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Konzept „Hundegestützte Pädagogik“ der Lindenschule April 2015

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Konzept „Hundegestützte Pädagogik“ der Lindenschule

April 2015

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Konzept „Hundegestützte Pädagogik“ der Lindenschule

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Inhaltsverzeichnis

1. Wirkungsweise tiergestützter Pädagogik

2. Erforderliche Rahmenbedingungen für die Schulhündin „Lisbeth“

2.1 Grundgehorsam und Zertifizierung

2.2 Hygiene, Versicherung, Gesundheit und Tierschutz

2.3 Grundsätze des pädagogischen Einsatzes

2.4 Beteiligung der Gremien: Lehrerkonferenz, Schulträger, Schulpflegschaft, Schulkonferenz

3. Pädagogisches Konzept

3.1 Ziele, Methoden

3.2 Arbeit mit der Schulhündin „Lisbeth“

4. Konzeptumsetzung/ Gremienentscheidungen

5. Literatur

Anhang

Inhalte der Therapiehundeprüfung

Elternbrief zum Einsatz von „Lisbeth“ in der Klasse

Rückmeldung von Schülern

Klassenschild „Gemeinsam Lernen mit Lisbeth“

Fotos

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1. Wirkungsweise tiergestützter Pädagogik

Grundsätzlich bedeutet tiergestützte Pädagogik eine Unterstützung der pädagogischen Arbeit durch ein Tier. Wer Kinder beobachtet, erkennt schnell, dass sie sehr frei und unbeschwert auf Tiere zugehen. Der Zugang ist häufig spontan und mit hoher Motivation belegt. Diese natürliche Affinität der Kinder zu Tieren wird in der pädagogischen Arbeit in der Schule genutzt. Das Zusammenleben mit Tieren verbessert aber nicht nur die Fähigkeit zu analoger Kommunikation, sondern es stärkt auch die Entwicklung von Empathie (Mitleid, Mitgefühl, Mitschwingen). In diversen Studien wurde belegt, dass nicht nur das Streicheln eines Tieres, sondern bereits die bloße Präsenz eines Tieres stressreduzierende Wirkung hat“ (Liebau, Eckhard. Tiere in der Erziehung. Bern 2002). Tiere bauen unechte Kommunikation ab, erleichtern und aktivieren die Kontaktaufnahme. Sie ermöglichen eine angemessene Abgrenzungsfähigkeit, reduzieren vorzeitige Beziehungsabbrüche und führen zu einem besseren Zugang zu den eigenen Emotionen und Instinkten. Verhaltensweisen des Menschen sind einer natürlichen Umgebung angepasst und mit der heutigen modernen Umgebung häufig nicht mehr zu vereinen. Auf die bedingungslose Annahme durch Tiere gründen sich alle tiergestützten Interventionen: „…weil Kinder ihre Heimtiere mit Leib und Seele lieben, können Heimtiere (…) so viel bewirken: Krankheiten vermeiden, und an ihrer Heilung beteiligt sein, Freude und Zärtlichkeit vermitteln und gleichzeitig positiv erzieherisch mitwirken (…) Konflikte zu lösen und Traurigkeit zu vermeiden“ (Seehawer, K. Helfer auf 4 Pfoten. 8/2000. S. 26) Im Zusammenhang mit dem Einsatz der Schulhündin „Lisbeth“ wird im Folgenden von hundegestützter Pädagogik die Rede sein. Übersetzt bedeutet dies: „Der systematische Einsatz von ausgebildeten Hunden in der Schule zur Verbesserung der Lernatmosphäre und individuellen Leistungsfähigkeit sowie des Sozialverhaltens der Schüler“ ( Heyer/Kloke. 2009. S.17). Der Hund unterstützt die Lehrperson bei der Durchführung des Bildungsauftrages und muss sich dementsprechend an die schulischen Gegebenheiten anpassen können. Sie ist die Co-Pädagogin. Hunde können alleine durch ihre Anwesenheit die Lernatmosphäre im Klassenzimmer positiv verändern. Das stressfreiere Unterrichtsklima führt bei Lehrkräften und Schülern zu einer höheren Zufriedenheit und kann zu einer Steigerung des Lernerfolges beitragen (vgl. Kuntze, Schwanette. Einsatz von Tieren zur Gesundheitsförderung 2007/1) 2. Erforderliche Rahmenbedingungen für die Schulhündin Lisbeth In Deutschland gibt es bundesweit keine Standards für eine einheitliche Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Schul- und Therapiehunde (vgl. Mayer, Karl. Tiergestützte Pädagogik und Therapie). Die nachfolgend dargestellten Rahmenbedingungen orientieren sich an den Vorschlägen, die Heike Meyer und Nora Kloke in ihrem Buch

