Köhnlechner, Manfred - Man Stirbt Nicht Im August - Gesicherte Gesundheit (1976, 302 S., Text)

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Köhnlechner behandelt im ersten Teil die naturwissenschaftliche !!! Forschung zum Thema Ionen in der Luft und die Erzeugung natürlicher Felder in Räumen und Autos. Hochinteressant kann ich dazu nur sagen und dann geht es weiter mit den Erdstrahlen.

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Manfred Köhnlechner

Man stirbt nicht im August

Gesicherte Gesundheit

Neue Schweizer Bibliothek

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Lizenzausgabe für die Neue Schweizer Bibliothek

© 1976 Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. München/Zürich

Printed in Switzerland by Buchdruckerei Carl Meyer & Söhne

Jona bei Rapperswil SG 2837

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Inhalt

Die Sicherung 71 Über das Sterben im August 112 Die Natur im Haus 523 Der Versuch 884 Schutz vor uns selbst 1075 Faszination eines Phänomens 1356 Gesicherte Gesundheit 1887 Geprägt durch Geburt und Rhythmen 259Literaturhinweise 289Register 291

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Die Sicherung

Das ist kein Arzt, der das Unsichtbare nicht weiß, das keinen Namen trägt, keine Materie hat und doch seine Wirkung.

Paracelsus, 1494.-1541

Sichern wir das, was lebenswichtig ist, lebenswert macht, was unwiederholbar ist und unersetzlich. Sichern wir es besser als unser Auto, den Schmuck, die Brief-markensammlung und das Bankkonto. Sichern wir un-sere Gesundheit. Die Lösung liegt in der Luft. Sie führt nicht zum paradiesischen Zustand einer ewigen Freiheit von jeglicher Krankheit und vom Tod. Doch sie bietet Schutz wie ein Dach vor dem Sturm und ein Schloß vor dem Dieb. Die Luft, sie ist mehr als eine Mischung chemischer Gase. Sie ist der Raum unserer «unsichtbaren Umwelt», angefüllt mit biophysikalisch wirksamen Vorgängen, mit einer verwirrenden Vielzahl verschiedener elektrischer und magnetischer Phänomene, die sich im Gegenspiel ergänzen. An einem ersten Beispiel werden diese Kräfte deutlich: am Wetter. Was das Wetter beeinflußt, das beeinflußt auch uns. Wie stark diese Wirkungen auf unser gesam-tes Befinden sein können, auf Leben und Sterben, das bildet den Beginn dieses Berichtes über den besseren Gesundheitsschutz. Um den Schutz selbst nutzen zu können, ist es wichtig,

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in etwa den Mechanismus zu begreifen, der hinter den Wirkungsfaktoren steckt. Darum muß eine Information folgen über so ungeläufige Begriffe wie «elektrisches Gleichfeld der Atmosphäre», wie «Ionen der Luft» und «elektromagnetische Schwingungen». Erst der Informa-tion über die Theorie kann sich die Information über die Praxis anschließen. Nämlich die gezielte Verwendung der günstigen Wirkungsfaktoren. Von gleicher Bedeutung ist auch die gezielte Vermei-dung der schädlichen Wirkungsfaktoren, die wir meist selbst verursacht haben. Gesundheitssicherung durch Schaffung eines abrufbaren Schönwetterfeldes, durch Befreiung von Schadstoffen aus der Umgebung und aus dem Organismus bis hin zur Wahl eines von radioaktiver Gammastrahlung nur schwach belasteten Schlafplatzes — das sind Dinge, die auf den ersten Blick nicht eingängig sind, die aber eine banale Alltäglichkeit werden müssen, wenn sie helfen sollen. Diese Hilfe ist zwingend notwendig. Die Medizin wird in naher Zukunft bei der Entscheidung, ob sie mehr ge-gen die Krankheit oder mehr für die Gesundheit kämp-fen soll, keine Wahl haben. Wenn jedoch die Sicherung der Gesundheit trotz einer alle Möglichkeiten ausschöpfenden Vorsorge versagt, wenn es zur Krankheit kommt, können die unsichtbaren Kräfte, die für Paracelsus noch keinen Namen hatten, auch zur Behandlung der Krankheit eingesetzt wer-den. Deshalb werden die Behandlungsmethoden, die sich der elektromagnetischen Verhältnisse in der Luft und im Körper selbst bedienen, in den letzten Kapiteln ausführ-lich geschildert. Beim Lesen wird man vielleicht etwas verwundert regi-strieren, wie medizinische Laserstrahlgeräte neben den magnetischen Kreisstrom zum Gebet gefalteter Hände 8

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gesetzt werden können, wie man Infrarotdiagnostik mit der Wünschelrute in Verbindung bringen kann, wie Ra-dargeräte, Mikrowellenherde, Goethes Farbenlehre und Astromedizin einen Nenner haben können. Es sind nur scheinbare Hürden, die zu überspringen sind, es sind nur künstliche Grenzen. Eine andere Hal-tung ermöglicht das Verständnis: das Bemühen um das Verbindende, nicht um das Trennende aller Dinge. Denn es ist alles verwandt. Leib, Seele und Geist sind eines im Menschen, so verschieden sie auch sind. Zeit und Raum sind eines, so verschieden sie auch sind. Im Mikrokosmos spiegelt sich der Makrokosmos. Es gibt nichts ohne seinen Gegenspieler, nichts ohne seine Entsprechung.

Das weitet die Themen dieses Buches aus, das zwingt wiederum zum Verzicht auf das tiefe Eindringen in jedes Thema mit dem Anspruch, auch das letzte Problem zu lösen. Uns nützt nicht der Hochmut einer angestrebten Perfek-tion, mit allen daraus resultierenden Fehlern. Uns nützt eher der Mut zur angestrebten Vereinfachung mit allen daraus resultierenden Ungenauigkeiten. Es geht in diesem Buch auch weniger um die Verkün-dung neuer Wahrheiten als um die Erneuerung alter Wahrheiten. Die Chinesen waren schon der Auffassung, der Mensch existiere durch «Ching» (Nahrung) und «Ch'i» (Atem). Es hat sehr viele Bücher, Lehren, Diskussionen über «Ching» gegeben — unsere Medizin von heute ist zum überwiegenden Teil eine «Ching»-Medizin, ausgerichtet auf die biochemischen Stoffwechselvorgänge im Orga-nismus. Hier ist ein kleiner Anstoß, den Gegenspieler zu stärken, die «Ch'i»-Medizin, die sich den biophysikalischen Vor-gängen widmet. Ohne deren Anwesenheit keine einzige chemische Reaktion denkbar wäre.

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Ein stärkender Griff in die Speichen eines Rades, das schon in Bewegung ist. Ich bin dabei zu Dank verpflichtet den Physikern, Inge-nieuren, Biologen, Medizinern, die mir — wissentlich und unwissentlich - bei der Ordnung des Stoffes geholfen haben. Allen voran Prof. Dr. Ing. Herbert L. König, Inha-ber des Lehrstuhls für Technische Elektrophysik an der Technischen Universität München, dessen überlegenes Wissen in seinem Buch «Unsichtbare Umwelt» nieder-gelegt ist und das jedem empfohlen werden muß, der nach der wissenschaftlichen Begründung und Doku-mentation der hier angeschnittenen Themen fragt. Und ich möchte mich bei Dr. Peter Schmidsberger be-danken, auf dessen umfangreiche Vorarbeiten ich mich bei der Abfassung stützen konnte und der mich mit so vielen interessanten Menschen zusammenbrachte, die sich seit vielen Jahren mit dem Thema unserer zu si-chernden Gesundheit beschäftigen. Ob es der abseits stehende, fanatisch für seine etwas einseitig gesehenen Erkenntnisse streitende Physikprofessor ist, der dafür Stellung, Ruf und Familie aufgab. Ob es der einfache Schäfer ist, der weiß, daß er irgendeine heilmagnetische Gabe besitzt, und der doch nicht weiß, was es ist und wie er damit fertig werden soll.

Oder ob es ein Mensch wie der querschnittgelähmte und an den Rollstuhl gefesselte Graf von Berckheim ist, der den Sinn seines Lebens darin sieht, alle bekannten biologisch günstig wirkenden elektromagnetischen Vor-gänge zusammenzufassen und zu einem ihn und alles überlebenden «System Berckheim» zu machen. Zuletzt möchte ich meinen Dank ganz besonders einem abstatten: der mit Geduld, Verständnis, Toleranz und der Bereitschaft zum Dialog dieses Buch liest. Dem Leser, meinem Gegenpol.

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Über das Sterben im August

Sie fahren über die Autobahn. Seit Stunden. Nehmen wir einmal an, das Wetter ist unangenehm, ständig wechseln die Sichtverhältnisse, in den Talstrecken er-schwert eine Waschküche die Sicht, die Fahrbahndecke ist glitschig - jede Sekunde am Steuer erfordert völlige Konzentration. Sie sitzen entspannt im Wagen, der Blutdruck ist nor-mal, der Pulsschlag nicht erhöht, die Augen sind klar. Sie spüren keine Ermüdung. Nach acht Stunden Fahrt nähern Sie sich dem Ziel. Vor Ihnen schert plötzlich ein Wagen ohne Vorwarnung aus der Kolonne aus und will einen anderen überholen. Um nicht voll von hinten aufzufahren, müssen Sie Ihr Fahr-zeug irgendwie noch abfangen. Bei Vollbremsung würde Ihnen der Wagen wegbrechen, sich vielleicht überschla-gen. Sie steigen auf Stotterbremse, halten den schlin-gernden Wagen durch sägende Lenkbewegungen in der Gewalt, es geht gerade noch einmal gut. Um Zentimeter. Sie sind kein Rallyefahrer und haben keine Rennerfah-rung. Sie haben lediglich eine unglaublich kurze Reak-tionszeit bewiesen und ohne Schock vernünftig gehan-delt. Der Schock bleibt auch nach der gefährlichen Situation aus, Blutdruck und Puls normalisieren sich rasch. Sie kommen nach der langen Fahrt zu Hause an, steigen frisch aus dem Wagen und betreten Ihre Wohnung. Sie schauen aus dem Fenster. Draußen ein Wetter, das die Menschen nervös macht, Kopfdruck bringt und eine bleierne Mattigkeit auslöst. Der Arzt hat Ihnen gesagt, Sie sollten das Mittelge-birgsklima wählen mit nicht zu hoher Feuchtigkeit. Oder

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er hat gemeint, ein paar Wochen Nordsee würden Ihnen guttun. Sie gehen zu einem einfachen Gerät, stellen es richtig ein und spüren die Wohltat der Luft in siebenhundert Meter Höhe oder das milde Reizklima von Westerland. Am Abend kommt Besuch, es wird geraucht. Die Luft im Wohnraum bleibt trotzdem sauber, keine Rauch-schwaden ziehen durch das Zimmer. Übrigens liegt auch kein Staub auf den Möbeln. Sie gehen zu Bett. Im Schlafzimmer herrscht eine Atmo-sphäre, die frei ist von den zahlreichen Störungsfakto-ren, die das Schlafen für viele Menschen zu einer Qual gemacht haben. Wetterstörungen, elektrische Reize und Spannungen durch Leitungen, Antennenbuchsen, Kunststoffe und anderes mehr werden nicht wirksam. Sie schlafen tief und ruhig. Sie wachen am anderen Mor-gen auf.

Es war kein Traum. Die geschilderte Szene ist mögliche Wirklichkeit von heute. Denn es gibt Systeme, die in Häuser, Wohnungen und Automobile eingebaut werden können - ebenso in Schiffe, Züge oder Flugzeuge - und die steuerbar den menschlichen Organismus in die Lage versetzen, sich an bestimmte von außen auf ihn einwirkende Einflüsse an-zupassen oder die belastenden Einflüsse durch Gegen-reaktionen auszugleichen. Diese Systeme werden bereits in der Praxis erprobt. Testwagen fahren mit den installierten Systemen durch die Bundesrepublik, in Wohnräumen wird Wunsch-klima erzeugt und eingeatmet. Die Entwicklung und Erprobung der Systeme war be-gleitet von Fehlern, Rückschlägen, Rätseln. Am Ende einer langjährigen Arbeit für die damit befaßten Wis-senschaftler jedoch stand der Erfolg. Die neuen Systeme könnten eine kleine Revolution im Leben der Zivilisationsbevölkerung bedeuten. 12

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Von den rund siebzig von der Statistik den Bundes-bürgern zugestandenen Lebensjahren - in den anderen zivilisierten Ländern lauten die Zahlen kaum anders -verbringen wir nur etwa zehn Jahre in der freien Natur und immerhin sechzig Jahre in geschlossenen Räumen, in einer Art «Denatur». Es ist nicht einfach, einen prägnanteren Begriff dafür zu bilden. Die Umgebung, in der wir uns gewöhnlich auf-halten, besonders als Großstädter, das Zimmer im Haus aus Stahlbeton, das Büro, das Kino, das Hotel, das Re-staurant, das Flugzeug, die Straßenbahn, das Auto — wir haben all das geschaffen unter Ausschluß natürlicher Umweltbedingungen. Eine Klimaanlage und Fichtenna-delduft aus der Dose sind kein Ersatz. Die Umgebung des Menschen in der Zivilisation ist de-naturiert. Die Forderung kann aber nicht heißen: Zurück zur Na-tur. Mit Gartenlaubenromantik ist uns nicht geholfen, wir können nicht alle in Holzhütten ziehen und tagsüber durch Wald und Flur streifen. Die Forderung heißt: Das zu erkennen, was unsere Um-welt denaturiert, die mögliche Schädigung zu entschär-fen und jedem Menschen zu einer natürlicheren Umwelt zu verhelfen. Da wir nicht das Wohnzimmer auf eine Gebirgswiese stellen können oder das Großraumbüro an den Nord-seestrand, muß die Natur in die Häuser, Autos, Züge, Flugzeuge finden. Nichts anderes, sagen die Wissenschaftler, war das Ziel. Das erreichte Ziel. Sie haben die Natur in die tägliche Umwelt des Zivilisationsgeschädigten Menschen zurück-gebracht. Die Geräte arbeiten nach einem System, das die Natur zu kopieren sucht. Es gibt kaum etwas Gewagteres als das. Jede Manipulation mit biologisch wirksamen Fakto-ren birgt das Risiko in sich, schwierig zu kontrollierende

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Kettenreaktionen auszulösen oder Nebenwirkungen zu erzeugen, die erst nach einer längeren Zeit erkennbar werden. Ich bin an den Entwicklungen oder Ergebnissen nicht beteiligt. Vielmehr wurde ich erst auf die Arbeiten auf-merksam, als ich mich mit der Frage beschäftigte, welche Energie eigentlich wirksam sein mochte bei den Reaktio-nen, die täglich vor meinen Augen durch Methoden wie Akupunktur und Neuraitherapie ausgelöst wurden. Gewiß, die Chinesen hatten seit einigen Jahrtausenden einen Namen für diese Energie: «Ch'i», die Urenergie, bestehend aus Yang und Yin. Westliche Wissenschaftler sprachen von dem elektrischen Potential der Zellgrenz-flächen. Der Hinweis auf eine aus Plus und Minus bestehende Energie, also lediglich auf das Vorhandensein einer «elektrischen Kraft», genügte mir nicht. Es gibt viele Namen und viele Erscheinungsformen für diese Energie, doch es bleibt immer die Energie, die un-ser Leben geschaffen hat und erhält. Dieser Energie nachzuspüren ist der Inhalt dieses Buches. Ob sie sich in der Spitze einer dünnen Akupunkturnadel versteckt hat oder in einer nüchternen Statistik, die zu der Feststellung führte:

Man stirbt nicht im August

Man stirbt nicht im August? Ein Blick auf den Gedenk-kalender zeigt, wie erklärungsbedürftig diese Behaup-tung ist. Denn da sind sie aufgezählt, die berühmten Toten des Monats August: von Hermann Hesse bis Thomas Mann, Bert Brecht, Ludwig Thoma, Honoré de Balzac, Charles Baudelaire und Garcia Lorca und Enrico Caruso. Auch

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für Filmstars wie Rudolfo Valentino, Marilyn Monroe und Sharon Jä te endete das Leben im August. Für sozia-listische Politiker scheint der August besonders ungün-stig zu sein, denn er bedeutete den Tod für Friedrich Engels, Karl und Wilhelm Liebknecht, Leo Trotzki, Ernst Thälmann, Matthias Erzberger, Kurt Schumacher und für August Bebel.

Auch der Kirchenvater Augustinus starb vor anderthalb-tausend Jahren ausgerechnet im August. Und, stellver-tretend für alle anderen nicht genannten Namen, der Mensch, dem dieser Monat gewidmet wurde, weil er in eben diesem Monat starb: Kaiser Augustus. Bedeutsamer ist wohl der Hinweis, daß in der Bundes-republik Deutschland in fünfundzwanzig Jahren (von 1950 bis 1974) insgesamt 1 162 625 Menschen im Au-gust verstorben sind. Das scheint ein millionenfacher Beweis für die Fragwür-digkeit des Buchtitels zu sein. Aber die Feststellung be-sitzt die gleiche Gültigkeit wie etwa die Ansage: Man friert nicht im Sommer. Natürlich hat jeder auch im Sommer manchmal gefroren, und die Zahl der Pullover-tage wird von Jahr zu Jahr höher. Jedoch ist klar, daß man normalerweise nicht im Sommer friert, sondern eben viel eher im Winter. In ähnlichem Sinn sollte auch der Titel dieses Buches verstanden werden. Man hat im August die größte Chance, nicht zu sterben, denn es ist bei uns der Monat mit der geringsten Sterblichkeitsrate. Sie liegt ganz er-heblich unter der vergleichbaren Rate im Februar, sozu-sagen dem lebensgefährlichsten Monat des Jahres. Die erste Begegnung mit solch einer Sterblichkeits-Stati-stik hatte mich nicht sonderlich überzeugt. Ich sah zwar, daß in den Jahren 1970 bis 1974 der Tiefpunkt der To-deskurve einmal im Juli, einmal im September und drei-mal im August lag, aber die Gesamtstatistik ließ noch keinerlei zwingende Regel erkennen.

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Abb. i Sterbefälle pro tausend Einwohner der Bundesrepublik im Zeitraum von 1950-1974, aufgeteilt nach Monaten.

Zu oft schon hatte ich Statistiken als mathematisch exakt fixierten Zufall erkennen müssen und war deshalb zu-rückhaltend gegenüber dem verführerischen Gedanken, aus einer statistischen Todeskurve biologische Gesetz-mäßigkeiten für die Gesundheit des Menschen herausle-sen zu können. Nur ein längerer Beobachtungszeitraum konnte eine sol-che Gesetzmäßigkeit möglicherweise aufdecken. Mit freundlicher Unterstützung des Statistischen Bundes-amtes wurden alle verfügbaren und für eine Aussage re-levanten Zahlen aus den Jahren 1948 bis 1974 über das herangezogen, was die Bundesstatistik unter der Rubrik «Natürliche Bevölkerungsbewegung» aufführt. Tatsächlich zeigt sich jetzt ein Bild, das deutlich genug ausfiel, um jeden Verdacht auszuräumen, es könne sich lediglich um Zufälligkeiten handeln. Klar ist eine Art Gesetzmäßigkeit in der Häufigkeit von Todesfällen in der Bundesrepublik nach Monaten zu erkennen. Nach der steilen Spitze im Februar flacht die Todes-kurve langsam ab, erreicht den Tiefstand im August, um danach etwas rascher wieder anzusteigen. 16

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Diese über einen längeren Zeitraum hinweg erkennbar werdende regelmäßige Schwankung in der Häufigkeit von Todesfällen ist nicht etwa eine minimale Bewegung, die nur durch wenige Prozentzahlen hinter dem Komma zu erfassen wäre. Im Durchschnitt sind innerhalb der vergangenen fünf-undzwanzig Jahre (1950 bis 1974) in der Bundesrepublik an jedem Augusttag 1500 Menschen gestorben. Im glei-chen Zeitraum starben jedoch an jedem Februartag bei uns 2063 Menschen. Damit liegt die Sterblichkeit im Fe-bruar um 37,5 Prozent höher als im August. Wenn also die Sterblichkeit in einem bestimmten Rhythmus steigt und fällt, wenn bei uns im Februar um ein Drittel mehr Menschen sterben als im August, dann muß es einen Faktor geben, der für diese Wirkung ver-antwortlich ist, und es muß konsequenterweise unsere Aufgabe sein, einen derart gravierend wirkenden Faktor zu einem zentraleren Thema des Gesundheitswesens zu machen.

Auf der Suche nach dem todbringenden Faktor bietet sich natürlich sofort eine naheliegende Antwort an: Im Winter gibt es mehr Krankheiten, es gibt Grippewellen, der Körper ist geschwächt durch Kälte, Vitaminmangel, Sonnenmangel, es kommt zu Unfällen durch Eis, Schnee und Nebel, bei älteren Menschen versagen Herz und Kreislauf eher. Wir haben uns deshalb bemüht, die Häufigkeit be-stimmter Krankheiten mit der Häufigkeit der Todesfälle in Übereinstimmung zu bringen. Das Ergebnis war je-doch unbefriedigend. Weder waren die Grippewellen immer im Februar auf dem Höhepunkt, noch hat die Unfallstatistik einen so deutlichen Einfluß auf die To-desstatistik, noch haben Kälte oder gar der Vitamin-mangel eine Wirkung auf uns, die wir in gut geheizten Wohnungen sitzen und an den Auslagen in den Lebens-mittelgeschäften kaum noch erkennen können, welche

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Jahreszeit wir haben, weil fast jedes Obst und Gemüse das ganze Jahr hindurch angeboten wird. Noch dazu gibt es eine Reihe von Krankheiten, die eher im Sommer als im Winter auftreten, etwa die Asthma-und Bronchialleiden. Trotzdem: Ohne Zweifel sind kein geheimnisvoller To-desvirus und keine unerkannte Februarkrankheit für die starke Schwankung der Sterblichkeitsrate verantwort-lich. Der auslösende Faktor ist dort zu suchen, wo sich der jahreszeitliche Rhythmus eigentlich zeigt - beim Wetter. Es gibt Menschen, die kein Gefühl dafür haben, daß Wetter krank machen kann. Sie selbst spüren keine Ver-änderung ihres Befindens bei Wetterwechsel, Föhn oder Gewitter. Sie halten deshalb die Klagen von wetterfühli-gen Menschen für Hypochondrie oder aber — da Frauen nun einmal wetterfühliger sind als Männer - für ein Zei-chen von Hysterie und Unmännlichkeit. Einen Organismus zu besitzen, der auf die am Wohnort herrschenden Wetterverhältnisse nicht spürbar negativ reagiert, ist weder ein Verdienst noch ein Beweis, daß es solche Reaktionen nicht gibt. Jeder Organismus, ob Mensch, Tier oder Pflanze, emp-fängt die verschiedenen Wetterreize. Der individuelle Zustand des Organismus jedoch entscheidet, ob die Reize verarbeitet werden oder ob sie an den schwachen oder gestörten Stellen des Organismus negative Wir-kungen auslösen können. Da sich unser Zustand jederzeit ändern kann, ist es theo-retisch möglich, daß auch jeder bis jetzt noch auf Wet-terverhältnisse nicht spürbar reagierende Mensch ein-mal zu den Wetterfühligen zählt. Wetterfühligkeit ist nicht, wie oft angenommen wird, le-diglich eine unangenehme Begleiterscheinung, die von älteren Leuten mit Rheuma und ihrem «Zipperlein» ver-spürt wird. 18

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Eine Untersuchung von Dr. Volker Faust von der Psych-iatrischen und Nervenklinik der Universität Freiburg hat ergeben, daß die Wetterfühligkeit vom Tage der Geburt an möglich ist. Wahrscheinlich ist die Wetterfühligkeit sogar schon im Mutterleib vorhanden. Diesbezügliche Beobachtungen durch englische und amerikanische Wissenschaftler lassen das vermuten. Dr. Faust hat festgestellt: «Auch Säuglinge und Klein-kinder reagieren deutlich auf Witterungseinflüsse, was sich sogar nach bestimmten Symptomen differenzieren läßt (zum Beispiel Unruhe, Weinerlichkeit, Spielunlust, Müdigkeit, Schlafstörungen u. a.). Von den Kindern und Jugendlichen zwischen dreizehn und zwanzig bezeichne-ten sich 23 Prozent als subjektiv wetterfühlig. Dabei zeigte sich schon in jungen Jahren ein deutlicher Ge-schlechtsunterschied (Knaben 18 Prozent, Mädchen 29 Prozent). Während der mittleren Lebensjahrzehnte hält sich gut ein Drittel der gesunden Bevölkerung für wet-terfühlig. In der kritischen Zeit der Wechseljahre kann man davon ausgehen, daß sich fast jeder Zweite betrof-fen fühlt. Jenseits der Sechzig aber steigt dieser Prozent-satz im allgemeinen nicht noch weiter an, sondern geht wieder auf 30 bis 50 Prozent zurück.» Etwa die Hälfte aller von dieser Empfindlichkeit betrof-fenen Menschen bezeichnet sich als vorfühlig, das heißt also, sie spüren die Wirkung einer Wetterlage, ehe sie überhaupt eingetreten ist. Die Tatsache, daß überwie-gend Frauen zu den reagierenden Menschen gehören und ihre Reaktion meist erheblich stärker ausfällt als bei den Männern, erklärt die vielen Geschichten über die Wetterhexen vergangener Jahrhunderte. Die Reaktionsstärke steigt normalerweise mit der Dauer der Wetterfühligkeit; die Fähigkeit, Wetter vorauszuah-nen, ist deshalb bei älteren Menschen erhöht. Bei soge-nannten primitiven Völkern, denen der Zusammenhang bestimmter Wetterlagen mit der Todesgefahr gefühls-

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mäßig klar ist, kam es zu dem Phänomen des «geweis-sagten Todes». Wer wetterfühlig ist, der ist allerdings nicht primitiv. Im Gegenteil — und das mag als kleiner Trost für die Betrof-fenen gelten -, Wetterfühligkeit ist bei geistig aktiven Menschen überdurchschnittlich häufig anzutreffen. Goethe, der es verstanden hat, zu fast jedem Thema ein passendes Zitat zu schaffen, war überzeugt davon, «daß gerade die feinsten Köpfe am meisten von den schädli-chen Wirkungen der Luft zu leiden haben». Einer dieser feinsten Köpfe war Nietzsche, der die Wir-kung auf den Gesundheitszustand Dingen zuschrieb, «die sich nicht streng messen lassen. Zum Beispiel die Elektrizität der ziehenden Wolken und die Wirkung der Winde. Ich bin überzeugt davon, daß achtzig mal von hundert ich diesen Einflüssen meine Schmerzen zu dan-ken habe.»

Nietzsche wurde geisteskrank. Wurde er es wirklich durch ziehende Wolken und Winde? Es spricht einiges dafür, daß Nietzsche nicht so unrecht hatte. Untersu-chungen über den Einfluß bestimmter Wetterlagen auf die Patienten in Heilanstalten zeigen das deutlich. Nur waren die Symptome lange Zeit nicht in einem Rea-genzglas oder unter einem Mikroskop vorzeigbar. Betont wissenschaftlich orientierte Mediziner zucken meist die Achseln, wenn sie die Liste der Symptome sehen, wie sie Dr. Faust an der Universität Freiburg bei einer großen Versuchsgruppe unter dem Einfluß von Reizwetter fest-gestellt hat:

Mattigkeit Mißmutige Stimmungslage Arbeitsunlust Kopfdruck Unruhiger Schlaf Einschlafs- und Konzentrationsstörungen

37 Prozent 31 Prozent 30 Prozent 28 Prozent

27 Prozent

23 Prozent

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Kopfschmerzen Nervosität Schmerzen an Knochenbruchstellen Durchschlafstörungen Erhöhte Fehlerneigung Vergeßlichkeit Augenflimmern Schwindelerscheinungen Herzstechen Schmerzende Narben Depressive Verstimmungen

23 Prozent 19 Prozent 17 Prozent 16 Prozent 15 Prozent 15 Prozent 15 Prozent 13 Prozent 12 Prozent 12 Prozent 10 Prozent

Diese nicht klar meßbaren Begriffe waren nicht dazu an-getan, daß man die subjektiven Beschwerden der wetter-fühligen Menschen besonders ernst nahm oder den Menschen gar zugestand, tatsächlich wetterkrank zu sein. So ist bis heute starke Wetterfühligkeit keine aner-kannte Krankheit, sie gehört vielmehr wie Durst, Hun-ger, Schwangerschaftsbeschwerden und die Seekrank-heit zu den sogenannten «nichtkranken Beschwerden». Das ist eine anfechtbare Einstellung, denn sie bedeutet zum Beispiel, daß - wie ein Pionier auf diesem Gebiet, Dr. Ranscht-Froemsdorff vom Institut für Balneologie und Klimaphysiologie der Universität Freiburg, einmal feststellte — «damit selbst Kriegs- und Unfallgeschädigte mit wetterempfindlichen Narben zu Wetterneurotikern gestempelt werden, obgleich viele von ihnen aus Ver-zweiflung süchtig wurden. Schon im 9. Jahrhundert wur-den durch das Statut des Lex Frisonium die durch Rauf-händel erlittenen Narben mit einer höheren Buße belegt, wenn sie bei Wetterumschwung schmerzten.» Als ein Oberschenkelamputierter mit Hilfe eines Gut-achtens von Dr. Ranscht-Froemsdorff eine erhöhte Rente wegen der starken Wetterempfindlichkeit des Amputationsstumpfes zugesprochen erhielt, blieb das

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eine Ausnahme. Die zuständige Krankenversicherung zahlte die Rente übrigens unter Verzicht auf ein dement-sprechendes Gerichtsurteil. Solch ein Urteil hätte näm-lich in der Tat als Grundlage für Zehntausende ähnlicher Klagen dienen können. Für jede Versicherungsanstalt muß der Gedanke er-schreckend sein: Wenn ein Drittel der Bevölkerung unter Beschwerden durch Wettereinflüsse leidet und diese Beschwerden als Krankheit anerkannt werden, würde dies wohl das Ende des gesamten Kranken-versicherungswesens bedeuten. Vorläufig ist nicht damit zu rechnen, daß die Arzte in ihrer Allgemeinheit Wetterfühligkeit oder bei erhöhter Empfindlichkeit auch Wetterkrankheit als ein spezifisch zu behandelndes Leiden zur Kenntnis nehmen. Die unter den dazugehörigen typischen unklaren und indivi-duell variierenden Symptomen leidenden Patienten wandern weiterhin von Praxis zu Praxis, von Klinik zu Klinik, von Kur zu Kur und sammeln Diagnosen.

Die Suche nach dem «biotropen Faktor»

Der Ausdruck «Wetterkrankheit» ist allerdings falsch. Denn man erkrankt nicht am Sturm, am Temperatur-sturz, am Wetterumschwung. Vielmehr führen be-stimmte Wetterlagen zur Auslösung der Krankheit, die den einzelnen Patienten zur Zeit und am Ort am ehesten treffen kann. Als im Jahr 1952 eine bodennahe Kaltluftschicht über London von einer Warmluftschicht überlagert wurde, starben 4000 Menschen. Nicht an den Luftschichten, sondern an den Erkrankungen der Atemwege und des Herzens, die unter anderem durch das Einatmen der mit Giftstoffen angereicherten Londoner Nebelsuppe ausge-löst wurden. 22

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Im Verlauf einer einzigen Januarnacht stieg einmal in Le-ningrad die Temperatur von minus 43 Grad Celsius auf plus 6 Grad Celsius. Schlagartig erkrankten 40 000 Le-ningrader an Grippe. Nicht die eintretende Wärme etwa machte krank, sie ermöglichte lediglich die Auslösung der Epidemie. Welche Wetterlagen nun welche Krankheiten oder Symptome auslösen können, ist Gegenstand der biome-teorologischen Forschung. Die Biometeorologen bemühen sich darum, die Wirkun-gen bestimmter Wettereinflüsse der Wissenschaft hand-fester zu präsentieren, als es in nur subjektiv zu erfas-senden Begriffen wie «Mattigkeit» oder «Arbeitsunlust» geschehen ist. Experimente mit weißen Mäusen, Ratten, Kaninchen, Affen und Nonnenfaltern, die künstlichen Wetterein-flüssen ausgesetzt wurden, brachten interessante, manchmal gegensätzliche und bisweilen magere Ergeb-nisse. Das ist nicht weiter verwunderlich. Wetterein-flüsse treffen zwar jeden lebenden Organismus, aber die Antwort jeder Zelle, jedes Moleküls auf diese Reize hängt vom individuellen Zustand ab. Das macht die wis-senschaftliche Beweisführung schwierig und liefert den Zweiflern Gegenargumente, die sie nach Belieben her-ausgreifen können. Entscheidender als die meßbare Wirkung eines Luft-druckwechsels auf das Lebergewebe einer weißen Maus ist für uns natürlich das Wissen um die für Menschen als gesundheitsgefährdend erkennbaren Wetterlagen. Dr. Hans Beleke, Chefarzt des Allgemeinen Kranken-hauses in Hamburg-Wandsbek, hat zusammen mit Erich Klein vom Hamburger Meteorologischen Observato-rium versucht, mehr über die statistischen Übereinstim-mungen zwischen Wetterlagen und bestimmten Krank-heitserscheinungen herauszufinden. Danach treten Herzinfarkte und auch Schlaganfälle viel häufiger bei

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warmem als bei kaltem Wetter auf. Da bei uns Herz-infarkt und Schlaganfall zusammen die häufigste Todes-ursache darstellen, müßte die höchste Todesrate bei warmem Wetter zu verzeichnen sein, also im August. Und die geringste im kältesten Monat, also im Februar. Untersuchungen des früheren ärztlichen Leiters der Me-dizinisch-Meteorologischen Beratungsstelle des amtli-chen Deutschen Wetterdienstes in Bad Tölz, Dr. Brezowsky, ergaben jedoch, daß die Zahl der Herz-infarkte lediglich bei Beginn einer hochsommerlichen Hitzeperiode um etwa 75 Prozent anstieg, aber danach -während einer anhaltenden Hitzeperiode — stark absank, und zwar bis auf 35 Prozent unterhalb des Durch-schnittswertes.

Nicht die Hitze also führt zu mehr Herzinfarkten, son-dern der Wetterumschwung von kalt zu warm. Bei einer aufziehenden Warmluftschicht steigt besonders in Großstädten die Todesziffer sprunghaft an. Auf dem Zweiten Weltkongreß der Kardiologie wurde bekannt, daß 87,8 Prozent der beobachteten Herzinfarkte bei Wechsel von Wetterfronten aufgetreten sind. Daß Frontenwechsel und Frontenüberlagerung für anfäl-lige Menschen erhöhte Gefahr bringen, bestätigt auch eine Untersuchung des Instituts für Medizinische Bal-neologie und Klimatologie der Universität München. Man wertete 10 200 Notarzteinsätze des Jahres 1974 in München aus und ermittelte drei Wetterlagen, bei de-nen sich bestimmte Krankheitserscheinungen häuften: 1. «Wetterphase 4». Bei aufkommendem Wetterum-schlag in der vorhergehenden Nacht oder dem vorherge-henden Nachmittag mit zunehmender Luftfeuchtigkeit nehmen Herz- und Kreislaufbeschwerden zu, ebenso unklare Kopfschmerzen und Asthmaanfälle, das Fieber steigt überdurchschnittlich an. 2. «Wetterphase 6 Z». Bei Durchzug einer Kaltfront amvorausgegangenen Nachmittag steigt die Zahl der Nie-24

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renkoliken, Gallenkoliken, Migräneanfälle, auch die Zahl der Herz- und Kreislaufbeschwerden. 3. «Wetterphase 8». Bei Ausbildung einer kalten Luft-schicht am Boden und einer darübergelagerten warmen Luftschicht (Inversion) in der Nacht leiden die Men-schen verstärkt unter Asthma, unklaren Bauchbeschwer-den, psychischen Störungen und Depressionen. Derartige Untersuchungen beruhen zwar nur auf statisti-schen Zahlen, aber Statistik ist ein von der Wissenschaft anerkanntes Meßinstrument, ob trotz oder wegen ihrer Manipulierbarkeit mag dahingestellt bleiben. Immerhin werden hier Parameter erfaßt, die nicht so an-greifbar sind wie die Aussagen: «Dieses Wetter macht mich immer schlapp», oder «Ich fühle mich bei so einem Wetter nicht wohl».

Vor einigen Jahren bereits erschien eine Übersicht der bis dahin erfolgten Untersuchungen über die Wirkung rascher meteorologischer Veränderungen auf Krankhei-ten und physiologische Funktionen. Nach dieser Aufstellung scheint bewiesen zu sein, daß zum Beispiel der Kalzium- und Phosphatgehalt im Blut im Februar am geringsten und im August am höchsten ist, daß im Winter die Blutsenkungsreaktion verlang-samt, der diastolische Blutdruck erhöht und auch die Übersäuerung des Magens stärker ist als im Sommer. In welcher Beziehung zum Wetter die Tatsache steht, daß ausgerechnet im November die Glaukomanfälle (Grüner Star) gehäuft auftreten, mehr noch bei Frauen als bei Männern, ist ziemlich rätselhaft und wird mögli-cherweise einmal eine ganz andere Antwort finden. Mehr als zwanzig Jahre biometeorologische Forschung haben immerhin erkennbar gemacht, welche Wetterla-gen als «biotrop», als auf das Leben wirkend, anzusehen sind. Ein unglücklich gewählter Ausdruck, denn jede Wetterlage wirkt auf das Leben. Gemeint ist in der Regel die mögliche negative Wirkung auf den Organismus.

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So ist es einem führenden Biometeorologen gelungen, die verschiedenen Auswirkungen eines als «biotrop» be-zeichneten Tages durch überzeugende Statistiken zu be-legen (siehe Abbildung). Danach ergab sich an Tagen mit «biotroper Wetterlage» in Bayern eine leichte Erhöhung der Notzuchtverbre-chen, Selbstmorde und Geburten, ein ganz ungewöhn-lich starker Anstieg der Betriebs- und Verkehrsunfälle, eine Verschlechterung der allgemeinen Reaktionsfähig-keit, eine Verstärkung von Amputationsschmerzen und ein Anstieg der allgemeinen Todesfälle. Auch die Be-schwerden von Hirnverletzten mehrten sich, als einziger der hier untersuchten Vorgänge jedoch nicht überein-stimmend mit dem Tag der «biotropen» Wirkung, son-dern - wie eine Art Frühzündung - bereits einen halben bis einen ganzen Tag vor dem Eintritt der «biotropen Wetterlage».

Die wohl kaum noch ernsthaft zu leugnenden «biotro-pen» Wirkungen lassen einen einfachen Schluß zu: Man kann bei Eintritt einer bestimmten Wetterlage ein er-höhtes Auftreten einzelner Vorgänge wie Betriebs- und Verkehrsunfälle, Noteinsätze und auch plötzliche Todes-fälle mit ziemlicher Sicherheit voraussagen. Das geschieht. Unter dem Stichwort «Bioprog» wird täglich eine medi-zinisch-meteorologische Prognose von Biometeorologen erarbeitet und vom Zentralamt des Deutschen Wetter-dienstes in Offenbach/Main an die Wetterämter in Frei-burg, Offenbach, Hamburg und München über Fern-schreiber durchgegeben. Die Großraumprognose wird für die jeweilige Region korrigiert und verfeinert. Die tägliche Information durch «Bioprog» enthält die Wetterlage, die zu erwartende Intensität der «Wetter-biotropie» sowie Hinweise für den Arzt über möglicher-weise verstärkt auftretende allgemeine subjektive Be-schwerden und die mögliche Krankheitsbeeinflussung. 26

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Abb. 2 Häufigkeit ver-schiedener Vorgänge bei «biotroper Wetterlage» (Ubersicht nach Reiter).

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So lautete beispielsweise die biometeorologische Pro-gnose für Baden-Württemberg und Südbayern für das Wochenende vom 2. bis 4. Januar 1976: «1. Wetterlage: In der ausgeprägten Frontalzone gelangt anfangs noch sehr milde, ab Sonntag dann kühlere Mee-resluft nach Süddeutschland. 2. Intensität der Wetterbiotropie: mäßig bis stark.3. Hinweise für Ärzte:

a) Subjektives Befinden: Kopfschmerzen, Schlafstö-rungen, nervöse Unruhe, psychische Fehl-haltungen.

b) Krankheitsbeeinflussung: Herz- und Kreislauflabi-lität mit erhöhter Infarktgefahr. Verlängerung derBlutgerinnung. Infektiöse Erkrankungen zuneh-mend. Später Beschwerden bei Erkrankungen imspastischen Formenkreis.»

Es war übrigens jenes Wochenende, das in der Bundes-republik über fünfzig Todesopfer und Millionenschäden durch orkanartige Stürme bringen sollte. Die Warnung vor einer unsere Gesundheit stark stören-den Wetterlage bestand also auch unabhängig von dem dann auftretenden Orkan. Schuld an den Störungen, an den Kopfschmerzen, an der Nervosität vieler Menschen war nicht die stürmische Luftbewegung, sondern der eintretende starke Wechsel der Wetterfronten. Der biometeorologische Prognosendienst der Wetteräm-ter steht jedem Interessierten kostenlos zur Verfügung. Ärzte, Kliniken, Krankenhäuser, Polizei und Feuerwehr können sich vorbereiten, Chirurgen können ihre Opera-tionstermine abändern, die Polizei kann sich auf eine er-höhte Unfallzahl im Verkehr, in den Betrieben und Haushalten einstellen.

Die Bevölkerung wird nicht gewarnt. Man wird nicht über das Radio oder Fernsehen informiert, daß man zum Beispiel als Kreislaufgeschädigter den Körper am kom-menden Tag nicht übermäßig belasten und Aufregungen 28

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meiden sollte, daß man sich um besonders labile Men-schen kümmern und sie vor einer möglichen Kurz-schlußhandlung bewahren sollte. Diese Warnung wäre möglich. Doch würde sie unter Umständen erheblich mehr schaden als nutzen. Sie könnte zu panikartigen Reaktionen führen. Gerade die labilen und auf jeden äußeren Reiz übertrieben stark an-sprechenden Menschen könnten dann bei sich Sym-ptome feststellen oder auch echt erzeugen, die sie ohne den Hinweis auf die ungünstige Wetterlage nur zu einem geringen Teil verspürt hätten. Man befürchtet, die Ärzte würden von echten oder eingebildeten Wetterfüh-ligen bestürmt, die etwa beim Treppensteigen in dem verstärkten Herzklopfen sofort einen nahenden Herz-infarkt vermuten - und ihn aus Schreck dann vielleicht tatsächlich erleiden.

Man will durch den Alarm, der den Ärzten, der Polizei und der Feuerwehr gilt, keine Massenpsychose hervor-rufen. Das ist durchaus verständlich. Andererseits verfü-gen wir in der Bundesrepublik über Psychologen, die es schaffen sollten, einen Weg zu finden, auf dem der Be-völkerung auf gefilterte und beruhigende Art ein Hin-weis auf die zu erwartende «biotrope» Lage gegeben werden kann. Einen Schutz vor der «Biotropie» wird es in Zukunft bis zu einem gewissen Grad geben. Aber dieser Schutz besteht nicht im Schutz vor dem, was allgemein unter einem «biotropen Faktor» verstanden wird: nämlich vor den klassischen Erscheinungen des Wetters. Was uns krank macht und was uns gesund macht, so wird vielfach behauptet, das sei eben das Wet-ter. Und das Wetter bestehe nun einmal aus nichts ande-rem als aus Luftdruck, Niederschlägen, Bewölkung, Temperatur, Wind und Sonnenschein. Selbstverständlich können diese klassischen Erscheinun-gen des Wetters unsere Gesundheit erheblich beeinflus-

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sen. Der Blitz, der uns trifft, der vom Orkan entwurzelte Baum, die Flutkatastrophe, der Sonnenbrand - die Liste der Wetterwirkungen ist lang und eindrucksvoll. Der Schutz vor diesen Wetterwirkungen ist in der Theo-rie relativ einfach. Man sucht in günstiger Höhenlage einen vollklimatisierten Raum auf, in dem es warm, trocken, windstill ist. Damit ist der Mensch jedoch nicht vor den eigentlich entscheidenden Wetterwirkungen geschützt, vor den wirklichen «biotropen Faktoren». Diese Faktoren errei-chen uns auch in einem vollklimatisierten, fugenlos ab-gedichteten Raum oder in einer Höhle. Sie treffen uns unsichtbar, unhörbar, unfühlbar. Sie treffen uns manchmal sogar, ehe die uns bekannte «störende» Wettererscheinung überhaupt bei uns vor-handen ist. Ehe beispielsweise der Wechsel der Wetter-fronten stattgefunden hat, ehe der Föhn da ist, ehe das Gewitter beginnt. Bei diesen «biotropen Faktoren» können nur Strahlen beteiligt sein. Durch Häuser, Wände und Menschen dringende, unglaublich schnelle Strahlen.

Das «strahlend» schöne Wetter

Ich bin kein Physiker. Bei dem Gedanken an Strahlen hat mein nüchterner Wirklichkeitssinn zunächst rebel-liert. Strahlen, die aus dem Kosmos kommen, sollen Ur-heber unseres Lebens sein? Das hörte sich nach einer Mischung aus utopischem Roman und Religionsmysti-zismus an. Nach längerer Beschäftigung mit dem Thema der kosmi-schen Strahlung und der sich letzten Endes daraus erge-benden Luftelektrizität wurde mir jedoch bewußt, daß es kaum ein realistischeres und uns direkter betreffendes Phänomen gibt. 30

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Als Laie kann ich dieses Thema dem Leser vielleicht eher verständlich machen, als es dem engagierten Fach-mann möglich wäre. Mit der Sprache und Unbeküm-mertheit des Laien ist es mir gegeben, zugunsten der Klarheit auf Details zu verzichten, die dem Physiker un-verzichtbar erscheinen würden. Ich habe nicht den Ehr-geiz, dem Fachmann auf jeder Seite Neues zu bieten oder ein Lehrbuch zu schreiben. Wenn dieses Buch möglichst vielen Menschen einige Tatsachen bewußt macht, die für die Erhaltung der Ge-sundheit von außerordentlicher Bedeutung sein können, ist der Zweck erfüllt. Eine sichere Aussage über viele mit der kosmischen Strahlung und der Luftelektrizität verbundenen Tatsa-chen ist aus einem einfachen Grund nicht möglich: Es handelt sich um Probleme, die von Physikern und Astronomen nicht vollständig gelöst werden konnten. Immerhin existiert eine Fülle von nicht mehr zu widerle-genden Erkenntnissen und Folgerungen, die bis jetzt in einem viel zu geringen Maße über den Kreis der damit beschäftigten Biophysiker hinausgedrungen ist. Wir machen uns zu selten klar, wie allumfassend die uns treffenden Strahlungen sind. Wenn wir zum Beispiel nachts den Sternenhimmel sehen, verdanken wir das dem Umstand, daß von den Sternen und Sternsystemen im Weltall ständig Strahlungen ausgehen oder reflek-tiert werden, die jene bestimmte Wellenlänge aufweisen, die unser Auge als Licht empfinden kann. Diese mit dem Auge wahrnehmbare Strahlung ist jedoch nur ein schmaler Strich auf der breiten Skala der Strah-lungen, die mit Lichtgeschwindigkeit durch das Weltall rasen und von allen Seiten auf uns treffen. Die Skala reicht von der kosmischen Höhenstrahlung, dem Sonnenwind, der Röntgen- und UV-Strahlung über das sichtbare Licht bis zur Infrarotstrahlung, der Hoch-frequenz- und der Niederfrequenzstrahlung.

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Auf die Frage, woher diese Strahlungen kommen und wodurch sie verursacht werden, hat Professor Herbert L. König von der Technischen Universität München eine jeden Laien ungemein tröstende Antwort: «Sie haben ihren Ursprung im Kosmos und werden offenbar durch kosmische Vorgänge erzeugt.» Ein Wissenschaftler kann es kaum klarer ausdrücken, daß Ursprung und Ursache dessen, was er erforscht, uns noch nicht bekannt sind. Für moderne Mediziner, die sich auch zu den Wissenschaftlern zählen, wäre das ein Grund, Ergebnisse dieser Forschungen abzulehnen. Wie sie Ergebnisse über Akupunkturforschung mit dem Hin-weis auf den nicht gesicherten Ursprung und die Ursa-che des Akupunkturphänomens ablehnen. Der Ehrgeiz, aus der Medizin eine exakte Wissenschaft zu machen, führt die Medizin in die falsche Richtung: weg vom Menschen. Die Richtung ist aus vielen Grün-den falsch. Einer davon ist die Tatsache, daß alle Vor-gänge im Organismus stets auch physikalischen Geset-zen unterliegen — und physikalische Gesetze beruhen eben nicht auf gesicherten wissenschaftlichen Erkennt-nissen über deren Ursache, sondern auf Erfahrungen über deren Wirkung.

Der Physiker weiß zwar, daß es eine Schwerkraft gibt und wie sie sich bemerkbar macht, was aber eigentlich Schwerkraft ist, das ist nicht gesichert. Woher die Strahlung aus dem Kosmos kommt, ob viel-leicht eine Verbindung zur Schwerkraft besteht, welche Kraft die Lichtgeschwindigkeit antreibt, wie Strahlen wirken, obgleich sie quasi ein Nichts sind — im Grunde basiert Physik auf Spekulation. Was die Physiker nicht daran gehindert hat, mit Hilfe dieser spekulativen Aus-gangsbasis überragende Leistungen zu vollbringen. Beobachtungen, Messungen, Berechnungen und Experi-mente haben der Physik allerdings ein immenses Wis-sen über die Wirkungsmechanismen physikalischer 32

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Größen erbracht. So kennt man Art und Stärke der aus dem Kosmos zu uns gelangenden Strahlen. Wenn diese Strahlungen aus dem Weltall, von anderen Sternensy-stemen, von der Sonne und den Planeten unverändert in der ursprünglichen Art und Stärke uns treffen würden, wäre die Erde ein toter Planet geblieben. Die Erde ist jedoch von einem Schutzring umgeben, der unser Leben ermöglichte, von der Atmosphäre. In die-sem etwa tausend Kilometer dicken Schutzring wird die aus dem Kosmos kommende Strahlung zum größten Teil abgefangen, absorbiert, umgewandelt oder in das Weltall reflektiert.

In der Atmosphäre entwickeln sich also aus den lebens-bedrohlichen Strahlungen jene vielfältigen elektrischen und magnetischen Vorgänge, die aus dem toten Planeten eine mit Leben besiedelte Erde gemacht haben. Sie ha-ben die Entwicklung vom ersten Einzeller bis zum Men-schen mitbestimmt und sind unabdingbar notwendig für die Erhaltung jedes Lebens. Würde irgendeine Kraft die aus dem Kosmos dringen-den Strahlungen abschalten und damit die in der Atmo-sphäre existierenden elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Vorgänge beenden, gäbe es keinen Menschen mehr, kein Tier, keine Pflanze. Vielleicht gäbe es nicht einmal mehr eine Erde, eine Sonne, ein Universum. Wir sind uns einer derart umfassenden Bedeutung der Bioelektrik nur selten bewußt. Wir halten Elektrizität zuerst einmal nur dort für exi-stent, wo Funken springen oder wo wir ein Kabel sehen. Und Magnetismus ist für uns kaum mehr als die Kom-paßnadel oder ein Eisenspäne anziehender Hufeisen-magnet im Physikunterricht. Es fällt uns schwer, bei allen biologischen Überlegungen die Tatsache in Betracht zu ziehen, daß jede Materie, die über dem absoluten Gefrierpunkt liegt, elektrisch und

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damit auch magnetisch beeinflußbar ist und fast aus-nahmslos beeinflußt wird. Beispielsweise durch die Luftelektrizität. Unter Luftelektrizität versteht man alle elektrischen Er-scheinungen in der Atmosphäre. Biophysiker haben für diese Erscheinungen recht trockene Begriffe gefunden, wie (nach König) «das atmosphärisch-elektrische Feld, die Luftionen, die elektrischen Raumladungen, die Lei-tungs- und Konvektionsströme, die Entladung in Form von Koronarströmen und von Blitzen nebst den durch sie verursachten elektromagnetischen Signalen». Man muß, um mit solchen Begriffen umgehen zu kön-nen, nicht Physik studiert haben. Vorerst genügt die Vorstellung, daß zwischen der Erdoberfläche und der Atmosphäre eine elektrische Spannung besteht und die Erdkugel von einem weit über die Atmosphäre hinaus-reichenden Magnetfeld umgeben ist. Für das Wetter kann der Zustand des zwischen Erdober-fläche und Atmosphäre bestehenden elektrischen Gleichfeldes und des elektromagnetischen Wechselfel-des bestimmend sein.

Diese elektrischen Kraftfelder beeinflussen physikali-sche, chemische und daher auch biologische Prozesse. Ideale Zustände von Gleichfeld und Wechselfeld erge-ben das, was wir als «schönes Wetter» empfinden. Schö-nes Wetter ist nicht unbedingt immer gleichbedeutend mit blauem Himmel und Sonnenschein. Wenn bei blauem Himmel und Sonnenschein starker Föhn herrscht, werden viele Menschen das nicht gerade als ideales Wetter empfinden. Hingegen könnte ein sanfter Landregen nach langer Trockenheit durchaus als be-freiende, beruhigende, angenehme Wetterlage bezeich-net werden. Die ideale «Schönwetterlage» ist selten, jedenfalls in unseren Breitengraden, grob gerechnet zwischen dem 40. und 60. nördlichen Breitengrad.

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Der Arzt und Biometeorologe Dr. Brezowsky hat einmal das Wetter in zwei Gruppen mit insgesamt sechs Phasen eingeteilt. Die eine Gruppe ist die «Gestörte Wetter-lage». Gestört ist dabei das Gleichfeld, und störend kann die Wechselfeldtätigkeit sein. Diese Wetterlage tritt besonders bei einem Wetterum-schwung auf, wenn Kaltfronten und Warmfronten sich ablösen oder treffen. Eine Phase dieser Wetterlage hat sich als biologisch wohl am ungünstigsten erwiesen: die Phase 4. Meteorologen erklären die Phase 4 als «aufkommenden Wetterumschlag an der Vorderseite eines heranziehen-den Tiefdruckgebiets mit Zufuhr wärmerer und feuchte-rer Luft. Allmählich zunehmende Bewölkung in hohen und mittleren Schichten, häufig mit auffrischenden Winden um Südwest. Im weiteren Verlauf Einsetzen von Niederschlägen ». Wir befinden uns zu zwei Dritteln bis drei Vierteln un-serer Lebenszeit in den mitteleuropäischen Breiten-graden in den Phasen der «Gestörten Wetterlage». Die zweite Gruppe, die «Ungestörte Wetterlage», hält nicht immer, was der Name verspricht. Sie besteht aus dem mittleren, gesteigerten und übersteigerten Schön-wetter. Das mittlere Schönwetter ist kaltes Hoch-druckwetter, bei gesteigertem Schönwetter kommt es zur örtlichen Erwärmung. Diese beiden Phasen sind die beiden einzigen biologisch als günstig geltenden Wetter-verhältnisse. Das übersteigerte Schönwetter dagegen entspricht schon wieder dem Föhnwetter. Wenn also Elektrizität in der Luft das Wetter bestimmt, wenn diese Elektrizität auf unsere Gesundheit einen ent-scheidenden Einfluß nimmt, dann liegt die Frage nahe: Wie beeinflußt der stärkste «wetterelektrische Vor-gang», nämlich das Gewitter, unsere Gesundheit? Tatsächlich ist die Gewittertätigkeit für unser Leben von außerordentlicher Bedeutung.

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Gewitterstrahlen und Strahlengewitter

In jeder Sekunde soll es über dem Erdball zu etwa drei-ßig Erdblitzen mit sehr starken elektrischen Verände-rungen kommen, die auch weniger wetterfühlige Men-schen verspüren. Diese starken, am Ort der Blitzentladung meßbaren Ver-änderungen würden jedoch nicht genügen, um die Be-deutung der Blitze für die gesamte Wetterlage rings um den Erdball zu erklären. Bei jeder Blitzentladung werden elektrische Signale aus-gelöst, die auf der ganzen Bandbreite der Strahlenskala zu finden sind, von den extrem kurzen Wellen bis zu den extrem langen Wellen. Man kann das feststellen, indem man die Strahlensi-gnale bei Blitzentladungen durch das Knattern im Radio hörbar macht: Ob man UKW oder Langwelle einschal-tet, das Knattern tritt überall auf. Würde das Radio noch kürzere und noch längere Wellen empfangen, wären auch dort noch die Signale der Blitze zu hören. Man spricht von «Wellen», weil man sich die Wechsel-schwingungen eines sich mit Lichtgeschwindigkeit aus-breitenden elektrischen Signals wie eine wellenförmige Linie vorstellt. Der Abstand zwischen Wellenberg und Wellental ergibt die Wellenlänge. Ist die Wellenlänge sehr lang, dann kann ein in stets gleichbleibender Licht-geschwindigkeit ausgehendes Signal - die Strahlung - in jeder Sekunde nur entsprechend selten von einem Wel-lenberg zum nächsten Wellenberg gelangen. Die Zahl solcher Schwingungen (Frequenz) in der Sekunde wird in Hertz ausgedrückt. Weil die Strahlung bei sehr langen Wellen nur wenige Male die Schwingung ausführen kann, gehören langwellige Strahlungen immer zur Nie-derfrequenz mit ziemlich wenigen Hertz. Je kürzer die Welle ist, um so öfter kann die Strahlung die Schwin-gung in der gleichen Zeit ausführen: Die Zahl von 36

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Schwingungen in der Sekunde kann in die Trillionen ge-hen. Aus den vielen verschiedenen Signalen, die jeder Blitz erzeugt, muß eine Gruppe besonders herausgehoben werden, weil gerade sie es ist, die dem Wettergeschehen den Charakter der «Biotropie» verleihen kann, der Wirksamkeit auf den Organismus. Diese Signale gehören zur Längstwellenstrahlung mit sehr niedriger Frequenz (VLF = Very Low Frequency) und extrem niedriger Frequenz (ELF = Extrem Low Fre-quency). Sie schwingen nur knapp ein- bis dreihundert-mal in der Sekunde. Sie besitzen auch nur eine äußerst geringe Energie. Diese kaum noch meßbare Energie ist auch das Hauptargument gegen die Bedeutung der «At-mospherics» — kurz Spherics — genannten Signale. Dieses Argument konnte von Dr. Ranscht-Froemsdorff und seinen Mitarbeitern am Institut für Balneologie und Klimaphysiologie der Universität Freiburg widerlegt werden. Sicherlich besitzen Spherics nur eine äußerst geringe Energie. Dr. Ranscht-Froemsdorff: «In Wattse-kunden ausgedrückt steht die energetische Leistung der Spherics etwa zwölf bis achtzehn Stellen hinter dem Komma.»

Uns fehlt die rechte Vorstellungskraft, wie schwach wohl eine Energie sein mag, die in Wattsekunden ausge-drückt achtzehn Stellen hinter dem Komma liegt. Andererseits wissen wir, daß mit solchen Energien auch unsere Sinnesorgane wie die Augen und Ohren auskom-men müssen. Und daß auf den Frequenzen, mit denen die Spherics in unseren Organismus eindringen, auch bestimmte Organe arbeiten. Das macht die Spherics für die Medizin so interessant. Zum Beispiel fließen unsere Gehirnströme im Frequenz-bereich der Spherics. Arbeitet unser Gehirn auf der im EEG aufzeichenbaren Alphafrequenz, befinden wir uns in einem ruhigen, aus-

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geglichenen Zustand, während wir bei einer Delta-frequenz unruhig, nervös und angespannt sein können. Die Alphafrequenz stimmt mit der Frequenz und den Impulsen überein, die wir bei einer Schönwetterlage durch Spherics empfangen. Die Deltafrequenz stimmt eher mit den Frequenzen und Impulsen der Spherics überein, die wir bei gestörter Wetterlage empfangen. Die Spherics funken sozusagen in unseren Organismus hinein. Sie können unsere eigenen Signale überdecken oder durch Resonanzschwingungen extrem verstärken. Der wohl führende Sphericsforscher, Ranscht-Froems-dorff, hat untersucht, welche Wirkung ein Überschuß an Spherics und ein Mangel an Spherics auf uns Menschen auszuüben vermögen.

Zu Beginn der Untersuchungen stieß er auf die Schwie-rigkeit, die jedem Wissenschaftler begegnet, der sich mit der Prüfung bioelektrischer Vorgänge befaßt: Die Ver-suchspersonen reagierten völlig unterschiedlich. Es gelang ihm, eine Unterteilung in eine Gruppe der nichtlabilen und eine Gruppe der labilen Versuchsperso-nen vorzunehmen. Die labilen Versuchspersonen rea-gierten wirklich auf Knopfdruck: Sie beschrieben unter dem Einfluß künstlich erzeugter Spherics Zustände wie Benommenheit, Kopfschmerz und Ähnliches. In der gleichen Sekunde, in der - für die Versuchspersonen un-sichtbar und unhörbar - die Bestrahlung mit künstlich erzeugten Spherics abgeschaltet wurde, meldeten die Versuchspersonen auch ein Aufhören der beschriebenen Gefühlssensationen. Nach Auswertung während der Tests gewonnener Labo-ratoriumswerte und vergleichender Untersuchungen konnte festgestellt werden, daß bei starken Sphericsim-pulsen vermehrt Magen- und Darmbeschwerden sowie Koliken, Embolien und Rheumabeschwerden zu beob-achten sind.

Ist die Impulstätigkeit der Spherics dagegen stark ver-

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mindert, kommt es eher zu Herzinfarkten, Angina pecto-ris, Blutungsneigungen, Allergien und den als «vegeta-tive Dystonie» umschriebenen Beschwerden. Den Wissenschaftlern im Freiburger Institut ist es auch gelungen, durch Veränderungen der Impulsfolge künst-lich erzeugter Spherics Goldhamster nach Wunsch in einen Winterschlaf zu versetzen oder zu hoher Aktivität zu animieren. Eine künstlich erzeugte «Schlechtwetter-lage» senkte die Atmungsaktivität von Tierzellen um fast die Hälfte. Bei Menschen, die unterschiedlichen Bestrahlungen mit künstlichen Spherics ausgesetzt wurden, konnte - sozu-sagen nach Wunsch — eine Veränderung der Blut-gerinnung, des Blutdrucks, der Körpertemperatur und der Allergiebereitschaft hervorgerufen werden. Dies alles geschah durch eine «ferngesteuerte» Bestrah-lung mit einigen der Natur nachgeahmten elektro-magnetischen Signalen, die durch die Weltgewittertätig-keit erzeugt werden. Es ist heute zumindest theoretisch möglich, durch einen künstlichen Eingriff in die elektromagnetischen Verhält-nisse bei der Gesamtbevölkerung eines Landes be-stimmte Krankheitssymptome zu erzielen. Ausgelöst beispielsweise durch über dem Land stationär in der At-mosphäre arbeitende Satelliten. Selbstverständlich könnte man nicht nur Verhältnisse erzeugen, die schädliche oder ungünstige biotrope Wir-kungen auslösen, sondern ebenso solche, die bei Mensch, Tier und auf Pflanze selektiv günstige Wirkun-gen hervorrufen. Der Traum vom künstlich steuerbaren Wetter schlecht-hin wäre aber noch lange nicht verwirklicht. Dazu sind die Vorgänge, die zu einer bestimmten Wetterlage füh-ren, zu vielschichtig. Manipulationen an sämtlichen Wetterfaktoren, die über ein gewisses Maß hinausge-hen, könnten zu unkontrollierbaren Folgen führen.

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Mit künstlichen Spherics ließe sich zwar einiges errei-chen und einiges korrigieren, aber die Spherics üben nicht als einziger «biotroper Faktor» eine Wirkung auf jede lebende Zelle aus. Ein ganzes Bündel solcher Faktoren belastet beispiels-weise den Organismus, sobald eine Inversionswetterlage herrscht, also eine Kaltfront von einer Warmfront über-lagert wird. Zwei ausgedehnte Luftpakete liegen dabei übereinander, mit unterschiedlichem Luftdruck, unterschiedlicher Feuchtigkeit und unterschiedlicher elektrischer Span-nung. Es kommt nicht zum natürlichen Austausch der Fronten, die beiden Schichten reiben sich sozusagen aneinander, und es bilden sich elektrische und chemische Prozesse, deren Auswirkungen erheblich sein können. Wir befinden uns dann in einem Kessel, in dem eine chaotische Tätigkeit von elektromagnetischen Strahlun-gen jeder Frequenz zu verzeichnen ist. Weil die über der Kaltfront wie ein Deckel wirkende Warmfront meist nicht höher als 2000 Meter über dem Erdboden liegt, ha-ben diese dicht über uns entstehenden «Strahlengewit-ter» eine besondere Intensität. Im von elektromagnetischen Störungen gefüllten Inver-sionskessel können die in der Großstadt enthaltenen Schwebstoffe nicht mehr nach oben in die höhere Atmo-sphäre entweichen. Die Schwebstoffe sind Gas-, Staub- und Schmutzparti-kel, die wir bei Inversionen in stark erhöhter Menge ein-atmen. So kann die Luft bei Inversionslagen in Groß-städten die doppelte Menge an Kohlendioxyd aufwei-sen, das Dreißigfache an Kohlenmonoxyd, das Vierzigfa-che an Staubpartikeln, das Sechzigfache an Stickoxyd und das Sechshundertfache an Schwefeldioxyd, um eine Auswahl der nicht gerade gesundheitsfördernden Stoffe zu nennen.

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Nicht genug damit, diese giftigen Schwebstoffe sind noch dazu elektrisch geladen. Denn die positiv oder ne-gativ geladenen Luftmoleküle oder Ionen, die in unter-schiedlicher Zahl in jedem Kubikzentimeter Luft enthal-ten sind und deren Bedeutung gesondert dargestellt werden muß, besitzen die unangenehme Eigenschaft, sich an Schwebstoffe anzulagern und zu «Haufenionen» zusammenzuballen. Beim Einatmen verkleben sie die feinsten Verästelungen der Bronchien und behindern dadurch unter anderem die Sauerstoffaufnahme. Es ist daher nicht überraschend, daß Inversionen über Großstädten die Sterblichkeit erhöhen. Es wurde biswei-len die dreifache Zahl an Sterbefällen gegenüber dem Durchschnitt registriert.

Das bestätigen die Untersuchungen des Mediziners Prof. Gottfried Kellner und des Physikers Dr. Otto Maresch, die gemeinsam über Jahre hinweg in Wien die Sterbere-gister und die Meßwerte des Wiener Wetteramtes ver-glichen haben. Die Todeskurve eines Jahres in Wien zeigt genau den Verlauf, den die Kurve der bundesdeutschen Statistik aufweist. Wieder wird die höchste Zahl an Todesfällen im Februar registriert, dann fällt die Kurve bis zum Au-gust ab, erreicht dort den Tiefpunkt, um danach etwas rascher wieder anzusteigen. Man stirbt nicht im August, auch in Wien nicht. Oder gerade in Wien nicht, denn die statistischen Unter-schiede sind hier noch klarer in der monatlichen Schwankung: Im August wurden bisweilen nur vierzig Todesfälle pro Tag registriert, im Februar dagegen bis zu hundert und mehr. Statistisch gesehen haben also Wie-ner im August die doppelte Chance, am Leben zu blei-ben. Woran das liegt, haben Kellner und Maresch mit einer eindrucksvollen Arbeit nachgewiesen. Die Meßwerte des Wetteramtes Wien zeigen über zehn Jahre hinweg

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eine Abhängigkeit zwischen der Erhöhung der Sterblich-keit und dem Auftreten von Inversionen. Demnach könnte man folgern, daß auch die bundes-deutsche Todesstatistik mit der Zahl der Inversionswet-terlagen korreliert und die Gefahr eines Todes in Groß-städten bei Inversionen deutlich größer ist, wenn wir also mehr unter dem Einfluß des Strahlengewitters als unter dem Einfluß der Gewitterstrahlen stehen. Denn Vergleiche mit anderen statistischen Angaben las-sen vermuten, daß ähnliche Übereinstimmungen der Todeszahlen und bestimmter Wetterbedingungen zu-mindest in den Ländern anzutreffen sind, die sich auf der nördlichen Halbkugel der Erde zwischen dem 40. und 60. Breitengrad befinden.

Diese Tendenz ist an den Statistiken mitteleuropäischer Länder, Chinas und Japans sowie Kanadas und zum Teil der Vereinigten Staaten abzulesen. In den USA zeigen die Gesundheitsstatistiken vielfach eine Teilung in die nördlichen und die südlichen Staa-ten, die unterhalb des 40. Breitengrades liegen. Nicht nur die Sterblichkeitskurve ändert sich, auch die damit meist verbundene Häufigkeit der Herzerkrankungen. So treten in den nördlichen USA die häufigsten Herz-infarkte im Januar und Februar auf, die wenigsten im Juli und August. In den südlichen Staaten der USA da-gegen ist es genau umgekehrt: Der Höhepunkt liegt im Sommer, der Tiefpunkt im Winter.

Inseln der Gesundheit

Die Erkenntnis, daß es geographische Zonen gibt, in de-nen bestimmte Bedingungen - ob es am Wetter liegt, an der Luftelektrizität oder an Störungen, die aus der Erde kommen, sei einmal dahingestellt — bei uns Menschen zu starken gesundheitlichen Schädigungen führen, läßt

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natürlich die Frage aufkommen, ob es nicht auch dem-entsprechend gesunde geographische Zonen gibt. Nach solchen «Gesundheitszonen» wurde gesucht, und mit Unterstützung der Weltgesundheitsbehörde kam man zu ersten Ergebnissen, die zunächst nur auf allge-meinen Erfahrungen und einigen statistischen Angaben basieren und selbstverständlich noch auf ihre Stichhal-tigkeit hin geprüft werden müssen. Wenn es darum geht, etwas über glücklich und gesund lebende Menschen auszusagen, kann man sicher sein, jenes Völkchen genannt zu bekommen, das in einem Hochtal am Südhang des Pamir im Hindukusch lebt. Die Hunzas sollen so gut wie keine Krankheit kennen und -von tödlichen Unfällen abgesehen — sämtlich an Alters-schwäche sterben. Bioklimatiker nehmen an, die besonderen geographi-schen Verhältnisse in diesem abgeschlossenen Hoch-landtal könnten mit idealen biometeorologischen Ver-hältnissen übereinstimmen und die Hunzas zu derart gesunden Menschen machen. Ernährungswissenschaftler dagegen nehmen an, die be-neidenswerte Gesundheit könne durch die Nahrung der Hunzas begründet werden: vorgekeimter Weizen mit Aprikosen, Maulbeeren und Pilzen. Ein asiatisches «Müesli», wie es etwa von Bircher-Benner, Schnitzer und Bruker empfohlen wird. Nun schließt ja das eine das andere nicht aus, und die Hunzas haben es vielleicht geschafft, ihren Organismus in einer biophysikalisch günstigen Umwelt biochemisch richtig zu erhalten. Weniger erklärbar sind die Meldungen, nach denen aus-gerechnet in den gesundheitlich belastenden Regenwäl-dern Ost-Neuguineas ein zwölf Dörfer umfassender Volksstamm von 5000 Menschen von Krankheiten ver-schont sein oder im ebenso tropischen afrikanischen Ga-bun eine begrenzte «Insel der Gesundheit» zu finden

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sein soll. Noch nicht beantwortet ist auch die Frage, warum in den brasilianischen Provinzen Minas Gerais, Baia und Goiás angeblich keiner der alteingesessenen Bewohner an Krebs erkrankt oder in der ecuadoriani-schen Provinz Loja Herz- und Kreislaufschäden fast un-bekannt sein sollen. Auf der Suche nach der idealen «Gesundheitszone» bie-tet sich eine einfache Überlegung an. Wenn festgestellt wird - wie es unter anderem der Arzt und Meteorologe Brezowsky nachwies —, daß die biologisch günstigste Wetterlage das sogenannte Mittlere Schönwetter ist und dieses Mittlere Schönwetter bei einem kalten Hoch-druckgebiet herrscht, dann müßte man sich nur auf dem Globus umschauen nach einem Land, in dem überwie-gend ein kaltes Hochdruckgebiet anzutreffen ist. Dieses Land, wenn man es überhaupt als Land bezeich-nen kann, ist unglücklicherweise die Antarktis. Südpolarforscher sind in der Tat in der Antarktis gesün-der als in ihren Heimatländern. Bei der geringen Zahl der in der Antarktis für längere Zeit ansässigen Men-schen haben solche Angaben für Skeptiker nicht viel Be-weiskraft.

