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    TEXTE UND UNTEESUCHNGENZUR GESCHICHTE. DER

    ALTCHRISTLICHEN LITERATURARCHIV FR DIE VON DER KIRCHENVTER-COMMISSION

    DER KGL. PREDSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UNTERNOMMENEAUSGABE DER LTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER

    HERAUSGEGEBEN VON

    OSCAR VON &EBHAEDT und ADOLF HAEMCKNEUE FOLGE. FNFTER BAND

    DER GANZEN REIHE XX. BAND

    LEIPZIGJ. C. HINRICHS'scHE BCHHANDLUNG

    1901

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    7 5.0

    Inhalt des fnften Bandes,(Der ganzen Reihe XX. Band.)

    Knopf, Rudolf, Der erste Clemensbrief untersucht und heraus-gegeben. IV, 194 S. 1899.

    Holl, Karl, Fragmente vornicnischer Kirchenvter aus den SacraHeft 1.

    Heft 2.Harnaok, Adolf, Die Pfaffschen Irenus-Fragmente als Flschungen

    Pfaff's nachgewiesen. Miscellen zu den apostolischen Vtern,den Acta Pauli, Apelles, dem Muratorischen Fragment, den J> Heft 3.Pseudocyprianischen Schriften und Claudianus Mamertus.III, 148 S. 1900.

    Schmidt, Carl, Plotin's Stellung zum Gnosticismus und kirch-lichen Christentum. X, 90 S. 1900.

    Schmidt, Carl, Fragmente einer Schrift des MrtyrerbischofsPetrus von Alexandrien. 50 S. 1901.

    Sthlin, Otto, Zur handschriftlichen berlieferung des ClemensAlexandrinus. 8 S. 1900.

    ) Heft 4.

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    DER

    ERSTE CLEMENSBRIEFUNTERSUCHT UND HERAUSGEGEBEN

    VON

    Lic RUDOLF KNOPF

    LEIPZIGJ. C. HINRICHS'scHE BUCHHANDLUNG

    1899

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    TEXTE UND UNTERSUCHUNGENZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR

    ARCHIV FR DIE VON DER KlCHENVlTER-COMMISSIONDER KGL. PRESSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UNTERNOMMENE

    AUSGABE DER LTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLERHERAUSGEGEBEN VON

    OSCAR V. GEBHARDT UND ADOLF HARNACK.NEDE FOLGE. V. BAND, HEFT 1.

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    VOEWORT.Die vorliegende Arbeit verdankt in allen ihren Teilen ihre

    Entstehung Anregungen meines hochverehrten Lehrers HerrnProf. Adolf Harnack. Ferner bekenne ich dankbar, fr dielitterarhistorische Untersuchung, die die letzten 40 Seiten aus-fllt, mancherlei Frderung aus Wrede's schner Monographie:Untersuchungen zum ersten Klemensbriefe (Gttingen 1S91), em-pfangen zu haben.

    Fr Untersttzung bei Erledigung der Correcturbogen binich meinem Freunde Heinrich Weinel, Privatdozenten zu Berlin,dankbar verbunden.

    Lic. Rudolf Knopf.

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    INHALTSYERZEICHNIS.Seite

    Prolegomena 1Vorbemerkung 1

    I. Die Codices 2IL Die Ausgaben 12

    III. Die Textesgestaltungen und der Wert der einzelnen Zeugen 19IV. Verwandtschaft und Genealogie der Texteszeugen .... 4V. Die Lcke in vVI. Clemens Alexandrinus als Texteszeuge 83

    Excurs zu I Clem. 2i 85Text 94

    Anhnge zum textkritischen Apparate 149Der litterarische Charakter des ersten Clemensbriefes 156

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    Prolegomena.Yorbemerkung.

    '

    Wie es bis Tor wenif^en Jahren noch schien, war der ersteClemensbrief die lngste Zeit hindurch, vom 6. bis zum 17. Jahr-hundert, dem christlichen Abendlande vollstndig unbekannt.Zum erstenmale Avieder nach langem Zwischenrume wurde derWesten mit ihm bekannt gemacht durch den grossen Uncial-bibelcodex, den Alexandrinus. Dieser enthlt aber die beidenClemeusbriefe nur unvollstndig, verschiedene Bltter fehlen,ausserdem ist auch der erhaltene Text an vielen Stellen ver-stmmelt und unleserlich. Nur in dieser unzulnghcheu Formwar von 1633 bis 1875, also fast durch 250 Jahre, der AvichtigsteTeil der clementinischen Litteratur zugnglich, und man konntefglich keine allzu grossen Hoffnungen hegen, jemals noch dieBriefe vollstndig zu bekommen. Da wurde unerwartet zu Endedes Jahres 1875 die Patristik durch eine wertvolle Gabe deranatolischen Kirche bereichert: Philotheos Bryennios, damalsMetropolit zu Serr, gab in diesem Jahre aus einem von ihmin Koustantinopel gefundenen Sammelcodex den vollstndigenText der beiden Clemensbriefe heraus. Bald nachher, ungefhrMitte 1876, Avurde in Cambridge in einem syrischen Bibelcodexeine vollstndige syrische bersetzung beider Briefe entdeckt.Auf Grund dieser drei orientalischen Texteszeugen war es mg-lich, den Text dieser zwei altchristlichen Urkunden in aus-gezeichneter Weise herzustellen. Unerwartet aber fand sich nunnoch in der abendlndischen Kirche, von der ja einst die Briefeausgegangen waren, eine alte lateinische bersetzung des erstenClemensbriefes allein. Im Seminare zu Namur in Belgien ent-deckte sie der Benedictiner Germain Morin in einem Sammel-codex, der aus dem belgischen Kloster Florennes stammte.

    Texte u. Untersuchungen. N. F. V, 1. 1

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    2 Knopf, Der erste Clemensbrief.Damit war erstens die bisher herrschende Ansicht, dass dieClemensbriefe vor dem 17. Jahrh. nicht ins Lateinische bersetztworden, mithin dem Occident gnzlich unbekannt gebliebenseien, wenigstens fr den ungleich wichtigeren und umfang-reicheren ersten Clemensbrief widerlegt, sodann aber ward imsnoch ein vierter wertvoller Texteszeuge fr I. Clem. geschenkt,der die bisherige schon an sich sehr gute berlieferung imgrossen und ganzen besttigt, eine Reihe zweifelhafter Stellenentscheidet und an einigen Stellen allein die in den andernberlieferungsgestalten entstellte ursprngliche Lesart erkennenlsst. Hauptzweck der vorliegenden Arbeit ist es, die lateinischebersetzung in Verbindung mit der syrischen und den beidengriechischen Codices zur Herstellung des uns bis jetzt erreichbaren ltesten Textes zu verwenden, sowie das Material,das uns der neue Zeuge fr die Beurteilung des Wertes undder Verwandtschaft der einzelnen Zeugen liefert, zu bentzen.

    I. Die Codices.1. Der Codex Alexandrinus.

    Der am lngsten bekannte Texteszeuge fr I. Clem. ist derCodex Alexandrinus, die griechische Bibel enthaltend. SeineGeschichte ist in den Hauptzgen bekannt. Er ist hchst wahr-scheinlich in gypten entstanden, wie aus einzelnen Buchstaben,die die gyptische Form der griechischen Uncialen aufweisen, zuentnehmen ist. Dem Inhaltsverzeichnisse auf dem ersten Blattedes Codex ist in arabischer Sprache eine Bemerkung beigefgt,die behauptet, der Codex sei von der Hand der Mrtyrerin Theklageschrieben, eine Behauptung, die im lateinischen Begleitschreibendes Cyrill, das ebenfalls dem ersten Bande des Codex vor-geheftet ist, noch etwas ausfhrlicher wiederholt wird. Wenndieser Tradition irgendwelche Beachtung zu schenken ist, sowird vielleicht aus ihr zu schliessen sein, dass der Codex ineinem Kloster der heiligen Thekla in welchem, ist ungewiss- geschrieben wurde.Was die Zeit seiner Entstehung anlangt, so wird er von

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    ProlegomeiKi. . Die Codices. ;}den meisten Sachverstndigen ins 5. Jahrli. gesetzt. So urteilenTischendori, Gregory, Tregelles, Scrivener u. a., Scrivener wresogar geneigt, u. U. die Handschrift ins 4. Jahrh. zu setzen,whrend umgekehrt Hilgenfeld sie dem 6. Jahrh. zuweist. ImJahre 1098 wurde der Codex dem alexandrinischeu Patriarchen-stuhle zum Geschenke gemacht. Doch ist das Datum nichtganz sicher, es beruht auf einer spten lateinischen Notiz imCodex aus der 2. Hlfte des 17. Jahrh.: Donum datum cubiculoPatriarchali anno 814 Martyrum + A. D. 284 = 1098; aus einerandern Eintragung scheint + 1300 als terminus ad quem frdie Dedicatiou der Handschrift an das Patriarchat hervorzu-gehen." dem alexandrinischeu Aufenthalte her fhrt der Codexseinen Namen. Mit Cyrillus Lukaris, der seit 1602 Patriarchvon Alexandrien war, wanderte der Codex im Jahre 1621, alsCyrill Patriarch von Konstantinopel wurde, zu dem neuen Sitzdes Kirchenfrsten. Von Konstantinopel aus gab 1628 der nm-liche Patriarch die Handschrift der englischen Gesandtschaftunter Thomas Roe als Geschenk an Karl I. mit. In Londonbildete der Alexandrinus zunchst durch mehr als j^ Jahr-hunderte einen Bestandteil der kniglichen Bibliothek, bis er1757 ins Britische Museum gebracht wurde, wo er auch gegen-wrtig noch aufbewahrt wird.

    Der Codex, mit deutlichen, zierlichen ncialen in scriptiocontinua auf Pergament in Folio, die Seite zu je 2 Columnenmit durchschnittlich 50 Zeilen in der Columne geschrieben, um-fasst auf 773 Blttern, die in vier Bnde geteilt sind, das alteund das neue Testament. Die drei ersten Bnde enthalten dieLXX, der vierte umfasst die neutestamentlichen Bcher. Sigelder Handschrift ist bei den Textkritikern der LXX und des neuenTestamentes der Buchstabe (Alexandrinus). Von den vierBnden des Codex interessiert uns hier nur der letzte. Er zhlt143 Bltter, die den eigentlichen Text enthalten. Ausserdemsind mehrere Bltter vorgeheftet, von denen eines in ganz jungerHand mit lateinischer Cursivschrift das Inhaltsverzeichnis desBandes enthlt: Evangelien, Apostelgeschichte, katholische Briefe,Paulusbriefe und die beidpn Clemensbriefe. Aus dem viel lterengriechischen Inhaltsverzeichnisse vor dem ersten Bande geht in-dessen hervor, dass ursprnglich hinter den Clemensbriefen noch

    1*

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    4 Knopf, Der erste Clemensbrief.die 18 Salomopsalmen standen. Der Schluss dieses Inhaltsver-zeichnisses lautet nmlich:

    [ICA]NNO^KAHHeNTOC e[niCT]OAHKAHMGNTOC[]] BIAI [ ]^ COAOMCNTOCIHDie letzten Bltter des Codex, von fol. 170 an (nach alter

    Zhlung), die den Text von IL Clem 12 5{ /. .) bisSchluss sowie die Salomopsalmen enthielten, sind verloren ge-gangen. Aber nicht nur am Schlsse haben wir den Verlusteiniger Bltter zu beklagen, sondern auch an anderen Stelleudes Bandes zeigen sich bedauerhche Lcken. So fehlen imTexte des neuen Testamentes Mt li25 g, Joh. 650852, 2. Cor.4 13 12 7, und noch viel schlimmer ist es dem Texte des erstenClemensbriefes ergangen. Der Brief folgt, wie schon erwhnt,der Johannesapokalypse. Er beginnt auf fol. 159^ col. I. Dererhaltene Teil umfasst neun Bltter und eine Columne, so dassder Brief mit Blatt 168* col. I endet. Die berschrift ist zumTeil unleserlich, sie lautet:

    . . . cKOfiNGioyc a;Die Unterschrift ist vollkommen deutlich:

    XAHMeNTOC nfOC )

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    Prolegomena. 1. Die Codices. 5ersten Herausgeber Patrik Young grosse schwarze Fleckeu inder Handschrift hinterlassen, so dass ganze Partien unleserHchgeworden sind; besonders fol. 159S 162^ 163^ 16^ 166^ 167*^sind durch dies Verfahren sehr stark mitgenommen worden.Ahnliches gilt von . Clem., um auch diesen zu erwhnen:schadhafte Stellen, Lcken, Flecken machen den erhaltenen Textlckenhaft, ferner fehlt, wie oben bemerkt, c. 12 5 ff. In solchemZustande ist der lteste und bis vor kurzem einzige Texteszeugeerhalten.

