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BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
Kindliche Kraft und Kinderliteratur
Kriterien zur Beurteilung von Bilderbüchern unter dem Aspekt
„Förderung von Resilienz“
Universität Bremen, Okt. 2008 Verfasst von:
Saskia Koj
Hrsg. von Jochen Hering
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
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Inhalt
Die Fürcherlichen Fünf
Ein Bilderbuch zur Einstimmung ins Thema „Selbstbild, Selbstbewusstsein und Resilienz“
1 Resilienz – Was ist das?
1.1 Anmerkungen zum Begriff „Resilienz“
1.2 Was resiliente Kinder und ihre Umwelt ausmacht. Die schützenden Faktoren
1.3 Schützende Faktoren mit Blick auf die Geschlechter
2 Warum Bilderbücher zur Stärkung der Resilienz geeignet sind
2.1 Entwicklung von Coping- (Bewältigungs-) Strategien
2.2 Stärkung des Selbstwirksamkeits- und Kontrollglaubens
2.3 Stärkung des Selbstbewusstseins
2.4 Förderung der emotionalen Kompetenz
2.5 Förderung der Sozialkompetenz
2.6 Unterstützung bei schwerwiegenden Lebenskrisen
2.7 Stärkung von Jungen und Mädchen
3 Bilderbücher und die Förderung von Resilienz. Der Beurteilungsbogen
3.1 Darstellung und Erläuterung der Aspekte des Beurteilungsbogens
3.2 Hinweise zur Anwendung des Beurteilungsbogens
4 Bilderbuch-Rezensionen
4.1 Beispiele geeigneter Bilderbücher
4.2 Beispiele ungeeigneter Bilderbücher
Anhang: Ausgewertete Beurteilungsbögen
Literatur zum Thema „Resilienz“
Verwendete Bilderbücher
Das Titelbild entstammt dem Bilderbuch von Franziska Massmann, Paul Pocke punktet, Bremen 2007
(unveröffentlicht).
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Die Fürcherlichen Fünf Ein Bilderbuch zur Einstimmung ins Thema „Selbstbild, Selbstbewusstsein und Resilienz“
In Wolf Erlbruchs Bilderbuch „Die fürchterlichen Fünf“1 geht es um fünf Tiere, die im Allgemeinen als häss-
lich angesehen werden: eine Kröte, eine Spinne, eine Fledermaus, eine Ratte und eine Hyäne. Alle fünf lei-
den in mehr oder weniger starkem Ausmaß an ihrer äußerlichen Hässlichkeit, die sich zugleich in ihrem häss-
lichen Verhalten widerspiegelt.
Äußerungen von Kröte, Ratte, Fledermaus und Spinne wie „Wir werden alle nicht hübscher“, „Alle finden
uns hässlich und eklig“, „Wenn jemand lacht, dann vermutlich über uns“ sowie die Äußerung der Hyäne,
die anderen vier seien „ein trauriger Verein“ und ein „Grüppchen Triefnasen“ verfestigen den Eindruck,
dass es sich bei den Tieren um eine unansehnliche, depressive Truppe handelt, die von Selbstmitleid und
Verbitterung gegenüber sich selbst und anderen geprägt ist. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes „häss-
lich wie die Nacht“ – und die Nacht ist auch die Zeit, zu der ihre Treffen stattfinden.
Dem Text entsprechen die schrillen Illustrationen, die so gar nicht in die sonst niedlichen Tierwelten anderer
Bilderbücher passen. Die Kröte trägt einen flickenübersäten Kimono und Badeschlappen. Dass sie als Acces-
soire einen Fächer bei sich trägt, verstärkt, in Kombination mit ihrer Leibesfülle, die Assoziation mit einem
alternden japanischen Sumo-Ringer. Die Ratte mit ihrem zerbeulten Zylinder, der kleinen schwarzen Son-
nenbrille, dem weiten, ausgebeulten Mantel und dem grünen Schal vermittelt den Eindruck eines ehemali-
gen Lebemannes (schließlich ist sie ja auch weit gereist), dessen tolle Tage vorbei sind, der sich aber mit
seiner längst zerschlissenen Dandy-Kleidung an die Erinnerungen besserer Tage klammert. An der Fleder-
maus sticht zunächst ihre unglaublich große, schweineartige Nase hervor. Der merkwürdig gelb-orange
karierte Anzug mit weißem Hemd, weißem Einstecktuch und lila Fliege, die grünen Strümpfen und braunen
Schuhen erwecken den Anschein, als lege die Fledermaus theoretisch großen Wert auf edle Kleidung, schei-
tert dabei aber in der Praxis an ihrer totalen Geschmacksverirrung. Fledermaus macht den Eindruck, dass sie
das Leben gerne genießen möchte, aber nicht dazu im Stande ist. Die Spinne trägt einen nicht näher zu iden-
tifizierenden, bunt gestreiften Dress und eine gelbe Kappe auf dem Kopf. Hervorstechendes Merkmal ist ihre
überdimensional große, lange Nase. Von allen Tieren ist sie die unscheinbarste Erscheinung.
Nicht minder skurril wie Fledermaus, Kröte und Ratte ist die Hyäne, die mit einem gelbgemusterten, zerbeul-
ten Anzug, weißem Hemd und lila Schlips daher kommt. Sie trägt eine kleine grüne Sonnenbrille und Gama-
1 Wuppertal 1995 (Peter Hammer Verlag)
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schen und kichert merkwürdig. Ihr Äußeres erinnert an einen legeren Jazzmusiker, der mit einer „Was kostet
die Welt “- Einstellung das Leben sorglos meistert und sich dabei keinen Zwängen unterwirft. Ein kleiner
abgenagter Knochen, der aus der Jackettasche ragt, unterstreicht die zerlumpte Erscheinung.
Zentrale Figur dieser Geschichte ist die Hyäne, die als Außenstehende zu der traurigen Gruppe stößt und mit
ihrer eigenen Hässlichkeit anders umgeht als die Anderen. Mit dem meiner Ansicht nach zentralen Satz der
Geschichte „Ob andere meinen, man sei hässlich oder schön ist vollkommen unwichtig. Was zählt sind Ta-
ten! Man muss was tun! Für sich – und für die Anderen!“ und ihrem anschließenden zauberhaften Saxo-
phonspiel sorgt sie für einen Umschwung: Ihr hinreißendes Saxophonspiel lässt ihre Hässlichkeit vergessen
und macht sie in den Augen der Tiere sympathisch. Diese Wahrnehmungsänderung der Tiere mündet in
einen Verstehensprozess. Jedes Tier beherrscht etwas, was die anderen nicht können und das ihm Respekt
und Anerkennung einbringt.
Die Ratte beginnt Ukulele zu spielen, die Spinne singt mit ihrer kleinen, zarten Stimme wunderschön dazu
während die Fledermaus sehr gefühlvoll die Begleitung pfeift. Nur die Kröte muss eingestehen, musikalisch
nichts zu können. Mit ihrer Aussage, Pfannkuchen backen zu können, erntet sie allerdings große Bewunde-
rung und Anerkennung.
Dies ist ein Schlüsselmoment in der Geschichte. Viele Kinder werden von sich glauben, dass das, was sie
beherrschen nicht ausreicht, um andere zu erfreuen oder gar zu beeindrucken. Da hier aber selbst eine so
profane Tätigkeit wie das Backen von Pfannkuchen als besonders hervorgehoben wird, liegt ein wichtiger
Motivationsaspekt darin sich zu fragen, was man selbst gut kann oder woran man Spaß hat – auch wenn es
sich um keine Heldentaten oder akrobatischen, musikalischen oder intellektuellen Glanzleistungen handelt.
Mit tatkräftiger Unterstützung der Hyäne stellen die fünf Tiere eine Pfannkuchenbude mit Musik auf die
Beine. Bereits bei der Vorbereitung ihres Projektes ändert sich die Situation grundlegend. Es herrscht ge-
schäftiges Treiben anstelle von frustrierter Lethargie, die Fledermaus flattert freundlich herum und verteilt
Einladungen, der scharfe Ton der Ratte ändert sich in einen freundlichen Umgangston („Hast Du genug
Pfannkuchen gebacken, Krötchen?“) und gemeinsam fiebern sie in freudiger Erwartung der Eröffnung ihrer
Pfannkuchenbude entgegen. Die Illustration unterstreicht bis ins Detail den Hergang der Story. Während
nämlich bis zu diesem Zeitpunkt die Tiere – mit Ausnahme der Hyäne - mit verhärmtem Gesichtsausdruck
und herunterhängenden Mundwinkeln daher kommen, erhellt von nun an ein Lächeln das Gesicht aller.
Das übliche Bilderbuch würde wahrscheinlich hier mit der Einsicht „Und als dicke Freunde feierten sie glück-
lich bis ans Ende ihrer Tage“ enden. Doch auch hier orientiert sich die Geschichte am wahren Leben, in dem
es nun mal Rückschläge gibt, und eröffnet ein weiteres Mal ein enormes Identifikationspotential. Es er-
scheint nämlich zunächst kein einziger Gast und sofort fällt das gerade gewonnene Selbstvertrauen der Tiere
wieder in sich zusammen. Die Kröte fühlt sich wieder unappetitlich, die Ratte wird stumm, die Spinne trägt
einen verbitterten Zug um den Mund. Jeder gibt sich selbst die Schuld am Scheitern des Projektes und ver-
fällt wie ehedem in Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle. Wieder gibt die Hyäne den Impuls für eine
positive Wendung. Mit der zentralen Einsicht „Wir haben uns!“ feiern die Tiere für sich allein ein fröhliches
Fest. Und schon bald strömen von überall die Gäste herbei.2
2 Aus dem Seminartagebuch einer Studentin, 1. Semester, Universität Bremen 2008.
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1 Resilienz – Was ist das?
1.1 Anmerkungen zum Begriff „Resilienz“ Nach einer 2006 durchgeführten Studie des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshil-
fe (BIAJ) stieg die Zahl der von Sozialleistungen abhängigen Kinder auf 1,9 Millionen.3 Diese Kinder sind von
materieller Armut, manchmal von Formen der Verwahrlosung, oft von Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Ab-
hängigkeit der Eltern betroffen. Der Arbeitsmarkt verlangt Müttern und Vätern dieser Kinder hohe Arbeits-
stundenzahlen (bei gleichzeitiger schlechter Bezahlung) und – bedingt durch Arbeitssuche - häufigeren
Wohnortwechsel ab, wodurch viele Kinder aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden. Freundschaften
können schwerer entstehen oder werden getrennt.
Neue Anforderungen brauchen neue Kompetenzen, um das Leben während der Kindheit bis hinein ins Er-
wachsenenalter meistern zu können. Hier richtet sich der Blick auf die Resilienz, die sich insbesondere mit
dem Phänomen beschäftigt, warum sich Kinder trotz zahlreicher Belastungen ausgesprochen gut entwickeln.
Definiert wird Resilienz allgemein als die Fähigkeit von Personen, erfolgreich mit widrigen Lebensumstän-
den und negativen Folgen von Stress umzugehen. Mit widrigen Umständen sind biologische, psychologi-
sche und psychosoziale Entwicklungsrisiken, wie z.B. frühe Vernachlässigung durch die Eltern, traumatische
Erfahrungen oder Krankheiten, gemeint.4 Häufig führen die Auswirkungen von Vernachlässigungen oder
anderen massiven negativen Einflüssen zur physisch oder psychisch ungesunden Entwicklung des Kindes.
Kommt es dennoch zu einem positiven und gesunden Dasein, lässt sich von der Fähigkeit zur Resilienz
sprechen.
