Kinder, Kinder Warum das Thema „Erziehung“ derzeit · PDF fileMichael Winterhoff...

32
Kinder, Kinder … Warum das Thema „Erziehung“ derzeit trendy ist Medizinische Versorgungszentren MVZ sind im Kommen September 2009 Psychisch kranke Straftäter in der Forensik Die Hoffnung der Grenzgänger

Transcript of Kinder, Kinder Warum das Thema „Erziehung“ derzeit · PDF fileMichael Winterhoff...

Kinder,Kinder… WarumdasThema

„Erziehung“derzeittrendyist

MedizinischeVersorgungszentrenMVZsindimKommen

S e p t e m b e r 2 0 0 9

Psychisch kranke Straftäter in der ForensikDie Hoffnung der Grenzgänger

Anzeigen

E d i t o r i a l �

liebe leserinnen und leser,

einheiklesThema:PsychischkrankeStraftäterinderForensik.InderÖffentlichkeitwirddas

Themavieldiskutiert.WiehochmüssendieSicherheitsmaßnahmensein?Wieerfolgreich

sindTherapienfürMenschen,dieschwereVerbrechenundGewalttatenbegangenhaben?

ImnächstenJahrwerdendieAlexianer inMünstereineeigeneforensischeKlinikeröff­

nen.DerAustauschmitFachleuten,TäternundOpfernsowieBürgernspielteinewichtige

RolleundbereitetunsaufeineneueAufgabevor.WirhabenPatientenundMitarbeiterin

derforensischenKlinikimrheinischenLangenfeldbesucht.Feststeht:Beidesistwichtig

–SicherheitundTherapie!MehrdazuerfahrenSieinunsererTitelgeschichte.

HättenSieesgewusst?EinDrittelallerEltern fühlt sichmitderErziehung ihrerKinder

überfordert.DieVereinbarkeitvonErziehungundBildungmitFamilieundBerufisteine

Gratwanderung.Patentrezeptegibtesnicht–abergute Ideen,dieElternundKindern

helfenkönnen,harmonischzusammenzuleben.LesenSiemehrinunseremBeitrag:„Kin­

der,Kinder…“

MedizinischeVersorgungszentren(MVZ)sindeinjungesModellimGesundheitswesenund

liegen imTrend.Gemeint sind fächerübergreifende,ärztlichgeleiteteEinrichtungen, in

denenÄrztealsAngestellteoderVertragsärztetätigsind.ArztpraxensinddannzumBei­

spielamKrankenhausangesiedelt.DasKonzeptsiehteineengeZusammenarbeitzwischen

demambulantenunddemstationärenBereichvor.DerPatientprofitiert,denndiekurzen

Wege und die manchmal notwendige schnelle Überweisung an eine weiterführende

StelleversprecheneinenreibungslosenBehandlungsablauf.WiedasinderPraxisaussieht,

erfahrenSieabSeite24.

VielSpaßbeimLesen!

Ihr

Bruder Benedikt M. Ende C.F.A.Provinzial der St. Alexius-Provinz Deutschland

inhalt

ImBlick

4 Kinder, Kinder … WarumdasThema„Erziehung“derzeittrendyist

18 Von wegen altes Eisen DieArbeitsweltbrauchtimmermehrältereMitarbeiter

20 Die Schwelle zum Tod: Zimmer mit Aussicht EinneurologischesErfahrungs­mustersolldieAngstvordemSterbennehmen

Gesundbleiben

6 Stress – Alarmzeichen für die Gesundheit?

Vorgestellt

8 STATION 17 EineBandvonbehindertenundnichtbehindertenMusikern

Seitenwechsel

10 Wahlfreiheit AktionsbündniskämpftfürfreieWahlmedizinischerHilfsmittel

Ordentliches

11 Quelle der Nächstenliebe DieBarmherzigenSchwesternundihreAdelholzenerAlpenquellen

Kurznotiert

23 Aufge-lesenMeineAngst–eineKrankheit?

Depressionen fördern Osteoporose

Jedes fünfte Kind in Deutschland leidet unter Essstörungen

Fakt

24 Aufwind für Medizinische Versorgungszentren

AlexianervorOrt

26 Die wichtigsten Alexianer- Nachrichten bundesweit

Therapie

28 Emotional sprachlosMenschenmitAlexithymieimitierenGefühlewieSchauspieler

Medizin

30 Operieren oder nicht?WastunbeieinemBandscheibenvorfall?

31 Rätsel/Impressum

Titel

12 Die Hoffnung der GrenzgängerPsychischkrankeStraftäterinderForensik

Super­Nanny und militärisch anmutende

ErziehungscampssindzurzeitderRennerim

Fernsehen.Gleichzeitigüberflutenzahllose

ElternratgeberdenBüchermarktundsollen

helfen:Helfen,Kinderrichtigzuerziehen.Ist

esumdieErziehungsoschlechtbestellt?

DieStudie„ElternunterDruck“derKon­

rad­Adenauer­Stiftung von2008beschäf­

tigtsichmitderLebenssituationvonEltern.

Undtatsächlich:EinDrittelderElternfühlt

sich im Erziehungsalltag häufig gestresst.

DasStrebennachBildung,Erziehung,Ver­

einbarkeitvonFamilieundBerufsowienach

finanziellerSicherheiterschwertdenAlltag

vonElternundKindern.

liebe ist der Schlüssel zum ErfolgDer Kinder­ und Jugendpsychiater Dr.

Michael Winterhoff (54), der mit seinem

Bestseller „Warum unsere Kinder Tyran­

nenwerden“aktuellAufsehenerregt,sieht

inderÜberforderungderElterneineechte

Gefahr.Rund30ProzentderheutigenKin­

WarumdasThema„Erziehung“derzeit

trendyist

*Name von der Redaktion geändert

der sindnachseinenAngabenergothera­

peutisch,logopädischoderpsychotherapeu­

tischbehandlungsbedürftig.Mehrdennje.

EinFünftelderSchulabgängerseinichtreif

füreineAusbildung,stellterfest.SeinFazit:

Eltern sollten ihrKindalsKindansehen–

nichtalsgleichberechtigtenPartner–und

Grenzensetzen.

„Diese Dinge wusste schon meine Oma“,

erwidert ein anderer renommierter Fach­

mann, der Familientherapeut Wolfgang

Bergmann (61), im Interviewmitder Süd­

deutschen Zeitung. Der Diplom­Pädagoge

warMitbegründerdesdrittenantiautoritären

KindergartensinDeutschland.ErsetztWin­

terhoffdasBuch„WarumunsereKinderein

Glücksind“entgegen.FürBergmannistder

SchlüsselzumErziehungserfolgLiebe.Wer

vonderLiebezumKindausgehe,kommezu

geduldigenLösungeninderErziehung.

Ein „alter Hase“ ist der Bielefelder Päda­

gogeProfessorDr.KlausHurrelmann(65).

Er teilt die Einschätzung, dass Eltern mit

ErziehungundAlltagüberfordert sind. Er

empfiehltErziehungskurse.

Starke Eltern – Starke Kinder„ErziehungwarnochnieeineeinfacheAuf­

gabe.Daherbietenwirseit1985Elternkurse

an.ImMomentsinddieseKursebesonders

‚trendy’“, stimmt Christina Kefalidis (47)

zu.DieDiplom­PsychologinleitetdieKurse

„StarkeEltern–StarkeKinder®“desDeut­

schenKinderschutzbundesimOrtsverband

Aachen.DerwöchentlicheKursumfasstbis

zuzwölfSitzungenundrichtetsichanalle

Eltern,dieanErziehunginteressiertsind.Als

primärpräventives Programm versucht er,

Konfliktenvorzubeugen.„Elternkursesind

keinAllheilmittelgegenalleErziehungspro­

bleme.WirgebenElternaberHandlungs­

kompetenzenmit,dieinKonfliktsituationen

helfen. Wir stellen eine Wochenaufgabe,

die sie zu Hause ausprobieren sollen“,

erzähltKefalidis.

DieWochenaufgabekannzumBeispiellau­

ten: „Sende im Konflikt mit Deinem Kind

eineIch­Botschaft–wennDuselbsteinPro­

blemhast!“DazubeschreibtderElternteildie

Situation zunächstneutral,dannerklärt er,

wiedieSituationdaseigeneBedürfnisstört.

SchließlichsprichterüberseinGefühldabei.

AntjeMüller*nimmtamElternkursteil.Ihr

Anliegen:„Mein12­jährigerSohnMarcel*

macht sich über vieles, was ich sage,

lustig. Sein Lieblingssatz ist im Moment:

Kinder, Kinder …

‚War nur’n Witz’. Ich möchte mit seinem

Verhalten besser umgehen können.“ Die

WochenaufgabehatAntjeMüllersogelöst:

„Michstörte,dassMarcelinseinemZimmer

nicht regelmäßig Staub wischt. Ich habe

ihmgesagt,derStaubseiunhygienischund

seinVerhaltenmachemich traurig.“Mar­

cels Reaktion folgte prompt. „Er hat sich

beimirentschuldigtundwarganzbestürzt,

dassichseinetwegentraurigbin“,freutsich

die37­jährigeMutter.

auch mal an sich selbst denkenKefalidis sieht einen großen Vorteil des

Kurses inderMöglichkeitzumAustausch:

„ImGesprächmitanderenElternrelativiert

sichvieles.Elternerfahren,welcheProbleme

anderehabenundsehenvielesgelassener.“

ElkeFörster*hatimKursgelernt,auchan

sichselbstzudenken.Die47­jährigeMutter

vondreiKindernkanndasVerhalten ihrer

16­jährigen Tochter nicht nachvollziehen.

„Kathrin*nörgeltoftüberdasEssen,das

ichgekochthabe.Fürmichistdassehrver­

letzend.“ Die Lösung: „Mein Sohn kocht

jetztabundzufüruns.Ichlobeihnfürdas

Essenundbin someiner Tochter einVor­

bild.DieStimmungistvielgelassener.“

Der Erfolg gibt „Starke Eltern – Starke

Kinder“ Recht. Bis 2007 nahmen in den

Einrichtungen des Kinderschutzbundes

bundesweit mehr als 80.000 Eltern teil.

Forschungsergebnissezeigen,dasssichdie

Beziehung zwischen Eltern und Kindern

nach dem Kurs verbessert. Und auch die

befragtenKindergaben ihrenElternnach

demKurseinebessereNote:zweiplusstatt

dreiminus!

Texte: Karina Kirch, Fotos: Nadine Preiß

i m B l i c K �

Frau Tschöpe-Scheffler, wie ist es um

die Erziehungskompetenz der Eltern

bestellt?InsgesamtistdasLebenfüralle

Menschen–nichtnurfürEltern–schwie­

riger geworden. Die Welt ist komplexer

denn je. Das führt zu einer Werte­ und

Orientierungslosigkeit.Jedermusssichsein

Lebenskonzept selbst zusammenstellen.

SozialwissenschaftlernennendiesesPhäno­

men„Patchwork­Identitäten“.Schonfrüh

werdenKinderinInstitutionenwieKinder­

tagesstätten miterzogen. Eltern brauchen

besondereFähigkeiten,ummitInstitutionen

zusammenzuarbeiten.Dasalleserhöhtdie

KomplexitätdesLebens.

WasbewirkenElternkurse? Eingroßer

Erfolgist,dassElternsichnachdenKursen

sicherer fühlen. Sie können klarer benen­

nen,was ihreWerte sindundwas für sie

wichtig ist. Die befragten Kinder sagen,

dass ihre Eltern mehr Zeit für sie haben.

SiegehenauchinschwierigenSituationen

humorvollermitihnenum.

Wohin werden sich Elternkurse ent-

wickeln? Esgibt jetzt schoneinbreites

Angebot. Familienzentren bieten viele

Angebote unter einem Dach, Gesprächs­

gruppen, Elterncafés, Beratungsmöglich­

keiten, …Dort wird auf unterschiedliche

Zielgruppen–ElternmitMigrationshinter­

grund,jungeEltern,Alleinerziehende–indi­

viduelleingegangen.DieseFamilienzentren

werdennochweiterausgebaut.

Über Jahrhunderte haben Eltern ihre

Kinder intuitiv erzogen. Warum brau-

chen Eltern jetzt Unterstützung? Die

Lebenssituationvonfrüherkannmannicht

mitderheutigenvergleichen.Frühergabes

Familienverbände. Heute sind Eltern häu­

fig allein. Erziehung ist eine ganz andere

Herausforderung. Daher sollte die Gesell­

schaft Angebote für Eltern unterstützen.

Die politische Überlegung, einen „Eltern­

führerschein“ für alle Eltern einzuführen,

lehneichjedochab.EineKursverpflichtung

kann nicht der Weg sein. Alles, was der

Unterstützung elterlicher Erziehungskom­

petenzauffreiwilligerBasisdient, istaber

sehrsinnvoll.

Elternführerschein? – Nein danke!Professorin Dr. Sigrid

Tschöpe-Scheffler (57)

ist Direktorin des Insti-

tuts für Kindheit, Jugend

und Familie an der Fach-

hochschule Köln. Sie hat

unter anderem die Kurse

„Starke Eltern – Starke Kinder“ des Kinderschutz-

bundes wissenschaftlich bewertet.

die Expertin

Kontakt & info

Deutscher Kinderschutzbund

Bundesverband e. V.

Starke Eltern – Starke Kinder®

Telefon:(030)214809­0

E­Mail:[email protected]

www.starkeeltern­starkekinder.de

zentriertsichaufdenallesentscheidendenMoment,umseineHöchstleistungabzurufen.

SogibtesimSport,inderFreizeit,aberauchimBerufunzähligeSituationen,dieinganz

natürlicherArtundWeiseStressreaktionenhervorrufen.Unddasistgutso.ImErbgutdes

Menschenistfestgelegt,dassimKörperstetsbestimmteMechanismenablaufen,dieuns

befähigen,auseinersubjektivwahrgenommenenGefahrsoschnellwiemöglichzuent­

kommen,entwederüber„Angriff“oder„Flucht“.

DieseReaktionaufStressverursachendeEinflüssevonaußen(sogenannte„Stressoren“)

verläuftinvierPhasen.ÜberdieSinnesorganegelangenInformationeninsGroßhirnund

ins limbischeSystem.HierfindetdieBewertungderSituationalsStress­Situationstatt.

SignaleandenHypothalamuslösenNervenimpulseandenSympathikusaus.DieAktivi­

tätdesSympathikusverändertdieAktivitätderOrgane.Zunächstwerdenunteranderem

KreislaufundStoffwechselreduziert,umalleKräftezusammeln.Anschließendwirddas

HormonAdrenalinausgeschüttet:DerBlutdruckunddieSauerstoffsättigungdesBlutes

steigen.Dann,inderHandlungsphase,werdendiebereitgestelltenEnergienverbraucht.

