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Konzept für eine soziale Skulptur in Augsburgs Herzen

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Konzept für eine soziale Skulptur in Augsburgs Herzen

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Inhalt

Das Konzept in Kurzform

Die ausführliche Konzeptskizze

Übertitel Die Lage im Domviertel Die Idee „Grandhotel”

Die Bestandteile des „Grandhotels“ Die Gaststätte Das Kiosk-Café Der Seminarraum/Besprechungsraum Die Gärten Der Spielplatz

Die Bewohner des „Grandhotels“ Die Hotelgäste mit Asyl Die Kreativen Die Hotelgäste ohne Asyl

Die Grundprinzipien des „Grandhotels“ Die Partizipation als Grundlage Der Prozess als Motor Offene Kommunikation, Transparenz & Interaktion Ressourcennutzung in einer Wegwerfgesellschaft Die Auswirkungen des „Grandhotels“

Das Konzept in Kurzform

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Das Konzept in Kurzform

Das Gebäude:•EhemaligesAltenheim:

Paul-Gerhard-Haus der Diakonie.•DasGebäudeisteintypischer

Bau der 60er Jahre, der sich architektonisch deutlich vom Umfeldabsetzt.

•GeplanteZwischennutzung für 3-5 Jahre.

Die Ausgangssituation:•DerEigentümerwilldasGebäu-

de „halten“, hat jedoch aktuell noch keine konkrete Verwen-dung.AlsLeerstandsobjektver-ursacht es Kosten, ohne dass dem ein Nutzen entgegensteht.

•Es besteht der Wunsch vieler Kulturschaffender in dieser Stadt nach einem lebendigenOrt des Austausches zum Woh-nen,LebenundDarstellen.

•DieRegierungbenötigtaufgrundzunehmenderAsylbewerberzah-len dringend Unterkunftsräume und beabsichtigt, das Gebäudeals Asylbewerberunterkunft zunutzen.

•Das Umfeld fürchtet dadurcheineAbwertungdesViertels.

Das Ziel:Das Projekt versucht, Kräfte zu konzentrieren und mehrere Interes- sen positiv miteinander zu ver-knüpfen. Daraus resultiert eine Nutzung des Gebäudes als einemultifunktionale Einrichtung mitfolgendenZielen:

•Dem Eigentümer eine sinnvolle Zwischennutzung zu ermög- lichen, die gemeinnützig sein wird.

•Einen Ort des Austausches fürKulturschaffende in dieser Stadt zu schaffen.

•Einer beschränkten Anzahl vonAsylbewerbern eine Unterkunftfür einen bestimmten Zeitraumzu geben, mit der Möglichkeit,sich an dem Projekt zu betei-ligen.

•DemUmfelddurcheinepartizi-pative Kultureinrichtung einen neuenImpulszugeben.

Die Nutzung:Dies wird erreicht mit einer Mischnutzung aus folgenden Be-standteilen:

•Ateliers (Ideenagentur, freie Akademie) von Kulturschaf-fenden.

•Hotel für Menschen, die für unterschiedlich langeZeiträumein dieser Stadt verweilen.

•GaststätteundVeranstaltungenals Bindeglied zur Stadtgesell-schaft.

Die wirtschaftliche Grundlage:•Der Eigentümer stellt das Ge-bäudezurVerfügung.

•DieRegierungfinanziertanteiligdie erforderlichen Baumaßnah-men, um das Gebäude über-hauptnutzenzukönnen.

•Die Nutzung ermöglicht einendynamischen Projektverlauf.

Die Umgebung:

„Grandhotel“

Justizvollzugsanstalt(im Umbruch)

Dom St. Stefan

Diözesanmuseum

Mozarthaus

Jugendherberge

Liliom

Maria Ward

Kahnfahrt

Maxstraße

Welsermuseum mit Stefansgarten

Die Auswirkungen:Neben den bereits beschrieben Angeboten bietet dieses Projekt aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen folgendeSynergieeffekte:

•AugsburgkannsichalsFriedensstadtbeweisen.