Der Begriff „Resilienz“ wurde ursprünglich von dem lateinischen Wort „resilire“ mit der Bedeutung „Abpral-
len“ entlehnt. Daraus ging die englische Wortform „resilience“ mit der Übersetzung Elastizität, Spannkraft
oder Unverwüstlichkeit hervor. In der Fachliteratur kommt es häufig zur synonymen Verwendung der Begrif-
fe „Stressresistenz“, „psychische Robustheit“ oder „psychische Elastizität“.5 Umgangssprachlich werden
resiliente Menschen als Überlebenskünstlerinnen, Stehaufmännchen oder Glückskinder bezeichnet.6
Die Resilienzforschung nahm zu Beginn der siebziger Jahre ihren Anfang. Bedeutend war die Einsicht, dass
widrige Lebensumstände nicht zwangsläufig die Entwicklung eines Kindes beinträchtigen. Einige Kinder
besitzen sogar erstaunliche Fähigkeiten, Belastungssituationen entgegenzutreten.
Resilienz bezeichnet also eine personale Ressource, die uns in die Lage versetzt, produktiv mit Belastungssi-
tuationen umzugehen, eine Fähigkeit, die wichtig für die gesunde Entwicklung des Menschen ist. Dabei ist
diese Fähigkeit situationsspezifisch, prozessorientiert, variabel.7
3 Vgl. http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=5175 am 29.10.2007 4 Vgl. Wustmann: Resilienz, 2004 , S. 18 5 Vgl. Wustmann: Resilienz, 2004, S. 18 6 Vgl. Rampe: Der R-Faktor, 2004, S. 9 7 Vgl. Wustmann: Resilienz, 2004, S. 26-32
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1.2 Was resiliente Kinder und ihre Umwelt ausmacht. Die schützenden Faktoren
Die Fähigkeit zur Resilienz ergibt sich aus dem Zusammenspiel schützender Faktoren. Dabei lassen sich die
internen von den externen Faktoren unterscheiden.
• Bereits als Baby zeigen resiliente Kinder laut Aussagen ihrer Bezugspersonen positive Temperamenteigen-
schaften wie Fröhlichkeit und Freundlichkeit. Damit verfügen diese Kinder über schützende interne Fakto-
ren, denn Fröhlichkeit und Freundlichkeit wirken sich häufig auf die Fürsorgepersonen aus, die diesem
Verhalten und damit dem Kind positive Reaktionen entgegen bringen. Psychologen sprechen in diesem
Zusammenhang auch von einer sich selbst verstärkenden Kettenreaktion. Negative Temperamenteigen-
schaften wie unruhiges oder aggressives Verhalten führen entsprechend häufig zu negativen Reaktionen
des Umfeldes, die das Verhalten des Kindes verstärken können.8
• Weiterhin zeigen resiliente Kinder ein hohes Antriebsniveau im Vollzug alltäglicher Handlungen und in der
Bewältigung von Problemen. Sie sind aktiv und leistungsfähig in verschiedenen Bereichen.9
• Kinder mit hoher Widerstandsfähigkeit weisen außerdem einen positiven Selbstwirksamkeitsglauben auf.
Sie haben seltener das Gefühl, Krisensituationen ausgeliefert zu sein und sind in der Lage, ihre Situation
realistisch einzuschätzen.10
• Resiliente Kinder besitzen gute Kommunikations- und praktische Problemlösefähigkeiten und können ihre
Talente effektiv nutzen. Sie interessieren sich für spezifische Hobbys. Außerdem fällt es resilienten Kindern
leicht, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Sie vertrauen sich selbst und besitzen realistische Selbstein-
schätzungen.11
• Resiliente Kinder verfügen über eine hohe emotionale und soziale Kompetenz. Sie können Fürsorge und
Verantwortung für andere Menschen übernehmen.12
Aber auch externe schützende Faktoren, die z.B. von der Familie oder der Gemeinde ausgehen, sind mit
ausschlaggebend.
• Bedeutsam ist eine stabile, emotionale Bindung zu mindestens einer Bezugsperson.
• Ein emotional positives, unterstützendes und strukturiertes Erziehungsklima wirkt sich protektiv auf die
Entwicklung des Kindes aus.
• Des Weiteren ist die Schulbildung der Mutter und ihre Kompetenz im Umgang mit ihrem Kind ein wichti-
ger Schutzfaktor.
• Die finanzielle Absicherung der Familie steht ebenfalls mit der positiven Entwicklung des Kindes in Zu-
sammenhang.13
• Ebenso stellt der religiöse Glaube einen Schutzfaktor dar, wenn er dem Kind das Gefühl gibt, dass das
Leben einen Sinn hat und sich die Dinge trotz großer Nöte zum Guten wenden können.14
8 Vgl. ebd., S. 27 9 Vgl. ebd., S. 27 – 28 10 Vgl. Werner. Entwicklung zwischen Risiko und Resilienz. In: Opp, Fingerle, Freytag. Was Kinder stärkt. 1999, S. 27 – 28 11 Vgl. ebd., S. 28 12 Vgl. ebd., S. 28 13 Vgl. Lösel, Bender: Von generellen Schutzfaktoren zu differenziellen protektiven Prozessen. Ergebnisse und Probleme der Resilienzforschung. In: Opp, Fingerle, Freytag, a.a.O., 1999, S. 37 - 52 14 Vgl. Werner: Entwicklung zwischen Risiko und Resilienz. In: Opp, Fingerle, Freytag, a.a.O., S. 29
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• Untersuchungen zeigen, dass resiliente Kinder dazu neigen, Hilfe bei Verwandten, Freunden, Nachbarn
oder älteren Mitgliedern der Gemeinde zu suchen. Häufig helfen Eltern von Freunden aus stabilen Famili-
en dabei, eine positive Lebensperspektive zu entwickeln. Ebenso entscheidend ist die Integration in eine
Peergroup.
• Die Schule hat besonderen Einfluss darauf, die Resilienz von Kindern zu unterstützen, z.B. durch Aktivitä-
ten, die das Selbstwertgefühl stärken, die Berufsfindung erleichtern, oder durch das Gefühl, andere Men-
schen unterstützen zu können.
• Ein verständnisvoller und hilfsbereiter Lehrer fördert Reslienz, indem er Kindern Halt und Zuversicht gibt.
Kinder mit dieser Ressource gehen gerne zur Schule, was die Institution Schule manchmal zur zweiten
Heimat der Kinder werden lässt.15
1.3 Schützende Faktoren mit Blick auf die Geschlechter Verhaltensprobleme treten bei Mädchen und Jungen meist in unterschiedlicher (geschlechtstypischer) Form
auf. So entwickeln Mädchen eher internalisierte Störungen wie Ängste und Zwänge, während es bei Jungen
eher um externalisierte Auffälligkeiten, wie zum Beispiel Aggression, Impulsivität und Unruhe geht. Jungen
weisen häufiger multiple Risiken auf und sind im ersten Lebensjahrzehnt gegenüber biologischen und fami-
liären Belastungen vulnerabler als Mädchen. Mädchen zeigen weniger und indirektere bzw. nicht-
körperliche Formen von Aggression.16
Die Kauai-Studie ist eine der ersten bedeutsamen Längsschnittstudien, durchgeführt von Professor Emmy E.
Werner auf der Insel Kauai. Im Rahmen dieser Erhebung wurde über einen Zeitraum von 40 Jahren die Ent-
wicklung von 698 Kindern dokumentiert, die 1955 geboren wurden. Ziel der Studie war die systematische
Untersuchung von Kindern, die unter schwierigen sozialen Bedingungen aufgewachsen sind. Festgestellt
wurde, dass bei Jungen Bestrebungen nach Autonomie und Selbsthilfe eher eine protektive Rolle spielen,
während für Mädchen die soziale Orientierung bedeutsamer ist.
Die Kauai-Studie hat gezeigt, dass Jungen bis zur Pubertät verletzlicher als Mädchen sind, wenn sie längere
Zeit schwierige familiäre Probleme erleiden mussten. So gab es im Rahmen der Kauai-Studie während der
Grundschulzeit mehr Jungen als Mädchen mit Lernschwierigkeiten. Am Ende der Adoleszenz zeigten sich
jedoch die Jungen resilienter.17
Die Kauai-Studie ergab weiterhin, dass sich die Erziehung, die die kindliche Widerstandsfähigkeit stärkt, bei
Jungen und Mädchen unterscheidet. Resiliente Jungen kommen oft aus Familien, in denen ein männliches
Familienmitglied als Identifikationsmodell dient. Die Vorbilder sind in der Lage, Gefühle nicht zu unterdrü-
cken, sondern selbstverständlich zu zeigen. Resiliente Mädchen kommen häufig aus Haushalten, in denen
sie von einem weiblichen unabhängigen Vorbild unterstützt werden.18
15 Vgl. ebd., S. 30 16 Vgl. Rabe-Kleberg: Vom Risiko ein Junge zu sein. In: Opp, Fingerle, Freytag. a.a.O., S. 49 – 50 17 Vgl. Werner: Entwicklung zwischen Risiko und Resilienz. In: Opp, Fingerle, Freytag. a.a.O., S. 32. 18 Vgl. ebd., S. 29
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2 Warum Bilderbücher zur Stärkung der Resilienz geeignet sind Eine stabile, emotionale Bindung zu mindestens einer Bezugsperson, ein emotional positives, unterstützen-
des und strukturiertes Erziehungsklima wirken sich protektiv aus, fördern resiliente Fähigkeiten beim Kind.
Regelmäßiges, in den kindlichen Alltag integriertes und ritualisiertes Vorlesen (meist von Bilderbüchern)
beinhaltet genau die damit angesprochene Zuwendung.
Resiliente Kinder zeichnen sich – siehe oben – u.a. aus durch die aktive Bewältigung von Problemen, sie
können Situationen realistisch einschätzen. Sie vertrauen sich selbst und verfügen über realistische Selbst-
einschätzungen. Resiliente Kinder verfügen über eine hohe emotionale und soziale Kompetenz. Und genau diese emotionalen Fähigkeiten werden - neben sprachlichen Kompetenzen19 - durch das Vorlesen
von Bilderbüchern von Beginn an gefördert:
- Bilder geben schon den Jüngsten die Möglichkeit, Emotionen differenziert wahrzunehmen, über die Spra-
che wäre solch ein differenzierter Zugang noch nicht möglich.
- Über die Identifikation mit den Protagonisten wird gleichzeitig der Zugang zum eigenen Gefühlserleben
eröffnet. Im Gespräch mit den Vorlesenden fördert das wiederum Selbstverstehen und Selbsteinschät-
zung.20
- Die Perspektive anderer wahrzunehmen und zu verstehen (soziale Kognition21), sich in sie hineinzu-versetzen und mit ihnen zu fühlen (Empathie22), das sind Fähigkeiten, die grundsätzlich im Umgang mit
Literatur gefördert werden. Wie kein anderes Medium hilft Literatur, die Erfahrungen anderer verstehend
nachzuvollziehen und das eigene “Blickfeld“ zu erweitern, was Piaget Dezentrierung nennt, d.h. die Ü-
berwindung der Egozentrik, mit der wir auf die Welt kommen.23
- Coping- bzw. Bewältigungsstrategien bezeichnen die Art des Umgangs mit schwierigen Lebensereignis-
sen. Mit Bilderbüchern haben Kinder schon früh die Möglichkeit, im Eintauchen in Geschichten und in der
Identifikation mit den ProtagonistInnen die Bewältigung von Schwierigem mit- und durchzuerleben, eine
Art inneres Probehandeln, das den Erfahrungsschatz des selbst Erlebten erweitert und zum mentalen
Aufbau neuer Handlungsmöglichkeiten beiträgt. Das betrifft nicht nur realistische, problemorientierte
Bilderbücher. Fantastische Erzählungen ermöglichen es den Lesern, gerade wegen der Transferierung der
eigenen Probleme in eine nicht gegebene Welt, die eigenen Empfindungen und Gedanken auf die Real-
ebene der tatsächlichen erfahrbaren Welt zurückzuführen.
