachstumsraten des BIP und der Beschäftigung sind zu erwarten.

2. Phase (If = Sf): In der zweiten Phase würde sich auf relativ hohem Einkommensniveau ein

Vollbeschäftigungsgleichgewicht von freiwilliger Ersparnis und freiwilliger Investition noch

ohne größere Staatsinterventionen ergeben; konjunkturelle Ausschläge ließen sich durch

antizyklische Politik in erträglichem Ausmaß halten.

3. Phase (If < Sr): Schließlich werde aber in der dritten Phase das BIP-Wachstum infolge

schwächerer Investitionen auf Dauer soweit abnehmen, dass die Ersparnis auf dem

Vollbeschäftigungsniveau nicht mehr absorbiert wird, so dass die Wachstumsraten des BIP

hinter der Zunahme der Produktivität zurück blieben. Ohne eine sachgerechte

Beschäftigungspolitik folgt daraus steigende Massenarbeitslosigkeit. (Vgl. Zinn, 2008, S. 25)

Es bedarf hier keiner detaillierten statistischen Zeitreihen zu Wachstum, Beschäftigung zu

erkennen, dass die drei von Keynes prognostizierten Phasen im Großen und Ganzen dem

historischen Wirtschaftsprozess in den reichen kapitalistischen Ländern zwischen 1945 und

der Gegenwart entsprechen. Die dritte Phase, die Stagnation, begann mit dem weltweiten

Wachstumseinbruch der 1970er Jahre. Es gibt zwar keine allgemein akzeptierte Definition des

Begriffs Stagnation, aber aus Keynesscher Sicht besteht das Wesen der Stagnation darin, dass

mittels Wachstum keine Vollbeschäftigung mehr zu erreichen ist.

Kritik: Drei wesentliche Merkmale wurden von Keynes bei seiner langfristigen Prognose

nicht in Rechnung gestellt: das Ausmaß der Umweltprobleme und die fortschreitende

Erschöpfung der natürlichen Ressourcen; die beschleunigte Machtkonzentration der

Wirtschaft verbunden mit einer Aushöhlung der Demokratie und der qualitative Wandel der

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traditionellen internationalen Wirtschaftsbeziehungen zur Globalisierung, die in Verbindung

mit der internationalen Unternehmenskonzentration auch den freien Wettbewerb auf mehr

und mehr Märkten stranguliert. (Vgl. Zinn, 2008, S. 15-16)

4. Die Ölpreiskrisen der 1970er Jahre

Nach dem zweiten Weltkrieg beginnt das große keynesianische Zeitalter in der Wissenschaft

wie in der Politik. Es endet in den 70-er Jahren. Eine neue Generation von Volkswirten

attestiert der keynesianischen Makroökonomie schwere methodische Schwächen, innerhalb

weniger Jahre gilt der ganze Ansatz als unwissenschaftlich. Die Idee, dass der Staat im

Kapitalismus eine aktive wirtschaftliche Rolle spielen sollte, ist Mitte der 40er-Jahre

salonfähig.

1.Nachteile: Es war wegen die Nachteile der Keynesianismus. Staatsverschuldung nimmt

stetig zu, da ein einsparendes Verhalten während der Boomphase praktisch nicht durchsetzbar

ist auf Grund der zeitlichen Verzögerung in der Wirkung, sind die Investitionen des Staats

unkalkulierbar, weil die Investitionen erst in der nächsten Boomphase Wirkung zeigen und

zum Inflation fahren. Es ist noch immer ein großes Problem, dass die staatliche

Neuverschuldung fast überall in Europa entgegen den Schwüren der Politiker weiter steigen

wird. Der Stabilitätspakt der Euro-Länder faktisch oder vielleicht sogar offiziell aufgekündigt

werden muss, dass die Zinssätze auf Null, oder nahe Null gesenkt werden müssen, dass

vielleicht das Mittel einer maßvollen Inflation eingesetzt werden muss, um den öffentlichen

Haushalten Luft zu verschaffen. (Vgl. Deutschmann, 2003, S. 11)

2.Anwendung Früher:

Zu seiner Entwicklung, war die Anwendung Keynes Wirtschaftstheorie durchaus sinnvoll und

wurde von vielen als eine gute Lösung angesehen. Jedoch Endetet diese Ära im Jahr 1973 mit

der ersten Ölpreiskrise, welche das Phänomen der -bis dahin unbekannten- Stagflation ist.

