Koran-Studie Die Beweise · DER KORAN - EINE IRRITIERENDE LEKTÜRE Kap. 3 Die drei Beweise Kapitel...

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DER KORAN - EINE IRRITIERENDE LEKTÜRE Kap. 3 Die drei Beweise Kapitel 3 Die drei „eindeu*gen Beweise" Der Koran versucht, die verständlichen Zweifel der Mekkaner zu zerstreuen, indem die Suren immer wieder sog. „Beweise" (manchmal auch „Zeichen" genannt) aufführen. Es sind fast immer dieselben, die ständig wiederholt werden, was die Lektüre für mich nicht gerade interessanter machte. Ich habe drei wiederkehrende ArgumentaPonslinien wahrgenommen: (1) Allah ist der Schöpfer der Welt: der Erde und der „sieben Himmel“, von Sonne und Mond, Menschen und Tieren, der „beiden Wasser“ (Süß- und Salzwasser) usw. Diese Welt kann nur Einer erschaffen haben! Und: Er hat das alles für die Menschen erschaffen! Das mögen diese doch endlich einsehen. (2) Es gibt warnende Beispiele in der Geschichte der Völker, an die sich die Menschen doch erinnern sollten: Allah hat schon früher Gesandte an andere Völker geschickt (stets aus deren Reihen); diese Völker und Städte wurden vernichtet, weil sie nicht auf den Gesandten und seine Botscha_ (Ein-Go‘!) hörten. Das sei doch eine unmissverständliche Botscha_ und Warnung für alle klugen, einsichPgen Menschen! (3) Allah hat, anders als die heidnischen Go‘heiten, ein (heiliges) „Buch" als Beweis gesandt, seinen Willen sozusagen schri_lich dargelegt. Das sind interessante, aber – mit Verlaub – nicht gerade überzeugende „Beweise", die auch durch ständige Wiederholung nicht an Kra_ gewinnen. Die Wiederholung dieser Beweise in nahezu allen Mekka-Suren verdeutlicht zudem, dass die Mekkaner als ursprüngliche Adressaten der Allah-Botscha_ von der Beweislage offenbar auch nicht überzeugt waren. Der Koran bzw. Mohammed wir_ ihnen das als Verstocktheit vor und antwortet mit he_igen Strafandrohungen (ewige Höllenqualen). Die ArgumentaPon in den Suren dür_e auch für kriPsche Philosophen der AnPke eher naiv klingen, jedenfalls nicht raPonalen Kriterien (Logik, Plausibilität, empirische Belastbarkeit) genügen. In modernen Zeiten (Auflärung, Naturwissenscha_en) wirkt sie eher rührend bzw. hilflos. Nun lässt sich das sicher alles allegorisch lesen, als vereinfachte bildha_e Darstellung einer komplexen Wirklichkeit. Ich entnahm aber den Fußnoten des Übersetzers bzw. Bearbeiters, Murat W. Hofmann, dass der Koran sehr wohl einen naturwissenscha_lichen und historischen Wahrheitsanspruch erhebt. Das reizte mich dann doch, genauer hinzuschauen. 3.1 Der erste Beweis: Es kann nur einen allmäch*gen Schöpfer der Welt und der Menschen geben: Allah In der Mehrzahl der Suren wird mit mahnenden Worten an die Schöpfung erinnert, die ja so nur von Einem Go‘, eben Allah, stammen könne. Allah selbst gilt als ewig und unerschaffen. 1 Das entspricht m. E. durchaus auch bis heute den jüdisch-christlichen Go‘esvorstellungen. Eine Schöpfergo:heit: Die Vorstellung ist weit verbreitet! Die Idee, dass am Anfang der Welt bzw. des Universums eine (!) Schöpfergo‘heit steht, ist bekanntlich weit verbreitet. In vielen Schöpfungsmythen und Kosmologien bringt diese Go‘heit (oder eine Urkra_ bzw. ein Urstoff) alle kosmischen und irdischen Erscheinungsformen hervor, ggf. auch weitere Go‘heiten. Solche polytheisPschen (oder Sure 112 „AufrichPgkeit": „1. Sprich: »Er ist der Eine Go:. 2. Allah, der Absolute. 3. Er zeugt nicht und ist nicht 1 gezeugt. 4. und es gibt keinen, der Ihm gleicht.«“ Jens Reißmann 1

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DERKORAN-EINEIRRITIERENDELEKTÜRE Kap.3DiedreiBeweise

Kapitel3Diedrei„eindeu*genBeweise"DerKoranversucht,dieverständlichenZweifelderMekkanerzuzerstreuen,indemdieSurenimmerwieder sog. „Beweise" (manchmal auch „Zeichen" genannt) aufführen. Es sind fastimmer dieselben, die ständig wiederholt werden, was die Lektüre für mich nicht geradeinteressantermachte.

IchhabedreiwiederkehrendeArgumentaPonslinienwahrgenommen:

(1)AllahistderSchöpferderWelt:derErdeundder„siebenHimmel“,vonSonneundMond,MenschenundTieren,der„beidenWasser“(Süß-undSalzwasser)usw.DieseWeltkannnurEinererschaffenhaben!Und:ErhatdasallesfürdieMenschenerschaffen!Dasmögendiesedochendlicheinsehen.

(2)EsgibtwarnendeBeispieleinderGeschichtederVölker,andiesichdieMenschendocherinnern sollten: Allah hat schon früher Gesandte an andere Völker geschickt (stets ausderenReihen);dieseVölkerundStädtewurdenvernichtet,weilsienichtaufdenGesandtenundseineBotscha_(Ein-Go`!)hörten.DasseidocheineunmissverständlicheBotscha_undWarnungfüralleklugen,einsichPgenMenschen!

(3)Allahhat,andersalsdieheidnischenGo`heiten,ein(heiliges)„Buch"alsBeweisgesandt,seinenWillensozusagenschri_lichdargelegt.

Dassindinteressante,aber–mitVerlaub–nichtgeradeüberzeugende„Beweise",dieauchdurchständigeWiederholungnichtanKra_gewinnen.DieWiederholungdieserBeweiseinnahezu allen Mekka-Suren verdeutlicht zudem, dass die Mekkaner als ursprünglicheAdressaten der Allah-Botscha_ von der Beweislage offenbar auch nicht überzeugt waren.DerKoranbzw.Mohammedwir_ihnendasalsVerstocktheitvorundantwortetmithe_igenStrafandrohungen(ewigeHöllenqualen).

DieArgumentaPonindenSurendür_eauchfürkriPschePhilosophenderAnPkeehernaivklingen, jedenfalls nicht raPonalen Kriterien (Logik, Plausibilität, empirische Belastbarkeit)genügen.InmodernenZeiten(Auflärung,Naturwissenscha_en)wirktsieeherrührendbzw.hilflos.

Nun lässtsichdassicherallesallegorisch lesen,alsvereinfachtebildha_eDarstellungeinerkomplexenWirklichkeit. IchentnahmaberdenFußnotendesÜbersetzersbzw.Bearbeiters,Murat W. Hofmann, dass der Koran sehr wohl einen naturwissenscha_lichen undhistorischenWahrheitsansprucherhebt.Dasreiztemichdanndoch,genauerhinzuschauen.

3.1DerersteBeweis:Eskannnureinenallmäch*genSchöpferderWeltundderMenschengeben:AllahInderMehrzahlderSurenwirdmitmahnendenWortenandieSchöpfungerinnert,diejasonurvonEinemGo`,ebenAllah,stammenkönne.Allahselbstgiltalsewigundunerschaffen. 1Dasentsprichtm.E.durchausauchbisheutedenjüdisch-christlichenGo`esvorstellungen.

EineSchöpfergo:heit:DieVorstellungistweitverbreitet!Die Idee,dassamAnfangderWeltbzw.desUniversumseine(!)Schöpfergo`heitsteht, istbekanntlich weit verbreitet. In vielen Schöpfungsmythen und Kosmologien bringt dieseGo`heit (oder eine Urkra_ bzw. ein Urstoff) alle kosmischen und irdischenErscheinungsformen hervor, ggf. auch weitere Go`heiten. Solche polytheisPschen (oder

Sure112„AufrichPgkeit":„1.Sprich:»EristderEineGo:.2.Allah,derAbsolute.3.Erzeugtnichtundistnicht1

gezeugt.4.undesgibtkeinen,derIhmgleicht.«“

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inklusivmonotheisPschen) Vorstellungen waren in vorislamischen Zeiten auch in Arabien2

verbreitet.GegendiesevielgestalPgeGö`erweltunddiemitihrverbundenenKulterichtensichdieSuren–undderKampfMohammeds.

MohammedkonzentriertdiegesamteSchöpfungausschließlich(exklusiv)aufeineKra_odereinen Willen: Allah. Dieser hat oder braucht dabei keine Gehilfen (andere Gö`er oderGölnnen,Heiligeodergareinen„Sohn").ErbringtdieSchöpfungirgendwieaussichhervor,ganzähnlichwieGo`JHWH(Jahwe),derimKoranohnehinmitAllahidenPfiziertwird,inderGenesis im ersten Kapitel der Bibel. Dort heißt es bekanntlich: „Am Anfang schuf Go:HimmelundErde.UnddieErdewarwüstundleer,undeswarfinsteraufderTiefe,undderGeistGo:esschwebteaufdemWasser.UndGo:sprach:EswerdeLicht.UndeswardLicht.".

Allerdings wird im Koran die Abfolge der täglichen Schöpfungsakte nicht so plasPsch undzusammenhängend (Schöpfung in sechsTagenplusRuhetag)beschriebenwie inderBibel,sondern eher bruchstückha_-assoziaPv. Mohammeds Schöpfergo` ist nun aber nicht derisraeliPscheJahwe(JHWH),sondernder imarabischenRaumzwarbekannteundvielerortsbereitsverehrteGo`Allah,deraberbisdahininMekkaallenfallsalsnachgeordneteGo`heitgalt. 3

MohammedsAllah ist offenbareinemännlicheGo`heit, auchwennerm.W. im Islamalsgeschlechtslose, allmächPge Kra_ gilt. Im deutschsprachigen Koran spricht Allah von sichselbstals„Wir"oder„Er"odereben„Allah“.

EinperfekterKosmos:FürdieMenschengeschaffen!Die Grundvorstellung, das Universum müsse einen Anfang gehabt haben bzw. in einemSchöpfungsakt durch eine externe Kra_ entstanden sein, ist bis heute vorherrschend undbekanntlichauchinderchristlichenWeltPefverankert.

Die Suren argumenPeren nun aber nicht philosophisch oder naturwissenscha_lich, imGegenteil:Eswirdeigentlichimmernurdaraufverwiesen,dassalles,dasganzeUniversum,mit Blick auf die Bedürfnisse derMenschen gut (ja perfekt!) eingerichtet sei. Alles diene4

demMenschenundseinemWohl!DahinterkönnenureineallmächPge,planvollagierendeundzugleichdemMenschenwohlwollendeKra_stecken:Allah.

ImmerwiedererinnerndieSurenandiedurchaufgesetzteBergefestverankerteErde,andie„siebenHimmel" mitdendarineingesetzten„Leuchten"SonneundMondunddenWechsel5

vonTagundNacht,andieSterneundSternbilder (alsSchmuckundOrienPerungshilfe),andiemitSchiffenbefahrbarenMeere,dieFlüssealsWegweiserzurOrienPerungundandasWasser bzw. den Regen, der diewüste und trockene Erdewiederbelebt (sowie Allah am

DenBegriff„inklusivmonotheis*sch"habe ichvomÄgyptologenJanAssmannübernommen;erverdeutlicht,2

dasseso_garnichtsoeinfachist,monotheisPscheVorstellungen(EinGo`)vonpolytheisPschen(VieleGö`er)zuunterscheiden. Die „Große Göln" der frühanPken mediterranen Welt war zwar die eine Schöpfergöln, siekonnteaberinverschiedenenGölnnen-Gestaltenau_reten:alsGölnderFruchtbarkeit,alsGölndesKrieges,alsGölnderWeisheit,alsGölnderLiebeusw.

DerName„Allah“(bzw.al-ilah,Go`)könnteBezügezumkanaanäischenundspäterisraeliPschenGo`Elhaben.3

AllahwarschoninvorislamischerZeitbeietlichenarabischenStämmeneineHauptgo`heit,inMekkaaberwurdezujenerZeitHubalverehrt–nebendendreio.g.weiblichenGo`heiten.HubalgaltinMekkaalsHimmels-undOrakelgo`,seineStatuestanddamalsinderKaaba.(Vgl.Wikipedia„Hubal“).

Sure67„DieHerrscha_": „4.Der siebenHimmelerschaffenhat,einenüberdemanderen.Duerblickst inder4

SchöpfungdesErbarmerskeinMissverhältnis.Soschaudichvonneuemum,obduMängelsiehst!“AuchSure6„DasVieh"Vers96sprichtvoneiner„planmäßigenOrdnung"desUniversums.

Was mit den „sieben Himmeln" gemeint ist, wird nirgends erläutert. Vermutlich bezieht sich das auf die5

UmlautahnenvonSonne,Mondunddendamalsbekannten fünfPlaneten. In jenerZeitgingesaberaucho_wenigerumeinekonkreteAnzahlalsumZahlenmysPk.DieZahl7wardamalswieheutevongroßer,magischerBedeutung:Vonder7-Tageswochebiszur7-maligenUmrundungderKaababeiderGroßenPilgerfahrt(Haddsch).

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TagedesLetztenGerichtsdieTotenwiederbelebenwird),andiePflanzenunddieTiere,diedemMenschenalsNahrungdienen.

Der Tenor in den Suren lautet:Das alles kannnur ein allmächPgerGo` (Allah) geschaffenhaben;die altenheidnischenGo`heiten seiendazunicht inder Lage,diese könntennochnichteinmaleineFliegeerschaffen. DaszentraleArgumentdabei:AllahhatdieSchöpfung6

für denMenschen geschaffen, und alles sei ihm, demMenschen, „dienstbar" bzw. für ihnnutzbar. 7

Ähnlich argumenPert auch der Schöpfungsbericht der Bibel. Heute würden wir das eineextrem anthropozentrische Sicht nennen. Im Koran nutzt nicht der Mensch die jeweilsvorhandenenUmweltbedingungen, um angepassteÜberlebensstrategien zu entwickeln (inderArkPsandereals imRegenwaldoderinderWüste),sondernAllahhatalleszumWohledesMenschengeschaffen.DasverlangeDankbarkeit!LeideraberseiderMenschundankbar!DaswirdimKoranimmerwiederbetont.

DieseDarstellunghatdurchausanrührendeZüge,aberbesonders logischundüberzeugendist die Beweisführung nicht; sie versucht, diesen Mangel durch ständige Wiederholungauszugleichen.DazueineAnmerkung:

ZwarkannWiederholungauchein literarischesSPlmi`el sein,aberhier imKoranverteilensich die Wiederholungen zusammenhanglos auf viele Suren und viele Jahre der„Offenbarung“. Sie reagieren ganz offensichlich auf die bisherige WirkungslosigkeitMohammedsbeidenMekkanern.WiederholungalsMi`elderArgumentaPonsverstärkungfindeichvordiesemHintergrundwederliterarischnochinhaltlichüberzeugend.

ZurDarstellungderSchöpfungimKoranBei der Darstellung der Schöpfung ist der Koran aus heuPger Sicht eher etwas einfallslos(s.u.):EswerdenimmerwiederdieselbenBeispielegenannt,SurefürSureundüberalldievielen Jahre der Offenbarungen. Dieses Manko reflekPert allerdings den Stand derKenntnisse im 7. Jahrhundert in einer Region (Arabien), die damals noch nicht zu denZentrenderZivilisaPongehörte.

Man kann die Darstellungen im Koran als Allegorien für ein eindrucksvollesSchöpfungsgeschehen verstehen (Das wäre sozusagen meine Empfehlung.) – oder alsAusdruck eines prämodernen Weltbildes, das noch ungetrübt von modernennaturwissenscha_lichenErkenntnissenist,kriPsieren.

