Konsum und Nachhaltigkeit: Zwischen Allmacht und Ohnmacht ... · Folie 2 Agenda • Was ist...
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Transcript of Konsum und Nachhaltigkeit: Zwischen Allmacht und Ohnmacht ... · Folie 2 Agenda • Was ist...
Folie 1
Ulf SchraderMartina Schäfer
Konsum und Nachhaltigkeit:Zwischen Allmacht undOhnmacht der Konsumenten
Präsentation im Rahmen der Ringvorlesung »Wohlstand ohneWachstum?« von DGB und TU Berlinam 8. November 2012
Folie 2
Agenda
• Was ist nachhaltiger Konsum?
• Inwieweit sind Konsument/innen für Nachhaltigkeit verantwortlich?
• Warum reicht eine isolierte Betrachtung des Konsums nicht aus?
Folie 3
Nachhaltiger Konsum:
„In Anlehnung an die klassische Nachhaltigkeitsdefinition der Brundtland-Kommission ist Konsum dann nachhaltig, wenn er zur Bedürfnisbefriedigung aller heute lebenden Menschen führt und die Bedürfnisbefriedigungsmöglich-keiten zukünftiger Generationen nicht gefährdet.“Schrader/Hansen (2002), S. 12
Nachhaltige Entwicklung:
”Sustainable Development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs”World Commission on Environment and Development (1987), S. 43
Gro Harlem Brundtland
Ableitung des nachhaltigen Konsumsaus der Definition der Brundtland-Kommission
Folie 4
CO2-Emissionen als ein Indikator für die mangelnde Nachhaltigkeit des Konsums
Quelle: United Nations Statistics Division, zitiert nach http://de.wikipedia.org/wiki/Länderliste_CO2-Emission
* 1991
CO2-Emissionen pro Kopf und Jahr (in t):
2008Konsum
20,2
12,0
14,3
4,3
1,3
1990 2000 2007 2008
USA 19,0 20,2 19,1 18,6
Deutschland 12,1* 10,1 9,7 9,4
Schweiz 6,3 5,4 5,6 5,4
China 2,1 2,7 4,6 5,3
Indien 0,8 1,1 1,2 1,5
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Arbeitslehre/ Ökonomieund Nachhaltiger Konsum
“Consumption is the sole end and purpose of all production”
Adam Smith (1789)
Die Relevanz des Konsums in der Marktwirtschaft
“The direction of all economic affairs is in the market society a task of the entrepreneurs. Theirs is the control of production. They are at the helm and steer of the ship. A superficial observer would believe that they are supreme. But they are not. They are bound to obey unconditionally the captain’s orders. The captain is the consumer.”
Ludwig von Mises (1949)
AU zu 10.1
Folie 7
Consumer Citizenship –ein Konsumleitbild für nachhaltigen Konsum
“A consumer citizen is an individual who makes choices based on ethical, social, economic and ecological considerations.
The consumer citizen actively contributes to the maintenance of just and sustainable developmentby caring and acting responsibly on family, national and global levels.”
The Consumer Citizenship Network/ Victoria Thoresen (ed.) (2005)
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Voraussetzungen der (Konsumenten-)Verantwortung
Rechte Handlungsfreiheit
setzt vorausführt zu
Verantwortung
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Konsumentenrechte und Konsumentenverantwortung
Verantwortung, sich zu informieren
Verantwortung, bewusst zu wählen
Verantwortung, sich Gehör zu verschaffen
Recht auf Informationen
Recht auf Wahlfreiheit
Recht Gehör zu finden
Recht auf (und Verantwortung für) Bildung Quelle: in Anlehnungan Schrader 2007
John F. Kennedy (1962): Consumer Bill of Rights
Folie 10
Recht auf Wahlfreiheit und nachhaltiger Konsum
Möglichkeit zur Wahl nachhaltiger Konsumoptionen mit einem akzeptablen Kosten-Nutzen-Verhältnis
Kennedy (1962):The right to choose - to be assured, wherever possible, access to a variety of products and services at competitive prices.
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Kauf(/Nicht-Kauf)
Nutzung(/Nicht-
Nutzung)
Entsorgung(/Wieder-/
Weiter-verwendung)
Quelle: http://www.regiowebcam.de Quelle: BMVBS
Quelle: http://unsere.de/muelltrennung.htm
Recht auf Wahlfreiheit und nachhaltiger Konsum
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Exkurs: Erfordert nachhaltiger Konsum negatives Wachstum?
Das Leitbild ist Nachhaltigkeit, weder BIP-Wachstum noch -Schrumpfung ( „Post-Wachstum“); Suffizienz als eine notwendige Strategie
„Es gibt keine nachhaltigen Produkte, es gibt nur nachhaltige Lebensstile“ (Niko Paech) Es gibt keinen exzessiven Konsum mit glaubwürdigem Öko-Label
1,53 €/kg 14,90 €/kg 120 Mio US$/Stk.
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Quantitativ und qualitativ angemessene Informationen auch über ökologische und soziale Aspekte des Konsums
Kennedy (1962):The right to be informed - to be ... given the facts needed to make an informed choice.
Recht auf Informationen und nachhaltiger Konsum
Folie 14
Sozial-ökologische Produkt-
informationen
Sozial-ökologische Unternehmens-informationen
Informationen zur Nachhaltigkeit des
Lebensstils
Beisp
iele:
www.nachhaltiger‐warenkorb.de
http://www.test.de/thema/unternehmensverantwortung/
http://wegreen.de
www.umweltbundesamt.de/umweltbewusstsein/klimaneutral‐leben.htm
Recht auf Informationen und nachhaltiger Konsum
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Effektive Möglichkeiten zur Kommunikation von Nachhaltigkeitsanforderungen an Staat und Unternehmen
Kennedy (1962):The right to be heard - to be assured that the consumer interest will receive full and sympathetic consideration in the formulation of government policy.
Recht, Gehört zu finden und nachhaltiger Konsum
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Befähigung zur angemessenen Nutzung von Konsumentenrechten
Beispiele:“Perhaps the greatest critique of schools is that they represent a huge missed opportunity to combat consumerism and to educate students about its effects on people and the environment.”(Worldwatch Institute 2010: 15)
Schulfächer wie z.B. „Wirtschaft-Arbeit-Technik“
Verantwortung der Verbraucher/innen für nachhaltigen Konsum
Recht auf Bildung und nachhaltiger Konsum
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Zwischenfazit
• Konsumenten sind weder allmächtig noch ohnmächtig.
• Ihre Verantwortung für nachhaltigen Konsum hängt ab von ihren Handlungsspielräumen.
• Diese Handlungsspielräume sind – aufgrund objektiver Bedingungen und subjektiver Wahrnehmung – individuell sehr unterschiedlich.
• Akteure, die mehr Verantwortung von Konsumenten fordern (Unternehmen, Staat, NGOs, Medien, Wissenschaftler), sind aufgerufen, deren Handlungsspielräume zu erweitern.
• Die Konsumentenbürger haben eine Doppelrolle. Verantwortungsbewusster Konsum und politische Aktivität sind keine Alternativen, sondern bedingen sich gegenseitig.
Fahrradstadt KopenhagenSchon heute gibt es in der dänischen Metropole mehr Räder als Einwohner.
Rad-Highways, Verleihstationen und fahrradfreundliche Mülleimer –Kopenhagen plant, bis 2025 ein Eldorado für Radfahrer zu schaffen.
Folie 25
Versorgungssysteme
• Die Nutzung nachhaltigerer Versorgungssysteme ist häufig noch unbequemer und mit höherem Ressourceneinsatz (Geld, Zeit) verbunden.
• Einige Kommunen gehen vorbildhaft mit der Gestaltung nachhaltigerer Infrastruktur voran.
• Im Bereich der Energieversorgung gewinnen partizipative Organisationsformen an Bedeutung.
McCain geht mit dem Motiv „Pommes im Ofen. Zeit für Fritz“ in die Offensive und startet gemeinsam mit „Mehr Zeit für Kinder“ eine bundesweite Plakat-kampagne.
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Alltagskontexte
• Alltägliches Konsumverhalten ist das Ergebnis von Abstimmungs-und Aushandlungsprozessen in der Familie oder anderen sozialen Gruppen.
• Für das tatsächliche Verhalten werden verschiedene Anforderungen und Prioritäten abgewogen – die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit stellt dabei häufig nur ein untergeordnetes Ziel dar.
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Lebensstile
Quelle: Ausstellung von „Reinigungsgesellschaft“ im Institut für Bildung, Medien und Kunst (IMK) der Gewerkschaft ver.di
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Lebensstile
• Ressourcenintensive Lebensstile besitzen weiterhin eine stark positive Ausstrahlung.
• Bisher gibt es wenige (erfolgreiche) Versuche, nachhaltige Lebens-stile mit einem positiven Image zu versehen und wenige authentische Vorbilder.
Der kulturelle Wandel für nachhaltige Entwicklung wurde bisher vernachlässigt.
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Das Gutachten zeigt die Machbarkeit einer Wende zur Nachhaltigkeit und definiert Entwicklungskorridore für die „Große Transformation“, etwa im Energiesektor, im Bereich der Land-nutzung und der Urbanisierung.Dies kann nur gelingen, wenn die Bürger besser mitgenom-men und in politische Entschei-dungsprozesse eingebunden werden.
Flexibilisierung versus Beteiligung
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Problemdiskurse
• Einige der dominanten Diskurse stehen im Kontrast zu Leitbildernnachhaltiger Entwicklung:
• Flexibilisierung/Mobilität versus Entschleunigung/Beteiligung
• Wachstumsparadigma versus Endlichkeit der Ressourcen und intra-sowie intergenerationeller Gerechtigkeit
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Fazit (1)
• Über wie viel Handlungsmacht Konsumenten verfügen, hängt stark von den umgebenden Kontexten ab:
• Mit den derzeitigen Versorgungssystemen stellt nachhaltiger Konsum häufig noch nicht die attraktivste und kostengünstigste Lösung dar.
• Die derzeitige Gestaltung von Arbeit und Leben erschwert die Ausübung nachhaltigen Konsums.
• Nicht-nachhaltige, ressourcenintensive Lebensstile gelten weiterhin als attraktiv, nachhaltige Lebensstile entfalten bisher wenig positive Ausstrahlung.
• Vorherrschende Diskurse zu Flexibilisierung und Wohlstandserhalt durch Wachstum widersprechen grundlegenden Nachhaltigkeits-Leitbildern.
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Fazit (2)
Nachhaltiger Konsum ist eine Gestaltungsaufgabe, die partner-schaftlich von der Bandbreite gesellschaftlicher Akteure angegangen werden muss:
• Unternehmen: Nachhaltigeres Warenangebot und Dienst-leistungen, Gewährleistung von Transparenz
• Staat:Beteiligung der Bürger/innen bei der Gestaltung von nachhal-tigerer InfrastrukturRahmenbedingungen, die nachhaltigeren Konsum erleichtern
• Bildungsinstitutionen, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft:Vermittlung anderer Leitbilder, Setzen öffentlicher Diskurse
• der/die verantwortliche Konsument/in!