Kompaktlehrbuch Makroökonomie, Wirtschaftspolitik ...€¦ · Güter und Dienstleistungen mithilfe...

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Kompaktlehrbuch Makroökonomie, Wirtschaftspolitik, moderne Verwaltung Bearbeitet von Ulrich Albertshauser 1. Auflage 2007. Taschenbuch. 456 S. Paperback ISBN 978 3 8252 2928 3 Gewicht: 700 g Wirtschaft > Volkswirtschaft > Volkswirtschaft Allgemein Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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Kompaktlehrbuch Makroökonomie, Wirtschaftspolitik, moderneVerwaltung

Bearbeitet vonUlrich Albertshauser

1. Auflage 2007. Taschenbuch. 456 S. PaperbackISBN 978 3 8252 2928 3

Gewicht: 700 g

Wirtschaft > Volkswirtschaft > Volkswirtschaft Allgemein

Zu Inhaltsverzeichnis

schnell und portofrei erhältlich bei

Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft.Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programmdurch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr

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Teil I:

Grundzüge der Makroökonomie

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1. Grundbegriffe der Wirtschaft

Die Makroökonomie ist ein Teil der Volkswirtschaftslehre, die ihrerseits einen Bereich der Wirtschaftswissenschaften bildet. Neben der Volkswirtschaftslehre gehören auch die Betriebswirtschaftslehre und die Wirtschaftsinformatik zu den Wirtschaftswissenschaften. Als Sozialwissenschaft analysieren und erklären die Wirtschaftswissenschaften das ökonomische Verhalten von Einzelpersonen und Personengruppen.

Die hier im Vordergrund stehende Makroökonomie beschäftigt sich zum einen mit den ökonomischen Beziehungen (Transaktionen) zwischen Teil-bereichen (Sektoren) oder auch (Transaktoren) einer Volkswirtschaft. Zum anderen werden auch zusammengefasste ökonomische Größen wie Inlands-produkt, Arbeitslosenquote oder der Außenbeitrag mit ihren Veränderungen betrachtet.

Während die Makroökonomie auf die gesamtwirtschaftlichen Vorgänge ab-stellt, befasst sich die Mikroökonomie als ihr Gegenpart mit den einzelwirt-schaftlichen Vorgängen. Unterschied zwischen beiden Sichtweisen und zugleich Kennzeichen der makroökonomischen Betrachtungsweise ist die aggregierte Betrachtung der Sektoren. Unter Aggregation ist die Zusammenfassung einer Vielzahl gleicher Einheiten zu einer Gesamtheit unter Verzicht auf die indivi-duellen Besonderheiten zu verstehen. Von herausragendem Interesse sind hier-bei die typischen, grundlegenden Verhaltensmuster sowohl innerhalb eines Ag-gregats als auch zwischen verschiedenen Aggregaten. Betrachtet die Mikroöko-nomie bspw. das ökonomische Verhalten eines typischen Haushaltes, so ist Er-kenntnisgegenstand der Makroökonomie die Gesamtheit aller Haushalte einer Volkswirtschaft.

Im Laufe der Theorieentwicklung wurden Prinzipien der mikroökonomischen Vorgehensweise der Analyse und Modellbildung auf die Makroökonomie über-tragen. Die dahinter stehende Sichtweise wird als methodologischer Individu-alismus bezeichnet: Es handelt sich hierbei um einen Ansatz der Wirtschaftsthe-orie, alle ökonomischen Phänomene als Ausfluss individueller Entscheidungen zu begründen. Dabei werden einzelne Haushalte, Unternehmen oder staatliche Organisationen als individuelle Entscheidungsträger angesehen. Entsprechend werden in einer Volkswirtschaft aus makroökonomischer Sicht folgende Sek-toren unterschieden:1

• Unternehmen (U): Der Sektor Unternehmen umfasst alle Transaktoren, die Güter und Dienstleistungen mithilfe von Produktionsfaktoren (Boden, Ar-

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beit, Kapital) erstellen, diese entlohnen und im Produktionsprozess in einem bestimmten Verhältnis zueinander kombinieren (Produktionsfunktion).

• Private Haushalte (H): Sie bieten Produktionsfaktoren an und werden für diese von den Unternehmen entlohnt. Zudem entscheiden sie über die Auf-teilung ihrer Zeit in Freizeit und Arbeitsangebot. Sie erwerben von den Un-ternehmen Güter und Dienstleistungen oder entscheiden sich zum Sparen (Konsumverzicht).

• Staat (St): Der Staat, auch öffentliche Haushalte genannt, beeinflusst das Wirtschaftsgeschehen auf vielfältige Weise. Er tritt einerseits selbst wie Un-ternehmen als Leistungserbringer auf, andererseits bezieht er ähnlich den pri-vaten Haushalten als Konsument Güter und Dienstleistungen. Spezifisch für den Staat ist dessen Möglichkeit, Steuern und Abgaben zu erheben und Un-terstützungen (Subventionen und Sozialleistungen) an Unternehmen sowie Haushalte zu gewähren.

• Als vierter Sektor fließt das Ausland in die Betrachtung ein, das Aggregat al-ler Akteure (Unternehmen, private und öffentliche Haushalte) außerhalb der geografischen Grenzen der betrachteten Volkswirtschaft ist.

Somit ist eine Volkswirtschaft ein System aus allen Transaktoren und ihren je-weiligen Transaktionen innerhalb festgelegter geografischer Grenzen eines Ge-meinwesens. Dabei kann es sich um einen Nationalstaat handeln; aber auch eine Region, ein Bundesland oder eine Staatengemeinschaft kann als Volkswirtschaft definiert werden. Als Ausland gilt die Gesamtheit aller Akteure, die jenseits der definierten Grenzen angesiedelt sind. Die Weltwirtschaft wiederum führt Inland und Ausland zusammen und umfasst sämtliche bestehenden Volkswirtschaften.

Bei der Darstellung der grundlegenden ökonomischen Theorien wird aus di-daktischen Gründen überwiegend eine isolierte Volkswirtschaft betrachtet. Da sie keinerlei ökonomische Beziehungen zum Ausland unterhält, wird sie als ge-schlossene Volkswirtschaft bezeichnet. Wird das Ausland in die Analyse mit einbezogen, wie es bspw. bei der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) der Fall sein wird, spricht man von der Makroökonomie offener Volkswirt-schaften. In diesem Fall werden alle Exporte ins Ausland und sämtliche Importe von dort in die heimische Volkswirtschaft erfasst. Die nachstehende Abbildung (vgl. Abb. 1.1) gibt einen ersten Einblick in den Zusammenhang, ohne näher auf den Wirtschaftskreislauf als Beziehungsgeflecht zwischen den Sektoren ein-zugehen.

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Abbildung 1.1: Die makroökonomischen Sektoren

Eine Aggregation ist mehr als nur eine Addition der einzelnen Bestandteile: Denn einerseits gehen Informationen verloren, andererseits bietet diese Betrach-tungsweise den Vorteil, grundlegende Zusammenhänge zu verdeutlichen. Zu-dem können mikroökonomische Erkenntnisse nicht ohne Weiteres als Erklä-rung auf makroökonomische Größen übertragen werden und umgekehrt. So kann Handeln, das für eine einzelne Wirtschaftseinheit richtig ist, gesamtwirt-schaftlich von Nachteil sein.

Beispiel:

Ein Haushalt entscheidet in einer Rezession bei drohender Arbeitslosigkeit, mehr zu sparen, also auf Konsum zu verzichten. Daraufhin werden Unternehmen wegen des Absatzrückgangs ihre Pro-duktion drosseln müssen und benötigen daher auch weniger Arbeitskräfte.2 Verhält sich die Mehr-zahl der einzelnen Wirtschaftssubjekte nach diesem Muster, wird die Arbeitslosigkeit zunehmen. So verursacht ein individuell durchaus sinnvolles Verhalten auf der makroökonomischen Ebene einen unerwünschten Effekt.

Grund für die Transaktionen – also die wirtschaftlichen Austauschprozesse so-wohl zwischen den Sektoren insgesamt als auch zwischen den einzelnen Wirt-schaftssubjekten – ist die Befriedigung von Bedürfnissen, wobei als Wirtschafts-subjekte sämtliche Personen, Personengruppen und Institutionen bezeichnet

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Bei der Darstellung der grundlegenden ökonomischen Theorien wird aus

didaktischen Gründen überwiegend eine isolierte Volkswirtschaft betrachtet. Da sie

keinerlei ökonomische Beziehungen zum Ausland unterhält, wird sie als

geschlossene Volkswirtschaft bezeichnet. Wird das Ausland in die Analyse mit

einbezogen, wie es bspw. bei der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) der

Fall sein wird, spricht man von der Makroökonomie offener Volkswirtschaften. In

diesem Fall werden alle Exporte ins Ausland und sämtliche Importe von dort in die

heimische Volkswirtschaft erfasst. Die nachstehende Abbildung (vgl. Abb. 1.1) gibt

einen ersten Einblick in den Zusammenhang, ohne näher auf den

Wirtschaftskreislauf als Beziehungsgeflecht zwischen den Sektoren einzugehen.

Abbildung 1.1: Die makroökonomischen Sektoren

Eine Aggregation ist mehr als nur eine Addition der einzelnen Bestandteile: Denn

einerseits gehen Informationen verloren, andererseits bietet diese Betrachtungsweise

den Vorteil, grundlegende Zusammenhänge zu verdeutlichen. Zudem können

mikroökonomische Erkenntnisse nicht ohne Weiteres als Erklärung auf

makroökonomische Größen übertragen werden und umgekehrt. So kann Handeln,

das für eine einzelne Wirtschaftseinheit richtig ist, gesamtwirtschaftlich von Nachteil

sein.

Sektor 4: Ausland (enthält Unternehmen, private Haushalte sowie öffentliche Haushalte)

Sektor 1: Unternehmen (U)

Sektor 3:Staat (St)

Sektor 2: Private Haushalte (H)

Inland

Weltwirtschaft

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werden, die am Wirtschaftsprozess beteiligt sind. Das Problem der Bedürfnis-befriedigung ist denn auch eine Frage, die in den Wirtschaftswissenschaften im Mittelpunkt steht: Wie und mit welchen Mitteln können menschliche Bedürf-nisse befriedigt werden und wie sollten diese Mittel verteilt sein, damit der re-sultierende Nutzen aus der Bedürfnisbefriedigung möglichst hoch ist. Denn: je höher der individuelle Nutzen, desto höher die Wohlfahrt des Einzelnen. Eine praktische Gestaltungsantwort auf diese Fragen zu geben, ist auch grundlegendes Ziel der Wirtschaftspolitik3: In der Gesellschaft ist ein möglichst hohes und im Idealfall das maximal mögliche Niveau an Bedürfnisbefriedigung zu erreichen.

Ausgangspunkt des Wirtschaftens sind die Wünsche des Menschen, die er befriedigen möchte. Diese Wünsche sind Empfindungen des Mangels und wer-den als Bedürfnisse bezeichnet. Die Mittel zur Befriedigung dieser Bedürfnisse sind körperliche Gegenstände, also Waren, Produkte oder Güter sowie Produkti-onsakte in Interaktion mit den jeweiligen Abnehmern, die Dienstleistungen ge-nannt werden. Für die Wirtschaftswissenschaften ist es weitgehend unerheblich, weshalb Bedürfnisse entstehen; sie gehen weitgehend von deren Vorhandensein aus.4 Unterschieden wird jedoch die Dringlichkeit eines Bedürfnisses. So gibt es Bedürfnisse, die der Existenzerhaltung dienen. Die Güter zu deren Befriedigung werden daher in jedem Fall nachgefragt. Man nennt sie existenzielle Güter. Dazu gehören bspw. Nahrung, Kleidung oder eine Wohnung.5 Daneben gibt es weniger dringliche Bedürfnisse, bspw. Süßigkeiten, auf die durchaus verzichtet werden kann. Man bezeichnet sie als Luxusgüter.

