Krippenfuttermittel für Pferde, Entwicklungen vom Beginn ... · Tab. 7: Versuche mit Robur und...

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Aus dem Institut für Tierernährung der Tierärztlichen Hochschule Hannover Krippenfuttermittel für Pferde, Entwicklungen vom Beginn des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts (Mitteleuropa und Nordamerika) INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin (Dr. med. vet.) durch die Tierärztliche Hochschule Hannover Vorgelegt von Ulrike Bernemann, geb. Weitkamp aus Coesfeld Hannover 2005

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Aus dem Institut für Tierernährung

der Tierärztlichen Hochschule Hannover

Krippenfuttermittel für Pferde, Entwicklungen vom Beginn des

19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts (Mitteleuropa und

Nordamerika)

INAUGURAL-DISSERTATION

zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin

(Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von

Ulrike Bernemann, geb. Weitkamp

aus Coesfeld

Hannover 2005

Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. em. Dr. Dr. h. c. H. Meyer

1.Gutachter: Univ.-Prof. em. Dr. Dr. h. c. H. Meyer

2.Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. J. Schäffer

Tag der mündlichen Prüfung: 24. Mai 2005

Meiner Familie

In Erinnerung an meine Mutter.

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Seite

Einführung

1.1 Einleitung und Fragestellung 1

1.2 Material 2

1.2.1 Quellen 2

1.2.2 Maße und Gewichte 4

1.2.3 Zahl, Nutzung und Haltung der Pferde im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert 6

Ergebnisse

2. Getreide und andere Körner

2.1 Hafer 8

2.2 Gerste 19

2.3 Sonstige Getreidekörner (Weizen, Roggen, Hirse, Reis, Buchweizen) 25

2.4 Mais 33

2.5 Hülsenfruchtkörner 45

3. Wurzeln und Knollen

3.1 Kartoffeln 51

3.2 Rüben, Mohrrüben und Topinambur 60

3.3 Rückstände aus der Zuckerproduktion und Zucker 66

4. Rückstände aus Brauereien, Brennereien und Müllereigewerbe 87

5. Ölsamen und Rückstände aus der Ölproduktion 92

6. Futtermittel tierischer Herkunft

6.1 Fleisch, Fleischmehl, Blut 96

6.2 Fleisch- Blut- Panseninhalt- Gemische 100

7. Futterkonzentrate und Mischfutter 103

8. Ergänzungsfuttermittel

8.1 Mineralische und andere Ergänzungen 126

8.2 Roborierende Futtermittel, Tonika 127

9. Not- und Ersatzfuttermittel

9.1 Strohkraftfutter, Holzmehl und Zellulose 135

9.2 Laub und Reisig 141

9.3 Eicheln, Kastanien und Bucheckern 145

9.4 Speiseabfälle 147

9.5 Sonstige Notfuttermittel 148

Diskussion 150

Zusammenfassung 161

Summary 164

Literaturverzeichnis 167

Tabellenverzeichnis

Seite

Tab. 1: Bücher mit dem Schwerpunkt Futtermittel 3

Tab. 2: Maisfütterungsversuche bei Pferdebahngesellschaften und Militär 34

Tab. 3: Berichte über den Einsatz von Torfmelasse 72

Tab. 4: Blutzuckerspiegel der Tiere in dem Zuckerfütterungsversuch von

ELLENBERGER und WAENTIG (1916) 84

Tab. 5: Zusammensetzung der drei Futterkuchen (in %), die 1872 von

MANTEUFFEL in der deutschen Okkupationsarmee in Frankreich

getestet wurden (nach KÖNIG 1896) 108

Tab. 6: chemische Zusammensetzung von zwei Futterkuchen, 1873 getestet

von der deutschen Armee, im Vergleich zum Hafer nach MÜLLER (1873) 110

Tab. 7: Versuche mit Robur und Roborinprodukten 128

Tab. 8: Anbauflächen verschiedener Ackerpflanzen (%) in Deutschland

(ACHILLES 1993) 151

Tab. 9: Einführung von Krippenfuttermittel, zeitlicher Ablauf 157

Tab.10:Umfang der thematischen Behandlung der einzelnen Haferersatzfuttermittel

für Pferde in den einschlägigen Büchern 159

Abkürzungsverzeichnis

allg. allgemeinANON. anonymer AutorAufl. Auflagebzw. beziehungsweiseCa Kalziumet al. et alteraevtl. eventuellFM Futtermittelg GrammKap. Kapitelkg KilogrammKH KohlenhydrateKM Körpermassel.c. locatio citato (am angeführten Ort)LM LebendmasseMilit. MilitärMio. MillionenN- frei stickstofffreiOmnibusges. OmnibusgesellschaftP PhosphorPfd. PfundPferdebahnges. PferdebahngesellschaftRp Rohproteins. sieheS. Seite / ensog. sogenanntenStraßenbahnges. StraßenbahngesellschaftTab. Tabelleteilw. teilweiseTS Trockensubstanzu.a. unter anderemu.ä. und ähnlichesz. B. zum Beispielverd. oder v verdaulichz. T. zum Teil< vor> nach

1

Einführung

1.1 Einleitung und Fragestellung

Die Fütterung der Pferde veränderte sich in Europa und Nordamerika im Laufe des 19. undbeginnenden 20. Jahrhunderts nachhaltig.Diese Entwicklung wurde einerseits begünstigt durch Änderungen in der landwirtschaftlichenProduktion (Übergang von der Dreifelderwirtschaft zur Fruchtfolgewirtschaft, vermehrterAnbau von Kartoffeln und Rüben), zum anderen durch eine teilweise Konzentrierung vonPferden in den Städten und beim Militär. Zu den traditionellen Futtermitteln wie Heu, Stroh,Laub, Hafer und Leguminosen kamen Kartoffeln, Rüben, Rückstände der Getreide-,Ölfrüchte- und Zuckerrübenverarbeitung sowie Futtermittel tierischer Herkunft. Schließlichgab es Versuche zur Herstellung von Konzentraten, Misch- und Alleinfuttern. Diese neuenKrippenfuttermittel sollten die Futterkosten senken, teilweise auch den Arbeitsaufwand beider Fütterung verringern.Nachdem in früheren Arbeiten über die Forschungsarbeiten zur Verdauungsphysiologie sowieüber den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel der Pferde von KLINGEBERG-KRAUS 2001 und über den Mineralstoff- und Vitaminstoffwechsel 1998 vonOHLENDORF zusammenfassend berichtet wurde, sollen in der vorliegenden Arbeit anhandinternationaler Literaturrecherchen (mit dem Schwerpunkt Europa und Nordamerika)Versuche und Beobachtungen über Prüfung und Einsatz der wichtigsten Krippenfuttermittelder Pferde kritisch beurteilt und zusammenfassend dargestellt werden. Dabei werden die„neuen“ Futtermittel für die Zeit von 1800 bis 1950 besonders berücksichtigt. Eine zeitlicheBegrenzung bis 1950 erschien angebracht, da nach dem Zweiten Weltkrieg im WesentlichenMisch- und Ergänzungsfutter weiter entwickelt und perfektioniert wurden, aber keine neuenEinzelfuttermittel eingeführt wurden.

Bisher fehlen detaillierte Übersichten zu diesem Thema. KRAUSE 1933 behandelt dieseFragen nur sehr pauschal, während NABER 1990 sowie STEFFENS 1996 nur schmaleSektoren (Gestüte in Niedersachsen bzw. Militär) abdecken. Übersichten aus den USA(SQUIBB, 1958; HINTZ, 1990) erstrecken sich vorrangig auf das 20. Jahrhundert. Bei ihnen,wie auch bei der älteren hervorragenden Übersicht von OLSSON und RUUDVERE (1955)aus Schweden fehlen viele Details, insbesondere aber Angaben über die stimulierenden Kräftein der Entwicklung der Pferdefütterung.

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1.2 Material

Für die vorliegende Arbeit wurden Publikationen über die Prüfung und Verwendung vonKrippenfuttermitteln chronologisch zusammengestellt. Bis etwa 1800 existieren nur wenigeEinzelpublikationen, die sorgfältige Beobachtungen oder gar eigene Experimente zum Inhalthaben.Die bis zu diesem Zeitpunkt publizierten Bücher enthalten Angaben zur Verwendungverschiedener Futtermittel, die allein auf Beobachtungen und subjektiven Eindrückenberuhen. Diese Aussagen genügen aus heutiger Sicht zweifellos nicht wissenschaftlichenKriterien, bleiben aber aufgrund jahrhundertelanger Erfahrungen, die teilweise bis in dieAntike reichen, und der Vielzahl der Berichte mit überwiegend übereinstimmendenErgebnissen eine wichtige Informationsquelle. Den einzelnen Kapiteln zu den verschiedenenFuttermitteln werden nur die bedeutendsten älteren Buchpublikationen vorangestellt.Auch im 19. Jahrhundert enthalten Fachbücher noch wichtige persönliche Erfahrungen oderauch eigene, an anderer Stelle nicht publizierte Ergebnisse. Diese Resultate werden – soweiterkennbar – in die Übersichten mit aufgenommen. Im übrigen basieren die Aussagen aufEinzelpublikationen. Die wissenschaftliche Bewertung dieser Arbeiten bereitete zum TeilSchwierigkeiten. Handelte es sich ausschließlich um Beobachtungen (Empirie), so waren Zahlund Sorgfalt der Beobachtungen Kriterien für ihre Aussagekraft. Bei Experimenten mitexakten Angaben über Versuchsbedingungen und weitgehend quantitativen Aussagen zu denErgebnissen fiel die Beurteilung leichter.

1.2.1 Quellen

Für die Sammlung der Daten standen die nachfolgend genannten Referateblätter undLiteratursammlungen zur Verfügung, im 19. Jahrhundert auch Registerbände vonwissenschaftlichen Zeitschriften sowie verschiedene Periodika:

• KUERS, F. A.: Jahresbericht über die Fortschritte und critische Uebersicht dergesammten in- und ausländischen Literatur im Gebiet der Wissenschaft der Viehzuchtund Thierheilkunde des Jahres 1834, Berlin 1835

• Magazin für die gesamte ThierheilkundeBd. 1 (1835) – Bd. 40 (1874)

• Repertorium der ThierheilkundeBd. 1 (1840) – Bd. 40 (1879)

• Mitteilungen aus der thierärztlichen Praxis im preussischen StaateBd. 1 (1852/53) – Bd. 12 (1863/64) und Bd. 19 (1870/71) – Bd. 22 (1874/75)

• Journal für die LandwirtschaftBd. 1 (1853) – Bd. 90 (1944)

• Berichte über das Veterinärwesen im Königreich SachsenBd. 1 (1856/57) – Bd. 63 (1920)

• Die landwirtschaftlichen VersuchsstationenBd. 1 (1859)- Bd. 33 (1878)

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• Pflüger´s Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der ThiereBd. 1 (1868) – Bd. 2. 1869; Bd. 4 (1878) – Bd. 131 (1910)

• Landwirtschaftliche JahrbücherBd. 1 (1872) – Bd. 50 (1920)

• FALKE: Thierärztliche JahrbücherBd. 1 (1878) bis Bd. 4 (1881)

• Biedermann´s Centralblatt für Agriculturchemie und rationelle LandwirthschaftBd. 1 (1879) – Bd. 24 (1895)

• Jahresberichte über die Leistungen auf dem Gebiet der Veterinär-MedizinBd. 1 (1881) – Bd. 47 (1928), redigiert von ELLENBERGER und SCHÜTZ

Bei den in diesen Zusammenstellungen erfassten Arbeiten wurden die in derenSchriftumsverzeichnis aufgeführten Publikationen zusätzlich berücksichtigt. Zur Kontrolleund Ergänzung dienten weiterhin Bücher oder Buchbeiträge mit einem umfangreichenSchrifttumsnachweis – auch aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. In Tab. 1 sind die Büchermit dem Schwerpunkt Futtermittel chronologisch aufgelistet.

Tab. 1: Bücher mit dem Schwerpunkt Futtermittel

Autor Erscheinungsjahr TitelGIBBONS 1780 Abhandlung von den Krankheiten der Pferde und ihrer

HeilungCLARK 1790 Abhandlung von der Verhuetung der Pferdekrankheiten,

welche ihren Grund in fehlerhafter Beschaffenheit derStaelle, des Futters, des Wassers, der Luft und derBewegung haben.

KUERS 1839 Die Diätetik oder Gesundheitslehre des Pferdes, Schafesund Rindes

MAGNE u.FUCHS

1844 Grundlagen der Veterinär-Hygiene, Allgemeine Diätetikder Haustiere

HAUBNER 1845 Die Gesundheitspflege der landwirthschaftlichenHaussäugethiere, 1. Aufl.

FALKE 1850 Lehrbuch der Diätetik und Gesundheitspflege derlandwirtschaftlichen Haussäugethiere

KOERBER 1858 Die Ernährung, Wartung und Pflege der HausthiereWOLFF 1861 Die landwirtschaftliche Fütterungslehre und die

Therorie der menschlichen ErnährungZÜRN 1875 Von der Ernährung der Hausthiere

HAUBNER 1881 Die Gesundheitspflege der landwirtschaftlichenHaussäugethiere

LUDEWIG 1906 Handbuch der Hygiene und Diätetik des TruppenpferdesKARIGER 1963 Die Entwicklung der Mischfutterindustrie in

DeutschlandBECKER u.NEHRING

1965 Handbuch der Futtermittel, Bd. 1-3

ZIEGER 1973 Das deutsche Veterinärwesen im Zweiten Weltkrieg

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Weitere Buchveröffentlichungen aus dieser Zeit, die sich unter anderem auch mitFuttermitteln beschäftigen, sind bei OHLENDORF (1998 S. 13-22) aufgeführt.

Der größte Teil der Arbeiten konnte im Original gelesen werden. Nicht erreichbare Quellen –auch per Fernleihe – werden mit Angaben der Herkunft zitiert. Bei den auf diese Weiseerfassten Veröffentlichungen wurden jeweils die im Schrifttumsverzeichnis aufgeführtenLiteraturhinweise weiter verfolgt. Dadurch wurde eine weitgehend vollständige Erfassung derverfügbaren Arbeiten zum Thema der Dissertation möglich. Wenn einzelne Publikationen ausweniger bekannten Zeitschriften oder bestimmten Ländern nicht erfasst wurden, so sind sie –bei ausbleibender Zitierung in der erfassten Literatur – vermutlich von geringerer Relevanzfür die Entwicklung der Pferdeernährung gewesen.

Die einzelnen Kapitel zu den Krippenfuttermitteln sind thematisch und innerhalb dereinzelnen Futtermittel weitgehend chronologisch aufgebaut.

In vielen Veröffentlichungen werden alte Maße und Gewichte angegeben. Dazu wird hier eineAuswahl von relevanten Maß- und Gewichtsangaben aus der jeweiligen Zeit nachfolgendaufgeführt:

1.2.2 Maße und Gewichte (nach HELLWIG, 1979)

Faß 1. altes Hohlmaß für Flüssigkeiten, auch für Getreide; regional unterschiedlich:Bayer (Bier) 17,1 hlDänemark 8,98 hlHamburg (Wein) 8,7 hl

(Getr.) 0,53 hlHannover 2,02 hlLübeck (Bier) 1,45 hlÖsterreich (Wein) 5,8 hlOldenburg 2,13 hlPreußen (Bier) 2,3 hlSachsen (Wein) 4,0 hl

2. metrisches Körpermaß der Maß- u. Gewichtsordnung für den Norddt. Bund:1 Faß = 1 hl

Grad Réamur (°R), Temperatureinheit nach der Réamur-Skala mit 80° zwischen Gefrier-und Siedepunkt des Wassers (0°- 80° R).

Gran [lat. granum „Samenkorn“], altes Apothekergewicht (Medizinalgewicht) von derSchwere eines Pfefferkorns; regional unterschiedlich:

Baden 0,065 gBayern 0,0625gHannover 0,0625gMecklenburg 0,061 gÖsterreich 0,073 gPreußen 0,061 gSachsen 0,061 g

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Himten, Himpten, altes Getreidehohlmaß von regional unterschiedlicher Wertigkeit:Braunschweig 31,15 lHannover 31,15 lSchlesw.-Holstein 34,78 l

Lot, 1. alte mittel- u. nordeurop. Gewichts- bzw. Masseeinheit; regional unterschiedlich, meist 1/32, später 1/30 Pfund: 1 Lot = 15,6-17,5 g; <auch> altes Edelsteingewicht.2. als Qualitätsangabe bei silbernen Stücken, wieviel Sechszehntel der Gesamtmasseaus reinem Silber bestehen (Lötigkeit);

16lötiges Silber = reines Silber, 8lötiges Silber = Anteil des reinen Silber an der Gesamtmasse (50%)3. alte russ. Gewichts- u. Masseeinheit: 1 Lot = 3 Solotnik = 288 Dolja = 12,8 g.

Metze 1. altes Hohlmaß von regional sehr unterschiedlicher Größe: Bayern 37 l Österreich 61,5 l Preußen 3,4 l2. altes sächsisches Feldmaß: 1 Metze = etwa 2,46 a

Metzen, Metze, altes Hohlmaß in Österreich- Ungarn: 1 Metzen = 53,3 bzw. 61,49 bzw. 80 l

Pfund:1. eine nicht gesetzliche, in Deutschland bis 1935 zugelassene Masse- undGewichtseinheit: 1 Pfund = 500 g = 0,5 kg2. altes deutsches Krämergewicht; die Pfundgewichte wurden unterteilt in 32 Lot zu 4Quentchen zu 4 Pfenniggewichten zu 2 Hellergewichten;1 Pfund = 32 Lot = 128 Quentchen = 512 Pfenniggewichte = 1024 Hellergewichte;regional unterschiedlich: das Pfund betrug zwischen 467,6 – 561,9 g. Seit 1858 galt imDt. Zollverein 1 Pfund = 500 g.3. Apothekerpfund, altes Apotheker- und Medizinalgewicht; Einteilung regionalunterschiedlich: 1 Pfund = 12 Unzen = 96 Drachmen = 288 Skrupel = 5760 Gran =350,78 bis 420 g

Quart (4°), 1. altes Flüssigkeitshohlmaß, urspr. dem vierten Teil eines größeren Maßesentsprechend; regional unterschiedlich:

Bayern 0,27 lBraunschweig 0,94 lBremen 0,8 lHamburg 0,9 lHannover 0,97 lLübeck 0,9 lPreußen 1,145 l

2. altes Schweizer Hohlmaß: 1 grand quart 19,73 l1 petit quart 4,95 l

3. (qt.), Raummaß des Englischen Systems;1 Quart = 2 pints; von unterschiedl. Größe:

brit. Flüssigkeitsmaß: 1,14 lUS-amerik. Flüssikeitsmaß 0,946 lbrit. Trockenhohlmaß 1.14 lUS-amerik. Trockenhohlm.: 1,12 l

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Scheffel: 1. Altes Hohlmaß für trockenes Schüttgut; regional sehr unterschiedlich: Bayern 222,36 l Österr.-Schlesien 76,36 l Preußen 54,96 l Sachsen 103,82 l

2. metrisches Körpermaß der Maß- und Gewichtsordnung für den Norddt.Bund; von 1872 bis 1884 Maßeinheit des Deutschen Reiches: 1 Scheffel = 50 l

Solotnik alte russische Gewichtseinheit: 1 Solotnik = 96 Dolja = 4,265 g

1.2.3 Zahl, Nutzung und Haltung der Pferde im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert

Im Mittelalter wurden Pferde nur auf großen landwirtschaftlichen Gütern genutzt, in denkleinbäuerlichen Familienbetrieben waren Ochsen die bevorzugten Zugtiere. Reit- oderKutschpferde konnte sich nur die oberste Gesellschaftsschicht leisten.Während des 19. Jahrhunderts nahm die Pferdepopulation in der Welt – vorrangig in Europaund Nordamerika – nachhaltig zu. Wird ihre Zahl um 1800 noch mit etwa 50 Mio. angesetzt,kommt man für 1910 bis 1920 auf etwa 110 Mio. Pferde weltweit (BARCLAY, 1980, S. 339).BITTERMANN (1956, S. 42) beziffert die Zahl der Pferde in Deutschland für das Jahr 1800auf 2,7 Mio. und 100 Jahre später auf 4,2 Mio.Laut PAROW (1908) verteilen sich die in Deutschland gehaltenen 4,33 Mio. Pferdefolgendermaßen:

- 50.000 im Brauereigewerbe - 2,5 Mio. in der Landwirtschaft- 105.000 als Militärpferde - 750.000 sind Fohlen.- 925.000 in der Industrie und Stadt

Ab den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts verdrängt die Entwicklung der Dieselmotorendie Pferde nach und nach in der Landwirtschaft und im Transportwesen (BARCLAY 1980,S. 339). Vor dem 2. Weltkrieg gab es nach FAO-Berichten weltweit noch ca. 95 Mio. Pferde,im Jahr 1951/52 waren es ca. 75 Mio. (FAO 1956, S. 113). Bis zum Jahre 2000 ging ihre Zahlbis auf rd. 58 Mio. zurück (2001, FAO Production Yearbook, 55, S. 209).Der Anstieg der Pferdehaltung (unterstützt durch die Gründung von Staatsgestüten Ende des18. Jahrhunderts, GOLTZ, 1902, S.465) während des 19. Jahrhunderts hatte mehrere Gründeund nachhaltige Folgen für den Einsatz verschiedener Futtermittel. Der wichtigste Impulsging von dem Nahverkehr in den Städten aus. Der Bau von Eisenbahnen in den erstenDezennien des 19. Jahrhunderts brachte einerseits den Fernverkehr mit Pferdekraftvollständig zum Erliegen, förderte andererseits aber nachhaltig den Personen- undGüterverkehr im Nahbereich und begründete so die industrielle Revolution. Den Transportder nun in großen Mengen benötigten Waren und Güter zu und von den Bahnhöfenübernahmen ausschließlich pferdebespannte Fahrzeuge (NIPPERDEY, 1983, S. 190-193).1816 gab es in Preußen 8440 Pferde im Frachtgewerbe, 1867 hatte sich ihre Zahl schon auf27.464 verdreifacht (JÄHNS, 1872, S. 456-457).Mit dem Wachstum der Städte stieg zusätzlich per se der innerstädtische Verkehr, mitPferdeomnibussen aber auch mit Einzelfahrzeugen (Cabs, Droschken, Kremser, Kutschen),später auch mit Pferdebahnen (Mitte des 19. Jahrhunderts erste Pferdebahnen in Amerika,1865 erste Pferdeeisenbahn in Deutschland, PARIS, 1942, S. 32-35). In den Großstädtenentstanden Verkehrsgesellschaften, die teilweise mehrere Tausend Pferde hielten, so 1910 in

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New York eine Pferdebahn mit 128.000 Tieren (FOX, 1987). Bei dieser Massierung vonPferden war der Wunsch nach möglichst preisgünstiger Fütterung und arbeitssparenderFütterungstechnik verständlich. Daher wurden alle neuen Futtermittel, die entsprechendeVorteile versprachen, ausprobiert und eingesetzt. Diese Überlegungen galten für sämtlicheim Transportgewerbe tätigen Unternehmen.Auch bei den Armeen nahm die Zahl der Pferde durch die Vergrößerung der stehenden Heerenoch zu (GOLTZ, 1902, S. 464). Im Deutsch-Französischen Krieg 1870 standen demDeutschen Bund eine Viertelmillion Kriegspferde (Reiter, Artillerie, Trains und Infanterie)zur Verfügung, durch Kriegsbeute erhöhte sich die Zahl bis 1871 noch einmal um 15.000Pferde (JÄHNS, 1872, S. 438). In den Jahren 1899 bis 1901 wurden allein 330.000Militärpferde nach Deutschland importiert, um den Bedarf decken zu können (ANON. 1906).Neben preisgünstigen und risikoarmen Futtermitteln waren beim Militär zur Erleichterung derLogistik leicht handhabbare und konzentrierte Futtermittel erwünscht. Diese Bestrebungenbegünstigten die Entwicklung von Brot-, Misch- und schließlich auch Alleinfuttern. InKrisenzeiten, wie während des 1. Weltkrieges, wurden Untersuchungen über Not- undErsatzfuttermittel gefördert.Die Dampfmaschine hat in der Industrie alsbald den Antrieb von stationären Maschinen durchPferde verdrängt, doch in einem Bereich wurde das Pferd noch in erheblichem Umfanggebraucht: Im Bergbau waren noch in den ersten Dezennien des 20. Jahrhunderts Tausendevon Pferden unter Tage eingesetzt, z.B. im britischen Steinkohlebergbau 1930 noch 52.000(SPÄH, 1931). Hier bestanden bezüglich der Fütterung ähnliche Bestrebungen wie in anderenIndustriebereichen.Einen nachhaltigen Einfluss auf die Pferdefütterungspraxis hatte die Entwicklung in derLandwirtschaft. Mit Ablösung der Dreifelder- durch die Fruchtfolgewirtschaft nahm derAnbau an Hackfrüchten (Kartoffeln, Rüben) zu (GOLTZ 1903, S. 235) und damit dasAngebot an potenziellen Pferdefuttermitteln. Nachhaltige Auswirkungen hatte auch derAnfang des 19. Jahrhunderts einsetzende Anbau von Zuckerrüben. Bei sechs ProzentZuckergehalt in der Zuckerrübe wurden 1836/37 1.000 t, 1850/51 49.300 t und 1870/7124.100 t Zucker im nichtösterreichischen Deutschland produziert (NIPPERDEY, 1983, S.153). Die Nebenprodukte der Zuckergewinnung wie Schnitzel oder Melasse wurden wichtigeFuttermittel für Pferde. Für diese intensive Bodennutzung waren starke Pferde zurBodenbereitung notwendig. Ende des 18. Jahrhunderts setzten sich die Kaltblutrassen in derLandwirtschaft durch. Diese großen Pferde brauchten viel und möglichst kostengünstigesFutter.Weiterhin beeinflusste die Konzentration im Mühlen-, Brauerei- und Brennereigewerbe denFuttermittelmarkt. Nachprodukte wie Kleien, Nachmehle, Treber, Schlempe, Hefen,Malzkeime etc. konnten – soweit handelsfähig - in größeren Mengen auf den Markt gebrachtwerden (GOLTZ, 1903, S. 253, 337). Zusätzlich hatte der verstärkte internationale Handelmit Agrarprodukten Einfluß auf den Futtermittelmarkt, vor allem durch die Einfuhr vonRückständen aus der Verarbeitung von Ölfrüchten oder Seetieren (KLEMME, 2003, S. 161).

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Ergebnisse

2. Getreide und andere Körner

2.1 Hafer

Anfänge

In dem Kikkuli-Text (EHRENBERG, 1943), der aus dem 14. Jahrhundert vor Christusstammt, wird über Fütterung und Training der hethitischen Kriegspferde durch denGroßstallmeister des Landes Mittani (KIKKULLI) berichtet. In dem 169 Tage umfassendenFütterungs- und Trainingsplan wird zwar Gerste und Weizen als Futtermittel erwähnt, nichtjedoch Hafer.Nach BARANSKI (1886, S. 187) war der Hafer als Pferdefuttermittel im Altertumunbekannt. Als Kraftfuttermittel wurde statt dessen Gerste verwendet, außerdem vereinzeltSpelt (eine dem weizen ähnliche getreideart, triticum spelta , GRIMM u. GRIMM 1854, S.2139) und Weizen, in besonderen Fällen auch in Wasser gequollene Erbsen, Bohnen undKichererbsen.Laut MOORE-COLYER(1995, S.331) brachten die Römer den Hafer nach Nordeuropa undBritannien. Sie fütterten damit ihre Pferde und verlangten Hafer als Tributzahlungen.Erst im Hochmittelalter fand Hafer als Pferdefutter in Mitteleuropa Verbreitung. Um 1150erscheint er bei PETRUS DE CRESCENTIIS als Futter für Pferde (KRAUSE 1933, S. 8).ALBERTUS MAGNUS (ca. 12. Jahrhundert, II/ S. 104) beurteilt den Hafer als dasschmackhafteste Getreide für die Pferde und er nähre am besten.ABILDGAARD (1771, S. 125) ist der Meinung, dass das gewöhnliche Futter für Pferde ausHeu, Halm oder Stroh und Haber besteht. Auch GIBSON (1780, S. 13) hielt den Hafer fürdas geeigneteste Pferdefuttermittel.Nach WOLFF (1861, S. 625-626) ebenso wie nach den Recherchen von STEFFENS (1996)erhielten die Armeepferde in Frankreich und Preußen Hafer, Heu und Stroh. Laut LUDEWIG(1906a, S, 87-96) war der Haferbedarf in Deutschland so groß, dass, obwohl der Hafer diezweitgrößte Anbaufläche einnahm, Hafer aus Rußland, Schweden, Österreich- Ungarn,Rumänien und Nordamerika importiert werden musste.Die Zuträglichkeit von Hafer für Pferde war unbestritten. In vielen Publikationen geht esallein um die Art der Zuteilung (heil, gequetscht oder gekocht), um die hygienische Qualitätoder Ersatzmöglichkeiten für Hafer.

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen

Für die Gestüte des Hannoverschen Königshauses wurden bereits 1788 grobsinnlichenQualitätskontrollen beim Ankauf von Hafer erlassen (NABER, 1990, S. 71-77). Danach sollteeine Probe als Gemisch der Gesamtcharge gezogen werden, wenn der größte Teil des Kornsschon auf dem Boden eingelagert ist. Diese sollte dann nach folgenden Kriterien untersuchtwerden:1. Korn von außen nach Form und Farbe2. Geruch3. Mehlgeschmack und Geruch4. Korn von innen5. Gesamtbeurteilung6. Gewicht eines Himten (nicht unter 28 Pfd.)

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CLARK (1790, S. 46) hielt Hafer für ein stopfendes und erhitzendes Futtermittel, weshalb erbei reiner Haferfütterung einmal wöchentlich die Gabe von Kleientrank empfahl.Nach AMMON (1804, S. 58-59) war abgelagerte Hafer guter Qualität (großkörnig,dünnhülsig, schwer und geruchlos) das beste Pferdefutter.ROHLWES schreibt 1805 (S. 15) die beste Fütterung der Pferde während der Stallhaltung seider Hafer. ANON. (1807) setzt sich für mehrfaches Füttern bei Transportpferden und auch inder Landwirtschaft ein. Häufigeres Fressen von kleinen Portionen Hafer mit Häckerling auseinem Futtersack anstelle der Mittagsportion halte die Pferde leistungsfähiger und es müssteauch insgesamt nicht so viel Hafer gefüttert werden.

Erste Untersuchungen über die Zusammensetzung des Hafers stammen von WALDINGER(1808, S. 53-56), allerdings arbeitet er noch mit primitiven Methoden. Beim Vergleich desHafers mit anderen Körnergattungen heißt es: Wenn man den gemeinen Hafer, und andereKörnergattungen, jede besonders, mit einer gleichen Menge Wasser dem Gewicht nach, untereinerley Wärmegrad, nicht geschroten, sondern ganz, zu gleicher Zeit einweichet, soentwickelt sich aus ihm die meiste Wärme, er säuert am spätesten, und geht langsam in dieFäulnis über. Die folgende Untersuchung wurden mit je 4 Loth guten und 4 Loth schlechtenHafers gemacht. Insgesamt sog der Hafer von allen Körnern das meiste Wasser ein, derschlechte nahm 2 Loth und 20 Grane Wasser auf und der gute 2 Loth, 2 Quintl und 4 Grane.Vier Loth eines alten, nicht besten Hafers gaben 6 Quintl des getrockneten Mehls, wenn manden Hafer im Wasser ganz weich werden lässt und dann das Mehl herausknetet.WALDINGER kommt zu dem Schluss, dass in 4 Loth Hafer 1 Quintl 35 Grane thierischerKleister ist und Zweidrittel des Hafers verdaut werden können (Ich nahm 4 Loth eines gutenalten Hafers, stieß ihn zu Pulver, machte ein Leintuch bey einer gleichen Wärme von 24Graden nach Reaumûr trocken, bestimmte das Gewicht des Leintuches und knetete so langealles mit immer erneuertem Wasser durch, bis das Wasser hell blieb. Ich erhielt bey obigerWärme der getrockneten Spreu 5 Quintl 35 Grane. Das eben so getrocknete Leintuch hatteeine Zunahme von 1 Quintl 26 Granen, welche mit Essig ausgewaschen das Leintuch ohneGewichtszunahme ließen. Es war folglich thierischer Kleister. ... Die Menge des Eiweißstoffeswar zu geringe, als daß man sie hätte besonders abscheiden sollen. ... Zwanzig Grane warenVerlust, folglich kann man annehmen, daß zwei Dritttheile des Hafers nahrungsfähig sind..Der Verfasser beschreibt auch einen besonderen Geruch des Eiweiß-Auszuges (dem Vagnilie-Gewürze ähnlich). Später wird diesem besonderen Aromastoff des Hafers immer wieder eineverdauungsfördernde Eigenschaft zugeschrieben.BUCHMÜLLER (1829, S. 86) nennt als Inhaltsstoffe des Hafes: Stärkemehl, Schleimzucker,Kleister, Keimstoff.Frühere Arbeiten zur Verdaulichkeit des Hafers von WALDINGER (1808, S. 75-79), dereinem Pferd ein Knochenbüchse mit Hafer eingab und den Inhalt überprüfte, nachdem dasPferd die Büchse wieder ausgeschieden hatte, knüpfen noch an die Methoden vonSPALLANZANI (ALEXY, 1998, S. 41) an.WALDINGER (1808, S. 72-73) empfiehlt, Pferden möglichst ganze Haferkörner zuverfüttern, weil Haferschrot nicht so gut gekaut und deshalb auch nicht so gut eingespeicheltwürde, das Schrot im Magen früher säuert und auch eher zu Gasentwicklung neigt. Dies führedann schneller zu einer Kolik mit Magendurchbruch1. Bei der Untersuchung von Pferden, diean Überfütterungskolik verendeten, beobachtete WALDINGER in den aufgeblähten oderbereits geborstenen Mägen dieser Tiere besonders saure Mageninhalte mit widrigem Geruch.

1 sog. Magenmeteorismus: sek. Gasansammlung infolge von Fehlgärung

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ANON. (1831a) warnt vor der Verfütterung mulstrigen Hafers, da Durchfall undAppetitlosigkeit häufig und insbesondere bei warmer Witterung die Folge ist. Der Verfassersieht sogar den Feldzug der Franzosen gegen Algier gefährdet, da im nördlichen Deutschlandschlechter Hafer in großen Mengen zu diesem Zweck aufgekauft wurde und die Versorgungder Pferde vor Ort mit anderen Futtermitteln in diesem Umfang nicht möglich sein wird.

1835 (S. 61) ebenso wie 1837 empfiehlt KUERS, Hafer mit langsam zu zerkauenden undschwer verdaulichen Substanzen (wie Strohhäcksel) zu vermischen, um eine gute Verdauungder ganzen Haferkörner zu erreichen. KUERS hat bei dieser Fütterung keinen Abgang vonunverdauten Haferkörner beobachtet. 1835 gibt KUERS (S. 61-62) die Berichte folgenderanderer Autoren*1 wieder: LEBLANC hat festgestellt, dass bei der Verfütterung vonHaferkörnern ohne Beimischungen 1/20 bis 1/22 der Körner unverdaut wieder ausgeschiedenwird. Die Haferkörner vor der Verfütterung aufzuweichen, wie ein anonymer Autorempfiehlt, hält KUERS für unzweckmäßig, da dann die Einwirkung des Magensaftes alsGrundlage der Verdauung eingeschränkt sei. Zur Umwandlung des Stärkemehls in denKörnern in „Gummi“ und Zucker sei ein sehr saurer Magensaft notwendig. Hinzu komme,dass die Pferde die aufgequollenen Körner nur ungern fressen.DICKINSON beschreibt eine Vorrichtung in der Krippe, welche die Pferde zum Erreichender Haferration bei jedem Bissen verschieben müssen, um sie am hastigen Fressen und damitungenügendem Kauen zu hindern.

Chemische Analysen des Hafers führte als erster BOUSSINGAULT (1836) durch.

TIEDEMANN und GMELIN (1837) untersuchten die Verdaulichkeit des Hafers an zweiPferden. Nach der Passage des kompletten Magen-Darm-Traktes war er vollständig verdaut.STEWART (1839, S. 254-260) berichtet von im Ofen getrocknetem Hafer, der häufig zuHarnruhr führt. Er vertritt aber die Ansicht, dass der getrocknete Hafer schon vor demTrocknen verdorben war und die Harnruhr nicht durch das Trocknen des Hafers ausgelöstwürde. Der Autor beschreibt die Harnruhr als Krankheit, die nach dem Verfüttern vonmuffigem Hafer oder brandigem Heu auftritt und zu massivem Harndrang bei den Pferdenführt. Unterbleibt eine Änderung der Fütterung wird zunächst das Haarkleid struppig und beieiner Erkältung kommt es häufig zur Druseerkrankung. STEWART (1839, S. 254) berichtetauch über geräucherten Hafer, der dem Dunst von glühendem Schwefel ausgesetzt wurde, umdie Farbe des Hafers zu verbessern. Durch Reiben des Hafers in den warmen Händen sei dieseManipulation aber leicht zu entdecken.

LEBLANC berichtet (nach HAUBNER 1845, S. 303*2) 1840 über seine Fütterungsversuchebei Militärpferden mit unterschiedlich schwerem Dienst. Die in 24 Stunden aufgenommeneHafermenge wurde mit der in der gleichen Zeit abgehenden Körnerzahl in Relation gesetzt.Bei dem ersten Pferd im harten Dienst ging ein Zehntel der Körner unverdaut ab. Ein zweitesPferd, dass seit längerer Zeit gar nicht gebraucht wurde, verdaute nur den 22. Teil seinerRation nicht. Nach Umstellung auf Gerste ging beinahe der sechste Teil der Körnerunverdaut ab. Außerdem wurden drei Pferde mit genau der gleichen Ration gefüttert und derKot dann gewogen, wobei der Verfasser die sehr verschiedenen Gewichte (29, 59 und 35Pfd.) mit unterschiedlichem Verdauungsvermögen erklärt. Auch HÜBNER (1840) berichtetüber diesen Fütterungsversuch.COWIE (1842) berichtet von einem Pferdehalter der 12 Pferde mit dem gleichen Futter (16Pfd. Körner: Haber, Gerste, Bohnen, daneben Haberstroh) versorgte. Die Hälfte der Tiere

*1 Originalquellen waren nicht angegeben*2 Originalquelle war nicht eruierbar

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erhielt die Ration gekocht, 4 Pferde roh und 2 Pferde roh, aber gerissen. Der Versuch dauertedie Monate Merz und April, während welchen die Feldgeschäfte im Gange sind.Die Pferde, welche die gekochte Ration bekommen hatten, verloren im Schnitt 70 Pfd., diemit rohem Futter gefütterten durchschnittlich 60 Pfd. KM. Nur von den beiden mitgerissenem Korn gefütterten Pferden behielt das eine sein Gewicht, während das andere noch10 Pfd. zugenommen hatte.ANON. (1842) teilt einen Vorschlag an die französische Armee mit, die Pferde nur noch mitgequetschtem Haferkorn zu füttern, da angeblich bei jungen Pferden ¼, bei alten Pferdensogar die Hälfte der Körner unzerkaut abgeschluckt werden und unverdaut wieder abgehen.Daraufhin wurden Versuche mit gequetschtem und ungequetschtem Hafer in derveterinairische(n) Versuchsanstalt zu Lamirault angestellt, wobei der gerissene Hafer dieTiere zwar wohlbeleibter gemacht habe, die Energie und Muskelkraft jedoch beeinträchtigtworden sei, so dass die Pferde zum aktiven Dienst unbrauchbar wurden.Außerdem wurden von einem zwölf- und einem sechsjährigen Pferd 3 Tage lang dieunversehrten Haferkörner aus dem Kot gesammelt, beide Tiere waren mit ganzem Hafergefüttert worden. Bei dem älteren Pferd belief sich der Körnerverlust auf 1/69 (1,45%), beidem jüngeren Pferd auf 1/46 (2,17%, letzteres fraß mit grösserer Gier), wobei auffällig war,dass sich im Kot viele Haferkörner befanden, die unbeschädigt aussahen, in denen aber dochder Kern verdaut war.

BÖHM (1849, Bd. 1, S. 101) empfiehlt den Pferden alle Körner nicht in Mehlform zuverabreichen, weil diese Art der Verabreichung zwar mäste aber keine Arbeitsleistungerwarten lasse und weil die Gefahr bestehe, dass das Futter im Magen säuere und zuVerstopfung und Kolik führe. Wenn Mehl gefüttert würde, müsse es zumindest angefeuchtetund mit Häcksel oder Kaff vermengt werden.FALKE (1850, S. 73) warnte vor der Verfütterung frischen Hafers, da es zu Aufblähungenund Diarrhoe führen könne.

1851 untersuchte BOUSSINGAULT (S. 215-218) bei einem Pferd die Stoffabgabe einesPferdes über einen Zeitraum von 72 Stunden und verglich sie in diesem frühen Bilanzversuchmit den aufgenommenen Futtermitteln (tägliche Ration: 7,5 kg Heu, 2,27 kg Hafer und 16 kgWasser). Des weiteren fütterte BOUSSINGAULT (1851, S. 257-258) zwei Gespanne mit vierPferden elf Tage lang mit einer Ration aus 5 kg Heu, 5 kg Stroh und 5,54 kg Hafer, ohne dasssich das Gewicht der Pferde veränderte. Er zieht daraus den Schluss, dass diese Ration denEnergiebedarf der Tiere deckt.BOUSSINGAULT (1854, S. 183-188) berichtet von Fütterungsversuchen in derfranzösischen Armee mit sechs Pferden (je 900-950 Pfd. KM), die im Versuchszeitraum ihrennormalen Dienst verrichten mußten. Die übliche Ration für jedes Pferd bestanddurchschnittlich aus 24,2 Pfd. lufttrockener Futtermasse, nämlich 6 Pfd. Heu; 10 Pfd. Strohund 8,2 Pfd. Hafer. Diese drei Futtermittel sollten sich in gleicher Gewichtsmengengegenseitig vertreten. Die Versuche dauerten 14 bis 24 Tage lang. WOLFF (1861, S. 627)kritisiert zu Recht, dass alle Versuche, über die auch er berichtet, von zu kurzer Dauer waren,um aussagekräftige Resultate zu erhalten. Bemerkenswert ist jedoch, dass zwei Pferde, die 14Tage lang ausschließlich mit Hafer ernährt werden sollten, nur 9 der angebotenen 12 Pfd.täglich fraßen. Sie wurden bei dieser Fütterung niedergeschlagen und muthlos. Außerdemhätten sie von der Streustroh gefressen, hätte man ihnen nicht nach der Mahlzeit die Mäulerzugebunden. Daneben berichtet BOUSSINGAULT (1854, S. 190-191) auch noch über einenFütterungsversuch des französischen Miltärs mit 3,2 kg neuen Hafers anstelle der gleichenMenge abgelagerten Hafers an vier Pferde. Nachdem eine zweimonatige Fütterung keinerleiNachteile gebracht hatte, wurde der Fütterungsversuch auf fünf Regimenter ausgeweitet.

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Auch bei dieser größeren Pferdemenge zeigte die Fütterung mit neuem Hafer keinerleinachteilige Wirkung.

Unter Verwendung einer Haferschrotmühle wurden 1852 auf dem RemontedepotWesterschondorf Fütterungsversuche durchgeführt. Ziel war es herauszufinden, ob einegeringere Menge geschrotenen Hafers (3 Pfd.) für die Pferdeernährung ebenso viel leistet, wiedie größere ungeschrotene Ration (4 Pfd.). Die mit Schrot gefütterten Pferde nahmen ab,bekamen aber glänzenderes Haar. Also ersetzen 3 Pfd. Haferschrot in der Nährkraft nicht 4Pfd. unbehandelten Hafer. Allerdings hatte sich auch gezeigt, dass sich kranke Tiere beiFütterung mit geschrotenem Hafer schneller erholen (STEFFENS 1996).

MÜLLER (1855) bestimmte den Gehalt der Haferkörner an hygroskopischem Wasser,unverbrennlichen mineralischen Bestandtheilen (Asche), Holzfaser, eiweißartigenBestandtheilen, Fett, Wachs, Zucker und Dextrine. Nach Einführung der Weender Analysedurch HENNEBERG und STOHMANN (1864) erscheinen zunehmend Analysen vom Hafer,die bei DIETRICH und KÖNIG (1874), KELLNER (1908) sowie HONCAMP 1929zusammengestellt sind und hier nicht mehr repetiert werden sollen.

Im Landgestüt Celle wurden den Hengsten von Ende Juni bis Ende Februar täglich 10 Pfd.Hafer, 7 Pfd. Heu und 10 Pfd. Stroh gegeben. Der Hafer musste beim Ankauf frei vonGeruch, sehr trocken und rein sein und mindestens ein Gewicht von 30 Pfd. pro Himten2

haben. In der Vordecksaison (Oktober-Februar) erhielten die Pferde zusätzliche noch eineHaferzulage. Die in den Jahren zuvor gegebene Zulage aus Gerste und Rohweizen hatte sichals schädlich erwiesen. Der Hafer wird nur abgelagert und staubfrei verfüttert (SANDER1857).

WELDLAKE (1857) verbreitete in England und Amerika eine Schrift (50 000 Exemplare),in der er behauptet, durch Quetschen die Körnerration auf ein Viertel kürzen zu können, ohneNachteil für die Pferde, wenn die Ration aus 1 Theil zerquetschten Hafer oder Gerste, 1 TheilHeu und 2 Theilen Stroh, letztere zerschnitten, zusammen zu setzen, diese in warmen Wassereinzuweichen und innig zu mischen... bestehe. Weiterhin behauptet er, dass diesesFütterungssystem von einem Pferdebesitzer in London, der 30 Pferde hält, eingeführt wurde.Die Pferde seien in gutem Zustande, gesund und leistungsfähig. Außerdem würden die Pferdeeines anerkannten Bierbrauereibesitzers in London auf die gleiche Weise gefüttert.RENAULT (1857) berichtet von ETHERINGTON, der ein Pferd mit 15 Pfd. gequetschtemHafer und ein zweites Pferd mit 18 Pfd. ganzem Hafer fütterte. Nach einem Monat sah daserste Pferd besser aus, als das zweite. Er kehrte nun den Versuch um und erhielt das gleichResultat. So fuhr er 6 Monate fort und fütterte dann alle seine Pferde (360) mit gequetschtemHafer.Nach RENAULT (1857) bekamen die Pferde der General- Omnibus- Compagnie in London(5940 Pferde) 16 Pfd. gequetschten Hafer, gemengt mit 7,5 Pfd. geschnittenem Heu und 2,5Pfd. geschnittenem Stroh, statt 19 Pfd. Hafer und 13 Pfd. Heu (und 3 Pfd. Streustroh). 450Pferde mit härterem Dienst erhielten 3 Pfd. Haferzulage. Mit der neuen Fütterung ergab sicheine Ersparnis von 2-3 Pence pro Pferd und Tag. Monatlich verendeten 61 Pferde - zumgrößten Teil an Kolik. 1896 wird in der Deutschen Landwirtschaftlichen Presse (S. 457-458)noch einmal von diesem Versuch berichtet: Hier heißt es, dass, wenn sich ein Unterschied inFutterzustand und Leistungsfähigkeit zwischen den beiden Gruppen der Pferde überhaupterkennen ließ, dieser dann zu Gunsten des mit gequetschtem Hafer und geschnittenem Heuund Stroh ausfiel.

2 Getreidehohlmaß, in Hannover: 31,5 l

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REY machte 1858 (b) zwei Monate lang Fütterungsversuche mit 440 Pferden der Omnibus-Gesellschaft von Lyon sowie 59 Percheron- Hengsten mit folgender Fütterung (kg/d):

Kontrolltiere (n =440) Versuchstiere (Percheron-Hengste)im 1. Monat im 2. Monat

Hafer 8 7 7,25 (jeweils gequetscht)Heu 8 6 5 (jeweils geschnitten)Stroh 4 3 3 „ „Gerstenschrot 0,16 - -Kleie 0,5 0,5 0,5

Als Einstreustroh wurden zuerst 2 kg, später 3 kg gegeben.Während der ganzen Versuchsdauer kam es zu keiner Kolik oder sonstigen Erkrankung.Allerdings magerten die meisten Versuchspferde schon im ersten Monat bedeutend ab,nahmen im zweiten Monat wieder etwas zu, behielten aber ein schlaffes Fleisch und waren sokraftlos, dass die Hengste nicht mehr wieherten, die Köpfe hängen ließen und keine Lust zurArbeit zeigten. Gegen Ende des zweiten Monats hatten die meisten Pferde spitze Hüften,legten sich häufig, und 14 bekamen Diarrhoe. Bei den 440 Pferden, die mit der alten Rationgefüttert worden waren, wurde nichts dergleichen beobachtet.REY (1858 b) erwähnt auch die Erfahrungen eines Postmeisters, der eine Zeitlang 8 kggequetschten Hafer, 5 kg geschnittenes Heu, 3 kg geschnittenes Stroh und eine Hand vollgeschrotener Bohnen fütterte. Dieser sparte mit dieser Ration 50 Cent. Später ersetzte er 2 kgdes Hafers durch 2 kg gequetschter Gerste. Die Pferde sahen gut aus.In Paris wurden von einer Compagnie 600 Pferde mit sogenanntem geschnittenen Futtergefüttert und RENAULT, als Leiter der Commission zur Beurteilung der Ergebnisse,veröffentlichte folgende Resultate: Die Pferde hatten zunächst ihr gutes Aussehen verloren,später zwar wieder zugelegt, aber insgesamt waren sie weniger lebhaft und mehrere Pferdeerkrankten an Rotz (REY 1858 b).REY (1858 b) kommt zu dem Schluss, dass sich durch mechanische Bearbeitung keineEinsparung des Futters bewerkstelligen lässt, ohne dass die Tiere an Lebhaftigkeit verlieren.

WOLFF (1861, S. 635-636) zitiert die schon 1854 von BOUSSINGAULT (S. 190-191)beschriebenen Fütterungsversuche mit altem und neuem Hafer, veranlaßt vom französischenKriegsministerium. 180 Pferde wurden vom 9. August bis zum 15. September mit 6,8 Pfd.neuem (anstelle von altem) Hafer gefüttert. Dabei wurden keinerlei besonderenphysiologischen Erscheinungen beobachtet Der neue Hafer kann also auch ohne Lagerzeitbedenkenlos gefüttert werden. DAMMANN (1886, S.473-478) kritisiert, dass ein einzigerVersuch diesen Rückschluss nicht rechtfertige. Er führt als Gegenbeispiel die Erfahrung vonWÖRZ (1874, S. 29) an, der nach plötzlicher Verfütterung von frischem Hafer im Oktober1866 in einem Stall mit 60 Pferden nach 8 Tagen bei fast allen Tieren gastrischeErkrankungen beobachtete, z. T. verweigerten die Tiere mehrere Tage lang das Futter, obwohles in einwandfreiem Zustand war.

Klassische Verdauungsversuche beim Pferd begannen mit HOFMEISTER (1865). Er machte1864 einen siebentägigen Verdauungs- und Bilanzversuch mit einem 7–8 Jahre altengesunden Wallach. Nach ausreichender Gewöhnung an die Versuchsration (Erhaltungsfutter6,18 Pfd. Hafer, 2,53 Pfd. Heu und 1 Pfd. Strohhäcksel) wurden an zwei Tagen sämtlicheAusscheidungen des Tieres aufgesammelt, analysiert und mit dem aufgenommenen Futterverglichen. Beim Vergleich seiner Ergebnisse mit denen BOUSSINGAULTS

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(HOFMEISTER, 1865), der ein Pferd mit einen größeren Heuanteil fütterte, zieht derVerfasser den Schluss, dass das Eiweiß im Hafer verdaulicher ist als im Heu.1865 wiederholte HOFMEISTER (1866) diesen Versuch noch einmal mit einem anderenPferd. Die übrigen Verdauungsversuche mit Hafer sind bei KLINGEBERG-KRAUS (2001,S. 119) aufgeführt, so dass sich eine Wiederholung erübrigt. Ergänzend zu ihrer Aufstellungwird auf die Versuche von GAY (1896), SANSON und GAY (1896) und JORDAN undHALL (1905) hingewiesen, welche die Verdaulichkeit von ganzem, gequetschtem undgeschrotenem Hafer untersucht haben.

GARREAU (1869) fand heraus, dass bei ganz gefütterten Körnern der Abgang derunverdauten Körner nur 1/350 (0,29%) der gefütterten Haferration beträgt.

KOENIG (1896, S. 200-201) berichtet von Fütterungsversuchen mit einer Futterkonserve ausgeschältem Hafer in der preußischen Armee im Anschluss an den Deutsch-FranzösischenKrieg (1870/71). In der Annahme, mit dem Hafer würden Bestandteile verzehrt, die keinenhohen Nährwert haben, wurde der Hafer gequetscht, von groben Schalen befreit, gepresst undden Pferden gefüttert. Die Ration des so aufbereiteten Hafers betrug jedoch immer noch zweiDrittel vom Volumen und Gewicht der normalen Körnerration. Außerdem wurde bei denVersuchen deutlich, dass die Spelzen des Hafers offenbar von Bedeutung für die Verdauungsind, obwohl sie eigentlich keinen hohen Nährwert haben, weshalb die so hergestellteFutterkonserve nicht weiter verwendet wurde.

1874 warnt WÖRZ (S. 29-32) vor der Verfütterung neuen Hafers, weil es zuVerdauungsstörungen führen könnte. Falls es, z. B. im Krieg, unumgänglich sein sollte,empfiehlt er den neuen Hafer zunächst im Ofen oder in der Sonne zu trocknen. DieVerfütterung von mulstrigem oder Schiffshafer führe zu gastrisch-nervösen Leiden(Abdominal-Typhus), Harnruhr (sog. Lauterstall), in höheren Graden Blutharnen, förderesodannnn häufig auch den Dampf (Asthma)... ja selbst Rotz und Wurm. Durch Reinigung,Trocknen, Rösten und Vermischen mit Salz soll die schädliche Wirkung des mulstrigenHafers gemildert werden. Auch das Vermischen mit Holzkohle und Reinigung des Hafers vonder Holzkohle nach 14 Tagen soll den mulstrigen Geruch mindern.Obwohl WÖRZ (1874, S. 31) einige Beispiele für Futterersparnis durch Quetschen des Hafersbei englischen und französischen Fuhrunternehmen angibt, empfiehlt er die Fütterung vongequetschtem Hafer lediglich für junge und alte Pferde mit schlechtem Gebiss. Beizahngesunden Pferden erachtet er das Einspeicheln der ganzen Körner, vermischt mitHäckerling, zur besseren Ausnutzung des Korns und zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit fürwichtig.

ANON. (1878 a) teilt die Ergebnisse der Versuche einer französischen Militär- Commissionzur Gesundheitsschädlichkeit von frischem Heu und Hafer mit, auf die sich offenbar auchHAUBNER (1881 S. 310) bezieht. 150 vier- bis dreizehnjährige Pferde wurden mit neuemHeu, aber altem Hafer und Stroh gefüttert, davon gewannen 37 an Beleibtheit, 18 an Kraftund Ausdauer, 79 blieben unverändert und nur 18 verloren an Beleibtheit und 8 an Kraft. 74Pferde wurden ausschließlich mit neuem Heu gefüttert- diese Pferde fraßen das neue Heuzwar lieber als das alte, aber Schwäche und Appetitlosigkeit stellten sich ein.Der Fütterungsversuch mit neuem Hafer bei 1800 Pferden zeigte, dass sämtliche Pferdezunahmen.

HAUBNER (1881, S. 313) berichtet von den Ergebnissen seiner Versuche über den Abgangunverdauter Haferkörner. Danach betrug der Verlust durch unverdaute Körner bei

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Haferfütterung mit Häcksel (zu gleichen Raumteilen) 1/500 bis 1/1000 (0,1-0,2%) der Rationund bei Verfütterung ohne Häcksel 1/64 (1,56%) bis höchstens 1/46 (2,17%).HAUBNER erwähnt (l.c. S. 322) auch, in Frankreich mit Militärpferden angestellte, Versuchemit reiner Haferfütterung ohne jegliches Beifutter. Dabei wurden von den angebotenen 24Pfd. ungequetschten Hafers nur 14 Pfd. und von den vorgelegten 12 Pfd. gequetschten Hafersnur 9 Pfd. gefressen, wobei sich in letzterem Falle auch noch eine große Begierde zumStreustrohaufnahme einstellte. Die Versuchstiere blieben zwar gesund, gingen aber imErnährungszustande zurück und waren dabei träge, matt und speziell bei der Fütterung mitgequetschtem Hafer verloren sie ganz ihren Mut. HAUBNER zieht daraus den Schluß, dasszu dem Hafer immer ein voluminöses Futter, zur Raumerfüllung und als Reizmittelerforderlich ist, aber der Hafer selbst keine Gesundheitsstörungen hervorruft.

SANSON (1884) berichtet über den erregenden Einfluß auf die Nerven und Muskeln durchAvenin. Dieser Stoff ist nicht in allen Hafersorten gleichermaßen enthalten.

DAMMANN (1886, S. 473- 478) empfiehlt den Hafer als das bekömmlichste Kraftfutter fürPferde und begründet diese Ansicht mit seiner reichlichen Kleber- und Leguminmenge undseinem relativ hohen Gehalt an Fett. Er erwähnt in diesem Zusammenhang auch einenbitteren Extraktivstoff, - im Geruch und Geschmack der Vanille ähnlich - der seinen Sitz inder Samenhaut hat. Der Verfasser weist auch auf das sehr stark schwankendeHektolitergewicht der einzelnen Hafervarietäten hin und empfiehlt deshalb immer nachGewicht und nie nach Raummaß zu füttern. Die zu verfütternde Hafermenge richtet sich nachAlter, Gewicht und Dienstleistung der Pferde und schwankt, wenn kein anderes Kraftfuttergegeben wird, zwischen 6 und 18 (durchschnittlich 10) Pfd. täglich.DAMMANN (1886, S. 473-478) hält das Quetschen des Hafers für gesunde Pferde fürunwirtschaftlich, da selbst bei geringer Körnereinsparung die Kosten für das Quetschendiesen vermeintlichen Gewinn wieder zu einem Verlust werden lassen. Außerdem vertragenPferde, die an gequetschten Hafer gewöhnt sind plötzliche Umstellungen auf ganzen Hafernicht. Er führt eine Mitteilung BREYMANNs an, nach der er pro Tag und Pferd mit 3 Pfd.Hafer weniger auskommt, wenn dieser gequetscht ist, wobei er für seine 45 Pferde im Jahr3430 Mark Haferkosten erspart, bei Quetschkosten von 427 Mark. Darüber hinaus sollen sichdie Pferde selbst bei der schwersten Arbeit besser gehalten haben und Koliken seltenervorgekommen sein. DAMMANN bezeichnet diesen Fall als Einzelfall, der vielen negativenBeispielen gegenübersteht.

GRANDEAU und LECLERC versuchten 1888 drei Pferde ausschließlich mit Hafer zuernähren. Dabei befand sich ein Pferd in Ruhe, ein Pferd leistete Zugarbeit und ein Pferd legteohne Belastung den gleichen Weg zurück, wie das Pferd mit der Zugarbeit. Schon nach kurzerZeit stellten sich Verdauungsstörungen ein, die Tiere versagten zeitweise das Futter zum Teiloder sogar die ganze Ration. Ein Pferd starb bald an Pericarditis, ein zweites an akuterEnteritis, die nach der Sektion der Fütterung zugeschrieben wurde (es wurde einebeträchtliche Verengung des Dünndarms diagnostiziert).Das ruhende Pferd behielt im ersten Versuchsmonat sein Gewicht, nahm aber danach ab. DasPferd mit der Zugarbeit verlor anfangs 50 kg Gewicht, weil es kränkelte, hielt dann seinGewicht eine Zeitlang und nahm dann weiter ab. Das dritte Pferd, bei welchem dieHaferfütterung ohne Gefahr für das Leben am längsten durchgeführt werden konnte, verlor in8 Monaten 20% seines Körpergewichts. GRANDEAU und LECLERC (1888) kommen zudem Schluß, dass Pferde mit ausschließlicher Haferfütterung nicht erhalten werden können.Als Beweis führen sie an, dass sie dieselben Pferde durch Beigabe von Haferstrohhäcksel zueiner verminderten Haferration wieder auf ursprüngliches Gewicht heranfüttern konnten.

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WOLFF (1886) verglich die Verdaulichkeit von Hafer bei Pferd und Hammel, um dieRechtmäßigkeit der bis dahin üblichen Übertragung der Verdauungskoeffizienten vomHammel auf das Pferd zu überprüfen. Der Hafer wurde vom Hammel und Pferd etwa gleichgut verdaut.Bei der Dresdener Straßenbahn erhalten erhitzte Pferde, wenn sie von einer anstrengendenTour zurückkommen, drei bis vier Liter einer Hafersuppe. Der gequetschte Hafer wird inWasser gekocht und etwas Salz zugegeben. Die Suppe wird von den Tieren sehr gerngenommen. Auch die übrigbleibenden Haferschalen werden als Häckselersatz der Rationzugegeben (HÜBNER 1889).

VUIBERT (1890) bestreitet, dass frischer Hafer den Pferden schädlich sei und begründetdiese Ansicht mit der Beobachtung, dass in Wirtschaften, in denen die Pferde erst im Januarden neuen Hafer erhalten, die Kolikhäufigkeit im Oktober genauso steigt, wie inWirtschaften, die schon im Oktober neuen Hafer füttern.

1892 brachte eine Wiener Firma Preßhafer in den Handel, wie KOENIG (1896, S. 257-258)berichtet. Der gut gereinigte Hafer wurde auf geschliffenen Walzen gequetscht, mitkleberhaltigen Substanzen vermischt und auf die Hälfte seines Volumens heruntergepresst.Nach Trocknung stelle die Masse in fertigem Zustand ziemlich feste Scheiben bzw. Würfeldar. Dieses Präparat soll einen höheren Nährwert (bedingt durch eine bessere Ausnutzung) alsroher Hafer haben. KOENIG (1896, S. 257-258) glaubt nicht daran und das geringereVolumen nütze im Kriegsfall auch nicht viel, solange nicht gleichzeitig auch das Gewichtreduziert wird. Außerdem ist die Aufbewahrung dieses Produkts schwieriger als die desnormalen Hafers und die Qualitätskontrolle erschwert.

1892 beschäftigt sich MARLOT mit der Frage, ob man Pferde vor oder nach dem Fütterntränken soll. Er gab einem Pferd 4 l Hafer und tränkte es unmittelbar darauf, um es imAnschluss zu töten und zu obduzieren. Im Magen selbst fand man kaum 1 l Hafer in einigenLitern Wasser schwimmend, die restlichen 3 l Hafer waren bereits von dem Wasser in denVerdauungskanal gespült worden, wo der Hafer nach Auffassung des Versuchstellers nicht indem Maße aufgeschlossen werden kann, wie im Magen. Ein zweites Pferd wurde zuerstgetränkt, dann mit 4 l Hafer gefüttert und dann nach einer Viertelstunde getötet und obduziert.Der Hafer fand sich vollständig im Magen und war schon anverdaut. Der Hafer wird alsobesser ausgenutzt, wenn vor dem Füttern getränkt wird. Eine Bestätigung sieht MARLOT(1892) darin, dass bei weiteren Versuchen immer, wenn nach dem Füttern getränkt wurde, dieZahl der unverdauten Körner im Kot höher war, als wenn das Tränken vor der Fütterung stattfand.

SANSON und GAY berichten 1896 über Verdauungsversuche mit geschrotenem undgequetschtem Hafer bei Schafen und Pferden. Danach ist der Verdauungskoeffizient beiganzem Hafer 64,5%, bei gequetschtem Hafer 68,6% und bei geschrotenem Hafer 72,7%. DieVersuchsleiter betonen, dass die Ersparnis von 8% durch bessere Verdauung durch dieSchrotkosten wieder verbraucht werden.Auch JORDAN und HALL (1905) fanden dass gemahlener Hafer besser verdaut wird alsganze Haferkörner. Von der Gesamtenergie des Hafers werden 54,8% verwertet, für das Pferdenthält 1 kg Hafer rd. 2260 Kalorien verwertbare Energie. Außerdem stellten sie fest, dassdas Hektolitergewicht in keinem Zusammenhang zur chemischen Zusammensetzung steht.

Um 1900 berichtet IWANOW über Veränderungen des Hafers beim Schimmeln. Proportionalzur Schimmelmenge entwickeln sich alkaloidhaltige Substanzen, mit denen er die Giftigkeitverschimmelten Hafers erklärt.

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KORBULY und WEISER (1905) prüften die Verdaulichkeit des Hafers bei 2 Pferden undbeim Schaf. Der Hafer wird vom Schaf besser ausgenützt als vom Pferd.

LUDEWIG (1906 a, S, 87- 96) postuliert für die Einlagerung in die Militärmagazine einMindestgewicht des Hafers von 44,8 kg pro Hektoliter. 100 Körner sollen im Mittel 2,75-3,30 g wiegen, der Spelzanteil darf, laut Magazinvorschrift maximal 30% betragen.Das Quetschen des Hafers oder jede andere Präparation des Futters hält der Verfasserinsbesondere für das Truppenpferd aus folgenden Gründen für verwerflich: Im Feld ist eineBearbeitung der Ration nicht möglich und wenn die Pferde gequetschten oder geschrotenenHafer gewohnt sind, vertragen sie keinen plötzlichen Übergang zur Fütterung mit ganzemHafer. Außerdem wird durch die Zerkleinerung des Futters zwar die Freßzeit verkürzt, aberdie Pferde speicheln das Futter auch nicht mehr so gründlich ein und dadurch tritt dieAmylolyse nur mangelhaft ein. Zusätzlich geht den Pferden, die mit gequetschtem Hafergefüttert werden, Ausdauer und Energie verloren, obwohl sie wohlgenährter aussehen.

Von LUDEWIG (1906 b) angestellte Fütterungsversuche sollten die Frage klären, ob dieLeistungsfähigkeit des Truppenpferdes durch Abzug von Hafer bei gleichzeitiger Zulage vonHeu beeinflusst wird. Dazu wurden 2 Versuchsgruppen mit je 2 Pferden gebildet und unterdefinierten Bedingungen (Temperatur, Reitarbeit, Aufstallung, etc.) gehalten. In dem Versuchwurden die Futtermittel u. a. wie folgt variiert (Mengenangaben in kg / Pferd / d.):

Hafer Heu Strohhäcksel4,7 2,5 13,5 5,0 14,0 3,75 15,5 2,5 1

Die einseitige Erhöhung der Heuration bei anstrengender Tätigkeit befriedigte dasSättigungsgefühl der Pferde besser und führte zu einer höheren Ausnutzung des Hafers ohneLeistungseinbußen zu verursachen.

WATKINS (1921) berichtet, dass Pferde, die gekochtes Futter (Hafer, Kleie und Heu)erhielten, bei gleicher Arbeit und gleicher Haltung im Vergleich zu Pferden, welche diegleiche Ration ungekocht erhielten, nach kurzer Zeit erheblich zunahmen. WATKINS sprichtsich trotz dieser positiven Ergebnisse gegen eine Verwendung im Felde aus, da sie nichtpraktikabel ist, jedoch regt er diese spezielle Fütterung für kranke und rekonvaleszente Pferdean.In weiteren Versuchsserien wurden Pferde bei gleicher Arbeit und gleicher Wartung in dereinen Gruppe mit gequetschtem Hafer und in der anderen Gruppe mit ungequetschtem Hafergefüttert. Auch hier nahm die erste Gruppe geringfügig zu, allerdings behielt diese Gruppe ihrGewicht auch nachdem die Fütterung gewechselt hatte (WATKINS, 1921).Die in 24 Stunden abgesetzten Fäzes wurden auf Gartenstücken ausgesät und die aufgehendenKeime gezählt. Bei gesunden Tieren war die Zahl der aufgegangenen Keime nur klein undschwankte zwischen 10 und 120. Der Anteil an Haferkörnern, die - ohne verdaut zu werden -durch den Magendarmkanal hindurchgehen, betrug 0,097 bis 2,2% (WATKINS, 1921).Der Verfasser argumentiert, geschrotener Hafer sei schlechter zu beurteilen, um 10% teurer,beanspruche mehr Raum und verderbe schneller, da er mehr Feuchtigkeit aufsauge. So stiegder Wassergehalt bei Haferschrot während normaler Lagerung von 10,2% auf 31,8%,während er sich bei ganzen Haferkörnern in derselben Zeit nur auf 14,5% erhöhte. WATKINS(1921) empfiehlt daher geschrotenen Hafer nur für zahnkranke Pferde und während desZahnwechsels.

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Gibt man 4 Pfd. Hafer und 2 Pfd. Heuhäcksel, dann braucht das Pferd durchschnittlich 47Minuten zum Verzehr, gibt man ihm hingegen allein Hafer, so dauert die Mahlzeit nur 20Minuten. Es wird also durch die Häcksel ein besseres Kauen und Einspeicheln erreicht.Bewegung nach der Futteraufnahme soll den Durchgang des Inhalts durch denMagendarmkanal beschleunigen (WATKINS, 1921).

KRIEGER (1925) berichtet über seine Untersuchungen an 100 Truppenpferden einesEskadrons, bei denen 3 Monate lang dreimal wöchentlich der Kot gesammelt und untersuchtwurde, um die bestmögliche Haferverwertung herauszufinden. Dabei stellte er fest, dass derHaferkörnerverlust bei den gegenwärtigen Rauhfuttermengen in der Ration 0,25 bis 0.96%der Ration betragen. Bei einer Kürzung der Rauhfutterration um 1750 g stieg derKörnerverlust auf 2 bis 10% an.Des weiteren fand er heraus, dass das Hungergefühl entscheidend für die Ausnutzung desHafers verantwortlich ist: Hungrige Pferde verwerten den mit Häcksel vermischten Hafer umdas Doppelte schlechter als gesättigte den puren Hafer. Wenn den Pferden der Hafer ohneHäcksel gegeben wird, das Rauhfutter aber in Zwischenmahlzeiten trotzdem den Hungerstillt, so ist die Haferverwertung um das sechsfache schlechter. Die Haferration sollte alsoimmer mit Häcksel vermischt werden und ansonsten sollte auf jede erdenkliche Art derHunger der Pferde gestillt werden: Grasen lassen bei jeder Gelegenheit, ständig möglicheAufnahme von Streustroh, Zwischenmahlzeiten.

Über die Erfahrungen mit der Haferfütterung im 1. Weltkrieg (1914-1918) berichtet ANON.1929 (S. 405-406). Der Hafer war das beste Kraftfuttermittel für Pferde und konnte durchkein anderes Futtermittel vollständig ersetzt werden, selbst wenn er von minderer Qualitätwar. Den gesunden Pferden sollte der Hafer in ganzen Körner, mit Häcksel vermischt gegebenwerden. Das Quetschen des Hafers kann bei kranken Pferden vorteilhaft sein und bei kleinenMengen Hafer in Futtergemischen, z. B. Kleie sollte der Hafer immer gequetscht werden. ImFeld ist der Hafer das bequemste Kraftfuttermittel, da er ohne weitere Vorbereitung gefüttertwerden kann.FRISCHBIER (1933) wies nach, dass die im Kot enthaltenen mikroskopisch unverdauterscheinenden Haferkörner kaum noch keimfähig waren und untersuchte daraufhin dieAleuronzellen mikroskopisch. Die Fettvakuolenbildung in den Aleuronzellen, ausgelöst durchdie Passage des Verdauungstrakts deutet er als Beweis der Eiweißverdauung auch inscheinbar unverdaut ausgeschiedenen Haferkörnern, selbst bei chemisch prozentual gleichemEiweißgehalt der im Kot enthaltenen und der gefütterten Körner.

HÖTZEL und MÜLLER (1933) veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Fütterungsversuchezum Ersatz von Hafer durch Gerste (siehe Kap. Gerste, S. 34).

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2.2 Gerste

Anfänge

In dem Kikkuli-Text (EHRENBERG, 1943), der aus dem 14. Jahrhundert vor Christusstammt, wird über Fütterung und Training der hethitischen Kriegspferde durch denGroßstallmeister des Landes Mittani (KIKKULLI) berichtet. Darin heißt es, dass die Pferdeneben Luzerneweide und Luzerneheuhäcksel auch händeweise Gersten- und etwas wenigerWeizenkörner erhielten.Für ALBERTUS MAGNUS (ca. 12 Jahrhundert, II/ S. 103) ist die Gerste kein geeignetesPferdefutter (gerst ist jn nit guet).RUSIUS (1300) und CARACCIOLO (1566) befanden nach KRAUSE (1933, S. 11) dieGerste durchaus als geeignetes Pferdefutter. Die Pferde bleiben widerstandsfähig und gesund,wenn man das ganze Jahr über Stroh und Gerste füttert, meint RUSIUS und CARACCIOLOschreibt, dass die Gerste den Körper gesund erhalte und für alle Temperamente passe.Nechst dem Habern ist die Gersten am meisten gebraeuchlich/ und zwar das nuetzlichsteFutter meint PINTER VON DER AU (1688, S. 48).Über die schon in der Antike bekannte Beziehung zwischen Gerstenfütterung und Hufrehe(„Krithian“ = an der Gerste krank sein, WEIDENHÖFER 2004) haben jüngst KRONFELDund HARRIS (2003), sowie WEIDENHÖFER (2004) ausführlich berichtet.Nach CLARK (1790, S.45), ABILDGAARD und VIBORG (1805, S. 25) wirkt die Gersteabführend.ABILDGAARD (1771, S. 127), ABILDGARD und VIBORG (1805, S. 24) und BUCH-MÜLLER (1829, S.88) halten die Gerste für erhitzend. PINTER VON DER AU (1688, S.48)beurteilt die Gerste dagegen als vorteilhaft, weil sie keinen Schweiß treibt.

Beobachtungen aus der Fütterung und Fütterungsversuche

CLARK (1790, S. 45) gibt an, dass in England gekochte Gerste häufig an kranke Pferde mitErfolg gefüttert wird. BUSSON (nach CLARK l.c.) will beobachtet haben, dass diearabischen Pferde nur nachts und ausschließlich mit Gerste gefüttert würden, während diepersischen Pferde lediglich Häcksel bei der Gerstenfütterung erhalten.In einem Fütterungsversuch bei dem Gerste mit Hafer von guter oder schlechter Qualität imGestüt Herrenhausen 1790/91 vermischt wurde, stellte man fest, dass beide Mischungen ohneSchaden für die Pferde gegeben werden konnten (NABER, 1990, S. 82-84).

Nach AMMON (1804, S. 59) ist Gerste in Deutschland zwar nicht so gebräuchlich alsPferdefutter aber genauso bekömmlich wie Hafer, solange der größere Nährwert der Gerstein der Ration berücksichtigt wird. 1805 schreibt ROHLWES (S. 15), dass die Gerste eingesundes und nahrhaftes Futter ist.

