Klassisches Konditionieren II - tu-dresden.de · 1 Vorlesung Lernen und Gedächtnis WS 2014/15...

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1 Vorlesung Lernen und Gedächtnis WS 2014/15 Klassisches Konditionieren II Thomas Goschke 1 Fachrichtung Psychologie Professur Allgemeine Psychologie

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1

Vorlesung Lernen und Gedächtnis

WS 2014/15

Klassisches Konditionieren II

Thomas Goschke

1

Fachrichtung Psychologie Professur Allgemeine Psychologie

Letzte Vorlesung

Grundprinzip des Klassischen Konditionieren

Varianten: Lidschlagkonditionierung u. Furchtkonditionierung

Grundlegende Phänomene

• Akquisition, Extinktion, Spontanerholung

• Disinhibition, Rekonditionierung, Renewal, Reinstatement

• Effekte der zeitlichen CS-US-Relation

• Generalisierung und Diskrimination

• Was ist die konditionierte Reaktion?

2

Überblick

Was wird gelernt

• S-R Lernen oder S-S Lernen?

• Kontiguität oder Kontingenz?

• Konditionierte Inhibition und Blocking

Das Rescorla-Wagner-Modell

Probleme für das Modell: Konfigurales Lernen und latente Inhibition

3

Überblick

Was wird beim klassischen Konditionieren gelernt?

4

CS (Ton)

US (Futter)

UR (Speicheln) S-R-Lernen

CS (Ton)

US (Futter)

UR (Speicheln)

S-S-Lernen

Was wird beim Klassischen Konditionieren gelernt?

5

S-R-Lernen

CS (Glocke)

CR (Speicheln)

S-S-Lernen

CS (Glocke)

„Erwartung“ des US (Futter)

Speicheln

1. Response-Prevention Paradigm

2. Sensorische Präkonditionierung

3. US Devaluationsparadigma

4. Konditionierung zweiter Ordnung

6

Was wird beim Klassischen Konditionieren gelernt? Empirische Untersuchungen

1. Response-Prevention Paradigm

7

1. Lernphase: Paarung des CS mit US, Verhinderung der UR (z.B. temporäre Curare-Lähmung)

2. Testphase: Nachdem Aufhebung der Lähmung

Ton Vermeidungsverhalten

• Spricht für S-S Lernen, da CS nie mit UR gemeinsam auftrat

• Aber: vielleicht wurde zwar die motorische Reaktion blockiert, aber der CS nach wie vor mit einer zentralnervösen Repräsentation der Reaktion assoziiert

Fitzgerald et al., 1973; Leaf, 1964; Solomon & Turner, 1962

Ton Schock Reaktion nicht

möglich

2. Sensorische Präkonditionierung

Holland & Rescorla (1975). J. Exp. Psych.: Animal Behavior Processes.

CS2 – CS1

CS2 CR

Licht Ton

Schock Ton

1. Präkonditionierung

3. Testphase

2. Konditionierung

• Spricht für S-S Lernen (da CS2 nie mit UR gepaart wurde)

• CS2 löst Antizipation des CS1 aus, der wiederum Antizipation des US auslöst

CS1 – US

CR CR

Licht CR

9

2. Sensorische Präkonditionierung

Rizley & Rescorla (1972). J. Comparative and Physiological Psychology

Group Phase1 Phase2 Test

PPN L-T T-S L-S

UPN unpaired T-S L-S

• Sensorische Präkonditionierung (Licht-Ton) schnellerer Erwerb der Licht-Schock Assoziation

• Spricht für S-S Lernen, da CS2 (Licht) nie mit der UR gepaart wurde

• CS2 (Licht) löst Antizipation des CS1 (Ton) aus, der wiederum Antizipation des US (Schock) auslöst

Akquisition der Licht-Schock-Assoziation in der Testphase

3. US-Devaluations-Paradigma

Holland & Rescorla (1975). J. Exp. Psych.: Animal Behavior Processes.

