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Kokain: Zur gesellschaftlichen Karriere einer Droge Schweer, Thomas; Strasser, Hermann / 2. korr. Auflage In: Duisburger Beiträge zur Soziologischen Forschung / 1991 Dieser Text wird über DuEPublico, dem Dokumenten- und Publikationsserver der Universität Duisburg-Essen, zur Verfügung gestellt. Die hier veröffentlichte Version der E-Publikation kann von einer eventuell ebenfalls veröffentlichten Verlagsversion abweichen. DOI: https://doi.org/10.17185/duepublico/46482 URN: urn:nbn:de:hbz:464-20180706-12409-6 Link: https://duepublico.uni-duisburg-essen.de:443/servlets/DocumentServlet?id=46482 Lizenz: Dieses Werk kann unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell 4.0 International Lizenz genutzt werden.

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Kokain: Zur gesellschaftlichen Karriere einer Droge

Schweer, Thomas; Strasser, Hermann / 2. korr. Auflage

In: Duisburger Beiträge zur Soziologischen Forschung / 1991

Dieser Text wird über DuEPublico, dem Dokumenten- und Publikationsserver der Universität Duisburg-Essen, zur Verfügung gestellt.

Die hier veröffentlichte Version der E-Publikation kann von einer eventuell ebenfalls veröffentlichten Verlagsversion abweichen.

DOI: https://doi.org/10.17185/duepublico/46482

URN: urn:nbn:de:hbz:464-20180706-12409-6

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DUISBURGER BEITRÄGE zur SOZIOLOGISCHEN FORSCHUNG

No. 3 I 1991

Kokain:

Zur gesellschaftlichen Karriere einer Droge

(2. korr. Aufl.)

Uriiversität Duisburg . · Gesamthochschule

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DUISBURGER BEITRÄGE zur SOZIOLOGISCHEN FORSCHUNG

No. 3/1991

Kokain:

Zur gesellschaftlichen Karriere einer Droge

(2. korr. Aufl.)

von

Thomas Schweer

und

Hermann Strasser

Die "Duisburger Beitrage zur soziologischen Forschung• werden herausgegeben vom:

Fachbereich 1 -Soziologie Universität -GH- Duisburg

Lotharstrasse 65 D-41 00 Duisburg

Ein Verzeichnis aller bisher erschienenen Beiträge befindet sich im Anhang.

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OUtSBURGER BEITRÄGE zur SOZIOLOGISCHEN FORSCHUNG S. 1

INHALTSVERZEICHNIS:

1. Einleitung........................................................................... 2

2. Geschichte und Wirkung der Droge in den

Ursprungsländern............................................................... 2

3. Die medizinische und soziale Karriere der Droge

in den USA und Europa

3.1 Vorn Wunder- zum Verbrecherrnittel.................................. 6

3.2 Kokain-Renaissance............................................................ 10

4. Die Folgen..................................·........................................ 12

5. Ausblick.............................................................................. 15

Literatur........................................................................................ 17

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OUtSBURGER BEITRÄGE zur SOZIOLOGISCHEN FORSCHUNG S. 2

1. EINLEITUNG1)

Die Ereignisse in Osteuropa und im Nahen Osten haben unsere Aufmerksamkeit vom Drogenkrieg abgelenkt. Auch in der Bundesrepublik wird der Drogentod gestorben. 1990 stieg die Zahl der Rauschgifttoten um 50% auf über 1.400 Fälle an. Gleichzeitig nahm die beschlagnahmte Rauschgiftmenge beängstigend zu. Gerade beim Kokain sind erhebliche Steigerungsraten unverkennbar. Konfiszierten die Rauschgiftfahnder 1980 "nur'' 22 Kilo Kokain, waren es 1990 an die zweieinhalb Tonnen. Die Frage stellt sich, ob die Bundesrepublik vor einer Kokainschwemme steht.

In den USA hat Kokain sein elitäres Flair längst verloren, insbesondere seit das Kokainderivat Crack auf dem amerikanischen Drogenmarkt aufgetaucht ist. Der Gebrauch von Kokain durchzieht in den Vereinigten Staaten heute alle gesell­schaftlichen Schichten und ist zu einem sozialen Problem ersten Ranges gewor­den. Kokain stellte in den siebziger Jahren aufgrund seines hohen Preises, wie jeder andere materielle Besitz, ein Prestigesymbol dar. Crack symbolisiert dagegen soziale Unterschicht, Beschaffungs- und Gewaltkriminalität. Für viele Amerikaner ist mittlerweile Crack zum Inbegriff einer modernen Seuche gewor­den.

Auch hierzulande scheint sich die Kokainsituation zu verschärfen. Aber anders als in den USA hat Kokain bei uns immer noch das Image einer "Jet-Set-Droge". Assozüert man mit Heroin den 'Tod auf dem Bahnhofsklo", ist Kokain nach wie vor positiv besetzt. Der Gebrauch der Droge stellt noch kein soziales Stigma dar.

Dieser Beitrag geht nicht auf die Frage ein, woher die Sucht nach oder die Abhängigkeit von Kokain kommt. Vielmehr beschäftigt er sich mit den kulturge­

, schichtliehen Erscheinungen und gesellschaftlichen Wirkungen der Droge Kokain. Daneben soll aufgezeigt werden, welche sozialen Faktoren den Kokain­gebrauch gefördert und welche ihn behindert haben.

1) Dieser Aufsatz stellt eine leicht überarbeitete Fassung eines Vortrags dar, der anläßlich der 15. Duisburger Akzente "Gott, Götzen, Gurus" unter dem Titel: "Kokain: Der Rausch der Reichen?" am 30.04.1991 gehalten wurde.

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2. GESCHICHTE UND WIRKUNG DER DROGE IN DEN URSPRUNGSLÄNDERN

Kokain gewinnt man aus den Blättern des Kokastrauches. Die traditionellen Anbaugebiete des Kokastrauches liegen in den feuchtwarmen Lagen der süd­amerikanischen Anden in einer Höhe zwischen 600 und 1000 Metern. In einem chemischen Prozeß wird das Alkaloid aus den Blättern extrahiert und zu Kokainhydrochlorid veredelt. Kokainhydrochlorid ist farblos weiß, kristallin, geruchlos und bitterschmeckend. Die Substanz ist in Wasser löslich.

Es existieren zahlreiche unbewiesene Behauptungen über das Wirkungsspektrum von Kokain. Apologeten der Droge sehen in ihr eine harmlose, nicht süchtig machende Substanz, welche leistungssteigernd und sexuell stimulierend wirkt sowie die künstlerische Kreativität fördert. Ihre Gegner stellen das Kokain als gewaltförderndes, bei chronischem Konsum zu vorzeitiger Vergreisung und Verblödung führendes Gift mit hoher suchterzeugender Potenz dar. Vieles davon ist spekulativ und wissenschaftlich nicht belegbar.

Wahr ist, daß Kokain ein Aufputschmittel ist. Wahr ist auch, daß es die Herz­Kreislauf-Funktion anregt, Hunger unterdrückt und Wachheit erzeugt. Kokain bewirkt Euphorie und Antriebssteigerung, fördert den Rededrang und das Selbstbewußtsein. Die gängigsten Anwendungsformen sind das Schnupfen, die intravenöse Injektion und das Rauchen von Kokain. Bei Injektion und Rauchen setzt die Wirkung ras·ch ein und ist äußerst intensiv. Die Gefahr von Über­dosierungen ist dabei besonders groß. Überdosierungen führen zu Blässe, Schwindel, Schweißausbrüchen, Krampfanfällen bis hin zu Hirnblutungen, Schlaganfällen, Zusammenbruch der Atmung und des Herz-Kreislaufsystems.

Kokain erzeugt keine physische Abhängigkeit. Bei Dauergebrauch kommt es aber zu einer ausgeprägten psychischen Abhängigkeit. Chronischer Kokainkon­sum kann schwere physische und psychische Folgen haben. Kokainisten leiden unter Schlafs.törungen, Appetitlosigkeit, Abmagerung, Impotenz, Desinteresse, Wahnvorstellungen, Depressionen und - bei Schnupfern - Perforationen der Nasenscheidewand. Da ein Großteil der toxischen Wirkung der Droge über die Leber abgebaut wird, führt regelmäßiger Kokainkonsum zu schweren Leber­schäden. Bei intravenöser Injektion besteht die Gefahr von Hautentzündungen, Hepatitis und HIV-Infektion.

Kokain wird in den westlichen Industriegesellschaften primär zu hedonistischen Zwecken mißbraucht. Die jahrtausendalte Tradition, Kokablätter zu kauen, ist hingegen heute noch in der Alldenregion weit verbreitet. Bereits um 3.000 v.

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Chr. kauten die Indios Koka, um ihre Leistungskraft zu steigern. Davon zeugt auch eine Entstehungsgeschichte der Koka, die von Manco Kapac, dem gött­lichen Sohn der Sonne und dem ersten Herrscher des im 12. Jahrhundert n. Chr. entstandenen Inkareiches erzählt. Er soll in grauer Vorzeit von den Felsen des Titicacasees herabgestiegen sein, um den Menschen eine Pflanze zu bringen, von der der spanische Chronist CAR.CILASO OE LA VEGA sagte, daß sie "die Hungernden sättigt~ den Müden und Erschöpften neue Kräfte verleiht und die Unglücklichen ihre Sorgen vergessen läßt" (Zit. in: T ÄSCHNERI RICHTBERG 1982, s. 196).

Den Inkas diente Koka als Kultdroge bei religiösen Ritualen und Zeremonien sowie als Heilmittel gegen zahlreiche Krankheiten. Sie half den Soldaten, ihre Kampfeskraft zu steigern, und den Kurieren, lange Wegstrecken zu überwinden. In der Inka-Kultur standen Anbau, Ernte und _verteilung der Blätter unter strenger staatlicher Kontrolle. Koka-Genuß war ein Privileg der Priesterschaft und des Adels. Der religiöse, medizinische und sozial eingebettete Gebrauch der Koka schlossen ihren Mißbrauch aus. Mit der Eroberung Perus durch die Spanier im 16. Jahrhundert wurde der Kokagebrauch aber aus seiner sozialen Verankerung gerissen. Für die Spanier war Koka ein Werk des Teufels. Der Gebrauch der Blätter wurde verboten und als Götzendienst unzivilisierter Heiden stigmatisiert (vgl. SCHMIDBAUERISCHEIDT, v. 1986, S.410).

Es waren wirtschaftliche Überlegungen, die die Spanier dazu bewegten, die religiös bedingten Beschränkungen aufzuheben. Die Konquistadoren erkannten, daß die der Koka zugeschriebenen Wirkungen nicht bloße Einbildung der Indios waren. So beobachteten sie, daß die Koka kauenden Indios in den königlichen Gold- und Silberminen überdurchschnittliche Arbeitsleistungen erbrachten. Es dauerte nicht lange und die Spanier förderten den Kokakonsum ihrer zwangs­verpflichteten indianischen Arbeitskräfte in der berechtigten Hoffnung, dadurch deren Arbeitskraft zu steigern.

In der Folgezeit entstand eine regelrechte Koka-Industrie. Anbau und Handel kamen unter staatlicher Kontrolle. Die Pflanzungen der Einheimischen gingen in die Hände spanischer Großgrundbesitzer über (vgl. HAFNER/TAYLAN 1988, S. 21). Krone und Großgrundbesitz verdienten mehr als gut am Geschäft mit der Droge. Aber auch die Kirche, einst ärgster Gegner der Koka, wollte am einträglichen Kokageschäft mitverdienen. Noch auf dem kirchlichen Konzil von Lima 1567 hatte sie Koka als eine ''wertlose Sache, die nur dem Mißbrauch und dem Aberglauben der Indianer dient" verdammt (Zit in: EDDY u.a. 1989, S. 30). Nun schloß sie sich der Argumentation ihres Glaubensbruders JUAN DE

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MATIENZO an, der sagte:

"( ... ) da Gott die Coca in diesem Lande statt in ir~endeinem anderen erschuf, muss sie flir die Einwohner des Landes notwendig gewesen sein, weil Gott nichts im Ubennass oder ohne Folgen tat ( ..:)" (zit. in: THAMM 1986, S. 27)

Der Kurswechsel fiel der Kirche nicht schwet: Sie wurde für ihren Sinneswandel staatlicherseits mit einem Zehntel der jährlichen Koka-Ernte entschädigt.

Das Kauen der Kokablätter war bald ein weithin anerkannter Bestandteil des Andenlebens. Einige Teile der weißen Bevölkerung verwendeten Koka sogar selbst als Anregungs- und Heilmittel. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gaben die Spanier ihr Staatsmonopol auf Koka auf. Der Anbau ging in die Hände privaterUnternehmen über (vgl. SCHEFFER 1981, S. 430). Südamerika befreite sich mehr und mehr von der spanischen Kolonialherrschaft. Im 19. Jahrhundert wandelte sich wieder die Einstellung der spanischen Bevölkerung zur Koka. Kokagebrauch wurde erneut als Unsitte der indianischen Bevölkerung definiert und zunehmend verurteilt (vgl. SPRINGER 1989, S. 18).

Mit der Eroberung Perus durch die Spanier gelangten auch vermehrt Berichte über die Kokapflanze und deren Wirkungen nach Europa. Aber anders als Tabak, Tee, Kaffee, Schokolade und Opium setzte sich Koka in Europa nicht durch. Die empfindlichen Pflanzen verloren durch die lange Überfahrt und das zersetzende Salzwasser allzuviel von ihrer Wirkung ( vgl. SCHEFFER 1989, S. 352). Erst mit der Isolierung des Kokain aus Kokablättern durch den deut­schen Chemiker Albert Niemann im Jahre 1859 gelangte das Rauschmittel in die "Alte Welt", noch dazu in hochkonzentrierter Form.

War Alkohollange Zeit das bevo~ugte Genuß- und Nahrungsmittel der abend­ländischen Kultw; eroberten im 17. Jh. die neuen Heißgetränke Kaffee, Tee und Schokolade Europa. Insbesondere der Kaffee wurde zum großen Emüchte­rer der bis dahin vom Alkohol vernebelten Gesellschaft Europas. Anders als Alkohol berauschte er nicht, sondern stimulierte und hielt künstlich wach. Kaffee symbolisierte die neue bürgerliche Ideologie, die Vernunft, Rationalität UI)d Geschäftigkeit auf ihre Fahnen schrieb. Kaffee, Tee, Schokolade und Tabak avancierten zu festen Bestandteilen der europäischen Massengenußmittelkultur. Den Rauschdrogen Haschisch, Opium und den im 19. Jahrhundert entwickelten hochkonzentrierten Derivaten Morphium, Heroin und Kokain blieb dagegen diese Integration verwehrt. Der Umgang mit ihnen wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch recht freizügig gehandhabt. Zu Beginn des 20. Jahrhun­derts deklarierte man sie als gefabrliche, asoziale Rauschgifte, deren Gebrauch

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bürgerlicher Vernunft und Selbstdisziplin widersprach. Die Opiumkonferenzen mit dem Ziel, den weltweiten Handel mit Opium unter Kontrolle zu bringen, stellten den Auftakt der nun einsetzenden Kriminalisierung dar und bildeten gleichzeitig die Grundlage der nationalen Drogengesetze (vgl. SCHIVELBUSCH 1990; SELLING 1989).

3. DIE MEDIZINISCHE UND SOZIALE KARRIERE DER DROGE IN DEN USA UND EUROPA

3.1 VOM WUNDER- ZUM VERBRECHERMITIEL

Anfangs glaubten viele Ärzte, mit Kokain ein wahres Wundermittel entdeckt zu haben. Kokain und kokainhaltige Mittel wurden gegen unzählige Krankheiten wie Keuchhusten, Erkältung, Asthma, Tripper und Sypbillis verschrieben. Daneben versuchten Medizinet; u.a. auch Sigmund Freud, Alkoholiker und Mor­phinisten mit Kokain von ihrer Sucht zu befreien. 1884 führte der Wiener Augenarzt Dr. Karl Koller Kokain als erstes Lokalanästhetikum in die Medizin ein. Davon profitierte besonders die operative Augenheilkunde.

Aber die medizinische Anwendung der Droge hatte auch ihre Schattenseiten. Aufgrund der hohen Toxizität von Kokain und seiner geringen therapeutischen Breite kam es immer wieder zu negativen Neben- und Nachwirkungen bis hin zu tödlichen Unfällen. Die Kritik arn medizinischen Einsatz von Kokain wuchs. Fieberhaft suchte man nach ungefährlicheren Lokalanästhetika. Mit der Entdek­kung des Novocains wurde ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan. Als Substitutionsmittel bei der Entzugsbehandlung von Morphinisten löste ironi­scherweise Heroin das Kokain ab. Kokain blieb aber noch lange Zeit ein fester Bestandteil des medizinischen Repertoires (vgl. SPRINGER 1989, S. 41f).

Die euphorische Haltung von Medizinern, die anfänglich im Kokain eine Art Wundermittel sahen, war eher von sekundärer Bedeutung für die Ausbreitung des Kokainkonsums. Es waren vor allem gesellschaftliche Veränderungen, die zum massenhaften Gebrauch der Substanz führten. Die Industrielle Revolution veränderte zunehmend den Lebens- und Arbeitsrhythmus der Menschen. Die Ernährungsweise der Menschen paßte sich diesen veränderten Bedingungen an. Der Verbrauch von schnellen Energielieferanten wie Kaffee, Tee, Zucker und tierischem Eiweiß stieg rapide an.

Daneben lernten die Menschen die Vorzüge der Drogen kennen. Sie sollten

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helfen, die durch schlechte Arbeits-, Wohn- und Lebensbedingungen arg strapa­zierten Körper zu beruhigen und zu entspannen (vgl. McCOY 1981; THAMM 1986, S. 85). Kokain war aufgrundseiner belebenden Wirkung ein geschätzter MüdigkeitskilleJ.: So mischte der Korse Angelo Mariani Bordeaux-Wein mit frischen Kokablättern und ließ sein Getränk 1863 unter dem Namen 'Vm Mariani" patentieren. Marianis Kokawein wurde ein riesiger kommerzieller Erfolg. Aber Mariani war nicht nur kaufmännisch talentiert. Durch eigene wissenschaftliche Publikationen verlieh er seinem Wein den Ruf, eine Arznei mit vielfältigen therapeutischen Eigenschaften zu sein. Zu seinen Kunden gehörten neben dem einfachen Volk zahlreiche hochgestellte Persönlichkeiten wie die Schauspielerin Sarah Bemhardt, der Schrifts~eller Jules Verne, der Erfinder Thomas Edison, die englische Königin Victoria, die Päpste Leo XIII. und Pius X. sowie die U.S.- Präsidenten Grant und McKinley. Sie alle lobten Marianis Wein in höchsten Tönen. So schrieb Jules Veme an Mariani:

"Seitdem eine einzige Flasche von Marianis aussergewöhnlichem Kokawein eine hundertjährige Lebensdauer garantiert, freue ich mich, das Jahr 2700 zu erleben. Gut, ich habe keine Einwände. Ihr sehr dankbarer ( ... )" (zit. in: THAMM 1986, S. 89)

Der Sekretär des amerikanischen Präsidenten McKinley schickte folgendes Dankesschreiben:

"Sehr geehrter Herr. Bitte nehmen Sie den Dank des Präsidenten entge~en. Im Namen des Präsidenten, seinen als auch meinen, Dank für Ihre Freundlichkeit, uns eine Kiste des berühmten Mariani-Weines zu schicken, dessen stärkende Eigen§chaften mir bereits bekannt waren. Ich freue mich, Ihnen in Zukunft behilflich sein zu können, falls dies erforderlich ist. Mit vorzüglicher Hoch­~chtung, John Addison Porte~; Sekretär des Präsidenten William McKinley'' (zit. m: THAMM 1986, S. 90).

Der Erfolg des Koka-Weines spornte Marianis Erfindungsreichtum weiter an; bald darauf beglückte er seine Kunden auch mit "Mariani-Pastillen" und "Maria­ni-Tee".

Auch ein anderes Koka-Getränk sollte Weltruhm erlangen. Im Jahre 1886 stellte der amerikanische Apotheker J. S. Peroberton einen Sud het; der gegen Kopf­schmerzen und allgemeine Erschöpf\mg helfen sollte. Er wurde aus Kokablät­tern, Kola- Nüssen, Wasser und Sirup gemixt und bekam den verheißungsvollen Namen "Coca-Cola". 1891 kaufte Asa G. Candler Peroperton die Herstellungs­und Vertriebsrechte ab. Schon ein Jahr später gründete er die "Coca-Cola­Company'' und begann mit der Vermarktung des Getränks. Bis 1906 enthielt Coca-Cola tatsächlich Kokain.

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So wuchs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus der kleinen Medika­mentenherstellung eine riesige Pharmaindustrie heran. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts vermarktete sie mit einem ungeheuren Werbeaufwand ihre morphium- und kokainhaltigen Patentarzneien. Besonders in den USA fanden diese Patentarzneien reißenden Absatz. Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in den Vereinigten Staaten schon 50.000 patentierte Medikamente. Unter ihnen war eine Vielzahl kokainhaltiger Minel in der Form von Tabletten, Kapseln, Sprays, Pulvern und Einreibemineln. Wie mächtig die Pharmaindustrie war, läßt sich daran ersehen, daß von dem damals verbrauchten Kokain nur 3 bis 8% durch die Hände der Ärzte gingen. Der weitaus größte Teil konnte in Drugstores und Apotheken legal, rezeptfrei und billig erstanden werden ( vgl. SABBAG 1984, S. 82).

Der Kokainverbrauch der Amerikaner stieg stetig an. Wurden 1904 53.000 Pfund Kokablätter in die USA eingeführt, importierte man ein Jahr später schon 300.000 Pfund und 1906 gar 2,600.000 Pfund, genug, um 10 Tonnen reines Kokain herzustellen (vgl. THAMM 1986, S. 95). Aber es regte sich auch Widerstand gegen den wachsenden Kokaingebrauch. Entsprechende Ressenti­ments richteten sich um die Jahrhundertwende in den USA vor allem gegen die Kokain konsumierende schwarze Bevölkerung. Drogengegner und Rassisten schufen in den kommenden Jahren das Bild vom kokainbesessenen Nege:t; der mit Gewalttätigkeiten und sexuellen Ausschweifungen in Verbindung gebracht wurde. Die Hetzkampagnen hauen zur Folge, daß dem bislang wertfrei betrach­teten Kokain zunehmend der Makel anhaftete, kriminelle Aktivitäten auszulösen (vgl. SELLING 1989, S. 38; SHAPIRO 1989, S. 27ft). In der Folge wurden restriktive Maßnahmen gegen den Kokaingebrauch erlassen. Das amerikanische Lebensmittel- und Drogengesetz von 1906 verbot den Umgang mit Kokain außerhalb der Medizin. Es wurde die Verschreibungspflicht kokainhaltiger Mittel eingeführt (vgl. THAMM 1986, S. 95; HAFNER/TAYLAN 1988, S. 33). Das 1914 verabschiedete Harrisson-Gesetz führte dann zur endgültigen Kriminalisie­rung des Kokaingebrauchs. Der Harrisson-Act umfaßte neben Kokain auch Morphium und Heroin. Mit der Kriminalisierung der Droge nahm die Zahl der Kokainkonsumenten unter den Schwarzen stetig ab. Sie konnten die durch die lliegalisierung nun sehr teuer gewordene Droge nicht mehr bezahlen. Ko~ain avancierte zum Statussymbol, zur Droge der Betuchten (vgl. GUNKELMANN 1989, S. 366; TÄSCHNERIRICHTBERG 1988, S. 32; THAMM 1986, S. 97).

zl.rr gleichen Zeit, als in den USA das Harrisson-Gesetz verabschiedet wurde, sah Europa den Anfang einer Kokainmißbrauchswelle, die sich bis in die zwanziger Jahre hineinzog. Vor dem 1. Weltkrieg, im Krieg selbst und vor allem

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in den Zwischenkriegsjahren setzte sich in Europa der Schnupfkokainismus durch. Den Beginn machte Frankreich. Dort kam es in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg zu einer Kokainwelle, die besonders die Hauptstadt Paris erfaßte. Kokainkonsum wurde vor allem mit der Halb- und t,Jnterwelt in Verbindung gebracht (vgl. SPRINGER 1989, S. 42). Dies führte dazu, daß in Frankteich - im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern - Kokain frühzeitig kriminalisiert wurde. Dort wurde seit 1916 der Kokaingebrauch schärfer verfolgt.

Während der Kriegsjahre stieg der außermedizinische Gebrauch von Kokain weiter an. Im größeren Ausmaß war die Schweiz betroffen, die sich in dieser Periode zum Zentrum emigrierter Kokainisten und des europäischen Kokain­h~dels entwickelte (vgl. SPRINGER 1989, S. 49; THAMM 1986, S. 101). Unter den Soldaten der französischen und russischen Armee soll das Kokain­schnupfen eine weit verbreitete Erscheinung gewesen sein (vgl. GUNKELMANN 1989, S. 362). Deutsche Jagdflieger benutzten Kokain bei ihren Nachteinsätzen.

Nach dem 1. Weltkrieg eskalierte der Kokainmißbrauch in Europa. Mehrere Faktoren spielten hierbei eine Rolle. Durch die ungeregelte Auflösung medizini­scher Heeresbestände gelangten nach Kriegsende große Alkaloidmengen unter die Bevölkerung. Dies fiel zusammen mit der Nachkriegssituation, dem Wunsch vielez; die Leiden des Krieges und die Angst vor der Zukunft im Rausch der Droge zu vergessen (vgl. GUNKELMANN 1989, S. 362).

Kokain entwickelte sich in Europa der zwanziger Jahre zu einer Modedroge. 1924 soll die Zahl der Kokainsüchtigen in Frankreich fast 100.000 betragen haben (vgl. THAMM 1988, S. 68). In der europäischen Kokainmetropole Berlin waren von den 4,5 Millionen Einwohnern zehn- bis zwanzigtausend Kokainkon­sumenten (vgl. THAMM 1980, S. 244). Kokain kursierte sowohl in der Halb­und Unterwelt als auch in den höheren Gesellschaftsschichten (vgl. GUNKEL­MANN 1989, S. 363). Vor allem in Künstlerkreisen war di~ Droge beliebt. In den zwanziger Jahren, als die Kokainverbreitung in Europa ihren Höhepunkt erreichte, entstand eine Vielzahl von Gedichten, Novellen und Romanen, die Kokain zum Thema hatten. Auch die Schauspieleriri Elisabeth Bergner berichtet in ihren "Unordentlichen Erinnerungen", wie ihre Freunde Ernil Jannings und Conrad Veidt sie über die wohltuende Kunst des Koksens aufklären wollten. Berühmt wurde der Roman "Kokain" des Schriftstellers Dino Segre, den er 1921 unter dem Pseudonym "Pitigrilli" veröffentlichte. Die Geschichte des koksenden Journalisten Tito Amaudi wurde zum Kultbuch der zwanziger Jahre.

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Mitte der zwanziger Jahre wurde der Kokaingebrauch auch in Deutschland zunehmend zum Problem. Die Schuld am wachsenden Kokaingebrauch gab man allenthalben den sozialen Randgruppen, den Prostituierten, Zuhältern und Gelegenheitsverbrechern (vgl. GUNKELMANN 1989, S. 365). Die zunehmende Kriminalisierung der Droge - in Deutschland bestand seit 1929 ein neues Opiumgesetz - ließ viele Konsumenten Abstand nehmen von der Droge. Die in den dreißiger Jahren entwickelten Amphetamine verdrängten Kokain dann ganz vom nationalen und internationalen Drogenmarkt (vgl. BRECHER u.a. 1972, S. 277). Es vollzog sich ein Wandel in der Einnahmepraxis von der teuren und illegalen Droge Kokain-hin zum billigen und leichter zugänglichen Amphetamin. Bis in die sechziger Jahre blieb es nun still um die Droge; Kokain wurde nur noch in einigen elitären Zirkeln gebraucht.

3.2 KOKAIN-RENAISSANCE

Ende der sechziger Jahre erfuhr Kokain eine Renaissance. Ein maßgeblicher Grund hierfür muß darin gesehen werden, daß gegen den in den fünfziger und sechziger Jahren massiv angestiegenen Amphetamingebrauch verschärfte gesetzliche Maßnahmen erlassen wurden (vgl. SPRINGER 1989, S. 187). Zuerst wurde Kokain wieder in den USA zu einer Modedroge. Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre kursierte die Droge vor allem in der Pop- und Rockszene (vgl. SPRINGER 1989, S. 173ff). Der Kokaingebrauch blieb aber nicht auf die Musikbranche beschränkt. Die Schauspieler folgten dem Beispiel der Musiker. Mitte der siebziger Jahre hatte sich Kokain in der amerikanischen Film- und Popwelt fest etabliert. Man schätzte, daß zu dieser Zeit allein 90% des in den USA verbrauchten Kokains auf das Rock- und Filmge-schäft entfielen (vgl. HERMAN 1984, S. 105). Hier hatte sich der Gebrauch quasi legalisiert; Kokain galt als 'weiche", bannlose Droge, die nicht wie die Opiate körperlich abhängig machte (vgl. SPRINGER 1989, S. 188).

Aber es waren nicht nur Angehörige des Showbusiness, die Kokain nahmen. Zu den Konsumenten der Droge gehörten auch Geschäftsleute, Sportle!; Politi­ker und Angehörige des Zuhältennilieus. Eins hatten sie jedoch alle gemeinsam: Sie konnten sich die teure Droge leisten.

Das Charisma seiner Konsumenten schien auf die Droge überzugehen. Kokain und sein Gebrauch galt, wie jeder andere materielle Besitz, als PrestigesymboL Schon im Mittelalter fungierten Genußmittel wie Pfeffer, Zimt und Muskat als Statussymbole und Insignien der Macht (vgl. SCHIVELBUSCH 1990). Auch die

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symbolische Bedeutung und soziale Verbreitung des Kokains sind seit jeher eine innige Verbindung eingegangen. Zwar stellte der Konsum der Droge ein krimi­nelles Delikt dat; aber das hohe Prestige seiner Konsumenten bewahrte das Kokain und seine Benutzer vor der gesellschaftlichen Ächtung. Es war einfach "chic", Kokain zu nehmen. Dabei mag der Vorbildcharakter von Publikums­größen sowie die Sensationalisierung der Droge durch die Regenbogenpresse Konsumenten zum weiteren Gebrauch der Droge animiert haben (vgl: STOP­FERS, in: Modedroge Kokain 1987, S. 38f; SCHEIDT, v. 1981, S. 399).

Kokain wurde in den USA immer populärer. 1978 beschlagnahmte der US-Zoll schon 700 Kilogramm Kokain (vgl. THAMM 1986, S. 203). Trotz der wachsen­den Kokainverbreitung blieb der Gebrauch der Droge in den siebziger Jahren aber vornehmlich ein Merkmal der weißen Mittel- und Oberschicht (vgl. HECKMANN, in: Modedroge Kokain 1987, S. 9).

Die Anfang der achtziger Jahre einsetzende Marktoffensive der Kokainmafia hatte eine erhebliche Preissenkung zur Folge. Zu diesem Zeitpunkt fiel fast überall in den USA der Schwarzmarktpreis für Kokain um die Hälfte. Kokain war damit billiger als Heroin geworden und wies zudem eine erheblich bessere Qualität auf. Der Preisverlall hatte zur Folge, daß Kokain auch in die unteren sozialen Schichten eindringen konnte, insbesondere in die großstädtischen Slums. Kokain wurde - neben Marihuana und Heroin - zur dritten illegalen Straßendroge. Mit dem sozialen Absinken von Kokain bildeten sich auch schichtspezifische Einnahmeformen heraus, so etwa das "free-basing" (vgl. HECKMANN, in: Modedroge Kokain 1987, S. 9f).

Beim "free-basing" wird dem Kokainhydrochlorid Äther beigemengt. Das Lö­sungsmittel bewirkt die Rückverwandlung des Kokainhydrochlorids in die freie Base. Durch das Rauchen der freien Base wird ein schnell einsetzender und hochwirksamer Rausch erzielt. Von der Wirkung her ist "free-basing'' vergleich­bar mit einer in~ravenösen Kokaininjektion.

"Free-basing" war nicht nur billig, sondern auch äußerst effektiv; zwei für die Straßenszene entscheidende Vorteile. "Free-basing" stellte aber auch eine sehr umständliche und nicht ungefährliche Applikationsform dar. Aufgrund von Explosionen des flüchtigen und brennbaren Äthers kam es immer wieder zu Todesfällen. Crack, ein stark süchtig machendes Kokainderivat, war dagegen nicht nur billig und hochwirksarn, sondern auch leicht und problemlos herzu­stellen. Kokain wird mit Natriumkarbonat (Backpulver) und Wasser versetzt und zu Klümpchen verbacken. Aus einem Gramm Kokain können so sechs bis

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acht Gramm Crack verschnitten werden.

Crack wird geraucht; der Dampf dringt über die Llinge in den Blutkreislauf und von dort ins Gehirn, wo die Droge auf die Nervenzellen einwirkt. Die durch den Crack-Rausch bedingte Euphorie hält aber nur wenige Minuten vm; dann folgt der Sturz in tiefe Depressionen. Aufgrund des sekundenschnellen und heftigen Wirkungseintrittes ist die Dosierung einer Crack-Ration kaum zu regeln. Überdosierungen können zu Hirnlähmung, Lungenschäden, Herz- und Kreislaufstörungen bis hin zum tödlichen Kollaps führen.

Crack greift Körper und Psyche an. Crack-Süchtige leiden unter Gewichtsverlust, Schlaflosigkeit und nachlassendem Sexualtrieb. Es treten innere Unruhe, schwere Depressionen, Halluzinationen und Paranoia auf.

Der nur sehr kurz anhaltende Rausch und die darauffolgenden Depressionen lassen schnell das Verlangen nach einer erneuten Crack-Dosis entstehen. Die rasch einsetzende Abhängigkeit macht Beschaffungskriminalität unumgänglich.

Crack brach endgültig die elitäre Einschränkung des Kokaingebrauchs (vgl. SPRINGER 1989, S. 189). Stand Kokain in den siebziger Jahren stellvertretend für Reichtum, Erfolg und schicke Dekadenz, symbolisiert Crack in den achtziger und neunziger Jahren Armut und soziales Elend; man verbindet damit Beschaf­fungs- und Gewaltkriminalität. Der Kokaingebrauch wurde "dank" Crack zu einem sozialen Problem. Es fand ein Image-Wandel der Droge statt, und zwar von einem bisher tolerierten, als harmlos erachteten, gar charismatischen Image in ein solches, das Probleme und Stigmatisierung ihrer Benutzer verhieß.

4. DIE FOLGEN

Derzeit geben die Kokainkonsumenten weltweit etwa 90 Milliarden Dollar für ihre Sucht aus (vgl. SAHIBI 1989, S. 36). Im internationalen Kokaingeschäft sind nach wie vor die klassischen Kokaländer Peru, Bolivien und Kolumbien marktbeherrschend. Peru und Bolivien sind die mit Abstand größten Kokablatt­erzeuger. Kolumbien produziert 80% des auf dem Weltmarkt illegal gehandelten Kokains. Die traditionellen Kokaländer sind mittlerweile wirtschaftlich vom Kokain abhängig. In Bolivien leben eine halbe Million Menschen direkt oder indirekt vom Geschäft mit der Droge. Nicht mehr Zinn, sondern Koka ist das Hauptprodukt des Andenstaates. In Peru und Kolumbien ist Kokain mittlerweile zum Exportartikel Nummer eins avanciert (vgl. SPIEGEL SPEZIAL Nr. 1/1989,

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S. 7). Hinzu kommt, daß ein nicht unbeträchtlicher Teil der aus dem Kokain­handel gewonnenen "Narco-Dollars" in die legale Wirtschaft der Anbauländer fließt. Ohne diese Gelder wäre ein Land wie Kolumbien längst bankrott. Der soziale Preis, den diese Länder für diese Art von 'Wirtschaftshilfe" zahlen, ist hoch. Hunderttausende in den Anbauländern sind mittlerweile süchtig nach "Basuco" und "Pitillo", verunreinigte und äußerst schädliche Abfallprodukte der inländischen Kokainproduktion. Auch steigt die drogenbedingte Gewaltkrimina­lität stetig an. Jährlich sterben in Kolumbien 18.000 Menschen eines gewalt­samen Todes (vgl. SPIEGEL Nr. 36/1989; STERN Nr. 37/1989). Allein in der Kokainhochburg Medellin sind es pro Jahr mehr als 4.000 Morde, und viele der Tötungsdelikte stehen im Zusammenhang mit Drogen (vgl. GERMUND 1990, s. 90).

Der weitaus größte Teil des in Lateinamerika illegal produzierten Kokains geht in die USA. Die Vereinigten Staaten sind das Land mit der größten Verbreitung des Kokainmißbrauchs; hier spielt das Heroinproblem nur noch eine unter geordnete Rolle. 1988 wurden in den USA 55,8 Tonnen Kokain beschlagnahmt; bei einer polizeilichen Abfangquote von 3% bis 10% kann davon ausgegeangen werden, daß 1988 um die 500 Tonnen Kokain in die Vereinigten Staaten geschmuggelt wurden. Die Zahl der Amerikanet; die heute Kokain und Crack mißbrauchen, dürfte demzufolge schon bei etlichen Millionen liegen. Experten schätzen, daß allein die Zahl der Kokainabhängigen heute rund vier Millionen beträgt (vgl. DIEBÄCKER 1989).

Die sozialen und wirtschaftlichen Folgeschäden in Verbindung mit Drogen sind enorm. So stieg die kokainbedingte Kriminalität in den achtziger Jahren stetig an:

"( ... ) Im ersten Viertel des Jahres 1986 waren schwere Verbrechen in New York um 8,4% ges~egen gegenüber d~elben Zeit im letzten J~ und ~e ~ehö~~en machten dafür Crack verantwortlich. Mord kletterte um 16,9% m die Hohe, Raubüberfälle um 19,3%, tätliche Angriffe stiegen um 10%, Diebstähle um 8,2% und 5,1 o/o mehr Autos wurden ~estohlen. Nach Aussage von James Trainot; dem Leiter der New Yorker Polizeibehörde für Management-Analyse und -Planung, erhöhten sich die kokainbezogenen Verhaftungen um 54% während der ersten vier Monate im Jahr 1986, wobei mehr als die Hälfte davon crackverdächtig sind(...)" (ANONYM. Die gefährliche Crack-Manie. The Best of High Society. Vol. 4, Nr. 3, 1988, zit. in: SPRINGER 1989, S. 191).

In der amerikanischen Hauptstadt Washington starben 1988 372 Menschen eines gewaltsamen Todes. Fast alle Opfer waren Schwarze. Die Polizei schätzte, daß 80% der Morde im Zusammenhang mit Rauschgift standen (vgl. METZ­NER/THAMM 1989, S. 127; MARUHN 1989b). 1989 waren es bereits 438

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Mordfälle, welche die Polizei Washingtons registrierte. In Chicago belief sich die Zahl der Morddelikte im gleichen Jahr auf 741, in New York auf 1905. Von den 1989 festgenommenen jugendlichen Straftätern im Alter von dreizehn Jahren erwiesen sich 35% als Kokain-positiv. 1987 lag ihr Anteil noch bei neun Prozent (vgl. SORGE 1990, S. 142f).

Auch unter amerikanischen Frauen ist Kokain- und Crackgebrauch weit ver­breitet. Elf Prozent aller Schwangeren in den USA sollen derzeit kokainabhän­gig sein. Sie geben ihre Sucht an ihre ungeborenen Kinder weiter. Jährlich werden in den USA 300.000 drogenabhängige Kinder geboren (vgl. DIEBÄCKER 1989; HOLST 1989; KILIAN 1990).

Zu den sozialen Auswirkungen kommen die durch Drogen verursachten volks­wirtschaftlichen Schäden. Jüngste Schätzungen gehen dahin, daß die Ver­einigten Staaten durch drogenbedingte Produktionsausfälle, Krankheitskosten und Beschaffungskriminalität sowie die Ausgaben für die staatliche Drogenbe­kämpfung und die Einrichtung von Therapieplätzen jährlich 100 Milliarden Dollar verlieren (vgl. GRAMCKOW 1990, S. 28).

Mit den unterschiedlichsten Maßnahmen versuchen die Behörden, der eskalie­renden Drogenflut Herr zu werden. In sogenannten "shock carnps" versucht man, Drogensüchtige mit Zwangsarbeit und paramilitärischer Umerziehung zu "therapieren" (vgl. SORGE 1989). Selbst der "koksenden" Oberschicht wird der Kampf angesagt. So sollen Gelegenheits- konsurnenten aus wohlhabenden Kreisen mit Führerscheinentzug, Wegnahme ihrer Autos, namentlicher An­prangerung in der Lokalpresse, Erziehungslager und militärischem Drill für ihren Kokaingebrauch bestraft werden (vgl. MARUHN 1989a; SPIEGEL Nr. 37/1989).

Bekanntestes Opfer der verschärften Strafverfolgung .wurde vergangenes Jahr der farbige Bürgermeister von Washington, Marion Barry. Barry, dem man schon seit längerer Zeit Drogeneskapaden nachsagte, lief in eine vorn FBI gestellte Falle. Aber Marion Barry ist nur einer unter vielen Millionen, jährlich geben die Amerikaner weit über 100 Milliarden Dollar für illegale Drogen aus (vgl. SPIEGEL SPEZIAL Nr. 1/1989, S. 39). Dagegen nehmen sich die für den Drogenkampfbereitgestehen Gelder eher bescheiden aus. 10,6 Milliarden Dollar gab die US:-Regierung 1990 für die Drogenbekämpfung aus. Davon waren aber zwei Drittel für die gesetzliche Bekämpfung des Rauschgiftkonsums gedacht und nur 30% für Forschung, Aufklärung und Therapie (vgl. GRAMCKOW 1990, S. 32).

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5. AUSBLICK

Während der US-Markt auf einem hohen Niveau stagniert, ist auf europäischem Boden ein zunehmender Umgang mit Kokain zu verzeichnen. Dies belegen die jährlich steigenden Sicherstellungen. Belief sich die Menge des beschlagnahmten Kokains 1981 in Europa auf 260 Kilogramm, waren es 1983 1.026 Kilogramm und 1987 gar 3.000 Kilogramm (vgl. HAFNER/TAYLAN 1988, S. 60). Mitte der achtziger Jahre ging man schon von etwa einer halben Million europäischer Kokainkonsumenten aus, von denen 100.000 die Droge regelmäßig konsumier­ten (vgl. THAMM 1986, S. 212).

Der Druck auf den europäischen Kokainmarkt hat in den letzten Jahren zu­genommen. Alle Anzeichen sprechen daffu; daß sieb die Kokainsituation in Europa in den nächsten Jahren weiter verschärfen wird. Auch die Bundes­republik wird davon nicht unberührt bleiben. Bei uns spielte Kokain in den sechzigerund siebziger Jahren so gut wie keine Rolle. Ende der siebziger Jahie hatte sich die bundesdeutsche Pop- und Filmszene der amerikanischen Kokain­mode weitgehend angeschlossen. Seit dieser Zeit nimmt der Gebrauch von Kokain in der Bundesrepublik kontinuierlich zu. Wurden 1981 in der Bundes­republik 24 Kilogramm Kokain sichergestellt, waren es 1989 sage und schreibe 1.406 Kilogramm. Damit überstieg 1989 die sichergestellte Kokainmenge die des Heroins um das Doppelte (vgl. POliZEILICHE KRIMINALSTATISTIK 1989, s. 175).

Wegen der hoben Dunkelziffer sind exakte Angaben zur Konsumentenzahl nicht möglich. Schätzungen gehen von zwanzig- bis fünfzigtausend Kokaingebrau­chern in der Bundesrepublik aus. Ihr Bedarf dürfte bei jährlich vier bis zwölf Tonnen liegen (vgl. METZNER/THAMM 1989, S. 47).

Als Konsumententypen sind derzeit, neben Angehörigen des Showbusiness und der "Schickeria-Szene", Mitglieder der gehobenen Kreise zu nennen. Aber auch Gymnasiasten und Studenten nehmen Kokain (vgl. HESS 1989, S. 469). Daneben wird die Droge verstärkt im Prostituierten- und Zuhältermilieu kon­sumiert. So sollen die Prostituierten im Frankfurter Bahnhofsviertel jährlich für SO Millionen Mark Kokain verbrc;tuchen (vgl. HAFNER/TAYLAN 1988, S. 71). Als neuer Konsumententyp kristallisiert sich eine Gruppe von Kokaingebrau­chern heraus, die sich überwiegend aus jüngeren Leuten zusammensetzt. Sie glauben, über den Kokainkonsum Zugang zur Elite der Gesellschaft zu bekom­men, auch wenn sie aufgrund ihrer sozialen Schichtmerkmale dieser nicht zuzuordnen sind. Sie kommen größtenteils vom Haschischgebrauch, nicht vom

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Heroin (vgl. KEUP, in: Modedroge Kokain 1987, S. 21ff) .

Im Drogengebrauch spiegelt sich immer auch die Sehnsucht nach dem sozialen Paradies, das religiös oder existenzialistisch eine phantastische Welt jenseits des

lokalen Alltags verheißt. Ähnlich dem Aroma der Gewürze des Mittel-alters wird die erhoffte Wirkung der Drogen als Hauch verstanden, "der aus dem Paradies in die menschliche Welt herüberweht" (SCHIVELBUSCH 1990, S. 16).

Seit jeher wird auf Festen das Alltägliche außer Kraft gesetzt, mit Essen und Trinken, Tanzen und Singen ein ekstatischer Zustand erzeugt. Kaum verwunder­lich, daß Joints und Koks bei Festen oft ihren bedrohlichen Charakter verlieren und zum Vehikel einer friedlichen Vergemeinschaftung werden.

In der traditionellen Drogenszene dominiert weiterhin das Heroin. Daß Kokain in der Bundesrepub~ noch keine echte Straßendroge geworden ist, zeigt sich daran, daß eine schichtspezifische Konsumform wie Crack bei uns noch keine Rolle spielt (vgl. HECKMANN, in: Modedroge Kokain 1987, S. 10). Aber der ehemals "geschlossene,' Kokainmarkt verwächst immer mehr mit der "offenen" Heroinszene. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Kokain sich in der Drogenszene fest etabliert hat.

In Deutschland zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung wie in den Vereinigten Staaten ab. Kokain wird sich in der bundesdeutschen Drogenszene neben dem Heroin etablieren. Dann wird auch der Gebrauch des bei uns noch positiv besetzten Kokains in den Augen der Bevölkerungsmehrheit von einem "Kava­liersdelikt" reicher Stars und Müßiggänger zu einem Stigma "asozialer Kriminel­

ler'' werden.

Denn ob Kokain Prestige oder Stigma, Segen oder Fluch verheißt, ist seit altersher nicht so sehr von seinen objektiven Wirkungen, als vielmehr davon abhängig, welcher sozialen Gruppe sein Gebrauch primär zugeordnet wird.

