Kraftwerke in Europa

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21 BWK Bd. 60 (2008) Nr. 11 SPECIAL Autoren Kraftwerke in Europa Iberische Halbinsel, Vereinigtes Königreich, Irland und Italien Eine gemeinsame Energiepolitik ist eine Herausforderung für Europa. Momentan ist Energiepolitik Ländersache, und teilweise überwiegen noch historisch gewachsene nationale Interessen. Der Beitrag gibt Auskunft über den Status quo der Kraftwerksstrukturen auf der Iberischen Halbinsel, im Vereinigten Königreich, in Irland und Italien. toleistung von 300 MW. Dieser Leis- tungssprung wurde einerseits aus dar- stellungstechnischer Sicht wegen der länderspezifischen Kraftwerksdichte ge- wählt und andererseits mit Blick auf die Veröffentlchung einer Gesamtkarte des europäischen Kraftwerksparks (Poster), die der Ausgabe BWK 5-2009 beigelegt werden soll. Iberische Halbinsel Zur Iberischen Halbinsel, die auch Py- renäenhalbinsel genannt wird, gehören Spanien, Portugal, das Fürstentum An- dorra und die britische Kronkolonie Gi- braltar. Der Name der Halbinsel geht auf das Volk der Iberer zurück, die in der An- tike in diesem Teil Europas lebten. Der Ebro, der Spanien vom Norden bis in das Mittelmeer durchfließt, war namens- gebend. Sowohl Andorra im Nordosten der Halbinsel an der Grenze zu Frank- reich als auch das nur etwa 20 km vom D er deutsche Kraftwerkspark und die Hauptadern des elektrischen Verbundnetzes in Deutschland sind bereits in [1; 2] dargestellt worden. In einem Folgebeitrag wurde über den Status quo der Kraftwerksparks in den direkten Nachbarländern Deutschlands informiert [3]. Folgerichtig und von der Dr.-Ing. habil. Jörg Schneider, Jahrgang 1952, studierte Energiewandlung und Kraftwerkstechnik an der Technischen Uni- versität Dresden und vertritt im Umwelt- bundesamt seit 1991 sowie in anderen zahlreichen nationalen und internationa- len Gremien das Gebiet der übergreifen- den Angelegenheiten einer nachhaltigen Energieversorgung. Darüber hinaus ist er als Privatdozent an verschiedenen Hoch- schulen tätig. Gunter Kuhs, Jahrgang 1962, Kartograph im amtlichen Vermessungs- und Kartenwesen so- wie in der Verlagskartographie, ist seit 2006 im Umweltbundesamt für die Recherche, Auswer- tung und Pflege von Kraftwerksdaten zustän- dig. Anmerkung: Die Autoren geben ihre persönliche Meinung wi- der. Diese stimmt nicht notwendigerweise mit der Meinung des Umweltbundesamtes überein. Das Parabolrinnenkraftwerk Andasol-1 in Spanien ging Mitte Oktober 2008 in den Testbetrieb. Im Bild ein Parabolspiegel in der Bauphase. Das fehlende Absorberrohr wird in der Brennlinie des Parabolspiegels montiert. In ihm strömt ein synthetisches Öl, das die Solarwärme an den Dampf- kreislauf des 50-MW-Kraftwerks abgibt. Foto: Gollmer/Solar Millenium BWK-Leserschaft angespornt richten die Autoren ihr Augenmerk im vorliegenden Beitrag auf die Kraftwerksstrukturen in Spanien und Portugal nebst zugehörigen Inselgruppen und Inseln ab einer elek- trischen Bruttoleistung von 100 MW so- wie im Vereinigten Königreich, in Irland und in Italien ab einer elektrischen Brut- Kraftwerke und Netze

Transcript of Kraftwerke in Europa

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Autoren

Kraftwerke in Europa Iberische Halbinsel, Vereinigtes Königreich, Irland und Italien

Eine gemeinsame Energiepolitik ist eine Herausforderung für Europa. Momentan ist Energiepolitik Ländersache, und teilweise überwiegen noch historisch gewachsene nationale Interessen. Der Beitrag gibt Auskunft über den Status quo der Kraftwerksstrukturen auf der Iberischen Halbinsel, im Vereinigten Königreich, in Irland und Italien.

toleistung von 300 MW. Dieser Leis-tungssprung wurde einerseits aus dar-stellungstechnischer Sicht wegen der länderspezifischen Kraftwerksdichte ge-wählt und andererseits mit Blick auf die Veröffentlchung einer Gesamtkarte des europäischen Kraftwerksparks (Poster), die der Ausgabe BWK 5-2009 beigelegt werden soll.