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„Der Schulhund“ darlegen. Um sichergehen zu können, dass „Lisbeth“ allen (unerwarteten) Anforderungen eines Schulalltages gelassen begegnen wird, habe ich mich dafür entschieden, Lisbeth zur Therapiehündin ausbilden zu lassen (vgl. Anhang, Inhalte der Therapiehund-Ausbildung). Hundegestützte Pädagogik ist Arbeit im Hund-Mensch-Team. Wie in jedem Team ist gegenseitiges Vertrauen und Zutrauen, Leitungskompetenz und Einsatzbereitschaft und Fachwissen die Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit mit Schülerinnen und Schülern. Hundegestützte Pädagogik benötigt gute Voraussetzungen und verlässliche Rahmenbedingungen in 4 Bereichen:

Charakterliche Anforderungen an das Hund-Mensch-Team (Grundgehorsam und spezielle therapeutische Ausbildung)

Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen (Einhaltung der Hygiene, Versicherungsschutz, Tiergesundheit und Tierschutz)

Definiertes pädagogisches Einsatzfeld (Arbeits- und Ruhezeiten für das Team)

Einverständnis aller beteiligten Personen/Institutionen (Schulkonferenz/Schulträger/ Schulpflegschaft/Schülervertretung, Schulaufsicht/Lehrerkonferenz)

2.1 Die Schulhündin Auf den Charakter kommt es an. Geeignete Schulhunde zeichnen sich aus, durch

ihr freundliches Wesen

ihre Orientierung am Menschen

Grundgehorsam und Aufmerksamkeit

Verträglichkeit mit Kindern und Erwachsenen

Selbstbewusstsein im Umgang mit ungewohnten Situationen

Die mehrjährigen Erfahrungen in der Begegnung mit Kindern und Jugendlichen zeigt,

dass der Berner-Sennen-Hund trotz seiner Größe durch seine freundliche

Gesichtszeichnung, sein gutmütiges Temperament und sein bärenhaftes Äußeres bei

Kindern eher Neugierde und Interesse auslöst.

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Daten

Ausbildung Grundgehorsam und Aufmerksamkeit

Ausbildung zur Therapiehündin

Übungsfelder im Rahmen der Ausbildung

Geboren am 13.12.2010 Geschlecht: weiblich Rasse: Berner Sennenhund Gewicht: 42 kg

Hundeschule Canis Familiaris, Roetgen (14.2.2011 – Juli 2012) Hundeschule Ur-Dog, Judith Mauer/Aachen (ab Juli 2012)

Hundeschule Ur-Dog, Judith Mauer/Aachen (Oktober 2013 bis April 2014) Prüfung zum Therapiehund am 5.4.2014, Bea Belenyl/ Wolfscience Center, Wien

Februar 2011 bis April 2014: Kita Krümel Altenheim Haus Cardenbach Förderschule am Kennedypark Förderschule am Rödgerbach Förderschule Lindenschule