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Literatur:

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MODEDROGE KOKAIN? Tatsachen, Tendenzen, Theorien (1987): Wolfgang Heckmann u.a. Hrsg. Katholische Sozialethische Arbeitsstelle. Hamrn: Hoheneck

POLIZEILISCHE KRIMINALSTATISTIK 1989. Hrsg. vom Bundeskriminalarnt, Kriminalistisches Institut (KI 12), Wiesbaden 1990.

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DUISBUAGER BEITRÄGE zur SOZIOLOGISCHEN FORSCHUNG S. 18

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SCHIVELBUSCH, W. (1990): Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft: Eine Geschichte der Genußmittel. Frankfurt/M.: Fischer. ·

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ders. (1990): "Für Angst bleibt keine Zeit": Über die Ohmacht der amerikani­schen Justiz im Kampf gegen die Drogen. In: Spiegel Nr. 24 v. 11.06.1990 (44. Jg.), s. 140-146.

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SPIEGEL Nr. 37 v. 11.09.1989 (43. Jg.): Rauschgift: Washingtons Drogenzar William Bennett, S. 160.

SPIEGEL SPEZIAL Nr. 1/1989: Geißel Rauschgift. Die Spiegel Serie über die Drogensucht. Hrsg. von der Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG, Hamburg.

SPRINGER, A. (1989): Kokain: Mythos und Realität. Eine kritsch dokumentierte Anthologie. Wien: Brandstätter.

STERN Nr. 37 v. 07.09.1989: Drogenkrieg: Kolumbien - Die Männer, die uns den Tod bringen, S. 10-20.

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DUISBURGER BEITRÄGE zur SOZIOLOGISCHEN FORSCHUNG S. 19

TÄSCHNER, K.-L. und W. RICHTBERG (1982): Kokain-Report. Wiesbaden: Akademische Verlagsgesellschaft.

dies. (1988): Koka \P}d Kokain: Konsum und Wirkung. 2., erweiterte Auflage. Köln: Deutscher Arzte-Verlag.

THAMM, B. G. (1980): Zur Kokainsituation in der Bundesrepublik Deutschland mit Berlin (West). ln: Soziale Arbeit 29, Nr. 6, S. 241-250.

ders. (1986): Andensdmee: die lange Linie des Kokain. Basel: Sphinx.

ders. (1988): Drogenreport: Und nun auch noch Crack? Bergisch Gladbach: Lübbe.

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OUtSBURGER BEITRÄGE zur SOZIOLOGISCHEN FORSCHUNG

bisher sind erschienen:

No. 1/1988: Zum Anspruch einer evolutionsbiologischen Fundierung der Moral. Fritz Rudolph

No. 2/1988: Moralische Institutionen und die Ordnung des Handeins in der Gesellschaft . . Die "utilitaristische" Theorietradition und die Durkheirnsche Herausforderung. Hans J. Hummell

No. 3/1988: Selbstreferentielle Technologiepolitik. Theoretische und thematischeGrundtagen der Wirtschaftsbezogenen F & T - Politik. Dieter Urban

No. 4/1988: Berufseinmündung,BerufssituationundsozialelageDuisburgerDiplom-Sozialwiss schaftler/innen. Erste Ergebnisse einer empirischen Erhebung. Dieter W. Emmerling

No. 5/1988: Negative Dialektik - oder: Das "andere Genus des Denkens•. Helga Gripp-Hagelstange

No. 1/1989: Entscheidungsprozesse im Studium: Weiterstudieren oder Aufgeben? Chr. Rülcker, A. Berger; D. Emmerling

No. 2/1989: Lokale Handlungsebene und Jugendarbeitslosigkeit. Ein Forschungsbeitrag zur wohlfahrtsstaatliehen Dezentralisierungsdebatte. Ergebniszusammenfassung. J. Krüger, M. Pojana, R. Richter

No. 3/1989: Binäre LOGIT-Analyse: ein statistisches Verfahren zur Bestimmung derAbhangigkeits­struktur qualitativer Variablen. Dieter Urban

No. 4/1989: Niklas Luhmann - oder: Was ist ein "differenztheoretischer" Ansatz? Helga Gripp-Hagelstange

No. 5/1989: Die Rationalität irrationalen Handelns. Kollektive Formen politischer Partizipation als Ergebnis individueller Entscheidungsprozesse. Eine empirische Analyse. Dieter Urban

No. 1/1990: Adomo und Derrida- oder: Der Versuch einer "Dekonstruktion• der Metaphysik. Helga Gripp-Hagelstange

No. 2/1990: • Arbeit statt SozialhiHe" - Empirische Evaluation eines Beschäftigungsprogramms für arbeitslose SozialhiHeempfänger. Themas Bruns u. lrene Pawellek

No. 3/1990: Jugendarbeitslosigkeit und lokale Legitimationsprobleme. Jürgen Krüger

No. 4/1990: Zu System und Problematik legal-bürokratischer Herrschaft in der klassischen · Organisationstheorie. Wolfgang Holler

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DUISBURGER BEITRÄGE zur SOZIOLOGISCHEN FORSCHUNG

bisher sind erschienen (Fortsetzung):

No. 5/1990: Die kognitive Struktur von Umweltbewußtsein. Ein kausalanalytischer Modelltest Dieter Urban

No. 1/1991: Zeitgemäßes Campaigning in der Bundesrepublik Deutschland: Empirische und evaluative Hinweise zum Swing-Index, einem neuen Instrument des "micro targeting". Sigurd Matz

No. 2/1991 : Stichworte zur Zukunft des Wohlfahrtsstaates. JOrgen KrOger.

No. 3/1991 : Kokain: Zur gesellschaftlichen Karriere einer Droge. Themas Schweer und Hermann Strasser.

No. 4/1991: Der >reale Sozialismus< und sein Niedergang basieren auf dem Marx'schen >Ausbeutungs< -Irrtum. SozialstaatlicherVolkskapitalismusstattAbschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln. Dieter Holtmann.

No. 5/1991 : The Distribution of lncome in Modern Japan: An Examination of the Structural Determinants of Relative Equality. Harold R. Kerbe.

No. 1/1992: DiplomabschiOsse im integrierten Studiengang Sozialwissenschaften an der Universität-GH-Duisburg. Eine empirische Analyse der erfolgreich absolvierten Diplomprotungen im Zeitraum 19n - 1990. Holger Meinken.

No. 2/1992: Narzißmus, soziale Einbindung und Suizid. Eine vergleichende Analyse des Suizidgeschehens in Kempten (AIIgäu) und seines ländlichen Umfelds im Lichte soziologischer und psychologischer Theorie. Heidi Hlawatschek.

No. 3/1992: Die parlamentarische Willensbildung in portugiesischen Gemeinden. Wolfgang Holler, Marcelino Passes

Di~ Beiträge dieser Reihe sind zu beziehen über:

Fachbereich 1 -Soziologie Universität -GH- Duisburg

Lotharstrasse 65 D-41 00 Duisburg

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