KOMMT VON UNTEN - Rheinmetall Automotive · Thomas Klink; Jakub Pojmicz; Rheinmetall Automotive AG;...

44
Das Magazin von Rheinmetall Automotive AUSGABE 02/2017 IKONEN IN SCHWARZ Modernste Technik im Retro-Look FRÜH ÜBT SICH Auszubildende werden zu Konstrukteuren von E-Fahrzeugen // ELEKTROMOBILITÄT KOMMT VON UNTEN Antriebssystem und Energiespeicher für E-Fahrzeuge

Transcript of KOMMT VON UNTEN - Rheinmetall Automotive · Thomas Klink; Jakub Pojmicz; Rheinmetall Automotive AG;...

Das Magazin von Rheinmetall Automotive AUSGABE 02/2017

IKONEN IN SCHWARZModernste Technik im Retro-Look

FRÜH ÜBT SICHAuszubildende werden zu Konstrukteuren von E-Fahrzeugen

// ELEKTROMOBILITÄT KOMMT VON UNTEN Antriebssystem und Energiespeicher für E-Fahrzeuge

DIE VIELFALT STEIGT Die Elektrifizierung des Antriebsstranges schreitet weiter voran. Sie nimmt in China, den USA und auch auf unseren

europäischen Straßen sicht- und erlebbar Fahrt auf. Eine Entwicklung, die auch für Rheinmetall Automotive von großer

Bedeutung ist. Mit einem neuen Elektroantrieb sowie einem fortschrittlichen Batteriepack erweitern wir zur IAA 2017

unser Angebot für das zukunftsträchtige Marktsegment der E-Mobili tät, in dem wir inzwischen Aufträge für über 500 Mio.

Euro gebucht haben. Aber auch Neuheiten und Weiterent-wicklungen in unserer bestehenden Produktrange werden

aufgrund steigender Anforderungen bei Effizienzsteigerung und Emissionsreduzierung immer relevanter. Auch dies

werden wir auf der IAA in Frankfurt am Main zeigen. Mit einem breit gefächerten Themenquerschnitt spiegelt diese Aus-

gabe von Heartbeat aber nicht nur die Vielfalt der aktuellen Antriebstechnik und die damit einhergehenden innovativen

Fertigungsverfahren wie das Reibschweißen von Stahlkolben wider, auch die Vielfalt in unserem Unternehmen steigt. Der erste Rheinmetall CSR-Bericht bietet einen eindrucksvollen

Überblick über das, was wir neben Technologien und Produk-ten zu bieten haben. Umweltschutz, Mitarbeiterförderung

sowie soziales und lokales Engagement sind für uns schon lange selbstverständlich. Einige Beispiele hierfür finden Sie im zweiten Teil des Heftes. Ganz zeitgemäß präsentiert sich auch

das interaktive Webmagazin von Heartbeat, das nun auch in einer chinesischen Version online geht. Zwischen den

Erscheinungsterminen der Printversionen informieren wir darin über Aktuelles von Rheinmetall Automotive. Viel Spaß

nun beim Lesen der Printversion oder der elektronischen Variante www. heartbeat-online.de.

Peter Hartung Leiter Unternehmenskommunikation

Rheinmetall Automotive AG

// IMPRESSUM

Herausgeber: Rheinmetall Automotive AG, Karl-Schmidt-Straße 2–8, D-74172 Neckarsulm, www.rheinmetall-automotive.com Verantwortlich: Peter Hartung, Folke Heyer Redaktion: Folke Heyer, Annemarie Köhler, Jacquelyn Marsiglio, Ursula Pohen, Manuela Schall, Bernhard SchenkRealisation: Publik. Agentur für Kommunikation GmbHFotonachweis: Fotolia/karepa; Thomas Frank; Freepik; Getty Images/Michael H, stockstudiox; Ralf Grothe; iStockphoto: corfoto, Pawel Gaul, jacus, RiverNorthPhotography, smontgom65, Sussenn, Terriana, TommL; Thomas Klink; Jakub Pojmicz; Rheinmetall Automotive AG; Gary Paul Lewis/Shutterstock.com

4

HIGHLIGHTS

8Neues von der IAA und Personalien

FOKUS

10Elektromobilität kommt von unten Antriebssystem und Energie-speicher für E-Fahrzeuge

WILDE WELT

DES ANTRIEBS

4Fokussiert auf Action Mit vier Kameras auf der Jagd nach guten Bildern

10ELEKTRO­MOBILITÄT KOMMT VON UNTEN

4// ZUM TITEL

Der neue Elektroantrieb und das Batteriepack von Rheinmetall

Automotive werden in einen Kompetenzträger auf Basis eines

Fiat 500 integriert.

2 HEARTBEAT 02|2017

EDITORIAL/INHALT

20

TECHNOLOGIE

16E-Mobility per Gesetz Die weltweite Autobranche schaut auf China

18Geschweißt in Schmiedequalität Moderne Rotationsreibschweißzelle in Neckarsulm

20Ikonen in Schwarz Modernste Technik im Retrolook

RHEINMETALL GROUP

24Fahren mit Blaulicht Einsatzkräfte in Extremsituationen

MENSCHEN

26Verantwortung für die Zukunft Bericht zur Corporate Social Responsibility veröffentlicht

30Früh übt sich Auszubildende werden zu Konstrukteuren von E-Fahrzeugen

MENSCHEN

34In allem ein bisschen weiter Vor 50 Jahren brachte NSU den Ro 80 heraus

36Gemeinsam zum neuen Heim US-Mitarbeiter unterstützen soziales Bauprojekt

38Testfahrt mit Horst Binnig Vorsitzender des Vorstandes von Rheinmetall Automotive

41Der Energie auf der Spur Azubis mit offenem Auge für die Umwelt

VOR ORT

42Wiege des „American Car“ Der Standort Auburn Hills in der Metropolregion Detroit

// INHALT

Viele zusätzliche Inhalte zu den Beiträgen

finden Sie auf www.heartbeat-online.de

3

4 HEARTBEAT 02|2017

WILDE WELT DES ANTRIEBS

Monte Carlo, Mexiko, Wales, Finnland, Deutschland, Portugal

oder Sardinien: Kaum eine spektakuläre WRC-Rallye

(WRC=World Rally Championship) oder Rennveranstaltung,

die Jakub Pojmicz nicht schon als Fotograf begleitet hat.

Sogar beim 100. Hill Climb am Pikes Peak war er dabei.

Mit vier Kameras auf der Jagd nach guten Bildern

// FOKUSSIERT AUF ACTION

5

Zum Rallye-Fotografen ist der 39-jährige Motorservice-Mitarbeiter aus Krakau in Polen geworden, weil ihn die Action-fotografie bei den Rennen immer schon fasziniert hat. Gar nicht so einfach für einen Ama-teur, sich da bei vielen Profis entlang der Piste durchzuset-zen. Für ihn war die Veröffent-lichung einiger spektakulärer Aufnahmen in Fachmagazinen gewissermaßen die Eintritts-karte für die Akkreditierung bei

den internationalen Sport-ereignissen. „Diese Akkredi-tierung als offizieller Fotograf ist wichtig, denn dann kommt man in Streckenbereiche, die für die normalen Hobbyknipser gesperrt sind, was wichtig ist, um gute Fotopositionen zu haben“, so Pojmicz. Außerdem darf er damit sogar ins Fahrer-lager und bekommt so einen ganz anderen Einblick in den Rallyeverlauf.

6 HEARTBEAT 02|2017

Rechts oben: Rallyes sind nichts für

staubempfindliche Zuschauer.

Rechts unten: Ein 67er Ford Falcon

sieht die Zielflagge beim legendären Pikes Peak Hill Climb in Colorado.

Unten: Jakub Pojmicz mit seinem Hand-

werkszeug. Für den Adrenalinkick

sorgen bei Rallyes nicht nur die Autos – wie hier bei der Rally

Sardegna 2015.

Wer sagt da noch, Autos könnten nicht fliegen?

Auf 35 Rallyes ist er so schon gewesen und wird nicht müde, weiterzumachen. Obwohl der Tag für einen Rallyefotografen schon sehr früh beginnt und meist erst spät endet. Früh morgens müssen Zuwege zu den entschei-denden Fotostützpunkten erkundet und die allgemeine Logistik des Tages abgestimmt werden. Die Abende sind damit gefüllt, die ergatterten Schüsse zu bearbeiten und möglichst schnell an die Heimatagentur zu senden. Da bleibt nicht viel Zeit für Schlaf. Hinzu kommt, dass ein Rallyefotograf nicht nur permanent „schussbereit“, sondern auch stets hellwach sein muss: „Während der Aufnahmen stehe ich grundsätzlich, da es

immer sein kann, dass man einmal schnell zur Seite springen und sich in Sicherheit brin-gen muss“, gibt Pojmicz zu. Dennoch kennt er mittlerweile die entscheidenden Stellen entlang der Strecken und fotografiert, wo es geht, aus geschützten Positionen oder nutzt Stativ und Funkauslöser.

Dass er dennoch jedes Mal faszinierende Rennaufnahmen nach Hause bringt, unter-streichen nicht nur ein im offiziellen Mini-Ka-lender veröffentlichtes Foto, sondern auch die vielen Besucher seiner Facebook-Seite (Kuba Pojmicz Foto), die Bilder von ihm schon mit mehreren Tausend „Likes“ beurteilt haben.

Alle Bilder © Jakub Pojmicz. Weitere Fotos von ihm gibt es unter www.heartbeat-online.de/wilde-welt

7

INNOVATIVE GLEITLAGER FÜR DAS INTERIEUR

Die IAA Pkw findet vom 14. bis 24. September 2017 in

Frankfurt am Main statt. Rheinmetall Automotive stellt auf

einem zweistöckigen Stand mit mehr als 500 Quadratmetern

in Halle 8 / F26 aus. Unter dem Motto „ChangeDriven“ trägt

das Unternehmen der zunehmenden Elektrifizierung des

Antriebsstrangs Rechnung. Die Marken Kolbenschmidt und Pierburg

präsentieren Innovationen, darunter die elektrische Vapor Pump

zur Absaugung von Kraftstoffdämpfen – eine Weltneuheit.

80 %WENIGE R

VE RSCH LEISS

HIGHLIGHTS

Durch das fast lautlose rein elektri-sche Fahren entsteht ein gesteiger-tes Geräuschempfinden. Das führt zu neuen Anforderungen für be-wegliche Komponenten im Interieur und die gleitgelagerten Führungen. Deswegen hat KS Gleitlager ein innovatives Portfolio von Gleitlager-

werkstoffen entwickelt. Als neuer Permaglide-Werkstoff erweitert KS P150 die Einsatzgrenzen des bewährten KS P141. In Verbindung mit diesen leichtgängigen Werkstof-fen ist der extrem verschleißfeste KS P209 vor allem für die Anwen-dung in Fahrzeugsitzen geeignet.

VAPOR PUMP SPÜLT OHNE VAKUUM

Nicht nur der Emissions-ausstoß von Fahrzeugen, sondern auch die Emission ihrer Kraftstoffdämpfe wird durch strenge gesetzliche Normen kontrolliert. Zum Auffangen der Dämpfe dient ein Aktivkohlebehälter, der regelmäßig gespült werden muss. Für diese Anwendung hat Pierburg jetzt eine kom-pakte Pumpe entwickelt. Sie spült den Kohlebehälter auch ohne das bislang nöti-ge Vakuum im Ansaugrohr. Die elektrische Pumpe ist die erste ihrer Art und wird 2018 in Serie gehen.

// DEM WANDEL RECHNUNG TRAGEN

„ChangeDriven“ auf der IAA 2017

8 HEARTBEAT 02|2017

AKTUATOR REGELT LADEDRUCK OPTIMAL

Pierburg stellt auf der IAA ein Konzept für einen Wastegate-Aktuator vor, der unter anderem die Ladedruck-regelung verbessert. Der Aktuator realisiert den direkten Antrieb des Wastegate-Ventils, indem er auf dem heißen Turbinengehäuse platziert wird. Eine thermische Entkopplung vom Gehäuse in Kombination mit der Kühlmittelkühlung verhindert die Überhitzung. Hierüber kann der

verwendete 12V-DC-Motor – ein EC-Motor ist optional – so gut gekühlt werden, dass dieser zugunsten einer geringeren Getriebeübersetzung zwischen Motor und Aktuatorwelle und höherer Stelldynamiken stärker belastet werden kann. Außerdem ist eine Abdichtung der Welle gegen das Aluminiumgehäuse zum Schutz vor Schwallwasser ohne Gefahr einer Hitzeschädigung möglich.

