Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die...

37
Konjunkturmonitor Baden-Württemberg Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 Dr. Guido Zimmermann, Senior Economist

Transcript of Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die...

Page 1: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Konjunkturmonitor Baden-WürttembergKonjunktur nun mit Gegenwind.

25.02.2019 Dr. Guido Zimmermann, Senior Economist

Page 2: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Konjunktur nun mit Gegenwind.

25.02.2019

• Die Konjunktur Baden-Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands ab. Diese war im 4. Quartal nur knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt.

• Für 2019 erwarten wir eine Wachstumsrate für das reale BIP von durchschnittlich 1,8% (Deutschland: 1,4%), für 2020 von 0,7% (0,9%).

• Angesichts der derzeitigen immensen Unsicherheiten bei der Prognose ist unser Risikoszenario, dass es schlechter laufen könnte, mit 30% angesetzt.

• Derweil schreitet die Tertiarisierung auch der Industrie von Baden-Württemberg voran. Digitale Dienstleistungsservices spielen eine immer wichtigere Rolle in der Umsatzgenerierung der Industrie. Wir präsentieren daher Vorschläge, wie die Politik diesen wichtigen Tertiarisierungstrend unterstützen kann.

• Zudem muss Baden-Württemberg in Sachen Breitbandausbau noch nachlegen, damit der Mittelstand verstärkt Cloud-Dienste nutzen und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz forcieren kann.

LBBW BIP-Wachstumsprognosen (in %) für Baden-Württemberg und Deutschland.

2

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

0,0%

0,5%

1,0%

1,5%

2,0%

2,5%

3,0%

3,5%

4,0%

4,5%

5,0%

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 (F)2018 (F)2019 (F)2020 (F)2021 (F)2022 (F)

BIP (Y/Y) Baden-Württemberg BIP (Y/Y) Deutschland

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 3: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Wachstumsranking 2019 der Bundesländer.

25.02.2019

LBBW BIP-Wachstumsprognosen (in %) für ausgewählte Bundesländer.

3

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6 1,8 2

NRW

Sachsen-Anhalt

Hessen

Niedersachsen

Rheinland-Pfalz

Hamburg

Ostdeutschland (ohne Berlin)

Deutschland

Sachsen

Thüringen

Baden-Württemberg

Bayern

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 4: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Konjunktur kühlt sich ab.

Konjunktur25.02.2019

Page 5: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Deutliche Konjunkturabschwächung.

25.02.2019

• Zunehmende Unsicherheiten belasten die Konjunktur in Baden-Württemberg. Zwar erhöhte sich im 3. Quartal 2018 die reale Wirtschaftsleistung ersten Berechnungen zufolge um 1,5 % gegenüber dem Vorjahr. Die Wachstumsdynamik im Gesamtjahr 2018 war jedoch schwach ausgeprägt.

• Ein Mix an Gründen ist für die Abschwächung ausschlaggebend. Diese reichen von der Schwäche im Außenhandel bis zu einer Drosselung der Produktion in Folge der Einführung des aufwändigeren PKW-Prüfverfahrens WLTP. Daher zeigen Frühindikatoren – angeführt vom Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe – nachlassendes Wachstumstempo an.

Konjunkturindikator des Stat. Landesamts Baden-Württemberg.

Quelle: Stat. Landesamt Baden-Württemberg, LBBW Research.

5Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 6: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Baden-Württembergs Wirtschaft technisch im Abschwung.

25.02.2019

• Baden-Württemberg befindet sich nun einer Abschwungphase (dies zeigt die L-Bank/ifo-Konjunkturuhr in der Abbildung).

L-Bank/ifo-Konjunkturuhr für Baden-Württemberg, Januar 2018

Quelle: L-Bank.

Auf der Abszisse der Konjunkturuhr werden die Meldungen der befragten Unternehmen zur Geschäftslage (Salden aus den „Gut“- bzw. „Schlecht“-Meldungen) aufgetragen, auf der Ordinate die Geschäftserwartungen (Salden aus den „Günstiger“- bzw. „Ungünstiger“-Meldungen). Durch das Fadenkreuz der beiden Nulllinien wird das Diagramm in vier Quadranten geteilt, die vier Phasen der Konjunktur markieren. Sind die Urteile der im ifo-Konjunkturtest befragten Unternehmen zur Geschäftslage und zu den Geschäftserwartungen per saldoschlecht, d. h. im Minus, so befindet sich die Konjunktur in der Rezession (Quadrant links unten). Gelangen die Geschäftserwartungen ins Plus (bei noch schlechter Geschäftslage), so gerät man in die Aufschwungphase (Quadrant links oben). Sind Geschäftslage und Geschäftserwartungen gut, d. h. im Plus, so herrscht Boom (Quadrant rechts oben). Drehen die Geschäftserwartungen ins Minus (bei noch guter Geschäftslage), so ist die Abschwungphase erreicht (Quadrant rechts unten).

6Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 7: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Unternehmen rechnen aber noch nicht mit Ende des Aufschwungs.

25.02.2019

Die Geschäftserwartungen ausgewählter Branchen für die kommenden zwölf Monate.

Quelle: IHK Stuttgart.

7Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

0 10 20 30 40 50 60 70

Metall

Maschinenbau

Fahrzeugbau

Elektrotechnik

IKT

Wirtschaftsnahe Dienstleistungen

schlechter gleich besser

Page 8: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Unternehmen rechnen noch nicht mit Ende des Aufschwungs.

25.02.2019

Erwartungen der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate (Differenz der positiven und negativen Antworten in Prozentpunkten).

Quelle: IHK Stuttgart.

8Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 9: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Die konjunkturelle Abkühlung zeigt sich aber deutlich in den Frühindikatoren.

25.02.2019

L-Bank ifo-Konjunkturindex für Baden-Württemberg, Januar 2019.

Quelle: L-Bank.

9Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 10: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Harter Brexit.Welche Branchen wären betroffen?

Brexit25.02.2019

Page 11: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Baden-Württemberg ist ein Exportland.

25.02.2019

Quelle: IHK Stuttgart.

Exportquoten der Industrie im Vergleich, Anteile des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz im Dezember 2018.

11Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 12: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Großbritannien drittwichtigstes Exportland.

25.02.2019

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Exporte Baden-Württembergs, Anteile in % nach Zielländern, 2017.

12Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 13: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

25.02.2019 Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Quelle: LBBW Research

Abstimmung im Unterhaus wohl am 27. Februar

Mögliche Endergebnisse nach etwaigen Zwischenschritten (Referendum, Neuwahlen)

Hard Brexit

35%

Norwegen Plus

5%

Ein geändertes Austrittsabkommen findet

Zustimmung in UK und EU

35%

Rücktritt vom Brexit

25%

Brexit-Chaos: Unsere LBBW-Wahrscheinlichkeitseinstufung

13

Page 14: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

25.02.2019

Brexit-Auswirkungen auf unterschiedliche Branchen

Lieferketten / Regulatorik und die Bedeutung von UK als Absatzmarkt bestimmen die Betroffenheit der Sektoren

Quelle: LBBW Research

nied

rigm

ittel

hoch

Bede

utun

g al

s Ab

satz

mar

kt

niedrig mittel hoch

Bedeutung von Zöllen, Lieferketten, Regulatorik

Automobil

Telekommunikation Medien Handel

Pharma Industrie

KonsumgüterChemie

Technologie Versorger

Bau Öl/Gas

Rohstoffe

Transport/Logistik Aerospace

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg 14

• Angesichts vielfacher Verflechtungen würde ein ungeordneter Brexit zahlreiche Unternehmen mit einer Vielzahl unterschiedlichster Problemfelder konfrontieren.

• Anhand zweier Dimensionen (Absatzmarkt, Einfluss auf Lieferketten (inkl. Zölle) und Regulatorik) haben wir die möglichen Auswirkungen eines harten Brexit auf einzelne Branchen beurteilt.

• Aufgrund der Bedeutung des UK-Marktes würde vor allem der Automobilsektor leiden. In der Chemie- und Pharmabranche könnten die Lieferketten in Mitleidenschaft gezogen werden.

• Zahlreiche Unternehmen haben sich intensiv auf den Brexit vorbereitet (z.B. durch Lageraufbau). In Summe halten wir mögliche negative Effekte insbesondere auf längere Sicht für überschaubar.

• In Einzelfällen könnten Anpassungs-maßnahmen wie bspw. Standort-verlagerungen oder die Umstellung von Lieferketten notwendig werden.

Page 15: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

25.02.2019

• Großbritannien ist mit rund 2,4 Mio. Automobilen p.a. der zweitgrößte europäische Automobilmarkt (D: rd. 3,5 Mio. Einheiten).

• Von Januar-September 2018 wurden Autos im Wert von rund 29,8 Mrd. EUR aus der EU nach Großbritannien importiert. Im Gegenzug wurden Fahrzeuge für rund 12,8 Mrd. EUR exportiert.

• Die größte lokale Fahrzeugproduktion hat Jaguar/Land Rover (TataGroup) mit rund 470 Tsd. Einheiten in 2018 gefolgt von Renault/Nissan (rd. 450 Tsd.), BMW (Mini und Rolls-Royce rd. 240 Tsd.) und PSA (mit Opel bzw. Vauxhall rd. 140 Tsd).

• Rund 50% der Komponenten für in UK produzierte Fahrzeuge werden aus der EU importiert.

• Wichtig für die Automobilunternehmen wird die künftige Ausgestaltung der Handelsbeziehungen sein. Zölle könnten die Kosten der Fahrzeuge erheblich erhöhen und damit den Absatz bremsen. Zusätzlich sind steigende Logistikkosten durch zusätzliche Zollabfertigungen zu erwarten.