19 Förderung des semantisch-lexikalischen Bereichs durch die Verwendung prosodischer Elemente beim Vorlesen, vgl.
W. Kain, Die Positive Kraft der Bilderbücher, Weinheim 2006, S. 16ff; Förderung der Verinnerlichung von Erzählmus-tern als Voraussetzung des Erzählens, vgl. J. Hering, Vorlesen, Bilderbücher und die Entstehung von Erzählfähigkeit, in: M. Holmer, M. Nagel (Hrsg.), Erzählen, Kind-Bild-Buch, H. 4, Bremen 2008, S. 48 – 57.
20 Kain weist auf Studien hin, die zeigen, dass das Vorlesen von Bilderbüchern die Gespräche von Eltern und Kindern über Gefühle verstärkt. (Vgl. Kain, Die positive Kraft der Bilderbücher, S. 23.)
21 Gemeint ist das Wissen über psychische Vorgänge von Menschen (z.B. Motive ihres Handelns), das Wissen über die Welt sozialer Geschehnisse, das Verstehen der Handlungen anderer in konkreten Situationen. Gemeint ist darüber hinaus die Anwendung dieses Wissens in der Bewältigung sozialer Situationen (Konflikte). Zur sozialen Kognition gehört die Fähigkeit zur Perspektivübernahme.
22 Ein auf das Selbst bezogenes Gefühl von Betroffenheit, ein auf den anderen bezogenes Mit-Gefühl („sympathie“) für dessen (missliche) Lage.
23 Vgl. Piaget, Theorien und Methoden der modernen Erziehung, 1974.
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2.1 Entwicklung von Coping- (Bewältigungs-) Strategien
Verschiedene Arten von Belastungen und Krisen verlangen dem Kind unterschiedliche Formen der Bewälti-
gung ab. Literatur enthält – einer Vorratskammer von Handlungsmöglichkeiten vergleichbar - Beispiele, wie
sich Schwierigkeiten bewältigen und überwinden lassen. Der Protagonist liefert das Modell für erfolgreiches
Verhalten, das von den LeserInnen zunächst in der Vorstellung übernommen werden kann. Auch gewonnene
literarische Erfahrung kann das Kind in zukünftigen Situationen anwenden. Je unsicherer ein Kind ist, desto
mehr sucht es nach Vorbildern. Bilderbücher können dem Kind sinnvolle Impulse geben.24
Beispiel: Swimmy bewältigt ein Problem (Swimmy, von Leo Lionni)
Trotz Einsamkeit und Trauer gelingt es dem Protagonisten seine Ziele zu erreichen
2.2 Stärkung des Selbstwirksamkeits- und Kontrollglaubens
Schon kleine Kinder zeigen ein starkes Bedürfnis, Wirkungen in ihrer Umwelt zu erzielen und Dinge eigen-
ständig machen zu können. Unterstützung durch die Bezugsperson, aber auch ein ausgewogenes Maß an
Selbstständigkeit tragen deutlich zum Erfolg der Kinder bei, was sich z.B. in den Schulleistungen zeigen
kann.25
In vielen Geschichten siegt der Schwache über den Starken oder der Arme über den Reichen. Dadurch ge-
winnen Kinder den Mut, es selbst auch mit dem eigenen Problem aufnehmen zu können. Wenn es der Held
einer Geschichte schafft, ein ähnliches Problem zu lösen, macht es Kindern Hoffnung hinsichtlich ihrer eige-
nen Problembewältigung. So ist ein wichtiger Aspekt, ob in der Geschichte die Lösung des Problems vom
Protagonisten selbst ausgeht oder von außen kommt. Das Wissen, dass dem Protagonisten im Zweifelsfall
Hilfe zugekommen wäre, ist ebenfalls von Bedeutung, da es zu dem Gefühl beitragen kann, im Ernstfall
unterstützt zu werden.
Beispiel: Rosi hilft sich selbst (Rosi in der Achterbahn, von Philip Waechter)
Die Protagonistin erkennt ihr Problem und ergreift die Initiative.
2.3 Stärkung des Selbstbewusstseins
Bilderbücher können im besonderen Maße das Selbstbewusstsein eines Kindes stärken, indem sie dazu ver-
helfen, die eigene Identität zu finden26 oder sich selbst besser kennen und akzeptieren zu lernen.
Eine Stärkung des Selbstbewusstseins ergibt sich aus der Wirkung von mehreren Komponenten wie z.B.
erfolgreichen Bewältigungsstrategien, positivem Selbstwirksamkeitsglauben, emotionaler Kompetenz (vgl.
den folgenden Absatz) und dem Wissen, von seinem Umfeld geliebt und behütet zu werden.
Beispiel: Emma lernt sich zu akzeptieren (Die Buntstiftprinzessin, von Brigitte Minne)
Die Protagonistin lernt im Verlauf der Geschichte sich ein Stück weit mehr zu lieben wie sie ist.
24 Wer mit Kindern und Literatur arbeitet, macht hin und wieder die Erfahrung, dass Kinder sich ausdrücklich auf
literarische Vorlagen beziehen: „Das ist nicht richtig. Das hätte Pipi Langstrumpf auch nicht gemacht.“ 25 Vgl. Oerter / Montada: Entwicklungspsychologie, 2002, S. 218 26 Das heißt, eine Antwort auf die Frage zu finden: Wer möchte ich sein?
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2.4 Förderung der emotionalen Kompetenz
Viele Bilderbücher setzen sich ausführlich mit den Gefühlen der Handelnden auseinander. Die Bilder ermög-
lichen schon den Kleinen einen sinnlichen, anschaulichen und differenzierten Zugang zur Welt der Gefühle,
vermitteln spezifische körperliche Ausdrücke einzelner Emotionen (Freude, Wut, Traurigkeit, Angst, Ekel).
Der Text fördert das Emotionsvokabular und damit die Fähigkeit, über Gefühle zu reden und sich über sein
Gefühls(er)leben auszutauschen. Nach und nach baut sich beim Kind im Laufe seiner Entwicklung ein Ver-
ständnis der verschiedenen Facetten von Emotionen auf, was durch den Umgang mit Bilderbüchern und
Geschichten positiv beeinflusst werden kann. Und das frühe Erkennen und Benennen von Gefühlen ist ein
wichtiger Einflussfaktor für die spätere emotionale Kompetenz.
Beispiel: Willi schwimmt gegen den Strom (Bist du feige, Willi Wiberg?, von Gunilla Bergström)
Statt seine Aggressionen gegen seine Kontrahenten zu richten, lernt der Protagonist, zu seinen Gefühlen zu
stehen.
2.5 Förderung der Sozialkompetenz
Unsere Sozialkompetenz wird u.a. durch unsere Fähigkeit zu Empathie sozialer Kognition bestimmt.27 Bei der
kognitiven Komponente (soziale Kognition) kann eine Person Vermutungen über die Gefühle, Bedürfnisse,
Motive, Erwartungen einer anderen Person anstellen (Theorie of Mind). Sie ist gleichzeitig in der Lage, die
Dinge aus deren Perspektive (Perspektivübernahme) zu betrachten, eine wichtige Kompetenz im Umgang
mit konfliktträchtigen Missverständnissen zum Beispiel. Empathie dagegen, ein uns bewegendes Gefühl von
Miterleben und Betroffenheit, ist ein wesentliches Motiv dafür, überhaupt ins Handeln zu kommen.
Kinder erleben sich in ihrer Entwicklung zunächst als Mittelpunkt aller Geschehnisse. Egozentrisches Verhal-
ten ist – entwicklungsbezogen betrachtet - Ausdruck einer normal verlaufenden Entwicklung. Auf Grund
dieser Ich-Bezogenheit, gelingt es Kindern erst nach und nach, sich in andere Menschen hinein zu versetzen.
Bilderbücher fördern diesen Prozess der De-Zentrierung.
Beispiel: Ein Fisch hilft einem ganzen Schwarm (Swimmy, von Leo Lionni)
Der Protagonist hilft neuen Freunden und überwindet so gemeinsam mit ihnen ein Problem.
2.6 Unterstützung bei schwerwiegenden Lebenskrisen
Spezielle Bücher über den Tod, schwerwiegende Krankheiten, Arbeitslosigkeit der Eltern und ähnliches sol-
len den Kindern den Umgang mit diesen schwierigen Situationen ein kleines Stück erleichtern.
Häufig ist es jedoch so, dass Kinder die belastende Situation verdrängen. Eltern, Erzieher oder Lehrer müs-
sen diesen für das Kind notwendigen Mechanismus respektieren. Die Konfrontation mit der Belastung über
ein Kinderbuch kann eine große Hilfe, aber auch eine Überforderung für das Kind darstellen. Es ist Aufgabe
der für das Kind verantwortlichen Erwachsenen herauszufinden, ob ein Buch eine Hilfe sein kann oder nicht.
Beispiel: Ein Mädchen im Umgang mit dem Tod (Gehört das so??!, von Peter Schössow)
Die Protagonistin lernt mit dem schwierigen Thema Tod und ihrer Trauer besser umzugehen und den Verlust
zu verkraften, indem sie Hilfe annimmt.
27 Vgl. die Anmerkungen 19 und 20.
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2.7 Stärkung von Jungen und Mädchen
In einer Gesellschaft, in der Kinder immer häufiger ohne Vater aufwachsen und in der praktische Erzie-
hungsarbeiten, z.B. im Kindergarten oder in der Grundschule, mehrheitlich von Frauen geleistet werden,
fehlt Mädchen und Jungen gleichermaßen ein wichtiges Modellbild zur Findung der eigenen Geschlechter-
identität. Bilderbücher können diesen lebensweltlichen Verlust natürlich nur begrenzt kompensieren. Im
Rahmen dessen, was Literatur vermag, leisten sie aber einen wichtigen – weil frühen - Beitrag sowohl zur
Übernahme von Rollenvorbildern als auch zum ersten kritischen Blick auf Rollenklischees und Stereotype.
Die meisten Protagonisten in Bilderbüchern waren bis in die achtziger Jahre hinein meist männlich oder mit
traditionell männlichen oder weiblichen Verhaltensmustern ausgestattet, getreu dem Motto: Jungen dürfen
raufen, aber nicht weinen – Mädchen dürfen weinen, aber nicht raufen. In jüngster Zeit werden zunehmend
selbstbewusste Mädchen und sensible Jungen geschaffen, die mit alten Klischees aufräumen und das Di-
lemma der Rollenstereotype thematisieren.
Beispiel: Emma sieht sich neu (Die Buntstiftprinzessin, von Brigitte Minne)
Das rollenstereotype Denken der Protagonistin wird nach und nach aufgebrochen.
3 Bilderbücher und die Förderung von Resilienz. Der Beurteilungsbogen Damit ein Bilderbuch die Resilienz eines Kindes zu fördern vermag, z.B. indem es sein Repertoire im Umgang
mit Schwierigkeiten erweitert, muss es bestimmten Gütekriterien genügen. Erst wenn eine Geschichte
in der Lage ist, die Verstandeskräfte des Kindes in Abstimmung auf seine Ängste und Sehn-
süchte zu mobilisieren, kann es einen wichtigen Betrag im Leben des Kindes leisten. Wenn
es dabei zu helfen vermag, die Emotionswelt des Kindes ein Stück weit zu klären, das Ver-
trauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken oder Zukunftsängste zu nehmen, kann es einen
Anteil zur Förderung der Resilienz leisten.