1. Konditionierung

2. US-Devaluation

3. Testphase Licht

Reduzierte CR

Tiere werden gesättigt Devaluation des Futters

Futter Licht CS – US

CR Erhöhte Aktivität

CS CR

12

3. US Devaluations-Paradigm

Holland & Rescorla (1975). J. Exp. Psych.: Animal Behavior Processes.

Deprived Satiated 2. Order CS / Deprived 2. Order CS / Satiated

Nach Entwertung des US ist die CR auf den CS deutlich reduziert

spricht für S-S Lernen

4. Konditionierung zweiter Ordnung

Holland & Rescorla (1975). J. Exp. Psych.: Animal Behavior Processes.

Phase 1: Konditionierung 1. Ordnung

Phase 2: Konditionierung 2. Ordnung

Phase 3: Test

Dass der CS2 die CR auslöst, spricht für S-S-Lernen

CS2 Erwartung des CS1 Erwartung des US CR

(Mögliche alternative Interpretation: S-R-Lernen (CS1 wird zum neuen US für die UR; in Phase 2 führt dann CS2-CS1-Paarung dazu, dass CS2-CR-Assoziation gelernt wird).

Licht Ton CS2 – CS1

CS2 CR

Futter Licht CS1 – US

CR Erhöhte Aktivität

Ton Erhöhte Aktivität

4. Konditionierung zweiter Ordnung und US-Devaluation

Holland & Rescorla (1975). J. Exp. Psych.: Animal Behavior Processes.

Phase 1: Konditionierung 1. Ordnung

Phase 2: Konditionierung 2. Ordnung

Phase 4: Test

Licht Ton CS2 – CS1

CS1 CR

Futter Licht CS1 – US

CR Erhöhte Aktivität

Phase 3: US-Devaluation

Exp.-Gruppe: Erhält Futter Kontrollgruppe: Kein Futter

Futter-Entwertung

CS2 CR Ton CR

Licht Keine CR

17

4. Konditionierung zweiter Ordnung und US-Devaluation

Holland & Rescorla (1975). J. Exp. Psych.: Animal Behavior Processes.

Versuchsdesign

Gruppe Phase 1 Phase 2 Phase 3 Test

Kond. 1. Ordn. / Kontroll-G.

Licht Futter

Ton Futter Deprivation Ton ?

Kond. 1. Ordn. / Experimental-G. Sättigung Ton ?

Kond. 2. Ordn. / Kontroll-G. Ton Licht

Deprivation Ton ?

Kond. 2. Ordn. / Experimental-G. Sättigung Ton ?

19

Was wird beim Klassischen Konditionieren gelernt?

4. Konditionierung zweiter Ordnung und US-Entwertung

Holland & Rescorla (1975). J. Exp. Psych.: Animal Behavior Processes.

1. Order / Deprived

1. Order / Satiated

2. Order / Deprived

2. Order / Satiated

EXTINCTION TEST UNDER SATIATION

US-Devaluation Reduzierte CR auf CS 1. Ordnung

US-Devaluation Intakte CR auf CS 2. Ordnung

Spricht dafür, dass Assoziation zwischen CS2 und CR gelernt wurde

Was wird beim Klassischen Konditionieren gelernt?

Drei Paradigmen und die erworbenen Assoziationen

2

20

Was wird beim Klassischen Konditionieren gelernt? Schlussfolgerungen

• Reiz- und reaktionsbezogene Aspekte von Ereignissen konkurrieren darum, mit dem neutralen Reiz assoziiert zu werden

• Verschiedene Paradigmen führen zu S-S oder S-R-Assoziationen, je nachdem welcher Aspekt (S oder R) salienter ist

• Sensorische Präkonditionierung – S-S-Lernen, weil keine salienten Reaktionen mit dem CS1 assoziiert werden

• Konditionierung 1. Ordnung – Meist S-S-Lernen, weil der US in der Regel sehr salient ist

• Konditionierung 2. Ordnung – S-R-Lernen, weil die vorhergehende Konditionierung 1. Ordnung dem CS1

reaktionsbezogene Merkmale verleiht, die salienter sind als seine reizbezogenen Merkmale