•AlsKulturbetriebmitGaststättebereichertesaufeinzig-artigeWeisedasstädtischeKulturleben.

•MitdemregulärenHotelbetrieberfolgtdieVernetzungmitder Welt. Der Bedarf an einfachen und individuellen Unter-künftenistgeradefüreineStadtwieAugsburgunverzicht-bar.

•DieGleichbehandlungvonHotelgästenmitundohneAsylsollbewusstdieFragedesUmgangsmitdieserThematikanregenundkulturellenAustauschermöglichen.

Die Partizipation:Sie ist die Grundlage für das gesamte Pro-jekt. Nur durch aktive Partizipation wird das “Grandhotel„bestehenkönnen.FürKultur-schaffendebestehtderAnreizausderMiet-freiheit. Hotelgäste mit Asyl können sichfür die Dauer ihres Aufenthaltes in einen aktuellenKultur-undHotelbetriebnachihren Möglichkeiten einbringen. Hotelgäste aufder Durchreise werden ihren Aufenthalt im Rahmen eines einzigartigen Projekts ver-bringen.DasSystemvonPartizipationundKonsumkannneueüberraschende„Service-leistungen“ bieten,wie sie zumBeispiel indenhistorischenGrandHotelsüblichwaren.

Der Projektverlauf:Projektstart:01.September2011

1. Phase „Konzept“Konzeptdefinition,GrundlagenarbeitundVorbereitungfürPhase2

2. Phase „Vorarbeiter“BezugersterRäumefür„Vorarbeiter“.ErstellenvonKantine,undShowroom,Öffentlichkeitsarbeit,schaffendieGrundlagefürPhase3

3. Phase „Wohnen auf Zeit“BezugersterRäumezum„WohnenaufZeit“.DamitentstehtdiewirtschaftlicheGrundlage für Phase 4

4. Phase „Umbau zum Hotel“teilweise mit Mitteln von der Regierung

5. Eröffnung: 1. Juni 2012mit Ateliers, Hotel und Kulturstätte

2010 2012Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai JunKonzept Eröffnung

Vorarbeiter Ateliers

Wohnen auf Zeit Hotel mit Asyl

Hotelumbau Hotel ohne Asyl

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Die Aufteilung

Ateliers

Hotel mit Asyl

Hotel ohne Asyl

Gaststätte/Kultur

Springergäßchen 5

Eingang

Hotel ohne Asyl Ateliers/Ideenagentur Hotel mit Asyl

Räume Personen Räume Personen Räume Personen

6 12

WG+ 6 12

2 2 13 26

6 6 9 18

6 6 9 18

5 20 4 4

17 18 31 66 Räume

44 Hotelgäste ohne Asyl

mind.18 Künstler

62 Hotelgäste mit Asyl

124Personen

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Die Ausführliche Konzeptskizze

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Die Idee des „Grandhotels“ im Domviertel

Die Lage im DomviertelDasDomviertel istaufgrundseinerGeschichtebeiderBevölkerungauchheutenochnichtwirklichalsTeilderAugsburger Innenstadt präsent. Es befindet sich seit einiger Zeit im Umbruch und wird immer mehr zumWohnviertelmithochwertigerBebauung.DieehemaligeJugendherbergeistabgerissenundwieaufdemGelände des ehemaligenHospizes „St. Barbara“ entstehen aufdem Gelände Wohnungen. Gleichzeitig ist eine Ver-ödungderFrauentorstraßezubeobachten.Das„Grand-

hotel“willhiereinepositivesstadtplanerischesZeichensetzen. Es soll für das Viertel zu einem Knotenpunktwerden, der auch den Bewohnern des Viertels zur Ver-fügung steht. Eine befruchtende Interaktion mit denAnwohnern ist ausdrücklich gewünscht, verschiedene Partizipationsmöglichkeiten werden im kreativen Prozessbereitgestellt.DasKiosk-Café,dieBürgergast-stätte und ein interkultureller Garten mit Spielplatz sind erste Anlaufstationen für die Bewohner des Viertels. Sie werdenimFolgendenkurzbeschrieben.

