Kommunale Kompetenz Baukultur
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1Kommunale Kompetenz BaukulturWerkzeugkasten der Qualittssicherung
E N T WU R F
Stand: Februar
2012
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3Inhalt
1. Vorbemerkung 5
2. WasistBaukultur? 6
3. BaukulturlohntsichguteGrndefrBaukultur 8
4. WarumeinWerkzeugkasten? 10
5. EineGebrauchsanweisung 10
6. DieInstrumenteundVerfahren 11
weitsichtig_P L A N E N 13
1.1 Stdtisches Leitbild 14
1.2 Integrierte Stadtentwicklungsplanung 16
1.3 Fachkonzepte und Regelwerke 18
1.4 Stadtbildplanung 21
1.5 Bebauungsplne 23
1.6 Gestaltungssatzungen 25
1.7 Erhaltungs- und Denkmalbereichssatzungen 27
1.8 Planungs- und Projektbegleitung 29
1.9 mterkooperation 31
gut_B A U E N 33
2.1 Vorbildfunktion der Kommune 34
2.2 Einflussnahme auf andere Planungstrger 36
2.3 Baukulturfrderung bei Vergabe kommunaler Grundstcke 38
2.4 Wettbewerbe 41
2.5 Gestaltungsbeirte 44
2.6 Gestaltungsfibeln und -ratgeber 46
2.7 Bauberatung 49
2.8 Behandlung (privater) Bauvorhaben in der politischen Beratung 51
miteinander_R E D E N 53
3.1 Brgerbeteiligung und ffentliche Vermittlung 54
3.2 Entwerfen und Planen ffentlich machen 57
3.3 Frderung guter Planung und guter Bauten 59
3.4 Interkommunaler Erfahrungsaustausch 62
3.5 Fachexkursionen mit Politik/Verwaltung 63
3.6 Auszeichnungen und Preise 64
3.7 Verffentlichung guter Projekte 66
3.8 Stadtmarketing und Kampagnen zur Baukultur 68
3.9 Stadtfhrungen, Stadtrundgnge fr Politik und Brgerschaft 70
3.10 Orte der Baukultur 72
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51.Vorbemerkung
Im Rahmen des Forschungsprogramms Experimenteller Wohnungs- und
Stdtebau (ExWoSt) des Bundesministeriums fr Verkehr, Bau und Stadtent-
wicklung (BMVBS) wird seit Anfang 2011 das Forschungsvorhaben Kommu-
nale Kompetenz Baukultur bearbeitet, bei dem Instrumente und Verfahren
zur Untersttzung der kommunalen Kompetenzen in Bezug auf Baukultur im
Mittelpunkt stehen. Der vorliegendende Entwurf fr einen Werkzeugkasten
der Qualittssicherung stellt eines der zentralen Elemente des Forschungs-
vorhabens dar.
Der im Rahmen der ffentlichen Fachtagung am 2. Februar 2012 im BMVBS
in Berlin prsentierte und zur Diskussion gestellte Entwurf basiert auf einer
Querschnittsrecherche zur Identifizierung konkreter baukultureller Zustnde
sowie aktueller und anstehender Aufgaben in den Kommunen. Angereichert
durch Erfahrungen von Expertinnen und Experten aus der kommunalen
Praxis wurden die Bausteine fr den Werkzeugkasten der Qualittssicherung
entwickelt. Hierzu fanden drei Veranstaltungen mit jeweils etwa 15 Vertrete-
rinnen und Vertretern aus Verwaltung, Politik und Planung statt.
Die Handhabbarkeit und Eignung des Werkzeugkastens wird im weiteren
Verlauf des Forschungsprojektes in drei Regionaltagungen praktisch und
vor Ort erprobt. In diesen Veranstaltungen wird berprft, wie die gewonne-
nen Erkenntnisse umgesetzt und angewandt werden knnen. Diese Regio-
naltagungen sollen in besonderem Mae der Diskussion, der bertragbarkeit
der Erfahrungen und der Anwendbarkeit der beschriebenen Instrumente und
Verfahren dienen und untersttzen somit den Wissenstransfer.
Die Projektbearbeiter nehmen bis zum 30.6.2012 Anregungen und Erfahrungen
beim Umgang mit diesem Entwurf sowie weitere gute Praxisbeispiele unter
folgender E-Mail-Adresse entgegen:
In der zweiten Jahreshlfte 2012 ist schlielich die Verffentlichung der End-
fassung des Werkzeugkastens der Qualittssicherung vorgesehen.
62.WasistBaukultur?
Wenn von Baukultur gesprochen wird, ist damit die Herstellung von gebau-
ter Umwelt und der Umgang mit ihr gemeint. Das schliet das Planen, Bauen,
Umbauen und Instandhalten ein. Baukultur beschrnkt sich nicht auf Archi-
tektur, sondern umfasst gleichermaen Ingenieurbauleistungen, Stadt- und
Regionalplanung sowie Landschaftsarchitektur. Die Qualitt von Baukultur
ergibt sich aus der Verantwortung der gesamten Gesellschaft fr ihre gebaute
Umwelt und deren Pflege.
Dieses Verstndnis von Baukultur ist in Deutschland seit vielen Jahren mit
Inhalten und Beispielen angefllt und durch Akteure wie die Initiative
Architektur und Baukultur des Bundes, die 2007 eingerichtete Bundesstif-
tung Baukultur sowie zahlreiche Initiativen der Lnder, Landeskammern und
-verbnde etabliert.
Seit 2004 ist Baukultur aber auch als Aufgabe der Bauleitplanung im Bauge-
setzbuch verankert. Sie wird dort in einen engen Zusammenhang mit der
Denkmalpflege und der Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes gesetzt.