Um einen genauen Blick auf ausgewählte Bilderbücher werfen zu können, wird im Folgenden ein Kriterien-
katalog entworfen, der Bilderbücher hinsichtlich ihres Beitrages zur Stärkung der Resilienz bewertet. Es
bleibt – trotz dieses systematischen Vorgehens - anzumerken, dass es sich bei einer solchen Buchanalyse
auch um einen subjektiven Vorgang handelt, der von den Vorlieben und der Biografie des Betrachters beein-
flusst wird. Der Kriterienkatalog wurde auf der Grundlage der Erkenntnisse der Resilienzforschung entwi-
ckelt. Der Betrachtungsschwerpunkt liegt auf den Resilienzfaktoren. Die zu erreichende Punktzahl hängt
davon ab, wie viele Aspekte von Resilienz in der jeweiligen Geschichte angesprochen werden.
3.1 Darstellung und Erläuterung der Aspekte des Beurteilungsbogens
1. Aspekt: Entwicklung von Bewältigungsstrategien im Umgang mit Krisen
Geht das Bilderbuch auf ein oder mehrere Krisenformen in der kindlichen Entwicklung ein, so wird die Aus-
wirkung auf Bewältigungsstrategien als Schwerpunkt betrachtet. Eine Beurteilung des ersten Aspekts unter
den folgenden Gesichtspunkten erscheint somit möglich.
Die Coping-Strategien, durch die der Protagonist auf die Krise reagiert, werden hinsichtlich ihrer Wirksam-
keit auf die Wiederherstellung des Wohlergehens analysiert. Ebenso bedeutsam sind die Alternativen, die
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die Geschichte zulässt, z.B. indem konkret andere Möglichkeiten vorgeschlagen werden oder der dargestell-
te Lösungsweg ein gewisses Maß an Offenheit besitzt, sodass der Rezipient die eigene Situation auf die
Geschichte übertragen kann. Weiterhin werden Überlegungen angestellt, inwieweit die vorgeschlagenen
Coping-Strategien für den Rezipienten realistisch sind, d.h. ob der implizite Leser ggf. in der Lage ist, die
vorgeschlagene Bewältigungsstrategie als Modell zu nutzen.
Geht das Buch auf ein oder mehrere Krisenformen in der kindlichen Entwicklung ein? Ja Nein Zu effektiven Coping-Strategien wird a) ...angeregt.
b) ...zum Teil angeregt.
c) ...nicht angeregt. Alternative Lösungswege sind a) ...möglich.
b) ...zum Teil möglich.
c) ...nicht möglich.
Die vorgeschlagenen Bewältigungsstrategien sind für das Kind a) ...realisierbar.
b) ...teilweise realisierbar.
c) ...nicht realisierbar.
2. Aspekt: Stärkung des Selbstwirksamkeitsglaubens
Wird innerhalb des Bilderbuches eine Belastungssituation thematisiert, ermöglicht dies die Betrachtung der
wahrscheinlichen Wirkung auf den Selbstwirksamkeitsglauben des Rezipienten.
Zu untersuchen ist, in welchem Ausmaß die Lösung des Problems vom Protagonisten selbst ausgeht, denn je
eigenständiger ein Kind in der Lage ist, eine Krise zu bewältigen, desto positiver wirkt sich dies auf zukünfti-
ges resilientes Verhalten aus. Steht dem Protagonisten im Falle eines Scheiterns Hilfe bereit, ist es möglich,
dass sich der Leser dadurch sicherer und unterstützter fühlt. Ein erfolgreiches Ende des Bilderbuchs vermit-
telt die Hoffnung, die eigene Krise ebenfalls erfolgreich zu bewältigen.
Die Lösung des Problems ist
a) ...vom Protagonisten selbst ausgehend.
b) ...zum Teil vom Protagonisten ausgehend.
c) ...von außen kommend.
Ein zu Beginn schwacher Protagonist a) ...geht gestärkt aus der Geschichte hervor.
b) ...geht zum Teil gestärkt aus der Geschichte hervor.
c) ...bleibt schwach.
Im Falle eines Scheiterns hätte dem Protagonisten
a) ...Hilfe bereit gestanden.
b) ...zum Teil Hilfe bereit gestanden.
c) ...keine Hilfe bereit gestanden.
Die Geschichte verläuft für den Protagonisten
a) ...erfolgreich.
b) ...zum Teil erfolgreich.
c) ...nicht erfolgreich.
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3. Aspekt: Stärkung der emotionalen Kompetenz
Spiegelt das Bilderbuch im besonderen Maße die Emotionen des Protagonisten oder eines anderen Hand-
lungsträgers wieder, so kann die Wirkung auf die emotionale Kompetenz betrachtet werden.
Je umfassender die thematisierten Emotionen dargestellt werden, desto eher lernt der Rezipient, eigene
Emotionen oder die Emotionen anderer zu verstehen. Werden außerdem erfolgreiche Emotionsregulations-
strategien gezeigt, kann der Leser diese als Modell für sich nutzbar machen.
Das Buch setzt sich mit Gefühlen a) ...vertieft auseinander.
b) ...ansatzweise auseinander.
c) ...nicht auseinander.
Erfolgreiche Emotionsregulationsstrategien
a) ...werden vorgestellt.
b) ...ansatzweise vorgestellt.
c) ...nicht vorgestellt
4. Aspekt: Stärkung der Sozialkompetenz
Werden innerhalb des Bilderbuches besondere Beziehungen zwischen Menschen und sozialen Verhaltens-
weisen thematisiert, kann die Wirkung auf die Sozialkompetenz analysiert werden.
Kommt es im Rahmen der Geschichte zum Perspektivwechsel, kann das Kind die Ansichten und Reaktionen
seiner Mitmenschen besser verstehen lernen. Durch positive Beziehungsformen lernt das Kind Modelle
menschlichen Miteinanders kennen, die es im Leben unterstützen können. Ebenso erhält das Kind die Mög-
lichkeit, die im Bilderbuch dargestellten Modelle sozialen Verhaltens nutzbar zu machen.
Perspektivwechsel werden im Buch a) ...vorgenommen.
b) ...zum Teil vorgenommen.
c) ...nicht vorgenommen.
Positive Beziehungsformen werden
a) ...dargestellt.
b) ...zum Teil dargestellt.
c) ...nicht dargestellt.
Konstruktives soziales Verhalten wird a) ...gezeigt.
b) ...zum Teil gezeigt.
c) ...nicht gezeigt.
5. Aspekt: Stärkung des Selbstbewusstseins
Das Bilderbuch lässt eine Wirkung auf das Selbstbewusstsein vermuten, wenn mehrere Aspekte der Resilienz
gleichzeitig gefördert werden und die Gesamtheit des Bilderbuches positive Effekte auf das Selbstbewusst-
sein zulassen, z.B. wenn die Handlung erfolgreich ausgeht und sich das Kind in seiner Situation ernst ge-
nommen fühlen kann.
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
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Das Kind wird in seiner Situation
a) ...ernst genommen.
b) ...teilweise ernst genommen.
c) ... nicht ernst genommen.
Das Buch unterstützt a) ...Schwächen positiv wahrzunehmen.
b) ...zum Teil Schwächen positiv wahrzunehmen.
c) ...nicht, Schwächen positiv wahrzunehmen.
Das Buch vermittelt in Bezug auf die Belastungssituation
a) ...einen optimistischen Gesamteindruck.
b) ...einen neutralen Gesamteindruck.
c) ...einen pessimistischen Gesamteindruck.
6. Aspekt: Unterstützung bei schwerwiegender Lebenskrise
Handelt das Bilderbuch von einer schwerwiegenden Lebenskrise, sind die folgenden Kriterien bedeutsam.
Das Bilderbuch sollte das Spezifische der Krise aufgreifen ohne das Kind zu überfordern. Es ist zu untersu-
chen, ob geeignete Bewältigungsstrategien vorgestellt und mögliche Anlaufstellen vorgeschlagen werden.
Eine schwerwiegende Belastungssituation wird
a) ...umfassend, aber nicht überfordernd thematisiert.
b) ...teilweise thematisiert.
c) ...nicht oder überfordernd thematisiert.
Effektive Coping-Strategien werden
a) ...vorgestellt.
b) ...zum Teil vorgestellt.
c) ...nicht vorgestellt.
Helfende Personen oder Institutionen werden a) ...vorgeschlagen.
b) ...ansatzweise vorgeschlagen.
c) ...nicht vorgeschlagen.
7. Aspekt: Besondere Stärkung von Jungen oder Mädchen
Werden innerhalb des Bilderbuches Geschlechterrollen thematisiert, kann die Eignung zur Stärkung von
Jungen oder Mädchen näher betrachtet werden. Werden Geschlechterrollen thematisiert und reflektiert,
lernen Kinder diese zu hinterfragen und sich ein Stück weit mehr zu akzeptieren wie sie sind.
Jungen oder Mädchen können durch das Buch a) ...besonders gestärkt werden.
b) ...zum Teil gestärkt werden.
c) ...eher nicht gestärkt werden.
Rollenstereotype/ Klischees werden a) ...thematisiert und in Frage gestellt.
b) ...thematisiert, aber nicht in Frage gestellt.
c) ...ohne Reflexion präsentiert.
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3.2 Hinweise zur Anwendung des Beurteilungsbogens Im Vorfeld der Beurteilung ist zu überlegen, welche Schwerpunkte dem Bilderbuch zu Grunde liegen. Ein
Bilderbuch, dessen Schwerpunkt z.B. nicht auf der Stärkung von Jungen oder Mädchen liegt, wird hinsicht-
lich dieses Aspekts nicht beurteilt. Dadurch ergeben sich für die einzelnen Bilderbücher unterschiedlich zu
erreichende Gesamtpunktzahlen. Für die jeweiligen Kriterien ergeben sich folgende Punkteverteilungen:
- Für die Erfüllung der Variante „a“ werden jeweils zwei Punkte vergeben.
- Für die Erfüllung der Variante „b“ wird jeweils ein Punkt vergeben.
- Für die Erfüllung der Variante „c“ werden null Punkte vergeben.
Um eine bessere Vorstellung von der Wirkungsweise des Bilderbuches auf die Resilienz eines Lesers zu be-
kommen, wurde im Vorfeld überlegt, welche Zielgruppe durch das Werk angesprochen werden könnte. Die-
se Zielgruppe wird als „impliziter Leser“ bezeichnet.
4 Bilderbuch-Rezensionen 4.1 Beispiele geeigneter Bilderbücher Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden einige Bilderbücher vorgestellt, anhand derer sich besonders gut
verdeutlichen lässt, wie Bilderbücher die Resilienzfähigkeit von Kindern zu fördern vermögen. Alle Bilderbü-
cher werden systematisch anhand des entwickelten Beurteilungsbogens begutachtet und ausgewertet. Zur
Übersicht befindet sich der ausgewertete Beurteilungsbogen im Anhang dieser Arbeit.
Swimmy
Autor: Leo Leonni Schwerpunkte: Bewältigungsstrategien, Selbstwirksamkeitsglaube,
emotionale Kompetenz, Sozialkompetenz, Selbstbewusstsein und Unter-stützung bei einer schwerwiegenden Lebenskrise
Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 36 (6 + 8 + 4 + 6 + 6 + 6) Impliziter Leser: Kinder ab dem Vorschulalter, die Erfahrung mit dem Gefühl des Anders-
seins gemacht haben oder vor der Bewältigung einer belastenden Situati-on stehen, wie z.B. ein Umzug, der das Finden neuer Freunde nötig macht
Inhalt
Der kleine Fisch Swimmy lebt mit seinem Schwarm zusammen im Meer. Er unterscheidet sich von seinen
Freunden, denn er ist der einzige schwarze Fisch im gesamten roten Fischschwarm.
Eines Tages kommt ein großer Fisch, der mit einem Bissen den gesamten
Schwarm verschlingt. Nur Swimmy gelingt es zu entkommen. Traurig und
einsam macht sich Swimmy auf ins große weite Meer. Er entdeckt eine
buntschillernde Qualle, einen interessanten Hummer, faszinierende Fische
und geheimnisvolle Algen. Swimmy kommt aus dem Staunen kaum noch
heraus und ist bald wieder heiter und zufrieden.
