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Stadt Pforzheim Jugend- und Sozialamt Sozialplanung und Controlling KIWI-Präventionsnetzwerk Chancengleichheit für Kinder in der Pforzheimer Weststadt Abschlussbericht Chancengleichheit für Kinder in der Pforzheimer Weststadt

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Stadt PforzheimJugend- und Sozialamt

Sozialplanung und Controlling

KIWI-PräventionsnetzwerkChancengleichheit für Kinder in der Pforzheimer Weststadt

Abschlussbericht

Chancengleichheit für Kinder in der Pforzheimer Weststadt

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Projektteam:

Projektleitung: Reinhard Gotsch (Jugendhilfeplanung) Joachim Hülsmann (Abteilungsleiter – Sozialplanung und Controlling)Projektkoordination: Natalie ReimannProjektmitarbeiterin: Christin SpeckWissenschaftliche Begleitung: Gerda Holz (ISS Frankfurt a.M.)Autorin Bericht: Natalie ReimannLayout und Illustration: Janine Aschenbrenner

Gefördert durch:

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Abschlussbericht 2018 PräventionsnetzwerkChancengleichheit für Kinderin der Pforzheimer Weststadt

Jugend-und Sozialamt

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Inhaltsverzeichnis Vorwort 1

Einführung 21. Der Armutsbegriff - Eine Zielgruppendefi nition 2. Die Pyramide der Armutsprävention 4

2.1 Basis-Infrastruktur 2.2 Präventionsprojekte / - Programme 2.3 Individuelle Förder- / Hilfeangebote

2.3.1 Soll-Zustand 52.3.2 Ist-Zustand

3. Grundprinzipien - Was wollen wir erreichen? 6

Das Präventionsnetzwerk 8Akteure und deren Handlungsperspektiven 1. Die Stadt Pforzheim - Das Jugend- und Sozialamt 82. Diakonie - Das Lukaszentrum 103.Stadtjugendring - Das Haus der Jugend 114. Q-Prints&Service gGmbH - QuarZWest | Quadro | Querbeet | Medienwerk 135. Internationaler Bund - Kita Sternenfänger 146. DKSB Pforzheim Enzkreis e.V. - KiCo 157. Evangelisch-methodistische KirchePforzheim 178. Sportkreis Pforzheim Enzkreis e.V. 179. Weitere Kooperationspartner 19

AOK - Die Gesundheitskasse FRAG – Freiwilligenagentur Pforzheim Enzkreis Menschen in Not – Die Hilfsaktion der Pforzheimer Zeitung Urban Dance School Pforzheim Royal Rangers – Pfadfi nder Percutio – School of Music Kunstwerk Pforzheim

Die Teilprojekte 201. Individuelle Lernförderung 20

1.1 Bedarfsermittlung 211.1.1 Auswertung der Bedarfsermittlung an der Osterfeld Grundschule– Betreuungsangebote 1.1.2 Förderangebot : Hausaufgabenbetreuung 251.13 Leitfaden Hausaufgabenbetreuung 261.1.4 Einrichtung und Ausstattung zusätzlicher Betreuungsplätze 32

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1.2 Eltern im Fokus 331.2.1 Das Rucksackprogramm 33

1.2.2 Das Näh- und Strickcafe 341.2.3 Förderangebot: Medien-Garten 35

1.3 Fachkräfte im Fokus 361.3.1 Fachtag Kinderarmut am staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung

2. Vermittlung zu sozialen und kulturellen Angeboten 392.1 Hip Hop Tanz als integrative Praxis 39

2.1.1 Förderangebot: Schulübergreifende Tanz-AG 402.1.2 Tanz-AG im Lukaszentrum 42

2.2 Der Kinder- und Jugendsozialfonds 422.2.1 Inhalt (Menschen in Not e.V) 2.2.2 Flyer 432.2.3 Arbeitshilfe: Freizeitangebote in Pforzheim 44

2.3 Zielgerichtete Betreuungsangebote 452.3.1 Förderangebot: Das off ene Sommerferienprogramm

3. Angebote zur Stärkung von Gesundheit und Ernährung 483.1 Stadtoasen 48

3.1.1 Die Benckiser-Oase 493.1.2 Die Maxi-Oase an der evangelisch-methodistischen Kirche 51 3.1.3 Kiwis für die Weststadt 52

3.2 Gesunde Ernährung für Klein und Groß 533.2.1 AOK und Landesinitiative BeKi: Gesund kochen im off enen Sommerferienprogramm 3.3.2 Stadtjugendring und Diakonie: Gemeinsam kochen mit 53 Kindern im Frauenhaus 3.2.3 Stadtjugendring (Haus der Jugend): Gesund backen an 54 Weihnachten 3.2.4 DKSB: Kochen im KiCo, Kinder und Familientreff Blauer 54 Elefant

4. Das Ehrenamt 564.1 Leitfaden für die Ehrenamtliche Arbeit mit Kindern 56

4.1.1 Eine Handreichung 4.2 Gewinnung von neuen Ehrenamtlichen 58

4.2.1 Flyer: die Lerntanten 5. Akquise und Zugangsoptimierung im Bereich Fördermittel 59

5.1 Neu erschlossene Fördermittel 5.1.1 Menschen in Not e.V. - Der Kinder- und Jugendsozialfonds 5.1.2 Förderung der Sparkasse – Ernährungsangebote 5.1.3 Städtische Förderung – Betreuungsplätze 5.1.4 Förderung AOK – Gesund kochen im Sommerferienprogramm

5.2 Lernfördergruppen durch das Bildungs- und Teilhabepaket

Teilprojekte

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6. Öff entlichkeitsarbeit 616.1 Presse und Politik

6.1.1 Gemeinderat - Stadt Pforzheim 6.1.2 Sitzung des internationalen Beirats - Stadt Pforzheim 6.1.3 Gemeinderat - Stadt Pforzheim 6.1.4 Gespräch Sozialbürgermeister 6.1.5 Gespräch Oberbürgermeister

6.2 Veranstaltungen 626.2.1 YES! – Young Economic Summit

Schlussbemerkung 63(Armuts- ) Prävention für Kinder, Jugendliche und deren Familien – Ein Anspruch der Kommune mit Weitblick und Nachhaltigkeit Gerda Holz ISS Ffm e.V.

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VorwortKinderarmut ist in Pforzheim schon seit Jahrzehnten in verschiedensten Stadtteilen eine Herausforderung für die Soziale Arbeit. Steigende Zahlen und weit über dem Landesdurchschnitt liegende Werte verlangen nach Handlungskonzepten und Lösungen, wie die negativen Auswirkungen der wirtschaftlichen Notlage in den Familien wirkungsvoll angegangen werden können.

Unser Ansatz war es mit Sozialraumpartnern Ideen zu entwickeln, zu erproben und im Idealfall Wege zur Verstetigung zu fi nden. Dies ist in weiten Teilen gut gelungen. Das Projekt KIWI eröff net verschiedene Möglichkeiten, Kinder am Rand der Gesellschaft zu fördern und zu unterstützen. Ein großes Augenmerk richtet sich auf eine nachhaltige Verbesserung der Strukturen im Kleinen. Hierzu gehört eine vertrauensvolle off ene Zusammenarbeit der Partner im Sozialraum. Die Erschließung von neuen Finanzquellen, etwa für die Lernförderung und das Kinderferienprogramm, ist kurzfristig gelungen. Erfolgreich wurden neue Vereine im Gebiet, im Rahmen des Ferienprogramms, eingebunden und auch weitere Institutionen, wie eine Tanzschule, für eine Mitarbeit gewonnen. Eine Stiftung ermöglicht zukünftig die Finanzierung von Teilhabe von Kindern in kulturellen Angeboten auf sehr unbürokratische Weise. Das Vorhaben, den Kindern in einem hoch belasteten Stadtteil auch in Zukunft eine Chance zu geben, wird über die in den Folgeseiten beschriebenen Ansätze, verdeutlicht. Insgesamt ist es, so meinen wir, gelungen neue Möglichkeiten über Geld und Kooperationen im Stadtteil zu verankern.

Deutlich wurde aber auch, dass das Regelsystem von Krippe, Kindergärten und Horten entsprechend den Belastungen der Familien gut ausgebaut sein muss, damit fl ankierende Maßnahmen und Projekte eine gute Basis haben. Wenn Gebiete mit den höchsten Belastungssituationen nur eine unzureichende Infrastruktur haben, wird die Arbeit für die Beteiligten Institutionen komplexer und umfassender. Die Projektverantwortlichen glauben, dass in den hoch belasteten Quartieren die Stadt sich ihrer tragenden Rolle neu vergegenwärtigen müsste.Es gilt die wesentlichen Erkenntnisse der Sozialökonomie in Pforzheim neu zu diskutieren und Konsequenzen zu ziehen. Nachweise für die Effi zienzrendite bei Bildungsinvestitionen sind in den letzten 10 Jahren in ausreichender Zahl erbracht worden. Soziale Strukturen sollten mit der Bevölkerungsentwicklung und insbesondere mit der Zahl der Kinder mitwachsen. Mit entsprechenden Investitionen in Bildung-, Betreuungs- und Unterstützungssysteme, die alle Kinder und Familien erreichen, können Armutslagen überwunden und der Spaltung in der Gesellschaft entgegengewirkt werden.

Reinhard GotschJugendhilfeplanung

Stadt Pforzheim

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1 Einführung 1 Einführung 1 Einführung

Einführung1. Der Armutsbegriff - Eine Zielgruppendefi nition

Der Armutsbegriff wird in Deutschland vor allem relativ defi niert. Wer über weniger als 60% des Medianeinkommens (Haushalts- Nettoäquivalenzeinkommen) verfügt, ist dem Armutsrisiko ausgesetzt. Diejenigen, die maximal 50% des Medianeinkommens zur Verfügung haben, sind von relativer Armut betroff en.

Neben der relativen Einkommensarmut, die sich zunächst ausschließlich auf monetäre Mittel bezieht, sind die subjektive Armutsmessung, der Lebensstandard-Ansatz, die Schichtindizes, sowie der politisch-normative Ansatz weitere Konzepte zur Messung von Armut. Letzterer bemisst Armut anhand der SGBII- oder SGBXII-Leistungsbezüge, welche sich nach dem staatlich defi nierten Existenzminimum richten. Im Fall des Projekts soll jenes Konzept als allgemeine Orientierungsgrundlage dienen.

Die Kinderarmut in der Stadt Pforzheim liegt bereits seit geraumer Zeit über dem Landesdurchschnitt Baden-Württembergs. Obwohl die Arbeitslosenzahlen sinken, steigt die Anzahl der in Armut lebenden Familien. Neben Arbeitslosigkeit, zählen unter anderem eine zu geringe Entlohnung, Alleinerziehung, Schulden oder Bildungsmangel zu den Ursachen von relativer Armut.Auch kinderreiche Familien sind häufi ger betroff en. Aufgrund des Mangels an Kindergarten-/Betreuungsplätzen ist häufi g nur ein Elternteil in der Lage zu arbeiten. Darüber hinaus sind vor allem Familien mit Migrationshintergrund von Armut betroff en. Ob durch sprachliche/kulturelle Barrieren, Diskriminierung oder eine fehlende Arbeitserlaubnis bedingt, Migration kann einen erheblichen Einfl uss auf die Einkommenssituation der Menschen haben.

Die Anzahl der Jugendlichen unter 15 Jahren im SGBII-Bezug ist von 3.174 (2009) auf 3.888 (2016) gestiegen, was einen Zuwachs von 22,5% fest-stellen lässt und liegt 2017 sogar bei 3.926. In Pforzheim leben demnach 21,7% der unter 15-Jährigen von SGBII-Leistungen. Die Armutsbelastung ist unterschiedlich auf das Stadtgebiet verteilt, wonach die SGBII-Quote der Zielgruppe bei über 30% liegt.

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1 Einführung

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In der Weststadt, in der das Projekt verortet ist, liegt sie sogar bei 40,3%, woraus sich eine Anzahl von 535 Kindern ergibt.

Ebenfalls fi nden wir hier die meisten Kinder mit alleinerziehenden Eltern. Die folgende Tabelle aus dem Bevölkerungsheft 2017 der Stadt Pforzheim zeigt, wie sich die SGBII-Quote der unter 15-Jährigen auf das Stadtgebiet verteilt:

Der Bericht des Jugend- und Sozialamtes der Stadt Pforzheim beschreibt mit dem Ansatz des „capability aproach“ die Auswirkungen von Armut als Mangel an Verwirklichungschancen. Genauer haben die Kinder einen erschwerten Zugriff auf die Teilhabe an Gesellschaft, welche erwiesenermaßen durch Sprache, Bildung, sowie die Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben ermöglicht wird.

Zielgruppe des Projekts sind vorrangig Kinder im Grundschulalter, die entsprechend ihres familiären Hintergrunds ein Lern- und Teilhabedefi zit aufweisen. Der frühe Ansatz bietet den Nährboden für eine positive Entwicklung. Die Schüler/innen der weiterführenden Schulen sollen dennoch nicht außer Acht gelassen werden.

Auszug Bevölkerungsheft 2017|

Kommunale Statistikstelle

Stadt Pforzheim

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1 Einführung

Das methodische Vorgehen innerhalb des Projekts soll durch einen mehr-dimensionalen Ansatz erfolgen. Das Vorhaben der Angebots-erweiterung wird durch die Verstärkung des vorhandenen Netzwerkes ergänzt.

Ziel des Projektes ist ein ganzheitliches Konzept zu entwickeln, das den Auswirkungen von Kinderarmut entgegenwirkt und damit die Chancengleichheit auf allen relevanten Ebenen steigert.

2. Die Pyramide der Armutsprävention

Armutsprävention fi ndet immer auf unterschiedlichen Ebenen statt. Im Idealzustand wird die Basis der Armutsprävention durch frühe Hilfen, ausreichend Kita-Plätze, Nachmittagsbetreuungsangebote, sowie Vereine und vor allem Ganztagsschulen gebildet.

Im Fall der Pforzheimer Weststadt weist diese Basis enorme Mängel auf. Über 1.000 nicht-vorhandene Kita-Plätze (in ganz Pforzheim) machen sich gerade auch in diesem Stadtteil bemerkbar, eine fehlende Ganztagsschule, sowie Hortbetreuung und die wenigen Vereine kommen erschwerend zu weiteren Faktoren hinzu, die die Bekämpfung der Auswirkungen von Kinderarmut erheblich einschränken.

In der Weststadt gibt es einige Präventionsprojekte/-programme, die auf den Ausgleich der eben genannten Mängel abzielen, die fehlenden Einrichtungen jedoch nicht ersetzen können:

Arbeit schaff ende Maßnahmen Freizeitgestaltung Betreuungs- und Integrationsprogramme

Einen unabdingbaren Anteil der Armutsprävention in der Weststadt bedingen individuelle Förder- und Hilfeangebote:

Mobile Kinder-/ und Jugendarbeit Individuelle Beratung Familienbegleitung.

2.1 Basis-Infrastruktur

2.2 Präventionsprojekte/ - Programme

2.3 Individuelle Förder-/ Hilfeangebote

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1 Einführung

2.3.1 Soll Zustand:

Individuelle Förder-/ Hilfeangebotefür Eltern und Kinder

Individuelle Förder-/ Hilfeangebotefür Eltern und Kinder

Präventionsprojekte/-Programmez.B.: Elterncafes, Elternmentoren, Rucksackprojekt, Ernährungs-Gesundheitskurse, Sprachkurse

Präventionsprojekte/-Programmez.B.: Elterncafes, Elternmentoren, Rucksackprojekt, Ernährungs-Gesundheitskurse, Sprachkurse

Basis-InfrastrukturFrühe Hilfen, Kitas, Schulen, Horte, Vereine, Verbände, Initiativen

Basis-InfrastrukturFrühe Hilfen, Kitas, Schulen, Horte, Vereine, Verbände, Initiativen

Keine GanztagsschuleKein HortMangel an Kitaplätzen

2.3.2 Ist Zustand:

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1 Einführung

Das Projekt richtet sich prinzipiell nach dem „Wir“, der Grundlage für die Bekämpfung der Auswirkungen von Kinderarmut. „Wir“ meint die Förderer, die Kooperationspartner, die Sozialraumakteure, aber auch die Betroff enen und natürlich die Stadt Pforzheim.

Bei der Gewinnung neuer Ressourcen geht es zum einen um Prozess-analysen, sowie Prozessoptimierungen im Sinne der Antragstellung im Bereich der Fördermittel. Darüber hinaus sollen neue Fördermittel beantragt oder für entsprechende Partner geprüft und vermittelt werden. Neue Ressourcen können Räumlichkeiten sein, die für bestimmte Regelangebote genutzt werden, aber auch zusätzliche Fördergelder, Arbeitskraft oder neu zu gewinnende Partner und Kooperationen. Um neue Ideen zu entwickeln und zu erproben, werden konkrete Angebote konzipiert, die von städtischen Mitarbeiter/innen der freien Träger durchgeführt werden.

In Kooperation mit der Schulsozialarbeit werden die Kinder durch aufsuchende Arbeit an den Schulen auf die Angebote aufmerksam gemacht. Ein Ziel ist die Nähe zur Zielgruppe, damit Bedarfe festgestellt und abgedeckt werden können. Andererseits geht es darum, die Kinder über die städtischen Angebote langfristig an die Kooperationspartner oder Vereine zu bringen. Innerhalb des Projekts soll jegliches Arbeiten stets partizipativ und sozial inklusiv angelegt sein. Die Zielgruppe wird an der Gestaltung der Angebote beteiligt, damit individuelle Bedürfnisse gehört und berücksichtigt werden können. Sozial inklusiv meint, dass sich die Angebote über die Zielgruppe hinaus bewegen sollten. Die Kinder in Armut sollen also nicht isoliert werden.

Das Endziel des Projekts und damit jedes Teilprojekts oder Angebots ist im Sinne der Basis der Pyramide der Armutsprävention immer die Nachhaltigkeit. Innerhalb des Projekts ist es leider nicht möglich eine vGanz-tagsschule und einen Hort aufzubauen, oder neue Vereine zu gründen, daher liegt der Fokus auf einem nachhaltigen Ausgleich der sozialräumlichen Mängel.

3. Grundprinzipien - Was wollen wir erreichen?

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1 Einführung

Um diesem Auftrag gerecht zu werden, sind die verschiedenen Teilprojekte und Angebote so angelegt, dass sie entweder ineinandergreifen oder sich gegenseitig ergänzen. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts ist die Netzwerkarbeit. Hierbei geht es darum, die Kooperation zwischen der Stadt Pforzheim und den Sozialraumakteuren, den freien Trägern, auszubauen und zu vertiefen und auch darum, die Sozialraumakteure selbst stärker zu vernetzen. Hierfür wurde ein Arbeitskreis zum Thema Kinderarmut in der Pforzheimer Weststadt gegründet, der sich in regelmäßigen Abständen triff t, um sich über das Projekt und neue Erkenntnisse in diesem Bereich auszutauschen. Das Projekt möchte trotz Ablaufdatum Chancengleichheit langfristig anlegen und dieses Ziel benötigt gute Zusammenarbeit in einem starken Netzwerk.

Neue Ressourcengewinnen

Nach-haltigkeit

VernetzungKooperationen

Neue Ideen

entwickeln und

erprobensozial inklusiv und partizipativ

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2 Präventionsnetzwerk2 Präventionsnetzwerk

Das PräventionsnetzwerkAkteure und deren Handlungsperspektiven

1. Die Stadt Pforzheim - Das Jugend- und Sozialamt

Das Jugend- und Sozialamt Pforzheim ist planerisch und operativ für das KIWI-Projekt verantwortlich. Dies wird nicht nur durch Projektleitung und Koordinationsstelle gewährleistet, auch die Schulsozialarbeit der Stadt Pforzheim, die ebenfalls beim JSA angesiedelt ist, unterstützt und operiert innerhalb des Projektrahmens.

Stadt Pforzheim Jugend- und Sozialamt

Marktplatz 475175 Pforzheim

Kommentar Carina Steinmetz (Schulsozialarbeiterin an der Osterfeld Grundschule Pforzheim)

Wo wirkt sich Kinderarmut Ihrer Erfahrung nach am stärksten aus?

Meiner Meinung nach wirkt sich Kinderarmut insbesondere auf den Zu-gang zu Bildung und damit einhergehend auf die Bildungschancen aus. Die Bildungschancen für Kinder, die in Armut leben, sind um einiges geringer, als für Kinder aus einkommensstarken Haushalten. Dies zeigt sich schon vor dem Schulbesuch. Kinder aus einkommensstarken Haushalten besuchen häufi ger den Kindergarten, das Kinderturnen oder andere Frühfördereinrichtungen. In der Schule ist oft eine individuelle Förderung aufgrund der Klassengrößen und fehlenden Ressourcen nicht in ausreichendem Maße möglich. Es werden zusätzliche Förderangebote benötigt um das Klassenziel zu erreichen. Der Zugang zu diesen Angeboten ist durch die Gruppengrößen, die Kosten, die Betreuungszeit und durch den Standort eingeschränkt. Zudem reicht oftmals eine reine Hausaufgabenbetreuung mit Ehrenamtlichen nicht aus.

Neben der formellen Bildung spielt auch das informelle Lernen eine große Rolle in der Entwicklung eines Kindes. Der Zugang zu informellen Lernprozessen gestaltet sich wiederum für arme Kinder schwierig. Oft-mals fehlt eine anregende Freizeitgestaltung. Der Zugang zu Vereinen, Musikschulen, Schwimmbädern, etc. hängt auch hier wieder von den Kosten, dem Standort und der Betreuungszeit ab.

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2 Präventionsnetzwerk

Welche Teilprojekte von KIWI sind/waren für Sie besonders wichtig?

Für mich war die Bedarfsermittlung der individuellen Förderung und damit einhergehend die Aufstockung der Betreuungsplätze besonders wichtig. Ebenso wichtig erachte ich die Vermittlung zu sozialen und kulturellen Angeboten. Denn Kinder brauchen ein anregendes Freizeitangebot. Für Kinder die keine Möglichkeit haben in den Ferien zu verreisen, deren Eltern arbeiten und die nicht die finanziellen Möglichkeiten haben ins Freibad, Kino, etc. zu gehen, ist ein Ferienangebot, das die kompletten 6 Wochen abdeckt unabdingbar. Daher sehe ich auch dieses Teilprojekt als besonders wichtig an.

Welche Unterstützung/Handlungweise erwarten Sie im Hinblick auf das Thema Kinderarmut von Seiten der Politik?

Ich finde es wichtig, dass diese Themen nach Beendigung des Projekts weiter verfolgt werden. Daher sehe ich die Notwendigkeit, wichtige Themen wie Kinderarmut und Bildungschancen mit dauerhaften Mitteln zu bedienen. Gerade die Umsetzung einer Betreuung an den Schulen vor Ort mit Fachpersonal und einem gesunden Mittagessen, das für alle Kinder kostenlos ist, ist nicht durch Projekte zu ersetzen. Einen weiteren Handlungsbedarf sehe ich in der Ausstattung der Schulen mit ausreichenden Ressourcen. Jedes Kind sollte die Möglichkeit haben auch ohne zusätzliche Lernförderung und Nachhilfe die Grundschule abschließen zu können. Hierzu braucht es vor allem kleinere Klassen, mehr Lehrkräfte, Differenzierungsmöglichkeiten durch eine weitere Lehrkraft oder einen/eine Sozialpädagog*in. Es ist nicht förderlich, dass Grundschulkinder, deren Eltern nicht mit ihnen lernen können, mehrere Förderprojekte besuchen müssen, um das Klassenziel erreichen zu können. Die Rahmenbedingungen / Lernbedingungen an den Schulen müssen so verbessert werden, dass der Unterricht und eine Nachmittagsbetreuung ausreicht.

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2 Präventionsnetzwerk

2. Diakonie - Das LukasZentrumDas LukasZentrum ist das Familienzentrum der Weststadt. Hier wurde nicht nur für Kinder, sondern auch deren Eltern ein Ort der Begegnung geschaffen. Die Schwerpunkte der Arbeit des DiakoniePunktes Weststadt sind Stadtteilarbeit und Integrationsarbeit, wie beispielsweise durch Sprachkurse oder Migrationsberatung. Auch Angebote zur Familienbildung und Freizeitgestaltung, sowie die „frühen Hilfen“ bilden einen wichtigen Teil ihrer Arbeit.

Kommentar Elena Link (Leitung LukasZentrum):

Auf die Frage: Wo wirkt sich Kinderarmut Ihrer Erfahrung nach am stärksten aus?

„Kinder aus armen Verhältnissen haben viel weniger individuelle Fördermöglichkeiten, z.B. durch räumliche Begrenzung (große Familien, kleiner Wohnraum) oder fehlende finanzielle und zeitliche Mittel (große Familien, wenige Mittel, weniger Zeit für die Einzelnen, können nicht viele Wege auf sich nehmen). Viele haben auch sehr schlechte Zähne. Die Kinder sind zwar alle angezogen, aber auf die Qualität der Kleider kann nicht ausreichend geachtet werden. Kinder aus armen Verhältnissen haben es einfach schwerer in eine perspektivenreiche Zukunft zu starten.“

Auf die Frage: Welche Teilprojekte von KIWI sind/waren für Sie besonders wichtig?

„Zum einen war das im Bereich der HSL die Lern- und Förderausstattung, die Tanz-AG, die Kiwi-Pflanzaktion, sowie der Ausflug in den Ferien nach Ludwigsburg in den Märchengarten. Auch die Kooperation mit der evangelisch-methodistischen Kirche und damit das Näh- und Strickcafé hat einen besonderen Mehrwert für unsere Einrichtung mit sich gebracht. Nicht zu vergessen natürlich auch die Gewinnung von Ehrenamtlichen und der neu eingerichtete Kinder- und Jugendsozialfonds.“

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2 Präventionsnetzwerk

Auf die Frage: Welche Unterstützung/Handlungsweise erwarten Sie im Hinblick auf das Thema Kinderarmut von Seiten der Politik?

„Ich wünsche mir, dass die ganzen Familien gefördert werden und nicht nur die Kinder. Die Eltern sollen mehr Bildungsmöglichkeiten bekommen. Ihr sozialer Horizont soll sich erweitern. Dafür bedarf es mehr sozialer Begegnungsräume. Ebenfalls unter dem Motto, „starke Eltern, starke Kinder!“, sollte mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden und es sollte eine größere Anbindung an die Schulen mit Bildungsangeboten für die Eltern geben (z.B.: eine Töpferklasse, eine Garten-AG mit gesunder Ernährung etc.). Wünschenswert wären auch finanzielle Mittel für bestehende Einrichtungen, die damit ihr Angebot entsprechend anpassen können.“

3. Stadtjugendring - Das Haus der Jugend

Das Haus der Jugend befindet sich am Benckiserpark in der Weststadt, wo sich viele Familien, Kinder und Jugendliche um die wärmeren Jahreszeiten aufhalten. Es gehört zum Fachbereich ZAP-zentrale Angebote für Kinder und Jugendliche in Pforzheim der Stadtjugendring Betriebs GmbH. Das besondere Engagement gilt im Haus der Jugend denjenigen Kindern und Jugendlichen, die aus unterschiedlichsten Gründen keine Möglichkeit der sozialen oder kulturellen Teilhabe haben. Der Treffpunkt bietet Spiel-, aber auch Lernmöglichkeiten. Das Angebot erstreckt sich über Sportgruppen, Wochenendfreizeiten, politische Bildungsfahrten, sowie Hausaufgaben- und Lernhilfen. Das Haus der Jugend schafft zudem aber auch Raum zum Feiern, es werden Video-, Musik- und Computerworkshops gemacht, es leistet Netzwerkarbeit und versucht stets den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden.

Kommentar Bart Dewijze (Fachbereichsleiter Haus der Jugend):

Auf die Frage: Wo wirkt sich Kinderarmut Ihrer Erfahrung nach am stärksten aus?

„Kinderarmut wirkt sich bei uns in der Einrichtung am stärksten in der eingeschränkten Teilhabe an der Gemeinschaft aus. Dieses äußert sich intrinsisch in den fehlenden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, Selbstdarstellung und Außerschulischen Bildung.

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2 Präventionsnetzwerk

Externe Merkmale sind Defizite in Ernährung, Gesundheit/Hygiene und sozialer Umgang. Diese Auflistung sollte kein Kriterium für Armut sein, eher eine sehr häufige Auswirkung als Folge von Armut.“

Auf die Frage: Welche Teilprojekte von KIWI sind/waren für Sie besonders wichtig?

„An erster Stelle war für uns das Ferienprogramm und das gemeinsame Essen - ein starkes Zeichen den Kindern gegenüber und eine zeitliche Erleichterung für die Eltern. Dies speziell trägt zwar nicht direkt zur Bekämpfung von Armut bei, aber setzt von der Gemeinschaft aus ein tolles Signal an die Betroffenen.Der Urban Gardening Ansatz ist ein, glauben wir, langfristiges Projekt, das auch sehr viel zur Begeisterung beitragen und den betroffenen Personen Anstöße geben könnte, um kostengünstig selbst für einen Teil der Ernährung im öffentlichen Raum zu sorgen. Auch Kinder und Jugendliche haben Interesse gezeigt. Dieses Projekt braucht unserer Meinung nach ein paar Jahre wesentliche Unterstützung und Begleitung, bevor es durch die Anwohner selbst getragen werden kann.Die Diskussionen mit den unterschiedlichsten sozialen Trägern in der Weststadt zum Thema „Bestreitung der Kinderarmut“, fanden wir sehr begeisternd. Es kommt nicht immer zu greifbaren Lösungen, aber es hält das Thema bei allen Beteiligten präsent und es wird gemeinsam nach Möglichkeiten in diesem komplexen Thema gesucht.Das Teilhabeprojekt das gerade in der Freizeitgestaltung und kulturellen und außerschulischen Bildung angreift, ist ein tolles Vorhaben. Allerdings muss eine Teilhabe auch erst erprobt werden und ist auch nicht immer selbstverständlich, da die Unterstützung, Wertschätzung oder das Verständnis vom sozialen Umfeld nicht immer da ist.“

Auf die Frage: Welche Unterstützung/Handlungsweise erwarten Sie im Hinblick auf das Thema Kinderarmut von Seiten der Politik?

„Eine Basis an Kultureller- und Freizeitgestaltung sollte für ALLE Kinder und Jugendlichen frei zugänglich sein und oder kostengünstig wie es in vielen anderen europäischen Ländern der Fall ist (Beispiel: In Belgien kostet Musikunterricht 60,- Euro pro Jahr. Auf Malta ist dieser sogar kostenlos).

Prävention und (Weiter-) Bildung der Eltern ist ein sehr schwieriges, aber umso wichtigeres Thema. Vergünstigung von gesunder Ernährung und mehr Steuern auf Zucker, Fett und salziges, reichhaltiges Essen.

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2 Präventionsnetzwerk

Ernährung, die auf Dauer krank macht, kostet letztendlich die Gemeinschaft mehr.Freiräume kreieren in denen Kinder und Jugendliche sich weiter entwickeln können und sich auch sportlich und sozial beteiligen können (Bolzplätze, Parkanlagen, …). Der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sollte ein gewisser Standard in Ausstattung und Personal zur Verfügung stehen. Da diese gerade an den Problemen , wie in Punkt eins beschrieben, ansetzen, ohne dass man dadurch einen Stempel von „ich bin arm“ tragen muss, weil diese Institutionen offen für alle sind.“

4. Q-Prints&Service gGmbH - QuarZWest | Quadro | Querbeet | MedienwerkDie Q-Prints&Service gGmbH bringt Menschen, die auf der Suche nach einer Anstellung sind, in Arbeit. In Einzelcoachings oder bei EDV- und Deutschkursen begleiten und unterstützen die Mitarbeiter/innen Frauen und Männer, die etwa gesundheitliche Probleme haben, oder denen die geeignete Qualifizierung fehlt. Ebenfalls bietet die Einrichtung eigene Arbeitsplätze an, um (erste) Erfahrungen zu sammeln. So gehören eine Siebdruckerei, ein Produktionsbetreib, eine Fahrradwerkstatt, ein Haus und Hof Dienstleistungsbereich, sowie ein Restaurant und ein Café als Betriebe zur Q-Prints&Service gGmbH.

Kommentar Andrea Clauß (Projektleiterin QuarZWest) und Sarah Wolf (Projektmitarbeiterin):

Auf die Frage: Wo wirkt sich Kinderarmut Ihrer Erfahrung nach am stärksten aus?

„Kinderarmut wirkt sich in erster Linie auf erschwerte Zugänge zu Bildung und die dadurch fehlenden Perspektiven, sowie die Gesundheit aus. Ebenfalls erfahren die Kinder häufig eine soziale Ausgrenzung, wodurch ein mangelndes Selbstwertgefühl, Scham, Perspektivlosigkeit, sowie Kriminalität gefördert wird.“

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2 Präventionsnetzwerk

Auf die Frage: Welche Teilprojekte von KIWI sind/waren für Sie besonders wichtig?

„Ein sehr schönes Projekt, entgegen der sozialen Ausgrenzung, war das Urban Gardening Projekt unter Einbezug von Bürgerinnen und Bürgern der Weststadt, das auch im Bereich Gesundheit positive Effekte erzielen kann.“

Welche Unterstützung/Handlungsweise erwarten Sie im Hinblick auf das Thema Kinderarmut von Seiten der Politik?

„Um die Auswirkungen von Kinderarmut angemessen bekämpfen zu können, sollte es gerade im Hinblick auf die diesbezügliche Pforzheimer Infrastruktur mehr öffentlichen Naherholungsraum, sowie freie, attrakt-ive und wohnortnahe Spiel-, Sport- und Bewegungsflächen geben. Ein weiterer Schwerpunkt sollten kostenfreie Freizeit-, Bildungs- und Förderangebote, wie z.B. Hausaufgabenhilfe sein, die in jedem Fall die Unterstützung von Vereinen und Institutionen zu solchen Zwecken brauchen. Ein präventiver Ansatz wäre unserer Meinung nach das bedingungslose Grundeinkommen.“

5. Internationaler Bund - Kita SternenfängerDie Kita Sternenfänger ist eine Einrichtung des Internationalen Bundes (IB), der als freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit ebenfalls zu den Kooperationspartnern von KIWI gehört. Im Konzept der Kita Sternenfänger versteht sich die Erzieherin als Bildungsbegleiterin des lernenden Kindes. Ihre Schwerpunkte liegen auf dem Spielen, dem Experimentieren, dem künstlerischen Gestalten und der Bewegung. Die Kita legt Wert auf eine interkulturelle Erziehung, auf Integration und Inklusion, sowie die Einbeziehung der Eltern.

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2 Präventionsnetzwerk

6. DKSB Pforzheim Enzkreis e.V. - KiCo Im KiCo, Kinder und Familientreff blauer Elefant gibt es unzählige Möglichkeiten, um Menschen Unterstützung zu bieten, die viele Aufgaben des Lebens ohne sie nicht bewältigen könnten. Es gibt Kreativangebote, einen Gesprächs- und Familientherapieraum, sowie Spiel, Hausaufgaben- und Lernzimmer. Hier treffen sich Kindergruppen, aber auch Eltern oder ganze Familien zum Gespräch. Der DKSB bietet unter anderem Trauerbegleitung, eine Krabbelgruppe und ein Mehrgenerationencafé.

Kommentar Doris Möller-Espe (Geschäftsführerin DKSB Pforzheim Enzkreis):

Auf die Frage: Wo wirkt sich Kinderarmut Ihrer Erfahrung nach am stärksten aus?

„Kinderarmut ist in der Weststadt sichtbar. Viele Kinder mit Migrationshintergrund und ohne ausreichende Betreuungsangebote sind nachmittags auf den Straßen zu sehen. Der Blick des Kinderschutzbundes auf die Auswirkungen von Armut bei Kindern richtet sich auf folgende Punkte:Sicheres und gesundes Aufwachsen: Armut ist ein Risikofaktor in der Versorgung von Kindern, Vernachlässigung, schlechte oder nicht jahreszeitengemäße Kleidung ist deutlich. Kinder sind viel alleine oder verantwortlich für sich und ihre jüngeren Geschwister. Viele Eltern mit Fluchterfahrung haben ein posttraumatisches Belastungssyndrom, auch gibt es einige Eltern mit psychischer Erkrankung. Folgesymptome bei von Armut bedrohten Kindern erhöhen sich. Ernährung ist oft unzureichend, kein Frühstück oder Mittagessen, ungesunde Kost. Kinder haben häufig keinen Kinderarzt - Eltern kennen sich im Gesundheitssystem nicht aus. Schlechte Bildungsvoraussetzungen: keine oder unzureichende Sprach-kenntnisse bei Kindern und deren Eltern. Eltern kennen sich mit Bildungs- und Betreuungssystem nicht aus und begegnen Kita und Spielgruppen mit Vorsicht. Eltern wissen oft nicht, dass Grundschule, Lesen- und Rechnen lernen Mitarbeit von Eltern voraussetzt. Kinder werden nicht gefördert. Familien haben wenig Spielraum für eine ordentliche Ausstattung für Schul- und Lernmittel. Kennen sich mit Anträgen für BuT-Mittel nur unzulänglich aus. Mangelhafte Teilhabe oder Ausschluss bei kulturellen und sportlichen Angeboten, wenig Ausflüge, kein Urlaub (Reisen bildet!!!).“

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2 Präventionsnetzwerk

Auf die Frage: Welche Teilprojekte von KIWI sind/waren für Sie besonders wichtig?

„Die wichtigsten Teilprojekte von KIWI waren die Elternbildungsangebote, wie Rucksack, Kochen etc., ebenso wie die Lernförderung und die Kinderbetreuungsangebote.“

Auf die Frage: Welche Unterstützung/Handlungsweise erwarten Sie im Hinblick auf das Thema Kinderarmut von Seiten der Politik?

„Überregional: Kostenfreie Kita-Plätze (als erster Schritt, mindestens das letzte Kindergartenjahr), s. ElternZOOM 2018, Schwerpunkt Elternbeteiligung an der KiTa Finanzierung, Bertelsmann-Stiftung.de (hrsg.) durch Fördermittel bundes- oder landesweit.

Bildung ist ein Kinderrecht, deshalb sollte es gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Uni geben. Es sollte kostenloses Mittagessen in allen Bildungseinrichtungen geben, sowie eine Veränderung der finanziellen Förderung, weg von der zweckgebundenen Antragstellung (BuT), hin zu einer Grundsicherung für Kinder. (www.Kinderarmut-hat-folgen.de; kommt das Geld bei Kindern an,

Bertelsmannstiftung, HRSG, 2018)

Regional: Ausbau der Kinderbetreuung im Bereich Kita und Schulkindbetreuung, Erhalt und Ausbau der Finanzierung präventiver Angebote im Bereich Familienbildung und Familienzentren. Stärkung alleinerziehender Eltern (großes Armutsrisiko!!!), Stärkung der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Bewusstmachen des Themas: Arme Kinder sind die potentiell arme nächste Generation und danach kommt die Altersarmut. Armut ist nicht nur ein Thema bei Hartz 4! Wunsch nach Fort- und Weiterbildung, weg vom Säulendenken Gesundheit/Betreuung und Bildung/Soziale Arbeit/ Justiz und Polizei, hin zu Vernetzung. Das Thema Kinderarmut bei Vernetzungstreffen Kinderschutz in den Fokus rücken. Gute Ausstattung in der Jugendhilfe beim öffentlichen und bei freien Trägern. Gute und ordentliche Ausstattung an Schulen (Zugang zu Computern und Internet).“

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2 Präventionsnetzwerk

8. Sportkreis Pforzheim Enzkreis e.V.Der Sportkreis vertritt 262 Sportvereine mit rund 80.000 Mitgliedern in Pforzheim und dem Enzkreis. Als Dachorganisation kümmert er sich um vereinsübergreifende und überfachliche Interessen. So ist ein besonderer Fokus die Jugendarbeit, sowie die Arbeit an Schulen.

Kommentar Katharina Rambow (Geschäftsführerin Sportkreis Pforzheim Enzkreis e.V.):

Wo wirkt sich Kinderarmut Ihrer Erfahrung nach am stärksten aus? Kinderarmut wirkt sich in allen Bereichen aus, sei es im sozialen, als auch kulturellen und gesundheitlichen Bereich. Zu Einschnitten kommt es zum Beispiel beim Wohnen, bei Sozialkontakten oder in der Bildung. Die Folgen familiärer Armut für Kinder sind heterogen und sehr differenziert zu betrachten. Es zeigen sich in allen wichtigen Lebensbereichen spürbare Auswirkungen, sowohl in der Grundversorgung (Ernährung, Bekleidung, Wohnung, etc.) als auch im Bereich der sozialen Kontakte und sozialen Integration, der individuellen Förvvderung und Anregungen zu kultureller Teilhabe (Begabungsförderung, Vereinsmitgliedschaft, Freizeitangebote) und im Bereich der Gesundheit. Denn Kinder, die nicht regelmäßig Sport treiben, kommen extrem häufig aus Familien mit niedrigem Sozialstatus oder Migrationshintergrund.

7. Evangelisch-methodistische KirchePforzheim

Sie sind die Nachbarn des LukasZentrum und der Osterfeld Grund- und Realschule. In ihren Räumlichkeiten finden neben Gottesdiensten auch viele andere Aktivitäten statt. So treffen sich dort Kinder- und Jugendgruppen, aber auch für Erwachsene ist viel geboten. Es gibt einen Seniorenkreis, einen Rückenfitkurs, einen Männer- und einen Frauenkreis, sowie das Näh- und Strickcafé, das in Kooperation mit dem LukasZentrum entstand. Durch die räumliche Nähe stehen die Einrichtungen im ständigen Austausch und können so tolle integrative Angebote für Eltern und Kinder gestalten.

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Mehr als ein Drittel der sozial benachteiligten Jungen und 40 Prozent der Mädchen im Alter von drei bis zehn Jahren betätigt sich seltener als einmal in der Woche sportlich. Fast die Hälfte der Mädchen in diesem Alter mit Migrationshintergrund treibt keinen Sport. Meist sind es vermutlich finanzielle Gründe, die beispielsweise eine Mitgliedschaft in einem Sportverein verhindern.

Welche Teilprojekte von KIWI sind/waren für Sie besonders wichtig?

Es zeigen sich in allen wichtigen Lebensbereichen der Kinder spürbare Auswirkungen von Kinderarmut. Daher ist aus meiner Sicht, das Zusammenspiel aller Teilprojekte von KIWI besonders wichtig, denn die einzelnen Bereiche zielen gemeinsam auf das Ziel ab, eine Chancengleichheit für Kinder in der Pforzheimer Weststadt zu ermöglichen. Denn Sport, Musik, Kultur und Kunst sind elementare Kulturgüter, die jedem Kind zugänglich werden sollte.

Welche Unterstützung/Handlungweise erwarten Sie im Hinblick auf das Thema Kinderarmut von Seiten der Politik?

Von Seiten der Politik erwarte ich eine Verminderung der bürokratischen Hürden, die oftmals dazu führen, dass bestimmte Angebote von Sozialhilfeempfänger/innen kaum oder gar nicht in Anspruch genommen werden. Eine Erleichterung wäre dahingehend etwa die Vereinfachung der Anträge, sowie eine schnellere Bearbeitung.

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9. Weitere Kooperationspartner

AOK-Die Gesundheitskasse... die uns bei der Umsetzung des off enen Sommerferienprogramms mit einem Kochangebot unterstützt hat.

FRAG – Freiwilligenagentur Pforzheim Enzkreis…die gemeinsam mit KIWI die Ehrenamtlichen unterstützt

Menschen in Not – Die Hilfsaktion der Pforzheimer Zeitung…durch die der Kinder- und Jugendsozialfonds eingerichtet wurde, der unsere Schützlinge nun in Freizeitangebote integriert

Urban Dance School Pforzheim…die den Kindern aus dem Projekt die Möglichkeit dertänzerischen Entfaltung bot und ihnen so mehr Selbstvertrauenschenkte

Royal Rangers – Pfadfi nder…die im Sommerferienprogramm tolle Kletteraktionen für die Kinder anbot und somit gegen Ängste und Misstrauen kämpfte

Percutio – School of Music…die den kleinen Seelen durch das Musizieren, positive Erfahrungen ermöglichte

Kunstwerk Pforzheim…das sich künstlerisch auf den Gesichtern der Kinder auslebte, damit die Leisen kurzerhand zu lauten Löwen wurden, die Schüch ternen sich in selbstbewusste Magierinnen verwandelten und die Kleinen auch mal riesige Elefanten waren.

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3 Teilprojekte

Die Teilprojekte1. Individuelle Lernförderung

Eine Problematik, die die Zielgruppe des Projekts kennzeichnet, sind mangelnde Bildungskompetenzen, die ausgehend vom Elternhaus an die Kinder weitervererbt werden. Begünstigt durch den Mangel an Bildung ergibt sich für diesen Teil der Bevölkerung im Durchschnitt eine prekäre soziale Lage. Innerhalb des Projekts sollten all jene Familien angesprochen werden, die ihre Kinder aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen nicht ausreichend unterstützen können. Da in der Pforzheimer Weststadt kein reguläres Unterstützungssystem, im Sinne einer Ganztagsschule vorhanden ist, gilt es die vorhandenen Programme weiter zu vernetzen und auszubauen.

Folglich entsteht im Zuge des Projekts das Teilprojekt der „Individuellen Lernförderung“. Hierbei wurden Angebote generiert, die das Vorhandene stärker etablieren, aber auch ergänzen. Konkret liegt der Fokus auf Angeboten zur Hausaufgabenbetreuung, Lernhilfen, der Gewinnung von Lern- und Lesepaten, sowie der Sprachförderung und der Förderung der Medienkompetenzen. An dieser Stelle waren wir auf den Einsatz der jeweiligen Einrichtungen angewiesen. Auch die aktive Beteiligung der Schulen war vonbesonderer Bedeutung. So sollten die Lehrbeauftragten die Auswahl der Kinder mit Förderbedarf treffen und gegebenenfalls den Kontakt zu den Eltern ermöglichen.

Ziele dieser Maßnahme waren die Schaffung von Struktur im Lernprozess, die Förderung der Selbstständigkeit und die Vermittlung von nachhaltigem Lernen. Es sollte demnach nicht primär um die Vermittlung von Inhalten gehen. Die Kinder sollten vor allem das „Lernen lernen“ und eine individuelle Unterstützung im Schulalltag erhalten. Gesonderte Aufmerksamkeit wurde ebenfalls dem Erlernen der Sprache zuteil, welche sich besonders bei Kindern mit Migrationshintergrund als ein Hindernis für die bildungsbezogene Chancengleichheit darstellt. Das Erlernen der deutschen Sprache ermöglicht nicht nur den Zugang zu Bildung, sondern generiert auch die Rahmenbedingungen für jegliche Verwirklichungschancen der Kinder. Eine Einbindung in den sozialen und kulturellen Kontext erfolgt stets über Kommunikation. Innerhalb aller Förderangebote war die Sprache stets ein wichtiger Aspekt.

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3 Teilprojekte

Das Ziel sollte eine Verbesserung der Sprachkompetenzen der Kinder sein, um ihnen eine gleichgestellte Entwicklung zu ermöglichen.

Ein wichtiger Verknüpfungspunkt zwischen Sprachförderung und Eltern-bildung ist das Rucksack-Projekt, welches sich nicht nur, aber sehr stark mit dem Thema Sprachförderung auseinandersetzt (siehe 2.1.3). Es war also angedacht die Sprache der Kinder mithilfe der unterschiedlichen Angebote zu fördern oder besser: Die Angebote sollten die Sprachentwicklung der Kinder stets im Blick haben. Es sollte möglich sein, die Sprachförderung über die eigentlichen Inhalte einzubinden.Das Thema Lern-/Sprachförderung hat in vielen Bereichen des Pro-jekts mitgewirkt. Ob im Förderangebot Medien-Garten, in dem wir Rechtschreibung auf Tablets geübt haben oder bei den Stadtoasen, durch die eine Garten-AG entstanden ist, in der die Kinder viel Neues über den Anbau von Gemüse und Pflanzen im Allgemeinen lernen durften. Damit konnten sie ihren Sach- und Fachwortschatz spielend erweitern und dies sogar im offenen Sommerferienprogramm, in welchem kurz vor Schul-beginn eine Lernwoche durchgeführt wurde, in der sie unter anderem einiges über Politik und Kinderrechte erfahren durften.Gerade im Hinblick auf die fehlenden Ganztagsschulen, sowie die mangelnden Kita-Plätze, die ebenfalls Sprachdefizite bei den Kindern begünstigen, war und ist das Projekt eine wichtige Form der Unterstützung, die noch über das Projektende hinweg andauern wird.

1.1.1 Auswertung der Bedarfsermittlung an der Osterfeld Grundschule– Betreuungsangebote

HintergrundDas Projekt zur Bedarfsermittlung dient der Ermittlung um die Nachfrage der Kinder nach Förderangeboten an der Osterfeld Grundschule Pforzheim. Nach Durchführung der Umfrage sollen, angepasst an den Bedarf der Kinder, ausreichend Angebote geschaffen werden. Dieses Projekt soll dabei helfen, die Kinder während v und nach der regulären Schulzeit besser unterstützen und fördern zu können. Derzeit gibt es an den Schulen in Pforzheim tendenziell eher zu wenige Betreuungsangebote. Die vorhandenen Angebote decken momentan nur durchschnittlich 35,75 % der aktuellen Schülerzahl ab.

1.1 Bedarfsermittlung

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3 TeilprojekteAngebotsumfang und gesetzliche GrundlageDie geplanten Betreuungsangebote umfassen eine Kernzeit- und Nachmittagsbetreuung, sowie eine Lernförderung und eine Hausaufgabenbetreuung. Gemäß § 24 SGB VIII muss für alle Schulkinder auf individueller Ebene geprüft werden, ob ein Förder- und Betreuungs-bedarf besteht.

Beteiligte ProjektpartnerDie Umfrage zur Bedarfsermittlung wurde vom Jugend- und Sozialamt Pforzheim, Bereich Jugendhilfe, in Zusammenarbeit mit der Schulsozial-arbeit, sowie den Klassenlehrern der Schulklassen an der Osterfeld Grundschule durchgeführt.

ZielgruppeKinder von der ersten bis zur dritten Klasse, die die Osterfeld Grundschule besuchen, sind die Zielgruppe dieses Projekts. Die vierte Klasse ist für die Erhebung der Umfrage nicht mehr relevant, da die meisten Kinder bereits nach den Sommerferien nicht mehr die Osterfeld Grundschule besuchen werden, sondern auf die weiterführenden Schulen gehen werden.

Ziele des Angebots: Die Kinder sollen bedarfsgerechter gefördert werden. Eine Entlastung der Eltern, da diese berufstätig oder in Ausbildung sind oder Schwierigkeiten dabei haben ihre Kinder selbst beim Lernen zu unterstützen.

BefragungAuf dem Fragebogen zur Bedarfsermittlung standen den Eltern verschie-dene Optionen zur Betreuung und Förderung ihrer Kinder zur Verfügung. Zum einen eine Kernzeitbetreuung, die von 07:30 bis 13:00 Uhr geht und zum anderen eine Nachmittagsbetreuung von 12:30 bis 16:00 Uhr. Außer-dem bestand auch die Möglichkeit sowohl eine Hausaufgabenbetreuung , als auch eine Lernförderung zu wählen. Kinder, die kein Angebot benötigen, konnten dies ebenfalls angeben. Damit die Betreuungstermine auch mit den Wünschen der Eltern übereinstimmen, konnten diese zusätzlich die Tage angeben, an denen die Betreuung oder Förderung für ihre Kinder gewünscht ist.Da einige Kinder bereits Angebote in Anspruch nehmen, war es auf dem Fragebogen auch möglich Angaben zu den Einrichtungen zu machen, die schon regelmäßig von den Kindern besucht werden.

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3 Teilprojekte

TeilnehmerVon insgesamt 175 Schülern aus den Klassen 1 bis 3 der Osterfeld Grundschule haben an der Befragung die Eltern von 127 Schulkinder teilgenommen. Das sind etwa 72,57 % der gesamten Schülerzahl. Wie viele Kinder jeweils aus welcher Klasse teilgenommen haben, kann der unten aufgeführten Tabelle entnommen werden.

Klasse Schülerzahl gesamt Teilnehmer in %47 37 78,7265 54 83,0863 36 57,14

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Fragebogen Formular

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3 TeilprojekteErgebnisBei der Auswertung der Fragebögen ist aufgefallen, dass viele Kinder bereits Betreuungsangebote in Anspruch nehmen, wie z.B. eine Hausaufgabenbetreuung, sich jedoch noch zusätzlich Nach-mittagsbetreuung oder Lernförderung wünschen würden. 36 Kinder haben gar keinen Bedarf an Betreuungsangeboten. 41 Kinder benötigen ein ergänzendes Angebot.

Insgesamt bleiben 50 Kinder übrig, die noch kein Betreuungsangebot in Anspruch nehmen können, obwohl der Bedarf gegeben ist. Am größten sind die Wünsche nach Kernzeit- und Hausaufgabenbetreuung. Dienstag und Donnerstag sind die Tage mit dem größten Bedarfswunsch. Die Erstklässler/innen aus dem neuen Schuljahr konnten noch nicht befragt werden, d.h. der Bedarf liegt noch darüber.

Ergebnis Umfrage Verteilung der Angebotswünsche

Ergebnis Umfrage Wunschtage für Betreuung(Anzahl der Kinder in %)

Freitag

16%Montag

21%

Dienstag

22%

Donnerstag

22%

durchgeführt von:Christin Speck,

Projektmitarbeiterin Text: Jasmin Rothweiler

Mittwoch

19%

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3 Teilprojekte1.1.2 Förderangebot : Hausaufgabenbetreuung

Aufgrund der fehlenden Ganztagsschule, sowie einer fehlenden Hort-betreuung, ist das selbstständige Erledigen der Hausaufgaben für viele Kinder aus bildungsfernen Familien eine große Herausforderung. Durch die Hausaufgabenbetreuung sollten diejenigen Kinder mit Förderbedarf unterstützt werden, deren Eltern nicht die nötigen finanziellen Mittel für einen regulären Nachhilfeunterricht haben. Zu dem sind sie aufgrund ihres niedrigen Bildungsniveaus und mangelnden Sprachkenntnissen nicht in der Lage ihre Kinder angemessen zu unterstützen. Innerhalb des Angebots werden die Kinder nicht nur beim Erledigen der Hausaufgaben unterstützt, sie werden auch auf das selbstständige Arbeiten vorbereitet. Die Kinder bekommen die Möglichkeit über die Anwendung digitaler Medien neue Lernerfahrungen zu sammeln und ihre Medienkompetenzen auszubauen. Die Hausaufgabenbetreuung steigert neben den Erfahrungen und der Medienkompetenz auch das Selbstwertgefühl der Kinder und unterstützt sie in der freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit.

Die Hausaufgabenbetreuung fand im letzten Schuljahr zwei Mal wöchentlich in der IB Kita Sternenfänger statt. Durch die Gewinnung einer neuen Ehrenamtlichen und den Einsatz von städtischen Projektmitarbeiterinnen konnten 8 Kinder betreut werden. Im Vordergrund stand natürlich das Erledigen der Hausaufgaben. Für Erholungspausen standen stets Tablets mit spielerischen Lern-Apps zur Verfügung.

Die Betreuerinnen konnten schnell feststellen, dass die Eltern der Kinder die fehlende Ganztagsschule aufgrund von sprachlichen Barrieren nicht ausgleichen konnten, woraufhin eine Bedarfsanalyse an der Osterfeld Grundschule durchgeführt wurde. Die Hausaufgabenbetreuung wurde an den internationalen Bund übergeben.

Um den Übergang möglichst reibungslos zu gestalten, wurde der nach-folgende Leitfaden entwickelt.

IB Kita Sternenfänger

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3 Teilprojekte

Beschreibung der Maßnahme

ZieleIm Mittelpunkt dieses Angebots steht die individuelle Förderung der Kinder. Hier bildet insbesondere die Sprachförderung die Grundlage für jegliches Lernen. Daran schließen sich die Schaffung von Strukturen im Lernprozess, sowie die Förderung der Selbstständigkeit an. Die Selbstständigkeit, das eigenständige Lernen wird durch den Einsatz von modernen Medien unterstützt. Es soll demnach nicht primär um die Vermittlung von Inhalten gehen. Das nachhaltige Lernen und der Kontakt zu den Eltern sind zwei weitere Aspekte, die von zentraler Bedeutung sind.

HintergrundinformationenBei dieser Maßnahme steht der Übergang von der Kindertagesstätte in die Grundschule im Mittelpunkt. Den pädagogischen Fachkräften sind die Kinder aus der Kindertagesstätte, sowie deren bestehender Bedarf bekannt. Sie wissen demnach, bei welchem Kind ein Förderbedarf besteht. Diese Kinder gilt es, durch das Angebot individuell zu fördern und ihr bestehendes Entwicklungsdefizit auszugleichen.

Die Infrastruktur in der Weststadt ist lückenhaft. Es gibt keine Ganztags-schule und keinen Hort. Die Plätze an Fördermöglichkeiten sind begrenzt. Die sozialen Akteure aus der Weststadt bieten Förder-möglichkeiten an, diese finden in unterschiedlichen Institutionen statt. Die Kapazität der Förderangebote ist ausgeschöpft. Der Bedarf an Förderangeboten steigt stetig. Dieser Bedarf muss ausgeglichen werden. Aktuelle Situation Die Hausaufgabenbetreuung startete im November 2017. Das Angebot findet wöchentlich, Dienstag und Mittwoch von 13:30 – 15:00 Uhr statt. Der Fokus liegt auf den Erstklässlern der Osterfeld-Grundschule. In dieser Maßnahme werden momentan sechs Kinder aus den ersten beiden Klassen der Osterfeld-Grundschule betreut. Die Betreuung richtet sich individuell an den Leistungsstand und die Bedürfnisse der Kinder. Das Team setzt sich aus einer pädagogischen Fachkraft und zwei ehrenamtlichen Lernbegleiterinnen zusammen.

1.13 Leitfaden Hausaufgabenbetreuung

Konzept:Christin Speck

Projektmitarbeiterin

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3 Teilprojekte

Eine Schwierigkeit stellen die mangelnden Bildungskompetenzen der Eltern dar. Manche dieser Eltern können ihren Kindern keine Unterstützung anbieten, da sie weder die deutsche Sprache beherrschen, noch im Heimatland eine Schule besucht haben. Einige dieser Eltern kommen aus prekären Lebensverhältnissen. Ihnen fehlen die Ressourcen um ihre Kinder individuell zu fördern. Die Situation in der SchuleDie Situation in der Schule ist eine große Herausforderung für die Lehrkräfte. Die Klassen sind voll besetzt und die Lehrkraft muss diese Klasse alleine unterrichten. Das Problem, das sich hierbei heraus kristallisiert ist, dass die Kinder auf einem unterschiedlichen Leistungsniveau/Stand sind. Es gibt Kinder, die beherrschen kaum die deutsche Sprache und können dem Unterricht nicht folgen. Dadurch werden die Kinder unaufmerksam und stören den Unterricht. Die Lehrkraft hat keine Möglichkeit auf alle Kinder individuell einzugehen. Diese Kinder stören den Unterricht, langweilen sich und fallen aus dem System. Sie sind auf sich alleine gestellt.

ErfolgeDie Kinder haben in diesem halben Jahr einen Wandel durchlaufen. Sie sind selbstbewusster, die soziale Kompetenz hat sich weiterentwickelt und die schulischen Leistungen haben sich bei den meisten Kindern verbessert. Bei vielen dieser Kinder hat sich das vorhandene Entwicklungsdefizit so weit ausgeglichen, dass sie aufgrund der verbesserten schulischen Leistung keine Betreuung und Förderung mehr in Anspruch nehmen müssten.

EmpfehlungDie Mehrheit der förderbedürftigen Kinder hat sehr wenig Struktur im Alltag. Um zu vermeiden, dass die Lernsituation beeinträchtigt wird und mögliche Erfolge durch zu viel Ablenkung verhindert werden, soll den Kindern durch klare Strukturen eine ungestörte Arbeitsatmosphäre ermöglicht werden:

Auszug Leitfaden Hausaufgabenbetreuung

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3 Teilprojekte

Auszug Leitfaden Hausaufgabenbetreuung

Das Angebot beginnt demnach mit einem Anfangsritual. Hier wollen wir erreichen, dass jedes Kind Wertschätzung erfährt und individuelle Bedürfnisse einen Platz haben. Man trifft sich im Kreis und die Kinder dürfen sagen, wie es ihnen geht und was sie heute erlebt haben. Danach nehmen die Kinder ihren festen Platz ein. Die Kinder haben eine feste Sitzordnung und eine feste Betreuerin. Sobald die Kinder ihre Hausaufgaben erledigt haben, dürfen sie an Tablets verschiedene Lernanwendungen spielen. Die Lernanwendungen sind auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder angepasst. Mathe, Deutsch, Englisch und verschiedene Bücher. An die Tablets werden Kopfhörer angeschlossen um die anderen Kinder nicht zu stören. Das Ende des Angebots bildet das Abschluss-Ritual. Hier dürfen die Kinder ihre Meinung kundtun (Wie ist es heute gelaufen, was können wir nächstes Mal anders oder besser machen, etc.).

Nach jedem Angebot setzen sich die pädagogische Fachkraft und die Ehrenamtlichen 10-15 Minuten zusammen und es wird gemeinsam reflektiert und auch über Änderungsvorschläge gesprochen. Hier finden alle Themen einen Platz, die das Angebot betreffen. Hiermit soll die Qualität des Angebots sichergestellt werden. Das Gespräch gibt zugleich den ehrenamtlichen Lernbegleiterinnen einen Halt und eine Möglichkeit über verschiedene Punkte zu sprechen in denen sie sich unsicher sind. Ebenfalls sollte je Halbjahr ein Elternabend eingeführt werden um sicherzustellen, dass die Eltern über den Werdegang ihrer Kinder informiert werden.

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3 TeilprojekteFinanzierungsmöglichkeiten

Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfe (HSL)Eine Finanzierungsmöglichkeit ist die Hausaufgaben,nSprach- und Lernhilfe. Die Landesregierung beteiligt sich finanziell an der Sprachförderung von freien und kommunalen Trägern. HSL ist für Schülerinnen und Schüler mit einem Bedarf an zusätzlicher Sprachförderung, insbesondere für diejenigen mit Migrationshintergrund. Hier werden den Kindern nicht nur sprachliche Kompetenzen vermittelt, sondern es werden auch weitere Kompetenzen entwickelt und gefördert. Diese Maßnahme soll die Kinder befähigen, mit Anforderungen aus allen Lebensbereichen zurecht zu kommen. Der Zuschuss des Kultusministeriums wird als Festbetrag für Fördergruppen gewährt. Eine Fördergruppe muss aus mindestens drei und höchstens sieben förderberechtigten Schülerinnen und Schülern bestehen (bei Seiteneinsteigergruppen mindestens zwei).

Bei Fördermaßnahmen von 54 bis 79 Zeitstunden beträgt der Zuschuss maximal 700 Euro. Bei Fördermaßnahmen von 80 bis 119 Zeitstunden beträgt der Zuschuss maximal 850 Euro. Bei Fördermaßnahmen von mehr als 119 Zeitstunden beträgt der Zuschuss maximal 1000 Euro.

Notwendige Informationen für die Berechnung der Zeitstunden:

1 Förderstunde beträgt 45 Minuten. Das Angebot findet an zwei Nachmittagen, zu je 90 Minuten statt. Die Anzahl der reinen Schulwochen beträgt 39 Wochen.

Berechnung 1:

39 Wochen x 180 Minuten = 7020 Minuten / 45 Minuten = 156 Zeitstunden. (Diese Berechnung ist nicht realistisch, da Krankheitstage, Feiertage oder Schließtage eingerechnet werden müssen

Auszug Leitfaden Hausaufgabenbetreuung

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3 Teilprojekte

Auszug Leitfaden Hausaufgabenbetreuung

Berechnung 2: 33 Wochen x 180 Minuten = 5940 Minuten /45 Minuten = 132 Zeitstunden. Das Angebot findet an 33 Wochen im Jahr, an zwei Wochentagen á 90 Minuten statt

Sollte aufgrund neu hinzukommender Schüler oder der Besonderheit in den Eingangsklassen 1 und 5 die Antragsfrist bis zum 30. November nicht eingehalten werden, kann zusätzlich eine neue Gruppe bis zum 1. März gebildet werden. In diesem Fall ist ein Stundenumfang von 27 förderfähig.

Bei Fördermaßnahmen von 27 bis 53 Zeitstunden beträgt der Zuschuss maximal 350 Euro.

Berechnung 3: 33 Wochen x 180 Minuten = 5940 Minuten /45 Minuten = 132 Zeitstunden = 1000€ + 13 Wochen x 180 Minuten = 2340 Minuten/45 Minuten =52 Zeitstunden = 350€ Möglicher Zuschuss = 1350€

Das Förderangebot muss auf den Bildungsplan und den speziellen Sprachförderbedarf der Kinder abgestimmt sein. Eine Bestätigung der Schule ist erforderlich.

Die L-Bank ist vom Kultusministerium mit der Abwicklung der Förderung beauftragt. Alle Förderanträge sind fristgerecht bei der L-Bank einzureichen. Anträge sind spätestens bis zum 30. November beziehungsweise bei nachträglicher Gruppenbildung bis zum 1. März eines Schuljahres an die L-Bank zu richten.

Parallel zu der Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfe (HSL) können beim Amt für Bildung und Sport (ABS) Ergänzungsmittel beantragt werden. Diese Ergänzungsmittel sind nur in Kombination mit der Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfe möglich. Dem Antrag der Ergänzungsmittel muss eine Kopie des HSL Antrags beigefügt werden.

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3 Teilprojekte

Auszug Leitfaden Hausaufgabenbetreuung

Leistungen für Bildung und Teilhabe Kinder und Jugendliche aus Familien, die ein geringes Einkommen haben oder Sozialleistungen bekommen, sollen gleichberechtigt Angebote in Schule und Freizeit nutzen können. Neben den monatlichen Regelleistungen zur Grundsicherung (z.B. durch Arbeitslosengeld II) können die Familien auch Unterstützung für sogenannte “Bedarfe für Bildung und Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben” beantragen.Die Leistungen Bildung und Teilhabe lässt sich in verschiedene Bereiche unterteilen. Für die Finanzierung der Hausaufgabenbetreuung und Lernförderung ist der Bereich Lernförderung für Schülerinnen und Schüler relevant.

Mit der Lernförderung werden im Ausnahmefall die Förderangebote von schulnahen Trägern ergänzt. Diese kostenlosen Angebote sind vorrangig zu nutzen. Nur wenn die Versetzung in die nächste Klassenstufe gefährdet ist und eine Verbesserung nur mit Hilfe einer außerschulischen Lernförderung kurzfristig erreicht werden kann, kommt diese Leistung in Betracht. Die Schule muss die Notwendigkeit der Lernförderung bescheinigen. Diese Bescheinigung des Förderbedarfs ist Grundlage für die Bewilligung der Lernförderung. Weitere Voraussetzungen sind Personen, die:

Arbeitslosengeld II/ Sozialgeld nach SGB II Wohngeld- und/oder Kinderzuschlagsempfänger Leistungen nach dem SGB XII Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) beziehen.Für jedes Kind ist ein gesonderter Antrag erforderlich.

Diese beiden Finanzierungsmöglichkeiten (HSL und BuT) sind unabhängig voneinander. Der HSL Antrag wird für drei bis sieben Kinder der gleichen Schule gestellt. Zusätzlich dazu kann BuT für die Kinder beantragt werden, deren Versetzung gefährdet ist. In unserer aktuellen Gruppe sind zwei Kinder versetzungsgefährdet.

Je nach Umfang kann für jedes geförderte Kind 120 – 150 € BuT pro Monat angesetzt werden.

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3 Teilprojekte

Als weiteres Ergebnis der Bedarfsanalyse an der Osterfeld Grundschule konnten durch KIWI 36 weitere Betreuungsplätze in drei unterschiedlichen Einrichtungen im Stadtteil geschaffen werden. Die Beantragung der Mittel ist im Rahmen des Projekts erfolgt. Die Finanzierung erfolgt in Form einer Ko-Finanzierung durch städtische Mittel.

Somit können nun 6 weitere Kinder an der von KIWI eingerichteten Hausaufgabenbetreuung in der IB Kita Sternenfänger teilnehmen.

Das LukasZentrum (Diakonie) kann ab Dezember 2018 10 weiteren Kindern die Teilnahme an der Lernförderung ermöglichen und in den Räumen des deutschen Kinderschutzbundes entsteht eine gänzlich neue Lerngruppe mit 20 Kindern. Ein Teil der Projektmittel wurde für die Ausstattung der Angebote eingesetzt. Um den Kindern eine möglichst intensive und individuelle Betreuung zu gewährleisten, sie aber gleichzeitig auch zum selbstständigen lernen zu animieren, wurden Lernsysteme mit Selbstkontrolle eingeführt, die den Lernhelfern ermöglichen, sich mit einzelnen Kindern zeitweise intensiver zu beschäftigen. Diejenigen Kinder, die mit den Lernsystemen arbeiten können, währenddessen das selbstständige Lernen üben.

Lukaszentrum DiakonieLernförderung

Berechnung 4 (theoretischer Zuschuss):

HSL: 1350 € pro Schuljahr BuT: 2 Kinder x 120 € x 12 Monate 2880€ pro Schuljahr + 4230€

=

=

=

Auszug Leitfaden Hausaufgabenbetreuung

1.1.4 Einrichtung und Ausstattung zusätzlicher Betreuungsplätze

IB Kita SternenfängerHausaufgabenbetreuung

Deutscher Kinderschutzbund

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3 Teilprojekte

Arlinger Schule Pforzheim

1.2.1 Das Rucksackprogramm

Um den Kindern geeignete Rahmenbedingungen zu sichern, die ihre persönliche Entfaltung begünstigen, ist es mitunter unabdingbar die Eltern in den Förderungsprozess miteinzubinden. Eine große Hürde für die positive Entwicklung der Kinder stellt die Vererbung von Mutlosigkeit dar. Jene Eltern mit Migrationshintergrund sind zu einem großen Teil noch nicht wirklich angekommen und können sich nur schwer an gewisse kulturell-bedingte Alltagsanforderungen gewöhnen. Andere haben Probleme sich den schulischen Bedingungen anzupassen und beteiligen sich nur wenig am Bildungsprozess ihres Kindes.

Das Rucksack-Projekt ist ein Konzept zur Sprachförderung und Eltern-bildung im Elementarbereich. Es richtet sich primär an Zuwanderer-familien und hier vor allem an die Förderung von Mehrsprachigkeit. Für ein erfolgreiches Erlernen der deutschen Sprache ist die Kenntnis der Erstsprache von besonderer Bedeutung. Ausgebildete Sprachstrukturen in der Muttersprache sind überaus vorteilhaft für den Erwerb der Zweitsprache. Somit werden Mütter/Väter, Lehrkräfte und Partner für die Sprachförderung der Kinder.

Rucksack zielt auf die Förderung der Muttersprachenkompetenz, auf die Förderung des Deutschen und auf die Förderung der allgemeinen kind-lichen Entwicklung ab. Dabei werden die Mütter als Expertinnen für das Erlernen der Erstsprache angesprochen, nicht orientiert an ihren Defiziten, sondern an ihren Stärken. Sie werden auf die Förderung der Muttersprache vorbereitet und in ihrer Sozialisationskompetenz gestärkt. Ebenfalls steht hierbei der Wert von Literatur, Bilderbüchern, Liedern, der Wert des Spielens und Malens, sowie der Verbindung von Sprache und Handeln für die Entwicklung ihres Kindes in der alltäglichen Beschäftigung im Fokus.

Die Zielsetzung ist zunächst natürlich die allgemeine Einführung des Programms. Weiterhin geht es darum Mütter/Väter, die sowohl ihre Muttersprache als auch die deutsche Sprache beherrschen, zu Elternmentor/innen auszubilden. Inhaltlich sollen die Förderung von Mehr-sprachigkeit bei Kindern mit Migrationshintergrund, die Stärkung der Erziehungskompetenz, die Stärkung des Selbstwertgefühls der zugewanderten Eltern und deren Kindern sowie die Stärkung der interkulturellen Pädagogik und des Mehrsprachenkonzepts der Einrichtung im Vordergrund stehen.

1.2 Eltern im Fokus

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3 Teilprojekte

Rucksack wurde am 09.11.2018 in der Arlingerschule eingeführt. Für die Koordination und Durchführung wurde beim Jugend- und Sozialamt eine Stelle geschaffen, die sich im Verlauf des Programms auch um die Einführung an weiteren Schulen kümmern wird.

1.2.2 Das Näh- und Strickcafe

Lukas zentrum und evangelisch-

methodistische Kirche

„Als Mitglieder des Präventionsnetzwerkes möchte das LukasZentrum der Diakonie, in Zusammenarbeit mit der evangelisch-methodistischen Kirche Pforzheim, das vor einigen Jahren aufgebaute Näh- und Strickcafé erweitern. Jeden Monat kommen zwischen 10 und 20 Frauen um gemeinsam zu frühstücken, Kaffee zu trinken, sich auszutauschen und kreativ zu sein. Für viele der Frauen ist das eine der wenigen Gelegenheiten ihr deutsch zu verbessern und anzuwenden. Außerdem nutzen sie die Chance Kleidungsstücke für sich oder ihre Familien zu reparieren und anzupassen oder Schals, Schürzen, Kissen und andere nützliche Dinge zu nähen. Aufgrund der hohen Nachfrage und Freude der Frauen am gemeinsamen Nähen, soll das Näh- und Strickcafé, mit Unterstützung des KIWI Projekts, im Wechsel mit der EmK Pforzheim nun auch in den Räumlichkeiten des LukasZentrums stattfinden. Die Frauen sollen die Möglichkeit bekommen ihre Nähkenntnisse zu verbessern und ein paar Stunden, fern vom Trubel des Alltags, genießen zu können. Dieses niederschwellige Angebot ermöglicht den Frauen ihren Aktionsradius in der Weststadt zu erweitern.“ (Annika Breling, pädagogische Mitarbeiterin LukasZentrum)

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3 Teilprojekte

Förderung vonMedienkompetenzen

Diakonie PforzheimLukaszentrum

1.2.3 Förderangebot: Medien-Garten

Die mediale ist eine gegenwärtig und zukünftig unabdingbare Kompetenz für die heranwachsende Generation. Vor allem im Hinblick auf die spätere Eingliederung in den Arbeitsmarkt, soll bereits im Grundschulalter die Basis für den richtigen und routinierten Umgang mit den immer wichtiger werdenden digitalen Medien geschaff en werden. Für viele Eltern ist es heute selbstverständlich den Kindern schon früh einen Zugang und erste Erfahrungen mit dem Tablet o.Ä. zu ermöglichen. Innerhalb der Zielgruppe ist dies aufgrund mangelnder fi nanzieller Ressourcen häufi g nur bedingt oder gar nicht möglich. Durch die Anschaff ung einer Vielzahl von Tablets, die den Kindern zunächst unter Aufsicht der jeweiligen Lehrbeauftragten zur Verfügung gestellt wurden, sollte schrittweise zunächst an der korrekten und verantwortungsvollen Anwendung gearbeitet werden, woraufhin die digitalen Medien ebenfalls als Lernunterstützung eingesetzt wurden. Kindgerechte Angebote wurden dabei stets berücksichtigt.

Innerhalb des Projekts und darüber hinaus soll über die Förderung der Medienkompetenzen nicht nur der sichere Umgang mit dem Tablet ermöglicht werden, ebenfalls sollen neue Lernmethoden angewendet werden, die die Kinder zusätzlich beim Spracherwerb unterstützen und ihre kognitiven Fähigkeiten schulen. Nicht nur im Angebot „Medien-Garten“ und in der Hausaufgabenbetreuung wurde mit den Tablets und den darauf befi ndlichen Anwendungen zur Lern-/Sprachförderung gearbeitet. Auch im off enen Sommerferienprogramm wurden die Kinder und Jugendlichen in der Lernwoche an die verschiedenen Programme herangeführt.

Das Angebot „Medien-Garten“ richtete sich an Eltern und Kinder aller Altersklassen, die durch aufsuchende Arbeit im LukasZentrum ange-sprochen wurden. Über die bereits laufenden Angebote wurde die Zielgruppe auf das neue Angebot aufmerksam gemacht. Der inhaltliche Fokus lag auf den Themengebieten rund um die Anwendung digitaler Medien. Ebenfalls wurde das Angebot thematisch übergreifend gestaltet. So konnte das Teilprojekt zu Ernährung und Gesundheit miteingebunden werden.

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3 Teilprojekte

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Gemeinsam mit Eltern und Kindern haben wir Pforzheim erkundet und kochten gesunde Gerichte aus den unterschiedlichen Kulturkreisen. Vorschläge der Teilnehmenden wurden in die Planung miteingebunden. Unsere Erlebnisse und Rezepte wurden anhand der Tablets dokumentiert und am Ende in einer selbstgestalteten Zeitung festgehalten.

Ein weiterer Aspekt des Angebots war die Vermittlung an andere Angebote, wie etwa die Hausaufgabenbetreuung, Vereine o.Ä. So konnten Kontakte hergestellt werden, die einem Kind sogar einen Kita-Platz verschafften.

Der Medien-Garten endete zwar am 09.05.2018, dennoch ist auch dieses Projekt nachhaltig angelegt. Durch das Angebot konnten kindgerechte Anwendungen auf Ihre Eignung geprüft werden. Diese Anwendungen und auch die Tablets werden in der Fortsetzung der Hausaufgabenbetreuung, sowie in anderen Angeboten zur digitalen Lernförderung eingesetzt. Eine Projektmitarbeiterin wird den Einsatz der Tablets auch weiterhin und auf unbestimmte Zeit begleiten.

1.3.1 Fachtag Kinderarmut am staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung

Die Teilprojekte von KIWI sind darauf ausgelegt worden, bestimmte Angebote zu initiieren, die später durch andere Einrichtungen weitergeführt werden. Ebenfalls war es stets Teil des Projekts das Thema Kinderarmut an geeigneter Stelle zu platzieren. Ob politisch, innerhalb der Stadt Pforzheim oder außerhalb des städtischen Rahmens, KIWI war stets auch ein Sprachrohr für die Bedarfe der Kinder.

So soll 2019 am staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung ein bereits in großen Teilen geplanter Fachtag stattfinden:

1.3 Fachkräfte im Fokus

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3 Teilprojekte

Konzeptentwurf

Ausschreibungstext

Fachtag – Kinderarmut begegnen

Der Armutsbegriff wird in Deutschland relativ definiert. Wer über weniger als 60% des Medianeinkommens (Haushalts-Netto-äquivalenzeinkommen) verfügt, ist dem Armutsrisiko ausgesetzt. Diejenigen, die maximal 50% des Medianeinkommens zur Verfügung haben, sind von relativer Armut betroffen. Der Bericht des Jugend- und Sozialamtes Pforzheim beschreibt mit dem Ansatz des „capability aprroach“ die Auswirkungen von Armut als Mangel an Verwirklichungschancen. Kinder haben danach einen erschwerten Zugriff auf die Teilhabe an Gesellschaft, welche erwiesenermaßen durch Sprache, Bildung, sowie die Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben ermöglicht wird.Jedes fünfte Kind in Deutschland ist von relativer Armut betroffen. Im Schulalltag sind Lehrerinnen und Lehrer jeden Tag durch die Folgen von Kinderarmut herausgefordert. Sie kämpfen im Unterricht nicht nur im Bereich Sprache und Bildung gegen den Mangel an Teilhabe. Auch das soziale und kulturelle Leben der Kinder hat Auswirkungen auf den Schulalltag. Wir möchten mit Ihnen darüber diskutieren, wie Sie diesen Herausforderungen durch Zusammenarbeit mit anderen Akteuren und Einrichtungen begegnen können. Einen spannenden ersten Schritt dazu können und möchten wir auf dem Fachtag gehen.

Ziele der Fachtagung sind:1. Gemeinsames Wissen schaffen: Einführungsvortrag zur Problematik “Kinderarmut” 2. Miteinander ins Gespräch kommen: Austausch mit Vertreter*innen des Präventionsnetzwerkes3. Praxisbezug Schule + Kinderarmut herstellen: Themenworkshops und Vorbereitung späterer Hospitationen Mögliche Referent*innen und Workshopleiter*innen: Gerda Holz (Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.) Reinhard Gotsch (Jugendhilfeplaner Jugend- und Sozialamt - Stadt Pforzheim) Ruth Brunßen (Schulsozialarbeiterin Stadt Pforzheim) Natalie Reimann (Projektkoordinatorin KIWI)

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3 Teilprojekte

03.07.19 09:00-17:00 (Vorträge und Workshops) /17.07.19 (Hospitation) 09:00 – 09:15 Begrüßung 09:15 – 10:30 Kinderarmut (Vortrag Gerda Holz ISS)10:30 – 12:00 Workshop I (Herausforderungen begegnen – Kinder)12:00 – 12:30 Reflektion (Gallery Walk)12:30 – 13:30 Mittagspause13:30 – 14:00 Vorstellung Präventionsnetzwerk 14:00 – 14:15 Einteilung Workshop-Gruppen 14:15 – 14:30 Pause14:30 – 16:00 Ansatzpunkte zur Prävention im Schulalltag Workshop II: Mögliche Gründe für Kinderarmut – Psychischen Erkrankungen im Elternhaus begegnen Workshop III: Das deutsche Schulsystem: Für Familien mit Migrationshintergrund Zugänge schaffen Workshop IV: Chancen durch den Einsatz von elektronischen Endgeräten16:00 - 16:30 Reflektion 16:30 - 17:00 Wir gehen auf Tour - Der Blick in die Jugendhilfe

a) Vorstellung der Angebote b) Interessensbekundungen /Verteilung c) weitere organisatorische Regelungen

17:00 Vergabe Hospitationsplätze / Ende Fachtag

Konzept Fachtag-Kinderarmut für staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung und Schülerhortmitarbeiter/innen

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3 Teilprojekte

2. Vermittlung zu sozialen und kulturellen AngebotenAuch die Freizeitgestaltung der Kinder bildet einen wichtigen Indikator für gesellschaftliche Teilhabe. Soziale Kontakte, der Ausbau von Talenten, sowie die körperliche Betätigung stärken die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein. Sport, Musik, Kunst und Kultur können der sozialen Ausgrenzung als einer Auswirkung von Armut entgegenwirken. Der Fokus dieses Teilprojekts sollte die Einbindung der Vereine und Kultur-institutionen sein. Zunächst wurden die Ressourcen in diesem Bereich aufgezeigt, wobei Schnuppertage und Workshops an Schulen und in den Einrichtungen als Zugangspunkt dienten. Die jeweiligen Akteure sollten angehalten werden aktiv an der sozialen und kulturellen Bildung der Kinder teilzunehmen und den geeigneten Raum für ihre Entfaltung zu schaffen. Vor allem sollte hierbei darauf geachtet werden, die Kinder in Bestehendes zu integrieren und sie nicht einer erneuten Ausgrenzung auszusetzen. Vorhandene Fördermittel sollten erschlossen und zum Einsatz gebracht werden. Das Ziel dieses Teilprojektes war, die bestehenden Angebote zu bewerben und das vorhandene Netzwerk zu stärken.

Ein wichtiger Aspekt des integrativen Arbeitens mit Kindern und Jugend-lichen aus monetär und sozial benachteiligten Verhältnissen ist mitunter die Förderung der Persönlichkeitsentfaltung. Auch ein geringeres Selbstwert-gefühl ist sehr häufig eine Auswirkung von Armut. Hip Hop Tanz kann diesem Defizit mit einem starken Narrativ und der Verknüpfung von kultureller Bildung, sowie selbstbewusstseinsstärkenden Körpertechniken entgegenwirken.

Zum Einen wurde das authentizitätsgenerierende Narrativ als Grundlage für das Angebot verwendet. Die Hip Hop Kultur ist eine aus sozialen Missständen entstandene Jugendsubkultur mit stark emanzipativem Charakter. Das Angebot für die Kinder erfolgte in Form eines Tanzkurses, der sich nicht ausschließlich auf die Körpertechniken fokussierte. Im Kurs sollte ein Gesamtkonzept verwirklicht werden, dass sich zunächst mit der kulturellen Bildung befasste und den Körper mit Blick auf Anatomie und Gesundheit thematisierte. Ebenfalls sollte die Sprachförderung berücksichtigt werden, wonach hauptsächlich deutsche Songtexte verwendet wurden. Natürlich stand neben dem Entstehen eines Zugehörigkeitsgefühls auch das Erlernen einer Choreographie im Vordergrund.

2.1 Hip Hop Tanz als integrative Praxis

Stärkung des Netzwerkes

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3 Teilprojekte2.1.1 Förderangebot: Schulübergreifende Tanz-AG

Die Zielgruppe der schulübergreifenden Tanz-AG setzte sich in erster Linie aus den 5.Klassen der Osterfeld Realschule und des Hebel Gymnasiums zusammen. Im Rahmen einer Schul-AG fand das Projekt über 5 Monate in der Urban Dance School Pforzheim statt. In den warmen Monaten fand das Angebot im Benckiserpark, also im Freien statt. Nach den Sommerferien gab es einen Auftritt bei der Einschulung der neuen 5.Klässler, bei dem die Kinder das gelernte selbstbewusst präsentierten. Das Konzept des Tanzprojekts schließt sich dem übergeordneten Projektcharakter an. Es war methodisch mehrdimensional angelegt und generierte damit eine Verknüpfung aller Teilprojekte. Zunächst wurde das starke Narrativ, die Ursprungserzählung der Hip Hop Kultur vermittelt. Diese Erzählung sollte den Kindern nicht nur zeigen, dass schwierige Situationen oftmals auch mit positiven Entwicklungen einhergehen, sie sollte auch Mut, Tatendrang und Selbstbewusstsein stärken. Ebenfalls wurde Körperwissen im Sinne der gesunden Ernährung und der allgemeinen Fitness simultan zu den praktischen Inhalten vermittelt. Der größte Teil des Angebots war dennoch das Tanzen, also der sportlich kreative Teil. Nach einer kleinen Aufwärmung wurde den Kindern eine Choreographie beigebracht. Das Ergebnis war eine Show, mit der sie bei der Einschulung der neuen 5.Klässler der jeweiligen Schulen auftraten. Eine weitere Komponente des Projekts war die Soziale. Mit Spielen zum Thema Gruppendynamik und Teamgeist sollte auch dieser äußerst wichtige Aspekt abgedeckt werden.

Urban Dance SchoolOsterfeld Realschule

HebelgymnasiumPforzheim

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3 Teilprojekte

Schulübergreifende Tanz-AGUrban Dance SchoolOsterfeld Realschule

Hebel GymnasiumPforzheim

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3 Teilprojekte2.1.2 Tanz-AG im Lukaszentrum

Im LukasZentrum konnte ebenfalls eine Tanz-AG mit anschließendem Auftritt stattfi nden. Die Bewegung und das kreative Ausleben brachten den Kindern großen Spaß. Auch hier konnte das Angebot zum Teil draußen im Garten des LukasZentrums stattfi nden. Wichtige Inhalte des Projekts waren sicherlich zunächst das disziplinierte Erlernen einer Choreografi e, aber auch die sportliche, sowie die kreative Betätigung an sich. Die Choreographien haben innerhalb der Bewegungsabläufe Stärke demonstriert und waren darauf ausgelegt, den Kindern ein positives Körper-/ und Selbstbewusstsein zu vermitteln, welches Sie bei einem Auftritt beim Lukas-Fest noch vertiefen konnten. Die Gruppe war sehr heterogen und so gab es zwischen den Kindern starke Varianzen bezüglich der Aufnahmefähigkeit. An dieser Stelle konnten vor allem soziale Kompetenzen im Sinne der Rücksicht und Hilfsbereitschaft ausgebaut werden.

DiakonieLukasZentrum

Pforzheim

2.2.1 Inhalt (Menschen in Not e.V)

Es zeigt sich, dass es relativ schwierig ist Kinder aus Familien mit schlechter Finanzausstattung in normale Angebote zu integrieren. Ein Zugang zu Angeboten der Kinderkunstschule, der Musikschule oder in Theatergruppen ist erst nach Überwindung von Antragshürden, wie etwa im Falle des Bildungs- und Teilhabepakets beim Vorliegen von Fördervoraussetzungen möglich. Bei diesem Verfahren müssen Kinder aus bildungsfernen Familien oftmals zurückstecken. Talente gehen so verloren und die Interessen der Kinder können nicht gefördert werden.Mit dem Einrichten eines Sozialfonds soll die Chancengerechtigkeit für die benachteiligten Kinder erhöht werden. Ein Fond für die Zielgruppe soll den einfachen Zugang zu Regelangeboten ermöglichen. Das unbürokratische Verfahren, welches angewendet und erprobt würde, sollte wie folgt aussehen:

1. Soziale Institutionen und Schulen erkennen die Talente und Bedürfnisse einzelner Kinder und vermitteln diese in Regelange bote der kulturellen Jugendarbeit und der Vereine.2. Die sozialen Institutionen und Schulen stellen einen Antrag auf Übernahme der Kosten aus dem Fond (maximal bis zur Höhe von 150 Euro) beim Menschen in Not e.V.3. Die Stiftung sagt die Förderung innerhalb einer Arbeitswoche zu.4. Das Jugendamt und die antragstellende Institution dokumentieren den Verlauf der kulturellen Bildung des Kindes.5. Das Jugendamt erstellt bis zum 31.12.2019 einen Bericht.

2.2 Der Kinder- und Jugendsozialfonds

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3 Teilprojekte2.2.2 Flyer

Kinder- und Jugendsozialfonds

Flyer

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3 Teilprojekte2.2.3 Arbeitshilfe: Freizeitangebote in Pforzheim

Im Zuge des Kinder- und Jugendsozialfonds kam bei den Einrichtungen die Frage nach einer Aufl istung geeigneter Angebote auf. Um den Einrichtungen und damit den Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Vereinen oder Angeboten zu erleichtern, wurde eine Arbeitshilfe entwickelt, die den allergrößten Teil des Freizeitangebots für Kinder und Jugendliche in Pforzheim abbildet. Die Arbeitshilfe ist jedoch nicht nur eine namentliche Aufl istung, sie beinhaltet auch Kursangebote und Kontaktdaten. Die Arbeitshilfe wurde an jegliche Projektpartner, aber auch weststadtübergreifend verschickt, damit möglichst viele Kinder von diesem erleichterten Zugang zur sozialen und kulturellen Teilhabe profi tieren können.

Flyer

Arbeitshilfe

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3 Teilprojekte

2.3.1 Förderangebot: Das offene Sommerferienprogramm

Um den Kindern und Jugendlichen auch in den Ferien eine ganzheitliche und verlässliche Betreuung zu garantieren, sollte in den Sommerferien 2018 zum ersten Mal eine gemeinschaftliche, offene und kostenfreie Kinderferienbetreuung stattfinden. In Kooperation mit dem Haus der Jugend, dem Internationalen Bund, der Diakonie (LukasZentrum) und dem Sportkreis wurden alle 6 Wochen für Kinder und Jugendliche mit Programm und Ausflügen gefüllt. Die ersten 3 Wochen wurden von den Mitarbeitern des Stadtjugendrings geplant und durchgeführt. Die Kinder durften ihr eigenes Comic-Heft gestalten, haben selbst Indiaca hergestellt und sogar einen Skulpturenpark gestaltet. Ebenfalls Teil des Programms waren diverse Ausflüge, wie ein Besuch im Karlsruher Zoo, Schwimmen im Wartberg-Freibad und weitere spannende Aktionen. Für die restlichen Wochen waren die Mitarbeiter/innen des Jugend- und Sozialamts zuständig. Generell sollte das Angebot im Benckiserpark, im Haus der Jugend und im LukasZentrum stattfinden.

Für die zweite Ferienhälfte konnte in Absprache mit den Partnern ein tägliches Frühstück und Mittagessen angeboten werden. Die AOK bot sogar täglich gesundes Kochen mit und für die Kinder an. Das Programm in der vierten Woche war eine Komposition aus Freispielzeit, kleineren Workshops durch externe Betreuung (Musik, Kunst im Sinne von Malen und Zeichnen, Sportangebote, Klettern mit den Pfadfindern, Tanz, Gärtnern an den Hochbeeten im Sinne der Stadtoasen, Zirkus etc.) und vom internen Personal betreuten Aktionen. Ziel der vierten Woche war, die Kinder an die Vereine zu bringen, sie schnuppern zu lassen und den ersten Kontakt aufzubauen.

Für die fünfte Woche wurden diverse Ausflüge angeboten.So besuchten die pädagogischen Mitarbeiterinnen gemeinsam mit den Kindern unter anderem den Wildpark Pforzheim, den Wasserspielplatz im Park und den Barfußpark im nahegelegenen Ötisheim, sowie den Märchengarten in Ludwigsburg. Ziel war, den Kindern, sowie den Eltern weitere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu vermitteln. Im Rahmen dieser Ausflüge wurde zudem geprüft, inwiefern die Möglichkeit der vergünstigten Busreise für Kindergruppen in Anspruch genommen werden kann. Viele Einrichtungen, wie das Haus der Jugend, scheiterten dahingehend oftmals daran, dass sie keine Kita oder Schule sind. Seit den Sommerferien ist klar, dass auch Jugendhäuser und Familienzentren die Gruppentickets in Anspruch nehmen können.

2.3 Zielgerichtete Betreuungsangebote

Haus der Jugend

LukasZentrum

IB

AOK

Sportkreis

UDSP

Percutio

Royal Rangers

Kunstwerk

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3 Teilprojekte

In der letzten Ferienwoche wurden die Teilnehmer/innen und deren Eltern spielerisch an den Schulalltag herangeführt. Für diese letzte Einheit konnten die Osterfeld Halle und das LukasZentrum genutzt werden. Es wurde an Tablets mit Lern-Apps gelernt, die Kinder durften an einer Rallye teilnehmen und bereiteten Fragen und Wunschzettel an den Oberbürgermeister, Peter Boch, vor. Die Vorbereitung war eine kleine kindgerechte Lerneinheit zum Thema Politik. Dieses gemeinschaftliche Programm führte dazu, dass die Einrichtungen vertieft ins Gespräch kamen. Das mannigfaltige Angebot war großartig für die Kinder. Aber mit dem Ende der Sommerferien hören Sie nicht auf, davon zu profitieren. Die Kinder haben ihren Weg zu den Vereinen gefunden, hatten einen erleichterten Einstieg in den Schulalltag und können sich nun auf weitere Jahre der kooperativen und ganzheitlichen Sommerferienbetreuung freuen.

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3 Teilprojekte

SommerferienprogrammFlyer

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3 Teilprojekte

Ein großes Problem im Bereich Gesundheit und Ernährung ist in vielen Fällen eine mangelnde Kenntnis der Angebote und Möglichkeiten. Die Erfahrung zeigt, dass im Bereich der Zielgruppe oftmals eine andere Priorisierung bezüglich dieser Thematik vorherrscht. Das Teilprojekt Stadtoasen sollte nicht nur das wenig grüne Stadtbild erheitern. Es dient auch dem Miteinander im Quartier. Darüber hinaus soll durch die Gärtnerarbeit an das Thema Gesundheit und Ernährung angeknüpft werden. Aus dieser Erfahrung sollen die Kinder möglichst Ausdauer, Fürsorge und das Bewusstsein für gesunde Ernährung und Umwelt entwickeln. Für genügend Fläche und Teilhabemöglichkeiten, sind zwei Stadtoasen im Quartier angelegt worden. Ziel dieses Konzepts ist neben der gesundheitlichen- und der Bildungs-komponente auch die Stärkung des sozialen Netzwerkes innerhalb der Weststadt, wobei hierbei nicht nur die Kinder angesprochen sind. Um das Projekt nachhaltig zu gestalten soll das urbane Gärtnern langfristig angelegt sein. Über das „Haus der Jugend“ und die Kita-Sternenfänger kann die Pfl ege der Benckiserpark-Oase erfolgen und für die Oase im Bereich Maximilianstraße (Osterfeldschule und evangelisch-methodistische Kirche) sind seit Einführung einer Garten-AG unter anderem die Schülerinnen und Schüler der Osterfeld Grundschule zuständig.

3.1 Stadtoasen

3. Angebote zur Stärkung von Gesundheit und Ernährung

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3 Teilprojekte3.1.1 Die Benckiser-Oase

Im Benckiserpark wurden durch die Kooperation mit der Q-Prints&Service gGmbH mit den Teilnehmern des Projekts QuerBeet und des Quadro-Projekts 6 Hochbeete gebaut. Diese werden nun unter anderem von der angrenzenden Kita, dem Haus der Jugend und den Klienten von Q-Prints&Service betreut. Begonnen hat das Ganze mit zwei Rankgerüsten für Kiwi-Pflanzen, die im Sinne der Nachhaltigkeit in den nächsten drei Jahren Früchte tragen sollen. Bis zum Sommer standen dann auch die Hochbeete, die bei einer Pflanzaktion von den Kindern aus dem Haus der Jugend und der IB Kita Sternenfänger bestückt wurden und sogar Menschen aus der Nachbarschaft beteiligten sich. Schon kurz darauf konnte geerntet werden und die Kinder konnten den Prozess von der Pflanzung bis auf den Teller begleiten und mitgestalten. Zur kalten Jahreszeit hin wurden die Beete dann winterfest gemacht. Das Haus der Jugend und die Kita hoffen im nächsten Jahr auf noch mehr Beteiligung aus der Nachbarschaft für ein gesundes Umfeld für ihre Schützlinge.

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3 Teilprojekte

Benckiserpark Oase

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3 Teilprojekte3.1.2 Die Maxi-Oase an der evangelisch-methodistischen Kirche

Auch in der Nähe der Osterfeld Schule sind zwei Beete auf dem Grundstück der evangelisch-methodistischen Kirche gebaut worden. Sie werden durch die neu gegründete Schul-AG gepflegt. Auch hier stehen Rankgerüste für weitere Kiwi-Pflanzen. Durch die gute Kooperation zwischen Kirche, Schule und Familienzentrum sollen zukünftig auch Eltern mit an den Beeten arbeiten und ernten können.Ermöglicht wurde die Garten-AG erneut durch die Bauarbeiten der Projekte Quadro und QuerBeet, sowie der Expertise und Mitarbeit der städtischen Mitarbeiter/innen des Grünflächen- und Tiefbauamtes und der Technischen Dienste. Dieser Einsatz und die Offenheit der Kirchengemeinde, den Vorgarten der Schule und sogar der gesamten Nachbarschaft zur Verfügung zu stellen, beschreibt den Charakter des KIWI-Projekts in all seinen Facetten.

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3 Teilprojekte

Kita Weststadt, Kita Belfortstraße,

Kita Lukas, Kita Christus, LukasZentrum,

evangelisch-methodistische Kirche, Osterfeld Grundschule

3.1.3 Kiwis für die Weststadt

Im Zuge der Oasen wurden auch weitere Kiwis in der Weststadt gepflanzt. So finden wir seit dem Herbst einige neue Rankgerüste und Kiwi-Pflanzen im Stadtteil. Folgende Einrichtungen pflegen nun gemeinsam mit den Kindern die Kiwis: Das LukasZentrum, die Osterfeld Grund- und Realschule, die Kita Lukas, die städtische Kindertagesstätte Weststadt, der städtische Kindergarten Belfortstraße und die Kita Christus.

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3 Teilprojekte3.2 Gesunde Ernährung für Klein und Groß

3.2.1 AOK und Landesinitiative BeKi: Gesund kochen im offenen Sommerferienprogramm

Um die Gesundheitskurse der AOK zu bewerben, wurde über das Sommer-ferienprogramm eine Zugangsmöglichkeit zu den Eltern, aber auch zu den Kindern geschaffen. Die Kinder durften eine Woche lang unter Anleitung einer Mitarbeiterin der Krankenkasse, sowie einer BeKi-Kraft gesundes Es-sen zubereiten und natürlich einiges zum Thema gesunde Ernährung erfahren. Für die Eltern wurden Broschüren mit allen Angeboten bereitgestellt. Nach Abfrage der Wirkung dieser Maßnahme soll ein Termin stattfinden, an dem Möglichkeiten des vereinfachten Zugangs für die Zielgruppe eruiert werden sollen. Das Thema ist bereits platziert worden und wird über das Projekt hinaus weiter bearbeitet werden.

3.3.2 Stadtjugendring und Diakonie: Gemeinsam kochen mit Kindern im FrauenhausBeschreibung des Angebots:

„In Kooperation mit der Diakonie Pforzheim führen wir ein sozialpädagogisches Angebot für Kinder ab 6 Jahren durch. Hintergrund ist die temporäre Unterbringung der Mütter im Frauenhaus. Einmal in der Woche findet das Angebot statt. Da die Mütter vorübergehend im Frauenhaus sind, ist die Gruppe nicht konstant. In der Regel nehmen zwischen 5 und 10 Kinder an dem Angebot teil. Der Fokus liegt auf Freizeitgestaltung, Exkursionen und Kreativangeboten.Ein Angebot umfasst 4 Stunden und wird von 2 Fachkräften durchgeführt. Die Kinder kommen meist direkt von der Schule, so dass gemeinsames Kochen immer der erste Programmpunkt ist. Wenn ein Ausflug geplant ist, wird ein gemeinsames Vesper zubereitet. Die Koch und Lebensmittelangebote werden von den Fachkräften pädagogisch aufbereitet Gesundes Essen und nachhaltige Ernährungsweise hat absolute Priorität. Ebenso ist das gemeinsame Einkaufen der Speisen ein wichtiger Bestandteil des Konzepts.“(Robin Schneider, Fachbereichsleiter MoKi)

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3 Teilprojekte

3.2.3 Stadtjugendring (Haus der Jugend): Gesund backen an Weihnachten

Die Weihnachtswerkstatt, “Gesunde Backstube” fand am 08. Und am 15.12. im Haus der Jugend (Spielkiste) statt:

3.2.4 DKSB: Kochen im KiCo, Kinder und Familientreff Blauer Elefant

Kochgruppe im Rahmen des KIWI-Präventionsnetzwerkes

Wer: Jeder ist willkommen, offene Gruppe Kinder werden in das Angebot integriert (teilweise mit separater Kinderbetreuung, teilweise miteinander) Wann: 1x monatlich immer freitags ab 12:00 Uhr 19.Oktober 02.November 07. DezemberWas: Gesunde und preisgünstige Ernährung, wo kaufen wir ein, was kochen wir, was schmeckt Kindern, was ist gesund, Erziehungstipps und – Austausch und nebenbei ganz viel SpaßWie: Vorbereitung und Zubereitung, gemeinsames Tischdecken und gemeinsames Essen Miteinander reden, sich kennenlernen und Verbindungen knüpfenKosten: KeineVerantwortlich: Sylvia Erhardt (Erzieherin) und Petra Stammberger (Hauswirtschaftsmeisterin)

„An beiden Samstagen ist ausnahmsweise die Spielkiste geöffnet und wir backen gemeinsam mit den Kindern gesundes Weihnachtsgebäck und Plätzchen. Wir wollen damit den Kindern eine Alternative zu den vielen Süßigkeiten die in dieser Jahreszeit angeboten werden bieten, einen Einblick in Nachhaltigkeit vermitteln und den Weg vom Bauern-hof bis zum fertigen Produkt darstellen. Natürlich steht auch das ge-meinsame backen und naschen im Vordergrund. Wir erwarten bei die-sem Angebot ca. 40 Kinder.“(Bart Dewijze, Fachbereichsleiter Haus der Jugend)

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3 Teilprojekte

DKSB: Kochen im KiCo, Kinder

und Familientreff Blauer Elefant

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3 Teilprojekte

Das Ehrenamt ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts. Nicht nur im Hinblick auf fehlendes Personal, sondern auch bezüglich des integrativen Arbeitens stellt das Ehrenamt eine wichtige Schnittstelle für die Einbindung von Eltern und Kindern in die Gesamtgesellschaft dar, um einer möglichen Exklusion entgegenzuwirken. Gerade Schüler und Studenten haben die nötigen zeitlichen Kapazitäten, sowie die Nähe zum Bildungssystem, den Vereinen und kulturellen Angeboten. Ein besonderes Anliegen ist die Aufmerksamkeit der poten-ziellen Ehrenämtler zu erlangen und das bereits vorhandene Repertoire zu erweitern. Aber auch im Hinblick auf Eltern-Bildung gilt es, neue Akteure zu gewinnen. Neben der Gewinnung von neuen Ehrenamtlichen, die sich innerhalb und gegebenenfalls auch außerhalb des Projekts engagieren möchten, soll das Konzept der Patenschaft ausgebaut werden. Es gilt speziell für diejenigen Kinder mit außerordentlichem Förderbedarf – ob Lernförderung oder Talentförderung – eine noch individuellere, sowie intensivere Form der Betreuung zu ermöglichen.

4.1.1 Eine Handreichung

Durch die hohe Anforderung der individuellen und nachhaltigen Kindes-förderung besteht ein starker Bedarf an geschulten Helfern. Es geht hauptsächlich darum effizient an der positiven Entwicklung der Kinder zu arbeiten. Die geeigneten Rahmenbedingungen für eine Betreuung mit hohem Wirkungsgrad könnten durch das Konzipieren eines Leitfadens geschaffen werden. Um den Kindern die optimalen Bedingungen zur Verbesserung ihrer Lernfähigkeiten zu offerieren, sollen Lernhelfer und Paten bei Ihrem Auftrag unterstützt werden, um den individuellen Anforderungen gerecht zu werden.

4.1 Leitfaden für die Ehrenamtliche Arbeit mit Kindern

4. Das Ehrenamt

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3 Teilprojekte

Die Erstellung eines Leitfadens zur Unterstützung der Ehrenamtlichen wurde an die Kooperationspartner vom Deutschen Kinderschutzbund übergeben, nachdem die Inhalte festgelegt wurden:

1. Ehrenamt oder freiwilliges Engagement – was ist das? 2. Welche Aufgaben können Ehrenamtliche übernehmen? 3. Wie können Ehrenamtliche und hauptamtliche Fachkräfte zusammenarbeiten? 4. Welche Voraussetzungen müssen Ehrenamtliche mitbringen? 5. Das erweiterte Führungszeugnis6. Kann ich für mein Ehrenamt bezahlt werden? 7. Kostet Ehrenamt dann nichts? 8. Nehme ich jemandem durch mein Engagement den Arbeitsplatz weg? 9. Was muss die Einrichtung bieten, bei der das Ehrenamt stattfindet? A. Die Einrichtung B. Versicherungsschutz C. Tätigkeitsfeld10. Wie kommen Sie zum Ehrenamt11. Grundlagen für ehrenamtliches Handeln Und der Dank?

Autorin :

Doris Möller-Espe,

Geschäftsführerin DKSB

Pforzheim Enzkreis e.V.

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3 Teilprojekte

4.2.1 Flyer: die Lerntanten Ein weiterer Punkt ist die Bewerbung des Ehrenamts für Sprach-/und Lernförderung an der Hochschule Pforzheim. Gemeinsam mit der Freiwilligenagentur und dem Sprachförderprojekt VKL hat KIWI mit einem Infostand auf das Thema aufmerksam gemacht und versucht neue Ehrenamtliche zu gewinnen. Ebenfalls konnte mit Hilfe von KIWI eine Ehrenamtsfeier im LukasZentrum ausgerichtet werden. Das Thema Wertschätzung darf auch in diesem Bereich oder vielleicht besonders in diesem Bereich nicht außer Acht gelassen werden. Um den bereits praktizierenden Ehrenamtlichen zu zeigen, wie wertvoll ihre Arbeit ist, wurde ihnen zu Ehren eine große Feier veranstaltet.

4.2 Gewinnung von neuen Ehrenamtlichen

Flyer

Lerntatnen

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3 Teilprojekte

Die Bedarfserhebung an der Osterfeld Grundschule hat ergeben, dass eine Vielzahl der Schulkinder erhöhten Förderbedarf haben. Die kostenlosen Angebote in den Familienzentren sind vollständig ausgelastet und haben lange Wartelisten. Durch diese Methode könnte ein erfolgreicher Schulabschluss für viele Kinder gewährleistet werden, die dadurch in Ausbildung gelangen und später nicht zu jenen gehören, die von Sozialleistungen leben müssen. Dieses präventive Programm könnte durch Ausschöpfung zur Verfügung stehender Gelder die zukünftige Inanspruchnahme stark eindämmen. Hierzu wurde folgender Workflow entwickelt:

5.2 Lernfördergruppen durch das Bildungs- und Teilhabepaket

5. Akquise und Zugangsoptimierung im Bereich Fördermittel

5.1.1 Menschen in Not e.V. - Der Kinder- und Jugendsozialfonds

5.1.2 Förderung der Sparkasse – Ernährungsangebote

5.1.3 Städtische Förderung – Betreuungsplätze

5.1.4 Förderung AOK – Gesund kochen im Sommerferienprogramm

1. An FH und über FRAG werden ehrenamtliche Lernhelfer/In nen gesucht (vorzugsweise Student/Innen) und in einen Lernhelfer/Innen-Pool aufgenommen. Dies muss im Vorfeld passieren, damit die Dozenten direkt abrufbar sind und keine Wartelisten entstehen. Konkret müssen also bis Februar min- destens 2 Lernhilfen durch die Koordinierungsstelle gefunden werden und einsatzbereit sein. Bis dahin müssen über SSA auch Räumlichkeiten, Kinder und Anträge organisiert sein.

Die Eignung der Lernhelfer, wird in einem Bewerbungsgespräch festgestellt. Eine Einladung erfolgt nach Vorlage von Schul-/ Studiums-/Ausbildungszeugnissen und nach positiver Einschätzung dieser durch die Koordinierungsstelle.

5.1 Neu erschlossene Fördermittel

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3 Teilprojekte

Ebenfalls sollte in einer E-Mail Motivation und Vorerfahrung kurz dargestellt werden. Das Gespräch wird durch die Koordinierungsstelle geführt und durch eine SSA-Kraft begleitet. Im Gespräch werden Vorerfahrungen im pädagogischen Bereich, sowie Fachkenntnisse abgefragt.

2. In Absprache mit der entsprechenden Schule werden im Nachmittagsbereich mögliche Klassenräume für die Lerngruppen festgelegt. Diese müssen min. 15 Minuten vor Beginn der Lernförderung für die Lernhilfe zugänglich gemacht werden. 3. Schulsozialarbeit (SSA) erkennt Förderbedarf der Kinder. 4. SSA lässt Lehrkraft (LK) Antrag zur individuellen Lernförderung zukommen 5. LK bescheinigt, wenn angebracht, dass das Kind durch seine Leistungen (Hausaufgaben/Tests/Zeugnis) gefährdet ist, das Klassenziel nicht zu erreichen. Dies meint allerdings nicht ausschließlich die explizite Versetzungsgefährdung im Sinne der Notenvergabe im Halbjahreszeugnis. Die Lehrkraft kann zu jeder Zeit eine realistische Einschätzung treffen, die besagt, dass der Schüler/die Schülerin gefährdet ist, das Klassenziel nicht zu erreichen. Die Anträge können formlos und ohne den Grundantrag abgegeben werden. Es muss nur Name und Aktenzeichen vermerkt sein. 6. SSA reicht gesammelte Anträge bei Jobcenter unter dem Stichwort „Lernfördergruppen durch BuT“ ein. Für den Testlauf sollte also eine zeitnahe Genehmigung erfolgen. 7. Klassenunabhängig werden Gruppen von bis zu 6 Kindern festgelegt. 8. Jeder Lerngruppe werden 1-2 Student/Innen/ Ehrenamtliche zugeteilt.9. Mit Wohngeldstelle (WGS) und Jobcenter (JC) muss eine Vereinbarung getroffen werden, dass nach Einreichung der Anträge durch die SSA ein Betrag von 10€ pro Kind pro Kurseinheit (Termine (Art und Dauer des Angebots) werden von SSA festgelegt, max. 6 Monate) an Koordinierungsstelle JSA überwiesen wird. Hiervon werden mögliche Raumkosten, sowie Lernmaterialien und die Studenten (16€ pro Stunde) bezahlt.

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6. Öffentlichkeitsarbeit

6.1.1 Gemeinderat-Stadt Pforzheim6.1.2 Sitzung des internationalen Beirats- Stadt Pforzheim6.1.3 Gemeinderat - Stadt Pforzheim6.1.4 Gespräch Sozialbürgermeister6.1.5 Gespräch Oberbürgermeister

Durch KIWI konnte das Thema Kinderarmut in verschiedensten Gremien platziert werden. Im Gemeinderat der Stadt Pforzheim wurden sogar zwei Präsentationen zum Thema gehalten, zunächst zu Beginn des Projekts von Projektleitung und –Koordination, die ihre Projektvorhaben vorstellten. Gegen Ende von KIWI hielt auch die wissenschaftliche Begleitung, Frau Gerda Holz vom ISS Frankfurt am Main einen spannenden Vortrag zum Thema. Auch im internationalen Beirat präsentierte sich KIWI und verschaffte den Anliegen der Kinder Gehör. Ein offenes Ohr zeigten auch Sozialbürgermeister Fillbrunn und Ober-bürgermeister Boch, die die Fragen und Wunschzettel der Kinder aus dem Sommerferienprogramm in Empfang nahmen. Primär ging es darin um den Ausbau von Spielflächen in der Weststadt, sowie den Wunsch nach mehr Betreuungsangeboten.