• Die Unternehmen haben sich bereits auf erschwerte Handels-/Produktionsbedingungen vorbereitet. Bspw. hat BMW die Bestände kritischer Teile erhöht und sich Luftfrachtkontingente gesichert. Zusätzlich sind vorgezogene Wartungsphasen im April 2019 geplant.

• Die Effekte eines Hard Brexit wären erheblich, angesichts der globalen Aufstellung dürften sich die Hersteller mittels möglicher Produktionsverlagerungen und Preisanpassungen auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen.Quellen: LMC Automotive (01/19), LBBW Research

Absatzanteil der Automobilhersteller in UK (2018)

10,2%9,7%

7,8%

6,7%

5,2%

2,5%

1,4%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

PS

A

BM

W

Dai

mle

r

Ford

VW

Ren

ault

FCA

PSA und BMW mit höchstem Absatzanteil in UK besonders betroffenDazu kommt eine Lieferkette mit 50% Komponenten aus EU

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg 15

Page 16: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

25.02.2019

• Großbritannien ist für die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland ein wichtiger Handelspartner. Das Exportvolumen belief sich 2017 auf 11,2 Mrd. EUR (5,8% der dt. Chemieexporte). Die Importe aus UK lagen bei 6,5 Mrd. EUR (4,8% der Chemieimporte).

• Laut einer VCI-Schätzung lag das Exportvolumen 2018 bei 10,2 Mrd. EUR, die Importe bei 5,8 Mrd. EUR. Seit 2015 gingen die Exporte um etwa 3 Mrd. EUR zurück, die Importe blieben weitgehend stabil.

• Je nach Gestaltung der zukünftigen Beziehungen zwischen der EU und UK sind beispielsweise Belastungen durch Zölle (lt. VCI-Schätzung 200 Mio. EUR p.a.) oder das Auseinanderlaufen der branchenspezifischen regulatorischen Anforderungen denkbar.

• Aufgrund der in Europa weitgehend harmonisierten Gesetzgebung für Chemieprodukte/Arzneimittel könnten in UK registrierte Produkte eventuell nicht mehr in der EU verkauft werden, was entsprechend negative Auswirkungen auf die Lieferketten hätte.

• Laut einer früheren Berechnung des europäischen Branchenver-bandes Cefic und des britischen Chemieverbandes CIA könnte ein durchschnittlicher Importzoll von 3-4 % für die Branche insgesamt zu Mehrkosten von 1,5 Mrd. EUR p.a. führen.

• Ein ungeordneter Brexit ohne Übergangslösungen könnte zumindest kurzfristig erhebliche negative Auswirkungen für die Chemie- und Pharmakonzerne haben.

Quellen: Destatis, VCI, LBBW Research

Im- und Exporte (Mrd. EUR, 2017)

Wichtiger Handelspartner für Chemie- und Pharmaprodukte

17,4

20,6

11,7

13,5

9,4

10,6

11,2

8,5

7,7

6,5

2,3

20,0

13,1

15,5

10,0

12,7

7,3

6,5

4,8

3,1

3,3

7,1

NL

USA

CH

F

B

I

UK

CN

PL

E

IRLExporte in Mrd. EURImporte in Mrd. EUR

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg 16

Page 17: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

25.02.2019

• Die Speditions- und Logistikbranche ist mit einer geschätzten Gesamtgröße von mehr als 90 Mrd. GBP ein wesentlicher Bestandteil der britischen Wirtschaft. Die Logistikbranche beschäftigt einen von zwölf Beschäftigten des Vereinigten Königreichs. Vor allem für die britischen Logistikanbieter dürften die Folgen eines harten Brexit spürbar werden.

• Aus Sicht der deutschen Logistikbranche dürften die negativen Folgen allerdings selbst im Falle eines harten Brexitüberschaubar bleiben, denn Großbritannien allein spielt für die meisten deutschen Logistikanbieter lediglich eine relativ bescheidene Rolle.

• In der Luftfahrt dürften vor allem diejenigen Airlines, die von der britischen Kundschaft abhängig sind (z.B. IAG, Ryanair, easyJet), von einem harten Brexit belastet werden. Für Lufthansa ist die Bedeutung des britischen Marktes dagegen überschaubar.

• Die Effekte eines Hard Brexit wären angesichts der globalen Aufstellung der großen deutschen Logistikunternehmen u.E. verkraftbar.

