Kleiner Leitfaden f. soz. Netzwerke

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Netzwerke knüpfen Ein kleiner Leitfaden Gernot Ačko, Alexander Eberl, Christine Rudolf Netzwerk-Workshop: 29. - 30. April 2008

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Netzwerke knüpfen

Ein kleiner Leitfaden

Gernot Ačko, Alexander Eberl, Christine Rudolf

Netzwerk-Workshop: 29. - 30. April 2008

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1. Welcher Netzwerktyp erscheint mir aufgrund meines Anlassthemas als geeignet?

QUELLE: Uwe Elsholz u.a. [Hrsg.]: Kompetenzentwicklungsnetzwerke. Konzepte aus gewerkschaftlicher, berufsbildender und sozialer Sicht. Berlin 2004.

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1. Welcher Netzwerktyp erscheint mir aufgrund meines Anlassthemas als geeignet?

Beispiele:

• Eine Betriebsrätin stellt fest, dass es in ihrer Branche und Region unzureichende Weiterbildungsangebote für die KollegInnen gibt.Sie initiiert zunächst ein soziales Optionsnetzwerk (regionaler BetriebsrätInnen-Stammtisch), um mit anderen BetriebsrätInnen Erfahrungen auszutauschen – z.B. bereits abgeschlossenen Betriebsvereinbarungen zur Weiterbildung.In weiterer Folge starten einige BRs gemeinsame Projekte zu spezifischen Weiterbildungsangeboten in der Branche/Region (Wandel zu einem Projektnetzwerk).

• Ein Personalvertreter einer Gemeinde ist zunehmend mit Ausgliederungen in seinem Bereich konfrontiert. In diesem Bereich gibt es bereits Unternehmen als private Anbieter, in denen BetriebsrätInnen existieren. Da er nicht möchte, dass sich die Gehaltsstrukturen und Arbeitsbedingungen der KollegInnen in den ausgegliederten Bereichen massiv verschlechtern, möchte er mit den BetriebsrätInnen gemeinsam daran arbeiten.Er initiiert zunächst ein Projektnetzwerk zum Thema Gehaltsstrukturen und zieht auch VertreterInnen der betroffenen Gewerkschaften hinzu.

• Eine Gewerkschaftssekretärin beschäftigt sich seit längerer Zeit mit dem Thema „Verlängerung der Ladenöffnungszeiten und Auswirkungen auf die Beschäftigten sowie deren Umfeld“.Sie initiiert ein politisches Aktionsnetzwerk gemeinsam mit betroffenen BetriebsrätInnen, NGOs (z.B. Elternvereine in Schulen und Kindergärten) und VertreterInnen aus Parteien, die sich für das Thema interessieren.Ziele sollen sein: Aufklärungsarbeit und Entwicklung gemeinsamer Handlungsstrategien (z.B. Kampagne zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Arbeitszeitverlängerungen).

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2. Welche persönlichen Kontakte habe ich bereits, die ich für mein Netzwerk nutzen kann?

Durchführung einer persönlichen Netzwerkanalyse:

Mein Netzwerk als BR zeichnen, um bereits bestehende Kontakte bewusstund sichtbar zu machen:

a) Zeichne ein Symbol in die Mitte eines Blattes, das dich selbst darstellt.

b) Zeichne Symbole für Personen und/oder Organisationen im Umfeld, mit denen dubereits Kontakte im Zuge deiner Betriebsrats- bzw. Gewerkschaftsarbeit (auch zu NGOs undpolitischen Playern) pflegst.

c) Verbinde die Symbole durch Linien: - doppelte Linie = intensiver Kontakt - einfache Linie = weniger intensiver Kontakt

Auch die Symbole im Umfeld können miteinander verbunden sein, soweit sie miteinander zutun haben.

d) Notiere auf den Linien, welche Themen euch verbinden. So wird sichtbar, welcheKontakte für dein Thema und das dementsprechende Netzwerk am besten nutzbar sind.

e) Markiere in Hinblick auf Dein Thema sichtbar, welche Deiner Kontakte Opinion Leader(Informationspools) bzw. Opinion Broker (Meinungsbildner) sind, welche Du unbedingt in DeinNetzwerk mit ein beziehen solltest.

f) Danach stell dir folgende Fragen und schreib oder zeichne symbolhaft die Antworten dazu:- Welcher Kontakt soll verstärkt werden (im Hinblick auf mein Thema/Netzwerk)?- Wo fehlt eigentlich etwas (notwendige Kontakte für mein Netzwerk)?