Immerhin scheinen Experimente mit Bakterien, Pflanzen und niederen Tieren im Südpolargebiet zu bestätigen, daß dieses vorzugsweise dort herrschende Mittlere Schönwetter wirklich biometeorologisch als ideal anzu-sprechen ist. Es gibt Pläne, Sanatorien in der Antarktis zu errichten und durch Wettereinflüsse erkrankte Menschen per Charterflug zum längeren Kuraufenthalt dorthin zu schicken. Gerade wetterfühligen Menschen dürfte jedoch der Ge-danke, am Südpol zur Kur weilen zu sollen, einige Schauer erzeugen. Es wird interessant sein, wie im gege-benen Falle die Werbepsychologen der Reiseveranstalter dieses delikate Problem lösen.

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Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, daß es eine Krankheit gibt, die eigentlich nur zwischen dem 40. und 60. nördlichen Breitengrad auftritt, noch dazuam häufigsten etwa im Februar und am seltensten im August: Es handelt sich um die Rachitis, eine Knochen-erkrankung, die mit Vitamin-D-Mangel sowie Phosphat- und Kalziummangel in Beziehung steht. Das stimmt mit Messungen überein, die von einer Reihe von Wissenschaftlern in Europa und den USA durchge-führt wurden und im Blutserum den nach Jahreszeit schwankenden Gehalt an Phosphat und Kalzium nach-wiesen. Mit dem Minimum im Februar und dem Maxi-mum im August.

Es wurde angenommen, die zu geringe Sonneneinwir-kung im Winter würde zu dem Mangel an Vitamin D und damit zur Rachitis führen. Das dürfte jedoch kein ausschlaggebender Faktor sein, denn es gibt Länder mit geringerer Sonnenscheindauer, als es zwischen dem 40. und 60. Breitengrad der Fall ist, in denen jedoch die Ra-chitis so gut wie unbekannt blieb. Eine weitere Eigentümlichkeit ist bei dem Auftreten der Rachitis zu beobachten: Die Rachitis sinkt in der Häufig-keit mit zunehmender geographischer Höhe. Im Gebirge trifft man nur selten auf rachitische Kinder. Sicherlich können auch hier die Ionenverhältnisse eine Rolle spielen: In der reineren Luft im Gebirge bilden sich kaum Haufenionen. Aber das genügt nicht als Erklä-rung. Es müssen andere Faktoren hinzukommen. Denn an der Nordsee gibt es Gegenden mit sehr reiner Luft und dementsprechend wenigen Haufenionen, trotz-dem tritt dort Rachitis auf. Und im Gebirge gibt es trotz reinerer Luft durchaus bio-logisch ungünstig wirkende Wettervorgänge, zum Bei-spiel den Föhn.

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Das Problem mit dem Föhn

Für die Biometeorologen ist das Föhnwetter ein beliebtes Forschungsgebiet. Aus zwei Gründen. Einmal lassen sich die Beschwerden, die bei Föhnwetter zu beobachten sind, in einem örtlich begrenzten Gebiet in genügender Anzahl und deutlicher Stärke nachweisen. Zum anderen sind die luftelektrischen Vorgänge bei Föhnwetter derart kompliziert, daß sie bis jetzt in reichem Maße überzeu-gend klingende Argumente für jede Theorie liefern. Man spricht beim Alpenföhn von einer luftelektrischen «Nullwetterlage». Es soll sich um eine ausgesprochen reizlose Wetterlage handeln; für die, die unter Föhn lei-den, ein nicht überzeugend klingender Begriff. Der Föhn, sagen Biometeorologen, ist das Gegenstück zum Gewitter. Tatsächlich fehlen bei Föhn die haupt-sächlich von den Blitzen erzeugten und ausgestrahlten Spherics. Sie werden abgeschirmt oder wegreflektiert. Diese völlig fehlende Spherics-Tätigkeit bei Föhn führt zu dem «Nullwetter». Doch bedeutet das nicht, daß bei Föhn keine sonstigen luftelektrischen Vorgänge feststell-bar wären. Im Gegenteil, Prof. Altmann von der Univer-sität Saarbrücken hat festgestellt, daß bei Föhn sogar eine sehr lebhafte Wechselfeldtätigkeit herrschen kann. Es ist nicht unsere Aufgabe, in die sachliche und manch-mal auch weniger sachliche Diskussion der Wissen-schaftler einzugreifen und zu erklären, ob das bei Föhn herrschende ziemlich stabile Gleichfeld oder das ihm oft überlagerte aktive Wechselfeld - es kann der Vorbote einer noch 1000 Kilometer entfernten Wetterfront sein -oder aber gar das bei Föhn bestehende Angebot an klei-nen und großen Ionen nun primär für die Föhnbe-schwerden verantwortlich zu machen ist. Argumente, wie gesagt, gibt es für jede Annahme genü-gend. So beeindruckende Argumente wie die Ergebnisse der Spherics-Forschung von Ranscht-Froemsdorff über 46

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die Wirkung eines Spherics-Defizites, wie es beim Föhn-wetter im allgemeinen der Fall ist. Etwas weniger überzeugend sind die Theorien, die Prof. Sulman einmal zur Diskussion gestellt hat: Danach könnten die Föhnwetterbeschwerden im Zusammen-hang mit einem zu hohen Angebot positiv geladener Kleinionen stehen. Er hat sich allerdings in den letzten Jahren ebenfalls der Spherics-Forschung gewidmet und bezieht auch magnetische Vorgänge mit in seine Überle-gungen ein. Prof. Sulman ist Arzt, Tierarzt und Leiter der Abteilung für angewandte Pharmakologie der Universität Jerusa-lem, ihm untersteht auch die Bioklimatische Sektion der Medizinischen Fakultät dieser Universität. Er hat mehr Forschungen über den Föhn angestellt als jeder andere Wissenschaftler. Der Föhn ist schließlich keine Besonderheit unserer Al-pen. Föhnwinde gibt es in der ganzen Welt: Schirokko (Italien), Levante und Tramontana (Spanien), Autun (Frankreich), Meltemia (Griechenland), Klokk (Malta), Chamsin (Jordanien), Sharkije (Ägypten), Ghibli (Li-byen), Samum (Arabien), Santa Ana (Kalifornien), Ari-zona Winds (Arizona), Zonda (Argentinien), Thar (In-dien), Gonding und Köbang (Java), Behoroh (Sumatra), Melbourne Northern Winds (Australien) und viele an-dere. Der Föhnwind Israels ist der Scharaw. Schon in der Bibel wird dem Volke Israel die Herrlichkeit verheißen, nicht vom «Glutwind» getroffen zu werden. Prof. Sulman hat in seinen Arbeiten gezeigt, daß der Glutwind Scharaw in Jerusalem ähnliche Wirkungen ausübt wie der Alpen-föhn in München, obgleich er ganz andere meteorologi-sche Ursachen hat. Klar erkennbar steigen Unfallziffern, Selbstmordfälle und Noteinsätze der Krankenwagen bei warmen und trockenen Winden an. Nicht der Wind treibt zum Selbstmord, macht reizbar,

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bringt Kopfschmerzen und Übelkeit bis zum Erbrechen. Nicht die Trockenheit und nicht die Hitze. Um den «biotropen Faktor» zu finden, der für die Be-schwerden eigentlich verantwortlich ist, hat Prof. Sul-man in einer sehr verdienstvollen Arbeit die Föhnbe-schwerden gründlicher untersucht, als es zuvor geschehen war. Man hatte bisher Föhnbeschwerden entweder als Nicht-betroffener belächelt oder als Betroffener gefürchtet. Nur in Italien berücksichtigt man in der Rechtsprechung das Föhnwetter und verleiht den Beschwerden dadurch sozusagen die amtliche Anerkennung. Bei Straftaten wird unter Umständen als strafmildernd bewertet, wenn zur Tatzeit der Schirokko geweht hat. Bei solch einem Prozeß sollte der Verteidiger nicht dar-auf dringen, Prof. Sulman als Gutachter hinzuzuziehen. Denn es kann sein, daß Prof. Sulman bei dem Angeklag-ten feststellt, daß er ausgerechnet zu der Gruppe Föhn-leidender gehört, die bei der gerade herrschenden Föhn-wetterlage nicht übermäßig reagiert. Denn seine Untersuchungen ergaben anhand von Labor-werten, hauptsächlich Urinbefunden, daß es nicht «den Föhnleidenden» als solchen gibt, vielmehr drei in den Reaktionen unterschiedliche Gruppen. In der ersten Gruppe fand er bei Föhn einen ausgepräg-ten Mangel an Adrenalin und Noradrenalin, zur Steue-rung wichtiger Prozesse in der Nebenniere gebildete Hormonstoffe. Fast die Hälfte aller Föhnleidenden in dieser Gruppe spürt von Jahr zu Jahr zunehmende Be-schwerden. Hier finden sich die Symptome: Schlaffheit, Müdigkeit, Erschöpfung, Depression, Verwirrung, Kon-zentrationsabnahme, unkoordinierte Bewegung, Kraftlo-sigkeit, Anfälle von Naschbedürfnis. Die zweite Gruppe der Föhnleidenden ist an einer hohen Ausschüttung des Hormones Serotonin erkennbar. In diese Gruppe gehören besonders die unter dem «Vor-48

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föhn» leidenden Menschen, die also bereits ein bis zwei Tage vor Eintreten der Föhnwetterlage ihre spezifischen Föhnbeschwerden verspüren: Schlaflosigkeit, Reizbar-keit, Gespanntheit, Migräne, Übelkeit, Erbrechen, Seh-störungen und Sehschwäche, Ödeme, Herzklopfen, Herzdruck, Atembeschwerden, Entzündungen im Hals-, Nasen-, Rachenraum, Schnupfen, Wallungen mit Schwitzen oder Frösteln, Zittern, nervöse Darm- und Blasenstörungen. Die dritte, nicht so häufig vertretene Gruppe der Föhn-leidenden zeigt eine Mischung von Symptomen der anderen beiden Gruppen unter zusätzlichen typischen Beschwerden einer Schilddrüsenüberfunktion: Tempe-raturempfindlichkeit, Durchfall, allergische Reaktionen, Hautrötung, Gewichtsverlust trotz verstärkten Appetits, Überaktivität. Prof. Sulman hat interessante Theorien über den Mecha-nismus aufgestellt, der zur in der ersten Gruppe zu be-obachtenden Sensibilisierung gegenüber Föhnwetter führen könnte. Israelis, die noch nicht lange im Lande lebten, hielten alteingesessene Israelis vielfach für überspannt, die über den Scharaw stöhnten, während sie selbst nichts davon zu spüren vermochten. Wie auch Norddeutsche oder noch fremdländischere Menschen, die nach Bayern zie-hen, sich zunächst für Angehörige eines gesünderen Menschenschlages halten müssen, weil sie meist frei von Föhnbeschwerden sind, während viele Bayern unter dem Föhneinfluß in Jammern und Klagen ausbrechen. Nach einigen Jahren sieht es anders aus. Die neu zugezo-genen Bürger des Landes werden nach und nach selbst zu Föhnleidenden und haben nun ihrerseits Mühe, Neuankömmlingen oder Touristen die Echtheit ihrer Be-schwerden begreiflich zu machen. Diese als «Summationseffekt» bezeichnete Sensibilisie-rung des Organismus gegenüber einem ständigen, äu-

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ßerst schwachen luftelektrischen Reiz weist Sulman durch Urinbefunde medizinisch nach. Warme und trockene Föhnwinde bedeuten für den Kör-per demnach eine Belastung, auf die unser Körper durch eine hormonale Alarmreaktion antwortet. Eine der meß-baren Folgen ist, wie Sulman schreibt, die im Neben-nierenmark vermehrte Produktion von Adrenalin, «wo-durch die als primäre Reaktion auf die Hitze erweiterten Gefäße wieder verengt und die Perspiration vermindert werden. Diese normale Gegenregulation genügt ge-wöhnlich bereits, um bei Neuankömmlingen den Warmluftstreß zu kompensieren. Mitunter wirkt eine Brise Scharaw auf Zugereiste sogar eher euphorisierend, wenn die hormonale Reaktion überschießend ausfällt. So kam leider 1969 der amerikanische Bischof Pike ums Leben, als er sich an einem Scharaw-Tag in die Wüste Juda wagte. Er wollte den Spuren Jesu und Johannes des Täufers folgen. — Im Laufe der Jahre aber erschöpft sich die Fähigkeit zur Adaption, weil der Organismus die Alarmreaktion nicht immer wieder ankurbeln und über längere Scharaw-Perioden aufrechterhalten kann. Die Sekretionsbereitschaft der Nebenniere läßt allmählich nach, wie wir im Urin von eingeborenen und alteinge-sessenen Israelis nachweisen konnten. Die Nebennieren-Erschöpfung und der damit verbundene Mangel an Ad-renalin und Noradrenalin führen zur Tropenlethargie, die, pathologisch gesehen, nur eine extreme Form der Föhnschwäche darstellt.»

Hitze kann die Föhnwirkungen verstärken. Durch das Schwitzen kommt es im Körper zum Natriumverlust, was wiederum durch erhöhte Kaliumzufuhr im Kreislauf ausgeglichen werden soll. Sulman: «Weil Kalium in grö-ßeren Mengen toxisch auf den Herzmuskel wirkt, kann die Kaliumschwemme im Blut nicht nur die allgemeine Föhnschwäche von Gesunden erklären, sondern vor al-lem die bekannte spezifische Anfälligkeit von Herz-

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kranken auf Scharaw- und Föhnwetterlagen.» Deshalb sollte man bei Föhnwetter auch vorsichtig mit dem Sau-nabesuch sein oder den Natriumverlust unbedingt durch salzhaltige Kost oder Salztabletten mindern. Sulman be-vorzugt Salzheringe. Für jeden Menschen, der bewußt oder nur unbewußt durch biometeorologische Verhältnisse in seinem Wohl-befinden beeinflußt wird, ist es nicht entscheidend, wel-che luftelektrischen Vorgänge im einzelnen gerade dafür verantwortlich sein mögen. Für ihn ist entscheidend, daß diese Vorgänge tatsächlich einen Eingriff in das hormonale Geschehen bedeuten. Es kommt zur Krankheit durch Fehlinformationen an den «obersten Befehlsstand» für die Hormonausschüt-tung von Adrenalin, Noradrenalin und Serotonin, an die im Hinterhaupt liegende Hypophyse. Wir verlieren das hormonale Gleichgewicht. Auf diese medizinischen Fragen soll noch ausführlich eingegangen werden. Es sind die Dinge, auf die es mir eigentlich ankommt. Weil die praktische, heute schon mögliche und notwendige Anwendung gewisser Er-kenntnisse zum Nutzen unserer Gesundheit für mich im Vordergrund steht und noch so lange stehen wird, wie ich diesen Zielen dienlich sein kann. Zuvor jedoch muß deutlich werden, warum jeder Orga-nismus unter dieser immer noch etwas nebelhaft er-scheinenden «Luftelektrizität» leiden kann, unter ihr ge-sunden kann und von ihr erhalten wird. Schon Paracelsus sah hierin die Ursachen verborgen: «Der da weiß den Ursprung des Donners, der Winde, der Wetter, der weiß, von wannen Colica kommt!» Der Mensch, als Empfänger und Sender elektro-magnetischer Signale, ist auch ein Produkt dieser Si-gnale. Abhängig von deren Existenz und Qualität vom Tage der Befruchtung an bis zum letzten Atemzug.

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Die Natur im Haus

Rund 26 500 Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße entfernt umkreist ein astronomisch nicht besonders ungewöhnlicher Stern mit einer Geschwindigkeit von zweihundert bis zweihundertsechzig Kilometern pro Se-kunde dieses Zentrum, und gleichzeitig nähert er sich mit zwanzig Kilometern pro Sekunde dem benachbarten Sternbild Herkules. Dieser normale Stern ist die Sonne. Die Erde, dritter Pla-net der Sonne, macht diese Fahrt um das Zentrum der Milchstraße mit, bewegt sich noch dazu mit vergleichs-weise geruhsamen 29,8 Kilometern pro Sekunde um die Sonne und dreht sich mit noch gemächlicheren 465 Me-tern pro Sekunde um die eigene Achse. Alle diese Geschwindigkeiten sind nicht konstant. Stän-dig werden sie in unregelmäßigen Zeitabständen ge-bremst und beschleunigt. Das Weltallkarussell, auf dem die Erde mitfährt, hat et-was Beunruhigendes. Doch zum Glück spüren wir Men-schen kaum etwas von der Fahrt. Es macht uns nichts aus, daß Tag für Tag auf unserer Reise durch das Weltall Meteoriten im Gesamtgewicht von tausend Tonnen auf die Erde eindringen. Es macht uns nichts aus, daß kosmische Strahlungen mit erheblicher Energie die Erdkugel von allen Seiten tref-fen. Die Erde ist nämlich von einer Schutzschicht umhüllt, die bis in etwa tausend Kilometer Höhe reicht: die At-mosphäre. Man nimmt an, daß die Atmosphäre sich aus den Gasen entwickelt hat, die bei den Vulkanausbrü-chen der langsam erkaltenden Erde ausgetreten sind. Es erübrigt sich, alle Gründe aufzuzählen, aus denen jeg-52

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liches Leben auf unserer Erde vernichtet würde, wenn die Atmoshäre sich veränderte. Zu den lebenserhaltenden Funktionen der Atmosphäre zählt die Tatsache, daß sie nur einen gewissen Teil der kosmischen Strahlung unverändert zur Erdoberfläche gelangen läßt. Die meisten von außen kommenden Strahlungen wer-den in der Atmosphäre zu Strahlungen umgewandelt, die biologische Wirkungen ausüben können. Und noch eine lebensnotwendige Aufgabe der Atmo-sphäre muß erwähnt werden: In ihr bildet sich das luft-elektrische Gleichfeld. Bei klarem, blauem Himmel ist der Erdboden unter un-seren Füßen normalerweise ein negativer Pol, während sich in erheblicher Höhe über unseren Köpfen, in der Ionosphäre, dem Schutzgürtel der Atmosphäre, ein posi-tiver Pol befindet. Vom positiven Pol strömen die Kraftlinien eines elektri-schen Feldes zum negativen Pol, zur Erde, herab. Dieser gleichbleibende elektrische Fluß ist wichtig für die Er-haltung unserer Gesundheit. Zu den Wissenschaftlern, die sich diesem Thema mit Er-folg gewidmet haben, gehört Prof. Altmann aus Saar-brücken. Zusammen mit seinen Mitarbeitern unter-suchte er den Einfluß des elektrischen Gleichfeldes auf Insekten, Fische, Frösche und Meerschweinchen. Dabei zeigte sich, daß sich bei Anwesenheit eines statischen, positiv auf die Erde gerichteten Feldes unter anderem die Aufnahme von Sauerstoff erhöhte wie auch der Stoffwechsel insgesamt. Ratten wurden im Hypothalamus — der Steuerzentrale vegetativer, also vom Willen unabhängiger, Abläufe im Körper - feine Nadelelektroden eingepflanzt. Nun schal-tete man ein elektrisches Gleichfeld ein und erkannte am Ausschlag der Nadelelektroden die vegetativen Reaktionen, während man an der EEG-Kurve die unter

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diesem Einfluß veränderte Gehirntätigkeit messen konnte. Die Gehirntätigkeit wurde unter Gleichfeldeinfluß ange-regt, und das vegetative Zentrum wurde beruhigt. Die ruhigere, ausgeglichenere und zugleich geistig wachere Haltung im gleichbleibenden elektrischen Feld wurde auch durch Experimente der amerikanischen Forscher Dr. Mayasi und Dr. Terry bestätigt. Ratten im gleich-bleibenden elektrischen Feld machten gegenüber nicht im Gleichfeld befindlichen Ratten bei bestimmten Test-aufgaben erheblich weniger Fehler. Ein anderes Tierexperiment bewies eine für die Gesund-erhaltung vielleicht noch wichtigere Wirkung des Gleichfeldes. Prof. Möse und Dr. Fischer in Graz setzten mit Bazillen infizierte Tiere einem Gleichfeld aus, eine Kontrollgruppe wurde in einem elektrisch neutralen Kä-fig gehalten. Unter dem Einfluß des Gleichfeldes ent-wickelten die infizierten Tiere eine Abwehrkraft gegen Bazillen, die derjenigen der Kontrollgruppe dreißigmal überlegen war.

Bei allen Untersuchungen zeigte sich immer wieder, daß die günstigen Wirkungen auf den Organismus jedoch nur dann optimal eintraten, wenn die ideale Flußrich-tung der Kraftfeldlinien bestehen blieb: wenn der Strom vom über uns befindlichen positiven Pol zum auf der Erdoberfläche befindlichen negativen Pol herabfloß. Diese Polverteilung liegt nicht fest. Sie besteht eigentlich nur bei Schönwetter. Ziehen Wolken auf, so ändern sich die Spannungsverhältnisse. Die untere Wolkendecke kann negativ geladen sein. Daraufhin «springt» die Erd-oberfläche sofort ebenfalls «in der Ladung um» und wird zum positiven Pol. Jetzt steigen die Kraftlinien von unten nach oben. So wohltuend die elektrischen Kräfte von oben sind, so stö-rend sind sie von unten. Nicht nur die Meerschwein-chen, Frösche und Ratten reagieren darauf. Auch wir

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Abb. } Vereinfachte Darstellung der Aufladung des luftelektri-schen Gleichfeldes durch die Weltgewittertätigkeit und die tages-zeitliche Verteilung der Gewitter in einzelnen Gebieten (nach Israel).

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Menschen werden dann nervös, reizbar und unruhig. Das erklärt zum Teil das Unangenehme eines Nieselre-gens und das Beruhigende eines sanften Schneefalls. Beim Nieselregen ist die Atmosphäre negativ, beim leichten Schnee positiv geladen. Der menschliche Organismus vermag sich auf verän-derte Ladungen umzustellen, wenn sie nicht zu oft wech-seln. Sonst wären die Salzburger durch ihren berühmten Schnürlregen schon zu Neurotikern geworden. Erfolgt dieser Wechsel jedoch zu oft und zu rasch hinter-einander, so wirkt sich das biologisch außerordentlich ungünstig aus. Der Anpassungsmechanismus wird über-fordert und kann an seiner schwächsten Stelle zusam-menbrechen. Da von einem Fluß elektrischer Kraftlinien gesprochen wird, ergibt sich eine berechtigte Frage: Wenn ein Strom fließt, muß er von irgendwoher kommen. Es muß einen Stromerzeuger geben, einen Generator für das Gleich-feld. Dieser Generator existiert. Lieferant für die Stromspan-nung des luftelektrischen Gleichfelds ist die Weltgewit-tertätigkeit. Nicht nur die im Zusammenhang mit dem Wetterge-schehen bereits erwähnten Spherics werden durch die Blitze erzeugt und um den Erdball geschickt, die Blitze laden zudem auch die Atmosphäre elektrisch auf. An jedem Tag kommt es über der Erde zu ungefähr zwanzig Millionen Blitzentladungen, besonders gehäuft über dem tropischen Festland von Zentralafrika, Mit-telamerika und Südostasien samt seiner Inselwelt. Stän-dig sind etwa zweitausend Gewitter gleichzeitig in Tätig-keit. Jedes einzelne Gewitter liefert der gesamten Atmosphäre des Erdballs eine Stromstärke von etwa 8,8 Ampere. Die zweitausend gleichzeitig tätigen Gewitter laden daher die Atmosphäre ständig mit rund 1600 Ampere auf. Das 56

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ist genau die Stromstärke, die man beim Gleichfeld ge-messen hatte, ehe man auf die Quelle des Stromflusses gekommen war. Würde durch eine uns nicht vorstellbare Ursache die Gewittertätigkeit plötzlich völlig ausbleiben, würde nur für eine halbe Stunde kein einziger Blitz mehr über der Erde zur Entladung kommen, dann wäre die Energie des luftelektrischen Feldes aufgebraucht. Da kein Organismus ohne Luftelektrizität auf die Dauer leben kann, kann man ersehen, welche Bedeutung der Weltgewittertätigkeit zukommt. So nebenbei sorgen die Blitze noch für die Erzeugung kleiner Ionen. Die meisten kleinen Ionen werden aller-dings in der Ionosphäre durch die Einstrahlung kosmi-scher Energie auf die dort befindlichen Luftmoleküle er-zeugt. Nicht nur die kosmischen Strahlen ionisieren Luftmole-küle, nicht nur die Blitze, auch die aus dem Erdboden aufsteigende radioaktive Strahlung wirkt ionisierend. Sogar eine Kerzenflamme, glühende Zigarettenasche, der Auspufftopf eines Autos oder das zerstäubende Wasser eines Wasserfalls können Luftmoleküle elek-trisch aufladen.

Kleine Ionen und große Wirkung

In jedem Kubikzentimeter Luft befinden sich Ionen. Das Wort «Ion» stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie «bewegliches Teilchen». Die Anzahl der beweglichen Teilchen in der Luft schwankt und ist von vielen Faktoren abhängig. Es können in einem Kubik-zentimeter nur wenige Hundert sein, aber auch viele Tausend. Das ist unvorstellbar wenig gegenüber der Zahl elektrisch neutraler Luftmoleküle, die wir gleichzei-tig einatmen.

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Denn in jedem Kubikzentimeter Luft befinden sich etwa 27 000 000 000 000 000 000 ungeladene Luftmoleküle, das sind 27 mal eine Million mal eine Million mal eine Million, mathematisch bezeichnet 27 • 1018 Luftmole-küle. Die Ionen nehmen sich in der Menge der ungela-denen Luftmoleküle aus wie ein Wassertropfen in einem Ozean. Daß diese lächerlich geringe Zahl von Ionen eine biolo-gische Wirkung ausüben soll, daß es sogar einen großen Unterschied bedeutet, ob man nur einen halben oder zwei Tropfen Ionen in den Ozean der Luftmoleküle fal-len läßt, das ist für die meisten Menschen sicherlich nicht leicht zu begreifen. Für einen Mediziner jedoch, der sich mit Homöopathie beschäftigt, ist es ein alltäglicher Vorgang. Verdünnun-gen dieser Art gehören noch zu den niedrigen «Poten-zen», wie sie der Homöopath nennt. Die Wirkung der homöopathischen Dosis eines Medika-ments wird von vielen Seiten noch bestritten oder gar als unmöglich hingestellt. Die Wirkung einer homöopathi-schen Dosis kleiner Ionen in der Atemluft jedoch konnte vielfach bewiesen werden. Bereits Alexander von Humboldt wußte im vorigen Jahr-hundert erstaunlich viel über diese Ionen. Ihm war be-kannt, daß es kleine Ionen mit negativer und andere mit positiver Ladung gibt. Er beschäftigte sich mit der Frage, ob die positiven oder die negativen kleinen Ionen für unseren Organismus wichtiger sind. Diese Frage konnte er nicht beantworten, sie ist heute noch Gegenstand vieler Untersuchungen und Vermutungen. Es scheint günstig zu sein, wenn die negativen Ionen die positiven leicht überwiegen. In der Natur verschiebt sich allerdings das Verhältnis immer mehr zugunsten der po-sitiven Ionen.

Wird der Unterschied im Ladungsgehalt zu groß, über-

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wiegen die negativen oder die positiven Ionen zu stark,

so ist kein idealer luftelektrischer Zustand mehr mög-

lich. Humboldt sagte in Zusammenhang mit seinen Untersu-chungen über widrige Winde, womit wohl Föhnwinde gemeint waren: «Je größer der Unterschied beider La-dungen ist, desto deprimierender wird uns der Wind er-scheinen.» Humboldt wußte auch, daß «Stubenluft ohne den wohl-tätigen Reiz der Elektrizität» dem Organismus nicht be-kömmlich ist. Der Mangel an kleinen Ionen in der Atemluft, wie er in ungelüfteten Räumen feststellbar ist, führt zu einer meßbaren Veränderung unseres Sauer-stoffhaushalts. Der Münchner Wissenschaftler Dr. Joseph Eichmeier konnte durch Versuche nachweisen, daß kleine Ionen die Häufigkeit der Atemzüge, den Pulsschlag und die Gehirnstromkurve verändern. Die Einwirkung kleiner Ionen auf das Gehirn wurde auch durch Experimente von Prof. Kornblueh in Philadelphia bestätigt. Dr. Eichmeier und andere Wissenschaftler fanden bei Reaktionszeitmessungen von nicht selektierten Ver-suchspersonen eine Verbesserung der Reaktion unter dem Einfluß eines hohen Ionengehalts. Außerdem ergab sich eine Erhöhung der Muskelleistung, so daß Atem-masken mit Ionisatoren im Sport eine größere Rolle spielen werden. Das ist mit Vorsicht zu gebrauchen. Die Reaktionen auf bestimmte Ionenverhältnisse sind nicht bei allen Men-schen gleich, sie sind nicht einmal bei jedem einzelnen Menschen immer gleich. Es kommt, so hat es den An-schein, auf den Typ und auf die augenblickliche biologi-sche Lage des Menschen an. Ob er zum Beispiel der Typ eines Vagotonikers oder eines Sympathikotonikers ist oder welchen biorhythmischen Bedingungen er zur Zeit unterliegt. Der Begriff «Biorhythmik» muß hier im wei-

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testen Sinn verstanden werden und wird noch genauer erläutert. Die Vitalkraft ist von der Anwesenheit kleiner Ionen ab-hängig. Mit Krankheitskeimen infizierte Mäuse überle-ben in hochionisierten Räumen beziehungsweise in Räu-men mit einem weitaus höheren Gehalt an negativen Ionen viel länger als in Räumen, die weniger, ionisiert sind beziehungsweise überwiegend positive Ionen auf-weisen. Für unser Leben könnte von Bedeutung sein, was Dr. Varga, ein auf dem Gebiet der Ionenforschung füh-render Wissenschaftler von der Universität Heidelberg, in mehreren Berichten veröffentlichte. Danach kommt es unter der Wirkung von genügend Ionen zu einer Beruhi-gung des Organismus. Weil die kleinen Ionen einen ver-besserten Gasaustausch in der Lunge ermöglichen, er-höht sich dementsprechend die Sauerstoffaufnahme im Blut. Mit diesem Blut kann das Herz ökonomischer ar-beiten, das Herz schlägt bei gleicher Körperleistung ru-higer und seltener. Der Blutdruck normalisiert sich. Diese Wirkung ist jedoch fast nur bei Nichtrauchern zu beobachten, bei Rauchern tritt sie erheblich schwächer oder sogar überhaupt nicht auf.

Das liegt an einer Eigenart der Ionen, auf die bereits in der Schilderung der Inversionswetterlage hingewiesen wurde: Die kleinen Ionen lagern sich an alle in der Luft befindlichen Schwebstoffe an und verklumpen dort zu Haufenionen. Im Zigarettenrauch befinden sich Unmengen von Schwebstoffen verschiedenster Art. An sie lagern sich die kleinen Ionen an und verwandeln die an und für sich schon schädlichen Schwebstoffe in elektrisch geladene Schwebstoffe, die eingeatmet werden und den Weg zu den Lungenbläschen erschweren, wo der Sauerstoffaus-tausch stattfinden soll.

Noch dazu erlahmen die winzigen Flimmerhärchen in

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unseren Atemwegen, die sich wellenförmig gegen den

Luftstrom bewegen und kleine Fremdkörper und

Schleim aus den Lungen nach oben transportieren. Die

Aktivität der Flimmerhärchen wird durch kleine Ionen

angeregt. Der Raucher schickt statt diesen kleinen Ionen

fast nur unbrauchbare Haufenionen in die Lungen. Die

Flimmerhärchen versagen, der Mülltransport aus den

Lungen funktioniert nicht mehr. Das hörbare Ergebnis

ist der Raucherhusten, besonders am Morgen nach der

Nachtruhe. Die Zigarettenglut erzeugt zwar kleine Ionen, doch durch die Anlagerung an den Rauch verwandeln sie sich sofort von biologisch günstigen Ionen in schädliche Haufenionen. Ähnlich ist es mit den ionenerzeugenden Auspufftöpfen der Autos, mit der Kerzenflamme, dem Kaminfeuer. Die stickige Luft in einem geschlossenen Raum, in dem viel geraucht wurde oder offenes Feuer brannte, ist nur teilweise dem gesunkenen Sauerstoffanteil der Luft zu-zuschreiben, die schlechten Ionenverhältnisse sind eben-falls schuld. Allerdings kann man darüber streiten, ob die Luft schäd-lich ist, weil sie zu wenig kleine Ionen oder zu viele Hau-fenionen enthält. Das eine hängt immer vom anderen ab, und beide Faktoren zusammengenommen sind für den Grad unseres Wohlbefindens in der Atmosphäre verant-wortlich. Weil wir Menschen in den Industrieländern es in den letzten hundert Jahren verstanden haben, mit progressiv steigender Geschwindigkeit die uns umgebende Atmo-sphäre mit dem Müll der Zivilisation und Kultur an-zureichern — mit Millionen und Millionen Tonnen von Schwebstoffen aus Fabriken, Flugzeugen, Autos, selbst aus Tabak, Sprays und unzähligen anderen Quellen -, steigt unaufhörlich die Zahl der dadurch in der Atemluft befindlichen Haufenionen, und sinkt die Zahl der 61

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kleinen Ionen, die eben nur in reiner Luft erhalten blei-ben. Die durchschnittliche Konzentration kleiner Ionen in je-dem Kubikzentimter Luft ist in den letzten fünfund-siebzig Jahren von 850 auf rund 500 zurückgegangen. In dichtbesiedelten Industriegebieten sinkt die Zahl der kleinen Ionen sogar auf 250 ab. Nur in höheren Lagen steigt die Zahl der gesundheits-fördernden kleinen Ionen. Im Gebirge, in freien Lagen unter wolkenlosem Himmel, können es einige tausend kleine Ionen pro Kubikzentimeter sein. Besonders ober-halb von 2000 Meter Höhe über dem Meeresspiegel, also oberhalb der meisten Inversionsschichten, ist die Luft durch die Anreicherung mit kleinen Ionen so be-schaffen, daß es dort kaum zu Infektionskrankheiten kommt, die Widerstandskraft gegenüber Krankheiten allgemein gestärkt ist und das Wohlbefinden insgesamt gefördert wird.

Gleichfeld ist nicht gleich Gleichfeld

Nun sagen einige Wissenschaftler, diese günstige Wir-kung beruhe nicht allein auf dem Vorhandensein kleiner Ionen, sie sei vielmehr in gleichem Ausmaß auf das dort anzutreffende Gleichfeld zurückzuführen und die auf je-der Erhebung besonders betonte Verdichtung des Gleichfeldes. Tatsächlich besitzt das Gleichfeld nicht überall die glei-che Stärke. Es liegt eher wie eine weiche Schaumgummi-matratze auf, mit einer Verdichtung über jeder Erhebung und einem schwächeren Druck über jeder Vertiefung. Schon geringfügige Erhebungen können zu großen Spannungsunterschieden führen. Ein Mensch, der flach im Bett liegt, spürt kaum Spannungsunterschiede durch das Gleichfeld. Über Baumwipfeln, über Dächern und 62

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natürlich auf Berggipfeln herrschen ganz andere Span-nungen als in der tieferen Umgebung. Die idealen luftelektrischen Verhältnisse in Höhenlagen können erheblich zu unserer Gesunderhaltung beitra-gen. Prof. Max von Pettenkofer, einer der bedeutendsten Pio-niere der modernen Medizin, hat zu seiner Zeit umfang-reiche Studien darüber angestellt, welche Umweltein-flüsse die Ausbreitung von Seuchen wie der Cholera begünstigen. Bei seinen Beobachtungen fand er heraus, daß höhergelegene Plätze von der Epidemie verschont blieben. Das hatte sich zum Beispiel in Indien deutlich gezeigt. Während die Seuche dort in den Tälern wütete, wurden Bergbewohner nicht in Mitleidenschaft gezogen. Auch in Europa nahm die Häufigkeit des Auftretens ab, je näher man dem Gebirge war. Sogar innerhalb der Städte gab es auffallende Unter-schiede. Pettenkofer berichtete, daß in der am höchsten gelegenen Kaserne von München nur drei Soldaten an der Cholera erkrankten, während es in der tiefstgelege-nen vierzig waren. Bei seinen Untersuchungen der Orts-abhängigkeit einer Seuche in Nürnberg, Augsburg, Würzburg, Regensburg und anderen Städten ergab sich ebenfalls, daß auf Anhebungen die Erkrankung weitaus seltener oder auch gar nicht in Erscheinung trat, wäh-rend sie in Mulden besonders stark zum Ausbruch kam. Das betraf nicht nur einzelne Häuser, sondern ganze Ortschaften. Oft genug fanden sich Seuchenbezirke, die direkt neben cholerafreien Zonen lagen. Der Unter-schied war nur der, daß die «gesunden» Häuser auf einem Hügel, die anderen in einer Mulde lagen. Von Zu-fall konnte keine Rede sein. Cholera wird durch einen Krankheitserreger übertragen, Unrat und verschmutztes Wasser begünstigen ihre Aus-breitung. Die Aggressivität der Erreger hängt sehr stark von dem Milieu ab, in dem sie gedeihen. Weil nun luft-

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elektrische Faktoren dieses Milieu mitgestalten, üben sie einen entscheidenden Einfluß auf die Ansteckungskraft solcher Bakterien aus. Die Heilstätten für Tuberkulosekranke hat man vor-zugsweise im Gebirge errichtet. Dabei wurde Wert dar-auf gelegt, daß sich die Kranken so viel wie irgend mög-lich im Freien aufhielten. Die Ergebnisse bestätigten die Richtigkeit dieser Maßnahme. Man hat die Erfolge auf die staubfreie Luft zurück-geführt, und diese Überlegung ist sicherlich nicht falsch, denn für die Kranken fiel der belastende Einfluß von Verunreinigungen fort. Aber damit waren die Heiler-folge nicht erklärt. Nach allem, was die Wissenschaft bis jetzt darüber weiß, wird aggressiven Mikroben im luft-elektrisch idealen Gebirgsmilieu der Nährboden entzo-gen. Gleichzeitig verbessert sich die Widerstands-fähigkeit der Patienten. Die Germanen ahnten wohl auch etwas von der Heil-kraft der Höhenlage, denn sie trugen ihre Kranken auf Hügel; vielleicht in der Annahme, die für die Heilung zuständigen Götter oder Göttinnen in Walhall würden sich der etwas näher zu ihnen heraufgebrachten Kran-ken eher annehmen. Harte Sachlichkeit dagegen führte amerikanische Feld-ärzte im Vietnamkrieg dazu, sterbende Soldaten aus den überfüllten Lazarettzelten ins Freie zu legen. Bei einigen dieser hoffnungslosen und bereits aufgegebenen Fälle kam es im Freien zu einer nicht mehr erwarteten Steige-rung der Lebenskräfte, zu einem erneuten Widerstand gegen die Krankheit, der sie überleben ließ. Im Freien herrschten die besseren luftelektrischen Verhältnisse. Gebirgsvölker werden für gesünder, zäher, widerstands-fähiger und langlebiger gehalten als eine im Tal oder in Niederungen lebende Bevölkerung. Nach den vorliegenden Untersuchungen über die Wir-kungen der Luftelektrizität dürfte kein Zweifel daran 64

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bestehen, daß wirklich ein bestimmter Zustand der Luft-elektrizität für die in höheren Lagen verstärkte Abwehr-kraft gegenüber Krankheiten entscheidend verantwort-lich ist. Dabei wirkt das luftelektrische Gleichfeld, also der Spannungszustand des Raumes, mit den kleinen Ionen zusammen. Der Spannungszustand bewirkt, daß die Krankheitserreger «gezähmt» werden, daß ihre Aggres-sivität abnimmt. Die kleinen Ionen lagern sich an die Mikroben an und transportieren sie nach oben oder nach unten ab - dem jeweiligen Zug der Kraftlinien des Gleichfeldes folgend. Für Biometeorologen interessant ist der Bericht des Augenzeugen Josef Dietl über die Epidemie 1836 in Süd-tirol: «Während der Zeit der Epidemie hatte die untere Luftschicht ein merkwürdiges Aussehen, die war grau-lich düster, als wenn sie etwas Ungewöhnliches ent-hielte. Die Sonne schien matt und war mit einem Hof umgeben. Ihre Strahlen konnten nicht durch den unter-sten Dunstkreis dringen, während die Höhe über 1300 Meter golden beleuchtet war. Und dorthin hatten sich die Vögel der Ebene geflüchtet. Wolken zeigten sich am Firmament. Die Gebiete über 1300 Meter blieben von der Seuche verschont.» Es herrschten demnach Verhältnisse wie bei einer Inver-sionswetterlage. Die für die Menschen giftigen Substan-zen liegen in den Mulden wie auf dem Boden eines Kes-sels und können nicht heraus, weil ein «Deckel» darüber liegt - eine wärmere Luftschicht, die den Luftaustausch nach oben verhindert. Das Verhältnis von kleinen Ionen und Haufenionen verschiebt sich dabei immer mehr zu-gunsten der schädlichen Haufenionen. Ähnliches gilt für die berühmten Pestnebel des Mittelal-ters. Monatelang lagen zum Beispiel im Jahre 1350 Gift-schwaden über Norddeutschland, die Pesterreger fanden einen idealen Nährboden und wüteten so lange, bis der

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Nebel sich lichtete. Erst dann war die Kraft der Pest überwunden. Die Erreger waren nicht mehr so aggressiv und wurden außerdem durch die Einwirkung des elek-trischen Feldes in höhere Schichten abtransportiert. Bereits aus dem vergangenen Jahrhundert liegen zahlrei-che Beobachtungen und Berichte vor, die auf die Bedeu-tung luftelektrischer Einflüsse bei Seuchen hinweisen. Bei Choleraepidemien in Deutschland haben Messungen ergeben, daß der Feldverlauf ständig dem des schönen Wetters entgegengesetzt war: Der Erdboden war elek-trisch positiv geladen, während sich der negative Pol über den Köpfen der Menschen befand. Die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Luft-elektrizität mögen in ihren Einzelheiten noch nicht völlig geklärt und abgesichert sein. Es gibt jedoch keinen Zweifel darüber, daß solche Zusammenhänge bestehen. Es ist deshalb verständlich, daß sich immer mehr Medi-ziner, Biologen, Meteorologen und Physiker, einzeln und gemeinsam, mit der Verwirklichung einer Vision be-schäftigten: mit der Nachahmung der idealen luftelektri-schen Verhältnisse zur Erhaltung der menschlichen Ge-sundheit.

Der Himmel im Zimmer

Die Natur hatte den Weg vorgezeichnet. Es mußte mög-lich sein, in geschlossenem Raum ein Gleichfeld zu erzeugen, das einen positiven Pol über uns und einen negativen Pol unter uns aufweist. Und in diesem Gleich-feld müssen laufend kleine Ionen erzeugt werden, die sich zuerst an die im Raum befindlichen luftverschmut-zenden Schwebstoffe anlagern, bis sie als Haufenionen elektrisch abgezogen werden. Dann können die näch-sten kleinen Ionen wie in reiner Gebirgsluft dem Men-schen zur Verfügung stehen. 66

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Der Weg dorthin war lang und mit Irrtümern gepfla-stert. Begonnen hat er vielleicht, soweit man das überhaupt datieren kann, vor etwa vierzig Jahren. Die Besatzungen der deutschen U-Boote im Zweiten Weltkrieg litten schon nach kurzer Tauchfahrt vermehrt unter Erkran-kungen des Hals-, Nasen- und Rachenraumes. Auch Kopfschmerzen, nervöse Unruhe und Konzentrations-mängel traten gehäuft auf. Die Reichsregierung beauftragte den Chemierat Kauert mit einer Untersuchung über die Ursache der Beschwer-den. Denn man nahm als ziemlich sicher an, daß die Beschwerden nur durch luftchemische Veränderungen hervorgerufen werden konnten, beispielsweise durch Sauerstoffmangel. Aber das war nicht der Fall, die Sauerstoffversorgung funktionierte. Der Chemierat mußte erkennen, daß er eigentlich fehl am Platz war. Denn es handelte sich um ein luftphysikalisches Problem: um die nicht mehr der Natur entsprechende elektrische Ladung der Atemluft in den U-Booten. Man bemühte sich, dieses Problem zu lösen. Siemens gehörte zu den Firmen, die mit der Lösung beschäftigt waren, ohne sie zu jener Zeit erzielen zu können. Ein Wissenschaftler von Siemens, Dr. Fritz Hahn, be-faßte sich besonders intensiv mit diesem Problem. Er war sicher, daß tatsächlich das elektrische Gleichfeld der Atmosphäre für die Anwesenheit und Verteilung der kleinen Ionen mitverantwortlich war. Nach dem Krieg entwickelte Dr. Hahn deshalb Geräte, die dazu dienten, in geschlossenen Räumen - es mußten keine U-Boote mehr sein, das friedliche Schlafzimmer beispielsweise hatte wieder mehr an Bedeutung gewon-nen — ein der Natur ähnliches Gleichfeld zu erzeugen und damit zugleich für die kleinen Ionen zu sorgen. Es waren Geräte, die günstige Ergebnisse brachten, aber

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wohl nicht ganz den Erwartungen entsprachen, die man nach den zahlreichen Schilderungen der Vorteile eines idealen natürlichen Gleichfeldes hegen durfte. Die Geräte wurden abgeändert. Andere Firmen widme-ten sich ebenfalls dem Problem, bald gab es eine ganze Reihe verbesserter und im Grunde einfach konstruierter Geräte auf dem Markt. Einer der damit befaßten Fachleute ist Helmut Furchner, der bereits seit zwanzig Jahren Wohnräume, Fabrik-räume, Schulzimmer und Krankenhäuser mit Geräten ausstattet, die ein künstliches Gleichfeld erzeugen. Mit größerem, geringerem und keinem Erfolg. Es mußte also irgendwo ein grundlegender Fehler vor-handen sein, der verhinderte, in den Räumen die idealen natürlichen Einflüsse auf den Menschen wirken zu las-sen. Furchner fand sogar zwei Fehler. Zuerst einmal wurde ihm durch Messungen klar, daß es ziemlich sinnlos ist, ein ideales Gleichfeld zu erzeugen, wenn die Gegenstände im Raum selbst elektrisch gela-den waren und damit ein elektrisches Chaos hervorrie-fen.

Die Geräte zur Erzeugung eines Gleichfeldes bestehen heute meist in einer an der Zimmerdecke angebrachten Elektrode, die einen positiven Pol bildet. Zwischen dem positiven Pol an der Decke und dem negativen Pol auf dem Fußboden entstehen die wohltuenden, anregenden, gesundheitsfördernden Kraftlinien, die nach unten ge-richtet sind. Auf den Menschen zu. Wie es im Schönwetterfeld im Freien der Fall ist. In einem Zimmer, das mit einem Kunststoffboden aus-gestattet ist, lädt sich jedoch der Bodenbelag durch Rei-bung - durch jeden Schritt - elektrisch auf. Und zwar meist positiv. Zwischen einer positiven Elektrode an der Decke und einem positiv geladenen Fußboden kann na-türlich kein biologisch günstiges Gleichfeld entstehen, kann keine Energie fließen. 68

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Nicht nur die Kunststoffböden erweisen sich als Störfak-tor, auch Vorhänge aus Kunststoff, mit Kunststoff bezo-gene Sitzmöbel, größere Kunststoffplatten auf Tischen und an Schränken, sogar gewisse Lacke und Tapeten können durch ihre mangelnde elektrische Leitfähigkeit die Wirkung der Gleichfeldelektrode zunichte machen. Es ist nicht zu erwarten, daß jeder Mensch, der sich mit Kunststoffmöbeln und Kunststoffteppichen eingerichtet hat, eine neue Wohnungseinrichtung aus leitfähigeren Materialien kauft. Eine Soforthilfe wäre es, die Leitfähigkeit durch Luft-befeuchter im Raum zu erhöhen. Die elektrische Leitfä-higkeit der meisten Kunststoffe läßt sich durch chemi-sche Mittel über eine gewisse Zeit hinweg erheblich verbessern. Außerdem ist sich die deutsche Kunststoffindustrie durchaus der Problematik bewußt und hat bereits in der neuen Generation der Kunststoffe chemische Verände-rungen eingebaut, die möglicherweise die elektrische Aufladung der Kunststoffe deutlich senken. Es wäre erfreulich. Und sei es vorerst nur für die Sekre-tärin, die nicht mehr jedesmal einen kleinen elektrischen Schlag erhält, wenn sie die Schreibmaschine berührt. Oder für den Besucher, dem aus der Türklinke elektri-sche Funken in die Fingerspitzen sprühen. Wenn Furchner zur Installation eines natürlichen Elek-troklimas bei Neubauten hinzugezogen wird, weist er beratend auf die Möglichkeit hin, durch die Wahl der richtigen Materialien eine einwandfreie Leitung der Kraftlinien zu erzielen. Die Mißachtung der im Raum durch Bodenbelag, Mö-bel, Tapeten, Vorhänge und Farben herrschenden und oft isolierend wirkenden Verhältnisse war der erste Feh-ler, den Furchner ausmerzte. Der zweite Fehler war die bisweilen nicht genügende Ionenbildung. Unter extremen Bedingungen, wenn im

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Raum übermäßig viel Schwebstoffe vorhanden waren, reichte der natürliche Ionenfluß im Gleichfeld nicht mehr aus. Es mußte also ein eigener Ionengenerator zu-gesetzt werden, der einen höheren Ionengehalt sicherte, als er von der Natur aus eigentlich gebildet wird. Es genügte nicht, in absolut unnatürlichen Luftverhält-nissen ein natürliches Elektroklima zu erzeugen. Ein sol-ches Klima war nicht in der Lage, die zu starke Luftver-schmutzung zu beseitigen. Einige Hersteller solcher Elektroklimageräte haben allein die künstliche Erzeugung kleiner Ionen als den einzig richtigen Weg zum natürlichen Elektroklima an-gesehen, solche Ionengeneratoren angeboten und auch in nicht geringer Zahl verkauft. Diese Ionengeneratoren wirken alle, nur wirken sie nicht alle auch günstig. Denn manche Geräte dieser Art erzeu-gen eine viel zu große Zahl von Ionen, die auch nur in der engen Umgebung des Gerätes verbleiben und sich nicht im Raum verteilen. Oder sie produzieren zwar Ionen, aber gleichzeitig produzieren sie auch für den Or-ganismus schädliche chemische Verbindungen. Oder sie produzieren lediglich negative Kleinionen. Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, daß nega-tive Kleinionen dem menschlichen und tierischen Orga-nismus förderlicher sind als die positiven, während die Pflanzen mehr von den positiven als den negativen Kleinionen profitieren. Andererseits kann auch ein relativ ausgeglichenes Ver-hältnis zwischen beiden Ladungen optimal sein. So, wie es in der Natur ursprünglich vorgesehen ist. Die Ver-schiebung zum höheren Anteil positiver Kleinionen in Zivilisationsländern kann Folge der Umweltmanipulatio-nen des Menschen und eine der Ursachen für die Häu-fung mancher chronischer Krankheiten sein. Zu empfehlen sind daher die Systeme einer Elektro-klimaanlage, die nicht nur die Kombination eines 70

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Gleichfeld- und Ionenerzeugers in einem elektrisch leit-fähigen Raum bieten, sondern auch die individuelle Ein-stellung der Spannungen, Ladungen und der Ionenzahl nach dem jeweils erforderlichen Maß ermöglichen. Diese Systeme gibt es. Sie arbeiten mit Erfolg und brin-gen uns im Ansatz alle biologisch günstigen Wirkungen der idealen luftelektrischen Verhältnisse in der Natur. Die Schönwetterlage in sauberer Gebirgsluft ist in ge-schlossenen Räumen herstellbar. Die Anlagen können in jeden Raum ohne größere Schwierigkeiten eingebaut werden. Sie unterscheiden sich nach der Hauptaufgabe, die sie zu leisten haben: allgemeine Gesunderhaltung in Schlaf-, Wohn- und Arbeitsräumen, die Keimverminderung in Kranken-häusern, besonders in Operationssälen, die Feinstent-staubung in Räumen mit besonders hohem Staub- oder Schmutzanfall sowie die Frischhaltung von Lebens-mitteln in Lagerhäusern und Geschäften. Der Einbau einer Elektroklimaanlage im Schlafzimmer bietet sich aus verständlichen Gründen an. An keinem anderen Ort ist der Mensch so lange einem gleichblei-benden Einfluß ausgesetzt wie im Schlafzimmer. Ist dort die Luftelektrizität nicht günstig, können sich die da-durch auftretenden geringfügigen Störungen im Laufe der Zeit außerordentlich summieren. Nachts die Fenster zu öffnen, um die frische Luft herein-zulassen - und mit der frischen Luft auch einen Teil der natürlichen Luftelektrizität —, ist im Winter und in der Großstadt ein nicht ausreichendes Mittel zur Verbesse-rung des Klimas.

Und eine übliche Klimaanlage, wie sie in modernen Ho-tels dem Gast als luxuriöser Komfort geboten wird, ist eher zur Förderung von Mißbehagen und Depressionen geeignet als zur Sicherung eines gesunden Schlafs. Die luftelektrische Sanierung des Schlafzimmers durch eine Beachtung der Leitfähigkeit von Bodenbelag und

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Möbeln sowie durch Einschaltung eines Gleichfeldes mit Deckenelektroden und eine individuell eingestellte Ioni-sierung kann den Menschen, der zum erstenmal in die-sem Raum schläft, aus dem Gleichgewicht bringen. Wie jemand, der sich gegen eine geschlossene Tür stemmt, aus dem Gleichgewicht kommt, wenn die Tür plötzlich geöffnet wird. Der menschliche Organismus ist in der künstlichen und belastenden elektrischen Umwelt ständig auf den Aus-gleich dieser Belastungen bedacht und hat sich an Ge-genmaßnahmen gewöhnt. Seit seiner Geburt hat der Mensch in der Regel jede Nacht in einem geschlossenen, mehr oder weniger elek-trisch isolierten Raum verbracht. Mit dem Einbau der Elektroklimaanlage schläft er plötzlich wie unter freiem Himmel im Gebirge. Es dauert etwa eine Woche, bis der Organismus die ein-gelernte Abwehrhaltung gegenüber künstlichen Klima-belastungen abgelegt hat. Danach allerdings beginnt die wohltuende Erfahrung eines tieferen und wirklich ge-sünderen Schlafs. Hier sei ein Mann erwähnt, der auf andere Weise das Gleichfeld als Quelle gesunden Schlafs erkannte. Karl Rosenstengel hatte zunächst seinen Erfindergeist dazu benutzt, die Panzerfaust zu konstruieren. Nach dem Krieg kümmerte er sich um seine Artländer Bett-federnfabrik und fand, daß es nichts schaden könnte, die teure Daunenfüllung der Kissen und Steppdecken mit 25 Prozent billigen synthetischen Abfallfasern zu strecken. Dies ließ er sich patentieren. Es schadete tatsächlich nichts, es half sogar. Denn zu sei-ner eigenen Überraschung hatte er damit Bettzeug ge-schaffen, das in einer Reihe von Kliniken und Kranken-häusern den Patienten zu besserem Schlaf verhalf und bestimmte «rheumatische» Schmerzen linderte: Nacken-steife, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen.

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Daraufhin ließ sich Karl Rosenstengel auch die Heilwir-kung seines Bettzeuges patentieren. Danach verstarb er, und seine Witwe hat nun eine Fabrik, zwei Patente und ein schmerzlinderndes, entspannendes, schlafförderndes Bettzeug. Nur eine Erklärung für die Heilwirkung des Füllmate-rials hat sie nicht. Es ist lediglich zu vermuten, daß die beiden verschiedenen Federn - einmal die Naturdaune und zum andern die Kunstfaser - ein elektrostatisches Gleichfeld aufbauen, das durch die Bewegungen des Schläfers noch verstärkt wird. Das Gleichfeld der Decke und des Kissens bietet dem Schläfer eine luftelektrisch gesunde Umgebung. Die Wirkung einer Elektroklimaanlage wird uns wahr-scheinlich im Schlafzimmer nicht sofort bewußt, weil wir flach im Bett liegen. Die Stärke oder Dichte eines Gleichfeldes ist von der Höhe abhängig, besser gesagt, von den Erhebungen. Steht der Schläfer auf, kann über seinem Kopf eine fünf-mal so hohe Gleichfeldspannung gemessen werden wie zu seinen Füßen. Das trägt zur geistigen Wachheit bei, zur Reaktionsfä-higkeit. Deshalb wird ein Mensch, der in einem mit der Elektroklimaanlage versehenen Schlafzimmer aufrecht im Bett sitzt und liest, länger als normal auf seine Bett-schwere, auf die Einschlafmüdigkeit, warten. Im Wohnzimmer, mehr noch im Arbeitszimmer, im Fa-briksaal, in den Schulen und Universitäten kann selbst-verständlich der geistig belebende Effekt der Elektro-klimaanlage genutzt werden. Von der Wachsamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Ermü-dungsfreiheit, Belastbarkeit und vom Reaktionsvermö-gen mancher Menschen ist die Sicherheit vieler anderer Menschen abhängig. Abgesehen von Angehörigen der Bundeswehr sind Mitarbeiter der Flugsicherung ge-meint, Piloten, Lokomotivführer, Schrankenwärter und

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Lastwagenfahrer, um nur einige Berufsgruppen zu nen-nen. Anhaltspunkte für die mögliche Hilfe durch Elektro-klimaanlagen zur Steigerung der Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit sind Erfahrungsberichte, die über den Einsatz von rund zweitausend in Personen- und Lastwagen eingebaute Anlagen vorliegen, sogenannten Autotron-Geräten. So hat ein Fuhrunternehmer die Fahrtenschreiber von LKW-Fahrern mit und ohne eingeschalteter Anlage ver-glichen. Die Unterschiede wurden gegen Mitternacht und in den frühen Morgenstunden — den Zeiten, in de-nen erfahrungsgemäß seine Fahrer Ermüdungserschei-nungen zeigten — ganz deutlich. Die Kurven der Fahrten-schreiber bewiesen, daß bei eingeschalteter Anlage viel gleichmäßiger gefahren wurde. Das war nicht das einzige Merkmal, an dem der Unter-nehmer die Wirksamkeit ablesen konnte: Seit dem Ein-bau der Geräte sanken die Reparaturkosten, es kam zu weniger Unfällen und gab weniger Krankmeldungen. Mehr nebenbei ergab sich, daß die Fahrer unterwegs nicht mehr so viel rauchten und Kaffee tranken. Die Fahrer, die noch kein Gerät in ihrem Laster hatten, bestanden darauf, ebenfalls eines zu erhalten. Wenn es aus Platzgründen nicht anders ging, waren sie sogar be-reit, für den Einbau des Gerätes den Platz zu opfern, an dem sich das Autoradio befand. Für den Unternehmer war die Begeisterung seiner Fahrer ein wenig suspekt. Er wollte wissen, ob nicht doch Ein-bildung oder Suggestion eine Rolle spielten. Ohne seine Mitarbeiter darüber zu informieren, polte er deshalb heimlich die Stecker von zwei Autotron-Geräten um und schickte die Fahrer auf Nachtfahrt. Jetzt befand sich an der Decke des Fahrerhauses der ne-gative Gleichfeldpol und zu Füßen des Fahrers der posi-tive Pol. Der Stromfluß des Gleichfeldes war also nun

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genau dem eines Schönwetterfeldes entgegengesetzt. Es herrschte im Fahrerhaus eine Wetterlage wie vor einem Gewitter. Nach einigen Stunden bereits kam die Reaktion. Beide Fahrer riefen in der Zentrale an und klagten über ex-treme Müdigkeit, über Übelsein und Erschöpfung. Es wäre ihnen nicht möglich, konzentriert weiterzufahren. Der Unternehmer riet ihnen, den Stecker des Autotron-Gerätes wieder richtig herum einzustöpseln. Beide Fah-rer äußerten sich in eindeutiger, wenn auch nicht druck-reifer Form über ihren Chef und fuhren dann ohne wei-tere Beschwerden oder Mühen die Tour zu Ende. Sie hätten noch länger fahren können. Sie ermüdeten nicht so leicht und blieben weit über die normale Fahr-zeit hinweg voll konzentriert und aufmerksam. Einige der Fahrer regten daher an, man solle ihnen längere Touren geben, da sie nach Fahrzeit bezahlt wurden. Es darf jedoch nicht Sinn und Zweck solcher Geräte sein, die gesteigerte Leistungsfähigkeit durch eine erhöhte Leistungsanforderung wieder auszugleichen. Vielmehr bieten sich solche Geräte als nicht zu unter-schätzende Maßnahme einer verbesserten Verkehrssi-cherheit an.

Noch wichtiger als Knautschzonen, Sitzgurte, Prallkissen und all die anderen ausgezeichneten Mittel zur Milde-rung von Unfallfolgen ist es schließlich, dafür zu sorgen, daß es nicht erst zum Unfall kommt. Unfallursache Nummer eins, wenn nicht sogar die fast ausschließliche Unfallursache, ist das menschliche Versagen. Es ist die Zehntelsekunde mangelnder Aufmerksamkeit, es ist die falsche Reaktion, es sind die bei einer Gefah-rensituation verlorenen Nerven. Alles, was die Men-schen am Steuer sicherer, wacher, aufmerksamer, ruhi-ger und reaktionsschneller macht, sollte die volle Unterstützung aller mit dem Thema Verkehrssicherheit befaßten Stellen finden.

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Die Geräte sind entwickelt, sie sind auf dem Markt, sie sind - nach allen bisher gemachten Erfahrungen - im-stande, die Verkehrssicherheit deutlich zu steigern. Das würde bedeuten: weniger Verkehrstote, weniger Ver-kehrsverletzte. Wegen der Wichtigkeit des Problems kommen wir in einem gesonderten Kapitel darauf zurück. Der Einbau der besten Geräte dieser Art in möglichst jedes Auto gehört zu der Forderung, die nicht voll ge-nutzte Sicherung der Gesundheit einzusetzen. Mit Unterstützung der Medizin. Dazu benötigen wir allerdings eine Ärzteschaft, die nicht nur den Chemikern blind glaubt, was sie sagen, sondern auch den Physikern dieses Vertrauen schenkt und phy-sikalische Gegebenheiten anerkennt. Solch eine physikalische Gegebenheit ist das Gleichfeld und sind die Ionen. Solch eine physikalische Gegeben-heit ist auch die Tatsache, daß die Spannung im Gleich-feld höhenabhängig ist. Die vegetative, den gesamten Körper erfassende Beruhi-gung und Entspannung bei gleichzeitiger Anregung der Gehirntätigkeit verstärkt sich im stabilen Gleichfeld mit jedem über die Umgebung hinausragenden Meter Höhe.

Auf der Höhe sein

Der unvermeidliche Goethe, eigentlich ein ziemlich phlegmatischer und unsportlicher Mensch, schrieb mit Vorliebe am Stehpult. Ihm war nicht klar, warum er das tat, wir könnten es ihm heute mitteilen. Indische Gurus, Propheten, Weise, Eremiten, alle Men-schen, die Erleuchtungen suchten oder fanden, begaben sich auf Anhöhen, Berge, Gipfel. Gott sprach nie in einem Tal mit Moses, und die wichtigste Predigt Jesu war die Bergpredigt. 76

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Abb. 4 Unterschiedliche Dichte des luftelektrischen Gleichfeldes über Erhöhungen und Vertiefungen (nach Israel).

Um es auf einen profaneren Nenner zu bringen und we-der Moses noch die Cholera zum Zeugen für die Wich-tigkeit der Höhe und Erhöhung für den Organismus an-zurufen, sei an den Sport erinnert. Vor den Olympischen Spielen 1968 in Mexico City wa-ren die Sportmediziner allgemein davon überzeugt, daß es eigentlich kaum zu verantworten wäre, Hoch-leistungssportler in einer Stadt antreten zu lassen, die sich 2264 Meter über dem Meeresspiegel befindet. Der in dieser Höhe merklich geringere Sauerstoffgehalt der Luft müsse zu einem massenweisen Zusammenbrechen der Sportler führen. Rekorde dürfe man schon gar nicht erwarten. Die Spiele in Mexiko brachten Rekorde wie kaum eine andere Olympiade zuvor: insgesamt 18 Weltrekorde und 28 Olympische Rekorde. Darunter Bestleistungen in so sauerstoffintensiven Sportarten wie dem 1500-Meter-Lauf. Der Hinweis, daß in der hochgelegenen Stadt Mexico City die luftelektrischen Verhältnisse meistens optimal waren, wird zumindest denjenigen nicht mehr überra-

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sehen, der dieses Buch bis zu dieser Zeile gelesen hat, wofür ich mich bedanken möchte. Die physikbelastete Trockenstrecke liegt größtenteils hinter uns. Die Rekordbahnen der Eisschnelläufer befinden sich ebenfalls in beträchtlicher Höhe über dem Meeres-spiegel. Die Rekorde werden dem besseren, härteren, schnelleren Eis zugeschrieben, vom mangelnden Sauer-stoff redet man schon nicht mehr. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Bemerkung der erfolgreichsten Paarläuferin der Welt, Irina Rodnina, die nach dem Gewinn ihrer zweiten Goldmedaille 1976 in Innsbruck gefragt wurde, warum kein einziges der ge-starteten Paare — inklusive Rodnina und ihrem diesmal leicht gestrauchelten Ehemann Saizew - ihre Kür fehler-frei gelaufen sei. Sie antwortete: «Innsbruck war zu niedrig.» Das war wohl nicht das Entscheidende. Vielmehr war die Tatsache entscheidend, daß Innsbruck (574 Meter über dem Meer) in einem Tal liegt. Die relativ enge Tal-lage bringt ungünstige luftelektrische Bedingungen mit sich, die auf die empfindsamen Nerven der Eiskunstläu-fer möglicherweise Einfluß haben können. Andererseits sollte man nicht glauben, durch ein einfa-ches Anschalten einer Elektroklimaanlage würde man über Nacht zu unglaublichen geistigen oder körper-lichen Leistungen befähigt. Nicht jeder in 2000 Meter Höhe lebende Bergbauer ist eine Mischung aus Einstein und Mark Spitz. Das als Wunderbett bezeichnete psychosomatische Trai-ningsgerät des Wiener Ingenieurs Huber, das unter an-derem mit einem Ionengenerator bestückt ist, kann si-cherlich viele Sportler zu besseren Leistungen bringen. Es wird jedoch immer nur eine flankierende Maßnahme bleiben. In Schulzimmern, die mit der Elektroklimaanlage ausge-rüstet wurden, konnte die allgemeine Lernfähigkeit der 78

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Schüler angehoben werden. Die Aufmerksamkeit war erhöht, die Konzentration blieb auch beim Nachmit-tagsunterricht erhalten. Genies wurden nicht entdeckt. Doch das war auch nicht das Ziel der Versuche. Um keiner Suggestivwirkung zu unterliegen, begannen die Lehrkräfte mit den Anlagen zu experimentieren. Ohne Kenntnis des jeweils unterrichtenden Lehrers wurde zu gewissen Zeiten die Anlage im Klassenzimmer ausgeschaltet. An den Leistungen der Schüler und am subjektiven Befinden des Lehrers konnte festgestellt werden, daß bald nach dem Abschalten der Anlage die Schüler in geistiger Aufnahme- und Wieder-gabefähigkeit nachließen und der Lehrer eher irritiert und nervös reagierte.

In den Klassenzimmern, in denen die Anlage ständig eingeschaltet blieb, ergab sich ein weiterer deutlicher Unterschied gegenüber den Schülern anderer Klassen. Die Krankmeldungen wurden immer seltener. Während einer Grippewelle mußten andere Klassen zum Teil geschlossen werden, in den Klassen mit der Anlage fehlte kaum ein Schüler wegen Grippe. Die Eltern wurden deshalb zu einer Elternversammlung in die Schule gebeten, und man diskutierte in den be-treffenden Klassenzimmern über die Anlage. Dabei wurde stark geraucht. Doch der Qualm löste sich auf, die Luft blieb rein. Das zeigte den Eltern deutlich die vielleicht wichtigste Wirkung der Elektroklimaanlage: Sie entstaubt, ent-keimt, sie entfernt Bakterien und Bazillen. Das Prinzip ist klar. Furchner beschreibt die reinigende Wirkung so: «Die kleinen Ionen lagern sich an Schweb-stoffe an und transportieren sie — dem Zug der Feldli-nien folgend - zu dem elektrisch geladenen Pol an der Decke oder lagern sie an anderen Oberflächen im Raum ab.» Dieses Ablagern von Schwebstoffen, ob es nun Staub ist

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oder ob es Krankheitskeime, Giftstoffe oder sonstige Partikel sind, die wir beim Atmen inhalieren können, ist deutlich an den Deckenelektroden oder den von Furch-ner erwähnten «anderen Oberflächen im Raum» zu er-kennen. Wer solch eine Anlage installiert, muß damit rechnen, daß der aus der Luft gezogene Staub und Schmutz nicht wie durch Zauberhand verschwindet, sondern im Ge-genteil sehr sichtbar wird. Die besseren Geräte arbeiten jedoch so, daß die Ablagerung konzentriert an den Elek-troden erfolgt und dort entfernt werden kann. Im übrigen meint Dr. Varga von der Universität Heidel-berg dazu mit Recht: «Besser verschmutzte Oberflächen als verschmutzte Lungen.» Wie stark die Elektroklimaanlagen einen Raum von Krankheitskeimen befreien können, wurde vom Hy-giene-Institut in Heidelberg nachgemessen. Die Anlage wurde in einem Kindergarten eingebaut. In Kindergärten ist die Ansteckungsgefahr besonders hoch. Wenn ein Kind mit Schnupfen in den Kindergarten kommt, dauert es erfahrungsgemäß nicht lange, bis die meisten Kinder mit Schnupfen herumlaufen. Messungen vor Einbau und nach Einbau dieser Anlage ergaben, daß der Keimgehalt der Luft im Kindergarten um 75 Prozent gesenkt werden konnte. In einem anderen Kindergarten, in Wangen im Allgäu, erkrankte die Mehrzahl der Kinder an Keuchhusten und Windpocken. Ein direkt neben diesem Kindergarten befindlicher anderer Kindergarten blieb jedoch davon verschont, kein einziges Kind erkrankte dort an diesen Leiden. Dieser Kindergarten besaß eine Elektro-klimaanlage. Hier erkrankten nicht einmal die Kinder, deren Ge-schwister zu Hause an ansteckenden Krankheiten litten. Diese Beobachtung wurde durch Untersuchungen der Wissenschaftler von der Grazer Universität, Prof. Möse 80

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und Dr. Fischer, untermauert. Wieder wurde nachgewie-sen, daß ein künstliches elektrostatisches Gleichfeld ein bedeutender Schutz vor Infektionen sein kann. Das Behring-Institut nahm den Benutzern der Elektro-klimaanlage eine bisweilen geäußerte Sorge: Wenn die Bakterien und anderen Krankheitskeime an die Wände oder die Deckenelektrode angelagert werden, dann könnte es doch gefährlich sein, diese Schicht abzuwi-schen und mit der konzentrierten Bakteriensammlung in Berührung zu kommen. Die Forscher des Behring-Instituts untersuchten die von den Haufenionen eingefangenen und an den Elektroden abgelagerten Bakterien und stellten fest, daß sie steril geworden waren. Sie wuchsen auf Nährböden nicht mehr an. Das bedeutet, daß die Elektroklimaanlage nicht nur die Bakterien und Bazillen größtenteils aus der Luft entfernt, sie tötet sie auch noch ab. Mit den geringen Mengen von Krankheitskeimen, die trotzdem noch in der Luft verbleiben können, wird der Organismus fertig, weil seine Widerstandskraft durch den Einfluß der natürlichen Luftelektrizität nachweislich gestärkt ist.

Gegen Infektionen: Tip auf Sieg

Durch zahlreiche mit gleichen Ergebnissen endende wis-senschaftliche Untersuchungen ist gesichert, daß diese Elektroklimaanlagen eine überaus wirksame Waffe ge-gen Infektionskrankheiten bilden. Deshalb geht die For-derung nicht nur an die Industrie, diese Anlagen zu ver-vollkommnen, es geht auch die Forderung an Staat, Länder und Gemeinden, diese bislang viel zu wenig ge-nutzte Maßnahme der Gesundheitshygiene einzusetzen. Nicht nur in Kindergärten und Schulen ist der Einbau

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solcher Anlagen sinnvoll. Überall dort, wo viele Men-schen zusammenkommen und die Gefahr einer Infek-tion erhöht ist, sollte diese Chance genutzt werden. In den öffentlichen Verkehrsmitteln beispielsweise müßte dieser Schutz möglich sein. Die Kosten für den Einbau der Anlagen in Bussen, Straßenbahnen, U-Bahn-Waggons sind — verglichen mit den übrigen Kosten der Verkehrsmittel — kaum nennenswert. Sie würden ande-rerseits zur Stärkung der Gesundheit in einem Maße beitragen, daß auch volkswirtschaftlich ein erheblicher Gewinn zu verbuchen wäre. Selbstverständlich sollten auch in Großraumbüros, in Werkhallen, Restaurants, Kinos, Versammlungsräumen, Kongreßhallen, Sporthallen und Theatern die Anlagen eingebaut werden. Wie sich diese Anlagen bezahlt machen können, wenn man einmal von dem Gesundheitsgewinn für den einzel-nen betroffenen Menschen absieht, sollen einige Bei-spiele verdeutlichen. In einer Druckerei in Itzehoe kam es während einer Grippewelle in einem Arbeitsraum mit 362 Mitarbeitern zu erheblichen Ausfällen. Täglich fehlten während die-ser Zeit rund 50 Arbeitskräfte wegen Grippe. In einem anderen Arbeitsraum mit 309 Mitarbeitern dagegen wurden während des gesamten Zeitraumes dieser Grip-pewelle nur 37 krank. Man rechnete sich das aus und stellte fest, daß in dem zweiten Raum der Arbeitsausfall wegen Grippeerkrankungen um 94 Prozent reduziert war. Es braucht wohl kaum hinzugefügt zu werden, daß nur dieser zweite Raum mit einer Elektroklimaanlage ausgestattet war. Der Inhaber einer Textilfabrik in Gelsenkirchen hatte einen zweitausend Quadratmeter großen Werkraum mit der Elektroklimaanlage versehen. Als er eine neue Fa-brik in Bottrop errichtete, ließ er eine ähnliche Anlage für einen Werkraum von viertausend Quadratmetern in-82

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stallieren. Seine Begründung: «Die erste Anlage hat sich schon nach einem halben Jahr bezahlt gemacht. Früher hatte ich bei Grippewellen bis zu 20 Prozent Arbeits-ausfall. Nach der Elektroklimatisierung sind es nur noch drei bis vier Prozent.» Die Verringerung des Bakteriengehalts der Luft ist na-türlich auch für Betriebe wichtig, die Lebensmittel ver-arbeiten oder lagern. Die Bundesforschungsanstalt für Getreideverarbeitung hat in elektroklimatisierten Lager-räumen für Schnittbrot eine Verringerung des Schim-melpilzgehalts um bis zu 77 Prozent gemessen. Ein Her-steller von Tortenböden in Norddeutschland erlitt jährlich einen Verlust durch Schimmelbildung im Wert von 45 000 Mark. Nach jeder Schlechtwetterperiode wurde ihm verdorbene Ware von den Kunden zurück-gegeben. Nachdem er eine Elektroklimaanlage im Be-trieb installiert hatte, kam es nicht mehr zur Schimmel-bildung, und er konnte auf seine Tortenböden eine Garantie von neun Monaten geben. In Metzgereien und anderen Betrieben mit verderbli-chen oder geruchsintensiven Produkten wurden ähnlich gute Erfahrungen gemacht.

Bei der Nutzung einer entkeimenden Elektroklima-anlage ist eines natürlich bedeutend wichtiger als der nichtschimmelnde Tortenboden oder das geruchsfreie Sauerkraut: nämlich die Nutzung für den krankheitsge-fährdeten oder erkrankten Menschen direkt. Einige Krankenhäuser sind bereits weitgehend mit Elek-troklimaanlagen ausgerüstet. Außer dem Operationssaal und den Räumen für die Operationsvorbereitung müs-sen vor allem die Teeküchen und Korridore der Kran-kenhäuser elektroklimatisch versorgt werden. In den feuchtwarmen Teeküchen können sich Bakterien beson-ders gut vermehren, und die Korridore wirken wie Bak-terienschleusen, die Krankheitskeime durch das Ge-bäude transportieren.

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In der Frühgeburtenstation des Diakonissen-Kranken-hauses in Schwäbisch Hall wurde bereits i960 eine An-lage zur Erzeugung einer möglichst natürlichen Luft-elektrizität eingerichtet. Sie ist seit dieser Zeit ununterbrochen in Betrieb und hat sich bewährt. Im Technischen Büro dieses Krankenhauses kann man sich dabei auf Meßergebnisse stützen: «Eine Bestim-mung der Keimzahl in der Luft mittels neutraler Nähr-böden ergab einen Vergleichswert von o bis 116 Keimen gegenüber einem Raum, der nicht mit einer Elektro-klimaanlage ausgestattet ist und bei dem eine Keimzahl von etwa 230 festgestellt wurde.»

Mehr als Nebeneffekt zeigte sich auch noch, daß die in dieser Abteilung arbeitenden Schwestern seltener an Er-kältungskrankheiten litten als andere. Zu Infektionen bei den Frühgeburten kam es seit i960 nicht mehr. Die Ansteckung während eines Krankenhausaufenthalts ist gerade in letzter Zeit zu einem immer dringlicher werdenden Problem geworden. Nicht immer läßt sich die Ursache der gehäuft auftreten-den Infektionen so genau ermitteln wie in der Universi-täts-Frauenklinik in Hamburg-Eppendorf, als minde-stens vier Patientinnen aufgrund von Infektionen starben. Zudem kam es zu zahlreichen Bauchfell-entzündungen und Bauchdeckenabszessen. Schuld war die Belüftungsanlage im Operationssaal, durch deren Schacht Krankheitskeime in den Operationssaal einge-drungen waren. Im gleichen Krankenhaus war es in der Unfallstation zu keinerlei Infektion gekommen. Dort hatte man eine Elektroklimaanlage installiert. Man zog daraus die Kon-sequenzen. In einem Krankenhaus in Ulm lehnte es der Chefarzt der Chirurgischen Abteilung ab, ohne den Einbau einer Elektroklimaanlage in den Operationssaal zu operieren. Nicht nur im Operationssaal sollte die Anlage zu einer

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Selbstverständlichkeit werden, auch in den Intensivsta-tionen, Ambulanzen, Bettenzentralen und nicht zuletzt den Krankenzimmern. Die Anwendungsmöglichkeiten solcher Anlagen sind damit nicht ausgeschöpft. Wo immer ein Organismus auf längere Zeit einer idealen natürlichen luftelektri-schen Umwelt entzogen ist, dort ist der Einsatz der An-lage sinnvoll. Das schließt auch die Stalltierhaltung ein. Ohne damit in die geballte Gefühlswelt eines Grzimek oder Stern ein-dringen zu wollen, könnten doch spezielle Anlagen einige Probleme der Hühnerhaltung in Legebatterien oder der Kälberaufzucht in Mastställen lösen. Die Instal-lation einer Elektroklimaanlage in einem Kälberstall senkte zum Beispiel die bisher verzeichnete Ausfall-quote von zwölf auf zwei Prozent der Tiere. Empfindliche, nervöse Rennpferde könnten sicherlich in mehrfacher Weise von solch einer Anlage profitieren: die nervliche Beruhigung, erhöhte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit in der Kombination mit einer gefestigten Widerstandskraft gegenüber Erkrankungen lassen die Gewinnchancen des Rennpferdes steigen. Mehrere Rennstallbesitzer haben begonnen, diese Mög-lichkeit zu nutzen. Interessant ist der Fall eines Renn-pferdes, das ohne jedes Medikament eine Erkältung nach wenigen Tagen völlig verlor, nachdem man eine solche Anlage in der Box eingebaut hatte. Aus Platzman-gel war man gezwungen gewesen, die Deckenelektrode zur Erzeugung des Gleichfeldes über der Box an der Decke quer anzubringen. Daraufhin hatte das erkrankte Pferd sich seitlich so in die Box gestellt, daß es möglichst genau in der Richtung der Elektrode stand. Am Beispiel eines gesunden und siegenden Rennpferdes wird die Kostennutzenrechnung einer eingebauten Elek-troklimaanlage recht offensichtlich.

Aber man sollte die Gesunderhaltung und gesteigerte

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Leistungsfähigkeit des Menschen zumindest ebenso hoch einschätzen und ihm deshalb das zugestehen, was man einem Rennpferd oder einem Mastkalb zugesteht. Bei den Kosten für den Einbau und Betrieb einer Elek-troklimaanlage kommt es auf die Größe und Beschaffen-heit des Raumes an sowie auf den geforderten Ver-wendungszweck. Kleine Anlagen für Schlaf- und Wohnräume haben zum Teil nur begrenzte Regulierungsmöglichkeiten auf indi-viduelle Wünsche. Diese Einstellung auf individuelle Werte sollte jedoch bei jeder Anlage vorhanden sein. Sie verteuert zwar eine Anlage, verleiht ihr aber eine stark verbesserte Wirkung. Es wurden Anlagen entwickelt, die automatisch die im Raum herrschenden Werte mes-sen und laufend das gewünschte Niveau einpegeln. Bei Großanlagen kommt man ohne diese Regelautomatik nicht aus. Für die Preise einer Anlage können nur Anhaltspunkte genannt werden. Es sind Richtpreise für die Kombina-tion Furchner, die je nach Beschaffenheit des Raums nach oben oder unten etwas abweichen:

1 Wohnzimmer 4-Zimmer-Wohnung Haus (10 Zimmer)

1 Klassenzimmer Versammlungssaal (400 qm) Operationssaal (200 qm) Großraumbüro (1500 qm)

1 000 bis 1 500 Mark 2 000 bis 2 500 Mark

5 000 Mark 2 500 Mark

10 000 Mark 15 000 Mark 30 000 Mark

Die Elektroklimaanlage besteht aus den Deckenelektro-den zur Erzeugung des Gleichfeldes und aus einem — je nach Verwendungszweck zu wählenden — Ionengenera-tor. Die Deckenelektroden können unter Verkleidungen angebracht werden und müssen nicht sichtbar sein. Die Betriebskosten sind ein zu vernachlässigender Fak-86

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tor. Für eine normale Wohnung betragen die Betriebs-kosten einer Anlage täglich zwischen 30 und 40 Pfennig. Das ist der Wert von drei Zigaretten. Für den Preis eines Farbfernsehers und die täglichen Un-kosten in der Größenordnung von drei Zigaretten ist es heute jedem wetterfühligen Menschen möglich, sich von den im Freien herrschenden störenden Wettereinflüssen in seiner Wohnung unabhängig zu machen. Er kann sich ausgeglichen, körperlich und geistig vitaler fühlen, besseren und tieferen Schlaf finden, gegen Infek-tionskrankheiten widerstandsfähiger werden, und für ihn können Unruhe, Depressionen, Herzbeschwerden, Kopfdruck und andere wetterbedingte Leiden größten-teils ausgeschaltet sein.

Für mehr als zehn Millionen wetterfühlige Bundes-bürger wäre diese Anlage bereits aus diesem Grund eine für die Gesundheit notwendige Ausgabe. Sie wäre je-denfalls notwendiger als die Ausgabe für einen Farb-fernseher und drei Zigaretten täglich. Die Elektroklimaanlage, um das nochmals festzuhalten, ändert nicht das Klima. Die störenden Reize einer Wet-terlage wie der Inversion oder des Föhnwinds bleiben nach wie vor bestehen und dringen weiterhin durch die Wände der Häuser in die Wohnungen ein. Die Anlage stärkt jedoch den Organismus, diese Reize zu kompensieren und zu beantworten. Wir haben genug getan, um aus der natürlichen elektri-schen Umwelt eine künstliche elektrische Umwelt zu machen. Tun wir etwas, um aus der künstlichen elektri-schen Umwelt wieder eine etwas natürlichere elektrische Umwelt zu machen. Nur hüten wir uns dabei vor dem Hochmut, die Natur genau kopieren zu können. Unsere Konstruktionen wer-den immer nur Ersatz bleiben, Reparaturdienst statt Schöpfung. Eine Sonne werden wir nie erschaffen.

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3 Der Versuch

Der Mann am Steuer zuckte zusammen. Nur nicht ein-schlafen! Sein Blick glitt über den Geschwindigkeitsmesser. Die Tachometernadel zeigte knapp 40 Kilometer pro Stunde an. Er nahm den Fuß ein wenig vom Gaspedal, bis der Zeiger genau auf der 35-Kilometer-Markierung stand. Der Fahrer kurbelte das Fenster ganz herunter. Nach-dem er die kühle Nachtluft mehrmals in tiefen Zügen eingeatmet hatte, fühlte er sich wieder einigermaßen konzentriert. Er konnte die Monotonie der Fahrt kaum noch ertragen. Die Übermüdung begann ihn zu überwäl-tigen. Vier Stunden lang schlich er jetzt schon mit dem Last-kraftwagen über die Rennstrecke des Hockenheimrings, der für alle anderen Fahrzeuge gesperrt war. Er hatte den Auftrag, konsequent ein Tempo von 35 Kilometern pro Stunde einzuhalten. Eine Prämie war ausgesetzt worden, daß er so lange wie nur irgend möglich in diesem Schneckentempo seine Runden drehte. Das eintönig-langsame Tempo der Nachtfahrt zerrte an den Nerven. Außerdem war er schon den ganzen Tag über am Steuer gesessen, er war Berufsfahrer. Jetzt sah er seit Stunden nichts weiter vor sich als den Beton der Fahrbahn, die Büsche und Sträucher, die das Licht der Scheinwerfer aus der Finsternis hervorholte. Um Mitternacht war der Fahrer zu dieser internen Test-fahrt gestartet. Um 4.40 Uhr stieg er total erschöpft aus dem Wagen. Zwei Stunden vor Fahrtbeginn und eine Stunde später, nachdem er sich eingefahren hatte, war ihm Blut abgenommen, ein EKG gemacht, waren Puls-schlag, Blutdruck, Temperatur, Atemvolumen und an-88

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dere Meßwerte bestimmt worden. Jetzt wurden die glei-chen Messungen wieder vorgenommen, und nach einer einstündigen Erholungsphase nochmals. Die Blutproben und Meßwerte wurden von einer Klinik überprüft. Dabei stellte sich heraus, daß die knapp fünf Stunden Nachtfahrt den Testfahrer offensichtlich überaus mitge-nommen hatten: Die medizinischen Kontrollen ergaben Ermüdungswerte. Drei Tage später. Der Fahrer hatte sich wieder erholt und sein übliches Tagespensum erledigt. Da startete er zu einer zweiten Testfahrt. Aber nun war es anders: Die an der Decke der Fahrerkabine angebrachte Elektrode sowie die in den Lüftungsdüsen versteckten Generatoren zur Erzeugung von elektrischen Ladungsträgern waren eingeschaltet. Außerdem waren die Sitzbezüge ausge-wechselt — sie waren jetzt elektrisch leitfähig. Blutproben, EKG, Pulsfrequenz - der diagnostische Pro-zeß lief ab wie beim erstenmal. Um 22.30 Uhr begann das zermürbende Karussell von neuem. Mit 35 Kilome-tern pro Stunde immer wieder um den 2,6 Kilometer langen «Kleinen Kurs» - vor den Kurven den Fuß um Millimeter vom Gas wegnehmen, in der Kurve wieder vorsichtig etwas mehr Gas geben, immer den Tachome-ter im Auge, und dieses monotone Einerlei rund drei-zehnmal in jeder Stunde.

Im Zeitnehmerhaus am Ziel saß der Versuchsleiter mit seinen Assistenten. Die verwendeten Meßeinrichtungen waren speziell für diesen Vorversuch neu entwickelt worden und nirgendwo anders auf der Welt vorhanden. Ein Teil der Geräte war in dem Versuchsfahrzeug instal-liert. Dafür wurde so viel Raum benötigt, wie nur bei einem Lastwagen zur Verfügung stand. Um vier Uhr morgens konnte sich das Meßpersonal nur noch mit Mühe wachhalten. Wirklich frisch war offensichtlich nur noch der Testfahrer. Etwa alle vier Minuten dröhnte der Lastkraftwagen vorbei.

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Es wurde fünf Uhr, sechs Uhr, sieben Uhr morgens. Um 7.12 Uhr stoppte der Testfahrer nach acht Stunden und zweiundvierzig Minuten Fahrtdauer. Er kletterte aus der Kabine und sagte: «Ich mag nicht mehr.» Er hatte fast doppelt so lange am Steuer gesessen wie bei dem ersten Versuch. Der Fahrtenschreiber zeigte un-trüglich, daß er die 35 Kilometer Geschwindigkeit pro Stunde peinlich genau eingehalten hatte. Erst zum Schluß der Fahrt waren jene Zacken in der Kurve aufge-treten, die auf fortgeschrittene Ermüdung hinwiesen. Drei Tage zuvor waren die gleichen Symptome, die jetzt nach achteinhalb Stunden zu beobachten waren, schon nach viereinhalb Stunden aus der Meßkurve abzulesen gewesen.

Noch erstaunlicher aber waren die klinischen Befunde: Blutdruck, Blutwerte, Pulsmessungen und die anderen Werte lagen im Gegensatz zum erstenmal weitgehend im Normalbereich. Trotz der um Stunden längeren Fahrtdauer war der Versuchsfahrer in einem körperlich guten Zustand. Er war relativ entspannt und, wie er sagte, angenehm müde. Der gleiche Versuch wurde mit einem zweiten Fahrer wiederholt. Die Ergebnisse entsprachen genau dem er-sten Test. Sie wurden Constantin Graf von Berckheim in Wein-heim an der Bergstraße übermittelt, dem Mann, der die Grundlagen für den Versuch erarbeitet und ihn in Auf-trag gegeben hatte. Denn dieser Test sollte mit völlig anderen Meßmethoden die Ergebnisse eines bereits vor-liegenden Großversuchs untermauern, der erstmals durchgeführt worden war. Graf Berckheim war ein äußerst vorsichtiger Mann und wollte mit diesen anderen Meßmethoden, bei denen zwischen Fahrer und Meßergebnis keine menschliche Person geschaltet war, seine Wissenschaftler und sich selbst mit Recht absichern. 90

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Als er jedoch die Auswertung dieses nicht für die Au-ßenwelt bestimmten Vorversuchs erhielt, war er über-rascht. Eine kleine Verlängerung der Fahrtdauer hatte er erwar-tet, aber nicht in diesem Ausmaß. Besonders beschäf-tigte ihn die Tatsache, daß sich beide Fahrer trotz der längeren Belastung in besserer körperlicher Verfassung befanden. Die klinischen Ergebnisse waren eindeutig. Es gab also keinen Zweifel: Er war auf der richtigen Spur und lief keinem Phantasiegebilde nach. Jeder weitere Einsatz lohnte sich. Am 10. September 1969 setzte Graf Berckheim das neue Ziel: «Wir machen weiter, damit eine wissenschaftlich exakte Dokumentation mit großen Zahlen und unum-stößlichen Experimenten von den jeweiligen Fachexper-ten erarbeitet werden kann.» Der Entschluß des Weinheimer Unternehmers kam nicht von ungefähr. Der Forschungsbereich, den er er-schlossen hatte, hielt ihn schon seit vielen Jahren in Bann. Der Anlaß zu dieser Beschäftigung war drama-tisch genug. Es geschah auf der Autobahn von Brescia nach Mailand. Ein Motorroller fuhr in der Nacht vom 21. zum 22. Au-gust 1956 unbeleuchtet und verbotenerweise von einem Feld auf die Fahrbahn. Der Fahrer des deutschen Wa-gens, der mit mäßigem Tempo auf der rechten Seite fuhr, reagierte sofort. Er versuchte das Leben des Roller-fahrers zu retten, indem er auf den Grünstreifen aus-wich. Aber mit einem konnte er nicht rechnen: Bei seinem be-reits gelungenen Ausweichmanöver kamen die Räder in einen für ihn unsichtbaren, nur wenige Zentimeter tiefen Graben. Die Lenkung versagte, und der Wagen über-schlug sich. Der Rollerfahrer, dem er das Leben gerettet hatte, entkam durch Fahrerflucht. Als Graf Berckheim aus dem Fahrzeug geborgen wurde,

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konnte er Beine und Arme nicht mehr bewegen. Er war nach dem Bruch der Wirbelsäule querschnittgelähmt. Innerhalb von vier Jahren suchte er die bekanntesten Spezialisten in Europa auf. Graf Berckheim bot ein Bild des Jammers. Die Ärzte lie-ßen durchblicken, daß er gerade noch bis Ostern, dann wieder, daß er vielleicht noch bis Weihnachten zu leben habe. Dreimal erhielt er die Letzte Ölung. Dann wurde er als Sterbefall nach Hause entlassen. Unter den Besuchern, die ihn - vielleicht zum letztenmal - aufsuchten, war auch ein Abgesandter des Vatikans. Dessen Aufgabe war es, im Auftrag des Papstes wissen-schaftliche Entwicklungen zu erkunden, die außerhalb der Universitäten zustande gekommen waren und von diesen nicht beachtet wurden. Der Geistliche erzählte, daß er soeben von dem Heidelberger Erfinder Dr. Hahn komme. Dieser beschäftige sich mit etwas sehr Unge-wöhnlichem. Er glaube, daß er auch in Wohnräumen klimatische Verhältnisse wie im Freien erzeugen könne. Und er gab den Rat: «Wenden Sie dieses Verfahren un-verzüglich an, wir haben in Argentinien hervorragende Erfahrungen damit gemacht.»

Nachdem ihm bisher nichts und niemand hatte helfen können, war Graf Berckheim zu jedem Versuch bereit, der möglicherweise eine Linderung herbeiführen konnte. Er ließ sich von Dr. Hahn eine Elektrode an das Bett montieren, die ein luftelektrisches Gleichfeld er-zeugte. Seit dieser Zeit fühlte er langsam, aber stetig eine Besse-rung. Hartes tägliches Training über zwei Jahre hinweg führte schließlich sogar dazu, daß er seine Arme wieder bewegen konnte. Später war es ihm möglich, sich im Rollstuhl aufzuhal-ten, nachdem er jahrelang bettlägerig gewesen war. Graf Berckheim begann Physik, Atomphysik, Elektro-technik und Biochemie zu studieren. Er erkannte, daß

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der Problemkreis, der ihn interessierte, so umfassend war, daß nur eine Zusammenarbeit verschiedener Fach-richtungen zu einer Lösung führen konnte. Damals be-schloß er, den «Weinheimer Forschungskreis für kyber-netische Korrelationen der Lufthygiene und Elektro-Bioklimatologie» ins Leben zu rufen. Dem Kreis gehör-ten Wissenschaftler an, die sich auf diesem Gebiet be-reits betätigt hatten. Graf Berckheim gelang es, Hermann J. Abs dazu zu be-wegen, den Vorstand des Kuratoriums zu übernehmen. Er war jener Mann, der die deutsche Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend mitgeprägt hatte. Erstmals hatte er sich dazu bereit erklärt, die Patenschaft für eine wissenschaftliche Forschungsrichtung zu über-nehmen. Weil nach seiner Überzeugung die Existenz und der Wohlstand einer Industrienation von der Ge-sundheit und der Leistungsfähigkeit aller abhängt, war er bereit, seinen Beitrag hierzu zu leisten. Graf Berckheims wichtigste Erkenntnis aus den Arbeiten des Weinheimer Forschungskreises war, daß die For-schung in Zukunft koordiniert werden mußte, wenn sie rasch vorangetrieben werden sollte. Als Testobjekt bot sich in erster Linie das Auto an. Hier wurden immer schon Reaktionszeiten, Aufmerksam-keitsleistung und Ausdauer gemessen. Solche direkt am Menschen gewonnenen Erkenntnisse sagten mehr aus als die Versuche mit Pflanzen und Mikroben, Mäusen und Meerschweinchen. Graf Berckheim beschloß, in großangelegten Versuchen die Wirksamkeit luftelektri-scher Faktoren in Fahrzeugen zu erproben. Zuerst gingen er und seine Mitarbeiter daran, aufgrund einer großen Zahl von Messungen die luftelektrischen Verhältnisse unter den verschiedensten Bedingungen und in möglichst vielen Gegenden Europas meßtech-nisch zu erfassen. Er stellte fest, daß es nur sinnvoll war, wenn man alle luftelektrischen Werte gleichzeitig regi-

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strierte, da sie sich untereinander stark beeinflussen. Eine solche Meßtechnik gab es aber noch nicht. Darauf-hin erteilte er den Auftrag, diese hochkomplizierten und empfindlichen Meßgeräte zu entwickeln, um sie einset-zen zu können. Auf diese Weise verschaffte er sich nach anfänglichen Messungen an der Nordsee eine lückenlose Übersicht über die Situation an den spanischen und französischen Stränden von Gibraltar bis Genua. Sein besonderes Interesse galt jenen Plätzen, die schon seit eh und je von empfindlichen Menschen wegen ihres guten Klimas aufgesucht werden. Es war sein Ziel, die natürliche atmosphärische Umgebung, die seine Mitar-beiter in einem südspanischen Urlaubsort gemessen hat-ten, auch in Mitteleuropa in den Wohn- und Arbeits-räumen der dort lebenden Menschen zu erzeugen. Die Meßwagen waren wochenlang unterwegs. Sie regi-strierten dabei nicht nur alle luftelektrischen Faktoren im Freien, sondern erfaßten auch die Verhältnisse im In-nern der Fahrzeuge. Zusätzlich wurde auch die An-sammlung von giftigen Gasen erfaßt, die aus dem Auspuff anderer Verkehrsteilnehmer in das Wagenin-nere eindringen.

Was die neugeschaffenen Meßeinrichtungen aufzeich-neten, charakterisierten die Mitarbeiter von Graf Berck-heim als «EKG der Autobahn». Es bestand kein Zweifel, daß die Zacken der «EKG-Kurve» zur Besorgnis Anlaß gaben. Die Befunde sprachen dafür, daß Autofahren eine ziemlich ungesunde Angelegenheit ist. Der Autofahrer lebt in einer ständigen luftelektrischen Unruhe, in Verhältnissen also, wie wir sie vor einem Ge-witter spüren. Die Reizbarkeit und Mißgestimmtheit in solchen Situationen ist vielen Menschen hinreichend ge-läufig. Jedes vorbeifahrende Auto, jeder Überholvorgang, aber auch ortsbedingte Störfaktoren wie Hochspannungs-leitungen, rufen bei geöffnetem Fenster Schwankungen

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der luftelektrischen Verhältnisse im Autoinnern hervor. Die Zacken auf der Meßkurve machten eindringlich klar, warum das Autofahren über längere Strecken eine solche Belastung ist. Das «EKG der Autobahn» machte den Streß deutlich. Bei geschlossenen Fenstern und Türen im fahrenden Auto schlugen die Zeiger der Meßgeräte allerdings noch stärker aus. Das Forschungsteam kam lange Zeit nicht dahinter, was die Ursache dieser luftelektrischen Unruhe sein konnte. Bis es sich herausstellte, daß die Zacken im Fahrzeug selbst produziert wurden: Es genügte schon, daß der Fahrer auf dem Kunststoffsitz eine kleine Bewe-gung machte, um eine elektrische Aufladung zu erzeu-gen. Weil die Sitzbezüge nicht leitfähig waren, das heißt, weil sie aus isolierendem Material bestanden, konnte die durch Reibung erzeugte elektrische Ladung nicht abflie-ßen; die wiederum rief auf der Meßkurve die Schwan-kungen hervor.

Der Beweis

Das Ergebnis dieser Meßfahrten war eine Überfülle wertvoller Erkenntnisse. Hatte es sich doch gezeigt, daß bei einer Autofahrt nicht nur die Außenwerte ständig schwanken, sondern daß auch im Fahrzeug selbst stän-dig luftelektrische Unruhe hervorgerufen wird. Die wis-senschaftlichen Experimente dieser Forschungsgruppe haben nochmals bestätigt, daß wir den gleichmäßigen luftelektrischen Spannungszustand brauchen, um uns wohl zu fühlen und gesund zu sein. Es war also notwen-dig, dieses Milieu auch im Innern eines Fahrzeugs zu schaffen. Und die Fahrversuche zeigten, daß das möglich war: Sobald in den Autos ein atmosphärisch-elektrisches Feld erzeugt und leitfähige Sitzbezüge angebracht worden

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waren, zeigte die Meßkurve keine Zacken mehr. Die luftelektrischen Schwankungen traten selbst dann nicht mehr auf, wenn bei geöffnetem Fenster ein anderer Wa-gen überholte oder überholt wurde. Graf Berckheim beauftragte seine Mitarbeiter, die Vor-bereitungen für Großversuche zu treffen. Es war mög-lich, in Fahrzeugen naturgemäße luftelektrische Werte zu erzeugen, wie sie im Freien bei Schönwetter gemes-sen werden. Der nächste Schritt mußte sein, die Wir-kung dieser Schönwetteratmosphäre auf den Autofahrer zu erkunden. Die Frage war, ob sich der günstige ge-sundheitliche Effekt, der unter anderen Bedingungen festgestellt worden war, auch in Fahrzeugen hervorrufen ließ.

Nach Rücksprache mit Herrn Abs und dem technischen Vorstandsmitglied der Daimler Benz AG, Hans Scheren-berg, stand dem Großversuch auf der Teststrecke der Daimler Benz AG nichts mehr im Wege. Vom Juli 1965 bis September 1968 lief auf der Teststrecke in Unter-türkheim sowie zusätzlich auf Stadt- und Landstraßen ein bisher auf der Welt einmaliger Großversuch. Zuvor waren zwar eine Menge Laborversuche, aber kaum prak-tische Anwendungen am Menschen vorgenommen wor-den. Es stand jetzt die große Zahl von einundfünfzig Versuchsfahrern zur Verfügung. Bei Graf Berckheim wurden die notwendigen Einrich-tungen produziert und in Untertürkheim in Testfahr-zeuge montiert. Die Fahrer wurden zuerst ein halbes Jahr lang auf ihre Reaktionszeiten vermessen. Erst dann wurden die Anlagen zu den eigentlichen Versuchen ein-geschaltet. Es handelte sich um echte Blindversuche, weil die Fahrer nie darüber informiert waren, ob das Energiefeld erzeugt wurde oder nicht. Während der Versuchsfahrten wurden die erfaßbaren Meßwerte in- und außerhalb der Fahrzeuge ständig regi-striert. Jeweils nach der zweiten, vierten, sechsten und 96

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achten Stunde wurde im Meßwagen die Reaktionszeit überprüft. Um einer eventuellen Verfälschung durch ex-treme Witterungseinflüsse zu entgehen, wurden die Versuche über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren durchgeführt. Insgesamt wurden innerhalb dieser Zeit 114 477 Reak-tionsuntersuchungen vorgenommen. Dazu mußten mehr als 800 000 Fahrkilometer zurückgelegt werden. Zuerst wurden die Messungen unter den heute üblichen Fahrbedingungen ausgewertet. Das heißt, daß Abgase, Teerprodukte, Blei und andere schwer gesundheits-schädliche Substanzen ungehindert und andauernd in den Innenraum des Fahrzeugs eindringen. So auch bei den Fahrzeugen der Daimler Benz AG. Es zeigte sich, daß die Testpiloten vor Antritt der Fahrt eine Reaktionszeit von 35 hundertstel Sekunden hatten: Es dauerte also etwa eine Drittelsekunde, bis der ein-zelne auf einen Lichtreiz reagierte. Auf die Praxis über-tragen bedeutet das, daß man, wenn ein Bremslicht auf-leuchtet, mindestens eine Drittelsekunde lang überhaupt nicht reagiert und erst dann die Bremse tätigt. Eine Drit-telsekunde bedeutet bei einer Geschwindigkeit von 110 Kilometern in der Stunde aber fast zehn Meter Weiter-fahrt ohne Bremsbetätigung.

Dieser Wert verschlechterte sich nach Abschluß einer Versuchsfahrt auf 54 hundertstel Sekunden! Ein mit 100 Kilometern pro Stunde fahrender Wagen fährt noch vierzehn Meter weiter, bevor die Bremse betätigt wird. Bei Regenwetter, Föhn und anderen ungünstigen Wet-terlagen verschlechterte sich der Wert bei den Testpilo-ten sogar auf 64 hundertstel Sekunden - das entspricht achtzehn Metern Weiterfahrt selbst bei geübten Werk-fahrern. Ein ganz anderes Bild ergab sich, als jene Versuchsfahr-ten ausgewertet wurden, bei denen die Fahrer einem elektrischen Energiefeld ausgesetzt gewesen waren und

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auf leitfähigen Sitzbezügen saßen. Statt einer Ver-schlechterung von 35 auf 54 hundertstel Sekunden unter üblichen Bedingungen hatte sich die Reaktionszeit bei den Testpiloten nach achtstündiger Fahrt durchschnitt-lich nur auf 40 hundertstel Sekunden verschlechtert. Die Reaktionszeit war unter Einwirkung des künstlich erzeugten luftelektrischen Spannungszustands um 26 Prozent verkürzt. Auf den untrainierten Autofahrer um-gerechnet heißt das zum Beispiel: Bei Tempo 100 rollt man statt achtundzwanzig nur einundzwanzig Meter weit, bevor man die Bremse betätigt. Das bedeutet sie-ben Meter Gewinn. Bei Tempo 120 sind es statt vierund-dreißig nur fünfundzwanzig Meter. Neun Meter weni-ger. Bei Tempo 150 nur einunddreißig statt zwei-undvierzig Meter. Elf Meter mehr Sicherheit. Als der damalige Entwicklungschef für die Personen-kraftwagenkarosserien von Daimler Benz, der von den Amerikanern als «Mister Auto» titulierte Dr. Techn. Karl Wilfert, davon hörte, ließ er sich selbst eine solche Anlage in einen Mercedes 6,3 Liter einbauen. Zur Erpro-bung fuhr er ohne Unterbrechung von Stuttgart nach Neapel. Der für alle Fragen der Sicherheit bei Daimler Benz zuständige Fachmann erklärte daraufhin: «Diese Wirkungen der Luftelektrizität schaffen auf natürlichem Wege optimale Verhältnisse für den Fahrer. Sie halten Fahrer und Insassen frisch. Diese Entwicklung ist eine logische Fortsetzung aller Bemühungen um Konditions-sicherheit und Sicherheitsauto.» Was für «Mister Auto» ein großer Fortschritt war, schien anderen Leuten erst einmal suspekt. Etwa unter dem Motto: Was neu ist, kann auch schädlich sein. Deshalb wurde die Frage er-hoben, ob die Langzeitwirkung der luftelektrischen Ein-flüsse nicht ungünstige Folgen für den Fahrer habe. In der Phantasie einiger Leute wurde sogar die Möglichkeit erwogen, ob durch solche Anlagen nicht die Unfallge-fahr erhöht würde.

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Um den endgültigen Beweis antreten zu können, war noch ein weiterer Versuch nötig. Aber diesmal wollte Graf Berckheim noch ein übriges tun. Zusätzlich zu luft-elektrischem Gleichfeld und leitfähigen Sitzbezügen sollten mittels neukonstruierter Ladungsträgergenerato-ren kleine atmosphärische Ladungsträger in den Innen-raum des Fahrzeugs eingespeist werden. So kam es zu den anfangs geschilderten internen Kon-troll- und Pilotversuchen auf dem Hockenheimring mit zwei Fahrern. Hier wurde dieses Zusammenwirken der drei Komponenten im «System Berckheim» erstmals in Fahrversuchen erprobt. Der Erfolg war so überzeugend, daß jetzt der wissenschaftlich einwandfrei fundierte Ver-such vorbereitet werden konnte.

Zuerst wurde die Funktionssicherheit der Anlagen unter extremen klimatischen Bedingungen erprobt. Dann wur-den alle weiteren Einzelheiten mit der hierfür nötigen Gründlichkeit festgelegt. Professor Friedrich Steinwachs von der Technischen Hochschule Aachen stellte ein Programm zusammen, in dessen Rahmen die Versuchspersonen zunächst statio-när den Einflüssen der künstlich erzeugten Luftelektri-zität ausgesetzt wurden. Die Versuchsbedingungen entsprachen einer vierstündi-gen Dauerfahrt zwischen Tempo 60 und Tempo 100 für Autofahrer, die bereits ermüdet starteten. Dabei wurden vorher und nachher folgende Messungen vorgenommen: mikromotorische Tonusregistrierung, Pulsfrequenz, pe-ripherer Hautwiderstand, Reaktionszeiten und ein Auf-merksamkeitsbelastungstest. Die sechs Fahrer hatten tagsüber gearbeitet und starte-ten erst nach Einbruch der Nacht. Nach vier Wochen der Eingewöhnung fuhr jede Testperson einmal mit und ein-mal ohne «System» viereinhalb Stunden lang die Rundstrecke am Hockenheimring ab. Die Fahrer wußten dabei nicht, ob das System eingeschaltet war oder nicht.

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Das Ergebnis: Statistisch gesicherte Reaktionszeitverkür-zung um 48 Prozent «mit System» gegenüber den Fahr-ten «ohne System». Auch die Fehlerzahl beim Test der Aufmerksamkeitsleistung war unter den Einwirkungen der Luftelektrizität geringer. Außerdem war das Herz-Kreislauf-System entlastet. Die Ergebnisse der Versuche mit Testpiloten der Firma Daimler Benz AG sind mit den Ergebnissen aus den Versuchen von Professor Steinwachs nur bedingt ver-gleichbar, weil zum Teil andere Versuchsbedingungen und andere Methoden der Auswertung bestanden. Au-ßerdem war in Hockenheim als zusätzliche energiezu-führende Komponente - neben dem luftelektrischen Kraftfeld - noch die Zufuhr atmosphärischer Ladungs-träger dazugekommen. Die Resultate stimmen aber in-sofern überein, als es infolge der Steigerung der psycho-physischen Leistungsfähigkeit durch das System in beiden Fällen zu einer Verkürzung der Reaktionszeit kam.

Dipl.-Ing. Stürtz ist Projektieiter des Unfallfor-schungsprogramms der Medizinischen Hochschule Han-nover. Er weiß, daß zwei Drittel aller Unfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen sind. Verbesse-rungen der technischen Konzeption, zum Beispiel des Bremssystems, sind nur noch in gewissen Grenzen mög-lich: «Deshalb müssen wir mit dem Sicherheitsdenken beim Kraftfahrzeuglenker ansetzen. Das ist der Sinn un-seres Unfallforschungsprogramms. Falls es tatsächlich gelungen ist, die Reaktionszeit um ein Viertel zu verkür-zen, ist das ein sehr beachtlicher Beitrag zur Fahrsicher-heit.» Nach Angaben des HUK-Verbandes Hamburg ereigne-ten sich im Jahre 1974 2 192 364 Autounfälle, davon 331 000 mit Personenschaden, 14 614 Menschen starben. Die Zahl der Gesamtunfälle ist sogar noch um xo bis 20 Prozent höher, da einmal dem HUK-Verband nicht alle

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Versicherungen angeschlossen sind und zweitens eine große Zahl von Unfällen bei der Versicherung nicht ge-meldet wird. Pro Unfall entstand in diesem Jahre ein durchschnittli-cher Schaden von 2513 Mark. Das ergibt eine Gesamt-summe von rund 5,5 Milliarden Mark, die genannte Dunkelziffer nicht gerechnet. 1975 erhöhte sich dieser Betrag auf mehr als 6 Milliarden Mark. Falls durch luftelektrische Einwirkungen nach vorsichti-ger Schätzung auch nur zehn Prozent der Unfälle ver-mieden werden könnten, würde das eine Einsparung von jährlich mindestens 600 Millionen Mark für die Volkswirtschaft bedeuten. Ungleich größer wäre der Gewinn aber, wenn auf diese Weise gar Tausende von Menschenleben vor Verletzun-gen bewahrt werden könnten. Durch das System zur Erzeugung naturgemäßer luft-elektrischer Verhältnisse für den Autofahrer wird das Sicherheitsauto neu konzipiert. Im Vordergrund stehen jetzt nicht mehr jene Überlegungen, die das Automobil zu einem kaum noch manövrierfähigen Panzer im Stra-ßenverkehr machen wollen, sondern Überlegungen, die das schwächste Glied in der Kette verstärken: Das Fahr-vermögen des Menschen. Damit ergibt sich erneut die Aussage, daß die Unfallge-fahr nicht etwa erhöht, sondern herabgesetzt ist, wenn die Fahrer optimalen luftelektrischen Einflüssen ausge-setzt sind. Urlaubsreisen sind meist Langstreckenfahrten. Eine Untersuchung des ADAC hat gezeigt, daß ein Drittel der Urlaubsreisenden übermüdet am Steuer sitzt. Rund drei Millionen Menschen sind derart abgespannt und über-müdet, daß sie nach Ansicht des ADAC «eigentlich so-fort ins Bett gehörten». Ähnliches gilt für andere Fahrer, die mehrere Stunden unterwegs sind. Besonders betrof-fen ist die Altersgruppe zwischen vierzig und sechzig.

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Vor allem wurden so niedrige Blutdruckwerte gemessen, daß die Gefahr des sogenannten Sekundenschlafs sehr erhöht ist. Dabei nicken die übermüdeten Fahrer für ein bis zwei Sekunden ein. Ein bis zwei Sekunden Schlaf sind je nach Tempo viele Meter unkontrollierter Fahrt. Es steht wohl außer Frage, welchen Stellenwert ein Sy-stem hat, mit dessen Hilfe verlängerte Reaktionszeit, verschlechterte Aufmerksamkeit und Übermüdung auf ein Minimum reduziert werden.

Das Ziel

Das Ergebnis der Fahrversuche ist bedeutsam für die Erforschung der natürlichen Luftelektrizität. Über die Verminderung der Unfallgefahr hinaus geht daraus vor allem hervor, wie sehr wir ohne die atmosphärischen Verhältnisse im Freien in unserer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sind. Was also für das Auto gilt, gilt für jede Umgebung, die uns unserer natürlichen Umwelt entzieht. Sobald wir uns in einem geschlossenen Raum aufhalten, entbehren wir die naturgemäßen luftelektrischen Verhältnisse. Mehr als 70 Prozent der Deutschen leben in Städten und Ballungsräumen, das sind weit über vierzig Millionen. Diese Menschen verbringen nach offiziellen Statistiken 85 Prozent ihres Lebens in geschlossenen Räumen. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von einund-siebzig Jahren verbringt der Stadtmensch von heute sechzig Jahre in geschlossenen Räumen, mancher noch erheblich mehr. Die Luftverschmutzung ist offenbar zu einem unbe-zwingbaren Übel geworden. Außerdem haben viele Menschen so ungünstige Arbeitsbedingungen, daß sie zumindest unter der Woche keine Möglichkeit finden, 102

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sich im Grünen aufzuhalten - und sei es selbst nur für ein paar Stunden. Die Zeiten, in denen Berichte über die Luftverschmut-zung als Schreckensmeldungen registriert wurden, sind offenbar längst wieder vorbei. Man hat sich daran ge-wöhnt, daß wir auf der Straße nicht tief einatmen kön-nen und daß uns manchmal sogar die Augen tränen. Es ist eigentlich alles schon wieder «ganz normal», wie die einen finden. Oder mit den Worten der anderen: «Tun kann man ja doch nichts dagegen.» Wir bezahlen für diese Einstellung bereits mit ein paar Jahren unseres Lebens. Die Lebenserwartung steigt stati-stisch nicht mehr an, teilweise sinkt sie sogar deutlich ab.

Wer mit den Achseln zuckt oder geringschätzig meint, auf die paar Jahre käme es in diesem hohen Alter ohne-dies nicht an, der stellt eine Milchmädchenrechnung an. Denn was für uns heute vielleicht gerade ein Jahr mehr oder weniger ist, kann für unsere Kinder schon ein gan-zes Jahrzehnt bedeuten. Es gibt zwei Möglichkeiten der Abhilfe. Entweder wir bemühen uns, die Atemluft wieder sauber zu bekom-men. Doch der Traum vom «blauen Himmel über der Ruhr» ist wohl ausgeträumt. Es wird uns versichert, daß Arbeitsplätze Vorrang haben vor dem Umweltschutz. Die zweite Möglichkeit besteht darin, in den Wohnräu-men, am Arbeitsplatz, in Fahrzeugen und öffentlichen Verkehrsmitteln eine ausgezeichnete Luftqualität zu schaffen. Es ist keine Utopie mehr, wenn man in den eigenen vier Wänden eine Atemluft von solcher Reinheit erzeugen will, wie man sie sonst nur in Luftkurorten im Gebirge und am Meer vorfindet. Ein weiterer eindrucks-voller Versuch des Weinheimer Teams bestätigt das. Auf Veranlassung von Graf Berckheim wurde die Wir-kungsweise seiner Systemanlage auf die Luftverschmut-zung untersucht. Dazu wurde in einen Versuchsraum

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von der Größe 5 mal 6 Meter und 2,20 Meter Höhe zehn Milliliter Staub eingeblasen - das sind etwa drei Teelöf-fel voll. Neben dem üblichen Haushaltsstaub wurde die Luft des Raumes im Verlauf der Versuchsreihe noch mit fünfzehn weiteren Staubarten angereichert - unter ande-rem Asbest-, Asphalt-, Beton-, Blei-, Ruß- und Schwe-felstaub. Diese Verunreinigung mit drei Teelöffeln Staub wurde jeweils alle zwei Stunden wiederholt, die Konzentration ständig gemessen. Dabei zeigte es sich, daß in dem Raum erwartungsgemäß eine starke Luftverschmutzung eintrat, die von selbst nur unwesentlich abnahm. Wurde dagegen das System eingeschaltet, war schon nach kurzer Zeit ein hoher Reinheitsgrad der Luft er-reicht, der auch durch das weitere planmäßige Einblasen von Staub kaum noch beeinträchtigt wurde. Die Werte lagen unter einem zwanzigstel Milligramm pro Kubik-zentimeter — einer Konzentration, bei der man von «reinster Luft» spricht. Ohne System wurde dagegen mehr als die achtfache Menge gemessen. Vielleicht wird man einwenden, daß ein ähnlicher Effekt auch mit einer guten Klimaanlage herkömmlichen Typs zu erreichen sei. Tatsächlich ist das aber in keinem Fall möglich.

Vor allem können die besten Filter nur Schwebstoffe bis zu einer gewissen Größe entfernen. Die giftigen Spuren-gase werden davon überhaupt nicht betroffen. Versuche mit den Spurengasen Kohlenwasserstoff, Koh-lenmonoxyd und Stickoxyd ergaben, daß auf diese Weise nur noch rund 5 Prozent der ursprünglichen Kon-zentration im Versuchsraum gemessen werden können. Ohne System Berckheim verminderte sich die Konzen-tration dagegen in der Zeit von eineinhalb Stunden nur auf 40 bis 60 Prozent des zu Beginn gemessenen Wertes, wobei der Kohlenwasserstoff das größte Beharrungsver-mögen zeigte. 104

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Die luftreinigende Wirkung des Systems ist also nicht nur beinahe vollkommen, sie ist auch unvergleichlich, denn ähnliche Leistungen werden von keiner anderen Klimaanlage herkömmlicher Art auch nur annähernd er-zielt. Von größerer Effektivität ist nur die Natur selbst, und auch das nur in günstigen Lagen unter den Bedin-gungen von anhaltendem Schönwetter. Das System Berckheim hat einen weiteren Vorzug: Nach der Luftreinigung werden natürliche atmosphärische La-dungsträger produziert, die wir einatmen. Weil immer wieder in Abrede gestellt wurde, daß diese atmosphäri-schen Ladungen der Luft überhaupt in den Organismus gelangen, erarbeitete man im Hause Berckheim dafür überzeugende Beweise.

Eine Versuchsperson atmete Luft ein, die mit atmosphä-rischen Ladungsträgern angereichert worden war. Gleichzeitig wurde mit zehn Meßgeräten, weiterent-wickelten hochempfindlichen Feldmühlen, berührungs-los überall am Körper gemessen, ob diese Ladungen auch in den Körper gelangten. Die im eigenen Hause neu geschaffenen Meßapparatu-ren registrierten ein elektrisches Kraftfeld, das im Atemrhythmus schwankte. Ein daran angeschlossener Schreiber zeichnete also erstmals auf, was noch nie ge-zeigt werden konnte: das elektrische Feld des Menschen. Die angeführten Versuche liefern den Beweis dafür, daß luftelektrische Faktoren auf den Menschen Einfluß ha-ben. Das System Berckheim stellt diese wirksamen Komponenten, die chemisch und physikalisch völlig der Natur gemäß sind, auf technischem Weg her. Seine Ef-fektivität wird auch durch wissenschaftliche Dokumen-tationen unter Beweis gestellt, die durch statistische große Zahlen abgesichert ist. So wurde bei den Fahrversuchen eine Strecke von 1,6 Millionen Kilometer zurückgelegt, wobei die Reaktions-zeiten von fünfundsechzig Testfahrern auf 812 000 Kilo-

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meter erfaßt wurden. Die Auswertung einer großen Zahl von Meßwerten brachte eindeutige Ergebnisse. Zusätz-lich wurden die Aussagen von 116 Autoren statistisch erfaßt. Diese weisen in 140 wissenschaftlichen Veröf-fentlichungen nach, daß 11 248 Versuchspersonen durch System-Einwirkung mit Erfolg behandelt wurden. Es ist das Verdienst Graf Berckheims, den wissenschaft-lichen Nachweis für die Wirksamkeit des von ihm ent-wickelten Systems erbracht zu haben.

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4 Schutz vor uns selbst

In diesem Augenblick spielen sich im Leser dieser Zeilen zahlreiche komplizierte Vorgänge elektromagnetischer Schwingungen sehr unterschiedlicher Frequenzen und Intensitäten ab. Sie führen dazu, die Zeilen lesbar und deren Informationsgehalt verständlich zu machen. Das Licht trifft auf das Papier. Die Wissenschaftler sind sich noch nicht ganz einig darüber, was Licht ist. Unter anderem ist es aber wohl eine elektromagnetische Welle mit einer Frequenz von rund 3 • 1014 Schwingungen pro Sekunde. Die Lichtwellen erfahren dort eine Verände-rung, wo sie auf die Druckerschwärze treffen. Die Rückstrahlung vom bedruckten Papier erreicht unser Auge, das Bild wird auf Stäbchen und Zäpfchen an der Netzhaut eingestrahlt und als elektromagnetische Si-gnale über Nervenbahnen zum Sehzentrum im Gehirn gesendet. Im Gehirn verarbeiten andere elektro-magnetische Vorgänge diese Signale und machen die In-formation erkennbar.

Einem Blinden könnte man diese Information vorlesen. Dann würden andere elektromagnetische Frequenzen und Intensitäten zur Übertragung und Erkennung ge-nutzt: akustische Wellen und Gehörnerven. Einem Menschen, der weder sehen noch hören kann, könnte man die Information über taktile Reize vermit-teln, durch eine Art «Morse-Code» in die Handinnenflä-che getickter Signale. Die Information würde dann über die elektromagnetischen Impulse der Nervenbahnen zum Gehirn gelangen. Es gibt keine Information ohne elektromagnetische Strahlen. Unsere Sinne haben sich im Laufe von Jahrmil-lionen zu hochempfindlichen Geräten entwickelt, die

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fähig sind, uns bestimmte elektromagnetische Strahlen bewußt zu machen, damit wir informiert und orientiert sind. Der Mensch nutzt nur wenige der Frequenzen durch seine Sinne aus, verglichen mit der ungeheuer breiten Skala der vorhandenen Frequenzen. Wir sind damit für die normalen Lebensumstände genügend ausgerüstet. Fallen bei einem Menschen allerdings wichtige Sinnes-organe aus, wie bei einem Blinden oder Taubstummen zum Beispiel, dann sollten die Bemühungen dahin ge-hen, ihm durch künstliche Hilfen andere elektro-magnetische Vorgänge als Orientierungsmöglichkeit be-wußt zu machen. Wir haben mehr Sinne, als wir nutzen. Es gibt viele Lebewesen, die über eine umfassendere In-formationsverwertung verfügen als wir Menschen. Die also von den ungeahnt vielfältigen Informationen, die unentwegt auf jeden Organismus eindringen, viel mehr auswerten können.

Ob es die Tauben sind oder die Bienen, die sich am Ma-gnetfeld orientieren oder die Brechungen polarisierten Lichtes nutzen. Ob es Termiten sind, Maikäfer, Grillen Heuschrecken, Wespen oder Fliegen. Ob es die Katzen sind oder Hunde, die über einige hundert Kilometer hin-weg zu ihrem Lebensort zurückfinden können. Tiere nutzen magnetische und elektrische Schwingun-gen nicht nur, um sich zu orientieren, Tiere nutzen diese Schwingungen auch, um sich untereinander zu informie-ren. Wie auch wir uns durch Schwingungen verständi-gen können, durch Blicke, Sprache, Berührungen. Fliegende Vögel erzeugen durch den Flügelschlag eine elektromagnetische Welle mit der Charakteristik von Wechselfeldern. Wenn viele Vögel dicht nebeneinander fliegen, koppeln sie die individuellen Schwingungen zu einem einheitlichen elektromagnetischen Feld. Sie sind also «auf der gleichen Welle». Jede Änderung der Geschwindigkeit oder Richtung ist eine Änderung des 108

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elektromagnetischen Feldes, die von allen Vögeln zur gleichen Zeit und in gleichem Maße gefühlt und vorge-nommen werden kann. So könnten sich die exakten Flugmanöver der Vogel-schwärme erklären oder die Einhaltung der sauberen Keilformation fliegender Wildgänse oder Wildenten. Und analog dazu auch die Präzision, mit der Millionen von Heringen in einem riesigen Heringsschwarm schwimmen. Hier sind es die Flossenbewegungen, die ein elektromagnetisches Feld im Wasser erzeugen. Manche Angler nutzen die Empfindlichkeit der Regen-würmer auf elektrische Ströme, indem sie das stromfüh-rende Ende eines Kabels an eine Eisenstange klemmen und die Eisenstange in die Erde stecken. In weitem Um-kreis um die Stange kommen dann die Regenwürmer aus dem Erdboden, um den Reizen zu entfliehen. Es gibt in unterirdischen I-Iöhlenseen einige Fische und Krebse, die kein Sinnesorgan für Lichtstrahlen besitzen. Es wäre auch höchst überflüssig. Trotzdem haben sie keine Schwierigkeit, sich im Dunkel des Wassers zu-rechtzufinden, weil sie andere elektromagnetische Schwingungen als die der Lichtfrequenz als Informa-tionsquelle aufnehmen. Der Unterschied zwischen dem Höhlenfisch, dem Regenwurm, der Brieftaube und dem Menschen besteht in der Informationsauswertung, weni-ger im Informationsangebot.

Das Angebot ist da: Beispielsweise sendet die Sonne sehr viel mehr Strahlen zur Erde, als wir sehen. Die so-genannte Schwarze Strahlung der Sonne, die Ultravio-lettstrahlung, die Infrarotstrahlung, alles ist eigentlich auch «Licht», nur fehlt uns das Auge dafür. Zwischen den elektromagnetischen Schwingungen des höchsten Tones, den wir noch hören können, und den elektromagnetischen Schwingungen der roten Farbe befinden sich Milliarden mal Milliarden weiterer Fre-quenzen, die genauso vorhanden sind, deren Informa-

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tionsgehalt uns jedoch nicht bewußt wird, weil uns ein Sinnesorgan für den Zwischenbereich von Hören und Sehen fehlt. Das ist durchaus erfreulich, denn im Bereich zwischen Schallwellen und Lichtwellen sind beispielsweise alle Telefongespräche, Rundfunk-programme, Fernsehprogramme, der Amateurfunk, Sa-tellitenfunk, Flugfunk und alle Radarsender zu finden. Es wäre wohl etwas viel der Information. Aber dennoch, all diese Strahlen werden natürlich von unserem Orga-nismus empfangen.

Abb. 5 Einige Frequenzen der uns erreichenden elektro-magnetischen Vorgänge mit Beispielen ihrer künstlichen Nutzung.

Die höchsten Frequenzen, Schwingungen in einer unse-rer menschlichen Vorstellungskraft kaum zugänglichen Zahl pro Sekunde, gelangen in den Wellen der sekundä-ren Höhenstrahlung auf die Erde und in unseren Körper. Danach kommen die verschiedenen Röntgenstrahlen,

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das Ultraviolett, das sichtbare Licht, das Infrarot, die Mikrowellen, die Millimeter-, Dezimeter- und Meter-wellen, schließlich die Ultrakurz-, Kurz-, Lang- und Längstwellen, die Tonfrequenzen, Niederfrequenzen und die extrem niedrigen Frequenzen. Sämtliche elektromagnetische Wellen können theore-tisch auf unseren Organismus biologische Wirkungen ausüben. Einige tun es in erheblichem Umfang.

Kein Leben ohne Information

Man muß sich dazu immer wieder klarmachen, daß jede elektromagnetische Strahlung ein Informationsträger ist. Und daß jeder Körper unseres Universums - nicht nur der Mensch, auch das Tier, die Pflanze, der Stein, die Erde, der Mond, die Planeten, die Sonne - mit einer Temperatur über dem absoluten Nullpunkt ebenfalls eine elektromagnetische Strahlung besitzt und damit auch Informationen aussendet. Dieses Empfangen, Erkennen, Beantworten und Senden von Informationen durch elektromagnetische Wellen ist das, was das Leben geordnet und die Entwicklung vom Einzeller zum Menschen ermöglicht hat. Ein sowjetischer Wissenschaftler, Prof. Presman, hat durch experimentelle Untersuchungen bewiesen, daß dieses System in der Natur herrscht, um «die Übertra-gung von Information von der äußeren Umgebung auf den Organismus, die informative Zwischenverbindung innerhalb der Organismen und den Austausch von In-formation zwischen Organismen» zu sichern. Wir sind mit jedem Atemzug, jedem Herzschlag und jedem Gedanken abhängig von der Funktion dieses uni-versellen, miteinander verkoppelten Steuerungssystems. Da diese Funktion in der Art und Stärke ständig schwankt, muß unser Organismus fähig sein, diese

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Schwankungen auszugleichen, zu kompensieren oder aber sich an die Veränderung anzupassen. Das kann er nur bis zu einem gewissen Grad. Wird die Schwelle überschritten, ist der Informationsfluß in unserem Orga-nismus gestört. Die «biologische Unordnung», eine Krankheit, kann die Folge sein. Für manche Mediziner ist das nicht überzeugend. Für sie sind höchstens starke elektromagnetische Wellen von biologischer Bedeutung. Selbstverständlich ist auch das richtig: Zu starke Röntgenstrahlen, zu starke Sonnen-strahlen, zu starke Wärmestrahlen beispielsweise kön-nen tödlich sein. An die Wirkung schwacher, sogar extrem schwacher Reize auf den Organismus jedoch glauben sie nicht. Sie ähneln darin dem Patienten, der seine Medikamente nach dem Motto «Viel hilft viel» einnimmt. In der Kybernetik, der Wissenschaft von den techni-schen und biologischen Steuerungs- und Regelungsvor-gängen, gilt der Satz, daß auch sehr schwache Signale einen Informationswert haben, wenn sie entweder viel-fach wiederholt werden und sich summieren oder wenn für diese sehr schwachen Signale viele, über einen grö-ßeren Raum verteilte Empfänger vorhanden sind. Daß dies beim Menschen der Fall ist, hat Presman nach jahrelangen Arbeiten erkannt. Er fand heraus, daß die elektromagnetischen Einwirkungen über das vegetative Nervensystem und das Hormonsystem ausgelöst werden können.

In den Steuerzentralen des Nervensystems (Hypothala-mus) und der Hormone (Hypophyse) sind die Ursachen der meisten Krankheiten zu suchen, und dort sollte die Sicherung der Gesundheit beginnen. Die Steuerzentralen reagieren gerade auf die schwachen Intensitäten. Es gibt einige Fälle, in denen Nerven und Hormone auf starke Strahlungen überhaupt nicht rea-gieren und nur schwächste Reize beantworten. 112

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Natürlich hat auch die Häufigkeit der Strahlungen eine Bedeutung, also das, was der Physiker Impuls nennt. Und es kommt auf die Dauer der Strahleneinwirkung an. Bei starken oder langanhaltenden Strahlungen neigt der menschliche Organismus dazu, sich diesem Reiz durch eine verspannte Haltung anzupassen. Bei schwachen oder in Abständen wiederholten Strahlungen auf den Organismus kommt es eher zur schrittweisen Verände-rung in unserem Regelungsmechanismus, er ermüdet durch den ständigen Wechsel der Belastungen und macht Fehler. Diese beiden Reaktionen in unseren Computerzentralen können unter gegebenen Umständen sogar erwünscht sein und therapeutisch genutzt werden. Nicht nur die extrem schwachen Intensitäten der elek-tromagnetischen Schwingungen vermögen unseren ge-samten Organismus zu beeinflussen, auch extrem nied-rige Frequenzen können biologisch wirksam sein: eine ganz geringe Anzahl von Schwingungen in der Sekunde. Ein Beispiel für die Wirkung solcher elektro-magnetischer Schwingungen sehr niedriger Frequenz und sehr schwacher Energie sind die bei Gewittern rund um den Erdball ausgesendeten Spherics. Sie besitzen eine Energie, die milliardenfach geringer ist als die Licht-energie. Man hat gemessen, daß Spherics, die nur zwei-bis sechsmal in der Sekunde schwingen, beim Menschen ein vermindertes Reaktionsvermögen hervorrufen kön-nen. Schwingen die Spherics nur etwas häufiger, näm-lich mit rund 10 Hertz, so wirken sie entgegengesetzt und verbessern das Reaktionsvermögen. Diese rund zehn Schwingungen in der Sekunde schei-nen eine überragende Rolle im biologischen Geschehen zu spielen. Die Erde vibriert in dieser Frequenz von rund 10 Hertz, die Resonanzschwingung zwischen Erdoberfläche und

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Ionosphäre befindet sich knapp auf dieser Frequenz, und unsere Haut und unser Muskelgewebe vibrieren eben-falls mit zehn Schwingungen in der Sekunde. Um diese ständige Eigenschwingung unseres Gewebes zu dämpfen, müßte man auf jeden Quädratzentimeter Haut einen Druck von 11,5 Kilo ausüben. Die Eigenschwingungen in unserem Organismus sind recht unterschiedlich: Beispielsweise vibrieren die Ein-geweide mit 3 Hertz, die Wirbelsäule mit 5 und der Kopf mit 20 Hertz. Wenn Schwingungen ähnlicher Frequenz auf diese Or-gane treffen, können sie sich entweder gegeneinander aufheben oder durch Resonanzwirkung zu bedeutender Stärke aufschaukeln. Es gibt, um den für medizinische Randgebiete als zuständig bezeichneten Prof. Prokop zu zitieren, gute Beispiele für diese Aufschaukelung durch Resonanz: «Das Mitschwingen der unberührten A-Saite einer Violine durch das Zupfen der A-Saite einer dane-benliegenden. Es schwingt nur die A-Saite mit, nicht aber die G- oder D-Saite.» Und: «Am 14.4.1850 mar-schierte ein Bataillon französischer Infanterie im Gleich-schritt über die 102 Meter lange Kettenbrücke von Angers, wobei die Halteseile rissen und 236 Soldaten umkamen. Die Hängebrücke zu Nienburg stürzte am 6.12.1825 ein, da eine dort stehende Menschenmenge sich beim Hören eines Marschliedes im Takt bewegte, wobei 50 Menschen ums Leben kamen. Der rhythmi-sche Gleichschritt als synchron wiederkehrender Impuls führte zur Addition im Sinne der <Aufschaukelung> bis zur Brückeneigenschwingung, während ungeordneter Schritt durch die Vielzahl der verschiedenzeitlichen Im-pulse zur Schwingungsbrechung und -auslöschung führt.»

Die Resonanzschwingung zwischen Erde und Iono-sphäre, die sogenannte Schumann-Resonanz, kann in der Zukunft ein wichtiges Thema der Forschung werden. 114

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Immerhin hat sich gezeigt, daß der Verlauf der Schu-mann-Resonanzen eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Verlauf der Alphawellen des Gehirns besitzt. Seitdem wir Menschen es dank der noch recht gut funk-tionierenden Informationstechnik in unserem Gehirn fertiggebracht haben, die Elektrizität künstlich zu erzeu-gen und über fast alle Frequenzen zu den verschie-densten Zwecken einzusetzen, gibt es neben der natür-lichen elektromagnetischen Umwelt und Innenwelt, die nicht vergessen werden sollte, auch eine künstliche elek-tromagnetische Umwelt und Innenwelt des Menschen. Ob uns jetzt eine natürliche Strahlung von 10 Hertz mit einer ganz bestimmten Stärke trifft oder eine künstliche Strahlung von 10 Hertz mit der gleichen Stärke, ist unse-rem Organismus gleichgültig. Er kann keinen Unter-schied erkennen.

Die bisweilen verhängnisvolle Wirkung der künstlich erzeugten elektromagnetischen Schwingungen ist da-durch zu erklären, daß unser Organismus mit Schwin-gungen überschüttet wird, deren Stärke, Impulsfolge und Dauer in den Jahrmillionen der Erdgeschichte nie aufgetreten sind. Daß der Organismus diese völlig un-biologische Belastung bisher überhaupt einigermaßen ausgehalten hat, spricht nicht für die Harmlosigkeit der künstlichen Strahlen, sondern für die Güte der Kon-struktion unseres Körpers.

Im Chaos störender Signale

Wir haben wirklich kaum etwas ausgelassen, um den Organismus über alle Frequenzen hinweg mit Fremdrei-zen aus dem vegetativen und hormonalen Gleichgewicht zu bringen. Es fängt simpel an mit den elektrischen Weidezäunen, die mit etwa einem Hertz arbeiten. Damit funken sie

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allerdings in die Wirkung der von Gewittern ausgesand-ten Spherics. Ebenfalls in den Wellenbereich der Sphe-rics können die Ströme geraten, die neben den Bahnli-nien in das Erdreich fließen und sich von dort ausbreiten. Die Schienen der Eisenbahn sind nicht geerdete Strom-rückleiter, ein Teil des Eisenbahnstroms fließt als «vaga-bundierender Strom» mit 16% Hertz neben den Bahn-gleisen her. Noch in zwei Kilometer Entfernung von solch einem Bahngleis konnten Feldstärken der Fre-quenz 16% Hertz gemessen werden, die tausendfach stärker waren als etwa die natürlichen Schumann-Reso-nanzen. Sogar in Gebieten, die zwanzig Kilometer vom nächsten Bahngleis entfernt waren, gab es ein stärkeres 16%-Hertz-Feld als das natürliche Feld der Schumann-Resonanz. Das sollte nicht jeden Anwohner einer Bahnanlage beunruhigen. Nicht immer ist die stärkste Strahlung auch die wirksamste. Wie gesagt, gerade die schwäche-ren Strahlungen haben meist die höhere Wirkungskraft. Daraus ergibt sich die Frage: In wieviel Kilometer Ent-fernung von den vagabundierenden Strömen der Bun-desbahn wirkt er auf den menschlichen Organismus? Und wie wirkt er? Es ist kaum anzunehmen, daß die Bundesbahn das zufriedenstellend beantworten kann. Eine etwas höhere Frequenz wird technisch genutzt für den Läutstrom des Telefons. Telefonleitungen haben die unangenehme Eigenschaft, Signale und Impulse anderer Leitungen einzufangen und mitzuübertragen. Sie kön-nen also störende Strahlungen mit in den Arbeitsraum, Wohnraum oder — wenn das Telefon am Bett steht — auch in den Schlafbereich bringen, wo der Schlafende dann diesen störenden Strahlungen ausgesetzt sein kann. Mit 50 Hertz - in manchen Ländern auch mit 60 Hertz -arbeitet der Lichtstrom und Kraftstrom. Über Hoch-116

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spannungsleitungen und Transformatoren führt er in den zivilisierten Ländern in fast jedes Haus. Daß Hochspannungsleitungen keine ideale Nachbar-schaft für Wohnhäuser sind, ist allgemein bekannt. Die Bundesregierung tadelt jedoch jeden, der sich erkundigt, wie bedenklich Hochspannungsleitungen sein können. Ein Gutachten über die möglichen Probleme der Hoch-spannungsleitungen von Prof. König, der als Inhaber des Lehrstuhls für Technische Elektrophysik der TU Mün-chen nicht gerade als Laie auf diesem Gebiet bezeichnet werden kann, beunruhigt das Gesundheits- und das Wissenschaftsministerium in keiner Weise: «Die Bun-desregierung mißt dem Gutachten keine Bedeutung bei. Sie hält Befürchtungen vor möglichen Umweltbelastun-gen durch elektromagnetische Felder im Wirkungsbe-reich der heute üblichen Hochspannungs-Freileitungen für sachlich unbegründet und bedauert, daß durch ent-sprechende Aktionen und Äußerungen in der Öffent-lichkeit der Eindruck einer Gefährdung entstehen konnte.» Wenn Tiere und Menschen in zahlreichen Untersuchun-gen immer wieder gewisse Schädigungen unter dem Ein-fluß starker 50-Hertz-Felder zeigen, dann tun sie das nicht, um die Bundesregierung zu irritieren. Die Menschen, die sich lange unter oder neben Hoch-spannungs-Freileitungen aufhalten und unter Augen-flimmern und Kopfschmerzen leiden, wären der Bun-desregierung dankbar für eine Erklärung, warum deutsche Hochspannungs-Freileitungen keine Umwelt-belastung darstellen sollen, sowjetische Hoch-spannungs-Freileitungen jedoch so problematisch sind, daß es strenge Schutzvorschriften für Arbeiter gibt, die an solchen Leitungen tätig sind. Kein Arbeiter darf sich täglich länger als fünf Minuten in unmittelbarer Nähe eines 50-Hertz-Feldes von 25-Kilovolt/m-Stärke aufhal-ten, und für jede Hochspannungs-Freileitung sind Min-1x7

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destabstände für die Menschen vorgeschrieben, die sich dauernd in deren Nähe befinden, also in deren Nähe wohnen oder arbeiten. Daß künstlich erzeugte elektromagnetische Schwingun-gen gewisser Stärken und Frequenzen biologische Wir-kungen - von der Gesundung kranker Menschen bis zur Erkrankung gesunder Menschen - ausüben können, steht wohl außerhalb jeder Frage. Wenn es sich um Frequenzen handelt, die wir mit unse-ren Sinnen wahrnehmen können, mit dem Gehör, dem Tastsinn oder dem Sehvermögen, wird uns diese Er-kenntnis erleichtert. Beispielsweise wird die Schädigung durch Lärm - auch Lärm ist, wie jeder Schall, mit elektromagnetischen Wel-len verbunden — in steigendem Maße zu einer allgemein gefühlten Gesundheitsbeeinträchtigung. Großstadtlärm, Industrielärm, Baulärm, Flugzeuglärm mit dem Knall der schallmauerdurchbrechenden Düsen-jäger sind nur einige Belastungen unseres Organismus, die man schon fast als Körperverletzung bezeichnen könnte. Es gibt Menschen, die sich dieser Belastung freiwillig unterziehen. Dazu gehören Popmusiker und deren Zuhörer. Hier wird über den verursachten Lärm, die Be-leuchtung, die Kabel und die manchmal «tonnenweise» verwendete Elektronik eine biophysikalische Umwelt-verschmutzung erzeugt, die nicht ohne Folgen bleibt. Das ist nicht die Ansicht rückständiger älterer Men-schen, die den Wiener Walzer schon für einen Grenzfall zulässiger Tanzmusik halten. Vielmehr ist es das Ergeb-nis einiger in den USA durchgeführter Untersuchungen. Bei Popmusikern häufen sich nicht nur Störungen der Gehörnerven, es wurden auch vermehrt Änderungen der Gehirntätigkeit im EEG sowie Hormonstörungen durch Urinproben nachgewiesen.