Quellen: Fraunhofer SCS, LBBW Research

Deutsche Logistikunternehmen eher weniger betroffen

- 4.000 8.000 12.000

Deutsche Post DHL (Group)

Deutsche Bahn AG

Dachser SE

Kuehne + Nagel (AG & Co.)KG

Rhenus SE & Co. KG

Volkswagen KonzernlogistikGmbH & Co. OHG

United Parcel ServiceDeutschland Inc. & Co. OHG

Hermes Europe GmbH

DPD Deutschland GmbH

Panalpina Welttransport(Deutschland) GmbH

Die zehn größten Unternehmen der deutschen KontraktlogistikSupply Chain-Logistikumsatz in Deutschland in Mio. EUR

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg 17

Page 18: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Industrie und Maschinenbau: Lokale Produktion mindert das Risiko, mittelfristig Rückzug möglich

25.02.2019

Deutsche Maschinenexporte nach UK

Quellen: VDMA 2017, LBBW Research

Anteil der Fachzweige in % der Gesamtexporte

9,4

8,7

8,5

7,3

5,7

5,2

5,2

4,4

3,4

3,4

3,2

Fördertechnik

Landtechnik

Allgemeine Lufttechnik

Antriebstechnik

Baumaschinen undBaustoffanlagen

Armaturen

Nahrungsmitt.- u. Verpackungsm.

Werkzeugmaschinen

Fluidtechnik

Kompress. Druckluft-,Vakuumtechn.

Verfahrenstechn. Ma. u. App.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg 18

• Großbritannien importierte 2017 Maschinen im Gesamtwert von 26,4 Mrd. EUR. Größter Teillieferant war Deutschland, gefolgt von den USA mit 2,3 Mrd. EUR. Insgesamt wurden 2017 Maschinen im Gegenwert von 7,3 Mrd. EUR von Deutschland nach Großbritannien exportiert. Die Exporte stagnierten seit 2015.

• Die Landtechnik hat den zweithöchsten Ausfuhranteil nach Großbritannien. Vor allem bei großen Landmaschinen gibt es ebenso wie bei der Fördertechnik keine nennenswerten britischen Produktionsstandorte.

• Für Airbus entstehen im Fall eines ungeordneten Brexit Risiken in der bereits angespannten Zulieferkette im zivilen Flugzeugbau. Hauptprodukt sind insbesondere die in Wales für alle zivilen Flugzeugmodelle gefertigten Tragflächen. Dadurch könnte es zu temporären Unterbrechungen in der Flugzeugendmontage (EU, China und USA) kommen. Diesem Risiko soll mit dem situativen Aufbau von Sicherheitspuffern bei Airbus selbst und bei Zulieferern begegnet werden.

• CEO Kaeser, Siemens: „Wir haben in Großbritannien fast 15 000 Mitarbeiter in 15 Fabriken. Damit decken wir die lokale Nachfrage vorwiegend vor Ort ab. Grenzüberschreitende Transaktionen von Gütern und Dienstleistungen spielen bei uns eine untergeordnete Rolle.“

Page 19: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Tuttlingen wäre relativ stark durch harten Brexit betroffen.

25.02.2019

Quelle: IW Halle.

Anteil betroffener Beschäftigten an Gesamtanzahl Beschäftigter in % in den einzelnen Regionen.

19Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 20: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Politik muss Tertiarisierung der Wirtschaft fördernd begleiten.

Tertiarisierung25.02.2019

Page 21: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Die Tertiarisierung der Industrie schreitet voran.

25.02.2019

• Grundsätzlich lässt sich für Gesamtdeutschland feststellen, dass die Dienstleistungsaktivitäten in der Industrie sich in den letzten 15 Jahren merklich verändert haben und tatsächlich eine Dynamik mit unterschiedlichen Entwicklungen festzustellen ist. Insbesondere ist festzuhalten, dass die kleinen Betriebe bei Dienstleistungsumsätzen in den letzten 15 Jahren ihre ursprüngliche Position als Vorreiter zu Beginn der 2000er Jahre nicht in diesem Maße halten konnte. Ein weiterer Grund für den Rückgang der Dienstleistungsanteile in der Industrie insgesamt liegt auch darin begründet, dass der Anteil der Betriebe ohne jegliche Umsatzanteile in den letzten 15 Jahren deutlich angewachsen ist.

• Der Trend der Tertiarisierung der Industrie scheint somit gegenüber dem vorherigen Jahrhundert eine neue Phase erreicht zu haben, die sich durch neue Unternehmensstrategien, einen sich verändernden Wettbewerb und die zunehmende Verknüpfung von Produkten und Dienstleistungen auszeichnet.

• Dieser Wandel manifestiert sich beispielsweise in unternehmensstrategischen Veränderungen, aber auch durch eine aufkommende Polarisierung des Dienstleistungsgeschäfts unter Industriebetrieben. Die Tertiarisierung der Industrie ist daher nicht länger mit einer reinen Dienstleistungszunahme gleichzusetzen, sondern vielmehr mit einer diversifizierten Entwicklung im immateriellen Wertschöpfungsbereich, die durch weitere Einflüsse, wie beispielsweise die Digitalisierung, determiniert wird.