Im Rahmen der speziellen Ausbildung zur Therapiehündin hat „Lisbeth“ gelernt, ihre Aufmerksamkeit auch bei starken Ablenkungsreizen auf ihren Teampartner zu fokussieren, bedrohliche Situationen nicht selber zu regeln, sich von fremden Personen fest anfassen zu lassen, Fressangebote zu ignorieren und laute und plötzliche Geräusche auszuhalten (s. Anhang, Inhalte der Prüfung). Anforderungen an den Menschen im Team beziehen sich einerseits darauf, das Wohlbefinden des Teampartners im Auge zu behalten. So muss er insbesondere darauf achten, „Lisbeth“ ausreichend Pausen zur Verfügung zu stellen und sie für ihre Leistung zu belohnen. Er muss für die Hündin anstrengende Situationen regeln und ihr die Möglichkeit geben, sich in einen Ruhebereich in der Klasse zurückzuziehen.

Steckbrief Schulhündin „Lisbeth“

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Die verbale Kommunikation erfolgt ruhig und mit nur wenigen Worten bzw. durch Gesten. 2.2 Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen (Einhaltung der Hygiene, Versicherungsschutz, Tiergesundheit und Tierschutz)

Lisbeth wird halbjährlich einem Gesundheitscheck unterzogen, ihre Gesundheit ist tierärztlich attestiert. Darüber hinaus erhält sie alle Impfungen in vorgeschriebenen Intervallen. Alle drei Monate wird eine Wurmkur durchgeführt. Diese Maßnahmen werden dokumentiert. Ebenso werden Parasiten (z. B. Zecken) unmittelbar entfernt und es findet eine Prophylaxe gegen solche Parasiten statt.

Versicherungsschutz: Lisbeth ist über Herrn Jannes haftpflichtversichert; in der Police wurde zusätzlich aufgenommen, dass Lisbeth als Schulhund eingesetzt wird.

Tierschutz: Lisbeth arbeitet täglich höchstens 2 Stunden in der Schule; es ist dafür gesorgt, dass sie sich in der übrigen Zeit in einem separaten Raum ungestört auszuruhen kann.

Hygiene: Nach dem Unterricht waschen sich alle Kinder die Hände. Hundeverbot gilt für alle Räume, in denen Nahrungsmittel zubereitet werden. Verunreinigungen im Klassenraum werden unmittelbar entfernt.

2.3 Grundsätze des pädagogischen Einsatzes Folgende sechs Grundsätze gelten für den Einsatz von Lisbeth in der Schule:

Über den regelmäßigen Einsatz der Hündin in einer Klasse werden die Eltern im Vorfeld schriftlich informiert. In dem Elternbrief werden Sie gebeten ggf. bestehende Allergien oder Sorgen zurückzumelden. Von der Elternrückmeldung hängt der konkrete Einsatz von Lisbeth letztlich ab.

Die Arbeit soll den Kindern und Lisbeth Spaß machen.

Der Einsatz erfolgt immer im Mensch-Hund-Team.

Die Intensität des Einsatzes von Lisbeth im Unterricht oder im Kursangebot der offenen Ganztagesschule hängt von der Tagesform, von der Lerngruppe und vom Unterrichtsgegenstand ab.

Der Einsatz im Unterricht erfolgt immer nach gleichem Muster: Definition der Ruhezone von Lisbeth (gekennzeichnet durch Decke); Regeln für den Unterricht mit Lisbeth (leise, langsam, freundlich, freiwillig, Schild an der Klassentüre für Besucher); Händewaschen nach Hundekontakt; Kommandos

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wie auch das Füttern können vom Menschen delegiert werden; Begrüßung/Abschied von Lisbeth;) Bei der Intensität des Einsatzes ist die Tagesform von Lisbeth zu berücksichtigen.

Der Hund darf nur mit dem vorgesehenen Futter gefüttert werden. 2.4 Einverständnisse aller beteiligten Personen/Institutionen (Schulkonferenz/Schulträger/lehrerkonferenz/Schulpflegschaft/Schülervertretung, Schulaufsicht)

Hundegestützte Pädagogik benötigt das Einverständnis und die Unterstützung aller in der Schule tätigen Personen. Das Konzept der hundegestützter Pädagogik wird folgenden Gremien vorgestellt und hier besprochen:

- Lehrerkonferenz - Schülervertretung - Schulpflegschaft - Schulkonferenz - Schulträger - Schulaufsicht

3. Pädagogisches Konzept

3.1 Ziele und Methoden

Das pädagogische Konzept verbindet die Lernziele und deren methodisch- didaktische Erreichung durch die hundegestützte Pädagogik mit den Fähigkeiten und Qualitäten des Schulhundes. Die Grenzen der hundegestützten Pädagogik lassen sich erweitern, wenn sich auch die Fähigkeiten des Hundes vergrößern. Insofern ist das pädagogische Konzept individuell auf den Hund abgestimmt.

Der Einsatz in der Lerngruppe folgt dem 5-Phasen-Modell von Heyer und Kloke:

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3.2 Arbeit mit der Schulhündin „Lisbeth“

Die Zielsetzungen, die durch die Arbeit von „Lisbeth“ in der Schule verfolgt werden, sind vielfältig. Exemplarisch sind hier die Zielbereiche nachfolgend etwas detaillierter dargestellt:

Verbesserung des Lern- und Arbeitsverhaltens der Schüler In Anwesenheit des Hundes bemühen sich die Kinder noch mehr um Sorgfalt und Ordnung an ihrem Arbeitsplatz: Schultaschen sind stets verschlossen, fällt etwas auf den Boden, wird es sofort wieder aufgehoben. Bei einigen Schülern kommt es immer wieder vor, dass sie sich in Arbeitsphasen nicht durchgängig konzentrieren können. In diesen Phasen gehen die Kinder häufig zum Hund und streicheln ihn eine kurze Zeit. Diese kurze Auszeit versetzt sie wieder in die Lage konzentriert weiter zu arbeiten.

Unterstützung der motorischen Entwicklung Das häufige Streicheln des Hundes an verschiedenen Stellen des Körpers übt sowohl die Fein- als auch die Grobmotorik der Schüler. Der Hund zeigt dabei unmittelbar, ob die Berührungen angemessen in Druck und Ausführung waren.

Förderung der Wahrnehmung Durch gezielte Beobachtungsaufgaben kann die visuelle Wahrnehmung geschult werden. Das bewusste Erkennen der Beschwichtigungssignale des Hundes, hilft auch auf Mimik und Gestik der Mitmenschen zu achten und so in die Wahrnehmung mit einzubeziehen. Kinder mit autistischen Zügen haben durch diese Förderung die Möglichkeit ihre Kommunikation mit den Mitschülern zu verbessern. Die Aufgabe, den Standort des Hundes mit geschlossenen Augen zu bestimmen (Klappern der Steuermarke oder das Klackern der Krallen auf dem Fußboden) fördert die auditive Wahrnehmung der Kinder. Bereits erwähnt wurden die Förderung der taktilen Wahrnehmung und der Motorik durch das Streicheln oder Bürsten des Hundes. Auch das Erforschen der unterschiedlichen Fellbeschaffenheit fördert diesen Wahrnehmungsbereich. Schüler, die den direkten Körperkontakt zu Mitmenschen scheuen, haben in der Regel diese Scheu bei einem Tier nicht. So kann der Körperkontakt zum Hund, den Körperkontakt zu anderen Menschen fördern. Der Hund fungiert als Übungsobjekt der körperlichen Nähe.

Unterstützung der emotionalen Entwicklung der Schüler Einige Schüler könnten zu Beginn große Angst vor Lisbeth haben. Trotzdem übt sie eine große Faszination aus und die Schüler suchen (vielleicht) die „sichere“ Nähe, wenn sie an der Leine ist. Alle Kinder, die die Angst vor dem großen Hund verloren haben, werden stolz auf sich sein, wenn sie sich trauen, Lisbeth zu streicheln.