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3. Wie gründe ich ein Netzwerk?

Die 3 Phasen von Netzwerken

Die Gründung eines gezielt installierten Netzwerkes läuft in der Regel in drei Phasen ab.Die Initiierungsphase ist für die Gründung am wichtigsten!Für ein erfolgreiches und stabiles Netzwerk, welches über einen längeren Zeitraum hinweg aufrecht erhalten werden soll, muss man von Anfang an die Stabilisierungs- und Weiterentwicklungsphase mit bedenken.Hier eine graphische Darstellung, die verdeutlicht, dass nach jeder Phase ein Abstieg erfolgen kann, wenn nicht einzelne Schritte beachtet werden:

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3. Wie gründe ich ein Netzwerk?Die Initiierungsphase

Einbeziehung von AktivistInnen (Kerngruppe):• AnsprechpartnerInnen aus persönlicher Netzwerkanalyse (v.a. Opinion Leader + Broker)• Gemeinsames Treffen mit Vorstellung des Themas und zum Abstecken der ersten Ziele• Kerngruppe übernimmt Organisation/Moderation des Netzwerkes (Arbeitsaufteilung)

Interessensgruppen definieren (Zielgruppe):• In Kernguppe Zielgruppe für das Thema und zusätzlich nützliche AnsprechpartnerInnen identifizieren

(BetriebsrätInnen, KollegInnen, Bildungsträger/ExpertInnen, PartnerInnen aus Gewerkschaft/Politik/NGOs, etc.)• Es sollen möglichst verschieden Kernkompetenzen vorhanden sein – „über den Tellerand schauen“• Jedes Kerngruppen-Mitglied sollte dazu auch seine persönlichen Netzwerke nützen (Netzwerkanalyse!)

Auftaktworkshop/Präsenzveranstaltungen organisieren:• NetzwerkakteurInnen wird dadurch Kennen lernen und Erfahrungsaustausch ermöglicht• Folgende Aufgaben hat die Kerngruppe dabei:

- Thema für Veranstaltung festlegen („knackig“ formuliert) – Aktuelles, was für die Zielgruppe ansprechend erscheint (kann, muss aber nicht eindeutig mit dem Anlassthema zu tun haben)

- Zeit, Raum und Rahmenbedingungen festlegen/organisieren (auch kleines Buffet zur Stärkung einplanen)

- notwendige ReferentInnen zum Thema u. ModeratorInnen ansprechen/organisieren

- potenzielle TeilnehmerInnen (Zielgruppe) ansprechen und informieren (Flugblatt/Einladung gestalten und verteilen/versenden; Tipp: persönlich Gespräche zusätzlich sind oft ziel führender)

- Methodik für die Veranstaltung einplanen, die eine Beteiligung u. Mitsprache der Zielgruppe gewährleistet: Diskussion zum Thema einplanen u. entsprechende Fragen vorbereiten; mit Plakaten arbeiten

(alternative Beteiligungsmethoden für Erarbeitung von gemeinsamen Zielen/Handlungsstrategien zum Thema: “World Café“, Open Space, „Real Time Strategy Change“, oder einfach Bienenkörbe mit Brainstorming)

• Bei der Veranstaltung: Personen ansprechen, welche vielleicht aktiv am Netzwerk und zum Thema weiter mitarbeiten wollen!

• Anwesenheitsliste für E-Mail-Adressen/Kontaktmöglichkeit auflegen (wichtig für weitere Netzwerktreffen)

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3. Wie gründe ich ein Netzwerk?Die Initiierungsphase

Abstimmung der Erwartungshaltung und Ziele (Folgeveranstaltung/Netzwerktreffen):• Bei der Auftaktveranstaltung soll bereits am Ende angekündigt werden, dass es nun weitere Netzwerktreffen

geben wird und TeilnehmerInnen dazu eingeladen werden.• Nun erfolgt die Klärung der Erwartungen und Ziele an das Netzwerk (Nutzen deutlich machen; evet. für einen

Input ExpertIn einladen, der/die schon Erfahrungen mit Netzwerken aus der Praxis hat)Einigung über erste gemeinsame Themen im Netzwerk (Themenspeicher):• Nachdem der Nutzen anhand der Ziele jetzt geklärt ist, sollen möglichst alle Beteiligten die Chance haben,

