KONSTANTINOS VII. PORPHYR., Leben des Kaisers Basileios I..pdf

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BYZANTINISCHE GESCHICHTSSCHREIBER Herausgegeben von UNIV.-PROF. DR. JOHANNES KODER Band XIV

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  • BYZANTINISCHE GESCHICHTSSCHREIBER

    Herausgegeben von UNIV.-PROF. DR. JOHANNES KODER

    Band XIV

  • VOM BAUERNHOF AUF DEN KAISERTHRON

    Leben des Kaisers Basileios I., des Begrunders der Makedonischen Dynastie, beschrieben von seinem Enkel, dem Kaiser

    KONSTANTINOS VII. PORPHYROGENNETOS,

    Ubersetzt, eingeleitet und erklart von LEOPOLD BREYER

    Verlag Styria Graz Wien Koln

  • CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

    Constantinus : Vom Bauemhof auf den Kaiserthron: d. Leben d. Kaisers

    Basileios I., d. Begriinders d. makedon. Dynastie f beschrieben von seinem Enkel, d. Kaiser Konstantinos VII.

    Porphyrogennetos. Obers., eingel. u. erkl. von Leopold Breyer.- Graz, Wien, Kiiln: Styria 1981

    (Byzantinische Geschichtsschreiber, Bd. 14) Einheitssacht.: Historia

    ISBN 3-222-10292-9

    NE: Breyer, Leopold [Hrsg.] ; GT

    IIIIIIIIIIU Ill - .... .,. 2 00096230 EL.TE EK

    Copyright 1981 by Verlag Styria Graz Wien Koln Aile Rechte vorbehalten. Printed in Austria

    Umschlaggestaltung: Christoph Albrecht Gesamtherstellung:

    Druck- und Verlagshaus Styria, Graz ISBN 3-222-10292-9

  • INHALT

    Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

    Anmerkungen zur Einleitung . . . . . . . . . . . . . 25 Bibliographie und Abkiirzungsverzeichnis . . . . . . 29 Konstantinos VII. Porphyrogennetos: Leben und Taten des erlauchten Kaisers Basileios . . . . . . . . 37

    Anmerkungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 5

    l. Namensregister (auBer Volkernamen) . . . . . 176 2. Geographisches Register (inklusive Volkernamen). . . . . . . . . . . . . . . . . 179

  • VORWORT DES HERAUSGEBERS

    Innerhalb der sechs Bucher umfassenden byzantinischen Chronik, die- entsprechend der Intention ihrer Autoren - als Theophanes Continuatus, also als ,Fortsetzer des Theophanes", bezeichnet wird, nimmt Buch V, die Biographie des Kaisers Basileios I. (867-886), insofern eine Sonderstellung ein, als es von dessen Enkel, Kaiser

    Konstantin VII. (9 13-959), verfaBt wurde. Der kaiserliche Autor schrieb also jenen Teil der von ihm initiierten und betreuten Chronik selbst, der den fiir seine Vorfahren besonders prekaren Zeitabschnitt der Dynastiegriindung behandelt: das Vierteljahrhundert, in dem sein GroBvater den Sprung vom Bauernhof auf den Kaiserthron schaffte.

    Konstantin stellte sich somit die Aufgabe, die dunklen Punkte seiner Herkunft vor der Nachwelt zu iibertiinchen, ohne seine Darstellung in Lobhudelei ausarten zu lassen. Er unterzog sich dieser Aufgabe mit erheblichem Erfolg, wobei er ganz augenscheinlich mit allen Tricks arbeitete, die bei dem angesprochenen Publikum ankommen muBten; er vertraute aber nicht seiner Uberzeugungskraft allein, sondern befahl etwa gleichzeitig auch einem anderen Historiker, der vielleicht Genesios hieB, in einer vierteiligen ,Kaisergeschichte" die Jahre 811 bis 886 zu behandeln, also ebenfalls die Herrschaft Basileios' I. und seiner Vorgii.nger auf dem Kaiserthron. Der Unterzeichnete hofft, auch diesen Autor bald in den BYZANTI

    NISCHEN GEScmcHTSSCHREIBERN in deutscher Ubersetzung vorlegen lassen zu konnen, womit sich reizvolle

    Vergleichsmoglichkeiten ergeben werden. Dr. Leopold Breyer konnte bereits im sechsten Band

    dieser Reihe einen wichtigen Abschnitt des byzantinischen Chronisten Theophanes in einer gediegenen Uber-

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  • setzung vorlegen. Umso mehr ist es ibm zu danken, daB er nun auch diesen bedeutsamen Teil des Theophanes

    Continuatus zu einem guten AbschluB brachte. Autor und Herausgeber hoffen, daB dieser neue Band beim

    Publikum ebenso groBes Interesse finden wird wie seine Vorgiinger.

    Mainz, im Jiinner 1981 Johannes Koder

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  • EINLEITUNG

    Der gelehrte Kaiser Konstantinos VII. Porphyrogennetos (Regierungszeit 913-959) schrieb urn 950 (sicher nach 948) die Lebensgeschichte seines GroBvaters, des Kaisers Basileios I. (Regierungszeit 867-886), der in einer fiir byzantinische Verhiiltnisse gar nicht ungewohnlichen Art seines Aufstieges1 zum Begriinder der makedonischen Dynastie wurde, die fast zwei Jahrhunderte (867-1056) in Byzanz herrschte. Unter ihr erreichte das byzantinische Reich nicht nur seine groBte Ausdehnung, sondern auch eine geistige Hochbliite, die man gemeiniglich als die makedonische Renaissance zu bezeichnen pflegt. Es war eine Zeit, in der man, wie der gelehrte Patriarch Photios es allgemein fiir die Literatur in seiner ,Bibliothek" tat, auch aus alten historischen Quellen Ausziige fiir didaktische oder rhetorische Zwecke machte, die uns so wenigstens Bruchstiicke vieler sonst verlorener Schriften erhielten.

    So entstand zu einer Zeit der ungewollten MuBe (bis 944), als der 905 geborene Kaiser Konstantin von der Ausiibung seines Herrscheramtes ausgeschlossen war, aber auch noch spiiter, teils von eigener Hand verfaBt, teils auf sein Betreiben hin von einem Kreis gelehrter Mitarbeiter eine Reihe von Werken, die dem Zug der Zeit nach allumfassendem Wissen entsprechend Kompilationen aus allen moglichen Wissensgebieten, so auch der Medizin, Landwirtschaft und Zoologie, waren. Von der in 53 Sachgruppen angelegten Exzerptensammlung Konstantins ist diejenige ,Uber die Gesandtschaften" (Excerpta de legationibus) noch ganz erhalten; sie wurde vielleicht fiir die Ausbildung zum diplomatischen Dienst verwendet. Ebenso wichtig fiir die Kenntnis der byzanti-

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  • nischen AuBenpolitik und fiir die Geschichte der Nachbarvolker ist eine an seinen Sohn Romanos gerichtete Schrift, die gewohnlich mit dem lateinischen Titel ,De administrando imperio" (abgekiirzt DAI) zitiert wird und etwa in den Jahren 948-952 entstand. Verwaltungsgeschichte behandelt Kaiser Konstantin in dem Werk ,De thematibus", in dem die Namen der seit Anfang des 7 . Jahrhunderts entstandenen Verwaltungsbezirke (Themen) erlautert werden. Es ist ein Jugendwerk des Kaisers, das er etwa in der Zeit von 934 bis 944 abfaf3te. Am kostbarsten durch seine detaillierten Beschreibungen erscheint das groBe Sammelwerk , Ober das Zeremonienwesen des byzantinischen Hofes" (kurz ,De ceremoniis" oder deutsch ,Zeremonienbuch" zitiert), das - wie das oben genannte Werk DAI - our in einer Handschrift iiberliefert ist, ein Zeichen dafiir, daB es our fiir private Zwecke bestimmt war. Trotz reichlicher Angaben iiber die Bauten des GroBen Kaiserpalastes in Konstantinopel ist es daraus nicbt moglich, ibn in seinen Einzelbeiten zu rekonstruieren.

    Die Lebensgeschichte des Kaisers Basileios 1., der 867 bis 886 regierte, ist das fiinfte Buch einer in sechs Biichern anonym iiberlieferten Chronik, die die Ereignisse ab dem Jahr 813 schildert, mit dem die Chronik des Bekenners Tbeopbanes endete, und daher als ,Theophanes Continuatus" ( = Fortsetzer des Tbeophanes) zitiert wird. Buch 1 bis 5 behandeln je einen Kaiser, Buch 6 die Ereignisse von 886 bis 961. Letzteres scheint von zwei Bearbeitern zu stariunen, der SchluBteil wohl von dem Stadtpdifekten Theodoros Daphnopates. Wahrend fiir die Bucher 1 bis 4 und zum Teil auch 6 Kaiser Konstantin das gescbichtliche Material aus schriftlichen Quellen und miindlichen Berichten einem Redaktor fiir die Bearbeitung zur V erfiigung stellte, hat er sich se1bst a1s Au tor des Bucbes 5, der Lebensgeschichte seines GroBvaters, des Kaisers Basileios, bekannt.

    Welche Absicht Kaiser Konstantin mit dieser Mono-

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  • graphie verfolgte, erfahren wir aus dem Einleitungskapitel: Basileios, der Ahnherr der makedonischen Dynastie, sollte dieser und ihren Nachfahren als Vorbild hingestellt werden. Das konnte bei dem mit Intrigen und Bluttaten belasteten steilen Aufstieg des Basileios nur mit geschickter, unm erklicher Propaganda gelingen. Eine einseitige

    Lobrede mochte noch in der vor fiinfzig Jahren in einem Athoskloster entdeckten Grabrede angebracht sein, die Kaiser Leon VI. auf seinen Vater Basileios I. gehalten hatte.% In ihr tritt der historische Hintergrund so weit zuriick, daB nicht einmal Namen genannt werden. Anders aber war dies fiir einen emsthaften Geschichtsschreiber, der Kaiser Konstantin sein wollte, der im Schlu.Bkapitel der Vita ( S. 352f) versichert, er babe alles, was er in Erfahrung bringen konnte, wahrheitsgemaB dargestellt. Ein Idealbild eines Herrschers zu formen, darin hatte er

    Vorbilder schon aus der Antike, etwa die Darstellung Kyros' des Alteren durch Xenophon und vor allem die Rede auf Euagoras von Isokrates, die unter dessen

    Prunkreden als Muster einer Lobrede auf einen Herrscher galt. Die Charakterzeichnung war dabei vorrangig. Und das Idealbild konnte man umso heller erstrahlen lassen, wenn man als Kontrast ein recht diisteres Bild von dem

    Vorganger auf dem Kaiserthron, dem Kaiser Michael III., zeichnete. Doch die iibrigen Ereignisse sind, wenn sie dieser Propaganda nicht zuwiderliefen, wohl historisch richtig dargestellt, und somit ist diese Vita zugleich eine wertvolle Quelle, da fiir diese Zeitepoche sonstige Quellen sparlich sind. 3 Dieser Umstand mag auch auf den Einflu.B des von Konstantin gepragten und geforderten Geschichtsbildes von Basileios zuriickzufiihren sein, denn die meisten Geschichtsschreiber der Folgezeit weichen, solange die makedonische Dynastie den

    Kaiserthron innehatte, nur in geringem AusmaBe da von a b. Doch gibt es da und dort Hinweise und Berichte, die auf alteren Quellen beruhen und die dem Makedonierhaus nicht so giinstig gesinnt waren.