1,7 %Das speziell für Ottomotoren entwickelte Kolben-Leicht-

baukonzept Liteks-4 ist bereit für die Serienproduktion. Für High-Performance-Anwendungen wird es auch in Verbin-

dung mit Ringträger und Kühlkanal angeboten. Messungen auf dem Prüfstand und eine Fahrzeugsimulation ergaben eine CO2-Reduzierung um rund 1,7 Prozent im NEFZ. Über

100 Millionen Liteks-Kolben wurden seit 2006 verbaut.

WENIGE R CO 2

PERSONALIEN

HEDDEN FOLGT AUF DR. MERTEN

Nach 17-jähriger erfolgreicher Tätigkeit im Technologiekonzern Rheinmetall hat Dr. Peter Merten (63; li.) zum 31. Juli 2017 sein Vorstands-mandat als Chief Financial Officer der Rhein-metall Automotive AG niedergelegt, um in den Ruhestand zu treten. Der Aufsichtsrat der Rhein-metall Automotive AG hat Olaf Hedden (53) mit Wirkung zum 1. August 2017 zu dessen Nach-folger im Vorstand der Rheinmetall Automotive AG bestellt. Im Zuge eines nahtlosen Übergangs wird Dr. Peter Merten dem Unternehmen künftig beratend zur Verfügung stehen.

Merten wurde 2002 als CFO in den Vorstand des Unternehmens bestellt. In seiner Vor-standstätigkeit hat er die positive Entwicklung des Unternehmens hin zu einem nachhaltig profitablen und weltweit präsenten Auto-mobilzulieferer mit Interessen in Nord- und Südamerika, Europa sowie Asien an entschei-dender Position gesteuert und begleitet. Der Vorstandsvorsitzende Horst Binnig dankte Merten für seine herausragenden Leistungen: „In der Zeit seiner Tätigkeit hat sich der Um-satz des Unternehmens mehr als verdoppelt. Das CAGR war über diesen Zeitraum mit zwölf Prozent sogar zweistellig. Diese herausragende Performance mit auf hohem Niveau stabilen ROCE-Werten in den vergangenen Jahren ist zu einem großen Teil auch das Verdienst von Dr. Peter Merten.“

Olaf Hedden ist ebenfalls ausgewiesener Kenner der Branche und seit vielen Jahren im Rheinmetall Konzern tätig. Er trat 1998 bei der Rheinmetall AG ein und wechselte 2002 als kaufmännischer Geschäftsführer zur Pierburg GmbH. 2010 wurde er Sprecher des Vorstands beim Automobilzulieferer Läpple und kehrte 2014 zu Rheinmetall Automotive zurück, wo er seither die mit einem Umsatz von 1,5 Mrd. EUR größte Division Mechatronics als Vorsitzender der Geschäftsführungen der Pierburg GmbH und der Pierburg Pump Technology GmbH führt.

Weitere Infos zu Aktua-toren von Pierburg gibt es unter www.rheinmetall-automotive.com/produkte/aktuatoren

9

FOKUS

// ELEKTRO-MOBILITÄT KOMMT VON UNTEN

Antriebssystem und Energiespeicher für E-Fahrzeuge

10 HEARTBEAT 02|2017

11

Rheinmetall Automotive trägt mit seinem Produktprogramm der

zunehmenden Elektrifizierung des Antriebsstrangs Rechnung.

Hierzu entwickelt das Unternehmen ein neuartiges modulares

Batteriepack sowie einen 90 kW starken Elektroantrieb. Beide

Systeme werden zurzeit in einen Kompetenzträger auf Basis

eines Kleinwagens integriert. Heartbeat sprach über diese

Projekte mit Rheinmetall Automotives CTO Heinrich Dismon.

Der Weg begann schon vor langer Zeit, denn Elek-tromotoren sind für die Konstrukteure von Rheinmetall Automotive nichts Neues. Das Unternehmen verfügt bereits seit Jahrzehnten bei Nebenaggregaten über eine etablierte Entwicklungskompetenz für elektrische Antriebe. So hat der Zulieferer schon 2004 über sein Tochterunternehmen Pierburg die erste vollelektrische Kühlmittelpumpe für den Hauptkühlkreislauf konzipiert und in den Sechszylindermotoren von BMW erfolgreich am Markt eingeführt.

Aufträge für E-MotorengehäuseDie ebenfalls von Pierburg entwickelte und am Standort Hartha in Sachsen produzierte elektrisch kommutier-te Wasserumwälzpumpe hat seit ihrem Marktanlauf 1995 mittlerweile bereits die Produktionszahl von 50 Millionen Stück überschritten und wird weltweit von führenden Herstellern und Zulieferern im Automobil-bau und darüber hinaus eingesetzt. Hinzu kommen bei Rheinmetall Automotive demnächst in Serie gehende Aufträge internationaler OEMs für Elektromotoren-gehäuse sowie Batteriegehäuse aus Aluminium. Das Produktspektrum des Unternehmens im Bereich Elektromobilität wird ergänzt durch elektrische Öl- und Vakuumpumpen, elektrische Kühlmittelventile und Aktuatorik, ein Wärmepumpenmodul sowie spezielle Leichtbaukomponenten aus Aluminium.

Kompletten Fahrantrieb als ZielNun schlägt der international tätige Automobilzu-lieferer mit seinem neuen E-Antrieb und dem parallel entwickelten Batteriepack ein neues Kapitel in seiner Entwicklungsgeschichte auf. Rheinmetall Automotive hat sich bei seinen neukonzipierten Produkten im Bereich Elektromobilität nicht allein aus markttechni-schen Gründen für die Bereiche Energiespeicherung

und E-Antrieb mit seiner Peripherie entschieden. „Unsere Basiskompetenzen in der Entwicklungskette von elektrischen Antrieben und in ihrer Serienproduk-tion“, so Heinrich Dismon, Chief Technical Officer des Unternehmens, „erlauben uns hier eine relativ schnelle Annäherung an das Entwicklungsziel.“ Dennoch fügt er an, dass in der Startphase zusätzlich auf die Unterstüt-zung durch Entwicklungsdienstleister zurückgegriffen wurde. Ziel von Dismon ist ein kompletter elektrischer Fahrantrieb, der neben dem E-Motor auch über die Regel- und Leistungselektronik sowie eine je nach An-wendung ausgestaltete Getriebeuntersetzung made by Rheinmetall Automotive verfügt.

PRODUKTION VON BATTERIEBETRIEBENEN FAHRZEUGEN

2010 2017

4

3

2

1

02025

Prognose von IHS Automotive zur weltweiten Produktion von BEV in Millionen Einheiten

2025 3,84

2017 0,77

12 HEARTBEAT 02|2017

Kompaktklasse anvisiertDer jetzt vorgestellte Elektroantrieb mit 90 kW Leis-tung zielt indes nicht auf die absolute Leistungsober-grenze à la Tesla, sondern siedelt sich im oberen Seg-ment kompakter Elektromotoren an. In seiner aktuellen Auslegung zielt er auf kleinere Fahrzeugklassen, wobei die Skalierbarkeit des Systems auch eine Verwendung in größeren Fahrzeugen erlaubt. Der Grund hierfür war die Einsicht, dass sich „Elektromobilität von unten entwickeln wird“, so Dismon. Nach seiner Einschätzung werden sich künftig verschiedene Ausprägungen von Antriebssystemen von der zentralen Antriebseinheit bis zu radnahen Antrieben zeigen. Dabei werden sich Elektrofahrzeuge beispielsweise für urbane Zonen eher im Bereich kleinerer Leistungen von 30 bis 50 kW bewegen.

Neue Player im MarktIn diesem Bereich seien künftig zudem neue Hersteller (OEMs) unterwegs, für die eine Eigenentwicklung eines Elektroantriebes nicht unbedingt im Vordergrund stehe. Hinzu kommen neue Marktsegmente wie zum Beispiel Multi-purpose-Anwendungen oberhalb von Pedelecs. Deshalb ist der zukünftig von Rheinmetall Automotive in Eigenregie gefertigte Antrieb in Leistung und Dreh-moment auf den jeweiligen Einsatzzweck abstimm- und skalierbar. Grundsätzlich sei die Motortechnologie auch in einem Mild-Hybrid einsetzbar und dort für Funk-tionen wie das elektrische Einparken, das autonome Fahren in die Garage oder zur Lastpunktverschiebung des Verbrennungsmotors zwecks Kraftstoffeinsparung nutzbar.

Unterflurbatterien bevorzugtIn der Auslegung des entwickelten Batteriepacks ist Rheinmetall Automotive davon ausgegangen, dass zu-künftige Elektrofahrzeuge und auch Hybride zu einem erheblichen Anteil über Unterflurbatterien verfügen werden. Sie beeinträchtigen das Ladevolumen des Fahrzeugs nicht wesentlich und bieten darüber hinaus auch Vorteile bezüglich der Gewichtsverteilung sowie einer möglichen Einbindung in die Fahrzeugstruktur. Dismon: „Heute sind nahezu alle Fahrzeuge im Markt Derivate von bestehenden Konzepten auf Basis ver-brennungsmotorischer Antriebe, das wird in Zukunft nicht mehr zu sehen sein.“

MAN MUSS AUCH ÜBER KLEINE FAHRZEUGE AUSSERHALB DES PKWS NACHDENKEN

Hohe EnergiedichteDas Batteriepack zeichnet sich durch eine sehr hohe Energiedichte im Verhältnis zum Gewicht aus und er-laubt aufgrund seines geringen Bauraumbedarfs eine sehr flexible und breite Anwendungsbasis in elektrifi-zierten Fahrzeugkonzepten.

Eine wichtige Frage im Vorfeld war, ob man sich auf einen bestimmten Zellentyp festlegen sollte. Hier ver-folgt das Unternehmen allerdings eine offene Strategie, die eine Integration unterschiedlicher Batteriezelltypen erlaubt und damit für viele OEMs interessant sein kann. Dismon: „Wir wollen nicht in die Zellentechnik einstei-gen, sondern konfigurieren unseren Kunden ein System mit der Zelle ihrer Wahl.“

Nachgefragt

// Wird Elektromobilität unsere Fahr gewohnheiten verändern?Wir haben aktuell die Situation, dass Fahrzeuge immer mehr Komfort bieten, aber auch mehr Gewicht haben. In der E-Mobili-tät werden wir zunehmend Fahr-zeuge sehen, die dezidiert für elektrisches Fahren konzipiert sind. Die müssen zwangsläufig kleiner und leichter sein und werden weniger Power haben.

Insofern wird uns E-Mobilität beeinflussen. Aber es gibt ja

auch heute Menschen, die ihr Auto nur dreimal pro Woche und dann lediglich für meist kurze Strecken bewegen.

Aufgrund der technischen Rah-menbedingungen wird uns die E-Mobilität zudem in eine Situ-ation bringen, in der wir unsere bisherige „Unbekümmertheit“ durch ein planvolleres Handeln kompensieren müssen. Man wird sich künftig sicher mehr Gedanken machen müssen, welche Distanz man in welchen Zeiträumen meistern kann, und dies entsprechend kalkulieren.

Elektromobilität spielt sich für mich mittelfristig in einem Radius von bis zu 400 km Reich-weite ab. Das reicht für den überwiegenden Anteil unserer normalen Fahrziele absolut aus.

2030 werden wir noch nicht so weit sein, den Verbrennungs-motor vollständig durch neue Technologien ersetzen zu können, ich glaube sogar, wir werden ihn gar nicht komplett ersetzen können.

Heinrich DismonChief Technical OfficerRheinmetall Automotive AG

13

135KM/H

erreicht der Rheinmetall Automotive Kompetenzträger

auf Basis des Fiat 500 mit dem E-Motor.

KOMPAKTES DESIGN

Das raumsparende Design des jetzt verwendeten Antriebs zielt auf kleinere Fahrzeugklassen.

SKALIERBARES SYSTEM

Der Antrieb ist in Leistung und Drehmoment skalierbar. Damit

ist auch eine Verwendung in größeren Fahrzeugen möglich.