Förderbereich Sprache Im Bereich Sprache steht die Förderung der Kommunikationsfähigkeit im Mittelpunkt der tiergestützten Pädagogik. Die Kommunikation mit dem Hund oder über den Hund erhöht die Gesprächsbereitschaft auch der Schüler, die sich im Mündlichen stark zurückhalten. Auch im Bereich der Integrationsförderung ist der Aspekt der Förderung der mündlichen Kommunikation beachtenswert. In der Sprachförderung ergeben sich ganz natürliche und sehr motivierende Gesprächsanlässe durch und über den Hund. Gleichzeitig erleben diese Kinder

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den angstfreien Umgang mit einem Tier. Dieses Erleben steht ihnen in ihrer häuslichen Umgebung nicht zur Verfügung. Kinder, die nur langsam und stockend lesen, scheuen sich häufig vor der Klasse zu lesen. Ein Hund ist ein geduldiger Zuhörer, der niemals meckert und niemals kritisiert. Ein idealer Zuhörer, dem man vorlesen kann. Die Umsetzung der dargestellten Lern- und Entwicklungsziele erfolgt im Rahmen des Klassenunterrichtes, der Projektarbeit im Offenen Ganztag oder der Kleingruppenförderung.

Das vorrangige Einsatzfeld von „Lisbeth“ ist die Klasse.

Angestrebte Lehr- und Lernziele auf der Klassenebene

Methodisch- didaktische Überlegungen

(vgl. Heyer/Kloke)

Kinder werden auf den Einsatz des Schulhundes in ihrer Klasse vorbereitet

- Die Klasse bekommt einen Brief vom Schulhund

- Erarbeitung von Verhaltensregeln zum Umgang mit dem Schulhund

Kinder und Schulhund lernen sich kennen

- Festlegungen der Ruhezone im Klassenraum

- Kennen Lernspiele - Kommandos auf die der Hund hört - Mit dem Hund an der Leine auf dem

Schulhof und in der Klasse gehen

Kinder erweitern ihr Fachwissen zum Thema „Hund“

- Versorgung - Körperteile Hund/Mensch - Körpersprache Hund/Mensch - Richtiger Umgang mit Hunden - Hundeberufe

Kinder spielen mit dem Hund und berücksichtigen dabei einen tiergerechten Umgang

z.B. Versteckspiele, Aktionsspiele

- Spiele in der Klasse und auf dem Schulhof (Burg, Wettlauf, Beinlauf, Slalom etc.)

Der Schulhund wird je nach Unterrichtszielsetzung als Unterrichtsmittelpunkt oder als Unterrichtsbegleiter eingesetzt. Als Unterrichtsbegleiter fördert er die Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler.

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Die Unterrichtsbegleitung folgt verschiedenen Intensitätsstufen:

Passive Arbeit Aktive Arbeit

beobachtet auf seiner Decke das Unterrichtsgeschehen

wird neben einen bestimmten Schüler gelegt

geht durch die Klasse und nimmt selbstständig Kontakt auf

Kind darf Lisbeth streicheln

„belohnt“ Schüler für Unterrichtsmitarbeit:

Gibt Pfote

Bringt Korb mit Unterrichtsgegen-ständen

Futterbeutelsuche

Wettlauf auf dem Schulhof

4. Konzeptumsetzung/ Gremienentscheidungen

In der Schulkonferenz ist das Konzept der „Hundegestützten Pädagogik an der Lindenschule“ als Baustein des Schulprogramms der Schule und als Bestandteil der Schulhomepage im Schuljahr 2015/16 beschlossen worden.

Die Schule beteiligt sich symbolisch an den Kosten (Hundefutter).

Der Schulträger „StädteRegion Aachen“ begrüßt das Konzept der hundegestützten Pädagogik an der Lindenschule.

Die schulfachliche Aufsicht des Schulamtes für die Städteregion Aachen begrüßt das Konzept der hundegestützten Pädagogik an der Lindenschule.

5. Literatur

Heyer, M./Kloke, N. Der Schulhund. Eine Praxisanleitung zur hundegestützten Pädagogik im Klassenzimmer. Nerdlen/Daun. 2011

Kuntze, Schwanette. Einsatz von Tieren im Schulunterricht zur Gesundheitsförderung. In: Lernen konkret. Bildungsverlag Eins. 1/2007

Liebau, E. Tiere in der Erziehung. Bern 2002

Mayer, Karl. Tiergestützte Pädagogik und Therapie. Weinheim 2009

Seehawer K. Helfer auf 4 Pfoten. In: Gemeinsam Leben: Zeitschrift für integrative Erziehung. Juventa. 8/2000

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Anhang „Therapiehundeprüfung“

Prüfungsinhalte am 6.4.2014

Die Prüfung ist bestanden, wenn… Lisbeth bei allen Prüfungsaufgaben a) trotz Ablenkungsreizen ständig abrufbar ist; b) keine

Situationen selber regelt; c) die aufgetragenen Aufgaben freudvoll und ohne Zögern durchführt

1. Teil (60´)

Setting Aufgabe/Spezifikum

1/1 2 Menschen mit ihren Hunden an der Leine

Gegenseitiges vorstellen, Händeschütteln, 30s-Unterhaltung

1/2 2 Menschen, die sich merkwürdig verhalten (parfümiert, Gang)

Sprechen Hund an, versuchen unsicher zu streicheln

1/3 Gruppe (6) steht eng um Hund herum; 2 Personen lautstark

Wollen Hund streicheln; 1 Person schubst den Hund von hinten

1/4 Hund ohne Leine; 10m entfernt spielt ein anderer Hund

a)Unterordnungsaufgaben: „Fuß, Dreh, Down, Sitz“ b) fremde Person macht mit dem Hund dieselben Aufgaben

1/5

Hund ohne Leine „Bleiben“: im Liegen oder Sitzen 5m von Besitzer entfernt 1 min liegen bleiben

1/6

Kleines Zimmer, Tisch, 2 Stühle, Rollstuhl, 4 Personen 2 Menschen mit belegtem Brot in der Hand

Besitzer m. Hund kommen herein: a) Rollstuhlfahrer begrüßt, fasst Hund

überall an; b) Besitzer legt dem Hund ein Geschirr

an/ab c) Begrüßung der anderen Menschen

/Hund und Besitzer stellen sich vor d) 1. Sitzender Mensch fragt, ob er Hund

füttern darf und gibt ein Stück Brot 2. sitzender Mensch ebenso

1/7

Außengelände; fremde Person, Ballspiel

Besitzer lässt Hund frei; fremde Person versucht mit Hund zu spielen (apportieren, Zerrspiel), ggf. Fremder versucht Hand in das Hundemaul zu stecken

1/8 Hund ohne Leine, Besitzer unterhält sich;

Futterkontrolle: Hund darf Brot auf dem Boden nicht berühren

1/9 Zimmer; Hund an Leine, Hund wird von fremder Person an Leine gehalten; Besitzer für 1min aus dem Zimmer

1/10 Hund angebunden im Sitz; Besitzer 1m hinter ihm

Drohen: Fremde Person geht zu Hund

a) freundlich, streichelnd b) b) fixierend, drohend bis unmittelbar

zum Hund c) Hund frei: Fremder versucht ihn zu sich

zu rufen (Hund muss sofort kommen)

1/11 Hund am Leine; leckerer Knochen vom Besitzer gegeben

a) Besitzer nimmt ihm den Knochen beim Knabbern weg (streichelt Kopf und Nase)

b) Gleiches Vorgehen durch fremde Person

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2. Teil (30´) Setting Aufgabe/Spezifikum

2/1 Begrüßung; jedes Kind bekommt ein Leckerlie und geht damit zu L.

Pfote geben, Leckerlie bekommen

2/2 Lisbeth wird in die Mitte gelegt; Kinder sitzen um sie herum Jedes Kind hat einen Körperteil eines Hundes. Zusammengesetz ergibt sich ein Berner-Sennen-Hund.

Die Kinder legen nacheinander das Bild zusammen und fassen jeweils den entsprechenden Körperteil an. Abschluss: Lisbeth wird von allen Kindern gleichzeitig gestreichelt

2/3 Ein kleiner Parcours wird aufgebaut: Slalom; Tunnel, Drehen…

Kinder führen Lisbeth durch und lassen den Beutel apportieren. Abschluss: Kinder bilden einen Tunnel, Lisbeth läuft hindurch.

2/4 Wettrennen Kinder machen ein Wettrennen mit Lisbeth (alle gleichzeitig)

2/5 Kind bekommt Futterbeutel: Lisbeth soll sich setzen

Beutel wird versteckt. Kind schickt Lisbeth den Beutel suchen. Lisbeth bringt den Beutel dem Kind zurück.

2/6 Abschluss Lisbeth bringt im Körbchen den Kindern ein Dankeschön

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Anhang „Rückmeldung von Schülern“

Sie schnüffelt gerne, sie spielt gerne mit Kinder und macht diesen Mut das es

auch liebe Hunde gibt(Vanessa)

Sie zeigt Kindern, dass sie freundlich ist; sie bewirkt das die Kinder in der

Klasse leise sind und kann Kinder trösten (Phuong)

Die Kinder können sich entspannen, wenn sie erkennen, das Lisbeth

freundlich ist (Mohyweddine)

Lisbeth sorgt dafür, dass Kinder leise arbeiten (Celina)

Lisbeth macht uns fröhlich und macht Mut, das es auch freundliche Hunde gibt

(Edis)

Die Kinder arbeiten leise, sonst kann der Hund ärgerlich werden (Christoph)

Wenn die Kinder Lisbeth streicheln, dann können sie sich entspannen

(Marwin)

Lisbeth spielt mit Kindern, die leise sind (Rubar)

Lisbeth hat die Aufgabe, der Schule und den Kindern zu helfen – sie kann gut

suchen und hat die Prüfung bestanden (Robin)

Lisbeth hört gut auf ihr Herrchen und auf die Kinder; sie ist ein netter Hund

(Claudia)

Lisbeth hört gut auf die Erwachsenen und die Kinder – sie kann gut schnüffeln

und die Beute suche (Kardo)

Lisbeth hat eine schwierige Aufgabe – sie muss auch mit ängstlichen Kindern

vorsichtig umgehen (Laura)

Lisbeth hört sofort auf Kommandos (Timo)

Lisbeth lernt das Verhalten der Kinder kennen und die Kinder lernen wie sich

ein Hund verhält (Florian)

Lisbeth nimmt den Kindern die Angst, weil sie sehr nett ist – sie hat eine

schwierige Prüfung bestanden (Svenja und Annabell)

Lisbeth setzt sich, wenn ihr Kinder den Befehl „Sitz“geben – sie lässt sich

gerne streicheln; dadurch haben Kinder Lust mit Lisbeth zu spielen

(Mustapha).

Bei der Vorstellung im Schülerparlament am 4.12.2014 haben die Schüler

folgende Aussagen zu Lisbeth als Schulhund gemacht:

- Lisbeth sorgt dafür, dass es in die Klasse leise ist

- Lisbeth kann Kinder belohnen, die sich im Unterricht besonders angestrengt

haben

- Lisbeth macht uns Freude, wenn sie in der Schule ist

- Lisbeth kann bestimmte Tricks – z.B. ein Körbchen bringen

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Anhang Klassenschild „Gemeinsam Lernen mit Lisbeth“

(Quelle: Heyer, M./Kloke, N. Der Schulhund.)

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Anhang „Brief vom Schulhund“

Liebe Schülerinnen und Schüler der Klasse 2b!