SchließlichtrittdieErholungsphaseein:DieKörperfunktionenregulierensichundErschöp­

fungmachtsichbemerkbar.Hierfürverantwortlichistder„Gegenspieler“desSympathi­

kus:DerParasympathikus.ErsorgtfürRuhe,ErholungundSchonung.DieKonzentration

desKörpersaufdaseineZieldurchdieAktivierungdesSympathikusermöglichtes, im

gefragtenMomenthöchsteLeistungsfähigkeitzuerzeugen.Danachtritt,bewirktdurch

denParasympathikus,Erschöpfungein,aberauchgroßeZufriedenheitmitdervollbrachten

Leistung.DieseStressverarbeitungverläuftkurzfristig.

alles eine Frage der dosis?WannwirddernotwendigeStress zumschädlichenDauerstress?Ganzeinfach:Wenn

dieMöglichkeitfehlt,durchdirektesHandelndieStresssituationwiederaufzulösen. Im

Laut einer aktuellen Studie der Techni­

kerKrankenkasseklagtjederdritteBürger

in Nordrhein­Westfalen über Dauerstress.

Hausfrauen und ­männer sind demnach

noch stärkerbetroffenalsManager.Aber

was ist Stress, welche Faktoren lösen ihn

ausundwelcheSymptomesolltenwirklich

aufhorchenlassen?

Das Wort „Stress“ hat der „Urvater“ der

Stressforschung,HansSelye,ausderPhy­

sikindieMedizinübertragen.InderWerk­

stoffkunde bedeutet es Zug oder Druck

auf ein Material, was Spannung erzeugt

undzurMaterialermüdungundZerstörung

derMaterialstrukturführenkann.Aufden

MenschenbezogenumschreibtSelyeStress

miteiner„unspezifischenReaktiondesKör­

persaufjeglicheAnforderung“.

ohne Stress kein Überleben!Stress ist im menschlichen Leben unver­

zichtbar.Bei(vermeintlicher)Gefahristeine

sofortige Reaktion zur Gefahrenabwen­

dung unerlässlich. Und jeder, der ein Ziel

erreichenmöchte,machtsichfitundkon­

G E S u N d B l E i B E N�

„Ichbintotalgestresst!“AllzuhäufigerklingtdieserAusruf,seiesprivatoderimBeruf.MankönntedenEindruckgewinnen,GelassenheitundRuhegingenimAlltagvölligverloren

alarmzeichen für die Gesundheit?

Stress

G E S u N d B l E i B E N �

Berufsleben gibt es zahlreiche Beispiele.

DieRegelndesHandelnsinunsererGesell­

schaftdiktierenuns,dieStressorennichtzu

beseitigen,sondernmitihnenzuleben.So

gibteskeineAbleitungsmöglichkeitdersich

ständigsteigerndenErregungsbereitschaft.

Wir sind letztlich immer in Alarmbereit­

schaft.AusderüberlebenswichtigenReak­

tionvonAngriffoderFluchtwirdAggres­

sionoderFrustration.

Insofern ist schädlicherStresskeineFrage

der Dosis, sondern der fehlenden Besei­

tigung der Stressoren und mangelnder

Erholungsphasen. Die Aktivierung des

Parasympathikuswirddurchdiedauernde

Aktivität des Sympathikus unterbunden

unddamitdieKörperbelastungohneNot

hochgehalten.DerStresswirdchronisch.

BruceMcEwen,LeiterdesLaborsfürNeuro­

endokrinologiederRockefellerUniversityin

New York, sagt: „Nicht die dramatischen

Ereignisse schlagen auf unsere Gesund­

heit, sondernalltäglicheProbleme,diean

unszehren.“Denndiegenetischverankerte

LebensversicherungzuAngriffoderFlucht

beiBedrohungseinurfürwenigeStunden

gedacht,nichtaberfüreinenZeitraumvon

80Jahren.

MöglicheFolgenderDauerbelastung sind

Erkrankungen des Körpers und der Psy­

che: Herz­Kreislauf­Erkrankungen, Hal­

tungsschäden,Muskelschwäche,Diabetes,

Magen­ und Darmentzündungen, chro­

nischeMüdigkeit,Burnout,Konzentrations­

und Hirnleistungsschwäche, Depression,

Abhängigkeitserkrankungen…undeinall­

gemein erhöhtes Erkrankungsrisiko durch

geschwächteImmunabwehr.Undnichtnur

das:DiepsychischeBelastungbeschleunigt

auchdenAlterungsprozess.

Wege aus der „Stressfalle“HäufigvondenBetroffenenangewendete

Strategien,demStressHerrzuwerden,sind

unbrauchbar. Den wachsenden Anforde­

rungenhinterherzulaufen,die„innereKün­

digung“ oder der Griff zu Tabletten oder

AlkoholsindkeineLösung.Esgibtandere

Wege,demDauerstresstatsächlicherfolg­

reichzubegegnen.

Wichtig ist, sich selbst, die eigenen

AnsichtenundEigenschaftenzuanalysieren

unddieFaktoren,diedenStressauslösen,

bewusstwahrzunehmenundzubenennen.

Im nächsten Schritt sollte der Betroffene

einmaldarübernachdenken,obdiejewei­

ligeStresserzeugendeSituationwirklichso

ist,dasserselbstnichtsdaranändernkann

undeinenHandlungsplanentwickeln,um

SchrittfürSchrittdieStressverursachenden

Verhältnissezuändern.UndbeidenStres­

soren,diewirklichnichtveränderbarsind,

gibt es zumindest die Möglichkeit, deren

negativeWirkungensoabzumildern,dass

sienichtmehrkrankmachen.

Entspannung und Erholung gegen den StressMethoden, um die zu hohe Anspannung

wieder auf ein Normalmaß zu reduzieren,

sind Entspannungsübungen sowie Bewe­

gung und Ausdauersport. Atemübungen,

progressiveMuskelentspannungundauto­

genes Training kommen in Frage, ebenso

verhelfenkörperlicheAktivitätenzugrößerer

BelastbarkeitundmehrLebensfreude.

Viele Unternehmen bieten mittlerweile

Gesundheitsförderungsprogrammefürihre

Mitarbeiter an. Die Krankenkassen unter­

stützensolcheKampagnen.

Text: Frank JezierskiFotos: Barbara Bechtloff

KreVital – Institut für

Gesundheitsförderung

OberdießemerStraße136

47805Krefeld

Tel.:(02151)3343430

www.krevital.de

Mögliche Entspannungs- und

Bewegungskurse gegen Stress

•HathaYoga,Meditationund

Körperwahrnehmung

(vorbeugendeundtherapeutische

Übungen)

•TaiChiChuan

(chinesischeBewegungsmeditation)

•AutogenesTraining

(Konzentrationsübung,umplanmä­

ßigeinnereEntspannungsmöglich­

keitenzuentwickeln)

•ProgressiveMuskelentspannung

(EntspannungdurchgezieltesAnspan­

neneinzelnerMuskelgruppen)

•Feldenkrais

(„BewusstheitdurchBewegung“für

eineneinfühlsamen,wachsamenund

bewusstenUmgangmitsichselbst)

•PräventionvonBurnout

(zurSteigerungvonGelassenheit

undOptimismus)

•Brain-Gym

(zurUnterstützungderKonzentration

unddesErinnerungsvermögens)

Kontakt & info

Boysen leistete Überzeugungsarbeit bei

denBewohnernundauchbeiderpädago­

gischenLeitungdesWohnheimsderEvan­

gelischenStiftungAlsterdorfbeiHamburg.

Alleließensichschließlichüberzeugen,weil

dasganzeProjektaufderFreiwilligkeitund

der Integration der Bewohner aufgebaut

war.ImJanuar1989waresdannsoweit:

ZehnBewohnergingennacheinandermit

ihmundanderenprofessionellenMusikern

ineinAufnahmestudio.

improvisation und NachbearbeitungDieProduktiondeserstenBenefiz­Albums

dauerteeineinhalbJahre.Diemusikalischen

Partneraus jeeinemProduzenten (darun­

terHolgerCzukay /Can),F. M.Einheit(Ein­

stürzendeNeubauten), Thomas Fehlmann

(Kompakt,ehemalsPalaisSchaumburg,The

Orb)undeinemBehindertenfandennach

musikalischenVorliebenzueinander.

DurchVor­undNachbearbeitungderTracks

werden bis heute aus oft über 20 Minu­

tenlangen„Sessions“musikalischeHöhe­

punktefürneueSongsherauskristallisiert.

DieseProduktionsweisewurdedurchHolger

Czukay (Can) eingeführt und hat sich bis

heutebewährt.„HolgerCzukayhatunsden

UmgangmitdenBandmaschinengezeigt“,

Station 17 wurde bereits vor 18 Jahren von Profimusiker Kai Boysen zusammen mit

behindertenundnichtbehindertenMusikern inHamburggegründet.Ursprünglichals

einmaligesProjektgedacht,kameszweiJahrenachdemErfolgdeserstenAlbumszur

Bandgründung.MittlerweilegibtesvonStation17siebenCDs.Auftrittevorbiszu7.000

ZuschauerngabesunteranderembeimHurricaneFestival,beimJazzFestivalMoersund

2009beimFestivalinBurgHerzberg.

ObwohldasMiteinanderinStation17einBeispielfürgelungeneIntegrationvonMenschen

mitBehinderungist,willsichdieBanddarannichtmessenlassen.„Sovielistklar:Stattum

Gutmenschen­GestusgehtesbeiStation17nachwievorumMusik,umdiestetigeNeu­

formulierungeinersehreigenenSoundästhetik“,sagtBandgründerKaiBoysen.

Wie alles begannInitiatorKaiBoysenarbeitetealsErzieherineinergeschlossenenWohneinrichtungmitgeis­

tigbehindertenMenschen,alsihmdieIdeezurBandgründungkam:„AufderStation17

hörteichinjederNachtwacheGesangundGeräuschevondenBewohnernringsum.In

meinenOhrenklangdaswieMusik.IchwaraufKünstlergestoßen,dieihreMusikalität

nichtbeigebrachtbekommenhatten. IchmachtemirGedankendarüber,wie ichdiese

MusikfesthaltenundindieÖffentlichkeitbringenkönnte.“

Vo r G E S t E l lt�

StatioN 17DieHamburgerBandStation17hatsichinderMusikszeneetabliert.EineBandvonbehindertenundnichtbehindertenMusikern,diemitMitleidsparolennichtsamHuthatundbeidernurMusikdieersteGeigespielt

Vo r G E S t E l lt �

erzählt Boysen. Und 1991 erscheint mit

„Station17“einAlbummitbisdatovöllig

„unerhörter“Musik.DiemusikalischenStile

reichenvonHeavyMetalüberRock,Elec­

tro und House bis zu Experimentalkunst.

Seit 1989 spielt Station 17 immer wie­

dermitGrößenderPopmusikzusammen,

unteranderemmitDJKozeundCosmicDJ

(Fischmob,InternationalPony),derHeavy­

Metal­BandHallometal,denEinstürzenden

Neubauten, Fettes Brot. Mit dem Zeitge­

schmack wandelt sich auch der Musikstil

derBand.ZudendurchdieBandCaninspi­

rierten „krautigen“ Grundlagen kommen

1997 Techno­ und House­Einflüsse hinzu.

ÜberdieZeitdesElektropopsvon2003bis

2006findet Station17 zumheutigen Stil

von„guttanzbaremKraut­Techno“.

liveauftritteEnde 1991 spielt Station 17 zum ersten

Mal live. Fünf Jahre lang ist jederAuftritt

einUnikat.KeinStückwirdzweimalgleich

gespielt. Auch heute wird bei Live­Auf­

tritten viel improvisiert. Felix „Ernesto“

Schnettler (Gitarre) und Sebastian Stuber

(Keyboard)schaffendieBasis,aufdiesich

dieanderendraufsetzen.Allerdingshaben

sichderMusikstilunddietechnischenMög­

lichkeitengeändert,sodassdieMusikheute

livegesampeltwird.

ProfessionalitätDer Erfolg und das Selbstverständnis der

BandfußennichtaufeinemMitleidsbonus.

Christian Fleck, künstlerischer Leiter und

Soundprogrammierer,stelltdazufest:„Das

hat die Band einfach nicht nötig. Darum

geht es nicht. Wir spielen mit professio­

nellenMitteln.Wirsindnichtdaraufange­

wiesen.“ImBegleittextzurerstenLPwurde

nochzujedemStückdieEntstehungerklärt.

„WieeineEntschuldigungklingtdasheute

fürmich“,sagtBoysen.

WasistdasBesondereanStation17?„Dass

wiralleMusikmachenkönnen“,antwortet

Schnettlerspontan!DermusikalischeErfolg

derveröffentlichtenAlbenundgutbesuchtenKonzertegibtFleckeindeutigRecht.Hier

spielenMusikerzusammen,die„eseinfachdraufhaben“.DarüberhinausfreutsichBoy­

senüberzunehmendselbstbestimmterebehinderteKonzertbesucherunddieBegegnung

miteinemFandererstenStunde:„Wirwussten,unserSohnwürdemitDown­Syndromzur

Weltkommen.IhrhabtunsdurcheurenAuftrittMutgegeben“,erzähltedieserübereinen

Konzertbesuchvor16Jahren.SebastianStuberspieltbeiStation17dasKeyboard.„Mir

bedeutetMusiksehrviel.SeitichKeyboard(Kinderkeyboard)spielenkann,machichMusik.

IchbinblindundhabeeinabsolutesGehör.WennStückezulangsamlaufen,merkeiches

oftalsErster.Wennichgutdraufbin,sagendieanderenauch,dassichechtcooleSachen

bringe“,erzählter.DieBezeichnung„Behinderter“magernicht.WieGitarristErnestover­

ziehtStubergenervtdasGesicht.Boysenerinnert sichandieverhalteneStimmungbei

denerstenKonzerten,alsdasPublikumnochvompädagogischenInteressegeleitetwar.

„DahatMichaelauchschonmaldasPublikumbeschimpftoderdasMikroindieMenge

geschmissen.Wirwarenanfangsebennochradikaler.JenachStimmungsindwirauch

relativabruptgegangen,danngabeskeineZugaben.“

Überforderung auf tourneen?AufTourneegehtStation17mitdemNightliner­Bus.DerbietetunteranderemeineLounge

mitFernseherundauchSchlafkabinen.„WirsindkeineBand,diebisindiePuppenfeiert.

NachtsschlafenwirimHotel.Wenn´sdaeinenPoolgibt,gehenwirauchgerneschwim­

men“,berichtetFleck.AufErnestosProtest:„Solangweiligsindwirauchnicht“,räumt

Fleckabernochein:„NeulichhabenwirineinemtollenTechno­Clubgespielt.Erstumhalb

fünfsindwirausdemLadenraus.EswaraberaucheinegroßartigeParty.“

SelbstbewusstseinHeuteistStation17Teilvon„barner16“,einemvonKaiBoysengeleitetenkünstlerischen

NetzwerkvonProjekten,indenenMenschenmitundohneHandicapimBereichMusik,

FilmundTanzundMusiktheatermiteinanderarbeitenundproduzieren.„barner16“ist

eineBetriebsstättedesBeschäftigungsträgersalsterarbeitgGmbH,beiderallebehinder­

tenMusikereinensozialversichertenArbeitsplatzhaben.Station17hatheuteeineigenes

ManagementundeineeigeneBookingagentur.AusganzDeutschlandschickenElternihre

künstlerischbegabtenKinderzu„barner16“,anderenehmenselbstKontaktauf.

DerstetigeWechselderBandmitgliederführtedazu,dassdieMusikervonStation17auch

heutenocheinDurchschnittaltervon25Jahrenhaben.Band­MitgliedPeterTiedeken:„Als

dieBandgegründetwurde,warichnochaufderSchule.“

Text: Kristof Volkenborn Fotos: Thomas Liehr (für Station 17)

BirgitHohnen Vocal

PhilippRiedel Vocal

DennisSeidel Vocal

HossBecker Vocal, Guitar

AndyLehrke Vocal

SebastianStuber Keys, Vocal

Station 17: die aktuelle Bandbesetzung

Felix„Ernesto“Schnettler Guitar

MarcHuntenburg Vocal, Guitar, Harmonica

ChristianFleck Laptop, Keys

AlexTsitsigias Guitar, Drums

PeterTiedeken Bass

TobiasBade Drums

sorgungssituationenundzuProduktumstel­

lungenaufnichthinreichendeHilfsmittel.

Um die Wahlfreiheit bei medizinischen

Hilfsmitteln zu erhalten, hat sich das

Aktionsbündnis„meineWahl!“zusammen­

geschlossen:MenschenmitBehinderungen,

Selbsthilfevereinigungen, Hilfsmittelher­

steller und Versorgungspartner wie Sani­

tätshäuser und Homecare­Unternehmen

kämpfenfürdasRechtaufMitbestimmung

undeinebedarfsgerechteVersorgung.Ins­

gesamt 90 Unternehmen und Organisa­

tionen (Stand: Juli 2009) unterstützen

bereitsdieArbeitunddieZieledesBünd­

nisses, darunter die Deutsche Parkinson

Vereinigunge.V., die Inkontinenz Selbst­

hilfee.V.,derDeutscheRollstuhl­Sportver­

bande.V.unddieDeutscheGesellschaftfür

VersicherteundPatientene.V.

Wahlfreiheit weiterhin in GefahrZwar hat der Gesetzgeber die Probleme

beiderUmsetzungderGesundheitsreform

erkannt und mit dem Gesetz zur Weiter­

entwicklung der Organisationsstrukturen

in der gesetzlichen Krankenversicherung

nachgebessert. Die Wahlfreiheit bei Hilfs­

mitteln istaberweiterhin inGefahr.Nach

wievorhabenKrankenkassendieMöglich­

keit,dieVersorgungihrerVersichertenmit

medizinischenHilfsmittelnöffentlichauszu­

schreibenundanexklusiveVertragspartner

zuvergeben.

Betroffenen­Vertreterzeigensichhinsicht­

lichderbestehendenMöglichkeitderAus­

schreibungbesorgt.„DieerstenErfahrungen

mitHilfsmittelausschreibungenzeigen,dass

derPatientdabeiaufderStreckebleibt.Bei

Qualität,individuellerBetreuungundBera­

tung wird knallhart gespart“, kommen­

tiert Hartwig Eisel von der Landesvereini­

gungSelbsthilfeBerline.V.undMitstreiter

im Aktionsbündnis „meine Wahl!“. „Wir

appellierennachdrücklichandieKranken­

kassen, jenekurzfristigenPreiseffekte,die

sichmöglicherweisemitAusschreibungen

erzielenlassen,nichtübernachhaltige,am

WohldesPatientenorientierteLösungenzu

stellen.DasRechtderVersichertenaufMit­

bestimmungmussaufjedenFallrespektiert

werden.“

Text: Aktionsbündnis „meine Wahl!“Foto: Barbara Bechtloff

DasAktionsbündnis„meineWahl!“willdie

WahlfreiheitbeimedizinischenHilfsmitteln

erhaltenundzeigtVersicherten,wiesiesich

aktivfürihrWahlrechtunddieOptimierung

ihrer Versorgung einsetzen können. Hier

stelltsichdasBündnisselbstvor.

ImmermehrMenschen,die aufRollstuhl,

Gehhilfe oder Inkontinenz­Vorlage ange­

wiesen sind, klagen über billige Produkte

undschlechtenService.Grunddafüristdie

GesundheitsreformmitdemGKV­Wettbe­

werbsstärkungsgesetz,dasesgesetzlichen

Krankenkassen erlaubt, die Versorgung

mitmedizinischenHilfsmittelnauszuschrei­

ben und an einen günstigen und exklu­

siven Vertragspartner zu vergeben. Dem

Patienten bleibt dann keine Wahl. Ent­

wedererakzeptiertdieVersorgungdurch

den exklusiven Vertragspartner der Kasse

oder er muss gegebenenfalls Mehrkosten

inKaufnehmenoder seineHilfsmittelver­

sorgungkomplett selbstbezahlen.Bereits

im letzten Jahrmussten tausendegesetz­

lichkrankenversicherteHilfsmittelnutzerbei

AusschreibungenQualitätsverlustehinneh­

men. Teilweise führten Ausschreibungen

fürdiePatientenzunichtakzeptablenVer­

S E i t E N W E c h S E l10

Kontakt & info

WeraufmedizinischeHilfsmittel

angewiesenist,Betroffenepflegt,

betreutoderkennt,kannsichfürmehr

MitbestimmungbeiderHilfsmittel­

versorgungeinsetzen.AufderWeb­

sitedesAktionsbündnisses„meine

Wahl!“kannjederseineErfahrungen

schildernundsichfürdieWahlfreiheit

beimedizinischenHilfsmittelnaus­

sprechen:

www.buendnis­meine­wahl.de

WahlfreiheitAktionsbündniskämpftfürfreieWahlmedizinischerHilfsmittel

WiepasseneinchristlicherOrdenundein

modernesWirtschaftsunternehmenzusam­

men?EineAntwortdaraufliefertderBlick

hinzudenWurzelnderAdelholzenerAlpen­

quellen. Bereits der heilige Primus nutzte

nebenGebetendieKraftdesQuellwassers,

umMenschenzuhelfen.Genausoverhältes

sichbeidenBarmherzigenSchwestern.Die

wirtschaftlichen Erfolge der Adelholzener

Alpenquellen,diezu100ProzentderKon­

gregationgehören,unterstützendenOrden

finanziellbeiseinemEinsatzfürMenschen

imSinnechristlicherNächstenliebe.

Denn mit Erlösen von Adelholzener wer­

den,nachAbzugdernotwendigenUnter­

nehmensinvestitionen zur langfristigen

Sicherung der Arbeitsplätze, die sozialen

Projekte der Ordensgemeinschaft unter­

stützt. So betreiben die Schwestern drei

KrankenhäusersowiesechsAlten­undPfle­

geheime und sind in der Seelsorge aktiv.

AberauchdasUnternehmenselbstenga­

giertsichsozial.IndenvergangenenJahren

wurdeunteranderemdieAusbildungder

Bergwacht Bayern mit mehr als 270.000

Eurogefördert.Zudemkamen80.000Euro

bayerischenSchulenzugute.

Durch ihre Eigentümer, die Barmherzigen

Schwestern, ist Adelholzener eine erfolg­

reicheQuellesozialenEngagements.Sozu­

sagen Wirtschaftlichkeit im Dienste der

Menschlichkeit.

Text: Communications Consultants

Wasser:derUrsprungallenLebens,überlebenswichtigfürunsalle.SeitUrzeitengiltWasser

daheralsSymboldesLebens.WörtlichgenommenhatdiesesGleichnisdieKongregation

derBarmherzigenSchwesternvomheiligenVinzenzvonPaul.AlsalleinigeGesellschafter

derAdelholzenerAlpenquellenverwendensieerwirtschafteteErlösefürsozialeundkari­

tativeZwecke.EinaußergewöhnlicherHintergrundfürdasChiemgauerUnternehmen,das

zudengrößtenMineralbrunnenDeutschlandszählt.

DieAdelholzenerAlpenquellenblickenheuteaufeinemehralshundertjährigeErfolgsge­

schichtezurück.DieGeschichtederMünchnerOrdensgemeinschaftbeginntjedochschon

früher.1832kamendieerstenBarmherzigenSchwesternaufWunschdesbayerischen

KönigsLudwigI.nachMünchen.GanzimSinnederbeidenOrdensheiligen,desheiligen

VinzenzvonPaulundderheiligenLuisevonMarillac,engagiertsichdieKongregationseit­

demmitdem„loderndenFeuerderNächstenliebe“voralleminderKrankenpflege.

Erfolgreich für den sozialen ZweckEineweiterePerson,diefürdieGeschichtederAdelholzenerAlpenquelleneinewichtige

Rollespielt,istderrömischeGlaubenspredigerSt.Primus.Erentdeckte286nachChristus

eineHeilquelle inBadAdelholzen.Seit1907 istdiese imBesitzderKongregationder

BarmherzigenSchwestern.MitzunächsteinfachstenMittelnmachtensichdieSchwestern

daran,möglichstvielenMenschendaskostbareWasserausderPrimusquellezugänglichzu

machen.Seitdemistvielpassiert,undausdemkleinenBrunnenbetriebwurdederMarkt­

führerinBayern.Rund430MitarbeiterkümmernsichumdieAbfüllungunddenVertrieb

von jährlich rund390MillionenFüllungenanHeil­undMineralwasser,Schorlensowie

Erfrischungsgetränken.MitActiveO2istdasUnternehmennichtnurbeiden„Unterwegs­

getränken“inDeutschlandführend,sondernweltweitpräsent.Adelholzenerzähltzudem

zudenVorreiternbeimThemaBio:2007botdasUnternehmenalsersterMineralbrunnen

bundesweitBio­Schorlenan.

o r d E N t l i c h E S

Quelle der NächstenliebeDieBarmherzigenSchwesternundihreAdelholzenerAlpenquellen

Generaloberin Sr. M. Theodolinde Mehltretter vor

dem Unternehmensgebäude. 11

Kongregation der Barmherzigen

Schwestern vom heiligen Vinzenz

von Paul

MutterhausMünchen

Tel.(089)514105­0

www.barmherzige.net

Kontakt & info

t i t E l12

Die Hoffnung der Grenzgänger

EineschöneParkanlage,zwitscherndeVögel,grüneAlleen

mitaltemBaumbestandundmittendrindieroteKircheaus

altemBackstein.DasKlinikgeländederRheinischenKlinikenLangen­

feldwirktverwunschen–aufdenerstenBlick.

MeterhoheSicherheitszäune,diehierunddaindenHimmelempor­

ragen, störendie Idylle.Die forensischenAbteilungenderKlinik

LangenfeldsindhochgesicherteGebäude:Plexiglaszäune,stahl­

vergitterteFenster,SicherheitszäuneundSchleusensystemesollen

EntweichungenderPatientenverhindern.JederMitarbeiterträgt

einAlarmgerätanseinemKörper.FüralleFälle.

Besserung und Sicherheit an erster StelleGerade in den letzten Jahren kam die politische Diskussion um

Sicherheitsmaßnahmenverstärktauf.BesondersdieAngstvorSexu­

alstraftäternundKinderschändernführteimmerwiederzuheftigen

Debatten.FürdieMedien istdasThemaForensikeingefundenes

Fressen,auchwenndieZahlenschwererVerbrechenwieetwaMord

undsexuelleÜbergriffeindenletztenJahrzehntenrückläufigsind.

PsychiaterinJuttaMuysers(52),ChefärztinderAbteilungForensische

PsychiatriederRheinischenKlinikenLangenfeld,betont:„Sicherung

istwichtig.DieTherapiedarfabernichtvergessenwerden.Einegute

Behandlungzeigt,dassmanwenigeräußereSicherheitbraucht.“

ImKlartextheißtdas,nichtdieHöhederZäuneistalleinentschei­

dend.StattdessensollenguteBehandlungskonzeptePatientenvon

weiterenStraftateninZukunftabhalten.Unddaskommtwiederum

demSchutzderÖffentlichkeitzugute.

InderKlinikLangenfeldgibtesrund170Behandlungsplätzefür

psychischkrankeMänner imMaßregelvollzug,dieschuldunfähig

odervermindertschuldfähigsind.Aufgrundschwererpsychischer

StörungensinddieforensischenPatienteninzweiFachabteilungen

mitmehrerenStationengeschlossenuntergebracht.Hierwerden

MenschenmitPersönlichkeitsstörungen,PsychosenundIntelligenz­

minderungtherapiert.Doppeldiagnosensindnichtselten:Vieleder

PatientenleidenuntermehrerenKrankheiten.

Bagatellisiertwerden inderForensikLangenfelddieTatennicht,

dafürsindsiezuschwerwiegend.Körperverletzung,Tötung,Sexu­

alstraftaten,Raub,Nötigung,BrandstiftungoderErpressungsind

einigedavon.„ManmusseingesundesErschreckenvorderTat

behalten,abergleichzeitigMenschendieChancezurEntwicklung

geben“,sagtÄrztinMuysers.Bereitsseit1989denktsichdieenga­

giertePsychiaterin indieKöpfevonRechtsbrechern.DenProto­

typStraftätergibtesnicht,jederMenschistanders.Dennochgibt

espsychiatrischeErkrankungen,die imZusammenhangmitdem

delinquentenVerhaltenstehenkönnen.

„Ich hatte eine Heidenangst vor mir“SoistesauchbeiJörgT.*Der46­JährigewurdeimLaufeseines

Lebenszu26JahrenHaftverurteilt,dieerstenzehnJahresaßerim

Gefängnis.Seit1996isterinLangenfeldinderAbteilungfürPer­

sönlichkeitsgestörteuntergebracht.