POUCHZELLENIn den Akkumulatoren des

Kompetenzträgers sind Pouch-zellen verbaut. Aber auch

andere Zellentypen können integriert werden.

Aufgrund der hohen spezifischen Energiedichte und der guten thermischen Konditionierbarkeit verwendet Rheinmetall Automotive Pouchzellen für die Akku-mulatoren seines Kompetenzträgers. Darüber hinaus existieren aber auch Konzepte mit zylindrischen oder prismatischen Zellen, so dass auf kundenspezifische Anforderungen eingegangen werden kann.

Temperierung auch im BatteriepackDamit die Batteriepacks auch hohe Leistungsentnah-men verkraften können und darüber hinaus für eine wärmeintensive Schnellladung geeignet sind, wurden sie mit einer kühlmitteldurchströmten Bodenkühlung versehen, in die auch die Fertigungskompetenz des Zu-lieferers im Aluminium-Druckguss eingeflossen ist. Eine elektrische Kühlmittelpumpe führt das Kühlmittel in einen Wärmetauscher. In Verbindung mit der ebenfalls

entwickelten Wärmepumpe kann eine Rekuperierung erfolgen oder die Energie zum Heizen oder Kühlen des Innenraums genutzt werden. Außerdem ist bei Niedrig-temperaturen eine Temperierung zur Vermeidung von Schäden an der Batterie möglich.

Unterflur-Batteriepack mit besonderem Schutz Die für diese Einsätze von Rheinmetall Automotive entwickelten Batteriegehäuse bestehen in ihrer Grund-struktur aus Aluminium, welches durch eine aufgesetz-te Faserverbundstruktur zusätzlich vor Beschädigungen geschützt werden kann. Die entsprechende Faser wird von einem auf Schutzanwendungen spezialisierten Schwesterunternehmen innerhalb der Rheinmetall Group geliefert.

Kompetenzträger mit SystemansatzDas Batteriepack des Kompetenzträgers von Rhein metall Automotive auf Basis eines Fiat 500 (s. Titelmotiv) ist mit einer Speicherkapazität von nominell 29 kWh ausgestat-tet. In Verbindung mit dem neuen Elektroantrieb erreicht das Fahrzeug damit eine Spitzengeschwindigkeit von 135 km/h und erzielt eine Reichweite von bis zu 275 Kilo-metern. Diese Kennwerte werden erzielt, ohne die vom Serienfahrzeug bekannte Nutzfläche bei Kofferraum oder Fahrgastzelle einzuschränken. Rheinmetall Automotive versteht diese an zukünftigen Elektrofahrzeugkonzepten ausgerichtete Konfiguration als Beispiel für ein mög-liches Serienkonzept, wobei gemäß Kundenwunsch selbstverständlich auch andere Konstellationen realisiert werden können.

WIR WOLLEN NICHT IN DIE ZELLENTECHNIK EINSTEIGEN

14 HEARTBEAT 02|2017

90

275

KW leistet der Antrieb von

Rheinmetall Automotive.

KMweit kann der Kom-

petenzträger mit dem Batteriepack fahren.

SCHNELLLADUNGDank der kühlmitteldurch-

strömten Bodenkühlung ist das Batteriepack für wärmeintensive

Schnellladung geeignet.

AUF EINEN BLICK

Der Elektroantrieb und das Unterflur-Batteriepack zeichnen sich durch eine Vielzahl innovativer Merk male aus. Beide Systeme werden derzeit in den Kompetenz-

träger von Rheinmetall Automotive integriert.

29KWH

beträgt die nominelle Speicher-kapazität des im Kompetenz-

träger verbauten Batteriepacks.

MODULARES DESIGN

Das modulare Design er-laubt eine hohe Flexibilität

in der Anwendung.

FASERVERBUND-STRUKTUR

Die aufgesetzte Faserverbund-struktur schützt das Batterie gehäuse

zusätzlich vor Beschädigungen.

15

Bereits heute ist – gemessen an den absoluten Zahlen – das Reich der Mitte der wichtigste Markt für Fahrzeuge mit neuen Antriebsformen, sogenannte New Energy Vehicles (NEV). Die Regierung in Peking versteht darunter E-Autos, Plug-in-Hybride und Brennstoffzellen-Autos, wobei Letztere derzeit (noch) keine Rolle spielen.

NEV auf der Überholspur417.000 E-Autos wurden 2016 in China produziert. Deutschland liegt mit rund 200.000 Fahrzeugen auf Platz zwei, die USA mit 148.000 auf Rang drei. Noch viel deut-licher ist China bei den Zulassungen vorne: 409.000 reine E-Fahrzeuge plus 98.000

China wird zum globalen Leitmarkt für elektrisch betriebene Fahrzeuge.

Die Regierung in Peking setzt dabei auf ambitionierte gesetzliche Quoten,

massive Förderung und den konsequenten Ausbau der Infrastruktur, um

der E-Mobilität im Land zum endgültigen Durchbruch zu verhelfen.

// E-MOBILITY PER GESETZ

Die weltweite Autobranche schaut auf China

Megacities leiden unter der hohen Abgas-belastung; die Umstellung auf E-Busse ist ein effizientes Mittel, um die Luftqualität zu verbessern.

Incentives und InfrastrukturAuch bei den Pkw greift der Staat lenkend ein. Zum einen wird der Kauf von E-Autos und Plug-in-Hybriden finanziell auf vielfäl-tige Art und Weise gefördert, zum anderen bekommen Fahrzeuge mit alternativem An-trieb in den Ballungsräumen viel schneller eine der begehrten Zulassungen. Last, but not least baut China das Netz an Lade-säulen zügig aus. Neue Gebäude müssen künftig immer über Ladestationen für

Plug-in-Hybrid-Modelle wurden im vergan-genen Jahr in China verkauft, davon 336.000 Pkw und 171.000 Nutzfahrzeuge. Zum Ver-gleich: In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum gerade einmal 11.410 reine Elektro-autos und 13.744 Plug-in-Hybride.

Von den 171.000 Nutzfahrzeugen sind allei-ne 115.000 elektrisch angetriebene Busse, ein Beispiel für die von oben verordnete „E-volution“ in China. Denn immer mehr öffentliche Verkehrsbetriebe rüsten ihren Fuhrpark auf emissionsfreie Fahrzeuge um. Damit folgen sie der Linie der Parteiführung in Peking, die dringenden Handlungsbedarf in den urbanen Zentren erkannt hat: Viele

16 HEARTBEAT 02|2017

TECHNOLOGIE

Elektrofahrzeuge verfügen. Zehn Prozent der bereits bestehenden Parkplätze werden nachträglich für das elektrische Aufladen umgerüstet. So sollen bis 2020 nicht weni-ger als 4,8 Millionen Ladestationen in der Volksrepublik entstehen.

Der Anteil von E-Autos wird in Zukunft noch deutlich weiter ansteigen. Die Zentralregie-rung hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: 2020 sollen zwei Millionen NEV in China gebaut werden, bis 2025 sollen bereits 15 bis 20 Prozent der verkauften Neuwagen E-Fahrzeuge oder Plug-in-Hybride sein. Bis 2030 soll der Anteil sogar auf 40 bis 50 Pro-zent steigen. Dass Peking Ernst macht mit seinem Plan, daran kann es keinen Zweifel geben. Der erste große Schritt kommt – so sieht es zumindest derzeit aus – schon 2018: Im Juni 2017 verabschiedete die Zentralregierung ein Gesetz, das Autobauer ab dem kommenden Jahr verpflichtet, dass acht Prozent ihrer verkauften Fahrzeuge rein elektrisch fahren oder Plug-in-Hybride sein müssen. Diese Regel gilt für alle Her-steller mit einem Produktionsvolumen von mehr als 50.000 Einheiten pro Jahr. Trotz politischer Gegenwehr aus Deutschland hält Peking an diesem Gesetz fest.

Die staatlichen Maßnahmen betreffen auch die Struktur der Industrie. Neue Fahrzeughersteller bekommen nach einem Beschluss des Staatsrates vom Oktober 2016 nur dann problemlos eine Zulassung, wenn sie in der Lage sind, Elektrofahrzeuge zu produzieren. Diese Produktionslizenzen

gelten nur für NEV und werden im be-schleunigten Verfahren erteilt. Im Mai 2017 wurde beispielsweise einem Joint Venture zwischen VW und der Anhui Jiang huai Auto-mobile Company eine solche Lizenz erteilt.

Rheinmetall Automotive optimistisch„Das umfangreiche Maßnahmenbündel der chinesischen Regierung wird in Verbindung mit neuen Angebotsformen den Markt für Elektrofahrzeuge weiter befeuern und die Vorreiterrolle Chinas als wichtigsten Auto-mobilmarkt der Welt weiter untermauern“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Horst Binnig von Rheinmetall Automotive. Die Neckarsulmer sehen sich angesichts dieser veränderten Rahmenbedingungen derweil gut gerüstet. Das Unternehmen ist seit über 20 Jahren vor Ort und erwirtschaftet mittlerweile mit 5.000 Beschäftigten einen Umsatz von knapp einer Milliarde Euro. Rheinmetall Automotive ist mit insgesamt zehn Unternehmen in China vertreten: drei 50 : 50- Joint-Ventures, zwei Mehrheits-Joint-Ventures sowie vier hundertprozentige Tochtergesellschaften und ein Minderheits-Joint-Venture für Kolbenringe.

Von elektrifizierten Komponenten für Hybridantriebe, beispielsweise regelbaren Nebenaggregaten oder Pumpen, über den Bereich Leichtbau bis hin zu Produkten für reine Elektromobile erstreckt sich die Produktpalette von Rheinmetall Automo-tive. Dazu zählen auch Batterieträger für Elektrofahrzeuge oder Spezialgehäuse für komplette Elektromotoren, die von Rhein-metall Automotive künftig vor Ort speziell für den chinesischen Markt gefertigt werden. Auch der Range Extender REx und die neue Wärmepumpe bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten in Elektrofahrzeugen (siehe den Fokusbeitrag ab Seite 10).

Mehr Informationen über Rheinmetall Automotive in China finden Sie unter: cn.rheinmetall-automotive.com

Auch chinesische Polizeibehörden setzen vermehrt auf elektrische Fahrzeuge.

PRODUKTION VON E-AUTOS 2016

ANTEIL VON NEW ENERGY VEHICLES BEI NEUWAGEN IN

CHINA (ZIELSETZUNG DER

ZENTRALREGIERUNG)

CHINA 409.000

DEUTSCHLAND 200.000

USA 148.000

2025 15–20%

2030 40–50%

17

// GESCHWEISST IN SCHMIEDEQUALITÄT

Der Kolbenschmidt-Standort Neckarsulm ist das Leitwerk für

Stahlkolben innerhalb des Konzerns. In der hochmodernen Vorbe-

arbeitungslinie für Nkw-Stahlkolben setzt Rheinmetall Automotive

auf eine innovative Technologie: das Rotationsreibschweißen.

Seit August 2015 bündelt die Vor-bearbeitungslinie alle dem Schmieden nachgelagerten Arbeitsschritte unter einem Dach. Dadurch wurde nicht nur die Ferti-gungstiefe in Neckarsulm erhöht, sondern auch die Position des Standorts als welt-weites Leitwerk für Stahlkolben gefestigt. Ein Highlight der Linie ist die Rotationsreib-schweißzelle.

Reibungshitze statt LichtbogenUnd so funktioniert das Verfahren, genau-er gesagt die hier eingesetzte Variante Schwungrad-Reibschweißen: Zunächst werden Ober- und Unterteil der Stahl-kolben zerspant. Eines der beiden Teile wird stationär, das Gegenstück an einem Schwungrad befestigt. Das Schwungrad beschleunigt dann stark, bis es eine vorab definierte Geschwindigkeit erreicht. Das rotierende Teil wird anschließend gegen das unbewegliche Teil gepresst. Die dabei entstehende Reibung bremst das Schwung-rad ab und verwandelt gleichzeitig die Be-wegungsenergie in Hitze. Diese ist so stark, dass sie die sich berührenden Flächen der zwei Teile erweicht. In diesem Zustand können sich die beiden Werkstücke fest miteinander verbinden. Zum Einsatz kommt das Schwungrad-Reibschweiß-Verfahren

Die Reibungshitze macht das Metall so weich, dass sich die Werkstücke mitein-ander verbinden.

