Konflikte und Synergien in multikulturellen Teams...31.05.2008 Petra Köppel 5 / 18 3. Konzeptuelle...
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Konflikte und Synergien in multikulturellen Teams
Virtuelle und face-to-face Kooperation
Berlin, 31.05.2008
Dr. Petra Köppel
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Inhalte
1. Kontext: Die Entstehung multikultureller virtueller Arbeitsgruppen
2. Ziel: Ermittlung des Einflusses von Kultur und Virtualität auf Gruppeneffektivität
3. Konzeptuelle Grundlagen
4. Untersuchungsmethode
5. Ergebnis: Das MIPO-Modell
6. Ansatzpunkte für Effektivitätssteigerungen
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1. Kontext
1. Gruppenarbeit breitet sich aus
2. Internationalisierung nimmt zu
3. Informations- und Kommunikationstechnologie schreitet fort
Die Relevanz von multikulturellen Arbeitsgruppen im Ge-schäftsleben steigt.
Als neue Form der Kooperation entstehen virtuelle Arbeits-gruppen.
Die in diesen Gruppen ablaufenden Prozesse sowie Lösungsansätze zur Effektivitätssteigerung sind unklar.
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2. Ziel
4. Sind multikulturelle Arbeitsgruppen effektiver als monokulturelle?
virtuelle Synergien und Konflikte
2. Welche zusätzlichen Aspekte sind zu beachten, wenn multikultu-relle Arbeitsgruppen virtuell kooperieren?
interkulturelle Synergien und Konflikte
1. Was sind die besonderen Herausforderungen der interkulturellen Zusammenarbeit in positiver und negativer Hinsicht?
3. Wie hängen die verschiedenen Formen von Synergien und Kon-flikten zusammen?
MIPO-Modell
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3. Konzeptuelle Grundlagen
Eine Arbeitsgruppe ist
• eine kleine Einheit von Individuen,
• die Gelegenheit zur Interaktion haben,
• einer gemeinsamen Arbeitsaufgabe nachgehen,
• sich einander als Team verbunden fühlen,
• auf Grund ihrer Aufgaben interdependent sind,
• in ein größeres soziales System eingebunden sind (Unternehmen)
• und gemeinsame Ziele, Werte, Normen und Praktiken aufweisen.
(Shaw/Barrett-Power 1998, Guzzo/Dickson 1996, Earley/Gibson 2002)
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3. Konzeptuelle Grundlagen
1. Input-Prozess-Output Modell zur Systemerfassung(McGrath 1964, Hackman 1987, Gladstein 1984)
2. Interkulturell statt kulturkontrastiv (Bolten 2003)
3. Value in diversity zur Abkehr von der Konfliktbetonung(Cox 1993, Polzer / Milton / Swann 2001, Sepehri 2002)
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Schritt 1: Schritt 2:theoriegeleitete empiriegeleitete Erstellung von Modifikation und Erweitung Arbeitshypothesen zu Hypothesen
4. Untersuchungsmethode
MIPO-Modellvorläufiges MIPO-Modell
t 0 t 1
Meinefeld 2000, Strauss / Corbin 1998, Mayring 1997, Bolten 1985
Forschungsansatz: Synthese aus grounded theory und qualitativer Inhaltsanalyse
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Erhebungsinstrument und Stichprobe:
• Leitfadeninterviews
• 31 deutschsprachige Gruppenleiter bzw. Mitarbeiter aus 34 multi-kulturellen Arbeitsgruppen in 6 Unternehmen
• 13 face-to-face, 13 virtuelle, 8 gemischte Arbeitsgruppen
4. Untersuchungsmethode
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Interkulturelle Konflikte:
Missverständnisse:- Erwartungsverletzungen- En- und Dekodierungsprobleme- Fehlattributionen
5. Ergebnis: Interkulturelle Konflikte
Stereotype
Zufrieden-heit
LeistungKommunikationsschwierigkeiten
Organisation:Teammitglieder aus Niedriglohn-ländern
Team: - Mehrheit-Minder-
heit- US-Amerikaner /
Europäer – Asia-ten
Individuum:Interkulturelle Kompetenz
Emotionale Belastungen
Ablehnung:- Ethnozentrismus- Arbeitsplatzangst Emotionale Aversion
Reduktion d. Kooperation
Input Prozess Output
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Zufrieden-heit
LeistungInterkulturelle Synergien:
5. Ergebnis: Interkulturelle Synergien
Organisation:- Auslandsaufent-
halt
Individuum:- kreative Einzel-
personen- Lernbereitschaft- Erkennung von
Unterschieden
Kreativität:- bessere Ideen- weniger groupthink
Marktnähe:- Barriere- Kundenorientierung- Akzeptanz
bessere Problemlösung
Interkulturelle Kompetenz:- kognitiv, affektiv, konativ
Bedarfsdeckung
Team: - Aufgabentyp- Vertrauen- Interdependenz- Kapazitätsspiel-
raum
Input Prozess Output
Kulturspez. Arbeitsteilung Ressourcennutzung
effektivere Kooperation
emotionale Stabilität
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Zufrieden-heit
Leistung
Input Prozess Output
Virtuelle Konflikte:
5. Ergebnis: Virtuelle Konflikte
Kommunikationsmangel:- technisch bedingt- v.a. an sozialer und Kontextinformation- schlechter Informationsstand
Führungsprobleme:- geringe Kontroll- / Durchsetzungsmöglichkeit - Motivationsmangel- mehr Prozessgestaltung + Selbststeuerung
Mangel an Vertrauen/Teamentwicklung:- geringer informeller Austausch- geringe Teamkohäsion- kein geteiltes Verständnis- Verstärkung von Subgruppen - geringe Offenheit
Fehler / Verzögerungen
hoher Aufwand
Belastung
unbefriedigte soz. Bedürfnisse
Erschwerte Gruppenprozesse
Individuum:- Bekanntheit- Gemeinsam-
keiten
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Zufrieden-heit
Leistung
Input Prozess Output
Virtuelle Synergien:
5. Ergebnis: Virtuelle Synergien
Experten
Befruchtung
Prozessorientierung
Marktpräsenz
höhere Expertise
lokale Steuerung
Kundenorientierung
Kreativität
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Prozess
5. Ergebnis: Das MIPO-Modell
Missverständnisse regen interkulturelles Lernen an.
Ablehnung verringert interkulturelles Lernen.
Interkulturelle Kompetenz verringert
interkulturelle Konflikte.
Mangelnde Kommunikation und Ver-
trauen verringern inter-kulturelles Lernen und
Kreativität.
Mangelnde Kom-munikation erhöht Missverständ-nisse.
Mangelndes Ver-trauen erhöht Fehl-attribution.
Subgruppen-bildung fördert Ablehnung.
Regionale Nähe ver-stärkt Kundenorien-tierung.
Regionale Diversität verstärkt Befruch-tung.
Interkulturelle Konflikte
Interkulturelle Synergien
Virtuelle Konflikte
Virtuelle Synergien
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5. Ergebnis: Das MIPO-Modell
Interkulturelle Konflikte (iK)
Zeit t
normingforming storming performing
iS, iK, Eff Interkulturelle Synergien (iS)
Gruppeneffektivität (Eff)
face-to-face Teams
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5. Ergebnis: Das MIPO-Modell
normingforming
Interkulturelle Konflikte (iK)
Interkulturelle Synergien (iS)
Gruppeneffektivität (Eff)
Zeit t
storming
iS, iK, vS, vK, Eff
Virtuelle Synergien (vS)
Virtuelle Konflikte (vK)
virtuelle Teams
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6. Ansatzpunkte für Effektivitätssteigerungen
1. Eignung multikultureller / virtueller Gruppen abwägen
2. Interkulturelle Kompetenz herstellen
2. Kommunikations- und Entscheidungsprozesse anpassen
3. Teambuilding unterstützen
4. Face-to-face Interaktion und Interdependenz erhöhen
5. Potenzial neuer Medientechnik ausschöpfen
6. Virtuelle Führung als Kompetenz stärken
Konflikte reduzieren – Synergien ausbauen
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Literatur
Bolten, Jürgen (1985): Die hermeneutische Spirale. Überlegungen zu einer integrativen Literaturtheorie, in: Poetica, 17(3/4)
Bolten, Jürgen (2003): Interkulturelle Kompetenz, ErfurtCox, Taylor H. Jr. (1993): Cultural diversity in organizations. Theory, research and practice, San Francisco CAEarley, P. Christopher / Gibson, Cristina B. (2002): Multinational work teams. A new per-spective, Mahwah NJGladstein, Deborah L. (1984): Groups in context: A model of task group effectiveness, in: Administrative Science
Quarterly 29 (4), S. 499-517Glaser, Barney / Strauss, Anselm (1967): Discovery of grounded theory, Chicago ILGuzzo, Richard A. / Dickson, Marcus W. (1996): Teams in organizations: Recent research on performance and
effectiveness, in: Annual Review of Psychology, 47, S. 307-338Hackman, J. Richard (1987): The design of work teams, in: Lorsch, Jay W. (Hg.): Handbook of organizational
behavior, Englewood Cliffs NJ, S. 315-342Mayring, Philipp (1997): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken, WeinheimMcGrath, Joseph E. (1964): Social psychology: A brief introduction, New York NYMeinefeld, Werner (2000): Hypothesen und Vorwissen in der qualitativen Sozialforschung, in: Flick, Uwe /
Kardoff, Ernst von / Steinke, Ines (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch, Reinbek, S. 265-275Polzer, Jeffrey T. / Milton, Laurie P. / Swann, William B. Jr. (2001): Capitalizing on diversity: Interpersonal
congruence in small work-groups, http://www.hbs.edu/research/facpubs/workingpapers/papers2/0102/02-003.pdf , Zugang: 21.10.2003
Sepehri, Paivand (2002): Diversity und Diversity Management in internationalen Organisationen, MünchenShaw, James B. / Barrett-Power, Elain (1998): The effects of diversity on small work group process and
performance, in: Human Relations, 51 (10), S. 1307-1325Strauss, Anselm / Corbin, Juliet (1998): Basics of qualitative research. Techniques and procedures for
developing grounded theory, Thousand Oaks CA
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Beteiligte Forschungsrichtungen
Kleingruppenforschung:• Gruppenmodelle und -prozesse• Empirische Untersuchungen im Labor oder Studierendengruppen
Diversitätsforschung:• Wirkung von Heterogenität in der Organisation und Gruppe • empirische Studien, kaum theoretische Fundierung
Interkulturelle Kommunikationsforschung: • interkulturelle Konflikte (empirisch + theoretisch, kaum auf Gruppenebene)• Interkulturelle Synergien (in rudimentären Ansätzen)
Forschung zur virtuellen Zusammenarbeit:• Einsatz von Medien (CSCW-Forschung) bzw. einzelne Gruppenvariablen• Empirische Erkenntnisse aus Labor und online-Kursen
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Definitionen
Eine multikulturelle Arbeitsgruppe ist eine Gruppe, deren Mitglieder sich aus den Angehörigen verschiedener Kulturen zusammensetzen. Durch Interaktion kommt es zu interkulturellen Prozessen.
(Bolten 2003)
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Definitionen
Virtuelle Teams sind Arbeitsgruppen, in denen Personen zusammen-arbeiten, ohne persönlich am selben Ort anwesend zu sein. Die Zusam-menarbeit geht dabei über räumliche, zeitliche und organisationale Grenzen hinaus, wobei ein weites Spektrum von Kommunikations-technologien genutzt wird. (Herczeg et al. 2000)
Der Grad an persönlicher Interaktion sowie die geographische Vertei-lung bestimmen die Endpole ‚rein virtuelles Team’ und ‚rein face-to-face Team’, wobei diese in der Realität fast nicht auftreten. Daher wird der Begriff ‚virtuell’ für Teams mit einem hohen Grad an Virtualität verwen-det und ‚face-to-face‘für Gruppen, die an einem Standort arbeiten.
(Griffith / Neale 2001, Kristof et al. 1995, Hertel / Geister / Konradt 2005)
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Zugrundliegende Modelle
Statisches Modell der Gruppeneffektivität:• Input-Prozess-Output
(McGrath 1964, Hackman 1987, Gladstein 1984)
Zusammenspiel von Synergien und Konflikten:• Gruppeneffektivität = potenzielle Effektivität – Konflikte + Synergien
(Steiner 1972, Adler 1997)
Zeitliche Dynamik:• Forming, storming, norming, performing
(Tuckman 1965)
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Forschungsansatz der empirischen Studie
Grounded theory(Glaser / Strauss 1967, Strauss / Corbin 1998)
Induktiver Ansatz: Wissenschaftler tritt ohne Vorgedanken an Daten heran und erkennt beim Durchlesen Konzepte und Zusammen-hänge, die er zu einer Theorie verdichtet.
Positiv:• offen für unbekannte Konzepte, explorativ• iteratives Vorgehen beim Codieren
Negativ:• Ablehnung der Theoriegeleitetheit
Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring 1997)
Deduktiver Ansatz: Wissenschaftler tritt theorie-geleitet und mit vorgefertigtem Kategoriensystem an die Daten heran, um Zusammenhänge zu überprüfen.
Positiv:• strukturierte Schritte zur Interkodierreliabilität• Kategorien werden von Theorie abgeleitet
Negativ:• zu starr, keine Exploration möglich
Synthese
• Deduktiv: Erkenntnisse aus der bisherigen Forschung bzw. daraus für das Untersuchungsobjekt abgeleitete Arbeitshypothesen werden geprüft.
• Induktiv: Unerforschte Aspekte und Zusammenhänge werden explorativ erfasst.