    2. Der Codex Constantiuopolitanus.Die lauge Zeit hindurch so mangelhafte Kenntnis des

    Clemenstextes wurde unvermutet durch ein Ende 1875 erschie-nenes Buch des schon erwhnten Patriarchen Bryennios vervoll-stndigt. Der Band trgt den Titel: Iv /// '' &-^/'/' ^ .... -875.Der Sammelcodex, dem Bryennios den Text seiner wert-vollen Edition entnahm, war Nr. 456 der dem jerusalemer Pa-triarchate gehrenden ..Bibliothek des heiligen Grabes" zu Kon-tantinopel. Gegenwrtig wird der Codex in Jerusalem aufbewahrtals No. 54 der Heiligeograbes-Bibliothek. Die Handschrift istauf Pergament in Oktav (19 cm : 15 cm) mit CursiA^schrift ge-schrieben, sie enthlt auf ihren 120 Blttern zu durchschnittlichje 23 Zeilen, die in einer Columne stehen, eine Reihe vonhchst wichtigen Litteraturdenkmalen der ltesten* Christenheit.Der Inhalt des Codex ist folgender:

    fol. 1^32^ die - von Jo-hannes Chrysostomus.

    fol. 33* Sl*' der Barnaba.sbrief,fol. 51^70* der erste Clemensbrief,fol. 70*76* der zweite Clemensbrief,fol 76*SOb die Didache,fol. 81* 82* Brief der Maria von Kassobola an Ignatius

    von Antiochien,fol. S2* 120* die Ignatiusbriefe in der interpolierten

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    Enopf, Der erste Clemensbrief.Sammlung imd zAvar in der Reihenfolge: an Maria, an dieTrauen ser, an die Magnesier, \m die Tarsener, an die Philipper,an die Philadelphier, an die Smyrner, an Polykarp, an die An-tiochener, an Heron, an die Eplieser, an die Rmer.

    Abfassiingszeit imd Schreiber der Handschrift sind uns be-kannt. Eine Notiz auf dem letzten Blatte des Codex sie istin der Clemensausgabe des Bryennios facsimiliert wiedergegeben belehrt uns, dass der Band Dienstag, den 1 1. Juni des Jahres0564 (der byzantynischen ra = 1056 n. Chr.) von der Hand desSchnellschreibers Leo beendet wurde \^) %vvico

    la. . . ^ . '. -]. Geschrieben wurde der Codex wohl inKonstantinopel, und er bildete sicher schon seit geraumer Zeiteinen Bestandteil der Phanarbibliothek des Jerusalemer Patri-archates. Sonst ist von seinen Schicksalen nichts bekannt.

    Als Sigel des Codex hat Bryennios und, ihm folgend,Hilgenfeld den Buchstaben I gebraucht(). DieseBezeichnung hat jetzt, wo die Handschrift sich auch thatsch-lich in Jerusalem befindet, an Berechtigung gewonnen. Dennochhabe ich, Gebhardt-Harnack und Lightfoot folgend, das SigelC (Constantinopolitanus) gewhlt, denn in Konstantinopel ist derCodex wohl die lngste Zeit gewesen, und dort wurde er auchgefunden. Ein photographisches Facsimile der die Clemensbriefeenthaltenden Codexbltter hat Lightfoot am Schlsse seinerClemensausgabe gegeben.

    3. Der syrische Codex.Wenige Monate nach dem Erscheinen von Bryennios' Edi-

    tion, am 17. Juni 1876, teilte R. L. Bensly gleichzeitig inAcademy" und Athenaeum" mit, dass er in einer krzlich vonder Cambridger Universittsbibliothek erstandenen syrischenBibelhandschrift eine vollstndige syrische bersetzung derbeiden Clemensbriefe entdeckt habe. Der betreffende Codexhatte zur Privatbibliothek des verstorbenen Pariser OrientalistenJulius Mohl gehrt, aus dessen Nachlasse ihn die CambridgerUniversittsbibliothek erwarb. Bensly hatte in seiner Ankndi-gung versprochen, die syrische bersetzung der Clemensbriefemglichst rasch erscheinen zu lassen, indessen ist die Verffent-

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    Prolegomena. . Die Codices. 7lichung bis jetzt noch nicht erfolgt, Bensly selbst ist inzwiscliengestorben. Doch hat Lightfoot fr seine letzte Ausgabe derbeiden Clemensbriefe den Text von S (mit diesem Sigel bezeich-nete er den Syrus) unter dem Beistande Benslys sorgfltiguntersucht und seine Lesarten verzeichnet. Auch hat der nm-liche Gelehrte im 1. Bande der Edition eine genaue Beschreibungder Handschrift gegeben. Den Angaben Lightfoots ist folgendeszu entnehmen.

    Der Codex [Signatur: Add MSS 1700 der Cambridger Uni-versittsbibliothek] ist eine Pergamenthandschrift, 24 : 16 cm, jedeSeite hat zwei Columnen von durchschnittlich 38 Zeilen. DenInhalt des Bandes bildet das neue Testament und zwar in derCharklensischen Recension der Philoxeniana. Die eihenfolgeder Bcher ist:

    1. Die vier Evangelien; daran angehngt die Leidens-geschichte, dargestellt;

    2. Apostelgeschichte und katholische Briefe. Am Schlssedieser Abteilung, hinter dem Judasbriefe, stehen L u. IL Clem.;3. Die Paulusbriefe samt dem Hebrerbriefe, der denSchluss bildet.

    Die Apokalypse fehlt. Die drei angefhrten Abteilungensind deutlich voneinander getrennt, jede derselben hat ihreeigene Unterschrift und ein eigenes Lectionenverzeichnis. Aufder Columne b der letzten Seite des Manuscripts steht einelngere Unterschrift zum ganzen Buche. Sie belehrt uns, dassdie Handschrift auf Kosten und zu Nutzen des keuschen Mnchesund frommen Priesters in der Stadt Edessa, Rabban Basil, ge-nannt Bar Michael, von dem Mnche Sahda im Kloster derMnche des heiligen Berges zu Edessa geschrieben wurde. AlsZeitpunkt der Vollendung der Handschrift gibt die Unterschriftdas Jahr 14S1 der Griechen (d. h. der Seleucidenra) an, das demJahre 1169/70 n. Chr. entspricht.

    ber die Schicksale der Handschrift ist absolut nichts be-kannt. Hchst merkwrdig ist nur, dass die Entdeckung nichtschon frher gemacht wurde.

    Die Clemensbriefe stehen mit Apostelgeschichte und katho-hschen Briefen in der nmlichen Abteilung, die Lectionenein-teilung geht durch alle diese Schriften gleichmssig hindurch.Der Abschreiber wenigstens hat beide Briefe fr kanonisch an-

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    8 Knopf, Der erste Clemensbrief.gesellen und auch wahrscheinlich, wie aus der gemeinsamenUnterschrift am Ende zu schliessen ist, gemeint, dass sie schonin der Philoxeniana mit bersetzt und auch durch Thomas vonCharkel mit recensiert worden seien. Doch ist diese Annahmefalsch. Vornehmlich zwei Grnde sprechen dagegen: 1. Diebersetzung der Clemensbriefe ist anders geartet als die philo-xenianisch-charkleusische Bibelbersetzung. 2. Jede der dreigrossen Abteilungen, Evangelien, Apostelgeschichte u. katholischeBriefe, Paulusbriefe, hat ihre eigene Unterschrift, die den Tradi-tionsbericht hinsichtlich der bersetzung und der Recensionbringt. Die Clemensbriefe, die in der mittleren Abteilung stehen,entbehren jeder Unterschrift, denn die Unterschrift zur zweitenAbteilung steht bereits hinter dem Judasbriefe. Die Traditionwusste nichts ber die Verbindung der Clemensbriefe mit dersyrischen Bibelbersetzung.

    Die Clemensbriefe sind also kein ursprnglicher Bestandteildes philoxenianisch-charklensischen neuen Testamentes gewesen,sondern scheinen erst spter, und zwar offenbar ganz vereinzelt,der syrischen Bibel einverleibt worden zu sein. Ausser unsermCodex lsst sich kein anderes direktes oder indirektes Zeugnisfr kanonische Wertung der Clemensbriefe in der syrischenKirche nachweisen. Wann, wo und von wem die bersetzungangefertigt wurde, lsst sich nicht sagen. Bensly meint, sie seiaus der Schule des Jakob von Edessa, gestorben 1019 d. Gr.(= 708 n. Chr.). Auf jeden Fall bildet sie einen Teil derreichen syrisch-christlichen Nationallitteratur, die sich die mono-physitische Kirche Syriens durch bersetzungen aus dem Grie-chischen herstellte.

    4. Die lateinische bersetzung.Zu den drei orientalischen Texteszeugen trat in unserm

    Jahrzehnte noch ein vierter, ein abendlndischer. Am An-fang des Jahres 1894 liess der Benedictiner Germain Moriu inMaredsous als zweiten Band seiner Sammlung: Anecdota Mared-solana ein Buch erscheinen unter dem Titel: Sancti ClementisRomani ad Corinthios epistulae versio latina antiquissima. Morinentjiahm den Text seiner Verffentlichung einem Codex, den erEnde 1893 in der Bibliothek des Priesterseminares zu Namur

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    ProlegomeDa. . Die Codices. ggefunden hatte. Der Band hatte ursprnglich einen Teil derKlosterbibliothek von Florennes gebildet, wie aus dem Titel aufdem ersten Blatte hervorgeht: Liber Sancti Johannis BaptisteFlorinensis Cenobii. Die Handschrift stammt aus dem 11. oderAnfang des 12. Jahrhunderts und besteht aus 127 Pergament-blttern, 30-5 cm: 21 cm. Die einzelnen Seiten sind mit je einerColumne von durchschnittlich einigen 30 Zeilen beschrieben. DerInhalt des Codex, der wie C ein Sammelcodex ist, umfasstfolgende Stcke:

    1. Praefatio Rufini in historia Clementis papae.2. Die 10 Bcher der historia Clementis papae (d. h. dieRecognitiones).3. Epistola beati Clementis ad Jacobum fratrem Domini.4. Epistola Clementis ad Corintios.5. Libellus Bedan presbyteri de locis sanctis.H. Die passio s. Longini (dies letzte Stck der Sammlung

    ist von anderer Hand als die vorhergehenden geschrieben).Der eigentmliche Inhalt des Codex, zusammengehalten mitder Nachricht, dass er einst Eigentum des Florinensis cenobii

    gewesen sei, gibt eine Handhabe, einige Vermutungen ber dieEntstehung der Handschrift aufzustellen (vgl. Harnack in denSitz.-Ber. der k. preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin1894 S. 261 ff. u. S. 601 ff.). Das Kloster von Florennes wurdevon Gerhard (Rheimser Kanonikus, seit 1012 Bischof von Cam-brai) zu Beginn des 11. Jahrh. gegrndet und der Leitung desAbtes Richard von Verdun, eines berhmten Hauptes der clu-niacensischen Reformpartei, unterstellt. Unsere Handschrift nungehrt wahrscheinlich dem 11. Jahrh. an. Wenn dem so ist,dann ist sie nicht viel spter als das Kloster selbst entstanden.Ja, es sind Zeichen vorhanden, die den Codex, oder aber seineVorlage, direkt mit dem Abte Richard in Verbindung bringen.Erstens steht es fest, dass im Gegensatz zu den ungebildeten,weltlich gesinnten Klerikerkreisen die Mnner der Reform inlblichem Eifer auf Hebung der Bildung in den Klstern ihresMachtbereiches bedacht waren. Dazu war aber vor allen Dingendie Beschaffung einer Bibliothek ntig. Weiter: Der Codexstellt in seinem berwiegenden Teile ein Corpus Clementinumdar, von seinen 127 Blttern enthalten ber 116 nur Clementina.Clemens aber, jener sagenhaft verherrlichte Papst der Christ-

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    10 Knopf, Der erste Clemensbrief.liehen Urzeit, ist samt seineu Collegen der nmlichen Periode mitVorliebe in den Reformkreisen gefeiert worden. Die Thatsachealso, dass wir hier eine deutliche Zusammenstellung clementi-nischer Litteratur haben, weist entschieden auf einen Mann derReform als den Urheber der Sammlung hin. Endhch ist nochfolgendes zu beachten: Auf den letzten Blttern des Codex stehtder Libellus Bedan presbyteri de locis sanctis und die passioLongini. Die erste Schrift enthlt palstinensische Geographieund Archologie, die zweite eine palstinensische Mrtyrer-legende. Beide also fhren uns ins heilige Land. Nun wissenwir aber, dass Richard von Verdun in der That eine Kreuzfahrtunternommen hat (c. 17 ff. der Vita Richardi ed. Wattenbach inden Monumenta Germaniae, Script. XI p. 280290). AufHebung der Bildung bei seinen Mnchen musste Richard bedachtsein, Clemens und das heilige Land waren sicher zwei Brenn-punkte seines Interesses: so wird es sehr wahrscheinlich, dassder Coijex oder wenigstens seine direkte Vorlage, die die nm-lichen Stcke umfasste, auf Richards Anweisungen zusammen-gestellt wurde. Soviel lsst sich ber die Entstehung der Hand-schrift mutmassen. Sonst ist von ihrer Geschichte nichts bekannt,auch nicht, wann und wie sie an ihren gegenwrtigen Aufent-haltsort kam.

    Bemerkenswert ist nur noch, dass Avir den lateinischenClemensbrief noch in einem andern alten belgischen Klosternachweisen knnen. Der Katalog des Klosters Lobbes, der imBritischen Museum aufbewahrt wird und aus dem Jahre 1049datiert ist, zhlt die vetus Latina des Clemensbriefes mit nocheinigen anderen altkirchlichen Werken (aber nicht denselben wieim Florennes'schen Codex) als in einem Bande vereinigt auf.Da die Clemensbersetzung oftenbar im Abendlande ziemlichselten war, da die beiden Klster, Florennes und Lobbes, nahebei einander liegen, da endlich auch die Zeit, in der unserebersetzung in den Bibliotheken beider nachzuweisen ist, dienmliche ist, so scheint die Annahme nicht abzuweisen, dassbeide Abschriften der altlateinischen bersetzung des erstenClemensbriefes in nahem genealogischen Verhltnisse stehen.Sollten sie im ersten Grade mit einander verwandt sein, so wirdwohl die Paternitt dem Lobbes'schen Codex zuzuerkennen sein,weil dieser den Clemensbrief ganz losgelst aus der so natr-

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    Prolegomena. . Die Codices. lUliehen Verbindung mit den Recognitionen bietet, whrend dieFlorennes"sche Handschrift diese Verbindung aufweist. Es istviel -wahrscheinlicher, dass der Zusammensteller des letzterenCodex, sammelnd, die ihm erreichbaren Stcke der clementinischenLitteratur zu einem Corpus vereinigte, als dass der Abschreibervon Lobbes die Verbindung des Clementinum zerriss. Den CodexLobiensis werden wir wohl nie fr die vetus Latina zum1. Clemensbriefe verwenden knnen; die Bibliothek dieses Klostersist zum grssten Teile durch einen grossen Brand 1546 ver-nichtet worden. Nicht ausgeschlossen aber ist die Hoffnung,dass sich noch in einem anderen belgischen oder nordfranzsischenKloster eine Handschrift unserer bersetzung findet.

    Das einzig wertvolle Stck des Codex Florinensis ist dasvierte, eben unsere epistola Clementis ad Corintios. Sie beginntin der Handschrift auf Fol. 104 b unten (c. I2 enim e peregresteht bereits auf dem folgenden Blatte) und endet Fol. 117 abald nach der Mitte der Seite, umfasst also 25 Seiten der Hand-schrift. Der Text der bersetzung ist vollstndig erhalten, ab-gesehen natrlich von kleineren Auslassungen, die der Unacht-samkeit der aufeinanderfolgenden Abschreiber zur Last fallen.Der Text ist leicht zu lesen, keine einzige Stelle ist verwischt,befleckt oder durch Zerstrung des Pergamentes unleserlich.Morin hat in seiner Ausgabe sich im allgemeinen streng an dievon der Handschrift gebotene Textesgestalt gehalten, nur ganzoffenkundige, sinnlose Schreibfehler hat er verbessert, im brigenaber alle Souderlichkeiten, orthographische Inconsequenzen (diesehr zahlreich sind) beibehalten. Seine Abweichungen vomberlieferten Texte hat er sorgfltig angegeben, desgleichen dieCorrecturen erster und spterer Hand, die .sich in der Hand-schrift finden, so dass man aus seiner Ausgabe ein genaues Bildder Textesberlieferung gewinnt,

    Sigel dieses jngst entdeckten abendlndischen Texteszeugenmge, in Consequenz der Lightfootschen Bezeichnung des Syrers,der Buchstabe L (Latinus) sein.

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    12 Knopf, Der erste Clemensbrief.

    IL Die Ausgaben.In der Gescliichte der Ausgaben des L Clem. bildet das

    Jahr 1875, das zum erstenmale einen zweiten Texteszeugen undeinen vollstndigen Text brachte, den AVendepunkt. Vor Bry-ennios hatten es die Herausgeber mit einem unvollstndigen undauch in dem, was erhalten war, vielfach verstmmelten undlckenhaften Texte zu thun gehabt. Diese Ausgaben sind natr-lich durch die neueren Funde veraltet und haben nur ein reinhistorisches Interesse. Der Conjectur, der naturgemss bei derTextesbeschaffenheit von ein weites Feld gegeben war, bedarfes nun nicht mehr, oder vorsichtiger ausgedrckt: so wie derText jetzt von unseren vier Zeugen dargeboten wird, ist darinkeine Stelle vorhanden, die uns zwingend zur Conjectur ntigte.Eine geringfgige Ausnahme bildet hchstens 4, woS, , L ebenfalls (dicimus), Chat (33? bleibe ich bei, das alle Texteszeugen haben).

    Die beiden Clemensbriefe haben, wie dies bei dem Standeder berlieferung natrlich war, auch vor 1875 im allgemeinendieselben Ausgaben erlebt. Nur wenige Herausgeber haben sichvor Bryennios damit begngt, den im Codex vollstndigererhaltenen I. Clem. allein zu edieren, weitaus die meisten haben,wenn auch teilweise nur unter dem Titel von fragmenta undreliquiae die in erhaltenen Teile des zweiten Briefes mitherausgegeben. Das Verzeichnis der Editoren, bis zum Jahre 1875fortgefhrt, ist bei Gebhardt-Harnack, Patr. apost. opera fasc. Ipart I ed. II, 1876 pag. XVIII f zu finden. Ausfhrlicher hatHilgenfeld die vor seiner zweiten Edition erschienenen Ausgabencharakterisiert in Clementis Romani Epistulae (Nov. Test, extracanonem receptum) ed. II 1876 pag. Xlllff. ber alle Ausgaben,auch die nach Bryennios erschienenen, gibt Lightfoot im erstenBande seines S. Clement of Rome, London 1890, pag. 400405,Rechenschaft unter dem Titel: The printed text and editions.

    Die zahlreichen Editionen vor Bryennios beruhen nur zumTeile auf selbstndiger Entzi'erung des Codex durch dieHerausgeber, die meisten der letzteren begngten sich damit,die Ausgaben von Vorgngern, mehr oder minder durch eigeneConjecturen verbessert, herauszugeben. Alle Editionen zwischen

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    ProlegomeDa. II. Die Ausgaben. 13Junius und Bryennios anzufhren, ist unntig, sie knnen anden angegebenen Orten nachgesehen werden. Hier mgen imfolgenden nur diejenigen Herausgeber erwhnt werden, die durcheigene Beschftigung mit dem Codex eine allmhlich wachsende,auf positiver Grundlage beruhende Kenntnis des Textes ver-mittelten.

    Die editio princeps des I. Clem. erfolgte, wie schon erwhnt,durch Patrik Young: Clementis ad Corinthios epistola prior. Exlaceris reliquiis vetustissimi exemplaris Bibliothecae Regiae eruit,lacunas explevit, Latine vertit et notis brevioribus illustravitPatricius Junius. Oxonii 1633. Young hatte die Handschriftfr seine Verhltnisse geschickt gelesen und die Lcken im Textemit recht guten eigenen Conjecturen ausgefllt, die er durchroten Druck kenntlich machte. Leider hat er aber infolge deserwhnten Gallustincturverfahrens seinen Nachfolgern eine sehrverschlechterte Handschrift hinterlassen. Um die immerhin zahl-reichen, bei einer editio princeps entschuldbaren Fehler derYoung'schen Ausgabe zu verbessern, verglichen Mill und Grabeden Codex aufs neue. Auf Grund ihrer Collationen und nacheigener mehrmaliger Vergleichung Hess Wotton 1718 zu Cam-bridge die Clemensbriefe aufs neue erscheinen. Die Ausgabe istsehr sorgfltig gearbeitet, mit ausfhrlichem Commentare ver-sehen, der Anmerkungen von Young, Cotelerius und Bois bringt.Wotton wollte, soweit der Text erhalten und lesbar war, nurdiesen wiedergeben, und zwar Buchstaben fr Buchstaben, blossdie Abkrzungen lste er auf und offenbare Verschreibungen,orthographische Fehler u. . verbesserte er. Die nun schon miteinem ziemlichen Grade von Genauigkeit entzifferte Handschriftnahm in unserem Jahrhundert Jacobson aufs neue vor und ver-wandte die Ergebnisse dieser Durcharbeitung fr den Clemens-text in seiner Ausgabe des Clemens, Ignatius und Polykarp:S. Clementis Romani, S. Ignatii, S. Polycarpi, Patrum aposto-licorum, quae supersunt. Oxon. 1838 (2. Ausgabe 1840, 3. 1847,4. 1863).

    Fr die EntzifiFerung der Handschrift war durch die Be-mhungen der genannten Mnner schon viel gethan. Um nunaber auch weiteren Kreisen eine klare Anschauung von demAussehen und der Beschaffenheit der Clemenspartien im Codexzu verschaffen und zugleich der Textkritik ein wertvolles Werk-

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    14 Knopf, Der erste Clemensbrief.zeug an die Hand zu geben, sahen sich die Curatoren des Briti-schen Museums auf ein Memorandum von Oxforder und Cam-bridger Professoren hin veranlasst, Sir Frederick Madden mit derphotographischen Vervielfltigung der betreffenden Bltter desCodex zu beauftragen. Die Photographieen erschienen 1856unter dem Titel: Photographic Facsimiles of the remains of theepistles of Clement of Rome. Allein diese photographische Ver-vielfltigung ist ziemlich unbrauchbar. Tischendorf, der 1865 inLondon eines von den wenigen Exemplaren dieser Ausgabe zumGeschenke erhielt, berichtet (in der Vorrede zum Appendix),dass uon tam litteras photographus quam maculas reddiderit.Unde factum est, iit de undecim foliis illis paginae novem maculisnigris plus minus deformatae ex manibus photographi prodirent,quattuor vero paucis exceptis ad eruendam scripturam adhiberi vixpossent. Die Gallusflecken erscheinen auf der Photographie ganzschwarz, so dass auch Partien, die in der Handschrift selbstdurch die Flecken hindurch zn erkennen sind, in der Wiedergabeabsolut nicht zu lesen sind. Um ein brauchbareres Facsimileherzustellen, liess Tischendorf die die Clemensbriefe enthaltendenCodexbltter, mit facsimiiierten Typen gedruckt, zu Leipzig 1867erscheinen, und zwar als Teil seines Appendix Codicum Celeber-rimorum Sinaitici, Vaticani, Alexandrini. Tischendorfs gebtenAugen war es gelungen, noch eine ganze Reihe bisher ber-sehener Abweichungen des Codex von den Ausgaben zu ent-decken und im Facsimile zur Darstellung zu bringen, sowie aneinigen bisher noch nicht entzifferten Stellen den Text trotzaller Schwierigkeit herauszulesen. Einzelne Versehen und ber-sehen, die im Texte des Facsimiles nicht mehr zu ndern waren,stellte er in der Vorrede nachtrglich richtig.

    Inzwischen hatte Lightfoot den Codex durch Vansittart nocheinmal grndlich vergleichen lassen und das Ergebnis der Colla-tion dann mit dem Texte des Tischendorf'schen Appendixzusammengehalten. Fr die Flle, in denen die beiden differierten,verglich Lightfoot selbst nochmals die Handschrift genau. DasErgebnis seiner Bemhungen legte er im Texte seiner erstenAusgabe von S. Clement of Rome (London 1869) nieder.

    Tischendorf gab daraufhin repetitis curis den Clemenstextvon nochmals heraus : Clementis Romani Epistulae (Leipzig 1 873).Die Differenzen, die nun noch zwischen ihm und Lightfoot

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    Prolegomena. II. Die Ausgaben. 15bestanden, machte Wriglit zum Gegenstande einer neuen Unter-suchung. Die Ergebnisse dieser, sowie einer wiederholten eigenenVergleichung konnte Lightfoot noch in seinem Appendix von1S76 verwenden und in seiner posthumen zweiten Ausgabe desS. Clement of Rome, die 1890 zu London erschien, ist das ab-schliessende Resultat seiner Bemhungen hinsichtlich des Codexmit niedergelegt. ber Tischendorf und Lightfoot hinaus wird%vohl nichts mehr zur Entzifferung der oft schwer zu lesendenHandschrift gethan werden. Durch die Bemhungen dieserbeiden Mnner ist die Textesgestalt des L Clem. (und auch des11. Clem., soweit dieser erhalten), wie sie der Codex bietet,endgiltig festgestellt worden. Nachtrglich ist noch zu erwhnen,dass nun auch der berechtigte Wunsch nach einem guten Fac-simile in Erfllung gegangen ist. ^ englischer Seite her istein vortreffliches Facsimile, und zwar des gesamten Codex(. . u. . .), in vier Bnden erschienen: Facsimile of theCodex Alexandrinus, London 1879 ff. Published bj order of theTrustees and sold at the British Museum. Band IV, der zuersterschien, enthlt N. T. und Clemensbriefe.

