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Programm 2015 Kolleg Friedrich Nietzsche

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Programm 2015

Kolleg Friedrich Nietzsche

Zum Kolleg Friedrich Nietzsche 3 Kolleg Friedrich Nietzsche – Ort der Vielfalt 2010 4 Der Verein der Fellows des Kollegs Friedrich Nietzsche e.V. 5

Distinguished Fellowship Axel Honneth – Distinguished Fellow 2015 7 Die Idee des Sozialismus. Versuch einer Aktualisierung 8

Forum Junger Nietzscheforschung 2. Forum: Nietzsche als Dichter 11 Forschungs- und Arbeitsvorhaben 13

der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Denken in der Polis Weimar denkt IV 21 Rathausgespräche 24 Workshop: Nach Terry Eagleton und Axel Honneth: Kritik bei Marx 26 Tagung: Der aufrechte Gang im windschiefen Kapitalismus: 28

Sozialkritik und Ethik in der marxistischen Tradition

Hegel-Lecture 30 Raymond Geuss

Fellows in residence 2015 Sarah Bianchi 33 Paolo D’Iorio 35 Gabriele Geml 37 Emanuel Kapfi nger 40 Rebecca Mertens 42 Ivan Risafi de Pontes 44 Phillip H. Roth 46

Nachtrag/Archiv 15 Jahre Kolleg Friedrich Nietzsche 49 Hegel-Lecture 2014 55 Die »Drei Lehren« 56

Traditionelle chinesische Philosophie und Deutscher Idealismus

Die Fellows des Kollegs Die Fellows des Kollegs Friedrich Nietzsche (2000–2017) 61 Fellows in residence (2001–2015) 63

Publikationen Schriften aus dem Kontext der Weimarer Kolleg-Vorlesungen 69 Schriften aus dem Kolleg Friedrich Nietzsche 70

Kooperations- und Projektpartner 75

Kontakt 76

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»Philosophie, die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augen-blick ihrer Verwirklichung versäumt ward.«theodor w. adorno

3 Zum Kolleg Friedrich Nietzsche

Vom Denken der WeltDas Kolleg Friedrich Nietzsche versteht sich, um ein Wort unseres Fellows Dieter Henrich aufzugreifen, als ein intellektueller Konzen-trations- und Kreuzungspunkt, in dessen Zentrum auf der einen Seite die kritische Gegenwartsre� exion, auf der anderen Seite die produktive Erkundung von Vergangenheit und Zukunft stehen soll. Im Kolleg wollen wir die philosophische Frage nach dem Weltganzen stellen und ihre Bedeutung nicht nur für die westliche Kultur thematisieren. So lädt das Kolleg Denker unterschiedlicher nationaler, theoretischer und philosophischer Herkunft ein, im Rahmen einer großen Vorlesungs-reihe über die Möglichkeit, Notwendigkeit oder auch Unmöglichkeit des Denkens von Welt zu re� ektieren. Bisher antworteten Gianni Vattimo, Peter Sloterdijk, Slavoj Žižek, Michael Hardt, Ernst Tugendhat, Jean Baudrillard, Agnes Heller, Dieter Henrich, Klaus Theweleit, Eveline Goodman-Thau, Julian Nida-Rümelin, Bazon Brock, Giorgio Agamben, Boyan Manchev, Hans Heinz Holz, Ryosuke Ohashi, Wolfgang Welsch, Remo Bodei und Terry Eagleton auf diese Frage. Im Jahr 2015 wird diese Reihe großer Vorlesungen durch Axel Honneth, dem Distinguished Fellow des Kollegs Friedrich Nietzsche, fortgesetzt.

Rüdiger Schmidt-GrépályLeiter des Kollegs Friedrich Nietzsche der Klassik Stiftung Weimar

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Kolleg Friedrich Nietzsche – Ort der Vielfalt 2010Aus der Mitteilung der Stadt Weimar (Rathaus Kurier, Amtsblatt der Stadt Weimar, Nr. 3, 6. Februar 2010):

Am Donnerstag, dem 21. Januar 2010, wurde das Kolleg Friedrich Nietzsche von Oberbürgermeister Stefan Wolf durch die Initiative »Weimar – Ort der Vielfalt« ausgezeichnet. »Im Nietzsche-Kolleg versammeln sich seit zehn Jahren Philosophen und philosophische Geister aus aller Welt zum o� enen Gespräch über die Gegenwart und Zukunft. Das Kolleg im ehemaligen Nietzsche-Archiv »Villa Silber-blick« in der Humboldtstraße ist deshalb ein besonderes Beispiel für den »Ort der Vielfalt« Weimar. Der Oberbürgermeister erinnert in diesem Zusammenhang auch daran, dass nicht zuletzt das Weimarer Dreieck, die Zusammenarbeit Frankreichs, Polens und Deutschlands zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses in Europa, in der Zusammenarbeit des Nietzsche-Kollegs mit der Adam-Mickiewicz- Universität Poznan, Polen und dem von Jacques Derrida gegründeten Collège International de Philosophie in Paris lebendig geworden sei.

Gemeinsam mit den polnischen Wissenschaftlern der Adam- Mickie wicz-Universität in Poznan, Polen arbeitet das Kolleg an der Frage, inwieweit humanistische Werte nach Auschwitz und Buchen-wald neu formuliert werden können. Dabei ist sich das Kolleg Friedrich Nietzsche mit der Gedenkstätte Buchenwald darin einig, dass gerade in Weimar Kulturpolitik ohne das Wissen um das Versagen humanis-tischer Kultur heute nicht möglich ist.

Zum HintergrundSeit 2008 trägt die Stadt Weimar den o� ziellen Titel eines »Ortes der Vielfalt«. Verliehen wurde er der Stadt Weimar und ihren Bürgerinnen und Bürgern wegen ihrer zahlreichen Initiativen und Aktionen für Mit-menschlichkeit, Welto� enheit und Demokratie von der Bundesregierung.

Seit einem Jahr zieht das Weimarer Ortsschild »der Vielfalt« inner-halb Weimars von Station zu Station: an Orte die beispielhaft für die Vielfalt der Kulturstadt Europas stehen. Das Kolleg Friedrich Nietzsche ist der 10. Weimarer Ort der Vielfalt.

Ort der Vielfalt

5Der Verein der Fellows des Kollegs Friedrich Nietzsche e. V.

Der Verein der Fellows des Kollegs Friedrich Nietzsche e. V.Aus der Mitteilung des Vereins:

Am 17. Juni 2009 wurde der Verein der Fellows des Kollegs Friedrich Nietzsche e. V. im Vereinsregister eingetragen. Der Verein versteht sich als internationales Netzwerk der ehemaligen und aktuellen Fellows des Kollegs Friedrich Nietzsche der Klassik Stiftung Weimar. Ihm gehören Wissenschaftler, Publizisten und Künstler aus bisher sieben Nationen an (Deutschland, Polen, UK, Schweiz, USA, Italien und Slowenien).

Der Verein hat sich zur Aufgabe gesetzt, die Wissenschaftler, die als Fellows im Kolleg Friedrich Nietzsche geforscht und in der »Villa Silber-blick« in der Humboldtstraße 36 gewohnt haben, auch über die Zeiten ihrer Fellowships hinaus miteinander in Verbindung zu setzen. Es soll die positive Energie und intellektuelle Verve durch die Vermittlung des Vereins auch nach außen wirken. Der Verein wird sich in Zukunft mit eigenen Initiativen aktiv ins internationale Kulturleben wie auch in das der Stadt Weimar einbringen. Eine erste Initiative des Vereins der Fel-lows war am 16. und 17. Oktober 2009 die Vortragsreihe der Fellows an verschiedenen ö� entlichen Orten in Weimar sowie die Herausgabe der Festschrift zum zehnjährigen Jubiläum des Kollegs Friedrich Nietzsche. (»Die Glücklichen sind neugierig« – Zehn Jahre Kolleg Friedrich Nietzsche. Hrsg. v. Julia Wagner/Stefan Wilke. Weimar 2009)

Der hohen Identi� kation mit dem Kolleg Friedrich Nietzsche wegen gehört es zu den wichtigen Aufgaben des Vereins, das Kolleg nach den gegebenen Möglichkeiten zu unterstützen.

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Distinguished Fellowship

7Distinguished Fellowship

Axel Honneth – Distinguished Fellow 2015Die Idee des Sozialismus. Versuch einer AktualisierungVier große Vorlesungen

Donnerstag | 4. Juni 2015 | 18.15 UhrHerzogin Anna Amalia Bibliothek, Bücherkubus Platz der Demokratie 4, WeimarDie ursprüngliche Idee: Vollendung der Revolution in sozialer Freiheit

Freitag | 5. Juni 2015 | 18.15 UhrBauhaus-Universität Weimar, Hörsaal A Marienstraße 13, WeimarDas antiquierte Denkgehäuse: Bindung an Geist und Kultur des Industrialismus

Montag | 8. Juni 2015 | 18.15 UhrUniversität Erfurt, Hörsaal 3Nordhäuser Straße 63, ErfurtWege der Erneuerung (1): Sozialismus als historischer Experimentalismus

Dienstag | 9. Juni 2015 | 18.15 UhrFriedrich-Schiller-Universität Jena, Hörsaal 24Fürstengraben 1, JenaWege der Erneuerung (2): Die Idee einer demokratischen Lebensform

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Die Idee des Sozialismus. Versuch einer Aktualisierung

Als Vorlauf zum Versuch einer Aktualisierung der Idee des Sozialismus werden zunächst die Kerngedanken des Frühsozialismus und der Schriften des jungen Marx rekonstruiert, um diese dann auf Potenziale und Grenzen des Sozialismus hin zu überprüfen.

In einem ersten Schritt wird es daher darum gehen, den norma-tiven Grundgedanken, in dem die verschiedenen Verfechter des Früh-sozialismus und Marx übereinstimmen, so klar wie möglich freizu-legen. Die These, die dabei verfolgt werden soll, ist die, dass diese Tradition an einer Resozialisierung der Wirtschaftssphäre durch Etab-lierung von kooperativen Arbeitsbeziehungen vor allem deswegen interessiert ist, weil deren kapitalistische oder markwirtschaftliche Form zu einer Privatisierung von Freiheit nötigt, die mit der von der Französischen Revolution erhobenen Forderung nach »Brüderlichkeit« oder »Solidarität« unvereinbar ist; insofern lässt sich der frühe Sozia-lismus bis hin zu Marx als eine Bewegung verstehen, die die bereits etablierten Prinzipien der neuen, liberalen Gesellschafts ordnung (»Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«) dadurch in ein ausgeglichenes Verhältnis zu bringen versucht, dass Freiheit nicht mehr als ein bloß individuelles, sondern als ein kooperatives oder soziales Unterfangen verstanden wird, dessen Vollzug gleiche und solidarische Verhältnisse mit verwirklicht. Im zweiten Schritt soll dann der Versuch unternom-men werden, diejenigen theoretischen Engpässe und konzep tuellen Weichenstellungen zu identi� zieren, die eine produk tive, zukunfts-fähige Ausarbeitung dieses fruchtbaren Ausgangsgedankens von Beginn an verhindert haben; die These wird sein, dass es die Bindung der Bewegung an den »industri alistischen« Fortschrittsgeist der dama-ligen Epoche war, die für die Einseitigkeiten und Verkür zungen des frühen Sozialismus verantwortlich zu machen ist.

9Distinguished Fellowship

Axel Honneth Der Sozialphilosoph Prof. Dr. Axel Honneth ist Direktor des Instituts für Sozialforschung sowie Professor für Sozialphilosophie der Goethe- Universität in Frankfurt am Main. Ferner lehrt Axel Honneth in New York an der Columbia University als Professor für Humanities und steht der Internationalen Hegel-Vereinigung als Präsident vor.

In Essen im Jahre 1949 geboren, studierte Axel Honneth von 1969 bis 1976 Philosophie, Soziologie und Germanistik in Bonn, Bochum und Berlin. 1983 promovierte er bei Urs Jaeggi mit der Arbeit »Foucault und die kritische Theorie«. Darauffolgend wurde Axel Honneth Hoch-schul assistent am Fachbereich Philosophie der Goethe-Universität Frankfurt und 1989/90 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Nach seiner Habilitation im Jahre 1990 und Professuren an der Universität Konstanz, der Freien Universität Berlin und der New School for Social Research New York wurde Axel Honneth 1996 zum Professor für Sozial -philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt berufen.

Workshop zum Distinguished FellowshipIn Kooperation mit der Studienstiftung des deutschen Volkes

Ausgewählte Studentinnen und Studenten können mit dem Disting-uished Fellow im Rahmen eines mehrtägigen Workshops die Themen der Vorlesungen intensiv diskutieren. Zu dieser Veranstal tung lädt das Kolleg Friedrich Nietzsche zusammen mit der Studien stiftung des deutschen Volkes ein.

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Forum Junger Nietzscheforschung

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2. Forum: Nietzsche als Dichter23. bis 28. März 2015Wielandgut Oßmannstedt bei WeimarIn Kooperation mit der Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Der Ausnahmestatus, welcher Nietzsche unter den Philosophen zu-kommt, gründet nicht zuletzt in seinem besonderen, genuin künst-lerischen Verhältnis zur Sprache. Der Grenzen sprengende Denker erweist sich zugleich als ein Grenzen sprengender Sprachkünstler und Sprachartist, der traditionelle Gattungsdi� erenzen und, grund-sätzlicher noch, den Unterschied zwischen Philosophie und Dichtung zum Verschwimmen bringt. Besonders auffällig ist Nietzsches Vor-liebe für lyrische Formen, die in allen Werkphasen markant hervor-tritt: Nietzsche hat immer wieder Gedichte geschrieben, in denen er mit innovativen Ausdrucksformen und Sprechweisen experimentiert, um seine philosophischen Gedanken in einem alternativen Medium zu artikulieren – und dabei häu� g auch neu zu perspektivieren.