Dann geschieht etwas Unglaubliches für Swimmy. Er entdeckt einen
Fischschwarm, der haargenau so aussieht wie sein ehemaliger Schwarm.
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
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Sein größter Wunsch ist es nun, mit dem neuen Schwarm die Welt zu erkunden. Der Schwarm jedoch hat zu
große Angst, von großen Fischen gefressen zu werden. Er will lieber nicht ins offene Meer hinaus schwim-
men. Swimmy findet das sehr traurig und beginnt nach einer Lösung zu suchen. Nach einiger Zeit des Nach-
denkens hat Swimmy eine Idee. Er schlägt vor, sich als Riesenfisch zu formieren. So wird aus vielen kleinen
roten Fischen ein großer roter Fisch, der es wagen kann, hinaus ins offene Meer zu schwimmen. Der schwar-
ze Swimmy entscheidet sich, innerhalb der Fischformation die Rolle des Auges zu übernehmen. Getarnt als
Riesenfisch erkunden sie nun gemeinsam das Meer. Die großen Angst einflößenden Fische des Meeres su-
chen beim Anblick des Schwarms das Weite.
Auswertung
„Swimmy“ wird gleich zu Beginn der Geschichte vor ein schwieriges Problem gestellt: Alle seine Freunde
verschwinden binnen kurzer Zeit auf tragische Weise. Natürlich ist Swimmy anfänglich sehr traurig darüber,
doch er findet tapfer und mutig einen Weg, um darüber hinweg zu kommen.
Swimmy verlässt die vertraute, aber Schmerz bringende Umgebung und tankt Kraft an Dingen, die ihn er-
freuen. Die Resilienzforschung zeigt, dass gerade die Eigenschaft, ein negatives Umfeld zu verlassen, um die
eigenen Entwicklungschancen zu erhöhen, eine Ressource resilienter Kinder ist.28
Kindern wird mit diesem Bilderbuch eine effektive Bewältigungsstrategie präsentiert, die übertragbar auf
viele Situationen des Lebens ist. Kinder, die mit ihren Eltern in einen anderen Wohnort ziehen, stehen vor
einer ähnlichen Situation wie Swimmy. Die neue Umgebung und ihre Personen sind fremd und ungewohnt.
Der Protagonist zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie er sich bemüht, die schönen Dinge wahrzunehmen und
sich bald für neue Freundschaften einzusetzen.
Das Bilderbuch regt zu effektiven Coping-Strategien an, denn der Protagonist verharrt nicht in seiner Trauer
und Einsamkeit, sondern macht sich auf, um seine Situation aktiv zu ändern.
Swimmy zweifelt keine Sekunde an seinen Fähigkeiten, sondern setzt sich Ziele, die er mutig zu erreichen
versucht. Dieser Selbstwirksamkeitsglaube des Protagonisten kann einen positiven Einfluss auf den Leser
ausüben, denn Swimmy zeigt, dass es sich lohnt, sich für die eigenen Wünsche einzusetzen. Swimmy ist
nach seinem Schicksalsschlag zunächst sehr traurig. Die Geschichte zeigt, wie der Protagonist mit der Trauer
über den Verlust seiner Freunde zu kämpfen hat. Nach und nach ge-
lingt es ihm die Traurigkeit zu regulieren, indem er sich an den positi-
ven Seiten seiner Umgebung erfreut.
Am Ende beweist Swimmy, dass er Verantwortung für andere über-
nehmen kann, indem er die Rolle des wachsamen Auges einnimmt
und sich in dieser Position wohl fühlt.
Swimmy muss sich in die Lage des Schwarms, der anderen, versetzen,
um herauszufinden, was den Fischen dabei helfen könnte, sich
hinaus ins offene Meer zu wagen. Die Geschichte übt so ein in akzeptierende Perspektivübernahme.
Der Protagonist wird mit seinem Problem ernst genommen, was sowohl durch den Text, als auch durch die
Bildgestaltung unterstrichen wird. Die Farbwahl unterstreicht die Emotionen, die Swimmy durchlebt. So sind
28 Vgl. Wustmann: Resilienz, 2004, S. 88
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
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die Bilder während der traurigen Phase eher dunkler und grau, während die Phase neuer Hoffnung und
Fröhlichkeit eher heller und bunter gehalten ist.
Swimmy, der als einziger Fisch schwarz ist, nimmt diese Abweichung von der Norm nie als Schwäche war,
sondern setzt dies am Ende sogar positiv um, indem er die Rolle des schwarzen Auges übernimmt. Der Ge-
samteindruck hinsichtlich der Problemlösung ist positiv. Das Ende vermittelt dem Leser den Optimismus,
dass selbst die größte Krise, nämlich der Verlust aller Freunde und der Familie, am Ende doch noch glücklich
ausgehen kann und sich jeglicher Einsatz dafür lohnt.
Das Bilderbuch „Swimmy“ erreicht hinsichtlich seines Resilienzförderungspotentials 36 von möglichen 36
Punkten.29
Rosi in der Geisterbahn
Autor: Philip Waechter Schwerpunkte: Bewältigungsstrategien, Selbstwirksamkeitsglauben,
Emotionale Kompetenz und Selbstbewusstsein Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 24 (6 + 8 + 4 + 6) Impliziter Leser: Kinder ab dem Vorschulalter mit spezifischen Ängsten Inhalt:
Die kleine Häsin Rosi rudert in einem Boot auf dem Meer, kurz
davor, von einem riesigen Ungeheuer gefressen zu werden. Doch
dann wacht Rosi zitternd auf und stellt fest, dass alles wieder ein-
mal der Albtraum gewesen ist, von dem sie schon seit Wochen
geplagt wird. Rosi wird klar, dass es so nicht weiter gehen kann.
Sie entscheidet sich Hilfe zu holen, indem sie zu einem Traumspezi-
alisten geht.
Dieser diagnostiziert Rosi prompt Monsterangst und verschreibt ihr
ein Buch zur Heilung. Durch dieses Buch lernt Rosi, wie mit Monstern umzugehen ist, z.B. wie man sie beru-
higt oder außer Gefecht setzt. Bald darauf entscheidet sie sich, einen Test zu machen, um zu sehen, ob ihre
Angst weniger geworden ist. Dazu begibt Rosi sich in eine Geisterbahn. Dort bemerkt sie, dass ihre Angst
vor den Monstern fast verschwunden ist, denn es gelingt ihr, eines nach dem anderen erfolgreich zu be-
kämpfen. Schließlich wird Rosi von dem Geisterbahnbesitzer hinaus geworfen. Doch die kleine Häsin ist
glücklich und zufrieden. Fortan erlebt Rosi in ihren Träumen fröhliche Abenteuer mit den verschiedensten
Monstern.
Auswertung
Die Protagonistin Rosi hat ein Problem, dass viele Kinder kennen: Die Angst vor
Monstern. Das Bilderbuch regt dazu an, sich aktiv den eigenen Ängsten zu stellen
und nach einer Lösung zu suchen.
29 Der ausgewertete Bogen befindet sich im Anhang.
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
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Rosie zeigt modellhaft, wie sie sich an eine kompetente Person wendet, dem Rat dieser Person folgt und
sich durch die aktive Beschäftigung mit einem aufklärenden Buch genug Wissen über das Objekt der Angst
aneignet.
Das Bilderbuch zeigt, dass es sinnvolle Anlaufstellen für spezielle Probleme gibt und lässt dem Leser Raum,
eigene Anlaufstellen zu entdecken, z.B. den Vertrauenslehrer oder die Eltern. Die Möglichkeit als Kind, sich
eigenständig einen Psychologen zu suchen, gestaltet sich schwierig und ist für Kinder kaum realisierbar.
Die Lösung des Problems geht primär vom Protagonisten aus, denn der Hase sucht sich aktiv und eigenstän-
dig eine Person, die in der Lage ist, ihm zu helfen. Auch der Besuch in der Geisterbahn erfolgt durch Eigen-
initiative. Die zu Beginn noch ängstliche Rosie geht am Ende mutig aus der Geschichte hinaus. Die Angst-
bewältigung verläuft erfolgreich.
Im Bilderbuch findet eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Gefühl der Angst statt. Es wird gezeigt, wie
belastend Ängste sein können, sodass diese sogar den Schlaf beeinträchtigen können. Der Hase präsentiert
modellhaft eine erfolgreiche Emotionsregulation seiner Angst.
Kinder mit besonderen Ängsten werden durch das Bilderbuch ernst genommen, denn es wird gezeigt, wie
belastend eine derartige Situation sein kann und es richtig ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das Bilderbuch vermittelt einen positiven Gesamteindruck hinsichtlich der Bewältigung spezifischer Ängste,
wodurch der Leser Hoffung schöpfen kann, die eigenen Ängste ebenfalls zu überwinden.
Das Bilderbuch „Rosi in der Geisterbahn“ erreicht hinsichtlich des Resilienzförderungspotentials 23 von
möglichen 24 Punkten.30
Gehört das so??! Die Geschichte von Elvis
Autor: Peter Schüssow Schwerpunkte: Bewältigungsstrategien, Selbstwirksamkeitsglaube, Emotionale Kompe-
tenz und Umgang mit spezifischen Lebenskrisen Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 24 (6 + 8 + 4 + 6) Impliziter Leser: Kinder ab dem Vorschulalter, die mit dem Thema Tod konfrontiert sind
Inhalt
Ein kleines Mädchen taucht mit grimmigem Gesicht im Park auf,
schleift eine alte, rote Handtasche hinter sich her und schreit immer
wieder die Worte heraus: „Gehört das so?“ Niemand versteht, was
mit ihr los ist. Eine kleine Gruppe skurriler Personen beobachtet
verwundert und interessiert das Mädchen und folgt, bis schließlich
einer von ihnen das Mädchen fragt, was mit ihm los sei.
Das Mädchen berichtet, dass ihr Kanarienvogel Elvis gestorben ist
und zeigt den Vogel, der in ihrer roten Handtasche liegt. Einfühlsam
nimmt nun die Gruppe Anteil an der Trauer des kleinen Mädchens. Elvis bekommt ein Begräbnis, man
nimmt sich Zeit für den Abschied, weint zusammen und lässt das Mädchen von Elvis erzählen. Am Ende
kann die Gruppe sogar wieder gemeinsam lachen. 30 Der ausgewertete Bogen befindet sich im Anhang.
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Auswertung
Das Bilderbuch handelt von einem Mädchen, das sich in einer akuten Krise befindet. Zu effektiven Coping-
Strategien wird angeregt, denn die Protagonistin verharrt nicht trauernd allein, sondern wendet sich offensiv
an andere Menschen, um Hilfe zu erhalten. Raum für alternative Lösungswege bietet die Geschichte, da das
Mädchen stark genug erscheint, um z.B. Beistand von anderen Personen zu bekommen, wenn gerade diese
Gruppe nicht zur Verfügung stünde. Die vorgeschlagene Bewältigungsstrategie, sich fremde Menschen zu
suchen, erscheint für den Rezipienten realisierbar. Durch die Texte und Bilder fällt es dem Leser Kind leichter,
die Beerdigung des Vogels und den Moment der Abschiednahme auszuhalten, wozu die liebevoll humorvolle
Darstellungsweise des Autors beiträgt.
Am Ende geht das Mädchen ohne die rote Tasche, in der sie all ihre Trauer und ihren Kummer hinter sich her
zog, nach Hause. Es bleibt die Traurigkeit über einen Verlust, aber gleichzeitig hat dieses Erlebnis dem Mäd-
chen eine Bereicherung beschert. Es erlebte Hilfe und Verständnis von anderen Menschen und geht gestärkt
aus dieser Krise hinaus. Die offensive Suche nach einer Lösung geht von der Protagonistin selbst aus. Die
helfende Gruppe kann dem Mädchen verständnisvoll zur Seite stehen. Am Ende der Geschichte ist die Pro-
tagonistin einen wichtigen Schritt in Richtung Verarbeitung der Krise gegangen und kann bereits wieder ein
Lachen hervorbringen.
Das Mädchen lernt, seine Wut und Trauer zu bewältigen und zeigt dem Leser so modellhaft eine erfolgreiche
Emotionsregulation. Es wird verdeutlicht, dass Weinen selbstverständlich ist, aber dass später auch wieder
fröhliche Momente folgen werden. Die emotionale Kompetenz wird somit positiv beeinflusst.
Die Belastung wird von allen Beteiligten ernst genommen. Dies zeigt sich z.B. darin, dass ein Begräbnis mit
Trauerfeier für den Kanarienvogel initiiert wird. Die Gruppe nimmt sich Zeit, dem Mädchen zuzuhören, als
sie von ihren Erlebnissen mit Elvis berichtet. Dem Leser wird somit vermittelt, dass es Menschen gibt, die
bereit sind, die Krise gemeinsam durchzustehen. So geht aus der Resilienzforschung hervor, dass resiliente
Kinder in der Lage sind, sich Hilfe bei Gemeindemitgliedern zu suchen, wenn es nötig ist.31
Das Bilderbuch „Gehört das so??! Die Geschichte von Elvis“ erreicht hinsichtlich des Resilienzförderungspo-
tentials 24 von möglichen 24 Punkten.32
31 Vgl. Werner: Entwicklung zwischen Risiko und Resilienz. In: Opp, Fingerle, Freytag, a.a.O., S. 30 32 Der ausgewertete Bogen befindet sich im Anhang.
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Mause Märchen – Riesen Geschichte
Autor: Annegert Fuchshuber Schwerpunkte: Bewältigungsstrategien, Selbstwirksamkeitsglaube, emotionale Kompe-
tenz, Sozialkompetenz und Selbstbewusstsein Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 30 (6 + 8 + 4 + 6 + 6) Impliziter Leser: Kinder, die sich manchmal einsam fühlen oder sich mit außergewöhnli-
chem Mut oder großer Angst beschäftigen Inhalt
Bei dem Bilderbuch „ Mause Märchen – Riesen Geschichte“ handelt es
sich um zwei Geschichten, die in der Mitte des Buches zusammen geführt
werden. Die kleine Haselmaus ist die mutigste Maus, die es je gegeben
hat. Sie fürchtet sich weder vor Katzen, noch vor dem Uhu oder starkem
Gewitter. Der starke Riese Bartolo hingegen ist ein richtiger Angsthase. Er
lebt ebenfalls im Wald und fürchtet sich nicht nur vor Spinnen und Wes-
pen, sondern sogar vor Löwen und Drachen, obwohl es die hier doch gar
nicht gibt.
Niemand will mit der kleinen Maus befreundet sein, denn ihr Mut ist ihren
Artgenossen suspekt. So beschließt sie eines Tages auszuwandern und solange zu suchen, bis sie einen
Freund gefunden hat. Auch der Riese Bartolo hat schwer mit der Einsamkeit zu kämpfen. Entweder er fürch-
tet sich so sehr, dass er keinen Kontakt zu den Tieren, die im Wald leben, aufnehmen kann, oder die Tiere
fürchten sich vor ihm und suchen das Weite, wenn er ihnen zu nahe kommt.
Als die Maus und der Riese eines Tages sehr erschöpft und müde sind, suchen sie sich einen Platz zum
Schlafen. Die Geschichte endet damit, dass die Maus einen Schlafplatz in der Hand von Bartolo gefunden
hat, der gemütlich auf einer Wiese liegt.
Auswertung
Sowohl die kleine Maus als auch der Riese Bartolo fühlen sich einsam, weil sie anders sind als andere. Das
Bilderbuch vermittelt, dass es sich lohnt, für die eigenen Ziele zu kämpfen, auch wenn das bedeutet, be-
kannte Menschen zu verlassen, weil sie einem nicht gut tun, um sich auf die Suche nach neuen Freunden zu
machen. So wird eine Bewältigungsstrategie gezeigt, die den Umgang mit Ausgrenzung und Einsamkeit
erleichtert. Die Hoffnung, dass unerwartet neue Freunde ins Leben treten, wird gestärkt.
Das Aufeinandertreffen der beiden Protagonisten ist eher zufällig und macht den Reiz des Bilderbuches zum
großen Teil aus. Bezüglich der Resilienzförderung ist es jedoch schwierig, sich bei der Besserung der eige-
nen Situation auf das Schicksal verlassen zu müssen. Die Alternative wäre, dass die Protagonisten solange
rastlos weiter suchen, bis sich zufällig eine Besserung der eigenen
Situation einstellt. Hinsichtlich der Resilienz ist dies jedoch eine
effektive Alternative.
Die Bewältigungsstrategien sind nur zum Teil so präsentiert, dass
sie für Kinder realisierbar sind. Zwar kann sich ein Kind von
Personen, die ihm schaden, distanzieren, jedoch nicht komplett das
momentane Umfeld verlassen.
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
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Die Verbesserung der eigenen Situation geht nur zum Teil von den Protagonisten selbst aus. So verlässt die
Maus eigenständig die gewohnte Umgebung, um aktiv eine Lösung zu finden, während der Riese seinem
Problem doch eher hilflos gegenüber steht. Die Lösung erfolgt letztlich zufällig.
Beide Protagonisten gehen gestärkt aus der Geschichte hinaus, denn ihre Einsamkeit ist überwunden.
Die Perspektivik der Geschichte (eine kleine Maus, die trotzdem mutig ist, ein gewaltiger Riese, der dennoch
Angst hat) unterstützt den Gedanken, dass Ängste relativ sind und nicht immer so riesig sein müssen, wie es
auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Als eine erfolgreiche Emotionsregulation wird vorgeschlagen,
sich einen Freund zu suchen, der die eigenen Ängste auszugleichen vermag.
Der Leser erhält durch den Text und die Bildgestaltung Inneneinsicht in die Gefühlswelt der Protagonisten
und wird in der Fähigkeit zum Perspektivwechsel gefördert.
Verschiedene Beziehungsformen und deren Auswirkungen, wie z.B. Freundschaft oder Abgrenzung, werden
dargestellt. Soziales Verhalten spiegelt sich in dem Verhalten der Protagonisten wieder, sich in Zeiten des
Unwohlseins einen Freund zu suchen.
Auf eindrucksvolle Art und Weise wird gezeigt, dass die eigenen Makel woanders zum Vorteil werden kön-
nen. Eine kleine Maus mit ungewöhnlichem Mut trifft auf einen Riesen mit großer Angst. Zusammen müssen
sie weder einsam noch ängstlich sein. Das Selbstbewusstsein wird somit gestärkt, getreu dem Motto: „Zu-
sammen sind wir stark.“
Das Bilderbuch „Mause Märchen – Riesengeschichte“ erreicht hinsichtlich des Resilienzförderungspotentials
22 von möglichen 30 Punkten.33
Die Buntstiftprinzessin
Autorin: Brigitte Minne Schwerpunkt: Selbstbewusstsein und speziell die Stärkung von Mädchen Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 10 (6 + 4) Impliziter Leser: Alle Mädchen Inhalt
Emma malt für ihr Leben gerne. Eines Tages zeichnet sie eine
Prinzessin mit typischen Merkmalen, einem Kleid, langen Haaren
und einem braven Lächeln, so wie Emma am liebsten selbst wäre.
Doch zur großen Überraschung kommt alles ganz anders. Die
Buntstiftprinzessin entwickelt ein Eigenleben. Sie hat Wünsche,
Vorlieben und natürlich einen Dickkopf, genauso wie ihre Erfinderin
Emma. Nach und nach äußert die Prinzessin, dass sie verändert
werden will. Am Ende bleibt nicht mehr viel von der langhaarigen, süßen brav gekleideten Prinzessin übrig.
Stattdessen stehen wir einem perfekten Ebenbild von Emma gegenüber. Emma versteht nicht, was an ihr,
einem kurzhaarigen Mädchen mit gewöhnlicher Jeans und einfachem T-Shirt so toll sein soll. Am Ende ha-
ben jedoch beide eine Menge Spaß zusammen.
33 Der ausgewertete Bogen befindet sich im Anhang.
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
22
Auswertung
Gekonnt vermischt die Autorin des Bilderbuches Wunschvorstellungen mit der Wirklichkeit. Emma stellt ein
selbstsicheres Mädchen dar, was durch die kräftigen Farben der flächigen Illustration hervorgehoben wird.
Und doch hat sie den Wunsch, dem Rollenbild einer Prinzessin zu entsprechen. Als ihre Wunschfigur mit
diesem Klischeebild gar nicht so zufrieden ist und viel lieber so wäre wie Emma, ergibt sich ein Wendepunkt
innerhalb der Geschichte. Die Leserin / der Leser wird zum Nachdenken über weibliche Rollenbilder ange-
regt. Außerdem wirbt die Geschichte darum, sich selbst so zu mögen, wie man ist. Emma wird als Mädchen
ernst- und wahrgenommen, die nicht den typischen Rollenklischees entspricht und beim Leser gerade da-
durch Verständnis, Identifikation und Sympathie hervorruft. Zu Beginn möchte die Protagonistin gerne dem
Stereotyp einer Prinzessin entsprechen, lernt jedoch am Ende der Geschichte, sich zu akzeptieren, wie sie
wirklich ist. Das kann die Rezipienten beim Aufbau eines positiven Selbstbildes unterstützen. Der Autorin
gelingt es, weibliche Rollenstereotype spielerisch zu thematisieren und in Frage zu stellen. Gerade Mädchen
können deshalb durch das Bilderbuch gestärkt werden.„Die Buntstiftprinzessin“ erhält in Bezug auf das
Resilienzförderungspotential 10 von 10 möglichen Punkten.34
Bist du feige, Willi Wiberg?
Autorin: Gunilla Bergström Schwerpunkt: Emotionale Kompetenz, Selbstbewusstsein und speziell die Stärkung von
Jungen Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 14 (4 + 6 + 4) Impliziter Leser: Alle Jungen
Inhalt
Der sechs Jahre alte Willi unterscheidet sich von anderen Jungen aus der
Vorschulklasse, denn er findet Prügeleien blöd. Selbst wenn sie behaupten,
dass er feige ist, will Willi sich nicht mit anderen Kindern hauen. Manchmal
kommt es zum Streit. Für den Fall, dass andere Kinder eine Prügelei mit Willi
anfangen wollen, hat er sich einen Trick ausgedacht.
Er tut einfach ganz schnell so, als wenn sein Gegner ihn besiegt habe. Dann
wird sofort aufgehört zu prügeln. Die anderen Kinder behaupten dann, dass
Willi keine Muskeln habe und sich deshalb nicht prügeln könne. Doch daran
liegt es nicht, denn Willi ist vielleicht sogar stärker, als viele der Jungen in der
Vorschulklasse. Er mag einfach grundsätzlich keine Prügeleien.
Willis Papa ist der Meinung, dass es gut wäre, sich zumindest wehren zu können. Also ermutigt es Willi, ein
paar Griffe für eine Schlägerei zu üben. Eigentlich hat Willi keine Lust dazu, doch um seinen Vater nicht zu
enttäuschen, macht er mit. Seine Großmutter findet es hingegen ganz toll, dass Willi sich nicht herumprü-
gelt. Sie meint, dass man sich nur die Kleidung zerreiße. Willi sei doch schließlich ein lieber Junge. Doch
34 Der ausgewertete Bogen befindet sich im Anhang.
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
23
daran liegt es nicht, denn die Kleidung zerreißt sich Willi beim Klettern auch so. Er mag einfach grundsätz-
lich keine Prügeleien.
Eines Tages kommen neue Kinder in die Vorschule. Von Anfang an beginnen sie Streit. Bald versuchen sie
mit Willi eine Prügelei anzuzetteln. Einige Kinder versuchen Willi zu helfen, indem sie sagen, dass das nichts
nützen würde, denn Willi würde sich nie prügeln. Doch die Jungen hören nicht auf. Schließlich muss Willi es
selbst sagen: „Nein, hier gibt es keine Schlägerei. Ich schlag mich nicht. Ich trau mich nicht!“ Daraufhin sind
alle Kinder ganz still. Die drei Raufbolde sind von Willi plötzlich ganz beeindruckt. Zufällig hört Willi etwas
später, dass die Kinder Willi sehr mutig finden, weil er sich getraut hat, vor allen Kindern zuzugeben, dass er
Angst hat.
Am Abend fragt Willi seinen Vater, ob dieser sich früher oft geprügelt habe. Als dieser zögerlich antwortet,
dass er sich aus Angst eigentlich auch nicht gerne geprügelt hat, sagt Willi: „Das ist mutig von dir, Papa,
dass du dich getraut hast es zu sagen!“
Auswertung
„Bist du feige, Willi Wiberg?“ thematisiert den Konflikt eines Jungen, der allen
Raufereien aus Angst aus dem Weg geht. Gerade für Jungen kann eine solche
Thematisierung besonders hilfreich in Bezug auf resilientes Verhalten sein. Die
Resilienzforschung hat gezeigt, dass Jungen Vorbilder brauchen, die in der Lage
sind, Gefühle nicht zu unterdrücken, sondern selbstverständlich zu zeigen.35
Nach und nach lernt der Protagonist, mutig zu seinen eigenen Ängsten zu stehen
und wagt am Ende, vor allen anderen laut zuzugeben, dass er Angst vor
Prügeleien hat. Als Willi Wiberg sich traut, seine Gefühle mitzuteilen, erntet er
dafür die Anerkennung seiner Mitschüler.
Als Emotionsregulationsstrategie wird vorgeschlagen, die Angst machende Situation weitestgehend zu ver-
meiden. Weiterhin wird modellhaft gezeigt, dass es hilfreich sein kann, zu den eigenen Ängsten zu stehen.
In Willis Fall führt dies zu Anerkennung und sogar Unterstützung, sodass die Angst machende Situation
zukünftig seltener eintritt.
Das Bilderbuch regt an, über jungentypisches Verhalten nachzudenken und kann Vorurteile ein Stück weit
ausräumen. Es schafft Selbstbewusstsein und stärkt Kindern den Rücken, auch einmal gegen den Strom zu
schwimmen.
Die Kauai-Studie hat gezeigt, dass resiliente Jungen häufig aus Familien kommen, in denen ein männliches
Familienmitglied als Identifikationsmodell dient. Ist das Vorbild in der Lage, Gefühle nicht zu unterdrücken,
sondern selbstverständlich auszudrücken, kann sich dies positiv auf die emotionale Kompetenz auswirken.36
Willis Geschichte kann die Hoffnung vermitteln, dass sich durch selbstbewusstes Vertreten der eigenen Mei-
nung die Einstellung anderer ändern kann.
Das Bilderbuch „Bist du feige, Willi Wiberg?“ erreicht hinsichtlich des Resilienzförderungspotentials 14 von
möglichen 14 Punkten.37
35 Vgl. Rabe – Kleberg: Vom Risiko ein Junge zu sein. In: Opp, Fingerle, Freytag. Was Kinder stärkt. 1999, S. 49 – 50 36 Vgl. ebd., S. 49 – 50
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
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4.2 Beispiele ungeeigneter Bilderbücher
Der Regenbogenfisch
Autor: Markus Pfister Schwerpunkt: Bewältigungsstrategien und Soziale Kompetenz Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 12 (6 + 6) Impliziter Leser: Kinder ab dem Vorschulalter, die auf der Suche nach Freundschaft sind.
Inhalt
Der Regenbogenfisch schwimmt weit draußen im Meer. Er ist der
allerschönste Fisch, denn seine Schuppen schillern in allen Farben. Weil der
Regenbogenfisch so besonders schön aussieht, bewundern die anderen
Fische ihn und wollen mit ihm spielen. Doch der Regenbogenfisch schwimmt
stolz an ihnen vorbei.
Eines Tages fordert ein fremder Fisch den Regenbogenfisch auf, ihm eine
schillernde Schuppe zu schenken. Der Regenbogenfisch lehnt ab. Nachdem
sich unter den Bewohnern des Ozeans herum gesprochen hat, dass der Regenbogenfisch keine Schuppen
hergeben will, wenden sich alle von ihm ab. Erst als der Regenbogenfisch bemerkt, dass er von niemandem
mehr bewundert wird, fühlt er sich unwohl und einsam. Also fragt er den Oktopus um Rat. Dieser behauptet,
dass der Regenbogenfisch erst glücklich werden könne, wenn er den anderen Fischen eine Glitzerschuppe
schenke. Nach langem Zögern, verteilt der Regenbogenfisch alle seine schillernden Schuppen. Schließlich
merkt er, wie er durch das Verschenken der Glitzerschuppen glücklich wird. Nicht zuletzt deshalb, weil nun
die anderen Fische mit dem Regenbogenfisch befreundet sein wollen.
Auswertung
Das Gefühl, nicht beliebt zu sein, abgelehnt zu werden und sich ausgeschlossen zu fühlen ist vielen Kindern
bekannt. Das Bilderbuch thematisiert das Ausgeschlossenwerden eines Individuums von einer Gruppe. In-
dem der Regenbogenfisch auf die Forderungen der anderen Fische eingeht, versucht er sich Freundschaft zu
„erkaufen“ und ist damit letztlich auch erfolgreich.
Das Bilderbuch kann damit den Eindruck erwecken, dass es sich um eine sinnvolle Strategie gegen Einsam-
keit handelt, Freunde durch materielle Dinge zu erkaufen. Effektive Coping-Strategien werden nicht darge-
stellt.
Die Identifikationsfigur hat negative Charaktereigenschaften. Sie definiert sich über ihr Äußeres, ist ober-
flächlich, eingebildet und übertrieben stolz. Freunde sind dem Regenbogenfisch nur wichtig, weil sie ihn
bewundern, echte Vorteile von Freundschaft werden nicht gezeigt. Durch die Bilddarstellung kann der Leser
dazu verleitet werden, den Protagonisten für sein Äußeres zu bewundern. Das Verhalten erhält damit eine
scheinbare Rechtfertigung.
37 Der ausgewertete Bogen befindet sich im Anhang.
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
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Erst als der Regenbogenfisch auf die Forderungen der anderen Fische eingeht, erhält er deren Zuneigung.
Ohne diese Handlung bliebe der Regenbogenfisch vermutlich allein. Eine Alternative schlägt das Bilderbuch
nicht vor.
Die dargestellten Bewältigungsstrategien sind zum Teil für den Rezipienten realisierbar. Da dies jedoch die
Anregung zu uneffektiven Coping-Strategien erhöht, werden hier keine Punkte vergeben.
Das Bilderbuch „Der Regenbogenfisch“ erreicht hinsichtlich des Resilienzförderungspotentials einen von
möglichen 20 Punkten.38
Mein Papa hat was verloren
Autoren: Wolf Harranth und Christine Oppermann-Dimow Schwerpunkt: Bewältigungsstrategien, Selbstwirksamkeitsglaube, Selbstbewusstsein und
der Umgang mit einer schwerwiegenden Lebenskrise Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 26 (6 + 8 + 6 + 6) Impliziter Leser: Kinder, die mit dem Thema Arbeitslosigkeit konfrontiert sind
Inhalt:
Ein kleiner Junge kommt aus dem Kindergarten heim, als sein Vater unerwar-
tet früh zuhause ist und traurig am Küchentisch sitzt. Die Mutter berichtet,
dass der Vater heute seine Arbeit verloren habe. Der kleine Junge versucht das
Positive zu sehen, weil er nun mehr Zeit hat, mit seinem Vater zu spielen und
viel zu unternehmen. Bald aber führen Umschulungsmaßnahmen und
Geldknappheit dazu, dass die Stimmung zuhause schlechter wird und sich die
Eltern streiten.
Auch der alljährliche Urlaub muss ausfallen. Am Ende bekommt der Vater
wieder eine Stelle in seinem alten Beruf angeboten und die Familie ist glücklich. Der kleine Junge schwört
sich, später einen Beruf zu wählen, in dem er nie seinen Job verliert – er wird Raumfahrer.
Auswertung
Ein kleiner Junge und seine Familie geraten unerwartet in die Krise, weil der Vater seine Arbeit verliert. Eine
Situation, in der sich viele Kinder wieder erkennen. Diese schwerwiegende Belastungssituation wird inner-
halb des Bilderbuches thematisiert, jedoch ohne effektive Modelle möglichen Umgangs zu präsentieren. Der
Autor versucht im Verlauf des Bilderbuches die positiven Dinge der Krise aus der Sicht des Protagonisten in
den Vordergrund zu rücken. Der Vater habe schließlich mehr Zeit zum Spielen und für Unternehmungen.
Umso enttäuschender kann es für den Rezipienten sein, wenn er feststellen muss, dass die positiven Auswir-
kungen des Arbeitsverlustes nur solange anhalten, bis sich die Stimmung der Eltern wandelt. Die Eltern zei-
gen sich frustriert, am Esstisch wird nicht mehr miteinander gesprochen und die Konflikte werden zuneh-
mend intensiver und lauter.
38 Der ausgewertete Bogen befindet sich im Anhang.
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
26
Eine Abbildung verdeutlicht in diesem Zusammenhang einen heftigen Streit der Eltern, woraufhin der Vater
wütend und Tür knallend das Haus verlässt. Während dessen beobachtet der kleine Junge in einer Ecke ste-
hend und weinend die Situation.
Alternative Lösungswege können dem Leser innerhalb der Geschichte nicht vorgeschlagen werden, da eine
Hauptaussage zu sein scheint, dass das Kind dieser Situation machtlos gegenüber steht. Da keine effektiven
Bewältigungsstrategien genannt werden, spielt die Frage, inwieweit diese für das Kind realisierbar sind,
keine Rolle.
Im weiteren Verlauf der Geschichte wird der Vater zunehmend
unfairer zu seinem Sohn und schreit ihn an, endlich Ruhe zu
geben. Nach diesem erschütternden und hoffnungslosen Moment
erfährt die Geschichte eine Wendung. Es klingelt an der Tür und
ein fremder Mann bietet dem Vater eine Arbeitsstelle in seinem
alten Beruf an. Im Schlussteil ist die Welt des Jungen wieder in
Ordnung. Es wird gelacht und gefeiert. Die Krise scheint
vergessen. Eine Wende, die dem Leser womöglich Hoffung geben soll, doch vermutlich genau das Gegenteil
bewirkt. Der Leser müsste allein darauf vertrauen, dass das Schicksal es gut mit ihm meint und die Situation
sich von selbst verbessert. Das rezipierende Kind erfährt, dass es dieser Belastungssituation hilflos ausgelie-
fert ist und es normal ist, wenn es von seinem Vater ungerecht behandelt wird, wenn dieser Probleme hat.
Das Bilderbuch schlägt vor, passiv darauf warten bis irgendwann alles wieder gut wird.
