Kinderhaus erleben

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erleben KINDERHAUS 012010 in Münster Leben zwischen Spargel und Koran Seite 16 Nussknacker mit Feingefühl Seite 38 Jutta Niederdrenk: Kinderhauserin aus Überzeugung. Seite 13

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Die Botschaft, die wir transportieren wollen: Das ist unser Kinderhaus, das sind die Menschen, die hier leben, die hier arbeiten, ihre Freizeit verbringen. Dieser Stadtteil hat Vergangenheit, ein wunderschönes, einzigartiges Umland. Dieser Stadtteil hat vor allem Zukunft. Doch über das Positive muss man reden, schreiben, es zeigen.

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erlebenKinderhaus

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i n M ü n s t e r

Leben zwischen Spargel und KoranSeite 16

Nussknacker mit FeingefühlSeite 38

Jutta niederdrenk: Kinderhauserin aus Überzeugung. seite 13

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editorial

als Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Repräsentant unseres kleinen Verlagshauses, vor über zwei Jahren die Idee vortrug, ein Magazin für Kinderhaus herauszubringen, war ich skeptisch. Ganz anders Otto Ler-chenmüller. Seiner verlegerischen Begeisterungsfähigkeit und der unbändigen Energie unseres Doktors sei Dank, wie auch der tatkräftigen Unterstützung durch Berthold Ostlinning von der Werbegemeinschaft Kinderhaus, Hans- Joachim Temme als Leiter der Bezirksverwaltung Nord und Dieter Schmitz, Leiter des „Wuddi“. Gemeinsam haben wir einen Ratsantrag auf Förderung der ersten Ausgabe formuliert. Mit Erfolg. Jetzt sind wir Kooperationspartner.

Die Botschaft, die wir transportieren wollen: Das ist unser Kinderhaus, das sind die Menschen, die hier leben, die hier arbeiten, ihre Freizeit verbringen. Dieser Stadtteil hat Vergangenheit, ein wunderschönes, einzigartiges Um-land. Dieser Stadtteil hat vor allem Zukunft. Doch über das Positive muss man reden, schreiben, es zeigen. Hier wollen wir von Kinderhaus erleben mithelfen und dazu brauchen wir auch Ihre Hilfe. Die der Vereine, der Kirchen, der sozialen Dienste, der Kultur-einrichtungen, der politischen Parteien, der Künstler, der Unternehmer, der engagierten Bürger. Wir werden Sie alle ansprechen und einen Freundeskreis für die Redaktionsarbeit gründen.

Jetzt lade ich Sie alle herzlich ein zur ersten Lesereise durch Kinderhaus, diesen besonderen Stadtteil.

Oliver Mau, Redaktionsleiter

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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inhaltsverzeichnis

Impressum Herausgeber: Otto Lerchenmüller

Verlag und Redaktion:Die bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbHAufEwaldLise-Meitner-Straße 11, 45699 HertenTel. 0 23 66 / 88 70 9-0, Fax 0 23 66 / 88 70 [email protected]

Redaktionsleitung: Oliver Mau

Verantwortliche Redaktion: Agnete Geißdörfer, Susanne Höltken

Schlussredaktion: Renate Da Rin

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Birgit Frey, Bruni Frobusch, Heike Hänscheid, Agnete Geißdörfer, Laura Grabowski, Irene Gratzfeld, Sophia Immohr, Otto Lerchenmüller, Oliver Mau, Anne Peters, Helga Reitter, Anna Thiel, Christoph van Bürk, Dr. Ramona Vauseweh, Eileen Wolf

Fotos:Joachim Busch, Birgit Frey, Haidhausen-Verlag, Oliver Mau, Christoph van Bürk, Simin Kianmehr, Manfred Pollert, Walter Schröer, Dr. Ramona Vauseweh, Victor Wolf

Titelfoto:Oliver Mau

Grafik Design: Jens Valtwies

Verlagsrepräsentant: Dr. Hans-Georg Geißdörfer

Gesamtherstellung und Anzeigen:Haidhausen-Verlag Grafik.PR.Werbung GmbH Niederlassung HertenAnschrift wie Verlag und Redaktion [email protected]: Marianne Wissing, Tel.: 0 23 66 / 8 87 09 16

Kooperationspartner: Werbegemeinschaft Kinderhaus

Druck: Druckerei Burlage, Münster

Auflage: 8.000

Kostenlose Verteilung in MünsterKinderhaus erleben kann auch abonniert werden.

Aboservice: Die bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbHSedanstraße 14, Gartenhaus, 81667 MünchenFax 0 89 / 48 09 05 19Vier Ausgaben inkl. Versandkosten 18 Euro

Ausgabe November 2010

ein Gemälde als auftrag 7Pfarrer egbert reers sitzt im Pfarrhaus von st. Josef

Jeder hat seine aufgabe 8Mark und sezen bereiten kostenloses Frühstück im schulzentrum

Ganz schön knackig 1015 verschiedene apfelsorten wachsen auf Gut Kinderhaus

hier stimmt einfach alles 13Jutta niederdrenk genießt den grünen norden von Kinderhaus

inhalt

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der Mann, der das Gras wachsen hört 14head Greenkeeper Fabo Kappert auf dem Golfplatz Wilkinghege

Zwischen spargel und Koran 16Familie Özdemir lebt seit 15 Jahren in Kinderhaus

ein stadtteil geht in die Offensive 19eine Liebeserklärung von agnete Geißdörfer

ein neues Gesicht 20Fotoreportage zur Großbaustelle im Kinderhauser Zentrum

Tomatentestessen 25110 sorten im Pflanzencenter Moldrickx

hagebutten, hofplausch und Kuchen 27herbstliche Begegnungen und entdeckungen im Münsteraner norden

die Tour der bunten hügel 32seit einem Jahr sorgt das Projekt „soziale stadt“ für mehr sauberkeit

Bekannt aus Funk und Fernsehen … 33Kulturbühne im Bürgerhaus: Promifaktor ohne extrawürste

Liebe geht durch den Magen 36annette schockmann kocht täglich für 50 Kinder

nussknacker mit herz und Feingefühl 38die Werbegemeinschaft kennt etliche Wege, nüsse zu knacken

ein haus macht Geschichte 40Besuch im einzigen Lepramuseum deutschlands

hans-Joachim Temme 43interview mit dem Leiter der Bezirksverwaltung nord

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ansichten & aussichtenFO

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Ein Gemälde als Auftrag Pfarrer egbert reers sitzt im Pfarrhaus von st. Josef vor dem alten Bild aus dem Jahr 1650. das Original hängt im Landesmuseum, eine zweite Kopie wird im november in der Kirche aufgehängt. die heiligen Gertrud und elisabeth stellen das einzig mögliche Verständnis christlicher Gemeinde dar: als ineinander von Gottes-liebe und nächstenliebe. „die Liebe zum Menschen war immer auch die Liebe zu den aussätzigen und Kranken. das sind heute die armen und schwachen, und davon gibt es immer noch genug“, sagt reers. www.st-josef-kinderhaus.de

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Jeder hat seine aufgabeMark und Sezen bereiten kostenloses

Frühstück im Schulzentrum Kinderhaus.

Text von Eileen Wolf und Laura Grabowski,

Schülerinnen der Klasse 10b der

Geschwister-Scholl-Realschule.

Zweimal in der Woche sind Mark und Sezen eine Stunde früher als ihre Klas-senkameraden in der Schule – und das freiwillig. Sie sind zwei von 15 Schü-lern, die sich an einem ungewöhnli-chen Projekt des Geschwister-Scholl- Gymnasiums und der Geschwister-Scholl-Realschule beteiligen. Mark und Sezen helfen dabei, dass täglich etwa 40 Jungen und Mädchen der beiden Schu-len sowie der angrenzenden Grund-schule mit einem gesunden Frühstück versorgt werden. So ungewöhnlich wie die Aktion ist auch deren Name: FRÜZ.

FRÜZ steht für „Frühstück zu-sammen“, und damit ist nicht nur das gemeinsame Essen in der Mensa, son-dern auch die allmorgendliche Zuberei-tung gemeint. „Natürlich hat das frühe Aufstehen anfänglich Überwindung ge-

kostet. Schließlich können meine Freun-de morgens eine Stunde länger schlafen. Aber letztlich macht mir die Arbeit in der Küche viel Spaß“, sagt der 16-jährige Mark. „Und wir machen etwas Sinn-volles“, ergänzt die 15-jährige Sezen. Das Frühstück ist kostenlos und jeder Schüler kann – ohne Voranmeldung – daran teilnehmen.

Sezen steht neben der Küchen-kraft, Sabine Freitag, an der Spüle und wäscht frische Tomaten ab. Am Tisch sitzt Eileen und schneidet eine Gurke in Scheiben. Jeder hat seine Aufgabe, das Küchenteam arbeitet Hand in Hand, gerade so, als mache es dies bereits seit vielen Jahren. Dabei ist das FRÜZ- Projekt im Kinderhauser Schulzentrum erst in diesem Schuljahr gestartet. Und die Küchenteams wechseln ständig.

Teamwork: eileen, sezen und Mark (v. r.) bei den letzten Früh-

stücksvorbereitungen.

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Jeder Schüler kommt hier nur ein- bis zweimal in der Woche zum Einsatz. „Bei uns haben sich so viele Schüler zur Mitarbeit bereit erklärt, dass wir die Arbeit aufteilen mussten“, freut sich Birgit Wenninghoff, stellvertretende Schulleiterin der Realschule.

„Als Ganztagsschule ist es uns ein besonderes Anliegen, auf die Bedürf-nisse von berufstätigen Eltern einzu-gehen. Durch ein gesundes Frühstück und Mittagessen sowie ein vielfältiges Freizeitangebot nach dem Unterricht bis 16 Uhr gehen wir auf die Wünsche der Mütter und Väter ein. Wir fördern die gesunde Lebensweise der Kinder, wecken und unterstützen Interessen“, erläutert Birgit Wenninghoff. Obst und Gemüse stehen ganz oben auf dem Speiseplan. Auch ein leckeres Müsli

wird unter Anleitung und Aufsicht von Sabine Freitag zubereitet. „Die Schüler, die in der Küche mitarbeiten, werden immer selbstständiger. Ich muss im-mer seltener Anweisungen geben. Die machen hier wirklich alle toll mit“, sagt Sabine Freitag. So viel Engagement muss natürlich belohnt werden. Die freiwillige Hilfe wird auf dem Schul-zeugnis positiv vermerkt.

Geschwister-Scholl-RealschuleVon-humboldt-straße 14, 48159 MünsterTel.: 02 51 / 21 10 28www.gsrs-muenster.de

Spendenkonto FRÜZ e. V. sparkasse Münsterland Ost BLZ: 400 501 50 – Kto.-nr.: 34 14 28 77 www.fruez.de

Infotipps

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15 verschiedene Apfelsorten wachsen auf Gut Kinderhaus. Geerntet werden

sie von Menschen mit Behinderung, angeleitet von Andreas Beyerlin.

Text von Helga Reitter, Fotos von Joachim Busch.