Schädliche Wirkungen von Lärm auf das Nerven- und

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Hormonsystem sind an Kindern nachweisbar, die in Schulen unterrichtet werden, die sich in den Einflug-schneisen von Flughäfen befinden. Der von uns Menschen erzeugte Lärm hat in der Bun-desrepublik zwischen 500 000 und 800 000 Menschen zu Gehörgeschädigten gemacht. Und diese Zahl steigt noch ständig an. Selbst eine Beseitigung sämtlicher Lärmquel-len — falls das möglich wäre — würde diese Entwicklung nicht sofort stoppen können, weil bei vielen Menschen bereits eine Vorschädigung besteht, die erst in den näch-sten Jahren zum spürbaren Leiden werden wird. Wie stark der Organismus auf jeden stärkeren akusti-schen Reiz reagiert, kann man relativ einfach feststellen. So hat man bei Testpersonen auf einen akustischen Reiz hin folgende Reaktionen gemessen: Der Blutdruck und die Pulsschlagzahl stiegen, die Temperatur der Haut sank ab, der Stoffwechsel wurde beschleunigt, die Nebennierenrinde schied vermehrt Hormone aus, und die elektrische Muskelaktivität erhöhte sich. Der akusti-sche Reiz, der all dies verursachte, war das Hupen eines Autos.

Eine Aufzählung sämtlicher künstlich erzeugter elektro-magnetischer Umweltbelastungen und deren möglicher biologischer Wirkungen ist im Rahmen dieses Buches keinem Leser zumutbar. Wer sich eingehender mit dem Thema beschäftigen möchte, sei nochmals auf die grundlegende Arbeit von Prof. König: «Unsichtbare Um-welt» hingewiesen. Wir haben kaum eine Möglichkeit der Umweltbelastung ausgelassen: Rundfunk, Flugfunk, Richtfunk, das Fern-sehen, Satellitenfunk, Radar, Maser und Laser, die Mi-krowellengeräte, die Röntgengeräte, nicht zu vergessen die Atombombenversuche und die Kernreaktoren. Das künstliche Wellenchaos in unserem Lebensbereich ist derart groß, daß die verschiedenen Bereiche sich überlagern, stören, verstärken oder aufheben.

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Durch einen Atombombentest wurde 1961 eine elektro-magnetische Welle ausgelöst, die dazu führte, daß in den frühen Morgenstunden jenes Tages in Hawaii sämt-liche Alarmanlagen in Juwelierläden, Banken und ande-ren Geschäftshäusern zu schrillen begannen und alle Starkstromsicherungen durchbrannten. Als vor einigen Jahren in Baton Rouge, der Hauptstadt des amerikanischen Bundesstaates Louisiana, am Flug-hafen eine neue Radaranlage in Betrieb genommen wurde, jubelten bald darauf alle Einwohner des Staates: Die Radarstrahlen hatten den Speicher des Zentral-computers der Finanzverwaltung von Louisiana gelöscht, und es gab keine Steuerunterlagen mehr. Daß sich mit einem elektrischen Toröffner ausgestattete Garagen- und Gartentore wie von Geisterhand öffnen, wenn in einigen tausend Metern Höhe ein Verkehrsflug-zeug vorbeifliegt, dessen Flugfunk auf ähnlicher Fre-quenz arbeitet, gehört schon zum Alltag unserer Zivilisa-tion.

Zeitungsmeldungen, nach denen einer Hausfrau beim Anschalten ihres Elektroherdes flotte Radiomusik aus der Schnellkochplatte tönte oder nach denen ein Mann klagend zu seinem Zahnarzt kam, weil ihm aus der neuen Plombe das Programm eines nahen Rundfunk-senders drang, sind nur auf den ersten Blick hin amü-sant. Für rund 30 000 Menschen in der Bundesrepublik geben diese Dinge keinerlei Anlaß zur Heiterkeit. Sie sind Trä-ger von Herzschrittmachern, elektronischen Impulsge-bern, die künstlich den Herzrhythmus aufrechterhalten. Die ersten Herzschrittmacher waren empfindlich gegen Radarstrahlen, Einspritzelektronik mancher Vergaser, Rasierapparate, Küchengeräte wie Elektromixer und die Waffensuchanlagen auf Flughäfen. Die neueren Herz-schrittmacher sind mit Abschirmeinrichtungen verse-hen, doch Störmöglichkeiten sind immer noch gegeben. 120

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In der unmittelbaren Nähe der bundesamtlich harmlo-sen Hochspannungs-Freileitungen sollte sich ein Mensch mit inplantiertem Herzschrittmacher nicht über längere Zeit aufhalten. Die Geräte erwiesen sich auch als anfällig gegenüber einer Frequenz, die zwischen dem Mittelwellen- und dem Infrarotbereich angesiedelt ist: den Mikrowellen. Im Jahre 1970 wurden einige amerikanische Wissen-schaftler recht nervös bei dem Gedanken an die immer geballtere Nutzung der Mikrowellen.

Zellen reagieren auf Mikrowellen

Mit Mikrowellen arbeiten alle Radargeräte, Mikrowellen vermitteln in den USA fast alle Fernsehsendungen, zwei Drittel aller telefonischen Ferngespräche und Daten-übertragungen, Mikrowellen verbinden Satelliten mit Bodenstationen, werden in der Kernphysik genutzt, schweißen Kunststoffe, trocknen Sperrholzplatten und frischgedruckte Zeitungen, pasteurisieren Bäckerei-waren. Sie stimulieren Molekularbewegungen und erhit-zen damit Speisen in Großküchen, Kantinen, Imbiß-stuben und in Zehntausenden von Privathaushalten, die nicht auf den modernen Mikrowellenherd verzichten wollen, in dem das Fleisch in wenigen Sekunden erhitzt wird. In der Bundesrepublik wurden alle diese Anwendungs-möglichkeiten der Mikrowellentechnik übernommen. Wegen der Eigenschaft dieser Mikrowellen, in höherer Intensität jedes Zellgewebe in Sekundenschnelle so zu erhitzen, daß es zerkocht und geschmort wird, hatte man in den USA einen Toleranzwert bestimmt: Die Mikro-wellenstrahlung durfte nicht 10 Milliwatt pro Quadrat-zentimeter überschreiten. Eine darüberliegende Bestrahlung führt zwar nicht

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gleich zum Verkochen und Verschmoren, aber die Galle, der Verdauungstrakt und die Harnblase können dann geschädigt werden. Übrigens wurden bei Arbeitern, die stärkerer Mikrowellenbestrahlung ausgesetzt waren, häufiger Fälle von Grauem Star und Hodenleiden mit Spermienveränderungen beobachtet. Was die aufmerksamen amerikanischen Wissenschaftler trotz dieser eingebauten Sicherung des Toleranzwertes von 10 mW/cm 2 im Jahre 1970 beunruhigte, das waren die damals veröffentlichten Forschungsergebnisse ihrer sowjetischen Kollegen. Auch in der Sowjetunion nutzte man die Mikrowellen in der Technik. Auch in der Sowjetunion gab es eine Tole-ranzgrenze der Abstrahlung, die nicht überschritten wer-den durfte. Nur war diese Toleranzgrenze tausendfach niedriger als in den USA: nur 0,01 mW/cm 2 . Dieser außergewöhnlich große Unterschied in der Beur-teilung der möglichen Gefährdung durch Mikro-wellenstrahlung wurde von den sowjetischen Wissen-schaftlern durch einige Beispiele begründet. Sie hatten nämlich entdeckt, daß gerade die ganz schwa-chen Intensitäten einer Mikrowellenstrahlung bei Tieren und Pflanzen bedeutende Veränderungen erzeugen kön-nen. Auch bei Menschen habe man hierbei Schwankun-gen im Herzrhythmus und veränderte neurologische Reaktionen gemessen. Und ein Umweltschutz, der nur den Menschen schütze, nicht aber auch die Tiere und Pflanzen, wäre schließlich sinnlos. Also müsse man zur allgemeinen Sicherheit die Grenzwerte entsprechend niedrig setzen.

Als Dr. Hellers vom New England Institute for Medical Research in Ridgefield, Connecticut, sich daraufhin an die Überprüfung dieser Angaben machte, fand er bald heraus, daß tatsächlich die ganz schwachen Intensitäten zu Chromosomenschäden und Zellveränderungen bei Tieren und Pflanzen führten.

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Der amerikanische Senat beauftragte das Gesundheits-ministerium, sich dieses Problems anzunehmen. Man stellte für das Programm vier Millionen Dollar zur Verfügung. Schon das erste Ergebnis der Untersuchun-gen war etwas peinlich: Fast ein Fünftel aller in den US-Haushalten verwendeten Mikrowellenherde streute mehr als die erlaubten 10 mW/cm 2 Strahlung aus. Noch im Jahr 1970 kamen in Richmond, Virginia, mehr als 400 Physiker, Ingenieure und Mediziner zusammen und hielten ein Mikrowellensymposium ab. Zahllose Tests mit Pflanzen und Tieren in mehreren In-stituten und Universitäten schlossen sich an. Von der Gladiole über den Mehlwurm bis zur Katze setzte man alle möglichen Organismen verschiedenen Mikro-wellenbestrahlungen aus und maß die Ergebnisse. So nebenbei stellte man den Umfang der Strahlenver-seuchung durch Mikrowellen fest. Auch die neuen, ver-besserten Mikrowellenherde hatten immer noch ein «Leck», sie strahlten bei Betrieb bis zu 5 mW/cm 2 in ihre Umgebung ab. Und in der Nähe von Radaranlagen, Senderantennen und Richtstrahlern wurden in höheren Wohngebäuden auch bis zu 2 mW/cm 2 der Mikro-wellen gemessen.

Einer der Pioniere auf diesem Gebiet der Biophysik, Al-lan Frey aus Willow Grove, Pennsylvania, der bei der Einführung des Toleranzwertes von 10 Milliwatt mitge-wirkt hatte, meinte im Jahre 1973: «Noch sehen wir kei-nen Anlaß, die Sicherheitsgrenze von 10 mW/cm 2 zu senken. Doch jedesmal, wenn ich einen Rundfunksender in der Nähe einer Schule sehe, überfällt mich ein ungu-tes Gefühl.» Das ungute Gefühl muß auch die amerikanische Regie-rung überfallen haben, denn sie erhöhte den Etat von 4 auf 63 Millionen Dollar und beauftragte 34 Universi-täten mit der Erforschung der Probleme, die sich durch

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künstlich erzeugte elektromagnetische Schwingungen für den Menschen ergeben. Die Notwendigkeit, sich über die Natur der Mikro-wellen klarer zu werden, wurde immer dringlicher. Denn die sowjetischen Wissenschaftler, darunter der be-reits genannte A. S. Presman, belegten, daß nicht allein Gehirnzellen und Nervenzellen von schwachen Intensi-täten der Mikrowellen beeinflußt werden können, son-dern daß aller Wahrscheinlichkeit nach auch sämtliche Körperzellen sich auf Frequenzen im Mikrowellen-bereich untereinander verständigen. Je schwächer die ausgestrahlte Energie ist, um so näher kommt man den Energiemengen, die von den Zellen zum Informationsaustausch untereinander benutzt wer-den.

Es handelt sich um so unvorstellbar geringfügige Ener-giemengen, daß kein Mediziner - außer einem Homöo-pathen - an eine Einwirkung auf den Organismus glau-ben kann. Die Meinung der Mediziner sollte jedoch in Fragen so grundsätzlicher Bedeutung nicht auf Glauben oder Un-glauben beruhen. Zur Klärung hat Prof. Peschka von der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft-und Raumfahrt in Stuttgart beigetragen, wo er das Insti-tut für Energiewandlung und elektrische Antriebe leitet. Durch bisher nicht widerlegte Arbeiten hat er gezeigt, daß Wirkungen auftreten, wenn die hochfrequente Energiemenge (Mikrowellen gehören zur Hochfrequenz) so gering ist, daß sie sich theoretisch unter dem soge-nannten thermischen Rauschpegel befindet. Geräte, die eine derart geringe Energie messen - es geht um Grö-ßenordnungen von 0,000 000 000 000 000 000 1 Watt —, sind noch nicht konstruiert. Wenn es Geräte gibt, die eine so geringe Energie nicht nur empfangen, sondern auch senden können - auf mehreren bestimmten Frequenzen —, dann wäre das 124

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Atombombenzeitalter beendet und das Zeitalter der elektromagnetisch steuerbaren Menschheitsmani-pulation hätte begonnen. Denn man würde auf den Wellen senden, auf denen sich alle Zellen unseres Organismus, sogar die Zellen jeder lebendigen Materie, informieren. Man könnte, wenn man alles unter Kontrolle behält, in die Schöpfung hin-einfunken. Behält man es nicht unter Kontrolle, könnte man das Leben auf der Erde auslöschen. Solche oder ähnliche Gedankengänge mögen die ameri-kanische Regierung dazu veranlaßt haben, den Etat nun-mehr von 63 auf 200 Millionen Dollar im Jahr zu erhö-hen. In der Sowjetunion besitzt die Forschung über Wirkung und Möglichkeiten elektromagnetischer Schwingungen einen noch höheren Stellenwert. Das Wettrennen um die Beherrschung der Wellen, mit denen sich alle Zellen verständigen, ist zwischen der Sowjetunion und den USA ohne Zweifel im Gang. Recht spürbar daran erinnert wurden im Februar 1976 die Angehörigen der amerikanischen Botschaft in Mos-kau. Die Botschaftsangehörigen mußten sich einer Blut-untersuchung und anderen Labortests unterziehen, weil immer mehr Fälle von Augenleiden, Ekzemen und einer als ansteckend bezeichneten, bislang unbekannten Hautkrankheit auftraten. Die US-Sicherheitsbehörden vermuten, daß die Gesundheitsschäden durch auf das Botschaftsgebäude gerichtete Mikrowellen verursacht wurden. Nicht nur im Bereich der Spionage und Abwehr hat die Mikrowellentechnik längst einen wichtigen Platz einge-nommen, natürlich auch im militärischen Bereich. Den Mikrowellen verdanken die Amerikaner einerseits das Radar-Frühwarnsystem, das jedes anfliegende Flug-zeug und jede Fernrakete rechtzeitig melden soll. Ande-rerseits setzen die sowjetischen Militärs die Mikrowellen

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über Satelliten ein, um genau dieses Frühwarnsystem lahmzulegen. Eine Verminderung des Einsatzes von elektro-magnetischen Schwingungen in dem biologisch hoch-brisanten Bereich der Mikrowellen ist nicht zu erwarten. Es ist dabei für uns nicht von Belang, wieviel tausend Kilometer wir von einem Frühwarnsystem oder einem Satelliten entfernt sind. Der Erdball ist zu klein gewor-den, um den Strahlen noch ausweichen zu können. Und der Hinweis auf die geringe Intensität, die uns treffen könnte, ist nach den Arbeiten von Prof. Peschka nicht dazu angetan, uns ein Gefühl der Sicherheit zu vermit-teln.

Wir haben in der Bundesrepublik zudem genügend eigene Quellen einer möglichen Schädigung durch Mi-krowellen. Die sowjetischen Arbeiten, nach denen Mikrowellen-strahlen in bestimmter Stärke und Frequenz auf die Herztätigkeit wirken, haben den Stuttgarter Infarktspe-zialisten Dr. Kern zu der Überlegung veranlaßt, ob nicht auch die Tätigkeit der Rundfunk- und Fernsehsender in der Bundesrepublik mit zum Anstieg der Infarkthäufig-keit beigetragen haben könnte. Das Sektionsbild eines Infarktes - also der nach dem Tod am Herzen des Verstorbenen feststellbare Zustand - ist etwa seit 1850 bekannt. Dem Infarkt wurde nur kei-nerlei Bedeutung beigemessen, weil er eine Seltenheit darstellte und dem Arzt normalerweise kaum in der Pra-xis begegnete. Die Infarkthäufigkeit stieg jedoch Anfang der zwanziger Jahre an. Zu jener Zeit, als bei uns die Mittel- und Kurz-wellensender des Rundfunks ihre Tätigkeit begannen. Mittel- und Kurzwelle gehören zum unteren Bereich der Mikrowellen. Etwa um 1950 begannen bei uns die star-ken UKW-Sender ihre Tätigkeit. Zur gleichen Zeit stieg die Infarkthäufigkeit wiederum an. Die Kurve wurde 126

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1955 nochmals steiler, zu einer Zeit also, zu der auch die Fernsehsender sich der Mikrowellen bedienten. Es ist nur ein Hinweis. Die wenigen Wissenschaftler in der Bundesrepublik, die sich mit den Auswirkungen künstlich erzeugter elektromagnetischer Schwingungen auf den Organismus beschäftigen, wären fachlich in der Lage, einen wichtigen Beitrag bei der Klärung solcher Probleme zu leisten. Aber nicht finanziell. Bereits 1974 stellten die von der amerikanischen Regie-rung beauftragten Wissenschaftler in ihrem Jahresbe-richt an den Kongreß fest: «Die Menschheit kann bald in eine Ära der Energieverschmutzung der Umwelt eintre-ten, die in ihren allgemein gesundheitlichen und ökolo-gischen Auswirkungen vergleichbar ist mit der heutigen chemischen Verschmutzung.» Die Bundesregierung scheint zu der Ansicht zu neigen, daß die Bundesbürger nicht zur Menschheit zählen. Denn ein Sprecher erklärte mit Bezug auf die internatio-nalen Forschungen auf dem Gebiet der biologischen Wirkung elektromagnetischer Felder: «Bisher haben sich keine Anhaltspunkte für schädliche Einflüsse ergeben.» Fairerweise muß man hinzufügen, daß sich die Bundes-regierung in dieser Auffassung mit der weit überwiegen-den Zahl der Physiker, Techniker, Ingenieure und Medi-ziner in der Bundesrepublik einig ist. Dank des bei uns recht ausgeprägten Toleranzmangels wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis die gegen eine offizielle Lehrmeinung vorgebrachten Argumente zu-mindest sachlich geprüft werden. Zu den Menschen, die es in dieser Beziehung besonders schwer haben, zur Kenntnis genommen zu werden, ge-hören die Baubiologen. Sie werden nur dann ernst ge-nommen, wenn sie Dinge vorbringen, an denen man-chen Industriezweigen nichts gelegen ist.

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Die kranken Häuser

Ohne Unterstützung durch öffentliche Stellen, von den meisten Universitäten abgelehnt, kämpfen diejenigen, die sich redlich um ein besseres, gesünderes und damit lebenswerteres Wohnraumklima bemühen, einen un-glücklichen Kampf. Aus dem Wunsch heraus, ihre Ansichten zum Wohle al-ler durchzusetzen, machen sie aus sachlich berechtigten und wichtigen Argumenten bisweilen mehr gefühlsbela-dene weltanschauliche Appelle. Die fehlenden finanziellen Mittel sind die Ursache feh-lender Beweise, nach denen auch gutwillige Wissen-schaftler mit Recht fragen. Der bis jetzt zwingendste Beweis, täglich geliefert von einigen Hunderttausend in baubiologisch ungünstigen Räumen wohnender, arbeitender oder schlafender Men-schen, zählt wenig. Denn diese Menschen klagen über Kopfschmerzen, Übelkeit, Verdauungsstörungen, Herz-druck und Anfälligkeit für Infektionen. Und das ist schon so normal, daß es schwerfällt, diese Beschwerden nun ausgerechnet dem Raumklima anzulasten. Deutlich wird es nur dann, wenn ein Amt, eine Behörde, ein Betrieb vom alten Gebäude endlich in das mit Stolz und sehr viel Geld errichtete neue Gebäude einzieht. So ging es der Landesversicherungsanstalt Oberbayern. Die Mitarbeiter zogen aus einem alten Gemäuer der Münchener Innenstadt mit verwinkelten Gängen und unmodernen kleinen, engen Zimmern in einen moder-nen Verwaltungspalast aus Stahlbeton mit vollklimati-sierten Großraumbüros in Neuperlach. Die rechte Freude über den Umzug stellte sich nicht bei allen Mit-arbeitern ein. Denn viele begannen über Kopfschmer-zen, Konzentrationsstörungen und eine Müdigkeit zu klagen, die weit über das normale Maß bayerischer Be-amter hinausging, wie einer der Betroffenen bekannte. 128

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Architekten und Techniker waren nicht der Meinung, hier könne das Raumklima schuld sein. Denn gerade das Raumklima sei ja durch die Vollklimatisierung mit ge-nau gesteuerter Temperatur und Luftfeuchtigkeit das Beste, was man sich nur wünschen könnte. Ähnliche Erfahrungen machten vor wenigen Jahren die Mitarbeiter des Senders Freies Berlin, als sie das neue, vollklimatisierte Fernsehzentrum bezogen. Wegen der häufigen Klagen über Kreislaufstörungen, Gleichge-wichtsstörungen und Kopfschmerzen wurde der Ar-beitsmediziner Maydorn mit der Untersuchung dieses merkwürdigen Phänomens beauftragt. Dr. Maydorn scheint das Rätsel nicht gelöst zu haben, denn er fand «nach den gültigen Normen keinen Anhalt für gesundheitsbeeinträchtigende Klimaverhältnisse». Andererseits sei in der Tat festzustellen, daß «das gleichmäßige, optimale, von einer Klimaanlage erzeugte Klima für 30 Prozent der Beschäftigten außerhalb ihrer individuellen Behaglichkeitszone liegt». Nun liegt bei rund 30 Prozent der Bevölkerung auch das natürliche ungünstige Klima außerhalb ihrer individuel-len Behaglichkeitszone: Sie sind wetterfühlig. Die SFB-Mitarbeiter, die bayerischen Versicherungsbeamten und all die anderen in ähnlich gebauten Häusern arbeitenden Menschen befinden sich allem Anschein nach in einer künstlichen Wetterlage mit starker «Biotropie». Die New Yorker Gesundheitsbehörde behauptet, im Stahlbetondschungel Manhattans gäbe es prozentual mehr «mentally unbalanced» Menschen als an irgend-einem anderen Ort der Erde — Menschen, die aus dem geistig-seelischen Gleichgewicht gekommen sind. Natürlich führt die Gesundheitsbehörde das nicht auf die in Stahlbetonbauten möglicherweise veränderten elektromagnetischen Verhältnisse zurück. Es ist bis jetzt reiner Zufall, daß zwischen dem längeren Aufenthalt in Stahl- und Betonbauten einerseits und dem schlechteren

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Gesundheitszustand der betroffenen Menschen, Tiere und Pflanzen andererseits immer wieder ein Zusammen-hang beobachtet wird. Als Prof. Pech, Lehrstuhlinhaber für physikalische Me-dizin in Montpellier, vor einigen Jahren davon sprach, daß Bewohner von Betonbauten durchschnittlich in der dritten Generation aussterben, wurde die Aussage als nicht wissenschaftlich bezeichnet. Die Aussage wurde allerdings auch nicht widerlegt. Auch die zahlreichen Messungen, die eine Veränderung der elektromagnetischen Verhältnisse durch Betonab-schirmung wahrscheinlich machten - die Veränderun-gen waren um so stärker, je dichter die Betonmischung war -, gelten als nicht beweiskräftig. Sie gelten dafür als fortschrittsfeindlich, unrealistisch und als böswilliger Angriff auf die Beton- und Stahlbauindustrie, die es so schon schwer genug hat. Bis jetzt hält nichts den Bau von Gebäuden auf, die mit noch gewagteren Stahlkonstruktionen und noch stärker verdichtetem Beton für viele Menschen ein Raumklima schaffen, das den Menschen hermetisch von allen natür-lichen Bedingungen abriegelt. Es wird das als optimal bezeichnete Klima beschert, das in der Einhaltung einer bestimmten Temperatur und Luftfeuchtigkeit besteht. Es ist anscheinend nur den weltfremden, versponnenen und romantisch angehauchten Baubiologen vorbehalten, mit Warnungen auf so kühne Gebäude zu reagieren, wie es das neue Forschungs- und Rechenzentrum eines österreichischen Industriekonzerns in dem oberstei-rischen Leoben darstellt. Das Zentrum besteht in einem rechteckigen Kasten aus stählernem Gitternetz und Glas, vollklimatisiert und ge-gen elektrische Einflüsse abgeschirmt, damit die im Ge-bäude massierte Elektronik der Computeranlagen nicht gefährdet wird. Darüber erhebt sich ein kreuzförmiger zweiter Kasten aus Stahlrippen und Glas. 130

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Fenster kann man dort wohl kaum öffnen. Das ergibt sich jedenfalls aus der Hymne auf dieses «taillierte Stahlprunkstück», die in dem sonst eher säuerlich kriti-sierenden «Spiegel» auf dieses Gebäude veröffentlicht wurde. Hier fallen Worte wie «reizvoll, Anmut, die Ge-brochenheit eines Kristalls, kraftvoll, eigenwillig». Das Loblied endet mit den Sätzen: «Ordinäre Bügel aus Stahlrohr, bestückt mit gleichfalls banalen Plexiglas-scheiben, werden zu einem Sonnenschutznetz montiert, das zugleich filigran und aufplusternd die Fassade des Forschungszentrums wie eine zweite Haut überspannt. Nach Antlitz, Charakter und Gestalt ein gutes Stück neuer Architektur, das neben der alten bestehen kann. In Österreich gibt es dafür schon einige Beispiele. Der <Tower> von Leoben ist kein Einzelfall.» Das ist er nun wirklich nicht. Nicht nur Österreich be-sitzt solche in die Zukunft weisende Gebäude, bei denen jeder Baubiologe sicherlich sofort bestätigen würde, wie ungemein «reizvoll» sie für die Menschen sein können, die sich darin aufhalten müssen.

Daß gerade dieses in Leoben errichtete taillierte Stahl-prunkstück mit einem Preis der «Europäischen Stahl-bau-Konvention» ausgezeichnet wurde, hat sichtlich auch nur rein zufällig etwas damit zu tun, daß Leoben in der Nähe von Graz liegt und zwei Grazer Architekten dieses Gebäude entworfen haben. In Graz arbeiten die Wissenschaftler, denen es noch am ehesten gelungen ist, der mit Stahl, Stahlbeton und Be-ton schaffenden Bauindustrie so schlaflose Nächte zu bereiten, wie man sie in einem elektromagnetisch höchst ungünstigen Klima leicht erleiden kann. Prof. Dr. Josef Möse und Dozent Dr. Gerald Fischer vom Hygiene-Institut der Universität Graz und Prof. Dr. Stefan Schuy vom Institut für Elektro- und Biomedi-zin der Technischen Hochschule Graz haben in jahrelan-gen Untersuchungen immer wieder nachgewiesen, wie

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stark unter anderem eine verminderte Gleichfeldspan-nung die vegetativen Nerven, die Hormonreaktionen und die allgemeine Abwehrkraft zu beeinflussen ver-mag. Sie konnten in modernen Gebäuden diese vermin-derte Gleichfeldspannung nachmessen und veröffent-lichten einen sehr vorsichtig formulierten Bericht, in dem es hieß: «Es kann als sehr wahrscheinlich angenom-men werden, daß das Gleichspannungsgefälle in ge-schlossenen Massivbauten moderner Bauweisen vermin-dert ist oder im Extremfall sogar fehlt.» Die zarte Andeutung genügte, um den Wissenschaftlern eine Prozeßdrohung der österreichischen Bauwirtschaft einzubringen.

Nun sagen sie zu dem Thema nichts mehr, sie messen nur noch. Wenn die Verfechter der modernen Bauwei-sen wirklich überzeugt sind, daß ihre Bauten zu keiner Beeinträchtigung des allgemeinen Gesundheitszustandes beitragen können, wäre es zu begrüßen, wenn sie den Grazer Wissenschaftlern jede Unterstützung anbieten, entsprechende Untersuchungen im nahen Leoben unter Kontrolle durchzuführen. Dabei dürfte nicht einmal die verminderte Gleich-feldspannung eine entscheidende Rolle spielen. Man wird wahrscheinlich erhebliche statische Felder messen. Dr. Eichmeier hat in München statische Aufladungen zwischen zwei Baumaterialien wie Kunststoff und Glas bis zu 6000 Volt gemessen. Bei derartigen Spannungen kann es zu Veränderungen des Alpha-Rhythmus im Ge-hirn (Ausfall des Bergerschen Effektes) kommen. Noch stärker kann vielleicht die in solchen Gebäuden zu vermutende Veränderung des Mangetfeldes von Bedeu-tung sein. Bei allen Überlegungen, inwieweit elektro-magnetische Verhältnisse eine biologische Wirkung ausüben, werden die stets damit verbundenen magneti-schen Felder meist vernachlässigt. So auch hier. Verzerrungen des natürlichen Magnetfeldes sind für 13z

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viele Pflanzen und Tiere mit erheblichen biologischen Störungen verbunden. Daß unser Magnetsinn nicht so ausgeprägt ist wie bei diesen anderen Organismen, ist aus der Evolution heraus zu erklären; wir sind auf diese Information nicht so sehr angewiesen. Das ändert jedoch nichts daran, daß die magnetischen Felder auf uns ein-wirken. Ein Blinder hat seinen wichtigsten Sinn für das Sonnenlicht verloren, aber das Sonnenlicht trifft ihn trotzdem. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, daß Sauerstoff als einziges paramagnetisches Gas in der Luft gilt und die Eigenschaft besitzen soll, sich nach dem herrschenden Magnetfeld auszurichten. Die auf diesem Gebiet notwendigen Forschungen ver-dienen volle Unterstützung, nicht nur durch den manch-mal überforderten Staat oder durch die in ihren Mitteln limitierten Universitäten, sondern auch durch eine über den Tag hinaus denkende Industrie. Die Anerkennung auch nur einiger grundlegender For-derungen der Baubiologen setzt jedoch die Anerken-nung der Tatsache voraus, daß die Häuser und deren In-neneinrichtung in erheblichem Maße mitschuldig sind an den Zivilisationskrankheiten. Von dem Mut, sich zu diesem Eingeständnis durchzuringen, hängt die Zukunft der Baubiologie ab.

Eine detaillierte Aufzählung aller Dinge, die unter Um-ständen die optimale Gesundheit des Menschen in sei-nem Wohnraum, Arbeitsraum, Schlafraum mindern könnten, wäre geeignet, empfindsame Gemüter zu ver-anlassen, sofort die Koffer zu packen und ihre Wohnun-gen fluchtartig zu verlassen. Um in einem baubiologisch sauberen Raum Unterkunft zu suchen, der etwa in einem mit Petroleumlampen beleuchteten und mit Holz-kachelofen beheizten, nichtelektrifizierten Blockhaus am Südhang eines Berges in rund 1800 Meter Höhe beste-hen könnte.

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Eine perfekte Abschirmung vor allen nur denkbaren baubiologisch ungünstigen Verhältnissen ist aus vielen Gründen nicht zu erreichen. Wer das anstrebt, schadet der Sache. Andererseits sollte jeder Mensch, dem nicht nur an der Befreiung von Krankheiten liegt, sondern auch an der Erhaltung der Gesundheit, sich sachlich über die wich-tigsten physikalischen und chemischen Auswirkungen durch die auf, an und in den Häusern bestehenden Ge-gebenheiten informieren. Die Informationen über dieses Thema litten bislang dar-unter, entweder zu sehr Sensation oder zu sehr Emotion zu sein. Baubiologie darf nicht als Masche fixer Herstel-ler zweifelhafter Geräte vermarktet werden, Baubiologie darf auch nicht als Religionsersatz einseitig orientierter Gesundheitsapostel zerredet werden. Nach der sachlichen Information und Beratung — zwei Dinge, die in nächster Zeit eine stärkere Förderung er-fahren — ist es jedem Menschen eher gegeben, sich vor den sogenannten Hauskrankheiten zu schützen. Durch ein ganz einfaches Meiden der schädigenden Einflüsse oder, wo das nicht durchführbar ist, durch ein Abschir-men vor den Einflüssen mit zumutbaren Maßnahmen. Ein Gebiet der Baubiologie allerdings muß hier heraus-gegriffen und gesondert behandelt werden. Es ist das Gebiet, das mit mehr Sensationen und Emotionen bela-stet ist als die anderen.

Es ist das belächelte, mißverstandene, ebenso hart abge-lehnte wie verteidigte Gebiet der Bodenreizstreifen, die quer durch ein Haus verlaufen und es, unter anderem, zum «Krebshaus» machen können. Das Gebiet der geopathogenen Zonen.

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5 Faszination eines Phänomens

Nur noch ein Reißnagel markiert den früheren Standort des Bettes, in dem nacheinander drei Menschen an Krebs erkrankt waren. Er ist unauffällig in der Decke darüber angebracht. Das ehemalige Schlafzimmer im zweiten Stock des Fachwerkhauses G in Pleutersbach im Neckartal wird heute als Wohnküche benützt. Großvater Valentin G. war an Magenkrebs gestorben. Danach schlief sein Sohn Georg in dem Bett, das für den Vater zum Todeslager geworden war. Auch er erkrankte nach wenigen Jahren an Magenkrebs. Nachdem er 1945 daran verstorben war, wählte die Ehefrau das Bett ihres verschiedenen Mannes als Schlafplatz. 1950 wurde auch sie an Magenkrebs operiert und erlag kurz darauf ihrem Leiden.

Zu dieser Zeit war Dr. Ernst Hartmann der Hausarzt der Familie. Er machte sich darüber Gedanken, daß inner-halb weniger Jahre drei Menschen in demselben Bett am gleichen Krebsleiden erkrankt und gestorben waren. Konnte bei Vater und Sohn noch ein Zusammenhang aufgrund einer erbbedingten Veranlagung bestanden haben, so mußte diese Möglichkeit bei der Ehefrau aus-geschlossen werden, da sie mit ihrer neuen Familie nicht blutsverwandt war. Deshalb drängte sich dem Arzt die Überlegung auf, daß ein zusätzlicher Risikofaktor entscheidend am Entstehen der Krankheit mitbeteiligt gewesen sein mußte. Es konnte sich um einen ortsgebundenen Einfluß handeln, sozusagen einen Standortfaktor. Durch weitere Krank-heitsfälle wurde er in seinem Verdacht noch bestärkt. Die Söhne Wilhelm und Alfred des an Krebs verstorbe-nen Ehepaares G. schliefen im Zimmer der Großmutter

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und waren völlig gesund, während die Tochter Irma im Schlafzimmer der Eltern ständig über Nierenbeschwer-den, Verdauungs- und Periodenstörungen klagte, die am Morgen stärker waren als zu anderen Tageszeiten. Au-ßerdem waren die ersten beiden Frauen des Großvaters jeweils im Wochenbett verstorben, seine dritte Frau war jahrelang gallenkrank gewesen. Nachdem sie in ein an-deres Zimmer umgesiedelt war, genas sie plötzlich ohne äußere Einwirkung und wurde ohne Beschwerden sehr alt.

Eine Schwester der Mutter schlief immer, wenn sie zu Besuch kam, in den Ehebetten. Kurz darauf trat bei ihr jedesmal eine Gastritis auf. Nach Rückkehr in ihren Wohnort verschwanden die Beschwerden schlagartig. Die Tochter eines im Raum darunter wohnhaften Ehe-paares litt früher an Gastritis und Gallenbla-senentzündung. Nach einem Bettentausch mit der Mut-ter wurde das Mädchen beschwerdefrei, während nunmehr bei der Mutter so starke Gallenbeschwerden auftraten, daß ihr die Gallenblase operativ entfernt wer-den mußte. Auf Anraten des Arztes zogen die Bewohner des Hauses G schließlich in andere Schlafzimmer um. Dr. Hartmann mietete den Raum im zweiten Stock und stellte dort eine Reihe verschiedener Experimente an, die sich über zwei Jahrzehnte hinzogen. Sein Ziel war es, in dem zur Forschungsstätte umfunktionierten Schlafge-mach krankheitsverursachende Standortfaktoren meß-technisch zu erfassen und die Ergebnisse wissenschaft-lich zu verwerten.

Die Vermutung lag nahe, daß es sich dabei um Strahlun-gen handelte, die aus dem Boden aufstiegen. Zusam-menhänge zwischen Strahlungen bisher unbekannter Art und chronischen Erkrankungen, besonders Krebs, waren schon oft behauptet worden. Vor allem haben Ru-tengänger immer wieder darauf hingewiesen. Sie spre-chen von sogenannten geopathogenen Zonen (geo . . . 136

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griech. Erde, pathos griech. Leiden), von streifenförmi-gen Bereichen des Bodens, die durch ihre Ausstrahlung krankheitsauslösend wirken sollen. Dr. Hartmann ließ deshalb den ominösen Versuchsraum zuerst von mehreren Rutengängern untersuchen. Ohne von den Feststellungen der anderen Rutengänger zu wis-sen, erklärte jeder von ihnen, unter dem Raum verlaufe von Norden nach Süden eine «Verwerfung der Boden-schichten» und von West nach Ost ein «Wasserge-rinne». Auf der Erdoberfläche darüber würden Reize auftreten, die den Rutenausschlag bewirken. Die beiden Reizstreifen kreuzten sich nach ihren Angaben in dem Raum. Als Ort der Kreuzung gaben sie den ehemaligen Standort des Bettes an, in dem drei Menschen an Krebs gestorben waren. Eine etwa vierzig mal vierzig Zentime-ter messende Stelle bezeichneten sie übereinstimmend als «Krebspunkt». Die Rutengänger untersuchten die beiden Reizstreifen auch in ihrem weiteren Verlauf. Der eine Reizstreifen traf in der näheren Umgebung auf kein von Menschen oder Tieren bewohntes Objekt. Der andere verlief durch zwei Ställe. Im ersten Stall ge-diehen seit eh und je die Schweine nicht, und Hühner gingen an einer Blutkrankheit (Leukose) zugrunde. In dem zweiten betroffenen Stall litten Kühe an Blut-harnen, dessen Ursache nicht festgestellt werden konnte. Mutungen mit der Wünschelrute gelten nicht als objek-tive Messungen. Deshalb führte Dr. Hartmann nach ver-schiedenen Verfahren Vergleichsmessungen über der markierten Stelle und an neutralen Orten durch. Die er-sten interessanten Aufschlüsse erhielt er 1954 aufgrund der Messung der Infrarotabstrahlung von Personen, die abwechselnd auf dem sogenannten Krebspunkt und auf einer neutralen Stelle registriert wurde: Auf dem Krebspunkt sank die Gesamtstrahlung in Sekunden-schnelle ab. Das entsprach einer Drosselung der Ener-gieabgabe und einer Verschiebung der Wärmeabstrah-

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lung in die Richtung der Langwelligkeit, «ein Befund, der auch beim Krebskranken zu erheben ist». Diese Drosselung der Energieabgabe auf dem Krebspunkt lief parallel mit der gleichzeitig gemessenen Erhöhung des Hautwiderstandes. Bei jeder Wieder-holung kam es zu der gleichen Veränderung der Werte, während sich die Abstrahlung auf neutraler Zone sprunghaft wieder erhöhte und der Körperwiderstand absank. Dr. Hartmann zog in einer Fachveröffentlichung daraus den Schluß, «daß durch einen ortsgebundenen, energeti-schen, in seiner Qualität noch unbekannten Faktor eine eindeutige Wirkung sowohl auf die Intensität als auch auf die Spektralverhältnisse der menschlichen Strahlung ausgeübt wird und daß dieser Faktor somit für die Rich-tung des Krankheitsgeschehens verantwortlich ist». Die Aussagen der Rutengänger waren dadurch insofern bestätigt worden, als die Zone über der von ihnen mar-kierten Stelle sich tatsächlich deutlich von der Umge-bung unterschied. Es mußte dort einen auf den Energie-haushalt des menschlichen Organismus wirksam werdenden Einfluß geben. Einiges sprach dafür, daß es sich um eine Strahlung handelte. Aber kam sie wirklich aus dem Boden? Oder handelte es sich um Strahlen aus der Atmosphäre? Weshalb bevorzugten sie dann ausge-rechnet diese Stelle bei ihrem Einfallen? Was war hier anders als anderswo?

Das nächste Experiment brachte so ungewöhnliche Er-gebnisse, daß Dr. Hartmann es in den verschiedensten Versuchsanordnungen immer von neuem wiederholte: Ab 1955 wurden Tausende von Blutsenkungen in die-sem Raum durchgeführt. Die Messung der Senkungsgeschwindigkeit von Blut-körperchen und Blutplättchen in Blut, das ungerinnbar gemacht wird, gibt wertvolle Hinweise für die Diagno-stik. Bei bestimmten Erkrankungen ist die Blutsenkung 138

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nämlich erhöht, das heißt, die Reaktion geht beschleu-nigt vor sich. Um die Auswirkung des Krebspunktes auf die Senkungsgeschwindigkeit von menschlichem Blut zu prüfen, wurden bis zu dreißig Proberöhrchen gleichzei-tig mit gleichem Blut gefüllt und in Abständen von fünf bis zehn Zentimetern an Latten befestigt, die über den Reizstreifen, über dem Kreuzungspunkt der Reizstreifen und über ungestörten Stellen angebracht waren. Das er-möglichte Dr. Hartmann und seinen Mitarbeitern auf-schlußreiche Vergleiche. Es zeigte sich nämlich, daß die Blutsenkung, je nachdem, ob sie über neutraler oder ge-störter Stelle ablief, verschieden schnell vor sich ging. Auch die Blutsenkungsgeschwindigkeit über Reizstrei-fen und Kreuzungspunkten von Reizstreifen unterschied sich noch voneinander: Über den Kreuzungspunkten war die gemessene Reaktion wesentlich verstärkt. Zwi-schen den drei Gruppen besteht ein Verhältnis von 1 : 2 : 3 . Ein Unterschied von fünf Millimeter Senkung auf neutraler Zone entspricht zehn Millimeter auf einem Reizstreifen und fünfzehn Millimeter auf einer Kreu-zung. Alle Versuche wiesen eindeutig auf die Wirksam-keit eines ortsgebundenen Faktors hin, ohne allerdings etwas über das Wesen dieses Faktors auszusagen. Eine Beobachtung gab den Forschern besonders zu den-ken. Die Veränderung der Senkungsgeschwindigkeit war keineswegs gleichmäßig. Es gab noch eine «dritte Kraft», die sich darauf auswirkte: das Wetter. Je nach Wetterlage hatten die Reizzonen unterschiedli-che Einflüsse auf das Blut. Bei Schönwetter kam es in al-len drei Gruppen zu einem gleichmäßigen Ablauf der Senkung. Zog dagegen eine Kaltfront heran, wurde der Ablauf auf den gestörten Zonen gegenüber den neutra-len deutlich beschleunigt. Beim Auftreten einer Warm-front aber war das Verhalten genau umgekehrt. Der Zusammenhang mit dem Wetter trat bei jedem weiteren Experiment immer deutlicher hervor. Besonders augen-

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fällig wurde er bei den Messungen der radioaktiven Strahlung aus dem Boden. Diese sogenannte harte Strahlung tritt überall auf, sie ist ein Bestandteil unserer Umwelt.

Harte Strahlen aus der Erde

Der erste, der sich mit dieser harten Strahlung über geo-pathogenen Zonen beschäftigte, war in den dreißiger Jahren der französische Physiker P. Cody. Im Laufe von sieben Jahren registrierte er die Strahlung über Tausen-den von Krebsbetten und stellte fest, daß sie sich deut-lich von der Strahlung über neutralen Stellen unter-schied. In dem Fachblatt «Erfahrungsheilkunde» berichtet J. Wüst 1954 nach Einsicht in die Original-arbeit: «Im 5. Stock eines Hauses war der Durchmesser des bestrahlten Bereiches kaum doppelt so groß wie im Keller. Unter dem Einfluß der Erdemission (wie Cody die Strahlungen nannte) wurde ein lichtdicht in Papier und Holzkassetten eingeschlagener Röntgenfilm so ver-ändert, daß er sich bei der Entwicklung schwärzte. Wurde außerhalb der Hülle eine Bleivignette ange-bracht, welche die von unten aufsteigende Strahlung ab-schirmte, so zeichneten sich die Umrisse der Vignette deutlich auf der fotografischen Schicht ab. Cody beob-achtete auch, daß Holzparkettböden, die lange Zeit von der betreffenden Strahlung getroffen wurden, sich eigenartig dunkel verfärbten und mit keinem Mittel auf-zuhellen waren. Umgekehrt bleichten farbige Steinbö-den im Bereich der Erdemission aus. Bleiplatten, die zum Schutz gegen die Strahlung längere Zeit unter den Bet-ten lagen, zeigten an den von der Strahlung getroffenen Stellen eine eigentümlich bräunliche Verfärbung, die manchmal schillernd irisierte, und nur in diesen verfärb-ten Bereichen wurden sie im Laufe der Zeit stark ra-dioaktiv.»

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Die Radioaktivität dieser Platten war so stark, daß da-durch in der Luft in einer Ionisationskammer zehnmal so viele elektrische Ladungsträger auftraten, als dies bei Metallen der Fall war, die nicht der Strahlung ausgesetzt worden waren. Diese Messungen führte Cody sechsmal pro Tag durch. Dabei fand auch er eine Rhythmik, die sowohl einem Tages- wie einem Jahresverlauf entsprach. Wüst berichtet: «Beim Tagesgang lag das tägliche Maxi-mum früh um acht Uhr, das Minimum vormittags um zehn Uhr, dann erfolgte ein langsamer Anstieg zu einem zweiten Maximum um vierzehn Uhr, das bis abends achtzehn Uhr nur geringfügig absank. Der Jahresgang weist ein vom Februar bis April dauerndes Minimum und ein Maximum im August/September auf.» Cody stellte fest, daß die erhöhte radioaktive Strahlung an Stellen, an denen Menschen an Krebs erkrankt oder gestorben waren, unbestreitbar von unten kam. Denn eine Abschirmung konnte nur nach unten erzielt wer-den.

Nach einer Erklärung für dieses Phänomen wurde bisher vergeblich gesucht. Einen interessanten Hinweis veröf-fentlichte 1965 der Direktor der Überlandwerke in Bam-berg, Bürklin. Es gelang ihm, mit «Brems-Türmen» aus Paraffin und Graphit die Grundstrahlung zu bremsen und am Ende des Bremsweges Neutronen nachzuweisen. Daraus könnte man schließen, daß die überall auftre-tende Grundstrahlung durch verschiedene Stoffe, zum Beispiel durch fließendes Wasser, gebremst und da-durch verändert wird. In den fünfziger Jahren maßen W. J. Williams und Ph. L. Lorenz mit hochempfindlichen Instrumenten diese harte Strahlung aus dem Boden. Sie orteten auf diese Weise Hunderte von geologischen Brüchen bis in 1700 Meter Tiefe. Bei ihren Untersuchungen bewegten sie die Appa-ratur in einem langsam fahrenden Auto und in niedrig fliegenden Hubschraubern über Land.

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Von Bedeutung ist ihre Feststellung, daß die Intensität der Strahlung nachts dreimal so hoch ist als am Tage. Eine Strahlung, die über Brüchen verstärkt registriert wird und die nachts deutlich an Intensität zunimmt, müßte mehr Beachtung finden, als dies heute geschieht. Diese Feststellung bedeutet nämlich, daß viele Men-schen im Schlaf der Einwirkung eines Faktors ausgesetzt sind, der unter Umständen einen Risikofaktor für die Gesundheit darstellt. Es ist kaum zu verantworten, daß man derartige Feststellungen einfach belächelt und die Forschung einem kleinen Kreis von Interessierten über-läßt, die man zudem noch als Außenseiter abqualifiziert. Man kann sich die erhöhte Radioaktivität über Reizstrei-fen oder Kreuzungen in einem schlauchartigen, senk-recht an bestimmten Stellen über der Erde stehenden Gebilde vorstellen. Dieses körperlose Gebilde sendet hochenergetische Strahlungen aus dem Erdboden nach oben und durchdringt dabei auch Fußböden, Teppiche und Zimmerdecken.

Radioaktive Strahlungen haben die Eigenschaft, die von ihr getroffenen Luftmoleküle elektrisch aufzuladen und sie so zu Ionen umzuwandeln. Wenn es also über be-stimmten Bodenstellen ionisierte «Schläuche» geben kann, hat dies «erhebliche Konsequenzen für alle Arten von elektromagnetischen Feldern, den natürlichen luft-elektrischen Strom, die Luftionisation usw., und für alle von diesen Parametern abhängigen Effekte» (König). Das könnte auch die Verbindung elektromagnetischer Vorgänge in der Atmosphäre mit der radioaktiven Strah-lung aus Reizstreifen verständlich machen. Es gibt bei-spielsweise eine in Dresden erarbeitete Dissertation, in der untersucht wird, warum sich Blitzeinschläge in Hochspannungsleitungen an ganz bestimmten Teil-stücken häufen. So schlugen in eine achtzig Kilometer lange Leitung im Beobachtungszeitraum zweiundvierzig Blitze ein. Allein fünfundzwanzig dieser Blitze wurden 142

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auf einer nur 6,3 Kilometer langen Teilstrecke registriert. Diese Häufung ist mit Zufälligkeiten ganz und gar nicht erklärbar. Untersuchungen ergaben, daß Freileitungsmaste und Spannungsfelder, die sich über Grundwasseradern oder gar Grundwasserkreuzungen befinden, bevorzugt blitz-gefährdet sind. Über Reizstreifen wird zudem eine stark erhöhte Tätig-keit der hauptsächlich bei Blitzentladungen entstehen-den Signale (Spherics) gemessen. Das Auftreten einer überdurchschnittlich hohen Zahl dieser Spherics kann, wie die bereits geschilderten Untersuchungen der Bio-klimatiker in Freiburg bewiesen haben, auf Wetterfüh-lige biologisch sehr ungünstig wirken. Noch eine weitere Charakteristik der Luftelektrizität über den Reizstreifen wurde durch Messungen der elek-trischen Feldstärke im UKW-Bereich bestätigt, die im «Krebshaus» von Pleutersbach durchgeführt wurden. Über dem in der Nord-Süd-Richtung verlaufenden Reizstreifen wurden minimale Werte registriert, wie sie erfahrungsgemäß über Brüchen und Verwerfungen auf-treten; über dem Ost-West-Streifen dagegen kam es zu maximalen Werten, was den Auswirkungen eines Was-sergerinnes entspricht.

Dr. Hartmann kreiste die «Krebsstrahlung» enger und enger ein. Immer neue Indizien, immer neue Verdachts-momente wurden gefunden. Wenn Menschen auf dieser Stelle zu Schaden kamen, wie reagieren dort Pflanzen und Tiere? Eine lange Serie von Keimversuchen begann. Der Arzt pflanzte Erbsen, Bohnen, Kresse, Gurken und Mais in Blumenkästen an, die er zum Teil der Strahlung über der Reizstreifen-Kreuzung aussetzte. Schon der Augen-schein beeindruckte jeden Besucher: Die Pflanzen auf dem Krebspunkt keimten entweder gar nicht, oder ihr Wuchs war kleiner, oder die Farbe war verändert.

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Abb. 6 Messungen der Gammastrahlung

im Haus G in Pleutersbach mit

Standort des Bettes, in dem drei

Bewohner an Krebs starben (nach Wüst/

Aschoff).

Als besonders aufschlußreich erwiesen sich die Tierver-suche. Die über dem Krebspunkt gehaltenen Mäuse warfen nicht einmal halb so viele Junge wie die Ver-gleichsgruppe auf neutralem Gebiet (56 : 124). Die neu-tral angesiedelten Mäuse schliefen nachts ruhig, wäh-rend die auf der Kreuzung aufgestellten Tiere sich besonders nach Mitternacht sehr unruhig verhielten. Mit Fortdauer des Versuchs fraßen sie schließlich ihre eige-nen Jungen auf. In einem anderen Versuch wurde das Tumorwachstum von Ratten in Abhängigkeit vom Standort studiert. Nach der üblichen Methode wurde den Ratten dabei eine Aufschwemmung von Krebszellen eingespritzt. Die Tumoren wurden abgetastet, mit Plasti-lin nachgeformt und gewogen. 132 Tiere in zwölf Ver-suchsreihen nahmen an dem Experiment teil. Bisher hatte man beobachtet, daß bei Warmfronten und herrschendem Tiefdruck ein beschleunigtes Wachstum von Tumoren einsetzt. Am Krebspunkt aber verhielt es

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sich entgegengesetzt: Das Wachstum der Tumoren war bei diesem Wetter gehemmt, während es bei Hochdruck und Kaltfront beschleunigt ablief. Diese Befunde waren individuell kaum verschieden, im selben Käfig kam es durchweg zu gleichartigen Ergebnissen. Die Zusammenhänge mit der Messung der harten Strah-lung sind unübersehbar. Bei Tiefdruckgebieten war über der Reizzonen-Kreuzung nämlich eine stark verminderte Strahlung gemessen worden, bei Hochdruckeinfluß wa-ren dort die Impulse gegenüber der Umgebung deutlich vermehrt. Damit ist allerdings nicht gesagt, daß die radioaktive Strahlung selbst der Faktor ist, der die krankhaften Veränderungen ermöglicht. Vielleicht ist sie bloß ein Indiz, das auf eine übergeordnete Einflußgröße hinweist.

Neben den Experimenten mit Pflanzen und Tieren wur-de auch die Reaktion des Menschen auf standort-bedingte Einflüsse registriert. Besonders interessante Aufschlüsse ergaben sich aus der Messung des Körper-widerstandes gegen einen Gleichstrom von 1,5 Volt, der über die Handflächen durch den Körper einer Ver-suchsperson geschickt wird. Die Versuchspersonen mußten an mehreren Stellen des Raumes Platz nehmen, wobei jeweils die Widerstandswerte gemessen wurden. «Setzt man die Person, die zunächst auf neutralem Ge-biet getestet ist, auf geopathogene Punkte, so erlebt man Reaktionen und Widerstandsänderungen bei nur gerin-gem Entfernungswechsel, die bislang in der Medizin und Biologie nicht bekannt waren», schreibt Dr. Ernst Hart-mann, der solch eine Messung als Georhythmogramm bezeichnet. Denn dieses Verfahren «liefert den Beweis, daß jeder Fleck Erde den Körper in eine bestimmte Reaktionslage bringt». Auf neutralen Plätzen sind diese Widerstandswerte am niedrigsten. Selbst bei schweren Wetterstörungen wur-den nur Unterschiede zwischen 0,5 und 2 Kilo-Ohm re-

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gistriert. Geradezu sprunghaft stiegen die Meßwerte über dem Krebspunkt an. Bei Kaltfronten wurden 5, 10, ja 30 Kilo-Ohm gemessen. Diese Ergebnisse konnten bei dreißig Versuchspersonen über Jahre hinweg oftmals wiederholt werden. Der erhöhte Widerstandspegel über der Reizstreifen-Kreuzung entspricht einer bestimmten Erregung des ve-getativen Systems, die mit Krampfbereitschaft und Min-derung der Durchblutung einhergeht. Außerdem war die Reaktionszeit auf Lichtreiz über der Kreuzung deut-lich verlängert. Wie man diese Messungen auch deuten mag, eines geht unübersehbar daraus hervor: Der von den Rutengängern geortete Krebspunkt unterscheidet sich auch in der ob-jektiven Messung eindeutig von seiner Umgebung. Mit all diesen Feststellungen ist allerdings die Frage nach der Ursache der beobachteten Störungen nicht be-antwortet. Die mit großer Konsequenz in Pleutersbach über zwei Jahrzehnte hinweg durchgeführten Forschun-gen sind trotzdem ein Stück Pionierarbeit auf wissen-schaftlichem Neuland. Es ist ein Verdienst von Dr. Ernst Hartmann, daß er unbeirrt von Spott und Drohung sei-nen Weg gegangen ist und sogar die nicht unbeträchtli-chen finanziellen Mittel dafür aufgebracht hat. Ihn zu unterstützen sollte für einige wissenschaftliche Institu-tionen selbstverständlich sein und im eigenen Interesse liegen.

Bei den Messungen wird man allerdings immer wieder Schwierigkeiten begegnen, da man es mit kleinsten Rei-zen zu tun hat. Man stößt bald an die Grenzen einer exakten Messung. Immerhin betragen die Unterschiede zwischen gestörten und ungestörten Plätzen nicht mehr als zehn bis dreißig Prozent. Dabei kommt man leicht in den sogenannten Rauschpegel hinein. Auf ein verständ-liches Beispiel übertragen, heißt das etwa: Wer gute Oh-ren hat, kann den Unterschied zwischen verschiedenen 146

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Geräuschen noch hören. Ein anderer wird sagen, er höre nur noch ein Rauschen. Während man früher angenommen hat, daß derartig schwache Intensitäten biologisch nicht wirksam wären, muß man diese Ansicht heute revidieren. Vor allem hat die Wetterforschung gezeigt, welch schwache Reize noch einen Einfluß auf lebende Organismen haben können, wenn sie in großer Vielzahl oder immer wieder, also über lange Zeit hinweg, wirksam sind. Bei den Bodenreizen ist das der Fall. Gerade nachts, wenn sie ihre stärkste Intensität haben, sind wir ihnen ohne Ausweichmöglichkeiten viele Stunden hindurch ausgesetzt. Deshalb müßte der Erforschung dieses Pro-blems unbedingt mehr Aufmerksamkeit gewidmet wer-den. Dr. Hartmann ist davon überzeugt, daß die Physiker trotz der Schwierigkeiten sehr rasch brauchbare Meßap-paraturen entwickeln könnten. Vorausgesetzt, daß ihnen endlich diese Aufgabe gestellt wird. Damit wäre die Möglichkeit geschaffen, den risikofreien Schlafplatz ent-sprechend den Verhältnissen in jeder Wohnung einfach zu bestimmen. Dr. Hartmann und seine Mitarbeiter empfehlen übri-gens, die Schlafstätte nach einigen Wochen zu wechseln, also zum Beispiel mit anderen Familienmitgliedern das Bett zu tauschen. Das könnte auch im Hinblick auf an-dere elektromagnetische Einflüsse von Vorteil sein. Der Einfluß von Reizstreifen auf die Leistungen des zen-tralen Nervensystems — wie sie in der verlängerten Reaktionszeit zum Ausdruck kommt — führt außerdem zu einer weiteren Empfehlung des Arbeitskreises für Geobiologie. Dr. Hartmann rät, Schulklassen im Rhyth-mus von drei bis vier Wochen umzusetzen. Schon da-durch könne manche mit mangelhafter Leistung verbun-dene Konzentrationsschwäche vermieden werden. Die meisten Nutzanwendungen aus den geobiologischen

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Forschungen beziehen sich auf Schlafzimmer und Schlafplatz. Es wird die Forderung erhoben, das Schlaf-zimmer solle ein «Primitivraum» sein. Die elektro-statische Aufladung durch Kunststoffböden und Kunst-stoffflächen soll ebenso von vornherein ausgeschaltet werden wie die Möglichkeit einer Reflexwirkung von Strahlungen. Dabei ist zu beachten, daß Spiegel nicht nur Licht, sondern auch jede andere elektromagnetische Strahlung reflektieren - also auch solche, die von Reiz-streifen ausgehen. Dr. Hartmann machte das mit einem Versuch deutlich: Ein Mensch wird mit dem Licht einer Kerze angespiegelt, um den genauen Reflexionswinkel zu bestimmen. Dann wird er auf diese Weise der Strah-lung eines Krebspunktes ausgesetzt, obgleich er sich selbst auf neutralem Boden aufhält. Dennoch verändert sich sein Georhythmogramm, als ob er auf der Reizstrei-fen-Kreuzung Platz genommen hätte. Die Ergebnisse der unzähligen wissenschaftlich ein-wandfreien Untersuchungen, Experimente und Messun-gen durch den Arbeitskreis für Geobiologie sind beein-druckend. Sie würden wahrscheinlich nicht nur die Laien, sondern auch die Geologen, Physiker und Medizi-ner allgemein stärker beeindrucken, wenn nicht die Lehre von den krankheitsauslösenden Reizstreifen der Erde erstmals von Menschen begründet und nachgewie-sen worden wäre, die nun einmal in der erfolgsberausch-ten Wissenschaft von heute keinen Platz haben - von den Rutengängern.

Ein Mensch ohne wissenschaftliche Vorbildung, der eine Wünschelrute in die Hand nimmt und damit bisweilen schnellere und präzisere Ergebnisse erzielt als mancher Wissenschaftler mit all seiner Bildung und seiner ausge-klügelten Technik, paßt nicht in das Bild einer exakten Forschung. Er darf nicht hineinpassen, es wäre für die moderne Wissenschaft demütigend.

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Bei allem Verständnis für diese Situation und im Be-wußtsein des Risikos, absichtlich oder unabsichtlich falsch verstanden zu werden, möchte ich mich doch et-was näher mit dem Rätsel des Rutengehens beschäfti-gen.

Das Phänomen

Wie gut, daß es Goethe gab. Jeder Rutengänger zitiert den von Goethe zu Problemen der Natur- und Wissen-schaftslehre in den «Maximen und Reflexionen» gepräg-ten Spruch: «Der Mensch an sich selbst, insofern er sich seiner gesunden Sinne bedient, ist der größte und ge-naueste physikalische Apparat, den es geben kann; und es ist eben das größte Unheil der neueren Physik, daß man die Experimente gleichsam vom Menschen abge-sondert hat und bloß in dem, was künstliche Instru-mente zeigen, die Natur erkennen, ja, was sie leisten kann, dadurch beschränken und beweisen will.» Den Spruch zitieren sie besonders, wenn Physiker ihnen die künstlichen Instrumente als einzig gültige Meßappa-rate vorhalten. Es kann nicht stark genug betont werden: Nicht die Wünschelrute oder das Pendel des Rutengängers ist ein Instrument, das irgend etwas mißt. Das Instrument ist der Mensch selbst, und die Rute oder das Pendel sind le-diglich die Zeiger, die Art und Stärke der vom Men-schen aufgenommenen Reize anzeigen. Es ist deshalb sekundär, ob man eine Rute aus Haselholz oder Metall nimmt, ob man ein Pendel aus Messing, Kristall oder Jade verwendet. Form und Material der Hilfsmittel haben sich im Laufe der Jahrtausende immer wieder gewandelt. Gleich blieb das eigentliche Meß-instrument, der Mensch. In China wurde vor zweitausend Jahren kein Hausbau

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begonnen, ehe nicht durch Untersuchungen eines Rutengängers sichergestellt worden war, daß der vorge-sehene Bauplatz keine gesundheitsgefährdenden Störzo-nen aufwies. Das ist nicht verwunderlich bei einem Volk, das traditionell jede Erfahrung pragmatisch nutzt, und zwar ohne Rücksicht auf eine noch fehlende wissen-schaftliche Erklärung für diese Erfahrung. Auch die Römer schenkten Bodeneinflüssen große Auf-merksamkeit und vermieden bei der Wahl der Lager störende Zonen. Nachprüfungen ergaben, daß sogar unsere barbarischen Germanen nicht so barbarisch waren und ihre Siedlun-gen auf geobiologisch gesunden Zonen anlegten. Ihnen standen keine komplizierten Meßgeräte der mo-dernen Physik zur Verfügung. Auch sie hatten nur den Menschen als Instrument und eine gegabelte Holzrute als Zeiger. Nicht jeder Mensch ist dazu geeignet, nicht jedem scheint es gegeben zu sein, sich - wie Goethe es nennt -seiner gesunden Sinne zu bedienen. Man kann allerdings die Veranlagung, bestimmte Strah-lungen wahrnehmen zu können, in sich fördern und trai-nieren. Ich habe es am Beispiel eines hochbegabten Heilprakti-kers erlebt, der mich vor mehr als fünfzehn Jahren durch überzeugendes Können auf Methoden wie die Neurai-therapie aufmerksam machte. Er behandelte mich zum ersten Mal, als ich wegen einer Ischialgie bewegungsunfähig im Bett lag und keiner der herbeigerufenen Professoren an diesem Zustand merk-lich etwas ändern konnte. Der Heilpraktiker kam, beharrte so lange darauf, daß ich eine Narbe als Störfeld haben müßte, bis ich mich an eine alte, durch Granatsplitter verursachte Kriegsverlet-zung entsann. Er unterspritzte die Narbe neuralthera-peutisch, und ich war gesund. Das habe ich bereits 150

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mehrfach als «Schlüsselerlebnis» in Sachen Neuralthera-pie erwähnt. Nur hatte ich, um die Neuraitherapie damit nicht zu be-lasten, eines ausgelassen. Der Heilpraktiker hatte seine Diagnose bei mir gestellt, nachdem er ein seltsam ausse-hendes Gebilde kleiner Metallstäbchen zwischen den Händen gehalten und hin und her gezwirbelt hatte. Mittlerweile dürfte das Ansehen der Neuraitherapie so weit gefestigt sein, daß es diese Nachricht unbeschadet übersteht. Und auch nur flüchtig lesende Gegner der von mir empfohlenen Methoden sollten zwischen The-rapie und Diagnose unterscheiden können. Selbstverständlich erkundigte ich mich damals bei dem Heilpraktiker nach der Bedeutung des Gebildes, das wie eine Miniaturantenne aussah. Es handelte sich um eine besondere Form einer Wün-schelrute, die von einem Arzt in München als Hilfsmittel bei der Diagnosestellung entwickelt und von dem Heil-praktiker für seine eigenen Belange verfeinert worden war. Der Heilpraktiker war also Radiästhet (radius, lat. = Strahl, Ästhesis, griech. = Sinneswahrnehmung). Nach seiner Schilderung hatten ihn als jungen Mann die ra-diästhetischen Fähigkeiten des Münchener Arztes be-geistert, und er hatte sich bemüht, gleiche Ergebnisse zu erzielen. Doch bei ihm bewegte sich der «Anzeiger» nicht. Erst nach monatelangen Versuchen konnte er ein-fache Reize auf den Anzeiger übertragen und sichtbar machen. Es sollte noch viele Jahre dauern, bis er die Radiästhesie beherrschen konnte. Ich habe den Heilpraktiker später des öfteren nach München gebeten, um die von ihm gezeigten Fähigkei-ten im einfachen Blindversuch zu testen. Er stellte mit Hilfe seiner radiästhetischen Abfrag-methode bei mehreren Patienten fest, an welchen Orga-nen, Knochen oder Gelenken sich entzündliche oder de-

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generative Vorgänge abspielten. Nach der Stärke der radiästhetischen Reaktion konnte er bei jedem Patienten auf bestimmte Krankheiten schließen. Ohne Kenntnis dieser radiästhetischen Diagnose wur-den die Patienten danach von drei Ärzten schulmäßig untersucht. Die ärztliche Diagnose stimmte mit der radiästhetisch gestellten Diagnose überein. Das Ergebnis habe ich zur Kenntnis genommen. Es zwingt mich zu dem Schluß, daß einzelne Menschen in der Lage sind, mit Hilfe radiästhetischer Empfindungen medizinische Diagnosen zu stellen, die zumindest den Wahrscheinlichkeitsgrad erreichen wie die schulmedizi-nische Diagnose.

Das bedeutet nicht, daß ich nun der Meinung wäre, man solle alle diagnostischen Maßnahmen einstellen, die me-dizinisch-diagnostischen Labore schließen, diagnostische Apparate wegwerfen und statt dessen mit dem Pendel in der Hand an das Bett des Patienten treten. Ein wenig fühle ich mich jedoch in der Lage des konser-vativen Schulmediziners, der aufgerufen ist, wissen-schaftlich noch nicht voll akzeptierte Methoden wie Akupunktur, Neuraitherapie und Ozontherapie wegen ihrer immer wieder bewiesenen Wirksamkeit anzuer-kennen. Er soll Toleranz zeigen und die Unschädlichkeit und Wirksamkeit der Methode als vorläufig ausrei-chende Qualifikation für deren Anwendung ansehen. So auch hier. Vielleicht könnte tatsächlich Radiästhesie einmal als eine zusätzliche Diagnosehilfe genutzt werden. Die Beto-nung liegt auf dem Wort zusätzlich.

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Meßapparat Mensch

Wir Menschen können, sofern wir die in uns vorhande-nen gesunden Sinne dafür wieder voll geweckt haben, tatsächlich Strahlungen empfinden und über Hilfsmittel anzeigen. Beweise für Wirksamkeit der Radiästhesie sind so zahlreich, daß es schwerfällt, einzelne herauszu-greifen. Es sind nicht nur Strahlungen aus dem menschlichen Organismus, die eine Diagnose erlauben. Es sind ge-nauso Strahlungen aus dem Erdboden, die je nach ihrer Art und Stärke auf unterirdische Wasserverläufe hin-deuten (nur ruhendes, stilles Wasser kann nicht erspürt werden), auf Erzvorkommen oder geologische Verände-rungen. Daß Rutengänger auf unterirdische Erze reagieren, führte zum «Schatzsuchen». Nicht immer ohne Erfolg. Schließlich wird diese Fähigkeit auch heute noch ge-nutzt, beispielsweise von der amerikanischen Armee. In unwegsamem Gelände, wie in den Dschungeln Viet-nams, setzt man ausgebildete Rutengänger zum Aufspü-ren von Minen und versteckten Waffenlagern ein. In Norwegen fanden Experimente Beachtung, bei denen Rutengänger zum Test im Schnee vergrabene Menschen und Gegenstände genau orten konnten. Alle Menschen wurden so in kürzerer Zeit aufgespürt als mit Lawinen-hunden. Bei den vergrabenen Gegenständen konnte le-diglich ein einziger Gegenstand von keinem der Ruten-gänger geortet werden: ein Aluminiumspaten. Unter diesen Vorzeichen ist es nicht mehr ganz abwegig, über die Behauptungen eines führenden Rutengängers zu diskutieren, der angibt, ohne größere Kosten in der Bundesrepublik bestimmte Erzlager orten zu können, deren Abbau wirtschaftlich lohnend wäre. Er spricht von Erzlagern, die Eisen, Kupfer, Blei, Zink, Zinn, Nickel so-wie Wolframit und Tantalit enthalten sollen.