Dies bedeutete steigende Arbeitslosigkeit bei zunehmender Inflation. Dieses Problem war

nach Keynes Ansatz nicht lösbar, da man die Geldmenge erhöhen müsste, um die

Arbeitslosigkeit zu senken, jedoch diese ebenfalls verkleinern, um die Inflation zu verringern.

Ausgerechnet in dieser Bewährungsprobe versagen die keynesianischen Instrumente. Die

Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt - niedrige Zinsen und teure

Konjunkturprogramme treiben nicht Wachstum und Beschäftigung, sondern nur die Inflation.

Die Industrieländer erleben eine Kombination aus Stagnation und Inflation. Eine Situation,

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die es nach keynesianischer Logik gar nicht geben kann und für die erst ein neues Wort

erfunden werden muss: "Stagflation".

3.Anwendung Heute:

Grundsätzlich sind die Ideen Keynes nicht uninteressant denn auch heute noch wird in

Konjunkturprogrammen zur Unterstützung der Wirtschaft in Rezession investiert.

Die Unterstützung der Wirtschaft durch staatliche Konjunkturprogramme kann zu einer zu

hohen Staatsverschuldung führen, was wiederum im Rahmen der Europäischen

Stabilitätspolitik problematisch ist.

Keynesianismus in Deutschland

In der Bundesrepublik Deutschland kann das am 8. Juni 1967 in Kraft getretene Gesetz zur

Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StabG) als „die umfassende

gesetzliche Kodifizierung des Keynesianismus“ verstanden werden. Bis heute ist der Name

Karl Schiller untrennbar mit dieser spezifisch deutschen Variante des Keynesianismus

verbunden: Er war der für die Vorlage des Gesetzes zuständige Fachminister, der Erfinder des

marketingträchtigen Etiketts „Globalsteuerung“, er war aber auch an der Rezeption des

Keynesianismus in der deutschen Wissenschaft, vor allem aber in der deutschen

Sozialdemokratie maßgeblich beteiligt. Mit Schiller wird das Stabilitäts- und

Wachstumsgesetz (StabG) zum Vehikel sozialdemokratischer Wirtschaftspolitik:

„Globalsteuerung ist die Quintessenz des Keynesianismus, Globalsteuerung ist

sozialdemokratisch, damit ist Keynesianismus sozialdemokratisch“

Austrokeynesianismus

Der Begriff bezeichnet die österreichische Form des Keynesianismus, die besonders durch die

Wirtschaftspolitik der SPÖ unter Bruno Kreisky geprägt war. In Zeiten der Ölkrise 1973

wollte die Regierung Kreisky durch Deficit Spending den schlechter werdenden

wirtschaftlichen Verhältnissen in Österreich entgegenwirken. Dazu wurden Maßnahmen wie

öffentliche Aufträge für die Privatwirtschaft, Exportsubventionen oder die Förderung der

verstaatlichten Industrie getätigt. Die Arbeitslosigkeit in Österreich konnte im Vergleich zu

anderen Ländern niedrig gehalten werden, dafür mussten hohe Budgetdefizite in Kauf

genommen werden. Die Wirtschaftspolitik unter Kreisky –vermöge der Keynesianismus- hat

das Wachstum überdurchschnittlich gesteigert. Die Wirtschaftspolitik unter der Kreisky-Jahre

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eng mit der

Sozialpartnerschaft verbunden war.