Während die bisherige Forschung den Hauptakzent auf den Denker Nietzsche gelegt hat, wird sich das 2. Forum Junger Nietzscheforschungverstärkt dem Dichter Nietzsche widmen – vor allem im Hinblick auf das Verhältnis von Philosophie und Lyrik. Zur Diskussion steht damit ein von der Forschung bislang erst ansatzweise erschlossenes Korpus von Gedichten und Gedichtfragmenten, � ankiert von sprachtheore-tischen, ästhetischen und poetologischen Re� exionen, die Einblick geben in Nietzsches – keineswegs widerspruchsfreies – Verhältnis zu Kunst und Dichtung. Es wird das Wechsel- und Widerspiel von diskur-siven und literarischen Darstellungsweisen durch die intensive Lek - türe poetischer und poetologischer Texte aus allen Scha� ensphasen Nietzsches erkundet werden. Betrachtet werden dabei neben Gedichten auch weitere ›literarische‹ Ausdrucksformen, die sich bei Nietzsche immer wieder � nden wie z. B. Aphorismus, Parabel und Dialog.

LeitungProf. Dr. Katharina GrätzDr. Sebastian KaufmannDr. Rüdiger Schmidt-Grépály

Forum Junger Nietzscheforschung

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LiteraturGrundlehner, Philip: The Poetry of Friedrich Nietzsche, New York /Oxford 1986.

Meyer, Theo: Nietzsche. Kunstauffassung und Lebensbegri� , Tübingen 1991.

Teilnehmerinnen und TeilnehmerAnn-Christin Bolay Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Tobias Brücker Universität Zürich

Michael Buhl Ludwig-Maximilians-Universität München

Christina Kast Universität Passau

Thomas Forrer Universität Luzern

Tamara Fröhler Ludwig-Maximilians-Universität München

Armin Thomas Müller Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Ivan Risa� de Pontes Humboldt-Universität zu Berlin

Mike Rottmann Ruprecht-Karls-UniversitätHeidelberg

Sarah Scheibenberger Universität Leipzig

Natalie Schulte Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Stavros Patoussis Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Patrick Wagner Ruprecht-Karls-UniversitätHeidelberg und Universität Helsinki

Milan Wenner Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

13Forum Junger Nietzscheforschung

Forschungs- und Arbeitsvorhaben der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

ann-christin bolay, Albert-Ludwigs-Universität FreiburgGattungstransgression als Imitatio-Strategie. Zu Ernst Bertrams Rezeption des Dichters NietzscheErnst Bertrams wissenschaftliche Studie Nietzsche. Versuch einer Mytho logie erschien 1918 unter dem Signet des von Stefan George Mytho logie erschien 1918 unter dem Signet des von Stefan George Mytho logieherausgegebenen Periodikums Blätter für die Kunst in Berlin. Sie Blätter für die Kunst in Berlin. Sie Blätter für die Kunstzählt zum Korpus der historischen Biographik des George-Kreises. Das in der Einleitung formulierte programmatische Ziel der Mono-graphie, von Nietzsche in Form der »Legende« zu berichten, leitet sich aus Bertrams Diktum »Was als Geschichte übrigbleibt von allem Geschehen, ist immer zuletzt […] die Legende« (S. 9) ab. Damit chan-giert der Text zwischen faktualem und � ktionalem Erzählen. Bertrams Nietzsche-Rezeption imitiert – so die These – das Wirken des porträ-tierten Protagonisten zwischen Wissenschaft und Dichtung, indem es die Gattung der historischen Biographie ins Literarische transgrediert.

tobias brücker, Universität ZürichNietzsches Aphoristik in Der Wanderer und sein SchattenAnhand einiger Beispiele aus dem Entstehungsmaterial von Der Wan-derer und sein Schatten möchte ich Schreibprozesse in Nietzsches Apho-ristik aufzeigen. Ausgehend davon werden einige Überlegungen zu Dichtung und Schreiben, welche Nietzsche in den drei Aphorismenbän-den Menschliches, Allzumenschliches, Vermischte Meinungen und Sprü-che und che und che Der Wanderer und sein Schatten an stellt, unter Einbezug seiner Schreibpraktik re� ektiert. Poesie und Poeto logie Nietzsches sollen an konkreten Fällen aufeinander bezogen werden. Die aphoris tische Prosa Nietzsches sagt viel über seine Dichtungen aus. In der Fröh lichen Wissen-schaft heißt es dazu: »Man beachte doch, dass die grossen Meister der schaft heißt es dazu: »Man beachte doch, dass die grossen Meister der schaftProsa fast immer auch Dichter gewesen sind.« (FW 92).

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michael buhl, Ludwig-Maximilians-Universität MünchenDialogizität, Literarizität, Polyperspektivität: sprachskeptische Textstrategien bei NietzscheIn Nietzsches Schriften � nden sich zahlreiche Passagen, die einer strin-genten Argumentation folgen. Allerdings werden im größeren Werk-zusammenhang Behauptungen wieder zurückgenommen, relativiert, in einen anderen Kontext gestellt oder schlicht in ihr Gegenteil ver-kehrt. In meinem Beitrag möchte ich anhand ausgewählter Beispiele aus der mittleren und späten Phase die Textstrategien in Nietzsches Schreiben aufzeigen, durch die dieser polyperspektivische E� ekt ent-steht. Besonderes Augenmerk möchte ich auf die Form des Dialogs, den Einsatz performativer Widersprüche sowie auf das Verhältnis von nicht publizierten Texten und Notizen zum publizierten Werk legen. Geleitet werden meine Ausführungen von der These, dass die ›litera-rische‹ Schreibweise einerseits eine direkte Konsequenz aus Nietzsches radi kalem Individualismus darstellt, andererseits aus seiner Skepsis gegenüber der Sprache resultiert.

christina kast, Universität PassauNur Narr, nur Dichter! Zur Wahrheit der Dichtung bei Friedrich NietzscheDer Vortrag rückt den Wert der Dichtung für Nietzsches Denken im Hinblick auf sein Ringen mit der Wahrheitsfrage in den Mittelpunkt der Betrachtung. Nietzsche versucht mittels seiner ästhetischen Deu-tung der Welt eine neue Gewichtung der abendländischen Rationalität zu vollführen; das Streben und Sehnen des Menschen soll von der Ausrichtung auf die Wahrheit gelöst und auf die Liebe zum schönen Schein und zur Illusion verlagert werden. Insofern, so ist zu zeigen, kommt der Dichtung eine zentrale Rolle in Nietzsches Werk zu, da sie als bewusste Erzeugung eines schönen Scheins zugleich als höchster Ausdruck von Wahrhaftigkeit und damit als höchste Form der Beja-hung des Lebens in seiner ästhetischen Grundbescha� enheit zu ver-stehen ist. Abschließend soll davon ausgehend eine Neu-Bewertung seines philo sophischen und politischen Denkens erfolgen.

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15Forum Junger Nietzscheforschung

thomas forrer, Universität LuzernPhilologische Dichtung. Zu Friedrich Nietzsches »Lieder des Prinzen Vogelfrei«Die Bedeutung der Klassischen Philologie für Nietzsches philosophisches Schreiben wurde in jüngerer Zeit vielfach untersucht. Der Beitrag geht nun der Frage nach, inwiefern auch die Lyrik bei Nietzsche einen Schau platz der philologischen Auseinandersetzung bildet. In den Ent-würfen zu Wir Philologen notiert Nietzsche: Als Pädagogen »wollen die Philologen die Wirkung des Altertums verewigen: das aber können sie nur als nachscha� ende Künstler.« Gerade die Parodie, wie sie Nietzsche in den Liedern des Prinzen Vogelfrei bedient, kann als Figur eines solchen ›Nachscha� ens‹ gelten. Als Dichtungen über Dichtung sind einige dieser Lieder nicht nur für poetologisch zu nehmen, sondern auch für philo-logisch, als sie eine historische und überlieferungskritische Perspektive erö� nen.

tamara fröhler, Ludwig-Maximilians-Universität, München»Der Narren und Weisen Stelldichein« Friedrich Nietzsches Lyrik der ›Travestie‹Nietzsches Werk changiert zwischen einer generellen Absage an die epistemologische Potenz von Sprache und dem Gebunden-Sein an eben diese. Um dieser Problematik zu begegnen, wendet er sich einem Schreiben zu, das die Kontingenz seiner Bedeutungsstrukturen stets schon mitre� ektiert und die Uneindeutigkeiten hinter den Zeichen ausstellt. Besonders die Lyrik wird zum Ort, an dem die Wahrheits- und Eindeutigkeitsansprüche von Signi� kanten untergraben werden können. Hier ist es sowohl auf Zeichen- wie auch auf Formebene mög-lich, mit Konventionen zu brechen und sie in ein ›travestierendes‹ Sprechen zu überführen, so dass sich feste Zuschreibungen lösen und der vermeintliche Erkenntnischarakter von Sprache der Ausstellung permanenter Transgression weicht.

Dies soll anhand ausgewählter Gedichte aus den 1870er und 1880er-Jahren und unter Hinzuziehen kulturwissenschaftlicher Unter-suchungen zu Trans-Konzeptionen in der Literatur gezeigt werden.

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armin thomas müller, Albert-Ludwigs-Universität FreiburgNietzsches Jugendlyrik am Beispiel des Gedichtzyklus In der FerneNietzsches Jugendgedichte mäandern gattungspoetisch zwischen Naturlyrik und religiöser Erbauungsliteratur, kreisen um die Themen-komplexe Kindheit, Verlust, Heimat, Tod und sind mehrheitlich von melancholisch-weltschmerzhaften Stimmungen geprägt, ohne jedoch auf erste geistige Emanzipationsversuche zu verzichten. Anhand der Interpretation des Gedichtzyklus In der Ferne soll ein kursorischer In der Ferne soll ein kursorischer In der FerneÜberblick über Nietzsches Jugendlyrik geboten werden. Dafür werden die Gedichte einzeln vor dem Hintergrund ihrer konstitutiven Merk-male analysiert, um eine Interpretation des gesamten Zyklus zu er -proben. Den exemplarischen Charakter der Auswahl verdeutlichen die wiederholten Querverweise auf zahlreiche weitere Jugendgedichte. Aspekte, die das Werk des erwachsenen Nietzsche antizipieren, werden zusätzlich hervorgehoben.

ivan risafi de pontes, Humboldt-Universität zu BerlinNietzsches Darstellung von Heinrich Heine als Satyr und sein »höchster Begriff der Lyrik«»Den höchsten Begri� vom Lyriker hat mir Heinrich Heine gegeben. […] ich schätze den Werth von Menschen, von Rassen darnach ab, wie nothwendig sie den Gott nicht abgetrennt vom Satyr zu verstehen wis-sen.« (Ecce Homo, S. 286). Wenn Nietzsches Vision des Menschen der Zukunft auf die Einschätzung seiner höchstmöglichen Geistigkeit zielt, welche er in das dichterische Herz seines Übermenschen einp� anzt, beheimatet seine Auffassung der Musik und der Lyrik die Aneignung und Beherrschung des Mittels zur Verwirklichung der Kunst, »wie man wird, was man ist«. So bietet die Rezeption von Heinrich Heines Werk die Möglichkeit, das Verhältnis von Philosophie und Lyrik in Nietzches Philosophie und Dichtung zu erforschen.

17Forum Junger Nietzscheforschung

mike rottmann, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg»philosophia facta est quae philologia fuit« Zur poetischen Verortung der Dichtung Friedrich NietzschesNietzsches Gedichte erfordern besondere Aufmerksamkeit und metho -dische Konzentration, um ihrer individuellen Verfasstheit als poetische Sprachgebilde gerecht zu werden. Wenn wir voraussetzen, dass Nietzsche seine Gedichte gleich seinen philosophischen Texten ernst gemeint hat, dann muss die Beschreibung und ein Verstehen der ästhe-tischen Wirkung und Erfahrung das vorrangige Interesse sein; entspre-chend banal wäre die Ermittlung eines propositionalen Gehalts, d. h. die O� enlegung eines (wie auch immer) zu destillierenden Gedankens. Nietzsches Gedichte müssen als ästhetisch-poetische Texte verstanden werden, was bedeutet, dass das darin zum Ausdruck gebrachte nie mit dem ›einfach so‹ Lesbaren identisch ist. Nicht um die Fixierung eines philosophischen Gedankens soll es gehen, sondern um die Beschreibung sprachlicher Komplexität und Bezüglichkeit, schließlich um sinnliche Wahrnehmung.

sarah scheibenberger, Universität Leipzig»Ich trinke die Flammen in mich zurück, die aus mir brechen«. Nietzsche, Carlo Michelstaedter und Rhetorik als (auto-)poietisches VerfahrenIn der Metapher der Flamme, welche die ›Sternenfreundschaft‹ zwi-schen Nietzsche und Michelstaedter (1887–1910) pointiert, verdichtet sich exemplarisch ein aporetisches Prinzip der Sprache: Aufklärung schlägt in Blendung, der individuelle Ausdruck in konventionelle Phrase um. Dieser Aporie begegnen beide Philosophen-Dichter mit einer um »Redlichkeit« (Nancy) bemühten Darstellungspraxis, welche der unhin-tergehbaren Rhetorizität und Trugbildhaftigkeit der Sprache mit auto-re� exiven Inszenierungsstrategien beizukommen und ihr ›(auto-)poie-tische‹, das Emp� nden intensivierende Qualitäten abzutrotzen sucht: Für Nietzsche verlangt die »Herstellung des Individuums« (seine Fiktion) rhetorische Kunstfertigkeit; für Michelstaedter (La Persuasione e la Rettorica, 1910) stellt sich eine »Selbst-Überzeugung« (»persuasione«) als Selbsterzeugung nur vermittelt im negativen Medium der »rettorica« her. Die Flamme verbildlicht bei beiden Denkern dieses retroaktive, (selbst-)zerstörerische Vermögen der (dichterischen) Sprache zur Selbst-konstitution.