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Er macht sich auch anheischig, Erdöl zu finden. Andere Rutengänger haben ihm das bereits vor sechzig Jahren vorgemacht. So haben ein Herr von Bülow und dessen Tochter Caro-line, spätere Gräfin Finckenstein, in der Lüneburger Heide als Rutengänger achtzehn Stellen angeben kön-nen, von denen zwölf Bohrstellen so günstige Resultate brachten, daß die Erdölwerke dort jahrzehntelang diese Ölquellen nutzen konnten. Die restlichen Bohrstellen er-brachten ebenfalls ö l , nur in unterdurchschnittlicher Fördermenge. Das Energieproblem der Bundesrepublik freilich wird wohl nicht durch noch so talentierte Kollegen der Gräfin Finckenstein gelöst werden, indem sie dank der Radi-ästhesie in deutschem Boden reichlich Erdöl aufzeigen. Kaum zu bestreiten aber ist der Wert, den Hinweise der Rutengänger bei der Suche nach Grund- oder Quellwas-ser besitzen. Sicherlich, jede Fehlbohrung nach dem Einsatz eines Ru-tengängers wird als Zeichen dafür angesehen, daß die ganze Radiästhesie auf Einbildung beruhe und nichts weiter als ein ausgemachter Schwindel sei. Es kommt zu Fehlbohrungen. Es soll bei Ärzten auch zu Fehldiagnosen kommen. In beiden Fällen sind Men-schen an der Beurteilung eines Zustandes beteiligt. Das «Instrument Mensch», das bei der Radiästhesie einge-setzt wird, ist noch dazu veränderlich in seiner augen-blicklichen Disposition, da er kein technischer Apparat ist. Man kann es den Rutengängern nicht verübeln, wenn sie andererseits jede richtig angegebene Quelle als Ge-genbeweis anführen. Daß es sich dabei um eine Art Glückstreffer handeln könnte, klingt nicht überzeugend, wenn man die Ergebnisse betrachtet, wie sie der Gro-nauer Architekt und Rutengänger Gustav Häfner nach zehnjähriger Tätigkeit veröffentlichte.

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Von den hundert in diesem Zeitraum gemuteten Bohr-punkten wurden nach den Probebohrungen vierund-neunzig zu Brunnen ausgebaut. Sechs Bohrungen wur-den nicht ausgebaut, weil die Schüttungen unter zwei Liter Wasser pro Sekunde lagen, also zu gering waren. Insgesamt fünfundsiebzig Bohrungen, genau drei Viertel der Gesamtzahl, wurden mit solcher Genauigkeit ange-geben, daß die schließlich genutzte Wasserquelle nicht mehr als maximal drei Meter von den Mutungen ab-wich. In etwa dreißig Fällen waren die Bohrungen sogar erfolgreich, nachdem zuvor von Geologen angegebene Bohrpunkte in dichter Nachbarschaft keine Ergebnisse erbracht hatten. Für manche Gemeinden ist es nicht immer ganz einfach, neue Wasserquellen zu erschließen. Von diesen Schwie-rigkeiten können die sorgenden Gemeindeväter des freundlichen Luftkurortes Schmitten im Hochtaunus be-richten. Sie benötigten mehr Wasser und erinnerten sich, daß der benachbarte Luftkurort Oberreifenbach durch die Hilfe eines rutengehenden Mönches zu einer klaren, reichlich sprudelnden Quelle gekommen war. Das Wasserwirtschaftsamt in Wiesbaden jedoch ver-sagte es den Gemeindevätern von Schmitten, diesen Mönch zu holen, da man Bohrungen, die auf Angaben eines Rutengängers beruhen, wie immer seine Glaub-würdigkeit auch sonst beschaffen sein mochte, nicht durch staatliche Zuschüsse unterstützen könnte. Auf amtliche Anordnung wurde also ein Landesgeologe beauftragt, es wurde mit staatlichem Zuschuß an dem vom Landesgeologen berechneten Punkt gebohrt. Bei hundert Meter wurde das Unternehmen als Fehlbohrung eingestellt. Nun durfte man sich an den Mönch wenden. Übrigens gab es immer Theologen, die sich mit der Radiästhesie beschäftigten. Das Pendel fand eigentlich

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erst durch französische Abbés seine Grundlage und Ver-breitung. Bekannt wurde der mit Zustimmung seines Papstes erfolgreich nach archäologischen Fundorten pendelnde Abbé Mermet, und der prominenteste Fach-mann für das Pendeln war der Benediktinerpater Prof. Mohlberg. Gegner werden der Meinung sein, Theologie und Radiästhesie basieren eben gemeinsam auf dem Glauben. Der Mönch war jedoch damals erkrankt, und es kam statt dessen ein ganz und gar weltlicher Kollege nach Schmitten, der Rutenmeister Meseck. Er gab einen be-stimmten Punkt an. Die dort erfolgte Probebohrung brachte sechs Kubikmeter Wasser in der Stunde, die Hauptbohrung sogar zehn. Mit diesem auch qualitativ sehr guten Wasser kam die Gemeinde aus, bis sie durch den Zusammenschluß mit dem Ortsteil Dorfweil wiederum mehr Wasser benö-tigte. Das gleiche Spiel begann. Kein Rutenmeister Meseck und kein Mönch durfte kommen. Erst mußte der Lan-desgeologe einen Bohrpunkt angeben, erst mußte auch dort wiederum nach hundert Meter Tiefe die Bohrung ergebnislos eingestellt werden, dann erst wurde Meseck geholt, und nach seinen Angaben fand man bereits in vierzig und fünfundfünfzig Meter Tiefe das gewünschte Wasser. Dieser Rutenmeister Meseck begreift nicht ganz, warum Steuergelder auf so komplizierte Weise ziemlich nutzlos ausgegeben werden. Er versteht auch nicht, warum so viele Millionen Menschen mit Trinkwasser aus dem Rhein versorgt werden. Dieses Wasser muß zuvor mehr-fach gereinigt, gefiltert und aufbereitet werden. Die Kosten sind erheblich. Nach seiner Meinung, die sogar von einigen Wissenschaftlern geteilt wird, befinden sich unterhalb des Rheins noch genügend Altrheinarme in einer Tiefe, in der das Wasser völlig frei von Verschmut-156

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zung geblieben ist und im ursprünglichen Zustand und in genügender Menge genutzt werden könnte. Mit jedem Erfolg, den ein Radiästhet erzielt, läuft er Ge-fahr, einen Wissenschaftler mehr als Gegner zu haben. Wenn der Radiästhet sich noch dazu bemüht, mit dem wissenschaftlichen Rüstzeug eines Laien die Wirkungs-weise der Radiästhesie zu begründen, fällt es Physikern, Geologen oder Medizinern meist ziemlich leicht, anhand der Unhaltbarkeit dieser laienhaften Theorien die Radiästhesie in Bausch und Bogen zu verdammen. Scharlatanerie, Bluff und Selbstbetrug sind selbstver-ständlich beim Rutengehen und Pendeln reichlich ver-treten. Das ist den Scharlatanen anzulasten, jedoch nicht der Methode.

Die Gegner

Wenn ein Professor der Physik, Geologie oder Medizin nach negativen Erfahrungen mit Radiästheten Ausschau hält, wird er viele finden. Und wenn der Professor als Nichtfachmann ein Fachgutachten über die Radiästhesie abgibt, wird es nicht immer den Forderungen nach Ob-jektivität und Exaktheit standhalten. Die umfangreichste Sammlung von Argumenten gegen die Radiästhesie ist in dem bemerkenswerten Buch «Medizinischer Okkultismus» enthalten, herausgegeben und in diesem Fall auch geschrieben von Professor Dr. med. Otto Prokop, der als langjähriger medizinischer Sachverständiger in Fragen der Paramedizin als Kory-phäe gegolten hat und später als Ordinarius für Gericht-liche Medizin an der Ost-Berliner Humboldt-Universität wirkte. Drei kurze Beispiele aus dieser von Gegnern gerne zi-tierten Arbeit sollen die Qualität der Argumente ver-deutlichen.

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Über die geopathogenen Zonen urteilt Prokop: «Alle diese Behauptungen sind ohne jeden konkreten Beleg geblieben. Die angestellten Versuche zeigen sogar, daß hier keinerlei Anhaltspunkte für eine ernsthafte For-schung gegeben sind; oder soll man aus dem Vertrock-nen einer Topfpflanze, die zufällig in einem Privathaus ein kümmerliches Dasein fristete, auf <geopathogene Reize» schließen? Die wenigen Ca-(Krebs-)Versuche sind nachgeprüft und für negativ befunden worden.» Diese von Prokop gemeinten Nachprüfungen stammen aus dem Jahr 1936. Über die möglichen Ursachen für die Rutenausschläge urteilt er in seiner Eigenschaft als Mediziner: «Wer wird bezweifeln können, daß lust- und unlustbetonte Mo-mente die Tätigkeit des Rutengängers beeinflussen! Der Gedanke an Wasser, an Gold und an das Honorar, an die Ehre oder die Blamage schaffen die ursächlichen Faktoren der Lust und Unlust.» Ich halte Perfidie nicht für wissenschaftlich. Schließlich urteilt der in zahlreichen Gutachten als füh-render Experte herangezogene Professor über die Ruten-gänger insgesamt wie folgt: «Oft paaren sich mit der Primitivität Tücke und ein sicherer Instinkt für Ge-schäfte, ja sogar gelegentlich psychiatrische Krankheits-symptome. Dies könnte bösartig übertrieben erscheinen, oder man könnte annehmen, daß es nur für Ausnahmen zutreffe. Dies ist nicht so.» Der Satz «Dies ist nicht so» trifft allerdings auf die meisten Behauptungen zu, die Prokop in seinem Sam-melsurium von Merkwürdigkeiten aufstellt. Ein anderer Professor, der nicht dem mehr künstle-rischen, gefühlsstärkeren Berufsstand der Mediziner an-gehört, sondern ein Elektrophysiker ist, bringt für solche Entgleisungen Verständnis auf. Prof. König: «Das Pro-blem der Wünschelrute provozierte die Wissenschaft durch das Verhalten vieler Wünschelrutengänger, die 158

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glaubten, ihre vielleicht unbestreitbaren Fähigkeiten auf pseudowissenschaftliche Art erklären und begründen zu müssen. Man entlieh sich aus der klassischen Wissen-schaft und hier aus der Physik hochtrabende Begriffe, ohne sich über deren Bedeutung im klaren zu sein, und verwendete sie zur Erklärung des Wünschelruten-phänomenes. Die Reaktion der exakten Wissenschaft auf eine solche Vergewaltigung ihrer Thesen und Be-griffe und auch des gesamten physikalischen Weltbildes ist daher wohl nicht verwunderlich.» König sammelte Material über das Problem der Radi-ästhesie und führte selbst wissenschaftliche Experimente durch, die mehr Klarheit über die Bodenreizstreifen und die im Rutengänger dabei mitbeteiligten Vorgänge brin-gen sollten.

Er fand anhand zahlreicher Beispiele die Angaben ande-rer Wissenschaftler bestätigt, daß über den sogenannten Bodenreizstreifen oder auch Kreuzungen ohne jeden Zweifel von der Umgebung unterschiedliche elektro-magnetische Zustände herrschen können. Daß Rutengänger, die ernsthaft diese Fähigkeit in sich ausgebildet haben, in der Lage sind, solche von den Nor-malwerten abweichenden Stellen zu orten, bewies eine Testreihe, die vor wenigen Jahren von Fadini durchge-führt wurde. Man teilte eine vier Quadratmeter große Bodenstelle in acht Felder ein. Nur über einem dieser acht Felder hatte man mit UKW-Feldstärkemeßgeräten eine abweichende Strahlung festgestellt. Die Rutengänger wurden aufge-fordert, unabhängig voneinander anzugeben, welches der acht Felder diese Abweichung von der Norm auf-wies. Die Chance, richtig zu treffen, betrug i: 7. Die nach einer größeren Anzahl von Experimenten er-rechnete hohe Trefferquote schließt zu mehr als 99 Pro-zent Wahrscheinlichkeit aus, daß diese Treffsicherheit Zufall war.

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König wiederholte diesen Test von Fadini nach einem ähnlichen Prinzip. Nur ließ er diesmal die Rutengänger an acht, etwa in Brusthöhe in einem luftelektrisch neu-tralisierten Raum aufgehängten Spulen entlanggehen, von denen wahllos jeweils eine Spule von Magnetstrom durchflössen war. Aufgabe der Rutengänger war es, diese Spule aus den anderen sieben Spulen herauszufin-den. Für den Elektrophysiker zumindest erstaunlich war nicht so sehr das Ergebnis, das wiederum eine Trefferzahl er-gab, die eine Zufälligkeit zu mehr als 99 Prozent aus-schließt. Vielmehr fiel König besonders auf, daß einige der Rutengänger bereits mit Rutenausschlag auf die von Magnetstrom durchflossene Spule reagierten, wenn sie noch ein bis zwei Meter davon entfernt waren. In dieser Entfernung besaß nämlich das von der Spule ausge-sandte Magnetfeld nur noch eine Stärke, die ein Hun-dertstel, ein Tausendstel oder gar Zehntausendstel des natürlichen Erdmagnetfeldes betrug. Das Rätsel ist nicht gelöst. Es ist nach wie vor nicht wis-senschaftlich gesichert, durch welche biophysikalische und andere Vorgänge der «Apparat Mensch» radiästhe-tisch funktioniert. Nur dürfte nunmehr gesichert sein, daß diese Funktion möglich ist.

Diese Gewißheit haben übrigens Wissenschaftler in der Sowjetunion schon seit einiger Zeit gewonnen. Sie schei-nen Prof. Prokop von der Ost-Berliner Humboldt-Uni-versität nicht sehr ernst zu nehmen. Bereits 1966 wurde auf einer sowjetischen Tagung von Geologen, Geophysikern und Ärzten für den Rutengän-ger der Begriff «Operator» geprägt. Operatoren sind von vielen Universitäten in der UdSSR anerkannt, werden staatlich unterstützt und in Bereichen des Bergbaus, der Landwirtschaft und natürlich auch der Verteidigung ein-gesetzt.

So erklärte der Direktor der Geologischen Abteilung der

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Moskauer Universität, Dr. Ogilwij: «An der Fähigkeit des menschlichen Körpers, auf unterirdische Erzablage-rungen oder auf Wasser zu reagieren, ist nichts Mysti-sches. Die Rutengängerei kann zur Lösung verschieden-artigster Probleme verwendet werden und möglicher-weise viele der gegenwärtig üblichen geophysikalischen Methoden ersetzen.» Daß der Radiästhesie in den meisten westlichen Ländern mit so großer Skepsis oder Ablehnung begegnet wird, ist dem Verhalten mancher Radiästheten selbst zuzuschrei-ben, die in ihrer Begeisterung nur mehr die Möglichkei-ten, aber nicht mehr die Grenzen ihrer Fähigkeiten im Auge haben. Selbstüberschätzung verführt zu Behauptungen, die nicht haltbar sind. Der durch «Auspendeln» erkannte Verbrecher ist beispielsweise kein kriminalistisches Hilfsmittel, das sich in der Verbrechensbekämpfung so recht durchsetzen wird. Und auch gutwillige Physiker stehen den Angaben vieler Radiästheten ratlos gegenüber, die angeben, auf gitter-netzartig über dem Erdboden angelegte Magnetstreifen zu reagieren, oder in unserer Atmosphäre nahtlos anein-ander- und übereinandergestapelte Würfel - von je zehn Meter Seitenlänge — mit abwechselnd negativer und po-sitiver Ladung vermuten. Der Seriosität dürfte es auch nicht förderlich sein, wenn jetzt in den USA und in England das Rutengehen und Pendeln als eine Art Volksbelustigung Verbreitung fin-det unter dem Motto «Dowsing is Fun» - «Rutengehen macht Spaß». Die Rute oder das Pendel wird als kurz-weiliger Ersatz für den Hula-Hoop-Reifen vermarktet. Den größten Schaden verursachen jedoch diejenigen, die sich tatsächlich vom sicheren Instinkt für Geschäfte lei-ten lassen. Hier hat Prokop recht. Nur hat er nicht recht, daß dies gerade die Radiästheten sind. Die Herstellung und der Vertrieb von «Entstörgeräten»,

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die eine Abschirmung gegenüber den Bodenreizstreifen besitzen sollen, werden nur in der Minderzahl von ernst-zunehmenden Fachleuten auf diesem Gebiet vorgenom-men.

Das Hufeisen über der Tür

Die völlig primitiv anmutende Konstruktion solcher Ent-störgeräte verleitet viele Außenseiter, sich einen ähnlich aussehenden Apparat auszudenken, der jedoch für den gedachten Zweck absolut sinnlos ist. Und diese Geräte werden besonders lautstark angepriesen und an ah-nungslose, gutgläubige Abnehmer verkauft. Es hat eine Reihe von Prozessen gegeben, in denen Her-steller und Anbieter solcher Entstörgeräte wegen Be-trugs angeklagt und verurteilt worden sind. Getroffen hat dieses Urteil ohne viel Unterschied berufsmäßige Betrüger, aber auch seriöse Ärzte und Physiker. Die Gerichte waren überfordert, zwischen einem völlig wertlosen Gerät eines Betrügers und dem durchdachten Gerät eines Physikers zu unterscheiden. Sie waren auf Gutachten angewiesen. So wurden durch Universitäts-Gutachten vier verschie-dene Typen solcher Entstörgeräte als sinnlose Konstruk-tion bezeichnet. Das geschah vor mehr als zwanzig Jah-ren. Der damalige Chefarzt der Kinderklinik Bayreuth, Dr. Beck, ließ sich diese vier Geräte kommen. Da ihm die Gefahren bekannt waren, die möglicherweise auftre-ten können, wenn kranke Kinder, besonders herz-kranke, über längere Zeit Tag und Nacht auf einer als «geopathogen» vermessenen Stelle liegen, hatte Dr. Beck diese vier Entstörgeräte testweise an solchen Stellen in den Krankenzimmern der Kinderklinik aufge-stellt. Alle vier als sinnlos abqualifizierten Geräte bewirkten, daß herzkranke Kinder, die über solchen Stellen lagen 162

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und Herzrhythmusstörungen aufwiesen, keine Herz-rhythmusstörungen mehr erkennen ließen. Eine suggestive Beeinflussung dürfte bei diesen Kindern ausgeschlossen werden. Nur selten kommt es vor, daß gegen Hersteller von Ent-störgeräten angestrengte Prozesse vom Hersteller ge-wonnen werden. Das gelang einem Konstrukteur eines Gerätes, das auf Magnetbasis arbeitet und bei der gut-achterlichen Prüfung tatsächlich bewies, daß es die harte Strahlung über einem Reizstreifen — also die ra-dioaktive Gammastrahlung — in der Intensität senken konnte. Eine völlige Abschirmung durch Entstrahlungsgeräte ge-genüber biologisch wirksamen Strahlungen ist nicht möglich. Die Strahlungen verändern können einige Geräte jedoch zweifellos. Das bedeutet: Große Vorsicht ist angebracht gegenüber dem leichtfertigen Aufstellen irgendwelcher als Entstörgeräte bezeichneten Apparate, mag ihr techni-sches Innenleben bei genauerer Untersuchung noch so harmlos und simpel aussehen. Eine Wirkung kann immer gegeben sein. Nur ist nicht immer gegeben, daß die Wirkung auch günstig ist. Als Beispiel mag das von Dr. Hartmann entwickelte Ent-strahlungsgerät dienen, das Bioresonator genannt wird und von der Technischen Universität München auf seine Eigenschaften als Höchstfrequenz-Resonanzkörper un-tersucht wurde. Das Gerät besteht lediglich aus zwei auf ein Brettchen montierten gegenläufig gedrehten Drahtspulen, die wie zu kurze Bettfederspiralen aussehen. Jede Drahtspirale nimmt, wie die Messungen ergaben, Schwingungen im Bereich zwischen etwa ein und zwei Gigahertz als Reso-nanz auf und mindert dadurch diese Schwingungen. Diese Art Schwingungen findet man im UKW-Bereich, dort also, wo Hartmann und andere einen deutlichen

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Unterschied pathogener Zonen zu ungestörten Boden-stellen gemessen haben. Dazu haben die Spiralen auch noch eine durch ihre Vi-bration erfolgende niedrigere Eigenresonanz, die im Ge-biet der auf den Organismus besonders einwirkenden Schwingung von zehn Hertz liegt. Die Wirkung selbst ist also nachweisbar. Nach Hartmann liegt eine Fülle belegbarer Einzel-beobachtungen vor, nach denen mit den Bioresonatoren gute Erfolge bei der Regulierung vegetativer Störungen, bei Schlaflosigkeit, aber auch bei schweren chronischen Krankheitszuständen erzielt werden konnten. Allerdings zeigte sich dabei auch, daß ein falsches Aufstellen der Geräte zu einer gegenteiligen Wirkung führen kann. Sich blind per Post irgendein angepriesenes Gerät zu-senden zu lassen und es irgendwo im Hause aufzustel-len, wie es leider meist geschieht, empfielt sich deshalb nicht. Denn wären solche Geräte tatsächlich nur ein Schwin-del, mit dem man gutgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche zieht, dann wäre das nichts weiter als eine strafrechtlich und moralisch zu wertende Angelegenheit. Gerade die im Einzelfall bewiesene Wirksamkeit gibt ihr jedoch darüber hinaus eine gesundheitliche Bedeutung. Wenn jemand das Gefühl hat, er müsse zur Minderung der von ihm im Wohnzimmer, Schlafzimmer, Büro oder Stall vermuteten Reizatmosphäre etwas unternehmen, kann er es mit etwas geringerem Risiko, weniger Kosten und dennoch nicht ohne Aussicht auf eine eintretende Wirkung tun, indem er einem jahrhundertealten Volks-glauben folgt: Hufeisen bringen Glück. Das in Bauernhäusern und Ställen an die Tür, über die Tür oder an die Wand genagelte Hufeisen ist nicht etwa deswegen ein Glückssymbol geworden, weil es «ein Glück ist, ein so seltenes Hufeisen zu finden». Hufeisen konnte man früher nach Belieben finden. 164

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Der Brauch beruht vielmehr ursprünglich auf der Erfah-rung, daß sich in einem mit dem Hufeisen versehenen Raum Menschen, Tiere und Pflanzen wohler befinden können. Eine Erfahrung, die schließlich fast unterging im Zeitalter der Aufklärung. Übrig blieb die Tradition, der Brauch, ein Symbol für Gesundheit und Wohlbefin-den. Für «Glück». Physikalische Messungen haben ergeben, daß jedes Hufeisen eine Eigenresonanz besitzt, die fast genau im Bereich der Hochfrequenzschwingung des Bioresonators liegt, nämlich bei einem Gigahertz. Das heißt demnach, daß ein im Schlafzimmer an die Wand gehängtes Hufeisen - möglichst mit den beiden Enden nach oben — dort bestimmte UKW-Strahlungen dämpfen kann. Solche UKW-Strahlungen sind ein Cha-rakteristikum der als «geopathogen» bezeichneten Zo-nen. Über geopathogenen Zonen kommt es gehäuft zur Auslösung von Krebserkrankungen. Demnach wäre der Krebs besiegt, indem man ein Hufei-sen an die Wand hängt. Ich fürchte, daß dies nicht die Lösung des Krebsproblems ist, und es wird wohl nicht dazu kommen, daß der Arzt den Patienten mit dem Re-zept zum Hufschmied schickt. Dr. Hartmann benutzt ein Testgerät, das die veränderte UKW-Feldstärke über dem Boden mißt und damit, zu-mindest bei der Suche nach geopathogenen Reizstreifen, die Wünschelrute überflüssig machen könnte. Ganz zu ersetzen wird die Wünschelrute wohl trotzdem nicht sein, denn immer noch ist der Mensch der genaue-ste physikalische Apparat. Es gibt Menschen, die nicht einmal eine Rute oder ein Pendel zum Erfühlen und Bemessen der Strahlungen be-nötigen. Sie arbeiten mit den Händen als Antenne und einem wie ein Peilungsstrahl wirkenden Blick. So erklärt es sich ein Heizungsingenieur in Düsseldorf, der ansonsten kaum

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begreift, warum es ihm möglich ist, Menschen mit Ener-gie aufzuladen oder von ihnen Energien abzuziehen. Uber Heilmagnetismus wird noch zu berichten sein. Dieser Heizungsingenieur hat zuerst als Radiästhet be-gonnen und dann später viele Menschen bei seiner Tä-tigkeit als Heizungsingenieur damit verblüfft, daß er nur mit seinen auf die Wände gerichteten Händen genau an-geben konnte, wo unter Putz gelegte stromführende Lei-tungen verlaufen. Das ist eine Leistung, die in der UdSSR mit der Wünschelrute erzielt wird. Natürlich sind nicht die Probleme der Radiästhesie selbst so entscheidend. Nicht die Frage, warum und wie dieses Phänomen funktionieren mag. Die Frage werden Physiker in absehbarer Zeit beantwor-ten können, wobei die Antwort mehr als Nebenprodukt der allgemeinen elektrophysikalischen Forschungen ab-fallen wird.

Das wird der Radiästhesie allerdings auch nicht zur An-erkennung verhelfen, die ihr angesichts der immer neu bewiesenen Anwendungsmöglichkeiten eigentlich längst zukommt. Denn ein verunsichernder Faktor bleibt: Das entschei-dende Meßinstrument ist nicht die Rute oder das Pen-del, sondern der Mensch. Der Mensch als Experimen-tiergerät ist ziemlich unvollkommen. Er ist nicht genormt, kein starrer, gleichbleibender Apparat, der nach Belieben eingeschaltet und abgeschaltet werden kann, vielmehr abhängig ist vom Individuum, das noch dazu vielfältigen biorhythmischen Schwankungen und biologischen Einflüssen unterliegt. Die Wissenschaft fordert unter gleichen Bedingungen stets gleichbleibende, wiederholbare Ergebnisse. Die vom Menschen abhängige Radiästhesie liefert lediglich Ergebnisse. Das ist bei der zurzeit noch vorherrschenden Einstellung der Wissenschaft - sie wird sich zwangsläu-fig wandeln müssen - nicht ausreichend. 166

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Entscheidender als die mehr akademische Streitfrage über die Radiästhesie ist schließlich die mit einwand-freien Messungen untermauerte Tatsache, daß man -auf welche Weise auch immer - Bodenstellen finden kann, deren elektromagnetischer Charakter sich in man-cher Hinsicht deutlich von benachbarten Stellen unter-scheidet und die auf biologische Vorgänge einen ungün-stigen Einfluß ausüben können, besonders nach einer Langzeiteinwirkung. Es gibt keinen Grund, an der Dokumentation unzähliger Fälle zu zweifeln, nach der immer wieder Arzte durch das bewußte Umstellen eines Krankenbettes den Patien-ten von chronischen Krankheiten unbekannter Ursache befreit haben. Stellvertretend für viele, die gerade bei Kindern eine als Spontanheilung bezeichenbare Reak-tion durch Bettenumstellung erzielt haben, seien Dr. Hartmann, Eberbach, und Dr. Aschoff, Wuppertal, erwähnt. Schon eine geringfügige Änderung des Schlafplatzes kann sich bemerkbar machen. 1st der Organismus des betroffenen Menschen schon sehr geschwächt, hat er allerdings bisweilen Schwierigkeiten, sich auf die verän-derte, eigentlich günstigere energetische Situation umzu-stellen. Bei einer so geringfügigen Schlafplatzveränderung ist natürlich kein Wetterfaktor für die Änderung des Ge-sundheitszustandes verantwortlich. Nach den Feststel-lungen des Arbeitskreises für Geobiologie bestimmen die Bodenreize den Ort der Erkrankung im Körper, das heißt, der schwächste und am meisten gestörte Teil un-seres Organismus versagt unter den ständigen, sich summierenden Reizen zuerst - und die Wetterlage be-stimmt den Zeitpunkt des Ausbruchs. Erfahrung hat gelehrt, daß erst nach einem Vierteljahr bis einem halben Jahr der Organismus durch störende Bodenreize krankheitsanfällig gemacht werden kann.

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Der Durchschnittswert soll bei ein bis zwei Jahren lie-gen, ehe die Reize sich bis zur Gefahrenquelle summiert haben. Ein gesunder Organismus kann die schädigenden Ein-flüsse kompensieren, also durch körpereigene Reak-tionen ausgleichen. Deshalb werden über Reizzonen nicht alle Menschen krank. Aber die Widerstandskraft der Menschen wird immer mehr geschwächt, sie ist heute im Vergleich zu früheren Zeiten stark gesunken. Die Zahl der dabei wirksamen Faktoren ist groß. Fehl-ernährung, chronische Belastung, Mangel an elektri-schen Ladungsträgern (Ionen), Umwelteinflüsse chemi-scher und physikalischer Art haben allmählich den Erschöpfungszustand der Ausgleichsmechanismen her-beigeführt. Weil die Steuerung überfordert ist, werden die Bodenreize biologisch noch wirksamer. Deshalb muß heute dem Risikofaktor Standort mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden als in vergangenen Zeiten. Zur Ergänzung zwei besonders beeindruckende Beob-achtungen des Schweizer Radiästheten Dr. Kopp. Inner-halb von elf Jahren traten in der Hauptstraße eines Dor-fes im schweizerischen Kanton Glarus neunmal mehr Krebsfälle auf als in den anderen Bezirken, in fünfund-zwanzig Häusern starben fünfundsiebzig Personen an Krebs. Hier drängt sich die Frage nach einem Standort-faktor geradezu auf. Rutengänger Dr. Kopp stellte fest, daß «fast alle Häuser an der Hauptstraße ganz oder teil-weise auf zwei Grundwasserströmen von sechs bis acht Meter Breite liegen».

Über einen anderen tragischen Fall von Krebserkran-kung berichtet er aus dem Kanton Luzern: «In einer Bau-ernfamilie starben drei Kinder an Gehirntumoren. Die hydrologische Untersuchung der Wohnung zeigte, daß die Köpfe der Kinder genau auf einer Quelle lagen. Auf der gleichen Quelle ist ferner eine alte Frau an Darm-krebs gestorben. Oberhalb des betroffenen Bauern-168

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hauses zeigten Fruchtbäume Krebsbildungen, welche of-fenbar mit dem physikalischen Einfluß der Quellen in Zusammenhang stehen.» Dabei ist schon seit über hundert Jahren die Bedeutung der Bodenstruktur im Hinblick auf die Krebssterblich-keit bekannt. Bezirke mit tiefliegenden Tongebieten weisen eine deutlich höhere Krebssterblichkeit auf als Kalk- und Kreidegebiete. Seeton- und Torfböden schei-nen Krebserkrankungen zu begünstigen, im Gegensatz zu Löß- und Sandböden. Hoher Magnesiumgehalt wirkt sich günstig, ein geringer Magnesiumgehalt dagegen eindeutig ungünstig aus. Weshalb es diese Zusammen-hänge zwischen Bodenzusammensetzung beziehungs-weise Bodenmineralien und Krebs gibt, ist noch nicht gesichert. Das Bundesinnenministerium hat 1974 einen For-schungsauftrag an zehn deutsche Universitäten verge-ben, um mehr Information über die Bodenstrahlung zu erhalten. Die Universität Saarbrücken begann in Kölner Stadtwohnungen mit Hilfe von Szintillationszählern das Ausmaß der dort anzutreffenden Bodenstrahlung zu er-fassen. Und Prof. Flemming vom Institut für Biophysik und Strahlenbiologie der Universität Freiburg hat bereits in einer Veröffentlichung über die «Gesundheitsgefähr-dung durch energiereiche Strahlen» bestätigt: «Die na-türliche terrestrische Grundstrahlung ist intensiver als die kosmische Strahlung, jedoch sehr variabel. Ihre In-tensität hängt von der geologischen Formation ab, also von der Art und Zusammensetzung des Erdbodens.» Falls tatsächlich eine durch Bodenstrukturen veränderte Grundstrahlung und der dadurch bewirkte verstärkte Einfall anderer elektrischer Impulse die Ursache erhöh-ter Erkrankung ist, würden «geopathogene» Zonen ein erstrangiges Problem der Gesundheitsvorsorge darstel-len. Vermutlich werden die Vertreter medizinischer

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Wissenschaft dazu bemerken, die bisher vorliegenden Untersuchungen könnten eine Aussage von derartiger Tragweite nicht stützen. Gerade die große Tragweite des Problems sollte aber dazu führen, daß die zur Beweis-führung nötigen Experimente möglichst dringlich be-handelt werden. Es liegen hinreichend Anhaltspunkte vor, die solche Forschungen rechtfertigen. «Berücksichtigt man noch die alarmierenden Erfah-rungsberichte über pathogene Langzeitwirkungen, die von gewissen engbegrenzten Bereichen — wie sie der Rutengänger beschreibt — ausgehen, so kann man dem Häuflein Aufrechter letztlich nur dankbar sein, das sich trotz Anfechtung von außen her in ernster und guter Absicht diesem Problem widmet», schreibt Professor König dazu. «Darüber hinaus ist der Zeitpunkt gekom-men, zu dem sich die klassische Wissenschaft gerade derartiger Probleme annehmen muß, um nicht eines Ta-ges dem Vorwurf ausgesetzt zu sein, auf der Hand lie-gende Hinweise nicht erkannt oder gar zum Schaden der Allgemeinheit zurückgewiesen zu haben.» Wir können es uns in der heutigen Situation unseres Gesundheitswesens nicht leisten, einen vielleicht ent-scheidenden Hinweis zu mißachten, weil ihm akademi-sche Spielregeln entgegenstehen.

Wie gesund ist Vilsbiburg?

Mehr als vierzig Jahre ist es nun schon her, daß ein gewisser Gustav Freiherr von Pohl in dem Verlag von Jos. C. Huber in Diessen am Ammersee ein schmales Buch herausbrachte: «Erdstrahlen als Krankheitserre-ger». Wenn über «geopathogene» Zonen berichtet wird und man von den zuerst durch Rutengänger festgestellten «Krebsstreifen» und «Krebspunkten» und «Krebsbet-170

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ten» spricht, dann sollte man an dieses Buch von 1932 erinnern. Es ist kein Buch ohne Fehler und Schwächen. Von Pohl spricht von «Erdstrahlen». Ein höchst unglück-lich gewählter Begriff, der bei den Physikern nur Kopf-schütteln oder Spott auslöste. Trotzdem: von Pohl schildert zum ersten Mal in der Lite-ratur einen Versuch, der die Existenz krebsauslösender Reizstreifen und Kreuzungen nachweist. Jene Reizstreifen, die zuvor nur in den Ahnungen, An-nahmen und Gefühlsäußerungen mancher Rutengänger vorhanden waren. Die Anordnung und der Verlauf seiner Versuche waren so ungewöhnlich, daß es sich lohnt, sie wieder in Erinne-rung zu rufen und etwas ausführlicher darauf einzuge-hen. Dafür besteht um so mehr Berechtigung, als eine Untersuchung mit einer modernen Methode jüngst eine Bestätigung erbracht hat. «Wir sind zur Ermittlung und Feststellung der verschie-denen Stärke der Erdstrahlen vorläufig noch auf die Wünschelrute in der Hand des Begabten und Erfahrenen angewiesen», schrieb Freiherr von Pohl. Den Wert der Erfahrung hob er deshalb besonders hervor, weil es zu seinem Bedauern noch kein Instrument gab, «mit dem man die zweifellos verschiedenen Wellenlängen der Erdstrahlung feststellen kann». Solange das noch nicht der Fall war, konnte nur ein Ru-tengänger mit Talent und Routine beurteilen, ob die ge-ortete Strahlung stark genug wäre, um einen Menschen ernsthaft zu gefährden. Krebs entsteht nach Ansicht von Pohls nur aufgrund von Einwirkung einer Strahlung, die nach einer Skala über der Stärke neun liegt. Fünfundzwanzig Jahre lang hatte der Autor mittels einer Wünschelrute eine große Zahl von Krebsbetten unter-sucht und dabei festgestellt, daß die Betten von Krebs-kranken ohne Ausnahme auf solchen Zonen standen,

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über denen er eine starke Strahlung gefunden hatte. Um nachzuweisen, daß diese Einzelfeststellungen nicht Zu-fall waren, war es nach seiner Überzeugung «endlich notwendig, diesen Beweis wissenschaftlich einwandfrei in einem geschlossenen Städtebild zu liefern». Er konzentrierte sich dabei schon deshalb ausschließlich auf den Krebs, weil diese Erkrankung nach seiner Erfah-rung ja nur von einer besonders starken Strahlung aus-gelöst wird, und er war überzeugt davon, daß es ihm keine Schwierigkeiten bereiten würde, derartige Zonen in jeder Ortschaft aufzufinden. Natürlich durfte der Ru-tengänger in der gewählten Stadt nicht näher bekannt sein. Er sollte keine Möglichkeit haben, sich durch Orts-kenntnisse Vorteile zu verschaffen, also sich etwa durch Kontakt mit den Bewohnern über das Auftreten oder die Häufigkeit von Krebstodesfällen zu informieren. Seine Aufgabe war es, die seiner Erfahrung nach krebs-auslösenden Reizstreifen in einer Stadt zu ermitteln und in den Stadtplan einzutragen. Nach Fertigstellung sollte diese Karte von amtlicher Seite auf folgende Weise ver-vollständigt werden: Aufgrund der Totenscheine muß-ten jene Häuser eingezeichnet werden, in denen Men-schen an Krebs verstorben waren. Dadurch konnte die Behauptung des Freiherrn von Pohl überprüft werden, daß alle Todesfälle durch Krebs auf den von ihm einge-zeichneten Zonen aufgetreten waren. Mit welcher Genauigkeit von Pohl vorging, zeigt am be-sten seine eigene Schilderung: «Bei dieser Prüfung kam nicht nur das betreffende Haus in Frage, sondern es mußte hierbei auch in jedem einzelnen Falle das Sterbe-zimmer und in diesem die Stellung des betreffenden Bettes, in dem der an Krebs Verstorbene stets geschlafen hatte, festgestellt werden, um zu ermitteln, ob das Bett auch wirklich genau auf den von mir eingezeichneten Li-nien stand oder gestanden hatte.»

Damit der Rutengänger bei seiner Begehung nicht etwa l7*

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Erkundigungen einholen konnte, mußte er behördlich beaufsichtigt werden. Denn es lag in der Natur seiner Aufgabe, daß er viele Häuser und Gärten betreten mußte, um die Bodenreize orten zu können. Außerdem hätten ihm vermutlich die meisten Bewohner ohne amt-liche Begleitung den Zutritt verweigert. Alle diese von ihm selbstersonnenen strengen Vorkeh-rungen zeigen, wie sicher sich Freiherr von Pohl vor sei-nem Unternehmen gefühlt haben muß. Offenbar waren für ihn diese «Erdstrahlen» eine Realität, die er ebenso-wenig übersehen konnte wie unsereiner einen Bach oder Fluß. Über den Beginn seines Großversuchs berichtet Gustav Freiherr von Pohl: «Ich wandte mich dazu im Dezember 1928 an den Ersten Bürgermeister J. Brandl der Stadt Vilsbiburg in Niederbayern, den ich einige Monate vor-her kennengelernt hatte, als ich von einer dortigen Brauerei, die mehr Wasser benötigte, zur Bestimmung eines Bohrpunktes nach Vilsbiburg gerufen worden war. Ich war weder vorher noch nachher in Vilsbiburg gewe-sen, wo ich vorher auch niemand kannte. Vilsbiburg liegt beiderseits der nach Nordosten fließenden Vils, eines Nebenflusses der Donau. Im eigentlichen, bei Vils-biburg etwas eingeschnürten Vilstal liegen nur wenige Häuser der Stadt, der größere und ältere Stadtteil liegt an dem sanft ansteigenden westlichen Hang des Tales, der kleinere Stadtteil an dem zuerst auch sanft, dann steiler ansteigenden östlichen Hang. Es umfaßt 565 Häu-ser mit rund 900 Wohnungen und zählt 3300 Einwoh-ner. Zu einer Untersuchung wie der beabsichtigten erschien mir eine kleinere Stadt besonders aus dem Grunde ge-eignet, weil die Bevölkerung ansässiger ist und weniger die Wohnung wechselt als in größeren Städten. Der Umstand, daß in kleineren Städten die Mehrzahl der Häuser seit Generationen im Besitze derselben Familien

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zu sein pflegt, gab vielleicht auch die Möglichkeit zu Untersuchungen über hereditäre Veranlagung zu Krebs.» Der Bürgermeister gab seine Zustimmung, an dem Ver-such mitzuwirken. Er wollte für amtliche Kontrolle und polizeiliche Begleitung sorgen. Außerdem gelang es ihm, den Bezirksarzt Dr. Bernhuber für das Experiment zu interessieren und dazu zu bewegen, aufgrund der Toten-scheine eine Liste der Krebstodesfälle zusammen-zustellen. Die Begehung mit gleichzeitiger Einzeichnung der ge-fährlichen Bodenzonen in die Karte erfolgte vom 13. bis zum 19. Januar 1929. Von Pohl wurde die meiste Zeit von einem Polizeikommissär begleitet, der selbst erst ein Jahr in Vilsbiburg ansässig war und deshalb über die Krebssterblichkeit nicht informiert sein konnte. Stun-denweise schlossen sich ihnen auch der Bürgermeister und andere Beamte an. «Allgemein war, wie ich allerdings erst nach Abschluß meiner Arbeiten und nach dem Vergleich meiner Karte mit der Liste des Bezirksarztes von den verschiedensten Seiten hörte, die Ansicht verbreitet, daß meine Arbeit unmöglich den von mir behaupteten Erfolg haben könne», berichtet Pohl. «Die Begehung von Vilsbiburg in diesen sieben Tagen war vom Wetter wenig begün-stigt. Es lag ziemlich hoher Schnee, der recht hinderlich war, wenn ich mit dem Wachtmeister Schachtner durch Gärten oder über dazwischen liegende Felder zu gehen gezwungen war. Einige Tage mußte ich mit dem Wacht-meister zu dessen, wie mir schien, sehr lebhaftem Miß-vergnügen stundenlang in heftigen Schneestürmen in Vilsbiburg herumziehen und meine Ermittlungen und Einzeichnungen machen.» Am späten Nachmittag des 19. Januar 1929 erfolgte der Vergleich der Eintragungen in der Karte mit denen in der Totenliste. Zur Prüfung waren der Erste und der 174

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Abb. 7 Ausschnitt aus einer Karte von Vilsbiburg. Die durch Freiherr von Pohl 1929 festgestellten «geopathogenen» Zonen sind schraffiert, die Kreuze bezeichnen die Häuser, in denen Bewohner an Krebs gestorben waren.

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Zweite Bürgermeister, Polizeibeamte und andere Herren zugegen. In jedem Fall, in dem der Standort des Bettes, in dem ein Mensch an Krebs verstorben war, mit den Einzeichnungen von Pohls übereinstimmte, trug der Bürgermeister ein rotes Kreuz ein. Man ging dabei so genau vor, daß man sich nicht nur auf ein betroffenes Haus beschränkte, sondern den gefährdeten Bereich auf einzelne Zimmer oder Ecken darin einengte. Über das Ergebnis berichtet Freiherr von Pohl: «Die vollständige Prüfung meiner Karte ergab, daß alle Betten der vierundfünfzig an Krebs Gestorbenen genau auf den von mir eingezeichneten Ausstrahlungsstrichen gestan-den hat ten. Der Beweis war gelungen!» Tatsächlich ergaben sich zwei erstaunliche Tatsachen: Alle Krebsbetten standen auf jenen Zonen, die von dem Rutengänger als gesundheitsgefährdend bezeichnet wor-den waren.

Außerhalb der auf der Karte eingetragenen Zonen war kein einziger Krebsfall aufgetreten. Der Zusammenhang zwischen Krebserkrankung und Standortfaktor ist demnach nicht zu übersehen. Aber gleichzeitiges Auftreten, eine Korrelation, sagt schließ-lich noch nichts über eine ursächliche Bedingtheit, eine Kausalität. Die Ergebnisse des im amtlichen Protokoll festgehalte-nen Blindversuchs waren derart eindrucksvoll, daß sie Beachtung finden mußten. Angezweifelt werden konn-ten sie aufgrund der Kontrollmaßnahmen nicht recht. Deshalb ließen sich die Zweifler etwas anderes einfallen. Sie kritisierten, daß die Aufgabe zu leicht gewesen sei, da es in Vilsbiburg zu viele Krebsfälle gäbe. Das war zwar nicht logisch, weil es nicht erklärte, warum es Krebsfälle nur auf den Reizstreifen gab. Aber auch die-ser «Einwand» mußte entkräftet werden. Freiherr von Pohl entschloß sich daher, auch noch eine ihm unbe-kannte möglichst krebsarme Stadt zu untersuchen -176

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natürlich wieder unter scharfer Kontrolle. Professor Blumenthal, Generalsekretär des Ausschusses des Deut-schen Zentralkomitees zur Erforschung und Bekämp-fung der Krebskrankheit, wollte eigens eine Kommis-sion dazu entsenden. Das Statistische Landesamt gab an, daß Grafenau im Bayerischen Wald die krebsärmste Stadt in Bayern sei. Weil die für die Kommission vorgesehenen Arzte «nicht zur gleichen Zeit abkömmlich» waren, übernahm Be-zirksarzt Dr. Grab auf Ersuchen des Ausschusses die Be-aufsichtigung, Kontrolle und Prüfung von Pohls Versuch am 4. und 5. Mai 1930 in Grafenau. Dieser berichtet dar-über: «Das idyllisch gelegene Grafenau hat nur etwa zweitausend Einwohner. Es waren, wie ich richtig ver-mutete, nur relativ wenige krebsgefährliche Ausstrah-lungsstriche vorhanden, von denen einer, wie sich ergab, etwas umständlich in der Bestimmung seines Verlaufs war, da er sich unter einem größeren Häuserblock, der von drei Straßen umzogen wird, in eine größere Anzahl schmaler, aber stark gespannter Arme verzweigte, die sich erst unter dem Marktplatz wieder vereinigten. Die Leichenschauscheine lagen in Grafenau seit dem Jahre 1914 vor. In diesen siebzehn Jahren waren in Gra-fenau nur sechzehn Todesfälle an Krebs vorgekommen. Dazu hatte der Bezirksarzt noch einen weiteren Fall einer gerade kurz vorher klinisch als Krebs erkannten Erkrankung auf die Liste gesetzt. Die Prüfung meiner Er-mittlungen und Einzeichnungen durch den Bezirksarzt ergab, daß auch in Grafenau die Betten der an Krebs Verstorbenen ebenso wie das Bett der an Krebs Erkrank-ten sämtlich genau auf den von mir eingezeichneten Strichen standen. Allein fünf von diesen Fällen waren in dem oben erwähnten Häuserblock vorgekommen. Der Beweis war also auch in einer ganz krebsarmen Stadt wiederum gelungen.» Es ist nicht überliefert, wie das Zentralkomitee zur Er-

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forschung und Bekämpfung der Krebskrankheit in Ber-lin darauf reagierte. Man hat auf jeden Fall nichts davon gehört, daß eine offizielle Stelle den alarmierenden Hin-weisen nachgegangen wäre. Die Beweisführung des Freiherrn von Pohl war damit immer noch nicht völlig abgeschlossen. Nach der Bege-hung von Grafenau erreichte ihn die Nachricht, daß in Vilsbiburg seit Abfassung des Protokolls mehrere wei-tere Krebstodesfälle vorgefallen seien. Der Bezirksarzt Dr. Bernhuber erklärte sich bereit, wieder eine Liste aufzustellen. Dann wurden die Eintragungen in Gegen-wart mehrerer Zeugen wieder mit der Karte von Pohls verglichen. Der darüber angefertigte Kontrollbericht lau-tet:

Das diesamtliche Protokoll vom 20. Jänner 1929 über die Krebsforschungen des Freiherrn von Pohl von Da-chau, zur Zeit in Vilsbiburg, kann, wie folgt, ergänzt werden: Der Bezirksarzt, Herr Obermedizinalrat Dr. Bernhuber in Vilsbiburg, hat eine amtliche Liste über die in der Zeit vom 1. Jänner 1929 bis 30. Juni 1930 erfolgten Todesfälle an Krebskrankheiten in der Stadt Vilsbiburg aufgestellt. Die Liste weist elf Namen auf, von denen bei der heuti-gen Prüfung ein Fall ausscheiden mußte, da die Woh-nung des Betreffenden nicht auf der Karte 1:1000 liegt. Die Prüfung der vorgenannten zehn Fälle mit der im Ja-nuar 1929 von Freiherrn von Pohl gezeichneten Karte der Untergrundströme von Vilsbiburg hat ergeben, daß sämtliche zehn Todesfälle genau auf solchen Unter-grundströmen erfolgt sind.

Vilsbiburg, 11. August 1930 Stadtrat Vilsbiburg Stempel Schöx, Erster Bürgermeister.

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Bei Ausfertigung des ersten Protokolls war Freiherr von Pohl von Vilsbiburger Honoratioren gefragt worden, weshalb denn unter neun bestimmten Häusern, unter denen nach seinen Angaben ein starker Untergrund-strom hindurchging, keine Krebserkrankungen aufgetre-ten seien. Der Rutengänger hatte darauf die Antwort gegeben, die Totenscheine würden nicht lange genug zu-rückreichen, um Aufschluß über etwaige frühere Kreb-stodesfälle zu geben. Aber in Zukunft werde es dort mit Sicherheit zu Krebserkrankungen kommen. Diese Voraussage bestätigte sich schon nach eineinhalb Jahren: In zwei der neun Häuser waren inzwischen Men-schen an Krebs erkrankt. «Dieser dritte Beweis, daß Krebs nur in stark bestrahlten Betten entsteht, hat auf die Arzte, denen er bekannt wurde, einen vielleicht noch stärkeren Eindruck gemacht als das erste Protokoll von Vilsbiburg und das Protokoll von Grafenau», schreibt von Pohl. «Ich konnte jeden-falls, wie mir dies von verschiedenen Ärzten auch gesagt worden ist, unmöglich im Januar 1929 wissen oder ah-nen, in welchen Betten einer Stadt von 3300 Einwohnern in den nächsten eineinhalb Jahren Menschen an Krebs sterben würden. Und doch war dies ja schon im Januar 1929 aus meiner Karte zu erkennen!» Die Ergebnisse des Freiherrn von Pohl wurden 1930 in der Zeitschrift für Krebsforschung veröffentlicht. Dr. Hager, Vorsitzender des wissenschaftlichen Vereins der Ärzte der Stadt Stettin, war davon so beeindruckt, daß er umgehend eine Nachprüfung vornehmen ließ. Das Statistische Amt fertigte ihm eine Liste der in Stettin registrierten Krebstodesfälle seit 1910 an. Dabei zeigte es sich, daß es tatsächlich so etwas wie «Krebshäuser» gab. Von den 5348 Krebstoten waren in einem Haus acht, in einem anderen neun, in fünf weiteren zusammen ein-hundertundneunzig Krebstodesfälle aufgetreten. Das

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gab Anlaß zu weiteren Forschungen. Auch hier wurde wieder, aus Ermangelung eines Meßgerätes, ein Ruten-gänger eingesetzt. Auch er stellte eine starke Strahlung aus dem Boden bei allen Häusern fest, in denen Men-schen an Krebs gestorben waren. Die «Krebshäuser», in denen sich Krebstodesfälle ge-häuft hatten, standen auf einer Kreuzung solcher Reiz-zonen. Besonders aufschlußreich war die Untersuchung der Stiftshäuser in Stettin, da darin ein vergleichbares Kran-kengut lebte: Alle Menschen waren in dem Alter, in dem Krebs am häufigsten auftritt. Nun zeigte es sich, daß in einem Stift innerhalb von zwei Jahrzehnten achtund-zwanzig Krebstodesfälle registriert worden waren, in dem zweiten zwei, während in dem dritten kein einziger Fall aufgetreten war. Die Untersuchung durch den Rutengänger ergab, daß das erste Stift auf einer Kreuzung von Reizstreifen er-baut worden war, während das zweite nur von zwei schmalen Streifen getroffen worden war. Rund um das dritte Stift aber verzeichnete der Rutengänger keinen Ausschlag der Wünschelrute. Dr. Hager gab deshalb vor dem von ihm geleiteten ärztlichen Verein seiner Über-zeugung Ausdruck, daß die von den Rutengängern fest-gestellten «Erdstrahlen» tatsächlich die Ursache für die Entstehung von Krebs seien. Die Versuche des Freiherrn von Pohl und die Feststel-lungen des Stettiner Sanitätsrates Dr. Hager stimmen nachdenklich. Die Indizien sind zu eindeutig, als daß man einfach darüber hinweggehen könnte. Der schwa-che Punkt in der Beweisführung ist im wissenschaftli-chen Sinn der Umstand, daß die Erkenntnisse mit der Wünschelrute gewonnen worden sind. Deshalb gelten derartige Feststellungen als «nicht objektiv», was nicht besagt, daß sie deswegen etwa falsch sind. Aber es ist auch nicht zu bestreiten, daß das Meßobjekt Mensch im 180

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Gegensatz zu einer Apparatur allzu leicht beeinflußt werden kann. Wirklich Verlaß ist nur auf ein Meßgerät, dessen Zeigerausschläge bei beliebigen Wiederholungen immer wieder registriert werden können. Deshalb hat es seither nicht an Bemühungen gefehlt, die Feststellungen der Rutengänger zu objektivieren. Einer der bekann-testen Versuche stammt aus dem Jahre 1934 und wurde von dem Vorsitzenden der Ärztekammer Marburg, Dr. Viktor Rambeau, durchgeführt. Weil von Rutengän-gern immer wieder behauptet worden war, daß sie Reizstreifen über geologischen Brüchen oder Gesteins-verwerfungen gefunden hatten, entschied er sich für das Geoskop und den Geostat von Dr. Machts, ein Gerät zum Auffinden von Brüchen und Verwerfungen, das von den Geologen als brauchbar anerkannt war. Für die Untersuchung wurden drei Dörfer in der Nähe Marburgs ziemlich willkürlich ausgewählt. Es wurde einzig darauf geachtet, daß die Einwohner möglichst seßhaft waren. In den achtundsiebzig Häusern dieser drei Dörfer lebten damals vierhundertsiebzehn Men-schen. Dazu konnten zweiundfünfzig Namen von Men-schen erfaßt werden, die in diesen Häusern gestorben waren, davon dreiundzwanzig mit Sicherheit an Krebs. Etliche weitere, die vermutlich gleichfalls an Krebs ge-storben waren, wurden nicht in die Statistik aufgenom-men, weil die Diagnose nicht erhärtet war. Vor den Messungen wurden genaue geologische Karten angefertigt. Dann wurde zuerst das Dorf C mit vierund-zwanzig Wohnhäusern und einhundertneunundzwanzig darin lebenden Menschen untersucht. Außerdem wur-den für die Statistik zehn weitere ehemalige Bewohner erfaßt, die in diesen Häusern gestorben waren. Dr. Rambeau faßt zusammen: «Alle Karzinomfälle, im ganzen sechs, liegen auf ausgesprochenen Brüchen und Verwerfungen mit relativ großem Ausschlag in unserem Meßinstrument. Auffällig ist weiter das gehäufte Auftre-

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ten von noch anderen Krankheiten (Rheumatismus, Gicht, Geisteskrankheit) auf Brüchen und Verwerfun-gen. Solche Fälle sind insgesamt zwanzig zu verzeich-nen.» Das Dorf H, das als zweites untersucht wurde, umfaßte vierunddreißig Wohnhäuser mit einhundertsechsund-fünfzig darin lebenden Menschen. Siebenunddreißig waren in diesen Häusern gestorben, bei acht von ihnen war Krebs nachweisbar. Wieder zeigte es sich, daß die geologisch am günstigsten gelegenen Häuser keinen Krebsfall aufzuweisen hatten, während die Krebshäuser auf Brüchen standen.

Abb. 8 Ein Ergebnis der Messungen von Dr. Rambeau, veröffent-licht 1934 in der «Biologischen Heilkunst» (nach Aschoff).

Zuletzt untersuchte Dr. Rambeau das Dorf G, durch das zwei parallele Staffelbrüche und zwei schmälere Brüche liefen. Einer davon verlief unter den Häusern 23, 7, 11 und 14. Weitere Häuser standen auf Verwerfungen. Ins-gesamt wurden bei der Untersuchung zwanzig Häuser mit einhundertzweiunddreißig Bewohnern erfaßt, dazu fünfzehn Todesfälle, die in diesen Häusern vorgekom-men waren.

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«Der Karte nach muß man die Krebsfälle unbedingt in den Häusern Nr. 1, 2, 3,10, 23, 6, 7,11, 12, 14, 15, 17 er-warten können. In den Häusern, deren Hausnummern unterstrichen sind, sind auch tatsächlich Krebsfälle nachgewiesen», schreibt Dr. Rambeau. «Im ganzen sind neun Karzinomfälle zu verzeichnen und acht andere Krankheitsfälle, die ebenfalls mit der Tektonik der Erde in Zusammenhang stehen könnten. In diesem Dorfe sind zweifellos ganz besonders klare, übersichtliche geologi-sche Verhältnisse, und die letzten Zweifel zwischen einem direkten oder indirekten kausalen Zusammen-hang zwischen Brüchen und Verwerfungen einerseits und dem Krebsproblem andererseits müssen schwinden. Man könnte in diesem Fall direkt nach den Krebsfällen die wahrscheinliche Richtung der Brüche und Verwer-fungen angeben.»

Dr. Rambeau geht allerdings keineswegs so weit, daß er in den Bodenfaktoren die alleinige Ursache der Krebs-erkrankungen sowie des Entstehens anderer schwerer chronischer Leiden sieht. Er betont deshalb, daß er in den gefährdeten Häusern auch genügend Menschen an-getroffen habe, die gesund waren und sogar ein hohes Alter erreicht hatten. Veranlagung und eine herabge-setzte Abwehrlage der Betroffenen müssen seiner Mei-nung nach als weitere wichtige Faktoren angesehen wer-den. Aber er weist auch auf das eindeutige Ergebnis seiner statistischen Arbeit hin, daß außerhalb des geologisch gestörten Gebiets kein einziger Krebsfall gefunden wurde. Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung hätten in den sechzehn völlig «ungestörten» von den insgesamt achtundsiebzig Häusern drei bis vier Krebsfälle vorkom-men müssen. Abschließend schreibt der Arzt Dr. Rambeau: «Wir ha-ben in unserer statistischen Arbeit das Haus gesucht, das auf geologisch nicht gestörtem Gelände liegt und trotz-

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dem Erkrankungen an Krebs aufweist, und dieses Haus haben wir nicht gefunden. Der Wert dieser Erkenntnis muß von großer Bedeutung sein und unbedingt eine ra-tionelle Krebsprophylaxe ermöglichen.» Im Zusammenhang mit diesen historischen Untersu-chungen muß auch noch eine Arbeit von Jakob W. F. Stängle Erwähnung finden. Er hat, um die gün-stigsten Stellen für die Bohrungen zur Erschließung von Quellen zu ermitteln, einen Szintillationszähler ent-wickelt. Die Messung der Abweichung von der Norm der aus dem Boden austretenden Grundstrahlung läßt zuverlässige Schlüsse auf Lage, Tiefe und Ergiebigkeit der Wasserführung zu.

Mit dieser Apparatur machte sich Stängle 1972 an die Überprüfung der 1929 von Freiherrn von Pohl festge-stellten Reizzonen in Vilsbiburg. Zum Vergleich stand eine Karte mit den Originaleintragungen Pohls zur Ver-fügung. In dem zur Vermessung ausgewählten Teilbe-reich waren nach damaligen Ermittlungen neun Krebs-fälle vorgekommen. Stängle: «Der Zweck meiner Messungen war es, für fol-gende Fragen objektiv reproduzierbare Antworten bei-zufügen: 1. Sind über diesen Reizzonen Grundstrahlungsverfor-mungen im Sinne einer Erhöhung der Strahlungsintensi-tät vorhanden? 2. Zeigen diese Grundstrahlungsveränderungen den fürWasserführungen charakteristischen Verlauf?» Stängles Messungen ergaben, daß unter den mit Hilfe der Rute festgestellten Bodenstreifen tatsächlich Wasser fließt, wie Freiherr von Pohl vermutet hatte. Aufgrund seiner Registrierungen gab er an, daß die beiden schma-len Streifen in achtzig bis neunzig Meter Tiefe eine Schüttung von zwei bis vier Liter pro Sekunde bezie-hungsweise in fünfunddreißig bis vierzig Meter Tiefe eine Schüttung von ein bis zwei Liter pro Sekunde ha-184

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ben. Die breite Wasserführung weist danach eine Schüt-tung von zwei bis fünf Liter pro Sekunde in achtzig bis fünfundneunzig Meter Tiefe auf. Der Autor faßt zusammen: «Meine Untersuchungen ha-ben also ergeben, daß in der Tat genau über den damals georteten Reizzonen eine energiereiche Strahlung von großer Durchschlagskraft und mit mehr als doppelt so großer Intensität austritt als über dem umliegenden, nor-malen Boden. Damit konnte die Vermutung von Pohls über die Ursache der krankmachenden Wirkung solcher Reizzonen gestützt werden. Der bisherige Einwand ge-gen die Annahme pathogener Reizzonen, nämlich die mangelnde Objektivierbarkeit, kann nach dem Vorlie-gen dieser neuen Untersuchungsergebnisse nicht länger aufrechterhalten werden.» Ein wichtiger Punkt wurde vielleicht bei der Untersu-chung über Zusammenhänge zwischen den sogenannten «geopathogenen» Zonen und der Krebserkrankung nicht eindeutig genug herausgestellt. Solche Zusammenhänge scheinen zu bestehen und kön-nen kaum noch geleugnet werden. Aber das führt noch nicht dazu, die auf «geopathogenen» Zonen vorhande-nen Strahlungsverhältnisse als Ursache für Krebserkran-kungen anzuerkennen, zumindest nicht als einzige Ursa-che. Vielmehr scheinen «geopathogene»Zonen an der Auslösung eines Krebsgeschehens beteiligt zu sein und auch bei der Tumorentwicklung eine gewisse Rolle zu spielen. Das bereits sollte genügen, um alles zu unter-nehmen, das Vorhandensein «geopathogener» Zonen mitsamt der Radiästhesie aus dem Zwielicht der Vermu-tungen zu reißen und es endgültig objektiv zu widerle-gen oder anzuerkennen. Bei diesem Bemühen wird man auf eine grundlegende Erkenntnis nicht verzichten können: Das Meßinstrument Mensch funktioniert.

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Krankheit kann eine Funktionsstörung des Empfängers und Senders Mensch sein. Gesundheit kann andererseits erzielt werden, wenn der Arzt den Empfänger und Sen-der Mensch auch mit dem Verständnis eines Elektro-physikers angeht. Die Zukunft der Medizin liegt in der Physik.

Abb. 9 (links) Überprüfung einer von Pohl als geopathogen be-zeichneten Zone, Zone A, siehe Abb. 7, durch Messungen mit dem Szintillationszähler (aus Stängle: Grundstrahlungsmessungen über geopathischen Reizstreifen, Wetter - Boden - Mensch, 18,1973).

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Gesicherte Gesundheit

Ob es sich um eine Meeresalge, einen Apfelbaum, einen Elefanten, einen Spatz oder einen Menschen handelt -alles Lebendige ist nach dem gleichen Prinzip hergestellt: Es besteht aus Zellen. Und zwar aus Zellen, in denen elektrische Ströme krei-sen. Das ist eine Tatsache, die bereits vor mehr als hun-dert Jahren durch Arbeiten des Franzosen Emil du Bois-Reymond und des Deutschen Julius Ranke bekannt wurde. Stirbt eine Zelle, stirbt ein Gewebe, dann kreisen dort auch keine elektrischen Ströme mehr. Stirbt ein Mensch, so erlischt seine elektrische Strahlung und fällt sein ma-gnetisches Feld zusammen. Die Zellen in unserem Körper sind ein faszinierendes Gebiet für jeden Forscher, ob er Mediziner, Physiker, Biologe oder Philosoph ist. Niemand weiß, wie viele Zellen im Körper eines erwach-senen Menschen vorhanden sind. Etwa fünf Millionen Zellen finden sich in einem kleinen Blutstropfen, im ge-samten Blut eines Menschen mögen mehr als dreißig Billionen Zellen schwimmen. Der Mensch besteht viel-leicht aus einer halben Billiarde Zellen verschiedener Größe, Funktion und Lebensdauer. In der Zeit, die man in etwa benötigt, um diesen Satz zu lesen, sind im Körper des Lesers rund dreißig Millionen Zellen abgestorben. Das ist nicht weiter beunruhigend, denn fast die gleiche Anzahl von Zellen hat der Körper in der gleichen Zeit neu gebildet. Und zwar Zellen, die so konstruiert sind, daß sie die Funktion der abgestorbe-nen Zellen übernehmen können.

Das ist nur einer der unzähligen, ständig in uns ablau-

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fenden Vorgänge, für die unser kybernetisches System

verantwortlich ist. Man stelle sich einen Betrieb mit einer Million Mitarbei-tern vor — gegenüber unserem Körper eine armselige, primitive Organisation — und denke an die Probleme, die sich dabei ergeben, um den Betrieb vierundzwanzig Stunden am Tag optimal laufen zu lassen. Es wäre un-möglich ohne ein Rechenzentrum, ohne ein höchst kom-pliziertes, miteinander verbundenes System von Steue-rungs- und Regelungsanlagen, ohne das, was man Kybernetik nennt — seit 1948 der amerikanische Mathe-matiker Norbert Wiener diesen Begriff in die Wissen-schaften einführte. Es ist einleuchtend: Etwas muß dafür sorgen, daß neue Zellen, daß die richtigen Zellen gebildet werden, daß die Zellbildung rechtzeitig gestoppt wird, daß die Betriebs-temperatur zwischen 36 und 37 Grad Celsius eingehal-ten wird, daß ein ideales Verhältnis zwischen Säuren und Basen bestehen bleibt, um nur wenige Aufgaben herauszuheben, die ständig gesteuert und geregelt wer-den müssen. Was dieses Etwas ist, das für die Steuerung und Rege-lung sorgt, war lange Zeit nicht recht klar und gehörte auch nicht zu den dringlichen Forschungsproblemen. Man wußte nur: Das Gehirn überwacht diese Vorgänge. Das zentrale Nervensystem ist verantwortlich - schließ-lich gibt es im Gehirn zwei automatisch arbeitende und durch Wechselbeziehungen eng miteinander verbun-dene Systeme, die als Rechen- und Steuerungszentralen angesehen werden können: die Nervenzentrale des Hy-pothalamus und die Hormonzentrale der Hypophyse.

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Der biologische Computer

Der Hypothalamus ist ein Teil des Zwischenhirns, eine Art Hauptbahnhof für alle vegetativen Nervenbahnen. Von hier aus gehen die Befehle ab für die Regelung der Körpertemperatur, des Schlaf- und Wachmechanismus, der Blutdruckregulation, der Atmungsregulation, der Genitalfunktion, der Schweißbildung und noch einiger anderer zur Kybernetik zu rechnender Vorgänge. So werden vom Hypothalamus auch in die Hypophyse Befehle hinübergeschickt. Es sind Reize, die für die Her-stellung bestimmter Hormone wie eine Art Bedarfsmel-dung von Bedeutung sind. In der Hypophyse, der kirschgroßen Hirnanhangdrüse von einem knappen hal-ben Gramm Gewicht, werden diese benötigten Hormone selbst nicht hergestellt. Der von der anderen Computer-zentrale, dem Hypothalamus, gemeldete Bedarf an be-stimmten Hormonen wird hier registriert und mit dem tatsächlichen Bestand an diesen Hormonen verglichen und ständig gegenkontrolliert. Dann entscheidet die Hy-pophyse, ob und wieviel Hormon dieser Art produziert werden soll, und sendet eine winzige Menge eines Bo-ten-Hormons aus, das zu der eigentlichen Hormonpro-duktionsstätte findet und dort die genau berechnete Pro-duktionsmenge des benötigten Hormons auslöst. Die Hypophyse erhält danach eine Rückmeldung und stellt sich darauf ein.