Die Idee „Grandhotel“Die Grundidee unseres Projekt basiert auf der Vorstellung von einem „Grandhotel“ des klassischen Zuschnitts.DieseInstitutionenstan-den damals nicht nur für einen Ort der Unterbringung mit gewissenStandards, sondern waren stilvolle, sozio-kulturelle Orte der Begegnung zwischen internationalen Gästen undEinheimischen.

Bewohner der Städte nutzten die EinrichtungenindenHotels,obbeimgemeinsamen Tanz, dem Feier- abenddrink an der Hotelbar mit Pianountermalung, trafen sich im qualitativ hochwertigen Restaurant oderbeiderLektüreinternationalerPresseinderLobby.

Damit waren diese Orte viel- kulturelle, wichtige Ballungsräume derBegegnung,miteinemFlairund Glamour der „großen weiten Welt“, an dem auch die Einheimischen teilhabenkonnten.

FürunsstehtdasWort„Grandhotel“als Beispiel für verloren gegangene positive Lebensart und Lebens- qualität der Post-Industrialisierung.

Im21.JahrhundertsinddieseHotelsverschwunden oder für die breiteBevölkerung nicht mehr annähernderschwinglich. Die Masse der Unter-künfte hat sich zu standardisierten, uniformen„Bettenburgen“entwickelt -automatisiertundunpersönlich.

DerName„Grandhotel“sollEmotionen und Erinnerungen wecken. Er istaber in der angedachten Nutzungund den Standards in der Ausstat-tung eine spielerische und ironische Verfremdung des konventionellen Begriffs und setzt in kreativer Um-setzungaufdiebeschriebenenaltenWertedesklassischenHotelbegriffs.

Der Name führt den Besucher ganz bewusst auf eine glamouröse und„elitäre“ falsche Fährte – denndieser Ort vereint neben Über- nachtungsmöglichkeiten für Gästemit Gaststätte und Kiosk-Café, einem Kulturzentrum mit Ateliers und einem Galerie-/Veranstaltungsraum auch die geforderte Unterbringungvon Asylbewerbern. Mit dieser Umdeutung soll ein erstes Zeichenfür eine an sich als Belastung und Störfaktor gesehenen Institutiongesetzt werden.

Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich inter-nationalisiert. Augsburg nimmt mit einem hohen Migrantenanteil von 46% im bundesweiten Vergleicheine Spitzenstellung ein. Dies muss verstärkt als positives Potential ver-standenwerden.DieUnterbringungvonAsylbewerbernmusssich–auchaus der Sicht des Steuerzahlers –von einer reinen „Verwahrung“ weg-bewegen.

Hier wollen wir mit unserer Idee an-greifen.

Durch die Interaktion der verschie-denen Nutzergruppen – Bürger– Hotelgäste – Kreative und die IntegrationderAsylbewerber indieOrganisationdesHotelablaufeswirdeine positive Stimmung geschaffen. Räumliche Nähe soll hier als Chance und als Grund für menschliche Inter-aktion und Gemeinschaft verstanden werden.

Das „Grandhotel“ soll mit seinen Be-wohnern zum Teil des Wohnraums im schlummernden Domviertel werden,zudessenBereicherungbei-tragenundkeinFremdkörpersein.

Es ist ein offener Treffpunkt, deraufgrund seiner verschiedenen, synergetischen Bestandteile aktiv in die Stadtgesellschaft einwirkt und zu deren Austausch und Kom-munikation beiträgt: Stadtteil-zentrum, Mehrgenerationenhaus, Kulturzentrum, Bürgergaststätte in einem.

Das „Grandhotel“ soll im Rahmen des Entstehungsprozesses durch Künstler kreativ umgestaltet werden. Es soll sich bewusst absetzen vonder schlichten Funktionalität undPraktikabilitätandererHäuserdieserArt. Wir wollen liebevolle und ein-malige Zimmer statt den üblichen standartisierten Ausstattungen.

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Die Bestandteile des „Grandhotels“

Die GaststätteDieser Ort spielt in der Verzahnung mitdemLebensraumaußerhalbdesHotels eine wichtige Rolle. Er sollTreffpunkt, Knotenpunkt und Ort der Kommunikation für das Viertel sein. Mit einem preiswerten Mittags- und Abendangebot und bezahl-baren Getränken wollen wir gezieltKontraste zu dominierendem Fast-Food-undConvenience-Einheitsbreisetzen. Zusätzlich können wir fürdie Schulen und Arbeitnehmer des Viertels eine Lücke schließen.

UnsererÜberzeugungnachbrauchtGastronomie weniger Auswahl, dafür mehrZeitundLiebezumHandwerk:Können,RezepteundKräuteranstatt „schnell schnell“ und „Maggi“.

Die temporär erprobte Idee einer„internationalen Armeleuteküche“, in hochwertiger Qualität ist in Augs-burgsehrgutangenommenworden.Es gibt nur eine reduzierte, aberdafür frische Auswahl an Gerichten, vielleicht auch nur ein Tagesgericht. Dies entspricht unserer Philosophie, möglichstbiologischeRohstoffevonkleinen Erzeugern aus der Regioneinzusetzen, nichts wegzuwerfen und einen nötigen vegetarischenSchwerpunkt zu setzen.

DieGaststättebefindetsichimSou-terrain in der ehemaligen Großküche desHausesundverfügtübereineneigenen Zugang durch den Garten.Der direkte, unterirdische Blick in denGartenunddermorbideCharmedes gekachelten Unortes Groß-

küche wird konzeptionell hier als „unique selling point“ eingeschätzt. Die Küche ist das Zentrum desGastraums und wird unter den AugenderGäste zumErlebnis.DieTische und Sitzplätze gruppieren sich inmehrerenbaulich bedingtenNischen rund um die Kücheninsel. Die Gastätte ist DER Ort für Be-gegnung und Austausch im ganzen Hotel. Hier finden kleine kulturelle Veranstaltungen, wie Lesungen, Diskussionen, Unpluggedkonzerte und Performance ihren besonderenRahmen. Im Sommer könnte derGarten teilweise als Biergarten ge-nutztwerden,wobeihierdienötigeSensibilitätmitdemdirektenUmfeldgefordert ist.

Essen als KulturDasZubereitenvonEssenunddergemeinsame Verzehr ist schon immer ein Teil der menschlichen Lebenskulturgewesenundbesitzteine wichtige integrative Stärke. Wir verstehen Internationalität alsgleichberechtigtesMiteinander allerKulturen.Diesbedeutet,dasssich das traditionelle deutsche und schwäbische Essenmit Gerichtenaus anderen Ländern mischt. Die Bewohner des Hotels und die Bürger der Stadt müssen bei der Zu- bereitungdesEssenspartizipierenkönnen–sichalsTeildessenver-stehen.

DieAsylbewerber sollen ihre Ess-kulturundRezepteindasAngebotder Gastätte einbringen, gleich- berechtigtmitdenlegendärenKäs- spatzenderNachbarinvongegen-über und dem speziellen Rezepteines japanischen Backpackers.

Gerade in einer immer weiter voran- schreitendenGlobalisierung isteswichtig, die Traditionen zu gewäh-ren und diese zu bewahren – inbestemFallediesezufeiern!

EsbestehtdieMöglichkeit,ineineroffenen Küche die Bewohner und Gästeeinzubinden,gemeinsamdieKochlöffelzuschwingenundneueTagesangebotezuerfinden.

DasgemeinsameZubereitenführtzu einem ersten Austausch und Abbau von Vorurteilen. Die er-probten Rezepte werden gesam-melt, archiviertund lebenweiter, wenn der ursprüngliche Koch weitergereististoderabgeschoben wurde.

Das Kiosk-CaféEsistderersteAnlaufpunktfürAn-wohner und Interessierte und liegt imEingangsbereich imErdgeschossdesGebäudekomplexes,derzukünf-tigen Lobby. Hier soll demnächsteineöffentlicheProjektinformations- stelle entstehen, die einen ersten positiven Eindruck schafft und inder Gestaltung den Maßstab fürdie stufenweise Verwandlung des Gebäudessetzt.

DasKiosk-Café,dasüberdieLobbyoder den erschlossenen Vorgarten zu betreten ist, hat die geringsteHemmschwelle, größte Offenheit

und die gleichzeitig direkteste Möglichkeit zur Außenkommuni- kation. Der temporäre Ort soll zu-nächst die Schnittstelle sein, um Bedenken der Anwohner auszu- räumen, sich über Partizipations-möglichkeiten zu informieren unddiese zu koordinieren. Ferner wirdder Ort als Treffpunkt, durch ein reduziertes gastronomisches An-gebot und die ersten kulturellenKleinveranstaltungen etabliert, umdie ersten Anker im Stadtgespräch zu setzen. Hier können auch ersteMaterialspenden aus der Bevölke-rung entgegengenommen werden.

Der Seminarraum/BesprechungsraumEin multifunktionaler Seminarraum/Besprechungsraum bietet die Mög-lichkeit,einenerlebbarenOrtfürBil-dung als Treffpunkt zu schaffen, der gerade auch externen Gästen zurVerfügung gestellt werden soll. Die kreativenBewohnerdesHotelskön-nen Workshops, Seminare etc. im Geiste einer freien Akademie orga-nisieren und damit zur aktiven Ver-netzungbeitragen.DieAusstattungwird dem Hotelkonzept angepasst und ist individuell.

Die GärtenDas Anwesen verfügt über zweiGärten, die im Stile eines interkultu-rellenStadtteilgartensteilweisebe-wirtschaftet werden sollen und als Rohstofflieferant für die Gaststätte dienen.InderZukunftplanenwirdiebeiden großflächigen Flachdächerdes Objekts für eine Bepflanzungnutzbarzumachen.

Der SpielplatzEin offener und lebendiger Spiel-platz im großen Garten hinter dem „Grandhotel“ ermöglicht die Inter-aktionzwischenFamilienmitKindern im Stadtteil und den Hotelbe- wohnern. Dieser soll in die Planung derFreiflächenintegriertsein.

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Die Bestandteile des „Grandhotels“

Die Bewohner des „Grandhotels“Das Projekt versucht, Kräfte zu konzentrieren und mehrere Interessen positiv miteinander zu verknüpfen. Wir gehen von drei unterschiedlichen Nutzergruppen aus,diedemOrtseinLebeneinhauchenundmiteinan-der interagieren.

Die KreativenIm„Grandhotel“sindmehrereArbeitsräumeundAteliers geplant, da der Wunsch vieler Kulturschaffender in dieser Stadt nach einem lebendigen Ort des Aus- tauscheszumWohnen,LebenundDarstellenbesteht.DieNutzungderBürosmussallerdingskompatibelzumCharakter des Hotels sein. Werkstätten mit lautem Arbeitslärm oder Bandübungsräume sind ausgeschlos-sen. Die Mieter dieser Büros sind Startups (Kreative,die als Kleinstunternehmer oder Künstler versuchen, vonihrerKreativitätzuleben),dienurdanneinenRaumzurVerfügungbekommen,wennsiebereitsind,sichaminternenAustauschinnerhalbdesHotelszubeteiligen.DieswirdeinesderentscheidendstenKriterienbeiderRaumvergabe sein. Die Kulturschaffenden sollen alsoauchbereitsein,AngebotefürdieFunktiondesHotelsbeizusteuern. Für sie besteht der Anreiz einer Miet-freiheit.Fernerist indiesemZusammenhangeinefreieAkademiegeplant,diebestehendenundneuentstande-nenNetzwerkendieMöglichkeitbietet,Workshopsund Seminare zu organisieren. Kooperationen mit Akademi-enderKünste,Fachhochschulensindangedacht.

Die Hotelgäste mit AsylMaximal 62 Personen: Familien, unbegleitete Minder-jährige, Frauen und Männer sollen als Hotel-Gästeauf drei Etagen im Zentrum des Gebäudes leben. Sie habeneigene,abgeteilteGebäudeteilefürsich,dieüberSchlafzimmer, Küchen, Bäder, WCs und Aufenthalts-räume verfügen.

Die Hotelgäste ohne AsylDiese Gruppe ist am ehesten mit den Nutzergruppe eines großstädtischen Hostels zu vergleichen. HiergibtesverschiedeneNutzerprofile:

Internationale Reisende und KulturreisendeZiel ist es, Augsburg verstärkt alspotentiellen Anlaufpunkt für inter-nationaleRucksacktouristenbekannt zu machen. Wir wollen Reisende auf ihremWegdurchEuropanachAugs-burg locken und damit auch zur BekanntheitderStadtbeitragen.

Künstler, die in der Stadt auftretenDas „Grandhotel“ soll für lokale Veranstalter eine preiswerte und charmanteMöglichkeit bieten, aus-wärtigeKünstlerunterzubringen.

Neuaugsburger auf der Suche nach einer WohnungDas „Grandhotel“ bietet aufgrundseiner zentralen Lage auch Men-schen einen Anlaufpunkt, die sich inAugsburgorientierenwollen, umdort eine Wohnung zu finden. Hier denken wir zum Beispiel an Studen-tenaneinerderbeidenHochschulen, die auf Wohnungssuche sind. Durch den Doppeljahrgang beim Abitur2011istnoch längerdavonauszu-gehen,dasseinegrößereAnzahlanStudierenden in die Stadt kommt.

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Die Philosphie des „Grandhotels“

Partizipation als GrundlagePartizipation ist die Grundlage für das gesamte Projekt. NurdurchaktivePartizipationwirddas„Grandhotel“be-stehen können. Die kulturschaffenden Bewohner brin-gen kreative Ideen in den Hotelablauf ein und leistensomiteinenwichtigenTeilfürdie(Weiter-)Entwicklungdes„Grandhotels“.HotelgästemitAsylkönnensichfürdie Dauer ihres Aufenthaltes in einen aktuellen Kultur- und Hotelbetrieb nach ihrenMöglichkeiten einbringen.Hotelgäste auf Durchreise werden ihren Aufenthalt in einemeinzigartigenProjektverbringen.DasSystemvonPartizipation und Konsum kann neue überraschende

„Serviceleistungen“bieten,aberaucheinenServicewieer mit den historischen „Grandhotels“ verschwunden ist.

In direktem Tauschhandel werden zusätzliche Anreize für die Bevölkerung geschaffen, sich zu engagieren, eigeneIdeenzuverwirklichenoderMaterial-undMöbel-spenden zu leisten.

Unsere Tauschmarken sind beispielsweise Essensgut-scheine,FreikartenfürKulturveranstaltungenoderstarke Hände, um die Waschmaschine in den zweiten Stock zu schleppen - eine Hand wäscht die andere. All dies führt zu einer spürbaren, emotionalen Bindung, Akzeptanzund Identifikation mit dem Ort.

Der Prozess als MotorDasKonzeptdes„Grandhotels“beruhtaufdemPrinzipeinerstetigenVerwandlung.DaessichbeidiesemOrtumeineHeimataufZeithandelt,wechselndieBewohnerinverschiedenenZyklen.DiessollzueinemwesentlichenPlus-punkt für ihn werden. Das „Grandhotel“ soll und muss sich stetig verwandeln und weiterentwickeln.

DiesstartetschonzuBeginndesProzesses. InderEntstehungsphasesollderneueOrtnichtaufeinenSchlag öffnen.InverschiedenenSchrittenwirdsichdasHotellangsamentwickeln.DadurchfangenwirdiefehlendenMittelzueinemKomplettumbaukreativab.