Ganz schön knackig

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nachbarn & freunde

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Vorsichtig schüttet Martin Kanderski

einen Eimer reife Äpfel in einen Holz-container. Er achtet darauf, dass die Jonagored-Ernte keine Druckstellen be-kommt und macht seinen Job gut. Stolz steht der 40-Jährige auf dem Anhänger hinter dem kleinen roten Trecker, der in einer Bewirtschaftungsgasse zwischen zwei Reihen von Apfelbäumen geparkt ist. Martin arbeitet auf Gut Kinderhaus und ist einer von 25 Menschen mit Be-hinderung, die hier Arbeit in der Land-wirtschaft gefunden haben.

Früher hat er ganze Tage Nägel ver-packt. Seit elf Jahren hilft er nun bei allem, was beim Obstanbau auf Gut Kinderhaus anfällt. „Wir sind viel drau-ßen. Das ist gut, dann werden wir nicht krank“, sagt er. Ein Träger seines grünen Arbeitsoveralls ist locker über die linke Schulter gerutscht. Mit dieser Seite arbei-tet Martin kaum; der Arm ist verkrampft. Schmal wirkt er, fast schmächtig, wie er da vor den großen Kisten steht. Acht Kol-

legen zählen zu seinem Team, außerdem ein Zivildienstleistender und sein Grup-penleiter.

Leuchtend rot hängen die Rubinetten an den Bäumen, die so ganz anders ausse-hen als diejenigen aus Omas Garten. Sie sind nur etwa zwei Meter hoch, ihre Zwei-ge winden sich als schlanke Spindeln nach oben. Für die Ernte ist kaum eine Leiter nötig, die fetten Früchte recken sich den pflückenden Händen entgegen. Die Sonne scheint. „Schöner kann ein Tag doch nicht sein“, sagt Andreas Bey-erlin und steckt sich eine Selbstgedrehte an. Er sitzt auf einer Bierbank vor einem Bauwagen mitten in seiner Apfelplanta-ge – rechts der Braeburn, links der Elstar. Diese Sorte ist schon abgeerntet. Und das, obwohl die Früchte in diesem Jahr we-gen des schlechten Sommers etwa acht Tage später reif sind als gewöhnlich. Der 51-Jährige kennt jedes Bäumchen auf den etwa sechs Hektar großen Feldern, die er seit 19 Jahren selbst bepflanzt. Vermark-

tet werden die 30 bis 40 Tonnen Äpfel, sechs bis acht Tonnen Erdbeeren, eine Tonne Himbeeren, Johannisbeeren, Bir-nen, Pflaumen und Kirschen über den betriebseigenen Hofladen und den Stra-ßenverkauf sowie über ausgesuchte Ge-schäfte in Münster.

Neben dem Obst gibt es hier noch Tierzucht, Ackerbau, Kleintiere und the-rapeutisches Reiten. Etwa 70 Zuchtsauen und 400 Mastschweine leben auf dem Hof. 400 Legehennen sorgen täglich für frische Eier aus Bodenhaltung, außerdem gibt es Kaninchen, Zwerghühner und Zie-gen und natürlich die wunderschönen Haflinger Pferde, die hier auch gezüchtet werden. Auf 80 Hektar Ackerfläche bau-en die Mitarbeiter außerdem Getreide, Mais und Raps an. Die Erträge dienen als Futtergrundlage für die Tierhaltung. In der Adventszeit gibt es Weihnachtsbäu-me. Das hofeigene Café schließlich bietet Mittagessen und Kaffee und Kuchen für bis zu 60 Besucher an.

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Infotipps

In welchem Arbeitsbereich die Mitarbeiter eingesetzt werden, hängt von den eigenen Vorlieben ab. „Es gibt Pflanzenmenschen und es gibt Tier-menschen. Diejenigen, die sich für beides interessieren, sind selten“, hat Andreas Beyerlin beobachtet. Der kurz-haarige Gärtnermeister aus Baden-Würt-temberg ergriff direkt nach Abschluss seiner Meisterschule in Wolbeck die Chance, die Obstplantage umzugestalten.

Eine Arbeitsstätte mit Geschichte, wie geschaffen für Andreas Beyerlin, der sich privat gern als Hobbyhistoriker betätigt. „Ich bewege mich beruflich viel draußen, da bin ich abends gern drin und lese.“ Seine Frau Dagmar wundert es schon lange nicht mehr, wenn ihr Mann abends die Revoluti-on von 1848 aufarbeitet. „Die kennt mich ja nicht anders“, sagt er mit einem Grinsen.

Quartier wachsen 15 Apfelsorten, die zu unterschiedlichen Zeiten zwischen Au-gust und Oktober reifen. „So werden die Arbeitsspitzen gebrochen“, sagt er mit seinem badischen Akzent. „Die Arbeits-plätze müssen so gestaltet sein, dass die Menschen damit zurechtkommen.“ Und das tun sie: Zwölf Container à 350 Kilogramm pflücken die Helfer in sechs Stunden. Die Methode ist logisch und effektiv. Die Pflücker bleiben am Baum, die anderen Helfer bringen die Eimer zum Container. Später sortiert ein Mitarbeiter kleine und angepickte Äpfel für den berühmten Apfelsaft aus.

Überstunden gibt es nicht, und sie werden auf diese Weise auch nicht benötigt. Trotzdem sind die Äpfel hier genau so, wie die Kunden es sich wün-schen: „Rot sollen sie sein, fest, saftig und nicht so sauer“, weiß Beyerlin. Und das ist wichtig, schließlich wird das Obst zu normalen Preisen angeboten; der Markt bestimmt, was geht.

Martin schüttet noch einen Eimer Jonagored in den Container und blinzelt zufrieden ins blendende Herbst-licht. In ein paar Wochen wird die Ern-te eingefahren sein. Wenn die Arbeiter dann im Winter die Bäume beschnei-den, wärmen sie sich zwischendurch im beheizten Bauwagen auf.

Aber jetzt hat Martin Hunger. Mittagszeit. Auf dem Gut wartet eine warme Mahlzeit. Diese Stärkung hat er sich verdient. Wer gut arbeitet, muss schließlich auch gut essen.

Er kam zu einem sehr alten Betrieb, der ursprünglich einer Familie Brüning gehört hatte. Diese gab den Hof bereits vor dem Ersten Weltkrieg auf, und der Westfälische Provinzial verband übernahm die Bewirtschaftung, um die Westfälische Klinik für Psychiatrie mit Lebensmitteln zu versorgen. Seit 1989 hat die Westfalenfleiß GmbH, ein gemeinnütziges Unternehmen in Trägerschaft von Lebenshilfe und Arbeiterwohlfahrt, das Gut gepach-tet und bietet nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch 40 Menschen mit Behin-derung ein neues Zuhause.

„Hier, nimm doch mal den Eimer.“ Eugen Peters, ein 25-jähriger Deutsch-Russe aus Kasachstan, reicht seinem Kollegen die Äpfel. Seit etwa zehn Jahren lebt er in Deutschland, vor fünf Jahren hat er bei Andreas Beyerlin an-gefangen. Er ist groß und stark, kommt auch an das höchste Kernobst ran. Damit er vom Pflanzen übers Kultivie-ren, Ernten und Verkaufen alles mit seinen Kollegen selbst machen kann, streut sein Chef, der Gärtner mit son-derpädagogischer Zusatzausbildung, die Arbeit: Andere Betriebe konzentrie-ren sich auf wenige Sorten, in Beyerlins

Ganz vorsichtig schüttet Martin Kanderski die knackigen Äpfel in den holzcontainer.

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Page 13: Kinderhaus erleben

Jutta NiederdrenkPestalozzistraße 43, 48159 MünsterTel.: 02 51 / 2 65 38 93

Infotipps

mein lieblingsplatz

hier stimmt einfach allesJutta Niederdrenk genießt den grünen

Norden von Kinderhaus. Text von Agnete

Geißdörfer, Foto von Birgit Frey.

Zum Weihnachtsfest 2007 haben sich Jutta und Klaus Niederdrenk ein beson-deres Geschenk bereitet: einen Umzug von Ahaus nach Kinderhaus. „Unsere drei Kinder sind flügge. Wir wollten uns kleinersetzen“, sagt Jutta Niederdrenk, die beruflich noch als Lehrerin an einer Förderschule in Ahaus arbeitet. Münster bot sich an, weil ihr Mann als ehemali-ger Rektor der hiesigen Fachhochschule hier nun als Hochschullehrer tätig ist. Nach Besichtigung mehrerer Häuser in verschiedenen Stadtteilen entschieden sie sich für einen hübschen Atrium-Bungalow in der Pestalozzistraße. Denn:

„Hier stimmt einfach alles – das Haus, die wunderschöne Lage ... Wir sind hier sofort im Grünen!“

Jutta Niederdrenk liebt den Spazier-gang durch die Nordmark, ein geschütz-tes, von hohen Stieleichen gesäumtes Naturdenkmal, und das Kinderbachtal mit seinem natürlichen Charme. „Diese Wege sind immer belebt“, freut sich Jutta Niederdrenk. Nachmittags begegnet sie häufig Kindern und Jugendlichen, die das reichhaltige Angebot an Spiel- und Sportmöglichkeiten im Umfeld der Papst-Johannes-Schule und der malerisch gele-genen Waldschule, der vermutlich ältes-

ten bis heute genutzten und behutsam modernisierten Schule Deutschlands, nutzen. Auch diesmal kommt ihr eine Gruppe von Schulkindern entgegen, die eifrig Gegenstände von der Wiese in ihre Spankörbchen sammeln. Auf die Frage, was sie denn dort suchen, entgegnen sie freudestrahlend: „Kunst!“

hin und weg: Jutta niederdrenk

unter einer stieleiche in der nordmark.

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Page 14: Kinderhaus erleben

sport & freizeit

der Mann, der das Gras wachsen hörtHead Greenkeeper Fabo Kappert packt auf dem

Golfplatz Wilkinghege das Übel gerne an der Wurzel.

Fachgerechte Platzpflege will gelernt sein.

Text von Bruni Frobusch, Fotos von Joachim Busch.

Er versteht sich als Bindeglied zwischen Mensch und Natur. Ein Mittler zwischen Anspruch und berechtigtem Bedürf-nis der Golfspieler und fachgerechter Platzpflege, die sich nicht immer nach Abschlagzeiten richten kann. Fabo Kappert – der Fachmann für alles, was auf dem Golfplatz Münster-Wilking-hege wächst und nicht nur gedeiht. Als Head Greenkeeper sorgt er für die Bewirtschaftung der 60 Hektar großen Parkanlage in Kinderhaus. Zusammen mit sechs Kollegen.

Was macht ein Greenkeeper den ganzen Tag? Auf dem Trecker sitzen und Rasen mähen? Kappert schmunzelt über diese Vorstellung eines Greenhorns, denn sein Fulltime-Job ist anspruchs-voller. Auch wenn die 20 Greens von Wilkinghege tatsächlich täglich auf drei Millimeter gestutzt werden. Damit die Bälle richtig rollen.