Ein Bedürfnis wird dann zum Bedarf, wenn es objektiv messbar wird und Geldmittel eingesetzt werden, um konkrete Leistungen zu seiner Erfüllung zu erwerben. Aus diesem Bedarf generiert sich die Nachfrage nach bestimmten Produkten und Dienstleistungen. Zur Nachfrage wird nur jener Teil des Bedarfs, für dessen Beschaffung auch Kaufkraft vorhanden ist. Die von der Erfüllung der Bedürfnisse ausgehende Befriedigung wird wiederum als Nutzen bezeichnet. Für die Wirtschaftswissenschaften ist das Konzept des Nutzens grundlegend: Wirtschaftssubjekte handeln, um einen Nutzen hieraus zu ziehen, und sind in der Lage, unterschiedliche Grade des Nutzens zu unterscheiden.6 Zudem streben die Wirtschaftssubjekte stets danach, das höchstmögliche Niveau an Nutzen zu erreichen, das sie mit ihren vorhandenen Mitteln (Budgetrestriktion) verwirk-lichen können.

Stünden so viele Güter bereit, dass alle Bedürfnisse befriedigt werden könnten, wäre Wirtschaften unnötig. Denn Wirtschaften bedeutet, zwischen Alternativen zu wählen und abzuwägen, welcher Wunsch erfüllt werden soll und auf welchen verzichtet werden kann. Eine solche Abwägung ist jedoch nur dann notwendig, wenn nicht alle Bedürfnisse befriedigt werden können. In diesem Fall liegt eine

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Güterknappheit vor. Kennzeichen dieser Güterknappheit und der Notwendig-keit des Wirtschaftens ist also, dass generell mehr Wünsche/Bedürfnisse beste-hen als verfügbare Mittel zu deren Befriedigung.

Beispiel:

Hat ein Student 30 Euro zur Verfügung, kann er entweder ein Lehrbuch kaufen oder mit seiner Freundin ins Kino gehen. In diesem Fall kann mit den vorhandenen Mitteln also nur einer von zwei Wünschen erfüllt werden. Wählt der Student bspw. das Buch, muss er aufs Kino verzichten.

Dieser notwendige Verzicht auf eine Alternative bewirkt einen Nutzenentgang, der als Opportunitätskosten bezeichnet wird. Gleichzeitig mit der Entschei-dung für eine Alternative ist die Verwendung der vorhandenen Mittel festgelegt, hier die 30 E des Studenten. Diese Zuordnung der begrenzten Ressourcen (oder auch Produktionsfaktoren) auf alternative Verwendungen wird Allokation ge-nannt.

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Abbildung 1.2: Wirtschaften und Bedürfnisbefriedigung7

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Alternative ist die Verwendung der vorhandenen Mittel festgelegt, hier die 30 € des

Studenten. Diese Zuordnung der begrenzten Ressourcen (oder auch

Produktionsfaktoren) auf alternative Verwendungen wird Allokation genannt.

Abbildung 1.2: Wirtschaften und Bedürfnisbefriedigung7

7 Darstellung in Anlehnung an Seidel/Temmen (S. 20).

Spannungsverhältnis

Fülle an Bedürfnissen Güterknappheit Umweltbelastung minimieren

Zielsetzung

Möglichst hohes Versorgungsniveau Nutzenmaximierung

Privatunternehmen: Gewinnerzielung Öffentliche Unternehmen: Versorgung mit öffentlichen Gütern unter sozialen Gesichtspunkten

Optimale Deckung des Kollektivbedarfs z. B. Verkehrsinfrastruktur Einkommensumverteilung z. B. Renten, Kindergeld

Wahlentscheidungen

Alternative Verwendung der Mittel (Allokation) Opportunitätskosten

Wirtschaftsplan

Befriedigung von Bedürfnissen

Wirtschaftssubjekte

Begrenzte Mittel zur

Produktion

Private Haushalte

Unternehmen

Entscheidungsproblem für

Öffentliche Haushalte /

Staat

Einkommen z. B. Lohn, Zinsen Konsum (C), Sparen (S)

Einsatz der Ressourcen Organisation der Produktion (Produktionsfunktion) Investition, Finanzierung Absatz Einnahmen z. B. Steuern, Gebühren Ausgaben z. B. Transferzahlungen

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Die Güter, die der Bedürfnisbefriedigung dienen, werden nach unterschied-lichen Gesichtspunkten unterschieden und entsprechend mit jeweils eigenen Be-griffen belegt. Eine erste Unterscheidung erschließt sich mit dem Begriff der Gü-terknappheit und orientiert sich an der Verfügbarkeit von Gütern: Freie Güter stehen unbegrenzt und ohne Produktionskosten zur Verfügung, knappe Güter jedoch nur begrenzt. Ökonomische Güter müssen erst produziert werden und gelten in der Regel auch als knappe Güter. Weitere Unterscheidungen richten sich nach Kriterien wie:

• Verwendungskonkurrenz:Öffentliche GüterIn erster Annäherung sind öffentliche Güter jene Güter, welche die öffentliche Hand aufgrund politischer Entscheidungen bereitstellt. Einige könnten auch durch private Anbieter zur Verfügung gestellt werden, andere jedoch weisen Ei-genschaften auf, die eine private Bereitstellung ausschließen. Diese letzte Gruppe sind die spezifischen öffentlichen Güter.

Diese spezifischen öffentlichen Güter zeichnen sich dadurch aus, dass zum einen das Ausschlussprinzip nicht greift. Es besagt, dass nur derjenige ein Gut nut-zen kann, der für die Nutzung bezahlt hat. Ist eine Nutzung auch ohne entspre-chende Zahlung möglich, tritt das Freerider- bzw. Trittbrettfahrer-Verhalten auf. Dieses Verhalten bezeichnet die Problematik, dass ein Gut von einem Wirt-schaftssubjekt genutzt wird, für das es nicht gezahlt hat. Ist ein solches Verhalten aber möglich, wird eine private Bereitstellung des Gutes nicht oder in einem zu geringen Umfang erfolgen. Zum anderen darf keine Nutzungskonkurrenz bzw. Rivalität im Konsum bestehen. Diese Rivalität bedeutet, dass jedermann ein Gut nutzen kann, ohne dessen Funktionstüchtigkeit zur Bedürfnisbefriedigung für andere zu beeinträchtigen. Als Beispiele seien die Verkehrsinfrastruktur oder die öffentliche Sicherheit genannt: Straßen und Plätze oder der Schutz durch Po-lizei und Militär stehen jedem gleichermaßen zur Verfügung.

ClubgüterBei Clubgütern ist das Ausschlussprinzip erfüllt, die Rivalität in der Nutzung ist partiell gegeben und hängt teilweise von Kapazitätsgrenzen ab. Die Mitglied-schaft in einem Tennisclub beispielsweise zeigt entsprechende Eigenschaften auf: Nur durch Zahlung eines Mitgliedsbeitrags darf der Tennisplatz genutzt werden. Je mehr Vereinsmitglieder, desto größer wird wegen der Kapazitätsbeschränkung die Nutzungskonkurrenz um den Platz.

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Meritorische GüterMeritorische Güter werden durch den Staat bereitgestellt und bedeuten einen Eingriff in die Konsumentensouveränität. In diesem Fall kann entweder das Aus-schlussprinzip nur auf einen nicht individuell zurechenbaren Teil des Nutzens angewandt werden oder derartige Güter stiften aus gesellschaftspolitischer Sicht einen Nutzen, werden von den Individuen selbst jedoch nicht ausreichend nach-gefragt. Beispiel für den ersten Aspekt sind subventionierte Theaterplätze, für den zweiten der Impfschutz.

Private GüterAlle marktfähigen Güter, die nicht öffentlich bereitgestellt werden, sind private Güter. Sie werden auf Märkten gehandelt, also angeboten und nachgefragt, und mit Marktpreisen versehen. Grundsätzlich gilt das Ausschlussprinzip, und die Rivalität im Konsum ist ebenfalls gegeben.

• VerwendungszweckKonsumgüterKonsumgüter sind generell alle Güter, die ein Haushalt erwirbt. Auch langfristig genutzte Güter wie der Kühlschrank, die Einbauküche oder das Auto sind als Konsumgüter zu bezeichnen, wenn sie von einem Haushalt erworben werden. Investitionsgüter werden definitionsgemäß von Haushalten nicht nachgefragt. Dies ist u. a. bei der Zuordnung und Errechnung der Volkswirtschaftlichen Ge-samtrechnung von Bedeutung.8

InvestitionsgüterInvestitionsgüter sind Anlagen wie Straßen oder Fabrikgebäude sowie Lagerbe-stände von bspw. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen. Ihr gemeinsames Kennzei-chen ist, dass sie selbst wiederum eingesetzt werden, um diverse Güter herzustel-len. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass in der Volkswirtschaftslehre (VWL) Investitionen als (Sach-)Kapital bezeichnet werden und diese wiederum als produzierte Produktionsgüter.

• VerwendungsdauerVerbrauchsgüterDer Begriff der Verbrauchsgüter bezeichnet Güter, die in einem einmaligen Konsum- oder Produktionsprozess als (eigenständiges) Gut untergehen. Die Beispiele reichen von Farbe, mit der eine Wand gestrichen wird, über eine Pizza bis zum Benzin.

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GebrauchsgüterGebrauchsgüter werden für Konsumzwecke häufiger oder im Produktionsprozess mehrmals eingesetzt, ohne als eigenständiges Gut unterzugehen. Beispiele sind der Kühlschrank und die HiFi-Anlage im Haushalt oder Maschinen in einer Fabrik.

• GüterbeziehungenSubstitutive GüterSubstitutive Güter sind Güter, die einander in ihren Eigenschaften bei der Be-dürfnisbefriedigung ähneln und sich daher gegenseitig ersetzen können. Bei-spiele hierfür sind unterschiedliche Weinsorten oder das Beziehungspaar Marga-rine und Butter. Steigt der Preis für eines dieser Güter, so weichen die Käufer in der Regel auf ein substitutives Gut aus, dessen Nachfrage damit steigt.

Komplementäre GüterKennzeichen komplementärer Güter ist, dass sie entweder nur gemeinsam her-gestellt (bspw. die Kuppelproduktion von verschiedenen Ölerzeugnissen wie Diesel und Benzin) oder gemeinsam genutzt werden können (bspw. Pfeife und Pfeifentabak). Komplementäre Güter ergänzen sich oder stiften nur in ihrem ge-meinsamen Gebrauch einen Nutzen. Einen Sonderfall stellen limitationale Gü-ter dar, die nur in einem bestimmten Einsatzverhältnis hergestellt bzw. verwen-det werden können (bspw. ein Motorrad mit zwei Reifen).

• StofflichkeitMaterielle GüterMaterielle Güter sind stofflich und greifbar. Auch die zu ihrer Herstellung getä-tigten Aufwendungen sind mess- bzw. zählbar und können damit bewertet wer-den (Herstellungskosten bzw. Preis).

Immaterielle GüterImmaterielle Güter sind nicht stofflich. Hierzu zählen als wichtigste Kategorie die Dienstleistungen, die nicht auf Vorrat hergestellt werden können, sondern direkt am oder für einen Kunden (wie die Frisörleistung) bzw. an einem Objekt (bspw. die Autoreparatur) erbracht werden. Weitere wichtige Güter dieser Art sind wirtschaftlich verwertete Rechte wie Patente oder Lizenzen. Auch Informa-tionen gehören zu den immateriellen Gütern und haben zudem die Besonder-heit, auch nach dem Verkauf an einen Kunden beim Verkäufer weiter als Wissen abrufbar zu sein. Software als eine andere Variante eröffnet die neue Kategorie der digitalen Güter: Diese existieren nicht primär als physisches Gut, sondern nur in elektronischer Form.

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• NachfrageverlaufIm Zentrum dieser Begriffsunterscheidung steht die Veränderung von Nachfrage und Angebot eines Gutes, wenn dessen Preis variiert.

Normale GüterAls normale Güter werden diejenigen Güter bezeichnet, die bei sinkendem Preis stärker nachgefragt und weniger angeboten werden bzw. bei steigendem Preis umgekehrt.

Inferiore und superiore Güter, Engel-Güter und SättigungsgüterWenn sich das Einkommen von Haushalten verändert, ändern sich i. d. R. auch Umfang und Art ihrer Nachfrage – einige Güter werden verstärkt konsumiert, andere dagegen weniger oder gar nicht mehr. Güter weisen ganz bestimmte Mu-ster auf, wie sich die Nachfrage von Haushalten in Abhängigkeit vom Haus-haltseinkommen verändert. Sinkt die Nachfrage nach einem Gut mit steigendem Haushaltseinkommen, handelt es sich um ein inferiores Gut. Steigt die Nachfrage hingegen überproportional an, werden die betreffenden Güter als superiore Güter und bei einer unterproportional zum Einkommen steigenden Nachfrage als En-gel-Güter bezeichnet. Die Nachfrage nach Sättigungsgütern hingegen ändert sich mit steigendem Einkommen nicht.

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Unterscheidungsmerkmal Güterbezeichnung Beispiel

Verwendungskonkurrenz Öffentliches Gut Straße, Sicherheit

Clubgut Fußballstadium

Privates Gut Mineralwasser

Verwendungszweck Konsumgut Milch, Brot, Computer

Investitionsgut Lastwagen, Fräsmaschine

Nutzungsdauer Gebrauchsgut Bücher, Bagger

Verbrauchsgut Milch, Hilfsstoffe

Güterbeziehung Substitutionsgut Leitungswasser und Mineral-wasser

Komplementärgut Pfeife und Tabak

Stofflichkeit Materielles Gut Bücher, Brot

Immaterielles Gut Rechte, Patente

Abbildung 1.3: Güterarten im Überblick

In Abbildung 1.3 werden die unterschiedlichen Güterbegriffe und ihre Abgren-zungskriterien noch einmal zusammengeführt. Das Beispiel des Kühlschranks machte es bereits deutlich: Die unterschiedlichen Begriffe, mit denen Güter be-legt werden können, schließen einander nicht aus. Oftmals kennzeichnen sie ein Gut aus verschiedenen Blickwinkeln und aus alternativen Verwendungszu-sammenhängen. Güter können sich auch in ihrer Knappheit verändern und so-mit vom freien Gut zu einem knappen Gut werden. Gerade im Umweltbereich kommt dies häufig vor, etwa bei sauberer Luft, bei Wasser oder freiem Boden. Wichtig ist zu wissen, dass die Einteilung eines Gutes als freies oder knappes Gut mit der Zeit und dem Ort variieren kann.

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Güter, die zur Produktion eingesetzt (Investitionsgüter), zu Konsumzwecken genutzt (Konsumgüter), einmalig verbraucht (Verbrauchsgüter) oder mehrmals verwendet (Gebrauchsgüter) werden, müssen i. d. R. zunächst hergestellt wer-den. Einzige Ausnahme sind die freien Güter. Die Herstellung von Gütern ist Aufgabe der Unternehmen, die hierzu Ressourcen bzw. Produktionsfaktoren (Input) einsetzen müssen. Als Produktionsfaktoren werden alle materiellen und immateriellen Mittel und Leistungen bezeichnet, die in die Produktion einge-hen. Bezeichnung und Einteilung dieser Ressourcen weichen in der Volkswirt-schaftslehre von den meist bekannten Kategorien der Betriebswirtschaftslehre (BWL) ab. Im weitesten Sinn sind Ressourcen die Bestände an den Produkti-onsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital. Im engeren Sinn sind nur die Rohstoffe und Energieträger gemeint. Boden und Arbeit gelten hier als ursprüngliche Pro-duktionsfaktoren, da sie ja nicht hergestellt werden. Kapital hingegen ist ein de-rivativer (abgeleiteter) Faktor, der erst durch einen Produktionsprozess entsteht.

Der Produktionsfaktor Boden erklärt sich durch seinen Begriff von allein: Es handelt sich hier in der Tat um die natürliche Ressource Grund und Boden, die vor allem im primären Sektor eine dominierende Rolle spielt. Der Begriff der Umweltgüter umfasst darüber hinaus auch die Teile der Natur, die bei der Pro-duktion verändert oder verbraucht werden, bspw. die Verschmutzung der Luft. Umweltgüter sind zudem Bodenschätze und die belebte Natur. Auch der Faktor Arbeit erschließt sich schnell, beinhaltet er doch die Zeit und die Fähigkeit, die Arbeitnehmer in den Produktionsprozess einbringen. Problematischer scheint der Begriff (Sach-)Kapital, handelt es sich hier doch keineswegs um Geld in Form von Scheinen und Münzen oder Krediten. Vielmehr ist Kapital in die-sem Zusammenhang der Sammelbegriff für alle produzierten Produktionsmittel in den schon bekannten Güterkategorien, also Investitionsgüter bzw. Ge- und Verbrauchsgüter für den Produktionsprozess. Welche Rolle das Geld seinerseits spielt, kann nur im Zusammenhang mit der Theorie geklärt werden, mit der die ökonomischen Zusammenhänge in einer Volkswirtschaft erklärt werden sollen.

Nach ihrer Herstellung wollen sämtliche Güter abgesetzt sein. Der Begriff Markt wird im Rahmen der volkswirtschaftlichen Theorien für den (virtuellen) Ort verwendet, an dem Angebot und Nachfrage nach den Produktionsfaktoren und den Produktionsergebnissen aufeinandertreffen und zu einem Ausgleich ge-bracht werden. Dementsprechend gibt es unterschiedliche Märkte, die ihre Be-zeichnung von den Objekten erhalten, die auf ihnen gehandelt werden. Zu den Faktormärkten gehört zum einen der Arbeitsmarkt, auf dem das Arbeitsange-bot der Haushalte und die Arbeitsnachfrage der Unternehmen aufeinandertref-fen. Zum anderen zählt dazu der Kapitalmarkt, auf dem Angebot und Nach-frage nach den produzierten Produktionsmitteln nachgezeichnet werden. Ein ei-

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genständiger Markt für Boden wird nicht modelliert. Neben den Faktormärkten gibt es den Gütermarkt als Ort von Angebot und Nachfrage nach den produ-zierten (Konsum-)Gütern. Werden alle Güter als homogen angesehen – sind sie also mit identischen Eigenschaften (Homogenität) ausgestattet –, wird nur ein Gütermarkt benötigt. Auf dem Geldmarkt sowie dem Wertpapiermarkt treffen Angebot und Nachfrage von Geld bzw. Wertpapieren aufeinander. Geld wird da-bei zum Erwerb von Gütern verwendet (Transaktionskasse), Wertpapiere hin-gegen werden nachgefragt, um zu spekulieren (Spekulationskasse).9

Wie Märkte zu ihrem Ausgleich gelangen und wie die Abhängigkeit zwischen ihnen gestaltet ist, erklären die beiden dargestellten grundlegenden Theorien von Neoklassik und Keynesianismus unterschiedlich.

Wie schon bei der Güterknappheit erwähnt, stehen Ressourcen nur begrenzt zur Bedürfnisbefriedigung zur Verfügung. Um dennoch einen möglichst großen Nutzen erreichen zu können, ist ein sparsamer und zielgerichteter Ressourcen-einsatz notwendig. Der zielgerichtete Ressourceneinsatz wird als Effektivität be-zeichnet: Ein Handeln ist dann effektiv, wenn es auf das Erreichen eines defi-nierten Ziels gerichtet ist. Dieser Aspekt ist unabhängig vom notwendigen Res-sourcenaufwand. Steht jedoch der Ressourcenaufwand im Blickpunkt, so wird die Effizienz betrachtet: Bei der Zielerreichung soll mit den eingesetzten Res-sourcen möglichst sparsam umgegangen werden. Effizienz setzt also Effektivität voraus und geht über sie hinaus. Ein frei wiedergegebenes Zitat bringt es auf folgenden Nenner: «Effizienz» heißt, die Dinge richtig tun, «Effektivität» heißt, die richtigen Dinge tun.10

In der Volkswirtschaftslehre spricht man von Effizienz, wenn eine bestimmte Allokation von Ressourcen die Wohlfahrt aller Mitglieder der Gesellschaft ma-ximiert. Diese Anforderung kann auch als ökonomisches Prinzip oder als Ratio-nalitätsprinzip in zwei Ausprägungen formuliert werden:

• Als Minimalprinzip beschreibt das Rationalitätsprinzip das Bestreben, ein gegebenes Ziel mit

dem geringstmöglichen Einsatz an Ressourcen zu erreichen, so etwa eine be-stimmte Gütermenge mit möglichst wenigen Ressourcen herzustellen;

• Als Maximalprinzip ausgedrückt bedeutet das Rationalitätsprinzip, mit gegebenen Mitteln einen

möglichst großen Output zu erreichen, bspw. die höchstmögliche Gütermen-ge bei gegebenem Input zu erstellen.

Das Rationalitätsprinzip zeigt sich bei den Wirtschaftssubjekten in unterschied-lichem Verhalten: Unternehmer versuchen, ihren Unternehmensgewinn zu ma-

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ximieren, während die Haushalte bestrebt sind, ihr Einkommen möglichst nut-zenmaximal auf die gewünschten Güter aufzuteilen.11 Der Homo oeconomicus ist der fiktive Prototyp, der ausschließlich nach diesem Prinzip handelt.

Gelingt es, die Verteilung (Allokation) der Ressourcen optimal auf die un-terschiedlichen Verwendungen auszurichten, kann ein Nutzenniveau erreicht werden, das sich nicht weiter steigern lässt. In solchen Fällen spricht man von einem Pareto-Optimum: In einem solchen Zustand lässt sich die Situation eines Wirtschaftssubjektes nur dann verbessern, wenn zumindest die eines anderen verschlechtert wird. Der Name geht auf den italienischen Ingenieur und Öko-nomen Vilfredo Federico Pareto (1848–1923) zurück, der die diesem Prinzip zu-grunde liegende Methode entwickelt hat.

Aber nicht nur im Fall des Pareto-Optimums beeinflussen sich die Hand-lungen der Wirtschaftssubjekte. Denn Produktion und Konsum können bei un-beteiligten Dritten grundsätzlich zu Vorteilen oder Nachteilen führen. Werden diese Vor- oder Nachteile der wirtschaftlichen Aktivitäten für Dritte nicht kom-pensiert, so liegen allgemein externe Effekte vor. Vorteile führen zu positiven externen Effekten, die auch als externe Erträge bezeichnet werden. Der unbetei-ligte Dritte erhält also einen Nutzen aus den Handlungen eines anderen, für den er nicht zahlen muss. Spielt der Student zur Entspannung in seinem Zimmer Trompete, kommen seine Nachbarn in den Genuss eines kostenlosen Konzerts (vorausgesetzt, er spielt gut). Im Fall negativer externer Effekte oder externer Kosten verursacht der Handelnde bei einem Dritten Nachteile, für die er nicht aufkommen muss. Beispiel hierfür ist die Inanspruchnahme der Umwelt, wenn ein Unternehmen ungeklärte Abwässer in den Fluss leitet, in dem ein Fischer seinen Fang einbringen will. Die Kompensation der externen Effekte kann da-durch erfolgen, dass Zahlungen vom Verursacher bzw. Nutznießer geleistet wer-den. Dieser Vorgang wird als Internalisierung externer Effekte bezeichnet und ordnet die jeweiligen Kosten und Erträge zu. Der Effekt selbst ist damit jedoch nicht beseitigt.

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2. Der Wirtschaftskreislauf als Analyserahmen

2.1 Das Grundmodell des Wirtschaftskreislaufs

Die Aktivitäten in einer Volkswirtschaft sind durch ein vielfältiges Beziehungs-geflecht gekennzeichnet, das alle Wirtschaftssubjekte auf die eine oder ande-re Art und Weise miteinander verbindet. So stellen Unternehmen Waren und Dienstleistungen bereit, die von Haushalten gekauft werden. Sie investieren und nehmen dafür Kredite von Banken in Anspruch, die ihrerseits letztlich durch das Sparen der Haushalte bereitgestellt werden. Der Staat erhebt Steuern. Wa-ren werden importiert und exportiert. Die Hypothesen und Aussagen, die die makroökonomische Theorie trifft und die im Laufe der Kapitel in ihren Grund-zügen aufgezeigt werden, basieren auf der Interpretation dieser volkswirtschaft-lichen Beziehungen im Rahmen eines Kreislaufsystems. Dieses Kreislaufsystem besteht aus der Gesamtheit aller klar definierten Transaktoren (in diesem Zu-sammenhang auch als Pole bezeichnet) und der zwischen ihnen in einer defi-nierten Zeitspanne vorgenommenen Transaktionen (auch Ströme genannt).

Erste Elemente des Beziehungsgeflechts der Wirtschaft wurden bereits im Rahmen der Begriffsbestimmung aufgezeigt – die unterschiedlichen Sektoren als aggregierte Transaktoren. Wie gesagt, hierzu zählen Haushalte, Unterneh-men, der Staat sowie das Ausland. Anhand einer einfachen Kreislaufdarstellung, die erste Zusammenhänge und Austauschprozesse darstellt, können die Transak-toren miteinander in Verbindung gebracht werden. Diese Form der Darstellung beginnt mit zwei Sektoren und wird sukzessive um weitere Sektoren und um die virtuellen Orte der Tauschprozesse (bspw. Güter- und Arbeitsmarkt) erweitert. Gleichzeitig werden die aufgezeigten Beziehungen mithilfe von Funktionsglei-chungen in mathematischer Form dargestellt.

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44 Das Grundmodell des Wirtschaftskreislaufs

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Abbildung 2.1: Kreislaufmodell einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne Staat

Als ersten Schritt zur Darstellung eines Beziehungsgeflechts zeigt die Abbildung 2.1 ein einfaches Kreislaufmodell, das von einer geschlossenen Wirtschaft aus-geht und von der Existenz des Staates abstrahiert. Die betrachteten Sektoren weisen eine bestimmte «Anfangsausstattung» auf: Die Haushalte sind von ihrer Anzahl, der durchschnittlichen Haushaltsgröße und ihrer sozio-demografischen Struktur (also Alter, Geschlecht, Bildung etc.) bestimmt. Die Unternehmen sind im Hinblick auf Branchenzugehörigkeit, Betriebsgröße, Produktionsprozess und anderem definiert. Beide Sektoren entfalten nun jeweils Nachfrage nach bestimmten Leistungen des anderen Sektors und bieten ihrerseits Leistungen an. Bei Bedarf werden im Folgenden stets die Abkürzungen (D = demand) für Angebot und (S = supply) für Nachfrage zur Kennzeichnung bspw. in grafischen Darstellungen oder als Index verwendet.12

Die Haushalte bieten den Unternehmen die Faktoren Arbeitskraft und Boden (bspw. als Gewerbefläche) an, die jene zur Produktion benötigen. Hierfür wer-den sie von den Unternehmen mit einem Faktoreinkommen (Y) in Form von Löhnen und Gehältern sowie der «Bodenrente» entlohnt. Dieses Einkommen verwenden die Haushalte vollständig, um zu Konsumzwecken Güter von den Unternehmen zu kaufen. Die Unternehmen erhalten hierfür die Konsumausga-ben (C) der privaten Haushalte. Aus diesen Einnahmen bezahlen die Unterneh-men die Faktorentlohnung und verwenden sie hierfür vollständig.

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Abbildung 2.1: Kreislaufmodell einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne Staat

Als ersten Schritt zur Darstellung eines Beziehungsgeflechts zeigt die Abbildung

2.1 ein einfaches Kreislaufmodell, das von einer geschlossenen Wirtschaft

ausgeht und von der Existenz des Staates abstrahiert. Die betrachteten Sektoren

weisen eine bestimmte „Anfangsausstattung“ auf: Die Haushalte sind von ihrer

Anzahl, der durchschnittlichen Haushaltsgröße und ihrer sozio-demografischen

Struktur (also Alter, Geschlecht, Bildung etc.) bestimmt. Die Unternehmen sind im

Hinblick auf Branchenzugehörigkeit, Betriebsgröße, Produktionsprozess und

anderem definiert. Beide Sektoren entfalten nun jeweils Nachfrage nach

bestimmten Leistungen des anderen Sektors und bieten ihrerseits Leistungen an.

Bei Bedarf werden im Folgenden stets die Abkürzungen (D = demand) für

Angebot und (S = supply) für Nachfrage zur Kennzeichnung bspw. in grafischen

Darstellungen oder als Index verwendet.12

Die Haushalte bieten den Unternehmen die Faktoren Arbeitskraft und Boden

(bspw. als Gewerbefläche) an, die jene zur Produktion benötigen. Hierfür werden

sie von den Unternehmen mit einem Faktoreinkommen (Y) in Form von Löhnen

und Gehältern sowie der „Bodenrente“ entlohnt. Dieses Einkommen verwenden

12 Eine Verwechslung mit dem Symbol S für Sparen ist ausgeschlossen, da S als supply immer nur als Indexierung in Gleichungen vorkommen kann.

Unternehmen

Faktoreinkommen (Y)

(Produktionsfaktoren)

Konsumausgaben (C)

(Konsumgüter) Haushalte

01 Albertshauser.indd 44 22.08.2007 8:49:31 Uhr

45Der Wirtschaftskreislauf als Analyserahmen

k

Abbildung 2.2: Güter- und Geldströme sowie Märkte im Kreislaufmodell

Damit ist nicht nur der Kreislauf geschlossen, sondern es zeigt sich auch, dass zwischen den Sektoren zwei Arten von Strömen bestehen: einerseits der Kreis-lauf der Güter, andererseits der Kreislauf des Geldes. In der Abbildung 2.2 wer-den diese beiden Ströme differenziert dargestellt. Dabei sind die Güterströme mit gestrichelten Linien, die Geldströme mit durchgezogenen Linien kenntlich gemacht. Der Austausch der Produktionsfaktoren bzw. Güter erfolgt dabei über die Märkte, die ebenfalls ins Kreislaufmodell eingeführt werden.

Geldströme und Güterströme bewegen sich zwangsläufig entgegengesetzt, da sie gegeneinander ausgetauscht werden. Nicht erfasst werden hier die Transakti-onen, die innerhalb der Sektoren stattfinden. Das vorgestellte Modell ist dadurch gekennzeichnet, dass die Summe aller zu den Polen zeigenden mit der Summe aller von ihnen wegführenden Ströme identisch ist. Damit entsprechen bei zwei Sektoren die Einnahmen eines Sektors den Ausgaben des anderen Sektors – und umgekehrt. Dies deckt sich mit der Ausgangsannahme, dass alle Faktoreinnahmen

19

die Haushalte vollständig, um zu Konsumzwecken Güter von den Unternehmen

zu kaufen. Die Unternehmen erhalten hierfür die Konsumausgaben (C) der

privaten Haushalte. Aus diesen Einnahmen bezahlen die Unternehmen die

Faktorentlohnung und verwenden sie hierfür vollständig.

Abbildung 2.2: Güter- und Geldströme sowie Märkte im Kreislaufmodell

Damit ist nicht nur der Kreislauf geschlossen, sondern es zeigt sich auch, dass

zwischen den Sektoren zwei Arten von Strömen bestehen: einerseits der

Kreislauf der Güter, andererseits der Kreislauf des Geldes. In der Abbildung 2.2

werden diese beiden Ströme differenziert dargestellt. Dabei sind die Güterströme

mit gestrichelten Linien, die Geldströme mit durchgezogenen Linien kenntlich

gemacht. Der Austausch der Produktionsfaktoren bzw. Güter erfolgt dabei über

die Märkte, die ebenfalls ins Kreislaufmodell eingeführt werden.

Geldströme und Güterströme bewegen sich zwangsläufig entgegengesetzt, da sie

gegeneinander ausgetauscht werden. Nicht erfasst werden hier die

Transaktionen, die innerhalb der Sektoren stattfinden. Das vorgestellte Modell ist

Haushalte Unternehmen

Geldströme Güterströme

von Bezug Faktorleistungen

Kauf von Gütern

Verkauf von GüternGütermärkte:

- Konsumgüter

Ausgaben

Einkommen

Einnahmen

Ausgaben

Angebot von Faktorleistungen

Faktormarkt: - Arbeit - Boden

19

die Haushalte vollständig, um zu Konsumzwecken Güter von den Unternehmen

zu kaufen. Die Unternehmen erhalten hierfür die Konsumausgaben (C) der

privaten Haushalte. Aus diesen Einnahmen bezahlen die Unternehmen die

Faktorentlohnung und verwenden sie hierfür vollständig.

Abbildung 2.2: Güter- und Geldströme sowie Märkte im Kreislaufmodell

Damit ist nicht nur der Kreislauf geschlossen, sondern es zeigt sich auch, dass

zwischen den Sektoren zwei Arten von Strömen bestehen: einerseits der

Kreislauf der Güter, andererseits der Kreislauf des Geldes. In der Abbildung 2.2

werden diese beiden Ströme differenziert dargestellt. Dabei sind die Güterströme

mit gestrichelten Linien, die Geldströme mit durchgezogenen Linien kenntlich

gemacht. Der Austausch der Produktionsfaktoren bzw. Güter erfolgt dabei über

die Märkte, die ebenfalls ins Kreislaufmodell eingeführt werden.

Geldströme und Güterströme bewegen sich zwangsläufig entgegengesetzt, da sie

gegeneinander ausgetauscht werden. Nicht erfasst werden hier die

Transaktionen, die innerhalb der Sektoren stattfinden. Das vorgestellte Modell ist

Haushalte Unternehmen

Geldströme Güterströme

von Bezug Faktorleistungen

Kauf von Gütern

Verkauf von GüternGütermärkte:

- Konsumgüter

Ausgaben

Einkommen

Einnahmen

Ausgaben

Angebot von Faktorleistungen

Faktormarkt: - Arbeit - Boden

01 Albertshauser.indd 45 22.08.2007 8:49:32 Uhr

4� Das Grundmodell des Wirtschaftskreislaufs

der Haushalte als Konsumausgaben verwendet und alle Einnahmen aus Güterver-käufen der Unternehmen für die Entlohnung der Faktoren ausgegeben werden.

Dies hat eine weitere Konsequenz: Da nur konsumiert und nicht gespart wird und auch der Kapitalstock konstant bleibt (bspw. keine Abnutzungserschei-nungen von Maschinen in den Unternehmen auftreten), verändert sich die Sum-me der Ströme nicht. Es handelt sich um eine stationäre Wirtschaft. Als Glei-chung geschrieben, lautet das beschriebene Beziehungsgefüge zwischen Haus-halten und Unternehmen:

Noch ein weiterer Zusammenhang erschließt sich aus diesem einfachen Kreis-laufmodell: Das Einkommen der Haushalte (Y) wird durch die Unternehmen gezahlt, die ihre Erlöse aus dem Verkauf ihres Produktionsvolumens erzielen, das ebenfalls mit Y abgekürzt wird. Damit steht Y sowohl für das Einkommen (einer betrachteten Volkswirtschaft) als auch für das gesamte Produktionsvolumen die-ser Volkswirtschaft und es gilt:

Dies bedeutet nichts anderes, als dass in einer geschlossenen Volkswirtschaft das Einkommen dem Produktionsvolumen entspricht.

Nun werden einige der getroffenen Annahmen sukzessive verändert, als Erstes die wirklichkeitsfremde Annahme einer stationären Wirtschaft. Schon die Sek-toren selbst verändern ihre Zusammensetzung: Zahl und Größe der Haushalte variiert bspw. durch Abwanderung, Tod oder Geburt, das Arbeitsangebot verrin-gert sich etwa durch den Eintritt in den Ruhestand. Unternehmen gründen sich und schließen, neue Branchen entstehen. Ein weiterer Grund, diese Restrikti-on aufzugeben, liegt in der nutzungsbedingten Verringerung des Kapitalstocks: Die zur Produktion verwendeten Maschinen veralten, müssen repariert oder er-setzt werden. Unter den bisherigen Annahmen besteht dazu jedoch keine Mög-lichkeit, sodass sich der Kapitalstock fortlaufend verkleinert und mit ihm die Produktionsmöglichkeiten der Unternehmen sinken. Mit sinkender Produktion werden weniger Faktoren benötigt und die Haushalte erhalten entsprechend we-niger Entlohnung. Die Konsumausgaben verringern sich, die Erlöse der Unter-nehmen sinken, eine Abwärtsspirale setzt ein.

Wie aus der BWL bekannt, nutzt auch die Makroökonomie das Konzept der Abschreibungen, um den beschriebenen Wertverlust abzubilden. Um die Ver-

20

dadurch gekennzeichnet, dass die Summe aller zu den Polen zeigenden mit der

Summe aller von ihnen wegführenden Ströme identisch ist. Damit entsprechen

bei zwei Sektoren die Einnahmen eines Sektors den Ausgaben des anderen

Sektors – und umgekehrt. Dies deckt sich mit der Ausgangsannahme, dass alle

Faktoreinnahmen der Haushalte als Konsumausgaben verwendet und alle

Einnahmen aus Güterverkäufen der Unternehmen für die Entlohnung der

Faktoren ausgegeben werden.

Dies hat eine weitere Konsequenz: Da nur konsumiert und nicht gespart wird und

auch der Kapitalstock konstant bleibt (bspw. keine Abnutzungserscheinungen von

Maschinen in den Unternehmen auftreten), verändert sich die Summe der Ströme

nicht. Es handelt sich um eine stationäre Wirtschaft. Als Gleichung geschrieben,

lautet das beschriebene Beziehungsgefüge zwischen Haushalten und

Unternehmen:

(1) CY .

Noch ein weiterer Zusammenhang erschließt sich aus diesem einfachen

Kreislaufmodell: Das Einkommen der Haushalte (Y) wird durch die Unternehmen

gezahlt, die ihre Erlöse aus dem Verkauf ihres Produktionsvolumens erzielen, das

ebenfalls mit Y abgekürzt wird. Damit steht Y sowohl für das Einkommen (einer

betrachteten Volkswirtschaft) als auch für das gesamte Produktionsvolumen

dieser Volkswirtschaft und es gilt:

(2) YY .

Dies bedeutet nichts anderes, als dass in einer geschlossenen Volkswirtschaft

das Einkommen dem Produktionsvolumen entspricht.

Nun werden einige der getroffenen Annahmen sukzessive verändert, als Erstes

die wirklichkeitsfremde Annahme einer stationären Wirtschaft. Schon die

Sektoren selbst verändern ihre Zusammensetzung: Zahl und Größe der

Haushalte variiert bspw. durch Abwanderung, Tod oder Geburt, das

Arbeitsangebot verringert sich etwa durch den Eintritt in den Ruhestand. 20

dadurch gekennzeichnet, dass die Summe aller zu den Polen zeigenden mit der

Summe aller von ihnen wegführenden Ströme identisch ist. Damit entsprechen

bei zwei Sektoren die Einnahmen eines Sektors den Ausgaben des anderen

Sektors – und umgekehrt. Dies deckt sich mit der Ausgangsannahme, dass alle

Faktoreinnahmen der Haushalte als Konsumausgaben verwendet und alle

Einnahmen aus Güterverkäufen der Unternehmen für die Entlohnung der

Faktoren ausgegeben werden.

Dies hat eine weitere Konsequenz: Da nur konsumiert und nicht gespart wird und

auch der Kapitalstock konstant bleibt (bspw. keine Abnutzungserscheinungen von

Maschinen in den Unternehmen auftreten), verändert sich die Summe der Ströme

nicht. Es handelt sich um eine stationäre Wirtschaft. Als Gleichung geschrieben,

lautet das beschriebene Beziehungsgefüge zwischen Haushalten und

Unternehmen:

(1) CY .

Noch ein weiterer Zusammenhang erschließt sich aus diesem einfachen

Kreislaufmodell: Das Einkommen der Haushalte (Y) wird durch die Unternehmen

gezahlt, die ihre Erlöse aus dem Verkauf ihres Produktionsvolumens erzielen, das

ebenfalls mit Y abgekürzt wird. Damit steht Y sowohl für das Einkommen (einer

betrachteten Volkswirtschaft) als auch für das gesamte Produktionsvolumen

dieser Volkswirtschaft und es gilt:

(2) YY .

Dies bedeutet nichts anderes, als dass in einer geschlossenen Volkswirtschaft

das Einkommen dem Produktionsvolumen entspricht.

Nun werden einige der getroffenen Annahmen sukzessive verändert, als Erstes

die wirklichkeitsfremde Annahme einer stationären Wirtschaft. Schon die

Sektoren selbst verändern ihre Zusammensetzung: Zahl und Größe der

Haushalte variiert bspw. durch Abwanderung, Tod oder Geburt, das

Arbeitsangebot verringert sich etwa durch den Eintritt in den Ruhestand.

01 Albertshauser.indd 46 22.08.2007 8:49:32 Uhr

47Der Wirtschaftskreislauf als Analyserahmen

ringerung des Kapitalstocks zu kompensieren, sind Aufwendungen nötig, die als Investitionen bezeichnet werden. Für den Erhalt der Produktionsmöglichkeiten der Ausgangslage müssen Investitionen in derselben Höhe wie die Abschrei-bungen getätigt werden (Ersatzinvestitionen). Sollen die Produktionsmöglich-keiten wachsen, sind entsprechend höhere Investitionen (Nettoinvestitionen) erforderlich. Die Summe aus Ersatz- und Nettoinvestitionen wird als Bruttoin-vestitionen bezeichnet. Durch die Berücksichtigung von Investitionen kann eine dynamische Wirtschaft abgebildet werden.

2.2 Dynamische Wirtschaft und weitere Akteure

Investitionen setzen finanzielle Möglichkeiten voraus, die im bisher ausgeführten Modell nicht vorhanden waren. Dort verwenden die Unternehmen alle Einnah-men zur Faktorentlohnung und produzierten zudem nur Konsum-, jedoch kei-ne Investitionsgüter. Die Haushalte verwenden folgerichtig alle Einnahmen zu Konsumzwecken. Jedoch sind sie diejenigen, welche die für Investitionen benö-tigten Mittel zur Verfügung stellen können. Hierzu müssen sie vorübergehend auf Konsum verzichten, mit anderen Worten: Sie müssen sparen. Damit sind an dieser Stelle Sparen und Investieren als weitere Handlungsmöglichkeiten der be-trachteten Sektoren einzuführen.

Sparen (S) bedeutet also Konsumverzicht. Investieren bedeutet die Verwen-dung dieser Mittel zum Aufbau von Sachkapital. Bisher verwenden die Haus-halte ihr Einkommen vollständig für den Konsum, wie Gleichung (1) zeigt. Bei der noch immer gültigen Betrachtung in einer Periode und der stationären Wirtschaft als Ausgangslage steht den Haushalten weiterhin Y als Einkommen zur Verfügung, sodass diese nun entscheiden müssen, wie sie dieses Einkom-men zwischen Konsum und Sparen (Konsumverzicht) aufteilen.13 Diese Ein-kommensverwendung kann als Einkommensverwendungsgleichung geschrie-ben werden:

Auch Gleichung (1) kann auf die alternative Einkommensverwendung hin so interpretiert werden, dass die Wahl zugunsten eines vollständigen Verzichts auf Sparen (S = 0) ausgefallen ist. In dieser Entscheidungssituation kommt wiede-rum das ökonomische Grundproblem der Knappheit und einer Aufteilung der vorhandenen Ressourcen auf alternative Verwendungen (Allokation) zum Tra-gen. Die Konsequenz, bei einer Wahl auf die Alternative verzichten zu müssen, wird mit dem Begriff der Opportunitätskosten beschrieben. Es handelt sich da-

22

Sparen (S) bedeutet also Konsumverzicht. Investieren bedeutet die Verwendung

dieser Mittel zum Aufbau von Sachkapital. Bisher verwenden die Haushalte ihr

Einkommen vollständig für den Konsum, wie Gleichung (1) zeigt. Bei der noch

immer gültigen Betrachtung in einer Periode und der stationären Wirtschaft als

Ausgangslage steht den Haushalten weiterhin Y als Einkommen zur Verfügung,

sodass diese nun entscheiden müssen, wie sie dieses Einkommen zwischen

Konsum und Sparen (Konsumverzicht) aufteilen.13 Diese

Einkommensverwendung kann als Einkommensverwendungsgleichung

geschrieben werden:

(3) SCY .

Auch Gleichung (1) kann auf die alternative Einkommensverwendung hin so

interpretiert werden, dass die Wahl zugunsten eines vollständigen Verzichts auf

Sparen (S = 0) ausgefallen ist. In dieser Entscheidungssituation kommt wiederum

das ökonomische Grundproblem der Knappheit und einer Aufteilung der

vorhandenen Ressourcen auf alternative Verwendungen (Allokation) zum Tragen.

Die Konsequenz, bei einer Wahl auf die Alternative verzichten zu müssen, wird

mit dem Begriff der Opportunitätskosten beschrieben. Es handelt sich dabei nicht

um pekuniäre Kosten, also tatsächlich zu entrichtende Geldbeträge, sondern um

einen entgangenen Nutzen.

Die Ersparnisse sind der Teil des Einkommens, der nicht zu Ausgaben in Folge

der Nachfrage nach Konsumgütern führt. Die Entscheidung der Haushalte zum

Konsumverzicht hat Auswirkungen für die Unternehmen: Sie zahlen weiterhin ihre

gesamten Erlöse als Faktorentlohnung an die Haushalte, setzen an diese jetzt

aber weniger Güter ab. Diese entstehende „Lücke“ kann durch zwei

Überlegungen geschlossen werden: Die Unternehmen produzieren weiterhin in

gleichem Umfang, für den sie auch den bisherigen Faktoreinsatz benötigen. Dies

erklärt, weshalb sie weiterhin das vollständige Faktorentgelt zahlen. Die nicht

verkaufte Gütermenge wird auf Lager produziert (un-)freiwillige Lagerhaltung),14

13 Die Überlegungen der Haushalte, die zu dieser Entscheidung beitragen, werden in Kapitel 5 und Kapitel 6 näher erläutert. 14 Hier klingen erste Überlegungen an, denen bei der Darstellung der Theorien von Keynes eine bedeutende Rolle zukommen.

01 Albertshauser.indd 47 22.08.2007 8:49:33 Uhr

4� Dynamische Wirtschaft und weitere Akteure

bei nicht um pekuniäre Kosten, also tatsächlich zu entrichtende Geldbeträge, sondern um einen entgangenen Nutzen.

Die Ersparnisse sind der Teil des Einkommens, der nicht zu Ausgaben in Fol-ge der Nachfrage nach Konsumgütern führt. Die Entscheidung der Haushalte zum Konsumverzicht hat Auswirkungen für die Unternehmen: Sie zahlen wei-terhin ihre gesamten Erlöse als Faktorentlohnung an die Haushalte, setzen an diese jetzt aber weniger Güter ab. Diese entstehende «Lücke» kann durch zwei Überlegungen geschlossen werden: Die Unternehmen produzieren weiterhin in gleichem Umfang, für den sie auch den bisherigen Faktoreinsatz benötigen. Dies erklärt, weshalb sie weiterhin das vollständige Faktorentgelt zahlen. Die nicht verkaufte Gütermenge wird auf Lager produziert ([un-]freiwillige Lager-haltung),14 was als Investition (I) interpretiert wird.15 Formal ist dieser Zusam-menhang einfach zu fassen als:

Zum gleichen Resultat führt die zweite Überlegung: Unternehmen produzieren neben Konsumgütern auch Investitionsgüter, die im Unternehmenssektor ver-bleiben. Dieser Erklärungsansatz liefert die Einkommensentstehungsgleichung, da die Unternehmen nun Einnahmen erzielen durch den Verkauf von Konsum-gütern (C) sowie durch Investitionsgüter, die als Nettoinvestitionen (I) zu be-greifen sind:

Das Y kann auch durch die Einkommensverwendungsgleichung (3) ersetzt wer-den:

Auch hier erschließt sich durch Streichen des notwendigerweise auf beiden Sei-ten der Gleichung identischen Konsums die Gleichung (4) mit der Identität von Sparen und Investition. Das nachfolgende Beispiel (vgl. Abb. 2.3) verdeutlicht die Zusammenhänge noch einmal und verwendet dabei die aus der BWL be-kannte Darstellung in Form von T-Konten. Dabei steht generell die Einkom-mensentstehung auf der rechten Seite, die Einkommensverwendung auf der lin-ken Seite.

23

was als Investition (I) interpretiert wird.15 Formal ist dieser Zusammenhang

einfach zu fassen als:

(4) IS .

Zum gleichen Resultat führt die zweite Überlegung: Unternehmen produzieren

neben Konsumgütern auch Investitionsgüter, die im Unternehmenssektor

verbleiben. Dieser Erklärungsansatz liefert die

Einkommensentstehungsgleichung, da die Unternehmen nun Einnahmen erzielen

durch den Verkauf von Konsumgütern (C) sowie durch Investitionsgüter, die als

Nettoinvestitionen (I) zu begreifen sind:

(5) ICY .

Das Y kann auch durch die Einkommensverwendungsgleichung (3) ersetzt

werden:

(6) ICSC .

Auch hier erschließt sich durch Streichen des notwendigerweise auf beiden

Seiten der Gleichung identischen Konsums die Gleichung (4) mit der Identität von

Sparen und Investition. Das nachfolgende Beispiel (vgl. Abb. 2.3) verdeutlicht die

Zusammenhänge noch einmal und verwendet dabei die aus der BWL bekannte

Darstellung in Form von T-Konten. Dabei steht generell die

Einkommensentstehung auf der rechten Seite, die Einkommensverwendung auf

der linken Seite.

15 Diese auf den ersten Blick unbefriedigende Herleitung gewinnt an Plausibilität, wenn man sich vorstellt, dass Unternehmen auf Vorrat produzieren, da sie einen hohen Absatz erwarten, den sie sonst im laufenden Produktionsprozess nicht befriedigen könnten.

23

was als Investition (I) interpretiert wird.15 Formal ist dieser Zusammenhang

einfach zu fassen als:

(4) IS .

Zum gleichen Resultat führt die zweite Überlegung: Unternehmen produzieren

neben Konsumgütern auch Investitionsgüter, die im Unternehmenssektor

verbleiben. Dieser Erklärungsansatz liefert die

Einkommensentstehungsgleichung, da die Unternehmen nun Einnahmen erzielen

durch den Verkauf von Konsumgütern (C) sowie durch Investitionsgüter, die als

Nettoinvestitionen (I) zu begreifen sind:

(5) ICY .

Das Y kann auch durch die Einkommensverwendungsgleichung (3) ersetzt

werden:

(6) ICSC .

Auch hier erschließt sich durch Streichen des notwendigerweise auf beiden

Seiten der Gleichung identischen Konsums die Gleichung (4) mit der Identität von

Sparen und Investition. Das nachfolgende Beispiel (vgl. Abb. 2.3) verdeutlicht die

Zusammenhänge noch einmal und verwendet dabei die aus der BWL bekannte

Darstellung in Form von T-Konten. Dabei steht generell die

Einkommensentstehung auf der rechten Seite, die Einkommensverwendung auf

der linken Seite.

15 Diese auf den ersten Blick unbefriedigende Herleitung gewinnt an Plausibilität, wenn man sich vorstellt, dass Unternehmen auf Vorrat produzieren, da sie einen hohen Absatz erwarten, den sie sonst im laufenden Produktionsprozess nicht befriedigen könnten. 23

was als Investition (I) interpretiert wird.15 Formal ist dieser Zusammenhang

einfach zu fassen als:

(4) IS .

Zum gleichen Resultat führt die zweite Überlegung: Unternehmen produzieren

neben Konsumgütern auch Investitionsgüter, die im Unternehmenssektor

verbleiben. Dieser Erklärungsansatz liefert die

Einkommensentstehungsgleichung, da die Unternehmen nun Einnahmen erzielen

durch den Verkauf von Konsumgütern (C) sowie durch Investitionsgüter, die als

Nettoinvestitionen (I) zu begreifen sind:

(5) ICY .

Das Y kann auch durch die Einkommensverwendungsgleichung (3) ersetzt

werden:

(6) ICSC .

Auch hier erschließt sich durch Streichen des notwendigerweise auf beiden

Seiten der Gleichung identischen Konsums die Gleichung (4) mit der Identität von

Sparen und Investition. Das nachfolgende Beispiel (vgl. Abb. 2.3) verdeutlicht die

Zusammenhänge noch einmal und verwendet dabei die aus der BWL bekannte

Darstellung in Form von T-Konten. Dabei steht generell die

Einkommensentstehung auf der rechten Seite, die Einkommensverwendung auf

der linken Seite.

15 Diese auf den ersten Blick unbefriedigende Herleitung gewinnt an Plausibilität, wenn man sich vorstellt, dass Unternehmen auf Vorrat produzieren, da sie einen hohen Absatz erwarten, den sie sonst im laufenden Produktionsprozess nicht befriedigen könnten.

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4�Der Wirtschaftskreislauf als Analyserahmen

k

Abbildung 2.3: Identität von Sparen und Investition

Beispiel:

Die Haushalte verzichten darauf, 10% ihres verfügbaren Einkommens in Höhe von 3000 Geldein-heiten (GE) zu konsumieren, und legen es bspw. für die Altersvorsorge zurück. In der gleichen Perio-de beabsichtigen die Unternehmen eine Ausweitung ihres Kapitalstocks und planen dafür Nettoin-vestitionen in Höhe von 300 GE.16

Dieser Aspekt von Sparen und Investieren als eine weitere Art von Transakti-onen zwischen den Sektoren ist nun in die Kreislaufdarstellung zu integrieren. Wie schon das Beispiel gezeigt hat, ist eine Austauschstelle nötig, die Sparen und Investieren abgleicht und den Zugriff der Sektoren ermöglicht. Institutionell ist sicher ein direkter Austausch von Haushalten und Unternehmen im Einzelfall denkbar, i. d. R. treten Banken, Versicherungen, Kapitalgesellschaften und an-dere Finanzinstitutionen auf den Plan.

Für die Kreislaufdarstellung wird hierfür neben den bisherigen institutio-nellen Sektoren ein funktioneller Sektor «Vermögensänderungen» eingeführt. Im Rückgriff auf die bisherigen Ausführungen werden hier Abschreibungen ver-bucht und die Ersparnisse der Haushalte als Finanzmittel für die Investitionen an die Unternehmen weitergereicht. Finanzkapital (Ersparnisse) wird so über diesen Sektor somit in Sachkapital (Maschinen, Anlagen usw.) umgewandelt. Abbildung 2.4 zeigt die Geld- und Güterströme zwischen den Sektoren auf.

24

Abbildung 2.3: Identität von Sparen und Investition

Beispiel: Die Haushalte verzichten darauf, 10% ihres verfügbaren Einkommens in Höhe von 3000

Geldeinheiten (GE) zu konsumieren, und legen es bspw. für die Altersvorsorge zurück.

In der gleichen Periode beabsichtigen die Unternehmen eine Ausweitung ihres

Kapitalstocks und planen dafür Nettoinvestitionen in Höhe von 300 GE. 16

Dieser Aspekt von Sparen und Investieren als eine weitere Art von Transaktionen

zwischen den Sektoren ist nun in die Kreislaufdarstellung zu integrieren. Wie

schon das Beispiel gezeigt hat, ist eine Austauschstelle nötig, die Sparen und

Investieren abgleicht und den Zugriff der Sektoren ermöglicht. Institutionell ist

sicher ein direkter Austausch von Haushalten und Unternehmen im Einzelfall

denkbar, i. d. R. treten Banken, Versicherungen, Kapitalgesellschaften und

andere Finanzinstitutionen auf den Plan.

Für die Kreislaufdarstellung wird hierfür neben den bisherigen institutionellen

Sektoren ein funktioneller Sektor „Vermögensänderungen“ eingeführt. Im

Rückgriff auf die bisherigen Ausführungen werden hier Abschreibungen verbucht

und die Ersparnisse der Haushalte als Finanzmittel für die Investitionen an die

16 Hier wird vorausgesetzt, dass bereits ex ante (im Voraus) die beiden Größen identisch sind; eine eher unrealistische Annahme. In der Regel wird es zu einem Ungleichgewicht zwischen beiden geplanten Größen kommen.

300(S)

3000(Y)

Haushalte

2700(C)

2700(C)

300(I)

3000(Y)

Unternehmen

Vermögensänderungen

300 300

01 Albertshauser.indd 49 22.08.2007 8:49:34 Uhr

50 Dynamische Wirtschaft und weitere Akteure

k

Abbildung 2.4: Erweitertes Kreislaufmodell einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne Staat

Neben den originären Produktionsfaktoren Arbeit und Boden steht den Unter-nehmen nun Sachkapital (produzierte Produktionsfaktoren) als derivativer Pro-duktionsfaktor zur Verfügung. Für die Bereitstellung des notwendigen Geldka-pitals in Form der Ersparnisse erhalten die Haushalte Zinsen als weiteres Fakto-reinkommen. Setzen die Unternehmen Sachkapital ein, wandelt sich die statio-näre Volkswirtschaft zu einer dynamischen Volkswirtschaft; ob diese nun auch wächst, ist abhängig vom Verhältnis zwischen Bruttoinvestitionen und Abschrei-bungen, wie in der Abbildung 2.5 gezeigt. Nur wenn die Abschreibungen klei-ner als die Bruttoinvestitionen und damit die Nettoinvestitionen positiv sind, handelt es sich um eine wachsende Wirtschaft. Die Zusammenhänge zwischen Investition und Wirtschaftswachstum im Überblick:

25

Unternehmen weitergereicht. Finanzkapital (Ersparnisse) wird so über diesen

Sektor somit in Sachkapital (Maschinen, Anlagen usw.) umgewandelt. Abbildung

2.4 zeigt die Geld- und Güterströme zwischen den Sektoren auf.

Abbildung 2.4: Erweitertes Kreislaufmodell einer geschlossenen Volkswirtschaft

ohne Staat

Neben den originären Produktionsfaktoren Arbeit und Boden steht den

Unternehmen nun Sachkapital (produzierte Produktionsfaktoren) als derivativer

Produktionsfaktor zur Verfügung. Für die Bereitstellung des notwendigen

Geldkapitals in Form der Ersparnisse erhalten die Haushalte Zinsen als weiteres

Faktoreinkommen. Setzen die Unternehmen Sachkapital ein, wandelt sich die

stationäre Volkswirtschaft zu einer dynamischen Volkswirtschaft; ob diese nun

auch wächst, ist abhängig vom Verhältnis zwischen Bruttoinvestitionen und

Abschreibungen, wie in der Abbildung 2.5 gezeigt. Nur wenn die Abschreibungen

kleiner als die Bruttoinvestitionen und damit die Nettoinvestitionen positiv sind,

handelt es sich um eine wachsende Wirtschaft. Die Zusammenhänge zwischen

Investition und Wirtschaftswachstum im Überblick:

Ersp

arni

s (S)

Haushalte

Unternehmen

Konsumausgaben (C)

Zufluss an Konsumgütern

Angebot an Faktorleistungen

Faktoreinkommen (Y)

VermögensänderungenBruttoinvestitionen

Abschreibungen

01 Albertshauser.indd 50 22.08.2007 8:49:34 Uhr

51Der Wirtschaftskreislauf als Analyserahmen

k

Abbildung 2.5: Bruttoinvestitionen und Wirtschaftswachstum

In einem weiteren Schritt wird nun der Staat als Teilnehmer im Beziehungsge-flecht einer Volkswirtschaft integriert. Denn in jeder modernen Wirtschaft übt der Staat17 durch eine aktive Wirtschaftspolitik mehr oder weniger vielfältigen Einfluss aus,18 der durch die Staatsquote gemessen werden kann. Die Staats-quote gibt das Verhältnis der Ausgaben aller Gebietskörperschaften zum Brut-toinlandsprodukt an, legt damit die Inanspruchnahme der gesamten Volkswirt-schaft durch den Staat offen. In der Bundesrepublik Deutschland liegt sie derzeit bei 46,8%.19 Der Staat tritt in unterschiedlicher Gestalt auf, die entweder den Handlungsmustern von Haushalten oder jenen von Unternehmen folgt oder eigenständige Formen annimmt. Die generellen Handlungsmuster des Staates werden in vereinfachender Form in Abbildung 2.6 dargestellt, wobei die Geld- und Güterströme nicht mehr getrennt aufgezeigt werden.

k

Abbildung 2.6: Kreislaufmodell einer geschlossenen Volkswirtschaft mit Staat26

Abbildung 2.5: Bruttoinvestitionen und Wirtschaftswachstum

In einem weiteren Schritt wird nun der Staat als Teilnehmer im

Beziehungsgeflecht einer Volkswirtschaft integriert. Denn in jeder modernen

Wirtschaft übt der Staat17 durch eine aktive Wirtschaftspolitik mehr oder weniger

vielfältigen Einfluss aus,18 der durch die Staatsquote gemessen werden kann. Die

Staatsquote gibt das Verhältnis der Ausgaben aller Gebietskörperschaften zum

Bruttoinlandsprodukt an, legt damit die Inanspruchnahme der gesamten

Volkswirtschaft durch den Staat offen. In der Bundesrepublik Deutschland liegt sie

derzeit bei 46,8%.19 Der Staat tritt in unterschiedlicher Gestalt auf, die entweder

den Handlungsmustern von Haushalten oder jenen von Unternehmen folgt oder

eigenständige Formen annimmt. Die generellen Handlungsmuster des Staates

werden in vereinfachender Form in Abbildung 2.6 dargestellt, wobei die Geld- und

Güterströme nicht mehr getrennt aufgezeigt werden.

Der Staat kauft von Unternehmen Güter ein, die er entweder verbraucht oder

investiert. Nichtinvestive Ausgaben werden analog zu den Haushalten als

Staatskonsum oder Staatsverbrauch bezeichnet und sind in der Grafik

aufgenommen. Als Beispiel für die Möglichkeiten exakter Kennzeichnung wurden

sie mit (CSt) abgekürzt. Andererseits produziert der Staat öffentliche und private

Güter und stellt Dienstleistungen bereit. Hier handelt er in Analogie zum

Unternehmenssektor und zahlt Faktorentgelte an die Haushalte. Für den Verkauf

seiner Güter kann er Einnahmen erzielen und finanziert sich zudem über den

17 Gebietskörperschaften und Nebenfiski. 18 Vergleiche dazu die Ausführungen in Kapitel 9. 19 Stand November 2006; Quelle: Statistisches Bundesamt 2006; http://www.destatis.de/basis/d/fist/fist028.php.

Nettoinvestitionen (IN) = Bruttoinvestitionen (IB) – Abschreibungen (Ab)

IB – Ab < 0IB – Ab = 0 IB – Ab > 0

< 0 = 0 > 0

schrumpfende Wirtschaft stationäre Wirtschaft wachsende Wirtschaft

Nettoinvestition: Wirtschaftswachstum: Bezeichnung:

27

Einzug von Steuern, Gebühren und Abgaben von Haushalten und Unternehmen.

Darüber hinaus leistet er Transferzahlungen sowohl an die Haushalte in Form von

Wohngeld oder Renten - als auch an die Unternehmen in Form von

Subventionen. Transferzahlungen sind Einkommensübertragungen, die ohne

direkte ökonomische Gegenleistung gezahlt werden. Dieser Mechanismus der

Einkommensverteilung wird als Umverteilung bezeichnet und ist eine Variable der

Wirtschaftspolitik.

Abbildung 2.6: Kreislaufmodell einer geschlossenen Volkswirtschaft mit Staat

Auch die Transaktionen der bisher betrachteten Sektoren müssen entsprechend

ergänzt werden: Die Haushalte stellen dem Staat Produktionsfaktoren zur

Verfügung, für die sie entlohnt werden, zahlen Steuern und andere Abgaben,

beziehen von ihm Güter und Dienstleistungen und erhalten Transferzahlungen.

Auch die Unternehmen stehen in einem vergleichbaren Beziehungsgeflecht an

Transaktionen.

Kennzeichen der aktuellen Wirtschaftssituation ist die enge Verflechtung der

Volkswirtschaften untereinander in einem arbeitsteiligen Prozess und einem

gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis, die mit dem Wort Globalisierung belegt

ist. Gerade die Bundesrepublik Deutschland (BRD) gilt als exportorientiert. Der

Ersp

arni

s (S)

In

vest

ition

en (I

)

Kon

sum

(C)

Fakt

orei

nkom

men

(Y)

Fakt

orei

nkom

men

(Y)

Steu

erza

hlun

gen

(T)

Tran

sfer

zahl

unge

n

Ersparnis (S)

Steuerzahlungen (T)

Zahlungen für Güterkäufe (CSt)

Subventionen

Inve

stiti

onen

(I)

Haushalte

Unternehmen

Vermögensänderungen

Staat

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52 Dynamische Wirtschaft und weitere Akteure

Der Staat kauft von Unternehmen Güter ein, die er entweder verbraucht oder investiert. Nichtinvestive Ausgaben werden analog zu den Haushalten als Staats-konsum oder Staatsverbrauch bezeichnet und sind in der Grafik aufgenommen. Als Beispiel für die Möglichkeiten exakter Kennzeichnung wurden sie mit (C

St)

abgekürzt. Andererseits produziert der Staat öffentliche und private Güter und stellt Dienstleistungen bereit. Hier handelt er in Analogie zum Unternehmenssek-tor und zahlt Faktorentgelte an die Haushalte. Für den Verkauf seiner Güter kann er Einnahmen erzielen und finanziert sich zudem über den Einzug von Steuern, Gebühren und Abgaben von Haushalten und Unternehmen. Darüber hinaus lei-stet er Transferzahlungen sowohl an die Haushalte in Form von Wohngeld oder Renten als auch an die Unternehmen in Form von Subventionen. Transferzah-lungen sind Einkommensübertragungen, die ohne direkte ökonomische Gegen-leistung gezahlt werden. Dieser Mechanismus der Einkommensverteilung wird als Umverteilung bezeichnet und ist eine Variable der Wirtschaftspolitik.

Auch die Transaktionen der bisher betrachteten Sektoren müssen entsprechend ergänzt werden: Die Haushalte stellen dem Staat Produktionsfaktoren zur Ver-fügung, für die sie entlohnt werden, zahlen Steuern und andere Abgaben, be-ziehen von ihm Güter und Dienstleistungen und erhalten Transferzahlungen. Auch die Unternehmen stehen in einem vergleichbaren Beziehungsgeflecht an Transaktionen.

Kennzeichen der aktuellen Wirtschaftssituation ist die enge Verflechtung der Volkswirtschaften untereinander in einem arbeitsteiligen Prozess und einem ge-genseitigen Abhängigkeitsverhältnis, die mit dem Wort Globalisierung belegt ist. Gerade die Bundesrepublik Deutschland (BRD) gilt als exportorientiert. Der Einbezug des Auslands in die Betrachtung öffnet die Grenzen unserer Modellö-konomie für Transaktionen zwischen den jeweiligen Sektoren im In- und Aus-land. Diese können zwischen Haushalten und Unternehmen im In- und Aus-land, unter in- und ausländischen Unternehmen, zwischen inländischem Un-ternehmen und ausländischem Staat – letztlich also zwischen allen Sektoren in jeder Kombination, stattfinden.

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53Der Wirtschaftskreislauf als Analyserahmen

kDa dies in einer einzigen Darstellung unübersichtlich würde und die Aus-tauschprozesse generalisierend als Importe und Exporte bezeichnet werden, wird das Ausland in einem einzigen Sektor zusammengefasst. Dabei geht kein Aussa-gegehalt verloren, und der Übergang von einer geschlossenen zu einer offenen Volkswirtschaft ist vollzogen. In der Abbildung 2.7 werden exemplarisch die Austauschbeziehungen zwischen Inland und Ausland dargestellt.

Abbildung 2.7: Beziehungen zwischen In- und Ausland

Exporte können dabei definiert werden als die Verwendung von im Inland pro-duzierten Gütern und Dienstleistungen durch ausländische Sektoren. Durch den Verkauf fließt ein Güterstrom von den Unternehmen ins Ausland und im Gegenzug ein Zahlungsstrom ins Inland. Importe lassen sich definieren als die Verwendung von im Ausland produzierten Gütern und Dienstleistungen durch inländische Sektoren. Diese können durch Unternehmen, Staat und Haushalte in Anspruch genommen werden.

Inländische Unternehmen können zudem Produktionsfaktoren aus dem Aus-land in Anspruch nehmen, bspw. die Arbeitskraft von Pendlern aus den benach-barten Grenzregionen Deutschlands; die hierfür gezahlten Faktorentgelte wer-den zu Einkommen im Ausland. Vielfach sind für die importierten Güter und Dienstleistungen Steuern und Zölle an den Staat abzuführen. Auch umgekehrt

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Einbezug des Auslands in die Betrachtung öffnet die Grenzen unserer

Modellökonomie für Transaktionen zwischen den jeweiligen Sektoren im In- und

Ausland. Diese können zwischen Haushalten und Unternehmen im In- und

Ausland, unter in- und ausländischen Unternehmen, zwischen inländischem

Unternehmen und ausländischem Staat - letztlich also zwischen allen Sektoren in

jeder Kombination, stattfinden.

Abbildung 2.7: Beziehungen zwischen In- und Ausland

Da dies in einer einzigen Darstellung unübersichtlich würde und die

Austauschprozesse generalisierend als Importe und Exporte bezeichnet werden,

wird das Ausland in einem einzigen Sektor zusammengefasst. Dabei geht kein

Aussagegehalt verloren, und der Übergang von einer geschlossenen zu einer

offenen Volkswirtschaft ist vollzogen. In der Abbildung 2.7 werden exemplarisch

die Austauschbeziehungen zwischen Inland und Ausland dargestellt.

Exporte können dabei definiert werden als die Verwendung von im Inland

produzierten Gütern und Dienstleistungen durch ausländische Sektoren. Durch

den Verkauf fließt ein Güterstrom von den Unternehmen ins Ausland und im

Übertragungen an das Ausland

Faktoreinkommen an Ausland

Inland Ausland

Faktorleistungen

Importausgaben für Güter

Übertragung vom Ausland

Exporteinnahmen für Güter

Faktoreinkommen vom Ausland

Faktorleistungen

Güterimporte

Güterexporte

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54 Dynamische Wirtschaft und weitere Akteure

können die inländischen Haushalte im Ausland Produktionsfaktoren anbieten und im Gegenzug dort Faktoreinkommen erzielen. Ebenso sind private Ein-kommensübertragungen an das Ausland und vom Ausland denkbar, etwa durch Überweisungen von ausländischen Mitarbeitern an ihre Familien im Heimatland. Auch der Staat leistet Zahlungen an das Ausland, sei es durch eigene Warenim-porte, sei es durch Transferleistungen, bspw. Entwicklungshilfe, Überweisungen an die EU oder Beitragszahlungen an internationale Organisationen. Der Staat kann jedoch auch Geld aus dem Ausland erhalten, wie etwa die Bundesrepublik durch den Marshallplan nach dem Zweiten Weltkrieg. Ähnlich ist der funktio-nelle Sektor der Vermögensänderung mit dem Pol Ausland verknüpft: Hier wer-den alle finanziellen Transaktionen erfasst, die von den getätigten Exporten und Importen unabhängig sind. Entsprechend kennt der Sektor nur Geldströme, im Gegensatz zu den institutionellen Sektoren keine Güterströme. Zu den solcher-art erfassten Kapitalimporten und -exporten zählen bspw. Kreditgewährungen oder Devisenspekulationen.20

kImporte (Imp.) und Exporte (Exp.) können zusammengeführt und als Au-ßenbeitrag ermittelt werden. Dieser ist die Differenz von Exporten und Impor-ten. Übersteigen die Exporte die Importe, liegt ein Exportüberschuss bzw. po-sitiver Außenbeitrag vor. Dabei sinkt das dem Inland zur Verfügung stehende Produktionsvolumen und fließt ins Ausland ab. Durch den Zahlungsstrom aus dem Ausland steigt gleichzeitig das Einkommen im Inland. Denn die Haushalte erhalten weiterhin ihr Faktoreinkommen, und zusätzlich fließen dem Inland die Exporterlöse zu. Diesem erhöhten Einkommen im Inland steht allerdings ein geringeres Gütervolumen gegenüber, sodass die inländischen Haushalte bei glei-chen Preisen ihren Konsum einschränken müssen (Zwangssparen). Sie leisten somit einen Konsumverzicht für das Ausland. Diese Logik wird in Abbildung 2.8 veranschaulicht und gilt für einen Importüberschuss unter umgekehrtem Vorzeichen: Der inländische Güterstrom steigt, während sich das Einkommen vermindert. Dem Inland steht also ein höheres Gütervolumen für den Konsum bereit, für den c. p. das Ausland Konsumverzicht leistet.

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55Der Wirtschaftskreislauf als Analyserahmen

Abbildung 2.8: Zwangssparen durch Exportüberschuss

Beispiel:

Von dem bisherigen Produktionsvolumen in Höhe von 5000 GE exportieren die Unternehmen 10% ins Ausland. Das Produktionsvolumen bleibt insgesamt ebenso unverändert wie die Preise. Zur Ver-einfachung sei vorausgesetzt, dass keine Importe in Anspruch genommen werden, sodass das Ex-portvolumen von 500 GE dem positiven Außenbeitrag entspricht. Neben dem geplanten Sparen (Sg) in Höhe von 200 GE sparen die Haushalte zwangsweise einen weiteren Betrag (SZ).

Die Hypothesen über ökonomische Zusammenhänge, die in den folgenden Kapiteln betrachtet werden, beziehen sich zumeist auf bestimmte Märkte, auf denen sich die Austauschprozesse zwischen den Wirtschaftsakteuren abspielen. Entsprechend illustriert Abbildung 2.9 die Zusammenhänge zwischen den ein-zelnen Transaktionsformen der Akteure und den Märkten, über die sie miteinan-der in Beziehung treten. Dabei stehen die relevanten Märkte im Mittelpunkt, um die sich die Akteure mit ihrer jeweiligen Transaktion geordnet nach ihrer Funktion als Anbieter oder Nachfrager gruppieren.

Grundlage ist hier zur Vereinfachung wieder das Modell einer geschlossenen Volkswirtschaft. Auf den Faktormärkten, die in den nächsten Kapiteln vor allem in ihrer Form als Arbeitsmarkt betrachtet werden, treten Unternehmen und Staat als Nachfrager von Produktionsfaktoren auf, während die Haushalte ihre Produktionsfaktoren anbieten. Hier wird die Faktorentlohnung zum Einkom-

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Abbildung 2.8: Zwangssparen durch Exportüberschuss

Beispiel:Von dem bisherigen Produktionsvolumen in Höhe von 5000 GE exportieren die

Unternehmen 10% ins Ausland. Das Produktionsvolumen bleibt insgesamt ebenso

unverändert wie die Preise. Zur Vereinfachung sei vorausgesetzt, dass keine Importe in

Anspruch genommen werden, sodass das Exportvolumen von 500 GE dem positiven

Außenbeitrag entspricht. Neben dem geplanten Sparen (Sg) in Höhe von 200 GE sparen

die Haushalte zwangsweise einen weiteren Betrag (SZ).

Importe (Imp.) und Exporte (Exp.) können zusammengeführt und als

Außenbeitrag ermittelt werden. Dieser ist die Differenz von Exporten und

Importen. Übersteigen die Exporte die Importe, liegt ein Exportüberschuss bzw.

positiver Außenbeitrag vor. Dabei sinkt das dem Inland zur Verfügung stehende

Produktionsvolumen und fließt ins Ausland ab. Durch den Zahlungsstrom aus

dem Ausland steigt gleichzeitig das Einkommen im Inland. Denn die Haushalte

erhalten weiterhin ihr Faktoreinkommen, und zusätzlich fließen dem Inland die

Exporterlöse zu. Diesem erhöhten Einkommen im Inland steht allerdings ein

200(Ig)

4300(C)

500(CEx)

5000(Y)

Unternehmen

500(Sz)

5000(Y)

Haushalte

4300(C)

200(Sg)

Y

500(C Im)

Ausland (z. B. Haushalte)

200 (Ig) 500 (Sz)

Vermögensänderungen

200 (Sg)

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5� Dynamische Wirtschaft und weitere Akteure

men. Auf den Gütermärkten treten die Unternehmen und in geringem Umfang auch der Staat als Anbieter auf. Beide erhalten für ihre Güter Erlöse, während die Haushalte als Nachfrager ihre Konsumausgaben tätigen. Die Finanzmärkte wiederum erfassen nur Geldströme. Hier bieten die Haushalte ihre Ersparnisse an, während sowohl Unternehmen als auch der Staat Kredite nachfragen.

k

Abbildung 2.9: Märkte als Koordinationsorte der Transaktionen

Neben der Kreislaufdarstellung können die Transaktionen der Wirtschaftssub-jekte auch in anderen Formen dargestellt werden (vgl. Abb. 2.10). So hat sich die dem Rechnungswesen ähnliche Kontendarstellung schon in den aufgeführten

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Abbildung 2.9: Märkte als Koordinationsorte der Transaktionen

Neben der Kreislaufdarstellung können die Transaktionen der Wirtschaftssubjekte

auch in anderen Formen dargestellt werden (vgl. Abb. 2.10). So hat sich die dem

Rechnungswesen ähnliche Kontendarstellung schon in den aufgeführten

Beispielen bewährt. Ihr unbestrittener Vorteil liegt in der Möglichkeit, einzelne von

den Sektoren durchgeführte Transaktionen als Buchungsvorgänge aufführen zu

können. In der Praxis wird eine solche Darstellung im Rahmen der

Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung benutzt,21 um mithilfe eines

(umfangreichen) gesamtwirtschaftlichen Kontensystems die Aktivitäten aller

21 Diese wird ausführlich in Kapitel 3 erörtert.

U

Nachfrageseite(D)

Angebotsseite(S)

Faktoreinsatz

Entlohnung

StFaktoreinsatz

Entlohnung

Faktorangebot

Einkommen H

Güterverbrauch

Konsum H

Güterangebot

ErlöseU

Güterangebot

ErlöseSt

Gütermärkte

InvestitionSparen

H

StInvestition

Finanzmärkte

Faktormärkte

U

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57Der Wirtschaftskreislauf als Analyserahmen

Beispielen bewährt. Ihr unbestrittener Vorteil liegt in der Möglichkeit, einzelne von den Sektoren durchgeführte Transaktionen als Buchungsvorgänge aufführen zu können. In der Praxis wird eine solche Darstellung im Rahmen der Volkswirt-schaftlichen Gesamtrechnung benutzt,21 um mithilfe eines (umfangreichen) ge-samtwirtschaftlichen Kontensystems die Aktivitäten aller Wirtschaftsteilnehmer einer Volkswirtschaft in einer bestimmten Periode zu erfassen. Die Kreislaufzu-sammenhänge ergeben durch die zugrunde liegende Logik des geschlossenen Sy-stems, in dem keine Sickerverluste zugelassen sind, Identitäten, die durch (eben-falls bereits verwendete) Definitionsgleichungen dargestellt werden können. Sie eignen sich vor allem für die kompakte Darstellung sowie für mathematisch-ana-lytische Auswertungen. Eine bisher nicht genutzte Darstellungsform verwendet die Matrixdarstellung, in der die Transaktionen nur einmal abgebildet werden. Im Vordergrund stehen die wechselseitigen Beziehungen der Sektoren, die in den Matrixfeldern abgelesen werden können. Dabei werden die von den Sek-toren geleisteten Transaktionen in den Zeilen, die empfangenen in den Spalten abgebildet.

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