Der EntstehungsprozessIneinererstenPhasegibteseinenNukleusausKreativen,diefürdieÜberlassungvonRäumendamitbeginnenwer-den, die ersten Teile des Hotels zu formen. In einer ersten PhasemussderEingangsbereichumgestaltetwerden.Ersoll später als Lobby des Hotels dienen und schon im Sinne der späteren Wirkung des Hauses renoviert werden. Hier soll es für Anwohner, Interessierte und Neugierige möglichsein,sichineinem„Showroom“überdieIdeeunddas Konzept des Hotels zu informieren. Gleichzeitig wer-den die Kreativen ihre Räume umgestalten, einrichten und beginnen,denFlurimErdgeschosszurenovieren.

In dieser frühen Phase sollen auch die Anwohner ein- geladen werden. Ihnen wird offen erklärt, wie dieser Ort ihr Viertel bereichert. Dabei soll ihnen die Angst vor einem klassischen Asylbewerberheim genommen wer-den.DasProjektteamwirdtäglichvorOrtsein(einerstes„Projektbüro“wurdebereitszum1.September2011imHaus eingerichtet).

Als nächstes sollen „Hotelzimmer auf Zeit“ geschaffenwerden. Noch während der „Bauphase“ werden temporäre GästeinTeilendesOrteslebenundmitdendamitgene-riertenEinnahmensollendieBauarbeitenbezahltwerden,um weitere Teile zu renovieren. Dann werden das Kiosk-Café und die Gaststätte in Angriff genommen . Ihre Rolle imEntstehungsprozessistdieBasisfürweitereKommu-

nikationunddasErwirtschaftenvonGeldfürdenAusbau.Dann wird mit der Gestaltung der Hostelräume und der zentralenGängebegonnen.IndiesemProzesssetzenwir–ausdenErfahrungenderbeidenProjekte„MuhackloderBlutwurst“ (2009)und„JeanStein“ (2010)–aufeinebreiteBasisvonfreiwilligenHelfernunddieAusschöpfungvon verschiedenen Netzwerken.

IndernächstenPhasesollendieerstenAsylbewerberindas Haus einziehen. Die restlichen Bewohner des Hotels empfangendieneuenBewohnerundhelfenihnendabei,sich ihre Räume einzurichten. Dafür muss es einen Aus-stattungspoolanMöbelngeben.DieseMöbelkommenausSozialkaufhäusern, vom Sperrmüll und aus Spenden der Bevölkerung.DafürmüssenKooperationeneingegangenwerden.GrundsätzlichsollenzudieserZeitalleBewohner auch aktiv an der weiteren Entwicklung des „Grand- hotels“mitgestalten.GleichzeitigmüssenzudieserZeitdieHostelzimmerbezugsfertigseinunddieerstenGästeimHostelwohnenkönnen.

DerOrtwirdfürdieÖffentlichkeit immergreifbarerundnimmtmehrundmehrseineendgültigeForman.Weitere Asylbewerber ziehen ein und werden in den Prozess integriert.

In seiner vorläufigen Endversion ist das Hotelmit allenNutzergruppenbelegtundbeginnt,verstärktindieStadt-gesellschaft und in das Viertel zu „senden“.

Offene Kommunikation,Transparenz & InteraktionDie prozesshafte Vorgehensweise lebt von Kommuni- kation. Die Erfahrung der weiter oben genannten Vorgängerprojekte hat gezeigt, dass eine offene und einfache Kommunikation über soziale Netzwerke wie facebookzueinergroßenMobilisierungvonengagiertenund kreativen Menschen führen kann. Da es auch der AnspruchdesProjektesist,einTeildesLebensraumes„Domstadt“zuwerden,wirdüberden„Showroom“–diespätere Lobby – ein realer Kommunikationsraum ent- stehen.Hier soll – schonvorallenwirklichenBaumaß-nahmen – ein kleiner Einblick in die Veränderung des Ortesgegebenwerden.DafürwirdderspätereEingangs-bereichderLobbyrenoviertundumgestaltet.Hierwird

dasVorhabenpräsentiert,es liegenFlyerzumProjektund seinen Zielen aus. Außerdem soll dieserOrt auchdafür genutzt werden, in der frühen Phase des Hotels mit Informationsveranstaltungen einen Anlaufpunkt zu generieren.