    So war durch die sich ablsende Arbeit von Generationendie Textesgestalt, die der einzige Zeuge bot, ermittelt, als dasJahr 1875 die Clemensedition des Bryennios brachte. Abgesehendavon, dass jetzt die noch fehlenden Partien der Clemensbriefebeigebracht waren, wurde nun erst die Mglichkeit gegeben,die Ausgaben nicht mehr nur durch immerhin individuelle undstets unsichere Conjecturen von einander abweichen zu lassen,sondern ihnen durch prinzipielle Stellung zu den Textzeugeneine verschiedenartige Ausgestaltung zu geben. Darum gewinntvon jetzt ab jede einzelne Ausgabe erhhtes Literesse. Imfolgenden sollen diese Editionen seit Bryennios aufgefhrt undkurz charakterisiert werden.

    Bryennios selbst hatte mit seiner Edition keinesAvegs eineeinfache Wiedergabe des C-Textes bezweckt. Durch Auswahlzwischen den Lesarten von und C stellte er eine kritische Aus-gabe her. Dabei ist er in der Hauptsache seinem neuentdecktenCodex C gefolgt, den er entschieden vor bevorzugt hat.

    In dieser AVertung der beiden Zeugen fand Bryennios einenNachfolger an Hilgenfeld, der 1876 im Novum Testamentumextra canonem receptum fasc, 1 die Clemensbriefe neu (eine

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    15 Knopf, Der erste Clemensbrief.frhere Ausgabe war bereits 1866 erschienen) herausgab. Hilgen-feld zieht noch bedeutend consequenter als Bryennios die ber-lieferung von C derjenigen von vor. Codicem J, salva codicis

    laude, pluris aestumandum esse censui, urteilt er in den Prole-gomenen (p. XXII unten). Nur an verhltnismssig wenigenStellen folgt Hilgenfeld dem Codex A. Die wichtigsten der-selben sind Proleg. p. XX s angefhrt. Im brigen hlt er sich,auch was orthographische Kleinigkeiten, , denGebrauch von und und andere Euphonismen be-trifft, fast durchgngig an C.Im gleichen Jahre mit Hilgenfelds 2. Ausgabe verffent-lichten von Gebhardt und Harnack eine neue Ausgabe der Cle-mensbriefe, um ihre ebenfalls durch den Fund des Bryenniosantiquierte Edition von 1875 auf der Hhe zu halten: ClementisRomani ad Corinthios quae dicuntur epistulae. Textum ad fidemcodicum et Alexandrini et Constantinopolitani nuper inventi re-censuerunt et illustraverunt Oscar de Gebhardt, Adolfus Har-nack (Patrum Apost. Opera fasc. I partis I ed. 11) Lips. 1876.Die Stellung der Herausgeber zu den beiden Autoritten desTextes hat v. Gebhardt in den Prolegomenen (p. XV) mit denWorten ausgesprochen: . . . si omnia menda sine discrimine inrationem inducere velis, Alexandrinum etiam vitiosiorem essedices. Sed justo judicio varias utriusque codicis lectiones per-pendens, facile tibi persuadebis, genuina auctoris verba plerumqueab Alexandrino servata esse, und auch nach Harnack (Theol.Lit.-Zeit. 1876 Sp. 99) kann darber kein Zweifel bestehen, dasszwar dem Werte nach beide Codd ziemlich gleich stehen,in den meisten zweifelhaften Fllen jedoch den ursprng-licheren Text bewahrt hat", und es ist durch diese Thatsache,wo innere Grnde die Wahl einer der beiden gebotenen Les-arten nicht sttzen" die Entscheidung zu guusten von pr-judiciert. Doch findet auch C eine gebhrende Bercksichtigung,so dass diese Ausgabe einen guten Mitteltext bietet, der umes gleich vorwegnehmend zu sagen in der Mehrzahl derzweifelhaften Flle von den spter aufgefundenen Autoritten Sund L besttigt wird. Zur Conjectur und Emendation habendiese Editoren nur an wenigen Stellen gegriffen, soviel ich sehenkonnte, nur 15 5 vor jC/f/^/,/^' praem. (mit Lightf.); 20 5

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    Prolegomena. II. Die Ausgaben. ^7statt, diese Conjectur, gegen die alle 4 Zeugen sind,ist unhaltbar; 32-2 Ig

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    18 Knopf. Der erste Clemensbrief.Seine Stellung zu den drei Texteszeugen A, C und S hat

    Lightfoot ausfhrlich im 1. Bande des S. Clement of Rome",3. Abhandlung Manuscripts and Versions", dargelegt. Lightfootist bei seinen Untersuchungen zu folgenden Resultaten gekommen:

    hat bei weitem den besten Text und verdient soviel Autoritt,wie C und S zusammengenommen. C hat nur an wenigen Stellengegen den richtigen Text erhalten, in all points which vi-tally affect the trustworthiness of a MS, it must certainly yieldthe palm to the Alexandrian." Gegen und S kann C nichtaufkommen: mit C

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    Prolegomena. III. Die Textesgestaltungen etc. 1920 5 Streicliung von oder Umnderung in, auchmit den /iavieg 6 2 ist er unzufrieden. Der Fehlerbei Lightfoots trefflicher Ausgabe ist nur seine ungebhrlicheBevorzugung von A, die er zh und folgerichtig durchfhrt.Doch um die Begrndung zu diesem Vorwurfe zu liefern, mssenwir im folgenden die Textesbeschaffenheit aller vier Zeugen undihre Zuverlssigkeit ausfhrlich und im einzelnen zur Darstellungbringen, wobei wir uns freilich mit dem Beweismateriale nurauf I Clem. beschrnken mssen, da nur fr diesen durch dieAuffindung von L neue Gesichtspunkte und neuer Stoff fr dieBeurteilung und Abwgung der Zeugen gegeben ist.

    III. Die Textesgestaltungenund der Wert der einzelnen Zeugen.

    l. Der Text des Codex A.bietet, wie bei seinem hohen Alter von vornherein wahr-

    scheinlich ist, im allgemeinen einen vorzglichen Text. Wennmau freilich die einzelnen Abweichungen des von einemkritisch hergestellten Texte zhlt, so kann man ein langes Registerzusammenstellen. Aber die Zahl reduciert sich rasch, sobald manzwischen Varianten und offenbaren Fehlern scheidet. Fehler,orthographische und grammatische, Solcismen, Wiederholungenund Auslassungen hat sich der Schreiber von in grosser An-zahl zu Schulden kommen lassen, er muss seine Arbeit sehrgedankenlos gemacht haben und ausserdem ziemlich ungebildetgewesen sein. Um nur ein Beispiel vorweg zu nehmen: erschreibt innerhalb weniger Kapitel viermal mit ver-schiedener Orthographie, c, 402 lesen wir, c. 40o, c 41i /., c. 446Sehr zahlreich ist zunchst eine Kategorie von orthographi-schen Fehlern, die auf Verwechselung gleich klingender Vocaleund Diphthonge beruht. Ich mchte aus dieser Thatsache, vonder ja eben ein krasses Beispiel gegeben wurde, den Schlussziehen, dass die Handschrift nach einem Dictate gefertigt ist,

    2*

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    20 Knopf, Der erste Clemeusbrief.das scheint die nchstliegende Erklrung dieser Erscheinungzu sein.

    Verwechselt werden infolge von Ittacismus zunchst undzwar am hufigsten und t. Einfaches statt steht insehr vielen Fllen, vgl. z. B. 34, 5i, lli^, 163 , 2l5, 32i [] , 352, 40i, 45i, 54, 56U. ,', 65&. Auf diesem Ittacismus beruht offenbarauch 41 1 -, zugleich ein Beispiel fr dieFlchtigkeit des Schreibers.

    Der umgekehrte Fall, nmlich statt i, ist nicht so hufig,wie der frhere, dennoch aber nicht selten, vgl.: li,5, 9i, 16i6, 26,6, 27?, 44 , 50, 55^-, 562-, 6 .inigemal findet sich ferner die Verwechselung von ?; und i,nmlich: li, l3&, 4ii-, 82-, 39 1 6(^.\ 474.uch 7; und werden vertauscht: 11 1- (so wenig-stens Tischendorf und Wright, Lightfoot dagegen glaubt^u erkennen) 18 4 statt.iele Beispiele lassen sich fr eine verwandte Art von Ver-wechselung, nmlich die von ai und beibringen. Dabei wird, um-gekehrt wie bei der Vertauschung von und i, in der Mehrzahlder in Betracht kommenden Flle der Diphthong an die Stelledes einfachen Vocals gesetzt, besonders in den Flexionsendungen.Beispiele von ai statt vgl.: I3, 2?, Aeund, 84 sind smtlich Deponensimperative wie Deponens-infinitive geschrieben, also Xovadai,^ u. s. w., 145, 18i u. I82, 252 u.2&,32i, 41 1 , 455, 522,543.

    ndererseits finden wir fr : 25, 5 1,45^ 235, 395, 399 ^,523. Aus der Verwechselung von statt ist wohlauch 155 fr zu erklren,vermittelte den Formenbergang.Alle diese Verwechselungen sind in gleichzeitigen und sp-teren Handschriften zahlreich anzutreffen. In den eigentlichen

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    Prolegomena. III. Uie Textesgestaltungen etc. 21textkritischen Apparat gehren sie nicht hinein. Ich habe siedarum nur anhangsweise zusammengestellt.

    Sehr nahe lag auch fr einen nach Dictat Schreibendendie Verwechselung von und (die sptere Sprache sprichtdas so kurz aus wie daso): 172, 25,4 (doch dies zweifellos mit veranlasst durch das vorher-gehende Tcov), 45 , 543 .Ebenfalls nicht unschwer aus Verhren und Verschreibensind folgende Fehler zu erklren: oo statt ov 83 \OL statt ai 51-2; statt 442 u. s, 568 -; statt 22, 16, 167& (letz-terer Fehler umso leichter, als unmittelbar vorher-geht), 40 5; auch statt 355 undOl statt ov 51 5 gehren mit in die Kategorie der Vocal-versehen.Zu einer anderen Gattung von Fehlern sind diejenigen zurechnen, die die Folgen von Auslassungen oder Wiederholungeneinzelner Buchstaben, Silben und ganzer Wrter sind: 2i-statt, 2z- st.-,5 st., 3 1 - st. &, 7 1 -st. (doch ist die Form, die hat,nicht einzig dastehend), 84 {\' st.&,1 2 st. , 122^ st.{^, 126 st. , 253

    st., 292& st.& , 30 1 /^ st.^/^, 324 7] st., 34g st. -/'^ 33? st. ori^ 356 /Moj^ st., 358st.; , 366-& . . st. ^,453^ st.&, 45? st. 7], 485st., 50 6 st..ndere," zum Teil sehr leicht erklrliche, Verschreibungensind: I2 st. , 3 1 st. :7-, 19 1 .?. st. (veranlasst durch das vorhergehende7}//) 20? st., 20 9& st.-235 7] st.,, 30?- st. (5^// (offenbarein Hrfehler, merkwrdig ist nur, dass dieselbe Verwechselungeiner Form von u. noch einmal vorkommt, 40( st. ((), 33? st.. 358 st.,, Mi-7] st.&^}, 44g

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    22 Knopf, Der erste Clemensbrief.st., li st. , 65 1 st. -.n fehlt ferner nicht die in vielen Handschriften so zahl-reich vorkommende Verwechselung von Casusendungen. Einigedieser Flle wurden schon weiter oben notiert, vgl. aber noch:li st.^ (weil folgt), 132 st., 21 5 st. (trotzdem un-mittelbar vorher richtig), 25-2 st.-(an dem Masculinum war wohl das vorhergehendeschuld), 395 st. . 432st. ?]] (der vorhergehende Dativ )eranlasste den Fehler), \\i si.

    (es folgt gleich darauf ).Auch ungrammatischer und solcistischer Formen ermangeltnicht. Falsche Metaplasmen finden wir, zum Teil durch dieNachbarschaft veranlasst I2 u. 29i st., l27]st. ], 14 st. . Doch sind gerade dieseAccusativbildungen in der nicht ungewhnlich, vgl. z. B.Rom. 4 , wo Tischendorf mit xD* G liest. Solcismen sindweiter 18? st. (gesprochen plinis, vgl. auch diedoppelte Schreibung von Wrtern wie und,und ), 21 2 st., 263 )] st., 42 4- st.-. Solcistisch ist auch 382st.- (doch behalten Lightfoot u. v. Gebhardt-Harnack die Form des bei).

    Aus dem gegebenen ist zu entnehmen, wie beschaffen undwie zahlreich die Fehler von sind, aber gerade ihre Art mussuns im brigen ein gutes Zutrauen zu dem Texte des Codexeinflssen. Wir erkennen aus den Fehlern, dass ein halbgebil-deter Schreiber mit grosser Leichtfertigkeit seiner Aufgabe sichentledigt hat. Aber eben weil er ihr gleichgiltig und verstnd-nislos gegenberstand, hatte er weder Interesse noch Fhigkeit,irgendwie dem, was er hrte (oder auch in der Vorlage sah)durch eigene Verbesserungen" aufzuhelfen, Avie dies im folgendenfr C sich wird nachweisen lassen. Der Schreiber hatte wederVerstndnis, noch Lust, noch Fhigkeit, seine Vorlage zu corri-gieren, und darum hat er auch von allen vier Textzeugen dasgeringste Sondereigentum, sobald man die eben charakterisiertenNachlssigkeits- und Flchtigkeitsfehler in Abrechnung bringt.

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    Prolegomeria. III. Die Textesgestaltungen etc. 23Freilich kommt noch iu Betracht, dass in ein ganzes Blattfehlt, auf dem seine Lesarten also nicht festzustellen sind, unddass er sonst auch im erhaltenen Texte an vielen Stellen, weilsie unleserlich sind, nicht zu controllieren ist.Von wirklichen schwerwiegenden Fehlern zeigt uns alleinverhltnismssig wenige. Indessen so zuverlssig, Avie es Lightfootschildert, (one or two deeper corruptions remain") ist nicht.Wo er allein gegen die drei anderen Autoritten steht, werdenwir ihm in fast allen Fllen Unrecht geben mssen, und dieseFlle sind an Zahl doch nicht so vereinzelt.

    Vielleicht noch in die Kategorie der einfachen Schreibfehlergehren 34 statt und 23 statt

    (dies war, wenn flchtig gesprochen, leicht zu ver-hren). Sehr leicht ist auch nach den schon oben aufgezhltenCasusverwechselungen die an sich keineswegs sinnlose Variante26 statt zu erklren, denn unmittelbarvorher steht ein Dativ , der den Fehler ver-anlasste.

    Glossen und Erleichterungen hat an einigen Stellen auf-zuweisen: 21 6 fgt er hinter hinzu; 354ergnzt er, gemss 348 { ), zu

    ebenfalls; 38: macht ein hinter-ie Diction flssiger, 51 s steht (] (vgl. 532), wo die anderen Autoritten nur haben;556 macht durch Vernderung des in den Satzstraffer, whrend er umgekehrt 474 aus (CS; dub L) einmacht (wohl des folgenden wegen).

    Auch die fast unvermeidlichen Auslassungen wegen Homo-teleutons fehlen in nicht. So ist 34 hinter& ausgefallen; 344 fehlt hinter /),wg das absolut ntige] 51 1 hat der gleiche Ausgang den Wegfall von( hinter verursacht. An zwei Stellenfehlen, wahrscheinlich auch propter homoeoteleuton, die Adjectiva,nmlich 33? (das zweite) om. &, und 452 fehltzwischen und.ndere kleinere Auslassungen aus Nachlssigkeit finden sichnoch hie und da: 6 fehlt 4ii vor und anscheinend auch.35 vor] 128 ist das hinter? ausgefallen,vielleicht wegen der hnlichkeit ; 29 1 fehlt.

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    24 Knopf, Der erste Clemensbrief.das 7] hinter u. . Umgekehrt verdankt das au sichganz sinngemsse hinter 33 1 wahrscheinHch einerDittographie der ersten Silbe des nchsten Wortes-eine Entstehung.

    An Umstellungen weist folgende Beispiele auf: 84fr , 16 2 statt^ -, 482 statt .ls andere zum Teil leicht zu erklrende Souderlesartenvon sind anzufhren: 204 statt ,1 1 statt , 44 1 fr(vor ; hat das von -irgend eingewirkt?), 474 fr.nsicher ist 49 1 statt/, da der Codex hierverschieden gelesen wird. Merkwrdig ist 382,o die anderen Texteszeugen haben. Vor Bryennioslasen die Herausgeber gewhnlich ]. Ob hiereine einfache Verschreibuug (statt THME .... . . . unddann bei Correctur Stehenbleiben des MH; das statt eben-falls versehen) oder eine verschriebene tertire Lesart bietet (aus

    wurde . und dann zur Compensierungwurde vorgesetzt), will ich nicht entscheiden, beides ist mg-lich. Wahrscheinlich aus sehr grosser Unaufmerksamkeit ist21 7 statt zu erklren (fast unmittelbar vorher steht?.}). 30 1 statt (wie die drei anderen lesen;der Ausdruck nimmt die letzten beiden Worte von c. 29 wiederauf) ist entweder Schreibfehler, das ov der Endung veranlasstdurch das folgende ovv oder es ist absichtliche \^erbesserung,um durch diese Wendung das 292 wieder aufzu-nehmen. Als Verwechselung infolge Synonyms ist 333 -

    fr zu beurteilen. Welchem Um-stnde endlich die vielbehandelte Variante 2i& < , wie mit CLS zu lesenist, ihren Ursprung verdankt, wage ich nicht sicher zu ent-scheiden. Tendenzise mouophysitische Correctur liegt kaumvor, eher ist die Lesart durch ein Versehen( statt XY) ent-standen, oder sie ist naive Correctur eines Abschreibers, demdas neben weniger passend erschien alsein- (vgl. den Excurs).

    Endlich ist auch in den Citaten nicht frei von dem ge-

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    Prolegomena. III. Die Textesgestaltungen etc. 25wohnlichen Fehler fast aller Handschriften: er harmonisiert, d.h.er bessert die ursprngliche Form des Citates hie und da nacheiner ihm gelufigen Form des LXX textes i) aus. Doch isthier im ganzen ziemlich zuverlssig, und es lassen sich nichtviele Flle von Harmonismen finden. Doch vgl.: 43< (LXXGen. 4 ); 125 6 & < 6- (LXXJos. 2); 13 1

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    26 Knopf, Der erste Clemensbrief.heit^) hat er es verstanden, einen zum grssten Teile wohl-gegltteten und sinnvollen Text herzustellen. Aber gerade dieserUmstand, dass der Text der Briefe im Codex C offenbar nachsubjectiven Geschmacks- und Sprachurteilen emendiert ist, machtdiese Handschrift neben zur minderwertigen Autoritt. Worindie nderungen des C bestehen, soll im folgenden zunchst dar-gestellt werden.

    Die Emendationen am berlieferten Texte sind erstlich ein-mal rein formeller Art. Der Schreiber hat sich bemht, einmglichst reines Griechisch zu schreiben. Mit peinlicher Sorg-falt hat er, wenige Ausnahmen abgerechnet, die Regeln ber dieEuphonie so weit beachtet, dass er stets das,n der spteren Grcitt unterschiedslos vor consonantischem undvocalischem Anlaut gesetzt, vor Consonanten weglsst, dass erferner im allgemeinen vor vocalisch, vor conso-nantisch anlautenden Wrtern gebraucht, doch ist er darin nichtconsequent.

    Ebenfalls aus Grnden des Wohllautes und mehr an dieklassische Sprache sich anlehnend, schreibt C: 204&tatt^, 233?] statt', 375stat. Das Bestreben, die mehr denklassischen Mustern hnlich zu machen, lsst sich auch sonstan vielen Einzelheiten beobachten. Statt der schwachen Formen- und setzt C 383 und 575 die starken& und; 122 stehen die klassischen attischenFormen und- statt der spteren(jonischen) und^; 408 wird r^in ] verbessert. ZurZeit des Schreibers gebruchlichere oder nach seinem Urteilerichtigere Formen sind ferner: 64 statt,03 statt,)& statt;gl. ferner die auch sonst leicht mgliche Verdoppelung der

    1) An und fr sich ist auch die Mglichkeit zuzugestehen, dass derSchreiber schon einen kritisch revidierten Text vor sich hatte. Dann istsein Werk nur die sorgfltige und saubere Abschrift seiner Vorlage.Dass er indessen direkt im Auftrage und unter den Augen eines gelehrtenBcherfreundes schrieb, ist kaum anzunehmen, da er sonst wohl den Namenseines Gnners in der Unterschrift neben seinem eigenen erwhnt htte.

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    Prolegomena. . Die Textesgestaltungen etc. 27Liciida imd des Zischers zwischen zwei Vocalen in 145//-

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    28 Knopf, Der erste Clemeusbrief.Parallelstzeu viermal au entsprechender Stelle stehtj

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    Prolegomena. III. Die Textesgestaltungen etc. 2924 1

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    30 Knopf, Der erste Clemensbrief.33 1); 32-2,

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    Prolegoinena. III. Die Textesgestaltuugeu etc. 31

    3. Der Text des Codex S.S ist eine bersetzung und schon als solche nur ein Textes-

    zeuge zweiter Ordnung. Indem wir ihn zur Recension desTextes verwenden, mssen wir, soweit dies berhaupt mglichist, trennen zwischen dem, was au etwaigen Varianten in demS vorliegenden griechischen Texte stand wir bezeichnen ihnder Krze wegen im folgenden mit dem Sigel und dem,was Eigentum des bersetzers ist, sowie endlich dem, was inder neuen Form, in der fremden Sprache an spontanen Ver-wilderungen und absichtlichen Vernderungen sich eingestellthat. Zhlten Avir einfach alle Stellen der syrischen bersetzung,die nicht genau den aus den andern Autoritten zur Gengebekannten Text des Originals wiedergeben, so wre die Zahlder \'^arianten eine enorme. Aber durch eine Reihe von Be-obachtungen, die wir ber die bersetzungsart des S machenknnen, und durch Aufstellung demgemsser Richtlinien fr dieVerwertung der S -Varianten wird diese Zahl ganz erheblichverringert.

    Die Hauptpunkte, die wir bei der Schtzung und Verwer-tung von S im Auge zu behalten haben, sind folgende:

    1. Der bersetzer ist durch die Armut der syrischen Sprachein der Notlage, viele Stellen seines Originals nur unvollkommenund ungenau wiedergeben zu knnen. Die Eigentmlichkeitendes syrischen Idioms, die hier in Betracht kommen, sind diese:Das syrische Verbum ist viel formenarmer als das griechische.Die Unterscheidung des Aorists vom Perfectum, des Futurumsvom Conjunctiv, die Auseinanderhaltung der verschiedenen Zeitenin den Infinitiv- und Conjunctivformen ist unmglich. Ob alsoin 237]6 oder, 16 / jroi7/a?-

    oder , 1- oder&, 13 3 ?]oder )(;) stand, knnen wir aus S nicht mehrerschliessen.Ferner zeigt sich die Armut der syrischen Sprache darinals strend, dass S eine Reihe von griechischen Wrtern, be-sonders Composita und Decomposita, nicht ebenfalls durch eineinziges Wort wiedergeben kann, sondern dass er, um den Sinnund die Kraft dieser Wrter einigermassen entsprechend zurDarstellung zu bringen, zu langstieligen Umschreibungen seine

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    32 Knopf, Der erste Clemensbrief.Zuflucht nehmen muss. So bersetzt S z. B. 20 i tl -

    durch aliquid eorum, quae visa suntDeo et decreta sunt ab illo, 20 6 exit aut trans-greditur, 25 i gloriosum et stupendum, 25 3-utritus et adultus, 30 3 consensum et pari-tatem animi, 34 4 solutos et laxos, 59 3Caput (principium) et creatorem. Eng mit dieser Unfhigkeitdes Syrischen hngt eine andere Eigentmlichkeit der ber-setzung zusammen. Wo von zwei nebeneinanderstehenden Par-allelausdrcken der erste einer Umschreibung bedurfte, der zweitehingegen nicht, stand der bersetzer nicht an, um der deut-licheren und leichteren Diction willen die betreffenden Ausdrckeumzustellen. So bersetzt er 30 8mit dementia et humilitas cogitationis, 36 2 -

    mit altissimam et quae sine labe, ib. - mit tenebrosa et quae sine intellectu, 64mit sanctum et decens in magnitudine et gloriosum.

    Nur wo fr den bersetzer keine Ntigung fr eine solche Um-stellung vorlag, werden wir die Mglichkeit einer v. 1. inanerkennen mssen, wie z. B. in 12 5 6 -ACL

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    Prolegomeua. III. Die Textesgestaltungen etc. 33eine Unterscheidung zu ermglichen, wird in den Pluralformenber das betreffende Wort das kleine Zeichen des Ribui (") ge-setzt. Dies Zeichen wird nun aber oft, wie vielfache Erfahrungan syrischen Handschriften zeigt, weggelassen, wo es hingehrt,und hingesetzt, wo es nicht stehen sollte. Dieselbe Uugenauig-keit lsst sich auch an unserer Handschrift des fteren consta-tieren, und wo ein Plural nur von einem Ribui abhngt, ist beiS niemals mit Sicherheit zu sagen, was ursprnglich und somitin dastand; I2 muss der Singular in lege (fr tp -^ oder ti^ 2') anscheinend durch ein Kibui in denPlural verwandelt werden; 42 4 steht ein falsches Ribui, stattspiritu sanctos ist spiritu sancto zu lesen; 53-2 (dasfreilich auch L hat) ist sehr leicht durch Ribui in'/(AC) zu corrigieren.

    2. Aber auch, wo er nicht durch den andersartigen Charakterseiner Sprache gezwungen ist, erlaubt sich der bersetzer desfteren mit seiner A'Orlage sehr frei umzugehen. Er neigt ganzoffenbar zu Wortflle und Umstndlichkeit, darum paraphra-siert er auch da, wo er eigentlich gar nicht dazu gezwungenwre. Das trefflichste Beispiel, diese seine Eigentmlichkeit zubelegen, findet sich nicht im I Clem., sondern im II Clem., wo- 3 4 wiedergegeben wird mitueffligemus et spernemus raandata ejus, dum remisse agirausneque facimus ea. Aber auch der I Clem. weist verschiedeneLicenzen dieser Art auf, vgl. 15 1 ^ cum assump-tioue personarum et illusione; 21 4- ne rebellantes et deserentes ordinem fa-ciamus aliquid extra voluntatem ejus; 48 1 restituatUOS ad priorem illam modestiam nostram amoris fraternitatis etad puram illam convei'sationem; 55 1 -

    multi reges et duces deprincipibus populorum si quando tempus afflictionis aut famis(^'erwechslung von und ) alicujus instaret po-pulo u. a. m.

    3. Weiter aber hat S die Eigentmlichkeit, Glossen und Zu-stze au passendem und unpassendem Orte einzufgen. Doch istbei Constatierung dieser Randbemerkungen des bersetzers oderspterer Abschreiber Vorsicht zu gebrauchen. Es ist nmlich

    Texte u. UnteisachuDgen. N. F. V, i. '

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    34 Knopf, Der erste Clemeusbrief.keineswegs sicher, ob nicht ein Teil dieser erluternden Zustzebereits in stand, sodass der bersetzer an ihnen unschuldigwre. Wo es also nicht, nach den sonst bekannten Eigentm-lichkeiten von S, auf der Hand liegt, dass er die Zustze auseigenem beigefgt hat, sind sie im Apparate zu verzeichnen, undwir mssen, was sie betriflft, die Mglichkeit einer v. 1. inoffen lassen. Eine Stelle freilich in S schafft, was Glossen an-langt, ein starkes Prjudiz gegen die bersetzung: 1 1 wird dasgriechische Wort als Fremdwort in der bersetzungbeibehalten, aber durch die in den Text aufgenommeneGlosse erlutert: hoc autem est tumultus. Hier ist die Handeines Syrers unverkennbar und dieser Umstand muss uns auchinbezug auf andere Glossen und Zustze in S misstrauischmachen.

    Dies die Hauptregeln fr die Benutzung von S; wendenwir uns nun der Betrachtung seiner Varianten zu. S hat auchnach Abzug der offenbar dem bersetzer und der syrischenberlieferung zufallenden Eigentmlichkeiten ein ziemlich grossesSondereigentum. Nicht unbedeutend ist zunchst die Zahl derGlossen und Erklrungen um mit diesen anzufangen , diesich allenthalben in den Text eingestreut finden. S zeigt dasBestreben, den Text recht deutlich und unzweideutig zu machen,zu schwach scheinende Ausdrcke durch gewichtige Zustze zuverstrken, einzelne Ausdrcke und ganze Stze abzurunden. Vgl.als Beispiele dafr: 11 1 dominator universi

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    Prolegomena. III. Die Textesgestaltungen etc. 35add. nostrae; 54-2 praem. ego; 1 add.vobis; 4 //

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    36 Knopf, Der erste Clemensbrief.z. B. 75 om. xal vor (sehr leicht in mghch);127 om. hinter ; 21 e Jtaisiav

    Q-tov statt Jtaiotiav ^; 22 om.; 2S4U. 29 1 ovf om.; 383 om. hinter; 384om. als berflssig neben dem kurz vorher stehenden\l2 om.; 446 om.; 476om., 51-2 om.; 6] om.In den Doxologien erlaubt sich S zuweilen nicht unbedeu-tende Krzungen. Sie sind leicht erklrlich, weil jeder Ab-schreiber und auch der bersetzer feste Formeln der Doxologieim Kopfe hatte, nach denen sie bewusst oder unbeAvusst die ihnenvorliegenden ummodelten. Die Verkrzungen der Doxologien,die im folgenden aufgefhrt werden, veisen auf dieselbe Handzurck, denn sie reducieren die ursprnglicheren umfangreicherenGrundformen auf denselben schlichten Typus: 20 12 ] 6.((.^ . 7/

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    Prolegomena. III. Die Textesgestaltungen etc. 37243 anscheiuend {) ' fr

    iw^' ; 245 statt7' ^'y') 337/-7^\'-; 36-27)}}^(allenfalls auch- oder^) fr hojt.--, 373 fr (doch kann dies auch ambersetzer liegen); 395 fr; 42 fr; 4bi vjrofr , 485 einthrichter, aber leicht zu erklrender Irrtum: ,

    statt ^,(.\ 495 fr, 55 1 (oder einstammverwandtes Wort) fr. In fast allen diesen Fllenwird das Verderbnis wohl schon in gewesen sein, doch istimmerhin die Mglichkeit zuzugeben, dass einiges in richtigberliefert war, aber vom bersetzer falsch gelesen wurde.Anders steht es mit einer Anzahl von Lesarten, die deutlich

    zur Emendatiou einer schon verdorbenen Textesstelle eingefhrtwurden. Sie mchte ich zum guten Teile dem bersetzer zu-schreiben. Denn ein Abschreiber konnte allenfalls Fehler seinerVorlage auch in seine Abschrift aufnehmen, ein bersetzer hin-gegen musste in das, was er bieten wollte, Zusammenhang undSinn bringen und musste versuchen, einen anscheinend verderbtenText zu emendieren. Beispiele solcher tertiren Lesarten sind:2-2' statt, in Anbequemung an den fehlerhaftenPlural ; 30 s^ statt, das als accus, gefasste machte dieCorrectur ntig; 35 12 st. wegen des voran-gehenden Plurals in . 11; 399 statt, Zwischenlesart war; 40 3.. . statt

    . . . , als ein \Vort und als Verbumgefasst, verlangte die Emendation slvai\ 405st. , veranlasst durch den Pluralund dann vor allem durch die Beziehung der Stelle auf diechristlichen Bischfe; 42 1 01 statt. . .^ , der ungeschickte und falsche Dativ t)ulvscheint diesen Fehler veranlasst zu haben; 45 1

    statt

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    38 Knopf, Der erste Clemensbrief., die Emendation entstand, weil und?)sensu malo und als Indicativ, nicht als Imperativ gefasstwurden; 495 ^ statt& (Mittellesart war ');?] statt. . . .Endlich finden wir in S eigentmliche bersetzungen, dienicht auf einer falschen Lesart oder einer unrichtigen Emendationdes berlieferten Textes beruhen, sondern auf einer falschenbersetzung des richtigen ^-textes. Falls, wie mir wahrschein-lich scheint, eine Majuskelhandschrift war, so sind diese zumTeile aus schlecht gelesenem Texte erklrlich, vgl. unter deneben angefhrten Beispielen 403 und 50 1, ferner 26 lAIA als ioicc statt lia gefasst, 7-i id quod(o ), 77 OIJE als statt oi . 342 neutrisch,nicht auf Gott, sondern auf& bezogen, 55 6 covex iis propter quae erat (jDopnlus) in periculo,weil der bersetzer den ad sensum Plural cov nicht verstand.

    Die anscheinend hchst seltsamen Lesarten 394< S operum (

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    Prolegomena. . Die Testesgestaltungen etc. 39hatten und beide Griechen ihn aufweisen, war er offenbar schonim 2. Jahrb. vorhanden. Von den brigen durch S

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    40 Knopf, Der erste Clemensbrief.entnehmen. ber sie schiebt sich abei- verdeckend und ent-stellend eine neuere Textesbildung, die im Laufe der Jahrhun-derte, die zwischen der bersetzung; des Briefes und der Nieder-schrift unseres Codex liegen, allmhlich, von absichtlich oderunabsichtlich wirkender Hand verschuldet, ber die ursprng-liche Schicht darbergewuchert ist. Denn fast ein Jahrtausendliegt zwischen der bersetzung von I Clem, und der Ab-fassung der sie enthaltenden Handschrift. Das letzte Urteilber die Entstehuugszeit der altlateinischen bersetzung vonI Clem. ist zwar noch nicht gesprochen worden. Doch habensich fr sehr hohes Alter gewichtige Stimmen erhoben. Fr das2. Jhrh. erklren sich der Herausgeber Morin (bald nach Ab-fassung des griechischen Originals) und Harnack (lieber vor alsnach 150 vgl. 1. c. S. 263), auch v. Gebhardt (Deutsche Lit.-Zeitung 1S94 Nr. 18) und Hilgenfeld (Wochenschrift f. klass.Phil. 1S94 Nr. 16) sind diesem frhen Anstze nicht abgeneigt;Haussleiter (Theol. Litt.-Blatt 1S94 Nr. 15) rechnet diese vetusLatina ohne genauere Angabe zu den ltesten lateinischen ber-setzungen; V. Wliflin (Archiv fr Lexikographie IX Heft 1) Aveistsie aus Grnden der Lexikographie und des Syntaxgebrauchesdem Zeitalter Tertullians zu; Sandaj (im Guardian vom 2S. 3.1894) ist in unbestimmter Weise fr den Zeitraum 200350eingetreten, den indessen Harnack (1. c. 609 f.) durch den IS' ach-weis, dass schon Lactanz unsere bersetzung benutzte, um50 Jahre abgekrzt hat. Zahn (Theol. Litt.-Blatt 1894 Nr. 17>,der die bersetzung auch im 5. Jahrb. sehr wohl begreiflichfindet, steht ziemlich allein mit diesem Anstze. Die Aussicht,auf rein philologischem Wege die Entstehungszeit unserer ber-setzung genau feststellen zu knnen, ist bei dem geringen Um-fange der uns erhaltenen altchristlichen vulgrlateinischen Litte-ratur recht kmmerlich. Die sachlichen Grnde, die Harnack(Sitzungsberichte der Kn. preuss. Akademie der Wissenschaften1894 S. 262 f. u. S. 611 ff.) fr seinen Ansatz beigebracht hat.sind sehr plausibel. Fr die textkritische Verwertung der ber-setzung ist brigens die genaue Feststellung ihres Entstehungs-zeitpunktes gleichgltig, sie ist nur fr den Litterarhistorikerund den Sprachgelehrten von Belang. Begngen wir uns mitder Einsicht, dass die bersetzung zwischen c. 150230, undzwar hchst wahrscheinlich in Rom (vgl. dazu noch Harnack

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    Prolegomena. III. Die Textesgestaltungen etc. 411. c. 614 Anm. 1), entstanden ist. Fr unsern Zweck ist es nurvon Interesse, die Beschaflenheit der griechischen Vorlage unse-res Textes festzustellen. Diese Vorlage ist vorzglich und re-prsentiert eine kaum noch vernderte Textesgestalt von I Clem.,sodass wir von hier aus gegen eine mglichst zeitige Ansetzungdes Lateiners nichts einzuvirenden haben.

    Die erste Aufgabe der Untersuchung ist, die Massstbe zurAuffindung dessen, was wertlose Zuthat oder Vernderung desbersetzers oder eines spteren Abschreibers ist, und dessen, wasals Bestandteil der griechischen Vorlage des bersetzers wirbezeichnen sie der Krze wegen im folgenden mit hchsteBeachtung verdient.