21 Holland, 1985

Zur Bedeutung der Konditionierung höherer Ordnung

• Durch Konditionierung höherer Ordnung können neutrale Reize zu konditionierten Reizen werden, ohne direkt mit einem US gepaart werden zu müssen

• Evaluative Konditionierung

– CS 1. Ordnung: z.B. positive oder negative Wörter; emotional positive/negative Bilder

– CS 2. Ordnung: neutrale Reize, die mit dem CS1 gepaart werden

– CR: Ursprünglich neutrale Reize werden nach Konditionierung 2. Ordnung positiver bzw. negativer bewertet

– Dies ist selbst dann der Fall, wenn die Probanden nicht bewusst erinnern, welche neutralen Reize mit welchen emotionalen Reizen gepaart wurden

• Findet häufig Anwendung in der Werbung

22

Was wird gelernt

• S-R Lernen oder S-S Lernen?

• Kontiguität oder Kontingenz?

• Konditionierte Inhibition und Blocking

Das Rescorla-Wagner-Modell

Probleme für das Modell: Konfigurales Lernen und latente Inhibition

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Überblick

Kontiguität vs. Kontingenz

Kontiguität

• Ereignisse werden assoziiert, wenn sie in raum-zeitlicher Nähe auftreten

• Pro: oft ist Konditionierung bei kurzem CS-US-Intervall optimal

• Contra: mitunter erfolgt Konditionierung auch bei sehr langen CS-US-Intervallen!

Kontingenz

Zwei Ereignisse werden assoziiert, wenn das eine das andere Ereignis vorhersagt

Raum-zeitliche Nähe ist nicht hinreichend für Konditionierung

Entscheidend ist, ob der CS ein valider Prädiktor des US ist

Kontiguität (raumzeitliche Nähe von CS und US)

oder

Kontingenz (Vorhersagekraft des CS)?

24

Ratten lernten, Hebel zu drücken, um Futter zu bekommen

Danach wurde ab und zu ein Ton für 2 Minuten dargeboten (CS)

Während des Tons erhielten Ratten mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit einen Elektroschock (US)

Mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit wurde ein Elektroschock auch in Phasen ohne Ton appliziert

Abhängige Variable: Ausmaß der Unterdrückung des Hebeldrückens während des Tons (= konditionierte emotionale Reaktion)

25

Kontiguität oder Kontingenz? Das Experiment von Rescorla (1968)

Rescorla, R. A. (1968). J Comparative & Physiological Psychology, 66, 1-5.

Kontiguität oder Kontingenz? Das Experiment von Rescorla (1968)

• Unabhängige Variablen:

1. Wahrscheinlichkeit, mit der ein Stromschlag während des Tons auftrat:

P(US|CS) = CS-US-Kontiguität

2. Wahrscheinlichkeit, mit der ein Stromschlag in Abwesenheit des Tons auftrat:

P(US|¬CS) = US-Basisrate

• Kontingenz zwischen CS und US = P(US|CS) - P(US|¬CS)

26

Kontiguität oder Kontingenz?

Das Experiment von Rescorla (1968)

P(US|CS) = 1 und P(US|¬CS) = 0 (perfekte Kontingenz)

P(US|CS) = 1 und P(US|¬CS) > 0 (d.h. CS liefert weniger Information über das Auftreten des US, da der US häufig auch ohne CS auftritt)

27

Kontiguität oder Kontingenz?

Das Experiment von Rescorla (1968)

28

P(US|CS) = 1

P(US|¬CS) > 0

P(US|CS) = 1

P(US|¬CS) = 0

Kontiguität oder Kontingenz?

Das Experiment von Rescorla (1968)

Bedingte Wahrscheinlichkeiten im Versuchsdesign

[In jeder Zelle steht die Kontingenz = p(US|CS) - p(US|¬CS) ]

p(US|CS)

0 .1 .2 .4

p(US|¬CS)

0 0 .1 .2 .4

.1 0 .1 .3

.2 0 .2

.4 0

30

Kontiguität oder Kontingenz?