Die Keimdrüsen werden beispielsweise über die Hypo-physe gesteuert, wie die Herstellung des Adrenalins und Noradrenalins in der Nebennierenrinde und die kom-plexen Vorgänge in der Schilddrüse über die Hypophyse erfolgen. Diese durch Rückmeldung und Kontrollen doppelt und dreifach sich absichernde Zentrale der Hormonausschüt-tung ist auch das am besten gesicherte Organ in unse-rem gesamten Organismus. Es liegt so geschützt in einer 190

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kleinen Nische über dem Rachendach in der Mitte des Schädels, daß eine Verletzung durch Unfall so gut wie ausgeschlossen ist. Computer sind äußerst komplizierte und empfindliche Geräte, die aber nach einem simplen Prinzip arbeiten: Nach dem Ja und Nein der Elektrizität, dem Ein und Aus, dem Positiv und Negativ. Auch der biologische Computer, die Einheit des Hypo-thalamus und der Hypophyse, arbeitet mit Elektrizität. Er kann durch veränderte elektrische Verhältnisse von außen und im Organismus selbst beeinflußt werden. Das ganze Weltall ist schließlich ein einziges elektro-magnetisches Feld. Jedenfalls nach der Meinung von Max Planck, der alle elektrischen und magnetischen Vorgänge als Folge von Veränderungen dieses «Weltall-Feldes» ansah. Und vor rund fünfzig Jahren bereits verkündete ein heute ziemlich vergessener französischer Wissenschaft-ler namens Lakhowsky eine für die damalige Zeit ziem-lich kühne These: «Gesundheit und Krankheit sind die Ubereinstimmung oder Gestörtheit zwischen den Zell-schwingungen und dem sie umgebenden Schwingungs-feld. Die Kraft, welche alle diese Zellschwingungskreise in Aktion setzt, ist die Luftelektrizität und sind die kos-mischen Wellen, welche in jedes Lebewesen eindringen. Und da in der Atmosphäre alle möglichen elektrischen Wellen von wenigen Millimetern bis zu mehreren Kilo-metern Wellenlänge vorhanden sind, findet sich immer die Möglichkeit der Resonanzbedingungen für die ver-schiedensten Eigenfrequenzen.» Die elektromagnetischen Schwingungen jeder einzelnen Zelle ergeben einen geschlossenen Informationsverband, der nahezu mit Lichtgeschwindigkeit den Austausch von Meldungen und Befehlen zuläßt, gesteuert durch die biologische Computerzentrale. Die Strahlung wirkt nicht nur zwischen den Zellen des

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eigenen Organismus, sie kann sogar auf die Zellen von anderen, fremden Organismen wirken. Das erkannte ebenfalls vor rund fünfzig Jahren der so-wjetische Wissenschaftler Alexander Gurwich, der ein ziemlich lächerlich anmutendes Experiment durchführte: Er brachte zwei Zwiebeln in eine solche Lage, daß die Spitze der einen Zwiebel auf die Knolle der anderen Zwiebel zeigte. Schon nach wenigen Stunden erhöhte sich die Zahl der Zellkernteilungen an der Seite der Knolle, auf die er die Spitze der anderen Zwiebel gerich-tet hatte, um mehr als die Hälfte. Kollegen des Wissenschaftlers lachten über die Zwie-beln des Genossen Gurvich Tränen. Unbeirrt wieder-holte dieser sein Experiment. Jedesmal ergab es die glei-chen Reaktionen. Er konnte sogar die Strahlung ausmachen, die von der Spitze der einen Zwiebel zur Knolle der andern floß: Es war eine elektromagnetische Strahlung im ultravioletten Bereich. Mit Hilfe dieser Er-kenntnis konnte er ähnliche Reaktionen bei Kartoffeln, Hefekulturen, auch bei Kaulquappen und einzelnen Or-ganen von Wirbeltieren erzielen. Es bestand danach kaum noch ein Zweifel, daß be-stimmte ultraviolette Signale lebendes Gewebe zur Zell-teilung, zu vermehrtem Wachstum, anregen können. Diese Signale reiten als Information auf einer vom Orga-nismus ausgesandten Infrarotstrahlung, wie Musik und Sprache auf den Rundfunkwellen transportiert werden. Gurvich stand dicht vor der Entschlüsselung des Nach-richten-Codes, mit dem im gesamten Zellverband und der Computerzentrale im Gehirn festgelegt wird, wie viele und welche Zellen wo benötigt werden. Eine Wunde heilt, indem sich neue Zellen bilden. Sie bilden sich an der richtigen Stelle, in der richtigen Art und Anzahl, bis die ursprüngliche Gestalt und Funktion des verletzten Gewebes wiederhergestellt ist. Danach wird die Zellproduktion wieder abgeschaltet. 192

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Eine Krebszelle hört jedoch auf kein Kommando. Die Bildung von Krebszellen geschieht ohne Information, ohne Plan, an der falschen Stelle, in der falschen Art, in der falschen Anzahl. Zu diesem unkontrollierten Wachstum kommt es aus mangelnder Verständigung mit dem gesamten Zellver-band und durch gestörte Kontakte zur Computerzen-trale. Ein Team von Wissenschaftlern der Universität Marburg hat bestätigt, daß eine Verfälschung der «Zellsprache» die normale Wachstumsregulation verän-dert: «Experimente, biologische Erscheinungen und theoretische Überlegungen zwingen uns zu dieser Theo-rie.» Fehlerhafte Informationen von der Hypophyse scheinen bei manchen Formen von Prostata- und Brustkrebs vor-zuliegen. Deswegen gehört auch das chirurgische Einset-zen eines radiologisch strahlenden Stoffes in die Hypo-physe bei Metastasen aussendendem Prostata- oder Brustkrebs zu einer der in der Medizin angewandten Maßnahmen. Dabei zerstören die Radiumstrahlen lang-sam die Hypophyse. Daß es sich um eine recht proble-matische Maßnahme handelt, braucht wohl kaum betont zu werden. Wenn krebserregende Substanzen und bestimmte Strahlen dazu führen, die Nachrichtenverbindung zwi-schen Zellen zu stören, und dadurch ein unkontrolliertes Wachstum ermöglichen, dann wäre das auch eine Erklä-rung, warum über den durch Wünschelruten und physi-kalische Meßgeräte feststellbaren abnormen Strahlungs-verhältnissen — den «geopathogenen» Zonen — vermehrt Krebsfälle auftreten. Fragen der elektromagnetischen Steuerung von Zellver-bänden können zur Lösung des Krebsproblems hinfüh-ren. Dieser Überzeugung ist der Wissenschaftsdirektor der amerikanischen Nationalstiftung für Krebsfor-schung, der im biblischen Alter stehende Professor der

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medizinischen Chemie, Albert Szent-Györgyi, von Na-gyrapolt, der 1937 für seine Vitaminforschungen den Nobelpreis für Medizin erhalten hat. Seit Jahrzehnten arbeitet Szent-Györgyi an der Lösung dieser Fragen. Er konnte feststellen, daß nur in gesunden Zellen die elektrochemische Koordination mit den ande-ren Zellen nachweisbar ist. Bei Krebszellen fehlt sie. Krebszellen sprechen nicht mehr auf die Steuerungs-und Regelungsmechanismen an. Die Forschungen über den Einsatz biophysikalischer Maßnahmen beim Krebsgeschehen sind nur ein Teilge-biet des in der Medizin zu beachtenden elektro-magnetischen Geschehens. Es steht fest, daß keine Zelle ohne Elektrizität lebt. Es gibt daher keine Krankheit und es gibt keine Gesundheit ohne Mitbeteiligung der elektrischen Verhältnisse im Organismus. Das verleiht dem elektromagnetischen Geschehen eine alles umfassende Bedeutung. Diese universelle Wirkung mag der modernen Medizin suspekt erscheinen, weil sie sich seit Virchow im Kästchendenken der voneinander unabhängigen medizinischen Spezialgebiete übt und un-sichtbaren Kräften kaum meßbarer Stärke, die bei einer Krebsgeschwulst ebenso wie bei einem Schnupfen, einem Beinbruch oder einer Migräne beteiligt sein sol-len, zumindest irritiert gegenübersteht. Eines soll klar ausgesprochen werden: Mit dieser Beto-nung eines in sämtlichen medizinischen Bereichen zu beachtenden elektromagnetischen Geschehens ist nicht etwa der Anspruch verbunden, hier würde ein Ersatz für die heute gültige Medizin angeboten. Das wäre völlig verfehlt. Wie jeder Vorwurf gegenüber «der Medizin» - falls es so etwas gibt - verfehlt wäre. Es wird auch nicht behauptet, nie zuvor Gewußtes würde den ahnungslosen Ärzten aus berufenem Mund verkün-det.

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Es geht vielmehr darum, alles Wissen aus jener Zeit in Erinnerung zu rufen, als der Arzt noch den Menschen behandelte und nicht die technische Störung in einem Körperteil. Und neues Wissen hinzuzufügen, das daran anknüpft und geeignet ist, wieder zum ganzen Men-schen hinzuführen. Schließlich haben sich die Arzte seit Jahrtausenden im-mer wieder mit der Beteiligung des elektromagnetischen Geschehens an allen Lebensvorgängen beschäftigt. Wie immer sie zu ihrer Zeit dieses Geschehen auch nennen oder deuten mochten. Die Ägypter nutzten dieses Phänomen, die Chinesen, die Inder, die Griechen und die Römer. Die als «Väter der Heilkunde» verehrten Weisen der Medizin, so Hippokrates und Paracelsus, widmeten den Dingen, die wir als elektromagnetische Kräfte bezeich-nen, große Aufmerksamkeit. Vor rund zweihundert Jahren begann die biophysikali-sche Seite der Medizin aus dem Dunstkreis der mehr magischen als meßbaren Erklärungen hervorzutreten. Man begriff immer deutlicher die Natur der Elektrizität. Der Leibarzt Ludwigs XVI., ein gewisser Dr. Lemonnier, entdeckte das bei Schönwetter herrschende elektrische Gleichfeld und sagte voraus, daß diese Luftelektrizität eine entscheidende Bedeutung für unsere Gesundheit haben werde. An den meisten Universitäten wurde damals grundle-gendes Wissen über die Elektrizität erarbeitet. An der Universität von Montpellier wirkte zu jener Zeit als Pro-fessor der Experimentalphysik ein gewisser Abbé Ber-tholon, der schrieb: «Der Mensch und alle lebenden Wesen auf der Erdoberfläche sind von atmosphärischer Luft und damit auch von der darin enthaltenen Elektrizi-tät umgeben. Der menschliche Organismus ist ein Leiter für die atmosphärische Elektrizität, diese durchdringt ihn voll und ganz, und deshalb müssen Änderungen

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derselben notgedrungen einen Einfluß auf den Körper ausüben, genau wie Änderungen der Beschaffenheit des Wassers auf einen darin befindlichen Schwamm. Dieser Einfluß geschieht auf dreierlei Art: i. durch die elektri-sche Repulsivkraft (hiermit kann Bertholon die Ionen angesprochen haben), 2. durch einen kontinuierlichen Strom von der Atmosphäre (das elektrische Gleichfeld), 3. durch wechselnde Schwankungen, einen sich zeitlichfolgenden Zu- und Abfluß (also die elektromagnetischen Schwingungen verschiedener Frequenzen, Intensitäten und Impulsfolgen). Als Eintrittspforte in den menschli-chen Organismus benutzt die Luftelektrizität zwei Wege: die unzähligen Poren der Haut und die Lungen, letztere können als ein eigentliches Sekretionsorgan der Luftelektrizität angesehen werden, denn aus den Lun-genbläschen tritt ein Teil der Luft und vermittels der im-mer in ihr enthaltenen feuchten Dämpfe und anderer leitender Ausdünstungen auch die Elektrizität in den Blutkreislauf über und verteilt sich so im ganzen Kör-per.»

Wie ungemein modern Abbé Bertholon mit dieser Ver-öffentlichung war, braucht kaum erläutert zu werden. Es ist auch bemerkenswert, daß Abbé Bertholon nach die-sen seinen Thesen über die biologische Wirksamkeit der elektrischen und elektromagnetischen Vorgänge ein Ge-rät konstruierte, das diese Vorgänge recht gut auf künst-liche Weise nachahmte und in geschlossenen Räumen zur Verbesserung des luftelektrischen Klimas diente. So neu auf dieser Welt, wie manche Hersteller von moder-nen Elektroklimaanlagen meinen, ist ihre Tat also nicht. Wir knüpfen heute an jene Arbeiten und Erkenntnisse an, die durch Virchow und seine Zeit in Vergessenheit geraten waren. Wir können dabei nur zu verwertbaren Ergebnissen kommen, wenn wir — wie die Wissenschaft-ler der damaligen Zeit - die Forschungen über die Gren-zen der einzelnen Wissensgebiete hinweg führen, wenn 196

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wir das Können und Wissen aller, der Physiker, Biolo-gen, Chemiker, Techniker und Mediziner, einsetzen. Die Tatsache, daß der Mensch «ein strahlendes Wesen im strahlenden Raum» ist, kann auf drei Gebieten ge-nutzt werden: in der Gesundheitsvorsorge, in der Dia-gnostik und in der Therapie. Die Gesundheitsvorsorge besitzt noch nicht den ihr ge-bührenden Stellenwert. Ein Auto, das nie zur Inspektion gebracht wird, keine Wartung erhält, keine richtigen Reifen montiert bekommt, mit schlechtem Benzin und Öl über Schotterwege und Schlaglöcher gejagt wird, ein solches Auto wird ständig reparaturbedürftig sein. Un-sere Medizin liefert einen ganz ausgezeichneten Repara-turdienst, denn sie bringt es fertig, den vernachlässigten Motor und das ramponierte Chassis des Menschen im-mer wieder für eine Weile funktionsfähig zu machen. Da sich aber an der Gedankenlosigkeit, mit der wir die Einheit von Körper, Geist und Seele schädigen, als ob wir uns im nächsten Geschäft ein neues, besseres Exem-plar kaufen könnten, nichts ändert, wird der Arzt von seiner Aufgabe, solche Schäden zu reparieren, nicht so leicht entbunden. Unsere Ärzte bringen nicht die Härte auf, die Sokrates einmal gefordert hat: «Wenn jemand Gesundheit sucht, frage erst, ob er bereit sei, künftig die Ursachen der Krankheit zu meiden. Erst dann darfst du ihm helfen.» Solange die Bereitschaft des einzelnen Menschen nicht gegeben ist, für die Erhaltung seiner Gesundheit selbst etwas zu tun, vielleicht sogar etwas zu opfern, solange ist alle Kritik an ärztlichen Maßnahmen und an der Kosten-explosion im Gesundheitswesen fehl am Platz. Es ist der Preis für die Freiheit, die wir Menschen genie-ßen. Sie schließt die Freiheit, sich zu zerstören, mit ein.

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Erkennen und behandeln

Wo der Arzt das elektromagnetische Geschehen stärker einsetzen sollte, das ist in der Diagnostik und der Thera-pie. Um an das Bild des zuschanden gefahrenen Autos anzuknüpfen — bei der Feststellung des Schadens und bei der Reparatur. Um die Jahrhundertwende bemühte sich der holländi-sche Physiologe Willem Einthoven, die elektrischen Ströme in Zellen nachzuweisen. Besonders interessierten ihn die Veränderungen der Ströme bei jeder Zellenakti-vität. Er konzentrierte sich auf einen großen Zellverband mit ständiger Aktivität: auf das Herz. Einthoven kon-struierte ein sogenanntes Saitengalvanometer, das dazu diente, die Aktionsströme am Herzen aufzuzeichnen. Damit war ihm etwas gelungen, was er ursprünglich gar nicht angestrebt hatte. Er schuf nämlich mit diesem Sai-tengalvanometer das bis jetzt noch wichtigste Diagno-sehilfsmittel für das Herz, das Elektrokardiogramm oder EKG. Dafür erhielt er 1924 den Nobelpreis. Da schließlich jeder Zellverband und jede Zelle unter Aktivität ihre elektrischen Verhältnisse ändern, konnten nach dem Einthovenschen Modell auch andere Zustände im Organismus über die Messung der elektro-magnetischen Schwankungen erkannt werden. Die Tätigkeit des Gehirns wird im EEG nachgewiesen, die Tätigkeit bestimmter Muskeln durch Myographie, um nur zwei der allgemein genutzten Diagnosehilfen zu nennen.

Natürlich bot es sich auch an, die elektrischen Verhält-nisse jener Zellen zu messen, die uns am leichtesten zu-gänglich sind: die Zellen der Haut. Die heute bekannten Meßmethoden des elektrischen Verhaltens der Haut sind in der Anlage und im Ziel so unterschiedlich, daß sie hier nicht alle aufgeführt wer-den können. 198

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Mit Hilfe der Biotonometrie und ähnlicher Methoden werden an der Haut elektrische Werte gemessen, die als Potentialkapazität und Potentialwiderstand bezeichnet werden. Sie geben Auskunft über die Funktionslage des vegetativen Nervensystems und lassen beispielsweise Rückschlüsse zu, ob bei dem getesteten Menschen eine stärkere Aktivität des Vagus oder des Sympathikus vor-herrscht. Mit Hilfe ganz einfach konstruierter Geräte kann man den elektrischen Widerstand einzelner Hautpunkte fest-stellen. Es sind taschenlampenähnliche Geräte mit einer Spitze. Durch Lichtsignal oder akustisches Signal zeigt das Gerät die Stellen mit veränderter Leitfähigkeit an: Es sind Akupunkturpunkte, die als «elektrisch vorzügliche Punkte» physikalisch nachmeßbar sind. Oder es sind Narben oder andere Gewebe mit Störfeldcharakter. Nun sind die Zellen nicht nur elektrisch geladen, sie strahlen auch bestimmte elektromagnetische Schwin-gungen aus. Wie man die Aktionsströme messen kann, so kann man auch die Strahlungen messen. Krebsgewebe strahlt zum Beispiel nicht mehr die damals so belächelte Infrarotstrahlung der Zwiebeln von Gur-vich aus. Man hat daher Kameras konstruiert, die mit in-frarotempfindlichem Film arbeiten und zur Diagnose bei Verdacht von Brustkrebs eingesetzt werden können: An den Stellen, an denen Krebsgewebe vorhanden sind, fehlt die Infrarotstrahlung, dort bleibt auf dem Film ein unbelichteter Fleck.

Ein Foto, eine Momentaufnahme, hat jedoch nur be-grenzte Aussagekraft. Sie zeigt einen nur im Augenblick vorhandenen Zustand eines fließenden, sich ändernden Geschehens. Man kann daraus noch nicht die innewoh-nende Dynamik erkennen. Für einige Mediziner war aber gerade das der entscheidende Punkt. Es mußte möglich sein, die vielleicht wichtigste Diagnose stellen zu können, nämlich Auskunft zu erhalten über die an je-

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dem biologischen Geschehen beteiligte Steuerungs- und Regelungsfunktion. War es möglich, die Art und den Ort einer gestörten Re-gelung festzustellen, die zu jeder Krankheit beitragen kann, dann war damit eine Grundlage für eine gezielte Behandlung geschaffen.

Der Arzt und die mumifizierten Goldfische

Einer der Ärzte, die sich diesem Thema widmeten, ist Dr. Ernst Schwamm, der nach dem Zweiten Weltkrieg eine Landarztpraxis in Oberndorf an der Lahn eröffnete. Es gab in diesem Ort einen angesehenen Heilkundigen, dem die Bevölkerung viel Vertrauen entgegenbrachte. Das war ein Schäfer, der die Menschen und das Vieh mit einer Methode behandelte, die Dr. Schwamm nicht als medizinisch anerkennen konnte: Er strich mit den Hän-den über die erkrankten Körperstellen. Das sei Magnetismus, behauptete er. Mit seinen magne-tischen Streichungen könne er heilen. Er beseitigte tat-sächlich bei einigen Patienten, denen Dr. Schwamm nicht hatte helfen können, Beschwerden wie zum Bei-spiel eine Kniegelenkentzündung, eine tuberkulöse Wir-belsäulenerkrankung, ein nässendes Ekzem. Es freute Dr. Schwamm, daß es den Patienten nun bes-ser ging, aber ein unbehagliches Gefühl war es für ihn doch. Hier erzielte ein von schulmedizinischen Kennt-nissen unbelasteter Laie mit einem offensichtlichen Humbug Erfolge, die ihm als Arzt verwehrt waren. Es reizte ihn, der Sache nachzugehen. Er wurde eines Ta-ges Zeuge einer solchen heilmagnetischen Behandlung, und zwar ausgerechnet bei einem Patienten, bei dem nach Meinung jedes Schulmediziners nur die stärksten Waffen aus dem Arsenal der Pharmakologie helfen konnten und sonst nichts.

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Er traf den Schäfer bei einem Hausbesuch am Bett eines jungen Mannes, der an einer Wundrose am Unterschen-kel litt. Trotz ärztlichen Protestes ließ sich der junge Mann vom Schäfer behandeln. Der Kranke mußte das Bein auf einen Stuhl legen, und der Schäfer strich mehr-mals über das befallene Gebiet. Plötzlich sackte der junge Mann bewußtlos in sich zu-sammen. Dr. Schwamm zog eine Kreislaufspritze auf und wollte sie injizieren, als der Patient wieder zu sich kam und meinte, er sei zusammengeklappt; es sei ihm vorgekommen, als ob man ihm einen Fausthieb in den Magen versetzt hätte. Der Schäfer nickte ungerührt und verlangte nach einem mit frischem Wasser gefüllten Glasgefäß. Er nahm es, drehte sich damit gegen Norden und hielt die Finger einer Hand über das Wasser, als ob er es salzen oder segnen wollte. Dr. Schwamm fragte, was das eigentlich solle. Der Schä-fer antwortete geduldig, wie man einem Kinde etwas er-klärt, er lade das Wasser auf. Mit dem magnetisch auf-geladenen Wasser solle der Patient nun Umschläge machen. Für Dr. Schwamm stand fest, daß dies zwar keine schäd-liche, aber auch keine nur irgendwie helfende Maß-nahme darstellte. Wundrose wird durch Streptokokken erzeugt, deren Aggressivität und Beharrlichkeit für die Medizin manchmal ein sehr ernstes Problem bedeuten. Hier brauchte Dr. Schwamm unbedingt Penizillin, ein Medikament, das damals nur unter Schwierigkeiten zu erhalten war. Am nächsten Tag hatte er es jedoch bekommen und ging damit zu seinem Patienten. Er löste den Umschlag vom Unterschenkel und betrachtete verwundert die ver-änderte Färbung der befallenen Haut. Die Wundrose war deutlich abgeblaßt, die speckig glänzende, heiße Haut hatte sich beruhigt.

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Dr. Schwamm sah sich suchend um und entdeckte dann das Glasgefäß mit dem «aufgeladenen» Wasser: Gut ein Drittel fehlte. Der Patient zuckte verlegen die Achseln. Nun befand sich Dr. Schwamm in einer etwas unge-wöhnlichen Lage. Einerseits war er als Arzt verpflichtet, dem Patienten nach bestem Wissen und Gewissen zu helfen und ihm die Penizillinspritze zu verabreichen. Andererseits sah er, daß hier auch ohne Arzt und ohne Penizillin ein Heilvorgang eingesetzt hatte, den er durch sein Eingreifen vielleicht störte. Er beschloß, mit seiner Behandlung noch einen Tag ab-zuwarten. Das Ende der Geschichte: Dr. Schwamm be-hielt sein Penizillin, der junge Patient war bereits nach drei Tagen wieder arbeitsfähig. Er hatte mit dem un-sichtbaren Fausthieb, den ihm der Schäfer bei der ersten «Streichung» versetzt hatte, übrigens auch eine chroni-sche Gastritis verloren. Dieses Erlebnis beunruhigte Dr. Schwamm vollends. Er konnte nicht leugnen, was geschehen war. Er konnte aber auch nicht erklären, wie es geschehen war. Er nahm sich vor, diese Kraft des Schäfers zu testen, zu messen und, wenn es möglich war, für die Medizin nutz-bar zu machen. Er glaubte dabei nicht recht an die Behauptung des Na-turmenschen, er arbeite mit magnetischen, also physika-lischen Energien. Es mußte auf Suggestion beruhen, auf einer Wirkung über die Seele, über irgendeine Verbin-dung zwischen dem Unbewußten und dem vegetativen Nervensystem vielleicht. Deshalb suchte Dr. Schwamm Professor Fischer auf, den Leiter der ersten deutschen Klinik für Psychosomatik. Der hörte sich die Schilderungen an und verwies ihn an einen Physiker, mit dem er zusammenarbeitete. Dieser, Diplomingenieur, zeigte sich gar nicht besonders über-rascht und bedauerte nur, kein Meßgerät zu besitzen, das solche vom Menschen ausgehenden Strahlungen 202

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messen könnte. Obgleich diese sicherlich auch vorhan-den wären. Immerhin könnte es sich lohnen, mit dem «aufgelade-nen» Wasser einige Versuche durchzuführen. Daraufhin besorgte sich Dr. Schwamm vom Schäfer, der mit allen Versuchen einverstanden war, genügend auf-geladenes Wasser und begoß damit verschiedene Pflan-zen. Sie wuchsen tatsächlich schneller und gesünder als die mit Leitungswasser gegossenen Kontrollpflanzen. Auch bei Keimversuchen mit Gersten- und Weizenkör-nern zeigte sich die wachstumsfördernde Kraft des auf-geladenen Wassers. Das bewies das Vorhandensein einer physikalischen Energie, denn Dr. Schwamm konnte sich nicht vorstel-len, daß er mit seinen Wassergüssen eine besondere Suggestivwirkung auf das Seelenleben der Weizenkeime ausübte. Unterdessen hatte der Physiker in der Literatur einen Hinweis gefunden, nach dem Magnetiseure imstande sein sollen, zu mumifizieren. Diese Kraft der menschli-chen Strahlung — ob es nun eine mehr magnetische oder mehr elektrische Strahlung sein mochte - soll schon den Ägyptern bei der Mumifizierung ihrer Herrscher und Priester zur Verfügung gestanden haben. Das Wissen soll in den meisten Religionen genutzt worden sein und die Erklärung für die Mumifizierung mancher Heiliger darstellen. Dieses Wissen wurde geheimgehalten und spielte wohl auch bei der weißen und schwarzen Magie eine Rolle. Bis zu dem braven Schäfer waren weder die Geheimleh-ren der schwarzen Magie noch die Künste der alten Ägypter gedrungen. Er wußte nicht einmal, was Mumifi-zierung ist. Dr. Schwamm berichtete ihm, was er in der Literatur gefunden hatte, und der Schäfer meinte, wenn es in der Literatur stünde, müsse es ja stimmen, dann könne er auch mumifizieren.

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Also starben sechs Goldfische für die Wissenschaft. Dr. Schwamm brachte die sechs toten Fische dem Schä-fer und stellte ihm die Aufgabe, drei davon zu mumifi-zieren. Dieser legte drei Fische auf einen Unterteller und stellte ihn in einem trockenen, ungeheizten Zimmer auf einen Schrank. Die anderen drei Fische legte er auf einen zweiten Unterteller, den er in der Nähe eines Ofens plazierte, auf dem auch tagsüber ein Wasserkes-sel dampfte. Die dem Verwesungsprozeß dadurch ver-stärkt ausgesetzten Goldfische am Ofen behandelte der Schäfer morgens und abends mit der einzigen Heilme-thode, die er jemals anwandte, mit den magnetischen Streichungen der Hände. Nach vier Tagen mußte man die unbehandelten Fische vom Schrank nehmen, weil der Verwesungsgeruch das ganze Haus verpestete. Die behandelten Goldfische da-gegen sahen aus wie mit Haut bedeckte Skelette, waren völlig trocken und wie versteinert. In der Klinik für Psychosomatik begutachtete man die mumifizierten Goldfische, fand sie hochinteressant und bat ansonsten um Verständnis, daß man bei aller Liebe für den Fortschritt doch keinem Patienten zumuten möchte, in der Klinik von Heilmagnetiseuren bestrichen und womöglich mumifiziert zu werden. Der Weg zur Erforschung des Phänomens führe eben nicht über die Psychosomatik, sondern eher über die Technik. Man komme nicht weiter, solange die hier wirksame Energie nicht lokalisiert, definiert, meßbar und produzierbar wäre.

Deshalb suchte Dr. Schwamm nun Kontakt zu Techni-kern. Er verstand nichts von Technik. Die Techniker verstanden nichts von Medizin. Es dauerte, bis die Sprachbarrieren überwunden werden konnten und man sich auf ein gemeinsames Fach-Chinesisch einigte. Sie kamen auf den Gedanken, daß durch die Eigen-schwingung jedes Moleküls im Körper eine elektro-204

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magnetische Strahlung entstehen muß, die eine Fre-quenz im Millimeterbereich aufweist, im Bereich der In-frarotstrahlung.

Information durch Infrarot

Infrarote Strahlung ist schon von einer minimalen Stärke an mit Wärme gekoppelt. Es ist eine thermische Strah-lung. Diese Eigenschaft förderte die Infrarotforschung ungemein, denn die Strahlung läßt sich militärisch nut-zen. Mit Infrarotgeräten konnte der Feind auch im Dun-kel, im Dschungel oder aus sehr großen Höhen geortet werden. Das amerikanische Aufklärungsflugzeug U 2 überflog in Höhen, die außerhalb der Reichweite aller Radargeräte lagen, die Sowjetunion und konnte alle Vor-gänge registrieren bis hin zur Messung der Wärme aus dem Auspuff eines einzelnen Autos. Nur besaß die sowjetische Abwehr ebenfalls Infrarotge-räte. Mit ihrer Hilfe entdeckten die Sowjets die U 2 und lenkten eine Rakete zu ihr, die U 2 stürzte ab. Es war Anfang der fünfziger Jahre für Dr. Schwamm und seine Techniker nicht einfach, an Infrarotdetektoren zu kommen. Sie erhielten schließlich einen aus dem Be-stand der US-Army.

Er wurde umgebaut und zur Messung der durch Infra-rotstrahlung erzeugten oder veränderten Temperatur an allen Körperpunkten, die von besonderem Interesse wa-ren, hergerichtet. Das Fieberthermometer ist das primitivste Gerät der so-genannten Thermodiagnostik. Mit dem Schwammschen Gerät waren viel differenziertere diagnostische Erkennt-nisse möglich. Nach Zehntausenden von Messungen war klar, daß man mit diesem Gerät wertvolle Hinweise auf den Ort man-cher funktioneller Störungen erhielt. Es bestanden je-

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doch immer noch Unklarheiten, es kam zu Ergebnissen, die es erst zu deuten galt. Eines Tages hätte Dr. Schwamm beinahe die ganze Thermodiagnostik aufgegeben, weil sie offensichtlich versagte. Er hatte einen Patienten untersucht, der ohne jeden Zweifel an einem schweren Herzklappenfehler litt. Doch über der Herzregion zeigte sein Infrarotgerät keine von der Umgebung abweichende Temperatur an, so, als ob das Herz gesund wäre. Nur in der Gegend der Kiefer-winkeldrüsen fand sich ein leicht erhöhter Temperatur-wert. Dr. Schwamm fand bei dem Patienten chronisch entzündete Mandeln und injizierte deshalb einige Trop-fen Prokain an die Mandelpole, wie es die Gebrüder Hu-neke in der nach ihnen benannten Methode der Neurai-therapie empfohlen hatten und wie es sich immer wieder als heilungsfördernde Maßnahme bewährte. Interessehalber setzte der Arzt nochmals die Sonden des Infrarotgerätes an. Am Kieferwinkel herrschten jetzt Temperaturen, die sich nicht mehr von der umgebenden Körpertemperatur unterschieden. Und über der Herz-region zeigte das Gerät, das angeblich so enttäuschend versagt hatte, plötzlich einen Wert an, der um ein Grad Celsius unter dem Wert der angrenzenden Region lag. Damit war die Diagnostik dynamisiert. Es war nicht mehr das statische Momentbild eines Zustands, es gab nun eine klare Meldung über die Funktion des Steue-rungs- und Regelungsmechanismus im gesamten Orga-nismus.

Die Tätigkeit und Wirksamkeit des biologischen Com-puters war nun überwachbar. Die Überlegung war eigentlich ganz einfach: Man mußte die gegebenen Tem-peraturwerte messen und dann einen Reiz in den Orga-nismus setzen, der den Computer zur Regulation zwingt. Das Prokain der Mandelinjektion veränderte durch sein hohes elektrisches Potential die herrschenden Verhält-nisse und forderte dadurch eine ausgleichende Regelung 206

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heraus. Die Regelung versagte im Gebiet des erkrankten Herzens und zeigte so den Defekt an. Der Reiz, der den Organismus zur regulierenden Ant-wort zwingt, kann auch durch eine von außen kom-mende kurze Temperaturveränderung hervorgerufen werden, zum Beispiel durch eine Abkühlung. Man hat die Ellbogen der Patienten nach der ersten Messung in kaltes Wasser getaucht, um diesen Reiz zu setzen. Es gibt auch andere Methoden. Sie sind nicht so entschei-dend, denn der Regulationsmechanismus wird durch sehr viele Einflüsse in Bewegung gebracht. Mehr durch Zufall hat man herausgefunden, daß allein schon durch das Auftragen eines Lippenstiftes oder durch das Auftragen von Make-up gegensteuernde Ner-ven* und Hormonreaktionen ausgelöst werden können. Mit der Meßbarkeit der biologischen Kybernetik haben sich aussichtsreiche Möglichkeiten der Diagnostik und dementsprechend der Therapie ergeben. Wo immer sich bei der Zweitmessung von der Erst-messung abweichende Werte ergeben, findet sich ein Hinweis auf einen bestimmten Zustand des Gebietes. Er kann im entzündlichen Bereich liegen bei höheren Tem-peraturen und im degenerativen Bereich bei niedrigeren Temperaturen. Ergeben die Messungen starre, sich nicht verändernde Werte, ist Vorsicht geboten. Wo keine Re-gulation mehr auf einen Zellverband einwirkt, scheint dieser Zellverband von dem Informationsnetz getrennt zu sein. Es kann sich um Krebs handeln. Das macht die Regulationsmessung nach Schwamm zu einer wertvollen Methode der Früherkennung des Krebsgeschehens. Der Einsatz der Therapie ist hier um den vielleicht entscheidenden Zeitfaktor früher möglich. Warum diese Diagnosetechnik von Dr. Schwamm ledig-lich in der Gesellschaft für Thermodiagnostik bis jetzt voll eingesetzt wird, in der allgemeinen Medizin jedoch nur zögernd Eingang findet, ist eine von vielen Fragen,

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die immer wieder gestellt werden und wohl nur aus dem Verständnis für die augenblickliche Situation der Hoch-schulmedizin heraus beantwortet werden können. Ein Landarzt, der seine Forschungen begann, als er drei mumifizierte Goldfische auf einem Teller liegen sah, be-sitzt gegenüber einem Universitätsprofessor stark ver-minderte Chancen. Es ist Unfug, eine grundlegende Änderung der Hoch-schulmedizin anzustreben oder gegen die Universitäten zu polemisieren. Wer Unmögliches fordert, strebt nach Mißerfolg. Wer akzeptiert werden will, muß selbst ak-zeptieren können. Sinnvoller wäre die Bemühung um den schrittweisen Einbau der noch als ungewöhnlich geltenden, von außer-halb der Universität kommenden Erkenntnisse in die Forschung und Lehre der Hochschule. Es wäre auch ein anderer Weg denkbar. Es stünde der Bundesrepublik nicht schlecht an, wenn sich die interes-sierten Kräfte zusammenfinden und ein zentralisiertes Institut gründen würden, das sich in Struktur und Auf-gabenstellung nach dem Ludwig-Boltzmann-Institut in Wien ausrichten könnte. Wobei weniger an Konkurrenz gedacht ist und mehr an sinnvolle Ergänzung. Auch an eine Ergänzung zu den Instituten der Max-Planck-Ge-sellschaft.

Das Ludwig-Boltzmann-Institut hat sich als Nährboden für viele Erkenntnisse erwiesen, die sicherlich mitbe-stimmend sein werden für die Zukunft der Medizin. Ziel des Instituts ist es, interessante Entwicklungen, die noch nicht klinikreif sind, zu erfassen und auf ihre Anwend-barkeit hin zu prüfen. Pathologen und Anatomen, Histologen, Embryologen, Physiologen, Baineologen, Physiker, Biochemiker und Fachärzte jeder Fachrichtung arbeiten gemeinsam an diesen Aufgaben. Dabei können sie sich auf die Arbeiten des wissen-20 8

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schaftlichen Leiters des Instituts, Prof. Alfred Pischinger, stützen. Seine Forschungen beschäftigen sich vor allem mit dem Steuerungssystem im menschlichen Organismus. Zu-sammen mit einigen anderen Mitarbeitern, die das «Wiener Team» bilden, obgleich sie nicht alle den Vor-zug besitzen, Wiener zu sein, hat Prof. Pischinger die Frage untersucht, wie es möglich ist, daß jede einzelne Zelle an dem Informationsaustausch beteiligt sein kann und von den steuernden Nerven- und Hormonreaktio-nen betroffen wird. Denn in der Organzelle befinden sich keine Rezeptoren dafür, keine Empfänger, in der Organzelle sitzt kein Nerv. Die Zelle schwimmt vielmehr in einer extra-zellulären Flüssigkeit. In dieser Flüssigkeit enden die ve-getativen Nerven und münden die Haargefäße des Blut-kreislaufs. Immerhin befinden sich im erwachsenen Menschen etwa achtzehn Liter dieser extrazellulären Flüssigkeit, die im lockeren, weichen Bindegewebe gehalten wird und jede Zelle umgibt. Dieser Pischingersche Raum des weichen Bindegewebes und der extrazellulären Flüssigkeit erst bildet das Le-bensmilieu für die Zelle. Dieses Lebensmilieu reagiert auf jeden mechanischen, chemischen und elektrischen Reiz, und seine Reaktion erst wirkt auf die Zelle. Es ist wichtig, wie flüssig oder eingedickt die Flüssigkeit ist, ob sie chemisch eine Solstruktur oder eine Gelstruk-tur aufweist. Das jedoch ist abhängig von der positiven oder negativen Ladung der Grenzflächen. Eine positive Ladung verdickt die Flüssigkeit, verfestigt sie und macht sie alkalisch. Das entspricht übrigens dem Zustand beim Krebsgeschehen. Beim Stoffwechsel der Zelle, beim Säure-Basen-Aus-gleich, bei der Kalium-Natrium-Pumpe - immer ist die elektrische Komponente entscheidend.

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Die Abhängigkeit aller Zell- und damit auch aller Or-ganfunktionen von den elektromagnetischen Bedingun-gen macht die Messung der aus dem Körper dringenden Strahlung so interessant und sollte sie in absehbarer Zeit zu einer in die allgemeine medizinische Diagnostik inte-grierten Methode machen - einer Methode, die noch dazu den Vorteil besitzt, auf unblutigem Wege und in-nerhalb weniger Minuten dem untersuchenden Arzt aussagekräftige Werte zu vermitteln.

Strahlenhülle des Menschen

Eine Messung darf dabei nicht vergessen werden - die Messung der Reichweite dieser Gesamtabstrahlung des Körpers. Jeder Organismus besitzt ein elektromagnetisches, pul-sierendes Feld, das ihn umgibt wie eine Hülle. Man könnte es als die physikalische Natur der unter so vielen Namen diskutierten «Aura» bezeichnen. Mit dem Schwammschen Infrarotgerät kann die unge-fähre Ausdehnung der Strahlenhülle gemessen werden. Man stellt fest, in wieviel Zentimetern Entfernung vom Körper die Infrarotstrahlen ihre Frequenz verlieren, denn mit der Distanz vom Körper nimmt die Wellen-länge der «Wärmestrahlung» zu. Es hat sich im Laufe der Jahre gezeigt, daß die Strah-lungsreichweite der Menschen im Durchschnitt etwas zunimmt, von etwa achtzig Zentimeter näher an die hun-dert Zentimeter heranreicht. Bei einem kürzeren Ab-stand ergibt sich ein Hinweis auf körperliche Erschöp-fung, vegetative Labilität, auch auf psychische Depression. Werte, die deutlich über hundert Zentime-ter Körperabstand liegen und sich auch nach Belastung nicht regulierend verändern, gelten nach dieser Diagno-stikmethode als Hinweis auf schwere Stoffwechselstö-

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rungen und auf die drohende Folge der Regulations-blockade: Krebs. Um die Grundlagen dieser Thermodiagnostik zu festi-gen und sowohl die Möglichkeiten wie auch die Grenzen dieser Methode zu erarbeiten, führt ein Mitarbeiter des «Wiener Teams», Primarius Dr. Bergsmann, entspre-chende Forschungen durch. Die Arbeiten stoßen erfreu-licherweise auf ein starkes Interesse der Österreichi-schen Pensionsversicherungsanstalt. Es sollte eigentlich im Interesse jeder Versicherungsan-stalt - ob staatlich oder privat — liegen, Forschungen zu unterstützen, die zu einer Senkung der Krankheitsfälle durch bessere Vorsorge und bessere Diagnostik führen können. Nach dem Motto einer Versicherung: «Besser Schaden verhüten als Schaden vergüten.» Dr. Bergsmann, der eine Lungenheilstätte in der Steier-mark leitet, fand bei Patienten mit chronischen Entzün-dungen oder anderen Herden und Störfeldern, daß die Beschaffenheit des Blutes auf der davon betroffenen Körperhälfte sich von der Beschaffenheit des Blutes auf der anderen Körperhälfte unterschied. Man erhält also bei manchen Patienten zwei unterschiedliche Blutbilder, je nachdem, von welcher Armvene man das Blut ab-nimmt.

Nun braucht man aber das Blut nicht mehr abzunehmen und auf das Ergebnis zu warten, denn Dr. Bergsmann konnte mit den Infrarotgeräten diese Asymmetrie durch die Temperaturmessung am Körper sofort nachweisen. Wenn man bei Begriffen wie «Temperaturfelder der Haut» bleiben würde, wäre es vielleicht möglich, die Hemmschwelle mehr konservativ eingestellter Ärzte zu überschreiten. Wenn man dagegen mit Begriffen wie «Gesamtabstrahlung elektromagnetischer, pulsierender Signale im Infrarotbereich aus dem Organismus» arbei-tet, wird man etwas länger mit dieser verständlichen Hemmschwelle rechnen müssen.

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Und für den Physiker ergeben sich dabei sicherlich auch Fragen. Er wird beispielsweise wissen wollen, woher die Infrarotstrahlung der Moleküle gespeist wird. Man sagt, durch die Eigenschwingung der Moleküle. Aber es fragt sich, was die Moleküle schwingen läßt. Andererseits bietet sich eine natürliche Energiequelle an: die aus der Atmosphäre auf den Erdboden einfallende langwellige Infrarotstrahlung. Die jährliche Energie die-ser Infrarotstrahlung ist dreimal so hoch wie die jährlich auf die Erde dringende Energie der Sonnenstrahlen. Von dieser sehr hohen Energiemenge werden 84 Prozent ungenutzt wieder von der Erde abgestrahlt, 14 Prozent werden bei der Verdunstung des Wassers verbraucht, und nur 2 Prozent der Energie werden bei der Erwär-mung der Luft und des Erdbodens umgewandelt. Die geringe Energiemenge, die ein Mensch pro Tag zum Betrieb seines Elektrizitätswerkes benötigt — etwa eine einzige Wärmekalorie —, kann er daher leicht aus der At-mosphäre abzapfen.

Die Möglichkeiten, mit Hilfe des elektromagnetischen Geschehens im Organismus zu diagnostisch verwert-baren Ergebnissen zu gelangen, sind selbstverständlich nicht mit der Messung ausgeschöpft, wie sie Dr. Schwamm eingeführt hat. Es gibt zahlreiche weitere Methoden, die auf anderen Gedankengängen aufbauen und ebenfalls zu beachtli-chen Resultaten führen können. Die Elektrodiagnostik bedient sich des Grundsatzes, nach dem jedes Geschehen im Zellbereich an elektro-magnetische Veränderungen gekoppelt ist. Demnach müßte man also über elektromagnetische Veränderun-gen auch in das Geschehen im Zellbereich eingreifen können. Durch Umdrehung des Prinzips kann man also von der Diagnose zur Therapie kommen, von der Krankheitser-kennung zur Krankheitsbehandlung. 212

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Natürlich wird das zum Teil schon lange praktiziert. Jede Kurzwellenbestrahlung beweist das. Ultraviolettlampen und Höhensonnen werden millionenfach benutzt. Im Grunde genommen ist auch jedes Sonnenbad und jeder Spaziergang bei schönem Wetter eine elektro-therapeutische Maßnahme. Es soll hier nicht die Rede von dem problematischen Einsatz der Röntgen- und Radiumstrahlen sein. Die Zer-störung eines erkrankten Gewebes ist gewiß eine wirk-same, aber nicht immer eine befriedigende Therapie. Die Frage, bei welchen Krankheiten sich eine elektro-therapeutische Maßnahme empfiehlt, kann man so nicht stellen. Denn es muß, wenn jede Krankheit mit elektro-magnetischen Veränderungen verbunden ist, jede Krankheit auch über diesen Weg anzugehen sein. Aber eben auch — und nicht ausschließlich über diesen Weg. Verfechter der Wirksamkeit einer bestimmten Therapie geraten so leicht in Versuchung, vor Begeiste-rung die Proportionen aus den Augen zu verlieren. Die hier ausgesprochene Empfehlung zum Einsatz der elektrotherapeutischen Maßnahmen im Krankheitsfall ist nicht gleichbedeutend mit der Empfehlung, damit alle anderen klassischen medizinischen Maßnahmen etwa einzustellen. Die Therapie muß vom Arzt bestimmt und unter Zu-grundelegung des jeweils gegebenen, individuellen Fal-les mit allen Methoden unternommen werden, die nach Kenntnis des Arztes ein Höchstmaß an Wirksamkeit und ein Mindestmaß an Schädlichkeit aufweisen. Es ist zu hoffen, daß die Kenntnis des Arztes immer mehr die Gebiete der Medizin umschließt, die den gan-zen Menschen zu erfassen vermögen. Jede elektro-therapeutische Maßnahme ist solch eine auf den ganzen Menschen einwirkende Methode. Eine der ältesten und am meisten genutzten Maßnah-men dieser Art ist die Akupunktur.

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Akupunktur: homöopathischer Stromstoß ins Innere?

Seit Jahrtausenden ist dem Akupunkteur bewußt, daß er mit dem Stich einer Nadel in bestimmte Punkte der Haut eine Energieverschiebung im Organismus auslöst. Er verändert zum Beispiel die zu hohe Spannung in funktionsgestörten Organen oder stärkt das zu schwache Energiepotential in einem anderen Organ. Die Chinesen sprachen von einem Überfluß an Yang oder einem Man-gel an Yin, doch die Analogien zur Elektrizität sind deut-lich genug. Für die Chinesen war die Lebensenergie «Ch'i» gegeben, wenn sich das vom Himmel herabkommende positive Yang in Harmonie mit dem von der Erde aufsteigenden negativen Yin befand. Es fällt dem Physiker nicht schwer, hier das statische Gleichfeld zu erkennen mit dem positiven Pol in der Ionosphäre und dem negativen Pol an der Erdoberfläche. Wird nun eine Metallnadel in einen Akupunkturpunkt gestochen, der sich von der Umgebung durch einen an-deren elektrischen Widerstand unterscheidet und eine andere Leitfähigkeit in den Organismus aufweist, so kann die Nadel wie eine Antenne wirken und in der At-mosphäre herrschende elektrische und magnetische Be-dingungen in den Organismus leiten. Viele extrem kurze Wellen können nicht tief in das Hautgewebe dringen, das Gleichfeld dringt sogar überhaupt nicht unter die Haut. Mit dem Nadelstich werden unter der Haut elektro-magnetische Veränderungen ausgelöst, die sich mit hoher Geschwindigkeit, aber äußerst schwacher Energie im gesamten Organismus mitteilen. Die Schwäche der Energie ist nicht ein Argument gegen die Wirksamkeit der Akupunktur, sondern ein Argument dafür. Die Zelle arbeitet nur mit diesen äußerst schwachen Energien und 214

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kann nur richtig reagieren, wenn die Information in der richtigen «Zellsprache» ankommt. Jeder aufmerksame Akupunkteur wird beobachtet ha-ben, daß die Ansprechbarkeit des Patienten auf die Behandlung in Beziehung zur gerade herrschenden Wet-terlage steht. Auch neuraltherapeutisch arbeitende Ärzte kennen diesen Zusammenhang. An manchen Tagen häufen sich Sekundenphänomene und günstige Reaktio-nen. Es sind die Tage mit dem elektromagnetischen Schönwetterfeld. Mit einer Elektroklimaanlage in den Praxisräumen ist der Patient zwar nur für kurze Zeit diesen günstigen Verhältnissen ausgesetzt, doch könnte sich diese Hilfs-maßnahme trotzdem bei einer Behandlung mit Neurai-therapie und Akupunktur unterstützend auswirken. Eine Bestätigung der Vermutung, daß Akupunktur ein Versuch ist, den gestörten Informationsfluß des biologi-schen Computers «Hypothalamus-Hypophyse» zu nor-malisieren, ist aus den Beobachtungen von Dr. Bischko vom Ludwig-Boltzmann-Institut in Wien abzulesen. Er hatte bei einem Besuch in China ein Experiment beob-achtet, bei dem man zwei Kaninchen an einen gemeinsa-men Blutkreislauf angeschlossen hatte. Das Arterien-und Venensystem der beiden Tiere war miteinander ver-bunden. Man akupunktierte nun das eine Kaninchen mit sedie-renden, also beruhigenden, Nadelungen. Da es von der Meinung westlicher Ärzte, Akupunktur sei reine Sug-gestion, noch nichts gehört hatte, zeigte es eine deutliche Beruhigung in der körperlichen Aktivität. Das zweite Kaninchen jedoch, von keiner Nadel getrof-fen, benahm sich ebenfalls so wie das akupunktierte Tier. Prof. Walther Birkmayer, Vorstand der neurologischen Abteilung im Städtischen Krankenhaus Linz, wurde mit dem Phänomen konfrontiert. Da eine nervliche Verbin-

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dung zwischen den Kaninchen nicht bestanden hatte, mußte das genau zeitgleiche Verhalten der beiden Tiere durch den zweiten Faktor ausgelöst worden sein, der für Zustände wie Erregung, Beruhigung, Wut oder Friedfer-tigkeit verantwortlich ist: die Hormonausschüttung in das Blut. Für Prof. Birkmayer ergab sich die Folgerung, daß Aku-punktur in der Lage ist, über die Hypophyse auch auf das Hormonsystem einen dämpfenden oder anregenden Einfluß auszuüben. Die Hormone, die dabei in Abhängigkeit voneinander Wirkung und Gegenwirkung erzeugen, die als ständige Gegenspieler für die psychovegetative Lage eines Men-schen oder Tieres verantwortlich sind, heißen Noradre-nalin und Serotonin. Noradrenalin hat die Aufgabe, das sympathische Nervensystem zu steuern, Serotonin steuert das parasympathische Nervensystem, den Va-gusnerv. Daß es zur Auslösung einer elektromagnetischen Ver-änderung im Organismus keiner besonderen Leitbahn bedarf - einer Art von Blutkreislauf oder Nervenkreis-lauf, wie es von zweifelnden Schulmedizinern zum Nachweis des Wirkungsmechanismus immer noch ge-fordert wird —, ist wohl ziemlich einleuchtend. Denn über die mit dem Nadelstich getroffene extrazelluläre Flüssigkeit im weichen Bindegewebe, dem Träger aller vegetativen und hormonalen Informationsboten, ist die Wirkung anatomisch erklärbar. Noch nicht gelöst ist das Problem, warum es für bestimmte Organfunktionen be-vorzugte Punkte auf der Haut gibt, von denen aus die re-gulierende Wirkung eher oder auch allein ermöglicht wird. Es ist auch einleuchtend, warum Metallnadeln, Hornna-deln, Steinnadeln, aber auch mit leichtem Druck krei-sende Fingerkuppen eine Akupunkturwirkung zu erzie-len vermögen. Denn die Reize, die notwendig sind, um 216

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elektromagnetische Veränderungen hervorzurufen, sind sehr gering. Es sei daran erinnert, daß schon das Auftra-gen von etwas Make-up als Reiz auf der Haut genügt. Die Kunst der Akupunktur besteht nicht allein darin, die vegetative und hormonale Funktionslage des Patien-ten zu erkennen und danach die geeigneten Punkte aus-zuwählen, es muß auch die Stärke des Reizes genau fest-gelegt werden. Hier helfen keine Lehrbücher, weil jeder Mensch anders ist und anders reagieren kann. Hier hilft nur eine durch Erfahrung zu ergänzende und zu korrigierende Intuition. Es wird daher viele Ärzte geben, die mit der einfachen Nadeltechnik in vielen Fällen gut auskommen und Er-folge erzielen. Virtuose Akupunkteure werden aber so selten bleiben wie virtuose Musiker. Um auch dem nicht mit besonderer Intuition gesegneten Arzt den Einsatz der einfachen Nadeltechnik zugänglich zu machen, wurden in den letzten Jahren viele Geräte und Instrumente hergestellt. Mit diesen Geräten kann er am Körper des Patienten die auffälligen Akupunkturpunkte finden und auf Abwei-chungen von der Norm hin untersuchen. Er kann auch mit Knopfdruck die Nadeln in die Haut einschießen, er kann auf Knopfdruck einen schwachen Strom einspei-sen und danach durch Kontrollmessung den Punkt sozu-sagen abfragen, ob er nun auf die Norm eingependelt ist. Nach einem konzentrierten Studium des Akupunktursy-stems und unter Benutzung eines modernen Akupunk-tur-Instrumentariums kann jeder Arzt ohne jahrelange Beschäftigung mit den Feinheiten des Taoismus und Konfuzianismus das Abc der Akupunktur erlernen und einsetzen. Wer das Abc beherrscht, kann lesen und schreiben. Er wird vielleicht nicht gleich Meisterwerke der Literatur schaffen, aber darauf kommt es nicht so sehr an. So ist diese Meisterschaft zwar erwünscht, aber nicht

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unbedingt vonnöten, um bei komplizierten Operationen die Akupunktur als Beihilfe zur Schmerzunterdrük-kung zu nutzen. Es geschieht auf dem Wege der Elektroakupunktur. Na-deln werden am Ohr und an anderen Punkten der Haut eingestochen und mit Elektroden versehen. Über die Elektroden werden Impulse mit festgelegten Frequenzen und Intensitäten in die Hautpunkte geschickt. Der zuvor auf üblichem Wege narkotisierte Patient wird jetzt mit Hilfe dieser Impulse über längere Zeit schmerzunemp-findlicher gemacht. Die Einspeisung mit elektro-magnetischen Reizen über diese Punkte ist so stark, daß die vegetative und hormonale Regulationsfähigkeit zu-sammenbricht. Der Computer kann daher auch nicht mehr auf den Schmerz antworten, der durch die Opera-tion entsteht.

Rein theoretisch ergibt sich dabei die Gefahr, daß es bei einer zu lange abgeschalteten Informationsübermittlung an vorgeschädigten Stellen zu krebsartigen Entgleisun-gen kommen könnte. Die längste Operationszeit unter Einschaltung der Elek-troakupunktur zur Schmerzausschaltung betrug rund acht Stunden. Das wird wohl Ausnahmefall bleiben. Die Vorzüge dieser Methode sind klar: Hier können Patien-ten einer vielleicht lebensrettenden Operation zugeführt werden, da sie aus manchen Gründen, etwa einer Kreis-laufschwäche, der Belastung einer klassischen Narkose mit chemischen Mitteln nicht standhalten würden. Die Einsparung an Narkosemitteln bringt dem Patienten auch nach der Operation noch Hilfe. Er besitzt mehr Chancen zur schnelleren Genesung. Die an den Universitäten in Gießen, München und Wien täglich durchgeführten Operationen, etwa die im Herzzentrum von München durchgeführten Operatio-nen am offenen Herzen, sind ein notwendiger und über-zeugender erster Schritt zur Anerkennung der Aku-218

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punktur auch in den Hörsälen der medizinischen Fakul-täten.

Laserstrahl statt Akupunkturnadel

Vielleicht schafft auch eine andere Akupunkturmethode eine bessere Ausgangsbasis für eine allgemeine Aner-kennung. Denn diese neue Methode ist für die moderne Medizin wie geschaffen: völlig technisch, völlig meßbar und deswegen akzeptabel. Bei dieser Methode hat die Nadel ausgedient. An ihre Stelle tritt der Laserstrahl. Laser klingt nach Raumfahrt. Tatsächlich hat die Firma Messerschmidt-Bölkow, die für die Raumfahrt und die Wehrtechnik erhebliche tech-nische Leistungen erbracht hat, ihre nicht mehr voll aus-gelastete Kapazität auch auf andere Bereiche ausge-dehnt. Bei der Firma Bölkow soll sich das größte geschlossene Kontingent der genialen Eierköpfe befinden, wie die wissenschaftlichen Denker und Macher im amerikani-schen Jargon genannt werden. Eines der Produkte, die von den nach neuen Aufgaben suchenden Eierköpfen ausgebrütet wurden, ist dieses Lasergerät, das nunmehr die Akupunkturnadel in das Völkerkundemuseum, Abteilung Altes China, schicken soll. Ein Laserstrahl entsteht durch die Anregung der in einer Substanz - es kann ein Kristall sein, aber auch ein Gas-oder Flüssigkeitsgemisch - befindlichen Fremdatome, die auf kompliziertem Wege zu einer lawinenartig an-wachsenden Bündelung von Energien und Lichtstrahlen führt. Die Laserstrahlen können eine ungemein hohe Intensität erreichen und zerstörend wirken. Aber es gibt auch La-serstrahlen mit schwacher Energie.

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So hat der Akupunkturlaser eine Leistung von nur einem Milliwatt. Diese schwache Energie liegt für die Zelle noch im Bereich ihrer Sprache, sie kann darauf rea-gieren. Mit dem Handstück des Gerätes, das den Griffel mit dem Laserstrahl enthält, wird der gesuchte Punkt auf der Haut geortet. Dann hebt man den Griffel über dem Punkt um einige Millimeter von der Haut ab und sendet zwischen zehn und dreißig Sekunden lang den Laser-strahl aus. Er dringt etwa einen Zentimeter in das Ge-webe ein, ohne einen Schmerz zu verursachen und eine Schädigung hervorzurufen. Die absolut schmerzfreie Akupunktur wird sicherlich besonders von den Patienten begrüßt werden, die eine Abneigung gegen den meist völlig harmlosen Nadelstich haben. Kinder verkrampfen sich manchmal aus Angst vor dem Stich und mindern so die Erfolgschancen. Nach der Behandlung mit dem Laserstrahl kann man durch eine zweite Messung die erzielte Veränderung der Werte feststellen. Dieses Gerät für Laserakupunktur wird sicherlich einen merklichen Beitrag für eine breitere Anwendung der Methode leisten. Einen vollwertigen Ersatz für die einfache Akupunktur-nadel kann das Gerät in der jetzigen Form jedoch nicht bieten. Bisher hat die Lasertechnik sich in der Medizin schon auf anderen Gebieten bewährt. In der Neurochirurgie und Mikrochirurgie eröffnet die Lasertechnik neue oder verbesserte Operationsmethoden. Es lassen sich ohne Schneidedruck auf aseptischem Wege auch sehr kleine Gewebsstücke gezielt durchtrennen oder abtragen. Besonders bei diffizilen Operationen am Auge kann die Lasertechnik eingesetzt werden, so bei Schädigungen der Netzhaut und beim Grünen Star. Ein weiteres neues Lasergerät der Firma Bölkow kann 220

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dazu führen, die Gefahren bei Magenblutungen zu sen-ken. Dr. Kiefhaber von der Zweiten Medizinischen Kli-nik der Universität München hat dieses Verfahren bis-her an dreißig Patienten in Notfällen angewandt und ausgezeichnete Erfolge erzielt. Das Lasergerät wird dabei dem Patienten durch Mund-höhle und Speiseröhre in den Magen eingeführt. Ein Pilotlicht sucht die Blutungsstelle auf. Dann erfolgt der kurze «Laserschuß». Im Gewebe, das die Strahlung auf-nimmt, kommt es zu Wasserentzug, es tritt rasch eine Eiweißgerinnung ein, und die Gewebsstelle verklebt. Die Blutung ist gestoppt. Diese Methode, Blutungen schnell und problemlos zu stoppen, wird immer mehr Bedeutung erhalten durch die verbreitete Anwendung von gerinnungshemmenden Medikamenten (Antikoagulantien), die das Blut des Pa-tienten «flüssiger» halten sollen. Sie tun es in einem Maße, daß der Patient künstlich zu einem Bluter zu wer-den droht. So kann eine einfache Zahnextraktion bei einem Menschen, der auf Antikoagulantien eingestellt ist und sie nicht ohne Gefahr einfach absetzen darf, durch die eintretende Blutung der Wunde im Zahn-fleisch zu einem Problem werden. Das Lasergerät bringt die Blutung binnen Sekunden zum Stillstand. Damit sind die Möglichkeiten der therapeuti-schen Nutzung von Strahlen nur angedeutet. Sie wird zweifellos einen immer größeren Platz einnehmen. Einen Platz, den die Chemie wohl ein wenig räumen muß. Obgleich natürlich auch hier immer Möglichkeiten zur gemeinsamen Nutzung gegeben sind. Man könnte sogar auf Elektroden entsprechende Salben auftragen und da-durch lokal gezielt ein Medikament sozusagen elektrisch einspeisen. Und nicht nur die Strahlen in ihren verschiedenen Fre-quenzen und Intensitäten und Impulsfolgen sind thera-peutisch bei Krankheit einzusetzen. Auch die mit dem

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elektromagnetischen Geschehen so eng verknüpften Ionen, die elektrisch positiv oder negativ geladenen Mo-leküle und Atome dienen der Gesundung. Wenn hier von Ionen gesprochen wird, sind die Luft-ionen gemeint. Nicht nur ein Luftmolekül kann schließ-lich elektrisch geladen und damit zu einem Ion werden. Das kann mit jedem Molekül geschehen.

Medizin aus der Luft

Die Therapie mit Luftionen begann eigentlich in Deutschland, fand wenig Widerhall und wird nun hauptsächlich von den Amerikanern, Russen, Rumänen und Franzosen vorangetrieben. Luftionen können in der natürlichen Konzentration und Ladung, wie sie bei einem Schönwetterfeld vorhanden sind, in einem geschlossenen Raum für gesundes Raumklima sorgen. Das ist eine wertvolle Maßnahme zur Gesundheitsvorsorge, aber es ist noch nicht eigentli-che Therapie. Wie wichtig der Einsatz von kleinen Ionen bei der Be-handlung funktioneller Krankheiten sein kann, wurde durch Arbeiten von Prof. Krueger an der Berkeley Uni-versity in Kalifornien deutlich. Er wies experimentell nach, daß der Gehalt an negativen und positiven kleinen Ionen eine dementsprechende Hormonreaktion hervorruft: Negative kleine Luftionen senken den Gehalt an Serotonin im Blut, positive kleine Ionen erhöhen den Serotoninspiegel. Das stützt die These, wonach bei einem zu großen Anteil von positiven Kleinionen in der Atmosphäre die Men-schen zu Irritation und Erregung neigen. Ein zu hoher Serotoninspiegel führt zur Überregung der Vagusnerven und zu psychomotorischen Ausfällen. Mit einer gezielten Ionentherapie kann man die Gefühls-222

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läge der Menschen und Tiere beeinflussen. Es war daher nur folgerichtig, als Prof. Ucha in Buenos Aires begann, auch Gemütsleidende mit Ionen zu behandeln. Er speiste negative Ladungen in hoher Dosierung in einen Raum mit fünfundzwanzig Quadratmeter Boden-fläche ein, in dem sich gleichzeitig mehrere Patienten aufhalten konnten. Auf diese Weise behandelte er fünf-unddreißig Nervenkranke täglich mindestens eine Vier-telstunde, in Ausnahmefällen auch bis zu zwei Stunden über drei bis vier Wochen. Er erzielte dabei zwölf Hei-lungen und siebzehn Besserungen mit anhaltendem Er-folg. Die Kur wurde wiederholt, um den Zustand zu sta-bilisieren. Auch der französische Wissenschaftler Olivereau hatte nachweisen können, daß mit Zufuhr negativer Ionen ein meßbarer angstlösender Effekt erzielt werden kann. Prof. Krueger weist darauf hin, daß eine Luft, in der kaum noch Ionen enthalten sind, auf Tiere und Men-schen eine ungünstige, wenn nicht sogar eine schädliche Wirkung hat. Luftionen scheinen also für die Lebens-vorgänge unentbehrlich zu sein, ihren Ablauf erst opti-mal zu ermöglichen. Sein Kollege Prof. Kornblueh hat die Ionenbehandlung in großem Umfang bei Kranken angewendet. Eine Blind-studie an 146 Patienten mit Heuschnupfen, die sich in einer Atmosphäre aufhielten, die natürlichen Luftionen-verhältnissen entsprach, führte bei fast allen Ver-suchspersonen dazu, daß die Symptome ganz ver-schwanden oder auffallend gebessert wurden. Unter Placebobedingungen konnte dieser Erfolg nicht erzielt werden. Für einen Dauererfolg reichte diese Art der Behandlung allerdings nicht aus: Nach spätestens zwei Stunden tra-ten die Symptome wieder auf. Auf jeden Fall kann der Aufenthalt in Räumen mit einem künstlich erzeugten Elektroklima, das naturgemäße Bedingungen nachahmt,

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für Heuschnupfenkranke eine entscheidende Erleichte-rung bedeuten. Wer hingegen in «künstlichen Klimakäfigen» lebt, wie Prof. Alfred P. Wehner formuliert, der ist ständig einem Elektroklima mit weit über tausend positiven und prak-tisch keinen negativen Ionen ausgesetzt. «Wie viele psy-cho- und physiopathologische Manifestationen des mo-dernen Menschen auf das künstlich erzeugte chronische Mißverhältnis luftelektrischer Ladungen zurückgeführt werden können, bedarf noch der Klärung», schreibt Wehner. «Sicher ist jedoch, daß die Zeit überlebt ist, in der man glaubte, ein Klima lediglich mit Temperatur, re-lativer Luftfeuchte und Luftdruck ohne Berücksichti-gung der luftelektrischen Verhältnisse definieren zu können.»

Bei der therapeutischen Anwendung stehen Konzentra-tionen im Vordergrund, die über den natürlichen at-mosphärischen Verhältnissen liegen. So wurden zum Beispiel im Northeastern Hospital von Philadelphia unter der Anleitung von Prof. I. H. Kornblueh Patienten mit Verbrennungen zwei- bis dreimal täglich bis zur Ge-samtdauer von einer Stunde mit hohen Dosen negativer Ionen behandelt. Die Verletzten waren bald nach der Therapie schmerz-frei und brauchten viel weniger Schmerzbetäubungsmit-tel. Die Wundflächen trockneten rasch ab, und es kam zu keinen Infektionen und Vergiftungen. Die Krank-heitsdauer war deutlich verkürzt. Bei weiteren sechzehn Patienten mit schweren und vier-undsechzig mit leichteren Verbrennungen konnten die guten Resultate bestätigt werden. Deshalb setzen sich die Autoren für den Masseneinsatz der Ionentherapie bei Brandkatastrophen ein, «als vielleicht die einzig praktische Therapie, die sowohl lokal als auch zentral wirksam ist». Schädigende Nebenwirkungen treten nicht auf. 224

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Kornblueh konnte die schmerzlindernde Wirkung an Veränderungen der Gehirnstromkurven nachweisen. Ein weiterer Indikator ist, daß in 85 Prozent der Fälle von Verbrennungen nach dieser Behandlung keine schmerz-stillenden Medikamente gebraucht werden. Diese Erfolge führten dazu, daß die Ionentherapie in Philadelphia auch zur Schmerzlinderung nach Operatio-nen angewandt wurde. Bei einer Untersuchungsreihe von einhundertundachtunddreißig Patienten konnte bei neunundsiebzig völlige Schmerzfreiheit oder eine starke Linderung der Schmerzen registriert werden. Wie Prof. Kornblueh in den USA haben unabhängig da-von auch in anderen Ländern verschiedene Ärzte die Wirkung der Ionentherapie an einer großen Zahl von Patienten mit anderen Leiden erprobt. In der UdSSR hat Prof. Bulatow in dreißig Jahren drei-tausend Asthmakranke, von denen die Hälfte schon mindestens zehn Jahre lang krank war, mit negativen Io-nen in hoher Konzentration behandelt. Eine Kur um-faßte fünfundzwanzig bis dreißig Sitzungen. Um einen Dauererfolg zu erzielen, waren zwei bis drei Kuren im Abstand von je einem Monat erforderlich. In 55 Prozent der Fälle kam es zu einer Beschwerdefrei-heit, die mindestens ein halbes Jahr lang anhielt, in 35 Prozent gingen Zahl und Stärke der Anfälle deutlich zu-rück, 10 Prozent blieben unbeeinflußt. Während der Be-handlung gingen Puls und Atmung langsamer, die Atemzüge wurden tiefer. Die Krampfzustände ver-schwanden, und das Wohlbefinden der Patienten stieg an. Außerdem wurde eine Normalisierung der Funktion des Zentralnervensystems und des Gesamtorganismus registriert.

Der rumänische Wissenschaftler Dr. Delanu studierte die Wirkung von Luftionen an Magen- und Zwölffinger-darmgeschwüren. Im Tierversuch hatte er zeigen können, daß mit Luft-

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ionen vorbehandelte Tiere weniger anfällig gegenüber Reizen waren, die bei anderen, nicht vorbehandelten Tieren Magengeschwüre auslösten. Ionisierung kann also eine Schutzwirkung hervorrufen. Bei hundert Patienten, die über zwei Wochen täglich bis zu fünfzig Minuten einer erhöhten Luftionisierung aus-gesetzt waren, verschwanden in 57 Prozent der Fälle die subjektiven Symptome. Die Schmerzen ließen nach, Er-brechen, Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Verstopfung tra-ten nicht mehr auf. Dieser Zustand hielt nicht nur über lange Zeit hinweg an, bei einem Drittel dieser Patienten ließ sich die Besserung sogar eindeutig im Röntgenbild nachweisen. Nur zehn Patienten sprachen auf die Be-handlung nicht an.

Andere Autoren berichten über Normalisierung des Blutdrucks unter Ionenbehandlung, über Senkung er-höhter Cholesterinspiegel, über Verschwinden von Schwindelgefühlen, Angstgefühlen, Schlaflosigkeit. Von Interesse sind die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe aus Florida in den USA. In negativ ionisierter Luft ging die Größe auf Versuchstiere verpflanzter Krebsge-schwülste um mehr als die Hälfte zurück. Kalifornische Wissenschaftler berichten über ähnliche Tierversuche, bei denen als Folge der Einwirkung negativer Ionen die Zahl der Tochtergeschwülste (Metastasen) geringer war. Ein Versuch von Prof. Minkh in Moskau hat Auswir-kungen auf die Leistungsfähigkeit von Sportlern im Ostblock gehabt. In einem Blindversuch wurden Sport-studenten ionisierter Luft ausgesetzt. Die Therapie wurde während mehrerer Tage wiederholt. Dann wur-den verschiedene Leistungen gefordert und die regi-strierten Werte mit denen einer anderen Gruppe vergli-chen, die keine Luftionen eingeatmet hatte. Die Ergebnisse waren derart eindrucksvoll, daß von nun an auch die Spitzensportler davon profitierten. Hatten die Versuche doch gezeigt, daß sich sowohl die statische 226

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wie die dynamische Arbeitsleistung durch das Einatmen der Luftionen zum Teil sogar mehr als verdoppelten. Diese über alle Erwartungen hinausgehenden Ergebnisse waren keineswegs auf die Zeit der Anwendung be-schränkt, sondern hatten Langzeitwirkung. Alle bisher angeführten Ergebnisse wurden erzielt, ohne die Versuchspersonen gleichzeitig dem Einflußbereich eines luftelektrischen Gleichfeldes auszusetzen. Erst die Kombination von Gleichfeld und Luftionen führt zu op-timalen Ergebnissen. Das bedeutet, daß die Ergebnisse der Ionenbehandlung sicherlich noch verbesserungsfähig sind. Zum Beispiel durch ein anderes Verfahren, nämlich die Behandlung mit Elektroaerosolen. Als Aerosole werden in der Luft verteilte Schwebstoffe bezeichnet. Der Begriff Elektroaerosole hat sich für fein-zerstäubte elektrisch geladene Tröpfchen eingebürgert. Bei dieser Therapie ist, ebenso wie bei der Ionenbehand-lung, die elektrische Ladung der Hauptfaktor der Wir-kung. Während aber ein kleines Luftion nur einige wenige Ladungen trägt, sind es bei den von den entspre-chenden Geräten versprühten Tröpfchen über tausend. Vermutlich ist die erhöhte Energiezufuhr dafür verant-wortlich, daß die Erfolge noch besser sind als bei der rei-nen Luftionenbehandlung und daß sie zum Teil auch wesentlich länger anhalten. Prof. Wehner veröffentlichte eine Statistik über 252 Pa-tienten, die er innerhalb eines Jahres behandelte. In er-ster Linie waren es Fälle von Asthma, Bronchitis, Lun-genblähung, Reizhusten, Infektion der Atemwege. Bei akuten Fällen trat der Erfolg schon nach drei bis fünf Sitzungen von fünfundvierzig Minuten ein, bei chroni-schen Fällen waren rund zwanzig Behandlungen not-wendig, in Ausnahmefällen auch mehr. Bei knapp einem Drittel kam es danach zu einem völli-gen Verschwinden der Symptome. Weitere 40 Prozent

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zeigten eine deutliche, 20 Prozent eine mäßige Besse-rung. Besonders beeindruckt waren die behandelnden Ärzte vom «Abklären der Lungen, Aufhören der quälen-den Hustenanfälle, Abklingen von Giemen und Pfeifen bei Asthmatikern und der Normalisierung allergisch veränderter Nasenschleimhäute bei Heuschnupfenanfäl-len», wie Prof. Wehner schreibt. Weiter führt er aus: «Dabei muß bei der Beurteilung der Resultate berücksichtigt werden, daß meist nur die Pa-tienten an uns (abgeschoben» werden, die nicht oder nur unbefriedigend auf andere Therapeutika ansprechen, das heißt, wir sehen im allgemeinen nur die hart-näckigsten und undankbarsten Fälle.» Der sowjetische Spezialist Prof. Katsenowitsch aus Usbekistan berichtet über die Behandlung von Gelenk-rheumatismus mit Elektroaerosolen in rund zwanzig Sit-zungen zu je fünfzehn Minuten. Die erzielten Erfolge be-zeichnet er in einem Viertel der Fälle als «sehr günstig», in mehr als 70 Prozent der Fälle als immerhin noch «günstig». In 2,4 Prozent der Fälle war kein Erfolg zu verzeichnen, bei 0,6 Prozent verschlechterte sich der Zu-stand. Es ist demnach nur schwer zu begreifen, warum die Einatmung elektrischer Ladungen eine Behandlungs-methode darstellt, die heute trotz erfreulicher Erfolge noch kaum genutzt wird. Wie umfassend die Anwen-dungsmöglichkeiten sind, geht aus einem Versuch her-vor, der in einer Heilstätte der Österreichischen Pen-sionsversicherung von Chefarzt Dr. Bergsmann vorge-nommen worden ist.