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  • Gerade deswegen, weil Basileios aus niedrigen und armlichen Verhaltnissen stammte, betont Konstantin immer wieder seine vomehme Abkunft aus dem armenischen Herrschergeschlecht der Arsakiden. Durch Stammesfehden vertrieben seien die V orfahren nach Byzanz gekommen und in Makedonien angesiedelt worden. Wahrscheinlich in einem Dorfe bei Adrianopel wurde Basileios geboren.4 Freilich nennt uns Konstantin die Namen seiner Eltem nicht, nur den Gro13vater Maiktes. Die Mutter des Basileios, deren Namen Pankalo5 Konstantin an anderer Stelle (De cer. 648) nennt, war ebenfalls von vomehmer Abkunft: Zahlte sie doch, so meint der Verfasser, Konstantin den Gro13en, ja selbst Alexander den Gro13en zu ihren Vorfahren. Aber au13er seinem Namen Basileios ( = ,Der Kaiserliche"), der in W ortspielen immer wieder mit seiner kiinftigen Kaiserherrschaft (,basileia") in Verbindung gebracht wird, gibt es viele Anzeichen6, die schon friihzeitig auf seine spatere Kaiserwiirde hinweisen: ein purpurfarbiges Kopfband und purpume Windeln. Der Apfel, den der Bulgarenherrscher dem Knaben Basileios schenkte, als dieser mit seinen Eltem aus bulgarischer Gefangenschaft heimkehrte, ist gleichfalls ein Symbol der Herrschaft. 7 Auch sein Benehmen gegeniiber dem Bulgarenfiirsten deutet auf seinen Adel hin. All das findet sich nicht in den anderen Quellen, wohl aber die von Konstantin breit ausgefiihrte Geschichte von einem Adler, der den Knaben beschattete, ein wei teres symboltrachtiges Zeichen. 1 Nur Konstantin berichtet von seiner Erziehung, die ihm von seinem Vater zuteil wurde. Es werden all die Tugenden aufgezahlt, die einem guten Knaben frommen, aber auch bereits einen guten Kaiser erahnen lassen: Mut, Besonnenheit, Klugheit und Gerechtigkeit, die sich in seinem betonten Einsatz fiir Rechtsgleichheit und in seinem sozialen Verstandnis fiir die Lage der Niedrigeren zeigte, und die umso mehr von ihm erwartet wurde, da er selbst aus solch armlichen Verhiiltnissen kam.

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  • Der friihe Tod semes Vaters versetzte ihn in die Notlage, fiir Mutter und Geschwister zu sorgen, was mit dem karglichen Verdienst aus der Landarbeit schwierig war.9 Daher lockte ihn die Hauptstadt mit hoheren Verdienstmoglichkeiten, und er hoffte, sich durch Beziehungen Zutritt zum Kaiserhof zu verschaffen. Traumgesichte seiner Mutter von einem goldenen Baum10, ahnlich wie bei Kyros, und die Erscheinung des Propheten Elias kiinden ihr, daB ihr Sohn Kaiser der Rhomaer sein werde. Als er abends miide vor der Pforte des Diomedesklosters in Konstantinopel anlangt, mahnt der heilige Diomedes den Abt des Klosters (nach anderen Quellen den Kiister der Kapelle, die einst auch dem Propheten Elias geweiht war)11, dreimal, ,den von Christus gesalbten Kaiser" (S. 223) hereinzufiihren. Einige Quellen fiigen hinzu, daB er mit dem Klostervorsteher geistliche Bruderschaft schloB.11 Dieser ebnete ihm den Weg zu gesuchtem Verdienst und zum AnschluB an einen Kreis, der iiber Beziehungen zum Hof verfiigte. Nach anderen Quellen kam ein gewisser Theophilitzes mit dem Wunsch in das Kloster, er suche einen Menschen, der sich auf Pferde verstehe. 13 Konstantin berichtet, daB Theophilitzes mit Vorliebe groBe, kraftige Manner in seinem Gefolge zu haben wiinschte. Kraft, Mut und Geschicklichkeit fiihrten Basileios an den Hof, als er es mit einem bisher unbesiegten Bulgaren im Ringen aufzunehmen hatte. Nach anderer Quelle handelte es sich urn ein Ringen, das bei einem Festbankett zur Erheiterung zwischen Leuten des Kaisers und des Casars Bardas stattfand. 14 Auf einer Dienstreise mit Theophilitzes in die Peloponnes erkannte in der Andreaskirche von Patras ein prophetisch begabter Monch seine kiinftige Kaiserwiirde. Die reiche und hochangesehene Witwe Danielis erfuhr dies im Gesprach von dem Monch und veranlaBte Basileios, mit ihrem Sohne geistliche Bruderschaft zu schlieBen. Auch beschenkte sie ibn reichlich in der Erwartung, dies spater, wenn Basileios Kaiser sei, von ihm entsprechend vergol-

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  • ten zu erhalten. Mit diesen Mitteln sah sich Basileios sosehr seiner Armut enthoben, daB er noch reichlich seinen Anverwandten in Makedonien davon geben konnte.

    Auf einer Jagd gelang es Basileios, ein unbandiges Pferd des Kaisers einzufangen, ein anderrnal einen plotzlich aufgetauchten riesigen Wolf zu toten. Nach anderen Quellen verstand es Basileios allein, so wie einst Alexander der GroBe das Pferd Bukephalas, ein unbandiges Pferd, das der Kaiser als Geschenk erhalten hatte, durch richtige Behandlung zu zahmen. 15 Daher wurde er in den kaiserlichen Dienst iibemommen und mit der Wiirde eines Oberstallmeisters (Protostrator) ausgezeichnet, obwohl Theodora, die Mutter des Kaisers Michael, und ihr Bruder, der Casar Bardas, den Untergang ihrer Dynastie durch ihn erahnten. ,Aber die gottliche Vorsehung nimmt ihren Verlauf'' (S. 234): Basileios erhielt einen Vertrauensposten des Kaisers als Kammerer (Parakoimomenos) und heiratete auf dessen Wunsch eine kluge und edle Hofdame, Eudokia Ingerina. Konstantin spricht von ihr nur mit Hochachtung. Nicht erfahren wir von ihm, daB sie vorher die Matresse Michaels war, der aber auf Wunsch seiner Mutter eine andere heiraten muBte, da ihr Eudokia lngerina wegen ihres sittenlosen Verhaltens verhaBt war.16 Durch die Heirat Eudokias mit Basileios konnte diese ihre Stellung am Hofe halten. Daher zwang Michael Basileios, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, wobei er sie groBziigig mit Geld abfand, und Eudokia lngerina zu heiraten. Als ,Draufgabe" sollte Basileios von ihm seine Schwester Thekla als Matresse erhalten.17

    Basileios bahnte sich mit Entschlossenheit den Weg nach oben: So ware ein Mordanschlag auf den Casar Bardas auBerhalb der Hauptstadt bei einer Lagebesprechung wii.hrend eines Feldzuges wegen der Zaghaftigkeit der Verschworer miBlungen, wenn nicht Basileios aus Sorge urn das Leben des Kaisers Michael, der auf die

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  • Durchfiihrung drangte, als ,Retter" aufgetreten ware. DaB Basileios durch seine Intrigen besonders iiber Symbatios, den Schwiegersohn des Bardas, den anfanglich widerstrebenden Michael zum Anschlag bestimmte und gegen Bardas vor den Augen des Kaisers den ersten Schwertstreich fiihrte und ihn mit den Mitverschworenen totete18, erfahren wir nicht von Konstantin. Ebensowenig berichtet er, wie die Volksmenge bei der Riickkehr auf dem Marktplatz gegen Michael und auch Basileios wegen dieser Mordtat aufgebracht war. Als ein Monch dort dem Kaiser zurief: ,Wehe dir, Kaiser, eine schone Reise hast du gemacht und den eigenen Verwandten mit dem Schwerte umgebracht!", da stellte sich die Menge schiitzend vor den Monch und erklarte ibn fiir verriickt, so daB beide gegen ibn nicht einschreiten konnten. 19 Basileios wurde fiir seine Tat als Lebensretter belohnt: Er wurde von Michael zunachst adoptiert und schlieBlich zum Mitkaiser gekri:int. Symbatios, der von Konstantin als Hauptakteur bei der Ermordung des Bardas hingestellt wurde, zog sich, da er leer ausging, grollend als Statthalter in eine Provinz Kleinasiens zuriick und schiirte von dort zum Aufstand vor allem gegen Basileios. Die Radelsfiihrer wurden von Michael durch Verstiimmelung und Verbannung bestraft. Doch Basileios trug ihnen, als er zur Alleinherrschaft gelangte, nichts nach und alles anderte sich zum Besseren: Es sollte keine Aufstande, keine Unterdriickung und MiBhandlung der Annen mehr geben (S. 242).

    War so Basileios von der Mordtat an Bardas mehr oder minder als Retter des Kaisers freigesprochen, so muBte der Mord an Kaiser Michael, seinem Wohltater, der in blindem Vertrauen auf ihn seinen Aufstieg gefordert hatte, umso glanzender gerechtfertigt sein, urn Basileios ohne Schuld und Makel in reinstem Licht als Vorbild hinstellen zu ki:innen. Dieses Licht konnte durch die Kontrastwirkung in einer SchwarzweiBmalerei erstehen, die Konstantin den schlechten Charakter Michaels in den

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  • dunkelsten Farben breit (in den Kapiteln 20 bis 27) ausfiihren lii.Bt.20 So horen wir, daB Michael besonders in spii.teren Jahren der Trunksucht zuneigte, fiir Staatsgeschii.fte wenig iibrig hatte, aber umso mehr dem Rennsport im Hippodrom huldigte und- wie einst Kaiser Nero - auch selbst als Rennfahrer auftrat. Freilich bringt Konstantin nicht die Anekdote, daB Michael, als ihm wii.hrend des Rennens die Nachricht vom Einbruch der Araber aus Syrien iiber den von dem Mathematiker Leon konstruierten Lichttelegraphen iiberbracht wurde, auBerst ungehalten war und das Signal abzustellen befahl, da er augenblicklich wichtigere Sorgen habe. 21 Doch das Argste war die zwielichtige Schar, mit der Michael nicht nur zechte, sondem vor allem die Religion, kirchliche Einrichtungen, ja selbst das MeBopfer verspottete. Dabei machte er vor seiner frommen Mutter nicht halt, die er und sein Rii.delsfiihrer Gryllos, der den Patriarchen nachaffte, in unflatiger Weise beleidigten. Seine Grausamkeit zeigte Michael vor all em in seiner Trunkenheit, in der er harte Strafen und Todesurteile aussprach. Als er auch Basileios mit seiner Launenhaftigkeit und seinem MiBtrauen zu verfolgen begann, das dieser sich durch seine an Michael gerichteten Mahnworte (,Man haBt uns") ausgelost hatte, und als Michael Basiliskianos, einen gewohnlichen Marinesoldaten, als Kaiser einkleiden lieB, als ob es ihn gereute, Basileios dazu emannt zu haben, da soll Eudokia Ingerina selbst Michael in kluger Weise zur Rede gestellt haben.22 Denn dieser Basiliskianos hatte ja das Herz des Kaisers gewonnen, weil er seinen groBartigen Sieg auf der Rennbahn entsprechend gewiirdigt hatte. Diese Motivierung bringt Konstantin nicht, ebensowenig daB Michael das Rennen anlii.Blich der Geburt eines Sohnes von Eudokia Ingerina veranstaltete. Denn man vermutete, daB der bald nach ihrer Heirat mit Basileios geborene Sohn Leon ( der nachmalige Kaiser und Vater Konstantins VII.) eigentlich ein Sohn Michaels war.23 Doch tauchte spater schon der Einwand auf, daB

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  • solch ein notorischer Siiufer, wie es Michael war, keine Kinder zeugen konnte.z4 Das Geriicht von der fragwiirdigen Vaterschaft war weit verbreitet, und man suchte auch den spiiteren Bruch zwischen Basileios und Leon daraus :ru erkliiren. Aber diese Geriichte durften in Kaiser Konstantin nicht den Gedanken aufkommen lassen, Basileios sei eigentlich gar nicht sein GroBvater.