Moderne Rotationsreibschweißzelle in Neckarsulm

18 HEARTBEAT 02|2017

TECHNOLOGIE

– neben dem Automotive-Bereich – in der Flugzeug- und Raumfahrttechnik.

Flexible ZelleDie Anlage in Neckarsulm wird aktuell ausschließlich zur Herstellung von Stahl-kolben verwendet und ist auch speziell hierfür ausgelegt. Die Reibschweißzelle ist flexibel, was Größe und Design der Kolben betrifft: Es besteht die Möglichkeit, Kolben mit einem Durchmesser von 80 bis 200 Millimeter zu schweißen. Die Zelle hat sich auch bei der Verschweißung verschie-dener Stahlsorten, z. B. Inconel-Stahl mit Ver gütungsstahl, gut bewährt.

Das Verfahren bringt viele Vorteile gegen-über herkömmlichen Schweißverfahren mit sich – sowohl im Produktionsablauf als auch bei der Qualität. So sind zum Bei-spiel die Schweißzeiten sehr kurz. „Alle 60 Sekunden kann in der neuen Reib-schweißzelle ein Nkw-Kolben verschweißt werden“, erklärt Projektleiter Christian Schaller. Weil das Material dabei nur er-wärmt und nicht geschmolzen wird, ist zudem die thermische Werkstoffbelastung gering, was sich in einer hervorragenden

Qualität der Verbindung zeigt. „Das Grund-material wird nicht aufgeschmolzen, daher besteht keine Gefahr von Porenbildung, Erstarrungsdefekten wie Gasporositäten, Seigerungen, also ungewollte Entmischun-gen, oder Schlacke-Einschlüssen“, zeigt Schaller weitere Pluspunkte auf. „Die Quali-tät ist auf dem gleichen Niveau wie beim Schmieden.“

Keine EmissionenAuch die Mitarbeiter wissen das Schwung-rad-Reibschweißen zu schätzen, wenn sie sich in der Nähe der weitgehend automatisierten Schweißzelle aufhalten: Das Verfahren benötigt in der Regel kein zusätzliches Schweißgut oder -gas und es entstehen keine belastenden Emissionen wie Strahlung, Spritzer oder Rauch. „Es ist keine Absaugung erforderlich, weil keinerlei Gefahr durch Schadstoffe für die Mitarbeiter besteht“, erklärt Schaller. „Das Reibschweißen kommt ohne Lichtbogen oder Laserstrahl aus, somit ist jedes Risiko von optischer Strahlung ausgeschlossen. Das erleichtert nicht nur den Einblick in den Prozess, sondern verhindert auch mögliche Berührungsängste.“

Christian Schaller mit reibgeschweißten Stahlkolbenteilen.

Die Prozesse in der Schweiß-zelle laufen weitestgehend automatisiert ab.

60

80–200

270.000

SEKUNDENBENÖTIGT EIN

SCHWEISSVORGANG

MILLIMETERIST DER DURCH-MESSERBEREICH DER VERARBEITE-TEN STAHLKOLBEN

NKW-STAHLKOLBEN KÖNNEN JÄHRLICH AUF

DER NEUEN LINIE IN NECKARSULM PRODU-

ZIERT WERDEN

19

// IKONEN IN SCHWARZ

Back in Black: Auch die nächste Generation der London-Taxis wird wieder größtenteils schwarz lackiert.

Modernste Technik im Retro-Look

TECHNOLOGIE

20 HEARTBEAT 02|2017

Sie sind Wahrzeichen der britischen Hauptstadt,

wie Tower Bridge, Big Ben oder die roten

Doppeldeckerbusse: die charakteristischen

„Black Cabs“. Einheimische und Touristen

nutzen dieses Transportmittel 300.000 Mal pro

Tag, um im Straßengewirr der pulsierenden

Metropole ans Ziel zu kommen. Hersteller ist

LEVC – ein Unternehmen, das nur Taxis produziert.

Demnächst sogar ein Modell mit Elektroantrieb.

Rund 20.000 der rollenden Klassiker sind derzeit in London unterwegs. Nicht nur das aktuelle Modell TX4, sondern auch viele ältere Versionen – ein Zeichen für das robuste Design, das die Londoner Taxis auszeichnet. Die schwarzen „Cabs“ wirken mit ihrem markanten Kühlergrill, den runden Frontscheinwerfern und der spitz

zulaufenden Schnauze etwas aus der Zeit gefallen. Deutlich ist im Design das Erbgut des berühmten Ahnen zu erkennen – die Rede ist vom Austin FX4, der optisch bei-nahe unverändert von 1958 bis 1997 ge-baut wurde. Gerade das ist aber ein Grund, warum die traditionsbewussten Engländer ihre Taxis auch heute noch so lieben. Dem Retro-Look zum Trotz verbaut die

London Electric Vehicle Company (LEVC), die bis Juli 2017 als London Taxi Company firmierte, moderne Technik. Kein Wunder – schließlich ist die aktuelle Generation der „Black Cabs“ eine Neuentwicklung von 2007, die beständig weiterentwickelt wird.

Wendiger als ein PoloDie Stärke des Konzeptes liegt in den Details. Von Anfang an wurde das Fahrzeug als Taxi konzipiert, was sich in vielen ein-maligen Designmerkmalen manifestiert. Da wäre zum Beispiel der kleine Wendekreis: Nur rund acht Meter benötigt das „Black Cab“, um auf der Straße zu wenden; das sind zwei Meter weniger als beim aktuellen VW Polo.

Viel Komfort Serienmäßig finden fünf Personen im ab-getrennten Passagierabteil Platz. Der Bei-fahrerbereich – in Großbritannien natürlich auf der linken Seite – ist hingegen ohne Sitz. Hier wird das Gepäck der Passagie-re verstaut. Vorbildlich ist der Wagen in

NUR RUND ACHT METER WENDEKREIS – WENIGER ALS BEIM AKTUELLEN POLO

21

Sachen Komfort für alte Menschen und Behinderte: Dazu gehören ein Sitz, der bei offener Tür in Richtung Bürgersteig herausgeklappt werden kann, sowie eine serien mäßige Roll stuhlrampe. Doch nicht nur an die Passagiere, auch an den Fahrer hat LEVC gedacht. Das Taxi verfügt über ein besonderes Sicherheitsmerkmal: So-lange der Fahrer die Bremse tritt, lassen sich die Fond-Türen nicht öffnen. Damit ist es unmöglich zu verschwinden, ohne zu bezahlen.

Emissionsfreie ZukunftBei LEVC weiß man bei aller Tradition, wie wichtig es ist, mit der Zeit zu gehen. Die nächste Generation der Taxis, der TX5, wird deshalb elektrisch angetrieben. Zum einen folgt LEVC damit dem grundsätz-lichen Trend hin zur Nachhaltigkeit. Zum anderen gibt es im Fall von London auch einen ganz besonderen Grund: Fast das gesamte Stadtgebiet ist seit 2008 eine „Low Emission Zone“, in der bereits heute

AB 2018 WERDEN KEINE TAXIS MIT DIESELANTRIEB MEHR LIZENZIERT

Ob in schmalen Gassen oder vor edlen Hotels – die neuen elektrischen „Black Cabs“ machen überall eine gute Figur.

Nicht jeder kann in London eine der begehrten Taxi-Lizenzen, die soge-nannte Green Badge, bekommen. Die Anforderungen an Bewerber sind mit die strengsten der Welt.

Mindestalter: Ein Bewerber muss mindestens 21 Jahre alt sein. Ein Maximalalter ist hingegen nicht festgelegt.

Charakter: Jeder Bewerber muss eventuelle Vorstrafen angeben, je nach Schwere des Delikts schließt das eine Eignung als Taxifahrer aus. Falls er etwas verschweigt, wird er sofort vom Bewerbungsverfahren ausgeschlossen.

Mentale und körperliche Gesund-heit: Der Bewerber darf beispiels-weise nicht an Herzkrankheiten, psychischen Störungen oder Nervenkrankheiten leiden.

„The Knowledge“: Die größte Hürde ist es, diesen Test zu be-stehen. Dazu muss ein Bewerber sein Wissen über 320 Routen in einem Sechs-Meilen-Radius rund um Charing Cross beweisen. Diese umfassen rund 25.000 Straßen und 20.000 markante Punkte. Die meisten Fahrer benötigen zwischen zwei und vier Jahren Vorbereitung bis zur erfolgreichen Prüfung.

WIE BEKOMME ICH DIE „GREEN BADGE“?

22 HEARTBEAT 02|2017

strenge Bedingungen für den Betrieb von Fahrzeugen gelten. 2020 wird der Innen-stadtbereich, der von der Victoria Station im Westen bis zur Tower Bridge im Osten reicht, sogar zur „Ultra Low Emission Zone“ mit noch höheren Anforderungen an die Emissionsfreiheit erklärt. Das hat für die Taxibranche bereits im kommen-den Jahr massive Auswirkungen: Ab dem 1. Januar 2018 werden in London keine Taxis mit Dieselantrieb mehr lizenziert. Die Fahrzeuge müssen in der Lage sein, mindestens 48 Kilometer am Stück emis-sionsfrei zurückzulegen. Insgesamt dürfen sie maximal 50 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen.

Revolution unter der HaubeGenau diese Anforderungen erfüllt der TX5. Der E-Motor des LEVC-Schwester-unternehmens Volvo ist vom Twin-Engine-T8-Modell abgeleitet, das bereits im Volvo XC90 seinen Dienst verrichtet. Die genaue Leistung ist noch nicht bekannt, aber sie reicht aus, um den TX5 auf 130 km/h zu beschleunigen. Die Lithiumionenbatterie erlaubt eine rein elektrische Fahrt von über 160 Kilometern. Kommt der Akku an seine Grenzen, springt ein Drei-Zylinder-Range-Extender ein. Mit dem 82-PS-Benziner von Volvo erhöht sich die Reichweite auf mehr

Die harten Tests des neuen Modells fan-den unter verschie-

densten klimatischen Bedingungen statt.

THE LONDON ELECTRIC

VEHICLE COMPANY

1899 wurde die heutige LEVC als London Taxi Company Ltd. gegründet und war von Beginn an ausschließlich in der Entwicklung und Produktion von Taxis tätig. Das Unternehmen ist seit 2013 eine 100-prozentige Tochter-gesellschaft der chinesischen Zhejiang Geely Holding. Der Hersteller befindet sich auf der Erfolgsspur, wie das neue Werk in Ansty zeigt. Seit Juli 2017 firmiert das Unternehmen als London Electric Vehicle Company – ein klares Bekenntnis zur Elektro-mobilität.

Weitere Infos www.theelectrictaxi.co.uk und www.tiny.cc/taxis-minicabs

als 640 Kilometer. Rheinmetall Automotive liefert mehrere Komponenten für diese Fahrzeuge. Über Details und technische Hintergründe berichten wir ausführlich in unserer nächsten Ausgabe.

Erstes reines E-Auto-Werk in EuropaDer Stromer kommt aus einer brandneuen Fabrik in Ansty nahe Coventry, die im März 2017 den Betrieb aufgenommen hat. Das Werk ist nicht nur die erste neue Autofabrik in Großbritannien seit rund zehn Jahren, sondern auch die erste in Europa, in der nur Elektrofahrzeuge gebaut werden. Der Mutterkonzern von LEVC, die chinesische Geely-Gruppe, hat dafür über 300 Millio-nen Pfund in den Midlands investiert. Die Kapazität des Werks liegt bei mehr als 20.000 Fahrzeugen im Jahr, über 1.000 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen. Für Ende 2017 ist der Marktstart des TX5 in Groß-britannien geplant, 2018 im Rest der Welt. Doch während beim Innenleben neue Wege eingeschlagen werden, sind die optischen Änderungen moderat. Ein „Black Cab“ soll eben auch in Zukunft ein „Black Cab“ bleiben!

23

// FAHREN MIT BLAULICHT

So realitätsnah wie möglich: Software-Ingenieur Peter Hürzeler probt eine Einsatzfahrt im Simu-lator von Rheinmetall Swiss SIMTEC.