Nachseiner„Lebensbeichte“,wieersienennt,wurdeernachpsy­

chiatrischenGutachtenvomGerichtvermindertschuldfähiggespro­

chen.BeieinemFluchtversuchausdemGefängnisstellteersich

derPolizeiundpackteaus.VieleseinerTatenwarenbisdatonicht

geklärt.„IchhabedenDrucknichtmehrausgehalten“,erzähltJörg

T.undspieltdabeianseinemEhering.DerverheirateteFamilien­

vaterhofftaufseineEntlassungindennächstenJahren.

„Alsichhierankam,hatkeinereinenPfifferlingaufmichgesetzt.

Manhatmirgesagt,dass ichhier sterbenwerde“,erinnert sich

JörgT.SeineTatenwiegenschwer:Raub,versuchterMord,Ver­

gewaltigungundmassivesexuelleNötigunginmehrals20Fällen.

ÜberseineDiagnosenredeterwieeinProfi,erfachsimpeltgern

undlässtkeinenseinerBefundeaus:dissozialePersönlichkeitsstö­

rung,Polytoxikomanie,Impulskontrollstörung,Aufmerksamkeitsde­

fizitsyndromundsexuelleDeviationlautendieBegriffeinderFach­

sprache.DahinterstehenschwereStörungenindenBereichendes

Sozialverhaltens,derSexualität,desUmgangsmitSuchtmitteln,der

KonzentrationundEmotionalität.

Wegsperren oder Freilassen? Psychisch kranke Straftäter in der Forensik sorgen oft für Zündstoff in der Öffentlichkeit. Doch wie sieht das Leben hinter den Sicherheitszäunen wirklich aus? Ein Blick in die Welt der Gegensätze

*Name von der Redaktion geändert

t i t E l 1�

Die Hoffnung der Grenzgänger

„DankderTherapiekenneichmichmittlerweile.AmAnfanghatte

icheineHeidenangstvormir“,sagtder46­Jährige.DassseineFrau

undTochterzuihmhalten,habeerderTherapiezuverdanken,ist

ersichsicherundfügthinzu:„Hierhabeichendlichgelernt,Gren­

zeneinzuhalten.“SeinenOpfernundseinerFamiliegegenüber,die

zwangsläufigzuLeidtragendenwurden,fühleersichnochschuldig.

„InersterLinielebeichheutefürmeineFamilie“,betontJörgT.

Er arbeitet hart an sich. Ein strukturierter Tagesablauf, Arbeits­

therapieinderMetallwerkstattundbesondersdieTherapiegruppe

fürSexualstraftäterbestimmenseinenAlltagunddenseinerMit­

patienten.IneinemOrdnerverwahrterseineTherapiedokumente.

FeinsäuberlichzeichneterjedenTag„seineKurve“,eineArtStim­

mungsbarometeraufeinerSkalavon0bis70.„Hierkannichmein

Erregungsniveau eintragen. Wenn ich morgens aufstehe, ist es

niedrig,wennmichjemandnervtoderichschlechtdraufbin,steigt

esan.“DieKurvender letzenWochensindrelativkonstant,die

Stimmungistausgeglichen.

DiePatientenlerneninderTherapie,ihrVerhaltenzuanalysieren,

zuverstehenundzuändern.„Krisensindnichtschlimm,wenndie

PatientensofortprofessionelleHilfe inAnspruchnehmen“, sagt

JuttaMuysers.

Die Straftaten ächten, die Straftäter achtenDurchschnittlichfünfbissiebenJahredauertes,bisdieBehandlung

abgeschlossen ist.EineGesetzmäßigkeitgibtesnicht,dennnicht

immerbringtdieTherapiedengewünschtenErfolg.Sokannespas­

sieren,dasseinPatientinderForensikbleibtoderseinweiteresLeben

inderSicherungsverwahrungverbringt.„FüreinigePatientenistder

MaßregelvollzugeinZuhause“,sagtChefärztinMuysersunderin­

nertsichaneinenbesonderstragischenFallinihrerBerufslaufbahn.

SolebtseitJahreneinManninderKlinik,derbiszuseinemdritten

LebensjahrvonseinenElternimmerwiedermissbrauchtwurde.Als

ihndasJugendamtausderFamilieholte,fandensieeinverwahr­

lostes,zumeisteingesperrtesKindvor,dassichmitdenimHaushalt

lebendenDobermännerneinenFressnapfteilte.

OberarztDieterOswaldbetont:„FastallePatientensindtraumati­

siertundhabenschwerenMissbrauchinderFamilieerlebt.Körper­

licheundemotionaleGewaltgehörtezumLeben.“Dennochbetont

dererfahrenePsychiater,dassgeradedieOpferderGewalttaten

nichtvergessenwerdendürfen.„InderTherapiegehtesdarum,

dassderTäteraucheinenBezugzumOpferentwickelt–nichtnur

zusichselbst“,sagtDieterOswald.

MiteinergesundenMischungvonNäheundDistanzgehendie

MitarbeiteraufdieMännerderForensikein.„Wirbietentragfähige

Beziehungenan,dievielenieinihremLebenhatten“,sagtOswald.

EinSozialromantiker istderExpertenicht, vielmehreinmensch­

licherRealist.FürihneinelogischeKonsequenzdesGanzen:„Die

Straftatenmüssenwirächten,dieStraftäterachten.“

Behandlung zwischen Gartenzwergen und SicherheitszäunenDieTherapienundBehandlungsangebote sindumfangreichund

vielfältig.DieArbeitmitintelligenzgemindertenTäternsiehtanders

ausalsmitPersönlichkeitsgestörtenoderPsychoseerkrankten.

InderTherapiemitintelligenzgemindertenMenschengehtesmehr

umdasErlernenvoneinfachenVerhaltensweisenalsumPsycho­

therapie,dieeinbestimmtesMaßkognitiverFähigkeitenvoraus­

setzt.AlltagspraktischeÜbungenundMilieutherapie stehenauf

demProgramm,daszeigtauchder selbstangelegteGartender

Station22.Hier fälltdieLiebezumDetail sofort insAuge:Was­

serläufe,Gemüsebeete,einakkuratgeschnittenerRasenmitGar­

tenzwergen,allesspiegeltdieSehnsuchtnachOrdnungwider.Ein

bisschenIdylle,eingekesseltvonmeterhohenStacheldrahtzäunen.

DiebestePrognosehabenMenschenmitPsychoseerkrankungen,

die aufgrund von Wahnvorstellungen Straftaten begehen. Die

BehandlungistoftleichteralsbeianderenforensischenPatienten,

dennhierkönnennebenderPsychotherapieauchMedikamente

hilfreichsein.

FürJörgT.siehtesgutaus.DieerstenLockerungsmaßnahmen,die

vonetlichenFachleutengemeinsamentschiedenwurden,waren

erfolgreich.ImnächstenMonatdarferdasersteMalohneBeglei­

tungaufdasKlinikgeländeunddemHochsicherheitstraktfürkurze

ZeitdenRückenkehren.BisdahinwareseinlangerWeg.Under

istnochnichtzuEnde…

Chefärztin Jutta Muysers und

Oberarzt Dieter Oswald.

14 t i t E l

t i t E l 1�

ImMaßregelvollzugwerdenRechtsbrecheruntergebracht,die

nachdemStrafgesetzbuch(StGB)alsschuldunfähig(Paragraf

20StGB)odervermindertschuldfähig(Paragraf21StGB)gelten.In

diesenFällenwirddasstrafbareHandelnderTätervoneinerpsy­

chischenKrankheitodereinerSuchterkrankungwesentlichbeein­

flusst.DiegeschlosseneUnterbringungpsychischKrankerineiner

forensischenKlinik(Paragraf63StGB)oderSuchterkrankterineiner

Entziehungsanstalt(Paragraf64StGB)garantierteinequalifizierte

TherapieundhöchstmöglicheSicherheitfürdieBevölkerung.

DieGerichteentscheidenmitUnterstützungpsychiatrischerGut­

achtenüberdenVerlaufdesMaßregelvollzuges,alsosowohlüber

dieEinweisungalsauchüberdieEntlassung.

Zahlen und FaktenInsgesamtgibtesinDeutschlandderzeitrund70.000Strafgefan­

gene.Darüberhinausbefindensich10.000RechtsbrecherimMaß­

regelvollzug (Paragrafen63, 64 StGB):DerAnteil der psychisch

krankenTäter liegtbei7.000,derAnteildersuchtkrankenMen­

schenbei3.000.

DiedurchschnittlicheVerweildauerimMaßregelvollzugnachPara­

graf63StGBliegtzwischensechsundachtJahren.DieUnterbrin­

gungistgenerellzeitlichunbefristet.

95 Prozent der Täter sind Männer, nur fünf Prozent Frauen.

Patienten mit einer Psychose stellen etwa knapp die Hälfte der

untergebrachtenPatientendar,gefolgtvonPatientenmitPersön­

lichkeitsstörungen(35Prozent).BeizehnProzentderTäterbesteht

eineIntelligenzminderung.BeidieserPersonengruppehandeltes

sichbeidenStraftatengrößtenteilsumSexualdelikte,gefolgtvon

KörperverletzungundBrandstiftung.

Maßregelvollzug – was ist das?

t i t E l1�

MitdemBauderbundesweiterstenSpezialklinikfürintelli­

genzgeminderteStraftäterimMaßregelvollzugbetretendie

AlexianerneuesTerrain.Dieerstender54Patientenwerdenhierab

2010untergebrachtsein.

DreiStationenmitjeweils18PatientensindinderneuenChristo­

phorus­Klinik inMünstergeplant:Aufnahme­,Regel­undReha­

Stationmit PatientenzimmernunddenGemeinschaftsbereichen

Küche,Gruppen­undEssraumsowieKriseninterventionsräumlich­

keiten.IneinerWerkstattfürHolz­,Metall­undEtikettierungsar­

beiten,IndustriemontageundKunsttherapiewerdendiePatienten

tagsüber beschäftigt sein. Sportmöglichkeiten und eine kleine

Kapellesindebenfallsgeplant.

Sich bedürftiger oder kranker Menschen ohne Ansehen ihrer

ReligionodergesellschaftlichenPositionanzunehmen,istfest im

LeitbildderAlexianerverankert.TrägereinerForensikzusein, ist

füreinekatholischeEinrichtungdennochungewöhnlich–Maß­

regelvollzugistmeist„Ländersache“.DiegesetzlicheMaßgabeder

SicherungundBesserunggiltselbstverständlichdennoch.

Maßregelvollzug bei den AlexianernErste Spezialklinik für intelligenzgeminderte Straftäter

Herr Dr. Seifert, Sie haben einen ungewöhnlichen Job.

AlsForensikerblickenSieindieSeelenpsychischkran-

kerStraftäter.WasreiztSiedaran? DieArbeit ist spannend.

JederFallistandersundmussdaherindividuellbetrachtetwerden.

SiemüssendieAktenbisinsDetailkennen,bevorSiedenStraftäter

aufsuchenundeinGutachtenerstellen.Ichstudieresehrintensiv

die Lebensgeschichte, um mir ein Bild von dem Menschen und

seinerStraftatmachenzukönnen.DernächsteFallistimmerder

schwierigste,weilichmichstetsneuhineinknienmuss.

SiestoßenbeiIhrerArbeitaufMenschen,dieschwereTaten

begangen haben. Sexualdelikte, Pädophilie und Mord sind

keineSeltenheit.KommenSieauchalsProfianIhreGrenzen?

Manmussvorabernsthaft reflektieren,obmaneinenFallvorur­

teilsfreiangehenkann.Bislangistmirdasgelungenundichmusste

nochkeinenGutachtenauftragandasGerichtzurückgeben.Aber

natürlichgibtesDelikte,diemichsehrbeschäftigen,wiezumBei­

spiel der Fall einerMutter, diedrei ihrerKinderdirektnachder

GeburttöteteunddieBabyleichenindieTiefkühltruhesteckte.Es

gibtkeineeinfachenFälle.Abgestumpftbinichalsonicht.Ichsehe

aberauchdenMenschenhinterderTat,ohnedabeidasDeliktzu

bagatellisieren.

WiesiehtdieTherapieintelligenzgeminderterStraftäteraus?

ZielderTherapie ist,dassderPatientnichtmehrstraffälligwird.

Diagnostik,Tagesstrukturierung,schulischeBildungundArbeitsthe­

rapiewerdenSchwerpunktesein.SchulischeBildungistzumBei­

spieldeshalbwichtig,weilvielederPatientenAnalphabetensind.

InderWerkstattkönnendieMenscheneinersinnvollenTätigkeit

nachgehen,sichinderLandwirtschaftnützlichmachenundauch

Tiereversorgen.DieTherapieangebotesindpraktischundalltags­

tauglich.VerhaltenstherapeutischeundheilpädagogischeAnsätze

habensichhiergutbewährt,hinzukommteinemedikamentöse

Therapie.Wirmüssenversuchen,denPatientenmitdessenintellek­

tuellenFähigkeitenzuerreichen,dabeiaberauchseinebesonderen

FertigkeitenundStärkenfördern.DeshalbstaffelnwirdieThera­

pieinkleineSchritteundkombinierensiemiteinerklarenTages­

struktur.GruppentherapienspieleneinewichtigeRolle,umauch

dieSozialkompetenzenzustärken.

WiegroßsinddieChancenderTherapie? DieStatistikzeigt,

dassauflangeSichthinüber90ProzentderPatientenentlassen

werdenkönnen.EtwazehnProzentverbleibenimMaßregelvollzug.

ManchevonihnenversterbendortaufgrundihresAltersodereiner

schwerenErkrankung.EinekleineAnzahlanPatientenkönnenwir

mit unseren heutigen Verfahren therapeutisch nicht weiterbrin­

gen.ZueinererfolgreichenTherapiegehörtaucheinelangfristige

VorbereitungaufdieEntlassungmitkleinschrittigenLockerungen.

AuchdieambulanteNachsorgeistwichtig:DieBehandlunghört

nichtanderKliniktürauf!DerPatientsolltenachseinerEntlassung

ineinerfürihngeeignetenUmgebungleben,umnichtrückfälligzu

werden.DerüberwiegendeTeilderPatientenwohntdanninKom­

plementäreinrichtungen,wieetwademBetreutenWohnen.

SinddieSorgenundÄngstederBevölkerungvorRückfalltätern

alsounbegründet?WirnehmendieÄngsteaufjedenFallernst.