Iberische Halbinsel

Zur Iberischen Halbinsel, die auch Py-renäenhalbinsel genannt wird, gehören Spanien, Portugal, das Fürstentum An-dorra und die britische Kronkolonie Gi-braltar. Der Name der Halbinsel geht auf das Volk der Iberer zurück, die in der An-tike in diesem Teil Europas lebten. Der Ebro, der Spanien vom Norden bis in das Mittelmeer durchfließt, war namens-gebend. Sowohl Andorra im Nordosten der Halbinsel an der Grenze zu Frank-reich als auch das nur etwa 20 km vom

Der deutsche Kraftwerkspark und die Hauptadern des elektrischen Verbundnetzes in Deutschland

sind bereits in [1; 2] dargestellt worden. In einem Folgebeitrag wurde über den Status quo der Kraftwerksparks in den direkten Nachbarländern Deutschlands informiert [3]. Folgerichtig und von der

Dr.-Ing. habil. Jörg Schneider, Jahrgang 1952, studierte Energiewandlung und Kraftwerkstechnik an der Technischen Uni-versität Dresden und vertritt im Umwelt-bundesamt seit 1991 sowie in anderen zahlreichen nationalen und internationa-len Gremien das Gebiet der übergreifen-den Angelegenheiten einer nachhaltigen Energieversorgung. Darüber hinaus ist er als Privatdozent an verschiedenen Hoch-schulen tätig.

Gunter Kuhs, Jahrgang 1962, Kartograph im amtlichen Vermessungs- und Kartenwesen so-wie in der Verlagskartographie, ist seit 2006 im Umweltbundesamt für die Recherche, Auswer-tung und Pflege von Kraftwerksdaten zustän-dig. Anmerkung: Die Autoren geben ihre persönliche Meinung wi-der. Diese stimmt nicht notwendigerweise mit der Meinung des Umweltbundesamtes überein.

Das Parabolrinnenkraftwerk Andasol-1 in Spanien ging Mitte Oktober 2008 in den Testbetrieb. Im Bild ein Parabolspiegel in der Bauphase. Das fehlende Absorberrohr wird in der Brennlinie des Parabolspiegels montiert. In ihm strömt ein synthetisches Öl, das die Solarwärme an den Dampf-kreislauf des 50-MW-Kraftwerks abgibt.

Foto: Gollmer/Solar Millenium

BWK-Leserschaft angespornt richten die Autoren ihr Augenmerk im vorliegenden Beitrag auf die Kraftwerksstrukturen in Spanien und Portugal nebst zugehörigen Inselgruppen und Inseln ab einer elek-trischen Bruttoleistung von 100 MW so-wie im Vereinigten Königreich, in Irland und in Italien ab einer elektrischen Brut-

Kraftwerke und Netze

Menorca

Mallorca

CabreraIbiza

Formentera

200 km

N

La Palma

El Hierro

LaGomera

Lanzarote

Fuerte-ventura

Tenerife

Gran Canaria

1 Narcea2 Soto de Ribera3 San Juan de Nievo4 Lada5 Aboño

Aceca

Aguayo

Alcudia

Aldeadávila

Algeciras

Almaraz

Almeria

Amorebieta

Arcos de laFrontera

Arrúbal

As Pontes deGarcía Rodriguez

Ascó

Azután

Badalona

Bahía de Bizkaia

Barcelona

Barranco de Tirajana

Besós

Bilbao

Bolarque

BuenosAires

CadizCampo deGibraltar

Candelaria

Canelles

Cartagena

Castejón

Castellón

Teruel

Castrelo

Cas Tresorer

Castro

Cedillo

Cofrentes

Cofrentes

Compostilla

Cortes II

C. Colon

El Fangal

El Marquesado

Escombreras(Iberdrola)

Escombreras(GN)

Cercs

Escucha

RicobayoFoix

Frieira

Gabriel y Galán

Puertollano

Elcogás

S. M. de Garoña

Granadilla

Guardo

Guillena

Eivissa

Jinamar

J. M. de Oriol

La MuelaLa Muela

La Robla

LasSalinas

Litoralde Almeria

LomoApolinario

Mahon

Málaga

Maranchón

Meirama

Menuza

Estangento-Sallente

1

Cijara

Moralets

Navia

Picos

Osera de Ebro

Palos de laFrontera

Pasajes de San Juan

Punta Grande

PuenteNuevo

1 Castelnou2 Mequinenza3 Ribarroja4 Plana del Vent5 Vandellos6 Tarragona

23

Sabón

Sagunto

Salime

San Adrián

A San EstebanB Puente BibeyC ConsoD CornatelE Anllares

AB

D

BelesarLos Peares

San Roque

Santurce

Zaragoza

Saucelle

Son Reus

1 2

3

4

5

C

Soutelo

Tabescán

Tajo de laEncantada

Tanes

4

1

1 Torrejón2 Valdecañas

Trillo

5 6

2

VillalcampoVillarino

Paramo de Poza

Escatrón

1

1 Los Barrios

E

Velilla

Kraftwerke ab 100 MW

Energieträger

Braunkohle

Steinkohle

Heizöl

Wasser

Kernenergie

1001 000

2 000

Bruttoleistung in MW

Kraftwerke in Betrieb, Stand Juni 2008, Quelle: Eigene RecherchenKartengrundlage: Laufende Raumbeobachtungen

Windenergie

Erdgas Abfall

Spanien

nordwestlichen Afrika entfernt gelegene Gibraltar verfügen über keine Kraftwer-ke mit elektrischen Bruttoleistungen von mehr als 100 MW.

Spanien

Spanien verfügt über eine elektrische Kraftwerkskapazität von rund 76 GW netto, die über einen breiten Energieträ-germix abrufbar ist (Bild 1). Seit dem Jahr 2000 ist der Stromverbrauch in Spa-nien um durchschnittlich 4 % pro Jahr gestiegen. Der führende Energieversor-ger Spaniens ist Endesa mit mehreren Tochtergesellschaften auf dem Festland, den Kanaren und den Balearen. Endesa deckt etwa ein Drittel des spanischen Strombedarfs, gefolgt von den Unter-nehmen Iberdrola und Union Fenosa. Seit der Marktliberalisierung im Jahr 1998 drängen immer mehr Wettbewer-ber auf den Markt. Der erforderliche Zu-bau an Kraftwerkskapazität basiert hauptsächlich auf Erdgas (in den letzten vier Jahren wurden GuD-Kraftwerke mit einer elektrischen Gesamtleistung von etwa 14 GW errichtet) bzw. Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Dabei kommt dem Windenergieausbau von derzeit 15 GW auf etwa 26 GW bis zum Jahr 2012 eine besondere Bedeutung zu.

Im Bereich der Solarenergienutzung wurde ein Gesetz ratifiziert, das die Ein-

führung eines Registers zur Zuweisung von Einspeisetarifen für neue Photovol-taikanlagen vorsieht. Das Register weist den jeweils aktuellen Tarif bis zu einer Höchstgrenze neu zugebauter Leistung zu. Wird die Höchstgrenze zum Ende des Quartals erreicht, so wird der Einspeise-tarif abgesenkt. Die Entwicklung des Einspeisetarifs richtet sich somit nach der Geschwindigkeit, mit der neue Pho-tovoltaikanlagen errichtet werden. Da-mit gilt: Je stärker das Marktwachstum,

umso schneller sinkt der Tarif. Die Rege-lungen sehen für Aufdachanlagen eine Vergütung von 33 Ct/kWh vor und für Freiflächenanlagen nur noch 29 Ct/kWh. Spanien setzt verstärkt auf Parabolrin-

Bild 1

Kraftwerke in Spanien sowie auf den Kanaren und Balearen.

Das auf der Insel Mallorca am Nordzipfel der Bucht von Alcu-dia vorwiegend mit Steinkohle betriebene Kraftwerk Alcudia Porto war von 1982 bis 2003 in Betrieb. Der Umschlaghafen für Steinkohle, Öl und andere Güter wird nun auch für das neue Kraftwerk westlich der Bucht genutzt.

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Kraftwerke und Netze

Madeira

Açores

N

100 km

150 km

50 km

Ribatejo

Sines

Setúbal

Alto Lindoso

Tapado do Outeiro

Carregado Pêgo

Aguieira

Alqueva

Miranda

Bemposta

Valeira

Venda Nova

Tunes

Picote

PocinhoRégua

Baixo Sabor

Castelo do Bode

Alto Minho Vila Nova

Foz-Coa

Vilharinhodas Furnas

Alto do Mira

Sintra

Fratel

Pinhal Interior

1 Crestuma-Lever2 Torrão3 Carrapatelo 1

2 3

Cabril

Canicada

Kraftwerke ab 100 MW

Energieträger

Heizöl

Steinkohle Wasser

100600

1 200

Bruttoleistung in MW

Kraftwerke in Betrieb, Stand Juni 2008, Quelle: Eigene RecherchenKartengrundlage: Laufende Raumbeobachtungen

Windenergie

Erdgas

Portugal

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Steinkohle befeuertes Kraftwerk ersetzt, das über eine elektrische Gesamtleis-tung von 585 MW verfügt, aufgeteilt auf jeweils zwei 130- und 125-MW-Blöcke sowie einen 75-MW-Block. Desgleichen verfügen die Inseln Ibiza und Menorca über je ein separates Großkraftwerk.

Portugal

Portugal verfügt über eine Kraftwerks-flotte mit einer installierten Nettoleis-tung von insgesamt knapp 14 GW, die im Wesentlichen von den drei Unterneh-men Energias de Portugal, Portuguese Renewable Energy Association und Re-des Energeticas Nationais betrieben wer-den (Bild 2). Kernkraftwerke gibt es in Portugal nicht. Der Strombedarf Portu-gals wächst jährlich um 3 %. Im Norden des Landes, nördlich der Flüsse Tejo bzw. Tejoebene, wird die elektrische Energie hauptsächlich auf der Grundlage erneu-erbarer Energien wie Laufwasserkraft und Windenergie bereitgestellt. Wegen eines Investitionsstaus beim Bau von Wasserkraftwerken verringerte sich die Reserveleistung. Somit ist zukünftig in dem seit Oktober letzten Jahres liberali-sierten portugiesischen Strommarkt vor allem mit dem Zubau erdgasbefeuerter GuD-Kraftwerken zu rechnen. Im südli-chen Landesteil ist hingegen ein Brenn-stoffmix anzutreffen. In Portugal soll die installierte Windenergieanlagenleistung von heute 2,5 GW bis auf 7 GW im Jahr 2012 ausgebaut werden. In Serpa – einer

Bild 2

Kraftwerke in Portugal.

Kraftwerke und Verbundnetze in Europa

In Fortführung der bisherigen Arbeiten zur Kraftwerksstruktur in europäischen Ländern soll der BWK 5-2009 eine Gesamtkarte für Europa als großformatiges Poster beigelegt werden, in der sämt-liche Kraftwerke mit einer elektrischen Bruttoleistung von mehr als 500 MW sowie Transportnetze für die Höchstspannungsebe-ne (380 kV oder mehr) erfasst sind. Eine vorläufige Version dieser Europakarte ist als PDF-Datei über www.eBWK.de im Menü „Ak-tuell/Europakarte“ abrufbar. Die Autoren bitten das sachkundige BWK-Leserpublikum um kritische Durchsicht und um detaillierte Informationen über Ergänzungen bzw. Korrekturen bis zum 15. Januar 2009 an folgende E-Mail-Adresse: i [email protected]

Kraftwerke und Netze

nenkraftwerke. Im Sommer 2008 ging nach zweijähriger Bauzeit das Parabolrinnen-kraftwerk Andasol-1 als ers-tes seiner Art in Europa in Betrieb. Die Anlage ist für ei-ne elektrische Leistung von 50 MW ausgelegt. Die beiden Kraftwerke Andasol-2 und -3 mit ebenfalls je 50 MW elek-trischer Leistung sollen im Frühjahr 2009 bzw. Ende 2010 ans Netz gehen. Die Kraftwerke werden dann der größte Solarkraftwerkskom-plex der Welt sein.

Das Höchstspannungsnetz in Spanien verfügt über Kup-pelstellen zu Frankreich und Portugal. Darüber hinaus gibt es auch ein Unterwasser-kabel mit einer Kapazität von 400 MW, das Spanien mit Marokko verbindet.

Kanaren

Auf den Kanarischen Inseln ist die En-desa-Tochter Union Electrica de Canaris Generacion Hauptakteur hinsichtlich Strombereitstellung. Die Inseln Tenerif-fa, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote verfügen über Kraftwerke mit elektrischen Bruttoleistungen von mehr

als 100 MW. Dabei herrschen Gasturbi-nenkraftwerke vor.

Balearen

Auf Spaniens beliebter Ferieninsel Mallorca gibt es drei Großkraftwerke in der Umgebung von Palma de Mallorca und bei Alcudia. Ein an der Nordspitze der Bucht von Alcudia stillgelegtes Steinkohlekraftwerk wurde von Endesa durch ein neues, ebenfalls primär mit

Bruttoleistung in MW

Shetland Islands

Hebrides

Orkney Islands

Isle of Man

3002 000

4 000

N

200 km

Isle of Wight

Alderney

Guernsey

Jersey

Channel Islands

Fiddler’s Ferry

Drax

1 Eggborough2 Killingholme3 Immingham4 Keadby5 West Burton6 Cottam Development7 Spalding

1

Didcot

Heysham

Longannet

Littlebrook

Cottam

Ferry-bridge

Kingsnorth

Ratcliffe-on-Soar

4

Teesside

Dinorwig

Peterhead

Aberthaw

1 Chelsea2 Enfield3 Barking4 Tilbury5 Coryton6 Damhead Creek7 Grain8 Medway

3

Connah’s Quay

Torness

Hunterston

Hartlepool

Hinkley Point

South Humber Bank

Sizewell

Dungeness

Seabank

Cockenzie

Saltend

Wylfa

Little Barford

Fawley

Ironbridge

Rugeley

Ballylumford

4

5

5

Sutton Bridge

6

2

3

Rye House

78

1 Deeside2 Chester3 Winnington Works4 Rocksavage

13

4

Baglan Bay

Kilroot

Oldbury-on-Severn

2

Cruachan

Great Yarmouth

Lynemouth

Kings Lynn

Coolkeragh

7

PeterboroughCorby

6

2

Shoreham

Uskmouth

Ffestiniog

1

Foyers

Moneypoint

Huntstown

Tarbert

Aghada

PoolbegShellybanks

Dublin BayTynagh

Turlough Hill

Schottland

WalesEngland

Irland

Nordirland

Kraftwerke ab 300 MW

Energieträger

Steinkohle

Heizöl Wasser

Kernenergie

Kraftwerke in Betrieb, Stand Juni 2008, Quelle: Eigene RecherchenKartengrundlage: Laufende Raumbeobachtungen

Erdgas Abfall

Daneben gibt es im Vereinigten König-reich heute etwa zwölf Regionalversor-ger. Das Vereinigte Königreich war einer der ersten Staaten in Europa, der die Energieversorgung vollständig liberali-sierte. Die Stromerzeugung basiert aktu-ell hauptsächlich auf den Energieträ-gern Kohle (38 %), Gas (36 %) und Kern-energie (18 %). Die Regierung verfolgt das Ziel, den Anteil erneuerbarer Ener-gien bei der Strombereitstellung bis zum Jahr 2020 auf 20 % zu erhöhen. Im Be-reich der Windenergienutzung soll die installierte Leistung von aktuell gut 2,5 GW bis zum Jahr 2012 auf 12 GW er-höht werden. Speziell bei der Nutzung erneuerbarer Energien muss Schottland erwähnt werden. Die geschätzten Poten-ziale liegen bei etwa 35 GW für Wind-energieanlagen und wegen des hohen Tidenhubs bei bis zu 8 GW für Gezeiten-kraftwerke.

Insbesondere England wird auch wei-terhin auf die friedliche Nutzung der Kernenergie setzen. Bis zum Jahr 2010 sollen die CO2-Emissionen im Kraft-

Bild 3

Kraftwerke im Vereinigten Königreich und in Irland.

Central Electrica betreibt auch das zwischen Sa Pobla und Las Gavio-tas am Flüsschen Siurana gelegene Kohlekraftwerk Es Murterar mit 585 MW elektrischer Leistung. Die Steinkohle wird vom Hafen Port d´Alcudia per Lastwagen bis zum Kraftwerk geliefert.

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Kraftwerke und Netze

der sonnigsten Gegenden Europas – ging im März 2007 ein großes Solarkraftwerk mit einer elektrischen Gesamtleistung von rund 11 MW(peak) in Betrieb.

Vereinigtes Königreich und Irland

Nach der Privatisierung der Energie-wirtschaft im Jahr 1990 etablierten sich

in England, Wales, Schottland und Nord-irland mit British Energy Group, British Nuclear Fuels, Centrica, EDF Energy (das Unternehmen ist durch die Übernahme von British Energy weiter gewachsen), Ener-G, E.on UK und International Power sieben Unternehmen als Hauptakteure beim Betrieb einer elektrischen Kraft-werksleistung von etwa 83 GW (Bild 3).

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Bild 4

Kraftwerke in Italien.

werkssektor um 7 % gegenüber dem Re-ferenzjahr 1990 reduziert werden.

Das größte Kraftwerk in Nordirland wird am Standort Ballylumford vom Un-ternehmen Premier Power betrieben. Mit dem Kraftwerk werden derzeit 50 % des Strombedarfs in Nordirland gedeckt.

Irland verfügt darüber hinaus über ei-ne elektrische Nettoleistung von etwa 6,2 GW. Mit Elecricity Supply Board, Energia, Huntstown Power Company und EirGrid sind dort haputsächlich vier Unternehmen für die Strombereitstel-lung und -versorgung verantwortlich. Als Energieträger in der Stromerzeugung werden vor allem Gas und Öl eingesetzt. Die irische Energieversorgung bewegt sich hinsichtlich der Liberalisierung in Richtung des Single-Buyer-Systems, bei dem ein Unternehmen in seinem Gebiet das alleinige Recht hat, Strom zu ver-kaufen und das dafür notwendige Über-tragungsnetz zu betreiben. Auf der Insel Irland sind keine Kernkraftwerke vor-handen.

Italien

In Italien ist eine elektrische Kraft-werksnettoleistung von etwa 85 GW in-stalliert (Bild 4). Die Stromversorgung übernehmen zum überwiegenden Teil die Unternehmen Ansaldo Energia, Enel, Enipower und Edison. Die Bruttostrom-erzeugung basiert zu 83 % auf Wär-mekraftwerken, zu 14 % auf Wasser-kraftwerken und zu 3 % auf Geothermie-kraftwerken sowie Windenergie- und Photovoltaikanlagen. Eine Reduzierung der spezifischen CO2-Emissionen soll durch verstärkten Einsatz von Kraftwer-ken auf der Basis erneuerbarer Energien realisiert werden. Bis zum Jahr 2012 ist der Zubau von mehr als 7 GW Gesamt-leistung geplant. Die größten Zuwächse verzeichnen die Windenergieanlagen mit etwa 4,7 GW und Wasserkraftwerke mit rund 1,7 GW. Darüber hinaus steigt die installierte Leistung von Photovoltai-kanlagen durch das Nuovo-Conto-Ener-

gia-Gesetz, das für eingespeisten Strom eine Vergütung von bis zu 49 Ct/kWh ge-währt, um bis zu 8 MW pro Monat.

Als weitere Option wird eine Verände-rung des Brennstoffeinsatzes durch die Substitution von Öl durch Gas gesehen. Eine Verbesserung der Effizienz der vor-handenen Dampfkraftwerke wird durch Vorschalt-Gasturbinen realisiert.

Nach dem Reaktorunfall von Tscher-nobyl im April 1986 wurde in Italien eine Volksbefragung zur Nutzung der Kern-energie durchgeführt. Danach wurden alle Kernkraftwerke abgeschaltet. Nun wird erwogen, wieder in Kernkraftwerke zu investieren, zumal in Italien nach wie vor ein erhebliches Know-how an mo-dernen Kraftwerkstechnologien besteht. So ist der halbstaatliche Versorger Enel Mitbetreiber von mehr als 6 GW Kern-kraftwerksleistung in Spanien und der Slowakei. Ferner soll das Unternehmen Ansaldo ein Forschungszentrum zur Entwicklung von Kernkraftwerken der vierten Generation gegründet haben. In Italien gibt es Überlegungen, bis zu vier Kernkraftwerke mit einer elektrischen Gesamtnennleistung von 2 bis 3 GW im Zeitraum von 2020 bis 2030 ans Netz zu bringen.

Sardinien

Elba

Sizilien

San Marino

Kraftwerke ab 300 MW

Energieträger

Heizöl

Steinkohle

Gichtgas, Koksofengas, Synthesegas u.a.

Erdgas

Bruttoleistung in MW

3001 500

3 000

N

200 km

Braunkohle

Montalto di Castro

BrindisiSüd

1 Marghera Levante2 Ferrara3 Porto Corsini

1

Gioia Tauro

Porto Tolle

Torrevaldaliga Nord

Vado Ligure

Turbigo Levante

La Spezia

La Casella

Rossano Calabro

Ostiglia

Piombino

BrindisiNord

Fiume Santo

S. Felipe del Mela

Sermide

Termini Imerese

Napoli Levante

ChivassoFusina

Gesso Piastra

Mantova

Ravenna

Voghera

Edolo

Presenzano

Monfalcone

Pietrafitta

Chiotas Piastra

Priolo Gargallo

Taranto

Sulcis

Altomonte

2

Gissi

Moncalieri

1 Leini2 Livorno Ferraris3 Trino Vercellese4 Ferrera Erbognone5 Piacenza6 Tavazzano

1

Melilli

2

Pianopoli

1 Rizziconi1

Scandale

Simeri Crichi

Sparanise

Torviscosa

3

Orta di Atella

Modugno

Termoli

Milazzo

1 Teverola2 Giugliano3 Maddaloni4 Montefibre di Acerra

4Salerno

Siracusa

Lago Delio

Ferrandina

Cassano d’Adda

4 5

Santa Barbara

Livorno

Anapo Solarino

1 Torrevaldaliga Süd

1

1

3

S. Fiorano

Sarlux

Roncovalgrande

Genova

Portoscuso

1 Rosignano (Electrabel)2 Rosignano (Solvay)

21

S. Severo

Cavriglia

Portogruaro

S. Massenza

Candela

2 3

Nucleo di Mese Nucleo di Udine

Garigliano

S. Giacomo al Vomano

Suviana Brasimone

Grosio

Ponti sul Mincio

Marzocco

Porto Torres

Taloro

6

Terni

Wasser

Italien

Kraftwerke in Betrieb, Stand Juni 2008, Quelle: Eigene RecherchenKartengrundlage: Laufende Raumbeobachtungen

Literatur

[1] Schneider, J.: Der deutsche Kraftwerk-

spark, Stand und Perspektiven

einer nachhaltigen Entwicklung.

BWK 55 (2003) Nr. 7/8, S. 50-55.

[2] Schneider, J.: Deutschlandkarte

zur Energieversorgung. Kraftwerke

und Netze. BWK 57 (2005) Nr. 10,

S. 12-14.

[3] Schneider, J.; Kuhs, G.: Kraftwerke in Eu-

ropa. Status quo in den direkten Nachbar-

ländern Deutschlands.

BWK 59 (2007) Nr. 11, S. 50-54.

[4] Schneider, J.; Kuhs, G.: Private Daten-

bank ausgewählter europäischer Kraftwerke;

Stand Juli 2008.

Kraftwerke und Netze