Einsatzkräfte üben Extremsituationen

24 HEARTBEAT 02|2017

RHEINMETALL GROUP

Die Häuserwände reflektieren das

rhythmische Aufblitzen des Blaulichtes

in der Dämmerung. Derweil lässt der

Regen laut platzende Kreise auf die

Windschutzscheibe des Rettungswagens

niederprasseln, nur unterbrochen von dem

durchdringenden Signal des Martinshorns.

Über Funk bestätigt die Leitzentrale noch einmal den Einsatzort. In seinem Lenkrad spürt der Fahrer dabei das Kopfsteinpflaster, das sein Rettungswagen gerade kreuzt, und fühlt die Erschütterungen auch in seinem Fahrersitz. Er folgt instinktiv Wankbewegungen seines Fahrzeugs, das er gerade schneller als normal in Richtung der Züricher Innenstadt zum gemeldeten Unfallpunkt steuert. Er schaut in den Rückspiegel, ob er nach dem gerade überholten Motorroller wieder einscheren kann. Das Schild „Achtung Schule“ sieht er noch im Augenwinkel, als plötzlich unvermittelt hinter einem parkenden Wagen ein Kind auf die durch den Regen glitschige Fahrbahn springt.

Eine Situation, die niemand erleben möchte, und die auch erfahrene Rettungswagenfahrer ins Schwitzen bringt. Eine Situation, bei der jeder froh ist, wenn sie nur in einem Simulator zur Übung gefahren wurde, ohne dass irgendjemand dabei zu Schaden gekom-men ist. „Da das Trainieren von Rettungsfahrten unter Blaulicht nicht nur in der Schweiz generell verboten ist, besteht für die Einsatzkräfte von Polizei, Krankenwagen oder Feuerwehr nur die Möglichkeit, das Verhalten in kritischen Situationen auf einem Simulator zu üben“,

erläutert Johann Walther, seit Jahresbeginn Geschäfts-führer der Rheinmetall Swiss SIMTEC AG im schwei-zerischen Thun. Sein Unternehmen ist innerhalb des Technologiekonzerns Rheinmetall unter anderem auf diese Form von Trainingssimulatoren spezialisiert.

Technisch die Nase vornMittlerweile machen die speziellen Blaulichtsimulato-ren ungefähr 20 Prozent seines Jahresumsatzes aus. Dabei ist eine möglichst große Realitätsnähe entschei-dend für den Übungserfolg, weiß Walther: „Die Echtheit der Darstellung in den Simulatoren begeistert unsere Kunden immer wieder.“ Seine knapp 180.000 Euro kostenden Geräte verfügen im Gegensatz zu Wettbe-werbssystemen über höchstauflösende 4K-Bildschirme. Sie sind gewissermaßen die Windschutzscheibe des Einsatzfahrzeugs, die wenn gewünscht auch einmal beschlagen kann, um die Übung zu erschweren. Die gesamte Fahrerkabine steht zudem auf in sechs Rich-tungen steuerbaren Servomotoren. Direkte Erschütte-rungen werden über den Sitz an den Fahrer weiterge-meldet. Die Simulatoren sind mit einer sehr komplexen, gemeinsam mit der Muttergesellschaft in Bremen entwickelten Software ausgestattet, die – ob nun in einem Polizeiauto, Krankenwagen oder Löschfahrzeug – nahezu jede denkbare Einsatzsituation simulieren und damit üben lässt.

Reh von rechtsGanz egal wie der Straßenzustand, die Witterung, der Einsatzort oder die Gefahrensituation sein sollen: Vom geschilderten Stadtszenario über den unerwarteten Wildwechsel auf vereister Landstraße bis zum mit mehreren Fahrzeugen verfolgten Amokfahrer auf der Autobahn lässt sich nahezu jede mögliche Einsatz- und Gefahrensituation trainieren. Ganz realitätsnah zählen dazu auch immer häufiger eine fehlende Rettungsgasse oder durch das herannahende Blaulichtfahrzeug über-forderte Verkehrsteilnehmer.

Eye-Tracker sieht allesDie Probanden im Fahrersitz werden dabei durchaus an ihre Grenzen gebracht, denn beispielsweise auch bei der Verfolgung eines potenziellen Straftäters unter Blaulicht müssen Polizisten sich permanent die Ver-hältnismäßigkeit ihres Handelns vergegenwärtigen und entsprechend entscheiden. Kein Wunder, dass schnell so mancher Schweißtropfen von der Stirn der Übungs-fahrer perlt, während ein modernes Eye-Tracker-System ganz ohne Helm oder Brille die fixierten Punkte in Rückspiegel oder Fahrtrichtung registriert und an den Bildschirm des Übungsleiters weitergibt. Übung macht halt auch beim Fahren unter Blaulicht den Meister.

DAS TRAINIEREN VON RETTUNGSFAHRTEN UNTER BLAULICHT IST NICHT NUR IN DER SCHWEIZ GENERELL VERBOTEN.

Johann Walther, Geschäftsführer der Rheinmetall Swiss SIMTEC AG

25

Wir leben in einer Zeit einschneidender Veränderungen und weltweiter

Herausforderungen. Die Zunahme geopolitischer und ökonomischer

Unsicherheiten, demografische Faktoren, veränderte gesellschaftliche Werte,

die Ressourcenknappheit, der Klimawandel sowie neue Mobilitätskonzepte und

Produktionsmaximen wie Industrie 4.0 sind dabei nur einige Stichworte. Das

Interesse der Öffentlichkeit an Nachhaltigkeit sowie Umwelt- und Naturschutz

steigt. Immer intensiver wird dabei auch von Unternehmen gefordert, einen

Beitrag zu einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung zu leisten.

MENSCHEN

// VERANTWORTUNG FÜR DIE ZUKUNFT

Bericht zur Corporate Social Responsibility veröffentlicht

26 HEARTBEAT 02|2017

CORPORATE RESPONSIBILITY

CORPORATE GOVERNANCE

ÖKONOMISCHEVERANTWORTUNG

ÖKOLOGISCHEVERANTWORTUNG

SOZIALEVERANTWORTUNG

CORPORATE CITIZENSHIP

CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY

ihrer Geschäftstätigkeit auf die Gesell-schaft. Dies beinhaltet ökonomische, ökolo-gische und soziale Aspekte. Konkret geht es beispielsweise um faire Geschäftsprak-tiken, eine mitarbeiterorientierte Personal-politik, den sparsamen Einsatz von natür-lichen Ressourcen, den Schutz von Klima, Natur und Umwelt, ein ernst gemeintes soziales und gesellschaftliches Engagement vor Ort und die Übernahme von Verantwor-tung gerade auch in der Lieferkette.

// War das Neuland für das Unternehmen?Ursula Pohen: Nein, in der Rheinmetall Group ist Nachhaltigkeit nichts Neues und kein „Buzz Word“, sondern schon seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Der Vorstand bekennt sich zu einer ganzheitlichen, transparenten, auf langfristigen wirtschaftlichen Erfolg ausgelegten Unternehmensführung, die neben ökologischen eben auch soziale und Corporate-Governance-Aspekte in die Ge-schäftstätigkeit integriert. Verantwortung zu übernehmen, war dabei schon immer selbstverständlich.

// Jetzt ist der erste Nachhaltigkeits-bericht erschienen. Was war ausschlag-gebend dafür?Ursula Pohen: Rheinmetall berichtet schon seit 2011 im Geschäftsbericht und auf seiner Website über CSR. Die inhalt-lichen und strukturellen Anforderungen an die Berichterstattung zu Nachhaltigkeits-themen sind in den vergangenen Jahren jedoch deutlich gestiegen. Ein Trend, der sich nicht nur durch nationale Initiativen, internationale Standards und CSR-Indi-zes, sondern auch durch Gesetzgebungen verstärkt. In Deutschland werden durch das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz

Die Unternehmen der Rheinmetall Group engagieren sich auf vielfältige Weise für Umwelt und Gesellschaft und kürzlich erschien auch der erste Bericht zur Corpo-rate Social Responsibility (CSR). Warum dieser Bereich in der Gruppe einen hohen Stellenwert hat, erklären im Interview Ursula Pohen, verantwortlich für CSR auf Konzern-ebene sowie im Unternehmensbereich Defence, und Annemarie Köhler, die CSR bei Rheinmetall Automotive verantwortet.

// Zunächst eine grundsätzliche Frage: Was versteht man unter Corporate Social Responsibility? Ursula Pohen: Corporate Social Responsi-bility, kurz CSR, umfasst die Verantwortung von Unternehmen für die Auswirkungen

27

* Alle Beispielzahlen beziehen sich auf das Geschäftsjahr 2016.

bestimmte große kapitalmarktorientierte Unternehmen sowie große Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen beginnend mit dem Geschäfts jahr 2017 verpflichtet, über wesentliche nichtfinanzielle Aspekte zu berichten. Die Berichterstattung umfasst dabei mindestens Angaben zu Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelangen, zur Ach-tung der Menschenrechte und zur Bekämp-fung von Korruption und Bestechung.

Annemarie Köhler: Unsere Stakeholder, dazu zählen Aktionäre, Kunden, Mitarbeiter, Bewerber, Investoren, Lieferanten, Analys-ten, Kreditgeber, Medien sowie die lokalen Communities an unseren Standorten und natürlich die Öffentlichkeit im Allgemeinen, erwarten transparente, aussagekräfti-ge und nachvollziehbare Informationen darüber, wie unsere Unternehmensgruppe mit ihrer gesellschaftlichen Verantwortung umgeht. Was wir tun, wie und warum. Mit dem CSR-Bericht, der sich am international führenden Standard der Global Reporting Initiative in der Version 4.0 orientiert, stellen wir in einer Tour d’Horizon viele Beispiele für verantwortungsvolles Handeln quer durch die Gruppe vor.

// Gab es, von der Gesetzgebung einmal abgesehen, noch weitere Gründe für die Veröffentlichung?Annemarie Köhler: Als im deutschen Börsenindex MDax gelistetes Unternehmen stehen wir natürlich in der Öffentlichkeit. Aber auch Kunden und Geschäftspartner benötigen von uns detaillierte Informa-tionen zu Organisation, Strukturen und Vorgehensweisen im Bereich CSR. Vor allem die umfassende Evaluierung der Lieferkette im Hinblick auf Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards entlang der gesamten Wertschöpfungskette muss sichergestellt sein. Für Rheinmetall Automotive beispiels-weise sind die Leitprinzipien der Industrie-standards von AIAG und der European Automotive Working Group on Supply Chain Sustainability in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Alle bedeutenden Hersteller arbeiten daran, diese Standards zu erfüllen und entlang der Lieferkette weiterzugeben.

Ursula Pohen: Hinzu kommt, dass auch Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Menschen-rechtsaspekte vermehrt in Entschei-dungsfindungsprozesse von Investoren

Rheinmetall Automotive fördert die Formula Student – und damit den Weg hin zu einer nach-haltigen Mobilität.

50.000KWH EINSPARUNG

DURCH LED- BELEUCHTUNG AM

STANDORT TRITTAU

300.000KWH EINSPARUNG

AM STANDORT BREMEN

280.000*

LITER HEIZÖL EINGE-SPART AM STANDORT

UNTERLÜSS

28 HEARTBEAT 02|2017

einfließen. Ratingagenturen bewerten insofern auch Rheinmetall auf Compliance-, Cor porate Governance-, HR- und Umwelt-aspekte. Mit dem für den CSR-Bericht strukturiert aufbereiteten Datenmaterial können wir Anfragen nun umfassender und ausführlicher beantworten. Wir haben hier die Chance, in den Ratings besser abzu-schneiden. Zudem können wir dadurch unsere CSR-Aktivitäten noch gezielter wei-terentwickeln, konzernweit Kampagnen zu einzelnen Themenkomplexen starten und unsere Ziele leichter planen.

// Welche Themen, glauben Sie, überra-schen den Leser des CSR-Berichts?Ursula Pohen: Viele ökologische und gesellschaftliche Aspekte unserer Nach-haltigkeitsaktivitäten sind in der Öffent-lichkeit wenig bekannt oder werden nicht unbedingt mit uns in Verbindung gebracht. Hierzu zählt neben dem Engagement für den Natur- und Tierschutz auf Werksge-länden in Deutschland, der Schweiz und Südafrika beispielsweise die Schaffung von 100 Ausbildungs- und Praktikumsplätzen als Integrationshilfe für nach Deutschland gekommene Flüchtlinge. Und auch ganze städtebauliche Stadtteilentwicklungen in Düsseldorf und Hamburg gehören dazu.