IndenletztenJahrenbekommtdasThemaSicherheit inKliniken

einimmerstärkeresGewicht.Nichtetwa,weilesmehrStraftäter

alsfrühergibt–dieZahlensindeherrückläufig–,sonderndieFor­

derungnachSicherheitsmaßnahmennimmtzu.Die tatsächliche

ZahlanStraftaten liegtweitunterder„gefühlten“Kriminalität,

dochLetzterebestimmtdieKriminalitätsfurcht.

Dasistverständlich,wenndieRückfallquotebeiSexualstraf-

täternzwischenzehnund20Prozentliegt. BaulicheSicher­

heitsmaßnahmensindnatürlichhöchstwichtig,aberdergesetzlich

vorgeschriebenetherapeutischeAuftrageinerMaßregelklinikdarf

nichtvergessenwerden.NurdurchspezialisierteTherapiekönnen

wirSicherheiterzeugen!WasvieleLeutenichtwissen,ist,dassdie

LockerungszwischenfälleindeutschenGefängnissenzwischen100

und400malhöherliegenalsimMaßregelvollzug.DasThemaEnt­

weichunggeräthieroffensichtlichwenigerindieSchusslinie.Und

GewaltpassiertnatürlichauchaußerhalbdesMaßregelvollzugs,nur

dassdieForensikfürvielesoeineArtGespenstzuseinscheint.

WiekannmanÄngstenehmen?DieBevölkerungmussgutauf­

geklärtsein,eineguteÖffentlichkeitsarbeit istwichtig.Das,was

wirhierinderKlinikmitdenPatientenmachen,musstransparent

sein.DieZusammenarbeitmitderPolizei,VereinenundBürgerbe­

wegungensollteHandinHandgehen.Dannkannesgutfunktio­

nieren.

Texte: Britta Ellerkamp, Fotos: Damian Zimmermann

Ein Gespräch mit Dr. Dieter Seifert, dem zukünftigen Chefarzt der Christophorus-Klinik der Alexianer in Münster

„Es gibt keine einfachen Fälle“

1�

Dr. Dieter Seifert (50) ist Oberarzt und Privatdozent für

Forensische Psychiatrie an der Universität Duisburg-

Essen. Er ist der zukünftige Chefarzt der geplanten

Forensischen Klinik der Alexianer in Münster.

der Experte

t i t E l

Ja,es istnichtsNeues:Wirwerdenimmer

älter. Gleichzeitig werden immer weniger

Kindergeboren.Unsere Zukunft findet in

einer Gesellschaft der Älteren statt. Das

hatnichtnurAuswirkungenaufdieRenten­

kassen,sondernaufalleBereichedestäglichenLebens.WoeswenigerJungegibt,wer­

denÄlterezumBeispiellängerarbeiten(müssen).Gehtdasüberhaupt?DieESWRöhren­

werkeGmbHinEschweilerhältältereMitarbeitererfolgreichimUnternehmen.Durchdie

AnpassungvonArbeitsplätzenunddurchlangfristigePersonalentwicklung.

AnfangJuli2009,morgensumzehnUhrzeigtdasThermometerschon27Gradan.Eine

Temperatur,dieeinenStahlarbeiterkauminsSchwitzenbringt.DerStahlofenderESW

Röhrenwerkewirdbei1.200Gradbetrieben.AnfangJuliisternur800Gradwarm.Kurz­

arbeitwegenderWirtschaftskrise.DieProduktionruhteinpaarTage,dawirdderOfen

heruntergefahren.TrotzdemistesinseinemUmfeldbrütendheiß.„ImSommerherrschen

hierTemperaturenumdie50Grad“,erzähltIngoZimmermann(40),gelernterSchlosser,

heuteBetriebsratsvorsitzender.InderWerkshallelärmendieMaschinen,ohneHelmund

Hörschutzdarfhierkeinerarbeiten.

Wann ist ein mitarbeiter alt?Rund70.000Tonnennahtlose,warmgewalzteStahlrohrestelltESWjährlichher,unter­

schiedlichdick,unterschiedlichlang,ingroßenundkleinerenStückzahlen…DasUnter­

nehmensetzteinaufdemWeltmarkteinzigartigesVerfahrenein,dasdieseFlexibilität

zulässt,undsichertdamitseineExistenz.

340MitarbeitersindbeidenRöhrenwerkenbeschäftigt.Gut20ProzentderBeschäftigten

sindälterals50,nur14Prozentsindjüngerals30.DabeiistdieHerstellungderRohre

nichtnureineschweißtreibende,sondernoftauchkörperlichschwereArbeit.

„WirmusstenunsganzeinfachmitdemThemaderälterwerdendenMitarbeiterbeschäf­

tigen,weilwireinegroßeStammbelegschafthaben,alsovieleMitarbeiter,dielangeJahre

imUnternehmensind“,erzähltHerbertBrüßeler,SozialreferentinderPersonalabteilung.

„Da sind wir praktisch mitgealtert. Und

überhaupt“, fragtBrüßeler, selbst58und

seit1972imUnternehmen:„Wannistman

denneinältererMitarbeiter?Mit55?Wer

inZukunftbis67arbeitenmuss,hatmit55

nochzwölfArbeitsjahrevorsich.Daskann

sicheinproduktivesUnternehmendochgar

nicht leisten, solcheinenMitarbeiter zum

altenEisenzuzählen.“

SchonalleinwegenderErfahrung,diebei

Fachkräftensowichtigist.„Erfahrunggibt

esnichtalsBuch“,stehtdeshalbauchauf

einemPlakat,dasinBrüßelersBürohängt.

„Der Erfahrungsschatz ist das Kapital der

Älteren“,sagtBrüßeler,„undeinwichtiger

FaktorfürjedesUnternehmen.“

die mischung macht’sFolgerichtigsetzendieRöhrenwerkenicht

darauf,älterenMitarbeiterndenvorzeitigen

Wechsel in den Ruhestand nahezulegen

(wasindenletztenJahrzehntenteilsauch

politischgefördertwurde),sonderndarauf,

ihr Unternehmen fit zu machen für den

demografischenWandel.

i m B l i c K

DieArbeitsweltbrauchtimmermehr

ältereMitarbeiter

Von wegen

altes Eisen

1�

i m B l i c K 1�

FrauKöttendorf,warumsindältereArbeitnehmereinwichtigesThema?Moderne

PersonalentwicklungmussalleGruppenimUnternehmenindenBlicknehmen.DerFokus

liegtaktuell aufderdemografischenEntwicklung,weil sich2010–alsonächstes Jahr

–dieVerhältnisseaufdemArbeitsmarktumkehren:Erstmalswerdendieüber50­jährigen

ErwerbstätigendieZahlderunter30­jährigenErwerbstätigendeutlichübersteigen.

WasratenSiedenUnternehmen?Manmussgenauhinschauen,dieEntwicklungbetrifft

nichtalleBranchengleich,nichtalleBundesländer,nichtalleRegionen,nichtalleBerufe.

Deshalbisteswichtig,dasseinUnternehmendieeigeneAltersstrukturgenaukenntund

sichdaraufeinstellt.DabeikönnenBeraterwiedieDemografielotsenhelfen.Undwenndie

Unternehmendannwissen,wiesievorgehenwollen,könnensie–undteilsauchdieMit­

arbeiter–FörderungeninAnspruchnehmen,zumBeispielZuschüssezurergonomischen

UmrüstungvonArbeitsplätzenoderfürWeiterbildungsmaßnahmen.DieDemografielotsen

kennensichauchdamitgutaus.EineandereguteAnlaufstellesindsicherauchdieWirt­

schaftsförderungsgesellschaften.

Istesdennrichtig,jetztnurnochaufdieÄlterenzuschauen?Natürlichnicht.Eine

demografieorientierteUnternehmensstrategiehatalleGenerationenunddarüberhinaus

dasVerhältnisderGenerationenzueinanderimBlick.StellenSiesicheinUnternehmenmit

zehnLeistungsträgernvor,diealleimgleichenAltersind.Dasbedeutet:Siewerdenauch

alleimselbenZeitrauminRentegehen.DiesenWissensverlustkanneinUnternehmennicht

verkraften.WirempfehlenzumBeispieldieBildungvonTandems.ÄltereLeistungsträger

arbeitenmiteinemjungenMitarbeiterzusammen,derindieNachfolgehineinwächst.So

bleibtdemUnternehmendieErfahrungderÄlterenerhalten,gleichzeitigfließtdurchdie

Jüngerenmoderneres,weilneuererlerntesWissenein.Damitistesabernichtgetan.Das

Unternehmenmussden jungenLeistungsträger jaauchhalten.DieWork­Life­Balance,

dieMöglichkeit,PrivatlebenundberuflichenErfolgindieWaagezubringen,istjüngeren

Arbeitnehmernzunehmendwichtig.WerjüngereArbeitnehmerhaltenwill,mussihnen

ebenfallseinenattraktivenArbeitsplatzbieten.

da geht’s lang

WasgibtesdafürMöglichkeiten?Viele.

Es geht um alters­ und alternsspezifische

ArbeitsbedingungenfürJüngereundÄltere.

Junge Eltern können zum Beispiel von

flexiblenArbeitszeitenprofitieren,ältereMit­

arbeiteraberauch,weil siedannvielleicht

durchlängereErholungszeitenlängerfitblei­

ben.AuchvonderergonomischenGestal­

tungvonArbeitsplätzen,etwademEinsatz

von Hebe­ und Tragehilfen zum rücken­

schonendenArbeiten,profitierenJungewie

Ältere.Wesentlich ist auchdieGestaltung

derArbeitstätigkeit.Immerdasselbezutun

verschleißt.Damitdasnichtpassiert,muss

dasUnternehmengucken,welchenMitar­

beitereswoeinsetzenkann.Auchdas ist

nichtnureineFragedesAlters.

Dabei arbeiten nicht die Älteren an

bestimmten Aufgaben und die Jüngeren

ananderen,dasUnternehmensetztaufdie

Durchmischung – und bildet auch selbst

jungeMenschenaus.

Weitere Pfeiler der Unternehmensphilo­

sophie sind die kontinuierliche Weiterbil­

dungunddieergonomischeUmgestaltung

vonArbeitsplätzen,sodassauchältereMit­

arbeiterprofitieren.

FrühermusstendieheißenRohrevonHand

vermessenwerden,heutemachtdaseine

Laseranlage. Und für den Transport der

Rohre entwickeltedasUnternehmen (ver­

einfacht ausgedrückt) aus einem Gabel­

stapler einen Rohrstapler. Dadurch gin­

genkeineArbeitsplätzeverloren,aberdie

Arbeit wurde leichter. „Dennoch“, sagt

IngoZimmermann,„ganzohneJungegeht

esnicht.Esgibt inderProduktionweiter­

hin Arbeiten, die für ältere Mitarbeiter

auf Dauer körperlich zu belastend sind.“

Aber es geht ja auch nicht darum, die

AltengegendieJungenauszuspielen(oder

umgekehrt), sondernumein verbessertes

Miteinander.

Texte: Manuela WetzelFotos: Barbara Bechtloff, aufgenommen in der

Firma Schomann Metallverarbeitung Köln

BeraterhelfenUnternehmen,sichaufdendemografischenWandeleinzustellen

Die Diplom-Pädago-

gin Nadine Köttendorf

(32) ist wissenschaft-

liche Mitarbeiterin am

Lehrstuhl und Institut

für Arbeitswissenschaft

der Rheinisch-Westfä-

lischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.

Ihr Projekt bildet, gefördert durch das Bundesar-

beitsministerium, Demografielotsen aus. Sie hel-

fen Unternehmen, sich auf den demografischen

Wandel einzustellen.

die Expertin

„WirhabenkeinenPulsmehr.“DerletzteSatz,denReinhard*undUteMahler*denNot­

arztsagenhörten,bevorderRettungshubschraubermit ihrerdamalszwölf Jahrealten

TochterLina*abhob,treibtihnenheutenochdieTränenindieAugen.LinaMahler(heute

32)hatinzwischenselbsteinKindundkanndasEntsetzenihrerElternnachvollziehen.Sie

verbindetaberganzandereErinnerungenmitdiesemTag.

Einmal „himmel“ und zurück?Linawar–gemeinsammitihrenEltern–mitdemFahrradaufdemWegzueinerFreundin.

„WirhabendieZeitgestoppt,dieichfürdieStreckebrauchenwürde“,sagtsie.„Undich

hatteKopfhörerauf.“LinafuhreinStückvor.AndengenauenUnfallhergangkannsiesich

nichterinnern.„IchmussseitlichaufdasfahrendeAutoaufgefahrensein“,rekonstruiert

sie.„MitderBrustbinichgegeneineStrebederWindschutzscheibegeprallt,meinKopf

istgegendieScheibegeschlagen.“AufgrundinnererVerletzungenfülltensichihreLungen

sofortmitBlut.DieMannschaftdesgerufenenRettungshubschraubersreagierteschnell

undlegteeineDrainage,umdieFlüssigkeitablaufenzulassen.AlsLinaeineWochespäter

ausdemKomaerwachte,konntesieihreErlebnissenichtwirklicheinordnen.Einzelheiten

erinnertesieerstmitderZeit.*Name von der Redaktion geändert

EinneurologischesErfahrungsmustersolldieAngstvordemSterbennehmen

die Schwelle zum tod:

Zimmer mit aussicht

i m B l i c K20

„der tod hat nicht mehr so etwas Großes“„Ichhabelangemitniemandemdarübergesprochen.Washätte

ichsagensollen?AlsKindistvielesirgendwieselbstverständlich“,

überlegtsielaut.„Allehabenmirerzählt,dassichdarübergeklagt

hätte,keineLuftzubekommen.Abericherinneremichnuranein

ganz,ganzwohligesGefühl.Einbisschenwiedas,morgenswarm

undgemütlichimBettaufzuwachenunddieSonnescheintherein.

NurohneKörper.Hellundberuhigend, ichhabemichunglaub­

lichwohlgefühlt.“DasLicht,dassiegesehenhat,kannsienicht

genaubeschreiben.„Dasist,wieeinemBlindenzuerklären,wie

Grünausschaut–nichts,wasmansagt,würdedierichtigeVorstel­

lungschaffen.IchwarmittenindiesemLichtodereinTeildavon.