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natalie schulte, Albert-Ludwigs-Universität FreiburgNur Narr? Nur Dichter?In meinem Vortrag möchte ich das Verhältnis von Nietzsches dichte-rischer Philosophie und dem, was er selbst über Dichtung schreibt, the-matisieren. Exemplarisch soll das Lied der Schwermuth sprachlich und inhaltlich interpretiert werden. Anschließend soll das Gedicht kurz im Gesamtzusammenhang dargestellt werden, um auf das Verhältnis zwi-schen Zarathustra und dem Zauberer einzugehen, indem das Kapitel Von den Dichtern dem Lied gegenübergestellt wird. Unterschreibt dieses Kapitel das, was der Zauberer über den Dichter zum Ausdruck brachte? Würde sich tatsächlich herausstellen, dass der Dichtung die Möglichkeit abgesprochen wird, eine philosophische Wahrheit mitteilsam zu machen, Zarathustra aber, wie er selbst sagt, ein Dichter ist und Teile seiner Reden Dichtungen, dann stellt sich die Frage, inwiefern dies Zarathustras Lehren relativiert.

stavros patoussis, Heinrich-Heine-Universität DüsseldorfEine philosophische Lektüre von An den Mistral. Ein TanzliedIn meinem Vortrag werde ich mich mit An den Mistral. Ein Tanzliedauseinandersetzen. Meine Kernfrage wird sein, in welchem Verhältnis Philosophie und Dichtung bei Nietzsche zueinander stehen. Ich werde die Bezüge von Nietzsches Konzept der »fröhlichen Wissenschaft« zum Gedicht herausstellen. Hierbei interessiert mich das Verhältnis von Kunst zur »Wissenschaft«. Darüber hinaus werde ich danach fragen, was für eine Nuance die dichterische Re� exion über »fröhliche Wissenschaft« in dieselbe hinein trägt – was für eine Rolle nimmt der Rhythmus und der Tanz ein? Ich werde versuchen zu plausibilisieren, dass in Nietzsches Spätphilosophie die lyrische Form an Bedeutung gewinnt; auch in seinem Verständnis von Wissenschaft. Dieses Dichtungs verständnis entpuppt sich als fundamental philosophisches.

19Forum Junger Nietzscheforschung

patrick wagner, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Universität HelsinkiÜber Dichtung und Wahrheit – Einige Bemerkungen zu Nietzsches Grenzgang zwischen Poesie und PhilosophieBereits in der platonischen Tradition werden Philosophie und Poesie in Opposition zueinander gestellt, wobei erstere in dem Maße Wahrheit erstrebt, wie letztere sie verschleiert. Dass es sich hierbei um ein Vor-urteil handeln könnte, ist eine der Fragen, welche Nietzsche dichterisch bearbeitet. Als Grenzgänger zwischen philosophischer Dichtung und dichterischer Philosophie webt er ein ums andere Mal den Begri� der Wahrheit in sein lyrisches Scha� en ein und konzentriert sich dabei auf die Frage, ob dichterisches Sprechen nicht eine eigene Form der Wahr-heits� ndung darstellen kann. Der Vortrag orientiert sich an dieser Kon-stellation von Dichtung, Wahrheit und Philosophie und versucht, auch in Hinblick auf Nietzsches Metaphysik- und Sprachkritik, deren Ambi-valenzen nachzuzeichnen.

milan wenner, Albert-Ludwigs-Universität FreiburgNietzsches lyrische Selbststilisierung als Abenteurer vor dem Hintergrund der Fröhlichen Wissenschaft»[E]ndlich dürfen unsre Schi� e wieder auslaufen, auf jede Gefahr hin auslaufen, jedes Wagniss des Erkennenden ist wieder erlaubt, das Meer, unser Meer liegt wieder o� en da, vielleicht gab es noch niemals ein so ›o� nes Meer‹«, heißt es im Aphorismus 343 der Fröhlichen Wissen-schaft. Der Topos des wagemutigen Abenteurers, der den sicheren Hafen zugunsten des Ungewissen zurücklässt, ist zentral für Nietzsches philosophisches Selbstverständnis. Prinz Vogelfrei, Im Süden, Nach neuen Meeren und Columbus novus zeugen, neben anderen Gedichten, von diesem Selbstverständnis als freier Geist und Entdecker. In mei-nem Vortrag werde ich insbesondere den Gründen der Ambivalenz nachgehen, mit der Nietzsche seinem Abenteurertum gegenübersteht. Zentral wird in diesem Zusammenhang die Erörterung der Dichtung Nietzsches aus den Jahren 1882–1886 sein.

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Denken in der Polis

Das Domzelt – Ort des Jubiläums »10 Jahre Kolleg Friedrich Nietzsche«

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Weimar denkt IV18. und 19. Juli 2015

Erneut lädt das Kolleg seine Freunde, Fellows und Fellows in residence nach Weimar ein, um die Gespräche, die hier begannen, fortzusetzen. Gleichzeitig stellen unsere Fellows – die Tradition unserer Veranstal-tung Weimar denkt aufgreifend – in der Stadt ihre philosophischen, Weimar denkt aufgreifend – in der Stadt ihre philosophischen, Weimar denktliteraturwissenschaftlichen, theologischen und künstlerischen Arbeits-schwerpunkte vor und laden die Bürgerinnen und Bürger Weimars zu o� enen Gesprächen ein.

In der Tradition der Reihe Weimar denkt versucht das Format Weimar denkt versucht das Format Weimar denktDenken in der Polis, frei von universitären Konventionen, in der Stadt gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Weimars und allen Interessierten philosophische Auseinandersetzungen zu initiieren. Es soll die Stadt begreifbar machen als Ort des Denkens, aber auch zeigen, dass eine freie Re� exion der aktuellen politischen und philosophischen Probleme der Gegenwart in den Zentren des Zusammenlebens möglich ist. Mit diesem Veranstaltungsformat präsentiert sich das Kolleg Friedrich Nietzsche – im Sinne der Gründungsidee – als Ort der Begeg-nungen, der einen herrschaftsfreien Diskurs ermöglicht und die philo-sophische Diskussion in der Ö� entlichkeit p� egt. Denken in der Polisverweist auf die thematische Vielfalt der philosophischen, literatur- und kulturwissenschaftlichen und künstlerischen Arbeiten der Fellows des Kollegs, die sie über die Jahre im Hause Nietzsches durchführten.

Denken in der Polis

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Samstag | 18. Juli 2015

14 Uhr Eckermann-Buchhandlung, Marktstraße 2Zur »Kulturellen Pathologie«kerrin a. jacobs

15 Uhr Galerie Profi l, Geleitstraße 8Die Ästhetik des Unterlassens in der Avantgardestefan wilke

16 Uhr Eckermann-Buchhandlung, Marktstraße 2»Auch Hitler war ein Österreicher/nicht nur Christus« – Dichtung nach dem Zweiten Weltkriegkatja stuckatz

17 UhrGalerie Eigenheim, Karl-Liebknecht-Straße 10Die Agonistik und die Grenzgänge. Zur Produktivität eines kulturellen Konfl iktsjean yhee

18 UhrSchiller-Museum, Vortragssaal, Schillerstraße 12Weinte Nietzsche wirklich? Nietzsche und die Psychiatriematthias bormuth

23Denken in der Polis

Sonntag | 19. Juli 2015

11 UhrAnno 1900, Geleitstraße 12Ein soziales Europa denken! Quellen des Gemeinwesenstom kehrbaum

12 UhrEckermann-Buchhandlung, Marktstraße 2Nietzsches Konzept der »unzählige[n] Gesundheiten des Leibes«: Bedeutung, Aktualität und Grenze eines pluralistischen Gesundheitsverständnissesdiana aurenque

13 UhrGalerie Eigenheim, Karl-Liebknecht-Straße 10Der Mythos vom moralischen Marktniklas angebauer

14 UhrACC Galerie, Burgplatz 1»Der Neger sagt, er hat Philosophie studiert« Ein Aufruf gegen den alltäglichen Rassismus – nicht nur in der Kulturstadt Weimarchristina lissmann

Weitere Vorträge werden in einem separaten Flyer rechtzeitig bekannt-gegeben. Aktuelle Informationen � nden Sie auf www.klassik-stiftung.de/kolleg-friedrich-nietzsche/

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Rathausgespräche

Gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Stadt Weimar, Herrn Stefan Wolf, lädt das Kolleg Friedrich Nietzsche alle Bürger innen und Bürger Weimars ein, ein philosophisches Gespräch zu führen über Demokratie, Moderne, unser geschichtliches Selbst verständnis und die Möglichkeit des Umgangs mit den ökonomischen politischen und kul-turellen sowie gesellschaftlichen und ideologischen Problemen unserer Gegenwart. Gemeinsam mit dem Leiter des Kollegs Friedrich Nietzsche, Herrn Dr. Rüdiger Schmidt-Grépály, diskutieren ehemalige Fellows in residence ebenso wie »public intellectuals«. Erö� net wird die Reihe durch ein Gespräch mit Prof. Dr. Ste� en Dietzsch, dem ersten Fellow in residence des Kollegs Friedrich Nietzsche.

Die Rathausgespräche sind ein Teil unseres Formates Denken in der Polis. Wie in der historischen Polis der Marktplatz, so verkörpern in der Demokratie die Rathäuser die Mitte unserer Städte.

25Denken in der Polis

Freitag | 17. Juli 2015 | 13 UhrFestsaal Interims-Rathaus, Herderplatz 14Zur Zukunft demokratischer Kultur. Zum Verhältnis von Politik & Antipolitiksteffen dietzsche und rüdiger schmidt-grépály

»Alle grossen Zeiten der Cultur sind politische Niedergangs-Zeiten: was gross ist im Sinn der Cultur war unpolitisch, selbst antipolitisch«. Diese Feststellung Friedrich Nietzsches in der Götzen-Dämmerung ist Götzen-Dämmerung ist Götzen-DämmerungAnlass, über die Idee der Antipolitik zu re� ektieren. Wenn Gottfried Benn schreibt »Das Zoon politikon, dieser griechische Missgri� , diese Balkanidee – das ist der Keim des Untergangs, der sich jetzt vollzieht« (Berliner Brief, Juli 1948), wird die Spannung eines politischen Zeit-alters o� enbar, in dem die Idee der Antipolitik entworfen wurde. Im Gespräch wird erörtert, ob diese Idee der Antipolitik eine (unzeit ge-mäße) neue Idee freien Denkens für das Leben in der Polis ist.

Weitere Vorträge werden in einem separaten Flyer rechtzeitig bekannt-gegeben. Aktuelle Informationen � nden Sie auf www.klassik-stiftung.de/ kolleg-friedrich-nietzsche/

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WorkshopNach Terry Eagleton und Axel Honneth: Kritik bei Marx 7. bis 11. September 2015Wielandgut Oßmannstedt bei Weimar

»Die Kritik für sich bedarf nicht der Selbstverständigung mit diesem Gegenstand, denn sie ist mit ihm im reinen. Sie gibt sich nicht mehr als Selbstzweck, sondern nur noch als Mittel. Ihr wesentliches Pathos ist die Indignation ihre wesentliche Arbeit die Denunziation.« Karl Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung (1844)

Nach den Fellowships von Terry Eagleton und Axel Honneth, die sich in unterschiedlicher Weise auf Marx und Nietzsche bezogen, wird ein erster Workshop dem Kritikbegri� bei Marx nachgehen. Ein zweiter Workshop zum Kritikbegri� bei Nietzsche wird im nächsten Jahr folgen.

Spätestens seit den jüngsten ökonomischen und sozialen wie auch kulturellen Krisen rückt Kritik wieder in den Blick der Ö� entlichkeit. Sowohl sozialer Protest als auch intellektuelle Auseinandersetzungen versuchen scheinbar durch o� enbar unterschiedliche Formen und Methoden von Kritik gesellschaftliche Verhältnisse anzuprangern. In Teilen dieser mit den Problemen gegenwärtiger Gesellschaft be-schäftigten Gruppen ist ein Wiederaufleben Marxscher Argumen-tations linien festzustellen. Doch lässt sich die Frage aufwerfen, warum gerade die Marx-Rezeption eine Renaissance zu erfahren scheint?

Zum einen scheint Marx als erster Denker, der die Sphären des Politischen, Ökonomischen und Philosophischen zu einer Sichtweise auf Welt vereint, unmittelbar geeignet, Antworten auf die universalen und multiplen Krisen der Gegenwart geben oder anregen zu können. Zum anderen ist es gerade Marx’ These der Krisenhaftigkeit kapitalis-tischer Gesellschaften, die das Interesse an der marxistischen Inter-pretation gegenwärtiger Entwicklungen zu befeuern vermag.

Die Heterogenität und Widersprüchlichkeit der Marx-Rezeptionen jedoch lässt eine gründliche Diskussion der Thesen Marx’ zu einem Desiderat werden.

27Denken in der Polis

Vom 7. bis 11. September 2015 werden sich 15 Studentinnen und Stu-denten auf dem Wielandgut Oßmannstedt bei Weimar durch intensives Textstudium speziell mit der Frage auseinandersetzen, was bei Marx unter Kritik zu verstehen ist. In diesem Sinne soll auch erörtert wer-den, welche Funktion Kritik bei Marx in ihren unterschiedlichen Aus-prägungen – soziale, philosophische und wissen schaftliche – aufweist. Ziel der marxistischen Arbeitswoche ist eine eingehende, möglichst umfassende Analyse der Formen und Methoden von Kritik in Marx’ Schriften, die es nicht versäumt, die Kritik dem Versuch einer Über-prüfung auf deren Anwendbarkeit in der Gegenwart zu unterziehen.

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Internationale TagungDer aufrechte Gang im windschiefen Kapitalismus: Sozialkritik und Ethik in der marxistischen Tradition7. bis 10. Januar 2016

Anlässlich des Distinguished Fellowships des Kollegs Friedrich Nietzsche von Prof. Axel Honneth im Juni 2015 wird sich das Kolleg Anfang des kommenden Jahres auf die Diskussion kritischer Denk-weisen fokussieren.

Untersucht werden soll dabei die Aktualität der marxistischen Tradition(en) im Allgemeinen und die der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule im Besonderen, vor allem im Hinblick auf ihren Begri� von Kritik und Ethik.

Zunächst liegen diesem Versuch in der Philosophie immer wieder und facettenreich diskutierte Fragen zugrunde. Zum einen ist zu er -örtern, ob und inwiefern schon Karl Marx, dem Analytiker der bürger-lichen Ökonomie, der Entwurf einer Moraltheorie zuzuschreiben ist. Davon ausgehend ist zu problematisieren, dass eine – von Marx be haup-tete – Abhängigkeit der Moral von den Produktionsverhält nissen die normative Geltung einer Moraltheorie zu schwächen scheint. Zum anderen ist die Verbindung zwischen ökonomischen Analysen und moralischen Theorien Marxscher Prägung in Kenntnis der moralischen Kritik am Kapitalismus seitens Marx und seiner Nachfolger evident.