// Wie ist das Thema Nachhaltigkeit in der Unternehmensorganisation verankert?Annemarie Köhler: Zunächst einmal ist das Thema Nachhaltigkeit direkt dem Zuständigkeitsbereich des Vorstandsvor-sitzenden der Rheinmetall AG zugeord-net. Im Jahr 2014 haben wir aufgrund der fortschreitenden Entwicklungen in diesem Sektor den Bereich neu strukturiert. Das Corporate Responsibility Panel, in dem Führungskräfte aller Divisionen sowie der

N A C H H A LT I G K E I T S B E R I C H T 2017

Managementholding vertreten sind, treibt den Ausbau der Nachhaltigkeitsaktivitäten voran. Die Themenfelder bilden Corporate Govern ance, Corporate Citizenship sowie Corporate Social Responsibility mit den Schwerpunkten ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung.

// Gilt das auch im Bereich Produktion?Annemarie Köhler: Absolut. Der schonen-de Umgang mit natürlichen Ressourcen wird bei uns als integraler Bestandteil des Managementsystems verstanden. Der über-legte Umgang mit Material, Energie, Wasser und Abfällen sowie die Vermeidung schäd-licher Auswirkungen auf die Umwelt in den Geschäfts- und Produktionsprozessen ge-hören zu den zentralen unternehmerischen Handlungsgrundlagen der Gesellschaften. Dadurch wird nicht nur die Umwelt ge-schont, sondern zugleich können so auch Kosten verringert werden. Außerdem sind aktuell 40 Gesellschaften und Standorte gemäß ISO 14001 und 14 laut ISO 50001 sowie acht nach OHSAS 18001 zertifiziert – Tendenz steigend.

// Welche Nachhaltigkeitsaktivitäten sind aus Ihrer Sicht für die Mitarbeiter der Rheinmetall Group wichtig?Annemarie Köhler: Ich denke, dass die vielfältigen Weiterbildungsprogramme, die zahlreichen Angebote in Richtung Work-Life-Balance und die häufigen Ver-anstaltungen im Rahmen des Gesundheits-managements bei unseren Kolleginnen und Kollegen sehr gut ankommen. Positiv bewertet wird zudem das Engagement der Rheinmetall Group in den Bereichen Wis-senschaft, Bildung, Sport und bei regiona-len Hilfsprojekten.

Ursula Pohen, CSR-Verantwort-liche, Rheinmetall Group und Rheinmetall Defence.

Annemarie Köhler, CSR- Verantwortliche, Rheinmetall Automotive.

NACHHALTIGKEITS BERICHT 2017

Der Nachhaltigkeitsbericht doku-mentiert die Verantwortung der Rheinmetall Group in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht.

Den vollständigen Nachhaltigkeits-bericht gibt es hier als Download: www.rheinmetall-automotive.com/unternehmen/informationsmaterial/nachhaltigkeitsbericht

8.700BÄUME STIFTETE

KS KOLBENSCHMIDT MIT PARTNERN AM

STANDORT ODESSA, BRASILIEN

5.000M3 WASSEREIN-

SPARUNG AM STANDORT

NECKARSULM

29

// FRÜH ÜBT SICH

Vor dem Start heißt es „volle Konzen-tration“. Also bloß nicht ablenken lassen, auch wenn das SWR-Fernsehen dabei ist.

Auszubildende werden zu Konstrukteuren von E-Fahrzeugen

MENSCHEN

30 HEARTBEAT 02|2017

Rennatmosphäre bei Rheinmetall Automotive.

Der Mitarbeiterparkplatz am Standort

Neckarsulm hat sich über Nacht in ein

kleines Motodrom verwandelt. Schutzzelte

und ein Werkstatttruck säumen die Strecke.

Daneben die Boxenpositionen von fünf

kleinen, aber spurtstarken Elektrofahrzeugen,

an die die jeweiligen Konstrukteure letzte

Hand zur Vorbereitung anlegen.

Start- und Ziellinie und eine Ge-schwindigkeitsmessung prägen das Bild des Beschleunigungsparcours, den es zu meistern gilt. Er wird gesäumt von 280 Auszubildenden des Automobilzulieferers, die ihre jeweiligen Mannschaften lautstark anfeuern, als sich die Starterflagge senkt.

Begonnen hat alles vor gut einem halben Jahr, als das Unternehmen den Wettbe-werb „The Race“ für seine Auszubildenden ausgeschrieben hatte und damit auch für seine jungen Mitarbeiter das Thema neue Antriebstechniken in den Fokus stellte. Deren Aufgabe wurde es, mit einem Budget von jeweils 2.500 Euro in nur wenigen Monaten einen voll funktionsfähigen Renn-wagen mit einem alternativen Antrieb zu entwickeln und zu bauen. Beim mittlerweile zum fünften Mal veranstalteten bundes-weiten Azubitag sollten sie sich dann in einem Beschleunigungsrennen messen.

Diese Challenge zog: Insgesamt fünf Teams der Standorte Berlin, Neckarsulm, Neuss, Papenburg und St. Leon-Rot gingen in das Rennen.

Klares Reglement Die jungen Konstrukteure konnten in dem Projekt ihrer Kreativität freien Lauf lassen, mussten aber präzise Vorgaben in Bezug auf die notwendigen Sicherheitsanforde-rungen beachten. Dabei waren die Form der Karosserie und das verwendete Material frei wählbar. Bei den Abmessungen der Fahrzeuge bestand allerdings eine Größen-beschränkung. Richtlinien gab es auch für das Fahrwerk: Neben einer Boden-platte und Luftbereifung in variabler Größe musste eine Vorderachslenkung verbaut werden. Das obligatorische Bremssystem sollte auch wiederholten Bremsvorgängen standhalten.

Ganz wie im realen Rennbetrieb bestand Helmpflicht. Die Fahrzeuge durften zudem nur maximal 25 km/h schnell sein, was per Geschwindigkeitsanzeigetafel kontrolliert wurde. Hohe Anforderungen galten auch für das Energiespeichersystem, das von seiner Leistung für das gesamte Rennen ausgelegt sein musste, denn es durfte kein Akku- oder Batteriewechsel erfolgen.

Neckarsulms Ausbildungs-leiter Norbert Roth gab das Startsignal für „The Race“.

31

Hohe Anforderungen„Die Herausforderungen in der Planung sind uns natürlich bewusst“, so Werner Böckle, Senior Vice President Human Re-sources bei Rheinmetall Automotive, „aber auf diese Weise lernen unsere Auszubilden-den neben der rein fachlichen Auseinander-setzung mit dem Thema Elektrofahrzeug auch, Verantwortung zu übernehmen, ein Projekt im Team zu bearbeiten und dies termingerecht zum Abschluss zu bringen.“

Die vorgestellten selbst konstruierten Elektrofahrzeuge entstanden anschließend in minutiöser Vorbereitung. Dabei lief auch nicht immer alles glatt, resümiert Robert Hüsken, dualer Student und im Team Nieder rhein zuständig für das Fahrwerk: „Man realisiert erst während der Arbeit, was alles schiefgehen kann, und lernt, wie man mit Leuten gut und effektiv zusammen-arbeitet.“ Für ihn war das Projekt damit eine sinnvolle Erfahrung.

Am Ende waren alle GewinnerDie beim Abschlussrennen von den fünf Teams zu absolvierende Kurzstrecke betrug 100 Meter. An den Endpunkten wurde das Fahrzeug gewendet und es musste ein Fah-rerwechsel erfolgen. Dadurch konnte jedes Teammitglied die Strecke einmal selber durchfahren und das Teamfahrzeug unter ‚Rennbedingungen‘ steuern. Am Ende des Zeitfahrens hatten die Auszubildenden und dual Studierenden von Pierburg in Neuss

die Nase vorn, wobei aber – so die einhelli-ge Meinung – jedes Team von der Challenge profitiert hat. „Unser Vorteil lag auch in einer Konstruktion des Wagens, die ein schnelles Ein- und Aussteigen ermöglich-te“, fasst Simon Rambow zusammen. Der Mechatroniker im zweiten Lehrjahr war für die Antriebsentwicklung beim Team Nieder-rhein verantwortlich. Außerdem erwies sich auch ein intensives Vorbereitungstraining als vorteilhaft und sparte dem Siegerteam wertvolle Sekunden.

In die Ermittlung des Gesamtergebnisses ging allerdings nicht allein der Erfolg beim Beschleunigungsrennen ein. Bewertet wur-den auch die Präsentation des Projektes, die technische Umsetzung und Design-qualität des Fahrzeugs sowie die generelle Teamarbeit und Organisation innerhalb der Mannschaften. Auch bei den Präsentationen bewiesen die Teams hohe Kreativität. Die Vorstellungen von Teilnehmern und Fahrzeu-gen waren gespickt mit Spezialeffekten und Videobotschaften und besonders der von

Auch diese junge Kollegin aus Papenburg stürzte sich mutig ins Renngeschehen.

Das Siegerteam von Pierburg aus Neuss.

KREATIV WAR DIE LEISTUNG NICHT NUR BEI DER KONSTRUK TION, SONDERN AUCH DER PRÄSENTATION

32 HEARTBEAT 02|2017

Weitere Fotos gibt es unter www.heartbeat-online.de/menschen

André Dao verfasste Poetry Slam sorgte für Aufmerksamkeit. In seiner „Autobio grafie“ schildert er den Projektverlauf und den Moment des ersten Starts aus der Sicht des in Anlehnung an den Pierburg-Gründer auf den Namen „Alfred“ getauften Rennwagens: „ … könnt ihr euch noch daran erinnern, wie es war, das erste Mal zu fahren? Mein Fahrer und Konstrukteur, noch immer im Rage mode, setzte sich in mich hinein … alle Augen richteten sich auf uns, alle hielten gespannt den Atem an … Achtung, Physiker-witz: Die Spannung stieg … und tatsächlich … sprang die Kette raus. Der zweite Versuch verlief reibungslos, also nicht ganz, ich musste ja noch beschleunigen und bremsen, aber ich fühlte mich bei meiner zweiten Jungfernfahrt wie Lightning McQueen aus ‚Cars‘ und wie der Flash unter den Autos.“

Vorstandschef ehrt SiegerRheinmetall Automotive Chef Horst Binnig ließ es sich denn auch nicht nehmen, die Siegerpokale zu überreichen. Dazu der Vor-standsvorsitzende: „Ich bin begeistert von dem Engagement und der Konsequenz, mit der unsere Auszubildenden sich in diese Aktion eingebracht haben. ‚The Race‘ ist zudem eine gute Vorbereitung auf die künf-tigen Veränderungen in der Antriebstech-nik. Es schafft schon für unsere noch ganz jungen Mitarbeiter den richtigen Mindset für das, was in den kommenden Jahrzehn-ten an technischen Herausforderungen auf sie zukommen wird.“

„THE RACE“ IST EINE GUTE VORBEREITUNG AUF DIE KÜNFTIGEN VERÄNDERUNGEN IN DER ANTRIEBSTECHNIK

Bis kurz vor dem Start wird an den Rennwagen noch gearbeitet.

Der Standort wurde zum Design-element: Der Wagen des Teams

aus St. Leon-Rot.

André Dao nahm für das Neusser Team die Sieger-trophäe aus den Händen

von Horst Binnig entgegen.

33

// IN ALLEM EIN BISSCHEN WEITER

MENSCHEN

Vor 50 Jahren brachte NSU den Ro 80 heraus

Er war schlichtweg der Wagen der Superlative. Die größte Limousine, die

von der Marke NSU je auf den Markt gebracht wurde, im Verkaufspreis

teurer als ein vergleichbarer Mercedes und einer der ersten Fronttriebler

in seiner Klasse. Mit der von Claus Luthe entworfenen, damals

überaus futuristischen Keilform und einem cw-Wert von 0,355 war

seine Karosserie stilprägend für spätere Automobilgenerationen.

Bis heute hat ihre Formensprache nicht an Aktualität eingebüßt.

34 HEARTBEAT 02|2017

Jahr später erhielt es als erstes nicht-briti-sches Fahrzeug die Auszeichnung „Car of the Year“ der englischen Zeitschrift „Car Magazine“. Insgesamt 37.374 Exemplare des Typs wurden in den zehn Jahren seiner Bauzeit gefertigt.

