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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT Für Gerechtigkeit, gegen Gewalt: Deutliche Bekenntnisse beim Neujahrsempfang des Landesbezirks Nord TENDENZEN Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo: »Wir dürfen dem Terror nicht weichen!« TIPPS Wie Arbeitnehmer Beruf und Pflege besser vereinbaren können Nr. 02 I FEBRUAR 2015 www.igbce.de Weil wir mehr verdienen! Mit 4,8 Prozent in die Chemie-Tarifrunde. Denn nur im Märchen fällt das Geld vom Himmel.

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In dieser Ausgabe steht die Chemie-Tarifrunde 2015 im Mittelpunkt. Mehr Geld und Entlastungen für die Älteren sind die wichtigsten Forderungen der IG BCE.

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Für Gerechtigkeit, gegen Gewalt: Deutliche Bekenntnisse beim Neujahrsempfang des Landesbezirks Nord

TENDENZEN Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo: »Wir dürfen dem Terror nicht weichen!«

TIPPS Wie Arbeitnehmer Beruf und Pflege besser vereinbaren können

Nr. 02 I FEBRUAR 2015 www.igbce.de

Weil wir mehrverdienen!Mit 4,8 Prozent in die Chemie-Tarifrunde. Denn nur im Märchen fällt das Geld vom Himmel.

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>UNTER UNS

ur Debatte um Einwanderer und um Integration sei an dieser Stelle ein kleines, persönliches Beispiel gestattet. Von einem Vater, der sich da- rüber freut, dass die 30-jährige Tochter nun erstmals einen ordentlichen

Arbeitgeber gefunden hat, also eine Stelle ohne Befristung, fair und nach Tarif bezahlt, mit Arbeitszeiten, die auch eingehalten werden, mit Rücksichtsnahme auf die Verpflichtungen einer jungen Mutter. Eigentlich nichts Besonderes, in der sozialen Marktwirtschaft sollte das der Normalfall sein. Aber die Arbeitswelt sieht vielfach anders aus: Unter ungünstigen Umständen kämpft man sich da mühsam durch Befristungen, Jobs mit mieser Bezahlung und Leiharbeit – bis endlich der Einstieg in das gelungen ist, was wir als Gewerkschafter aus gutem Grund als Normalarbeit hochhalten. Meine Tochter arbeitet jetzt in einer Firma, gegründet und geführt von zwei türkischstämmigen jungen Männern – und ist einfach nur froh mit ihren heutigen Chefs.

FÜR ORDENTLICHE ARBEITSBEDINGUNGEN muss man natürlich genauso etwas tun wie für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit. Die IG BCE hat beides auf dem Aufgabenzet-tel, davon zeugt auch diese kompakt-

Ausgabe: Mit der Titelgeschichte über die anlaufende Chemie-Tarifrunde, mit dem Bericht über die Unterschriftenaktion für bezahlbaren Strom und gute Arbeitsplätze, mit zwei Heftseiten zum Anschlag in Paris und zur Auseinandersetzung mit Extremis-mus, Ausländerfeindlichkeit und Intole-ranz. Reichlich Lesestoff.

ZUSATZINFORMATIONEN für aktive Gewerk-schafter bietet darüber hinaus der Newsletter IG BCE aktuell. Mindestens monatlich, zudem zu aktuellen Anlässen, liefert der neu aufgelegte Newsletter Fakten und Hintergrün-de für die gewerkschaftliche Arbeit. Wer ihn kennt, schätzt ihn. Wer ihn noch nicht kennt, sollte ihn einfach mal abonnieren.

Bessere Information statt Vorurteile

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CHRISTIAN HÜLSMEIER Chefredakteur

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IMMER IM HEFT

03 Unter uns06 Aktuelles08 Alle Achtung20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Die Landesbezirke Nordrhein und Westfalen

berichten auf dieser Seite über Jubilarehrungen.

Titelbild: Dirk Pfannenschmidt

11 StandpunktMichael Vassiliadis über Solidarität gegen den Terror.

TITEL12 Vor einer harten Runde

Mehr Geld und Entlastung für Ältere – das sind die wichtigsten Forderungen für die Chemie-Tarifverhand-lungen. In Kassel tagte die große Tarifkommission.

THEMEN18 125 000 für gute Arbeitsplätze

Mehr als 100 000 Unterschriften haben alleine die IG-BCE-Betriebsräte, -Vertrauensleute und -Ortsgruppen gesammelt. Für eine bezahlbare Energiewende ohne Arbeitsplatzrisiko.

TENDENZEN31 Nicht mit uns

In Paris sterben bei einem Attentat auf das Satiremagazin »Charlie Hebdo« dreizehn Menschen, dann vier Geiseln. Die Reaktionen: berührend, beschämend. Kontrovers.

34 Einfach machenAutomatiktüren, abgesenkte Bordsteine, unkonventionelle Parkplätze: Boehringer Ingelheim macht sich für die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Mitarbeiter stark.

36 Wieder Leben im LehrstollenGebaut, um künftige Bergmänner auf die Welt unter Tage vorzubereiten, ist der ehemalige Lehrstollen der Zeche Friedrich Heinrich ein lebendiges Stück Bergbautradition.

TIPPS38 Frei, wenn es wirklich nötig ist

Was tun, wenn ein naher Angehöriger erstmals oder verstärkt Pflege benötigt? Was für Rechte und Ansprüche haben Arbeitnehmer in einem solchen Fall?

VOR ORT 21–29

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Besonders alltäglich

Ob Kinokarten, Reisepass oder Wahlunterlagen – der Ursprung ist derselbe. Das Papier kommt aus einem Ort bei Celle. Seit 1538 wird in Lachendorf Papier produziert.

Für Gerechtigkeit, gegen GewaltImmer wieder ist vom Kämpfen die Rede: Der 30. Neujahrs-empfang des Landesbezirks Nord spannt einen thematischen Bogen von der anstehenden Chemie-Tarifrunde, über Tarif-einheit und Gewerkschaftsge-schichte, bis hin zum Thema Menschenrechte und den jüngs-ten Terroranschlägen.

Für die ZukunftKnapp 200 Teilnehmer diskutieren beim energiepolitischen Jugendforum der IG BCE in Leipzig über die Zukunft der Energiepolitik: Über Aufklärung, Investionen, Speicherung, Versorgungssicherheit und den Erhalt von Arbeitsplätzen. Deutlich wird: Die Jugendlichen wollen ihre Zukunft mit-gestalten, wollen mitreden.

ATler werden gezielt informiertBeim Chemie- und Pharmaunternehmen Merck gibt es jetzt eine Informationsreihe eigens für außertariflich Angestellte (»AT am Mittag«), angestoßen von der IG BCE und auf Ei-geninitiative fortgeführt vom Betriebsrat. Die Resonanz ist groß, die Initiative ein durch-schlagender Erfolg.

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>INHALT FEBRUAR 2015

18 100 000 für gute Arbeitsplätze Nicht mit uns 31

36 Wieder Leben im Lehrstollen Frei, wenn es wirklich nötig ist 38

Tarifrunde Chemie 2015: Wir verdienen mehr! 12

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Der Staat will mithörenKAUM HABEN DIE DISKUSSIONEN um eine mögliche islamistische Bedrohung neuen Zündstoff erhalten, gerät das Thema Datensicherheit wieder ins Fadenkreuz: Bundesinnenminister Thomas de Maizière fordert jetzt, deutsche Behörden müssten befugt und in der Lage sein, selbst codierte Kommu-nikation zu dechiffrieren und auszu-werten, »wenn dies für ihre Arbeit und zum Schutz der Bevölkerung notwendig« sei. Unlängst hieß es noch, Deutschland solle zum »Verschlüsselungsstandort Nummer eins« werden. Droht nun endgültig der »gläserne Bürger«?

BILD DES MONATS

UKRAINES PRÄSIDENT PETRO POROSCHENKO nutzte die Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos für einen zweifelhaften Propagandaauftritt. Er zeigte ein von Schüssen durchlöchertes Blech, das zu einem zerstörten Bus gehören soll. Zwölf Zivilisten kamen bei einem Angriff auf das Fahr-zeug an einem Checkpoint in der Ostukraine ums Leben,

beide Kriegsparteien weisen sich gegenseitig die Schuld für das Massaker zu. Deshalb beschrieb Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier die gleichzeitigen Waffenstill-standsgespräche auch so: »Vieles hängt davon ab, ob das, was wir vereinbart haben, nicht nur gedrucktes Papier bleibt, sondern die Lage tatsächlich verändert.«

AUFREGER DES MONATS

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>AKTUELLES

Arbeit gestaltenDER GESETZLICHE MINDESTLOHN und die abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren seien »nur erste Schritte zu einer neuen Ordnung der Arbeit« betonte DGB-Chef Reiner Hoffmann mit Blick auf 2015. Dringende Antworten bedür-fen auch die drastischen Veränderungen der Arbeitswelt durch Digitalisierung und Globalisierung ebenso wie der zu-

nehmende psychische Stress am Arbeitsplatz, die 24-Stunden-Ver-fügbarkeit oder die prekäre Beschäftigung bei Scheinselbststän-digen, die von Online-Vermittlern abgezockt würden. Stressreports und regelmäßige Um-fragen des DGB-Index

Gute Arbeit bestätigen: Der Bedarf, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, ist groß. Die IG BCE fordert deshalb, die Betriebsräte mit einem neuen Initiativrecht auszustatten, das ihnen ermög-licht, Gute Arbeit in den Unternehmen zum Thema zu machen. Das bedarf auch eines Umdenkens auf Arbeitgeberseite. »Wir brauchen einen Paradigmenwechsel hin zu einer Arbeitswelt, die nicht auf den Verbrauch, sondern auf den Erhalt der Arbeits-kraft ausgerichtet ist«, sagt Edeltraud Glänzer, stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende.

»Es kann sein, dass die Hälfte aller Arbeits-plätze wegfällt«GÜNTHER OETTINGER, EU-Internetkomissar, entwirft auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ein düsteres Zukunftsszenario infolge der fortschreitenden Digitali-sierung. Vorausgesetzt, die Gesellschaft stelle sich auf die Entwicklung ein, könnten aber auch genauso viele neue Stellen entstehen, formuliert Oettinger recht unscharf.

ZITAT DES MONATS

43DAS KONFERENZWESEN stiehlt Zeit. Jede Sitzungsstunde des Topmanagements verursacht rund 43 Stunden weiterer Bespre-chungen auf den folgenden Ebenen. Drei Experten der inter-nationalen Unternehmensberatung Bain, deren Geschäft ja ge-rade auf Besprechungsrunden fusst, haben untersucht, wie zeitaufwendig und effektiv denn diese Meetings sind. Von der Chefetage (7000 Konferenstunden pro Jahr) bis hin zur Infor-mationsbeschaffung für die diversen Vor- und Nachbereitungs-sitzungen analysierten sie den Zeitaufwand. Und fragten zusätz-lich nach der Effizienz der Konferenzen: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer stufte die Treffen als »ineffektiv« ein.

ZAHL DES MONATS

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JÖRG NIERZWICKImöchte wissen, was die Welt bewegt, wie die Menschen von Feuerland bis Wladiwostok ticken. Unzensierte Infos sind deshalb so wichtig wie das tägliche Brot.

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D ie Presse- und Informationsfrei-heit ist ein hohes Gut unserer Demokratie. Sie wird durch das

Grundgesetz geschützt.Heute stehen diese grundlegenden

Freiheiten im Dienst einer kaum zähm-baren Flut sozialer Medien wie Facebook und Twitter, Internetplattformen vom Teenager-Modeblog bis zu den profes-sionell gestalteten Propagandaauftritten rechtsradikaler Kameradschaften und islamistischer Terrorgruppen. TV spielt sich zwischen »Frauentausch« auf RTL II und sekundenaktuellen Echtzeitvideos auf der Blutspur des Massakers an den Satirikern von Charlie Hebdo ab.

Die Pressefreiheit ist – Gott sei Dank – grenzenlos – und wird dennoch genutzt, um gerade ihre Wurzeln anzugreifen. Da wird bei klassischen Zeitungen, Magazi-nen und TV-Sendern von Propaganda-medien gesprochen, von geistigen Um-erziehungslagern, gar von Lügenpresse Weil den Schreiberlingen nicht mehr zu

trauen ist, die eh von Politikern mani-puliert werden, gilt nur noch die selbst kommunizierte Wahrheit. Und die ist gefährlich simpel, lässt keine Toleranz gegenüber Andersdenkenden mehr zu.

DAS ABENDLAND ist vor einer Islami-sierung zu schützen – Punkt. Berichte, die die Islamophobie hinterfragen, sind Lügenpresse. Ein zentrales Moment der abendländischen Aufklärung mit ihren Werten Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit ist aber, alles hinter-fragen zu dürfen. Das Licht der Vernunft soll in jeden Winkel scheinen, um Unter-drückung, Aberglaube, Intoleranz und Vorurteile zu überwinden. Vorbei?

Es darf keine Karikaturen des Prophe-ten geben, weil das eben eine Reli-gion vorschreibt. Mit dem Satz »Das verletzt meine religiösen Ge-fühle« ist meist jede Diskussion be-endet. Beispiel: Die Anzeige gegen den Kabarettisten Dieter Nuhr. Auch die christlichen Kirchen zie-hen sich zur Not bei Satire auf »ethisch-moralische Grenzen« zu-

rück. Eventuell auf den umstrittenen Paragrafen 166 des Strafgesetzbuches, der Material unter Strafe stellt, das geeig-net ist, »religiöse und weltanschauliche Bekenntnisse zu beschimpfen«.

Jeder politische und religiöse Eiferer muss aber in einer offenen, demokra- tischen Gesellschaft ertragen können, dass seine Weltanschauung hinterfragt, kritisiert und im Zweifelsfall auch lä-cherlich gemacht wird. Und das schützt die Pressefreiheit. »Satire ist eine durch-aus positive Sache. Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier, nir-gends zeigt sich fixer, was ein gewissen-loser Hanswurst ist, einer, der heute den angreift und morgen den«, schrieb Kurt Tucholsky. Recht hat er.

Ohne Pressefreiheit keine Demokratie

Illustration: Stefan Hoch

> ALLE ACHTUNG

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>AKTUELLES

Trauer um Weber

Frauen in FührungDIE QUOTE führt schon vor ihrer Einführung zu einem höheren Frauenanteil in den Aufsichtsräten. Das ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsfor-schung (DIW). Deren Urheberinnen ermittelten jedoch auch: Ein positiver Einfluss auf die Vorstände ist bisher nicht zu verzeichnen. Hier stagniert der Frauenanteil bei knapp fünf Prozent. Die Gründe laut Studie: Die Unter-nehmensstrukturen seien noch zu stark am traditionellen männlichen Lebensentwurf ausgerichtet, Kinder noch im-mer ein Karrierehindernis für Frauen, und selbst kinder-lose junge Frauen würden nicht so stark für Führungsposi-tionen berücksichtigt, weil die Arbeitgeber befürchten, dass sie wegen einer Schwangerschaft länger ausfallen könn-ten. Die IG BCE setzt sich für Gleichberechtigung ein: da-mit Frauen Kinder haben und Karriere machen können.

DAS PRINZIP LINKS: »Die Tradition der Idee sozialer Gerechtigkeit muss keines-wegs aufgegeben werden. Allerdings lässt sich diese Idee nur auf demokrati-schem Wege verwirklichen; so mühsam und langwierig uns das auch immer schei-nen mag.« So lautet das »Glaubensbekenntnis« des Historikers Hermann Weber, der einen schmerzhaften Weg vom Kommunisten zum Sozialdemokraten durchmachte. Hermann Weber verstarb im Alter von 86 Jahren am 29. Dezember 2014. Gewerkschaftern ist er zudem als kompetenter Begleiter der Geschichte der IG Chemie bekannt: Er war verant-wortlich für beide Standardwerke aus Anlass des 100. Ge-werkschaftsgeburtstages vor 25 Jahren.

Weber trat nach Ende des 2. Weltkriegs der KPD bei, be-suchte die SED-Parteihochschule und wurde Chefredak-teur der FDJ-Zeitschrift in der jungen Bundesrepublik. Doch er fiel in Ungnade und wurde 1954 aus der KPD ausgeschlossen. Während er mit der kommunistischen Ideologie abgeschlossen hatte, kam er aufgrund seiner FDJ-Tätigkeit in Westdeutschland in Untersuchungshaft. Später trat er in die SPD ein. Er studierte in Marburg und Mannheim und übernahm dort den Lehrstuhl für Politi-sche Wissenschaft und Zeitgeschichte. Hermann Weber erarbeitete sich einen Ruf als Kenner der Geschichte der DDR und des Kommunismus in Deutschland. Der Titel seiner veröffentlichen Erinnerungen bildeten gleichzeitig sein Leitmotiv: »Leben nach dem ›Prinzip Links‹«. (rh)

Historiker Hermann Weber.

Fragen an Stefan Körzell3

Laut Aussagen der Anrufer: Wie versuchen Arbeitgeber den Mindestlohn zu umgehen?Den meisten Anrufern geht es um Informationen. Einige berichten aber auch von Arbeitgebern, die versuchen, ihren Mitarbeitern den Mindestlohn vorzuenthalten, zum Beispiel durch Anrechnung von »Naturalien«, wie Sauna- oder Solariumsgutscheinen. Aus der Gastronomie wurde berichtet, dass Trinkgelder gesammelt und auf alle verteilt werden sollen. Wir raten: Nicht auf solche Tricks einlassen. 8,50 Euro pro Stunde ist eine Anstandsgrenze, die nicht unterschritten werden darf.

Welche Fragen sind für die Mitarbeiter am schwierigsten zu beantworten?»Schwierig« würde ich es nicht nennen, eher differenziert. Es geht zwar um ein neues, viele betreffendes Gesetz, aber die Lebenssituation jeder Anruferin und jedes Anrufers ist anders. Die Antworten können dann schnell komplex werden. Gibt es umfassenden Beratungsbedarf, besteht die Möglichkeit, an die zuständigen Gewerkschaften zu vermitteln. Denn wir dürfen ja nur Gewerkschaftsmitglie-der rechtlich beraten oder juristisch vertreten.

Welche Lücken muss der Gesetzgeber noch schließen?Aktuell müssen wir aufpassen, dass die Dokumentations-pflicht bei der Arbeitszeit nicht aufgeweicht wird. Arbeit-geber und Union geben sich gerade große Mühe, aus einer Standard-Aufgabe der Lohnbuchhaltung ein »Bürokratie-Monster« zu machen. Außerdem müssen wir beobachten, wie sich die Ausnahmen vom Mindestlohn auswirken. Wir haben uns immer gegen diese Ausnahmen ausgesprochen, weil sie dazu einladen, den Mindestlohn zu umgehen. Wenn davon Gebrauch gemacht wird, muss das Gesetz verschärft werden.

Das DBG-Vorstands-mitglied zu ersten Ergebnissen der neuen MINDEST-LOHNHOTLINE.

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Informationen zum Mindestlohn:

www.igbce.de/themen/mindestlohn

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> LESERWETTBEWERB>

Die Leser haben entschieden

Stimmen zur Titelwahl

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energiekompaktvor ort Nur das Kerngeschäft zählt – ICL will Standort Ludwigshafen mit 550 Arbeitsplätzen verkaufen

tendenzen WM-Experten: Auf der Website der IG BCE Spielergebnisse richtig tippen und gewinnen

tipps Ein Albtraum für viele: Der Chef ordnet die Versetzung an einen anderen Standort an

Nr. 06 I JuNI 2014 www.igbce.de

Gerecht

geht andersBei jeder Tariferhöhung

mehr Steuern und Abgaben:

Arbeitnehmer brauchen Entlastung.

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

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vor ort Kein Platz für Intoleranz: IG-BCE-Jugendliche räumen beim Wettbewerb »Die gelbe Hand« ab

tendenzen Für Jüngere ist der Nachrichtendienst WhatsApp unverzichtbar – für Datenschützer ein Risiko

tipps Für viele ist das Gehalt ein Tabuthema – warum eigentlich?

Nr. 04 I AprIl 2014 www.igbce.de

immer unter strom

Warum unsere Branchen wettbewerbsfähige Energie brauchen.

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

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vor ort Deutschlands bester Nachwuchs-Mechatroniker des Jahres 2013 arbeitet in der Oberpfalz

tendenzen Kauffrau/Kaufmann für Büromanagement – so heißt das neue Berufsbild im Sekretariat

tipps Was steht eigentlich in der Personalakte – und wer darf es lesen?

Nr. 02 I FEBruar 2014 www.igbce.de

Gemeinsam für mehr! In der Chemie-Tarifrunde müssen

wir Blockaden aufbrechen.

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Jürgen Schreiber, per Post:»Mit der kompakt-Ausgabe Juni kann ich am meisten anfangen. Ohne Gerech-tigkeit gibt es keinen Frieden. Das müsste den Arbeitgebern auch einleuchten.«

Katrin Marusch, per Post:»Auch 2014 ist es euch wiederum gelun-gen, die Titelseiten von kompakt an-sprechend zu gestalten. Das Titelthema kommt auf den ersten Blick gut rüber: ein-deutig, eindrucksvoll, einprägsam. Gern denke ich an die Zeiten meiner Mitarbeit in der Tarifberatungskommission noch unter Jobst Weißenborn zurück. Deshalb ist der Titel meiner Wahl: Februar.«

Andreas Ott, Viersen; Ines Groß, Unterbreizbach;

Robert Waigel, Salgen.

DIE GEWINNER DES IPAD AIR 2VON APPLE SIND:

ERWARTUNGSVOLL haben wir in der Redaktion auf die Auswertung geblickt. Nun ist das Votum da: Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben aus den elf Titelblättern des Jahres 2014 das beste gewählt. Hier präsentieren wir das dieses Mal recht eindeutige Ergebnis und bedanken uns ganz herzlich bei allen, die mitgemacht haben.

SIEGER wurde mit weitem Abstand der Juni-Titel mit 19,4 Prozent der abgegebenen Stimmen. Was bleibt den Leistungsträgern in der Mitte der Gesellschaft? Ein ungerechtes Steuersystem frisst hart erkämpfte Tariferhöhungen gleich wieder auf.

So, wie der Titel der April- Geschichte, fühlen sich viele: »Immer unter Strom«. 13,9 Prozent sind PLATZ ZWEI.

GEMEINSAM FÜR MEHR! Das kämpferische Cover der Februar-Ausgabe kletterte mit 10,5 Prozent auf die DREI.

HIER DIE WEITEREN PROZENTZAHLEN DES »TITEL DES JAHRES«

Rolf Thomas, per Post:»Mein Titel war der April 2014. Immer unter Strom, so fühle ich mich und viele Kollegen einen Großteil des Jah-res. Deshalb ist es auch mein Favorit.«

Carine Beckemeier, per E-Mail:»Ich finde den Betriebsrats-Titel im März am besten. Er gibt Mut – auch wenn vielleicht etwas übertrieben.«

Heidrun Klengel, per Post:»Juli/August. Wir machen den Som-mer: Die Kinder bringen Schwung und Freude ins Leben, man kann hoffen – auch in die Wirtschaft.«

4. Juli/August 9,8 %5. November 8,6 %6. Januar 7,7 %

6. Dezember 7,7 %8. Oktober 6,6 %9. September 6,1 %

10. März 5,0 %11. Mai 4,7 %

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Wir dürfen dem Terror nicht weichen

Je suis Charlie – Ich bin Charlie: So bekundeten Menschen weltweit ihre Trauer und Solidarität mit den Opfern des Anschlags auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo und den Morden in einem koscheren Super-

markt in Paris. Dieser Anschlag wird zu Recht als Angriff auf die Werte unserer europäischen und demokratischen Gesellschaft gesehen.

WIR STEHEN AN DER SEITE VON CHARLIE HEBDO. Denn wir stehen an der Seite von allen, die wegen ihrer Überzeugung, ihres Glaubens, ihrer Herkunft oder aus welchen Gründen auch immer diskriminiert, verfolgt und angegriffen werden.Extremisten und blutige Regime gab und gibt es überall auf der Welt. In Deutsch-land, in Europa, im Nahen wie im Fernen Osten. Und immer gibt es ein Mittel gegen sie: Zusammenstehen und kämpfen für Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit. Und die Geschichte zeigt: Am Ende hat noch jedes Terrorregime und jede Diktatur ihr Ende gefunden.

WIR WISSEN ES ZU SCHÄTZEN, dass in Deutschland heute jeder das Recht hat, seine Religion, seine politische Überzeugung, seine Sexualität und seinen persön- lichen Lebensstil frei zu leben. Frauen wie Männer, Christen wie Muslime arbeiten an der Werkbank oder im Büro in all ihrer Unterschiedlichkeit gut zusammen und bringen dieses Land in Vielfalt voran. Unsere Werte und unsere Freiheit lassen wir uns weder von religiös-fundamentalistischen Terroristen noch von Rechtsradikalen und politischen Extremisten zerstören. Eine offene und friedliche Gesellschaft liebt das Miteinander und tritt gemeinsam der Gewalt und dem Extremismus gegenüber.

MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG [email protected]

>STANDPUNKT

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> TITEL TARIFRUNDE CHEMIE 2015

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DIE CHEMISCHE INDUSTRIE befindet sich in einer guten Verfassung, die Konjunktur läuft stabil und robust auf hohem Niveau. Doch die Arbeitgeber sitzen auf dem Geld, sehen keinen Spielraum für Entgelterhöhungen. Es zeichnet sich eine lange und harte Tarifrunde ab.