• Die meisten Regionen Deutschland sind hinsichtlich der Digitalisierung von Dienstleistungsangeboten und bei der hybriden Wertschöpfung uneinheitlich aufgestellt. Insgesamt bewegen sich die Unternehmen Deutschlands in sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit und Intensität in Richtung Wirtschaft 4.0. Dementsprechend zeigen sich auch an der Schnittstelle von Industrie und Dienstleistungsbereich unterschiedliche Qualitäten der Verknüpfung und Verflechtung der beiden Bereiche. Der „ambivalente Charakter der Digitalisierung“ eröffnet also einerseits Chancen, neue Geschäftsfelder zu erschließen, andererseits erhöht er den Konkurrenz- und An-passungsdruck insofern neue Kompetenzen aufgebaut sowie Fertigungs- und Serviceprozesse reorganisiert und angepasst werden müssen. Grundsätzlich gilt es also, die stark an Bedeutung gewinnenden unternehmensbezogenen und darunter speziell die industrienahen Dienstleistungen wirtschaftspolitisch hinreichend zu berücksichtigen.

21

Quelle: ZEW.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 22: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Strategische Bedeutung von Dienstleistungsangeboten im Verarbeitenden Gewerbe nimmt zu.

25.02.2019

Quelle: ZEW.

Entwicklung der strategischen Bedeutung von Dienstleistungsangeboten im Ver-arbeitenden Gewerbe im gesamten Bundesgebiet (2001-2015).

22Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Abgebildet ist der Anteil der Betriebe, die neue Dienstleistungen als wichtigstes Innovationsfeld beurteilen (Dienstleistung als Innovationsfokus), sowie der Anteil der Betriebe, die Dienstleistungen als primären oder sekundären Wettbewerbsfaktor ansehen (Dienstleistung als Wettbewerbsfaktor).

• Wie sich zeigt, sind hier zwei völlig gegenläufige Entwicklungen festzustellen. Während Dienstleistungsangebote bei Industriebetrieben in den letzten Jahren immer stärker aus dem Innovationsfokus gerückt sind, haben sie jedoch als Wettbewerbsfaktor deutlich an Bedeutung gewonnen.

• Aus den Ergebnissen zur Entwicklung des Dienstleistungssets und der strategischen Wertigkeit von Dienstleistungen im Industriesektor lässt sich schlussfolgern, dass in den letzten 15 Jahren ein unternehmensstrategischer Wandel beim Servicegeschäft von Industriebetrieben stattgefunden hat.

• Das Servicegeschäft hat sich mehrheitlich weg vom Innovationsfokus und hin zum Wettbewerbsfaktor ge-wandelt. Ebenfalls lässt sich die Vermutung anstellen, dass der Trend bei Industriebetrieben hin zu einer Fokussierung auf einfachere Services geht.

Page 23: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Digitalisierung der Industrie in Ba-Wü schreitet voran.

25.02.2019

Quelle: ZEW.

Erwartete Zunahme von Digitalisierungsanwendungen in den nächsten drei bis fünf Jahren in den industrienahen Dienstleistungen in Baden-Württemberg und Deutschland, 2016.

23Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 24: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Die Tertiarisierung für Baden-Württembergs Industrie von herausragender Bedeutung.

25.02.2019

• Die Bedeutung des Dienstleistungsbereichs hat in den vergangenen Jahrzehnten in fast allen entwickelten Volkswirtschaften stark zugenommen. Vielerorts hat die Dienstleistungswirtschaft den industriellen Sektor nicht nur in puncto Beschäftigung, sondern auch bei der Wertschöpfung als führende Kraft abgelöst. Auch in Baden-Württemberg, das im öffentlichen Bewusstsein immer noch als „Industrieland“ gilt, spielen der Dienstleistungssektor und Dienstleistungstätigkeiten gewichtige Rollen.

• Von besonderer Bedeutung sind gerade in einem industriell geprägten Land wie Baden-Württemberg die Verbindungen zwischen der Industrie und dem Dienstleistungsbereich. Dort erbringen die sogenannten industrienahen Dienstleister spezifische Leistungen für Industriekunden. Dazu gehören beispielsweise Ingenieurdienstleistungen, Wartungsdienste, aber auch Beratungs- und IT-Dienstleistun-gen. Vielfach entstehen dabei enge Verbindungen zwischen den Nachfragern und den Anbietern der Dienstleistungen, und gerade wissensintensive unternehmensnahe Dienstleister sind nicht selten in die Innovationsprozesse ihrer Kunden eingebunden bzw. treiben diese wesentlich voran. Nicht immer werden die Dienstleistungen aber ausgelagert oder von außen bezogen. Viele Industrieunternehmen, gerade im High-Tech-Bereich, sind auch selbst im Dienstleistungsgeschäft tätig und erbringen sogenannte industrielle Dienstleistungen. Sie erzielen mitunter beträchtliche Umsätze mit produktbegleitenden Dienstleistungen wie Wartungsverträgen, Sharing-Modellen oder Entwicklungsleistungen (hybride Wertschöpfung).