Ich habe mich sehr über eure lieben Briefe gefreut. Wie ihr seht, muss ich inzwischen

den Verband nicht mehr tragen. Am Samstag war ich bei der Tierärztin und dann

wurde der Verband endlich abgenommen. Der hat aber auch ziemlich genervt!

Seit Samstag muss ich jetzt ein Shirt von Herrn Jannes anziehen. Die Ärztin hat

gesagt, dass muss ich tun, damit ich an der Wunde nicht lecken kann. Ich habe

versucht ihr zu erklären, dass ich das doch gar nicht machen werde, aber mich hat

keiner verstanden.

Tja, jetzt darf ich noch ein paar Wochen keine Treppen steigen, darf nicht an Herrn

Jannes hochspringen oder mit ihm lange Spaziergänge machen. Das Schlimmste

aber ist: Ich kann euch in dieser Zeit auch nicht in der Schule besuchen. Das finde

ich richtig doof!

Vielleicht habt ihr ja Lust, mir noch mal zu schreiben – Zuhause ist es verdammt

langweilig und ich würde mich natürlich besonders über schöne Bilder von euch

freuen.

Herzliche Grüße

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Anhang „Elternbrief zum Hundeeinsatz in der Klasse“

Aachen, den

Liebe Eltern, ich möchte Ihrem Kind eine besondere Unterrichtsform bieten. Dies geschieht durch das Projekt „Gemeinsames Lernen mit Lisbeth“. Wer oder was ist „Lisbeth“? Lisbeth ist eine ausgebildete und zertifizierte Therapiehündin. Was bekommt mein Kind geboten? Durch Lisbeth werden soziale Kompetenzen, Selbstvertrauen und die Übernahme von Verantwortung gefördert. In spannenden Situationen lernt Ihr Kind mehr über Hunde und ihr Verhalten. Wie ist das Projekt aufgebaut? Das Projekt wird von Herr Jannes durchgeführt. Projektstart ist voraussichtlich Ende November. Ihr Kind kann positive Erfahrungen sammeln und diese vertiefen. Wie wird mein Kind vorbereitet? Vor dem Projekt lernt Ihr Kind die wichtigsten Regeln im Umgang mit dem Hund. Auf ängstliche Kinder wird besonders gut geachtet. Herr Jannes ist immer anwesend und sorgt für sichere und angstfreie Begegnungen von Kind und Hund. Wie kann mein Kind teilnehmen? Bitte bestätigen Sie mir Ihr Einverständnis mit Ihrer Unterschrift. Denken Sie auch daran anzukreuzen, ob Ihr Kind an Allergien leidet. Einen entsprechenden Abschnitt haben wir unten für Sie vorbereitet. Wo bekomme ich weitere Informationen? Bitte wenden Sie sich mit Ihren Fragen an Herrn Jannes. _____________________ Mit freundlichen Grüßen Bitte geben Sie diesen Abschnitt unterschrieben bis zum ________ an die Klassenlehrerin zurück. Ich bin EINVERSTANDEN/ NICHT EINVERSTANDEN, dass mein Kind ___________________________ an dem Projekt „Gemeinsames Lernen mit Lisbeth“ teilnimmt. Mein Kind ist allergisch gegen Hundehaare. Ja Nein Mein Kind hat sehr große Angst vor Hunden. Ja Nein Sonstige Bemerkungen (Bitte auf die Rückseite schreiben).

___________________________________________________ Datum, Unterschrift eines Erziehungsberechtigten

Lindenschule Aachen Tonbrennerstraße 2

52080 Aachen Tel.: 0241/166431

Fax: 0241/9802101

An die Eltern der Schüler/innen der

Klassen __________

Mit freundlichen Grüßen

Das Kollegium der Förderschule

Stolberg,

vertreten durch

___________________________

_________________________

______________________

[email protected] www.Lindenschule-aachen.de

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Anhang „Fotos“