Der Koran-Bearbeiter Murad W. Hofmann interprePert allerdings einige Koranverse alsHinweis auf denUrknall oder aufWasserstoff als Grundsubstanz desUniversums oder als

Sure22„DiePilgerfahrt",Vers73:„OihrMenschen!EinGleichnisistfüreuchgeprägtworden;sohörtes:Siehe6

jene,dieihrnebenAllahanru`,niekönnensiejemalseineFliegeerschaffen,selbstwennsiesichzusammentun.UndwenndieseFliegeihnenetwasraubte,könntensieesihrnichtwegnehmen."

Sure16„DieBiene": „5.UndErerschufdieTiere füreuch. Sie lieferneuchWärmeundanderenNutzen,und7

davon esst ihr.(...) 8. Und er erschuf die Pferde und Kamele und die Esel, damit ihr auf ihnen reitet, und zumSchmuck. (...) 10. Er ist es, Der euch vom Himmel Wasser niedersendet. Davon könnt ihr trinken und davonwachsendieBäume,unterdenenihrweidenlaßt.11.DadurchlässtEreuchGetreideundÖlbäumeundPalmenundRebenundallerleiFrüchtewachsen.Siehe,darinistwirklicheinZeichenfürnachdenklicheLeute.12.UndErmachteeuchdieNachtunddenTagdienstbar,dieSonne,derMondunddieSternesindeuchebenfallsdienstbar,gemäßSeinemBefehl.(...)15.UndaufderErdeverankerteErfesteBerge,sodasssienichtmiteuchwankeundFlüsseundWegezueurerOrienjerung."

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HinweisaufdieExpansiondesUniversums,wobeier geschicktdieÜbersetzunganneuerephysikalischeBegrifflichkeitenanpasst. 8

ErundandereKoran-Exegetengehenoffenbardavonaus,dassderKorankeineAllegorien,sondern durchausmoderne,wissenscha_lich fundierteWahrheiten verkündenwürde.Dasverleitet mich dann doch zu einigen kriPschen Kommentaren, die ich so, bei anderenSchöpfungsmythen, die offenkundig in die Geschichte und die religiösen Kulte einerGemeinscha_,sprich:ineinespezifischekulturelleVorstellungswelt,eingebundensind,nichtformulierenwürde.

DochzunächstfügeicheinigeabschweifendeAnmerkungenein,eheichnocheinmalaufdieDarstellung der Schöpfung im Koran eingehe und mich mit ihrem „wissenscha_lichen“Wahrheitsanspruchauseinandersetze.(vgl.EXKURSE2-4)

Zur Schöpfungsdarstellung des Korans im Lichte moderner Wissenscha`en:ErdeundHimmelDie folgenden Ausführungen hat Murad W. Hofmann mit seiner Bemerkung (in derEinleitung)provoziert,derKoranseidieeinzigeHeiligeSchri_,die inÜbereinsPmmungmitmodernenhistorischenundnaturwissenscha_lichenErkenntnissenstehe. Daswürdemich9

beieinemgut1.400 JahrealtenTextaberwirklichüberraschen. Schauenwir alsogenauerhin:

MehrfachwirdimKorandieErschaffung(zunächst)derErdeunddannder(sieben)HimmelinsechsTagen(Sure10:3;Sure11:7)bzw.inzweipluszweiTagenerwähnt(Sure41:9.ff.). .10

IndieHimmelwerdendabeiMondundSonneals„Leuchten"undSternebzw.Sternbilderals„Schmuck"eingehängt. 11

ZunächstzudenZeitangaben:SelbstwennlautKoraneinSchöpfungstagwietausendJahresind (22:47),gehenwirheutevonMilliarden JahrenderkosmischenEntwicklungaus.DasUniversumsoll vor rund13,8Mrd. Jahren,dasSonnensystemmitderErdedeutlich spätervorca.4,5Mrd.Jahrenentstandensein.DieimKoranerwähnteReihenfolgederSchöpfungistalsounsinnig:DieErdewurdedemnachzuerst,alsovor„denHimmeln"geschaffen;ganzabgesehenvonderFrage,welche„siebenHimmel"derKoraneigentlichmeint(s.o.).

Zudem:DieSonnealshelleLeuchtefürdenTagundderMondalsschwacheLeuchtefürdieNacht zu beschreiben, ist aus heuPger Sicht kindlich naiv. Selbstverständlich hä`e der

Sure21 „DiePropheten". „30. SehendieUngläubigendennnicht,dassdieHimmelunddieErdeeineeinzige8

dichteMasse(wörtlicheÜbersetzung:eineEinheit)waren,dieWirspalteten(wörtlich:zerteilten),unddassWirdannausdemWasserallesLebendigeentstehenließen(wörtlich:WirmachtenausdemWasserallesLebendige)?Wollen sie denn nicht glauben?" Das klingt in der Tat „modern",wohl auch,weil Hofmann bewusstmodernephysikalische Begriffe (Masse, spalten)wählt.Allerdings istdas LebendigenachheuPgemKenntnisstandnicht„aus Wasser", sondern vermutlich „im Wasser" entstanden. - Der Vers entspricht im Übrigen verbreitetenVorstellungenanPkerNaturphilosophenundkeineswegsneuerennaturwissenscha_lichenErkenntnissen.Mehrdazuunter:h`ps://kereng.wordpress.com/2010/07/03/koranwunder-in-sure-21-vers-30/.

WörtlichschreibtMuratW.Hofmann(S.14):„Estrilnuntatsächlichzu,daßunterallensogenanntenheiligen9

Schri`enderKorandieeinzigeist,diekeinehistorischenodernaturwissenscha`lichenFehlerenthält."

Sure41„Erklärt":„9.Sprich:»LeugnetihretwaDen,DerdieErdeinzweiTagenerschuf?(...)«10.Erverankerte10

aufihrhochragendeBerge.(...)11.DannwandteErsichdemHimmelzu,welchernochRauch(Nebel)war.(...)12.So vollendete Er sie in zwei Tagen als sieben Himmel und teilte jedem Himmel seine Aufgabe zu. Und wirschmücktendenunterstenHimmelzumSchutzmitLeuchten."Sure71„Noah":„15Sehr ihrdennnicht,wieAllah,einenüberdenanderen,siebenHimmelerschaffenhat.16.UndinsiedenMondalsLichtunddieSonnealsLeuchtegesetzthat.?"

Sure67„DieHerrscha_“,Vers5:„Fürwahr,WirschmücktendenunterstenHimmelmitLeuchten,besjmmtzum11

VertreibenderSatane,fürdieWirdieStrafederFlammebereithalten.“

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AllmächPge das damals auch etwas präziser (und dennoch bildha_-schön) formulierenkönnen,ohnedieMekkanerzuüberfordern.

AuchfehlenwichPgeArgumente:DerMondspendetnichtnurimDunkelnLicht(wasx-malerwähnt wird), er hält auch die Erde bzw. die Bewegungen der Erdachse „imGleichgewicht" ;er lässtdasWasserderMeereregelmäßigaufundabsteigen(verursacht12

alsoEbbeundFlut)usw.DasLichtderSonneist(weitwichPgeralsderMond)entscheidendeGrundlagedes LebensaufderErde,es spendetdienotwendigeWärme im lebensfeindlichkaltenUniversum(SehrkalteWüstennächtedür_enauchdenMekkanernbekanntgewesensein); das Sonnenlicht lässt zudemdie Pflanzenwachsen als VoraussetzungPerischen undmenschlichen Lebens, es treibt die Strömungen derMeere und dieWolkenbildung an, esbringtdenRegenunddenSturmusw.).KeinWortdavonimKoran!

DieErdewirdzudemnirgendsalskugelfömig,sonderneheralsausgebreitet beschrieben–13

mitBergen(als„Pflöcke“)zurfestenVerankerung(78:7):Sonstwürdesiewackeln(!)(16:15).WarumnichtdieBergealsWolkenfänger,diedenRegenbringen,derdann inBächenundFlüssenindieEbenenströmt?

EigenarPgistauchdermehrmaligeHinweisaufdie„beidenWasser“:„53.UndEristes,Derdie beidenWasser frei fließen lässt, das eine süß und frisch, das andere salzig und bi:er.DochzwischenbeidehatEreineScheidewandundeinetrennendeSchrankegesetzt.“AuchinSure55„DerErbarmer“heißteszuden„beidenWassern“inVers20:„Zwischenbeidenisteine Schranke, die sie nicht überschreiten.“ Nunmag in der arabischenWüste Süß- undSalzwasser stets getrennt vorkommen, heute wissen wir, wie schnell Trinkwasser durchVersalzung (Vermischungmit Salzwasser) ungenießbarwerden kann. Der Koran kündigt14

dieseVermischungerstfürdenTagdesLetztenGerichtsan(82:3).

DieSchöpfungdesMenschenundderanderenLebewesenDieTiereundauchdiePflanzen(!)werdenpaarweisegeschaffen(Sure43:12;Sure20:53),wasmitderEvoluPonstheorieunddemAu_retenderLebeweseninPopulaPonensowiederTatsache, dass es viele zwi`rige, also doppelgeschlechtliche bzw. hermaphrodiPschePflanzenundauchTieregibt ,schwerinÜbereinsPmmungzubringenist.15

Dann werden im Koran neben den aus Feuer erschaffenen Engeln, das sind geflügeltemännlicheBotenAllahs,unddemSatan Iblis,einverstoßenerEngel,dersich (ausheuPgerSichtverständlich!)weigerte,vorderSchöpfungAdamaufdieKniezufallen,auchmehrfachdie„Dschinn"genannt,Geisterwesen,wederEngelnochMenschen,diedieErdebevölkern(vgl.Sure72„DieDschinn").AllesWesen,dieinsReichderMythologiegehören,andieman

DiedurchdenMondbewirkteschnellePräzession(KreiselbewegungderErdachse)stabilisiertdieNeigungder12

Erdachse und verhindert he_ige Klimaschwankungen. So trägt derMond zu einemdas Leben begünsPgendenKlimaaufderErdebei.(Wikipedia„Mond“)

Sure51„DieAufwirbelnden“Vers48:„UnddieErdebreitetenWiraus-undwieschönlegtenWirsiean!“Beim13

Koranübersetzer Rudi Paret lautet der Vers: „Und die Erde haben wir (wie einen Teppich) ausgebreitet. Wietrefflichhabenwir(sie)geebnet!“DaspasstnatürlichschlechtzurkugelförmigenGestaltderErde.

Eher komisch wirkt es, wenn Murad W. Hofmann (in einer Fußnote) den Vers 70 in Sure 56 „Das14

Unvermeidliche“als„AnkündigungvonsauremRegen“interprePert.DieSureerinnertdieungläubigenMekkaneran Allahs Allmacht: „68. Betrachtet ihr wohl das Wasser, das ihr trinkt? 69. Lasst ihr es aus den Wolkenherabkommen,oderlassenWiresherabkommen?70.Wennwirwollten,machtenWiresbi:er.“

Zwi`rig, also zweigeschlechtlich sind z. B. fast alle Blütenpflanzen, Regenwürmer, etliche Schnecken und15

Muscheln.

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glaubenkannsowieanElfenoderTrolle,dieaber inkeinerwissenscha_lichenSystemaPkdesLebendigenau_auchen. 16

All das, lieberMurad Hofmann, hat mit modernen naturwissenscha_lichen ErkenntnissenundHypothesenzurEntstehungdesUniversums,desSonnensystemsunddesPlanetenErde,derMeereundKonPnente,derGebirgeundFlüssesowiezurEvoluPondesLebensaufderErde wenig bzw. gar nichts zu tun; genauso wenig wie die jüdisch-christlicheSchöpfungsgeschichteimerstenBuchMose(Genesis)oderandereMythen,indenenVölkerund Gemeinscha_en ihren Ursprung und ihre besondere Stellung mit kosmischenEreignissenverbinden.

HierwiedorthandeltessichumanPke,mythologischgeprägteSchöpfungsvorstellungen,diezudem etliche Erkenntnisse damaliger griechischer Naturphilosophen, Astronomen undMathemaPker(z.B.AristarchsheliozentrischesWeltbildmiteinerumdieSonnekreisendenErde; Eratosthenes Berechnung der Kugelgestalt der Erde) nicht zu kennen scheinen,zumindestnichtberücksichPgen.

DenMenschen erscha{Allah aus Lehm oder Ton „wie ein Tongefäß“ (55:14) bzw. aus17

Staub(Schade,wennes„Sternenstaub"heißenwürde,kämedasdenheuPgenErkenntnissesehr nahe), zunächst offenbar, wie im zweiten Schöpfungsbericht der Bibel, als Mann(Adam), aus dem dann die Frau (Der Name „Eva" taucht im Koran nicht auf!) quasiherausgenommenwird. 18

DerKorandeutetaberan (Sure55„DerErbarmer“,Vers31),dassauchdieseDschinn irgendwieLebewesen16

sind, die dereinst wie die Menschen zur Rechenscha_ gezogen werden; einige seien „rechtschaffen“ und„go`ergeben“,anderenicht(Sure46„DieSanddünen“,Vers29ff.;Sure72„DieDschinn“:11,14).InSure55„DerErbarmer“werdendurchgehend„beide“angesprochen:MenschenundDschinn.FürbeidegibtesGärten mit sprudelnden Quellen im Paradies. In den Bericht wird immer wieder die rhetorische Frageeingeschoben: „Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da wohl leugnen?“ - eine Frage, die sichoffensichtlichanMenschenundDschinnrichtet.AllerdingsscheintauchdenDschinn-ScharenzumeistdieHöllezudrohen.

In Sure 15 „Al-Hidschr" heißt es: „26. Und wahrlich, wir haben den Menschen aus trockenem Lehm, aus17

formbarem Schlamm erschaffen. 27. Und die Dschinn (Geisterwesen) erschufenWir zuvor aus dem Feuer desglühendenWindes."InSure16„DieBiene"heißtesdann: „4.ErhatdenMenschenauseinemSamentropfenerschaffen.Dochsiehe,eristintelligentundstreitsüchjg."InSure23„DieGläubigen":„12.Undwahrlich,WirerschaffendenMenschenausreinstemTon.13.Dannsetzenwir ihnalsSamentropfenaneinesichereStä:e.14.DannmachenwirdenTropfenzuetwas,dassicheinnistet(eigtl.wörtlichzueinemBlutklumpen),unddassichEinistende(denBlutklumpen)zueinerLeibesfrucht(wörtlich:zueinemFleischklumpen)undformendasFleischzuGebeinundbekleidendasGebeinmitFleisch.DannbringenwirdiesalsweitereSchöpfunghervor."SoübersetztMuratW.Hofmann,inKlammernstehtdiesprachlichwohlkorrektereÜbersetzung.EinKommentardazu:„DerKoranbenutzthiereinKonzeptvorgeburtlicherEntwicklung,dasaufgriechisch-anjkeMedizinzurückgeht.OffenkundigwirddaswiederumbeiderZuhörerscha`alsbekanntvorausgesetzt."(aus:Deutschlandfunk-BeitragzuSure23,Vers12-14)In Sure 86 „Der Nachtstern" heißt es: „5. So betrachte derMensch doch nur, woraus er erschaffenwurde! 6.Erschaffenwurde er aus einer herausschießenden (hervorquellenden) Flüssigkeit (das arabischeWortbedeutetsowohlWasserwieSperma),7.DiezwischenLendenundRippenherauskommt."-–EinemerkwürdigeVorstellungüberdieHerkun_des Spermas (Wardennnichtbekannt,dass Spermien indenHodengebildetwerden?),diezudemdiezentraleBedeutungderweiblichenEizellefürdieMenschwerdungnochnichtkenntoderverratenwill.–OAllah!Ichglaube,DuliebstdieFrauennicht,nichtwirklich!

Sure30„DieByzanPner"verkündet:„21.ZuSeinenZeichengehörtauch,dassEreuchGasnnenauseuchselbst18

schuf,damitihrbeiihnenruht."InSure39„DieScharen"heißtes:„6.ErschaffenhatEreuchauseinemeinzigenWesen:dannmachteErausihmseineGasn.UndErsandteeuchTiereinPaaren.ErerschaleuchindenSchößeneurerMü:er,SchöpfungnachSchöpfungdurchdreiFinsternisse."(DieletzteAussageistnebulösundheuteschwerverständlich.)Sure42„DieBeratung"sagt:„11....ErhatauseuchselbstGasnnenfüreuchgemachtund(auch)ausdenTierenPaare." -DasalleserinnertstarkandieErschaffungEvasausdemKörper(derRippe)Adams,wieüberhauptdiebiblischenEinflüsseauffälligsind.