„Dieser Mensch hört das Gras wachsen. Er hat ein großes Herz für die Natur“, schätzt denn auch Dr. Wolf-gang Weikert, Präsident des Golfclubs, die Qualitäten des „wichtigsten Man-nes auf dem Platz“. Eine Schlüsselfigur,

die dafür sorgt, dass der Turnierbetrieb perfekt läuft.

Erst jüngst wurden die Greens aerifiziert (belüftet) und gesandet. Über etwa fünf Millimeter starke Löcher im Boden wurde feiner Sand gestreut und in den Untergrund gebürstet. Topdressing (Absanden) heißt das. An diesen Tagen macht Spielern das Putten nicht wirk-lich Spaß. „Es geht aber kein Weg dran vorbei“, sagt der Hüter des Grüns, will er nicht Grasfäule riskieren.

Allein 20 Rasenkrankheiten vom Schneeschimmel bis zur Pilzinfekti-on Fusarium gilt es vorzubeugen, sie rechtzeitig zu entdecken und zu be-kämpfen. Insbesondere nicht beseitigte Pitch-Marken sind beliebter Tummel-platz für Pilze. Wer diese Probleme in den Griff bekommen will, braucht fun-diertes Wissen. Bodenuntersuchungen helfen dem Greenkeeper bei der Analy-se. Welches ist das probate Mittel? Wel-che Nährstoffe sind zu viel, welche zu wenig? Basisdaten liefert das Labor der Landwirtschaftlichen Untersuchungs-und Forschungsanstalt (LUFA). Um das Übel rechtzeitig an der Wurzel zu

packen, stellt Kappert einen differenzier-ten Düngeplan auf.

Der gelernte Ingenieur für Chemie, der der Liebe wegen aus dem ehema-ligen Jugoslawien nach Deutschland kam, kann aus Erfahrung und Wissen schöpfen. Seit 1996 steht er im Golfclub Wilkinghege in Lohn und Brot. Nach dreijähriger Ausbildung zum Fach-

Grünpflege auf dem Golfplatz: head Greenkeeper Fabo Kappert schneidet die Kanten der Löcher mit der schere.

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Vielfalt an Flora und Fauna wie sonst nirgendwo in Westfalen“, so Weikert. Und das soll so bleiben. Füllt der tüch-tige Greenkeeper nicht gerade die vom Regen abgespülten Kanten des Sand-bunkers auf, beseitigt er nicht gerade Sturmschäden an Bäumen, hält er nicht gerade Geräte und Fuhrpark, die Gebäude der Anlage nebst Clubhaus, Waschan-lage, Pro-Shop und Caddy-Schuppen in Schuss, repariert er nicht gerade die Bewässerungsanlage – dann sitzt er in seinem Büro. Dort beobachtet er im Internet das Wetter, liest Bodengutach-ten, organisiert die Arbeit. Das Budget immer fest im Blick. Und er ist für die Kollegen da. Mit dem Clubvorstand, sagt er, pflege er eine gute und vertrauensvol-le Zusammenarbeit. Das kann Weikert nur bestätigen. „Die Platzarbeiter haben immer Vorrang vor den Spielern, und montags gehört das Gelände ihnen“, kennt Weikert kein Vertun, denn: „Unser höchstes Gut ist der Platz.“

Wälder, tausende Meter Hecke, acht Teiche – alles in allem sind 30 Hektar Land zu pflegen. „Wir werden nie fertig“, weiß Kappert. Auch im Winter nicht. In der kal-ten Jahreszeit wird Unerledigtes erledigt. Wege und Umfeld werden in Ordnung gebracht, Abschläge umgebaut, Bunker - kanten geschnitten und, und, und … Nur um den Jahreswechsel herrscht Ruhe im Park des Golfplatzes Wilkinghege. Dann hat der bekennende Fußballfan und Ski-fahrer endlich mehr Zeit für seine Frau und den sechsjährige Sohn.

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Agrarwirt für Rasen und Golfplatz pflege seit 2004 als Head Greenkeeper. Als solcher sorgt der sympathische Natur-freund auch dafür, dass naturbelassene Flächen und Biotope als Rückzugsraum für Rehe, Fasane und andere Tiere nicht angetastet werden.

Der Bund für Umwelt und Natur-schutz attestierte dem Club einst „eine

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Page 16: Kinderhaus erleben

nachbarn & freunde

Zwischen spargel und Koran

Familie Özdemir lebt seit 15 Jahren

in Kinderhaus. Aus Ablehnung

wurde tiefe Freundschaft. Text

von Helga Reitter und Fotos

von Joachim Busch.

Şeyma wollte immer die erste Bun-deskanzlerin Deutschlands werden. Schade, dass Angela Merkel ihr zuvorgekommen ist. Vielleicht wird sie nun die erste Bundeskanzlerin mit Migrationshintergrund? Mal sehen. Sicher ist jedoch, dass sie einen Job machen wird, der viel Raum lässt für politische Arbeit. Nicht umsonst war sie als Muslimin zwei Jahre in Folge Schülersprecherin ihrer katholischen Marienschule.

berufliche Aufgabe, Akzeptanz im Stadt-teil oder warum so viele Eltern nicht in der Lage sind, ihren eigenen Glauben zu vermitteln, kommen auf den Tisch. Vater Ahmet ist Mitglied des Integrati-onsrats der Stadt Münster und Mutter Fatma engagiert sich seit zwölf Jahren im Dialogkreis Christlich-Islamischer Frauen. Nur Bruder Ali redet etwas weniger. Er hilft in seiner Freizeit lieber bei der Freiwilligen Feuerwehr – und ist in seinem Löschzug mit 30 Leuten

Zu Hause in Kinderhaus geht es meist hoch her. Da wird erzählt, disku-tiert und gestritten, mal auf Deutsch, mal auf Türkisch. Themen wie Frauen ohne

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Page 17: Kinderhaus erleben

der Einzige, bei dem zuhause türkisch gesprochen wird.

Familie Özdemir lebt seit 15 Jahren in Kinderhaus und fühlt sich hier zu Hause. „Aus anfänglichem Hass wurde eine tiefe Freundschaft“, wie Fatma, 42, es ausdrückt. Sie sitzt am Esstisch und reicht dem Besuch ein Gläschen Tee. Offen schaut sie mit ihren kajalschwar-zen Augen unter ihrem weiß-schwarz gemusterten Kopftuch hervor, keine Frau, die sich versteckt. „Es kam mir hier anfangs vor wie im Ghetto. Die ganzen Hochhäuser, alles wirkte so lieblos.“ Das ist lange her. Heute weiß sie: „Hier gibt es alles, von Verwaltung über Schulen, von Ärzten bis zum Einkaufen.“ Nicht zu vergessen natürlich ist der interkul-turelle Austausch, die Möglichkeit, sich ins öffentliche Leben einzubringen.

„Für uns ist es normal, Verantwor-tung zu übernehmen. Wir sind Teil der Gesellschaft“, sagt sie in akzentfreiem Deutsch. Die Erzieherin, die im Fami-lienzentrum Killingstraße arbeitet, leitet eine International-Islamische Gesprächsgruppe im Begegnungszen-trum, ist Gebietsmoderatorin des Pro-jektes „Soziale Stadt“, um die Situation in den Hochhäusern an der Brüning-heide zu verbessern, in denen sie selbst einmal wohnte. Als leidenschaftliche Radfahrerin hat sie schon vielen Uner-fahrenen auf den Sattel geholfen, und natürlich lässt sie sich immer wieder in die Elternvertretung an den Schulen ihrer Kinder wählen. Fatma Özdemir ist in Deutschland aufgewachsen, ihre Eltern zogen aus der Türkei nach Ems-detten, als sie sieben Jahre alt war. Sie sieht sich als „westfälische Türkin“: „Wenn wir zu Besuch in der Türkei sind, geht mir alles viel zu langsam“, bemerkt sie. Und das Lieblingsessen ihres Sohnes

Ali, 15, ist Spargel. Ihr Mann Ahmet, 47, ist noch nicht ganz so deutsch. Der Theo-loge ist vor knapp 20 Jahren aus der Tür-kei zur Weiterbildung hierhergekom-men. Er arbeitet bei den Stadtwerken Münster, zunächst als Busfahrer, jetzt beim Verkehrsmarketing. Gern hätte er an der Universität islamische Theologie unterrichtet. Aber wie so viele Einwan-derer hat er mit den Mühlen der Büro-kratie zu kämpfen. „Mein Studium wird hier nicht anerkannt“, sagt er. Seinen dichten Schnauzbart durchziehen graue Strähnen. Ahmet Özdemir muss sich mit Hobby und Ehrenamt begnügen. Seit zehn Jahren trifft er sich mit seiner türkischen Literaturgruppe im Bürger-haus, betreut seit 13 Jahren als mus-limischer Seelsorger Gefangene. Und schließlich hält er Mitarbeitern von Hospizen Vorträge über das Thema Tod und Sterben bei Muslimen. Alles ehren-amtlich, versteht sich.

„Man gibt sich Mühe, eine kleine Spur zu hinterlassen“, sagt der Famili-envater. Das könnte als Lebensmotto für alle vier gelten. So sehr das Engage-ment der Deutschen mit türkischem Hintergrund von Lebensfreude zeugt, so anstrengend ist es auch. Sohn Ali zum Beispiel, der das Geschwister-Scholl-Gymnasium besucht, trinkt wie die meisten Muslime keinen Alkohol. Manche seiner Freunde finden das merk-würdig. Und im Fastenmonat Ramadan zählen alle deutschen Kumpels mit ihm einen Countdown bis zum Sonnenun-tergang, wenn Ali endlich essen darf.

Mutter Fatma tut sich manchmal schwer. Nicht, dass sie in ihrem Stadt-teil wegen ihres Kopftuches angepö-belt würde. Das kommt nur selten vor und belastet sie nicht weiter. Aber sie wünscht sich mehr berufliche Chan-

1|2010 Kinderhaus erleben 17

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Page 18: Kinderhaus erleben

Begegnungszentrum Sprickmannstraße e. V. sprickmannplatz 7, 48159 MünsterTel.: 02 51 / 21 69 58www.bgz-kinderhaus.de

Bürgerhaus Kinderhausidenbrockplatz 8, 48159 MünsterTel.: 02 51 / 4 92 41 50www.buergerhaus-kinderhaus.de

Infotipps

cen für Einwanderer – egal, wie gut sie deutsch sprechen. „Sich verständigen ist wichtig. Aber ich muss doch nicht dumm sein, nur weil ich nicht perfekt im Deutschen bin.“

Wenn der Kopf mal richtig raucht, spaziert sie mit ihrer Familie gern am Friedhof vorbei ins Grüne, am Kinder-bach entlang. Das entspannt. Bowling ist außerdem eine große Leidenschaft der Özdemirs, und sie lieben es, gemein-sam im Wienburgpark zu grillen. Fast wie eine normale deutsche Familie. Die Einschätzung des Bundespräsidenten

Christian Wulff, der Islam gehöre zu Deutschland, hält Fatma für „Balsam für die Seele von oberster Ebene“. Und die Reaktion einer Mitarbeiterin der Agen-tur für Arbeit, die während einer Bera-tung für Şeyma, 18, fragte, warum sie denn nicht so wie alle anderen Türkin-nen ihres Alters Friseurin werden wolle, ist zum Glück eine Ausnahme.