    Es wird sich deshalb zunchst darum handeln, die Gestaltder berlieferung, sodann die Art und Weise der bersetzungzu charakterisieren.Von der Gestaltung der berlieferung gibt uns Morins Aus-gabe ein hinreichend deutliches Bild. Da der Text nur in einemeinzigen Exemplare erhalten ist, fehlt uns jedes Mittel einerusseren Textkritik. Wie der Text uns gegenwrtig vorliegt,ist er bereits durch verschiedene Hnde von aufeinander folgen-den Abschreibern gegangen und mannigfach entstellt. Und zwarist es zunchst eine Reihe von Ausserlicbkeiten, von orthogra-jihischen Besonderheiten , die wir uns bei der Verwertung derbersetzung vor Augen halten mssen. Von den zahlreichenorthographischen Inconsequenzen zwar, die die Form und Be-deutung des betreffenden Wortes nicht zweifelhaft machen, isthier ganz abzusehen. Sie sind fr die Textkritik belanglosund beweisen nur, dass der letzte (und vielleicht auch schonfrhere) Abschreiber seine Arbeit ziemlich sorglos anfertigte.Aber gerade dies muss uns ja, nach dem schon fr aufge-stellten Kanon, ein gutes \^orurteil fr die Uninteressiertheitund infolgedessen fr die Zuverlssigkeit des Mannes erwecken.Der Curiositt wegen mgen hier nur einige Inconsecjuenzen derRechtschreibung verzeichnet werden: In der berschrift lesenwir Corintios, in der unmittelbar darauf folgenden Zuschrift Cho-rinthum, 47 e hingegen Corinthiorum und analog in der Unter-schrift Corinthios; stets schreibt L obaudire (19 mal), obaudientia(3 mal) und obauditio (2 mal), doch in den Schlusskapiteln oboe-dire (60 4 62 3 682) und oboedientia (63 1); penitentia findet sich

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    42 Knopf, Der erste Clemensbrief.neben poenitentia, 7 4, 5, g ist das Wort dreimal hintereinanderverschieden geschrieben: penitentiam, poenitenciae, poeniteutiam:der Schreiber hat immer herere, hingegen aeclesia; 22 6 findenwir praeces, 36 1 precum; 11 1, 2 175 21i lesen wir dampnare unddampnatio, hingegen 51 3 damnatio; ti und ci in der Endsilbewechseln; die Verdoppelung der Consonanten wird willkrlichangewendet, vgl. 10 6 Stellas, 32-2 stellae, hingegen 20 3stelarumund umgekehrt 44 3,4,6 45 7 51 2 633 querela, 17 3 hingegenquerella; die Assimilation von in der Vorsilbe in erfolgt un-regelmssig, vgl. 1 1 14 1 30 1 inmundus, 28 1 immundus.Doch mit diesen kurzen Bemerkungen ber die rein ortho-graphischen Ausserlichkeiten sei es genug, die richtige Formliegt in allen diesen Fllen auf der Hand. Aber auch wo eineanscheinend unsinnige oder falsche Form entstanden ist, lsstsich mit Rcksicht auf die orthographischen und graphischenEigentmlichkeiten der Handschrift, die sie mit vielen mittelalter-lichen Codices teilt, leicht das Richtige herstellen. Hufig ist die\'^er-wechselung von hnlich aussehenden oder hnlich klingenden Buch-staben, vgl. z. B. 45 7 cesserunt fr gesserunt, dagegen 3 1 ingrassavitfr incrassavit; 51 1 reficimus fr deficimus, 57 2reponite fr de-ponite, dagegen 48 1 deducat fr reducat; li lesen wir incessisunt, anscheinend ein Hrfehler fr incensi sunt; 47 5 steht vitaefr vide; ei fr es findet sich zweimal: 20 2 impedient ei fr im-pedientes, 44 2 accipient ei fr accipientes; et fr ei 2 1 adtenden-tes et statt adtendentes ei (doch scheint mir hier die Sachenicht ganz sicher zu sein) und 64 per quem est et gloria statt ei gloria, umgekehrt vgl. 14 1 ei sanctum statt et sanctum;56 9 steht forti statt ferri, nach dem Facsimileblatte, das demMorinschen Texte beigegeben ist, ein sehr leicht mglicherVerlesungsfehler (vgl. im Facsimile Z. 6 das forti und dann dieSilbe er. z. B. in veritatis Z. 3 u. .). Durch Unachtsamkeit desSchreibers sind ferner in einer Reihe von Fllen einzelne Silbeneingefgt, verdoppelt oder ausgelassen, vgl. darber den Morin-schen Index s. v. syllaba.

    Eine besondere Gruppe von Fehlern bilden die falschenDeclinations- und Flexionsformen, die durch unrichtige Schreibungbei Substantiven und Verben erfolgen. Hierher gehrt die an-scheinende Verwechselung von Ablativ und Accusativ, die, weildas Schluss-m nicht mehr ausgesprochen wurde und auch in der

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    Prolegomena. III. Die Textesgestaltungen etc. 43Schriftsprache uur als Linie ber dem letzten Vocale figurierte,leicht erklrlich ist. Statt Accusativs einen scheinbaren Ablativvgl., besonders krass, vreil unmittelbar vorher der Accusativrichtig steht, 25 3 portat illam . , . usque in Aegiptum in colouia. . . und viele andere Flle. Das Umgekehrte, Accusativ stattAblativs, steht z. B. 46 cum essent in campum, 128 prophetiafuit in mulierem. In der Conjugation entstehen durch Beta-cismus Verwechselungen von Perfect- und Futurformen beiVerben der 1. und 2. Conjugation, vgl. z. B. 168 euarrauit frenarrabit, 35 12 honorificauit fr honorificabit, 57? habitauit frhabitabit (umgekehrt b statt u kommt in der Flexionsendungnicht vor, doch vgl. 44 3 imbidia fr inuidia und I83 labia frlaua). Diese scheinbare Abweichung ist selbstverstndlich nichtals \''ariante zu verzeichnen, und ebensowenig ist im allgemeineneine andere scheinbare v. 1. zu buchen, die durch die, auch sonstin der Handschrift vorkommende, Verwechselung von e und iin der Flexionsendung entsteht. Verba der 3. Conjugation er-halten dadurch Futur- statt Prsensformen und umgekehrt: sosteht 275 dicit fr dicet, 51 i depascit fr depascet, umgekehrt23 1 tribuet fr tribuit, 39? tradet fr tradit, 593 dissolues frdissoluis. 51 1 steht infolge der gleichen Lautverwechselung einePrsensform statt eines Perfectums: deficimus (oder eigentlichreficimus) st. defecimus.

    Abgesehen von diesen leicht auszuscheidenden orthographi-schen und lautlichen Eigentmlichkeiten weist aber die Hand-schrift noch eine Reihe schwererer Verderbnisse auf. Die meistenderselben hat Morin an der Hand des griechischen Textes corri-giert und die wiederhergestellte Lesart in seinen Text aufge-nommen, die falsche hingegen in den Anmerkungen verzeichnet.Beispiele solcher Entstellungen sind: I62 Scriptum est majestasDei statt Sceptrum majestatis Dei; 40 plebs ejus homo stattplebeius homo; 502f. .. sine humana voluptate. lunocuae feresepe uationes omnes . . . statt . . . sine humana voluptate innocui.Generationes omnes . . . u. a. (cf. Morin S. VIII f.)').

    1) Im allgemeinen sind Morins nderungen geschickt und passend,nur einige Kleinigkeiten htte er noch in den Text aufnehmen und einigenderungen weglassen sollen. Die Stellen, an denen ich anders als Mo-rins Text es hat, lese, habe ich anhangsweise zusammengestellt, meist auchim Apparate angemerkt.

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    44 Knopf, Der erste Clemensbrief'.Unklar und offenbar recht verderbt sind ferner noch einige

    Stellen, denen aber anscheinend sehr schwer aufzuhelfen ist:34 . . et negabat omnia mandata ejus ambulare uoluerunt

    non digne Christo. Die Stelle ist sicher erst in L verderbt worden(gegen Morin, der anscheinend fr die Entstellung verant-Avortlich macht). Zur Erklrung des schwierigen negabat undder \Veglassung von ev mchte ich folgendenWeg einschlagen. Der bersetzer hatte richtig wiedergegeben:NEC LNLEG ITIMIS MANDATORUM EIS ... Die cartou-chierten Buchstaben waren unleserlich geworden, NEC ... ITlas ein Abschreiber, nach dem vorhergehenden caliginabatur, alsnegabat (C u. G oft verwechselt!) und gestaltete dann dienchsten, Avahrscheinlich auch schwer zu entziffernden Worteum: aus IMIS machte er OMNIA, statt des nun sinnlosenGenitivs mandatorum setzte er den Accusativ. Fr das voluerunt,das an Stelle von jroXiTSvso-ai steht, habe ich keine Er-klrung finden knnen, mglich, dass der bersetzer in statt- etwa- hatte. Sinnlos und offenbar ent-stellt ist ferner 373 de inequis, ebenso 15 1 qui cum que u, a. m.Das ist in kurzen Zgen die ussere Gestalt der ber-lieferung unserer bersetzung. Im allgemeinen hat sie die ur-sprnglichen Zge ziemlich treu bewahrt und den Text fastunversehrt und in leidlicher Verfassung erhalten.Unsere weitere Aufgabe wird nun sein, festzustellen, was vonden zahlreichen Variauten, die L, am bisher feststehenden Textegemessen, aufweist, dem bersetzer und spteren Abschreibernzufllt, und was wir mit Sicherheit oder wenigstens mit ber-wiegender Wahrscheinlichkeit der griechischen Vorlage desbersetzers zuweisen knnen. Doch gilt auch hier das bereitsfr S bemerkte: in vielen Fllen ist die Scheidung zwischenbersetzung und Vorlage nicht durchzufhren.Um nuii zunchst festzustellen, was wir L selbst zuschreibendrfen, mssen wir im allgemeinen die Art der bersetzung imVerhltnis zum Urtext charakterisieren. Der bersetzer hatsich offenbar ziemlich genau an den Wortlaut seiner Vorlagegehalten. Von dem phrasenreichen Wortschwall, den S stellen-weise so lstig aufweist, finden wir bei L nichts. Wort frWort fast hat der bersetzer den griechischen Text bertragen.In jedem Satze blickt deutlich durch die Hlle der lateinischen

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    Prolegotueua. III. Die Textesgestaltungen etc. 45Sprache das Griechisch derA^orlage hindurch, v, Wlifliu hat inseiner Recension (die lat. bers, d. Br. des Cl. an die Cor. 1S94)auf die tenacitas verborum aufmerksam gemacht, die sich deut-lich an der bersetzung zeigt. Sie gibt sich zu erkennenzunchst durch das Beibehalten von zahlreichen Fremdwrternaus dem Griechischen, die eben einfach hinbergenommen wurden:angelus, apostolus, athleta, blasphemia, episcopus, evangelizare,martyrium. moechia, presbyteri, scandalum, sceptrum, ysopuswrden wir ja noch nicht so auffllig finden, aufflliger sindaber z. B. brauiuni 5,5 (=) und scema 7i (=),beides brigens Athletenausdrcke, ferner dieta 56 13 (=,im Citate), holocaustum 18it> (=, auch im Citate),abyssus 2O5, 2S3, 593, plaga (=] 13, 4, 5, 10 im Citate),melotes 17 1 u. a. Weiter zeigt sich ein Einfluss des Griechi-schen im Bestreben, das griechische Wort womglich durch einlateinisches desselben Stammes wiederzugeben, cf. tremere 134fr, lucerna 21 2 (= ), eructo 27? {=^)^plebs 542 {=^), peste instante 55 1 (= . . Iv-), sobrius und sobrietas622, 633, 64i{^u.) u, s. w. Sogar zu falschen Etymologien hatdies Bestreben den bersetzer verleitet, so wenn er z. B. 308 u.572& mit audacia wiedergibt, oder 143 mitindulgentia (weil er an indulcentia dachte).Nach Mglichkeit hat der bersetzer ferner die Wortfolgeseiner Vorlage beobachtet. Die Unterscheidung der Zeiten (Impf,durch Impf., Aorist u. Prfct. durch Prfct.) ist eine ziemlich zu-verlssige, cf. z. B. den genau beachteten Tempuswechsel 292u. . (ungenau ist dagegen anscheinend die Wiedergabe in 25 h,233 und wenigen anderen Fllen). Bei diesem engen Anschlssean das Griechische laufen naturgemss auch zahlreiche Grcismenin den Constructionen mit unter. Man merkt es dem Latein desbersetzers an, dass es noch wenig zur Ausprgung christlicherGedankenreihen und Begriffe gebraucht ist. Den Ohren, fr diediese bersetzung berechnet war, muss das Griechische als Ge-meindesprache noch etwas gelufiges gewesen sein. Unserebersetzung teilt diese Eigentmlichkeit mit anderen Bestand-teilen dervortertullianschenoccidentalischenbersetzungslitteratur:der Itala, der arnabas- und der Hermasbersetzung.

    Die Grcismen erschpfend anzugeben, wrde zu weit fhren.

