kompakt Januar 2016

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT 1. Generationenkongress: Wie junge Gewerkschafter den demografischen Wandel erleben TENDENZEN Flüchtlinge: Was IG-BCE-Mitglieder alles tun, um zu helfen TIPPS Vom Kindergeld bis zum Facharzttermin: Was ändert sich 2016? Nr. 01 I JANUAR 2016 www.igbce.de mit Sorgen Arbeitnehmer sind das Rückgrat der Gesellschaft. Die Politik muss sie endlich entlasten. MITTE * *

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In dieser Ausgabe fordern wir eine Entlastung der Arbeitnehmerschaft.

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT 1. Generationenkongress: Wie junge Gewerkschafter den demografischen Wandel erleben

TENDENZEN Flüchtlinge: Was IG-BCE-Mitglieder alles tun, um zu helfen

TIPPS Vom Kindergeld bis zum Facharzttermin: Was ändert sich 2016?

Nr. 01 I JANUAR 2016 www.igbce.de

mit SorgenArbeitnehmer sind das Rückgrat der Gesellschaft. Die Politik muss sie endlich entlasten.

MITTE*

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Welcher Titel gewinnt?DIE TITEL-THEMEN 2015 waren vielfältig: Von Tarifverträgen über Energiewende bis hin zum Gewerkschaftsjubiläum. Wir möchten schon auf der ersten Seite deutlich machen, worum es im Heft geht. Wie ist uns das 2015 gelungen? Sagen Sie uns Ihre Meinung!

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VOR ORT Warnstreiks bringen die Wende: Vattenfall-Beschäftigte erzwingen Tarifabschluss

TENDENZEN Industrie 4.0 – Die Fabrik weiß, wie es geht

TIPPS Lärm am Arbeitsplatz – und was man dagegen tun kann

Nr. 04 I APRIL 2015 www.igbce.de

Warum Zuwanderung unserem Land gut tut.

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VOR ORT Kulturelle Andersartigkeit bereichert: Große Solidarität auf der 44. Recklinghäuser Tagung

TENDENZEN Die chemische Industrie bleibt auf Rekordkurs – die Beschäftigten wollen ihren Anteil am Erfolg

TIPPS Vom Mindestlohn bis zur Sozialversicherung: Was verändert sich 2015?

Nr. 01 I JANUAR 2015 www.igbce.de

kompaktWir stehen hinter DirDie IG BCE feiert Jubiläum.

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125 JAHRE01_titel_125_Jahre_IGBCE_01.indd 1 10.12.2014 16:47:56

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

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VOR ORT Für Gerechtigkeit, gegen Gewalt: Deutliche Bekenntnisse beim Neujahrsempfang des Landesbezirks Nord

TENDENZEN Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo: »Wir dürfen dem Terror nicht weichen!«

TIPPS Wie Arbeitnehmer Beruf und Pflege besser vereinbaren können

Nr. 02 I FEBRUAR 2015 www.igbce.de

Weil wir mehrverdienen!Mit 4,8 Prozent in die Chemie-Tarifrunde. Denn nur im Märchen fällt das Geld vom Himmel.

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Nr. 05 I MAI 2015 www.igbce.de

Die falsche LösungAllein mit Abschalten und Aussteigen funktioniert die Energiewende nicht.

VOR ORT Mit allen Mitteln: Fambacher Firma versucht Betriebsratsgründung zu verhindern

TENDENZEN Risiken der Vernetzung: Die Gefahr krimineller Attacken aus dem Internet wächst weiter

TIPPS Gefährlicher Staub: Wer hilft bei Asbesterkrankungen?

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VOR ORT Wenn David gegen Goliath . . . Holcim-Lafarge-Beschäftigte mobilisieren weltweit für ihre Rechte

TENDENZEN 125 Jahre IG BCE: Der mutige Beginn einer erfolgreichen Entwicklung

TIPPS Altersvorsorge: Die neue Bonus Pflegezusatzversicherung

Nr. 03 I MÄRZ 2015 www.igbce.de

Arbeitgeber spielen mit dem FeuerKeine Bewegung in der Chemie-Tarifrunde. Der Druck in den Betrieben wächst.

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VOR ORT Trotz prominenter Unterstützung: Das ContiTech-Werk in Salzgitter soll schließen

TENDENZEN Fast 4,3 Millionen Erwerbstätige in Deutschland haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben

TIPPS Der Anspruch auf den Hausbrand für Bergleute in der Steinkohle ist tarifvertraglich neu geregelt

Nr. 06 I JUNI 2015 www.igbce.de

Wegweiser für gute Arbeit Fabrik und Büro sind in schnellem Wandel. Wir regeln das. Für die Menschen.

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VOR ORT Beharrlichkeit wird belohnt: Heipha-Beschäftigte erstreiten Anbindung an Chemie-Tarifvertrag

TENDENZEN »Hol dir dein Stück vom Kuchen!« Die Kampagne zur sozialen Gerechtigkeit in den Betrieben

TIPPS Wer nach der Geburt seines Kindes in Teilzeit arbeitet, sollte künftig das neue ElterngeldPlus wählen

Nr. 07/08 I JULI/AUGUST 2015 www.igbce.de

Glänzende ZukunftViele diskutieren über Nachhaltigkeit. In unseren Branchen ist sie schon Alltag.

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Nr. 09 I SEPTEMBER 2015 www.igbce.de

Unsere Kraft für Deine Zukunft

Sozialer Fortschritt braucht starke Wurzeln.

125 Jahre IG BCE

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VOR ORT Als Betriebsrat zum Bachelor: IG-BCE-Aktive werden »Manager/-in der Sozialökonomie«

TENDENZEN Das transatlantische Handelsabkommen TTIP erhitzt weiter die Gemüter

TIPPS Das sind deine Rechte: Informationen zum Start ins Ausbildungsjahr

Nr. 10 I OKTOBER 2015 www.igbce.de

Volle Power 125 Jahre IG BCE. Das Mitgliederfest.

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VOR ORT Verhandlungen Werkfeuerwehren: Gewerkschaft hält an Kernforderungen fest

TENDENZEN Mitgliederwerbung: 98 Prozent aller neuen Auszubildenden bei Henkel kommen zur IG BCE

TIPPS Bildungsurlaub: Zu wenige Arbeitnehmer schöpfen ihren Anspruch aus

Nr. 11 I NOVEMBER 2015 www.igbce.de

Es geht ums Heimgemachte Deutschland spart mehr Kohlendioxid ein als alle anderen Industrienationen. Doch den Klimawandel kann man nur global angehen.

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FEBRUAR MÄRZ APRIL

MAI JUNI JULI/AUGUST SEPTEMBER

OKTOBER

Es passt in eine Hand: Wir verlosen drei iPad mini 4 von Apple. Mit der 16 Gigabyte-Wlan- Variante in Gold können Sie surfen, spielen, fotografieren und filmen. Und kompakt lesen.

Schreiben Sie den Monatsnamen des Titels Ihrer Wahl auf eine Postkarte und schicken Sie diese bis zum 15. Januar an uns. Welche Wahl Sie treffen, hat keinen Einfluss auf die Gewinn-

chance. Bitte Postkarte senden an: kompakt-Redaktion, Stichwort: Titel des Jahres, Postfach 39 45, 30039 Hannover oder E-Mail an: [email protected]

NOVEMBER DEZEMBER . . . und das können Sie gewinnen:

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VOR ORT Freudenberg will Produktion teilweise ins Ausland verlagern – IG BCE macht Druck

TENDENZEN Die Zeche Auguste Victoria wird geschlossen – die Bergmannsehre bleibt

TIPPS Das Weihnachtsmenü: Kein Stress in der Festtagsküche

Nr. 12 I DEZEMBER 2015 www.igbce.de

Keinen Schritt zurück!

Zusammenhalten gegen Terror und Barbarei

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>UNTER UNS

CHRISTIAN HÜLSMEIER Chefredakteur

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V ielleicht liegt es am schnee- und kältefreien Wetter. Wie auch immer: Beim

Schreiben dieser Zeilen mag sich jedenfalls keine friedlich freudige Vor-

weihnachtsstimmung einstellen. Zu groß ist der Ärger, wie aus der Bundespoli-

tik heraus die Ergebnisse des Pariser Klimagipfels instrumentalisiert werden. Da hat sich

die Staatengemeinschaft nach Jahrzehnten endlich zur gemeinsamen Verantwortung für

das Weltklima bekannt – ohne allerdings verbindlich festzulegen, wer wann wie viel CO2

einsparen muss, um die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen. Trotzdem

ein schöner Fortschritt, denn nie ist klarer gewesen, dass Klimapolitik nur im globalen

Maßstab erfolgreich sein kann. Was dann allerdings in Deutschland folgt, das ist das allzu

bekannte Klein-Klein der Schrebergarten-Perspektive. Nix wie raus aus der deutschen

Braunkohle, ab sofort will die Bundesumweltministerin den Fahrplan zum vorzeitigen

Ausstieg schreiben.

DAS IST SCHON FRECH. Und nur ein paar Wochen her, dass dieselbe Bundesregie-

rung mit den Energiekonzernen die Überführung von Kraftwerken in die neue Sicher-

heitsbereitschaft vereinbart hat. Um ihre Klimaziele zu erreichen. Die sind übrigens ehr-

geiziger als in jedem anderen Land. Und sie kosten gute Arbeitsplätze mit Tarif und

Mitbestimmung. Die Tinte unter dieser Vereinbarung ist noch

nicht trocken, da geht es schon wieder um »Licht

aus« in der Lausitz, im Rheinischen und Mitteldeut-

schen Revier. Erinnert sich noch jemand daran, dass

nur Deutschland aus der Atomenergie aussteigt, dass

es das erklärte Ziel der Energiewende ist, bis 2050 zu

85 bis 95 Prozent den Strom aus erneuerbaren Ener-

gien zu decken? Das wagt niemand sonst.

ES IST NAIV ZU GLAUBEN, Indien oder China

oder Vietnam oder viele andere hätten die Möglich-

keit, den Deutschen einfach zu folgen, wenn die noch

schneller auf Kohle verzichten – ungeachtet aller wirt-

schaftlichen und vor allem sozialer Risiken. Barbara

Hendricks sollte erst einmal ihre Hausaufgaben ma-

chen. Sie ist ja auch Bauministerin – und im Gebäude-

sektor sind wir weit, weit entfernt von den dort gesetzten

Klimazielen für 2020. Und das wäre im Übrigen Klima-

schutz, der Arbeitsplätze schafft statt kostet.

Klimaschutz im Schrebergarten

[email protected]

Foto: Britta Pedersen/picture alliance

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IMMER IM HEFT

03 Unter uns06 Aktuelles08 Alle Achtung20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Die Landesbezirke Baden-Württemberg, Nordrhein, Westfalen und

Rheinland-Pfalz/Saarland berichten auf dieser Seite über Jubilar-ehrungen.

Titelbild: Nick Veasey/Getty Images

11 StandpunktMichael Vassiliadis über die Herausforderungen des kommenden Jahres.

TITEL12 Die Sorgen der Mitte

Unter Druck und mit ihren Themen immer weniger ernst genommen – so sieht sich zunehmend die Mitte der Arbeitnehmerschaft.

THEMEN18 Her mit dem Speicher!

Deutschland steigt auf erneuerbare Energien um – hat aber das größte Problem nicht gelöst: Wie kann man den Strom aus Wind und Sonne speichern, um Flauten zu überbrücken?

TENDENZEN31 Nicht lang reden, sondern machen!

So helfen die IG BCE und ihre Mitglieder Flüchtlingen. kompakt stellt einen Sprachpaten, ein Uniprojekt für Flüchtlinge sowie einen Fußballverein vor.

34 Trübe WeihnachtsstimmungDie Produktion bei K + S muss zurückgefahren werden. Eine Genehmigung steht aus. Die IG BCE fordert eine langfristige Sicherung der Beschäftigung und Einkommen.

TIPPS36 Das ist 2016 neu geregelt

Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung haben jetzt einen Anspruch darauf, binnen vier Wochen einen Facharzttermin zu erhalten. kompakt beleuchtet diese und weitere Neuregelungen.

VOR ORT 21–29

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Bunt gemischt

Seit fast 150 Jahren werden bei Axalta in Wuppertal Lacke produziert. Das ist nicht ganz ungefährlich, doch die Rezepturen und Anlagen werden immer moderner und effi- zienter.

Die Zukunft in eigene Hände nehmenRund 400 Mitglieder nahmen an der diesjäh-rigen 5. Recklinghäuser Tagung teil. Das be-stimmende Thema der migrationspolitischen Veranstaltung: Die Inte-gration der Flüchtlinge, insbesondere in den Arbeitsmarkt.

Schritt zur ZukunftssicherungDer RWE AG-Aufsichtsrat plant, den Energiekonzern in zwei zukunftsfähige Unternehmen mit einem klaren strategischen Fokus umzubauen. IG BCE und Betriebs-räte begrüßen diesen Schritt, fordern jedoch auch: Der Energiemarkt muss vernünftig politisch gestaltet werden.

Miteinander Zukunft machenDer demografische Wandel ist eine große Herausforde-rung. Grund genug für rund 70 Gewerkschafter, sich auf dem ersten Generationen-kongress der IG BCE über Themen wie Weiterbildung, Generationenvertrag, Arbeitsplatzsicherheit und Integra-tion von Flüchtlingen miteinander auszutauschen.

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>INHALT JANUAR 2016

18 Her mit dem Speicher! Nichts für Grobmotoriker 30

31 Nicht lang reden, sondern machen! Durch Logik zur Chemie 42

Die Sorgen der Mitte 12

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Uncle Sam gegen TrumpDONALD TRUMP, Milliardär und republi-kanischer US-Präsidentschaftskandidat, hat es sich bereits mit mexikanischen und schwarzen Mitbürgern verscherzt, nun folgten alle Muslime in- wie auslands. Denn Trump forderte einen kategorischen Einreisestopp für Menschen islamischen Glaubens. Das war sogar den Republi-kanern zu krass: Sie distanzierten sich von Trump. Religionsfreiheit sei ein Grundrecht der USA. Nach Trumps Forderung reichte es sogar dem amerika-nischsten aller Tiere: Der Weißkopfsee-adler »Uncle Sam«, der neben Trump auf einem Foto erscheinen sollte, griff den Präsidentschaftsbewerber an.

BILD DES MONATS

50 MILLISEKUNDEN LEUCHTEN: In der Kernfusions- forschungsanlage »Wendelstein 7-X« in Greifswald wurde das erste Plasma erzeugt. In der eine Milliarde Euro teuren Anlage wollen Forscher des Max-Planck-Instituts für Plasma-physik die Fusion analog den Prozessen auf der Sonne

erforschen, um sie später auf der Erde zur Energiegewinnung nutzbar zu machen. Seit mehr als 60 Jahren arbeiten For- scher daran, die Kernfusion als umweltfreundliche Energie-quelle nutzbar zu machen. Bis zum ersten Kraftwerk würden wohl noch rund 35 Jahre vergehen, so Experten.

AUFREGER DES MONATS

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»Das Pariser Abkommen ist eine Krankenversicherung für die Erde.«

BAN KI-MOON, UN-Generalsekretär, zu der Unterzeichnung des Weltklimavertrags auf dem UN-Klimagipfel in Paris.

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>AKTUELLES

Verhandlung scheitertDIE TARIFVERHANDLUNGEN für die Werkfeuerwehren in der chemischen Industrie sind gescheitert. Jetzt wird das Schlichtungsverfahren eingeleitet, ein Termin steht noch nicht fest. »Die Arbeitgeber haben sich in drei Verhandlungsrunden keinen Millimeter bewegt, substanziell konnten wir auf dem normalen Verhandlungsweg keine Fortschritte erzielen. Des-halb hat unsere große Bundestarifkommission einstimmig das Scheitern erklärt«, sagte der IG-BCE-Tarifpolitiker Peter

Hausmann. Die letzte Schlichtung in der chemischen Industrie hat in den frühen 1990er-Jahren statt-gefunden. Kernpunkt des IG-BCE-Forde-rungskatalogs sind Verbesserungen für Werkfeuerwehrleute, die nicht mehr voll einsatzfähig sind. Sie brauchen flexible Übergänge in den

Ruhestand. Im öffentlichen Dienst sind solche Übergänge möglich, in der Industrie dagegen nicht. Hausmann: »Die Werkfeuerwehrleute sorgen für Sicherheit in den Chemie- Betrieben, das erfordert die volle Leistungsfähigkeit. Es ist ge-radezu unverantwortlich, dass die Arbeitgeber nicht konstruk-tiv an einer tariflichen Lösung mitarbeiten. Die IG BCE wird jetzt den Druck in den Betrieben erhöhen.«

Mehr Informationen: www.igbce.de/tarife/tarifrunden

9209 DIE ZAHL DER AUSBILDUNGSPLÄTZE in der chemischen Industrie liegt stabil auf hohem Niveau. 2015 wurden 9209 neue Lehrstellen angeboten. Die Vorgabe des Tarifver-trags »Zukunft durch Ausbildung« von 9200 Plätzen ist damit eingehalten. »Das Abkommen entfaltet weiter volle Wirkung, wir schreiben eine Erfolgsgeschichte«, sagte IG-BCE-Tarifpoli-tiker Peter Hausmann. »Allerdings ist nicht zu übersehen, dass die Messlatte in den Vorjahren höher übersprungen wurde. Die Arbeitgeber müssen mehr tun, um dem sich immer deut-licher abzeichnenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.«

ZAHL DES MONATS

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Werkfeuerwehren sorgen für Sicherheit – doch sind selbst nicht abgesichert.

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ZITAT DES MONATS

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Wenn Sie mit dem Wort »Pol1z-1stens0hn« und dem Hashtag #IchhabPolizei nichts anfan-

gen können, dann haben Sie eine der absurdesten und gleichzeitig unterhalt-samsten Diskussionen zwischen Kultur-, Musik- und Medienjournalisten der ver-gangenen Jahre verpasst. Aber fangen wir am Anfang an.

JAN BÖHMERMANN, seines Zeichens Satiriker mit einer Vorliebe für beißende Ironie, hat seinen Job gemacht. Er hat sich eine Zielperson ausgesucht – in die-sem Falle einen Rapper namens Haft-befehl – und diese Zielperson nach allen Regeln der Kunst durch den Kakao gezogen und damit eine Diskussion ausgelöst. Böhmermann produzierte für seine ZDF-Sendung »Neo Magazin Royale« ein Musikvideo, in dem er un- ter dem Pseudonym »Pol1z1stens0hn« allen selbsterklärten Gangstern eröff- nete, er habe die größere, stärkere, härtere Gang hinter sich: die Polizei.

SÄMTLICHE KLISCHEES des Gangster-raps werden zitiert: Goldketten, leicht-bekleidete Damen – hier: Polizistin in beschusshemmender Weste, offener Dienstbluse und wehenden blonden Locken –, dicke Autos, Waffen und Hunde.

Kaum war das Video online, lief die Kulturkritikmaschine an – und aus dem Ruder. Was Böhmermann kurz- atmig alles vorgeworfen wurde: Gewalt-verherrlichung, bildungsbürgerliche Überheblichkeit, intellektuelle Arro-ganz. Während die Kritiker sich nach kurzer Zeit von Böhmermann wegbe-wegten und sich gegenseitig ins Visier nahmen, knackte das Musikvideo die Fünf-Millionen-Marke.

Böhmermann und seine Re-daktion haben mit Sicherheit alle Kommentare und Kritiken in der Süddeutschen Zeitung, den Musikmagazinen Noisey und Splash, auf den Web- Jugendseiten Neon, jetzt, bento und ze.tt gelesen (auch die viel

zu ernsthafte Replik unserer Kollegen von der Gewerkschaft der Polizei) – und ich vermute, sie kamen aus dem Lachen nicht mehr raus.

DEN SONG, DAS VIDEO kann man mö-gen oder albern finden. Aber eines darf man nicht: Böhmermanns Machwerk – das technisch gut produziert ist – zu ernst nehmen. Denn in dem Moment hat die Satire einen wunden Punkt ge-troffen und schlicht gewonnen.

Und wie es in Böhmermanns Raptext heißt: »Pfefferspray in Auge, Arm ver-dreht, Polizei hat Spaß – und das Aller-beste ist: Polizei darf das!«

Und Satire erst recht.

Härtere Humor-Gangart

Illustration: Stefan Hoch

> ALLE ACHTUNG

DIRK KIRCHBERGfindet Satire und Kabarett immer dann gut, wenn einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

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>AKTUELLES

Digitales ins Kabinett

EBR-Trainer erstmalig zertifiziertWENN ES IN INTERNATIONALEN KONZERNEN einen Europäischen Betriebsrat (EBR) gibt oder über dessen Gründung verhandelt wird, stoßen nicht nur unterschied-liche Strukturen, Tariflandschaften und rechtliche Grund-lagen aufeinander, sondern auch Kulturen. Damit der EBR aber seine Aufgaben effizient wahrnehmen kann, hat die Gesellschaft für Bildung, Wissen, Seminar (BWS) der IG BCE im vergangenen Jahr insgesamt 16 externe Trainer fortgebildet. Die Absolventen erhielten erstmals Zertifi-kate und dürfen nun offiziell Unternehmen zu EBR-The-men beraten. Die BWS bietet künftig entsprechende Semi-nare für Europabetriebsräte und Verhandlungsgremien an.

Hilfe für das Studium

DIE DIGITALI-SIERUNG wird die Gesellschaft tief greifend verändern. Um den Wandel politisch zu ge-stalten, fordert die IG BCE einen Staatsmi-nister für digita-le Umwelt. Die Aufgabe des Staatsministers wäre es, die Digitalisierung in Deutschland zu koordinieren. Denn sie reicht in alle Ge-sellschaftsbereiche. »Damit die Chancen der Digitalisie-rung genutzt werden können, müssen die politischen Rahmenbedingungen für dieses Querschnittsthema ge-schaffen werden«, sagt der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis.

DIE HANS-BÖCKLER-STIFTUNG vergibt regelmäßig Stipendien an Jugendliche, die vor allem bei Gewerkschaf-ten aktiv mitarbeiten. Die Bewerbungsfrist für das kommende Wintersemester endet am 1. Februar 2016. Gewerkschaftsmitglieder reichen ihre Unterlagen in drei-facher Ausführung bei ihrem Bezirk ein.

www.boeckler.de/4370.htm

Immer vernetzter: Arbeit und Gesellschaft.

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Fragen an Wolf Emminghaus3

Was ist ein Trauma und wie äußern sich diese bei Flüchtlingen?Ein Trauma ist zunächst einmal eine Verletzung. Diese kann körperlich oder psychisch sein. Geflüchtete haben auf- grund von Kriegsereignissen oft auch körperliche Ver- letzungen. Daneben gibt es Verletzungen der Seele, die lang andauernd sein können. Damit verbunden sind sozialer Rückzug einerseits und übermäßige Reizbarkeit anderer-seits.

Wie können die Helfer auf Menschen eingehen, die ihrer Einschätzung nach traumatisiert sind?Helfer müssen unbedingt die professionelle Hilfestruktur in ihrer Region kennen und Betroffene an diese überweisen. Auch wenn eine große Zahl der Geflüchteten traumatische Erlebnisse gehabt hat, benötigt nicht jeder direkt eine Therapie. Es ist sinnvoll, im Alltag zu helfen, damit die Flüchtlinge wieder ein normales Leben führen können. Solche Hilfe trägt dazu bei, wieder Vertrauen aufzubauen, Selbstvertrauen und Vertrauen in andere Menschen. Wenn ein Helfer auf diese Weise Störungen vermutet, ist auch die Vermittlung zu Fachleuten eher möglich und unbedingt erforderlich.

Viele Menschen engagieren sich derzeit in der Flüchtlingshilfe. Wie werden diese beim Umgang mit Flüchtlingen unterstützt?Helfer arbeiten häufig nicht allein, sondern in Netzwerken und können sich austauschen und wechselseitig entlasten. Helfer bedürfen einer Fortbildung und Betreuung durch Hauptamtliche. Zum Teil auch ehrenamtlich bieten Psycho-logen eine begleitende Betreuung an. Helfer müssen solche Angebote einfordern und nutzen, um effektiv helfen zu können. Sie benötigen Selbstfürsorge.

Der Psychologe hat für das DRK ein BERATUNGSZENTRUM FÜR FLÜCHTLINGE aufgebaut und arbeitet seit mehr als 30 Jahren beim DRK-Landesver-band Saarland.

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Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

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> AKTUELLES>

Gläserne Weltkultur

1,5 Millionen für Flüchtlinge

DIE MANUELLE GLASFERTIGUNG in Deutschland steht nun genauso auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kultur-erbes wie das Sternsingen, das Schützen-wesen und das Kneippen. Für die Techniken der manuellen Hohl- und Flachglasfertigung sind komplexes Wis-sen und ein fundierter Erfahrungsschatz nötig. Die Handfertigkeit eines Glas- machers setzt eine mehrere Jahre dau-ernde ständige Übung und Erprobung

voraus – Perfektion bildet sich nach etwa zehn Jahren aus. Die in Deutschland noch knapp 500 Träger dieses Wissens wirken dem drohenden Verschwinden des tech-nischen Know-hows unter anderem durch Erhaltungsmaßnahmen in der Aus- und Weiterbildung sowie der medialen und musealen Vermittlung entgegen.

Weitere Neueinträge sind das Choralsingen, die Volkstanzbewegung und das Narrengericht in Grosselfingen. Das Bundesverzeichnis umfasst nun 34 lebendige Traditionen und Brauchtümer. Ein Eintrag bedeutet, dass die Traditionen besonders gefördert, geschützt und dokumentiert werden sollen – ähnlich wie die materiellen Kulturerbestätten wie der Kölner Dom oder die Hamburger Speicherstadt.

DIE RAG-STIFTUNG will durch die Bereitstellung von bis zu 1,5 Millionen Euro ihren Beitrag dazu leisten, nach Deutschland gekommenen Flüchtlingen den Weg in die Gesellschaft zu ebnen. Das Geld wird in ein eigens für Flücht-linge entwickeltes Bildungsprojekt in den Bergbauregionen in Nordrhein-Westfalen und im Saarland fließen. Die geplante Bildungsmaßnahme, die in diesem Frühjahr starten soll, zielt auf die Vermittlung sprachlicher wie inter-kultureller Kompetenzen. Darüber hin-aus sollen den Flüchtlingen über berufs-praktische Tätigkeiten sinnvolle Beschäf-tigungsmöglichkeiten geboten werden, die sie gleichzeitig auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. Eine dauerhaft selbststän-dige Lebensführung ist das langfristige Ziel. Im Fokus der Maßnahme stehen junge Flüchtlinge im Alter von »18+« Jahren, die über eine gute Bleibeperspek-tive in Deutschland verfügen. Dabei wer-den sowohl junge Flüchtlinge mit als auch ohne abgeschlossene Berufsausbil-dung angesprochen. Geeignete Flücht-linge werden von den zuständigen Be-hörden ausgewählt.

Den Dreh raus: Übung macht den Meister.

Einsatz im Revier: Die RAG-Stiftung aus Essen engagiert sich für Integration.

> Ungerechte Einkommens- verteilung – damals wie heute

»Es ist zwar nicht so, als ob die Armen in der Regel immer ärmer würden, wohl aber werden die Reichen durchweg immer reicher«: Bereits im Jahr 1961 diskutiert die einheit die »in höchstem Maße unbefriedigende Vermögensentwick-lung in der Bundesrepublik«. Arbeit könne nicht alleine durch Lohn und Gehalt gerecht entlohnt werden. »Der Arbeitnehmer hat darüber hinaus auch einen Anspruch darauf, am Ertrag des Unternehmens beteiligt zu werden«, lautete ein Ansatz, für mehr Gleichberechtigung zu sorgen.

Damals wie heute ging es um die Frage: Wie können Arbeitnehmer von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung profitieren? Denn laut aktuellem Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaft-lichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung und offiziellen Zahlen des Statistischen Bundes-amtes nimmt die Ungleichheit bei den Einkommen in Deutschland tendenziell wieder zu. »Der wirt-schaftliche Aufschwung seit der Finanzmarktkrise ist bislang nur bei einem Teil der Menschen angekom-men«, stellte 2015 das WSI fest.

Warum die Politik die Arbeitnehmer-schaft jetzt endlich entlasten muss, lesen Sie ab Seite 12 in dieser Ausgabe.

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MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG [email protected]

>STANDPUNKT

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W irtschaftswachstum, Beschäftigungsrekord, sprudelnde Steuerquellen. Es gibt viele Gründe, mit Optimismus auf das neue Jahr zu blicken. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fragen sich zugleich, ob die gute

Entwicklung anhält und ob sie selbst davon auch gerecht profitieren werden. Denn im Arbeits- und Lebensalltag spüren die Menschen sehr gut, dass es in unserem Land an vielem mangelt.

ES FEHLT AN POLITISCHER und ökonomischer Zukunftsvorsorge. Ob ein aus-reichendes Programm zum Wohnungsbau, ob Investitionen in unser Bildungswesen und in den Verkehrssektor, ob die Stabilisierung des Rentenniveaus oder eine Energiewende, die bezahlbar bleibt – es gäbe genug zu tun.

WER DIE SORGEN UND WÜNSCHE der Beschäftigten ernst nimmt, der muss mehr tun, als globale Erfolge in Überschriften zu feiern. Es geht darum, was bei den Menschen tatsächlich ankommt. Da stellen wir fest: Es ist zu wenig, was die Politik auf den Weg bringt, um diejenigen zu entlasten und zu unterstützen, die mit ihrer tagtäglichen Arbeit die Erfolge unseres Landes erst ermöglichen. Das sorgt die Menschen und es ist ungerechtfertigt. Auch 2016 werden wir wieder vor großen Herausforderungen stehen. Das muss uns nicht schrecken, wenn wir uns auf die größte Kraft unseres Landes besinnen – auf die leistungsstarke Arbeit- nehmerschaft. Es ist Zeit für einen Kurswechsel. Zeit für sozialen Fortschritt. Zeit für eine Politik, die den Erwartungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerecht wird.

Fortschritt für die Mehrheit

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> TITEL ENTLASTUNG FÜR ARBEITNEHMER

Die Sorgender Mitte

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DIE MEHRHEIT blickt eher pessimistisch in die Zukunft. Trotz guter wirt-schaftlicher Entwicklung. Kein Widerspruch, sondern das Ergebnis von Erfah-rung. Gerade Arbeitnehmer sehen sich seit Langem mit ihren Sorgen und Be-lastungen alleingelassen, vor allem von der Politik.

D ie Menschen sind verunsichert. So der Befund einer aktuellen GfK-Studie, die nur im ersten

Moment verwundert. Geht es den Deut-schen nicht besser denn je? Mit Wirt-schaftswachstum und Rekordbeschäf-tigung. Sicher, in anderen Ländern sind die Bedingungen schlechter. Allerdings zeigt auch eine Studie des deutschen In-stituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im IG-BCE-Auftrag, dass in der Arbeit-nehmerschaft die Zuversicht schwindet, die Arbeits- und Lebensverhältnisse zum Besseren gestalten zu können.

Leiharbeit und Scheinselbstständigkeit, eine ausreichende Alterssicherung, zu-nehmender Leistungsdruck am Arbeits-platz, die Stagnation der Realeinkom-men: Das sind die Themen, die heute die soziale Lage der Beschäftigten mit prä-gen. Hinzu kommt, dass insbesondere junge Menschen feststellen: Der Einstieg in das Berufsleben ist immer erst mit Un-sicherheit verbunden – in Form eines lediglich befristeten Arbeitsvertrages, der keine stabile Lebensplanung erlaubt.

Zwar ist die Norm nach wie vor der feste Job, der den Lebensunterhalt si-chert – für 75 Prozent aller Frauen und Männer zwischen 18 und 67; daran hat sich seit Mitte der 80er-Jahre wenig geän-dert. So wenig wie etwa daran, dass Teil-zeit fast nur Frauen vorbehalten ist. Kurz: Es gibt alte und neue Sorgen, um die sich die Politik kümmern muss. Rudi Heim

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WOHNEN

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> TITEL ENTLASTUNG FÜR ARBEITNEHMER

Uns brennen die Wohnungspro-bleme auf den Nägeln«, lautet die unmissverständliche Ansage

von Franz-Georg Rips, Präsident des Deutschen Mieterbundes. Gleichzeitig warnt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Deutschland schiebe ein riesiges Wohnungsdefizit vor sich her und verweist auf ein aktuel-les Gutachten des Prestel-Instituts. Da-nach müssen in den nächsten fünf Jah-ren jährlich rund 400 000 Wohnungen neu errichtet werden. Gebaut werden gerade einmal 260 000.

Bezahlbarer Wohnraum ist allerdings nicht erst seit der Flüchtlingsfrage knapp. Wesentliche Gründe: Es wur-den zu wenig Wohnungen gebaut. Durch den Trend in die Innenstädte zu ziehen sowie durch die Zuwande-rung aus anderen EU-Staaten wird das Problem verschärft. Nachholbe-darf: 770 000 Wohnungen.

Knapper Wohnraum treibt sowohl Mieten wie Kaufpreise in die Höhe. Daran hat bislang auch die Mietpreis-bremse nichts Entscheidendes geän-dert. In Städten wie Berlin stiegen die Mieten in den vergangenen sechs Jah-ren um fast 22 Prozent. In Ballungsräu-men geben private Haushalte mittler-weile fast 35 Prozent ihres Einkommens für Wohnen aus.

Seit Mitte der 90er-Jahre geht der staat-lich geförderte soziale Wohnungsbau drastisch zurück. Damals gab es noch drei Millionen, heute nur noch 1,5 Mil-lionen Sozialwohnungen. Da derzeit le-diglich 12 000 neue gebaut werden, sinkt der Bestand jährlich um gut 100 000. Die

Ursachen: neben der zurückgehenden Förderung die Befristung der Sozialbin-dung auf 15 bis 20 Jahre. Danach klettern die Mieten auf das ortsübliche Niveau. Die Bundesregierung hat jetzt eine «Wohnungsbau-Offensive« vorge-stellt. Sie soll unter anderem über steuer-liche Anreize helfen, rund 350 000 »be-zahlbare« Wohneinheiten für Familien,

Alleinerziehende, Studierende, aber auch Flüchtlinge zu schaffen.

Für die IG BCE stellen diese Pläne ei-nen ersten Richtungswechsel dar. Drin-gend benötigt wird ein »Masterplan Wohnungsbau«. Die Bundesregierung, so die gewerkschaftliche Forderung, muss den sozialen Wohnungsbau end-lich wieder aufleben lassen. rh

Wohnraum ist knapp, die Mieten in den Städten explodieren. Ein Umzug wird für Arbeitnehmer schnell zum Finanzrisiko.

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WOHNEN STEUERN

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D ie Einkommen in der Industrie sind in den letzten Jahren gestie-gen. Trotzdem scheint die Lücke

im Geldbeutel zu wachsen. Warum? Da sind zum einen steigende Sozial-

beiträge, höhere Mieten und spürbar höhere Energiekosten. Allein die Strom-rechnung hat sich für viele seit dem Jahr 2000 nahezu verdoppelt.

Doch besonders ungerecht erscheint die schleichend ansteigende Steuerbelas-tung. Die sogenannte kalte Progression ist, so beschreibt es der Fernsehsender n-tv, eine Art heimliche Steuererhöhung: »Sie führt nach Lohnerhöhungen, die lediglich die Inflation ausgleichen sol-len, zu einer prozentual deutlich höhe-

ren Einkommensteuerbelastung.« Zuge-spitzt ausgedrückt: Die »kalte Progres- sion« frisst die Lohnerhöhungen wieder auf.

Ein Beispiel: Bei einer Inflation von zwei Prozent und einer Lohnerhöhung in gleicher Höhe muss ein Singlehaus-halt mit zu versteuerndem Jahreseinkom-men von 32 000 Euro 94 Euro mehr Steuern bezahlen, obwohl er praktisch nicht mehr in der Tasche hat.

Der Bund der Steuerzahler hat aus- gerechnet, dass für den Finanzminister zwischen 2014 und 2017 so 55,8 Mil- liarden Euro zusätzlich zusammenkom-men.

Es läuft also grundsätzlich etwas falsch in der Steuerpolitik. Der Staatshaushalt finanziert sich immer stärker durch Lohn- und Mehrwertsteuer und belastet damit vor allem die mittleren und klei-neren Einkommen. Gleichzeitig verlie-ren Steuern auf Gewinne und große Ver-mögen ständig an Bedeutung. Ist das

gerecht? Die IG BCE hat seit Beginn der schwarz-roten Regierungskoalition die Reform der Einkommensteuer einge- fordert. Der Vorschlag: ein »Tarif auf Rädern«. Durch eine jährliche automa- tische Anpassung des Steuertarifs soll gewährleistet werden, dass heimliche Steuererhöhungen ausgeschlossen blei-ben. Weg muss mittelfristig auch der »Mittelstandsbauch«, der vor allem die unteren Einkommen belastet – im Ver-gleich bis zu vier Mal stärker als bei Besserverdienenden.

Eine Möglichkeit der Gegenfinanzie-rung: die Abschaffung der pauschalen Besteuerung von Kapitaleinkünften. Statt wie derzeit pauschal 25 Prozent Steuern zu zahlen, müssten Anleger Ka-pitaleinkünfte wieder mit ihrer üblichen, meist höheren, Einkommensteuer abgel-ten. Und natürlich darf auch ein höherer Spitzensteuersatz kein Tabu mehr sein. Damit kämen schnell mehrere Milliar-den Euro zusätzlich zusammen. rh

Schon selbst erlebt? Da gibt es eine ordentliche Entgelt-erhöhung, trotzdem ist nicht mehr, manchmal sogar weni-ger Geld im Portemonnaie.

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> TITEL ENTLASTUNG FÜR ARBEITNEHMER

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ARBEIT

Keineswegs! Aufhorchen lässt der DGB-Index Gute Arbeit 2015: Be-schäftigte leiden unter stetig stei-

gendem Arbeitsdruck. Aufgabenumfang und Arbeitszeit passen immer häufiger nicht zusammen. 52 Prozent fühlen sich gehetzt, gestresst. Gründe: Zu viele Projekte gleichzeitig und zu wenig Per-sonal. DGB-Vorsitzender Reiner Hoff-mann mahnt: »Solche Belastungen sind gesundheitsgefährdend.«

Zu vergleichbar kritischen Ergebnissen kommt auch die DIW-Studie im Auftrag der IG BCE. Danach liegt beispielsweise die tatsächliche Arbeitszeit deutlich über

der vertraglich vereinbarten. Im Alltag führt das regelmäßig zu der Frage: Wie lässt sich mein Privat- und Familien- leben mit dem Job verbinden? Darüber hinaus können 60 Prozent in ihrer Frei-zeit nicht mehr einfach abschalten. Eine Folge: Jeder Zweite fürchtet, nicht gesund in Rente zu kommen.

Eine weitere große Sorge geht von der schleichenden Tendenz aus, Leiharbeit und Werkverträge allein mit dem Ziel einzusetzen, tarifliche und soziale Stan-dards zu unterlaufen. Für die so Beschäf-tigten bedeutet das nicht nur ein hohes Maß an Unsicherheit, sie werden auch abgehängt vom sozialen Fortschritt.

Die Forderung der IG BCE ist glasklar: Gute Arbeit mit Tarifvertrag und Mitbe-stimmung darf nicht ausgehebelt werden.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nah-les (SPD) versucht den Missbrauch ein-zudämmen. Seit Mitte November liegt ein erster Gesetzesentwurf dazu vor. Da-nach sollen künftig eine maximale Ver-leihzeit und gleiches Geld für gleiche

Arbeit gesetzlich geregelt werden. Wich-tig auch, dass Leiharbeiter nicht mehr als Streikbrecher eingesetzt werden dürfen. Mehr Mitbestimmung des Betriebsrates bei Werkverträgen mahnt darüber hin-aus der DGB an, reine Information zur Fremdbeschäftigung genüge nicht.

Laute Kritik äußert indes die Wirt-schaft. »Ich kann mir nicht vorstellen«, so Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer, »dass die Koalition einen solchen praxis-fernen, hochbürokratischen und in der Sache unsinnigen wie undurchführ- baren Gesetzentwurf beschließen wird.« Der Wirtschaftsflügel von CDU/CSU kündigt Widerstand an.

Bei Michael Vassiliadis lösen solch heftige Reaktionen allerdings Kopfschüt-teln aus. Es müsse endlich Schluss sein mit der Verunsicherung der Beschäftig-ten: »Sie erwarten ein klares Signal, dass die Stabilität ihrer Lebens- und Arbeits-verhältnisse ein wesentliches Ziel poli-tischen Handelns ist. Sie sind die Leis-tungsträger unserer Gesellschaft.« rh

Die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie seit mehr als 20 Jahren nicht. Und die Zahl der Erwerbstätigen wächst. Eine positive Ent-wicklung, aber ist damit auch alles gut in der Arbeitswelt?

Illustrationen (2): Stefan Hoch

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RENTE

Knapp die Hälfte der Vollzeitbeschäf-tigten (45,4 Prozent) bewertet laut DIW-Untersuchung ihre Absiche-

rung im Alter als »weniger gut« bis »schlecht«. Noch größer ist mit 51,9 Pro-zent die Gruppe der Teilzeitbeschäftigten, die Zweifel an einer ausreichenden Rente äußert.

Für die Beschäftigten in ihrem Organisa-tionsbereich hat die IG BCE in dieser Frage früh gegengesteuert. 2002 wurde gemein-sam mit dem Chemie-Sozialpartner BAVC der ChemiePensionfonds eingerichtet, mit 93 000 Verträgen (Stand 2014) der größte Branchen-Pensionsfonds Deutschlands.

Die Frage, wie die Beschäftigten bei stei-gendem Rentenalter gesund in den Ruhe-stand kommen, ist dagegen nahezu unbe-

antwortet. Eine Lösung bietet die IG BCE mit dem Demografie-Tarifvertrag, der unter anderem ermöglicht, dass beson-ders belastete Beschäftigungsgruppen entweder die Arbeitszeit vor der Rente reduzieren oder frühzeitig in den Ruhe-stand wechseln – und auch ein Mix aus beidem wäre möglich.

Solche Lösungen für alle Interessierten zu schaffen, dafür braucht es jedoch die Unterstützung durch den Gesetzgeber und eine Kombination aus Teilrente und tariflich geregelter Teilzeitarbeit. Die Ko-alition hat dazu nun neue, aber unzurei-chende Vorschläge erarbeitet. So soll die Teilrente weiterhin erst ab dem 63. Le-bensjahr möglich sein. Zu spät beispiels-weise für Schichtarbeiter, also für gut 30 Prozent der Chemie-Beschäftigten.

Wenig attraktiv zudem: die Hinzuver-dienstgrenze von 450 Euro. Hier muss erheblich nachgebessert werden. Die IG BCE fordert nach wie vor eine Teilrente vor dem 63. Lebensjahr mit anständigen Hinzuverdienstgrenzen. rh

Zwei andere Sorgen treiben die Menschen um: Reicht meine Alters- versorgung, erreiche ich gesund das Rentenalter?

Rund 90 Prozent der Vollzeitbeschäf-tigten hat einen unbefristeten Arbeits-vertrag. Bei Teilzeitbeschäftigten sind es gut 80 Prozent. Doch aus der DIW-Studie wird deutlich: Junge Menschen unter 27 Jahren werden häufig nur befristet eingestellt. Jeder Vierte ist betroffen.

BEFRISTUNGEN

LEIHARBEIT UND WERKVERTRÄGE

STRESS/BELASTUNG

Zwischen 2002 und 2014 hat sich in der Industrie der Einsatz von Fremdbeschäf-tigten von 350 000 auf rund 760 000 mehr als verdoppelt. In mehr als zwei von drei Betrieben im Organisations-bereich der IG BCE gibt es mittlerweile Werk- oder Dienstverträge. 63 Prozent der Betriebsräte, bei denen Werkver-träge in der Produktion existieren, bewerten diese als problematisch. Das ergab eine Betriebsräte-Umfrage der IG BCE. Bei der Instandhaltung sind es 55 Prozent, in der Forschung und Entwicklung 46 Prozent. Hauptproblem ist die Abgrenzung der Fremdbeschäf-tigten zu Stammarbeitnehmern.

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland muss laut DGB-Index Gute Arbeit im Job sehr oft oder oft hetzen. Gründe dafür sind zu viele Projekte und Vorgänge gleichzeitig oder zu wenig Personal. Zu der Gruppe der Gehetzten zählen in hohem Maße auch Beschäftigte aus der Chemie. Sehr häufig sind zudem Arbeitnehmer mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von mehr als 3000 Euro betroffen. Arbeitshetze führt dazu, dass Beschäf-tigte ihre Arbeitsbedingungen schlechter bewerten als der Durchschnitt.

F A K T E N U N D Z A H L E N

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> THEMEN ERNEUERBARE ENERGIEN>

Her mit dem Speicher! DEUTSCHLAND steigt auf erneuerbare Energien um – hat aber das größte Problem nicht gelöst: Wie kann man den Strom aus Wind und Sonne speichern, um Flauten zu überbrücken? Gute Ideen gibt es. Jetzt ist die Politik gefragt.

Der Albtraum ist kalt, grau und windstill. Kein Sonnenstrahl sticht durch dichte Wolken, die

Flügel der Windräder stehen starr. Jedes Jahr im Winter droht in Deutschland eine solche Wetterlage und sie kann zwei Wochen andauern. Jedes Jahr sehen Energieversorger mit Bangen auf diese Zeit. Denn wenn an kurzen Win-tertagen trübe Flaute herrscht, liefern Sonne und Wind keinen Strom. Einer Wirtschaft, die auf erneuerbare Ener-gien umgestiegen ist, droht dann der Kollaps: Blackout. Kein Strom.

So weit darf es nicht kommen, deshalb arbeiten Experten an der größten Frage der Energiewende: Wie kann man Strom aus Wind und Sonne speichern? Denn Strom aus diesen Quellen wirft ein großes Problem auf: Er entsteht nicht

immer dann, wenn Haushalte und In-dustrieunternehmen ihn brauchen. An manchen Tagen oder Tageszeiten gibt es einfach zu wenig Wind und Sonne, um den Bedarf zu decken. Zu Spitzenzeiten wiederum produzieren Windräder und Solarzellen mehr Strom, als Deutsch-land gerade verbrauchen kann – oder er kann wegen fehlender Netze nicht trans-portiert werden. Derzeit wird dieser Strom nicht genutzt – aber trotzdem be-zahlt. 2015 kostet das die Stromkunden rund 700 Millionen Euro.

»Die Speicher-Frage ist die zentrale Frage der Energiewende«, sagt Ralf Bar-tels, Nachhaltigkeitsexperte der IG BCE. Um eine trübe, zweiwöchige Winter-flaute zu überbrücken, bräuchte es in Deutschland Speicher für 30 Terrawatt-stunden Strom. Das ist eine gigantische

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Menge. Woher soll aber dieser Speicher kommen? Ideen dazu gibt es, längst tüf-teln Wissenschaftler und Energieunter-nehmen an Lösungen. Eine vielverspre-chende heißt: Macht Windkraft zu Gas.

Gerade hat E.ON in Hamburg einen neuen Windpark eröffnet. Mittels Elek-trolyse wird dort aus Windkraft grüner Wasserstoff hergestellt. Das hat etliche Vorteile: Aus erneuerbaren Energien wird grüner Wasserstoff CO2-frei erzeugt und lässt sich vielfältig verwenden. Er kann wieder verstromt oder in Methan verwandelt und ins Erdgasnetz gespeist werden. So entsteht aus einer erneuer-baren Quelle ein Gas, das in großen Ka-vernen gespeichert und über Leitungen transportieren werden kann – dahin, wo es gerade gebraucht wird. Ein optimaler Lückenfüller.

Der Mineralölkonzern BP will den grünen Wasserstoff sogar in die Auto-tanks bringen. Statt Bio-Ethanol könnte Sprit künftig Wasserstoff beigemischt werden. Von »Sektorkoppelung« spre-chen hier die Experten. Strom aus er-neuerbaren Energien wird in ein Gas verwandelt und findet anschließend nicht nur im Strommarkt, sondern auch in anderen Sektoren Verwendung – als Kraftstoff im Verkehr oder für die Be-heizung von Gebäuden. Was am Ende zählt: Der Ausstoß an Treibhausgasen sinkt.

Schöne neue Welt – die aber eine Illu-sion bleibt, wenn der Staat und die Unternehmen nicht Milliarden in die

STROMSPEICHER – DAS FORDERT DIE IG BCE:

Der Speicher-Ausbau muss Priorität haben. Wir brauchen klar definierte Ziele, wie es sie für den Ausbau der erneuerbaren Energien ja auch gibt. Also mit konkreten Angaben: Bis wann sollen welche Speicherkapazitäten ausgebaut sein? Eine solche Roadmap zu entwickeln, ist jetzt Aufgabe der Politik.

Speicherstrom muss von Abgaben und Umlagen befreit werden. Es ist völlig widersinnig, solchen Strom mit staatlichen Auflagen wie Netzent-gelt oder EEG-Umlage zu belasten. Sie verhindern Investitionen. Alleine diese Auflagen betragen 10 Cent pro Kilowattstunde. Erdgas kostet im Wärmemarkt nur 5 bis 7 Cent pro Kilowattstunde.

Hand nehmen und investieren. Die Speicher-Lücke in der Energiewende muss geschlossen werden, fordert IG-BCE-Vorsitzender Michael Vassiliadis. »Wir brauchen eine große Initiative für Speichertechnologie«, sagt er.

Die IG BCE wird das Thema Speicher im ersten Halbjahr des neuen Jahres zum Schwerpunkt einer Kampagne ma-chen, kündigt Vassiliadis an. »Wir müs-sen die wichtigste offene Frage beant-worten und Strom aus erneuerbaren Energien speicherfähig machen«, sagt er. Denn erst dann kann eine trübe Winterflaute nicht mehr zum Albtraum werden.

Bernd Kupilas

Neben der kürzlich in Hamburg eingeweihten Power-to-Gas-Anlage betreibt E.ON bereits seit 2013 im brandenburgischen Falkenhagen eine Pilotanlage – mit positiver Bilanz.

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> LESERFORUM

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Freudenberg will Produktion teilweise ins Ausland verlagern – IG BCE macht Druck

TENDENZEN Die Zeche Auguste Victoria wird geschlossen – die Bergmannsehre bleibt

TIPPS Das Weihnachtsmenü: Kein Stress in der Festtagsküche

Nr. 12 I DEZEMBER 2015 www.igbce.de

Keinen Schritt zurück!

Zusammenhalten gegen Terror und Barbarei

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

> Helmut SchmidtZitat des Monats (12/2015)

Klare Worte

@ Helmut Schmidt war der Hauptredner bei

meiner ersten Betriebsver-sammlung (bei den dama- ligen Chemischen Werken Hüls in Marl) mit circa 3000 Menschen am 1. Fe- bruar 1980 in einer riesigen Werkhalle. Das war allein schon Gänsehaut pur. Aber auch seine Rede hat fasziniert. Schon damals die klaren Worte, das passte bei uns im Revier. Ein Mensch, der etwas zu sagen hatte und es auch tat, nicht um populistisch zu sein. Ein weiteres Urgestein der Demokratie ist gegangen.

Marianne Malkowski, auf igbce.de

> Das essen wir bei uns zu Weihnachten (12/2015)

Fleischlos fehlt

@ Die Weihnachtsrezepte sind sehr ansprechend,

aber sicher habt ihr auch Küchenprofis, die ein vegeta-risches oder veganes Weih-nachtsessen zusammenstel-len können.

Gisela Wallace, per E-Mail

> Gefahr des Generalverdachts

von Sarah Heidel (12/2015)

Sportler verdächtigt

@ Sie schreiben zu Recht, dass nach den Anschlä-

gen vom Paris kein General-verdacht auf alle Moslems fallen soll.

Eine weitere Gruppe der deutschen und europäischen Bevölkerung haben Sie aber nicht erwähnt: die Sport-schützen. So sind als Reak- tion auf die Anschläge weit-gehende Enteignungen dieser Gruppe durch die EU geplant. Die Begründung ist dabei der direkte Vorwurf, dass Sport-waffen illegal umgebaut und für Anschläge verwendet wer-den (können). Hier ist der Generalverdacht schon in Ge-setzesvorlagen gegossen wor-den und steht so zur Abstim-mung. Jens Bösner, per E-Mail

> Die Bergmannsehre bleibtvon Alexander Reupke (12/2015)

Erinnerung an früherEs ist menschlich, Dinge zu verklären.

Jedoch vermisse ich die große Zeit der Zeche Auguste Vic- toria sehr. 1960 wurde ich Schiffsjunge bei einer Tochter-firma von AV. Alle zwölf Tage fuhren wir für die BASF 1200 Tonnen Steinkohle von Marl-Hüls nach Ludwigsha-fen. Damals konnte man den Schiffsführer im Ernstfall noch um einen Vorschuss aus der Bordkasse bitten.

Herbert Keller, Leimersheim

> Sonderzahlung dank TarifAktuelles (12/2015)

Weihnachtsgeld

@ Ich bekomme welches, dank der IG BCE.

Michael Gilde, per Twitter

> Flüchtlinge

Hilfe mit HerzDurch unsere Kanz-lerin wurde die Mit-

menschlichkeit und Hilfs-bereitschaft Deutschlands wahrgenommen. Wer ist so herzlos und schickt Familien mit Kindern weg, die tau-sende Kilometer zurück- legen, nur um leben zu kön-nen? Wenn alle EU-Länder helfen, schaffen wir es.

Hans Dorweiler, Erftstadt-Gymnich

> Die Mietpreisbremse verpufft

Aktuelles (12/2015)

Wirkungslos

@ Die Mietpreisbremse wird noch vielen Leu-

ten viel Freude machen: An-wälten, Richtern, Politikern und Mieterverbänden. Was sie nicht schaffen wird, ist, dass in unseren Großstädten schnell günstiger Wohnraum entsteht. Da helfen nur Dere-gulierungen und Wohnungs-bau, privater und sozialer. Worauf wir da, auch im Ange-sicht der vielen zukünfti- gen ausländischen Mitbürger noch warten, weiß ich nicht.

Jürgen Sehring, per E-Mail

IMPRESSUM

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft

Bergbau, Chemie, Energie

HerausgeberMichael Vassiliadis

Chefredakteur (verantwortlich im Sinne des

Presserechts)Christian Hülsmeier

Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke

Chef vom DienstJörg Nierzwicki

RedaktionSarah Heidel, Dirk Kirchberg,

Alexander Reupke, Dr. Ulrike Börger,Axel Stefan Sonntag

RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-306/-329

Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 Essen

AnzeigenverwaltungNetwork Media GmbH

Bülowstraße 66, Hof D, Eingang D110783 Berlin

Telefon 030 7407316-00 Telefax 030 7407316-75

E-Mail: [email protected]ültige Anzeigenliste Nr. 14 vom 01. 01. 2015

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Nicole Stelzner

Zusendungen: Für unverlangteEinsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:18. 12. 2015

Druckauflage: 642 473 (III/2015)

Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

Page 21: kompakt Januar 2016

VOR ORT

Die Zukunft in eigene Hände nehmen5. Recklinghäuser Tagung zum Thema Flüchtlinge.

Miteinander Zukunft machenErster IG-BCE-Generationenkongress gibt Impulse.

Perspektive und Tarifbindung bei DLWZusammenarbeit mit Finanzinvestor läuft gut an.

Schritt zur ZukunftssicherungIG BCE befürwortet Pläne für Konzernumbau bei RWE.

Foto: Markus J. Feger

21kompakt | Januar 2016 |

Läuft wie gelackt Axalta produziert Beschichtungen

Page 22: kompakt Januar 2016

> VOR ORT AXALTA WUPPERTAL

Autolack macht man so ähnlich wie Ku-chenteig: Zutaten wie-

gen, Wasser und andere Löse-mittel mit Kunstharzen als Bindemittel mischen und pulverförmige Pigmente un-terrühren, bis eine homogene Masse entsteht. So beschrei-ben es der stellvertretende Be-triebsratsvorsitzende Hubert Weiland und Betriebsrat Veli Dogan in der Vorlegerei von Axalta. An der Wand hängen

melonengroße Schöpfkellen. Vor einem 820-Liter-Behälter und einer Bodenwaage steht Chemiefacharbeiter Jürgen Kocherscheidt. Er zeigt auf einen Schlauch. »Damit fülle ich Wasser ab«, erklärt er und hakt die 150 Kilo im Rezept ab. Er trägt Schutzkleidung, wiegt er doch auch weniger harmlose Substanzen als Wasser ab. »Es ist aber viel besser als früher«, sagt der Mittfünfziger, »selbst die

Dämpfe bei konventionellem Lacken gehen, wegen ge-schlossener Systeme und Ab-sauganlagen.«

AUFPASSEN müssen die rund 2000 Mitarbeiter am größten Axalta-Standort Wup-pertal dennoch permanent, auch weil die Mischungen und damit Farbe, Viskosität und andere Parameter bei Autolacken exakt stimmen müssen. Schutzkleidung und

Konzentration bei der Arbeit sind selbstverständlich. Noch nicht selbstverständlich ist je-doch die Mehrarbeit, die Be-triebsrat und -leitung 2014 als Zugeständnis für eine 45-Millionen-Euro-Investition und Arbeitsplatzgarantie bis 2019 im Rahmen der Stand-ortsicherung vereinbart ha-ben. »Wir haben hart ver-handelt und Einschnitte hinnehmen müssen, aber auch viel dafür bekommen«,

Bunt gemischtSEIT FAST 150 JAHREN werden bei Axalta in Wuppertal Lacke produziert. Das ist nicht ganz ungefährlich, doch die Rezepturen und Anlagen werden immer moderner und effizienter.

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Page 23: kompakt Januar 2016

»Hier in Wuppertal hat die Firma mehr investiert als in China. Das ist gut.«

Hubert Weiland stellvertretender Betriebsratsvorsitzender

sagt Weiland, »doch natürlich ist die 40-Stunden-Woche nicht überall auf Wohlwollen gestoßen.«

AUCH KALID NOURI ist grundsätzlich nicht begeis-tert, dass die durch die Erhö-

hung der Arbeitszeit anfallen-den Minusstunden nun an Samstagen abzuarbeiten sind. Er steht an einer Trommel und mischt Pigmente und Zusatzstoffe in den Ansatz.

»Am liebsten sind mir schwe-re Pigmente, die nicht stau-ben und schnell homogen werden«, sagt er mit herunter-geklapptem Visier, schlitzt ei-nen Sack Siliciumdioxid auf und schüttet das weiße Pulver nach und nach von oben ein.

Dieser Sack ist mit zehn Kilo-gramm leicht. Für schwere Sä-cke hat er einen Vakuum- heber. Das Mittel verhindert, dass sich die Pigmente abset-zen. »Je nach Produkt entste-

hen unterschiedliche Disper-gierzeiten«, erklärt Nouri.

Die Rührscheibe in der Trommel dispergiert die Pig-mente, zerbröselt sie wie Mehlklumpen in Teig. Weil es aber bei Autolacken um Tau-sendstelmillimeter geht, da-mit Lackierer ihn gut auftra-gen können, kommt er noch in eine Mühle: senkrechte Zy-linder voller Perlen, die die Klumpen weiterzerkleinern. Die Lösemittel, die durch die Hitze beim Mahlen verduns-ten, riechen intensiv. Chemi-kantin Irina Deev entnimmt etwas weißen Lack und trägt ihn auf den Grindometer auf, einen Metallblock mit einer Vertiefung, der anzeigt, wie groß die Partikel sind. »Hier sind es zwischen fünf und zehn Mikrometern«, sagt Deev und hält ihn unter eine Neonröhre, »man hat nur we-nige Sekunden, um den Wert abzulesen«, da die dünne Lackschicht schnell trocknet.

Um sich an die Gerüche zu gewöhnen, brauchte es schon einige Zeit. Wie viele Kolle-gen hat Deev auch ihre Aus-bildung bei Axalta gemacht. »In dem Bereich tut der Ar-beitgeber viel«, sagt Weiland. Gerade hat die Firma be-schlossen, zehn zusätzliche Stellen für Flüchtlinge inner-halb des Programms »Start in den Beruf« von IG BCE und BAVC einzurichten. »Wir haben über 30 Sprachen hier«, erklärt Weiland, »ideal, um Paten für Flüchtlinge zu finden.«

STOLZ IST ER auch auf die Abfüllhalle aus dem Investi-tionspaket, die mit Hightech und Hochglanz am oberen Ende des Hangs das Gelände krönt. Dosen gewünschter Größe einladen, Leckprü-fung per Luftdruck, Befüllen, Etikettieren, Check per Scan,

Verpacken, ab auf die Pa- lette – alles passiert automa-tisch mit leisem Zischen und praktisch geruchsfrei. »Die Maschinen kommunizieren untereinander«, sagt der stell-vertretende Schichtleiter Ser-kan Aydin. Fehlt eine Dose, fordert die Packstation sie an. Noch optimiert er mit seinen Kollegen die Anlage, ist aber schon voll überzeugt. »Ich bleibe bis zur Rente«, sagt der Mittzwanziger grinsend und drückt einen Knopf: Die Pa-lette fährt in die futuristische runde Folienmaschine. »Star-gate«, sagt Weiland und strahlt. Dagny Moormann

1 | GUTER ANSATZKalid Nouri füllt einen Sack Siliciumdioxid ein.

2 | LETZTER SCHLIFFIrina Deev pumpt weiße Tönpaste in den Lack.

3 | RUNDE SACHEMit harten Perlen lässt sich der Lack sehr fein mahlen.

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Zwei Werke hat Axalta an seinem größten Standort Wuppertal, von denen das erste seit 1866 existiert. Früher unter dem Namen Herberts/Hoechst, später unter DuPont, heute als Axalta Coating Systems produzieren die Beschäftig-ten vor allem Autolacke. Zu Höchstzeiten arbeiteten hier rund 3500 Menschen, im Zuge sich verändernder Arbeitsprozesse sind es heute rund 2000. Insge- samt etwa 90 000 Tonnen Flüssiglack und Beschich-tungen stellen sie pro Jahr her, darunter Autolacke für die Marken »Cromax«, »Spies Hecker« oder »Standox«. Statistisch findet sich Lack vom Standort Wuppertal bei jedem zweiten europäischen Auto in einer der Lackschich-ten. Der Konzern hat weltweit 35 Standorte mit 12 000 Mit- arbeitern und hat auch in China und Brasilien in Wasserlack investiert.

www.axaltacs.com/de

DAS UNTERNEHMEN

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> VOR ORT AKTUELLES

Die Beharrlichkeit der Arbeitnehmervertreter hat sich schlussend-lich ausgezahlt.

Perspektive und Tarifbindung bei DLWBIETIGHEIM-BISSINGEN/DELMENHORST | Zusammenarbeit mit Finanzinvestor läuft gut an

Die anfängliche Skepsis ge-genüber dem Finanzin-

vestor Fields Group scheint zu weichen: »Die Nieder- länder fangen – wenn auch be-hutsam – damit an, in unseren Standort wieder zu investie-ren«, berichtet Betriebsratsvor-sitzender Frank Jungermann von DLW Flooring in Bietig-heim-Bissingen. »Während Armstrong als ehemalige Mut-tergesellschaft 16 Jahre lang keinen einzigen Job geschaf-fen hat, geht es jetzt in der Produktion endlich bergauf.«

Zudem werde der Betriebs-rat wieder über das Gesche-hen im Unternehmen infor-miert. »Es herrscht endlich ein offener Informations-fluss«, informiert Junger-mann, der aber auf dem Boden der Tatsachen bleibt. Denn: »Wir wissen zwar, dass die Fields Group uns langfristig wieder verkaufen will. Doch wir sehen jetzt die Chance, uns neu und nach-haltig aufzustellen.«

Die Arbeitnehmervertreter sind vor allem froh darüber, einen »Ausverkauf« an direkte

Wettbewerber – und damit wohl letztendlich die Werk-schließung – verhindert zu haben.

Akzeptiert habe man, zwei Jahre lang auf Tariferhöhun-gen zu verzichten und im vergangenen Jahr die Absen-kung des Weihnachtsgeldes auf 25 Prozent mitzutragen. Zudem fallen am Standort Delmenhorst in der Produk-tion 55 Arbeitsplätze weg, in Bietigheim-Bissingen kürzt die Fields Group die Verwal-tung um 45 Stellen. »Insge-samt aber lassen uns die Ar-beitnehmer wissen, dass sie froh sind, dass es weitergeht und dass die Tarifbindung

Grundsätzlich begrüßen Betriebsräte und IG BCE

das »Ja« des RWE AG-Auf-sichtsrates, den Energiekon-zern in zwei Unternehmen mit einem klaren strategi-schen Fokus umzubauen.

»Das eröffnet Möglichkei-ten, die Zukunft von RWE langfristig zu sichern«, sagt Ralf Sikorski, Mitglied im ge-schäftsführenden Hauptvor-stand der IG BCE. »Doch na-

Schritt zur ZukunftssicherungESSEN | Arbeitnehmervertreter befürworten Konzernumbau von RWE

türlich löst die Entscheidung nicht das Grundproblem ei-nes momentan völlig irratio-nal funktionierenden Energie-marktes. Wir brauchen end- lich vernünftigte politische Rahmenbedingungen«, stellt Sikorski klar.

Dieter Faust, Gesamt- betriebsratsvorsitzender von RWE Power, pocht zudem dar-auf, dass der Prozess nicht zu-lasten bestehender Mitbestim-

mungsstrukturen vonstatten gehen darf, »und zwar sowohl auf Unternehmens- als auch auf betrieblicher Ebene«. Vor Gründung der neuen Gesell-schaften im April seien aus Sicht der Arbeitnehmerver-treter deshalb »noch viele Fra-gen« (Faust) offen.

Die IG BCE geht davon aus, dass es nicht zu einem Abbau von Arbeitsplätzen kommt.

Axel Stefan Sonntag

unangetastet bleibt«, reflek-tiert Frank Maurer, stellver-tretender Betriebsratsvorsit-zender, die Reaktionen aus der Belegschaft.

Der US-Konzern Armstrong als frühere DLW-Mutterge- sellschaft hatte dem tradi- tionsreichen deutschen Lino-leum- und PVC-Hersteller keine finanziellen Mittel mehr zur Verfügung gestellt – und so bewusst in die Insolvenz gehen lassen (kompakt 4/2015). Rund 830 Arbeits-plätze standen damals auf dem Spiel. Mitte Juni hatte dann die Fields Group das Unternehmen übernommen.

Axel Stefan Sonntag

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Tarifmeldungen

WASSER | Die Arbeitnehmer des Wasser- und Abwasser-zweckverbandes Calau (WAC) in Lübbenau erhalten ab 1. Ja- nuar bis 31. Dezember 2016 2 Prozent und ab 1. Januar bis 31. Dezember 2017 2,2 Prozent mehr Entgelt. Außerdem erhöht sich die Jahressonderzahlung 2016 auf 65 Prozent und es wird ein Demografiefonds in Höhe von 15 000 Euro eingerichtet, dessen Ausgestaltung durch die Betriebsparteien erfolgt. Es wurde auch vereinbart, dass künftig beim Besuch von Fachärzten/Labor eine Freistellung unter Fortzah-lung der Vergütung erfolgt.

KAUTSCHUK | Für die Beschäftigten der Veritas Sachsen GmbH wurde ver-einbart: Der Differenzbetrag zur Fläche Ost wird durch 5 geteilt und zu folgenden Terminen gezahlt: 1. 1. 2016, 1. 1. 2017, 1. 1. 2018, 1. 1. 2019 und 1. 1. 2020. Die im Kaut-schukbereich Ost vorgese-henen Angleichungsschritte werden auch jeweils auf den 1. 1. vorgezogen (statt 1. 4.). Eine Entgelttabelle steht zeitnah zur Verfügung. Alle Erhöhungen, die in der Kau-tschukindustrie verhandelt werden, werden zeitgleich umgesetzt. Der Manteltarif-vertrag tritt zum 1. 1. 2016 mit folgenden Ausnahmen in Kraft: Zuschläge ab 1. 1. 2018 und Freistellung ab 1. 1. 2019 (bis dahin gelten jeweils die betrieblichen Regelungen), Arbeitszeit (39 Stunden) ab 1. 1. 2020. Der Tarifvertrag vermögenswirksame Leistun-gen und Altersvorsorge gilt ab 1. 1. 2018. Der Tarifvertrag Demografie gilt ab 1. 1. 2019.

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Maziad Aloush und sein Bruder Mohamed flo-hen vor dem Krieg in

Syrien. Jetzt wollen sie vor allem eines: arbeiten. Um so ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Wie die Integration der Flüchtlinge in den Arbeits-markt gelingen kann, war beherrschendes Thema der 5. Recklinghäuser Tagung. »Ich will einfach ein normaler Ar-beiter sein, ich will kein Geld vom Staat«, erklärt Maziad Aloush fast schon verzweifelt. Seit Juli 2015 ist er in Deutsch-land. Offiziell registriert wurde er bisher noch nicht. »Warten« ist das Wort, das er in diesen Tagen am häufigsten von über-

lasteten Behördenmitarbeitern hört. Doch: ohne Registrie-rung kein Asylantrag – und keine Arbeitserlaubnis.

SEIN BRUDER Mohamed möchte studieren und Elektro-ingenieur werden. Die ersten Kontakte dafür hat er bereits geknüpft – mit der Techni-schen Fachhochschule Georg Agricola in Bochum. Die Hochschule hat gemeinsam mit der IG BCE eine Förderini-tiative gestartet, um jungen Flüchtlingen ein Studium zu ermöglichen (siehe Seite 31). Die Möglichkeiten sind also da, machten die Gespräche auf der 5. Recklinghäuser Tagung

Die Zukunft in eigene Hände nehmenRECKLINGHAUSEN | Thema der 5. Recklinghäuser Tagung: der Hindernislauf in den Arbeitsmarkt

klar. Vor rund 400 Teilneh-mern verwies Petra Reinbold-Knape vom geschäftsführen-

den Hauptvorstand der IG BCE auf die Gestaltungsmög-lichkeiten, die die Gewerk-schaft in der Arbeitswelt mit-bringt.

ZUM BEISPIEL mit den Sozialpartnern der chemi-schen Industrie das Pro-gramm »Start in den Beruf«, in dem Jugendliche gefördert und in eine Ausbildung ge-bracht werden sollen, auf junge Flüchtlinge auszu- weiten. Sie sagte aber auch: »Wir brauchen Bildung und Sprachkurse für die Flüchtlin-ge.« Staatsministerin Aydan Özoguz, zugleich Beauftragte

für Migration, Flüchtlinge und Integration, schloss sich dem an: »Menschen mit Blei-

beprognose müssen schnell in Arbeit kommen. Dafür brauchen wir schnellere Inte-grations- und Sprachkurse.«

MOHAMED UND Maziad Aloush hoffen, dass den Wor-ten schnell Taten folgen. Oft haben sie ihre Zwangsrekru-tierung durch das Militär im Kopf. Ebenso wie die be-schwerliche und gefährliche Reise über die Türkei nach Europa. Doch das sei jetzt vorbei, sagt der 31-jährige Maziad energisch. Die Brüder wollen ihre Zukunft in die Hand nehmen und ein Leben in Freiheit. Marco Jelic/red

»Wir brauchen Bildung und Sprachkurse. Dafür setzt sich die IG BCE ein.«

Petra Reinbold-Knape IG-BCE-Vorstandsmitglied

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Syrer Maziad Aloush (links) möchte so schnell wie möglich arbeiten und ein selbstbestimmtes Leben führen, Mohamed Aloush studieren und Elektroingenieur werden.

Diskutierten Gestaltungsmöglichkeiten (von links): Staatsministerin Aydan Özoguz, Conti-Betriebsrat Hasan Allak, Regina Karsch, IG-BCE-Fachsekretärin Politische Schwerpunktgruppen, Evonik-Arbeitsdirektor Thomas Wessel und IG-BCE-Vorstandsmitglied Petra Reinbold-Knape.

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> VOR ORT AKTUELLES

Viele Frauen bringen Opfer, um Familie und Beruf zu

vereinbaren. Sie übernehmen immer noch die Hauptlast der Hausarbeit, für das Engage-ment in Vereinen oder Politik fehlt ihnen die Zeit. Hinter der Kinderbetreuung muss auch die Paarbeziehung zurückste-hen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der IG-BCE-Frauen-abteilung unter Schichtarbei-terinnen bei Sanofi. Im Rah-men des Projekts »Offensive Frauen« wurden diese zu ihrer Arbeits- und Lebenssituation befragt. Fast 2500 und damit 35 Prozent der Beschäftigten im Industriepark Frankfurt-Höchst sind Frauen. Zwei Drittel davon arbeiten in Voll-zeit, 181 Frauen in Schicht.

EINE DIESER FRAUEN ist Katharina Betakis (Name ge-ändert). »Normalerweise stehe ich um 4 Uhr auf. Was vor der Arbeit gemacht ist, macht nachmittags keinen Stress mehr«, sagt sie. Wäsche anstel-len, die Spülmaschine ausräu-men, solche Arbeiten verlegt Katharina gerne in die Mor-genstunden. »Außerdem habe ich dann etwas Zeit für mich, kann in Ruhe meinen Kaffee

trinken. Schön ist es auch, wenn mein Mann und ich noch Zeit füreinander ha- ben, bevor er zur Frühschicht muss.« Für ihn fängt die Arbeit bei Sanofi um 5.45 Uhr an. Doch trotz guter Organisation: »Morgens ist es oft Stress pur«, erzählt Katharina.

DER KINDERGARTEN macht erst um 7.30 Uhr auf. »Es wäre einfacher, würde er früher öffnen.« Seit 16 Jahren arbei- tet die 38-Jährige bei Sanofi. »In dieser Zeit ist das Leben dank neuer Arbeitszeitmodel-le leichter geworden.« Kathari-na arbeitet immer die gleiche Schicht, von Montag bis Frei-tag. Sie fängt um 8.30 Uhr an, mit etwas Glück ist sie um 14.45 Uhr wieder zu Hause. Das Wochenende ist frei. Die-sen Schichttyp gab es früher nicht. Ihre Arbeitszeit findet Katharina optimal. »Ich möch-te nicht tauschen«, betont sie.

Schichtleiterin und IG-BCE-Betriebsrätin Jadranka Brdar kennt Katharinas Situation. Seit der Geburt ihres zweiten Kindes arbeitet sie montags bis donnerstags von 8.30 bis 14 Uhr. »Das heißt um 5.30 Uhr aufstehen, die Kinder

fertigmachen, Brote schmie-ren, Lunchpakete füllen.« Ehe-mann Kristijan arbeitet im vollkontinuierlichen Schicht-betrieb: zwei Früh-, zwei Spät-, zwei Nachtschichten, dann hat er vier Tage frei. »Das Leben ist oft nicht einfach zu organisieren«, sagt Jadranka. Dabei habe sich schon vieles verbessert: »Heute gibt es viel mehr und ganz unterschiedli-che Teilzeitmodelle bei Sanofi. Sie variieren stark im Hinblick auf Arbeitstage und Arbeits-zeiten.«

SANOFI HAT 2014 die »Char-ta der Gleichstellung« unter-zeichnet. Die IG-BCE-Frauen und die Vertrauensleute ent-wickeln nun Instrumente, wie das Unternehmen diesem An-spruch noch gerechter werden kann. Die Grundlage dafür bilden die Verbesserungsvor-schläge der Frauen in der Pro-duktion. Mit jeder von ihnen soll dazu einmal im Monat ein Gespräch geführt werden – auch, um einen deutlichen Kontrapunkt zum Umgang der Vorgesetzten zu setzen, bei de-nen die Frauen oft Wahrneh-mung und Wertschätzung ver-missen. Norbert Glaser

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Tarifmeldungen

WEG E&P | Für die Beschäf-tigten des Tarifbereichs WEG E&P konnte bei der Tarifver-handlung im November 2015 ein Ergebnis erzielt werden: Sie erhalten ab 1. Januar 2016 1,5 Prozent und ab 1. Januar 2017 1,3 Prozent mehr Geld. Für den Zeitraum 2015 gibt es einmalig 500 Euro. Der Vertrag hat eine Laufzeit bis 30. September 2017.

GLAS | Ab dem 1. Juni 2015 erhalten alle Vollzeitbeschäf-tigten von Saint-Gobain Glass und Sekurit bis einschließlich 30. November 2015 pro Mo- nat 58,33 Euro (in Summe: 350 Euro) mehr Entgelt. Die Auszahlung des Ge-samtbetrags erfolgt mit der Dezemberabrechnung. Teilzeitbeschäftigte erhal-ten die Zahlungen anteilig. Auszubildende bekommen ab 1. Juni 2015 bis einschließlich 30. November 2015 pro Monat 35 Euro (in Summe: 210 Euro) mehr Geld. Die Auszahlung des Gesamtbetrags erfolgt mit der Dezemberabrechnung. Ab 1. Dezember 2015 werden die Entgelttabellen um 2,3 Pro-zent und ab 1. August 2016 nochmals um 2,4 Prozent erhöht. Zudem erhöhen sich die Ausbildungsvergütungen. Die Berechnung des Weih-nachtsgeldes für 2015 erfolgt auf Grundlage der erhöhten Entgelte und Ausbildungs- vergütungen. Alle ausgehan-delten Erhöhungen sind für IG-BCE-Mitglieder auf sonstige Leistungen aus dem Arbeits-verhältnis nicht anrechenbar. Der Tarifvertrag ist erstmalig zum 31. Mai 2017 kündbar.

Ausführliche Informationen unter: www.de/tarife

Kind und Karriere – geht das?

FRANKFURT | Abfrage der »Offensive Frauen«:Wie sind die Bedingungen bei Sanofi?

Noch immer tragen Frauen die Hauptlast in der Familiensorge. Variable Arbeitszeit- modelle helfen.

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kompakt | Januar 2016 | 27

Miteinander Zukunft machenBAD MÜNDER | Generationenkongress soll den demografischen Wandel gestalten

Der demografische Wan-del ist zu spüren. Es kommen weniger Kin-

der, die Menschen leben zu-gleich länger – für die sozialen Systeme ist das eine Herausfor-derung. Grund genug für rund 70 Gewerkschafter, sich auf dem ersten Generationenkon-gress der IG BCE über Themen wie Generationenvertrag, Wei-terbildung, Arbeitsplatzsicher-heit und Integration von Flüchtlingen auszutauschen.

»Die IG BCE sieht im demo-grafischen Wandel selbst kein Problem«, betont Stephanie Albrecht von der Abteilung Po-litik der IG BCE. Aber er müsse politisch gestaltet werden. Und nicht als Gegeneinander der Generationen. »Wir machen das im Dialog.« Aber dazu müssen Vorurteile aus der Welt geschafft werden, denn die gibt es noch immer, auf beiden Sei-ten. Nico Becks, stellvertreten-

der Vorsitzender des Bundes-jugendausschusses der IG BCE, berichtet beispielsweise, dass eine Annahme vieler Älterer sei, dass die Jugend »immer nur Spaß« wolle. »Wir Jungen wol-len spüren, dass ihr noch etwas

aktiv macht« laute im Gegen-zug ein Vorwurf junger Arbeit-nehmer. Im Worldcafé, der Diskussionsrunde während des Kongresses, kam deshalb die Frage auf, ob die klassische Ortsgruppenarbeit noch zeit-gemäß sei oder ob es nicht neue Formen der Beteiligung geben solle. Denn beteiligen will sich die Jugend an poli- tischen Prozessen. Nicht zu-

letzt, um Arbeit und Leben mit-gestalten zu können.

DIE JUGEND IST wieder mehr an gesellschaftspoli- tischen Themen interessiert. Das besagt die aktuelle Shell-

Jugendstudie, deren Mitautorin Prof. Gudrun Quenzel ist. Sie sagt auch: »Die wirtschaft- lichen Ängste nehmen ab.« Zugleich sei für 95 Prozent der Jugendlichen ein sicherer Arbeitsplatz sehr wichtig. IG-BCE-Bundesjugendsekretär Mi-chael Porschen untermauert das. »Die unbefristete Über-nahme in den Betrieben ist für die meisten jungen Beschäftig-ten die wichtigste Frage«, sagte er und bezieht sich dabei auf die IG-BCE-Jugendstudie 2013.

Bildung ist für Menschen jeden Alters ein wichtiges The-ma. Weiterbildung, so des-halb ein Kongressfazit, müsse in den Betrieben laufen – und sie müsse als Arbeitszeit gel-ten. Auch der Wissenstransfer von den älteren zu den jungen Arbeitnehmern müsse besser

Zwei Tage diskutierten

junge Gewerk-schafter,

Betriebsräte und Vertreter der Regional-

foren mit-einander.

funktionieren, sagt Porschen. Zu oft gehe viel Praxiswissen verloren. Edeltraut Glänzer, stellvertretende IG-BCE-Vor-sitzende, betont: Wissens-transfer funktioniere nur mit sicheren Arbeitsplätzen. Des-halb stehe die IG BCE für gute Ausbildung, gute Arbeitsbe-dingungen und unbefristete Arbeitsverhältnisse.

DIE DISKUSSIONSRUNDEN, Worldcafés und Vorträge des Kongresses werden in einer Do-kumentation aufgearbeitet. Die Themen und Ergebnisse sollen vor Ort weiter diskutiert wer-den. Dann könnte es Anträge beim Gewerkschaftskongress 2017 geben, die von Alt und Jung gemeinsam formuliert würden. »Warum sollten Ju-gendliche nicht auch dafür kämpfen, dass jemand gut in Rente gehen kann?«, fragt Por-schen. Umgekehrt könnten sich die Älteren für Themen stark machen, die die Jugend heute interessiert. Glänzer brachte es auf den Punkt: »Es gibt zwar jeweils einen differenzierten Blick, aber so weit liegen wir gar nicht auseinander.«

Marcel Schwarzenberger/red

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Weitere Infos im Internet: www.igbce.de

»Der Wissenstransfer funktioniert nur mit sicheren Arbeitsplätzen.«

Edeltraut Glänzer stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende

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> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG

28 | kompakt | Januar 2016

Auszeichnung für Klaus KeßnerSTUTTGART | Erneut hat Wirtschaftsminister Nils Schmid das Engagement eines IG-BCE-Betriebsratsvorsitzenden mit der Wirtschaftsmedaille des Landes gewürdigt: Arbeitnehmerver-treter Klaus Keßner von DSM (Foto, links) erhielt die begehrte Auszeichnung, weil er sich bei DSM stets »mit Nachdruck für den Erhalt der Arbeitsplätze und des Standortes starkgemacht und dabei vor allem immer auf konkrete Lösungen gesetzt hat«, so Schmid in seiner Laudatio. Dann wurde er konkret: Trotz eines vom Arbeitgeber auferlegten Kostensenkungspro-grammes »gelang es Ihnen, dass der unvermeidliche Personal-abbau ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne lief«, lobte der Minister die »gezielte Personalplanung« des Betriebsrats.

»Mit der Wirtschaftsme-daille zeichnen wir außer-gewöhnliche Persönlich-keiten und Unternehmen aus, die Baden-Württem-berg zu einem starken und lebenswerten Land machen«, gibt Schmid die Richtung der Auszeichnung vor.

Besondere Jubilare geehrtGÖRWIHL | Ehre für Bezirksleiter Wilfried Penshorn und Hansjörg Lammer, Vorsitzender des Seniorenarbeitskreises (links): Beide dankten Erwin Egle (Mitte) für 70 Jahre Mitgliedschaft in der IG BCE. Egle, einst in der IG Chemie-Papier-Keramik Geschäfts-führer der Verwal-tungsstelle Waldshut, feierte jüngst seinen 99. Geburtstag.

WOLFACH | Jubilarfeier der Ortsgruppe Wolfach/Ober- wolfach: Elf Gewerkschafter des Betriebs Sachtleben-Berg-bau wurden von Ortsgruppenvorstand Martin Vollmer und von Gewerkschaftssekretär Thomas Niebrügge (rechts) für ihre langjährige Mitgliedschaft in der IG BCE ausgezeich-net; darunter Wilhelm Kiefer und Hermann Dieterle (Zweiter und Dritter von links) für ihre jeweils 60-jäh- rige Zugehörigkeit zur Organisation.

Hilfe für FlüchtlingeKARLSRUHE | Bezirk lässt Container aufstellen

Auf Initiative des Bezirks Karlsruhe hat der DGB-Stadtverband zwei Container für die Flüchtlingsunter-kunft am Campus Nord finanziert. In dem Provisori-um sollen künftig Deutschkurse und Angebote zur Kin-derbetreuung stattfinden.

»Für uns ist es wichtig, die Flüchtlinge zu unterstützen. Wir möchten ihnen helfen, sich ein neues Leben fernab von Krieg und Elend aufzu-bauen. Deutschkurse sind da-für ein erster wichtiger Schritt, denn der Erwerb der Sprache

ist die Voraussetzung für einen erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt«, so Bezirksleiter Karsten Rehbein.

Am Campus Nord des KIT sind seit September mittler-weile 700 Flüchtlinge in einer ehemaligen Kantine unterge-bracht.

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Auf Initiative der IG BCE hat der DGB zwei »Bildungscontainer« finanziert.

Start frei!STUTTGART | Werbe-Aktion für Frauen beginnt

Im Vorfeld des 5. IG-BCE- Frauentages, der in diesem Jahr in Hannover stattfindet, ist in allen Landesbezirken die Werbe-Aktion »Schlüssel zum Erfolg« angelaufen. Bis Ende April haben Kolleginnen, die neue Mitglieder (gleich wel-chen Geschlechts) werben, die Chance auf eine beson- dere Auszeichnung: »Auf dem 5. Frauentag prämieren wir die besten Werberinnen jedes Landesbezirks mit einem besonderen Dankeschön für ihr Engagement«, verspricht Corne-lia Leunig, Leite-rin der Abteilung Frauen/Gleichstel-lung in der IG-BCE-Hauptver-waltung.

»Liebe Kolleginnen, sprecht eure Kolleginnen und Kolle-gen an. Überzeugt sie, bei uns Mitglied zu werden. Denkt da-bei an eure eigenen Gründe, die Motive, aus denen ihr Mit-glied geworden seid. Das sind die besten Argumente, andere zu überzeugen. Je mehr wir werden, desto stärker sind wir, solidarisch zu handeln«, be-tont Frank Heßler, stellvertre-tender Landesbezirksleiter.

Die Entwicklung des Landesbezirks gestal- ten überdurchschnittlich viele Frauen mit (Bild: 4. Frauentag 2012).

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29kompakt | Januar 2016 |

Ehre für SCAlerBONN | Nominierung für Betriebsrätepreis

Aus fast 100 Bewerbern wurde der SCA-Standortbetriebsrat Mannheim für den Deutschen Betriebsräte-Preis 2015 nomi-niert. Das Engagement des Gremiums, proaktiv und zu-kunftsorientiert den Standort zu gestalten – vor dem Hinter-grund ständiger Veränderun-gen und Restrukturierungen –, kam bei der Jury gut an.

Zwar hat es zur Preisver- leihung im ehemaligen Bun-destag (noch) nicht gereicht, aber immerhin: Für die SCA- Arbeitnehmervertreter Tatjana Herrmann, Michael Geikler, Uwe Dörzenbach und Frank Gottselig war es eine Ehre, das »Parlament der Betriebs-räte« besuchen zu dürfen. »Für Frank und mich war es

ein besonderes Gefühl, in einer außergewöhnlichen At-mosphäre vor so vielen Exper-ten einen Vortrag zu halten«, blickt Uwe Dörzenbach, Vor-sitzender der Vertrauensleute, auf die Veranstaltung zurück.

Die SCA-Arbeitnehmervertreter bei der Verleihung des Betriebs-räte-Preises.

Viel DiskussionsstoffMANNHEIM | Frauenforum veranstaltet Filmabend

Wenn Lesben und Schwule streikende Bergarbeiter unter-stützen, lässt das erst ein- mal aufhorchen. Genau dar-um geht es in der Komödie »Pride«, die sich das Frauen-forum des Bezirks am Frauen-Filmabend ansah. Der Streifen zeigt, wie Homosexuelle Spen-den für die Gewerkschaft der Minenarbeiter sammeln, die sich im Streik gegen die Priva-tisierung und Schließung von

Bergwerken befindet. Die Initiative »Lesbi-ans and Gays Support the Miners« stößt zwar zunächst auf Skepsis und Vorurteile, doch im Laufe des zweistün-digen Films dreht sich das Blatt.

»Pride lieferte viel Stoff für die Diskussion, die sich unserem Filmabend tra-ditionell anschließt«, sagt Gewerkschaftssekretärin Anna Engfer. »In diesem Zusam-menhang sind wir stolz auf unseren Bezirksjugendaus-schuss, der sich regelmäßig an den Paraden zum Christopher Street Day beteiligt. Und mög-licherweise werden sich unse-re Frauen hier anschließen«, spekuliert Engfer.

Das Frauenforum Mannheim lud zum tra-ditionellen Filmabend.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

2016 wird ein Jahr, in dem wir in Baden-Württemberg viel

bewegen können.

Mit der Landtagswahl am 13. März entscheiden wir, wer

in den nächsten fünf Jahren Politik für Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmer macht. Wir entscheiden, wie es mit der

Bildungszeit weitergeht. Wir entscheiden, wie die Industrie

unsere Belange berücksichtigt. Werden wir als Gewerkschaf-

ter und Betriebsräte in Industrie 4.0 mit einbezogen? Wie

wird die Integration der Menschen gelingen, die aus ihrer

Heimat aus Angst um ihr Leben geflüchtet sind? Wie wird

der demografische Wandel gestaltet? Wer entscheidet als

politisch Verantwortlicher über Gute Arbeit?

Schaut euch an, mit welchen Ideen die Parteien an den

Start gehen, wo ihr euch als Gewerkschafterinnen und Ge-

werkschafter wiederfindet. Und dann geht am 13. März

wählen, damit auch die nächste Landesregierung unsere In-

teressen ernst nimmt. Setzt ein Zeichen, dass Radikale und

Extremisten im Landtag nichts zu suchen haben.

Auch »bei uns« wird gewählt: Im Sommer werden die

Ortsgruppenvorstände und die Vertrauensleute der IG BCE

in den Betrieben neu bestimmt. Ihr seid die Basis für

die demokratischen Strukturen unserer Organisation. Ihr

nehmt die Themen eurer Kolleginnen und Kollegen auf

und bringt sie in die Diskussion in den Gremien der IG BCE

ein. Das kann in den inhaltlichen Diskussionen der

Ortsgruppen beziehungsweise Vertrauensleute und unserer

Gremien sein und auch in Anträgen zu den Konferenzen bis

hin zum Gewerkschaftskongress. Eure engagierte Arbeit vor

Ort macht uns zu einer guten Gewerkschaft. Gemeinsam stel-

len wir die Menschen in den Mittelpunkt unseres Engagements

in Politik und Gesellschaft sowie gegenüber Arbeitgebern.

Ich wünsche uns ein Jahr 2016 mit klaren Entschei-

dungen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in

Baden-Württemberg.

Z W I S C H E N R U F

CATHARINA CLAY Landesbezirksleiterin Baden-WürttembergFo

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> VOR ORT BAYERN

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Mitmachen: Frauen werbenMÜNCHEN | Im Mai findet der 5. Frauentag der IG BCE in Hannover statt – im Vorfeld startet im Januar eine längere Werbeaktion: Gewerkschafte-rinnen sind aufgerufen, ihre Arbeitskolleginnen und -kol-legen von einer IG-BCE-Mit-gliedschaft zu überzeugen. Aktionszeitraum ist 1. Januar bis 30. April: Als Preis winkt der besten Werberin ein besonderes Fahrrad und – sofern sie nicht bereits Delegierte sein sollte – eine Einladung zum Frauentag. Ziel ist es auch, den Anteil der weiblichen Mitglieder zu steigern. Deshalb wird es auf dem Frauentag auch noch einen Sonderpreis für diejenige Werbe-rin geben, die die meisten Frauen geworben hat. Also: Mit-machen, am Ball bleiben und andere mit guten Argumenten überzeugen!

Jugendpreis erhaltenKELHEIM | Der Bezirks- jugendausschuss Kelheim-Zwiesel hat zum zweiten Mal den jährlichen Jugendpreis des Kreisjugendrings Kelheim erhalten: Honoriert wurde das Sommerfest mit Asylbe-werbern und Anwohnern (kompakt berichtete). Das Preisgeld von 600 Euro soll wie-der in eine Aktion der Gewerkschaftsjugend investiert werden.

PersonellesMÜNCHEN | Jörg Kammermann (34) wurde vom Landesbezirksvorstand zum stellvertre-tenden Landesbezirksleiter (der IG BCE in Bayern) gewählt. Der gelernte Prozessleitelek-troniker und studierte Diplom-Volkswirt ist seit 2008 hauptamtlich bei der IG BCE be-schäftigt. Vor seinem Wechsel in den Landesbezirk war er als stellvertretender Bezirksleiter in München tätig.

Werberhitparade8 Aufnahmen Roland Berninger (ICO, Obernburg), Benno Friedrich (Diaspekt Medical, Sailauf), Robert Zeitlmayr (Alz-Chem, Trostberg); 7 Aufnahmen Claudia Conger (SMIA, Michelau); 6 Aufnahmen Thomas Beer (Schott AG, Mitterteich), Alen Söldner (Waldi Schuhfabrik, Haßfurt); 5 Aufnahmen Christian Kestel (Woco Kronacher Kunststoffwerk, Kronach), Jürgen Schmitt (Odenwald Faserplattenwerk, Amorbach).

Hartnäckigkeit zahlt sich ausTITTMONING/RÖTHENBACH | Nach schwierigen Verhandlungen gelin gen bei Dragenopharm und Graphite Cova endlich Tarifabschlüsse

Jahrelang haben die mehr als 500 Beschäftigten des zum Aenova-Konzern gehörenden Pharma-Unternehmens aus Tittmoning ohne Tarifvertrag gearbeitet. Der Versuch, einen Betriebsrat und die IG BCE zu etablieren, war 2011 zunächst gescheitert und erst zwei Jahre später erfolgreich. Auch die ersten Verhandlungen über die Einführung eines Tarif-vertrags blieben dem Be-triebsratsvorsitzenden Tho-mas Volgger zufolge ohne konkretes Ergebnis. Trotz zweier Warnstreiks im No-vember 2014 und März 2015. »Die organisierten Beschäftig-ten haben dann so viel Druck gemacht, dass es am 17. April 2015 doch noch zu einem Ergebnis kam«, berichtet Gerd Hammerl, stellvertreten-der Leiter des IG-BCE-Bezirks Altötting.

ZWEI DIN-A4-SEITEN lang war das unter der Verhand-lungsführung von IG-BCE-Projektsekretär Franz Peter Sichler entstandene Protokoll, über dessen Details dann aber noch weiter diskutiert werden musste. Der 34-seitige Haus-tarifvertrag wurde schließlich erst am 8. Oktober unter-schrieben – auf Basis der Flä-

chentarifverträge der chemi-schen Industrie. Die Gehalts- verbesserungen bekamen die Mitarbeiter der Drageno-pharm rückwirkend zum Ja-nuar 2015 mit dem Dezem-ber-Gehalt. »Unsere Hart- näckigkeit hat sich auf jeden Fall ausgezahlt«, sagen Volgger und Hammerl unisono. Nun gehe es um die Entwicklung einer vertrauensvollen Zusam-menarbeit mit der Arbeitge-berseite, beispielsweise durch regelmäßige Monatsgespräche und darum, die Aenova-Grup-pe gemeinsam voranzubrin-gen.

BEI GRAPHITE COVA in Rö-thenbach wurde sogar ganze zwei Jahre lang verhandelt. Den aus dem insolventen Traditionsunternehmen Con-radty hervorgegangenen Gra-fit-Elektroden-Hersteller hatte ein indischer Investor über-nommen. Im Herbst 2013 kündigte die Geschäftsfüh-rung dann den Haustarif, so-dass auch die später von der IG BCE bundesweit durchge-setzten Tarifrunden bei den knapp über 200 Beschäftigten nicht mehr ankamen. Und das, obwohl die Gehälter oh-nehin schon rund 20 Prozent unter dem Flächentarif lagen.

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Hartnäckigkeit zahlt sich ausTITTMONING/RÖTHENBACH | Nach schwierigen Verhandlungen gelin gen bei Dragenopharm und Graphite Cova endlich Tarifabschlüsse

Handshake nach Abschluss schwieriger Verhandlungen: IG-BCE-Verhandlungsführer Franz Peter Sichler und Aenova-Personalmanagerin Sabine Tedden (links außen). Tarifaktion bei Graphite Cova in Röthenbach – außerhalb der Arbeitszeit.

Wir können stolz auf uns sein!

Jetzt also auch 2015: Zum fünften Mal in Folge ist die IG BCE in

Bayern stärker geworden, bei den Mitgliederzahlen gewachsen.

Über diesen Erfolg freue ich mich und möchte mich bei allen,

die dazu etwas beigetragen haben, bedanken.

Ja, wir leben in unruhigen Zeiten: Flüchtlingskrise, Terror-

Angst, Griechenland, Abgas-Skandal bei VW. All das hält uns,

auch wegen ihrer Auswirkungen in den Betrieben, in Atem.

Was die Flüchtlinge angeht, stehen wir mit den Arbeitgebern

vor einer großen Herausforderung: Natürlich haben wir einen

Fachkräftemangel. Aber um diesen zu decken, müssen die Men-

schen erst ausgebildet werden. Erste Erfahrungen in bayerischen

Betrieben zeigen, dass es nicht einfach ist, das Bemühen der

neuen Arbeitskräfte und die Ansprüche auf Präzision in Ein-

klang zu bringen. Und das in Zeiten, in denen noch nicht ab-

sehbar ist, welche Folgen besonders in unserem Landesbezirk

der VW-Skandal für die Betriebe unserer Mitglieder hat.

Und die Angst vor dem Terror scheint nach den furchtbaren

Anschlägen in Paris allgegenwärtig. Wobei wir aber gerade des-

wegen nicht aufhören dürfen, so zu leben, wie wir es wollen: in

Freiheit. Bei allen berechtigten Sorgen müssen wir den Rechts-

extremen und Fremdenfeinden weiter entgegentreten; ihrer Pa-

nikmache und ihren falschen Gerüchten, die sie über soziale

Netzwerke wie Facebook systematisch streuen.

Wirtschaftlich warne ich vor falschen Hoffnungen: Es kommt

eine Zeit der Konsolidierung. Und eine, in der sich die Wirkung

der Energiewende entfaltet. Nicht nur, weil der Streit um die

Kosten der unterirdischen Stromtrassen oder um CO2 noch

längst nicht ausgestanden ist.

2015 haben wir den 125. Geburtstag unserer Gewerkschaft

gefeiert. Gerade deshalb schaue ich auch mit Optimismus in

das neue Jahr, das uns wieder fordern wird; aber ich weiß auch,

was die Betriebsräte, Vertrauensleute, unsere Mitglieder in

Bayern können. Ich bin sicher: Wir werden auch 2016 stolz

auf uns sein!

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SEPPEL KRAUSLandesbezirksleiter [email protected]

Es ging um viel Geld – den Mitarbeitern zufolge um eine monatliche Differenz von bis zu 400 Euro. Nach zwei ergeb-nislosen Verhandlungen orga-nisierten die Mitarbeiter Tarif-aktionen, bewusst außerhalb der Arbeitszeit: »Das hat den indischen Investor beein-druckt«, sagt Manfred Paet-zolt, Betriebsratsvorsitzender von Graphite Cova.

IN DER TAT kündigte sich eine Delegation des indischen Mutterkonzerns Graphite In-dia zu einem neuerlichen Be-such in Deutschland an. Im Waldhotel am Letten wurde wieder verhandelt (Foto un-ten). Obwohl ein Vertreter des Investors aus dem fernen Land den Leiter des IG-BCE-Bezirks Nürnberg, Roland Nosko, laut Informationen der »Pegnitz-Zeitung« sogar freundlich mit »my brother« begrüßte, wur-de hart gerun-gen.

Mit Erfolg: Am 23. No-vember ver-gangenen Jah-res wurde ein neuer Tarif-vertrag unter-zeichnet – gül-

tig ab Oktober 2015. Auch eine Zusatzvereinbarung kam zustande, die klärt, dass Tarif-vertrag und Flächentarifvertrag zusammengeführt werden sollen. Ein wichtiger Schritt, so der Nürnberger Gewerk-schaftssekretär Philipp Mundt, denn nach Insolvenz und Übernahme sei die Lohnsche-re im Vergleich zu den anderen Firmen der Branche zu groß geworden. »Die IG BCE hat uns in der ganzen Zeit unterstützt«, lobt Paetzolt.

GANZ OHNE SORGEN sind Paetzolt und seine Kollegen – immerhin 126 von ihnen sind Mitglieder der IG BCE – aber trotzdem nicht: Die Stahlindustrie, die die von ih-nen produzierten Grafit-Elek-troden für ihre Schmelzöfen einsetzt, steckt seit Jahren in einer Krise.

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Page 32: kompakt Januar 2016

> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN

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Unterschriften gegen AusFRANKFURT | Mehr als 200 Unterschriften gegen die Schließung des Frank-furter Sandoz-Werkes hat Betriebsseelsorger Bern-hard Czernek in der ka-tholischen Kirche gesam-melt. »Es war mir ein Anliegen, ein Zeichen zu setzen«, sagte Czernek, der selbst IG-BCE-Mit-glied ist. Er übergab die Unterschriften im Rahmen der Sandoz-Betriebsversamm-lung an den Vorsitzenden des Betriebsrates, Helmut Heun, und IG-BCE-Gewerkschaftssekretär Alexander Wiesbach (Foto). Der Pharmakonzern will bis Ende 2016 den Stand-ort im Industriepark Höchst schließen. Betroffen wären mehr als 300 Beschäftigte.

Mittlerweile besteht aber Anlass zur Hoffnung, dass die Lichter doch nicht ausgehen, berichtete Wiesbach den Kol-leginnen und Kollegen bei der Betriebsversammlung. »Es gibt Interessenten für eine Übernahme.« Wiesbach infor-mierte die Belegschaft über den Stand der Dinge und die Aktivitäten der IG BCE. »Der Informationsaustausch ist wichtig. Die Ungewissheit über das persönliche Schicksal zehrt an den Nerven.«

Gleichstellung im FokusKASSEL | Mit Infoständen in verschiedenen Betrie-ben hat sich der Be- zirksfrauenausschuss Kas-sel beim Internationalen Männertag zu Wort gemel-det. Die IG-BCE-Frauen diskutierten im Rahmen ihrer Kampagne zur Ge-schlechtergerechtigkeit mit ihren männlichen Kolle-gen über Themen von ge-

meinsamem Interesse wie das Vorankommen im Job oder darüber, Arbeit und Leben in Einklang zu bringen. Viele The-men im Betrieb beschäftigen beide Geschlechter. Frauen und Männer betrachten die Probleme aber häufig aus unter-schiedlicher Perspektive.

Der Männertag soll helfen, überholte Rollenbilder zu über-winden. »Unsere Aktion wurde von den Kollegen gut ange-nommen«, freut sich Alexandra Friedrich, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei B. Braun Melsungen und Vor- sitzende des Bezirksfrauenausschusses.

Europa geht alle an IELTVILLE | IG-BCE-Jugend lädt zum Dialog ein

Zum ersten Europa-Dialog lud die IG-BCE-Jugend Hessen-Thüringen jetzt Jugendvertreter und Ausbilder in das Kloster Eberbach ein. Gastredner war Udo Bullmann (Foto), seit 1999 Mitglied des Europä-ischen Parlaments. »Wir woll-ten mit dem Pilotprojekt die Möglichkeit schaffen, sich über europäische Themen von gemeinsamem Interesse auszu-tauschen«, sagt Landesbezirks-sekretär Anne Weinschenk. »Aufklärung und Meinungsbil-dung sind der IG BCE stets ein wichtiges Anliegen gewesen.«

Bullmann beklagte, dass sich Politik häufig an kurz-fristigen Zielen orientiert und die Perspektive dabei verloren geht. Der Politik fehlten cha-rakterstarke und authentische Persönlichkeiten. Als wichtige Themen nannte der EU-Abge-ordnete Jugendarbeitslosigkeit und Flüchtlingspolitik. Initia-tiven in diesen Bereichen wür-

den aber nur von Erfolg ge-krönt, wenn parallel in eine starke und moderne Infra-struktur investiert werde.

IG-BCE-Landesbezirksleiter Volker Weber lobte die Brüssel-Seminare der IG-BCE-Jugend als gutes Instrument, um Ju-gendliche an Europa heranzu-führen. Maike Niggemann von der Hauptverwaltung betonte die enge Verknüpfung der Eu-ropapolitik mit der Arbeit der IG BCE. Mit dem Gewerk-schaftsdachverband Industri-ALL verfügten die abhängig Be-schäftigten über ein starkes Standbein in Brüssel.

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Europa geht alle an IIDARMSTADT | Euro-Betriebsräte werden immer wichtiger

Europa wächst zusammen. Die Betriebe bilden da keine Ausnahme. Parallel nimmt die Zahl der Euro-Betriebsräte und deren Bedeutung für die Interessenvertretung der Be-schäftigten zu. Über aktuelle Entwicklungen informierte Doris Meissner von der Abteilung Sozialpolitik/Mitbestimmung bei der IG-BCE-Hauptverwal-tung in Hannover, jetzt im Rahmen eines Work-shops (Foto). Sie erläu-terte die Rechte der Eu-ro-Betriebsräte nach der

jeweiligen nationalen Gesetz-gebung und die verschiede-nen Arbeitnehmervertretungs-systeme.

Der IG-BCE-Bezirk Darm-stadt führt einmal jährlich einen Workshop für Euro- Betriebsräte durch.

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IG-BCE-Jugend für ToleranzDARMSTADT | »Menschen, die vor Krieg und Gewalt flie-hen, dürfen wir nicht für Attentate verantwortlich machen.« Und: »Terrorismus hat keine Religion.« Darüber waren sich auf der gemeinsamen Jahresabschlussklausur (Foto) von Landesbezirksjugendausschuss (LBJA) und Teamer-Arbeits-kreis (TAK) alle einig. Mit T-Shirts und der Aufschrift »Refu-gees Welcome« sowie Postings auf Facebook hatte die IG-BCE-Jugend in den vergangenen Monaten Zeichen für Toleranz und gegen Gewalt gesetzt.

Im neuen Jahr wollen sich LBJA und TAK insbesondere der Bildungspolitik und der Qualität der Berufsschulen wid-men. Sie werben dafür, dass an allgemeinbildenden Schu-len nicht nur eine Religion unterrichtet, sondern über aller Weltreligionen aufgeklärt wird. Beim Zustand der Berufs-schulen hoffen die jungen Gewerkschafter auf ein gemein-sames Handeln mit dem Verband der Chemischen Indus-trie. Ein erstes Treffen steht bereits fest. »Auf so eine Jugend kann die IG BCE Hessen-Thüringen stolz sein«, lobt Landes-bezirkssekretär Anne Weinschenk. »Sie hat 2015 nicht nur einen großartigen ›Tag der Kulturen‹ organisiert, sondern auch anspruchsvolle Seminare durchgeführt.«

Gut gefrühstücktGIESSEN | Warum das Rad neu erfinden? Oft hat bereits je-mand die Lösung gefunden. Um den Gedankenaustausch zu fördern, lädt der IG-BCE-Bezirk Mittelhessen mehrmals im Jahr alle Betriebsratsvorsitzenden zum Arbeitsfrühstück ein (Foto). »Veränderungsprozesse frühzeitig erkennen« lautete das Thema des jüngsten Treffens. Viele Geschäftsleitungen kommen hier ihrer Informationspflicht gegenüber dem Be-triebsrat nur unwillig nach. Fachanwalt Armin Franzmann erläuterte die gesetzlichen Möglichkeiten, um an Informa- tionen zu kom-men, zeigte aber auch gängige Unternehmens-taktiken bei Umstrukturie-rungen auf.

Arbeitswelt ändert sichFRANKFURT | Fachleute diskutieren Industrie 4.0

»Wir waren überrascht, wie oft Industrie 4.0 angewandt wird – ohne, dass es den Fir-men klar war«, sagt Norbert Malanowski vom VDI Technologie-zentrum. Er berichtete auf der Bezirksdele-giertenkonferenz der IG BCE Rhein-Main (Foto) über neu-este Forschungsergebnisse zur »digitalen Revolution«. Iris Wolf von der IG-BCE-Hauptverwaltung in Hanno-ver riet zur Gelassenheit: »Vieles ist Utopie und die Umrüstungen kosten Geld.«

»Der Arbeitsort wird weni-ger relevant, die Arbeitszeiten fließender. Darin liegen auch Chancen«, fand DGB-Vorsit-zender Reiner Hoffmann.

Nach Ansicht von Charles Huebler vom Betriebsrat bei Merck Darmstadt sind viele Beschäftigte der neuen Tech-nik gegenüber aufgeschlossen, »vorausgesetzt, sie müssen nicht um ihren Arbeitsplatz bangen«.

Dafür sah Wolfhart Bur-denski, Personalleiter bei In-fraserv Höchst, keinen Grund: »Die Qualifikationen der Mit-arbeiter in der chemischen Industrie werden steigen«, prognostizierte er.

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Mit Krankheit umgehenERFURT | IG BCE unterstützt Diabetes@Work

Moderne Produktionsabläufe sind komplex. Aufträge müs-sen flexibel und just in time erledigt werden. Das setzt ge-sunde, körperlich belastbare Beschäftigte voraus. Gleichzei-tig werden die Belegschaften immer älter, die wachsende Zahl chronisch Kranker for-dert viele Betriebe heraus.

Um über Lösungen zu spre-chen, war jetzt die Initiative Diabetes@Work Gast im Thü-ringer Landtag (Foto). Unter der Schirmherrschaft von Land-tagspräsident Christian Carius diskutierten Vertreter aus Wirt-schaft, Politik und Gesellschaft praxistaugliche Lösungsansät-ze und Maßnahmen.

»Für Kolleginnen und Kolle-gen mit chronischen Erkran-

kungen ist es wichtig, dass sie nicht ausgegrenzt werden«, be-tonte Volker Weber, Landesbe-zirksleiter der IG BCE Hessen-Thüringen. »Chronisch krank zu sein, bedeutet nicht, zu-gleich leistungsgemindert zu sein.« Die IG BCE begrüße jede Initiative, die zeigt, wie Men-schen mit Diabetes ihren Alltag bewältigen können. Allerdings müsse die Politik die nötigen Rahmenbedingungen setzen.

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Gewerkschaftstreue mit SpaßHÜNZINGEN | Auch junge Men-schen sollten da-von überzeugt werden, »dass es sinnvoll ist und Spaß macht, in einer Gewerkschaft zu sein«. Das sagte Peter Hausmann vom geschäftsführenden Hauptvorstand der IG BCE bei der Jubi-larehrung der Ortsgruppe Hohe Heide in Hünzingen Anfang November. Ausgezeichnet wurden insgesamt 88 Mitglieder für 25, 40, 50 und sogar 60 Jahre Gewerkschaftstreue.

Pläne für das neue JahrGOSLAR | Mit poli-tischen Themen wie Migration und dem transatlantischen Freihandelsabkom-men TTIP will sich die IG-BCE-Orts-

gruppe Goslar 2016 auseinandersetzen. Das kündigte ihr Vorsitzender Kai Rückbrodt beim traditionellen Kaffee-klatsch zum Jahresende mit 180 Mitgliedern an. Geplant sind auch Reisen und Wanderungen, Konzertbesuch und Sport sowie eine Mitgliederversammlung im Mai.

Spende für FlüchtlingsarbeitBAD SALZDETHFURTH | 500 Euro für die Flüchtlings- arbeit überbrachte Andreas Franke von der IG-BCE- Ortsgruppe Bad Salzdeth-furth (Foto, in der Mitte) dem »Runden Tisch Asyl« mit Vertretern von Kirche, Gemeinde und Ehrenamt-

lichen. Gekauft werden sollen davon vor allem Bücher und Schreibsachen für den Sprachunterricht.

Neujahrsempfang im BürgerhausHAMBURG | Zum Neujahrsempfang im Bürgerhaus Wil-helmsburg lädt der IG-BCE-Landesbezirk Nord am 16. Ja-nuar 2016 ab 9 Uhr nach Hamburg ein. Der Gewerkschafts-vorsitzende Michael Vassiliadis wird über »Stärke und Stabilität – die Wünsche und Sorgen der Arbeitnehmerin-nen und Arbeitnehmer als Handlungsauftrag« sprechen. Für Unterhaltung sorgt die Musikband »En Vivo«.

Ausbildung gut besetztHANNOVER | Sozialpartner wollen Übernahme steigern

Von insgesamt 973 angebote-nen Ausbildungsplätzen in der norddeutschen Chemieindus-trie konnten in diesem Jahr 929 besetzt werden – deutlich mehr als 2014. Nur noch halb so viele Plätze blieben un- besetzt. Damit zeigten sich Vertreter des Arbeitgeberver-bands Chemie Nord und des IG-BCE-Landesbezirks Nord beim »Runden Tisch für Ar-beitsmarktfragen« am 16. No-vember in Hannover zu- frieden.

Unverändert niedrig aber blieb mit 20 Prozent die Übernahmequote, wie IG-BCE-Landesbezirksleiter Ralf Becker kritisch anmerkte. Wor-an das liegt und wie es ver- bessert werden kann, soll bis 2016 eine paritätisch besetzte Arbeitsgruppe herausfinden. Zum Thema sozialpartner-schaftlicher Veranstaltun-gen werden 2016 betrieb-liches Ge-sundheitsma-nagement, Veränderun-

gen durch Industrie 4.0 und die Möglichkeiten von Arbeit-gebern und Betriebsräten zur Flüchtlingshilfe.

Was zu beachten ist, wenn Flüchtlinge in betriebliche Ausbildung oder Praktika auf-genommen werden, erläuter-ten Ulrich Christ und Regina Kistner von der Regionaldi-rektion Bremen-Niedersach-sen der Agentur für Arbeit. Schutzbedürftige Flüchtlinge dürften gleich nach der Einreise arbeiten, die meisten anderen bekämen eine Er-laubnis von der Ausländer-behörde erst nach drei Mo- naten, so Christ. Für 2016 planten Jobcenter, Ausländer-behörden und die Agentur für Arbeit »Integrationspunkte« mit gemeinsamen Ansprech-partnern.

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Sozialpartner besprechen Ausbildung.

Schlüssel zum ErfolgHANNOVER | Frauen sollen Mitglieder werben

Frauen haben etwas zu sagen; sie überzeugen und sind des-halb der »Schlüssel zum Er-folg«. Unter diesem Motto be-ginnt am 1. Januar 2016 eine vier Monate dauernde Mit-gliederwerbeaktion in allen Landesbezirken der IG BCE.

Im Vorfeld des 5. IG- BCE-Frauentags vom 26. bis 28. Mai 2016 ruft die Gewerk-

schaft Kolleginnen auf, ande-re zum Eintritt in die IG BCE zu bewegen. »Denkt an eure eigenen Gründe, aus denen ihr Mitglied geworden seid«, heißt es in dem Aufruf. »Denn das sind die besten Gründe, auch andere zu überzeugen.«

Die erfolgreichsten Werbe-rinnen sollen beim Frauentag in Hannover belohnt werden.

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Politik unterirdischHOLZMINDEN | Jugendvertreter begleitet Abgeordnete

Bundestagsabgeordnete ha-ben viel zu laufen: das hat Nunzio Simone Ippolito fest-gestellt, als er die Hannovera-ner SPD-Abgeordnete Kerstin Tack eine Woche lang in Berlin begleitet hat. Im Rah-men einer Juniorenwoche der SPD-Bundestagsfraktion für aktive Gewerkschaftsmitglie-der hat der Chemielaborant aus Holzminden im unter- irdischen Tunnelsystem aller-hand Kilometer zwischen Fraktionssitzungen und Ple-nardebatten, Büro und Bib-liothek zurückgelegt.

»Spannend war die Anhö-rung im Ausschuss für Arbeit und Soziales über Werkver-träge und Leiharbeit«, berich-tet der 20-jährige Italiener,

der seit acht Jahren in Deutschland lebt und sich in den Jugendausschüssen des IG-BCE-Bezirks Alfeld und des Landesbezirks Nord en-gagiert. »Jetzt kann ich mir vorstellen, mich mit einigen Fragen auch mal an Abgeord-nete zu wenden.«

Wir stellen unsDas Jahr 2015 war ein besonderes Jahr! Für die Orga-

nisation ein Geburtstag, den wir gemeinsam in Berlin und

Essen gefeiert haben. Wir können stolz sein auf unsere

große Gemeinschaft. Wir gestalten Politik mit und nutzen

unseren Einfluss im Sinne der Mitglieder – und das seit

125 Jahren.

In den Betrieben stehen wir zum Teil vor großen Heraus-

forderungen: Die Volkswagen-Krise wird sich auf die gesam-

te Zulieferbranche auswirken. Die Papierindustrie ist immer

noch von Überkapazitäten am Markt geprägt. Fehlende In-

vestitionen in vielen Branchen trüben den Blick in die Zu-

kunft leicht ein. Dem gegenüber stehen hoch motivierte

und qualifizierte Menschen, die dafür sorgen, dass die

Unternehmen wettbewerbsfähig sind. Der demografische

Wandel wird durch unsere Tarifabschlüsse mitgestaltet.

Damit machen wir »Gute Arbeit«.

»Menschen machen die Geschichte.«

Wir stellen uns den Herausforderungen und gestalten den

Weg in eine moderne Industriegesellschaft. Dazu gehört

eine Energiewende, die mit »Augenmaß und Fingerspitzen-

gefühl« organisiert werden muss. Verwerfungen und un-

kontrollierter Aktionismus sind dabei fehl am Platz! Gleich-

zeitig stehen wir mit der aktuellen Flüchtlingssituation in

Europa vor einer gigantischen Herausforderung, die wir nur

mit klaren Gedanken bewältigen werden. Grenzen halten

keinen Menschen auf, der vor Krieg und lebensbedroh-

licher Not flieht. Jeder und jede von uns kann etwas tun –

ehrenamtlich helfen, Deutschkurse organisieren, Praktika in

den Betrieben auf den Weg bringen. Jeder an seiner Stelle!

Das Jahr 2016 wird nicht mit weniger Aufgaben für uns

verlaufen, wohl aber mit neuen oder anderen Themen. Ge-

meinsam werden wir die Aufgaben bewältigen und unsere

Gesellschaft damit weiterentwickeln – aus jeder Perspektive

wird das historisch sein. Die Geschichte macht nicht

Menschen, sie wird von ihnen gemacht!

Z W I S C H E N R U F

RALF BECKERLandesbezirksleiterNord

Diplomatie muss siegenHAMBURG | DGB-Vorsitzender mahnt an Geschichte

An Lehren aus der deutschen Geschichte erinnerte der Vorsitzende des DGB-Bezirks Nord Uwe Polkaehn bei der Seniorenweihnachtsfeier An-fang Dezember in Hamburg: »Nie wieder Krieg« habe es zum Kriegsende vor 70 Jah-ren geheißen, erklärte er den etwa 540 Gästen des IG-BCE-Bezirks Hamburg-Harburg.

Zwar werde der militä- rische Einsatz in Syrien ak-zeptiert, aber: »Wohl ist allen dabei nicht. Am Ende muss die Diploma-tie siegen.« Auch zur Ver-teidigung der

Demokratie gegen rechtsradi-kales Gedankengut rief Pol- kaehn auf. »Wir sind in der Verpflichtung gegenüber unse-ren Kollegen, die während des Nationalsozialismus ihr Leben gelassen haben.«

Für leichtere Themen und Töne sorgte anschlie-ßend das »Bargteheider Oldie-kabarett«.

Alle Jahre wieder: Senioren feiern in Hamburg.

Kerstin Tack und Nunzio Simone Ippolito.

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ELDISY | Beim Automobilzulieferer ELDISY in Gardelegen (ca. 400 Beschäftigte) wurde erstmals ein Betriebsrat ge-wählt. Der Antrag des Arbeitgebers, die Wahl abzubrechen, scheiterte vor dem Amtsgericht.TARIFGEBUNDEN | Boryszew Kunststofftechnik Deutsch-land GmbH in Gardelegen ist erstmalig tarifgebunden.SPENDENAKTION | Mitglieder des Bezirksjugendausschus-ses der IG BCE Berlin-Mark Brandenburg sammelten für Flüchtlinge warme Bekleidung, Isomatten und Schlafsäcke, die an ein Flüchtlingslager an der österreichisch-slowe- nischen Grenze weitergeleitet werden.FEUERWEHR | Über 30 Feuerwehrleute und Vertrauensleute demonstrierten im Dezember bei der BASF Schwarzheide im Vorfeld der Tarifverhandlung für die Werkfeuerwehren. Motto: »Wir helfen allen. Wir sind es wert.«HALLE-MAGDEBURG | Bei der Neuwahl des Betriebsrates im MHKW Rothensee gab es im November eine hohe Wahl- beteiligung von über 80 Prozent. Unter den fünf gewählten Betriebsratsmitgliedern ist auch erstmals eine Frau.

Basis und Mitgliederbilanz stimmenMAGDEBURG | Orts-gruppenvorsitzender Gert Müller und sein Team (Foto) ziehen für 2015 eine positive Bi-lanz. Mit 822 ist die Mitgliederzahl konstant geblieben. Die natür- lichen Abgänge wurden insbesondere durch Neuaufnahmen aus den Betrieben, spe-ziell bei der Salutas Pharma GmbH Barleben, ausgeglichen.

RechtsschutzberatungZWICKAU | Im Rahmen einer Sitzung im Dezember mit den Kolleginnen und Kollegen der DGB Rechtsschutz GmbH, Arbeitseinheit Chemnitz/Zwickau (Foto), unterstrich Be-zirksleiter Gerald Voigt den hohen Stellenwert eines gut funktionierenden gewerkschaftlichen Rechtsschutzes. Juris-ten der DGB Rechtsschutz GmbH werden künftig neu- gewählte Betriebsräte in den ersten 100 Tagen ihrer Amts-zeit rechtlich aktiv unterstützen.

Firmen gefordertDRESDEN | Projekt gegen Fremdenfeindlichkeit

»Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg.« Wie re-agieren, wenn jugendliche Mitarbeiter sich hinter dieser Floskel verschanzen und Rechtsextremismus am Aus-bildungsplatz eine Plattform findet?

Mit dieser und vielen ande-ren Fragen und Antworten be-fasst sich das aktuelle IG- BCE-Projekt »In einer coolen Demokratie leben«, das im

November in Dres-den mit einer Konfe-renz für Ausbilderin-nen und Ausbilder gestartet wurde. Sie sollen für Diskussio-nen im Betrieb zu diesem Thema sicher gemacht werden.

Stefan Brangs, Staatssekretär für Arbeit im Sächsi-schen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit

und Verkehr, hielt die enga-gierte Eröffnungsrede (Foto). Firmen, Betriebsräte und alle Mitarbeiter sind gefordert. Ziel ist es vor allem, die demo- kratischen Strukturen in den Betrieben der IG BCE zu stär-ken und ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen.

K U R Z N O T I E R T

Weitere Infos im Internet: www.nordost.igbce.de

Rede zum TarifvertragBERLIN | Ganz in Rot doppelt überzeugend

Es war sehr außergewöhnlich, aber ebenso wirkungsvoll, wie Thomas Grünberger auf der letzten Betriebsversamm-lung der Berlin Chemie des Jahres 2015 seinen Positionen für die Weiterentwicklung des Tarifvertrages LePha Nach-druck verliehen hat. Er ver-setzte sich nicht nur rheto-risch, sondern auch optisch in die Rolle des Gewerkschafters.

Grünberger zog sich eine Streikweste über und setzte sich eine IG-BCE-Kappe auf. In diesem knallroten »Outfit« erläuterte er lebhaft den Werdegang des Tarifvertrages

in der chemischen Industrie Ost bis hin zu der Entstehung des Tarifvertrages »Lebens-phasengerechte Arbeitszeit-gestaltung« – ein Meilenstein in der Tarifgeschichte!

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FrauennetzwerkBERLIN | Charta der Gleichstellung unterzeichnet

Die Charta der Gleichstel-lung, von den Teilnehmerin-nen des Frauentags 2012 in Hannover für die nächsten vier Jahre auf den Weg ge-bracht, ist ein Bekenntnis zur Gleichstellung von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft und in unseren Betrieben.

Dr. Katharina Herr-mann, Arbeitsdirektorin von 50Hertz Transmis- sion GmbH, und Rolf Erler, Bezirksleiter der IG BCE Berlin-Mark Bran-denburg, unterzeichneten am 1. Dezember 2015 die Charta im Rahmen eines Treffens des Frauennetz-werks 50:50, das die akti-ven Kolleginnen regelmä-ßig veranstalten.

Weitere Handlungsfel-der zur Förderung von

Chancengleichheit sind auch lebensphasenorientierte Ar-beitszeiten, gleiches Entgelt für Frauen und Männer und mehr Frauen in Führungs-positionen.

Rolf Erler und Birgit Grunow (beide IG BCE), Dr. Katharina Herrmann, Maja Treumann und Kolleginnen des Frauennetzwerks 50:50 (von links).

Gute Vorsätze?Das Jahr ohne Vorsätze zu beginnen, ist wie eine Suppe ohne

Salz. Pünktlich zum neuen Jahr haben sie Hochkonjunktur.

Aber immer wieder nur von »Abnehmen«, »Mehr Zeit für die

Familie« oder »Rauchen abgewöhnen« zu hören, ist ja auch

langweilig. Zumal der irische Schriftsteller Oscar Wilde mal

gesagt hat: »Gute Vorsätze sind nutzlose Versuche in wissen-

schaftliche Gesetze einzugreifen. Ihr Resultat ist gleich null.«

Aber deshalb keine Vorsätze zu fassen, wäre auch falsch. Sie

können auch eine Chance sein. Vorsätze sollen mehr Erfolg

bringen, wenn das angesteuerte Projekt spezifisch, messbar,

anspruchsvoll, realistisch und terminiert ist. Dazu fällt mir

eine Auswahl an Stichwörtern ein, zu denen man sich termi-

nierte Vorsätze machen und diese konstruktiv begleiten kann:

Energiewende, Klimaschutz, Braunkohle, Industrie 4.0, Tarif-

vertrag, Ausbildungsplatz, Flüchtlingspolitik, Frauenquote,

Mitarbeitermotivation, Zukunftsgewerkschaft 2020.

Setzt Kollegen als Mitwisser davon in Kenntnis, gemeinsam

durchzuhalten macht es leichter. Auch Antworten auf Fragen

wie »Wie kann ich was lösen? Wie können wir was erreichen?

Was ist gerecht? Was ist sozial verantwortlich? Was ist ökono-

misch vertretbar?« lassen sich im Team besser finden.

Sich vorzunehmen, den Grundgedanken der Gewerkschaft

wieder mehr unter das Volk zu bringen, solidarisch zu sein

und bis zum Sommer neue Mitglieder zu gewinnen, wäre auch

ein guter Vorsatz. Denn neue Mitglieder sind auch für unsere

Gemeinschaft lebenswichtig, und gemeinsam lassen sich stär-

ker und effektiver Lösungen für qualitative, oft auch schwie-

rige Themen oder Forderungen finden.

Auch ist es einen Vorsatz wert, mehr Diskussionsfreude und

Fairness zu zeigen und mutiger zu sein gegenüber undank-

baren Themen, damit Hass, Neid und Ungerechtigkeit keine

Plattform finden. So gesehen sind also gute Vorsätze greifbar

und nicht zum Scheitern verurteilt.

In diesem Sinne wünsche ich euch und uns allen ein fried-

liches, gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

Euer Oliver

Z W I S C H E N R U F

OLIVER HEINRICH,Landesbezirksleiter Nordost,zum Jahresbeginn 2016

Frauen werben FrauenNORDOST | Aktion zum Mitmachen

Im Mai findet der 5. Frauentag der IG BCE in Hannover statt – im Vorfeld startet im Ja-nuar eine besondere Werbeaktion: Gewerk-schafterinnen sind da-zu aufgerufen, ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen mit guten Ar-gumenten von einer Mitglied-schaft in der IG BCE zu über-zeugen.

Aktionszeitraum ist der 1. Januar bis 30. April: Als Dankeschön winken ein be-sonderer Preis und – so- fern die Gewinnerin nicht be-reits Delegierte sein sollte – eine Einladung zum Frauen-

tag. Ziel ist es auch, den Anteil der weiblichen Mitglieder in den Betrieben zu steigern. Deshalb wird es auf dem Frauentag auch noch einen Sonderpreis für diejenige Werberin geben, die die meis-ten Frauen geworben hat. Also: Mitmachen – und an-dere mit guten Argumenten überzeugen!

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ZEIT FÜRFRAUEN

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Termine – kurz notiertDÜSSELDORF | Veranstaltungen des Landesbezirks und Seminare mit freien Plätzen:7. bis 11. März: Seminar »Aktiv im gesellschaftlichen Leben – auch nach Ende des Berufslebens« in Goch. Ein Seminar nach dem Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz, für das Bil-dungsurlaub beantragt werden kann.

Für den Fall vorsorgenBERGISCHER KREIS | Was passiert mit mir, wenn ich krank oder pflegebedürftig wer-de? Wer kümmert sich um meine Finanzen? Will ich künstlich er-nährt werden? Schwie-rige Fragen, die auf einer Veranstaltung der Ortsgruppe Bergischer Kreis behandelt wurden. Dieter Grützner vom Humanistischen Verband NRW referierte zum Thema Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht.

Solche Verfügungen, Vollmachten und Ver-träge sorgen dafür, dass der Wille des Patien-ten später auch tat-sächlich beachtet wird. Rund 100 Mitglieder nahmen an der Veran-

staltung teil und konnten nach Wunsch und Bedarf auch indi-viduelle Fragen stellen, die fundiert beantwortet wurden.

Musterverträge im Internet: www.hvd-nrw.de

Top Ten der Werber im NovemberPlatz 1: Christoph Knapik (34 geworbene Neumitglieder, Axalta, Bezirk Düsseldorf); Platz 2: Nico Rosenthal (22, Montaplast, Köln-Bonn); Platz 3: Timo Litzbarski (15, Procter & Gamble Euskirchen, Köln-Bonn); Platz 4: Ivonne Heuser (14, InfraServ Knapsack, Köln-Bonn); Platz 5: Joline Macek (13, Currenta Dormagen; Köln-Bonn); Platz 6: Michele Agusta (12, Evonik Industries Lülsdorf, Köln-Bonn); Platz 7: Guido Grohs (8, Monta-plast, Köln-Bonn); Platz 8: Ilona Goldbecker (7, Good-year Dunlop Tires Köln, Köln-Bonn); Platz 9 und 10: Horst Ruoff (6, Continental Aachen, Alsdorf), Ismail Tekin (6, RWE Power Tagebau Garzweiler, Alsdorf).

Pro WerkfeuerwehrNORDRHEIN | Erfolgreiche Unterschriftenaktionen

Mehr als 17 000 Menschen in Nordrhein-Westfalen haben sich gegen unsinnige Verände-rungen bei den Werkfeuer-wehren ausgesprochen. In einer landesweit angelegten und konzertierten Unter-schriftenaktion (kompakt berichtete) fordern sie, dass die Beschäftigten von Werk-feuerwehren weiterhin zwin-gend betriebszugehörig sein müssen.

Jetzt zeichnete der Protest einen ersten Erfolg: Ein breites Bündnis aus den Regierungs-parteien SPD und Grüne so-wie der CDU spricht sich mittlerweile dafür aus, auch im neuen Brandschutzgesetz NRW die Betriebszugehörig-keit der Werkfeuerwehrleute zwingend vorzusehen.

Hintergrund für den Unmut und die Unterschriftenaktio-nen war die Debatte um das neue NRW-Brandschutzgesetz. Im Entwurf ist in Paragraf 16 die zwingende Betriebszu- gehörigkeit von Werkfeuer-wehrleuten zwar vorgesehen. Allerdings gab es massive Be-strebungen, diese Pflicht aus dem Gesetz zu streichen oder

einzuschränken. Die Folgen hätten schwerwiegend sein können, sagt IG-BCE-Landes-bezirksleiter Frank Löllgen. »Jede Öffnung bei der Betriebs-zugehörigkeit wird privaten Dienstleistern Tür und Tor öff-nen, Werkfeuerwehren selbst anzubieten oder zu überneh-men«, erklärt er. Das würde die Sicherheit gefährden.

»Wir leben hier in NRW mit großen Chemie- und Indus-trieanlagen. Wir sind den Menschen in den Unterneh-men und in den Chemieregio-nen größtmögliche Sicherheit schuldig – das ist nur mit eige-nen Werkfeuerwehren mög-lich«, so Löllgen. Der Gesetz-geber sei gefordert, jedes denkbare Risiko soweit wie möglich einzuschränken.

Um ihren Standpunkt zu verdeutlichen, hatten IG BCE und IG Metall bei den Be-schäftigten in großen Indus-trieunternehmen und bei den Feuerwehren in NRW Unter-schriften gesammelt und die Listen an den SPD-Fraktions-vorsitzenden im nordrhein-westfälischen Landtag, Nor-bert Römer, überreicht.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet: www.nordrhein.igbce.de

Imposantes Ergebnis: Landesbezirksleiter Frank Löllgen und seine Stellvertreterin Viola Denecke präsentieren die Unterschriftenlisten. 17 000 Unterzeichner fordern, dass Beschäftigte von Werkfeuer- wehren auch künftig zwingend werkszugehörig bleiben müssen.

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Neugierige JugendHATTINGEN | Sie kommen aus den unter-schiedlichs-ten Branchen und haben doch ein ge-meinsames Interesse: gut informiert in den Beruf zu starten. 13 Auszubildende aus Duisburg trafen sich in Hattingen zu einem Berufsanfängerseminar mit dem Titel »Be.ginner«. Sie beschäftigten sich mit großen his-torischen Fragen: Wie sind Gewerkschaften entstanden? Was haben sie erreicht? Und sie lernten, welche Rechte und Pflichten Auszubildende haben. Schließlich setzten sie sich mit der Frage auseinander: Wie funktioniert Teamarbeit?

Kinderspaß mit der IG BCEKREFELD | Schon eine lange Tradition hat die Kinder-Nikolausfeier der drei Krefelder IG-BCE-Ortsgruppen im Stadt-waldhaus. Auch 2015 war sie so erfolgreich wie in den Vorjahren. Über

240 Personen, darunter 80 Kinder, folgten der Einladung und sahen ein tolles Pro-gramm – vom Puppen-theater mit dem Stück »Der Wolf und die sieben Geißlein« bis hin zur tra-ditionellen Weckmann-Bescherung durch den Nikolaus.

Schulung für VertrauensleuteMOERS | Engagiert diskutierten die rund 40 Teilnehmer der Vertrauensleuteschulung des IG-BCE-Bezirks Moers über die Zukunft der Vertrauensleutearbeit der IG BCE. Peter An-toszewski, Leiter der Abteilung Mitglieder und Organisation beim IG-BCE-Vorstand, stellte die Ideen der IG BCE dazu vor – mit Fokus auf die 2016 anstehenden Organwahlen. Johannes Hartmann, Mitglied im Bezirksvorstand, erläuter-te die Bedeutung der Zielgruppenarbeit für die IG BCE. Uwe Enning, Vorsitzender des Vertrauensleutekörpers bei Coves-tro in Uerdingen, schilderte Chancen und Probleme aus der Praxis vor Ort.

Frauen werbenNORDRHEIN | Kampagne der IG-BCE-Frauen

Der Landesbezirksfrauenaus-schuss Nordrhein startet im Januar eine Mitgliederkampa-gne mit dem Titel »Schlüssel zum Erfolg«. Ihr Ziel ist es, den Anteil der weiblichen Mitglie-der zu erhöhen. Derzeit sind rund 24 Prozent der weib- lichen Beschäftigten im Orga-nisationsbereich des Landes-bezirkes Mitglied der IG BCE.

»Wir möchten noch viele Beschäftigte und vor allem Frauen überzeugen, zu uns zu kommen«, sagt die stellver- tretende Landesbezirksleiterin Viola Denecke. Schließlich biete die IG BCE gerade Frauen gute Gründe, Mitglied zu wer-den. Die Gewerkschaft setze sich ein für die Vereinbarkeit

von Familie und Beruf, für ei-nen guten Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit und für die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern.

»Wir haben im Landesbezirk eine gute betriebliche Frauen-arbeit«, so Viola Denecke. »Wie erfolgreich wir sind, hängt aber immer auch von unserer Stärke im Betrieb ab. Darin liegt der Schlüssel zum Erfolg.«

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Charta unterzeichnetKÖLN | Lanxess setzt sich für gleiche Chancen ein

Immer mehr Betriebe im Landesbezirk unterstützen die »Charta der Gleichstellung« der IG BCE. Jetzt hat sich auch das Unternehmen Lanxess mit Hauptsitz in Köln durch die Unterzeichnung in die Reihe derjenigen Betriebe eingereiht, die sich mit konkreten Maß-nahmen verpflichten, für die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern einzutreten.

Arbeitsdirektor Rainier van Roes-sel und Personal-chefin Gudrun Ihling setzten im Rahmen der Lan-xess-Betriebsräte-konferenz Ende November 2015 ihre Unterschrift unter die gemein-same Verpflich-

tung. Für die IG BCE unter-schrieb Manuela Strauch, Vorsitzende des Betriebsrats Krefeld-Uerdingen.

»Dieser Schritt ist ein Be-kenntnis, dass wir gemeinsam, Arbeitgeber- und Arbeitneh-mervertreter, daran arbeiten werden, die Situation der Frau-en und Männer bei LANXESS weiter zu verbessern«, erklärt Manuela Strauch.

Arbeitsdirektor Rainier van Roessel, Personal-chefin Gudrun Ihling und Betriebsratsvorsitzen-de Manuela Strauch bei der Unterzeichnung.

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ZEIT FÜRFRAUEN

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Anpacken statt meckernLUDWIGSHAFEN | Zum Thema »Integration von Flücht- lingen – jetzt!« luden kürzlich die Kommission für interkultu-relle Zusammenarbeit des Ludwigshafener BASF-Betriebsrats und der IG-BCE-Bezirk ein. Ziel war, mit »Aufklärung und guten Beispielen gegen Vorurteile« anzugehen, so Kommis- sionsmitglied Ziya Yüksel. Als Experten über Asylverfahren, Arbeitsvermittlung und Hilfsprogramme unterrichteten Ro-land Graßhoff vom Verbände-getragenen »Initiativausschuss für Migrationspolitik in Rheinland-Pfalz« und die Ludwigs-hafener Integrationsbeauftragte Hannele Jalonen. Wie sie hel-fen, schilderten auch die Vertreter von drei aus der Bevölkerung ins Leben gerufenen Projekten: Rad und Tat, Stammtisch Asyl (Respekt Mensch e. V.) und Café Asyl.

Seniorentag mit Malu DreyerRANSBACH-BAUMBACH | Seit Langem gelingt es dem Bezirk Mittelrhein in jedem Landtagswahljahr, das amtierende Lan-desoberhaupt Malu Dreyer zu einer Ansprache bei seinem jährlichen Seniorentag zu ge-winnen. Dieses Jahr beginnt die Veranstaltung am 23. Feb-ruar um halb drei in der Stadthalle Ransbach-Baum-bach. Das ist »ein gelungenes und schönes Ausweichquar-tier«, sagt Bezirksleiter Holger Zimmermann, »aber ab dem kommenden Jahr treffen wir uns wieder in traditionellem Rahmen in Wirges.« Über die Referentin sagt er, sie werde ge-wiss »nicht nur zu Wahlkampfthemen Stellung« beziehen. Wer sie kenne wisse, »dass sie etwas zu sagen hat«.

Betriebsräte brauchen wirk same Hebel FRANKENTHAL | Messethema: Mitbestimmung in Zeiten der Daten wolke

Eine zweitägige Messe des technologieorientierten Bera-tungsunternehmen TBS Ende November im CongressFo-rum Frankenthal trug den Titel »Mitbestimmung 4.0«.

Messestände und Work-shops sollten Wege zeigen, zu verhindern, dass die Interes-sen der Beschäftigten bei dem gegenwärtigen Umbau von Wirtschaft und Arbeitsplät-zen durch digitale Netz-Tech-nologien (»Industrie 4.0«) untergehen. Denn zuneh-mend prägen unbeschränkt verfügbare Datennetze und Datensätze (»Clouds«), Gruppen-Kommunikation per Handy und Tablet, Ab-laufsteuerung per WebCam und Sensor die Arbeitswirk-lichkeit.

Welche große Bedeutung auch die Politik dieser Ent-wicklung beimisst, verdeut-lichte gleich am ersten Tag Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit einer Ansprache an die Messegäste und einem Rundgang. Einen der Messe-stände hatten die IG-BCE-Zielgruppen »Gute Arbeit« und »Laborbeschäftigte« des Bezirks Ludwigshafen ge-meinsam mit dem dortigen Gewerkschaftssekretär Fabian Gönen aufgebaut (rechtes Foto).

Der Stand zeigte, wie sich psychische Belastungen er-fassen lassen und wie der Arbeitnehmerschutz größere Nachhaltigkeit gewinnen kann. Insgesamt suchten an jedem der beiden Tage rund

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Der Standort lebtLUDWIGSHAFEN | Kündigungsverzicht bei der BASF SE

Mit Jahresbeginn tritt für die rund 36 000 Beschäftigten der BASF SE in Ludwigshafen eine neue Standortvereinba-rung in Kraft. Sie gilt bis Ende 2020 und enthält zwei Kern-elemente: Das Unternehmen verzichtet während der Lauf-zeit an diesem Standort auf betriebsbedingte Kündigun-gen. Und es sagt zu, hier min-destens sechs Milliarden Euro

für Investitionen sowie Moder-nisierungs- und Erhaltungs-maßnahmen auszugeben.

Mit diesem von Geschäfts-leitung und Arbeitnehmerver-tretungen unterschriebenen Vertrag bekennt sich das Un-ternehmen erneut zu seinem Standort Ludwigshafen, dem größten der sechs von der BASF weltweit betriebenen Verbundstandorte.

Betriebsratsvorsitzender Robert Oswald (Foto) wies bei einer Vertrauensleute-Vollversammlung jedoch auch darauf hin, was das Unternehmen im Gegenzug – und mit Unterstützung des Betriebsrats – von den Arbeit-nehmerinnen und Arbeit-nehmern erwartet: die Bereit-schaft, »den ständigen Wan- del bei der BASF mitzugestal-

ten«. Denn, so Oswald weiter, aktive und engagierte Mitge-staltung und Arbeitsplatz-

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Betriebsräte brauchen wirk same Hebel FRANKENTHAL | Messethema: Mitbestimmung in Zeiten der Daten wolke

Was erwartest du vom neuen Jahr?Dass es ebenso erfolgreich wird wie das vergangene. Da hatte uns die Chemie-Tarifrunde besonders gefordert. Die Arbeitgeber begegneten uns mit ungewohnter Härte. Wir holten sie zurück auf den Weg des Kompromisses. Wir rechnen auch für dieses Jahr mit harten Verhandlungen. Unsere Mitglieder können sich darauf verlassen, dass sie vom wirtschaftlichen Erfolg nicht abgehängt werden. Das gilt auch für unsere Mitglieder in anderen Branchen.

Bereiten dir die Flüchtlinge Sorgen?Die Menschen, die hier Schutz vor Not und Krieg suchen, verlangen unserem Land eine gewaltige Anstrengung ab. Wir sind gut beraten, alles zu tun, dass die Integration ge-lingt. Ohne gut integrierte Zuwanderer fehlen uns die not-wendigen Arbeitskräfte für einen gelungenen Generations-wandel.

Haben wir die Kraft zur Integration?Wirtschaftlich eindeutig ja. Das größte Risiko ist, vor Angst zu versagen und integrationsfeindlichen Kräften Raum zu geben. Ein Rechtsruck wie bei unseren nächsten Nachbarn in Frankreich wäre auch wirtschaftlich brandgefährlich. Ich rufe alle unsere Mitglieder in diesem Bundesland eindring-lich auf, am 13. März von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu ma-chen und für demokratische Parteien zu stimmen. Demo-kratie lebt von der Beteiligung. Bitte geht wählen!

Bleiben die Arbeitsplätze sicher?Unvorhersehbare Ereignisse und unternehmerische Fehl-entscheidungen lassen sich nie ausschließen. Aber die Basisdaten sprechen für einen zumindest gleichbleibenden Bedarf an Arbeitskräften. Den müssen wir erst einmal decken. Wir stecken mitten in einer industriellen Revolu-tion. Menschen und Gerätschaften werden immer enger vernetzt. Die Netze laufen in frei beweglichen Daten- wolken, den Clouds, zusammen. Immer häufiger geben die Daten den Takt vor, nicht die Vorgesetzten. Das führt zu neuen Belastungen der Menschen; und zu neuen Heraus-forderungen für die Betriebsräte, die Vertrauensleute, die IG BCE. Das Datennetz darf die Menschen weder entmün-digen noch überfordern. Es wird darum gehen, gute Arbeit auch im digitalen Zeitalter sicherzustellen.

Fragen an Francesco Grioli4Landesbezirksleiter Rheinland-Pfalz/Saarland

Begegneten sich nicht nur für ein Foto: Arbeits- ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (Mitte links) und der IG-BCE-Landes-bezirksvorstand.

700 fachkundige Messebesu-cher – darunter auch der Lan-desbezirksvorstand der IG BCE – nach den künftigen Ansatzpunkten für erfolgrei-che Mitbestimmung. Dass es solche Hebelpunkte gibt, hält die Mainzer Arbeits- und So-zialministerin Sabine Bät-zing-Lichtenthäler für sicher:

»Wir haben dieses Mal wirklich die Möglichkeit, dass wir uns frühzeitig mit den bestehen-den Verände-rungen und den Auswirkungen auf die Arbeits-bedingungen befassen kön-nen«, sagte sie im Rahmen ei-

ner Messediskussion und zeigte sich überzeugt, dass sich »dieser digitale Wandel gestalten« lässt.

IG-BCE-Landesbezirkslei-ter Francesco Grioli wies aber auch auf große Probleme hin, darunter die unbegrenz-te Verfügbarkeit und Verein-zelung der Beschäftigten im Rahmen ortsunabhängiger Cloud-Arbeitsplätze.

sicherung gingen »Hand in Hand«. Roland Strasser, der Ludwigshafener IG-BCE-Be-

zirksleiter (Foto), berichtet von einem intensiven »bis an die Grenzen der Belastbar-keit« gehenden Verhand-lungsmarathon.

Er nennt die Arbeitsplatz-zusage das »Grundfunda-ment der Vereinbarung« und ein klares Zeichen dafür, dass »gelebte Sozialpartnerschaft im Betrieb ein Garant für den Erfolg ist«.

Roland Strasser

Der Landesbezirk im Netz: www.rheinland-pfalz/saarland.igbce.de

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VOR ORT WESTFALEN>

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Ein süßes WillkommenMARL | Aus der BKK wur-de 2015 die VIACTIV. Ver-treter der Krankenkasse und des Vertrauenskör-pervorstands der IG BCE bei Evonik in Marl nah-men die Umwandlung jetzt zum Anlass für eine wohltätige Aktion: Sie

übergaben Flüchtlingsfamilien und deren Kindern als klei-nes Willkommensgeschenk Babyhandtücher mit Mütze und bunte Butterbrotdosen (Foto). Um die Butterbrotdosen gleich ihrem Zweck zuzuführen, wurden sie mit Süßig- keiten für die Kinder gefüllt.

Schwerpunkt FlüchtlingspolitikHERNE | Auf der Klausurtagung des Regionalforums Herne-Wanne stand die Jahresplanung 2016 im Vordergrund. Das Regionalforum hat sich auf die Fahne geschrieben, jährlich eine Großveranstaltung mit politischem Inhalt durchzufüh-ren. Für das neue Jahr soll ein inhaltliches Schwerpunktthe-ma die Flüchtlingspolitik sein. Geplant ist mit Politikern und lokalen Akteuren ins Gespräch zu kommen und da-durch selbst mitzugestalten und auf die öffentliche Mei-nungsbildung Einfluss zu nehmen. Thema der Klausur- tagung waren auch die Organwahlen der IG BCE 2016. Zwischen Mai und Oktober werden die Ortsgruppenvor-stände sowie die Vertrauensleute neu gewählt. Im Anschluss muss sich auch das Regionalforum neu konstituieren. Dis-kutiert wurde, wie es bis dahin gelingen kann, mehr junge Mitglieder in die Gewerkschaftsarbeit einzubinden.

Ortsgruppe erfüllt KinderwünscheESSEN | Vor dem Weihnachtsfest 2015 hat die Ortsgruppe DMT Essen für die Heimkinder der Fürstin-Franziska-Christine-Stif-tung in Essen-Steele einen Kin-derwunschbaum aufgestellt. Da die Kinder nicht vergebens auf das Christkind warten sollen, hat die Ortsgruppe die Wunschkar-ten der Kinder eingesammelt und an einen Weihnachtsbaum im Be-triebsrestaurant gehängt (Foto). Wer möchte, kann sich seither eine der Karten vom Baum ab-

nehmen und einem der Heimkinder der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung seinen Wunsch erfüllen.

Positiv andersDORTMUND | Sozialpartnerschaft bei Personaldienstleister

Zum Ende des vergangenen Jah-res fand eine Betriebsversamm-lung der Technicum GmbH statt. Der Personaldienstleister gehört zu den wenigen dieser Branche, die auf einen Be-triebsrat setzen und seit Kur-zem auch über eine Ver- trauenskörperstruktur verfü-gen. Rund 40 Mitarbeiter folg-ten der Einladung des Betriebs-ratsvorsitzenden Uwe Jockers nach Dortmund.

Nach der Begrüßung und ei-nem Bericht zur wirtschaft- lichen Lage des Unternehmens folgte die Vorstellung der frisch gewählten Vertrauensleute. Sie sind die direkten Ansprech-partner für die gewerkschaft-lich organisierten Mitarbeiter, beraten und informieren sie zu Leistungen und Angeboten der Gewerkschaft aus den Berei-chen Weiterbildung, Seminare und Veranstaltungen oder be-richten über ak-tuelle betrieb- liche Themen wie über den Stand von Tarif-verhandlungen.

Die Heraus-forderung für die Kolleginnen und Kollegen vor Ort ist es

nun, trotz der dezentralen Struktur des Betriebs die Ver-trauensleutearbeit zu etablie-ren. »Da die Einsatzorte der Mitarbeiter deutschlandweit verteilt liegen, gestaltet sich die tägliche Arbeit etwas komplizierter als bei anderen Unternehmen. Doch mit re-gelmäßigen Treffen und Tele-fonaten ist es uns möglich, im engen Austausch zu bleiben«, sagte Jockers.

Anatoli Klassen vom IG-BCE-Bezirk Dortmund-Hagen machte Bedeutung und Vor- teile eines organisierten Be-triebes konkret: »Das Allein-stellungsmerkmal von Techni-cum ist beispielsweise die Tatsache, dass über einen Tarifvertrag geregelt ist, dass IG-BCE-Mitglieder pro Jahr 200 Euro zusätzlich bekom-men und einen Tag mehr Urlaub haben.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Betriebsrat und Vertrauensleute der Technicum GmbH mit Anatoli Klassen von der IG BCE.

Arbeitskreis »Wir im Betri eb« trifft sich BIELEFELD | Reger Austausch auf Klausurtagung zum Thema Mit gliederwerbung

Im November trafen sich IG-BCE-Mitglieder aus Betrie-ben des Bezirks Münster- Bielefeld zu einer Klausur- tagung des Arbeitskreises »Wir im Betrieb« (Foto).

Im Fokus der Veranstal-tung, die von Frank Seeliger,

Bezirksleiter Münster-Biele-feld, und Gewerkschaftsse-kretär Salvio Incorvaia gelei-tet wurde, stand das Thema Mitgliederwerbung. Die Teil-nehmenden berichteteten über ihre Erfahrungen. Dabei zeigte sich, dass es nicht den

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Gegen rechtsBOTTROP | Rund 400 Bürger protes-tierten zum Jahres-ende 2015 friedlich gegen rechts (Foto). Unter Federführung des IG-BCE-Regio-nalforums Bottrop hatte das Bündnis »Bottrop bunt statt braun« zur Demonstra-tion gegen die Verbreitung der Hassparolen von Pro NRW aufgerufen.

Initiative StudiumGELSENKIRCHEN | Projekt erfolgreich gestartet

Seit mittlerweile einem Jahr läuft die »Initiative Studium – Top Studierende im Bezirk Gelsenkirchen«. Nun ist das Pilotprojekt nach ersten Erfol-gen zu einem festen Bestand-teil der Mitgliederbetreuung des Bezirks geworden.

Denn die Idee, Studierende als angehende Arbeitnehmer für Gewerkschaften zu sensi-bilisieren und für die IG BCE zu gewinnen, trägt Früchte: bereits 56 Studierende sind in die IG BCE eingetreten. Das Team im Bezirk Gelsenkir-chen wurde eigens für die Ini-tiative um zwei studentische Hilfskräfte aufgestockt. Kris Arnemann und Andrea Gold-mann sind vor Ort an den Hochschulen aktiv.

»Der Gedanke, die breite und heimisch angesiedelte Struktur der IG BCE für Stu-

dierende und ihr ganz persön-liches Karriere-netzwerk zur Verfügung zu stellen, war der maßgebende Gedanke«, er-klärt Nele Rüter, Projektleiterin und Gewerk-schaftssekretä-

rin des Bezirks. Über Betriebs-exkursionen in das RAG- Besucherbergwerk bis zur Kon-taktvermittlung für Prakti-kumseinsätze, Praxissemester, Projektarbeiten und den Be-rufseinstieg, bekommen Stu-dierende Einblicke und Zu-griffe, die sie aus dem theoretischen Lernumfeld der Hochschule in diesem Umfang nicht erhalten.

Die Studierenden haben zusätzlich die Möglichkeit, an Vorträgen und Fortbildungen teilzunehmen, die sie auf die Praxis vorbereiten sollen, wie Assessment Center Trainings und Präsentationstechniken.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet: www.facebook.com/

InitiativeStudium #studitiviert #praxistauglich

Arbeitskreis »Wir im Betri eb« trifft sich BIELEFELD | Reger Austausch auf Klausurtagung zum Thema Mit gliederwerbung

einen »Königsweg« für jeden Betrieb gibt. Darüber hinaus fand ein reger Austausch statt, der um Angebote und Hilfe-stellungen aus dem Bezirk ergänzt wurde.

Weitere Veranstaltungen sollen folgen.

Das Interesse an den wöchentlichen Informa- tionsständen an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen wächst von Woche zu Woche.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

im Vorfeld des fünften

IG-BCE-Frauentages 2016

in Hannover findet in allen

Landesbezirken die Werbe-

Aktion »Schlüssel zum

Erfolg« statt. Sie startet am

1. Januar und endet am

30. April 2016. Die besten Werberinnen jedes Landesbezirks

werden in Hannover mit einem besonderen Dankeschön für

ihr Engagement ausgezeichnet.

Im Landesbezirk Westfalen haben wir über 41 Prozent der

Frauen organisiert, auf diese Leistung können wir stolz sein.

Wir haben viele gute Gründe, Menschen davon zu über-

zeugen, Mitglied in unserer Gewerkschaft zu werden. Denn

bei uns stehen wichtige Themen ganz oben auf der Agenda!

Liebe Kolleginnen, engagiert euch. Sprecht eure Kollegin-

nen und Kollegen an. Überzeugt sie, Mitglied zu werden.

Denkt an eure eigenen Gründe, die Gründe, weshalb ihr Mit-

glied geworden seid. Denn das sind die besten Gründe, auch

andere zu überzeugen. Frauen sind der »Schlüssel zum Er-

folg«, denn: Frauen haben etwas zu sagen; sie überzeugen

und sind ein wichtiger Teil unserer Gewerkschaft.

Glückauf

Heike Arndt

Z W I S C H E N R U F

HEIKE ARNDTstellvertretende Landesbezirksleiterin Westfalen

Gewerkschaftsfrauen sind aktiv.

Uns gehen die Argumente nicht aus.

Unsere Forderungen verfolgen wir beharrlich.

Nachhaltig bleiben wir am Ball.

Wir sind ein Teil vom Ganzen.

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> EINER VON UNS

Nichts für Grobmotoriker

THOMAS GENSOW fertigt Miniatur-Rennräder aus Sperrholz.

Wer weiß, wie stolz Sportler auf ihr Rennrad sind, der weiß, weshalb manch einer Thomas

Gensow damit beauftragt, das eigene Rennrad in Miniaturform nachzu- bauen. »Das ist doch ein großer Spaß, den eigenen kleinen Drahtesel im

Wohnzimmer zu bewundern«, sagt der Vertrauensmann, der in der BASF in Ludwigshafen als kaufmännischer An-gestellter arbeitet. Gensow weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er passionier-ter Radsportler, ebenso sein Sohn.

In seinem Hobbyraum überträgt der 56-Jährige Fotos der Räder mittels Kohle-papier auf Sperrholz und sägt sie danach mit seiner Laubsäge aus. Zumindest so lange, bis es noch nicht in die Details

wie beispielsweise Gangschaltung, Sat-telhalterung oder Kabelzüge geht. Doch bei dieser Feinmotorik lebt Gensow erst so richtig auf: »Dann hantiere ich mit Fetzen von Schmirgelpapier und Boh-rer«, sagt er. Der kleinste Bohrkopf misst 0,3 Millimeter. Mit Blumenbindedraht

fertigt er die Speichen. Was für Außen-stehende wie eine anstrengende Ge-duldsprobe klingt, ist für Gensow Ruhe und Erholung pur. »Wenn ich in mei-nem Element bin, vergesse ich alles andere und kann total abschalten.«

Rennräder von der Stange gibt es bei ihm nicht, genauso wenig wie im Fahr-radgeschäft. Jedes detailgetreu eins zu eins nachzubauen, das ist seine Heraus-forderung. »Eine Frau gab bei mir das

Geburtstagsgeschenk für ihren Mann in Auftrag. An seinem Hinterrad war eine einzige der 32 Speichen rot lackiert. Das habe ich natürlich übernommen. Beide waren hinterher ganz baff«, bekam er zu hören.

Auch zehn Jahre nachdem er sein erstes Rad fertiggestellt und sich nur ein einziges Mal »versägt« hat, scheint es dem Hobbybastler nicht langweilig zu werden. Behutsam hat er sich von 28 mal 18 Zentimeter großen »Kunst-werken« auf elf mal sieben Zentimeter kleine Modelle vorgetastet.

Einmal hat er sogar für einen Bekann-ten das Rad von Profisportler Jens Voigt nachgebaut. »Da war der Anspruch na-türlich noch größer als sonst.« Obwohl eine Marktlücke existiert, steht für Gensow fest: »Das bleibt Hobby und Nebenerwerb.« Kein Wunder: Pro Rad in-vestiert er rund 30 Arbeitsstunden oder einen Monat. Axel Stefan Sonntag

»Irgendwann wollte ich wissen, wie klein die Modelle noch werden können.«

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VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG>

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Zentrale Jubilarfeier des Be-zirks Stuttgart: Im festlichen Rahmen im Hotel Nestor dankte das Bezirksteam 30 Kolleginnen und Kollegen für ihre langjährige Mitglied-schaft in der IG BCE.

Als besonderen Gast und Festredner begrüßte das Be-zirksteam Nikolaus Land-graf, Vorsitzender des DGB in

In Ludwigsburg ehrte das Bezirksteam alle langjährigen Mitglieder.

Baden-Württemberg. Land-graf streifte in seiner Rede historische Ereignisse aus den Eintrittsjahren der Jubilare – von der Wiedervereinigung 1990 über die Uraufführung von »Sissi« 1955 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945, in dem Jubila-rin Rosel Grittner in die Ge-werkschaft eintrat.

Zweimal Jubilare geehrtLUDWIGSBURG/KORNWESTHEIM | Bezirk Stuttgart und Ortsgruppe zeichnen langjährige Mitglieder aus

Die Ortsgruppe Kornwest-heim, in der viele ehemals bei Salamander tätige Arbeitneh-mer bis heute organisiert sind, lud ebenfalls zur Ju- bilarfeier. Die Auszeichnung nahm der ehemalige Bundes-vorsitzende der Gewerkschaft Leder, Werner Dick, vor. Er scheute dabei nicht die lange Anreise aus der Westpfalz,

um sieben Kollegen für deren langjährige Mitgliedschaft zu danken.

Unter ihnen befand sich Gerhard Rühle, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender bei Salamander, der genauso für 40 Jahre Mitgliedschaft ge-ehrt wurde wie der ehema-lige Landesbezirksleiter Ralf Stockheim.

Volles Haus: Bezirksleiter Detlef Stutter und sein Team begrüßten rund 250 Gäste in der Stadthalle Weinheim. Rainer Hol-land-Moritz, Leiter des Be-zirks Ulm, blickte in seiner Jubilarrede auf historische Geschehnisse der Jahre

Auszeichnung für 25-, 40-, 50-, 60- und 70-jährige Zugehörigkeit (von links im Uhrzeiger-sinn) zur IG BCE: die Jubilare aus dem Bezirk Mannheim.

1990, 1975, 1965, 1955 und 1945 zurück – jeweils die Jahre, in denen die Ju-bilare in die IG BCE eintra-ten. Besonders stolz war der Bezirk Mannheim dar-auf, elf Mitglieder zu eh-ren, die ihrer Gewerkschaft bereits seit 70 Jahren die

250 Gäste in der StadthalleWEINHEIM | Bezirk Mannheim lädt zur zentralen Jubilarfeier

Treue halten. Musikalisch umrahmt wurde der fest-liche und kurzweilige Abend von der Sängerin Hella Boysen und dem Alleinunterhalter Joachim Schäfer, die auch dieses Mal wieder für ausgelas-sene Stimmung sorgten.

Auch die Ortsgruppe Kornwestheim zeichnete ihre Jubilare aus.

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Im außergewöhnlichen Rah-men hat der Bezirk Düssel-dorf seine Jubilare geehrt: Die Feier wurde umrahmt von einem Krimi-Dinner mit 230 Gästen im Theater der Träume. Bezirksleiter Oliver Hecker dankte allen Jubilaren und freute sich, dass Paul Wilhelm (Foto, links) gekom-men war. Der Jubilar blickt auf stolze 70 Jahre Mitgliedschaft in der IG BCE zurück.

Die Ortsgrup-pe hat 13 Ju-bilare geehrt. Gottfried Nie-ßen und Ralf Hagelstein vom Vorstand blickten auf die Anfänge der Gewerkschaft zurück und betonten die Bedeutung der aktuellen Aktivitäten zur Unterstützung von Flüchtlingen. Geehrt wurden: Helga Förster und Peter Frohn (50 Jahre Mitglied), Peter Baum, Wilfried Bokovics, Hildburg Bost, Robert Hagelstein, Martin Kienle, Klaus Likowski, Monika Scholl, Manfred Simoneit, Heinz Thönnes (40 Jahre), Christoph Giesen und Gertrud Scharnickel (25 Jahre).

17 Jubilare, darunter sieben Kollegen, die auf 60 Jahre Mit-gliedschaft zurückblicken: Gebührend feierte die Ortsgrup-pe Heinsberg-Gangelt ihre verdienten Gewerkschafter. Orts-gruppen-Vorsitzender Willi Klaßen wies anlässlich der Feier darauf hin, dass derzeit viele Menschen vor Terror, Krieg und Verfolgung flüchten. Geehrt wurden Rudolf Busch-mann, Gerhard Heffels, Ludwig Houben, Franz Jansen, Hans Köhler, Sigrid Krüger und Michael Laumen (alle für 60 Jahre Mitgliedschaft in der IG BCE), Günter Schröder, Josefine Velhinho und Hans Windelen (50 Jahre), Hendrik Bosma, Udo Domin, Dieter Kuhlen, Georg Kunkel und Hans-Josef Zaunbrecher (40 Jahre), Markus Brabanski und Alexander Ihmsen (25 Jahre).

Tanzmusik und ein Festessen – das bekamen die Jubilare der Ortsgruppe Osterfeld geboten. Diese langjährigen Mitglieder wurden geehrt: Alfred Strobach, Hans Skrzypski, Wilhelm Hülsermann (60 Jahre Mitglied), Manfred Schoss, Oskar Len-nerth (50 Jahre), Ulrich Rotzoll, Andreas Petersen, Hikmet Aydin, Sati Oezcan, Oemer Sentuerk, Ernst Krüger, Günther Heinze, Franz-Josef Bethmann, Erwin Timmerberg, Detlef Cieplinski, Klaus Kaczmarec, Ralf Engelhardt, Rolf Hülser-mann, Franz-Josef Kastowsky, Karl-Heinz Gertzen, Herbert Kerkhoff, Uwe Wittich (40 Jahre), sowie Dirk Ristau, Petra Eicke, Hakan Can und Markus Kahlert (25 Jahre).

B e z i r k D ü s s e l d o r f O r t s g r u p p e L a n g e r w e h e

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VOR ORT NORDRHEIN>

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Großer Andrang bei der Ehrung langjähriger Mit-glieder: Die Orts-gruppe Utfort-Eick ehrte insgesamt 47 Jubilare im Gemeindehaus St. Ida.

O r t s g r u p p e U t f o r d - E i c k

Im feierlichen Rahmen ehrte die Ortsgruppe Meiderich-Beeck/Hamborn-Neumühl ihre Jubilare für 25-, 40-, 50- und 60-jährige Mitgliedschaft. Für 70 Jahre Zugehörigkeit zur IG BCE und ihren Vorläuferorganisationen wurden Johannes Krings (Foto rechts) und Helmut Loebbermann (Foto links) gewürdigt. Bezirksbürgermeisterin Daniele Stürmann hob in ihrer Festrede die Verdienste der Jubilare besonders hervor und bedankte sich für ihre jahrzehntelange Treue zur Gewerk-schaftsbewegung und ihre solidarische Mitarbeit bei der Verwirklichung wichtiger gewerkschaftlicher Ziele.

Ortsgruppe Meiderich-Beeck/Hamborn-Neumühl

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Der Bezirk Mainz ehrte im November 35 Mitglieder, de-ren Gewerkschaftszugehörig-keit bereits 25, 40, 50 und 60 Jahre besteht. Im Rahmen einer Feierstunde erinnerte die Gewerkschaftssekretärin Petra Plantenberg an wichtige Stationen in der 125-jährigen Geschichte der IG BCE.

Viele Ereignisse hatten vor allem die ältesten Anwesen-

den selbst mitbegleitet. Horst Schebsdat, Betriebsratsvor-sitzender des Wormser Standorts des Chemieunterneh-mens Grace und zugleich Bezirksvorsitzender in Mainz, überreichte den Jubilaren ihre Urkunden. Das Foto oben zeigt ihn zwischen Johann Bohn (links) und Wilfried Obenauer, die der IG BCE bereits seit 60 Jahren angehören.

Die Ortsgruppe Lichtenberg-Wahn- wegen betreut 61 Mitglieder aus 20 Ortschaften in der Westpfalz und veranstaltet jedes Jahr einen Fami-lienabend.

In diesem Rahmen ehrte der Ortsgruppenvorsitzende Paul Mende (Foto, Zweiter von rechts) jetzt die zwei Jubilare Reinhard Portugall (links) und Leroy Posch (neben ihm), die der Gewerkschaft schon vier Jahrzehnte angehören. Gast war auch Michelin-Betriebsrat Gerhard Weis (rechts).

80 Mitglieder der IG-BCE-Betriebsgruppe RAG Saar hatten dieses Jahr Gelegenheit, ein rundes Gewerkschafts-jubiläum im Kreise ihrer Kolleginnen und Kollegen zu be-gehen. Eingeladen waren Jubilare mit einer Gewerkschafts-zugehörigkeit von 25, über 40, 50, 60 und bei zwei Mitgliedern – Karl Lauwitz und Wilhelm Spanier – sogar 70 Mitgliedsjahren. Viele von ihnen nahmen auch selbst die Gelegenheit wahr, in das festlich geschmückte Bergmanns-heim in Ensdorf zu kommen. Der Betriebsgruppen- vorsitzende Martin Becker begrüßte mehrere Ehrengäste, darunter Petra Reinbold-Knape vom geschäftsführenden Hauptvorstand der IG BCE, der Politiker Klaus Meiser (CDU), Präsident des saarländischen Landtags und RAG-Aufsichtsrat, sowie Ulrich Wessel, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der RAG Montanimmobilien GmbH.

In ihrer Festrede würdigte Petra Reinbold-Knape die Jubi-lare im Spiegel der Geschichte der IG BCE und dankte ih-nen für ihre Standfestigkeit auf einem Weg, »der bestimmt nicht immer leicht war«. Landtagspräsident Klaus Meiser sprach ein Grußwort und bekannte sich zu der Auffassung, dass nur »ein vernünftiger Energiemix aller Energieträger« der richtige Weg in das solare Zeitalter sei.

Die Vorsitzende des Seniorenarbeitskreises Bendorf, Hedi Schenk, und der Ehrenvorsitzende Willi Böhm nahmen eine Ehrenurkunde des Landkreises Mayen-Koblenz für das Engagement ihres Arbeitskreises entgegen. Landrat Alexan-der Saftig zeichnete damit die vielen Aktivitäten aus, die der Arbeitskreis schon seit 1984 und bis heute für die Senioren vor Ort organisiert.

B e z i r k M a i n z O r t s g r u p p e L i c h t e n b e r g - W a h n w e g e n

B e t r i e b s g r u p p e R A G S a a r

B e z i r k M i t t e l r h e i n

VOR ORT RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND>

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»Es gehört bei uns zur guten Tradition«, sagte die stellver-tretende IG-BCE-Vorsitzende Edeltraud Glänzer, »dass wir Kolleginnen und Kollegen, die unserer Organisation bezie-hungsweise den Vorläuferorganisationen seit vielen Jahren die Treue halten, in einem festlichen Rahmen ehren.« Glän-zer war nach Pirmasens gekommen, um gemeinsam mit dem Vorsitzenden Achim Siegenthaler an der Feier von mehr als 100 Gewerkschaftsjubilaren dieser Ortsgruppe teilzunehmen und den Jubilaren Urkunden und Präsente – eine Uhr – zu übergeben. Beeindruckt zeigte sie sich von Katharina und Philipp Weis, die gemeinsam 70 Jahre Mit-gliedschaft feiern konnten.

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Die Ortsgruppe hat einen be-sonderen Jubilar geehrt. Her-mann Gröning ist seit 75 Jah-ren Gewerkschaftsmitglied. Da er aus gesundheitlichen Grün-den nicht an der gemeinsamen Jubilarfeier teilnehmen konn-te, kam der Ortsgruppenvor-stand zu ihm nach Hause und

überreichte dort Urkunde, Ehrennadel und Gedenkteller.

Der Oberbürgermeister der Stadt Bottrop, Bernd Tischler, ehrte gemeinsam mit dem Ortsgruppenvorsitzenden Peter Ciechanowski und Kassierer Michael Dibowski für 60 Jahre Gewerkschaftstreue Kurt Bartz, Lutz Becker, Bernhard Cros-berger, Siegfried Golle, Hubert Lorenz, Erich Sieg, Otto Winkler und Erwin Zwingelberg, für 50 Jahre Eduard Bis-kup, Peter Ciechanowski, Harry Eichler, Rudolf Fuhrmann, Hermann Lahme, Franz-Josef Nüsgen, Hermann Oster-mann, Egon Pasch, Christa Porm und Rudolf Wardenga, für 40 Jahre IG-BCE-Mitgliedschaft Chahade Abou-Noutka, Klaus Bergander, Wolfgang Bielaczek, Jürgen Bordan, Mi-chael Cebulla, Siegfried Emanowski, Friedhelm Feldkamp, Thomas Heinze, Werner Hillbrandt, Jürgen Hübbertz, Wal-ter Konieczny, Bodo König, Klaus Konkolewski, Andre Kup-per, Sigmar Liesner, Michael Linning, Klaus-Dieter Luczak, Wilfried Luecke, Rolf Matzhöfer, Karl-Heinz Meier, Willi-Guillermo Schneider, Johannes Spettmann, Günter Steiger-wald, Gerhard Tautz, Abdulbaki Uzunsel, Hans-Dieter We-ber, Michael Wolff, Heinz Wollscheidt, Klaus Zachrau und Horst Zimmer und schließlich für 25 Jahre Gewerkschafts-treue Dirk Agorski, Norbert Billik, Marc Borst, Jörg Eppen-dorfer, Sebastian Grzybek, Norbert Kühnel, Matthias Lazar, Marco Letzel, Sascha Matyba, Erhan Oeren, Jörg Oswald, Claudia Schiewek, Dirk Seemann, Jürgen Wenker und Thomas Widmer.

Die Ortsgruppe ehrte gemeinsam mit Adi Siethoff, Bezirksleiter Dortmund-Ha-gen, für 80 Jahre Mitgliedschaft Albert Kreuzholz,

für 75 Jahre Josef Göbel, Herbert Kritzler und Günter Spit-tank, für 70 Jahre Werner Herrmann, Fritz Horstmann, Karl-Heinz Otto, Walter Schuermann, Herbert Siepmann, für 60 Jahre Erwin Behrendes, Gerhard Heiart, Josef Kurzeja, Erwin Windmüller, Wilfried Wischmann, für 50 Jahre Udo Heller, Wilhelm Kuck, Herbert Reichenbach, für 40 Jahre Günter Al-derath, Bernd Allweyer, Horst Barczewski, Manfred Beatrix, Nobert Borm, Peter Boruch, Gerd Fischer, Ralf Fißmer, Klaus Glaesner, Ralph Gramkow, Jürgen Hampel, Horst Igel, Sieg-fried Jarnutowski, Werner Kleinwegener, Günter Kobusch, Helmut Kollmeyer, Gehard Korthaus, Uwe Kuhrt, Detlef Lan-ge, Udo Lewe, Michael Minz, Thomas Sulim, Dirk Wobedo, für 25 Jahre Mustafa Asan, Norbert Bombelka, Sascha Hend-le, Thomas Jahnke, Anton Kubitza und Klaus-Dieter Menting.

Der Ortsgruppenvorsitzende Gerhard Kreutzer und Gewerkschaftssekretär Armando Dente ehrten für 60 Jahre Gewerkschaftstreue Eduard Augsten, Egon Boenki, Bern-hard Drewes, Dieter Gendig, Heinrich Grzimek, Werner Kube, Friedhelm Mittelmann, Dieter Schidlowski, Fritz Tepel, für 50 Jahre Heinz-Peter Althaus, Paul-Werner Damm, Ulrich Diercks, Frank Goldbaum, Klaus Kampmann, Wolfgang Lonscher, Bernd Sek-ler, für 40 Jahre Thomas Aufermann, Artur Baumann, Michael Dausend, Erika Engel-king, Joachim Heinsch, Norbert Herrmann, Klaus Koeppen, Albert Krumnack, Wer-ner Küthe, Klaus Lange, Peter Nietsch, Bernhard Pieper, Harald Pieper, Brigitte Raab, Gerhard Reinboth, Ralf Riedel, Paul-Gerd Schulz, Winfried Steinhoff, Werner Stracke, Karl-Heinz Wotschehowski, Karl-Heinz Wrede, für 25 Jahre Andrea Becker, Nicole Bracht, Elke Caglayan, Waldemar Chludeck, Volker Damerow, Thomas Fritz, Hans Furchert, Edmund Grzeszek, Andreas Grzimek, Brigitte Hemmelmann, Peter Himmel, Thomas Holtkamp, Olaf Hümmer, Thomas Imming, Susanne Komitsch, Adelheid Lusthoff, Josef Ozimek, Semih Öztürk, Hein-rich Praetz, Frank Rennebaum, Michael Schulze, Ralf Schwarz, Peter Spinnler, Johann Wieczorek und Susanne Wiegand.

O r t s g r u p p e S i c k i n g m ü h l e O r t s g r u p p e B a t e n b r o c k - E i g e n

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<TENDENZEN FLÜCHTLINGSHILFE

So helfen die IG BCE und ihre Mitglieder Flüchtlingen

machen! Nicht lang reden, sondern machen!

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> TENDENZEN FLÜCHTLINGSHILFE

Ahmed Ghazi wirkt wie ein Mann, der mit beiden Beinen im Leben steht. Er ist verheiratet und hat

zwei Kinder. Als Business Manager bei Thyssen Krupp konnte er seiner Familie immer ein gutes Leben bieten. Doch das selbstbewusste Auftreten, das herzliche Lächeln im Gesicht trügen: Der Krieg hat Ahmed Ghazi und seiner Familie ihr bisheriges Leben geraubt. Gemeinsam sind sie aus Syrien geflohen.

Seit einem knappen Jahr lebt die Fami-lie nun schon in Deutschland. »Jetzt bin ich Flüchtling, kein Manager mehr«, sagt Ghazi, dessen syrische Berufsabschlüsse in Deutschland nicht anerkannt sind. Dabei möchte der gelernte Elektroinge-nieur so gerne wieder arbeiten. Auf seinem Weg dorthin bekommt er nun Unterstützung: von der Technischen

Fachhochschule (TFH) Georg Agricola in Bochum samt AStA sowie der IG BCE.An der TFH sollen Flüchtlinge die Möglichkeit bekommen, ein Ingenieur-studium aufzunehmen. Zusätzliche Plät-ze stehen dafür bereit. Manfred Freitag, Geschäftsführer der DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung Bochum, der Trä-gergesellschaft der TFH, hieß eine Grup-pe Flüchtlinge jüngst in der Fachhoch-schule willkommen. Die sechs Männer aus verschiedenen Städten rund um Bo-chum konnten sich ein erstes Bild von den Räumlichkeiten machen und schau-ten sich die Laboratorien und Arbeits-plätze an.

»Zusammen mit der TFH freuen wir uns sehr, Menschen, die zu uns nach Deutschland geflüchtet sind, eine neue Perspektive zu geben«, sagt Adi Siethoff,

Leiter des IG-BCE-Bezirks Dortmund-Hagen. »Durch das Studium wird ihnen eine gute berufliche Zukunft ermög-licht.«

Was bedeutet das genau für angehen-de Studenten wie Ahmed Ghazi? Wie geht es für sie weiter? Sie haben drei Möglichkeiten: Flüchtlinge mit geringen Deutschkenntnissen können als Gasthö-rer an den Vorlesungen teilnehmen und die erste Uni-Luft schnuppern. Sind die Deutschkenntnisse gut genug, um an Vorlesungen und Seminaren aktiv teilzu-nehmen, können sie ein Probestudium aufnehmen. Das dauert maximal vier Semester, also zwei Jahre. Spätestens dann müssen die Deutschkenntnisse so ausgereift sein, dass die Studierenden ins Regelstudium wechseln können.

Die Technische Fachhochschule bietet jedem Teilnehmer einen kostenlosen Sprachkurs an. »Am 1. Februar geht’s los«, verspricht Manfred Freitag. Außer-dem soll jeder – egal, ob regulärer Stu-dent oder Gasthörer – ein Semesterticket bekommen. Dank der Förderung des IG-BCE-Regionalforums Bochum-Hat-tingen-Sprockhövel kann die Hochschu-le den Flüchtlingen zusätzlich Laptops zur Verfügung stellen. Nadine Gewehr

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Für ein selbstbestimmtes Leben in DeutschlandMIT DER HILFE der Technischen Fachhochschule Bochum, dem AStA und der IG BCE haben Flüchtlinge im Ruhrgebiet die Möglichkeit, ein Ingenieurstudium aufzunehmen.

Ahmed Ghazi (Dritter von links) ließ sich zusammen mit anderen Flücht-lingen die Räume der TFH zeigen.

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Vor vier Monaten übten sie noch das ABC und die Zahlen. Als Harald Frings, Vorsitzender der

Ortsgruppe Brunsbüttel, seinen Sprach-partner Mahmoud Al Saied zum ersten Mal traf, war dieser erst wenige Wochen in Deutschland. Die deutschen Buch-staben konnte der 44-jährige Syrer we-der lesen noch schreiben. Heute geht es beim gemeinsamen Kochen um Voka-beln wie Pfeffer und Salz, Petersilie und Fladenbrot. Dabei haben der ehemalige Betriebsratsvorsitzende von Lanxess und sein Sprachpartner viel Spaß. »Aus

Spracheverbindet

Fußballer spielen mit

der Sprachpatenschaft ist so etwas wie Freundschaft geworden«, erzählt Harald Frings schmunzelnd. Mahmoud Al Saied besucht mittlerweile einen Sprach- kurs. Doch noch immer treffen sich die Männer jeden zweiten Tag – in der Regel

bei Frings, »weil es bei mir ruhiger ist«, – und besprechen die Hausaufgaben, trai-nieren die Tücken deutscher Grammatik und pauken Vokabeln.

Michaela Ludwig

Irgendwann im Sommer standen sie am Spielfeldrand und schauten dem Fußballtraining zu«, erzählt Kemal

Kiremitcioglu. Der Vorsitzende des Ver-eins »Harburger Türk-Sport« sprach die jungen Syrer an: »Sie waren Fußballer und wollten mitspielen. Sieben junge Erwachsene und vier Kinder haben wir in den Sportverein aufgenommen.« Jetzt trainieren sie dienstags und donners-tags. Vier der Erwachsenen spielen in der ersten Herrenmannschaft in der Kreisliga mit. »Die anderen drei sind bis Januar 2016 gesperrt«, berichtet Kire-mitcioglu, »denn sie waren in Syrien Profifußballer.«

Das Flüchtlingslager in Harburg, in dem die jungen Männer im Sommer un-tergebracht waren, kannten die Mitglie-

der von »Harburger Türk-Sport« schon. Sie hatten dort während des Ramadan Döner und Kleider ausgegeben und die Flüchtlinge zum Tag der offenen Tür eingeladen. Jetzt will der Verein auch Sprachunterricht anbieten. Dafür hat Kemal, der auch stellvertretender Be-triebsratsvorsitzender beim Automobil-zulieferer Trelleborg Vibracoustic in Harburg ist, einen Antrag beim Flücht-lingsfonds der IG BCE gestellt.

Noch läuft alle Kommunikation über seinen Kollegen Murat: Er ist an der türkisch-syrischen Grenze aufgewachsen

und hat das Dolmetschen für die neuen Vereinsmitglieder übernommen. Nur Mo- hamed hat in den letzten drei Monaten schon recht gut Deutsch gelernt. »Ich möchte gern hier Medizin studieren«, sagt der 20-Jährige.

Shadi ist zusammen mit drei anderen im Sommer vor dem Krieg geflüchtet. »Wir haben in Syrien in verschiede- nen Mannschaften gespielt, zwei sogar in der Nationalmannschaft. In Syrien funktioniert Fußball anders, alle Ver- eine gehören dem Staat«, berichtet der 26-Jährige. Sigrid Thomsen

Treffen im Vereinsheim: Jeden Dienstag und Donnerstag kom- men die jungen Syrer zum Training.

»Drei waren schon Profis in Syrien.«

Kemal Kiremitcioglu, Vorsitzender des Vereins »Harburger Türk-Sport«

Sind mittlerweile Feunde geworden: Harald Frings und sein Sprach- partner Mahmoud Al Saied.

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34 | kompakt | Januar 2016

Trübe StimmungDIE AUFTRAGSBÜCHER VON K+S sind gut gefüllt, dennoch muss die Produktion zurückgefahren werden. Eine Genehmigung steht aus, Sorgen und Verunsicherung nehmen zu. Die IG BCE fordert eine langfristige Sicherung der Beschäftigung und Einkommen.

Weihnachten fällt natürlich nicht aus, aber so traurige Feiertage hatten wir schon lange nicht

mehr.« Harald Döll, Betriebsratsvorsit-zender des Werks Werra der K+S Kali GmbH bringt die Lage ungeschminkt auf den Punkt. Im hessisch-thüringi-schen Kali-Revier ruht in weiten Berei-chen seit Anfang Dezember die Arbeit, »viele Kolleginnen und Kollegen sitzen zwangsweise zu Hause rum. Schön ist das nicht.« Döll kennt das Unterneh-men wie seine Westentasche, er ist auch Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und vertritt die Interessen der Beschäf-tigten im Aufsichtsrat.

In der Produktion entstehen seit Jahr und Tag Salzabwässer. Die Flüssigkeit wird zum Teil in die Werra eingeleitet, zu einem Teil in den Untergrund versenkt. Für die Entsorgung gibt es präzise Vor-schriften und Regelungen.

Die Genehmigung für die Versenkung gilt nicht dauerhaft, sie wird regelmäßig vom Regierungspräsidenten in Kassel nach einem aufwendigen Überprüfungs-verfahren neu erteilt. Die letzte Geneh-migung aus dem Jahr 2010 lief Ende November aus – und wurde noch nicht verlängert. Die Behörde verlangt weitere Unterlagen und Berechnungen.

Ohne Versenkung der Abwässer kann die Produktion nicht wie gewohnt auf-rechterhalten werden. Folge: Die Arbeit geht aus, Anfang Dezember müssen rund 1000 Kali-Kumpel zu Hause blei-ben. Versäumnisse im Genehmigungs-verfahren sind von der Belegschaft nicht zu verantworten. Vielmehr steht der Un-ternehmensvorstand in der Pflicht alles zu tun, um den Prozess zu beschleu- nigen. Die Beschäftigten erwarten zu-gleich, dass Arbeitsplätze und Einkom-men langfristig gesichert werden.

> TENDENZEN KALI+SALZ

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35kompakt | Januar 2016 |

Trübe Stimmung

INVESTITIONEN FÜRMENSCH UND UMWELT

Im Produktionsablauf entstehen bei K+S Salzabwässer. Dieses Wasser wird in die Werra geleitet oder im Untergrund versenkt. Dagegen laufen Umwelt- aktivisten Sturm. Häufig übersehen wird dabei, welche Anstrengungen das Unternehmen im Gewässerschutz unternommen hat.

K+S listet auf:

Seit 1970 ist das Aufkommen salz-haltiger Abwässer um 82 Prozent – von über 40 auf sieben Millionen Kubik-meter im Jahr – verringert worden.

In den Gewässerschutz an der Werra hat K+S seit 2011 massiv investiert und für rund 400 Millionen Euro neue Anlagen gebaut.

Mit Hessen hat K+S einen Vier- Phasen-Plan vereinbart. Die Salzab-wässer sollen weiter massiv reduziert werden. Das Ende der Versenkung ist für das Jahr 2021 vorgesehen – wenn bis dahin die geplante Fernleitung an der Oberweser in Betrieb ist.

K+S will weitere 400 Millionen Euro in den Gewässerschutz investieren, damit Werra und Weser langfristig Trinkwasserqualität erreichen.

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Im vergangenen Jahr feierte K+S ihr 125-jähriges Jubiläum, blickte auf eine wechsel-volle Geschichte zurück. Nach dem Mauerfall startete das Unternehmen noch einmal richtig durch. Mit Unterstützung der IG BCE gelang es, ein »Konzept der wirtschaft-lichen und sozialen Vernunft« auf den Weg zu bringen. Am Ende eines gewiss nicht immer einfachen Prozesses stand die Fusion der Mitteldeutschen Kali AG und der Kali und Salz AG zur heutigen Kali und Salz GmbH mit Sitz in Kassel. Über eine Milliarde Mark flossen in die Modernisierung der Kaliwerke.

Heute ist K+S der größte Salzproduzent auf dem Globus und gehört zur Spitzengruppe der internationalen Kali-Anbieter. K+S trägt dazu bei, den Ernährungsbedarf einer ständig wachsenden Weltbevölkerung zu decken. Das Werk Werra mit den Standorten Unterbreizbach, Hattorf und Wintershall zählt zu den wichtigsten Arbeitgebern in der Region. Insgesamt 4000 Menschen sind hier beschäftigt. Weitere 3000 Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von K+S ab.

Das ist die gemeinsame Position der Betriebsräte und der Gewerk- schaft. »Die Zeit der Verunsicherung muss schnell zu Ende gehen«, un- terstreicht der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis. »Niemand fällt

ins Bergfreie. Dafür setzen wir uns mit aller Kraft ein.«

Unterdessen haben Arbeitnehmerver-treter und Unternehmen eine erste Be-triebsvereinbarung unter Dach und Fach gebracht. Im Dezember wird der

Produktionsstillstand vor allem mit Rest-urlaub und Überstundenabbau über-brückt.

Es ist noch nicht absehbar, wann eine neue Genehmigung für die Versenkung kommt, dieser Prozess wird sicher einige Monate dauern. Umso wichtiger ist es, dass die Behörde Mitte Dezember eine Übergangsgenehmigung erteilt hat. Al-lerdings setzt diese Entscheidung sehr enge Grenzen und wird aller Voraussicht nach nicht ausreichen, um die Produk-tion wieder voll aufnehmen zu können. Das Werk fährt auf Sicht.

IG BCE und Betriebsräte halten Kurs. »Wir lassen uns nicht unterkriegen, es gibt auch keinen Anlass für hemmungs-lose Schwarzmalerei«, sagt Harald Döll. »Wir erwarten, dass jetzt auf die Tube ge-drückt wird und die Genehmigung bald-möglichst kommt. Damit es hier geord-net weitergehen kann.« Michael Denecke

EINE ERFOLGSGESCHICHTE

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> TIPPS JAHRESWECHSEL

Das ist 2016 NEU geregeltMITGLIEDER der gesetzlichen Krankenversicherung haben jetzt einen Anspruch darauf, binnen vier Wochen einen Facharzttermin zu erhalten. Diese und weitere Neu- regelungen auf einen Blick.

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Mehr Kindergeld . . .Auch Kleinvieh macht Mist: Familien profitieren seit Jahresbeginn von monat-lich zwei Euro mehr Kindergeld. Für die ersten und zweiten Kinder sind es nun jeweils 190 Euro. Für das dritte Kind fließen 196 Euro und für jedes weitere Kind 221 Euro pro Monat. Neu zudem: Kindergeld muss es bis zur Mitteilung der Prüfungsergebnisse geben. Und auch bei einem Master-Studium, das zeitlich und inhaltlich an den Bachelor an-schließt.

Im neuen Jahr winkt vielen Arbeitnehmern mehr Wohn-geld. Hunderttausende können diese Leistung sogar zum ersten Mal erhalten. Zudem hat die Regierung die Hartz-IV-Regelsätze leicht erhöht.

Zu Jahresbeginn hat die Politik das Wohngeld an die Entwicklung der Ein-kommen und Wohnkosten der vergan-genen Jahre angepasst. Laut Bundes- regierung bringt die Reform rund 870 000 Haushalten einen direkten Nutzen. 320 000 davon können sogar erstmals Wohngeld erhalten.

BESONDERS PROFITIEREN Mieter in einer Reihe von Großstädten, in denen durch die ebenfalls zum 1. Januar neu erfolgte Einordung in (höhere) Miet- stufen nun höhere Mieten als förde-rungsfähig gelten. So »rutschen« Ham-burg, Düsseldorf, Freiburg, Köln und

. . . auch höhere Sätze bei Wohngeld und Hartz IV

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. . . aber mit FormalitätenEltern, die Kindergeld erhalten möchten, müssen der zuständigen Familienkasse ihre Steuer-Identifikationsnummer (ID) mitteilen – und die ihres Kindes. Die eigene Nummer findet man auf dem Einkommensteuerbescheid. Wer nicht fündig wird, kann sich die ID vom Bun-deszentralamt für Steuern, Referat St II 6, 53221 Bonn erneut zustellen lassen. Da-bei muss man Namen, Vornamen, voll-ständige Adresse, Geburtsdatum und Geburtsort mitteilen. Für Neugeborene wird den Eltern inzwischen automa- tisch eine Steuer-ID zugesandt.

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kompakt | Januar 2016 |

Das ist 2016 NEU geregelt

Mainz von Mietenstufe V in die höchste Stufe VI. In diesen Städten galt bislang für einen Zwei-Personen-Haushalt eine Miete von maximal 468 Euro als förde-rungsfähig. Künftig steigt diese Grenze auf 633 Euro. München, Stuttgart und Frankfurt sind wie bisher in Mietenstufe VI eingruppiert, Berlin dagegen nach wie vor in Stufe IV. Im Gegenzug wurden allerdings auch zahlreiche Kommunen herabgestuft. Dies gilt etwa für die Städte Hannover (von V auf IV) und Leipzig (von III auf II).

BEISPIEL: 164 EURO MEHR WOHNGELDDer Berliner Ernst M. verdient 2700 Euro brutto. Dazu bekommt er für seine drei Töchter Kindergeld. Dieses wird jedoch beim Wohngeld-Antrag nicht berück-sichtigt. Seine Ehefrau ist nicht erwerbs-tätig. Bei einer Kaltmiete von 750 Euro steht der fünfköpfigen Berliner Familie bisher 106 Euro Wohngeld pro Monat zu. Von 2016 an sind es 270 Euro – ein Plus von 164 Euro.

WEITERE VERBESSERUNGEN gibt es bei der Grundsicherung im Alter, bei der Sozialhilfe und beim Arbeitslosengeld II. Die Regelbedarfsstufen erhöhen sich um 1,24 Prozent. Konkret bedeutet das: Ein alleinstehender Erwachsener erhält jetzt monatlich 404 Euro Grundsicherung (Hartz IV oder Sozialhilfe). Bisher sind es 399 Euro. Die Regelsätze für im Haus-halt lebende Partner und Kinder steigen anteilig. Alleinstehende Asylbewerber haben Anspruch auf 364 Euro.

IN VIELEN FÄLLEN wird Antragstellern ein besonderer zusätzlicher Bedarf zuge-standen (sogenannte »Mehrbedarfszu-schläge«). Diese gelten etwa für Schwan-gere oder Alleinerziehende. Auch die Mehrbedarfszuschläge wurden gering-fügig erhöht, da sie an die Regelsätze gekoppelt sind. Darüber hinaus gibt es für Haushalte, die Warmwasser nicht über eine Zentralheizung beziehen, ebenfalls Unterstützung. Diese soll bei-spielsweise Stromkosten für einen Durchlauferhitzer abdecken.

Alleinstehend/Alleinerziehend 404 €

(Ehe-)Paare insgesamt 728 €

Erwachsene im Haushalt, andere 324 €

Jugendliche (14–17 Jahre) 306 €

Kinder (6–13 Jahre) 270 €

Kinder (bis 5 Jahre) 237 €

REGELBEDARFSSTUFEN 2016

. . . auch höhere Sätze bei Wohngeld und Hartz IV

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Schneller zum Facharzt Das Bundesgesundheitsministerium verpflichtet die Kassenärztlichen Verei-nigungen dazu, für Pflichtversicherte sogenannte Terminservicestellen für Fachärzte einzurichten. Sie sollen den Versicherten innerhalb einer Woche einen Facharzttermin in zumutbarer Entfernung vorschlagen. Die Wartezeit auf die Sprechstunde darf dann vier Wochen nicht überschreiten. Ein An-spruch auf einen bestimmten Arzt besteht allerdings nicht. Die Service-stellen müssen vom 23. Januar an an-sprechbar sein.

Ein AU-Formular für allesWer krank ist, hat es jetzt – egal, wie lange die Krankheit dauert – nur noch mit einer einzigen Bescheinigung zu tun: Mit dem im Wesentlichen bereits bekannten »gelben Schein«, also der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Der alte »Auszahlschein« fürs Krankengeld fällt weg.

Basiskonto für jedermannSeit Jahren kämpfen nicht nur Ver-braucherschützer um das Recht auf ein Girokonto für jedermann. 2016 wird es Wirklichkeit. Jeder Bürger – auch Ob-dachlose und Asylsuchende – hat künf-tig Anspruch auf ein »Basiskonto«. Das regelt das Zahlungskontengesetz, wel-ches auf einer EU-Richtlinie beruht. Diese müssen die Mitgliedstaaten bis spätestens 18. September 2016 um- setzen. Das Gesetz soll deutlich vor dem Herbst 2016 in Kraft treten.

Weitere Beispiele

und Neuregelungen:

www.igbce.de/arbeit/neu-ab-2016

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TIPPS JAHRESWECHSEL

| kompakt | Januar 2016

Zwar nicht alle, aber zahl-reiche gesetzliche Kranken-versicherungen haben ihren Zusatzbeitrag erhöht. kompakt gibt einen Über-blick, was sich Ende Januar auf der Gehaltsabrechnung verändern wird.

Arbeitnehmer mit Kind(ern) müssen im neuen Jahr in der Regel insgesamt 20,425 Prozent (Kinderlose: 20,675 Pro-zent) ihres Bruttogehalts an die Sozial-versicherungen zahlen. Im vergangenen Jahr waren es im Schnitt noch 0,2 Prozent weniger. Das bedeutet: Bei einem Brutto-gehalt von beispielsweise 3000 Euro kos-tet die soziale Absicherung jetzt sechs Euro im Monat mehr.

Warum 0,2 Prozent mehr?

Allein durch die Kostenentwicklung bei der gesetzlichen Krankenversicherung. Zwar bleibt der allgemeine Beitragssatz mit 14,6 Prozent unverändert; davon tragen Arbeitnehmer und Arbeitgeber je die Hälfte; doch damit kommen die allermeisten Kassen nicht mehr aus.

Deshalb erhöhen sie die Zu-satzbeiträge, die sie allein von den Versicherten verlan-gen können. Konkret: 2016 wird der Satz – so schätzt das Bundesgesundheitsmi-nisterium – im Schnitt von 0,9 auf 1,1 Prozent steigen. Manche Kassen müssen sogar noch mehr nehmen.

Aber: Andere kommen auch mit teils deutlich ge-ringeren Sätzen aus. Der Wechsel einer Kranken-kasse kann sich deshalb lohnen, denn grundsätz-lich gilt: Steigt der Zu-satzbeitrag einer Kran-kenkasse, hat der Versicherte ein Sonder-kündigungsrecht – und damit auch die Mög-lichkeit, zu einer Kasse mit geringerem Zusatz-beitrag zu wechseln.

Lohnzettel: Das ändert sich

Das ist 2016 NEU geregelt>

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Alle Zusatzbeiträge im Vergleich: https://www.gkv-spitzenverband.de/

krankenkassenliste.pdf

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kompakt | Januar 2016 |

BEITRAGSSÄTZE Insgesamt davon Arbeitnehmer

Allgemeine Rentenversicherung 18,7 % 9,35 %Knappschaftliche Rentenversicherung 24,8 % 9,35 %Arbeitslosenversicherung 3,0 % 1,5 %Krankenversicherung, allgemein 14,6 % 7,3 %durchschnittlicher Zusatzbeitrag 1,1 % 1,1 %Pflegeversicherung 2,35 % 1,175 %Zusatzbeitrag Kinderlose 0,25 % 0,25 %

Was ändert sich für Gutverdiener?

Sie zahlen künftig mehr in die Sozialkas-sen ein: Die Beitragsbemessungsgrenzen steigen in allen Versicherungszweigen. Zur Kranken- und Pflegeversicherung be- zahlen Gutverdiener 2016 Beiträge bis zu maximal 4237,50 (vorher: 4125) Euro monatlich. Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen den alten und den neuen Bundesländern.

Die Beitragsbemessungsgrenze in der Renten- und Arbeitslosenversicherung steigt 2016 um 200 auf 5400 Euro im Osten und um 150 auf 6200 Euro im Westen Deutschlands. Das bedeutet: Wer zum Beispiel im Westen monatlich 6500 Euro verdient, für den bleiben jetzt nur noch 300 Euro sozialversicherungs-frei. Auch die staatlichen Leistungen – etwa das Arbeitslosengeld I – werden maximal auf Grundlage dieser Höchst-grenzen berechnet.

Was bringen steigende Bemessungsgrenzen?

Erstaunlicherweise steht die gesetzliche Rentenkasse – verglichen mit Privatver-sicherungen – von Jahr zu Jahr besser da. Nehmen wir einen westdeutschen Spitzenverdiener: Er bezahlt 2016 aufs Jahr gesehen den Höchstbeitrag von 6956,40 Euro in die Rentenkasse ein. Damit erwirbt er einen Rentenanspruch von rund 60 Euro. Unter Berücksich-

tigung der Rentensteigerung, die von Juli an winkt, sind es sogar 62,50 Euro, also 750 Euro im Jahr. Wer diese Rente später zehn Jahre oder länger bezieht, »erwirt-schaftet« bereits eine Rendite. Und die steigt dann mit zunehmendem Alter noch. Von solchen Werten können private Versicherungsgesellschaften in-zwischen nur noch träumen.

Ab wann kann man sich privat versichern?

Die Versicherungspflichtgrenze in der gesetzlichen Krankenversicherung liegt nun bei einem Monatseinkommen von 4687,50 (2015: 4575) Euro. Wer brutto mehr verdient, ist versicherungsfrei und kann sich zwischen einer freiwilligen ge-setzlichen oder privaten Krankenversi-cherung (PKV) entscheiden. Umgekehrt gilt: Ein Privatversicherter, der durch die höhere Pflichtgrenze oder etwa nach ei-ner Arbeitszeitverkürzung wieder in die

Versicherungspflicht »rutscht«, darf wie-der zurück in die Gesetzliche. Jedoch: Vom 55. Lebensjahr an funktioniert das meist nicht mehr und gerade im Alter ist das Risiko hoch, in die PKV horrende Beiträge zahlen zu müssen.

Was tut sich 2016 bei der Einkommensteuer?

Da winken Entlastungen. Der Grundfrei-betrag steigt um 180 Euro auf 8652 Euro. Arbeitnehmer können zudem noch (mindestens) die Werbungskostenpau- schale von 1000 Euro jährlich, den Sonderausgabenpauschbetrag und Teile der Sozialversicherungsbeiträge abset-zen. Deshalb kann ein Alleinstehender 2016 monatlich 985 Euro brutto verdie-nen, ohne Steuern zu zahlen. 2015 wur-den für ihn monatlich noch gut vier Euro Lohnsteuer fällig. Auch höhere Kinderfreibeträge kommen Arbeitneh-mern mit Kindern zugute. Rolf Winkel

Das ist 2016 NEU geregelt

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(Grenz-)Werte in der Sozialversicherung vom 1. Januar 2016 an:

MONATLICHE BEITRAGSBEMESSUNGSGRENZE

2016 2015

West Ost West Ost

Allgemeine Rentenversicherung 6.200,00 5.400,00 6.050,00 5.200,00

Knappschaftliche Rentenversicherung 7.650,00 6.650,00 7.450,00 6.350,00

Arbeitslosenversicherung 6.200,00 5.400,00 6.050,00 5.200,00

Kranken- und Pflegeversicherung 4.237,50 4.237,50 4.125,00 4.125,00

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> RÄTSEL>

| kompakt | Januar 201640

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heiter,gutgelaunt

Anfängerin

Brat-rost

EinzelworteinerFremd-sprache

schlangen-förmigerFischTonzeichen

modischerHolz-schuh

hoch-aktuellLebens-hauch

Turn-gerät

Etagen-heizung(Abk.)

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römischerLiebesgotteinem Briefbeiliegend

auf einbestimmtesGebietbeschränkt

Quizmann-schaft

Stadt inNevada

eigentüml.Atmosphäre

festesElement

Sommer-hose (Kzw.)nach Abzugder Steuern

vier(englisch)Geburts-ort

Schmiede-form

Wein-stock

nördlicherBreite (Abk.)Hauptstadtvon Sizilien

Schroffheitaus Mangelan innererTeilnahme

fieder-blättrigesMimosen-gewächs

inneresOrgan

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Be-nennungMuskel-zucken

englischePastete

eh. äthiop.Fürstentitel

Lehr-gang

Schul-stadt beiLondon

ital. Artikel

schweresLeid

Ausruf desErstaunens

Abwesen-heits-beweis

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Gesamt-aufnahmeim Film

Staatin Ost-afrika

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Aristo-kratie

Winter-sportortam Arlberg

Kleidungs-stück

Autokz. v.KrefeldSchnell-zusteller

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GeburtsortEinsteins

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Brit. Eng-lish (Abk.)neuseel.Laufvogel

US-Geheim-dienst (Abk.)biblischerProphet

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mildern

Verbund-linie(Schnei-derei)

laute kurzeÄußerungMolkerei-erzeugnis

Abscheu-gefühl

Singvogel

land-schaftli-ches Wortfür: Amsel

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emsig,fleißig

Schall-technikletzterRest

bewegli-che Ver-bindung

nicht fach-gemäß

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Hauptstadtder UkraineHalbinsel imRoten Meer

Metall-bolzen

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Bürgerder USA(ugs.)

Mediziner

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Produktfrisch vomBauernhofengl. Bier

indischesGewandTechniker(Abk.)

Ess-löffel(Abk.)

Europäerösterr. TV-Sender, Abk.Gewässerin Asien

Unersätt-lichkeit

Autokz. v.Remscheid

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Neben-fluss derDonau

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Einschalten und genießenAuf zehn unserer Leser wartet ein nagelneuer 32 Zoll LED-Fernseher. Der gut ausgestatte Full-HD-TV überzeugt mit vier HDMI-Eingängen und drei USB-Anschlüssen. Bril- lanten Empfang sichert der HD-Triple-Tuner. Um die kalten Wintertage daheim zu genießen, gibt es für

40 Gewinner einen edlen Tropfen. Mit dem hochwer-tigen Sommeliermesser kann die Flasche Sangiovese von Straccali sofort entkorkt wer-

den. Außerdem sind zwei natürliche Schieferunter-

setzer enthalten.

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41kompakt | Januar 2016 |

GLÜCK & GLOSSE

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Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der die Sicherung von Arbeitnehmer-rechten nicht nur im digitalen Zeitalter umschreibt. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der 14. Januar 2016 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Ein-sendern richtiger Lösungen fielen die zehn Haupt-gewinne – ein »Cheruskerkorb« – an: Reinhard Gerlach, Hohenwestedt; Viktor Comel, Düsseldorf; Klaus Lerch, Gernsheim; Hans Müller, Judenbach; Peter Godemann, Schwedt; Hartmut Bareinz, Kolkwitz; Christoph Selig, Neuwied; Elke Beer, Hannover; Stefanie Mitscherling, Ampfing; Günther Schanz, Kornwestheim.

JE EINE THERMOSKANNE erhalten: Lothar Breit-mann, Haan; Siegfried Masuch, Bad Sassendorf; Dieter Kraus, Kulmbach; Günter Schaffran, Ramsen; Erhard Blazejewski, Sandersdorf; Klaus Gruhn, Köln; Edelgard Struve, Norden; Harald Doernte, Uslar; Günter Langosch, Essen; Erika Walter, Frankfurt; Franz Pauken, Schwalbach; Horst Bergmann, Spie-gelau; Heinz-Werner Schlie, Delligsen; Gisela Noack, Hoyerswerda; Rainer Merz, Buxtehude; Robert Philipp, Rheinfelden; Uwe Koenders, Castrop- Rauxel; Ulrich Seele, Stockstadt; Helmut Strasser, Burghausen; Margitta Lehnhardt, Hamburg; Stefan Schors, Dorsten; Horst Hüsing, Lehrte; Claudia Muzzi, Mannheim; Elisabeth Graf, Berlin; Wilhelm Söhlke, Leer; Stefan Friess, Lindenberg; Mike Bachmann, Ebersbach; Werner Küthe, Schwerte; Heinz Stanior, Leverkusen; Kurt Allgeier, Ketsch; Ulrich Sroka, Oberhausen; Birgit Augustin, Pirna; Lothar Bodenbender, Marburg; Edda Taufmann, Greifswald; Roland Kuhn, Bellheim; Evi Bienert, Altötting; Fritz Dumm, Hornberg; Kurt Krefft, Lever-kusen; Maike Wolff, Brunsbüttel; Norbert Rittmann, Reinheim.

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Hach, Winter. Die fünftschönste Jahreszeit. Wem würde eigent-lich etwas fehlen, wenn die Ver-

einten Nationen die Monate Januar bis März einfach abschaffen würden? Advent geht ja noch, es gibt Kekse, aber dann zieht sich’s. Wetter gibt’s auch nicht mehr richtig. Wahrschein-lich wurde der Winter in einer streng geheimen Operation schon vor Jahren nach China exportiert, und da toben jetzt die kleinen Chinesen mit roten Bäckchen durch den Westschnee, während wir hier bei Nieselpiss zer-stoßenes Getreide aus bunten Papp- kartons mümmeln.

Die UFNAE (Ureinwohner formerly known as Eskimos) haben ja angeb-lich 2000 Wörter für Schnee. Wenn

die Eisbären so weiterschmelzen wie bisher, brauchen wir hier bald unser eines Wort nicht mehr. Wir könnten es denen schenken, dann haben sie 2001. A propos 2001: Der »2001 – Odyssee im Weltraum«-Regisseur Stanley Kubrick hat mal gesagt: »Der Mensch des 20. Jahrhunderts wurde in einem ruderlosen Boot auf einem un-erforschten Meer ausgesetzt.« So fühle ich mich auch immer, wenn ich bei Aldi die Apfelkekse suche. Manchmal helfen nur Apfelkekse. Und dazu singe ich das alte Lied: »Leider rieselt kein Schnee / Still und warm liegt der See . . .«. Oder wie man in Wolfsburg singt: »Leise dieselt VW / schwarze Spur’n in den Schnee . . .« Halten Sie durch. Frühling is coming. Imre Grimm

GRIMMS MÄRCHEN

E W G R S N S P BL A G E R I S T I G N O R A N Z

B O H R A D M I R A L H O N I GK R O A T E L E G U A N H E L

S T I E L D A T O K A TS I E S T A A B E R R E N N E ND J H I N D I O A N T R A G A

S E I L E B E N S A A L K AS R A L A U B

N E U E W I R RA L M K A G A V E

A L E L E DD R E H S O S E

E I M E R R E A LE W U W L A E R M

A N K E N M UU N G A R H F E E G R A T

S T E R E O B E I L E I DB I S S K O H L M E I S E A A S

S T E I L E I E R N A S S PA R A G A F F E R E T R E E U

A N B E T E R L I R A R E C KE G E L T A F E L K L I N K E

B L E I S T U R E N T L E G E N

Lösung: JAHRESWECHSEL

5. 1. 1920 – Die Blockade der Transsibirischen Eisenbahn war dieAntwort auf Lenins leere Versprechungen: Friede, Land, Möhrchen.

Lösung Dezember 2015: JAHRESWECHSEL

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> MEIN ARBEITSPLATZ

Durch Logik zur Chemie»Nach dem Abitur stand für mich

ein Studium der Wirtschafts- wissenschaften auf dem Programm.

Das habe ich schnell wieder gelassen – es war mir viel zu theoretisch. Überprüfen, einstellen, regeln: Ich brauche etwas Prak-tisches. Die erste logische Überlegung: Die chemische Industrie hat Zukunft. Die

zweite war technisch: Ich wollte später unbedingt in die Prozessleitanlagenfüh-rung. Nun bin ich Auszubildende als Chemikantin im zweiten Lehrjahr bei DSM Nutritional Products in Grenzach bei Basel.

Hier ist im weltweiten Konzernver-bund das Kompetenzzentrum für die Herstellung der wasserlöslichen Vitami-

ne B1, B2 und B6 sowie des fettlöslichen Vitamins D3. In »Bau 76«, so nennen wir die Produktionsbetriebe, stellen wir As-corbylpalmitat her. Das wird unter ande-rem zum Haltbarmachen von Wurstwa-ren gebraucht.

Das feuchte Produkt kommt dort in Trockner, wird begast. Viele Abläufe wer-

den dort noch manuell gesteuert. Die Zeit muss eingestellt, der Druck über-prüft werden. Das kommt den späteren Aufgaben schon nahe.

Was mir gut gefallen hat, ist die Abwas-serreinigung. Da darf ich als Azubi direkt eingreifen, beispielsweise im Ablauf der Dünnschlammfiltrierung die Filterpres-sen einstellen. Im grenzüberschreiten-

den Ausbildungszentrum ›Technikum‹ sind wir 46 Lernende. Chemikanten, Elektroniker der Fachrichtung Automa- tisierungstechnik und Chemielaboran-ten. Mir gefällt in der Ausbildung der Wechsel zwischen Labor- und Metall-kursen, Computer- und Elektrotechnik. Das bringt auch privat Vorteile: einige handwerklichen Tätigkeiten gehen mir jetzt flott von der Hand.

Ich bin von den guten Zukunftschan-cen in meinem Job überzeugt. Deshalb bin ich seit Kurzem als Ausbildungsbot-schafterin der Industrie- und Handels-kammer Hochrhein-Bodensee unter-wegs, war in einer Werkreal- und einer kaufmännischen Schule. Viele sagen ›Chemie ist nicht mein Ding!‹ – weil sie nicht genug Informationen ha-ben. Ich setze meine Erfahrun-gen aus erster Hand dagegen. Aufgezeichnet von Jörg Nierzwicki

Im Technikum kann man die Verfahrensabläufe direkt beobachten.

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»Das Einzige, was mir hier auf den Kopf fällt, ist das Wissen.«

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OLGA SUPPES (24) absolviert ihre Chemikantinnen-Ausbildung bei DSM.

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Mehr als vier Millionen syrischer Flüchtlinge leben in Lagern in der Türkei, Jordanien und dem Libanon. Etwa die Hälfte von ihnen sind Kinder.Viele junge Menschen sind durch den Krieg traumatisiert. Sie mussten miterleben, wie ihre Häuser zerstört und Angehörige getötet wurden. Um ihr Leid in den grenznahen Zufluchtsorten zu lindern, ruft die IG BCE ihre Mitglieder auf: Helft mit eurer Spende!

Nachdem die IG BCE mit der Spendenaktion 2015 Projekte des Kinderhilfswerks terre des hommes in Deutschland unterstützt hat, liegt der Fokus nun auf Projekten in den Grenzländern Syriens. terre des hommes versorgt Kinder in den Flüchtlingslagern mit Nahrung, Wasser und medizinischer Hilfe. Verletzte und traumatisierte Kinder werden psychologisch betreut.

Die Kontoverbindung: terre des hommes – Volksbank OsnabrückIBAN DE20 2659 0025 0700 8007 00 BIC GENODEF1OSVSendet eine SMS mit dem Stichwort SOLIDARITÄT an die Nummer 81190 und spendet damit 5 Euro. Oder online unter www.tdh.de/igbce

Foto: picture alliance/Photoshot