Der scheinbare Widerspruch dieser beiden Interpretationsmöglich-keiten bezüglich der Stellung möglicher moralischer Aspekte innerhalb der Gedanken von Marx bildet nur einen theorieinternen, geschicht-lichen Ausgangspunkt der Tagung.

Einen weiteren Ausgangspunkt � ndet die Tagung in der Frage nach der Aktualität der marxistischen Tradition: Nicht nur werden Themen wie Multikulturalität, Globalisierung, ökonomische Ungleich-gewichte und Entfremdung sowie Exil, Einsamkeit und Heimatlosig-keit mit und durch verschiedene Aspekte marxistischer Theorien zu untersuchen sein. Vor allem gilt es zu erörtern, ob es marxistisch ins-pirierten Theo rien noch möglich ist, eine adäquate Beschreibung der Welt bzw. Gesellschaft zu leisten. Virulent wird dabei nicht nur die Diskussion der Beziehung zwischen Produktion und Praxis sondern vor allem die Erschließung des Verhältnisses von Theorie und Praxis und damit auch von Möglichkeiten und Formen von Kritik. Durch die Beleuchtung verschiedener Fortentwicklungen gegenwärtiger

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Kritischer Gesellschaftstheorien wird sich erweisen, ob neue bzw. zu verändernde Begri� e zur Beschreibung von Welt nötig sind oder wel-che Konzepte marxistischer Theorien einer Revision bedürfen.

Ein dritter Ausgangspunkt dieser Tagung besteht in der Ho� nung, dass sie zum fruchtbaren Austausch zwischen der angelsächsischen analytischen und der europäischen marxistischen Tradition beiträgt. Durch die Diskussionen und Gespräche könnten sich neue Impulse für die zeitgenössische analytische Philosophie wie auch für die europä-ische Philosophie ergeben.

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Hegel-Lecture

31Hegel-Lecture

raymond geussÜber die Vielfalt utopischen Denkens(vorläufi ger Vorlesungstitel)25. November 2015Universität Jena, Rosensäle, Fürstengraben 27, JenaIn Kooperation mit dem Institut für Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Auf der Grundlage einer Kooperation zwischen dem Kolleg Friedrich Nietzsche der Klassik Stiftung Weimar und dem Institut für Philoso-phie der Friedrich-Schiller-Universität Jena referiert einmal pro Jahr ein international renommierter Vertreter der Geisteswissenschaften an der Universität in Jena. Im Zentrum der Vorträge stehen Kernfragen und Schlüsselthemen der Philosophie im 21. Jahrhundert – innovative Gedanken zur Moderne, Freiheit und Gerechtigkeit, zum Naturverständ-nis, dem Dialog der Kulturen oder zur Globalisierung. Nach Robert B. Pippin, Michael Quante, Jean-François Kervégan und John McDowell wird im Jahr 2015 Raymond Geuss die Hegel Lectures fortsetzen.

Raymond Geuss, geboren 1946 in Evansville (Indiana), ist seit 1993 Professor an der University of Cambridge, zunächst als Professor für Politikwissenschaften; seit 2007 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie. Zuvor lehrte er an den Universitäten von Heidelberg und Chicago sowie Columbia und Princeton Philosophie und Politikwissen-schaften. 1982/83 war Geuss Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Weitere Forschungsaufenthalte führten ihn nach Bielefeld, Frankfurt, Hamburg und Fribourg (Schweiz) sowie an die Yale University. Seine Forschungsschwerpunkte sind Politische Philosophie und Geschichte der kontinentaleuropäischen Philosophie.

Raymond Geuss ist Mitherausgeber der Reihe: »Cambridge Texts in the History of Political Thought«. Zu seinen bekanntesten Werken zählen neben The Idea of a Critical Theory (1981) und The Idea of a Critical Theory (1981) und The Idea of a Critical Theory Public Goods, Private Goods (2001) auch die Aufsatzsammlung Private Goods (2001) auch die Aufsatzsammlung Private Goods Morality, Culture,

and History: Essays on German Philosophy (1999) und and History: Essays on German Philosophy (1999) und and History: Essays on German Philosophy Philosophy and real politics (2008). Kürzlich erschienand real politics (2008). Kürzlich erschienand real politics A World without Why (2014). A World without Why (2014). A World without Why

In deutscher Übersetzung liegen unter anderem vor: Kritik der politischen Philsosophie. Eine Streitschrift (2011), Privatheit. Eine Genealogie (2002) und Die Idee der Kritischen Theorie (1983)Die Idee der Kritischen Theorie (1983)Die Idee der Kritischen Theorie

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Fellows in residence 2015

33Fellows in residence 2015

sarah bianchiNietzsches Kritik am klassischen HumanitätsverständnisMai bis Juni 2015

»Halbwesen« nannte Sibylle Lewitscharo� in ihrer Dresdner Rede vom März 2014 Menschen, die mithilfe neuerer Technologien gezeugt wurden. Solche Äußerungen verleihen der philosophischen Diskussion um Humanität, d.h. der Frage, was den Menschen eigentümlicher-weise als solchen auszeichnet, aktuelle Brisanz.

An dieser Schnittstelle von Mensch und Technik setzt das Post-doc-Vorhaben mit dem Titel Regierung des Selbst. Zu einer Neubestim-mung von Humanität ein. Darin soll der Begri� der Humanität unter der gegenwärtigen technischen Herausforderung untersucht werden.

Das Postdoc-Vorhaben setzt sich dabei grundlegend aus zwei Teilen zusammen: In einem ersten Teil soll in einem Brückenschlag von Kant zu Nietzsche der Begri� der Humanität in der Regierung des Selbst frei-Regierung des Selbst frei-Regierung des Selbstgelegt werden. In einem zweiten Teil soll daraus ein Maßstab gewonnen werden, um anhand dessen eine Grenze auszuloten, was angesichts biotechnologischer Möglichkeiten zur menschlichen Leistungssteige-rung, dem sogenannten Enhancement, als zum Menschen gehörig begri� en werden kann. Diese Grenzziehung geht jedoch von keinen kulturpessimistischen Positionen aus.

Das Projekt in Weimar soll dazu beitragen, Nietzsches Selbstver-ständnis des Menschen neu zu beschreiben. Dabei geht es um folgende Fragen: Wie lässt sich Nietzsches Kritik an Humanität vor dem Hinter-grund des klassischen Humanitätsver ständnisses deuten? Welche Schlüsse lassen sich aus Nietzsches Kritik an Goethes und Schillers Humanitätsverständnis für die aktuelle Diskussion um Humanität ziehen? Dabei soll Nietzsches scharfe Kritik an Humanität nicht weich-gespült werden.

Insgesamt lässt das Postdoc-Vorhaben Regierung des Selbst. Zu einer Neubestimmung von Humanität Aufschluss darüber erwarten, wie ein Neubestimmung von Humanität Aufschluss darüber erwarten, wie ein Neubestimmung von Humanitätkritisches Verständnis von Humanität unter der Herausforderung von Transhumanismus, Posthumanismus und Enhancement gewonnen werden kann. Das konkrete Aufsatzprojekt in Weimar Nietzsches Kritik am klassischen Humanitätsverständnis verspricht, das Selbstverständnis am klassischen Humanitätsverständnis verspricht, das Selbstverständnis am klassischen Humanitätsverständnisdes Menschen bei Nietzsche philosophisch und anthropologisch neu zu gewichten und dabei auch soziologische Bereiche zu streifen.

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Es kommt darauf an, eine neue Lesart von Nietzsche in der Debatte um Enhancement zu entwickeln: Mit Nietzsche soll der Übermensch weder als Vorbote eines posthumanen Zeitalters interpretiert werden, noch soll es mit Nietzsche auf eine bloß äußerliche Perfektionierung ankommen. Vielmehr geht es um Humanität als eine aufklärerischeDimension der Selbsterziehung, um eine innerliche Arbeit an sich selbst. Diese Dimension der Selbsterziehung soll weiter in ihrer relationalen Verschränkung aufgezeigt werden. Somit steht Nietzsches Verständnis von Humanität im Rahmen seiner Beschreibung von Anerkennung.

Sarah Bianchi, geboren 1986 in Freiburg, studierte von 2005 bis 2011 Neuere/Neueste Geschichte, Philosophie und Französische Philologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, der École normale supérieure de Cachan/Paris und an der Universität Potsdam. Ihr Studium schloss sie mit einer Magisterarbeit zur Dreyfus-A� äre ab (Buchpublikation im Peter Lang Verlag 2012). Von 2011 bis 2014 promovierte sie über Nietzsches Beschreibung von Anerkennung bei Prof. Dr. Volker Gerhardt und Prof. Dr. Rahel Jaeggi an der Humboldt-Universität zu Berlin. Während ihres Studiums und der Promotion arbeitete sie am Wissenschaftszentrum Berlin und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im September 2014 hat sie ihr Postdoc-Projekt mit dem TitelRegierung des Selbst. Zu einer Neubestimmung von Humanität begonnen.Regierung des Selbst. Zu einer Neubestimmung von Humanität begonnen.Regierung des Selbst. Zu einer Neubestimmung von Humanität

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35Fellows in residence 2015

paolo d’iorioNietzsche Editionen. Ewige Wiederkehr des GleichenApril bis Juni und Oktober 2015

Nietzsche betrachtete den Gedanken der Ewigen Wiederkehr als Kulmi-nationspunkt seiner Philosophie, weil er es ihm erlaubt, seine Welt-anschauung zusammenzufassen und auf kohärente Weise eine ganze Reihe von Themen seines Denkens miteinander zu verknüpfen: Deter-minismus, amor fati, immanentistische Ontologie (chaos sive natura) und Anti-Teleologie. Die Interpretation der Ewigen Wiederkehr ist eng verbunden mit der Herausgabe des Nietzsche-Nachlasses. In den von Nietzsche verö� entlichten Werken � ndet sich der Gedanke der Ewigen Wiederkehr an keiner Stelle theoretisch erklärt. Das Heft hingegen, das Nietzsche im Sommer 1881 verwendete, enthält eine Reihe rationaler Argumente, die diese Hypothese belegen. Es handelt sich um ein »geheimes« Heft. Nietzsche hat seinen Inhalt in seinen verö� entlichten Schriften nicht verwendet. Dieses wesentliche und unausgewertete Heft ist durch eine Reihe editorischer Wechselfälle lange Zeit unverö� ent-licht geblieben. Erst 1973 wurde es vollständig und chronologisch ver-trauenswürdig in der Colli-Montinari-Ausgabe ediert. Vor 1973 war es selbst für die hellsichtigsten und feinsinnigsten Kommentatoren fast unmöglich, die theoretische Formulierung und die organischen Verbin-dungen, die diesen »posthumen« Gedanken mit dem Rest des Werkes verbinden, zu verstehen. Mein Eindruck ist, dass die Kommentatoren noch nicht die Geduld aufgebracht haben, aufmerksam Nietzsches Argumente und vor allem sein Verhältnis zur Wissenschaft und Philo-sophie seiner Zeit, von dem unter anderem die Bücher seiner privaten Bibliothek zeugen, zu rekonstruieren. Gerade diese Rekonstruktions-arbeit wird mir der Aufenthalt in Weimar ermöglichen, dank der dor-tigen Verfügbarkeit aller notwendigen Primär- und Sekundärquellen.

Die Art und Weise, wie Nietzsches Werke und vor allem seine Manuskripte ediert wurden, hat die Rezeption seiner Philosophie nach-haltig beein� usst. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Interpreten Nietzsches mit den philologischen Fragen vertraut sind, die mit der Edition moderner Texte einhergehen. Ich möchte erforschen, wie sich die Faksimile-Edition, die diplomatische Edition, die historisch-kritische Edition und die genetische Edition zueinander verhalten. Als Fallbei-spiel werde ich die Edition eines kurzen Werks Nietzsches, »Der Wan-derer und sein Schatten«, heranziehen, da wir von diesem Werk über

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fast alle Vorstufen verfügen. Der Forschungsaufenthalt in Weimar wird mir die Möglichkeit erö� nen, Nutzen und Nachteile der verschiedenen Editionsformen ausgehend von meinem Fallbeispiel und den bereits vorhandenen Editionen zu untersuchen und an einer textgenetischen Edition dieses ausgewählten Werkes zu arbeiten.

Paolo D’Iorio studierte Philosophie an der Universität Lucca und an der Scuola Normale Superiore in Pisa, habilitierte sich an der Universi-tät Nizza. 1997 war er Forschungstipendiat an der Technischen Univer-sität Berlin (G. Abel, W. Müller-Lauter). Seit 1998 hat er eine unbefristete Forschungsprofessur am Centre National de la Recherche Scienti� que(CNRS). Zwischen 2001 und 2005 – als So� a-Kovalevskaja-Preisträger der Alexander von Humboldt Stiftung und des deutschen Bundesminis-teriums für Bildung und Forschung – leitete er eine interdisziplinäre Forschergruppe an der Ludwig-Maximilians-Universität München im Zusammenhang mit seinem Projekt HyperNietzsche. Von 2007 bis 2011 folgte ein Aufenthalt an der Universität Oxford als visiting fellow am Oxford Internet Institute und Mitglied der Maison Française d’Oxford sowie des Oxford e-Research Centre. Derzeit ist er Direktor des Institut des Textes et Manuscrits Modernes (CNRS/École normale supérieure, des Textes et Manuscrits Modernes (CNRS/École normale supérieure, des Textes et Manuscrits ModernesParis), dort auch Leiter der Nietzsche- Forschergruppe und des Forscher-teams Digital Humanities.

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gabriele gemlElemente einer Kritischen Theorie der Zeit im Werk Theodor W. AdornosMärz bis Juni 2015

Von Adornos Theorie der Zeit zu sprechen, heißt zunächst von einem Fehlen zu sprechen: Von dem Fehlen einer ausgearbeiteten Fassung dieser Theorie, von dem Fehlen auch der Absicht, eine derartige Aus-arbeitung anzugehen, schließlich sogar von der Möglichkeit eines Man-gels an Sympathie für ein derartiges Projekt. Adorno hat eine Theorie der Zeit nicht nur nicht ausformuliert, er hat mitunter auch die philosophischen Zeittheorien seiner Gegenwart mit einigem Spott bedacht. Zugleich zeichnen sich in Adornos gelegentlichen Invektiven gegen die »Zeitmetaphysik« deutlich die Konturen seines eigenen Inter-esses am komplexen Phänomen Zeit ab. Wogegen sich Adorno wendet, ist der Umstand, dass in der Zeittheorie der philosophischen Tradition bis hin zu den großen Zeittheorien des zwanzigsten Jahrhunderts, Zeit wesentlich nur in einem überzeitlichen Sinn in den Blick gerät, als eine in sich selbst zeit- und geschichtslose Form. In den Worten des öster-reichischen Kritikers Karl Kraus, dessen Vorlesungen während Adornos Wiener Zeit zu seinen P� ichtterminen gehörten: »Über Zeit und Raum wird so geschrieben, als ob es Dinge wären, die im praktischen Leben noch keine Anwendung gefunden haben.«

Im heutigen praktischen Leben gerät Zeit etwa in Form von Kalen-dern und Agenden wesentlich als eine Art Raster in den Blick, mittels dessen sich Geschehensabläufe messen, kontrollieren und steuern lassen. Wie das Geld, mit dem sie immer wieder identi� ziert wird, fun-giert Zeit als ein Äquivalenzsymbol, das verschiedene Inhalte mitein-ander vergleichbar und als Leistungen gegeneinander abwägbar macht. Wie aber wirkt ein solcher Begri� von Zeit, der selbst durch und durch historisch ist, auf diese selbst zurück? Ausgehend von gegenwärtigen gesellschaftstheoretischen Analysen rekonstruiert die projektierte Studie unterschiedliche Stränge von Adornos Zeittheorie. Sie trägt dabei dem Umstand Rechnung, dass es zum Wesen dieser Zeittheorie gehört, nicht abstrakt festgehalten zu sein, sondern sich an einzelnen Zeit- und Zeiterzeugungsphänomen zu kristallisieren. Dabei wird den soziohistorischen Veränderungen im Zeitverhältnis nachgefragt, die in Adornos Schriften meist nur lapidar konstatiert und angedeutet, kaum aber argumentativ ausgeführt werden. Einen wesent lichen Blickpunkt

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der Studie bildet Adornos gesellschaftskritische These, wonach es sich bei unserer historisch entstandenen Weise Zeit zu konzeptualisieren um einen der mächtigsten Niederschläge sozialer Herrschaftsverhältnisse im Bewusstsein handelt – eine These, die, in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts formuliert, in gegenwärtigen Debatten um gesellschaftliche Beschleunigung und psychosoziale Gesundheit einigen Rückenwind erhalten hat.

Die Zeitkonzeptionen einer Gesellschaft sind für deren Orientierung von fundamentaler Bedeutung. Auf der Basis von Adornos Schriften untersucht die Studie das dialektische Verhältnis von zeitlichen Orien-tierungsmustern und praktischen Verhaltensweisen mit dem Ziel, ver-meintliche Naturgegebenheiten aus historischem Blickwinkel zu hinter-fragen. Adornos Zeittheorie wird anhand seiner Stellungnahmen zu kanonischen Zeittheorien der philosophischen Tradition sowie anhand seiner Beiträge zu gesellschaftlichen, geschichtsphilosophischen, ästhe-tischen und musikalischen Gegenständen modellhaft entwickelt. Inter-esse gebührt Adornos Zeitdenken insbesondere auch aus dem Grund, da er die Zeitthematik nicht nur kategorial verhandelte, sondern als Musiker, Musiktheoretiker und Komponist für Fragen der Zeit und der Zeitgestaltung in ganz besonderer Weise sensibilisiert war.

Gabriele Geml, in München geboren und aufgewachsen, studierte Philo sophie, Literaturwissenschaft, Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Wien und schloss ihr Studium 2002 mit einem Magister in Philosophie ab. Nach einem Praktikum am Kolleg Friedrich Nietzsche (2000) und Forschungsaufenthalten an der Universität Nizza (2002–2003) und der Duke University, NC/USA (2004) war sie Stipen-diatin des DFG-Graduiertenkollegs »Zeiterfahrung und ästhetische Wahrnehmung« an der Johann Wolfgang Goethe-Univer sität in Frank-furt am Main (2004–2007) und arbeitete am Institut für Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft der Goethe- Universität als Lehrbeauftragte (2006–2007) und Universitätsassistentin (2007–2008). Wieder zurück in Wien war sie Junior Fellow am Inter nationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (2008–2009) und Universi-

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tätsassistentin am Institut für Philosophie (2009–2013). Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit absolvierte Gabriele Geml das Psycho-therapeutische Propädeutikum an der Universität Wien und an der Wiener Psychoanalytischen Akademie und machte Praktika an psychia-trischen und psychosozialen Einrichtungen. Gemeinsam mit der Pia-nistin Han-Gyeol Lie ist sie Gründerin und Vorstand von »akut. Verein für Ästhetik und angewandte Kulturtheorie« in Wien.

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emanuel kapfingerKritische Subjekttheorie mit Hegel, Marx und NietzscheJuni bis August 2015

Auch im 21. Jahrhundert hat Nietzsches Kritik am modernen Subjekt nichts von seiner Aktualität verloren. Eine verödete Kultur steht inmit-ten einer Unzahl von Reizen; Ressentiments leben sich in der Maske der Humanität aus, und allzu oft ist die Vernunft taub für die Bedürf-nisse des Leibes. Nicht zuletzt stehen neue Barbareien am Horizont.

Hegel darf als der paradigmatische Denker dieses modernen Sub-jekts gelten. Ihm gelingt es, dessen paradoxale Selbstbezüglichkeit in die großartige Tautologie des absoluten Geistes zu entfalten. In seiner Philosophie erfahren die Abgeschlossenheit, die Selbstentfremdung, die Vernunftherrschaft des modernen Subjekts eine spekulative Ver-söhnung. Doch entwickelt er gerade darum eine tre� ende Analyse der Form des modernen Subjekts sowie zahlreicher Gestalten desselben – freilich aus Sicht des modernen Subjekts.

Entsprechend lässt sich, vorzüglich an der Phänomenologie des Geistes, eine Hegelsche Theorie des modernen Subjekts darlegen: Demnach ist jedes Bewusstsein auf einen Wesenskern reduziert, der als geschlossene Ganzheit in einfache begri� liche Beziehungen zu analysieren ist. Zudem ist Bewusstsein stets ein Doppeltes aus einer dialektisch-logischen Entwicklung »hinter seinem Rücken« und einem sinnhaft-ästhetischen eigenen Erleben und Tun. Hegel fasst damit in einer spekulativen Einheit, was gerade die Zerrissenheit des modernen Subjekts ausmacht: Frei das zu wollen, was es sein muss, aber dieses Müssen nicht aufgeben zu können, ohne die Freiheit zu verlieren.

Die antihegelianischen Subjektkritiken von Marx und Nietzsche demaskieren die Philosophie Hegels als eine Verschleierung dieser Zer-rissenheit und zeigen die Entfremdung des von Hegel beschriebenen Menschen von Leib, Sinnlichkeit und Sozialität auf. Während Marx die Reduktion des Menschen auf sein Selbst vor allem objektiv und unter Bezug auf seine gesellschaftlichen Beziehungen thematisiert, erlauben die eindrücklichen Bilder Nietzsches, die subjektiven Verwerfungen selbst und die Selbstbeteiligung des Menschen an seiner Entfremdung zu thematisieren. Eine produktive Verbindung dieser gegensätzlichen Denker macht daher eine tiefgreifende subjektkritische Wendung der Hegelschen Subjekttheorie möglich.

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Im Projekt soll daher vor dem Hintergrund der Subjektkritiken von Marx und Nietzsche die Subjekttheorie Hegels aus der Phänomenologie des Geistes als Theorie des modernen Subjekts rekonstruiert werden. des Geistes als Theorie des modernen Subjekts rekonstruiert werden. des Geistes

Emanuel Kap� nger studierte Philosophie, Soziologie und Physik an der LMU München, an der TU München und an der Goethe- Universität Frankfurt a. M. Das Studium schloss er im Jahr 2014 mit der Arbeit »Analyse des nationalsozialistischen Subjekts anhand Martin Heideg-gers Sein und Zeit« ab. Er war studentischer Mit arbeiter unter anderem von Prof. Dr. Ulrich Beck (LMU München), im Forschungsprojekt Trau-ma im Alter – Kindheit im Nationalsozialismus (FH Frankfurt) sowie am ma im Alter – Kindheit im Nationalsozialismus (FH Frankfurt) sowie am ma im Alter – Kindheit im NationalsozialismusFritz-Bauer-Institut – Studien- und Dokumenta tionszentrum der Geschichte und Wirkungen des Holocaust (Goethe-Universität Frankfurt). Seit 2011 und Wirkungen des Holocaust (Goethe-Universität Frankfurt). Seit 2011 und Wirkungen des Holocaustist er Geschäftsstellenleiter der Sigmund-Freud- Stiftung zur Förderung der Psychoanalyse. Er führte studentische philosophische Veranstal-tungen durch, darunter die Konferenz »Kunst – Erkenntnis – Problem. Möglich keiten emanzipatorischer Kunst heute« im Juni 2012 und die Vortragsreihe »Leben im Abgrund Selbstverwirklichung. Kritik des modernen Subjekts« im Jahr 2013. Des Weiteren widmet er sich kultur-journalistischer Tätigkeit, unter anderem als Redakteur des Wider-spruch – Münchner Zeitschrift für Philosophie in den Jahren 2008 und spruch – Münchner Zeitschrift für Philosophie in den Jahren 2008 und spruch – Münchner Zeitschrift für Philosophie2009. Seit Ende 2014 bereitet er eine Doktorarbeit zum obenstehenden Thema vor.

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rebecca mertensZwischen wissenschaftlicher Produktivität und Vermarktung. Die Rolle zukunftsweisender Rhetorik in der Entwicklung der Biomedizin Juli bis August 2015

Das Projekt befasst sich mit der wissenschaftlichen Rolle von Zukunfts-aussagen und im Besonderen mit der Frage, wie die Voraussage zukünf-tiger Entwicklungen neu entstehende Wissenschafts zweige in der Neuromedizin prägt. Ziel ist es zu beantworten, unter welchen Bedin-gungen und in welchen Kontexten das Aufzeigen von zukünftigen Möglichkeiten einer Technologie oder eines ganzen Forschungsbereichs als wissenschaftlich fruchtbar betrachtet wird und wann es als pseudo-wissenschaftlich oder gar schädlich abgetan wird.

Im Vordergrund des Projekts stehen Aussagen über die chemische Kontrolle des Gehirns in der Entwicklungsphase der Psychopharmaka, die in den späten 1940ern und 1950ern einsetzte. Vor allem in den Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegsjahren gehörten Versprechen der medizinisch-pharmazeutischen Anwendung zum gängigen Voka-bular neu entstehender biomedizinischer Fachbereiche. Mit Blick auf die USA lässt sich dies u. a. durch die Entstehung der ›moleku laren Medizin‹ verdeutlichen. Ihr Namensgeber Linus Pauling ließ 1946 ver-lauten, dass der medizinische Forscher in naher Zukunft ein moleku-larer Architekt sein würde und dass die Erstellung detaillierter mole-kularer Baupläne für pharmakologische Zwecke schon bald in den Bereich des Möglichen rücken würde. Solche Versprechen der medizi-nischen Molekularisierung blieben nicht ohne Folgen für die pharma-zeutische Arzneimittellehre und Industrie, die sich mit der gezielten Entwicklung des Neuroleptikums »Chlorpromazin« gegen die Symp-tome der Schizophrenie in den 1950ern den neuen Markt der Psycho-pharmakaproduktion erschlossen.

Vor allem angesichts der medialen und ökonomischen Wirksam-keit molekularer Zukunftsversprechen stellt sich die Frage, ob diese von wissenschaftlicher Seite aus vertretbar sind bzw. welche Rolle sie in der wissenschaftlichen Erkenntnisgenerierung einnehmen. Die philosophische und soziologische Wissenschaftsforschung warnt schon seit einiger Zeit vor einer Verschmelzung zwischen ö� entlicher Wissenschaftskommunikation und Vermarktung, welche die Unter-scheidung zwischen technisch Vorstellbarem und technisch Mög-lichem erschwert. Dennoch lässt sich kaum abstreiten, dass zukunfts-

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weisende Schlagwörter – z. B. sogenannte ›buzz-words‹ – auch pro -duktive Wege für die Wissenschaft aufzeigen können, selbst dann, wenn sie ein unrealistisches Bild technisch-wissenschaftlicher Ent-wicklung zeichnen.

Rebecca Mertens absolvierte nach einem Bachelorstudium in Philo-sophie und Germanistik ein deutsch-französisches Masterprogramm im Fachbereich der interdisziplinären Wissenschaftsforschung an der Universität Bielefeld und der École normale supérieur in Paris. In Anlehnung an die thematischen Schwerpunkte ihres Masterstu-diums folgte 2011 die Arbeit an einem philosophisch-historisch ori-entierten Dissertationsprojekt in Bielefeld, begleitet von längeren Auslandsaufenthalten, u. a. als Graduate Visiting Scholar am Min-nesota Center for Philosophy of Science und als Forschungsstipen-diatin an der Oregon State University sowie am Rockefeller Archive Center in New York. Die im März 2015 abgeschlossene Dissertations-schrift befasst sich mit der Rolle analogiebasierter Modelle in der Entstehung und Entwicklung biochemischer Forschungsprogramme im späten 19. und 20. Jahrhundert.

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ivan risafi de pontesNietzsches Kritik am Sozialismus als Wille zur Lebensverneinung Dezember 2015 bis Februar 2016

Die Basis von Nietzsches Kritik am Sozialismus fußt auf seiner Entlar-vung dessen als politische Form des Despotismus. Die Grundlage für diese Annahme verbirgt sich bei Nietzsche in seiner vernichtenden Kritik am Platonismus und Christentum. Laut Nietzsche übernimmt der Sozialist das Ideal des Priesters, seinen Willen zu Herrschen bzw. seinen Willen zur Macht und damit fördere dieser im gleichen Maße die gesamte Entartung des Menschen: »Im Allgemeinen ist die Rich-tung des Sozialismus wie die des Nationalismus eine Reaktion, gegen das Individuellwerden. Man hat seine Noth mit dem ego, dem halb-reifen tollen ego: man will es wieder unter die Glocke stellen« (Nietzsche, 1881).