Keynes ist tot, es lebe der Keynesianismus?

Ende der Keynesanismus

Der Keynesianismus 40 Jahre zuvor zur Mehrheitsmeinung wurde, geht er so schnell, in den

70ern unter. Milton Friedman führt die Gegenrevolution an: Die 80er- und 90er-Jahre waren

die große Botschaft der Neoklassiker und das Zeitalter Milton Friedmans, wenn der Staat sich

aus der Wirtschaft heraushalten sollte. Jeder Versuch, die Beschäftigung über niedrigere

Leitzinsen oder höhere Staatsausgaben zu erhöhen, wirkt auf Dauer destabilisierend. Je weiter

sich der Staat aus der Wirtschaft zurückzieht, desto besser. Statt sich über die Nachfrage

Sorgen zu machen, soll die Politik versuchen, die Angebotsbedingungen zu verbessern - und

zum Beispiel für niedrige Steuern, weniger Gewerkschaftsmacht und offene Märkte sorgen.

Vor allem Ronald Reagan (1981-1989) und Margaret Thatcher (1979- 1990) setzen diese

"angebotsorientierte Wirtschaftspolitik".

Der neue Keynes- eine kurze Wiedergeburt: International jedoch erlebt er seit Mitte der 90er

Jahre eine Wiedergeburt - aber in ganz neuem Gewand. hinter dem Neu-Keynesianismus

verbirgt und er im 1998 unter Oskar Lafontaine. "Neu-Keynesianer": heutzutage Sie

adaptieren den keynesianischen Ansatz, aber ihre Analyse basiert auf einem Gerüst, in dem

die jüngsten Fortschritte in der ökonomischen Modellierung berücksichtigt sind. Die neuen

Keynesianer lehren an den besten Universitäten und publizieren in den anspruchsvollsten

Zeitschriften; ihre Modelle gehören zu den Standard-Werkzeugen der westlichen

Notenbanken. 68 Jahre nach Keynes Tod sind wieder einmal alle Keynesianer! Also der

keynesianismus ist nicht gestorben.

68 Jahre nach Keynes Tod sind wieder einmal alle Keynesianer. Die führenden

Wirtschaftsforschungsinstitute dringen darauf, Staatsinvestitionen vorzuziehen, der

Sachverständigenrat fordert schnell mehr Geld für Infrastruktur, Bildung und Forschung. "Wir

sind jetzt alle Keynesianer": Höhere Löhne fördern das Wirtschaftswachstum und Staaten

sollten in Wirtschaftskrisen investieren, um Unternehmen und Bürger zum Geldausgeben zu

animieren. Nach der Finanzkrise 2008 (!)

Heutzutage

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Keynesianische Konjunkturprogramme können nur dann effektiv sein, wenn die

entsprechende Volkswirtschaft nicht allzu offen ist. Ein kleines Land wie Luxemburg z. B. ist

für solche Programme völlig ungeeignet. 90 Prozent der Waren kommen aus dem Ausland.

Wenn die Nachfrage staatlich erhöht würde, verstreute sich dieser Effekt über die

Nachbarregionen und würde dort ohnehin verschwinden, weil er so klein ist. Die

keynesianische Politik ist in großen autonomen Wirtschaftsräumen möglich, beweist dagegen

das aktuelle Beispiel USA. Nach dem Crash am Aktienmarkt im Frühjahr 2000 stabilisierte

die Regierung Bush durch massive Steuergeschenke an die wohlhabenden

Bevölkerungsschichten den Konsum. Gleichzeitig stützte die Notenbank mit rekordniedrigen

Zinsen den Immobilienmarkt und den Bankensektor. Der Effekt war eine schnelle Rückkehr

zu akzeptablem Wirtschaftswachstum. Diese im Kern keynesianische Politik, weil sie mit

massiven Nachfrageschüben aus staatlichen Mitteln arbeitet, hat durchaus auch fragwürdige