Über die frühen Versuche von WALDINGER (1808, S. 74-75) zur Verdauung gilt Ähnlicheswie bereits beim Hafer (S. 12-13) ausgeführt. Erwähnenswert sind seine Versuche nachzwölfstündiger Nahrungskarenz. Die Pferde erhielten dabei ein Gemisch aus je 5 Loth Hafer,Gerste, Roggen, Weizen , Wicken, Erbsen, Bohnen, Linsen, Heidekorn und Mais (ohneHeuzulage). Post mortem war die Gerste 2 Stunden postprandial nur wenig angegriffen, nach4 Stunden schon weicher und nach 8 Stunden war die zerbissene Gerste ...sehr weich,breyartig, die annoch ganze etwas fest.Zu den ersten Analysen von Gerste zählt BUCHMÜLLERS (1829, S. 88). Danach sindenthalten in 25 Loth:

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Gerste Hafer 6,5 Loth 3 Gran Spreu12,25 Loth 9 Gran Stärkemehl 12 Loth 22 Gran Stärkemehl 4,75 Loth 50 Gran Schleimzucker 3,5 Loth 20 Gran Schleimzucker 0,5 Loth 22 Gran Eyweiß 0,5 Loth 2 Gran Kleister 0,5 Loth 36 Gran Keimmaterie 0,25 Loth Keimstoff ohne Spreu und Hülsen

Er zieht daraus den Schluss, dass die Gerste nährender und stärkender, aber auch schwererverdaulich als der Hafer ist.FALKE (1850, S. 74) gibt folgende Inhaltsstoffe für die wasserfreie Gerste an: 14,96 Kleber,0,35 Eiweiß, 55,8 Stärkemehl, 4,5 Gummi, 4,36 Zucker, 0,40 Oel, 15,5 Faser, 4,13Aschenbestandtheile.

WEECH erwähnt nach KUERS 1835 (S. 55) in seinem „Bericht über seine Reise überEngland und Portugal nach Brasilien und den vereinigten Staaten“ den angeblich allgemeinbekannten Sachverhalt, dass, in den südlichen Ländern, der Hafer für ein zu hitzigesPferdefutter angesehen wird, die Gerste dagegen ein wohlthätigeres Futter der Pferdedarstelle. KUERS (l.c.) hat bei seinen Recherchen keine genaueren Angaben über dieangebliche hitzige Wirkung des Hafers im südlichern Klima gefunden und zweifelt deshalb ander Richtigkeit dieser Behauptung. Zumal eigentlich die Gerste mehr Hitze erzeugt. Um dieseThese zu untermauern verweist er auf die Veröffentlichung von CAVENDYSCH im 17.Jahrhundert, der nach der Verfütterung von Gerste Blutharnen beobachtet hat (KUERS l.c.).Auch KUERS hat dieses Phänomen nach der Verfütterung von Gerste beobachtet, kann abernicht beweisen, dass die Gerstenfütterung die Ursache dafür war (KUERS l.c.).

STEWART (1839, S. 260-262) berichtet, dass in England bei einigen Pferdehaltern Gersteeinen Teil oder sogar die ganze Haferration ersetzt. Er vertritt die Ansicht, dass einGerstenanteil in der Ration ohne Gesundheitsschäden die Fütterung verbilligt. Noch besservertragen wird die Gerste, wenn sie gekocht wird.

Nach HÜBNER (1840) schied ein ruhendes Pferd 1/6 der gefütterten Gerstenkörnerunverdaut aus.

LÜPKE (1841) meint einen Beweis für die bessere Nahrhaftigkeit der Gerste im Vergleichzum Hafer in der Beobachtung gefunden zu haben, dass die von Gerstenfütterung fettgewordenen Pferde durch anschließende Haferfütterung abmagern. Er berichtet, dass in demFreiheitskampfe von 1812-15 russische, preußische und auch französische Pferde anhaltendmit Gerste gefüttert wurden und ihre Kräfte sc. entsprachen ganz vollkommen den starkenAnforderungen ihres Dienstes. Im kalischen Manöver von 1835 erfuhr er, dass auch dieTscherkessen ihre Pferde, welche sich durch schnelles Laufen, Schwimmen sc. so sehrauszeichnen, mit Gerste füttern.LÜPKE (l.c.) fütterte vierjährigen Pferden frisch von der Weide statt 3 Metzen Hafer 2,25Metzen Gerste, mit Häcksel vermischt, plus 12 Pfd. Heu täglich. In den ersten acht Tagenstellte sich dauerndes dünneres Misten ein; wobei aber unverdaute Gerstenkörner nichtabgingen. Das Laxieren verlor sich aber nach und nach, z. T. schon in den ersten 14 Tagen.Nach LÜBKE (l.c.) bekam die preußische Kavallerie in Ermangelung des Hafers auch wohl13 Metzen Gerste, statt 16 Metzen Hafer, ohne dass man einen Nachteil davon gesehen hätte.Er warnt allerdings davor, Gerste ohne Häcksel zu verfüttern und, falls dies unumgänglich ist,wie im Krieg, dann sollte man immer vor dem Füttern tränken und keine zu großen Portionenauf einmal geben.

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BOURGELAT machte in Frankreich den Versuch, die Gerste anstelle des Hafers zuverwenden, aber seine Versuche sind nicht glücklich ausgefallen (MAGNE und FUCHS1844, S. 304).

Nach MAGNE und FUCHS (1844, S. 304) wurde im Süden Europas die Gerste häufig zurPferdefütterung verwendet, die nördlichen Schläge vertrugen diese Ernährung aber wenigergut.

BÖHM (1849, Bd. 1, S. 98) empfahl, Gerste nur gequetscht oder geschroten, mit viel Häckselvermischt, nach langsamer Gewöhnung an Pferde zu verfüttern. FALKE (1850, S. 74)berichtet, dass die Gerste landläufig nur selten an Pferde verfüttert wurde und gewöhnlichdurch quetschen, schroten, quellen oder kochen zubereitet oder als Malz.

BOUSSINGAULT (1854, S. 186-189) fütterte an drei Versuchspferde 47 Tage lang folgendeRation: 2 kg Gerste, 2 kg Hafer, 8 kg Stroh. Die Tiere nahmen im Schnitt 3 kg KM ab. ImAnschluß erhielten die Pferde 29 Tage lang die doppelte Menge (4 kg) Gerste und legtendurchschnittlich 29 kg KM wieder zu. Bei einer 20 Tage dauernden Fütterung mit 4,1 kgGerstenmehl neben 5 kg Stroh und 3 kg Heu verloren sie wieder im Schnitt 8 kg KM.

Im Landgestüt Celle wurde die Gerstenzulage in der Vordecksaison nach schlechtenErfahrungen wieder durch Hafer ersetzt, in der Decksaison wurde aber, neben Rohweizen undErbsen, weiterhin Gerste als Zulage verwendet (SANDER, 1857).

Aus Mangel und Vertheuerung des Hafers (1858) fütterte ein französischer Pferdebesitzer anvier Pferde Gerste in gequetschtem Zustand. Die Pferde erhielten ein geringeres VolumenGerste, als zuvor Hafer. Nach drei Monaten dieser Fütterung hatten alle Pferde sich imbesten Zustande ihrer Kraft und Gesundheit und bei vollkommenem Glanze des Haareserhalten. Im Kot fand sich keine Spur von unverdauter Gerste, was der Verfasser als Folgedes Quetschens deutet (NIKERLE, 1859).

MAGNE berichtet 1860 über Fütterungsversuche an je 50 Militärpferden, bei denen Kleeheu,Kleie, Gerste u. dgl. neben einer Grundration aus Hafer und Wiesenheu gefüttert wurden. Nurwenn die Ration etwa die gleiche Menge Fett enthielt, wie eine gewöhnliche Heu/Hafer-Ration nährte sie auch ebenso gut. Als der Hafer in der Ration vollständig durch Gersteersetzt wurde (neben Heu), zeigte sich, dass die Versuchspferde ihre Leistungsfähigkeiteinbüßten und anfälliger für Krankheiten wurden. MAGNE (1860) unterstreicht dasunterschiedliche Verdauungsvermögen in bezug auf Gerste von südlichen und nördlichenPferdeschlägen. Als Beweis führt er die Fütterung in einem nicht näher benannten Betrieb an,wo die Substitution von 3 kg Hafer durch 3,5 kg Gerste bei jeweiliger Gabe von 9 kg Heu beiden südfranzösischen Pferden keinen Nachtheil hatte, während die aus nord-französischenGegenden angekauften dabei nicht erhalten werden konnten und statt der Gerste wieder Haferbekommen mußten. MAGNE (1860) berichtet auch von ähnlichen Versuchen derMilitärverwaltung, wo sich die leichten und kleinen Reitpferde bei der Gerste ganz wohlbefanden, die größeren der Linie und die der schweren Cavallerie vertrugen sie nach demBerichte der eingesetzten Commission um so weniger, je schwerer sie waren und aus jenördlicheren Gegenden sie stammten.

WOLFF berichtet 1861 (S. 625-630) von einem Fütterungsversuch in der französischenArmee bei dem je drei Pferde die Standartration (6 Pfd. Heu; 10 Pfd. Stroh und 8,2 Pfd.Hafer) erhielten oder Rationen in denen der Hafer teilweise durch Gerste, Roggen und Kleie

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ersetzt wurde: Die mit Gerste gefütterten Pferde hatten mehr Kraft und Mut als die mitRoggen gefütterten. Die Versuchspferde fraßen Gerste lieber als Roggen oder Kleie.

Nach RASSE (1867) bezeichnete die französische Commission für Pferde-Hygiene denFutterwert von Heu mit der Zahl Zehn. 10 Pfd. Heu entsprechen in ihrem Nährwert etwa 34Pfd. Stroh oder 6 Pfd. Hafer. Der mittlere Nährwert der Gerste stellt sich auf 4,3, d. h. Gersteist nahrhafter als Hafer. Die französische Pferde-Gesundheits-Commission zur Erforschungdes Effekts der Gerstenfütterung stellte eine Reihe von Versuchen an. Demnach kann beiMangel an Hafer die Gerste gute Dienste leisten.VERHEYEN verfolgte (nach RASSE 1867) in den Jahren 1840 und 1846 die Wirkungen derGerstenfütterung durch mehrere Monate; zu keiner Zeit bekamen die Pferde ein glänzenderesHaar und festere Muskeln. RASSE (l.c.) spricht sich für eine Einführung der Gerstenfütterung(0,75 kg Gerste mit Häcksel vermengt an stelle von 1,5 kg Heu) bei den Truppen aus. DieRation betrüge dann 1,5 kg Heu, 4 kg Stroh, 5 kg Hafer und 0,75 kg Gerste für die schwerenPferde und für die leichten Pferde: 1 kg Heu, 4 kg Stroh, 4,5 kg Hafer und 0,75 kg Gerste.

KÜHNERT (1870, S. 28) beschreibt die Gerste als schwer verdaulich und für Pferde weniggebräuchlich, wenn überhaupt wurde sie als Gerstenschrot verfüttert.

Nach WÖRZ (1874, S. 32-35) gibt Gerste den Pferden weniger Kraft als Hafer, sondernmacht sie, gequollenen gefüttert, lediglich wohlbeleibt. Er empfiehlt nur ¼ bis ½ derHaferration durch die schwer verdauliche Gerste zu ersetzen. Insbesondere säugende Stuten,wachsende Fohlen und Hengste während der Beschälzeit profitieren von einer Gerstenzulage.In Damaskus erhielten die Pferde, WÖRZ (1874, S. 34) zufolge, ausschließlich Gerste (12Pfd. mit 7-8 Pfd. Stroh täglich).

WOLFF (1886, S. 47-52) veröffentlicht das Ergebnis eines Verdaulichkeitsversuchs mitGerste bei einem Pferd aus dem Jahr 1879 (%):

Trocken-substanz

Organ.Substanz

Roh-protein

Roh-fett

Roh-faser

Stickstofffr.Extraktst.

83,5 87,0 80,3 42,4 100 87,3

Weitere Verdauungsversuche mit Gerste hat KLINGEBERG-KRAUS (2001, S. 119, Tab.9)zusammengestellt.

HAUBNER (1881, S. 326) schreibt, dass seit jeher im Orient und auch im südlichen Europadie Pferde ausschließlich mit Gerste gefüttert werden. Trotzdem ist er der Auffassung, dassdie hiesigen Pferde höchstens die Hälfte der Körnerration als Gerste erhalten dürfen. Erberichtet auch von einem in neuester Zeit in Belgien angestellten Versuch mit 50Militärpferden, wobei der Hafer durch gleiche Gewichtsteile Gerste ersetzt wurde. Dabei habesich ergeben, daß die Thiere an Muth und Kraft verloren, weichlich, schlaff wurden, bei dergeringsten Anstrengung leicht schwitzten, öfter Kolik mit Diarrhöe sich einstellte, und weilman ernste Krankheitsfälle fürchtete, wurde nach 3 Monaten die Gerstenfütterung wiedereingestellt.

DAMMANN (1886, S. 181-482) schreibt, die Gerste sei als alleiniges Körnerfutter denPferden nicht zuträglich. Um Kosten zu senken könne, aber ein Viertel, im Höchstfall dieHälfte der Körnerration durch Gerste ersetzt werden. Es müsse aber immer genügend Häckselmitgegeben werden, damit die harten Gerstenkörner genügend gekaut und eingespeicheltwerden.

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STRAUBE (1893) ermittelte in seinem Fütterungsversuch an 7 Militärpferden, dass Gersteein gutes Haferersatzmittel darstellt, zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit benötigen diePferde 5,5-6,5 kg täglich.

Nach HÜBNER (1894) kam es nach Gerstenfütterung bei der Dresdener Straßenbahnvermehrt zu schweren Kolikerscheinungen.HAMBRO (1896, S. 247) macht eine Mitteilung über einen Versuch mit der Fütterung vonGerste im Winter 1894 durch die „Birmingham Corporation“ (Gerste war gerade sehr billig).Die 120 Pferde der Corporation, die meistens sehr schwere Arbeit zu leisten hatten, wurden in2 Gruppen zu je 60 Tieren aufgeteilt. Alle Pferde erhielten 13 Pfd. Heu, 8 Pfd. Mais und 3Pfd. Bohnen, außerdem 8 Pfd. Hafer bzw. 8 Pfd. Gerste. Die Versuche begannen am 1.Oktober und am 1. Januar hatten die mit Hafer gefütterten Tiere 18 Pfd. Gewicht verloren, diemit Gerste gefütterten Pferde sogar 28 Pfd. Daraufhin wurde allen Pferden je 1 Pfd. Bohnenund 1 Pfd. Heu zugelegt. Nach weiteren drei Monaten hatten die Haferpferde 3 Pfd., dieGerstenpferde aber 18 Pfd. zugenommen.HENDRICKX (1897) fütterte 30 Pferde je zur Hälfte mit 9 kg Hafer, bzw. mit 5 kg Haferplus 4 kg Gerste. Die ersten hatten nach sechs Monaten 6 kg, die anderen 29 kg zugenommen.Verdauungsstörungen wurden bei keinem der Versuchstiere beobachtet.

PELZ (1915) aus Stollberg gibt eine Ration an, bei der sich schwere Belgier und Oldenburgerauch nach der Haferrationierung bei täglicher schwerer Arbeit gut in der Leistung erhaltenhaben: 3 Pfd. gequetschter Hafer, 3 Pfd. gequetschte Gerste, 5 Pfd. Torfmelasse, 5 Pfd.Rübenschnitzel, 3 Pfd. Kartoffelflocken, 2 Pfd. Reisfuttermehl, 5 Pfd. Häcksel undSchlemmkreide, 15 Pfd. Heu.

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST (1918) schreibt, dass der ausschließliche Ersatz desHafers durch Gerste nur kurze Zeit sinnvoll ist. Bei dem Ersatz von eine Viertel bis zur Hälfteder Haferration habe sich die Gerste sehr gut bewährt. Bei andauernd arbeitenden Pferdentreten die gefürchteten Kolik- und Verschlagerkrankungen selten auf. Nach Möglichkeit solltedie Gerste vor dem Verfüttern geschroten, gequetscht oder gequellt werden.

ANON. (1929, S. 408-409) berichtet über den Einsatz der Gerste im 1. Weltkrieg alsteilweiser Haferersatz. Wegen der harten Spelzen sei sie schwerer verdaulich, als der Haferund sollte kurz vor dem Verfüttern angebrochen, geschroten oder eingequollen werden. EineBearbeitung der Gerste vor dem Transport zu den Truppen erwies sich als unzweckmäßig, dadie Gerste dann zu schnell verdarb. Nach der Verfütterung von reiner Gerste wurden schwereKolikerkrankungen beobachtet, die um so zahlreicher waren, je schroffer der Übergang vonHafer- auf Gerstenfütterung war. Einige Berichterstatter sahen auch plötzliche Fütterung mitreiner Gerste als Ursache für Hufrehe. Andere Beobachter berichten, dass die Gerste mitHafer vermischt ein gutes und unschädliches Futtermittel sei. Auch wurde von weiterenBerichterstattern der vorzügliche Futterzustand von schweren Pferden auf reineGerstenfütterung zurückgeführt. Dabei wurden die angefeuchtete Gerste gern genommen, dietrockene hingegen verweigert. Empfohlen wird die Gerstenfütterung als teilweiserHaferersatz, wenn die Pferde andauernd arbeiten.

1933 veröffentlichen HÖTZEL und MÜLLER die Ergebnisse ihrer Fütterungsversuche zumVergleich von Gersten- und Haferfütterung an sechs ca. 600 kg schweren Arbeitspferden. DiePferde sollten den „Kellnerschen Normen“ entsprechend für 1000 kg Lebendgewicht beischwacher Arbeit: 1,0 verd. Eiweiß u. 9,2 Stärkewert und bei mittlerer Arbeit: 1,4 verd.Eiweiß u. 11,6 Stärkewert erhalten. Das Grundfutter bestand aus 7,5 kg Heu, 3,0 kg

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Haferspreu und 1,5 kg Melasse. Zusätzlich erhielten sie unterschiedliche Mengen Hafer undGerstenfuttermehl. Nach Abschluss des Versuches postulieren HÖTZEL und MÜLLER(1933), dass 4 kg eines stärkereichen und spelzenarmen Gerstenfuttermehls (ein Poliermehl,dem nur die feineren Schalenteile der Gerste beigemengt sind) in der Lage sind, 5 kg Hafer zuersetzen. Die Nährstoffe von Hafer und Gerste stehen im Verhältnis von 1:1,25. DerStärkewert für das Gerstenfuttermehl in diesem Versuch beträgt 55,36 kg je 100 kg beiFütterung an Arbeitspferde.Erkrankungen durch die Gerstenmehlfütterung kamen während des Versuchs nicht vor.Wichtig ist, dass genügend Rauhfutter bzw. Häcksel zugefüttert wird, um eine Verklumpungim Magen zu vermeiden.

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2.3 Sonstige Getreidekörner (Weizen, Roggen, Hirse, Reis, Buchweizen)

Weizen

Anfänge

Der Großstallmeister des Landes Mittani (KIKKULLI, siehe EHRENBERG, 1943) berichtet,dass die hethitischen Kriegspferde im 14. Jahrhundert vor Christus neben Luzerneweide undLuzerneheuhäcksel auch händeweise Gersten- und etwas weniger Weizenkörner erhielten.Im Mittelalter und später wurde das Brotgetreide Weizen offenbar selten an Pferde verfüttert.Bis 1900 finden sich nur wenig Erfahrungsberichte über den Einsatz von Weizen in derPferdefütterung. Im Handbuch der Futtermittelkunde, Bd. 2 (BECKER und NEHRING, 1965)sind keine Untersuchungen zitiert.

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen

CLARK (1790, S. 45) empfiehlt, Weizen nur geschrotet oder mit Häcksel vermischt zu gebenund hält ihn für ein gutes, wenn auch zu teures Pferdefutter.Nach AMMON (1804, S. 60) ist Weizen das ideale Pferdefutter, wird aber wegen seineshohen Preises in erster Linie geschrotet an chronisch kranke Pferde gefüttert.WALDINGER (1808, S. 60) untersuchte Weizen auf seine Wärmeentwicklung beimEinweichen. Er entwickelt ebensoviel Wärme wie Hafer, aber er säuert bald, wird widrig,stinkend und fault. Außerdem bestimmte er den Gehalt von Setzmehl, tierischem Kleister,Schleim und Eiweiß. Der Kleister war im Magensaft schlecht löslich und daher ist Weizennach WALDINGERs Ansicht nicht als Pferdefutter geeignet. Erst durch den Prozeß desBackens wird der Weizen für den Menschen verdaulich, seine Verwendung alsPferdefuttermittel ist nicht zu empfehlen. Diese Meinung des Verfassers wird noch durcheinen weiteren Versuch unterstützt. WALDINGER (1808, S. 74-75) übergoss zerschnitteneKörner mit der sechsfachen Menge Magensaft vom Pferd. Der Weizen zeigte bei diesemVersuch nach 8 Stunden Einwirkzeit einige Veränderungen, das Gemisch roch allerdings sehrwidrig, wogegen der Hafer nach 8 Stunden soweit aufgelöst war, dass das Gemisch einerdünnen Milch ähnlich war.

Nach BUCHMÜLLER (1829, S. 90) enthalten 25 Loth Weizensamen: 15,25 Loth Stärkemehl,3 Loth Schleimzucker und 1,75 Loth Kleister. KUERS (1839, S. 284-285) beurteilt dieGefahren der Weizenfütterung ähnlich wie bei der Roggenfütterung (Verschlag und Rehe).Daneben führe die Fütterung aber auch noch zu weichem Kot, der Weizen lasse denDarmschlauch erschlaffen. Im Allgemeinen wurde Weizen aber nicht an Pferde verfüttert,sondern für die menschliche Ernährung benötigt.STEWART (1839, S. 262-264) berichtet, dass Weizenfütterung sehr schnell Kolik auslöseund es schon zu vielen Todesfällen nach Weizenfütterung gekommen sein. Die Höchstmengesei 4 Pfd. Weizen (mit Häckerling vermischt auf 5 Tagesportionen verteilt) in der Ration, die4 bis 4 ½ Pfd. Hafer ersetzen könnten. Häufiger würde gekochter Roggen mit Häckerlingvermischt als Abendration gegeben.Dagegen meint HAUBNER (1845, S. 324), dass der Weizen auch als einziges Körnerfutter anPferde gefüttert werden könne, solange ausreichend Häcksel gegeben und die Weizenkörnervor der Verfütterung gequetscht oder gekocht werden. Bei Stuten soll Weizen (geschrotenund gekocht) neben anderen Körnern in der Ration die Milchproduktion fördern.

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Nach FALKE (1850, S. 75) hat der wasserfreie Weizen folgende chemischeZusammensetzung: Kleber 23,05, Eiweiß 1,12, Stärkemehl 54,0, Gummi 1,79, Traubenzucker1,76, Oel 1,02, Faser 14,49, Aschenbestandtheile 2,77.

Im Landgestüt Celle wurde die Rohweizenzulage in der Vordecksaison nach schlechtenErfahrungen wieder durch Hafer ersetzt, in der Decksaison wurde aber, neben Gerste undErbsen, weiterhin Rohweizen als Zulage verwendet (SANDER, 1857).

1893 versuchte STRAUBE erfolgreich Militärpferde mit Weizen anstelle des Hafers zufüttern.

1908 berichtet KELLNER (S. 102), dass der Weizen, wie der Roggen wegen seines hohenPreises nur selten verfüttert wird, meistens gelangen nur die schlechten, verkümmerten oderausgewachsenen Körner ins Viehfutter.

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST empfahl 1918 nur die Hälfte der Haferration durchWeizen zu ersetzen. Außerdem sollte kein frisch geernteter Weizen verfüttert werden.ANON. (1929, S. 409) berichtet, dass im 1. Weltkrieg einige deutsche Truppenteile Weizen ingroßen Mengen vorfanden und als Pferdefutter verwendeten. Diese plötzliche und maßloseFütterung hatte schwere Kolik- und Kreuzverschlagerkrankungen zur Folge. Im Übrigenwaren in diesem Krieg die notwendigen Zubereitungen des Weizens (Quetschen, Kochen,Brühen oder Einquellen) vor dem Verfüttern nur selten möglich.

KRONACHER, KLIESCH und DEISSMANN berichten 1935, dass infolge der schlechtenHaferernte den „städtischen Fuhrwerksbetrieben“ Eosinweizen als Ersatz für Hafer zurVerfügung gestellt wurde. Das Eosin färbt den Weizen rot und kennzeichnet ihn somit alsFutterweizen. Die Verfasser stellten Fütterungsversuche mit Eosinweizen an insgesamt 9Zugpferden in 3 Gespannen an. Die ursprüngliche Tagesration der Pferde bestand aus: 2,5 kgHafer, 6 kg Heu und 25 kg Futterrüben. Ab dem 5. März 1935 wurde täglich ½ kg Haferdurch die gleiche Menge Eosinweizen ersetzt. Ab dem 6. Versuchstag wurde dieFutterrübengabe eingeschränkt und täglich ½ kg Eosinweizen mehr gegeben, bis die Pferde abdem 13. Versuchstag folgende Ration erhielten: 6 kg Eosinweizen

6 kg Heu.Zwei Gespanne wurden noch 10 Tage mit dieser Ration gefüttert, bei dem dritten Gespannwurde die Weizenration bis auf 8 kg Eosinweizen täglich gesteigert.Alle Versuchspferde fraßen ihre Ration anstandslos. Während des Versuchs konnten keinegesundheitliche Beeinträchtigungen der Pferde festgestellt werden. Auch ihreLeistungsfähigkeit und das Aussehen ließen nichts zu wünschen übrig. Die Verfasserschließen aus den Ergebnissen ihres Versuchs, dass Weizen ein einwandfreies Pferdefutterdarstellt und bei arbeitenden Pferden auch die ganze Haferration ersetzen kann. Dabei mußaber berücksichtigt werden, dass der Weizen etwa um ein Siebtel nährstoffreicher ist, als derHafer. Das Eosin, das zur Rotfärbung des Weizens verwendet wird, beeinträchtigt dieFreßlust der Pferde in keiner Weise.

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Roggen

Allgemein

Roggen wurde im Allgemeinen, wie Weizen als Brotgetreide verwendet, gelangte aber etwashäufiger in die Pferdefutterkrippen als Weizen. 1908 berichtet KELLNER (S. 102), dassmeistens nur die schlechten, verkümmerten oder ausgewachsenen Körner verfüttert wurden.Roggen erzeugt im Pferd eher Kraft und Ausdauer als Wohlbeleibtheit. Er führt aber auchbesonders schnell zu Verdauungsstörungen und Dickblütigkeit3. Besonders in frischemZustand ist der Roggen die am meisten gesundheitsgefährdende Getreideart. Der Roggen wirdgekocht, aber unzerkleinert höchstens bis zur Hälfte der Ration gegeben.

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen

Nach AMMON (1804, S. 59-60) verursacht die Roggenfütterung Lungenentzündung, Koller,Staar, Mondblindheit u. s. f., lediglich schwer arbeitende Zugpferde vertragen sowohlausschließliche Roggenfütterung als auch ein Gemisch aus Hafer und Roggen ohne Schaden.1805 schreibt ROHLWES (S. 15) über die Roggenfütterung an Pferde, dass nur die altenPferde damit gefüttert werden dürfen, niemals aber die jungen.

WALDINGER übergoss 1808 (S. 74-75) verschiedene halbierte Körner mit der sechsfachenMenge Pferdemagensaft. Nach 8 Stunden Einwirkzeit war der Roggen kaum angegriffen, dasGemisch verströmte aber einen ganz widrigen Geruch. Die Haferkörner hatten sich in dergleichen Zeit zu einer milchigen Flüssigkeit in dem Magensaft aufgelöst. WALDINGER(1808, S. 61) untersuchte den Roggen auf seine Wärmeentwicklung beim Einweichen. Erentwickelt sehr wenig Wärme und säuert sehr schnell. Außerdem bestimmte er den Gehaltvon Setzmehl, tierischem Kleister, Schleim und Eiweiß.

BUCHMÜLLER (1829, S. 89) hält den Roggen für sehr schwer verdaulich und gibt alsInhaltsstoffe von 25 Loth Roggen: 14,75 Loth Stärkemehl, 5,25 Loth Schleimzucker und 0,75Loth Kleister an.

STEWART (1839, S. 267) schreibt, dass der Roggen in Nordamerika grob gemahlen und mitHäckerling vermischt sehr viel an Pferde verfüttert wird und gibt als Beispiel dieFuhrmannspferde in Pensylvania an. KUERS (1839, S. 282-284) empfahl dieRoggenfütterung nur bei Einhaltung einiger Vorsichtsmaßregeln (Fütterung nur mit vielHäcksel an ausgewachsene Arbeitspferde zur Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit bis zueinem Drittel der Körnerration), um die Erkrankung der Tiere an Verschlag und Rehe zuvermeiden.

In einem anonymen Bericht von 1841 über die Fütterung des „Postmeisters zu St. Brix“ heißtes, dass er bei seinen 60 bis 80 Pferden den Hafer durch ein Gemisch aus Gerste und Roggenzu ersetzen suchte. Zunächst ließ er die beiden Getreidearten im Wasser aufquellen. NachVerfütterung des Gemischs kam es aber häufig zu Unverdaulichkeit und Huf-Entzündungen.Auch ein Schroten der Körner verbesserte die Verträglichkeit nur geringfügig. Deshalb kochteer Roggen und Gerste und gab den Pferden dasselbe Volumen von diesem gekochtenKörnergemisch, wie von dem unbehandelten Hafer (schwere Wagenpferde: 20 Litres,Postpferde: 15 Litres). Mit diesem Kochwasser ließen sich die Pferde gut tränken. Durch dasKochen verdoppelt sich das Volumen der Gerste und das Volumen des Roggens vermehrtsich sogar um das 2 ½ - 3 fache. Alle Pferde hielten sich bei dieser Fütterung bei guter 3 Kreuzverschlag, paralytische Myoglobinurie

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Gesundheit, Wohlbeleibtheit und Lebhaftigkeit, obwohl sie in der gebirgigen Gegend einenschweren Dienst verrichteten. Auch der plötzliche Übergang zur Haferfütterung, der durch dieEinrichtung des Relais bei allen Pferden regelmäßig vorkommt, hatte keine nachteiligenFolgen. Diese neu eingeführte Fütterung kostete etwa die Hälfte, wie die alte Haferfütterung(ANON. 1841).

Nach HAUBNER (1845, S. 320) wurde beim Arbeitspferd bei starker Leistung ein Viertel biszur Hälfte der Haferration durch Roggen ersetzt, möglich ist aber auch die ausschließlicheFütterung mit Roggen, solange der Roggen gekocht oder gequellt und mit reichlich Häckselverfüttert wird.

BÖHM (Bd. 1, S. 99) empfahl 1849 die Roggenfütterung beim Arbeitspferd, da sie dieMuskeln fest und derb macht und die Pferde zu ausdauernden und anstrengenden Leistungenbefähigt. Allerdings müssen die Pferde langsam an die Roggenfütterung gewöhnt werden. UmErkrankungen wie Kolik, Verschlag, Koller u. dergl. zu vermeiden muss der gequolleneRoggen mit viel Häcksel vermischt in nicht zu großen Mengen unter die Haferration verteiltwerden und die Pferde müssen nach der Mahlzeit ausreichend Zeit zur Verdauung haben.BÖHM (1849, Bd. 1, S. 99) warnte auch vor der Verfütterung frisch geernteten Roggens, weilsie sehr leicht bläht und zu Magenzerreißungen führen kann.

Nach der Einführung von 1,5 Litern Roggen in die Körnerration litten einige Pferde(ausschließlich Hengste) bei einigen Pariser Omnibusunternehmen unter einer Typhus-ähnlichen Erkrankung, die nach Absetzen der neuen Fütterung wieder abklang (HUZARD1849). HUZARD (l.c.) berichtet auch über Fütterungsversuche bei der Pferdepost von Paris,bei denen allerdings nie mehr als die Hälfte der Heu- und ein Drittel der Haferration durchandere Futtermittel ersetzt wurden. 1841 bis 1843 erhielten die Pferde 720 Tage langgekochten Roggen. Dabei wurde Hafer und Heu in der Ration eingespart, und zwar wurden 3Liter gekochter Roggen für 6 Liter (ca. 5 Pfd.) Hafer oder ein Bund Heu gegeben. DieseFütterung war zufriedenstellend, bis auf die Tatsache, dass anfangs einige gute Fresser anHufentzündung litten.

Bei FALKE (1850, S. 77) findet sich eine Aufstellung der chemischen Zusammensetzung desRoggens. Er bezeichnete den Roggen aufgrund seines hohen Gehalts an Protein und Satzmehlals schwer verdaulich aber kräftig nährend und empfahl ihn deshalb nur bei schwerer Arbeitoder zu Brot verbacken zu füttern. Gemischt mit Hafer sollte der Roggen in jedem Fall nurgequellt, gekocht oder geschroten verabreicht werden.

BOUSSINGAULT (1851, S. 263) fütterte 1,89 kg Roggen gekocht als Ersatz für 2,5 kg Haferin einer Ration mit 10 kg Heu an zwei Pferde. In elf Versuchstagen verloren sie jeweils 19 kgKM. Bei der Fütterung von 2 kg Roggen neben 2 kg Hafer und 8 kg Stroh an dreiVersuchspferde nahmen diese in 47 Tagen im Schnitt 14 kg KM ab. Als die Roggenration auf4 kg täglich verdoppelt wurde, nahmen die Versuchstiere innerhalb von 29 Tagen im Schnitt7 kg KM zu (BOUSSINGAULT 1854, S. 186-189).

1859 berichtet JAMAR über die Fütterung von 14 Arbeitspferden, die seit 16 Monaten mit 5kg Roggen, gekocht in 15 l Wasser (sogen. schwere Ration) ernährt werden (kochen bis dieKörner stark aufgequollen sind und anschließend warten, bis die Körner das überstehendeWasser aufgesogen haben). Die teigähnliche Roggenmasse wurde mit 1 kg Roggen- oderGerstenmehl, 1 kg Heu und 3 kg geschnittenem Stroh vermischt und außerdem täglich 2 kgHeu und 7 kg Stroh (teils als Streustroh) gefüttert. Es empfiehlt sich ein Zusatz von Kochsalz.Die 14 Pferde blieben gesund, ihre Leistungsfähigkeit wurde gesteigert und Koliken wurden

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durch die Roggenfütterung nicht verursacht. HUSSON (1859) empfiehlt, 3 kg Hafer durch 2kg gekochten Roggen zu ersetzen. Wichtig sei, die Pferde allmählich an die neuen Fütterungzu gewöhnen. Zu reichliche Roggenfütterung führe zu Plethora, Congestionen nach demRückenmark und den Hüfen4. Bei einer zu kleinen Roggenration werden die Tiere schlaff undermüden rasch. Roggenfütterung ohne den Zusatz von Salz und Häcksel führt, HUSSONzufolge, zu einer Verfettung der Pferde.

Bei Fütterungsversuchen der französischen Armee war der teilweise oder vollständige Ersatzvon Hafer durch Roggen nicht so zuträglich wie der Ersatz durch Gerste (WOLFF, 1861, S.625-630).

SCHUTT (1865) berichtet von Verstopfungskoliken, die nach der Fütterung mit reichlichRoggen oder Roggenschrot und zu kurzem Häckselstroh auftraten.

KÜHNERT (1870, S. 28) empfahl den Roggen nur als Futter für Arbeitspferde und dann auchnur zum Ersatz eines Teils der Haferration oder bei vollständigem Ersatz nur in gequelltemoder gekochtem Zustand. JACOBI beschreibt die Erkrankung und den Tod von 16 Pferden ineinem Pferdebestand von 25 Tieren nach der Verfütterung von täglich 2 Metzen gekochtenRoggens mit Kleeheu ad libitum bei wenig Arbeit (WÖRZ 1874, S. 36). Auch WÖRZ (1874,S. 35-37) warnt vor der Roggenfütterung an edle Pferde und empfiehlt sie lediglich für starkund langsam arbeitende Pferde als Teil der Körnerration, solange ihnen genug Zeit zurVerdauung gegeben wird. Zu starke Roggenfütterung, Verfütterung von frischem Roggenund/oder zu schneller Übergang zur Fütterung mit Roggen können zu Voll- undDickblütigkeit,...Verschlagen führen. Zur Verbesserung der Zeugungskraft bei Hengsten undfür eine bessere Milchleistung bei säugenden Stuten empfiehlt WÖRZ (1c.) allerdings eineZulage von 1 ½ - 2 Pfd. gekochtem Roggen täglich. Ein Trank aus Roggenmehl wurdeerfolgreich als Diätetikum bei schwächenden Durchfällen gegeben. Zuletzt warnt WÖRZ(l.c.) noch vor dem Befall des Roggens mit Mutterkorn, das tragende Stuten verfohlen lässt.

STRAUBE (1893) prüfte die Möglichkeit des Haferersatzes durch Roggen an Militärpferden.Roggen ist demnach ein gutes Ersatzmittel für Hafer, wird aber als Mischfutter gemeinsammit Hafer besser vertragen, als allein gefüttert.

ANON. (1894g) berichtet über die Verfütterung von Mehlwasser, bestehend aus Roggenmehl,vermischt mit Wasser. Dieses Reisepferdefutter wird in der Schweiz und in Italien anstelle derin Deutschland üblichen Brotfütterung verwendet und der Autor hält diese Fütterung fürpraktischer und bekömmlicher.

Verdauungsversuche zum Roggen wurden von einem unbekanntem Schüler KNIERIEM‘s1894 auf der russischen Versuchsfarm „Peterhof“ mit zwei Pferden durchgeführt. Seinebeiden Versuchspferde erhielten täglich je 10 kg Kleeheu und 6 kg Hafer bzw. Roggen (vierStunden vor der Fütterung in heißem Wasser eingequollen). Zunächst wurde eine Mischungaus Hafer und Roggen gegeben und dann bei einem Pferd pfundweise Roggen durch Haferersetzt, bei dem anderen Hafer durch eingequellten Roggen. In zwei jeweils zehntägigenHauptperioden erhielt jedes Pferd einmal ausschließlich Roggen und einmal ausschließlichHafer neben dem Heu. Das Futter wurde während des gesamten Versuchszeitraums gutaufgenommen und es wurden auch keinerlei Verdauungsstörungen beobachtet.Am Schluss der beiden Hauptperioden wurde auch die Verdaulichkeit der beiden Körnerartenbestimmt. Das Roggenpferd wies dabei immer eine allgemeine Verdauungsdepression auf. 4 Vermehrung der Blutmenge, Kreuzverschlag und Rehe

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Vor allem das Rohfett wurde schlechter verdaut, als bei dem Haferpferd. Das Haferpferd wogauch mehr als das jeweilige Roggenpferd. Die N-freien Extraktstoffe wurden allerdings vondem jeweiligen Roggenpferd besser verdaut, als von dem Haferpferd (TESCHNER 1927).

CARMICHAEL (1910) verglich die Roggen- mit der Haferfütterung und beurteilte dieRoggenfütterung als der Haferfütterung ebenbürtig, solange gutes Heu in der Ration enthaltenist.

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST empfiehlt 1918 Roggen erst nach langsamerGewöhnung und höchstens ein Viertel, später bis zur Hälfte der Körnerration, mit vielHäcksel vermischt, einzusetzen. Brühen oder Kochen der Körner sei vorteilhaft.

REICHERT (1926) berichtet aus dem Raum Celle, wo auf trockenem Heidesand in ersterLinie Kartoffeln und Roggen angebaut werden, dass in den Jahreszeiten, in denen keinegedämpften Kartoffeln zur Verfügung stehen 10 – 12 (bis zu 15) Pfd. Roggen täglich an dieschweren Arbeitspferde gefüttert werden. Auch tragende Stuten und Fohlen erhalten Roggenohne nachteilige Wirkung.

TESCHNER prüfte 1927, ob Roggen gefahrlos an schwere Arbeitspferde verfüttert werdenkann. Dazu erhielten von 2 Gespannen je ein Pferd Hafer, das andere Roggen (täglich bis 4bzw. 5 kg) neben anderen Futtermitteln. TESCHNER beurteilt nach diesem Versuch denRoggen als nicht schwerer verdaulich als Hafer. Die beschriebenen schlechten Erfahrungenmit Roggenfütterung führt er auf mangelnde hygienische Qualität des Roggens zurück. Erempfiehlt beim Kaltblut-Arbeitspferd 1,20-1,25 kg Hafer durch 1 kg Roggen zu ersetzen. DieGewichte der Pferde veränderten sich im Versuchszeitraum, bedingt durch Arbeit undTemperatur, waren aber bei den Roggenpferden durchweg günstiger als bei den Haferpferden.Im Anschluss an die beschriebene Versuchsreihe wurde elf Wochen lang frisch geernteterRoggen verfüttert, ohne dass Gesundheitsstörungen eingetreten wären. Auch eine Ration von6 kg Roggen täglich wurde problemlos von den Pferden vertragen. Während deranstrengenden Herbstbestellung, sollen die Roggenpferde weniger geschwitzt haben als dieHaferpferde.

Hirse, Reis, Buchweizen u. a. Körner

Hirse

Hirse ist STRAUBE (1893) zufolge ein sehr nahrhaftes, aber schwer verdauliches Futtermittelfür Pferde. Bei seiner Versuchsfütterung an Militärpferde wurde die Hirse nur dann leidlichausgenützt, wenn nicht mehr als ein Drittel bis ein Viertel der Haferration durch Hirse ersetztwurde. Die Akzeptanz des Futters war sehr schlecht.TANGL (1905) fütterte 1898/99 zwei Zugpferde mehrere Monate lang mit Besenhirse. DieAkzeptanz war schlecht, bei reiner Hirsefütterung verweigerten die Tiere das Futter ganz. Ergibt auch die Zusammensetzung und die Verdauungskoeffizienten für Hirse beim Pferd an,empfiehlt aber Hirse nur mit Hafer, höchstens im Verhältnis 1:3 zu verfüttern.

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Reis

Als erster erwähnte SCHWAN (1855) die Fütterung von Pferden mit Reis. Gekocht und mitHäcksel vermischt sollen 4 Pfd. Reis ¼ Scheffel guten Hafer ersetzen können. Auch nachWICKE (1858) ist die Fütterung von Reis an Pferde möglich. WÖRZ (1874, S. 41) erwähntVersuche mit Reisfütterung beim Pferd, ohne Ergebnisse zu nennen.Bei den Fütterungsversuchen STRAUBE´s (1893), Reis als Ersatzfutter für Hafer beiMilitärpferden einzusetzen, wurde der Reis von den Tieren schlecht akzeptiert und selbstwenn nur die Hälfte der Ration ersetzt wurde, litten die Pferde an Durchfall.FLAUHAUT (1896) berichtet über die Fütterung von Reismehl. Die Pferde fraßen es nurungern und es kam zu Verstopfungen.PELZ (1915) aus Stollberg (Sachsen) gibt eine Ration mit Reisfuttermehl an, bei der sichschwere Belgier und Oldenburger bei täglicher schwerer Arbeit trotz der Haferrationierunggut in der Leistung erhalten haben: 3 Pfd. gequetschter Hafer, 3 Pfd. gequetschte Gerste, 5Pfd. Torfmelasse, 5 Pfd. Rübenschnitzel, 3 Pfd. Kartoffelflocken, 2 Pfd. Reisfuttermehl, 5Pfd. Häcksel, 15 Pfd. Heu und Schlemmkreide.HANSSON (1929, S. 110) erwähnt eine Mischung aus Reisfuttermehl (40%) und Haferkleie(60%), die unter dem Namen Göta vertrieben wurde. In geringen Mengen hat sich diesesFuttermittel bei Arbeitspferden bewährt.

Buchweizen

BUCHMÜLLER (1829, S. 91) erwähnt den Buchweizen als einjährige Pflanze, die grün vonPferden gern gefressen wird. KUERS (1839, S. 177-180) berichtet von verbreiteterBuchweizenfütterung in Verbindung mit schwerem Korn im Winter an Pferde.Gesundheitsschädliche Auswirkungen entwickelten sich in Form von Ausschlägen erst imJanuar oder Februar. Die Pferde wurden bei dieser Fütterung fleischig und kräftig, schwitzenaber bei heiterem Wetter schnell und stark, nach KUERS (l.c.) eine Überfunktion der Haut,die durch die Buchweizenfütterung ausgelöst wird. Er gibt auch die chemischeZusammensetzung der Buchweizenkörner nach ZENNEK an: 0,23 Eiweiß; 10,47 Kleber;52,3 Stärke; 2,8 Schleim und Gummi; 5,6 Extractivstoff mit Zucker; 26,9 Faser; 0,4 Harz undvergleicht ihren Futterwert mit dem der Gerste (KUERS 1839, S. 287).

Nach HAUBNER (1845, S. 325-327) steht der Nähreffekt des Buchweizens zwischen Haferund Gerste. Er warnt aber vor der längerandauernden Verfütterung an Pferde mit weißenHaarpartien, wenn sie bei gutem Wetter draußen laufen, da es unter diesen Umständen zuHautausschlägen kommen kann, die bei weiterer Fütterung- selten - auch zu einem evtl.tödlichen kongestiv-entzündlichen Krankheitszustand des Kopfes führen kann.FALKE (1950, S. 76) gibt die chemische Zusammensetzung von luftrockenem Buchweizenoder Haidekorn an (Kleber 10,5; Eiweiß 0,23; Stärkemehl 52,3; Gummi 2,8; Extractivstoff2,5; Traubenzucker 3,1; Harz 0,4; Faser 26,9; Aschenbestandtheile 0,7; Wasser 0,6). DerNähreffekt des Buchweizens sollte etwa dem der Gerste entsprechen. Wegen der ungünstigenNebenwirkung, welche die Fütterung bei Schweinen und Schafen hat, wurde diese Körnerartin erster Linie geschroten und nicht über längere Zeit an Rinder und Pferde gefüttert. FALKE(1850, S. 76-77) bemerkt weiterhin ganz richtig, dass die Fütterung mit Buchweizengefährlich ist, sobald die Tiere der Sonne ausgesetzt sind.WÖRZ (1874, S. 40) berichtet, dass in manchen Gegenden die Pferde mit Buchweizen,vermengt mit Hafer und Dinkel gefüttert werden.

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STRAUBE versucht 1893 Militärpferde ausschließlich mit Buchweizen als Krippenfutter zuernähren. Bei zu starker Fütterung litten die Pferde zwar an Verdauungsstörungen (Durchfallund Kolik), aber Taumel, Schwindel oder Tobsuchtsanfälle wurden nicht einmal bei dem zuden Versuchspferden zählenden Schimmel beobachtet, der täglich mehrere Stunden in derSonne seinen Dienst versah. Der Nähreffekt des Buchweizens war besser als der des Hafers inder Kontrollration, ohne das die Leistungsfähigkeit nachließ.

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2.4 Mais

Anfänge

Der Mais kam 1493 nach Mitteleuropa und wurde dort zunächst nur in Nutz- und Ziergärtenangebaut. Seine größte Verbreitung fand er jedoch im Mittelmeerraum und in Afrika alsAckerpflanze. Über die Türkei gelangte er auf den Balkan bis Ungarn und Österreich. Daranerinnert noch der Name „Türkisch Korn“ oder „Kukuruz“ (oder „Guguruz“, HEHN 1911, S.508). Nach Deutschland kam er über Norditalien, wo er jedoch nur in der OberrheinischenTiefebene als Körnerfrucht Fuß faßte. Als Pferdefutter hat der Kornmais in Europa zunächstoffenbar nur auf dem Balkan Bedeutung gehabt. In einer Anmerkung über die stets zubeobachtende Conversation der Dienstpferde wird er 1750 erwähnt (STEFFENS, 1996, S.130). WOLSTEIN und SICKLER (1805, S 28) empfehlen den Mais vor der Verfütterung zuschroten oder quellen zu lassen.In den Akten über die Gestüte des hannoverschen Königshauses wird im 18. und 19.Jahrhundert Mais als Futtermittel nicht erwähnt (NABER, 1990). Auch in den Rezepten fürdie Standartrationen der Militärpferde in Deutschland und Österreich im 19. Jahrhundert istder Mais nicht zu finden (STEFFENS, 1996, S. 184-205), obwohl Maisfütterung in derzweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer wieder in unterschiedlichen Truppenteilen getestetwurde. KUERS (1839) zählt den Mais nicht zu den konventionellen Nahrungsmitteln derPferde in Deutschland (S. 272), schon weil die Maispflanzen hier meistens gar nicht reifwerden, macht aber eine kurze Bemerkung (S. 288), dass Mais eher zur Fütterung vonschweren, als von leichten Pferden geeignet ist. In Amerika werden die Pferde insbesonderezur Mast mit Mais gefüttert (KUERS 1839, S. 288). Von HAUBNER (1845, S. 297) wird derMais als Pferdefutter nicht aufgeführt ebenso wenig wie von WOLFF (1861, S. 536). Erst inder zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen erste vorsichtige Versuchsfütterungen inMitteleuropa mit dem Mais, ausgehend insbesondere von städtischen Betrieben mit großenPferdebeständen, um Futterkosten zu senken.

Über die Beurteilung von Maiskörnern liegen nur wenige Publikationen vor.LUDEWIG (1906 a, S. 110-118) beschreibt die einzelnen Maissorten und die verschiedenenMöglichkeiten einer Qualitätsminderung dieses Futtermittels. Als Maßgewicht gibt er an, dassgroß- und mittelkörnige Sorten 70 – 78 kg pro Hektoliter wiegen und kleinkörnige Sorten 74– 87 kg pro Hektoliter. Das Korngewicht der verschiedenen Sorten variiert aufgrund derunterschiedlichen Korngröße sehr stark. Das durchschnittliche Gewicht von 100 Körnernbeträgt:

31,4 g bei amerikanischem gemischten Pferdezahnmais 21,4 g bei Donaumais37,7 g bei amerikanischem weißen Pferdezahnmais 26,8 g bei türkischem Mais19,2 g bei rumänischemPferdezahnmais 25,0 g bei gelbem La Plata- Mais21,1 g bei gelbem badischen Mais 12,5 g bei Cinquantino

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen

In einer österreichischen Dienstanweisung für Militärpferde von 1750 wird vor derVerfütterung von Mais gewarnt. Sollte die Maisfütterung aber unvermeidlich sein, so wirdempfohlen, den Mais zu schroten oder zwölf Stunden vor der Fütterung einzuweichen(STEFFENS, 1996, S. 130).

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WALDINGER (1808) fütterte drei Versuchspferde mit jeweils 5 Loth verschiedener Körner,ohne Heubeigabe, nachdem diese 12 Stunden gehungert hatten. Nach zwei Stunden wurde daserste Pferd getötet und der Mageninhalt untersucht. Die Maiskörner waren fast unangetastet .Nach vier Stunden zeigte sich im Mageninhalt des zweiten Pferdes, dass von den zerbissenenMaiskörnern nur noch die Schale übrig war, während ganze Maiskörner noch immerunverändert im Magen weilten. Acht Stunden nach der Fütterung wurde das dritte Pferdgetötet und hier war der Mais ziemlich weich. Die ersten chemischen Analysen vonMaiskörnern stammen von BOUSSINGAULT (1836) und KOERBER (1858, S. 109-110).

In der Société impériale et centrale d`Agriculture wurde lebhaft darüber debattiert und u.a.bemerkt, dass in Mexiko die französischen Pferde täglich 4 kg, die afrikanischen Pferde 3 kgMais mit 5 kg Raufenfutter erhalten haben und sich sehr gut dabei hielten (MAGNE, 1870).Nach BORN (1880) erhielten im amerikanischen Konföderationskriege (1861/62) die Pferdeder Kavallerie Mais. Die Ration bestand aus etwa 1/3 Faß haltenden Menge grobgequetschten Maiskornes, welches mit etwas langgeschnittenem Heu vermischt undangefeuchtet gegeben wurde. Häufig wurde etwas Salz in die Ration gegeben. BORN (l.c.) istder Ansicht, dass diese Art der Pferdefütterung dafür verantwortlich ist, dass in Amerikamagere Pferde sehr selten sind.

Nach ASCHE-BERG (1863) sollen bei amerikanischen Pferden, die mit Mais gefüttertwerden, häufig Darmsteine gefunden werden, die er auf den hohen Gehalt der Hülsen anMagnesium-Phosphat zurückführt.

Mit Beginn des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts wurden bei verschiedenen Pferdebahn-Gesellschaften und auch beim Militär Maisfütterungsversuche mit großen Tierzahlenunternommen, die in Tab. 2 aufgelistet sind. Die Zielsetzung war in der Regel eine Senkungder Futterkosten.

Tab. 2: Maisfütterungsversuche bei Pferdebahngesellschaften und Militär (mit vielen Pferden)

Versuchs-jahr

Institution Autor (Jahr derVeröffentlichung)

Bemerkungen

1868 LondonerOmnibusges.

MAGNE (1870) 1,35 kg Mais, später mehr

1875 Italienisches Militär BORN (1880) Leistung ↓, Versuche abgebrochen1876 Österreichisches

MilitärBRUCKMÜLLER

(1878)5000 Pferde

1876 Große BerlinerPferdebahn AG

KLEIN (1877) Einführung der Maisfütterung5800 Zugpferde (nach POTT, 1907)

1878 Wiener Tramway-Gesellschaft

BRUCKMÜLLER(1878)

Maisfütterung führte zu starkemSchwitzen

1878 Pariser Omnibusges. MOREAU-CHASLON

10.000 Pferde, zweijährige Fütterung

1880 Franz. Militär BORN Leistung ↓, schlechte Beurteilung1880 Berliner Post PARIS (1942) teilw. Ersatz von Hafer durch Mais1880 Pariser Omnibusges. MÜNZ

POTT (1907)Maiskörnerkolbenschrot besser alsMaiskörner

1886 Dresdener Straßen-bahnges.

HARTENSTEIN schlechte Akzeptanz, Polydypsie,Polyurie und vermehrtes Schwitzen

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Versuchs-jahr

Institution Autor (Jahr derVeröffentlichung

Bemerkungen

1887 Militärpferde inNiederländisch-

Indien

MARS positiver Bericht

1889 Pferdebahnges.Dublin

POTT 1000 Pferde

1893 Deutsches Militär STRAUBE Mais/Hafer – Gemisch vorteilhaft1893 Leipziger

Pferdebahnges.DRACHE Einführung der Maisfütterung

1893 10 große englischePferdebahnges.

DRACHE 50% Mais in der Körnerrationerfolgreich gefüttert

1894 22 europ.Pferdebahnen

KLOEPFER-KETWIG

Mais mit gutem Erfolg gefüttert

1894 4 europ.Pferdebahnen

„ Mais mit schlechtem Erfolg gefüttert

1894/95 Allg. BerlinerOmnibus-AG

POTT (1907) ausschließlich Mais, kranke Tiereerhalten auch Hafer

1895 Deutsches Militär BÄCKSTÄDT Kolikhäufigkeit nimmt zu1894 Dresdener

Straßenbahnges.HÜBNER bei 100 Pferden ausschließlich Mais

ohne Nachteil gefüttert1886 Londoner

Omnibusges.LAVALARD 8000 Pferde seit mehr als 25 Jahren

mit gequetschtem Mais gefüttert1901 Englisches Militär LAVALARD keine Leistungseinbußen1907 Generalomnibus-

Ges. WienPOTT 1500 Pferde (Hafer/Mais-Ration)

→ später ausschließlich Mais1907 Pariser

Omnibuskompagnie„ 362 Zugpferde

Percherons1907 Berlin-

CharlottenburgerStraßenbahn

„ 2/3 Mais in der Körnerration

1907 Neue BerlinerPferdebahnges.

„ überwiegend Mais in der Ration

1907 Spediteur-Vereins-AG

„ belgische und französische Pferde

1907 BrüsselerTransportges.

„ 120 Pferde (Mais mit Melasse)

1907 Berliner Posthalterei „ Mais mit etwas Erbsen1907 Berliner

Dampfstraßenbahn„ Mais mit Roggenstrohhäcksel

1907 Berliner Paketfahrt-AG

„ ausschließlich Mais

1907 Gr. Berl.Omnibusges.

„ ausschließlich Mais

1907 Österr. Postmeister „ 60 Pferde, ausschließlich Mais

MAGNE (1870) berichtet über die großen Ersparnisse, welche die Omnibusgesellschaft vonLondon im zweiten Semester des Jahres 1868 durch Maisfütterung erzielte. Es wurden neben

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Haber, Bohnen, Kleie und Kleeheu täglich 1,35 kg Mais gefüttert und später der Maisanteilsogar noch erhöht.

WÖRZ (1874, S. 40) weist darauf hin, dass bei Obduktionen von dauernd mit Mais gefütterterPferde häufig Darmsteine gefunden wurden, was er dem hohen Gehalt der Maishülsen anphosphorsaurem Magnesia zuschreibt.

BORN (1880) berichtet auch von einem kriegsministeriellen Zirkular vom 21. November1875 in Italien. Danach mussten in den Kavallerie- und Feldartillerie- Regimentern Versuchezur Maisfütterung angestellt werden, die aber nach wenigen Wochen abgebrochen wurden.Als Grund wird angesehen, dass bei den letzten Manövern die mit Mais gefütterten Pferdesehr stark schwitzten und schnell schlaff wurden.

Bei der „Großen Berliner Pferdeeisenbahn AG“ wurde aus Kostengründen versuchsweise vonEnde 1875 bis Ende 1876 Hafer in der Ration durch langsam steigende Mengen Mais (bis zu7,5 kg Mais und 1,5 kg Hafer) ersetzt. Die Pferde hielten sich gut bei dieser Fütterung und ab1876 erhielten alle Pferde der Gesellschaft in der Körnerration halb Mais und halb Hafer, jenach Preis auch 2/3 Mais (KLEIN, 1877; ANON. 1881; POTT 1907; PARIS, 1942, S. 116-117). Auch bei der Berliner Post wurden ab 1880 Fütterungsversuche mit Maisvorgenommen, um befürchtete Gesundheitsstörungen, wie Koliken, Magenrupturen undErkältungskrankheiten infolge vermehrten Schwitzens, abzuschätzen. Als Ergebnisse dieserVersuche wurden den Pferden im Winter 3 kg und im Sommer nur 2 kg (um übermäßigesSchwitzen der Pferde zu vermeiden) der Haferration durch die gleiche Menge Mais ersetzt.1874 erhielten die Postpferde folgende Ration: 9,3 kg Hafer, 0,1 kg Erbsen, 0,1 kg Kleie, 4 kgHeu und 4,5 kg Stroh (inkl. Streustroh). 1892/93 war die Tagesration insgesamt schonmäßiger und bestand aus 5,53 kg Hafer, 1,96 kg Mais, 0,68 kg Erbsen, 0,15 kg Leinkuchen,0,27 kg Kleie, 3,5 kg Heu und 3,5 kg Stroh (inkl. Streustroh; PARIS, 1942, S. 118-121).

MÜNZ (1877/79) ersetzte in Frankreich mit gutem Erfolg bei mehr als 1000 Omnibuspferdeneinen Teil der Haferration durch Mais.Der Stall- und Fourageinspektor der Pariser Omnibusgesellschaft MOREAU-CHASLONberichtet 1878 über einen Fütterungsversuch mit Mais (Welschkorn) bei 10.000 Pferden zurKostenersparnis. Es wurde Mais von der vorjährigen Ernte gequetscht und am ersten Tag 2 kgHafer durch die gleiche Menge Mais ersetzt, alle acht Tage um weitere 2 kg gesteigert, bis diegewöhnliche Haferration von 8,5 kg komplett durch Mais abgelöst war. Anfangsverschmähten die Pferde den Mais und suchten sich den Hafer aus der Ration heraus. Bis diePferde sich an die neue Fütterung gewöhnt hatten, vergingen 5-6 Monate. DieFütterungsversuche ergaben als angemessene Ration für die Pferde der Omnibusgesellschaft 5kg Hafer mit 3 kg Mais, wobei ein Zusatz von Salz viele Pferde dazu bewog, ihre Rationlieber zu fressen. Durch diese Fütterung wurde eine deutliche Ersparnis erreicht. NachteiligeFolgen wurden in der zweijährigen Fütterung nicht beobachtet. Die Pferde sind wohlgenährt,aber etwas weniger feurig als früher. Auch bei MAGNE (1881) ist zu lesen, dass die 12.000Pferde der Pariser Omnibusgesellschaft im Jahr 1878 eine Ration aus 50% Hafer, ca. 40%Mais und ca. 10% Bohnen erhielten und diese Fütterung auch beibehalten wurde, als derHaferpreis sank.Unter der Leitung von MÜNZ (1880) wurden bei der „Pariser Omnibusgesellschaft“ auchnoch Fütterungsversuche mit Maiskörnerkolbenschrot ausgeführt und dieses für ein besseresFuttermittel befunden als der Maiskörnerschrot.

Auch die „Tramway-Gesellschaft“ in Wien hat versuchsweise Mais gefüttert (ohneZeitangabe). Dabei ließ sich kein Unterschied in der Arbeitsleistung beobachten, jedoch

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führte das starke Schwitzen der Pferde dazu, die Maisfütterung wieder aufzugeben(BRUCKMÜLLER, 1878).Derselbe Autor berichtet 1878 von umfangreichen Maisfütterungsversuchen im k.u.k. Heer,angeordnet vom Reichskriegsministerium in Wien im Mai 1876.Dabei wurde bei 5000 Pferden (Kavallerie, Feldartillerie und Fuhrwesen) von Juli bis EndeDezember ein Teil der Haferration durch Mais ersetzt. Bei der einen Hälfte der Pferde wurdengefüttert:

im Juli und August: 2830 g Hafer und 1420 g Mais (also im Verhältnis 2:1)im September und Oktober: 2550 g Hafer und 1700 g Mais (also im Verhältnis 5:3)im November und Dezember: 2125 g Hafer und 2115 g Mais (also im Verhältnis 1:1).

Die andere Hälfte der Pferde erhielt die ersten drei Monate Hafer und Mais im Verhältnis 2:1und die letzten drei Monate im Verhältnis 1:1, bei gleichen Mengen, wie in der erstenVersuchsgruppe. Der Mais wurde in ganzen Körnern und unaufgeweicht verfüttert.In den Hauptberichten der beteiligten Truppenteile (n=60) wurden aufgrund einercommissionellen Berathung (Kommandant, sämtliche Offiziere und Tierarzt der betreffendenAbteilung) Ernährungszustand, Leistungsfähigkeit, Freßlust, Muskelkraft, Freiheit derRespirationsorgane und Gesundheitszustand unter Angabe der lokalen Klima- undWitterungsverhältnisse beschrieben; außerdem die Verwendungsarten und Übungen derPferde.Nach Ablauf der Versuchsperiode wurde wieder die normale Haferfütterung aufgenommenund Ende März von den Kommandanten Nachtragsberichte (n= 58) über die Wirkungen desÜbergangs von der teilweisen Maisfütterung auf die generelle Haferfütterung abgefaßt.Zwei Symptome traten übereinstimmend bei fast allen mit Mais gefütterten Pferden auf.:

- der gute Ernährungszustand der Pferde, bei geringen Dienstleistungen bis zumFettansatz (58 von 60 Berichten),- eine frühere und stärkere Schweißbildung. Dieses Symptom trat um so stärker auf, jemehr Mais gefüttert wurde und je anstrengender der Dienst war. (46 von 60 Berichten)

Der Autor folgert aus der vermehrten Schweißbildung, dass mehr Stoffumsatz stattfindet, beider mehr Wärme produziert wird, vergleichbar mit der Dampfmaschine. Er geht davon aus,dass der Körper dann auch schneller ermüdet, also nicht so ausdauernd ist, was sich mit denErfahrungen aus der Maisfütterung deckt. Die Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate der Pferdeänderte sich im Versuchsjahr nicht, obwohl immerhin 5000 Pferde teilweise mit Maisgefüttert wurde. BRUCKMÜLLER (1878) kommt zu dem Schluss, dass die Maisfütterung fürPferde, die zu gleichmäßiger Zugarbeit gebraucht werden kostengünstiger sei, aber fürSoldatenpferde nicht in Betracht kommt, da das Temperament und die Ausdauer der Tiereunter dieser Fütterung leide.

Der Franzose SANSON (1878) räumt dem Mais als Pferdefutter nur den Vorzug derPreiswertigkeit gegenüber Hafer ein. Der Proteingehalt des Mais sei derselbe wie im Hafer,sein Nähreffekt nicht größer als der anderer Körnerfrüchte. Allerdings fehle dem Mais dasaromatische Prinzip des Hafers, so dass die mit Mais gefütterten Pferde nicht so feurig seien.Der hohe Fettanteil im Mais habe außer dem Rückgang der Lebhaftigkeit keine Resultategehabt. SANSON betont abschließend, dass der Proteingehalt der Futtermittel die Grundlageder Rationsberechnung und der Werteinschätzung sein muß.

BORN (1880) zufolge wurden in der französischen Armee in verschiedenen Regimentern miteinem möglichst unterschiedlichem Pferdematerial Versuche zur Maisfütterung angestellt.Gleichgültig, wie die Ration beschaffen war, ob Mais mit oder ohne Hafer gegeben wurde,das Ergebnis war jedesmal nicht befriedigend. Die Gutachten sprachen sich ohne Ausnahmegegen die Maisfütterung aus, da sie die Pferde mit der Zeit in Muskeln und Energieherunterbringt, sie aufschwemmt, sie übermäßig schwitzen lässt und die Ausdauer schwächt.

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BORN (1880) hebt hervor, dass der Mais bei gutgenährten Pferden, die gleichmäßigeZugarbeit leisten sollen, einen Teil des Hafers ohne Nachteil ersetzen kann, wie durchzahlreiche Versuche und Erfahrungen festgestellt wurde. Nach MÄRKER (BORN 1880)erscheint eine Ration von 3 kg Mais und 5,5 kg Hafer am geeignetsten, die Pferde verlierenanscheinend an Energie, wenn man mehr als 4 kg Mais füttert.Jahreszeit, Leistung und Temperament der Tiere müssen bei der Rationsgestaltungberücksichtigt werden. Im Sommer kann ein Drittel des Hafers, im Winter sogar die Hälftedes Hafers durch Mais ersetzt werden. Frischer Mais erhitzt sich zu leicht, erst wenn er einJahr gelagert wurde, ist er an die Pferde zu verfüttern. Die vermehrte Schweißbildung beiMaisfütterung kann BORN (1880) zufolge auf ein unbedenkliches Niveau herabgesetztwerden, indem die Pferde im heißen Sommer eine geringere Menge Mais in der Rationerhalten.BORN (l.c.) weist auch auf nicht näher ausgeführte Literaturstellen hin, die im Mais dieUrsache für Verstopfungskoliken und Verschlag sehen.

Bei der „Pariser Omnibusgesellschaft“ wurden unter der Leitung von MÜNZ (1880)Fütterungsversuche mit Maiskörnerkolbenschrot ausgeführt und für ein besseres Futtermittelbefunden als der Maiskörnerschrot. Diese Erfahrungen werden auch von POTT (1901)referiert.

WEBER (1884) bemerkt, dass Maisfütterung die Pferde zwar schwerer aber nichtleistungsfähiger macht.

HARTENSTEIN (1886) berichtet von den Folgen der Maisfütterung in der DresdenerStraßenbahngesellschaft. Die Pferde bekommen als tägliche Ration 2 kg gebrochenenPferdezahnmais, 5,5 kg Hafer und 2 kg Häcksel. Die Pferde verschmähten die Ration anfangsund selbst nach allmählicher Gewöhnung nahmen auch die guten Fresser die Mischung nurlangsam auf. Es hatte den Anschein, dass das Kauen zu Beschwerden führt. Weiterhin fieldem Autor auf, dass der Durst der Pferde, so wie ihre Schweiß- und Harnsekretion stieg.Abnahme der Leistungsfähigkeit oder eine größere Disposition zu Lahmheiten oder anderenKrankheiten konnte nicht beobachtet werden. HARTENSTEIN hat keine Bedenken, beihohen Haferpreisen oben genannte Ration an Pferde zu verfüttern. Nach HÜBNER (1894)wurde an 100 Pferde bei der Dresdener Straßenbahngesellschaft ohne Nachteileausschließlich Mais gefüttert. Neben dem Mais wurde auch noch 1 kg Pferdebohnen alsKraftfutter in der regulären Ration gegeben.

Im „statistischen Veterinär-Sanitäts-Bericht über die preußische Armee“ (1887) betontenverschiedene Referenten die auffällig große Zahl von Lahmheiten, die bei ausschließlicherMaisfütterung auftraten. Insgesamt sei der Mais nicht in der Lage, die Haferfütterung zuersetzen, da er auch bei Rationen mit größerem Haferanteil den Truppenpferden nicht diegleiche Leistungsfähigkeit, Ausdauer und Widerstandskraft gegen Krankheiten verleihe, wiees bei reiner Haferfütterung der Fall ist. Außerdem stieg die Zahl und Schwere derKolikerkrankungen (KOENIG, 1996, S. 244).Dagegen rühmt MARS (1887) die Verfütterung von Mais an Militärpferde in Niederländisch-Indien.

WOLFF et al. verglichen 1887 Hafer- mit Maisfütterung bei einem Pferd. Bei 3,5 kg Maispro Tag schwitzte und trank das Versuchspferd mehr als bei der Haferfütterung.MORETTI (1887) berichtet von Fütterungsversuchen an 2 Pferden in der „Thierarzneischulezu Modena“. Sie erhielten über einen Zeitraum von 5 Monaten insgesamt 45 kg desMaispilzes. In der ganzen Zeit zeigte sich an den Tieren keinerlei Störung des

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Allgemeinbefindens; insbesondere die Harn- und Verdauungsorgane funktionierten tadellos.Der Kot war normal geformt und gut verdaut, nur ein wenig glänzend an der Peripherie undschwärzlich.

Die „Pferdebahngesellschaft Dublin“, mit ca. 1000 Pferden fütterte erfolgreich 10 Pfd. Mais,7 Pfd. Hafer, ½ Pfd. Kleie und 12 Pfd. Heu (POTT 1889, S. 407-410). POTT gibt auchgünstige Erfahrungsberichte verschiedener Landwirte mit der Maisfütterung wieder.Allerdings gibt er zu bedenken, dass bei reiner Maisfütterung die mechanischen Reize desHafers (spitze Körner und hoher Rohfasergehalt) im Verdauungstrakt fehlen könnten.Deshalb empfiehlt er reichliche Häckselgaben oder die Verfütterung der ganzen Maiskolben,einschließlich Spindeln, in geschrotener Form (POTT 1889, S. 407-410).In einem anonymen Bericht wird die Fütterung heiler Maiskörner statt des Maisschrotesempfohlen. Zu den Maiskörnern sollen 10% Häckselzusatz und 0,5 bis- 0,75% Viehsalzgegeben werden, außerdem zumindest zu Beginn der Fütterung noch 250 g Natriumbicarbonicum. An den verschiedenen Nachteilen der Maisfütterung, insbesondere an denVerdauungsstörungen und der weniger guten Ausnutzung, sei der im Vergleich zum Hafergeringere Salzgehalt schuld (ANON. 1894 c).

Nach LORSCH (1892), der sich 20 Jahre lang mit der Mais- und Haferfütterung bei dengroßen europäischen Transportgesellschaften beschäftigte, sollte grob gemahlener Mais mitStroh- und Heuhäcksel gemischt werden. Angefangen mit einer täglichen Menge von 0,5 kgwurde sie in 1 ½ Monaten auf 3 kg gesteigert, unter Abzug von 3 kg Hafer. Der Mais wurdenur abends verfüttert. Die Fütterung bewährte sich: Die Pferde wurden nicht träger, obwohlsie im Nährzustand zunahmen. LORSCH (der auch als LORGE (1891) zitiert wird) formuliertdarin aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit der Maisfütterung bei verschiedeneneuropäischen Pferdebahnen folgende Leitlinien:1. Mais kann einen Teil der Haferration ersetzen und damit die Gesamtration verbessern,

solange er keine Anzeichen von Gärung aufweist.2. Die zweckmäßigste Verabreichung ist, den Mais genügend zerkleinert und mit Hafer

vermischt zur Abendmahlzeit zu geben.3. Im schwarzen Hafer ist mehr Avenin enthalten als im weißen Hafer, daher sollte immer

schwarzer Hafer gefüttert werden, wenn Mais in der Ration enthalten ist.4. In der Ration müssen mindestens soviel Kilogramm schwarzer Hafer enthalten sein, wie

das Pferd Stunden im Dienst zu traben hat.

STRAUBE (1893) testete die Maisfütterung bei Militärpferden, will sich aber wegen derkurzen Versuchsdauer kein Urteil über die Zweckmäßigkeit des Haferersatzes durch Maiserlauben. Mais mit Hafer gemischt wurde in jedem Verhältnis gern verzehrt und gutvertragen. Pure Maiskörner wurden jedoch häufig nicht aufgefressen. Bei einer täglichenRation mit 6 bis 7 kg Mais (= 9 ¼ - 10 ½ l) sollten 5 Pfd. Heu und 7 Pfd. Stroh pro Pferdzugefüttert werden. Als Grund für einen Futterwechsel gibt er die damit möglicheKostenersparnis an.

DRACHE (1893) zitiert verschiedene Beispiele, wo zwei Drittel bis drei Viertel derHaferration durch Mais in Verbindung mit proteinreichen Kraftfuttermitteln erfolgreichersetzt wurden. Die durchschnittliche Kraftfutterration bei den zehn bedeutendstenPferdebahngesellschaften Englands betrug 9,1 Pfd. Mais; 4,8 Pfd. Hafer; 2,4 Pfd. Bohnen undErbsen und 0,3 Pfd. Kleie und nach ANON (1891) zusätzlich 11,3 Pfd. Heu und 1,2 Pfd.Stroh.Die Leipziger Pferdebahngesellschaft fütterte meistens 11 Pfd. Mais und 3 Pfd. Hafer ohneLeistungsabfall gegenüber reiner Haferfütterung bei gleichzeitig besserem Ernährungszustand

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sowie glatterem und glänzenderem Haar (DRACHE 1893). Sehr gute Ergebnisse soll nachDRACHE (1893) bei reiner Maisfütterung die Zugabe von Fleischfuttermehl mit 73-75%Eiweiß und 12-14% Fett bringen. Ein norddeutscher Landwirt verabreichte seinenArbeitspferden 8 Pfd. Maisschrot, ½ Pfd. Fleischfuttermehl, 4 Pfd. Häcksel und 10 Pfd. Heu.Er erreichte damit bessere und billigere Ergebnisse, als mit der üblichen Ration aus 12 Pfd.Hafer, 3 Pfd. Häcksel und 8 Pfd. Heu (DRACHE 1893).Aus eigener Erfahrung hält DRACHE (1893) Mais und Biertreber für zweckmäßigeErsatzfuttermittel für Hafer. Er fütterte mit Erfolg auf einem Gut 15 Pferde fünf Monate langwie folgt: Der Mais quillt zwei Tage vor dem Verfüttern in frischem Brunnenwasser. JedesPferd erhält pro Tag 12 Pfd. des gequollenen Maises vermischt mit 8 Pfd. Häcksel und 3 Pfd.gedörrten und trockenen Biertreber. Bei regelmäßigen Kotuntersuchungen wurden nurvereinzelte unverdaute Maiskörner gefunden und kein saurer Geruch bemerkt. Wird der Mais,nur einen Tag eingeweicht, so wird er weniger gut gekaut und verdaut.. Die Quellgefäßewurden nach jedem Durchgang mit Kalkmilch ausgepinselt, um einer Säuerung vorzubeugen.Nach BÖTTCHER (DRACHE 1893) muss der Übergang von der Haferfütterung zurMaisfütterung langsam geschehen. Der Mais sollte gebrochen verfüttert werden. Jedes Pferdsollte seine dritte Ration für sich erhalten, da bei Maisfütterung der Unterschied zwischenlangsamen und schnellen Fressern noch deutlicher wird, als bei Haferfütterung. DieKörnerration sollte erst nach dem Tränken verabreicht werden.

KLOEPFER-KETWIG (1894) faßt die Erfahrungen mit der Fütterung von Mais bei 26Pferdebahngesellschaften in Europa und Nordamerika zusammen. 22 derPferdebahngesellschaften fütterten den Mais mit gutem Erfolg. Die schlechten Erfahrungender vier anderen Pferdebahngesellschaften führt KLOEPFER-KETWIG auf die Art undWeise der Maisfütterung zurück. Diese vier Gesellschaften weichten den Mais nicht 24Stunden vor der Verfütterung ein. Außerdem verteilten sie die Rationen gleichmäßig auf denTag, während die anderen Gesellschaften darauf achteten, tagsüber nicht zuviel, und denPferden die größte Menge Mais und Rauhfutter erst zum Abend zu geben. Nach Ansicht desAutors macht die schwere Verdaulichkeit des Mais diese Vorsichtsmaßnahme notwendig, dadie Körpertemperatur der Tiere durch den Verdauungsvorgang etwas ansteigt (nichtquantifiziert) und bei zusätzlicher Arbeitsleistung die Schweißbildung nicht ausbleibt, wie beiden vier Pferdebahngesellschaften mit gleichmäßiger Maisfütterung beobachtet.

Bezirkstierarzt FAMBACH (1894) sah bei Maisfütterung, die wegen der hohen Haferpreisezugenommen hatte, vielfach schwere Verdauungsstörungen, gebrochener Mais mit vielHäcksel wurde besser vertragen. Auch die Fütterung mit Mais, Hafer und Biertreber zugleichen Teilen bewährte sich nach FREYTAG (1894).

Zur Klärung der Frage, ob bei Maisfütterung die Kolikhäufigkeit zunimmt, wurden im„Kürassier-Regiment Graf Geßler“ in fünf Eskradons Fütterungsversuche über zwei Jahrevorgenommen (BÄCKSTÄDT 1895). Mais wurde bis zur Hälfte des Geldwertes derHaferration gefüttert. Die erste Eskadron fütterte zeitweise noch etwas mehr. Bei gleichenHaltungsverhältnissen und unverändertem Dienst veränderte sich die Kolikhäufigkeit beiMaisfütterung gravierend. Die Kolikfälle pro Jahr verteilten sich folgendermaßen:

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Eskadron I II III IV V ∑1891 (keine Maisfütterung) 34!892 ( ″ ″ ) 211893( teilweise Maisfütterung) 14 9 5 6 14 481894 (1/3 d. Ration Mais) 3 6 13 24 7 53

Die erste und die fünfte Eskadron hatte im ersten Jahr der Maisfütterung unverhältnismäßigmehr Kolikfälle, als die anderen drei Eskadrons ohne Maisfütterung. Außerdem nahm dieKolikhäufigkeit insgesamt bei der Maisfütterung bedeutend zu. Möglicherweise gewöhnendie Pferde sich an die Maisfütterung, denn die Kolikhäufigkeit war bei beiden Eskadrons imzweiten Jahr der Maisfütterung bedeutend niedriger als im ersten Jahr und auch niedriger alsbei den drei anderen Eskadrons im ersten Jahr der Maisfütterung.Die Kolikerkrankungen waren charakteristisch: Plötzliche hochgradige Aufblähungenverbunden mit Schweißausbrüchen, großer Hinfälligkeit und bedeutenden Schmerzen.Entweder war die Ursache eine primäre Verstopfung oder diese schloß sich sekundär direkt andie Tympanie an. Die Verluste waren entsprechend der höheren Krankheitshäufigkeit hoch.Bei allen Sektionen wurden Verstopfungen im Dickdarm nachgewiesen. Im Anschluß darankam es entweder zu Torsionen oder Darmzerreißung mit jeweils intensiver Darmentzündung.Die betroffene Schleimhaut war stark geschwollen, fleckig, dunkel- bis schwarzrot gefärbtund sehr trüb. In allen Darmabschnitten, wie auch in den Exkrementen wurde eine bedeutendeZahl an unverdauten Maiskörnern gefunden.Auf der anderen Seite war eine bedeutende Besserung des Ernährungszustandes der Pferdeunter Maisfütterung auffällig. Das Haar war glänzend und zeigte, ähnlich wie das Hufhornein verstärktes Wachstum.Das Tränken der Pferde direkt nach der Futteraufnahme ist nach BÄCKSTÄDT´sErfahrungen bei Maisfütterung noch weniger zu empfehlen, als bei anderen Körnerarten, dasonst bei der geringen Größe des Pferdemagens ein Teil des noch unverdauten Futters ausdem Magen in den Darm gespült und der Magensaft zu stark verdünnt wird, wodurch leichteine saure Gärung mit Aufblähung, Anschoppung und daraus resultierender Kolik entstehenkann. Optimal ist es, die Tiere eine Dreiviertelstunde vor dem Füttern und zwei Stundendanach zu tränken. Stärkeres Schwitzen und eine Abnahme der Leistungsfähigkeit wurdenicht beobachtet, jedoch auch keine Zunahme der Leistung.Die zweckmäßigste Darreichungsform des Mais sei die gequetschte Form. Die Pferde fressenihn dann lieber und die Futterhygiene ist einfacher zu gewährleisten als bei eingeweichtemMais. Grobe Brechung des Mais ist in jedem Fall angezeigt, da sonst die Zähne zu starkabgenutzt werden und auch vermehrt ganze Körner unverdaut abgehen. Hafer ist nachBÄCKSTÄDT (1895) zweifelsohne das bessere und gesündere Futter für die Pferde, jedochteurer als Mais.

HENDRICKX (1897) erwähnte, dass in Frankreich die Maisfütterung erfahrungsgemäß zuKoliken und anderen Verdauungsbeschwerden führt.

LAVALARD (1901) stellte bei Versuchen mit Artillerie- und Kavalleriepferden fest, dassMaisfutterung anstelle von Haferfütterung die Leistungsfähigkeit und das Temperament derPferde nicht beeinträchtigt.

Roßarzt ROHDE berichtet 1902 von Fütterungsversuchen mit einem besonderenMaispräparat, hergestellt von einer Mannheimer Firma. Dabei wird bei dem Maiskorn dieSchale und der Keim (der für Pferde schädliche Stoffe enthalten soll) entfernt. Zurück bleibenerbsengroße, weiße, harte Körner. Die Körner quellen in warmem Wasser so gut, dass ein zu¾ gefüllter Stalleimer schon nach sechs Stunden vollständig ausgefüllt ist. Allerdings tritt

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schon nach zwölfstündigem Stehenlassen (anders als bei ganzen Körnern) eine starkeSäuerung ein, so dass das Präparat nicht mehr von den Pferden gefressen wird.Bei einem siebenwöchigen Versuch mit sechs Pferden, bei dem festgestellt werden sollte, obdieser zubereitete Mais einen Teil der Haferration ersetzen könnte, um Kosten zu sparen,zeigte sich, dass mit 5 Pfd. Maispräparat über die Hälfte der Haferration ersetzt werdenkonnte, die Pferde das Maispräparat gut aufnahmen und sich ihr Nährzustand kaumveränderte. Bei Arbeit wurde allerdings leichtere Ermüdung und stärkerer Schweißausbruchbeobachtet, obwohl in der Jahreszeit, in der die Versuche stattfanden, die geringstenLeistungen von den Pferden verlangt werden. Vermutlich würden die Leistungsunterschiedein der Exerzierzeit noch deutlicher auffallen. Die Fütterung gleicher Mengen Maiskörner hattedas gleich Ergebnis wie bei dem Maispräparat. Der präparierte Mais war also in keiner Weisedem gewöhnlichen Mais vorzuziehen (nur teurer). Als Haferersatzmittel sind beide nichterfolgreich zu verwenden, jedoch als Zulage zu der gewöhnlichen Haferration zu empfehlen.Einem schlechten Futterverwerter wurde das Maispräparat mit gutem Erfolg gegeben

POTT (1901) propagiert, angesichts drohender Futternot, die bisher ungenutztenMaiskolbenspindeln als Strohersatz bei der Viehfütterung, insbesondere bei Rindern undPferden einzusetzen. Da bisher ein hoher Zoll für die Maiskörnereinfuhr verlangt wird,empfiehlt er, die ganzen Maiskolben zu vermahlen und dieses Maiskolbenschrot zollfrei zuimportieren. Die Zusammensetzung des Maiskolbenkörnerschrotes ist nach seinenUntersuchungen im Mittel folgende: 87,1% Trockensubstanz, 7,7% Stickstoffsubstanz, 3,7%Rohfett, 66,8% N-freie Extraktstoffe, 7,6% Holzfaser, 1,3% Asche.POTT fütterte zwei Arbeitspferde 3 Monate lang erfolgreich mit einem Mischfuttermittel, das35% Maiskolbenkörnerschrot und 30% Maiskolbenschrot enthielt (s.a. Kap.:Futterkonzentrate).Ein anonymer Autor (1904 b) fütterte seine 24 belgischen Arbeitspferde acht Wochen langmit frisch geernteten Maiskolben, die Mitte Oktober nicht ausgereift waren. Er ersetzte 7 kgHafer durch 9 kg der Maiskolben und die vorher mageren Pferde wurden runder und bekamenein glänzenderes Haarkleid.ODERSKY (1905) fütterte an Zugpferde statt 3 kg Maisschrot und 1 kg Kleie 4 kgMaiskörnerkolbenschrot und beurteilte das Aussehen seiner Pferde bei dieser Fütterung alsbesser.

POTT (1907, S. 479-486) zählt mehrere Pferdebahngesellschaften und andere Großbetriebeauf, bei denen Mais zur Verbilligung der Ration eingesetzt wird. Dabei wird der Hafer ohnenachteilige Wirkung z. T. vollständig durch Mais ersetzt (s. Tab. 2).

In der Versuchsstation des Staates Iowa, USA, wurde nach MATENAERS (1911) wegeneiner schlechten Haferernte Mais, Ölmehl, Baumwollsaatmehl und Glutenmehl auf ihren Wertals Haferersatz untersucht. Bei dem ersten Fütterungsversuch wurden bei drei Gespannen (diezu gewöhnlichen landwirtschaftlichen Arbeiten herangezogen wurden) über 100 Tage einPferd des Gespanns mit Hafer und Mais zu gleichen Gewichtsanteilen, der Gespannpartnermit Mais und Ölmehl im Gewichtsverhältnis von 15:1 gefüttert. Damit war in beidenRationen das Nährstoffverhältnis nahezu identisch. Alle Pferde erhielten zusätzlichTimotheeheu und etwas Kleeheu (gelegentlich bis zu 25%). Nach fünf Wochen wurde derEiweißgehalt der Ration gesteigert: Das Verhältnis von Mais zu Ölmehl auf 10:1 bemessen.Diese Ration führte zu starkem Durchfall, so dass für den Rest der Versuchszeit eine Rationaus 4 Teilen Hafer, 12 Teilen Mais und 1 Teil Ölmehl verfüttert wurde. Diese Ration erzieltedie gleichen guten Resultate wie die Hafer : Mais – Ration 1:1.Im zweiten Versuch (über 90 Tage) sollten Glutenmehl und Ölmehl als Futtermittelverglichen werden. Dabei wurde Mais und Glutenmehl im Verhältnis 8:1 an die eine Hälfte

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der Gespanne verfüttert, während die jeweiligen Gespannpartner Mais und Ölmehl imVerhältnis 15:1 erhielten. Die Ration mit dem Glutenmehl wurde von den Pferden nicht gerngefressen und kommt daher als Haferersatzmittel nicht in Frage, obwohl auch keine direktschädigende Wirkung festgestellt wurde.Die dritte Versuchsperiode erstreckte sich über 154 Tage und sollte den Futterwert vonBaumwollsaatmehl und Ölmehl klären. Dabei bestand die Ration für die eine Gespannhälfteaus 79% Mais, 15% Hafer und 6% Baumwollsaatmehl, während die andere Hälfte folgendeRation erhielt: 77% Mais, 15% Hafer und 8% Ölmehl. Bei beiden Rationen wurden Hafer undMais als Mehl gefüttert. Im letzten Teil des Versuchs wurde der Haferanteil in beidenRationen bis auf ein Drittel der Kraftfutterration gesteigert.Aus den Ergebnissen dieser Versuche wurden folgende allgemeine Schlussfolgerungenabgeleitet:1. Die Gesundheit, Lebhaftigkeit und Ausdauer der Arbeitspferde verändert sich nicht, wenn

man Mais mit einem geringen Zusatz von Ölmehl, Glutenfutter oder Baumwollsaatmehlanstelle von Mais und Hafer füttert, solange das Nährstoffverhältnis übereinstimmt.

2. Die Ration aus Mais und Ölmehl ernährte die Pferde billiger, als die imNährstoffverhältnis gleiche Ration aus Hafer und Mais, wobei die Erhaltung von Gewicht,Fleisch und der äußeren Erscheinung bei beiden Fütterungsarten gleichwertig erschien.

3. Ein teilweiser Ersatz von Hafer und Mais in der Ration kann diese bei hohen Preisen sehrverbilligen.

4. Das Glutenmehl wird von den Pferden nicht so gut verdaut wie das Ölmehl.5. Baumwollsaatmehl wurde ebenso gut verdaut, wie Ölmehl und nährte die Pferde auch

ebenso gut. Dabei hatte es aber nicht die abführende Wirkung des Ölmehls.(MATENAERS, 1911).

In den USA wurde 1912 mehr als doppelt soviel Mais (9,3 Mio. t) wie Hafer (4,1 Mio. t) anPferde gefüttert (MURRAY 1914).

Der CHEFVETERINÄR OST des deutschen Heeres empfiehlt 1918 Mais als guten Ersatz derhalben Haferration, im Notfall auch der ganzen Haferration. Die Pferde sollten vor derFütterung getränkt werden. Das sehr harte Maiskorn sollte direkt vor dem Verfütternzerkleinert oder gequellt werden.

1929 berichtet ANON. (S. 413-415), dass Mais im 1. Weltkrieg (1914-18) das am häufigstenverwendete Ersatzfuttermittel für Hafer war. Vor allem bei Pferden, von denen Arbeit imSchritt verlangt wurde, konnte die halbe, ja selbst die ganze Haferration durch Mais ersetztwerden. Bestand die gesamte Körnerration aus Mais, schwitzten die Pferde schneller. BeiReitpferden durfte die Haferration nicht durch Mais ersetzt werden, wenn man ihrTemperament erhalten wollte. In Italien hat sich ein Hartfutter bestehend aus zwei DrittelnHafer und einem Drittel Mais bewährt.Als beste Vorbereitung der Maisration erwies sich, den Mais kurz vor der Ausgabe zubrechen und dann trocken mit viel Häcksel zu verfüttern. Zerkleinerter Mais wird schnellranzig. Mußte der Mais ungebrochen nachgeführt werden, so sollte er eingequollen odergekocht werden, bevor er verfüttert wurde.Auf dem Balkan wurde meist stark verschmutzter grobkörniger Donaumais, Kukuruz,verfüttert. Er wurde nach Möglichkeit grob geschroten und nicht länger als zwei bis drei Tagelang aufbewahrt. Trotzdem gärte er bei großer Hitze, was zu vielen Darmerkrankungen mittödlichem Ausgang führte. Die Verluste waren um so größer, je weniger Rauhfutter gegebenwurde. Auch die Verfütterung von frischem Mais hat zu Pferdeverlusten geführt.Maisfütterung bei gleichzeitigem Weidegang erwies sich als schädlich, weil die Pferde anDurchfall erkrankten und der Mais unverdaut mit dem Kot ausgeschieden wurde.

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Außerdem wurde beobachtet, dass häufiger tödlich verlaufende Erkrankungen der Pferdeauftraten, wenn diese unmittelbar nach dem Verfüttern von Maisschrot getränkt wurden.

Sieben Verdauungs- und Bilanzuntersuchungen mit Mais wurden von KLINGEBERG-

KRAUS (2001, S.119, Tab. 9) zusammengestellt. Der Verdauungsversuch von WOLFF

(1886) und der Respirationsversuch von ZUNTZ und HAGEMANN (1898) mit Mais sind in

dieser Tabelle nicht enthalten und werden deshalb kurz angesprochen.

1886 teilt WOLFF (S. 47-52) die Ergebnisse seiner vergleichenden Verdaulichkeits-untersuchungen von Mais (im Einzelversuch) beim Pferd und Hammel (zwei Versuche) mit.Die Verdaulichkeitskoeffizienten (in %) für Mais beim Pferd waren demnach folgende:

Trocken-substanz

Organ.Substanz

Roh-Protein

Roh-fett

Roh-faser

Stickstofffr.Extraktst.

90,3 90,9 77,6 63,0 100 93,9Der Mais ist also besonders reich an leicht verdaulichen Kohlehydraten, die Verdaulichkeitliegt sogar höher als beim Hammel. Nur das Fett wurde vom Hammel etwas besser verdaut.

ZUNTZ, der nach KÖNIG (1896, S. 245) Respirationsversuche mit Pferden unter denverschiedensten Fütterungsbedingungen anstellte, beobachtete, dass bei der Zugabe von Mais25% mehr Sauerstoff verbraucht wurde als in den Rationen mit Heu oder Hafer. DieserMehrverbrauch von Sauerstoff war mit einer erheblich erhöhten Wärmeproduktionverbunden. Diese Tatsache erklärt – nach KOENIG (1896, S.245) – das leichtere Schwitzender Pferde bei Maisfütterung, wie es bei fast allen Versuchen festgestellt wurde. ZUNTZ undHAGEMANN (1898, S.259-260) allerdings begründeten den erhöhten Sauerstoffbedarf, diedamit vermehrte Atmung und die vermehrte Schweißbildung des Versuchspferds beiMaisfütterung mit einer evtl. im Mais enthaltenen toxische Substanz.

1906 werden die Ergebnisse verschiedener Verdauungsuntersuchungen mit Mais bei postmortem Analyse von SCHEUNERT und GRIMMER veröffentlicht. Demnach verläuft dieVerdauung des Mais ganz anders, als die Haferverdauung. Der Mais bleibt weniger lang inden einzelnen Teilen Verdauungsabschnitten und reagiert viel schneller sauer als der Hafer.Auffällig ist, dass bei der Maisverdauung neben der Milchsäuregärung auch immer andereGärungsvorgänge mit bedeutenden Gasentwicklungen stattfinden. Diese können beientsprechender Disposition der Pferde zu schweren Koliken und Magen- undDarmzerreißungen führen. Die Proteinverdauung im Magen ist insgesamt bei Maisfütterungbedeutend umfangreicher als bei Haferfütterung. Nach ungefähr fünf bis sechs Stunden sindbei beiden Futtermitteln etwa die Hälfte der vorhandenen Proteine verdaut. Danach übersteigtdie Proteinverdauung bei Mais die Proteinverdauung bei Hafer.

1940 veröffentlicht WINKLER die Ergebnisse seiner Fütterungsversuche mit Maisschrot anvier landwirtschaftlich genutzten Kaltblutpferden. Die auf dem Gute üblicheKrippenfutterration bestand aus 2 kg Hafer und 2,5 kg Trockenschnitzeln. Dementsprechendwurde die Maisration auf 3,5 kg Maisschrot berechnet, um in der Versuchsration den gleichenEnergiegehalt zu haben, wie in der Kontrollration. Außerdem erhielten die PferdeLuzerneheu ad libitum, so dass in beiden Rationen in jedem Fall genügend Eiweiß enthaltenwar. Alle Pferde nahmen im Verlauf des Versuchs ab, vermutlich wegen verstärkterArbeitsleistung. Eine vermehrte Wasseraufnahme oder vermehrtes Schwitzen bei den mitMais gefütterten Versuchspferden wurde nicht festgestellt.

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2.5 Hülsenfruchtkörner

Allgemeines

WALDINGER (1808, S. 59-60) untersuchte Erbsen, Linsen und Wicken auf ihreWärmeentwicklung beim Einweichen. Sie entwickeln weniger Wärme als Gerste. Außerdembestimmte er den Gehalt von Setzmehl, tierischem Kleister, Schleim und Eiweiß.

BUCHMÜLLER (1829, S. 91) beschrieb die Samen der Futterwicke für Pferde als leichterverdaulich als die Samen der anderen Leguminosen, warnt aber vor der blähenden Wirkung.Die Futterbohnen (Vicia faba major) sollen eingeweicht den Pferden gut bekommen sein,wurden aber mehr in der Rinder- und Schweinemast eingesetzt. Die Schneidebohne(Phaseolus vulgaris) wurde in England gequetscht, mit Hafer vermengt, an Pferde verfüttert(BUCHMÜLLER, S. 92). Linsen wurden in erster Linie zur menschlichen Ernährungeingesetzt (KUERS 1839, S. 285).Um die Leistungsfähigkeit der schweren Arbeitspferde zu verbessern, erhielten sie häufig einViertel bis zur Hälfte der Ration aus Leguminosenkörnern. Sie können sogar ausschließlichverwendet werden. In England wurde in erster Linie die Pferde- oder Saubohne gefüttert, inDeutschland waren Erbsen die meistgefütterten Hülsenfruchtkörner. Vor der Verfütterung vonBohnen, Erbsen oder Wicken an tragende oder säugende Stuten warnt HAUBNER (1845, S.330).

Nach PRANGE führte die Pferdepost von Paris in den Jahren 1838 bis 1839Fütterungsversuche durch, in denen ein Teil des Hafers durch Bohnen, Wicken und Erbsenersetzt wurde. Diese Fütterung hatte aber einige Fälle akuter Hirn–Entzündung zur Folge(HUZARD 1849).

BÖHM (1849, Bd. 1, S. 100) empfahl gequollene, gerissene oder wenigstens angefeuchteteBohnen, Wicken oder Erbsen als Ersatz von einem Viertel bis zur Hälfte der Haferration beischweren grobknochigen leistungsstarken Arbeitspferden. Größere Mengen Leguminosen inder Ration führten zu Verstopfung, weshalb dann Kleie in der Ration enthalten sein solle.FALKE (1850, S. 81-82) macht Angaben über die chemische Zusammensetzung vonFelderbsen, Linsen und Saubohnen. Er hält von diesen Leguminosen aber nur die Saubohnefür nahrhaft, ansonsten empfiehlt er lediglich die Fütterung des Grünschnitts oder Heus dieserPflanzen.

Nach KÜHNERT (1870, S. 29-30) wurden Zugpferden Erbsen und Bohnen als Beifuttergegeben, in der Regel eingequollen oder geschrotet. Wicken wurden schwer arbeitendenPferden als Kraftfutter verabreicht, Lupinen wurden wegen ihres bitteren Geschmacks vonden Tieren nicht gefressen. WÖRZ (1874, S. 47) empfahl Erbsen und Bohnen als Beifutter fürBeschäler, um den Geschlechtstrieb und die Samenbildung anzuregen und als Beifutter fürFohlen, die zu schnell in die Höhe wachsen. MAREK (1876, S. 42) untersuchte die chemischeZusammensetzung von Pferdebohnen und Erbsen.KELLNER schreibt 1908 (S. 103) über die Leguminosen, dass sie die eiweißreichsten Körnersind. Sojabohnen und Lupinen zeichnen sich auch durch einen hohen Fettgehalt aus, währenddie anderen Hülsenfrüchte keinen höheren Fettgehalt haben als die Getreidekörner.Alle Leguminosenarten führen bei ungenügender Zerkleinerung oder mangelhafterZubereitung leicht zu Blähungen und Verstopfungen, bei hohen Gaben auch zuDickblütigkeit5. Diese Wirkung entfalten in erster Linie die Wicken, etwas weniger die Erbsen

5 Kreuzverschlag, Myoglobinurie

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und am wenigsten die Ackerbohnen. Deshalb sollten die Leguminosen nur an angestrengtarbeitende Pferden verfüttert werden und auch dann nur zu 1/5 bis 1/3 der Ration,allerhöchstens zur Hälfte.ANON. (1929, S. 411-413) berichtet, dass im 1. Weltkrieg die eiweißreichen Erbsen undBohnen nur in Ausnahmefällen verfüttert wurden, da sie in erster Linie zur Ernährung derBevölkerung benötigt wurden. Wicken wurden als Wickenmischfutter in Verbindung mitkleinen Mengen Hafer ausgegeben und in aufgequelltem Zustand verfüttert. DerEtappenveterinär 10 beurteilte die Wickenfütterung als durchaus günstig, solange nur einkleiner Teil der Ration aus Wicken besteht.Der deutsche CHEFVETERINÄR OST (1918) empfahl zum Einsatz von Bohnen und Erbsenals Pferdefutter, anfangs 500 g Hafer durch die gleiche Menge Bohnen und Erbsen zuersetzen. Später sollten dann 1500 g Bohnen und Erbsen anstelle von 2000 g Hafer gegebenwerden. Bei reichlich Arbeit und Gewöhnung der Tiere an das Futter können Bohnen undErbsen bis zur Hälfte der Haferration im Verhältnis 3 : 4 gegeben werden. Ungewohnte,reichliche Gaben von Bohnen und Erbsen können stopfend und blähend wirken und beiruhenden Pferden zu Verschlag führen. Die Verfütterung von Kichererbsen oder Platterbsenführt zu schweren Vergiftungen. Daher sollte eine Verwechslung vermieden werden.

Bohnen

In England erhielten v.a. Zugpferde (nicht näher bezeichnete) Bohnen, um sie zu schwererArbeit zu befähigen (GIBSON, 1780, S. 15). Nach CLARK (1790, S. 46-47) erhielten Post-und andere Zugpferde ein Krippenfutter, das zur Hälfte aus Bohnen und Hafer besteht. DenAckerpferden wurden auch nur Bohnen gegeben, dann kam es aber auch zu Blähungen.

AMMON (1804, S. 61) beurteilt die Bohnen als sehr nahrhaftes Pferdefutter, das allerdingsleicht Koliken hervorruft. Zur Prophylaxe werden sie mit Kleie vermengt gegeben.

Laut WALDINGER (1808, S 60) wurden Bohnen in Deutschland selten an Pferde gefüttert,während die Engländer Bohnen zerquetscht und mit Hafer vermischt einsetzten.STEWART (1839, S. 267-271) warnt vor der Verfütterung frischer Bohnen, weil sie blähendwirken und zu Kolik und Rehe führen. Sie sollen wenigstens ein Jahr gelagert sein. DieBohnen waren in der Ration von schwer arbeitenden Pferden kaum wegzudenken, ihnenwurde ein krafterzeugende Wirkung zugesprochen. Gewöhnlich erhielten die Pferde 3 bis 6Pfd. Bohnen täglich, in einigen Kutschställen wurden noch mehr Bohnen gefüttert, aber dafürein Teil der Haferration abgezogen. Pferde neigen bei der Fütterung mit Bohnen leicht zuVerstopfung, weshalb Karrenpferden, die oft ausschließlich Bohnen als Krippenfuttererhielten, abführend wirkende Weizenkleie unter die Bohnen gemischt wurde.Nach KUERS (1939, S. 195-196) wurde die Saubohne (Vicia faba), auch Pferdebohnegenannt, v. a. in England vielfach an Arbeitspferde gefüttert. Dort wurden 100 Pfd. Haferdurch 80 Pfd. Bohnen ersetzt.

WOLFF veröffentlicht 1886 (S. 15-16) die Ergebnisse seiner Bilanzuntersuchungen miteingeweichten Ackerbohnen. Die Versuchsration bestand aus 7,5 kg Wiesenheu und 2 ½ , 4bzw. 5 ½ kg Ackerbohnen (lufttrockene Substanz).

Nach STRAUBEs (1893) Beobachtungen ist die Saubohne für Pferde schmackhafter, als diePferde- oder weiße Bohne. Dennoch stellen alle drei Arten ein sehr gutes Haferersatzmitteldar, welches sowohl im Gemisch mit Hafer als auch als einziges Krippenfuttermittel von denMilitärpferden sehr gut vertragen wurde.

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Bei der Dresdener Straßenbahn erhielten die Pferde 1 kg Pferdebohnen zu ihrer Maisration,bei der sie sich gut hielten (HÜBNER, 1896).

JÖRSS (1898) berichtet, dass es bei der Verfütterung reinen Bohnenschrotes (12 bis 15 Pfd.pro Tier und Tag) durch den Zusatz von Torf- bez. Palmkernmelasse zu keiner Kolik kam, derMist war stets gleichmäßig weich.

Oberveterinär BETZLER (1922) berichtet von einem Bohnen enthaltenden geschrotenenMischfutter, das die Pferde auch nach acht Hungertagen nicht fraßen. Auch bei Versuchen derlandwirtschaftlichen Versuchsstation in Königsberg blieb die Akzeptanz der enthaltenenBrasilbohne sowohl roh als auch gekocht konsequent aus.

Erbsen

In England erhielten Ackerpferde in Gegenden mit viel Erbsenanbau auch Erbsen (GIBSON,1780, S. 15). BUSSON schreibt, dass die Pferde der Engländer in Indien Erbsen mit Zuckerund Butter gekocht als Futter anstelle von Gerste oder Hafer erhalten (CLARK 1790, S.49-50). Nach AMMON (1804, S. 61) wurden in Deutschland Erbsen in erster Linie anheruntergekommene Pferde zur Verbesserung des Allgemeinbefindens gegeben.

KUERS (1839, S. 191-192) beschreibt die Erbse als ein sehr intensiv nährendes Futter. DieKörner müssen vor der Verfütterung gequellt werden, um ein Abschlucken unzerkauterKörner zu verhindern. Höchstens ein Viertel der Körnerration sollte aus Erbsen bestehen(KUERS 1839, S. 287).

Nach der Verfütterung von Erbsen erscheint der Harn der Pferde häufig blutrot, wie beimBlutharnen (Verschlag), allerdings ohne weitere Krankheitsanzeichen (HAUBNER 1845, S.329)

Im Landgestüt Celle wurden in der Hauptdecksaison, neben Rohweizen und Gerste, auchErbsen als Zulage zur Haferration verwendet (SANDER, 1857).

Ein französischer Autor (VERRIER 1869) berichtet über Gesundheitsstörungen nachlängerandauernder Verfütterung von geringen Mengen (1-2 Liter pro Tag, neben 10-12 LiterHafer) Kichererbsen an 50 Omnibuspferde, die bei der Hälfte der Tiere auftraten. Die Pferdelitten auch nach einem Futterwechsel noch monatelang an Hartschnaufigkeit bis zuErstickungsfällen bei Bewegung. VERRIER vermutet einen toxischen Bestandteil in denKichererbsen, der das verlängerte Mark und den Nervus recurrens schädigt.

1881 untersuchten WOLFF et al. die Verdaulichkeit von Erbsen bei einem Pferd im Vergleichzum Hammel (s.a. WOLFF 1886, S. 47-52).Bei den Fütterungsversuchen STRAUBEs (1893) erwies sich die Verfütterung von Erbsen injedem Verhältnis mit Hafer oder auch allein als gutes Futtermittel für Militärpferde.ROMMEL und HAMMOND (1912) untersuchten den Futterwert von Erbsenmehl undverwendeten es erfolgreich als Haferersatz, 1 kg Erbsenmehl für 2 kg Hafer. Sie empfahlen eszur Fütterung der Jungtiere und der Arbeitspferde.

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Wicken

Nach KUERS (1839, S. 194) waren Wicken (v.a. die Feldwicke, Vicia sativa) ein allgemeingebräuchliches Pferdefutter als Teil der Ration. Etwa 85 Pfd. Wicken ersetzen ihremNährwert zufolge 100 Pfd. Hafer.

STÖHR (1892) berichtet von Gesundheitsstörungen, die nach der Verfütterung von Wickenan Pferde auftraten. 1890/91 fütterten einige Betriebe nahezu ausschließlich Wicken an ihrePferde. Die Tiere verweigerten das Futter, verloren ihre Haare und ein Teil der Pferde starb anDünn- und Dickdarmentzündung. Ist die Wicke nur ein kleiner Bestandteil der Ration, sotreten diese Gesundheitsstörungen STÖHR (1892) zufolge nicht auf. Nach STRAUBE (1893)wurden die Wicken bei seinen Versuchen an Militärpferde gut vertragen und er empfiehlt sieals vorzügliches Haferersatzmittel.Von anderer Seite wurde von Erkrankungs- und Todesfällen nach der Verfütterungverdorbenen Wickenschrotes berichtet. Der CHEFVETERINÄR OST des deutschen Heeresschreibt 1918, dass Wicken meist ungern genommen werden und nur in Mengen bis zu 1 kgals Ersatz für die gleiche Hafermenge gegeben werden sollen. Dabei sollten nach MöglichkeitKleie, Mohr- oder Futterrüben gefüttert werden, um Verstopfungen zu vermeiden.

Lupinenkörner

Lupinen wurden bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts nur als Gründünger genutzt, erst späterals Viehfutter (GOLTZ, 1902, Bd. I, S. 454). Nach KUERS (1839, S. 203) werden Lupinenvon allen Tieren verschmäht. HAUBNER (1845, S. 328-332) erwähnt sie in seinem Kapitelüber Hülsenfrüchte nicht. GÜNTHER, Direktor der Tierärztlichen Hochschulze Hannover,empfahl 1857 ihre Verfütterung auch an Pferde.RICHTER (1857) hielt, aufgrund der Erfahrungen einiger Pferdebesitzer, die ungeschrotenegelbe Lupine für ein nahrhaftes Futtermittel für Pferde.Nach ANON. (1863a) sollten Lupinenkörner geschrotet und nur bis zu 1/3 der Haferrationbeigemischt werden, weil die Ration sonst von den Pferden verschmäht würde. Kochen oderQuellen erhöhe ihre Akzeptanz. Bei verschimmelten Lupinen empfiehlt ANON. (1863a), siezunächst mittels Kohle zu reinigen, in salzsäurehaltigem Wasser einzuweichen und dann dreiTage lang mit frischem Wasser nachzuspülen. Nach der Reinigung mit Kohle können dieLupinen auch mit Salzsäure gekocht werden, beim Sieden wird dann solange Soda zugegebenbis das Wasser nicht mehr schäumt; die Lupinen müssen noch am gleichen Tag verfüttertwerden. Eine vollständige Entbitterung sei aber auch durch das Kochen nicht möglich.SIEWERDT untersuchte 1869 die lufttrockenen Körner der gelben Lupine. Das Verhältnisvon stickstoffhaltigen zu stickstofflosen Nahrungsbestandteilen war demnach wie 1 : 0,9,deshalb sollten Lupinen nur als stickstoffreiches Beifutter angewendet werden. Die Bitterkeitwird SIEWERDT (1869) zufolge durch zwei oder vier enthaltene Alkaloide (0,6% der TS)verursacht. Er entbitterte sie vollständig durch Extraktion mit verdünnter Schwefel- bzw.Salzsäure und wusch sie anschließend mit Wasser. Durch diese Behandlung verloren dieLupinen 15% fester Substanz, davon 7,3% Proteinsubstanz. 4-8 Pfd. dieser entbittertenLupinen (2-4 Pfd. TS) wurden zwei und drei Wochen an Pferde verfüttert, die sie begierigaufnahmen und keinerlei Gesundheitsstörungen zeigten. Auch die blauen Lupinen wurdenvon SIEWERDT (1869) chemisch analysiert. Nach HAUBNER (1881, S. 347) ist diesesEntbitterungsverfahren mit Salzsäure schon 1861 von KETTE durchgeführt worden. LÖBE(1875, S. 376) zählt mehrere Beispiele von gelungener Lupinenfütterung an Pferde mittelsEntbitterung oder Mischen mit anderen Futtermitteln auf.

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Bei den von der Armee in Frankreich 1872 konzipierten Futtermischungen fielen dielupinenhaltigen durch geringere Akzeptanz auf (KÖNIG 1996, S. 203).

Verdaulichkeitsbestimmungen für entbitterte Lupinen führte WOLFF (1886 S. 47-52) in denJahren 1881 und 1883 in vergleichenden Versuchen mit Pferd und Hammel aus.

Bei STRAUBEs Fütterungsversuchen (1893) mit der unbehandelten gelben Lupineakzeptierten die Pferde das Futter nur, wenn maximal ein Viertel der Körnerration ausLupinen und der Rest aus Hafer bestand.

Nach KELLNER (1908, S. 78) müssen die Lupinenkörner nach dem Auslaugen gequetschtwerden, weil sie sonst zu schlüpfrig zum Kauen sind. Von den entbitterten Lupinen kann manden Pferden bis zu 5 kg täglich füttern.

Die Verfütterung von Lupinen gestaltete sich im Ersten Weltkrieg an der Front überwiegendschwierig, da die Entbitterungsverfahren (von KELLNER, 1908, S. 78 ausführlichgeschildert) nicht ausreichten, den Pferden dieses Futtermittel schmackhaft zu machen. Ineiner Verfügung des Preußischen Kriegsministeriums vom 31.05.1915 heißt es, dass sich dieBeimischung von Lupinen als Ersatzfuttermittel für Hafer nicht bewährt hat (ANON. 1929, S.411-413). 1918 wurden Lupinen wieder als Pferdefutter ausgegeben. Trotz Entbitterung durchKochen und Wässern wurden sie nach einem Bericht des Korpsveterinär vom Gen. Kdo. 53bei Stallfütterung von den meisten Pferden, bei Weidehaltung von allen Pferden verschmäht.Bei den Pferden, die Lupinen aufnahmen, wurden anschließend Kolikerscheinungen miteingetrübtem Sensorium beobachtet. Der deutsche CHEFVETERINÄR OST empfahl 1918nur bis zu 1000 g täglich als Ersatz für Hafer zu verfüttern. Dazu müßten die Lupinenentbittert, der Übergang sehr langsam vorgenommen und ausreichend Häcksel beigefüttertwerden.

Nach GIESECKE (1920) wurden 1 ½ Jahre lang teilweise entbitterte Lupinen an 1500Posthaltereipferde verfüttert. Zur Entbitterung wurden die Lupinen 48 Stunden langgewässert. Die Pferde erhielten eine Ration aus 1 Pfd. Lupinen und 3 Pfd. Hafer und derErnährungszustand und die Leistungsfähigkeit der Pferde besserte sich deutlich. DieErhöhung der täglichen Lupinenration auf 2 Pfd. führte zu keiner weiteren augenfälligenVerbesserung für die Pferde. Der Gesundheitszustand der Pferde war gut, es wurden keineFälle von Lupinose beobachtet.

SCHEUNERT und BRAHM (1923) empfehlen die nach dem Bergelschen Verfahrenentbitterten und getrockneten Lupinen wegen ihres hohen Eiweißgehaltes als ausgezeichnetesFuttermittel für Pferde bis zu 3-4 Pfd. in der Ration.

Der Amerikaner KNOWLES (1923) beschreibt die Erkrankung an Lupinose bei Pferden einerFarm, ohne näher auf die Symptome einzugehen. Bei Schafen verläuft die „Lupinose“, auchals Lupinenvergiftung bezeichnet, unter zentralnervösen Störungen mit tonisch-klonischenKrämpfen. Die Vergiftungserscheinungen werden durch die in den Lupinen enthaltenenBitterstoffe (Alkaloide) ausgelöst (BOSTEDT und DEDIE 1996, S. 178).

FÜSSEL (1927) berichtet von zweijähriger erfolgreicher Fütterung mit unentbittertengeschrotenen gelben Lupinen an Arbeitspferde (2 Pfd. pro Tier und Tag). Bei derVerfütterung von blauen Lupinen in der gleichen Weise traten allerdingsVerdauungsstörungen auf.

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In den Jahren 1927/29 wurden pflanzenzüchterisch Lupinenarten ohnegesundheitsschädigende Bitterstoffe (Alkoloide) entwickelt, herauskristallisiert hat sich danneine Sorte: die sog. Süßlupine (BECKER und NEHRING, 1965, S. 221).TOEPSCH (1937) stellte einen viermonatigen Fütterungsversuch an und ermittelte inBilanzversuchen die Verdauungskoeffizienten für die Süßlupine beim Pferd. Er bewertet dieSüßlupine, bei guter Akzeptanz, als wertvolles eiweißreiches auf deutscher Schollegewachsenes Futtermittel für Pferde.

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3. Wurzeln und Knollen

3.1 Kartoffeln

Anfänge

Die Kartoffel ist ein ursprünglich in Amerika beheimatetes Nachtschattengewächs. Ende des16. Jahrhunderts brachten RALEIGH (1584), DRAKE (1586) u. a. sie nach England, Spanienund Italien (GOLTZ 1902, S. 455-459). Zunächst wurde sie nur in Ziergärten angebaut undgelangte allenfalls auf den Tisch der reichen Leute. In Preußen, etwas später als in England,propagierte Friedrich d. Gr. (1712-1786) den Kartoffelanbau in der Mitte des 18. Jahrhundertsdurch Erlasse. Nach Getreidemißernten in den Jahren 1770-1772 wurde der Kartoffelanbauauf dem bis dahin ungenutztem Brachland (Übergang der Dreifelderwirtschaft auf dieertragreichere Fruchtfolgewirtschaft) sehr unterstützt (GOLTZ, 1902, S. 455-459). DieKartoffelanbaufläche vergrößerte sich in Deutschland von 300.000 ha im Jahre 1800 auf 1,4Mio. ha am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Energie der auf 1 ha geernteten Kartoffeln war 3,6mal so hoch wie die des Getreides (NIPPERDEY, 1983, S. 153-154). Ihr Anbau hat sichbesonders auf den sandigen Böden Nord- und Ostdeutschlands durchgesetzt. Sie war und isteine Grundlage der menschlichen und zum Teil auch tierischen Ernährung. Schon 1747 wurdein Schlesien die Kartoffel als geeignetes Futtermittel für alle Tiere beschrieben (NEWERLAu. MÜLLER, 1943a). Um die Haltbarkeit der Kartoffeln zu steigern, wurden sie seit demEnde des 19. Jahrhunderts getrocknet. Die Kartoffelflocken sind gedämpfte Kartoffeln, die zudünnen Schichten ausgewalzt und getrocknet werden. Bei den Trockenkartoffeln oderKartoffelschnitzeln handelt es sich um rohe geschnitzelte Kartoffeln, die getrocknet werden(BECKER und NEHRING, 1969, S. 377).

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen

1805 schreibt WOLSTEIN (S. 32), dass Kartoffeln durchaus in rohem Zustand verfüttertwerden können, wenn man sie kleinstößt und mit Häcksel vermischt. Dabei sollten nur soviele Kartoffeln auf einmal zerkleinert werden, wie auch sofort gefressen werden (ohnenähere Mengenangabe), da sie sonst ihren Geschmack verlieren und verschmäht werden.

Nach WÖRZ (1874, S. 86) erhielten viele Postpferde im Hungerjahr 1817 lediglichgedämpfte Kartoffeln ohne Körnerzulage.

ANON. (1830) steht auf dem Standpunkt, dass Kartoffeln vor dem Verfüttern nicht erstgekocht werden müssen. Die rohen Kartoffeln sollten zunächst kleingestoßen werden, danndas schädliche Wasser, welches Laxieren und Bauchgrimmen erzeugen könnte mit denHänden solange ausgedrückt werden bis sich weißes Mehlwasser zeigt. Zum Schluß solle dasdoppelte Volumen an Häcksel zugefügt und mit den Kartoffeln vermischt werden, um die fürdie Verdauung schädliche Feuchtigkeit der Kartoffeln aufzusaugen. Die Kartoffelration müsseohne Häckselbeimischung das doppelte Volumen der Haferration betragen. Der Verfasserempfiehlt die Tiere vor der Kartoffelfütterung zu tränken, weil sich das nachträgliche Tränkenschädlich auswirke.

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TENNEKER (1833, S. 525) bewertet Knollengewächse für die Pferdeernährung als beiweitem nicht so nahrhaft und gesund wie Körner. Die Kartoffeln mästen zwar, geben aberkeine Kraft. Wenn allerdings doch Kartoffeln verfüttert werden, dann lieber in gekochtemZustand, da sie dann verdaulicher und nährender sind und außerdem lieber gefressen werden.Diese Zubereitungsform ist aber nach TENNEKER’s Meinung in der Kavallerie nichtrealisierbar.

KÜPPERS (1834, S. 91) hat ein gutes Gedeihen der Pferde unter Kartoffelfütterungbeobachtet, weist aber auf das schnellere Eintreten des Schwitzens sogar bei leichter Arbeithin. Außerdem schildert er die verminderte Ausdauer der Pferde im Vergleich zu den mitKörnern gefütterten Pferden.Der Autor betrachtet das Dämpfen, anschließende Stampfen und Vermengen mit der gleichenMenge Häcksel und ein paar Händen voll Mehl als die vorteilhafteste Zubereitung.

KUERS (1835, S. 54-57) gibt die Berichte verschiedener Autoren zur Kartoffelfütterungwieder*:CHRISTIANI versuchte bereits Pferde mit Kartoffeln in trockener Form (gemeint sindgekochte Kartoffeln) zu füttern. Dieser kleine Fütterungsversuch führte zu befriedigendenErgebnissen, die KUERS (l.c.) auch so erwartet hätte, weil er rohe Kartoffeln aufgrund deshohen Wasseranteils für ungeeignet zur Pferdefütterung hält.HOLLEFREUND fütterte acht starke Pferde mit zwei Haufscheffel(n) rohe(r) Kartoffeln, vierMetzen Gerstenschroot, zwei Bund Roggenstroh. Nach Meinung von KUERS bestand die vonHOLLEFREUND getestete Ration aus 110 l rohen Kartoffeln, 13,6 l Gerste und 2 BundRoggenstroh. Die Pferde blieben trotz täglicher schwerer Arbeit in guter Kondition. KUERS(l.c.) hält dem entgegen, dass in allen Wirtschaften, in denen rohe Kartoffeln verfüttertwurden, diese Fütterung zu einer Entkräftung der Tiere, bei längerer Anwendung auch zulymphatischen Leiden der Pferde geführt habe. Er hält die Fütterung von rohen Kartoffeln fürPferde ungeeignet. Der Fütterungsversuch HOLLEFREUNDs wurde seiner Meinung nachnicht lange genug durchgeführt, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.KUERS (l.c.) erwähnt auch die Ration der Karrenpferde des Lord BALCARRES. Siebefördern Kohlen aus Liverpool und erhielten täglich:

Gedämpfte Kartoffeln .......................................... 41 Pfd. 3 ½ Lth. (ca. 20,6 kg)Fein geschrotene Gerste ....................................... 8 „ 17 „ (ca. 4,8 kg) „ „ Bohnen ...................................... 8 „ 17 „ (ca. 4,8 kg)Geschnittenes Heu zur Mengung mit Kartoffeln .. 25 „ 6 „ (ca. 12,6 kg)Ungeschnittenes Heu ............................................ 15 „ 16 „ (ca. 7,6 kg)

BLOCK (KUERS 1839, S. 297) behauptet, gedämpfte, dann getrocknete und geschroteneKartoffeln könnten die Körner in der Pferdefütterung komplett ersetzen.

STEWART (1839, S. 248-250) berichtet von Fütterungsversuchen mit Kartoffeln bei Pferden,nach denen in 15 Pfd. rohe Kartoffeln soviel Nahrungsstoff enthalten sein soll, wie in 4 ½ Pfd.Hafer. Gekocht oder gedämpft, mit Strohhäcksel vermischt, würden sie von den Pferden aberbesser vertragen.

In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden in einem größeren PoststallNorddeutschlands versuchsweise rohe unzerkleinerte Kartoffeln gefüttert. Die Akzeptanz warsehr schlecht und die Pferde, die rohe Kartoffeln frassen, schwitzten bei der Arbeit stärker alszuvor (WÖRZ, 1874, S. 84). Zur gleichen Zeit wurden ähnliche Erfahrungen in einer * die Originalquellen waren nicht erreichbar

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Cavallerie-Eskadron mit der Verfütterung von rohen ganzen Kartoffeln gemacht. Außerdemkam es hier auch noch zu Schlundverstopfungen mit Todesfolge (WÖRZ, 1874, S. 85).

Der „Postmeister zu St. Brix“ fütterte seine Pferde mit Roggen und Gerste als Haferersatz. ImWinter ersetzte er die Rauhfutterration, bestehend aus 20 Pfd. Heu, durch 40 Pfd. gekochteKartoffeln und die Pferde behielten ein gutes Aussehen (ANON. 1841).

1843 beschreibt LÜPKE (S. 255-259) seine Erfahrungen mit der Verfütterung von Kartoffeln.Seiner Meinung nach begünstigen sie - gekocht und ohne Schale, mit Häcksel vermischt, mitWasser breiartig gemacht - den Appetit, stärken die Verdauung und fördern das Fettwerden inkurzer Zeit. Er gibt drei Fallbeispiele an, wo er mit dieser Fütterung abgemagerteSchlachtpferde wieder arbeitsfähig machte.LÜPKE (1843) weist auch darauf hin, dass sich nach der Verfütterung von rohen Kartoffelnhäufig anhaltendes Laxieren einstellt. Er führt diese Tatsache auf die wäßrigen Bestandteileder Kartoffeln zurück und auf den darin enthaltenen narkotischen Stoff, Solanin genannt.Sogar die gefrorenen Kartoffeln lassen sich nach LÜPKE noch an Pferde verfüttern, wenn siewährend des Frostes abgekocht, abgeschält, klein gequetscht und mit Gerstenschrot, Häckselund Wasser gemengt werden. Nur aufgetaute Kartoffeln ergeben, auch wenn man sie kocht,ein ungesundes Nahrungsmittel für Pferde.

Rohe Kartoffeln dürfen höchstens in Mengen von 2-3 Metzen (=6,8-10,2 l) täglich als Ersatzfür ein Viertel bis ein Drittel der Körnerration an Arbeitspferde gegeben werden. Ausgelaugteoder gekochte Kartoffeln können in doppelter Menge verfüttert werden (HAUBNER, 1845, S.343).HAUBNER (1845, S. 285) gibt folgende Vorsichtsmaßregeln, wenn gekochte Kartoffeln dasHauptfutter für Pferde bilden sollen: Nach dem Kochen muß das überschüssige Wasserabgegossen und das Futter zum Verdampfen frei hingestellt werden, da sonst die Kartoffeln indem Wasser weich werden und unschmackhaft werden. Umrühren oder Durchkneten(Zerquetschen) ist zu vermeiden, weil die Kartoffeln sonst klitschig, seifig, kleistrig undschwer verdaulich werden. Nach 24 Stunden müssen die gekochten Kartoffeln verfüttert seinund eine neue Portion gekocht werden, da ein längeres Stehen das Futter säuerlich werdenund zuletzt verderben ließe. Eine geringe Ansäuerung ist aber akzeptabel. Wichtig ist auch diepeinliche Reinlichkeit der Krippen und Reservoir - Gefäße; zeigt sich in ihnen eineAnsäuerung, sollten sie mit Kalkmilch ausgepinselt werden.

Nach PRANGE (HUZARD 1849) führte die Pferdepost von Paris verschiedeneFütterungsversuche durch, allerdings wurde dabei nie mehr als die Hälfte der Heu- und einDrittel der Haferration durch andere Futtermittel ersetzt. Von November 1843 bis Februar1844 erhielten ohne Nachteil zwei Omnibuspferde 68 Tage lang in Dampf gekochteKartoffeln als Teil der Ration.1851 ersetzte BOUSSINGAULT (S. 255-256) bei acht Zugpferden mit starker Arbeit einigeTage lang 5 kg Heu durch 14 kg gedämpfte Kartoffeln mit Häcksel vermischt. DieVersuchsration bestand aus 5 kg Heu, 2,5 kg Stroh, 3,29 kg Hafer und 14 kg Kartoffeln. DieRation schien zu gering bemessen, da die Tiere an Gewicht verloren. Bei gewöhnlicher Arbeithielten die Arbeitspferde ihr Gewicht bei dieser Ration, wie BOUSSINGAULT (1854, S.259) in einem weiteren 63 Tage andauernden Versuch nachwies.Außerdem ersetzte BOUSSINGAULT (1851, S. 257-258) acht Pferden bei leichter Arbeit 5kg Heu durch 14 kg Kartoffeln, die im Dampf leicht gesotten wurden und nach dem Erkaltenmit Häcksel vermengt in die Krippen gegeben wurden. Die Ration bestand aus 12,1 kg Heuund 14 kg Kartoffeln. Während der 14-tägigen Fütterung nahmen alle Pferde zusammen 25kg zu. Auch 12 Reitpferde hielten sich bei dieser Ration gut, allerdings waren die

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Fütterungszeiten durch das voluminöse Futter sehr lang. KÖRBER (1858) geht davon aus,dass die Zunahme der Pferde bei BOUSSINGAULT´s Versuch (1854, S. 257-258) aufFetteinlagerung zurückzuführen ist und bemängelt diese als der Arbeit nicht zuträglich. Erempfiehlt daher, wenn man bei Arbeitspferden einen Teil des Heus durch Kartoffeln ersetztenwill, gleichzeitig Hafer, oder besser noch Hülsenfrüchte zu füttern. Damit soll der geringeProteingehalt der Kartoffeln ausgeglichen werden.

KAUMANN (1858) beobachtete plötzliche und heftige Kolikanfälle, nachdem auf mehrerenDomänen längere Zeit gedämpfte Kartoffeln anstelle von Hafer gefüttert wurden. NachFutterumstellung nahm die Zahl der Kolikfälle drastisch ab.GROS-CLAUDE (1858) berichtet, dass Stuten erfolgreich mit gekeimten Kartoffeln zurSteigerung der Milchmenge gefüttert wurden. Allerdings erkrankten die Fohlen daraufhinvermehrt an Kolik, einige starben sogar. Daneben beobachtete er auch vermehrt und instärkerer Ausprägung den Frühlingsausschlag bei Pferden die mit reichlich Kartoffelngefüttert wurden. Auch nach WÖRZ (1874, S. 86) kommt es bei reichlicherKartoffelfütterung vermehrt zu Hautausschlägen, dem sog. Frühlingsausschlag.

Erste Analysen von Kartoffeln stammen offenbar von FRESENIUS. Er gibt Mittelwerte vonzahlreicher Analysen an und betont, dass der höchste Eiweißgehalt 2,5%, der niedrigste 0,7%(wahrscheinlich falsch), der höchste Stärkegehalt 23%, der niedrigste 10%, der höchsteWassergehalt 81%, der niedrigste 68% in den Kartoffeln beträgt (KOERBER 1858, S. 174).HORSFORD und KROCKER aus Gießen überprüften die Inhaltsstoffe von (weißen u.blauen) Kartoffeln (KOERBER 1858, S. 175).Weitere Untersuchungen nach dem Verfahren der Weender Analyse (durch HENNEBERGund STOHMANN entwickelt), die ab 1864 zur Routine wurden, und insbesondere beiVerdauungs- und Bilanzuntersuchungen notwendig waren, sollen hier nicht aufgeführtwerden.

ZÜRN (1875, S. 73-74) empfiehlt neben der Verabreichung roher Kartoffeln zu Heilzweckenauch Kartoffeln in kleinen Portionen - neben trockenem proteinreichen Futter - angewöhnliche Arbeitspferde und ältere Fohlen. Rohe Kartoffeln sollten von einer Futterzeit zuranderen eingeweicht, gut gereinigt und geschnitten und evtl. mit etwas übergestreutem Salzgewürzt für sich allein verfüttert werden, ebenso die anderen nötigen Futtermittel.Gekochte oder gedämpfte Kartoffeln mit Häckerling und vielem gutem Heu oder Kartoffelnmit Roggen oder Futtermehl werden oft und erfolgreich gefüttert, solange die Kartoffeln nureinen kleinen Teil der täglichen Ration ausmachen. ZÜRN warnt vorVerdauungsbeschwerden, Verstopfungen und Koliken bei übermäßiger Kartoffelfütterungund zu schroffem Übergang von Körner- auf Kartoffelfütterung.In einen anonymen Bericht von 1871 wird von dem großen Nutzen der folgenden Rationberichtet: Gut gewaschene Kartoffeln wurden gedämpft und noch heiß zerstampft, dann ineine Tonne (für 4 Pferde ein Scheffel, = 54,96 l) gebracht und mit Futtermehl und Wasser zueinem Brei angerührt und verdickt. Für 20 Pferde wurden täglich: 1 ½ Zentner Heu, 5Scheffel gedämpfte Kartoffeln, ½ Zentner Futtermehl und 5 Säcke Strohhäcksel verbraucht.Die Krippen wurden durch ausscheuern gut rein gehalten (ZÜRN 1875, S. 73-74).

HAUBNER vertritt 1881 (S. 358-360), 36 Jahre nach seinen ersten Angaben (s.o.), dieAnsicht, dass Kartoffeln bei gewöhnlichen Arbeitspferden, die langsame und leichte Arbeitverrichten sollen, problemlos einen Teil der Körnerration ersetzen können, solange reichlichund gutes Heu beigefüttert wird. Im Winter kann sogar das ganze Erhaltungsfutter ausKartoffeln und Heu bestehen. Rohe Kartoffeln können nach HAUBNER (l.c.) täglich ¼ bis 1/3der Körnerration (10 - 15 Pfd.) ersetzen. Gewöhnlich werden sie aber als Beifutter (häufig für

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die Nacht) verwendet, um einen Teil der Heuration einzusparen: für 5 Pfd. Heu 12 Pfd.Kartoffeln.Ausgelaugte oder gekochte Kartoffeln sind besser verträglich und im Höchstfall in derdoppelten Menge zu verfüttern. Die gekochten Kartoffeln müssen mit der gleichenRaummenge Häcksel (ca. 10% des Gewichts) vermischt werden. Als Hauptfutter muss manauf 15 – 20 Pfd. Kartoffeln mit Häcksel vermischt pro Tag 4 -5 Pfd. Roggen oder 3 - 4 Pfd.Erbsen verabreichen. Ein Zusatz von ½ bis ¾ Pfd. Oelkuchen wird empfohlen. Dieerforderliche Menge Rauhfutter darf niemals fehlen.HAUBNER (l.c.) berichtet auch von unterschiedlichen Ansichten über den Nahrungswert vongekochten im Vergleich zu rohen Kartoffeln. Sie schwanken, abhängig vom Beifutter, voneiner Werterhöhung um ¼ durch das Kochen bis zu keinerlei Unterschied bei Mengen bis zu12 Pfd.. HAUBNER (l.c.) neigt selbst zu der Ansicht, dass das Kochen keine Werterhöhungder Kartoffeln bewirkt, hält aber gekochte Kartoffeln für besser verträglich.

Verdauungs- und Bilanzuntersuchungen mit Kartoffeln wurden bereits 1884 von WOLFF etal., später von WREDE (1932), ENGLER (1933), NIESCHLING (1934), sowie NAUMANN(1940) durchgeführt (siehe KLINGEBERG-KRAUS 2001 S. 119). WeitereVerdauungsversuche stammen von NIESEL-LESSENTHIN (1938) sowie NEWERLA undMÜLLER (1943a).

WOLFF et al. fütterten 1884 ein Pferd mit Kartoffeln und stellten Bilanzuntersuchungen an.Die Versuchsration bestand aus 6 kg Wiesenheu, 3,6 kg Hafer und 10 kg roher Kartoffeln. DasTier verendete während der Versuchsfütterung an Kolik.

Auf einer Versammlung kleinerer Landwirte in Mecklenburg bestand die allgemeineAuffassung, dass gedämpfte Kartoffeln den Pferden sehr gut bekommen und auch Kropf,Kolik und andere Krankheiten vermeiden könnten. Ein Futter für vier Pferde bestehend aus 20Pfd. Hafer, 17 Pfd. Erbsen und 60 Pfd. Kartoffeln habe sich sehr gut bewährt (ANON. 1892).

WODARG (1894) berichtet, dass er ab Oktober seine acht Gespanne von je vier Pferdentäglich für 32 Mark fütterte, indem er pro Gespann 90 Pfd. Kartoffeln, 10 Pfd. Mais, 3 Pfd.Kleie und 7 Pfd. Bohnenschrot vorsah. Die Kartoffeln wurden am Vormittag gedämpft undam Abend, bzw. am nächsten Morgen zerdrückt und mit Häcksel gemengt verfüttert. DasMittagsfutter bestand aus reinem Korn, wegen der kurzen Zeit, die für das Verzehren blieb.Nach WODARG (l.c.) waren, solange auf peinliche Sauberkeit geachtet wurde, keinerleiNachteile durch die Kartoffelfütterung entstanden. Die Pferde blieben leistungsfähig und einvermehrtes Schwitzen fiel auch nicht auf.

WALTER* (1894) fütterte seine Pferde schon neun Jahre lang erfolgreich im Winter mit 20Pfd. gedämpften Kartoffeln, 2 ½ Pfd. Kleie und je nach Arbeitsstärke 3-7 ½ Pfd. Hafer proPferd und Tag. Bei Verabreichung von 15 Pfd. gedämpfter Kartoffeln zur Nacht ging derHeuverbrauch drastisch zurück.

Ein privater Versuchssteller berichtet 1907, dass er bei drei mäßig schweren, acht Jahre altenPferden belgischer Rasse 2,2 kg Hafer zunächst durch die gleiche Menge getrockneteKartoffelschnitzel ersetzte, nach 15 Tagen die Kartoffelgabe verdoppelte und so noch 30 Tageweiterfütterte. Alle drei Pferde, die zu Beginn des Versuchs im Vergleich zu den anderen 20Pferden in einem schlechten Futterzustand waren, nahmen in der Versuchsperiode zu (20, 12und 29 Pfd.; ANON. 1907). Der Verfasser beurteilt die Gewichtszunahme aber eher als

* ref. ELLENBERGER/SCHÜTZ, Originalquelle nicht auffindbar

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Ergebnis des gründlicheren Kauens und Einspeichelns des Hafers, der durch die Zugabe dertrockenen und harten Kartoffelschnitzel veranlaßt wurde.

LUDEWIG erwähnt 1908 in einem Artikel die Trockenkartoffeln, die von den Pferdenbegierig gefressen werden und in Maßen gegeben sogar dieselbe Menge Hafer ersetzenkönnen sollen. Die Fütterung mit Trockenkartoffeln hat eine günstige Wirkung auf denNährzustand und die Leistungsfähigkeit der Pferde. In jedem Fall hält er die Fütterung damitfür besser als mit häufig gekauften minderwertigen und verdorbenen Erbsen und Bohnen.

PAROW (1908) gibt in seinem Artikel mehrere Beispiele von Pferdehaltern (zumeistGutsbesitzer), die einen Teil der Futterration durch Trockenkartoffeln ersetzt haben und damitsehr zufrieden sind. PAROW plädiert für einen generellen Einsatz der Trockenkartoffel in derPferdefütterung zur Senkung der Futterkosten für den Besitzer und gleichzeitig zu einererhöhten Kartoffelproduktion in der Landwirtschaft. Außerdem käme der industriellenTrocknung der Kartoffeln auch eine größere Rolle zu. Als vorteilhaft hat sich nach PAROWein Ersatz von 4 Pfd. Hafer durch 4 Pfd. Trockenkartoffeln bewährt. Bei dieser Rationkönnten in Deutschland bei einem Preisunterschied von 1 Mark zwischen Hafer undTrockenkartoffeln jährlich 52 Mio. Mark erspart werden. Der Bedarf an Rohkartoffeln zurHerstellung des Pferdefutters würde jährlich rund 210 Mio. Zentner betragen, also rund ¼ derjährlichen Kartoffelernte in Deutschland.

KELLNER (1909 b) gibt einen Überblick über die von ihm projektierten an vierverschiedenen Stellen angestellten Versuche über den Ersatz von Hafer und Mais durchTrockenkartoffeln. Beteiligt waren SCHMIEDER und NEUBAUER von derlandwirtschaftlichen Versuchsstation zu Bonn, GISEVIUS und HANGEN von demlandwirtschaftlichen Institut zu Gießen, KUHNERT und PREETZ von der ProbsteierAckerbauschule zu Schönberg (Holstein) und UNGER und ZIELSTORFF von derlandwirtschaftlichen Versuchstation zu Insterburg. Die nach SCHMIDT et al (1939) 100 Tageandauernden Versuche mit insgesamt 156 Pferden bestätigen übereinstimmend, dassgetrocknete Kartoffeln geeignet sind, ein Drittel der sonst in Form von Mais und Hafergegebenen Kraftfutterration zu ersetzen. Solange die Ration durch ein proteinreiches Futterergänzt wird, bleiben seiner Meinung nach Ernährungs- und Gesundheitszustand, sowieLeistungsfähigkeit auf dem selben hohen Niveau. In zwei der vier Versuchsreihenüberstanden die Pferde im Frühjahr den Haarwechsel besser. Getrocknete Kartoffelschnitzelund Kartoffelflocken sind als Pferdefutter gleichwertig.

WEISSERMEL (1909) weist nach Inkrafttreten des neuen Spiritusgesetzes in Deutschland aufeine alternative Nutzung der Kartoffel als Futtermittel hin, auch für Pferde. Er gibt an, seine26 Gespanne à vier Pferde seit drei Jahren fast ausschließlich mit Kartoffeln zu füttern. Diegedämpften oder (im Sommer) getrockneten Kartoffeln werden in einer verschließbarenTonne mit Wasser vermischt, verrührt und direkt in die Krippen auf soviel Roggenhäckselgegossen, wie die Pferde nur fressen. Im Sommer erhalten die Pferde zur Nacht außerdemGrünfutter (Grünwicke, Luzerne oder Wiesengras), im Winter Heu. Ist genügend Grünfuttervorhanden, werden die Pferde bereits zur Mittagsration damit gefüttert. Dann genügen 50 kgrohe Kartoffeln für ein Gespann, sonst werden 75 kg rohe Kartoffeln für 4 Pferde pro Taggefüttert. Außerdem hat WEISSERMEL (l.c.) festgestellt, dass die Kolikrate entschiedenhöher ist, wenn Körner und Kartoffeln gleichzeitig verfüttert werden, als bei getrennterVerfütterung. Deshalb empfiehlt er eine reine Kartoffelration auf Roggenhäcksel mitgenügend Rauhfutter.

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LOHNHARDT 1910 berichtet über den teilweisen Ersatz der Haferration durchTrockenkartoffeln. Bei vier schweren Pferden, die tägliche Lasten von 100 Zentner zu ziehenhaben, wurde nach und nach ein Teil der Haferration durch Trockenkartoffeln ersetzt bis dieschweren Pferde 8 Pfd. und die leichten 6 Pfd. Trockenkartoffeln täglich erhielten. Die Pferdegewöhnten sich nach kurzer Zeit an das neue Futtermittel und fraßen es schließlich sehr gern.Vier Monate später hatten die Pferde pro Kopf 8 bis 14 kg zugenommen bei unveränderterLeistungsfähigkeit. Es gab in dem Versuchszeitraum keine Koliken oder andereVerdauungsstörungen. Das sonst bei Kartoffelfütterung üblich vermehrte Schwitzen wurdenicht beobachtet. Vorteilhaft ist auch die einfache Handhabung der Trockenkartoffel ohne diesonst bei Kartoffelfütterung üblichen Zubereitungen, wie Kochen, Schneiden usw.

BERNHARDI (1911) gab seinen Pferden während der Frühjahrsbestellung gedämpfteKartoffeln ohne jede Körnerbeigabe mit 6 bis 8 Pfd. Heu. Er empfiehlt bei starken Pferden,reichlicher Arbeit und langen Tagen 50 Pfd. Kartoffeln (gedämpft verfüttert) pro Pferd undTag zum Ersatz von 15 Pfd. Hafer. Leichten Pferden gibt er bei Winterarbeit 35 Pfd.Kartoffeln statt 11 bis 12 Pfd. Hafer. BERNHARDI (1.c) hält die stärkereichenKartoffelsorten für die nahrhaftesten. Er unterstreicht, dass die Kartoffelfütterung nur dannerfolgreich sein kann, wenn die Kartoffeln vor dem Dämpfen gründlich gereinigt wurden, dieKrippen peinlich sauber gehalten werden und in Verbindung mit den gedämpften Kartoffelnausschließlich Roggenhäcksel verfüttert wird. Er bevorzugt etwas längeren Häcksel, als ergewöhnlich zur Pferdefütterung verwendet wird. Auf diese Weise kann man nachBERNHARDI (l.c.) neun Monate des Jahres füttern, solange bis die gelagerten Kartoffelnanfangen zu keimen und welk sind. Dann muß man Körner oder Kartoffelflocken geben,letztere sind aber seiner Meinung nach zu teuer, gemessen an den Inhaltsstoffen. DieKostenersparnis liegt dann bei rund 120 Mark pro Pferd und Jahr durch dieKartoffelfütterung.Der Administrator von Koszickowski auf Gut Groß-Lübars ersetzte vier Monate lang bei 20Pferden in der bisher eingesetzten Tagesration (6,0 kg Hafer, 3,0 kg Trockenkartoffeln, 7,5 kgMohrrüben, 3,0 kg Heu) den Hafer durch das gleiche Gewicht an Trockenkartoffeln und gabden Pferden soviel Kleie, wie sie fressen wollten. Die einzelnen Pferde bekamen dieTrockenkartoffel entweder trocken oder aufgeweicht angeboten, je nach Vorliebe. Diemeisten Pferde bevorzugten die trockene Mahlzeit.Die Pferde nahmen im Durchschnitt 40 kg zu, einige Tiere verloren jedoch Gewicht.Bemerkenswert fand der Versuchssteller, dass sein ältestes und fast unbrauchbar gewordenesPferd sich unter dieser Fütterung soweit erholte, dass es noch ein weiteres Jahr arbeitenkönnen wird (BERNHARDI 1911).

VÖLTZ (1911) berichtet von einer großen Brauerei, deren Pferde (650 bis 700 kg) pro 1000kg Gewicht täglich folgende Ration erhielten: 9,25 kg Hafer, 7 kg Mais, 0,19 kg Leinkuchen,0,74 kg Weizenschalen , 1,1 kg Melasse 2,2 kg Häcksel, 4,4 kg Heu. In dieser Ration wurderund ein Viertel der Körnerration, 3 kg Hafer durch 2,2 kg Trockenkartoffeln und 0,4 kgTrockenhefe ersetzt. Verdauliches Rohprotein und der Stärkewert entsprechen dabei denInhaltsstoffen des Hafers: Bei dieser Ration werden 9 Pfennig pro Tag und pro 1000 kg Pferdeingespart.Außerdem berichtet VÖLTZ von den Fütterungsversuchen mit etwa 650 kg schweren Pferdenauf der Versuchs- und Lehrbrauerei, die ursprünglich täglich pro 1000 kg Gewicht folgendeFuttermittel erhielten: 9,0 kg Hafer, 3,0 kg Trockenkartoffeln, 3,3 kg Gerste, 7,7 kg Heu, 4,6kg Häcksel. In dieser Ration wurde zunächst 2 kg Gerste und 1 kg Hafer durch die gleicheNährstoffmenge in Form von Trockenkartoffeln und Hefe ersetzt, später weitere 0,8 kg Gersteund 2,5 kg Hafer, so dass zum Zeitpunkt des Berichts seit 6 Monaten erheblich mehr als die

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Hälfte des Körnerfutters durch Trockenkartoffeln und Hefe ausgetauscht worden war. Mitdieser Fütterungsweise wurden 24 Pf. pro 1000 kg Pferde und Tag eingespart.Während der sechsmonatigen Versuchsdauer blieb das Lebendgewicht konstant, dieLeistungen der Versuchstiere unterschieden sich nicht von den Kontrolltieren, die statt derHefe und der Kartoffelschnitzel Hafer und Gerste erhalten hatten.VÖLTZ ist der Ansicht, dass etwa die Hälfte der Körnerration durch die gleicheNährstoffmenge in Form von Trockenhefe und Trockenkartoffeln ersetzt werden kann, beigleichbleibenden Leistungen und Lebendgewichten der Tiere.

WEISSERMEL (1915) berichtet, dass er im Krieg 4,5 kg Hafer durch 6 kg selbst hergestellteKartoffelflocken ohne eine besondere Eiweißzugabe ersetzt habe. Auch Remonten, Reit- undWagenpferde für die Front wurden so gefüttert. Einen Rückgang der Leistungsfähigkeitbemerkte er nicht .

ANON. (1929, S. 415-146) berichtet über die Erfahrungen mit der Kartoffelfütterung im 1.Weltkrieg. Im Ostheer wurden im futterarmen Winter 1915/16 Kartoffeln in großen Mengenverfüttert. Kartoffeln mit Schale waren ein brauchbares Ersatzfuttermittel v. a. bei schwerenPferden, allerdings aufgrund ihrer Eiweiß- und Fettarmut niemals ein vollwertiger Ersatz fürHafer. Erdbeimengungen mussten vor dem Verfüttern unbedingt entfernt werden. RoheKartoffeln wurden in Mengen bis zu 10 kg täglich, vermischt mit reichlich Häcksel, verfüttert.Allerdings traten bei Verfütterung von größeren Mengen roher Kartoffeln (ca. 5 kg täglich)über einen längeren Zeitraum sehr schmerzhafte Durchfälle auf, die nach einem Futterwechselschnell aufhörten. Je mehr Rauhfutter neben den rohen Kartoffeln gegeben wurde, destobesser wurde diese Fütterung von den Pferden vertragen.Gekochte oder gedämpfte Kartoffeln sind bekömmlicher und werden in Mengen bis zu 15 kgtäglich mit Häcksel vermischt von den Pferden gut vertragen. Ließ bei andauernderVerfütterung die Freßlust der Pferde nach, wurde der Appetit durch Zugabe von Kochsalzwieder geweckt.Auch gefrorene Kartoffeln, die für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet waren,wurden ohne Schaden roh, besser jedoch gekocht, gedämpft oder angeröstet an die Pferdeverfüttert. Bei stark gefrorenen Kartoffeln steigt angeblich der Solaningehalt, weshalb derGesundheitszustand bei Verfütterung solcher Kartoffeln genauestens überwacht werdensollte.Faulige Kartoffeln und Kartoffelteile erwiesen sich als gesundheitsschädlich und mußten vordem Verfüttern unbedingt entfernt werden.Trockenkartoffeln (Flocken und Schnitzel) waren ein brauchbarer Futterersatz, wenn sie ingleichen Mengen, wie Hafer gegeben wurden. Am besten sollten sie gut angefeuchtet und mitHäcksel vermischt den Pferden vorgelegt werden.Der deutsche CHEFVETERINÄR OST empfiehlt 1918 außerdem bei Verfütterung großerKartoffelmengen zusätzlich Schlemmkreide (etwa 2-3 Eßl. täglich) zu geben. Insbesonderebei länger andauernder Kartoffelfütterung muß ein mittleres, leicht arbeitendes Pferd nebender Kartoffelration noch mindestens 1 ½ kg Körnerfutter oder die doppelte Menge Kleeheuerhalten, um die Eiweiß- und Fettarmut der Kartoffeln auszugleichen. Er weist außerdem aufNachteile der Kartoffelfütterung hin (vermehrtes Schwitzen; Darmkatarrh, Durchfall oderKolik, v.a. bei rohen Kartoffeln; nässende Hautausschläge auf der Kruppe und um dieSchwanzwurzel).

HOFFMANN (1918) empfiehlt auf 1000 kg KM entweder 25 kg rohe Kartoffeln oder 60 kggedämpfte Kartoffeln oder 30 kg eingesäuerte, gedämpfte Kartoffeln oder 15 kg getrockneteKartoffeln zu verfüttern. Er weist auch auf den geringen Gehalt an Kalk und Phosphorsäure

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der Kartoffeln hin und empfiehlt die Zufütterung von je 50 g phosphor- und kohlensauremKalk und 50 g Kochsalz pro Pferd und Tag.

KREMP vertritt 1922 die Ansicht, dass bei warmblütigen Pferden mit geringerArbeitsleistung ein kleiner Teil der Haferration durch Trockenkartoffeln ersetzt werden kann.Sobald die Pferde größere Anstrengungen leisten müssen, ist die Zweckmäßigkeit dieserFütterung mehr als fraglich.Stabsveterinär KLABE berichtet 1924 über die Fütterung mit Kartoffelflocken bei Pferden inschlechtem Futterzustand und schlechten Fressern. Hierzu wurden 60 Pfd. Hafer gegen 100Pfd. Kartoffelflocken von einwandfreier Qualität eingetauscht. Morgens und mittags bekamendie Pferde nur Kartoffelflocken leicht angefeuchtet und mit Häcksel vermischt, abends diezuständige Hafermenge. Nach zwei Monaten dieser Fütterung waren die Pferde der gesamtenBatterie in einem gleichmäßig guten Futterzustand, besonders die älteren Pferde sahen besseraus. Allerdings fiel auf, dass die Pferde zum Ende der Trainingsstunden vermehrt schwitzten.Auch die Krippenhygiene ließ sich mit dem Kartoffelbrei schlechter aufrecht erhalten und derAutor befürchtet für die warme Jahreszeit zu schnelles Sauerwerden. Insgesamt empfiehltKLABE die Kartoffelflockenfütterung nicht für die Militärpferde, weil sie dann nicht mehr indem Maße zu höchster Kraftanstrengung fähig seien.

Nach HANSSON (1929, S. 95) sind Kartoffeln ein gutes Pferdefutter und können einengroßen Teil des Krippenfutters ausmachen. In schwedischen Versuchen konnten ohneSchaden 12-15 kg gekochte Kartoffeln pro Pferd und Tag gefüttert werden. Von rohenKartoffeln sollten allerdings nicht mehr als 5-7 kg täglich gegeben werden.

NIESEL-LESSENTHIN 1938 fütterte drei Monate Kartoffelflocken an Arbeitspferde(tragende Stuten). Vier Pferde erhielten die jeweilige Versuchsration, zwei Pferde dieKontrollration, bestehend aus 6 kg Gersthafer, 8,7 kg Heu, 0,6 kg Häcksel und 1,5 kg Flocken(0,822 kg Verdaul. Eiweiß und 6,75 kg Stärkewert).

NEWERLA u. MÜLLER (1943a) fütterten 1940 an vier Versuchspferde sechs Wochen langrohe Kartoffeln mit Süßlupinen als Haferersatzfuttermittel. Während der achttägigenBilanzfütterung erhielten die Pferde je 2 kg Süßlupinenschrot, 4 kg Heu, 4 kg Spreu.

GUNNING berichtet 1950 über eine tödliche Solaninvergiftung bei einem Pony nach demGenuss roher gekeimter Kartoffeln.

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3.2 Rüben, Mohrrüben, Topinambur

Anfänge

Ein anonymer Autor berichtet 1784 über die Fütterung eines englischen Ökonomen, der denHafer in der Ration seiner Pferde durch 24 Pfd. gelbe Rüben, 72 Loth Buchweizenmehl und 12Loth Salz ersetzte. Er empfahl weiterhin, bei Ermangelung des Buchweizens diesen durch 90Loth Roggen zu ersetzen. ANON. (1820) berichtet, dass Möhren in einem Anbaugebiet inSuffolk das Hauptfutter der Pferde im Winter darstellen. Er gibt einige Beispiele aus dem 18.Jahrhundert an, in denen die Landwirte ihren Pferden nur bei außergewöhnlich starker Arbeitzusätzlich Getreide füttern. Die Pferde erhielten bei dieser Fütterung auch nur wenig Heu.

Die Topinamurknolle wurde im 17. Jahrhundert von Nordamerika nach Frankreich,Deutschland und Belgien gebracht und wurde vor allem in Frankreich als Gemüse- undFutterpflanze kultiviert. In Deutschland konnte sie sich nie richtig durchsetzen (PÄTZOLD o.J.).

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen

Nach AMMON (1804, S. 61) wurden Möhren zuweilen auch in Deutschland als Pferdefutterverwendet, bei Arbeitstieren mussten aber zusätzlich Körner gefüttert werden, um ihreLeistungsfähigkeit zu erhalten. Von der Fütterung werden die Pferde fleischig und bekommenein schönes Haar.

1829 hielt BUCHMÜLLER (S. 93) sämtliche Wurzel- und Knollengewächse in derPferdefütterung für ungeeignet.

Nach DEGORCE (1831) wurde Topinambour in Frankreich in großer Menge angebaut, weildie Wurzeln deutlich frostunempfindlicher sind als die Kartoffelknollen. Sie wird von Pferdengerne gefressen und in großen Mengen gefüttert wirkt sie erhitzend und bringt einen derTrunkenheit ähnlichen Zustand hervor, außerdem löst sie bisweilen Rehe aus.KUERS (1839, S. 208-210) berichtet von einem Fütterungsversuch mit 3 MetzenTopinambourknollen täglich von Mitte November bis Mitte Februar an Pferde. Die Pferdefraßen die Knollen lieber pur, als mit Korn gemengt und blieben bei dieser Fütterung gesund.Die Knollen der süßen Wurzeln (Topinamur) sollen bei wochenlanger Fütterung heilendeWirkung bei Druse und Rotz haben, bei monatelanger Fütterung an edle Pferde aber zuunheilbarer Schlaffheit führen, die sich u. a. in Gallenbildung äußert. Bei ausschließlicherErnährung mit Rüben ist immer auf eine ausreichende Heu- oder Haferstrohgabe zu achten(KUERS 1839, S. 298).

STEWART (1839, S. 231) schreibt, dass die Pferde in England mit Heu, Gras und Wurzeln(gemeint sind Rüben, Runkeln und Kartoffeln) gefüttert werden ...und viele Leute thun, als obman sie mit nichts anderm füttern könnte.... Gekochte schwedische Runkelrüben wurdenhäufig für Acker-, Karren- und Kutschpferde verwendet wobei sie bei langsamer Arbeit dieKörner in der Ration ersetzen und bei schneller Arbeit einen Teil des Heus (STEWART,1839, S. 250). Mohrrüben wurden gewöhnlich roh gefüttert und therapeutisch bei chronischenAtemwegserkrankungen, Blähungen und Hautproblemen eingesetzt. 6-8 Pfd. Wurzeln sollten

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4 Pfd. Hafer in der Ration ersetzen, u. a. weil Mohrrüben in der Ration die Ausnutzung desHafers verbessern sollte. Jedoch durfte bei Pferden für schnelle Arbeiten nicht die kompletteKörnerration durch Mohrrüben ersetzt werden. Auch gekochte Pastinaken... Mangoldwurzeln(Rüben), Yamswurzeln und Kohlrabi oder Kohlrüben wurden in England an Pferde verfüttert(STEWART, 1839, S. 251-253).

HAUBNER (1845, S. 333) gibt die chemische Zusammensetzung von Topinamur undRunkelrüben im Vergleich zur Kartoffel an, betont aber, dass die Inhaltsstoffe inAbhängigkeit ihres Standorts beträchtlich schwanken können. Das wird auch in der Tabelledeutlich, in der HAUBNER (1845, S. 334) die Heuäquivalente für Mohrrüben, Kohlrüben undRunkelrüben nach verschiedenen Untersuchern (BLOCK, KOPPE, PAPST, SCHWEITZER,VEIT und BOUSSINGAULT) auflistet. Bis zu 60-80 Pfd. Rüben täglich empfiehltHAUBNER (1845, S. 355-356) lediglich für Arbeitspferde als Erhaltungsfutter im Winter alsErsatz eines Teils der Körnerration, besser noch der Heuration.

BOUSSINGAULT (1851, S. 255-263) stellte Fütterungsversuche mit Topinambour,Runkelrüben, Rutabaga und Mohrrüben bei seinen Arbeitspferden an. Die ursprünglicheRation der Pferde bestand aus 10 kg Heu, 2,5 kg Stroh und 3,29 kg Hafer und die Tiere warenin einem ausgezeichneten Zustand. Die Wägungen bei den Fütterungsversuchen wurden erstnach 8-14 Tagen Fütterung mit dem neuen Futtermittel vorgenommen.Er ersetzte bei acht Pferden über elf Tage die Hälfte der Heuration durch 14 kg Topinambourund bei vier Pferden über 16 Tage. Die Pferde behielten bei dieser Fütterung ihre Kraft undauch ihre Körpermasse.Ein Pferd, das die Welle einer Schleifmaschine antrieb, wurde 14 Tage lang mit 20 kgRunkelrüben anstelle von 5 kg Heu gefüttert. Es ergaben sich keine Nachteile aus dieserFütterung. Es nahm sogar 8 Pfd. Körpermasse zu.Bei zwei Pferden wurden 5 kg Heu in der Ration durch 14 kg Rutabaga (Brassicanapobrassica, Rüben mit 9,1% Trockensubstanz) ersetzt. Die Tiere verloren innerhalb vonneun Tagen jeweils 48 Pfd. Gewicht. Daraufhin wurde die Rutabaga- Ration auf 20 kg täglichheraufgesetzt. Bei dieser Ration erlangten die Pferde innerhalb von 13 weiterenVersuchstagen ihr ursprüngliches Gewicht zurück. BOUSSINGAULT (l.c.) fütterte 17,5 kgMohrrüben anstelle von 5 kg Heu und die Pferde wurden bei dieser Fütterung ungenügendernährt.

RATHUSIUS hat von Februar bis April 1854 Topinambour mit günstigem Erfolg an Pferdegefüttert. Die ursprüngliche Ration seiner Wirtschaftspferde bestand aus 12 Pfd. Hafer, 10Pfd. Heu und Strohhäcksel. Die Hälfte des Hafers wurde nun durch gewaschene, aberunzerkleinerte Topinambour ersetzt. Daraufhin fraßen die Pferde auch nur noch etwa 6 Pfd.Heu täglich und dem Hafer mußte weniger Strohhäcksel zugegeben werden, wenn die Pferdeihn ausfressen sollten. Die Pferde hielten sich sehr gut bei dieser Fütterung, was bei derRückkehr zur ursprünglichen Ration noch deutlicher wurde. Bei den dreijährigen Pferden undeinigen Mutterstuten, die im Winter nicht arbeiten, erwies sich eine Ration aus 25 Pfd.Topinambour und 10 Pfd. Heu als ausreichendes Erhaltungsfutter (WOLFF 1861, S. 632-633).

ERDT (1854) bezeichnete die Mohrrübe als zweckmäßiges Unterstützungsfutter fürArbeitspferde und lediglich für alte Pferde mit schlechtem Ernährungszustand und für Fohlenempfahl er sie als leicht verdauliches Krippenfutter, um sie schnell zu stärken und bei denFohlen das Wachstum zu fördern. BURMEISTER (1856) beobachtete vermehrt Koliken nachder Verfütterung der gesamten Tagesration (von 1-1,5 Scheffel, d.h. 54-81 l pro Gespann)Mohrrüben zur Abendmahlzeit. Den Futterwert der Möhren veranschlagt BURMEISTER

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(1856) als deutlich niedriger als den des Hafers, die Pferde könnten bei der Fütterung mitMohrrüben keine Arbeit leisten, selbst wenn sie nur einen kleinen Teil der Krippenfutterrationausmacht.

MEINIKE (1855) hielt die von ihm beobachtete Verfütterung gekochter Runkelrüben anPferde für ungeeignet, da das Futtermittel leicht säuert und zu Verdauungsstörungen führt.Außerdem schwitzen die Pferde schneller und respiratorische Erkrankungen bleiben nicht aus.Nach KÜHNERT (1870, S. 32) werden dem Pferd höchstens Mohrrüben gefüttert, wenn eineextensivere Ernährung als mit Hafer erwünscht ist.

Im Elsaß wurden die Toupinambourknollen häufig als Pferdefutter in ähnlicher Weise wieKartoffeln verwendet (WÖRZ 1874, S. 87).

Nach LÖBE (1875, S. 380) wurden von den verschiedenen Rübenarten in erster Linie dieMöhren an Pferde gefüttert.

1884 untersuchten MÜNZ und GIRARD die Verdaulichkeit roher Topinamurknollen beimPferd. Demnach wurden verdaut: 18,1% der TS, 81% des Rp, 90% der Rohfaser, 55% desFetts und 97% der N-freien Extraktstoffe.

WOLFF et al. fütterten 1884 ein Pferd mit Möhren (8 kg), neben Wiesenheu und Hafer undstellten auch Bilanzuntersuchungen an. Die Verdaulichkeit erschien den Versuchsanstellernrecht günstig, zumal die Verdaulichkeit der anderen Futtermittel in der Ration durch dieMöhrengabe verbessert wurde.

Zuckerrübenschnitzel sind getrocknete, geschnitzelte Zuckerrüben und haben einenvorzüglichen diätetischen Wert. Bei der Verfütterung muss darauf geachtet werden, die Pferdevorher zu tränken oder die Schnitzel in der dreifachen Wassermenge einige Minuten vor derVerfütterung quellen zu lassen und sie dann mit dem Trockenfutter zusammen zu geben. Vonden Zuckerschnitzeln kann man den Pferden 2-3 kg pro Tag geben (LUDEWIG, 1908).KELLNER (1909a, S. 31-32) berechnete, dass der Ertrag von 1 ha Acker bei dem Anbau vonZuckerrüben größer ist, als beim Anbau von Futterrüben. Daher wurden auch Zuckerrübennur für Futterzwecke angebaut. An Pferde wurden bis zu 3,4 kg getrockneteZuckerrübenschnitzel täglich als Ersatz eines Teils der Körnerration mit Erfolg gefüttert.Nach HANSSON (1909) können Zuckerübenschnitzel problemlos einen Teil des Kraftfuttersin der Ration ersetzen. Die Schnitzel haben denselben Wert, wie die gleiche GewichtsmengeMischsaatschrot.Bei der Fütterung mit Zuckerrübenschnitzeln im 1. Weltkrieg stellte sich jedoch heraus, dassnicht alle Pferde die Schnitzel dauerhaft akzeptieren. Täglich können 1000 g der TagesrationHafer durch die gleiche Menge Zuckerrübenschnitzel ersetzt werden. Die Schnitzel solltenangefeuchtet werden und auf drei Mahlzeiten täglich verteilt werden. Bei dieser Fütterungkam es zu Durchfällen (OHLER, 1915).Nach einem anonymen Autor (1929, S. 417) wurden im 1. Weltkrieg Zuckerrübenschnitzeldurch Übergießen mit heißem Wasser gut aufgeweicht und dann mit reichlich Häckselverfüttert. Bei großen Mengen erkrankten die Pferde an Durchfall. Auch Schlundverstopfungmit anschließender Aspirationspneumonie wurde bei dieser Fütterung beobachtet.

Im 1. Weltkrieg wurden Zuckerrüben, aber auch Runkelrüben v. a. im Westheer in großenMengen verfüttert. Sie wurden von den Pferden gern aufgenommen, in rohem Zustand lieber,als gedämpft. Allerdings sind Zuckerrüben kein vollwertiger Haferersatz (ANON., 1929, S.417). HAINBACH erwähnt 1918 die Fütterung mit Topinambourknollen als seltenes

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Pferdefuttermittel, das ein Nährstoffverhältnis von 1 : 8 hat. Roh und zerschnitten können siebis zu 12,5 kg mit 5 kg Heu oder Stroh an Pferde gefüttert werden.

Nach ANON (1918a) wurde aus Erdkohlraben oder Wrucken (Steckrüben) durch Trocknenund Mahlen und unter Zusatz von 30% gemahlener Kartoffeln Rübenmischmehl(Dorschenmehl) hergestellt. Nach der chemischen Zusammensetzung ähnelt es dem Haferoder der Futtergerste. Allerdings enthielt es nur 4% v. Eiweiß, weshalb bei der Fütterung anPferde der Zusatz eines eiweißreichen Futtermittel notwendig war.

ASAM (1924) fütterte ein Arbeitsgespann drei Monate lang mit Futterrüben und verglichdiese Fütterung mit der Haferfütterung bei einem zweiten Gespann auf dem gleichenlandwirtschaftlichen Betrieb. Die Versuchspferde erhielten folgende Ration: 24 kg Runkeln,2,5 kg geschrotenen Hafer, 3,5 kg Erbsstroh, 3,5 kg Heu und 5 kg Roggenstrohhäcksel, dieVergleichspferde erhielten 7,2 kg geschrotenen Hafer, 3,5 kg Erbsstroh, 3,5 kg Hafer und 6kg Roggenstrohhäcksel. In der Hauptbestellzeit erhielten alle Pferde eine Zulage von 3 Pfd.Hafer und 7 kg Heu pro Tag. Nach Abschluss des Versuchs hatte das Hafergespann 44,5 kgzugenommen, das Versuchsgespann 11,5 kg abgenommen, wobei durch einen Schrittzählerauch eine erhebliche Mehrarbeit für das Versuchsgespann ermittelt worden war und dieVersuchsration nach den chem. Untersuchungen bedeutend weniger Energie und Eiweißenthielt, als zuvor berechnet war. ASAM (1924) postulierte, dass 5 kg hochwertige Runkeln 1kg Hafer in der Ration für mittlere und starke Arbeit von Arbeitspferden ersetzen können, biszu 20 kg in der Ration. Wichtig sei bei dieser Fütterung, das Rauhfutter abends, nach demVerzehr der Rüben, zu geben, damit die Verweildauer des Heus im Verdauungstrakt einelängere ist und die Bakterien das Heu besser aufschließen können.

An die Arbeit von ASAM (1924) schloss sich die von BARTSCH (1926) an. Er verfüttertevon Oktober bis November 1923 frische, geschälte Zuckerrübenköpfe, die bei der gleichzeitigstattfindenden Rübenernte abfielen, an je ein Kaltblutpferd von drei, schweren Zug leistendenGespannen. Das jeweils andere Gespannpferd erhielt eine Vergleichsration aus 7,5 kggequetschtem Hafer, 5 kg Wiesenheu und 4,5 kg Roggenstroh. Die Versuchsration bestandaus 20,5 kg Zuckerrübenköpfe, 3,5 kg gequetschtem Hafer, 7 kg Luzerneheu und 3,5 kgRoggenstroh. Trotz erheblicher Gewichtsschwankungen der Pferde, die BARTSCH mit demzwischenzeitlich stattfindenden Haarwechsel begründet, nahmen die Rübenpferde insgesamtinnerhalb der Versuchsdauer 23 kg zu, während die Haferpferde 5 kg abnahmen. DieUnterschiede im Lebendgewicht sind laut BARTSCH auf die reichhaltigere,bedarfsgerechtere Rübenration zurückzuführen. Er bestätigte die These von ASAM (1924),dass der Ersatz von 1 kg Hafer durch 5 kg geschälte und geschnittene Zuckerrübenköpfe biszu 20 kg täglich möglich ist, auch bei Pferden, die anhaltend stärkste Zugleistungenverrichten müssen, solange genügend Eiweiß (z. B. durch Verfütterung von Luzernheu) in derRation enthalten ist.

HANSSON (1923) fand, dass die Verdaulichkeit der Zuckerrübe besser ist, wenn täglich nichtmehr als 10-12 kg gegeben werden.

TEMPER (1927) fütterte im Anschluss an die Arbeiten von ASAM (1924) und BARTSCH(1926) sechs Monate lang (Okt. 1925 bis April 1926) drei Kaltblutgespanne zunächst mitfrischen Zuckerrübenköpfen und -blättern, später mit getrockneten Rübenblättern samtanhängiger Zuckerrübenköpfe. Die Tiere verrichteten ihren normalen Dienst in demlandwirtschaftlichen Betrieb. Er postulierte, dass 5 kg rohe Zuckerrübenköpfe mit Blättern 1kg Hafer (bezüglich des Stärkewerts) in der Ration ersetzen können. Die Zugabe einereiweißreichen Komponente (z. B. Luzerneheu) wird empfohlen. Nach allmählicher

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Gewöhnung nehmen die Tiere bis zu 20 kg der Zuckerrübenköpfe auf. Gleichzeitig sollteSchlämmkreide zugegeben werden, um die giftige Oxalsäure in den Rüben zu binden.Fabrikmäßig getrockneten Zuckerrübenköpfe mit den anhängige Blättern können das gleicheGewicht Hafer ersetzen (bis zur Hälfte der Haferration). TEMPER (l.c.) stellte auchBilanzuntersuchungen bei der Fütterung mit getrockneten Rübenblättern an. Die Ersparnis beidem Ersatz eines Teils des Hafers in der Ration durch getrocknete Rübenblätter und –köpfebetrug dabei 8,15%.

HANSSON (1929, S.93-95) empfiehlt die Fütterung von 15-20 kg Futterrüben anArbeitspferde mit einer eiweißreichen Komponente in der Ration und dem Zusatz von Kreideoder Futterphosphat. Außerdem sollte immer auf eine ausreichende Rauhfutterversorgunggeachtet werden, um der abführenden Wirkung der Futterrüben entgegenzuwirken. Erempfiehlt nur die abgeschlagenen Köpfe der Zuckerrüben an Pferde zu verfüttern. Dasanhängige Kraut wirkt zu stark abführend.

Nach dem Ergebnis eines 80-tägigen Fütterungsversuchs von RICHTER* (1931) an zweiArbeitspferden können 20 kg geschnittener Zuckerrüben bedenkenlos gefüttert werden,solange genügend Eiweiß in der Ration enthalten ist. In einem weiteren Versuch füttertenRICHTER et al. (1932a) erfolgreich drei Monate lang nur Zuckerrüben mitSojaextraktionsschrot als Krippenfuttermittel. Allerdings müsse an Ruhetagen dieZuckerrübengabe eingeschränkt werden, damit die Pferde nicht an Verschlag erkranken. DieFütterung mit vollwertigen Zuckerschnitzeln (getrocknete Zuckerrüben) untersuchtenRICHTER et al. (1932b) im Anschluss an den gleichen Pferden. Auch die Zuckerschnitzelwurden nach dem dreieinhalb Monate dauernden Versuch als günstiges Haferersatzmittelbeurteilt, solange eine andere eiweißreiche Komponente in der Ration enthalten ist.

EHRENBERG (1932, S. 73) erwähnt die in Ostpreußen gelegentlich angepflanztePastinakenwurzel und beurteilt ihre Futterwirkung als der Mohrrübe ähnlich. Sie enthältseinen Angaben zufolge 0,4% verd. Eiweiß und 10,6% Stärkewert bei einer Trockenmassevon 19%. Topinambour sollen ähnlich wie rohe Kartoffeln zu füttern sein, wenn sie tadellosfrisch sind.

Des weiteren untersuchte SCHOLZ (1933) in einem sechsmonatigen Fütterungsversuch mitsechs Arbeitspferden die Futterwirkung von rohen Zuckerrüben und Trockenschnitzeln imVergleich zu Gerste (je 2 Pferde). Er stellte fest, dass 24 kg rohe Zuckerrüben, bzw. 6,3 kgeingequollene Trockenschnitzel pro Pferd und Tag ohne gesundheitliche Störungen oderLeistungseinbußen verfüttert werden können. Die Zuckerrübenpferde bekamen auffälligglänzendes Haar. Er wies darauf hin, dass bei dem Ersatz von 1 kg Hafer durch 3 kgZuckerrüben bzw. 1 kg Trockenschnitzel der geringere Mineralstoff-, Eiweiß- undVitamingehalt in der Ration ausgeglichen werden muss. SCHOLZ (1933) bemerkte einebessere Verdaulichkeit der Rohfaser und der N-freien Extraktstoffe der übrigen Futtermittel inder Ration bei der Zuckerrüben- und Trockenschnitzelfütterung.

GÜNTHER (1934) versuchte drei Arbeitspferde im landwirtschaftlichen Betrieb vier Monatelang mit frischen geschnittenen gelben Kohlrüben (Steckrüben) zu füttern. Die Tieregewöhnten sich nur langsam an die Fütterung, behielten aber ihre Leistungsfähigkeit bei.Mehr als 26 kg der Kohlrüben täglich nahmen die Pferde nicht auf. Er empfiehlt eineTagesration bestehend aus 23 kg gelber Kohlrüben, 2 kg grüne Melasse, 1200 g Kraftfutterund 7 kg Heu.

* zit.: RICHTER et al. (1932a), a.a.O. aber nicht auffindbar

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OLSSON (1945) berichtet über Trelleborg-Schnitten, die aus getrockneten Zuckerrüben miteinem eiweißhaltigen Zusatz bestehen, so dass sie 10,6% Eiweiß enthalten. 1 kg dieses neuenFuttermittels kann 0,9 kg Hafer in der Pferderation ersetzen.

In Russland wurde empfohlen, nicht mehr als 6-8 kg Möhren oder andere Wurzeln täglich anArbeitspferde zu füttern, maximal 15-20 kg (POPOV, 1946 nach OLSSON und RUUDVERE1955). Nach JESPERSEN (1949) kann die Hälfte der Krippenration für Arbeitspferde ausZuckerrüben bestehen, solange ausreichend Eiweiß in der Ration enthalten ist.

Aus den USA erschienen keine Versuchsberichte über den Einsatz von Rüben, Möhren undTopinamur in der Pferdefütterung.

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3.3 Rückstände aus der Zuckerfabrikation und Zucker

Anfänge

Anbau und Verarbeitung von Zuckerrüben begannen Ende des 18. Jahrhunderts, doch konntesich die erste Zuckerrübenfabrik 1798 nicht durchsetzen (GOLTZ, 1902, S. 472). Erst 1830folgte die nächste, erfolgreiche Gründung bei Glatz, der jedoch in rascher Folge viele weiterefolgten, so dass 1851/52 im Gebiet des deutschen Zollvereins bereits 254Zuckerrübenfabriken existierten (GOLTZ, 1903, S. 254). Ihre Zahl stieg von 1850 bis 1900um 70%. Im Jahr 1900/01 wurden 1,87 Mio. t Rohzucker produziert (GOLTZ, 1903, 338-340) und davon etwa drei Fünftel exportiert. Da die Rübenzuckerproduktion auch inÖsterreich, Russland und enorm gestiegen war, fiel der Rohzuckerpreis auf ein Drittel imVerlauf der letzten Dekade des 19. Jahrhunderts.Bei der Verarbeitung von Zuckerrüben bleiben zwei für die Fütterung wertvolle Abfällezurück: Rübenschnitzel und Melasse. Die Rübenschnitzel (auch Diffusionsschnitzel und nachTrocknung Trockenschnitzel genannt) bestehen aus der ausgelaugten Rübensubstanz undenthalten nur noch geringe Zuckermengen. Sie werden gepreßt oder ungepresst in frischemZustand, eingesäuert oder getrocknet verfüttert.Die Melasse ist der letzte Rückstand, der bei der Verarbeitung des Rübensaftes auf Zuckerübrigbleibt. Ihr Hauptbestandteil ist Rohrzucker (KELLNER, 1908, S. 114-115).Neben diesen Rückständen aus der Zuckerproduktion wurde in Notzeiten auch braunerZucker an Pferde verfüttert (GOLTZ, 1903, S. 392-393 ).DAMMANN beschreibt 1886 (S. 553) die Rückstände der Zuckerproduktion, erwähnt abernicht den möglichen Einsatz in der Pferdefütterung, sondern beschränkt seineFütterungsempfehlungen auf Wiederkäuer.

3.3.1 Melasse

A. Allgemein

Nach RAMM wurden 1899 im Deutschen Reich 848.000 Zentner Melasse gewonnen, imselben Jahr aber rund 40 Mio. Zentner Kraftfutter aus dem Ausland importiert. RAMM meint,dass bei einem Verbrauch der anfallenden Melasse zu Futterzwecken ca. ein Sechstel derKraftfutterimporte eingespart werden könnte.

Die Rübenmelasse ist eine zähe, dunkelbraune, eigentümlich riechende Flüssigkeit mit einemWassergehalt von 15,5-32%. Von dem Wassergehalt ist die Haltbarkeit abhängig, je dünnerdie Melasse, desto schneller wird sie sauer und damit verdorben. Wegen dieser Eigenschaftenwurde Melasse meistens gebunden an Trägerstoffe (Torf, Schnitzel, Häcksel, Schrote etc.)verfüttert Von den Melassemischungen war die gebräuchlichste die Torfmelasse. RAMM(1899) ist der Auffassung, dass man von der Verwendung anderer Melasseträger, wieÖlkuchen, Malzkeime, Biertreber etc. wieder abgekommen ist, da die Melasse in dieser Formweniger bekömmlich und außerdem die Wertbestimmung der Futtermittel mittels Analysesehr schwierig sei.Eine Ausnahme bilden Blutmelasse und Magermilchmelasse, die beim Milchvieh zu gutenLeistungen führen sollen. Die Blutmelasse besteht aus 20 Teilen Melasse und 80 Teilen Blutund wird mit soviel Kleie vermischt, dass sie völlig aufgesogen wird. Über die

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Zusammensetzung der Melasse wurde wiederholt berichtet (VOIGT 1897, RAMM 1899,WEISER 1906, GAGNY 1906, KELLNER 1908, S. 114-115 u. a) Auf die Veränderungen derGehalte an Salzen in Abhängigkeit von dem Herstellungsverfahren macht ein anonymerAutor (ANON. 1898 b) aufmerksam.RAMM (1899) ist der Ansicht, dass die Bestandteile der Asche für die Ernährung nicht vonBelang sind, ein großer Teil der Stoffgruppe der stickstoffhaltigen Bestandteile keinerleiNährwert hat und der Wert der Melasse ausschließlich in seinem Zuckergehalt liegt, aus demdie N-freien Inhaltsstoffe zum größten Teil bestehen.Nach KELLNER 1908 (S. 115) sind in der flüssigen Melasse im Durchschnitt 48%Rohrzucker vorhanden. Die N-haltigen Stoffe der Melasse beinhalten durchschnittlich nur0,5% Eiweiß, der Rest besteht aus Amiden, die nach ... vorliegenden Untersuchungen keinenNährwert haben. Die Asche der Rübenschnitzel und der Melasse ist sehr reich an Kalium,aber fast frei von Phosphorsäure und enthält nur wenig Kalk.Die gewöhnlichen Melassen sind in ihrer Zusammensetzung sehr ähnlich, unabhängig vomZuckergewinnungsverfahren. Anders dagegen die Restmelasse (72-80% Gesamtzucker in derTS), die in den Melasseentzuckerungsanstalten zuletzt übrig bleibt.Oberveterinär JARMATZ (1905) erwähnt, das Interesse an den zuckerhaltigen Melasseartensei durch die Erkenntnis geweckt worden, daß die N-reichen Muskelfasern bei denFunktionen des Tierkörpers auch nicht annähernd so verbraucht werden, wie dieKohlenhydrate. So wurde zunächst versucht, die unzersetzte sog. grüne Melasse als eineigenständiges Futtermittel einzuführen und zu verwerten. Aber bei der Fütterung tratenvielerlei Verdauungsstörungen (Durchfall und verminderte Freßlust) auf, die auf den hohenGehalt an Kali- und Natronsalzen sowie an organischen Säuren zurückgeführt wurden.Außerdem war die Konsistenz des Futtermittels für den Versand schlecht geeignet. Auch dieschlechte Dosierbarkeit und Unsauberkeit beim Füttern führte zu den verschiedenenVersuchen die Melasse mit anderen Futtermitteln zu vermischen und damit gleichzeitig ihrediätetischen Eigenschaften zu verbessern.

B. Verwendung der Melasse ohne Trägerstoff

1845 erwähnt HAUBNER (S. 412) die Möglichkeit der Melassefütterung an Pferde nur sehrkurz. 1881 schreibt er (S. 456-458) über den Nahrungswert der Melasse, dass dieser nochnicht ausreichend festgestellt ist. Im Allgemeinen wird 1 Pfd. Melasse gleich 2 Pfd. Heugesetzt; allerdings auch höher, aber auch viel niedriger veranschlagt.Bei reichlicher Verwendung der Melasse kommt es zu Durchfall und auch reichlichHarnabsatz. Bei andauernder Verwendung, v. a. ohne reichliche Heuzugabe tritt eineeigenthümliche(n) Dyskrasie mit großer Muskel- und Nerven- (Kreuz-) Schwäche,Anschwellen der Füße sc. auf. Diese Krankheit kann schon innerhalb von 6-8 Tagen zum Todführen. Die Melasse fördert den Appetit, gegen diese Wirkung stumpfen die Tiere jedochnach einiger Zeit ab. Sie wirkt auch als Laxiermittel.

Im vierten Quartal 1897 wurden in der Armee umfangreiche Fütterungsversuche mitunterschiedlichen Melasseprodukten vorgenommen. ANON. fasst im Juni 1898 (a) dieBerichte über die Ergebnisse zusammen:Seine Versuche im Leib-Kürassier-Regiment überzeugten Oberroßarzt HUCH nicht von dervorteilhaften Wirkung der Melassefütterung. Die Melasse wurden z. T. als Torfmelasse und z.T. als reine Melasse, verdünnt mit 2 Teilen Wasser und mit Häcksel vermischt, verabreicht.Die Fütterung mit 1 Pfd. Torfmelasse dreimal täglich hatte zwar keine nachteiligen Folgen,die erwarteten Vorzüge blieben jedoch auch aus.

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Oberroßarzt KUTTKOWSKI beurteilt die Melasse nach seinen Versuchen als ein Mastfutter,das sich nicht zur allgemeinen Einführung bei den Dienstpferden eignet. DieMelassefütterung hat dieselben Nachteile wie die Maisfütterung, nämlich vermehrtesSchwitzen und schnelleres Abfallen der Kondition der Pferde bei größeren Anforderungen. Erbevorzugt für evtl. mögliche Zulagen zur normalen Ration intensiver nährende Futtermittel,wie Erbsen und Pferdebohnen. Auch Korpsroßarzt STRAUCH vertritt diese Ansicht.Unterroßarzt HEINISCH führte die Versuche beim "2. Pommerschen Feldartillerie-RegimentNr. 17“ mit reiner Melasse durch. Die Melasse wurde mit Wasser verdünnt und dem Hafer inQuantitäten von zunächst ½ Pfd., später bis zu 4 Pfd., beigemischt. Die Pferde gewöhntensich bald an die Fütterung, wenn sie es nicht von vorneherein gerne nahmen. Während derVersuchsdauer hatten alle Pferde breiige Fäzes, z. T. sogar Diarrhoe. Bei Anstrengungen hatteder Referent den Eindruck, dass die Pferde leichter schwitzten. Eine Besserung imNährzustand wurde nicht wahrgenommen, auch die Zahl der Koliken veränderte sich nicht.Bei einer Batterie wurde die Restmelasse zur Kolikprophylaxe über die Weihnachtsfeiertagegegeben und es erkrankten fünf Tiere an Leibschmerzen, die jedoch nicht behandelt werdenmußten.Über die Versuche im „1. Pommerschen Feldartillerie-Regiment Nr. 2“ berichtet RoßarztKRAMELL. Die Pferde erhielten zunächst ½ Pfd., später je 1 Pfd. reine Melasse als Zulagezum Morgen-, Mittag- und Abendfutter. Nach anfänglich teilweise vorhandenem Widerwillengewöhnten sich alle Pferde an das Futter und fraßen es schließlich sehr gern. SchlechteFresser hatten bald einen regen Appetit und besserten sich auffällig im Nährzustand. DieKolikanzahl nahm beträchtlich ab. Aber die mit Melasse gefütterten Pferde schwitztenleichter.Außerdem berichtet der anonyme Verfasser (1898a) des Artikels, dass kürzlich das„Königliche Kriegsministerium“ Berichte von den Generalkommandos eingefordert habe überden Umfang der Verfütterung von Melasse an Dienstpferde im Etatsjahre 1897/98 und diedamit verbundenen Erfolge. Aus den Berichten läßt sich schließen, dass die Melassefütterungin einem großen Teil der berittenen Truppen aller Armeekorps Eingang gefunden hat undteilweise große Mengen Melasse verfüttert wurden. Aus den Erfahrungen ergibt sich, dass dieMelasse als Ersatzfutter für Hafer nicht in Frage kommt, jedoch als Beifutter und alsdiätetisches Mittel unter Umständen zu empfehlen ist. Dies gilt besonders für die Zeit nachden Herbstübungen, um die Kolikrate zu senken; insbesondere in den Fällen, wo eineErhöhung der Heuration nicht möglich ist (ANON, 1898a).

Auch in einem Breslauer Kürassierregiment wurde Melasse (2 Pfd. pro Tag mit Häckselvermischt) erfolgreich an Pferde gefüttert (KUNTZE-DELITSCH 1898 nach SCHMOEGER1904).

Gaben von 2-3 Pfd. Melasse an Pferde haben sich nach RAMM’s (1899) Angabenaußerordentlich gut bewährt. Schlechte Fresser bessern sich, die Pferde fallen in derarbeitsreichen Zeit nicht mehr so ab und die Kolikerkrankungen werden seltener undverlaufen leichter. Die Melasse kann dasselbe Gewicht Hafer in der Ration ersetzen.DECHAMBRE (1903) empfiehlt zur Ernährung von Pferden bei einem Gewicht von 500 –600 kg bei üblichen Rationen bis 1,5 kg Melasse täglich.

1904 (a) faßt ANON. verschiedene Berichte zur Melassefütterung aus Südamerika zusammen.Schon seit 70 Jahren wird auf (nicht näher bezeichneten) Zuckerplantagen Melasse an Pferdeverfüttert. Dort stellt diese Fütterung eine sinnvolle Verwertung der Abfälle derZuckerproduktion dar. Neuerdings wird der Wert der Melasse als Pferdefutter in allenErdteilen diskutiert. Dieser Autor berichtet über einen Fütterungsversuch an 100 Zugpferden

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mit Rohrzuckermelasse, die bei schwerer, langsamer, täglich zehnstündiger Arbeit folgendeRation pro Pferd und Tag erhielten:morgens und abends: 1 Quart6 Melasse vermischt mit 3 Quart Wasser

und diese Mischung vermengt mit 6 Pfd. gutem geschnittenem Heu, 1 ½ Quart Maismehl und 2 ½ Quart grober Kleie;

mittags wurden 5 Quarts Hafer verabreicht,nachts wurden neben dem obigen Melassegewicht 11 Pfd. Heu lang gegeben.Bei dieser Fütterung hatten die Pferde die gleiche Arbeitsleistung, wie bei der gewohntenRation aus Hafer, Kleie und Heu, aber sie legten Gewicht zu und ihr Aussehen besserte sich.Das Allgemeinbefinden war ausgezeichnet und die Anzahl akuter Verdauungsstörungen undKoliken ging mit der Melassediät zurück.In Frankreich wurde ein ähnlicher Versuch, allerdings mit weniger Pferden, mitRübenzuckermelasse durchgeführt. Die Resultate waren gleichermaßen befriedigend.ANON. (1904 a) berichtet auch von den Erfahrungen des Tierarztes Dr. GRIFFIN, derArmeepferde in Portorico mit Melasse fütterte. Die Pferde gediehen zwar bei der Fütterung,aber die Melasse lockte Insekten, v.a. Fliegen und Ameisen herbei. Außerdem klebte dieMelasse am Haarkleid der Tiere und beschmutzte Kopf und Brust der Pferde, sowie Halfterund Zaum, Kleidung und Ausrüstung der Wärter.

Oberveterinär KREMP (1904) fasst die Berichte über die versuchsweise Melassefütterung(0,25-0,5 l in der Ration) zur Kolikprophylaxe in der deutschen Armee zusammen:Die Anzahl der Kolikfälle nach den Herbstübungen sei im Vergleich zum vorigen Quartal undauch im Vergleich zum gleichen Quartal des vorigen Jahres entschieden geringer gewordendurch Bewegung der Pferde, Rauhfutter- und Melassezulage. Die Melasse wirkte leichtabführend, bei einigen Tieren kam es auch zu Durchfall, so dass die Melassefütterung beidiesen Tieren vorübergehend wieder eingestellt werden mußte. Auch UnterveterinärNEUMANN berichtet über den Erfolg der gleichen Maßnahmen zur Kolikprophylaxe.Über den Erfolg der Kolikprophylaxe-Maßnahmen im einzelnen berichtet StabsveterinärMEIER etwas genauer. Die Zahl der Kolikerkrankungen im vorausgegangenen Quartalbeziffert er als sehr hoch, obwohl nach dem Manöver für täglich ausgiebige Bewegung undeine genügende Heuzulage gesorgt wurde. Zusätzlich bekamen die Pferde einige Wochenlang tägliche Gaben von Kochsalz zur Anregung der Verdauung. Außer bei einem Pferd miteiner Sandkolik gelang es nicht, die Ursache der Kolikerkrankungen herauszufinden. SeitMitte November erhielten die Pferde eine kleine Portion Melasse mit dem Futter gereicht unddurch diese Maßnahme ging die Zahl der Kolikerkrankungen rapide zurück. Seit MitteNovember war kein ernster Kolikfall mehr zu verzeichnen.Stabsveterinär SCHULZ gibt den jungen Remonten im Regiment seit drei Jahren täglich ½bis 1 kg Melasse. Diese Fütterung hat sich zur Vorbeuge von Kolikerkrankungen bewährt,denn seit diese Fütterung eingeführt ist, erkrankte kein Pferd mehr an Kolik (KREMP 1904).

1905 berichten FISH und SEAMAN über Fütterungsversuche mit Melasse an drei älterenruhenden Pferden an der Veterinärschule des Staates New York. Gewicht und Stoffwechselwurden nach der Aufstallung zu den Versuchen über eine Woche lang kontrolliert. Dannbekamen die Versuchstiere über mehrere Monate verschiedene Futtergemenge bestehend aus:Melasse, Heu, Hafer und Kleie. Die Versuchspferde leisteten während des Versuchs keineArbeit.Bei allen drei Pferden wurde bei den Harnanalysen Zucker gefunden, bei zwei Tieren auchintermittierend Albumin. Die Gegenwart dieser beiden Parameter im Urin galten alsIndikatoren für eine Stoffwechselschädigung. Allerdings war das Wohlbefinden der Pferde in 6 Quart: US-amerik. Flüssigkeitsmaß: 0,946 l; US-amerik. Trockenhohlmaß: 1,12 l

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keiner Weise gestört. Des weiteren sank der Harnstoffwert im Urin während des Versuchs beiallen Tieren ganz beträchtlich unter die Norm. Die Menge der Phosphate und Sulfateschwankte, nahm aber mit fortschreitender Versuchsdauer tendenziell ab, ebenso dieChloride. Nach dem Fütterungsversuch wurde eines der Pferde getötet und obduziert. Diehistologische Untersuchung ergab eine akute Nephritis und eine akute parenchymatoseHepatitis.Abschließend vertreten FISH und SEAMAN (1905) die Ansicht, dass der Wert der Melasseals Futtermittel unumstritten sei. Jedoch muss zur Bemessung der zulässigen Melassemengein der Ration Alter, Größe und Arbeitsleistung der Pferde berücksichtigt werden. Außerdemmuss das Nährstoffverhältnis einer Ration mit Melasse überprüft werden.

GAGNY berichtet 1906 über die Versuche LAVALARD’s, der über einen Zeitraum von dreiJahren an 1400 Pferde der Omnibusgesellschaft in Paris Melasse verfüttert hat in allmählichsteigender Menge. Das Gewicht der Pferde blieb in dem Versuchszeitraum konstant.Die Melasse wurde meistens zu gleichen Teilen mit anderen Futtermitteln (Malzkeime, Kleie,Maiskeime usw.) vermischt, da die Handhabung der reinen Melasse zu umständlich ist.

Nach KELLNER (1808, S. 115) können bis 3 Pfd. Melasse pro Tag pro 1000 Pfd. KGWohne Nachteile verfüttert werden, nach LUDEWIG (1906 a, S. 160-168) ist es möglich,Melasse 1:1 gegen Hafer auszutauschen. LUDEWIG (1.c.) betont, dass die Gefäße und Pferdeextrem sauber gehalten werden müssen, um den Fliegenbefall zu beschränken.1908 vertritt LUDEWIG die Ansicht, dass die bequemste und billigste Methode, den PferdenKohlenhydrate zuzuführen, die Melassefütterung sei. Die Fütterung mit Rohmelasse wirkesich durch den darin enthaltenen Zucker und die leicht löslichen organischen Salze günstigaus. Sie regt den Appetit an und ist ein vorzügliches diätetisches Futtermittel.

Vier Teile Melasse können fünf Teile Hafer in einer Ration für schwere Arbeitspferdeersetzen bis zu einer Gesamtmenge von 2,5 kg Melasse (HOFMAN-BANG, 1917 nachOLSSON u. RUUDVERE 1955).

Melasse ist nach ANON. (1929, S. 425-426) kein geeignetes Kriegsfutter. Die Aufbewahrungist schwierig, die Belästigung durch Fliegen wird unerträglich und ein langsames Gewöhnenan diese Fütterung ist im Feld kaum möglich. Wurde den Pferde im 1. Weltkrieg mehr als 1 ½bis 3 Pfd. Melasse täglich gegeben oder Melasse neben Weidegang oder Grünfutter, erkrankteein Teil der Pferde an Durchfall. Auch bei der Fütterung von Hafer mit Melasse ohnegenügende Häckselbeigaben kam es zu Erkrankungen. Stellenweise wurde beobachtet, dassbei starker Melassefütterung im Sommer besonders häufig Mauke, mit z. T. brandigemCharakter, bei den Pferden auftrat. Nach einem Futterwechsel trat Heilung ein.Der deutsche CHEFVETERINÄR OST (1918) rät, die Melasse nur sehr frisch zu verfüttern,da sie leicht verdirbt. Ein Wassergehalt von über 25% begünstige die gesundheitsgefährdendeVerderbnis. Kadavermehl, Sägemehl und andere wenig schmackhafte Ersatzfuttermittelwerden nach Melassezusatz von den Pferden lieber gefressen. Je nach Größe der Pferdesollten nicht mehr als 0,5 bis 2 kg Melasse täglich gegeben werden, da es sonst zufütterungsbedingten Durchfällen und Darmkatarrhen kommen kann. Bei hochtragendenTieren kann Melassefütterung zu Aborten führen. Es sollte bei Melassefütterung kein Salzzugegeben werden. Auch gleichzeitige Kartoffelfütterung ist von Nachteil.

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AXELSSON empfahl 1943 (nach OLSSON und RUUDVERE 1955), nicht mehr als 1,5-2 kgMelasse täglich zu füttern, weil die Pferde sonst vermehrt schwitzten und die Fäzes zudünnbreiig würden.

C. Verwendung der Melasse mit Trägerstoffen

Wegen der Unhandlichkeit der reinen Melasse wurde sie zunehmend mit sog. Trägerstoffenvermischt. Als Melasseträger wurde das frische auf den Schlachthöfen aufgefangene Blut,Torfmoos, Malzkeime, Biertreber, Rübenschnitzel und andere Stoffe verwendet (JARMATZ1905). KELLNER (1909, S. 24) gibt einen Überblick über zu die dieser Zeit im Handelbefindlichen Futtermischungen mit nur einem Melasseträger und deren Gehalt an Melasse:

Futtermittel MelasseanteilMelasseschnitzel ............... 30-60%Biertrebermelasse ............. 50-60%Palmkernmelasse .............. 60-70%Maiskeimmelasse ............. 60%Kokosnussmelasse ............ 60%Kleiemelasse ..................... 50%Getreideschlempemelasse . 50%Torfmelasse ...................... 70-75%

KELLNER (1909, S. 24) warnt vor der Verfütterung von Melassemischfuttern mit mehr alseinem Melasseträger, da die Bewertung eines solchen Futtermittels äußerst schwerfalle unddie chemische Zusammensetzung nichts über die Verdaulichkeit der einzeln Inhaltsstoffeaussage. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass die Eisenbahnen1910 auf Anregung des „Verbandes Süd- und Westdeutscher Melassefabriken“ fürMelassefutter mit nur einem Trägerstoff einen günstigeren Spezialtarif einführten (KARIGER1963, S. 54).

C.1 Torf als Trägerstoff

ANON. geht 1898 (b) von der Annahme aus, dass das Melassetorfmehl folgendeZusammensetzung hat:

6% stickstoffhaltige Stoffe oder Rohprotein, wovon die Hälfte aus Amiden besteht, 0% verdauliches Fett und39% verdauliche N-freie Extraktstoffe.

Der Autor hält aufgrund dieser Nährstoffzusammensetzung die Bezeichnung „Kraftfutter“ fürunzulässig, da insgesamt nur etwas mehr als 40% verdauliche Nährstoffe enthalten sind unddiese auch noch in einem viel zu weiten Nährstoffverhältnis stehen.

JARMATZ beschreibt 1905 das Melasse-Torfmehlfutter als eine dunkelbraune, fest-weiche,etwas krümelige Masse, die einen an Sirup erinnernden Geschmack und Geruch hat. Dasverwendete Torfmoos enthält nach JARMATZ (1905) zu etwa 70% Humose, Gerbsäureenthaltende Stoffe, welche die in der Melasse enthaltenen Kali- und Natronsalze binden unddamit neutralisieren. Bei der Torfmelasse wird dem Torf mittels eines besonderen VerfahrenMelasse beigemischt, so dass in dem Produkt 20% Torf und 80% Melasse enthalten sind(LUDEWIG 1906a, S. 160-168). Nach SCHREIBER (1906) ist Torfmelasse durch einReichspatent geschützt und besteht zu 75-80 % aus unverdauter Rübenmelasse und zu 20-25% aus sandfreiem Moostorf. Es enthält 36-40 % Zucker. Der Moostorf, der keinerleiÄhnlichkeit mit dem bekannten Brenntorf hat, enthält freie Humussäuren und Gerbsäuren, so

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daß er hemmend auf das Wachstum von Bakterien und Schimmelpilzen wirkt. Hinzu kommtseine Fähigkeit die Melasse aufzusaugen.

Die Torfmelasse darf nach JARMATZ (1905) nicht als Kraftfutter bewertet werden, sondernkann höchstens als Zulage zur normalen Hafer- und Heu- Ration aus diätetischen Gründengegeben werden. Der Ersatz eines Teils der Haferration durch Melassepräparate wird beilängerer Fütterung die Kraft und Ausdauer des Truppenpferdes beeinträchtigen.Der Wert der Torfmelasse als diätetischer Zusatz zur normalen Ration ist aber nichtabzustreiten. Sie regt bei schlechten Fressern den Appetit an, das Haarkleid wird glänzenderund die Zahl der Kolikerkrankungen wird durch die Fütterung mit Torfmelasse herabgesetzt.Ähnliche Erfahrungen machte auch LUDEWIG (1906a, S. 160-168): Die in der Torfmelasseenthaltenen Salze (durch den Gerbsäuregehalt des Torfes neutralisiert) fördern die Verdauungund erhöhen außerdem das Durstgefühl und beleben die Darmtätigkeit. Daher sei esempfehlenswert, Torfmelasse zusätzlich zur normalen Ration zu geben und zwar immer dann,wenn die Kolikrate erfahrungsgemäß am höchsten ist, wie im Herbst nach dem Manöver oderim Frühjahr zur Zeit des Haarwechsels.Nach JARMATZ (1905) Ansicht ist die Anregung des Appetits durch die Torfmelasse unddamit die erwünschte Verbesserung des Nährzustands nur zu erreichen, wenn gleichzeitigauch mehr Heu gegeben wird. Ein bis zwei Tage dauert es, bis sich die Pferde an die neueFütterung gewöhnt haben. Die Pferde von diesem Beifutter wieder zu entwöhnen seischwierig. Bei einem plötzlichen Wegfall der Torfmelasse-Zulage gehe die Freßlust derPferde zurück und es dauere fünf bis sechs Tage, bis der Appetit der Pferde wieder derGleiche ist, wie vor der Zulage. Dieser Umstand ist im Manöver oder bei einerMobilmachung hinderlich. Ein weiterer Nachteil der Melassefütterung ist, dass dieFliegenplage in den Stallungen stark zunimmt. Außerdem fällt auf, dass die Pferde ihreRation bei Melassebeigabe weniger sorgfältig kauen (JARMATZ 1905).JARMATZ (1905) empfiehlt, sich beim Ankauf des Melasse-Torfmehls vom Fabrikanten denWassergehalt des Futtermittels, sowie den Zucker- und Salzgehalt garantieren zu lassen. DerWassergehalt darf nicht mehr als 24 bis 25% betragen, sonst verdirbt das Futtersurrogat zuleicht. Bei 48% Zucker darf der Salzgehalt nicht höher als 8% sein. Je geringer derZuckergehalt, desto höher ist die Menge an enthaltenen Salzen und umgekehrt.Gibt man mehr als 2-3 Pfd. Torfmelasse, treten häufig Durchfälle ein. Deshalb sollte manauch die Melassegabe bei den geringsten Anzeichen von Diarrhoe einschränken oder absetzen(JARMATZ, 1905).

Über die Verwendung der Torfmelasse liegen zahlreiche Berichte (Tab. 3) vor, die in denletzten Dezennien des 19. Jahrhunderts beginnen und besonders zahlreich um dieJahrhundertwende waren.

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Tab. 3: Berichte über den Einsatz von Torfmelasse

Jahr Land Autor/Versuchs-ansteller

Ration,empfohleneTagesmenge

Tierzahl, soweit angegeben undBeobachtungen

1889 DK GOLDSCHMIDT,priv.

1,5 kg 15 Zugpferde, Verbilligung der Rationdurch Ersatz von Hafer und Mais

1896-97

D TETZNER, Milit. O,5-1,5 kg 1 Regiment, gut gefressen, guterFutterzustand, keine Koliken

1897 D BEIER, Milit. 1,5 kg keine Koliken, guter Futterzustand1897 D BÖHLAND, Milit. 0,5-1,5 kg 2 Eskadrons, z. T. Diarrhoe, keine

Koliken, guter Futterzustand1897 D KUNZE, Milit. 1,5 kg 1 Regiment, guter Futterzustand,

vermehrtes Schwitzen,Leistungsfähigkeit ↓

1897 D PÄTZ, Milit. 1,5 kg 20 Pferde, guter Futterzustand, z. T.Diarrhoe

1897 D WANDERSLEBEN 3 kg keine Diarrhoe1897 D JÖRSS, priv. 1,5 kg für

0,5 kgSchrot

Verbilligung der Ration

1897 CH SCHWENDIMANN,Milit.

1,5 kg gute Erfahrungen, ständige Fütterungim Kavallerie-Zentral-Remontedepot

1898 D JÖRSS, priv. 1,5 kg Freßlust ↑, verbessertes Haarkleid beigleicher Leistung

1898c D ANON., Milit. 1,2 kg 18 Pferde, Vergleichsfütterung mitHeu → Heu ebenso gut

1902 F LAVALARD, priv. 1 kg 1 kg Torfmelasse ersetzt 1 kg Hafer1902 F GRANDEAU u.

ALEKAN0,85-1,7 kg Fütterungsversuch an 3 Pferden mit

Bilanzversuch für Kalium1903 F LESBRE, Milit. 1,5 kg 2 Pferde, für Rekonvaleszenten

empfohlen1903 F DECHAMBRE, priv. bis 3,5 kg Fütterungsempfehlung1905 S SMIDT keine

Angabeschlechte Akzeptanz, wertlosesFuttermittel (gen. Molasin)

1905 A LATSCHENBERGERu. POLANSKY

1-1,5 kg gute Akzeptanz, appetitanregend, aberkein Haferersatzprodukt (gen.Molasin)

1906 D SCHREIBER, priv. 1/3 derHaferration

400 g pro Tier/Tag empfohlen

1910 S HANSSON, priv. Torf hat keine Futterwirkung1915 D PELZ, priv. 2,5 kg Leistungserhalt trotz

Haferrationierung

Wie aus der Tabelle 3 hervorgeht waren die Erfahrungen meistens positiv. ErgänzendeUntersuchungen über die Verdaulichkeit von Torfmelasse stammen von diesen und weiterenAutoren, die nachfolgend abgehandelt werden.

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GOLDSCHMIDT (1889) berichtet über mehrmonatige Fütterungsversuche mit Torfmelassean 15 Pferden der Kopenhagener Pferdebahngesellschaft. 1 kg Hafer und 0,5 kg Mais wurdendurch die gleiche Gewichtsmenge Melasse ersetzt und die Pferde hielten sich gut dabei.

GRANDEAU und ALEKAN (1902) stellten fünfmonatige Fütterungsversuche in der„Compagnie Générale des Voitures in Paris“ an. Dieses Fuhrunternehmen besitzt ca. 13 000Pferde und einen Versuchsstall mit Einrichtungen für die genaue Aufsammlung von Kot undHarn der Versuchstiere. Sie prüften:1. Hat das Torfmehl im Gemisch mit Melasse thatsächlich einen die Verdauung der übrigen

Stoffe herabsetzenden Einfluß?2. Macht das Torfmehl die Alkalisalze der Melasse unschädlich?Drei Pferde wurden sowohl bei Stallruhe als auch bei Arbeit mit Haferstroh und Maisgefüttert und erhielten verschiedene Zulagen von Torfmelasse.Der Torf in den Torfmehlzulagen setzte die Verdaulichkeit der übrigen Futtermittel herab undder Versuch bestätigte damit die Ergebnisse, die zuvor schon KELLNER (1900a) beiVersuchen an Schafen auf der Versuchsstation in Möckern erzielt hatte. Die mittlereVerminderung der Verdaulichkeit berechnet aus den beiden Versuchsreihen beläuft sich fürdas Rohprotein des Mais- und Haferstrohes auf 15%, für das Fett auf 42% und für dieZellulose auf 40%.Zur Beantwortung der zweiten Fragestellung, welche die Wirkung des Torfmehls auf dieAlkalisalze der Melasse klären sollte, wurde der Kaliumgehalt der Futterstoffe, desTränkewassers und des Kotes bestimmt. Wenn das Torfmehl die Kalisalze der Melasseunlöslich macht, wie von einigen Seiten behauptet wird, dann müßten sich die Kalisalze imKot wiederfinden und nicht in den Harn übergehen.Im Bilanzversuch verminderten sich die Ausscheidungswege des Kaliums durch denTorfmehlzusatz in keiner Weise. Bei beiden Rationen wurde das Kalium zu etwa 70% überden Harn und zu etwa 30% über den Kot ausgeschieden. Das Torfmehl kann die Kalisalzealso nicht binden.In zahlreichen Versuchen mit verschiedenen Melassen ohne Torfmehlzusatz haben die beidenVerfasser (GRANDEAU und ALEKAN 1902) bei vorsichtigem Futterwechsel keinelaxierende Wirkung des Futtermittels beobachtet, aber auch keine Kolikfälle. Der Torf hatalso auch mit der günstigen diätetischen Wirkung der Melasse nichts zu tun.

Nach STUTZER (1912) ist Torf ein guter Melasseträger und zwar in erster Linie, wenn dieMelasse nicht sauer ist und somit die Schimmelbildung vermieden werden kann. Der Zusatzvon Natron bei der Melasseproduktion neutralisiert die Säuren. Die wertbestimmendenInhaltsstoffe der Melasse leiden dadurch nicht.

C.2 sonstige Trägerstoffe

Neben Torf wurden zahlreiche andere Trägerstoffe verwendet wie Stroh, Häcksel, Kleie,Malzkeime, Ölrückstände, Trockenschnitzel etc.

In einem sehr frühen Bericht (ANON. 1843) heißt es, der Besitzer einer chemischenProducten-Fabrik in der Nähe von Lyon habe mit Stroh mit Sirup (von Rohrzucker oderRunkelrüben) das Heu und sogar einen Teil des Hafers ersetzt. Nach 24-stündigemEinweichen von Stroh setzte er Sirup hinzu. Ein Pferd erhielt täglich 36-48 Pfd. Strohhäcksel,die mit 2 Pfd. Sirup angemacht wurden.Auch LUDEWIG (1906 a, S. 167-168) erwähnt die Strohmelasse, aus 60 Teilen Strohhäckselund 40 Teilen Melasse bestehend.

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ALQUIER fütterte an seine Dienst- wie Reitpferde seit 1900 täglich bis zu 1 ½ kg Pail-mêl(paille mélassé)= Strohmelasse. Seinen Angaben zufolge enthält die besagte Melasse 40%Zucker, so dass die Pferde täglich ca. 500 g Zucker aufnehmen. ALQUIER empfiehlt, dieTagesdosis wegen der stark abführend wirkenden mineralischen Stoffe in der Strohmelassenicht weiter zu erhöhen (BARTHEL 1910). GRANDEAU (1903) fütterte Strohmelasse(60,5% Melasse und 27,5% Stroh) an ein Versuchspferd und kommt zu dem Schluss, dass siedem Nährwert des Hafers kaum nachsteht.

Die Klimaxmelasse besteht nach KELLNER aus 25% Laubholzmehl, 5% Kastanienmehl und70% Melasse und ist wie die Torfmelasse zu beurteilen (LUDEWIG, 1906 a, S. 167).KARIGER (1963, S. 43) beurteilt dieses Futtermittel als Versuch, ein geringes Futter durcheinen Phantasienamen aufzuwerten.

Auch das Klimax-Malzkeim-Melassefutter war als Pferdefutter recht beliebt. Es müsstewegen der hohen Verdaulichkeit guter Malzkeime einen positiven Nähreffekt haben.Tatsächlich zeichnet sich das Klimax-Malzkeim-Melassefutter durch einen hohenEiweißgehalt neben etwas Fett aus. Die Erfahrungen mit diesem Futtermittel sind durchweggut. Trotzdem ist auch dieses nicht als Hafersurrogat zu empfehlen. Neben der normalenHaferration können 3 bis 4 Pfd. des Klimax-Malzkeim-Melassefutter(s) gegeben werden, diePferde fressen es sehr gern (JARMATZ, 1905).

Die Hopfenmelasse besteht aus ausgenutztem Hopfen, der mit Melasse vermischt wurde.LUDEWIG (1906 a, S. 167-168) beurteilt den Nutzen dieses Futtermittels als sehrzweifelhaft.

Von einer Blutfuttermehlfabrik in Kiel stammt das von LILIENTHAL (1899) untersuchteBlutfuttermehl. Es besteht aus Blut, Zuckermelasse und ein oder mehreren Futtermitteln zumAufsaugen der Blutmelasse (gemahlenes Stroh, Kaff, Hirsespelzen usw.). Das Blutfuttermehlenthält nach Herstellerangaben: 17% Eiweiß und ca. 1% Amide, 2,5 - 3,5% Fett und 55 –60% N-freie Extraktstoffe, davon 22 – 23% Zucker. Seit dem 1. Januar 1898 füttert er mitErfolg an vier mittelschwere Pferde täglich 4 Pfd. Blutmehlmelasse. Die alte Ration aus 12Pfd. Hafer und einer ausreichenden Menge Heu wurde teilweise durch Blutmehlmelasse (2Pfd. anstelle von 3 Pfd. Hafer, max. 4 Pfd.) ersetzt.Mit dieser Ration aus Hafer und Blutfuttermehl werden bei nahezu gleichem Nährstoffwertca. 72 M pro Jahr und Pferd Futterkosten eingespart. Die Pferde müssen allerdings erstlangsam mit steigenden Mengen an die Blutmehlfütterung gewöhnt werden. DerGesundheitszustand der Pferde in dem Versuchsjahr war gut. Es wurden auch keineDurchfälle oder Polyurie beobachtet, wie man es sonst von der Melassefütterung kennt. DiePferde sind wohlbeleibt, ohne in der Leistungsfähigkeit nachzulassen, wie es bei derMaisfütterung der Fall ist. Harn- und Kotabsatz waren unauffällig und unverdauteHaferkörner oder Stärkekörner wurden nicht gefunden.Nach SCHREIBER (1906) waren die Erfahrungen mit Blutmelasse nicht gut. Das Blut mußsterilisiert werden, dabei gerinnt das Eiweiß und die Verdaulichkeit wird herabgesetzt. DieBlutmelasse kommt in Form von Kuchen und Pulver in den Handel, aber beide Produktebesitzen nur eine geringe Haltbarkeit. Frisch sind sie klebrig und schimmeln beiunvorsichtiger Aufbewahrung, lagert man sie aber trocken, wird sie knochenhart und läßt sichnur noch schwer zuteilen.1918 veröffentlicht ANON. die Zusammensetzung der Blutmelasse nach E. POTT. ZurHerstellung der Blutmelasse wird frisches Blut mit etwa 25% Melasse vermischt und diese sohaltbar gemachte Masse dann mit Getreidespreu, Kleie und anderen geeigneten aufsaugenden

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Materialien vermischt, getrocknet und dann in Kuchen- oder Pulverform verkauft. DieZusammensetzung der so gewonnenen Futtermittel schwankt:

Trockensubstanz ......................... 80,6 - 92,9, im Mittel 84,2%

Protein ........................................ 13,3 -27,8, „ „ 18,1%

Fett ............................................. 0,5 - 3,1, „ „ 1,6%

Rohfaser ...................................... 7,7 -35,5, „ „ 16,2%

stickstofffr. Extraktstoffe ............. 82,8 -45,7, „ „ 40,5%Asche ................................................................................. 7,8%

Der anonyme Verfasser berichtet auch, dass MONTINI nach umfangreichen Versuchen beiPferden mit 1 kg Blutmelasse 1,5 kg Hafer vorteilhaft ersetzt hat (ANON. 1918).

Außerdem berichtet JARMARTZ (1905) von einem weiteren Blutpräparat, demBlutkraftfutter, hergestellt von der „Deutschen Futterstoffabrik“. Das frische, auf denSchlachthöfen aufgefangene Blut wird durch überhitzen Dampf sterilisiert, getrocknet und mitMelasse und Kleie vermischt (s. a. Kap. 2.5 „roborierende Futtermittel).

Die Maiskeimmelasse wurde von den Pferden gern gefressen und gut vertragen. Auffälligwar der schnelle und gute Verlauf des Frühjahr-Haarwechsels. Als normale Dosis pro Tagund Pferd empfiehlt SCHREIBER (1906) 300g. Während des fast ein Jahr lang dauerndenFütterungsversuchs trat keine Kolik oder sonstige Unverträglichkeit auf. Auch LUDEWIG(1906 a, S. 167-168) erwähnt die Maiskeimmelasse (69% Melasse enthaltend).

Bei der Verfütterung verschiedener Kleienmelassen traten, trotz vorsichtiger Dosierungen,Koliken und Unverdaulichkeiten mit Gärungserscheinungen auf. Nur dieWeizenschalenmelasse, wurde besser vertragen (SCHREIBER, 1906). Mit etwa 300g diesesMelassefuttermittels kann man beim Pferd etwa 375 g Hafer pro Mahlzeit einsparen. Auch inden Versuchen von WEISER und ZAITSCHECK (1908) mit einer sehr großen Zahl vonschweren Arbeitspferden (1000 bis 1400 kg) einer Budapester Transportgesellschaft an der„königl. ungarischen tierphysiologischen Versuchstation zu Budapest“, wurde die Melasse ineiner Mischmaschine mit Kleie vermischt und anschließend mit anderen Futtermittelnvermengt. Die Versuche wurden in drei größeren Gruppen im Verlauf eines Jahresdurchgeführt. Die Ration bestand aus: Heu ad libitum; 3,25 kg Mais; 3,2 kg Kleie und 2,3 kgMelasse. Die Pferde blieben trotz anstrengender Arbeiten in guter Kondition, ihreLeistungsfähigkeit war in keiner Weise eingeschränkt. Die Tiere schwitzten auch in denheißen Monaten Juli und August nur sehr wenig. Es zeigte sich, dass 4 kg Melasse pro 1000kg Pferd gut vertragen werden. Auch 5 bis 5,5 kg Melasse pro 1000 kg Pferd beeinträchtigenselbst bei langer Fütterung Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Tiere nicht. Allerdingswird die Ration dann sehr klebrig und die Pferde gewöhnen sich nicht so schnell daran undfressen es auch nicht so gerne.

Remontepferde eines Feldarillerie-Regiments erhielten Melasse mit Palmkernmehl insteigender Dosis bis zu 3 Pfd. täglich Das Futter wurde von allen Pferden gut vertragen undvon den meisten am ersten Tag, von wenigen erst am dritten Tag gern genommen. Bei dieserFütterung hörten die Kolikerscheinungen, die bei mehren Tieren nach dem Manöverbeobachtet wurden, auf (WANDERSLEBEN, 1897). Auch einige schlechte Fresser nahmendie Melasse gern auf und besserten sich im Nährzustand .VOIGT (1897) berichtet über Kokos- und Palmkuchenmehl- Melasse (siehe: D. Melasse inMischfuttermitteln). Auch JÖRSS fütterte seine Pferde 1898 mit Palmkernmelasse. NachFRIDERICI-CZERLEINO (1904) bewährte sich die Fütterung mit Kokosnuss- und

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Palmkernmelasse bei der Omnibusgesellschaft in Breslau. Schrittpferde sollen bei schwererArbeit maximal 10 Pfd., Pferde mit schnellerer Gangart höchstens 5 Pfd. pro Tag erhalten.

Die Melassetrester werden aus Melasse und den nach dem Auspressen der Weintraubenübriggebliebenen Trestern hergestellt.. Eingehende Versuche wurden nach JARMATZ (1905)bisher in der Armee nicht angestellt. Erfahrungsgemäß nehmen die Pferde die Melassetresteraber bald und gerne auf und die Fütterung verbessert Leistungsfähigkeit und Nährzustand derTiere.

ANON. berichtet 1903, Tumelin bestehe aus dem schwammigen Inneren der Maisstengel, dasals Melasseträger leicht 40% Zuckerrübenmelasse aufsaugt. LUDEWIG (1906 a, S. 160-168)beurteilt diese Präparate als zu teuer und von zu zweifelhafter Wirkung, als das sie verbreitetin der Pferdefütterung zur Anwendung kommen sollten.

Oberroßarzt FELDTMANN beschreibt 1902 die Zusammensetzung und Wirkung einesMilchmelassefutter(s). Es entstand aus der Notwendigkeit, große Mengen Magermilch zunutzen. Kasein und das übrige Eiweiß wurden mittels eines speziellen Verfahrens aus dererhitzten Magermilch abgeschieden und erkaltet mit den trockenen Futterstoffen vermischt.Das Futter enthält Sonnenblumenkuchenmehl, etwa 40% Melasse und Reiskleie, bzw.Erdnußkleie als Melasseträger. Das Futter konnte monatelang gelagert werden ohne in der Qualität nachzulassen. DieFütterung sei eine sehr reinliche. Die Pferde nehmen das Futter begierig auf.Sechs schlechte Fresser mit in einem dürftigen Ernährungszustand bekamen täglich 2 Pfd.Milchmelassefutter zusätzlich zu ihrer Ration. Der Ernährungszustand, die Freßlust, dasAussehen und die Leistungsfähigkeit dieser Pferde besserten sich in kurzer Zeit erheblich.Nach vierwöchiger Fütterung mit dem Milchmelassefutter war eine Gewichtszunahme dereinzelnen Pferde von 8 bis 15 kg festzustellen. Bei dem letzten Ausbruch der Brustseuchewurde das Futtermittel in Verbindung mit Hafer auch von schwerkranken Pferden noch gernaufgenommen und hielt die Pferde bei Appetit und Kräften. SCHMOEGER (1904) gibt diechemische Zusammensetzung der Milchmelasse an.

Melasseschnitzel entstehen, wenn die aus dem Preßtrichter kommenden Schnitzel mit 16%Melasse vermischt werden (nasse Melasseschnitzel) und dann getrocknet werden(Trockenschnitzel; RAMM 1899).Nach KARIGER (1963) wurden Melassetrockenschnitzel schon in großem Umfang imletztem Dezennium des 19. Jahrhunderts produziert und zeitgleich mit der Torfmelasseentwickelt, um durch einen Melasseträger die Melasse handlicher zu machen. Melasse undRübenschnitzel wurden in dem Verhältnis gemischt, wie sie auch bei der Zuckerproduktionabfielen, so dass ein Viertel bis ein Drittel der Trockensubstanz der Melassetrockenschnitzelaus der Melasse stammte (SCHMOEGER 1904).In der Armee wurden bis 1905 keine größer angelegten Fütterungsversuche mitMelassetrockenschnitzel angestellt, die Erfahrung zeigt aber, dass die Pferde diesesFuttermittel nach einiger Zeit verschmähen (JARMATZ, 1905).Melassetrockenschnitzel enthalten etwa 30-40% Melasse, da die Trockenschnitzel etwa zweiDrittel ihres Gewichts an Melasse aufnehmen können. Sie sollen angeblich bei Pferden einevorzügliche Arbeitsleistung bewirken und gleichzeitig eine hohe diätetische Wirkung zeigen.Auch nasse Schnitzel wurden als Melasseträger verwendet, über die Wirkung diesesFuttermittels war LUDEWIG (1906 a, S. 160-168) jedoch nichts bekannt.

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D. Melasse in Mischfuttermitteln mit mehr als einem Melasseträger

Im Jahre 1895 brachte die Firma „Lüdemann & Jäckel zu Schönebeck a. E.“ erstmals einMelassemischfutter auf den Markt, das neben Melasse Palmkernschrot, Kokoskuchenmehl,Kleie, Haferschlamm u. a. Stoffe enthielt (JARMATZ 1905). Über einen Fütterungsversuchan 16 Omnibuspferden mit Melasse-Pferdefutter der Firma „Ursin & Jaekel in Schönebeck“aus den Endprodukten der Zuckerrübenverarbeitung vermischt mit Kokos- undPalmkuchenmehl berichtet VOIGT (1897). Die Futterwerteinheit dieses Futters war nachAnalysen der LUFAs in Braunschweig und Hildesheim nur halb so teuer wie die des Hafers.Die Versuchspferde, in einem ziemlich herabgekommenem Zustand, gingen täglich 25-30km. Überanstrengung und Übermüdung, die Verdauungsstörungen nach sich ziehen könnten,wurden vermieden. Ab August 1896 wurde täglich 1 Pfd. Mais durch 1 Pfd. Melasse-Pferdefutter ersetzt, so dass am zehnten Versuchstag die Ration neben Heu, Häcksel undStreuhstroh aus 10 Pfd. Melasse-Pferdefutter und 8 Pfd. Mais bestand. Da sich jetzt beieinigen Tieren Durchfall einstellte, reduzierte man die Melassegabe und gab dafür mehrHäcksel: 5 Pfd. Melasse- Pferdefutter, 8 Pfd. Mais, 8 Pfd. Heu, 10 Pfd. Häcksel 2 Pfd.Streustroh.Die Futteraufnahme war anfangs gering, aber am zweiten Versuchstag schon gut. Späterverweigerten die Versuchstiere teilweise die Aufnahme von Futter ohne Melassezusatz.Magere Pferde legten Gewicht zu, bei schlechten Fressern besserte sich der Appetit. KeinPferd verlor an Gewicht, bei einzelnen Pferden stieg es während der Übergangsfütterung umbis zu 30 kg, zwei Pferde behielten ihr Gewicht. Indigestionen, besonders Koliken tratenwährend der sechswöchigen Versuchszeit nicht auf. Die Fäzes waren etwas weicher undfeuchter als gewöhnlich, jedoch ohne unverdaute Maiskörner, wie es bei der alten Rationhäufiger vorkam. Die Pferde waren munter und wurden besonders glatt im Haar.Nach dem Versuch wurde bei allen 850 Pferden der Omnibusgesellschaft dieMelassefütterung eingeführt und sie dauert bis 1897 an. Allerdings darf eine bestimmteMenge Melasse in der Ration nicht überschritten werden, da sonst bei den Pferden ein starkesDurstgefühl eintritt und sie infolge der hohen Wasseraufnahme Durchfall bekommen. Dieseoberste Grenze für den Melasseanteil liegt für Schrittpferde bei schwerer Arbeit um 10 Pfd.und für Pferde mit schneller Gangart um 5 Pfd. pro Tag (VOIGT, 1897).Das Schönebecker Original- Melassefutter ohne jeden Torfmehlzusatz beurteiltMAERCKER als in seiner chemischen Beschaffenheit so gut, wie man es sich nur wünschenkann und außerdem vorzüglich haltbar (LUDEWIG, 1906 a, S. 160-168).

Ab Ende Oktober 1901 erhielten 64 Remonten des „Vorwerks Erichsburg“ statt 4 kg Haferansteigend mit 3 ½ bis 4 ½ kg Baupels Melassefutter. Erst 4 ½ kg Melassefutter brachten dieRemonten in einen ähnlich guten Ernährungszustand, wie 4 kg Hafer. Allerdings hatten dieMelassepferde ein glanzloses, langes Haar, während die Haferpferde ein kurz anliegendes,glänzendes Haar vorweisen konnten. Auch die mit dem Melassefutter gefütterten dürftigenund schlecht fressenden Pferden besserten sich nicht alle in ihrem Ernährungszustand. Beiden Fohlen mußte die Melassefütterung schon bald eingestellt werden, weil sie bei dieserFütterung zu sehr im Aussehen herabkamen. Auch die angebliche Seuchenfestigkeit, diedurch die Melassefütterung hervorgerufen werden soll, wurde in diesem Versuch nichtbestätigt. Im Oktober brach auf dem Remontedepot die Druse aus und die ersten Pferde, dieerkrankten, waren die mit Melasse gefütterten Versuchspferde (ANON. 1902).

LILIENTHAL veröffentlicht im April 1899 seine Erfahrungen mit Blutmelasse. Blut verdirbtsehr schnell. Durch einen Zufall wurde entdeckt, dass der Zusatz von Melasse das Blut überMonate haltbar macht. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung LILIENTHAL’s sind seinenAngaben zufolge auf den meisten großen Schlachthöfen Blutmelassefabriken errichtet

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worden, um das Blut mit seinem hohen Eiweißgehalt für die Viehfütterung nutzbar zumachen. Durch das notwendige Sterilisieren (Erhitzen auf 102 °C) zur Vermeidung vonAnsteckungen, wird die Verdaulichkeit der Proteine herabgesetzt. Zusätzlich enthält dasFuttermittel durch die Melasse leicht verdauliche Kohlenhydrate. Er ersetzte in derFutterration der Pferde 6 Pfd. Hafer durch 4 Pfd. Blutmelasse. Die Tiere blieben bei dieserkostengünstigeren Ration gesund und leistungsfähig. Darüber berichtet auch SCHMOEGER(1904).Blutkraftfutter von der „Deutschen Futterstoffabrik“ hergestellt (s.a. Kap: tierische Produkte)bestand aus Melasse, Kleie und Blut und wurde wegen seines angeblich hohen Eiweißgehaltsgelobt. Das Präparat ist braunrot und etwas krümelig. Die in vielen Regimenternvorgenommen Fütterungsversuche mit diesem Präparat ergaben, dass das Futtermittel von denPferden gern aufgenommen wurde, aber besondere Vorteile im Vergleich zu den anderenMelassearten nicht aufweisen konnte (LUDEWIG 1906 a, S. 160-168). Ein anonymer -Autorveröffentlicht 1916 die Zusammensetzung von Blutfutter. Dieses Präparat wurde 1916 unterAufsicht des „Kriegsausschusses für Ersatzfutter GmbH, Berlin S.“ von der HannoverschenKraftfutterfabrik hergestellt. Es besteht aus 53 Teilen Heidemehl, 35 Teilen Melasse und 12Teilen Blutmehl. Es enthält 7,21 v. H. Asche, davon 1,78 v. H. Sand, 19,69 v. H. Rohprotein,davon 17,03 v. H. Reineiweiß, 5,15 v. H. Fett, 9,94 v. H. Rohfaser und 42,77 v. H. N-freieExtraktstoffe, davon 20,20 v. H. Zucker. Der Verfasser hält das Futtermittel für ansprechend,was den Inhalt und die äußere Beschaffenheit angeht, aber es ist zu teuer. Sachsenroß (auch ein „Blutkraftfutter“) wurde mit viel Reklame als Pferdefutterangepriesen. Versuche in alle Teilen der preußischen Armee ergaben, dass Sachsenroßkeinerlei Vorteile gegenüber anderen Melassearten bietet. Es traten nach der Verfütterungkeine Verbesserung des Nährzustandes, kein schnelleres Abhaaren, keine Zunahme desKörpergewichts und auch keine Zunahme der Leistungsfähigkeit ein. Auch der hohe Preisverbietet den Einsatz von Sachsenroß als Ersatzfuttermittel (LUDEWIG, 1906 a, S. 160-168).Das sog. Roborin-Kraftfutter ist ein braunes, locker zusammengeballtes, trockenes Pulvervon angenehmen, kommißbrotartigem Geschmack und Geruch. Dieses Blutpräparat bestehtaus Roborin (ein Hämoglobinpräparat, welches Kalzium in organischer Verbindung mitHämalbumin enthält), Weizenkleie und Melasse (JARMATZ, 1905, s.a. Kap.: tierischeProdukte).Die Fütterungsversuche mit dem Roborin-Kraftfutter zeigten, dass die Pferde sich ein biszwei Tage an die neue Fütterung gewöhnen mußten, bis sie das neue Futter akzeptierten. Esnährt die Pferde eher schlechter als der Hafer und ist viel teurer. Deshalb kann das Präparatnicht als Haferersatzmittel eingesetzt werden (JARMATZ, 1905).

Versuche mit Melassemischfuttern wurden von LATSCHENBERGER und POLANSKY über186 Tage mit 8 ausgemusterten Pferden durchgeführt (STIFT 1905). Die Melassegemischehatten folgende Zusammensetzung (die prozentuale Verteilung der Inhaltsstoffe war bei demMelassegemisch III unbekannt):

Melassegemisch I Melassegemisch II Melassegemisch III

50% Melasse 26% getrockn. Biertreber Melasse30% Palmkernkuchenmehl 23% Palmkernkuchenmehl Kleie20% Kokoskuchenmehl 5% Bassiamehl Malzkeime

46% Melasse Trockentreber

Mit den Gemischen I u. II konnte ohne Bedenken Hafer 1 : 1 ersetzt werden.

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Bei der Verfütterung des Melassegemisch III , vermutlich mit hohem Melasseanteil wurdenschlechte Erfahrungen gemacht. Der Pferde nahmen es nur ungern auf und bekamen beiErsatz der halben Haferration Diarrhoe.

Cibus soll ein Kraftfutter darstellen, das aus chemisch aufgeschlossener Zellulose und zurGärung gebrachter Melasse besteht. Nach Herstellerangaben soll das Futter sowohl leichtverdaulich als auch haltbar sein und die Hälfte der ursprünglichen Körnerration ersetzenkönnen. Bei einer Verfütterung von 3 Pfd. pro Tag soll sich das Wohlbefinden und dieLeistungsfähigkeit der Pferde, bei einer Kostenersparnis, verbessern. LUDEWIG (1906 a, S.160-168) hat in der Literatur keine Angaben über praktische Erfahrungen mit Cibus gefunden.

Aus Frankreich kam die Empfehlung Melassebrote zu verfüttern (LUDEWIG, 1906, S. 160-168). Nach GRANDEAU (1903) fütterte die Pariser „Compagnie générale des voitures“ ihre13000 Pferde sechs Monate lang mit Melassebrot, einem Gemisch aus 60% pflanzlichenAbfällen und 40% Melasse, das zu Futterbroten verarbeitet wurde. Die 13000 Pferde derPferdebahn erhielten täglich 1,8 kg Melassebrot.Melassekuchen besteht aus einem Gemisch von Melasse mit Kartoffelpülpe undRoggenkleie, das vorsichtig gedörrt und bis auf einen Wasserrest von etwa 6% getrocknetwird (LUDEWIG, 1906, S. 160-168).

Derby-Melasse enthält l:50 Teile Melasse, 25 Teile Weizenkleie, 15 Teile Leinsamenkuchenund 20 Teile getrocknete Rübenschnitzel. Nach ZAITSCHEK und KORBULY (1903) betrugder Energiegehalt 2483 Cal/ kg, wovon 2370 Cal. verwertet werden. ( Hafer 2422 Cal. pro kgdavon 2264 Cal. verwertet.). Die Derby-Melasse kann also Hafer in der Fütterung ersetzen.

KÄPPELI (1906) fütterte sechs Wochen lang Knorr´s Zuckerhafermehl an neunArbeitspferde. Es bestand aus Haferabfällen (Mehl, Kleie, Schalen) und Zuckermelasse. Dieversprochene Anregung der Fresslust konnte von KÄPPELI nicht beobachtet werden und imübrigen rät er von der Verfütterung ab, weil das Futtermittel für seinen Futterwert zu teurerbezahlt werden müsste.

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3.3.2 Rübenschnitzel (Naß- oder Trockenschnitzel)

1845 sieht HAUBNER (S. 410) noch keinerlei Verwendungsmöglichkeiten für dieRübenpressrückstände in der Pferdefütterung. Nach HOFFMANN (1862) lassen sich keineallgemeinen Angaben über die Gehalte der Rübenschnitzel machen, weil die verwendetenZuckerrüben je nach Anbaugebiet und Sorte unterschiedlich zusammengesetzt sind. LÖBE(1875, S. 193-196) beschreibt zwar die Zusammensetzung der Rübenschnitzel (Preßling,macerirte Rübenschnitte und Centrifugenrückstände) und die Fütterung an Rindvieh sehrausführlich, erwähnt aber eine Verwendung für Pferde nicht.

DAMMANN gibt 1886 (S. 553) für die Preßlinge einen Trockensubstanzgehalt von 30% undein Nährstoffverhältnis von 1:10-12, evtl. sogar noch weiter, an. Die Preßlinge entstehen beider Zuckergewinnung. Dazu werden die Rüben unter Zugabe der erforderlichen Wassermengezu einem feinen Brei zerrieben, dem durch hydraulisches Pressen der größte Teil desZuckersaftes entzogen wird. Die Rückstände sind die Preßlinge in Form von dünnenzusammenhängenden Kuchen. Wird der Saft dagegen durch Ausschleudern des Breisgewonnen, so bleiben die Centrifugen-Rückstände über, die nur etwa 16-18%Trockensubstanz aufweisen, aber ein ähnliches Nährstoffverhältnis besitzen, wie diePreßlinge.Nach DAMMANN ist das Verfahren der Diffusions- Zuckergewinnung seit ca. 1875 flächen-deckend eingeführt. Die Rüben werden in feine Streifen zerschnitten und diese Schnitzelwerden dann mit mäßig warmem Wasser extrahiert. Sie geben also ihren Zuckergehalt aufdem Weg der Diffusion ab und die schwer zu extrahierenden Eiweißstoffe bleiben in größererMenge in den Schnitzeln zurück, als es bei den älteren Verfahren (pressen oderzentrifugieren) der Fall war. Die Diffusionsschnitzel haben einen Wassergehalt von 94-95%,aber ein engeres Nährstoffverhältnis von 1:5,5-7.BUCHER (1896) beschreibt getrocknete Rübenschnitzel (Rübentrockenschnitzel) undberichtet, dass die Akzeptanz bei Fütterung an Pferde nachlässt.Die nassen Rübenschnitzel enthalten etwa 90% Wasser, geringe Mengen Rohfaser und N-freie Extraktivstoffe, sehr wenig Protein und Spuren von Fett und Asche. Der Versand derschweren nassen Schnitzel war sehr umständlich. Daraufhin wurden die Schnitzel durcherwärmte Luft getrocknet und damit gleichzeitig nahezu keimfrei gemacht. DieseTrockenschnitzel haben eine graubraune Farbe und sind von angenehmem Geruch. Durch denZusatz von 16% Melasse zu den nassen Rübenschnitzeln und die anschließende Trocknungnach dem oben genannten Verfahren entstehen die Melassetrockenschnitzel (DAMMANN1886, S. 553).KELLNER schreibt 1908 (S. 114-115) über die Fütterung mit nassen Rübenschnitzeln anPferde, dass nur ruhende oder wenig beschäftigte Pferde zeitweise eine kleinere Menge ohneNachteil erhalten dürfen. Tragende Tiere und Jungvieh dürfen nur ganz frischeRübenschnitzel in kleinen Mengen bekommen. Sind nämlich die nassen Schnitzel schon inZersetzung übergegangen, so erzeugen sie leicht Verdauungsstörungen und schwereKrankheitserscheinungen, die unter dem Begriff Schnitzelkrankheit bekannt wurden.Getrocknete Schnitzel werden allgemein besser vertragen. Die Trockenschnitzel sind langehaltbar (LUDEWIG, 1908).

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST empfiehlt 1918 Trocken(rüben)schnitzel nur guteingeweicht und mit Häcksel vermischt zu verfüttern, um Schlundverstopfungen zuvermeiden.

KLOSE (1929) fütterte jeweils an ein Pferd von drei Gespannen von April bis September1927 bis 4 kg Trockenschnitzel. Er betont, dass die Versuchspferde keinesfalls mehr

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geschwitzt hätten, als die mit Hafer gefütterten. KLOSE schließt aus seinem Versuch, dass 4kg Hafer in der Ration bedenkenlos durch 4 kg Trockenschnitzel ersetzt werden können,solange das fehlende Eiweiß durch ein anderes Futtermittel ersetzt wird (Luzernheu, Erbsen-oder Pferdebohnenschrot, Erdnusskuchenmehl, Leinschrot oder Reisfuttermehl). Er empfiehltdie Trockenschnitzel sechs bis zwölf Stunden vor dem Füttern im Einweichwasserdurchzurühren und 15-20 g Kochsalz beizufügen.

SCHOLZ (1933) stellte bei seinem Verdauungs- und Bilanzversuch fest, dass 6,3 kgeingequollene Trockenschnitzel pro Pferd und Tag ohne gesundheitliche Störungen oderLeistungseinbußen verfüttert werden können. Bei dem Ersatz von 1 kg Hafer durch 1 kgTrockenschnitzel muss der geringere Mineralstoff-, Eiweiß- und Vitamingehalt in der Rationausgeglichen werden. SCHOLZ (1933) bemerkte eine bessere Verdaulichkeit der Rohfaserund der N-freien Extraktstoffe der übrigen Futtermittel in der Ration bei derTrockenschnitzelfütterung (s.a.: Kap. Wurzeln und Knollen).

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3.3 Futterzucker

LATSCHENBERGER und POLANSKY (STIFT, 1905) wollten in Fütterungsversuche an der„k. u. k. Tierärztlichen Hochschule in Wien“ herauszufinden, in welcher Form von denPferden die größte Menge Zucker aufgenommen wird, wie groß diese Menge ist und obnachteilige Folgen für die Gesundheit der Tiere zu beobachten waren. Sie verwendeten abernur vier Pferde, so dass ihre Ergebnisse (3 kg Zucker täglich von den Pferden gern und ohneNachteile aufgenommen) nur eine begrenzte Aussagekraft haben.

Je nach Preisverfall von Zucker oder einer Verknappung von Hafer wurde auchunbehandelter Zucker an Pferde verfüttert. Der erste Bericht stammt offenbar von demfranzösischen Distanzreiter BEAUSIL, der seinem Dienstpferd täglich neben Heu, Hafer,Kleie und Melasse bis zu 3 kg Zucker zur Leistungssteigerung gegeben hatte. Er führte diehervorragenden Leistungen seines Pferdes auf die Zuckerfütterung zurück (LUDEWIG 1908).BEAUSIL behauptet, dass der Zucker weder mit dem Kot noch mit dem Harn wiederausgeschieden wird, gibt aber keine chemischen Nachweismethoden an, mit denen dieExkremente getestet wurden. Während der letzten acht Tage der Vorbereitung für denDistanzritt „Paris- Rouen- Deauville“ 1903, hat er dem dafür trainierten Pferd täglich 1 ½ kgMelasse und 3 kg Kristallzucker mit der Ration gegeben. Diese Fütterung führte zu keinenBeschwerden. BEAUSIL empfiehlt die Gabe von Zuckerwasser (100 g Zucker auf 1 lWasser) während eines Distanzrittes (1. Tag 4,3 kg, 2. Tag 1,0 kg Zucker in Wasser gelöst),damit die zur Lösung des Zuckers notwendige Flüssigkeitsmenge nicht dem Körper entzogenwerden muss. In den Jahren 1903 bis 1905 gewannen verschiedene Pferde unterverschiedenen Reitern diverse Distanzritte. Gemeinsam war ihnen, dass sie nach BARTHEL(1910) unter BEAUSILs Aufsicht gefüttert und trainiert wurden. BEAUSIL zieht daraus denSchluß, dass Zucker das beste Nährmittel für die Arbeit ist und der größtmöglichenKraftentfaltung bei den Pferden dient.Nach der Veröffentlichung von BEAUSIL Erfahrungen wurden auch in der deutschen Armee,insbesondere an der Reitschule Hannover, Versuche mit Zuckerfütterung angestellt. DenBerichten zufolge sind die Versuche günstig ausgefallen (LUDEWIG, 1908).Oberstabsveterinär STIEGLER hat BARTHEL (1910) mündlich mitgeteilt, dass im Jahre1906 an der Militär-Reitanstalt zu Dresden an sechs Stammpferde drei Monate lang Zuckergefüttert wurde. Nach einer mehrtägigen Gewöhnungsphase wurde die tägliche Zuckermengebis auf 1 ½ Pfd. pro Pferd (einmal am Tag nachmittags zwischen den gewöhnlichenFutterzeiten, mit Häcksel und Wasser zu einem dicklichen Brei angerührt) erhöht. Die Pferdewaren in einem guten Futterzustand und sehr leistungsfähig. Nachteilige Folgen dieserFütterung wurden nicht beobachtet.In einem Feldversuch sollte nun geprüft werden, ob die Dienstpferde, wie von BEAUSILbehauptet, tatsächlich 3 kg Zucker täglich vertragen. Sechs Pferde verschiedenen Alters undGeschlechts erhielten täglich (mittags, mit Körnern gemischt) steigende Mengen von klaremkristallisiertem Speisezucker (bis 3 kg). Später wurden auch 3 kg Rohzucker (ein Gemisch ausRohzucker und Reismehl im Verhältnis 5 : 1) eingesetzt. In zehn Tagen wurdendurchschnittlich 650 g Zucker pro Tag gefüttert. Bis auf ein Pferd (schlechter Fresser)nahmen alle Pferde zu. Bei regelmäßigen Untersuchungen konnte im Harn der Pferde keinZucker nachgewiesen werden.BARTHEL (1910) beurteilt die Zuckerfütterung als günstig. Sie erhöht den Appetit ohne einvermehrtes Durstgefühl auszulösen. 500 g Zucker als Anfangsgabe vertragen die Pferdeunbeschadet und Höchstmengen von 3 kg täglich können sogar als Einzeldosis gegebenwerden. Klarer Speisezucker wird von den Pferden dem Rohzucker vorgezogen. Störungender Gesundheit, insbesondere Diarrhöe und Polyurie traten während des ganzen

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Versuchszeitraums nicht auf. Der plötzliche Wegfall der Zuckerbeigabe führte bei den Tierenzu keinerlei Veränderung im Verhalten.LUDEWIG (1908) beurteilt die Ergebnisse sehr skeptisch. Als Tierarzt mit denVerdauungsvorgängen des Pferdes vertraut, glaubt er nicht, dass Pferde eine so großeZuckermenge vertragen. Er fütterte zwei ihm zur Verfügung stehende Versuchspferde mitZucker. Schon nach einer täglichen Gabe von 400 g Zucker litten die Tiere an so starkemDurchfall, dass eine weitere Fütterung mit Zucker nicht mehr in Frage kam. Deshalb ist seineEmpfehlung Pferden nicht mehr als ein 1/2 Pfd. Zucker pro Tag zu füttern, wenn manVerdauungsstörungen vermeiden will.

Im 1. Weltkrieg diente das „Luxusgut“ Zucker teilweise als Haferersatz (BARTSCH, 1926,S. 157-158). Nach Umfragen von GERLACH und STÖRMER war die Zuckerfütterung anPferde schon 1915 weit verbreitet. Durchschnittlich wurden pro Tier und Tag 3-4 Pfd., inEinzelfällen sogar bis zu 8 Pfd. täglich gegeben. Der Zucker wurde nach einigen Tagen gutgefressen, die Pferde sahen wohlgenährt und glatt im Fell aus, die Leistungsfähigkeit blieberhalten. Allerdings wurde auch über Verdauungsstörungen berichtet, die BARTSCH (1926)auf nicht näher erläuterte ungünstig zusammengestellte Futterrationen zurückführt.

SCHNEIDEWIND (1915) empfiehlt die Melasse- und Zuckerfuttermittel als im Vergleich zuanderen Futtermittel als außerordentlich preiswürdig. Für Pferde habe sich diese Fütterungbewährt und es können bedenkenlos täglich 3 kg Zucker pro 1000 kg KM gefüttert werden.FREYTAG (1915) aus Plauen schlägt Fütterungsrationen vor, in denen der Hafer nach derRationierung durch Zucker und andere Futtermittel ersetzt wurde. Die Pferde arbeitetengenauso gut und blieben in einem guten Ernährungszustand bei folgender Ration: 2 Pfd.Zucker, 3 Pfd. gequetschten Hafer, 3 Pfd. gerissener Mais und ½ Eimer aufgeweichte, mitreichlichen Mengen Häcksel vermischte Rübenschnitzel, genügende Mengen guten Heus.Schwere Spediteurpferde erhielten: 3 Pfd. Zucker, 3 Pfd. Hafer, 3 Pfd. Mais, 3 Pfd.getrocknete Biertreber, 3 Pfd. Melasse und entsprechende Mengen Häcksel und Heu.Krankheitserscheinungen wurden bei den so gefütterten Pferden nicht beobachtet. DerErnährungszustand ging nur wenig zurück, obwohl die Tiere mehr leisten müssen, als inFriedenszeiten.

OHLER berichtet 1915 von Fütterungsversuchen an 32 volljährigen Schwadronspferden undjungen Remonten. 1000 g Hafer ihrer Ration wurden durch 1500 g Rohzucker ersetzt.Dem Futtergemisch aus Hafer und Rohzucker wurde langgeschnittener Häcksel beigemischt.Nach zweitägiger Gewöhnungsphase, in der die Pferde das Futter nur ungern nahmen, fraßensie es später gierig. Alle Tiere nahmen beträchtlich an Gewicht zu. Die Bewegungslust wurdenicht beeinträchtigt. Auffällig war, besonders zu Beginn der Fütterung, dass die Tiereschneller schwitzten. Zucker im Harn konnte nicht nachgewiesen werden.Weiterhin berichtet OHLER über die Fütterung von Rohzucker an Zivilpferde. Diese erhaltentäglich nur 3 Pfd. Hafer. Einigen Pferden wurde statt dessen 9 Pfd. Zuckermelasse oder bis zu6 Pfd. Rohzucker gegeben. Diese Pferde sind bei der Arbeit rasch ermüdet, schwitztenschneller und zeigten eine beschleunigte Atmung. Außerdem litten sie unter mehr oderweniger starkem Durchfall. Der Referent sieht die Ursache des Durchfalls bei derVerfütterung der Torfzuckermelasse eher in der mechanischen Reizung des Darmes durch denTorf als in der physikalisch-chemischen Wirkung des Zuckers. Die Durchfälle derVersuchspferde verschwanden, sobald die Verfütterung von Melasse oder Rohzuckerabgebrochen wurde.Bekamen die Pferde aber nur 3 bis 4 Pfd. Zuckermelasse oder Rohzucker täglich und dazu vielKleeheuhäcksel und Heu, wurden keine nachteiligen Folgen der Fütterung beobachtet,solange den Tieren genügend Zeit zur Rauhfutteraufnahme zur Verfügung stand.

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Bei anhaltender Fütterung mit Rohzucker oder Zuckermelasse verweigerten einige der Tieredie Futteraufnahme. Der Appetit stellte sich jedoch nach einem Futterwechsel sofort wiederein. Sämtliche Versuchspferde tranken gieriger und mehr Wasser als bei der gewohntenFütterung.HAUBOLD (1915) aus Meißen schreibt, dass durch die staatlichen Beschlagnahmungen diefehlende tägliche Haferration von 4-5 kg in der Hauptsache durch ...Zuckerfutter(Zuckerhäcksel, Melasse, Häckselmelasse)... und durch Robos (Zucker-Bluteiweiß-Futter)...ersetzt wurde.

ELLENBERGER und WAENTIG führten 1916 Fütterungsversuche mit Zucker durch, umfestzustellen, ob diese Fütterung zu Hyperglykämie und/oder Glykosurie führt. Nachverschiedenen Berichten, die von einer schlechten Wundheilung bei Pferden, die mit Zuckergefüttert wurden, handelten, wollten die beiden Versuchsansteller auch diesen prüfen. Diekleinsten Wunden oder Hautabschürfungen zeigten den Berichten zufolge eine große Neigungzur Bildung schwammiger oder fibröser Granulation. Auch Hautentzündungen an denExtremitäten (Phlegmonen u. ä.) sollen nach monatelanger Zuckerfütterung eine größereNeigung zu Exsudation als bei normaler Fütterung zeigen. Diese verzögerte und schlechteWundheilung hat demnach Ähnlichkeit mit den Wunden bei Menschen, die an Diabetesmellitus erkrankt sind. Einige Kollegen hatten auch die Beobachtung mitgeteilt, dass dieWundheilung durch eine Futterumstellung auf eine Hafer- Heu- und Häckselfütterungentschieden verbessert wurde. Andere Berichterstatter suchten die Ursache für die schlechtereWundheilung auch in den, vom Zucker angelockten Fliegen, Wespen und Hornissen, vondenen die Pferde belästigt wurden.Als Versuchspferde dienten Armeepferde, die sich nach überstandenen Operationen alsRekonvalszenten in der Klinik befanden und ansonsten völlig gesund waren. Für die Dauerdes Versuchs genossen die Tiere Stallruhe.Die zu verfütternde Zuckermenge wurde so gewählt, wie sie üblicherweise in der Praxisangewendet wird. Also nur so hoch, dass keine Verdauungsstörungen auftreten oder einEiweißmangel zustande kommt. Durch den bestehenden Futtermangel und den damitverbundenen Beschaffungsschwierigkeiten konnte nicht über die ganze Versuchsdauerdasselbe Futter verfüttert werden.Zunächst erhielten vier Versuchspferde (Gruppe A) vor Beginn der Zuckerfütterung außerHeu und Häcksel täglich: 3 Pfd. Kleie, 3 Pfd. Mais und 5 ½ Pfd. Hafer. Der Hafer wurdedurch 6 Pfd. Häckselzucker mit einem Gehalt von ca. 70% Rohrzucker ersetzt.Bei zwei weiteren Versuchspferden (Gruppe B) wurde ein Teil des Mais und auch des Haferszeitweise durch Gerste ersetzt. Während der Zuckerfütterungsperiode erhielten diese Pferdeminderwertigen Häckselzucker mit nur 50% Rohrzuckergehalt. Um diesen Pferde etwa diegleiche Menge Rohrzucker zu verabreichen, wie den vier anderen Versuchspferden, bekamensie 9 Pfd. des Häckselzuckers. Die drei täglichen Mahlzeiten der Versuchstiere bestanden alsoaus: 700 bzw. 750 g Rohrzucker, 500 g Kleie und 800 g Mais bzw. Gerste.Die Heuration wurde in den vier bis 5 Wochen dauernden Versuch nicht verändert.Das Körpergewicht der Pferde betrug 400 bis 600 kg. Dementsprechend war die täglicheZuckergabe pro kg KM sehr verschieden und schwankte zwischen 3,6 und 5,7 g pro kgKörpergewicht.Die Blutentnahme zur Untersuchung auf Zucker fand zwischen 10 und 10:30 Uhr, ca. drei bisdreieinhalb Stunden nach der Fütterung statt. Das Ziel der Untersuchung war, festzustellen,ob es bei der Zuckerfütterung zu einer andauernden Veränderung des Blutzuckerspiegelskommt. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in Tab. 4 dargestellt.

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Tab. 4: Blutzuckerspiegel der Tiere in dem Zuckerfütterungsversuch von ELLENBERGERund WAENTIG (1916)

Veränderung des Blutzuckerspiegels (in 100 cm3 Plasma in mg)Zeitpunkt der PferdAnalyse I II III IV V VIvor dem Versuch 99 110 106 100 91 1063. Tag - - 93 95 - -9./10. Tag 113 - - - 99 9711./12. Tag 136 175 129 128 - -14./15. Tag - - 120 116 107 11717./18./19. Tag - 136 128 121 123 -20./21. Tag 95 126 - - 112 10726./27./28. Tag 96 142 - - 106 10633. Tag - - 117 115 - -∅Blutzuckerspiegelwährend derVersuchsfütterung

110 145 117 115 147 107

nach Ende desVersuchs 94 99 105 101 93 -

Die Blutzuckermengen schwanken individuell und auch temporär erheblich. Durch dieZuckerfütterung kam es bei einigen Tieren zu einer deutlichen Steigerung desBlutzuckergehaltes. Es handelt sich bei diesen Tieren also um eine leichte alimentäreHyperglykämie.Diesem Befund entsprachen auch die im Harn gefundenen Zuckerwerte (Mengen bis zu 1%bei zwei der sechs Versuchstiere, bei zwei weiteren nur eine geringe Glykosurie undschließlich bei zwei Pferden kein Zucker im Harn). Auffällig war allerdings, dass die beidenmit Häckselzucker (Zuckergehalt nur 50%) gefütterten Pferde renal keinen Zuckerausschieden. Möglicherweise ist die Ursache dafür die Verteilung des Zuckers auf einegrößere Menge Häcksel (die Gesamtzuckermenge war schließlich größer als bei den anderenvier Versuchstieren).Aus dieser Untersuchung geht weiterhin hervor, dass der normalerweise alkalische Harn derPferde bei der Mais- Kleie- Hafer- Fütterung sauer reagieren kann. Außerdem wurde dieserHarn, der bei gemischter, aber zuckerfreier Fütterung sauer reagiert, bei der Zuckerfütterungwieder alkalisch und nach Beendigung der Zuckerfütterung wieder sauer.Daraus ergibt sich für ELLENBERGER und WAENTIG, dass die Kohlenhydrate in derFütterung nicht mittels einer verstärkten Gärung für die saure Reaktion des Harnsverantwortlich sind, sondern die Säuren- und Basenäquivalente in den einzelnenFuttermitteln. Dafür spricht auch, dass der Harn bei Kartoffelfütterung alkalisch ist und beiMaisfütterung sauer, obwohl der Kohlenhydratgehalt der beiden Futtermittel fast identisch ist.Im Übrigen sei in mehreren Fällen festgestellt worden, dass durch Verabreichung vongeringen Mengen kohlensauren Kalkes in Form von Schlemmkreide zu der gemischtenFütterung die saure Reaktion des Harns schnell und dauerhaft in eine alkalische umgewandeltwerden kann. Über einen Einfluss der Zuckerfütterung auf die Wundheilung wird nichtberichtet.

Nach Ende des Krieges gingen Anbauflächen und der Ertrag der Zuckerrüben zurück. Fürdie Pferde stand der Zucker nicht mehr zur Verfügung (BARTSCH, 1926, S. 160). 1931fütterte RICHTER noch einmal erfolgreich Zucker an schwere Arbeitspferde (RICHTER etal. 1932b).

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4. Rückstände der Müllerei, Brauerei, Brennerei, Stärkeverarbeitung

Rückstände bei der Verarbeitung von Getreidekörnern entstanden bei der Müllerei, aber auchbei Brauerei, Brennerei und Stärkegewinnung.

Müllereirückstände

Unter den Müllereirückständen haben die Kleien die größte Bedeutung in der Pferdefütterungerlangt. In England wurden Kleietränke eher zur Heilung von Krankheiten und zum allgemeinzur Verbesserung des Aussehens verabreicht. GIBSON (1780, S. 16) warnt aber vor einerlangfristigen Fütterung mit Kleie, roh oder gebrüht, weil es die Pferde zwar gutgenährtaussehen lässt, aber ihre Kraft nachlässt. Nach CLARK (1790, S. 46-48) erhielten Pferdegekochte Kleie bei Krankheit oder zur Vorbeugung von Verstopfung bei Hafer/Bohnen-Rationen. Auch ein anonymer Autor (1827, S. 106-107) zählt die Kleien zu den Diätetika.BUCHMÜLLER (1829, S. 92) bezeichnet die Kleien als ein leicht verdauliches, aber wenignahrhaftes Futter, insbesondere für junge Pferde oder solche mit schlechtem Gebiss.STEWART (1839, S. 259) schreibt, dass Haferkleie nicht viel Nahrungsstoff enthalte und dieAkzeptanz bei den Pferden schlecht sei. Weizenkleie hingegen wird von den Pferden gerngefressen. Bei einer Ration aus Bohnen und Erbsen regt hinzugefügte Weizenkleie zumKauen und Einspeicheln der Ration an. Meistens wurde die Weizenkleie jedoch alsKleienschlempe, gekocht oder in Wasser eingerührt als Abführmittel gegeben. Teilweiseerhielten die Straßen- und Karrenpferde in Schottland am Samstagabend Kleienschlempeanstatt der Körnerration, um das Auftreten von Kreuzverschlag durch den folgenden Ruhetagzu vermeiden.

NABER (1990, S. 84-85) dokumentiert, dass 1844 Weizenkleie ein fester Bestandteil derPferdefütterung in den Gestüten des Hannoverschen Königshauses war. Stuten erhielten Kleiein den ersten Tagen nach der Geburt, Fohlen während der Stallhaltungsperiode wöchentlichzweimal und Hengste erhielten täglich Kleie, soweit sie in ausreichender Menge vorhandenwar.Bei HAUBNER (1845, S. 324) und FALKE (1850, S. 75) wird die Weizenkleie als so leichtund reizlos beschrieben, dass sie selbst zu Verdauungsschwäche und Kraftlosigkeit führt,weshalb beide Autoren die Weizenkleie wegen ihrer abführenden Wirkung nur zu diätetischenZwecken empfiehlt. Nach HAUBNER (1845, S. 324) nehmen die Pferde bei Fütterung mitWeizenkleie zwar an Körpermasse zu, sie verlieren aber gleichzeitig ihre Leistungsfähigkeit.

In der Ration für französische Postpferde aus dem Jahr 1854 waren neben Hafer und Heuauch 4-7 Pfd. Kleie enthalten (DOTEZAC 1854).

Nach BOUSSINGAULT (1854, S. 186-189) nahmen drei Versuchspferde bei einerzwanzigtägigen Versuchsfütterung mit 4,1 kg Kleie, 5 kg Stroh und 3 kg Heu im Schnitt 20kg KM zu. WOLFF berichtet 1861 (S. 625-630) auch von einem Fütterungsversuch in derfranzösischen Armee bei denen der Hafer in der Ration teilweise durch Kleie ersetzt wurde.Die Akzeptanz der Kleie war nicht so gut wie die der gleichzeitig getesteten Gerste.

WÖRZ (1874, S. 38, 43-45) bezeichnet die Weizenkleie als ein gutes und wohlbeleibtmachendes Nahrungsmittel und gibt Fütterungsbeispiele an, wo ein Teil der Haferration

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erfolgreich durch Weizenkleie ersetzt wurde. Er empfiehlt sogar die Fütterung der Fohlen mitKleie, da sie Phosphorsäure und Kalk zur guten Knochenausbildung enthält.

DAMMANN (1902, S. 413) berichtet von Veröffentlichungen aus den letzten 30 Jahren,denen zufolge Pferde bei monate- bis jahrelanger Fütterung mit Kleie und wenig Heuchronische Darmkatarrhe und Auftreibungen an den Knochen entwickeln, die zuunterschiedlichen Lahmheiten führen. Die Tiere werden bei dieser einseitigen Fütterungschwach und verlieren auch Zähne, wodurch die Futteraufnahme noch erschwert wird. Schuldsei der hohe Phosphorgehalt der Kleie.

HAGEMANN (1911) fütterte Finalmehlkuchen (aus nass vermahlener Kleie) an ein Pferdund bescheinigte diesen Kuchen (durch den mechanischen Aufschluss der Kleie) eine höhereVerdaulichkeit als den aus der gleichen Kleie hergestellten Kleiekuchen.

LORSCHEID (1916) berichtet über Kleievergiftungen in einem Pferdelazarett. Diese gingenmit schweren Koliken und großen Verlusten einher. Der Grund war die Verabreichung vonverdorbener Kleie, die grobsinnlich nicht als verdorben zu erkennen war. Auch HERBST(1916) berichtet über ein gesundheitsschädliches Futtermittel, dass als Haferkleie deklariertzur Front geliefert wurde. Den eingeleiteten Untersuchungen zufolge besteht das Futter ausgequetschten Gerstenkörnern, (verdorbenen) Haferkörnern, Haferspelzen und Unkrautsamen.

Ein anonymer Autor (1929, S. 423) berichtet, dass Weizenkleie als behelfsmäßigerHaferersatz bis zu einem Drittel der Körnerration im 1. Weltkrieg gegeben wurde. Außerdemerhielten magere Pferde nach großen Anstrengungen zusätzlich zur Haferration Kleie, umVerdauungsstörungen vorzubeugen oder zu therapieren. Der Nährstoffgehalt der Kleieschwankte, war aber in der Regel aufgrund der stärkeren Ausmahlung niedriger als inFriedenszeiten.

POPP (1922) untersuchte aus Chicago importiertes Bim Feed und stellte fest, dass es sich umHaferkleie handelt, die im Übrigen nicht so gehaltvoll war, wie deutsche Haferkleie.

Nach HANSSON (1929, S. 107-109) hatte die Weizenkleie in (nicht näher beschriebenen)Pferdefütterungsversuchen nahezu den gleichen Futterwert wie Hafer und kann bis zu einemDrittel der Kraftfutterration an Pferde gegeben werden. Auch die Haferkleie kann mit anderenKraftfutter gemischt zweckmäßig an Pferde verfüttert werden.

Rückstände der Brauerei

CLARK (1790, S. 45) bezeichnet die Gabe von Malz, gelegentlich unter das Futter gemischtals Arznei, um den Leib offen zu erhalten. Auch KUERS (1839, S. 281) berichtet von derFütterung mit Gerstenmalz in England. WÖRZ (1874, S. 34) empfiehlt leicht verdaulichesgeröstetes Gerstenmalz für brustkranke, an schwerem Athem leidende ... geschwächte Pferde.Über die Fütterung von Dienstpferden mit ausgebrautem Gerstenmalz wird 1887 von einemanonymen Autor berichtet.Nach WÖRZ (1874, S. 34) wurden Malzkeime , die früher als Dünger verwendet wurden, nunauch als teilweiser Haferersatz gefüttert. Die Pferde eines Gutsbesitzers, der seinenArbeitspferden 4 Pfd. Hafer und 6 Pfd. Malzkeime gab, litten weniger unter Druse als beireiner Haferfütterung. Ein anonymer Autor (1887) empfiehlt die damals mit der Zunahme derBrauereien im größeren Maße angebotenen Malzkeime als kostengünstige und nach eigenenErfahrungen sinnvolle Futterzulage für Dienstpferde in der deutschen Armee.

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RÖDER (1889) ersetzt ohne Nachteil 2 l Hafer durch eine entsprechende Menge anMalzkeimen, die zuvor gebrüht und mit Häcksel gemischt gern gefressen wurden. ANON.(1904) berichtet über einen Fütterungsversuch in North-Dakota, bei dem 4 Arbeitspferdeperiodenweise abwechselnd mit gemalzter Gerste und mit Hafer, jeweils mit Haferheu alsRauhfutter gefüttert wurden. Dabei stellte sich heraus, dass die Pferde bei derGerstenmalzfütterung täglich ca. ¾ Pfd. verloren und bei der Haferfütterung wieder ½ Pfd.täglich zunahmen.CRAMPTON (1945) fütterte Pferde mit Abfallprodukten aus dem Brennerei- undBrauereiwesen. Er betont, dass alle getrockneten Produkte einen höheren Proteingehalt als derHafer haben. Bis auf die Malzkeime wurden alle Produkte anstandslos gefressen undCRAMPTON meinte, sie könnten den Hafer in der Ration 1:1 ersetzen. Die Malzkeimewurden nur gefressen, wenn sie mit Hafer gemischt wurden.

VÖLTZ (1911) berichtete von zwei Fütterungsversuchen an Brauereipferden mitTrockenkartoffeln und Bierhefe als Haferersatz (siehe Kap. Kartoffeln). DELBRÜCK (1910)empfahl die Trockenhefe als Eiweißkomponente in einer Haferersatzration. Er ersetzteerfolgreich 8 kg Hafer und 2 kg Trockenkartoffeln durch eine Ration aus 3 kg Hafer, 0,64 kgHefe und 6,35 kg Trockenkartoffeln. CZADEK (1915) verfütterte getrocknete Bierhefeerfolgreich als teilweisen Haferersatz an Pferde. Im 1. Weltkrieg wurde in DeutschlandTrockenhefe, als Ersatz der eiweißreichen nicht mehr importierten Ölkuchen, fabriziert (ausLuftstickstoff, Melasse und Hefebakterien, HANSSON, 1929, S. 111) und in Notfuttermittelnauch an Pferde verfüttert. Auch getrocknete Hefe lässt sich (nicht näher beschriebenenFütterungsversuchen zufolge) an Pferde verfüttern (HANSSON, 1929, S. 99-101).NEUMANN-KLEINPAUL und GRASSNICKEL (1930) setzten Hefe therapeutisch beihartnäckigen, mit den damals üblichen Behandlungsmethoden nicht heilbaren,Blinddarmverstopfungen mit Erfolg ein.

Da die Brauereihefe ein gutes und wegen der hohen B-Vitamingehalte gesundes Eiweißfutterwar, wurde in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts versucht, Hefe zunächst für die menschlicheErnährung und schließlich auch für die tierische Ernährung industriell aus Zucker undAmmoniak herzustellen. EHRENBERG und NIETSCH (1936) untersuchten die Fütterungund Verdaulichkeit von Holzzuckerhefe an 6 Gespannpferden über 3 Monate. DieHolzzuckerhefe wurde neben Trockenschnitzeln und Weizenschalen bzw. Kartoffelflockenals Eiweißkomponente gefüttert und konnte bei leichter Arbeit den Hafer in der Rationersetzen. Die Pferde akzeptierten dieses neue Futtermittel anfangs nur durchMelassebeigaben, die aber später weggelassen wurden. Den sechstägigenBilanzuntersuchungen zufolge enthält die Holzzuckerhefe für das Pferd 41,4% verdaulichesRohprotein und 33,3% verdauliches Reineiweiß, bei einem Trockensubstanzgehalt von89,6%. Während des 2. Weltkriegs wurde die Sulfitlauge aus den Zellulosefabriken nichtmehr nur zur Spiritusherstellung genutzt, sondern auch zur Produktion von Futterhefe. UnterZusatz von Ammoniak und Phosphorsäure konnten aus 2 kg Zucker 1 kg Hefeeiweißgewonnen werden. Allerdings war diese Form der Proteinbeschaffung doppelt so teuer, wiedas Sojaeiweiß in Friedenszeiten (HÄGGLUND, 1942).

STEWART (1839, S. 262) berichtet, dass Biertreber zuweilen an Pferde verfüttert wurden,warnt aber davor, nur Biertreber als Krippenfutter zu verwenden, weil diese Fütterung zuLeberkrankheit ... Schwindel und Rehe führen könne.Bei der Verfütterung von Biertrebern hielten sich die Pferde sehr gut (KUERS 1839, S. 225).Nach HAUBNER (1845, S. 410) wurde Biertreber an Pferde nicht verfüttert.WÖRZ (1874, S. 90) propagiert dagegen Biertreber als gutes Nebenfutter.

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Nach BÖTTCHER (POTT 1893) kann die Hälfte der Haferration durch frisch getrockneten,unverdorbenen Biertreber ersetzt werden, solange der Übergang allmählich geschieht.POTT (1893) empfiehlt, nicht mehr als die Hälfte der Haferration durch Biertreber zuersetzen, weil sie weniger verwertbare Energie für das Pferd enthält. Er ermittelte beiFütterungsversuchen eine mittlere Verdaulichkeit von 53% für die N-freien Extraktstoffe ingetrockneten Biertrebern. DRACHE (1893) empfahl, Mais mit Biertreber als Haferersatz zufüttern. Nach FAMBACH et al (1895) bewährte sich ein Ration, die zu gleichen Teilen ausMais, Hafer und Biertreber bestand.HÜBNER (1894) dagegen berichtet von dem Misserfolg der Fütterung von getrocknetemBiertreber bei der Dresdener Straßenbahngesellschaft. Die Pferde pusteten das Futtermittelaus den Krippen und der Biertreber gärte angefeuchtet in den Krippen viel zu schnell.HANSSON (1929, S. 99-101) erwähnt die Biertreber als mögliches Pferdefutter (bis zu 10 kgtäglich).

Rückstände der Brennerei

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wird die Kartoffel immer mehr auch zum Brennen vonBranntwein (Spiritus) genutzt. Von 1830 bis 1865 verdoppelte sich die Menge der vonBrennereien verbrauchten Kartoffeln im preußischen Staat, während die des verbrauchtenGetreides auf gleicher Höhe blieb (GOLTZ, 1903, S. 253). 1880 wurden im Deutschen Reich1,9 Mio. t Kartoffeln in den Brennereien verarbeitet, 1900 waren es 2,79 Mio. t (GOLTZ,1903, S. 337).

Alte Pferde, die mit Branntweinschlämpe und etwas Hafer gefüttert werden, können schwereArbeit nur langsam verrichten, eine mehrjährige Nutzung der Pferde ist auf diese Weise nichtmöglich (KUERS 1839, S. 308) Nach LÜPKE (1843, S. 255-259) kann manBrandweinschlämpe... den Pferden aufs Futter, oder während sie das Rauhfutter verzehren, inreichlicher Quantität in die Krippe geben und die Pferde werden schnell fett davon.Allerdings muss man wegen der schnellen Säuerung strengste Reinlichkeit walten lassen.HAUBNER (1845, S. 408) begrenzt die Menge der zur Anfeuchtung des Häckselfutters zuverwendenden Branntweinschlämpe auf 10-15 Quart (ca. 15 l) täglich. Lediglich ältereherabgekommene Tiere vertragen etwas mehr davon.Nach MÜLLER (1931) vertragen Pferde bis zu 40 l Branntweinschlempe täglich. Bei seinenVersuchen mit drei Pferdegespannen konnten 8 l Kartoffelschlempe 1 kg Hafer in der Rationersetzen.

Rückstände der Stärkegewinnung

Schon Friedrich d. Gr. weist in einer Zirkularverfügung 1765 auf die Möglichkeit hin, ausKartoffeln Stärke zu produzieren, die der Weizenstärke nicht nachstehe. Bis zum Ende des 18.Jahrhunderts war die Kartoffelstärkefabrikation dann schon sehr verbreitet (GOLTZ, 1902, S.472).Die Rückstände aus den Stärkefabriken haben KUERS (1839, S. 297) zufolge einen sogeringen Futterwert, dass sie nicht an Pferde verfüttert wurden.Ein anonymer Autor berichtet 1893 über getrocknete Kartoffelpülpe , die 7,1% Wasser, 3,6%Protein, 0,2% Fett, 69,8% Kohlehydrate, 12,2% Rohfaser und 7,1% Asche enthielt. Pferdeerhielten bis zu 7 Pfd. dieser Kartoffelpülpe in der Ration. Nachteile traten bei dieserFütterung nicht auf. KELLNER berichtet 1908 (S.113), dass von der getrockneten undgemahlenen, kalkhaltigen Kartoffelpülpe 2,5-3,5 kg pro Tag an Pferde ohne Nachteil

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verfüttert wurde. Auch im skandinavischen Raum wird getrocknete Kartoffelpülpe zurPferdefütterung verwendet (HANSSON, 1929, S. 99-101).BIZER (1940) fütterte acht Kaltblutpferde 112 Tage im landwirtschaftlichen Betrieb mitgetrockneter Kartoffelpülpe. Nach langsamer Gewöhnung nahmen die Tiere maximal bis zu5,6 kg/Pferd/Tag auf. BIZER (1940) ermittelte auch in einwöchigen Bilanzversuchen an vierPferden Verdauungskoeffizienten für die verwendete Kartoffelpülpe. Er empfiehlt dieFütterung von 4 kg getrockneter Kartoffelpülpe in der Ration für Arbeitspferde alsenergiereiche Komponente.EHRENBERG und LACHMANN testeten vom Februar bis Mai 1942 Eiweißpülpe (in denStärkefabriken aus dem sog. Fruchtwasser der Kartoffeln gewonnen und getrocknet) alsErsatz für die Trockenhefe als Eiweißlieferant für Arbeitspferde.Die Eiweißpülpe wurde besser aufgenommen, als die Trockenhefe. Nach Meinung der beidenVersuchsteller ist die drei- bis dreieinhalbfache Menge Eiweißpülpe durchaus in der Lage, dieTrockenhefe vollständig zu ersetzen. Die Versuchspferde hielten sich sowohl beiausschließlicher Fütterung mit Eiweißpülpe als auch mit Trockenhefe besser als die Pferde,die mit der üblichen haferhaltigen Ration gefüttert wurden. Einziger Vorzug der Trockenhefegegenüber der Eiweißpülpe ist ihr Gehalt an B-Vitaminen, weshalb die Trockenhefe bei derVerfütterung von schlechtem Heu vorteilhafter ist. Die Haltbarkeit der getrocknetenEiweißpülpe ist gut. Da die Eiweißpülpe sowohl im Stärkewert (65,1%) als auch im Gehalt anverdaulichem Eiweiß (12,4%) den Hafer übertrifft, kann die Eiweißpülpe den Hafer ohneweiteres ersetzen. Solange sie mit ausreichend daumenlangen Strohhäckseln vermischt wird,ist sie auch sehr bekömmlich. 4 kg Eiweißpülpe pro Tier und Tag wurden im Versuch gutvertragen, die Verfasser gehen aber davon aus, dass auch 6 kg je Tier und Tag verträglichsind. Der Zusatz von Mineralstoffen (10 g Viehsalz, 10 g Schlämmkreide und 10 gphosphorsaurer Futterkalk je Tier und Tag) wird empfohlen, v. a. wenn nicht ausgiebig Heugefüttert wird.NEWERLA u. MÜLLER veröffentlichen 1943 (b) Fütterungsversuche mit Kartoffelpülpe anvier Arbeitspferden auf „Gut Stiebendorf“. Sie gaben den Pferden nach einer zweiwöchigenAnfütterungsphase neben 1,5 kg Süßlupinen bis zu 8 kg getrockneter Kartoffelpülpe, der zurGeschmacksverbesserung vollwertige Zuckerschnitzel und 1 kg Wirtschaftsfutter (bestehendaus 60% Hafer, 20% Weizenkleie und 20% Trockenschnitzel) untergemischt wurde. DieZusammensetzung dieser Pülpe war etwas anders, als die von EHRENBERG u.LACHMANN (1942) verwendete. Der von NEWERLA u. MÜLLER (l.c.) angegebeneStärkewert von 65,2 entspricht dem Wert von EHRENBERG u. LACHMANN. Die vierVersuchspferde leisteten die anfallenden Frühjahrsarbeiten ebensogut, wie die anderenWirtschaftspferde, die pro Tier und Tag 6 kg Hafer, 1 kg Weizenkleie und 1 kgTrockenschnitzel erhielten.

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5. Ölsamen und Rückstände aus der Ölgewinnung

Ölsamen

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen

KUERS (1839, S. 171) gibt die chemische Zusammensetzung von Leinsamen an. DieVerfütterung empfiehlt er hauptsächlich an säugende Tiere. In den Futterkuchenmischungen,die 1872 in der deutschen Okkupationsarmee in Frankreich getestet wurden war nach KÖNIG(1896) auch Leinsamenmehl enthalten. Auch in den von der russischen Armee 1878getesteten Futterzwiebäcken war nach POTT (1878) Leinsamenmehl enthalten (s. a. Kap. 7.Futterkonzentrate und Mischfutter). Nach WÖRZ (1874, S. 42) nährt Leinsamen gut und lässtdas Haarkleid glänzen. Auch DAMMANN (1886) zufolge wurden Leinsamen vorzugsweiseschwächlichen Fohlen und säugenden Stuten zur besseren Versorgung gefüttert. Außerdemsollen die Leinsamen das Abhaaren erleichtern, das Haar glatt und glänzend machen,abführend und reizmildernd auf die irritierte Schleimhaut der Verdauungsorgane und derRespirationsorgane wirken, auch der Infektionsstoff der Druse gelangt(e) nicht in demsonstigen Grade zur Geltung. 1930 empfiehlt KEINERT die Fütterung von Leinsamen (bis zu500 g pro Tag) an Mutterstuten und Fohlen. Insbesondere während der Absetzphase führediese Fütterung zu einem besseren Aussehen, als die reine Haferfütterung.

Hanfsamen wurde gelegentlich den Beschälern und Stuten zur Steigerung desGeschlechtstriebes als Beifutter oder herabgekommenen Pferden wegen der gutenNährwirkung gegeben (WÖRZ, 1874, S. 42).

In der französischen Armee wurden 1892 fünf Pferde einen Monat lang versuchsweise mitKokosnussmehl anstelle eines Teils des Hafers in der Ration gefüttert. Sie nahmen imVergleich zu den Kontrollen trotz starker Arbeit bei der Fütterung zu (ANON. 1892a).ROMMEL und HAMMOND (1912) untersuchten den Futterwert von Cocosnussmehl undverwendeten es erfolgreich als Haferersatz, 1 kg Cocosnussmehl für 2 kg Hafer. Sieempfahlen es zur Fütterung der Jungtiere und der Arbeitspferde.

Rückstände aus der Ölfabrikation

Allgemeines

Das Ausgangsprodukt, das zur Ölfabrikation dient, wurde in der Regel erst durch Siebe,Windfegen usw. von fremden Beimengungen gereinigt. Dann werden die größeren Samengeschält und daraufhin auf Quetsch- oder Schrotmaschinen zerkleinert. So vorbereitet wurdedas Material, entweder kalt oder warm, zwischen Tüchern unter starkem Druck gepresst,wobei der größte Teil des Öles abfließt. Die Rückstände werden noch ein- bis zweimalzerkleinert und abermals gepreßt. Ein anderes Verfahren ist die Extraktion des Fettes dergeschrotenen oder gequetschten Frucht durch fettlösende Flüssigkeiten, wieSchwefelkohlenstoff, Petroläther oder Benzin. Auch diese Prozedur wird ein- bis zweimalwiederholt. Gelegentlich wird das gepreßte Material hinterher noch dem Extraktionsverfahrenunterworfen.Das Preßverfahren liefert durchweg erheblich fettreichere Rückstände als dasExtraktionsverfahren, bei dem oft nur 2-3% Fett in dem extrahierten Material zurückbleiben.Die Rückstände nach dem Extraktionsverfahren nennt man Mehle oder Schrot; die

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Rückstände die bei dem Preßverfahren übrigbleiben heißen Ölkuchen, die in gemahlenemZustand Ölkuchenmehle. „Leinkuchenmehl“ enthält also mehr Fett als „Leinmehl“.Die Abfälle der Ölfabrikation sind sehr einfach zu verfälschen. Es werden den Rückständender Ausputz zugefügt, aber auch billige Mohn- und Rapsabfälle, ja selbst giftige Stoffe, wieRizinusmehl und Ackersenf (KELLNER, 1908, S. 107-108).In erster Linie wurden die Rückstände aus der Ölfabrikation zur Milcherzeugung bei denKühen eingesetzt (KLEMME, 2003, S. 49). Manchmal bildeten sie aber auch einen Teil derPferderation. Zunächst wurden nur einheimische Bucheckern-, Raps-, Rübsen- undLeinölkuchen verwendet, ab den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts dann zunehmend Palmkern,Sesamkern, Kokosnuß, Erdnuß, Rizinus u. a. ausländische Ölkuchen (1878 gab es noch einGleichgewicht zwischen Im- und Export von Ölkuchen, 1900 wurden 360.000 t Ölkuchen undÖlkuchenmehle importiert, GOLTZ, 1903, S. 333).

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen

GIBSON (1780, S.5) berichtet von Gegenden in Holland, wo die Pferde Rübölkuchen zurVerbesserung ihres Haarkleides erhielten.

HERTWIG berichtet 1858 über mehrere Fälle von Vergiftungen mit Bucheckern, bzw.Bucheckernkuchen, die schon mehr als ein Vierteljahrhundert zurückliegen:1824 beschreibt BRAUN tödliche Vergiftungen durch Bucheckernkuchen bei drei Pferden.Daraufhin fütterte er drei Versuchspferde mit unterschiedlichen Mengen des selbenBucheckernkuchens, worauf alle Pferde mit Anzeichen von zentralnervösen Störungen,tonisch-klonischen Krämpfen und Lähmungen der Hinterhand innerhalb von Stunden bisTagen (je nach verabreichter Menge) starben. Bei der Sektion der Pferde wurden keineKrankheitserscheinungen oder Vergiftungsanzeichen festgestellt. Die Verfütterung dieserBucheckernkuchen an Hunde und Katzen führte lediglich zu Erbrechen, Rindvieh, Schafe undSchweine zeigten auch bei der Gabe großer Mengen keinerlei Gesundheitsstörungen.BRAUN hielt es für wahrscheinlich, dass das Samenhäutchen der Bucheckern ein Giftenthält, obwohl auch das Erhitzen der Bucheckern zur Ölgewinnung als Ursache angesehenwurde (HERTWIG 1858). Auch KNIERIM beschreibt 1824 Vergiftungen von Pferden durchBucheckernkuchen (HERTWIG 1858). Des weiteren berichtet BLEICHER in dem Jahr überplötzliche Todesfälle von zwei Pferden nach der Verfütterung von Bucheckernölkuchenmehl(Büchel-Oelkuchenmehl). Daraufhin wurden auch diese Bucheckernkuchen an einVersuchspferd gefüttert, welches mit gleichen Symptomen (unter fürchterlichenconvulsivischen Zuckungen) verstarb. Bei der Sektion fiel die starke Füllung der Gefäße imGehirn und den Hirnhäuten, wie bei einer Hirnentzündung, auf. Die Buckeckernkuchenwurden dann ohne Ergebnis auf die Beimengung von Tollbeersamen oder andererGiftpflanzen untersucht (HERTWIG 1858).TSCHEULIN, Veterinärlehrer und Hoftierarzt in Karlsruhe, fütterte aufgrund des Berichtsvon BLEICHER 1824 fünf Versuchspferde mit Bucheckernkuchen (Büchelölkuchen). DieTiere nahmen das Futter nur mit Widerwillen auf, die krankmachende, selbst tödlicheWirkung trat gleichermaßen bei der Fütterung mit Kuchen von geschälten, ungeschälten, altenoder frischen Bucheckern auf (HERTWIG 1858).1825 führte HERTWIG (1858) dann insgesamt 19 Fütterungsversuche mit geschälten und z.T. gebrühten Bucheckernkernen, Bucheckernhülsen, Bucheckernöl, warm und kalt gepresstenBucheckernkuchen und den von KNIERIM aus Westfalen zugesandten Bucheckernkuchendurch, die schon zu Vergiftungen geführt hatten. Nach der Eingabe vonBucheckernsamenhäutchen kam es zu keinerlei Gesundheitsstörungen. Die Fütterungunterschiedlicher Mengen geschälter Bucheckernkerne oder Bucheckernöl führte zu

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Appetitstörungen und Koliksymptomen. Nach der Fütterung von warm oder kalt gepreßtenÖlkuchen und den aus Westfalen gesandten Ölkuchen kam es zu Kolikerscheinungen,klonisch-tonischen Krämpfen, Taumeln, Lähmungen in der Hinterhand und ab einer Mengevon 4 Pfd. auch zum Tod. Bei der Sektion fielen dunkelrote Flecken in der Schleimhaut desDickdarms und ungewöhnliche Blutfülle im Gehirn und im Rückenmark sowie epiduraleBlutungen im Lendenwirbelbereich auf. Blausäure konnte in keinem der getestetenFuttermittel nachgewiesen werden.HERING versuchte 1825 ohne Erfolg den verantwortlichen Stoff aus den giftigen Ölkuchenzu extrahieren. Die Verfütterung von Mandelölkuchen, Kuchen von Muskatnüssen oderMohnsamenkuchen führten zu keinerlei gesundheitlichen Beeinträchtigung (HERTWIG1858). 1826 veröffentlicht WIRTH die Ergebnisse seiner Fütterungsversuche mit Bucheckern.Nach der Verfütterung von angebrühten Bucheckern zeigte das Pferd Koliksymptome, nachder Gabe von Bucheckernöl außerdem taumelnden Gang und Durchfall. Nach der Fütterungmit 3 Pfd. gebrühter Bucheckernölkuchen taumelte das Pferd, nach der Verfütterung von 6Pfd. gebrühter frischer Bucheckernölkuchen verendete das Tier mit zentralnervösenStörungen (HERTWIG 1858).

HAUBNER (1845, S. 403) zitiert HERING, wonach Bucheckernkuchen für Pferde giftig undBucheckern ungiftig sind.

Leinsamenkuchen sei ein extensiv aber sehr reichlich ernährendes Futter, das aber nur alsBeifutter gegeben werden sollte, z. B. um die abführende Wirkung der Kartoffelfütterungdiätetisch aufzufangen, behauptet KUERS (1839, S. 172).

BÖHM (1849, S. 103) empfahl die Ölkuchen im Pferdefutter lediglich, um denErnährungszustand zu verbessern oder den Haarwechsel zu beschleunigen. Nach HAUBNER(1845, S. 400) war ein weitere diätetischer Fütterungszweck für Ölkuchen (¼ - ½ Pfd.Leinölkuchen, evtl. auch Rübölkuchen) die Verwendung als Nebenfutter um die stopfendenEigenschaften einer anderen Rationskomponente (z. B. Hülsenfruchtkörner) aufzufangen.Nach der Verfütterung von Bucheckernkuchen an Pferde kam es nach HAUBNER (1845, S.403) häufig zu Vergiftungen, wobei unklar war, ob es nur am Alter der Kuchen liegt, oder obBucheckern allgemein giftig für Pferde sind. Die Vergiftungen äußern sich in heftigenKolikzufällen, Zittern am genzen Leibe, Schwankem mit dem Hintertheile, Convulsionen sc.Bei größeren Gaben (ab ½ - 1 Pfd.) tritt der Tod innerhalb von 10-16 Stunden ein.

KAISER (1859) berichtet von Kolikerscheinungen und zentralnervösen Störungen nach demTränken der Pferde mit Bucheckernölkuchen in Wasser gelöst.

Der französische Landwirt LEBEL fütterte versuchsweise Mohnkuchen, neben Weizenkleie,Gerstenschrot oder Topinambour und zusätzlich Hafer. Die Pferde verloren zwar kaumGewicht, allerdings nahm die Arbeitskraft beträchtlich ab, so dass nach drei Monaten dieMohnkuchenfütterung eingestellt wurde (WOLFF 1861, S. 633-634). WOLFF (l.c.) machteinen im Mohnkuchen vorhandenen narkotischen Stoff für die mangelnde Leistungsfähigkeitder Pferde verantwortlich.

WÖRZ (1874, S. 87-89) berichtet, dass in England häufig und mit gutem ErfolgLeinsamenölkuchen gefüttert wurden, während man in Deutschland Leinsamen und – kuchenin erster Linie zu diätetischen Zwecken bei Krankheit, Verstopfung und während desHaarwechsels gab.

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HAUBNER empfiehlt 1881 (S. 358-360) bei der Fütterung von Kartoffeln die gleichzeitigeGabe von ½ bis ¾ Pfd. Ölkuchen.

1886 ersetzte DIKOF unter der Leitung von KNIERIEM bei zwei Arbeitspferde zunächsteinen Teil, später die ganze Haferration durch Hanfkuchen. Die Akzeptanz der Futterkuchenwar gut, jedoch ging die Leistungsfähigkeit bei ausschließlicher Hanfkuchenfütterung deutlichzurück. Auch bei einem teilweisen Haferersatz durch die Kuchen nahm die Körpermasse derVersuchstiere ab. KNIERIEM (1898) vermutete eine den Stoffwechsel anregende Substanz inden Hanfkuchen, die das Verdauungsvermögen der gesamten Ration stört und warnt vor derVerfütterung als Haferersatz.

REGENBOGEN (1888) berichtet über die Erkrankung von 35 Pferden nach der Verfütterungvon Leinkuchen, der mit Rizinussamen verunreinigt war. Drei Tiere starben.

Bei der Verfütterung eines Roggen / Hafer- Gemisches fütterte KNIERIEM (1898) jahrelangerfolgreich ½ Pfd. Kokoskuchen als Zulage bei der harten Frühjahrs- und Herbstarbeit. Erbetont die leichte Fettverdaulichkeit bei diesen Kuchen.

KELLNER gibt 1908 (S. 108) folgende Richtwerte für die Verfütterung von Rückständen ausder Ölfabrikation an Pferde:

Baumwollsaatmehl: nicht mehr als 1 kg / Tier / TagErdnußkuchen und Erdnußmehl: bis zu 1,5 kg / Tier / TagSesamkuchen: weniger als 1,5 kg / Tier / TagLeinsamenrückstände: als Diät bei schwachen Tieren als warme SuppeSonnenblumensaatkuchenmehl: an Pferde unbedenklich zu verfütternMohnkuchen: nicht an Pferde, wegen Restgehalt von OpiumHanfkuchen: bis zu 1,5 kg / Tier / Tag an männliche Arbeitspferde (Hanf führt leicht

zum Verwerfen

Nach MATENAERS (1911) wurden in der Versuchsstation des Staates Iowa, USA wegeneiner schlechten Haferernte Mais, Ölmehl, Baumwollsaatmehl und Glutenmehl an dreilandwirtschaftlich genutzten Gespannen auf ihren Wert als Haferersatzmittel getestet. Dabeibewährte sich Ölmehl besser als Glutenmehl und Baumwollsaatmehl fehlte bei gleich guterFutterwirkung die abführende Wirkung des Ölmehls (siehe auch Kap. 2.1.4 „Mais“).

1945 berichtet McCUNN von teilweise tödlich verlaufenden Vergiftungen mit Rizinussamenin einem Stall mit 49 Arbeitspferden durch versehentliche Verunreinigung des geliefertenGetreides.

KUZNECOV et al. (1945) stellten Fütterungsversuche mit Baumwollsaatkuchen an 134Pferden in der russischen Armee an. Die Pferde erhielten drei bzw. fünf Monate langunterschiedliche Rationen von 1 kg bis zu 4,5 kg Baumwollsaatkuchen täglich (mit einemGossypol-Gehalt von 0,085-0,15%). Es wurde keinerlei Gesundheitsschädigung oderVeränderung im Urin oder Blut beobachtet. GRIGORJEV und FEODOROV (1946) füttertentäglich bis zu 40% der Körnerration in Form von Baumwollsaatkuchen (6-10 kg) über sechsMonate ohne Schaden für die Pferde.

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6. Futtermittel tierischer Herkunft

Anfänge

Im folgenden Kapitel werden Futtermittel tierischer Herkunft behandelt, sofern sie alsEinzelprodukte unmittelbar an Pferde verfüttert wurden. Über den Zusatz dieser Futtermittelzu Mischfutter wird im Kapitel 7 „Futterkonzentrate und Mischfutter“ berichtet. Mischungenvon Futtermitteln tierischer Herkunft mit Melasse und anderen Komponenten werden imAbschnitt 3.3 „Rückstände aus der Zuckerrübenverarbeitung“ zusammengefasst.MAGNE und FUCHS (1844, S. 468) geben die Angaben von LACHEZE wieder. Demnachbacken die Araber Kuchen aus Gerste, Salz und Pulver von getrocknetem Fleisch. DiesesNahrungsmittel ließe sich gut transportieren und sei aufgrund des Salzgehaltes gut haltbar.Auch FALKE (1850, S. 88) hielt Fische, Fleisch, sowie Eingeweide und Blut für gedeihlicheNahrungsmittel bei den Pflanzenfressern, wenn sie daran gewöhnt werden und die tierischenProdukte vor dem Verfüttern gekocht, getrocknet oder in Brot verbacken neben pflanzlichemFutter gegeben werden.

6.1 Fleisch, Fleischmehl, Blut

Im Jahre 1831 wird von einem Wasenmeister berichtet, der seinem Pferd das Fleischkrepierter Tiere verfütterte. Es soll Schweinefleisch lieber als Pferdefleisch gefressen haben(ANON. 1831b).

KUERS (1839, S. 226) schreibt von Pferden, die, nach Gewöhnung, auf ihrer Überfahrt vonDünkirchen nach Island ausschließlich mit Fischen gefüttert wurden.Nach STEWART (1839, S. 275-276) nahmen verschiedene Pferde Fleisch oder Blut gern auf.Außerdem würden in Ostindien den Pferden zubereitete Fleischklösse gewaltsam eingegeben.Den Beschälern würden ein bis zwei rohe Eier mit Löchern in der Schale wie Pillenverabreicht, um ihre Deckbereitschaft zu steigern. Die Gefahr der tödlichenSchlundverstopfung verbiete diese Verabreichungsart aber nach seiner Meinung. Besser sei essie roh oder gekocht unter das Futter zu mischen. Auch Milch wurde mit Kleie, gemahlenemLeinkuchen und auch Molken vermischt den Hengsten zur Steigerung der Deckleistunggegeben. Nach MAGNE und FUCHS (1844, S. 468) wurden in Schweden Futterbrot ausHafer und Roggen mit ein wenig Salz und Branntwein, manchmal auch Bierhefe, Oelkuchen,und selbst Blut zubereitet.

1864 empfiehlt VARNELL, durch Krankheit ausgezehrten Pferden, Fleischbrühe zu geben,damit sie sich erholen. Eines seiner Patienten bekam zwei bis drei Wochen lang täglichFleischbrühe und nahm diese sehr gern.

HOFMEISTER 1873 fütterte Fleischmehl an eine achtjährige Stute, und machte Verdauungs-und Bilanzuntersuchungen. 5 Pfd. Kleie wurden zunächst mit 1 Pfd. Fleischmehl (in dem dieFleischsalze Chlorkalium und posphorsaures Natron enthalten waren) gemischt undWiesenheuhäcksel untergemischt. Die Endration bestand aus täglich 4 Pfd. Kleie, 3 Pfd.Fleischmehl und 6 Pfd. Heu. HOFMEISTER konnte eine hohe Verdaulichkeit desFleischmehls beim Pferd nachweisen. Der Harn war hell und klar, bernsteingelb, fastgeruchlos und reagierte stark sauer, hatte also die Eigenschaften eines Fleischfresserharnsangenommen. Nach 35 Tagen verweigerte allerdings die Stute die Futteraufnahme.

Anonym wird 1874 über die Ernährung der Pferde während der Belagerung von Metzberichtet. Die Pferde des „zweiten Garde-Jäger-Regiments“ wurden wegen des herrschenden

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Futtermangels mit dem Fleisch gefallener Pferde gefüttert. Das Fleisch wurde roh odergekocht fein gehackt und mit Baumlaub, Traubenblättern, Heu, Stroh, Ginster, Körnernverschiedener Art, Oelkuchen, Kleie etc. vermengt. Dann wurde noch etwas Meersalzhinzugefügt und mit Mehl bestreut. Zunächst wurden nur kleine Mengen verfüttert, um denGeruch und Geschmack des Fleisches zu überdecken. Nach und nach wurde die Tagesrationauf 2 – 3 kg erhöht. Diese Fütterung dauerte drei Wochen und den Pferden bekam sie sehrgut.

Nach ZÜRN (1875, S. 118-120) fressen die Pferde in Island gedörrten Fisch. Rohes,gehacktes Fleisch wird sehr herabgekommenen und geschwächten Pferden gegeben.ZECHNER (1878) machte gute Erfahrung mit der Verfütterung von Fleischmehl bei Pferdenin bezug auf die zunehmende Leistungsfähigkeit der Tiere.

POTT schreibt 1879 über die erfolgreiche Verwendung von Fleischmehl in Futterkuchen (s.a.Kap. 7).

Die Entwicklung des Heinson Huch’sche(n) Blutfutter(s) (s.a. Kap. 7) führte ab 1875 zuFütterungsversuchen in der Armee, die nach einer Futterkonserve suchte, die leichter auf demPferd transportierbar war, als der Hafer (KOENIG, 1896, S. 206). Nach POTT (KOENIG,1896, S. 206) sollte in England schon seit einigen Jahren ein Futterkuchen mit dem NamenHeinson Huchs Kraftfutter erfolgreich in der Armee verwendet worden sein. Nach einerchemischen Untersuchung dieses Kraftfutters von 1878 enthielt es: 91,8% TS, 33,1% Rp,0,99% Rohfett, 4,2% Holzfaser, 39,7% N-freie Extraktstoffe, 12,1% Asche und 1,7% Sand.Mit ähnlichen Blutfutterkuchen wurden im „1. Württembergischen Artillerieregiment“Fütterungsversuche angestellt. Die Pferde erhielten 0,375-1,5 kg neben Hafer, Heu und Stroh.Die Versuchspferde nahmen deutlich an Körpermasse zu, an Influenza erkrankte Tiereerholten sich bei dieser Fütterung rasch (POTT 1909, S. 517).Diese Informationen führten dazu, zunächst mit dem ähnlich lautenden Heinson Huch’schenBlutfutter als Haferersatz in der Armee zu experimentieren (KÖNIG, 1896, S. 210).Es besteht, nach Firmenangabe aus Blut von Schlachtvieh vermischt mit Sägespänen, Kleieoder Mehl von Roggen, Weizen, Mais, Hafer usw. So kann der Nährstoffgehalt des Futtersvariiert werden. Dieses Futter wurde speziell für den Krieg erdacht, da es leicht zutransportieren ist und bei einem hohen Nährwert ein kleines Volumen hat. Nach Empfehlungdes Fabrikanten sollte es den Hafer ganz ersetzen können (KÖNIG, 1896, S. 206).

FRÜHLING und SCHULZ veröffentlichen 1875 die Ergebnisse ihrer Analyse desBlutfuttermehles ... von Huch in Braunschweig. Das schwarzgraue Mehl besteht aus harten,glänzenden Körnchen. Das homogene staubfeine Pulver enthält 73,3% organische Stoffe mit11,7% Stickstoff, 14,5% Asche mit 11,1% kohlensaurem Kalk, 12,2% Feuchtigkeit. DasPräparat wird nach einem geheimen Verfahren zubereitet und besteht ausschließlich aus denBestandteilen des frischen, getrockneten Blutes und Kalk. Wird die Masse mit kaltem oderwarmem Wasser übergossen, quillt sie allmählich auf, wird weich und lässt sich zerdrücken.Sie ist völlig geruchlos und gibt keinen Blutfarbstoff mehr ab. Alle Haustiere nehmen esbereitwillig auf, entweder trocken unter die anderen Futtermittel gemischt oder in den Trankgerührt. Zwei stark beanspruchte Kutschpferde bekamen ein halbes Jahr lang ausreichendHeu, 5 Pfd. Hafer, 5 Pfd. eines Gemisches von gleichen Teilen Roggenkleie und Blutmehl.

Praktische Versuche mit dem Heinson-Huchschen Blutfutter waren vereinzelt vorgenommenworden, z. B. im „Husaren-Regiment Nr. 17“ mit zwei Pferden. Der zuständige RoßarztDaubenkropf berichtet, dass die Pferde das Futter gern fraßen und in 24 Tagen 70 bzw. 30Pfd. zunahmen. Außerdem wurde ein 1 ½-jähriges Hengstfohlen im Fürstlich Lippeschen

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Sennergestüt zu Lopshorn mit dieser Mischung gefüttert. Das heruntergekommene Tierentwickelte sich im Laufe der fünfwöchigen Fütterung gut, es bekam glänzendes Haar undzeigte mehr Lebhaftigkeit. Die für umfangreichere Versuche an den königlichenDienstpferden zur Verfügung gestellten Proben bestanden aus schwarzroten, glänzenden,erbsengroßen und kleineren Stücken geronnen Blutes, die in Kleiepulver eingehüllt waren.Nach der chemischen Untersuchung enthielt das Futter die Abbauprodukte desBlutfarbstoffes, weitere Blutbestandteile, Eiweißsubstanzen, Stärke (von der Kleie) undreichlich Kochsalz (KÖNIG, 1896, S. 207). Obwohl dieses Futter die Nährstoffe nicht ineinem Verhältnis aufweisen konnte, wie der Hafer (hoher Eiweißgehalt, kaum Fette undKohlehydrate bei fehlendem Volumen und mechanischen Reizstoffen) und deshalb kaum zurausschließlichen Ernährung der Pferde geeignet war, wurden Ende 1875 bzw. Anfang 1876Fütterungsversuche in der preußischen Armee angestellt. KOENIG (1896, S. 207-210)Dazu sollten aus drei Regimentern je sechs Pferde von unterschiedlichem Alter ausgewähltwerden (schlechte Fresser, gute Fresser, magere und gutgenährte und solche, dieerfahrungsgemäß leicht an Kolik erkranken). 300 g Blutfutter sollten nach und nach 500 gHafer ersetzen, bis 1,5 kg Blutfutter (am 9. Versuchstag) in der Ration neben Heu und Strohund Hafer enthalten war und die Ration aus 2,5 kg Hafer und 1,5 kg Blutfutter bestand. Nachzwei Wochen erhielten die Pferde über 14 Tage 2 kg Hafer und 1,8 kg Blutfutter.Die Versuche sollten zeigen, ob die Pferde die Fütterung mit dem Blutfutter über einenlängeren Zeitraum ohne Nachteile vertragen und welchen Einfluss diese Fütterung auf dieverschiedenen Pferdekategorien hat.Nach KOENIG (1896, S. 207-210) sollten in einer weiteren Versuchsreihe vergleichendeUntersuchungen angestellt wurden in Bezug auf Kraft, Gewicht und Temperament. Dazuwurden je 5 Pferde aus den Regimentern ausgewählt, die sich in möglichst gleicherKonstitution bei ähnlichem Temperament befinden. Sie bekamen zwei Wochen nebenRauhfutter allmählich nur noch das Blutfutter unter Zugrundelegung des Gewichts derHaferration (4,8 kg) und der Annahme, dass das Blutfutter den dreifachen Futterwert desHafers besitzt.Die Berichte der Roßärzten der betreffenden Regimenter zeigten, dass sich nach drei bis vierTagen alle Pferde an das neue Futter gewöhnt hatten. Das Allgemeinbefinden blieb gut, dieGesundheit ungestört. Allerdings gingen alle Pferde im Nährzustand zurück und zwar um somehr, als das Blutfutter in der Ration gesteigert wurde. Das Haar wurde lang, rauh undglanzlos. Die Pferde verloren bis zu 25 kg Körpergewicht. Auch Energie und Muskelkraftließen nach. Neigung zu Kolik wurde bei keinem der Pferde beobachtet, auch nicht bei dendafür disponierten.Die schwach sauer reagierenden Fäzes nahmen während der Versuche eine schwarzrote Farbean, die nach LIEBREICH’s Untersuchung vom Hämatin herrührte (KOENIG, 1896, S. 207-210). Veränderungen des Urins wurden nicht beobachtet. Unverdaute Futterreste konnten inden Fäzes nicht nachgewiesen werden, demnach wurde das Futter sehr gut ausgenutzt. DieTiere zeigten keinen vermehrten Durst. Der Leibesumfang nahm bei allen Tieren ab,proportional zur gefütterten Menge Blutfutter.Alle Berichterstatter hoben hervor, dass das Blutfutter eine hohe Haltbarkeit habe und unterverschiedenen äußeren Bedingungen eine gute Beschaffenheit beibehalte. Ein Rossarztberichtete über Beimengungen von kohlensaurem Kalk in Form von feinem Pulver bis hin zuhaselnussgroßen Stücken in der Blutfutterprobe.Das Heinson Huch’sche Blutfutter war also nicht als Kriegskonserve geeignet, da es denPferden nicht die nötige Kraft verlieh und die Leistungsfähigkeit der Tiere abnimmt. Vonweiteren Versuchen mit diesem Blutfutter wurde Abstand genommen (KOENIG, 1896, S.210).

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LAQUERRIÈRE fasst 1881 verschiedene Berichte über die Fleischfütterung zusammen. DasFleisch sollte gekocht und zu einem Fleischbrei verarbeitet und mit anderen Futtermittelngemischt verabreicht werden. Beginnend mit kleinen Mengen kann die tägliche Fleischrationbis auf 2-3 kg gesteigert werden. Für den Fall, dass die Pferde auch gekochtes Fleisch ganzverweigern, bleibt die Möglichkeit das gekochte und pulverisierte Fleisch mit Mehl zumischen und zu Brot zu verbacken. SCHEURER-KESTNER berichtet dass das Fleisch mitMehl zu Brot verbacken auch nach sieben Jahren Lagerung unverändert erhalten war. Ervertritt die Ansicht, dass man das Fleisch aller getöteten und verendeten Tiere auf diese Weisenutzen kann, da eine Ansteckung durch das Kochen des Fleisches unterbunden wird(LAQUERRIÈRE 1881).

DRACHE berichtet 1893 von einem norddeutschen Landwirt, der Mais (8 Pfd.) ergänzt durchgeringe Zugaben von Fleischfuttermehl ½ Pfd. (73-75% Eiweiß und 12-14% Fett), erfolgreichund kostengünstig fütterte. Übers Jahr gesehen sparte er fast 100 Mark und die Pferde haltensich besser als bei der vorher üblichen Ration aus 12 Pfd. Hafer, 3 Pfd. Häcksel und 8 Pfd.Heu.

Die Aufnahme von Kadavermehl (aus den Tierkörperbeseitigungsanstalten) verweigertenPferde konsequent (SCHENKE, 1903b).

WALDECK (1915) schreibt, dass es vor der Getreiderationierung ein Blutbrot gegeben habe,das vorwiegend bei rekonvaleszenten Tieren gefüttert wurde, damit sie schneller wieder zuKräften kamen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung mußte auf Getreide als Bindemittelaufgrund der Kriegsrationierung verzichtet werden. WALDECK ist es gelungen, das Blut instatu nativum in eine feste Dauerform zu bringen. Dieses Blutpräparat soll diezweieinhalbfache Menge Eiweiß enthalten, wie der Hafer. Durch den Zusatz von Futterzuckerund Hefe seien alle Nährstoffe enthalten, v. a. aber Eiweiß.

GREVE berichtet 1915 über einen Fütterungsversuch an 15 Pferden mit einer Ration ausFleischmehl und Zucker (mit Rübenschnitzeln vergällt) zum Ersatz des knapp gewordenenHafers. Das verwendete Fleischmehl enthielt nach POPP (GREVE 1915): 57% Rp, 15% Ca,10% P. Die zur Verfügung stehenden Versuchspferde aus dem Marstall des Großherzogs vonOldenburg bekamen vor dem Versuch täglich 4 bis 6 kg Hafer (je nach Größe) und 4 kg Heu.Außerdem fraßen sie von der Streustroh. Die Pferde wurden täglich morgens 1 ½ bis 2Stunden gefahren oder geritten und außerdem zu Touren- und Spazierfahrten genutzt. Sieerhielten 150 g Fleischmehl und 1 kg Zucker als Ersatz für 1 kg Hafer. Sämtliche Pferde miteiner Ausnahme fraßen das Futter mit gutem Appetit. Das Haar blieb glatt und glänzend. DieVerdauung und der Kotabsatz waren normal, nur der Kot selber zeigte ein dunklere Färbung.Die Wasseraufnahme und der Harnabsatz waren normal. Die Pferde zeigten bei derVersuchsfütterung keinen Leistungsabfall und auch keine größere Neigung zum Schwitzen.Aus allen drei Gruppen hatten alle Pferde (mit jeweils einer Ausnahme pro Versuchsgruppe)3 bis 29 kg im zwei- bis sechswöchigen Versuchszeitraum zugenommen.

Oberstabsveterinär WESTMATTELMANN berichtet 1916 von Fütterungsversuchen im „VIIArmeekorps“ mit Fleisch- und Blutmehl bei Dienstpferden.Das Fleischmehl wird aus den Kadavern gefallener Tiere gewonnen. Das Versuchsmehlwurde nach dem Benzinextraktivverfahren der Firma Grotkaß in Bremen hergestellt. DenKadavern wird dabei durch mehrstündiges Kochen bei 120 °C und ca. 5 Atmosphärendruckmittels Benzin der Fettgehalt entzogen. Im Fleische verbleiben Nährsalze und etwa 3% Fett.Das in den Versuchen verfütterte Fleischmehl wurde durch die „Königliche Militär-Veterinär-Akademie Berlin“ analysiert:

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1. Analyse 2. Analysea) Wasser .......................... 11,90 7,76%b) Protein ......................... 49,22 50,31%c) N-freie Extraktivstoffe. 1,73 dazu 4,03%

Rohfaserd) Asche .......................... 31,14 31,06%e) Fett ............................. 6,17 5,30%

Das Fleischmehl hielt sich auch nach 1 ½ bis 4 Monate langer Lagerung einwandfrei.Das Ergebnis der Versuchsfütterung war, dass ein mittelschweres Pferd bei folgenderTagesration seine Leistungsfähigkeit beibehält: 2 Pfd. Fleischmehl, 2 Pfd. Hafer, 3 Pfd.Zucker und 3 ½ Pfd. Kleie. In den ersten 14 Tagen nach der Futterumstellung auf Fleischmehlgewöhnten sich die Pferde allmählich an das neue Futter, verloren in dieser Zeit Gewicht,bekamen aber ein glänzenderes Deckhaar. Nachdem sie das Futter dann vollständig fraßen (10Pfd.), legten sie wieder zu. Bei anstrengenden Übungsritten und –fahrten zusammen mitnormal gefütterten Kontrollpferden wurde deutlich, dass die Versuchspferde leistungsfähigerund ausdauernder waren, als die Kontrollpferde (WESTMATTELMANN, 1916).

Ein anonymer Autor (1929, S. 419) berichtet, dass im 1. Weltkrieg Blutmehl ein sehrkonzentriertes Kraftfutter darstellte, das mit viel Häcksel bis zu 1 ½ kg täglich gegebenwerden konnte.

ELLENBERGER und GRIMMER (1916) fütterten Scheidemandel-Eiweiß-Ersatz, einPräparat aus Knochen mit 85% Rp. als Eiweißsparfutter erfolgreich an Schweine undMilchkühe. Auch Pferde gewöhnten sich an dieses Futter. Außerdem fütterten sie entfettetesLeimleder an Pferde, die es nach langsamer Gewöhnung auch fraßen. Nach ELLENBERGER(1918) enthielt das Eiweißersatzfutter 80% Leimfutter, 10% gemahlene und entfetteteKnochen, 10% aufgeschlossenes Horn und das Eiweißsparfutter 80% gemahlenenKnochenleim und 20% aufgeschlossene gemahlene entfettete Knochen. Beide Futtermittelwurden aufgeschlossenem Stroh und Holzmehl als Eiweißzulage beigegeben, um damit einenTeil der Hafer- und Heurationen der Pferde zu ersetzen.GEUER (1921) fütterte Leimgallertefutter bis zu der 2 ½ kg pro Tag (mehr nahmen diePferde nicht auf) und es traten keine Gesundheitsstörungen auf.

6.2 Fleisch- Blut- Panseninhalt- Gemische

Ein Vorläufer der im 1. Weltkrieg produzierten Panseninhalt-Gemische war das Peptonfutter.Es bestand meistens aus dem halbverdauten Panseninhalt von Wiederkäuern, demMageninhalt von Schweinen und getrocknetem Blut. Es hat nach JARMARTZ (1905) einenfraglichen Nährwert und kommt für die Pferdefütterung bei der Armee eigentlich nicht inBetracht. LUDEWIG (1906 a, S. 164-166) beschreibt das Peptonfutter als ein Gemisch aus40-60% Melasse, die mit halbverdautem Heu und etwas getrocknetem Blut vermischt wird.Die Zusammensetzung wechselt stark und den Untersuchungen von SCHULZ undKELLNER (LUDEWIG, 1906 a, S. 165) zufolge ist häufig gar kein Pepton enthalten und dasFuttermittel schwer verdaulich. SCHMID (1901) fütterte Peptonfutter erfolgreich an seineArbeitspferde und sparte damit einen Teil der Hafer- bzw. Maisration ein. SCHMOEGER(1904) gibt die Zusammensetzung von Peptonfutter I an: 83% Trockensubstanz, 26,6%Rohprotein, 22,1% Reineiweiß, 0,7% Rohfett, 39% N-freie Extraktstoffe davon 24,4% Zucker,8,1% Rohfaser und 8,6% Asche.

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Ein anonymer Autor berichtet 1915 (a) über ein Pansenmischfutter als Haferersatz für Pferde.Auf dem Schlachthof in Düsseldorf wurde es aus folgenden Zutaten hergestellt: 10 kggetrockneter Panseninhalt, 10 kg gekochtes und hierauf gemahlenes Fleisch beanstandeterTiere, 10 kg Blut, 3,5 kg Futterzucker, 0,25 kg Kochsalz, 1,25 kg nasse Hefe.Der Panseninhalt wurde in Säcken aufgehangen, damit das Wasser abfließt, dann zwischenRollen gepresst und in Hürden-Trockenschränken getrocknet. Die Hefe wird zugegeben, umdem Futter einen angenehmen würzigen Geruch zu verleihen. 1 kg dieses Pansenmischfutterssoll in der Lage sein, 1 kg Hafer in der Pferderation zu ersetzen, wie schon aus derchemischen Analyse hervorgehe. Ein von ANON. (1915 a) nicht näher beschriebenerFütterungsversuch an 100 Pferden hat ergeben, dass die Tiere bei der ausschließlichenErnährung mit Pansenmischfutter vollkommen leistungsfähig blieben. Der Autor hebt hervor,dass das Pansenmischfutter reicher an verdaulichem Eiweiß ist, als Hafer. Damit ist es einKraftfuttermittel, das auch hervorragend als Beifutter zu eiweißarmen Futtermitteln, wieKartoffeln und Rüben gegeben werden kann.

Die ersten Versuche zur Herstellung eines Pansenmischfutters bei den deutschen Truppenwurden von BOLLE an der deutschen Westfront gemacht. Es wurden Panseninhalt mitgekochten Schlachtabfällen, Kadavern und Rinderblut gemischt und dann in Trockenöfengedörrt. Das entstandene braune Mehl konnte für die Mitnahme auf dem Pferd auch gepresstwerden (ANON. 1929, S. 418).Seit März 1915 wurden nach WESTMATTELMANN (1916) Fütterungsversuche mitBlutmehl, dem sogen. Eckardt’schen Futter an 100 bis 300 Pferden durchgeführt. DieErgebnisse waren so zufriedenstellend, dass seitdem diese Fütterung beibehalten wurde. DasEckardt’sche Futter wird hergestellt aus: 20 Pfd. trockener Panseninhalt, 20 Pfd. Blut, 20Pfd. Fleisch, 2 Ltr. Nasse Brauereihefe, 7 Pfd. Zucker und 1 Pfd. Kochsalz, dazu 30 Pfd.geschrotener Hafer. Zur Herstellung des Blutmehls wurden getrockneter Panseninhalt,gekochte Fleischabfälle, Blut, Salz, Zucker und Brauereihefe vermischt und bei einerTemperatur von 36 °C getrocknet. Die Trocknungstemperatur darf 40 °C nicht überschreiten,weil sonst das Blut unverdaulich wird. Durch die Trocknung verliert der Blutkuchen denstärksten Geruch, der Zusatz von Brauereihefe gibt dem Futtermittel einen angenehmerenGeruch und die Pferde fressen es besser. Die trockene Masse wird dann gemahlen und 15 bis30% Hafer zugesetzt.In den ersten 14 Tagen nach der Futterumstellung auf Blutmehl gewöhnten sich die Pferdeallmählich an das neue Futter, verloren in dieser Zeit Gewicht, bekamen aber ein glänzenderesDeckhaar. Nachdem sie das Futter dann vollständig fraßen (10 Pfd.), legten sie wieder zu.Bei anstrengenden Übungsritten und –fahrten zusammen mit normal gefüttertenKontrollpferden wurde deutlich, dass die Versuchspferde leistungsfähiger und ausdauernderwaren, als die Kontrolltiere (WESTMATTELMANN, 1916). 1917 berichtet OPPERMANN,dass die von WESTMATTELMANN beschriebene Anlage (wie in Goßlar) zur Fett- undFuttergewinnung aus Tierkadavern und Konfiskaten aus den Feldschlächtereien jetzt an 40Stellen, über die ganze West- und Ostfront verteilt, in Betrieb ist. Das Mischfutter ausFleischbrei, Blutkuchen und getrocknetem Panseninhalt wird in Apparaturen hergestellt, dieeinzeln auf Wagen montiert sind und mit Lokomotiven betrieben werden. Eine einzige dieserAnlagen liefert im Monat ca. 1500 kg Fett und etwa 12000-15000 kg Mischfutter. Dashergestellte Fleisch- bzw. Kadavermehl ist keimfrei. Das Mischfutter wird von Pferden undSchweinen gut gefressen und verwertet.

BALLA (1917) ließ beim Schlachtviehdepot einer Division, bei der täglich im Schnitt 40Rinder geschlachtet werden, von jedem Rind 7 kg Blut mit Häcksel, feuchtem Panseninhalt(1 : 2 : 5) und Salz (3% der Blutmenge) mischen. Das Blut muß bis zur Abkühlung ständig

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gerührt werden. Der Panseninhalt wird in Säcken gepreßt und mit den Füßen gestampft, damiter Wasser verliert. Zuerst wird Häcksel mit dem Panseninhalt gemischt, dann das Blut inkleinen Portionen dazugegeben. Das Gemisch wird in 5 cm dicken Schichten 24 bis 48Stunden lang eingetrocknet, wodurch es den Pansengeruch verliert. Dieses eingetrockneteBlut-Panseninhalt- Mischfutter kann 10 Tage lang als Alleinfuttermittel an Pferde verabreichtwerden, ohne dass diese Schaden nehmen. Anfangs sollte das neue Futtermittel mit Haferverschnitten werden: 1 l Hafer und 4 l Blut-Panseninhalt. Nach vier Wochen haben sich diePferde ganz gut an das Futter gewöhnt und nehmen es besser aus der Krippe, als aus demHafersack. Die Fütterung mit dem Blut-Panseninhalt hat sich nach BALLA’s Meinungbewährt.

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7. Futtermischungen, Mischfutter

Neben Einzelfuttermitteln wurden auch Futtermischungen eingesetzt. Im Kapitel überRückstände der Zuckerrübenverarbeitung wird über Melassefutter berichtet, eine spezielleForm von Futtermischung. Als Mischfutter gelten nachfolgend Mischungen mit drei und mehrFutterkomponenten.Schon im 15. Jahrhundert sollen in England Pferde mit Brot gefüttert worden sein (WÖRZ,1874, S. 51). Seit dem 18. Jahrhundert wurden Brote anscheinend zur Fütterung an Pferdehergestellt (nach KUERS 1835 S. 57-69 erstmals 1735 erwähnt), die zu den erstenFuttergemischen gezählt werden können. Eine generelle Anwendung scheint jedoch nochnicht vorgelegen zu haben. GIBSON (1780) erwähnt unter den Futtermitteln für Pferde keineBrote. Bei den Pferden, die für Distanzritte trainierten, wurde jedoch schon seit dem 17.Jahrhundert Brot neben Hafer gefüttert. Das Brot wurde – je nach Trainingsphase – ausunterschiedlichen Anteilen Weizen- und Bohnenmehl gebacken (HARRIS, 1999). NachCLARK (1790, S. 51) war es in England im 18. Jahrhundert üblich, Pferde auch mit Brot(Pferdebrot) anstelle von Hafer oder anderen Körnern zu füttern. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen neben Broten auch Zwiebäcke, Kuchen, Biskuits,schließlich Pressfutter und selbst Alleinfutter zum Einsatz, die aus mehreren Komponentenzusammengesetzt waren. Die Intentionen aus ernährungsphysiologischer Sicht waren beidiesen Mischungen heterogen (Ergänzung von Energie, Eiweiß, seltener Mineralien,Erhöhung der Verdaulichkeit und Verträglichkeit) ebenso die fütterungstechnischenÜberlegungen (Erleichterung von Transport, Lagerung, Zuteilung).Eine Einteilung dieser Futtermitteln nach diesen Gesichtspunkten ist schwierig. Neben einerchronologischen Untergliederung wird daher zusätzlich nach Entwicklungen im militärischenund zivilen Bereich unterteilt.

1800 – 1850 Militärischer Bereich

1815/16 führte die preußische Armee erste Fütterungsversuche mit Futterbroten, dem sog.russischen Zwieback, durch (KOENIG, 1896, S. 198). Die Pferde erhielten 6 Pfd. Zwiebackanstelle von 3 Metzen Hafer, neben der normalen Heu- und Strohration. Die Ergebnisselauten zwar übereinstimmend günstig, aber über Dauer und Zweck der Versuche liegen keineweiteren Mitteilungen vor.Spätere Versuche bei der deutschen „Garde Kavallerie“ folgten 1832 und 1834 mit Erbsen-und Roggenkuchen, der in Mengen von 3 bis 4 ½ Pfd. gegen Hafer ausgetauscht wurde(KOENIG 1896, S. 198; LUDEWIG 1906 a, S. 201). Dabei wurde abwechselnd die volleStroh- und Heuration, bzw. kein Rauhfutter gegeben. KOENIG ist der Ansicht, dass dieungünstigen Ergebnisse dieser Versuche daher rührten, dass man mit den Futterkuchen denHafer vollständig ersetzen wollte.Drei Militärpferde in „Alfort“ erhielten Brot (tourteaux), das Pariser Bäcker aus sehr vielHafermehl und wenig Gersten- und Bohnenmehl herstellten. Die Ausgangskomponentenwurden in speziellen Maschinen (pantriteurs) zerrieben, bevor sie verbacken werden(KUERS 1835, S. 57-69). KUERS (l.c.) meint durch den Backvorgang würden dieInhaltsstoffe der Getreidekörner zwar aufgeschlossen und damit leichter verdaulich, aber dieLeistungsfähigkeit der Pferde leide darunter. Deshalb sollte man Pferden, die schwere Arbeitverrichten oder großen Strapazen ausgesetzt werden (Militärpferde) kein Brot zu füttern.

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Schon 1839 bemühte sich KUERS (S. 290-292), den Wert von Brot mit Hafer zu vergleichen.Er zitiert KIRCHHOFs Entdeckung nach der beim Backen ein Teil der Stärke in Gummiübergeht und ein anderer in Zucker, ohne das sich das Gesamtgewicht verändert und berichtetüber GAUFFUREs Nachforschungen, wonach beim Backen die gleichen Bestandteileentstehen wie beim Keimen und zwar wandelten sich 6 Teile Stärke in 3,5 Teile Gummi und2,5 Teile ZuckerNach VOGELs Analysen wird die absolute Menge der nährenden Bestandteile des Weizensdurch das Backen gemindert, andererseits diese Bestandteile aber möglicherweise durch denBackvorgang aufgeschlossen, so das im Endergebnis nach KUERS (1839, S. 290-292)Meinung evtl. das Brot doch besser als das Korn nährt, weil weniger Energie für denAufschluss der nährenden Substanzen verbraucht werde.

BAILLIF (HUZARD 1849) schlägt vor, den Militärpferden als Abendfutter das gleicheGewicht, das sie jetzt als Hafer bekommen, als Weizen- oder Gerstenbrot zu geben, welchesaus einem Teil Mehl und zwei Teilen Kleie oder Nachmehl mit etwas Salz zubereitet wird.HUZARD (1849) ist jedoch der Ansicht, dass Brotfütterung nicht für Pferde zum schnellenGebrauch taugt und die Zubereitung in der Armee viel zu aufwendig sei.In einigen französischen Regimentern wurden Versuche mit teilweiser Brotfütterung gemacht.Dabei kam es zu mehr Indigestionen und Aufblähen. Auch der Rotz soll sich verstärktausgebreitet haben (HUZARD 1849).

1800 – 1850 Ziviler Bereich

PLANK (1828, S. 38) schreibt, Brot sei kein gewöhnliches Futtermittel für Pferde undWiederkäuer, wohl aber als Zwischenmahlzeit auf Reisen und Märschen, bei ungewöhnlicherLebensart und Fütterung zu verwenden. Zur Beförderung der Verdauung wird es mit Salzbestreut.HUDOFFSKY macht 1834 den Vorschlag nur einen Teil der Haferration durch Brot zuersetzen (KUERS 1835, S. 57-59).KUERS (1835, S. 57-69) berichtet über Fütterungsversuche mit Brot in einer der größten(aber nicht näher bezeichneten) Transport-Anstalten zu Paris. Das Brot bestand zu einemDrittel aus Abfällen der Getreidefabriken und zu zwei Dritteln aus schlechtem Mehl. Die 292Pferde im Postdienst wurden mit diesem Brot, statt mit Körnern gefüttert und verrichtetenihren Dienst genauso gut. Die Pferde allerdings, die sehr schwere Arbeit verrichten mussten,wurden bei der Brotfütterung mager und weichlich. Im Etablissement des Dames-Blanches wurde bemerkt, dass die Pferde bei vermehrterBrotfütterung stärker zum Schwitzen neigten. In der Verwaltung des Eaux clarifiés wurde an130 große Pferde Brot gefüttert. Sie wurden etwas magerer dabei, arbeiteten jedoch gut undschwitzten auch nicht vermehrt. Die besten Erfolge mit der Brotfütterung wurde bei altenPferden erzielt, die die Diligences zogen. Sie hielten sich bei der Brotfütterung besser, als beider Haferfütterung und nahmen z. T. sogar Gewicht zu (KUERS 1835, S. 57-69).FEULARD gibt in seiner Veröffentlichung an, dass 8 Pfd. des von ihm produzierten Brotesdie Pferde genauso gut ernährt, wie 12 Pfd. Hafer (KUERS 1835, S. 59).KUERS bestätigt 1839 (S. 290-292) seine Auffassung von 1835, dass Brot nicht in der Lageist, schwer arbeitende Pferde zu ernähren. Er erwähnt aber die Möglichkeit, für solche Pferdeein gehaltvolleres Brot aus Erbsenmehl zu backen. Bei weniger hart arbeitenden Pferdenkönne Brotfütterung durchaus ökonomische Vorteile bieten.

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STEWART (1839, S. 271-273) berichtet aus England von einem Pferdebesitzer der seinesieben Pferde täglich mit 12 Pfd. Brot (mit Häckerling vermischt) auf drei Mahlzeitenverteilt, vier Jahre lang fütterte und damit die Haferration ersetzte. Das Brot wurde aus 20Scheffel Hafermehl, 20 Scheffel Roggenmehl, 6 Scheffel gekochter Kartoffeln und Hefegebacken. Außerdem behauptet ein anonymer Autor 1837, dass 1 t Hafer zu Brot verbacken 6t rohen Hafer ersetzen könne (STEWART 1839, S. 272). STEWART (l.c.) hält diese Aussagefür maßlos übertrieben. Gleichwohl würde in Schweden ein Brot aus gleichen Teilen Hafer-und Roggenmehl gebacken an Pferde verfüttert. Nach MAGNE und FUCHS (1844, S. 468)wird diesem schwedischen Brot ein wenig Salz und Branntwein zugegeben, manchmal auchBierhefe, Oelkuchen, ja selbst Blut zugesetzt.

Ein anonymer französischer Autor berichtet 1843 über die verbreitete Futterpraxis, die in denletzten Jahren außergewöhnlich teuren Pferdefuttermittel (Hafer, Heu und Stroh) durchBrotfütterung zu ersetzen. Dabei hat sich gezeigt, dass zusätzlich zu dem meist geringenBrote unbedingt noch Rauhfutter gegeben werden muss, damit die Tiere zu den gleichenLeistungen fähig sind, wie bei Hafer- und Heufütterung. Als Beispiel gibt er das von einerBoulangerie générale in Paris angebotene Brot aus schwarzem (geringem) Weizenmehl an,wobei ein Laib Brot (3 kg) 60 Centimes kostet und ca. 5 kg Heu ersetzen soll. Die Ersparnisbei den gegenwärtigen Heupreisen läge bei einem Viertel der Kosten. Allerdings könnte nurein Teil der gewöhnlichen Ration durch das Brot ersetzt werden.

MAGNE und FUCHS (1844, S. 468-471) zitieren verschiedene französische Autoren und ihreErfahrungen mit Brotfütterung* :Nach LACHEZE backten Araber Kuchen aus Gerste, Salz und dem Pulver von getrocknetemFleisch. Solche Kuchen lassen sich gut transportieren und erweichen durch den Salzgehaltnicht so schnell. DARBLAY hat sich mit den Vorteilen der Brotbereitung auseinandergesetzt.Aus 75 kg Schwarzmehl und 25 kg Bohnenmehl erhielt er 146,5 kg Brot. Von diesem Broternährten 4 ½ kg besser, als 5 ¾ kg Hafer. Der Hafer kostete 1 Franken und 16 Cent., dasBrot aber nur 72 Centimes. Schlechte Pferde behielten bei der Brotfütterung noch lange dieKraft im Post- und Personenverkehr ihren Dienst zu verrichten. Nach DARBLAY empfiehltsich als ein besonders nahrhaftes und dabei kostengünstiges Futtermittel Brot, das jeweils zueinem Drittel aus kleinen Bohnen, Weizen und Gerste besteht.DAYLLY ließ sich von den Bäckern der Hauptstadt Paris Brot von schlechter Qualitätzubereiten. Davon gab er seinen Pferden 3 kg statt 5-6 kg Heu. Diese Fütterung war billig undzuträglich für die Tiere (1 kg Brot kostet 19 Cent. und ersetzte 2 kg Heu, das einen Kilopreisvon 38-40 Cent. hatte). LOKATELLI ließ aus Roggen und Kartoffeln Brot backen, das inBetreff seiner Güte und des Preises vollkommen ausreicht. GIRODOT nahm 3 Teilegemahlenen Hafer, 3 Teile gemahlen Roggen, 3 Teile Kleie, 3 Teile gemahlenes Strohhäckselund 1 Teil Melasse. Daraus machte er einen Teig und formte daraus Brote von 8 ZentimeterDicke. Nach dem Backen bewahrt er sie für den Gebrauch auf. Dieses Brot ersetzt den Hafer,wenn 2 kg täglich nach dem Saufen gegeben werden. Von BELISSEN stammt das Rezept zueinem ähnlichen Brot.

* die Originalquellen konnten nicht erreicht werden

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Das Bulletin des FERUSSAC befasst sich mit einer in Schlesien gebräuchlichen Brotmischung(10 Teile Hafer- und Roggenmehl, 3 Teile Kartoffelbrei, Sauerteig), die billig und gutverträglich ist. Von diesem Brot gibt man einem Pferd täglich 6 kg auf 3 Mahlzeiten verteilt,in Stücke gebrochen, mit Häcksel vermischt und etwas angefeuchtet (MAGNE und FUCHS1844, S. 468-471).Fuhrleute, die Kohlen aus den Vogesen fuhren, versuchten, Hafer durch das einfacher zutransportierende Brot (aus Weizenmehl schlechter Gattung, Roggen- oder Gerstenmehl und1kg Salz pro 60 kg Teig ) zu ersetzen. 1,5 kg von diesem Brot (zu 20 Centimen) ersetzten 5 lHafer (zu 30 Centimen). Die Pferde, die mit Brot gefüttert wurden, sahen besser aus undhatten mehr Kraft als die mit Hafer gefütterten. Sie waren sogar folgsamer, was die Verfasserdarauf zurückführen, dass sie aus der Hand der Fuhrleute gefüttert wurden (MAGNE undFUCHS 1844, S. 468-471).

MAGNE und FUCHS (1844, S.468-471) ebenso wie HAUBNER 1845 (S. 295-296),diskutieren die Vor- und Nachteilen der Brotfütterung. Es sei ein überaus leicht undvollständig verdauliches bekömmliches Nahrungsmittel, leicht zu lagern, zu transportierenund kostengünstig, wenn neben Getreide auch Kartoffeln verbacken würden Es ließe sich vonden Domestiken auch schwerer illegal verkaufen als Hafer. Pferde mit schlechten Zähnenblieben bei Brotfütterung besser bei Kräften, und kranke Pferde erholten sich schneller, wennman sie mit Brot füttere. Allerdings soll die Brotfütterung die Pferde auch weichlich mache(n)sie schwitzen leicht und wenn sie schwere Arbeit zu verrichten haben, kommen sie von Fleischund Kräften. Es wird zu schnell verdaut und füllt den Magen nicht genug. Nach der Erfahrungder Autoren treten diese Übelstände aber nur auf, wenn der Brotanteil in der Ration zu großwird (über 4-6 Pfd. pro Tag). Bei Pferden auf Reisen oder bei anderen Gelegenheiten, wowenig Zeit zum Fressen ist, wird gerne Brot gefüttert.

MAGNE gibt folgende Richtwerte für einen möglichen Futterersatz durch bestimmteBrotzubereitungen an: 3 Pfd. Brot aus schlechtem Weizenmehl und aus Roggen- undGerstenmehl mit Salz (auf 60 Pfd. Teig 1 Pfd. Salz) ersetzen ungefähr 4 ½ Pfd. ( 5 Liter)Hafer. 6 Pfd. Brot schlechter Qualität ersetzen täglich ca. 10-12 Pfd. Heu (HAUBNER 1845,S. 296).HOCHSTETTER (1845, S. 359) rät, Brot aus 42 Pfd. Mehl vermischt mit 2 ½ Pfd. feingeschnittenem Häcksel von Roggenstroh zu backen. Damit ist das Futterbrot für denmenschlichen Verzehr ungeeignet. Neben dem Brot muss Hafer und Gerste die Rationergänzen. Das Brot muss mindestens vier Tage alt sein, bevor es in Stücke geschnitten undmit Häcksel vermischt den Pferden in die Krippe gegeben wird. Getreidekörner solltenmorgens und abends, ebenfalls mit Häcksel vermischt, gefüttert werden.

Nach BAILLIF ist Brot am besten in der Lage, einen Teil der Haferration zu ersetzen. Er führtdie Erfahrung eines französischen Posthalters an, der 30 bis 35 Pferde hält und sie mit einerRation von täglich 10 Pfd. Brot und Heu ad libitum füttert. Das Brot besteht aus einemGemisch aus Weizen, Roggen und Gerste - je nach Preis der einzelnen Getreidesorten. DieseFütterung wird seit acht Jahren beibehalten und nur die fünf bis sechs Pferde, die denPostwagen über das Gebirge ziehen müssen, erhalten etwas Hafer (HUZARD 1849).Ein anderer Unternehmer aus Frankreich gibt seinen Pferden 6 Pfd. Weizenbrot, 5 Liter Kleie,2,5 Liter Mais und 10 Pfd. Heu und spart im Vergleich zu der früher gefütterten Ration aus 20Liter Hafer und Heu ad libitum erheblich (HUZARD 1849).

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Einige Fuhrunternehmer in Paris, die Brot fütterten, sahen darin die Ursache für großeVerluste durch Rotz. So ein Postmeister der andererseits durch teilweise Brotfütterung (neben4-6 Litern Hafer) eine Ersparnis von 40.000 Franken im Jahr erreichte. AndereOmnibusunternehmer sahen die Pferde bei der Brotfütterung zwar herabkommen, jedochnicht eine gleichzeitig vermehrte Ausbreitung von Rotz (HUZARD 1849).

Nach PRANGE wurde in Fütterungsversuchen bei der Pferdepost von Paris nie mehr als dieHälfte der Heu- und ein Drittel der Haferration durch andere Futtermittel ersetzt. Demnachhat die Pferdepost zu Paris von 1834 bis 1841 bei 200 Pferden über 1000 Tage diegewöhnliche Ration von 18 Litern Hafer, 1 Bund (zu 10 Pfd.) Heu und 1 Bund Stroh durchfolgende Ration ersetzt: 12 Liter Hafer, ½ Bund Heu, 6 Bund Stroh und 3 Pfd. Brot. Das Brotbestand z. T. aus Mehl der 3ten und 4ten Qualität, z. T. aus einem Gemisch aus Bohnen-,Gerste-, Roggen- und Weizenmehl (HUZARD 1849). Brot enthält nach LASSAIGNE 38%Wasser. Anhand des Stickstoffanteils in Brot, Hafer und Heu glaubt er bewiesen zu haben,dass das Brot Hafer und Heu nicht in dem Maße ersetzen kann, wie es in der PariserPferdepost von 1834 bis 1841 versucht wurde. Das Brot bestand z. T. aus Mehl der 3ten und4ten Qualität und z. T. aus einem Gemisch aus Bohnen-, Gerste-, Roggen- und Weizenmehl(HUZARD 1849).

1850 – 1900 Militärischer Bereich

Der französische Militärthierarzt NAUDIN beschreibt einen von ihm hergestellten Zwieback(biscuit-fourage) als ein Nahrungsmittel, das leicht zu verdauen sei und viel Nährstoff beiwenig Volumen enthalte. Deshalb eigne es sich besonders für Post- und Fiakerpferde, sowiefür Militärpferde in Kriegszeiten (ANON. 1858). Nach ZÜRN (1875, S. 127-128) istNaudin´s Bisquit Fourage in Form kleiner Brote im Handel, wobei die Zusammensetzunggeheimgehalten wird. Nach REY (1858 a) ist dieses Futtermittel nur dann von Vorteil, wennes auf ein möglichst kleines Volumen des Futters ankommt, wie z. B. im Kriegszeiten zurErnährung der Militärpferde (leichteres Mitführen der Tagesration). Die Brot seiennährkräftig, leicht verdaulich und gut zu konservieren.

Auf einer Londoner Industrieausstellung demonstrierte der Aussteller DAVIS (ANON. 1863)ein gepresstes Futter aus Heu und anderen Futtern, dass infolge seines geringe Volumenseinfach transportiert werden könne. Es wogen:

2 Kubikfuss 10 Zoll gepresstes Heu 122 Pfd. engl., 2 ″ 2 ″ ″ Heu mit Kleie 125 Pfd. engl., 3 ″ - ″ ″ Stroh 120 Pfd. engl., 2 ″ 8 ″ ″ Heu mit Schrot 172 Pfd. engl. (jedenfalls Haferschrot)

Das Pressfutter hatte einen gesunden Geruch und Geschmack und sah auch nicht verdorbenaus. Der Verfasser ist der Ansicht, dass für Pferde, die gequetschte Körner mit Heuhäckselntrocken in die Krippe gewöhnt sind (wie in England üblich), diese gepreßte Fourage im Feldejede Arbeit erspart und einfach mitgeführt werden kann. Es soll sich im Krieg mit China(vermutlich 1840/42 Opiumkrieg zwischen England und China, PLOETZ 1950, S. 538,625)sehr bewährt haben.

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LUDEWIG (1906 a, S. 204-205) berichtet über Fütterungsversuche mit Konserven währenddes deutsch-französischen Krieges 1870/71, ebenso wie KOENIG (1896, S. 200-201). Siesollten den Kavalleristen ermöglichen, eine Ration für drei Tage auf den Pferden mitzuführen.Die Konserve sollte nur das Volumen und Gewicht einer Tageshaferration haben. DieVersuche führten zu keinen eindeutigen Resultaten und wurden erst nach dem Kriegfortgesetzt.In der Annahme, mit dem Hafer würden Bestandteile verzehrt, die keinen hohen Nährwerthaben, wurde der Hafer gequetscht, von groben Schalen befreit, gepresst und den Pferdengefüttert. Die Ration des so aufbereiteten Hafers betrug jedoch immer noch zwei Drittel vomVolumen und Gewicht der normalen Körnerration. Außerdem wurde bei den Versuchendeutlich, dass die Spelzen des Hafers offenbar von Bedeutung für die Verdauung sind,obwohl sie eigentlich keinen hohen Nährwert haben.Deshalb wurden 1872 auf Anregung des Oberbefehlshaber der Okkupationsarmee inFrankreich, General der Kavallerie v. MANTEUFFEL, weitere Kuchen aus nährstoffreicherenAusgangsprodukten hergestellt und getestet (siehe Tab. 5).Die Konserve Nr. 1 bestand aus Erbsenmehl, das durch Kondensation des aus denHülsenfrüchten gewonnen Mehles derart in seinem Nährwert gesteigert wurde, dass 54 Pfd.des kondensierten Mehls 100 Pfd. des gewöhnlichen Mehls entsprachen. Daraus wurdenKuchen gebacken.Die Konserve Nr. 2 stellte nach KOENIG (1896, S.200-201) Thorley food aus gemahlenemHeu, Stroh, Erbsen, Bohnen, Linsen, Brot, Mais, Gerste, Hafer, Kochsalz und Leinsamendar. Es handelte sich aufgrund der Heu- und Strohzugaben bereits um ein AlleinfutterDie Konserve Nr. 3 war die Weiterentwicklung des gebackenen Thorley food´s in dem Heuund Stroh weggelassen und mehr Hülsenfrüchte verwendet wurden, um den Nährwert desBrotes zu erhöhen. Volumen und Gewicht der Konserve machte kaum ein Drittel einerHaferration gleichen Nährwertes aus (KOENIG 1896, S. 200-201).Die drei von MANTEUFFEL getesteten Mischungen bestanden nach KOENIG (1896, S.200-201) aus den in Tab. 5 aufgeführten Bestandteilen.

Tab. 5: Zusammensetzung der drei Futterkuchen (in %), die 1872 von MANTEUFFEL in derdeutschen Okkupationsarmee in Frankreich getestet wurden (nach KÖNIG 1896, S.200-201)

Futtermittel Futterkuchen I Futterkuchen II Futterkuchen IIIHafermehl 30 40 -Dextriniertes Erbsenmehl 30 40 20Leinsamenmehl 10 20 10Dextriniertes Weizenmehl - - 20Dextriniertes Maismehl - - 20Roggenmehl 30 - 20Geriebenes Brot - - 10

Nach Ludwig (1906 a, S.204) und POTT (1889, S. 159-161) war die Zusammensetzung derverschiedenen Pferdebiskuits, die in der Konservenfabrik von WARNICKE in Frankfurt amMain hergestellt wurden dieselbe, wie die in Tab. 5 aufgeführten Mischungen. Ein anonymerAutor (1878c) berichtet, dass WARNICKE aus Frankfurt am Main die Versuchsanstalt derdeutschen Okkupationsarmee in Nancy leitete und die in Tab. 5 aufgeführtenFuttermischungen entwickelte.

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Im Juli 1872 wurden für die Versuche 53 gut genährte Pferde ausgewählt und allmählich andie Konserven gewöhnt (jeweils bei einem Drittel der Pferde). Dabei stellte sich heraus, dassKonserve 1 (Erbsmehlkuchen) zu brüchig für den Transport war und nicht gern gefressenwurde, ähnlich wie Konserve 2 (Thorley´s food) vermutlich wegen ihres sandigenGeschmacks. Daher wurde von nun an nur noch die Konserve Nr. 3 (KÖNIG 1896) und nachLUDEWIG (1906, S. 204) Warnike´s Pferdebiskuits erfolgreich getestet. Vermutlichbeziehen sich die Angaben der beiden Autoren auf das gleiche Produkt. Während des MonatsJuli wurden die Pferde intensiv belastet, z.B. in vier aufeinanderfolgenden Märsche voninsgesamt 19 deutschen Meilen (1 dt. Meile = 7,5 km). Dabei wurde zweimal biwakiert, ohneHeu, Stroh oder Gras. In dieser Periode erhielten die Pferde ein Drittel der Haferration, dasübrige Futter in Form von Kuchen.Weiterhin mussten sie Dauermärsche mit forcirter Schnelligkeit bewältigen (22 dt. Meilen in2 Tagen) bei einer Durchschnittstemperatur von 36°C. Während des Tages fraßen die Pferdeschlecht, was der hohen Hitze zugeschrieben wurde, da sie in der Morgenfrische gut fraßen.Nur einmal wurde grüner Klee gefüttert in kleinen Mengen. Die Tiere hatten nichts von ihrerLeistungsfähigkeit eingebüßt und konnten die verhältnismäßig großen Strapazen leichtertragen. Die Versuche zeigten, dass die Pferde mit der Konserve Nr. 3 eine Zeit langkriegstüchtig blieben. Damit war es auch dem Reiter möglich, Futter für mehrere Tage aufdem Pferd mitzuführen (KÖNIG 1896, S. 200-201).

Weitere Fütterungsversuche sollten nun die Mängel der bisher gefundenen Konserve so weitwie möglich beseitigen. Zu diesem Zweck wurden in der Konservenfabrik bei Nancy neunverschiedene Futtermischungen zusammengestellt. In allen Präparaten waren Leguminosen(Erbsen, Linsen, Bohnen, Wicken, Lupinen) enthalten. Zum Teil enthielten sie auch Ölsamen(Lein, Raps) in reichlicher Menge. Hafer war zu 15-40% Bestandteil der Mischungen. Dieverschiedenen Inhaltsstoffe wurden durch Schroten, Backen und andere Vorbereitungen aufein möglichst geringes Volumen gebracht und dann in Kuchenform verfüttert. 3 ½ Pfd.Kuchen sollten 11 ¼ Pfd. Hafer entsprechen. 26 bis 30 Kuchen bildeten eine Ration.Eine 26-tägige Prüfung (täglich drei bis fünf deutsche Meilen) im April 1873 mit 25 Pferdenmachte deutlich, dass auch bei diesen Konserven die Tiere erst an das Futter gewöhnt werdenmussten. Die Pferde hielten sich gut im Nährzustand, behielten das Aussehen des Haarkleidesund machten trotz schlechten Wetters (Regen und Schnee) auch nach den Märschen nocheinen frischen Eindruck. Während der Versuchsperiode kontrollierte ein Roßarzt die Pferde.Es erkrankte keines, die Verdauung blieb normal. Von den getesteten Präparaten wurden nurzwei für brauchbar erklärt, da die Akzeptanz bei den übrigen - insbesondere denlupinenhaltigen Futterkuchen - doch nicht ausreichend war (KOENIG 1896, S. 200-201).Die beiden brauchbar erscheinenden Konserven bestanden aus 30 bzw. 40% Hafer und imübrigen aus Leguminosen, Brotmehl und Ölsamen sowie einem Heuextrakt (als Backwasser),um die aromatischen Bestandteile des natürlichen Futters zu ersetzen. Die chemischeZusammensetzung der beiden Kuchen im Vergleich zum Hafer geht aus Tabelle 6 hervor.

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Tab. 6: chemische Zusammensetzung von zwei Futterkuchen, 1873 getestet von derdeutschen Armee, im Vergleich zum Hafer nach MÜLLER (1873):

Kuchen 1 Kuchen 2 HaferWasser 10,30 10,20 13,70Protein 17,31 17,38 12,00Fett 7,28 7,16 6,00Kohlehydrate 55,58 53,91 56,60Holzfaser 6,14 7,73 9,00Asche 3,39 4,62 2,70

Die Fütterungsversuche mit diesen beiden Kuchen mit 306 Pferden der Okkupationsarmee imJuli 1873 verliefen insgesamt zufriedenstellend (KÖNIG 1896, S. 202).1874 schlossen sich weitere Versuche beim Dragoner- Regiment Nr. 3 in Treptow a. R. an.Alle Versuchspferde befanden sich in einem guten Nährzustand. Hafer, Heu und Stroh wurdeihnen für die Versuchsdauer gänzlich entzogen. Die 1 ½ Jahre alten Futterkuchen warenimmer noch von guter Qualität. Mit Ausnahme von zwei Pferden gewöhnten sich alle Pferdeinnerhalb einiger Tage an die Futterkuchen. Am vierten Tag wurden auf dem Marsch zurAufnahme des Mittagsfutters, (1/6 der Tagesration = 5 Kuchen), inklusive Auf- undAbkandarren, nur fünf Minuten gebraucht. Für die Aufnahme einer 1/3 Tagesration im Stallwurden sieben Minuten gemessen. Nach Beendigung der Versuche machten die Pferde einenfrischen und gesunden Eindruck. Alle Pferde hatten an Bauch verloren, aber nur einigezeigten eingefallene Flanken. Den Pferden wurde während der Versuche keine großenAnstrengungen zugemutet. Es ging lediglich darum, zu entscheiden, welche der beidenKonserven von den Pferden besser gefressen wird und einen größeren Nährwert hat. DerKuchen Nr. 1 war in dieser Hinsicht der geeignetere (KOENIG 1896, S. 203-205).

Als weitere Verbesserungen der Konserve wurde nun eine Erhöhung des Proteingehaltes auf20% und des Fettgehaltes auf 10% angestrebt, damit das Verhältnis dieser beidenHauptnährstoffe in der Konserve dem Verhältnis im Hafer möglichst weit angeglichen war.Den Holzfasergehalt unter 7,7% kommen zu lassen (wie in Kuchen Nr. 1), schien ausdiätetischen Gründen nicht sinnvoll zu sein. Daher ging man dazu über, den Proteinanteil inder Konserve durch den Zusatz von amerikanischem Fleischmehl zu erhöhen, bei geringerSteigerung des Gewichtes. HOFMEISTER (1873) hatte schon Untersuchungen über dieFleischmehlfütterung an Pferde veröffentlicht, aus denen hervorging, dass die Pferde dasFleischmehl in Verbindung mit vegetabilischen Futtermitteln nicht verschmähen.

Wenn Fleischmehl in der Konserve mit verbacken wird, kann auch ein Teil der Leguminosendurch den fettreicheren, aber proteinärmeren Mais ersetzt werden. So wurde von MÜLLER(zit. nach KOENIG, 1896, S. 205-206) eine Konserve aus folgenden Inhaltsstoffenvorgeschlagen: 15 bis 20 Pfd. Fleischmehl, 10 Pfd. Lein (theilweise Raps), 40 Pfd. Hafer, 25bzw. 20 Pfd. Mais, 10 Pfd. Erbsen (theilweise Wicken). Bei der Zubereitung sollte jeglicheRösthitze vermieden werden, um Zersetzungen vorzubeugen. Durch mechanischeKomprimierung der frischgebackenen Ware sollte eine größere Haltbarkeit und Handlichkeiterzielt werden.

Die parallele Entwicklung eines Heinson Huch’sche(n) Blutfutter(s) stoppte zunächst dieVersuche in dieser Richtung (KOENIG, 1896, S. 206), denn nach POTT sollte in Englandschon seit einigen Jahren ein Futterkuchen mit dem Namen Heinson Huchs Kraftfuttererfolgreich in der Armee verwendet worden sein. Diese Informationen führten dazu, zunächst

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mit dem ähnlich lautenden Heinson Huch´schen Blutfutter zu experimentieren (KÖNIG,1896, S. 210).Es besteht, nach Firmenangabe aus Blut von Schlachtvieh vermischt mit Sägespänen, Kleieoder Mehl von Roggen, Weizen, Mais, Hafer usw. So kann der Nährstoffgehalt des Futtersvariiert werden. Dieses Futter wurde speziell für den Krieg erdacht, da es leicht zutransportieren ist und bei einem hohen Nährwert ein kleines Volumen hat. Nach Empfehlungdes Fabrikanten sollte es den Hafer ganz ersetzen können (KÖNIG, 1896, S. 206, siehe auchKap. 2.5 „roborierende“ Futtermittel).

Nach KOENIG (1896, S. 250) wurden die Versuche mit Futterkuchen beim deutschen Militärnach den Mißerfolgen mit dem Blutmehl (1875/76) im Jahr 1880 wieder aufgenommen. DieKuchen wurden in der „Mainzer Konservenfabrik“ hergestellt, meistenteils nach den schonkurz nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) erprobten Rezepten.In zwei Regimentern wurden Versuche mit zehn verschiedenen Futterkonserven angestellt.Daraus verlautete, dass einige der Konserven nicht so gut akzeptiert wurden, wie andere,insbesondere die Konserven mit reichlich Fleischmehl wurden verschmäht. Ansonsten wurdekeine Meinung für oder gegen die Futterkuchen geäußert (KOENIG, 1896, S. 250).

Zwei Gebäcksorten, die sich 1880 bei preußischen Manövern als Nebenfutter sehr bewährthaben sollen, bestanden aus 30% Roggenmehl, 30% Haferschrot, 30% Wicken und 10%Leinsamen oder 40% Haferschrot, 40% Erbsen und 20% Leinsamen. Beide Mischungenwurden mit wässrigem Heuextrakt zu Teig angerührt und gebacken. Die erste Mischungwurde (wegen ihres geringeren Ölgehaltes) von den Tieren vorgezogen. Sie bekam denPferden den Berichten zufolge vorzüglich. Die mit Nebenfutter gefütterten Pferde, konntenden erhöhten Anforderungen des Dienstes in jeder Hinsicht genügen (LUDEWIG 1906 a, S.207).

Nach KOENIG (1896, S. 250) wurde während der Herbstübungen 1880 versuchsweise einFutterkuchen eingeführt, der aus 25% Ölsaat, 40% Hafer und Mais, 35% Erbsen bestand undmit Heuextrakt als Backwasser gebacken wurde. Die Kuchen wurden im I., III., IV. und XV.Armeekorps verfüttert. Dabei wollte man herauszufinden, ob es möglich ist, Kavallerie undArtillerie im Felde rücksichtlich der Verpflegung einige Zeit hindurch selbständig zu machen.Im Großen und Ganzen wurde dieses Ziel auch erreicht, obgleich einige der Pferde dieFutterkuchen vollständig verweigerten (KOENIG 1896, S. 250). Das I. Armeekorpsberichtete, die Kriegsbrauchbarkeit der Pferde sei nicht in Frage gestellt. Das III.Armeekorps resümierte, die Versuche seien durchaus günstig ausgefallen. Das IV.Armeekorps war der Ansicht, die Konserven gäben ein gutes Nothfutter ab. Das XV.Armeekorps vertrat die Meinung, dass die Pferde im Stande waren, den erhöhtenAnforderungen des Dienstes zu genügen. Als problematisch wurde allgemein der Transportder Futterkuchen angesehen. Die Kuchen scheuerten die Futtersäcke bald durch, zerkleinerteman sie jedoch vor dem Transport, so zerrieben sich die Stücke in den Futtersäcken zu Mehl.Bei Regenwetter wurden sie klebrig und schmierig und bei verschiedenen Regimentern fandman das Futter mit Maden durchsetzt. Häufig wurde beobachtet, dass die Pferde beim Fressenwunde Mäuler bekamen (KOENIG 1896, S. 250).

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In einem kriegsministeriellen Erlaß vom 23. Januar 1883, wurde angeordnet, dass allePferde der Kavallerie und Feldartillerie ein Jahr ums andere an drei Tagen mit Futterkuchenzu verpflegen seien. Später wurde diese Anordnung noch erweitert, so dass alljährlich beisämmtlichen Kavallerie- und Feldartillerie-Regimentern – ausgenommen die Armeekorps,welche große Herbstübungen hatten - drei volle Rationen Futterkuchen pro Pferd an Stelleder reglementsmäßigen Rationen verfüttert werden sollten. Diese Fütterung sollte in derGarnison nach Beendigung des Eskadronexerzierens bzw. zur Zeit der Felddienstübungeneingehalten werden. Dabei wurde empfohlen, die Pferde vor dem Füttern zu tränken,versuchsweise Grünfutter zu den Kuchen zu verabreichen und das Durchscheuern derFuttersäcke beim Transport durch vorheriges Zerkleinern der Kuchen in erbsengroße Stückezu vermeiden. Die Berichte über die im Jahr 1884 vorgenommenen Versuche zeigten, dass:1. ein gewisser Prozentsatz der Pferde die Kuchen hartnäckig verweigerte,2. Erkrankungen durch dieselben in einigen Fällen hervorgerufen wurden,3. noch keine Form gefunden sei, in welcher die Kuchen den Einflüssen des Transports und

der Witterung gegenüber widerstandsfähig seien,4. die Kuchen schon bei der Anfertigung unter geregelten friedlichen Verhältnissen

verschieden ausfielen, und eine Kontrolle über ihre Beschaffenheit nicht von der Truppe,sondern nur durch besondere Sachverständige ausgeübt werden könnte (KÖNIG 1896, S.251).

Nach diesen Ergebnissen wurden im Jahre 1885 noch einmal Versuche in Berlin mit 36ausrangierten Pferden angestellt. Danach wurde durch einen weiteren kriegsministeriellenErlass (vom 31. Dez. 1885) verfügt, dass von einer weiteren Verwendung derPferdefutterkuchen in ihrer bisherigen Zusammensetzung abzusehen sei. Die Frage derVerwendung eines komprimirten Futtermittels sei erst dann wieder aufzunehmen, wenn esgelingen würde, eine Zusammensetzung zu finden, welche bei höherem Nährwerth undgeringerem Volumen die Pferde genügend bei Kraft erhalte, ausreichend deren Magen undDarmkanal fülle, sich gut transportiren lasse, aus den Freßbeuteln verfüttert und ohnekostspielige, maschinelle Einrichtungen von Seiten der Verwaltung in großen Mengen leichthergestellt werden könne.Diese Ziele waren nach KÖNIG auch 1896 (S. 250-252) nicht erreicht.

Seit 1876 hat man auch in Rußland die Verwendung von Futterbroten in Zwiebackform fürdie Militärpferde versuchsweise eingeführt. Eine Petersburger Fabrik produzierte täglich 1000Pfd. Pferdebrot aus 30-40% Hafer, 30-50% Erbsenmehl, 10-20% Gerstenmehl, 15-20%Leinsamenmehl und 1,5% Salz. Die Bestandteile werden zu einem Teig gemengt, geknetetund in Platten von etwa Fingerdicke ausgerollt. Daraus werden runde Kuchen (Durchmesser 8cm, 2 cm dick) geschlagen und gebacken. 26 bis 28 dieser Kuchen werden auf einen dünnenDraht gefädelt und bilden einen 4 Pfd. schweren Zylinder, die Tagesration eines Pferdes, die10 ½ Pfd. Hafer ersetzen soll. Die zwiebackartigen Kuchen müssen vor dem Verfüttern inWasser aufgeweicht werden (POTT 1878).In derselben Fabrik werden auch Kuchen aus Haferschrot und Mehl von grauen Erbsen mitetwas Hanföl und Salz hergestellt. Aus verschiedenen Berichten geht hervor, das die Resultatedieser Fütterung günstig waren. Die Pferde, die kein anderes Futter neben den Kuchenerhielten, wurden zwar etwas schlanker, verloren aber nichts von ihrer Kraft (POTT 1878).Nach ANON. (1878c) wurde WARNICKE, nachdem er in Nancy die Futterkuchen für diepreußische Armee entwickelt hatte, nach St. Petersburg beordert und produzierte auch dortseine Pferdebisquits.

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1877 sollen drei Mischfutterfirmen – rund um St. Petersburg – Biskuits aus Hafer-, Erbsen-,Roggenmehl und Leinsamen hergestellt haben (VAN DER MERVE 1974).In der französischen Armee wurden, nach den vermeintlichen Erfolgen der deutschen Armeemit den Futterkonserven von WARNICKE, Fütterungsversuche mit Futter-Zwieback fürPferde angestellt, die vermutlich eine ähnliche Zusammensetzung hatten (ANON. 1878 d).Ergebnisse dieses Versuchs sind aber nicht bekannt.

POTT schreibt 1879 ebenso wie LUDEWIG (1906, S. 206) über Fütterungsversuche mit Brot,in dem Fleischmehl verbacken wurde, in einem Schwadron eines Kürassierregiment zu Deutz.Aus 42,0 kg Maismehl, 12,5 kg Fleischmehl, 15 g Chlorkalium, 70,5 g phosphorsauremKalium, 7,59 g phosphorsaurem Magnesia wurden Kuchen von 1/8 kg gebacken. DemFleischmehl wurde noch Kochsalz und Fenchel zugegeben, um den Geruch zu überdecken.Die anderen Salze sollten die bei der Fleischextraktion dem Fleischmehl entzogenenMineralien ersetzen.Die Kuchen wurden anfangs zerkleinert und mit Hafer vermischt den Pferden vorgelegt. Siewurden mit einigen Ausnahmen sofort aufgenommen und nach kurzer Zeit von allen Pferdengefressen. Als endgültige Tagesration wurden 1 ¾ kg Fleischmehlkuchen, 3 kg Heu und 5 kgStroh gegeben. Diese entsprach der gewöhnlichen schweren Tagesration von 5 kg Hafer, 1 ½kg Heu und 1 ¾ kg Stroh, sparte aber bedeutend an Futterkosten ein.Acht Pferde, die bei der gewöhnlichen Haferration schlecht aussahen und bei Anstrengungendas Futter ganz versagten, erhielten sechs Wochen vor einer strengen Exerzierperiode täglich½ kg Fleischmehlkuchen vor dem Hafer, den sie dann z.T. nicht mehr ausfraßen. In derfolgenden Exerzierperiode hielten sich diese acht Pferde, wie überhaupt das ganzeFleischmehl- Schwadron, ganz vorzüglich.

FINDEISEN (1882) berichtet über Fütterungsversuche mit dem Huch’schen Kraftfutter mitBlutmehl an wenigen Pferden des I. württ. Feldartillerie-Regiments Nr. 13. Das Mehl kosteteper Ctr. 12 Mark. Ein Gehalt von 36% Proteinstoff und 1,23% Fett wird garantiert.WACKER untersuchte das Mehl und fand, außerordentlich viel Knochenleim, 38% in Wasserlösliche Substanzen. Die 62% unlöslicher Bestandteile hält er für Erbsen, Ackerbohnen etc(FINDEISEN 1882). Das Blutmehl wurde dem Hafer mit einer Handvoll Häcksel beigegebenund mit Wasser befeuchtet. In den ersten Tagen verzehrten die Versuchstiere ihre Rationlangsam, gewöhnten sich aber an die neue Kost und nahmen sie dann mit großem Appetit zusich. GEMMINGEN äußerte sich sehr zufrieden über die Versuchsergebnisse und empfiehltdas Blutfutter für herabgekommene und rekonvaleszente Pferde, wie FINDEISEN (1882)berichtet.FINDEISEN (1882) gab einigen Pferden in der Rekonvaleszenzphase nach einerInfluenzainfektion mehrere Tage lang eine Blutmehlzulage (solange die Vorräte reichten) undnach seiner Beobachtung erholten sich diese Pferde viel schneller, als die Pferde ohneBlutmehlzulage.

1850-1900 Ziviler Bereich

1854 fütterte Postmeister von WELCK (nach WOLFF 1861, S. 634) 20 Postpferdeversuchsweise mit Roggenbrod, weil 1 Pfd. Brot nur etwa 2/3 von 1 Pfd. Hafer kostete. Aus93 Pfd. Mehl zweiter und dritter Qualität entstanden 135 Pfd. Brot. Der Brotteig musste starkgesäuert werden und bei mäßiger Hitze langsam gebacken.

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Die gewöhnliche Ration der Pferde bestand aus 16 Pfd. Hafer, neben Heu und Häcksel.Innerhalb von zwei Monaten wurde ein Teil der Haferration durch unterschiedliche MengenRoggenbrot ersetzt. Die Tiere blieben ausdauernd und leistungsfähig, magerten jedoch ab.Auch nach der Berechnung der Inhaltsstoffe der jeweiligen Rationen konnte die Brotfütterungdie Haferfütterung in der ausgeführten Weise nicht ersetzen. Daraufhin wurde dieBrotfütterung wieder aufgegeben.

Die schlechte Ernte 1857/58 nötigte (nach LÜDERSDORF 1860) den deutschen GutsbesitzerOCHERN ein billiges und nährendes Ersatzfuttermittel für den Hafer zu finden. Er behalf sichmit Roggen, den er vermahlen und zu Brot backen ließ. Anfangs wurde das Mahlprodukt voneinem Scheffel Roggen mit der ganzen Kleie verbacken. Später wurde die Zusammensetzungnach und nach dahingehend verändert, dass schließlich das Mahlprodukt von einem ScheffelRoggen mit seiner eigenen Kleie und zusätzlich mit einem Zentner weiterer Kleie verbackenwurde. Dieses Brot war zu schwer und zu feucht.Als die beste Mischung erwies sich, das Brot von einem Scheffel Roggenmehl mit Zusatz von30 bis 40 Pfd. Kleie zu backen und an Tagen mit schwerer Arbeit außerdem der Ration nochetwas Kleie beizufügen. Die Pferde wurden ohne Nachteile sieben Monate mit Roggenbrotgefüttert. Das Brot wurde von den Pferden gern genommen, nachdem es vier bis sechs Tagegelegen hat, in grobe Bissen zerschnitten wurde, mit Kleie und Häckerling gemengt, etwasKochsalz aufgestreut und dann in der Krippe angefeuchtet wurde. Für den Hafer (à 10 Pfd.)wurde das gleiche Gewicht Kleienbrot gegeben. Dabei ergeben 3 Pfd. Mehl 4 ½ Pfd.Kleienbrot, während herkömmliches Brot aus 3 Pfd. Mehl nur 4 Pfd. wiegt. Amgedeihlichsten erwies sich die Brotfütterung, wenn sie aus ¾ Teilen Brot und ¼ Teil roherKleie bestand.

1858 berichtet ein anonymer Autor aus Frankreich über die gestiegene Verwendung vonFuttermischungen aus Körnerfrüchten, Bohnen, Kleie und Häcksel in der Pferdefütterung. Soempfiehlt der Postmeister NOEL FILS diese Fütterung, die er seit 6 Monaten eingeführt hat,wegen der damit verbundenen Kostenersparnis und der besseren Ernährung der Pferde(ANON. 1863).

Nach LEHMANN enthält Kleienbrot vom Mahlprodukt des Getreides gebacken 8,9%Proteinstoff während im gewöhnlichen Brot nur 7% vorhanden sind (LÜDERSDORFF 1860).LÜDERSDORFF (l.c.) erwähnt auch die Möglichkeit ausgewachsenes Getreide zurBrotbereitung zu verwenden. Denn das so hergestellte Brot ist nach den Untersuchungen derVersuchsstation zu Weidlitz sowie der Militärbäckerei zu Dresden durch Zusatz vonKochsalz unschädlich. Durch die Beigabe von Häckerling oder einen anderen unschädlicherInhaltsstoff wird das Brot ungenießbar für den Menschen.

Joseph THORLEY baute 1856 in Hull eine Futterfabrik und ging 1857 nach London(PERREN 2000). Thorley´s Feed wurde ab 1860 von London in die USA exportiert undenthielt Bohnen, Gerste, Leinsamen und etwas Chinin. Es wurde trotz des völlig überzogenenPreises bis zur Jahrhundertwende in den USA verkauft (HINTZ und SCHRYVER 1975).Thorley’s Viehfutter besteht nach LEYDOLT aus scharf gedörrter, teilweise mit braungewordenen Hülsen versehener, gestoßener Hafergrütze (ZÜRN 1875, S. 127-128).

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Ein französischer Pferdebesitzer (PANILLOT 1861, siehe auch POUILLOT 1861) füttertezwei Pferde ein halbes Jahr lang erfolgreich täglich mit einem selbsthergestelltenFuttergemenge aus 5 Pfd. Heuhäcksel, 10 Pfd. Strohhäcksel, 3 Pfd. Stroh, 2,5 Pfd.Gerstenmehl, 2,5 Pfd. Kleie und 5 Litre gequetschter Hafer. Die Komponenten wurden ineinem zylindrischen Trog gemischt, angefeuchtet und stark beschwert. Nach kurzerGewöhnung nahmen die Pferde das Futter gern auf und der Verfasser vertritt die Ansicht,dass die Futtermittel durch die erfolgte Behandlung nährender wirken und deshalb die Pferdebei einem Viertel der ursprünglichen Hafermenge in der Ration besser aussehen als vorher.Billiger sei die Ration außerdem.

STÖCKHARDT (zit. nach WOLFF 1861, S. 634) analysierte ein Roggenbrod und fand 5,1Proc. stickstoffhaltige und 52,6 Proc. stickstofffreie Nährstoffe. Dagegen sind im gutenMittelhafer von den ersteren 9,4 Proc., von den letzteren 65,0 Proc.

1866 empfiehlt HINESON Brot als Pferdefutter bei Schiffs- oder Eisenbahntransporten. DasGetreide wurde gemahlen, mit 1/7 Wasser gemischt, geknetet, gewalzt und noch vor demBacken mit Einschnitten versehen, um später die Zuteilung zu erleichtern.

Nach ZÜRN (1875 S. 124) wird Pferdebrot aus dem Mehl verschiedener Körnerarten undHülsenfrüchten gebacken, evtl. mit Zusatz von Kartoffeln, Rosskastanien und dergleichenmehr. Besser waren Brote aus Roggen- und Weizenmehl (2:1). Am häufigsten wurdenBrotreste, die eigentlich für den menschlichen Verzehr oder verdorben waren an das Viehverfüttert. 6 Pfd. guten Roggenbrotes haben ungefähr den Nährwert von 10-12 Pfd. Heu.ZÜRN (1c.) hält das Brot als eigentliches Futtermittel für ungeeignet, da es bei Brotfütterungschnell zu Verdauungsstörungen und Windkoliken kommt. Außerdem nährt das Brot auchnur extensiv, es lässt die Pferde zwar schnell wohlbeleibt aussehen, gibt den Pferden aberkeine Kraft. ZÜRN (1c.) gibt die Erfahrungen des Herrn VON WELT wieder, nach denen diePferde, die hauptsächlich mit Brot ernährt wurden, bedeutend im Ernährungs- undKraftzustand zurückgingen. Sie schwitzten leicht und waren zu schneller und schwerer Arbeitnicht mehr zu gebrauchen. Nur für erschöpfte Tiere und Rekonvaleszenten ist das Brot, mitSalz bestreut und mit Wein oder Branntwein angefeuchtet, bzw. in Bier gekocht, ein günstigesFuttermittel. Auch als Zwischenfutter bei anstrengenden Touren oder auf weitenEntfernungen, so wie auf Reisen und für Kavalleriepferde im Feld kann das Brot nützlichsein. Alte Pferde mit schlechten Zähnen können mit Brot besser ernährt werden.

Neben dem Brot, das eigentlich für den menschlichen Verzehr gedacht war, gab es nachZÜRN (1875, S. 127) im Handel noch Brodkuchen für Pferde aus Roggen- und Haferstroh,das zu Häcksel geschnitten und mit Kartoffeln und Mehl versetzt wurde. Der Masse gab mannoch etwas Salz und Sauerteig zu, bevor sie zu einem Teig vermengt wurde. Daraus wurdenBrote geformt und wie gewöhnliches Brot gebacken. Pro Pferd und Tag werden 6 Pfd. mitetwas Bier angefeuchtet oder aufgeweicht mit Häcksel gegeben. Das Brot kann auch wieSchiffszwieback getrocknet und geschnitten werden, so dass es lange konserviert werdenkann. Außerdem gab es Heukuchen für Pferde, aus Heu- und Strohhäcksel, die mitgequetschtem Hafer oder Roggen vermengt und mit Leinsamenabsud übergossen, danndurchgeknetet und in ölkuchenähnliche flache Tafeln gepresst werden. Obwohl dieserHeuzwieback vor Jahren sehr gelobt wurde, ist er nach ZÜRN (1875, S. 127) nicht allgemeineingeführt worden.Auch in Buenos- Ayres (Südamerika) wurden Heu- Biscuits hergestellt (ANON. 1896). Um esleichter transportieren zu können, wurde Heu und andere Komponenten auf ein Zehntel ihresVolumens zusammengepresst zu 48 cm breiten und 2 cm dicken Biskuit von 500 g. Das Heuhält sich auf diese Weise auf unbestimmte Zeit, ohne an Nährwert oder Geschmack zu

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verlieren. Der Autor verweist auf die Nützlichkeit solcher Heu- Biscuits bei der Verpflegungder Pferde der berittenen Truppen im Manöver und im Felde.

POTT berichtet 1878 von einem Brot, das aus 10 Teilen Hafer-, 10 Teilen Roggenmehl und 3Teilen Kartoffelbrei besteht. Es wird von den Pferden gern gefressen und gut verdaut. SiebenPferde erhielten über 24 Tage je 6 kg von diesem Brot (in nußgroßen Stücken vermischt mitHäcksel) unter Abzug von Hafer. Die Pferde blieben bei voller Kraft und Gesundheit. POTTgibt zu bedenken, dass die anhaltende Fütterung nur mit Brot, ohne Körnerbeigabe schließlichzu Magenleiden führen könnte.VIERING mischte (nach POTT 1878) 200 Pfd. Mais- und Roggenmehl mit 300 Pfd.Torfmehl (wegen seines hohen Stickstoffgehaltes) und 5 Pfd. Salz. Das daraus gebackeneBrot wurde von den Pferden gern gefressen. VIERING ist der Ansicht, dass bei einerVerringerung des Torfanteils auf die Hälfte oder sogar ein Viertel immer noch einebedeutende Ersparnis möglich ist und ein Brot entsteht, welches die Pferde ernähren kann,wie er es bei zwei seiner Pferde ausprobiert hat.POTT (1878) ist der Meinung, dass der Stickstoff im Torf nicht von den Pferden verwertetwerden kann. Trotzdem hat der Torfanteil einen diätetischen Effekt, weil z. B. eine möglicheBallenbildung im Magen verhindert wird. Dazu passt die Erfahrung, dass Brote miteingebackenem Strohäcksel besser vertragen werden, als Brote ohne Rauhfutterzusatz.

POTT (1878) ist der Ansicht, dass in der landwirtschaftlichen Pferdehaltung Futterbrote denZwiebäcken vorzuziehen sind, weil sie vor dem Verzehr nicht noch einmal eingeweichtwerden müssen. Außerdem betont er, dass minderwertige und leicht verdorbene Futtermitteldurch den Backvorgang doch noch genießbar werden. So vereinfacht seiner Meinung nachdie Brotfütterung die Verwendung von Afterkorn, gewöhnlichen Pferdebohnen, Kleien, Mais,evtl. auch Kartoffeln und Strohhäcksel sowie von dumpfigem Hafer oder anderen mulstrigenKörnerfrüchten. Wenn das Brot mit Häcksel vermischt wird und nur einen Teil dereigentlichen Körnerration ersetzt, erwartet POTT keinerlei nachteilige Wirkung von dieserFütterung. Er verweist auch auf die in vielen Städten übliche teilweise Fütterung derDroschkenpferde mit ordinärem Roggenbrot.

Nach einem anonymen Autor (1878b) enthält das Brot aufgrund wissenschaftlicherUntersuchungen nicht mehr Nahrungsstoffe als die zum Brot verbackenenUrsprungssubstanzen. Dennoch führt die Gärung des Brotteiges dazu, dass das Brot wenigereingespeichelt werden muß und insbesondere das Fressen beschleunigt wird. Der Autorbezweifelt aber, dass die Wirkung des Speichels durch die Vorbereitung der Mahlzeit(Backen) ersetzt werden kann. Dass die Brotfütterung der Verdauung nicht so zuträglich ist,sieht man seiner Meinung nach auch an den festen Exkrementen der Tiere, die einenwiderlichen fauligen Geruch haben. Auch sollen diese Pferde einen größere Schlaffheitgezeigt haben. Der Autor ist der Ansicht, das höchstens alte Pferde, die nicht mehr so gutkauen können, regelmäßig mit Brot gefüttert werden dürfen. In arbeitsreichen Zeiten, wie beider Ernte, kann Brot gefüttert werden, um Zeit zu sparen.WEBER berichtet 1883 aus Frankreich über einen Fütterungsversuch, in dem Hafer- mitBrotfütterung verglichen werden sollte. In einer Abteilung mit acht Pferden wurde zweiWochen lang 5 kg Stroh, 5 kg Heu und 3 kg Brot gefüttert, in der zweiten achtköpfigenAbteilung in der gleichen Zeit statt des Brotes 3 kg Hafer. Die Pferde wurden in demVersuchszeitraum nicht zum Dienst gebraucht. Bei der anschließenden Wägung waren diePferde der ersten Abteilung insgesamt um 91 kg schwerer geworden, die Pferde der zweitenAbteilung nur um 43 kg. WEBER (1883) stellt aber in Frage, ob das Resultat dieserBrotfütterung bei arbeitenden Pferden auch so aussähe.

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1886 erscheint eine Anzeige in der nordamerikanischen „Breeders Gazette“ für Blatchford´sRoyal Stock Food – The most complete feeding cake. Es sollte ein Alleinfuttermittel fürKälber, Fohlen, Ferkel und Lämmer darstellen. In einer weiteren Werbeanzeige werden alsInhaltsstoffe Bohnen, Weizen, Leinsamenmehl, Baumwollsamenmehl und „fenugreek“(Trigonella foenumgraecum) angegeben (HINTZ und SCHRYVER 1975). Allerdingsfütterten nach HINTZ und SCHRYVER (1975) vor 1900 nur wenige PferdebesitzerPferdemischfutter.

SANSON (1888) gibt die chemische Zusammensetzung von Haferkuchen (Wasser 14,12;Eiweiss 5,32; in Aether lösliche Substanzen 3,36; Kohlehydrate 48,73, Cellulose 21,68,Aschebestandtheile 6,73) und Kleienkuchen (Wasser 34,35; Eiweiss 4,51; in Aether löslicheSubstanzen 0,72; Kohlehydrate 33,48; Cellulose 22,45, Aschebestandtheile 4,49) an.

Nach POTT (1889, S. 162) enthielt Salm´s Pressfutter: 4 kg Hafer oder Maisschrot, 1,5 kgHeuhäcksel, 0,5 kg Bohnenschrot, 0,2 kg Roggenmehl und 10 g Viehsalz. Die Inhaltsstoffewurden vermischt, angefeuchtet, gepresst und bei 30°C getrocknet. POTT beurteilte dasPressfutter positiv, es hätte sich aber wegen des hohen Preises nicht durchgesetzt. Außerdemwurde von Kubala ein Holzbrot für Pferde vertrieben, das aus 50% Holzmehl, 30%Haferschrot, 10% schwarzes Weizenmehl, 5% schwarzes Roggenmehl, 3% Salz und 2%Leinkuchenmehl bestand (POTT 1889, S. 162).

SCHEURER-KESTNER (zit. nach LAQUERRIÈRE 1881) berichtet, dass das Fleisch mitMehl zu Brot verbacken auch nach sieben Jahren Lagerung unverändert erhalten war. Ervertritt die Ansicht, dass man das Fleisch aller getöteten und verendeten Tiere auf diese Weisenutzen kann, da eine Ansteckung durch das Kochen des Fleisches unterbunden wird.

1881 geht HAUBNER (S. 303-306) nochmals mit ähnlichen Aussagen wie 1845 auf dieBrotzubereitung und Verfütterung ein. Es sei ein sehr beliebtes Nahrungsmittel auf Reisen,wenn die Pferde ihre normalen Mahlzeiten nicht einhalten können und wenig Zeit zumFressen bleibt. Zu empfehlen sei die Brotfütterung bei rekonvaleszenten Tieren, entwederallein oder mit Bier als Suppe.Bei der Aufbewahrung des Brotes trocknet dieses aus und der Wasseranteil vermindert sich. 6Pfd. Roggenbrot ersetzen, je nach Qualität, 4 ½ - 5 Pfd., höchstens 6 Pfd. Hafer oder 10-12Pfd. Heu. Es rechnet sich die Brotfütterung sobald der Preis vom Hafer zum Roggen imVerhältnis 3 : 4 steht. Der Zusatz von Hülsenfruchtmehl beim Backen des Brotes steigert dieNahrhaftigkeit und 6 Pfd. eines solchen Brotes ersetzen etwa 8 Pfd. Hafer.HAUBNER (1881, S. 303-306) schenkt Angaben, nach denen 6 Pfd. Brot aus Roggen- undHülsenfrüchtemehl bis zu 11 Pfd. Hafer ersetzen können, keinen Glauben, sondern unterstelltden Beobachtern, sich durch die Wohlbeleibtheit der Pferde blenden haben zu lassen.Ähnliche Aussagen finden sich bei DAMMANN (1886, S. 535-537).

In Österreich wurde 1884 ein neues Pferdefutter unter dem Namen Haferklösse vorgestellt. Esbestand aus Haferschrot, Hafermehl und einigen nicht näher erläuterten anderenIngredienzien, die in Kuchenform gut gedörrt wurden. 3 ½ kg dieser Haferklösse sollten 5 ½kg Hafer ersetzen und weitere 1 ½ kg dieses Futtermittels an die Pferde gegeben ersetzt sogardie Gabe von Heu (ANON. 1884).

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Nach DAMMANN (1886, S. 535-537) wird in einer Pferdebrotbäckerei in Rummelsburg beiBerlin ein Brot aus 1/3 Hafer- und 2/3 Roggenschrot hergestellt, in der „Actienbäckerei zuMarienfelde“ Pferdebrot aus Kleie und Abgangsmehl. Der Commerzienrath Boch in Mettlachlässt Brot herstellen aus 150 Pfd. Mischfrucht (ein Gemenge aus Roggen und Weizen) und 50Pfd. Kleie. Häufig wird auch Häcksel zugesetzt, um die Brote für den menschlichen Verzehrungenießbar zu machen.DAMMANN (1886, S. 535-537) weist auf die wiederholt an Postpferden ausgeführtenVersuche hin, die zeigten, dass 15 Pfd. Hafer die Tiere besser ernährten, als 8 Pfd. Hafer- und8 Pfd. Roggenbrot zusammen. Pferde, die nur in langsamem Dienst verwendet werden undsolche mit schlechtem Gebiss können mit einer Ration, die zum großen Teil aus Brot odersogar nur aus Brot besteht, gefüttert werden, solange genug Heu zu Volumenauffüllunggegeben wird.In jedem Fall muss das Brot aber gut ausgebacken sein und darf nicht frisch verfüttert werden,da sonst heftige Magenkatarrhe entstehen können. Stammt das Mehl von starkausgewachsenem Roggen, so empfiehlt es sich mehr Kochsalz hinzuzugeben - ca. 1 Pfd. auf50 Pfd. Mehl.

Nach ANON. (1894 a) werden bei Herstellung von Kartoffelbrot die Kartoffeln gedämpft,dann zerstampft und mit Getreidemehl vermengt. Anschließend werden Brote von je 2 kggeformt, die 15 bis 18 Stunden im Ofen gebacken werden. Ein Pferd, das täglich 12 Stundenarbeitet, bekommt täglich 4 solcher Brote in drei Mahlzeiten: morgens 1 ¾ Brot, mittags inder zweistündigen Ruhepause die gleiche Menge und den Rest abends. Außerdem gibt mandem Pferd 5 kg Heu pro Tag. Pferde, die weniger arbeiten, und Zuchtstuten bekommentäglich zwei bis drei Brote und 5 kg Heu. Allen Pferden sollte man während der Ruhepausenetwas Stroh geben.In Frankreich wurde ein Brot aus Schwarzmehl und Kleie hergestellt, von dem 6 Pfd. in derLage sind, 3 Pfd. Hafer und 5 Pfd. Heu zu ersetzen (ANON. 1894 b). Auch in Deutschlandwurde zum Ende des 19. Jahrhunderts Brot verfüttert, um teurere Futtermittel einzusparen. Sobrachte die Hammer Brodfabrik ein Schrotbrot aus Roggen, Hafer und Mais in den Handel(ANON. 1894 b).

GRANDEAU (1895) berichtet über wiederholte, längere Zeit hindurch fortgesetzte Versuchemit Roggenbrot, die ergaben, dass die Pferde auch bei der Fütterung mit Roggenbrot anstattmit Hafer gesund und kräftig blieben. Bei den hohen Haferpreisen und günstigenRoggenpreisen spricht also nichts gegen die Fütterung mit Roggenbrot. GRANDEAU (1895)verglich den Nährstoffgehalt von Roggenbrot und Hafer. Mit 27% war das Brot wasserreicherals Hafer (12%), aber ärmer an Rohfaser (3,3%) und Asche (1,9%).

Bei der Leipziger Pferdebahngesellschaft wurde ein kuchenförmiges Patentkraftfutter derFirma Pallas u. Co. mit 14,4% Rohprotein und 5,8% Rohfett versuchsweise gefüttert. NachPRIETSCH (1889) kann es empfohlen werden für ältere Pferde, solche mit schlechtem Gebissund allgemein für schlechte Fresser. Auch ROEDER (1892) fütterte dasPallas´Patentkraftfutter an 3 Pferde. Er begann mit einer Gabe von 4 Litern einmal täglichund steigerte die Menge, bis die Pferde nach 3 Wochen ausschließlich Pallas Patentkraftfutterfraßen. Die Leistungsfähigkeit der Tiere wurde schlechter, sie wurden immer magerer undschwächer, die Fütterung musste eingestellt werden.

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FLAUHAUT (1896) berichtet von der Verfütterung von Weizenbrod, das sich bei sorgfältigerZubereitung 2 Wochen lang hält und in Mengen von 2 ½ bis 3 ½ kg mit Erfolg an Pferdeverfüttert wird. Auch ein Brot aus Weizen-, Gersten-, Roggen-, Saubohnen- und Bohnenmehlerwies sich als gutes Futtermittel in Zeiten knapper Futtermittel. Nach der Verfütterung vonschimmeligem Brot kam es zu Todesfällen. Bei der Verfütterung von Fleisch- und Blutkuchenan Zugpferde magerten diese ab und die Mortalität nahm zu.

1897 fütterte POTT (1901) wegen Futternot an zwei Arbeitspferde drei Monate lang einPferdealleinfutter (12 kg + ½ kg Strohhäcksel), bestehend aus 30% Maiskolbenschrot, 35%Maiskolben-Körnerschrot, 10% gereinigtem Baumwollsaatmehl und Hanfkuchenschrot zugleichen Teilen, 10% Weizenkleie, 5% Malzkeimen, 5% Melasse und 5% Johannisbrotschrot.Zugesetzt wurden 0,1% Kochsalz, 0,1% Schlämmkreide und 0,2% griechische Heusamen. Esenthielt rd. 10% Rohprotein, 2,9% Rohfett und 19,2% Holzfaser.Bei diesem Futter verrichteten die Pferd die Feldarbeit ohne Gewichtsverlust zur vollstenZufriedenheit, ohne das Nachteile dieser Fütterung zu Tage traten.

1900-1950 Militärischer Bereich

LUDEWIG 1906 (a, S. 211-213) veröffentlicht die Inhaltsstoffe von Roßpain, ein Pferdebrotdas dem Kriegsministerium im Jahr 1905 von einer Firma angeboten wurde. Das Präparatbestand aus kleinen trapezförmigen Kuchen, deren Gewicht zwischen 70 und 100 gschwankte. Das Brot enthielt: 8% Wasser, 8% Salze, etwa 10% Protein, 2% Fett, 5%Rohfaser und 66% stickstofffreie Extraktivstoffe. Gersten- und Haferkörner waren in einerkommisbrotähnlichen, harten Masse enthalten. Das Brot schmeckte angenehm aromatisch,aber sehr salzig. Unter dem Mikroskop zeigte sich, dass die braune Masse der Kuchen zumgrößten Teil aus Weizenkleie besteht, in der zahllose Brandsporen enthalten waren. DieFütterungsversuche an vier Pferden (auf Befehl des Kriegsministeriums durchgeführt)ergaben, dass alle vier Tiere das Futter nach kurzer Zeit sehr gern aufnahmen. Aber beiFütterung der Pferde ausschließlich mit 1300g Roßpain (das nach der Empfehlung desFabrikanten 6500 g Hafer ersetzen sollte) magerten die Tiere sehr bald ab, wurden matt undzeigten ein erhöhtes Durstgefühl. LUDEWIG (1906 a, S. 211-213) beurteilt dieses Pferdebrotals absolut ungeeignet, im Tropendienst ein Ersatzfuttermittel für Hafer zu sein, wie vomHersteller angepriesen. Des weiteren sei das Roßpain unter Umständen in der Lage, kurzzeitigden Hafer zu ersetzen, als Kraftfuttermittel ist es jedoch nicht zu verwenden.

ROSENBERG machte 1907 Versuche in Rußland mit Mehlfladen, die in drei Sorten von derFabrik „Blikhan und Robinson“ in St. Petersburg hergestellt wurden. Die Mehlfladen imVersuch hatten folgende Zusammensetzung: 30% durchgesiebtes Hafermehl, 30%dextriniertes Erbsenmehl, 30% Roggenmehl und 10% Leinsamen. Darin enthalten waren noch1% Kochsalz und 7% Wasser. Die Fladen hatten die Form von viereckigen, durchlöchertenPlatten mit einer Kantenlänge von 4 Zoll und einer Dicke von ½ Zoll. Sie waren 16 - 19Solotnik schwer (= 68-81g). Eine Tagesration besteht aus 25 - 30 Fladen, die auf Draht gereihtsind und 5 Pfd. wiegen. Die Fladen waren gut ausgebacken und leicht brüchig, hatten einenangenehmen Brotgeruch und enthielten z. T. reichlich Hülsen von Leinköpfchen.124 Pferde eines Dragonerregiments erhielten über 10 Tage je 5 Pfd. dieser Mehlfladen mit10 Pfd. Heu. Die Ration wurde abrupt umgestellt. Morgens und mittags bekamen die Pferde 1½ Pfd., abends den Rest der zerbröckelten Mehlfladen. An den ersten Tagen fraßen die Pferdeihre Ration nicht auf, aber ab dem dritten Tage nach der Futterumstellung wurden dieMehlfladen von allen Pferden gut gefressen. Nach 10 Tagen dieser Fütterung beigewöhnlicher Arbeit hatte die Arbeitsfähigkeit der Pferde nicht abgenommen, allerdings

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merkte man ihnen eine deutliche Einziehung des Bauches an. Das Gewicht der Versuchstierenahm etwas ab, während die Kontrolltiere zulegten. Die Versuchstiere nahmen an denArbeitstagen ab, legten aber an den Ruhetagen wieder zu.ROSENBERG zieht aus den Ergebnissen seiner Versuche folgende Schlüsse:1. Das Körnerfutter ist nicht die einzige Möglichkeit, ein Pferd zu ernähren.2. Die Energie und Arbeitsfähigkeit hängt nicht, wie bisher in der Kavallerie angenommen,

ab von dem Füllungsgrad des Bauches.3. Es sind jetzt Futterkonserven im Handel, die bei erhöhter Ration das Körnerfutter

vollständig ersetzen können, ohne die Arbeitsleistung einzuschränken, obwohl die Pferdean Gewicht verlieren.

4. Die Futterkonserven haben nur ein Viertel des Volumens der normalen Körnerration, wasbei größeren Märschen ein unschätzbarer Vorteil wäre (ROSENBERG, 1907).

AUREGGIO (1908) berichtet über Fütterungsversuche beim französischen Militär mitNucleinmehl (enthält 33% Nuclein), das sich als günstiges und effektives Haferersatzmittelherausstellte. Außerdem erwähnt er Heckel´sche Bisquits, die gemahlene Colanuss enthaltenund die Pferde vorrübergehende starke Strapazen besser ertragen lassen soll.

Zu Beginn des 1. Weltkriegs wurden im deutschen Heer Fütterungsversuche mitPreßmischfutter angestellt (ANON., 1929, S. 409-410), das aus: 32% Heu, 31% Hafer, 6%Malzkeime, 7% Biertreber, 4% Stroh, 7% Gerste, 2% Sesamkuchen, 2% Sojamehl, 4%Erdnußkuchen bestand Auf 100 kg Mischfutter wurden 5 kg Salz und etwas Wacholderbeerenzugesetzt. Das Gemisch wurde auf 6,25% seines Ursprungsvolumens zu rechteckigen 9 bis10 kg schweren Kuchen gepreßt. Das Futtermittel sollte dem Hafer gleichwertig sein undauch das Doppelte seines Gewichts an Rauhfutter ersetzen können. Vor dem Verfüttern solltees in nuß- bis apfelgroße Stücke zerbrochen werden. In zwei Berichten von der Westfrontwurde es günstig beurteilt. Nach dem deutschen Chefveterinär Ost erhöhte das Preßfutter dasDurstgefühl (5% Salz, s.o.). Es verdarb bei Nässe schneller als Körner und Rauhfutter.

Im 1. Weltkrieg wurden in Deutschland neben Alleinfuttern auch Ergänzungskraftfutterhergestellt, da der Chefveterinär Ost darauf hingewiesen hatte, dass die Truppen imOperationsgebiet häufig Heu, Stroh und Grünfutter vorfänden, so dass ausschließlich derKraftfutternachschub gewährleistet sein musste, bei einem Preßfutter dagegen auch derRauhfutteranteil transportiert werden muss (ANON. 1929, S. 410). Er empfiehlt dasPreßfutter nur bei Futternot an Kriegspferde zu verfüttern daher wurde Ergänzungsfutter(Preßfutter einfacherer Zusammensetzung) von Fabriken produziert, die vom PreußischenKriegsministerium errichtet wurden. Auch mit diesem Futter wurden Versuche angestellt, dieim Juni 1917 wieder abgebrochen wurden. Das preußische Kriegsministerium ordnete an, dieHaferration nur in Mengen bis zu 75% durch Preßfutter zu ersetzen. Auch sollten die sogefütterten Pferde dauernd überwacht werden und bei einem Nachlassen der Kräfte die Rationwieder umgestellt werden. Es wurde mehrfach über Schlundverstopfung nach Aufnahme desPreßfutters berichtet. Im September 1917 wurde eine Verfügung vom preußischenKriegsministerium erlassen, wonach in den Preßfutterfabriken täglich 300 t Preßfutterhergestellt wurden, wovon zwei Drittel im Feldheer verfüttert wurden und ein Drittel imHeimatheer. Es sollte nur noch die Hälfte der Hartfutterration durch Preßfutter ersetzt werden(ANON. 1929, S. 410-411).Im Januar 1918 bemerkt das Preußische Kriegsministerium zu den von den Truppen vielfachgeäußerten Klagen über das Preßfutter, dass die Fehleinschätzung des Preßfutters aufSinnestäuschungen beruhen müsse. Das Preßfutter bestünde zu je 1/3 aus gequetschtem Hafer,Strohkraftmehl (aufgeschlossenem Stroh mit Melasse und Eiweißzusatz), sowie gehäckseltemHeu und Stroh. Das Strohkraftmehl (dem bald Hefe, statt Leimkraftfutter als Eiweißzusatz

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beigegeben würde) habe ein schmutziggraues, staub- und pappeähnliches Aussehen, wodurchbeim Zerkleinern der Eindruck von der Verarbeitung schlechter Materialien entstehe. Auchder gequetschte Hafer mache mit seinen Mehlteilchen und leeren Haferhülsen den Eindruckvon Schimmelbildung und der Verwendung von wertlosen Haferrückständen.Insgesamt beurteilt ANON. (1929, S. 409-411), nach den überwiegend negativen Berichtenaus dem Feldheer, die Preßmischfutter als nicht brauchbare Kriegsfutter. Im Bewegungskriegkonnten diese Futtermittel häufig nicht genügend vorbereitet zur Anwendung kommen undführten dann zu Durchfall, der in Verbindung mit gleichzeitiger Kälte bei Biwak und Regensogar zur Bewegungsunfähigkeit der Truppe führte.

Ab 1937 wurde das Pressfutter aus dem 1. Weltkrieg von der deutschen Wehrmachtweiterentwickelt zu einer Heeresfutterkonserve, die 1940 als Bestandteil der Futterration imHeer eingeführt wurde. Ein Block wog zunächst 4,8 kg und bestand aus 2 kg Hafer, 0,4 kgFutterhefe, 1,3 kg Kartoffelflocken, 0,6 kg Heu- und 0,5 kg Strohhäcksel. Die Futtermittelwurden unter starkem Druck gepresst und als Block verpackt. Mit 11 MJ verd. Energie/kgund 10% verd. Rohprotein erreichte die Heeresfutterkonserve eine ähnliche Energiedichte wieHafer, war jedoch mit 13% Rohfaser strukturreicher. Ab 1943 wurden 5 kg schwereHeeresfutterkonserven hergestellt, um die Zuteilung zu vereinfachen. Die Kuchen ersetztenentweder das gleiche Gewicht in Hafer oder aber das doppelte Gewicht Heu (ZIEGER, 1973,S. 443-444). BOHM entwickelte 1943 ein Untersuchungsverfahren zur Beurteilung derQualität der Heeresfutterkonserven. Ihm zufolge war bis zu diesem Zeitpunkt in erster Linieder Hafergehalt als wertbestimmender Anteil untersucht worden. Die bis dahin untersuchtenProben enthielten sehr schwankende Anteile der einzelnen Futtermittel (Hafer: 1-60%, Heu-und Strohhäcksel: 10-40%, Kartoffelflocken und Hefe: 30-80%). Nach EARLE (1950)enthielt eine Probe des im 2. Weltkrieg verwendeten deutschen gepressten Alleinfutters denamerikanischen Untersuchungen zufolge 33% Stroh, 17% Wiesenheu, 35% Hafer, 5% Stärkeund Zucker und 10% andere Anteile inkl. etwas Fleisch. Das Rauhfutter war gerollt, mitZuckerwasser und Gelantine besprüht und dann abwechselnd mit dem Körnerfuttergeschichtet worden.

SOROKIN (1936) beschreibt russische Alleinfuttermittel, die aus Rauh- undKrippenfuttermittel, zu Briquettes gepresst, bestehen. Die Briquettes mussten vor dem Fütterneingeweicht werden. DYAKOV et a. (1937) stellten Fütterungsversuche mit einem Pressfutteraus 50% Heu, 25% Hafer, 12,5% Rübenschnitzel und 12,5% Melasse an. Das Ergebnis beimVergleich mit einer Heu-Hafer-Ration war so zufriedenstellend, dass dieses Pressfutter imrussischen Transportsystem und bei den landwirtschaftlichen Brigaden an die Pferde gefüttertwurde.KOOZNETZOV (1942) fütterte 7 Monate lang Futterkuchen an 4000 Militärpferde. Sieenthielten 40% Heu, 30% Hafer, 10% Mais, 13% Weizenkleie, 7% Melasse und auf 1 t Futter2,5 kg Salz. Die Versuchspferde schwitzten und tranken mehr als die Vergleichspferde,behielten jedoch die gleiche Leistungsfähigkeit. Außerdem war das Gewicht derVersuchspferde höher und sie litten weniger an Verdauungsstörungen.

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In den USA wurde im 1. Weltkrieg zunächst komprimiertes Heu (Preßheu) bei Übersee-Schiffstransporten von Pferden eingesetzt. Daneben kam es auch zu einem begrenzten Einsatzvon Alleinfuttermitteln in Schrotform (gemischt aus Rauhfutter und Futterkonzentraten) beiArbeitspferden. Im 2. Weltkrieg wurden sowohl Pellets aus Rauhfutter als auch ausKrippenfuttermitteln hergestellt. Diese konzentrierten Pellets wurden dann zu einer Ration(mit 40-50% Rauhfutterpellets) gemischt und erste Fütterungsversuche in Beltsville mit leichtarbeitenden Pferden waren erfolgreich. Das Rauhfutter in diesen Pellets war aber nichtstrukturiert und EARLE (1950) stellte Versuche an, um Kuchen oder Briquetts mitstrukturierter Rohfaser herzustellen. Luzerneheu in der Ration mit Körnern ergab als einzigesRauhfutter zufriedenstellende Ergebnisse bei einem bestimmten Herstellungverfahren.

1900-1950 Ziviler Bereich

In den USA wurden kommerzielle Mischfutter erst nach 1900 in größerem Umfang verfüttert.Dabei handelte es sich in den meisten Fällen um Mischungen, die roborierende Wirkungenentfalten sollten. Viele dieser Futtermischungen enthielten minderwertige Abfallprodukte,sogar Sägemehl (HINTZ 1885).

VOLLER berichtet 1901 über Fleischmehlzwiebäcke. Das Fleischfuttermehl (früher ausAmerika eingeführt) übertrifft in seinem Nährwert (79% Stickstoff) alle anderen Futtermittel.Deshalb genügen kleine Mengen zur Fütterung, wie bei den Fleischmehlzwiebäcken, die beiReitpferden sehr beliebt sind. Diese werden aber - des hohen Wertes wegen - häufigerverfälscht. So ergab eine Untersuchung nach SOXHLET (VOLLER, 1901), dass dieFleischbestandteile darin fehlten und statt dessen Gerberleime, Weizenmehl, Alaun, Kochsalzund gemahlenes Leder alter Handschuhe und Kalbsfelle enthalten waren. In jüngster Zeitwürden auch die konfiszierten Schlachtkadaver auf größeren Schlachthöfen nach Abziehendes Fells zu Fleischfuttermehl verarbeitet. Die Wirkung bei der Verfütterung bleibeabzuwarten.

Ein mit Melassebrot (aus geringen Mehlsorten und Melasse gebackenes Brot) gefüttertesPferd hielt sich sehr gut und GRANDEAU (1903) spricht Melassebrot einen annähernd soguten Nährwert zu, wie Hafer.

LUDEWIG berichtet 1906 (a, S. 208) von MALET, der auf seinem Gut Brot statt Haferfütterte (allerdings ohne eine Zeitangabe). Das Brot bestand aus 33 kg Melasse, 33 kg Schrot,11 kg Nachmehl, 11 kg Kleie und 12 kg Wasser. Die Pferde erhielten davon bis zu 3 kgtäglich plus 2 kg Hafer, 825 g Möhren, 900 g Kleie und 15-18 kg Häcksel. Sowohl dasAussehen, als auch die Leistungsfähigkeit der Pferde soll bei dieser Fütterung gut gewesensein.

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BEDDIES (1907) aus Gotha beschreibt das Futtermittel Haferwert (produziert von der„Deutschen Haferwertgesellschaft in Gotha“). Es bestehe aus gerösteten Zerealien,Blutpepton, Zuckerverarbeitungsrückständen, Leinsamenmehl, Trockenbiertrebern, Maizena,Weizenkleie und dergleichen, enthalte 22% Protein und Fett und mehr Nährwerteinheiten alsder Hafer. LOGES (1907) gibt die chemische Zusammensetzung von Haferwert an undbezweifelt die Futterwirkung dieses Futtermittels, abgesehen davon, dass die Inhaltsstoffenach seinen Untersuchungen viel zu teuer bezahlt werden.

1908 beschreibt LUDEWIG einen in Frankreich produzierten gepreßten Kuchen aus Hafer,Häcksel und getrockneten Schnitzeln aus frischen zerschnittenen Rüben, sog. Darrüben.Angeblich soll dieses Präparat den gleichen Nährwert haben wie Hafer.

Vielfach wurde nach der Erhöhung des Haferzolls 1908 und der Missernte 1911 inDeutschland Mischfutter mit nur 40% Haferanteil hergestellt. So z.B. im Rheinland derHöveler Reformhafer, bestehend aus 40% gewalztem Hafer, 20% Melasse, 20% gerissenemSpelzspreu als Melasseträger, 10% Weizenkleie und 10% Haferschälkleie (KARIGER 1963,S. 51).

Um 1910 vertrieb „Bertels Futterkuchen-Gesellschaft“ größere Mengen (17.000 t pro Jahr)Haferbrot und (4.500 t pro Jahr) Vollfutter. Das Haferbrot bestand aus 25% schwedischemHaferfuttermehl, 20% Maisfuttermehl, 12% Melasse, 10% Erdnusskuchen, 9% Häcksel, 7%Sonnenblumenkuchen und 7% Leinkuchen und das Vollfutter hatte die gleicheZusammensetzung, nur war der Häckselanteil durch Heu ersetzt worden (KARIGER 1963, S.45).

Nach MORGAN (1910) wurde in den USA ein patentirtes Pferdefutter mit gutem Erfolggefüttert.

RIEMANN (1911) beurteilt das vermutlich schwedische Götafuttermehl, das Hafer ersetzensoll, als zu teuer bezahltes Futtermittel. MACH (1911) untersuchte eine Probe desGötafuttermittels, welches nach Herstellerangaben Hafer, gemahlenes Kraftkorn, Weizen,Roggen, Gerste, Bruchreis, Bohnen, Wicken und Erbsen enthalten soll, fand aber lediglichfeingemahlenes Haferfuttermehl, geringe Mengen von Reismehl und Reispelzen sowie einigevermahlene Unkrautsamen.Der schwedische Forscher HANSSON (1918) verglich den Nahrungswert des MischfuttersGöta (60% Haferkleie und 40% Reisfuttermehl) mit dem von Mischsaaatgetreide (1,5 kgGöta ersetzten 1,1 kg Mischsaatgetreide). Die acht Versuchspferde erhielten 80 Tage lang3,85 kg Göta pro Tier und Tag. In der Versuchsgruppe hatten die Pferde etwas mehr Gewichtzugelegt aber sonst waren beide Futtermittel gleichwertig.

Die Futterbrote der deutschen „Haferfutterbrotwerke“ enthielten Melasse, Hafer, Mais,Gerste, Weizen und Erdnusskleie und 1912 wurden 4500 Waggonladungen davon versandt(KARIGER 1963, S. 46).

LEBEDEW berichtet 1912 von seinen Fütterungsversuchen mit Futterkuchen aus Roggen,Gerste und Erbsen. Die Versuche dauerten 2 Monate und eine Kontrollgruppe wurde dieganze Zeit mit Hafer gefüttert. Beide Gruppen bekamen zu den jeweiligen Kraftfuttermittelnweiterhin die normale Heugabe. Die Pferde der Versuchsgruppe ermüdeten viel schneller beider Arbeit. Außerdem verursachten die Futterkuchen oft Störungen der Magendarmtätigkeit.

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Schätzungen zufolge wurden vor dem 1. Weltkrieg in Deutschland zwischen 80.0000 und100.000 t Futterbrote für Pferde produziert (GROTE 1993).

ELLENBERGER UND GRIMMER (1916) fütterten Bajabrot von Sonnenfeldt an schwereArbeitspferde. Das gebackene Mischfutter aus eiweißhaltigen Futtermitteln tierischen undpflanzlichen Ursprungs ersetzte 3 Pfd. Hafer und 4 Pfd. Mais ohne Leistungs- oderKörpergewichtseinbußen fast vollständig.

Nach HINTZ (1985) wurden in den USA schon ab 1917 kleinere Mengen pelletiertes Futteran Pferde gefüttert.

1919 berichtet ein anonymer Autor über ein Futterbrot für Pferde und Ziegen, das unterMitwirkung der Veterinär-Wissenschaft im Auftrag des Städtischen LebensmittelamtesDresden entwickelt wurde. Zwei fast identische Artikel, zur Anpreisung des Futterbrotes,erschienen am 19. Oktober 1919 in der „Tierärztlichen Rundschau“ und am 4. November inder „Münchener Tierärztlichen Wochenschrift“. Das Brot wurde in letzter Zeit in derZusammensetzung und Beschaffenheit wesentlich verbessert und hat 95% desNährstoffgehaltes von Hafer und erheblich mehr als Wiesenheu. Der Gehalt an verdaulichemEiweiß ist sogar höher als bei Hafer. Wegen seiner würzigen und animalischen Beschaffenheitwird es von den Pferden gern gefressen. Es wird den Tieren zerkleinert, am besten mit denübrigen Futtermitteln vermischt gegeben. Es wird jetzt zum Preis von 33,50 Mark pro Zentnervon der Dresdener Brotfabrik Ernst Wilhelm verkauft.Am 29. Juni 1920 erschien in der „Münchener Tierärztlichen Wochenschrift“ ein Artikel über„Ausnutzungsversuche mit Futterbrot an der Dresdener Tierärztlichen Hochschule“ (ANON.1920). Die Versuche hatten ergeben, dass das Futterbrot einen hohen Gehalt an verdaulichemEiweiß hat, der dem eines guten Körnerfutters nicht nachsteht. Die hohe Verdaulichkeit desFutterbrotes zeigte sich, in dem die darin enthaltenen Nährstoffe restlos verdaut wurden. DieFreßlust wird durch Beigabe des Futterbrotes stark angeregt, schlechte Fresser nehmen anGewicht zu und haben ein besseres Aussehen. Schwere Koliken, wie sie bei allzu reichlicherHaferfütterung zu beobachten sind, kommen bei dieser Fütterung seltener oder gar nicht mehrvor.

Ein anonymer Autor veröffentlicht 1918(a) die Zusammensetzung einiger deutscherMischfuttermittel aus dem Krieg 1914-18. Das Maggimischfutter bestand aus Bohnen- undErbsenabfällen, hauptsächlich Schalen, Getreideabfällen in erster Linie vom Spelzweizen undetwas Kartoffelabfällen. Ein Pferdemischfutter bestand aus Haferkleie, Roggen- undWeizenkleie, etwas Gerstenabfällen, etwas Maismehl, etwas Strohkraftfutter mit entbittertenLupinensamen. Das Heidemehl-Tierkörper-Melassefutter sollte 14,5% stickstoffhaltige Stoffeund Fett sowie 24% Zucker enthalten. Gewährleistet wurden 13% Protein und 15% Zucker.Der in einer Probe gefundene Gehalt an Zucker entsprach rund 40% Melasse in diesemFuttermittel.

Aufgrund der minderwertigen Inhaltsstoffe in Mischfuttermitteln wurde 1920 in Deutschlandeine Verordnung erlassen, wonach nur noch Melassemischfutter mit nur einem Melasseträgergehandelt werden durften. 1927 wurde diese Verordnung mit Inkrafttreten desFuttermittelgesetzes wieder außer Kraft gesetzt (POENITZ 1977).

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1937 waren im Dritten Reich Pferdemischfutter mit und ohne Melassezusatz auf dem Markt(es wurden nach GROTE (1993) insgesamt 161.300 t produziert), während des zweitenWeltkriegs ausschließlich ein Pferdemischfutter.

1940 wurde in Deutschland, unter staatlicher Aufsicht, ein Pferdemischfutter im„Generalgouvernement“ hergestellt und vertrieben, dass aus 40% Hafer, Melasse, Kleie, undanderen verfügbaren Futtermitteln bestand. Der Eiweißgehalt sollte bei 11-12% liegen(KARIGER 1963, S. 107). Ein deutscher anonymer Autor (1942) berichtet über die weitereErrichtung von Mischfutterfabriken im „Generalgouvernement“. Schon seit 1940 produzierendrei Fabriken hauptsächlich Pferdemischfutter. Weitere Mischfutterfabriken sollen dieAbfallstoffe aus der Getreideverarbeitung, Reste aus den Getreidelagern, Melasse, Hafer undGerste verwerten. Während im „Deutschen Reich“ nur drei, maximal fünf, verschiedeneRohstoffe in einem Mischfutter verarbeitet werden durften, konnten im Generalgouvernementauch acht bis zehn Komponenten zu einem Mischfutter verarbeitet werden.

PARIS (1942, S. 123) berichtet, dass 1942 bei den Berliner Fuhrunternehmen neben Hafer,Heu und Stroh auch sog. Mischfutter und Trockenpressen gefüttert wurden.

Über die quantitative Seite der Mischfutterverwendung liegen keine sicheren Unterlagen vor.Nach Schätzungen (GROTE 1993) sollen vor dem ersten Weltkrieg in Deutschland jährlichetwa 80 bis 100 000 t abgesetzt worden sein, überwiegend als Brote. Während des 1.Weltkrieges ging die Produktion durch Materialmangel zweifellos zurück. Doch auch in den20er und 30er Jahren scheint sie nicht sehr hoch gewesen zu sein , 19 bis 43 000 t werden fürDeutschland 1930-33 genannt (GROTE 1993). Diese Entwicklung erklärt sich durch dieAbnahme der Pferdezahl allgemein, vor allem im gewerblichen städtischen Bereich.Ländliche Pferdehalter bevorzugten selbst erzeugte Futtermittel. In den Zwischenkriegsjahrenfallen verstärkt Untersuchungen über solche Futtermittel auf wie Rüben, Trockenschnitzeloder Lupinen. Diese Tendenz wurde durch die Autarkiebestrebungen im dritten Reich nochverstärkt. Über die Produktion von Pferdemischfuttern unmittelbar nach dem zweitenWeltkrieg liegen keine Unterlagen vor (GROTE 1993).In den USA kamen Mischfutter für Pferde erst nach 1900 verstärkt auf den Markt, meistensals Ergänzungsfutter. Obwohl schon seit 1917 pelletierte Futter hergestellt werden konnte,wird über das erste Futter für Pferde erst 1950 berichtet (HINTZ und SCHRYVER 1975).Diese Zubereitungsform setzte sich in den USA erst in den 60er Jahren durch, als dieMischfutterproduktion für Sport- und Freizeitpferde zunahm (HINTZ 1985).

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8. Ergänzungsfuttermittel

In der Pferdefütterung sind seit 1800 auch verschiedene Ergänzungsfuttermittel bekannt, dieteilweise sinnvoll erscheinen, andererseits aber auch keine rationale Basis haben.

8.1 Mineralische und andere Ergänzungen

Schon vor 1800 wurde Salz als Geschmacksverbesserer zur besseren Akzeptanz eines sonstverschmähten Futters verwendet. Im 19. Jahrhundert herrschte die Meinung vor, dass Salz zuden Würzen zähle und lediglich zur Futterkonservierung, Ersatz ausgewaschener Salze,Verhinderung nachteiliger Wirkung von feuchtem oder schlechtem Futter und / oder zurFörderung von Speichelsekretion und Verdauung diene (OHLENDORF 1998, S. 69).In der preußischen Armee wurde nach den Herbstübungen Salz zur Anregung der Verdauungund somit zur Kolikprophylaxe gegeben (KREMP 1904), es kamen aber auch Vergiftungenvor, wie LÖBE (1875, S. 237) berichtet.

Als in Europa um die Mitte des 19. Jahrhunderts erste vereinzelte Skeletterkrankungen, diemit einem Mineralstoffmangel in Verbindung gebracht wurden, auftraten wurdenMineralstoffe eingesetzt, insbesondere Knochenmehl (OHLENDORF 1998, S. 38).HAUBNER (1854) empfahl die Zufütterung von Kalzium an Fohlen, COHEN (1870) dieBeifütterung von phosphorsaurem Futterkalk in der Fohlenaufzucht.In den USA war die big head disease massiv verbreitet (CAMPBELL 1934). BITTINGschlug 1894 vor, Pferden, die daran leiden, neben Weidegang etwas Futterkalk in der Rationzu ergänzen. Kommerziellen Futtermitteln in den USA wurde seit den 30er Jahren des 20.Jahrhunderts Futterkalk zugesetzt (HINTZ und SCHRYVER 1975).

1881 bezeichnet HAUBNER (S. 303-306) ähnlich wie DAMMANN (1886) und schon ZÜRN(1875, S. 127-128) den Knochenmehlzwieback als gedeihliches Ergänzungsfutter, welchesaber zu teuer sei. Er wird aus fein geschrotenem Hafer und Roggenkleie zu gleichen Teilenunter Zusatz von 12 Pfd. Sauerteig auf 2 Zentner Getreide wie gewöhnlicher Brotteigzubereitet. Zuletzt wird noch gedämpftes feines Knochenmehl (ca. 14 Pfd. auf 1 Zentner)zugegeben. Die Brote werden nach dem Backen durchgeschnitten und wie Zwieback geröstet.HAUBNER (1881, S. 303-306) erklärt die durch diese Zubereitungsform erhöhte Löslichkeitdes Knochenmehls mit dem Aufschluss des Knochenmehls durch die Wärme und derbesseren Löslichkeit im sauren Milieu der Milchsäuregärung. Allerdings ist der gleicheZweck, nämlich die Versorgung mit phosphorsauren Kalk zu sichern, billiger durch dieVerabreichung von löslichen Präparaten, wie z. B. Superphosphaten zu erreichen. DiesePräparate kamen 1867 etwa zeitgleich mit den Knochenmehl-Zwiebäcken auf den Markt undverdrängten diese auch zügig.1887 empfiehlt CHLUDSINSKI 1 kg dreibasischen phosphorsauren Kalk auf 1000 kg KM fürJungtiere der Arbeitsrassen und SMAGIN und NIKIFOROW erhielten 1887 durch Beigabevon Phosphaten zum Futter bei einjährigen Fohlen stärker entwickelte Extremitätenknochenals bei den Muttertieren (beide Angaben in einem Referat in ELLENBERGER/SCHÜTZ, 6,S. 124*).

Einige Firmen in den USA setzten ihren Pferdefuttermitteln im ersten Dezennium des 20.Jahrhunderts hohe Dosen Vitamin B zu. In den 1920er Jahren wurden vitaminreicheErgänzungsfuttermittel schon bei vielen Firmen in die Pferdefuttermittel eingemischt (HINTZ

* Originalquelle konnte nicht erreicht werden

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u. SCHRYVER 1975). Nach ZORN und FREIDT (1944, S. 248) wurden in einigen Ställenz.T. gekeimter Hafer der Ration beigemischt, weil die Keime Vitamin E enthalten. Damitsollte die Befruchtungsrate der Hengste verbessert werden und das Aussehen von Fohlen,sowie kranken und abgemagerten Pferden gehoben werden.

8.2 Roborierende Futtermittel, Tonika

Allgemeines

Neben den eigentlichen Futtermitteln wurden auch immer wieder Geheimpulver,Roborantien oder andere angeblich leistungssteigernde und/oder futtersparende Mittelangeboten.Im letzten Dezennium des 19. Jahrhunderts kamen verschiedene Produkte mit derBezeichnung Robur oder Robos auf den Markt. Sie enthielten vor allem Fleischmehlund/oder Blut und sollten spezifische Wirkungen entfalten. Das Interesse an diesen Produktenwar seitens des Militärs und auch der zivilen Pferdehalter groß und sie wurden in denfolgenden Jahren immer wieder getestet.Ein anonymer amerikanischer Autor (1905, zit. nach HINTZ und SCHRYVER 1975*)beurteilt diese Pulver als zu teuer und formulierte den Leitsatz: Wenn die Tiere gesund sind,brauchen sie keine zusätzlichen Tonika und wenn sie krank sind, ist es billiger den Tierarzt zukonsultieren.

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen

Schon KUERS (1839, S. 268) erwähnt den Gebrauch von Arsen als Geheimpulver. NachLÖBE (1875, S. 77-78), der die Giftigkeit dieser Substanz betont, wurde den WienerWagenpferde etwas Arsen bei zunehmendem Mond gegeben, damit sie besser aussahen. AuchFuhrleute in den Gebirgen Österreichs reichten ihren Pferde vor starken Anstrengungen etwasArsen.Als Stärkungsmittel wurde Thorley´s Feed ab 1860 von London in die USA exportiert. Esenthielt neben Bohnen, Gerste und Leinsamen auch peruanische Rinde und Chinin. Trotz desvöllig überzogenen Preises wurde es als Tonikum bis zur Jahrhundertwende in den USAverkauft (HINTZ und SCHRYVER 1975). Andere Roborantien, die in den USA auf demMarkt waren, enthielten Leinsamenmehl oder Getreide als Basis und waren angereichert mitFenchel, Holzkohle, Sulfat, Anis, Lakritzwurzel, Walnussrinde, Eisenoxid u. ä. (HINTZ undSCHRYVER 1975).

1902 empfiehlt GOLDBECK (S. 114), den Militärpferden zur kurzfristigenLeistungssteigerung Kaffee (60-80 g auf 1 l Wasser) zu verabreichen. Nach der Gabe vonAlkohol (Wein, Cognac mit Wasser vermischt) würden die Tiere zwar zunächst lebhaft, dochschon nach kurzer Zeit trete eine größere Erschöpfung als zuvor ein. Nach GOLDBECK(1902, S. 114) verabreichte WOLF geschwächten Tieren erfolgreich täglich ein bis dreiKolanüsse. Sie ertrugen einen anstrengenden Marsch bei Reisfutter deutlich besser, als diePferde, die keine Kolanüsse erhielten. AUREGGIO (1908) erwähnt Heckel´sche Bisquits, dieauch gemahlene Kolanuss enthalten und deshalb die Pferde vorrübergehende starke Strapazenbesser ertragen lassen soll.

* Originalquelle konnte nicht erreicht werden

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Nach LUDEWIG (1906a) kamen aus England zahlreiche Geheimmittel untervielversprechenden Namen nach Deutschland, z.B. Fanedons Mehlfutter und ChampionSpice, die aber 1906 wegen der mangelhaften Wirkung bei dem hohen Preis wiederverschwunden waren. Dafür gab es nach LUDEWIG (1906a) aber neuere Mittel wiePferdepulver, Pulvis equorum, Huchs patentierte Futtermittel, Bowicks Fresspulver, Sana(Mehl von aromatischen Samen, Sand, Kalziumphosphat und Kochsalz), AckermannsFresspulver (enthielt größtenteils Viehsalz, Kalziumphosphat, Spießglanz), Sussagin(Futterkalk, Viehsalz, Glaubersalz, Spießglanz, Fenchel und verschiedene Wurzelpulver). Erverurteilt diese Futterzusätze als minderwertig und überteuert.

Eine besondere Bewandtnis hatte es mit den sog. Robur- oder Robos-Produkten, die imletzten Dezennium des 19. Jahrhunderts vermarktet wurden und Fleischmehl und/oderBlutmehl enthielten. Sie wiesen z.T. auch energieliefernde Komponenten auf, z.B. Zuckerund dienten dann auch als Haferersatz. Da aber ihre Hauptwirkung mit den namengebendenWirkungen des Zusatzes Robur in Verbindung gebracht wurde, sollen sie hier gemeinsambehandelt werden.Es handelt sich um folgende Produkte.

Rp-Gehalt (%) HerstellerRobur I (für Pferde) ........................................... 60-70 Kaiserstein, WienRobur IIIa (Mastfutterzusatz)............................ 29 „ „Armee-Robur .................................................... 13,5 „ „Roburzwieback (Kraftfuttergebäck für Pferde). 19,4 „ „Roborin (defribiniertes Rinderblut).................... 87 „ „Robuszucker (20% Robus, 80% Zucker)........... Lingner, DresdenRobuskuchen ..................................................... „ „Roborin-Kraftfutter bzw. –pulver.................... 24 Dietrich, Berlin

Robur I ist ein geruchloses Fleischmehl, das sehr fein gemahlen ist. Robur IIIa besteht ausFleischfuttermehl und Getreideschrot mit vielen Gerstenschalen, von denen der hoheRohfasergehalt (rd. 29%) des Futtermittels ausgeht.Armeerobur besteht aus einem Gemenge von Fleischfuttermehl und Getreideschrot mit einemgroßen Anteil von Gerste mit unreiner Beschaffenheit (verkümmerte Körner und vieleUnkrautsamen).Roburzwieback ist ein Kuchen, gebacken aus Getreidemehl und Fleischfuttermehl (LOGES,1895).Roborin ist ein Eisenkalziumalbuminat, welches zu der Zeit den höchsten Gehalt an Eisen inForm von Hämoglobin besaß und außerdem das einzige Hämoglobinpräparat, welchesKalzium in organischer Verbindung mit Hämalbumin enthält. Hergestellt wurde das Präparat,indem Blut mit 10% gebranntem Kalk, phosphorsaurem Kalk oder Thomasschlackeeingetrocknet wurde. Dieses Trockenblut wird dann mit einer Füllmasse, bestehend ausWeizenschalen und Melasse versetzt (JARMARTZ 1905, LUDEWIG 1906 a, S. 164).Robuskuchen mit 10% Robus, 30% Melasse und 60% Stohhäcksel ist aufgrund seines hohenHäckselanteils rohfaserreich und kommt einem Alleinfutter nahe.Robuszucker ist aufgrund des hohen Zuckeranteils eiweißärmer. Es diente vor allem alsHaferersatz (ELLENBERGER, 1915).Robuskraftfutter ist ein Gemisch aus Blut und Kleie mit 24% Rohprotein und 10%Mineralstoffen (Analyse von AUFRECHT nach STRAUBE, 1901).

Analysen dieser Produkten finden sich bei ANON. (1894e), LOGES (1895), AUFRECHT(STRAUBE 1901 und FRICK 1901), KRÖNING (1911), SCHADE (1913), LEBBIN(ANON. 1914), ELLENBERGER (1915) und BAESSLER (1915).

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Mit den verschiedenen Produkten wurden zahlreiche Versuche ausgeführt, die zunächst inTabelle 7 zusammengestellt sind:

Tab. 7: Versuche mit Robur und Roborinprodukten

Jahr Land Autor Produkt Pferde-zahl

Mengein Pfd.

Versuchsansteller

1894 A POLANSKY undKORNAUTH

Robur 1 bis 1 Wissenschaftler

1894 D KRILL Armeerobur 5 bis 2 Militär1901 D STRAUBE Roborin-

Kraftf.6 1-3 „

1901 D FRICK „ ? ½ - 1 „„ D „ konz. Roborin ? 50 g „

1902 D ACKERMANN(und KRÜGER)

Roborin-Kraftf.

8 2 „

<1902 D KRÜGER konz. Roborin 2 50g „1904 D KRÄMER „ 14 50 g „1911 D KRÖNING „ 129 50 g „1915 D ILLING Roboszucker ? bis 6 Klinik1915 D ELLENBERGER „ 10 6 städt. Gewerbebetr.1915 D „ „ 7 6 Klinik1916 D LUND „ 10 5 landw. Betrieb1916 D HEHN „ 4 6 „1916 D „ konz. Roborin 4 1 „1916 D FLEISCHHAUER Roborin-

Kraftp.1 50 g Privat

1920 D SCHEUNERT Robuskuchen 20 bis 10 städt. Gewerbebetr.

Die erste, noch sehr skeptische Bemerkung über roborierende Futtermittel stammt von 1886von einem anonymen Autor. Er berichtet über getrocknetes jedoch nicht defibriniertes Blut,das von französischen Tierärzten als Roborans nach überstandenen Krankheiten verordnetwird, damit die Pferde wieder zu Kräften kommen. DAUTREVILLE gibt nach ANON.(1886) dieses Roborans auch bei Pferden die trotz vorzüglichen Futters bei starkenAnstrengungen in Aussehen und Leistung zurückgehen. Kleine Rassen sollen 100 bis 150 gtäglich erhalten, große Rassen 200 bis 250g auf zwei Mahlzeiten verteilt über den Hafergestreut. Die Tiere würden sich dann entschieden besser präsentieren. Der Verfasser desArtikels äußert sich skeptisch über diesen Effekt, da bisher das Blut immer als sehr schlechtzu verdauendes Nahrungsmittel galt (ANON. 1886).

1894 berichtet ein anonymer Autor (1894d) über Robur, einem neuen Pferdekraftfuttermittel.Es soll 67,75% Rohprotein enthalten. Hergestellt wird es aus frischem Brot, Fleisch undGerstenschrot. Diese Zutaten werden gemischt, getrocknet und gemahlen. Daraus entsteht eingraues Pulver, das dem Pferdefutter in Mengen von 100–150 g pro Tag beigemischt werdensoll, wenn die Pferde größere Leistungen vollbringen sollen. POLANSKY (1894) hat am„Thierarzneiinstitut zu Wien“ v. a. bei geschwächten Pferden gute Erfolge mit der Fütterungvon Robur erzielt. Zur Zeit der Berichterstattung versuchte man dieses Futtermittel in der„Fabrik Baron Geiserstein, Wien, Otto Grinn“ in Cakesform herzustellen. Das Kilo Roburkostet in der Blechbüchse 2,50 Fl (ANON. 1894d).

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POLANSKY und KORNAUTH führten 1894 Bilanzversuche mit Robur (Futterrobur undReinrobur) an einem achtjährigen Wallach durch. Das Robur stammt von demFabrikunternehmen des Herrn Kaiserstein aus Wien. Es besteht aus einem Gemenge vonBlut, Fleisch, Gerste, Häcksel und etwas Pepsin.Die Verdaulichkeit der verfütterten Nährstoffe nahm durch die Robur- Fütterung nicht ab. DieZugabe von 200 g Reinrobur zur Hafer- und Heuration wirkte eiweißsparend. Reinroburenthält viel leichtverdauliches Eiweiß und zudem noch appetitanregende, unschädliche Salze.Daher ist es zu empfehlen, um herabgekommene Pferde in kurzer Zeit wieder leistungsfähigzu machen oder auch als Zugabe bei erhöhten Anforderungen an die Tiere. Es dürfte sichauch zur Aufzucht der Fohlen eignen, weil es reich an phosphorsauren Salzen ist.Das Futterrobur ist ein guter und vollständiger Haferersatz. Es zeichnet sich durch einkonstantes und engeres Nährstoffverhältnis im Vergleich zum Hafer aus. Allerdingsempfehlen die beiden Versuchsleiter, nur die halbe Haferration durch Futterrobur zu ersetzen.Außerdem ist die Zufütterung von Heu in jedem Fall notwendig, damit die Ration eingewisses Volumen erreicht und die Pferde nicht des Kauens entwöhnt werden.

KOENIG (1896, S. 255-256) berichtet über eine Mitteilung von KRILL (1894), der fünfPferde des „1. Badischen Feldartillerie-Regiments Nr. 14“ mit Robur fütterte. DieVersuchsdauer betrug 4 Wochen. Die Ration war folgende:

a) Morgens 400 g Hafer, 400 g Robur,b) Mittags 600 g ″ 600 g ″c) Abends 1000 g ″ 1000 g ″

Dieses Futter wurde von zwei Pferden sofort genommen, die anderen drei fraßen aber auchschon am zweiten Tag ihre Ration anstandslos. Die fünf Versuchspferde mussten die gleicheArbeit leisten, wie die übrigen Pferde der Batterie. Die Versuchspferde zeigten dabei stetseine gute Leistung. Auffällig war, dass nach etwa 14 Tagen der Robur- Fütterung bei denVersuchspferden der Schweißausbruch deutlich später und nicht mehr so stark einsetzte. Allefünf Versuchspferde hatten an Körpergewicht verloren (4 bis 23 kg). KRILL führt diesenGewichtsverlust einmal auf die doch relativ knapp bemessenen Rationen zurück undaußerdem auf die starken Belastungen beim Exerzieren. Vergleichswägungen der übrigenBatteriepferde wurden leider nicht vorgenommen. Verdauungsstörungen traten in keinerWeise auf.Eingespart wurden 9 Zentner Hafer und 2,7 Zentner Erbsen zum Preis von 97 Mark.Verbraucht wurden 6 Zentner Robur zum Preis von 96 Mark und 22 Pfennigen.KRILL schließt aus seinen Beobachtungen, dass das Robur als Beifutter zum Hafer denanderen möglichen Beifuttern nicht nachsteht. Jedoch sollte sich seine Anwendung auf edlePferde beschränken, da es für schwere Pferde nicht genug Volumen besitzt. Um Robur alsHaferersatzmittel gelten zu lassen, müssten erst noch weitere Versuche unternommen werden.

Nach STRAUBE (1901) wurde Roborin-Kraftfutter schnell von den Pferden aufgenommenund gut vertragen. Der Nähreffekt ist jedoch nicht besser, als der des Hafers, obwohl es teurerist. Auffällig ist jedoch, dass die schweren Zugpferde mit ihrer geringeren Hafer- abergrößeren Heuration besser aussahen, als die leichteren Reitpferde, bei denen das Verhältnis inder Ration umgekehrt war.FRICK (1901) schließt aus seinen Versuchen, dass 1000g des gewöhnlichenRoborinkraftfutters 3 kg Hafer in der Ration ersetzen könne. Genauso sind 50 g deskonzentrierten Roborinkraftfutters in der Lage 3 kg Hafer in der Ration zu ersetzen. Damitwäre die Roborinfütterung bei den aktuellen Preisen entschieden günstiger als dieHaferfütterung. Außerdem bemerkt er noch, dass Roborin von den Pferden gern gefressen

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wird und bei herabgekommenen Tieren das Allgemeinbefinden und den Nährzustanderheblich verbessert. FRICK (l.c.) behauptet die Zugabe von Roborin zur Ration verbesseredie Ausnutzung der übrigen Futtermittel.

SCHULZE BRESLAU erwidert 1902 auf FRICK’s Veröffentlichung, dass bei Versuchen mitFuttermitteln größte Objektivität gewahrt werden müsse. Sonst bestehe die Gefahr, dass mandem getesteten Futtermittel eine Wirkung zuschreibt, die in Wirklichkeit eine ganz andereUrsache hat. Nach Angaben der Fabrik enthält das concentrirte Roborinkraftfutter einGemisch von 15% Weizenschalen, 75% Blutmelasse und 10% Melasse. DieHerstellerempfehlung lautet, täglich 50 g des concentirten Roborinkraftfutters zu füttern.Damit werden dem Pferd 37,5 g Trockenblut, 7,5 g Weizenschalen und 5 g Melasseverabreicht. SCHULZE BRESLAU (l.c.) vertritt die Ansicht, dass mit so geringen Mengenein nennenswerter Fütterungserfolg nicht zu erzielen ist.Nach BASS (1902) ist Roborin in der Lage bei geschwächten Pferden das Allgemeinbefindenund den Ernährungszustand zu verbessern, die Abwehrkräfte zu mobilisieren, den Appetitanzuregen und die Verdauung zu fördern. Bei gesunden Pferden könne 1 Pfd.Roborinkraftfutter 2 ½ Pfd. Hafer ersetzen. Täglich sollte nicht mehr als 1 bis 2 Pfd. verfüttertwerden. Bei dem konzentrierten Roborinkraftfutter reiche die Tagesdosis von 50 g aus, um 2½ Pfd. Hafer zu ersetzen.ACKERMANN und KRÜGER (1902) haben nach der Fütterung von 1 kg konzentriertemRoborin an Batteriepferde in den ersten vier Wochen Gewichtszunahmen, danachGewichtskonstanz beobachtet. Das Temperament der Tiere wurde bei der Roborinfütterunggesteigert. ACKERMANN und KRÜGER (l.c.) beobachteten außerdem bei der Fütterung vonkonzentriertem Roborin an Privatpferde eine geringere Akzeptanz des Futtermittels.Rossarzt KRÜGER (<1902) sah nach Fütterung mit konzentriertem Roborinkraftfutter insechs Wochen Gewichtszunahmen von 9 bzw. 19 kg und glaubte an eine günstige Wirkungauf die Ausnutzung der anderen Futtermittel.Nach Oberveterinär KRAEMER (1904) erholten sich nach Fütterung von Roborin inkonzentrierter Form 14 Pferde abgemagerter Pferde schnell und bei vier geprüften Tierenwurden Gewichtszunahmen festgestellt.

Nach JARMARTZ (1905) übersteigt der Nährwert des Roborin-Kraftfutter(s) den des Haferskaum, obwohl nach Herstellerangaben 1 kg des Präparats 2,5 kg Hafer ersetzen soll. Auch daskonzentrierte Roborin-Kraftfutter ist kein adäquates Haferersatzmittel (nach Hersteller-angaben können 50 g dieses Präparates 2,5 kg Hafer ersetzen). Beide Präparate sind nur ausdiätetischen Gründen mit Vorteil zu verwenden um als Futterzusatz das Aussehen und dasKörpergewicht der Pferde zu erhöhen. Außerdem berichtet JARMARTZ (1905) von einemweiteren Blutpräparat, dem Blutkraftfutter, hergestellt von der „Deutschen Futterstoffabrik“.Das frische, auf den Schlachthöfen aufgefangene Blut wird durch überhitzen Dampfsterilisiert, getrocknet und mit Melasse und Kleie vermischt. Es entsteht eine braunrote etwaskrümelige Masse. Das Präparat soll wegen seines hohen Eiweißgehaltes dieLeistungsfähigkeit der Pferde steigern und außerdem den Appetit anregen und ein glänzendesHaarkleid erzeugen. Die in vielen Regimentern durchgeführten Fütterungsversuche ergaben,dass das Präparat zwar von den Pferden gern gefressen wurde, ansonsten aber keine Vorteilegegenüber anderen Melasse-Präparaten aufweisen kann.

Stabsveterinär KRÖNING (1911) veranlasste einen sechswöchigen Versuch in zwei Batterienzur Überprüfung der Behauptung, konzentriertes Roborinkraftfutter (50 g) wäre in der Lage, 2kg Hafer in der Ration zu ersetzen, ohne dass irgendwelche Nachteile entstehen, solangegenügend Heu zur Volumenauffüllung gegeben wird.

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Fast alle gesunden Pferde nahmen das Futter sofort auf, einige Pferde brauchten ein bis zweiTage Eingewöhnungszeit, danach fraßen auch sie mit gutem Appetit. Die schlechten Fresserbesserten ihr Aussehen und ihren Futterzustand. Die Gewichtszunahme der Pferde imVersuchszeitraum veranlasste KRÖNING (l.c.) zu der Behauptung, 50 g konzentriertesRoborinkraftftfutter wären tatsächlich in der Lage 2 kg Hafer in der Ration zu ersetzen.Bei den Schießübungen und auch während des Herbstmanövers wurden Tagesportionen von50 g konzentriertes Roborinkraftfutter abgeteilt und in Wachspapierbeuteln transportiert. DasFuttermittel hielt sich bei allen Witterungsverhältnissen tadellos. Allerdings mussten diePapierbeutel durch Leinenbeutel ersetzt werden. Nach Ablauf des anstrengenden Tageserhielten die Pferde ihre Tagesportion konzentriertes Roborinkraftfutter mit wenig Hafer undviel Häcksel gleich nach dem Einrücken gefüttert. Sämtliche Pferde verzehrten dieses Futtergern. Zur Nacht wurde reichlich Heu zur Sättigung gegeben. Die erzielte Haferersparnis kamden Pferden während der Ruhetage zugute. Die Pferde in den beiden Versuchsbatterienzeigten gute Leistungen (KRÖNING 1911).In zwei anderen Batterien waren einige Pferde an der Brustseuche erkrankt. Die Fütterung deskonzentrierten Roborinkraftfutters hatte keinerlei Wirkung auf den Verlauf der Erkrankung.Abschließend beurteilt KRÖNING (1911) das konzentrierte Roborinkraftfutter als einFuttermittel, in dem leicht verdauliches Eiweiß und Kohlenhydrate in höchst konzentrierterForm zur Verfügung stehen. Da 50 g dieses Futtermittels 2 kg Hafer, ohne Nachteile fürLeistungsfähigkeit oder Aussehen der Pferde, ersetze, könne die eiserne Ration um 2 kg proKopf verringert werden. Diese Gewichtsersparnis sei im Manöver oder Krieg von Vorteil.

SCHADE berichtet 1913 über das von den „Lingner-Werken in Dresden“ vermarkteteRoborin. Die Zusammensetzung, die er für dieses Futtermittel angibt, ist die Gleiche wie beidem von KRÖNING verfütterten konzentrierten Roborin, von dessen Erfahrungen mit derRoburfütterung er im weiteren berichtet. Es ist ein sehr feinkörniges, tief dunkelrotes, inWasser unlösliches Pulver ohne spezifischen Geruch und Geschmack. Nach Angaben derHerstellerfirma wird aus reinem defibriniertem Rinderblut durch Behandlung mitKalziumhydroxyd, Trocknen, wiederholtem Auslaugen und Trocknen hergestellt. Diesemäußerst haltbaren Bluteiweißpräparat wird dann Stärke, Weizengries, Zucker undphosphorsaurer Kalk zugesetzt. Die entstandene zähe Masse wird dann getrocknet und zueiner bestimmten Korngröße vermahlen. SCHADE (1913) empfiehlt die Roborinfütterung beirekonvaleszenten Tieren. HAUBOLD (1915) schreibt über das Lingnersche Robosfutter, dassdas an Eiweiß hochprozentige Blutpräparat ein leicht verdauliches kräftiges Nahrungsmittelist. Es kann in Mengen bis zu 200 g täglich gegeben werden, wenn die Pferde mit kleinstenMengen an diese Fütterung gewöhnt wurden. Ohne langsame Gewöhnung weigern sie sich, eszu fressen.

Im November 1915 veröffentlicht ILLING seine Erfahrungen mit der Fütterung vonRoboszucker , das von der Lingner-Aktiengesellschaft in Dresden vertrieben wird.Aufgrund der negativen Berichte über die intensive Fütterung reinen Zuckers(BERGEMANN beobachtete Kreuzlähmungen und auch über schlechte Wundheilung wirdberichtet) verfütterte ILLING den Roboszucker, eine Mischung aus Bluteiweiß und Zucker.Es enthält ILLING zufolge doppelt soviel verdauliches Eiweiß wie der Durchschnittshafer.Ein Teil der Versuchspferde wurde ausschließlich mit Roboszucker, Häcksel und Heu ohnejedes Körnerfutter gefüttert. Jedes Pferd erhielt einige Tage lang täglich 3 Pfd. Hafer, ½ Pfd.Roboszucker und reichlich Häcksel und Heu. Anschließend wurden die Pferde nur noch mitHäcksel, Heu und Roboszucker in steigenden Mengen bis zu 6 Pfd. täglich ernährt. Bei denTieren wurden keinerlei Krankheitserscheinungen beobachtet. Einige der Versuchstiere hatteschwere Operationswunden nach Hufknorpelextirpation, Kryptorchidenkastration u.ä.. DieWunden heilten ohne Komplikationen.

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ILLING vertritt die Ansicht, dass bei der Zuckerfütterung verdauliches Eiweiß, wie beimRoboszucker, in der Ration enthalten sein muss. Nach seinen Erfahrungen gibt er folgendeFütterungsempfehlung: 3 Pfd. Hafer und Heu, Häcksel und (eine nicht quantifizierte Menge)Roboszucker täglich. Nach vier Wochen sollte eine achttägige Pause der Zuckerfütterungeingehalten werden. In dieser Zeit sollten andere, nicht zuckerhaltige Ersatzfuttermittelgegeben werden. Eine große Dresdener Transportfirma gibt ihren Pferden außerdem täglich25 g Futterkalk.

ILLING sowie ELLENBERGER führten (beide 1915) erfolgreich Fütterungsversuche mitRoboszucker bei Pferden der „Dresdener Düngeexportgesellschaft“, die im schweren Zugarbeiteten, durch. Auch bei einigen Klinikpferden mit schweren Operationswunden heilten dieWunden bei Fütterung mit Roboszucker ohne Komplikationen. Die tägliche Gabe von 25 gFutterkalk unterstützt das Wohlbefinden der Pferde bei dieser Fütterung.Der Kot der Versuchstiere veränderte sich, abgesehen von einer dunkleren Färbung, nicht.Durchfall oder andere Verdauungsstörungen wurden bei keinem Tier beobachtet. Der Harnwurde nach einiger Zeit klarer und etwas schwächer alkalisch, das spezifische Gewicht bliebnormal. Es wurde kein Zucker oder Eiweiß mit dem Harn ausgeschieden.Das Allgemeinbefinden der Pferde blieb bei der Versuchsfütterung ungestört, die Pferdewaren arbeitskräftig und leistungsfähig. ELLENBERGER empfiehlt als Ergebnis dieserFeldversuche den Roboszucker als ein gutes Haferersatzmittel.LUND (1916) hat 6 Wochen Roboszucker an 10 Pferde eines landwirtschaftlichen Betriebesmit sehr starker Arbeit eingesetzt. Sie legten trotzdem während der Erntezeit Gewicht zu.Eine schnellere Ermüdung oder frühzeitig eintretender Schweißausbruch wurde nichtbeobachtet. Durchfall, Verstopfung oder Kolik trat im Versuchszeitraum nicht auf. LUNDbeurteilt den Roboszucker aufgrund seines Fütterungsversuchs als vollwertigen Haferersatz.Außerdem ist mit diesem Futtermittel eine gute Verwertung der Schlachtblutabfälle gefundenworden, die bis dahin als Düngemittel Verwendung fandenAuf dem Rittergut „Vixow“ wurden von HEHN (1916) Fütterungsversuche an zwölfArbeitspferden vorgenommen. Der Roboszucker stellte sich als ein adäquater Haferersatzsowohl in Bezug auf das Körpergewicht als auch auf das Wohlbefinden der Tiere heraus.Die Eiweißgabe mittels Robos zur Kartoffelfütterung hat sich in diesem Versuch nicht so gutbewährt. Trotzdem hält der Verfasser diese Fütterung (9,5 kg gek. Kartoffeln, 560g Robos)bei reichlich und günstig vorhandenen Kartoffeln für rentabel (HEHN 1916).

FLEISCHHAUER (1916) füttert sein Pferd seit 1 ½ Jahren mit 50 g Roborin-Kraftpulver derFirma „Lingner“. Das Tier sieht rund und wohlgenährt aus. FLEISCHHAUER schreibt dasgute Aussehen, im Vergleich zu anderen Pferden in diesen Kriegsjahren, der Wirkung desRoborins zu. Dieses Präparat soll eine Erhöhung des Stoffumsatzes bewirken und damit zueiner besseren Ausnutzung der übrigen Ration führen.

1918 empfiehlt der Chefveterinär Ost in seinem „Merkblatt über Ersatzfuttermittel“ bis zu300 g der mit Kartoffeln, Sägemehl und dergleichen vermischten Blutrückstände pro Pferdund Tag zu verfüttern (ANON., 1929, S. 931).

SCHEUNERT veröffentlicht 1920 die Ergebnisse seiner Fütterungsversuche mitRoboskuchen (Brikettform) an 20 Zugpferde der „Düngerhandelsaktiengesellschaft inDresden“, die anstelle von 2 Pfd. Hafer und 2 Pfd. Lupinenschrot 4 Pfd. Roboskuchenerhielten. Drei Wochen später wurden zusätzlich 2 Pfd. Kohlrübenmehl durch 2 Pfd.Roboskuchen ersetzt. Die Versuchsration bestand aus: 6 Pfd. Roboskuchen, 4 Pfd. Hafer, 1Pfd. Serradellamehl, 1 Pfd. Melasse, 1 Pfd. Pansenmischfutter, 3 Pfd. Rübenschnitzel, 10Pfd. Heu, 10 Pfd. Strohkraftfutter.

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Später wurden 6 Pfd. Hafer, 1 Pfd. Lupinenschrot und 1 ½ Pfd. Kohlrübenmehl durch 8 Pfd.Roboskuchen ersetzt. Und schließlich die Robuskuchenfütterung auf 10 Pfd. gesteigertArbeitsleistung und Allgemeinbefinden der Versuchstiere war genauso zufriedenstellend wiebei den Kontrolltieren.Die Versuchsansteller folgerten, dass Robuskuchen einen erheblichen Teil der Haferration,jedoch nicht die ganze Haferration ersetzen kann, weil gewisse Aromastoffe im Hafer für dieVerdauung wichtig sind und auch die N-freien Stoffe im Roboskuchen nicht so reichlichvorhanden sind, wie im Hafer.

Neben diesen Robosprodukten wurde auch ein Präparat aus den Rückständen derFleischextrakt-Fabrikation mit Abfällen der Stärkefabrikation, Kleber und anderemPflanzeneiweiß gen. Tropon von Oberrossarzt MIERSWA (1900) getestet. Das in den„Troponwerken Mühlheim a. Rhein“ hergestellte Eiweißpräparat wurde entwickelt zurbilligen Versorgung des Menschen mit Eiweiß. Es stellte sich jedoch heraus, dass es in derErnährung von kranken Menschen außerordentliche Dienste leistet, um den geschwächtenAllgemeinzustand der Patienten zu heben. Nach der Analyse von LICHTENFELDT enthältdas Tropon: 90,57% Rp., 8,41% Wasser, 0,87% Asche und 0,15% Fett (MIERSWA l.c.).Das Futtermittel ist ein graugelbes Pulver, geruch- und geschmacklos, unbeschränkt haltbar,nicht hygroskopisch und unlöslich. Es wird erst durch die Verdauung aufgeschlossen.MIERSWA (l.c.) gab einem sehr herabgekommenen Pferd mit Muskelatrophie täglich 100 gTropon, sobald das Pferd das erkrankte Bein kurzzeitig belastete und ließ es bewegen. DieMuskulatur hatte sich in vier Wochen wieder soweit herangebildet, dass kein Unterschiedmehr in der Kruppenmuskulatur ausgemacht werden konnte. Auch der allgemeineErnährungszustand des Pferdes hatte sich erheblich gebessert.