Die Kreativen, die schon früh erste Büros/Ateliers beziehen,werdenalsTeil des entstehendenProjektesebenfallszuKommunikatorenderIdeeinTeilederGe-sellschaft. Dadurch soll eine Vorfreude auf das kommen-de Projekt erzielt werden.

ZurEröffnungderGaststättewirddarangedacht,einenAufrufüberdieMedienzustarten,beidemAnwohner,Interessenten und Sympathisanten, gebeten werden,zumStartderGaststätteGeschirralsEröffnungsgeschenk mitzubringen. Dieses Geschirr soll dann später in derGaststätte verwendet werden.

Ressourcennutzung in einer WegwerfgesellschaftDaskompletteProjektwillsichinseinemBetriebundseinerAusstattungvondenMechanismeneinerWegwerf-gesellschaftabsetzen.DieAusstattungdes„Grandhotels“bestehtausSecond-Hand-Möbeln.InderGaststättesolleskeinkonfektioniertesGeschirrgeben.ZentraleRäumeimGebäudesindmehrfachnutzbar.DieRessource„Kultur“solleinederTriebfedernwerden.Kreativität,Ideen,EngagementwerdenzudenwesentlichenRessourcenderge-samten Idee. Sie ersetzen den Geldfluss in vielen Bereichen.

DasProjektsetztaufdie(Um-)NutzungvonbestehendenRessourcenundwillbrachliegendePotentialefindenundnutzbarmachen.InZeitenderEuro-,Börsen-undFinanzkrisewirdsoeinkreativesStatementgemachtundeineandereHerangehensweiseerlebbar.

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WieschonerwähntsetzenwiraufeinenlebendigenOrt,dernichtnureineSchlafstattfürseinenNutzerist,sondernauchzueinemZentrumwird–einemkreativenundliebevollenOrt,derinnerhalbdesViertelsunddesStadtzent-rumspositiveSignalesetzt.DereigentlichnegativkonnotiertOrtderUnterbringungvonAsylbewerbernsolldurcheineEinbettungineinenGesamtkontextzueinemlebendigenundpositivenAnlaufpunktwerden.

Dadurchwirddas„Grandhotel“AuswirkungenaufseinUmfeldentwickeln,ProzesseanstoßenundbeflügelnundImpulsesetzen:

1.FürdenSteuerzahler:DieUnterbringungineinemanderenUmfeldunddiedamitverbundeneIdentifikationderAsylbewerbermit ihrer „HeimataufZeit“ spartSteuergelder.DieBewohnerhabeneinenBezugzu ihrerUnter-bringung,gehenpfleglichermitihrumunddadurchwerdenReperaturkosteneingespart.

2.FürdieDiakoniealsEigentürmerdesHauses:EineAufbesserungihresImagesimViertelundinderStadtmiteinemeinmaligenModellprojektineinemihrerObjekte.

3.FürdasStadtviertel:DerLebensraumwird interessanterund lebenswerter.DurchKiosk-Café,Gaststätte,dieGärtenunddenSpielplatzwirdeineVerbesserungderLebensqualitätimViertelerreicht.

4.FürdieStadtgesellschaft:WirgehenvoneinerpositivenBelebungdesStadtzentrumsaus,dasdurchkulturellesLebenjenseitsetablierterAngeboteerweitertwird.

5.FüralleBeteiligten:EinbishereinzigartigesModellprojektkanneinBeispielfüreineandereFormmenschlichenZusammenlebenswerden.

Augsburg,den16.09.2011

GeorgHeber,MichaelAdamczyk,SebastianKochs

Kontakt:Projektbüro„Grandhotel“,Springergäßchen5,86152Augsburga

Die Auswirkungen des „Grandhotels“

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