Themen ins Netzwerk einzubringen (Rückgriff auf die Ergebnisse der Auftaktveranstaltung gewährleisten)• Auch Netzwerktyp beachten:

- bei sozialen Optionsnetzwerk: Erfahrungsaustausch im Vordergrund- bei Projektnetzwerk: vielleicht von Auftaktveranstaltung schon Themen vorhanden, an denen aktiv gearbeitet werden soll (in Planung der Netzwerktreffen immer mit einbeziehen)- bei politischen Aktionsnetzwerk: auf aktuelle Themen im Bereich/in der Branche achten und Aktionsplanung dazu bewerkstelligen

Abstimmung der Aufgabenverteilung (Moderation, Öffentlichkeitsarbeit, benötigte Infrastruktur):• Bei den Netzwerktreffen neue Personen in die Kerngruppe einbeziehen • ansonsten erfolgt die Aufteilung und Organisation innerhalb der Kerngruppe (verschiedene Kernkompetenzen

machen das Netzwerk interessanter und ziehen neue Leute an)• Wer übernimmt die Moderation des Netzwerkes und wer stellt die Verbindung zu wichtigen Kontaktpersonen

her? (erste Ansprechperson/en; Betreuung des E-Mail-Verteilers; Versenden von Infos u. Einladungen zu Netzwerktreffen)

• Wer kann die Organisation der Netzwerktreffen übernehmen? (Einladung formulieren; Organisierung von ReferentInnen) UND: Klärung in welcher Regelmäßigkeit Treffen stattfinden sollen!

• Wer dokumentiert die Ergebnisse der Netzwerktreffen? (für Öffentlichkeitsarbeit u. Entwicklung von Handlungsstrategien)

• Wer kann evet. eine Homepage für das Netzwerk gestalten und betreuen? (benötigte Infrastruktur beachten)• Wer hat Kontakte zu Personen/Organisationen, welche regelmäßig eine kleine Infrastruktur zur Verfügung

stellen können? (Raum, evet. kl. Buffets, Nutzung von PC, Internet, Telefon)

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Regeln im Netzwerk (Spielregeln) festlegen:• Dies sollte Thema beim ersten Netzwerktreffen oder zumindest innerhalb der Kerngruppe sein• Auch wenn es in einem sozialen Netzwerk kaum Spielregeln gibt, um es möglichst offen zu halten, gibt es

trotzdem Grenzen, die man sich bewusst machen sollte (z.B. ist das BR-Netzwerk offen für VertreterInnen der Geschäftsführungseben)

• Nach dem Motto „Über den Tellerand blicken“ sollten sich die TeilnehmerInnen folgende Fragen stellen:

- Was ist der Teller? (Thema, Netzwerktyp, Zielgruppe)

- Wo ist der Tellerrand? (inwieweit Öffnung für andere Personen außerhalb der Zielgruppe)

- Wo ist der Tisch, auf dem der Teller steht zu ende? (Themen, die zu Konflikten führen und die Zusammenarbeit gefährden können – Berücksichtigung der Bedürfnisse der TeilnehmerInnen)

Virtuelle Vernetzung klären:• Homepage ja oder nein?• Wie funktioniert der Kontakt mit den Netzwerk-TeilnehmerInnen außerhalb der Treffen? (E-Mail-Verteiler;

Internetplattform mit Diskussionsforum)• Was ist evet. mit Personen, die keine Internet haben?• Was ist mit Personen, die weiter weg wohnen oder nicht regelmäßig teilnehmen können, aber über

Inhalte der Netzwerktreffen informiert werden möchten?• Für ein überregionales Netzwerk, wo Treffen nur selten möglich sind, ist eine Art von virtueller

Vernetzung eigentlich notwendig!• Trotzdem gilt: der persönliche und möglichst regelmäßige Kontakt und Austausch ist ziel führender und

hält das Netzwerk am Leben!

3. Wie gründe ich ein Netzwerk?Die Initiierungsphase

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3. Wie gründe ich ein Netzwerk?Die Stabilisierungsphase

Damit es nach der Auftaktveranstaltung und den ersten paar Netzwerktreffen nicht zum „Zerbröckeln“ des Netzwerkes kommt, ist eine Reflexion der Initiierungsphase innerhalb der Kerngruppe wichtig und hilfreich (z.B. nach den ersten 3 Netzwerktreffen bzw. in regelmäßigen Abständen).