AbernochnichtamZiel.Und ichwussteauch,dass ichda jetzt

nichtankommenwürde.“

AnGotthatteLinaMahlervorherschongeglaubt.„Danach“wurde

fürsieausdemGlaubenGewissheit,undAngsthatsiehöchstens

nochvorSchmerzen,nichtvordemSterbenselbst.„DerTodhat

fürmichnichtmehrsoetwasGroßes.Dasisteinbisschenso,wie

wenneinKindAngstvordemHaareschneidenhat–biszumersten

Friseurbesuch.“

„Es gibt etwas, das nach dem tod den Körper verlässt“LautMedicalTribune(2004)istLinamitihremErlebnisnichtallein,

sondernhatähnlicheNahtod­Erfahrungengemachtwierund20

ProzentallerPatienten,diesichinmedizinischkritischenSituationen

befanden.„Wobeidavonauszugehenist,dassesnochweitmehr

Menschenbetrifft,diesichabernichtäußernodervielleichtgar

nichterinnernkönnen“,davonistDr.MichaelSchröter­Kunhardt,

FacharztfürPsychiatrieinHeidelbergundLeiterderdeutschenSek­

tionderInternationalAssociationforNear­DeathStudies(IANDS,

InternationaleGesellschaftfürNahtodforschung)überzeugt.

SeinenAufgabeninderIANDSwidmetsichSchröter­Kunhardtin

seinerFreizeit,dennauföffentlicheFörderungkannernichtzurück­

greifen.AlsExpertefürNahtod­Erlebnissehaterinzwischenrund

400Betroffeneinterviewtund–inKooperationmitderUniversität

Salzburg–über300standardisierteFragebögendazuausgewertet.

FürihnstehtaußerFrage:„Esgibtetwas,dasdenKörpernachdes­

senbiologischemTodverlässt.DazuwirdeinneurologischesPro­

grammgestartet,dasdaraufvorbereitensoll.“

Auchwennnochnichtbelegtwerdenkonnte,wasNahtod­Erfah­

rungengenausind, ihreGrundelementesindankeinerleidemo­

grafische,soziologischeoderpsychologischeKriteriengebunden,

werden weltweit von Kindern wie auch Erwachsenen gemacht.

Undwassienichtsind,kannSchröter­Kunhardtklareingrenzen.

„GeisteskrankeoderMenschenmitHalluzinationenmachenNah­

tod­Erfahrungennichthäufigeralsgesunde.Eshandelt sichum

keinpsychopathologischesPhänomen.“EinemderbekanntenEEG­

SchlafstadienwiebeieinemTagtraumkonntendieseErfahrungen

nichtzugeordnetwerden,undFolgebestimmterErwartungenund

Wünschescheinensienurbedingtzusein.Alsreligiösbetrachte­

tensichvorihremNahtod­Erlebnisnur25ProzentdervonSchrö­

ter­KunhardtBefragten,dieMehrzahl (29Prozent) schätzte sich

i m B l i c K 21

reaktionsindübrigensauchdiepositivenErfahrungenzuwerten:

NachakutemStressundSchmerzempfindenfolgteineKompen­

sation,einGlücksgefühl.“

Simulationsprogramm „Sterben“Schröter­KunhardtsAnliegenistesunteranderem,„denGlauben

fassbarzumachen,eineErklärungdesMenschseinszufinden“,wie

ersagt.ErsiehtdenMenschenalsgrundlegendreligiösesWesen,

dasdurchdieBeschaffenheitseinesGehirnsdaraufausgerichtetist,

mystischeErfahrungenzumachen.„WasimGehirnpassiert,wenn

jemandbeinaheseinLebenverliert,seheichalseineArtSimula­

tion.SiesolldemSterbendendieAngstnehmen,dassgleichalles

vorbeiseinkönnte.SolcheineProgrammierungauf‚Weiterleben’

würdekeinenSinnergeben,wenneseinsolchesnichtgäbe.“

LinaMahler teiltdieseAnsicht,ganzunwissenschaftlich.„Diese

Erfahrungistsehrprivat.Wennichdochmaldarüberspreche,höre

ichoftSätzewie:‚Dashörtsichaberschönan.’Istesjaauch.“

Text: Claudia KellerFotos: Mascha Lohe

alswenig,17Prozentalsgarnichtreligiösein.AuffälligeÄhnlich­

keiten der Erlebnisse sind folglich nicht mit einander ähnlichen

ErwartungenoderVorstellungenzuerklären.

leben ohne Ende?Schröter­Kunhardt fasst zusammen: „Insgesamt scheinen ganz

bestimmteHirn­Strukturen selektiverregt zuwerden,einErfah­

rungsmuster,dasimGehirnbiologischangelegtist,sodassesbei

‚Bedarf’ aktiviert werden kann.“ Das funktioniert nicht nur bei

einem tatsächlichen Beinahe­Sterben, sondern auch bei bloßer

ErwartungdesSterbens.DurchSauerstoffmangeloderAusschüt­

tungvonEndorphinenalleinlassensichdieseEindrückenichterklä­

ren.„Ichdenke,mitsoeinemErlebnisisteswiemitdemGefühlder

Liebe“,erklärtSchröter­Kunhardt.„Beinahejederweißauseigener

Erfahrung,dassessiegibt,ohnedassessichumeineWahnvorstel­

lunghandeltodersietechnischbewiesenwerdenmüsste.“

EinGroßteilderMenschen,dieeinsolchesErlebnisanderSchwelle

zumTodgemachthaben,hattendabeipositiveGefühlewiedas

derRuhe,desFriedensunddesWohlbefindens,derFreudeund

desGlücks.DiemeistennahmeneinLichtwahrundgabenunter

andereman,sichkörperlosgefühltzuhaben.Denehergeringen

AnteildernegativenErlebnisse,sogenannte„Höllenerfahrungen“,

wiesiezumBeispielnacheinigenSelbstmordversuchenauftraten,

führtSchröter­Kunhardtaufdie langeZeitderVerzweiflungund

desLeidenszurück,diedieseMenschenhäufighintersichhaben.

„DieKompensationsversuchedesGehirnsversagenhierangesichts

desAusmaßesdernegativenGefühle.AlsneurobiologischeGegen­

Deutsche Sektion der International Association of

Near-Death Studies

E­Mail:mschroeter­[email protected]

www.iands.org

Kontakt & info

i m B l i c K22

K u r Z N ot i E r t

Bettina und Hans-Ulrich Wilms,

BALANCE buch + medien ver-

lag GmbH & Co., Bonn 2008,

14,90 Euro

Jederkennt sie.DieAngst ist

undbleibtfürunsüberlebens­

notwendig.Unddochmöchte

sie niemand wirklich haben.

Jedenfallsnichtdauernd.

DieAutorenbeschäftigensich

zunächstmitdem,waseinRat­

geber zur Angstbewältigung

leisten kann und was nicht,

umgleichweiterdarüberauf­

zuklären, ob die Angst einen

krankheitswertigenCharakter

aufweist oder vielleicht eher

auf diffusen Befürchtungen

beruht.Folgerichtiggehtman

Ursachen des Angsterlebens

aufdenGrund,besprichtDia­

gnosenundhältdiekomplette

Bandbreite an Möglichkeiten

bereit, wie Ängste sinnvoll

angegangen und Bewälti­

gungsstrategien entwickelt

werdenkönnen.

DiekonkretenFallbeispieleam

Anfang des Ratgebers ziehen

sichwieeinroterFadendurch

sämtliche Kapitel. Sie helfen,

ebenso wie kurz gefasste,

klar formulierte Merksätze

und Checklisten, Gründe der

Angst zu verstehen. Sie för­

dern dabei die strukturierte

Selbstbeobachtungundregen

letztendlich zur Differenzie­

rung zwischen eigenen und

den Ängsten anderer an. Die

letzen Kapitel enthalten eine

Menge Hinweise dazu, was

jederselbstzurAngstbewälti­

gungtunkannundwieandere

dabeihelfenkönnen.

DerLesererhältwedersimple

Erklärungs­ und Handlungs­

hilfen noch wird er mit kom­

pliziert aufbereitetem Wis­

sen konfrontiert. Beim Lesen

kanner sich schonausGrün­

den der plastischen Darstel­

lung des Themas ganz ent­

spanntzurücklehnen.Manhat

das Gefühl, im persönlichen

Dialog mit den Autoren zu

stehen, von Berührungsängs­

tenkeineSpur.Esbeschleicht

einen ziemlich schnell die

Gewissheit, einerAngstnicht

machtlos ausgeliefert sein zu

müssen. Insofern eine geeig­

neteLektürefüreinenbreiten

Leserkreis.

Text: Heike Christmann

aufge-lesenMeineAngst–eineKrankheit?

Zwischen Depressionen und

Knochenschwundgibteseinen

Zusammenhang, das zeigt

eine wissenschaftliche Studie

derHebräischenUniversität in

Jerusalem und der Universität

Pécs in Ungarn. Die Ursache

liegtimvegetativenNervensys­

tem. Eine Depression fördert

die vermehrte Ausschüttung

des Stresshormons Cortisol.

DieFolge:AufDauerverändert

sich die Knochenstruktur und

die Knochendichte nimmt ab.

Schwindet die Knochensub­

stanz,bestehtdieGefahr von

Brüchen.

Zudem leiden gerade depres­

sive Menschen verstärkt

unter Bewegungsmangel und

falschenEssgewohnheiten.Zur

Vorbeugung rät der Dachver­

banddeutschsprachigerOsteo­

porose­Selbsthilfeverbändeund

patientenorientierterOsteopo­

rose­Organisationene.V.(DOP)

einekalziumreicheErnährung,

eine ausreichende Vitamin D­

Versorgung und regelmäßige

Bewegung an. Grundsätzlich

ist eine Psychotherapie hilf­

reich, um Depressionen zu

behandeln.

depressionen fördern osteoporose

Washarmlosbeginnt,kanntöd­

lichenden.ImmermehrKinder

und Jugendliche zwischen elf

und17 Jahren inDeutschland

habeneineEssstörung.Mitder

JugendaktionGUTDRAUFsetzt

dieBundeszentralefürgesund­

heitlicheAufklärung(BzgA)auf

Prävention.

DasZielderAktionistdieFör­

derungeinesgesundenErnäh­

rungs­ und Bewegungsverhal­

tens sowie die Stärkung des

SelbstwertgefühlsjungerMen­

schen. Unterstützt wird das

ProjektvonFachkräftenausden

BereichenJugendarbeit,Schule

und Sport. Zwei Broschüren

informierenzumThemaEssstö­

rungen.

Weitere Infos unter:

www.gutdrauf.de

www.bzga­essstoerungen.de

Jedes fünfte Kind in deutschland leidet unter Essstörungen

Wer unter Depressionen und damit

verbundener Osteoporose leidet,

sollte auf Bewegung nicht verzichten.

2�

Medizinische Versorgungszentren (MVZ)

sindweiterimKommen.1.152dieserEin­

richtungengabesEnde2008,wiejetztdie

Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)

feststellt. Tendenz steigend. Die meisten

Einrichtungen sind in Bayern, Berlin und

Niedersachsenangesiedelt.

mVZ: Was ist das?MVZ sind fächerübergreifende, ärztlich

geleiteteEinrichtungen,indenenÄrzteals

Angestellte oder Vertragsärzte tätig sind.

ArztpraxensinddannzumBeispielamKran­

kenhaus angesiedelt. Das Konzept sieht

eineengeZusammenarbeitzwischendem

ambulantenunddem stationärenBereich

vor.DerPatientprofitiert,denndiekurzen

Wegeund–fallsnötig–dieschnelleÜber­

weisunganeineweiterführendeStellever­

sprecheneinenreibungslosenBehandlungs­

ablauf.

DamithabensichdieMVZetabliert.Bun­

desweitwerden lautKBVdurchschnittlich

70 MVZ pro Quartal gegründet. „In Bal­

lungsräumen können diese Einrichtungen

eineguteErgänzungzurambulantenVer­

sorgung darstellen“, sagt KBV­Vorstands­

vorsitzenderAndreasKöhler.Imländlichen

Raum seien sie hingegen „eine Chance,

umdiemedizinischeGrundversorgungder

Menschenzugewährleisten.“

Die Einführung der MVZ vor nunmehr

fünf Jahren sorgte für vieleDiskussionen.

So stellte sichkurznach Inkrafttretendes

Gesundheitsmodernisierungsgesetzes

Anfang 2004 heraus, dass viele Fragen

zur Gründung und Zulassung offen blie­

ben. Die Kassenärztlichen Vereinigungen,

diedieMVZzulassenmüssen,warennicht

begeistertundniedergelasseneÄrztefühl­

tensichindieEckegedrängt.

DabeiistdieIdeedesMVZnichtneu.Fach­

ärzteuntereinemDachgibtesseit1926/27.

Damals gründeten die gesetzlichen Kran­

kenkassenwährenddesÄrztestreiksAmbu­

latorienund Polikliniken.Dort stellten sie

MedizineralsStreikbrecherein.InderAus­

einandersetzung ging es darum, dass die

ÄrztediegesetzlicheKrankenversicherung

nichtmehranerkannten.Siewolltendirekt

vomPatientenbezahltwerden.

InderDDRwarendiePoliklinikentragende

Säulen der ambulanten Versorgung. Vom

LaborüberdenRadiologenbishinzuwei­

aufwind für medizinische

Versorgungszentren

Fa K t24

DiemeistenEinrichtungengibtesinBayern,Berlinund

Niedersachsen

teren Fachärzten praktizierten die ange­

stelltenMedizinerineinerEinrichtung.Die

Verwaltungerfolgtezentral,mittleresmedi­

zinischesPersonalwurdeoftmalsvonmeh­

rerenFachärztengenutzt.Bis1989gabes

etwa1.650Polikliniken.

NunalsoMVZ.VertragsärztegründenMVZ,

aberauchKrankenhäusertunes,wieetwa

dieAlexianer,VivantesinBerlinoderauch

derKlinikkonzernRhön.Letzterergehtganz

neueWege,umsichaufdemMarktzueta­

blieren. Beim Aufbau neuer Versorgungs­

strukturensetzteraufdieBeteiligungkoo­

perationswilligerNiedergelassener anden

Krankenhäusern. „Wir bieten den Ärzten

an:WerdetGesellschafterderRhön­Klinik“,

sagt der stellvertretende Vorstandsvorsit­

zendevonRhön,ChristophStraub.Bisvor

kurzemwarStraubnochVorstandschefder

Techniker Krankenkasse, nun wirbt er für

dieMVZvonRhön.AuchbeiVivantes,das

UnternehmenistinBerlinmitneunMVZam

Markt,setztmanaufvergleichbareKompe­

tenz.DerGeschäftsführerder100­prozen­

tigenTochterhatErfahrungenbeiderAOK

BerlinundderKassenärztlichenVereinigung

Berlingesammelt.