Mit Hilfe der Infrarot-Diagnosegeräte stellte er bei den Versuchspersonen den Ort störender Einflüsse fest, etwa chronische Herde oder Störfelder. Dann setzte er die Versuchspersonen in einen Raum, in dem eine mit Gleichfeldspannung und Ionengenerator arbeitende Elektroklimaanlage eingebaut war. Dort wurden sie mit einer über der Norm liegenden «Schön wetterat-228

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mosphäre» bestrahlt und danach nochmals mit dem thermodiagnostischen Gerät gemessen. Die Nachmessungen ergaben eine deutliche therapeuti-sche Wirkung des elektromagnetischen Feldes. Mit die-sen Elektroklimaanlagen kann man also nicht nur vor-beugend die Gesundheit stärken und die Abwehrkraft erhöhen, man kann auch bereits geschädigte Funktionen wieder einer Normalisierung zuführen. Die erhöhte Zufuhr von Ionen zum Zweck einer Krank-heitsbehandlung wird nicht nur über die Luftionengene-ratoren vorgenommen oder über die Elektroaerosole. Eine ähnliche Wirkung versucht man auch über Trink -Kuren mit elektrolytisch behandeltem Wasser zu erzie-len. Es ist ein Versuch, der es verdient, auf wissenschaft-licher Ebene exakt nachgeprüft zu werden. Wer ohne elektrische Geräte eine natürliche Quelle ne-gativer Ionen für seine Gesundheit nutzen möchte, atme die Luft in der Nähe eines Wasserfalles ein. Der deutsche Physiker und Nobelpreisträger Philipp Le-nard entdeckte, daß bei dem Zerspritzen und Zerreißen von Wassertropfen elektrische Ladungen entstehen, bei denen die umgebende Luft negativ und das Wasser posi-tiv geladen wird. Auch ohne die physikalische Begrün-dung durch den Lenard-Effekt spüren wir instinktiv die wohltuende Wirkung der «guten Luft» in der Nähe eines Wasserfalles, eines Springbrunnens oder einer Beriese-lungsanlage in einer Gärtnerei.

Einen nicht sehr starken, aber durchaus wirksamen Ge-nerator negativer kleiner Ionen kann man sich in der eigenen Wohnung halten, indem man einen Zimmer-springbrunnen aufstellt. Er mag nicht jedermanns Ge-schmack sein. Aber sicher wird man eines Tages auch Zimmerspringbrunnen herstellen, die bei aller gesund-heitlich befriedigenden Wirkung auch ästhetisch akzep-tabel sind. Noch ein Rat für Menschen, die auf originelle Weise zur

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Anreicherung der Zimmerluft mit negativen Ionen ge-langen möchten: Man stelle Töpfe mit feinverzweigten immergrünen Pflanzen auf flache Hochspannungs-generatoren. Besonders günstig sind Spargelgewächse, jener Asparagus, der als schmückendes Grünzeug bei vielen Blumensträußchen beigegeben wird. Steht eine Asparaguspflanze auf einem Hochspannungsgenerator, so gibt sie ständig aus ihren vielen feinen Spitzen nega-tive Ionen an die Luft ab. Wenn ernsthafte Professoren sich nicht scheuen, über die Möglichkeit nachzudenken, mit Zimmerspringbrun-nen und Asparaguspflanzen eine elektrotherapeutische Wirkung auf den Menschen zu erzielen, dann wäre es eigentlich verwunderlich, wenn es nicht auch ebenso ernsthafte Professoren gäbe, die sich beispielsweise mit dem Problem der von einem Heilmagnetiseur mumifi-zierten Goldfische herumschlagen würden. Im Laufe der Forschungen, die Dr. Schwamm betrieb und die ihn zur Infrarot-Diagnostik brachten, hat er wohl den eigentlichen Ausgangspunkt seiner Überle-gungen aus den Augen verloren: den Heilmagnetismus.

Magnetische Behandlung

Es scheint allgemein das Schicksal des Magnetismus zu sein, meist vernachlässigt oder vergessen zu werden. Vielleicht liegt das daran, daß auf dem Gebiet der ma-gnetischen Ströme ein Unbehagen einsetzt, weil nie-mand so recht weiß, worum es sich handelt. Die Physiker wissen zwar, daß magnetische Felder durch elektrische Ströme und Wechselfelder erzeugt werden. Die magnetischen Kräfte können kreisförmig, ringför-mig oder spiralförmig den Strom umgeben und durch ihre Bewegung selbst elektrische Ströme erzeugen, die auch wieder magnetische Ströme bilden. Diese Ketten-230

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bildung von elektrischen und magnetischen Ringströ-men ergibt schließlich das, was immer als elektro-magnetische Strahlung bezeichnet wird. Aber die Physiker rätseln beispielsweise noch herum, warum der größte Magnet, mit dem wir direkt zu tun haben, eigentlich ein Magnet ist: nämlich die Erdkugel. Nach der Theorie, die besagt, daß Magnetismus und Elektrizität untrennbar verbunden sind, müßte im Erdin-neren ein starker elektrischer Strom fließen, der das ma-gnetische Feld um die Erdkugel aufrechterhält. Die bisher aufgestellten Vermutungen scheinen noch nicht recht überzeugend zu sein. Die Entdeckung ma-gnetisch pulsierender Sterne im Weltall gibt den Astro-physikern zu denken, wie auch die Tatsache, daß der Erdkern selbst pulsiert, wenn auch nur schwach. Und auch die Sonne pulsiert, als ob sie einen eigenen Herz-schlag habe, alle 180 Minuten einmal, wobei sich ihr Umfang jedesmal um rund zehn Kilometer zu verändern scheint.

Auch das Erdmagnetfeld ist nicht konstant. Es ändert langsam seine Stärke und schwankt noch dazu unter dem Einfluß verschiedener Rhythmen. Die stärksten Schwankungen werden durch die Sonne und den Mond bestimmt. An jedem Tag befindet sich gegen 10.30 Ortszeit senk-recht über der Erde eine starke magnetische Kraft, deren einer magnetischer Pol über der nördlichen Erdhälfte und deren anderer Pol über der südlichen Erdhälfte liegt. Im Kraftfeld dieser Pole bilden sich in etwa hun-dert Kilometer Höhe über dem Erdboden horizontale Magnetstromwirbel mit einer Stromstärke, die nicht ge-nau festliegt, aber mehrere tausend Ampere ausmachen dürfte. Die Stärke des Magnetstroms ändert sich je nach Jahreszeit und nach wechselnder Sonnenfleckentätigkeit. Der Einfluß des Mondes auf die magnetischen Kräfte ist vergleichsweise viel geringer. Er richtet sich auch nicht

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nach dem vierundzwanzigstündigen Sonnentag, sondern nach dem knapp fünfundzwanzigstündigen Mondtag. Die Gezeiten sind mit diesem Rhythmus verbunden. Es gibt zahlreiche Untersuchungen über die biologische Wirksamkeit magnetischer Felder und Ströme, die ähn-liche Rückschlüsse zulassen wie die Untersuchungen über die biologische Wirksamkeit der elektrischen Fel-der und Ströme. Keime, Pflanzen, Tiere und Menschen reagieren je nach Stärke und Dauer des magnetischen Einflusses, wobei auch hier meist die stärksten Reaktio-nen durch die schwächsten Energien ausgelöst werden. Die Schwierigkeit bei der Messung magnetischer Wir-kungen liegt oft darin, sie von der oft überlagerten elek-trischen Wirkung zu trennen.

Die feinsten Empfindlichkeiten gegenüber einem stati-schen magnetischen Feld wurden bei manchen Pflanzen gefunden, die ihre Wurzelbildung nach dem magneti-schen Feld ausrichten, sowie bei Insekten, Vögeln und Schlangen, die in ihrem Verhalten von auch noch so ge-ringen magnetischen Feldern beeinflußt werden oder gar davon abhängig sind. Mit erheblich höheren magnetischen Feldstärken hat man bei Tieren Veränderungen im Blutbild erzeugt, die Wundheilung verzögert oder beschleunigt und Bakte-rienwachstum gestoppt. Eine andere Form der Einwirkung wird durch den Grad der Abweichung eines lokal begrenzten Magnetfeldes von dem umgebenden Magnetfeld erreicht. Es gibt diese abweichenden Zonen, sie können beispielsweise von Rutengängern mit der Wünschelrute erfühlt werden, auch wenn dieser meßbare Unterschied sehr gering ist. Besonders «magnetfühlige» Menschen, wenn man die-sen Begriff in diesem Zusammenhang benutzen kann, vermögen solche Unterschiede sogar ohne das anzei-gende Hilfsgerät der Wünschelrute anzugeben. Diese Menschen sind in der Lage, ihre Fähigkeit, magne-232

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tische Felder und Ströme zu empfangen und auch auszu-senden, so weit zu trainieren, daß sie tatsächlich in be-stimmten Fällen, lediglich mit Händen und Augen und ohne jedes Instrumentarium, therapeutisch wirken kön-nen. Die als magnetische Aufladung bezeichnete Behandlung des Wassers durch einen Heilmagnetiseur zeigt den glei-chen Effekt wie physikalisch mit Magnetismus behan-deltes Wasser. Solches magnetisch geladenes Wasser besitzt eine andere Oberflächenspannung, ein Begriff, der immer wieder bei den Begründungen biologischer Wirkungen auftaucht und hohe Bedeutung hat. Der Rat des Gärtners, mit Regenwasser oder abgestan-denem Wasser zu gießen, ist ebenfalls damit zu begrün-den, daß dieses Regenwasser eine andere Oberflächen-spannung aufweist. Magnetisch behandeltes Wasser ist sozusagen Superre-genwasser. Sonnenblumen, Mais und Sojabohnen, die man damit begoß, zeigten gegenüber Kontrollpflanzen ein erheblich größeres Wachstum und dickere Stämme. Daß es Heilmagnetiseure gibt, die durch eine ihnen in-newohnende und ausgebildete Fähigkeit magnetische Kräfte zur Behandlung von gewissen Krankheiten mit Erfolg einsetzen, ist nicht zu leugnen. Nur nützt das der Medizin recht wenig, denn man kann weder alle Heil-magnetiseure zu Ärzten, noch alle Ärzte zu Heilmagneti-seuren machen. Die Kombination aber ist selten. Es gibt Heilmagnetiseure, die auf Seriosität großen Wert legen, wie etwa Hendrikx Reinier, der sich Diplom-Ma-gnetiseur nennt und Gründer und Leiter des «Europäi-schen Zentrums für biomagnetische Studien» und Mit-glied einiger anderer Gesellschaften ist. Er arbeitet, seinen Angaben zufolge, auf Anforderung von Ärzten und unter deren Kontrolle. Auf seiner Visitenkarte ver-merkt er auch - als ob es sich um gewonnene Medaillen handelte - die Namen von Prominenten, die er heilma-

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gnetisch behandelt haben will. «Winston Churchill, Bar-bara Hutton, Lady Scott, S. Kgl. H. A. von Braganza-Or-leans, Herzog von Nemours, Frau Renault, einige Staats-oberhäupter usw.» Es gibt aber auch Heilmagnetiseure wie den im Ober-bayerischen ansässigen Otto Steininger, der über die Erfolge, die er erzielt und nicht erklären kann, ziemlich beunruhigt ist und sich vergeblich bemüht, bei den ho-hen Herren Professoren Aufmerksamkeit und Hilfe zu finden. Die werden ihm bis jetzt nicht zuteil, weil er hauptsächlich an Brustkrebs leidende Patientinnen mit einer Salbe auf «pflanzlich-magnetischer Basis» behan-delt. Die Frauen, die nach der Behandlung keine wei-teren Metastasen erlitten und bei denen das Tumor-wachstum stockte, müssen aus medizinischer Sicht eine Spontanheilung erfahren haben, wie sie von allein im-mer einmal auftreten kann.

Und es gibt Heilmagnetiseure wie Heinrich Jürgens, der wohlgemeinte Anleitungen zur heilmagnetischen Selbst-und Fremdbehandlung schreibt. Er erklärt zehn ver-schiedene magnetische Striche, numeriert sie von I bis X, und schon kann es losgehen. Zum Beispiel bei Lungen-tuberkulose: «i4mal III, 7mal IV, 7mal V, 7mal VII, i4mal VIII, 7mal III, i4mal II.» Und schließlich gibt es auch noch Heilmagnetiseure von der seltenen Art eines Biomagnetologen Grote, der von der magnetischen Behandlung zur Geistheilung fand und damit sämtliche Probleme der Medizin mit einem Schlag erledigt hat: «Der durch mich erkannte Herz-infarkt kann in Minuten behoben werden. Bei Krebs der Weichteile erziele ich im Durchschnitt eine Rückbildung der Geschwulst und Metastasen in einer Zeitspanne von nur zwei Tagen, ein schmerzfreier Zustand und somit ein Wohlbefinden tritt schon nach etwa vierzig Minuten ein. Bei Prostatakrebs tritt die Geschwulstrückbildung schon nach etwa zwanzig Minuten ein, so daß keine Stö-234

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rung mehr verspürt wird und der Kranke ohne Behinde-rung Urin lassen kann. Bei Leberkrebs tritt die Selbstheilung fast augenblicklich ein, so daß alle Be-schwerden nach etwa zwei Stunden behoben sind. Au-ßerdem kann ich experimentell Arme und Beine in nur wenigen Minuten um einige Zentimeter verlängern oder kürzen, und das mit Hilfe des Geistes und einigen be-stimmten Griffen.» Es ist nicht zu bezweifeln, daß auch er seine Patienten findet.

Es begann mit Mesmer

Alle Heilmagnetiseure sind in gewissem Sinne noch be-haftet mit dem Ruf von Sensationalismus, Gläubigkeit, Magie und jener Hysterie, die vor zweihundert Jahren durch Mesmer ausgelöst worden war. Der Wiener Arzt Dr. Franz Anton Mesmer hatte im 18. Jahrhundert in mittelalterlichen Schriften geheimnis-volle Anweisungen über magnetische Behandlungen ge-funden, die wiederum zum Teil auf Erzählungen von Kreuzfahrern beruhten und deren Ursprung wohl letz-lich auf die Kenntnisse der alten Ägypter zurück-zuverfolgen ist. Die Heilerfolge, die Mesmer in Wien mit seinen absonderlichen Methoden erzielte, brachten ihm dort wenig Glück. Er mußte die Stadt verlassen und reiste nach Paris, wo man ihn mit offenen Armen emp-fing. Heilmagnetismus war bisher ein Vorrecht der Könige in Frankreich gewesen. Sie pflegten nach Auskunft der zeitgenössischen Geschichtsschreiber bei Massen-audienzen durch Handauflegen viele Kranke zu heilen. Mesmer verkaufte seine Heilweise mit «animalischem Magnetismus» wie ein großer Showman. Der Mesmeris-mus griff in Paris und ganz Frankreich wie eine Seuche

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um sich. Marie Antoinette ließ sich mesmerisieren, des-wegen ließ sich der gesamte Hofstaat mesmerisieren, und schon ließ sich alles, was zur großen Welt zählen wollte, mesmerisieren. Es blieb wenig von einer Heilwirkung übrig, es war schließlich nur noch Zirkus und Geschäft, bis die Fran-zösische Revolution dem Spuk ein Ende machte. Johann Kaspar Lavater brachte den Heilmagnetismus in einigermaßen gereinigter Form nach Deutschland. Und Arthur Schopenhauer war begeistert davon: «Wer den Magnetismus leugnet, ist nicht ungläubig, sondern un-wissend zu nennen.» Goethe lieferte wieder einmal gül-tige Worte: «Der Magnetismus ist eine allgemein wir-kende Kraft, ein jeder Mensch besitzt sie, nur nach seiner Individualität etwas verschieden, und seine Wir-kungen erstrecken sich auf alles und auf alle Fälle. Die magnetische Kraftwirkung des Menschen erstreckt sich auf alle Menschen, auf Tiere und Pflanzen.» Auch Ärzte beschäftigten sich mit den Heilmethoden zwischen Magnetismus und Hypnose. Hufeland lobte den vom Rummel um Mesmer befreiten Magnetismus: «Es ist eine Bemerkung, die der deutschen Nation zur Ehre gereicht, daß, sobald der Magnetismus anfing, Jonglerie zu werden, er sich nicht länger auf deutschem Boden erhalten konnte, sobald er aber wieder dahin zu-rückkam, er sehr bald ein solideres und philosophische-res Ansehen erhielt.»

Mit dem solideren Ansehen hat der Magnetismus auf deutschem Boden aber immer noch zu kämpfen. Wenn man so will, ist jede Elektrotherapie automatisch auch eine Magnetotherapie: Die Ausrichtung jeder mit Elektrizität versehenen Zelle nach den ihr innewohnen-den Polen geschieht unter magnetischen Bedingungen. Die immer wieder erwähnte wertvolle Hilfe durch ein elektrisches Gleichfeld, das über unseren Köpfen positiv und zu unseren Füßen negativ geladen ist, wird uns 236

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nicht direkt zuteil. Das Gleichfeld dringt nicht direkt in unseren Organismus ein. Die biologische Wirkung be-ruht vielmehr auf der Ausrichtung unseres gesamten Zellverbandes nach dieser Spannung. Die «Magnetpole» unserer Zellen richten sich so aus, daß der negative Pol nach oben zeigt zur positiven Atmosphäre und der posi-tive Pol nach unten zur negativen Erde. Es wurden mehrere Bücher geschrieben über die ver-schiedenen Auswirkungen des magnetischen und elek-trischen Geschehens auf Einzeller, Pflanzen und Tiere. Auslassungen darüber, ob die Wirkung mehr dem Ma-gnetismus oder mehr der Elektrizität zuzuschreiben ist, besitzen meist die gleiche rein philosophische Qualität wie die Frage, ob das Leben eines Kindes dem Vater oder der Mutter zu verdanken ist. Auffällig oft wird in diesen Büchern über den Einfluß der elektromagnetischen Vorgänge auf das Zell-wachstum referiert; über Zellbildung und Zellzerstö-rung.

Dort, wo der Organismus mit der Aufgabe konfrontiert ist, eine Zellbildung über das normale Maß hinaus anzu-regen oder zu unterbinden, bietet sich die Nutzung die-ser elektromagnetischen Vorgänge deshalb besonders an. Also in der Orthopädie, bei Heilungsmechanismen nach Operationen, Unfällen sowie in der Krebsbehandlung.

Hilfe beim Knochenbruch

Die Verheilung eines Knochenbruchs wird durch die ge-störte Informationsübertragung im Bereich des Bruchs verzögert. Um das Zusammenwachsen zu erleichtern und zu beschleunigen, müßte man «Verbindungskabel» legen, die den Bruch überbrücken. Über diese Verbin-dungskabel würden die elektromagnetisch transportier-

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ten Informationen zwischen der Baustelle am Knochen-bruch und der Bauleitung im Gehirn besser funktionie-ren. In dieser Richtung liefen die Bemühungen, die der Di-rektor des Kreiskrankenhauses von Garmisch-Partenkir-chen, Privatdozent Dr. Fritz Lechner, in Zusammenarbeit mit dem Diplomphysiker Kraus unternahm. Sie entwickelten ein Verfahren, nach dem mit Hilfe eines Funktionsgenerators ein relativ schwaches, pulsie-rendes Magnetfeld erzeugt wird. Dann wurden im Expe-riment Tieren, die sich einen Knochen gebrochen hatten, in den genagelten Knochen kleine Sonden eingepflanzt, die das in eine niederfrequente Wechselspannung um-gewandelte Magnetfeld an der Bruchstelle aufrechter-hielten.

Die Tierexperimente verliefen sehr günstig. Die Heilung der Bruchstellen ging erheblich schneller und meist auch komplikationsloser voran als unter Vergleichsbedingun-gen. Die außerdem bei den Tierexperimenten beob-achtete Möglichkeit, auf ähnlichem Wege das Wachs-tum bösartiger Tumore zu verlangsamen oder sogar rückzubilden, wurde vorerst nicht weiterverfolgt. Mit größter Vorsicht begann man, bei den von Dr. Lechner durchgeführten Behandlungen von Kno-chenbrüchen an Patienten zusätzlich das elektro-magnetische Verfahren anzuwenden. Die Resultate zeig-ten die Richtigkeit der Überlegungen. Die beschleunigte und verbesserte Heiltendenz bei Knochenbrüchen und anderen Heilungsvorgängen durch die Anwendung die-ses Verfahrens ist eindeutig belegt. Ganz ohne Frage kann diese Beschleunigung zu einem entscheidenden Faktor bei älteren, zu Thrombose oder Embolie neigenden Patienten werden. Ganz abgesehen von allen Skifahrern rings um Garmisch, für die es er-freulich sein kann, wenn ein Beinbruch kein Beinbruch mehr ist. 238

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Ob es immer notwendig ist, die Überträger des Magnet-feldes in den Knochen oder den Organismus zu implan-tieren, werden die künftigen Forschungen auf diesem Gebiet ergeben. Dabei wird man die Geräte zu überprüfen haben, wie sie von Dr. Gleichmann, ebenfalls Arzt in Garmisch, ent-wickelt wurden. Es handelt sich um einen Spulenkörper von fast fünfzig Zentimeter Durchmesser, in dem durch Stromzufuhr ein schwaches Magnetfeld erzeugt wird, das im Verlauf einem pulsierenden Gleichfeld ähnelt. Auch der zur Erzeugung des Magnetfeldes genutzte Wechselstrom wird gleichgerichtet. Nun kann man die erkrankten Gliedmaßen oder auch den Rumpf des Patienten in das Zentrum des hohlen Spulenkörpers legen und dem Magnetfeld aussetzen. Mit dieser Therapie wurden Herz- und Kreislauffunk-tionen verbessert und stabilisiert. Sie wirkte günstig bei einer «Entkalkung» der Wirbelkörper und sogar der Nieren. Sie förderte Heilvorgänge bei Hüftgelenks-arthrosen und anderen Gelenkschädigungen. Sie reizte schließlich bei Muskelschwund und Muskelschwäche zur Muskelbildung und Muskelstärkung an. Ob neben dem Einsatz magnetischer Einflüsse mit Hilfe moderner Medizintechnik auch der Einsatz der ur-sprünglichen, der «animalischen» magnetischen Kraft in der Therapie gezielt Eingang finden wird, ist recht unge-wiß.

Ungezielt wird diese Kraft bereits genutzt, seit es Kö-nige, Priester, Ärzte und Psychotherapeuten gibt. Denn sie alle verdanken einen Teil ihrer starken Ausstrahlung dem magnetischen Fluidum, das sie nun einmal besitzen, und der Bereitschaft der anderen Menschen, dieses Flui-dum zu empfangen. Das Handauflegen der französischen Könige auf die Häupter der kranken Untertanen, der Segen des Prie-sters, die Bewegungen des untersuchenden Arztes, der

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Augenkontakt mit dem Psychotherapeuten oder auch nur dessen gespürte Nähe, all das sind Beeinflussungen, die sich durch magnetische Feldübertragung physika-lisch erklären lassen könnten. Manche Ärzte lehnen die Wirkung dieser «Droge Arzt» hartnäckig ab, doch dürfte das mit der individuellen psychischen Lage des jeweili-gen Arztes zu begründen sein. Die magnetische Ausstrahlung jedes Menschen ist so si-cher wie seine elektrische Ausstrahlung, sie geht zwin-gend daraus hervor. Goethe hatte demnach wieder einmal recht, als er diese Kraft jedem Menschen zusprach. Er fand auch ein schö-nes Beispiel dafür, wie eigentlich jeder Mensch einmal die Wohltat einer magnetischen Behandlung gespürt hat: als kleines Kind durch die streichelnden Hände der Mutter bei Krankheit, Schmerz, Unruhe oder Schlaflo-sigkeit. Wenn Goethe ein Arzt geworden wäre, hätte er aber vielleicht eine andere Therapie zum Mittelpunkt seiner Heilweise gemacht. Denn er war auf kaum etwas ande-res in seinem Leben so stolz wie auf seine Entdeckung des Wesens der Farben.

Der therapeutische Regenbogen

Farben sind nichts anderes als Frequenzbereiche im Spektrum des Lichtes. Es sind wieder einmal die stets zi-tierten elektromagnetischen Vorgänge. Sie werden in der Natur vielfältig genutzt. Daß der Him-mel blau erscheint und das Chlorophyll in den Blättern grün, daß der Schmetterling bunt ist und die Maus grau, ist nicht purer Zufall und nicht ohne biologische Bedeu-tung. Jede der sieben Farben des Lichtes, der Regenbogenfar-ben von Rot über Orange zu Gelb, Grün, Blau, Indigo 240

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und Violett, besitzt spezielle Eigenschaften physikali-scher und chemischer Natur. Es ist nur natürlich, daß Pflanzen und Tiere ebenso wie Menschen auf diese physikalischen und chemischen Ei-genschaften reagieren. Der dänische Wissenschaftler Prof. Niels Finsen untersuchte diese Reaktionen und er-hielt für seine Arbeiten den Nobelpreis. Nicht nur als Lichttherapie werden seine Erkenntnisse genutzt, es gibt auch einige Ärzte, die mit viel Überzeu-gung die Bestrahlung mit einzelnen Farben bei Krank-heitszuständen einsetzen. Jede Farbe besitzt eine andere elektromagnetische Fre-quenz und sendet andere mineralische Spurenelemente aus: So ist im Rot etwa Argon und Mangan enthalten, im Rotorange unter anderem Kadmium und Krypton, im Orange Aluminium, Lazium, Kupfer, im Gelb Kohlen-stoff und Magnesium, im Grüngelb Schwefel und Eisen, im Grün Barium, Chlorium, Stickstoff und Radium, im Blau dagegen Sauerstoff und Cäsium, im Indigo Bismut und Kobalt, im Violett Aktinium und Strontium. Das jedenfalls hat ein in den USA lebender indischer Arzt, Chemiker und Physiker festgestellt, der seine un-gemeine Begabung so einseitig auf die Allheilwirkung der Farben ausgerichtet hat, daß ihm zwar viele Erkennt-nisse und Erfolge gelangen, er aber durch seine Haltung der Sache selbst schadet. Dr. Dinshah Ghadiali kam zur Farbenforschung, als er sich die klassische Frage stellte: «Warum ist die Banane gelb und rot die Orange?» Dies war wirklich der Anstoß, der dazu führte, daß ein «Spectro-Chrome Institute» in New Jersey gegründet wurde für eine von Ghadiali ent-wickelte Spectro-Chrome-Therapie. Nach Ghadiali können die einzelnen Farben auf fol-gende biologische Gegebenheiten einwirken: Blau: Lebenskraft entwickelnd, Fieber senkend, Nerven stärkend.

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Violett: Milz bildend, Lymphe anregend, generell kräfti-gend. Purpurrot: Geschlechtskraft steigernd, Venen anregend. Rot: Rote Blutkörperchen bildend, die Sinne kräftigend. Orange: Lungengewebe und Drüsen anregend. Gelb: Nerven und Verdauung fördernd. Grüngelb: Knochen bildend, Gehirn anregend. Grün: Muskel bildend, Bakterien tötend. Grünblau: Haut kräftigend und Haut bildend usw. Nun könnte man recht gelassen über die Spectro-Chrome-Therapie des Meisters Ghadiali hinweggehen, wenn nicht zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten vorlie-gen würden, die vermuten lassen, daß man zwar kaum — wie Ghadiali es behauptet hat - alles, inklusive Krebs im Finalstadium, mit Farben zu heilen imstande sein wird, eine sinnvolle Unterstützung durch Farben bei bestimm-ten Krankheiten jedoch durchaus angebracht wäre. Besonders psychosomatische Leiden, die einen großen Teil der Zivilisationskrankheiten ausmachen, wären durch einen bewußteren Einsatz von Farben zu bessern. Wenn heute noch bei der Einrichtung von Kranken-häusern, Frauenkliniken oder Heilanstalten der persönli-che Geschmack eines Innenarchitekten für die Farbge-bung ausschlaggebend ist, dann liegt das hart an der Grenze eines medizinischen Kunstfehlers. Aber auch in Betrieben, Großraumbüros, Werkhallen und in Wohnungen kann man durch eine überlegte An-wendung von Farben zumindest einige psychovegetative Störungen mildern.

Um etwas von der Wirksamkeit der Farben ahnen zu lassen, sei hier nur kurz der Antagonismus Rot-Blau an-gesprochen. Rot ist für die Chinesen eine Yang-Farbe, männlich, heiß und positiv. Blau ist eine Yin-Farbe, weiblich, kalt und negativ.

Wenn man nun beispielsweise Kürbispflanzen einem

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blauen Kunstlicht aussetzt, gehen tatsächlich fast alle männlichen Blüten der Pflanze ein. Bestrahlt man die Kürbispflanze dagegen mit rosarotem Kunstlicht, gehen fast alle weiblichen Blüten ein. Chinchillas, die in blauem Kunstlicht leben, bekommen fast nur weiblichen Nachwuchs. Chinchillas, die in rosa-rotem Kunstlicht leben, bekommen fast nur männlichen Nachwuchs. Diese Nachricht wird vielleicht einige Damen veranlas-sen, einen scheuen Blick auf den Lampenschirm der Nachttischlampe zu werfen. Und es fragt sich, warum Rosarot die Farbe der Mädchen und Blau die Farbe der Knaben ist. Vielleicht zum Ausgleich. Eine andere Nachricht hat wahrscheinlich nur für Enten einen großen Wert: Bestrahlung mit orangefarbenem Licht ließ die Geschlechtsdrüsen von Erpeln um das Sechs- bis Sechzehnfache anwachsen. Aber ein nützlicher Tip eines sizilianischen Farbthera-peuten aus dem vorigen Jahrhundert soll nicht ver-schwiegen werden, der die Bauern und Hirten der Insel mit einem «Photokanter» genannten Farblichtapparat behandelte. Als Arzt sicherte Dr. Sciascia seine Erkennt-nisse im heroischen Selbstversuch. Als Ergebnis dieser Selbstversuche meldet die Geschichte, er habe als Sieb-zigjähriger noch ausgesehen wie ein Dreißigjähriger. Und auch sonst sei er äußerst aktiv gewesen. Die faltenlose Frische in hohem Alter führte Sciascia auf eine stete Anwendung seiner Farbtherapie zurück, die er zwar geheimhielt, die aber doch durchsickerte und als Konservierungsmaßnahme verraten werden kann: Er setzte sich täglich abwechselnd roten und blauen Be-strahlungen aus. Rot durchblutet die Gefäße, blau ver-engt die Gefäße. Dieses Pulsieren soll das Gewebe so jung erhalten haben.

Falls es nicht klappt, sei wenigstens auf die Möglichkeit hingewiesen, durch Bestrahlung mit blauem Licht War-

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zen zum Verschwinden zu bringen. Das ist allerdings nicht das von den Professoren empfohlene Mittel. Die Therapie der Wahl ist immer noch das Besprechen der Warzen durch eine «Gute Frau». Es gibt biegsame Farbfilter, die man vor Brillengläser setzen, an Lampen befestigen oder vor Fensterscheiben klemmen kann. Jedermann erhält die Farbfilter mitsamt einfacher Beschreibung, bei welcher Krankheit welche Farbe wie lange genutzt werden sollte. Es wäre der therapeutischen Verwendung von Farben zu wünschen, daß sie nicht durch solche Spielereien ganz in das Abseits gedrängt wird. Vielleicht wird die Farbentherapie eines Tages nicht mehr anwendbar sein, weil ein Leiden sich in den zivili-sierten Ländern anscheinend unaufhaltsam ausbreitet: Farbenfehlsichtigkeit. Sie ist bei Männern erheblich öfter anzutreffen als bei Frauen, was eigentlich nicht dafür spricht, daß die Be-gründung für den Anstieg der Farbenfehlsichtigkeit stimmt, die der amerikanische Augenarzt Prof. Ridmer gibt: falsche Ernährung und fortgesetzte Arbeit bei schlechter oder falscher elektrischer Beleuchtung ohne ausreichende Sauerstoffzufuhr. Etwa 4 Prozent der Männer in zivilisierten Ländern be-sitzen bereits eine verminderte Grünempfindlichkeit. Grün erscheint ihnen bisweilen als Gelb, Braun oder Grau. Prof. Ridmer hat errechnet, daß bei der augenblicklichen Entwicklung in hundert Jahren bereits 90 Prozent aller in zivilisierten Ländern lebenden Menschen die Farben nicht mehr korrekt erkennen können. Sie werden übrigens auch nicht mehr korrekt hören können.

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Mozart für Magenkranke

Prof. Angeluscheff, Leiter eines Forschungszentrums für Gehör und Sprache und Mitglied der Weltgesundheits-behörde in Genf, ist ziemlich sicher, daß wir in hundert Jahren sogar eine Menschheit ohne jede Gehörfunktion sein werden, wenn wir weiterhin die künstlichen Lärm-schädigungen zulassen. Lärmschwerhörigkeit ist heute in der Bundesrepublik die häufigste Berufskrankheit. Wie auf der 46. Jahres-versammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Na-sen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie erläutert wurde, ist die Lärmschwerhörigkeit eine Schwerhörig-keit des Innenohrs mit allen Auswirkungen einer gestör-ten akustischen Kommunikation, die besonders die psy-chische Verfassung des Betroffenen verändert. Gegen die einmal eingetretene Innenohrschwerhörigkeit kennt die klassische Medizin zurzeit keine Behandlungs-möglichkeit, die in der Lage wäre, die Beschwerden zu beseitigen. Den Schädigungen sind nicht nur Arbeiter in lärminten-siven Betrieben ausgesetzt. Jedes Kleinkind, das vom Großstadtlärm, von Radio-, Fernseh- und Flugzeuglärm längere Zeit umgeben ist, entwickelt eine Frühschädi-gung des Innenohrs. Es sollten drastische Maßnahmen ergriffen werden, um die elektromagnetischen Schallwellen nicht länger zur Ertaubung der Menschheit wirken zu lassen, sondern eher zur möglichen Behebung bestimmter Leiden. Für die psychische und physische Gesundheit kann eine gezielte Therapie mit Schallwellen von Bedeutung sein. Nicht allein die Musik wirkt auf das Vegetativum ein. Die erste akustische Erfahrung des Menschen ist der Herzschlag der Mutter. Herzschläge im Rhythmus und in der Frequenz der Mutter sind ein therapeutisch nutz-bares Mittel bei psychisch gestörten Menschen oder bei

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Schlaflosigkeit. Die Herztöne werden meist über Kopf-hörer dem Patienten zugeführt. Auch die erste musiktherapeutische Erfahrung des Kin-des, das Wiegenlied, kann bei Erwachsenen als Hilfsmit-tel bei ähnlichen Störungen eingesetzt werden. Aller-dings muß man dabei bisweilen mit einer starken seeli-schen Reaktion rechnen, die bis zur Auslösung des «Urschreies» führen kann. Der Urschrei, der erste Schrei eines Neugeborenen, soll übrigens bei normal verlaufender Entbindung etwa im Frequenzbereich des Kammertones a (440 Hz) liegen. Wie jeder lebende Körper eine elektromagnetische Ei-genfrequenz besitzt, weil er ständig schwingt, so besitzt er auch eine meist im Infraschallbereich liegende akusti-sche Eigenfrequenz. Auch die Erde als Gesamtkörper sendet ständig einen Ur-Ton aus, der jedoch für Menschen nicht im Hörbe-reich liegt. Die Farbstrahlung der Erde wurde erst bekannt, als die Raumfahrt begann und die ersten Farb-fotos der Erde als dem Blauen Planeten zu uns herunter-gefunkt wurden. Jeder Mensch ist auf seine eigene Frequenz hin durch eine entsprechende Schallfrequenz anzusprechen, wie ein Glas, das bei bestimmtem Ton zerspringt. Wie die Mauer von Jericho, die durch bestimmte Schallfrequen-zen zum Einsturz gebracht wurde. Mit bestimmten Tönen kann man nicht nur die psychi-sche Verfassung eines Menschen beeinflussen, diese Tatsache dürfte jedem hinreichend bewußt sein. Auch physische Faktoren ändern sich unter diesen Einflüssen. Man hat Mitglieder von großen Orchestern untersucht, die dazu gezwungen waren, moderne Zwölftonmusik zu spielen. Sie klagten nicht nur über nervliche Überreizun-gen und Kopfschmerzen, sie litten auch an Herz-beschwerden, Nierenkoliken, Durchfällen und an Ma-gengeschwüren. 246

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Prof. Demling an der Universität Erlangen prüfte darauf-hin, inwieweit eine als wohltuend empfundene Musik über das Vegetativum zur Senkung von Magenbe-schwerden beitragen könnte. Er spielte gesunden Versuchspersonen zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahren die Werke verschiedener Komponisten vor und untersuchte die Säurebildung im Magen der Hörer. Die Rolling Stones sind danach nicht geeignet, Magen-geschwüre zu beseitigen. Nur bei ausgesprochenen Fans dieser Musik, die sich durch oftmaliges Anhören daran gewöhnt hatten, wurde hier der Säurespiegel ein wenig gesenkt. Beethovens Fünfte war schon erfolgreicher, hier kam es allgemein zu einer leichten Senkung des Säurespiegels. Als wirksamstes «Medikament» erwies sich im Rahmen der ausgewählten Musikstücke die «Kleine Nachtmu-sik» von Mozart. Hier wurde der Säurespiegel um ein Viertel bis zu einem Drittel gesenkt. Die Musiktherapie kann daher über die bei psychisch Kranken gegebenen Heilwirkungen hinaus auch bei psy-chosomatischen Erkrankungen als unterstützende Maß-nahme anwendbar sein. Sie wäre sicherlich der Ver-ordnung von Psychopharmaka vorzuziehen. Auf diesem Gebiet ist Herbert von Karajan zumindest fördernd tätig. Durch die von ihm gegründete Von-Ka-rajan-Stiftung rief er das Forschungsinstitut für Experi-mentelle Musikpsychologie ins Leben, das Anschluß an die Universität Salzburg fand. Das Forschungsinstitut hält alljährlich Tagungen ab, an denen außer Musikwissenschaftlern auch Psychologen, Soziologen, Physiologen und Ärzte teilnehmen. Karajan ist bei diesen Tagungen anwesend und beweist, daß es ihm, dem Sohn eines Chirurgen, ernst ist mit seiner Er-kenntnis: «Ich bin überzeugt, daß die Musik nicht nur gesunden Menschen helfen kann, sondern auch kran-

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ken. Daß wir ein Institut, Studenten und Wissenschaft-ler, Untersuchungen und Experimente brauchen, um herauszufinden, wie die Musik dazu beitragen kann, die Gesundheit zu schützen oder zu verbessern und Krank-heiten zu heilen.» Die Musik als Therapie wird zwangsläufig eine indivi-duelle Therapie sein. Ein Musikstudent reagiert anders auf bestimmte Weisen als eine alte Bäuerin oder ein Heimkind. Wenn alle drei das gleiche Leiden haben, etwa einen vegetativ bedingten asthmatischen Zustand, dann wird dennoch bei jedem Patienten die unterstüt-zend einzusetzende Musiktherapie völlig verschieden sein. Andererseits kann man es bei entsprechender Aufklä-rung auch dem Patienten ermöglichen, sich selbst zu hel-fen. Seine instinktive Reaktion auf Farben und Töne ist letzt-lich entscheidend. Es muß dem hilfsbedürftigen Men-schen bewußt gemacht werden, daß er sich selbst sehen und auf sich selbst hören kann.

Selbsthilfe

Der Wille, zur Selbstheilung beizutragen, fehlt bei den meisten Menschen, weil sie sich dieser Möglichkeit zu wenig bewußt sind. Sie sollten vom Partner Arzt zur Selbstheilung angeleitet werden. Solange jedoch an der nicht mehr praktikablen Struktur festgehalten wird, nach der ein Patient das ge-horsame Kind und der Arzt der autoritäre Vater ist, wird diese Befreiung sich nicht durchsetzen können. Der Arzt als Partner eines mündigen Patienten ist bis jetzt noch weitgehend eine theoretische Forderung. Sie muß verwirklicht werden, weil nur eine durch Informa-tion und Kontrolle vom Arzt begleitete, aktive Mitarbeit 248

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des Patienten an seiner Gesundung und Gesunderhal-tung aus der Sackgasse führen wird, in der sich die me-dizinische Versorgung befindet. Diese Verwirklichung wirft sicherlich viele Probleme auf. Zum Beispiel müßte der Patient vom Arzt als Mit-mensch in einer nur ihm eigenen individuellen Situation und Reaktionslage anerkannt werden. Es ist aber nicht möglich, jedem individuellen Patienten nun einen auf ihn eingestellten ärztlichen Partner zuzuordnen. Diese ganz spezifisch auf ihn ausgerichtete ärztliche Hilfe muß der Patient sich selbst geben können. Bis jetzt beschränkt sich die Anleitung zu dieser ärztli-chen Selbsthilfe meistens auf den Ratschlag, mit dem Rauchen aufzuhören, weniger zu trinken und die Ernäh-rung umzustellen. Das ist nur ein erster Schritt auf einem langen Weg. Der Arzt sollte dem Patienten durch seine Information die theoretische und durch seine Kontrolle die praktische Möglichkeit geben, über die Gesundheitsvorsorge hin-aus auch zur Therapie gehörende Maßnahmen selbst durchzuführen. Auf die dabei deutlich gesetzten Gren-zen braucht wohl nicht im einzelnen hingewiesen zu werden. Ein Gebiet der therapeutischen Selbsthilfe wäre etwa das Heilatmen bei bronchitischen, asthmatischen und allge-mein psychosomatisch bedingten Leiden. Es ist eine Maßnahme, bei der wieder die elektro-magnetischen Vorgänge zur Gesundung eingesetzt wer-den. Das chinesische Wort «Ch'i» bedeutet nicht nur Energie, es bedeutet auch Leben und Atem. Der Zusammenhang von Atem, Leben und Seele ist schon vor der Bibel in an-deren Religionen betont worden. Daß wir mit jedem Atemzug elektrisch geladene Luft-moleküle einatmen, die für unser Leben unentbehrlich sind, daß Atem also mehr ist als eine Sauerstoffversor-

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gung der Lungen, haben die Chinesen geahnt, hat Hip-pokrates gewußt und hat Abbé Bertholon vor zweihun-dert Jahren niedergeschrieben, als er die Lungen das «Sekretionsorgan der Luftelektrizität» nannte. Atemtherapeuten sind — wohl zu Recht — der Meinung, daß nur noch ein verschwindend geringer Prozentsatz der zivilisierten Menschheit richtig atmet. Ein Bewußt-machen der unbewußt falschen Atmung wäre eine schwierige, aber lohnende Aufgabe jeder Gesundheitssi-cherung. Als zweite Aufgabe ergibt sich für die Atem-therapeuten, Krankheitszustände durch besondere Atemtechniken zu beeinflussen. Nach Anleitung durch den Therapeuten sollte der Patient zu Hause diese Übungen selbst durchführen.

Wie er auch über die allgemeinen gymnastischen Übun-gen hinaus, die der Gesunderhaltung dienen, nach An-leitung eines Heilgymnasten, zu gymnastischen Übun-gen hingeführt werden kann, die bei manchen Krankheitszuständen als Selbsttherapie durchaus sinn-voll sind. Die Beeinflussung ist nicht nur auf orthopädische Leiden beschränkt. Heilgymnastik in der Form von einigen Yoga-Übungen wirken auch bei psychosomatischen Lei-den oft lindernd. Daß auch Yoga zu den Maßnahmen gehört, die eine Veränderung der elektromagnetischen Verhältnisse im menschlichen Organismus erzielen, wurde durch Mes-sungen des vom Körper ausstrahlenden Gesamtfeldes einzelner Hautpunkte, des Gehirnstromes (EEG) und der Herztätigkeit (EKG) bei Versuchspersonen, die Yoga ausübten, bestätigt. Haltung allein bestimmt schon die Spannung und Pola-risierung im Organismus. Ob der Mensch dem Gleich-feld der Atmosphäre flach liegend ausgesetzt ist oder stehend, macht sich nicht nur im meßbaren Spannungs-unterschied zwischen Kopf und Fuß bemerkbar. 250

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Erhöhung und Erniedrigung eines Menschen sind psy-chologisch, aber auch physiologisch wirksam. Der König auf dem Thron, der Redner am Pult, der Lehrer vor der Klasse, sie alle haben sozusagen einen luftelektrischen Vorteil gegenüber der tiefer sitzenden oder hockenden Menge. Sie übertragen von ihrer derart verstärkten elek-tromagnetischen Kraft etwas auf die für den elektrischen Spannungsausgleich meßbar empfänglichen, dem Erd-boden näheren Menschen. Das verleiht dem Segen des Priesters vom erhöhten Altar oder der Kanzel die Kraft. Man stelle sich eine Versammlung von Gläubigen auf einem Hügel vor. Zu Füßen des Hügels steht der Priester und segnet die auf dem Hügel stehenden Gläubigen. Ein lächerliches Bild. Steht jedoch der Priester oben auf dem Hügel und segnet die am Fuße des Hügels versammelten Gläubigen, dann «leuchtet das ein». Die instinktive Nutzung der energiespendenden und da-mit kraft- und machtverleihenden Höhe ist uralt. Jeder Tempelbau, jedes Minarett, jeder Kirchturm, jede Fah-nenstange ist ein Beweis dafür. Es ist eine Antenne zum Einfangen der aus der Atmosphäre von oben kommen-den Energieströme.

Das Gleichfeld ist über jeder Erhebung, die sich im be-stimmten Abstand von der Umgebung befindet, ver-dichtet. Das gibt dem König und dem Häuptling die Ein-zelstellung, erhöht durch den Thron, durch die Krone oder den Häuptlingsschmuck. Kronen, Indianerfedern, die altägyptischen Stirnreifen mit der Uräusschlange, sie alle wirken günstig auf das elektromagnetische Befinden des Trägers. Ein Kreuz auf der Krone verstärkt die Antennenwirkung beispielsweise. Eine eiserne Krone aus einem Reif mit vier verbindenden Bögen und einem in der Mitte dar-über befestigten Kreuz bildet einen elektromagnetischen Apparat, dessen Felder meßbar sind. Im Mittelalter wur-den solche Kronen therapeutisch genutzt: Man setzte sie

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Patienten auf, die an Kopfschmerzen litten. Für den Bio-physiker ist die mögliche Heilwirkung verständlich, für die Arzte im allgemeinen wohl noch nicht. Die Beachtung auch durch gering erscheinende Dinge zu beeinflussender elektromagnetischer Verhältnisse im Organismus kann sich lohnen, wenn man unerklärlichen chronischen Beschwerden nachgeht. Um im Kopfbereich zu bleiben: Normalerweise trägt man keine Krone, keine Indianerfedern oder eine spitze Bischofsmütze oder Tiara auf dem Kopf. Man trägt eher einen Hut, der jedoch keine Energieaufladung ermög-licht, sondern lediglich vom Gleichfeld abschirmt. Es sei denn, man gehört zu den Alpenbewohnern und trägt am Hut als Antenne einen Gamsbart oder eine Adlerfeder. Bei den Indern war diese Antenne nur den Herrschern vorbehalten, sie durften sich die Antennenfedern in den Turban stecken.

Die Menschen, die eine Perücke, noch dazu eine Kunst-stoffperücke, aufsetzen, werden kaum in den Genuß eines Schönwetterfeldes kommen. Bei ihnen herrscht ständig eine Atmosphäre wie vor einem Gewitter. Ob nun eine Glatze oder ein Afro-Look günstigere elek-tromagnetische Verhältnisse im Organismus hervorruft, mag dahingestellt sein. Es ist keine so absurde Überle-gung. Indische Yogi lassen ihre Haare wuchern wie die auf Bergeshöhe wohnenden Einsiedler. Mönche dagegen schneiden sich die Haare kurz, buddhistische Mönche rasieren sich eine Glatze. Das bedeutet jeweils verschie-dene «Empfangsbedingungen». Man kann in diesem Zusammenhang darüber diskutie-ren, warum man je nach Religion nur mit bedecktem oder unbedecktem Haupt in den Tempel, die Synagoge, die Moschee oder die Kirche treten darf. Oder ob man barfuß eintreten muß, um den Kontakt zum elektrischen Pol des Erdbodens zu halten. 252

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Die Religionen, die den Mann über die Frau stellen, ach-ten darauf, daß der Mann in der Kirche einen besseren Empfang hat als die Frau, ihm also mehr Energie und Kraft zufließt. Die Frau muß nicht etwa aus moralischen Gründen ihren Kopf mit einem Tuch bedecken. Das Tuch schirmt vom Gleichfeld völlig ab. Es ist auch interessant, auf wie verschiedene Weise man das Problem löst, die Stelle des Körpers besonders emp-fänglich zu machen, die auf jede elektrische und elektro-magnetische Veränderung am stärksten reagiert, weil anscheinend über sie die direkteste Verbindung zum biologischen Computer hergestellt wird, zu den Zentren des Vegetativums und der Hormonlenkung. Diese Stelle befindet sich auf der Höhe des Scheitel-punktes am Hinterkopf. Die alten Chinesen sicherten sich die möglichst konzentrierte Wirkung auf diesen Punkt, indem sie den Schädel blank rasierten und an der entscheidenden Stelle die Haare als Zopf wachsen lie-ßen, eine perfekte Antenne.

Die Mönche dagegen machten es genau umgekehrt. Sie rasierten nur diese Stelle als Tonsur aus. Die Bedeutung dieser Stelle am Hinterkopf wird auch durch die Berichte unterstrichen, wonach bei besonders erleuchteten Menschen, bei Menschen mit einer immen-sen Ausstrahlung rings um diese Stelle, eine Aura beob-achtet wurde: der Heiligenschein. Die Aura in der Form der Infrarotabstrahlung rings um den ganzen Körper kann unter Umständen sichtbar wer-den für die Menschen, die eigentlich leicht farbenfehl-sichtig sind mit einer sogenannten Rotverschiebung. Sie können bisweilen auch Lichtstrahlung im Infrarotbe-reich noch optisch wahrnehmen, etwa im Halbdunkel vor grauem Hintergrund. Es gibt auch Farbfilter, die eine Sehfähigkeit mehr in den Infrarotbereich verschieben sollen. Für den Akupunkteur ist die biophysikalisch hervorge-

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hobene Bedeutung des Scheitelpunktes am Hinterkopf übrigens auch von Interesse. Denn dort befindet sich der als «LG 19» bezeichnete Punkt, dessen umfassende Wir-kung auf das Vegetativum als «Großer Beruhiger» und «Bellergal der Akupunktur» ebenso bekannt ist wie des-sen allumfassende Wirkung auf das Hormongeschehen. Frauen müssen bei dem Einwirken auf den Punkt mit Reaktionen ihres Regelzyklus und anderen Veränderun-gen rechnen. Die Tatsache, daß kleinste, ständig auf uns einwirkende elektrische Reize in den normalen Ablauf unserer Or-ganfunktionen eingreifen können, gehört zu den Grund-erkenntnissen der Neuraitherapie. So können Zahnplomben, die aus verschiedenen Metall-Legierungen hergestellt wurden, im Kieferbereich erheb-liche elektrische Störungen verursachen, die zu Defek-ten an der Stelle im Körper führen, die bereits ge-schwächt oder vorgeschädigt ist. Ahnliche Reize können unter Umständen dadurch auftreten, daß man eine Brille aus Metall oder Metallen trägt, auch manche Horn-brillen können stärkere statische Aufladungen enthal-ten. Schließlich fragt es sich, wie wohl Armbanduhren auf den Träger wirken, Uhren mit verschiedenen Metal-len und mit starken eigenen, dauernd tätigen Schwin-gungen verschiedener Frequenzen, die direkt auf die Haut übertragen werden. Die Schwingungen der Quarz-uhren können ebenso in einen biologisch wirksamen Be-reich unseres Organismus geraten wie die viel niedrige-ren Frequenzen normaler Ankerwerke. Therapeutisch genutzt werden Armbänder mit einge-bauten Magneten. Die besonders in Japan beliebten Magnetarmbänder haben, wie wissenschaftliche Nach-prüfungen im Blindversuch ergaben, immerhin bei über einem Drittel der Träger deutliche Besserungen bei eini-gen rheumatisch bedingten Beschwerden (Weichteil-rheumatismus) erbracht.

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Auch andere Möglichkeiten zur Nutzung schwacher elektromagnetischer Reize sind - zum Teil seit Jahrtau-senden - bekannt. Dazu gehört das Tragen von Schmuck. Amulette zum «Bannen bösen Zaubers» ha-ben bei primitiven Völkern nicht allein deswegen ge-wirkt, weil die Benutzer der Amulette an die Worte und die Kraft des Medizinmannes glaubten, der ihnen das Amulett gab. Hier können durchaus auch meßbare Ein-flüsse geholfen haben. Nicht nur die Inder kannten eine Edelstein-Therapie. Die meßbaren Strahlungen jedes Minerals, jeder Perle, jeder Koralle oder jedes Bernsteins können als schwa-cher Dauerreiz über die Haut des Trägers meßbare Wir-kungen auslösen. Das zumindest ist die Ansicht man-cher Wissenschaftler, die sich als Biologen und Physiker nur um die sachliche Seite des Problems kümmern. Mediziner würden das wohl höchstens aus der Erfah-rung bestätigen, daß es immer wieder Patienten gibt, die an allen Fingern arthritisch veränderte Gelenke aufwei-sen, nur nicht an jenem Finger, an dem der Patient seit vielen Jahren ständig einen goldenen Ehering trägt. Auch die Kleidung des Menschen ist ein zu beachtender Faktor. Mit jedem Schritt, den man in einem aus Kunst-stoff bestehenden Skianzug macht, kommt es zwischen Körper und Anzug zu erheblichen elektrischen Aufla-dungen. Ein Nylonhemd braucht nicht gebügelt zu wer-den, aber es ist meist so stark aufgeladen, daß es beim Ausziehen am Körper klebt und Funken sprüht. Die Empfänglichkeit für solche Reize ist nicht bei jedem Menschen gleich stark ausgeprägt. Wenn der surrealisti-sche Maler Salvador Dali behauptet, er verdanke seine künstlerische Eingebung der Tatsache, daß er seinen Schnurrbart hufeisenförmig in die Höhe gezwirbelt und zur Antenne umfunktioniert habe, mit der er seine «göttlichen Ideen aus dem Weltall» empfange, so ist das nur zum Teil ein Beweis für einen gut entwickelten Sinn

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für gekonnte Selbstdarstellung. Mag sein, die Schnurr-bartantenne gibt ihm tatsächlich mehr Energie. Ein spä-tes Kompliment an Wilhelm den Zweiten. Nach all dem ist es nicht mehr ganz so absurd, wenn man die Hilfe eines Gebetes nicht allein religionsphilo-sophisch betrachtet, sondern auch von den physikali-schen Gegebenheiten her. Es macht elektrobiologisch einen Unterschied, ob man mit erhobenen Händen von Gott Beistand - also Kraft - erfleht oder ob man kniend oder gar mit der Stirn den Boden berührend um Frieden, Schutz und Ruhe bittet. Wer die Beine im Yogasitz kreuzt, wer die Hände faltet, schließt seine Ausstrahlung kurz und wandelt sie zu Strömen um, die größtenteils innerhalb des Körpers kreisen. Er kann sich also eher mit Lebensenergie aufla-den und benötigt weniger Kraft von außen. Daher benö-tigt er auch weniger Stoffwechsel, seine Atmung ver-langsamt sich ebenso wie sein Herzschlag. Es ist auch nicht mehr ganz so absurd, wenn man die vielleicht stärkste elektromagnetische Aufladung und Entladung, die körperliche Liebe, mit in diese Überle-gungen einbezieht. Man muß nicht unbedingt wie Masters und Johnson die körperliche Liebe vom Vorspiel bis zum Orgasmus mit Hilfe einer Unzahl technischer Apparate nachmessen, um zu beweisen, daß Liebe mehr sein kann als eine zweckgebundene Handlung zur Erhaltung der Gattung Mensch. Orgasmus als Therapie wurde von Wilhelm Reich gefor-dert. Er arbeitete dabei mit Energiebegriffen wie dem «Bion» und dem «Orgon». Die Forschungen des ver-leumdeten, bekämpften und 1957 in einem amerikani-schen Gefängnis unter seltsamen Umständen gestorbe-nen Wissenschaftlers werden bei der bevorstehenden Renaissance der Biophysik eine nicht zu unterschät-zende Rolle spielen. 256

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Natürlich ist die therapeutische Wirkung der körper-lichen Vereinigung nicht eine Entdeckung von Reich oder sonst einem Wissenschaftler unserer Tage. Sie ist in allen alten Religionen bekannt gewesen, in de-nen die Einheit von Priester und Arzt noch bestand. Die berühmten Reliefs mancher indischer Tempel mit den Darstellungen bisweilen recht akrobatisch ineinander verschlungener Liebespaare wurden nicht geschaffen, um die Phantasie der Touristen anzuregen. Sie sind Aus-druck der Handlungen, die zur geistig-seelisch-körper-lichen Harmonie führen sollen. Das indische und das chinesische Denken bezog in die Philosophie immer die Sexualität mit ein. Das weibliche Yin und das männliche Yang fanden bei den Chinesen in der sehr handfesten Darstellung sexueller Vorgänge ihren Niederschlag. Das wurde jedoch nicht als Darstel-lung unmoralischer Lüste angesehen - das blieb dem Christentum vorbehalten —, sondern als Darstellung des alles umfassenden Weltprinzips. Das gleiche gilt für die Inder. Auch hier ist die Sexualität ein zentrales Ausdrucksmittel für alle den Geist, die Seele und den Körper betreffenden Vorgänge. Die Sexualität wurde bei den Indern zur Herstellung des richtigen Verhältnisses zwischen Geist, Seele und Leib, dem «Purusha», betont. Sie galt als sicherer Bewahrer vor einer Schwächung dieser Dreiheit. Wie die alte indi-sche Medizin überhaupt weniger eine Lehre der Krank-heitsbeseitigung ist, sondern eher eine Lehre des richti-gen Lebens, des Wissens um die gesundheitssichernden Dinge. Bei dieser Lehre, der ayurvedischen Wissenschaft, ging es ausschließlich um drei unsichtbare Kräfte, die man zur Sicherung der Gesundheit zu beachten hatte. Die Kräfte Pitta, Kapha und Vata wurden als feinstoffliche Organisationsprinzipien bezeichnet, als Energieanord-nungsschemata und unsichtbare Formkräfte, die alle

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physikalisch-chemischen Abläufe im Organismus steuern. Hinter solchen Bezeichnungen lassen sich ohne Schwie-rigkeit die Kräfte des Gleichfeldes, der elektro-magnetischen Schwingungen und der Ionen erkennen, die auf die «formgebenden, Energien anordnenden» Steuerungsmechanismen des Hypothalamus, der Hypo-physe und des interzellulären Raumes einwirken. Die moderne Medizin ist nicht aufgefordert, sich in das Studium der jahrtausendalten Ayurveden zu vertiefen. Sie sollte sich jedoch der Überlegung öffnen, daß ein über so lange Zeit hinweg und in so vielen Kulturen er-haltenes Grundprinzip einer Sicherung unserer Gesund-heit nur eine einzige Chance hatte, zu überleben: als Tat-sache.

Und sie sollte die sich daraus ergebenden Folgerungen nicht ungeprüft ablehnen.

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7 Geprägt durch Geburt und Rhythmen

Die Sonne geht auf, Blüten öffnen sich, Vögel singen, wir erwachen. Unser Puls schlägt, wir atmen, wir werden müde und schlafen. Es wird Nacht, die Luft wird kühler. Der Mond wird sichtbar, er wechselt vom Neumond zum Vollmond. Der Frühling wird abgelöst vom Som-mer, der Sommer vom Herbst, der Herbst vom Winter, der Winter vom Frühjahr. Einfache Rhythmen des Lebens. Rhythmen, die so selbstverständlich sind, daß wir kaum noch über sie nachdenken und überlegen, ob wir nicht eingebettet sind in ein umfassendes System bestimmter rhythmisch ablaufender Vorgänge, die auf unser Leben einwirken. Es gehörte ein gewisser Mut dazu, sich als ernsthafter Wissenschaftler mit derartigen Dingen zu befassen. Einige Mediziner, Biologen, Physiker, Chemiker und Verhaltensforscher nahmen das Risiko auf sich, von den Kollegen belächelt zu werden, die einen exakten Labor-wert für das einzig gültige Kriterium biologischer Aussa-gen hielten. Das Lächeln verging den Kollegen, als die ersten Ergeb-nisse der Chronobiologen (Chronos = Zeit) veröffent-licht wurden. Denn sie bedeuten in der Konsequenz unter anderem das Ende der Laborherrlichkeit: Die Si-cherheit, mit der man an einer Reihe rasch gemessener Laborwerte den Gesundheitszustand eines Menschen ablas, ist einer gewissen Ratlosigkeit gewichen. Jeden-falls bei dem Mediziner, der gewillt ist, die Arbeit der Chronobiologen unvoreingenommen zur Kenntnis zu nehmen. Der psychologisch verständliche, aber sachlich unbegründete Widerstand der Ärzte, die sich nicht von

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der zur Nährmutter gewordenen Hochschule lösen kön-nen, wird die Anerkennung der Chronobiologie verzö-gern, aber nicht verhindern. Untersuchungen von Medizinern wie die von Professor G. Hildebrandt, Marburg, ergaben, daß es keine Organ-funktion ohne eine ihr eigene Frequenz gibt und daß diese Frequenz durch von außen einwirkende Bedingun-gen verändert werden kann. Von der Physik her sind diese Begriffe geläufig. Hildebrandt übernahm diese Be-griffe und teilte die Frequenzen der Organfunktionen in die Bereiche «Kurzwelle, Mittelwelle und Langwelle» ein. Zu den kurzwelligen, also sehr rasch erfolgenden Schwingungen zählen beispielsweise die Nervenaktio-nen, die abhängig sind von den Signalen, die sie erhalten und weiterleiten. Auf der Mittelwelle arbeiten beispielsweise der Puls und die Atmung, die abhängig sind von der Leistung, die vom Organismus gefordert wird. Auf der Langwelle arbeiten die Rhythmen, die dem mehrstündigen Wechsel unterliegen, etwa der Schlaf-und Wachrhythmus. Je langwelliger der Rhythmus wird, um so eher sind wir in der Lage, ihn willentlich zu beeinflussen und zu ver-ändern. Allerdings ist diese willentliche Veränderung sehr begrenzt. Wir sind vorerst darauf angewiesen, diese rhythmischen Funktionsschwankungen überhaupt ein-mal zu registrieren. Zu messen sind die wechselnden Rhythmen des Her-zens, des Kreislaufs, der Gefäße, des Atems, der Verdau-ung, des Gasaustauschs, des Stoffwechsels, der Tempe-ratur, des hormonalen Systems, des Nervensystems, der Sinnesorgane, des psychischen und physischen Allge-meinbefindens, der muskulären Leistungsfähigkeit und anderer Dinge mehr. Diese Funktionen wurden in zahlreichen Untersuchun-260

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gen deutscher, englischer, amerikanischer, schwedischer und japanischer Wissenschaftler über längere Zeit hin-weg auf ihren Wechsel hin beobachtet. Bei jeder Funktion wurde errechnet, zu welcher Zeit die höchste Aktivität (Maxima) und zu welcher die geringste Aktivität (Minima) im Durchschnitt zu verzeichnen war. Eine umfassende Übersicht zeigte laut Hildebrandt: «Dabei ergibt sich nun, daß bei weitem die meisten Ma-xima und Minima auf die Monate Februar und August entfallen, das heißt, daß diese Monate als Wendezeiten der Phasenrichtung des biologischen Jahresrhythmus bevorzugt werden. Das Gesamtergebnis spricht dafür, daß das (biologische Jahn im Mittel durch die Monate Februar und August in Hälften geteilt wird, in denen die Phasenrichtung des biologischen Jahresrhythmus entge-gengesetzt verläuft.» Mit einfacheren Worten: Die Monate Februar und Au-gust sind die beiden Wendemarken für die meisten Ak-tivitäten unserer Organe. Hinzuzufügen ist, daß dies wohl nur für die nördliche gemäßigte Zone des Erdballs gilt, denn nur dort wurden die Messungen durchgeführt. Es fällt nicht schwer, dabei an die bereits im Kapitel über Wettereinflüsse gemachte Feststellung zu denken: Man stirbt nicht im August. Die Todeskurve führt zum Februar, vom Februar ab senkt sich die Todeskurve in unseren Breitengraden, zu denen auch das nördliche China zählt. In China gilt seit Jahrtausenden nicht die Sonnenwende Ende Dezember als Beginn des neuen Jahres, sondern der erste Vollmond im Sternzeichen des Hundes (Wassermann), Ende Januar bis Mitte Februar. Für die Chinesen also beginnt das Jahr in Übereinstim-mung mit dem jetzt erst wissenschaftlich fixierten «bio-logischen Jahr» des Menschen.

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Nur der Wechsel ist beständig

Noch wichtiger als die jahreszeitlichen Schwankungen sind die festgestellten täglichen Schwankungen aller Or-ganfunktionen. Sie sind es schließlich, die einen Laborwert zum Glückstreffer zu degradieren drohen. Gewisse Zweifel an der Zuverlässigkeit einiger Labor-werte herrschen schon seit über dreißig Jahren. Genauer gesagt, seitdem zwei Biochemiker namens Forsgreen und Holmgreen nachwiesen, daß die Leber eine unru-hige chemische Fabrik ist, die unentwegt die Produk-tionsabläufe ändert. Die vielen Aufgaben, die von der Leber erfüllt werden müssen, bringen das - dem Umfang nach größte - in-nere Organ in Schwierigkeiten. Sie kann nicht alles gleichzeitig erledigen und nimmt sich daher immer nur einige Aufgaben auf einmal vor. Dabei produziert sie stets nur die jeweils für diese speziellen Aufgaben benö-tigten Stoffe, entweder Galle oder Glykogen. Diese soge-nannte Glykogen-Galle-Schaukel bringt erhebliche ta-geszeitliche Schwankungen mit sich. So kommt es in der Leber täglich zu einem Höchstgehalt an Glykogen, der den täglichen Mindestgehalt um das Dreizehnfache übertrifft. Ein Leberwert ohne genaue Angabe der Ta-geszeit, zu der die Probe entnommen wurde, dürfte demnach recht fragwürdig sein. Je länger sich die Chronobiologen mit den zeitlichen Schwankungen bei den Organfunktionen beschäftigten, desto deutlicher zeigte sich, daß nicht der gleichblei-bende Durchschnittswert die Norm ist, sondern das ständige Wechseln zwischen zwei mitunter erheblich voneinander abweichenden Werten. Nehmen wir an, ein gesunder Mensch läßt die Hormon-funktion seiner Nebennierenrinde (NNR) prüfen, um seinen Cortisonspiegel kennenzulernen. Jetzt kommt es 262

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ganz allein darauf an, zu welcher Tageszeit die Probe ge-nommen wird. Denn an jedem Tag hat dieser gesunde Mensch zu einer bestimmten Zeit einen NNR-Hor-monspiegel, der so alarmierend niedrig ist, daß jeder Arzt bei dem Laborbefund annehmen würde, der unter-suchte Mensch litte an einer möglicherweise lebens-bedrohenden Krankheit, an Morbus Addison. Genau dieser gleiche Mensch besitzt jedoch am gleichen Tag, nur zu einer anderen Stunde, einen NNR-Hormonspie-gel mit derart hohen Werten, daß der gleiche Arzt dar-auf tippen würde, hier läge unzweifelhaft ein so hoher Cortisonüberschuß vor wie bei einem Morbus Cushing. Oder: Ein sonst gesunder Mensch hat eine Darmver-stimmung und der Arzt nimmt noch am späten Abend eine Blutprobe vor, bei der sich eine Verdoppelung der normalen Anzahl von weißen Blutkörperchen ergibt, vielleicht 15 000 Lymphozyten. Das hätte in vergange-nen Jahren dazu geführt, daß der Patient wegen dringen-den Verdachts einer Blinddarmentzündung sofort ope-riert worden wäre. Mittlerweile ist man in vielen Kliniken und Krankenhäusern gegenüber erhöhten Lymphozytenzahlen schon etwas skeptischer und be-zieht die Tatsache mit in die Überlegungen ein, daß in jedem Menschen mit Ablauf des Tages die Zahl der Lymphozyten bis auf das Doppelte ansteigt. Es wurden viele ähnliche, tagtäglich schwankende Ein-zelwerte bei Blutuntersuchungen festgestellt. Zu man-chen Tageszeiten liegt solch ein Wert um bis zu 30 Pro-zent über dem Normalwert, zu anderen Tageszeiten bis zu 30 oder 40 Prozent unter dem Normalwert. Und lei-der besitzt jeder Faktor einen anderen Rhythmus. Die Gerinnungszeit des Blutes ändert sich ebenfalls und ist am späten Nachmittag etwa dreimal so hoch wie am frühen Morgen.

Was immer die Chronobiologen auch näher untersuch-ten, es wurde nichts gefunden, was als unverrückbar

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feststehender, unveränderlicher Wert bezeichnet werden könnte. Das Abbild vom menschlichen Organismus ge-riet ins Schwanken, alles Meßbare brachte nur noch re-lative Ergebnisse, Momentaufnahmen eines sich verän-dernden Zustandes. Hier wird ein grundsätzlicher Unterschied in der Einstel-lung der westlichen und der östlichen Medizin erkenn-bar. Die westliche Medizin will wissen, was krank ist. Sie will das, was krank ist, beseitigen. Die östliche Me-dizin dagegen will wissen, woher etwas Krankes kommt und wohin etwas Krankes geht, sie will dann die Rich-tung ändern. Westliche Medizin sieht den Menschen als statischen Apparat, die östliche Medizin sieht ihn als dynamisches Lebewesen. Die Chronobiologen haben es daher nicht ganz leicht, mit ihren Erkenntnissen über die dynamische, in fort-währender Bewegung befindliche Natur aller Organ-funktionen, bis hin zur wechselnden Tätigkeit jeder ein-zelnen Zelle, den an feste Normen gewohnten Arzt zu überzeugen. Umdenken ist schwieriger als Denken. Die moderne Medizin arbeitet noch nach einem Schema, als ob sie etwas mit der Mathematik zu tun hätte. Das schematischste Verfahren in der Medizin ist der «Stumpfsinn des dreimal täglich». Chronobiologen haben die ganze Unsinnigkeit dieser schematischen Verordnung von Medikamenten deutlich gemacht. Weil oft darauf hingewiesen wird, daß ameri-kanische oder sowjetische Wissenschaftler den unseren weit voraus seien und wir demnach anscheinend nur noch zweitklassige Leistungen vorzeigen können, sei an dieser Stelle kurz erwähnt, daß in der Chronobiologie die deutschen und aus Deutschland stammenden Wis-senschaftler durchaus führend sind, wie die Arbeiten von Aschoff, Halberg, Hildebrandt, Jores, v. Mayersbach und Menzel beweisen. 264

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Die Chronobiologen erwarten, daß wenigstens eine un-umgängliche Konsequenz aus ihren Erkenntnissen gezo-gen wird: Man sollte nur noch dann bestimmte Medika-mente einnehmen, wenn deren Wirkung tatsächlich notwendig und förderlich sein kann. Es ist einleuchtend, daß man Cortison dem Organismus nicht gerade dann zuführen sollte, wenn er ihn selbst produziert. Daß man nicht gerade dann Insulin nehmen sollte, wenn der Zuckerwert auch des Diabetikers gerade für kurze Zeit den «Normalpegel» erreicht hat. Man sollte sich das etwa wie eine Schaukel vorstellen. Die einzelnen Organfunktionen wechseln ständig von einer Überproduktion zur Unterproduktion, vom Hoch zum Tief, die Schaukel geht rauf und runter und hat als Mittelpunkt den imaginären Normalwert. Ein gleichmäßiges, in der Schwebe gehaltenes Schwan-ken der Schaukel um den Mittelpunkt wäre in der Regel das Ideal. Es existieren im Organismus unzählige Schau-keln dieser Art, von der Atemfunktion bis zur Produk-tion jedes Hormons und dem Spannungszustand der kleinsten Muskelfaser.