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    46 Knopf, Der erste Clemensbrief.Hier nur eine Reihe markanter Erscheinungen. Nicht selten istin unserer bersetzung der absolute Genitiv, vgl. 43-2 conten-dentium tribuum (obwohl im vorhergehenden Gliede richtigerder abl. absol. steht), 484 multarum igitur portarum patentium.Auch der comparative Genitiv ist zu belegen, 862 major ange-lorum, 51 2 magisque sui querelara adferunt traditae nobis bonaeet justae coucordiae (doch ist im letzten Falle die Sache nichtganz sicher, es kann auch quam ausgefallen sein}.

    Der bersetzer construiert ut consec, wie, mit folgen-dem Infinitive: 45? in tantum contendentes furoris ut eos quijusto et sine querela propositu servientes Deo in poenas im-mittere, 47? ita ut et blasphemiam inferri nomini Domini ....vobisque periculum immittere. Er nimmt den griechischenInstrumentaldativ ins Lateinische hinber: 233 non credentesanimae (= oi ^]), 333 magnificae enim virtutisuae caelos instituit (trotzdem unmittelbar darnach im ParaUel-gliede incomprehensibili prudentia sua), 34 7 congregati conscientiae(=- []. Im brigen vgl. noch folgendeper saturam angefhrte Constructionen und bersetzungen: insc.consistenti Chorinthum (= (] JcaQOixovo?]&); li in tan-tum temeritatis (= )\ 475 quietum fra-ternitatis (= , dagg. 21?durch quietam linguam suam); 2i in pectorehabebatis et in visceribus{= ) ;23 1 habet viscera ad timentes eum (= onlayyya3 6)\ 49 fecit . . . . usque ad mortem fugari(= - oicox&r/vcd); 61 bis viris sancteconversantibus convenerunt (=-?/); 12? adjecerunt monstrare(= ji--); confidenter agam in eo (Citat, =-); 2 scripturas temporum (=); 362 scientiae gustare (= . . . )',383 de quo monumento et tenebris (=); 41 2 pro pontifice et illorum praedictorum ministrorum(= ); Aliin alienigenas qui sunt a nobis (= bez.

    anscheinend ' ); 504postulavit . . . dimitti se abire in castra alienigenarum {=-

    . . .^ -.

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    Prolegomena. . Die Textesgestaltungen etc. 47Abgesehen von den Grcismen weist der jetzt vorliegende

    Text von L, gemessen an den Wortbildungen und Regeln derklassischen Sprache, zahlreiche Barbarismen und Solcismen auf:Fehler in den Casus, im Numerus, in den Pronomen (Reflexiv-pronomen und is Avird promiscue gebraucht), Passivbildungenvon Deponentien u. s. w. ber diese Art von Besonderheitenknnen wir uns um so krzer fassen, als sie in einem vulgr-lateinischen Schriftstcke selbstverstndlich sind, und ausserdemsicher nur ein Teil von ihnen auf das Kerbholz des bersetzerszu schneiden ist, die brigen dagegen der 9 Jahrhunderte altenberlieferung zufallen. Fr die Textkritik sind natrlich Bar-barismen und Grcismen gleichermassen irrelevant; wenn wirnur den griechischen Urtext erkennen, ist uns die lateinischeForm ganz gleichgltig.

    Soviel ber den Charakter der bersetzung im allgemeinenAVeiter muss uns nun die Frage nach dem Verhltnisse derlateinischen bersetzung zu ihrer Vorlage beschftigen, concretgesprochen, die Frage, was aus der grossen Zahl der L-variantendem bersetzer und der berlieferung zufllt, und was wir mitannhernder Sicherheit bereits fr reclamieren knnen, wobeinatrlich eine reinliche Scheidung nicht zu erzielen ist. In einerziemlich grossen Anzahl von Fllen wird so die Frage: L oder yi?eine offene bleiben mssen. Dennoch ist eine Reihe von Grund-zgen und Grundthatsachen klar, die die Sondergestaltung desL betreffen, und durch sie wird auch in vielen anderen Fllen,wo die Scheidung nicht mehr so einfach ist, ein Prjudizgeschaffen.

    1. Der bersetzer war durch seine minder reiche und ge-gliederte Sprache gezwungen, manche griechische Ausdrcke nurunvollkommen Aviederzugeben oder sie zu umschreiben. Dadurchwird L (vgl. das Analoge bei S) in einer ganzen Reihe vonFllen ein zweifelhafter Zeuge fr den griechischen Text.Er kann erstlich einmal keinen Unterschied zwischen Aoristund Perfectum machen. Fr dergleichen Varianten (vgl. 12 g

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    4g Knopf, Der erste Clemensbrief.Besonders empfiudlicli wird der geringere Formenreichtum der

    lateinischen Sprache da, wo es sich um die Wiedergabe vonParticipien handelt: Prtc. praes. act., prtc. aor. u. perf. act. undprtc. pass. fut. kann L gar nicht direkt wiedergeben. Er musszu Umschreibungen greifen (gewhnlich durch Relativum, aberauch anders, vgl. 43 omnia facieudo; -^ jroav 13i deposita omni gloria, hnl. lOu. .; merkwrdig ist 61 1' cognito) oder aber dasParticipium eines anderen Tempus nehmen (Prtc. prfc. pass.fr prtc. praes. pass., prtc. praes. act. fr prtc. aor. oder prfc.act., auch allenfalls mit passiver Wendung prtc. prfc. pass. frprtc. aor. oder prfc. act., vgl. 123?/ acceptoseos, 34 zelum receptum). Wiederum versagthier L in einer Reihe zweifelhafter Flle, vgl. 446-S

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    50 Knopf, Der erste Clemensbrief.3. Aber abgesehen von diesen Freiheiten der Formen und

    der Worte hat L, mit den anderen Codices verglichen, noch ineiner bedeutenden Reihe von Stellen grssere oder genngerematerielle Abweichungen aufzuweisen, die wir nur zum Teile alsbereits in vorhanden anerkennen knnen; weitaus die meistendieser Varianten fallen der bersetzung und der berliefe-rung zu.

    a. L hat zwar im allgemeinen fast wortgetreu bersetzt,erlaubt sich aber doch bisweilen Verkrzungen. Diese lagenfreilich zum Teil sehr nahe, so "le Jtoaomnis scissura et contentio, 13 3 ] (]]is mandatis et praeceptis, 244quomodo. Schwieriger ist 2ysvtod-cu facta est statua etmonumentum salis (der bersetzer hat offenbar missver-standen und es durch monumentum wiedergegeben monu-mentum ist 383, 504 , die Verkrzung ist dannbei den nun coordinierten Parallelausdrckeu erklrlich), vgl.ferner I2 vanas, 20 6- infinitum mare, 26 1 & &ona fide, 382 qui castitatem servat, 41& 7/ extra voluntatem, 45?-propugnator (doch kann hier in oderL ein Textfehler vorliegen), 48 1

    hat nobis propicius, 544 , -qui sine poenitentia conversati sunt.Andererseits fehlen nicht paraphrastisch erweiternde ber-setzungen, von denen indessen einige vielleicht schon in be-grndet waren, whrend andere durch Glossen von Abschreibernentstanden sein mgen, vgl. als Beispiele 17 3 -/'/ timenset colens Deum, 21? et aequalem et similem, 22 1-ocat et hortatur, 23 1 simplici et sincera (merk-

    wrdige Hufung au nahe beieinander liegenden Stellen), 37sumamus exemplum a corpore nostro,51 3 ^ propter peccata et delicta (dochknnte ^ leicht bei ACS ausgefallen sein perhom.), 486 quod commode (!) et utile estOmnibus, 5l2 vagari et committere, 582 -cum humilitate et modestia; vgl. auch das Hendiadyoin

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    Prolegomena. III. Die Textesgestaltungen etc. 5|cum instantia et tranquillitate fr das Oxymoron

    5S2 und 62-2.b. Sehr zahlreich sind in L die Glossen und Erklrungen,

    Ersetzungen von Pronomen durch Substantive und was sonstnoch dazu dient, den Text zu verdeutlichen und Schwankungendes Sinnes zu vermeiden. Besonders zahlreich sind die Zustzevon Pronomen zu Verben, Substantiven und Adjectiven, vgl. I2

    add, vestram,- add. vestram, Is, add. suam,2i add. vestris, 84 add. ab eis, 13iadd. nostri, 193 add. nostro, 20 2 add. sibi,21 1 add. illi, 21 9 add. a nobis, '60 1-add. nobis, 372 add. illis, 55 1add. suos, 56 1 add. ejus, 63 1 add. vos. Auffllig oft wird das einfache Pronomen is, wenn es eintV-fog vertritt, durch Dens ersetzt, vgl. 24 Dei, ebenso 28,73 / coram Deo qui fecit nos, 92

    Dei, 204 ' Dei, 206 Dei u. s. w. 21,23, 275, 28i, 282, 29i, 31i, 382 (fr) 384. Diese Art vonErleichterung ist offenbar erst spteren Datums, die Hand, diesie vornahm, hat ihre Thtigkeit von c. 39 an eingestellt. Dassder bersetzer von der Schuld an diesen nderungen freizu-sprechen ist, folgt besonders aus c. 34 1: in dem ganz allgemeingehaltenen Beispiele vom Arbeitgeber hatte der bersetzer] durch ad eum qui ei praestat perficiendaopera wiedergegeben, die glossierende Hand machte dann ausad eum mit leichter nderung das gar nicht contextgemssead Deum.Auch die nicht unbetrchtliche Anzahl der sonstigen Glossenwerden wir darum getrost zum guten Teile der lateinischen ber-lieferung und nicht schon der bersetzung oder garyi zuschreibenknnen. Als Beispiele von Zustzen (nicht Ersetzungen) vgl. 81,11 1, 12 1, 3l3 in der Aufzhlung der alttestam entlichen Muster-bilder das verknpfende item, analog 245 . . . .rimum resolvitur, deinde . . . , 11 2 beim Beispiele von LotsVeibe quomodo et als Einfhrung, wo die anderen einfaches

    haben, ferner die Hinzufgung (nicht die schon erwhnte er-setzende Einfgung) von Dens und seiner Casus in einer Reihevon Fllen: 93] add. Deo, IO2 add. Dei, 10?

    add. Dens, II2 in Deum dubia,4*

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    52 Kuopf, Der erste Clemensbrief.17&^ add. a Deo, 19 1 rjraxo//^ add. Dei (spter werdendiese Zustze selten), endlich noch Si add. omnes, II2

    uxor Loth, 142 x'ivOvvov add. animae nostrae, 172 xal-/ et ideo araicus Dei cognomiuatus est, 24iadd. filium suum, 245 add. grano,30 1 omnes adinventiones , 38 3 huncmundum, 582 add. gentium, (334 add. semper. Mehr der Stilglttung als der Verdeutlichung dient das voreinem conjunctivus hortativus eingeschobene ut. das demselbeneine feste Rection gibt: 21 7 vor . . .^'.21 8 vor&. 59^ vor /rcTcoar, vgl. auch 2i das utvor -. berhaupt sind die Flle zahlreich, indenen in L zur Grlttung des Stils Zustze, besonders natrlichin den Partikeln gemacht werden; um einige Beispiele zunennen: 2i et libenter, 82 et persecutio,et proelium, IIa) et cum esset . . , dubia, 2l8et quomodo, 244 videamus et fructum61 3 et haec, ferner Zusetzung von enim 11 1^ fecitenim, 276 omnia enim; Ersetzung des schwcherendurch enim 2i omnes enim 40 2oblationes enim; vgl. endlich 308 nam dementia (namadvers. = ) u. dgl. mehr.

    c. Neben den glossierenden Zustzen finden sich, jedoch inlange nicht so grosser Anzahl, Auslassangen einzelner Wrter.Flchtigkeitsfehler, Rcksicht auf die Forderungen der lateinischenSprache, absichtliche Glttungen haben diese Auslassungen ver-ursacht; li . und 25 passt dasnicht mehr in die lateinische bersetzung, ebenso 60 1raisericors miserator, vgl. auch 20 ucreator magnus deus; 17 1 u. 3 stehtbeidemal fr.T< einfaches et; 26 1ubi per avem, 306 Ig non a nobis, 883-und 884 om. , 532 \om. (sicher ein Flchtigkeitsfehler), 543omnis locus (vorhergeht adquirit bez. adquiret), 555ovv tradens se. Andere kleine Auslassungen sind: 73 das drei-malige nur das erstemal bersetzt, 64 om., 72-^ doctrinae. 13 1 in mente habea-mus, 21 1 &' om.. 21 3 ^ cogita-

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    Pi-olegomena. . Die Textesgestaltungen etc. 53tionum, 35 2 oixaioOvvtj om. (5 Parallelglieder),083 TOP orbem terrarum, ibid.

    bona, 43-2^ (, posuit (nach dem dervorhergehenden Zeile das zweite als berflssig empfunden),.59-2 electorum, 59 4 ov pascuae,(30 1 iniquitates (nostras neben nobis ber-flssig), 622 concordes.

    Es fehlen auch nicht die Auslassungen propter homoeote-leuton. Doch kan