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OAllah,OJahwe,warumhastDudieFraunichtauchausLehmgeschaffen?DasswäreDirdocheinLeichtesgewesen!Undhä`edenFraueninalldenJahrhundertenvielleichtmancheDiskriminierungenerspart.

SelbstwennauchdieseAussagen (Lehm,Ton,Staub)nurallegorischdieErdverbundenheitdes menschlichen Körpers beschreiben sollten, kennen sie ganz offensichtlich noch nicht,woher auch?, die biochemischen Besonderheiten, die alle Lebewesen von unbelebterMaterie unterscheiden: Hier liegen hochkomplexe organische Moleküle in organisiertenSystemen(z.B.Zellen)vor,dieinderLagesind,sichselbstzuerhaltenundzureproduzieren.

DavonweißderKorannichts,wennerimmerwiederaufdieSchaffungdeserstenMenschenaus Lehm, Ton oder Staub verweist. Er grei_ dabei offensichtlich auf vorislamischen19

Schöpfungsmythenzurück(u.a.Genesis,SchöpfungsberichtederJahili). 20

WeitereMenschenentstehendannausSpermatropfen,die imKörperderFraureifen.EinesehrmännlichePhantasie!

Spermien,dieindenfeuchtenSchoßderFrauzumKindreifen:DaserinnertdochsehrandieGetreidesamen,diezumKeimenindiefeuchteErde gesätwerden.Dabeihabenmännliche„Samen"undPflanzensamenbiologischnichtsmiteinanderzutun.Pflanzensamenenthaltenbereits einen Embryo (aus verschmolzenen männlichen und weiblichen Zellen undGenomen)sowieeinmehroderwenigergroßesNährstoffpaketzurVersorgung.Diewinzigenmännlichen Spermien dagegen liefern lediglich durch Befruchtung der großen weiblichenEizelledenImpulsfürderenEntwicklungzumEmbryo.

Die Bedeutung der Frau bzw. des weiblichen Anteils an der Menschwerdung undFortpflanzungwirdalsovölligverkannt,waraberauchdamalsum600n.Chr.schlichtnochnichtbekannt. 21

Im Koran steht auch nichts von ökologischen Kreisläufen, von der Vernetzung bzw.wechselseiPgen Abhängigkeit von Pflanzen und Tieren, von Pilzen und Bakterien ganz zuschweigen, von erstaunlichen Angepasstheiten (z. B. Insekten und Blütenpflanzen), vonSymbiosen und vom Wandel der Arten usw. usw. Es gäbe so viel Staunenswertes undÜberraschendes über diese „Schöpfung" zu berichten, auch Etliches, das schon damalsbekanntwar. Leider verzichtenMohammedunddie Surendarauf, siewiederholen ständigdiegleichen(obenweitgehendgenannten)Beispiele. 22

So viel zumersten „Beweis" für denEinenGo`,denalleinigenundallmächPgen SchöpferdesUniversums,desLebensunddesMenschen.Werwill,magundkanndaranglauben.Unddrauf verweisen, dass es ja durchaus etliche sehr gläubige bzw. religiöseNaturwissenscha_lerundNaturwissenscha_lerinnengibt.

TonoderLehmbestehtausanorganischenElementen(Silizium,Aluminiumu.a.),dieimKörperdesMenschen19

allenfallsalssog.Spurenelementevorhandensind.

Vgl. dazu den jemeniPschen Autor Abdullah al-Udhari, der den vorislamischen Schöpfungsmythos der20

arabischenJahili-Kulturrekonstruierthat.DieTAZha`eihnvorJahrenabgedruckt(4./5.10.1997;denArPkelhabeichautewahrt.MehrdazuimExkurs2.

AuchhierversuchtMuradW.Hofmann,denKoranverseneinenmodern-wissenscha_lichenAnstrichzugeben,21

indemerz.B. inSure76„DerMensch“Vers2 soübersetzt:„Siehe,WirerschufendenMenschenfürwahrauseinemTropfenSamen,dersich(mitderEizelle)vermischt,…“. ImKoranstehtvoneiner„Eizelle“offenbarnichts.R.Paretübersetztso:„WirhabendenMenschenauseinemTropfen,einemGemisch(vonSperma)(minnuuajnamschaadschin)geschaffen,(…)“.

NurinSure6„DasVieh",Vers99findeicheineentsprechendeAndeutung:„BeobachtetdieFrucht,wennsie22

sichbildetundrei`.Siehe,darinsindwahrlichZeichenfürgläubigeLeute."

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Dahalteiches(ausnahmsweise)mitdemKoran(Sure109„DieUngläubigen",Vers6):„EucheuerGlaubeundmirmeinGlaube!",auchwennderNamederSureverdeutlicht,dassderZusammenhangdesVersesetwasandersgelagertist.

SindReligionenunverzichtbar?

Ich habe in meiner Studie „Gemeinsinn und Eigensinn" erläutert, wie meiner Meinung23

religiöser Glaube entstanden sein könnte bzw. warum alle Völker und Kulturen religiöseGeschichtenundKulteerfundenhaben:Religionen, religiöseFeiern,Zeremonien,Gesänge,Prozessionen, religiöse Kunstwerke und Erzählungen schaffen einen festen, emoPonalenZusammenhalt, sie sP_en ein Pefes Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit sowohlinnerhalb einer Gemeinscha_ als auch mit dem kosmischen Ganzen. Über JahrtausendehabenReligionenundreligiöseKulteinallerWeltdasZusammenlebenderGemeinscha_enundStaatengeordnetundgeregelt.

Religionen spenden Trost und Hoffnung in Krisenzeiten; sie führen die beunruhigendenKonPngenzerfahrungen, also die vielen unerklärlichen Phänomene, Zufallsereignisse undUngewissheiten, mit denen die Menschen zeitlebens konfronPert sind, vor allem dasPhänomendesTodes,aufdasWirkenhöhererMächteundKrä_ezurück;siedeutensodasfürdenVerstando_Unfassbareundversuchenzugleich.durchRituale,Gebete,Opfer,Bußeusw.sichvonGefühlenderSchuldzuentlasten,HoffnungzusP_enundEinflusszunehmenaufdaskün_igeLebenundSchicksal.

So gesehen sind Religionen emoPonal und sozial wichPge und lange Zeit unverzichtbare„Erfindungen“gewesen,diedurchWissenscha_undVernun_nurschwerzuersetzensind.Ich halte es daher für unwahrscheinlich, dass sich Religion und Religiösität völlig auflösenwerden,auchnichtineinerraPonalbzw.wissenscha_lichgeprägtenWelt.

Nichtreligiöse („go`lose“) Menschen müssen damit leben, angesichts der Endlichkeitmenschlicher Existenz und anderer „Unfassbarkeiten“ nicht auf trostreicheGlaubensgewissheiten zurückgreifen zu können; religiöse Menschen („Gläubige“) müssendamit leben, dass Vernun_ bzw. gesunderMenschenverstand doch erhebliche Zweifel andenDogmenundGlaubensgrundsätzenjedwederReligionbegründen.DagehtesdemKorannichtbesseralsderBibel.

DerKoransprichtwiederholtdavon,dasserdoch„klareBeweise"füreinsichPgeMenschenliefere. Der erste Beweis, nur Allah könne diesen perfekten Kosmos geschaffen und derMenschheitzurVerfügunggestellthaben,bietetzwarErklärungenfürgläubigeMenschen–sowieandereSchöpfungsmythenundreligiöseErzählungenauch;dieBeweisführungistm.E. aber auch für die damalige Zeit wenig stringent und raPonal und empirisch –verständlicherWeise–mitnichtenaufdemStandheuPgerErkenntnisse.

Dennoch, ob ein allmächPger Go` (Allah, Jahwe o.a.) bzw. eine allmächPge Göln dasUniversum planvoll erschaffen hat oder ob alles ohne eine planende, schöpferischeIntelligenzentstandenist,bleibtletztlicheineGlaubensfrage.

Vgl. www.jensreissmann-studien.de: „Gemeinsinn und Eigensinn, Teil I „Der Mensch - ein Wir", Kapitel 423

„Rituale,ReligionundKunst“.

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3.2 Der zweite Beweis: Historische Beispiele für die Vernichtung derUngläubigenAls weiterer „Beweis" für die Wahrheit der Offenbarungen dienen immer wiederErinnerungen an historische Begebenheiten, in denen Allah Völker und Städtevernichtete,dienichtaufseineGesandtenhörenwollten.ImmerwiedermahnendieSuren die „Ungläubigen“, gemeint sind die mehrere Go`heiten verehrendenMekkaner,sichdochzuerinnern,wieesdiesenVölkernerging.

Gesandte sind im Koran stets Verkünder einer Eingo`-Religion, wobei mit diesemGo` stets Allah gemeint gewesen sei. Immer wieder habe Allah schon in derVergangenheiteinenGesandtenausderMi`eeinesVolkesodereinerStadtberufen,denMenschendie entscheidendeBotscha_ zuüberbringen:Hört auf zu sündigen,indemihreandereGö`eranbetet.VerehrtalleinAllah–oderihrseidverloren!

Leiderhä`endieVölkerundStädtedenjeweiligenGesandten(immerMänner!)nichtakzepPert, ihn verspo`et und bedroht und sich geweigert, seine Botscha_ zuakzepPeren;odersiehä`endieBotscha_späterverfälscht,wiez.B.dieJudenunddieChristen,dieals„LeutederSchri`"bezeichnetwerden,dasievonAllahbereitseineschri_licheBotscha_erhielten:Tora(FünfBücherMose)bzw.Evangelium.

Allah hat das mit drasPschen Bestrafungsmaßnahmen geahndet, an die sich dieMenschen(z.B.imMekka)docheigentlicherinnernmüssten!

ImKoranwerdennunwiederholtundnahezugleichlautend insbesondere folgendeBeispielegenannt.

DerGesandteNoah(Noach)-unddieSinulut(Sündflut)DadasVolkNoahsnichtaufseineEingo`-Botscha_hörenwollte,wurdees(bzw.diegesamtedamaligeMenschheit) in einer großen Flut vernichtet: Alle ertranken,mitAusnahme von Noah und seiner Familie, die sich auf Allahs Rat hin in eine Archere`eten. DieserErzählstoffistvermutlichderBibelbzw.derToraentnommen,die24

wiederum auf eine ältere babylonische Erzählung zurückgrei_, die im Gilgamesch-Epos(ausdem2.Jahrtausendv.Chr.)enthaltenist.

Die gere`ete Familie Noahs erwies sich danach im Übrigen als moralisch wenigvorbildlich,was allerdings im Koran nicht erzähltwird:Noah besäu_ sich und seinSohnHammokiert sichüberdennacktdaliegendenVater,dasberichtet zumindestdasAlteTestament(AT).Dapasstesnatürlichgut,dassdieKanaaniter,mitdenendieIsraelitenbeiderLandnahme imDauerzwist lebten,alsNachfahrendesverfluchtenHamgalten,kurz:keineGnadeverdienten.AberauchimKoranweigertsicheinSohnNoahs,diere`endeArchezubesteigen–folgerichPgertrinktderUngehorsame.

DiesesMoPv kennt die biblischeVariante der Erzählung nicht. AlsNoah nachfragt,wirder vonAllahdeutlichermahnt (Sure11 „Hud“): „46. ( ...)Bi:eMichnichtumetwas, das sich deinemWissen entzieht." – Ich verstehe das so: KriPsche oder garvorwurfsvolleFragenmagAllahgarnicht!AllahfordertstriktenGehorsam.Aberauchder al`estamentarische Jahwe tri` aus heuPger Sicht extrem autoritär auf:Ungehorsamwirdhartbestra_.

Sure 11 „Hud" beschreibtmehrere Beispiele von Völkern, die nicht auf ihre Gesandten hörenwollten und24

dahervernichtetwurden.SoauchNoahsVolk.AlsdieKatastrophe(Sin~lut)droht,lässtAllahNoahdieberühmteArchebauen.

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DerGesandteMoses,seinBruderAaron–undderPharaoDiese Geschichte wird im Koran mehrmals erzählt, aber o_ nur in spärlichenAndeutungen, relaPv ausführlich dann in Sure 7 „Die Anhöhen". Der ägypPschePharaoundseinVolkwolltennichtaufdenGesandtenMoseshören,auchnichtnachmehreren Strafplagen: Im Koran werden nur sehr knapp „Hungerjahre undFehlernten" (7: 130) genannt , dann heißt es in Vers 133 – ohne die Details desBibelberichts über die zehn Plagen, die Go` Jahwe dem Pharao und seinem Volkschickte:„UndsosandtenWirübersiedieFlutunddieHeuschreckenunddieLäuseund die Frösche und das Blut, lauter deutliche Zeichen. Sie aber benahmen sichhochnäsigundbliebeneinsündigesVolk."

Im Koran ist also das ganze ägypPsche Volk sündig („Sie waren in der Tat einverdorbenes Volk!“ (43: 54), während die zehn Plagen in der Bibel lediglich denPharao zur Einsicht zwingen sollen. Bei der Verfolgung der fliehenden Israelitenwurde lautKorandahernichtnurPharaosHeer, sonderndas ganzeVolkdurchdieWassermassendes(zuvor„geteilten")RotenMeeresvernichtet(ersäu_). 25

DassdiesesdramaPscheEreignisaberinkeinerandernhistorischenQuelle,wederinägypPschen, noch in syrischen, hethiPschen oder babylonisch-assyrischen usw.erwähntwird,sollteauchgläubigeMuslime(bzw.wortgläubigeJudenoderChristen)nachdenklich sPmmen. Mit historischen Fakten haben weder der Bibel- noch derKoranberichtetwaszutun.

Die so gere`eten Israeliten erwiesen sich bekanntlich als wenig dankbar undrebellierten schon bald gegen Moses Eingo`-Botscha_, indem sie ihren altenGo`heiten opferten, durchausmitUnterstützung vonAaron: beim sog. „Tanz um'sGoldene Kalb", der eine Rückkehr zur Baal-Verehrung mit seinem SPer-Kultbeschreibt.MoseverziehzwarseinemBruderAaron, ließaber,sodieErzählung imAT,TausendeseinereigenenLandsleuteabschlachten(Exodus32,25-28).DerKorandeutetdasnuran.

Die entsprechende Bibelstelle hat m. W. die Christen und Juden in all denJahrhundertenerstaunlichwenigempört!

DerGesandteLot –unddieVernichtungderStadtSodom26

AuchdieseGeschichte(derVernichtungvonSodomundGomorra)istvermutlichderBibel bzw. der jüdischen Tora entnommen. Sie wird im Koran in elf Surenangesprochen, o_ nur als mahnende Erinnerung.Wieder findet der Gesandte LotkeinGehörbeiseinemVolk,dasschließlichdurcheinenFeuerregenvernichtetwird,wobei der Koran vor allem die sündha_e Homosexualität der Bewohner (wirklichaller?)alsGrundfürdieVernichtungbetont.

AuchhierzeigtensichdieÜberlebenden(LotundseineTöchter)lautAT(Genesis19)alsmoralischweniggefesPgt:BeideTöchterverführtenihrentrunkenenVater(Hater

Sure7„DieAnhöhen":Vers136:„UndsoübtenWiranihnenVergeltungundließensieimMeerertrinken,weil25

sieUnsereZeichenderLügeziehenundnichtaufsieachteten.“Sure43„DergoldenePrunk“:,Vers55:„DasieUnsaberherausgefordertha:en,nahmenWiranihnenVergeltungundließensieallesamtertrinken.“

Da in dieser Geschichte auch Abraham (arab. Ibrahim) mitmischt, kann es sein, dass er der eigentliche26

GesandteAllahsistundnichtseinNeffeLot.DieGeschichtewirdu.a.inSure7„DieAnhöhen":Vers19bis85undSure 11 „Hud", Vers 69 bis 83, als ein warnendes Beispiel für Allahs Bereitscha_ und Fähigkeit geschildert,Ungläubigebzw.Sünderzuvernichten.

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dawirklichnichtsgemerkt?)undzeugtensoSöhneundneueStammesväter:diemitden Israeliten also verwandten, aber eben auch „sündbelasteten" Moabiter undAmmoniter.DieseunmoralischenFolgenthemaPsiertderKoranallerdingsnicht.

DassLotausheuPgerSichtwenigvorbildlich, jageradezuschändlichdemMobvonSodom, der die Herausgabe der Boten (Engel) Allahs verlangte, die Lot bei sichbeherbergte, sta`dessen seine jungfräulichen Töchter anbot, verhüllt der Koran-BearbeiterMuradW.HofmannaufpeinlicheWeise, indemerdieseHerausgabezurVergewalPgungquasialsEheangebotinterprePert(15:71) . ImAT(Gen19,8)sagt27

Lotdagegenunmissverständlich:„Machtmitihnen,wasihrwollt."

Die beiden Engel verhinderten dann den Gewaltakt, sta`dessen wurde Sodom ineinem Feuerregen (bzw. in einem „Hagel von Backsteinen", Sure 11 „Hud": 82)vernichtet. 28

In dieser Naturkatastrophe mussten außer Lot und seinen Töchtern alle anderen,auchKinder und Säuglinge, Jungfrauen,Alte undKranke, zufällig anwesendeGästeundReisendeusw.elendigsterben;diesaberwirdwederimKorannochinderBibelals Problem themaPsiert. Im Gegenteil, in Sure 11, Vers 117 heißt es: „Dein HerrwürdenieStädteungerechterweisevernichten,solangeihreBewohnerrechtschaffensind."

Dass dasmitunterwenigmoralischeHandelnder biblischenAllah-Gesandten (z. B.Noah, Lot, aber auch David, der laut Bibel immerhin Ehebruch begeht und einenMordamEhemannseinerGeliebtenanordnet)imKorankeineErwähnungfindet,isttypisch: AllahsGesandte sind hiermoralisch durch und durch integer und frei vonjederSündeoderSchuld. 29

Diese einseiPg posiPve Darstellung der früheren Gesandten bereitet natürlich dieentsprechendeWahrnehmungMohammedsalsletztlichfehlerlosundunfehlbarvor.DieBibelschildertdie„Gesandten“dagegenauchinihrenAmbivalenzen,SchwächenundFehlern–undtrotzdemmitVerehrung,wasichdeutlichsympathischerfinde.

Alle genannten Beispiele sind (biblische) Geschichten, und ich möchte betonen:erfundene Dichtungen bzw. moralische Lehrstücke, allerdings mit einzelnenhistorischenKernen.EssindGeschichten,dieoffenbar inArabienbekanntgewesensind; siewerden daher im Koran stets nur angedeutet oder imVergleich zur Bibelbzw.Toranurbruchstückha_geschildert.EntscheidendfürdenKoranistdieständigwiederholteErinnerungandieVernichtungderungläubigenundsündha_enVolkeralsMahnungandieungläubigenMekkaner.

Ich fragte mich beim Lesen, ob gläubige Muslime, Juden oder Christen dieseErzählungenausBibelundKoran tatsächlich fürhistorischeTatsachenhalten.Dazuseinurkurzangemerkt:Eshatindenletzten10.000Jahren,seitunsereVorfahreninDörfern und später auch in Städten leben, nachweislich keine weltweiteFlutkatastrophe (Sin~lut) gegeben, wohl aber einzelne gewalPge, regionale

Vers71 lautet :„Er(Lot)sprach:»HiersindmeineTöchter,wenn ihresdenntunwollt.«“MuratW.Hofmann27

kommenPert:„Besserzuheiraten,alssichderHomosexualitäthinzugeben.“

ObesdieStädteSodomundGomorrawirklichgegebenhat, istumstri`en.Wenn ja,dann lagensie ineiner28

geologischsehrfragilenRegionnahedesTotenMeeres.(Vgl.Wikipedia„SodomundGomorra“)

Sure6„DasVieh",Vers84:zähltdieGesandtenundProphetenaufundbehauptet:AllewarenRechtschaffene.29

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Hochwasserkatastrophen in Mesopotamien (Euphrat und Tigris) oder beimDurchbruchdesMi`elmeeresamBosporusindasheuPgeSchwarzeMeer(ca.6.300v. Chr.); Erinnerungen daran sind sicher in die mündliche Überlieferung etlicherVölker und Kulturen eingeflossen. Eine globale Sin~lut hä`e jedenfalls geologischundarchäologischdeutlichnachweisbareSpurenhinterlassen.

AucheindramaPschesEreigniswiedieVernichtungderägypPschenArmeeodergardesgesamten„verdorbenenVolkes“ imRotenMeerwäre inderübrigenWeltnichtunbemerkt geblieben. Weitere Dokumente oder geologische bzw. archäologischeZeugnisseliegendazunichtvor.

Im Übrigen dür_e der gesamte sog. Auszug (Exodus) der Israeliten aus derägypPschen Gefangenscha_ einschließlich der wundersamen Teilung des Meereseineabsichtsvoll erfundeneGeschichteder israeliPschenPriesterscha_zurZeitdersog. Babylonischen Gefangenscha_ (6. Jhd. v. Chr.) sein. Der Koran übernimmt30

dieseGeschichte,weilsiegutindastheologischeProgrammpasst:denAutaueinesDroh-undBestrafungsszenariosgegenüberdenungläubigenMekkanern.

VomUntergangweitererStädteundVölkerDaneben werden die Mekkaner wiederholt an die Vernichtung der „Ad" und der„Thamud" erinnert, zweier arabischen Völkern, über deren Existenz und Endeansonsten keine historischen Belege vorliegen; deren völlig ungeklärtes Schicksalzumindest heute also wenig erschü`ernd ist, da keiner mehr weiß, wer dieseMenschenwarenundworindennnungenauihreschwereSchuldlagundinwelcherhistorischüberliefertenKatastrophesiezugrundegingen. 31

Ich fragtemich,warumderangeblichdochzeitlosgülPgeKoranauchunsheuPgenMenschen nun ausgerechnet und immer wieder vom Untergang dieser völligunbekanntenkleinenStämmeberichtet,wodochtausendeandereVölkerundReicheebenfallseingewaltsamesoderjähesEndefanden,darunterweitbekannterewiedieHethiterundAssyrer,dieInkasundAzteken,dieHunnenunddieGoten,dieHererounddieSiouxundvieleandereindigeneVölker.

Nunja,esgingdamalsebendochprimärodersogarausschließlichumdiearabischeWelt. Der Koran ist ganz offensichtlich eine für die arabischen Völker besPmmteBotscha_gewesen!

Vgl. meinen Beitrag „Monotheismus und Heilige Kriege“ im Internet unter www.jensreissmann-studien.de/30

Aktuelles

WasüberdieThamud,dieimKoranimmerhin26mal(!)erwähntwerden,bekanntist,lässtsichbeiWikipedia31

„Thamud"nachlesen:Esistnichtviel!UrsprünglichinSüdarabienbeheimatet,siedeltensiespäterimnördlichenArabien. - Sie sollen laut Koran die Kamelstute des Gesandten am Trinken gehindert und ihr die Sehnenzerschni`enhaben,wasAllahsStrafeauslöste:Siewurdendurcheinen„Schrei"(Sure11„Hud",Vers61bis68),inSure7„DieAnhöhen",Vers78durcheinErdbebenvernichtet.AnihreVernichtungwerdendieMekkanerbzw.dieUngläubigenimmerwiedererinnert.AuchdieAdwerden immerwieder erwähnt (z. B. Sure 69: 4ff.). Siewurdendurch einen tagelangen „eisigenSturmwind“vernichtet.Warumbleibtunklar.Daneben werden im Koran vereinzelt auch andere Völker genannt, die Allah stra_e: z. B. die„Waldbewohner"(Sure15„Al-Hidschr",Vers78)unddas„VolkvonAl-Hidschr"(15:80),überdieheuteebenfallsnichtsbekanntist.Bekannter (durch das AT) sind nur die Midianiter (im Koran als Madyan bezeichnet), offenbar ein(betrügerisches?) Händlervolk im Nordwesten Arabiens, das nicht auf den Gesandten Schuayb (der biblischeJethro)hörenwillundvonAllahebenfallsdurcheinen„Schrei"(Sure11„Hud",Vers84bis95)bzw.einErdbeben(Sure7:91)vernichtetwird.AuchdazugibteskeineweiterenhistorischenQuellenoderBelege.

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NaturkatastrophenundHeiligeKriegeAllah vernichtet dabei primär durch Naturkatastrophen (Wasserfluten, Seuchen,Stein- und Feuerregen, Stürme, Erdbeben usw.), offenbar zunächst nicht durchkriegerische AkPonen, die dann als „Heilige Kriege" zu bezeichnenwären: Kriege32

nichtnurimNamen,sondernimAu_ragAllahs.

NurinSure17„DieNachtreise"(Vers4-7)wird–bezogenaufdie„KinderIsraels"–davon gesprochen, dass sie (die Israeliten) „zweimal Unheil anrichten" und dafüroffenbar durch fremde Heere bestra_ würden. Welche „Unheile" und „Strafen"gemeintsind,bleibtunklar.MuradHofmanninterprePertdiezweimaligeZerstörungdesjüdischenTempelsinJerusalem(ca.590vorChr.durchdieBabylonierund70n.Chr.durchdieRömer)alsdiehiergemeintenStrafenAllahs.Welche„Unheile“demvorausgingen,lässteroffen.

DerKorandeutethierzumindestan,dassAllahgelegentlichdochdieHeerefremderHerrscher (also Ungläubige!) für seine Strafgerichte eingesetzt habe. Ein heikleAussage,dieallerdingsauchimAltenTestamentzufindenist:DerProphetHabakukkündigtum630/600v.Chr.einStrafgerichtJahwesfürseinenfrevelha_enLandsleutean, ausgeführt durch die heidnischen Chaldäer (Neubabylonier) unter KönigNebukadnezarII.

Die Vorstellung, dass nicht nur Naturkatastrophen, sondern auch kriegerischeÜberfälle fremder Mächte als Strafgericht einer zürnenden Go`heit zu verstehensind,waralsofrüherweitverbreitet.

VieleangedeuteteGeschichten–undeineAusnahmeAlle Vernichtungsbeispiele werden im Koran nur angedeutet und nirgends imZusammenhang „erzählt“: Sie spielen sozusagenmitErinnerungsversatzstückenderZuhörendenoderLesendenundwerdenletztlichalsbekanntvorausgesetzt.Auchdasverdeutlicht: Der Koran wendet sich an Menschen, die diese Geschichten durchmündliche Überlieferungen kennen! Er wendet sich an die arabische Bevölkerungvon Mekka und Umgebung – und an die örtlichen jüdischen und christlichenGemeinscha_en.

Verglichenmit der Bibel bzw. TorawerdendieGeschichten imKoranweitwenigeranschaulich erzählt, sie enthalten dafür aber fast immer eine spezifischeAkzentuierung: So werden die zehn Plagen, mit denen Allah/Jahwe die Ägypterheimsuchte, im Koran nur sehr kurz und unvollständig erwähnt (s.o.), derZaubertrick, mit dem Moses die ägypPschen Zauberer übertrump_e dagegenmehrfachundrelaPvausführlich beschrieben(z.B.Sure7„DieAnhöhen“:103ff.).Die„Story“mussMohammed,derjadievondenMekkanernwiederholtgefordertenWundernichtvollbringenkonnteoderwollte,sehrbeeindruckthaben.

EineAusnahmeistdieGeschichtevonJosefundseinenBrüdern(Sure12„Josef"),dieimKoranals„schönstederGeschichten"wiedergegebenwird,unddie–miteinigenAbweichungen vom biblischen „Original" – relaPv ausführlich schildert (Vers 3 bis103),wie Josef in Ägypten allen Verführungen (von lüsternen Frauen!)widersteht,rechtschaffen und Allah treu ergeben bleibt und dafür von Allah belohnt wird

DerBegriff„HeiligerKrieg"tauchtimKoranallerdingsgarnichtauf.MitdemheutegernziPerten„Dchihad"ist32

ursprünglich etwas anderes gemeint:Nämlich dieAnstrengungderGläubigen auf demPfadderGerechPgkeit.(Vgl.dasInterviewmitH.Bodzinimo.g.FocusMagazin.)

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(inklusive Wiederversöhnung mit den Brüdern, die ihn bekanntlich damals in derHeimatausNeidundEifersuchtineinenBrunnenwarfen,umihnzutöten).

Aberhiergeht'snichtumdieVernichtungeinesungehorsamen Volkes,sondernumeinen Gesandten (Josef), dem es trotz widriger Umstände gelingt, Allah treu zubleibenundderdafürbelohntwird.

Ungehorsam und „Götzendienst“ (Verehrung anderer Go`heiten) werden schwerbestra_,Glaubenstreuewirdzuverlässigbelohnt:DieseBotscha_enübermi`elndieGeschichtenimKoran.

SovieleGesandte–undkeinerhörtaufsie!Der Koran nennt auch andere Gesandte, dabei blieb mir aber unklar, welchegö`lichenStrafgerichtemitihremAu_retenverbundenwaren.SowirdmehrmalsderisraeliPscheStammvaterAbraham(arab.Ibrahim),einederzentralenGründerfigurenauch im Islam , erwähnt, der in seinem Volk auf Ablehnung stößt, ebenso die33

israeliPschen Könige David und Salomo, die alle als Gläubige im Sinne Allahsgehandelthä`en.VonStrafgerichtenistabernichtdieRede.

InsbesonderebeiderGeschichtemitSalomoundderKöniginvonSaba(Sure27„DieAmeisen", Vers 22- 44) bleiben neben einigen inhaltlichen Ungereimtheiten auchFragenüberdieeigentlicheBotscha_dieserSurezurück.EinStrafgerichtwirdnichtbeschrieben,auchnichteineLäuterungdesungläubigenVolkesinSaba. 34

Offenbar haben die Beispiele für gö`liche Strafgerichte bei denMekkanernwenigEindruck hinterlassen, so dass ihre Erwähnung in den Suren über Jahre hinwegständig wiederholt wird, was beim Lesen auf mich eher ermüdend dennüberzeugendwirkte.

Eine interessante Aussage lautet, dass Allah gerecht sei und niemals ohneentsprechendeVorwarnungdurcheinenWarneroderGesandtenausderMi`edesbetreffendenVolkesdessenVernichtungvollstrecke.

ZujedemVolkwerdeeinGesandterkommen!(Sure10„Jonas",47) .Und:Solange35

dieBewohner„rechtschaffen" sind,würde ihreStadtnichtdurchAllahvernichtet. 36

EinrechtvagesVersprechen!

Abraham/Ibrahimgilt imKoranabernichtalsStammvaterder Israeliten,sondernalsersterarabischerHanif,33

alsoalsersterMonotheist(VertreterderLehredesEinenGo`es).

SalomounddieKöniginvonSaba:HistorischsindsüdarabischeKöniginnenbelegt,aber indeutlich jüngerer34

Zeit;eineKöniginvonSaba isthistorischebensowenigbelegtwiedasgrandioseKönigreichSalomos;dasallessindmit hoherWahrscheinlichkeit biblische Legenden, die später vom Koran aufgegriffen wurden. (Vgl. IsraelFinkelstein,NeilA.Silberman„DavidundSalomo.ArchäologenentschlüsselneinenMythos")

Jonas:ZumgaliläischenProphetenJonaheißtesinSure10„Jonas":„98:KeineinzigesVolkgabesje,dasso35

geglaubtha:e,dassseinGlaubenihmvonNutzenwar,außerdemVolkvonJonas.Alsdiesesglaubte,befreitenwiresvonderSchandederErniedrigung inder irdischenWeltundgewährtem ihmeinenNießbrauchaufZeit."Mehrsteht indieserSurenichtzuJonas.Nunwüßteichgern,wasmitdiesemPrivilegfürdas„VolkvonJonas"gemeintistundworaufesberuhte.AuchJesusstammteausGalilea,aberdieAussagepasstm.E.nichtzuihm.WiedersoeineUngereimtheit!DerKoranlesertapptimDunkeln!Erwähntwirdder„ManndesFisches"dannnurnochinSure21:87,woer„inderjefenFinsternis"(imBauchdas„Fisches"?)sichzuAllahbekenntundinSure68:48f.,woerwähntwird,dass„dermitdemFisch"vonAllahsGnadeerreichtwurde.DieGeschichteumJonasunddemsog.WalfischmussinArabienrechtpopulärgewesensein.MeirShalev(„DerSündenfall-einGlücksfall?AlteGeschichtenausderBibelneuerzählt")erzähltsievollerIronieundsehrlesenswertnach(S.97ff.).

Sure11,117):„DeinHerrwürdenieStädteungerechterweisevernichten,solangeihreBewohnerrechtschaffen36

sind."

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DERKORAN-EINEIRRITIERENDELEKTÜRE Kap.3DiedreiBeweise

DerLeserwundertsichEs verwundert, wie gesagt, dass eine doch angeblich an alle Völker gerichtetehimmlische „Offenbarung" lediglich eine dünne Zahl von Beispielen für gö`licheStrafgerichte benennt, alle aus demNahen Osten, fast alle offenbar aus der BibeloderanderenörtlichenÜberlieferungenübernommen–undüberall die JahrederOffenbarunghinwegimmerdiegleichen.

WährenddasSchicksalderAdundThamudoder(weitseltenergenannt)derMadyan(Midianiter) in weiten Teilen derWelt absolut unbekannt ist und vermutlich auchweniginteressiert,undauchdieerwähntenbiblischenBeispielevielerortsvermutlichgarkeinenodernureinengeringenBekanntheitsgradha`enundhaben,gabesdochauch zu Mohammeds Zeiten einige gewalPge Katastrophen, die im KoranmerkwürdigerWeisenichterwähntwerden.

So sind Berichte über das dramaPsche Ende von Pompeji undHerculaneumdurchdenAusbruchdesVesuv79n.Chr.offenbarnichtbisArabiengelangt–oderesließsich kein „Warner" bzw. Allah-Gesandter idenPfizieren. Wahrscheinlich und wenigüberraschend ist, dass viele weltweite Ereignisse damals in Mekka einfach nichtbekanntwaren. 37

Im Koran sind jedenfalls keine Berichte über gö`liche Strafgerichte (Zerstörungen)außerhalb des ägypPsch-babylonischen bzw. jüdisch-arabischen Kulturkreises zufinden. Für mich wurde beim Lesen immer klarer: Der Koran übermi`elt einezeitgebundeneBotscha_füreinenbegrenztenAdressatenkreis.

Naturkatastrophenalsgö:licheStrafen:EinenaiveVorstellung!Naturkatastrophenalsgö`licheStrafgerichtezudeuten,wäreallerdingsausheuPgerSicht eher einem Mangel an naturwissenscha_lichen Kenntnissen geschuldet,verbundenmitdemabsichtsvollenAutaueinereinschüchterndenDrohkulisse.

EsmüssteeigentlichauchMohammedaufgefallensein,dassUnglücke,Krankheiten,UnfälleundKatastrophendieMenschenganzunabhängigvon ihrerLebensführung,MoralundGlaubensstärketreffenkönnen.EineArt„Sodom-und-Gomorrha-Prinzip",dasBösewirdschonimDiesseitsbestra_,istjedenfallshistorischnichtzuerkennen,auch wenn es bis heute religiös moPvierte Versuche gibt, jedes Erdbeben, jedeSeucheoderjedenSchiffsuntergang usw.alsStrafeGo`esfürschwereSündenzu38

deuten.

Der Koranmerkt durchaus an, dass auchnach Strafgerichten etliche „Übeltäter ihrüppigesLebenweiterforuührtenundsichinSündeverloren",schiebtaberdieSchulddemUmstand zu, dass es eben zuwenig Tugendha_e gegebenhä`e, die sich denMissetatenwidersetzten(Sure11„Hud":116).

Nunkannichmirdocheinige„go`eslästerliche"Anmerkungennichtverkneifen,dienatürlichnichtsoganzernstgemeintsind.(Vgl.EXKURSE5-7)

EreignissewiederdramaPscheVulkanausbruchaufderÄgäisinselSantorin (damalsThera)um1500/1600v.37

Chr.undderdamitvermutlichzusammenhängendeNiedergangderminoischenKulturaufKretafindenimKorankeineErwähnung;natürlichauchnichtdieZerstörungderMayastädtedurchDürreundVulkaneoderErdbeben,beginnendetwazurZeitMohammeds.Schade.Dashä`edochmanchenZweiflerüberzeugt,wenneinVersz.B.sagen würde: „Wenn ihr nur wüsstet! Auch weit imWesten hinter dem großen Meer werde Ich viele StädtevernichtenundReichevonUngläubigenzerstören....."

InSure42„DieBeratung“lässtAllahSchiffe„verdientermaßenuntergehen“(Vers34).38

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DERKORAN-EINEIRRITIERENDELEKTÜRE Kap.3DiedreiBeweise

3.3DerdriUeBeweis:Das„Buch"mitdenWortenAllahsErwürde eine Schri_, ein Buch vorlegen bzw. daraus vortragen, in demdieWorteAllahs verzeichnet wären, das behauptetMohammed gegenüber den ungläubigenMekkanern.

InSure46„DieSanddünen“heißtesu.a.:„2.DieOffenbarungdesBucheskommtvonAllah,demMächjgen,demWeisen!3.WirerschufendieHimmelunddieErdeundwas zwischen beiden ist in Übereinsjmmung mit der Wahrheit und für einebesjmmteFrist.AberdieUngläubigenwendensichvondemab,wovorsiegewarntwerden,4.Sprich:»Zeigtmir,wassievonderErdeerschufen!Habtihrgutüberlegt,was ihr da anstelle von Allah anru`? Oder haben sie etwa einen Anteil an denHimmeln?Bringtmireinälteres (gö:liches)Buchoder sonsteineSpurvonWissen,fallsihrwahrha`igseid.«“

Das„Buch“dientealsBeweisfürdieWahrha_igkeitseiner,Mohammeds,Botscha_!DieMekkaner ha`en damals von oder zu den von ihnen verehrten Gö`ern keineheiligen Schri_en. In dieser also noch weitgehend schri_- bzw. buchlosen ZeitMohammedsgalteinBuchdemnachalsetwasganzBesonderes. 39

Schri_en in einer arabischen Sprache gab es in vorislamischer Zeit offenbar nochnicht. Die Überlieferung von Bräuchen sowie religiösen Kulten, Mythen undLegenden erfolgte bei den arabischen Stämmen ausschließlich mündlich. Nur dieJuden und Christen (sowie die persischen Zoroastrier) besaßen damals „heiligeSchri_en“.

Dennochklingtdieser„Beweis"heuterechttautologisch :IchhalteeinBuch,damals40

einePapyrusrollebzw.beschri_eteHolztäfelchen,indenHändenundbehaupte,dassei von Allah, was den Wahrheitsanspruch meiner Mission und meiner Botscha_beweisenwürde.

NunistmirbeimLesenallerdingsnieganzklargeworden,wasesmitdiesem„Buch“aufsichhat,dennzunächsthatMohammedja„nur“mündlichvorgetragen,einBuchlagdochindenerstenJahren,ggf.inalldenJahrendersog.Offenbarungennochgarnichtvor.Oderdoch?

DerKoran–einBuchodereinVortrag?„Koran“(al-Qur’ān) heißtwörtlich:dieLesungoderdieRezitaPonbzw.derVortrag.41

Die Suren wurden zwischen 610 und 632 n. Chr., also über zwanzig Jahre hinweg„herabgesandt“ und von Mohammed zunächst offenbar mündlich (auswendig)vorgetragen. In Sure 6 heißt es sogar, selbst wenn den Mekkanern ein Buch aus(wertvollem)Pergamentvorgelegtwürde,würdensieesfürZaubereihalten. 42

EinBuchwarzujenerZeitentwedereineSchri_rolleaus(pflanzlichem)Papyrusbzw.(seltener)ausPergament,39

also Tierhaut, oder ein Kodex, also eine gehe_ete Sammlung von beschri_eten Holz-. Wachs- oderPergamen`afeln.

Tautologisch,alsoinundmitsichselbstbegründend,wäredieAussage.„DiesesBuchistheilig,alsostammtes40

vonGo`."

DasarabischeWort„al-Qur'ān"imSinnevon„dieLesung"oder„dieRezitaPon"istimvorislamischenArabien41

offenbarnichtgebräuchlichgewesen;eshatevtl.syrisch-aramäischeUrsprünge.

Sure6„DasVieh",Vers7:„Undhä:enWiraufdicheineSchri`ausPergamentherabgesandt,undhä:ensie42

sie indieHandgenommen,wahrlich,dieUngläubigenhä:endennochgesagt:»Dies istnichtsalsoffenkundigeZauberei!«“

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DasWort „Koran" selbstwird in vielen Suren genannt (insgesamt 70mal): Mal imSinne von RezitaPon bzw. lautem Vortragen ,meist aber im Sinne von „Schri_“43

oder„Buch".

InSure12„Joseph",Vers1heißtes:„DiessinddieVersedesdeutlichenBuches.“ InSure 41 „Erklärt" heißt es in Vers 2: „Eine Offenbarung von dem Erbarmer, demBarmherzigen. 3. Ein Buch, dessen Verse als Koran in arabischer Sprache für LeutevonWissenerklärtwordensind.4.EinBringerfroherBotscha`undWarner.Dochdiemeistenvon ihnenwendensichabundhörennicht."BeideSurenstammenausderMekka-Zeit(vor622n.Chr.).

LagalsodochschonfrüheineSchri_vor?DerislamischenÜberlieferungzufolgekames zu einer ersten Gesamtverschri_lichung der Suren erst nach Mohammeds Tod632 n. Chr. (s.u.). Wenn aberMohammed zunächst gar kein Buch in den Händenhielt, verliert dieser „Buch-Beweis“ natürlich an Überzeugungskra_ bei denMekkanern.

DieUrschri`desKoranundweitereSchri`enbeiAllahInSure43„DergoldenenPrunk"(ebenfallsausderMekka-Zeit)heißtesabVers2:„Bei dem deutlichen Buch! 3. Siehe,Wir machten ihn zu einem arabischen Koran,damit ihr verstehen möget. 4. Und er ist fürwahr in der Urschri` bei Uns – eineerhabeneundweise."

Es gibt demnach also eine „Urschri_“ des KoranbeiAllah (auch inArabisch?).DaswirdauchinSure57„DasEisen“betont:„77.DassdieseinehrwürdigerKoranist.78.(Die Urschri` ist) in einem wohlverwahrten Buch. 79. Nur die Reinen können ihnberühren.“

Inwieweitdiesesog.„Urschri_“unddieoffiziellearabischeKoranversionnunVersfürVersundWortfürWortübereinsPmmen,musswohlfürimmeroffenbleiben.ObdieMekkanerdurchdenHinweisaufeinenichtgreif-odersichtbareUrschri_beiAllahüberzeugt werden konnten, ist stark zu bezweifeln. Zumal auch unklar bleibt, werdenn„dieReinen“sind,diedenhimmlischenKoranzumindest„berühren“dürfen.

Mehrfachwirdaußerdemerwähnt,dasssichbeiAllahweitereSchri_enbefänden,indenenfürdenTagderAbrechnungallesaufgezeichnetwürde,wasjederMenschundjedesVolkanGutemundBösemgetanhä`e.Sure45„DieKniende“,Vers28f.:„Unddu wirst jedes Volk knien sehen. Jedes Volk wird zu seinem (Rechenscha`s-)Buchgerufen:»HeutewerdetihrfüreuerTunbelohnt.DiesistUnserBuch.EsbezeugtdieWahrheitgegeneuch.Siehe,Wirhabenfürwahrallesaufgeschrieben,wasihrgetanhabt.«“ 44

WasfüreinebuchgläubigeWelt!Bücherbzw.schri_licheAufzeichnungenwarenjainder Tat in allen frühen ZivilisaPonen ein wichPges Instrument der poliPschen,rechtlichen,wirtscha_lichenundkulturellenSteuerungdesZusammenlebens.AuchimKoran scheinenBücherbzw. Schri_enviel verlässlicherundunveränderlicher zu

InSure75„DieAuferstehung“Vers16ff.wirdMohammedermahnt,nichtzuschnellvorzutragen;esisthiervon43

einer„Verlesung“dieRede.

Sehrähnlichauch inSure54„DerMond“:„51.Wir ließenfürwahrschonfrüherLeutewieeuchverderben.44

Gibtesdennkeinen,dersichwarnenlässt?52.Undalles,wassietun,istinBüchernfestgehalten.53.Undalles,obkleinodergroß,istaufgezeichnet.54.DieGo`esfürchPgenkommenbesPmmtinGärtenmitBächen.“

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seinalsetwadiemündlicheErzählungoderWeitergabe.NurdasBuchkanndemnachdieunverfälschteWahrheitfesthalten. 45

Auch der Hinweis auf ein himmlische „Rechenscha_sbuch“ klingt doch sehr nacheinerDrohung. Eigentlich sollteesAllahdochein Leichtes sein,denMenschenamJüngstenTagauchohneschri_licheAufzeichnungenihreSündenvorzuhalten.

Aberwederdiesog.Urschri_desKorannochdieseRechenscha_sbücherwarenfürdie Mekkaner sicht- oder greitar. Sie lagen bei Allah. Das zumindest behaupteteMohammed.DieMekkanerglaubtenihmnicht.Ichgebezu,ichhä`eihmauchnichtgeglaubt. 46

AllahsOffenbarungen:NuraufArabisch!Mehrmals heißt es, der Koran sei in klarem Arabisch geschrieben, um von denMenschen(inArabien)verstandenwerdenzukönnen.InSure41„Erklärt“heißtesinVers44:„Hä:enWirihnzueinemfremdsprachigenKorangemacht,hä:ensiegewissgesagt: »Warum sind seine Zeichen nicht deutlich erklärt worden? (Ein Buch) infremderSpracheundeinAraber?«“(alsÜbermi`ler).

Dieseund andereVersebestäPgeneinmalmehr:Der Koranwar für die damaligenAraberbesPmmt.Dassdiesenundengö`lichenAu_raghä`en,denRestderWeltzubekehren, ggf. mit „Feuer und Schwert“, habe ich dem Koran nicht entnehmenkönnen. Es ging um die ungläubigen Mekkaner und die umliegenden arabischenStädteundStämme:DiesollendenKoranverstehenkönnen!

InSure42„DieBeratung“heißtesinVers7:„UndsohabenWirdireinenarabischenKoran geoffenbart, damit du die Mu:er aller Städte (Mekka) warnst und alleringsum:nämlichvordemTagederVersammlungwarnst,andemkeinZweifelist.EinTeilwirdsichimParadiesfindenundeinTeilinderFlamme!“

Einig sind sich alle Korankenner, dass eine Übersetzung aus dem Arabischen, inwelche Sprache auch immer, mit erheblichen Unzulänglichkeiten verbunden undnicht ohne recht willkürliche InterpretaPonen möglich ist. Ich habe das obenbeispielha_anderdeutschsprachigenKoran-BearbeitungdurchMuradW.Hofmannverdeutlicht, der nicht nur die „Huris" als „Gefährten" oder „Partner“ übersetzt,sondern auch etliche andere, aus heuPger Sicht inhumane oder problemaPscheAussagen „weichspült“ (vgl. Teil III), andererseits einige Wortbildungen kühn undunzulänglichanmodernenaturwissenscha_licheBegrifflichkeitenanpasst.

DerKoran:Dasunmi:elbareundwahreWortAllahs!?InMedina-Sure98„DerdeutlicheBeweis“heißtes.„1.DieUngläubigenunterdenLeutenderSchri`unddieGötzenanbeterwerden(ihrenUnglauben)nichtpreisgeben,bis der deutliche Beweis zu ihnen kommt: 2. Ein Gesandter Allahs, der aus

Sure83„DiedasMaßVerkürzenden“:„7.Dochnein!DasBuchderÜbeltäteristdasUnentrinnbare.8.Undwas45

lässt dich wissen, was das Unentrinnbare ist? 9. Ein unauslöschliches Verzeichnis (der Sünden)! 10. Wehe andiesemTagedenLeugnern.“

Nachtrag (Dez. 2020): Sowohl die Vorstellung, dass am Tage des LetztenGerichts alle Toten erneut zum46

Leben erweckt und dann anhand ihrer Taten auf Erden endgülPg gerichtetwerden, als auch derGlaube, dassdiese Taten in einem himmlischen „Buch des Lebens“ aufgezeichnet seien, kursierten schon lange vorMohammedimNahenOsten.Soheißtesinder„OffenbarungdesJohannes“(vermutlichum70oder95n.Chr.)zumTagderAbrechnung:„UndeinanderesBuchwirdaufgetan,welchesistdasBuchdesLebens.UnddieTotenwerdengerichtetnachdem,wasindenBücherngeschriebensteht,nachihrenWerken.“

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unverfälschten Blä:ern vorträgt. 3. Darin sind klare Vorschri`en vonunveränderlicherWahrheit.“

Demnach hältMohammed doch „Blä`er“ in der Hand, aus denen er vorträgt. Fürmich blieb jedenfalls unklar, ob Mohammed die „offenbarten“ Suren damals nurauswendigvortrugoderauseinem„Buch“bzw.aus„Blä`ern“vorlas.InVers3wirdaber auch ein Absolutheitsanspruch („unveränderliche Wahrheit“) erhoben, leidereinArgumentfürdiekonservaPven,dogmaPsch-orthodoxenKoranexegeten.

Wieauchimmer,interessantwarundistfürmichdieFrage:Worinliegtdennnunder„deutlicheBeweis“dafür,dassderKorandaswahreundunverfälschteWortGo`esbzw.AllahsseiundnichtvonMenschen„erdichtet“wurde?

Eswerden vor allem drei Argumente vorgetragen, die ich hier kurz vorstellen unddiskuPerenmöchte:

ErstesArgument:DerKoranist„unvergleichlich".DasbeziehtsichsowohlaufdieInhaltealsauchaufdieFormundSprache.ErkanndahernurvonAllahselbststammen(Sure10„Jonas":37). NiemandseiinderLage,47

auch„nureineebenbürjgeSure"zuformulieren.DerKoranseijedenfalls,wieimmerwiederbetontwird,„keineerfundeneGeschichte"(Sure12„Joseph":111).

Der Koran behauptet von sich selbst des Ö_eren, er spreche in einer klaren (gutverständlichen) Sprache. In Sure 4 „Die Frauen" in Vers 82 heißt es bezogen aufHeuchler und Zweifler: „Studieren sie den Koran denn nicht! Wenn er von einemanderenalsAllahstammte,fändensie in ihmgewissvieleWidersprüche.“Hierwirdkühnbehauptet,derKoranseiwiderspruchsfrei,andernfallswäreerwohldochvonMenschenerstellt!

DasArgumenthatmichirriPertundverwundert.WärederKoranwirklichsoklarundwiderspruchsfrei, hä`eeswohlnichtdie vielenbluPgen innerislamischenKonfliktegegeben,indenensichalleSeitenjeweilsaufKoranverseberufenkonnten. 48

WiegingesmirbeimLesen?Es sPmmt,esgibt imKoraneinige sprachlich schöne,zumindest sehr bildha_e, o_ ausgesprochen dramaPsche Verse (vgl. meineVorbemerkung): Sie stehen zumeist im Kontext der Beschreibungen des LetztenGerichts,wennesalsodarumgeht,einBedrohungsszenarioaufzubauen.Nurhinund

Sure10„Jonas",abVers37;„UnddieserKorankonntevonniemandersonnenwerden,außervonAllah.Erist47

eineBestäjgungdessen,was ihmvorausging,und– kein Zweifel ist daran– eine (vollständige)Darlegungder(schri`lichen)OffenbarungendesHerrnderWelten.38.Dennochsagensie:»Erhatihnausgedacht!«Sprich:»Sobringt(wenigstens)eineeinzigeebenbürjgeSurehervor,undru`dafüran,wenihrwollt–außerAllah–,sofernihr wahrha`ig seid.« In Sure 10 „Hud", Vers 13 soll Mohammed die KriPker auffordern, „zehn gleichwerjgeSuren"herbeizubringen,undinSure17„DieNachtreise"heißtesinVers88:„Sprich:»Wahrlich,selbstwennsichMenschenundDschinnzusammentäten,umeinenKoranwiediesenhervorzubringen,brächtensienichtsGleicheshervor,auchwenndieeinendenanderenbeistünden.«“

Nur in Sure 3 „Das Haus des Imran", Vers 7, aus der frühen Medina-Zeit wird eingeräumt, dass es auch48

„mehrdeuPge" Verse gebe. Der Vers reagiert offenbar auf Deutungskonflikte innerhalb der Gemeinscha_ derGläubigen:„Eristes,deraufdichdasBuchherabsandte.InihmsindeindeujgklareVerse–siesinddieMu:erdesBuchs – und andere, mehrdeujge. Diejenigen, deren Herzen zum Abweichen neigen, suchen vor allem dasMehrdeujgedarin,umUneinigkeitzuverursachenundesnacheigenemGutdünkenauszulegen.SeineDeutungkenntjedochniemandaußerAllah."

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wieder,erstaunlichselten!,fandichauchberührendeodernachdenklichsPmmendeVerse(z.B.Sure2„DieKuh“,Vers262f.). 49

Angesichts der ständigen Wiederholungen, der stets gleichen Beispiele, der o_zusammenhangloswirkendenVerseundetlicherunklareroderschwerverständlicherAussagen kann ich mich der selbstlobenden (enthusiasPschen) BewertungliterarischerUnvergleichlichkeitjedenfallsnichtanschließen.

IchhaltedieSprachedesAltenTestaments,derhomerischenEpenIIiasundOdysseeoderselbstdiedesnurfragmentarischüberliefertenbabylonischenGilgamesch-Eposnichtnur für ebenbürPg, sondernsogar fürweitüberlegen,nurumdreiBeispieleder ältesten Literatur der Menschheit zu nennen. Auch finde ich in der späterenarabischenLyrikVerse,diemichweitmehrberühren. 50

Aber gut, ich kenne den Koran nicht auf Arabisch und bin weder Sprach- nochLiteraturexperte.DiedeutscheÜbersetzungempfand ichbeimLesen,wieerwähnt,eherermüdend,diesichständigwiederholendenDauermahnungenund-warnungenunddieendlosenStrafandrohungeneherbefremdlich.

ZweitesArgument:DerKoranschließtdieschriWlichenOffenbarungenAllahsab.Allahha`ebereitszuvorSchri_enzueinigenVölkerngesandtundzwarzudenJudenunddenChristen,diedaherimKorannichtals„Ungläubige“,sondernals„Menschender Schri`" bezeichnet werden. Diese früheren schri_lichen Botscha_en des51

AllmächPgenseiendannaberverfälschtworden;derKoranknüpfeandievorherigenSchri_enanundseinundasabschließendeWortAllahs.

Sure 2 „Die Kuh“: „262.Die ihr Verdienst auf AllahsWegausgeben und, nachdem sie gespendet haben, ihr49

VerdienstnichtherausstellenundkeineGefühle verletzten, diefinden ihren Lohnbei ihremHerrn.Keine Furchtwirdübersiekommen,undsiewerdennichttraurigsein.263.FreundlicheWorteundVerzeihungsindbesseralsAlmosen,demVerletzendesfolgt.UndAllahistreichundmilde."

VonLotharJegensdorf,einemgutenKennerderarabisch-andalusischenLiebeslyrik,werde ichauf folgendes50

GedichtvonIbnal-'Arabi(1160-1245)aufmerksamgemacht:„KarawanederLiebe:EsgabeineZeit,dawies ichmeinenNächstenzurück,wennseinGlaubenichtderMeinewar.HeuteistmeinHerzHerbergefüralleReligionen:WeidefürGazellen,KlosterfürChristenmönche,TempelfürGötzenbilder,KaabafürPilger.EsistGefäßfürdieTafelnderThoraunddieVersedesKoran.DennmeineReligionistdieLiebeistmeineReligion.WohinauchihreKarawanezieht,dortistauchmeinWeg,denndieLiebeistmeinBekenntnisundmeinGlaube.“

„HeiligeBücher"warendamalsbei Juden,ChristenundMuslimenbekannt:alsschri_lich formuliertes„Wort51

Go`es". Das Konzept einer „Heiligen Schri_“, die unmi`elbar Go`es Worte enthält, ist m. E. den meistenReligionen fremd; es kann als eine besondere Form des Zusammenhalts einer religiösen Gemeinscha_interprePertwerden,insbesondere,wenndieMitgliederverstreutlebenundnichtunbedingtdurchgemeinsameRituale vor Ort verbunden werden können. Für die SituaPon der Juden zur Zeit der sog. BabylonischenGefangenscha_der israeliPschenEliteum580/560v.Chr.,diewohlauchdieZeitderAbfassungdes jüdischenTanach(HebräischeBibel)war,undfürdiefrühen,weitverstreutenChristengemeindenzurZeitderkanonischenZusammenstellung der christlichen Bibeltexte dür_e das zutreffen. Mohammed war offenbar durchausbeeindrucktvonderTatsache,dassdiesejüdischenundchristlichenGemeinden,dieesauchinArabiengab,übereineHeiligeSchri_inFormvonSchri_rollenverfügten,diedenZusammenhaltderweitverstreutenGemeindensicherte.Allerdings gab es auch im Zoroastrismus, der persischen Staatsreligion, zu jener Zeit eine heilige Schri_ (das„Avesta“). Auf diese Religion und ihre Schri_ geht der Koran nicht ein. Die ältesten Teile des Avesta sollZarathustraverfassthaben;siegeltenalsältesteReligionsurkundederMenschheit(vgl.Wikipedia„Avesta“).

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So habe Allah schon Mose und den Israeliten ein Buch gesandt : Gemeint sind52

entwederdie„Tafeln"mitdensog.ZehnGeboten,dieMoseamBergSinaidirektvonGo`(Jahwe/Allah)erhaltenhabensollunddieervollWutzerbrach,alserseinVolkbeim SPerkult („Tanz um’s goldene Kalb“) antraf, oder die ebenfalls im KoranerwähntejüdischeTora,alsodie„FünfBücherMose", indemdiesog.ZehnGebotenureinkleiner,zweimalüberlieferterAbschni`sind(im2.Moseundim5.Mose).

Nochschwieriger istdieFrage,welches„Buch"dennaufdenGesandtenJesus,den„SohnderMaria",herabgesandtwurde.ThemaPsiertwerdennurdie „Evangelien",dieaberbekanntlichdeutlichnachJesuTodentstanden,ausdenenJesusfolglichgarnichtvorgetragenhabenkann. AlsLeserdesKorangewinneichdenEindruck,dass53

sichMohammedhiernichtsogutauskannte.

DieVerfälschungderBücherAllahsdurchJudenundChristenDerwiederholt im Koran erhobene Vorwurf lautet: Juden und Christen hä`en dieOriginalverse Allahs verfälscht, vermutlich unter dem Einfluss Satans , der im54

übrigenauchversuchthabe,dieKoranversezuverfälschen.

So soll Satan zumBeispiel versucht haben, in Sure 53 „Der Stern“nachdenetwasisoliertdastehendenVersen19und20(„Wasmeint ihrnunvonAl-LatundAl-Uzza.UndManat, der dri:en daneben?) versucht haben, weitere Verse einzufügen, dieeineFürbi`ederGläubigenbeidiesendreivorislamischenGölnnenerlaubthä`en.

Offenbarha`eMohammed,someineLesart, immerwiederüberlegt,obundwennjawie er die vorislamischeGö`erwelt und ihre Kultstä`en (z. B. die Kaaba) in dieAllah-Verehrungintegrierenkönnte.

Diese„SatanischenVerse“ jedenfallswurden„rechtzeiPg“erkannt(vonAllahbzw.55

Mohammed) und aus der Sure en~ernt, sodass die in den Versen 19 und 20aufgeworfeneFrageunbeantwortetbleibt. 56

In Sure 6 „Das Vieh" Vers 92 wird gesagt, dass der Koran das frühere Buch, das Moses erhalten ha`e,52

„bestäjgt".

Als ältestes gilt das Markus-Evangelium. Es wurde zunächst anonym übermi`elt, die Autorenscha_ ist53

umstri`en;zumeistwirdesaufetwa70n.Chr.daPert,alsorund40JahrenachderKreuzigungJesu.

Satan (Iblis) ist im IslameinverstoßenerEngel,dereinzige,dersichbeiderErschaffungAdams(wie inder54

BibelausLehm)weigerte,vorderGo`esschöpfungMenschaufdieKniezufallen.AllahverstößtIblisquasiwegenBefehlsverweigerung, gesta`et ihm aber, die Menschen kün_ig in Versuchung zu führen. Am Tag derAuferstehung allerTotenundderendgülPgenAbrechnungwürdenaberer,Iblis,undalleVerführtenimewigenHöllenfeuerlanden.(Vgl.Exkurs2)

SatanischeVerse:LautKoranversuchteSatanimmerwiederdieVersederSurenzubeeinflussen.InSure2255

„DiePilgerfahrt",Vers52.heißtes:„UndWirsandtenvordiekeinenGesandtenoderPropheten,dem,wenner(eine Offenbarung) erhole, Satan nicht etwas unterzuschieben suchte. Aber Allah macht des SatansEinschiebungenzunichteundmachtseineVerseaussichselbstverständlich."–InderÜberlieferungsollSatandasbei den sog. Satanischen Versen (vgl.Wikipedia) vorübergehend gelungen sein: Sie duldeten weiterhin eineVerehrungderdreio.g.vorislamischenGölnnen.Mohammederkanntediesspäter(alsFehler)unden~erntedieVerse–bzw.eränderteseineursprünglicheHaltung:DennAllahhatwedereinenSohnnochgö`licheGefährtenoderGefährPnnen!

WieheikeldiesesThemafürdieislamischeWelt istzeigtsichindenReakPonenaufSalmanRushdiesRoman56

„Satanische Verse" (1988): Die Islamische Republik Iran setzte ein Kopfgeld auf Rushdie aus, das bis heuteBestandhat.

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Leiderwird imKorannichtdeutlich,welcheAbschni`eoderVersederhebräischenoderchristlichenBibeldennnun„verfälscht“wurden.EsgibtmeinesWissensnureinBeispiel,daswiederholtherangezogenwird:DieBehauptungderChristen,JesusseiAllahsSohn.Siebehaupten,AllahhabesicheinenSohnzugelegt!Ungeheuerlich!–SostelltesderKorantheologischetwasverkürztdar,dieKomplexitätdesKonzeptsderDreieinigkeit(Vater-Sohn-HeiligerGeist)wirdimKorannichtthemaPsiert.

Eigentlichhä`eMohammeddenJudenundChristendochkonkretsagenkönnenundmüssen,welchePassagenoderVersegeändertwerdenmüssen,umdasWortGo`eswieder„imOriginal"undingemeinsamakzepPerterVersionvorliegenzuhaben.SoersetztderKoraneinfachdieSchri_enderJudenundChristenundverschenktvieleWorte Allahs aus früheren Zeiten, denn Etliches, ja sehr Vieles (!) aus den altenheiligenBüchernerwähntderKoran,wiegesagt,nursehrknapp-meistensgarnicht.

DieBibel istdeutlichumfangreicherund inhaltlichdifferenzierteralsderKoran; sieerzählt die im Koran nur angedeutetenGeschichten ausführlich. Gäbe es die Bibelnicht,wärenvieledieserGeschichtenimKoranvölligunverständlich.

In der Logik dieses zweiten Arguments gehören also beide bzw. alle drei heiligenBücher zusammen.WoherwissenMuslimeheute etwasüber den „Mannmit demFisch" (Jonas) oder über David oder über das Leben undWirken des „Sohnes derMaria“?ImKoranstehtdazusogutwienichts.DawirddennwohlmitmündlichenBerichtennachgeholfen.Besserwäredochgewesen,Mohammedhä`ebeideBücherzusammengefügt – unter Weglassung der sog. Fälschungen. Aber dafür war wohlkeineZeit.

Sowerdendiesefrüheren„WorteGo`es"heutevon(vielen?)MuslimenwohlnichtmehralsheiligeSchri_enangesehen.AberzumindestinderwestlichenWeltistdieLektürederBibelfürinteressierteMuslimedurchausangesagt,wieicheinerkurzenInternetrechercheentnehme. 57

AnkündigungenMohammedsinderBibelEinflüssederBibelfindensichimKoranzuhauf.ImmerwiederwerdenPersonenderBibel erwähnt und auf biblische Geschichten angespielt. In mehreren Suren58

werden zudem direkte Bezüge zwischen Koran, hebräischer Tora und christlichemEvangelium hergestellt, um eine Abfolge von schri_lichen Go`esoffenbarungen zubelegen. 59

Es wird sogar behauptet (Sure 7 „Die Anhöhen", Vers 157), der GesandteMohammedwerdeinToraundEvangeliumschonangekündigt.GenaueBelegedafürfindensich imKorannicht,aberMuradW.Hofmannverweist ineinerFußnoteaufdiese Stellen: Altes Testament: Dtn 18, 15-18; Neues Testament: Joh 14, 26 und

EinoffiziellesBibelverbotgibtesnurinwenigenislamischenStaaten,einMissionierungsverbotistdagegenweit57

verbreitet(vgl.WikipediaBibelverbot“).

Eskannnatürlichsein,dassbeide,BibelundKoran,unabhängigvoneinanderaufErzählstoffezurückgriffen,die58

damalsimNahenOstenweitverbreitetwaren.

Sure9„DieReue",Vers111:„Siehe,AllahhatvondenGläubigenihrLebenundihrenBesitzmitdemParadies59

erkau`. Sie kämpfen auf Allahs Weg, töten und werden getötet. Das ist ein Ihn bindendes Versprechen,gewährleistetinderThora,imEvangeliumundimKoran.UndwerhältseinVersprechengetreueralsAllah?(…).“HierdienennungleichalledreiheiligenSchri_enalsParadies-GaranPefürMärtyrer!

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16,13. Andere islamische Autoren fanden sogarmehr als 100 Vorankündigungen60

MohammedsinderBibel.ManmusshaltnursuchenundgroßzügiginterprePeren.

Das erinnert doch sehr an die Bemühungen der Evangelisten, insbesondere imMa`häus-Evangelium, die zweifelnden jüdischen Mitbürger davon zu überzeugen,dass JesusdererwarteteMessias sei, aufden in verschiedenenAnkündigungen imTanachbzw.ATverwiesenwerde.

NichtzuletztdeswegenverlegtendieEvangelistendieGeburtJesuvonNazarethnachBethlehem(-vondortsolltenachdemProphetenMicha(5,1)derMessiaskommen;siebezeichneten ihnaber trotzdemweiterhin als „Jesus vonNazareth" , erfanden61

den sog. Kindermord zu Bethlehem und eine Flucht von Maria und Josef nachÄgypten,denngemäßder altenSchri_en(ProphetHosea,11,1)solltederMessiasirgendwieauchausÄgyptenkommen.

Nunja,woeinleidenscha_licherWunschist,findetsichimmereinWeg.

Schri`enAllahs:DochvonMenschengeschaffen!?Was istnunabermitdemzweitenArgument?DieBibelwissenscha_enundanderehistorische Quellenforschungen haben in den letzten rund zweihundert Jahrenergeben,dassdieBibeltextedesATkeineswegsdirekteGo`esbotscha_enenthalten,und auch die Tora (Fünf Bücher Mose) nicht von einer Person (Mose!) verfasstworden sein kann. Inzwischen sind mehrere Quellen und BearbeitungsphasenidenPfiziert. 62

Für die Evangelien und das NT wird ohnehin von menschlichen Autorenausgegangen,vondenenkeinerJesuspersönlichbegegnetwar.

ObderEvangelistJohannes(vermutlichum100n.Chr.)beiderWiedergabedersog.AbschiedsredeJesu(vor60

der Gefangennahme durch die Römer) in Kap. 14 bzw. 16 wirklich den rund 500 Jahre später in ErscheinungtretendenMohammed imSinnha`e,alservoneinemkommenden„Tröster"bzw.einem„GeistderWahrheit"spricht,darfdochsehrbezweifeltwerden;der„Tröster"istbeiihmder„heiligeGeist":„26.AberderTröster,derheilige Geist, welchenmein Vater sendenwird inmeinemNamen, derselbigewird euch alles lehren und eucherinnernallesdes,dasicheuchgesagthabe."SchoninVers16heißteszuvor:„UndichwilldenVaterbi:en,undersolleucheinenanderenTröstergeben,dasserbeieuchbleibeewiglich;denGeistderWahrheit,welchendieWeltnichtkannempfangen,dennsiesehetihnnichtundkennetihnnicht.Ihraberkenntihn;dennerbleibetbeieuchundwird ineuchsein."Daspasst schlechtzuMohammed,vielbesseraberzumsog.„heiligenGeist“,derzudemkonkretbenanntist.Im5.BuchMose(Dt18,15),vermutlichausdem7.Jahrhundertv.Chr.,heißtes:„EinenProphetenwiemichwirdderHerr,deinGo:,direrweckenausdirundausdeinenBrüdern,demsolltihrgehorchen."Klar,daswürdeauchaufMohammedpassen,aber istessogemeint? ImmerhinsolldieserProphetdochoffenbarausdemVolkderIsraelitenkommenundnichtauseinemarabischenStamm.

NazarethwardamalseinunbedeutendesDorf(ca.400Einwohner),dasimTanach(HebräischeBibel)bzw.im61

Alten Testament nicht einmal erwähnt wird. Wollte man gläubige Juden davon überzeugen, dass Jesus „vonNazareth“ der Messias war, musste sein Geburtsort nachträglich verlegt werden, wie vom Propheten Michaangekündigt:alsonachBethlehem.DazuwurdenphantasiereicheundrührendeGeschichtenerfunden…..

FürdasAlteTestament (hebr.Tanach)werden,abgesehenvondenBüchernderPropheten,mindestensvier62

Quellen (Autoren) vermutet, die nach sprachlichen und inhaltlichen Besonderheiten so bezeichnet werden:1."JahwisPsch" (J), die ältesteQuelle, 2. "ElohisPsch" (E), 3. "DeuteronomisPschesGeschichtswerk" (D) und 4."Priesterschri_"(P)ausderZeitdesBabylonischenExils(um550v.Chr.),inderdieGesamtzusammenstellungdereinzelnenÜberlieferungenerfolgte.DabeisinddenAutorenetlicheDoppelungenundWidersprücheunterlaufen.SowirddieSchöpfungsgeschichteamAnfangderBibelzweimalundrechtunterschiedlicherzählt:ZuBeginndieP-Version („AmAnfang schufGo:...."), dann abGen 2,4 übergangslos die ältere J-Versionmit der ErschaffungAdams aus Lehm. (Vgl. Wikipedia „Priesterschri`, Bibel"). Widersprüche zeigt auch die Sin~lutgeschichte mitNoah;auchhierwerdenzweiunterschiedlicheVersionenbzw.Erzählungenvermengt.

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Dasentkrä_etdaso.g. zweiteArgumentnatürlich, auchwennGläubigebehauptenmögen,AllahhabediesenMenschen(denAutoren)quasi„indieFederdikPert"undanderehä`endannspäterallesverfälscht .Go`esOriginalbotscha_istjedenfallsin63

beidenFällennichtmehrauffindbar.SoodersobleibenetlicheWidersprücheindenDarstellungenderEvangelien. 64

Wenn schon die hebräische und christliche Bibel nach heuPger Erkenntnis für diemeisten Bibelwissenscha_ler keine direkten Go`esbotscha_en sind, und dieeinzelnen Bücher und Texte vermutlich auch für dieMehrzahl der Gläubigen nichtmehrwieinfrüherenZeitenalsunmi`elbaresWortGo`esgelten,warumsolltedasdannfürdenKoranzutreffen,dergeradediesvondenVorgängerschri_enmehrfach(und offensichtlich unzutreffend) behauptet? Auch das werden gläubige Muslimeanderssehen.

Dri8es Argument: Mohammed kann den Koran nicht selbst geschriebenhaben.

WarMohammedAnalphabet?Der Koran betont in Sure 7 „Die Anhöhen" (Vers 157, 158) gleich zweimal, dassMohammed weder lesen noch schreiben könne. Das steht offenbar imZusammenhangmitVorwürfen,erhä`eausderchristlichenBibelbzw.denjüdischenTanachabgeschrieben.

Ob Mohammed wirklich Analphabet war, bleibt unklar, ist aber eherunwahrscheinlich. ImmerhinhatMohammed inMedinadiesog.Gemeindeordnung(622n. Chr., s.u.) undmit denMekkanern späterVerträge (WaffensPllstand628n.Chr.) abgeschlossen; die überlieferten Dokumente tragen (laut Wikipedia) seinenNamen.

Jedenfalls musste sichMohammed immer wieder anhören, er habe das alles (dieSuren) selbst erdichtet und erfunden, eine zunächst einmal verständliche ReakPonseiner mekkanischen Stammesbrüder und Mitbürger. Diese Vorwürfe der65

Mekkaner,werden imKoran an verschiedenen Stellen ziPert, z. B. in Sure 52 „DerBerg“, Vers 33: „Oder sie sagen: »Er hat ihn selbst verfasst!« Nein! Siewollen garnichtglauben!“

Der in Sure 7 übermi`elte Hinweis, Mohammed sei des Lesens und Schreibensunkundig,klingtfürmichjedenfallseherwieeineSchutzbehauptung.

Der Fälschungsvorwurf ist insofern schwer zu widerlegen, als es nachweislich im Judentum und im frühen63

ChristentumimmerwiederÜberarbeitungenderüberliefertenTexte,selbstdersog.ZehnGebotegegebenhat.SolcheÜberarbeitungenwerdenaberauchfürdiefrühenKoran-Zusammenstellungenangenommen.

SoweistdieSchilderungdesLetztenAbendmahlsdurchPaulusunddievierEvangelisteneinigeWidersprüche64

auf,auch indergenauenDaPerungdiesesEreignisses (vgl.Wikipedia„Abendmahl Jesu").GarnichtkompaPbelsind z. B. auch die Schilderungen der „Auferstehungsszene"; dieswürde allerdings ausmuslimischer Sicht einBelegfürdie„Fälschung"dieserBerichtesein,daesnachSure4„Maria":154f.keineKreuzigungundauchkeineAuferstehung Jesu gegeben habe. Die recht unterschiedlichen Schilderungen der Szene in den vier Evangelienseiendemnacherfunden,wasich,wennauchausanderenGründen,ähnlichsehe.

EinKoranvers(2:79)lautetsogar:„Aberwehejenen,welchedieSchri`selbstschreiben,dannabersagen:»Dies65

istvonAllah!«“; erbeziehtsichaberaufdenVorwurf,dieJudenhä`eetlicheVersedervonAllahüberliefertenTora selbst geschrieben. ImübrigenkannauchAllah selberVersederaltenSchri_en„au�eben" (2:106)oder„einenVersdurcheinenanderenersetzen"(16:101).FürdenKoransolldiesaber,sodieorthodoxeLehre,nichtgelten.

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WelcheQuellenhä:enMohammedggf.zurVerfügunggestanden?JüdischeundchristlicheStämmeundGemeindenwarendamals(um600n.Chr.) inArabien durchaus verbreitet. Ob Mohammed die Tora und die Evangelien überErzählungenkannteoder(parPell)selbstgelesenha`e(z.B.währendeinesfrüherenAufenthalts in Syrien mit einer Handelskarawane) , lässt sich wohl nicht mehr66

verifizieren,möglichistdasaberdurchaus.

Vielfach wird angenommen, Mohammed habe etliche Geschichten aus syrisch-christlichenQuellen übernommen, u.a. auch aus sog. apokryphen Evangelien, alsoden o_ sehr phantasievollen Erzählungen über Jesus und Maria, die nicht in denoffiziellenKanonderBibelaufgenommenwurden. 67

Auch gibt es Anhaltspunkte dafür, dass andere Texte und Erzählungen (z. B. dervorislamischen Jahili-Kultur undderarabischenHanife) indieSureneinflossen. In68

etlichen Suren sollen z. B. deutliche Anklänge an die Dichtungen des den HanifennahestehendenDichtersUmaiyanachzuweisensein.DasentnehmeichWikipedia. 69

NurzuBeginnderOffenbarungensolleseinenZeugengegebenhaben,Mohammedsjungen Neffen und Schwiegersohn Ali ibn Abi Talib , der später sozusagen zur70

GründerfigurderSchiiten wurde.AliwirdinderislamischenTradiPonalsliterarisch71

gebildetundbegabtbeschrieben.VielleichthaterMohammedbeidererinnerndenAusformulierungderSurenverseunterstützt?

DerKoran selbst sprichtvonVorwürfen,Mohammedhabe sich „Fabeleien frühererGeschlechter"aufschreiben lassen,unddievon„HilfeandererLeute" sprechen (25:4,5), oder die behaupten: „Gewiss, einMensch bringt ihmdas alles bei." Offenbar

Mohammed ha`e evtl. syrisch-aramäische Sprachkenntnisse, die sich im Koran nachweisen lassen - z. B.66

kommen die nicht-arabischen Begriffe „Koran" und „Sur" vermutlich aus dieser Sprachregion. (Quelle: ARTE-Serien "Jesus und der Islam", Teil 6, 2015) In Teil 4 dieser Serie werden ausführlich mögliche EinflüssetheologischerDeba`enimChristentumjenerJahreaufMohammedbzw.desKoranthemaPsiert.

TypischistdiekurzeSchilderunginSure3„DasHausImran",Vers49,inderJesusschonalsKindeinenVogel67

ausTonformtundihmLebeneinhaucht.SiestammtausdemPseudo-EvangeliumdesMa`häus(ca.600n.Chr.).

Vor Jahren habe ich aus der TAZ (vom 4./5.10.1997) den Text „Und Allah las die Gedanken der Engel“68

aufgehoben.Der jemeniPscheDichter und Literaturwissenscha_lerAbdullah al-Udhari rekonstruiert hier einenarabischen Schöpfungsmythos aus vorislamischer Zeit mit deutlichen Bezügen zum Koran. Eine wunderbareErzählung über die Erschaffung Adams, denWiderstand der Erde, dafür Boden preiszugeben, der ja in FormsündigerMenschen später teilweise in der Hölle landen würde, dieWeigerung des Engels, Adam anzubeten,wobei Iblis sich dabei auch auf seinen freienWillen beru_ usw. (veröffentlicht im He_ "Index on Censorship"5/97).InislamischenStaatenwäreeineVeröffentlichungundenkbar!(Vgl.Exkurs2)

Der arabischeDichterUmaiya ibnAbī s-Salt, ein ZeitgenosseMohammeds, gilt alsHanif, also alsAnhänger69

einesvorislamischenMonotheismus(Eingo`-Lehre),diemythologischaufAbraham(Ibrahim)zurückgeführtwird.SeineDichtungwurdevonMohammedbewundert;AnklängedaranfindensichlautWikipediaauchindenSuren!Umaiya standMohammeds Anspruch, ein Gesandter Allahs zu sein, ambivalent bis ablehnend gegenüber; erkönnteihndennochbeeinflussthaben.(Vgl.Wikipedia„UmaiyaibnAbīs-Salt")

AliibnAbiTalibwarwohleigentlichvonMohammedalsseinNachfolgerbesPmmt,allerdingserhielter632n.70

Chr.(11d.H.)nichtdieMehrheitderSPmmenimkleinenKreisderEntscheidungsbefugten.ErwurdeJahrespätergegenerheblicheWiderständeschließlichvierterKalif(656-661),zuZeiten,alsschonbluPgeKämpfeundMorde(auchAlisowiediebeidenKalifenvorihmwurdenermordet)dieNachfolgeregelungenbesPmmten.

Schiiten(Schia):DasarabischeWortschīʿatʿAlī bedeutetParteioderAnhängerscha_Alis.Schiitenerkennen71

dieerstendreiKalifennichtalslegiPmeNachfolgerMohammedsan,diebeiihnen"Imame"heißen.

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handeltessichumeinebesPmmtePerson,dennanschließendheißtes:„DieSprachedessen, den sie meinen, ist jedoch eine fremde, und dies ist klare arabischeSprache."(16:103)

Der Verdacht, Mohammed habe bei der Formulierung der Suren menschlicheUnterstützung gehabt und jüdisch-christliche Quellen genutzt, stand also schondamalsimRaum.

KrijkanMohammedimKoranImKoranwirdMohammedaneinigenStellenkriPsiert.ZumBeispiel inSure80„ErrunzeltedieSPrn",inderMohammedvonAllahgerügtwird,weilersichdurcheinenBelehrungsuchendenGastgestört fühlteund„dieSPrnrunzelte".DieRüge inVers11 lautet:„Nichtso!Das isteinewirklicheErmahnung.“MuradW.Hofmannmeint,dassseieinBeweis(!),dassMohammeddieSurennichtselbst„erdichtet"habe.Nunja,keinKommentar.

GewichPgeristschondieAndrohungAllahsinSure17„DieNachtreise",diesichaufdasAngebotderMekkanerbezieht,MohammedalsFühreranzuerkennen,wennerihnen ihre Go`heiten beließe, wasMohammed wohl kurz in Erwägung zog. Allahmahnt ihn:: „73. Und siehe, fast hä:en sie dich in Versuchung gebracht, von demabzuweichen, was Wir dir offenbart ha:en, indem du etwas anderes über Unserdichtest,unddannhä:ensiedichwahrlichzumFreundgenommen.74.UndwennWirdichnichtgefesjgthä:en,hä:estdudich ihnenbeinaheeinwenig zugeneigt.75. Dann hä:enWir dich gewiss im Leben wie im Tod die doppelte Strafe kostenlassen.Unddannhä:estdukeinenBeistandgegenUnsgefunden."

Aber auch das bleibt m. E. im Rahmen einer strengen, selbstkriPschenMeinungskorrektur.Mohammedmerkte,dasserdraufunddranwar,seinezentraleBotscha_,dieexklusiveEingo`-Lehre,fürdenMachtgewinnzuopfern.

ZurEntstehungdesKoranDie islamischen Koranexperten streiten seit Jahrhunderten, ob es sich beim KoranVers für Vers um das „unerschaffene Wort Allahs" handelt, also direkt undunmi`elbarumGo`esWorte,wasangesichtsdervielenwidersprüchlichen,unklarenund zusammenhanglosen Aussagen m. E. etwas verwunderlich wäre, oder oblediglichdiezentralenInhalteundIntenPonengö`lichenUrsprungssind,dieeinzelneAusformulierungen und die formale Abfassung (Anzahl und Anordnung der SurenundVerseusw.)abervonMenschengeschaffenwurden.

Den Mekkanern und den Gläubigen in Medina konnte Mohammed jedenfalls derislamischen Überlieferung zufolge zunächst gar kein Buch vorlegen, weder alsSchri_rolle (wie bei der hebräischen Tora), noch als Kodex (gebundene Holz- bzw.Wach s ta fe l n bzw. Pe rgament se i ten ) . Da s g i n g , wenn denn d i eOffenbarungsgeschichte sPmmt, auch deshalb nicht, weil die Gesamtzahl der 114Suren im Verlauf von ca. 22 Jahren übermi`elt („offenbart“) wurde, und dieserProzess erst wenige Monate vor Mohammeds Tod mit Sure 5 „Der Tisch"abgeschlossenwar.

IndenMekka-Jahrenwurden(staPsPsch)durchschni`lichsiebenbisachtSurenproJahr,indenMedina-Jahrennurca.zwei(allerdingslängere)proJahr„herabgesandt".LeideristdieAbfolgederSurenimKorannichtchronologisch,daswürdedieBezügezudenjeweilsaktuellenEreignissennochvielstärkerverdeutlichen.

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Es bleibt also unklar, ob Mohammed damals die Suren ausschließlich mündlich(auswendig) vorgetragen hat, auch öffentlich, oder ob er (und ggf. auch andereGläubige)auchausersten,vonihmautorisiertenschri_lichenAufzeichnungenvorlas.Dass die Suren selber immer wieder vom „Buch" sprechen, deutet auf Letztereshin. 72

Erste Verschri_lichungen von einzelnen Suren erfolgten sicher schon zu ZeitenMohammedsdurchseineAnhänger,aberoffenbarnichtdurchdenGesandtenselbst.Dabei wurden unterschiedlichste Materialien als Schreibunterlage genutzt(Schulterknochen, Leder, Papyrus u.a.) und vermutlich auch unterschiedlicheSchreibweisen verwendet. Nur wenige Menschen konnten schreiben, wirklichüberprü_ werden konnte das NoPerte also nicht. Überwiegend wurde weiterhinmündlichüberliefert.

Ein erster Versuch einer einheitlichenVerschri_lichung aller Suren fand dann nachMohammeds Tod (632) zur Zeit des ersten Kalifen Abu Bakr sta`, der diverseAufzeichnungen, die zum Teil im quraiPsch-arabischen Dialekt Mohammeds, aberauch inanderenarabischenDialektenerfolgtwaren,zusammenführenwollte,auchum die eigentlichenOffenbarungen von sonsPgen AussagenMohammeds aus denzurückliegenden gut zwanzig Jahren oder von Aussagen anderer Gefährten zutrennen. Dassollabernichtwirklichgelungensein.73

Erstunterdemdri`enKalifenUtmanerfolgteum650,alsolangenachMohammedsTod und lange nach den ersten Offenbarungen, eine autorisierte Sammlung allerSuren in einheitlicher Schri_ und auf der Basis von „glaubha_en Ohrenzeugen“.Utman ließ angeblich alle bereits vorliegenden Koranschri_en einsammeln undvernichten und erstellte einen neuen Kodex. Jeder Vers musste nun von zweiPersonen aus Mohammeds Umfeld als Offenbarung des Gesandten bezeugtwerden ,aberdaswarrundzwanzigJahrenachseinemTodundrundvierzigJahre74

(!)nachdenerstenOffenbarungen.

DieszumindestistdiebeiWikipedia(„Koran“)nachzulesendeDarstellungderKoran-Genese,dieausschließlichaufislamischenQuellenberuht.

Essindm.E.durchausZweifelangebracht,obindiesemÜberlieferungsgeflechtsog.Offenbarungsaussagen „original" sowie strikt getrennt blieben von sonsPgen(bezeugten)AussagenMohammeds,dievielspäterindenHadithe(s.u.)gesammeltwurden.

WeitereAnpassungenerfolgtendannoffenbarzuBeginndes8.Jahrhunderts,alsdiediakriPschenZeichen (Häkchen,Apostrophusw.) zurgenauerenKennzeichnungder

Esseidennmitdem„Buch“istdiefürMenschenunsichtbareUrschri_desKorangemeint,ausderderEngel72

(Gabriel)vorträgtbzw.dieMohammedalsVisionschaut.

Ein in derMoschee von Saana (Yemen) gefundenes Koran-Dokument aus dem 7. Jhd. zeigt noch etliche73

Überarbeitungen und Abweichungen. (Quelle: ARTE-DokumentaPon „Jesus und der Islam", Teil 7, 2015) -SensaPonell ist ein Koranfragment, das 2015 in Birmingham unter anderen Dokumenten gefunden und neudaPertwurde.EsstammtausdieZeitMohammedsunddokumenPertparPelldieMekka-Suren18-20indernochheutegülPgenReihenfolge.Auch inhaltlichentsprichtesoffenbarweitgehenddemStandardtext,allerdingsmitandererVerstrennung.

DabeimusstenmindestenszweiMännerbeijedemVersbezeugen,dasssiediesendirektausdemMundedes74

Prophetengehörtha`en.(Vgl.Wikipedia„Koran“)

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arabischenKonsonanteneingeführtwurden.AuchdassolltedieexakteÜberlieferungderOffenbarungensichern. 75

DassindenKorannuntatsächlichnurVersederjeweiligenOffenbarungoderVisionMohammeds aufgenommenwurden, zudemwortwörtlich,magman glauben odernicht. Einige Fachleute glauben, dass mindestens 20 - 30% der Surenverse dasErgebnisderjahrzehntelangenBearbeitungsind. 76

Dazukommt:Sowohldieschri_licheZusammenstellungderSurendesKoranalsauchdiedersonsPgenAussagenundHandlungsweisenMohammedsindensog.Hadithe 77

bzw.derSunna erfolgteinZeitenbluPgerinnerarabischerBürgerkriegeundhe_iger78

ideologischerAuseinandersetzungen. Diesekreistenselbstverständlichimmerauch79

um die Echtheit und InterpretaPon der Verse und Aussagen. Es wäre schon sehrerstaunlich,wenn das nicht Einfluss auf die Überlieferung gehabt hä`e. Soviel zurunveränderlichen„Wahrheit"derÜberlieferung!

So oder so, die Leistung Mohammeds bei der mündlichen Übermi`lung derOffenbarungenbzw. seinerVisionen soll indesnicht geschmälertwerden. Ich fragemich,obMohammeddieeinzelnenSurenauchnochnachJahrenbzw.dengesamtenKoran am Ende seines Lebens auswendig reziPeren konnte? Dazu gibt es sicherAussagen in den „Sira", die alle Überlieferungen zum Leben des Gesandtenenthalten. 80

DieKoranbearbeitungenzogensichdemnachbisindieZeitderUmayyaden-DynasPevonDamaskus(661-75075

n. Chr.) hin. Einige „revisionisPsche“ Islamwissenscha_ler meinen, dass erst die anschließende Abbasiden-DynasPeab750n. Chr. den Islamals StaatsreligionetablierteunddenKoran sowiedieHaditheentsprechendmodifizierte.DiereligiöskonservaPveAbbasiden-DynasPeentstammtedermekkanischenAristokraPe.SierückteMekkaundMohammedwiederstärkerindenMi`elpunkt.

Quelle:ARTE-Serie„JesusundderIslam",Teil7,201576

Die Hadithe sind Sammlungen der Aussprüche und Handlungsweisen Mohammeds und solche seiner77

Gefährten,diederGesandtegebilligthabensoll.SiewurdenzunächstnurmündlichalsSammlungvonBeispielenfür ein vorbildlich frommes Leben tradiert, dann ab 680/690 nach vorislamischemVorbild nach und nachmiteiner „Überliefererke`e" verknüp_, um die AuthenPzität zu belegen. Abgesehen von einigen frühenEinzelaufzeichnungen(aufkleinenSchri_rollen)entstandenschri_licheHadith-Sammlungenerstdeutlichspäter.(Es gibt heute sechs kanonische Hadith-Sammlungen, die zwischen 870 und 915 zusammengestellt wurden,wobeidieca.10.000überliefertenAussprüche,TatenoderAnweisungendesProphetennunthemaPschgeordnetwurden. Die AuthenPzität etlicher der zigtausendfach mündlich überlieferten Hadithe ist auch im Islam starkumstri`en. Überliefert werden auch alle möglichen Banalitäten und Kuriositäten (z. B. wie sich der Gläubigeverhaltensoll,wennjemandbeimGebetfurzt).

Die Sunna (arab. Brauch)bezieht sich auf die bereits vorislamische TradiPon dermündlichenÜberlieferung78

zentraler Normen und Bräuche. Im Koran bezeichnet Sunna eine unveränderliche Handlungsweise Allahs. ImIslam wird mit dem Begriff eine allgemeine Geltung fordernde fromme Handlungsweise oder RechtsnormMohammedsverstanden.Dieo_ungesicherteÜberlieferunghataberimmerwiederzuKriPkundFragengeführt.In der islamischen Rechtsprechung sind die Sunna nach dem Koran die zweite zentrale Quelle (vgl.Wikipedia„Sunna").

DieseBürgerkriegenachMohammedsTodzogensichüberJahrzehntehin.Involviertwarensowohlarabische79

Stämme,dieeineRückkehrzudenaltenStammesreligionenwollten,alsauchdiverseGruppenvonAnhängernAlis (MohammedsSchwiegersohn),aufdensichspäterdieSchiitenberiefen.Erwurde661als4.Kalifvondenradikalen Charidschiten (s.o. Fußnote) ermordet; auch seine beiden Vorgänger Umar und Uthman warenermordetworden.

DieältesteüberlieferteFassungderProphetenbiographie(Sira)stammtausdemJahr834,alsorund200Jahre80

(!)nachdemToddesGesandten,basierendaufeinernichtüberliefertenVorlageausderZeitum760.Auchhierdür_ealsokaumnochzutrennensein,washalbwegsauthenPscheÜberlieferungundwasreineErfindungbzw.Zudichtungist.AußerislamischeQuellenüberdasLebendesGesandtengibtesnicht.

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Ohnehin gibt es in Kulturen, die auf mündlicher Überlieferung basieren,diesbezüglich erstaunliche Fähigkeiten. Und auch heute noch gilt es in derislamischen Welt als erstrebenswerte Leistung, den Koran auswendig aufzusagen,dieswirdsogardurchWe`bewerbegefördert.

3.4Rückblickaufdie„dreiBeweise"Das also sind nun die „Beweise", die der Koran selbst liefert. Wie sind siezusammenfassendzubewerten?

Die Mekka-Suren (610 bis 622 n. Chr.) sind eine Abfolge ständiger Appelle,MahnungenundDrohungen.DieMekkanersollenüberzeugtwerden,dieBotscha_des Gesandten anzuerkennen: Ein Go` (Allah) und ein auserwählter, alleinigerGesandter(Mohammed),derdiegö`lichenOffenbarungenübermi`elt.

DerersteBeweis,nurEiner,Allah,kanndasUniversumerschaffenhaben,kannwohlals reine Glaubensfrage bezeichnet werden: Selbstverständlich, man kann an eineakPvplanendeSchöpfergo`heitglauben,zwingendistdasabernichtangesichtsderneueren physikalischen und kosmologischen Erkenntnisse über die Entstehung desUniversums, des Sonnensystemsunddes Lebens auf der Erde.DieDarstellung derSchöpfung im Koran, besser, die verschiedenen, ständigwiederholten Beispiele fürA l lahs Schöpfungsakte ze igen e ine Pefe Verankerung in e inemvorwissenscha_lichen, zugleich anthropozentrisch und mythologisch geprägtenDenken.

Der zweite Beweis ist deutlich problemaPscher, da er jede Katastrophe alsStrafgericht Allahs auslegt. Das ist aus heuPger (wissenscha_licher) Sicht einfachUnsinn bzw. Aberglaube. Katastrophen (Erdbeben, Vulkanausbrüche,Flutkatastrophen, Epidemien usw.) haben (natur)wissenscha_lich erklärbareUrsachen, und sie treffen keineswegs nur „sündige" Menschen, sondern alleLebewesen, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Naturkatastrophen tretenzudemvölligunabhängigvonderAn-oderAbwesenheitvonMenschenauf.

Der dri`e Beweis (Heiliges Buch) ist tautologisch. Da Tanach bzw. AT und dieEvangelien ganz offensichtlich vonmenschlichen Autoren verfasst wurden, ist dieswohlauchfürdenKorananzunehmen(oderzubefürchten).

Bleibt die Frage nach der Autorenscha_ Mohammeds (bzw. nach der Mitwirkungweiterer Personen bei der Abfassung der Suren), die sich wohl nicht mehrabschließendklären lassenwird.DerKoran themaPsiertdieseFragenatürlichnichtbzw. einseiPg und eindeuPg: Die Verse stammen von Allah! Diese Frage selbst istdaher im Islam ein Sakrileg. Es gibt offenbar umfangreiche Forschungen, obMohammed überhaupt das Gesamtwerk allein verfasst haben könnte. DasTextcorpus gibt offenbar keine eindeuPge Antwort. Ich ha`e jedenfalls zu keinemZeitpunktderLektüredenEindruck:HiersprichtundschreibteineübermenschlicheAutorität.

JensReißmann 29