    Michael lieB fiir seine kostspieligen Feste und Launen die Staatskasse leeren, die goldenen Gegenstiinde, die die Erscheinung des Kaisers auf dem Throne fiir ausliindische Gesandte eindrucksvoll steigern sollten, die goldene Platane, auf der goldene Vogel zwitscherten und unter der goldene Lowen briillten, wozu noch eine goldene Orgel spielte, einschmelzen und priigenz5 und kostbare Gewiinder veriiuBern. Dagegen war fiir den Sold der Soldaten und sonstige gute Zwecke kein Geld vorhanden. DaB sich der Kaiser durch Konfiskation von Giitern der Reichen Geld verschaffte, steigerte die MiBstimmung und Unsicherheit. Basileios entging auf der Jagd knapp einem von Michael geplanten Anschlag. Galt es da nicht selber zu handeln, ,eher Hammer als AmboB zu sein"u, und eher die Gefabr zu beseitigen, wie die Skorpione und Nattern, bevor sie durch ihr Gift das Leben bedrohten (S. 254f)? So schiirfte Michael ,selbst die Schwerter gegen sich" (S. 242) und Nachsicht ware Torheit gewesen (S. 252).

    Kaiser Konstantin erwahnt nur kurz (S. 254), daB angesehene Manner des Staates und Senates zusammentraten und Michael, als er trunken war, im Palaste von Sankt Mamas am Bosporos, durch wachhabende Soldaten im Schlafgemach toten lieBen. Ober Basileios wird in diesem Zusammenhang natiirlich nichts ausgesagt.

    Genesios, der unter dem starken EinfluB von Kaiser Konstantin schrieb27, sucht- ebenso wie der anonyme Verfasser des Theophanes Continuatus- das Lebensende des Michael moglichst kurz zu schildern, bemerkt aber (S. 80 Lesmiiller-Thurn), daB das MiBtrauen zwischen Michael und Basileios so groB wurde, daB jeder fiir sein

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  • Leben fiirchten muBte. Als sich Basileios selbst nach dem miBgliickten Anschlag auf ihn noch nicht zur Ermordung Michaels entschlieBen konnte, schritten die Freunde ( = Mitverschworenen) des Basileios zur Tat, urn nicht selbst umzukommen. Da diese Mordtat zum Nutzen des Basileios ausschlug - ,aber er wuBte ja, daB ibm die Kaiserwiirde von Gott bestimmt war" -, lieB er die prachtige ,Neue Kirche" zu Ehren der Erzengel (Michael und Gabriel) erbauen. In dieser Formulierung des Genesios klingt durch, daB Basileios eher eine Schuld siihnen als bloB Gott fiir die Erlangung der Kaiserwiirde danken wollte. Selbst Kaiser Konstantin nennt (S. 326) diesen Bau eine ,Siihnestatte" (Hilasterion), die ofTen bar wegen der Ermordung Michaels dem Erzengel Michael, aber auch dem Propheten Elias geweiht war, von dem die Mutter des Basileios die Kunde von seinem kiinftigen Kaisertum erhalten hatte. Auch Bischof Liutprand von Cremona, der ein Jahrhundert spater in diplomatischer Mission mehrfach am Kaiserhof in Konstantinopel war, die dort noch kursierenden Geriichte iiber das Ende Michaels erfahren konnte und selbst mit Kaiser Konstantin Kontakt hatte, berichtet, daB Basileios der Morder war und die Benennung der Siihnekirche in Anlehnung an den Namen des Ermordeten erfolgte. 21

    Einen ausfiihrlichen Bericht iiber die Mordtat bringt auch Georgios M onachos Continuatus (Version A, S. 836f, und Version B, S. 16) und fiihrt dann die Tater namentlich an19:

    Wahrend sich Michael beim Festmahl mit Eudokia lngerina gut amiisierte, ging Basileios hinaus und zerstorte das TiirschloB von Michaels Schlafgemach. Dann fiihrte er den trunkenen Michael hinein und kii.Bte ibm noch die Hand. Wieweit Basileios noch weiter seine Hand im Spiele hatte, wird nur angedeutet: Er offnete, als Michael schon in tiefen Schlaf gesunken war, den Mitverschworenen die Tiir. Da trat ihnen der Kammerer lgnatios entgegen, und durch den Larm der Auseinander-

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  • se.tzung wurde Michael geweckt. Es wurden ihm von Johannes dem Chald(i)er beide Hande abgeschlagen, wahrscheinlich als er sie bittflehend emporhob. Dies ging so schnell vor sich, daB die Wachen vor der Tiir es nicht merkten, ebenso schnell wurde der nebenan schlafende Basiliskianos getotet. Nun beriet man mit Basileios, was weiter geschehen sollte. Da war inzwischen Asylaion30 dem Basileios zu Gefallen in das Schlafgemach eingedrungen und totete den wehklagenden Michael. In der Version B klagt der sterbende Michael iiber die Treulosigkeit des Basileios, auf den er so groBe Stucke gehalten hatte. Als Asylaion zu Basileios zuriickgekehrt war, ruhmte er sich, eine gute Tat vollbracht zu haben. AnschlieBend begab sich Basileios in die Stadt, drang in den Kaiserpalast ein und lieB sich die Schliissel iiberreichen. Seine erste Tat war, seine Frau Eudokia lngerina in feierlichem Zuge von Sankt Mamas einzuholen. Dann gab er Weisungen, Eudokia Dekapolitissa, die Frau Michaels, zu ihren Eltem zu bringen und den Leichnam Michaels samt Mutter und Schwestem nach Chrysopolis einzuschiffen. Erst nach dem Tode des Basileios erfolgte durch seinen Sohn Leon die feierliche Beisetzung Michaels innerhalb der Stadt, in der Apostelkirche, der Begdibnisstiitte der Kaiser.31 Basileios gab dann dem Stadtpriifekten den Auftrag, ihn auf dem Marktplatz durch die Stadtbevolkerung zum Alleinherrscher zu proklamieren. Nach diesem Bericht wird iiber jeden, der an der Ermordung Michaels beteiligt war, einzeln angefiihrt, wie bose sein Leben endete und ibn die rachende Strafe Gottes traf. Doch iiber den Hauptakteur Basileios fallt kein Wort.

    DaB die Situation fiir Basileios kritisch war, erfahren wir aus Georgios Monachos Continuatus, Version B (S. 16), und aus Pseudo-Symeon (S. 687): Der Flottenkommandant Ooryphas wollte, als er von der Tat des Basileios horte, fiir Michael eine Vergeltungsaktion einleiten. Basileios suchte ibn zunachst durch Drohungen

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  • und Vorwiirfe einzuschiichtern, dann aber lobte er sein W agnis, da er es in treuer Anhanglichkeit an seinen friiheren Herrn unternommen hatte, und zeichnete ibn spater sogar durch einen Vertrauensposten aus.

    Nachdem das makedonische Geschlecht vom Throne abtrat, wagte man schon ofTener, Basileios als Tater zu bezeichnen, so Johannes Skylitzes (S. 131) in der Mitte des 1 1. Jahrhunderts, der sich sonst eng an Theophanes Continuatus anlehnt. Schon vorher wird in einer hagiographischen Schrift besHitigt, daB Basileios der Morder Michaels war. 32 Das gleiche bezeugen im Anfang des 12. Jahrhunderts Konstantinos Manasses in seiner Verschronik (V. 5245ff), gleichfalls im 12. Jahrhundert Michael Glykas (S. 546) und im 13. Jahrhundert Theodoros Skutariotes (Sathas, Mes. Bibl. VII, S. 143).

    Auf einer zeitgenossischen Quelle beruht die Nachricht des Pseudo-Symeon (S. 688f), daB der Patriarch Photios Kaiser Basileios als Morder von der Kommunion ausschloB, worauf dieser ihn mit Roms Zustimmung absetzte und den von Bardas aus ahnlichem AnlaB vertriebenen Patriarchen lgnatios wieder aus der Verbannung zuriickholte. Diese Motivierung iibergeht Konstantin und hebt nur die Verdienste des Basileios fiir die Wiederherstellung des Friedens in der Kirche hervor (S. 262). Das apostolische Wirken des Kaisers trat in den Bekehrungsversuchen der Juden und in der Forderung der Missionierung der Bulgaren und Russen in Erscheinung.

    Immer wieder kehrt Konstantin die Herrschertugenden des Basileios hervor: seine standige Sorge urn das Wohl der Untertanen selbst in der Nacht (S. 257, 292, 308). 33 Ja, selbst im Schlafe beschaftigen ibn die Probleme der Allgemeinheit, die oft durch gottliche Eingebung eine Losung erfahren. Besonders hervorgehoben werden immer wieder seine Milde und Menschenfreundlichkeit (S. 263, 277, 292, 296).34 Vor allem ausgepragt ist sein Gerechtigkeitssinn, die Durchsetzung der Gleichheit aller vor dem Gesetz (S. 259, 276) und der Kampf gegen

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  • Korruption der Beamtenschaft (S. 258f). Auch hisher eingehiirgerte Unsitten der ,Geschenke" sollten beseitigt werden (S. 259). Vor allem suchte er MiBstande auf dem Gebiet der Steuereinhebung zu beseitigen (S. 260f). Er selbst fiihrt, wenn es ibm nur m6glich ist, den Vorsitz bei solchen Berufungsverhandlungen und sorgt durch Geldmittel, daB jedermann die M6glichk:eit hat, bis zur Erledigung seines Falles in der Hauptstadt zu verbleiben (S. 260f). Auch sorgt er fiir die Neuordnung der Gesetze (S. 262)35 und fiir einen einwandfreien, tiichtigen Richterstand (S. 259). So sucht er vor allem den Armen und Unterdriickten gegeniiber den Machtigen zu helfen (S. 256, 258, 261, 339, 346, 348). Im Kriege zeichnet er sich durch Tapferkeit, Klugheit und Besonnenheit a us (S. 270, 285f, 315). Strapazen versteht er, vorhildlich fiir seine Soldaten, auf sich zu nehmen, etwa beim Bau einer Schiffshriicke iiher den Euphrat (S. 269) oder beim Passieren von Engpassen zu FuB (S. 280). Irnmer wieder (S. 258, 276, 315) wird seine Fr6mmigkeit hervorgehohen, auf seine instandigen Gehete der Sieg iiher die Feinde zuriickgefiihrt (S. 274, 276, 298f). Aher am deutlichsten au:Bert sich seine Fr6mmigkeit im Bau und in der Renovierung so vieler Kirchen. Konstantin widmet einen groBen Ahschnitt (die Kapitel 78 his 94) der BauHitigkeit des Kaisers Basileios. 36 Durch die Beschreihung oft nicht mehr erhaltener Bauten ist dieser Teil fiir die Kunstgeschichte und die Baugeschichte Konstantinopels von groBer Bedeutung. Im Mittelpunkt steht die ,Neue Kirche"37, fiir deren Ausgestaltung er von iiberall her Kunstschatze sammelte und fiir deren Ausbau er selbst die Marinesoldaten heranzog, wodurch er den rechtzeitigen Entsatz der Stadt Syrakus gegen die Araher versaumte. Unter den Heiligen, denen er in Konstantinopel Kirchen weihte, ragten der Erzengel Michael und der Prophet Elias hervor38, unter seinen sonstigen Kirchenhanten die prachtvolle Er16serkirche im Palast und eine Kirche der Gottesmutter am Marktplatz. Neben dem

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  • Manganenpalasttrakt wird vor allem der ,Neue Palasttrakt" (Kainurgion) hervorgehoben: Damit sollte wieder ausgedriickt werden, daB mit Basileios alles eine Wendung zum Neuen und Besseren erfuhr. Neben Siiulenhallen, Brunnen, Sport- und Parkanlagen lieB er in seiner Obsorge fiir die Armen und Bediirftigen Spitiiler, Altersbeirne und Armenhiiuser errichten und renovieren.

    Seine K.riegstaten sind vor allem die Bekii.mpfung der Paulikianer in Kleinasien und der allseitige Kampf gegen: die Araber, wobei er im Verein mit dem Papst und dem Frankenkonig Ludwig Siiditalien und Sizilien zu halten oder wieder zu gewinnen suchte. Auch versteht es Konstantin dabei, mit der anschaulichen Erziihlung von der punischen List des gefangenen arabischen Heerfiihrers Soldan und seiner Deutung des Schicksalrades den Leser zu fesseln.