Ergebnisse von Rescorla (1968)

p(US|¬CS)

.1

.2

.4

p(US|CS)

.5 = keine Suppression

0 = vollständige Suppression

31

0

Kontiguität oder Kontingenz? Zusammenfassung der Ergebnisse von Rescorla (1968)

• Erhöhung der Kontiguität hatte keinen Einfluss auf das Lernen, wenn die US-Basisrate im gleichen Maß erhöht wurde CS vermittelte keine Information über das Auftreten des US

• Bei gegebener Kontiguität führte jede Verringerung der Basisrate (= erhöhte Kontingenz) zu einer stärkeren Konditionierung

• Das Ausmaß der Konditionierung hängt davon ab, wie gut der CS den US vorhersagt

• Klassisches Konditionieren kann als eine Form statistischer Inferenz betrachtet werden

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Was wird gelernt

• S-R Lernen oder S-S Lernen?

• Kontiguität oder Kontingenz?

• Konditionierte Inhibition und Blocking

Das Rescorla-Wagner-Modell

Probleme für das Modell: Konfigurales Lernen und latente Inhibition

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Überblick

Konditionierte Inhibition

• Was passiert, wenn der US nie zusammen mit dem CS auftritt (Kontiguität = 0), aber die US-Basisrate hoch ist?

Schock ¬Schock

Ton 0 8 8

¬Ton 6 2 8

6 10

Kontiguität: p(US|CS) = 0

Kontingenz: p(US|CS) – p(US|¬CS) = 0 – 6/8 = -.75

Negative CS-US Relation wird gelernt

CR wird seltener oder schwächer gezeigt als es ansonsten der Fall wäre

CS wird zum Signal dafür, dass kein US folgt: „conditioned inhibitor“

37

Konditionierte Inhibition: Verzögerungstest und Summationstest

Klick Schock CER (Cond. Emot. Resp)

Zimmer-Hart & Rescorla, 1974

Klick

Licht Keine CER

Training

Summationstest

Ton Schock CER

reduzierte CER

Ton

Licht

38

Verzögerungstest

Licht Schock Verzögerter

Erwerb der CER

Pearce, Nicholas und Dickinson (1982)

Konditionierte Inhibition: Schlussfolgerungen

• Ein CS, der reliabel die Abwesenheit des US vorhersagt, führt zur Inhibition der CR

• Auch hier ist Kontingenz entscheidend: gelernt wird offenbar eine negative Korrelation zwischen CS und US

39

Evidenz für die Bedeutung des Informationsgehalts des CS Kamins (1969) Blocking-Effekt

Kontrollgruppe

Ton

Licht

16 Durchgänge 8 Durchgänge Test

Schock

Ton Schock Ton

Licht Schock Keine CR

Das Licht erhöht in der Experimentalgruppe nicht die Vorhersagbarkeit des US und wird daher nicht mit dem US assoziiert

Experimental- gruppe

Licht

Licht CER

CER CER

CER

41

Probanden lernen, Kreise und Dreiecke zwei Kategorien A und B zuzuordnen

Blockierungseffekte bei Menschen (Bower & Trabasso, 1964)

44

Rund Dreieckig Rund Punkt oben

Dreieckig Punkt unten

Probanden klassifizieren alte Formen weiter korrekt

Probanden ordnen Kreise und Dreiecke weiterhin Kategorien A und B zu

Probanden klassifizieren neue Formen nicht anhand der Punkte

Bedeutung des relativen Informationsgehalts des CS (Wagner, 1969)

Ton

Licht Schock

Gruppe 1 (200 x)

Ton

Licht Schock

Gruppe 2

Licht Schock

(200 x)

(200 x)

gemischt mit

Gruppe 3 Ton

Licht Schock (200 x)

Licht

gemischt mit

(Kein Schock)

(200 x)

Ton CR

Ton Stärkere

CR

Ton Keine

CR

Licht ist besserer Prädiktor

Licht ist kein guter Prädiktor 45

Schlussfolgerung

• Wenn ein CS1 ein besserer Prädiktor des US ist als ein CS2, dann blockiert der CS1 die Konditionierung des CS2

• Stärke der Konditionierung hängt vom relativen Vorhersagewert des CS ab

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Was wird gelernt

• S-R Lernen oder S-S Lernen?