Baukultur geht ber sthetische Angelegenheiten hinaus und bezeichnet das
Ausbalancieren vieler Qualittsaspekte, die Bereitschaft zu interdisziplinrer
Zusammenarbeit und Partizipation. Es geht um die Verbindung von Gestalt-
qualitt mit Kostenbewusstsein, Verfahrenseffizienz und Nutzungsorientie-
rung.
Baukultur konkretisiert sich an einem Ort und entscheidet sich zu einem we-
sentlichen Teil in der Bauttigkeit in den Kommunen. Daher liegt ein groer
Teil der Verantwortung fr das baukulturelle Erscheinungsbild auf kommu-
naler Ebene bei den Vertretern der Kommunalpolitik und der kommunalen
Verwaltungen. Es liegt also im Interesse aller Frsprecher, das Bewusstsein fr
Baukultur besonders auf diesen Ebenen zu strken sowie Ziele und Methoden
der Qualittssicherung in der kommunalen Praxis strker zu verankern.
Baukultur hat stets zwei Seiten. Einerseits umfasst sie als Produkt die gut
gestaltete baulich-rumliche Umwelt in Stdten, Drfern, Regionen und
Kulturlandschaft in ihrer Gesamtheit. Und andererseits gehren dazu die
Prozesse, geeignete Verfahren und Instrumente, die notwendig sind, um
diese Qualitt hervorzubringen. Es lsst sich ganz knapp zusammenfassen:
Baukultur umfasst gutes Planen und Bauen und das Reden darber. Baukultur
kann nur in einem gesellschaftlichen Umfeld gedeihen, in dem eine hohe Auf-
merksamkeit auf die Qualitt der gebauten Umwelt sowie deren Herstellung,
Umgestaltung und Nutzung gerichtet ist. Orientierung und Qualittsmastab
bildet das historische Erbe der ber viele Generationen berlieferten Stadt-
grundrisse und des baulichen Bestands.
Kommunen sind stolz auf ihre Geschichte und Traditionen. Doch nicht nur
bei der Bewahrung des Erbes, sondern auch in Bezug auf aktuelle Bauauf-
gaben und zuknftige Planungen haben sie eine Verpflichtung gegenber
der Brgerschaft und wichtige Vorbildfunktion fr alle Privaten. Baukultur
fordert einen festen kommunalpolitischen Willen und eine qualifizierte
Verwaltung heraus, die eigenen Ziele und Ansprche guten Gestaltens durch-
zusetzen.
7Zur Frderung von Qualitt gehrt eine Anerkennungskultur, welche die
Mastbe durch eigenes kommunales Handeln deutlich macht und die
Motivation fr gutes Planen und Bauen anderer steigert. Lokal verankerte
Unternehmen und stolze Brger haben ein langfristiges Interesse an einer
attraktiven, lebenswerten, wirtschaftlich florierenden und damit im Wett-
bewerb erfolgreichen Kommune. Sie sind daher offen fr Diskussionen um
lokale Baukultur. Die natrlichen Verbndeten fr mehr Baukultur sind
aber die Fachleute, die sich konkret mit der Gestaltung der gebauten Umwelt
befassen, Architekten, Stadtplaner, Denkmalpfleger und Ingenieure. Sie
haben ein eigenes Interesse an einem guten Klima fr Baukultur und sollten
ffentliche Frsprecher in Diskussionen um Baukultur sein.
Baukultur kann niemand allein machen. Die gebaute Umwelt wird von zahl-
reichen Interessen und Akteuren bestimmt. Fr eine hohe Qualitt sowohl
auf der Produkt- als auch auf der Prozessseite von Baukultur braucht es in
den kommunalen Verwaltungen qualifiziertes Personal sowie aufmerksame
und sensibilisierte Kommunalpolitiker, die verstehen, wie die Qualitt der ge-
bauten Umwelt entsteht und bewahrt werden kann und mit welchen Aspek-
ten und Interessen sie sich verknpfen lsst.
Das Ziel dieser Publikation besteht darin, den Begriff Baukultur zuknftig
konkreter fassen zu knnen. Es geht um die Untersttzung von Prozessen
vor Ort, durch die Spielrume fr mehr Baukultur ausgelotet werden. Das
Bewusstsein fr formelle wie fr informelle Instrumente und Verfahren zur
Qualittssicherung sowie frderliche Akteurskonstellationen kann strker
entwickelt werden. Und schlielich geht es um eine ganz praktische Unter-
sttzung durch Entscheidungshilfen, Handlungsempfehlungen und zahlrei-
che gute Beispiele zur Prozessgestaltung und Aktivierung von Akteuren.
83.BaukulturlohntsichguteGrnde frBaukultur
In Planungsprojekten und Bauprozessen werden Defizite bei der Gestaltung
kaum bemngelt, Defizite bei Kosten und Zeitplan werden viel kritischer gese-
hen. Die Diskussion um den Begriff Baukultur wird hufig begrenzt auf rein
sthetische Aspekte, auf die Frage schn oder hsslich? Wenn aber Baukultur
allein auf die uere Gestalt reduziert wird, auf etwas, ber das in Fachkreisen
trefflich diskutiert werden kann, dann tritt das in der alltglichen Wirklichkeit
von Politik und Verwaltung gegenber den harten Fakten zurck. Dabei
muss es vielmehr darum gehen, Mehrwerte herauszustellen. Baukultur ist nicht
allein durch Schnheit zu erreichen, ebenso wichtig sind Nutzwert, Wirtschaft-
lichk