    Zu den rhetorischen Glanzpunkten ziihlt klanglich die Stelle (S. 3 3 1 ), an der Konstantin vom Schonheitssinn des Kaisers bei seinen Bauten spricht und dabei den Namen Basileios in all seinen Bedeutungsnuancierungen gleichsam zu einer Symphonie gestaltet (, wie sie als basileion basileia . .. tois basileiois der basileus Basileios erbaute"), und inhaltlich (S. 344f) die mit kiihnen Metaphern geschmiickte Einstimmung bei der Erziihlung vom tragischen Tode seines Lieblingssohnes Konstantin, auf den Basileios all seine Hoffnung als Nachfolger gesetzt hatte. Kaiser Konstantin liiBt Basileios wie der duldsame Hiob dieses bittere Schicksal hinnehmen, aber in Wahrheit ist Basileios aus Schmerz und Verzweiflung ein gebrochener Mann. Dies zeigt, daB er sich der Magie des intriganten Santabarenos und dessen EinfluB verschrieb, nachdem dieser ihm den verstorbenen Konstantin zu Pferde hatte erscheinen lassen. Leon erkannte das diimonische Wesen dieses angeblichen Monches, der vielleicht ein Handlanger des Photios war. 39 Dieser lieB auf diesem W ege Basileios fiihlen, daB er einst seine Absetzung als Patriarch bewirkt hatte. Aber durch eine gefalschte Schrift,

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  • in der nicht nur die adelige Abkunft des Basileios nachgewiesen, sondem auch durch das geheimnisvolle Wort BEKLAS40, das nur Photios zu deuten wuBte, der Fortbestand seiner Dynastie zugesichert wurde, verstand es Photios, die Aufmerksamkeit des Kaisers zu erregen. Daher lieB dieser den hochgebildeten Mann aus der Verbannung an den Kaiserhof holen und iibertrug ibm die Erziehung seiner Kinder. Weiters gelang es dem Santabarenos, urn nicht selbst offentlich von Leon bloBgestellt zu werden, diesen in seiner Arglosigkeit schuldlos derart bei Basileios zu verklagen, daB dieser ihm die Mitkaiserwiirde entzog und ibn gefangensetzen lieB. Durch eine nette Erzahlung von dem Sittich, der urn seinen Herro Leon deutlich verstandlich klagt, versteht Konstantin der tragischen Situation eine Wende zu geben, die das wahre Wesen des Basileios zum Durchbruch gelangen laBt (S. 351). So kann Konstantin den Lobpreis dieses guten, gerechten und fiirsorglichen Kaisers im Hinblick auf seine Leistungen wirkungsvoll mit dem Homerzitat vom guten Herrscher und machtvollen Kampfer beschlieBen. Fiir die Obersetzung wurde die Ausgabe des ,Theophanes Continuatus" im Bonner Corpus von I. Bekker (Bonn 1838: S. 211-353) zugrunde gelegt. Die Iodizes und die in Klammer beigefiigten Seitenangaben beziehen sich ausschlieBlich auf die Seiten dieser Ausgabe, die auch am Ran de der Obersetzung vermerkt werden. Auf Grund der Vorarbeiten de Boors aus dem vorigen Jahrhundert wird von I. Sevcenko seit langerer Zeit eine textkritische Neuausgabe vorbereitet, die als Grundlage die bisher nicht beriicksichtigte alteste Handschrift, den Vaticanus graecus 167 aus dem 11. Jahrhundert, heranzieht. An einigen Stellen konnten die Lesarten dieser Handschrift nach Unterlagen eines Seminars, das I. Sevcenko im Herbst 1977 in Bari gehalten hatte, beriicksichtigt werden.

    Die Schreibung der griechischen Personennamen, Orts-

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  • namen und Fachausdriicke wurde dem Originaltext entsprechend in Anlehnung an das System der Byzantinischen Zeitschrift wiedergegeben oder zumindest in Klammero beigefiigt.

    Besondere Beachtung verdient im Zusammenhang mit der Vita Basilii die Madrider Skylitzes-Handschrift, welche zahlreiche prachtvolle Miniaturen zur Illustration des Lebens und der Taten des Kaisers Basileios enthalt. 41 Fiir sie wird an Ort und Stelle auf die Bildauswahl in dem Ieicht erreichbaren Buch ,Byzanz" von Ph. Sherrard (Time-Life-Int., Amsterdam 1967) und in der Taschenbuchausgabe (Rowohlts Life Sachbuch 30, 1972), weiters auf die Abbildungen bei G. Moravcsik im Anhang zu seinem Aufsatz in DOP 15 (1961) 127-131 verwiesen.

    Besonders markante Kombinationen des Kaisernamens Basileios mit der griechischen Wortfamilie basileus ( = Kaiser) wurden kursiv gedruckt, urn solchermaBen diese beziehungsreichen W ortspiele wenigstens andeutungsweise wiederzugeben. Die ErkHirungen zu den einzelnen Textstellen fmden sich, wie in den BYZANTINISCHEN GESCHICHTSSCHREIBERN iiblich, nach den Seitenzahlen des Bonner Corpus geordnet im AnschluB an den Text, doch wurden die geographischen und topographischen Erkliirungen fast ausnahmslos im Register zusammengefa.Bt (s. auch die Karte amEnde des Bandes).

    Manch wertvolleAngabe bei der Erstellung des geographischen Index verdanke ich Herro Dr. F. Hild von der Kommission fiir die Tabula Imperii Byzantini der 6sterreichischen Akademie der Wissenschaften, und besonders danke ich Herro Prof. Dr. J. Koder, daB er auch die diesem Buch beigefiigte Karte des byzantinischen Reicbes entwarf.

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  • ANMERK.UNGEN ZUR EINLEITUNG

    } Kaiser Justin I. (518-527) und sein Neffe und Nachfolger Justinian I. (527-565) waren gleichfalls Bauern aus Makedonien. Michael II. (820-829), der Begriinder der amorischen Dynastie, war ein rauher Krieger, der weder lesen noch schreiben konnte; hingegen erwies sich sein Sohn und Nachfolger Theophilos, wie Justinian I. und Leon VI. der Weise, der Sohn und Nachfolger von Basileios I., als Forderer von Kunst und Wissenschaft. - Basileios selbst lernte nach Konstantin (S. 314) erst in spiiterem Alter schreiben.

    2 Oraison funebre de Basile I par son fils Leon VI le Sage, ed. avec introduction et traduction par A. Vogt et I. Hausherr (Orientalia Christiana 26/1, Rom 1932). Vgl. dazu N. Adontz, La portee historique de l'oraison funebre de Basile par son ftls Uon VI le Sage, Byz. 9 (1933) 501-513.

    3 Vgl. G. Moravcsik, Sagen und Legenden tiber Kaiser Basileios I., DOP 15 (1961) 61.

    4 Georg. Mon. Cont. A, 817, Leon Gramm. 231, Ps.-Symeon 655. Die Vita Sancti Eugenii aus dem 14. Jahrhundert (Fontes imperii Trapezuntini, ed. A. Papadopulos-Kerameus, Petersburg 1897, S. 79) nennt Chariupolis (siidwestlich vom heutigen Liileburgaz) als Geburtsort.

    5 Dieser Name ist eindeutig griechisch und nicht slavisch. Die Nachricht von einer slavischen und nicht, wie allgemein angenommen, armenischen Abkunft des Basileios entstand in den arabischen Quellen, da diese ,Slave" synonym fiir ,Mazedonier" verwenden (Tobias, S. 46).

    6 Ausfiihrlich dariiber G. Moravcsik, a.a.O., S. 60-132. 1 P. E. Schramm, Sphaira, Globus, Reichsapfel, Wanderung

    und Wandlung eines Herrschaftszeichens von Ciisar bis Elisabeth II., Stuttgart 1953; s. auch Moravcsik, a.a.O., S. 79f; J. Deer, Der Globus des spiitromischen und byzantinischen Kaisers, Symbol oder Insigne? BZ 54 (1961) 53-85; A. R. Littlewood, The Symbolism of the Apple in Byzantine Literature, JOB 23 (1974) 33-59.

    8 Vgl. ,Adler", RE, I 371-375 (E. Oder)und ,Adler", RAC, I 87-94 (Schneider-Stemplinger); K. Schwarzenberg, Adler

    25

  • und Drache, der Weltherrschaftsgedanke, Wien-Miinchen 1958; Moravcsik, a.a.O., S. 84fT; A. Fourlas, Adler und Doppeladler. Materialien zum ,Adler in Byzanz", mit einem bibliographischen Anhang zur Adlerforschung, in: Philoxenia, Festschrift fiir Bernhard Kotting, Munster 1980, 97-120. Auf iihnliche Weise wird dem Markianos durch einen Adler, der ihn im Schlafe iiberschattete, mehrfach sein kiinftiges Kaisertum angezeigt (Theophanes 103fl).

    9 Nach anderen Berichten (Ps.-Symeon 655, Georg. Mon. Cont. A 819, B 5) fand Basileios nach seiner Heimkehr aus Bulgarien bei dem Strategen Tzantzes, der sich urn die Riickfijhrung der Kriegsgefangenen sehr verdient gemacht hatte, zu geringe Verdienstmoglichkeit.

    10 Bin iihnliches Traumgesicht, wo der Sohn auf dem Wipfel des Baumes erscheint, beruhigt die besorgte Mutter, als sie am Aufstieg ihres in der Hauptstadt weilenden Sohnes zweifelte.

    1 1 Ps.-Symeon 656, Georg. Mon. Cont. A 819 und 842, Gen. 76. 12 Mit geistlicher Bruderschaft ist die unter besonderen Riten

    geschlossene Blutsbriiderschaft gemeint, die trotz Verbot durch Kirche und Staat in Griechenland unausrottbar blieb. Vgl. F. Dolger, Paraspora, Ettal 1961, S. 197 und Anm. 12; H.-G. Beck, Byzantinisches Gefolgschaftswesen, Sitzungsber. Bayer. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl., 1 965, S. 9fT( = H.-G. Beck, Gestalten und Realitiiten in Byzanz, London 1972 [Variorum Reprints], XI 9fl).

    13 Georg. Mon. Cont. A 820, B 6. 14 Gen. 78. 15 Ps.-Symeon 655, Georg. Mon. Cont. A 8i6f, B 5. 16 Ps.-Symeon 655, Georg. Mon. Cont. A 816, B 4, Leon

    Gramm. 229f. 1 7 Georg. Mon. Cont. A 828, B 11. 18 Ps.-Symeon 676, Georg. Mon. Cont. A 828f, B 12. 19 Ps.-Symeon 679, Georg. Mon. Cont. A 831, B 13. 20 Als biographische Muster dienten Konstantin dafiir Plut

    archs Vita des Antonius und die verlorene Vita des Nero, wie R. J. H. Jenkins im Bulletin de Ia Classe des Lettres et des Sciences morales et politiques, Academic Royale de Belgique, 5e serie, XXXIV (1948) 71-77 ( = R. J. H. Jenkins, Studies on Byzantine History of the 9th and lOth centuries, Variorum Reprints, London 1970, 1.) zeigt.

    21 Ps.-Symeon 681f, vgl. auch 660. Mit diesem optischen Te1egraphen wurden Nachrichten beziiglich der Lage an der syrischen Grenze iiber neun Relaisstationen durch Feuerzei-

    26

  • chen innerhalb einer Stunde der Hauptstadt i.ibermittelt. An den heiden Enden dieser Telegraphenlinie befanden sich zwei aufeinander abgestimmte Uhren, wobei jeder Stunde eine bestimmte Nachricht entsprach.

    22 Ps.-Symeon 683, Georg. Mon. Cont. A 835f, B 15. In der Vita Basilii (S. 250, s. unten) heiBt er Basilikinos.

    23 Georg. Mon. Cont. A 835, B 15, Zoo. III 415; Ps.-Symeon 681 setzte wohl irrti.imlich Konstantin fi.ir Leon, vgl. noch Leon Gra.Itu:n. 249, bei Tbeod. Mel. 1 74 ist fiir urspri.ingliche Lesart Michael spater Basileios eingesetzt worden. Die Vaterschaft Michaels suchen zu widerlegen N. Adontz, L'Oraison funebre de Basile, Byz. 8 (1933) 508ff, uod C. Mango, Eudocia Ingerina, the Normans and the Macedonian dynasty, ZRVI 14/15 (1 973) 23f.

    24 Glyk. 551 . 25 Ps.-Symeon 659; i.iber die eindrucksvolle Wirkung vgl.

    Georg. Mon. Cont. A 793 uod besonders Liutprand von Cremona, Antapodosis VI 5 ( = S. 154f, Becker), i.ibersetzt von K. v. d. Osten-Sacken, Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, Bd. 29, S. 96f.

    26 Ps.-Symeon 684; die pragnante Formulierung bei Sky!. 1 14 und 131 (H. Hunger, Lit. I 391 und Anm. 328).

    27 H. Hunger, Lit. I 35lf. 28 Liutprand von Cremona, Antapodosis I 9f ( = S. 8f, Becker)

    und III 32ff ( = S. 88ff, Becker); vgl. dazu J. Koder, Liutpraod von Cremona in Koostantinopel, BV 1 3 (Wieo 1 980), S. 1 9f.- Auch Zon. III 432 und Ephraim, Reimchronik v. 2573 ff ( = S. 113) bestii.tigen, daB die Nea von Basileios als Si.ihnebau errichtet wurde.

    29 V gl. noch Ps.-Symeon 684f, Leon Gramm. 250f, Theod. Mel. 175f und Zoo. III 416f.

    30 Nach Leon Gramm. 251 totete der Chald(i)er den Kaiser Michael, der nach Gen. 75 auch Tziphinarites hie6. Asylaion war Neffe (Theod. Mel. 1 70) oder Bruder (Ps.-Symeon 688) des Basileios.

    31 Tbeoph. Cont. VI, cap. 1 ( = S. 353). 32 Vita S. Theodorae imperatricis, ed. Regel, Analecta byzan

    tina-russica, Petersburg 1 891, S. 15. 33 Vgl. dazu H. Hunger, Prooimion, WBS 1, 84ff, bes. 94ff

    (Agrypnia = Nachtwache). 34 Vgl. dazu H. Hunger, a.a.O., S. 143fT (Philanthropia = Gi.ite),

    und ders., ,Philanthropia", eine griechische Wortpragung auf ihrem Wege von Aischylos bis Theodoros Metochites,

    27

  • Anzeiger der Phil.-hist. Kl. d. Osterr. Akad. d. Wiss., 1963, 1-20.

    35 Ober die Reform und Neufassung der Gesetze unter Basileios I. s. P. Pieler in: H. Hunger, Lit. II 445fT, bes. 452fT. Von Basileios wurde ein neues Rechtskompendium (Procheiros Nomos) promulgiert und unter ihm bereits die Grundlage fiir das groBe juristische Werk der Basiliken geschaffen, das erst von seinem Sohn Leon VI. veroffentlicht wurde.

    36 Ahnlich hatte Prokopios, der Geschichtsschreiber des Kaisers Justinian 1., ein eigenes Werk iiber die Bautii.tigkeit dieses Kaisers (,De aedificiis": Text mit Obersetzung von 0. Veh und archiiologischem Kommentar von W. Piilhorn, Miinchen, Heimeran 1977) verfaBt.

    37 Zur ,Nea" s. auBer Ortsindex bes. Janin, egJ.l 363f. DaB die in der 10. Homilie von Photios beschriebene Kirche (Obersetzung im Auszug bei W. Hotz, Byzanz, Konstantinopel, Istanbul, Darmstadt 1971 , S. 105f) nicht die Nea ist, die Photios am 1. Mai 881 eingeweiht hatte, wie man bisher angenommen hatte, wiesen R. Jenkins und C. Mango, The Date and Significance of the Tenth Homily of Photius, DOP 9/10 (1955/56) 125ff, nach.

    38 Vgl. S. 308, 319, 325, 329f, 337; Glyk. 549. Konstantinos berichtet auch (De cer. I 106 Vogt), daB Basileios das Fest des Propheten Elias emeuerte. Zonaras (Ill 432) erziihlt, daB Basileios den Glauben hegte, einst von Elias in einem Gef"ahrt in den Himmel gefiihrt zu werden.

    39 Georg. Mon. Cont. A 846f, Ps.-Symeon 697fT. Doch trat schlieB!ich Photios mii.Bigend gegen eine B1endung Leons ein. Santabarenos wurde spiiter Bischof von Euchai"ta.

    40 BEKLAS waren die Anfangsbuchstaben von Basileios, seiner Gattin Eudok:ia und seiner vier Sohne Konstantin, Leon, Alexandros und Stephanos; vgl. Ps.-Symeon 689f, Manasses 226f (v. 53 1 1ft), G!ykas 552f.

    41 Siimtliche Miniaturen zum Leben des Basileios in: Skyllitzes Matritensis, Tomo 1: Reproducciones y miniaturas, ed. Sebastian Cirac Estopaiian, Barcelona-Madrid 1965, S. 292-306, dazu die Beschreibungen S. 10 1-1 15; neuerdings A. Grabar und M. Manoussacas, L'Illustration du Manuscrit de Skylitzes de Ia Bibliotheque Nationa1e de Madrid, Venedig 1979 ( = Bibliotheque de l'Institut Hellenique d'Etudes Byzantines et Post-Byzantines de Venise, N. 10): fig. 83-119, Beschreibungen Nr. 199-241 , S. 57--64 (mit Hinweisen auf die Textstellen bei Thurn).

    28

  • BIBL IOGRAPHIE UND ABK"ORZUNGSVERZEICHNIS

    1. Textquellen

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    GEORG. MON. CONT. = Georgios Monachos Continuatus; A = Version A = Theoph. Cont. (ed. Bekker CB), S. 761-924; B = Version B = Chronika Georgija Armatola II, ed. V. M. Istrin, Petrograd 1 922, 1--65. Gesch. 842-948, auch Chronik ,des Logotheten" bezeichnet (s. u. Ps.-Symeon), Version B auch QueUe fiir Theoph. Cont.; H. Hunger, Lit. I 349f, Moravcsik 269-273.

    GLYK. = Michael G/ykas, ed. I. Bekker, CB 1836; Weltchronik bis 11 18; H. Hunger, Lit. I 422-426, Moravcsik 430-432.

    JOEL, ed. I. Bekker, CB 1836; Weltchronik bis 1204 (diirftige Kompilation); H. Hunger, Lit. I 476, Moravcsik 348f.

    LEON GRAMM. = Leon Grammatikos, ed. I. Bekker, CB 1842; Gesch. bis 949, eine Redaktion des ,Logotheten" (Symeon Magistros); H. Hunger, Lit. I 354-357, Moravcsik 5 15---518.

    LIUTPRAND von Cremona, ed. J. Becker, Scriptores Rerum Germanicarum in Usum Scho1arum ex Monumentis Germaniae Historicis, Liudprandi Opera, Hannover-Leipzig 11915; Bischof, 10. Jh., zweimal in diplomatischer Mission in Konstantinopel.

    MANASS. =

    Konstantinos Manasses, ed. I. Bekker, CB 1 837; versifizierte Weltchronik bis 1081; H. Hunger, Lit. I 418-422, Moravcsik 353-356.

    PS.-SYMEON, ed. I. Bekker, CB: Theoph. Cont. S. 603-760; Redaktion des Symeon Magistros und Logothetes (s. auch Leon Gramm.); Gesch. bis 963; H. Hunger, Lit. I 354-357, Moravcsik SOQ-502.

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    THEOPH. = Theophanes Homologetes (Confessor), ed. C. de Boor, I Leipzig 1883; Chronik 284-813; H. Hunger, Lit. I 334-339, Moravcsik 531-537; s. auch Bd. 6 der BYZANTINISCHEN GESCHICHTSSCHREIBER.

    THEOPH. CONT. = Theophanes Continuatus, ed. I. Bekker, CB 1838, 1-481 ; Gesch. 813-961; bei b1o.Ben Seitenverweisen = Buch V: Vita Basilii von Konstantinos VII. Porphyrogennetos, ebd. S. 2 1 1-353 ( = Ubersetzung); H. Hunger, Lit. I 339-343, Moravcsik 540-544 und 380 (Vita Basilii).

    ZON. = Johannes Zonaras, CB III 1 897 ( = Buch XIII-XVIII: byz. Gesch. ab Konstantin d. Gr.), ed. Biittner-Wobst; Weltchronik fiir hOhere Anspriiche (mit Quellenforschungen) bis 1 1 1 8; H. Hunger, Lit. I 416-419, Moravcsik 344-348.

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    JOBG

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    33

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    MANGO

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    MORA VCSIK, Leg.

    MORA VCSIK, DAI

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  • KONSTANTINOS VII. PORPHYROGENNETOS: LEBEN UND TATEN DES

    ERLAUCHTEN KAISERS BASILEIOS

  • Leben und Taten des er/auchten Kaisers 2 1 1 BA S I LE I O S

    Eine Geschichtsdarstellung, die sein Enkel Konstantin, Kaiser der Rhomiier in Gott, mit Liebe und Sorgfalt a us verschiedenen Berichten zusammentrug und dem Schreiber anvertraute.

    1. Schon lange war es mein innigster Wunsch, Wissen und Verstandnis der Ereignisse in das Denken recht Beflissener durch die unvergeBliche und unsterbliche Kunde der Geschichte zu verpflanzen. Auch wollte ich, wenn ich es vetmag, die bedeutenderen Taten der Kaiser und ihrer Wiirdentriiger, I der Generiile und Feldherren aus der 2 1 2 gesaroten Zeit der Rhomiierherrschaft in Byzanz im einzelnen aufzeichnen. Da dieses Unterfangen viel Zeit und groBe Miihe, eine Menge Biicher und Freiheit von Staatsgeschiiften 1 erfordert hiitte, dies aber uns nicht zu Gebote stand, so habe ich es notgedrungen fiir einen zweiten Versuch zuriickgestellt und begniige mich, einstweilen die Taten und den gesamten Lebenswandel eines Kaisers von Anbeginn bis zum Lebensende zu berichten, der Macht und Ansehen des Kaisertums sehr mehrte -hatte er ja auch von der Kaiserwurde (,basileia ") seinen Beinamen Basileios - und der Staat und Politik der Rhomiier sehr forderte. So sollte der erste Ursprung und die Wurzel dieser Kaiserdynastie, wenn sie lange bestiin-de, nicht unbekannt bleiben, und seine Nachfahren sollten von Haus aus das Vorbild, das Standbild, ja das Urbild der Tugend, das nachahmungswert ist, vor sich aufgerichtet sehen. Wenn die Lebenszeit uns noch reichen

    39

  • und ein kleiner Stillstand in den Erkrankungen eintreten sollte und auch die auBenpolitischen Schwierigkeiten es nicht verhinderten, wollen wir vielleicht anschlieBend die ganze Geschichtsdarstellung auch bis in unsere Generation weiterflihren. 2. Kaiser Basileios also, von dern jetzt ausfiihrlich die Rede sein soli, karn a us dern Land der Makedonen. 2 Sein Geschlecht leitete er von den Arsakiden3 aus dern Yolk der Armenier her. Als der alte Arsakes, der iiber die Parther gebot, zu groBern Ruhrn und Ansehen gelangt war, da biirgerte sich fiir seine Nachfahren das Gesetz ein,

    213 I die Parther, Armenier und selbst die Meder sollten sich nicht von anderswoher einen Kaiser holen als aus der Familie des Arsakes und seinen Nachkommen. Als nun so die genannten Volker von diesern Haus des Arsakes beherrscht wurden, geschah es, daB nach dern Ableben des Herrschers iiber die Armenier ein Aufstand urn die Kaiserherrschaft unter den Nachfolgem ausbrach. So wurden Artabanos und Kleienes nicht bloB von ihrer Stammherrschaft vertrieben, sondem gerieten sogar in Lebensgefahr und flohen daher in diese Kaiserstadt des Konstantin. Leon der GroBe\ der Schwiegervater des Zenon, war darnals Kaiser der Rhornaer. Der nahm die Manner auf, behandelte sie freundlich entsprechend ihrer edlen Abkunft und sorgte fiir Wohnung und Lebensunterhalt in der Kaiserstadt, wie sie ihnen gebiihrten. Als der damalige Herrscher des Perserreiches erfuhr, daB die Manner aus der Heirnat geflohen und in der Kaiserstadt U nterschlupf gefunden batten, und wie freundlich sie von den Kaisem aufgenornmen worden waren, suchte er sie zuriickzugewinnen, indern er in Briefen in der Maske eines Biedermannes versprach, sie in ihrer vaterlichen Herrschaft wieder einzusetzen, in Wirklichkeit aber urn ihr Yolk dadurch als Untertanen zu gewinnen. Als sie das Schreiben erhalten batten und noch dariiber beratschlagten, was sie nun tun sollten, da verriet dies einer aus ihrer Dienerschaft dern Kaiser und spielte ihrn den Brief in die

    40

  • fliinde. Als nun bekannt wurde, daB der Perser sie nicht so sehr in der Absicht, sie in ihre Herrschaft einzusetzen, als sich das Volk untertan zu machen, zuriickzuholen sucbte, was weder im Interesse der Eingeladenen I noch 214 des byzantinischen Staates lag, traf man Vorsorge, daB die Absichten der Perser nicht verwirklicht wiirden. Da deshalb der Kaiser die leichte Moglichkeit zu einer Flucht zu beschneiden suchte, wurden sie mit Frauen, die man ihnen spater wegnahm, und Kindem unter dem schicklichen Vorwand, sie sollten offenbar groBeren Landbesitz und mehr Freiheit erhalten, nach Nike, einer Stadt in Makedonien, umgesiedelt. Als mit der Zeit die Macht der Sarazenen gro.Ber wurde, unternahm der damalige Kalir einen iihnlichen Versuch mit den Nachkommen der friiheren Arsakiden und lud sie durch Schreiben ein, die offenbar von den Ahnen ererbte Macht und Herrschaft zu iibernehmen. Als nun auch dieser Anschlag von dem damaligen Kaiser Herakleios aufgedeckt und ihm das Schreiben eingehiindigt worden war, erkannte er, daB nicht a us Zuneigung zu ihnen diese Einladung erfolgt sei, sondern urn den Herrschaftsbereich derer zu verbreitern, die dies ersonnen batten; die Sarazenen hofften niimlich, wenn sie diese auf ihrer Seite hiitten, wiirden sie Ieicht den Volksstamm infolge der Verehrung des alten Arsakes auch ftir sich gewinnen. So lieB der Kaiser diese von neuem angeblich zu ihrer groBeren Sicherheit nach Philippi, gleichfalls einer Stadt in Makedonien, umsiedeln. Von hier lieB er sie dann nochmals, wie wenn er sie in eine beriihmtere Stadt und in bessere Verhiiltnisse briichte, nach Adrianopel bringen. Da ihnen der Ort geeignet schien, nahmen sie, wie wenn sie in ihrer eigenen Sippe u.nd ihrem Stamm stiinden, an Zahl zu, I gelangten zu 21s betriichtlicher Wohlhabenheit, retteten so den ererbten

    Adel und bewahrten ihr Gebliit unversehrt.

    3. Jahre spiiter, als Konstantin mit seiner Mutter Eirene als Kaiser herrschte, kam Maiktes, der gleichfalls ein

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  • Blutsverwandter des Arsakes war, anlaBlich einer Gesandtschaft oder in sonstiger Angelegenheit in die angesehene1 Stadt des Konstantin. Durch Zufall begegnete er einem Mann seiner Nationalitat namens Leon. Er erkannte aus seinem auBeren Gehaben und der Art seiner Kleidung, daB er nicht ein Durchschnittsmensch a us dem niedrigen Volke, sondem ein vomehmer, stattlicher Mann war. Er kam mit ihm ins Gesprach, fand es vertraut und angenehm, und als er seine Herkunft erfahren hatte (und daB auch die Arsakiden bei Adrianopel gewohnt batten), zog er es wegen der Vortreffiichkeit des Mannes vor, statt ihn bei sich aufzunehmen, bei ibm zusammen zu wohnen. Da er sich mit ihm zu verschwagem wiinschte, heiratete er eine seiner Tochter. Von diesem Paar stammt der Vater dessen, iiber den diese Schrift handelt. Als er nach guter Erziehung und einer lobenswerten Lebensfiihrung das Mannesalter erlangt hatte, da zeichnete er sich durch Geschick:lichkeit und Korperkraft aus und besaB sonst noch allerlei Vorziige. Dies bewog viele, ihn durch eine Heirat fiir sich zu gewinnen. Es gab aber eine edle und gesittete Frau in Adrianopel, die nach dem Tode ihres Mannes ehrbar als Witwe dort lebte. Ein nicht ganz unzutreffendes Geriicht wollte, sie leite ihre Verwandtschaft von Konstantin dem GroBen her. Dieser glaubte er vor anderen, auch in seiner Umgebung, den Vorzug geben zumiissen. Daher heiratete er ihre Tochter, die sich durch Vomehmheit, Korperschonheit und Sittsamkeit aus-

    2 1 6 zeichnete. Diesen heiden I entstammt der kaiserliche1 SproB Basileios, der, wie vorher gesagt wurde, vaterlicherseits seine Verwandtschaft von Arsakes herleitet; die Mutter aber riihmte sich ihrer Verwandtschaft mit Konstantin dem GroBen und andererseits der glanzvollen Abkunft von Alexander. Da Basileios von solchen Eltem stammte, konnte man alsbald. viele Anzeichen seines spateren Ruhmes sich andeuten sehen: ein scharlachrotes Band um seinen ersten Haarwuchs und die ringsum purpurfarbenen Windeln.

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  • 4. Bis damals beschrii.nkte sich das Geschlecht der Nacbkommen des Arsakes fast nur auf die eigene Sippe, wenn es sich auch durch Einheiraten oft mit Einheimischen vermischte, und hatte in Adrianopel seinen Wohnsitz. Nachdem aber Krum2, der Herrscher der Bulgaren, in frevelhafter Weise die Yertrage mit Byzanz mi.Bachtend, Adrianopel mit einem feindlichen Lager umgeben, lange Zeit eingeschlossen und aus Mangel an Lebensnotwendigem die Stadt zur Kapitulation gezwungen hatte, lie.B er alle ihre Bewohner samt dem Stadtbischof Manuel nach Bulgarien bringen. Unter anderen wurden auch die Eltern des Basileios und er selbst, noch in Windeln, ins Bulgarenland weggeschleppt. Da bewahrtenjener bewundernswerte Bischof und das Yolk, das mitgezogen war, nicht blo.B ihren Christenglauben unverfalscht, sondem fiihrten auch viele Bulgaren zum wahren Glauben an Christus - das Yolk war ja noch nicht zum wahren Gottesglauben bekehrt worden-1 und streuten vielfach 2 1 1 die Samen der christlichen Lehre aus, wobei sie die Skythen von ihrer heidnischen Yerblendung abbrachten und sie zum Licht der wahren Gotteserkenntnis fiihrten. Deshalb war Mutragon', der Nachfolger Krums, gegen sie aufgebracht und iiberantwortete den sehr frommen ManueP und viele, die deshalb angezeigt wurden, unter vielen Mi.Bhandlungen dem Martertode, da alle seine Yersuche, sie von Christus abzubringen, wirkungslos geblieben waren. So erlangten viele Verwandte des Basiteios den Ruhm des Miirtyrertums, so da.B er selbst dieser Ehrwiirdigkeit nicht unteilhaftig war. Als kiirzlich Gott sein Yolk aufsuchte3 und ihnen die Heimkehr erwirkte -

    der Bulgarenherrscher konnte nicht Ianger den rhomiiischen Streitkriiften standhalten und mu.Bte wieder seinen Nacken der Unterwerfung beugen - und wahrend sich beim Herrscher das Christenvolk, das in die Heimat entlassen werden sollte, versammelte, da erblickte er Basileios, wie er sich als Kind natiirlich gebardete, lieblich liichelte und herumhiipfte. Da zog er ibn zu sich und gab

    43

  • ihm einen wunderbar groBen Apfel. 4 Der Knabe setzte sich arglos und beherzt auf den SchoB des Herrschers und zeigte in seiner unverbildeten Art den angeborenen Adel, so daB der Herrscher erschrak und seine Leibwii.chter heimlich ziimten.

    5. Aber urn es kurz abzutun, was inzwischen geschah: Durch die Huld Gottes kehrte das ganze in die Gefangen-

    218 schaft weggefiihrte I Christenvolk wieder heim, mit ihnen auch die Eltem des Basileios und brachten ihren liebsten Sohn auch mit. Gleich im friihesten Lebensalter trug sich urn ihn ein wunderbares Ereignis zu, das sein spii.teres Schicksal andeuten sollte, das ich, wie ich glaube, nicht iibergehen darf. Als zur Sommerszeit seine Eltem auf ihr eigenes Feld hinausgingen, um die Erntearbeiter zu beaufsichtigen und sie zu schnellerer Arbeit zu ermuntem, zur Mittagszeit, wenn der Marktplatz voll von Menschen ist, und der Tag schon vorgeschritten war, und die Sonne mit ihren Mittagsstrahlen schon sehr heftig herabbrannte, errichteten sie aus einem Gebinde aus Ahren eine Art Zelt und legten den Knaben hinein, damit er schlafen konne und unversehrt die Glut der hohen Sonne iiberstehe. Wii.hrend die Eltem mit den Schnittem beschii.ftigt waren, flog ein Adler zu ibm herbei', setzte sich mit ausgebreiteten Fliigeln iiber ihn und spendete so dem Knaben Schatten. Als die Leute das sahen, erhoben sie ein Geschrei aus Angst, der Adler konnte vielleicht dem Knaben Boses zufiigen, und die Mutter lief sofort zum Knaben, wie es eine besorgte, kinderliebende Mutter nur tun kann. Als sie sah, wie der Adler mit seinen Fliigeln Schatten iiber dem Kind verbreitete und aufihr Kommen hin nicht erschrak, sondem gewissermaBen freundlich auf sie unverwandt hinblickte, da kam ihr augenblicklich kein besserer Gedanke, als einen Stein gegen ihn zu werfen. So flog der Adler aufund scheinbar davon. Als sie wieder zu ihrem Manne und den Arbeitem zuriickgekehrt war, war der Adler wieder da, um den Knaben auf die friihere Art

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  • zu bescbatten. Und wieder ereignete sich das gleiche: das Geschrei der Leute, die es sahen, I das Eilen der Mutter 219 zum. K.naben, das Vertreiben des Adlers durch einen Steinwurf und ihre Riickkehr zu den Arbeitern. Da die gottliche Vorsehung aber deutlicher kundtun wollte, daB dasEreignis nicht durch irgendein Wirken des Schicksals, sondern durch gottliches Vorherwissen zustande kam, trat zum dritten Male das gleiche ein: Der Adler flog zum K.naben, die Zuschauer schrien, die Mutter eilte gegen den Adler, der aber nur mit Miihe und Gewalt verjagt werden konnte. So also spricht G ott immer schon von ferne in Andeutungen groBe Dinge und in Zeichen die kiinftigen Ereignisse vorher a us. Das trat auch im darauffolgenden Alter bei Basileios nicht selten ein, und oft traf man ibn an, wie er im Schlafe von einem Adler beschattet wurde. Aber dem ma6 man damals fast keine Bedeutung zu. Bevor nii.mlich an ibm seine Vorziige sichtbar wurden, kiimmerte man sich nicht darum, auch wenn sich G roBes ankiindigte, und es blieb verborgen, da niemand im Hause eines einfachen Burgers darauf verfallen konnte, der Sache fiir die Zukunft einen Wert beizumessen. Da auBerdem ein lii.ngeres Verweilen bei diesem Thema vie1leicht dem Charakter eines Schmeichlers nahezukomroen scheint, und darnit man nicht von uns glaubt, daB wir vielleicht aus Mangel an guten Ziigen bei Basileios die Geschichtsdarstellung damit ablenken wollen, werden wir alles Ahnliche a us seiner Jugendzeit weglassen und die Darstellung vielmehr sorgfaltig auf das Folgende rich ten, wc>bei wir reiches Lob ebenso wie alles, was nicht lobenswert ist, zuriickweisen. I 220

    6. Der Knabe wurde also vom Vater erzogen: Dieser war es, der ibn anwies und ihm erklii.rte, was zu tun und zu sagen sei. Er war Lehrer und Erzieher zu allem Guten und Lobenswerten. Basileios brauchte nicht wie Achilleus einen Halbmenschen wie Cheiron ', noch einen Gesetzgeber wie Lykurg und Solon, noch einen fremden Erzieher

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  • aus dem Ausland, sondem nur unter Anleitung seines Vaters iibte er sich aufs beste im Guten: Gegen Gott iibte er Frommigkeit und Rechtschaffenheit, gegen die Eltem Ehrfurcht und Gehorsam, gegeniiber den Alteren Nachgiebigkeit, gegeniiber den Alters- und Stammesgenossen ehrliches Wohlwollen, gegeniiber den Machthabem Unterordnung und gegeniiber den Armen Mitleid. In allen Tugenden leuchtete er unter anderen deutlich hervor, von Jugend an zeigte er sich besonnen und mutig, indem er die Rechtsgleichheit verbunden mit Klugheit liebte und besanders schatzte und in nichts sich iiber die sozial Niedrigeren hochmiitig erhob. Durch solch ein Verhalten gewann er sich bei allen Wohlwollen und war allen zugetan und liebenswiirdig.

    7. Als er schon die Kinderzeit iiberschritten hatte und in das Jiinglingsalter trat, und es fiir ibn an der Zeit war, sich Aufgaben, die mehr Mut erforderten, zuzuwenden, schied sein Vater aus dem Leben und ging ins Jenseits ein. Da brachen geziemende Trauer und Wehklagen iiber das Haus herein. Die Witwenschaft brachte der Mutter und das Verwaistsein diesem Besten Kummer und Bedriikkung, und es drangen auf sie eine Fillle von Sorgen urn die

    221 weitere Lebensfiihrung ein. Es lastete sogleich auf ibm I die ganze Wirtschaftsfiihrung und die Sorge urn Mutter und Geschwister. Da ihm der Lebensunterhalt aus den Ertragnissen der Landwirtschaft zu gering und diese Tatigkeit seiner Abkunft nicht entsprechend erschien, plante er, in die Kaiserstadt zu ziehen. Dart konnten aile seine Vorziige und Fahigkeiten zur Geltung kommen, und so wiirde er sich und seinen Angehorigen den entsprechenden Lebensunterhalt erwerben und als fiirsorglicher Beschiitzer sich sehr niitzlich erweisen konnen. Er wu6te ja, daB in graBen Stadten, und besonders in solchen, wo sich der Kaiser aufhalt, die rechte Begabung zu Ehren kommt, und Menschen, die sich irgendwie vor anderen auszeichnen, durch herrlichere Erfolge bekannt

    46

  • wiitden, dagegen in ruhmloseren und unbedeutenden Stiidten wie bei einem Leben auf dem Lande die Vorziige '\'erblassen und dahinschwinden und dadurch, daB sie weder zur Gel tung gebracht noch bewundert werden, von sich aus vergehen und verwelken. Deshalb schien es ihm nutzlich und vorteilhaft, in die Kaiserstadt zu iibersiedeln. Aber die Sehnsucht nach der Mutter und auch der Umstand, daB er ihre Miihsale erleichtern wollte, zog und hielt ibn zuriick, da sie selbst ihm gar sehr ihre Hoffnungen, im Alter von ihm versorgt zu werden, vorhielt und sie Schutz und pflichtgemaBe Hilfeleistung aus nachster Umgebung verlangte.

    8. Da aber der gi:ittliche RatschluB siegen und Basileios albnahlich auf dem ihm vorbestimmten Weg seinen Aufstieg machen sollte, iiberzeugten Traumgesichte seine Mutter, sie solle ihm willfabrig sein und seinem Drangen nach der Stadt nachgeben. Oberdies bestimmten sie sie, ibn anzueifern und anzutreiben, in die Kaiserstadt I zu 222 gehen und dort den aufbliihenden Reichtum seiner Seele und die V orziige seiner edlen Denkungsart zu zeigen. Einst schien es der Mutter, als sahe sie im Traume einen sehr groBen Baum aus ihr emporwachsen - wie die Mutter des Kyros einst einen Weinstock sah1 - und auf ihrem Haus in Bliitenpracht und schwer von Friichten behangen stehen. Golden war sein groBer Stamm vom Boden weg, Zweige und Blatter schienen aus Gold. Als sie dies einem Verwandten, der in solchen Dingen das Richtige zu treffen scheint, erzahlte, muBte sie hOren, dies bedeute, da.B ihrem Sohne ein herrliches und gro.Bes Schicksal bestimmt sei. Kurz damach sah sie wiederum im Schlaf einen Greis, aus dessen Mund Feuer drang, der ihr nachdriicklich erklarte: ,Dein von dir geliebter Sohn Basileios wird von Gott das Szepter der Kaiserherrschaft iiber die Rhomaer iibertragen erhalten; daher mu.Bt du ibn bewegen, nach Konstantinopel zu gehen." Auf diese frohe Nachricht bin warf sich die Mutter voller Freude

    47

  • vor jenem Greis nieder und sprach zu ihm: ,Wer bist du, mein Herr, der du es nicht nur nicht verachtet hast, deiner Dienerin zu erscheinen, sondern mir iiberdies eine Frohbotschaft gebracht hast?" Er antwortete: ,Ich bin der Thesbite2 Elias", und entschwand ihren Augen. Da sie nach dem Erwachen von diesen gliicklichen Gesichten, oder vielmehr gottlichen Offenbarungen, befliigelt und entflammt war, trieb sie bereitwillig ihren Sohn an und entsandte ihn in die Kaiserstadt. Als Mutter ermahnte und bat sie ihn, er solle die Gottesfurcht stiindig in seiner Seele bewahren und immer glauben, daB das Auge der

    223 gottlichen Vorsehung I auf jede seiner Taten und auf jeden seiner Gedanken schaue, und er solle sich bemiihen, nichts zu tun, was dieser Betrachtung unwiirdig erschiene, sondern er moge mit gebiihrendem Verhalten seine Vorziige zeigen und in nichts den ererbten Adel zu Schanden machen.

    9. Er brach a us dem thrakischen Makedonien auf und zog in die Stadt, die die erste von allen ist, in der Absicht, sich einem der Machtigen und Vornehmen anzuschlieBen, sich in seinen Dienst zu begeben und seiner Gefolgschaft anzugehoren. Nachdem er

  • Aufbau und die VergroBerung des bestehenden Klosters einzusetzen. Da der Abt glaubte, das Gesehene sei bloB Eiabildung oder nichtiges Hirngespinst, legte er ihm keine Bedeutung bei, I sondern gab sich wieder dern Schlafe hin. 224 ooch sah und harte er zurn zweiten Male das gleiche. Da er noch, wie es schien, rniide und schlaftrunken war und nicht zu sich karn, sah er zum dritten Male den Martyrer, der ibn nun nicht mehr sanft und milde dazu aufforderte, sondem ihm heftig drohte und ihn zum Schein zu schlagen suchte, falls er nicht schneller seinen Anordnungen Folge leiste. Da ging er, nachdem er sozusagen kaurn niichtem geworden und den Schlaf, den Bruder des Todes, von den Augen abgeschiittelt hatte, zur Pforte und rief, wie es ihm der Martyrer auftrug, den Namen Basileios. Der aber antwortete sogleich: ,Herr, da bin ich! Was befiehlst du deinem Diener?"1 Als er ihn in das J(loster fiihrte und sah, wie er von Staub und Schmutz bedeckt und sein Gesicht von der Sonne verbrannt war, JieB er ihm die notige Pflege und Sorgfalt angedeihen und erfilllte ihm jeglichen Liebesdienst. Hierauf riet er ihm, wegen der damit verbundenen Gefahr das Geheirnnis bei sich :ru bewahren und es nirgends auszuplaudem, und teilte ihm dann die Prophezeiung des Miirtyrers mit. Er lieB sich von Basileios ein sicheres Versprechen geben, daB er nach einem guten Ausgang sich seiner erinnern werde. Der aber wollte ihm nicht glauben, da die Sache iiber seinem Horizont zu liegen schien, sondern verlangte vielmehr von ihm, er rnochte einem von den Vornehmen zur Dienstleistung iibergeben und in dessen Haus aufgenommen werden, wozu sich der Abt dann bereit erkliirte. Da ein Verwandter des Kaisers Michael und des Ciisars Bardas, den man schmeichelhaft Theophilitzes2 (,Theophilchen") nannte - sein Beiname war Paideuornenos (,der erzogen wird") -, I zu diesem Kloster gute Bezie- 22s hungen hatte und daher dort oft freundschaftlich verkehrte, stellte der Abt Basileios diesem vor. Es traf sich niimlich, daB dieser kleine Theophilos von groBer Gesin-

    4 Byzanz XIV 49

  • nung war und der Gro6herzigkeit nicht ermangelte, sondem darin seinen Ehrgeiz zeigte, mutige, kriiftige und wohlgestaltete Manner, die sich besonders durch Tapferkeit und Korperkraft auszeichneten, um sich zu scharen, sie zu ehren und zu fordem. 1 Man konnte sehen, wie er sie in Seidengewander kleiden und mit anderem Schmuck auszeichnen lie6. Unter diese wurde der eben erst angekommene junge Basileios eingereiht. Da er aber die anderen an Korperkraft und Tapferkeit weit zu iibertreffen schien, machte ibn Theophilos zu seinem Protostrator2 (Oberstallmeister). Er gewann ihn von Tag zu Tag immer Iieber und bewunderte ihn wegen seiner Vorziige. Denn er schien in manuellen Dingen tiichtig, in geistigen verstiindig und bei der Ausfiihrung jedes seiner Befehle energisch und geschickt.

    10. Seine Mutter sorgte sich standig urn ibn, sie war mutlos und traurig, weil sie noch nicht erfahren hatte, ob seine Plane, die mit der Reise verbunden waren, ibm guten Fortgang genommen batten. Da sah sie wieder im Traum einen machtigen Baum, der einer Zypresse glich und in ihrem Vorhof stand, der von goldenen Blattem dicht bedeckt war, dessen Zweige und Stamm aus Gold waren und auf dessen Wipfel ihr Sohn Basileios sa6. 3 Als sie erwachte, erzahlte sie am folgenden Tag einer der frommen Frauen, die wie die bekannte Anna4 Tag und Nacht das Gotteshaus nicht verlie6 und sich immer mit Fasten

    226 und Beten I beschaftigte, dieses Traumgesicht. Diese Frau forderte sie auf, hinsichtlich ihres Sohnes guten Mutes zu sein. Bei der Beurteilung dieses Gesichtes erkUi.rte sie, daB es bestimmt zu erkennen gebe, daB der Sohn Kaiser der Rhomaer sein werde. Die Mutter nahm zu den iibrigen Weissagungen diese hinzu und war seinetwegen nicht mehr unruhig und betriibt, sondem, da sie sich von den Hoffnungen nahrte und die Hilfeleistung des Himmels erwartete, bliihte sie wieder auf.

