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Oekumenische Ausbildung zur Praxiseinführung Eintührung in die Kasualien DieAbdankung Zertifikatsarbeit von Elisabeth Wyss-Jeony, Pfarrerin in Winterthur-Wülflingen

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Oekumenische Ausbildung zur Praxiseinführung

Eintührung in die Kasualien

Die Abdankung

Zertifikatsarbeit von Elisabeth Wyss-Jeony,Pfarrerin in Winterthur-Wülflingen

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Vonrort

Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen der Weiterbildung zur Ausbildungspfarrerin erstellt. Sierichtet sich an Amtsanfängerinnen und -Anfänger, die noch jung sind und erst einen beschränktenUmgang mit dem Tod überhaupt haben. Sie ist auf die Situation (einer Quartiergemeinde) inWinterthur ausgerichtet und kann von Vikarinnen und Vikaren zur Einführung im Selbststudiumgelesen werden oder als Gesprächsleitfaden zur Einführung durch die Lehrpfarrerin/ den Lehrpfarrerdienen.Zum Gebrauch in andern Gemeinden müssen die entsprechenden Abschnitte angepasst werden.Die eingefügten Beispiele von Feiern sollen die Möglichkeit bieten, sich an eine erste Ausführung zuwagen in der Gewissheit, dass die Vorlage eine akzeptable Durchführung garantiert. Abweichungenvon der Norm können so besser begründet werden. Einige Hinweise entsprechen den spezifischenGepflogenheiten in der Kirchgemeinde, andere den persönlichen Erfahrungen und Gewohnheiten derVerfasserin und sind als Diskussionsbasis zu verstehen. Die Vorlagen sollen dazu dienen, mit derVikarin/ dem Vikar ins Gespräch zu kommen und ihre/ seine Phantasie in bezug auf den Gegenstandsowie seine Erfahrungen fruchtbar zu machen.

Würfligen, 17.12.2AA7 Elisabeth Wyss-Jenny, Pfrn.

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1 .

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2.

lnhaltsverzeichnis

Einleitung: die Wichtigkeit des Kasus1 .1 Die Situation1.2 Die Auswirkung/ die Öffentlichkeit

Wie läuft es in dieser Gemeinde? Fragen nach dem Dienstweg2.1 Beispiele 1-42.2 Auf dem Bestattungsamt2.3 Der Erstkontakt: Das Telefon

Das Trauergespräch: Ort, Zeit, Accessoires3.1 Fragen im Trauergespräch

Die Gestaltung der Trauerfeier4.1 Liturgischer Ablauf

4 .1 .1 Am Grab4.1.2 In der KircheDer LebenslaufLiedervorschläge

Nach der Abdankung5.1 Das Leidmahl5.2 Der Sonntag danach5.3 Die Nachbetreuung5.4 Der Ewigkeitssonntag5.5 Das Jahresgedächtnis

Die Einführung im Lernvikariat

Schluss

3.

4.

67

9II

1 41 81 9

1 91 91 9202020

21

21

4.24.3

5.

6.

7.

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1. Einleitung: die Wichtigkeit des Kasus

1.1 Die SituationBei keiner anderen Gelegenheit in den Tätigkeiten des Pfarramts begegnet man im städtischenGebiet so unvermittelt (unbekannten) Menschen aus der ganzen Breite der Volkskirche wie bei einerAbdankung.Auch wer der Kirche sonst kaum nachfragt ist im Fall des Todes eines (nahen) Angehörigen sofortganz nah. Es gibt keine vorsichtige Annäherung, kein Beschnuppern der Amtsperson, wie dies imFalle von andern Kasualfeiern wie Hochzeiten oder Taufen durchaus üblich ist. Per Telefonanruf istman mit der Trauerfamilie verbunden, ist man mitten hineingenommen in ein Beziehungsgeflecht, dassich in einer besonderen Situation befindet. Manchmal kann diese besondere Situation durchauseine Krisensituation sein, je nach Art des Todesfalls.Als Pfarrperson ist man unvermittelt in der ,,Stube" der Menschen, in einer Nähe zu ihnen, die sonstherzustellen doch einige Vorbereitung verlangt.

1.2 Die Auswirkung/ die öffentlichkeitNebst dieser grossen Nähe zu Menschen, in die man unmittelbar gerät, ist dann dieAbdan ku ngsfeier von g rösstmög I icher Ötfentl ich keit geprägt.In keiner andern Tätigkeit des Pfarramts wird man als Pfarrperson von so vielen Menschen aus dereigenen Gemeinde, aus andern Gemeinden sowie aus Gemeinden anderer Konfessionen sowievon Menschen, die keiner Konfession mehr angehören, wahrgenommen.Bei wenigen anderen Gelegenheiten (Konfirmationen) sind die Zuhörenden so vielfältig, von sehrgottesdienstgewohnt bis kaum sozialisiert, von alt bis jung, von hier und anderswo her.Und gleichzeitig kann die Abdankung eines Menschen der Ort sein, wo so viel Einsamkeit zumVorschein kommt, dass es einem frieren kann.Die Vorbereitung auf das Arbeitsfeld ,,Abdankung" kann deshalb nicht sorgfältig genug angegangenund soll mit grosser Priorität im Lernvikariat behandelt werden.Die vorliegende Arbeit soll einerseits der Lernvikarin/ dem Lernvikar als Orientierungshilfe dienensowie einer Praxisanleiterin/ einem Praxisanleiter als Leitfaden in der Einführung.lch gehe davon aus, dass noch keine aktiven Erfahrungen im Umgang mit einem Todesfallvorhanden sind. Die ortsgebundenen Details beziehen sich auf eine Winterthurer Stadtgemeinde.

2. Wie läuft ,,€s" in dieser Gemeinde?Fragen zum lnformations- bzw. Dienstweg

Nebst empathischen Kompetenzen ist im Trauerfall einges an Wissen gefragt. Wer weiss, was dieAngehörigen schon erlebt haben, was sie schon hinter sich gebracht haben, mit welchen Fragen sieschon konfrontiert worden sind bis der Kontakt mit dem Pfarramt hergestellt ist, kann sich besser indie Situation einfühlen und sich hilfreicher verhalten. Zudem befähigt das Wissen dazu, Menschenvor einem allfälligen Todesfall kompetent zu begleiten, sie auf die anstehenden Fragenvorzubereiten und so mitzuhelfen, den Abschied von einem Menschen besser zu bewältigen.

2,1 4 BeispieleBeispiel 1:Frau Z. stirbt nach längerer Krankheit zu Hause. Die Angehörigen sind auf den Tod vorbereitet, rufenden Hausarzt, der den Tod feststellt. Mit dem Totenschein sprechen sie beim Bestattungsamt

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Winterthur im Friedhof Rosenberg vor. Sie vereinbaren mit der Beamtin den Transport der Leiche zueinem abgemachten Zeitpunkt in einen Raum der Aufbahrungshalle im Friedhof Rosenberg.Beispiel 2:Herr O. stirbt nach einem Spitalaufenthalt. Der Spitalarzt stellt den Tod fest und stellt denTotenschein aus. Die Leiche wird spitalintern in einen Aufbahrungsraum verlegt bis zum Abtransportin die Aufbahrungshalle. Die Angehörigen gehen zum Bestattungsamt.

Beispiel 3:Herr B. stirbt nach einem kurzen Unwohlsein mitten in der Nacht zu Hause. Die herbeigerufeneSanität kann nur noch den Tod feststellen. Da der Mann vor einer Woche einen Generalcheck beimArzt gemacht hat, der ihn für kerngesund befand, sind für den Tod keine äusseren Anzeichenvorhanden. Die Sanitäter rufen die Polizei und den Bezirksarzt. Nach länger dauerndenUntersuchungen sowie Befragungen der Ehefrau wird der Leichnam freigegeben und kann nachAbmachung mit dem Bestattungsamt in die Aufbahrungshalle überführt werden. Es kann sein, dassnach einem sogenannten ,,aussergewöhnlichen Todesfall" (agT) eine Obduktion der Leiche verfügtwird, manchmal auch von den Angehörigen verlangt wird, sodass der Leichnam für einige Tage denAngehörigen entzogen wird. Abmachungen, die die zeitliche Festlegung der Bestattung betreffen,können erst nach der Freigabe der Leiche getroffen werden. Der sogennante agT ist für dieAngehörigen wegen des Überraschungsmoments und der Begleiterscheinungen eine grosseBelastung.

Beispiel 4:Frau G. erfährt vom Polizeibeamten, dass ihr Mann auf dem Arbeitsweg tödlich verunglückt ist. Siehört, dass der Leichnam in den Friedhof Rosenberg in die Aufbahrungshalle transportiert worden ist.Sie muss zur Festlegung der Abdankung zum Bestattungsamt.

2.2 Auf dem BestattungsamtAuf dem Bestattungsamt, das sich am Eingang zum Friedhof Rosenberg, in unmittelbarer Nähe zurAufbahrungshalle und zum Krematorium befindet, werden die Angehörigen mit vielen Fragenkonfrontiert, die sie sich - je nach Todesfallart und -zeitpunkt - noch wenig bis gar nicht überlegthaben.Nebst den Angaben a)r Person, a) Daten der Eheschliessung wie zur evtl. Scheidung, zuElternnamen sind Fragen nach der Bestattungsarlzu klären. Kremation oder Erdbestattung? SollderLeichnam aufgebahrt und öffentlich zugänglich sein? (ln Winterthur haben Trauernde rund um dieUhr Zutritt zum Aufbahrungszimmer, der Ort ist unverschlossen und öffentlich zugänglich.) Aufwelchem Friedhof soll die Bestattung stattfinden (Friedhof Rosenberg oder Quartierfriedhof)? Wenneine Kremation gewünscht wird, soll es ein Urnengrab sein, oder soll die Urne in die Urnenwandgestellt werden, im Baumgrab oder im Gemeinschaftsgrab beigesetzt werden? Oder ist es derWunsch, dass die Asche an einem bestimmten Ort verstreut oder zu Hause im Garten beigesetztwerden soll?Wo sollen allfällige Blumenspenden sein, auf dem Grab oder in der Abdankungshalle/Kirche?Soll der Tod durch eine amtliche Mitteilung in der Zeitung veröffentlicht werden?Und zu guter Letzt: Soll eine Abdankungsfeier stattfinden?Wer sich schon in Gedanken mit dem Tod beschäftigt hat, der wird diese Fragenlawine, die jenachdem ziemlich schnell nach dem Tod eines Menschen auf die Angehörigen niederprasselt, gutbewältigen. Wenn Menschen aber unvorbereitet vom Tod eines Angehörigen getroffen werden, soist die Befragung aut dem Bestattungsamt ein Stück harte Arbeit.

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Wenn Angehörige das Bestattungsamt verlassen, so sind diese Fragen gektärt. Sie kennen denZeitpunkt der Abdankung, die Zeitspanne der Aufbahrung und der Kremation, Zeit und Treffpunkt aufdem entsprechenden Friedhof und den Namen und das Telefon des zuständigen Pfarrers I derzuständigen Pfarrerin mit dem Auftrag, den Kontakt aufzunehmen.lst der/ die Verstorbene Nichtmitglied der Kirche, so wird zuerst der Kontakt mit der zuständigenPfarrperson hergestellt, und der Wunsch nach einer kirchlichen Abdankung ist mit den Angehörigenzu klären. Die Entscheidung liegt bei der Pfarrperson.'

2.3 Der Erstkontakt: Das Telefonln der Regel besteht der Erstkontakt in einem Anruf seitens der Angehörigen. Als Pfarrerin weiss ichnichts vorher. Es ist gut, in der Woche vor der Amtswoche damit zu rechnen, dass jedes Telefon dieMeldung eines Todesfalls sein kann. Wichtig ist in dieser Zeit eine gute Erreichbarkeit, möglichst keinTelefonbeantworter und keine Combox. Angehörige sollen die zuständige Pfarrperson nicht langesuchen müssen.

,, Grüezi Frau Pfarrer. Gestern abend ist meine Muüer gestorben. Die Abdankung soll amDonnerstag stattfinden." ,,Grüezi Frau P. lch kondoliere ihnen herzlich. Kam der Tod für sieüberraschend?" Diese Frage hat das Ziel, im ersten Moment einzuordnen, wie der Todesfall dieAngehörigen getroffen hat. Da zu diesem Zeitpunkt noch nichts über das Alter und andere Umständebekannt ist, kann ich mit dieser Frage wenigstens eine kleine Einordnung des Todesfalls vornehmen.In der Regel kommen so erste Informationen über das Geschehen, einen erster Einblick in dieBeziehungen.Wenn Angehörige sich erst am nächsten oder übernächsten Tag melden, so ist vielleicht der amtlicheBestattungsauftrag schon eingetroffen und einige amtliche Angaben sind schon bekannt: Das Alterdes Verstorbenen, den Todesort, Angaben über den Zivilstand, das Datum der Eheschliessungoder Scheidung oder Verwitwuog, die gewünschte Bestattungsart sowie den Zeitpunkt derAbdankung sowie den Namen desjenigen Angehörigen, der den Todesfall gemeldet hat.Ziel des Telefons muss sei, mit den Angehörigen einen Zeitpunkt und den Ort für ein Gesprächabzumachen. Vorgesehene Zeitspanne ist eine Stunde, das Gespräch soll aber so gelegt werden,dass Reservezeit von einer halben Stunde einberechnet ist. Wenn möglich soll das Gespräch beiden Angehörigen stattfinden, wenn möglich in der Wohnung der verstorbenen Person. Wenn amTelefon schon ein Gespräch zustande gekommen ist oder die Zeitspanne bis zur Abdankung knappist, können die Angehörigen gebeten werden, sich schon über einen Lebenslauf Gedanken zumachen.

3. Gestaltung des Trauergesprächs: Otr, Zeit, AccessoiresFindet das Trauergespräch in der Wohnung der verstorbenen Person statt, so gibt das dieMöglichkeit, einiges zum Umfeld des Verstorbenen atmosphärisch mitzubekommen. DieWohnungseinrichtung gibt Einblick ins Milieu, in Liebhabereien, vielleicht auch in die letzte Zeitvordem Tod, wenn z.B. noch eine Pflegebett in der Wohnstube steht. Bleibt ein Ehepartner zurück, soist auch ein Einblick in mögliche Bewältigungsstrategien zu beobachten: eine aufgestellte Kerze, einFoto oder eben nichts.Zur Ausrüstung der Pfarrperson kann deshalb eine Kerze gehören, nebst dem Gesangbuch und derBibel, einem liturgischen Normalablauf sowie einem Notizblock. Empfehlenswert ist eineSchreibmappe im Format A5, die man bei mangelndem Tischplatz auch auf den Knien benützen'oaslntorrna@eVonNichtmitg|iedernistgeradeinRevisionimstädt.Pfarrkonvent

aufgrund der Empfehlungen des Kirchenrates des Kantons Zürich6

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kann.Wenn das Gespräch nicht am Lebensort des Verstorbenen stattfinden kann, so islGesprächsort bei den Angehörigen nach Möglichkeit dem Gespräch im Pfarrhaus vorzuziehenBesuch zu Hause gibt den Angehörigen die Möglichkeit, sich im gewohnten Umfeld milungewohnten Situation auseinanderzusetzen, ausserdem können Fotos der verstorbenen Peoder andere Hinweisgegenstände eher zur Hand genommen werden.Von der Pfarrperson ist jedenfalls auf eine der Situation angemessene Kleidung zu achten.

3.1 Fragen im TrauergesprächNachfolgend eine Liste von möglichen Fragen im Trauergespräch. Je nach Anzahl der Anwesernach Beziehungsgrad oder je nach den Umständen sind die einen oder andern angezeigt. Diesoll nicht dazu verleiten, alles zu fragen, sondern die verschiedenen Themengebiete sangemessen zur Sprache gebracht werden. Die Liste kann wohl als Gesprächsleitfaden dieeinige Fragen aus jedem Bereich sollten aber ohne Papier abrufbar sein. Die Reihenfolge der Frist nicht zwingend, ist aber auch nicht zufällig.

1. Begrüssung

2. Fragen nach der Art den Umständen des SterbenVTodesKam dieser Tod für Sie überraschend?erzählen lassen, bis Klarheit besteht, auch für sie se/bsf. Ev. verschiedene Personenbefragen.Haben sie es auch so erlebt?Wer war dabei, war jemand dabei?Gab es Anzeichen, früher schon? Wie war das damals?Welches war der letzte Kontakt, wie konnten sie sich verabschieden?ev. aufspüren, ob da Offenes, unerledigtes zurückbleibt

Der I die Verstorbene

War erlsie vorbereitet oder überrascht?Vorahnungen? Handlungen oder Aussagen, die im Nachhinein darauf hinweisen?

-r Sprach erlsie über den Tod?Was für einen Stellenwert hatte der Glaube an Gott im Leben des/der Verstorbenen?Ev. über Vorstellungen von dem, was nachher kommt?Lebenslauf : Verfassen Sie einen Lebenslauf, oder soll ich?--> Funktion des Lebenslaufs erklären( siehe 4.2)Wie haben sie diesen Menschen erlebt?Erzählungen aus dem Lebenslauf, spezielle Merkmale.Beruf, Freizeit, Familie. Was ärgerte ihn/sie, was freute ihn/sie?Familie: Familienangehörige (Kinder, Enkel, Urenkel), GeschwisterFreunde, Vereinskollegen?Wie war der Rufname?Haben Sie ein Foto?

Fragen nach der Bewältigung des Verlusts, nach den Veränderungen im SystemWie haben Sie es geschaffi, alle hier zu sein?

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Weshalb können andere nicht dabei sein?Was verändert sich für Sie?Wie wollen sie die Veränderungen bewältigen?Haben sie ähnliche Situationen/ andere Todesfälle schon erlebt? Wie haben sie sie gemeirWorauf können Sie zurückgreifen?Weitere zirkuläre Fragen:- Wenn jemand etwas sagt, das dicke Luft signalisiert: Was denken Sie zu dem, was soebengesagt wurde? Wie haben Sie das erlebt?- Was würde der/die Verstorbene über sein Leben, seinen Tod sagen? Was würde erlsienicht gerne hören?- Wie reagieren die Menschen, die von diesem Todesfall hören?

Fragen zur Gestaltung des Abschieds am Grab

Welcher Friedhof?Was steht in der Todesanzeige, nur Familie oder für alle?Schilderung der Situation am Grab (bestehendes Grab?)Urnengrab: offen, Urne wird versenkt während wir da sind.

-J Gemeinschaftsgrab: Aschenurne wird durch Knopfdruck entleert.Sollen Blumen ins Grab gelegt werden? Die Trauerfamilie besorgt sie.Erdwurf? Sonstiges? (Fahne etc.)Erdbestattung: Grab offen, Sarg abgesenktKränze und Blumen - wo?Gibt es Leute, die auf dem Friedhof eine Sitzgelegenheit brauchen? Einen Transport?

Fragen zur Gestaltung der TrauerfeierHatte der/die Verstorbene Wünsche für die Trauerfeier geäussert?Wie ist lhr kirchlicher Bezug?Wie war derjenige des/der Verstorbenen?Hatte erlsie einen Konfirmandenspruch, einen Lieblingstext?Haben Sie eine ldee, worüber ich predigen soll?ln der Regel singen wir zwei Lieder, es können aber auch mehr sein (siehe 4.3).Haben Sie einen Vorschlag? Sind ihnen welche bekannt?

-r Hatte der/die Verstorbene ein Lieblingslied?lst sonst noch jemand, der an der Feier sprechen möchte?Zusätzliche Musik? (Solisten kosten ca. Fr. 300.-, Organist besorgt solche nach Wunsch)Dauer der Feier: ca. 45 MinutenGibt es Mitteilungen, die ich machen soll? (Einladung zum Leidmahl, spezieller Dank)Zum Gottesdienst gehört eine Kollekte. Hatte der / die Verstorbene etwas bestimunterstützt,was ihr/ ihm am Herzen lag? (Hilfswerk, soziale Institution, eher keine Tierheime oWenn nichts anderes gewünscht wird:Würfligen: Spendgut (soziale Aufgaben in der Kirchgemeinde);Rosenberg: soziale Institutionen in und um Winterthur.

Wie viele Personen gehören zur Trauerfamilie? --> ReservationAbkündigung am folgenden Sonntag im Gottesdienst, Zeit und Art des GD bekannt geben.

Wenn Sie noch irgendwelche Fragen haben, wenn lhnen Dinge in den Sinn kommen,

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so rufen Sie mich an. Tel.Nr. / Visitenkarte hinterlassen.

lst noch etwas? lst es gut für sie, wenn ich jetzt gehe?

Treffpunkt abmachen (Würfligen: lm Friedhof um 13.30 Uhr; Rosenberg beim abgemachtenTreffpunkt zur vereinbarten Zeit, siehe Blatt Bestattungsamt)

4. Die Gestaltung der TrauerfeierGrundsätzlich ist festzuhalten, dass der Brauch einer gottesdienstlichen Feier als Kasualie ,,nachtheologischer Massgabe keine zwingende Praxis des christlichen Glaubens" ist. ,,Praktischtheologisch ist Kasualpraxis ein Aspekt des diakonischen Handelns der Kirche. Diakonische Praxis

ist im engeren Sinne als Begleitung lebensgeschichtlicher Übergän ge zu bergreifen und zngestalten..."'Es ist gut, sich diese theologische Tatsache, wie sie Kristian Fechtner beschreibt, vor Augen zu

halten, vor allem, wenn zu festgefügte Vorstellungen den Gestaltungsspielraum dieser

lebensgeschichtlichen Begleitung einschränken wollen.Wenn im folgenden nun ein liturgischer Normalablauf präsentiert wird und liturgische Stücke

vorgeschlagen werden, so sollen sie Anregung und Hilfe für den Amtsanf änerldie Amtsanfängerin

dazu sein, sich überhaupt an die Arbeit zu wagen.Seit einigen Jahren ist in Winterthur in allen Friedhöfen der Brauch, dass zuerst die Bestattung

vorgenommen wird und anschliessend die Feier in der Kirche bzw. in der Abdankungshalle

stattfindet. Dieser Reihenfolge folgt auch die weitere Behandlung. Diese Reihenfolge ist lokal

unterschiedlich und meist über lange Zeit hin örtlicher Brauch.

4.1 Liturgischer Ablauf nach der Liturgie' Band VEin Beispiel mit ausgeführten liturgischen TeilenFür die Gestaltung des Rituals am Grab sind die Absprachen aus dem Trauergespräch

wegweisend. Ebenso ist die Frage nach der Sprache zu stellen. Wenn nur wenige Menschen (2.8.

die engere Familie) am Grab sind, dann kann in Erwägung gezogen werden, diesen Teil in Mundart

abzuhalten. Es ist aber zu bedenken und gen au zu klären, ob nicht doch Menschen aus andern

Landesteilen oder dem Ausland dabei sind, die in der Sprachwahl zu berücksichtigen sind.

4.1.1 Am Grab

GrusswortEingangswortAbkündigungLesungBestattungTrostwortGebetEinladung zum Gang in die Kirche/Abdankungskapelle

'Kristian Fechtner, Kirche von Fall zu Fall, Gütersloh 2003, 50.' Band V, Bestattung, der Liturgiekonferenz der evangelisch-reformierten Kirchen in der deutschsprachigenSchweiz, Bern 2000, 79tt.

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Ausgeführtes Beispiel :Am Grab

Grusswort

Der Friede von Gott, unserm Schöpfer,

die Liebe von Jesus Christus, der den Tod überwunden hat,

und die Lebenskraft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.

Eingangswort

Und die Befreiten des Herrn werden heimkehren

und nach Zion kommen mit Jauchzen.

ewige Freude über ihrem Haupte,

und Leid und Seufzen werden fliehen.

Amen.

oder

Fürchte dich nicht,

ich habe dich bei deinem Namen gerufen,

du bist mein, spricht Gott, dein Erbarmer.

Amen.

J e s . 5 1 , 1 1

Jes.43,1

Abkündigung

Liebe Trauernde

Wir haben uns hier auf dem Friedhof versammelt.

weil wir Abschied nehmen müssen

von NN

geboren am

und gestorben am

in ihrem ... Lebensjahr.

Etwas persönliches auf diesen Todesfall hin passend, z.B.:

Ein langes und erfülltes Leben

ist überraschend schnell zu Ende gegangen.

Noch hängen wir mit unsern Gedanken bei der lebenden

M utter u nd Schwiegerm utter, G ro ssm utter u nd U rg rossm utter.

Eben war sie noch da,

wollte noch dies oder jenes selbst tun.

Noch klingt ihre Stimme im Ohr nach,

fröhlich und fragend,

bittend und dankend.

Lesung

ln diese Situation hinein lese ich Psalm 23,

der seinen Blick auf den Lebensweg eines Menschen richtet

und vor Gott bedenkt:

Der Herr ist mein Hirte,

t0

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mir wird nichts mangeln.

Er lagert mich auf grünen Auen,

zur Ruhstatt am Wasser führt er mich.

Er stillt mein Verlangen,

er leitet mich auf rechtem Pfade,

um seines Namens wil len.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,

ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir.

dein Stecken und Stab, die trösten mich.

Du deckst mir den Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Du salbst mein Haupt mit Oel

übervoll ist mein Becher.

Lauter Glück und Gnade werden mir folgen all meine Tage

und ich werde bleiben im Hause des Herrn,

mein Leben lang.

Gelobt seist du, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Bestattung

In die Hand dieses gütigen Gottes,

dem Schöpfer und Bewahrer unseres Lebens,

geben wir nun das zurück,

was an NN hat sterben können.

Sie selbst und ihr Leben aber wissen wir geborgen bei Gott.

Und alles, was sie für uns war,

bleibt in unserer Erinnerung und in unsern Herzen geborgen.

So legen wir nun das, was sterblich war an ihr, in die Erde,

so wie wir ein Samenkorn in die Erde legen,

in der Hoffnung auf ein neues Leben.

Ein Leben beiGott,

frei von aller Not,

im Frieden und in der Freude dessen,

der gesagt hat:

lch bin die Auferstehung und das Leben.

Wer an mich glaubt wird leben,

und wer da lebt und an mich glaubt,

wird nicht sterben,

sondern er wird ein neues Leben gewinnen.

Mensch, von der Erde bist du genommen,

zur Erde musst du zurück.

Urne versenken

unter gleichzeitigem Erdwurt:

Erde zu Erde,

Asche zu Asche,

Staub zu Staub.

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Jesus Christus gibt uns die Hotfnung zum Leben,

eine Hoffnung,

die selbst über den Tod hinausgeht,

Er hat den Tod überwunden

und ist uns vorausgegangen,

uns eine Stätte zu bereiten.

Amen.

Wenn wir trauern,

so bringen wir Blumen,

um unserer Liebe einen Ausdruck zu geben.

NN hat uns viel gegeben in ihrem Leben.

Deshalb wollen wir ihr nun Blumen

an ihren letzten Ruheplatz legen

und uns so mit einem letzten Gedanken

persönlich von ihr verabschieden.

Sie soll noch im Tod auf Rosen gebettet sein.

Blumen niederlegen, jedes zurück an seinen Platz.

Lesung

lch lese in einem Vertrauenslied:

Gott hat in meinen Tagen

mich väterlich getragen von meiner Jugend auf.

lch sah auf meinen Wegen des Höchsten Hand und Segen;

er lenkte meines Lebens Lauf.

Bis zu des Alters Tagen will ich dich heben, tragen,

und dein Erretter sein.

Dies hat mir Gott versprochen,

der nie sein Wort gebrochen;

ich werde sein mich ewig freu'n.

lch harre froh und stille,

bis meines Gottes Wille mich nach dem Kampfe krönt.

An meiner Laufbahn Ende sink ich in Jesu Hände.

der mich dem Vater hat versöhnt.

oder

lch lese in einem Vertrauenslied bei Paul Gerhardt:

lch bin ein Gast auf Erden und hab hier keinen Stand.

Der Himmel soll mir werden. da ist mein Vaterland.

Hier reis ich bis zum Grabe, dort in der letzten Ruh,

ist Gottesgnadengabe, die schliesst all Arbeit zu.

Du meines Herzens Wonne, du meines Lebens Licht,

du ziehst mich, wenn ich scheide, hin vor dein Angesicht

ins Haus der ewgen Wonne, da ich stets freudenvoll

gleich wie die helle Sonne mit andern leuchten soll.

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Da will ich immer wohnen, und nicht nur als ein Gast,

bei denen, die mit Kronen du schön geschmücket hast.

Da will ich herrlich singen von deinem grossen Tun

und frei von eitlen Dingen, in meinem Erbteil ruhn.

Gebet

Wir beten:

Wir lassen hier zurück, was wir nicht halten können.

Guter Gott, du hast NN zu dir genommen.

Sei du ihr jetzt nahe, wie wir es nicht mehr sein können.

Sie braucht unsere Fürsorge nicht mehr, wir bleiben verlassen zurück.

In dir ist unsere Liebe aufgehoben, die wir ihr entgegengebracht haben,

in dir ist auch die Liebe aufgehoben, die sie uns entgegengebracht hat.

Durch die Liebe bleiben wir mit ihr verbunden.

Alles Schöne, aber auch alles Schwere dürfen wir dir anvertrauen.

Alle Schuld und alles Versagen, bei dir wird es heil,

du fügst es zu einem Ganzen zusammen.

-J/ Lass uns vergeben, was noch zu vergeben war, und vergib, was noch otfen blieb.

Tröste alle, die traurig sind und lass Zeichen deiner Liebe unter uns geschehen.

Amen.

Einladung zum Gang in die Kirche

Wir gehen nun gemeinsam zur Abschiedsfeier in die Kirche/ Kapelle

um aus Gottes Wort Kraft für unser Leben zu schöpfen.

Gottes Geist begleite uns. Amen.

Pfarrerin geht voraus zur Kapelle/ Kirche

Bei der Feier auf dem Friedhof ist darauf zu achten, dass alle Anwesenden die Liturgin versl

können. Sie sollen aufgefordert werden, möglichst nahe zu stehen bzw. ev. zu sitzen. Die ei

Position ist neben oder hinter der offenen Grube, die Versenkung der Urne erfolgt auf ein kl

Zeichen durch den Bestattungsbeamten.Handlungen am Grab wie das Blumenritual oder der Erdwurf, bei Bestattungen in der Urnen

_-r das Anzünden von Opferkerzen können hilfreich sein, um aus der Erstarrung, die Angeh

manchmal am Grab befallen kann, wieder herauszukommen. Jedenfalls ist auf das Bedürfni

Angehörigen zu achten.Beim Blumenritual kann die Pfarrerin die Blumen halten, wenn sie noch nicht verteilt sind, ur

Anwesenden zum Blumen niederlegen durch Blickkontakt auffordern. Dasselbe mit den Kerze

am besten mit einer Osterkerze enlzündet werden. Feuerzeuge sind ein liturgischer Gräuel.

Die Liturgin hat eine teitende Rolle und soll sie auch wahrnehmen, auch beim sich verabsch

vom Grab, was manchmal nicht leichtfällt. Nach dem letzten Amen selbst sich nochmals still

Grab zuwenden, und nach einigen Augenblicken zum Gehen wenden.

In einiger Entfernung stehen bleiben und auf die Angehörigen warten zum gemeinsamen Rücl

weg vom Grab, hin zu den Worten des Lebens.

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4.1.2 In der KircheSammlung Eingangsspiel

GrusswortEingangswortAbkündigungWorte des TrostesLied

Gedächtnis LebenslaufZwischenspielGebet

Verkündigung PredigtZwischenspiel

Fürbitte Dank- und Fürbittegebet, Unser VaterLied

Sendung Dank, Kollekte, MitteilungenSendungswortSegenAusgangsspiel

Beispiel:

In der Kirche

Eingangsspiel

Grusswort

Gnade sei mit euch

und der Friede Gottes.

Gott war da vor aller Zeit,

Gott ist jetzt mitten unter uns,

und Gott wird da sein in allen kommenden Zeiten.

Eingangswort

So sind wir hier zusammen im Namen Gottes

Denn bei Gott sind wir alle aufgehoben -

die Toten, die Lebenden und die Kommenden.

Bei Gott können wir lachen und weinen,

schweigen und fragen, zustimmen und anklagen.

Bei Gott sind wir alle aufgehoben -

jetzt und immerdar.

oder

Amen.

Abkündigung

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Liebe Trauernde

Wir haben uns hier versammelt

weil wir Abschied nehmen müssen

von

geboren am

und gestorben am

im Alter von Jahren, Monaten und Tagen.

Er wohnte

und war der Ehemann von

Ein Leben ist zu Ende gegangen und wir müssen Abschied nehmen.

Ein Leben,

das nach unserm Dafürhalten auch gut noch hätte dauern können,

Pläne für weitere Monate und vielleicht Jahre sind durchaus vorhanden gewesen.

Ein Leben, das durch Krankheit schon stark bedroht gewesen war

aber seit einigen Monaten wieder neue Hoffnung aufkommen fi?ss.

So bringen wir heute auch unsere unterschiedlichsten Gefühle mit:

Wut und Liebe,*/ Enttäuschung und Hoffnung,

Trauer und Erleichterung.

Wir bringen uns selbst in dieser Situation

hier vor Gott und wollen bei ihm zur Ruhe kommen.

Worte des Trostes

Wir Menschen sind nur für eine Zeit hier auf Erden,

als Gäste, wandernd von hierhin nach dorthin.

Die eine sind länger unteruregs, andere kürzer.

Psalm 121 spricht von dieser Lebenswanderung

im Bilde einer Wallfahrt zum Heiligtum,

zum Heiligrtum auf dem Berge:

r lch hebe meine Augen auf zu den Bergen.

Woher wird mir Hilfe kommen?

Meine Hilfe kommt von dem Herrn

der Himmel und Erde gemacht hat.

Er kann deinen Fuss nicht gleiten lassen,

der dich behütet, kann nicht schlummern!

Nein, er schlummert nicht und schläft nicht.

Der Herr ist dein Hüter, der Herr dein Schatten,

er geht zu deiner Rechten.

Bei Tag wird dich die Sonne nicht stechen,

noch der Mond des Nachts.

Der Herr behütet dich vor allem Uebel,

er behütet dein Leben.

Der Herr behütet deinen Ausgang und Eingang,

jetzt und immerdar.

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Gelobt seist du, Gott,

von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

Lied 695, 1-3

So nimm denn meine Hände und führe mich

bis an mein selig Ende und ewiglich.

Wir singen vom Lied bei der Nummer 695 alle drei Strophen.

Lebenslauf

lch lese den Lebenslauf,

wie er von der Familie zusammengestellt worden ist:

Zwischenspiel

v' Bittwort

Wir bitten dich Gott,

nimm unsere Trauer auf,

schenke uns die Sammlung,die nötig ist,

diesem Leben und Tod mit Würde zu begegnen.

Schenk uns die Liebe, die fähig ist zu erinnern.

Gib uns Geduld und Tapferkeit,

an unserer Trauer zu tragen und zu arbeiten,

und die Möglichkeit loszulassen,

was wir nicht halten können.

Amen.

oder

Gott, deine Gnade ist es, dass wir leben

und deine Gnade, dass wir sterben.

Darum lass uns weder das Leben fürchten noch den Tod.

Unser Leben ist begrenzt, und das ist gut so.

Gott, es ist deine Liebe, dass wir leben

und deine Liebe, dass wir sterben.

So ötfne unsere Sinne für deine Liebe.

Amen.

Predigt

Als Grundlage für die Predigt kann der Konfirmandenspruch beigezogen werden oder auch ein TexU Spruch, der der

verstorbenen Person wichtig war. Wenn die Angehörigen keine Hinweise einbringen können, so isf es an der

Pfarrperson, nach einem Text zu suchen, mithilfe dessen die Situation gedeutet oder zur verstorbenen Person eine

Brücke geschlagen werden kann. Dazu wird auf die entsprechenden Tert-Vorschläge in den Liturgiebänden verwiesen.'

o Gottesdienst in gerechter Sprache, Gütersloh 1998, 392 ff.Band V, Bestattung, der Liturgiekonferenz der evangelisch-reformierten Kirchen in der deutschsprachigenSchweiz, Bern 2000, 129 tt.

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Ziel der Predigt isf es, mithilfe eines Bibeltextes die Situation zu deuten und den Horizont für den weiteren W

Zurückgebliebenen zu öffnen.

Zwischenspiel

Dank- und Fürbittegebet, UV

Gott, Quelle und Ziel allen Lebens,

wir vertrauen dir NN an.

Vergangenes zieht in Gedanken vorbei:

gemeinsame Tage,

die gelungen waren und solche, die leer blieben.

Stunden, in denen wir zusammen fröhlich waren und Stunden,

in denen es schwer war.

Zeiten, in denen wir uns nahe waren

und Zeiten, in denen wir uns fremd blieben.

Gute Tage und böse Tage - beide sind vorüber,

geborgen in deiner Liebe.

Gib uns die Kraft nicht mit dem Schicksal zu rechten,

sondern den Mut, den Lebensweg anzunehmen

und das Schöne in Dankbarkeit zu bewahren.

Wir danken dir für die gefüllten Stunden

und bitten dich für alle Trauernden:

Lass sie umfangen sein von deiner und unserer Liebe,

die sich zu einem tragenden Netz verbinden mögen.

Alles, was uns in dieser Stunde des Abschieds bewegt

legen wir ins Gebet aller Christen

und wir beten gemeinsam:

Unser Vater im Himmel

geheilig werde dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich

und die Kratt

und die Herrlichkeit

in Ewigkeit.

Amen.

Lierl 247,1.10.11

Grosser Gott, wir loben dich.

Wir wollen für alles Geglückte im Leben von NN

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und in unserm Leben Gott danken.

Wir singen vom Lied bei der Nummer 247

die erste und die beiden letzten Strophen.

Dank

lch danke allen, die dem verstorbenen im Leben mit Liebe begegnet sind

und ihm durch ihr Hiersein die letzte Ehre erwiesen haben.

Kollekte, Mitteilungen

Die Kollekte ist von der Trauerfamilie für .....

lch danke ihnen herzlich für ihre Gabe.

lm Namen der Trauerfamilie lade ich a1|e...... zu gemeinsamen Zusammensein im Restaurant...

Sendungswort

Gepriesen sei Gott Tag für Tag!

Gott trägt uns,

Gott ist unsere Hilfe.

Segen

So geht zurück zu den Aufgaben des Alltags mit dem Segen Gottes:

Gott segne euch und behüte euch.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.

Gott erhebe sein Antlitz über euch

und gebe euch seinen Frieden. Amen.

Ausgangsspiel

4.2 Der Stellenwert des LebenslaufsManchmal ist es nötig, die Angehörigen über den Wert und die Rolle des Lebenslaufs aufzuklären,vor allem, wenn eine gewisse Abwehr besteht. Diese kann verschiedene Gründe haben: Es gab imLeben des Verstorbenen Vorfälle, die nicht in die Öffentlichkeit gebracht werden sollen. Oder essteckt der Druck dahinter, so einen Lebenslauf verfassen zu müssen und dazu nicht wirklichimstande zu sein.Selbst wenn die Angehörigen daran festhalten, dass sie keinen Lebenslauf wollen, ist es wichtig,mit ihnen im Gespräch das Leben des Verstorbenen in Gedanken aufzurollen, um die Erinnerung zuaktivieren und auch wenn das Leben schwierig gewesen sein sollte, Erfreulichem nachzuspüren.Wenn die Angehörigen verstanden haben, dass der Wert des Lebenslaufes darin besteht, dass alleAnwesenden die Möglichkeit haben, sich ihre Beziehung mit und zu dem Verstorbenen nochmats zuvergegenwärtigen und so in Erinnerung mitzunehmen, so können sie ihn selbst verfassen in dennächsten Tagen oder die Pfarrperson kann ihn erfragen, sodass einer verfasst werden kann. lmGespräch ist darauf zu achten, dass nicht alles, was gesagt wird, auch in der öffentlichen Fassungerscheinen muss. Gelegentlich weisen Angehörige selbst darauf hin. Es steht in der Verantwortungder Pfarrperson für Schwieriges die angemessene Formulierung zu finden.Ein Lebenslauf muss nicht zwingend eine tabellarische Auflistung sein, sondern eine Aufzeichnungder Person, er kann wie ein Bild gezeichnet sein.Ausserdem ist dieser Teil der Feier die Möglichkeit für Angehörige, sich in der Feier zu beteiligen.

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Grundsätzlich sind diejenigen zu ermutigen, die es gerne möchten. Damit die Zusage auch kurzfristig

widerrufen werden kann, soll der Text auch der Pfarrperson vorliegen.

4.3 LiedervorschlägeEs ist gut, im Trauergespräch nach dem Liederwunsch der Angehörigen zu fragen. Diese Frage

bringt es mit sich, dass der Pfarrperson auch klar wird, ob sie es mit kirchlich vertrauten oder eher

kirchenfernen Personen zu tun hat. Dies nicht als Wertuflg, sondern als Wahrnehmung des

Publikums, zu dem sie sprechen wird.In der jetzt versterbenden Generation gehört nach wie vor das Lied RG 695 ,,So nimm denn meine

Hände" zu den beliebtesten, gefolgt von RG 247,,Grosser Gott, wir loben dich". Mit diesen beiden

Liedvorschlägen lässt sich eine Abdankung gut gestalten. Wenn aber eine gewisse

Gottesdienstvertrautheit besteht, so können auch folgende Vorschläge eingebracht werden. Es ist

manchmal nötig, die Lieder anzusingen, damit sie erkannt werden. Es empfiehlt sich auch, die

Angehörigen in die Wahl der Strophen mit einzubeziehen. Das gilt auch für RG 247.

RG 681 Wer nur den lieben Gott lässt waltenRG 680 Befiehl du deine WegeRG 676 In allen meinen TatenRG 690 Jesu, geh voranRG 753 lch bin ein Gast auf ErdenRG 674 Auf meinen lieben GottRG 694 Harre, meine SeeleRG 684 Was Gott tut, das ist wohlgetanRG 242 Lobe den HerrenRG 244 Nun danket alle GottJe nach Zeit im Kirchenjahr eignen sich auch entsprechende Lieder (Ostern, Advent, Weihnachten)

5. Nach der Abdankungsfeier5.1 Das LeidmahlOft wird die Pfarrperson zum Leidmahl eingeladen, manchmal schon beim Trauergespräch,

manchmal erst nach der Abdankung. Es empfiehlt sich, die Einladung nach Möglichkeit anzunehmen,

weil sich beim Zusammensein oft gute weitere Gespräche ergeben können mit Menschen aus der

Gemeinde, vor allem aber auch von ausserhalb. Es ist manchmal nicht nötig, während der ganzen

Zeit dabei zu sein, aber vielleicht eine Stunde. Gespräche mit Anwesenden können gut gestartet

werden mit der Frage nach der Beziehung zur verstorbenen Person.

Die Zeit, die gebraucht wird um sich nach einer Abdankung selbst wieder ins Leben einzufädeln ist

individuell und hängt woht auch von der Art des Kasus ab. Es lohnt sich, auf sich selbst zu achten,

wie die Zeit unmittelbar nach einer Abdankung am sinnvollsten zu verbringen ist. Die Teilnahme am

Leidmahl ist eine Möglichkeit.

5.2 Der Sonntag danachFür die Abkündigung am darauf folgenden Sonntag sind die Daten/ der Bestattungsauftrag der

Dienst tueneden Kollegin/ dem diensttuenden Kollegen weiterzugeben, Die Daten sind in das

Register einzutragen(zu beachten ist der Ortsgebrauch der Registerführung).

Für die persönliche Weiterbetreuung ist eine Karteikarte anzulegen mit den nötigen Eintragungen. Die

Todestage werden mit Namen und Todesjahr in einem Jahreskalender eingetragen (siehe 5.5)

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Schon im Gespräch sind die Angehörigen darauf hinzuweisen, dass es zu den Usanzen derKirchgemeinde gehört, dass am auf die Abdankung folgenden Sonntag der Namen des Verstorbenenzum öffentlichen Gedenken im Gottesdienst verlesen wird. Die Teilnahme an diesem Gottesdienstist frei, aber eine gute Möglichkeit zur weiteren Verarbeitung des Todesfalls. Seit einig er Zeit bestehtbei und das Ritual, dass während dem auf die Abkündigung folgenden Orgelspiel den Angehörigeneine brennende Kerze überreicht wird. Sie wird an der Osterkerze entzündet und steht sinnbildlichfür die christliche Auferstehungshoffnung. Diese direkte Zuwendung zu den Hinterbliebenen ermutigtauch Gemeindeglieder, Trauernde nicht zu meiden sondern anzusprechen und ist ein erster Schritt inder Nachbetreuung.

5.3 Die NachbetreuungVier bis sechs Wochen nach dem Todesfall ist noch einmal der Kontakt mit den Hinterbliebenen zusuchen. Dies betrifft in erster Linie zurückgebliebene Ehepartner, vor allem, wenn sie in derGemeinde wohnen. Die Betreuung anderer Verwandtschaftsverhältnisse muss den Umständen undMöglichkeiten angemessen wahrgenommen werden. Bei auswärts wohnenden Betroffenen bewährtsich grundsätzlich auch eine schriftliche oder telefonische Kontaktnahme. Nach dieser Zeit ist oftmalsder erste Trubel, die erste Geschäftigkeit vorbei und die Anteilnahme von Nachbarn undVerwandten nimmt ab. Die dadurch eintretende Leere wird von den Hinterbliebenen oftmalsschmerzlich empfunden und sie sind dankbar für das nochmalige Aufnehmen des Gesprächs, dasnochmals das Zurückschauen, aber auch die neue Bewältigung des Alltags ins Auge fassen kann.In jüngster Zeit werden vielen Trauernden in der erstenZeit beruhigende Medikamente abgegeben,nach vier Wochen sind sie dann meist abgesetzt und der Trauerprozess setzt etwas verspätet ein.

5.4 Der EwigkeitssonntagEine gute Gelegenheit zum Wiederaufnehmen des Kontakts ist der Gottesdienst zumEwigkeitssonntag. Persönliche Einladungen dazu mit dem Hinweis, dass die Namen allerVerstorbenen in diesem Gottesdienst nochmals genannt werden und für jede Person eine Kerzeangezündet werden wird ist für viele Trauernde ein weiterer Schritt in der Trauerbewältigung.Ausserdem ist diese Begegnung eine niederschwellige Möglichkeit, nochmals miteinander in Kontaktzu kommen, wenn im Trauerprozess Schwierigkeiten aufgetreten sein sollten. Natürlich ist dieDistanz zum Todesfall für alle Teilnehmenden unterschiedlich, aber oftmals wird dieserGedenkgottesdienst auch zur jährlichen Gelegenheit des Erinnerns. Er bietet die Möglichkeit, daspersönliche Geschehen im den Rahmen anderer Gleichbetroffener einzuordnen und die Tragfähigkeitder ganzen Gemeinde zu erleben.

5.5 Das JahresgedächtnisEine weitere gute Gelegenheit ist eine schriftliche Kontaktnahme zum ersten Todestag desVerstorbenen. Der Text kann durchaus standardisiert sein:Liebe NN, ich denke in diesen Tagen an Sie. Ein Jahr rsf es nun her seit dem Tode lhres NN. Ersfein Jahr oder schon ein Jahr? An einiges werden Sie sich in dieser Zeit gewöhnt haben, an andernOrten werden sie NN immer noch vermissen. Gute Erinnerungen helfen rlns, miteinander verbundenzu bleiben. Es ist uns im Leben immer wieder aufgetragen neue Wege zu gehen. Dabei dürfen wirwissen, dass wir nicht alleine unterwegs sind, sondern von Gott getragen durch gute undschwierige Zeiten gehen.lch wünsche lhnen für lhren weiteren Weg alles Gute.Wie die Reaktionen auf diese Briefe zeigen, sind viele Menschen dankbar dafür, dass sie in ihrerErinnerung nicht allein gelassen werden. In der Zeit um den ersten Todestag ist bei vielen die

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Erinnerung an den Tod und die Zeitdavor nochmals ganz wach und die Karte bietet die Gelegenheit,den Kontakt mit der Pfarrperson wenn gewünscht nochmals aufzunehmen. Dies gilt vor allem auchfür auswärtige Hinterbliebene. Für die Pfarrperson wird auch deutlich, ob noch eine zusätzlicheNachfrage nach Seelsorge besteht.

6. Die Einführung im LernvikariatDer Komplexität des Gegenstands angemessen soll die Einführung gleich zu Beginn desLernvikariats ins Auge gefasst werden. Je nach Gemeindesituation ergeben sich nicht altzu vieteMöglichkeiten, sei eS, dass nicht viele Abdankungen anfallen oder dass wegen desAmtswochensystems der Ausbildnerin wenig zufallen. Folgende Schritte in der Einführung sindvorgesehen:1. Besuch des/ der Friedhöfe inkt. Aufbahrungsraum, Studieren der Friedhofbroschüre2. Hospitieren: Dabeisein vom erstmöglichen Moment der Kontaktnahme mit Angehörigen,Übernehmen der Lesung im Trauergottesdienst, eventuell des Lebenslaufes.3. Die Durchführung wird nachbesprochen.4. Es wird festgelegt: Die nächste Abdankung gehörl derldem Lernenden. Die Ausbildnerin erklärtdas den Angehörigen und leitet das Telefon weiter.5. Die Lernende über nimmt die Führung, die Ausbildnerin begleitet.6. Die Durchführung wir ausgewertet nach von der Vikarin/dem Vikar vorgegebenen Kriterien.7. Die nächste Abdankung führt die Lernende ohne Begleitung durch.8. Auswertung nach neuen/ andern Kriterien.9. Punkt 7 und 8 können sich wiederholen, gegen Ende des Lernjahres kann nochmals einDurchgang stattfinden, bei dem die Ausbildnerin zwecks Feedback noch einmal von Anfang andabei ist.

7. SchlussEs lohnt sich, all die Aufgaben, die sich rund um einen Todesfall ergeben, sorgfältig wahrzunehmen.Menschen in aussergewöhnlicher Situation sind sehr empfindlich, aber auch empfänglich. VerpassteChancen bieten sich nicht wieder, Verstimmungen aufgrund ungenügender Wahrnehmung halten oftjahrelang an. Es ist nicht zu vermeiden, dass man da oder dort etwas verpasst, aber dieWahrnehmung einer Pfarrperson in einer (städtischen) Gemeinde hängt stark von ihrer Präsenz inAbdankungen und andern Kasualien ab. Ein entsprechender Einsatz lohnt sich auf jeden Fall, wiedie Erfahrung zeigt.

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