Der Sozialismus als Ersatz für das aus dem Tode des christlichen Gottes entstandene Ressentiment der Masse sei demzufolge ein lebens-verneinender Wille, welcher sich gegen ein wesentliches Prinzip von Nietzsches Denken für die Steigerung der Kultur des Menschen wendet, nämlich: seiner Natur unbeschränkt freien Lauf zu gewähren. »Wahr-scheinlich wächst der grosse Mensch und das grosse Werk nur in der Freiheit der Wildniss auf. Andere Ziele als grosse Menschen und grosse Werke hat die Menschheit nicht« schreibt Nietzsche in diesem Frag-ment aus dem Jahr 1877, das die Grundzüge seiner Auf fassung vom und seine Kritik am Sozialismus enthält. Den Willen des Individuell-werdens würde der Sozialismus laut Nietzsches Auffassung nun mit Neid, Rache, Ressentiments und Hass beantworten und so seine Eigen-schaft als dekadente Form des Lebens bloßlegen.

Um Nietzsches Kritik am Sozialismus als Wille zur Lebensvernei-nung zu erläutern, ist es notwendig, seiner Darstellung des Diony-sischen als vitale Macht und plastische Kraft für die Entwertung der Historie und des sozialen Individuums als sein Gegenpol nachzugehen. Als Basis für die Rezeption seines Denkens in der Frankfurter Schule werde ich hierfür einen Schwerpunkt auf die Analyse des philoso-phischen Inhalts seiner Darstellung des höheren Menschen, als Ver-treter einer aristokratischen Kultur, legen.

Diese Phase meiner Forschung wird sich also auf die Auseinander-setzung eines der Hauptvertreter der Frankfurter Schule mit Nietzsches Kritik am Sozialismus konzentrieren. Avisiert ist anhand von Jürgen

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Habermas’ Rekonstruktion der Moralität interpersoneller Beziehungen, welche auch Axel Honneth ins Zentrum seiner Forschung stellt, die Nachhaltigkeit von Nietzsches Kritik am Sozialismus zu prüfen und die Konstruktion von Habermas’ neomarxistischer Theorie im Rahmen von Nietzsches Denken zu erläutern.

Ivan Risa� de Pontes studierte Philosophie an der Universidade de São Paulo, Brasilien und erwarb seinen Magister Artium im Jahr 2005 an der Albert- Ludwigs-Universität Freiburg, in den Fächern Philoso-phie und Romanistik: brasilianische und italienische Literatur- und Sprachwissenschaft. Im Jahr 2012 wurde er über die Bedeutung der Figuren des Satyrs und Silens in Nietzsches Denken an der Humboldt Universität zu Berlin unter der Betreuung von Prof. Renate Reschke promoviert. Die Dissertation erschien als Buch unter dem Titel Satyrs Spiel und Silens Weisheit bei Nietzsche. Eine ästhetische und philoso-phische Untersuchung. Seine Forschungs- und Publikationsschwer-punkte liegen im Bereich der Ästhetik, Kulturphilosophie sowie in der poli tischen und zeitgenössischen Philosophie.

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phillip h. rothGesetzgebung bei NietzscheJanuar bis März 2016

Nietzsches Denken ist eher eine Marginalie in der Politischen Wissen-schaft und Rechtstheorie von heute, was nicht zuletzt damit zusammen-hängt, dass er sich o� enkundig gegen die moderne liberale und demo-kratische Ordnung zu stellen scheint. Es sieht so aus, als sei eine geistige oder philosophische Elite, die die soziokulturelle Entwicklungs-richtung der Menschheit bestimmen kann, für ihn die einzig legitime Möglichkeit für politisches Handeln. In einem bezeichnenden Aphoris-mus aus Jenseits von Gut und Böse schreibt er: »die eigentlichen Philo-Jenseits von Gut und Böse schreibt er: »die eigentlichen Philo-Jenseits von Gut und Bösesophen aber sind Befehlende und Gesetzgeber«. Die Frage ist jedoch, ob wir Nietzsches Aussagen zur Gesetzgebung überhaupt eindeutig in politischen oder juridischen Kategorien fassen können. Denn schon in seinem frühen Scha� en hat er von einer »Gesetzgebung der Sprache« berichtet, die auch »die ersten Gesetze der Wahrheit« in sich einschließe. Diese Wendung des Begri� s deutet bereits an, dass er politische und juridische Normenbegründung im Verhältnis zu epistemologischen Momenten versteht und somit das bekannte Problem von Theorie und Praxis aufbricht. Wie seine Genealogie und seine Physio-Psychologie verdeutlichen, ist Recht für ihn nicht universell, sondern perspektivisch an sozial konstruierte Kontexte gebunden. Seine ›Theorie‹ des Willens zur Macht ist ein Beispiel dafür, wie der Mensch sich individuell die Realität selbst erschließt und wie durch Begri� sbildungen erst das Fun-dament für Sozialität überhaupt errichtet wird. Aufgabe der Arbeit ist daher, zu zeigen, was laut Nietzsche Normen eigentlich sind und wel-che Mechanismen dazu führen, dass sie überhaupt Geltung erhalten. Er macht deutlich, dass Gesetze nicht nur politische Ordnung sicher stellen, sondern eine weitere übergeordnete und lebenswichtige Funktion aus-üben: ein Rechtssystem ist zugleich eine Manifestation von mora-lischen Werten, welche dem Handeln in einer Gesellschaft und der Lebensführung ihrer Mitglieder Sinn verleiht. Doch wenn Sinnhaftig-keit nicht intrinsisch gegeben ist, sondern aus der Relation verschie-dener Perspektiven zueinander und der Festlegung von Begri� en entsteht, heißt Gesetzgebung auch das epistemologische Setzen von erfahrbaren und erkennbaren Möglichkeiten durch die Philosophie, was in einem einheitlichen Sinn- und Wertesystem jedoch erheblich eingeschränkt wird. Es wird klar, dass Nietzsche für einen radikalen

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Pluralismus einsteht, der vor allem geistige Freiheit ermöglichen soll. Die kritische Aufgabe des philosophischen Gesetzgebers liegt dann darin, bestehendes Recht und herrschende Werte im Kontext ihrer Funktionalität zu überprüfen und graduell durch Alternativen abzu-lösen, die einen Universalismus durch einen Pluralismus der Erkennt-nis, des Rechts und der Werte ersetzen, damit durch die Philosophie neue unbekannte Möglichkeiten für die Ausrichtung der Menschheit erschlossen werden.

Phillip H. Roth studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Philoso-phie an der TU Dresden. Abschluss als Magister Artium im Jahr 2011. Von 2012 bis 2014 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter für den Lehr-bereich I – Theorie der Politik an der Hochschule für Politik München. Im Dezember 2014 Rückkehr an die TU Dresden und seitdem dort wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Rechts- und Verfas-sungstheorie am Institut für Politikwissenschaft. Die Arbeit an seiner Dissertation nahm er im Wintersemester 2012 in München auf. Er ist zudem seit 2009 ehrenamtlich für die Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur in Dresden tätig.

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Nachtrag/Archiv

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15 Jahre Kolleg Friedrich Nietzsche

Dienstag | 21. Oktober 2014Ereignis und Spekulation – Philosophische Momente

19 Uhr Nietzsche-Archiv, Humboldtstraße 36Erö� nungdr. rüdiger schmidt-grépály, Leiter des Kollegs Friedrich Nietzsche

Kompositionen für Klavier von György Kurtág, György Ligeti,Erwin Schulho� und Viktor UllmannVorgetragen auf dem von Henry van de Velde gestalteten Flügel

Intermezzohellmut seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar

Kompositionen von Dora Gerson, Gideon Klein, György Kurtágund György Ligeti

92 Tage auf Nietzsches BalkonArbeiten von christina lissmann und peter peinzger

Konzeption des musikalischen Teilsalan bern, gerlinde otto und baláz szokolay

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Mittwoch | 22. Oktober 2014Denken in der Polis

10.30 UhrRathaus Weimar, Herderplatz 14Erö� nung und Begrüßungstefan wolf, Oberbürgermeister der Stadt Weimar

Vom ersten Recht des freien Bürgers:»In einem freien Staat ist jedem erlaubt zu denken,was er will und zu sagen, was er denkt« (Spinoza)was er will und zu sagen, was er denkt« (Spinoza)was er will und zu sagen, was er denkt«steffen dietzsch

12 UhrGalerie Pro� l Weimar, Geleitstraße 8Weinende Statuen: Über responsivenessmagdalena müller

12 UhrStadtbücherei Weimar, Steubenstraße 1, Gewölbekeller Der Dichter im Staatjulia wagner und tobias amslinger

13 UhrACC Galerie, Burgplatz 1 Ich! Ich! Ich? – Ambivalente Freiheiten im Spätkapitalismusrichard siegert

14 UhrThalia Buchhandlung, Schillerstraße 5 »Bullshit« in der Literaturwissenschafternst otto lettau

14 UhrGalerie Eigenheim, Karl-Liebknecht-Straße 10 Klassenkampf – Zwischen empirischer Feststellungund normativer Forderungmartín ramírez

51Nachtrag/Archiv

15 UhrAnno 1900, Geleitstraße 12Symphilosophie und Provokation – Lösungsversuche derFrühromantik für die Herausforderungen der Modernejohannes korngiebel

16 UhrThalia Buchhandlung, Schillerstraße 5 Liebe – ein anderer Name für Habsuchtraul heimann

16 Uhr Stadtmuseum Weimar, Karl-Liebknecht-Straße 5– 9Zeitgeister: 9/11 und deutsche Vergangenheitsbewältigungbei Christa Wolf, Ursula Krechel und Katharina Hackerkatja stuckatz

Ereignis und Spekulation – Philosophische Momente

19 UhrBauhaus-Universität Weimar, Marienstraße 13, Saal A Büchermachen mit Oskar Negtgerhard steidlWissenschaft und Bildung im aktuellen Europaoskar negt

21.15 Uhr Bauhaus-Universität Weimar, Marienstraße 13, Saal A Das EreignisMitschnitt der Vorlesung von Jean Baudrillard (1929 –2007)vom April 2003 am Kolleg Friedrich Nietzsche

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Donnerstag | 23. Oktober 2014Denken in der Polis

10 Uhr Stadtmuseum Weimar, Karl-Liebknecht-Straße 5–9 »Zeit« als soziale Institutiongabriele geml

11 Uhr Eckermann-Buchhandlung, Marktstraße 2 Philosophie und Literatur im medialen Alltag:Wie man wird, was man (nicht) liestivan risafi de pontes

11 Uhr Galerie Pro� l Weimar, Geleitstraße 8 Die Trümmer des Sammelns. Zu Walter BenjaminsPoetik des Erinnernsanna-kirstine linke

12 Uhr Rathaus Weimar, Herderplatz 14 »ohne Angst verschieden sein«helmut heit

12 Uhr Stadtbücherei Weimar, Steubenstraße 1, GewölbekellerQuerdenken. »Transversale Vernunft« inliteraturdidaktischer Perspektivepeggy fiebich

14 UhrEckermann-Buchhandlung, Marktstraße 2Was heißt eigentlich »kritisch denken«?phillip h. roth

14 Uhr Rathaus Weimar, Herderplatz 14Wiedervereinigung und Multikulturalität? Ein Deutschland-Korea-Vergleich in Erinnerung an 25 Jahre Berliner Mauerfalljean yhee

53Nachtrag/Archiv

15 Uhr Anno 1900, Geleitstraße 12Nietzsches Philosophie und ihr Dialog mit derNaturwissenschaft seiner Zeitdiana aurenque

15 Uhr ACC Galerie, Burgplatz 1Monument und Moderneheike hanada

16 Uhr Lichthaus Kino, Am Kirschberg 4Kriminalgeschichte einer Verfälschung.Der Fall Friedrich NietzscheDer Filmemacher reinhold jaretzky wird anwesend sein.

Ereignis und Spekulation – Philosophische Momente

18.30 UhrStadtschloss Weimar, Burgplatz 4, Festsaal Begrüßung und Einführungkarl beucke, Rektor der Bauhaus-Universität Weimarrüdiger schmidt-grépályMetaphysik heutePodiumsdiskussion mit christian illies, klaus vieweg, christiane voss und wolfgang welsch

20 UhrStadtschloss Weimar, Burgplatz 4, FestsaalOrdnungen anderer Art: Denken als Tanz im Zarathustrarudolf prinz zur lippe

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Freitag | 24. Oktober 2014Ereignis und Spekulation – Philosophische Momente

9 Uhr ACC Galerie, Burgplatz 1Akademisches Frühstück

10.15 –12.15 Uhr ACC Galerie, Burgplatz 1Spekulative PhilosophieMitschnitt zweier Vorlesungen von Hans Heinz Holz (1927–2011)vom Oktober 2009 am Kolleg Friedrich Nietzsche

16 UhrBauhaus-Universität Weimar, Oberlichtsaal, Geschwister-Scholl-Straße 8aGrußwortjürgen seifert»Nietzsche lesen« (Mazzino Montinari) und»Nach Nietzsche« (Giorgio Colli)Vortrag von giuliano campioni und Diskussion mitmarco brusotti, paolo d’iorio und vivetta vivarelli

17.30 Uhr Bauhaus-Universität Weimar, Oberlichtsaal, Geschwister-Scholl-Straße 8aDenken in der Polis – Europa denkenPodiumsdiskussion mit joseph vogl und johannes weiss

20 Uhr Bauhaus-Universität Weimar, Oberlichtsaal, Geschwister-Scholl-Straße 8aInstitutionalisiertes und freies Philosophierenmit michael quante, reinhard schulz und sigrid weigel

55Nachtrag/Archiv

Hegel-Lecture 2014Mittwoch | 12. November 2014 | 18 UhrUniversität Jena, Rosensäle, Fürstengraben 27In Kooperation mit dem Institut für Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Autonomy in Kant and Hegeljohn mcdowell

John McDowell ist Professor für Philosophie an der University of Pitts-burgh. Bevor John McDowell im Jahr 1986 nach Pittsburgh berufen wird, lehrt er am University College, Oxford. Er ist Gastprofessor an der Harvard University, der University of Michigan, der University of California, Los Angeles und der Princeton University. Im Jahr 1991 war er John Locke Lecturer an der Oxford University. Seine Forschungs-schwerpunkte sind Griechische Philosophie, Sprachphilosophie, Philo-sophie des Geistes, Metaphysik und Erkenntnistheorie sowie Ethik. John McDowell ist Fellow an der British Academy und an der Ameri-can Academy of Arts and Sciences.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen neben Mind, Value, and Reality (1998) und Reality (1998) und Reality Meaning, Knowledge, and Reality (1998) vor allem Meaning, Knowledge, and Reality (1998) vor allem Meaning, Knowledge, and Realitysein weltweit vielbeachtetes Buch Mind and World (1996).Buch Mind and World (1996).Buch Mind and World

In deutscher Übersetzung liegen unter anderem vor: Geist und Welt (2001) und Wert und Wirklichkeit (2002).Wert und Wirklichkeit (2002).Wert und Wirklichkeit

Zusätzlich zur Hegel-Lecture leitete John McDowell am Donnerstag, 13. November 2014 ein Kolloquium mit interessierten Studierenden und Promovierenden des Instituts für Philosophie der Universität Jena.

