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Brücken 2009 ...................................................S. 04 Bereits zum 5. Mal schlägt das Festival eine Brücke zur Neuen Musik und lädt vom 15. bis 22. November ein zu Konzerten, Sym- posien und Podiumsdiskussionen. Bewegungslehre ..............................................S. 07 Mit dem Körper Geschichten zu erzählen – das lehrt Romy Hoch- baum den Schauspielstudierenden. Das Erlernte wird im Bewe- gungsprojekt am 11. Dezember 2009 uraufgeführt. Ein engagierter Hornist ................................S. 21 Prof. Günter Weidlich ist Leiter der Bläserabteilung der HMT und Gründer der Mecklenburgischen Bläserakademie. Nach langjähri- ger erfolgreicher Tätigkeit geht er nun in Pension. K LANG S PIELE Ausgabe 6/2009 Die Semesterzeitung der Hochschule für Musik und Theater Rostock 22. November 2009, 19.30 Uhr, Katharinensaal „Der Tod und das Mädchen“ – Trauer- musik zum Totensonntag 23. November 2009, 20.00 Uhr, Kammermusiksaal „Eingezweifelt in Gott – Variationen über ein verlorenes Thema“ 26. November 2009, 19.30 Uhr, Katharinensaal Solistenkonzert mit der Nord- deutschen Philharmonie Rostock 28. November 2009, 19.30 Uhr, Katharinensaal Internationale Kaleidoskopnacht 03. Dezember 2009, 20.00 Uhr, Kammermusiksaal 2. Rostocker Klarinettennacht mit Werken von Mozart bis Bernstein 16. Dezember 2009, 19.30 Uhr, Katharinensaal Außergewöhnliches Konzert der Schulmusikstudierenden

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Brücken 2009 ...................................................S. 04Bereits zum 5. Mal schlägt das Festival eine Brücke zur NeuenMusik und lädt vom 15. bis 22. November ein zu Konzerten, Sym-posien und Podiumsdiskussionen.

Bewegungslehre ..............................................S. 07Mit dem Körper Geschichten zu erzählen – das lehrt Romy Hoch-baum den Schauspielstudierenden. Das Erlernte wird im Bewe-gungsprojekt am 11. Dezember 2009 uraufgeführt.

Ein engagierter Hornist ................................S. 21Prof. Günter Weidlich ist Leiter der Bläserabteilung der HMT undGründer der Mecklenburgischen Bläserakademie. Nach langjähri-ger erfolgreicher Tätigkeit geht er nun in Pension.

KLAN GSP I E LE

Ausgabe 6/2009

Die Semesterzeitung der Hochschule für Musik und Theater Rostock

22. November 2009, 19.30 Uhr,Katharinensaal„Der Tod und das Mädchen“ – Trauer-musik zum Totensonntag

23. November 2009, 20.00 Uhr,Kammermusiksaal„Eingezweifelt in Gott – Variationenüber ein verlorenes Thema“

26. November 2009, 19.30 Uhr,KatharinensaalSolistenkonzert mit der Nord-deutschen Philharmonie Rostock

28. November 2009, 19.30 Uhr,KatharinensaalInternationale Kaleidoskopnacht

03. Dezember 2009, 20.00 Uhr,Kammermusiksaal2. Rostocker Klarinettennacht mitWerken von Mozart bis Bernstein

16. Dezember 2009, 19.30 Uhr,KatharinensaalAußergewöhnliches Konzert derSchulmusikstudierenden

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[ Inhalt ]

[ Inhalt ]

IMPRESSUMHerausgeber: Hochschule für Musik und Theater Rostock Beim St.-Katharinenstift 8 | 18055 RostockFon: 0381. 5108-0 | www.hmt-rostock.de

V.i.S.d.P.: Prof. Christfried GöckeritzRedaktion: Antje Joost, Eva-Maria Kröger, Angelika ThönesLayout: www.sphinxet.de

AUF FITTICHEN DER NACHTWIE FRISCHER SCHNEEAUF EINES RABEN RÜCKEN

30. JANUAR 2010 | 18.00 - 22.00 UHR | ÖSTLICHE ALTSTADTWEITERE INFORMATIONEN ERHALTEN SIE UNTER: WWW.GLASPERLENHAUS.DE

Hier sind wir, was kostet die Welt! 03Brücken-Festival für Neue Musik 04Tag der musikalischen Bildung 05young academy rostock 05

Juniorprofessur vergeben 06Neues vom HMT-Förderverein 06Mit dem Körper Geschichten erzählen 07Die Welt auf dem Monde 08

Rostocks Studierende unterwegs 09Prof. Klaus Häger: ein Porträt 10Hörprobe 10Afrikanische Musik geht ins Blut 11

Schulmusik in der frühen DDR 12 Hochschulrat 13Sommercampus 2009 14Sommertheater 2009 15

Musikmanagement & Karriereplanung 16Ramón Ortega Quero: ein Porträt 17Öffentlichkeitsarbeit an der HMT 18Redaktionelle Anzeige - 19Weihnachtsbaumschlagen

Brasilien Projekt 20 Prof. Günter Weidlich: ein Porträt 21Kurz & Knapp 22

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Popsängerin Nelly Furtado sagte über dieMusik, sie sei „wie ein alter Freund, der keine Fra-gen stellt“. Alte Freunde verstehen einander ohneWorte, sie haben sich gefunden, passen zuein-ander. So ist es auch mit der Musik, in die mansich fallen lassen kann. In der HMT können Siebei vielfältigen Veranstaltungen Zeit mit einemalten Freund genießen. Doch manchmal findetman hier auch neue Freunde. Vielleicht haben Siedie afrikanische Musik beim Afro-Trip für sich ent-deckt oder die Musik eines Schauspiels geht Ihnennicht mehr aus dem Kopf? Ein Anlass, seinenFreundeskreis zu erweitern?Freunde begleiten uns meist ein Leben lang. Ausersten zarten Verbindungen kann eine tiefe Zunei-gung zueinander entstehen – so gelebt in deryoung academy rostock, die junge musikalischeTalente entdeckt und fördert. Freunde können sichaneinander reiben, um zu einem besseren Ver-ständnis füreinander zu kommen – so geschehenbeim jährlichen Sommercampus, wo Studierendein Meisterkursen ihr Können perfektionieren. AlteFreunde sind auch Motivatoren, die uns zuHöchstleistungen und Weiterentwicklung anspor-nen. So entstand zum Beispiel die Mecklenburgi-sche Bläserakademie.

Die HMT ist ein Ort der Freunde. Genießen auchSie das Gefühl der Verbundenheit – bei Konzer-ten, Aufführungen und beim Lesen der Klang-spiele.

Ihre Antje Joost

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echs Semester langhaben die neun Schau-spielstudierenden in denschützenden Mauern der

HMT ihr Handwerk gelernt. Nungelangen sie an das Ende ihrerAusbildung und erarbeiten sich mitdem Diplomvorspiel eine Visiten-karte, mit der sie die Startlinie ihrerSchauspielerlaufbahn betreten. Ein-prägsam soll diese Visitenkarte sein,einzigartig und von hoher Qualität.„Unsere Studierenden sollen sich sovielseitig wie möglich vorstellen“,betont Esther Zschieschow, Schau-spieldozentin am Institut für Schau-spiel. Sie rät deshalb, für das Di-plomvorspiel unterschiedlichste Rol-len auszuwählen: komische, emo-tiona le, klassische oder Charakter-rollen. Sie sollten aus drei Genresstammen: ein klassisches Stück, einmodernes sowie eines, das die an-deren beiden ergänzt.

Solche Anforderungen erfordern ei-nigen Aufwand. „Ich empfehle denStudierenden, sich von langer Handgründlich darauf vorzubereiten, wassie spielen wollen“, sagt EstherZschieschow. Dazu zählt für sie,dass die Studierenden viele Theater -stücke lesen und sich ansehen, umdann zu analysieren: Wie würdeich es spielen? Was würde ich an-ders machen? Welche Rolle würdeich gerne einmal spielen? Gute Vor-bereitung erhalten die Studierendenauch während ihres Studiums. Injedem Studienjahr erarbeiten sieselbständig einen Monolog, ihre je-weilige Prüfungsrolle, sowie Wahl-rollen, die Monologe oder Szenensein können. In sogenannten Mono -logrunden arbeiten sie im drittenStudienjahr zusammen mit ihren Do-zenten an ausgewählten Monolo-gen. Im 7. Semester schließlichfolgen drei Diplomvorbereitungs-blöcke, bei denen die Studierendenin die Rollen schlüpfen können, diesie schon immer einmal spielenwollten. Für jeden Block studierensie jeweils zwei Rollen ein, ausge-

wählt aus Monolog oder Szene.Unterstützt werden sie von EstherZschieschow und ihren Kollegendes Instituts für Schauspiel. DieSchauspieldozentin weiß genau,welche Rollen jeder Studierende be-reits gespielt hat und welche in sei-nem Repertoire noch fehlen. Ge-meinsam werden passende Stückeausgesucht. Dabei greift sie nichtnur auf ihr eigenes Theaterwissenzurück, sondern auch auf das ihrerKollegen. So führt die Suche nacheinem „emotionalen Klassiker“schnell zu einem für den Studieren-den passenden Ergebnis. Nachdrei Wochen Probenzeit pro Blockfindet jeweils ein Vorspiel statt, beidem die Aufführungen nach ihrerTauglichkeit für das Diplomvorspielbewertet werden. Aus allen einstu-dierten Rollen wählen die Studie-renden mit Hilfe ihrer Dozenten diedrei Stücke aus, die sie beim Di-plomvorspiel am 12. November2009 um 11.00 Uhr im Katharinen -saal aufführen wollen. Hier präsen-tieren sie sich neben der interessier-ten Öffentlichkeit auch potentiellenArbeitgebern der Region: Regisseu-ren, Agenturen, Künstlervermitt-lungen.

„Leider kommen kaum Theatervertre -ter aus anderen Teilen Deutschlandszum Diplomvorspiel“, bedauertEsther Zschieschow. Deshalb gehendie Studierenden selbst auf Tour, umin Theaterzentren in Deutschlandund der Schweiz vorzuspielen. Einzentrales Vorsprechen findet für alleSchauspielschulen in Neuss statt.Danach führt die Tour nach Ham-burg, Berlin, Dresden, München,Stuttgart und Zürich. An der Orga-nisation der Tour arbeiten die Stu-dierenden bereits seit Mai. Sieschreiben Theater und Künstlerver-mittlungen an, laden Agenturen fürFilm und Fernsehen zu den Vorspre-chen ein und lernen somit zugleichdie Kunst der Selbstvermarktunghautnah kennen. „Schauspieler müs-sen aktiv die Werbetrommel rüh-

ren“, sagt Esther Zschieschow. „Be-sonders im Theater läuft viel überKontakte.“ Diese nutzen einige Stu-dierende bereits jetzt, indem sie Re-gisseure zu ihren Vorsprechen ein-laden oder sich unabhängig vonder Diplomvorspieltour bei Theaternbewerben. Sowohl diese Eigeninit i -ative als auch die Diplomvorspielesind meist von Erfolg gekrönt undmünden in feste Engagements oderGastspiele.

Wichtig für alle Jungschauspieler istes, über ein umfangreiches und viel-fältiges Repertoire zu verfügen.Davon ist Esther Zschieschow über-zeugt, ebenso wie von der Tatsache,dass die Studierenden an der HMTeine sehr solide Ausbildung erhalten.„Tretet selbstbewusst auf“, rät sie.„Vertraut darauf, dass ihr waskönnt. Hier seid ihr, was kostet dieWelt?“

Antje Joost

[ Hier sind wir, was kostet die Welt! ]

[ Ausbildung ]

S

Mit ihrem Diplomvorspiel empfehlen sich die Schauspielstudierenden der HMT Regisseurenund Agenturen in der Region, Deutschland und der Schweiz.

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Stephanie Pardula, Nele Niemeyer, SimonKöslich und Helen Wendt in "Leonce undLena" (von vorne). Foto: Christian Gohr

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würden umfangreich im Rahmen desNetzwerkes Neuer Musik durchBundesmittel unterstützt, jedoch kon-zentriere sich diese Finanzierungüberwiegend auf die alten Länder.Dennoch schwingt der Stolz in sei-ner Stimme mit, da bisher geladeneKomponisten stets die Qualität derAufführungen zu schätzen wusstenund das Festival auch zukünftig be-reichern werden.

Wer dem Gefühl der „Neutöner“näher kommen möchte, ist ab 15.November in der HMT herzlich will-kommen.

Eva-Maria Kröger

[ Veranstaltungen ]

[ „Brücken“ - Festival für Neue Musik in

Mecklenburg-Vorpommern 2009 ]

as Festival unternimmtzum fünften Mal den Ver-such, Brücken zur zeit-genössischen Musik zu

schlagen. Komponisten sollen mitder hiesigen Musikszene verbundenwerden, interpretiert durch lokaleStimmen, vertreten durch das En-semble mv connect unter der Lei-tung der Pianistin Ulrike Mai. DieEinbeziehung der Association ofBaltic Academies of Music (ABAM)als Zusammenschluss von Hoch-schulen des Ostseeraumes steht ex-emplarisch für den Brückenschlagzu weiter gehender Internationalität.Das vielseitige Programm wird durchdie enge Zusammenarbeit des Ver-eins für Neue Musik M-V mit denKulturträgern vor Ort ermöglicht:Konzerte, Workshops, Einführungenin neue Spieltechniken und prakti-scher Unterricht sowie Diskussions-runden und analytische Vorträge vonKomponisten und Musikwissenschaft -lern. Den Studenten „soll aufgezeigtwerden, dass man sich als Musikerauch abseits des Mainstreams eta-blieren kann“, erklärt Prof. PeterManfred Wolf als Künstlerischer Lei-ter des Festivals. Sein Wunsch istdie Erkenntnis, dass Neue Musikals Mittelpunkt des eigenen musika-lischen Schaffens durchaus erstre-benswert bleiben sollte.

Beginnend mit einem Porträtkonzertvon Adriana Hölszky, vorgetragendurch das Ensemble für NeueMusik unter der Leitung von FrauProf. Edith Salmen, bietet die HMTZeitgenössisches für alle Leiden-schaftlichen und jene, die es werdenkönnten. Die diesjährige Wahl des„composer in residence“, als An-sprechperson für Hörer und Interpre -ten, fiel nicht unbedacht auf AdrianaHölszky. Bereits im Alter von achtJahren komponierte sie erste Stückeauf dem Klavier. Dieser Begabungfolgend, konzentrierte sie ihr Stu-dium in Bukarest auf die Fachrich-tungen Komposition und Klavier.Begleitend zu ihrem Studium an der

Stuttgarter Musikhochschule undnebst der Teilnahme an zahlreichenMeisterkursen, spielte sie zwischen1977 bis 1980 als Pianistin im „Li-patti-Trio“, zusammen mit ihrerSchwester Monika Hölszky-Wiede-mann. Jedoch musste das Konzer-tieren mit dem erfolgreichen Trioschließlich der Leidenschaft des Kom-ponierens weichen. Bereits 1979erhielt sie den 1. Preis des Komposi -tionswettbewerbs „Valentino Bucchi“in Rom. Weitere Auszeichnungenschmücken Hölszkys Karriere aufihrem Weg zu einem ersten Lehrauf -trag für Musiktheorie und Gehörbil-dung. Seit 1997 war Adriana Höl -s zky Professorin für Komposition ander HMT, bevor 2000 der Ruf nachSalzburg an das Mozarteum denAbschied aus Rostock bedeutete.

Das Projekt der Neuen Musik er-fährt Unterstützung durch die Sie-mens-Musikstiftung und die Stiftungder Gema sowie durch den Nord-deutschen Rundfunk und, als lokalesEngagement, durch das AutohausKrüll. Das Landesministerium für Bil-dung, Wissenschaft und Kultur be-teiligt sich ebenfalls, wobei dieZuwendungen der Bundeskulturstif-tung gänzlich eingestellt wurden. Indiesem Zusammenhang beklagtProf. Wolf eine generelle Vernach-lässigung der neuen Bundesländer.Projekte zeitgenössischer Musik

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Professorin für Komposition AdrianaHolszky. Foto: Mozarteum Salzburg

Brücken schaffen und überschreiten, Brücken gemeinsam erhören - Die Hochschule für Musikund Theater öffnet am 15.11. für sieben Tage die Schranken des Verständnisses für und vonNeuer Musik.

Das ensemble recherche aus Freiburg. Foto: Martin Geier

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rof. Stephan Imorde ist eszu verdanken, dass derAktionstag der youngaca demy rostock (yaro)

im Rahmen des bundesweit ausge-schriebenen Wettbewerbs „365Orte im Land der Ideen“ stattfand.Die Auszeichnung zum „Ausgewähl -ten Ort“ bestätigt das innovative Kon-zept der yaro und gratuliert allenKindern und Dozenten, die sich mitgroßem Einsatz der Musik widmen.Kleine Künstler auf der großen Büh -ne! So heißt es, wenn junge Nach-wuchstalente die Möglichkeit erhal-ten, gefördert und unter stützt zu wer-den. Unter der Schirmherrschaft desPianisten und Dirigenten Daniel Ba-renboim wuchs das Netzwerk mit

den Musikschulen, so dass die yaroam 10. Oktober ihr einjähriges Jubi -läum begehen und feierlich auf dasvergangene Jahr zurück blickenkann. Zahlreiche Kon sultationen,Sichtungs vorspiele für Musikschülerund die neu eingegangene Partner-schaft mit der Stadt werke RostockAG als Hauptsponsor bestätigendas zukunftsorientierte Anliegen deryoung academy.

Auch die zehnjährige Carolin, dieschon seit ihrem vierten LebensjahrGeige spielt, freut sich über den re-gelmäßigen Unterricht mit der Pro-fessorin Christiane Hutcap. Ihre Mu-sikschullehrerin Karsta Koch entdeck-te ihr Talent und initiierte die Konsul -tationen und das Aufnahmeverfah-ren. Das Konzept der yaro „schät-zen wir sehr, da die Kooperationmit den Musikschulen bedeutet, dassunsere Tochter zwar gefördert wird,jedoch weiterhin an ihrer Musik-schule spielen kann“, betont Caro-lins Vater. In dieser Hinsicht ist dieZusammenarbeit mit den Musik-schulen gelungen, „sie könnte je-doch noch intensiver sein“, urteiltProf. Imorde. Er freut sich besondersüber die vielen Ausnahmetalente,die im Rahmen der yaro gefördertwerden können. Auch die 8-jährigeEva „hat die Musik einfach in sich.“sagt Anne-Elisabeth Ramsenthaler,

ihre Musikschullehrerin. Sie empfahlEva für die Konsultation bei HerrnProf. Karl-Heinz Will. Nach der er-folgreichen Aufnahmeprüfung fürKlavier folgte die Begeisterung fürdas Spiel auf der Querflöte. Bereitsnach acht Monaten Unterrichtmachte das Mädchen beeindruck -ende Fortschritte, so dass sie nebender erfolgreichen Teilnahme amWettbewerb Jugend Musiziert be-reits ein Solokonzert bestreiten konn -te. Natür lich gehört das fleißigeÜben für Eva und Carolin dazu,schließlich wollen die Mädchenauch das Zusammenspiel mit ande-ren erleben können. Ein wenig älter,aber kein bisschen weniger talen-

[ young academy rostock - ‚jung, musikalisch, begabt’

sucht und findet Anerkennung ]

[ Hochschule ]

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Aktionstag des Zentrums für musikalisch Hochbegabte und Übergabe der Auszeichnung „Aus-gewählter Ort“ des Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ am 10.10.2009

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Tag der musikalischen Bildung

Erstmals findet auf Initiative der deutschen Musik-hochschulen ein "Tag der musikalischen Bildung" statt.Bundesweit werden dazu am Donnerstag, dem 19.November 2009, Aktionen und Konzerte veran-staltet. Die HMT bietet an diesem Tag öffentlicheSeminare, einen Meisterkurs und Konzerte, die indas Projekt "Brücken" - Festival für Neue Musik inMecklenburg Vorpommern eingebunden sind.

Um 11 Uhr und 15 Uhr beginnen Workshops mitder weltweit anerkannten Komponistin ProfessorAdriana Hölszky. Ein Vortrag zur Musik von AdrianaHölszky mit Jan Philipp Sprick folgt um 17.30 Uhrim Kapitel saal. Öffentlich ist auch der an diesemTag beginnende Meisterkurs "Instrumentale Spiel-techniken der Neuen Musik". Abends wird um 20Uhr im Kam mermusiksaal ein Studio-Konzert mitdem ABAM-Ensem ble für Neue Musik unter der Lei-tung von Professorin Edith Salmen gegeben.

Carolin Lindner. Foto: privat

Flötenschülerin Eva Gasparyan. Foto:Christian Gohr

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[ Hochschule ]

tiert, präsentiert sich der 14-jährigeFlorian aus Neubrandenburg. „Kla-vier ist nicht gerade mein Stecken-pferd“, stellt er lachend fest, aberdafür singt er umso besser. Auf derEröffnungsfeier der yaro sang er mitdem Quintett kon.voice und erhältseitdem monatlich Unterricht beiProf. Heidrun Warczak. Damit Flo-rians Traum von einem Gesangsstu-dium greifbar bleibt, unterstützt ihndie yaro in Zusammenarbeit mit sei-ner Musikschule Kon.centus.

Der 10. Oktober bot allen Beteilig-ten, Förderern und Interessierten einbuntes Programm, das die Vielfältig -keit des Musizierens mit Kindern wi-derspiegelte. Prof. Imorde nahm dieUrkunde des Bundespräsidenten zurAuszeichnung „Ausgewählter Ort im

Land der Ideen 2009“ von Kurt Lin-den von der Deutschen Bank entge -gen, bedankte sich für die Unterstüt-zung im Haus sowie bei den Koope -

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Gesangsschüler Florian Werner. Foto: Christian Gohr.

ie Hochschule für Musikund Theater Rostock hatzum zweiten Mal eine Ju -niorprofessur vergeben.

Dr. Barbara Alge übernimmt ab demWintersemester 2009/2010 dieJuniorprofessur für Ethnomusikologieam Institut für Musikwissenschaft undMusikpädagogik der HMT. Sie trittdamit die Nachfolge von Professo-rin Dr. Britta Sweers an, die ihre er-

folgreiche berufliche Tätigkeit seitAugust als außerordent liche Profes-sorin für kulturelle Anthropologie derMusik am Institut für Musikwissen-schaft der Universität Bern fortsetzt.

Barbara Alge studierte und promo-vierte an der Universität Wien undverbrachte Studienjahre in Trond-heim, Lissabon und Paris. Sie unter-richtete ein Jahr als Musiklehrerin in

Lissabon, war Lehrbeauftragte amInstitut für Musikwissenschaft derUniversität Wien und am Institut fürKunst-, Musik- und Tanzwissenschaftder Universität Salzburg sowie freieMitarbeiterin im Phonogrammarchivder Österreichischen Akademie derWissenschaften.

Angelika Thönes

[ Juniorprofessur vergeben ]

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rationspartnern und Sponsoren, allenvoran die Stadtwerke Ros tock AG.

Eva-Maria Kröger

er Vorsitzende des Ver-eins Freunde und Förde-rer der Hochschule fürMusik und Theater Ros -

tock hat gewechselt. Professor Dr.med. Ingo Richter hat erneut dieseVerantwortung übernommen, nach-dem Prof. Dr. Arnold Rolfs das Ehren - amt aus persönlichen Gründen ab-gegeben hat. Prof. Dr. Ingo Richterhatte bereits kurz nach Gründungdes Vereins Ende 1993 neun Jahrelang den Vorsitz inne. "Wir arbeitensehr eng mit den Studierenden, denHochschullehrern und der Hoch-schul leitung zusammen, um die

Wahr nehmung, aber auch dieNachhaltigkeit dieses Kronjuwelsunserer Stadt zu befördern", sagtRichter, der auch Initiator und Vor-sitzender der Hanseatischen Bür-gerstiftung Rostock ist. Die aktiveUnterstützung der Hochschule durchden Förderverein soll dazu beitra-gen, dass möglichst viele künstleri-sche Aktivitäten und Veranstaltungenerfolgreich umgesetzt werden kön-nen. Durch Beihilfen sollen bedürftigeStudierende in ihrer künstlerischenAusbildung unterstützt werden. Fürdas Studienjahr 2009/10 hat sichder Verein die Werbung neuer Mit-

glieder und trotz der gegenwärtigschwierigen wirtschaftlichen Situa-tion die Gewinnung neuer Sponso-ren zum Ziel gesetzt. Mitgliedersind herzlich willkommen.

www.hmt-rostock.de/foerderer.html

[ Vorsitz des Fördervereins der HMT hat gewechselt ]

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KS: Warum ist Bewegungstraining so wichtig für an-gehende Schauspieler?R. Hochbaum: Gerade heute müssen Schauspieler inihrem Beruf viel mehr singen und sich mehr bewegenals früher, da eine Figur verstärkt über Haltung und Be-wegung als ausschließlich über den Text dargestellt wird.So hat ein cooler Jugendlicher zum Beispiel eine ganzandere Körperlichkeit als ein Manager. Das muss ausge -drückt werden. Über Bewegung kann man sich somiteiner Figur annähern. Zudem ist Bewegung auch Aus-gleich für Körper und Seele.

KS: Wie kann man sich Ihren Unterricht vorstellen?R. Hochbaum: Die Studierenden lernen die Physiologiedes Körpers kennen. Sie entwickeln individuelle kör-perliche Fähigkeiten und finden zu einem gesunden kör-perlichen Selbstwertgefühl. Sie lernen, den Körper alsAusdruckskraft zu begreifen und können unterschiedlich-ste Figuren im kreativen Spiel bewegend erzählen. Da -bei folgt das Fach Bewegung keinem festen Lehrplan,sondern gliedert sich in Etappen, die die Studierendenwährend ihres Studiums durchlaufen. Das Tempo hängtdabei ganz von ihrer Begabung ab, wobei ich abernach 3,5 Jahren immer weiß, dass ich ihnen alles beige -bracht habe, was ich kann. Dreimal wöchent lich findetdas Bewegungstraining statt. Hinzu kommen Akrobatikund Fechten, sodass die Studierenden jeden Tag ihrenKörper schulen. Anfangs kommt es mir darauf an, dasssich die Studierenden bewusst körperlich kennenlernen.Wie gehe ich durch einen Raum? Sind meine Schrittezu groß oder zu klein im Verhältnis zu meiner Körper-größe? Wie ist die Armhaltung? Dann erlernen die Stu-dierenden, wie man verschiedene Figuren körperlichdarstellen kann. Ab dem 3. Semester ergänzen Stepund Tanz verschiedenster Epochen den Unter richt.

KS: Was ist Ihnen im Unterricht wichtig?R. Hochbaum: Ich möchte den Studierenden Mut ma-chen, sich und ihren Körper anzunehmen und mit ihmGeschichten zu erzählen.

KS: Man muss als Schauspieler im positiven Sinnealso schon ein kleiner Exhibitionist sein.R. Hochbaum: Ja, man sollte eine gewisse Hemmungs -losigkeit haben und den Mut, sich vor Publikum zu be-wegen, aus sich heraus zu kommen. Ich versuche, dieStudierenden an ihre Grenzen zu führen und diese mitihnen auszubauen. Es ist schön zu sehen, wie die Stu-dierenden daran wachsen.

KS: Sie haben für die Schauspielstudierenden des 5.Semesters das Bewegungsprojekt eingeführt, beidem sie das Erlernte präsentieren. Was dürfen wirin diesem Semester erwarten?R. Hochbaum: Wir sammeln in der Gruppe Themenund Ideen, die die Studierenden bewegen. In diesemSemester handelt das Stück von zehn Personen mit unter -schiedlichen Hintergründen, die aufeinanderstoßen. Wirwollen dabei mit Türen arbeiten. Durch Türen kann manhereinkommen, weggehen, man kann sich dahinter ein-igeln oder jemanden einlassen. Ideen für das Stück fin-den wir in Büchern oder auch in Bildern aus der Malerei.Andere Künste als Inspirationsquelle einzubeziehen,habe ich von meiner Tanzlehrerin Gret Palucca gelernt.Diese wertvolle Erfahrung gebe ich gerne an meine Stu-dierenden weiter. Aus Ideen entwickeln sich Figuren.Die Charakteristika der einzelnen Figuren versuchen wirauf Schlagworte zu verknappen, denn dadurch fällt esspäter leichter, konkret in den Bewegungen und im Aus-druck zu sein. Die Musik für das Stück tragen wir ge-meinsam zusammen. Meist ist es unbekannte Musik undmanchmal fragen mich die Musikstudierenden sogar,wo wir diese Schätze ausgegraben haben. Nach fünfWochen Arbeit wird das Stück dann vor Publikum auf-geführt.

KS: Am 11. Dezember um 19.30 Uhr findet im Katha-rinensaal die Premiere statt. Wir sind gespannt, welcheGeschichten die Studierenden mit ihren Körpern erzäh-len.

Antje Joost

[ Mit dem Körper Geschichten erzählen ]

[ Ausbildung ]

Romy Hochbaum ist Dozentin für Bewegungslehre an der HMT. Sie strahlt eine ungemeineEnergie aus und weiß, die Schauspielstudierenden mitzureißen. Ein Gespräch.

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Bewegungsprojekt "Spuren - Ein Stück Bewegung" mit Helen Wendt,Jörg Schulze und Nele Niemeyer. Foto: Thomas Häntzschel.

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[ Aufführungen ]

[ Mondlandung im Katharinensaal ]

erzweifelte Liebe über-schreitet angeblich alleGrenzen, selbst Zeit undRaum. In diesem Sinne

präsentiert sich Haydns Oper „Ilmondo della luna“ als eine tragisch-komische Liebesgeschichte, dieselbst zeitgeschichtliche Gesell-schaftskritik aufzugreifen weiß.

Ernesto, unsterblich verliebt in diebesonnene Flaminia, sieht sich mitdem Widerwillen ihres Vaters Buo-nafede konfrontiert. Da der stureKaufmann die Liebschaft verbietetund im Falle einer Hochzeit dieZahlung der Mitgift verweigert,wendet sich das junge Paar Hilfesuchend an den zwielichtigenAstro logen Ecclitico, der ein Augeauf Buonafedes zweite Tochter Cla-rice geworfen hat. Ecclitico, Ernestound dessen Diener Cecco, seiner -seits interessiert an der KammerzofeLisetta, inszenieren einen Schwindel,der Buonafede zur Freigabe seinerTöchter nötigen soll. Während derihm verabreichte Zau bertrank, sprichein Schlaftrunk des Ecclitico, seineWirkung entfaltet, wird im Garteneine Mondlandschaft errichtet. DerAstronomie inter essierte Vater er-wacht in einer Scheinwelt, die dieGrenzen einer feudalen Gesellschaftspiegelbildlich ins Gegenteil ver-kehrt. Derartig umnebelt glaubt sichBuonafede auf dem Mond. Der er-sten Verzückung folgt alsbald derSchreck über die kuriose Realitätdes schön geglaubten Erdtraban-ten. Bevor sich ihm der Schwindeljedoch offenbart, ver mählt er unge-ahnt Flaminia mit Ernesto, verkleidetals Abendstern, und überreicht demMondkaiser, hinter dessen Maske-rade sich Cecco verbirgt, die Mit-gift. Als Buonafede den Betrugdurchschaut, tobt er angesichts derihn entblößen den Schmach.

Die Komposition Haydns siebenteritalienischer Oper, basierend aufeinem opernerprobten Textbuch vonCarlo Goldoni, wurde 1777 im

Schloss Esterházy zur Hochzeiteines Fürstensohnes uraufgeführt.Ob Goldoni das Libretto der Opernun verfasste oder ein Unbekannterein Libretto bearbeitete, das Gol-doni für Baldassare Galuppi ge-schrieben hatte, bleibt ungeklärt.

Dennoch gehört Goldoni zu denberühmten Talenten vergangenerZeiten, die in heute unvorstellbaremMaße vielseitig waren. Student derPhilosophie und Jurist, tätig als Ad-vokat, versuchte er sich als Schau-spieler, reformierte das italienischeLustspiel und beschäftige sich mitdramatischer Dichtung. Goldoni,einst selbst unglücklich verliebt, er-hielt die Stelle des Hausdichters desbedeutendsten Opernhauses vonVenedig und richtete zunächst ope-re serie anderer Librettisten ein, be-vor eigene dramatische Werke folg-ten. 1743 entstand ein festes Ver-hältnis zur Medebachschen Truppe,infolge dessen er sein Schaffengänzlich auf das Schreiben vonStüc ken konzentrierte. Die Zusam-menarbeit mit Baldassare Galuppibegründete seine Bedeutung als Li-brettist. Goldonis Komödien verar-beiten die Einflüsse seiner Zeit, dieErkenntnisse einer aufgeklärtenSchicht, die den Niedergang desAdels kommen sieht und das auf-strebende Bürgertum begrüßt. Ab-wechslungsreich und phantastisch

präsentieren sich seine Werke, dieunerwartete Wendungen bieten,zeitgenössische Satire beinhaltenund letztlich den Terminus des dram -ma giocosos prägten. Die Modifi-kation Haydns beansprucht jedocheine Erhebung über die naive Ko-mödie hinaus. Die Mischform einersogenannten opera semiseria, einerhalbernsten Oper, vereint heiterebuffo-Handlungen mit ernsten Ele-menten. Das heitere Drama ordnetden Personen des Librettos entspre-chende Rollen zu: Cecco und Lisettaverkörpern Buffo-Figuren, hingegennehmen Ernesto und Flaminia ernsteRollen ein. Clarice und Ecclitico be-dienen sowohl die ernste als auchdie komische Sphäre.

Im Jahr des Joseph Haydn, passend zum 40-jährigen Jubiläum der Mondlandung, konstru-iert Haydns Oper eine Scheinwelt, die dem Zuschauer Komik und Tragik zu vermitteln ver-mag.

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Nina Schulze, Hannes Kaube und Marie Luise Böning. Foto: Agentur Nordlicht

Julia Ebert als Clarice und Miaechel Zeheals Buonafede. Foto: Agentur Nordlicht

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nde September nahmen fünf Studierende derRos tocker Hochschule für Musik und Theateram Internationalen Studentenorchester derABAM (Association of Baltic Academies of

Music) teil. Dieses Orchester setzt sich aus Studieren-den baltischer Musikhochschulen zusammen und trifftsich jährlich in einem anderen Land. So spielten Johan-nes Kindler, Derik Listemann, Carolin Renner, TobiasSuffa und Eric Weyer gemeinsam mit Studenten unteranderem aus Estland, Finnland, Polen und Schweden.Innerhalb einer Woche wurde dabei die erste Sinfonievon Gustav Mahler erarbeitet. Der Estnische DirigentPaul Mägi leitete dabei täglich die Proben an diesemanspruchsvollen Werk des romantischen Komponisten.Während dieser Woche knüpften die Studenten Kon-takte zu Kommilitonen aus den verschiedenen Staaten.Dies erfolgte aber nicht nur während der Proben, son-dern wurde auch außerhalb des Tallinner Konzerthausesin Restaurants und Kneipen der schönen baltischenHauptstadt fortgesetzt. So bekamen die Rostocker Mu-siker nicht nur einen Eindruck der erarbeiteten Musik,sondern auch der Kultur des Gastgeberlandes.

Nach zwei sehr erfolgreichen Konzerten flogen die fünfmit vielerlei neuen Erfahrungen und Eindrücke wieder zu-rück nach Rostock, um dort ihr Studium weiter zu führen.

Derik Listemann

’Komisch’ dürfte für die Studieren-den der HMT lediglich der Panto-mime-Kurs gewesen sein, welchervorbereitend für die Choreographie„auf dem Monde“ absolviert wur -de. Dozent Bernd Hahnke vermit-telte den Darstellern das nötigeKönnen dazu. So ersetzte Regis-

seurin Leonore Haberkorn HaydnsBalletteinlagen durch den Einsatzpantomimischer Bewegungen. „Dasentspricht besser dem Anspruch desheutigen Publikums“, meint Haber-korn. Gleichzeitig übt die PantomimeKritik an gesellschaftlichen Zwän-gen und stereotypischem Verhalten,

die sich an die Erdenbewohnerrichtet und auch an das Publikum.„Man darf sich angesprochen füh-len“, schmunzelt die Regisseurin.

Eva-Maria Kröger

[ Rostocker Studierende unterwegs ]

[ Hochschule ]

E

ANZeiGE cafe A rebours

Tobias Suffa (li.) und Erik Weyer (re.) machen neue Musikerbe-kanntschaften. Foto: Johannes Kindler.

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[ Porträt ]

[ Töne, die ein Echo finden... ]

rof. Klaus Häger, ausge-bildet in den Fächern Vio-loncello, Klavier und Or-gel, war bereits während

der Schulzeit als Organist, Chor-und Orchesterleiter tätig. Zunächststudierte er Schulmusik, ohne seinPotential als Sänger überhaupt er-kannt zu haben. Gesang habe er„als berufliches Ziel nie angestrebt“,gibt Klaus Häger schmunzelnd zu.Erst im Zuge des begleitenden Ge-sangsunterrichts sei diese Begabungaufgefallen.