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  • 1 1 . Es geschah, daB urn diese Zeit Theophilos, der Herr des Basileios, zu Erledigung von Staatsgeschaften von .Kaiser Michael und dem Casar1 Bardas in die Peloponnes geschickt wurde. lhn begleitete auch Basileios, urn ihm in seiner Sondermission behilflich zu sein. Als der genannte Theopbilos nach Patrai in Achaia kam, suchte er die J(irche des erstberufenen Apostels Andreas2 auf, urn dort zu beten. Da Basileios, wie es sich gehort, mit seiner Aufgabe beschaftigt war, ging er nicht mit hinein, sondem begab sich selbst erst spater allein in diese Kirche, um dem Apostel die gebiihrende Verehrung zu erweisen. Bin Mooch, der sich gewohnlich dort aufhielt und die meiste Zeit in der Kirche des Apostels verbrachte, stand, als Theophilos eintrat, nicht auf, noch betete er fiir ihn, nocb wiirdigte er ihn eines W ortes, noch hatte er vor seiner gewohnten Leibwache und seinem glanzvollen Auftreten Respekt. Spater aber, als Basileios hineinging, erhob er sich sogleich wie vor einem Hohergestellten und stiromte die bei Kaisern iiblichen Segenswiinsche an. Einige von denen, die dies dort zufallig sahen I und 221 borten, berichteten es der vornehmen und sehr reichen Frau jener Gegend, die nach ihrem Mann (Daniel) Danelis (Danielis )1 hieB. Da sie a us Erfahrung wuBte, daB dem Monch die Gnade der Weissagung geschenkt war, verhielt sie sich gegeniiber dieser Nachricht nicht unbekiimmert, sondern lieB den Monch herbeirufen und erging sich in Vorwiirfen: ,So viele Jahre sind es schon, geistlicher Vater2, daB ich dir bekannt bin: Und du weiBt doch, daB ich jedenfalls iiber der Menge stehe, die Bewohner dieser Gegend iibertreffe und unter ihnen gewissermaBen die Erste bin. Trotzdem wurdest du bei roeinem Anblick niemals in Ekstase versetzt, noch segnetest du mich, noch lieBest du meinem Sohn oder Enkel diese Ehre zuteil werden. Wie aber kam es, daB du dich erhobst, als du einen gemeinen Mann und Fremdling sahst, der auch der Menge nicht bekannt ist, und ihn wie einen Kaiser ehrtest?" Da antwortete ihr der fromme

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  • Mooch: ,Ich sah ihn nicht, wie du sagst, als einen gewohnlichen Menschen, sondern als einen groBen Kaiser der Rhomaer, der von Christus gesalbt ist. Daher erhob ich mich und stimmte auf ihn freudige Segenswiinsche an. Denn wen Gott geehrt hat, dem schulden auf alle Falle auch die Menschen Ehre." Nachdem der Herr des Basileios eine Zeitlang sich in jener Gegend aufgehalten und die ihm iibertragenen Staatsgeschafte erledigt hatte, und da er eilig in die Kaiserstadt zuriickkehren wollte, wurde Basileios dort zuriickgelassen, weil seinen Korper gerade eine Krankheit befallen hatte. Durch entsprechende Pflege besserte sich sein Gesundheitszustand nach einiger Zeit, und er machte sich zur Heimreise bereit. Da lieB ihn die vorher genannte Danelis rufen und hieB ihn

    228 willkommen, wobei sie ihm viele I groBe Geschenke iiberreichen lieB, als ob sie ganz verstandig und klug Samen in guten Boden versenkte, um zum giinstigen Zeitpunkt Vielfaches zu ernten: Sie schenkte ihm reichlich Gold, dreiBig Sklaven als Dienerschaft und groBen Reichtum an Kleidem und anderen Dingen. Dafiir verlangte sie von ihm nichts anderes, als daB er sich in Form einer geistlichen Bruderschaft' mit ihrem Sohn Johannes verbinde. Er suchte ihr Anerbieten abzuweisen, da es ja iiber seinen Stand hinausgehe, anscheinend wegen des Ansehens der Frau und wegen seiner, wie man sehen konnte, niedrigen Stellung. Dennoch erfiillte er ihren Wunsch, nachdem sie ihn immer eindringlicher ausgesprochen hatte. Und da sie mehr Mut gewonnen hatte, sprach sie ganz offen zu ihm: ,In dir hat Gott einen groBen Menschen und will dich zu groBer Ehre erhohen. Daher suche oder verlange ich nichts anderes von dir, als daB du uns liebst und dich unserer erbarmst." Basileios versprach, sie, wenn moglich, zur Herrin jenes ganzen Landes zu machen, wenn dies eintreten sollte. Und so reiste auch er von dort ab und kehrte in die Kaiserstadt zu seinem Herm zuriick. Mit dem Gold, das ihm von dort zugeflossen war, kaufte er sich nach seiner Riickkehr

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  • gro13e Giiter in Makedonien und machte viele seiner Verwandten zu recht wohlhabenden Menschen. Auch er wurde reich an Tugenden wie an Gut und Geld. Trotzdem blieb er bei seinem Herro und leistete ibm weiter Dienste. I 229

    12. Bines Tages lieB der Patrikios1 Antigonos, der auch J(ommandant der Gardetruppen (Domestikos der Scholen)2 war, ein Bankett in den kaiserlichen Gemachem in der Aula nahe dem Kaiserpalast in aller Pracht herrichten, wobei sein Vater Bardas als Gastgeber und Hausherr fungierte. Der Casar kam mit den vomehmsten Senatsmitgliedem, mit Verwandten und Bekannten zum Festroahl. Er nahm aber auch seine bulgarischen Freunde mit, die sich gewohnlich urn diese Zeit in der Kaiserstadt authielten. Auf dem Festbankett erschienen auch Theopbilos, der Herr des Basileios, selbst auch ein Verwandter des Casars, aber auch der Patrikios Konstantin, der Vater des Patrikios Thomas, der Logothetes tu dromu3, ein ausgezeichneter Philosoph und ein vollig unbestechlicher Mann war. Nun waren die Bulgaren schon ixnmer irgendwie selbstgefallige Prahler; da sie damals einen BlUgaren mit batten, der mit seiner Korperkraft groBtat und Meister der Ringkunst war, den bisher kaum jemand von seinen Gegnem im Ringen zu Fall gebracht hatte, erttugen sie es nicht, in diesem Faile besonnen zu sein, sondem sie prahlten maBios. Als das Trinkgelage schon weiter fortgeschritten war, und Frohsinn im Saale kreiste, da sagte jener kleine Theophilos zum Casar: ,Ich babe, Herr, einen Mann, der auf deinen Befehl hin es mit diesem beriihmten Bulgaren aufnehmen kann. Das ware die grofite Schmach fiir die Rhomaer, und niemand konnte ihre Prahlsucht ertragen, wenn dieser, ohne im Kampf besiegt zu sein, nach Bulgarien zuriickkehrte." Der Casar befahl, dies solle I geschehen. Da verlangte der vorher 230 erwiihnte Patrikios Konstantin - er war dem Basileios freundlich gesonnen, weil er gleichfalls von Armenien abstammte -, als er sah, dafi der Boden, auf dem sie ringen

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  • sollten, ganz und gar feucht war, und befiirchtete, Basileios konnte vielleicht ausgleiten, vom Ciisar solle veranlaBt werden, daB auf den Boden Siigespiine gestreut werden. Als das geschehen war, begann Basileios mit dem Bulgaren zu ringen; er driickte und preBte ihn ganz schnell zusammen, wie einen leichten und leblosen Bund Heu oder eine trockene und leichte Schur Wolle, so Ieicht schleuderte er ihn auf den Tisch empor. Es gab niemanden unter den Anwesenden, der nicht Basileios deswegen ehrte und bewunderte. Bestiirzt waren auch die Bulgaren iiber die "Oberlegenheit an Beweglichkeit und Kraft, und sie blieben sprachlos. Von jenem Tage an begann sich der Ruhm des Basileios immer mehr in der ganzen Stadt zu verbreiten, und er wurde durch den Mund aller bekannt, nachdem er zum Idol der Bewunderung geworden war.

    13. Kaiser Michael hatte ein unbiindiges, hartniickiges und stolzes Pferd, das immer die Ziigel abzustreifen suchte, sonst aber edel, tiichtig, noch jung und hinsichtlich der Schonheit und Schnelligkeit gro6artig und bewundemswert war. Wenn es sich aus seinen Fesseln losen konnte oder sonstwie freigelassen worden war, war es sehr schwierig, es wieder einzufangen. Auch bereitete seine Biindigung den Pferdeknechten viele Schwierigkeiten. Als einstmals der Kaiser auf die Jagd zog und eben

    231 dieses Pferd bestiegen I hatte, erlegte er mit eigener Hand mit einem Stock einen Hasen. Sogleich sprang der Kaiser vor Freude allzu schnell vom Pferde, urn den Hasen zu toten. Als das Pferd solchermaBen frei und allein gelassen war, sprang es davon, und obwohl viele zusammen ihm nachliefen, die Oberaufseher des Gestiites, die Manglabiten und die Leute aus ihrer Umgebung sich bemiihten, war es keinem moglich, das Pferd zu fan gen. Daher befahl der Kaiser erziimt, wenn man seiner habhaft wfude, solle man ihm seine Hinterbeine zerschlagen. Der Casar Bardas, der zugegen war, bat den Kaiser, er moge ein so vorziigliches Pferd wegen eines einzigen Fehltrittes nicht

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  • uniiberlegt toten. Basileios, der mit seinem Herm dort war, sprach zu diesem: ,Wenn ich das Pferd des Kaisers einhole und mich von meinem Pferd auf den Riicken des kaiserlichen Pferdes schwingen kann, wird mir dann nicht dec Kaiser ziirnen, weil doch sein Pferd kaiserlichen Kopfschmuck triigt?" Als das dem Kaiser gemeldet wurde, ordnete dieser die Durchfiihrung an, und Basileios erledigte es bereitwillig und elegant.2 Als der Kaiser dies sab, da schiitzte er sein Geschick und seine Klugheit vecbunden mit Mut hoch; er nahm ihn sogleich dem Theophilitzes ab und reihte ihn den kaiserlichen Stallmeistem ein. Er wandte ihm seine Aufmerksamkeit zu und gewann ihn lieb, da er sah, wie sehr und vorteilhaft er sich in allem von den anderen unterschied. Daher erhob er ibn, dec oft vor seinen Augen sich hervortat, in die Wiirde eines Oberstallmeisters.

    14. Als damach eine Jagd auf dem sogenannten Philopation angesetzt war, ritt der Oberstallmeister, der Vorschrift gemiiB, I dem Kaiser voran und trug an seinem 232 Giirtel die kaiserliche Keule, die man gewobnlich ,Bardukion" 1 nennt. Als von der Jagdgesellschaft Liirm erregt wurde, sprang ein riesengroBer Wolf aus dem Unterholz heraus, so daB fast alle auseinanderstoben und in Verwirrung gerieten. Basileios stiirmte auf ibn los, schleuderte von hinten das kaiserliche Bardukion auf ibn, traf das Tier mitten auf dem Kopfund spaltete ihn. Der Casar, der wie gewohnt hinter dem Kaiser einherzog und den Vorfall sah, sprach zu einigen seiner Freunde und Bekannten, die ibn begleiteten: ,Ich glaube, dieser Mann wird noch der Untergang unserer ganzen Familie sein." Er spielte darauf an, daB (Basileios) in allem erfolgreich und gliicklich und der Kaiser daher fiir ihn eingenommen war. Dariiber hinaus babe er von Leon', der damals in jeglicher Weisheit flihrend war und bei dem er sich oftmals iiber diese Dinge erkundigte, zuniichst gehort: Ich erkenne, daB die Vemichtung eurer Familie von einem

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  • jungen Mann erfolgen wird; spater aber, als Basileios in Erscheinung trat, soll er mit dem Finger auf ihn gezeigt und dabei zum Casar gesprochen haben: ,Der eben ist es, von dem ich sagte, er werde euer Nachfolger sein." Seither hegte der Casar Argwohn und lieB Basileios nicht aus den Augen, wenn er auch nichts von dem wirkungslos mach