• Kontiguität oder Kontingenz?

• Konditionierte Inhibition und Blocking

Das Rescorla-Wagner-Modell

Probleme für das Modell: Konfigurales Lernen und latente Inhibition

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Überblick

Die Rescorla-Wagner-Theorie

• Ziel: – möglichst viele Phänomene des Klassischen Konditionierens durch einen

einheitlichen Lernmechanismus zu erklären

– mathematische Formalisierung

• Anm: Die von Rescorla & Wagner postulierte Lernregel liegt in modifizierter oder erweiterter Form vielen neueren Modellen zugrunde

– sog. Delta-Regel in neuronaler Netzwerkmodellen

– Reinforcement learning

– Temporal difference learning

Rescorla, R. A. & Wagner, A. R. (1972). A theory of Pavlovian conditioning: Variations on the effectiveness of reinforcement and nonreinforcement. In A. H. Black & W. F. Prokasy (Eds.), Classical conditioning: II. Current research and theory (pp. 64-99). New York: Appleton-Century-Crofts.

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Die Rescorla-Wagner-Theorie Grundannahmen

• Ist die Intensität des US größer als erwartet, werden alle CS, die mit dem US gepaart werden, exzitatorisch konditioniert

• Ist die Intensität des US geringer als erwartet, werden alle CS, die mit dem US gepaart werden, inhibitorisch konditioniert

• Ist die Intensität des US so wie erwartet, findet keine Konditionierung statt

• Je größer die Diskrepanz zwischen erwarteter und tatsächlicher Intensität des US (der Vorhersagefehler), desto stärker ist die Konditionierung

• Je auffälliger (salienter) ein Reiz ist, desto schneller wird er konditioniert

• Gibt es in einer Lernsituation mehrere CS, werden die Stärken der einzelnen CS-US-Assoziationen zu einer Gesamtassoziationsstärke summiert

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Die Rescorla-Wagner-Theorie Modellgleichung

50

V = ( - V)

V = Veränderung der CS-US-Assoziationsstärke im aktuellen Lerndurchgang

V = aktuelle Stärke der CS-US-Assoziation (bestimmt, wie stark der CS die Repräsentation des US aktiviert; kann als erwartete Stärke des US interpretiert werden)

= tatsächliche Stärke/Intensität des US

-V = Vorhersagefehler (prediction error)

= konstante Lernrate (Funktion der Salienz des CS; 0 ≤ K ≤ 1)

Die Änderung der Assoziationsstärke als Folge einer einzelnen CS-US-Paarung ist proportional zur (mit der Lernrate gewichteten) Differenz zwischen erwarteter und tatsächlicher US-Stärke

Lernen findet statt, wenn erwartete und tatsächliche US-Stärke voneinander abweichen: |( - V)| > 0

V = ( - V)

Vor dem Lernen:

= 100, = .2

Stärke der CS-US-Assoziation = 0

Nach 1. Lerndurchgang:

V = .2 x (100 - 0) = 20

Assoziationsstärke: V = 0 + 20 = 20

Nach 2. Lerndurchgang:

V = .2 x (100 - 20) = 16

Assoziationsstärke: V = 20 + 16 = 36

Die Rescorla-Wagner-Theorie Ein Beispiel

51

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19

Asso

zia

tion

sstä

rke

Lerndurchgänge

Rescorla-Wagner-Theorie: Akquisition der CS-US-Assoziation

Copyright © 2013 by Worth Publishers

Vorhersagen des Rescorla-Wagner-Modells für mehrere CS

• CSA: Ton; CSB: Licht; US: Futter

• Die Gesamtassoziationsstärke beider CS ist gleich der Summe der einzelnen Assoziationsstärken des CSA und CSB mit dem US

• Bei gleicher Lernrate (Salienz) für CSA und CSB ergibt sich:

VAB = VA + VB

VA = ( - VAB)

VB = ( - VAB)

• Für beliebig viele CSN gilt:

V = ( - VN)

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Vorhersagen des R-W-Modells für mehrere CS

Compound conditioning und kompetitives Lernen

Trial 1:

DVA = DVB = .20(100 – 0) = 20

VAB = 40

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

CS allein

CS zusammenmit zweitem CS

Lerndurchgänge

Ass

ozi

atio

nss

tärk

e

Trial 2:

DVA = DVB = .20(100 – 40) = 12

(statt: DVA = .20(100 – 20) = 16 bei einem CS)

57

V = ( - VN)

Vorhersagen des R-W-Modells für mehrere CS

Compound conditioning und kompetitives Lernen

Copyright © 2008 by Worth Publishers

Einfache Konditionierung Compound-Konditionierung

Vorhersagen des R-W-Modells für mehrere CS Compound conditioning und kompetitives Lernen

• Gibt es mehrere CS, so müssen diese sich die maximale Assoziationsstärke teilen (d.h. sie „konkurrieren“ darum, mit dem US assoziiert zu werden)

• Ein CS, der zusammen mit einem weiteren CS dargeboten wird, kann nur noch einen Teil der maximalen Assoziationsstärke mir dem US erreichen

• Modell sagt eine Reihe von Effekten vorher:

– Überschattung

– Blocking

– Konditionierte Inhibition

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Überschattung

Trial 1:

VA = .40 (100 – 0) = 40

VB = .10 (100 – 0) = 10

VAB = 50

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

1 2 3 4 5 6 7 8

salient

wenig salient

Lerndurchgang

Trial 2: VA = .40(100 – 50) = 20

VB = .10(100 – 50) = 5

VAB = 50 + 25 = 75

Zwei CS (CSA ; CSB) mit unterschiedlicher Salienz:

Salienz A = .4

Salienz B = .1

60

VA = A( - VAB) VB = B( - VAB)

Erklärung des Blocking-Effekts durch das Rescorla-Wagner-Modell

Nach den ersten 16 Durchgängen ist die Stärke der Assoziation zwischen Ton (CSA) und US bereits maximal (VA = = 100) daher wird das Licht (CSB) nicht mehr mit dem US assoziiert

VA = 100

VB = 0

VAB = VA + VB = 100

VB = ( - VAB) = (100 - 100) = 0

61

Copyright © 2013 by Worth Publishers 62

Erklärung des Blocking-Effekts durch das Rescorla-Wagner-Modell

Zusammenfassung des Rescorla-Wagner-Modells

• Lernzuwachs ist proportional zur Differenz der aktuellen Assoziationsstärke und der erwarteten Assoziationsstärke

• Lernen findet nur statt, wenn es eine Diskrepanz zwischen erwarteter und tatsächlicher US-Intensität gibt

• Gibt es mehrere CS, so konkurrieren diese darum, mit dem US assoziiert zu werden

• Modell erklärt zahlreiche Befunde (z.B. Überschattung, Blockierung, konditionierte Inhibition)

66

Was wird gelernt

• S-R Lernen oder S-S Lernen?

• Kontiguität oder Kontingenz?

• Konditionierte Inhibition und Blocking

Das Rescorla-Wagner-Modell

Probleme für das Modell: Konfigurales Lernen und latente Inhibition

68

Überblick

Probleme des Rescorla-Wagner-Modells

Latente Inhibition

Wiederholte Darbietung des CS vor der eigentlichen Konditionierungsphase (preexposure) führt zu langsamerer Konditionierung

69 Gluck, Mercado and Myers: Learning and Memory, First Edition Copyright © 2008 by Worth Publishers

Lidschlagkonditionierung bei Kaninchen

Probleme des Rescorla-Wagner-Modells

Latente Inhibition

• Präexpositions-Effekt wird nicht durch Rescorla-Wagner-Theorie vorhergesagt

70

= .2

Vor der Darbietung des CS:

VA = 0

Trial 1: Klick allein, d.h. = 0

VA = .20(0 – 0) = 0

VA = 0

V = ( - V)

Kann durch Zusatzannahme erklärt werden, dass vorherige Darbietung des CS dessen Salienz und damit die Lernrate reduziert