Dass sich der Ro 80 trotz seines hohen Basispreises von anfänglich 14.150 DM gut verkaufte, war kein Wunder. Eine geräumige, crashsichere und schnelle Reiselimousine mit guter Straßenlage und ausreichend Kofferraum für die ganze Familie. Der Zwei-Scheiben-Wankelmotor mit der Trochoide von KS und dem Solex-Fallstromvergaser vom Typ 18/32 HHD ermöglicht eine Endgeschwindigkeit von rund 180 km/h. Mit seinen knapp 1.000 Kubikzentimetern bringt er den Ro 80 in nur 12,8 Sekunden auf 100 km/h. Dank einer dreistufigen Selektiv-Automatik verfügt der Wagen über nur zwei Pedale. Sobald der Fahrer den Schaltknauf berührt, wird elek-tropneumatisch ausgekuppelt und beim Loslassen wieder eingekuppelt. In jeder der drei zur Verfügung stehenden Fahrstufen, für Stadt – Landstraße – Autobahn, kann das mit einem Wandler versehene Getriebe dabei anfahren.

Besonderer MotorenklangBeim Platznehmen in den bequemen Sitzen des Ro 80 fühlt man sich zwangsläufig um ein paar Jahre Automobilgeschichte zurück-versetzt. Dennoch sind die gewählten Materialien, Farben und Formen ganz und gar nicht typisch für die ausgehenden Six-ties und erscheinen beispielsweise mit dem kunstledernen Bezug des Armaturenbretts zumindest für Automobilisten mit etwas längerer Fahrerfahrung durchaus noch vertraut. Dabei entwickelt der Drehkolben-motor schon auf den ersten Metern einen angenehmen Sound, der zudem leiser wird, je höher er dreht. „Ein Umstand, der dem Auto manchmal zum Verhängnis wurde“, wie Albert Keicher von Audi Tradition erläu-tert, während er seinen tadellos erhaltenen Wagen steuert, „weil viele Fahrer aus die-sem Grund nicht realisiert haben, dass sie den Motor viel zu stark überdrehen.“

Die Laufruhe des Rotationskolbens, der sich in einer Kreisbahn bewegt und dabei die durch seine Mitte verlaufende Kurbel-welle über Zahnräder antreibt, macht einen Teil der Faszination des Wagens aus, der noch immer viele Liebhaber hat. Die beiden dreiecksförmigen Kolben vollziehen dabei in jeder Umdrehung innerhalb ihrer

exzentrischen Kreisbahn das Viertaktprin-zip Ansaugen, Verdichten, Verbrennen und Ausstoßen.

Obwohl aktuell noch in vielen ganz unter-schiedlichen Antriebssystemen im Einsatz, hat sich das Wankelprinzip in der Welt des Automobils trotz seiner zahlreichen Vorteile nicht gegen die vorherrschenden Hub-kolbenmotoren durchsetzen können. Für Keicher, der viele unterschiedliche Schätze aus der Firmenhistorie von NSU und Audi in seiner Obhut hat, bleibt das junggeblie-bene NSU-Flaggschiff aber dennoch etwas Besonderes: „Der Ro 80 war halt damals in allem schon ein bisschen weiter.“

Und mehr noch. Sein Wankelmotor mit 115 PS bei 5.500 Umdrehungen pro Minute und sein Drehmoment von 162 Nm hoben den Wagen grundsätzlich vom Wett-bewerb ab. Er war dabei leise, laufruhig und drehfreudig und mischte die traditio-nellen Konstruktionen seiner Konkurrenten durch viele pfiffige Ideen nachhaltig auf; von der Einzelradaufhängung über vier Scheibenbremsen bis hin zu einem schad-stoffsenkenden „Reaktor“ mit Sekundär-luftzufuhr. Vor 50 Jahren, am 6. Oktober 1967, startete in Neckarsulm die Produk-tion des NSU Ro 80.

Vorsprung durch TechnikDas Fahrzeug avancierte unversehens zum bevorzugten Fortbewegungsmittel der technikorientierten Elite. Es prägte den noch heute von Audi verwendeten Slogan „Vorsprung durch Technik“ und wurde noch im selben Jahr als erster deutscher Wagen von 44 Journalisten aus zwölf Ländern zum „Auto des Jahres“ gewählt. Schon ein

Oben: Downsizing anno 1967 – der innovative NSU-Wankel-motor ist äußerst kompakt.

Unten: Albert Keicher im tadel-los erhaltenen Ro 80.

Zeitlos schön: Man erkennt auf den ersten Blick, warum der Ro 80 stilbildend für künftige Autogenerationen war.

DER Ro 80 IM AUDI FORUM

NECKARSULM

Das Audi Forum widmet dem Ro 80 und dem Wankelmotor in diesem Herbst eine Jubliäums-Ausstellung mit dem Titel „60 Jahre Wankel und 50 Jahre Ro 80“.

35

// GEMEINSAM ZUM NEUEN HEIM

Gesellschaftliche Verantwortung sollte jeder von uns übernehmen.

So sehen das auch die Beschäftigten von KS Kolbenschmidt

und Pierburg am Standort Auburn Hills im amerikanischen

Bundesstaat Michigan. Sie engagieren sich mit hohem persönlichen

Einsatz für den guten Zweck bei „Habitat for Humanity“.

US-Mitarbeiter unterstützen soziales Bauprojekt

MENSCHEN

36 HEARTBEAT 02|2017

Die Zusammenarbeit mit der 1976 in den USA ge-gründeten Nichtregierungsorganisation (NGO) begann schon vor über zehn Jahren. „Habitat for Humanity“ hat das Ziel, sozial schwachen Familien rund um den Globus zu einem eigenen Zuhause zu verhelfen.

Spenden sammeln und anpackenUm an die notwendigen Mittel für das aktuelle Projekt in Macomb County, nördlich von Detroit, zu kommen, lassen sich die Mitarbeiter am Standort Auburn Hills immer wieder originelle Anlässe einfallen und animie-ren ihre Kollegen so zum Spenden: mit dem Hund zur Arbeit kommen, einen Liegestütz-Wettbewerb ver-anstalten, ein echtes amerikanisches Barbecue oder die chinesische Küche genießen. Die gesammelten Spenden werden dann an die Verantwortlichen von „Habitat for Humanity“ weitergegeben, die das Geld dafür verwenden, Material und Baustoffe für ein Haus zu kaufen. Aktuell wird im Rahmen des Projektes ein Neubau realisiert, der nach seiner Fertigstellung einem Veteranen der US-Streitkräfte und seiner Familie zu-gutekommen wird.

Neben der finanziellen Unterstützung kann sich „Habitat for Humanity“ aber auch auf aktive Hilfe beim Bau selbst verlassen. In Zusammenarbeit mit vor Ort ansässigen Handwerkern und dem Team der Organisa-toren packen die Rheinmetall Automotive Mitarbeiter als freiwillige Helfer auf der Baustelle tatkräftig mit an.

Hausbau wird 2017 beendet„Ich halte es für außerordentlich wichtig, dass Unter-nehmen etwas an die Gesellschaft zurückgeben“, so Donald Cameron, President der nordamerikanischen Gesellschaften im Bereich Hardparts, der die Zu-sammenarbeit mit „Habitat for Humanity“ ins Leben gerufen hat. „Damit helfen wir nicht nur, sondern lernen auch für uns, auf einem ganz neuen Gebiet effizient miteinander zu arbeiten. So trägt der gemeinsame Hausbau auch zum Teambuilding unserer eigenen Mannschaft bei“, erklärt Cameron.

Die Mitarbeiter in den USA haben mit zusätzlicher Unterstützung durch ihre Firma bisher 67.000 US-Dollar an Spenden gesammelt und werden den Hausbau ge-meinsam mit einem weiteren Investor in diesem Jahr abschließen. Natürlich ist jeder einzelne Dollar für die Finanzierung wichtig – deshalb werden in der Initiative „We are Rheinmetall Automotive – We are Habitat for Humanity“ auch weiterhin Spenden gesammelt, um für eine Familie ein schönes Zuhause zu schaffen.

NEBEN DER FINANZIELLEN HILFE PACKTEN DIE MITARBEITER AUCH AUF DEM BAU KRÄFTIG MIT AN

Viele der verwendeten Bauelemente bestehen, wie in den USA üblich, aus Holz.

37

// TESTFAHRT MIT HORST BINNIG

Sonnenkollektoren liefern nachhaltige

Energie für den Tesla – wie hier im unter-

fränkischen Amorbach.

MENSCHEN

Vorsitzender des Vorstandes von Rheinmetall Automotive

38 HEARTBEAT 02|2017

Zwei Elektromotoren mit 422 PS und 660 Nm Drehmoment treiben das

Tesla Model S90D über alle vier Räder an. Die Batterie leistet 90 kWh

und bietet bei normaler Fahrt ausreichend Strom für 500 Kilometer

Reichweite. Ihre 7.206 Akkuzellen erhöhen dabei das Fahrzeuggewicht

um 650 Kilogramm, so dass der Wagen 2,6 Tonnen auf die Waage bringt.

Schon am ersten Ampelstart beim Ver-lassen des Werksgeländes in Neckarsulm wird klar: Das ist kein normales Auto. Horst Binnig drückt nur mal eben kurz aufs Gas und schon schießt der Tesla praktisch laut-los voran, als wolle er gar nicht lange über die Gesetze von Zeit und Raum nachden-ken, sondern vor allem eines: vorankom-men. Fahrspaß pur, und das, obwohl dabei 2,6 Tonnen bewegt werden müssen. Aber die beiden Elektromotoren mit 422 PS und 660 Nm Drehmoment haben relativ leichtes Spiel. Freie Bahn vorausgesetzt, beschleu-nigen sie den Tesla in 4,4 Sekunden auf 100 km/h und stoppen ihren Vorwärtsdrang erst bei 250 km/h Höchstgeschwindigkeit. „Dank der nur einstufigen Automatik tun sie dies“, so der Rheinmetall Automotive Chef, „ohne einen einzigen Gangwechsel und vollkommen kontinuierlich. Ein Gefühl wie beim Start eines Flugzeuges.“

Aber die beeindruckenden Fahrleistungen des Elektroautos sind nur eine Seite der Medaille. Auch im Inneren spürt man, dass es sich bei dem amerikanischen Super-

spurtler um ein etwas anderes Fahrzeug handelt. Inmitten der Konsole prangt ein riesiger Bildschirm, über den die komplette Bedienung erfolgt. Lediglich zwei kleine Tasten für die Warnblinkanlage und das Öffnen des Handschuhfachs sind noch von der bei anderen Marken überbordenden Schalterbatterie übriggeblieben. Dennoch

„HELLS BELLS“ DREHT HORST BINNIG SCHON MAL ETWAS STÄRKER AUF, WENN ER ALLEIN IST

ist alles da, was man kennt und braucht, und mehr noch: Von einer Navigation, die die verbleibende Restenergie am Ziel schon vor Beginn der Fahrt angibt und die Strecke per Satellitenbild visualisiert, bis zum Inter-netzugang samt Spotify-Oberfläche. Und natürlich klingen die Titel der persönlichen Mediathek vom iPhone aus den Lautspre-chern der Musikanlage, die der 58-jährige Vorstandsvorsitzende zum Beispiel bei „Hells Bells“ von AC/DC auch schon mal etwas stärker aufdreht, wenn er allein ist.

Intuitive BedienungFür Binnig, der sich ohne großes Nach-denken durch die Bedienungsmenüs des Touchscreens bewegt, ist das Ganze einfach zu steuern und selbsterklärend wie ein neu-es Handy: „Der Wagen ist im Prinzip ein fah-rendes iPad.“ Das gilt auch für das Thema Updates, die sich der Stromer nachts eigen-

Schalter und Knöpfe ade: Über den großen

Bildschirm in der Mitte erfolgt fast die gesamte Bedienung

des Fahrzeugs.

39

Das Laden nach der Fahrt ging schnell – der Tesla hatte noch reichlich Energie.

ständig aus dem Netz zieht, um seinen Fah-rer am nächsten Morgen dezent darüber zu informieren, welche Verbesserungen seiner Fahrleistungen oder seiner Bedienung er über Nacht an Bord geholt hat.