Şeyma freut sich, dass sie stattdes-sen mit ihren Träumen nicht allein ist. Durch ihr „Start-Stipendium“ der Hertie- Stiftung trifft sie Jugendliche, „die so sind wie ich“, wie sie es ausdrückt,

junge Menschen mit internationalem Hintergrund. Sie alle versuchen, durch Bildung etwas zu erreichen. Auch wenn sie sonst fast nur deutsche Freunde hat, so weiß sie doch, dass jeder zweite Deutsche wünscht, es gäbe hier keine Muslime. Es hat Phasen gegeben, in de-nen sie deshalb so wütend war, dass sie das Land verlassen wollte. Das ist jetzt vorbei. Wenn ihr jemand das vermeint-liche Lob ausspricht: „Sie sprechen aber gut deutsch“, antwortet sie freundlich: „Ach, Sie aber auch“. Kampfgeist hat sie in die Wiege gelegt bekommen. Sie hat gelernt, dass sie so ziemlich alles errei-chen kann, wenn sie will – vielleicht sogar das Amt der Bundeskanzlerin.

Familie Özdemir: Fatma, ali, ahmed und Şeyma fühlen sich jetzt pudel-wohl in Münster-Kinderhaus.

18 Kinderhaus erleben 1|2010

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Page 19: Kinderhaus erleben

ein stadtteil geht in die OffensiveEine Liebeserklärung an Kinderhaus von Agnete Geißdörfer.

Redaktion Kinderhaus erlebenLise-Meitner-straße 1145699 hertenTel.: 02 51 / 26 01 87www.kinderhaus-erleben.de

Infotipps

Kinderhaus: ein gut 36 Quadratkilo-meter großes Stück Münster, in dem weit über 15.000 Menschen zu Hause sind. Unser Stadtteil. Wir Kinderhauser leben gern an diesem Ort, der so ideal an der Schnittstelle von pulsierender Universitätsstadt und ländlicher Idylle gelegen ist. Denn hier gibt es alles, was man zum Leben braucht: eine gute Nah-versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs, Ärzte, Apotheken, Banken, Kindergärten, eine vielgliedrige Schul-landschaft, attraktive Arbeits- und Ausbildungsplätze, zwei Schwimm-bäder und andere moderne Sportstät-ten, malerische Rad- und Wanderwege, Museen sowie ein abwechslungsreiches Angebot an Kulturveranstaltungen.

Unser Stadtteil ist weltoffen, denn jeder zehnte Bewohner ist aus einem

anderen Land der Erde zugereist. Das erfordert Toleranz im täglichen Miteinander und die Bereitschaft zur Integration, aber auch soziales Enga-gement. Städtische Einrichtungen und Kirchengemeinden, aber auch private Vereine und Initiativen leisten hier hervorragende Arbeit.

Wir Kinderhauser möchten, dass unser Zuhause endlich in seiner ganzen Vielseitigkeit, das heißt mit all seinen liebenswerten Facetten öffent-lich wahrgenommen wird. Deshalb haben Kaufleute, Kommunalpolitiker und andere engagierte Bürgerinnen und Bürger buchstäblich das Heft des Handelns in die Hand genommen. Mit Unterstützung der Stadt Münster sowie des Haidhausen-Verlages haben sie ein neues Magazin auf den Weg gebracht,

das unserem Stadtteil zu einem neu-en Image verhelfen soll. Es wird über Menschen aus allen Bevölkerungs-gruppen berichten – sei es, weil sie eine besondere Geschichte zu erzählen haben oder den Alltag mit ihrem beruf-lichen, ehrenamtlichen oder künstle-rischen Schaffen bereichern.

Kinderhaus erleben in Münster lautet die herzliche Einladung an alle, die unseren Stadtteil erkunden und sich für seine vielen schönen Seiten begeis-tern lassen möchten!

Kinderhauser impressionen: die Pfarrkirche st. Josef und das heutige Lepramuseum, Guido rath, seit 25 Jahren schorn-steinfeger in altkinderhaus, die Gartenanlage der Gaststätte „am Krug“ sowie der rewe-Markt im Zentrum, das durch die erweiterung zukunftssicher gemacht werden soll.

1|2010 Kinderhaus erleben 19

die idee

Page 20: Kinderhaus erleben

SicherheitPolizeioberkommissar Manfred Leuker sorgt für die sicherheit. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist seine hilfe bei den Jüngsten gefragt. denn sie sollen auf ihrem Weg zum Kinder-garten und zur schule sicher durch den Baustellendschungel kommen. Lächelnd erklärt er Lena, Lena, isabel und Juliane (v. l.), dass dort, wo eine straßenseite gesperrt ist, der etwas weitere Weg über die ampel der sicherere ist.

stadt & bürger

ein neues Gesi chtGroßbaustelle in Kinderhaus. Bis 2013 erhält das Zentrum

eine andere Optik. Kinderhaus erleben-Fotograf Joachim Busch

begleitet die Arbeiten mit der Kamera.

20 Kinderhaus erleben 1|2010

Page 21: Kinderhaus erleben

ein neues Gesi chtGroßbaustelle in Kinderhaus. Bis 2013 erhält das Zentrum

eine andere Optik. Kinderhaus erleben-Fotograf Joachim Busch

begleitet die Arbeiten mit der Kamera.

Orientierungshilfedennis Berends markiert

die einzelnen Bauabschnitte. später versieht er die fertige Fahrbahn mit weißen Begren-

zungslinien und Mittelstreifen, damit die autofahrer nicht die

Orientierung verlieren.

1|2010 Kinderhaus erleben 21

Page 22: Kinderhaus erleben

22 Kinderhaus erleben 1|2010

Page 23: Kinderhaus erleben

Befürworterhorst Kisnat ist Cdu-ratsherr für Kinder-

haus-Ost und sprakel. der Politiker ist ein glühender Verfechter der Baumaßnahme.

„Mich können sie nachts wecken. ich kann den Bürgern jederzeit die vielen Vorteile der

Zentrumserweiterung erklären.“

Reibungslosdie Bauarbeiten im Kreuzungsbereich Westhoff- und Kristiansandstraße haben begonnen, die ersten Löcher werden gebuddelt. Bernd rohlmann fettet die achse der schaufel, damit die arbeiten reibungslos vorangehen.

AnsprechpartnerLudger niehoff ist ein viel gefragter Mann. der Mitarbeiter für Baustellenkommunika-

tion beim Tiefbauamt der stadt Münster kümmert sich um Bürgeranfragen. im Vorfeld

der Zentrumserweiterung im Münsteraner norden standen die anwohner schlange.

1|2010 Kinderhaus erleben 23

Page 24: Kinderhaus erleben

Der Grundstock ist mit einem Käse-kuchenrezept von Olaf Trubel gelegt. Aber eine Schwalbe macht eben noch keinen Sommer, wenn man ein ganzes Koch- und Backbuch plant, wie die evan-gelische Emmaus-Kirchengemeinde. „Wir freuen uns auf viele Lieblingsrezep-te“, wirbt der Presbyter für diese Idee.

Aus Norddeutschland hatte ein Presbyteriumskollege den Vorschlag mitgebracht. Olaf Trubel war Feuer und Flamme, kümmert sich um die Verwirklichung. „Immer wieder sind Besucher der Gemeindeveranstal-tungen begeistert von der Qualität und Vielfalt der gespendeten Kuchen und Torten“, fügt er mit Blick auf ein Heer von Familienrezepten hinzu, die in der Emmaus-Gemeinde zur Verfügung stünden. „Warum sollten wir sie nicht sammeln und als Gemeinde-schatz anbieten?“

Seit wenigen Jahren gehen die Lydia-Gemeinde in Nienberge, die evan-gelischen Gläubigen aus Sprakel sowie die Markus-Kirchengemeinde in Kinder-haus als fusionierte Emmaus-Gemeinde ihren Weg gemeinsam. „Allerdings gibt es zwischen den sehr unterschiedlichen Gemeindeteilen erst wenige Berührungs-punkte“, bedauert Olaf Trubel. Da könnte ein Projekt wie das Buch durchaus als verbindendes Moment wirken, findet er. „Dann hätte man etwas Eigenes, das man als Geschenk der Gemeinde nutzen könnte.“ Damit würde die Em-maus-Gemeinde ein Stück gemeinsame Identität entwickeln und „ein wenig unverwechselbar werden“.

Neben den deutschen Lieblings-rezepten wünschen sich Olaf Trubel und seine Frau Barbara, die im Gemein-debüro arbeitet, Anregungen der vielen internationalen Mitbürger im Gemein-

nachbarn & freunde

rezepte willkommenOlaf Trubel plant für die evangelische Emmaus-

Kirchengemeinde ein Koch- und Backbuch.

Text von Heike Hänscheid, Foto von Joachim Busch.

degebiet. „Gerade Russlanddeutsche sind in unserer Gemeinde sehr integriert – deren Lieblingsrezepte wären sicher spannend.“ Doch auch andere lecke-re Familienrezepte sind willkommen, um die Kinderhauser Küchen damit zu bereichern.

Presbyter Olaf TrubelFresnostraße 65, 48159 MünsterTel.: 02 51 / 21 19 91 oder 0 25 33/ 30 47 (Gemeindebüros) www.emmausgemeinde-muenster.de

Infotipps

24 Kinderhaus erleben 1|2010

Page 25: Kinderhaus erleben

Tomatentestessen110 Sorten im Pflanzencenter Moldrickx.

Text von Birgit Frey, Fotos von Oliver Mau.

110 Tomatensorten – wo verstecken sich denn die in Kinderhaus? Zum Tomatencoda luden Ruth Schneider- Moldrickx von der Gärtnerei Moldrickx und Ulrich Schulze von der Landwirt-schaftskammer NRW ein. Das jährliche Großereignis findet seit 2005 regelmäßig im September statt. Etwa 80 Gäste – oder sollte man sagen Tomatenfans wie ich? – kamen. Und es schien, dass etliche Wie-derholungstäter dabei waren.

Schon am Eingang der Gärtnerei wurde ich „tomatig“ überrascht. Schüler

der Waldschule, die die Veranstaltung gemeinsam mit Lehrerin Renate Schnelle im Service unterstützten, standen mit leckerer Bruschetta bereit. Bestens eingestimmt begrüßten mich Ruth Schneider-Moldrickx und Ulrich Schul-ze, begleiteten mich an einen liebevoll gedeckten und mit verschiedenen Toma-tensorten dekorierten Tisch im Herzen der Gärtnerei.