US-Modulation vs. CS-Modulation

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US-Modulations-Theorie (Rescorla-Wagner) Merkmale des US (Grad der Vorhersagbarkeit) modulieren Lernen

Erwarteter US kein Lernen

Unerwarteter US Lernen

Je größer die Salienz eines CS umso mehr Aufmerksamkeit wird ihm zugewandt (und umso weniger werden andere CS beachtet)

CS-Modulations-Theorie (Mackintosh, 1975) Merkmale des CS (z.B. Salienz) modulieren Lernen

Informativer CS (der US gut vorhersagt) hohe Salienz ()

Wenig informativer CS geringe Salienz ()

Alternative Erklärungen: Aufmerksamkeitstheoretische Ansätze

• Hypothese von Mackintosh (1975):

– Je besser ein CS den US vorhersagt, umso größer wird seine Salienz umso mehr wird er (auf Kosten anderer potentieller CS) beachtet

• Erklärt latente Inhibition:

– Während CS-Präexposition lernt Lebewesen, dass der CS keinen Informationsgehalt hat und beachtet ihn daher nicht mehr

• Erklärt Blocking-Effekt:

– Phase 1: CS1 gewinnt an Informationswert (da er US vorhersagt) Salienz steigt CS1 wird stärker beachtet

– Phase 2: CS2 hat keinen zusätzlichen Informationswert geringe Salienz wird nicht beachtet keine Konditionierung

72 Mackintosh, N.J. (1975). A theory of attention: Variations in the associability of stimuli with reinforcement. Psychological Review, 82, 276-298.

Probleme des Rescorla-Wagner-Modells Lernen von Reizkonfigurationen (Patterning)

• Rescorla-Wagner: bei zusammengesetzten Reizen (compound stimuli) ist die Assoziationsstärke für die Kombination (CS1+CS2) gleich der Summe der Assoziationsstärken der einzelnen CS

• Aber: viele Befunde sprechen dafür, dass bei zusammengesetzten Reizen die einzelnen CS nicht isoliert voneinander konditioniert werden

73

Positives Patterning

CS1 & CS2 US CS1 ¬US CS2 ¬US

Negatives Patterning

CS1 US CS2 US CS1 & CS2 ¬US

Probleme des Rescorla-Wagner-Modells

Lernen von Reizkonfigurationen (Patterning)

Kein Schock

Licht

Schock Ton

Licht

Schock Ton

Schock Licht

Kein Schock Ton

Licht

Ton Kein

Schock

• CR wenn Licht und Ton • Keine CR, wenn Licht oder Ton allein

• CR wenn Licht oder Ton allein • Keine CR, wenn Licht und Ton

Kann nicht durch Bildung isolierter (additiver) CS-US-Assoziationen erklärt werden, sondern gelernt werden Reizkonfigurationen!

Positive patterning Negative patterning

Aber:

Aber:

74

Probleme des Rescorla-Wagner-Modells

Lernen von Reizkonfigurationen (Patterning)

• Negatives Patterning bei der Lidschlag-Konditionierung von Kaninchen (Kehoe, 1988)

75

Kontextkonditionierung

• CS als auch US können mit Kontextreizen assoziiert werden (z.B. Käfigumgebung, Gerüche, Hintergrundgeräusche)

• Evidenz für Kontext-CS-Assoziation

– CS löst stärkere CR aus, wenn er im gleichen Kontext dargeboten wird wie bei der Konditionierung (Bouton & Bolles, 1985)

• Evidenz für Kontext-US-Assoziation

– Ortspräferenz: Wenn Ratten in einem bestimmten Teil eines Labyrinths Futter erhalten, halten sie sich länger dort auf

– US-Präexpositionseffekt: Konditionierung eines CS ist langsamer, wenn der US wiederholt vor der Konditionierung allein im Kontext präsentiert wurde US wird bereits aufgrund des Kontexts erwartet nach R-W geringes Lernen (Domjan & Best, 1980)

80

Zusammenfassung einiger wichtiger Lernparadigmen

82