Dazu sollte die Kerngruppe folgende Fragen diskutieren:• Hat sich das notwendige Vertrauen, dass für erfolgreiche Netzwerkarbeit notwendig ist, gegenüber den

anderen NetzwerkakteurInnen entwickelt? (innerhalb der Kerngruppe und zu „äußeren“ TeilnehmerInnen und evet. involvierten Organisationen) - Vertrauen wird gewährleistet durch:

- Beteiligung und Mitsprache ALLER sichern

- Erarbeitung von u. Weiterarbeit an gemeinsam vereinbarten Themen gewährleisten

- positive gemeinsame Erfahrungen: Erstellung von Positionspapieren/Arbeitsmaterialien, Konzepte für Seminare, gemeinsame Aktionen etc.

• Gibt es Schließungstendenzen nach außen im Netzwerk? (sichtbar z.B. durch Wegfallen von TeilnehmerInnen, die eigentlich erst kürzlich dazu gekommen sind) - Um das Netzwerk wieder zu öffnen:

- Aktive Werbung für das Netzwerk (z.B. kleine Kampagne) und die Teilnahme

- Miteinbeziehen von Neuankömmlingen bei Treffen gewährleisten• Wie funktionieren die Austauschbeziehungen im Netzwerk? (innerhalb der Kerngruppe u. allen Beteiligten) –

daraus resultiert der Nutzen für die TeilnehmerInnen - Wird gewährleistet durch:

- handlungsorientierte und praxisbezogene Gestaltung der Themen

- regelmäßige Treffen mit Themenschwerpunkten (Themenspeicher berücksichtigen)

- Jeder/Jede soll zu Wort kommen – Erfahrungsaustausch ermöglichen!• Wie funktioniert die Weiterarbeit an den gemeinsam gesteckten Zielen?

- auch bei Netzwerktreffen: Ziele in Erinnerung rufen u. mögliche Hemmnisse für Zielerreichung offen zur Sprache bringen!

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Mit der Zeit ergibt sich in einem Netzwerk oft durch veränderte Lebensumstände oder Interessen der

TeilnehmerInnen eine „natürliche Fluktuation“. Außerdem besteht ja eine Gefahr der Abschottung

nach außen, wenn das Netzwerk nur an die Bedürfnisse der bereits bestehenden Netzwerkmitglieder

angepasst wird. Vielleicht ist aber auch das Anlassthema, zu dem das Netzwerk initiiert wurde, nicht

mehr aktuell.

Will man, dass das Netzwerk fortbesteht und neue Sichtweisen eröffnet werden, muss das

Netzwerk fortentwickelt werden. Neben einer regelmäßigen Reflexion (siehe Stabilisierungsphase)

sollte sich die Kerngruppe nach einer Zeit dazu folgende Fragen stellen:

• Was ist momentan in unserer Branche/zu unserem Thema aktuell?

• Welche Probleme beschäftigen die BRs/Gewerkschaft etc. in unserem Bereich?

• Gibt es neue Themen, zu denen wir vielleicht wieder eine größere Veranstaltung machen könnten?

• Wer könnten mögliche neue AnsprechpartnerInnen für diese Themen sein?

• Wie können wir an bisher diskutierten Themen weiterarbeiten?

Auch die Spielregeln und Verfahrensweisen sollten adaptiert werden:

• Sind unsere Spielregeln noch adäquat bzw. für TeilnehmerInnen transparent genug?

• Müssen wir unsere bisherige Verfahrensweise im Netzwerk adaptieren? (z.B. Gestaltung u. Regelmäßigkeit der Netzwerktreffen, der Einladungen, des Kontaktaufbaus zu neuen TeilnehmerInnen)

Um neue Sichtweisen und Inputs zu bekommen, sollte auch die Kerngruppe von Zeit zu Zeit

erweitert/erneuert werden:

• Wen unserer Kontakte könnten wir mit einbeziehen?

• Wer der bisherigen TeilnehmerInnen würde sich vielleicht gerne aktiv an der Organisation beteiligen?

• WICHTIG: Mitbestimmung der neuen NetzwerkakteurInnen sichern!

3. Wie gründe ich ein Netzwerk?Die Fortentwicklungsphase

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Und nicht vergessen: