Kreative Verfahren zur Sprachförderung Thema · PDF fileDr. Gabriele Czerny Kreative...

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Dr. Gabriele Czerny Kreative Verfahren zur Sprachförderung Thema: Geschichten erfinden, Geschichten erzählen und Kindern zuhören gehört zur Elementarbildung, um die Sprache und die Erzählfähigkeit bei den Kindern zu fördern. Der Bedeutung des Erzählens hat man erst in den letzten Jahren einen Eigenwert zugesprochen. Es bestand lange Zeit die Dominanz der Schriftlichkeit, des Verfassens von Texten nach vorgefertigten Mustern. Von einer Didaktik des Erzählens spricht man erst seit den späten 80er Jahren. Eng verbunden damit sind die Namen Mechthild Dehn 1 , Kaspar Spinner 2 und Claus Claussen 3 . Erzählen als gesellige Praxis heißt bei Claussen, dass Kinder und Lehrerin gemeinsam erzählend etwas Neues gestalten. Der Lehrerin kommt dabei die Rolle der Impulsgeberin zu. Ihr Interesse richtet sich auf den Weg (Prozessorientierung), d.h. auf den sich entfaltenden Prozess des freien Ausdenkens, des miteinander Suchens, Findens und Aushandelns, des kreativen Fantasierens und gemeinsamen Erzählens, auf die Entwicklung der inneren Bilder und der Fabulierlust. Eine wesentliche Voraussetzung ist die Gestaltung einer atmosphärischen Erzählsituation, in dem z.B. gemeinsame Rituale (gemeinsame Atemübungen, Stille-Übungen) die Kinder auf das Erzählen einstimmen. Im Erzählen geben Kinder ihrem Erleben und ihren Erfahrungen einen eigenen Ausdruck. Ihre Erlebnisse beziehen sich auf Erfahrungen ihrer Alltagswelt, aber auch auf Gehörtes, Gesehenes und durch Medien Vermitteltes. Sie kreieren im Erzählen Bedeutung oder anders ausgedrückt sie konstruieren im Erzählen ihre Welt. Die Fähigkeit des Erzählens hat somit ästhetisch bildenden Charakter, da Kinder Eindrücke durch Sprache und Gestaltung verarbeiten können. Die Schulpraxis zeigt jedoch, dass Kinder häufig Sprachhemmungen haben, also sich nicht getrauen frei zu sprechen oder aber auch Sprachdefizite aufweisen, d.h. sie sind gar nicht in der Lage Worte zu finden, für das, was sie ausdrücken bzw. mitteilen wollen. Eine Schlüsselfigur innerhalb der Spracherziehung nimmt die 1 Dehn, Mechthild (2000): Geschichten erzählen. In: Die Grundschulzeitschrift, 14. Jg., Nr. 132, S. 6-11 2 Spinner, Kaspar H.. Kreativer Deutschunterricht. Imagination Kognition Emotion. Seelze 2001. 3 Claussen, Claus und V. Merkelbach: Erzählwerkstatt. Mündliches Erzählen. Braunschweig 2003.

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Dr. Gabriele Czerny

Kreative Verfahren zur Sprachförderung Thema: Geschichten erfinden, Geschichten erzählen und Kindern zuhören gehört zur

Elementarbildung, um die Sprache und die Erzählfähigkeit bei den Kindern zu

fördern. Der Bedeutung des Erzählens hat man erst in den letzten Jahren einen

Eigenwert zugesprochen. Es bestand lange Zeit die Dominanz der Schriftlichkeit, des

Verfassens von Texten nach vorgefertigten Mustern. Von einer Didaktik des

Erzählens spricht man erst seit den späten 80er Jahren. Eng verbunden damit sind

die Namen Mechthild Dehn1, Kaspar Spinner2 und Claus Claussen3. Erzählen als

gesellige Praxis heißt bei Claussen, dass Kinder und Lehrerin gemeinsam erzählend

etwas Neues gestalten. Der Lehrerin kommt dabei die Rolle der Impulsgeberin zu. Ihr

Interesse richtet sich auf den Weg (Prozessorientierung), d.h. auf den sich

entfaltenden Prozess des freien Ausdenkens, des miteinander Suchens, Findens und

Aushandelns, des kreativen Fantasierens und gemeinsamen Erzählens, auf die

Entwicklung der inneren Bilder und der Fabulierlust. Eine wesentliche Voraussetzung

ist die Gestaltung einer atmosphärischen Erzählsituation, in dem z.B. gemeinsame

Rituale (gemeinsame Atemübungen, Stille-Übungen) die Kinder auf das Erzählen

einstimmen.

Im Erzählen geben Kinder ihrem Erleben und ihren Erfahrungen einen eigenen

Ausdruck. Ihre Erlebnisse beziehen sich auf Erfahrungen ihrer Alltagswelt, aber auch

auf Gehörtes, Gesehenes und durch Medien Vermitteltes. Sie kreieren im Erzählen

Bedeutung oder anders ausgedrückt sie konstruieren im Erzählen ihre Welt. Die

Fähigkeit des Erzählens hat somit ästhetisch bildenden Charakter, da Kinder

Eindrücke durch Sprache und Gestaltung verarbeiten können.

Die Schulpraxis zeigt jedoch, dass Kinder häufig Sprachhemmungen haben, also

sich nicht getrauen frei zu sprechen oder aber auch Sprachdefizite aufweisen, d.h.

sie sind gar nicht in der Lage Worte zu finden, für das, was sie ausdrücken bzw.

mitteilen wollen. Eine Schlüsselfigur innerhalb der Spracherziehung nimmt die

1 Dehn, Mechthild (2000): Geschichten erzählen. In: Die Grundschulzeitschrift, 14. Jg., Nr. 132, S. 6-11 2 Spinner, Kaspar H.. Kreativer Deutschunterricht. Imagination Kognition Emotion. Seelze 2001. 3 Claussen, Claus und V. Merkelbach: Erzählwerkstatt. Mündliches Erzählen. Braunschweig 2003.

Lehrerin ein. (Sprachmodell4). Von ihrer eigenen Erzähl- und Lesefreude hängt es

unter anderem auch ab, Freude und Spaß bei den Kindern zum Zuhören zu wecken

und sie zum eigenen Sprechen und Erzählen zu motivieren.

Das bedeutet, dass die Lehrerin Sprachvorbild ist und ihr eigenes Sprachverhalten

reflektieren muss.

Die folgenden kreativen Verfahren zeigen wie den Kindern Brücken zum Erzählen

gebaut werden können und damit ihre Phantasie und Fabulierlust anregen.

Kreative Verfahren zeichnen sich dadurch aus, dass sie in besonderer Weise die

Wahrnehmungs- Imaginationsfähigkeit der Kinder sensibilisieren. Sie ermöglichen

subjektive Äußerungen und regen die individuellen Sprachfähigkeit an.

Somit zeichnen folgende Grundprinzipien die kreativen Verfahren aus:

• Antrieb (Wille zum Erzählen)

• Wahrnehmung und Imagination (Es geht um die Ausgestaltung von

Phantasien und ein Sich - Hineindenken in andere Welten und

Erfahrungsweisen)

• Expression

Der folgende Praxisteil umfasst vier Teile: In Teil A steht die LehrerIn als

„Sprachmodell“ im Mittelpunkt. Es werden Übungen vorgestellt, die ihre Artikulations-

und Sprachfähigkeit Lehrerin trainieren. Daran schließt sich die Geschichte vom

„Lied der bunten Vögel an“5. Die Kinder werden zunächst durch theaterpädagogische

Zugänge in die Thematik eingeführt. Im Anschluss daran führt die Lehrerin gestaltend

in die Geschichte ein und gibt den Kindern Impulse zum Weitererzählen.

Im Mittelpunkt des Teil B stehen die Drachengeschichten von Klaus Baumgart6:

„Wirklich wahr“ und „Ertappt“. Es werden zwei verschiedene Vorgehensweisen

gezeigt, die die Kinder zum Sprechen und Erzählen auffordern sollen.

In Teil C ist eine Phantasiereise Erzählimpuls und in Teil D wird dargestellt wie am

Beispiel vom Improvisieren mit Chiffontüchern sich eigene Geschichten entwickeln

können.

4 Becker-Textor, Ingeborg und G. Michelfeit: Was Kindergeschichten erzählen. Kinder zuhören - Kinder verstehen lernen. München 2000. S. 7-36, S. 68-78 5 Kobna Anan: Das Lied der bunten Vögel. Münsingen Bern 1995. 6 Baumgart Klaus: Wirklich Wahr. Ertappt. Wien Stuttgart 1989.

Teil A: Die Lehrerin als Vorbild Das mündliche Erzählen kann von sichtbaren und hörbaren Kriterien beeinflusst

werden:

a) Sichtbare Kriterien:

• Haltung und Auftreten

• Gestik

• Mimik

• Proxemik

• Blickkontakt

b) Hörbare Kriterien

• Stimmklang und Stimmlage

• Aussprache

• Betonung:

- Lautstärke

- Sprechgeschwindigkeit und Pausensetzung

- Sprechmelodie

• sonstige hörbare Auffälligkeiten

(Verlegenheitslaute, Schmatzgeräusche, hörbare Atmung)

Die folgenden vier Übungen7 sensibilisieren für die eigene Haltung, Gestik und

Mimik, das Empfinden für den Raum und die Spielpartner. Diese Übungen haben das

Ziel die reflexive Selbstwahrnehmung zu fördern.

• Übung 1: „Der richtige Stand“:

7 Czerny, Gabriele: Theaterpädagogik: Ein Ausbildungskonzept im Horizont personaler ästhetischer und sozialer Dimension. Augsburg 2004.

Die SpielerInnen stehen im Kreis. Sie sind barfuss bzw. ohne Schuhe, um

Bodenkontakt herzustellen. Impulse wie „die Schultern hängen entspannt, die Arme

sind locker am Körper, die Wirbelsäule ist aufgerichtet“8 unterstützen die

Wahrnehmung. Die Vorstellung, dass ein unsichtbarer Faden einen nach oben zieht,

hilft auf die Zehenspitzen zu gehen und die Zehenspitzen wieder zu senken. Der

Vergleich mit lockerem aus dem Stand Hüpfen macht deutlich, dass es sich dabei um

unterschiedliche Qualitäten des Stehens und der Aufrichtung handelt: Die eine

Bewegung geschieht mit einer Vorstellung „wie von selbst“ und fügt sich harmonisch

in den Körper ein, die andere ist funktional und mit Körperanstrengung verbunden.

Danach verlagern die SpielerInnen ihr Körpergewicht vom linken auf den rechten Fuß

und spüren die unterschiedliche Gewichtung. Der aufrechte Körper wird durch

Gleichgewichtsverlagerungen (Vorstellung eines Pendels) nach vorn und nach

hinten, links und rechts bewegt, wobei die Fersen nicht vom Boden abheben sollen.

Die vier Bewegungsrichtungen werden zu einem Kreis verbunden, bis die

SpielerInnen ihre „Mitte“, d. h. ihre Balance gefunden haben. Die Augen sind dabei

geschlossen, um von äußeren Reizen abzulenken und sich ganz auf sich selbst zu

konzentrieren.

8 Ebd. S. 189ff.

• Übung 2: „Der Baum“

„Stell dir vor, du bist ein Baum. Du spürst den Boden unter dir. Deine Wurzeln

wachsen immer tiefer. Sie verzweigen sich. Du stehst fest und sicher auf der Erde.

Du spürst die Kraft in deinem ganzen Körper. Deine Äste und Zweige wachsen in die

Höhe und nach allen Seiten – du wirst immer größer. Du spürst, wie der Wind dich

bewegt, an deinen Ästen rüttelt. Aber du bleibst fest und sicher stehen. Der Wind

beruhigt sich und du stehst fest und sicher.“

• Übung 3: „Gefühlsspiegel“

Die SpielerInnen stehen sich zu zweit gegenüber. Eine beginnt langsam

unterschiedliche Gefühle zu zeigen. Die SpielpartnerIn nimmt die gleichen Gefühle

auf und spiegelt sie. Wichtig bei dieser Übung ist es Blickkontakt zu halten.

• Übung 4: „Zielgerichtetes Sprechen im Raum“

Die SpielerInnen verteilen sich im Raum. Sie erhalten verschiedene Gedichte. Jede

SpielerIn wählt sich zwei Gedichtzeilen aus und memoriert sie zuerst leise für sich

am Platz. Dann nimmt sie Blickkontakt zu einer anderen SpielpartnerIn im Raum auf ,

geht auf sie, immer den Blickkontakt haltend zu, und sprecht ihre ausgewählten

Zeilen. Sie nimmt den Platz der SpielpartnerIn ein und diese wendet sich einer

anderen zu. Die Sprechenden können die Gedichtzeilen auch in verschiedenen

Gefühlen sprechen.

Diese folgenden fünf Übungen fördern die hörbaren Kriterien Stimme und

Artikulation.

• Übung 1: „Aufwärmen der Artikulationswerkzeuge“

„Stellt euch vor, ihr habt etwas sehr wohlschmeckendes auf der Zunge, zerkaut es

langsam und mit genüsslichen Kieferbewegungen. Fühl dich möglichst genau in die

Vorstellung ein. Bilde dabei bei geschlossenen Lippen ein „mmm“: im genießenden

Lautstärkebereich bleiben“

• Übung 2: „Lippenflattern“

Lege die Lippen ganz locker aufeinander, blase ohne Druck Luft aus dem Mund.

Dadurch beginnen die Lippen zu vibrieren

• Übung 3: „Zunge“

„Öffne locker den Mund indem der Unterkiefer hängt, fahre dann langsam mit der

Zungenspitze um die Lippen, wie wenn du was Leckeres ableckst.“

• Übung 4: “Stimme und Klang”

Es riecht nach frischen Waffeln, atme den Duft durch die Nase ein, halte die Luft kurz

an und töne beim Ausatmen ein Aaaah

Es riecht nach alten Socken, atme den Geruch durch die Nase ein, halte die Luft kurz

an und töne beim Ausatmen Iiiiih

Es riecht nach Frühlingsblumen, atme den Duft durch die Nase ein, halte die Luft

kurz an und töne beim Ausatmen ein Ooooh

Es riecht nach Kanalisation, atme den Geruch durch die Nase ein, halte die Luft kurz

an und töne beim Ausatmen ein Uuuuh

• Übung 5: „Atem“

„Du fährst mit deinem Fahrrad zu einer Theatervorstellung. Zunächst geht es

langsam und gemütlich, dann steigt der Weg an. Du atmest bei der Anstrengung

intensiv und hörbar. Jetzt steigst du ab und setzt dich unter einen Baum, dein Atem

beruhigt sich. Du stellst dir in Gedanken schon die Vorstellung vor: Du sitzt gespannt

und voller Erwartung in einem roten Sessel und schaust auf den noch geschlossenen

Theatervorhang, dabei wirst du müde, gähnst und schläfst ein. Dein Atem geht ruhig

und langsam. Während du schläfst, kommen zwei Lausbuben angeschlichen, sie

atmen kurz und hektisch. Sie entdecken dein Fahrrad und lassen die Luft aus dem

Reifen „ffffffffffffffffff“ und rennen weg. Du wachst auf, entdeckst das Malheur und

gibst deinem Ärger Raum: Ha!“

3. Erzählbeispiel: Kobna Anan: Das Lied der bunten Vögel Die Geschichte „Das Lied der bunten Vögel“ erzählt von fünf farbigen Vögeln, die im

tiefen Urwald zusammenleben. Jeden Tag singen sie gemeinsam für den Bauern ihr

Lied und tanzen dazu. Der Bauer freut sich und gibt ihnen Futter. Als jedoch eines

Tages die Vögel auf den Gedanken kommen einzeln für den Bauern zu singen und

somit das ganze Futter für sich allein zu bekommen erleben sie, dass der Bauer sie

gar nicht wahrnimmt sondern verjagt. Diese Erfahrung macht jeder Vogel für sich.

Erst als einer den Mut fasst und sein Erlebnis den anderen mitteilt, begreifen sie,

dass nur, wenn sie wieder gemeinsam Singen und Tanzen, sie genügend Futter vom

Bauern bekommen.

Ehe die Geschichte von der Lehrerin mit Unterstützung einer Stehfigur und den fünf

Vögeln den Kindern erzählt wird, sensibilisieren die folgenden Übungen die Kinder

für die Thematik der Geschichte.

a) Vorübungen:

• „Der Aufstand“

Du sitzt mit deinem Partner Rücken an Rücken auf dem Boden. Hakt eure Ellbogen

ein. Versucht jetzt gleichzeitig aufzustehen.

• „Wer schaut mich an?“

Alle Kinder stehen im Kreis mit dem Blick auf den Boden gerichtet.

Jeder entscheidet sich dafür eine bestimmte Person im Kreis anzuschauen.

Auf ein Signal schauen alle hoch.

Treffen sich zwei Blicke, dann lächeln sich die zwei Personen an.

• „Gordischer Knoten“

• „Vertrauen“

Zwei Kinder gehen zusammen. Ein Kind schließt die Augen und das andere führt es

durch den Raum.

• „Teilen und Raffen“

Die Kinder werden in zwei Gruppen geteilt. Jede Gruppe erhält einen „imaginären“

Gegenstand. Die eine Gruppe erhält den Impuls ihn zu teilen, die andere Gruppe

noch mehr davon sich anzueignen. Die nicht spielende Gruppe soll die Situation

erraten.

b) Geschichte erzählen und weitererzählen

Lehrerin: „Ich möchte euch ein Märchen aus meiner afrikanischen Heimat erzählen.

Es heißt das Lied der bunten Vögel. Die Geschichte spielt im Urwald. In meiner

Heimat gibt es riesengroße Wälder, die Urwälder. Es regnet dort oft sehr stark, und

dann scheint plötzlich die Sonne wieder ganz heiß herab, und alle Pflanzen wachsen

kräftig durcheinander.“

Impuls: Stelle dir den Urwald vor! Welche Tiere können dort leben? Was für Pflanzen

gibt es dort?

Die Kinder gehen in den Kreis und stellen ihre Tiere und Pflanzen dar. Es dürfen

immer drei Kinder im Kreis sein, wenn ein viertes Kind kommt geht das erste Kind

wieder aus dem Kreis.

Lehrerin: „In einem solchen Urwald lebten einmal fünf Vögel nahe beieinander. Der

erste Vogel hatte weiße Federn, der zweite blaue, der dritte rote, der vierte gelbe,

und der fünfte hatte ein Gefieder so grün wie die Blätter der Bäume. Jeder der Vögel

konnte ein Lied singen.“ (Die Vögel werden nacheinander aufgehängt).

Die Lehrerin singt vor und die Kinder nach:

Der weiße Vogel sang: Tsche Tsche Ku-Le

der blaue Vogel sang: Tsche Tsche Ko Fi Knsa

der gelbe Vogel piepste: Ko - Fi Sa Lan - ga

der grüne Vogel schnarrte: Kum A - Den- De

Lehrerin:„Weil jeder der fünf Vögel nur eine Farbe hatte und nur ein sehr kurzes Lied

singen konnte, hatten sie sich zusammengetan. Und dann klang ihr Lied so:“

Alle Kinder singen gemeinsam.

Lehrerin: „Eines morgens aber, die Sonne ging gerade auf und die fünf Vögel

erwachten in ihren fünf Bäumen, da hatten sie alle, ohne es voneinander zu wissen,

den gleichen Gedanken.“

Jetzt schließen sich Gruppenaufgaben an:

Gruppe 1: Erzähle die Geschichte mit Hilfe der Vögel und dem Bauern weiter!

Gruppe 2: Der rote Vogel erzählt was er erlebt hat.

Gruppe 3: Der Affe erzählt was er beobachtet hat.

Gruppe 4: Finde einen anderen Erzählanfang!

Im Anschluss daran erfolgt eine Präsentation der Gruppenaufgaben.

Teil B: Klaus Baumgart: Drachengeschichten

In der ersten Drachengeschichte „Wirklich wahr“ wird der grüne Drache eingeführt. Er

wohnt im Kinderzimmer von Anna und geht jede Nacht auf Abenteuersuche. In einem

Socken verstaut er seine gefundenen Gegenstände. Diese nächtliche

Abenteuersuche wird als Sprachimpuls aufgegriffen. Dazu steckt die Lehrerin in

einen Socken die Gegenstände die auch in der Geschichte vorkommen wie z.B. eine

Murmel, einen Spiegel usw. Dann erzählt sie den Anfang der Geschichte und die

Kinder erzählen weiter, in dem sie verschiedene Gegenstände aus dem Socken

ziehen und dazu eine neues Drachenabenteuer erfinden.

Lehrerin: „Der kleine Drache wohnt in dem Bilderbuch von Anna. (Er klettert aus dem

Bilderbuch) Es ist Annas Lieblingsbilderbuch. Immer wieder überrascht sie der kleine

Drache. Er ist neugierig und erlebt immer neue Abenteuer - nachts, wenn Anna

schläft. So auch diese Nacht:

Es knistert und raschelt ganz geheimnisvoll zwischen den Seiten des Buches, und

plötzlich steht der kleine grüne Drache auf der Bettkante. Neugierig watschelt er zum

Fenster und hüpft auf das Fensterbrett. Staunend blickt er in die glitzernde,

funkelende Nacht“.

Impuls:

In diesem Socken hat der kleine Drachen all die Gegenstände gepackt, die er in der

Nacht gefunden hat. Erzähle was der kleine Drache mit ihnen erlebt hat!

Murmel

Stoffbär

Auto

Federball

Spiegel

Puppensessel

Lehrerin: „Am andern Morgen kitzelt ein Sonnenstrahl Anna in der Nase. Da wacht

sie auf, greift zu dem Buch und wundert sich. Über was kann sich Anna wundern?“

Im zweiten Bilderbuch von Klaus Baumgart „Ertappt“ fordern einzelne Bilder aus der

Geschichte die Kinder zum Erzählen auf. Auch hier führt die Lehrerin in die

Geschichte ein und unterbricht an geeigneten Stellen ihre Erzählung. Sie zeigt die

Bilder und die Geschichten fabulieren dazu. Auch in diesem Bilderbuch gibt es eine

unerwartete Auflösung des Drachenabenteuers. Die Abenteuer des Drachen haben

im Kühlschrank stattgefunden. Hier bietet es sich an, dass die Kinder die „wissende“

Perspektive einnehmen und dem Drachen, dem die menschliche Lebenswelt völlig

fremd ist erklären, was z.B. ein Kühlschrank ist oder was Pudding und Käse ist. Die

Kinder werden dabei herausgefordert sehr kreativ mit ihrer Sprache umzugehen.

Lehrerin: „Wieder einmal ist der kleine Drache unterwegs, um eines seiner tollkühnen

Abenteuer zu erleben“.

Es werden jetzt die Bilder nacheinander gezeigt:

„Stell dir vor du bist der kleine Drache! Was sagst du in diesem Bild?“

Juhu freut er sich und schwingt sich in die Luft.

Plötzlich steht ein Monster vor ihm.

Das ist noch einmal gut gegangen-

Schlotter, hier ist es kalt!

Doch der Boden ist sehr weich und außerdem...

Lehrerin: „Da entdeckt ihn Anna. Wo könnte der kleine Drache sich versteckt

haben? Alles ist an einem einzigen Ort im Haus passiert!

Anna erklärt ihm, wo er war!“

Teil C: „Die Flaschenpost“

Ich lade Euch ein zu einer Reise in Eure Phantasie.

Lege dich auf deine Rücken. Lasse deine Arme locker neben deinen Körper fallen

und schließe die Augen, so dass dich nichts ablenkt. Spüre deinen Atem beim

Einatmen und beim Ausatmen . Du kannst wenn du magst deine Hände auf den

Bauch legen und spüren wie er sich hebt und senkt.

Du bist jetzt am Meer an einem warmen Sommertag und gehst einen Sandstrand

entlang. Du spürst den feinen Sand unt9er den Füßen und zwischen den Zehen. Der

Sand ist feucht und deine Füße hinterlassen eine Spur im nassen, schweren Sand.

In immer gleichem Rhythmus hörst du die Wellen, wie sie ankommen ....du hörst sie

rauschen und rieseln, wenn sie sich am Ufer brechen. Du hörst die Möwen und das

Singen der Delphine. Hin und wieder umspült eine Welle deine Füße schäumend mit

Meerwasser.

Das Ufer wird felsig. Du kletterst an den großen Felsbrocken hoch. Du fühlst mit

deinen Handflächen und Fußsohlen, wie sie dir Sonnenwärme abgeben.

Die Meeresbrandung klatscht gegen die Felsen. Meerwasser spritzt zwischen ihnen

hoch. Du bekommst eine Dusche.

Du entdeckst eine Wasserpfütze in einer Felsmulde. Das Wasser kräuselt sich im

Wind. Du schaust in die Pfütze und siehst, wie sich dein Gesicht und der Himmel

darin spiegelt. Dein Gesicht lächelt dich an. Du fühlst dich wohl.

Langsam stehst du wieder auf und suchst dir einen schönen Platz. Nun setzt du dich

auf die Felsen. Da entdeckst du vor dir eine große grüne Flasche, die zwischen

Muscheln, Steinen und Seegras liegt. Der Korken sitzt fest im Flaschenhals. Durch

das Glas kannst du eine Stück Papier sehen, gerollt und mit einem Faden

zusammengebunden. Rätselhaft, was steht auf dem Papier? Woher kommt die

Flasche? Wer hat sie ins Meer geworfen? Was denkst du?

Atme tief ein und aus, bewege deine Füße und deine Hände und komme langsam

wieder im Raum an. Du fühlst dich erfrischt und belebt.“

Impuls: Woher kommt die Flasche die du gefunden hast und was steht auf dem

Papier?

Teil D: Tuchgeschichten Hier steht das freie Assoziieren im Mittelpunkt. Die Kinder erhalten dazu ein

Chiffontuch und probieren damit auf ruhige Musik verschiedene

Verwandlungsmöglichkeiten aus. Im Anschluss daran wird die Klasse geteilt. Eine

Gruppe probiert weitere Verwandlungen aus und die beobachtende Gruppe sagt im

Anschluss an die Präsentation was sie gesehen hat: z.B. eine Qualle, ein Vogel usw.

Aus diesen Assoziationen der Kinder werden Themen formuliert wie z.B. In der Luft,

unter Wasser, Feen auf der Wiese usw.

Danach gehen die Kinder in Kleingruppen zusammen und entscheiden sich für ein

Thema. Sie entwickeln dazu jetzt eine Geschichte, die sie erzählen und mit den

Tüchern darstellen.

Impuls: „Ich schenke dir ein Tuch.

Es ist ein besonderes Tuch. Es kann sich immer wieder verwandeln.“

Fotos: Steffen Rieger Kinder der GS Roßäcker in Weinsberg