In der Geschichte heißt es, dass alles wie jeden Tag war, bis der Vater plötzlich traurig am Esstisch saß und
berichtet, dass er etwas verloren habe. Die Krise rückt somit unmittelbar und ohne Ankündigung an den
Jungen heran, was eine deutliche Überforderung zu sein scheint, denn schon auf der nächsten Seite klam-
mert er sich sorgenvoll an seinen Teddy. Die perspektivische Darstellung unterstützt das Dilemma, denn der
Junge wird auf den Bildern deutlich kleiner dargestellt, als seine Eltern. Mit wachsenden Problemen, wird
auch der Junge kleiner und unterstützt damit den Gedanken, an der Problemlage nichts verändern zu kön-
nen. Dem Kind werden keine Personen vorgeschlagen, an die es sich Hilfe suchend wenden könnte. Es wird
letztlich wenig Hoffnung vermittelt, da sich nur von außen entscheidet, ob sich die Situation verbessern
wird.
Somit lässt sich sagen, dass dieses Buch die Resilienzfähigkeit von Kindern nicht verbessern kann, sondern
womöglich noch verschlechtern wird. Das Bilderbuch „Mein Papa hat was verloren“ erreicht hinsichtlich des
Resilienzförderungspotentials drei von möglichen 26 Punkten.39
39 Der ausgewertete Bogen befindet sich im Anhang.
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
27
Anhang Ausgewerteter Beurteilungsbogen
1. Aspekt: Entwicklung von Bewältigungsstrategien im Umgang mit Krisen 1.
Buch
2.
Buch
3.
Buch
4.
Buch
5.
Buch
6.
Buch
7.
Buch
8.
Buch
Geht das Buch auf ein oder mehrere Krisenformen in der
kindlichen Entwicklung ein? Ja
Nein
X
X
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X
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X
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X
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X
X
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X
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Zu effektiven Coping-Strategien wird a) ...angeregt.
b) ...zum Teil angeregt.
c) ...nicht angeregt.
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X
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X
Alternative Lösungswege sind
a) ...möglich.
b) ...zum Teil möglich.
c) ...nicht möglich.
X
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X
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X
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X
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-
-
-
-
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X
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X
Die vorgeschlagenen Bewältigungsstrategien sind für das
Kind
a) ...realisierbar.
b) ...teilweise realisierbar.
c) ...nicht realisierbar.
X
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X
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X
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X
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(X)
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(X)
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2. Aspekt: Stärkung des Selbstwirksamkeitsglaubens
1.
Buch 2.
Buch
3.
Buch
4.
Buch
5.
Buch
6.
Buch 7.
Buch 8.
Buch Die Lösung des Problems ist
a) ...vom Protagonisten selbst ausgehend.
b) ...zum Teil vom Protagonisten ausgehend.
c) ...von außen kommend.
X
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X
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X
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(X)
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X
Ein zu Beginn schwacher Protagonist
a) ...geht gestärkt aus der Geschichte hervor.
b) ...geht zum Teil gestärkt aus der Geschichte hervor.
c) ...bleibt schwach.
X
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□
X
□
□
X
□
□
X
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-
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-
(X)
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□
X
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Im Falle eines Scheiterns hätte dem Protagonisten a) ...Hilfe bereit gestanden.
b) ...zum Teil Hilfe bereit gestanden.
c) ...keine Hilfe bereit gestanden.
X
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X
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X
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X
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(X)
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X
Die Geschichte verläuft für den Protagonisten a) ...erfolgreich.
b) ...zum Teil erfolgreich.
c) ...nicht erfolgreich.
X
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X
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X
□
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(X)
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X
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29
3. Aspekt: Stärkung der emotionalen Kompetenz
4. Aspekt: Stärkung der Sozialkompetenz 1.
Buch 2.
Buch 3.
Buch 4.
Buch 5.
Buch 6.
Buch 7.
Buch 8.
Buch Das Bilderbuch thematisiert Beziehungen und soziales
Verhalten
Ja
Nein
X
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X
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X
X
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X
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X
X
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X
Perspektivwechsel werden im Buch
a) ...vorgenommen.
b) ...zum Teil vorgenommen.
c) ...nicht vorgenommen.
X
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X
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X
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Positive Beziehungsformen werden
a) ...dargestellt.
b) ...zum Teil dargestellt.
c) ...nicht dargestellt.
X
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X
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X
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Konstruktives soziales Verhalten wird
a) ...gezeigt.
b) ...zum Teil gezeigt.
c) ...nicht gezeigt.
X
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X
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X
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1.
Buch 2.
Buch
3.
Buch
4.
Buch
5.
Buch
6.
Buch 7.
Buch 8.
Buch Das Bilderbuch setzt sich mit den Emotionen des Pro-
tagonisten auseinander.
Ja
Nein
X
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X
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X
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X
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X
X
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X
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X
Das Buch setzt sich mit Gefühlen
a) ...vertieft auseinander.
b) ... ansatzweise auseinander.
c) ...nicht auseinander.
X
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X
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X
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X
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Erfolgreiche Emotionsregulationsstrategien a) ...werden vorgestellt.
b) ...ansatzweise vorgestellt.
c) ...nicht vorgestellt.
X
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X
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5. Aspekt: Stärkung des Selbstbewusstseins
1.
Buch 2.
Buch 3.
Buch 4.
Buch 5.
Buch 6.
Buch 7.
Buch 8.
Buch Das Bilderbuch lässt Auswirkungen auf das Selbstbe-
wusstsein vermuten. Ja
Nein
X
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X
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Das Kind wird in seiner Situation a) ...ernst genommen.
b) ...teilweise ernst genommen.
c) ... nicht ernst genommen.
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X
Das Buch unterstützt a) ...dabei Schwächen positiv wahrzunehmen.
b) ...zum Teil dabei Schwächen positiv wahrzunehmen.
c)...nicht dabei Schwächen positiv wahrzunehmen.
X
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X
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X
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X
Das Buch vermittelt in Bezug auf die dargestellte Situa-
tion a) ...einen optimistischen Gesamteindruck.
b) ...einen neutralen Gesamteindruck.
c) ...einen pessimistischen Gesamteindruck.
X
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X
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6. Aspekt: Unterstützung bei schwerwiegenden Lebenskrisen
1.
Buch 2.
Buch 3.
Buch 4.
Buch 5.
Buch 6.
Buch 7.
Buch 8.
Buch Das Bilderbuch handelt von einer schwerwiegenden
Krise.
Ja
Nein
X
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X
X
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X
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X
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X
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X
X
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Eine schwerwiegende Belastungssituation wird
a) ...umfassend, aber nicht überfordernd thematisiert.
b) ...teilweise thematisiert.
c) ...nicht/überfordernd thematisiert.
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X
Effektive Coping-Strategien werden
a) ...vorgestellt
b) ...zum Teil vorgestellt.
c) ...nicht vorgestellt.
X
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X
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X
Helfende Personen oder Institutionen werden d) ...vorgeschlagen.
e) ...ansatzweise vorgeschlagen.
f) ...nicht vorgeschlagen.
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X
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X
7. Aspekt: Besondere Stärkung von Jungen oder Mädchen
1.
Buch
2.
Buch
3.
Buch
4.
Buch
5.
Buch
6.
Buch
7.
Buch
8.
Buch
Werden im Bilderbuch Rollenstereotype
thematisiert? Ja
Nein
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X
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X
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X
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X
X
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X
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X
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X
Jungen oder Mädchen können durch das
Buch a) ...besonders gestärkt werden.
b) ...zum Teil gestärkt werden.
c) ...eher nicht gestärkt werden.
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Rollenstereotype/ Klischees werden a) ...thematisiert und in Frage gestellt.
b) ...thematisiert, aber nicht in Frage gestellt.
c) ...ohne Reflexion präsentiert.
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32
Ergebnisse der Bilderbücherauswertungen im Überblick 1. Buch: Swimmy Schwerpunkte: 1. Aspekt, 2. Aspekt, 3. Aspekt, 4. Aspekt, 5. Aspekt, 6. Aspekt Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 36 Erreichte Punktzahl: 36 2. Buch: Rosi in der Geisterbahn Schwerpunkte: 1. Aspekt, 2. Aspekt, 3. Aspekt, 5. Aspekt Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 24 Erreichte Punktzahl: 23 3. Buch: Gehört das so??! Schwerpunkte: 1. Aspekt, 2. Aspekt, 3. Aspekt, 6. Aspekt Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 24 Erreichte Punktzahl: 24 4. Buch: Mause Märchen – Riesen Geschichte Schwerpunkte: 1. Aspekt, 2. Aspekt, 3. Aspekt, 4. Aspekt, 5. Aspekt Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 30 Erreichte Punktzahl: 22 5. Buch: Die Buntstiftprinzessin Schwerpunkte: 5. Aspekt, 7. Aspekt Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 10 Erreichte Punktzahl: 10 6. Buch: Bist du feige, Willi Wiberg? Schwerpunkte: 3. Aspekt, 5. Aspekt, 7. Aspekt Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 14 Erreichte Punktzahl: 14 7. Buch: Der Regenbogenfisch Schwerpunkte: 1. Aspekt, 4. Aspekt, Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 20 Erreichte Punktzahl: 1 8. Buch: Mein Papa hat was verloren Schwerpunkte: 1. Aspekt, 2. Aspekt, 5. Aspekt, 6. Aspekt Zu erreichende Gesamtpunktzahl: 26 Erreichte Punktzahl: 3
BIBF – Bremer Institut Bilderbuch- und Erzählforschung
33
Literatur zum Thema „Resilienz“ Hering, J., Vorlesen, Bilderbücher und die Entstehung von Erzählfähigkeit, in: Marco Holmer, Michael Nagel (Hrsg.), Erzählen, Kind-Bild-Buch, H. 4, Bremen 2008, S. 48 – 57. Kain, W., Die positive Kraft der Bilderbücher. Bilderbücher in Kindertageseinrichtungen positiv einsetzen, Weinheim 2006.
Lösel, F. / Bender, D., Von generellen Schutzfaktoren zu differentiellen protektiven Prozessen. Ergebnisse und Probleme der Resilienzforschung. In: Opp, G. / Fingerle, M. / Freytag, A. (Hrsg.), Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz, München 1999.
Oerter, R. / Montada, L. (Hrsg.), Entwicklungspsychologie, Weinheim 2002 (5. Aufl.).
Piaget, J., Theorien und Methoden der modernen Erziehung, Frankfurt/M 1974. Rabe – Kleberg, U., Vom Risiko, ein Junge zu sein – oder: „Männer werden als Kind schon auf Mann geeicht“.In: Opp, G. / Fin gerle, M. / Freytag, A. (Hrsg.), Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz, München 1999.
Rampe, M., Der R-Faktor – Das Geheimnis innerer Stärke, Frankfurt/M 2004.
Werner, E.E., Entwicklung zwischen Risiko und Resilienz. In: Opp, G. / Fingerle, M. / Freytag, A. (Hrsg.), Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz, München 1999.
Wustmann, C., Resilienz. Widerstandsfähigkeit von Kindern in Kindertageseinrichtungen fördern, Weinheim 2004.
Verwendete Bilderbücher
Bergström, G, Bist du feige, Willi Wiberg?, Hamburg 1987 (Oetinger).
Erlbruch, W., Die fürcherlichen Fünf, Wuppertal 1995 (Peter Hammer).
Fuchshuber, A. Mause Märchen – Riesen Geschichte, Stuttgart 1983 (Thienemann).
Harranth, W. / Oppermann-Dimow, C., Mein Papa hat was verloren, Wien 1992 (Jungbrunnen).
Leonni, L., Swimmy, Köln 1971, 6. Aufl. (Middelhauve).
Minne, B. / Westerduin, A., Die Buntstiftprinzessin, Freiburg 1998 (Kerle).
Pfister, M. Der Regenbogenfisch, Zürich 1996 (NordSüd).
Schössow, P., Gehört das so??! Die Geschichte von Elvis, München 2005 (Hanser).
Waechter, P., Rosi in der Geisterbahn, Weinheim 2005, 2. Aufl. (Beltz).