Das Ideal wird nur leider nicht immer erreicht, der Aus-schlag solch einer Schaukel kann unter dem Einfluß ständiger Störungen zu stark ausfallen, die Balance geht verloren. Die Folge kann ein Mangel sein oder ein Überschuß. Der Arzt erkennt den Mangel oder Überschuß, er ver-ordnet eine chemische Substanz, die auf die zu einseitig schwingende Schaukel einwirken soll. Das tut sie aber auch zum falschen Zeitpunkt, wenn nämlich die fehler-hafte Schaukel gerade dabei ist, von allein für eine kurze Weile in die richtige Balance zurückzukehren. Beispielsweise erhält ein Hypertoniker, also ein an Blut-hochdruck leidender Mensch, ein blutdrucksenkendes Medikament mit dem Auftrag, es regelmäßig einzuneh-men. Nun ist aber der Blutdruck des Hypertonikers

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nicht vierundzwanzig Stunden am Tag auf der gleichen Höhe, sondern sinkt zu gewissen Zeiten auch auf niedri-gere Werte ab. Wenn jetzt der Hypertoniker, dessen gesamter Organismus sich auf den ständig übermäßig erhöhten Blutdruck eingestellt hat, brav sein blut-drucksenkendes Medikament gerade dann nimmt, wenn sein Blutdruck sich von allein beruhigt hat, dann kann die durch das Medikament künstlich erzeugte weitere Senkung des Blutdrucks für ihn zu einer Krise führen. Das soll nicht jeden Hypertoniker nun so weit beunruhi-gen, daß er sofort böse Folgen befürchtet, wenn er das nächste Medikament schluckt. Es sollte ihn jedoch dazu anleiten, durch mehrfaches Blutdruckmessen über einen ganzen Tag hinweg den Rhythmus des eigenen Blut-drucks zu erfahren und danach mit Hilfe des Arztes ein individuelleres Vorgehen zu planen. Diabetiker, die ihre tägliche Insulinmenge gleichmäßig über den Tag verteilt aufnehmen, handeln gegen den biologischen Rhythmus. Sie geben rein schematisch dem Organismus eine gleiche Menge Insulin, ob er sie gerade benötigt oder nicht. Wenn Diabetiker beispielsweise die Hauptgabe an Insulin gegen vier Uhr morgens erhielten, könnte dadurch eine viel niedrigere Einstellung des Dia-betikers erfolgen. Das weiß man. Wie Diabetiker ge-meinhin wissen, daß gegen vier Uhr morgens die Gefahr eines Komas gegeben ist. Aber wer mag schon wegen seiner Gesundheit um vier Uhr morgens aufwachen. Die Notwendigkeit, nach Möglichkeiten bei jeder Medi-kamentierung und eigentlich auch bei jeder Therapie chronobiologische Bedingungen zu beachten, wird deut-lich, wenn man an die Tierversuche denkt, die von den Forschern durchgeführt wurden.

So setzte man Ratten einer gewissen Menge von Rönt-genstrahlen aus. Erhielten Ratten diese Strahlendosis am Abend, starben sie innerhalb von dreizehn Stunden. Er-hielten Ratten die gleiche Dosis jedoch am Morgen, star-266

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ben sie erst nach hundertundzwanzig Stunden. Sie besa-ßen also eine erhöhte Strahlungstoleranz. Das dürfte für die Strahlentherapie bei Krebserkrankun-gen eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Wie es sich auch gezeigt hat, daß Krebszellen nicht etwa in einem stets gleichbleibenden Rhythmus wachsen. Auch sie wachsen in verschiedenen Rhythmen. Den Zeitfaktor wird man bei der Krebstherapie sicherlich immer stärker beachten müssen. Bei Blutkrebs, der Leukämie, hat sich das im Tierexperi-ment bereits erwiesen. Halberg gab auf einem Interna-tionalen Kongreß der Chronobiologen in Wien bekannt, daß bei experimenteller Leukämie — also einer bei Ver-suchstieren zu experimentellen Zwecken künstlich her-beigeführten Leukämie - die Heilungsrate klar verdop-pelt werden konnte und die Sterblichkeit um mehr als 50 Prozent sank. Und zwar allein durch eine «rhythmus-kongruente» Therapie, die mit dem chronobiologischen Rhythmus der Tiere und der Krebszellen übereinstimmt. Die biologischen Rhythmen wurden auf dem Kongreß beschrieben als: «Statistisch relevante, physiologische Veränderungen in reproduzierbarer Wellenform unter-schiedlicher Frequenz, die auf jeder Stufe des Organis-mus auftreten können, angefangen vom Zellniveau über Zellverbände, Organgewebe bis hin zum Gesamtorga-nismus. Sie müssen als fundamentale Eigenheit jeder le-benden Materie angesehen werden.» Daß elektromagnetische Vorgänge stark mitbeteiligt sind, die eine derart umfassende Wirkung mit der Ei-genschaft der Steuerung aufweisen, ist offensichtlich. Die Erkenntnis besaßen schon vor einigen tausend Jah-ren die Chinesen, die bereits damals den rhythmischen Wechsel der Energiekräfte bei den einzelnen Organen und Organfunktionen kannten und in der Organuhr festhielten.

Die chinesische Organuhr ist ein kompliziertes Werk, in 267

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dem viele Komponenten zusammenwirken - die Tages-zeit, der Kalender, die Tierkreise —; sie alle werden in Beziehung zu den Organen und ihrer Funktion gesetzt. Der deutsche Akupunkturwissenschaftler Stiefvater hat die alten Angaben den Erkenntnissen der westlichen Medizin gegenübergestellt beziehungsweise sie ergänzt. Es ist für jeden an der Chronobiologie interessierten Arzt von Wert, sich mit der Gültigkeit der Organuhr zu beschäftigen.

Innere Uhr und drittes Auge

Immer wieder erhebt sich dabei die Frage, wo denn diese Uhr im Menschen sein könnte. Der Sitz der Inneren Uhr wird mit einem Eifer gesucht, mit dem man einst den Sitz der Seele zu finden hoffte. Einen Hinweis gab bereits 1938 A. Jores, als er schrieb: «Die Tagesperiodik des Menschen ist ein vielfach von-einander abhängiger, endokrin-vegetativ gesteuerter Vorgang, der zum Teil endogen durch eine <Innere Uhr>, zum Teil durch terrestrische und extraterrestrische Vor-gänge reguliert wird. Unter den extraterrestrischen Vor-gängen kommt dem Wechsel von Licht und Dunkelheit, der in erster Linie die Tätigkeit der Hypophyse beein-flußt, eine besondere Bedeutung zu.» Die Sätze klingen, als wären sie heute geschrieben. Nur würde man vielleicht nicht allein die Hypophyse erwäh-nen, sondern auch den Mitspieler Hypothalamus. Und noch eine Hormondrüse im Gehirn, deren Sinn und Zweck bis vor kurzem noch völlig im Dunkel lag: die Zirbeldrüse. Arbeiten des Nobelpreisträgers Prof. Julius Axelrod vom amerikanischen National Institute of Mental Health in Bethesda bringen jetzt etwas Licht in die Tätigkeit der Zirbeldrüse.

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Mit Absicht wird in diesem Zusammenhang vom Dun-kel und vom Licht gesprochen. Es gab nämlich eine Zeit, als viele Lebewesen noch ein drittes Auge besaßen: die Zirbeldrüse. Bei Amphibien, also bei Lurchen wie der Eidechse, be-sitzt die Zirbeldrüse heute noch lichtempfindliche Zel-len. Bei den Säugetieren ist die Fähigkeit der Zirbel-drüse, Hell und Dunkel wahrzunehmen, anscheinend nicht mehr vorhanden. Die etwa in der Mitte des Schädels befindliche Zirbel-drüse des Menschen wiegt rund hundert Milligramm und wird nur von vegetativen Nerven erreicht. Sie pro-duziert das Hormon Melatonin, das erst 1958 identifi-ziert wurde. Es ist wichtig bei allen mit dem Licht zu-sammenhängenden Vorgängen, etwa beim Auftreffen des Sonnenlichtes auf die Haut. Die Pigmentierung, die Sonnenbräune, wird über das Melatonin gesteuert. Es ist anzunehmen, daß Melatonin auch bei der Entstehung von Hautkrankheiten wie der Schuppenflechte eine Rolle spielt und die Therapie sich deshalb mit einer Beeinflussung der Zirbeldrüse beschäftigen sollte. Prof. Axelrod hat ausführliche Untersuchungen über die Zirbeldrüse angestellt. Die Epiphysenforschung (Epi-physe = Zirbeldrüse) ist seitdem sehr viel weiter ge-kommen, aber es bleiben noch ungelöste Fragen. Es hat sich zwar ergeben, daß Hormone der Hypophyse und der Zirbeldrüse, etwa Noradrenalin, Serotonin, Me-latonin, alle in Abhängikeit voneinander stehen und be-stimmten Rhythmen unterliegen, die wiederum von der Dunkelheit und Helligkeit beeinflußt werden. Doch die Frage, wer wohl wen beeinflußt, ob die Zirbeldrüse die Hell-Dunkel-Schaltung weitergibt oder sie von dem Hy-pothalamus erst empfängt, das muß noch erforscht wer-den.

Prof. Axelrod vermutet den Sitz der Inneren Uhr nicht in der Zirbeldrüse, sondern in der «Nähe des suprachias-

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matischen Kerns im Hypothalamus». Wird diese Ge-gend künstlich zerstört, wird tatsächlich der Hell-Dun-kel-Rhythmus der Hormonproduktion unterbunden. Natürlich wirkt auch das Licht über den sozusagen nor-malen Weg auf das Hormonsystem, über das Auge. Der Weg vom Auge zum Hypothalamus und zur Hypophyse und damit zur Hormonsteuerung ist längst nachgewie-sen. Man hat bei Blinden die veränderten Werte im Blut fest-gestellt. Veränderte Blutwerte ergeben sich bereits, wenn man Versuchspersonen vierzehn Tage lang die Augen verbindet. Auch die vegetative Lage der vom Licht abgeschnittenen Versuchspersonen hat sich verändert. Dies ist nicht wei-ter überraschend, denn in langanhaltender absoluter Dunkelheit fühlt sich niemand wohl. Blinde sind an ihre Depression adaptierte Menschen. Ihre in der Funktion beeinträchtigte Innere Uhr hat sich auf die chronisch veränderte Situation eingestellt. Depression scheint eine Folge hormonaler Fehler zu sein, die begangen werden, weil die Innere Uhr falsch geht. Prof. Halberg spricht von der Depression als einer möglichen chronopathologischen Erscheinung. Zur Besserung von depressiven Beschwerden wird in der Naturheilkunde ein Medikament verwendet, das als Hauptbestandteil einen Extrakt des Johanniskrautes ent-hält. Johanniskraut gilt seit Jahrhunderten als eine «auf die Nerven» wirkende Heilpflanze. Im Mittelalter wurde sie benutzt, um den Teufel auszutreiben, von dem die Hexen besessen waren. Nervliche Zustände, die man heute mit Hysterie und Epilepsie bezeichnen würde, wurden ebenfalls mit diesem Kraut behandelt, das man als Hexenkraut, Frauenkraut, Unser Frauen Bettstroh und ähnliches kannte.

Wenn bei Depressionen der Zusammenhang mit dem Zeitgeber nur angenommen wird, wobei der Lichtfaktor 270

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immer beteiligt ist, so ist er bei der Epilepsie sicher: Es gibt Epileptiker, die Anfälle provozieren können, indem sie in die Sonne starren und mit den gespreizten Fingern vor den Augen fächeln. Diese Lichtimpulse genügen zur Auslösung. Der Extrakt des Johanniskrautes wirkt bei Depressionen und Epilepsie, weil das darin enthaltene Hypericin eine fluoreszierende Substanz ist, die Lichtenergie aufneh-men und im Organismus abgeben kann. Wir leben nicht nur durch eine künstliche Veränderung der natürlichen Hell-Dunkel-Verhältnisse - jede Lampe ist eine Veränderung — gegen die Innere Uhr. Auch sonst ist unser Leben mehr nach der sozialen als nach der bio-logischen Uhr ausgerichtet. Wir essen, schlafen, arbeiten und lieben nicht im Ein-klang mit den durch die hormonal-vegetativ vorgegebe-nen Rhythmen. Wir befinden uns in ständiger Desyn-chronisation. Wird unserem Leben ein «Freilauf» geboten wie bei den Versuchen des Max-Planck-Instituts für Verhaltensfor-schung in Erling-Andechs, bei denen Versuchspersonen einige Wochen lang in Bunkerräume gebracht werden, wo sie ohne Uhr, ohne äußeren Zeitgeber, zu leben ha-ben, dann verändert sich unser Lebensrhythmus. Dabei stellte sich heraus, daß der eigentlich als biolo-gisch angesehene Rhythmus von vierundzwanzig Stun-den, also die Erdumdrehung, nicht unserer Inneren Uhr entspricht. Denn nach einiger Zeit ohne den äußeren Zeitgeber pen-delt sich unser Leben auf einen anscheinend uns besser passenden Rhythmus von etwa fünfundzwanzig Stunden ein. Dieser Rhythmus entspricht fast genau dem Mond-tag, der ja rund fünfzig Minuten länger dauert als der Sonnentag. Bei den Beobachtungen über die rhythmischen Schwan-kungen der Hormonproduktion und der Tätigkeit des

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Vegetativums ergab sich eine deutliche Gruppierung: einmal die Gruppe der «Morgenmenschen», die zu den Sympathikotonikern zählen, und der Gruppe der «Abendmenschen», die zu den Vagotonikern zählen. Es hat den Anschein, als ob zumindest in den zivilisier-ten Ländern der Typ des Abendmenschen zahlenmäßig überwiegt. Trotzdem ist unser soziales Leben auf den Morgenmenschen zugeschnitten. Auch ethisch hat der Morgenmensch sozusagen den höheren Stellenwert. Langschläfer sind keine Vagotoniker, sondern Faulpelze. Wer Schwierigkeiten hat, mit seinem inneren Zeitgeber synchron zu leben, soll durch Bestrahlung mit einem schwachen elektrischen Feld der berühmten «biologisch betonten» Frequenz von 10 Hertz Hilfe erhalten können. Der Begriff Zeitgeber ist übrigens international üblich geworden und stammt vom deutschen Chronobiologen Prof. Erwin Bünning.

Rhythmen der drei Wellen

Für die Medizin ist die Beachtung einer weiteren biolo-gischen Rhythmik von Bedeutung. Prof. Henri Le Roy, Ordinarius für Biometrik und Populationsgenetik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, hat diese Biorhythmik auf ihre wissenschaftliche Haltbarkeit hin untersucht. Der berühmte Gehirnchirurg, Prof. Krayenbühl von der Neurochirurgischen Universitätsklinik in Zürich, ope-riert seine Patienten unter Beachtung der Biorhythmik. Nierenspezialisten, die bei der Blutwäsche von Nieren-kranken bisweilen erlebten, daß die Patienten nach der Dialyse an starkem Schüttelfrost litten, stellten die Bio-rhythmen der Patienten fest und änderten dementspre-chend die Termine der Blutwäsche. Von da an kam es zu keinen Zwischenfällen dieser Art mehr.

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Der frühere Chef der Chirurgischen Klinik im Kantons-spital Aarau, Dr. Eugen Bircher, legte die Operationster-mine stets nach dem zuvor berechneten Biorhythmus des Patienten fest. Um nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, es handle sich hier um eine rein eidgenössische Erscheinung, sei an Chirurgen wie Prof. Sauerbruch oder Prof. August Bier erinnert, die sich ebenfalls bei schweren Operatio-nen nach der biorhythmischen Situation des Patienten richteten. Bei einem derart reichhaltigen professoralen Segen sollte eigentlich die Beachtung des Biorhythmogramms zu einer schulmedizinischen Maßnahme geworden sein. Das ist ganz und gar nicht der Fall. Denn es ist wieder einmal eine Entdeckung, die unter ihrem Entdecker zu leiden hat. Der erste Mensch, der sich mit der Biorhyth-mik beschäftigte und etwas darüber veröffentlichte, war jener Dr. Wilhelm Fliess, der schon durch eine andere ungewöhnliche Eigenschaft aufgefallen war und das Ge-lächter sämtlicher Kollegen herausgefordert hatte: Er pflegte die Patienten durch die Behandlung der Nase zu heilen. Er pinselte mit kokainbeträufelten Wattestäb-chen bestimmte Punkte der Nase innen und außen aus. Nun kam also der Nasen-Fliess in Berlin auch noch mit der Behauptung an die Öffentlichkeit, mit dem Tag der Geburt beginne bei jedem Menschen ein zweifacher bio-logischer Rhythmus: Eine Kurve verlaufe im Rhythmus von dreiundzwanzig Tagen, dies sei der männliche Rhythmus, die zweite Kurve verlaufe im Rhythmus von achtundzwanzig Tagen, dies sei der weibliche Rhyth-mus.

Diese Rhythmen hätten bestimmte Bedeutungen. Der männliche M-Rhythmus von dreiundzwanzig Tagen bei-spielsweise sei der physische, der körperliche Rhyth-mus; der weibliche W-Rhythmus von achtundzwanzig Tagen sei der psychische, der seelische Rhythmus.

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Der Rhythmus wechsle in den angegebenen Zeiten vom Hoch zum Tief und wieder zum Hoch. Die Übergänge zwischen Hoch und Tief wären die halbkritischen Tage, die zwischen Tief und Hoch die kritischen Tage. Da wäre also Vorsicht geboten, der Mensch tendiere dann zu Schwächen oder Veränderungen. Das hielt Prof. Teltscher von der Universität Innsbruck für einen ziemlichen Unfug. Er wollte das beweisen und verglich die Prüfungsarbeiten mit den Biorhythmogram-men von 5000 Studenten. Dabei stellte er fest, daß nicht so sehr der M- und W-Rhythmus für die jeweilige Qua-lität der Prüfungsarbeiten ausschlaggebend war, was er sich schon gedacht hatte, sondern ein dritter Rhythmus von dreiunddreißig Tagen.

Nun war für die Herstellung einer Prüfungsarbeit die körperliche und seelische Gesundheit wirklich nicht so ausschlaggebend wie die geistige. So wurde Prof. Teltscher 1928, im Todesjahr von Dr. Fliess, zum überzeugten Anhänger der Biorhythmik. Er hatte ihr auch das fehlende Glied in der Dreiheit Leib-Seele-Geist hinzugefügt. Dr. Fliess hätte sicherlich auch mit Vergnügen von den Versuchen des Max-Planck-Instituts in Erling-Andechs Kenntnis genommen, wonach einige der dort in den Bunkern vom äußeren Zeitgeber getrennten Personen einen ganz eigentümlichen Rhythmus entwickelten: Sie waren achtundzwanzig Stunden wach und schliefen dann zweiundzwanzig Stunden, während ihre Körper-temperatur in doppelt so schnellem Rhythmus pendelte, also etwa in den Halbwertzeiten, die in der Biorhythmik so bedeutungsvoll sind. Es gibt zahllose Arbeiten, in denen nachgewiesen wurde, wie viele Menschen auf welche Ereignisse je nach Bio-rhythmogramm reagierten. Bei Nachprüfung von Geburtsdaten und Todesdaten bei Selbstmordfällen ergab sich, daß mehr als 85 Prozent der

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Selbstmörder sich an einem als kritisch bezeichneten Tag das Leben nahmen. Eine dafür typische Lage ist dann gegeben, wenn der M-Rhythmus vom Tief ins Hoch übergeht, der W-Rhythmus im Tief liegt und der G-(Geistes-)Rhythmus vom Hoch ins Tief übergeht. Das bedeutet: Tatendrang bei depressiver Stimmung und verminderter Verstandesklarheit. Als die Daten der bei Führerscheinprüfungen durchge-fallenen Kandidaten analysiert wurden, kam man zu dem Ergebnis, daß fast 90 Prozent von ihnen mit einem Rhythmus oder mehreren Rhythmen im Tief oder in der kritischen Phase lagen. Ein Taxiunternehmer, der seine Fahrer auf ihre bio-rhythmisch kritischen Tage aufmerksam machte und sie nach Möglichkeit dann nicht einsetzte, hat seitdem kaum noch einen Unfall zu verzeichnen. Die Untersuchungen über Zusammenhänge zwischen Biorhythmik und Verkehrsunfällen sind besonders zahl-reich und ergänzen sich in dem Sinne, daß es tatsächlich so etwas wie biorhythmisch vorausberechenbare Tage erhöhter Unfallträchtigkeit gibt. Rein rechnerisch sollte eigentlich der 67. Tag nach dem 58. Geburtstag jedes Menschen von Bedeutung sein. Esist das erste und wohl auch einzige Mal im Leben des Menschen, daß er sich biorhythmisch wieder in der exakt gleichen Ausgangslage wie im Augenblick der Ge-burt befindet. Alle drei Rhythmen beginnen im gleichen Moment und an der gleichen Stelle. Dr. Bachmann von der amerikanischen Universität Syra-cuse will im menschlichen Gehirn und in den Bahnen der vegetativen Nerven einen Strom gemessen haben, der in der Stärke schwankt und einem achtundzwanzig-tägigen Rhythmus folgt. Diese von der Atmosphäre ein-gespeisten Ströme wiederum sollen sich nach dem achtundzwanzigtägigen Rhythmus des Mondes richten. Das dürfte nicht die einzige Verbindung sein, die wir

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zum Mond besitzen. Biologische Abhängigkeiten vom Mond sind bei Pflanzen und Tieren so bekannt, daß es nicht weiter ungewöhnlich ist, wenn Auswirkungen des Mondeinflusses auch auf den Menschen zutreffen soll-ten. Unter dem Titel «Lunationsrhythmen des menschlichen Organismus» wurde dem Thema sogar ein Buch gewid-met. Es bringt viel Material und wenige Ergebnisse, was dem Verfasser anzurechnen ist, denn das Material ver-führt zu Spekulationen über die Macht, die der weibli-che, auf die Seele wirkende Mond auf Menschen ausübt. Wir Menschen unterstehen ganz ohne Zweifel in vielen Belangen den Einflüssen der Sonne und ihrer homöopa-thischen Antwort, des Mondes. Das Mondlicht ist ja kein Mondlicht, sondern eine sehr schwache Reflexion des Sonnenlichtes.

Die Sonne und der Mond - eigentlich müßte es heißen, der Sonne und die Mond - werden als lebenbestim-mende, ja sogar als schicksalbestimmende Himmelskör-per angesehen.

Mensch im Kosmos

Da in diesem Buch solche Dinge wie die kosmische Strahlung und die aus der Atmosphäre auf den Men-schen eindringenden Einflüsse behandelt werden, drängt es sich gerade auf, auch die Astrologie zu erwähnen. Nur ist das nicht im Sinne derjenigen, die für die Astro-logie sind, denn sie halten eine physikalische Einwir-kung der Planeten auf den Menschen in der Astrologie für nicht existent. Es ist auch nicht im Sinne derjenigen, die gegen die Astrologie sind. Denn sie halten die ganze Astrologie für nicht existent. Es könnte sein, daß beide irren.

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Theoretisch wäre eine Kraft denkbar, die im Augenblick des ersten Atemzugs dem Neugeborenen die astrolo-gisch zu errechnende «kosmische Prägung» gibt. Nämlich die geheimnisvollen Neutrinos, deren Existenz von den Wissenschaftlern nur rein theoretisch errechnet wurde, die einfach da sein mußten, obgleich sie nicht da waren. Es sind Elementarteilchen ohne Ladung und ohne Ruhemasse. Neutrinos sind keine Materie, keine elektri-sche Schwingung, sie sind nichts. Aber sie sind. Die Neutrinos werden von der Sonne ausgesandt und vermögen ungehindert das Magnetfeld und die Atmo-sphäre der Erde zu durchdringen. Sie sollen nach neuen wissenschaftlichen Theorien der Amerikaner je nach dem Auftreffen auf andere Himmelskörper verändert zu uns gelangen.

Da die Konstellationen der Sonne, des Mondes und der Planeten ständig wechseln, wechselt auch der danach ge-gebene Zustand der veränderten Neutrinos - wie immer er sein mag - und unterscheidet sich daher auch an je-dem Punkt der Erde. Die Neutrinos sollen auf das Gehirn einwirken. Damit wäre es möglich, daß bei Beginn des selbständigen Sauerstoffwechsels mit all seinen Folgen — also beim er-sten Atemzug des Neugeborenen - auch die nur in die-sem Augenblick am Ort der Geburt herrschende Art des Neutrino-Einfalles im Gehirn eine Prägung bewirkt. Eine Prägung, die der Gehirntätigkeit von nun an eine Tendenz verleiht, der sie zu folgen neigt. Daß dies alles ein sehr theoretisches Denkmodell ist, wird auch von den Befürwortern nicht geleugnet. Ande-rerseits ist es zumindest eine interessante Hypothese, die nicht weniger Wert hat als eine rein esoterische Begrün-dung oder die völlige Ablehnung der Astrologie. Die Gründe für das Vorhandensein als astrologisch be-zeichneter Lebenstendenzen sind diskutabel, das Vor-handensein selbst dürfte kaum zu bestreiten sein.

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Es sind Tendenzen, die zu allen Zeiten und in allen Kul-turen in irgendeiner Form genutzt wurden, und zwar un-abhängig voneinander. Das geschah sicherlich nicht, weil alle Menschen abergläubisch und dumm sind. Man hat gegen die Astrologie eingewendet, daß man früher nicht gewußt habe, daß die Erde um die Sonne kreist und daß die Sterne so unendlich weit von uns ent-fernt sind und daß im Laufe der Jahrtausende die Plane-ten ihre Position verändert haben. Das alles können nur Menschen einwenden, die sich nicht mit dem Prinzip der Astrologie beschäftigt haben. Was spricht dagegen, daß die Erde der Mittelpunkt des Weltalls ist? Anders gefragt: Wo ist er? Da jeder Punkt im Weltall der Mittelpunkt sein kann, ist es nur natür-lich, vom eigenen Standpunkt aus die Welt als Umge-bung zu sehen. Der eigene Nabel als Mittelpunkt der Welt ist eine vernünftigere Anschauung als die theoreti-sche Vermutung, einige Billiarden Lichtjahre von uns entfernt könne ein Sternensystem bestehen, das als ma-thematischer Mittelpunkt eines als endlich angesehenen Weltraumes gelten würde.

Und die Entfernung der Planeten zur Erde ist für ein Nichts wie ein Neutrino, das seiner Natur nach auch Überlichtgeschwindigkeit haben und demnach eher an-kommen als losfliegen könnte, keine nennenswerte Größe. Solche Überlegungen bleiben immer Gedankenspielerei. Etwas handfester kann man die Erfahrung einsetzen. Da es meist eine persönliche Erfahrung ist, mit allen Nachteilen des Einzelfalls, bin ich gezwungen, auf diese persönliche Erfahrung zurückzugreifen. Es war mir vergönnt, durch meine Arbeit für einen gro-ßen Konzern einen gewissen Einblick in Wirtschaft und Politik zu erlangen. In den Gesprächen mit führenden Persönlichkeiten konnte ich - zuerst mit leichtem Er-schrecken, dann mit aufmerksamem Interesse - feststel-278

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len, wie viele wichtige Entscheidungen, die das Schicksal von Millionen Menschen angingen, unter Einbeziehung astrologischer Ratschläge gefällt wurden und heute noch werden. Auf der mittleren Stufe jedes Managements regiert die Vernunft, die Zahl, die Wissenschaft, die Exaktheit. Je mehr ich mich in dem kleineren Kreis der Entschei-dungsträger umsehen durfte, um so mehr fand ich eine Abkehr von dem Glauben an die Wissenschaft und eine Hinwendung zu einer Adenauerschen Vereinfachung, gepaart mit der Philosophie und dem Blick zu den Ster-nen. Wahl- und Produktionstermine, das Ja oder Nein einer parteipolitischen Entscheidung oder der Herstellung eines bestimmten Markenartikels werden auch in der Bundesrepublik von einer gewissen Größenordnung an eher mit als ohne astrologischen Rat festgelegt. Für jeden Normalbürger hat das durch seine Auswir-kungen indirekt eine Bedeutung. Aber auch direkt las-sen sich viele Menschen durch die Astrologie in privaten Entscheidungen leiten. Umfragen der Meinungsforschungsinstitute über den «Glauben an die Astrologie» ergeben abweichende Pro-zentzahlen. Nun ist hier mit einer ziemlichen Dunkelzif-fer zu rechnen, denn es gilt als unmodern, rückständig, abergläubisch und ungebildet, von der Astrologie etwas zu halten. Von dem Wert fast sämtlicher Horoskope, die in den Zeitungen veröffentlicht werden, ist in der Tat nichts zu halten. Wenn hier etwas eintrifft, dann ist es der reine Zufall. Es geht aber darum, die Gebiete zu finden, auf denen durch astrologisch errechnete Tendenzen eine sich von der zu erwartenden Zufallstrefferzahl abweichende Häu-figkeit ergibt. Also dort, wo die Entropie nicht mehr stimmt, jene von

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Ludwig Boltzmann erforschte «gesetzmäßige Unord-nung». Schüttelt man in einem Behälter eine gleiche Zahl weißer und schwarzer Sandkörpern lange genug durcheinander, wird sich von selbst eine gesetzmäßige Unordnung ergeben - die weißen und die schwarzen Sandkörner werden sich etwa gleichmäßig verteilt ha-ben. Daß alle weißen Sandkörner sich auf dem Boden befinden und alle schwarzen darüber, was theoretisch schließlich ja möglich wäre, geschieht nicht. Es sei denn, ein Faktor käme hinzu, der die Entropie verändert.

Zufall und Wissenschaft

So hat Dr. Kop von der Abteilung für Verhaltensfor-schung an der Universität Amsterdam sich mit der Frage beschäftigt, ob der Geburtsmonat eines Menschen ein Faktor ist, der ihn bei der Partnerwahl leitet. Er besorgte sich die Daten von 3392 Ersteheschlie-ßungen vom Standesamt in Amsterdam und schlüsselte sie nach den Geburtsdaten auf. Er hielt sich dabei nicht an die Grenzen der Tierkreise, sondern teilte die Ehepartner nach dem Geburtsmonat in Gruppen ein. Dann erst erweiterte er die Einteilung bis zur jeweiligen Monatsmitte, was in etwa den Abschnit-ten der Tierkreise entspricht. Auf dem 5. Internationalen Interdisziplinären Kongreß für Zyklusforschung in Noordwijk veröffentlichte Dr. Kop das Ergebnis. Es zeigt, wie sehr die Partnerwahlkombinationen von den statistisch eigentlich zu erwartenden Kombinationen abwichen, wie stark die weißen und schwarzen Sandkör-ner eben nicht gleichmäßig verteilt waren. Einige Daten: Juni-Männer, also im Juni geborene, hat-ten sich zu 46 Prozent häufiger mit April- und Juli-Frauen verheiratet, als zu erwarten war. Dafür heirateten 280

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Juni-Männer zu 47 Prozent weniger Oktober-Frauen. April- und Juli-Männer heirateten dagegen seltener eine Januar- beziehungsweise eine Februar-Frau. Diese überdimensionalen Abweichungen vom Gesetz der Wahrscheinlichkeit traten jedoch noch viel häufiger auf, als Dr. Kop die Testpersonen nach den Geburtsda-ten geordnet hatte, die sich an die Monatsmitte hielten, demnach fast den Tierkreisen entsprachen. Juni/Juli-Männer bevorzugten demnach zu 73 Prozent überzufällig Juli/August-Frauen. Sogar zu 134 Prozent überzufällig waren die Eheverbindungen von Männern, die zwischen dem 16. und 31. Januar geboren waren, mit Frauen, deren Geburtstag zwischen dem 16. und 31. Ok-tober lag.

Allgemein ergab sich eine Tendenz, nach der Eheleute einen Partner bevorzugen, dessen Geburtstag nicht mehr als zwei Monate vor oder nach dem eigenen Geburtstag liegt. Besonders die Frauen, die zwischen Januar und April geboren sind, scheinen einen Partner zu suchen, der genau zwei Monate nach ihnen Geburtstag hat. Diese Einzeluntersuchung aufgrund von 3392 Ehen in Amsterdam hat sicherlich nicht eine derartige Beweis-kraft, daß ihr kein Argument mehr entgegengesetzt wer-den könnte. Doch sollte sie Anlaß geben, eine ähnliche Nachprüfung in einem größeren Rahmen zu wiederho-len. Die Speicherung von so vielen Daten, die abrufbe-reit in den Rechenzentren ruhen, wird solche Untersu-chungen sicherlich einmal sehr vereinfachen und ihnen durch die größere Zahl auch mehr Wert verleihen. Zu den vielen Versuchen, dem astrologischen Phänomen eine Gesetzmäßigkeit zu entlocken, gehören auch die Systeme, das Geschlecht eines Ungeborenen aus den Daten der Eltern zu bestimmen. Der tschechische Arzt Dr. Jonas hat eine Rechenformel ausgearbeitet, die dazu dienen soll, jeweils den Tag der Konzeption zu bestim-men, an dem je nach Wunsch ein Sohn oder eine Toch-

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ter gezeugt werden kann. Er nimmt dabei zwar astrolo-gische Prinzipien zu Hilfe, lehnt aber die Astrologie ab. Dr. Jonas hat mit seinen Berechnungen, wie den entspre-chenden Veröffentlichungen zu entnehmen ist, schon vielen Eltern zahlreicher Töchter zu einem Sohn und El-tern zahlreicher Söhne zu einer Tochter verholfen. Den gleichen Anspruch, das Geschlecht des Ungebore-nen vorherbestimmen zu können, hat der deutsche Arzt Dr. Günter Paetz angemeldet und auch begründet. Er bezieht sich bei seinen Berechnungen auf das Biorhyth-mogramm der beiden Partner. Der nach einer bestimm-ten Methode errechnete höchste gemeinsame Wert bei-der Partner zum Zeitpunkt der Konzeption gibt das Geschlecht des zu erwartenden Kindes an, je nachdem, ob dieser höchste Wert im männlichen M-Rhythmus oder im weiblichen W-Rhythmus liegt. Es gibt in der Bundesrepublik sicherlich nicht so viele Ärzte wie in einer Reihe anderer Länder, die mit astrolo-gischen Kriterien arbeiten. Aber es gibt sie. Wenn man die Menschen, die sich Astrologen nennen, stark siebt, bleiben einige übrig, die man anerkennen oder immerhin zur Kenntnis nehmen muß. Sie alle ha-ben Kontakt zu Ärzten, die sich im Einzelfall an sie wen-den und um astrologische Überprüfung des Patienten bitten.

Bedeutung hat das bei Erkrankungen unbekannter Her-kunft, weil durch die astrologisch zu errechnende Ten-denz ein Hinweis auf die möglichen schwachen Punkte in der Konstitution des Patienten gegeben werden könnte. Es hat sich der Begriff «Astromedizin» herausgebildet. Während man der Astrodiagnostik noch eine Chance einräumen sollte, in einzelnen Fällen als ein zusätzlicher diagnostischer Hinweis gewertet zu werden, ist eine Astrotherapie zurzeit in unseren westlichen Ländern wohl fehl am Platz.

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Eine statistische Überprüfung des Wertes einer astro-logisch gestellten medizinischen Diagnose bietet einige Schwierigkeiten. Man müßte beispielsweise die in den Rechenzentren großer Versicherungsanstalten gespei-cherten Daten nach bestimmten Krankheiten ordnen, etwa nach Knochenbrüchen oder Magengeschwüren. Dann müßte - und hier setzt die Unmöglichkeit ein -festgestellt werden, wann und wo genau diese an der ausgewählten Krankheit leidenden Menschen geboren sind, denn das Tierkreiszeichen allein, das dem Compu-ter vielleicht noch zu entnehmen wäre, nützt nicht viel. Zumindest der Aszendent, das zum Zeitpunkt der Ge-burt am Ort aufsteigende Sternbild, gehört zur Ein-ordnung des Menschen in eine zu bestimmten Krank-heiten neigende Gruppe.

Die Einteilung von Tierkreiszeichen, dazugehörigen Or-ganen und deren Erkrankung gibt es schon seit langer Zeit. Sie ist sehr grob und gibt wohl nur eine ganz allge-meine Tendenz wieder. Ob diese Tendenz im eigenen Fall stimmt, kann man an folgender Übersicht ablesen. Zitiert wird auszugsweise aus dem 1931 erschienen Werk von Dr. Friedbert As-boga «Astromedizin, Astropharmazie und Astrodiäte-tik»: «Die Einteilung und Zuweisung des menschlichen Organismus an die einzelnen Zeichen des Tierkreises, die als elektromagnetisch beziehungsweise radioaktiv geladene Kraftfelder anzusehen sind, erfolgte aufgrund einer chaldäischen UrÜberlieferung, deren Entstehung sich im Dunkel des Altertums verliert. Nach ihr stehen: 1. unter dem Zeichen Widder: der Kopf mit dem Groß-hirn, dem Gesicht und den Augen und Haaren, dem Stirnbein, Scheitelbein, Keilbein, Schläfenbein, Joch-bein, Nasenbein, Ober- und Unterkiefer und der Nasen-scheidewand, dem Stirnmuskel, Schläfenmuskel, Kopf-nicker, Kapuzenmuskel, Hinterhauptmuskel, den Schließmuskeln der Augen und des Mundes, der Stirn-

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höhle, den Schläfenschlagadern (Temporales), den inne-ren Carotiden und den Kopfvenen, endlich den Hirnner-ven, Tränendrüsen, Tränenkanälen, Tränensack, Trä-nennasenkanal; 2. unter dem Zeichen Stier: Hals und Nacken, Rachen,Schlundkopf, Kehlkopf, Zäpfchen, Mandeln, eustachi-sche Röhre, Gaumen, Schilddrüse, Stimmbänder, Nase, Ohr, Ohrspeicheldrüsen, Halswirbel, Hals- und Nacken-muskeln, Ohrmuskel, Kleinhirn, verlängertes Mark, Zunge, Kehlkopfmuskulatur, äußere Carotiden, Stimm-bänder, Occipitales, Jugulares, Drosselvenen und Schilddrüsenvenen; 3. unter dem Zeichen Zwillinge: Luftröhre, Bronchien undLunge, Nerven der Atmungsinnervation, Luftröhren-ringe, Verzweigung der Luftröhre und Blutgefäße in der Lunge, Lungenarterien und Lungenvenen; Schultern, Arme und Hände, Oberarmknochen, Speiche, Ellbogen-bein, Handknochen, Schlüsselbein, Schulterblatt, Fin-gerknochen, Schlüsselbeinmuskel, Deltamuskel, Ober-armmuskel, Vorderarmmuskel, gemeinsames Handwur-zelband, Muskel zum Heranziehen des Daumens an den Zeigefinger, Hand- und Fingermuskulatur, Schultermus-kel, dreiköpfiger Muskel, Vorderarmmuskeln (Strecker), Schlüsselbeinarterien und Schlüsselbeinvenen, Achsel-schlagadern, Armschlagadern, Ellbogenschlagadern, Speichenschlagadern, Hohlhandbogen; sensible Nerven;

4. unter dem Zeichen Krebs: Schlund, Speiseröhre undMagen, Zwerchfell; Brustkasten, Brustfell, die zwölf Brustwirbel, der große und kleine Brustmuskel, der große, sägeförmige Muskel, der Milchbrustgang; die Zwerchfellarterie, die Zwerchfellvene, die Mammaria, die Thymusdrüse (nur bei Kindern); 5. unter dem Zeichen Löwe: Herz, Herzbeutel, Rückenund Rückenmark; Aorta, obere und untere Hohlvene; die zwölf Rippen; Rückenmuskel und Rückenmark; Kranzarterien und Kranzvenen; Herztrabekel und Herz-284

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muskel; unbenannte Arterie und Vene; Spinalnervensy-stem; 6. unter dem Zeichen Jungfrau: Bauch, Nabel, Leber undMilz, Pfortader, Bauchspeicheldrüse, Bauchfell, Dünn-darm, Zwölffingerdarm, Grimmdarm und Querdarm; Baucharterie und Bauchvene, Leberarterie und Leber-vene, Milzarterie und Milzvene, Unterleibsaorta, Ge-krösearterie, Gekrösevene, Bauchsauggefäße; äußerer schiefer Bauchmuskel, gerader Bauchmuskel, querer Bauchmuskel; sympathisches Nervengeflecht; 7. unter dem Zeichen Waage: Lenden, Nieren, Nebennie-ren, Gallenblase und Haut. Die fünf Lendenwirbel, die Lendenmuskulatur, die Nierenarterie und Nierenvene, der Gallengang, die Pyramiden und die Harnkanälchen sowie der Harnleiter; das vasomotorische Nervensystem; 8. unter dem Zeichen Skorpion: die Leisten- und Scham-gegend, die Harn- und Genitalorgane, insbesondere Nie-renbecken, Blase, Harnleiter, Harnröhre, Nierenleiter, aufsteigender, querer und absteigender Dickdarm, S-förmige Krümmung des Dickdarms, Blinddarm, Wurmfortsatz, Mastdarm und After; ferner die Cow-per'schen Drüsen (hinter der Harnröhrenzwiebel), Sa-menleiter, Prostata, Hoden, Gebärmutter, Ovarien, Cli-toris, die Hodensackmuskulatur, der erector penis sive clitoris; 9. unter dem Zeichen Schütze: die Hüften, das Gesäß unddie Oberschenkel; Hüftbein, Oberschenkelkopf, Ober-schenkelknochen, Kreuzbein, Darmbein und Sitzbein, Oberschenkelmuskeln, Strecker des Unterschenkels, Gesäßmuskeln; Hüftschlagadern und Hüftvenen, Beckenschlagadern und Schenkelschlagadern; der ner-vus ischiadiacus; 10. unter dem Zeichen Steinbock: das Knochengerüst, dieHaut, die Bänder und Gelenke, die Knie, die Sehne der Kniescheibe, die Muskeln zum Einwärtsdrehen des Unterschenkels;

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11. unter dem Zeichen Wassermann: Unterschenkel,Schienbein, Wadenbein und Knöchel; der Schienbein-muskel, der Unterschenkelmuskel, der große Waden-muskel und der zweiköpfige Wadenmuskel, die Achil-lessehne; 12. unter dem Zeichen Fische: die Lunge, das synovialeBindegewebe, das Lymphsystem und die Füße; die Fußknochen, die Zehenknochen und das Fersenbein, der Beuger des Fußes, die Sohlen-, Zehen- und Fußrücken-nerven.» In der Bundesrepublik arbeiten schätzungsweise zwei-hundert bis dreihundert Ärzte hilfsweise zum Teil oder auch ganz überwiegend mit der Astromedizin. Es handelt sich um eine Dunkelziffer. Denn nur wenige bekennen sich zu diesem Tun, das den schlimmsten Fluch trägt, den heute die Medizin wohl treffen kann: Es ist nicht wissenschaftlich. So haben hundertsechsundachtzig namhafte Wissen-schaftler der verschiedensten Fachrichtungen, darunter auch Nobelpreisträger wie Konrad Lorenz, eine Erklä-rung unterzeichnet, in der gewarnt wird, die Astrologie zu stark zu bewerten, weil der Mensch erkennen müsse, daß die Zukunft in ihm selbst und nicht in den Sternen liege. Das ist genau das, was übrigens auch die Astrolo-gen sagen. In dieser Erklärung wird auch nochmals unterstrichen, daß Astrologie auf unwissenschaftlichen Grundlagen be-ruhe. Das dürfte es ihr allerdings ermöglicht haben, die Jahrtausende zu überstehen, in denen die wissenschaftli-chen Grundlagen ständig wechselten. Da ein ausgesprochener Mangel an zitierfähigen alten Ägyptern oder Mayapriestern herrscht, die mehr über die Astrologie wußten als wir heute, sei nochmals der immer passende Hippokrates zitiert: «Ein Arzt, der nichts von Astrologie versteht, sollte ein Narr genannt werden und nicht Mediziner.» 286

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Erinnern wir uns, daß auch Paracelsus ein überzeugter Astromediziner gewesen ist, der Heilmittel nach den Ge-stirnseinflüssen auf die Heilpflanzen auswählte und dar-über mehrere Werke verfaßte. Er war, wie die oben er-wähnten namhaften Wissenschaftler, der Meinung, daß «der weise und gottesfürchtige Mensch den Himmel bricht und über dem Himmel ist, während nur der viehi-sche Mensch vom Gestirn regiert, gemeistert, gezwun-gen und genötigt werden kann, also daß er dem Gestirn nachgeben muß ». Paracelsus hätte die Erklärung wohl mit seinem Satz unterschrieben: «Das Glück des Menschen ruhet in ihm selbst, nicht im Stern.» Und zum Schluß sei auch Goethe als ein jedes Argument stützender Zeuge angerufen.

«Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen, die Sonne stand zum Gruße der Planeten, bist alsobald und fort und fort gediehen, nach dem Gesetz wonach du angetreten. So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen, so sagten schon Sibyllen, so Propheten; und keine Zeit und keine Macht zerstückelt geprägte Form, die lebend sich entwickelt.»

Bis auf die Mitteilung der Sibyllen und Propheten, man könne dem Gesetz nicht entfliehen, ist das eine sehr gute Darstellung des Wesens der Astrologie. Aber es sind eben Orphische Urworte, es ist keine Wissenschaft. Jedenfalls ist es nicht die in unserer Zeit einseitig über-bewertete exakte Wissenschaft. Man sollte von der Be-grenzung des Wissenschaftlichen auf das Exakte abkom-men, denn es zwingt, auf halbem Wege einzuhalten. Wissenschaft ist nur dann exakt oder erweckt zumindest den Anschein von Exaktheit, wenn sie nicht konsequent weitergeführt wird. Denn dann gerät sie an die wirkli-

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chen Grundlagen, die sich einer exakten Messung und den Gesetzen entziehen. Die Grenzen schmelzen, die Physik wird zur Chemie, die Chemie zur Physik, und beide münden in die Wissenschaft, in der letztlich alle anderen Fachgebiete auch münden: in die Philosophie. Dort, wo sich die Mathematik mit der Esoterik zu einem Ganzen trifft, wie die Realität mit der Irrealität, wie das Weltall mit dem Atom. Alles ist eins und lebt durch seinen Gegensatz.

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Register

A

Abschirmung 134 Abstrahlung 2x0 Abwehrkraft 132 Adrenalin 48 ff., 190 Aerosole 227 Aktionsströme 198 f. Akupunktur 2x4 ff., 253 Akupunkturlaser 2x9 ff. Allergien 39, 49 Alphawellen 38, XX5, X32 Altmann, Prof. 46, 53 Amputationsschmerzen 2X, 26 Angeluscheff, Prof. 245 Angina pectoris 39 Antikoagulantien 22X Appetitlosigkeit 226 Arbeitsunlust 2X, 23 Architektur X28 ff. Asboga, Dr. Friedbert 283 ff. Aschoff, Dr. 167, 264 Asthma 24 f., 225, 227 Astrodiagnostik 282 Astrologie 276 ff., 28X, 286 f. Astromedizin 282, 283 ff. Astrotherapie 282 Aszendent 283

Atmosphäre 33 ff., 52 ff., 6x, 67, X 3 8 , X 9 X , 2x2, 276

Atmospherics s. Spherics Atmung 39, 59, 61, 190 August x4 ff., 24, 25, 41 f., 45,

1 4 1 , 2 6 x Autotron 74 f. Axelrod, Prof. Julius 268

B

Bachmann, Dr. 275 Bakterien 79 ff., 232 Baubiologie 127, X30 ff. Bauchbeschwerden 25 Bazillen 54, 79, 8x Beck, Dr. 162 Beleke, Dr. Hans 23 Berckheim, Constantin Graf

von 9 0 ff., 1 0 3 ff. Bergsmann, Dr. 2xx, 228 Bernhuber, Dr. X78 Bertholon, Abbé X95 f. Bioklimatik 43 Biometeorologie 23, 25 f., 43 ff. Biometrik 272 f. Biophysik X95 Bioprog 26 ff. Bioresonator X63 f. Biorhythmik 59, 272 ff., 282 Biotonometrie 198 Biotropie 25 f., 29 f., 37, 48, X29 Bircher-Benner 43 Birkmayer, Prof. Walther 2x5 f. Bischko, Dr. 2x5 Blasenstörungen 49 Blindheit 270 Blitz 34 ff., 56 f., X42 Blut 2XX Blutdruck 39, 60, XX9, 226, 265 Blutgerinnung 28, 39, 263 Blutkreislauf X96, 209 Blutsenkung 25, X38 f. Blutung 39, 22x Blutwäsche 272 Bodenstruktur X69 Bois-Reymond, Emil du x88 Boltzmann, Ludwig 280

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Brezowsky, Dr. 24, 35, 44 Bronchien 41 Bronchitis 227 Bruker 43 Brustkrebs 193, 199 Bulatow, Prof. 225 Bünning, Prof. Erwin 272

C

Ch'i 9, 14, 214, 249 Ching 9 Cholera 63, 65 Cholesterinspiegel 226 Chromosomenschäden 115 Chronobiologie 259 ff., 262 ff. Cody, P. 140 f. Computer, biologischer 190 ff.,

206

D

Darmbeschwerden 38, 49 Delanu, Dr. 225 Deltafrequenz 38 Demling, Prof. 247 Depression 25, 48, 87, 270 f. Diabetiker 266 Dialyse 272 Dietl, Josef 65 Durchfall 49 Dystonie, vegetative 39

E

EEG 198 Eichmeier, Dr. Joseph 59, 132 Eigenfrequenz 191, 246 Eigenresonanz 164 f. Eigenschwingung 204, 212 Einthoven, Willem 198 EKG s. Elektrokardiogramm Elektroaerosole 227 f. Elektroakupunktur 218 Elektrokardiogramm 198 Elektroklimaanlage 70 ff.,

78 ff., 196, 215, 229 Elektromagnetismus 198 f., 212 Elektrotherapie 236 f. Embolie 38, 238 Entropie 279 Entstörgeräte 162 ff. Entzündungen, chronische 49,

211 Epidemie 23, 63 Epilepsie 271 Erbrechen 48 f., 226 Erdboden 153 Erde 52, 113 f., 212 Erdemission 140 Erdkern 231 Erdmagnetfeld 231 Erdstrahlen 170 ff. Erkältung 84 Ermüdungserscheinungen 75 Ernährungswissenschaft 43 Erschöpfung 48, 210

F

Fadini 159 f. Farben 240 ff. Faust, Dr. Volker 19 Februar 15 ff., 41, 45, 141, 261

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Fehlhaltungen, psychische 28 Feinstentstaubung 71 Fieber 24 Finsen, Prof. Niels 241 Fischer, Dr. Gerald 54, 81, 131 Flemming, Prof. 169 Fliess, Dr. Wilhelm 273 f. Flimmerhärchen 60 f. Föhn 35, 46 ff. Frauenkraut 270 Frequenzen 36 ff. Frey, Allan 123 Furchner, Helmut 68 f., 79 f.,

86

G

Galle 122 Gallenblasenentzündung 136 Gallenkoliken 25 Gammastrahlung 163 Gasaustausch 60 Gase 52 Gastritis 136 Gebirge 62 f. Geburten 26 Geburtsmonat 280 ff. Gefrierpunkt, absoluter 33 Gehirn 37, 54, 59, 115, 190 ff. Gehörgeschädigte 1x8 f. Geisteskrankheit 182 Gelenkrheumatismus 228 Gelenkschmerzen 72 Geobiologie 149 ff. Geobiologie, Arbeitskreis für

147 f., 167 Georhythmogramm 145, 148 Geoskop 181 Geostat 181 Gespanntheit 49 Gesundheitshygiene 81 f.

Gesundheitsvorsorge 169, 197 Gesundheitszone 42 ff. Gewichtsverlust 49 Gewitter 36 ff., 56 f. Gewitterstrahlen 36 ff. Ghadiali, Dr. Dinshah P. 241 f. Gicht 182 Giftstoffe 80 Glaukom 26, 220 Gleichfeld 34, 46, 53 ff., 62 ff.,

66 ff., 76, 81, 85 f., 196, 214, 226 f., 237, 239, 250 ff., 258

Goethe 240 ff. Grafenau 177 f. Grippe 17, 22, 79, 82 f. G-Rhythmus 275 Grundstrahlung 141, 169 Grundwasser 154 ff. Grundwasserströme 168 f. Gurvich, Alexander 192

H

Hager, Dr. 179 f. Hahn, Dr. Fritz 67, 92 Halberg, Prof. 264, 267, 270 Harnblase 122 Hartmann, Dr. Ernst 135 ff.,

143, 145 ff., 163 ff., 167 Haufenionen 44, 45, 60 f., 65,

66, 8 i Haut 114, 196, 198 f. Hautpunkte 199 Hautrötung 49 Heilmagnetismus 200 ff.,

230 ff., 235 ff. Heilgymnastik 250 Hellers, E)r. 122 Herz 198, 206 f. Herzbeschwerden 24 f., 87, 246 Herzdruck 49, 128

23 7

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Herzerkrankungen 42, 50 Herzfunktionen 239 Herzinfarkt 23 f., 29, 39, 42,

126, 234 Herzklappenfehler 206 Herzlabilität 28 Herzmuskel 50 Herzrhythmus 122, 163 Herzschlag 245 f., 256 Herzschrittmacher 120 f. Herztätigkeit 126 Heuschnupfen 223 f., 228 Hexenkraut 270 Hildebrandt, Prof. G. 260 f.,

264

Hirnverletzte 26 Hitzeperiode 24 Hautwiderstand 138 Hochdruckgebiet 44 Hochdruckwetter 35, 44 Hochfrequenz 31 Hochspannungsleitungen 117,

142 f. Hochfrequenzschwingung 165 Hodenleiden 121 Homöopathie 58 Höhenlage 62 Höhenstrahlung 31, 110 Hormone 48, 51, 112, 118 f.,

190 ff., 216 Hormonreaktion 132, 207, 222 Hüftgelenkarthrose 239 Hufeisen 162 ff. Humboldt, Alexander von 58 f. Huneke, Gebrüder 206 Hypericin 271 Hypophyse 51, 112, 190 ff.,

193, 216, 258, 268, 269 f. Hypothalamus 53, 112, 190 ff.,

258, 268, 269 f.

I

Impuls 113, 218 Infektion 80, 81 ff., 128, 224,

227 Infektionskrankheiten 62, 87 Information 107, 109, 111 ff. Infrarot 31, 109 f., 192, 199,

205 ff., 210 Infrarotgerät 206, 211, 228 f. Insulin 265 f. Inversion 25, 40 ff., 65 Ionen 41, 46, 57 ff., 79, 168,

196, 222 ff. Ionenforschung 60 Ionengenerator 70, 86, 228 f. Ionentherapie 223 ff. Ionenverhältnisse 45, 60 Ionosphäre 53, 57, 114 Ischialgie 150

J

Johanniskraut 270 f. Jonas, Dr. 281 f. Jores, A. 264, 268 Jürgens, Heinrich 234

K

Kalium 50 Kaltfront 24, 35, 40, 139, 146 Kaltluft 22 Kalzium 25 Kastenowitsch, Prof. 228 Keimdrüsen 190 Keimgehalt 80 Keimverminderung 71

294

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Keimzahl 84 Kellner, Prof. Gottfried 41 Kern, Dr. 126 Keuchhusten 80 Kiefhaber, Dr. 220 Klein, Erich 23 Klimaanlage 104 f., 129 Klimaphysiologie 37 Knochenbruch 237 ff. König, Prof. Herbert L. 32, 34,

117, 119, 142, 158 ff., 170 Körperleistung 60 Körpertemperatur 39, 190, 274 Körperwiderstand 145 Kohlendioxyd 40 Kohlenmonoxyd 40, 104 Kohlenwasserstoff 104 Koliken 38 Konzentration 48, 73, 79, 128,

147 Koordination,

elektrochemische 194 Kop, Dr. 280 f. Kopf 114 Kopfdruck 87 Kopfschmerzen 24, 28, 48,

128 f., 246 Kopp, Dr. 168 Kornblueh, Prof. J. H. 223 ff. Kosmos 30 ff. Kraftlinien 54, 56 Kraftlosigkeit 48 Krankheitserreger 65 Krankheitskeime 60, 80 f., 84 Krankheitszustände,

chronische 164, 167 Krayenbühl, Prof. 272 Krebs 44, 135 ff., 143 ff., 165,

168 ff., 170 ff., 193 ff., 199, 209, 211, 226, 234, 267

Kreislauf 50 Kreislaufbeschwerden 24 f., 28,

44, 129 Kreislauffunktionen 239

Krueger, Prof. 222 f. Kunststoff 68 f., 95, 132, 148,

255 Kurzwellenbestrahlung 2x3 Kybernetik 112, 190 Kybernetik, biologische 207

L

Ladungen 54, 58 Lärm 118 ff. Lakhowsky 191 Laser 219 ff. Lavater, Johann Kaspar 236 Lebenserwartung 102 f. Lebenstendenzen 277 f. Lechner, Dr. Fritz 238 Leistungsfähigkeit 75, 85 f.,

226 Leitfähigkeit 69, 71 Lenard, Philipp 229 Lenard-Effekt 229 Lernfähigkeit 78 Le Roy, Prof. Henri 272 Licht 31, 107, 109 f., 240, 270 Lichtenergie 113, 271 Lichtgeschwindigkeit 31 f., 36 Lichtreiz 146 Lichtstrom 116 Lichttherapie 241 Lorenz, Ph. L. 141 Luft 40, 57, 61 f., 212 Luft, atmosphärische 195 Luftaustausch 65 Luftbefeuchter 69 Luftdruck 23, 29, 40, 224 Luftelektrizität 30 f., 34 f., 42,

51, 56 f., 63 ff., 71, 81, 84, 98 ff., 143, 191, 195 f.

Luftfeuchtigkeit 24, 129 f., 224 Luftion 34, 222 f., 226 f.

295

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Luftmoleküle 41, 57 f. Luftverschmutzung 102 f. Lunationsrhythmen 276 Lungen 60, 196

M

Machts, Dr. 181 Magenbeschwerden 38 Magengeschwüre 225, 246 Magenkrebs 135 Magnesiumgehalt 169 Magnetfeld 34, 108, 132, 160,

232, 238 f., 277 Magnetismus 33 f., 200 ff.,

230 ff., 236 f. Magnetstreifen 161 Magnetstrom 160, 231 Magnetstromwirbel 231 Maresch, Dr. Otto 41 Max-Planck-Institut

für Verhaltensforschung 271, 274

Mayasi, Dr. 54 Maydorn, Dr. 129 Mayersbach 264 Menschheitsmanipulation 125 Mermet, Abbé 156 Mesmer, Dr. Franz Anton

235 ff-Mesmerismus 235 ff. Metastasen 193 Migräne 25, 49 Mikroben 64 Mikrochirurgie 220 Mikrowellen 121 ff. Mikrowellenherd 122 f. Minkh, Prof. 226 Moleküle 23, 204, 212 Mond 231 f., 275 Mondtag 232, 271

296

Möse, Prof. Dr. Josef 54, 81 131

M-Rhythmus 274 f., 282 Müdigkeit 23, 48, 128 Musiktherapie 245 ff. Muskelbildung 239 Muskelgewebe 114 Muskelleistung 59, 119 Muskelschmerzen 72 Muskelschwäche 239 Muskelschwund 239 Myographie 198

N

Nackensteife 72 Narben 199 Narkose 218 Natriumverlust 50 f. Nebenniere 50 Nebennierenrinde 119, 190

262 f. Nerv 209 Nervenkranke 223 Nervenreaktionen 209 Nervensystem 118 Nervensystem, vegetatives 112

132, 190, 199, 202 Nervensystem, zentrales 147

189 Nervenzellen 124 Nervosität 28 Neuraitherapie 150 f., 215,

254 Neurochirurgie 220 Neutrino 277 Nichtraucher 60 Niederfrequenz 31, 36 Nieren 239 Nierenkoliken 24, 246 Nierenkranke 272

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Nietzsche 20 Noradrenalin 48 ff., 190, 216,

269 Nullpunkt, absoluter i n Nullwetter 46

O

Oberflächenspannung 233 Ödeme 49 Ogilwij, Dr. 161 Olivereau 223 Organzelle 209 Orgasmus 256 f. Orthopädie 237

P

Paetz, Dr. Günter 282 Pech, Prof. 130 Pendel 149, 155, 161, 165 f. Penizillin 201 f. Peschka, Prof. 124, 126 Pest 65 Pettenkofer, Max von 63 Phosphat 25 Pischinger, Prof. Alfred 209 Pleutersbach 135, 143, 146 Pohl, Gustav Freiherr von

170 ff. Polverteilung 54 Potential, elektrisches 206 Potentialkapazität 199 Potentialwiderstand 199 Presman, A. S. 111 f., 124 Prognosendienst,

biometeorologischer s. Bioprog

Q

Quellwasser 154 ff.

R

Rachitis 45 Radiästhesie 151 f., 153 ff. Radioaktivität 141 f. Radiumstrahlen 193 Rambeau, Dr. Viktor 181 ff. Ranke, Julius 188 Ranscht-Froemsdorff, Dr. 21,

37 fv 46 Raucher 60 f. Raucherhusten 61 Raumklima 128 ff., 222 Reaktionsfähigkeit 26, 73,

113 Reaktionszeit 59, 93, 105, 146 Regelungsmechanismus 112,

189, 190, 194, 200, 206 Reinier, Hendrix 233 Reizbarkeit 49 Reizhusten 227 Reizstreifen 137 ff., 159,162 ff.,

171 ff. Reizwetter 20 f. Resonanzschwingung 38,

114 f., 191 Rezeptoren 209 Rheumatismus 38, 182 Ridmer, Prof. 244 Röntgenstrahlen 112 Rosenstengel, Karl 72 f.

2 97

Prokop, Dr. Otto 114, 157 ff. Puls 119, 225, 260

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Rutengänger 136 ff., 149, 1 5 3 ff., 1 5 8 ff., 1 7 0 ff.

S

Saitengalvanometer 198 Sauerstoff 60 f., 133 Scherenberg, Hans 96 Schilddrüse 49, 190 Schlafmechanismus 190 Schlafstörungen 28 Schlaganfall 23 Schmerz 218, 224, 226 Schnitzer 43 Schnupfen 49, 80 Schönwetter 34 f., 44, 54, 71,

9 6 , 1 0 5 , 1 3 9 , 1 9 5 , 2 2 8

Schumann-Resonanz 114, 116 Schuy, Prof. Dr. Stefan 131 Schwamm, Dr. Ernst 200 ff.,

2 0 6 , 2 1 2

Schwebstoffe 40 f., 60, 66, 70, 7 9 , 1 0 4 , 2 2 7

Schwefeldioxyd 40 Schweißbildung 190 Schwingungen 36 f. Schwingungen, elektro-

magnetische 191, 196, 199 Sciascia, Dr. 243 Sehschwäche 49 Selbsthilfe 248 ff. Selbstmord 26, 47, 274 Serotonin 48, 51, 216, 222, 269 Sexualität 257 Sicherheitsauto 101 Sonne 231 Sonnenfleckentätigkeit 231 Sonnentag 232, 271 Spannungsunterschiede 62 Spannungsverhältnisse 54 Spectro-Chrome-Therapie 241

298

Spermienveränderungen 122 Spherics 36 ff., 46 f., 56, 113,

1 1 6 , 1 4 3

Spurenelemente 241 Spurengase 104 Stängle, Jakob W. F. 184 f. Star, Grüner, s. Glaukom Staub 40, 79 f., 104 Steininger, Otto 234 Steinwachs, Prof. Friedrich

99 f-Sterblichkeit 15 ff., 41 f. Sternbilder 283 ff. Steuerungsmechanismus 193 f.,

2 0 0 , 2 0 6 , 2 0 9

Stickoxyd 40, 104 Störfeld 150, 199, 211, 228 Störungen, psychische 25 Störungen, vegetative 164 Störzonen 150 Stoffwechsel 53, 119, 256, 260 Stoffwechselstörungen 2x0 Strahlengewitter 40, 42 Strahlenhülle 210 ff. Strahlung 30 ff., 52 f., 109 ff.,

1 4 0 ff., 1 5 0 , 1 5 3 , 1 5 9 f., 1 6 3 ,

1 6 9 , 1 8 8 ff., 1 9 1 ff., 1 9 9 , 2 0 3 ,

2 0 5 , 2 1 0

Strahlungsreichweite 210 Streptokokken 201 Strom xi6 Stromerzeuger 56 Stromspannung 56 Stürtz, Dipl.-Ing. xoo Sulman, Prof. 47 ff. Summationseffekt 49 Suggestion 74, 79 Sympathikotoniker 59 Sympathikus X99 System Berckheim 99, X04 Szent-Györgyi, Albert X94 Szintillationszähler 169

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T

Teltscher, Prof. 274 Temperatur 129 f., 211, 224 Temperaturempfindlichkeit 49 Terry, Dr. 54 Thermodiagnostik 207, 211 Thrombose 238 Tiefdruckgebiet 35, 144 Tierkreise 283 ff. Todesfälle 15, 16, 41 f. Todesursache 24 Tuberkulosekranke 64 Tumore 144, 238

U

Übelkeit 48, 49, 128 Überaktivität 49 Übersäuerung 25 Ucha, Prof. 223 Uhr, Innere 268 ff. Umwelteinflüsse 63 Unfallforschung 100 f. Unfallursache 75 Unruhe, nervöse 28

V

Vagotoniker 59 Vagus 199, 222 Varga, Dr. 60, 80 Verbrennungen 224 Verdauung 122, 128 Verkehrssicherheit 75 f. Verstopfung 226

Verwirrung 48 Vilsbiburg 170 ff. Vitalkraft 60

W

Wärmestrahlen 112, 210 Wallungen 49 Warmfront 35, 40, 139 Warmluft 22, 24 Wasser 154 ff., 161 Wasser, elektrolytisches 229 Wasserverläufe 153 Wechselfeld 34, 46, 108, 230 Wechseljahre 19 Wechselschwingungen 36 Wehner, Prof. Alfred P. 224,

227

Wellen 36 f., 191 f. Wellenlänge 210 Wetter 22 ff., 34 f., 36, 39, 87,

167 Wetterfühligkeit 18 ff., 22, 129,

143 Wetterlage 24 ff., 39, 44/ 87, 97/

129, 139, 167 Widerstand, elektrischer 199 Wiener, Norbert 189 Wilfert, Dr. Tech. Karl 98 Williams, W. J. 141 Windpocken 80 Wirbelkörper 239 Wirbelsäule 114 W-Rhythmus 273 f., 282 Wundheilung 232 Wundrose 200 ff. Wünschelrute 149 f., 158, 165,

171, 180, 193, 232 Wüst, J. 140 f.

299

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Y

Yoga 250

Z

Zahnextraktion 221 Zellbildung 237 Zelle 121 ff., 191 f., 198 f., 209,

212, 214 Zellproduktion 192 Zellschwingungen 191 Zellverband 192 f., 198, 207,

237, 267 Zellzerstörung 237 Zirbeldrüse 268 f. Zittern 49 Zonen, geopathogene 136, 140,

158, 165, 169, 185, 193 Zwischenhirn 190 ff. Zwölffingerdarmgeschwür 225

300

Page 301: Köhnlechner, Manfred - Man Stirbt Nicht Im August - Gesicherte Gesundheit (1976, 302 S., Text)

. . . Warum trugen Könige Kronen, warum bringen Hufeisen Glück, warum können Häuser krank machen, warum ist der Krebsgebo-rene magenempfindlich und der Schütze verletzungsgefährdet, warum schwimmt der Herings-schwarm synchron, warum lassen Magnete Muskeln wachsen, warum sehen Stiere rot bei Rot und warum stirbt man nicht im Augus t . . . In den letzten Jahren wurde Manfred Köhnlechner durch seine Beschäftigung mit Heilmethoden wie Akupunktur und Neuraitherapie zwangsläufig immer wieder mit Phänomenen konfrontiert, die eine gemeinsame Wurzel besitzen: Der menschliche Organismus ist als bioelektrisch verkoppelter Zellenver-band den Gesetzen der Elektro-physik unterworfen und reagiert dementsprechend auf alle elektro-physikalischen Einflüsse. Eine Tat-sache, die für jedes organische Ge-bilde Gültigkeit besitzt, ob Mensch, Tier oder Pflanze. Meßbar und nachweisbar sind wir von elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Schwingungen umgeben, werden davon zum Teil durchdrungen, und auch wir senden Schwingungen aus. In seinem neuen Buch «Man stirbt nicht im August» beschreibt Köhn-lechner die Bedeutung und die möglichen Wirkungen der kos-mischen, terrestrischen und künst-

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lieh erzeugten Schwingungen, die wir als Strahlungen bezeichnen, guf den «bioelektrischen Apparat» Mensch. Dabei stützt sich Köhnlechner kritisch auf die neuesten Forschungs-ergebnisse von Physikern, Biologen und Medizinern. Die manchmal phantastisch anmutenden und auf den ersten Blick zusammenhanglos erscheinenden Themen und Thesen weisen daher ein interessantes wissenschaftliches Fundament auf. Es genügt jedoch nicht, die unge-mein weit gefächerten Wirkungen der verschiedenen Strahlungen und Felder auf den Organismus zu be-weisen. Deshalb geht es Köhn-lechner in diesem Buch darum, dem Leser zu zeigen, wie er sich gegen diese Wirkungen teilweise schützen kann: ob im Hochhaus, ob unter der Dunstglocke der Stadt, ob im Käfig des Autos, bei extremen Wetterbedingungen oder bei der täglichen Nahrung. Es gibt aber nicht nur Möglichkeiten, sich gegen die krankheitsfördernden Strah-lungen weitgehend zu schützen, es ist auch möglich, diese Strahlungen gezielt zur Gesundung zu nutzen. Bisher stand die Biochemie im Vordergrund. Köhnlechner weist hier auf das Gebiet, das schon bald den gleichen Rang einnehmen wird: die Biophysik. Denn ohne Elektrizität gäbe es kein Leben. Leben ist elektrisch.