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Foto: Bernhard Kunz/picture alliance

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> TITEL TARIFRUNDE CHEMIE 2015

Kaum hatte die große Tarifkom-mission die Forderung für die Chemie-Runde beschlossen, da

polterte Hans-Carsten Hansen los. 4,8 Prozent das sei »ein Unding, ohne Substanz und Fundament«. Der Ver-handlungsführer der Arbeitgeber kriegte sich gar nicht mehr ein. »Realitätsfern« sei das alles und überhaupt, so gehe das nicht. Auch über die Weiterentwicklung der Demografie-Tarifverträge will Han-sen offenbar nicht einmal reden. Die be-stehenden Möglichkeiten reichten aus, »eine Rolle rückwärts« wolle er nicht mitmachen, verkündete der Arbeitgeber-funktionär.

EINE HARSCHE TONLAGE, so etwas war schon lange nicht mehr zu hören. Doch wirklich überraschen kann das nicht. So fabulierte schon im Vorfeld der hessische Chemie-Arbeitgeberchef Hart-mut G. Erlinghagen, dass es »nichts zu verteilen« gebe. Auch sonst ging es in die Vollen. Ob im Norden oder in Baden- Württemberg, überall erklang das Lied von den angeblich nicht vorhandenen »Spielräumen«.

Im Tarifbezirk Nordrhein meinten die Arbeitgeber darauf hinweisen zu müs-

sen, dass Tarifverhandlungen kein »Wunschkonzert« seien. Die gewerk-schaftliche Antwort blieb nicht aus.

ZUM VERHANDLUNGSAUFTAKT in Düsseldorf fanden sich vor dem Ta-gungshotel mehrere Dutzend Kollegin-nen und Kollegen ein – und brachten ihre Musikinstrumente gleich mit. Den Arbeitgebern wurde der Marsch gebla-sen. Auch am Verhandlungstisch ging es ohne Umschweife zur Sache. Frank Löll-gen, IG-BCE-Verhandlungsführer Nord-rhein: »Die Arbeitgeber rühren Beton an. Es hat keinen Millimeter Bewegung gege-ben. Deshalb werden wir jetzt unseren Forderungen demonstrativ Nachdruck verleihen. Mit Krümeln lassen wir uns nicht abspeisen, wir wollen unser Stück von Kuchen!«

DER AUFTAKT in den anderen Tarifre-gionen verlief ähnlich. Von Annäherun-gen keine Spur, im Gegenteil, die Fron-ten verhärten sich. Die Arbeitgeber reden von Realitäten, verlieren jedoch die Wirklichkeit aus den Augen. Jetzt geht es auf Bundesebene weiter, am 24. Februar in Kassel steht eine Weichenstellung an. Michael Denecke

1. Deutschland startet durch. Die Wirtschaft ist 2014 so

stark wie seit drei Jahren nicht mehr gewachsen.

2. Die Konjunkturaussichten schätzt die Wirtschafts-

zeitung »Handelsblatt« als »her-vorragend« ein. Die Gewinnerwar-tungen für 2015 sind so hoch wie seit vier Jahren nicht mehr.

3. Der Preis für Rohöl ist binnen sechs Monaten

rasant um 45 Prozent gesunken. Eine Folge: Die Preise für Vor- produkte sinken ebenfalls. Davon profitieren viele Betriebe.

4. Der Euro gibt gegenüber dem Dollar nach, der Kurs

befindet sich auf dem tiefsten Niveau seit mehr als neun Jahren. Das bedeutet aber auch: Die Waren werden billiger, das fördert die Exporte.

5. Es wird wieder mehr in- vestiert. 2014 haben die

Investitionen in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge preisbereinigt um 3,7 Prozent angezogen. Auch das ist gut für die Konjunktur.

6. In der chemischen Industrie läuft die Konjunktur stabil

auf hohem Niveau. In 65 Prozent der Betriebe ist die aktuelle Lage gut oder sehr gut.

Investition in gute Arbeit: W ir verdienen mehr!

Dafür gibt es zehn gute Gründe:

DER BESCHLUSS IM WORTLAUT

1. Die Entgelte sollen um 4,8 Prozent und die Ausbildungsvergütungen in jedem Ausbildungsjahr um 60 Euro erhöht werden.

2. Laufzeit zwölf Monate.

3. Der Tarifvertrag Demografie und Lebens-arbeitszeit soll weiterentwickelt und der Demografiefonds ausgebaut werden. Schwerpunkte sind gute und gesunde Arbeit sowie lebensphasenorientierte Arbeitszeit.

DIE FORDERUNG

Die IG-BCE-Bundestarifkommission hat Mitte Januar in Kassel über das Forderungspaket für die Chemie-Runde 2015 beraten.

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Statt null BockZukunft gestaltenWenn nicht alle Vorzeichen trügen, so

stehen wir in diesem Jahr vor einer Tarifrun-

de der besonderen Art. So mancher Arbei-

tergeber führte sich bereits im Vorfeld auf

wie Rambo. Von tarifpolitischer Vernunft ist

da mitunter nicht mehr viel zu spüren.

Auch der Verlauf der Auftaktverhandlun-

gen in den Regionen bestätigt diese wenig

konstruktiven Eindrücke. Jetzt geht es auf

Bundesebene weiter, Ende Februar sitzen wir

mit den Arbeitgebern in Kassel am Verhand-

lungstisch. Einen Abschluss wird es nicht ge-

ben, noch sind wir davon weiter entfernt als

die Erde vom Mond. Aber das Mindeste, was

wir erwarten, sind klare Signale: Was wird aus

der Fortentwicklung der Demografie-Verträ-

ge? Gelingt es, die Arbeitszeiten künftig stär-

ker an den unterschiedlichen Lebensphasen

zu orientieren? Kommen wir voran mit der

Entlastung älterer Beschäftigter?

Das sind echte Zukunftsaufgaben, doch

im Arbeitgeberlager ist nicht viel Gestal-

tungswille zu spüren. Sie gefallen sich im

Null-Bock-Modus.

Auch bei den Prozenten hakt es ganz

gewaltig. Nicht wenige Arbeitgeberfunktio-

näre sind dabei, die Realität aus den Augen

zu verlieren. Sie koppeln sich vom Rest der

Welt ab. Es muss endlich Schluss sein mit

dem provozierenden Gerede von einer Null-

runde. Die IG BCE setzt nicht auf den Kon-

flikt. Aber wir weichen auch nicht aus. Wenn

erforderlich, sind wir da. Und zwar mit der

gesamten Kraft unserer Gewerkschaft.

PETER HAUSMANNVerhandlungsführer der IG BCE

Z W I S C H E N R U FInvestition in gute Arbeit: W ir verdienen mehr!

Dafür gibt es zehn gute Gründe:

DER BESCHLUSS IM WORTLAUT

DIE FORDERUNG

Die IG-BCE-Bundestarifkommission hat Mitte Januar in Kassel über das Forderungspaket für die Chemie-Runde 2015 beraten.

7. Dass es weiter gut laufen wird, prognostizieren

60 Prozent der Chemie-Betriebs-räte. 26 Prozent gehen davon aus, dass es 2015 sogar noch besser als 2014 wird.

8. Die allermeisten Beschäf-tigten gehen vorzeitig in

Ruhestand. Im Alter von 64 Jahren befinden sich nur noch 9,1 Prozent in einem sozialversicherungspflich-tigen Beschäftigungsverhältnis. Ein vorzeitiger Renteneintritt bedeutet pro Jahr einen Abschlag von 3,6 Prozent. Je eher in Rente, desto stärker droht Armut im Alter.

9. Die Belastungen wach- sen weiter, 43 Prozent

glauben nicht, dass sie ihre Tätig-keit unter aktuellen Bedingungen bis zum Rentenalter ausüben können.

10. 60 Prozent der älteren Beschäftigen (über 55)

wünschen sich eine schrittweise Verringerung der Arbeitszeit. Besonders ausgeprägt ist dieser Wunsch in Beschäftigtengruppen, die hohen Belastungen ausgesetzt sind.

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Q> TITEL TARIFRUNDE CHEMIE 2015

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Stimmen aus den Betrieben

KLAUS-PETER MÜLLER BASF Schwarzheide

Die Auftragslage im Unter-nehmen entwickelt sich gut, deshalb erwarten die Kolle-

ginnen und Kollegen auch eine vernünftige prozentuale Steige-rung. Die Beschäftigten verstehen die abwartende und ablehnende Haltung der Arbeitgeber nicht. Das stößt vielen sauer auf. Wir erwar-ten konstruktive Gespräche in den anstehenden Ver-handlungen. «

KAMILE GÖKCE Johnson & Johnson Medical GmbH

Die Demografie-Tarifverträge müssen unbedingt fortge-führt und ausgebaut werden.

Wir erwarten von den Arbeitge-bern ein breit gefächertes Angebot für den gleitenden Ausstieg aus dem Erwerbsleben, aber auch für lebensphasenorientierte Arbeits-zeit für einzelne Arbeitnehmer-gruppen. Die Rente mit 63 ist keine Lösung für den de-mografischen Wandel. «

WOLFGANG HOSP IGS

Die Gewinne der Unterneh-men fallen nicht vom Him-mel, sondern werden von

den Beschäftigten hart erarbeitet. Jetzt müssen sie ihren ge-rechten Anteil bekommen. Das haben sie sich verdient. «

MARIA-LUCIA AMODDEOBASF

Wir fordern eine Erhöhung der Azubivergütung um 60 Euro, damit wir die Attrakti-

vität der Unternehmen bei Jugend-lichen halten können. Wir brau-chen Nachwuchs – das sollte auch im Interesse der Arbeit-geber liegen! «

Eigentlich müssten die Ar-beitgeber sich um das Thema Demografie kümmern. Es

wundert mich, dass sie die Proble-matik nicht von sich aus auf die Ta-gesordnung bringen. Doch ihre ein-zige Idee, um dem Fachkräftemangel zu entgegnen sind Abwerbe-prämien. Das kann aber nicht die Lösung sein. «

Die Arbeitgeber bezeichnen unsere Forderung nach Ent-lastungen für Ältere als eine

Sehnsucht nach Frühverrentung. Das ist eine Frechheit. Das Demo-grafie-Problem ist bei ihnen immer noch nicht angekommen. Sie glau-ben anscheinend, dass junge Fach-kräfte auf Bäumen wachsen und die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis zum Umfallen malochen. «

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Axalta Coating Systems Germany GmbHKAI-UWE HEMMERICH

Clariant Produkte (Deutschland) GmbH

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QDAS TARIF-QUIZ

Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — Bitte die Adresse mit angeben.Einsendeschluss ist der 16. Februar 2015 (Datum des Poststempelsist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der IG BCE dürfen nicht teilnehmen.5 Adento-Powerbank Akkus mit Extrakraft fürs Handy warten auf die Gewinner!

Wie viele Urlaubstage hat man rechtlich OHNE Tarifvertrag (5-Tage-Woche)?

B S 20 ArbeitstageP C 30 ArbeitstageY W 15 Arbeitstage

Für wie viele Menschen schlossen die DGB-Gewerkschaften 2014 Tarifverträge ab?

Q I 9,8 Mio.L U 7,6 Mio.G O 4,5 Mio.

Für wen gelten die Tarifverträge rechtlich?

R I Für alle IG-BCE-Mitglieder im tarifgebundenem BetriebD E Für alle BeschäftigtenT U Nur für die, die mindestens 5 Jahre im Betrieb sind

Wer verhandelt die Tarifverträge?

F A Die Tarifkommission der Gewerkschaft und der Arbeitgeber

B I Der Betriebsrat und die Personalabteilung

H E Der erste Vorsitzende der IG BCE und die Bundeskanzlerin

Wie lange ist die gesetzliche wöchentliche Arbeitszeit höchstens?S T 40 StundenC H 48 StundenT Z 42 Stunden

D A S L Ö S U N G S W O R T :

7

Wie viele Tarifverträge gibt es

in den Branchen der IG BCE?

U M 1600

T A 3000

M A 6000 1 3

2

65

4Was regelt das Tarifvertragsgesetz?

S S Rechtliche Rahmenbedingungen für Tarifverhandlungen

T T Die Höhe des Entgelts

U U Das Datum der Tarifverhandlung

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> THEMEN UNTERSCHRIFTENAKTION>

Ein gewaltiger Zuspruch, das ist das Ergebnis der Unterschriftenaktion, die Mitte November die IG BCE

gestartet hat. Betriebsräte, Vertrauens-leute und Ortsgruppen machten sich – ruckzuck! – auf den Weg und inner-halb weniger Wochen haben sich 125 000 Menschen bekannt: »Wir wol-len eine Energiewende, die Arbeitsplät-ze, Wettbewerbsfähigkeit und Klima- politik so miteinander verbindet, dass nicht das eine gegen das andere ausge-spielt wird.« Deshalb lautete die Forde-rung, gerichtet an die Bundeskanzlerin, den Wirtschaftsminister und die Minis-terpräsidenten der Länder: »Sorgen Sie für eine Energiewende mit einem wirt-schaftlichen, innovativen und sozialver-träglichen Energiemix aus erneuerbaren Energien, Kohle und Gas. Sorgen Sie für

bezahlbaren Strom und gute Arbeitsplät-ze.« Nicht nur die IG BCE richtete diesen Appell an die politisch Verantwort- lichen, auch der DGB und seine Mit-gliedsgewerkschaften haben sich dem angeschlossen. So steuerte beispielswei-se die IG Metall rund 10 000 Unter-schriften bei, ebenso der DGB.

Zum Redaktionsschluss war die Über-gabe aller Unterschriften an die Bundes-regierung noch nicht erfolgt, aber in der nächsten kompakt-Ausgabe sind natürlich auch die politischen Reaktio-nen dokumentiert. Tatsächlich geht die Auseinandersetzung um die Energiepoli-tik weiter. Bis zum Sommer will die Bun-desregierung ein Konzept für einen neuen Strommarkt in Gesetzesform gie-ßen. »Bezahlbarer Strom und gute Ar-beitsplätze«, das sind die Erwartungen

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125 000 für gute Arbeitsplätze

EIN RIESIGER ERFOLG: In kurzer Zeit unterschreiben 125 000 Menschen die gewerk- schaftliche Forderung nach bezahlbarem Strom und guten Arbeitsplätzen. 100 000 Unterschriften sammelt allein die IG BCE.

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der Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-mer an diese Reform. Die IG BCE wird den Prozess der energiepolitischen Neu- orientierung weiterhin begleiten und die Interessen der Beschäftigten aus der Energiewirtschaft wie den energieinten-siven Industrien mit den jeweils geeigne-ten Formen einbringen.

Hans Georg Diekmann, Gesamtbetriebsrats-vorsitzender Ardagh Glass:

»Sehr viele unserer 200 Beschäftigten haben unterschrieben, viele aktive

Kollegen in der Ortsgruppe haben weite-re rund 400 Unterschriften gesammelt – auch online. Die Bereitschaft mitzuma-chen war auch deshalb so groß, weil wir über die Ortsgruppe Bad Münder seit vielen Jahren aktive Aufklärung in punc-to Energiewende betreiben. Hier sehen und verstehen Politiker, Bürger und Me-dien inzwischen den Zusammenhang zwischen Strompreis, Industriestandort und Arbeitsplätzen. Ich hoffe, dass die Bundesregierung nun noch mehr auf unser Engagement und Anliegen hört.«

Karl-Heinz Rupp, Konzernbetriebsrats-vorsitzender Südwestdeutsche Salzwerke:

»Wir haben jede Gelegenheit genutzt, Unterstützer zu sammeln – vorwie-

gend im Betriebsratsbüro. Jeder einzelne wurde auf die Liste angesprochen. Zu-sätzliche Resonanz brachte der Weih-nachtsmarkt auf dem Werkgelände. Na-türlich hat der eine oder andere gefragt, ob wir an den Erfolg der Initiative glau-ben. Aber: Wenn sich jeder nur be-schwert, doch niemand handelt, dann ändert sich nichts. Und so kamen wir auf rund 500 Unterzeichner. Ich bin froh, dass wir am Ende alle Gewerk-schaften im Boot hatten. Das verstärkt unser Signal in die Politik.«

Stapelweise Unterstützung: »Jede Unterschrift dokumentiert die Zustimmung zu unseren Forderungen«, so der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis.

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125 000 für gute Arbeitsplätze

Klaus Emmerich, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender RWE Power Tagebau Garzweiler:

»Nikolausmarkt, Weihnachtsmarkt, Jubilarfeier, Rentnertreff, Fußgänger-

zone – keine Gelegenheit haben wir au-ßen vor gelassen, eine Unterschrift nach der anderen zu bekommen. Von Okto-ber bis Januar konnten wir im Bezirk Als-dorf insgesamt rund 30 000 Menschen für unsere Sache gewinnen. Indem wir viele einzelne, stets an der Sache orien-tierte Gespräche geführt haben. Denn das stand für uns im Vordergrund. Und es hat sich gelohnt: Mit einem Politiker der Grünen habe ich beispielsweise 20 Minuten lang ernsthaft diskutiert. Auch wenn er in Sachen Energieversor-gung eine andere Sichtweise hat, seine Unterschrift habe ich bekommen. Weil er mir sagte, dass er uns darin unterstützt, um unsere Arbeitsplätze zu kämpfen.«

IG-BCE-MITGLIEDER in den beiden Braunkohlengebieten Lausitz und der Region um Leipzig, dem mitteldeut-schen Revier, hatten die Unterschriften-listen für bezahlbaren Strom und gute Arbeitsplätze praktisch immer dabei. Sie warben unter Kollegen, in der Nachbar-schaft, in Freundeskreis und Familie für eine zukunftsorientierte Energiepolitik mit verlässlichen Rahmenbedingungen und Planungssicherheit insbesondere auch für die energieintensiven Bran-chen. »Wir kämpfen hier für eine sichere Energieversorgung und den Erhalt ein-zigartiger Industriearbeitsplätze mit ho-hen tariflichen und sozialen Standards«, sagt Uwe Teubner, Betriebsratsvorsit-zender im Technischen Service Tagebau von Vattenfall Mining. Allein seine Ver-trauensleute hatten über 2000 Unter-schriften an den Bezirk Cottbus überge-

Mehrere Hundert Unterschriften in nur zwei Stunden: Junge Mitglieder sammelten kurz vor Weihnachten in der Cottbuser Innenstadt Unterstützung für die IG-BCE-Forderung.

ben. Für die Mitglieder der IG BCE, die vor Ort schon seit Langem für die Zu-kunft der Braunkohle kämpfen, war nun wichtig, dass die Aktion über die Region hinausgeht und ihre Argumente an die Bundesregierung zu richten. »Wie der Strommarkt zukünftig gestaltet wird, geht alle Menschen in Deutschland et-was an«, so Uwe Teubner.

Axel Stefan Sonntag und Susanne Kettelför

Bezirksteam und Ehrenamtliche sammelten – wie hier mitten in der Fußgängerzone von Eschweiler – viele Unterschriften.

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> LESERFORUM

> Energie mit Vernunftvon Axel S. Sonntag (01/2015)

Ziel korrigieren?

@Meiner Meinung nach müsste die allgemeine

Zielsetzung geändert werden. Ziel muss es sein, die schon jetzt absehbaren Folgen der Klimaerwärmung möglichst genau zu bestimmen und alles dafür zu tun, dass die Menschen mit den Folgen des Klimawandels gut zu-rechtkommen.

Wilfried Heise, per E-Mail

Stopp dem Chaos

@ Die Forderung muss heißen: »Stoppschild für

diese Energiewende«. Nur so ließe sich das Energieversor-gungschaos wieder zurückfah-ren. Heinz Draheim, per E-Mail

> 3 Fragen an Claus-Ulrich Prölß von Redaktion (01/2015)

Den Menschen würdig

@ Flüchtlinge und Asyl- bewerber massenhaft in

riesigen »Wohnkasernen« un-terzubringen ist meiner Mei-nung nach menschenunwür-dig und zudem auch noch in-

VOR ORT Kulturelle Andersartigkeit bereichert: Große Solidarität auf der 44. Recklinghäuser Tagung

TENDENZEN Die chemische Industrie bleibt auf Rekordkurs – die Beschäftigten wollen ihren Anteil am Erfolg

TIPPS Vom Mindestlohn bis zur Sozialversicherung: Was verändert sich 2015?

Nr. 01 I JANUAR 2015 www.igbce.de

kompaktWir stehen hinter DirDie IG BCE feiert Jubiläum.

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

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Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

tegrationshindernd. Vielmehr sollten die Flüchltlinge in kleinen Anlagen und einzel-nen Wohnungen unterge-bracht werden, wo sie auch in Kontakt mit Einheimischen treten können.

Tim Weigand, per E-Mail

> Anständige Leute sind anders von Christian Hülsmeier (01/2015)

Volle Zustimmung

@ Ihr Leitartikel findet meine volle Zustim-

mung. Besonders gefällt mir, dass Sie feststellen, dass die so-genannten religiösen Extremis-ten und die Neonazis sich nicht so fremd sind. Zum An-schlag auf das World Trade Center erschien ein toller Car-toon: »Zu so etwas sind nur radikale Moslems fähig!« – »Ja, das siehst Du ja auch an den protestantischen und katholi-schen Moslems in Nordir-land!« Manfred Hell, per E-Mail

> Welcher Titel gewinnt? von Redaktion (01/2015)

Plädoyer für Oktober

@ Alle Titel sind wichtig. Ich entscheide mich für

Oktober, »Wenn Wohnen Lu-xus wird«, weil es ein Riesen-problem für die Menschen ist, die ihr Leben lang geschafft haben und trotzdem eine sehr geringe Rente oder einen ge-ringen Verdienst erhalten. Bei vielen lief auch nicht alles glatt, wegen Arbeitslosigkeit, Krankheit. Ist zwar kein reines Gewerkschaftsproblem, aber eines für unsere Politik.

Karin Engel, per E-Mail

Es ist Dezember . . .

@Meine Wahl fällt auf den Titel vom Dezem-

ber. Ich bin mir sicher, dass diese Ausgabe von den meis-ten kompakt-Lesern zum besten Titel gekürt wird. An diesem Thema kommt ja frü-her oder später keiner mehr vorbei. Ich freue mich, dass sich meine Gewerkschaft hierbei für seine Mitglieder einsetzt.

Josef Herkert, per E-Mail

. . . oder November?

@ Da die IG BCE immer am Puls der Zeit ist,

sind alle Titel toll. Mein per-sönlichster aber ist die No-vemberausgabe. Mein Vater ist kurz vor dem Mauerbau in den Westen geflohen (1960), eine Hälfte der Familie hat also die ganze Zeit in der DDR gelebt. Direkt nach dem Mauerfall habe ich dann mit einem Freund alle besucht.

Später bin ich Paten- onkel bei dem Sohn mei- ner Cousine geworden, der noch in der DDR geboren wurde.

Martin Kase, per E-Mail

> Anti-Pegida-Demo am 12. Januar in Hannover: Die IG BCE zeigt Flagge

Daumen hoch IDas gefällt mir seeeehr . . .

Jörg Erkens, via Facebook

Daumen hoch IIEin Grund für eine Mit-gliedschaft!Ahmet Günes, via Facebook

IMPRESSUM

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft

Bergbau, Chemie, Energie

HerausgeberMichael Vassiliadis

Chefredakteur (verantwortlich im Sinne des

Presserechts)Christian Hülsmeier

Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke

Chef vom DienstJörg Nierzwicki

RedaktionSarah Heidel, Dirk Kirchberg,

Désirée Binder Dr. Ulrike Börger

RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-306/-329

Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 Essen

AnzeigenverwaltungNetworkMedia GmbHStresemannstraße 30

10963 BerlinTelefon 030 25594-160 (Fax: -190)

E-Mail: [email protected]ültige Anzeigenliste Nr. 14 vom 01. 01. 2015

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Claudia Härtig

Zusendungen: Für unverlangte Einsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:22. 01. 2015

Druckauflage: 650 256 (III/2014)

Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

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VOR ORT

Die Mischung macht’sBei Drewsen läuft Spezialpapier über die Rollen

Für Gerechtigkeit, gegen GewaltKämpferisch: Neujahrsempfang des Landesbezirks Nord.

Einigung um fünf nach zwölfFlächentarifvertrag Schuh- und Sportartikelindustrie gerettet.

Ein weiteres Kapitel »Neupack«Verpackungshersteller versucht Betriebsrat loszuwerden.Fo

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> VOR ORT BEI DREWSEN

Das Förderband setzt sich laut ratternd in Bewegung. Mehrere

große rechteckige Pakete aus Zellstoff landen in einer rie-sigen Rührschüssel, dem Pul-per. Schmatzend verschwin-den sie in einer weich-fluf- figen Masse. Aus diesem wie flüssige Baumwolle aussehen-den Brei werden bei Drewsen in Lachendorf Spezialpapiere hergestellt, mit denen jeder fast täglich zu tun hat. »Ob

Beipackzettel, Kinokarte oder Sicherheitspapier mit Faden, all das kommt von uns«, sagt Betriebsratsvorsitzender And-ré Gebhart. »Sogar das Papier für die Briefmarken zum 50-jährigen Dienstjubiläum der Queen.«

AUCH DER DEUTSCHE Rei-sepass hat seinen Ursprung in der Firma. Läuft sein Papier durch die Maschinen, wird der Betrieb zur Hochsicher-

heitszone. »Das Produkt wird dann mit verschiedenen Si-cherheitselementen wie Me-lierfasern oder Wasserzeichen versehen«, erklärt IG-BCE-Be-triebsrätin Henrike Lilje. »Das soll den Reisepass fälschungs-sicher machen.«

Einige der Sicherheitsele-mente werden direkt in die zähe Zellstoffmasse gemischt. Genauso wie Farbe oder Leim. Zuständig dafür ist Mirko Bu-rat. Der 44-Jährige ist gelern-

ter Dachdecker, aber seit 1999 im Betrieb und jetzt Refiner-führer in der Stoffaufberei-tung. »Wir bereiten die Masse für die Papiermaschine vor«, sagt Burat. »Soll es zum Bei-spiel ein Papier sein, auf dem keine Tinte verläuft, schütten wir Leim dazu.« Das geht per Hand oder automatisch durch Pumpen. »Das kommt ganz auf die Dosierung an.«

In der Halle mit den Papier-maschinen ist es laut. Wenn

Besonders alltäglichOB KINOKARTEN, REISEPASS ODER WAHLUNTERLAGEN – der Ursprung ist derselbe. Das Papier kommt aus einem Ort bei Celle. Seit 1538 wird in Lachendorf Papier produziert.

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»Mit unseren Produkten hat jeder fast täglich zu tun.«

André Gebhart Betriebsratsvorsitzender

die Masse aus Zellstoff und Wasser über Düsen in die An-lage läuft, spritzt das Wasser an den Seiten und nach unten heraus. Noch besteht das unfertige Papier zu rund 99 Prozent aus Wasser. Durch ein umlaufendes Sieb wird

die Flüssigkeit nach unten gleichmäßig herausgesaugt. »Je nach Wunsch kann da-durch die Struktur des Pa-piers beeinflusst werden«, er-klärt André Gebhart. »Wird

das Wasser von unten und oben abgesaugt, ist die Struk-tur auf beiden Seiten gleich-mäßig.«

Nach mehreren Walzen und Pressen wird das Papier erst einmal getrocknet, um dann in der Leimpresse

wieder nass zu werden. »Hier tragen wir bestimmte Beschichtungen oder Sicher-heitselemente auf«, sagt And- ré Gebhart. Dann endlich kommt das Papier in die

Nachtrockenpartie und wird im Glättwerk für das Aufrol-len vorbereitet. »Das Papier wird in unserer größten Ma-schine mit einer Geschwin-digkeit von 1000 Meter pro Minute produziert«, sagt Geb- hart.

Deswegen dauert es kaum länger als eine halbe Stunde, bis ein kompletter Tambour, also eine ganze Rolle, fertig ist. Die können direkt ver-kauft oder weiterverarbeitet werden. »Wir bedrucken hier kein Papier, aber wir schnei-den es auf die richtigen Maße zu«, erklärt Gebhart.

Das geschieht auf ganz unterschiedliche Weise. Jan Wehner packt zum Beispiel Beipackzettel für Israel ab. »Die Maschine haben wir erst seit 2014«, sagt der 38-Jährige. »Wir können hier komplette Papierrollen ein-hängen und müssen nur das Format eingeben. Den Rest erledigt die Maschine.« Am Planschneider sieht das Gan-ze etwas anders aus. Immer stapelweise greift sich Mar-lies Neubüser das Papier und platziert es in der Maschine. »Hier können wir andere Formate erreichen als an dem großen Querschneider«, sagt die 56-Jährige.

IST ALLES FERTIG ge-schnitten und abgepackt, kommt es erst einmal ins Lager. Dort stehen bis zu 8500 Tonnen Papier. »In der Regel ist das Lager nie ganz voll«, sagt André Gebhart. »Wir produzieren nicht auf Masse, sondern den Wün-schen der Kunden entspre-chend. Die meisten Produkte werden sofort ausgeliefert.« In Spitzenzeiten fabriziert Drewsen 300 Sorten Papier. »Heute sind es nicht mehr ganz so viele«, sagt Gebhart. »Dadurch, dass wir ein

relativ kleines Unternehmen sind, sind wir sehr flexibel und können Rezepte un-kompliziert abwandeln.«

Papier herzustellen kostet viel Energie. Die Maschinen stehen fast nie still. Deshalb haben sich die Mitarbeiter bei der Unterschriftenaktion der IG BCE beteiligt. »Wir haben viele Unterschriften gesam-melt«, sagt André Gebhart. »Und das von allen im Be-trieb. Wir sind eine kleine Fir-ma und könnten einen zu großen Anstieg der Energie-kosten nicht verkraften. Auch daher die breite Zustim-mung.« Désirée Binder

1 | GEROLLTDas gerollte Papier wird von Jan Wehner in den Querschneider eingespannt.

2 | GESCHNITTEN Marlies Neubüser schneidet das Papier am Planschneider zu.

3 |GEMISCHTMirko Burat mischt weitere verschiedene Zutaten zu der Masse aus Wasser und Zellstoff.

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Gegründet wurde Drewsen Spezialpapiere 1538 vom damaligen Herzog von Braunschweig-Lüneburg. Heute ist das Unternehmen eines von wenigen, das sich auf Spezialpapiere eingerich-tet hat. Neben Bahnkarten, Schecks und Steuerbande-rolen gehören auch Wahl-unterlagen, Reisepässe und die Rezepte vom Arzt zum Sortiment.

1846 stellte der Betrieb auf maschinelle Herstellung um. Nach dem Krieg stieg 1958 Familie Schürfeld mit ins Unternehmen ein. Bis heute ist der Betrieb in Familienhand. Rund 170 000 Tonnen Papier produziert das Unterneh- men im Jahr. Geliefert wird global. Ein Fünftel der gesamten Sicherheits- papiere weltweit stammt aus Lachendorf bei Celle. Heute sind in der zweit- ältesten Papierfabrik Deutschlands 436 Arbeit-nehmer beschäftigt.

www.drewsen.com

DAS UNTERNEHMEN

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> VOR ORT AKTUELLES

Die Stimmung unter den Versammelten ist gut –

und doch ist allen klar: Zur-zeit entscheidet sich, wie die Energiepolitik für die kom-menden Jahrzehnte aussehen wird. Und sie wollen die Rich-tung mitbestimmen können: Die knapp 200 Teilnehmen-den, die zum energiepoli- tischen Jugendforum der IG BCE im Januar nach Leip-zig gekommen sind.

Das große Thema: Wie lässt sich die Energiewende so ge-stalten, dass auch die Interes-sen derer gewahrt sind, die in

Für die ZukunftLEIPZIG | Knapp 200 Teilnehmer diskutieren beim energiepolitischen Jugendforum

den kommenden Jahrzehn-ten in der Energieerzeugung und in den energieverbrau-chenden Betrieben arbeiten? »Wir müssen die Trendwende schaffen, es geht um unsere Zukunft, unsere Existenz«, fasst die stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende Edel-traud Glänzer den alle Anwe-senden vereinenden Gedan-ken zusammen.

Aufklärung braucht es, sind sich viele einig. Denn das The- menfeld ist komplex. »Wir müssen mehr in die For-schung der Energiespeiche-

rung investieren«, fordert etwa Anna-Ariana Stipic, Chemielaborantin bei Sa- nofi in Frankfurt am Main. »Ohne Speicherung kann die Energiewende nicht um-gesetzt werden.« Ein anderer Aspekt sind die Auswirkun-gen auf die Betriebe. »Bei uns im Chemiepark sehen wir, wie wir im Konkurrenz-kampf zu Neuanlagen in Chi-na stehen«, sagt Ann-Kathrin Bruckhaus, Betriebsingenieu-rin bei Bayer Material Science in Dormagen. »Nur wenn wir dauerhaft die Energieversor-gung sicherstellen, können wir die Produktion in unse-ren Chemieanlagen sichern.«

Vor allem aber geht es um die Menschen. Christian Strzecha, Industriemechani-ker bei RAG, bringt es auf den Punkt: »Jeder will heimatnah arbeiten. Regionale Arbeits-plätze müssen deshalb erhal-ten bleiben.«

Wolfgang Lenders

Wieder setzt der Ham-burger Verpackungsher-

steller Neupack gegen seinen Betriebsratsvorsitzenden Mu-rat Günes schikanöse Metho-den ein: Um die Glaubwür-digkeit einer Krankschreibung in Zweifel zu ziehen, schickte er eine Privatdetektivin zu Günes Hausarzt, um sich eine vorgetäuschte Krankheit bescheinigen lassen. Das dar-aufhin ausgestellte Attest des Arztes soll nun auch das von Murat Günes vom Sommer 2014 unglaubwürdig ma-chen. Bereits damals hatte das

Ein weiteres Kapitel »Neupack«HAMBURG | Mit allen Mitteln: Verpackungshersteller versucht Betriebsrat loszuwerden

Unternehmen einen Detektiv eingesetzt, um die Arbeitsun-fähigkeit Günes infrage stel-len und ihm daraufhin kün-digen zu können. Bei der ge- richtlichen Güteverhandlung (siehe KOMPAKT 11/2014) war Neupack damit jedoch nicht durchgekommen.

Nach der achten Kündi-gung des Betriebsratsvor- sitzenden sollte nun im Ja-nuar das Hauptverfahren zur Ersetzung der Zustimmung des Betriebsrats eröffnet wer-den. Da Zeugen nicht recht-zeitig geladen worden wa-

ren, wurde das Verfahren je- doch auf den 6. Februar ver-tagt. Gewerkschaftssekretär Rajko Pientka vom IG-BCE-Bezirk Hamburg/Harburg: »Hier geht es erkennbar um die Bekämpfung des Betriebsratsvorsitzenden mit den US-amerikanischen Me-thoden des ›Union Busting‹, des Plattmachens von Ge-werkschaftern beziehungs-weise Betriebsräten.« Pient-ka forderte das Management auf, diese Angriffe sofort zu unterbinden.

Sigrid Thomsen

»Wir müssen mehr in die Forschung der Energiespeicherung investieren.« Anna-Ariana Stipic Chemielaborantin, Sanofi

TarifmeldungenWASSER | Für die Arbeit-nehmer und Auszubildenden der LWG Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG konnte ein Ergebnis erzielt werden. Ne- ben Erhöhungen um 2,7 Pro- zent zum 1. Januar 2015 und 2,3 Prozent zum 1. Januar 2016 wurde eine Erhöhung der Schichtzulage um 130 Euro ausgehandelt. Weitere Regelungen be- treffen den Urlaub, die Ruf- bereitschaft und die Unter- stützung von Familien.

ENERGIE | Für die Beschäf-tigten der RWE AG wurde ein tragfähiges Zukunftspaket geschnürt. Es beinhaltet folgende Vereinbarungen: Arbeitnehmer im Personal-überhang werden vermittelt und haben Vergütungssiche-rung sowie weitreichenden arbeitsrechtlichen Schutz bis Ende 2018. In den Jahren 2015 und 2016 werden jeweils 400 Auszubildende einge-stellt. Der Manteltarifvertrag wird zum 31. Dezember 2017 verlängert, ab 1. Juli 2015 gilt eine Vergütungser- höhung um 2,3 Prozent, die zum 31. Dezember 2016 endet. Im Januar 2015 werden einmalig 1200 Euro gezahlt, Auszubildende bekommen 400 Euro.

WOHNUNGSWIRTSCHAFT | Die Vergütungen der Be-schäftigten der Skibatron Mess- und Abrechnungssys-teme erhöhen sich um drei Prozent. Außerdem gibt es mehr Geld für die Auszubil-denden. Zusätzlich erhalten die Beschäftigten (Teilzeit-beschäftigte anteilig) eine Einmalzahlung von 100 Euro. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von zwölf Monaten.

»Jeder will heimatnah arbeiten. Regionale Arbeitsplätze müssen erhalten bleiben.« Christian Strzecha Industriemechaniker, RAGFo

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Für Gerechtigkeit, gegen GewaltHAMBURG | Von Tarifeinheit bis Menschenrechte: Deutliche Worte beim 30. Neujahrsempfang des Landesbezirks Nord

Immer wieder war beim 30. Neujahrsempfang des IG-BCE-Landesbezirks

Nord vom Kämpfen die Rede. »Aus dem Arbeitgeberlager kommen konfuse Signale«, kritisierte der Gewerkschafts-vorsitzende Michael Vassilia-dis in seiner Rede vor etwa 700 Mitgliedern und Gästen aus Norddeutschland die von Kontroversen geprägten Vor-bereitungen auf die Tarif- verhandlungen in der che-mischen Industrie. »Einige stellen die Demografie-Tarif-verträge infrage und be-haupten, es gebe keinen Verteilungsspielraum.« De-nen wolle er nicht gerade eine Kampfansage machen, aber eine »Kampfoption« gebe es durchaus. Schließlich sei in den Betrieben die Mit-gliederzahl im vergangenen Jahr wieder angestiegen, »nach Jahren, in denen wir kämpfen mussten«.

ERST AM VORTAG hatte Landesbezirksleiter Ralf Be-cker mit der Tarifkommission Nord die wirtschaftliche Lage der Industrie analysiert. »Die Gewinne sind gleich geblie-

ben und die Ergebnisse posi-tiv«, berichtete er. »Dafür ha-ben die Beschäftigten in der chemischen Industrie gesorgt. Sie müssen am Erfolg beteiligt werden. Das werden wir nicht nur fordern, sondern auch durchsetzen.« Angesichts der gewerkschaftlichen Auseinan-dersetzungen um die Tarifein-

heit hob Michael Vassiliadis die Vorteile von Flächentari-fen und Friedenspflicht her-vor und bekannte sich zum Mehrheitsprinzip bei der Ar-beitnehmervertretung im Be-trieb. »Einen Eingriff ins Streikrecht wird es mit uns nicht geben«, lautete seine Antwort auf ein bei der Ver-

anstaltung verteiltes Flugblatt der Ortsgruppe Bergedorf. Darin hatte die Ortsgruppe ihre Befürchtung formuliert, dass das Streikrecht durch das geplante Gesetz zur Tarifein-heit eingeschränkt werden könnte und hatte die IG BCE zum Überdenken ihrer Posi-tion aufgefordert.

NICHT NUR um Löhne, auch um Gerechtig-keit und Men-schenrechte ha-ben Gewerk- schafter in der

Geschichte immer wieder ge-kämpft, erinnerte Vassiliadis anlässlich der 125-jährigen Geschichte, auf die die IG BCE in diesem Jahr zu-rückblickt. »Damals betrach-

tete der Staat uns als Feinde«, sagte er. »Gewerkschaften waren immer mehr als Lohn-maschinen im Betrieb. Sie hatten einen emanzipato- rischen Anspruch und haben für Menschenrechte, Mitbe-stimmung und Gerechtigkeit gestritten.« Dass für diese Werte auch heute gekämpft werden müsse, betonten bei-de Redner angesichts der jüngsten Terroranschläge. Menschenverachtende Ge-walt dürfe in keinem Fall geduldet werden, sagte Be-cker, egal, ob sie einen reli-giösen oder politischen Hin-tergrund hätte. Vassiliadis wandte sich gegen jeden Ex-tremismus und Fundamen-talismus: »Wir arbeiten mit jedem zusammen, der sich dagegenstellen will.«

TROTZ ERNSTER Themen und anstehender Konflikte wurde beim Neujahrsemp-fang im Norden aber auch mehr gefeiert als sonst: Das Duisburger Improvisations-theater »Schwanensees Ra-che« brachte das Publikum zum Lachen und Mitspielen.

Sigrid Thomsen

Sorgte für gute Laune auf der Bühne: das Duisburger Improvisationstheater »Schwanensees Rache« mit »Ratespiel« (rechts). Den rund 700 Anwesenden gefiel es, sie spendeten begeistert Applaus.

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»Gewerkschaften waren immer mehr als Lohn-maschinen im Betrieb.«

Michael Vassiliadis IG-BCE-Vorsitzender

Im Gespräch: IG-BCE- Landesbezirksleiter Ralf

Becker (rechts) und Jochen Wilkens, Hauptgeschäfts-

führer Chemie Nord.

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> VOR ORT AKTUELLES

Endlich: Gute Aussichten für die Schuh- und Sportartikelindustrie.

Einigung um fünf nach zwölfHANNOVER | Flächentarifvertrag für die Schuh- und Sportartikelindustrie gerettet

Die Arbeitgeber haben sich in der jüngsten Tarif-

auseinandersetzung in der Schuh- und Sportartikelin-dustrie doch noch zum Flä-chentarifvertrag bekannt und eine Reihe von Entgeltverbes-serungen akzeptiert.

Die 13 000 Beschäftigten erhalten mit Jahresbeginn 2015 3,3 Prozent mehr Lohn und zum 1. Februar 2016 weitere 2,1 Prozent. Dazu kommt eine Einmal-zahlung, von der die meisten Beschäftigten bereits profi-tiert haben: Für die Monate Oktober, November und De-zember 2014 gab es zusätz-liche 350 Euro. Deutlich

mehr Geld gibt es auch für die Auszubildenden. Ihre Ver-gütungen steigen rückwirkend zum 1. Januar um einheitliche 40 Euro. Zudem erhalten sie einmalig 120 Euro.

Lange hatte sich die Arbeit-geberseite weder verhand-lungs- noch kompromissbe- reit gezeigt, der Flächentarif-vertrag stand infrage (siehe kompakt 01/2015). Erst um »fünf nach zwölf«, wie es IG-BCE-Tarifsekretär Frie-der Weißenborn formuliert, gingen die Arbeitgebervertre- ter doch noch auf die Ge-werkschaft zu. »Zustimmung, Applaus, viele zufriedene Gesichter« beschreibt der

In der Nacht zum 18. Januar starb Roswitha Uhlemann

im Alter von nur 61 Jahren nach schwerer Krankheit. Die überzeugte Gewerkschafterin und langjährige MIBRAG- Betriebsratsvorsitzende war nach der Wende eine der Betriebsrätinnen der ersten Stunde in der ehemaligen DDR, baute die betrieb- liche Mitbestimmung ent-

Engagiert, mutig, kraftvollZEITZ | Die IG BCE trauert um Roswitha Uhlemann

scheidend mit auf. Sie enga-gierte sich in vielen gewerk-schaftlichen Gremien, zuletzt als ehrenamtliches Mitglied im Hauptvorstand der IG BCE, und erhielt die gewerk-schaftliche Verdienstmedail-le. Besonders am Herzen lag ihr die Energiepolitik. »Mit ihrer engagierten, mutigen und kraftvollen Art hat Ros-witha Uhlemann viel für die

Beschäftig-ten und für die IG BCE erreicht«, sagt Petra Reinbold-Knape, Lan-desbezirksleiterin Nordost, über die Verstorbene. »Ros-witha wird uns allen sehr fehlen. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie.« ket

stellvertretende Betriebsrats-vorsitzende Andreas Brandt die Reaktion der rund 500 Lloyd-Beschäftigten. »Im Endeffekt ist das ein Abschluss, der un-sere Forderungen gut wider-spiegelt«, sagt er.

Für Weißenborn ist es noch mehr: »Wir bekennen uns da-mit zum Flächentarifvertrag.« Er hofft, dass die Arbeitgeber-seite auch weiterhin zu Sozi-alpartnerschaft und Flächen-tarifvertrag steht. Denn: Im Laufe des Jahres soll der Bun-desverband der Schuh- und Lederwarenindustrie (Offen-bach) im Gesamtverband der deutschen Textil- und Mode-industrie (Berlin) aufgehen. Letzterer vertritt eine Branche mit derzeit etwa 28 Milliar-den Euro Umsatz und rund 120 000 Beschäftigten.

»Wir wünschen uns, dass der Zusammenschluss dazu dient, künftig mehr Plan- barkeit und Verlässlichkeit in unsere Tarifverhandlungen hineinzubringen«, so Weißen-born. Axel Stefan Sonntag

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Tarifmeldungen

GLAS I | Für die Beschäftig-ten der Saint-Gobain Weber erhöhen sich die Entgelte rückwirkend zum 1. Juli 2014 um 2,6 Prozent und ab 1. Ja- nuar 2016 um 2,9 Prozent. Die Ausbildungsvergütun- gen werden rückwirkend zum 1. Juli 2014 und nochmals zum 1. Januar 2016 angehoben. Vertragsende: 30. Juni 2016.

FEUERFEST- UND SÄURESCHUTZINDUSTRIE | Ab 1. Januar 2015 gilt für die Beschäftigten ein neuer Altersteilzeittarifvertrag mit höherer Abfindung: Sie steigt auf 170 Euro. Der Tarifvertrag läuft bis 31. Dezember 2019.

GLAS II | Rückwirkend ab 1. August 2014 erhöhen sich die Entgelte der Beschäftig-ten der Auer Ligthing um 2,3 und ab 1. Juni 2015 um 2,4 Prozent. Zusätzlich erhält jeder Beschäftigte (Teilzeitbeschäftigte anteilig) rückwirkend ab 1. Juli 2014 bis 31. Juli 2014 50 Euro brutto. Außerdem steigen die Ausbildungsvergütungen. Vertragsende: 31. März 2016.

BRENNSTOFFHANDEL | Für die Beschäftigten der ROC Deutschland GmbH wurden neben Entgelterhö-hungen und einer Erhöhung der Ausbildungsvergütungen Regelungen zu einem Bonus für IG-BCE-Mitglieder und zur Einführung einer Entgelt-umwandlung getroffen. Die Arbeitgeber haben ferner die Absicht erklärt, auf natio-naler Ebene erstmalig keine Stunden zu reduzieren.

Weitere Infos im Internet: www.igbce.de/tarife

Weitere Infos im Internet: www.igbce.de/tarife

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D ie Bedeutung der au-ßertariflich Angestell-ten wächst stetig.

Beim Chemie- und Pharma-unternehmen Merck stellen die sogenannten »ATler« in-zwischen ein Viertel der Mit-arbeiter. Dennoch haben sie nach wie vor eine traditionell eher betriebsratsferne Sonder-stellung innerhalb der Beleg-schaft. Um miteinander ins Gespräch zu kommen, hat der Merck-Betriebsrat jetzt die In-formationsreihe »AT am Mit-tag« gestartet, auf Initiative der IG BCE. Das Ergebnis: ein durchschlagender Erfolg.

»DER ZUSPRUCH hat uns selbst überrascht«, sagt An-dreas Becker vom gemeinsa-men Betriebsrat der Standorte Darmstadt und Gernsheim. »Bei der ersten Veranstaltung hatten wir noch als IG BCE eingeladen. Aber angesichts des großen Interesses haben wir dem Betriebsrat vorge-schlagen, die Veranstaltungs-reihe in eigener Regie fortzu-führen.« Im zweimonatlichen Rhythmus können sich au-ßertariflich Angestellte seit-dem in der Mittagspause

Bis zu 120 Interes-sierte besuchen die

Veranstaltungen des Merck-Betriebsrates.

Der freut sich über die hohe Beteiligung.

austauschen. Bis zu 120 Inte-ressierte drängen sich dann im Sitzungsraum des Be-triebsrates. »Viele ATler bei uns sind neu«, sagt Sascha Held, seit sieben Jahren bei Merck in der IT tätig und freigestellter Betriebsrat. »Die kennen die inneren Prozesse noch nicht. Sie wissen nicht, für was ein Betriebsrat da ist und was er bewirken kann.« Held hat als Tarifangestellter bei Merck angefangen, ihm sind diese Dinge vertraut. Entsprechend kann er sie anderen vermitteln.

RUND 2500 außertariflich Angestellte gibt es in Darm-stadt und Gernsheim. Die Tätigkeitsmerkmale, wie die Arbeit in internationalen Teams, »flexible« Arbeitszei-ten, Ansprechpartner, die den deutschen Arbeitsmarkt oft nicht gut kennen, der indivi-duell ausgehandelte Arbeits-vertrag und das Festgehalt lassen schnell den Eindruck entstehen, es handele sich hier tatsächlich um eine be-triebliche Sondergruppe. Da-bei hat es durchaus Vorteile, als Arbeitnehmer und nicht

ATler werden gezielt informiertDARMSTADT/GERNSHEIM | Ein durchschlagender Erfolg: Initiative des Merck-Betriebsrates stößt auf große Resonanz

als leitender Angestellter zu gelten: Arbeitnehmer genie-ßen besondere Schutzrechte. »Viele ATler wissen das nicht«, sagt Betriebsrat Becker. »Es herrscht große Unsicherheit, vor allem in arbeitsrecht- lichen Fragen.« Deshalb sind die Veranstaltungen des Merck-Betriebsrates so ge-fragt. »Die hohe Beteiligung zeigt, dass wir richtig liegen«, sagt Sascha Held. Ein »rich-tiger Kracher« sei die Idee ge-wesen, alle Themen einen Tag später nochmal in Englisch anzubieten. »Bei uns arbeiten Menschen aus aller Welt. Viele sprechen kein Deutsch. Gewerkschaft, Betriebsverfas-sungsgesetz: Das alles sind für sie böhmische Dörfer.«

UNTER DEN 34 IG-BCE-Mit-gliedern im Betriebsrat sind sechs Kollegen und Kollegin-nen selber außertariflich an-gestellt. Das erleichtere die Arbeit enorm, sagen sie. Den-noch bleibt die Notwendig-keit, immer wieder miteinan-der ins Gespräch zu treten. Das beobachtet auch Jürgen Glaser, IG-BCE-Bezirksleiter in Darmstadt. »Die Arbeits-

situation der ATler nähert sich immer mehr jener der Tarifbeschäftigten an. Trotz-dem gibt es bislang nur ge-ringe Bereitschaft, sich mit Gewerkschaften zu befassen. Hier müssen wir in Vorleis-tung treten«, sagt er. »Es geht um Vertrauen. Das muss sich erst herausbilden.« Glasers wichtigste Erkenntnis: »Die außertariflich Beschäftigten haben keine grundsätzlichen Berührungsängste, was die Gewerkschaft betrifft. Wir können ihre Interessen in die der Gesamtbelegschaft integ-rieren.«

AKTUELL DENKT der Be-triebsrat darüber nach, wie er die Betriebsversammlun-gen so organisieren kann, dass auch Beschäftigte ohne Deutschkenntnisse etwas da-von haben. Eine Idee haben Becker und Held schon: Die Versammlung in einen Nach-barraum zu übertragen und zu übersetzen. Sicher wird es noch mehr Ideen geben: Be-cker und Held sehen ihre Ar-beit als laufenden Prozess, der stetig zu verbessern ist.

Norbert Glaser

Foto: Betriebsrat

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> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG

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Gesundheit als WettbewerbsvorteilPFORZHEIM | Tagung der Chemie-Sozialpartner/Viele Best-Practice-Beispiele vorgestellt

»Das Wichtigste im Leben ist die Gesund-heit« – Landesbezirksleiterin Catharina Clay betonte gleich zu Beginn der jüngsten Chemie-Sozialpartnertagung »Demografie und gesunde Arbeit«, wie wichtig es ist, dass Betriebsräte und Unternehmen hier nichts dem Zufall überlassen. »Es geht nicht nur um ergonomische Bürostühle. Globalisierung und Digitalisierung führen zu Leistungsverdichtung. So bis zur Rente körperlich und psychisch fit zu bleiben, kann zur Herausforderung werden.«

Patrik Huber, Projektsekretär Gute Arbeit und Demografie beim Landesbezirk, ap-pellierte, den »Gesundheitsbegriff weiter und breiter zu denken«. In seinem Referat erinnerte er an den hohen Stellenwert, den Arbeitsschutz und -sicherheit inzwischen

Rund 60 Teilnehmer folgten der Einladung der Chemie-Sozialpartner zur Tagung »Demografie und gesunde Arbeit«.

Klaus Kreidler, Betriebsratsvorsitzender Frank Plastic

»Von großem Interesse war für mich der Vortrag von Joachim Fischer, welchen Ein-fluss die Mitarbeiterführung auf Arbeits-klima und Gesundheit hat. Tatsächlich ist es so, dass manch einer in eine leitende Position gehoben wird, ohne dass der- jenige praktische Führungserfahrung be-sitzt. Das sollten nicht nur wir Betriebs-räte beanstanden.«

Ina Schneemann, Betriebsratsvorsitzende Teva Ratiopharm

»Über die Arbeitsgruppe Gesundheit, in der auch einige Betriebsratsmitglieder vertreten sind, haben wir schon vieles erreicht. Zwei Beispiele: Wir verfügen über eine Physiopraxis auf dem Werkgelände, Mitarbeiter können jährlich teils wech-selnde Vorsorgescreenings in Anspruch nehmen – etwa zu Darmkrebs und Augen-innendruck.«

Hellfried Rödelberger, Betriebsrat Weleda

»Als Mitglied im Gesundheitsausschuss freue ich mich besonders, dass die Mög-lichkeit, über Weleda steuervergünstigt ein Fahrrad oder Elektrofahrrad zu leasen, großen Anklang findet. Wir haben das Job-Rad-Angebot auf dem Gesundheitstag 2014 vorgestellt. Schon jetzt kommen viele Kollegen mit einem E-Bike bezie-hungsweise Fahrrad zur Arbeit.«

in vielen Betrieben einnehme. »Gesund-heit ist aber auch geistiges und soziales Wohlbefinden«, ergänzte Huber, »und das steht noch nicht bei allen auf der Agenda.«

Überrascht zeigten sich viele der rund 60 Teilnehmer darüber, wie sehr Mit-

arbeiterführung und Arbeitsklima zu-sammenhängen. Entsprechende Studien-ergebnisse stellte Joachim Fischer, Di-rektor des Mannheimer Instituts für Pub-

lic Health, dem Publikum vor. »Stimmt der Führungsstil, nehmen Arbeitneh- mer vorhandene Arbeitsbelastungen als weniger belastend wahr.« Fischer spitzte weiter zu: »Gutes Führungs- und Betriebs-klima hat in etwa denselben Effekt wie

Betriebssport.«Für nachhaltige und ganz-

heitliche Strategien zum be-trieblichen Gesundheitsma-nagement plädierte Thomas Mayer, Hauptgeschäftsfüh- rer des Arbeitgeberverbands Chemie Baden-Württemberg:

»Betriebe, die sich hier engagieren, ver-schaffen sich einen Wettbewerbsvorteil.« Entsprechend will der Verband das Thema 2015 in die Breite tragen.

»Gutes Führungs- und Betriebs-klima hat in etwa denselben Effekt wie Betriebssport.«

Joachim Fischer, Direktor des Mannheimer Instituts für Public Health

Praktiker erläutern den Teilnehmern, wie Demografie, Fortbildung und Gesundheit zusammenhängen.

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SCA-Veranstaltung zur RenteMANNHEIM | Der Betriebs-rat von SCA Hygiene Pro-ducts hat die Beschäftigten zu den Möglichkeiten des von der Großen Koalition beschlossenen Rentenpa-kets aufgeklärt (Foto). Mit Thomas Tallafuss, Mitar-beiter des Servicezentrums Altersvorsorge der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg, kamen die Infos aus erster Hand. Die SCA-Arbeitnehmervertreter bleiben am Thema dran: In diesem Jahr starten persönliche Beratungs- gespräche für die Mitarbeiter im Werk Mannheim.

Gewerkschaftsjugend informierte FREIBURG | Der Nach-wuchs von IG BCE, IG Me-tall und ver.di hat gemein-sam auf dem Freiburger Weihnachtsmarkt über die nach langer Wartezeit von der Landesregierung be-schlossene Bildungszeit in-formiert. Aus Sicht der jungen Menschen besteht noch Nach-besserungsbedarf: »Auch Auszubildende und Studierende müssen die Möglichkeit haben, sich fünf Tage pro Jahr für Weiterbildung freistellen zu lassen«, fordert Jugendreferentin Sophie Schrems. Die vorgesehenen fünf Tage für die gesamte Ausbildungsdauer lehnt der Gewerkschaftsnachwuchs ab.

Frauenforum unter TageIBBENBÜREN | Eine zwei-tägige Exkursion führte die Mitglieder des Frauenfo-rums Rhein-Neckar in das RAG-Anthrazit-Bergwerk nach Ibbenbüren. Los ging es dort gleich mit dem Hö-hepunkt der Veranstaltung: Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte, den Stand-ort und den Aufbau des Bergwerks fuhren die Frauen mit ei-ner Geschwindigkeit von 12,5 Metern pro Sekunde 1300 Me-ter in die Tiefe. Hier wurde die Arbeit der Bergmänner dargestellt – direkt im Streb, also dort, wo die Kohle abgebaut wird. Am Folgetag fand ein Treffen mit dem Frauenforum Ibbenbüren statt. Gesprächsthemen waren deren Arbeit und Aktionen zur Charta der Gleichstellung. Zurückgereist blieb den Teilnehmerinnen ein fader Beigeschmack: 2018 endet bekanntlich der Steinkohlenbergbau in Deutschland.

Noch kein NormalfallSTUTTGART | Zu wenig unbefristete Übernahmen

Ausbildungsangebot top, un-befristete Übernahme flop – so fasst Landesbezirksleiterin Catharina Clay die Ausbil-dungssituation in der chemi-schen Industrie Baden-Würt-temberg 2014 zusammen. »Wenn weniger als 30 Pro-zent der gut ausgebildeten jungen Menschen nicht un-befristet in ihr Arbeitsleben starten können, passt das nicht zur Absicht der Arbeit-

geber, ihren Fachkräftenach-wuchs auf lange Sicht sicher-zustellen.«

Clay kritisiert, dass im ver-gangenen Jahr die Arbeitge-ber 41 Prozent der zur Über-nahme anstehenden Lehrlin-ge für sechs oder zwölf Mo-nate befristet übernommen haben: »Gerade kurze Befris-tungen treffen damit zu viele. Eine auf lange Sicht fahrlässi-ge und kurzsichtige Mitarbei-terpolitik, die Unternehmen und Nachwuchs sichere Pers-pektiven verbaut.«

Ricarda Riexinger, Vorsitzen-de des Landesbezirksjugend-ausschusses, kennt die Proble-matik aus dem eigenen Betrieb: »Bei uns wird niemand mehr unbefristet übernommen«, zeigt sie sich von der Personal-politik des Naturarzneiherstel-lers Schwabe enttäuscht. »Zu-dem gibt es keine transparente Regelung, was nach sechs Mo-naten Befristung mit den Aus-gelernten passiert.« Die Be-

triebsrätin appelliert an ihre Kolle-gen, das Thema zu-mindest per Betriebsver-

einbarung zu regeln. Zwar liegt das Ausbildungsplatz- angebot auf hohem Niveau: 2014 haben die Unternehmen 1021 Lehrstellen angeboten (plus 0,9 Prozent gegenüber 2013). Vom im vergangenen Tarifabschluss vereinbarten »Normalfall unbefristete Über-nahme« sieht man sich aber noch weit entfernt: »Die Ar-beitgeber sind in der Pflicht«, betont Catharina Clay.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet: http://tinyurl.com/k3hjxbx

»Die unbefristete Übernahme ist noch nicht der Normalfall.«

Ricarda Riexinger, Vorsitzende des Landesbezirksjugendausschusses

Aktion der Landesbezirksjugend zur Chemie-Tarifrunde 2014: Die Arbeitgeber erhielten Glückskekse mit Hinweisen wie »Glückwunsch, Sie werden unbefristet übernommen.«.

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Tarifrunden: Mitmachen!MÜNCHEN | In der Chemie-Runde heißt es stärker denn je: Mitmachen und für die Forderun- gen eintreten. Denn noch vor Beginn der Verhandlungen kommt aus dem Arbeitgeberlager Wi-derstand, an »einem tarifpolitischen Wunschkonzert mit großem Orchester« wolle man »nicht einmal als Zuhörer teil-nehmen«. Ungeachtet dessen haben sich bei den Tarifkonferen-zen der Bezirke im Dezember und Januar die Vertrauensleute

für die Forderungsempfehlung des Hauptvorstandes ausgespro-chen (siehe auch Seite 12). Lan-desbezirksleiter Seppel Kraus: »Bei dieser Zustimmung und mit Unterstützung vieler Beschäftigter werden wir die Arbeitgeber schon

überzeugen, dass sie uns zuhören!« Die Tarifkommission Che-mie Bayern hat ihre Forderungsempfehlung für die Bundestarif-kommission am 19. Januar beschlossen. Die erste Verhandlung mit den bayerischen Chemie-Arbeitgebern ist am 4. Februar. Seppel Kraus fordert die Chemie-Beschäftigten auf: »Informiert euch über den Ausgang der Verhandlung und zeigt euren Geschäftsleitungen, dass sie uns ernst nehmen müssen!«

Wo ist die Energie für die Wende?MÜNCHEN | Bayerns Staatsregierung diskutiert die Energiewende mit Gewerkschaften und Betriebsräten

Weil fest Gerahmtes besser hält, haben IG BCE, IG Metall, DGB und ver.di ihre Erklärung für Staatsministerin Ilse Aig-ner gleich rahmen lassen. Und ihre Resolution dann beim Energiedialog mit den Gewerkschaften am 8. Ja- nuar überreicht.

»Wir verbinden mit der Energiewende eine Chance auf mehr und gute Beschäf- tigung. Die Energiewende darf nicht für Arbeitsplatzabbau

und den Verlust tariflicher Ar-beitsstandards stehen«, heißt es darin. Aber auch: »Wett- bewerbsfähige Energiepreise müssen gewährleistet blei-ben.« Oder: »Wir brauchen ei-nen innovativen Strom-Mix.«

Um all diese Punkte ging es in dem Austausch zwischen Aigner und mehr als 100 Ge-werkschaftsvertretern und Be-triebsräten. IG-BCE-Landesbe-zirksleiter Seppel Kraus appel-lierte, dass der Energiedialog es schaffen muss, unterschied-

liche Wirklichkeiten zusam-menzubringen: »Wir vertreten fast alle energieintensiven In-dustrien; in der Öffentlichkeit ist oft nicht klar, was dazuge-hört. Alle stehen im globalen Wettbewerb und fällen dem-entsprechend ihre Entschei-dungen: Die Verlagerung von Investitionen hatte schon Aus-wirkungen auf Arbeitsplätze. Die Energiewende muss auch ein ökonomischer Erfolg wer-den, wenn andere Länder

unserem Beispiel folgen sollen.«

Der Energiedia-log läuft seit No-vember. In Veran-staltungen und Arbeitsgruppen

wird die Umsetzung der Energiewende diskutiert. Da-bei zeigte sich, dass in Bayern durch das Abschalten der Atomkraftwerke bis 2023 im Bedarf an gesicherter Leistung eine jährliche Kapazitätslücke von fünf Gigawatt entstehen wird. Der Anteil der erneuerba-ren Energien soll nur zwei Jah-re später bei 40 Prozent liegen.

»Ich bin nicht der Typ für Vorfestlegungen«, versprach Aigner, deswegen werde sie auf Basis der Erkenntnisse des

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»Großes Interesse, dass das Thema Energie- speicherung gelöst wird.« Manfred Köppl

Die Chemie-Runde ist gestartet: Mitma-chen und in den Betrieben für die Forde-rung eintreten – wie hier im Sommer 2012.

Wer immer auf dem Laufenden über die Verhandlungen in seiner Branche sein will – auch in den anstehenden Tarifrunden für Hohl- und Kristallglas, Papier, Feinkeramik und Kunststoff –, kann sich in den SMS-Verteiler des Landesbezirks eintragen las-sen. Einfach eine E-Mail mit Namen, Branche und Handynummer senden an: [email protected]

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19 Aufnahmen: Klaus Moik (Knauf Gips, Iphofen); 10 Aufnah-men: Roswitha Vitale (SMP, Neustadt); 9 Aufnahmen: Angelika Neppl (SMP, Neustadt); 8 Aufnahmen: Ludwig Bauer (SMP, Neustadt), Norbert Lechermann (SMP, Neustadt), Wolfgang Semler (SMP, Neustadt); 7 Aufnahmen: Stefan Schmidt (SMP, Neustadt), Jennifer Vogg (Reinz, Neu Ulm); 6 Aufnahmen: Benjamin Harasch (Admould, Thannhausen), Ralf Lahn (Euromaint, Oberhausen); 5 Aufnahmen: Mehmet Nacioglu (Enka, Obernburg), Edeltraud Sander (Flabeg Deutschland).

Werberhitparade

Weitere Infos im Internet: www.bayern.igbce.de und www.facebook.com/igbce.bayern

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Weitere Infos im Internet: www.bayern.igbce.de

Wo ist die Energie für die Wende?MÜNCHEN | Bayerns Staatsregierung diskutiert die Energiewende mit Gewerkschaften und Betriebsräten

Energiedialogs bis Ende Febru-ar eine Entscheidung über das künftige Energieprogramm in Bayern treffen. Dabei werde es

auch um Leitungen, den mög-lichen Einsatz von Gasturbi-nen und Gaskraftwerken ge-hen, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Besonders engagiert waren beim Austausch mit der Minis-terin die Betriebsräte und Teil-nehmer der IG BCE. So sagte etwa Manfred Köppl, Wacker Chemie: »Wir haben ein großes Interesse daran, dass das Thema Energiespeicherung gelöst wird.« Er plä-dierte für eine Koordi-nation und Förderung von Entwicklungsprojekten. Die Entscheidung zur Energie-wende sei eine politische ge-wesen, die Entscheidungen der Unternehmen für Investitio-nen und Standorte richte sich vor allem nach wirtschaft- lichen Gesichtspunkten: »Hier

spielt auch der Strompreis eine wichtige Rolle.«

Davor warnte auch Michael Schnabl vom Industriepark-

betreiber Infraserv Gendorf: »In unse-rem Industriepark sind überwiegend amerikanische Ei-gentümer. Sie be-ziehen in ihre

Investitionsentscheidungen natürlich den Vergleich mit amerikanischen Energieprei-sen ein.« Ähnlich argumentier-te Hans-Jürgen Steinke, RKW Wasserburg: »Wir haben nur noch Investitionen in die In-standhaltung, im Ausland wer-den Millionen investiert.« Vor Arbeitsplatzverlusten wegen ei-

ner fehlenden Versorgungs- sicherheit warnte wiederum Matthias Braun vom Netzbe-treiber TenneT: »Das Netz wird künftig wackliger.«

Die Energiewende muss 2015 gelingen. Bis jetzt werden in Bayern fast 50 Prozent des Stroms mit Atomkraft erzeugt. Wo sind die größten Herausforderungen?Die Energieversorgung in Bayern muss sicher, bezahlbar und sauber sein. Wir brauchen nach dem Wegfall der Kernenergie eine Lösung, die die Belange von Mensch und Natur berück-sichtigt. Gegen den Widerstand der Bevölkerung können wir die Energiewende nicht durchsetzen. Diesem Ziel dient der Energiedialog und das ist schon eine Herausforderung für sich. Anschließend werden wir ein Konzept entwickeln, das die zu erwartende Deckungslücke bei der Stromerzeugung sowie die Lücke bei der gesicherten Leistung schließen kann. Sobald die bayerische Position steht, liegt die dritte Heraus-forderung darin, diese kraftvoll gegenüber dem Bund zu vertreten.

Die meisten Mitglieder der IG BCE arbeiten in energie-intensiven Betrieben. Können Sie trotz Energiewende garantieren, dass die Arbeitsplätze am Standort Bayern sicher sind?Eine wettbewerbsfähige Wirtschaft ist die Grundlage für Beschäftigung und Wohlstand in Bayern. Ich habe mich 2014 bei der EEG-Reform für eine spürbare Kostendämpfung eingesetzt: Die EEG-Umlage wird nicht mehr ungebremst steigen und bestehende Anlagen zur Eigenversorgung bleiben von ihr befreit. Auch bei der Entlastung besonders energieintensiver Wirtschaftszweige konnte eine Einigung mit der EU erzielt werden. Mir ist bewusst, dass auch die Zuverlässigkeit unserer Energieversorgung ein entschei-dender Standortfaktor ist. Deshalb wird es bei der Ver- sorgungssicherheit keine Kompromisse geben.

Bringt der Energiedialog die unterschiedlichen Wahrneh-mungen und Forderungen der Beteiligten wirklich zusammen?Ja. Beim Energiedialog sind alle gesellschaftlichen Gruppen eingebunden. Neben der Plattform Energie und den Arbeits-gruppensitzungen gibt es weitere Treffen, zum Beispiel mit den Gewerkschaften. Alle Akteure können sich in die poli-tische Meinungsbildung einbringen. Wir diskutieren ergeb-nisoffen und berücksichtigen unterschiedliche Perspektiven. In den nächsten Wochen erfolgt die Abwägung dessen, was für eine sichere, bezahlbare und saubere Energieversorgung notwendig ist. Die endgültige Entscheidung über die Position, die ich dem bayerischen Kabinett vorschlagen werde, behalte ich mir als verantwortliche Ministerin vor.

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zur Energiewende.

Fragen an Ilse Aigner3

Austausch: Wirtschaftsminis-terin Aigner (Mitte stehend) begrüßte im Ludwig-Erhard-Festsaal ihres Ministeriums unter anderem IG-BCE- Landesbezirksleiter Seppel Kraus (Zweiter von rechts), ver.di-Landesbezirksleiterin Luise Klemens (rechts) und IG-Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler (links).

»In unserem Industrie-park sind überwiegend amerikanische Eigner.« Michael Schnabl

»Zur Versorgungs- sicherheit: Das Netz

wird wackliger.«

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> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN

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Mehr WeihnachtsgeldERFURT | Mehr Weih-nachtsgeld hatten die Be-schäftigten der ostdeut-schen Chemieindustrie 2014 in der Tasche. Es klet-terte von 65 auf 80 Prozent des monatlichen Brutto-einkommens, wie Thürin-gens IG-BCE-Bezirksleiter Andreas Schmidt bei einem Besuch des Chemiewerkes Bad Köstritz den Kollegin-nen und Kollegen erläuterte. Schmidt bezeichnete 2014 als gutes Jahr für die Tarifentwicklung in der Thüringer Chemie-industrie. Zum 1. April waren die Einkommen um 3,7 Prozent gestiegen. Das sind in der Entgeltstufe E6 528 Euro mehr als im Vorjahr. Zudem hat die IG BCE die letzte Anpassung der Facharbeiterlöhne zum 1. März 2016 vereinbart.

Jubilare geehrtKASSEL | Seit mehr als 60 Jahren gehören Hans Landsie-del und Ernst Reimer der Ge-werkschaft an. Dafür wurden sie jetzt beim Treffen der Ortsgruppe Schenk-lengsfeld mit Urkunden und Präsenten geehrt. Für ein halbes Jahrhundert Zugehörigkeit zur Gewerkschaft wurden Arthur Gossler und Peter Henkel ausgezeichnet. Weitere Mitglieder konnte IG-BCE-Bezirkssekretärin Petra Hartwig für 40 Jahre und 25 Jahre Gewerkschaftsmitgliedschaft würdigen.

Blick auf 2015SCHMITTEN | Die Tarif-runde 2015, das Landes-jugendtreffen im Juli 2015, Überarbeitung von Semi-narkonzepten und die Bildungsplanung standen auf der Tagesordnung der Jahresabschlusssitzung von Landesbezirksjugendausschuss (LBJA) und Teamer Arbeits-kreis (TAK) Hessen-Thüringen im Taunus. Ines Hofmann wurde zur neuen Vorsitzenden des LBJA, Melanie Höse zur Stellvertreterin gewählt. Als kleines Dankeschön für die her-vorragende Arbeit hatte Landesjugendsekretärin Anne Wein-schenk eine Fackelwanderung Römer organisiert.

Auschwitz-ProzessWIESBADEN | IG BCE spendet für Filmdokumentation

Die diesjährige Weihnachts-spende der Industriegewerk-schaft Bergbau, Chemie, Ener-gie (IG BCE) Hessen-Thürin-gen in Höhe von 500 Euro ging an den »Verein für Jüdische Medien und Kultur« in Mün-chen. Der Landesbezirk unter-stützt damit eine barrierefreie Fassung für Blinde und Hörge-schädigte einer Filmdokumen-tation über den Auschwitz-Prozess. »Wir haben vor Jahren den Versand von Weihnachts-karten an unsere Funktionäre eingestellt«, sagt Volker Weber, der Landesbezirksvorsitzende von Hessen-Thüringen. »Wir spenden seitdem den Betrag lieber für eine gute Sache. Wir glauben, dass das im Sinne un-serer Mitglieder und Funktio-näre ist.« Staatliche Einrichtun-gen und andere Stellen hatten eine Förderung des Vorhabens abgelehnt.

Die Filmdokumentation über den Auschwitz-Prozess ist der vierte Teil eines mehrtei-

ligen Projektes über jüdisches Leben in Deutschland. Die Kosten einer barrierefreien Ver-sion beziffert der Verein auf 22 000 Euro. Für die Film- dokumentation wurden unter anderem Szenen in Frankfurt nachgedreht. Dort hatte Hes-sens Generalstaatsanwalt Fritz Bauer zwischen 1963 und 1965 im größten Strafprozess der deutschen Nachkriegsge-schichte insgesamt 20 Angehö-rige der SS und anderes Perso-nal von Konzentrationslagern zu lebenslangen sowie mehr-jährigen Zuchthausstrafen ver-urteilt.

»Der selbstkritische Umgang mit der schuldbeladenen Ver-gangenheit Deutschlands im 20. Jahrhundert und den Ver-brechen des Nationalsozialis-mus – nicht zuletzt gegenüber den Juden – gehört zu den großen Errungenschaften der politischen Kultur in der Bun-desrepublik«, findet Weber. »Diese gilt es zu bewahren.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Mit einem »Essen im Dunkeln« bedankten sich IG-BCE-Landes-bezirksleiter Volker Weber und Landesbe-zirksjugendsekretärin Anne Weinschenk bei den Bezirksjugend-ausschüssen Kassel, Mittel-hessen und Thüringen. An-lass war die erfolgreiche Mitgliedergewinnung der Ju-gend- und Auszubildenden-vertretungen (JAV) in den Bezirken. »Wenn es solche Überzeugungstäter wie euch

nicht gäbe, würden wir als IG BCE nicht so prima da-stehen«, betonte Weber. Weinschenk zeigte sich über-zeugt, dass die Werberin- nen und Werber versuchen, in diesem Jahr noch eine Schippe draufzulegen.

Dank an WerberWIESBADEN | »Dinner in the Dark« als Belohnung

Verteilt Informationsmaterial und Nikoläuse: IG-BCE-Projektsekre-tär Daniel Heisch.

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Netzwerk gegründetDARMSTADT | SBV wird wichtiger

Ein Schwerbehindertennetz-werk wird künftig im Bezirk Darmstadt helfen, die Arbeits-situation von schwerbehinder-ten Menschen zu verbessern. Das Netzwerk steht allen Inte-ressierten offen. »Mit der wach-senden Belastung am Arbeits-platz und der steigenden Zahl älterer Beschäftigter nimmt die

Zahl schwerbehinderter und von Schwerbehinderung be-drohter Menschen zu«, betont Gewerkschaftssekretär Manuel Hänig. Zufrieden zeigt sich Hänig mit dem Abschneiden der IG BCE bei den Wahlen zu den Schwerbehindertenvertre-tungen (SBV).

(siehe Interview rechts)

Wie viele Schwerbehinderte arbeiten bei Merck und in welchen Bereichen sind sie beschäftigt?Bei Merck Darmstadt gibt es etwa 380 Personen mit Schwerbehindertenstatus. Diese arbeiten in allen Bereichen des Unternehmens. Die Schwerbehinderung kann die Spül- hilfe in der Kantine ebenso treffen wie den Abteilungsleiter.

Haben sich die gesundheitlichen Beeinträchtigungen in den vergangenen Jahren verändert?Anders als den Kriegsversehrten nach 1945 sieht man den Schwerbehinderten heute ihr Handicap nicht mehr unbedingt an. 85 Prozent der Behinderungen, denken wir an Diabetes, psychische Erkrankungen, gesundheitliche Einschränkungen als Folge einer Krebserkrankung und so fort, sind äußerlich nicht erkennbar.

Hat die Diskussion über »Inklusion« die Arbeit verändert?Die Diskussion hat der Arbeit der Schwerbehindertenver-tretung viel Schwung gegeben. Schwerbehinderung ist kein Tabuthema mehr am Arbeitsplatz. Krankheit macht vor niemandem halt. Gesundheit ist ein Geschenk, das einem jederzeit genommen werden kann. Bei Merck haben wir eine gute Integrationsvereinbarung. Wir möchten daraus einen Inklusionsplan mit konkreten Zielen weiterentwickeln.

Wo setzt du Schwerpunkte für die neue Amtsperiode?Barrierefreiheit ist ein wichtiges Thema. Prophylaxe kommt immer noch zu kurz. Dabei reicht oft schon der Blick auf die Zahl der Überstunden, um zu sehen, wo Probleme drohen. Doch viele Unternehmen tun sich noch schwer, psychische Belastungsfaktoren zu erkennen.

Ilona Spitzenberg, Schwerbehinderten-vertrauensfrau bei Merck Darmstadt und IG-BCE-Referentin, über die Auf- gaben der Schwerbehindertenvertretung.

Fragen an Ilona Spitzenberg4

Jugend sucht EuropaBRÜSSEL | Bildungsseminar der IG BCE

Vertreter von 2500 Verbänden achten am politischen Herzen Europas darauf, dass deren Interessen nicht zu kurz kommen. Im Bildungsseminar »Europa – was geht mich das an?« erleben die Jugendlichen, wie sehr europäische Politik in ihr Leben eingreift, etwa bei Treffen mit Vertretern des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC) und des Ge-werkschaftsdachverbandes In-dustriAll.

Regelmäßig lädt die IG-BCE-Jugend Hessen-Thüringen zum Bildungsseminar nach Brüssel ein. Ein Besuch bei IndustriAll ist Teil des Pro-gramms. IndustriAll spielt beim EU-weiten Sozialdialog eine wichtige Rolle. Der Sozial-dialog bildet den Rahmen für regelmäßige Gespräche der So- zialpartner und ist die Keim-

zelle einer europäischen So- zialpolitik. Er ist in den EU-Ver-trägen festgelegt und wird von der EU-Kommission finanziell unterstützt. Bedenklich ist, dass die Förderung beschnitten wer-den soll. Das wirft die Frage auf, wie gewollt er wirklich ist.

»Besonders spannend fan-den wir die Arbeit des Indus-triAll-Jugendausschusses«, so Anne Weinschenk, IG-BCE-Landesjugendsekretärin. »Das Gewerkschaftssekretariat for-dert von der EU genügend Geld für Jugendbeschäftigungsini- tiativen. Unbezahlte Arbeit soll nicht mehr bezuschusst, son-dern stattdessen hochwertige Praktika und Ausbildungswege entwickelt werden.« Auf großes Interesse stieß auch die Kam-pagne www.back2ourfuture.org zur Jugendarbeitslosig- keit.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

BT baut Stellen abESCHBORN | British Telecom (BT) will weitere 163 Stellen, 119 davon im Kundendienst, streichen. Die Arbeitsplätze sollen nach Ungarn beziehungsweise Indien verlagert wer-den. »BT baut damit seinen Kundendienst in Deutschland zum großen Teil ab und nimmt schlechteren Service für die Kunden billigend in Kauf«, kritisiert der Vorsitzende der IG-BCE-Vertrauensleute, Christian Winkler. Die IG BCE hat BT aufgefordert, über Altersteilzeitmodelle zu verhandeln, um betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen.

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Einigung bei Lehnkering

WOLFENBÜTTEL | Nach angespannten Gesprächen und an-gedrohtem Streik sind bei der Lehnkering GmbH in Wolfen-büttel am 7. Januar die Tarifverhandlungen erfolgreich abge-schlossen worden. Danach werden die Gehälter rückwirkend vom Oktober 2014 an um 3 Prozent erhöht, ein Jahr später um weitere 0,75 Prozent. Je nach wirtschaftlichem Ergebnis sollen sie ab 2016 um 1,25 bis 3,25 Prozent steigen. Das ent-spricht insgesamt etwa der Forderung der IG BCE. Bezirks-leiter Jörg Liebermann zeigte sich über ein Abwenden des Streiks erleichtert: »Dazu haben die große Geschlossenheit der IG-BCE-Mitglieder vor Ort, ihre betrieblichen Aktionen (Foto) und die Berichterstattung in der örtlichen Presse beigetragen.«

Tarifvertrag für amedes-LaboreALFELD | Beim medizinischen Dienstleistungsunternehmen amedes in Göttingen gibt es erstmals einen Tarifvertrag. IG BCE und Arbeitgeber einigten sich im November auf eine Lohnerhöhung von 3,5 Prozent, die in zwei Stufen gezahlt wird und bis zum 31. Dezember 2015 gilt. Von 2015 an haben alle Beschäftigten einen einheitlichen Urlaubs- anspruch von 30 Tagen. Offen sind unter anderem noch die Zulagen für Mehrarbeit und Leistung sowie die Arbeitszeit. Bezirksleiter Peter Winkelmann, der seit Dezember auch zu den ersten Arbeitnehmervertretern im amedes-Aufsichsrat gehört: »Ich bin zuversichtlich, dass wir das gesamte Tarif-paket im zweiten Quartal 2015 vereinbaren können.«

Veränderung bei den ZulieferernHANNOVER | Zu einer Tagung über die Lage bei den Zuliefe-rern der Automobilindustrie lädt die IG BCE Betriebsräte und Arbeitgebervertreter aus dem Landesbezirk Nord am 17. März von 10 bis 16 Uhr nach Hannover ein. Dr. Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach, wird über notwendige Veränderungsprozesse in der Industrie sprechen. Außerdem ist Staatssekretärin Daniela Behrens vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr eingeladen. Nach einem Impulsreferat des Beraters Thomas Schlomski zur Beteiligung von Betriebsräten steht eine Podiumsdiskussion auf dem Programm.

Konzepte für WandelHAMBURG | RWE/DEA-Vertrauensleute werben Akademiker

Die Gewerkschaftsmitglieder in der Hamburger Zentrale von RWE/DEA haben sich für das neue Jahr Themen aus dem Tarifvertragswerk der Chemieindustrie auf ihre Ta-gesordnung geschrieben. Sie wollen an Konzepten für den demografischen Wandel und an Arbeitszeitmodellen arbei-ten, die den Bedürfnissen der gut 650 Mitarbeitenden in der

Hauptverwaltung und den weiteren inländisch Beschäf-tigten des Öl- und Gaskon-zerns gerecht werden.

»Einen neuen Haustarifver-trag, der die guten Gehälter absichert, haben wir im De-zember vergangenen Jahres abgeschlossen«, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Gün-ther Prien. »Doch eine Rege-lung für den Vorruhestand oder einen Demografietarif-

vertrag gibt es aktuell bei uns nicht.«

Engagieren werden sich da-für vor allem die 2014 erst-mals gewählten gewerkschaft-lichen Vertrauensleute. »Wir möchten mit diesem Engage-ment die Wahrnehmung der Gewerkschaft in der Beleg-schaft erhöhen«, erklärt Prien, selbst ein Vertrauensmann. »Die besteht zu mehr als

50 Prozent aus Akademikern. Wir haben in den letz-ten Betriebsver-sammlungen und durch verschiede-ne Aktionen das Bewusstsein über

die Bedeutung der gewerk-schaftlichen Arbeit im Betrieb erhöht.«

Viele Kolleginnen und Kol-legen konnten überzeugt werden: »Der Organisations-grad hat sich in den letz- ten eineinhalb Jahren verdrei-facht«, rechnet Prien vor, »er liegt jetzt immerhin bei sechs Prozent.« Das ist ein Anfang, umso wichtiger in einem Sek-tor, der sich schnell wandelt.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

18 neu gewählte Jugend- und Auszubildendenvertreter aus neun Betrieben im Bezirk Alfeld haben sich Mitte De-zember in Springe miteinander und mit der Gewerkschaft be-kannt gemacht. Sie haben sich bei der Fachtagung über das Betriebsverfassungsgesetz in-formiert und ihre Aktivitäten für das neue Jahr geplant. »Für viele ging es darum, Prioritäten

zu setzen«, berichtet Gewerk-schaftssekretärin Melanie Bött-cher. »Wir haben Arbeitspläne für das Jahr gemacht. Einige haben sich gleich das Pfingst-jugendtreffen des Landesbe-zirks Nord in den Kalender geschrieben: Das geht gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung, hoch ak-tuelle Themen.« (siehe rechts: »3 Fragen an Merve Kilic«)

Jugend macht PläneSPRINGE | Fachtagung für Auszubildendenvertretungen

»Wir möchten die Wahr- nehmung der Gewerk-schaft erhöhen.«

Günther PrienBetriebsratsvorsitzender

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Abbott redet nichtHANNOVER | Verkauf an Mylan ohne Interessenausgleich

Der US-Pharmakonzern Abbott verkauft einen Teil seines Unternehmens Mitte Februar an Mylan. Bis dahin werden 114 der insgesamt 500 Beschäftig-ten in Hannover der Arz-neimittel GmbH zugeteilt, die die Generika vertreibt. Sie stoßen zu 128 weiteren Mitarbeitenden, die mit der Arzneimittel GmbH nun den Besitzer wechseln. Mylan übernimmt dann den Ver- trieb in den Industrieländern. Abbott will sich mit den 165 verbleibenden Vertriebs-mitarbeitern auf die Schwel-lenländer konzentrieren.

»Ein Interessenausgleich zwischen Beschäftigten und Unternehmen über diesen Schritt ist gescheitert«, kri- tisiert Gewerkschaftssekretär

Jörg Kunkel. »Abbott wollte we-der über eine Standortverein-barung noch über einen Vor-sorge-Sozialplan verhandeln. Damit stellt sich das Unterneh-men außerhalb dessen, was in der chemischen Industrie üb-lich ist.« Er habe noch nie eine Unternehmensleitung mit so wenig eigenem Verhandlungs-spielraum erlebt, betonte der stellvertretende Bezirksleiter der IG BCE in Hannover.

Du bist die einzige Jugendvertreterin bei VG Orth. Was hat dich dazu bewegt?Als ich meine Ausbildung zur Stoffprüferin anfing, wusste ich noch nicht viel über meine Rechte und Pflichten als Auszubildende. Fragen tauchten auf, zum Beispiel ob die eineinhalb Stunden, die ich für den Weg zur Berufsschule brauche, zur Arbeitszeit gehören oder wie die schulischen Leistungen bei der Prüfung gezählt werden. Das ging anderen bestimmt auch so. Wir sind zurzeit neun Auszu-bildende bei VG Orth. Sie haben mich gewählt, deshalb möchte ich mich für sie einsetzen. JAV-Arbeit ist für mich wie ein Hobby, noch ein Grund mehr, gern zur Arbeit zu gehen.

Was haben deine ersten Fortbildungen als Jugendvertreterin gebracht?Erst mal haben sie Spaß gebracht. Beim Grundlagen- seminar JAV 1 ging es um unsere Rechte und Pflichten. Wir haben in Rollenspielen geübt, wie man JAV-Ver- sammlungen gestaltet oder sich an den Geschäftsführer wendet. Da konnten wir unsere Schüchternheit über- winden! Beim JAV-Fachseminar im Bezirk haben wir eine Checkliste von Möglichkeiten in den Betrieben durchge-arbeitet. Das gab viele Anregungen. Jetzt will ich eine Sprechstunde für Jugendliche beantragen, das macht es ihnen leichter, mit ihren Problemen zu mir zu kommen. Außerdem möchte ich gern Einblick in die Ausbildungs-pläne nehmen.

Was willst du konkret für die Auszubildenden verbessern?Nach dem JAV-1-Seminar ist mir aufgefallen, dass wir in unserem Unternehmen keine Lernstandskontrolle haben. Darauf würde ich gern eingehen. Auch das Thema »Beur-teilungsbögen für Auszubildende und Ausbilder« möchte ich gemeinsam mit unserem Betriebsrat behandeln. Richtig gut wäre auch ein Azubitag für alle Neuen, an dem sie durch das Werk geführt werden und alle Arbeits-prozesse kennenlernen. Dabei könnten die Ausbilder sie begleiten. Doch als Erstes will ich eine Umfrage unter den Azubis machen, ob sie zufrieden sind. Ich hab noch viel vor und bin überzeugt, dass ich die volle Unterstützung von Betriebsrat und Geschäftsführung bekomme.

Merve Kilic ist Jugend- und Auszubildendenvertreterin beim Gipshersteller VG Orth in Stadtoldendorf.

Fragen an Merve Kilic3

Pharmawerk verkauftHANNOVER | IG BCE hofft auf Übernahme der Beschäftigten

Die Schweizer Siegfried-Gruppe hat Ende 2014 den Kauf von Hameln Pharma bekannt gege- ben. Damit gehe eine »lange kritische Phase für das Traditionsunterneh-men in Hameln« zu Ende, heißt es in einer Presse-mitteilung des IG-BCE-Bezirks Hannover vom 1. De-zember. Die Gewerkschaft hoffe auf die zugesagte Über-nahme aller 500 Beschäftig-ten. »Nach langwierigen Ver-handlungen und Ungewiss- heit sehen wir nun positiv in die Zukunft«, sagte Gewerk-schaftssekretär Moritz Haut-mann. Das Unternehmen, das sterile Arzneimittel herstellt,

sei mit modernsten Anlagen für den internationalen Wett-bewerb gut aufgestellt. Sieg-fried wolle auch weiterhin in neue Technologien investie-ren. Das sind gute Nachrichten für die Beschäftigten, findet die IG BCE, die darin »eine Ba-sis für eine tragfähige Zusam-menarbeit mit der neuen Unternehmensleitung« sieht.

Verkauf ohne Standortvereinbarung: das Abbott-Unternehmen in Hannover.

In moderne Anlagen bei Hameln Phar-ma will der neue Besitzer investieren.

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Termine – kurz notiertDRESDEN | 13. Februar: Menschenkette für ein welt- offenes, tolerantes Dresden zum 70. Jahrestag der Bombardierung Dresdens.KASSEL | 24. Februar: Tarifrunde Chemie, Bund. BERLIN | 27. Februar: Tarifkommission Chemie Nordost.

Für Vielfalt – gegen PegidaDRESDEN/MAGDEBURG | IG-BCE-Mitglieder aus Nordost beteiligten sich an den Demonstrationen gegen die fremden-feindliche Propaganda der Pegida-Initiatoren. Auf der Kund-

gebung in Dresden am 10. Ja-nuar, zu der Sachsens Minis-terpräsident Stanislaw Tillich aufgerufen hatte, sprach der Betriebsratsvorsitzende von Globalfoundries, Ralf Adam. In Magdeburg beteiligte sich die IG-BCE-Jugend an einer Meile der Demokratie. Hier sprach der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann (Foto).

Auch in Schwerin formierte sich Widerstand gegen rechte Pegida-Parolen. Der Aufstand der Anständigen wurde hier von Schwegida organisiert, den »Schwerinern gegen die Idio-tisierung des Abendlandes«. (Siehe auch Seite 31.)

Werkfeuerwehren im FokusKAGEL-MÖLLENHORST | Im Landesbezirk gibt es einen neu-en Arbeitskreis für Werkfeuerwehrleute. Schwerpunkte bilden die Themen Rentenzugang, Tauglichkeit und Fitness, Nach-wuchsförderung sowie Qualifikation und Weiterbildung. Auf Bundesebene kämpft die IG BCE aktuell um einen Tarifvertrag für die Werkfeuerwehren in der chemischen Industrie.

Patenschaft mit GrundschulklasseCOTTBUS | Die Betriebsortsgrup-pe Cottbus der enviaM-Gruppe hat die Paten-schaft für eine Klasse der Mo- saik-Grundschu-le Peitz übernommen. Ortsgruppenvorsitzende Sieglinde Hinzer (Foto, Zweite von rechts): »Wir wollen die Schülerin-nen und Schüler bis zum Wechsel in eine weiterführende Schule begleiten und ihnen Gewerkschaft und Betriebsalltag altersgerecht näherbringen.«

Mut und Hilfe spendenBERLIN | IG BCE unterstützt Flüchtlinge

Weit weg von der Heimat, im Ge-päck oft unvor-stellbar trauma-tische Erlebnisse: Flüchtlingen zu helfen, sie will-kommen zu hei-ßen und ken-nenzulernen ist für viele Mitglieder selbstver-ständliche Pflicht und Wunsch zugleich. In Sedlitz bauten jugendliche IG BCEler in ei- ner gemeinschaftlichen Ak- tion eine Tischtennisplatte im dortigen Flüchtlingsheim auf (Foto). In Bernburg riefen IG-BCE-Jugend und DGB-Ortsgruppe zu Weihnachts- geschenke-Spenden auf und luden Flüchtlingsfamilien am vierten Advent zu einem ge-

meinsamen Nachmittag in die Jugendkulturinitiative »Hotel Wien« ein. Die IG-BCE-Frauen in Cottbus sammelten Schul-materialien und Kleidung für Flüchtlinge in Hoyerswerda. Für die Frauentagsveranstal-tung am 7. März in Schwarze Pumpe rufen sie nun zu Mode-schmuckspenden auf. Ge-braucht werden auch warme Schuhe und Turnschuhe. Infos unter Telefon 0355 38046-0.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Die neu ge-wählten Ju-gend- und Aus-zubildenden-vertretungen (JAV) haben in den Betrieben ihre Arbeit auf-genommen. Vielerorts gab es Wechsel im JAV-Vorsitz, zum Beispiel bei der MIBRAG im Bezirk Leipzig. Christopher Sgolik (Foto), Industriemecha-niker im dritten Ausbildungs-jahr, hat nun den Vorsitz: »Wichtig ist mir der gute Kontakt sowohl zu den Azu-bis als auch zu den Betriebsräten. Wir wollen vor Ort prä-sent sein und erfah-ren, wo der Schuh

drückt.« Als Auftakt versam-melt Christopher seine JAV-Kolleginnen und -Kollegen im Februar zu einer Klausur.

Der Bezirksjugendausschuss Dresden-Chemnitz traf sich zu seiner Klausur bereits vor Weihnachten. Auch hier gibt es einen neuen Vorsitzenden: Paul Gerscht, Industriemecha-niker bei der Wacker Chemie Nünchritz (Foto unten, hintere Reihe, Dritter von rechts).

Volle Kraft vorausBERLIN/ZEITZ | JAV-Wahlen in Nordost abgeschlossen

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URSA: Tarifabschluss erreichtDELITZSCH | Die IG BCE hat einen Tarifabschluss für die rund 300 Beschäftigten des Dämmstoffe-Herstellers URSA erreicht. »In einer für das Unternehmen schwie- rigen wirtschaftlichen Situation haben wir erfolgreich einen neuen Hausmantel- und Hausentgelttarifvertrag vereinbart«, so Jürgen Mehnert, IG-BCE-Bezirksleiter in Leipzig. Neben einer zweistufigen Entgelterhöhung von zweimal 1,5 Prozent und der Sicherung von Arbeitsbedin-gungen und Altersvorsorge ist Kern des Haustarifvertrags auch eine neue Standortsicherungsvereinbarung, die bis Ende 2016 gilt.

Wir verdienen mehr!BERLIN | Tarifrunde Chemie in vollem Gang

Deutlich mehr Ent-gelt und die Wei-terent-wicklung des Tarif-vertrags Demografie: Berechtigt und zukunftsweisend sind die Forderungen, mit denen die IG-BCE-Nordost in die Tarif-runde Chemie gestartet ist.

Am 29. Januar erfolgte der Verhandlungsauftakt auf re- gionaler Ebene. Angesichts der vehementen Blockadehaltung der Arbeitgeber wurde deut-

lich, dass die IG-BCE-Mitglie-der mit Aktionen Druck auf-bauen müssen, damit sich am Verhandlungstisch etwas be-wegt. Geplant wurden diese zum Beispiel im Bezirk Berlin-Mark Brandenburg bei einem Tariffrühstück (Foto oben).

Am 24. Februar wird bun-desweit weiterverhandelt. Das

Verhand-lungsteam aus Nordost ist dabei (Fo-to links, mit Christian Jungvogel, Leiter Abtei-lung Tarif- politik der IG BCE, rechts).

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Arbeitswelt für alleBERLIN/NÜNCHRITZ | Schwerbehindertenvertreter gewählt

Gute Arbeit ohne Barrieren: Die Schwerbehindertenver-treter der IG BCE in den Be-trieben in Nordost wollen ge-nau das umsetzen. Sie haben Mitspracherecht bei allen Ent-scheidungen, die schwerbe-hinderte und gleichgestellte Kolleginnen und Kollegen betreffen und bringen oft das betriebliche Gesundheits- management mit voran. Nach Unfall oder Erkrankungen kümmern sie sich um den Erhalt des Arbeitsplatzes und die Wiedereingliederung. Jetzt

sind sie für die kommenden vier Jahre neu gewählt wor-den.

Einer von ih-nen ist Günter Richter (Foto), Vorsitzender der Schwerbe-hindertenver-tretung bei der Wacker Che-mie Nünchritz: »Wichtig ist, dass die Kollegen zu uns kom-men und ihre Probleme an-sprechen. Wir helfen zum Bei-spiel, wenn Arbeitsplätze um-gerüstet werden müssen.«

Welche Erfahrungen hast du bislang gemacht?Ich nehme die Betriebsräte als sehr innovativ wahr, sie wollen wirklich gute Lösungen vereinbaren. Es hängt aber viel davon ab, wie viel die Arbeitgeberseite bereit ist, umzusetzen.

Welche besonderen Leistungen bietest du?Beim betrieblichen Gesundheitsmanagement betone ich, dass es aus mehreren Säulen besteht und es zum Beispiel nicht nur um Fitnesskurse, sondern ganz entscheidend auch um psychische Belastungen und gesundes Führen geht. Kürzlich habe ich in einem Betrieb die Berufsgenossen-schaft mit ins Boot geholt und jetzt wird dort ein Mess- system angewandt, um ergonomische Probleme zu analy-sieren. Für Demografieanalysen stelle ich eine kostenlose Software vor und moderiere Workshops zur Entwicklung von Maßnahmen daraus.

Du bist bis August als Fachsekretärin der IG BCE im Einsatz. Was hast du dir vorgenommen?Wir planen für Juni eine Tagung über Schichtarbeit. Die begonnenen Projekte würde ich gern bis zu konkreten Er- gebnissen im Betrieb führen, so wie wir bei der Beiersdorf Manufacturing Waldheim GmbH einen Demografiehaustarif-vertrag verankert haben. Neue Anfragen sollten über Be-triebsbetreuer der IG BCE laufen.

Paula Aleksandrowicz ist seit gut einem Jahr Fachsekretärin für Gute Arbeit und Demografie im Landesbezirk Nordost. Ihre Schwerpunkte sind Beratungen und Schulungen für die Um-setzung von Demografietarifverträgen und für ein ganzheit-liches betriebliches Gesundheitsmanagement.

Fragen an Paula Aleksandrowicz 3

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PersonalzuwachsDUISBURG | Das neue Jahr bringt dem Bezirk Duisburg personelle Verstärkung. Der 48-jäh-rige Helmut Bonnet gehört seit dem 5. Januar als Sekretär zur Ausbildung zum Bezirksteam. Bonnet war zuvor im IG-BCE-Bezirk Olden-burg eingesetzt. Der gebürtige Hesse, der auf eine langjährige Praxis als Betriebsratsvorsitzender und ehrenamtlicher Richter sowie in der IG-BCE-Projektarbeit zurückblicken kann, freut sich auf die Herausforderungen an seinem neuen Arbeitsplatz. Zu seinen Aufgaben gehören die Betreuung von Betrieben, die Bildungsarbeit sowie all- gemeine Gewerkschaftsthemen.

Besuch bei der jüdischen GemeindeDUISBURG/MOERS | Zum Dialog mit der jüdischen Gemeinde traf sich der Ar-beitskreis Migration-Inte-gration der IG-BCE-Be-zirke Duisburg und Moers in der neuen Synagoge am Duisburger Innenhafen. Der wachsende Antisemitismus, aber auch alltägliche Probleme des jüdischen Lebens be-stimmten die Diskussion mit Michael Rubinstein, Geschäfts-führer der Gemeinde. Zu den Alltagsproblemen zählen etwa die Versorgung mit koscheren Lebensmitteln und die Folgen des Wachstums der Gemeinde in den letzten 15 Jahren durch den Zuzug jüdischer Migranten vor allem aus Osteuropa. Die Dialog-Veranstaltungen des Arbeitskreises unter dem Motto »Religiöses Leben in der Region« werden fortgesetzt.

Top Ten der Werber im DezemberPlatz 1: Holger Trimborn (13 geworbene Neumitglieder, INEOS, Bezirk Köln-Bonn); Platz 2: Daniele Gioco (12, Bayer AG, Leverkusen); Platz 3: Nico Rosenthal (10, Monta-plast, Köln-Bonn); Platz 4: Denis von Mering (9, Bayer AG, Leverkusen); Platz 5: Horst Ruoff (8, Continental Aachen, Alsdorf); Platz 6: David Freimann (6, Montaplast, Köln-Bonn); Platz 7–8: Nathalie Ohlerth (4, Metsä Tissue Stotz-heim, Köln-Bonn), Martin Vleer (4, Shell DO Wesseling, Köln-Bonn); Platz 9–13: Angelika Enderichs (3, Grünenthal, Alsdorf), Frank Eschenauer (3, Metsä Board Zanders GmbH, Köln-Bonn), Miriam Fenske (3, Kautex Textron Werk Düs-seldorf, Köln-Bonn), Hubert Hahn (3, Saint-Gobain Glas Funke GmbH, Köln-Bonn), Mario Mercurio (3, Rottapharm/Madaus GmbH, Köln-Bonn).

Arbeitgeber müssen Bloc kadepolitik aufgebenLEVERKUSEN/DÜSSELDORF | Werkfeuerwehrleute fordern mehr Tarifrechte und Perspektiven für Ältere

Rund 200 Werkfeuerleute aus der chemischen Industrie hat-ten sich Mitte Dezember vor dem Bayer-Kasino in Lever- kusen versammelt, um mehr Tarifrechte für die Werkfeuer-wehren zu fordern. Sie ver-langen, einen einheitlichen Vergütungsrahmen für die Werkfeuerwehrleute im Che-mie-Flächentarifvertrag zu schaffen, die 24-Stunden-Dienste als Schicht anzuer-kennen und Perspektiven für ältere Feuerwehrleute festzu-schreiben. Die Kundgebung

war erst der Anfang – 2015 soll zum »Jahr der Werk- feuerwehrleute« werden, er-klärt IG-BCE-Tarifvorstand Peter Hausmann.

»Wir werden keine Ruhe geben, bis wir eine bessere Ab-sicherung im Tarifvertrag er-reicht haben«, stellt Rüdiger Schleuter vom Zielgruppen-ausschuss der Werkfeuerweh-ren im IG-BCE-Landesbezirk Nordrhein klar (siehe Inter-view). Werkfeuerwehrleute und IG BCE erwarten, dass der Chemie-Arbeitgeberverband

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet: www.nordrhein.igbce.de

Was sind eure Kernforderungen?Die tarifliche Gleichstellung unserer 24-Stunden-Dienste mit dem vollkontinuierlichen Schichtdienst ohne Ausnahmen. Klare Eingruppierungs- und Vergütungsregelungen, die für alle Chemie-Betriebe gelten. Tarifliche, flexible Regelungen für den Übergang in die Rente. Ältere Feuerwehrleute, die den harten Job aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr leisten können, müssen ohne finanzielle Einbußen früher ausscheiden können.

Rüdiger Schleuter ist Werkfeuerwehrmann und Betriebsrat bei Henkel in Düsseldorf sowie Mitglied im Zielgruppenaus-schuss der Werkfeuerwehren im IG-BCE-Landesbezirk Nord-rhein und im IG-BCE-Bundesarbeitskreis Werkfeuerwehren.

Fragen an Rüdiger Schleuter3

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Arbeitgeber müssen Bloc kadepolitik aufgebenLEVERKUSEN/DÜSSELDORF | Werkfeuerwehrleute fordern mehr Tarifrechte und Perspektiven für Ältere

Gewerkschafter stellen sich querKÖLN/DÜSSELDORF | Im Rheinland findet die sogenannte Bür-gerbewegung Pegida (Patriotische Euro-päer gegen die Isla-misierung des Abend-landes) wenig Rück- halt in der Bevölkerung. So stellten sich in Köln und in Düsseldorf im Januar Zehntausende Gegendemonstranten den örtlichen Pegida-Ablegern in den Weg. Breite Bünd-nisse, zu denen auch der DGB und seine Gewerkschaften gehörten, hatten in Köln und Düsseldorf dazu aufge- rufen, gegen Pegida auf die Straße zu gehen. Auch viele IG-BCE-Mitglieder beteiligten sich und setzten Zeichen für Freiheit, Vielfalt und Toleranz und gegen Rassismus und Ausgrenzung.

Dank an SchichtbeschäftigteLEVERKUSEN | Wie in den ver-gangenen Jahren sorgten die IG-BCE-Betriebsräte von Bayer Mate-rial Science und Bayer Pharma für die Kollegin-nen und Kollegen, die über Weihnachten arbeiten mussten. Mit kleinen Geschenken und Süßigkeiten kamen sie an den Arbeitsplatz und bedankten sich damit für den Einsatz der Schichtbeschäftigten.

Seminar zu sozialen NetzwerkenHALTERN AM SEE | Die Kommunikation über soziale Netz- werke wie Facebook, Twitter oder YouTube wird immer be-liebter – im Privatleben, in der Gewerkschaftsarbeit, auch in der Arbeitswelt. Dabei vermischen sich Privates und Beruf-liches unweigerlich. Eine kleine Unachtsamkeit und alle Welt erfährt, was einem gefällt, missfällt oder welche Mei-nung man zu politischen oder betrieblichen Themen hat. Was Beschäftigte, Betriebsräte oder Vertrauensleute bei der Nutzung von Facebook & Co beachten sollten, steht im Mittelpunkt eines Bildungsseminars des Landesbezirks Nordrhein vom 9. bis 13. März in Haltern am See. Das Seminar ist als Bildungsurlaub nach dem Arbeitnehmer-weiterbildungsgesetz NRW anerkannt.

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Decken die Tarifverträge die besonderen Belange der Werkfeuerwehr nicht ab?Die Regelungen zur Arbeitsbereitschaft stammen aus den 1980er-Jahren und werden der Realität nicht mehr gerecht. Zudem sind sie in einzelnen Betrieben aufgeweicht worden. Auch die Eingruppierung wird unterschiedlich gehandhabt. Nur in wenigen Betrieben ist geregelt, was passiert, wenn ein Feuerwehrmann die Gesundheitsprüfung nicht mehr besteht. Die Folgen – Abgruppierungen oder vorzeitiger Ruhestand mit Abschlägen – tragen die Werkfeuerwehrleute allein.

Was erwartet ihr von den Arbeitgebern?Sie müssen endlich ernsthaft über Verbesserungen verhan-deln. Mit ihrer Blockadehaltung stellen die Arbeitgeber die be-währte Sozialpartnerschaft in der chemischen Industrie in-frage. Gemeinsam haben wir eine Menge erreicht – etwa bei der Neugestaltung des Ausbildungsberufes Werkfeuerwehrmann/ -frau. Nur bei einheitlichen tariflichen Regelungen verweigern sich die Arbeitgeber. Wir wollen, dass die Werkfeuerwehren im Flächentarif bleiben. Dafür müssen sich aber die Arbeitgeber bewegen. Die Werkfeuerwehrleute sind bereit zu kämpfen.

BAVC nach Abschluss der Chemie-Tarifrunde die Ver-handlungen mit der IG BCE über die Tarifforderungen der Werkfeuerwehren ernsthaft aufnimmt.

Seit Anfang 2014 laufen bereits Gespräche zwischen IG BCE und BAVC über die Arbeitsbedingungen der Werk-feuerwehren – bisher ohne Ergebnis. »Die Arbeitgeber müssen ihre Blockadehaltung aufgeben«, fordert Schleuter. Gemeinsames Interesse von BAVC und IG BCE sollte

sein, die Werkfeuerwehren im Tarifvertrag Chemie zu halten und attraktive Arbeitsbedin-gungen zu schaffen.

Doch die Arbeitgeber setzen auf betriebliche Lösungen und sehen wenig Handlungs-bedarf für tarifliche Regelun-gen. »Wenn wir gute Werk- feuerwehren wollen, damit die chemische Industrie nicht je-den Tag wegen Unfällen in der Zeitung steht, sind gute Arbeitsbedingungen elemen-tar«, so IG-BCE-Tarifvorstand Peter Hausmann.

Weitere Infos und Seminare im Internet: www.nordrhein.igbce.de

2015 soll zum »Jahr der Werkfeuer-wehrleute« werden, erklärte IG-BCE- Vorstand Peter Haus- mann in Leverkusen.

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Spitzenangebot für junge LeuteMAINZ | Für ein ver-längertes Wochenen-de vom 15. bis 17. Mai (14. Mai ist Himmel-fahrt) lädt die IG-BCE-Jugend des Landesbe-zirks gemeinsam mit der Gewerkschafts- jugend der Landesbe-zirke Westfalen und Nordrhein zu einem Jugendtreffen nach Haltern am See – zwi-schen Ruhrgebiet und Münsterland. Das Programm (Über-schrift »How to make your future«) enthält ernste Themen wie Aus- und Weiterbildung, weitsichtige Energiepolitik und zukunftsfähige Renten. Und viel Geselliges, darunter Lager-feuer, DJ bis in die Nacht und vier kultige junge Comedy-Künstler (Foto). Kosten inklusive vollem Programm, Busrei-se, Unterbringung (Mehrbettzimmer, Zeltschlafplätze oder mitgebrachte eigene Zelte) und Verpflegung vor Ort: 25 Euro für Azubis und »Studis«, 35 Euro für Ausgelernte.

Senioren mit vollem KalenderBAD HÖNNINGEN/LINZ | Wenn die Senioren zwischen Rhein und Westerwald dieses Jahr so viel wie vergangenes Jahr unter-nehmen, ist der Terminkalender schnell wieder voll. Fest ge-plant hat der Arbeitskreis – neben dem traditionellen Grillfest – bereits eine Deponiebesichtigung, einen Abstecher zum Schloss Monrepos in Neuwied sowie den Besuch einer moder-nen Jugendherberge. Groß ist auch die Vorfreude auf das 125. Jubiläum der IG BCE am 19. September auf der Zeche Zollverein in Essen. Frisch in Erinnerung ist noch das zurück-liegende Nikolausfest mit Tombola, Spießbraten und Bläser-quintett (Foto). Dort hatte der Vorsitzende Hajo Schwedthelm

an die vielen Ereig-nisse des Vorjahrs erinnert, darunter die dreitägige Fahrt zum Europaparla-ment und die Besu-che von ZDF und Landtag in Mainz.

Beste Praxis erfahrenMAINZ | Abgucken, was die anderen schon gut machen

Ein Teil der gerade neu ge-wählten Jugend- und Auszu-bildendenvertreter und -ver-treterinnen (»JAVis«) im Be-zirk Mainz hat eine besonders klare Vorstellung davon, was in den gerade begonnenen zwei Amtsjahren auf sie zu-kommt. Diesen Vorsprung ver- danken sie einem Empfang und Workshop des Bezirks im Mainzer Gewerkschaftshaus.

Die für Jugend zuständigen Hauptamtlichen Andreas Jan-sen und Patrick Schall gaben den 35 neu gewählten JAVis viele nützliche Hilfestellun-gen mit auf den Weg, begin-nend bei der Gestaltung und Schwerpunktsetzung ih-rer täglichen Arbeit bis hin zum Rollenverständnis gegen-über den verschiedenen Ge-sprächspartnern.

Praktische Beispiele bester JAV-Führung schilderten Jac-queline Kluge, JAV-Vorsitzen-de vom Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim, Alex-ander Rhaue, Vorsitzender beim Glas- und Glaskeramik-unternehmen SCHOTT, und Benedikt Maderholz, Vorsit-zender beim Spezialchemie-Unternehmen Evonik Indus-tries (beide in Worms). Solche lebendigen Erfahrungen las-

sen sich zwar nicht immer eins zu eins auf andere Unternehmen übertragen, die Jüngeren nahmen sie aber doch als nützliche praktische Hilfe zur Kenntnis, zumal die zurückliegenden JAV-Wahlen eine deutliche Bestätigung für die Handschrift der IG BCE gebracht hatten.

»Nach aktuellem Stand sind alle Gewählten in unserer Ge-werkschaft organisiert«, sagte Andreas Jansen, der JAV- und Jugendreferent des Bezirks. Er berichtete auch von der Hilfe-stellung der IG BCE bei der Eaton Technologies in Lan-genlonsheim. Hier hatte der IG-BCE-Bezirk die Gründung einer Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertretung ini- tiiert.

Benedikt Maderholz berich-tete, dass bei Evonik 92,1 Pro-zent der Stimmberechtigten tatsächlich gewählt haben.

Die Fragen, die in den wei-teren für 2015 geplanten JAV-Tagungen des Bezirks vorran-gig beantwortet werden sol-len, nannte Bezirkssekretär Patrick Schall: »Wie verhalte ich mich in Verhandlungssitu-ationen?« Und: »Wie können die neuen Auszubildenden optimal integriert werden?«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Eine frühzeitige Anmeldung beim Landesbezirk (Kaiserstraße 26–30, 55116 Mainz, E-Mail: [email protected], Telefon 06131 28728-0) ist wichtig: Die Höchstteilnehmerzahl liegt bei gut 300.

Die optimistischen Gesichter zeigen es: JAV-Arbeit macht Freude.

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Sechs Jahrzehnte SolidaritätWORMS | Die Gewerk-schaftssekretärin Petra Plantenberg (links) und der Betriebsrats-vorsitzende von Grace Holding und Vorsit-zende des Regional-forums Worms, Horst Schebsdat, ehrten auf einer Feier 60 Jubilare aus dem Raum Worms anlässlich ihrer 25-, 40-, 50- oder 60-jährigen Mit-gliedschaft. Im Foto zwischen ihnen vier Mitglieder, die der IG BCE schon sechs Jahrzehnte die Treue halten.

Die Anerkennung ist verdientLAMBRECHT/EISENBERG | Auch die Pfälzer Ortsgruppen Lambrechter Tal und Eisenberg – beide in der Nähe von Bad Dürkheim – begingen im vergangenen Jahr Wiedersehens-feste mit den Jubilaren, die auf »runde« Mitgliedschaftsjahre zurückblicken. Bei ei-nem Fest im Waldhotel Eisenberg ehrte der Ortsgruppenvorsitzen-de Rainer Wohnsiedler die langjährig treuen Mitglieder gemeinsam mit Gewerkschaftsse-kretär Ulrich Schacht. Das Foto aus dem Papiermacherdorf Neidenfels im Lambrechter Tal wiederum zeigt, wie der Ortsgruppenvorsitzende Hermann Schönung (links) Jubila-ren mit 60-, 50- und 40-jähriger Mitgliedschaft dankt und ihnen Präsente und Ehrenurkunden aushändigt.

Erneute AuszeichnungMAINZ | Erwin Welsch (Mitte), langjähriger Betriebsratsvorsitzen-der in der Kautschuk-branche und ehren-amtlich in IG-BCE-Gremien aktiv, erhielt von der Mainzer So-zial- und Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (Zweite von links) im Beisein des SPD-Fraktionsvorsitzen-den im Landtag Alexander Schweitzer (Zweiter von rechts) die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz. Welsch, der auch SPD-Abgeordneter im Kreistag Südliche Weinstra-ße und ehrenamtlicher Richter am Landesarbeitsgericht ist, hatte vor zehn Jahren bereits die Hans-Böckler-Medaille der deutschen Gewerkschaften erhalten.

Politische DanksagungPIRMASENS | Klare Signale anlässlich einer Jubilarehrung

Jubiläen können eine gute Gelegen-heit sein, Botschaf-ten an die Öffentlich-keit zu bringen. Landesbe-zirksleiter Francesco Grioli (Foto, rechts) nutzte einen sol-chen Anlass, als kürzlich zwei Zeitungen ihre Berichterstatter in die Pirmasenser »Kulisse« geschickt hatten. Die Blätter berichteten anschließend, wie Grioli dort gemeinsam mit dem Ortsgruppenvorsitzen-den Achim Siegenthaler (hin-ter Grioli) 30 von tatsächlich mehr als 90 Pirmasenser Mit-gliedern ehrte, die dieser Ge-werkschaft im abgelaufenen Jahr bereits 25, 50 oder – in sechs Fällen – 60 Jahre die

Treue gehalten haben. Aber die Leser erfuhren auch, wie heftig sich Grioli gegen den gegenwärtigen »hundert-tausendfachen Missbrauch« von Leiharbeit äußerte und dass er eine Kurskorrektur hin zu gleichem Lohn für gleiche Arbeit als »längst überfällig« bezeichnete. Registriert wurde auch, wie er das Verhalten der Gewerkschaft der Lokomotiv-führer beschrieb, nämlich »in höchstem Maße unsolida-risch«. Botschaften, denen die Jubilare nur aus vollem Her-zen zustimmen konnten.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

107 Jubilare ehrte die Betriebsgrup-pe zum Jahres-ende. Aber eine Ehrung war be-sonders bewe-gend: »Du tratest der Gewerkschaft vor 70 Jahren bei«, sagte Landesbezirksleiter Francesco Griolo (Foto, Mitte) zu Paul Kolling (neben ihm mit Urkunde), »als die Ge-werkschaften im Nazideutsch-land verboten und die Mitglie-der verfolgt wurden.« Diesem Jubilar gratulierten deshalb viele. Auf dem Foto direkt neben Bezirksleiter Dietmar Geuskens (links) zum Beispiel

der saarländische Umwelt- minister Reinhold Jost und der RAG-Personalchef aus Herne, Ulrich Wessel. Gast-geber und Betriebsgruppen- vorsitzender Martin Becker (rechts neben Grioli) begrüß-te noch viele andere, darunter auch den Ensdorfer Bürger-meister Hartwin Faust (Zwei-ter von rechts).

Ein bewegendes DatumENSDORF | Betriebsgruppe RAG Saar feiert ihre Jubilare

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Neuer VorstandKÖLN | Die Betriebs-rätearbeitsgemein-schaft Erdöl-, Kohle- und Grundstoffche-mie (ARGE) hat auf ihrer Jahresabschluss-sitzung 2014 einen neuen Vorstand ge-wählt und die strate-gische Orientierung für das neue Jahr erarbeitet. Vorstand und Revisoren der ARGE wurden ein-stimmig gewählt. Das neue Gremium hat die Themenschwer-punkte für 2015 auf Altersversorgungssysteme und Industrie-, Energie- sowie Chemiepolitik auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene gelegt. Zusätzlich möchten sich die Betriebsrätin-nen und Betriebsräte in der ARGE verstärkt gegenseitig bei der Lösung betrieblicher Probleme und Fragestellungen unter-stützen und sich dafür entsprechend weiterqualifizieren.

Erfüllte WeihnachtenGELSENKIRCHEN | Damit die Kinder des Kinder- und Ju-gendhauses St. Eli-sabeth am vergan-genen Heiligabend auch einen advent-lich-gedeckten Ga-bentisch vorfinden konnten, organi-sierte die IG-BCE-Ortsgruppe Viva-west eine Spenden-aktion zugunsten der Einrichtung. Die Aktion hat mittlerweile Tradition, sie fand bereits zum sechsten Mal statt.

Gemeinsam übergaben Ralf Giesen, Personalgeschäfts-führer Vivawest Wohnen, und Volker Möller, Vorsitzender der IG-BCE-Ortsgruppe Vivawest, Spenden und Geschenke im Wert von mehr als 2300 Euro an Paul Rüther, Leiter des Kinder- und Jugendhauses St. Elisabeth.

Zu den Spendern gehörten unter anderem viele Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter von Vivawest, der-IG-BCE-Landes-bezirk Westfalen und der dazugehörige Bezirk Gelsen- kirchen sowie die Vivawest-Stiftung.

WerkfeuerwehrleuteMARL | Aktionstag im Chemiepark Marl

Werkfeuerwehrleute haben besondere Arbeitsbelastun-gen, 24-Stunden-Dienste und eine Atemschutzprüfung, die im Alter kaum noch zu be-stehen ist. Die IG BCE strebt dafür Lösungen im Tarifver-trag an, die von der Arbeit-geberseite bislang verweigert werden. Die Werkfeuerwehr-leute im Chemiepark Marl machten im Dezember des vergangenen Jahres auf diese Situation aufmerksam.

»Es geht uns darum, auch den anderen Beschäftigten zu verdeutlichen, welche An-strengungen der Beruf der Werkfeuerwehrleute erfor-dert, und dass es bisher keine vernünftigen und für alle ver-bindlichen Regelungen gibt, die ihnen ein alternsgerech-tes Arbeiten erlauben«, erläu-terte Christian Bahn, stell-vertretender Betriebsratsvor-sitzender des Evonik Ge-meinschaftsbetriebes Marl, das Ziel des Aktionstages. »Wir werben für den Rück-halt unserer Forderungen bei unseren Kolleginnen und Kollegen.«

Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter des Chemieparks hatten an dem Aktionstag die Möglichkeit, in Feuerwehr-montur einen Parcours zu absolvieren, um selbst das Gewicht der Ausrüstung spü-ren zu können. Viele nutzten diese Chance und zeigten sich anschließend von den alltäglichen Anforderungen an die Feuerwehrleute beein-druckt.

»Verständnis und Solida- rität unter den Kolleginnen und Kollegen ist Vorausset-zung für eine erfolgreiche Tarifrunde – das gilt auch für die Belange der Feuerwehr-leute«, sagte Karlheinz Auer-hahn, Bezirksleiter der IG BCE Recklinghausen, dazu.

Unterstützung für die Ak-tion erhielt die Werkfeuer-wehr auch von Christian Jungvogel, Abteilungsleiter Tarife Chemie in der IG-BCE-Hauptverwaltung. Er machte deutlich: »Jetzt ist Schluss mit Reden. Wir wollen mit den Arbeitgebern verhandeln und konkrete Ergebnisse er-zielen.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Aktionstag der Werkfeuerwehrleute im Chemiepark Marl: Für die besonderen Arbeitsbelastungen und die hohen Anforderungen muss es Lösungen im Tarifvertrag geben, fordern die Kollegen.

Der neue Vorstand und die Revisoren der ARGE: Hans Bansner, Herbert Figaj, Arndt Küpper (Vorsitzender), Holger Schmitz, Ralf Knust, Gerhard Franzke, Claudia Nikolowski, Hardi Meier, Thomas Ingendoh, Detlef Gajewsky, Malte Ro-dammer und Sami Jusufagic (von links).

Glücklich: Einige Kinder und Jugendliche bei der Spendenübergabe.

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JahresrückblickBOCHUM | Rechtsschutz war 2014 wieder sehr erfolgreich

Das Rechtsschutz-Regional-büro Westfalen blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2014 zu-rück. Im vergangenen Jahr haben die Kolleginnen und Kollegen außerordentlich vie-le Erfolge verzeichnen kön-nen. Im Bereich Hamm ist es beispielsweise gelungen, die frühzeitigen krankheitsbe-dingten Kündigungen eines Arbeitgebers zu verhindern. Und auch die in der IG BCE organisierten Rentnerinnen und Rentner eines Chemie-unternehmens haben Grund zur Freude. Sie erhalten eine kräftige Betriebsrentennach-zahlung.

Im Bereich Sozialrecht war das Team ebenfalls erfolg-reich: Nach langem Kampf ist es dem Rechtsschutz gelun-gen, einer Witwe, deren Mann an einer Berufskrankheit ver-

storben war, einen Nachzah-lungsbescheid zu erstreiten.

Vielen Kolleginnen und Kollegen konnte das Rechts-schutz-Team auch im Bereich der Schwerbehinderung hel-fen und den Grad der Behin-derung erhöhen. Das bedeu-tet nicht nur eine Ersparnis bei der Steuer, sondern er-möglicht auch einen früheren Renteneintritt.

Auch bei anderen sozial-rechtlichen Themen wie Pfle-ge, Rente und Arbeitslosen-versicherung war das Team Ansprechpartner. Dabei ging es in vielen Sprechstunden vor allem um die Rente ab 63.

Für Mitglieder ist der Ser-vice des Rechtsschutz-Regio-nalbüros kostenfrei. Termine an den Sprechtagen sind zen-tral über das Büro in Bochum zu vereinbaren.

Chemie-TarifforderungMARL | JAV-Vertreter diskutieren Auszubildendenvergütung

Die Jugend- und Auszubil-dendenvertre-ter (JAV) des Gemeinschafts-betriebes Evo-nik Marl (Foto) haben die For-derungsempfehlung des IG- BCE-Hauptvorstandes für die anstehende Chemie-Tarifrun-de diskutiert. Sie halten statt einer prozentualen Erhöhung einen Festbetrag für alle Ausbildungsjahre für ange-messen. »Wir wollen nicht, dass die Vergütungen von Aus-bildungsjahr zu Ausbildungs-jahr immer weiter auseinan-derdriften«, begründet JAV-

Mitglied Serkan Memisoski die Entscheidung. Darüber hinaus fordert die JAV eine frühzeitige Einarbeitung von jungen Facharbeitern auf Stel-len, die durch Maßnahmen aus dem Tarifvertrag frei wer-den. »Auch junge Menschen können und müssen vom glei-tenden Übergang in die Rente für ältere Beschäftigte profitie-ren«, ergänzt Memisoski.

Das Kunststoffprojekt läuft nun seit etwas mehr als einem Jahr, wie fällt euer erstes Zwischenfazit aus?Nach einigen Schwierigkeiten zu Beginn konnten wir nach längerer Recherche richtig durchstarten. Die Geschäfts-führungen in den Betrieben rollen uns nicht den roten Teppich aus, wenn wir anklopfen. Das Interesse der Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter ist da natürlich größer, wobei auch hier viele zu ängstlich sind. Einige vorgeschobene Argumente wie »ich bin zu alt, das sollen mal die Jungen machen« von älteren Kollegen finden wir etwas fadenscheinig. Aber dies ist nun mal der Fall und aus unserer Sicht auch nachvollziehbar, wenn es um die persönliche Existenz geht.

Wo seht ihr noch Entwicklungspotenzial?Es gibt in allen Bereichen Entwicklungspotenzial. Der sozial- partnerschaftliche Weg wird von einigen Arbeitgebern nicht mitgegangen und könnte besser klappen. Grundsätzlich zu- frieden können wir erst sein, wenn wir alle, etwa 85 Betriebe, mit Mitbestimmungsstrukturen versehen haben.

In welchen Bezirken klappt die Erschließung gut und in welchen nicht? Da gibt es kaum Abweichungen. Der Job vor Ort ist einer der härtesten in der Organisation. Die Mentalität spielt sicher eine Rolle. Dass wir hier und da mehr Kollegen gewonnen haben, liegt daran, dass wir Menschen finden konnten, die nicht klein beigeben und Rückgrat bewiesen haben.

Wohin führt die weitere Reise des Projekts? Es muss uns gelingen, den Kreis der Angst zu durchbrechen und an den richtigen Stellen die richtigen Menschen zu überzeugen. Wenn wir das schaffen, werden wir gemeinsam erfolgreich sein. Dann werden die Kollegen in den Betrieben sehen, wie viel besser es sich lebt und arbeitet, wenn der Arbeitgeber mitbestimmt ist.

Michael Nußbaum ([email protected]) und Andy Scheuermann ([email protected]) stehen für Fragen zum Projekt gern zur Verfügung.

Der Landesbezirk Westfalen startete vor gut einem Jahr das Kunststoffprojekt zur Erschließung der Kunststoffindustrie in den Bezirken Dortmund-Hagen, Hamm und Münster- Bielefeld. Das Ziel: In den Unternehmen Betriebsräte zu gründen und diese in den ersten, schweren Phasen zu begleiten und zu unterstützen. Michael Nußbaum (links) und Andy Scheuermann betreuen das Projekt.

Fragen an Michael Nußbaum, Andy Scheuermann

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Feierlich war die Stimmung bei der Ehrung der Jubilare kurz vorm Jahreswechsel. Auf 60 Jahre Zugehörigkeit blicken Her-bert Schoppmann, August Kortz und Heinz Biller zurück. Gerhard Marx, Albert Ingenbleck, Gerd Laakmann, Herbert Willems, Manfred Wecker und Jürgen Arians gehören seit 50 Jahren zur IG BCE. Für 40-jährige Mitgliedschaft wurden geehrt: Horst Gladziewski, Manfred Flagmann, Dietmar Ernst, Theodor Mueser, Hans Gerd Schroers, Manfred Hofmann, Josef Boote, Ursula Zens, Michael Beckmann, Peter Bratschke, Bernhard Fries, Hans-Josef Gossens, Anton Dom, Uwe Fuchs, Klaus-Dieter Schäfer und Brunhilde Egger. Seit 25 Jahren sind Mitglied: Claudia Müllerhöltgen, Oliver Fleschentraeger, Michael Huybers, Andre Geurtz und Volker Neumann.

Vor 60 Jahren trat Anton Nakötter in die Gewerkschaft ein und war lange Zeit als Kassenwart aktiv. Der Ortsgruppen-vorsitzende Wolfgang Becker dankte ihm für seine lange Treue. Gemeinsam mit der Grevenbroicher Bürgermeisterin Ursula Kwasny und Klaus Emmerich, stellvertretender Be-triebsratsvorsitzender von RWE Power, ehrte er die langjäh-rigen Mitglieder. Präsente und Urkunden gab es nicht nur für Anton Nakötter. Für ihre 50-jährige Treue zur IG BCE und ihren Vorläuferorganisationen wurden Norbert Fennen, Angelos Koukoutsis, Hans-Josef Linges und Heinz Satorius geehrt. Seit 40 Jahren gehören zur IG BCE: Klaus Billeb, Friedhelm Bläsen, Egon-Josef Büschges, Hermann-Josef End, Bernd Jaschinsky, Dietmar Jorns, Toni Prick und Adri-an Verrijzer. Klaus Emmerich zog in seiner Rede eine posi-tive Bilanz der vergangenen Arbeit.

32 Jubilare hatte die Ortsgruppe eingeladen, um sie für ihre langjährige Treue zur Gewerkschaft zu ehren. Besonders ge-feiert wurden die beiden »60-Jährigen«: Manfred Hüttner und Horst Nagel. Peter Fries vom IG-BCE-Bezirk Alsdorf hielt die Festrede. Sein Schwerpunkt war die Energiewende. »Wirtschaftlich und sozial vernünftig« sollte sie sein, sagte Fries. 120 Unterschriften wurden an diesem Abend für die von der IG BCE gestartete Unterschriftenaktion gesammelt.

45 Jubilare ehrte die Ortsgruppe Utfort-Eick. Darunter gab es je eine Ehrung für 80, 75 und 70 Jahre Mitgliedschaft in der IG BCE und ihren Vorläuferorganisationen. Acht Mitglie-der gehören seit 60 Jahren dazu, zehn wurden für 50 Jahre geehrt, 20 für 40- und vier für 25-jährige Zugehörigkeit. Die Festrede hielt der langjährige SPD-Kommunalpolitiker Wil-helm Rosendahl, die Ehrung übernahm der Ortsgruppen-vorsitzende Hans-Jürgen Zäch.

O r t s g r u p p e G e l d e r n O r t s g r u p p e G r e v e n b r o i c h

O r t s g r u p p e S e t t e r i c h - L i n n i c h O r t s g r u p p e U t f o r t - E i c k

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Zu einem festlichen Abendessen am Kamin hatte die Vorsit-zende der Ortsgruppe Horrem, Margret Mödder, die Jubilare eingeladen. Seit 70 Jahren ist Peter Abels Mitglied der Gewerk-schaft. Weitere Jubilare wurden für ihre 40-jährige Zugehörig-keit zur Gewerkschaft geehrt.

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Ende November 2014 fand eine zentrale Jubilar- und Jahresab-schlussfeier des Bezirks in Münster statt. Für 25 Jahre Gewerkschafts-zugehörigkeit wurden Andrea Austerschulte, Gaby Abeck, Inge-borg Bay, Daniel Blickberndt, Det-lef Bolland, Ralf Bresch, Andreas Buncic, Dominic Busche, Michael Diekmeier, Karl-Heinz Dobe, Nor-bert Eckhold, Ulrich Ehrhardt, Klaus Feldkemper, Lotar Gallinat, Rei-ner Goerlich, Michael Golz, Ulrich Gre-we, Herbert Gude, Mario Habicht, Die-ter Hahne, Horst-Peter Hanschmann, Gabriele Henschen, Annette Hesse, Peter Hinte, Martina Huhn, Christian Kaufmann, Wolfgang Kiecke, Hubertus Koester, Günther Kotulla, Hartmut Les-sin, Guido Loss, Thomas Lott, Christian Mehlich, Dirk Peka, Birgit Perdun, Max Pommer, Ludger Potthoff, Burkhard Recker, Holger Reinke, Thomas Richter-meier, Michael Ruhe, Mario Rump, Heidi Scharf, Roland Schenke, Gerd Schmiebusch, Michael Schneider, Dirk Spaniel, Thomas Spietenburg, Wolfgang

Staffa, Franz Stanke, Achim Sussiek, Silvia Uthmann, Simone Weisske, Ines Wenking, Carsten Westermann und Guido Winkelmann geehrt; für 40 Jahre Mitgliedschaft wurden Anna Beding, Rolf Bosse, Herbert Bouhier, Ivan Brec, Karin Bussemas-Ziehn, Hans-Ulrich Butzba-cher, Gustav Daniel, Ludwig Dehenauw, Viktor Englert, Peter Falk, Erwin Gedigk, Siegfried Gottwald, Edeltraud Hagemeister, Peter Holzerland-Mönnig, Bernhardine Hüsing, Joachim Kascha-de, Egon Klatt, Rainer Knaup, Günter Kramer, Wilfried Langer, Hans Lokatis, Friedrich Loter, Pietro Santillo, Gisbert Schäfer, Christel Schäfer, Günter Sche-

rer, Hans-Jürgen Schmidt, Christel Schoppmann, Heinz Rüdiger Stanke-witz, Horst Vogel und Christel Wiehe; für 50 Jahre Egon Blossei, Horst Denda, Wilhelm Heyne, Heinz-Dieter Holt-mann, Erwin Iker, Herbert Jungenblut, Karl-Heinz Krottasch, Hans-Jürgen Leonhard, Horst Roski, Adolf Schlot-mann, Klaus Sellhoff, Werner Sielaff, Heinz Staratzke, Peter Wawra; für 60 Jahre Walter Aschwer, Alfred Maurer, Manfred Schubert, Heinrich Altenau, Gerhard Dimter, Manfred Fandrich, Willi Hackbarth sowie Berthold Schulte und für 70 Jahre Gewerkschaftstreue wurde Friedrich Zawadzki geehrt.

Im November des vergangenen Jahres fand auch die Ju- bilarehrung der Ortsgruppe Heessen statt. Der Ortsgrup-penvorsitzende Manfred Günther ehrte für 25 Jahre Gewerkschaftszuge-hörigkeit Eyüp Canti, Klaus Fulde, Olaf Klaus; für 40 Jahre Ali Akguen, Kazim Cinar, Huedayet Demir, Walter Eickmann, Hueseyin Goektas, Cengiz Guenes, Rolf-Peter Gutsche, Reinhard Hauser, Ihsan Karalioglu, Ernst Krot-hoff, Udo Lohöfer, Hasan Oeteyuez, Helmut Osmer, Gerhard Pattberg, Siegfried Schnabel, Werner Sonnen-burg, Hueseyin Torun, Ziya Tuerkmen, Udo Warkotsch, Wolfgang Wisnia, Ay-din Yalcin, Ali Yaman; für 50 Jahre

Theodor Luening, Heribert Pielmeier, Horst Runge; für 60 Jahre Wolfang Dartsch, Paul Helm, Roland Hof-mann, Manfred Johannsen, Josef Jun-ker, Alfred Schierwagen, Hermann Wit-holt; für 65 Jahre Heinz Dahlmann, Karl-Heinz Höll, Norbert Kutziera, Horst Leban, Gertrud Opara, Werner Remane, Wilhelm Rütz und für 75 Jah-re Heinrich Bugnennigs, Helmut Sche-rer, Werner Schwarz sowie Bernhard Terwort.

Karl Heuser aus Südkirchen konnte im vergangenen Jahr sein 75. Ge-werkschaftsjubiläum feiern. Frank Seeliger, IG-BCE-Bezirksleiter Müns-ter-Bielefeld, überbrachte die Glück-wünsche der IG BCE und dankte dem Jubilar für seinen langjährigen aktiven Einsatz in der Gewerkschaft. Karl Heuser begann 1939 seine Aus-bildung zum Bergmann auf der Schachtanlage Victoria 1/2 in Lünen. 1978 beendete er sein Berufsleben auf der Schachtanlage Gneisenau.

Bez i r k M ü n ste r - B i e l e fe l d

O r t s g r u p p e H e e s s e n O G H e r b e r n - L ü d i n g h a u se n

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> EINER VON UNS

Der Herr der tausend Trikots

WILFRIED KNOLL ist Revisor in der IG-BCE-Ortsgruppe Voigtei und von einer sportlichen Sammelleiden-schaft besessen.

Vor etwa 15 Jahren entdeckte Wilfried Knoll, früher Elektriker bei der Erdgasaufbereitungsanlage

NEAG, seine Sammelleidenschaft für Trikots, Schals und Unterschriften. Eine gewöhnliche Tüte mit Trikots bescherte ihm eine komfortable Zeit im Kranken-haus: Der gewissenhafte Empfangschef

– zuständig für das Verwahren von per-sönlichen Habseligkeiten für die Zeit im Haus – wollte Knolls Beutel partout nicht entgegennehmen. Das änderte sich schlag-artig, nachdem er in der Tüte ein Trikot seines Lieblingsvereins Schalke 04 fand.

Knolls Sammelleidenschaft bringt ihn oft in solche Lagen. So fand er sich nach einem Spiel der Quakenbrücker Basket-ballmannschaft Artland Dragons in der

Kabine der gegnerischen Mannschaft aus Moskau wieder, umringt von den Spie-lern, die ihn herzlich begrüßten und sein mitgebrachtes Trikot unterschrieben. Die Verständigung war kein Problem, denn Knoll war vorbereitet. Er hatte zuvor einen Bekannten gebeten, sein Anliegen auf Russisch zu übersetzen.

Nicht nur sein Einfallsreichtum lässt die beachtliche Sammlung des 66-Jährigen anwachsen. Freunde und Familie wissen um sein Hobby und bringen ihm Ge-schenke mit – mittlerweile kann er etwa 300 Trikots und 700 Fanschals sein Eigen nennen. Doch nicht nur Fußball begeis-tert ihn. Eine Bekannte brachte ihm einen Schal aus den Händen eines waschechten Scheichs, mit dem sie beruflich zu tun

hatte. Den Fanartikel gibt es in Dubai nicht zu kaufen. Sie musste monatelang warten, bis sie den Pferdesport-Fanschal endlich bekam. Zusätzlich sind Tausende Autogramme sorgfältig im Hobby- und Schatzraum seines Sulinger Wohnhauses verwahrt, etwa eines von Rudi Assauer. Der Fußballmanager verschüttete versehent-lich Kaffee über die Anfrage von Knoll. Der schickte eine neue. »Ich frage bei den Leuten freundlich nach – dann kommt immer eine Antwort«, erklärt er.

Der Gladbach-Fan hat selbst mit vier Jahren mit dem Fußballspielen angefan-gen – Spitzname Pelé. Mittlerweile spon-sert er lieber andere Sportler. Er unterstützt einen örtlichen Ballkünstler. Das 15-jäh-rige Tischtennistalent hat es bis in die deutsche Nationalmannschaft geschafft.

Egal, ob regionaler Spieler oder weltweit bekannter Star: Jeder – oder das entspre-chende Trikot – hat einen Platz in Man-fred Knolls Sammlung. Alexander Reupke

»Drei Tage die Woche bin ich unterwegs – so kann ich viele Spieler persönlich treffen.«

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Nicht mit uns

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ES IST EIN TERRORANSCHLAG, der die Welt erschüttert. Mitten in Paris sterben 17 Menschen: weil sie eine eigene Meinung vertreten, weil sie Juden sind und weil sie als Polizisten auch die

Presse- und Religionsfreiheit schützen. Es ist ein Schlag gegen alle Werte, auf denen Zivilisation und einen demokratische Ordnung beruhen. Ein Schlag, ohne die erhoffte Wirkung. Weil die

Entschlossenheit wächst, diese Werte zu verteidigen. Demokratie ist stärker.

Die seriöse

britische

Tageszeitung

»INDEPENDENT«

widmete ihre

Titelseite ganz

dem Terror-

anschlag mit

einer Zeichnung

von Dave Brown.

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TENDENZEN CHARLIE HEBDO

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> TENDENZEN CHARLIE HEBDO

Je suis CharlieEs sind Bilder, die uns lange in Erin-

nerung bleiben werden. Kaltblütig ermordete Zeichner, exekutierte

Polizisten, niedergestrecke Zivilisten in einem jüdischen Supermarkt. Aber auf den Schrecken folgt Ermutigung. Drei Millionen Menschen solidarisieren sich öffentlich mit den Opfern, in Paris sind 50 Staats- und Regierungschefs dabei, einander demonstrativ unterhakend. Die Demokratie schließt ihre Reihen, nicht nur in Frankreich, sondern welt-weit. Nein, wir lassen uns von nieman-dem die Grundlagen eines friedlichen gesellschaftlichen Miteinanders zerstö-ren, halten fest an Freiheit und Toleranz, an dem Recht, dass Menschen all ihre

Vielfältigkeit unversehrt und gleich- berechtigt leben können. Das ist das star-ke Signal, das Zuversicht weckt, trotz der erschütternden Orgie fundamentalisti-scher Gewalt. »Ich bin Charlie«, so lautet die gemeinschaftliche Antwort, auf sich die Menschen allerorten verständigen.

Auch in Deutschland rückt man zu-sammen. »Wir werden es nicht zulassen, dass unser Glaube missbraucht wird. Wir werden es nicht zulassen, dass unse-re Gesellschaft von Extremisten, die nur das Ziel haben, Hass und Zwietracht zu stiften, auseinandergerissen wird«, sagte Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime. Gemeinsam demonstrieren christliche, jüdische und

islamische Religionsgemeischaften, ge-meinsam Parteien und Repräsentanten des Staates, unter anderem mit einer Mahnwache am Brandenburger Tor.

Überall, wo sich Menschen in diesen Tagen nach Paris versammeln, wenden sie sich auch gegen das Schüren von Fremdenfeinlichkeit und Intoleranz. Pe-gida ist der neue Begriff dafür.

Immer wieder kommen Zehntausende Bürger zusammen, in Leipzig, Dresden, Hamburg, Berlin, Hannover und überall da, wo es gilt Toleranz, Weltoffenheit und die demokratischen Grundwerte zu verteidigen. Gegen eine populistische Bewegung, die mit dem Slogan von einer angeblichen »Islamisierung des Abend-

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nisses unter dem Titel »Bunt statt Braun«, bekräftigt der Vorsitzende Michael Vassi-liadis vor 17 000 Menschen: »Wir werden dem Rassismus, der Fremdenfeindlich-keit, dem religiösen Fundamentalismus und jeder Form von Extremismus nicht weichen.« Als Organisationen der per-sönlichen Freiheit, des sozialen Fort-schritts hätten Gewerkschaften »nichts gemein mit Pegida. Wir stehen an der Seite von Charlie Hebdo.« Désirée Binder

landes« gegen alles zu Felde zieht, was nicht in ein deutschnationales Weltbild passt, vom Euro über die EU bis zu Ein-wanderern und dem Islam.

Eine Minderheit, gewiss, doch mit Potenzial, das gesellschaftliche Klima zu vergiften. Über 100 000 Demonstranten stellen sich dem bundesweit allein am 12. Januar entgegen, unter ihnen auch viele Mitglieder der IG BCE. In Hannover, dort ist die Gewerkschaft Teil des Bünd-

HINTERGRUND

DER ANSCHLAGMit brutaler Gewalt dringen am 7. Januar 2015 die Brüder Kouachi in die Redak-tion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo ein und töten zwölf Menschen, darunter die führenden Köpfe des Magazins. Vordergründig wegen der Mohammad-Karikaturen von Charlie Hebdo, tat-sächlich um Angst und Schrecken zu säen und die Grundlagen einer demo-kratischen Gesellschaftsordnung zu erschüttern. Dieser menschenfeind-lichen Logik folgt kurz darauf auch der tödliche Anschlag auf einen jüdischen Supermarkt. Zwei Tage später sterben die drei Terroristen während einer Schießerei mit den Sicherheitskräften.

DIE REAKTIONENIn Paris nehmen am 11. Januar eine Million Menschen an einem Trauer-marsch teil. Darunter 50 Staats- und Regierungschefs. In ganz Frankreich gehen mehr als drei Millionen Menschen auf die Straße. Weltweit gibt es eine nie da gewesene Welle der Solidarität mit Medienschaffenden und für die Presse-freiheit. Charlie Hebdo macht weiter, die neue Ausgabe wird millionenfach gedruckt. Zahlreiche Zeitungen und Magazine solidarisieren sich. Sie zeigen Karikaturen gegen den Terror. Muslime distanzieren sich von religiös begründe-tem Fundamentalismus. »Islam und Terrorismus haben nichts miteinander zu tun«, sagt Lekbir Kotbi, General-direktor der Vereinigung der islami-schen Organisationen in Frankreich bei ZEIT ONLINE.

In Hannover (links) und in Hamburg (oben) gehen die IG-BCE-Mitglieder weithin sichtbar auf die Straße. »Schnell, mehr Demokratie überall gegen die Barbarei« steht auf dem Plakat in Paris (rechts).

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Bundespräsident Joachim Gauck, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, Bundes-kanzlerin Angela Merkel, Sigmar Gabriel und der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde zu Berlin, Bekir Yilmaz (von links) haken sich bei der Mahnwache in Berlin unter: ein Signal des Miteinanders.Fo

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> TENDENZEN SCHWERBEHINDERTE

Einfach machenAUTOMATIKTÜREN, ABGESENKTE BORDSTEINE, unkonventionelle Parkplätze: Auf dem Gelände von Boehringer Ingelheim sind Maßnahmen zur gleichberechtigen Teilhabe von behinderten Mitarbeitern sichtbar. Unsichtbarer dagegen ist die behindertenfreundliche Haltung im Betrieb, die systematisch umgesetzt wird. Eine Visite in Biberach an der Riß.

Zehn Meter allmählich die Rampe hinunter, dann großzügig Platz für die 90-Grad-Kurve nach

rechts, die Tür öffnet sich drei Meter vorher automatisch: Der Weg in das Gebäude G91 ist für Jessica Meyer* schnell erledigt. Die kaufmännische Aus- zubildende fühlt sich seit zwei Jahren im Betrieb gut aufgehoben und hat in die Hälfte der Gebäude barrierefreie

Zufahrt, in jeden Neubau sowieso. Bei Boehringer ist das kein Zufall, son- dern Beteiligung: Die Rollstuhlfahrer im Werk wurden vor der Konstruktion der Rampe mit eingebunden, treffen sich bei einem eigenen Stammtisch und tau-schen sich über organisatorische The-men oder den »Kampf mit den Behör-den« aus. »Beim Stammtisch habe ich andere Rollstuhlfahrer kennengelernt, die schon länger im Unternehmen sind«, freut sich IG-BCE-Mitglied Meyer,

dass sie nicht allein ist. Doch auch von den übrigen Kollegen in den Abteilun-gen erfährt sie »nach dem ersten Schock, dass ich im Rollstuhl sitze«, Kollegialität und Unterstützung. Kein Zufall, son-dern Plan: Die Ausbildungsabteilung klärt vor den Abteilungseinsätzen, ob der Arbeitsplatz für Meyers Einsatz im Rollstuhl geeignet ist.

ABSPRACHEN DIESER ART sind Teil eines systematischen Aktionsplans, den

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*Name von der Redaktion geändert

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Einfach machen

Boehringer Ingelheim 2012 zur Umset-zung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen entwickelt hat und bis 2020 umsetzen will. Auf dem Gelände und an den Arbeitsplätzen, aber auch in den Köpfen der Mitarbeiter will das Unternehmen eine Haltung schaffen, die die »Fähigkeiten von Men-schen mit Behinderungen wertschätzt und integriert«, heißt es im Plan. 2013 lag der Fokus auf Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit, 2014 wurden Maßnahmen zur Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsorganisation aufgegriffen. Im aktuellen Jahr ist die Gesundheits-prävention der Schwerpunkt.

DER AKTIONSPLAN ist ganz im Sinne von Betriebsrätin und IG-BCE-Mitglied Maria Anna Gasser. Als Schwerbehinder-tenvertreterin steht sie formell knapp 200 Biberacher Beschäftigten mit gemel-deter Schwerbehinderung zur Seite. »Es gibt zudem viele Behinderungen, die nicht sichtbar sind. Nicht alle trauen

DIE WAHL 2014

Mehrheitlich IG-BCE-Vertreter unter den Schwerbehindertenvertretern:

Nachdem die Wahlergebnisse aus mehr als der Hälfte der Betriebe vorliegen, sind zwei Trends klar erkennbar: Rund 80 Prozent der Vertrauenspersonen für Schwerbehinderte und ihre Stellvertreter/ -innen sind Mitglied der IG BCE. Damit ist der Organisationsgrad gegenüber der Wahl 2010 leicht angestiegen. Der Anteil der erstmalig Gewählten liegt mit 40 Prozent auf einem ähnlich hohen Niveau wie 2010. Bei Boehringer Ingelheim in Biberach sind drei der gewählten Vertreter Gewerk-schaftsmitglieder. Edeltraud Glänzer, stellvertretende Vorsitzende der IG BCE, sagt: »Wir sind klarer Sieger der Schwer-behindertenwahlen 2014. Das zeigt: Für Menschen mit einer Behinderung im Betrieb sind unsere Kolleginnen und Kollegen die erste Adresse.«

sich, sie öffentlich zu machen oder ei-nen Ausweis zu beantragen. Für diese Personen ist es noch wichtiger, dass wir uns für sie einzusetzen«, sagt Gasser. »Mitarbeiter, die gesundheitlich ange-schlagen sind, haben teilweise Angst. Wenn sich Gesundheitsaspekte bei Be-schäftigten ändern, kommt die Personal-abteilung auf mich zu«, ist die Schwäbin zufrieden mit der Zusammenarbeit im Unternehmen. Initiator des Aktionspla-nes ist Olaf Guttzeit, Personalmanager und Schwerbehindertenbeauftragter auf Arbeitgeberseite. Eigentlich liegt die Schwerbehindertenquote im Werk Bibe-rach etwas unter den gesetzlich vorge-schriebenen fünf Prozent. Gasser wäre es lieb, mehr schwerbehinderte Mitarbeiter und Auszubildende einzustellen. »Wir achten in den Einstellungs- und Über-nahmegesprächen darauf, aber es be-werben sich zu wenige.«

Die ihr bekannten Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen der Wahrnehmung, des Bewegungsapparats oder mit schwe-ren Krankheiten fragt Gasser, was sie konkret benötigen. Ob einen Parkplatz auf dem Rasen neben der Gebäudetür, im Winter und bei Fahrdiensten Hilfe vom Werkschutz, das Essen in der Kan-tine an den Tisch gebracht oder einen Anruf, sobald eine Straße im Werk ge-sperrt ist: »Wir helfen den Mitarbeitern und informieren sie auf dem kurzen Dienstweg. Jeder bekommt die Ausstat-tung, die er zum Arbeiten braucht – also weniger nach dem Gießkannenprinzip. Da gab es noch nie Probleme mit dem Unternehmen«, beschreibt Gasser die unbürokratische Haltung.

Das kann auch Fabian Maucher be-stätigen. Beim Mittagessen an den hö-henverstellbaren Tischen in der Kantine erzählt der Teamleiter, der ebenfalls im Rollstuhl sitzt, von 20 Projektassisten-tinnen im Bereich Medizin: »Es ist ange-nehm, dass mit dem Thema Behinde-rung offen umgegangen wird. Es gibt jemanden, der sich darum kümmert.« Vor zehn Jahren hat er bei Boehringer In-gelheim wie Meyer als Auszubildender

BEISPIELE FÜR MASSNAHMENZUR ARBEITSERLEICHTERUNG FÜR SCHWERBEHINDERTE BEI BOEHRINGER INGELHEIM

Schnelle, fallweise Absprachen zwischen Schwerbehindertenvertretung, Personal-abteilung, Objektmanagement

Bedarfsgerechte, fallweise Inves- titionszusage bei der Ausstattung am Arbeitsplatz oder Parkplatz

10 bis 15 abgesenkte Bordsteine in den letzten Jahren

10 aufgerüstete Automatiktüren in den letzten Jahren

Randsteine von zwei Zentimeter Tiefe (tief genug für Gehbehinderte und hoch genug für Sehbehinderte)

Integration der Schwerbehinderten in das Zonenkonzept der Werkfeuer- wehr (Arbeitsplätze von gehbehinderten Beschäftigten sind im Evakuierungsplan ausgewiesen, Evakuierung und Simula-tion erfolgen beispielsweise über Feuer- tür und Außentreppe im Tragestuhl)

Beim Mittagessen an den höhenangepassten Tischen in der Kantine: »Es ist angenehm, dass mit dem Thema Behinderung offen umgegangen wird. Es gibt jemanden, der sich darum kümmert«, sagt Fabian Maucher (rechts).

angefangen und seither dieselbe Hal-tung im Unternehmen gespürt. Den-noch will Maucher nicht besonders be-handelt werden: »Wir müssen uns beruflich beweisen wie alle anderen auch«, fügt er hinzu. Katja Edelmann

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> TENDENZEN BERGBAU

Der Lichtkegel seiner Stirnlampe flackert über die dunkle Wand, als Detlef Lehmann sich auf den

steinigen Boden kniet. Mit einem dicken Hammer schlägt er gegen einen der rohen, kohleschwarzen Holzstempel, die das Hangende, die Decke, stützen. »Wenn der Stempel brummt, sitzt er fest«, ruft er gegen das Rattern von Kohlen-hobel und Förderer an und stemmt den Presslufthammer gegen die Wand. Mit gebeugtem Rücken schafft sein Kollege Michael Kahlert mit einer rundlichen Schippe, dem sogenannten Weiber-arsch, die Bricken vom Boden weg. »Je-der hat seine eigene Art zu picken«, ruft er. Plötzlich liegt Rauch in der Luft, der Geruch nach schmorendem Gummi.

Ein Signalton ertönt, dann die Durch-sage: »Aufpassen, Gurt läuft schief.« Die Männer lachen. »Früher hätten wir schnell gucken müssen, wo der Gurt schleift, um dann zu löschen«, erklärt Klaus Deuter. Heute kommt der Lärm aus dem Lautsprecher.

DAS BERGWERK WEST in Kamp-Lint-fort liegt still. Der Geruch hingegen ist echt, denn gearbeitet wird im einstigen Lehrstollen noch immer: Seit Räumung des Bergwerks Ende 2013 bauen Klaus Deuter, früherer Betriebsrat und Revier-Steiger im Abbau, sowie rund zehn an-dere ehemalige Bergmänner ihn für den Museumsbetrieb um und führen Be- sucher hindurch. Ehrenamtlich. Gerade

Gebaut, um künftige Berg-männer auf die Welt unter Tage vorzubereiten, ist der ehemalige Lehrstollen der Zeche Friedrich-Heinrich heute ein idealer Ort, um die Bergbautradition lebendig zu halten — dank des Engage-ments knapp eines Dutzends Ehrenamtlicher.

Fotos (4): Frank Rogner

Wieder Leben im Lehrstollen

Besucherinformationen:

www.bergmannstradition.de/lehrstollen

Alle Bilder aus dem Stollen:

www.igbce.de/mitglieder/kompakt

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Kaum größer als ein halbes Fußballfeld ist der Ausbildungsstollen, den Lehrlinge der Zeche Friedrich-Heinrich in Kamp-Lintfort Anfang der 1970er-Jahre bauten. Trotzdem bildet er den kompletten Untertage-Betrieb auf einer Strecke von fast 250 Metern ab. Jugendliche sämt-licher Ausbildungsberufe im Bergbau konnten hier lernen. Als sich das Ausbil-dungsmodell der Deutschen Steinkohle vor gut zehn Jahren änderte, wurde er überflüssig. Heute beleben ihn enga- gierte Mitarbeiter wieder. Im Rahmen der Renovierung wird auch das alte Pumpen-haus nebenan zum Museum umgebaut.

BERGWERKSWELT IM TASCHENFORMAT

installieren einige der Männer oben am Eingang eine Signaltafel – daher kommt der Rauch. »Jeder hat seinen Anteil dar-an, dass der Lehrstollen weiterbesteht», sagt Deuter. Er ist ein gemeinsames Projekt des Betriebsrates, der Förderge-meinschaft für Bergmannstradition lin-ker Niederrhein, der Steigermannschaft West und der RAG Deutsche Steinkohle, die den Lehrstollen samt Infrastruktur gespendet hat. »Wir wollen den links-rheinischen Bergbau wieder erlebbar machen, dafür ist der Lehrstollen mit der technischen Ausrüstung perfekt«, erklärt Michael Hartwich vom Landesbezirks-vorstand der IG BCE und ehemals Be-triebsrat im Bergwerk West. »Aber dieses Erbe am Leben zu erhalten, geht nur in der Gemeinschaft.« Sie war schon im-mer wichtig im Bergbau. Auch die Lehr-linge in den maximal drei Meter Tiefe des Lehrstollens konnten nicht nur üben, Förderer und Hobel auseinander-zunehmen und wieder zusammenzuset-zen, sondern wurden in Zusammenar-beit und Verständigung geschult. Das war und ist lebenswichtig in bis zu 1400 Me-tern Tiefe. »Schacht 4 = 6820 Meter« erin-nert denn auch ein Schild an die weiten Wege zurück nach oben, ein anderes lehrt die Bedeutung der Signale im Berg-werk: Ein Schlag etwa heißt Anhalten, genau wie das kreisförmige Schwenken der Grubenlampe. »In 90 Minuten muss-

te man bei einer Flucht Frische Wetter erreichen«, erzählt Deuter, der selbst als 16-Jähriger im Stollen lernte, bevor er mit anderen Lehrlingen in die Grube kam und einen eigenen Abbauraum be-arbeitete. Später als Reviersteiger gab er jede Woche ein Sicherheitsthema vor. Ab den 1990er-Jahren wurde Arbeits-schutz zunehmend wichtiger.

»DAS IST EIN SCHLEIFKORB«, sagt Deuter dann und zeigt auf eine Hängetra-ge an einer Schiene. Kahlert legt sich zur Vorführung hinein, ein Kollege schnallt ihn fest. »Hier ist es betoniert, eben und hell, das war unter Tage natürlich an-ders«, erklärt Deuter und stemmt sich mit dem Kollegen in den Gurt, bis das Metall malmt und die Trage voranrutscht. Deu-ter ächzt, »normalerweise bewegt man die Trage mit acht Mann«. Je nach De-ckenhöhe gab es auch keine Schienen, sodass der Schleifkorb mit dem Ver- letzten bis zum Schacht getragen werden musste, bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit und viel höheren Temperaturen als im kühlen Lehrstollen. »Für Brandschutz-übungen mussten wir vor niedrigen Stre-ben unser Atemgerät ablegen und vor uns herschieben«, sagt Hartwich vor ei-nem kniehohen Loch, das in den Berg führt. Ganze 60 Zentimeter hoch ist die-ser Streb und trotzdem unter den Kum-pels beliebt. »Da haben wir drin ge- arbeitet«, erklärt Deuter und lacht. »Man musste zwar liegen, aber das war ange-nehmer als gebückt zu arbeiten. Und die Stempel waren nicht so schwer.«

Presslufthämmer erleichterten spätes-tens ab den 1920er-Jahren das Picken mit der Hacke, vollautomatische Hobel und Schneidemaschinen sorgten nach und nach dafür, dass weniger von Hand gear-beitet wurde. »Strebe, Hobel, Lautspre-cher kann man heute über so einen Zentralrechner steuern«, erklärt Manfred Seeger und zeigt auf einen Monitor in explosionssicherem Stahlgehäuse. Hyd-raulikstempel ersetzen die Holzstempel und lassen die Decken schneller und sicherer abstützen. Laufkatzen, kleine Schwebebahnen, transportieren Mate-rial für immer wuchtigere Maschinen.

»DEN FÖRDERER HIER haben wir noch mit solchen Achsen abgespannt«, sagt Deuter und tippt mit dem Fuß an einen gigantischen Nagel, der das Laufband mit Ketten am Boden hält. »Heute sind die oft so groß und schwer, dass sie von allein liegen bleiben.« Auf dem Förderer funkelt Kohle. »Hier liegt ein Stück Geschichte«, sagt Deuter und nimmt ein Stück Kohle in die Hand. »Die ist von der letzten Schicht Silvester 2012.« Er geht weiter zu einer Vi-trine, in der ein großer dunkler Brocken liegt. »Naturkoks«, sagt er. »Normalerwei-se wird das in der Kokerei erzeugt, aber hier haben sie Flöze gefunden, die schon durch einen Vulkan verkokst waren.« Er klopft an die Scheibe: »In den 80ern galt das hier als Gold.« Dagny Riegel

Der Eingang zum ehemaligen Ausbildungsstollen (links). Michael Hartwich, Detlef Lehmann, Michael Kahlert, Klaus Deuter, Rudi Schottenhamel, Manfred Seeger und Jörg Hunsmann (Bild rechts unten von links) erhalten und demonstrieren Begbauwissen.

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>

Wenn ein naher Angehöriger erstmals oder verstärkt Pflege benötigt, haben Arbeitnehmer seit Anfang dieses Jahres einen Anspruch auf eine bezahlte Freistellung von der Arbeit. Wie funktioniert das und wie erhält man den Lohnausgleich?

TIPPS ARBEIT UND PFLEGE

FREISTELLUNG:

Wenn eine »akute Pflegesituation« eines Verwandten vorliegt, müssen Arbeitneh-mer von ihrem Arbeitgeber freigestellt werden. Das gilt, falls erstmals die Organisation von Hilfe

und Pflege erforderlich ist – etwa nach einem Unfall oder Klinikaufenthalt,

bereits Pflegebedürftigkeit besteht und sich die Situation des Angehörigen deutlich verschlechtert. Das kann bei-spielsweise der Fall sein, wenn eine Un- terbringung in einem Pflegeheim or-ganisiert werden muss, weil die Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist.

In solchen Fällen haben alle Arbeit-nehmer (auch Minijobber) Anspruch

darauf, sofort von der Arbeit freigestellt zu werden – und zwar für bis zu zehn Arbeitstage.

»Ein Antrag ist dafür nicht nötig, man muss nur dem Arbeitgeber mitteilen, dass man eine Freistellung nehmen will«, sagt IG-BCE-Rechtsexperte Ansgar Claes. Das sollte man genauso wie bei einer Krankmeldung halten: »Man ruft also am besten bei Arbeitsbeginn in sei-ner Firma an und teilt mit, dass man nach dem Schlaganfall seines Vaters jetzt dessen Pflege regeln muss.« Der Arbeit-geber kann verlangen, dass dann in den nächsten Tagen eine Bescheinigung vor-gelegt wird, in der ein Arzt die Notwen-digkeit der Freistellung zur Pflege bestä-tigt. Das muss aber nicht unbedingt sein.

»Die Bescheinigung braucht man aber in jedem Fall, um später den Lohnaus-gleich zu beantragen«, so Claes.

Wer zählt als »Angehöriger«?

Die Freistellung zur Pflegeorganisation kann genommen werden für die Betreu-ung vonGroßeltern, Eltern, Schwieger- oder

Stiefeltern,Ehegatten, Lebenspartnern, Partnern

einer eheähnlichen oder lebenspart-nerschaftsähnlichen Gemeinschaft, Geschwistern, Schwägerinnen und Schwägern,

Kindern, Adoptiv- oder Pflegekindern (eigene und die des Ehegatten oder

Frei, wenn’s wirklich nötig ist

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Was sich ändert

Lebenspartners), Schwieger- und En-kelkindern.

LOHNAUSGLEICH:

Wer zur Pflegeorganisation von der Ar-beit freigestellt ist, hat in der Regel kei-nen Gehaltsanspruch. Stattdessen gibt es seit Anfang 2015 eine Lohnersatzleis-tung. Diese nennt sich Pflegeunterstüt-zungsgeld und wird von der Pflegekasse oder der privaten Kranken- und Pflege-versicherung des gepflegten Angehö- rigen gezahlt. Wichtig ist also: Die eigene Kranken- beziehungsweise Pflegekasse des Arbeitnehmers hat damit nichts zu tun.

Den Antrag auf das Pflegeunterstüt-zungsgeld sollten pflegende Arbeitnehmer

KRANKENGELD ZUR KINDERPFLEGE

Wenn Kinder unter zwölf Jahren krank werden, haben Eltern, die gesetzlich krankenversichert sind, Anspruch auf Kinderpflegekrankengeld, soweit beide erwerbstätig sind. Für jedes Kind werden für jeden erwerbstätigen Elternteil bis zu zehn Krankengeldtage im Jahr gewährt. Wenn sowohl Mutter also auch Vater er- werbstätig sind, gibt es also zusammen maximal 20 Tage pro Kind. Bei mehreren Kindern zahlt die Kasse bis zu 25 Tage pro Elternteil, insgesamt also maximal 50 Tage. Die Maximalwerte gelten jeweils auch für Alleinerziehende.

möglichst schnell stellen – und zwar ganz formlos. Vor allem sollten sie nicht abwar-ten, bis der Arbeitgeber die für die Berech-nung des Unterstützungsgeldes notwen-dige Bescheinigung über den ausgefallenen Lohn ausgefüllt hat. Diese können sie auch später noch nachreichen.

Vorlegen muss man später auch ein ärztliches Attest über die Pflegebedürf-tigkeit des Angehörigen. Sofern der An-gehörige noch in keiner Pflegestufe ein-gruppiert ist, reicht es aus, wenn eine voraussichtliche Pflegebedürftigkeit fest-gestellt wird. Das muss ein Arzt aber in jedem Fall bescheinigen.

Darüber hinaus muss er erklären, dass die Pflegesituation »akut« aufgetreten ist und der Arbeitnehmer deshalb dring-

lich eine bedarfsgerechte Versorgung des Pflegebedürftigen organisieren muss. Ferner muss der Arzt bescheinigen, wie lange die kurzzeitige Arbeitsverhinde-rung dauern wird. Das Attest kostet in der Regel fünf bis zehn Euro. Dieses muss der Antragsteller selbst bezahlen.

Zur Berechnung des Pflegeunterstüt-zungsgeldes muss der Arbeitgeber des pflegenden Arbeitnehmers eine Entgelt-bescheinigung ausfüllen und dem Be-schäftigten aushändigen. Dort muss un-ter anderem eingetragen sein, wie hoch das durch die Freistellung ausgefallene Arbeitsentgelt war und ob der Betroffene in den letzten zwölf Monaten beitrags-pflichtige Einmalzahlungen – wie Weih-nachtsgeld – erhalten hatte. Die Berech-nung des Pflegeunterstützungsgeldes er- folgt nach der gleichen Methode wie die des Kinderkrankengeldes. Die Kasse übernimmt 70 Prozent des beitrags-pflichtigen Bruttoentgelts, höchstens je-doch 90 Prozent des Nettoeinkommens des Arbeitnehmers, der die Pflegeorga-nisation übernommen hat. Maximal gibt es pro Kalendertag 96,25 Euro brutto. Davon gehen noch Beiträge zur Pflege-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung ab. Rolf Winkel

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Sitten derSpeisen-zubereitungu. bei Tisch

bloßange-nommen,gedacht

Zusam-menklang

Sinus(Abk.)

Sehne

Junge(süd-deutsch)Fischöl

Neben-fluss derDonau

Lauge,Mixtur

Wasser-vogel

Keimgut,Samen

Kosmosalle Vertei-digungs-spieler

and. Nameder BienezerfallenesBauwerk

Art vonWarnungFrosch-lurch

Spielkar-tenfarbeInsel derBalearen

ein Hauserrichten

stehlen,wegnehmen

CD mitMusik-stücken

Vorderstesprunghaft,unbeständigenglischerAdelstitel

FragewortOrdnungs-gruppe derZoologie

Requisitenund Kostü-me beimTheater

Rote Rübe(süddt.)

jetzt

Wahlübung

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zehn (engl.)siebtergriech.Buchstabe

Segel-quer-stangeam Mast

Gebets-schluss

Eisenbahn-fähre (Abk.)

Sieb,Sickertuch

ital. Artikel

Frucht

hocken

Kreuz-geflecht

Bogen-geschoss

Leicht-metall(Kurzwort)

Fisch

alkohol.Misch-getränk

Dramen-könig beiShakes-peare

Pädagog.Hochschule

Lotterie-schein

Urein-wohnervon Japan

Autokz. v.AnsbachUrkunds-kanzlei

exot. TierMangelan klaremWeg

Ermitt-lungs-büro

in unmittel-barerNach-barschaft

Tarifver-trag f. d.öff. Dienst(Abk.)

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Schnitt-meisterbeim Film

Meeres-säugetierHaut-öffnung

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Wild-wasser-rauschen

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Schluss

Aktion,HandlungAlters-ruhegeld

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fertiggekocht

Figur vonR. Kipling

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robust

Schmuck-stück,Glieder-band

Haupt-stadt vonAlbanien

dt. Maler †

Turnier-reiterin

Turn-gerät

englischeSchulstadtKraft-fahrzeug

Titelfigurbei Ibsen

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Dt. Fußball-Bund (Abk.)

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eintönig,lang-weilig

Schwer-metallGeburts-schmerz

Neben-fluss derSeine

Schein,Täu-schung

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Halb-edelstein

EntgeltfürBühnen-künstler

Zukunfts-traum

Dt. RotesKreuz (Abk.)

lichte Glut

An-erkennung

Griechen-land (Kfz)

Satellit(Abk.)

Witwe(Abk.)

sehr großeLandmasse

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BuenosAires (Abk.)

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Musikalisch geht’s weiterEs ist das erfolgreichste Musical in Berlin. »Hinterm Horizont«, mit den Hits von Udo Lindenberg, feiert seinen vierten Geburtstag. Zehn Gewinner unserer Februarausgabe können die Ost-West-Liebes- geschichte live miterleben. Neben den zwei Eintritts-

karten sind eine Übernachtung im Hotel Maritim Berlin und

ein Drei-Gänge-Abendmenü inklusive. 40 weitere Gewinner

können sich über eine schöne Espressotasse von Rosenthal freuen.

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GLÜCK & GLOSSE

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Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der die Tarifverhandlungen in der chemischen Industrie umschreibt. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der16. Februar 2015 (Datum des Poststempelsist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Ein- sendern richtiger Lösungen fielen die zehn Gewinne – ein Akku-Schlagbohrschrauber von Makita – an: Wolfgang Olt, Breuberg; Klaus Schröder, Jork; Heinz Hoffmann, Mülheim; Kai Mahlmann, Nienburg; Klaus Friedrich, Werne; Rainer Kriedel, Hermsdorf; Ingo Bünsch, Havelaue; Friedrich Ebner, Rhein-felden; Simone Hanauer, Nabburg; Torsten Reichel, Grasbrunn.

JE EINE EXKLUSIVE ÜBERSCHLAGTASCHE aus Bio-Baumwolle erhalten: Kathrin Löw, Rotthalmünster; Uwe Packruhn, Frankfurt; Volker Ernst, Schwäbisch Gmünd; Ernst Keiderling, Frauensee; Anton Stöhr, Kreuzwertheim; Hartmut Grube, Bitterfeld-Wolfen; Georg Schulze, Belm-Icker; Markus-Harald Maier, Offenburg; Doreen Meyer, Bröbberow; Karl-Heinz Riedel, Schwarzenberg; Uwe Heidrich, Reckling-hausen; Sascha Sticker, Ludwigsstadt; Manfred Walter, Wuppertal; Josef Staffa, Merseburg; Stefanie Schlutter, Aerzen; Helmut Brinkmann, Freden; Brigitte Hauptmann, Schopfloch; Nicolas Klingen-brunn, Gernsbach; Hagen Schönian, Magdeburg; Gerlinde Malchow, Königs Wusterhausen; Siegfried Bernstädt, Schleife; Wolfgang Geppert, Witten; Werner Morsch, Marpingen; Hildegard Tewes, Inzell; Gerhard Sewald, Haiming; Recep Celik, Oberhausen; Siegfried Cizek, Brieselang; Andre Loos, Bad Sal-zungen; Bernd Ziegler, Sehnde; Liane Volkmer, Teichland; Wolfgang Jäger, Mettingen; Michael Döring, Werne; Bernd Gabriel, Hamburg; Alfred Wesselmecking, Raesfeld; Dagmar Kusch, Wolfrats-hausen; Vera Ehret, Plankstadt; Eberhard Schulze, Dormagen; Ralf Baumann, Rettert; Jürgen Fricken-stein, Reken; Willi Sander, Goslar.

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In der alten Zeit, als das Rauchen noch geholfen hat, lebten einmal sieben Zwerge in einem Wald. Sie trugen die

Namen Blaubart, Brummel, Wurzel, Himpel, Pimpel, Seppel und Jürgen. Sie lebten glücklich und zufrieden von den Früchten des Waldes und erfreuten sich der gelegentlichen Gegenwart eines Mädchens namens Schneewittchen. Ei-nes Tages jedoch kam das 21. Jahrhun-dert, und das 21. Jahrhundert sagte, die Zwerge mögen bitte davon absehen, Na-turalia von öffentlichem Grund und Bo-den zur Ernährung heranzuziehen und stattdessen einen Beruf ergreifen oder bei den Sozialbehörden eine Bedarfsge-meinschaft erwerbsfähiger Hilfebedürf-tiger anmelden. Also fuhren die Zwerge mit der Straßenbahn in die Stadt, denn am Beruf »Zwerg« bestand im 21. Jahr-hundert kein allzu großer Bedarf, zumal alle sieben das Renteneintrittsalter von 67 Jahren um 278 Jahre überschritten und in die Rentenkasse bisher nicht

mehr eingezahlt hatten als sieben Kas-tanien und einen alten Pfifferling. Die Zwerge waren verwirrt, denn in ihrem eher hippiesk organisierten Zwergen-wald war Bürokratie bisher kein großes Thema. »Wer hat von meinem Tellerlein gegessen?«, fragte Himpel verwundert. Er kannte nur diesen einen Satz. »Sie be-treiben eine Gastwirtschaft?«, fragte der Beamte. »Interessant.« Er fragte auch nach dem Grundbucheintrag für das Zwergenhaus, das, wie sich herausstellte, illegal errichtet worden war.

In der neuen Zeit, in der das Rauchen auch nicht mehr hilft, leben die sieben Zwerge nun unglücklich und unzufrie-den von den Früchten der Sozialsysteme im »Philipp-Lahm-Wohnstift für vertikal Herausgeforderte« und erfreuen sich der gelegentlichen Gegenwart einer Fuß-pflegerin. Und wenn sie nicht am Vor-abendprogramm der ARD gestorben sind, dann träumen sie noch heute.

Imre Grimm

GRIMMS MÄRCHEN

O D C M G G S D SB R A T H U H N O B S T S A F T

T U E V A N D O R R A U L T R AS I E S T A M E I L E R M A U

R I T U S G L U T M U SF R I S E E I G E L A L O N S OI O C G N A D E A B G A N G R

E H R E B E I N O E R E G FS E L T I E F

E T R E G E R NN I E A A N R U F

P I N S A US O L L E D I C

W A R Z E I N C HA L T I S E N A T

B E E T N N IM E R L E S T E M S O N G

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T A R I F S E E L E E D V PR E P R E P T I L N A R R R A

P F E I L E R K U D U A B E RP E I N R O D E N G E H A B E

V E R S K U M T O F E N T U E R

Lösung: EUROZONE

»Statt Fahrscheinen hatten die sieben Zwerge wieder nur klebrige Bonbonpapierchen dabei.«

Lösung Januar 2015: EUROZONE

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> MEIN ARBEITSPLATZ

Tiefgekühltes hoch stapeln» In der Tiefkühlzelle arbeite ich

seit fast vier Jahren, aber bei Da-nisco bin ich schon seit 2000.

Anfangs habe ich saubergemacht, später war ich in der Produktion, wo in großen Fermentern Kulturen für Joghurt oder Käse hergestellt werden. Jetzt ist mein Ar-beitsplatz ein minus 55 Grad kaltes La-

ger. Bei dieser Temperatur halten sich die Kulturen etwa ein Jahr. Wir bewahren sie in Form von Pellets auf, kleinen Eiskügel-chen, die in Säcken angeliefert werden. Die Tiefkühlzelle hat etwa 500 Quadrat-meter und knapp fünf Meter hohe Wände. Oben bläst es kalt aus den Be-lüftungsrohren und das LED-Licht lässt den Raum noch kälter wirken.

Mein Arbeitstag beginnt um 4.30 Uhr meist damit, dass ich Proben von ver-schiedenen Kulturen fürs Labor nehme. Dann stelle ich je nach Anforderung Mischungen aus den Kulturen bereit. Nach jeder Aktion wird aufgeräumt. Um 6 Uhr kommt mein Kollege, dann arbei-ten wir zusammen. Wir können uns hun-

dertprozentig aufeinander verlassen. Das ist bei einem so gefährlichen Arbeitsplatz wichtig, man muss füreinander mitden-ken. Der Boden ist zum Beispiel immer rutschig, deshalb fegen wir regelmäßig ›Schnee‹. Wer hier umfällt und nicht ge-funden wird, ist schnell erfroren.

Zur Arbeitsausrüstung gehört deshalb ein Gefahrenmelder, außerdem Thermo-

anzüge, Mützen mit Mundschutz und Kau-tschukstiefel aus Kanada. Der schwächste Punkt sind die Handschuhe. Ich habe schon mal beheizbare Handschuhe aus-probiert, aber die stören beim Arbeiten. Ich fasse ja die Säcke mit den Pellets an, auch die metallenen Gitterboxen, in denen wir sie an den Wänden stapeln, und das Steuerrad der ›Ameise‹ für den Transport. Das ist alles kalt, die Finger-kuppen fangen immer zuerst an, weh- zutun.

Wenn es zu viel wird, gehe ich ins Büro und mache Buchungen am Computer. In der Kühlzelle bin ich die einzige Frau. Anfangs wollten mir die Männer die schweren Arbeiten abnehmen. In-zwischen haben sie akzeptiert, dass ich alles selbst mache. ›Das ist nicht meine Arbeit‹ – so einen Spruch gibt es bei mir nicht.

Aufgezeichnet von Sigrid Thomsen

Bei Temperaturen um die 55 Grad unter null gefriert der Atem sofort.

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»Ich mache regelmäßig Sport, um für die kalte Arbeit fit zu bleiben.«

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RENATE SPIERING (50) arbeitet im Tiefkühllager von Danisco/DuPont in Niebüll.

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