Autonom fahren kann der Tesla auch schon zu einem nicht unerheblichen Teil. Auf bestimmten Straßen überlässt Binnig den Wagen nach kurzem Druck auf den Bedien-hebel einfach sich selbst. Er scannt dabei mit vielen Kameras seine Umgebung rund-herum ab, hält so die Spur und lässt auch einscherende Fahrzeuge vorausschauend und gentlemanlike in die Schlange vor sich hinein, ohne dabei gleich voll in die Brem-sen zu gehen, wie das manche Kollegen tun.

E-Autos als Teil des „Smart Grid“Die Fahrt geht am Audi-Werksgelände ent-lang und weiter über die Landstraße nach Amorbach. Die Stadt zählt zu den Pionieren der Gewinnung und Speicherung von Son-nenenergie und hat dafür in der Vergan-genheit bereits mehrfach Preise erhalten. Sonnenkollektoren sind damit etwas ganz Alltägliches im Stadtbild von Amorbach. Ob auf dem Lärmschutzwall an der Landstraße nach Neuenstadt am Kocher, auf vielen öffentlichen und privaten Gebäuden oder schlicht über einem Parkplatz: Die Nutzung von Sonnenenergie zur Wärmegewinnung findet hier fast überall statt.

Natürlich sind Formen der erneuerbaren Energiegewinnung gerade für ein Elektro-fahrzeug optimal, denn erst so kommt der Effekt der neuen Technik richtig der Umwelt zugute. Für Binnig zählt dazu aber nicht allein das Fehlen von Rückständen aus der Verbrennung fossiler Kraftstoffe. „Die zu-künftige Möglichkeit, die Batterien in Autos in sogenannten Smart Grids zu speichern und wieder in die Netze zu geben, ist der Schlüssel zur höheren Nutzung natürli-cher und regenerierbarer Energien.“ Auch im Tesla kann der Effekt genutzt werden. Beispielsweise anstatt das Bremspedal zu drücken, kann man einfach die stark ein-greifende Verzögerung beim Rekuperieren nutzen und die dadurch zurückgewonnene

DIE STARK EINGREIFENDE VERZÖGERUNG BEIM REKUPERIEREN SCHONT AUCH DIE BREMSEN

schnell zusammen, wie bei einem Verbren-nungsmotor im Übrigen auch. Das nahezu geräuschlose ‚Dahingleiten‘ ist bei höherer Geschwindigkeit kein Argument mehr, denn bei 150 km/h auf der Autobahn gibt es nahezu keinen Unterschied zu einem Ver-brenner, weil da sowieso nur die Abroll- und Windgeräusche wahrgenommen werden. In der Stadt oder dynamisch gefahren auf der Landstraße zeigt sich aber das Besondere an diesen Autos. Sie sind absolut leise und bieten enorm viel Fahrspaß, auch wenn man das hohe Gewicht des Wagens bei sei-ner Fahrweise immer einkalkulieren muss.“

Für den Chef von Rheinmetall Automotive ein klares Bekenntnis zur Pluralität der aktuellen Antriebsformen, bei der aber auch für den Verbrenner in Zukunft durch-aus noch genügend Spielraum vorhanden sein wird: „Obwohl wir noch keine Produkte im Tesla haben, bietet uns diese zusätz-liche Mobilitätsform durch den Bedarf an komplexen thermischen Systemen für Batterie und E-Maschine enormes zukünfti-ges Geschäftspotenzial. Wir müssen es nur schnell ergreifen.“

Energie zum Laden verwenden. Zusätzlich werden durch das Ausbleiben von Abrieb am Bremssystem (Feinstaub) positive Um-welteffekte erzielt.

Lautloser Fahrspaß Zurück in Neckarsulm am Standort von Rheinmetall Automotive zeigt sich denn auch die Batterie des Tesla kaum beein-druckt von der kurzen Ausfahrt. Sie reicht noch absolut für viele Kilometer kraftstoff-freies Fahren. Ein beeindruckender Ausflug in die automobile Zukunft, die heute schon Wirklichkeit ist und mit weiteren Modellen des Elektrofahrzeuges von Elon Musk sicher weiter viele Anhänger gewinnen wird.

Fazit für Horst Binnig nach mittlerweile einigen hundert Kilometern im faszinie-renden Elektrostromer: „Ich glaube, die Vorzüge eines solchen Autos zeigen sich nicht so sehr auf der Langstrecke, trotz einer theoretischen Reichweite von ca. 440 Kilometern. Fährt man wesentlich schneller als 130 km/h (Deutschland ist einer der wenigen Orte in der Welt, wo man das noch darf ) schrumpft die Reichweite

40 HEARTBEAT 02|2017

// DER ENERGIE AUF DER SPUR

Auch im Betrieb lässt sich Energie sparen. Aus

diesem Grund haben die Kolbenschmidt GmbH

und die KS HUAYU AluTech GmbH am Standort

Neckarsulm gleich vier Auszubildende als

EcoScouts ausbilden lassen. Sie überprüfen den

Energieverbrauch von Maschinen und Anlagen

und tragen dazu bei, Energie einzusparen.

Philipp Anker und Marcel Beck (oben, von links) sowie Leon Winter und Markus Steeb (unten) sind auf der Suche nach Potenzialen zum Energiesparen.

Azubis mit offenem Auge für die Umwelt

Vor zwei Jahren besuchten die vier Auszubilden-den Philipp Anker, Leon Winter (beide Industriemecha-niker), Marcel Beck und Markus Steeb (beide Elektro-niker) einen Workshop, den die IHK Heilbronn-Franken gemeinsam mit der Hochschule Heilbronn organisierte. Ziel der Veranstaltung war es, die Jugendlichen für Nachhaltigkeitsmanagement und den bewussten Um-gang mit Ressourcen zu sensibilisieren. Ein Projekt im Unternehmen war schnell gefunden: Mehrere Monate lang tüftelten die Auszubildenden an der Idee, die Ab-wärme eines Auslagerungsofens über einen Wärme-tauscher für die Kolbenwaschmaschine zu nutzen – mit

großem Erfolg: Die errechnete Einsparung beläuft sich auf rund 250.000 Kilowattstunden Strom und mehr als 115 Tonnen CO2 pro Jahr. Fakten, die auch die Jury der IHK Heilbronn-Franken überzeugten: Die vier EcoScouts wurden bei der Verleihung in Berlin mit dem zweiten Preis ausgezeichnet.

Das ist aber kein Grund für die jungen Tüftler, sich zu-rückzulehnen: „Als EcoScout hat man immer ein offenes Auge für Verbesserungen“, erklärt Philipp Anker, Aus-zubildender im zweiten Lehrjahr. Als Nächstes steht die Optimierung der Schaltschrankkühlung in der Gießerei und Bearbeitung im Fokus. Einmal im Monat treffen sich die Projektteilnehmer zum gegenseitigen Austausch. Otto Eggert, der das Energiemanagement bei KS HUAYU AluTech mitbetreut, und Ralf Kratzmüller, Energiema-nager bei Kolbenschmidt, sind mit den Auszubildenden sehr zufrieden. Eggert resümiert: „Die EcoScouts sind wichtige Multiplikatoren für die Themen Energieeffi-zienz und Kostenreduktion. Sie ermutigen auch andere Mitarbeiter zu einem sorgsamen Umgang mit Energie.“ Ähnliche Projekte werden auch an weiteren Standorten von Rheinmetall Automotive umgesetzt.

DIE ECOSCOUTS ERMUTIGEN AUCH ANDERE MITARBEITER ZU EINEM SORGSAMEN UMGANG MIT ENERGIE

Die vier Azubis mit Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks sowie Dr. Achim Dercks vom DIHK e.V. bei der Preisverleihung in Berlin.

41

96

VOR ORT

01„THE HENRY FORD“

„The Henry Ford“ und das an-grenzende Greenfield Village bilden das älteste Freiluftmu-seum in den USA. In Dearborn erfahren die Besucher live und aus erster Hand, wie Ameri-kaner im Laufe der Jahrhun-derte lebten. Auch einmalige Exponate aus der amerikani-schen Geschichte, wie bei-spielsweise das Feldbett von George Washington, gibt es zu bewundern.

20900 Oakwood Boulevard, Dearborn

02DETROIT INSTITUTE OF ARTS (DIA)

Mit mehr als 65.000 Exponaten zählt das DIA zu den bedeu-tendsten Kunstmuseen der USA. In dem 1885 eröffneten Museum finden sich Werke Alt-ägyptens ebenso wie zeitgenös-sische Kunst. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt jedoch auf der Kunstgeschichte der USA ab dem 18. Jahrhundert.

5200 Woodward Avenue, Detroit

04RIVERFRONT

Zu den Wahrzeichen Detroits zählt die Riverfront am Detroit River mit dem Promenade River Walk. Dieser erstreckt sich über 8,8 Kilometer von der Botschaf-terbrücke im Westen bis Belle Isle im Osten. Auf der Strecke liegen eine Vielzahl an Parks, Restaurants und Geschäften, Wolkenkratzer, wie das be-rühmte Renaissance Center mit der GM-Zentrale, und der Yachthafen.

03THEATERSZENE

Detroit bietet eine lange Theatergeschichte und viele traditionsreiche Bühnen, haupt-sächlich entlang der Woodward Avenue. Das wohl bekannteste ist das Fox Theatre mit über 5.000 Sitzplätzen. Weitere High-lights sind das Fisher Theatre, Detroit Opera House, Orchestra Hall, Gem Theatre sowie The Fillmore.

Woodward Avenue, Detroit

// WIEGE DES „AMERICAN CAR“

Bereits seit 1978 ist Rheinmetall in den USA präsent. Das Rheinmetall Automotive NA Tech Center in Auburn Hills dient heute als Zentrale für Nordamerika und ist rund 30 Meilen von Detroit entfernt. Ganz in der Nähe etablierte Henry Ford mit seinem Model T die Massenfertigung und auch heute haben die Branchen-riesen Ford, General Motors und die amerikanische Tochter von Fiat-Chrysler dort ihre Hauptsitze. Deshalb wird die Stadt auch „The Motor City“ oder „Motown“ genannt. Der Wandel in der US-Autobranche ist indes nicht spurlos an Detroit vorübergegangen: Von einst

1,8 Millionen Einwohnern, die 1950 dort lebten, sind gerade einmal 670.000 geblieben. Trotzdem ist die Metropolregion mit ihren insgesamt 4,5 Millionen Einwohnern auch heute noch das wirtschaftliche und kulturelle Herz Michigans. Die Theater- und Musikszene steht der von New York kaum nach und zahlreiche Museen – viele mit industriegeschichtlichem Hintergrund – locken jedes Jahr 15 Millionen Touristen nach Detroit. Auch in Sachen Gastronomie hat „Motown“ einiges zu bieten: Die Vielfalt der Einwohner spiegelt sich nicht zuletzt in den unterschiedlichsten Restaurants wider, zum Beispiel in den Stadtteilen Greektown oder Mexican Town.

Der Standort Auburn Hills in der Metropolregion Detroit

42 HEARTBEAT 02|2017

02

01

0504

06

NEW CENTER

MEXICAN TOWNSOUTHWEST DETROIT

96

94

94

95

75

75

75

MIDTOWN

3

10

1

RHEINMETALL AUTOMOTIVE NORTH AMERICAN TECH CENTER

Standort: Auburn Hills, Michigan

Mitarbeiter: 100

Umsatz Rheinmetall Automotive in Nordamerika: 440 Mio. EUR

05GREEKTOWN

Eines der beliebtesten und lebendigsten Viertel von Detroit ist Greektown. In den 1920er-Jahren gründeten viele griechi-sche Immigranten Restaurants und Geschäfte rund um die Monroe Avenue zwischen St. Antoine Street und Brush Street. Auch heute „fühlt es sich wie eine Reise nach Athen“ an – wenn man den Worten der Greektown Merchants Associa-tion Glauben schenkt.

03

06SLOWS BAR BQ

Fast Food war gestern! Das Grillrestaurant Slows Bar BQ bietet authentische Klassiker der amerikanischen Küche wie Spare Ribs oder Pulled Pork in hervorragender Qualität. Slows ist in Detroit, Pontiac und Grand Rapids zu finden. Neben dem guten Essen genießen die Gäste auch das besondere Ambiente.

2138 Michigan Avenue, Detroit

43

ww

w.r

hein

met

all-

auto

mot

ive.

com