Abwechselnd informierten die beiden über die verschiedenen Tomatensorten, die sie vor Ort geerntet oder aus dem

Versuchshaus der Landwirtschaftskam-mer mitgebracht hatten. Mundgerecht geschnitten servierten die Schüler den ebenso eifrigen wie aufmerksamen Zuhörern verschiedene heimische und exotische Sorten: rote Tomaten, grüne, gelbe, orange, sogar schwarze gab es zu sehen. Und natürlich zu schmecken. Dass Tomaten sich nicht nur in Größe und Farbe unterscheiden, sondern auch im Geschmack – ein Genuss. Mal fest und fleischig, mal süß und saftig und dann wieder herb und hart. Mit meiner

1|2010 Kinderhaus erleben 25

erleben & genießen

Page 26: Kinderhaus erleben

Nachbarin zur Linken riet ich um die Wette, um welche Sorte es sich auf dem Teller gerade handelte. War das jetzt das Ochsenherz, eine europäische Sorte, oder doch die Goldene Königin? Ananas-tomate, Schwarzer Prinz, Blondköpfchen, Venusbrüstchen (das italienische Origi-nal, natürlich aus Neapel) oder die beliebte Sweet Million?

Die Mutter aller Tomaten stammt aus Mittel- und Südamerika. Den Maya war die Frucht bereits 200 vor Christus bekannt. Neben Tomatengeschichte und Tomatengeschichten verriet Ruth Schneider-Moldrickx Tipps zur eigenen

Rezept: Geschmolzene Tomaten für 4 Personen

1 kg fleischige Tomaten (vorzugsweise delicious Tomato oder Purple Calabash)2 Zehen Knoblauch2 eL mildes Olivenölsalz und Pfeffer aus der Mühle1 Bund Basilikum

Zubereitungabgezogene, in spalten geschnittene Tomaten mit gewürfelten Knoblauchzehen in Olivenöl 5 Minuten dünsten. Mit salz und Pfeffer würzen. Basilikum hacken, darüberstreuen.Passt zu Gnocchi oder Bandnudeln.

Zubereitungszeit: ca. 10 Min.

Gärtnerei MoldrickxLangebusch 148159 MünsterTel.: 02 51 / 21 12 93

Infotipps

Zucht: Vom Standort und von Sonnen-stunden, von Pflanzerde (stets feuchte Lehm böden) und Düngemittel (Brenn-nesselsud, Hefe oder Eierschalen). Ulrich Schulze als Tomatendoktor gab Einblicke aus dem Krankenstand: Mehltau, Dürr-fleckenkrankheit und die schreckliche Krautfäule, die ganze Bestände ruinieren kann, waren sein bildreiches Thema.

Und während Helena Arendt ein Ge-dicht von Elisabeth Schwahar rezitierte, machte ich meine finale Testrunde auf der Suche nach meiner Lieblingstoma-te – das berühmte Horn der Anden oder doch eher die Rote Minibirne, eine uralte

Sorte aus dem 17. Jahrhundert? Inzwi-schen tauschten meine Nachbarn links und rechts bereits die besten Rezepte aus: gefüllt, überbacken und gekocht, die richtige Temperatur bei der Saucenzube-reitung und als Geheimtipp: ein Toma-ten-Pastis-Cocktail mit Grenadinesirup. Guten Appetit!

26 Kinderhaus erleben 1|2010

Inh. Erika Proch

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Erd-, Feuer-, Seebestattungen

Page 27: Kinderhaus erleben

hagebutten, hofplausch und hausgemachter Kuchen

Herbstliche Begegnungen und Entdeckungen im Nordwesten von

Kinderhaus. Text und Fotos von Ramona Vauseweh.

sport & freizeit

1|2010 Kinderhaus erleben 27

Page 28: Kinderhaus erleben

Freundliche Menschen leben im Nor-den der Stadt. Wir haben nur nach dem nächsten Hofcafé gefragt und halten sofort ein Schwätzchen am Wegesrand. „Einen Kaffee kann ich Ihnen auch ma-chen“, bietet unsere Gesprächspartnerin an. Steppweste, Stiefel, den Besen in der Hand. Ausgemistete Boxen im Stall, un-ter dem Vordach ein alter Hänger. Rau-haarteckel Schnuffi freut sich über die Abwechslung. Ein paar Streicheleinhei-ten kriegt man mit diesem Dackelblick doch immer!

Der Sonnenschein hat hartnäckig zum Herbstspaziergang aufgefordert. Schnell bringt uns der Bus in den Norden der Stadt. Längs der Brüning-heide haben sich die Blätter gefärbt. Eicheln und Bucheckern liegen am Straßenrand. Noch träumen Balkone im blassen Morgenlicht. Wir verlassen die Siedlung Richtung Wald und Feld.

Gemähte Wiese und das Heu in ordentlichen Reihen. Tautropfen ver-leihen der Landschaft einen zarten Schimmer. Ein schmucker Hof am Ende einer kleinen Baumreihe. Schaf-garbe und Holzpfosten, Hagebutten

blitzen im Buschwerk. Am Eck be-ginnt das Territorium der Freizeitgärt-ner. Die Mitglieder des Gartenvereins „Grabeland“ stammen aus den verschiedensten Ländern. Ihre Leiden-schaft ist die gleiche: Freizeit an der fri-schen Luft: säen, pflanzen, ernten und einander kennenlernen. Auch in den Kleingartenanlagen „Am Bergbusch“ und „Heidegrund“ leiht man sich mehr als bloß ab und an einen Spaten. Gar-tenhäuschen kuscheln sich hinter Hecken, ein kunterbunter Wetterhahn grüßt ins Blaue.

Gegenüber freies Feld. Kohlweiß-linge schlürfen Nektar aus Distelblü-ten. Blaue Beeren locken im Laub. Die Straße entlang murmelt dicht an knor-rigen Weiden der Nienberger Bach. Wind lispelt in Pappeln, ein großes Schild im Schatten lädt zu einem Abstecher ein: Ein geheimnisvoller Fußpfad zwischen hohem Mais führt ein paar hundert Meter Richtung Nord-Ost zum Hofcafé Schulze Relau. Den Himmel zieren zarte Wolkenschleier. Wir folgen der Gasselstiege. Am Stra-ßenrand vereinzelt Höfe: Weißer Putz

28 Kinderhaus erleben 1|2010

Page 29: Kinderhaus erleben

und dunkles Fachwerk, roter Backstein und alte Holztüren.

Dann schluckt ein Wäldchen die Sonne. Wir streifen Vorbergs Hügel. Naturschutz auf 311 Hektar. Vor-wiegend Buchen, in ihrem Schatten Lebensraum für seltene Pflanzen. „Waldmeister, Bärlauch, Schlüssel-blume, Knabenkaut, Flockenblume und Wolfsmilch wachsen hier“, geben die Experten vom Amt für Grünflächen und Umweltschutz Auskunft. Fleder-mäuse und Schwarzspechte finden in Baumhöhlen ein Zuhause. Belaubte Hänge, das Unterholz wird dichter. Im-mergrüner Efeu rankt Stämme empor.

Nach einem halben Kilometer tut sich das Wäldchen auf. Wir entdecken einen imposanten Fachwerkbau mit rotem Ziegeldach. „Das Torhaus wurde in den 1980er Jahren aus Teilen histo-rischer Speicher gebaut“, erklärt Sabine Schade. Ihr Mann Arnd und sie richten in den Räumlichkeiten Hochzeiten und andere Veranstaltungen aus: Gänse-essen, Käseabend, Weinprobe und mehr in heimeligen Räumen auf vier Etagen. Gerade wird eingedeckt.

Sonntags zwischen 14 und 18 Uhr gibt es Kaffee und Gebäck für Spazier-gänger mit Appetit: „Hausgemachter Schmandkuchen, kühle Erfrischun-gen für erhitzte Radfahrer und natür-lich auch frisch gezapftes Pils“, bieten die Inhaber an. Direkter Nachbar: ein alter Bauernhof. Am Scheunentor er-innert uns eine große Uhr an die Zeit. Schwarze Enten auf dem kleinen Tüm-pel, Schweine grunzen in ihren Koben, eine Gans watschelt gemächlich über die Wiese.

Zum Landgasthof Wilhelmer führt ein kleiner Schlenker in den Vorberg-weg. Zwei schwarze Ponys grasen jen-seits des Zauns. Noch ist Biergartenzeit. Im Angebot: „Fangfrische Forellen“. Teilen sich die Büsche, reicht der Blick stets bis zum nächsten Baumbestand. Davor Felder und Hecken und ab und

Kinderhauser impressionen (v. l.): eine Löwenfigur am eingang des hofbereichs schulze Gassel, eine weißgraue Gans auf einem hof an der Gasselstiege, wo die Zeit an einigen stellen stillzustehen scheint, und spaziergänger unterwegs „Zum Bergbusch“.

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1|2010 Kinderhaus erleben 29

Page 30: Kinderhaus erleben

an das winkelige Dach eines Hauses. Zwei Fasane spähen argwöhnisch über das hohe Gras und entschwinden ins Dickicht. Das Feld zwischen Wäldchen und Stadtrand ist frisch gepflügt. Arm-lange Erdschollen und intensiver Duft von feuchtem Acker. „Einen schönen guten Tag!“ wünscht uns die Ordens-schwester im grauen Habit. Sie winkt und radelt schwungvoll vorbei.

Zwei weiße Löwen halten auf Backsteinsockeln Wache. Im weichen Herbstlicht ein großes Gutshaus am Ende einer hohen Allee. Eine Informa-tionstafel am Eingang gibt Auskunft: Der Hof Schulze Gassel gab der Gassel-stiege, die wir entlangwandern, ihren Namen: „Gassel bedeutet Gans“ – und die Gans ist bis heute das Wappentier der Familie, der dieses Gut bereits seit vielen Generationen gehört. Neben dem neuen Gebäude steht noch das alte Wohnhaus von 1725.

Die Informationstafel gehört zum Kinderhauser Rundweg. Auf drei verschiedenen Routen lassen sich Stadtteil und Umgebung erkunden. An 43 Stationen interessante Details zu Geschichte, Natur und Menschen. Gegenüber ein Wegekreuz. Müde Spa-ziergänger können hier abkürzen. Einfach in den Brüninghagen ein-biegen und schnurstracks Richtung Grünschleife und Stadtrand.

Die Radler nutzen den befahrbaren Asphalt zur Linken. Rechts ein schmaler Pfad, von Bäumen und einem Bächlein begrenzt. Durch das lichter werdende Buschwerk kann man rote Fähnchen erkennen. Niedriger gepflegter Rasen. Hier wird Golf gespielt. Zwei Sportle-rinnen kreuzen mit ihren Trolleys un-seren Weg. „Nicht für Autos!“ mahnen die drei Pfosten in Weiß und Rot. Der

Schotterpfad ist ländlich still. Niedrige Bebauung, im Westen der Hasenbusch. Pilze an Stämmen, Astlöcher schauen uns aus dem Halbdunkel entgegen. In einem Teich hat sich leuchtendes Laub gesammelt. Eine Schar Kohlmeisen schwirrt durch das Astwerk.

Kinderlachen auf dem großen Spielplatz ganz in der Nähe. Sandkas-ten, Schaukeln, Netze, Kletterburg. Doch die drei kleinen Rabauken bevor-zugen heute die Rutsche. Uns zieht es

ums Eck, denn wir wissen bereits: Am Sprickmannplatz duftet es in der Mit-tagszeit stets lecker. Im Internationalen Kulturverein Atrium kümmern sich Absolventen der Akademie Überlingen um das leibliche Wohl. „Bitte einen Tag vorher anmelden, damit wir planen können!“ lautet die Devise. Für soviel Weitsicht gibt es Tagesgericht und Dessert zu äußerst günstigem Preis – ein schmackhafter Abschluss für eine Vormittagswanderung.