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Die »Drei Lehren«Traditionelle chinesische Philosophie und Deutscher Idealismus 27. bis 30. November 2014In Kooperation mitdem Institut für Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Shanghai Academy of Social Sciences,der East China Normal University Shanghai, und der Fudan University Shanghai

Mit der traditionellen chinesischen Philosophie und dem Deutschen Idealismus wurden zwei der bedeutendsten Philosophiekonzeptionen in komparatistischer Absicht weiter in den Blick genommen. Aus-drücklich ging es nicht darum, was Vertreter der deutschen Philoso-phie um 1800 über China, über die alte chinesische Kunst, Religion und Philo sophie schrieben, sondern um eine vorurteilslose Prüfung von Kerngedanken beider Denktraditionen hinsichtlich ihrer Aktuali-tät, des Denkens der heutigen Welt. Dabei wurde spezielles Augen-merk auf das Spannungsfeld von Philosophie und Religion gerichtet. Der Fokus des Komparativen lag auf den auf beiden Seiten bestehen-den »Drei Lehren« – Konfuzianismus, Daoismus, Buddhismus sowie Fichte, Schelling, Hegel. Im Zentrum standen genuine Themen theo -retischer Philo sophie, etwa Sein und Nicht-Sein (›Leere‹), Absolutes und kosmisches Gesetz, Harmonie und Mitte, Widerspruch und Anti-nomie, Prinzip und Methode.

Mit dieser Tagung wurde die seit 2007 bestehende und bislang sehr erfolgreiche Kooperation mit den Forschungspartnern in Shanghai fort-gesetzt.

57Nachtrag/Archiv

Mittwoch | 26. November 2014Hörsaal Z 1, Zwätzengasse 12, Jena

18 Uhr Erö� nung und Abendvortrag

Entstehen in Abhängigkeit bei Fazang rolf elberfeld, Hildesheim

Donnerstag | 27. November 2014Petersen-Bibliothek, Goethe- und Schiller-Archiv, Hans-Wahl-Straße 4, Weimar

Begrüßungrüdiger schmidt-grépály, Leiter der Kollegs Friedrich Nietzsche

10–10.45 UhrThe Separation and the Fuse of Politics and Morality: on the Relationship between Politics and Morality in Kant’s Political Philosophyyushu li, Shanghai

10.45–11.30 UhrKonfuzianismus und Kant über das moralische Gefühlweimin shi, Taichung

12–12.45 UhrIst Fichtes Sittenlehre ›kantisch‹?andreas schmidt, Jena

15–15.45 UhrIdealistische Denk� guren in der Reformpädagogikralf koerrenz, Jena

15.45–16.30 Uhr On the Non-theoretical Characteristics of Chinese Traditional Philosophy from the »Zhong Dao (Mean Thought)«xirong he, Shanghai

17–17.45 UhrStudy of Ming (Name) as a Philosophical Methodchangshen chen, Shanghai

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Freitag | 28. November 2014Petersen-Bibliothek, Goethe- und Schiller-Archiv, Hans-Wahl-Straße 4, Weimar

10–10.45 UhrChinese Wisdom Walks in Front of or Behind the West? From Hegel’s Viewpointxingfu wang, Shanghai

10.45–11.30 UhrA Comparative Study on Philosophy of Zhu Xi and Hegel: Focus on »Taiji« (Great Ultimate)xudong fang, Shanghai

12–12.45 UhrHermeneutische Bildung. Gadamers Berufung auf Hegels Bildungsbegri� wenjun niu, Shanghai

12.45–13.30 UhrAnerkennung und Reziprozitätfolko zander, Jena

15.30–16.15 UhrThe Dialectics of the notion of »Ji« (Interrelationship) in Wang Chuans-han, A Confucian Philosopher in the 17th Century and a Tentative Dialogue between Wang Chuanshan, Hegel and Heideggerliangjian liu, Shanghai

16.15–17 UhrVon den Begri� en »Bewandtnis« und »Schicksal« in Heideggers Philosophie und im konfuzianischem Verständniszhiping yu, Shanghai

59Nachtrag/Archiv

Samstag | 29. November 2014Petersen-Bibliothek, Goethe- und Schiller-Archiv, Hans-Wahl-Straße 4, Weimar

10–10.45 UhrDie dynamische Identität der Natur und der Dinge der Weltsasa josifovic, Köln

10.45–11.30 UhrHölderlin und Schleiermacher: gemeinsame Redewendungen und ähnlicher Gedankenganghaoming liu, Vassar College, USA

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Die Fellows des Kollegs

61Die Fellows des Kollegs

Die Fellows des Kollegs Friedrich Nietzsche (2000–2017)

gianni vattimo2000: Nietzsche und die Philosophie der Zukunft

peter sloterdijkWinter 2000/2001: Über historische und prophetische Antropologie

slavoj žižek2001: The Politics of Fantasy

ágnes hellerWinter 2001/2002: Zur Theorie der Modernität

ernst tugendhat2002: Ideen zu einer Antropologie

klaus theweleitWinter 2002/2003: Krieg und was ist Realität?

jean baudrillard2003: Das Ereignis

dieter henrichWinter 2003/2004: Denken und Selbstsein. Philosophische Grundfragen im modernen Bewusstsein

babette babich2004: Versöhnung und Macht: Wort, Musik, Liebe

michael hardt2005: Democracy in the Age of Empire

eveline goodman-thau2006: Monotheismus der Moderne

julian nida-rümelin2007: Freiheit und Verantwortung

giorgio agamben2008: Signatura rerum. The Signature and the Theory of Signs

boyan manchev2009: The Crisis of the Political and the Aliteration of the World

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bazon brock2010: Vier große Vorlesungen zu Nietzsche

hans heinz holz2010: »Zum Denken der Welt«. Zur Theorie der Spekulation

ryôsuke ôhashiWinter 2010/2011: Zum west-östlichen philosophischen Gespräch

wolfgang welsch2011: Mensch und Welt – Jenseits der antropischen Denkformen der Moderne

remo bodei2013: Gedächtnis und persönliche Identität

terry eagleton2014: Nietzsche and Marx: Atheism, Materialism, History and Tragedy

axel honneth2015: Die Idee des Sozialismus. Versuch einer Aktualisierung

2016 und 2017 werden alexander nehamas (Priceton) und gertrude lübbe-wolff (Bielefeld) das Distinguished Fellowship des Kollegs Friedrich Nietzsche fortsetzen.

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Fellows in residence (2001–2015)

rossella attolini, Bari/Italien2014: »Wille und Macht beim jungen Nietzsche«

diana aurenque, Tübingen2013: »Nietzsches medizinische Moralkritik und ihre Aktualität in der modernen Medizinethik«

babette babich, New York/USA2004/2005: »Versöhnung und Macht: Wort, Musik, Liebe«

sarah bianchi, Berlin2015: »Nietzsches Kritik am klassischen Humanitätsverständnis«

matthias bormuth, Tübingen2010: »Nietzsches Denken zwischen Darwin, Freud und Jaspers«

mathias buss, Rostock2013: »Gebaute Heilkunst versus Krankenhaus«

gunnar decker, Berlin2005/2006: »Was ist Mystik?«

steffen dietzsch, Berlin2001/2002 & 2009: »Gott ist tot? Golgatha als philosophischer Ort«

paolo d'iorio, paris/frankreich2015: »Nietzsche Editionen. Ewige Wiederkehr des Gleichen«

ulrike eichler, Bochum2007: »Poesie des Begehrens«

hanna engelmeier, Berlin2012: »Nachä� en. Karriere einer Phobie bei Nietzsche, Nordau, Klimt«

peggy fiebich, Hannover2013: »Querdenken. Literaturunterricht und Bildung zu transversaler Vernunft«

daniel von fromberg, Berlin2008 & 2012: »Krieg in den Köpfen: Deutschland im ›Kampf gegen den Terror‹. Eine Topographie des ideologischen Terrains«

Die Fellows des Kollegs

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bettina funcke, New York/USA2005: »Pop oder Populus. Künstlerische Praxis zwischen Hoch- und Massenkultur«

gabriele geml, wien/österreich2015: »Elemente einer Kritischen Theorie der Zeit im Werk Theodor W. Adornos«

jörg gleiter, Bozen/Italien2003 & 2008: »Nietzsche und die Architektur«

hannah grosse wiesmann, Berlin2013: »Nietzsches Spinoza-Rezeption in ihrer Bedeutung für die Konzeption des Willens zur Macht«

henning hahn, Berlin2006/2007: »Moralphilosophische Grundlagen der gegenwärtigen Gerechtigkeitstheorie«

heike hanada, Potsdam2009: »wolkenbilder«

anne von der heiden, Essen2002: »Die Passion des Realen. Bausteine zu einer philosophischen Diagnose der Gegenwart«

helmut heit, Hannover2014: »Vom Wert der Wahrheit. Kontexte, Inhalte, und Bedeutung der Wissenschaftsphilosophie Nietzsches«

kerrin a. jacobs, Osnabrück2013: »Zur Bedeutung von Nietzsches ›Einsamkeitsfragmenten‹ für die Philosophie der Psychiatrie«

reinhold jaretzky, Berlin2009: »Der Italienkomplex. Das Ende einer deutschen Sehnsucht?«

emanuel kapfinger, Frankfurt a. M.2015: »Kritische Subjekttheorie mit Hegel, Marx und Nietzsche«

tom kehrbaum, Darmstadt2012: »Europa aus der Krise bilden. Philosophische Grundlagen, Aspekte und Kategorien transnational-politischer Bildung«

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65Die Fellows des Kollegs

duncan large, Swansea/Großbritannien2003/2004: »Nietzsches Renaissance-Gestalten«

harry lehmann, Berlin2010/2011: »Die digitale Revolution der Neuen Musik«

christina lissmann, Berlin2013: »Der Traum von der Stille und der Verlangsamung der Zeit«

mario marino, Soveria Simeri/Italien; Berlin2012: »Anti-Agamben: Primo Levi als Denker«

tracie matysik, Houston/USA2006: »Spinoza und der Marxismus«

michael mayer, Berlin2004/2005 & 2006: »Deutungen des Anderen«

rebecca mertens, Bielefeld2015: »Zwischen wissenschaftlicher Produktivität und Vermarktung. Die Rolle zukunftsweisender Rhetorik in der Entwicklung der Biomedizin«

lukasz musial, Poznań/Polen2007/2008: »Was heißt es, auf einem Holzweg zu sein? Räume des Philosophierens«

peter peinzger, Boda Glasbruk/Schweden2009 & 2011/2012: »Nietzsche: Studien zur Mythologie der Sehnsucht«

henry w. pickford, Boulder/USA2014: »Adorno: A Critical Life«

tommaso pierini, Rom/Italien2007: »Der Wille zur Macht im Kontext«

ivan risafi de pontes, Berlin2015/2016: »Nietzsches Kritik am Sozialismus als Wille zur Lebensverneinung«

anna l. roethe, Berlin2013: »Im Doppelgehirn der Kultur: Kulturphilosophische Grundlagen einer medizinischen Poetik zwischen Wissenschaft und Kunst«

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phillip h. roth, Dresden2016: »Gesetzgebung bei Nietzsche«

marina sawall, Wien/Österreich2009: »Hören und Dokumentieren«

martin jörg schäfer, Hamburg2010: »Nietzsches Arbeitsmetaphorologie«

heike schmitz, Frankfurt am Main2010: »Nicht nur die Vernunft von Jahrtausenden – auch ihr Wahnsinn bricht an uns aus. Gefährlich ist es, Erbe zu sein. (Nietzsche) Spurensuche einer Erbin auf den Lebenswegen Elisabeth Förster-Nietzsches«

donata schoeller, Zürich/Schweiz2010: »Die emp� ndliche Ordnung. Zur Sprachphilosophie Eugene Gendlins«

martin schüler, Chemnitz2009: »Theater und Wirklichkeit. Der Philosoph auf dem Theater«

tove soiland, Zürich/Schweiz2008/2009: »Was heißt Konstruktion? Zur Kritik an einemreduktionistischen Verständnis von Geschlecht«

daniela steinert, Neuendettelsau2013–2014: »Nietzsches ›Wille zur Macht‹«

erna strnisa, Ljubljana/Slowenien2008: »Selbstformung des ethischen Subjekts nach dem ›Tod Gottes‹«

katja stuckatz, Pennsylvania/USA2013: »Transatlantisches Antiquariat: Fremde Erinnerungsorte in der deutschsprachigen Literatur nach dem 11. September 2001«

udo tietz, Berlin2008: »Unter- und Übergänge«

martin vialon, Istanbul/Türkei2010/2011: »Ausgewählte Schriften Erich Auerbachs über Giambattista Vicos Philosophie«

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67Die Fellows des Kollegs

susanne wagner, Zürich/Schweiz2012: »Die Stimme: Umschlagplatz des Eigenen?«

johannes weiss, Kassel2002/2003: »Heillose Vernunft, hemmungslose Gewalt. Über die Modernität des Terrorismus«

martin g. weiss, Klagenfurt/Österreich2004: »Was ist Posthuman? Die Bedeutung der Biotechnologien für die menschliche Natur«

stefan wilke, Erfurt2010: »Moderne und Historizität«

claudia wirsing, Weimar2010–2013: »Bildung des Denkens«

jean yhee, Berlin2013: »Der europäische Nihilismus im 19. Jahrhundert und der Begri� ›Wille‹ bei Nietzsche, Schopenhauer und ihrer Spinoza-Rezeption«

ernest zenko, Koper/Slowenien2003: »Totalität und die Kunst: Lyotard, Welsch und Jameson«

jörg zimmer, Girona/Spanien2010: »Metaphysik nach Nietzsche? II«2011: »Der spekulative Horizont der Philosophie«

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Publikationen

69Publikationen

Aus dem Kontext der Weimarer VorlesungenSchriften unserer Fellows

Martin Jörg Schäfer: Die Gewalt der Muße. Zürich-Berlin 2013.