• Die große Nachfrage der Industrie nach Dienstleistungen ist in Baden-Württemberg für alle Dienstleistungsbereiche höher als im bundesweiten Vergleich. Industrie- und Unternehmensnahe Dienstleistungen können aufgrund der Breite ihrer Anwendungsmöglichkeiten eine relativ große Hebelwirkung erreichen und sind andererseits für viele industrielle Bereiche schon heute Innovationstreiber.

• Mit der Fokussierung auf technologie- und innovationsorientierte Industriezweige in Baden-Württemberg sind besondere Möglichkeiten und Chancen verbunden, gleichzeitig ergeben sich daraus aber auch Herausforderungen. In einer zunehmend globalisierten und digitalisierten Welt, in der Kommunikation, Information und Daten in vielen Bereichen der Wirtschaft eine immer bedeutendere Rolle spielen, ist es wichtig, die Schnittstelle von Industrie und Dienstleistungen, den Industrie-Dienstleistungs-Verbund, besonders in den Blick zu nehmen

• Die industrienahen Dienstleistungen sind in Baden-Württemberg überdurchschnittlich innovationsstark. Die baden-württembergische Industrie profitiert dabei insbesondere von einem innovations-starken IT-Sektor. Dies ist angesichts der enormen Bedeutung der Digitalisierung als Innovationstreiber zweifelsfrei ein Standortvorteil. Die Innovationsleistung der industrienahen Dienstleistungen ist in Baden-Württemberg höher als in Deutschland insgesamt. Dies gilt sowohl für die Innovationsausgaben in Relation zum Umsatz, den Anteil innovationsaktiver bzw. forschender Unternehmen und den Anteil von Unternehmen mit Marktneuheiten sowie mit kostensenkenden Prozessinnovationen als auch für den Umsatzanteil neuer Dienstleistungsangebote. Dieses Ergebnis beruht wesentlich auf der guten Performance der IT-Dienstleistungen. Ihnen kommt in Baden-Württemberg innerhalb des Innovationsgeschehens im industriellen Sektor eine deutlich größere Bedeutung zu als es die IT-Dienstleistungen im bundesweiten Durchschnitt des Innovationsgeschehens aufweisen. Gleichzeitig sind die IT-Dienstleister in Baden-Württemberg im Mittel stärker innovationsorientiert, geben höhere Umsatzanteile für Innovationen aus und erzielen höhere Innovationserträge.

24Quelle: ZEW.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 25: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Ba-Wü mit überdurchnittlichem Digitalisierungsgrad der Dienstleistungsangebote der Industrie.

25.02.2019

Quelle: ZEW.

Digitalisierungsgrad von Dienstleistungsangeboten in der Industrie im gesamten Bundesgebiet nach Regionen, 2015.

25Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 26: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Baden-Württemberg mit überdurchschnittlich vielen hybriden Wertschöpfungskonzepten in der Industrie.

25.02.2019

Quelle: ZEW.

Grad der digitalisierten hybriden Wertschöpfung (Betreibermodelle, Verfügbarkeitsgarantien, Miet-, Leasing- Sharingkonzepte) im Bundesgebiet nach Regionen, 2015.

26Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 27: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Hinter der schönen Fassade zeichnet sich aber ein differenziertes Bild.

25.02.2019

• Mit Blick auf die hybride Wertschöpfung und die Digitalisierung kann Baden-Württemberg den zweiten Platz im regionalen Vergleich hinter der Region Westen erreichen.

• Dies ist insbesondere dem Maschinenbau und der Elektronikbranche zu verdanken.• Allerdings zeigt sich beim Fahrzeugbau ein völlig anderes Bild. Hier sinken seit Jahren die Umsatzanteile mit Dienstleistungen, bei der digitalisierten

hybriden Wertschöpfung wird sogar der drittletzte Platz im gesamten Verarbeitenden Gewerbe belegt• Auffällig bei der Entwicklung der Dienstleistungsumsatzanteile ist, dass insbesondere kleine Betriebe vom Umsatzrückgang betroffen sind.

27

Quelle: ZEW.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 28: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Drei große Herausforderungen.

25.02.2019

• Der Südwesten hat eine starke Informations- und Kommunikationswirtschaft und die industrienahen Dienstleister im Verbund mit der Industrie sind stark. Gleichwohl gibt es im Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen insgesamt hinsichtlich Wertschöpfung und Produktivität noch Steigerungspotential. Würde die Wirtschaft des Landes es schaffen, auch die noch bestehende Produktivitätslücke im Bereich der unternehmensnahen Dienstleister insgesamt zu verkleinern, könnte so eine weitere Stärkung des gesamten Verbundes erreicht werden. Eine Stärkung der Verbindungen, der Schnittstelle der unternehmensnahen Dienstleister zum industriellen Bereich, aber auch zu anderen Teilen der Dienstleistungswirtschaft im Land, könnte hierbei ein wichtiger Schritt sein. Industrienahe Dienstleister sollten sich weiterhin um neue Geschäftsfelder und Absatzmärkte bemühen.

• Auch mit Blick auf das Innovationsverhalten sticht wiederum besonders der Bereich der IT-Dienstleister positiv heraus, die in Baden-Württemberg im Vergleich zum Bund überdurchschnittlich innovativ sind. Auffallend ist auch das überdurchschnittliche Kooperationsverhalten. Eine Herausforderung ergibt sich in diesem Zusammenhang durch die Stärke an der Schnittstelle Industrie/Dienstleistungen. Gerade weil Innovation und Digitalisierung hierzulande eine so gewichtige Rolle spielen, sind insbesondere für KMU an dieser Schnittstelle die Anforderungen besonders hoch. Gleichwohl zeigt die aktuelle Analyse der Innovationsleistung des gesamten Dienstleistungssektors in Baden-Württemberg, dass die Innovationsleistung im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe deutlich niedriger ist und der Abstand sich bei vielen Indikatoren vergrößert hat Insbesondere zeigt der Anteil der Dienstleistungsunternehmen mit Innovationen eine rückläufige Tendenz.

• Im Bereich der produktbegleitenden Dienstleistungen, also derjenigen Dienste, die von Industrieunternehmen selbst angeboten werden, zeigt sich in den letzten Jahren deutschlandweit eine zunehmende Polarisation: Der Anteil der Unternehmen, die keine solchen Leistungen anbieten, wächst, während gleichzeitig diejenigen mit solchen Leistungen im Portfolio ihre diesbezüglichen Aktivitäten ausweiten. Die baden-württembergischen Industriebetriebe sind zwar hinsichtlich ihrer Dienstleistungsaktivitäten insgesamt gut aufgestellt, jedoch sind gerade in den wichtigen Kernbereichen wie dem Maschinenbau, die Dienstleistungsanteile zurückgegangen. Hier sollten die Potenziale, die sich durch die Stärken der Wirtschaft im Land und durch die Digitalisierung ergeben, noch aktiver genutzt werden.

28

Quelle: ZEW.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Ergebnisse der Studie des ZEW in Bezug auf Tertiarisierung der Industrie Baden-Württembergs.

Page 29: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Wie kann das Land die Tertiarisierung der Industrie fördern?

25.02.2019

• Fortführung von Maßnahmen, um KMU über Herausforderungen und Chancen beim Zugang zu Plattformen zu informieren.• Wissens- und Methodentransfer weiter stärken.• Forschungsaktivitäten mit Fragestellungen zur Data Analytics und zur Prozesssicherheit sowie zur Plattformökonomie und damit einhergehenden

strukturellen Veränderungen stärken.• Dienstleistungsorientierung im Fertigungs- und Innovationsbereich stärken und fördern.• Einführung einer steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung an der Schnittstelle Industrie-Dienstleistung in Deutschland.• Neue Spitzentechnologien mit Dienstleistungspotential fördern.• Innovative Qualifizierungsformate und praxisorientierte Lernumgebungen für Dienstleister im Hinblick auf die Entwicklung datenbasierter Services

(Smart Services und digitale Geschäftsprozesse) bereitstellen.• Den flächendeckenden Ausbau des digitalen Daten-netzes (Glasfasernetz, 5G-Netzwerke) vorantreiben.

29

Quelle: ZEW.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Ausgewählte Vorschläge zur Förderung der Tertiarisierung der Industrie Baden-Württembergs.

Page 30: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Breitbandausbau als Grundvoraussetzung für Cloud-Services und Künstliche Intelligenz.

Breitbandausbau25.02.2019

Page 31: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Baden-Württemberg stark vom Hi-Tech-Sektor abhängig.

25.02.2019

Quelle: Deloitte, LBBW Research.

BIP pro Kopf in Abhängigkeit vom Anteil der komplexen MINT-Berufe an der Gesamtbeschäftigung (2017).

31Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 32: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Hinter Bayern weist Baden-Württemberg die meisten KI-Innovationen aus.

25.02.2019

Quelle: https://www.plattform-lernende-systeme.de/ki-landkarte.html

KI-Innovationen.

32Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 33: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Baden-Württemberg hat vor allem bei KI für das Verarbeitendes Gewerbe die Nase weit vorn.

25.02.2019

Quelle: https://www.plattform-lernende-systeme.de/ki-landkarte.html

KI-Innovationen.

33Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 34: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Ohne Breitband können Cloud-Dienste nicht genutzt werden. Diese sind aber essenziell für KI-Anwendungen.

25.02.2019

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.

Nutzung von Cloud Computing Diensten, Anteil an Unternehmern mit mindestens zehn Beschäftigten ohne Finanzsektor in %, 2016.

34Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Anwendungen der Künstlichen Intelligenz basieren maßgeblich auf der Nutzung von Massendaten (Big Data). Um diese zu speichern und dann auch auswerten zu können, benötigt es neue Datenbankmanagementsysteme wie Spark oder Cassandra sowie die Verfügbarkeit von Cloud-Diensten.

• Cloud-Dienste helfen gerade dem Mittelstand bei der Datenverwaltung und Datenanalyse. Diese werden zumeist von großen IT-Unternehmen bereit gestellt, die zugleich Software-Module zur Datenanalyse (KI) bereitstellen (z. B. TensorFlow von Google). Wir abstrahieren hier von möglichen Problemen für die Datensicherheit bei der Verwendung von Cloud.

• Der Datentransfer zwischen dem einzelnen Unternehmen und der Cloud findet natürlich im Idealfall um so schneller statt, wenn das Unternehmen über Breitbandanschluss verfügt. Daher ist der Ausbau des Breitbandnetzes essenziell.

Page 35: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Baden-Württemberg zwar im oberen Drittel bei der Breitbandversorgung…

25.02.2019

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Verfügbarkeit von Breitbandinternet, Anteil der versorgten Haushalte an allen Haushalten in %, 2017.

35Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Page 36: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Breitbandverfügbarkeit lässt aber in vielen Regionen oft zu wünschen übrig.

25.02.2019

Quelle: Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2018, Positionspapier Arbeitgeber Baden-Württemberg u. Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie e.V.

Breitbandverfügbarkeit Kreise & kreisfreie Städte Deutschlands. ≥ 50 Mbit/s alle Technologien, Stand Ende 2017.

36Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Die Aktivitäten des Landes, die Digitalisierung voranzutreiben, sind grundsätzlich zu begrüßen. Die Landesregierung muss jetzt aber alles daran setzen, dass schnellstmöglich die verbliebenen weißen Flecken in der Versorgung mit leistungsfähigen Glasfaser-Datenleitungen verschwinden.

• Der flächendeckende Ausbau einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur muss im Flächenindustrieland Baden-Württemberg als Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge verstanden werden.

• Besonders für die kleinen und mittelständischen Unternehmen in den ländlichen Regionen, die erheblich zum Wohlstand in Baden-Württemberg beitragen, ist die digitale Transformation eine Chance, neue Märkte zu erschließen.

Page 37: Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · Konjunktur nun mit Gegenwind. 25.02.2019 • Die Konjunktur Baden- Württembergs kühlt gerade im Gleichschritt mit der Konjunktur Gesamtdeutschlands

Disclaimer

25.02.2019 37

Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Sonnemannstraße 22, 60314 Frankfurt am Main und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Str. 108, 53117 Bonn / Marie-Curie-Str. 24-28, 60439 Frankfurt.

Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.

Diese Publikation wird von der LBBW nicht an Personen in den USA vertrieben und die LBBW beabsichtigt nicht, Personen in den USAanzusprechen.

Wir behalten uns vor, unsere hier geäußerte Meinung jederzeit und ohne Vorankündigung zu ändern. Wir behalten uns des Weiteren vor, ohne weitere Vorankündigung Aktualisierungen dieser Information nicht vorzunehmen oder völlig einzustellen.

Die in dieser Ausarbeitung abgebildeten oder beschriebenen früheren Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen stellen keinen verlässlichen Indikator für die künftige Wertentwicklung dar.

Die Entgegennahme von Research Dienstleistungen durch ein Wertpapierdienstleistungsunternehmen kann aufsichtsrechtlich als Zuwendung qualifiziert werden. In diesen Fällen geht die LBBW davon aus, dass die Zuwendung dazu bestimmt ist, die Qualität der jeweiligen Dienstleistung für den Kunden des Zuwendungsempfängers zu verbessern.

Mitteilung zum Urheberrecht: © 2014, Moody’s Analytics, Inc., Lizenzgeber und Konzerngesellschaften ("Moody’s"). Alle Rechte vorbehalten. Ratings und sonstige Informationen von Moody’s ("Moody’s-Informationen") sind Eigentum von Moody’s und/oder dessen Lizenzgebern und urheberrechtlich oder durch sonstige geistige Eigentumsrechte geschützt. Der Vertriebshändler erhält die Moody’s-Informationen von Moody’s in Lizenz. Es ist niemandem gestattet, Moody’s-Informationen ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Moody’s ganz oder teilweise, in welcher Form oder Weise oder mit welchen Methoden auch immer, zu kopieren oder anderweitig zu reproduzieren, neu zu verpacken, weiterzuleiten, zu übertragen zu verbreiten, zu vertreiben oder weiterzuverkaufen oder zur späteren Nutzung für einen solchen Zweck zu speichern. Moody’s® ist ein eingetragenes Warenzeichen.

Datum der Veröffentlichung: 22.02.2019

25.02.2019 08:01 #PDFRELEASE_DATE#

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg