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Page 1: Konzept zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement in der ... · Konzept zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement in der Abteilung KITA Landeshauptstadt München Referat für Bildung

Konzept

zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement

in der Abteilung KITA

Landeshauptstadt München

Referat für Bildung und Sport

Abteilung KITA

Fachberatung für Gesundheit, Ernährung und Hauswirtschaft

Stand: April 2012

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1. Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)Im Zuge der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung sind die Anforderungen an dieBeschäftigten in Deutschland erheblich gewachsen. Gut ausgebildete, motivierte und gesundeMitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zu einer wichtigen - oftmals sogar zur bedeutendsten -Ressource für die Entwicklung und den Erfolg von Unternehmen geworden, denn diese sind dieGrundlage für die Leistungsfähigkeit einer Organisation. Die Entwicklung, Förderung undErhaltung der Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellt aus diesem Grund eineManagementaufgabe dar, deren Umsetzung durch die Installation eines BGM sicherzustellen ist.

BGM ist die bewusste Steuerung und Integration aller betrieblichen Prozesse mit dem Ziel der Er-haltung und Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Beschäftigten1. Das BGM trägtdamit zu einer zielgerichteten Maßnahmenentwicklung und zur Überprüfung der Wirksamkeit ge-sundheitsbezogener Aktivitäten bei.

Nach dieser Definition handelt es sich bei einem betrieblichen Gesundheitsmanagement um einspezielles Führungssystem, welches zum Ziel hat, die betriebliche Gesundheitssituation im Rah-men kontinuierlicher Verbesserungsprozesse nachhaltig zu fördern. Hierzu muss ein geeignetesGesundheitsmanagementsystem aufgebaut, in das Tagesgeschäft integriert, gelenkt und weiter-entwickelt werden. In der Fachwelt ist man sich darüber einig, dass BGM nur dann Wirkung zweigt, wenn die Gesund-heit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als strategischen Faktor in das Leitbild und in die Kultursowie in die Strukturen und Prozesse der Organisation einbezogen sind.

1.1 Notwendigkeit von BGMDie Umsetzung eines integrierten BGM stellt eine wichtige Aufgabe für die Abteilung KITA dar.Neben den kommunalen Vorgaben und den fachlichen Gründen gilt es Arbeitsschutzgesetze zubeachten und umzusetzen:

Kommunale Vorgaben Mit Beschluss der Vollversammlung zum BGM für Erzieherinnen und Erzieher vom 13.05.2009 undzur Neuorganisation der Kindertagesbetreuung vom 12.08.2010 wurde die Abteilung KITA durchden Stadtrat beauftragt, ein Konzept zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement für dieKindertagesbetreuung vorzulegen. Für die Umsetzung von BGM wird die Dienstvereinbarung derLandeshauptstadt München zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement zugrunde gelegt.

Fachliche GründeGesundheitsförderliches Verhalten wird nicht allein auf einen Faktor zurückgeführt, sondern essind immer alle betrieblichen Komponenten beteiligt und müssen dementsprechend berücksichtigtwerden. Traditionelle Maßnahmen des Gesundheits- und Arbeitsschutzes verfolgen das Ziel,gesundheitsschädliche Einflüsse in der jeweiligen Arbeitssituation so weit wie möglich zureduzieren. Neuere BGM-Ansätze entwickeln und fördern zusätzlich die gesundheits- undkompetenzförderlichen Potenziale der arbeitenden Person.

Dem integrierten BGM liegen Ganzheitlichkeit, Partizipation, Integration, Berücksichtigung von Un-terschieden sowie Projektorientierung als Prinzipien zugrunde. Das ganzheitlichen Verständnis vonBGM beruht darüber hinaus auf folgenden Leitgedanken:

� BGM integriert die betrieblichen Aktivitäten zum Schutz des Menschen bei der Arbeit undzur gesundheitsförderlichen Gestaltung von Arbeitsinhalten, Arbeitsbedingungen und Ar-beitsorganisation sowie die personenbezogenen Maßnahmen zur besseren Bewältigungdes Arbeitsalltags.

� BGM gibt Orientierung für ein Verhalten der Beschäftigten, vor allem der Führungskräfte,das Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden fördert. Erfolgreich kann es nur sein, wenn

1 vgl. Badura, Hehlmann 2003; Wienemann 2002

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alle Beschäftigtengruppen aktiv beteiligt werden.� BGM koordiniert die Institutionalisierung, Ausgestaltung und Weiterentwicklung der Berei-

che Arbeitsschutz, Gesundheitsförderung, Suchtprävention und Sozialberatung.� BGM gestaltet die Schnittstellen und die Kooperation der verschiedenen betrieblichen

Fachstellen (Arbeitssicherheit, Betriebsarzt/betriebsärztlicher Dienst, Sozialberatung,Suchthilfe, Personalentwicklung, Organisationsentwicklung, Qualitätsmanagement u.a.)und sorgt für die Zusammenarbeit mit den Interessenvertretungen.

� BGM übernimmt die Verantwortung für eine zielgerichtete Maßnahmenentwicklung und denEinsatz geeigneter Instrumente.

� BGM trägt zur Überprüfung der Wirksamkeit gesundheitsbezogener Aktivitäten bei (Evalua-tion) und richtet den Blick auf deren Bedeutung und Wirkung für Frauen und Männer.

� BGM sorgt für die Beteiligung der Organisation an überbetrieblichen, nationalen undinternationalen Netzwerken2.

Gesetzliche Vorgaben (siehe dazu Anhang 1)Das Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Si-cherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit hat zum Ziel die Gesund-heit aller Beschäftigten � einschließlich der des öffentlichen Dienstes � durch Maßnahmen des Ar-beitsschutzes eine �...menschengerechte Gestaltung der Arbeit zu sichern und verbessern...� 3. Da-mit hat Arbeits- und Gesundheitsschutz die Aufgabe, arbeitsbedingte Erkrankungen und Arbeitsun-fälle zu verhindern sowie gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen zu schaffen. Bezugspunkt desArbeitsschutzrechts sind damit die Verhältnisse, unter denen die Arbeit zu erbringen ist. Das Kern-stück bildet dabei die Gefährdungsbeurteilung, welche dazu dient die Arbeitsbedingungen einerTätigkeit unabhängig von der jeweiligen Arbeitskraft zu beurteilen. Damit liegt der Fokus des Ar-beitsschutzgesetzes auf den Arbeitsbedingungen, mit dem Ziel, Gefahren an ihrer Quelle zu be-kämpfen.

Für die Durchführung von Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung durch den Arbeit-geber sind die Krankenkassen nach §§ 20, 20a SGB V dazu angehalten, entsprechende Vorsorge-maßnahmen in den Betrieben anzubieten. Dabei sieht die Neufassung des § 20a SGB V einenganzheitlichen Ansatz vor, der neben der Verhaltens- und Verhältnisprävention insbesondere dieBeteiligung der Beschäftigten und die Frage danach, was gesund erhält, in den Vordergrund stellt.Die Aufgabe der betrieblichen Gesundheitsförderung für Erziehungskräfte wurde zudem in denTVSuE aufgenommen und individuelle Gefährdungsanalysen, Gesundheitszirkel sowie betrieblicheKommissionen als Instrumente zur Umsetzung festgeschrieben.

1.2 Zu erwartende Effekte durch integriertes BGMEin integriertes BGM dient dem Personalerhalt, der Prävention und der Personalgewinnung.Beschäftigte und Führungskräfte profitieren nachweislich4 von den positiven Effekten eineserfolgreichen BGM. Ein systematisch betriebenes und integriertes BGM ist ein Instrument, dass

� mit Hilfe gezielter Maßnahmen insbesondere arbeitsweltbezogene psychische undmuskuloskelettale Erkrankungen wirkungsvoll vorbeugt und damit dem Personalerhaltunterstützt.

� durch die Steigerung der Arbeitszufriedenheit und der Motivation der Beschäftigten dieEffektivität der Beschäftigten erhöht und damit weiterhin eine gute Bildungsqualität instädtischen Einrichtungen zur Kindertagesbetreuung gewährleistet

� die Folgen des nicht mehr aufzuhaltenden demografischen Wandels abschwächt, damit mitdem erhöhten Anteil älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht der statistische Zuwachsvon krankheitsbedingten Fehltagen einhergeht.

� durch Organisationsentwicklung (z.B. im Rahmen von Gesundheitszirkeln) zur Entlastungdes gesamten pädagogischen Personals beiträgt und damit dem Fachkräftemangel

2 Wienemann 20113 vgl. § 1 Abs. 1, § 2 Abs. 1 ArbSchG4 vgl. BKK 2004

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entgegenwirkt und alternsgerechtes Arbeiten auch in der Kindertagesbetreuung ermöglicht� Unternehmensimage und die Bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachhaltig

verbessert, was in Zeiten des Mangels an Fachkräften für die Personalgewinnung und den

Personalerhalt dringend erforderlich ist.Bisherige Untersuchungen5 zeigen auch, dass Betriebliche Gesundheitsförderung und Präventioneinen wesentlichen Beitrag zur Gesunderhaltung von Beschäftigten leisten und sich fürUnternehmen rechnen. So wurde von Mitgliedern der Initiative Gesundheit und Arbeit bei der 4.Konferenz des deutschen Netzwerkes für betriebliche Gesundheitsförderung 2010 dargestellt,dass sich die krankheitsbedingten Fehlzeiten und die krankheitsbedingten Kosten mit einemsystematischen und integrierten BGM um durchschnittlich 26% senken lassen. Ergänzend dazubelegen Daten aus den USA dass der ROI6 für Maßnahmen des BGM bei den krankheitsbedingtenFehlzeiten ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1:2,5 bis 1:10,1 USD und bei den Krankheitskostenein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1:2,3 bis 1:6 USD. Den Anfangsinvestitionen steht in aller Regeleine deutliche Kostenersparnis gegenüber. Durch die Verringerung krankheitsbedingter Fehlzeiten und die Verbesserung andererpersonalbezogener Kennzahlen, wie z. B. der Mitarbeiterfluktuation, werden somitKosteneinsparungen im Personalhaushalt erreicht.

Dadurch und durch die Stärkung der sog. Human- und Sozialressourcen stellt ein integriertes BGMein sinnvolles Werkzeug zur Erhaltung und Verbesserung der wirtschaftlichen und qualitativienSituation der Abteilung KITA dar.

2. Aktuelle Situation der Abteilung KITADie Abteilung KITA verfügt derzeit über rund 400 städtische Einrichtungen mit annähernd 5000Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Diese sind im sogenannten Dienstleistungssektor tätig. Die Arbeit in den Einrichtungen vor Ort trägt entscheidend zur Bildungsqualität und damit auch zurKundenzufriedenheit bei. Darüber hinaus hat sie erheblichen Einfluss auf die gesundheit und dieZufriedenheit der Beschäftigten und damit für die Personalmotivation und deren Bindung an dieOrganisation.

2.1 Ausgangslage beim PersonalGesunde, motivierte und leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die wichtigsteRessource in der Kindertagesbetreuung, denn die Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsqualität7

ist das Ergebnis einer personenbezogenen Dienstleistung. Für die Sicherstellung dieser Qualitätsind das Wohlbefinden und die Gesundheit der Fachkräfte bestimmend. Die aktuellegesellschaftliche Situation stellt die Abteilung KITA vor große Herausforderungen. Insbesonderedie Auswirkungen des demographischen Wandels verbunden mit den gestiegenen und weiterhinsteigenden Anforderungen an pädagogische Kräfte sowie der Fachkräftemangel sind hierbestimmend.Auf Dauer sind diese hohen und höchsten Leistungen im Dienstleistungssektor nur möglich, wennmitarbeiterorientiertes Handeln (z.B. eine integrierte Personal- und Gesundheitspolitik) einenSchwerpunkt in der Führung der Abteilung KITA darstellt.

5 Iga-Report 13: Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung und Prävention. Zusammenstellung derwissenschaftlichen Evidenz 2000 bis 2006. In diese Literaturschau wurden über 40 geprüfte, wissenschaftlicheÜbersichtsartikel einbezogen, die Ergebnisse aus annähernd 1.000 Studien beurteilen.

6 Solche Rechenmodelle liegen derzeit nur für den angloamerikanischen Raum vor. Die iga plant für Deutschland solchein Kalkulationsmodell zu entwickeln.Der ROI setzt den Nutzen bzw. Gewinn in Beziehung zum investierten Kapitalund stellt dies in Form eines Verhältnisses dar (z.B. 1:3). Das investierte Kapital beinhaltet in diesem Fall die Kostenfür die Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung. Der Begriff Nutzen bzw. Gewinn umfasst im Bereich derGesundheitsförderung und Prävention die Kosteneinsparungen durch die Intervention.

7 Die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trägt maßgeblich zum Qualität derpädagogischen Arbeit sowie der Multiplikatorinnenfunktion bei. Darüber hinaus beeinflusst das Wohlbefinden jedereinzelnen Beschäftigten das soziale Klima in der Einrichtung und die Qualität der Teamarbeit oder die Kooperationmit Eltern.

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Hoher FrauenanteilLaut Statistischem Bundesamt (2009) gab es im März 2008 bundesweit 382 417 Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter in der Kindertagesbetreuung, der Frauenanteil lag bei 96,64 %. Diese Konstellationgeht häufig mit einer familienbedingten Beurlaubung bzw. Arbeitszeitreduzierung der Kräfte in derersten Lebenshälfte (bis 40 Jahre) einher. Der Anteil an Teilzeitkräften in dieser Berufsgruppeüberwiegt mit 219 855 Mitarbeiterinnen gegenüber 149 774 Vollzeitkräften.

DemographieDer demographische Wandel wirkt sich in der Kindertagesbetreuung massiv aus. Demwachsenden Anteil einer älter werdenden Belegschaft steht eine geringere Anzahl anBeschäftigten im jüngeren Alter gegenüber.

Alter in Jahren Anzahl der Kräfte(weiblich & männlich)

Anteil an Gesamtzahl(weiblich & männlich)

Jünger als 25 46 479 12,20%

25 - 40 127 945 33,40%

41 - 60 202 812 53,00%

Älter als 60 5181 1,40%

Tabelle 1: Altersstruktur der Beschäftigten in der institutionellen Kindertagesbetreuung in Deutschland nach statistischem Bundesamt (Stand 2008)

Die Daten zur Altersstruktur (s. Tabelle 2 und Abb. 3) von Erziehungskräften lassen sowohlbundesweit als auch regional auf die LHM bezogen erkennen, dass rund 50% der Beschäftigtensich bereits in der zweiten Lebenshälfte (ab 41 Jahren) befinden. Teams mit einemAltersdurchschnitt über 40 sind auch in München inzwischen keine Seltenheit mehr.

Abbildung 1: Altersstruktur bei Erziehungskräften der LHM; POR P 5.3

Arbeitsanforderungen Arbeitswissenschaftliche Studien machen deutlich, dass Erzieherinnen und Erzieher in ihremArbeitsalltag Belastungen ausgesetzt sind, die einen gesunden, erwerbslebenslangen Verbleib in

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diesem Arbeitsfeld sowie eine kindorientierte Arbeit erschweren (siehe 2.2).

Ausbau der Kindertagesbetreuung Der Bedarf an qualifizierten, motivierten und leistungsfähigen Kräften steigt sowohl bundesweit alsauch in der LHM. Bereits heute besteht ein Mangel an Fachkräften im Erziehungsbereich. Einerfolgreiches integriertes BGM dient dem Personalerhalt und der Personalpflege in städtischenEinrichtungen. Die damit verbundene Imagesteigerung erhöht die Bindung der Mitarbeiterinnen andie Organisation und stellt einen Wettbewerbsvorteil in der Personalgewinnung dar.

2.2 Anforderungen an und gesundheitliche Situation von Erziehungskräften in KitasDie berufliche Tätigkeit von Kräften in der Kindertagesbetreuung ist durch vielfältige psychischeund physische Anforderungen gekennzeichnet, die einerseits als positiv empfunden werden,andererseits aber auch Risiken für die Gesundheit beinhalten. Daher gilt es, krankmachendeFaktoren zu erkennen und zu minimieren, sowie die Ressourcen, d.h. gesundheitsförderndeFaktoren und Kompetenzen, zu stärken8.

Es gibt vielfältige Faktoren aus dem Berufsfeld Kindertagesbetreuung, welche Einfluss auf dieGesundheit von Erziehungskräften nehmen. Dazu gehören Anforderungen aus der Arbeitsaufgabe,physikalische Bedingungen, soziale und gesellschaftliche Faktoren sowie organisatorischeEinflussgrößen9.

Belastungsarten Belastungen

körperlich Lärm

ungünstige Körperhaltung wegen zu kleiner Stühle

Tragen und Heben der Kinder

Psychisch und emotional Konflikte innerhalb des Teams oder mit den Eltern

Dienstplanung, Arbeitsorganisation - fehlende Pausen undErholungsmöglichkeiten

Hohe emotionale Beanspruchung durch intensiven unddauerhaften Einsatz für andere Menschen

Chronische Unterbezahlung, mangelnde Anerkennung

große Anzahl verschiedenster Arbeitsaufgaben

Personalmangel

eine teilweise unzureichende Unterstützung durch Träger

zu viele Kinder in einer Gruppe

Verhaltensprobleme bei Kindern

Zeitdruck

Tabelle 2: Belastungen im Aufgabenbereich von pädagogischen Kräften in der Kindertages-betreuung (eigene Darstellung)

Bisherige Studien haben ergeben, dass die Anforderungen an Erziehungskräfte zwar nur geringausgeprägte Belastungen zur Folge haben. Diese Belastungsfaktoren aber kumulieren und danneinen beachtlichen negativen Effekt auf die Gesundheit und das Wohlbefinden derMitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergeben10. Insgesamt wurde festgestellt, dass aus diesem breiten

8 Seibt et al 2005, Wüstner 20069 Thinschmidt 2009, Seibt et al 2005, Rudow 2004

10 Seibt et al 2005, GEW 2007

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Spektrum der Risikofaktoren sowohl körperliche als auch psychische und emotionale Belastungenresultieren, wobei die psychischen im Bereich Kindertagesbetreuung überwiegen.Die Befragten gaben an, dass u.a. für Erwachsene unpassende Möbel, eine große Anzahlverschiedenster Arbeitsaufgaben, Personalmangel, Zeitdruck, zu viele Kinder in einer Gruppe,Verhaltensprobleme bei Kindern, fehlende Möglichkeiten zur Entspannung im Laufe einesArbeitstages sowie eine teilweise unzureichende Unterstützung durch Träger ihre Arbeitbeeinträchtigen11. Lärm wurde als größte Belastung empfunden.

Diese Kumulation von Belastungen äußerte sich bei ca. 45% der Betroffenen in schnellerErmüdbarkeit. Unter Kopfschmerzen, Schlafstörungen sowie erhöhter Reizbarkeit und Unruhelitten rund 30% der Befragten. Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparates stellen eineweitere Beeinträchtigung dar, die insbesondere im Berufsfeld Kindertagesbetreuung sehrausgeprägt auftritt12.Darüber hinaus unterstützen gesundheitsfördernde Ressourcen die Tätigkeit von Erzieherinnen.So sehen pädagogische Kräfte in ihrer beruflichen Praxis eine große Aufgabenvielfalt,Entwicklungsmöglichkeiten (Fort- und Weiterbildung), große Verantwortung, sowie beträchtlicheHandlungs- und Kontrollspielräume. Ergänzend dazu wird die soziale Unterstützung durch dasVerhältnis zu Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten sowie Kommunikations- undHilfestellungsmöglichkeiten als sehr hoch eingeschätzt13.

Laut Unternehmensreport der Barmer GEK - Gesundheit für �Landeshauptstadt München�,Arbeitsunfähigkeitsdaten 2010 - liegt der Krankenstand im Erziehungsdienst der LHM mit 5,4 %über dem bundesweiten Durchschnitt von 4,0 %.

2.3 Handlungsbedarf für die Abteilung Kindertagesbetreuung

Aus den oben genannten Gründen steht die Abteilung KITA konkret vor folgenden Herausforderun-gen:

� Aufgrund des demographischen Wandels und des großen Bedarfs an Plätzen in der Kin-dertagesbetreuung ist bereits ein Fachkräftemangel entstanden, der sich in München nochverstärken wird. Es gilt bestehendes Personal an den Betrieb zu binden und neues Perso-nal zu gewinnen.

� Die Tätigkeit in der Kindertagesbetreuung ist von vielfältigen Belastungen gekennzeichnet,welche sich negativ auf die Gesundheit der vorhandenen Kräfte auswirkt. Hier müssenbedarfsgerechte und wirkungsvolle Entlastungen geschaffen werden um das vorhandenePersonal leistungsfähig zu erhalten und der Fürsorgepflicht für die Beschäftigtennachkommen zu können.

� Die Qualität der Dienstleistung Kindertagesbetreuung sowie die Kundenzufriedenheit musserhalten und weiterentwickelt werden. Dazu sind gesunde, qualifizierte und motivierteMitarbeiterinnen und Mitarbeiter notwendig.

Ein integriertes BGM ist zur Bewältigung der o.g. Aufgaben geeignet und wird dringend benötigt,da es die Gesundheit der Beschäftigten als strategischen Faktor in den Mittelpunkt stellt, umpositiv auf die Leistungsfähigkeit und Kultur sowie das Image der Abteilung KITA einzuwirken.

3. Bisherige Angebote und Maßnahmen zu BGM innerhalb der LHM Bei der LHM wird BGM auf verschiedenen Ebenen betrieben. Neben den Aktivitäten in denReferaten und den untergeordneten Abteilungen wird BGM zentral vom Personal- undOrganisationsreferat gesteuert und diverse Maßnahmen dazu angeboten.

3.1 Personal- und Organisationsreferat

11 Rudow 2004 o.S., Seibt et al 2005, S. 5612 Seibt et al 2005, S. 6113 Thinschmidt 2009, S. 27

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Das POR bietet für alle städtischen Beschäftigten und die Führungskräfte kompetenteAnsprechpersonen für Fragen zu BGM, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Sicherheit amArbeitsplatz und psychosozialer Beratung.

Betriebliches GesundheitsmanagementDem Betrieblichen Gesundheitsmanagement obliegt die stadtweite Koordinierung und Steuerungvon BGM (u.a. strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung, Beratung zu und Gestaltung vonQualifizierungsmaßnahmen, zentrale Aktionen) sowie die Unterstützung der Referate durchBeratung und Projektleitung zu BGM-Projekten, wobei letztere ggf. übertragen wird aufreferatsinterne BGM-Koordinatorinnen- und Koordinatoren14. Für die Umsetzung eines integriertenBGM ist seitens des POR, P 5.4 ausschließlich eine Beratungsfunktion vorgesehen.

Betriebsärztlicher DienstDer Betriebsärztliche Dienst unterstützt die Dienststellen und Referate dabei gesundeArbeitsbedingungen für die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen. ImMittelpunkt steht dabei der präventive Gesundheitsschutz der Beschäftigen.Zu den Aufgaben gehören beispielsweise Arbeitsplatzbegehungen, Durchführung von Sehtests,arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen, Beratung zu Fragen des Gesundheitsschutzes amArbeitsplatz (z.B. Schutzausrüstungen, Hygiene, Hautschutz) sowie Einzelberatungen (z.B.Rehabilitationsmaßnahmen am Arbeitsplatz, behindertengerechtes Arbeiten, Ergonomie) undVorträge über Fragen des Gesundheitsschutzes

Fachdienst für ArbeitssicherheitBeratung in allen Fragen der Arbeitssicherheit und menschengerechten Gestaltung der Arbeiterteilt der Fachdienst für Arbeitssicherheit, beispielsweise beim Neubau oder Umbau vonArbeitsstätten, bei der Neubeschaffung von Arbeitsmitteln, bei Betriebsbegehungen, bei derAusarbeitung und Durchführung von Unterweisungen, bei der Anfertigung von Gefährdungsbe-urteilungen, bei der Planung und Durchführung von Arbeitsschutzkampagnen und bei vielenanderen Themen.

Psychosoziale BeratungsstelleDie Psychosoziale Beratungsstelle ist eine Einrichtung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowiefür Führungskräfte der Landeshauptstadt München. Die Beratung ist freiwillig, kostenlos und kannwährend der Arbeitszeit stattfinden. Im Rahmen persönlicher Gespräche bieten wir Beratung undUnterstützung an.

� Suchtprobleme- und gefährdung � Konfliktsituationen am Arbeitsplatz � Arbeitsüberlastung und BURN-OUT � Psychische Erkrankungen und Auffälligkeiten � Persönliche Krisen und schwierige Lebenssituationen � Krisenintervention � Führungskräfte-Beratung � Hilfe bei längerer oder häufiger Erkrankung und/oder beruflicher Wiedereingliederung

4. Implementierung von BGM in der Abteilung KITAUm den gesetzlichen und tariflichen Vorgaben sowie den Aufträgen des Stadtrates in Bezug aufBGM nachzukommen wurde BGM in den Referatszielen 2011 des Referates für Bildung und Sportverankert und ist seit 2012 als laufender Arbeitsschwerpunkt in der Fachberatung Gesundheit ver-ortet.

Vor dem Hintergrund der erforderlichen Umsetzung des TV SuE wurde in der Personalversamm-

14 vgl. Dienstvereinbarung BGM der LHM

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lung vom 01.03.2012 vom zuständigen Personalrat Kindertageseinrichtungen ein entsprechenderAntrag auf schnellstmögliche Einrichtung einer dauerhaften Betrieblichen Kommission für das Be-triebliche Gesundheitsmanagement gestellt.

4.1 Erfassung der bisherigen Aktivitäten zu BGM in der Abteilung KITA

Im Rahmen der Neuorganisation der Abteilung KITA wurde eine Erfassung und Analyse der bishe-rigen Aktivitäten zu BGM durchgeführt.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass das Thema Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitar-beitern in der Abteilung KITA weder strukturell verankert ist noch partizipativ entwickelt wurde. Esbesteht zudem keine klare Rollenverteilung für das Thema BGM.Als Folge daraus entsteht eine Mehrfachbelastung der Beschäftigten in den Einrichtungen durchvielfältige Projektarbeit. Zudem werden Doppelstrukturen im Kernbereich gefördert, daSchnittstellen und Kooperation nicht ausgestaltet sind. Darüber hinaus können die Ergebnisse ausBefragungen, Organisationsuntersuchungen und erfolgreich durchgeführten Projekten (z.B. AKÄlter werden im Beruf, Projekt FIT für Erziehung) nicht bzw. nur sehr aufwändig weiterverarbeitetund in den Alltag der Einrichtungen umgesetzt werden. Ebenso wird die Überprüfung derWirksamkeit von gesundheitsbezogenen Maßnahmen und Projekten erschwert.

4.2 Weitere notwendige Maßnahmen Aufgrund des akuten Fachkräftemangels ist es besonders dringlich die Erziehungskräfte zu entlas-

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Abbildung 2: Darstellung der Analyse über den Ist-Stand von betrieblicher Gesundheit in der Abteilung KITA

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ten und in ihrer Tätigkeit bei der LHM zu halten. Dazu ist die systematische und integrierte Veran-kerung von Betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Abteilung KITA notwendig. Der Begriff�integriert� bringt dabei zum Ausdruck, dass die Anstrengungen einer Organisation nicht darauf ab-zielen dürfen, lediglich ein �weiteres Managementsystem� zu schaffen. Vielmehr muss die Gesund-heit als integraler Bestandteil eines betrieblichen Managementsystems verstanden und auf die or-ganisationsspezifischen Bedingungen abgestimmt werden15.

5. Integriertes BGM für die Abteilung KITAEin erfolgreiches (i.S.v. wirkungsvoll) BGM in der Abteilung KITA setzt ein systematisches und inte-griertes Vorgehen voraus, welches durch einen mittel- und langfristigen Prozess zur Umsetzunggekennzeichnet ist.

Diese Erkenntnisse sind nicht nur durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt, sondern wer-den auch durch Erfahrungen von anderen Kommunen im Bundesgebiet (z.B. StadtverwaltungDortmund) sowie innerhalb der LHM vom betrieblichen Gesundheitsmanagement bei MSE undSWM gestützt.Die strukturelle Ausgestaltung des BGM in der Abteilung KITA soll alle Angebote und Maßnahmendes betrieblichen Gesundheitsmanagements im Sinne eines integrierten Modells umfassen undneue erforderliche Angebotsbereiche beinhalten.

15 Thul 2003

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Abbildung 3: Strukturmodell eines integrierten Betrieblichen Gesundheitsmanagement in der Abteilung KITA (vgl. Dr. Elisabeth Wienemann 2011)

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Für die systematische Umsetzung eines integrierten Betrieblichen Gesundheitsmanagements istes entscheidend, dass das Thema Gesundheit im Leitbild und in den Prozessen der Organisationverankert wird.Die Gremienstruktur des BGM fußt auf einem interdisziplinären Steuerungs- bzw.Lenkungsgremium, dass über die Institutionalisierung, Ausgestaltung und Weiterentwicklung derBereiche Arbeitsschutz, Gesundheitsförderung, Suchtprävention, Sozialberatung berät undentscheidet.

Zudem ist eine verbindliche Koordination notwendig, welche für die Projektleitung und Vernetzungder Beteiligten verantwortlich ist und sowohl externe als auch interne Kooperationspartner einbe-zieht. Da betriebliches Gesundheitsmanagement ein Querschnittsthema in der Organisation derAbteilung Kindertagesbetreuung darstellt fungiert diese Stelle als Bindeglied zwischen Führungs-stab der Abteilung KITA, Steuerungsgremium BGM, Projektteams BGM, sowie den Führungskräf-ten und Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern in den verschiedenen Organisationseinheiten. DieseFunktion hat primär folgende Aufgaben:

� Planung, Koordination und Steuerung von BGM in der Abteilung KITA (Konzeptentwicklung,Zieldefinition etc.)

� Interne Gremienarbeit planen, koordinieren und dokumentieren� Kooperation und Vernetzung mit internen und externen Partnern (z.B. POR, Unfallkasse,

Berufsgenossenschaften, Krankenkassen)� Entscheidungen vorbereiten und herbeiführen � Informationsaustausch zwischen den beteiligten Organisationseinheiten und Hierarchieebe-

nen sicherstellen (RBS-Kernbereich und innerhalb der Abteilung KITA, z.B. Einrichtungen,Personalrat, Führungskräfte, P&O, Haushalt).

� Sicherung und Kontrolle von Kosten, Leistungen und Qualität in Bezug auf das betrieblicheGesundheitsmanagement.

Darüber hinaus ist eine ½ Stelle für die Koordination von Gesundheitszirkeln16 zuständig. Zu derenAufgaben gehört:

� Aufbau eines Moderatorinnen-pools bzw. ggf Kooperation mit externen Anbietern(Unfallkasse, Berufsgenossenschaften o.ä.)

� Planung, Koordination und Organisation von Gesundheitszirkeln für 400 städtischeEinrichtungen

� Dokumentation und Statistik zu den Gesundheitszirkeln � Auswertung der Arbeit in den Gesundheitszirkeln � Informationsaustausch sicherstellen (z.B. BGM, SB, Einrichtungen)� Gremienarbeit (BGM, SB etc.)

Zur Umsetzung der Maßnahmen ist eine prozess- und projektorientierte Vorgehensweisenotwendig, da sie ein Handeln nach den Prinzipien des BGM ermöglicht.Die Vorgehensweise kann entsprechend dem folgendem Modell gestaltet werden:

16 Gesundheitszirkel sind temporäre betriebliche Problemlösegruppen, die das Erfahrungswissen der Beschäftigten in

den Mittelpunkt stellen. Sie haben das Ziel, arbeitsbedingte Beschwerden und deren Ursachen abzubauen, um die

Gesundheit der Arbeitnehmenden und die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu optimieren (Slesina, 1998).

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Neben dem der in Abb. 3 und 4 dargestellten Vorgehensweise müssen im Bereich derKindertagesbetreuung noch die Vorgaben des TVSuE17 Berücksichtigung finden. Insbesonderehandelt es sich hier um die Einrichtung einer betrieblichen Kommission.

Betriebliche KommissionDiese wird vom Personalrat beim Arbeitgeber beantragt18. Die Mitglieder werden je zur Hälfte vomArbeitgeber und vom Personal- bzw. Betriebsrat benannt. Die betriebliche Kommission berät über die erforderlichen Maßnahmen und kann Vorschläge zuden zu treffenden Maßnahmen machen. Der Arbeitgeber führt die Maßnahmen durch, wenn dieMehrheit der vom Arbeitgeber benannten Mitglieder der betrieblichen Kommission imEinvernehmen mit dem Arbeitgeber dem Beschluss zugestimmt hat. Die betriebliche Kommission kann zeitlich befristet Gesundheitszirkel zur Gesundheitsförderungeinrichten, deren Aufgabe es ist, Belastungen am Arbeitsplatz und deren Ursachen zu analysierenund Lösungsansätze zur Verbesserung der Arbeitssituation zu erarbeiten. Sie berät überVorschläge der Gesundheitszirkel und unterbreitet, wenn ein Arbeitsschutzausschuss gebildet ist,diesem, ansonsten dem Arbeitgeber Vorschläge. Die betriebliche Kommission gibt sich eine Geschäftsordnung, in der auch Regelungen über dieBeteiligung der Beschäftigten bei der Gefährdungsbeurteilung, deren Bekanntgabe und Erörterungsowie über die Qualifizierung der Mitglieder der betrieblichen Kommission und vonGesundheitszirkeln zu treffen sind.

17 §56 des Änderungstarifvertrag vom 31.03.2009 des TvöD wurden besondere Regelungen für Beschäftigte im Sozial-und Erziehungsdienst

18 In der Personalversammlung KITA vom 01.03.2012 wurde der entsprechende Antrag des PR KITAangenommen.

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5.1 Implementierung von BGM in der Abteilung KITA

Im Rahmen eines BGM wird die Gesundheit der Beschäftigten als strategischer Faktor betrachtet,welcher Einfluss auf die Leistungsfähigkeit, die Kultur und das Image der Organisation hat. Für dieUmsetzung in der Abteilung KITA müssen dazu folgende Grundvoraussetzungen geschaffen wer-den:

� BGM wird in der Abteilung KITA organisatorisch verankert. Dazu ist die Schaffung einer regelmäßig tagenden Steuerungs- bzw. Lenkungsgruppe not-wendig, welche die Institutionalisierung, Ausgestaltung und Weiterentwicklung der BereicheArbeitsschutz, Gesundheitsförderung, Suchtprävention, Sozialberatung koordiniert.Inwieweit dieses Gremium mit der betrieblichen Kommission und dem in Planung befindli-chen Unterarbeitsschutzausschuss zusammenarbeiten und ob Überschneidungen der Mit-glieder der einzelnen Gremien möglich sind, muss im Rahmen der strukturellen Veranke-rung und Implementierung von BGM mit den Beteiligten geklärt werden.

� Gesundheitsmonitoring im Arbeitsfeld KindertagesbetreuungEin erfolgreiches BGM benötigt eine fundierte und sachliche Grundlage um Belastungsfak-toren ermitteln und daraus bedarfsgerechte Maßnahmen ableiten zu können. Darüber hin-aus ist ein Gesundheitsmonitoring unerlässlich um die Wirkung der getroffen Maßnahmenüberprüfbar zu machen. Bisher gibt es diese fundierte Grundlage nur in Ansätzen19. Idealerweise setzt dieses Monitoring an den Monitoringerfahrungen und -instrumenten zurGesundheit von Beschäftigten an, welche bei POR, P5.4 und RGU bestehen.Als Datengrundlagen für ein Gesundheitsmonitoring kommen u.a. folgende Quellen (unterBeachtung des Datenschutzes) in Frage:- Daten aus den Krankenstandstatistiken - Mitarbeiterbefragungen (gesundheitsbezogen)- Ergebnisse aus Gesundheitszirkeln und Diagnose Workshops- Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilungen - Auswertung der Inanspruchnahme von sozialen und betriebsärztlichen Beratungen

� Verankerung des Themas Gesundheit in das Leitbild, in die (Führungs-)Kultur, in die Struk-turen und in die Prozesse der Abteilung KITA.Dies bedeutet, dass u.a. eine Formulierung zum Selbstverständnis und Auftrag des Ge-sundheitsmanagements in das Leitbild der Abteilung KITA aufgenommen wird.

� Personelle Ressourcen werden zur Verfügung gestellt.Für die Wirksamkeit eines integrierten BGM ist eine verbindliche Koordination unabdingbar.Die Koordination der konkreten Umsetzung des BGM für den gesamten Erziehungsbereichund die hauswirtschaftlichen Kräfte nimmt wegen des Volumens an rund 5000 Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern in den Einrichtungen vor Ort einen Umfang ein, der mit den derzeiti-gen Personalressourcen nicht bewältigt werden kann. Da die Abteilung KITA bisher überkeine entsprechenden Personalressourcen verfügt, kann weder die geforderte betrieblicheKommission noch die Maßnahmenplanung BGM und deren Umsetzung in die Wege gelei-tet werden.

Integriertes BGM ist notwendig um bedarfsgerechte Maßnahmen und Projekte/ Aktivitäten zuentwickeln und umzusetzen. In der Anlage 2 sind Beispiele für Maßnahmen des BGM ingesundheitsfördernden Organisationen dargestellt.

6. FazitDem gestiegenen Stellenwert der Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und derEntstehung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements liegt Gesundheit nicht nur im Sinneeines hohen individuellen Wertes, sondern auch als wichtige Basis für die Leistungsfähigkeit einerOrganisation zugrunde, denn es wirkt langfristig qualitätssteigernd und kostensenkend.Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels stellt ein integriertes BGM eine vordringliche

19 Beispielsweise Unternehmensreport der Barmer GEK - Gesundheit für �Landeshauptstadt München�,Arbeitsunfähigkeitsdaten 2010

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Managementaufgabe zur Unterstützung des langfristigen Erhalts der Arbeitsfähigkeit vonBeschäftigten dar. Insbesondere in der Kindertagesbetreuung als personenbezogeneDienstleistung ist die Förderung der individuellen Gesundheitskompetenz ebenso wichtig wie dieEntwicklung geeigneter betrieblicher Strategien.

BGM für und mit den Kindertageseinrichtungen der LHM findet derzeit nur punktuell ohnesystematischen Bezug zur gesamten Organisation statt. Dadurch wird keine nachhaltige Wirkungin Bezug auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten erzielt. Ein wirkungsvolles und damit erfolgreiches BGM versteht Gesundheit als integralen Bestandteileines betrieblichen Managementsystems und muss auf die organisationsspezifischenBedingungen des Betriebes abgestimmt sein.Um dieses zu entwickeln ist es notwendig

� ein Gesundheitsmonitoring als fundierte Grundlage zur Beurteilung der gesundheitlichenSituation und für die Entwicklung von bedarfsgerechten Maßnahmen und Angeboten zuentwickeln.

� ein Lenkungs- bzw. Steuerungsgremium zu installieren, welches über das weitereVorgehen in Bezug auf BGM berät und entscheidet.

� personelle Ressourcen zur Sicherstellung einer verbindlichen Koordination zur Verfügungstellen.

� BGM in das Leitbild, die Kultur, das Führungsverständnis und die Ziele der Abteilung KITAzu integrieren.

Mit der Implementierung eines integrierten betrieblichen Gesundheitsmanagements in derAbteilung KITA wird der Auftrag des Stadtrates; dieses Thema nachhaltig und zielführend zuverankern, umgesetzt.

Anlagen

Anlage 1: Gesetzliche Vorgaben für BGMAnlage 2: Gesundheitsbezogene Aktivitäten in Organisationen

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Anlage 1:

Gesetzliche und tarifrechtliche Grundlagen für betrieblichesGesundheitsmanagement Die folgendeTabelle stellt die Grundlagen dar, welche neben den WHO-Grundsatzdokumenten zur Gesundheitsförderung den Handlungsrahmen für BetrieblichesGesundheitsmanagement bilden.

Gesetzestexte und Grundsatzdokumente Kurzbeschreibung

Arbeitsschutzgesetz (1996) Novellierung des Arbeitsschutzgesetzes zurUmsetzung der EU-Arbeitsschutzrahmenrichtlinie 89/391/EWGvon 1989 - neuer Stellenwert betrieblicherPräventionspolitik

§ 14 SGB VII (1996) "Die Unfallversicherungsträger haben mitallen geeigneten Mitteln für die Verhütungvon Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten undarbeitsbedingten Gesundheitsgefahren undfür eine wirksame Erste Hilfe zu sorgen"

§ 20 SGB V (2000) "Krankenkassen können den Arbeitsschutzergänzende Maßnahmen der BetrieblichenGesundheitsförderung durchführen [...] DieKrankenkassen arbeiten bei der Verhütungarbeitsbedingter Gesundheitsgefahren mitden Trägern der gesetzlichenUnfallversicherung zusammen"

Gemeinsame und einheitlicheHandlungskriterien der Spitzenverbände derKrankenkassen (2010)

Kriterien für die Umsetzung der Vorgabenaus § 20 SGB V

Luxemburger Deklaration zur BetrieblichenGesundheitsförderung (1997)

Gemeinsames Basisdokument derMitgliedstaaten des European Network forWorkplace Health Promotion (ENWHP);definiert die Rahmenbedingungen und dieVoraussetzungen für erfolgreicheBetriebliche Gesundheitsförderung

TvöD 2009 Betriebliche Gesundheitsförderung fürErziehungskräfte wird verbindlich in denTVSuE aufgenommen

Tabelle1: Gesetzestexte und Grundsatzdokumente zu BGM (eigene Darstellung)

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