Die Tour im Überblick: Von der straße „Zum Bergbusch“ über

Gasselstiege und hasenbusch. Länge rund 4,5 Kilometer. eine abkürzung

über Brüninghagen verkürzt die runde auf 3,5 Kilometer.

Infotippshin & weg: Mit dem Bus: Linie 6 oder 15 bis Meinertzstraße oder Killingstraße – zurück ab endstation Kinderhaus Brüningheide, auto: Parken Brüningheide oder seitenstraßen

Essen & Trinken:

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schulungsrestaurant im internationalen Kulturverein atriumsprickmannplatz 148159 MünsterTel.: 02 51 / 26 52 96 89oder Mobil: 01 60 / 4 04 37 76www.kulturverein-atrium.de

Tipp: Kinderhauser rundweg – drei Wanderungen für aktiveFlyer unter www.heimatmuseum-kinderhaus.de

30 Kinderhaus erleben 1|2010

Page 31: Kinderhaus erleben

Er hat eine Bärenkondition: Tho-mas Caruso, der Ironman aus Kinderhaus. Wie in den Vorjahren hat

der ironmanDer Kinderhauser Thomas Caruso startet zum dritten

Mal auf Hawaii. Text von Agnete Geißdörfer.

sich der 39-Jährige an den härtesten Lang streckendistanzen im Triathlon beteiligt. In Wien, wo er sich auf Platz 7 vorkämpfen konnte und in der Altersklasse 35 den zweiten Platz belegte; im Juli in Frankfurt, wo er sich mit dem zehnten Platz für die World Championship auf Hawaii qualifizierte; und eben auf Hawaii, wo er bereits zum dritten Mal an den Start ging und unter 2.000 Teilnehmern bei harten klimatischen Bedingungen als 179. das Ziel erreichte.

Der gelernte Malermeister unter-bot mit seiner Gesamtzeit von 9:33,25 Stunden seine persönliche Bestzeit um drei Minuten. Die Pläne des dreifachen Vaters für 2011: „Erst mache ich den halben Ironman auf Mallorca. Und im November gehe ich nach Arizona, um mich für Hawaii 2012 zu qualifizieren.“

Thomas Carusowww.thomas-caruso.de

Infotipps

1|2010 Kinderhaus erleben 31

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Page 32: Kinderhaus erleben

die Tour der bunten hügelAndreas Delbrügge und Marcus Lüttecke sorgen seit

einem Jahr im Projekt „Soziale Stadt“ für mehr Sauber-

keit. Text von Anne Peters, Foto von Oliver Mau.

im weißen Pritschenwagen touren Marcus Lüttecke (l.) und andreas delbrügge durch Kinderhaus und lassen hässliche Müllberge von den Bürgersteigen verschwinden.

Abfallwirtschaftsbetriebe Münsterrösnerstraße 10 48155 Münster Tel.: 02 51 / 60 52 53www.awm.muenster.de

Infotipps

maschinen, Farbeimern“, erklärt Marcus Lüttecke die Aufgaben. Manchmal fin-det der schlanke 43-Jährige sogar ganze Wohnungseinrichtungen, die sich plötz-lich über Nacht auf dem Bürgersteig türmen – auch wenn am nächsten Tag kein Abholtermin für Sperrgut anliegt.

Andreas Delbrügge und Marcus Lüttecke sind keine „Putztruppe“, sie leisten direkt vor Ort wichtige Aufklärungsarbeit in puncto Abfall-entsorgung. „Wir sind schon bekannt in den Stadtteilen. Die Leute sprechen uns direkt an, wenn sie Fragen oder Probleme haben. Und in den meisten Fällen können wir helfen, erklären den richtigen Entsorgungsweg. Und das ist das Wichtige an unserer Arbeit“, erklärt Marcus Lüttecke.

Mittlerweile haben die AWM-Mitar-beiter enge Kontakte zu den Hausmeis-tern größerer Wohnanlagen aufgebaut, arbeiten eng mit ihnen zusammen. So werden viele Probleme gelöst, bevor sie sichtbar geworden sind. Stück für Stück wächst das Bewusstsein gemeinsamer Verantwortung für die Sauberkeit im Stadtteil. Kein Wunder, dass die Arbeit von Delbrügge und Lüttecke von den Bewohnern positiv wahrgenommen wird. „Seit sie sich um unseren Stadt-teil kümmern, sieht es hier viel saube-rer aus“, so Anwohnerin Rita Müller, stellvertretend für viele Kinderhauser. Und dieses Lob verschafft den beiden AWM-Mitarbeitern dann wieder ein gewisses Gipfelglück auf ihrer Tour.

„Tour der bunten Hügel“ nennt Andre-as Delbrügge scherzhaft seine tägliche Arbeit. Jeden Tag fährt der 40-Jährige ge-meinsam mit Kollege Marcus Lüttecke mit dem Wagen durch Münsters Norden, beseitigt wilde Müllhügel und sammelt Sperrgut ein, das an den betref-fenden Tagen nichts am Straßenrand zu suchen hat. Die tägliche Tour sorgt zwar für einen Berg an Arbeit, verschafft aber auch immer öfter Gipfelerlebnisse positiver Art. Seit über einem Jahr sind

die beiden Mitarbeiter der Abfallwirt-schaftsbetriebe (AWM) in dem Projekt „Soziale Stadt“ beschäftigt, das aus Gel-dern der Arbeitsagentur, der AWM und der Bezirksvertretung Münster-Nord finanziert wird. In dieser Zeit haben sich die zwei einen guten Ruf erarbeitet.

Mit ihrem Pritschenwagen begin-nen sie ihre Schicht morgens früh um 7 Uhr in Kinderhaus. „Wir halten Aus-schau nach Abfällen wie Müllsäcken, Möbelstücken, Kühlschränken, Wasch-

rat & service

32 Kinderhaus erleben 1|2010

Page 33: Kinderhaus erleben

Bekannt aus Funk und Fernsehen …Kulturbühne im Bürgerhaus: Promifaktor ist auch ohne

Extrawürste in der Garderobe hoch. Text von Bruni Frobusch.

kult & kultur

Kabarettist Jürgen Becker war als einer der Ersten da, amüsierte mit einem Globalisierungscrashkurs nach rheinischer Lesart. Sein Markenzeichen: Kalauer mit Tiefgang. Ein gern gesehe-ner Gast auf der Bühne im Bürgerhaus Kinderhaus. Wie die Volksschauspie-lerin Heidi Kabel, die dort das Lied von der lustigen Seefahrt anstimmte. Genau zehn Jahre ist es her. Horst Schroth, Altmeister des Gesellschafts-kabaretts und Träger des Deutschen Kleinkunstpreises, war auch da. Er befindet sich in bester Gesellschaft von Sängerin Katja Ebstein, Liedermacher Hannes Wader, den Politkabarettisten Volker Pispers und Richard Rogler, den Multitalenten Konrad Beikircher und Fritz Eckenga und, und, und …

Sage einer, Münsters Norden sei kulturfreie Zone. Bekannt aus Funk und Fernsehen: Dieses Attribut passt zu vielen Künstlern, für die geneigte Zuhö-rer aus allen Himmelsrichtungen in die städtische Einrichtung am Idenbrock-platz kommen. Die Bühne im Bürger-haus – sie steht seit über zehn Jahren für gute Unterhaltung mit Niveau, dien-

1|2010 Kinderhaus erleben 33

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Page 34: Kinderhaus erleben

Bürgerhaus Kinderhausidenbrockplatz 848158 Münster Tel.: 02 51 / 4 92 16 16 www.buergerhaus-kinderhaus.de

Infotipps

zeige. Und doch „versuchen wir, mehr möglich zu machen“, sagt Ute Behrens-Porzky, stellvertretende Leiterin des Bürgerhauses. Merkel-Parodist Reiner Kröhnert etwa bekam wie gewünscht Brezen und Weißwürste mit süßem Senf.

Einmal, es war beim Auftritt der Münchener Lach- und Schießgesell-schaft, ging es gründlich schief mit der Verpflegung. Der Pizzaservice lieferte nicht pünktlich vor der Vorstellung. Ob die Mägen der Politkomödianten beim Auftritt geknurrt haben, ist indes nicht überliefert. Überhaupt: Nicht immer läuft alles rund. Das wäre auch ein Wunder. So erwischte es den erfolgs-verwöhnten Volker Pispers. Er war der Erste, der in den zweifelhaften Genuss einer neuen Beschallungsanlage kam. Es wurde kein Ohrenschmaus. Die Boxen waren sinnigerweise von der ballwurf-sicheren Art, für die Übertragung von Sprache allerdings denkbar ungeeignet. Pispers reagierte verschnupft. Beson-ders Haustechniker Ferdinand Fiedel

bekam auf offener Bühne sein Fett weg. Das Bürgerhaus: Seit über 25 Jahren ein Raum für Ideen in Kinderhaus. Ursprünglich, erinnert sich Behrens-Porzky, die mit dem Leiter Werner Rave das Programm „komponiert“, hatte das Haus eine andere Ausrichtung. Anfang der 80er Jahre noch sollte es ein über-dachter Marktplatz sein. Ein Ort der Begegnung. Das war es damals, das ist es heute. Aber im Laufe der Zeit „ent-wickelte sich ein neues Verständnis von Stadtteilkultur“, so die Kultur-pädagogin. „Unsere Veranstaltungen sollten Menschen zusammenbringen.“ Ein Kulturbegriff, der über die Gren-zen von „Makramee und Harfenspiel“ hinausgeht, der Begegnung in eine qualitätvolle Form gießt.

te manchem Talent als Sprungbrett. Einige kommen immer wieder. Weil sie die persönliche Betreuung und die Nähe zu maximal 400 Zuschauern in der Agora schätzen.

Wie Frank Muschalle. Er zählt zu den international gefragtesten Boogie-Woogie-Pianisten. Seit 15 Jahren greift er auf der Bühne in Kinderhaus in die Tasten. Am 4. Dezember veranstal-tet er dort seine 32. Boogie-Woogie- Session. Mit Pianozauberer Axel Zwin-genberger und mit Gottfried Böttger, dem Mann am Klavier der Bremer Talkshow „3 nach 9“. Eine Veranstal-tung, die Fans aus einem Umkreis von 200 Kilometern anzieht.

Dabei ist es beileibe nicht ein opulentes Catering, das Kulturschaf-fende vom Format eines Thomas Frei-tag, Wilfried Schmickler und Jochen Busse oder die Lokalpatrioten „Die Bul-lemänner“ und „Die Buschtrommel“ anlockt. Belegte Brote, Obst und Süßig-keiten sind ein eher bescheidenes Mahl. Extrawürste in der Garderobe? Fehlan-

Kulturelle sternstunden in Kinderhaus: der Münsteraner Boogie-Woogie-Pianist Frank Muschalle (l.), die Bullemänner (M.) mit ihrem Münsterländer humor. Jürgen Becker (r.) war einer der ersten auf der Bühne im Bürgerhaus.