Wolfgang Welsch: Mensch und Welt. Eine evolutionäre Perspektive.München 2012.

Boyan Manchev: L’altération du monde. Pour une esthétique radicale.Fécamp 2009.

Giorgio Agamben: Signatura rerum. Über die Methode.Frankfurt/Main 2009.

Dieter Henrich: Denken und Selbstsein. Vorlesungen über Subjektivität.Frankfurt/Main 2007.

Hrsg. von Thomas Je� erson: Declaration of Independence.Hrsg. von Michael Hardt (u. a.). London 2007.

Slavoj Žižek: Parallaxe. Frankfurt/Main 2006. (3. Kapitel)

Ágnes Heller: The three logics of modernity and the double bind of the modern imagination. Collegium Budapest 2005. (In: Thesis eleven. N° 81. S. 63–80)

Klaus Theweleit: Tor zur Welt. Fußball als Realitätsmodell. Köln 2004.

Ernst Tugendhat: Egozentrizität und Mystik. München 2003.

Klaus Theweleit: Der Knall. 11. September, das Verschwinden der Realität und ein Kriegsmodell. Frankfurt/Main 2002.

Slavoj Žižek: Die Revolution steht bevor: Dreizehn Versuche über Lenin.Frankfurt/Main 2002.

Peter Sloterdijk: Das Menschentreibhaus. Stichworte zur prophetischen Anthropologie. Vier große Vorlesungen. Fellowship des Kollegs Friedrich Nietzsche. Hrsg. von Claus Pias, Joseph Vogl, Lorenz Engell. Medien, 5. Weimar 2001.

Peter Sloterdijk: Über die Verbesserung der frohen Nachricht: Nietzsches fünftes »Evangelium«. Rede zum 100. Todestag von Friedrich Nietzsche, gehalten in Weimar am 25. August 2000. Edition Suhrkamp, Sonder-druck. Frankfurt/Main 2001.

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Bauhaus-Universitätsverlag Weimar Schriften aus dem Kolleg Friedrich Nietzsche

Im Bauhaus-Universitätsverlag erscheint seit 2005 die Reihe »Schriften aus dem Kolleg Friedrich Nietzsche«, herausgegeben von Rüdiger Schmidt-Grépály.

Von Bild zu Bild./Peter Peinzger. Hrsg. von Claudia Rodegast. Weimar 2014.

Der Ausnahmezustand als Regel. Eine Bilanz der Kritischen Theorie. Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály, Jan Urbich, Claudia Wirsing. Weimar 2012.

»Die Neugier des Glücklichen« Eine Festschrift für den Gründer des Kollegs Friedrich Nietzsche. Hrsg. von B.-Christoph Streckhardt. Weimar 2012.

Auf Nietzsches Balkon 2. Hrsg. von Claudia Wirsing, Weimar 2012.

Naturästhetik interkulturell. Ausgehend von der ästhetischen Kultur-� guration in Japan. Hrsg. von Ryôsuke Ôhashi. Weimar 2011.

Universalismus. Hrsg. von Klaus Vieweg. Weimar 2011.

Moderne und Historizität. Hrsg. von Stefan Wilke. Weimar 2011.

Nicht-Arbeit. Politiken, Konzepte, Ästhetiken. Hrsg. von Jörn Etzold u. Martin Jörg Schäfer. Weimar 2010.

»Die Glücklichen sind neugierig« – Zehn Jahre Kolleg Friedrich Nietzsche.Hrsg. von Julia Wagner u. Stefan Wilke. Weimar 2009.

Bibliographie des Kollegs Friedrich Nietzsche 1993–2009. Hrsg. von Marina Sawall. Weimar 2009.

Auf Nietzsches Balkon. Fellows in residence des Kollegs Friedrich Nietzsche. Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály unter Mitarbeit von Marina Sawall. Weimar 2009.

Duncan Large: Nietzsches Renaissance-Gestalten. Shakespeare, Koper nikus, Luther. Weimar 2009.

Babette Babich: »Eines Gottes Glück voller Macht und Liebe« – Beiträge zu Nietzsche, Hölderlin, Heidegger. Weimar 2009.

Jean Baudrillard: Das Ereignis. Weimar 2007.

71Publikationen

Hegel und Nietzsche. Eine philosophisch-literarische Begegnung.Hrsg. von Klaus Vieweg u. Richard T. Gray. Weimar 2007.

Grenzen des Denkens – Zwölf Gespräche zwischen den Disziplinen Philo-sophie, Theologie, Medizin, Psychiatrie, Germanistik, Neurophysiologie, Kunst, Medienwissenschaft. Hrsg. von Donata Schoeller u. Matthias Michel. Unter Mitarbeit von Inga von Staden. Weimar 2007.

Selbstachtung oder Anerkennung. Hrsg. von Henning Hahn. Weimar 2005.

Im Bauhaus-Universitätsverlag Weimar erschienen ferner

Friedrich Nietzsche. Schreibmaschinentexte. Vollständige Edition. Faksimiles und kritischer Kommentar. Aus dem Nachlass hrsg. von Stephan Günzel u. Rüdiger Schmidt-Grépály. Weimar 2002. 2. Aufl. 2003. 3. Aufl. 2009.

Nietzsche – Text-Kontext. Hrsg. von Djavid Salehi u. Rüdiger Schmidt-Grépály. Weimar 2000.

Weitere Publikationen

Friedrich Nietzsche – Lernt mich gut lesen. Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály. Lagerfeld Steidl Druckerei Verlag. Göttingen 2012.

Zur Rückkehr des Autors. Gespräche über Friedrich Nietzsche mit Peter Sloterdijk, Renate Reschke und Bazon Brock. Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály. Lagerfeld Steidl Druckerei Verlag. Göttingen 2014.

Gefühle als Atmosphären. Neue Phänomenologie und philosophische Emotionstheorie. Hrsg. von Kerstin Andermann u. Undine Eberlein. (In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie. Sonderbd. 29). Akademie Verlag. Berlin 2011.

Friedrich Nietzsche und die Literatur der klassischen Moderne. Hrsg. von Thorsten Valk. Berlin 2009.

Technobilder und Kommunikologie. Die Medientheorie Vilém Flussers. Hrsg. von Michael Hanke, Oliver Fahle und Andreas Ziemann. Berlin 2009.

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An Bord der Bauhaus. Zur Heimatlosigkeit der Moderne. Hrsg. von Sonja Neef. Bielefeld 2009. (Kultur- und Medientheorie)

Friedrich Schlegel und Friedrich Nietzsche. Transzendentalpoesie und Dichtkunst mit Begri� en. Hrsg. von Klaus Vieweg. Paderborn [u. a.] 2009.

Was ist ein Medium? Hrsg. von Alexander Roesler und Stefan Münker. Was ist ein Medium? Hrsg. von Alexander Roesler und Stefan Münker. Was ist ein Medium?Frankfurt/Main 2008.

Für alle und keinen. Lektüre, Schrift und Leben bei Nietzsche und Kafka.Hrsg. von Friedrich Balke, Joseph Vogl, Benno Wagner. Zürich 2008.

Topologie. Zur Raumbeschreibung in den Kultur- und Medienwissen-schaften. Hrsg. von Stephan Günzel. Bielefeld 2007.

Anthropologie. Zur Vorgeschichte eines Menschen nach Maß. Hrsg. von Gert Theile. München 2005. (Weimarer Editionen)

Per imaginem. Bildlichkeit und Souveränität. Hrsg. von Anne von der Heiden. Zürich 2005. ([Se]qu[enzia])

Nietzsche – Radikalaufklärer oder radikaler Gegenaufklärer? Internatio-nale Tagung der Nietzsche-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Kant- Forschungsstelle in Mainz und der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen vom 15.–17. Mai 2003 in Weimar. Berlin 2004.

Nietzsche im Christentum. Theologische Perspektiven nach Nietzsches Proklamation des Todes Gottes. Hrsg. von Daniel Mourkojannis und Rüdiger Schmidt-Grépály. Basel 2004. (In: Beiträge zu Friedrich Nietzsche. Hrsg. von David Marc Ho� mann. Bd. 8)

Über Menschen. Zur Zukunft des Humanen. 2. Bd. Hrsg. von Andrea Dietrich, Julia Draganovic, Justus h. Ulbricht. Jena 2003.

Gesetz und Urteil. Beiträge zu einer Theorie des Politischen.Hrsg. von Lorenz Engell, Claus Pias und Joseph Vogl. Weimar 2003. (Medien i; 14)

Europa: Kultur der Sekretäre. Hrsg. von Bernhard Siegert und Joseph Vogl. Zürich 2003. ([Quantum])

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Nietzsche im Exil. Übergänge in gegenwärtiges Denken.Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály und Ste� en Dietzsch. Weimar 2001.

Widersprüche. Zur frühen Nietzsche-Rezeption. Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály und Andreas Schirmer. Weimar 2000.

Entdecken und Verraten. Zu Leben und Werk Friedrich Nietzsches.Hrsg. von Rüdiger Schmidt-Grépály und Andreas Schirmer. Weimar 1999.

Publikationen

Kooperations-und Projektpartner

75Kooperationspartner

· Bauhaus-Universität Weimar· Berliner Nietzsche-Colloquium· Collège International de

Philo sophie, Paris· Denkerei Berlin· Deutsches Literaturarchiv

Marbach· Deutsches Seminar an der Philoso-

phischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen

· Ernst-Abbe-Stiftung· Evangelische Akademie

Sachsen-Anhalt· Evangelische Akademie

Thüringen· Experimentelles Radio der

Bauhaus-Universität Weimar· Forum Texte. Zeichen.

Medien, Universität Erfurt· Forschungsstelle Europäische

Romantik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

· Frege Centre for Structural Sciences, Friedrich-Schiller-Universität Jena

· Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums e. V.

· Friedrich-Schiller-Universität Jena· German Stanford Alumni· gGmbH Collegium

»friedrich nietzsche«· Graduiertenkolleg Mediale · Historiographien der Bauhaus-

Univer sität Weimar, Friedrich- Schiller-Universität Jena und der Univer sität Erfurt

· Hermann-Cohen-Akademie für Religion, Wissenschaft und Kunst

· Institut für Allgemeine und Ver-gleichende Literaturwissenschaft der Universität Erfurt

· Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Eberhard Karls Universität Tübingen

· Institut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik

· Institut für Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität Jena

· Kultur Schloss Ettersburg· Landesprogramm »ProExzellenz«

an der Friedrich-Schiller-Universi-tät Jena, Netzwerk »Laboratorium Aufklärung«

· Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien, Erfurt

· Nietzsche Source (ehem. Associ-ation HyperNietzsche) der École normale supérieure, Paris

· Pacownia Pytan Granicznych / Werkstatt der Grenzfragen der Adam Mickiewicz-Universität Poznań (Polen)

· Stadt Weimar· Stiftung Gedenkstätten

Buchenwald und Mittelbau-Dora· Studienstiftung des deutschen

Volkes· Technische Universität

Braunschweig (»Zukunftsfragen – kontrovers«)

· Tel-Aviv University· Universität Erfurt· Otto-Friedrich-Universität Bamberg· Verein der Fellows des Kollegs

Friedrich Nietzsche e. V.

Wir danken unseren zahlreichen Kooperations- und Projektpartnern

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Kolleg Friedrich Nietzscheder Klassik Stiftung WeimarHumboldtstraße 36 | 99425 Weimartel +49 (0) 36 43 | 545-630fax +49 (0) 36 43 | 545-639kolleg-nietzsche@klassik-stiftung.dewww.klassik-stiftung.de/kolleg-friedrich-nietzsche

Dr. Rüdiger Schmidt-GrépályLeiter des Kollegs Friedrich Nietzsche

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Redaktion & LektoratPeter Mair

StandMärz 2015

Gestaltungwww.goldwiege.de

Für die Mitarbeit – nicht nur am Programmheft – sei Niklas Angebauer und Max Huschke gedankt.

Änderungen vorbehalten

»Möglichkeit des Fortschritts. — Wenn ein Gelehrter der alten Cultur es verschwört, nicht mehr mit Menschen umzugehen, welche an den Fortschritt glauben, so hat er Recht. Denn die alte Cultur hat ihre Grösse und Güte hinter sich und die historische Bildung zwingt Einen, zuzugestehen, dass sie nie wieder frisch werden kann; es ist ein unausstehlicher Stumpfsinn oder ebenso unleidliche Schwärmerei nöthig, um diess zu leugnen. Aber die Menschen können mit Bewusstsein beschliessen, sich zu einer neuen Cultur fortzuentwickeln, während sie sich früher unbewusst und zufällig entwickelten: sie können jetzt bessere Bedingungen für die Entstehung der Men-schen, ihre Ernährung, Erziehung, Unterrichtung scha� en, die Erde als Ganzes öko-nomisch verwalten, die Kräfte der Menschen überhaupt gegen einander abwägen und einsetzen. Diese neue bewusste Cultur tödtet die alte, welche, als Ganzes ange-schaut, ein unbewusstes Thier- und P� anzenleben geführt hat; sie tödtet auch das Misstrauen gegen den Fortschritt, — er ist möglich. […]«

Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches; Aphorismus 24

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