Konsequenzen. So stiegen die Importe, während der Export der USA stagnierte. Der Dollar

blieb dennoch relativ stark. Obwohl die Leistungsbilanz der USA extrem negativ ist und

obwohl die USA mittlerweile das am höchsten verschuldete Land der Welt geworden sind,

fließt immer noch Kapital in dem Land. Ein Rätsel der Finanzmärkte. Also die generelle

Schlussfolgerung ist, dass keynesianische Wirtschaftspolitik ist nur in großen, möglichst

autonomen Wirtschaftsräumen möglich. Eine koordinierte keynesianische Konjunkturpolitik

auf EU-Ebene kann sehr wohl erfolgreich sein.

Lage in der Europäischen Union

Ungleichgewichte abbauen: Ein Grundproblem der Europäische Union ist die

unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung ihrer Mitglieder, die dazu führt, dass es Länder

mit hohen Überschüssen (Deutschland, Niederlande) und solche mit hohen Defiziten

(Griechenland, Spanien) im Außenhandel gibt. Das spaltet die Euro-Zone ökonomisch

wie politisch. In den Defizitländern sind die Lohnsteigerungen zu hoch, auch die Fiskalpolitik

ist zu großzügig. In der Überschussländer gilt das Gegenteil: zu geringe Lohnsteigerungen,

knauserige Finanzpolitik, wenige Investitionen.

Es ist nicht so, als ob Spanien jetzt plötzlich eine keynesianische Ausgabenpolitik betreiben

könnte. Angeschlagene Länder können das gar nicht finanzieren. Richtig ist vermutlich aber

auch: Das wichtigste Wachstumprogramm wäre also, dass Italien und Spanien die geplanten

Sparmaßnahmen und Strukturreformen zeitlich strecken. Spanien hat ein wenig mehr Zeit

bekommen, um seine Defizitziele zu erreichen. Auch Griechenland will nachverhandeln und

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mehr Zeit für die Sanierung seiner maroden Staatsfinanzen und

Wirtschaftsreformen herausschlagen.

Wirtschaftsregierung gründen: In Europa kämpft jeder für sich: Die Spanier versuchen ihre

Banken zu retten, die Griechen ihre Arbeitslosigkeit zu bewältigen. Wenn man den Euro-

Raum als Ganzes betrachte, würde man sagen: Wir haben eine Rezession,

Massenarbeitslosigkeit, eine Generation junger Menschen, die ohne Jobs verloren ist, eine

ungelöste Bankenkrise. Die Wirtschaftspolitik soll alle Wirtschaftsabläufe regulieren und

ordnen. Daneben gibt es vielfältige Probleme. Streit um Steuersenkungen, Euro-Krise,

Sparpakete, Privatisierungen auch.

Lösung:

Man würde also versuchen, die Probleme zentral zu lösen, eher Geld ausgeben als sparen,

Sonderprogramme für Jugendliche auflegen, die Banken restrukturieren. Die Mittel dafür

müssten zentral aufgebracht werden, nicht regional. Eine expansive Beschäftigungs- und

Ausbildungspolitik der EU zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, besonders unter

Jugendlichen, wäre dringend notwendig. Wachstumspakt schließen: Europa sollte ein

Investitionsprogramm auflegen, aber nicht auf Pump, sondern durch Steuern finanziert,

beispielsweise durch eine Finanztransaktionsteuer. Eine ausgewogene Ausweitung von

Steuern und Ausgaben könnte die Wirtschaft ankurbeln.

Insgesamt: Keynesianismus ist eine Antwort auf konjunkturelle Probleme. Er ist deshalb -

wenn überhaupt - nur eine vorübergehende Lösung. Keynesianische Wirtschaftspolitik ist

auch in den Zeiten der Globalisierung möglich. Sie müsste allerdings auf EU-Ebene oder im

Rahmen der Euro-Staaten koordiniert stattfinden.

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