34 Kinderhaus erleben 1|2010

Page 35: Kinderhaus erleben

Veranstaltungskalender

18. november bis 22. dezemberHans WallnerZwischen Traum und Wirklichkeit

21. november, 16 uhrMGV Cäcilia 1890 Kinderhaus eine italienische nacht

3. dezember, 20 uhrKiCK – Die Weihnachtsshowadvent, advent, die Fritzi brennt!

4. dezember, 20 uhr32. Boogie-Woogie-SessionMit a. Zwingenberger, F. Muschalle und G. Böttger

17. dezember, 20 uhrSatirische NachtKabarett „die Buschtrommel“ und A-capella-Ensemble „Die 6-Zylinder“

17. Februar 2011Die Bullemänner „iKuh“

9. März 2011Politischer AschermittwochKabarett, Blasmusik und Bier

Vorverkauf im Bürgerhaus Kinderhaus, Tel. 02 51 / 4 92 16 16 oder in der Münster-information im stadthaus 1, Tel. 02 51 / 4 92 27 13

29. dezember, 20 uhrReiner Kröhnertdas Jesus-Comeback

28. Januar 2011, 20 uhrCarsten Höfer„der Frauenversteher“

05. Februar 2011Kammerpuppenspiele Bielefeld

Demnächst im Bürgerhaus

1|2010 Kinderhaus erleben 35

Page 36: Kinderhaus erleben

Liebe geht durch den MagenAnnette Schockmann kocht täglich für 50 Kinder. Ein Leben

zwischen Topf und Pfanne – und ganz großen Gefühlen.

Text von Katja Reitter, Fotos von Joachim Busch.

Heute wird Tarunn fünf Jahre alt. Strahlend läuft er in die Küche, in die ausgebreiteten Arme von Annette Schockmann. Die beiden haben sich lange nicht gesehen, Tarunn war eini-ge Zeit bei seinen Großeltern in Indien. „Weißt du schon, was du dir zu essen wünschst?“ fragt die Hauswirtschafte-rin der städtischen Kita Kinderhaus. Sie

schenkt jedem Kind sein Lieblingsessen zum Geburtstag. Der schmale Junge mit den blitzenden weißen Zähnen lacht voller Vorfreude. „Hamburger!“

Den Wunsch will die „Köcherin“, wie sie von den Kindern genannt wird, gern erfüllen. Heute jedoch gibt es erst einmal Nudeln mit Tomatensauce. Gemeinsam mit Kyara, 3, darf Tarunn

zwei Schüsseln mit Möhren-Apfel-Salat und zum Nachtisch Nektarinen auf den Teewagen stellen und ihn die etwa zehn Meter weiter in seine blaue Gruppe bugsieren. In der Zwischenzeit hat Manssur Pfefferminzblätter für den Tee gepflückt. Er ist schon sechs und kennt sich draußen im Kräutergarten gut aus. Kita-Leiterin Svenja Christoph,

36 Kinderhaus erleben 1|2010

macher & malocher

Page 37: Kinderhaus erleben

35, muss ihm nur die Teekanne reichen, er legt seinen Schatz direkt hinein.

„Die Kinder bleiben hier bis zu 45 Stunden die Woche. Da ist es wichtig, ihnen den Umgang mit Speisen beizu-bringen, zu Hause bleibt doch kaum Zeit dafür“, erklärt Annette Schock-mann, die seit zwölf Jahren in dieser integrativen Einrichtung für behinder-te und andere Kinder kocht. „Wenn die Eltern berufstätig sind, schaffen sie es nicht, abends auch noch das Rundum-glücklich-Paket zu kochen.“ Sie greift einen Apfel und schält ihn fast ohne hinzusehen, die Schale ringelt sich in einem langen Streifen aufs Brettchen. 50 Kinder vom Babyalter bis sechs Jahre versorgt die 53-Jährige täglich, außerdem noch ein paar Hortkinder. Sie bereitet Frühstück, Mittagessen und einen Snack am Nachmittag. 27 Euro hat sie monatlich für jedes Kind zur Verfügung. Das reicht zwar nicht für Bioprodukte, aber für abwechslungsrei-che, gesunde Mahlzeiten allemal.

Die Edelstahlküche ist blitzeblank – vom Kühlschrank bis zur Getreide-mühle eine Profiküche. Nur die Schild-krötenbilder auf den Fensterscheiben zeugen vom Ort des Einsatzes. Und

natürlich die kleinen Köpfe, die immer wieder zur Tür reinschauen. „Samira! Fahr doch bitte draußen mit dem Rad, nicht hier drin“, ruft die Köchin einem Mädchen zu.

Früher, als ihre beiden Töchter noch klein waren, unterrichtete sie abends in Familienbildungsstätten. So war sie selbst mittags zuhause, um ihre Mädels von der Schule in Empfang zu nehmen. Jetzt sind Maike und Katja aus dem Haus und Annette Schockmann hat Zeit für andere Kinder. „Natürlich kenne ich die alle mit Namen“, sagt sie. Ihre Augen funkeln energisch hinter dem rand-losen Brillengestell hervor. „Das sind doch alle meine Kinder.“ Kein Wunder, dass sie für ihre Lieben auch schon mal Extrawürste brät. Und wer unter Heim-weh leidet oder sonst wie Kummer hat, darf wie bei Mama beim Schnippeln helfen. Das tröstet.

Für diese innigen Momente fährt Annette Schockmann quer durch die Stadt, 40 Minuten von Amelsbüren nach Kinderhaus. Ganz schön aufwän-dig für die 25-Stunden-Stelle. Wie lange das noch geht, ist fraglich, ihre Stelle soll abgebaut werden. Aber das will hier niemand hören. Wer sonst sollte

denn den Kindern Schneidebohnenein-topf kochen? Die blonden kurzen Haa-re der Köchin locken sich eigenwillig. „Ich bringe hier zum Teil Speisen auf den Tisch, die die Kinder schon lange nicht mehr kennen“, erklärt die Haus-wirtschafterin. Und für die Eltern bietet sie etwa dreimal im Jahr Kochnach- mittage an.

Jetzt löffelt die Köchin Reis auf den Teller von Khofi, 3. Der hat eine Gluten-Unverträglichkeit, kann keine Nudeln essen. Dass er Annette einmal heiraten will, weiß hier kaum jemand. Er schaut sie liebevoll an. Dann fassen sich alle Kinder an die Hände und sprechen im Chor: „Das Warten hat ein Ende, drum fassen wir uns an die Hände, die Schüs-seln sind ganz voll, das finden wir wohl toll. Rülpsen, Pupsen, Spielen – nein! Das darf am Tisch nicht sein. Annette hat gekocht wieder fein, drum hau’n wir alle rein.“ Mahlzeit!

Kita Kinderhaus Von-humboldt-straße 148159 Münster Tel.: 02 51 / 21 47 [email protected]

Infotipps

Kindergartenalltag (v. l. n. r.): annette schockmann bringt Vitamine auf den Tisch und schält Äpfel, Tarunn und Kyara rollen das essen mit dem servierwagen in den Gruppenraum. svenja Christoph pflückt mit Manssur Minze für den Tee. erzieherin Claudia Meinecke schmeckt das Mittagessen in der Gruppe.

1|2010 Kinderhaus erleben 37

Page 38: Kinderhaus erleben

nussknacker mit herz und FeingefühlEs gibt etliche Wege, eine Nuss zu knacken: mit mechanischer Hilfe, purer Muskel-

kraft, mit den Zähnen. Und es gibt den ganz sanften Weg, wenn man die Walnuss hin-

terher wieder fein säuberlich zuklebt. Weil man sie gar nicht essen, sondern nur ein

Los in ihr verstecken möchte, wie das die Werbegemeinschaft Kinderhaus seit zehn

Jahren in der Vorweihnachtszeit macht. Text und Fotos von Christoph van Bürk.

Sie haben so manche harte Nuss geknackt in der Gärtnerei Moldrickx. Vom zerstörerischen Werk am Wohn-zimmertisch, um beim Fernsehen ein paar der Schalenfrüchte zu knabbern, sind die Mitglieder der Werbegemein-schaft allerdings so weit entfernt wie ein Gewichtheber vom klassischen Ballett. Wenn Apotheker Martin Nolte den großen Sack französischer Nüsse aus Grenoble – „die schmecken wun-derbar und sind nicht so hart wie die kalifornischen“ – auf den Tisch hievt,

ist beinahe chirurgische Feinarbeit gefragt. „Die Nüsse mit den Losen dürfen sich nachher schließlich nicht von den anderen unterscheiden“, sagt Berthold Ostlinning, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, während es in seinen Händen knackt und knirscht, und nebenan Ruth Schneider- Moldrickx einer Walnuss ganz sachte mit einem Messerchen auf die Scha-le rückt. Wieder mal ein Fehlversuch, einer von unzähligen. Aber das ist ja das Schöne an der Vorbereitung: Dass jedes

zermalmende Missgeschick mit Knab-berei belohnt wird und sich überhaupt dabei so herrlich klönen lässt.

Aber sie benötigen Geduld, im-merhin wollen 60 bis 70 Schalen fein säuberlich in zwei Hälften geteilt wer-den, um darin die Lose für die Walnuss-aktion zu verstecken. Die Glücksnüsse landen unter rund 4.000 Walnüssen, die ab dem 25. November in den Geschäften der Werbegemeinschaft für einen guten Zweck verkauft werden. Drei Stück für einen Euro, und wer in den vergangenen

38 Kinderhaus erleben 1|2010

nachbarn & freunde

Page 39: Kinderhaus erleben

Jahren ein Los fand, auf den warteten schon einmal Preise wie Tagesausflüge nach Amsterdam, Kabarettkarten oder Freistunden auf der Kegelbahn. Gro-ßer Gewinner der Walnussaktion ist aber immer eine soziale Einrichtung in Kinderhaus.

Zuerst halfen die Geschäftsleute, ein Fahrrad mit behindertengerechtem Beisitz für ein Pflegewohnheim anzu-

schaffen. In der Folge unterstützten sie zum Beispiel die Regenbogenschule, die die körperliche und motorische Entwicklung behinderter Kinder för-dert, die Schülerstiftung „Courage“ des Geschwister-Scholl-Gymnasiums oder „Früz“, einen Verein, der Schülern ein kostenloses gemeinsames Frühstück vor der Schule erlaubt. Mindestens 1.200 Euro sollen zusammenkom-men für den „Partner“, und das Wort sagt schon eine Menge aus über diese Aktion. Dass sozial engagierte Vereine und Institutionen, die sich in diesem Jahr erstmals selbst bewerben konnten, nicht bloß Spendenempfänger sind, sondern eben Partner, von denen die Werbegemeinschaft erwartet, dass sie sich einbringen mit Aktionsplakat und Öffentlichkeitsarbeit. „Kinderhaus hat Bedarf an sozialem Engagement und daran, es auch vorzuleben“, meint Bert-hold Ostlinning. Natürlich geht es bei der Walnussaktion um den wirtschaftli-chen Standort, schließlich sind die Ini-

Werbegemeinschaft Kinderhaus e. V.Berthold Ostlinningidenbrockplatz 2448159 MünsterTel.: 02 51 / 9 21 09 12

Infotipps

tiatoren Geschäftsleute. Aber in einem kontrastreichen Stadtteil wie Kinder-haus, in dem 50 verschiedene Nationen leben, ist die Sache für den guten Zweck ebenso ein Teil selbstverständlich ge-lebter Nachbarschaft. „Wir haben unse-re Aufgabe immer so verstanden, genau das bildlich zu machen“, betonen Ruth Schneider-Moldrickx, Martin Nolte und Berthold Ostlinning.

