Klimabündnis Zeitschrift Herbst 2011

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klima bündnis ZEITSCHRIFT VON KLIMABüNDNIS öSTERREICH 03/2011 Foto: WearFair / Südwind Verlagspostamt 1150 WIEN – P.B.B. – GZ02Z031986M Faire Mode WearFair mehr als eine Messe ... S. 4 Faire Aussichten Anders Wirtschaften ... S. 5 Wälder bewahren das Leben ... S. 6 Siedlungsstrukturen von morgen ... S. 13 Faires Miteinander Doppelpass in St. Johann im Pongau ... S. 7 Klimahüllen vom Weißensee ... S. 11 Fair führen & Fair handeln

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Zeitschrift des Klimabündnis Österreich. Mit Infos, Porträts und Berichten von und über Klimabündnis-Gemeinden, Klimabündnis-Kindergärten & Schulen sowie Klimabündnis-Betrieben.

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Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Klimabündnis Österreich, Hütteldorfer Straße 63-65 / Top 9-10, A-1150 Wien, T: 015815881, E: [email protected] • Redaktion: Brigitte Drabeck, Hannes Höller, Johann Kandler, Petra Muerth, Christian Salmhofer, Anna Schwerzler, Robert Stögner, Andreas Strasser • AutorInnen: Maria Hawle, Martina Nagl • Graphik & Layout: Andreas Strasser • Anzeigen: Elfriede Hecher • Druck: aPrint, Klagenfurt, mit Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe • Papier: Recyclingpapier aus 100% Altpapier • Erscheinungsweise: 4 mal jährlich • Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Die Zeitschrift klimabündnis dient der Information aller PartnerInnen, MitarbeiterInnen der beigetretenen Gebietskörperschaften, der tragenden Organisationen, der miteingebundenen Initiativen und Gruppen sowie allgemein an den Themen Klimaschutz, Umwelt- und Entwicklungspolitik Interessierter. © Wien 2011 für alle Beiträge bei Klimabündnis Österreich.

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Neu beigetretene Kindergärten und Schulen:• Niederösterreich: HS Wolfsbach und VS Würflach.• Oberösterreich: Volksschule Roith-Ebensee.

In Österreich haben sich alle Bundesländer, über 920 Städte und Gemeinden, über 600 Betriebe und rund 260 Schulen und Bildungseinrichtungen dem Klimabündnis angeschlossen.

Neu beigetretene Betriebe:• Oberösterreich: Bella Flora Gartencenter GmbH – Marktfiliale und Zentrale, Haberkorn Ulmer GmbH (alle Leonding), Blumen Nussbaumer GmbH (Pinsdorf), Kleider machen Leute e.U., Spirali Gastro KG, Vega Nova Biotop Schuh und Möbel GmbH (Linz), PAUAT Architekten ZTGmbH (Wels). • Kärnten: weissenseer – Building Intelligent Skins (Weißensee).• Wien: Weatherpark GmbH und digiDruck.at.

Neu beigetretene Gemeinden: • Niederösterreich: Haag, Inzersdorf-Getzersdorf und Kilb. • Oberösterreich: Reichraming.

Willkommen im Klimabündnis!

Neu im Klimabündnis: Stefanie Greiter (l.) ist schon seit mehr als 12 Jahren bei Klima-bündnis Steiermark als Referentin für Schulen und Kindergärten tätig. Seit August ist sie Pro-jektleiterin des Projektes „Klimaschutz im Kin-dergarten“. Michaela Hauer (m.) führt seit 2009 Schulworkshops zu den Themen Energie, Klima und Mobilität für das Klimabündnis in Wien, Niederösterreich und Burgenland durch. Anfang September übernahm sie die Wien- & Bezirks-betreuung, die Leitung von EU-Projekten und die Koordination der Klimastaffel. Martina Nagl (r.), seit 1999 im Klimabündnis tätig, leitet von 2001 - 2009 die Zweigstelle Niederösterreich, seit 2009 bei Klimabündnis Österreich in Wien den Bereich Bodenschutz und Bodenbündnis. Im Mai wurde sie in den Vorstand des europäischen Bodenbündnis gewählt.

„FREUDE AM KLIMAScHUTZ!“... das ist das Motto der Klimabündniskonferenz am 19. Oktober in Wels. Unter diesem Motto bietet sich natürlich das neue WELIOS (Welser Science center) mit seinem spielerischen und neugierweckenden Ansatz als Veranstaltungsort an. Auch die Referate und konkreten Beispiele der Tagung werden das Positive

und Lustvolle am Klimaschutz hervorkehren. Lange ge-nug war das Thema im staubigen Verzichtswinkel und mit Verboten überfrachtet. Es ist Zeit, die mit dem Kli-maschutz gewonnene Lebensqualität und Freude in den Mittelpunkt zu stellen. Dazu passt es natürlich, dass das Klimabündnis Oberösterreich sein 20-jähriges Bestehen feiert. Bei dieser Veranstaltung wollen wir uns bei allen Mitgliedern und Engagierten sehr herzlich bedanken.

Eine weitere Veranstaltung in Oberösterreich, die indi-viduelle Lebensqualität betont, ist die Wearfair. Heuer vom 30.09 bis 02.10. in der ehemaligen Tabakfabrik Linz. Zum vierten Mal zeigt sie, wie Frau und Mann gut aussehen und gleichzeitig auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit ach-ten können. Mehr als 130 ökofaire Labels, eine FAIRzaubernde Modenschau und vieles mehr laden zum genussvollen nachhaltigen Shoppen ein.

Natürlich wird es auch Platz für kritische Fragen geben. So wird die erstmalige E-Mobilitätsschau von der Podiumsdis-kussion „e-Mobilität – Mehr Schein, als Sein“ begleitet, denn bekanntlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Aus unserer globalen Verantwortung heraus müssen wir uns natürlich auch grundsätzliche Fragen über unseren energie- und materialverschwenderischen Lebensstil stellen. Zu schnell und voreilig ist unser erhobener Zeigefinger oft bei den „Anderen“, den chinesInnen, den AmerikanerInnen. Ein selbstkritischer Blick wäre öfters gefragt auf politischer, wirtschaftlicher oder aber privater Ebene.

Trotzdem, oder auch deshalb bin ich ganz bei den Wor-ten von Pierre Stutz – „Es kommt auf mich an, aber es hängt nicht von mir ab“ – und wünsche damit allen Kli-maschutzengagierten viel Freude und Kraft. Es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen Men-schen, aktiv zu sein, auch wenn wir vielleicht nur einen kleinen positiven Beitrag zu diesem zukunftsentschei-denden Thema leisten können – es macht aber jeden-falls nachhaltig Freude ;)

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www.klimabuendnis.at

Titelfoto: Mode mit Bewusstsein – für die Rohstoffe, die Umgebung, aus der sie kommen, für die Menschen, die die Kleidungsstücke herstellen – mehr davon gibt es bei der WearFair 2011 in Linz von 30. September bis 2. Oktoberund auf den Seiten 4 und 5.

Norbert raiNerRegionalstellenleiter Klimabündnis Oberösterreich

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Neu beigetretene Gemeinden: • Niederösterreich: Grafenegg, Krummnußbaum undSeebenstein. • Oberösterreich: Eferding, Enns, Neuhofen im Innkreis. • Wien: Ottakring.

Willkommen im Bodenbündnis!

Dem Bodenbündnis haben sich bisher 96 Gemeinden und mit Ottakring der erste Bezirk angeschlossen.

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Das Europäische Bodenbündnis wur-de in enger Kooperation und als Er-

gänzung zum Europäischen Klimabünd-nis gegründet. In der Eröffnungsrede der Konferenz zum Thema „Boden schreibt Geschichte“, an der über 80 ExpertInnen aus sieben Staaten teilnahmen, betonte christian Steiner, Vorstandsvorsitzender des Europäischen Bodenbündnis, die Vielfalt der Bodenfunktionen und die herausragende Rolle der Gemeinden für Bodenschutz und Bodenbewusstsein.In der Osnabrücker Erklärung fordert das Bodenbündnis unter anderem,

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Martina Nagl (2. Reihe, r.). vom Klimabündnis war eine von über 80 ExpertInnen aus sieben Ländern bei der Bodenbündnis-Konferenz in Osnabrück

„ Eingriffe in Böden mit Archivfunktionen möglichst gering zu halten. Kommunen sollten alle verfügbaren Instrumente zur Eingriffsminimierung ausschöpfen.“

In der Festrede betonte Walter Huber, Mitinitiator von ELSA (European Land and Soil Alliance) vor genau zehn Jahren und ehemaliger Direktor des Ressorts für Umwelt, Energie und Raumordnung der Autonomen Provinz Bozen, dass der Boden alle Rohstoffe, die wir zum Leben und für unsere Wirtschaft brauchen, enthalte. Alle seltenen Erden seien die Elemente der Technologien von morgen. Der Boden erfahre derzeit noch relativ geringe Aufmerksamkeit in der öffent-lichen Wahrnehmung. „Wir müssen ei-nen gesamtheitlichen Umgang mit dem Boden anstreben und uns eine Kultur im Umgang damit aneignen. Lernen wir also

10 Jahre Europäisches Bodenbündnis (ELSA e.V.) und 10. Internationale Jahrestagung im Bodenmuseum in Osnabrück

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wieder, zu Fuß zu gehen und uns bewusst zu werden, dass wir ein Teil dieser Natur sind. Wir brauchen PartnerInnen auf al-len sozialen, politischen, wirtschaftlichen und technischen Ebenen, um eine Boden-kultur einzuleiten.“ Bodenbündnis-Gemeinden setzen durch ihren Beitritt einen ersten Schritt. Sie treten für einen behutsameren Umgang mit der wertvollen, nicht vermehrbaren Ressource Boden ein. Dem Europäischen Bodenbündnis sind in Österreich bereits 96 Gemeinden beigetreten.

MartiNa Nagl

info! www.klimabuendnis.at> Projekte> Bodenbündniswww.bodenbuendnis.or.atwww.bodenbuendnis.orgwww.unserboden.at

Bodenbündnis-Lehrgang In Krummnußbaum in NÖ und im Steirischen Vulkanland fand im Frühjahr der dritte Bodenschutz-Lehrgang statt. 23 Absol-ventInnen konnten ausgezeichnet werden. 2009 waren es sieben, 2010 bereits 15 AbsolventInnen. Ein toller Erfolg und ein Zeichen für wachsendes Bodenbewusstsein in den Ge-meinden. Der Bogen spannte sich u.a. von Gemeindeplanung, Ortskernbelebung und Siedlungserweiterung bis hin zu Ver-schuldung der Gemeinden durch Zersiedelung, Hochwasser-abwehr, Bodenqualität und Bodenrecht. Der nächste Lehrgang „KommunaleR Bodenschutzbeauftrag-teR“ findet im Frühjahr 2012 statt. MartiNa Nagl

info! [email protected], Tel: 01 / 581 58 81

Bodenverlust Sägen wir am eigenen Ast?Die Bedeutung von Boden und Boden-schutz als lebenswichtige Grundlage und Ressource und als Faktor im Klimaschutz.

Freitag, 11. November 201114:00 – 18:00 UhrImpuls- und Informationsveranstaltung für Bo-denschutz und Bodenbündnis im Bundesland Salzburg.info! www.bodenbuendnis.org

Astrid Korntner, eine der AbsolventInnen des diesjährigen Lehrgangs, aus Bruck-Waasen/OÖ, bei der Überreichung der Urkunde (v.l.: Martina Nagl, Lehrgangsleiterin Gerlind Weber, r.: Klimabündnis-Geschäftsführer Peter Molnar).

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Shopping mit gutem Gewissen – das macht die von Südwind und dem

Klimabündnis Oberösterreich ausge-richtete WearFair in der Tabakfabrik heuer bereits zum vierten Mal möglich. Das Interesse und die BesucherInnen-zahlen steigen jedes Jahr. „Im Vorjahr kamen wir bereits auf über 4.000 BesucherInnen. Das zeigt, dass sich

die Messe etabliert hat“, so Norbert Rai-ner vom Klimabündnis Oberösterreich. Die WearFair ist zu einer Plattform für Menschen geworden, die zukunftswei-sendes Design mit nachhaltigem Le-bensstil verbinden.Mehr als 130 angesagte und nachhal-tige Modemarken aus ganz Europa werden bei der diesjährigen Messe be-weisen, wie vielfältig und umfassend das Angebot an fairer und ökologischer Mode bereits geworden ist. Von Eco De-lux bis Streetwear, von Business- bis All-tagskleidung – die WearFair 2011 infor-miert KonsumentInnen über Mode aus garantiert sozial verantwortlicher und

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ökologischer Produktion. Höhepunkt ist die WearFair Modenschau am Freitag, dem 30. September (20 Uhr). Direkt im Anschluss gibt’s die WearFair Shopping Night bis 22 Uhr.

Ende September, Anfang Oktober findet in Linz WearFair statt. Die Messe für faire und ökologische Mode ist Teil einer europaweiten Initiative.

5 Gründe für faire Mode Ökofaire Mode schont Ressourcen und verbessert die Lebensbe-dingungen der Menschen in den Produktionsländern. Was man von konventionell hergestellter und vertriebener Kleidung nicht sagen kann, wie die folgenden Zahlen belegen:

1. Wasserverschwendung: Für die Produktion von 1 kg konventioneller Baumwolle werden bis zu 29.000 Liter Wasser benötigt.

2. Chemie-Keule: Auf 3 Prozent der weltweiten Agrarfläche wird Baumwolle konventionell angebaut. Gleichzeitig wird aber 1/4 der weltweit eingesetzten Pestizide und Insektizide auf dieser Fläche ausgebracht.

3. Tödliche Gefahr: Jährlich sterben 20.000 Menschen an Vergiftungen durch Pestizide wie z.B. Endosulfan, die bei der Produktion von T-Shirts aus Baumwolle verarbeitet werden.

4. Energieverbrauch: Die Rohbaumwolle für ein Kleidungsstück kommt aus den USA, der Polyesterfaseranteil aus Fernost, gewebt wird in Deutschland und ge-schneidert in Tunesien. Wird dieses Stück bei uns verkauft, hat es bereits rund 19.000 Kilometer (drei Erdumrundungen) zurückgelegt.

5. Ausbeutung: Die Bekleidungsindustrieist v.a. in Asien geprägt durch 70-Wochen-Stunden, extrem niedrige Löhne, 12-18 Stunden-Arbeitstage ohne Pausen, das Verbot und die Verhinderung gewerkschaftlicher Organisierung und Kinderarbeit.

Johannes Heiml von Südwind, Anna Hammel (Miss Austria 2009), Moderatorin Dagmar Hager (Live Radio) und Norbert Rainer (Klimabündnis Oberösterreich) bei der WearFair 2010.

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Anders WirtschaftenDie traditionelle Landwirtschaft der in-digenen Völker vom Rio Negro wurde als brasilianisches Kulturerbe anerkannt. Sie gilt als Beispiel für die nachhaltige Nut-zung sensibler Ökosysteme.Vergangenen Juni überreichten Vertre-ter des brasilianischen Instituts zur Be-wahrung des nationalen kulturellen und künstlerischen Erbes – IPHAN – in Santa Isabel am mittleren Rio Negro offiziell die Anerkennungsurkunde an die FOIRN als Repräsentantin der indigenen Völker der Region. Fünf Gründe waren ausschlag-gebend – die Fülle von Wissen und Prak-tiken, die Vielfalt der Kulturpflanzen, der intensive Austausch von Pflanzen und des damit verbundenen Wissens, das Ausmaß der Ernährungssicherheit und die Nach-haltigkeit des Produktionsmodus, der die Erhaltung des Waldes gewährleistet.Jahrelange Studien in Zusammenarbeit mit der Universität chicago und dem französischen Forschungsinstitut IRD haben gezeigt, dass seit mindestens vier-tausend Jahren Landwirtschaft in der Re-gion betrieben wird. Von der wichtigsten Kulturpflanze Maniok wurden 110 Sorten gefunden, darüber hinaus werden weitere 329 Pflanzenarten kultiviert. Der Erhalt dieser Vielfalt ist ein wichtiger Beitrag für die zukünftige Ernährungssicherung, denn die moderne Landwirtschaft ar-beitet nur mit wenigen Sorten und das macht sie verwundbar gegenüber neuen Krankheiten oder Klimaveränderungen. Vielfalt bewahrenFünfhundert Millionen Menschen in Afri-ka und Lateinamerika essen täglich Ma-niok, aber außerhalb Amazoniens werden nur wenige ertragreichere Sorten kulti-viert. Daher ist es wichtig, diesen „Reich-

tum“ zu bewahren und die indigene Form der kombinierten Land-Waldwirtschaft zu erhalten und zu fördern. Ein Maßnahmen-katalog dazu wurde nach der Verleihung in einem zweitägigen Seminar erarbeitet, an dem auch verschiedene Behördenver-treterInnen teilnahmen. JohaNN KaNdler

INFO! klimabuendnis.at

Indigene Landwirtschaft als Kulturerbe anerkannt

Maniokwurzeln werden auf verschiedene Weise täglich konsumiert.

Gemeinsam mit über 20 Loka-len findet heuer zum zweiten

Mal die FIAN Restaurantaktion statt. Dabei haben die Gäste die Möglich-keit, durch den Genuss einer speziell gekennzeichneten FIAN-Speise die Menschenrechtsorganisation FIAN und ihren Einsatz für das Recht auf Nahrung zu unterstützen.

Die Aktion läuft von 16.10. bis 30.11.

Teilnehmende Lokale und mehr über die Aktion unter www.fian.at

Pimp Your Shirt„Wir bieten den BesucherInnen aber auch an, selbst kreativ und aktiv tätig zu werden“, verweist Rainer auf die die Design-Aktionen „Sew&Go“ und den Re-style-Workshop „Pimp Your Shirt“. Unter der Anleitung von DesignerInnen kön-nen kreative und ressourcenschonende Kleidungsstücke selbst gestaltet werden.Neben Mode stehen heuer erstmals auch nachhaltige Trends aus den Be-reichen Mobilität und Wohnen am Pro-gramm. Neben einer E-Mobilitäts-Schau wird auch kontrovers disktuiert. Der Ti-tel der Podiumsdiskussion am Samstag, dem 1. Oktober: „E-Mobilität – Mehr Schein als Sein?“.

Die Initiative WearFairDie Messe für faire und ökologische Mode ist Teil und Aushängeschild der gleichnamigen Initiative von Südwind. Diese berät KonsumentInnen sowie Klein- und Mittelbetriebe. Aufgezeigt werden die Missstände in der globalen Bekleidungsindustrie. Die WearFair-Initiative bietet aber auch Alternativen wie einen Shopping Guide als Orientie-rungshilfe im Gütesiegeldschungel.

info! www.wearfair.at

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Wälder bewahren das LebenIn Manaus (Brasilien) fand der 1. Amazonasgipfel indigener Völker

statt. Klare Worte an die globalen Mächte im Schlussdokument.

Wälder und indigene Gebiete sind die letzten Orte, an denen das Le-

ben in reichhaltiger Form bewahrt wird. AmazonasindianerInnen fordern daher beim 1. Amazonasgipfel indigener Völ-ker in Manaus eine „Politik für das Le-ben“ und nicht zur Gewinnsteigerung.Das UN-Jahr der Wälder erinnert an deren große und vielfältige Bedeutung – sei es als Klima- und Wirtschaftsfak-tor, ob ihrer Ökosystemleistungen, des Artenreichtums oder als Lebensraum indigener Völker. Nichtsdestotrotz schreitet die Zerstö-rung – insbesondere der Regenwälder in Südostasien, Afrika und Lateiname-rika – voran, um die unersättliche Ener-gie- und Rohstoffgier der Konsumwelt zu bedienen.

Der Auftrag von ManausBeim 1. Amazonasgipfel der indigenen Völker Mitte August in Manaus, der vom indigenen Dachverband cOIcA*) organisiert wurde, setzten sich an die 300 TeilnehmerInnen aus neun Ländern mit aktuellen Problemen auseinander.Besorgt stellten sie im Schlussdoku-ment fest: „Die globalen und nationalen Machthaber sind nicht bereit, die schwere Klima- und Umweltkrise zu stoppen, son-dern wollen die Gelegenheit zu grünen Geschäften nutzen und gefährden damit alle Formen des Lebens.“ Und weiter sinngemäß: „Wir verurteilen die scheinheiligen und widersprüchlichen Aussagen und Projekte für eine nachhal-tige Entwicklung, die von der fortschrei-tenden Zerstörung ablenken sollen.“

Die Indigenen fordern wiederholt die Anerkennung aller ihrer Gebiete und die Unterstützung ihrer Projekte, die nicht die Vermarktung sondern die Be-wahrung der natürlichen Ressourcen zum Ziel haben.

Indigenes REDD Ein weiteres Thema war die Diskussion um REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation), ein Instrumentarium aus der internatio-nalen Klimadiskussion, dass Emissionen aus der Waldzerstörung reduzieren soll. Die Positionierung dazu ist sehr zwie-spältig. Auf der einen Seite wollen die indi-genen Völker für ihre Schutzanstren-gungen kompensiert werden und das Geld brauchen sie dringend für Inve-stitionen in Gesundheit und Bildung. Auf der anderen Seite ist ihnen nicht klar, welche Auswirkungen eine ver-tragliche Bindung auf ihre Landrechte haben kann. Es hat bereits mehrere Fälle gegeben, in denen Firmen versucht haben, mit indigenen Gemeinden Verträge über den gespeicherten Kohlenstoff abzu-schließen. In dem Abschlussdokument der Konferenz fordern sie deshalb ein „Indigenes-REDD“, das sich an den indi-genen Rechten und den Entwicklungs-plänen der Gemeinden orientiert.Die Beschlüsse und Vorgaben von Manaus dienen als Grundlage für die Teilnahme an der Klimakonferenz in Durban Ende 2011, der Konferenz zur Bi-odiversität 2012 und der großen Rio+20-Konferenz im nächsten Jahr.

thoMas brose | JohaNN KaNdler

info! www.klimabuendnis.at*) Koordination der indigenen Organisationen des Amazonasbeckens

● 1,6 Milliarden Menschen leben weltweit vom Wald

● Zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten sind in Regenwäldern zu finden

● Rund 20% des in die EU importierten Holzes stammen illegal aus den Tropen und werden hier zu (Garten)möbeln, Fenstern & co verarbeitet

● Entwaldung ist für ein Fünftel der weltweiten Emissionen verantwortlich

● Im Amazonasgebiet leben 33 Millionen Menschen, davon sind ca. 1,6 Millionen indigener Herkunft

INFO! www.jahrdeswaldes.at www.un.org/esa/forests

UN-Jahr des Waldes

Marcos Apurina und Edwin Vasquez von der COICA bei der Eröffnung. „Die Menschen müssen sich an die Natur anpassen und das System ändern!“

Thomas Brose mit Raoni, Häuptling der Kaiapo, kämpft seit vielen Jahren gegen den Großstau-damm Belo Monte und hofft auf Unterstützung durch das Klimabündnis. Raoni war bereits mit dem Musiker Sting auf Europa-Tournee.

Informations- und Diskussionsveranstaltung

von Klimabündnis, care, WWF und

Lebensministerium mit

Unterstützung der ADA.

Donnerstag, 3. November im Gobelin Saal des Lebensministeriums, Wien

INFO & ANmelduNg! www.klimabuendnis.at/regenwald

WaldalsWare

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Der Doppelpass mit der GemeindeWie in St. Johann im Pongau die BürgerInnen im Klimaschutz den Ton vorgaben und die Gemeinde nachgezogen ist.

St. Johann, der leider im Jahr 2008 viel zu früh verstorben ist. Und natürlich Altbürgermeister Leo Neumayer“, erin-nert sich die Umweltbeauftragte Karin Schönegger.“Die meisten davon waren Fachleute, mit know-how zu Energie- oder anderen Klimaschutzfragen.“ Die Gemeinde nutzte dieses Netzwerk und schuf die notwendigen Strukturen. St. Johann trat 1998 sowohl dem Kli-mabündnis als auch e5 bei. Zu Beginn stand die Datensammlung. Darauf ba-sierend wurden zwei Klimaschutz-Ziele definiert. 2003 wurde die „Reduktion der cO2-Emissionen bis 2010 um 50%“ und „Die Reduktion des Energieein-satzes bis 2011 um 28%“ ausgerufen. „Beim Energieeinsatz haben wir die selbst gesteckte Vorgabe überfüllt. Bei den Gesamtemissionen ist die Beurteilung schwieriger, da fehlen uns die Daten im Mobilitätsbereich“, so Schönegger. Solarkocher in IndienDie Einbindung der Bevölkerung wur-de konsequent weiterverfolgt. Bestes Beispiel ist der von der Gemeinde aus-gerufene Umweltpreis. Seit dem Jahr 2000 wird alle zwei Jahre der der mit 1.000 Euro dotierte St. Johanner Um-weltpreis verliehen. Bewerben können sich Einzelpersonen oder Gruppen aus der Gemeinde. Dotiert ist der Pries mit 1.000 Euro. Ein Blick auf die Siegerliste

Name: St. Johann im PongauBundesland: SalzburgBezirk: St. Johann im PongauLage: St. Johann im Pongau liegt im Tal der Salzach zwischen den Salzburger Schieferalpen im Norden, den Radstäd-ter Tauern im Südosten und den Ausläu-fern der Ankogelgruppe im Südwesten.EinwohnerInnen: 10.729Klimabündnis-Gemeinde: seit 1998Bürgermeister: Günther Mittererwww.stjohannimpongau.at

Zur Gemeinde

Klimaschutz hat in der Klimabündnis-Gemeinde St. Johann Tradition. Seit

25 Jahren wird in der Bezirkshauptstadt in Salzburg kontinuierlich in den Bereichen Energie, Mobilität und Bewusstseinsbil-dung gearbeitet. Der Impuls für diese Ak-tivitäten kam von den BürgerInnen.„Das Bedürfnis, etwas zu tun, kam aus der Bevölkerung. Wir hatten viele en-gagierte Personen, die etwas bewegen wollten. Allen voran Hans Steinlech-ner – unser erster Umweltberater in

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Wie hat sich das Bewusstsein für Klimaschutz in der Bevöl-kerung verändert?Das Bewusstsein war bei uns – zum Glück – immer schon sehr hoch. Es ist uns wich-

tig, dass wir mit den Klimaschutz-Projekten immer auch direkt an die Bevölkerung heran-treten. Wir sind viel in Schulen unterwegs und arbeiten mit den Kindern. Wir organisieren Veranstaltungen für die Öffentlichkeit und binden gezielt Firmen ein. Wir haben auch einige Klimabündnis-Betriebe, mit denen wir kooperieren.

Wohin führt der Weg in der Zukunft?Gemeindeübergreifende Projekte werden im-mer wichtiger und interessanter. Erfahrungen auf diesem Gebiet haben wir bereits gesam-melt. Das Biomasse-Heizwerk wurde in Koo-peration mit Bischofshofen und Schwarzach errichtet. Der Wasserverband „Obere Enns“ mit den Gemeinde Flachau, Eben und St. Jo-hann hat zwei Trinkwasserkraftwerke geplant, eines davon ist bereits am Netz.

Was ist die größte Herausforderung? Das ist ganz klar der Bereich Mobilität. Wir sind eine klassische Einkaufsstadt. Die meisten kommen mit dem Auto – Parkmöglichkeiten am Ortsrand werden leider nicht wie erhofft genutzt. Derzeit erarbeiten wir aber ein Mobi-litätskonzept. Ich hoffe, wir können bald erste Maßnahmen ergreifen.

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Die Hauptschule in St. Johann wurde 2008/2009 neu erbaut. In Niedrigenergie-Ausführung – das ist in St. Johann im Pongau Standard.

Kurz-Interviewmit der Umweltbeauftragten

Karin Schönegger

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zeigt auch, dass das Klimabündnis-Mot-to „global denken, lokal handeln“ in St. Johann gelebt wird. 2006 wurde das Bundesgymnasium St. Johann für das Projekt „SKIP – Solarkocher Indien-Pro-jekt“ ausgezeichnet. Gemeinsam mit der Gemeinde und dem Salzburger Ver-ein InterSol wurde das erste rauchfreie Dorf in Bysanapalli in Indien realisiert. Solarkocher für 13 Familien konnten durch dieses Projekt angeschafft und aufgebaut werden. Schönegger: „Dieses Projekt hat für Aufsehen gesorgt. Sowohl bei lokalen als auch bei interna-tionalen Medien – es gab sogar einen BBC-Bericht. Was aber noch schöner ist: 20 weitere Dörfer haben ihr Interesse am ‚rauchfreien Dorf‘ angemeldet. Erste Kontakte haben bereits stattgefunden.“

European Energy AwardAuch die energiepolitischen Ziele wur-den unter Einbindung der Bevölkerung definiert. Dem Energieleitbild 2004 folgte das Energieleitbild 2011 – ausge-arbeitet von der e5-Arbeitsgruppe und einstimmig in der Gemeindevertretung beschlossen. Realisiert wurden das Bioenergie-Heizwerk, eine Hackschnit-zelheizung für zehn Hotelbetriebe, der Energieausweis für kommunale Ge-bäude sowie ein Pflichtenheft bei Aus-schreibungen. Konsequent genutzt wird

klimatelegramm: News aus Ländern und GemeindenBündnis-Region • Im Rahmen der Klima-staffel wurden Ende Juni die Klimabündnis-Gemeinden Mariazell, Halltal, St. Sebastian und Gußwerk als erste Klimabündnis-Region der Steiermark ausgezeichnet. Das nächste gemeinsame Projekt: Die Errichtung eines Fernwärmeheizkraftwerks, mit einem ge-schätzten Einsparungspotential für die Regi-on von etwa 6.000 Tonnen cO2 pro Jahr. 8 www.klimabuendnis.at/steiermarkFo

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Klimachecker • Das in Österreich bisher einzigartige Projekt „Klimaschutz im Kinder-garten“ von Klimabündnis Steiermark wird aufgrund des bisherigen Erfolges in der Pi-lotphase und dank der Unterstützung des Landes Steiermark ab Herbst 2011 auf alle steirischen Bezirke ausgeweitet. 8 www.klimabuendnis.at/steiermark

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Die Photovoltaikanlage am Kultur- und Kongresshaus wurde bereits 2003 errichtet.

Europapremiere • Von den 23 Wiener Be-zirken gehören bereits 4 dem Klimabündnis an. Mit seinem Beitritt zum Bodenbündnis sorgte der 16. Wiener Gemeindebezirk, Otta-kring, Teil des Biosphärenparks Wienerwald, für eine Europapremiere. Erstmals gibt es in einer Hauptstadt einen Beitritt zum Boden-bündnis. Zum Auftakt gibt es die Ausstel-lung „Boden geht uns alle an“ zu sehen. 8 www.klimabuendnis.at>wien>Projekte

Richard Reicher (r.), Lehrer und Mitarbeiter der Umweltgruppe, am Tag der Sonne.

Überreichung der Klimabündnis Region-Tafel an die Bürgermeister des Mariazellerlandes.

Ottakring, Klimabündnis-Bezirk in Wien, ist Europas erster Bodenbündnis-Bezirk.

biofaires Catering • Gesund, klimaf-reundlich und gerecht genießen kann seit kurzem, wer sich in Tirol für biofaires ca-tering entscheidet. In Kooperation mit Bio-bäuerInnen, Bio vom Berg, den Weltläden, Fairtrade und vom Land gefördert, bietet Klimabündnis Tirol eine Vermittlungsplatt-form an. Dabei werden ausschließlich Bio- und Fairtrade-Produkte eingesetzt. 8 www.klimabuendnis.at/tirol

klima-café • In Purgstall (NÖ) fand das 1. Klima-café für Gemeindevertreterinnen statt. Beim „Fair Play für Klima und Boden“ wurden globale Zusammenhänge auf spie-lerische Art dargestellt. Zehn Bürgermeiste-rinnen und Gemeinderätinnen informierten sich bei Vorträgen und in Arbeitsgruppen über konsequent umgesetzten Klimaschutz. 8 www.klimabuendnis.at/niederoesterreich

Dreifach-Beitritt • Niederösterreich-Pre-miere in Kilb. Erstmals schlossen sich eine Gemeinde, eine Schule (Hauptschule) und ein Betrieb (Firma Gansch TEcH Support) zu-gleich dem Klimabündnis an. Gefeiert wurde im Rahmen der Kilber Klima-Aktionswoche. 8 www.klimabuendnis.at/niederoesterreich

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Klima-Porträt Klaus Minati, Klimabündnis SteiermarkSeit April 2009 ist der gelernte Zoologe, der auch bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig war, beim Klimabündnis Steiermark angestellt. Dort ist er u.a. für die Schulprojekte „Energie macht

Schule“ und die Ausstellung „Felix & Maira“ sowie für die „Klima-staffel“ und die „Mobilitätswoche“ verantwortlich.

Wie kamst du als Biologe zum Klimabündnis? Wie so oft in der heutigen Berufswelt hat meine Tätigkeit beim Kli-mabündnis mit einem befristeten Projekt begonnen, nach dessen Ende ich jedoch fix übernommen wurde. Außerdem, was hat nichts mit Biologie zu tun? Als Biologe liegt mir eine intakte Natur mit dort natürlich vorkommenden Lebewesen am Herzen. Leider hat der durch den Menschen verstärke Treibhauseffekt einen negativen Einfluss auf viele Lebensräume, verbunden mit dem Aussterben et-licher Tier- und Pflanzenarten. Mit meiner Arbeit möchte ich dazu beitragen, diesem negativen Trend gegenzusteuern.

Von Schulen und Gemeinden gibt es sicher große Ansprüche an den zuständigen Betreuer - was erwartest du umgekehrt von ihnen? Ich halte grundsätzlich wenig von zu hohen Erwartungen. Die wich-tigste Eigenschaft ist für mich jene, selbst von sich aus und aus ei-gener Überzeugung etwas für den Klimaschutz tun zu wollen bzw. dafür offen zu sein. Fo

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Klaus Minati kann in der Natur am besten abschalten. Blick auf den oberen Klaftersee auf dem Weg zum Gr. Knallstein im Sölktal.

auch Sonnenenergie. So etwa wurden Solaranlagen am Schwimmbad (500 m2), am Seniorenheim (100 m2), an der Hauptschule (35 m2), am Kindergarten (20 m2) und am Sportheim (10 m2) in-stalliert. Ein gut sichtbares Zeichen ist auch die Photovoltaikanlage am Kultur- und Kongresshaus sowie jene am Dom (110 m2). Seit 2008 ist St. Johann als er-ste Bezirkshauptstadt zudem Kunde der Ökostrombörse Salzburg.Engagement, das sich auch in Auszeich-nungen niedergeschlagen hat. 2009 erhielt St. Johann als erste Salzburger Gemeinde sowie als erste Bezirkshaupt-stadt Österreichs die höchste Auszeich-nung: 5e. 2010 folgte der European En-ergy Award in Gold.

E-Bikes als AlternativeEin Schattendasein fristet in St. Johann bisher der Radverkehr. Hauptgrund ist die topografische Lage mit einigen Er-hebungen im Ortsgebiet. „Wir setzen voll auf das E-Rad. 50 Elek-trofahrräder haben wir bereits gefördert. Vor allem Personen über 50 Jahre, die bisher mit dem Auto unterwegs waren, nutzen dieses Angebot“, ist Schönegger zufrieden. Umgesetzt wurde auch ein Rad- und Fußwege-Leitsystem. Ein citybus wurde eingeführt. Für alle ZuzüglerInnen gibt es zudem eine Willkommensmappe mit Informationen über klimafreundliche Mobilität inkl. einem kostenlosen Mo-natsticket für den citybus.

Engagement weiterhin hochWie gut der Doppelpass zwischen Ge-meinde und Arbeitsgruppe funktioniert, zeigt das Beispiel Trinkwasserkraftwerk. Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es lediglich zwei Monate. Schönegger: „Der Beschluss der Gemeindepolitike-rInnen war einstimmig. Wenn alle Par-teien an einem Strang ziehen – und das ist bei uns im Umweltschutz der Fall – geht es sehr schnell.“Das Interesse und das Engagement in der Bevölkerung ist auch nach 25 Jahren ungebrochen hoch. Auch wenn sich die Themenbereiche verschieben. Am An-fang stand die Umweltgruppe, zuletzt hat sich eine Attac-Gruppe gebildet – mit Focus auf eine demokratische und sozial gerechte Gestaltung der globalen Wirtschaft. Schönegger: „Stillstand gibt es bei uns keinen. Es geht immer weiter – und das ist gut so.“ haNNes höller

Info! www.stjohannimpongau.at

Der Büroalltag erfordert viel Sitzfleisch – im eigentlichen und übertra-genen Sinne. Wie schaffst du den Ausgleich? Ich verfüge über eine ausreichende Menge an Sitzfleisch (in jedem Sinne), brauche aber regelmäßig Bewegung, um mich „auszutoben“ und dabei auch Stress und negative Gedanken in Form von Schweiß-tropfen abzubauen. Da ich in der Stadt das Fahrrad für das mit Ab-stand idealste Verkehrsmittel halte, benütze ich es am liebsten auf meinem täglichen 16 km langen Arbeitsweg. Damit spare ich sowohl Zeit als auch Geld, verbunden mit den oben angeführten positiven Aspekten. a.s.

kontakt! [email protected]

Global denken, lokal handeln: Projekt „Solarkocher in Indien“. Hans Steinlechner und Hans Eder besuchten die Partnergemeinde und schulten Familien ein.

Page 10: Klimabündnis Zeitschrift Herbst 2011

10 klimakommunal

Die Öko-Mittelschule Mäder in Vorarlberg erarbeitet für die Gemeinde Grundlagen im Verkehrsbereich.

Eine Öko-Schule auf Achse

Änderung des Mobilitätsverhaltens“ lautete der Titel der Projektarbeit

von Manfred Martin. Der Direktor der Öko-Mittelschule Mäder absolvierte vor vier Jahren den Klimabündnis-Lehrgang und wurde Kommunaler Klimaschutz-beauftragter. „Das war der Ausgangs-punkt für Mobilitätsprojekte an unserer Schule“, so Martin. In Kombination mit dem Beratungs- und Förderangebot

klima:aktiv Mobilitätsmanagement für Kinder, Eltern und Schulen war ein neuer Schwerpunkt gefunden. In den letzten beiden Semestern drehte sich in der Klimabündnis-Schule alles um klima-freundliche Mobilität.Für Recherchearbeiten waren die Schü-lerInnen viel unterwegs. Gefahrenstel-len im Schul-Umfeld wurden ausfindig gemacht, Geschwindigkeitsmessungen

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äder und eine Verkehrserhebung auf der Um-

fahrungsstraße durchgeführt. Das Rad-wegenetz wurde genau unter die Lupe genommen und Vorschläge für Opti-mierungen ausgearbeitet. Das war eine trockene Angelegenheit. Für Auflocke-rung sorgten zwei Aktionstage. Bestes Beispiel ist die „Rauschbrille“. Mit dieser erlebten die SchülerInnen, wie sich Alko-hol im Straßenverkehr „anfühlt“.

Der Nutzen für die Gemeinde „Besonders freut mich das Interesse der Gemeinde. Der Bürgermeister hat mich gleich gebeten, die Ergebnisse unserer Erhebungen weiterzuleiten“, stieß der Schuldirektor auf offene Türen. Gleich-zeitig ist er auch zuversichtlich, dass ei-nige Vorschläge aufgegriffen werden: „Das Datenmaterial ist einzigartig. Zur Umfahrungsstraße gab es noch nie so detaillierte Erhebungen. Auch die Vor-schläge fürs Radnetz sind ausgereift.“

haNNes höller

info! www.klimabuendnis.at/vorarlberg

Eine der kleinsten Schulen in Niederösterreich ist großer Sieger. Die 22 Kinder der Volksschule Langenlois-Schiltern haben mit klimafreundlichen Schulwegen 1.251 Klimameilen gesammelt. Damit wurden sie unter 257 Schulen und Kindergärten Sommersieger der Kindermeilen-Kampagne. Erster Gratulant war Umweltminister Niki Berlakovich. Die vom Klimabündnis organisierte, vom Lebensministerium geförderte und von ÖBB-Postbus unterstützte Kinder-meilen-Kampagne läuft noch bis Ende November. INFO! www.klimabuendnis.at/kindermeilen

Großer Sieg für die kleine Schule Öko-Mittelschule Mäder6841 Mäder, Neue Landstr. 29 • Mitglied seit: 2010Klimabündnis-Koordinator der Schule: Ludwig Hotz • www.oekohs-maeder.ac.at

Die SchülerInnen erfuhren im wahrsten Sinn des Wortes Gefahrenstellen Im Ortsgebiet.

Am Fahrradsimulator strampelten die Kinder der Öko-Mittelschule Mäder um die Wette.

Umweltminister Niki Berlakovich mit den Sommer-SiegerInnen der Kindermeilen-Kampagne, der VS Langenlois-Schiltern.

Page 11: Klimabündnis Zeitschrift Herbst 2011

11klimabetriebe

Grundsätzlich wird bei der Bewer-tung eines Klimabündnis-Betriebes

in Erfahrung gebracht, wo die Einspa-rungspotentiale liegen. Es gibt aber auch Betriebe, die diese Art der Überprü-fungen nicht nötig haben, da sie selbst die Maßstäbe gesetzt haben. Ein solcher ist die „Fabrik der Weissenseer Holzbau-systeme“, an denen sich alle anderen messen können. Es ist eine Fabrik, die Passivhäuser her-

stellt und selbst ein Passivhaus ist. Die Fertigungshalle von 3200 m2, der Lager-raum sowie das Bürogebäude mit 900 m2 wurden so gebaut, dass sie nur die Energie von zwei Einfamilienhäusern brauchen. „Die Halle hat das Volumen von 55 Einfamilienhäusern, aber nur den Ener-gieverbrauch von zwei,“ erklärt christoph Müller, der Geschäftsführer: „Durch die perfekte Planung der Fabrik liegt der Wär-mebedarf nur bei 7,2% gegenüber einem

Die „Kleinste Fabrik der Welt“ fertigt als weltweit erstes Unternehmen hocheffiziente Gebäudehüllen industriell.

Klimahüllen vom Weißensee

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Der Erfolg des Unternehmens verdankt sich dem Miteinander von KundInnen, LieferantInnen, PartnerInnen und den 40 MitarbeiterInnen.

Vergleichsobjekt und der Primärenergiebe-darf liegt gar nur bei 1,6%!“ Die „kleinsten Fabrik der Welt“ hat die Produktion so aufgebaut, dass sie an je-dem Ort der Welt sofort wieder neu ent-stehen kann. Der Bau eines Passivhauses ist in den letzten Jahren zum „Mindest-standard“ für klimaschonendes Bauen geworden.Der Klimabündnis-Betrieb hat die Vo-raussetzung dafür geschaffen, Passiv-häuser weltweit in großen Mengen fer-tigen zu können. Durch den modularen Aufbau der Produktion ist die Expansi-on keine Standortfrage mehr: Reichen Auftragslage und Nachfrage aus oder finden sich lokale PartnerInnen, welche auch Know How TrägerInnen sein wol-len, dann kann eine Fertigung ohne viel Mühe an einem anderen Ort aufgebaut und betreut werden. ChristiaN salMhofer

info! www.weissenseer.com

29 Klimabündnis-Betriebe gibt es bereits in Wien. Allein im ver-gangenen halben Jahr wurden fünf Betriebe evaluiert und für sie ein Klimaschutz-Maßnahmenplan ausgearbeitet. Wie vielfältig die Unternehmen sind, zeigt ein Blick auf die Liste der Neubeitritte: Darauf zu finden sind das Boutiquehotel Stadthalle, das Übersetzungsbüro Neuhold, das Donauzentrum, die meteorolo-gische Forschungsanstalt Weatherpark und die Druckerei digiDruck. „Klimaschutz zahlt sich in allen Branchen aus. Für Klein- und Mittel-

betriebe können wir zudem zumindest bis zum Ende des Jahres eine spezielle Förderung anbieten. 675 Euro der für die Beratungs- und Serviceleistung anfallenden Kosten werden durch einen KMU-Scheck des Klima- und Energiefonds abgedeckt“,

so Betriebeberater Bernhard Holzbauer vom Klimabündnis.INFO! www.klimabuendnisFo

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Betriebe-Auszeichnung in Wien

Am Fahrradsimulator strampelten die Kinder der Öko-Mittelschule Mäder um die Wette.

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und Bernhard Holzbauer (r.) vom Klimabündnis zeichneten Simon Tschannett (Weather-park, l.) und Michael Gitzi (digiDruck, 2.v.r.) aus.

Page 12: Klimabündnis Zeitschrift Herbst 2011

12 klimanews

klima & wetter • News aus den Archiven

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Die Sommer-Bilanz 2011 • national Das österreichweite Tempera-turmittel lag im meteorologischen Sommer um 0,9° über dem vieljährigen Mittel und somit auf dem Niveau der letzten zehn Jah-re. Am 23.8. stieg an 203 der 252 Wetterstati-onen der ZAMG die Temperatur über 30° cel-sius. Mit 38,3° gab es in Waidhofen/Ybbs am 26.8. nicht nur die höchste Jahrestemperatur, sondern auch einen neuen Stationsrekord. 8 www.zamg.ac.at

• global Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880 war der August 2011 an Land der zweitwärmste nach jenem von 1998. Die Temperatur war um 0,84 ° c über dem Durchschnitt des zwanzigsten Jahrhunderts. Dies ähnelt der Temperaturanomalie des Juli 2011 sowie allen 142 aufeinander folgenden Monaten seit November 2000, bei denen die Temperatur jeweils über dem langjährigen Durchschnitt lag. Im Süden der USA und in weiten Teilen Ost-und Südeuropas wurden Temperaturrekorde gebrochen. Für die USA war es der zweitwärmste August, der jemals gemessen wurde. 8 www.ncdc.noaa.gov/sotc/#global

ChristiaN salMhofer | aNdreas strasser

September 2011: Arktis-Eisschild auf Rekordminimum geschrumpft.

Gletscher • „1,5 Millionen Kühlschränke mit einem Volumen von jeweils einem Kubikme-ter – um etwa diese Menge ist das Mullwitz-kees im Nationalpark Hohe Tauern in einem Jahr geschmolzen“, sagt Andrea Fischer vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Uni Innsbruck. „Dieser Wert wurde durch das Projekt Gletschermassenbilanz der Uni Innsbruck von 2009 auf 2010 ermittelt. Im Durchschnitt sind unsere Gletscher seit 1998 um etwa 15 % zurückgegangen." 8 http://www.wienerzeitung.atRekordschmelze • Trotz typischer Wit-

terungsbedingungen war 2011 ein Jahr der extremen Eisschmelze. Die Eisfläche war im September 2011 um 2,4 Millionen Quadratkilometer kleiner als das durch-schnittliche Minimum zwischen 1979 und 2000. Dies entspricht der Fläche von West-europa! Gut zu erkennen ist die Nordwest-Passage, die den Atlantik über den Norden Kanadas mit dem Pazifik verbindet. Seit nunmehr fünf Jahren, seit 2007, erreichen die Abschmelzraten Rekordwerte. Neben Schiffen können nun auch Grauwale unge-hindert zwischen den beiden Weltmeeren hin und her wandern. 8http://earthobservatory.nasa.gov/IOTD

Bisher konnten in der freien Atmosphäre, die in etwa zwei bis drei Kilometer Höhe beginnt, nur Temperatur und Druck ge-

nau gemessen werden. Für die weltweite Beobachtung weiterer Klimagrößen und vor allem der Treibhausgase gab es bisher nur punktuelle Messungen aus Ballons oder Flugzeugen. Auch die Sa-tellitendaten sind zu ungenau. Eine Methode, die es erstmals möglich macht, Treibhausgaskon-zentrationen in der Erdatmosphäre über längere Zeiträume hinweg und sehr genau zu messen, wurde am Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz entwickelt. Das Ver-fahren beruht auf Messungen mit Hilfe von Mikrowellen- und

Infrarotlaser-Signalen zwischen Satelliten in einer Höhe von eini-gen hundert bis zu 1.500 Kilometern. „Die verschiedenen Treibhaus-gase - wie Kohlendioxid, Methan, Lachgas, Ozon und Wasserdampf - absorbieren die Infrarotlaser-Signale auf ganz bestimmten Wel-lenlängen stark und dazwischen fast gar nicht. Jedes Gas hat ganz charakteristische Absorptionslinien“, erklärt Univ. Prof. Kirchengast vom Wegener Zentrum in Graz. Er ist der Mastermind hinter der Forschungsgruppe ARScliSys, die diesen Meilenstein der Klimafor-schung in langjähriger Forschungsarbeit entwickelte.

ChristiaN salMhofer

info! www.wegcenter.at

Ein Meilenstein der Klimaforschung

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Auftau-Schicksal • Der Klimawandel raubt einem Glaziologen sei-nen Forschungsgegen-stand. Als Vortragender auf Antarktis-Luxus-kreuzern versucht er, dem geliebten Eis wie-der nahe zu sein. Ein

poetischer Roman über die Erhabenheit der Natur und die Gefährdung unserer Welt.

Gottfried Kirchengast (3. von links) anlässlich einer Klimatagung in Villach 2005.Im Hintergrund eine Darstellung der neuen Messmethode, welche die Klimaforschung revolutioniert.

Ilija Trojanov • Eistau / Romancarl hanser Verlag, München 2011

208 Seiten • € 18,90 • isbn 978-3446237575

Page 13: Klimabündnis Zeitschrift Herbst 2011

13klimapolitik

Die Energiepreise sind stark gestiegen. Wie wirkt sich das im Alltag aus und was bedeutet das für uns? Das heißt, dass alle, die viel Energie verbrauchen, mit extremen Kostenbe-lastungen rechnen müssen – vor allem jene, die fossile Energieträger nutzen. Das wird langfristig auch unsere Sied-lungsstrukturen und unsere Mobilität verändern. Es wird für viele nicht mehr leistbar sein, jeden Tag zig oder Hunder-te Kilometer mit dem Auto durch die Gegend zu fahren. Erneuerbare Ener-gien wie Pellets und Solaranlagen wer-den noch konkurrenzfähiger gegenüber Heizöl werden.

Werden die Energiepreise weiter steigen?Ich glaube sehr wohl an eine weiter steigende Tendenz. Die Förderung des weltweit wichtigsten Energieträgers, Erdöl, ist an ihrem Plafond angekom-men. Die Produktion konnte seit fünf Jahren nicht mehr ausgeweitet werden, obwohl insbesondere in den Schwellen-ländern jede Menge neuer Nachfrage nach Öl entstanden ist. Es scheint, als hätten wir „Peak Oil“, den Höhepunkt des Ölzeitalters, erreicht. Das heißt, dass eine steigende Nach-frage nicht mehr mit einem steigenden Angebot befriedigt werden kann. Die Konsequenz: der Ölpreis steigt. Und da in Europa der Gas- und indirekt auch der Strompreis an den Ölpreis gekop-pelt sind, steigen die Energiepreise ins-gesamt.

Was ist angesichts dieses Ausblicks zu tun? Die größten Kostensteigerungen kom-men auf die österreichweit ungefähr 800.000 Ölheizungshaushalte zu. Hier gilt es maßgeschneiderte Unterstüt-zungsangebote für den Umstieg zu entwickeln. Mindestens genau so wichtig: Pendle-rInnen und VielfahrerInnen mit dem Auto brauchen öffentliche Verkehrsan-gebote. Das Autofahren wird für manche nicht mehr leistbar. Noch besser wäre es, wenn Arbeitsplatz und Wohnung – opti-malerweise in mit erneuerbarer Energie geheizten Niedrigenergiehaus – in Fuß- oder Fahrraddistanz liegen würden. Das wäre eine Lebensform, die nicht nur nachhaltig wäre, sondern auch viel mehr Le-bensqualität bieten würde.

Wie „Peak Oil“ unsere (Zer-)Siedlungsstrukturen treffen wird

JährlicheMehrkosten für Haushalte bei einem Ölpreis von 200 $ (150 E) gegenüber 70 $ (52 E) / Barrel (ohne Verhaltensan-passung).

Michael cerveny im klimabündni-Gespräch mit Martina Nagl.klimabündnis

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M i c h a e l c e r v e n y , Leiter des

Themenbereichs Energie in der Österreichischen Ge-sellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT), studierte Volkswirtschaft, ist Experte, Mahner und Vordenker u.a. zu Fragen der Endlichkeit unserer Ressourcen.

INFO! www.oegut.at

Zur Person

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• Das Projekt ZERsiedelt will neues Know-how im Themenfeld „Wohn- und Sied-lungsstrukturen in Österreich“ schaffen und dieses Wissen in die österreichische Energie- und Klimaschutzpolitik einbrin-gen. 8www.zersiedelt.at

neu!

Raumordnung• druckfrisch zum Thema liegt vom Bodenbündnis Oberösterreich ein Folder zu Raumordnungsverträgen vor.8www.bodenbuendnis.or.at

Urbaner SingleWohnung mit Gasheizung,

3.000 km

Stadtrand-Paarsaniertes

Reihenhaus mit Gasheizung,

5.000 km

Speckgürtel-Kleinfamilie

teilsan. EFH mitÖlheizung18.000 km

Suburbia-Paar, guter EFH-

Neubau mit Wärmepumpe

15.000 km

Land-Großfamilieunsaniertes EFHmit Ölheizung

30.000 km

Landwirte-Großfamilie

unsaniertes EFH mit Holzheizung

30.000 km

■ Mehrkosten Mobilität

■ Mehrkosten Wärme

■ Mehrkosten Strom

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Page 14: Klimabündnis Zeitschrift Herbst 2011

14 klimapolitik

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Seit 2008 untersucht Greenpeace die Zusammensetzung von Biodiesel an

den europäischen Tankstellen. In Öster-reich wurden 2011 an zehn Tankstellen Proben genommen. Im Durchschnitt steckten an den Zapf-säulen 14 Prozent Palmöl und Sojaöl im Biodiesel. Spitzenreiter war eine Shell-Tankstelle in Klagenfurt. Dort bestand der Biodiesel zu 30% aus Sojaöl und zu 10% aus Palmöl. Anstatt wie von der Politik versprochen stammt der Biodiesel also nicht aus Österreich, sondern wurde am soge-nannten freien Markt gemixt. Im Fall Klagenfurt wurde ein Teil des Biodie-sels aus Italien zugekauft. Dort wird dem Biodiesel 37 Prozent Palmöl bei-gemischt. Italien unterhält im Omotal

in Äthiopien eine 30.000 Hektar große Palmölplantage. Mitten im hungernden Ostafrika produziert das italienische Unternehmen Fri-El Green also für den Tank unserer Autos und nicht für die Teller der Menschen. Weltweit entwickelt sich Agrosprit zu einem immer größeren Problem. In Indonesien stieg die Fläche für Palmöl-plantagen von 1.000 km2 im Jahr 1995 auf 45.000 km2 im Jahr 2009. Auch in den USA entwickelt sich der Agrosprit zur „Klimaschande“: Dort wird heuer erstmals mehr Getreide zur Produktion von Biotreibstoffen ver-braucht als in der Viehzucht!

ChristiaN salMhofer

INFO! www.greenpeace.de

In Österreich tankt man Regenwald

B is zum 1. Dezember 2011 können Zusammen-schlüsse von drei oder mehr Kommunen aus

mindestens drei EU-Ländern Projekte zu den drei Förderbereichen Gebäudesanierung, Heiz- und Kühlsysteme und nachhaltige Stadtplanung ein-reichen. Mit rund 75 Millionen Euro werden inte-grierte, innovative und energieeffiziente Lösungen zur Reduktion von cO2-Emissionen in ausgewähl-ten Pilotstädten gefördert.Das Klima-Bündnis unterstützt seine Mitglieder bei der Suche nach geeigneten Städtepartnern. Interessierten Städte und Gemeinden werden gebeten, sich möglichst bald zu melden.

INFO! www.klimabuendnis.org [email protected]

eINreIchFrISt: 1. Dezember 2011 • 12:00 h

Europäische Smart-Cities-Initiative

Mit dem Dorf-Velo klimafreundlich und gemütlich durchs Salzburger Land.

Die größte Kampagne für Sanfte Mobilität in Europa mit „wirSaMo“ in Werfenweng, Radlhit in NÖ und Radwettbewerb in Tirol.

Das war die Mobilitätswoche 2011

450 teilnehmende Städte und Gemein-den und mehr als 1000 attraktive Akti-onen und Maßnahmen für Sanfte Mobili-tät, das ist das Ergebnis der Europäischen Mobilitätswoche vom 16. bis 22.9.Ein herausragendes Beispiel ist die Klimabündnis-Gemeinde Werfenweng – schon seit Jahren eine Vorreiter-Ge-meinde für Sanften Tourismus. Am Autofreien Tag startete die Ge-meinde das neue Programm „wirSaMo - Sanfte Mobilität für Werfenwenge-rInnen“. Nun kommen auch den Bür-gerInnen Vorteilspakete zugute, mit denen sie zu ganzjährig verringerter Autonutzung motiviert und für ein

nachhaltiges klimaschonendes Verkehrs-verhalten belohnt werden. Die Vorteils-Leistungen reichen von Gratisleistungen wie ÖV-Jahreskarten und ÖV-Tickets, Kino- und Badesee-Jahreskarten, Gratis-Hotelfrühstück oder Lamabegleitung am Schulweg. Über eine privatrechliche Vereinbarung zwischen Gemeinde und Haushalt wird eine „wirSaMo card“ ausgestellt, mit der die Vorteils-Leistungen abgerufen wer-den können. Im ersten Aktionsjahr ist die Zahl der Vorteilspakete begrenzt.

Peter CzerMaK

info! www.mobilitaetswoche.at

Start von Klimafit zum Radlhit Neuer Rekord beim RADLand-Schulwett-bewerb von Klimabündnis NÖ: „Klimafit zum Radlhit“. 133 Schulklassen star-teten in der Mobilitätswoche auf sechs Routen. Die SchülerInnen sammeln in ca. drei Wochen mit klimafreundlichen Schulwegen, richtig beantworteten Fra-gen zu den Themen Radfahren und Se-henswürdigkeiten in der Region Punkte.

1. Tiroler Radwettbewerb„Radeln für den Klimaschutz“ lautete das Motto des im Vorfeld zum Auto-freien Tag vom Land Tirol gestarteten 1. Tiroler Fahrradwettbewerbs. Mit be-eindruckendem Ergebnis: Rund 1.200 TeilnehmerInnen sind 900.000 km für Umwelt- und Klimaschutz geradelt. Den Hauptpreis des Landes, ein E-Bike, gewann Astrid Schumi aus Innsbruck.

Kartonwettbewerb beim RADLrekordTag.

Page 15: Klimabündnis Zeitschrift Herbst 2011

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Telekommunikation • Energie • RevolutionRifkin verbindet die Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts – das Internet und erneuerbare Energien – zu einer beeindruckenden neuen wirt-schaftlichen Vision. darin haben fossile und nukle-are Energien genauso ausgedient wie traditionelle Sichtweisen der Welt. Ein Wegweiser in eine nach-haltige Zukunft – mit pfiffigen Sprüchen.

Jeremy RifkinDie dritte industrielle RevolutionDie Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitaltercampus Verlag, Frankfurt am Main 2011 304 Seiten • € 25,70 • 978-3-593-39452-7

Konsum und ÖkologieAllein durch den Rückgriff auf Naturwissenschaften lässt sich die ökologische Krise nicht bewältigen. Autor Oliver Stengel zeigt Strategien auf, um unser Konsum-verhalten zu verändern und negative Einwirkungen auf die Umwelt zu minimieren. das Buch ist der erste Band der Wuppertaler Schriften für eine nachhaltige Entwicklung.

Oliver StengelSuffizienzDie Konsumgesellschaft in der ökologischen Kriseoekom Verlag, München 2011 • www.oekom.de 400 Seiten • € 41,20 • ISBN 978-3-86581-280-3

Wem hilft das Wissen, dass jeder von uns nicht mehr als maximal 6,8 Kilogramm

cO2 pro Tag verbrauchen soll, damit unsere Welt so einigermaßen im Gleichgewicht bleibt?Greifbar und umsetzbar wird das in einem neuen plakativen leicht überschaubaren Punktesystem, das von einem Züricher Design-Büro, einer Bre-genzer Agentur für Wirkungsforschung entwi-ckelt wurde: 100 Punkte darf man demnach an einem guten Tag erreichen. Gerechnet wird an-

hand einer Aufkleber-Galerie von allerlei konsu-mierbaren Dingen aus den Bereichen Ernährung, Konsum und Energie. Was am Ende des Tages einfach zusammengezählt wird, gründet auf Ba-sis wissenschaftlicher Berechnungen namhafter Institute – etwa des Ökoinstituts Freiburg oder des Forschungsinstituts für biologischen Landbau in Wien. Aufkleber bestellen und loslegen!

INFO! www.eingutertag.org

Interdisziplinäre Strategien christina Figuerres, Exekutivsekretärin der Klima-rahmenkonvention der UNFccc über dieses Buch: „ die Studie zeigt, dass dies nur gelingen kann, wenn

Staaten, Unternehmen und die gesamte Zivilge-sellschaft alle Mittel der regionalen, nationalen und globalen Zusammenarbeit ausschöpfen.“

Wissenschaftlicher Beirat der BundesregierungGlobale UmweltveränderungenWelt im Wandel Gesellschaftsvertrag für eine Große TransformationAZ druck Berlin 2011 • 420 Seiten • € 43,00 • isbn 978-3-936191-36-3

Jetzt gehts los ...Um den Klimawandel zu stoppen, macht die Jugend mobil und lässt die fossilen Eliten alt aussehen: Mit Fa-cebook, twitter & co mobilisiert sie mehr Menschen, übt mehr druck auf Politik und Wirtschaft aus als jede Partei, jede Umweltschutzorganisation, sagt Online-Redakteur Boese. Und sie gewinnt auch mächtige Verbündete ...

Daniel Boese Wir sind jung und brauchen die WeltWie die Generation Facebook den Planeten rettetoekom Verlag, München 2011 • www.oekom.de 208 Seiten • € 14,95 • isbn 978-3865812520

Lesetipp: um einen nachhaltigen Le-bensstil bemühen sich viele Zeit-

schriften. Umfassende Infos bietet das Magazin Biorama (erstmals 2007 erschie-nen), das sich als Plattform für Bio, Fairtra-de und alle möglichen Ideen präsentiert.INFO! www.eingutertag.org

Ein guter Tag hat 100 Punkte

Wenn die Politik versagt ...Nach dem debakel der Klimakonferenzen hat die großtechnische Klimamanipula-tion (Geo-Engineering) enorm an Un-terstützung gewonnen – Anlass für das Jahrbuch Ökologie, sich diesem thema genauer zu widmen.

Günter Altner (Hrsgb.)Die Klima-ManipulateureRettet uns Politik oder Geo-Engineering?Jahrbuch Ökologie 2011hirzel Verlag, Stuttgart 2010 • www.hirzel.de 248 Seiten • € 20,40 • 978-3777621104

... wie der Umbau funktioniertWie gehts weiter, wenn fossile Energieträ-ger ausfallen und das Ende der nuklearen besiegelt ist? Mit welchen ökologischen, technischen, sozialen Problemen, mit welchen Konfliken ist zu rechnen? Welche Konzepte braucht es, welche Allianzen?

Altner/Leitschuh/Michelsen et.al. (Hrsgb.)Grüner UmbauNeue Allianzen für die UmweltJahrbuch Ökologie 2012hirzel Verlag, Stuttgart 2010 • www.hirzel.de 248 Seiten • € 22,60 • 978-3777621524

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Page 16: Klimabündnis Zeitschrift Herbst 2011

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