Es folgten das Gesangs studium beiden Professoren Dr. Franz Müller-Heuser, Ingeborg Most und JürgenGlauß (Liedgestaltung) sowie an-schließende Meisterkurse. Der Un-terricht mit Dietrich Fischer-Dieskauprägte ihn nachhaltig und beein-flusst bis heute seine Tätigkeit alsProfessor für Gesang.

Zahlreiche Rundfunkaufnahmen, Or-chesterkonzerte und Oratorienauf-führungen im In- und Ausland zierenseinen Werdegang, ebenso wie dieTeilnahme an namhaften Festivals,unter anderem die Bayreuther undSalzburger Festspiele. Klaus Häger

war Stipendiat des Bundespräsiden -ten Richard von Weizsäcker sowieder Walter- Kaminsky- Gedächtnis-stiftung. Als internationaler Preisträ-ger genoss er die Zusammenarbeitmit Dirigenten wie z.B. Daniel Ba-renboim und Christian Thielemann.Nachdem er 1991 Mitglied derHamburgischen Staatsoper wurde,wechselte er 1997 bis 2004 an dieDeutsche Staatsoper Unter den Lin-den. Infolge des Lehrauftrags desSommersemesters 2000 an derHochschule für Musik und Theaterbegann sein Engagement in Ros -tock, das 2004 in einer Berufungzum Professor für Gesang mündete.Trotz der Konkurrenz einer globali-sierten Musikszene und der schwie-rigen Randlage Rostocks, „die denEnthusiasmus der Studenten beson-ders erforderlich macht“, genießt erdie „Attraktivität einer kleinerenHochschule“. Die Gestaltung zahl-reicher Projekte überrasche ihn stetsaufs Neue, obwohl die finanzielleAusstattung der Hochschule gene-rell besser sein müsste. Seine Sichtder Dinge spiegelt wohl die herr-schende Meinung aller Musikschaf-fenden wider: Kultur ist auf Unterstüt-zung angewiesen, damit das Kultur-

erlebnis lebendig und für jeder-mann erreichbar bleibt. "Kultur istvon hohem gesellschaftlichen Wertund bereichert das tägliche Leben",sagt Prof. Häger. "Hier ist politischeWeitsicht gefragt." Die musikalischeTradition an die Studierenden unddas Publikum weiterzugeben zählter in seiner Tätigkeit als Hochschul-lehrer und Sänger zu seinen zen-tralen Aufgaben.

Eva-Maria Kröger

P

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Prof. Klaus Häger. Foto: Privat

[Hörprobe]

DeutschlandRadio KulturAufgehorcht!

Die Facetten und Momentaufnahmen einer künstlerischen Ausbildung sind spannend und überraschend.DeutschlandRadio Kultur bietet mit der Sendung "Hörprobe" dem Publikum Einblick in diesen Bereich sowieden Studierenden aller bundesdeutschen Musikhochschulen ein deutschlandweites Radiopodium.

Erstmals nach acht Jahren war DeutschlandRadio Kultur wieder an der HMT zu Gast. Das Konzert mit Live-Übertragung fand am 20. Oktober 2009 statt. Vorgestellt wurden u. a. das Hochschulorchester, die Meck-lenburgische Bläserakademie, das CONCERTINO Ensemble und ihre Solistin Pauline Reguig sowie diePianistin und Preisträgerin Annika Treutler. Mit Ausschnitten aus ihrem Chansonprogramm unterhielten Schau-spielstudierende das Publikum. Es moderierte Holger Hettinger von DeutschlandRadio Kultur.www.dradio.de/dkultur/vorschau

"Lieber später als nie, sagt man. Prof. Klaus Häger entwickelte seine Leidenschaft für den Ge-sang erst im Laufe des Studiums. Die Studierenden der Hochschule für Musik und Theater sindfroh über den Lehrauftrag des engagierten Stimmenkünstlers."

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ir wollten etwasAusgefallenes wa -gen“, sagt Benja-min Köthe, Profes-

sor für Songwriting, Bandcoachingund Arranging an der HMT, als dieWahl auf afrikanische Musik fiel.Zusammen mit Studierenden undDozenten der Abteilung Pop/WorldMusic sowie der Schlagzeug- undSchulmusikabteilung gestaltete eram 03. Juli 2009 einen Abend derbesonderen Art. Doch der Weg zudiesem begeistert aufgenommenenKonzert vor ausverkauftem Kathari-nensaal war steinig.

„Als wir die Musik das erste Malge hört haben, dachten wir, dasschaffen wir nie“, erinnert sich derGesangsstudent Stephan Bordihn.„Für uns bestand die Musik nur ausaneinandergereihten Vokalen undKon sonanten.“ Bis auf die CD-Auf-nahmen standen den Sängern keineweiteren Hilfsmittel zur Verfügung.Noten und Texte waren nirgends zuerhalten, auch war nicht bekannt,um welche der vielen afrikanischenSprachen und Dialekte es sich han-delte. „Wir haben einfach in Laut-schrift niedergeschrieben, was wirmeinten gehört zu haben“, sagt Ste-phan Bordihn. Doch bald fand sichUnterstützung - in Persona von VelileMchunu, Darstellerin des weisenSchamanen Rafiki in Disney’s Musi-cal „König der Löwen“. Die Südafri -kanerin, die 1999 auf der Geburts-tagsfeier von Nelson Mandela mitMichael und Jermaine Jackson so -wie Stevie Wonder auf der Bühnestand, vermittelte den Sängern einGefühl für die afrikanische Spracheund den Rhythmus. „AfrikanischeMusik kommt vom Herzen“, sagt Ve -lile Mchunu. „Sie vermittelt Wärme,Farbenreichtum und vor allem Liebeund Menschlichkeit.“ Die Lieder sindvoller Emotionen, auf die man sicheinlassen muss. „Loszulassen, sichder Musik hinzugeben, zu improvi-sieren statt nach Noten zu singen –das war neu für uns“, sagt Stephan

Bordihn. „Aber es hat ungemeinenSpaß gemacht, mit den Melodienund gesanglich auch miteinanderzu spielen.“ Velile Mchunu selbstwar begeistert davon, wie schnelldie Studierenden gelernt und Rat-schläge umgesetzt haben.

Dabei ist der Knoten bei Sängernund Musikern erst vier Wochen vorder Aufführung geplatzt. Vier Mona -te hatten die 25 Studierenden des1. bis 8. Semesters bis dahin schonan den Stücken gearbeitet. „Es istvor allem der Arbeit von DietrichWöhrlin zu verdanken, dass dasProjekt gelungen ist“, sagt Prof. Ben-jamin Köthe. Dietrich Wöhrlin, Lehr-beauftragter für Percussion/Drumsan der HMT, kennt sich mit afrika-nischer Musik aus. Er hat nicht nurdie Auswahl der Stücke vorgenom-men, sondern auch intensiv mit denSchlagzeugern gearbeitet, damitsie die Grooves verstehen. Dabeikamen außer den üblichen Percus-sion-Instrumenten auch afrikanischesund arabisches Schlagzeug, wiedie Talking Drums, zum Einsatz.Marimbas, die die Studierendensonst eher in der Klassik spielen,konnten nun mit afrikanischen Rhyth-men ausprobiert werden.

Ebenso wie für die Sänger war derAfro-Trip auch für die Musiker eineHerausforderung, da viele Stücke

für die Bandbesetzung (Gitarre,Keybord, Bass, Saxophon, Trom-pete und Posaune) neu arrangiertwerden mussten. Die Studierendenmussten sich dabei nicht nur umihren eigenen Beitrag zum Konzertkümmern, sondern sich auch in an-dere Instrumente hineindenken. „Daserforderte viel Selbststudium, Orga-nisation und Disziplin“, sagt Prof.Benjamin Köthe. Hinzu kam dieChoreographie des Konzertes, dieschon frühzeitig einstudiert wurde.Zwar war sie in großen Teilen fest-ge legt, ließ aber auch Raum fürSpontaneität und Improvisation. „DieBühnenpräsenz ist immens wichtigbei afrikanischer Musik“, sagt Ste-phan Bordihn. „Improvisation so-wohl innerhalb des Ensembles alsauch mit dem Publikum macht denReiz des Auftrittes aus. Ohne Büh-nenpräsenz wäre die Musik tot.“

Doch das einzige Konzert am 03.Juli 2009 war alles andere als tot:Wippende Füße zu eingängigenRhythmen, leises Mitsummen beimFrage-Antwort-Spiel des Chores undlautes Mitklatschen bei vielen Stüc-ken. Afrikanische Musik geht ebenins Blut.

Antje Joost

[ Afrikanische Musik geht ins Blut ]

[ Aufführungen ]

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Jedes Jahr setzen sich Dozenten und Studierende der HMT intensiv mit der Musik aus einemanderen Teil der Welt auseinander. Nach Motown 2008 folgte nun der Afro-Trip.

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Die afrikanische Musik begeisterte Sänger, Musiker und das Publikum. Foto: Christian Gohr.

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[ Hochschule ]

[ Schulmusik in der frühen DDR ]

s klingt paradox, aberdie Brisanz der Vereini-gungskrise (J. Kocka)zwischen Deutschland

OST und WEST hat seit dem Fallder innerdeutschen Mauer vor 20Jahren zugenommen und eine durch-aus neue Qualität erreicht. So zeigteunlängst eine Untersuchung der Po-litologen M. Deutz-Schroeder und K.Schroeder zum DDR-Bild von ost- undwestdeutschen Schülern, dass mehrals die Hälfte der Ostdeutschen (57%) die DDR verteidigt und die Pro-bleme des SED-Staates weitestge-hend verdrängt. Dabei sind diesnicht mehr nur Wendeverlierer, son-dern zunehmend auch Vertreter ausder Mitte der Gesellschaft sowie jün-gere Menschen, die die DDR nichtmehr aus eigener Erfahrung kennen.Auch wurden die Kenntnisse unddas Interesse sowie das Urteilsver-mögen westdeutscher Schüler sehrkritisch eingeschätzt. Dass allerdingsdie Urteile über die DDR, insbeson-dere die junger Menschen, eng mitdem Wissensstand über diesen Teilder deutschen Geschichte zusam-menhängen, wurde in der Schroe -der-Studie ebenfalls nachgewiesen.Hier muss pädagogische Arbeit un-bedingt nachgeholt werden. Wis-senschaft hat dabei eine wichtigeAufgabe zu leisten, da gerade sieüber ein spezifisches Aufklärungs-potential verfügt. Sie kann dazu bei-tragen, historische Prozesse zu ver-sachlichen, um differenzierte undangemessene Vorstellungen überdie DDR entstehen zu lassen.

An der HMT Rostock wurde nuneine Dissertationsschrift zum Ab-schluss gebracht, in der es speziellum die Geschichte der Schulmusik inder Sowjetischen Besatzungszoneund in der frühen DDR geht. Es wur-den 15 Jahre Schul- und Unterrichts -geschichte in den Blick genommen,die geradezu atemberaubendeSchnelligkeit und Wechselhaftigkeitaufwiesen und die Folgezeit in derDDR nach 1960 entscheidend präg-

ten. Insbesondere wurde der zen-tralen Frage nachgegangen, inwie-weit die Schulmusik einerseits derTradition ihrer innovativen Fachori-entierung aus der Reformzeit der1920er Jahre folgte, sich anderer-seits aber ideologisch okkupierenließ. Konzentriert ist die Untersu-chung auf drei Kernkomplexe, diesich aus den Desiderata der bishe-ri gen Forschungslage ergaben. Zumeinen ging es um die Entwicklungdes Schulwesens und der Schulmu-sik während der ersten Nachkriegs-jahre, zum anderen um die Integra-tion der zeitgenössischen Musik indie Schulmusik und schließlich umFormen und Inhalte der Musikleh-rerbildung. Im Folgenden sollen ei-nige Ergebnisse der Arbeit skizziertwerden.

Nach Ende des Zweiten Weltkrie-ges stand das in vier Besatzungs-zonen aufgeteilte Deutschland vordem NICHTS. Später sprach diezeitgeschichtliche Forschung voneiner Zusammenbruchgesellschaft(C. Kleßmann), die alle Bereichedes Lebens betraf. So lagen auchSchule und Unterricht in der SBZ amBoden. Von 28.000 Lehrern wurdenhier 20.000 fristlos entlassen, weilsie der NSDAP angehört hatten.Viele Schulgebäude waren zerstört,Lehrpläne und Unterrichtsmaterialienaus nationalsozialistischer Zeit ver-

boten. Dennoch befahl die Sowje-tische Militäradministration, dass abdem 1. Oktober 1945 das neueSchuljahr zu beginnen hatte. AuchMusikunterricht sollte mit 2 Wochen -stunden in jeder Klassenstufe stattfin -den. Die ersten Musiklehrpläne von1946 formulierten in Anlehnung anLehrpläne von 1925 sehr anspruchs -volle Ziele. In der Praxis allerdingskonnten diese kaum eingelöst wer-den. Ein ziemlich schwierig zu prak-tizierender Gesangsunterricht, wenner überhaupt stattfand, war dannwohl die einzige Lösung. Zuneh-mend wuchs auch die Skepsis ge-genüber dem Fach Musik bei denstaatlichen und schulpolitischen Be-hörden, was schließlich zu schulmu -sikalischem Notstand führte und dasFach in eine bemerkenswerte Rand-stellung brachte. Im Jahre 1955 be-nannte man Musik gar wieder inGesang um, was an Traditionen des19. Jahrhunderts erinnert. Die Schul-musiker rangen mit nahezu allenMitteln, ihr Schulfach zu retten, dasdurchaus in existentieller Gefahr war.So passte man sich allgemeinenpolitischen und ideologischen Vor-gaben an und folgte Orientierungenwie der Erziehung zu patriotischemBewusstsein (ab 1953) oder späterder Erziehung zum sozialistischenBewusstsein (ab 1957/58). DieseProzesse finden sich ziemlich klar inden fast 20 Musiklehrplänen doku-

ein bildungshistorisches Forschungsprojekt an der HMT Rostock

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Bernd Fröde. Foto: Angelika Thönes

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em Hochschulgremiumgehören sieben Persön-lichkeiten aus Kunst undWirtschaft an, die nicht

Mitglieder der Hochschule sind.Neue Mitglieder des Rates sindneben Armin Mueller-Stahl die Di-rektorin des NDR-LandesfunkhausesMecklenburg-Vorpommern Elke Ha-ferburg sowie der Intendant der Fest-spiele Mecklenburg-VorpommernDr. Matthias von Hülsen. Weiterhingehören dem Hochschulrat an Da-niel Barenboim, Chefdirigent derStaatskapelle Berlin und Pianist, Prof.Wilfrid Jochims, Gründungsrektorder Hochschule für Musik und Thea-ter Rostock, und Konsul Horst Rahe,Geschäftsführer der Deutschen See-reederei und Ehrensenator der HMTRostock, sowie Prof. Dr. Dr. h.c. Die-ter Schröder, Staatssekretär a. D.und ehemaliger Oberbürgermeisterder Hansestadt Rostock. Prof. Dr. Dr.h. c. Dieter Schröder wurde als Vor-sitzender des Hochschulrates be-stätigt.

Der 78-jährige Künstler Armin Muel-ler-Stahl wurde auf Vorschlag desRektors Prof. Christfried Göckeritz

über den früheren Leiter der Fest-spiele Mecklenburg-Vorpommern,Sebastian Nordmann, für eine Mit-arbeit im Hochschulrat geworben."Herr Mueller-Stahl ist auf vielenkünstlerischen Gebieten tätig. AlsSchauspieler, Musiker, Maler undSchriftsteller wird er ein hervorragen -der Berater unserer Hochschulesein", begründet Prof. Göckeritz sei-nen Vorschlag.

Der Hochschulrat hat die Hoch-schule bei ihrer Entwicklungsplanung

zu beraten und Maßnahmen zurweiteren Profilierung und zur Erhö-hung der Leistungs- und Wettbe-werbsfähigkeit vorzuschlagen.

Die Hochschule für Musik und Thea-ter Rostock verfügt seit Juni 2005über einen Hochschulrat. Seine Mit-glieder werden vom Konzil für dieDauer von vier Jahren gewählt.

Angelika Thönes

[ Armin Mueller-Stahl im Rat der HMT Rostock ]

[ Hochschule ]

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Der Hochschulrat der Hochschule für Musik und Theater Rostock hat sich am 7. Juli 2009 neukonstituiert. Als neues Mitglied wurde unter anderem der Schauspieler, Maler, Musiker undSchriftsteller Armin Mueller-Stahl begrüßt.

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Armin Mueller-Stahl im Gespräch mit Studierenden. Foto: Thomas Häntzschel

mentiert, die zwischen 1946 und1961 erschienen waren.

Neben diesen inhaltlichen Entwick-lungen sind nicht wenige strukturge -schichtliche Prozesse anzumerken,die eine ideologische Okkupationder Schule in der DDR widerspie-geln. So sprechen zeitgeschichtlicheund bildungshistorische DDR-For-schungen von einem Prozess derSowjetisierung, der sich in derschulstrukturellen Entwicklung und inder (Musik)Lehrerbildung zeigte. DerUm bau des zunächst universitär ori-entierten Systems der Lehrerbildunghin zu einem System, in dem Lehrer

ab spätestens 1953 an Instituten fürLehrerbildung (Lehrer für die Jahr-gangsstufen 1-4) und Pädagogi-schen Instituten (Lehrer für die Jahr-gangsstufen 5-10) ausgebildet wur-den, zeigt insbesondere die Über-nahme des sowjetischen Modells.Dazu ist bereits ab Ende der 1940erJahre inhaltlich eine starke Abwen-dung von der Reformpädagogik fest-zustellen, die in den ersten Nach-kriegsjahren in der SBZ favorisiertwurde. Stattdessen hielt die Sowjet -pädagogik Einzug in die ostdeutscheBildungslandschaft. In der abge-schlossenen Dissertation ließen sichentsprechende Einflüsse und Prägun -

gen für die Entwicklung der Schul-musik im speziellen nachweisen.

Was hier grob verkürzt nur ange-deutet werden konnte, ist in der Ar-beit differenzierter nachzulesen undlässt gespannt sein, was die weitereForschung zu den Nachwirkungendieses diagnostizierten Okkupati-onsprozesses bezüglich einer Kon-tinuität oder/und Diskontinuität derschulmusikalischen Entwicklung inder DDR der 1960er bis 1980erJahre herausarbeiten kann.

Bernd Fröde

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[ Sommercampus ]

[ Sommercampus 2009 – 14. Internationale Meisterkurse ]

napp 80 Musiker, Sän-ger und Schauspieler aus15 Nationen nahmenam diesjährigen Som-

mercampus teil. Unter ihnen dieChansonnière Annemiek van Bussel,die extra aus den Niederlanden an-gereist war. „Ich habe einen Mei-sterkurs von Gisela May auf DVDgesehen und war davon so begei-stert, dass ich sie einmal life erlebenwollte“, erzählt sie. „Nun bin ichhier und habe gelernt, wie ich Lie-dern Gestalt geben und meine Per-sönlichkeit in den Gesang einbrin-gen kann.“ Auch die Diskussionenmit Gisela May und den anderenKursteilnehmern über Liedinhalte undderen Interpretation haben sie be-reichert. „Der Zuschauer hört ein Liedzum ersten Mal“, erklärt Gisela Maydie immense Bedeutung der richtigenBetonung von Liedtexten. „Die wich-tigsten Informationen eines Liedesmüssen so hervorgehoben werden,dass man das Lied nach nur ein-maligem Hören versteht.“ Dass diesalles andere als einfach ist, zeigtesich daran, dass Gisela May ein-zelne Passagen mit den Studieren-den wieder und wieder übte. Dabeikam es ihr nicht nur auf die richtigeBetonung an, sondern auch auf dasrichtige Gefühl, den richtigen Aus-druck, die richtige Bühnenpräsenz.

Den richtigen Ton zu treffen –darum ging es auch im Meisterkurs‚Komposition‘ von Beat Furrer. Mitacht Studierenden aus Kolumbien,Russland, Italien und Deutschlandarbeitete er im Einzel- und Gruppen -unterricht sowie mit dem Ensemblean ihren Kompositionen. „Ich legeWert darauf, dass die Kursteilneh-mer einen musikalischen Gedankenbis zum Ende verfolgen“, sagt derösterreichische Komponist und Diri-gent. „Es ist wichtig, dass sie ihreeigene Sprache finden und präzisein der Vermittlung ihrer Ideen an dasEnsemble sowie an das Publikumsind.“ Dabei war es sehr wertvollfür die Studierenden, dass sie mit

dem engagierten DissonArt Ensem-ble aus Thessaloniki/Griechenlandzusammenarbeiten konnten. So lie-ßen sich Schwachstellen in ihrenKompositionen erkennen und überNacht verbessern.

Nicht nur für das DissonArt Ensem-ble bedeutete die Woche an derHMT ein sich Einstellen auf ständigwechselnde Werke, sondern auchfür die Polnische Kammerphilharmo -nie, die die jungen Musiker nun be-reits zum vierten Mal in Arbeitspro-ben und bei Konzerten begleitete.Dies sahen die Orchestermusikeraber durchweg positiv. „Es ist sehrabwechslungsreich und interessantfür uns, ein so umfangreiches Reper -toire an Konzerten und Opernlite-ratur in so kurzer Zeit zu spielen“,erzählt die Konzertmeisterin AnnaWieczerzak. „Auch ist es spannend,die jungen Talente zu erleben, diealle sehr unterschiedlich sind. Man-che haben zwei Arbeitsproben, unddann können wir miterleben, wiesie sich steigern.“ Zwischen 20 und45 Minuten standen als Arbeitsein-heit pro Student zur Verfügung. Jenach Bedarf mischte sich WojciechRajski, künstlerischer Leiter der Pol-nischen Kammerphilharmonie, ein.„Ich unterbreche dann, wenn ichmerke, dass es kein zufälliger Fehler

ist, und ich den Solisten auf einenIrrtum aufmerksam machen muss,dem er sich vielleicht nicht bewusstist, z. B. auf Temposchwankungen.“Schwierige Übergänge und heikleSchnittstellen wurden oftmals wie-derholt, was die Orchestermusikermit gleichbleibender Frische undEnergie mitmachten. Wojciech Raj-ski weiß aber auch, wie er seineMusiker motiviert. „Bei der intensi-ven Beschäftigung mit den Kompo-sitionen entwickeln sich neue Ideen,die ich mit den Musikern teile.Manchmal ändere ich Striche, Arti-kulation oder Dynamik. So profitie-ren auch wir als Orchester davon,und die Konzentration bleibt erhal-ten“, erklärt Rajski, für den der Som-mercampus nicht nur Arbeit ist, son-dern auch Vergnügen. „Am schön-sten ist es, wenn Arbeit Spaßmacht, und das ist hier der Fall.“

Im nächsten Jahr findet der Som-mercampus vom 19. bis 27. Auguststatt und wird wieder ein vielfältigesKursangebot bieten, unter anderemfür Gesang, Violine, Trompete, Po-saune, Horn und Kammermusik fürBlechbläser sowie Klavier.

Antje Joost, Angelika Thönes

Vom 20. bis 28. August 2009 fand der Sommercampus mit international renommierten Künst-lern und Professoren an der HMT statt. Erstmals richtete er sich mit dem Kurs „Interpretationvon musikalisch-literarischen Werken“ mit Gisela May auch an Schauspielstudierende.

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Dirigent Wojciech Rajski und die Polnische Kammerphilharmonie begleiten mit großem En-gagement Teilnehmer der Meisterkurse, hier die Cellistin Frederique Labbow. Foto: UlrikeBals

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nter der dramaturgischenLeitung des Schauspie-lers und Regisseurs Rein-hard Hellmann erarbei-

teten die Schauspielstudierendendes 4. Semesters die tragisch-komi-sche Geschichte von ShakespearesRomeo und Julia. Dabei sächseltesich Julschn’s Amme gekonnt in dieHerzen der Zuschauer. Tybalt, Ro-meos Widersacher, beeindrucktemit einem schnittigen „Moonwalk“und zur „Party-Safari-Beat-Box“ vonMercutio und den Montagues wipp-ten nicht nur die Schauspieler mit denKöpfen. Die ständigen komischenBrechungen in den Dienerszenenwa ren von den Studierenden gewolltund konterten das ernsthafte Haupt-thema. So war in der Tragödie dieKomödie ständig präsent und sorgte

dafür, dass der Zuschauer nachdem "Vorhang" wohl amüsiert dieSpielstätte verließ. Spielstätten gabes auf der Tournee der Schauspiel-

studierenden zahl reiche. In einemBlog lassen sie uns an ihren Erleb-nissen teilhaben.

Antje Joost, Ole Xylander

[ Mit Romeo und Julia auf Tournee - Sommertheater 2009 ]

[ Aufführungen ]

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15.08.2009 SchwerinEs war eine sehr schöne Vorstellung auf der BUGA.Manch einer hielt bei der Hitze ohne Sonnenschutz nichtdurch. Aber wir wurden von dem Rest der Zuschauer(Durchschnittsalter 55) sehr gefeiert. Vielen Dank. So einKäse - sagten zwei. Aber die konnten nicht mitfeiern.Gingen nach 15 Minuten. Schade.

06.08.2009 BoltenhagenDie ersten drei Tage sind erfolgreich gelaufen: AbfahrtRostock um 8.30, Ankunft 10.30, 11.00 Kinderpro-gramm, Mittagessen, Schlafstatt besichtigen (Mitarbei-terunterbringungshaus der Villa Seebach, mehr als 100Quadratmeter für uns), Teilung der Gruppe: Ein Teil gehtauf Werbungstour im Kostüm, der andere richtet dieBühne ein. Prolog üben, persönliche Vorbereitung, raufauf die Bühne, Applaus, Feierabend. Die Vorstellungenwaren von Tag zu Tag besser besucht - aber besondersviel Spaß hat mir, und vielleicht auch uns, bestimmt aberden Kindern, das Kinderprogramm bereitet. Abends leg-ten wir die Eckpfeiler des Programms fest, der Restwurde ca. eine Stunde lang improvisiert. Am ersten Tagspielten wir ein buntes Potpourri aus Geschichten er-zählen, Clownsnummern und anderen Dingen aus demStudium, am zweiten ein Workshop-Programm mit denKids und am dritten dann das große Finale: Zu dritt er-zählten und spielten Paul, Philip und ich die Geschichtevon Romeo und Julia mit immer wechselnden Rollen, na-türlich mit kritisch-parodierendem Blick auf uns selbst unddie Rollen der anderen. Ein großer Erfolg bei Groß undKlein.

07.08.2009 AhrenshoopTheaterspielen kann gefährlich sein - Der Schauspielerstellt sich selbst und seinen Körper zur Verfügung, Akro-batik, Kämpfe mit und ohne Waffen, Hautalterungendurch Scheinwerferlicht und Makeup, Stress... Aberauch der Besuch einer Vorstellung kann gefährlich sein.Im großen Kampf zwischen Mercutio und Tybalt brachdie Klinge von Mercutios Säbel ab und flog laut zi-schend über die Köpfe mehrerer Zuschauerreihen, bissie vor den Füßen einiger Zuschauer auf den Boden fiel.Verletzt wurde glücklicherweise niemand und nach kur-zer Unterbrechung und Kommunikation mit den nach-sichtigen, humorvollen Zuschauern ging der Kampf mitneuem Säbel und viel Humor weiter. Mercutio und Ty-balt starben trotzdem.

04.08.2009 RostockVoll bepackt mit tollen Sachen, die das Leben schönermachen, hinein ins Tourneefeeling ... und der Hundkommt auch noch mit.

12.08.2009 Bad DoberanBad Doberan ist sehr schön. Und die Klosterruine erst.Aber leider ... Ausfall, Ausfall, Ausfall. Da ein Teil derZappanale in 200 m Entfernung zur Klosterruine statt-findet, und wir den Gästen diesen Lärm nicht antun kön-nen, müssen wir leider weichen...

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uf drei Säulen hat Prof.Dr. Sebastian Nord-mann das Fach Musik-management/Karriere-

planung gestellt: Musikmanage-ment, Musikvermittlung und Karriere-planung. Im Musikmanagement stehtdie Veranstaltungsorganisation imMittelpunkt, während es in der Mu-sikvermittlung um die Interaktion vonMusiker und Publikum geht und dieFrage, wie sich Musik einem Publi-kum mit doch sehr unterschiedlichemHintergrund und Wissen am bestenvermitteln lässt. In der Karrierepla-nung bespricht Prof. Dr. Nordmanndie Berufswünsche eines jeden ein-zelnen Studierenden. „Vor allemdiese eineinhalbstündigen Einzel-gespräche sind bei den Studieren-den sehr begehrt“, berichtet Prof.Dr. Nordmann. Im Vorfeld bittet ersie, sich zu drei Fragen Gedankenzu machen. Wie sieht der Karriere-traum aus? Wie sieht die Realitätaus? Welche Möglichkeiten gibt es,wenn der schlimmste Fall wie eineErkrankung bzw. Verletzung eintritt?Dabei hat er festgestellt, dass esden Studierenden oftmals an Selbst-bewusstsein und Selbsteinschätzungfehlt. „Ich finde, dass man vor allemin jungen Semestern seinen Traumverfolgen sollte, ohne sich davonabbringen zu lassen“, sagt Prof. Dr.Nordmann. „Mit den späteren Se-mestern kann man sich der Realitätin Form von Wettbewerben, Agen-tu ren und CD-Aufnahmen annähern.“Er empfiehlt den Studierenden, sichnicht einzuigeln, sondern selbstbe-wusst ihr Können zu zeigen, sichauszuprobieren, Kontakte zu knüp-fen. Kontakte sind für junge Musikerimmens wichtig. „Doch leider habendie wenigsten Studierenden nebenden Professoren einen Mentor, mitdem sie sich ein bis zwei Mal imJahr treffen und austauschen kön-nen“, bedauert Prof. Dr. Nordmann.Mentoren lassen sich auf vielfältigeWeise finden. Studierende könnenprofessionelle Musiker bei Meister-kursen ansprechen oder nach Kon-

A

[ Ausbildung ]

[ Musikmanagement und Karriereplanung ]

zerten hinter die Bühne gehen.Auch Professoren können sich fürein Probevorspiel ihrer Studierendeneinsetzen und Kontakte anbahnen.

Dass ein Netzwerk wichtig für Mu-siker ist, wusste auch Prof. MatthiasKirschnereit zu berichten, der unteranderen neben Peter Leonard, In-tendant des Volkstheaters Rostock,und Dr. Matthias von Hülsen, Inten-dant der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, als Gastredner einge-laden war. Seiner Erfahrung nachsind Freundschaften zu anderen Mu- sikern, die man bereits während desStudiums geschlossen hat, auch die-jenigen, auf die man als professio-neller Musiker bauen kann.

Neben Gastrednern und Karriere-planung war auch das selbst zu or-ganisierende Konzert für die Studie-renden ein Highlight. Sie musstendas Programm festlegen, Marketingbetreiben und in Rostock nach einerSpielstätte suchen. Gefunden habensie die Kunsthalle, in der sie am27. Juni zur musikalischen Finissagevon Wolfgang Joops Ausstellung„Eternal Love“ geladen hatten. Aufdem Programm standen Gesangs-stücke zwischen Pop, Klassik undRomantik, von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Franz Schubert, HugoWolf über Benjamin Britten bis hinzu Silbermond, frei nach dem Motto„Ein Heiligenschein ist ein schweresAccessoire" (Wolfgang Joop).

Im Durchschnitt haben 15 Studieren -de am Seminar Musikmanagement/Karriereplanung teilgenommen, vorallem aus den Bereichen Gesangund Klavier. „Ich würde mich freuen,wenn auch Streicher, Bläser sowieder Pop-Bereich das Angebot wahr-nehmen würden“, sagt Prof. Dr.Nordmann und lockt mit spannen-den Inhalten. Neben dem selbst or-ganisierten Konzert, zu dem dieStudierenden wieder einen Konzert -mitschnitt als CD erhalten, stehenauch Exkursionen auf dem Pro-

gramm. „Wir werden im Konzert-haus Berlin an einer Mozartmatineefür die Familie teilnehmen und mitChefdirigent Lothar Zagrosek überMusikvermittlung sprechen“, sagtProf. Dr. Nordmann. Im Dezembergeht es zum Adventskonzert nachUllrichshusen, wo die Studierendenmit dem jungen Bariton Nikolay Bor-chev (Staatsoper München) ins Ge-spräch kommen können. Auch Gast-redner werden eingeladen, die Se-minare zu bereichern, unter ihnenProf. Carola Höhn von der HMT, mitder die Studierenden über die Krisedes Liedes diskutieren können.„Durch meinen Wechsel von denFestspielen Mecklenburg-Vorpom-mern zum Konzerthaus Berlin kannich zudem auch Ausblicke auf Ber-lin geben und Kontakte vermitteln“,verrät Prof. Dr. Nordmann. Und na-türlich steht er den Studierendenwieder für Einzelgespräche zur Kar-riereplanung zur Verfügung.

Antje Joost

Vor einem Jahr vergab die HMT eine Stiftungsprofessur an Dr. Sebastian Nordmann für dasFach Musikmanagement/Karriereplanung. In den ersten Jahren noch Wahlfach, wird es mitdem Wintersemester 2010/11 zum Pflichtfach im Bachelor. Auch Masterstudierende erhal-ten dann in Form von Einzelgesprächen Tipps für eine professionelle Karriereplanung.

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Plakatgestaltung Anne-Kathrin Giesekingund Michael Wins.

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ir brauchten nebenmeinem Vater undmeiner Schwesterkeinen dritten Pia-

nisten in der Familie“, begründetRamón Ortega Quero seine Ent-scheidung für die Oboe. So begannder Spanier mit acht Jahren seinOboen-Studium bei Miguel Quirósam Conservatorio Superior de Gra-nada und war damit etwas Beson-deres in seiner Heimat. Er war derEinzige in seiner Klasse, der musi-zierte und auch sein Berufswunsch,professioneller Musiker zu werden,war in Spanien eher unüblich. „Ichhabe mir auch andere Berufsbilderangeschaut“, sagt der heute 21-Jäh-rige. „Doch die Musik war immermeine erste Wahl.“ Eine ausge-zeichnete Wahl, wie sich bereitsnach kurzer Zeit herausstellte. Mit15 Jahren nahm er am Auswahl-verfahren für das von Daniel Baren-boim gegründete West Eastern Di-van Orchestra teil und wurde promptaufgenommen. „Ich hatte viel vonDaniel Barenboim gehört und warstolz, dabei zu sein“, erinnert sichRamón Ortega Quero. Das Sym-phonieorchester setzt sich aus jun-gen Musikern aus Ägypten, Syrien,Libanon, Jordanien, Tunesien, Israelund Andalusien zusammen und lebtden Gedanken von einem friedli-chen Zusammenleben der Völker imNahen Osten. „Hier geht Mensch-lichkeit vor Politik“, sagt der Oboist,der seit 2003 Mitglied des Orche-sters ist. Das West Eastern DivanOrchestra war ein Meilenstein inRamón Ortega Queros musikali-scher Entwicklung. Hier hat er Da-niel Barenboim kennengelernt, vondem er sagt: „Er ist der beste Musi-ker, dem ich begegnet bin. Von ihmhabe ich Musikalität gelernt.“ Hierist er auch Gregor Witt begegnet,Solo-Oboist an Barenboims BerlinerStaatskapelle, der ihn als Mentorbetreute und als Professor an derHMT unterrichtete. „Lehrer beeinflus -sen dich auf jede Weise“, sagt Ra -món Ortega Quero. Er hatte bereits

seinen eigenen Stil gefunden, dochProfessor Gregor Witt erweiterteseine Perspektive. Er war es auch,der ihn dazu aufforderte, am ARD-Musikwettbewerb teilzunehmen. „Ichmusste ein Repertoire von 10 Stü -cken vorbereiten“, erinnert sich derAndalusier. „Nur drei davon warenmir bekannt.“ Drei Monate probteer, sandte eine CD ein und wurdemit 49 weiteren Musikern zum Wett-bewerb eingeladen. „Es war aufre-gend, vor so einer prominenten Juryzu spielen“, sagt Ramón OrtegaQuero. „Ich hatte großen Respektund war glücklich, es überhaupt indie nächste Runde geschafft zu ha -ben.“ Doch mit jedem bestandenenDurchlauf stieg sein Selbstbewusst-sein und er spielte sich in die Herzenvon Jury und Publikum. Was ihn aus-machte, waren seine inspirierendenInterpretationen der Musikstücke.„Wenn ich Noten sehe, versucheich, sie auf sehr persönliche Weisezu interpretieren“, sagt er. Dazuanaly siert er die Musikstücke so-wohl im Hinblick auf den Stil desKomponisten als auch auf die hi-storischen Gegebenheiten bei derEntstehung des Stückes. „Ich höremir Aufnahmen anderer Instrumentezu diesem Musikstück an und ver-suche, von ihnen zu lernen“, erklärtder Oboist. Mit dieser Herange-hensweise gewann er nicht nur den

Ersten Preis – als erst dritter Oboistdes nunmehr seit 1952 bestehen-den ARD-Musikwettbewerbes – son-dern auch den Publikumspreis fürdie beste Interpretation der Auf-tragskomposition, den OsnabrückerMusikpreis sowie den Preis desMünchener Kammerorchesters.Diese Auszeichnungen verändertensein Leben schlagartig. Er bekamein Management – „Ich war nur einStudent und wusste nicht, wie esläuft“. Vielfältige Angebote wurdenan ihn herangetragen – „Die Juryempfahl mir, nicht alles anzuneh-men, mit meinem Leben verantwor-tungsvoll umzugehen.“ Er erlangteüber Nacht eine große Bekanntheit– „Ich brauchte eine Weile, um dasalles zu begreifen.“ Seit Mai 2008spielt Ramón Ortega Quero nun alsSolo-Oboist im Symphonieorchesterdes Bayerischen Rundfunks und gibteigene Konzerte. Er reist viel, hatkaum Freizeit, vermisst die Sorglo-sigkeit des Studentendaseins, doch„es ist das, was ich will, und ichhabe Freude daran“. Die nächstenJahre will er mit seiner Karriere alsOboist fortfahren, aus allen Erfah-rungen, die er macht, lernen, sichweiterentwickeln. Ob er noch einenTraum hat? In weiter Ferne, ja. „Ichmöchte einmal Dirigent werden.“

Antje Joost

[ Über Nacht vom Studenten zum gefragten Musiker ]

[ Porträt ]

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Erst 19 Jahre ist Ramón Ortega Quero alt, als er im September 2007 zum Ersten Preisträgerdes renommierten ARD-Musikpreises ausgerufen wird. Eine Auszeichnung, die sein Lebenveränderte.

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Ramón Ortega Quero gewann 2007 den Ersten Preis beim ARD-Musikwettbewerb. Foto: ARD-Musikwettbewerb.

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[ Hochschule ]

[ Kommunikation als Chance nutzen ]

ffentlichkeitsarbeit hatin den letzten zehnJahren an den Hoch-schulen und Universi-

täten sehr an Bedeutung zugenom-men“, sagt Angelika Thönes, ver-antwortlich für die Presse- und Öffent -lichkeitsarbeit an der HMT. „Heutemuss man als Hochschule über dasreden, was man macht und kann.Nur so können wir sehr gute Studie -rende anziehen und wichtige Ver-bindungen zu Partnern und Spon-soren knüpfen.“

Dabei muss die gelernte Musikwis-senschaftlerin und Germanistin eineVielzahl von Zielgruppen mit unter-schiedlichen Bedürfnissen bedienen.Für die besten potentiellen Studie-renden aus dem In- und Ausland willdie HMT ein attraktiver Studienortsein, für das regionale Publikum einOrt, der für interessante Veranstal-tungen steht. Bei der Politik muss dieHMT um Legitimation und Finanzie-rung kämpfen und Sponsoren unter -stützen zumeist nur, wenn der Geför-derte positiv von sich reden macht.

So vielfältig wie die Zielgruppensind auch die Aufgaben in der inter -nen und externen Kommunikation.Die Fach- und regionalen Medienwerden regelmäßig mit Informatio-nen aus der HMT versorgt. Hierfürverfasst Angelika Thönes im Monatdurchschnittlich 15 Pressemitteilun-gen und Veranstaltungshinweise undführt im Semester um die 25 Presse -ge spräche. Sie hat die Redaktionaller Publikationen der HMT inne,von Broschüren, Plakaten, Prospek-ten über das Vorlesungsverzeichnisbis zur Semesterzeitung. Doch auchdie neuen Medien, wie das Internet,wollen bedient werden. Neben derAktualisierung und Weiterentwick-lung der HMT-Website liefert Ange-lika Thönes auch Informationen inText und Bild an diverse Online-Por-tale und überprüft veröffentlichte In-halte auf ihre Aktualität. Die HMTbeteiligt sich zudem aktiv an Kam-

pagnen wie „Studieren mit Meer-wert“ oder „Studieren in Fernost“,um potentielle Studierende auf dieHochschule aufmerksam zu machen.Gelegentlich ist sie auf Berufsmes-sen vertreten, für die Angelika Thö-nes zusammen mit Praktikanten oderihrer Auszubildenden Materialienoder einen Messestand vorbereitet.

Ein weiterer großer Verantwortungs -bereich ist das Veranstaltungsma-nagement. So organisiert sie Veran-staltungen wie die OZ-Weihnachts-gala oder den jährlich stattfinden-den Sommercampus mit jeweils achtbis neun Meisterkursen. „Im Januar2010 ist gemeinsam mit der Uni-versität Rostock ein Jahresempfanggeplant, zu dem Gäste aus Politikund Wirtschaft eingeladen werden“,erzählt Angelika Thönes. Für diezahlreichen Veranstaltungen derHMT steht sie nicht nur mit den Me-dien in Kontakt, sie koordiniert zu -dem die studentischen Hilfskräfte,die die Veranstaltungen betreuen,und kümmert sich um den Vorver-kauf der Tickets. Oftmals muss sieder ausgleichende Puffer zwischenden verschiedenen Beteiligten sein,die unterschiedliche Erwartungenhaben. Doch: „Musik, Kultur undKunst sind genau der Sektor, in demich tätig sein möchte“, sagt Angeli -ka Thönes. „Mein Lohn sind die Auf-führungen, in denen ich mich zurück-lehnen und genießen kann.“ Ausihrer Arbeit ergibt sich zudem dieEinwerbung von Drittmitteln, dienötig, aber mit dem Schreiben vonFörderanträgen auch sehr aufwän-dig ist. So konnte sie für den Som-mercampus 2009 bei der StiftungArt Mentor Foundation Lucerne För-dermittel im 5-stelligen Bereich ein-werben.

Der Kontakt zu Sponsoren sowieKooperationspartnern wie dem Volks-theater Rostock oder den FestspielenMecklenburg-Vorpommern sind sehrwichtig für die HMT. Auch hier küm-mert sich Angelika Thönes. Ebenso

wie sie zum Beispiel externe Ver-eine berät, die nach Tipps für eineerfolgreiche Öffentlichkeitsarbeitfragen.

„Ich mag die Arbeit und den Aus-tausch mit Menschen“, sagt sie überihre vielfältige Tätigkeit. „Ich erhalteEinblicke in eine Vielzahl von Berei -chen und Abläufen, sowohl inner-als auch außerhalb der Hochschule.“Das macht die Arbeit für sie sospannend. Seit 1998 ist sie an derHMT tätig und schätzt das ange-nehme Miteinander. „Man kannstolz auf die Entwicklung der HMTsein“, sagt Angelika Thönes, dieKultur- und Medienmanagement alsAufbaustudium absolviert hat. Fürden Bereich der Öffentlichkeitsar-beit wünscht sie sich trotz des um-fangreichen Tagesgeschäftes einestrukturelle und konzeptionelle Wei-terentwicklung.

Die Studierenden können über An-gelika Thönes selbst organisierteVeranstaltungen bewerben undTipps hinsichtlich Pressearbeit undVeranstaltungsmanagement erhal-ten. Denn auch für Studierende istes wichtig, frühzeitig über das zureden, was sie können und sind.

Antje Joost

Die HMT konkurriert mit 23 weiteren deutschen Musikhochschulen um die besten nationalenund internationalen Studierenden. Um aus der Masse hervorzustechen, muss sie sich auf demMarkt profilieren und das, was sie ausmacht, der Öffentlichkeit kommunizieren.

Ö

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Angelika Thönes. Foto: Christian Gohr

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er hat es nichtauch schon malgewollt... Weih-nachten naht, nur

noch wenige Tage, die meisten Ge-schenke wurden beim Weihnachts-mann in Auftrag gegeben, auch dieGans oder der Rippenbraten sindschon besorgt...Nun fehlen nurnoch ein paar Schneeflocken undder große Weihnachtsbaum, um indie Weihnachtsruhe einzutauchen.

Und was könnte da schöner sein,als eben diesen Pirsch nach demBaum zu einem Familienereignis zumachen. Mit den eigenen Plätz-chen im Gepäck sich einfach inden Zug setzen und durch die Toreder Stadt hinaus in den Forst fah-ren. Darauf wird sich die ganze Fa-milie freuen.

Genau diese Idee des Weih-nachtsbaumschlagens, wie seitmehreren Jahren von der DeutschenBahn rund um Berlin organisiert,haben wir 2008 in unserer Regionerstmalig aufgegriffen und konntenmit über zwei Dutzend Familien inden Darguner Forst starten, um dortgemeinsam mit den Förstern nacheinem zünftigen Hallodri mit Sägeund Axt von den Baumprofis aus-gestattet in den Wald zu stapfen.Wer dann nach zielgerichteter odereher träumerischer Suche seinenBaum gefunden und geschlagenhatte, konnte dieses bei Plätzchen,Kuchen, Glühwein oder heißem Teein gemütlicher Winterrunde feiern,bevor der organisierte Bus zurückzum Bahnhof Tessin fuhr und alle

gut gelaunt mit großer Tanne mitdem Regionalzug die Heimreise an-traten.

Da es so vielen so gut gefallenhatte und es uns gelungen ist, auchin diesem Jahr erneut die DeutscheBahn mit dem Regionalnetzwerk füreine Unterstützung dieses Baum-schlagen zu gewinnen, möchtenwir Sie nunmehr erneut einladenzum dritten Adventwochenende.

Und wie läuft es ab?

Sie reisen nach Voranmeldung beiuns (siehe Kontaktdaten anbei) miteinem MV-Ticket auf den Gleisendes Regionalexpresses RE8 amSonntag, dem 4. Advent zu einerfesten Zeit an. Mit zwei Erwachse-nen können noch bis zu drei Kinderauf diesem preiswerten Ticket mit-reisen, ob von Wismar die ganzenWeg oder zugestiegen ab Rostock.Mit dem MV-Ticket und der bestä-

tigten Voranmeldung im Gepäckfahren wir Sie dann unentgeltlichmit einem gemütlichen, warmen Busin Ihren Winterwald im DargunerForst. Haben Sie Ihren Baum ge-funden, (Der Weihnachtsbaum wirdvor Ort je nach Länge ebenfallsextra bezahlt mit Preisen bis zueinem Meter von 15 Euro, bis zweiMeter von 20 Euro und über 2Meter von 25 Euro), fahren wir die-sen und Sie nach einem beschauli-chen Gemeinschaftsausflug imWalde bei Speis und Trank, ein-geladen von der Deutschen Bahn,wieder zurück zu Ihrem Bahnhof.

Termin

Sonntag, den 13.12.2009 :ca. 11.00 Uhr vom Bahnhof Tessin(Rückkehr hier ca. 14 Uhr)Bei sehr großer Nachfrage werdenwir auch den Samstag, den12.12.2009, anbieten.

[ Weihnachtsbaumschlagen vor den Toren der Stadt ]

[ Anzeige ]

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Da machen sogar die Kleinen mit. Foto: SphinxET

[Kontakt]

SphinxET - Agentur für Zeitgeistentwicklungz. Hd. Martin BraunGroße Goldstraße 7 Tel.: 0381 - 128 93 9218055 Rostock Fax: 0381 - 128 94 79www.sphinxet.de Mail: [email protected]

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[ Hochschule ]

[ Miteinander vom Schwimmen träumen ]

s ist eine andere Welt.Eine fremde, wunderbareMentalität“, schwärmtProf. Küster und berichtet

von ihrem Theaterprojekt in Brasi lien.Sie ist mit einer Gruppe Studentenerst kürzlich nach Hause gekommen,den Kopf und die Seele vollerEindrücke, die es nun aufzuarbeitengilt. Die Idee der interkulturellenZusammenarbeit in Serra Negra,einem kleinen Dorf in Minas Gerais,entstand 2005 in Kooperation mitProf. Dr. Völter aus Berlin. Ihre Be-kanntschaft zu einer Brasilianerinbildet die Grundlage des Projekts,das die Idee der sozialen Arbeit mitMethoden des Theaters verbindet.„Den Menschen vor Ort sollte einneues Selbstwertgefühl für ihr Hei-matdorf gegeben werden, um Resi-gnation zu vermindern und dasBewusstsein für die dörfliche Ge-meinschaft zu stärken“, erläutertProf. Küster, betont jedoch, dass essich nicht um ein Hilfsprojekt handelt.Im Mittelpunkt des Engagementsstehe der interkulturelle Austausch,erlebt durch Formen des Darstellen-den Spiels und basierend auf denMethoden Augusto Boals. Der erstkürzlich verstorbene Theaterautor und-theoretiker entwickelte einen päd-ago gischen Ansatz, der auf die Ver-änderung der Realität durch Theaterabzielt, um Lösungen sozialer Pro-bleme und eine Demokratisierungder Politik herbei zu führen.

Ohne Startkapital wurden zunächstdie Ideen konzeptionell ausgear-beitet. Die heutigen Ansprüche sinddabei maßgebend für das Projekt:Teamfähige Studenten des Darstel-lenden Spiels müssen ihre Reiseselbst finanzieren, sich langfristig aufdie Aufgabe vorbereiten und dieFähigkeit zur Improvisation mitbrin-gen. „Wenn sie fleißig an ihren Rol-len arbeiten und vor Ort selbstreflek-tiert auf den Kulturschock reagieren“,sagt Prof. Küster, „dann werden sieunvergessliche Erfahrungen mit nachHause bringen.“

Nachdem das anfängliche Miss-trauen durchbrochen war, konntensich die Studenten mit den Kindernspielerisch auseinandersetzen. Zielwar es, Gefühle aufzugreifen undihnen Ausdruck zu verleihen, Gewaltbewusster wahrzunehmen und zu-begrei fen, Ängste und Wünschegleichermaßen auszudrücken. Prof.Küster erklärt: „Wir haben uns ge-fragt, was ein kleiner Mensch emp-findet, wenn der Schulbus einfachnicht kommt und der lange einsameWeg nach Hause beginnt.“ ImSpiel bewegen sich die Kinder freiin ihren Improvisationen, jedochmüssen sie auch lernen sich zu kon-zentrieren und Ruhe zu entwickeln.

Da die Auseinandersetzung mit sichselbst ein wesentlicher Teil des Pro-jektes ist, führen die Teilnehmer zurAufarbeitung ein Tagebuch, dessenAufzeichnungen in einem abschlie-ßenden Seminar verglichen werden.Die dokumentierten Situationen erhal - ten ihre Bewertung in einem Nach-spiel, dass das Verhalten aller nach-vollziehbar und begreifbar machensoll. „Die Brasilianer haben eineQualität, von der wir nur träumenkönnen. Man muss versuchen, sichin diesem fremden Land auch selbstwahrzunehmen“, betont Prof. Küster.Ein Blick zurück schafft neue Per-spektiven und macht erste Erfolge

sichtbar: Heute gibt es einen örtli-chen Abgeordneten und der Grün-dung eines Bürgervereins folgte dieBereitschaft der verwaltenden Kreis-stadt, den Dorfplatz zu sanieren.Die Umgestaltung wird durch deut-sche Stiftungen gefördert und erfolgtin Zusammenarbeit mit brasiliani-schen Architekten, die unentgeltlichdie alte Schule mit einem Theater-raum, einer Bibliothek und einemzukünftigen Kindergarten ausstatten.

Der Erfolg des Projektes wird in derErweiterung der Kooperation mitdrei brasilianischen und zwei deut-schen Universitäten deutlich. Im Fe-bruar wird eine Berliner Gruppe vonStudenten der Sozialarbeit nachBrasilien aufbrechen, im nächstenSommer macht sich dann Frau Prof.Küster mit ihren Studenten wiederauf die Reise.

Eva Maria Kröger

Prof. Marion Küster realisierte mit Studenten der HMT eine Reise nach Brasilien, die weitmehr bedeutet als Darstellendes Spiel mit Kindern.

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Studierende des Darstellenden Spiels arbeiten mit Kindern in Serra Negra. Foto: Prof. Marion Küster

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enn man in Klin-genthal aufwächst,kommt man schonfrühzeitig mit Musik

in Berührung“, sagt Prof. GünterWeidlich über seine Heimatstadt,die den Beinamen „Musikstadt“trägt. Die gesamte Region hat einelange Tradition als Zentrum des Mu-sikinstrumentenbaus. Inspiriert vonseinem Vater, der in einem Militär-blasorchester Horn spielte, begannProf. Günter Weidlich mit 11 Jahrendieses Instrument zu erlernen undwurde mit 14 Jahren am „RobertSchumann Konservatorium“ in Zwic-kau aufgenommen. 1963 beganner sein Studium an der Hochschulefür Musik „Felix Mendelssohn-Bart-holdy“ Leipzig bei Prof. Peter Damm.„Peter Damm ist einer der bedeu-tendsten Hornisten unserer Zeit undich war stolz darauf, sein erster Stu-dent zu sein“, erinnert sich Prof. Gün-ter Weidlich. Noch heute sind diebeiden Hornisten befreundet undProf. Peter Damm war öfter als Gast-dozent in Rostock, um Intensivkursefür Hornstudierende zu geben.

Seine berufliche Laufbahn begannProf. Günter Weidlich als Solohor-nist in der Schweriner Philharmonie.1971 wechselte er an die Nord-deutsche Philharmonie Rostock. Hierwurde er in deren Kammermusikver -einigung „Rostocker Nonett“ berufen,welche sich aus 4 Streichern und 5Bläsern zusammensetzte und so-wohl im In- als auch im Ausland er-folgreich konzertierte. „In der dama-ligen DDR hatten wir uns einen gutenRuf erworben. Dadurch war es unserlaubt, auch im westlichen Auslandzu konzertieren“, erinnert sich Prof.Günter Weidlich, für den die 16-jährige Mitgliedschaft im „RostockerNonett“ ein wesentlicher Höhepunktseiner musikalischen Tätigkeit war.„Diese kammermusikalischen Erfah-rungen waren sehr hilfreich in mei-ner Arbeit mit den Studierenden“,fügt er hinzu.

Seit 1981 unterrichtete Prof. GünterWeidlich das Fach Horn an derHochschule für Musik „Hanns Eisler“Berlin/Außenstelle Rostock. Nachder Gründung der HMT 1994 hater als bisher einziger festangestellterBläserlehrer den Auftrag erhalten,eine Bläserabteilung aufzubauen.Dabei unterstützten ihn sehr enga-gierte Kollegen der NorddeutschenPhilharmonie von Beginn an, gabenihr Wissen an die Studierendenwei ter und stellten den so wichtigenKontakt zwischen Studierenden undOrchester her. Vor einigen Jahren istes ihm gelungen sieben Solobläserder Staatskapelle Berlin für einenLehr auftrag an der HMT zu gewin-nen. „Das ist eine immense Bereich -erung für unsere Hochschule“, sagter stolz. Von den Berliner Kollegenkam die Idee, eine „Mecklenburgi-sche Bläserakademie“ ins Leben zurufen. Wieder setzte Prof. GünterWeidlich alle Hebel in Bewegungund konnte 2005 die Idee der Meck -lenburgischen Bläserakademie mitihrer Gründung in die Tat umsetzen.Seitdem treffen sich ausgewählteBläserstudierende der HMT sowieeinige Bläser der „Orchesterakade-mie bei der Staatskapelle Berlin“einmal pro Semester im Gutshof Ilowbei Wismar, um kammermusikalischeStücke für größere Bläserbesetzun-gen einzustudieren. Eine Woche

lang wird bis zu drei Mal am Taggeprobt, dann werden die Stückeauf einer Konzerttour durch Meck-lenburg-Vorpommern aufgeführt. Imletzten und in diesem Jahr konzer-tierte die „Mecklenburgische Bläser -akademie“ mit großem Erfolg in Pol-en. „Das Interesse und die Musikbe-geisterung dort sind groß. Alle Kon-zerte waren nahezu ausverkauft“,sagt Prof. Günter Weidlich undhofft, dass die Kontakte zum Nach-barland weiter ausgebaut werden.

Neben seiner Lehrtätigkeit an derHMT unterrichtet Prof. Günter Weid-lich seit vielen Jahren am Konserva-torium Rostock. Ihm ist es wichtig,Talente frühzeitig zu fördern und dieAusbildung der jüngsten Musiker soauszurichten, dass sie das Niveaufür ein Musikstudium erreichen. So istes nur verständlich, dass er sich inder young academy rostock (yaro)engagiert und mit seinen Kontaktenzu vielen Bläserlehrern in Mecklen-burg-Vorpommern das Netzwerk deryaro erweitern will. Jungen Musi kernan der HMT und am Konservatoriumwird der engagierte Hornist trotzstaat lich verordneter Pension zu-nächst noch ein Jahr erhalten bleibenund sie weiter unterrichten: EineAufgabe, die ihm am Herzen liegt.

Antje Joost

[ Ein engagierter Hornist ]

[ Porträt ]

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Nach langjähriger erfolgreicher Tätigkeit an der HMT geht der Leiter der Bläserabteilung,Prof. Günter Weidlich, in Pension.

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Prof. Günter Weidlich. Foto: Sarah Kopitzki

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einer Schindler, Solo-Klarinettist derStaatskapelle Berlin und seit 2004 Lehr-beauftragter an der Hochschule für Musikund Theater Rostock, übernimmt ab dem

01. Oktober 2009 die Professur für Kammermusik fürBläser und das Hauptfach Klarinette.

Heiner Schindler studierte in der Klasse von ProfessorEwald Koch an der Hochschule für Musik „Hanns Eis-ler“ in Berlin und erhielt noch während seines Studiumsein Engagement als Solo-Klarinettist bei der Staatska-pelle Berlin. Er ist Preisträger des internationalen Klari-nettenwettbewerbs „Prager Frühling“, konzertierte alsSolist mit namhaften Orchestern Deutschlands, ist Grün-dungsmitglied des Bläserquintetts der Staatskapelle undübt seit vielen Jahren eine erfolgreiche Lehrtätigkeit alsMentor bei der Orchesterakademie der StaatskapelleBerlin aus.

2008 zeichnete ihn die Rostocker Hochschule mit einer"Honorarprofessor" aus. In diesem Jahr erschien dieHMT-CD „Klarinettenquintette“, die Heiner Schindler zu-sammen mit dem CONUNOVA Quartett eingespielthat.

Angelika Thönes

[ Kurz & Knapp ]

[ 50. Dienstjubiläum für Prof. Karl-Heinz Will ]

egabungen von frühester Kindheit an zu för-dern und zu erfolgreichen Spitzenpianistenauszubilden, darin liegen Prof. Karl-HeinzWills Verdienste, die gar nicht genug ge-

würdigt werden können. Nachwuchspianisten wieJanka Simowitsch und Clemens Berg gingen und gehennoch durch seine Schule. Seine Schüler und Studentensind Preisträger von nationalen und internationalen Kla-vierwettbewerben, Gewinner von Diplomen und Me-daillen und musizierten im Rundfunk und Fernsehensowie mit bedeutenden Orchestern, u. a. der Staatska-pelle Dresden. Im November hat der 74-jährige sein

50-jähriges Dienstjubiläum. Doch auch nach so langerZeit denkt er noch nicht ans Aufhören. Die Schüler brau-chen ihn und er braucht die Schüler.

Im Alter von 24 Jahren hat Prof. Karl-Heinz Will als Kla-vierdozent am Rostocker Konservatorium seine Tätigkeitbegonnen. 1978 setzte er sich bereits für eine Hoch-schule für Musik und Theater ein und baute die Außen-stelle der Hanns-Eisler Hochschule in Rostock auf. SeitGründung der Rostocker Hochschule 1994 ist er hierals Klavierprofessor tätig.

Angelika Thönes

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H

[ Professur Kammermusik für Bläser und Klarinette ]

m 21. Oktober 2009 starb nach langerund schwerer Krankheit die Schauspiele-rin und Dozentin Johanna Clas.

Von 1996 bis 2005 arbeitete die profilierte Künstlerindes Deutschen Theaters Berlin als Lehrbeauftragte amInstitut für Schauspiel der Hochschule für Musik undTheater Rostock.

Mit ihrer engagierten, lebhaften und liebevoll heraus-fordernden Art, war sie eine Persönlichkeit, die einen

großen, nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Ausbil-dung junger Schauspielstudierender geleistet hat. DieKolleginnen und Kollegen des Instituts für Schauspiel er-innern sich gern und mit großer Wertschätzung an ihreKompetenz und ihre Anteilnahme am Wachsen undWerden der Rostocker Hochschule und schätzen sichglücklich, Johanna Clas gekannt zu haben.

Frank Strobel

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[ Trauer um Johanna Clas ]

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