Welche Vorteile haben MVZ? Unsere

Strategie ist darauf ausgerichtet, für die

Patienteneinganzheitlichesmedizinisches

Versorgungskonzept anzubieten. Aus­

gangspunkt fürdieEntscheidung füreine

Fachrichtung ist in erster Linie das Spek­

trumunsererKrankenhäuserunddieFrage,

inwieweitübereinMVZeineBehandlung

fürdenPatientenangebotenwerdenkann,

diedieambulantewieauch–soweiterfor­

derlich–stationäreVersorgungeinschließt.Selbstverständlichsindhierauchwirtschaft­

licheFragestellungenzuberücksichtigen.SokanndasMVZnichtunerheblichzurAuslas­

tungdesKrankenhausesbeitragen.Zielistes,mitunseremLeistungsangebotlangfristig

bestehenzukönnen–imInteresseunsererPatientenunddesUnternehmens.

SindMVZeineVariante,umArztpraxenzuersetzen? In ländlichenBereichensind

MVZwichtigemedizinischeEinrichtungen,umdieBetreuungderBürgerzugewährleisten.

DiessehenwirmitunseremMVZinCoswiginSachsen­Anhalt.SovielKooperationsbe­

reitschaftseitensderKommuneCobbelsdorfundzudemdieDankbarkeitderPatienten

–dasisteinschönerErfolgundentschädigtfürdasAufreiben,biseinsolchesMVZseinen

Betriebaufnimmt.IndieserRegionsindsichalleBeteiligtenentgegengekommen,beson­

dersauchdieKassenärztlicheVereinigungdesLandes.SiehatderbeiunsimMVZange­

stelltenÄrztinermöglicht,weiterhinihreSprechstundenineinerunweitvonCoswiggele­

genenGemeindeabzuhalten.DieshattedieÄrztinschonvorhergetanunddaranwollte

sieauchfesthalten.DasZugeständnisderKommunewar,dieRäumefürdieTätigkeitder

ÄrztinkostenfreizurVerfügungzustellen.Klar istdennoch:KeinMVZsollArztpraxen

ersetzen.DazusindauchdieStrukturennochnichtvorhanden,damitdasMVZlangfristig

finanziellaufsicherenFüßensteht.Beidesnebeneinanderwirdundsollesimmergeben.

Wie ist die Situation der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) bei den

Alexianern?WirsindderzeitmitachtMVZindreiBundesländerntätig:inBerlin,Bran­

denburgundSachsen­Anhalt.WeitereEinrichtungensindinBerlin­AdlershofundinBerlin­

Treptowgeplant.DarüberhinauswirdmitderPaul­Gerhardt­DiakoniederBetriebeines

gemeinsamenMVZ inFalkensee (Brandenburg)vorbereitet.Aktuell sindmit35Ärzten

dieFachrichtungenAllgemeinmedizin,Anästhesiologie,Chirurgie,Frauenheilkundeund

Geburtshilfe, Hals­Nasen­Ohrenheilkunde, Hausärztliche Versorgung, Innere Medizin,

Laboratoriumsmedizin,Neurochirurgie,Neurologie,Orthopädie,PhysikalischeundReha­

bilitativeMedizin,PsychiatrieundPsychotherapie,RadiologiesowieUrologievertreten.

UminnerhalbdieserFachgruppenweitereSpezialisierungenanbietenzukönnen,wirddie

AnzahlderangestelltenÄrzte indiesemJahrausgeweitetundwerdenTeilbesetzungen

aufdenKV­Sitzendurchgeführt.SokönnenunteranderemabdemviertenQuartal2009

ambulanteOperationen imHals­Nasen­Ohren­Bereich (HNO)angebotenwerden.Nach

umfangreichenUmbauarbeitensollebenfallsimviertenQuartal2009dasambulanteOP­

ZentrumamKrankenhausHedwigshöheeröffnetwerden.

Texte: Fina Geschonneck, Fotos: Mascha Lohe

Fa K t 2�

medizinische Versorgungszentren in der Praxis

Lars Lindemann, Leiter

d e r M e d i z i n i s c h e n

Versorgungszentren im

Verbund der Alexianer,

s ieht e ine pos i t i ve

Entwicklung der ambu-

lant tätigen Ärzte in

Medizinischen Versorgungszentren.

der Experte

Zusammenarbeit von Stadt und Krankenhaus

Potsdam. Das St. Josefs­Krankenhaus Potsdam­Sanssouci und

dieStadtPotsdamarbeitenzukünftigbeiderErstausbildungjun­

gerMenschenzumKaufmannimGesundheitswesenzusammen.

EndeAprilunterzeichnetenGeschäftsführerinAdelheidLanzund

dieStadtverwaltungPotsdameinenKooperationsvertrag,derdie

außerbetrieblicheAuftragsausbildungindennächstendreiJahren

regelt.

DasKrankenhausübernimmtdieVerantwortungfürdieVermitt­

lung von Lerninhaltenundpraktischen Fähigkeiten.Die Stadt­

verwaltungvermitteltdemKrankenhausfüreinenZeitraumvon

mindestensdreiMonatenjeweilseinenAuszubildendenabdem

zweitenLehrjahr.FürdenbetriebspraktischenTeilstelltdasKran­

kenhaus kostenlos Ausbildungsplätze, technische Ausstattung

undMaterialiensowiedasAusbildungspersonalzurVerfügung.

Adelheid Lanz freut sich: „Wir verstehendieBemühungenum

die Ausbildung junger Menschen als lebendiges Beispiel des

christlichen Auftrages zur Verpflichtung zum Dienst an den

Menschen.“

St. Josefs-Krankenhaus zum zweiten mal zertifiziert!

Potsdam. Nach der ersten Zertifizierung 2006 wurde das

St.Josefs­KrankenhausPotsdamimAprilrezertifiziert.Eserhielt

dasZertifikatproCumCertinklusiveKTQ,dasfürdreiJahrever­

liehenwird.

KTQ steht für Kooperation für Transparenz und Qualität im

Gesundheitswesen;dieproCumCertGmbHisteinekonfessionelle

Zertifizierungsgesellschaft.SieprüftzusätzlichzumKTQ­Zertifikat

Qualitätskriterien,die kirchlicheKrankenhäuser inbesonderem

Maßeprägen.DazugehörenTrägerverantwortung, Sozialkom­

petenzimUmgangmitPatientenundMitarbeitern,Spiritualität

sowieVerantwortunggegenüberderGesellschaft.Laut„proCum

Cert“gehörtdasSt.Josefs­KrankenhausPotsdamdeutschland­

weitzudenbestenKliniken.

BesondereStärkensahendieexternenPrüferauchinderVernet­

zungderambulantenundstationärenVersorgungdurchdieange­

schlossenenMedizinischenVersorgungszentren,dasKonzeptder

integriertenSchmerztherapie,diesichereIdentifikationderNeu­

geborenendurchzweiArmbändchensowiedasinnerbetriebliche

Vorschlagwesen,daszuhoherMitarbeiterzufriedenheitführe.

a l E x i a N E r Vo r o r t

in dieser rubrik finden Sie wichtige Nachrichten der alexianer

bundesweit. Egal ob innovative Projekte, Veranstaltungen und

Feste oder Baumaßnahmen – wir halten Sie auf dem laufenden

2�

rehabilitation für abhängigkeitserkrankungen im Neubau

Krefeld.Am7.JulisegneteAlexianer­ProvinzialBruderBenedikt

M.Ende die neuen Räume der Rehabilitationseinrichtung für

Abhängigkeitserkrankungen. 35Plätze stehen Patienten mit

SuchterkrankungenzurVerfügung,dieambulantoderstationär

behandeltwerdenmüssen.

MichaelWilke,GeschäftsführerderKrankenhausMariaHilfGmbH

Krefeld, betont: „Ich freuemich,dassunsere Patientenneben

demtherapeutischenAngebotauchindenGenusseinermoder­

nenundfreundlichenUmgebungkommen.Mitderneugebauten

Reha­EinrichtunghabenwirauchfürdiesenBereichdenSchrittin

dierichtigeRichtunggemacht.“

Die Einsegnung der neuen Rehabilitationseinrichtung für Abhängigkeits­

erkrankungen in Krefeld nahm Bruder Benedikt M. Ende CFA, Provinzial

der Alexianer­Brüdergemeinschaft, vor (4. v. r.).

Ein rundum gelungenes Sommerfest

Aachen.DieGelegenheit,guteBekanntezutreffen,nutztenauch

dieses JahrwiederPatienten,BewohnerundGästebeimSom­

merfestimGartendesAlexianer­KrankenhausesAachen.Aufder

BühnebegeistertenLetzFetz–dieHausbanddesKrankenhauses

– und die Folkgruppe Da Musica. Besonderes Highlight waren

dievielengroßdimensioniertenGeschicklichkeitsspieleausHolz,

unteranderemeineFreiluftkegelbahn,andersichJungundAlt

gleichermaßenausprobierten.HierwurdendieKegelwiefrüher

noch vonHandaufgestellt. Ermöglichtwurdedas Sommerfest

durch den Einsatz und die Hilfe von Mitarbeitern aller Berufs­

gruppen.AuchBewohnerdesHeimbereicheshabenwiederzum

Gelingenbeigetragen.

Gut besucht: Das Sommerfest in Aachen.

a l E x i a N E r Vo r o r t

1. Parkinson-tag in der Klinik Bosse Wittenberg

Wittenberg.120BesuchernahmenamerstenParkinson­Tagder

KlinikBosseteil.ParkinsonisteineweitverbreiteteKrankheit,die

früher als „Schüttellähmung“ bezeichnet wurde. Das Interesse

anderVeranstaltungwargroß.SogareineSelbsthilfegruppeaus

DessaukammitdemReisebus.NebeneinemVortragdesChef­

arztesDr.PhilippFeigeüber„ModernemedikamentöseParkinson­

Therapie“standenFührungendurchdieFachabteilungenNeuro­

logieundPhysiotherapiesowieVorträgezuverschiedenenThemen

aufdemProgramm.DieFachabteilungNeurologiehatsichneben

dem Diagnosespektrum Schlaganfall seit 2006 auf Parkinson

spezialisiert.SieversorgtParkinson­Patienten,nichtnurausder

Region,sondernteilsauchausanderenLandkreisen.

2�

raum der Stille im Krankenhaus

Diepholz.NochindiesemJahrwirdauchdasKrankenhausDiep­

holzübereinenRaumderStilleverfügen.FürdieUmsetzungdes

KonzepteswurdendiebeidenbekanntenKünstlerPeterKleinund

DominikusWittebeauftragt,diebereitsinTwistringenundSulin­

genfürdieräumlicheGestaltungverantwortlichwaren.DerRaum

sollfüralleMenschen,dieeinenOrtderBesinnlichkeitundRuhe

suchen,voraussichtlichimHerbsteingeweihtwerden.

Parallel dazu wird in Kürze ein Abschiedsraum im Diepholzer

Krankenhausentstehen.DerRaumistfürdieAngehörigeneines

Verstorbenengedacht,damitsiewürdevollundinallerStillevon

ihremverstorbenenAngehörigenoderFreundAbschiednehmen

können.

ausbau des angebots für junge Pflegebedürftige

Köln.Seit2004gibtesbeidenAlexianerninKöln18stationäre

Plätze für junge pflegebedürftige Menschen zwischen 18 und

55Jahren.DieBetroffenenleidenuntererworbenenHirnschädi­

gungen,verursachtzumBeispieldurcheinenSchlaganfalloder

Unfall.AufgrundderNachfragesindjetzt18weiterestationäre

Plätzegeplant.

„In Köln ist das Angebot für jüngere Pflegebedürftige gering.

DeshalbwerdenwirunserAngeboterweitern“,sagtElkeFeuster,

LeiterinderPflegeeinrichtungenderAlexianer­KrankenhausKöln

GmbH.

Kunsttherapie gehört zum Angebot für junge

pflegebedürftige Menschen im Wohnbereich Rita.

„Avanto“ heißt der neue MRT mit 1,5 Tesla Feldstärke. Das Gerät

ermöglicht alle klinisch relevanten Untersuchungen.

moderner mrt am Krankenhaus hedwigshöhe

Berlin. Seit Mai ist am Krankenhaus Hedwigshöhe ein neuer

Magnetresonanztomograph(MRT)inBetrieb.Dasleistungsstarke

GerätbietetdieMöglichkeiteinerschnellenBildgebung.Beson­

derswichtigwar–nebendertechnischhochwertigenAusstattung

–dieGestaltungeinesangenehmenUmfelds fürdiePatienten.

DerMRTistaucheinattraktivesAngebotfürdiezukünftigeambu­

lanteVersorgungimMedizinischenVersorgungszentrum(MVZ).

DasEinbringendessechsTonnenschwerenGerätswar spekta­

kulär,klappteaberreibungslos.DieMagnetresonanztomographie,

eineSchnittbilduntersuchungohneRöntgenstrahlen,erweitertdas

SpektrumderradiologischenUntersuchungsmethodenamKlinik­

standortHedwigshöhe.DiePatientenwerdenjetztvorOrtunter­

sucht,derTransportindasSt.Hedwig­Krankenhausentfällt.

Neu in münster: „Wohnen am Pröpstinghof“

Münster.SeinenletztenSchlifferhältindiesenTageneinimKreis

WarendorfeinzigartigesProjektderAlexianermitModellcharak­

ter.„WohnenamPröpstinghof“,einAngebotfürSeniorenmit

zehnServicewohnungenfürBetreutesWohnenundeinerWohn­

gemeinschaftfürMenschenmitDemenzsollnochimSeptember

seinePforteninDrensteinfurt­Rinkerodeöffnen.DermobilePfle­

gedienstpia­causarundetdieumfangreicheInfrastrukturvorOrt

ab.„DasInteresseamPröpstinghofistbereitsgroß“,freutsichder

MünsteranerAlexianer­GeschäftsführerStephanDransfeld.

Wohnen am Pröpstinghof.

Eine gewisse „Gefühllosigkeit“ mag in manchen Berufen von Vorteil sein. Langfristig

gesehenverursachteinMangelanEmotionaber folgenschwereundtiefgreifendePro­

bleme–gesundheitlichwiezwischenmenschlich.