6.1 Presse und Politik

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3 Teilprojekte

6.2.1 YES! – Young Economic Summit

Auch beim diesjährigen „YES! – Young Economic Summit“ war KIWI mit dabei. Der Forschungswettbewerb ist der größte deutsche Schulwettbewerb zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Schüler-innen und Schüler des Fritz-Erler Gymnasiums Pforzheim, das sich ebenfalls in der Weststadt befindet, lehnten sich mit Ihrem Projekt „High Five“ an die Inhalte von KIWI an.

Leitfrage des Teams war: „How to combat childpoverty“. Die Projekt-koordinatorin begleitete ihre Präsentation im Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. So gewann das motivierte Team mit einem schlüssigen und ideenreichen Konzept den gesamten Wettbewerb.

6.2 Veranstaltungen

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Gerda Holz, Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, Frankfurt a.M.

Die Stadt Pforzheim hat sich in den letzten Jahren zunehmend mit Themen zur Lebenslage von Kindern und Jugendlichen in der Stadt befasst und einen systematischen Handlungsprozess zur Armutsprävention begonnen: zunächst datenbasiert in Form der Berichterstattung und Jugendhilfeplanung der Stadt, dann anhand strategischer Überlegungen im Kontext des Sozial- und Integrationsplans, sowie nun durch modellhafte Entwicklung und Erprobung konkreter Aktivitäten – zuerst in einem erheblich sozial belasteten Stadtteil.

Das Modellprojekt „KIWI-Präventionsnetzwerk Chancengleichheit für Kinder in der Pforzheimer Weststadt“ – gefördert durch Mittel des Landes Baden-Württemberg, umgesetzt von November 2017 bis Dezember 2018 – ist als ein zukunftsweisendes Modell im Kontext einer kindbezogenen Armutsprävention im nachfolgend beschriebenen Sinne zu verstehen. Um der „Armutsspirale“ oder dem Zusammenhang von „Sozialer Herkunft und geringeren Verwirklichungschancen“ entgegenzuwirken, sollte – so der Auftrag – das Modellprojekt an den beiden Ansatzpunkten nachhaltiger Armutsvermeidung – Maßnahmen zur strukturellen Prävention und zur individuellen Förderung junger Menschen – ansetzen. Dabei sind bestehende Netzwerkstrukturen zwischen Akteuren/Einrichtungen/Ressorts zu nutzen und neue zu schaffen. Modellstandort ist die Weststadt, ein Quartier mit sozialer Belastung und Armutsbetroffenheit.

Der nunmehr vorgelegte Modellbericht zeichnet das Bild der geleisteten Arbeit durch die beteiligten Partner*innen nach. Es wird das bisher initiierte Präventionsnetzwerk ebenso skizziert wie umgesetzte Teilprojekte. Daraus lassen sich die vielen Chancen, aber auch weitere Herausforderungen ableiten. Ebenso werden praxisbasierte Erkenntnisse für die Umsetzung künftiger Projekte – Zugang, Einbindung und Beteiligung sozial belasteter Gruppen, bedarfsbezogene Angebote usw. – sowie zum Finanzbedarf gegeben. Damit ist eine wichtige Informations- und Entscheidungsbasis für den weiteren Prozess der Stadt Pforzheim selbst, aber ebenso für andere Kommunen geschaffen.

Schlussbemerkung(Armuts) Prävention für Kinder, Jugendliche und deren Familien – Ein Anspruch der Kommune mit Weitblick und Nachhaltigkeit

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Um eine Rahmung für das Pforzheimer Engagement vorzunehmen, wird mit den nachfolgenden Ausführungen der Bogen zum allgemeinen – theoretischen und praxisbezogenen – Diskurs in Deutschland geschlagen: Warum ist eine kindbezogene Armutsprävention so wichtig, welche Herausforderungen bestehen, welche Themen und Qualitätsstandards sind für die systematische und nachhaltige Entwicklung integrierter Strategien in Kommunen bedeutsam? Aspekte, die für das Bestreben der Stadt und aller Akteure wichtig sind.

Armut bei jungen Menschen – gesellschaftlich bedingt und individuelle Notlage Seit nunmehr bald 20 Jahren wird in Deutschland das Thema „Kinderarmut“ in der Öffentlichkeit wahrgenommen und immer wieder diskutiert. Dabei besteht weitgehender Konsens in der Forschung, Fachpraxis, Politik und Öffentlichkeit, dass „Kinderarmut“ ein gravierendes gesellschaftliches Problem und eine sehr belastende Lebenslage für die betroffenen Individuen ist. Ursächlich sind zuvorderst strukturelle Faktoren – z.B. seitens der Eltern ein begrenzter Zugang zum Erwerbsmarkt oder eine zu geringe Entlohnung, seitens der Kinder/Jugendlichen keine ausreichende Grundsicherung sowie fehlende Teilnahme und Chancen aufgrund sozialer Herkunft –, die das Aufwachsen der Betroffenen im Hier und Heute und für die Zukunft entscheidend prägen.

Die Betroffenenzahlen skizzieren, dass die Problematik weiterhin gravierend ist. Rund 1,6 Mio. unter 15-Jährige lebten im September 2018 in einer Familie, die auf staatliche Grundsicherung (SGB-II-Leistungen) angewiesen war. Auch die Strukturmuster sind seit langem bekannt:

allem die unter sechs-jährigen Kinder sind stärker betroffen.

ein Ost-West-, ein Nord-Süd- und ein Stadt-Land-Gefälle. Zudem gibt es kommunale Unterschiede zwischen Quartieren oder Stadtteilen.

etwa die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen in Ein-Eltern- Familien oder jeder dritte junge Mensch in einer Familie mit mehr als drei Kindern unter Armutsbedingungen auf.

Kinder-/Jugendarmut ist ein Kurzbegriff. Die kindbezogene Armutsfor-schung definiert diesen wie folgt: Wird von Kinder-/Jugendarmut gesprochen, dann sind die Folgen familiärer Einkommensarmut für Kinder und Jugendliche gemeint.

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Die komplexen Folgen des Aufwachsens unter Armutsbedingungen für junge Menschen zeigen die Ergebnisse empirischer Studien. Sie belegen übereinstimmend, dass arme Kinder und Jugendliche einen Mangel an Versorgung mit existenziellen Gütern erleben. Das wiederum bringt einen Mangel an sozialen Kompetenzen und gesellschaftlicher Teilhabe mit. Sie wachsen sozial isolierter auf und die höhere Betroffenheit mit emotionalen wie sozialen Problemen wirken sich oftmals negativ auf die Schulleistungen aus. Sie verfügen nicht über die gleichen Bildungs- und Gesundheitschancen, was sich wiederum auf die künftigen Erwerbschancen und das weitere Erwachsenenleben auswirkt. Armut bei Kindern birgt die Gefahr der Verfestigung mit Langzeitwirkung in sich, was sich in Armutsmustern manifestiert und das Risiko einer sich herausbildenden generationsübergreifenden Armutsspirale erhöht.

Dem entgegenzuwirken erfordert ein breites, integriertes und vernetztes Handeln vieler staatlicher und gesellschaftlicher Akteure von der Quartiers-/Stadtteilebene über die kommunale und Landesebene bis hin zur Bundes- und EU-Ebene. Dabei muss gerade die kommunale Ebene – als Ort des Aufwachsens – mit den erforderlichen Ressourcen gut ausgestattet sein und über ihre Strukturen, ihre Akteure und deren gemeinsames Wirken zu einem verlässlichen Fundament kindlichen Aufwachsens werden.

Wenn Armutsursachen zuvorderst im strukturellen (Verhältnis-)Bereich und erst dann im individuellen (Verhaltens-)Bereich liegen – da, wie oben ausgeführt, die Risiken gesellschaftlich verschieden verteilt sind und diese die einzelnen sozialen Gruppen unterschiedlich treffen können –, dann müssen Handlungsansätze zur Gegensteuerung mit der Intention der sozialen Inklusion und Prävention ebenfalls beide Bereiche umfassen. Das wiederum erfordert immer eine ganzheitliche und systemorientierte Betrachtungs- wie Herangehensweise.

Aufwachsen im Wohlergehen für alle Heranwachsende –Chancen für alle eröffnen Kindbezogene Armutsprävention stellt einen theoretischen und praktischen Handlungsansatz dar, der aus der Kindperspektive heraus auf positive Lebens- und Entwicklungsbedingungen für Mädchen und Jungen heute und auf ihre Zukunft hinwirkt. Vom Kind aus denken und handeln ist die Leitmaxime und Eckpunkte sind:

Wohlergehen“ für alle Kinder und speziell für arme.

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respektive zu begrenzen, aber auch ursächliche Gründe auf Seiten der Eltern/Familie und des Umfeldes positiv zu beeinflussen.

(1) indirekt über Maßnahmen für das soziale Umfeld bzw. den Sozialraum, (2) indirekt über Maßnahmen für die Eltern und (3) direkt für das Kind.

kindorientierte Stärkung von personalen und sozialen Ressourcen als auch die Ausweitung (2) struktureller Armutsprävention durch Sicherung und Gestaltung von kindgerechten gesellschaftlichen ahmenbedingungen. Beides bedingt einander, steht in wechsel- seitigem Bezug zueinander und kennt dennoch eigene Schwer- punkte.

Armut bei Kindern – Aufforderung zur Neuausrichtung der kommunalen Infrastruktur Kindbezogene Armutsprävention – aber nicht nur sie – ist ein Prozess mit kurz-, mittel- und langfristigen Schritten. Sie benötigt Ausdauer im Sinne eines langen Atems und sichert damit zugleich viele Erfolge einer zukunftsgerichteten Gestaltung des Gemeinwesens. Kindbezogene Armuts-prävention ist Teil der „öffentlichen“ Verantwortung von Bürger*innen gegenüber den Heranwachsenden zwischen 0 und 18 Jahren.

Die Grundsatzfrage lautete: Welche Rahmenbedingungen sind wie zu gestalten, damit – zielgruppenspezifisch – jungen Menschen ein Aufwachsen ermöglicht wird, das jedem alle Chancen eröffnet?

Hierauf Antworten zu finden und entsprechende Angebote, Maßnahmen und Strukturen zu schaffen, ist in ganz besonderer Weise eine (Pflicht)Aufgabe für die Kommune. Dazu kann sie auf ein breites Spektrum unterschiedlicher Handlungsbereiche und eine Vielzahl von Akteuren zurückgreifen. Eine herausragende Rolle kommt der Kinder- und Jugendhilfe zu, die Antworten darauf geben muss, wie vor Ort den Folgen von familiärer Einkommensarmut bei Kindern und Jugendlichen entgegengewirkt werden kann. Einige praxiserprobte Ansatzpunkte sind:

Handlungsansatzes nach dem Leitmotto „Prävention als Aktion, statt Reaktion auf Defizite“.

hilfeplanung und Gewährleistung eines wirkungs- orientierten Monitorings, verknüpft mit der Sozial-, Bildungs-, Ge- sundheitsberichterstattung und Stadtentwicklungsplanung.

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Basisinfrastruktur und im Sinne einer verlässlichen (Armuts-) Präventionskette.

sames Arbeiten aller vor Ort relevanten Akteure.

für junge Menschen.

system(z. B. KiTa & Grundschule, Grundschule & weiterführende Schulen & Beruf) als auch zwischen den Handlungsfeldern (z. B. Schule & Sport, Gesundheit & Freizeit) im Einzelfall und auf der Systemebene, sowie mit Fokus auf arme Kinder.

Auf-/Ausbau von „Präventionsketten über Netzwerke“ als integrierter Handlungsansatz einer Kommune

Die Entwicklung eines eigenständigen kommunalen Handlungsansatzes zur kindbezogenen Armutsprävention kann auf rund 15 Jahre Entwicklungs-arbeit zurückblicken. Waren Monheim am Rhein oder auch Dormagen die Vorreiter, so sind heute immer mehr Kommunen auf den Weg, ihre Philosophie und ihre Infrastruktur neu auszurichten. Im Zentrum steht die „Präventionskette über Netzwerke“ siehe Abbildung .

Abbildung: Die Präventionskette „Von der Geburt bis zum erfolgreichen Berufseinstieg“ durch Netzwerke – bedarfs- und zielgruppenbezogen

Quelle: Holz 2010

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Als Präventionsketten werden integrierte Gesamtstrategien bezeichnet, die auf kommunaler Ebene den Rahmen schaffen, um das vielfältige Engagement sowie Unterstützungsangebot öffentlicher und privater Träger/Akteure besser zu verbinden. Sie tragen dazu bei, dass die Angebote über Altersgruppen und Lebensphasen hinweg aufeinander abgestimmt werden und ineinandergreifen. Präventionsketten dienen dazu, allen Bevölkerungsgruppen – und besonders Menschen in schwierigen oder benachteiligenden Lebensbedingungen – öffentliche Ressourcen zugänglich zu machen, um so unterschiedlichen Bedarfen gerecht zu werden, individuelle, familiäre und soziale Eigenressourcen zu stärken, Chancengleichheit zu fördern und eine umfassende Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen zu sichern. Es geht um die ganz „normalen“ Verwirklichungschancen auch für benachteiligte junge Menschen.

Entscheidende Gestalter*innen beim Auf-/Ausbau und dem damit einhergehenden Umbau kommunaler Infrastruktur für (arme) Heranwachsende sind die handelnden Akteure, d.h. die Fach- und Leitungskräfte in den Einrichtungen, der Träger und der Kommune (Verwaltung und Politik). Wie „armutssensibel“ sind sie in ihrer Haltung, ihrem Wissen, ihrer Professionalität oder auch ihren Entscheidungen? Armutssensibilität auf allen drei Ebenen – Einzelperson, Institution, kommunale Gesamtstruktur – wird beispielsweise durch Befassung mit folgenden Fragen befördert und nach außen sichtbar:

Welche Bedeutung wird der Problemlage zugemessen und wie wird damit umgegangen? Welche sozialpolitische Positionierung und Priorisierung wird vorgenommen? Welche Ziele werden verfolgt? Wie wird der Prozess kurz-, mittel- und langfristig gestaltet?

Wird die Problemlage wahrgenommen? Wie wird in der Einrichtung damit umgegangen? Welche Haltung und welches professionelle Knowhow ist vorhanden? Welche Ressourcen sind verfügbar?

Welches Wissen über die Problemlage, allgemein und mit Blick auf betroffene Kinder/Jugendliche/Eltern ist gegeben? Welche Haltung, eigenen Werte und Wahrneh-mungsmuster sind prägend. Welches professionelle Selbstverständnis ist vorhanden?

Sensibilisierung für Armutsfolgen ist eine zwingende Voraussetzung für armutssensibles Handeln eines jeden Akteurs. Diese wiederum ist Basis für eine kind-/jugendbezogene Armutsprävention als integriertem kommunalen Handlungsansatz.

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Pforzheim – Auf dem Weg zur integrierten kommunalen Armutsprävention Wie das Pforzheimer Modellprojekt realisiert wurde, wird im ausführlichen Endbericht eindrücklich skizziert. Deutlich werden das fachliche Verständ-nis, die Schwerpunkte, das integrierende und auf Vernetzung ausgerichtete Vorgehen, sowie bisherige Ergebnisse im Sinne eines Outcomes skizziert. Angesichts der vergleichsweise sehr kurzen Modelllaufzeit ist Beachtliches initiiert und/oder erstmals erprobt worden. Deutlich wird, die Kommune hat nicht erst jetzt begonnen, Kinderarmut entgegen zu wirken, sondern sie kann auf das Knowhow und den Willen engagierter Mitstreiter*innen zurückgreifen. Mit dem Projekt ist ein tragfähiger Ansatzpunkt gefunden, nun gilt es die ersten Erfolge zu sichern und den nächsten Schritt hin zu einem integrierten Handlungsansatz der Stadt Pforzheim zu tun.

Deutlich wird aber auch, es bedarf einer systematischen Steuerung und Strukturentwicklung sowie eines verstärkten integrierten und vernetzten Vorgehens. Das erfordert sowohl ein mehr an Quantität (z.B. in der Basis-Infrastruktur) als auch an Qualität (z.B. Ausbau integrierter Arbeit über Ressort und Handlungsfelder hinweg, regelhafte Qualifizierungsangebote für Fach-/Leitungskräfte, Konzeptarbeit in Einrichtungen/Schulen) in der weiteren Präventionsarbeit. Prävention erfordert langen Atem, gelingt nur zusammen mit vielen Akteuren und führt zu vie-len Veränderungen auf ganz unterschiedlichen Ebenen – für armutsbetroffene junge Menschen und für die Gemeinschaft!

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Natalie ReimannStadt Pforzheim

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