Das ist ihnen gelungen. Wie oft wurden sie von den Münsteranern schon in ihrem Einsatz bestärkt. Neulich hat erst wieder jemand gesagt: „Das ist eine gute Aktion. Ihr müsst unbedingt weitermachen.“ Ganz am Anfang haben sie übrigens überlegt, ob sie für die Gewinne nicht goldene Nüsse herstellen sollten, den Plan aber wieder verworfen. Gold wert ist die Walnuss-aktion trotzdem.

Berthold Ostlinning (l.) und Martin nolte beim Knacken der Walnüsse, in denen bis zu 70 Lose versteckt werden.

1|2010 Kinderhaus erleben 39

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Page 40: Kinderhaus erleben

geschichte & geschichten

ein haus macht GeschichteBesuch im einzigen Lepramuseum Deutschlands.

Text und Fotos von Ramona Vauseweh.

Wahrscheinlich ist es das älteste Ge-bäude von ganz Münster. „Aber das wird noch genau geprüft“, sagt Petra Jahnke. Die ehemalige Lehrerin übernimmt im Lepramuseum ehrenamtlich die Füh-rungen. Ein Rundgang mit Episoden aus der Geschichte des Stadtteils.

1333 Aussatz kommt von Aussetzen. Wer

Lepra hat, darf nicht bei den Gesunden wohnen. Ihrem Schicksal überlassen will man die Kranken aber nicht. Im Mittelalter stiftet der wohlhabende Münsteraner Udo von Tinnen das Gut

Idenbrock. Von den Erträgen sollen die Leprosen versorgt werden. Weitere Bür-ger folgen dem guten Beispiel und ver-helfen den Kranken durch Almosen und Legate zu einem bescheidenen Unter-halt. Fünf Kilometer nördlich der Stadt entsteht eine kleine Ansiedlung.

die Kirche st. Josef neben dem Pfründ- nerhaus. das kleine Kirchenschiff hinter

dem Turm ist Teil der alten st. Gertrud-Kapelle, die zum

Leprosenhaus gehörte.

40 Kinderhaus erleben 1|2010

Page 41: Kinderhaus erleben

Ein Kirchlein, einige Häuser, Gärten, Äcker. Abgegrenzt von der Außenwelt. Eine Steinmauer nach Süden und auf der gegenüberliegenden Seite ein Bach. Hospital hieß eine solche Anlage. „Man war eine Art bäuerliche Hofgemein-schaft, hielt Hühner und Kleinvieh und arbeitete im Garten, solange die Krank-heit es zuließ“, beschreibt Petra Jahnke die Lebensweise.

Den Namen des heutigen Stadtteils erklärt die 56-Jährige so: „Die Leprakran-ken nannte man im Mittelalter auch Kinder, weil sie auf die Hilfe anderer an-gewiesen waren.“ Im „Leprosorium des Hauses genannt zu Kinderhus“ – wie die Anlage 1333 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird – halfen ein Knecht und zwei Mägde, wo es nötig war. Ein Pfarrer übernahm die Seelsorge.

1405

Goldfarben ziert die Jahreszahl 1405 das Provisorenhaus. Die beiden Zimmerchen im Inneren waren die Un-terkunft für die beiden Ratsherren, die

den Haushalt verwalteten. „Diese soge-nannten Kinderhausherren tagten im Kaminzimmer“, weiß Petra Jahnke, „sie sahen Rechnungen durch, lasen den an-deren die Hausordnung vor und bespra-chen sich mit dem Pfarrer.“ Wurde es spät, übernachteten sie im Nebenraum: „Besser, als unterwegs unter die Räuber zu fallen.“

Eine steile Holztreppe führt in den dunklen Keller. Er hat einen Steinfußbo-den – damals etwas Besonderes. „Anzu-nehmen, dass die Ratsherren dort einen kleinen Weinkeller hatten.“ 1584 wird aufgestockt: Über den Kammern zieht ein Amtmann ein. Er kümmert sich um die Alltagsgeschäfte des Heimes. „Diese Räume sind heute als Wohnun-gen vermietet“, sagt die ehrenamtliche Museumsführerin.

1662

Frühe Neuzeit. Die Stadt Münster hat in einer Auseinandersetzung mit Fürstbischof von Galen den Kürzeren gezogen. In Europa ist die Lepra auf dem

Petra Jahnke vor einer abbildung aus dem Mittelalter. die 56-Jährige macht Führungen durch die ausstellung im Lepramuseum.

1|2010 Kinderhaus erleben 41

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Page 42: Kinderhaus erleben

Rückmarsch. Das Heim in Kinderhaus steht fast leer. Das Stiftungsvermögen ist eine gute Grundlage, um die Armut zu bekämpfen, findet der Landesherr.

Ans Leprosorium wird zwischen 1662 und 1664 ein Langhaus angebaut. Dieses Fachwerkgebäude steht heute noch. Obdachlose Kinder und Jugend-liche fanden hier Unterkunft und sollten ein Handwerk lernen. Platz für 50 von ihnen. Ungewöhnlich für die Zeit: „Im Haus gab es viele Einzelzimmer.“ Neue Nutzung, neuer Schutzheiliger: Der heilige Josef, Patron der Kinder und Ar-beiter, löst die heilige Gertrud ab. Das Kirchlein wird renoviert und ausgebaut. „Von der alten Kapelle steht nur noch das Schiff direkt hinter dem Turm.“

1683

Stürmische Jahre. Verschiedene Ge-bäudenutzungen lösen einander ab. Fop-pe Jacobs lässt die Jugendlichen in einer Wollmanufaktur nach holländischem Vorbild arbeiten. Die Manufaktur hält sich nur bis 1682. Die Konkurrenz pass-te der münsterschen Handwerkerschaft

nämlich gar nicht. 1683 beschließt die Stadt: Die Stiftungserträge sollen künf-tig den Armen zukommen, zumeist Menschen, die zu alt sind, um noch selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Aus dem Erziehungsheim wird ein Armenhaus. Wann immer aber ein Bürger an Lepra erkrankt, wird auch er aufgenommen und versorgt. Einige Gewohnheiten aus den Zeiten der Lep-ra blieben für Jahrzehnte lebendig. Der Spendenkasten am Lazarushäuschen blieb stehen, freitags zog der Freitags-mann in die Stadt, um zu sammeln – nun für die Armen.

1986Das eigentliche Leprosorium steht

längst nicht mehr. Vor fast 25 Jahren ist das Lepramuseum in Räume des alten Pfründnerhauses gezogen. Über 2.000 Besucher pro Jahr, Ausflügler und mehr. Schulklassen lernen die Geschichte ihrer Stadt kennen, Pflegeschüler infor-mieren sich über die medizinischen As-pekte der Lepra und die Krankenpflege in vergangenen Tagen. Fotos und zahl-reiche andere Exponate erzählen von Not, Zuwendung und Veränderungen – Ziel für Abstecher in die Vergangenheit.

Lepramuseum Münster-KinderhausGesellschaft für Leprakunde e. V.Kinderhaus 15, 48159 MünsterTel.: 02 51 / 23 46 89www.lepramuseum.de

Öffnungszeiten:sonntags 15 – 17 uhr (Oktober bis März)sonntags 15 – 18 uhr (april bis september)und nach Vereinbarungansprechpartnerin: Petra Jahnke

Infotipps

eine sammelbüchse aus Messing, an der unterseite datiert aus dem Jahr 1761.

42 Kinderhaus erleben 1|2010

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Page 43: Kinderhaus erleben

kinderhauser köpfe

hans-Joachim TemmeLeiter der Bezirksverwaltung Nord.

Text und Foto von Christoph van Bürk.

Ihr Name?

Hans-Joachim Temme.Alter? 65.Was sind Sie von Beruf?

Beamter. Eigentlich wäre ich seit dem 30. September Pensionär. Aber ich habe den Dienst um drei Monate ver-längert, damit sich Kollegen auf meine Stelle bewerben können. Außerdem bin ich glücklich, dass ich einige wichtige Dinge noch in manierlicher Ruhe erledigen kann.Was beginnt am 1. Januar 2011:

Ruhestand oder Unruhestand?

Ich kann mir nicht vorstellen, nur noch Privatier zu sein. Ich brauche Action! Seit April bin ich Vorsitzender des Stadt-sportbundes, die ehrenamtliche Arbeit wird mir Spaß machen.Der Sport ist ein wichtiger Inhalt Ihres

Lebens?

Ja. Als junger Mensch habe ich Leistungssport betrieben – Leichtath-letik. 1968 habe ich über die 1.500 Me-

ter die Olympischen Spiele verpasst, ein Jahr vor den Spielen 1972 habe ich aufgehört. Ich hatte Talent und Willen, aber der Körper hat nicht mit-gemacht. Heute powere ich mich in einer Sportgruppe mit Zirkeltraining, Fußball, Prellball oder Gymnastik aus, gehe joggen und bin viel mit dem Rad unterwegs.Welche Musik hören Sie gerne?

Bei richtig gutem Rock ’n’ Roll flippe ich völlig aus!Welches Buch lesen Sie gerade?

„Außer Dienst“ von Helmut Schmidt. Aber normalerweise lese ich Entspan-nungslektüre: Frank Schätzing oder einen Münsteraner Krimi.Welcher Tag war der glücklichste in

Ihrem Leben?

Den einen gibt es nicht. Ich bin zum zweiten Mal verheiratet und habe zwei Kinder. Also gibt es vier solcher Tage.Mit welcher Persönlichkeit würden Sie

gerne mal einen Abend plaudern?

Selbst wenn er mir die Bude voll-raucht, was ich hasse: Ein Abend mit Helmut Schmidt, der würde mich sehr interessieren.Sie haben einen Wunsch frei, egal

welchen. Was wünschen Sie sich?

Kein Krieg, keine Armut, kein Hunger. Ich habe das Glück, 1945 geboren wor-den zu sein, und habe nur gute Zeiten er-lebt. Das wünsche ich allen Menschen.Beenden Sie den Satz: Kinderhaus ist

der schönste Ort der Welt, weil …

… meine Frau und ich von der Terrasse unserer schönen Wohnung auf die grüne Gasselstiege blicken können, und hier Menschen mit vielen unterschied-lichen Nationalitäten leben, sich vertra-gen und das Leben hier bereichern.

Hans-Joachim Temmeidenbrockplatz 8, 48159 MünsterTel.: 02 51 / 4 92 16 00

Infotipps

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Page 44: Kinderhaus erleben

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