Beziehungskiller: das Verhaltensmodell „Eisklotz“Markus Reiners* (43) ist ein erfolgreicher Anwalt für Unternehmensrecht mit eigener

Kanzlei.ErhatdenRufeinesknallhartenVerhandlungspartnersundbekommtvielposi­

tivesFeedbackfürseineberuflichenLeistungen.WasseineFrauJutta*anihmauszusetzen

hat,istihmunverständlich.RegelmäßigbeschwertsiesichüberseineArt,überdas,was

ersagtundwasernichtsagt.EineZeitlangweintesieviel,seiteinpaarMonatenistsie

abweisendihmgegenüber.UndstelltihmeinUltimatum:„WirholenunsHilfe,oderich

lassemichscheiden.“

Wasihnselbstammeistenstört,sinddieanhaltendenKopfschmerzen.DieDinge,vondenen

seineFrauredet,kannernichtnachvollziehen.InseinenAugenhaterschließlichallesrichtig

gemacht.Siezogenzusammen,heirateten,bekameneinKind.Allezusammenfahrensie

mehrmalsimJahrindieFerien,dieUrlaubszielewähltseineFrauaus.„Ichhabedochmit­

gemacht,wasimmersiewollte“,sagterunbewegt.„Siehatwohlmehrvonmirerwartet.“

JuttaReinerslächeltbitter.„MeinMannsiehtgutaus,eristeininteressanterGesprächspart­

ner,ertrinktnicht,istnichtaggressiv.WaswünscheichmehrvoneinerEhe?“Elementar

wichtigeDingefehlen ihr.„Erkonntesich

nochnierichtigüberetwasfreuen“,erzählt

siesachlich.„Aber ichdachte,er isteben

einruhigerTyp.AlsmeinVaterstarb,binich

dasersteMalwieinsLeeregefallenmitihm.

Dakamnichts.KeineReaktion,keinMitge­

fühl,keinTrost.NebenallerTrauerwares

mirpeinlich,ihnzurBeerdigungmitzuneh­

men.Erverhieltsichsoschrecklichunsensi­

belmeinerFamiliegegenüber.“

InvielenkleinenDingenwiederholtensich

solcheAuffälligkeiten,dieJuttaReinersirri­

tierten und verletzten. Der zweite, für sie

nachhaltigeTiefschlagfolgtedannmitder

GeburtdergemeinsamenTochter.„Erwar

anders als die anderen Väter. Die trugen

strahlend ihre Babys herum, zeigten sie

jedem, und ihren Vaterstolz konnte man

ihnenvonWeitemansehen.Markushatte

einKindaufdemArm.Daswar’s.DasGlei­

che,alssielaufenlernte:MirkamenvorRüh­

rungdieTränen,erwarmehroderweniger

unbeteiligt anwesendund rang sicheinen

lobendenKommentarab.Esistso,alsseien

wirihmgleichgültig,alshabedasallesüber­

hauptkeineBedeutungfürihn.“

die Gefühlswelt liegt brachProfessor Matthias Franz, Leiter des Psy­

chophysiologischen Labors am Universi­

tätsklinikum Düsseldorf und Facharzt für

Psychotherapeutische Medizin sowie für

Neurologie und Psychiatrie, forscht seit

20 Jahren auf dem Gebiet der Gefühls­

blindheit,derAlexithymie.Geprägtwurde

derBegriff1973vondemamerikanischen

Psychiater Peter Sifneos, der ihn aus drei

griechischenWortenzusammensetzte.Sie

bedeuten übersetzt: Nicht­Lesen­Können

vonGefühlen.

„EtwazehnProzentderdeutschenBevöl­

kerung sind davon betroffen, Männer

etwas häufiger als Frauen“, weiß Franz.

„Sie haben Schwierigkeiten, Gefühle bei

sichundanderenhinreichendwahrzuneh­

menundangemessenaufsiezureagieren.“

Besonders schwer fällt es Menschen mit

*Name von der Redaktion geändert

t h E r a P i E2�

Emotional

sprachlosMenschenmitAlexithymieimitierenGefühlewieSchauspieler

alexithymeMenschenbesondershäufigzu

finden.“DerKörperreagiertdort,wodas

Hirnesnichtgelernthat.

Noch einmal mit Gefühl?DemKindeinenNamenzugeben,genügt

JuttaReinerslängstnichtmehr.Franzkann

ihrHoffnungmachen: „Einemedikamen­

töseBehandlungderAlexithymie istnicht

möglich. Aber eine langfristige Nachrei­

fungemotionalerFähigkeitenschon,etwa

imRahmenvonGruppentherapieimSinne

emotionalerLerngruppen.“

Franz ist es besonders wichtig zu beto­

nen,dassemotionaleKompetenzundEin­

fühlungsfähigkeit des Erwachsenen einen

stabilenRahmenimKindesaltererfordern:

Einezuverlässigverfügbareundemotional

präsenteBindungsperson.„Dasistpräven­

tivgesehenundauchgesellschaftspolitisch

von großer Bedeutung. Das Langzeitziel

unsererForschungsgruppebestehtdeshalb

nichtnurinderEntwicklungdiagnostischer

undpsychotherapeutischerVerfahren.Prä­

ventive emotionszentrierte Interventions­

programme (zum Beispiel Elterntrainings)

habenebenfallseinehohePriorität.“

JuttaReinerssiehtineinerVerhaltensthera­

pieihresMannestatsächlichdieletzteMög­

lichkeit, ihre Ehe zu retten. „Mir ist klar,

dassermir–imwahrstenSinnedesWortes

–vermutlichnieWünschevondenAugen

ablesenwird.OhneAussichtaufeineechte

VeränderungkannichmireinZusammen­

lebenaberauchnichtlängervorstellen.“

Text: Claudia KellerFotos: Damian Zimmermann

einersolchenBeziehungs­undKontaktstörung,die–emotionale–Gesichtsmimikande­

rerzuerkennenundsieentsprechendzuverarbeiten.„DieserAspektistdeshalbeinganz

wichtigerForschungsschwerpunktfüruns“,erklärtFranz.GemeinsammitKollegeDr.Ralf

SchäferisterderHäufigkeit,derAusprägungunddenUrsachenderAlexithymieaufder

Spur.SiearbeitenmitBevölkerungs­undklinischenStudienunduntersuchendieemoti­

onsverarbeitendenFunktionssystemedesGehirnsimLabor.

DabeiistGefühlsblindheitgarkeineErkrankung,sonderneinPersönlichkeitsmerkmal–an

demsichallerdingsarbeiten lässt.SeinenUrsprunghatesvorwiegend inderKindheit,

derZeit, inderemotionaleKompetenzerworbenwird.EinefesteBezugsperson,meist

dieMutter,nimmtdabeieineSchlüsselfunktionein.SiegibtkindlichenEmotionenihren

Namen,tröstetdasweinendeBabymitdenWorten„Nichttraurigsein“oderfragtbei

lautemLachen,worüberessichfreut.Gefühlewerdengespiegeltundbenannt,sodassder

(kleine)Menschsieidentifizierenundsichmitzuteilenlernt.Undemotionalreifenkann.

leben mit „flachem affekt“JuttaReiners’VerzweiflungkannFranzgutnachvollziehen:„VielenmeinerPatientenistes

gelungen,GefühledurchAbschauenauswendigzu lernenundsiewieSchauspieleroder

Schlagerstarsnachaußenzusimulieren.Ohnesiewirklichinnerlichzuempfinden.Imberuf­

lichenUmfeldkönnensiedamitsogarerfolgreichsein.ImRahmeneinerengenPartnerschaftist

soeineAnpassungsleistungabernichtnurextremanstrengend,siereichtauchmeistnichtaus.

Vondaheristeswenigerstaunlich,dassalexithymeMenschenrelativhäufigalleinleben.“

EinzelheitenwiemangelnderAugenkontakt,weniglebendigeGesten,eingleichmütiger

GesichtsausdruckunddabeieingeschränkteSprachmelodiewerdenals„flacherAffekt“

bezeichnetundweisenaufeineStörunghin.StattdemPartnerVerständnisentgegen­

zubringenundzumBeispieleinKind liebevoll zu trösten, ziehen„Gefühlsblinde“ sich

zurück.„StattdessenentwickeltderBetroffeneoftstarkekörperlicheBeschwerdenohne

organischeUrsache,StresssymptomeoderSuchtverhalten“,hatSchäferimRahmender

Forschungsarbeitbeobachtet.„GeradeunterPatientenmitchronischenSchmerzensind

t h E r a P i E 2�

Institut für Psychosomatische

Medizin und Psychotherapie

Universitätsklinikum Düsseldorf

E­Mail:

matthias.franz@uni­duesseldorf.de

Elterntraining:

www.palme­elterntraining.de

Kontakt & info

fürwichtig,denPatientenüberalleWegeaufzuklären,dievielleichteineOperationver­

meidbarmachen.“SchließlichkönntenselbstbeiRoutineeingriffenimmerKomplikationen

auftreten–etwainFormvonInfektionenoderNachblutungen.

KlagendieBetroffenenallerdingsbereitsüberakuteSymptomewieLähmungserschei­

nungen,seieineOperationsicherzweckmäßig,betontHinrichs.„Irgendwannwirdein

Zustandnichtmehrtolerierbar.“VielleichtrührtdieseFormdesAbwägensauchausHin­

richs‘umfangreicher,fast20­jährigerPraxisinderKinderorthopädie.EinSpektrum,dasbei

erfahrenenOrthopädenwieDr.Hans­GeorgZechel(64)ausdemLandkreisOldenburgein

hohesAnsehengenießt:„KinderorthopädieistdieganzhoheSchuleunseresFachs–mit

sehrehrenwertenKriterien.“HiergewannHinrichswertvolleEinblickeinsGefühlsleben

seinerPatienten.Vonetwa20JungenundMädchen,diebei ihm inderSprechstunde

sitzen,„operiereicheventuelleinenoderzweiFälle.DieElternwollensolcheinenSchritt

möglichstvermeiden.“

mit Gymnastik wieder auf die BeineDr.Hinrichssiehtsichjedochauchsonst„mitvielenKollegenaufeinerWellenlänge,wenn

ichmichdafürausspreche,eszunächstmitKrankengymnastikzuversuchen.Nichtselten

könnenwirjemandensowiederaufdieBeinestellen.“

UntersuchungsmethodenwiederUltraschallderHüftenhelfenbeiderFrüherkennung

möglicherSchäden.UndwennsichdortoderananderenStellendesKörperbausProbleme

andeuten,vertrittZecheldurchausdieAuffassung,dass„eineOperationeinLebenohne

Schwierigkeitenermöglichenkann“.SelbstwenneinKindodereinErwachsenerzumZeit­

punktderBehandlungnichtunterSchmerzenleide,bieteeinfrüherEingriffdieChance,

spätereProblemevonvornhereinausdemWegzuräumen.

Text: Sabine Groß, Foto: Kai Schenk

Häufig genügt schon eine ungeschickte

Bewegung,umeinenBandscheibenvorfall

auszulösen. Plötzlich schießt ein heftiger

Schmerz insKreuz,der insGesäßoder in

ein Bein ausstrahlen kann. Ursache dafür

istmeisteinBandscheibenschaden.Norma­

lerweiseliegendieBandscheibenalsflache

elastische Scheiben zwischendenWirbel­

körpern. Sie bestehen aus einem festen

Faserring und einem gallertartigen Kern.

BeigroßerBelastungkannderweicheKern

derBandscheibedurchdensprödegewor­

denenFaserringaustreten.DasBandschei­

bengewebe verlagert sich, drückt auf die

Rückenmarksnerven–unddas verursacht

Schmerzen.

operation? Nicht zwangsläufig!Die rasanten Fortschritte in der Medizin

bieten auch bei orthopädischen Proble­

menMöglichkeiten,Patientenschnellerzu

einem schmerzfreien Leben zu verhelfen:

mitkünstlichenHüft­,Knie­undSchulter­

gelenken, Eingriffen an der Wirbelsäule

oderebenBandscheiben­Operationen.Die

Frage ist, obdasnichtmanchen Facharzt

dazu„verführen”kann,ehereineOpera­

tioninBetrachtzuziehen,auchwenneine

andereBehandlungmöglichwäre.„Nicht

zwangsläufig“,meintDr.med.FrankHin­

richs,ChefarztderAbteilungfürOrthopä­

die und Unfallchirurgie am Krankenhaus

St. Elisabeth in Damme und Privatdozent

anderUniversitätMarburg.Er legtseinen

PatientenallemöglichenBehandlungsme­

thodendar,ehedasThemaOperationzur

Sprachekommt.

„Sicher gibt es darüber unterschiedliche

Anschauungsweisen in der Ärzteschaft“,

sagtder48­Jährige.Erselbstsetztvoreiner

OperationaufdiekonservativenMethoden.

DazuzählterbeiderDiagnoseBandschei­

benvorfall zielgerichtete Physiotherapie

oderdenEinsatzvonSpritzen.„Ichhaltees

m E d i Z i N�0<Bandscheibe.jpg BU:>

Regelmäßige Übungen können Beschwerden lindern.

WastunbeieinemBandscheibenvorfall?

operierenoder nicht?

HerausgeberAlexianerGmbHAlexianergraben3352062Aachen

V.i.S.d.P.AndreasBarthold,Geschäftsführer

RedaktionBrittaEllerkamp,verantwortlicheRedakteurinGeorgBeukeKristofvonFabeck­VolkenbornFinaGeschonneckAnjaGroßeWöstmannFrankJezierski

AnschriftderRedaktionAlexianerGmbHRedaktion„Alexianer“KölnerStr.64,51149KölnTel.(01803)8800­11118E­Mail:[email protected]

EndredaktionSchwarzaufWeißManuelaWetzelBürofürText,RedaktionundPRE­Mail:info@schwarz­auf­weiss­online.de

MitarbeitClaudiaKeller,KarinaKirch

Satz,Gestaltungneodesignconsulting,Bonn;www.neodc.de

Design-KonzeptkakoiiBerlin

FotosKaiSchenk(Editorial,S.23),privat,ArchivderAlexianer

Verlag,AnzeigenverwaltungundHerstellungGrafischeWerkstattDruckereiundVerlagGebrüderKoppGmbH&Co.KGGoltsteinstr.28–30,50968KölnTel:(0221)37697­0Fax:(0221)37697­39

FürunverlangteingesandteManuskripteundBilderkannkeineGewährübernommenwerden.NamentlichgekennzeichneteBeiträgestimmennichtunbedingtmitderMeinungdesHeraus­gebersüberein.

AusGründenderbesserenLesbarkeithabenwirunsgegeneinedurchgängigeVerwendungmänn­licherundweiblicherBegriffeentschieden.Begriffewie„Patienten“und„Mitarbeiter“usw.sinddaherauchimSinnevon„Patientinnen“und„Mitarbei­terinnen“zuverstehen.

Auflage:8.000

r ät S E l / i m P r E S S u m �1

impressum

Anzeige