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9. Not- und Ersatzfuttermittel

Unter dieser Überschrift werden sehr heterogene Substanzen zusammengestellt, dieinsbesondere während des 1. Weltkriegs in Deutschland verwendet wurden. KLING (1918)hat diese Kriegsfuttermittel in einer Übersicht zusammengestellt unter Berücksichtigung allerTierarten. Unter Notfuttermittel werden subsummiert:

aufgeschlossenes Stroh Holzmehl und Zellulose Laub und Reisig Eicheln und Kastanien Küchenabfälle Sonstiges

9.1 Strohkraftfutter, Holzmehl und Zellulose

1902 erarbeitete LEHMANN ein Verfahren, bei dem gehäckseltes Stroh mit Natronlaugeunter Druck gekocht wurde, um die Komplexbindungen zwischen Lignin und Zellulose zubrechen. COLSMAN modifizierte dieses Verfahren 1916, in dem er auf die Anwendung vonDruck verzichtete, um die Herstellung von Kraftstroh auch im Feld zu ermöglichen (nachLUDEWIG 1921). BECKMANN (1921) entwickelte daraus ein „Tauch-Wasch-Verfahren“,in dem er auf das Kochen zugunsten einer längeren Einwirkzeit verzichtete. Während dasnach LEHMANN aufgeschlossene Stroh noch fast den gleichen Stärkewert besaß, wie reineStärke, hatten die Produkte, die nach COLSMAN und BECKMANN aufgeschlossen waren,noch den Charakter von Rauhfutter (ENGELS 1948, S. 69). Durch den Zusatz vonEiweißpräparaten erhielt man sog. Eiweißkraftstroh, welches im 1. Weltkrieg vertriebenwurde (ANON. 1929 S. 417-418).Daneben gab es auch Versuche, Stroh mittels Salzsäure (Verfahren nach SCHWALBE 1918)oder auch mit Ätzkalk aufzuschließen. Das Steffen´sche Verfahren erwähnt KLING (1918),aber Einzelheiten über dieses Aufschließungsverfahren werden in der Literatur nichtangegeben. Nach HAUBOLD waren die Anlagen zur Aufschließung des Strohs sowie zurHerstellung des Strohkraftfutters 1920 im Regierungsbezirk Meißen aus wirtschaftlichenGründen (Kohlen- und Strohpreise, Löhne) größtenteils nicht mehr in Betrieb.

Genauso wurden auch Versuche mit ähnlich „aufgeschlossenem“ Holzmehl angestellt. DieVerfahren stammten ursprünglich aus der Papierherstellung, so dass vor, während und nachdem 1. Weltkrieg die Zellulose als Pappkarton aus den Fabriken nach einer weiteren, meistmechanischen, Zubereitung zur Verfütterung kam. Zusätzlich zu den aus dem Strohaufschlussbekannten Verfahren wurde Holzmehl mit schweflige Säure enthaltender Kalziumsulfitlauge(ENGELS, 1849 S. 42-43), nach CLASSEN (1917) mit Salzsäure und schwefeliger Säurebehandelt. Das Verfahren nach SCHOLLER-TORNESCH (1937) lieferte durch dieBehandlung der Holzhäcksel mit heißer Schwefelsäure unter Druck Futterzucker, der dannweiter verarbeitet werden kann zur Hefe- oder Spiritusproduktion (ENGELS 1948, S. 46-47).Das Verfahren nach HERBST ergab sehr stark aufgeschlossenen Futterzellulosegries(BECKER und NEHRING, 1965, S. 110-111).

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Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen

Strohkraftfutter

Als erster beschreibt BIX (1837) gehacktes Stroh, das, mit verdünnter Schwefelsäurebespritzt, von den Pferden gierig gefressen wurde. Bei den Schafen sollte die Schwefelgabe indieser Form auch gegen den Egelbefall helfen.

ANDERSON (1863) untersuchte die chemische Zusammensetzung der Auszüge vonverschiedenen Strohsorten nach dem Dämpfen.

LEHMANN (ANON. 1916a) hatte Stroh mittels Ätznatron in Druckgefäßen gekocht und essomit aufgeschlossen. Die Ausbeute bei verschiedenen Verfahren war folgende:

Ätznatronin der Lauge Ausbeute Verdaulichkeit

Vergleichswertdes Futters

6% 90% 60% mittleres Wiesenheu8% 80% 66% bestes Heu10% 70% 73% beste Kleie

HEIDE et al. führten im Herbst 1916 Verdauungsversuche und Respirationsversuche beieinem Pferd mit dem Öxmann´schen Kraftstroh durch. Es bestand aus 80% aufgeschlossenemStrohstoff und 20% Melasse und war ein handliches und wohlschmeckendes Trockenfutter.Die Versuchsration, bestehend aus 4 kg Strohstoff, 1,875 kg Heu, 250 g Kleber, 2 kg Haferund 1 kg Zucker sollte einen Großteil des Heus ersetzen (die Vergleichsration bestand aus8,435 kg Heu, 2 kg Hafer und 1 kg Zucker). Die Autoren postulieren als Ergebnisse ihresVersuchs, dass, auch durch den geringeren Aufwand für die Verdauungsarbeit, 1 kgKraftstroh (mit 20% Melasse) 2,55 kg Heu oder 0,92 kg Hafer ersetzen kann. Dabei genügtein Nährstoffverhältnis in der Ration von 1: 14.

ELLENBERGER führte 1916 (b) ebenfalls Fütterungsversuche mit dem Öxmann´schenStrohstoffkraftfutter durch, das aber weniger aufgeschlossenes Stroh (70%) und dafür mehrMelasse (30%) enthielt, als das von HEIDE et al. getestete. Die chemische Untersuchungergab folgende Inhaltsstoffe: 9,7% Wasser, 3,3% Protein, 0,4% Fett, 29,9% Kohlenhydrate,51,7% Rohfaser und 5,2% Asche. Die Versuche wurden an zwölf ruhenden und neun schwerarbeitenden Pferden, sowie an vier schwer arbeitenden Kontrolltieren über einen Zeitraumvon 15 Wochen durchgeführt. Ein Teil der Körnerration wurde durch Strohkraftfutter ersetzt.Die Pferde gewöhnten sich innerhalb einiger Tage an die neue Fütterung. Ein Ersatz von 2 ½kg Körnerfutter durch das Öxmann´sche Strohstoffkraftfutter (in welcher Menge ist nichtangegeben) war ohne Einbußen von Leistungsfähigkeit oder Körpergewicht möglich, solangeeine ausreichende Eiweißmenge in der Ration vorhanden ist.Um den Eiweißanteil in der Ration heraufzusetzen versuchte ELLENBERGER (1916b) denPferden mit Hefe versetztes Öxmann´sches Strohstoffkraftfutter zu geben, die Akzeptanz warjedoch sehr schlecht. Der Zusatz von 200 g Robos wurde besser akzeptiert.

KAMMEIER (1992, S. 146-147) berichtet, dass die „Westfälische Zentralgenossenschaft inMünster (WCG)“ ab 1916 ein Eiweiß-Strohkraftfutter vertrieb, welches etwa den halbenNährwert des herkömmlichen Körnerfutters haben sollte. Das Eiweiß-Strohkraftfutter bestandnach ELLENBERGER und WAENTIG (1917) aus 70% aufgeschlossenem Stroh, 20%Melasse und 10% eiweißreiche Stoffe (Mineralhefe, Leimleder, Lupinenmehl, Blutmehl,Fischmehl, Fleisch- und Kadavermehl, Robos etc.).

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1917 testeten ELLENBERGER und WAENTIG unbehandeltes Stroh, ein mit Säuredämpfenbehandeltes Strohmehl, mit Säuredämpfen behandelte Strohhäcksel und mit demSteffen´schen Verfahren behandeltes Stroh. In insgesamt 14 Ausnutzungsversuchen beimPferd ergab sich mittlerer Verdauungskoeffizient der Rohfaser und N-freien Extraktstoffenvon 20-30%. Bei Ausnutzungsversuchen mit Strohstoff (von Laugen aufgeschlossenes Stroh)hingegen wurde im Durchschnitt von vier Versuchen die Rohfaser zu 87,5% verdaut.ELLENBERGER und WAENTIG (1917) geben den Wert des aufgeschlossenen Strohs alsetwa so verdaulich wie (vermutlich rohe) Kartoffeln an. Das Eiweißstrohkraftfutter kannseiner chemischen Zusammensetzung nach zwar als Körnerersatz gelten, nichtsdestotrotzsollte noch etwas Hafer und Heu in der Ration enthalten sein. HAUBOLD (1917) berichtet,dass sich die Pferde im Bezirksregierungskreis Meißen durch die Fütterung mit Stroheiweiß-Kraftfutter trotz der Futtermittelrationierung noch ganz gut gehalten haben. Allerdingsmussten einige ältere Pferde dennoch infolge Unterernährung getötet werden.

FINGERLING (1917) fütterte ein Militärpferd zwei Monate lang mit Öxmann´schenKraftstroh. Es nahm deutlich zu, während ein anderes Militärpferd in der gleichen Zeit miteinem Kraftfuttergemisch keine Gewichtszunahme hatte. Außerdem wurden 27 Ackerpferde41 Tage lang mit Öxmann´schen Kraftstroh gefüttert. Es zeigte sich, dass die damalsgesetzlich zugestandene Haferration von 2,25 kg für die Pferde ausreichend war, wennKraftstroh zugefüttert wurde. Das aufgeschlossene Stroh habe etwa 70% des Nährwertes vonKartoffelflocken.

FILTER (1917) untersuchte das Einheitspferdekraftfutter. Es bestand zum größeren Teil ausÖxmann´schen Strohkraftfutter. Des weiteren waren enthalten: Torfmelasse, Haferspelzen undBiertreber oder kleine Mengen anderer Protein- bzw N-freicher Substanzen wieLeimledermehl (Leimkraftfutter,) entbitterte Lupinen usw. Nach FILTER (1917) kommt esdem Wert der Gerste gleich.

ANON. (1929, S. 417-418) berichtet über die Herstellung und Verfütterung vonStrohkraftfutter 1914-18. Im 1. Weltkrieg entstanden Kraftstrohanlagen, die mitunterschiedlichen Verfahren das Stroh aufschlossen. Dieses Strohkraftfutter enthielt aber keinEiweiß, so dass es lediglich die N-freien Nährstoffe aus dem Hafer bis zur Hälfte der Rationersetzen konnte. Es eignete sich jedoch gut zur Herstellung von Futtergemischen mitFleischmehl, Häcksel aus Heidekraut, Kleemehl, Moos usw. (ANON. 1929, S. 417-418).Bei Verfütterung großer Mengen Kraftstrohs musste den Pferden 50 g phosphorsaurer Kalktäglich gegeben werden, da bei der Herstellung des Kraftstrohs beträchtliche MengenMineralstoffe aus dem Stroh ausgelaugt werden.Zeitweilig wurde aufgeschlossenes Strohfutter ausgegeben, das einen so hohen Wassergehalthatte, dass es nicht mehr als Kraftfuttermittel bezeichnet werden konnte. Es schimmelte leichtund die Pferde fraßen es schlecht. Der Transport des Strohkraftfutters an die Front gestaltetesich sehr schwierig.Strohkraftmehl, aufgeschlossenes Stroh mit Melasse und Eiweißzusatz, ergab ein brauchbaresErsatzkraftfutter, wenn es mit gehäckseltem Heu und Stroh zusammen verfüttert wurde(ANON. 1929, S. 417-418).

1918 verglichen ELLENBERGER und WAENTIG die Verdaulichkeit von Kalkstroh mit derVerdaulichkeit von Strohstoff. Demnach war bei Fütterungsversuchen an fünf Pferden dieVerdaulichkeit des Kalkstrohs eine etwas schlechtere als die des Strohstoffs (hier Natronstrohgenannt). Die Akzeptanz des Kalkstrohs von 20 Pferden in zwei Pferdebeständen war nachGewöhnung gut. Des weiteren wurden zwei Pferde mit einer Ration aus 375 g Hafer, 750 g

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Heu, 600 g Tierkörpermehl und 15 Pfd. feuchtes Kalkstroh (50% TS) dreieinhalb Monatelang gefüttert. Die Tiere hielten sich gut bei dieser Ration, die sie nach langsamer Gewöhnunggerne fraßen.1919 fütterten ELLENBERGER und WAENTIG ein Pferd mit sog. Beckmannstroh (Tauch-Wasch-Verfahren) und untersuchten die Verdaulichkeit.

Aufgeschlossenes Kraftstroh mit 4 ½ Pfd. Hafer in der Ration hielten die Pferde in„Lindenberg“ während des 1. Weltkriegs leistungsfähig (KLING, 1918, S. 60). Außerdemwurde im 1. Weltkrieg Eiweißstrohkraftfutter oder Strohkraftfutter I ausgegeben. Es bestandaus Strohkraftfutter (aufgeschlossenes Stroh mit Melasse) und zunächst aus getrockneterHefe, später auch entbitterten Lupinensamen und Leimkraftfutter als Eiweißträger. Da es denAnalysen zufolge häufig nicht mehr als 2-3% Protein enthielt, empfahl KLING andereeiweißreiche Komponenten der Ration hinzuzufügen (KLING 1918, S. 56-58).

1919 veröffentlichen HONCAMP und BLANCK die Ergebnisse ihrer Untersuchungen vonmit Salzsäure aufgeschlossenem Stroh. Demzufolge wurde die Verdaulichkeit des Strohsdurch diese Behandlung nicht verbessert.

1921 stellten WEISER und ZAITSCHEK in Ungarn Verdaulichkeitsuntersuchungen an zweiPferden mit Rohstroh, aufgeschlossenem Stroh (mittels 1,5% Ätznatron) und gedämpftemStroh an. Demnach erhöhte das Dämpfen die Verdaulichkeit des Stroh deutlich, jedoch nichtso stark, wie die Behandlung mit Lauge. Auffällig waren bei den beiden aufgeschlossenenStroharten die negative N-Bilanz.

1941 fütterte der Amerikaner WILLIANSON acht Wochen lang nach dem Beckmann´schenVerfahren (Tauch-Wasch-Behandlung) aufgeschlossenes Stroh ad libitum an drei Ponys. Beizwei Versuchstieren ermittelte er auch die Verdaulichkeit. Das aufgeschlossene Stroh hatteetwa die Verdaulichkeit von schlechtem Wiesenheu. Die Pferde nahmen während derVersuchsperiode kaum noch Wasser auf, gaben aber fast die doppelte Menge Harn ab, wie beider Kontrollfütterung mit trockenem Stroh. Nach vier Wochen entwickelten zweiVersuchstiere Ödeme an Brust und Unterbauch, die der Verfasser auf die hoheWasseraufnahme im aufgeschlossenen Stroh zurückführte.

HVIDSTEN (1946) berichtet, dass täglich nicht mehr als 20-25 kg aufgeschlossenes Stroh(mit 18-19% Trockensubstanz) gefüttert werden sollte, sonst verlieren die Pferde die Fresslustund ihre Leistungsfähigkeit.

Holzmehl und Zellulose

1887 empfiehlt BÜRSTENBINDER Holzwolle nicht nur zur Einstreu, sondern auch alsFuttermittel zu verwenden. Dazu eignen sich seiner Meinung nach alle Holzarten, die Eichejedoch am wenigsten. Durch Behandlung mit Viehsalz, verdünnter Salzsäure, Chlorkalk undSoda werden die Sägespäne aufgeschlossen und schmackhafter gemacht, allerdings konntedie Proteinverdaulichkeit nicht verbessert werden. Günstige Resultate ergab die Fütterung vonPferden mit einem Brot aus 75% Holzmehl mit 25% Roggenfuttermehl verbacken. Eskonnten 5 Pfd. Hafer durch die gleiche Menge Brot (mit Häcksel vermischt) ersetzt werden.

SANSON (1888) ermittelt die chemische Zusammensetzung von als Nahrungs-Präparatbezeichneten Sägespänen (Kohlenhydrate 19,54; Zellulose 23,13). Nach der Fütterung mit 5Pfd. Holzspänen pro Pferd und Tag (Zusammensetzung der übrigen Ration ist unbekannt)

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über ein Jahr durch JENA (1888) zeigten die Pferde lediglich vermehrtes Schwitzen.POLANSKY und KORNAUTH (1889) ermittelten bei ihren Fütterungsversuchen mitHolzmehl in Brotform sowohl eine gute Akzeptanz des Holzmehls als auch eine geringeVerdaulichkeit der Rohfaser. KRAUSE (1923) untersuchte verschiedene Holzsorten auf ihrenStickstoffgehalt und kommt zu dem Schluss, dass sich unbehandeltes Sägemehl nicht alsEiweißträger für Viehfutter eignet.

Aufgeschlossenes Holzmehl wurde im 1. Weltkrieg als brauchbarer Ersatz für Stroh und Heuverfüttert (ANON. 1929, S. 428-429). Angeblich besaß es eine Verdaulichkeit von bis zu40%. Nach langsamer Gewöhnung wurde den Pferden bis zu 2,5 kg täglich gegeben. Wennetwas Salz oder Melasse beigemischt wurde, fraßen sie es lieber. Die Pferde machten beidieser Fütterung den Eindruck ausreichender Sättigung, denn sie unterließen das Benagen derKrippen und anderer Holzteile im Stall. Voraussetzung für die Bekömmlichkeit desaufgeschlossenen Holzmehls war, dass es von Laubhölzern stammte oder zumindest gut entöltund entharzt wurde. Der deutsche CHEFVETERINÄR OST gab 1918 an, dass es sich zumVermischen mit anderen Futtermitteln, wie Kadavermehl, Kartoffeln, etc. gut eignet.Daneben wurde auch noch Fichtenraspelholz verfüttert, dass zwar gedämpft aber nichtaufgeschlossen war (ANON., 1929, S. 429). Es eignete sich jedoch nur als Notfutter zurStreckung des Strohs. Wurde es längerfristig verfüttert, kam es zu Reizungen der Harnwege.Der deutsche CHEFVETERINÄR OST gibt 1918 in seinem „Merkblatt überErsatzfuttermittel“ außerdem an, dass 1 kg gedämpftes Fichtenraspelholz anstelle von 1 kgStroh zur Sättigung gegeben werden soll.Sägemehl und Holzschliff diente während des 1. Weltkriegs bei großem Futtermangel alsFüllmaterial für die Verdauungsorgane und zur Dämpfung des Hungergefühls der Pferde(ANON. 1929, S. 429-430). Täglich wurden 1 bis 1 ½ kg Sägemehl angefeuchtet und, mitdem Hafer vermischt, verfüttert. Auch hier führte die Verfütterung von Nadelhölzern zu einerNierenreizung, die sich durch Polyurie bemerkbar machte. Die Verfütterung von Sägemehlblieb ein Notbehelf, war dem Hungern gegenüber aber das kleinere Übel.ELLENBERGER (1916a) untersuchte die Verdaulichkeit von Fichtenholz-Naßschliff beimPferd und stellte fest, das Holzmehl keinerlei Futterwert hat und zusätzlich noch dieVerdaulichkeit v. a. des Eiweißes in der Ration verschlechtert. Er ging aber davon aus, dasHolzmehl von weichen Holzarten besser verdaulich sei.

WAENTIG (1916/17) fütterte Fichtenholzbraunschliff (mit gespanntem Wasserdampfbehandeltes und dadurch gebräuntes Holzmehl) an ein Pferd. Das Tier erhielt täglich 2700 gder luftgetrockneten und gemahlenen Pappe. Die Verdaulichkeit der Rohfaser betrug 10,3%.ELLENBERGER und WAENTIG (1917 a) fütterten erfolgreich drei Pferde mit durchNatronlauge aufgeschlossenem Kiefernholzmehl und Tierkörpermehl, um den Eiweissbedarfder Pferde zu decken. 1918 veröffentliche ELLENBERGER als Ergebnis seinerFütterungsversuche mit Hefeholzmehl-Mischfutter, dass 4 Pfd. dieses Futtermittels 4 ½ Pfd.Hafer in der Ration ersetzen kann. Auch Tierkörpermehl in Verbindung mit aufgeschlossenemHolzmehl sei in der Lage, einen erheblichen Teil der Heu- und Haferration zu ersetzen.

Das Aufgeschlossene Holzmehl I, sog. „Holzzuckerfutter“, hergestellt durch Kochen desHolzes mit Säure und das Aufgeschlossenen Holzmehl II, dessen HerstellungsverfahrenKLING (1918, S. 64) nicht bekannt war, wurden von ELLENBERGER und WAENTIG(1917a) auf ihre Verdaulichkeit beim Pferd geprüft. Beide Futtermittel waren sehr schlechtverdaulich. Der schwedische Professor HÄGGLUND berichtet 1942, dass eine dort im 1.Weltkrieg erbaute Holzmehlfabrik ihren Betrieb wieder einstellen musste, weil die Pferde dashergestellte Holzmehl wegen der bei der Salzsäure-Behandlung entstandenen Giftstoffe nichtvertrugen.

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ELLENBERGER und WAENTIG (1917a) fütterten auch Sulfit-Zellulose an zwei Pferde undfanden als Verdauungskoeffizienten für Rohfaser 80%.Der Norweger ISAACKSEN (1919) beschreibt die Herstellung von Sulfit- undSulfatzellulose. Er empfahl 2-3 (4) kg Zellulose/Tag, allerdings gewöhnten sich die Pferdenur schwer an dieses Futtermittel. An der landwirtschaftlichen Hochschule in Kristianiaerhielten Arbeitspferde (500-550 kg) eine Ration aus 3 kg Heu, 3 kg Zellulose, 1,5-2 kgHackfrüchten und 2 kg Kraftfutter (das Heringsmehl enthielt).

Zwanzig Jahre später, 1940 (b), fütterten RICHTER und GAFERT wieder Sulfit-Zellulose.Die nach einem Verfahren von LIEBSCHER und DANNINGER aus Wien gekollerte, mit30% Melasse versetzte und getrocknete Sulfit-Zellulose wurde 10 Wochen lang (4-5 kgtäglich) an 2 Arbeitspferde gefüttert. Die Pferde behielten das gleiche Gewicht wie die beidenKontrollpferde bei der selben Arbeitsleistung.Nach den Fütterungsversuchen von EDIN, et al. (1942) stellt Sulfitcellulose in geriebenerForm ein sehr brauchbares Futtermittel in Mengen von 3-4,5 kg / Tag / Pferd dar, solangeEiweiß und Mineralstoffe in der Ration ergänzt werden. Auch GRANT (1943), ein weitererschwedischer Forscher, empfahl die Gabe von 3-4 kg Zellulose in Verbindung mitHolzzucker. Der Norweger HUIDSTEN (1941) betonte, dass bei der Fütterung von Zellulosean Pferde keine größeren Mengen Stroh in der Ration enthalten sein sollten.OLSSON (1945) stellte Verdauungsversuche mit 8 Versuchspferden an. Die Kontrollrationbestand aus 10 kg Kleeheu und 3 kg Körnermix aus Gerste und Hafer, die Versuchsration aus5 kg Kleeheu, 1,5 kg Körnermix aus Gerste und Hafer, 1 kg Sojabohnenmehl und 4 kg Sulfit-oder Sulfat-Zellulose. Die Verdauungskoeffizienten waren folgende: 81% der organischenMasse, 72% der N-freien Extraktstoffe und 91% der Rohfaser. Die Rohfaser in derKontrollration wurde nur zu 28% verdaut. Die Verdaulichkeit von Sulfit- und Sulfat-Zelluloseunterschied sich nicht. Auffällig waren individuelle Schwankungen der Pferde bei demVerdauungsvermögen für Zellulose. Bei einem Fütterungsversuch mit 88 Pferden stellte sichheraus, dass bis zu 4,7 kg Zellulose in der Ration vertragen werden, solange die Gesamtrationdem Nährstoffbedarf des Pferdes gerecht wird. Die Zugabe von Hefe oder Mineralstoffen(Kalzium und Phosphor) hatte keinen Einfluss auf die Verträglichkeit der Zellulose. NachJESPERSEN (1946) konnte Zellstoff erfolgreich bis zu 3 kg in der Tagesration beiausreichender Proteinversorgung gegeben werden.

SCHMIDT und KLIESCH (1940) fanden in ihrem Fütterungsversuch mit (nach demHerbst´schen Verfahren gewonnen) Zellmehl an 11 Pferden in einem Zeitraum von neunWochen, dass dieses Futtermittel als teilweiser Haferersatz geeignet sei. Zur Herstellungdieses Zellmehls wurde die gelieferte Pappe mittels Schlageisen oder Hammermühlen in einfeinfaseriges Material überführt. LIEBSCHER (1940) fütterte drei Monate lang gekollertemelassierte und getrocknete Zellulose (3 kg/Tier/Tag) und die Pferde blieben trotz schwererArbeit leistungsfähig und zeigten keinerlei Gesundheitsstörungen. Auch SCHMIDT undKLIESCH (1940) fütterten die gekollerte melassierte und getrocknete Zellulose erfolgreichbis zur Hälfte der Kraftfutterration.Nach RICHTER und GAFERT (1940a), die vier Kaltblutgespanne bei landwirtschaftlicherArbeit 10 bzw. 16 Wochen einem Fütterungsversuch mit einer Holzmehlfuttermischungunterzogen, ist ein Futtergemisch mit 50% nach dem Herbst´schen Verfahrenaufgeschlossenem Holzmehl durchaus in der Lage, eine dem Nährwert gleicheKrippenfutterration zu ersetzen, wie die unterschiedslosen Körpermasseentwicklungen derVersuchs- und Vergleichspferde zeigten.

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1941 fütterten RICHTER und GAFERT zehn Wochen lang täglich 5,6 kgNatroncellulosefutter in der Ration an vier Arbeitspferde. Das Versuchsfutter bestand zu70% aus Natronzellulose, die mit etwas Molke und verdünnter Melasse vor dem Zerreißenbefeuchtet wurde, 25% gewalztem Hafer und 5% Trockenhefe. Bei starker Arbeit erhieltendie Versuchspferde zusätzlich noch 2,8 kg gequetschten Hafer und sonst 0,2 kgSojaextraktionsschrot. Die Pferde behielten ihre Leistungsfähigkeit und auch die Körpermassestand den Vergleichspferden nicht nach.

Der Däne HVIDSTEN (1946) berichtete über die Versuchsfütterung auf 34landwirtschaftlichen Betrieben und dem Versuchsgut der Universität mit Zellulose.Normalerweise werden 3 bis 4 kg Zellulose mit 10 bis 12 kg Heu und Stroh gefüttert. Beistarker Arbeitsleistung benötigen die Pferde außerdem noch konzentrierte Futtermittel. Mehrals 5 kg Zellulose sollten nicht in der Ration enthalten sein, weil sonst die Gefahr besteht,dass die Tiere ihre Fresslust und Leistungsfähigkeit einbüßen.

Aus den Sulfitablaugen bei der Zellstoffherstellung wird nach KÖNIG (1916) einkohlehydratreicher Sirup (Zucker, Dextrin, Lignin) gewonnen. Mit Kleie, Malzkeimen,Trockenschnitzeln oder Biertrebern vermischt und getrocknet, ergibt sich ein Futter, das halbaus Holzextrakt und halb aus Trockenfutter besteht (Kleieholzextrakt, Malzkeimeholzextrakt,Trockenschnitzelholzextrakt oder Trockentreberholzextrakt). Von diesem Futtermittel kannPferden 1,5-2 Pfd. täglich gegeben werden (ENGELS, 1948, S. 68). RICHARDSON (1917)verabreichte seinen Pferden 4 Pfd. Treberholzextrakt ohne dass Störungen desAllgemeinbefindens auftraten.

9.2 Laub und Reisig

Laub und Reisig wurden in früheren Zeiten insbesondere bei Futternot an Pferde verfüttert.Im Berichtszeitraum wird v.a. während des 1. Weltkrieges ausführlicher über dieseFuttermittel berichtet.Im 1. Weltkrieg (1914-1918) wurden Laub und Reisig der Laubbäume, mit Ausnahme der fürdie Pferde giftigen Arten, als Rauhfutterersatz verfüttert. Um diese Futtermittel bekömmlicherzu machen, mussten sie vor der Fütterung auf unterschiedlichste Weise zubereitet werden.Teilweise dienten sie, in Verbindung mit anderen Futtermitteln zu Kuchen verarbeitet, auchals Haferersatz (ANON., 1929, S. 420). Um den Mangel an Rauhfutter auszugleichen, wurdenauch verschiedene andere Notfuttermittel, wie Unkräuter und Kartoffelkraut gefüttert(ANON. 1929, S.426-427).

Laub

WALDINGER (1808, S. 66) bewertet das Laub von Wein und Hopfen, sowie von Erlen,Birken und Ahorn als etwas nahrhaft, aber nicht gut zur Pferdefütterung geeignet. Außerdemfressen einige Pferde das Laub gerne, andere aber verschmähen dieses Futtermittel. Ihr herberBestandtheil belebt die Thätigkeit der Verdauungswerkzeuge.

Nach BIX (1837) gehört im August und September gestreiftes Laub, wie Heu getrocknet undzu 1/3 mit Heu gemischt, vielerorts zur Winterfütterung. Den chemischen UntersuchungenSPRENGELs zufolge enthält das Laub verschiedener Bäume folgende nährende Theile in 100Theilen:

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Esche 81 2/3 Eiche 80 Rothbuche 76 ½Ulme 81 Akazie 78 ½ Pappel 72 ½Linde 81 ½ Ahorn 77 Birke 72 1/3Weide 80 1/3 Weißbuche 76 ½ Erle 71 ½

Das frisch gefütterte Laub der Erle führe allerdings bei allen Tierarten zu Durchfall (BIX1837).

KUERS berichtet 1839 (S. 222) von einem schwedischen Gutsbesitzer, der aufgrund derherrschenden Futternot zwei Teile Tannenreisig mit einem Teil Stroh und schlechtem Heumischte und ohne Schaden für die Gesundheit an Pferde verfüttert habe (verfütterte Mengenwurden nicht angegeben). Nach HAUBNER (1845, S. 397) wurde Laubheu nur in Notzeitenan Pferde gegeben, regulär wurden Schafe damit gefüttert.

GIELEN (1846) beobachtete Rektumbluten bei einem Pferd nach übermäßiger Aufnahme vonTannennadeln. Daraufhin fütterte er ein Schlachtpferd vier Wochen lang versuchsweise mitTannennadeln. Bei der Sektion nach der Schlachtung fand er mechanisch ausgelösteVerletzungen durch die Tannennadeln im Rektum. Dieser Sektionsbefund passte zu demvorher beobachteten blutigen Kot. GIELEN (1846) schloss damit eine chemische Reizungdurch die Tannennadeln aus.

WÖHLER (1895) berichtet, dass bei versuchsweiser Fütterung von zehn Pferden einerEskadron mit Futterlaub (bestehend aus Eichenlaub) anstelle des Heus, das Futtermittel nichtakzeptiert wurde und es selbst bei mäßiger Aufnahme des Eichenlaubs zu Freßunlust undDurchfällen kam.

GIRARD (1895) untersuchte den Nährwert des Laubes und stellte fest, dass lediglich dieBlattspreiten einen Nährwert haben, während die Blattstiele und das zwangsläufigmitgeerntete Reisig keinerlei Nahrungswert haben. Der Gehalt der Blattspreiten an Stickstoffund Kohlenhydraten übertrifft im Allgemeinen den der Luzerne. In Ulme, Pappel, Linde,Weide und Erle sind 6-8% Stickstoff enthalten. In Fütterungsversuchen wurde auch die guteVerdaulichkeit der Blattspreiten nachgewiesen. Dennoch sei die Laubfütterung nicht zuempfehlen, weil im zwangsläufig mitverfütterten Reisig nicht nur keine Nährstoffe enthaltensind, sondern auch eventuell nachteilig wirkende Stoffe wie Gerbsäure.

ANON. berichtet 1917 über die Herstellung von Grünfutterkuchen nach einem Verfahren vonOberjäger MÜLLER, der im zivilen Leben Bäckermeister war. Das Ziel war, die im Sommerund Herbst anfallenden Gemüseabfälle, Unkräuter und anderes Grünfutter durch einenBackprozess in dauerhaft haltbare Produkte umzuwandeln. Zum Binden des Teiges solltenabfallende Kartoffelschalen dienen. BÖMER und SCHOLL (ANON. 1917) führtenverschiedene Versuche durch. Die Ergebnisse führten zu folgendem Herstellungsverfahren:Das Grünzeug, bestehend aus Gemüseabfällen, Rübenblättern, Gras und Laub, wird feuchtdurch einen Fleischwolf gedreht oder vorgetrocknet mittels Feinschnitt in einerHäckselmaschine möglichst fein zerkleinert. Das Gleiche geschieht mit den rohenKartoffelschalen. Daraus wird ein Teig bereitet, der zu etwa drei Teilen aus Kartoffelschalenund zu sieben Teilen aus Grünzeug besteht. Daraus werden Kuchen geformt, die etwa 20 cmlang, 15 cm breit und 3 cm dick sind. Diese werden auf einem mit Sägemehl oder mitgemahlenem kohlensauren Kalk bestreuten Backblech so lange gebacken, bis sie fest undknusprig geworden sind.

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Diese Brote mit ihrem angenehmen Brotgeruch werden trocken und zerkleinert sehr gern vonPferden gefressen (ANON. 1917).

Im Verlauf des 1. Weltkriegs wurde Baumlaub zu Laubheu verarbeitet und den Pferden alsRauhfutterersatz gegeben (ANON. 1929, S. 419-421). Auch grün wurde es an die Pferdeverfüttert. In den verabfolgten kleinen Mengen erwies sich das Laubfutter als ein gutbekömmliches Futter. Allerdings mussten verschiedene giftige Pflanzen von derLaubgewinnung ausgeschlossen werden (...Goldregen, Traubenkirsche, Faulbaum, Eibe(Taxus baccata), Oleander, Sadebaum, Buchsbaum, Akazie, Efeu. Vorsicht war bei Eiche undBirke geboten). Das Laubheu musste dort getrocknet werden, wo es auch verfüttert wurde, dabeim Transport die Blätter wegbröselten. Aus diesem Grund konnten die kämpfendenTruppen kaum Laubheu als brauchbaren Rauhfutterersatz füttern, da den Soldaten keine Zeitzum Laubsammeln blieb.Der Kriegsausschuß für Ersatzfuttermittel organisierte das Laubsammeln in der Heimat durchdie Schulkinder. Das gesammelte Laub wurde zu Laubmehl vermahlen und mit Melasse zuLaubfutterkuchen verarbeitet. Diese Kuchen waren einfach zu transportieren und zuverfüttern. Ihr Nährwert entsprach dem mittleren Hafers (ANON. 1929, S.420). NachKAMMEIER (1998, S. 192) sammelten und pflückten die Schulkinder das frische Laub mitAusnahme der Blätter bestimmter Bäume und Sträucher, um es anschließend vorsichtig zutrocknen, in Papiersäcke abzufüllen und zur Weiterverarbeitung abzugeben.Der deutsche Leitende Chefveterinär erließ eine Verfügung über die Verwendung vonLaubheufutterkuchen (ANON. 1929, S. 420, siehe auch Kap.: Futterkonzentrate). Demnachsollten Laubheufutterkuchen als Ersatz für Hartfutter gegeben werden. Sie bestanden ausgrünen, von Laubhölzern gesammelten Blättern, die getrocknet, gemahlen und unter Zusatzvon Ölkuchen, Melasse, Öltrestern usw. in Formen gepreßt wurden. Nach der chemischenAnalyse haben sie eine ähnliche Zusammensetzung wie der Hafer:

Wasser Proteinverdaul.Protein Fett

N-freieExtraktstoffe

Roh-faser Asche

Laubheufutter-kuchen 8,4% 18,8% 7,3% 9,6% 41,2% 20,2% 6,79%

Hafer 13,8% 10,3% 8,0% 4,8% 58,2% 10,3% 3,1%

Der Stärkewert der Laubheukuchen beträgt 42,4%, der des Hafers 59,7%. AlsErhaltungsfutter für ein 500 kg schweres Pferd wurden 5 kg Laubheukuchen ausgegeben.Allerdings mussten die Pferde zunächst mit kleinen Portionen an das neue Futtermittelgewöhnt werden. Die Kuchen ließen sich gut zerkleinern und wurden am zweckmäßigsten mitStroh- oder Heuhäcksel verfüttert. Der Autor bewertete die Verfütterung von Laubheukuchenals eine im Feld bewährte Fütterung.

Der deutsche „Generalintendant“ erließ im September 1918 eine Verfügung über dieHerstellung und Verwertung von Sauerlaub zur Ergänzung der unzureichendenRauhfutterernte (ANON., 1929, S. 421). Es sollten Blätter und junge(n) Triebe sämtlicherdeutscher Laubhölzer, ausgenommen einige Giftpflanzen, sowie Quecken, Kartoffelkraut,Gras und Unkraut gesammelt werden. Die Ausbeute sollte in Gruben festgetreten, mit einerLage Stroh bedeckt und mit einer 50- 60 cm dicken Erdschicht von der Luft abgeschlossenwerden. Nach etwa vier Wochen sei die Säuerung beendet und das Laub wäre um 35 – 40%zusammengesackt, bilde eine dunkelbraune feste Masse, die mäßig feucht ist und sichlamellenartig auseinanderlöst. Das Futter ließe sich wie Torf abstechen. Dem Sauerlaubentströmt nach der Entnahme aus der Grube ein starker sauer-aromatischer Duft

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(Milchsäuregeruch). Dieser Geruch ist den Pferden so unangenehm, dass sie dieFutteraufnahme verweigern. Deshalb sollte das Sauerlaub vor der Verfütterung einigeStunden an der Luft ausgebreitet werden, damit sich der Geruch verliert. Danach nähmen diePferde es pur oder gemischt mit Hafer gern auf. Innerhalb der geöffneten Grube hält sich dasSauerlaub mehrere Tage, außerhalb der Grube tritt am zweiten Tag Schimmelbildung auf. Diegeschlossenen Gruben halten sich lange Zeit ohne Verderbnis.Die chemische Untersuchung des Inhalts einer Versuchsgrube ergab folgendeZusammensetzung für das Sauerlaub:

Gesäuertes Laub Frisches Laub

Wasser ........................................ 78,1% 84,0%Rohprotein ................................. 4,3% 3,4%Rohfett ....................................... 1,1% 0,6%N-freie Extraktstoffe ........ 8,3% 6,6%Rohasche ................................... 5,9% 3,3%Asche ........................................ 2,3% 2,1%

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST gibt 1918 als Futterwert für Laubheu an, das 2,5 kgLaubheu entweder das gleiche Gewicht Heu ersetzen kann oder 1 kg Hartfutter.

Reisig

1808 (S. 66) schreibt WALDINGER, dass einige Pferde im Frühjahr die zarteren Zweige derNadelgehölze fressen, ein ordentliches Pferdefutter stelle das Reisig aber nicht dar. Dasbittere, herbe, harzige Gewürz unterstütze die Verdauung und fördere den Harnabsatz.

RUSCHEWEYH (1895) berichtet über Fütterungsversuche in einem Husarenregiment, denPferden statt Strohhäcksel in der Haferration gemahlenes oder gehäckseltes Laubreisig vonEichen, Weiden und Birken zu geben. Die Akzeptanz des Laubreisigs war sehr schlecht. DreiPferde, die das Laubreisig nach Gewöhnung akzeptiert hatten, wurden vier Wochen mitLaubreisig anstelle von Strohhäcksel gefüttert und das Aussehen und das Gewicht der Pferdeveränderte sich nicht.

Im Januar 1916 wies der deutsche Oberveterinär Ost (ANON., 1929, S. S. 421) seineTruppen auf die Möglichkeit des Rauhfutterersatzes durch die Verfütterung von gesammeltemReisig von Laubbäumen und Sträuchern hin. Am nährstoffreichsten sei das Reisig, wenn esim Frühling kurz vor dem Austreiben der Blätter gesammelt wird. Vor dem Verfüttern müssedas Reisig aber möglichst stark zerkleinert werden.Außerdem kam es, ANON. (1929, S. 420-421) zufolge, im 1. Weltkrieg auch zurVerfütterung von Laubreisig, das aus ein- bis zweijährigem Holz und Rinde mit möglichstvielen Blättern gewonnen wurde. Nach der Zubereitung des Laubreisigs durch Häckseln,Schroten oder Stampfen, hatte es etwa den Nährwert von Stroh.Bei Rauhfuttermangel wurden den Pferden auch ganze Zweige und grüne Laubbaumstämmevorgelegt, die diese benagten, ohne gesundheitlichen Schaden zu nehmen.Bei einigen Einheiten wurden auch Laubholzspäne mit Häcksel und Hafer gemischt verfüttert.Wurden die Laubholzspäne unter die Einstreu gemischt, fraßen die Pferde sie auch aus derEinstreu.

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST (1918) bewertet den Nährwert des Reisigfutters infolgeder Verholzung als gering. Deshalb ist es nur als Streuersatz oder bei Rauhfuttermangel alsFüllmaterial verwendbar.

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EHRENBERG (1932, S. 73) berichtet, dass in „Norrland“ von alters her Fichten-, Kiefern-und Wacholderreisig als Notfutter an Pferde gefüttert wird.

9.3 Eicheln, Roßkastanien und Bucheckern

In Zeiten großer Futternot wurde immer wieder versucht, auch Baumfrüchte, wie Eicheln,Kastanien oder Bucheckern an Pferde zu verfüttern. Die verschiedenen Arten der einzelnenBaumfrüchte wurden bei den Veröffentlichungen häufig nicht unterschieden. Die gängigstenArten sind aber Stieleiche (Quercus pedunculata), Steineiche (Quercus sessiliflora) und inden Mittelmeergebieten Korkeiche (Quercus suber), deren Früchte nach BECKER undNEHRING (1965, Bd. 2) schon seit altersher verfüttert wurden. Die Früchte der Korkeicheenthalten keine Bitterstoffe und eignen sich insofern besser zur Fütterung. Die Roßkastanie(Aesculus hippocastanum) wurde ausschließlich verfüttert, während die Esskastanie(Castanea sativa Miller) nur dann verfüttert wurde, wenn sie für die menschliche Ernährungnicht mehr geeignet war. Die Bucheckern als Samen der Rotbuche (Fagus silvatica) wurdenentweder zur Ölgewinnung genutzt oder direkt verfüttert (BECKER und NEHRING 1965,Bd. 2).

Eicheln

Ein Landwirt aus Algier (ANON. 1895) empfiehlt für die Pferdefütterung nicht mehr als 2,8kg trockene oder 4,5 kg frische Eicheln pro Tag. Die stopfende Wirkung wird durchBeifütterung von etwas Leinsamen gemildert. Nach DAMMANN (1902, S. 447) kam esmehrfach nach Verfütterung von rohen Eicheln an Pferde zu Gastroenteritis und in anderenFällen zu Obstruktionen mit den Erscheinungen heftiger Gehirnaffektionen.ENGELS (1913) warnt vor der Verfütterung zu großer Mengen Eicheln, umGesundheitsschäden in Form von Diarrhoe, Appetitlosigkeit, schmerzhaften Stellen an denMäulern und Aborten vorzubeugen.

Der deutsche Chefveterinär Ost empfiehlt 1918, bis zu 2 Pfd. Eicheln täglich zu füttern undzwar geschält oder ungeschält.

ANON. (1929, S. 416-417) berichtet über die Eichelfütterung im 1. Weltkrieg. Die Pferdeeiner Fuhrparkkolonne erhielten täglich 2 Pfd. rohe, ganze Eicheln. Sie wurden von rund 15%der Pferde verschmäht, möglicherweise wegen des hohen Gerbsäuregehaltes. Daraufhinwurden die Eicheln in einer Militärbäckerei scharf getrocknet und geschroten. Mit Hafer,Zucker und Häcksel vermengt, wurden die zubereiteten Eicheln von allen Pferdenaufgenommen und dauerhaft als Ersatz für 2 Pfd. Hafer gefüttert.

Nach HANSSON (1929, S. 106) wurden in Schweden geschälte Eicheln in erster Linie anSchweine, aber auch an Pferde verfüttert.

STÄHLIN (1944, S.26) warnt vor der Verfütterung von Eicheln an Pferde, weil es zu einerLähmung der Darmperistaltik führen könne, die sich zunächst als Verstopfung zeigt undeinige Tage später zu ruhrartigen Durchfällen führt. Außerdem komme es auch zu Aborten.

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Rosskastanien

STEWART (1839, S. 274-275) berichtet von der Fütterung mit Rosskastanienkernen(vermischt mit anderen Futtermitteln) als Mittel gegen Blähungen und bei hustenden Pferdenin der Türkei. KUERS (1939, S. 174-175) gibt die chemische Zusammensetzung der vonHERMBSTÄDT untersuchten Kastanien an (35,4 Stärke; 19,8 mehlartige Faser; 17,2Eiweiß; 11,5 bittere Extractivstoffe; 1,2 fettes Oel; 13,5 Gummi), erwähnt aber dieMöglichkeit der Pferdefütterung nicht. Nach HAUBNER (1845, S. 413) wurdeKastanienschrot als gewöhnliches Krippenfutter genutzt (bei einem Heuwert von 75 kgKastanien für 100 kg Heu).

WÖRZ (1874, S. 50-51) erwähnt die Möglichkeit der Gabe von Rosskastanien als Beifutter,warnt aber vor der geringen Akzeptanz, selbst von zerkleinerten frischen Kastanien. NachZÜRN (1875 S. 124) wird Pferdebrot aus dem Mehl verschiedener Körnerarten undHülsenfrüchten gebacken, evtl. mit Zusatz von Kartoffeln, Rosskastanien und dergleichenmehr.

Von GOTTWALD (1888), ANON. (1888) und SANSON (1896) wird die chemischeZusammensetzung von Rosskastanien angegeben.

LAURENT (1896) zufolge sollen gekochte Rosskastanien ein gutes Pferdefutter abgeben, dasden Appetit der Tiere anrege, die Athmung, Verdaung und das Aussehen der Pferdeverbessere. CANTIGET (1896) behandelte Pferde mit Lungenemphysem (auch Tiere diedurch die Dämpfigkeit nicht mehr arbeitsfähig waren) erfolgreich durch Fütterung mitRosskastanien über Monate. Die Anfangsgabe betrug 100 g zerstoßener Kastanien vermischtmit Kleie neben Hafer und Heu und wurde dann allmählich auf 300 g/Tag/Pferd gesteigert.

In dem „Merkblatt über Ersatzfuttermittel“, 1918 herausgegeben vom CHEFVETERINÄROST heißt es, dass Rosskastanien wegen der schlechten Akzeptanz nur in kleinen Mengenfrisch, getrocknet oder geröstet, geschält und ungeschält, ganz oder geschrotet gegebenwerden sollen.

Im 1. Weltkrieg wurden in einem Pferdelazarett Rosskastanien versuchsweise gefüttert. DiePferde verweigerten jedoch die Aufnahme der bitteren Früchte, sowohl in rohem Zustand, alsauch geröstet, ungeschält oder geschält. Selbst Kastanien, die durch ein mehrtägigesWasserbad entbittert waren, wurden von den Pferden nicht gefressen. Wurden Kastanien voneinzelnen Pferden aufgenommen, führte das zu Kolikerkrankungen, die z. T. auf dieenthaltenen Giftstoffe (Saponine), teilweise aber auch auf Verschimmelung der Kastanienzurückgeführt wurden. (ANON. 1929, S. 416-417).

Nach HANSSON (1929, S. 107) wurden in Schweden gequetschte Rosskastanien an Pferdeverfüttert.

STÄHLIN (1944, S. 26) warnt vor der Verfütterung von Kastanien an Pferde, weil sie zuKolik, Diarrhoe, Krämpfen, Betäubung, Lähmung und Ersticken führen kann.

Bucheckern

HERING fütterte nach HAUBNER (1845, S. 403) frische Bucheckern an Pferde. Sieerwiesen sich als ungiftig, während alte Bucheckernkuchen Vergiftungserscheinungen

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auslösten. HERTWIG dagegen bezeichnete nach HAUBNER (l.c.) auch die frischenBucheckernsamen als giftig, wenn 1-2 ½ Pfd. davon täglich gefüttert werden. Das Öl, dieäußere Schale und das Samenhäutchen hatten sich bei seinen Versuchen als ungiftigherausgestellt.KÖNIG (1889) und NESSLER (1895) berichten übereinstimmend, dass Bucheckern beiPferden nicht näher bezeichnete Gesundheitsschäden auslösen. DAMMANN (1902, S. 407)beschreibt die Krankheitssymptome mit kolikartigen Erscheinungen in Verbindung mittetanischen Krämpfen, schließlich Lähmungen in der Hinterhand und Tod. Bei der Sektion seider Verdauungskanal unauffällig, aber Gehirn und Gehirnhäute zeigten eine ausgeprägteHyperämie. DAMMANN (1902, S. 407) macht das in den Bucheckern vorhandene Gift Faginfür diese Krankheitserscheinungen verantwortlich.

9.4 Speiseabfälle

Der Unterroßarzt LEMKE (1899) empfahl die Fütterung von Militärpferden mit Abfällen ausder Mannschaftsküche, um den Tieren kostengünstig zusätzliches „Rauhfutter“ zukommen zulassen. Die Rauhfutterrationen der Pferde in der Armee waren relativ knapp bemessen. DieAufnahme von (verschmutzem) Streustroh führte nach LEMKEs Meinung zu vermehrtenKolikerkrankungen. Der Zukauf von Rauhfutter war aber wegen der hohen Preise nurbegrenzt möglich.Der Chef einer Batterie versuchte daraufhin ab Oktober 1898 die Pferde an die Fütterung mitAbfällen aus der Mannschaftsküche zu gewöhnen. Die Reste des Mittagessens wurden in einFaß geschüttet und abends gleichmäßig auf die Pferde verteilt, den Tieren unter dasAbendfutter gemischt. LEMKE beschreibt beispielhaft, was die Pferde im Verlauf einerWoche gefressen haben:

März 5. (Sonntag) gekochte Kartoffeln 1 ¼ Liter „ 6. Milchreis 2 „ „ 7. Erbsen 2 „ „ 8. Schnittbohnen 1 ¾ „ „ 9. Graupen 2 „ „ 10. Sauerkraut 2 „ „ 11. morgens „ 1 „

„ 11. abends Erbsen 1 ½ „ „ 12. (Sonntag) gekochte Kartoffeln 1 „

Daneben wurden auch noch Bohnen, Linsen, Fleisch- und Gemüsekonserven mit Kartoffelnzerkocht gefüttert. Außerdem bekam jedes Pferd noch einige Hände voll Kartoffelschalen,einige Kohlblätter und ähnliches. In den ersten Tagen dieser neuen Fütterung sträubten sicheinige Pferde, traten von der Krippe zurück und fraßen Stroh. Doch am nächsten Morgenwaren alle Krippen leer gefressen. Nach dieser Eingewöhnungszeit fraßen alle Pferde mitgutem Appetit. Da die verfütterten Speisereste stark gewürzt sind, haben die Pferde mehrDurst und sie müssen häufiger und ausgiebiger getränkt werden. Die Fütterung in dieserBatterie dauerte sieben Monate an und in dieser Zeit kam es nur zu zwei Kolikfällen.Durchfall oder Magenkatarrh wurde nicht beobachtet. Die Pferde waren bei dieser Fütterunglebhaft und in einem guten Ernährungszustand mit glänzendem Haarkleid. Während einerviertägigen sehr anstrengenden Winterübung blieben die Pferde leistungsfähig.Oberroßarzt KADEN bestätigt die gemachten Beobachtungen. Er fügt noch hinzu, dass imKot der Tiere kein unverdautes Futter gefunden wurde. Auch bei einer anderen Batteriewurden einzelne Pferde mit gleich gutem Erfolg auf diese Weise gefüttert (LEMKE 1899).

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Über die erfolgreiche Verfütterung von Speiseresten an Pferde berichtet auch SOFFNER1905. Um den Pferden das Hungergefühl zu nehmen und sie damit an der Aufnahme vonverschmutztem Streustroh zu hindern, erhielten die Pferde, wie von LEMKE angeregt, dieSpeisereste aus der Mannschaftsküche:Im „2. Oberschles. Feldart. Regt. Nr. 57“ fütterte eine Batterie vom 1. Februar 1904 bis zum1. April 1904 die Speisereste aus der Mannschaftsküche verdünnt mit der gleichen MengeWasser. Diese suppenartige Flüssigkeit wurde zum Anfeuchten des nächsten Futtersverwandt. Die Zulage erhielten in erster Linie magere Pferde oder schlechte Fresser.Teilweise wurden die Speisereste auch zwischen den Mahlzeiten auf reines Häcksel(bestehend aus einem Teil Heu- und drei Teilen Strohhäcksel) gegeben. Die Pferde verzehrtendiese Zwischenmahlzeit dann mit großem Appetit. Die Futterkrippen wurden nach jederMahlzeit, die Speisereste enthielt, mit warmem Wasser ausgewaschen. Allerdings hatten diePferde die Krippen meistens sauber ausgeleckt.Die verfütterten Speisereste enthielten: Rindfleisch mit Nudeln, Schweinefleisch, Bohnen,Kartoffeln, Milchreis, Knoblauchwurst, Speck, Erbsen, Dörrgemüse, Rauchfleisch, Backobst,Klöße, Schellfisch, Erbssuppe, Brotsuppe, Gemüsekonservensuppe und Semmelsuppe. Amliebsten fraßen die Pferde Erbsen, dann Milchreis, Kartoffelschalen und Nudeln, weniger gernfraßen sie angesäuertes Dörrgemüse.Der Ernährungszustand der Pferde wurde bei dieser Fütterung zusehends besser und dieLeistungsfähigkeit war tadellos. Die Batterie hatte nach achtwöchiger Fütterung derSpeisereste die bestgenährtesten Pferde im Regiment. Im Versuchszeitraum kam es in dieserBatterie zu keiner Kolikerkrankung oder sonstigen inneren Krankheit, obwohl die Kolikrategerade in dieser Batterie sonst recht hoch war.

1912 teilt SCHAIBLE die Erfahrungen des Fuhruntermehmers H. aus Süddeutschland mit derFütterung von Speiseresten an Pferde mit. Dieser Fuhrunternehmer füttert seine 13Kaltblutpferde seit 15 Jahren mit dem Spülicht des Krankenhauses und der Irrenanstalt.Diese Abfälle werden in einem Trog mit Sägemehl und Mühlstaub vermengt, nachdem diegrößeren Knochen entfernt wurden. Die breiige Masse wird den Pferden in den Troggeschüttet und von den Tieren sehr gern gefressen. Die Tiere erhalten weder Hafer, noch Heuund auch kein Stroh neben dieser Fütterung. Trotzdem befinden sie sich in einem gutenErnährungs- und Leistungszustand. Allerdings schwitzen sie schneller bei der Arbeit.Auch ein Bekannter des Fuhrunternehmers füttert seine Pferde erfolgreich auf diese Weise. Erverwendet aber statt des Mühlstaubs Abfälle aus einer Cichorienfabrik.

9.5 Sonstige Notfuttermittel

In Notzeiten wurde auch noch mit vielen anderen organischen Stoffen versucht, Futterlückenbeim Pferd zu schließen. Dazu zählen u.a. Weintrester, Traubenmus, Schilfrohr, Disteln,Brennesseln, Heidekraut, Kartoffelkraut, isländisches Moos, Rentierflechte, Stechginster.

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen

KUERS (1939, S. 202-203) referiert einige Erfahrungen französischer Bauern, die Zweige deszwei- bis dreijährigen Stechginsters (Ulex europaeus) brühten und an Pferde verfütterten (7Pfd. pro Tier und Tag), wobei die Pferde bei dieser Fütterung fett würden.

KAMMEIER (1998, S. 147) berichtet, dass Ende des Jahres 1917 auch Schilf und Queckenzu Ersatzfuttermittel verarbeitet werden sollten. Der Chefveterinär Ost empfiehlt in seinem1918 veröffentlichten „Merkblatt über Ersatzfuttermittel“ Schilfrohr zu häckseln und frisch,

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mit Strohhäcksel gemischt, bis zu 2 kg täglich als Rauhfutterersatz zu füttern. Auch Distelnmit der gleichen Menge Stroh vermischt ergeben ein gutes Beifutter. Ältere Disteln werdendurch Brühen genießbar. Junge Brennesseln sind nahrhaft und werden gern genommen.Heidekraut kann einen Teil des Heus oder Strohs ersetzen. Es ist auch gehäckselt unterKartoffelfutter gemischt zu verwenden. Isländisches Moos und Rentierflechte sollengewaschen und getrocknet als Beimengung zum Heu die Rauhfutterreserven strecken. NachBefeuchten mit einer einprozentigen Salzlösung wird es lieber genommen, ein Zusatz vonMelasse macht es noch schmackhafter.Kartoffelkraut inklusive Knollen, aber ohne Wurzeln eignet sich getrocknet oder eingesäuertals Rauhfutterersatz bis zur Hälfte der Ration. Es sollte nicht frisch verfüttert werden, umKoliken und Durchfall zu vermeiden. Stechginster ist den Pferden in den Sommermonatenunangenehm bitter und wird von ihnen verschmäht. Nach Durchwinterung ist er gehäckseltoder gequetscht brauchbar (ANON. 1929, S. 932-933).

Über die Verfütterung von Panseninhalt, besonders während des 1. Weltkriegs, wird imKapitel 6 (Futtermittel tierischer Herkunft) referiert.

SCHEUNERT (1920) verfütterte auch Serradellamehl (1 Pfd. täglich).

Nach KLING (1918, S. 47) wirken Kakaoschalen verstopfend und sollten vorteilhaft mitzuckerhaltigen Stoffen (Melasse) verfüttert werden.WINKLER (1938) verfütterte erfolgreich Kakaoschalen an Arbeitspferde. Bei 8,14 kggemahlener Kakaoschalen auf 1000 kg Lebendgewicht kam es zu keinerlei gesundheitlichenStörungen, obwohl der Theobromingehalt des Futtermittels immer wieder alsgesundheitsgefährdend eingestuft wurde. WINKLER ersetzte nach allmählicher Gewöhnung1 kg Hafer durch 2 kg Kakaoschalen. Die Leistungsfähigkeit und Gewichtsentwicklung derVersuchstiere stand den Haferpferden nicht nach. Die im Versuch verwendeten Kakaoschalenhatten folgende Verdauungskoeffizienten:

40-45% Rohprotein 40% Rohfaser25% Reinprotein 56,2% N-freie Extraktstoffe42,7% Rohasche 51,3% Organische Masse80,42% Rohfett 50,6% Trockenmasse

Der Stärkewert der untersuchten Kakaoschalen lag bei 41% mit 2,3% verdaulichem Eiweiß.WINKLER empfiehlt 3 kg Kakaoschalen mit Wirtschaftsfutter gemischt unter Zugabe vonMelasse oder anderen zuckerhaltigen Futtermitteln pro Pferd und Tag zu verfüttern. Um denEiweißmangel dieses Futtermittels auszugleichen, sollte außerdem Luzerneheu oderHülsenfruchtschrot gefüttert werden. An wachsende Fohlen, hochtragende und säugendeStuten sollte keine Kakaoschalen verfüttert werden. Einerseits weil sie den hohenEiweißbedarf dieser Tiere nicht decken können, andererseits, weil der Theobromingehalteventuell doch zu Gesundheitsschäden führen könnte.

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Diskussion

Quellenkritik

In der vorliegenden Analyse der Pferdefütterung im 19. und beginnenden 20. Jahrhundertmussten überwiegend Publikationen ausgewertet werden, in denen keine objektiven,messbaren Ergebnisse (Futterzustand, Leistungsfähigkeit, Schweißintensität etc.) vorgelegtwurden oder nur begrenzt, wie bei Angaben zur Gewichtsentwicklung. Vielfach wurdenAufsätze in populären Zeitschriften herangezogen ohne detaillierte Beschreibung derVersuchsbedingungen. Andererseits haben solche Quellen die Gewähr, die damals wirklich inder Praxis üblichen Futterrationen zu erfassen.Wissenschaftlich fundierte Aussagen über Zusammensetzung, Wirkung oder Verträglichkeitverschiedener Futtermittel zu gewinnen, war nicht das primäre Ziel dieser Arbeit. Vielmehrwurde vorrangig versucht, die Motive für den Einsatz neuer Futtermittel und derenchronologischen Verlauf übersichtlich darzustellen. Gleichwohl wurde es möglich, beiArbeiten mit großen Pferdezahlen und kontrollierten Versuchsbedingungen, wie meistensbeim Militär, brauchbare Aussagen über die Wirkungen einiger Futtermittel zu gewinnen, diedurch neuere Versuchsergebnisse verständlich werden bzw. diese aus praktischer Sichtbestätigen.

Einführung neuer Krippenfuttermittel (Einzelfuttermittel)

Die Einführung neuer Krippenfuttermittel in der Pferdefütterung im 19. und beginnenden 20.Jahrhundert hing nicht von neuen ernährungsphysiologischen Erkenntnissen ab. Forschungenauf diesem Gebiet beginnen erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, zunächst in Paris(COLIN 1852 bis 1888) und ab 1879 vor allem in Dresden mit ELLENBERGER undHOFMEISTER (KLINGEBERG-KRAUS 2001, S. 218). Für die Einführung neuerFuttermittel waren vorrangig ökonomische, technologische, militärische, logistische oderauch wirtschaftspolitische Einflüsse verantwortlich. Diese Faktoren resultierten vor allem ausder vermehrten Haltung von Pferden in Städten (rd. 25%, PAROW 1908) sowie beim Militär,wo der Aufwand für Futtermittel und Futterzuteilung anders als im landwirtschaftlichenBetrieb kalkuliert wurde.

Der Hafer (s.a. Abschnitt 2.1) hatte seit dem frühen Mittelalter einen festen, fastunersetzbaren Platz in der Pferdeernährung. Mit dem Beginn wissenschaftlicher Arbeitenstanden seine hohe Akzeptanz und Verträglichkeit außer Zweifel. In demBeobachtungszeitraum von 1800 bis 1950 wurden aber immer wieder drei Fragen diskutiert:

1. Soll Hafer heil oder geschrotet gefüttert werden?2. Kann frischer Hafer gefüttert werden oder muss er abgelagert sein?3. Durch welche Futtermittel kann er ersetzt werden?

Für diese Fragen konnte es aus heutiger Sicht keine allgemeingültige Antworten geben, denndie Notwendigkeit einer Zerkleinerung hängt von der Zahngesundheit des Pferdes ab und dieRisiken bei Verwendung von frischem Hafer von dem Feuchtigkeitsgehalt des Hafers bei derErnte (MEYER und COENEN, 2002, S. 98 u. 96). Die in französischen Versuchen wiederholtermittelte Unbedenklichkeit der Fütterung mit frischem Hafer (WOLFF, 1861, S. 635-636und ANON. 1878 a) hängt möglicherweise mit dem trockeneren Ernteklima zusammen.

Für die gute Verträglichkeit des Hafers wurde immer wieder ein Aromastoff (Avenin)verantwortlich gemacht, der bei der Untersuchung der anderen Getreidearten nicht gefundenwurde. Schon 1808 beschrieb WALDINGER (S. 72-73) einen besonderen Geruch desEiweiß-Auszuges aus dem Hafer (dem Vaginilie-Gewürz ähnlich). SANSON (1884)

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bezeichnet diesen Aromastoff als Avenin und schreibt ihm verdauungsförderndeEigenschaften beim Pferd zu. LORSCH (1892) empfiehlt die Fütterung von schwarzem Haferwegen seines höheren Avenin-Gehalts. Nach heutiger Sicht hat dieser Aromastoff keineBedeutung für die gute Verträglichkeit des Hafers als Pferdefutter. Lediglich die hohepräzäkale Verdaulichkeit der Haferstärke begründet die gute Verträglichkeit des Hafers(MEYER und COENEN 2002, S. 99) gegenüber anderen Getreidearten.

Objektive Verfahren zur Beurteilung der hygienischen Qualität von Hafer wurden offenbarnicht entwickelt, wohl aber die Erfassung des Litergewichts als Basis des Futterwerts. Schon1788 wurden in den Gestüten des Hannoverschen Königshauses grobsinnlicheQualitätskontrollen beim Ankauf von Hafer durchgeführt, wozu auch die Bestimmung desHimtengewichts gehörte (NABER, 1990, S. 71-77).

Die Überlegung, den teuren Hafer durch andere Futtermittel zu ersetzen, war Ausgangspunktfür die versuchsweise Fütterung weiterer Getreidekörner oder anderer Futtermittel.

Obwohl die Gerste (s.a. Abschnitt 2.2) seit dem Altertum im Vorderen Orient und imMittelmeerraum das Standardfuttermittel für Pferde war, fand sie in Mitteleuropa inKonkurrenz zum Hafer nur sporadische Beachtung. Die Anbauflächen waren in Deutschlandim 19. Jahrhundert gering (Tab. 8). Bei niedrigen Preisen wurde Gerste etwa ab 1300 inMitteleuropa gegen Hafer ausgetauscht (RUSIUS 1300, KRAUSE 1933, S. 11), doch esbestanden bezüglich der Verträglichkeit deutliche Nachteile. Insbesondere der, seit demAltertum bekannte, Zusammenhang zwischen Gerstenfütterung und Entstehung der Hufrehebegrenzte den Einsatz. Die komplizierten pathogenetischen Abläufe, die erst am Ende des 20.Jahrhunderts aufgeklärt werden konnten (KRONFELD und HARRIS 2003), wurden damalsnoch nicht erkannt, häufig nicht einmal hinterfragt. Bei einem Teil der Autoren wird auch einZusammenhang zwischen Rasse und Gerstenverträglichkeit vermutet (MAGNE und FUCHS1844, S. 304).

Maiskörner kamen erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa inPferdefutterkrippen (s.a. Abschnitt 2.4). Die lange Vegetationszeit des Mais war die Ursachefür nur zögerlichen Anbau in den gemäßigten Klimazonen Mitteleuropas. Er gedieh besser inden südlichern wärmeren Gebieten (BECKER und NEHRING 1965, S. 159). Danebenspielten sicherlich auch traditionelle Vorbehalte eine Rolle bei der Auswahl der Futtermittelfür das wertvolle Pferd, so dass bei Hafermangel lieber auf bekannte Getreidekörnerzurückgegriffen wurde, wie Gerste oder Roggen. Vor allem ökonomische Überlegungenscheinen die Maisfütterung an Pferde befördert zu haben. Daher ist es nicht verwunderlich,dass Betriebe, die auf den Zukauf von Futtermitteln angewiesen waren (Fuhrunternehmen,Militär), sich für einen Ersatz von Hafer durch Mais interessierten. Bei den vielen Versuchen(oft nur mit wenigen Pferden) kam es gelegentlich zu konträren Ergebnissen, doch insgesamtschälten sich, insbesondere bei den groß angelegten Versuchen (s. Tab. 2), rein empirischzwei Aspekte heraus:

- Mais verbessert den Futterzustand, wenn er 1:1 gegen Hafer ausgetauscht wird.- Maisgefütterte Pferde schwitzen früher und stärker als mit Hafer gefütterte Tiere

bei Belastungen.Diese Beobachtungen sind nach heutigen Erkenntnissen zutreffend. Mais enthält rd. 20%mehr verdauliche Energie als Hafer (MEYER und COENEN 2002, S. 99) und muss daher beieinem Austausch mit Hafer auf gleicher Gewichtsbasis zu einer besseren Körperverfassungführen.

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Auch die zweite Beobachtung wird im Lichte neuer Erkenntnisse plausibel. Durch die geringepräzäkale Verdaulichkeit der Maisstärke wird während der Abbauvorgänge im Dickdarmvermehrt Wärme frei (s.u. Ernährungsphysiologische Überlegungen).Eine dritte Beobachtung, Auftreten von mehr Lahmheiten (s. S. 38) könnte damitzusammenhängen, dass Mais nur 0,4 g Ca/kg, Hafer aber 1,1 g Ca/kg enthält. DieserUnterschied kann sich bei Ca-armem Beifutter evtl. schon ausgewirkt haben.

Weizen wurde in erster Linie als Brotgetreide verwendet; verfüttert wurden sporadisch seitdem Mittelalter nur schlechte, verkümmerte oder ausgewachsene Körner. Den wenigenBerichten zufolge wurden aber auch bei der Fütterung mit einwandfreiem Weizenüberwiegend schlechte Erfahrungen gemacht. Die beschriebenen Koliken mit Todesfolge sindauf Magenentzündungen und -überladungen mit anschließender Ruptur infolge derVerkleisterung der Klebereiweiße im Mehlkörper zurückzuführen (MEYER und COENEN2002, S. 99). Auch Roggen war eigentlich ein Brotgetreide. Dennoch wurde er häufiger anPferde verfüttert als Weizen, vermutlich weil er in Deutschland in größerem Umfangangebaut wurde (s. Tab. 8).

Tab. 8: Anbauflächen verschiedener Ackerpflanzen (%) in Deutschland (ACHILLES 1993)

1850/55 1883 1900 1913Hafer 17,6 15,9 17,4Gerste 5,5 6,8 6,5 6,7Roggen 28,2 22,6 23,2 25,5Weizen 7,5 8,0 7,9Kartoffeln 9,4 11,3 12,6 13,6Futterhackfrüchte 2,2 2,9 3,8Zuckerrüben 1,3 1,8 2,2

Nach langsamer Gewöhnung und Zubereitung der Körner durch Kochen oder Einweichensind die Erfahrungen mit der Roggenfütterung besser als mit der Weizenfütterung, v. a.solange nur ein Teil der Haferration durch Roggen ersetzt wird.Hirse wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts versuchsweise geschroten gefüttert, wegen dergeringen Akzeptanz aber nie in die Pferdefütterung integriert. Die Fütterung von Reis wurdeselten ausprobiert und hat sich aufgrund der schlechten Akzeptanz nicht durchgesetzt.Buchweizen wurde, wegen seiner, schon bei Schwein und Schaf bekannten, Photosensibilitätauslösenden Wirkung nur selten an Pferde verfüttert, aus Angst diese wertvollen Tiere zuverlieren. Der Nahrungswert des Buchweizens wird aber in den wenigen Veröffentlichungengelobt (s.a. Abschnitt 2.3 Sonstige Körner).

Von den Leguminosenkörnern (Erbsen, Bohnen, Wicken und Lupinen, Abschnitt 2.5) wurdenschon vor 1800 v. a. in England die Bohnen, z.T. als einziges Krippenfutter mit Kleie,gefüttert. Trotz der Entbitterung der Lupinen war die Akzeptanz bei den Pferden bis zurZüchtung der „Süßlupine“, Anfang des 20. Jahrhunderts, schlecht. Die Giftigkeit derPlatterbse (Lathyrus sativus) wurde von VERRIER schon 1869 richtig beobachtet. Wickenwurden in der Pferdefütterung kaum eingesetzt.

Runkelrüben wurden erst ab den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts verfüttert, aber auch dannnoch selten, ihr Futterwert nur etwas besser als Heu angesetzt. Die gehaltvollere Futterrübewurde ab Anfang des 19. Jahrhunderts als gedeihliches Pferdefutter erwähnt. Die Verwertungder Ende des 19. Jahrhunderts vermehrt angebauten Zuckerrüben, wenigstens bei schlechtenPreisen, war noch interessanter und es wurden, v.a. in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts,

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Versuche zur Verwertung der Zuckerrübenköpfe mit den anhaftenden Blättern in derPferdeernährung angestellt. Die aus Zuckerrüben hergestellten getrocknetenZuckerrübenschnitzel kamen erst Anfang des 20. Jahrhunderts in die Futterkrippen. Da sieaber einen Teil der Körnerration ersetzten, wurden Zuckerrüben z. T. nur zu Futterzweckenangebaut (KELLNER 1909, S. 31-32). Rüben und Nachprodukte erlebten in Deutschlandwährend der 20er und vor allem 30er Jahre des 20. Jahrhunderts eine Renaissance, weil sie alswirtschaftseigenes Futtermittel billiger erschienen, bzw. im Rahmen derAutarkiebestrebungen von importierten Futtermitteln unabhängig machten.In England wurden schon Ende des 18. Jahrhunderts sehr viel Möhren, in erster Linie imWinter, als Heuersatz gefüttert. Außerdem wurden sie als Diätetikum zur Verbesserung desäußeren Erscheinungsbildes bei alten Pferden und Fohlen gegeben. Zur Kraftleistungbefähigen sie aber, der einhelligen Meinung der Autoren nach, nicht. Richtigerweise wurdeschon Anfang des 19. Jahrhunderts die therapeutische Wirkung bei chronischenAtemwegsinfektionen (durch den damals noch unbekannten Karotingehalt) erkannt(STEWART 1839, S. 231). Topinamburknollen wurden in Frankreich schon in den 30erJahren des 19. Jahrhunderts vielfach wegen ihrer, im Vergleich zur Kartoffeln, größerenFrostunempfindlichkeit angebaut und erfolgreich an Pferde gefüttert (s.a. Abschnitt 3.2).

Nach 1800 kam die Kartoffel auch in der Tierernährung in Mode, insbesondere beiWiederkäuern (Klemme 2003, S. 159). Aber auch Pferde profitierten von dieser Entwicklung.In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienen nur wenig Berichte, in denen aber schon dieGrenzen erkennbar werden. Verfütterung roher Kartoffeln erschien nicht zweckmäßig, u.a.begünstigte sie frühes Schwitzen. Der Aufwand für Reinigung und Kochen setzte offenbarder Kartoffelfütterung Grenzen, so dass erst um 1900 und später – als Dämpfen undTrocknung technisch einfach zu lösen waren - die Kartoffelfütterung wieder berücksichtigtwurde (s.a. Abschnitt 3.1).

Kleien wurden schon vor 1800 in der Pferdefütterung eingesetzt, waren aber auch späterbeliebt als diätetischer Rationsbestandteil neben stopfend wirkenden Futtermitteln oder alsHäckselersatz. Einseitige Fütterung begünstige Osteomalazie.

Malzkeime aus größeren Brauereien werden erst seit etwa 1870 als Futtermittel eingesetzt,vorher wurden sie als Düngemittel verwendet. Ähnlich war es mit der Bierhefe. Als Eiweiß-und Vitaminträger sowie zur Geschmacksverbesserung der Gesamtration wurde sie ab demersten Dezennium des 20. Jahrhunderts vermehrt, insbesondere während des 1. und 2.Weltkriegs eingesetzt. Zu dieser Zeit wurde zum gleichen Zweck auch Futterhefe aus denAblaugen der Zelluloseproduktion hergestellt. Die Verfütterung von Biertreber war zwarschon in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannt, hat aber wegen ihrer schnellenVerderbnis nie einen hohen Stellenwert unter den Krippenfuttermitteln der Pferdeeingenommen. Nur in Verbindung mit Melasse, als haltbarere Biertrebermelasse, erfreuten siesich großer Beliebtheit (KELLNER 1909, S. 37-72).

Unter den Rückständen der Zuckerrübenverarbeitung fand bei Pferdehaltern im letztemDezennium des 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert zunächst die Melasse Beachtung,erst später die Schnitzel. Bei der Zuckerrübenverwertung lieferten 100 kg Zuckerrüben 13,6kg Zucker, 2 kg Melasse und 45 kg gepresste bzw. 5 kg getrocknete Schnitzel(SCHMOEGER, 1904).Diese späte Nutzung ist angesichts der schon seit 1830 ernorm gestiegenen Zahl anZuckerfabriken (GOLTZ, 1903, S. 254) erstaunlich, doch auch bei Wiederkäuern fanden dieseFuttermittel keinen schnellen Eingang. HAUBNER (1845, S. 412) erwähnt zwar schon dieMöglichkeit der Fütterung mit Melasse an Pferde, doch ein stärkerer Einsatz beginnt erst nach

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1885. Die Verfütterung der grünen Melasse war mit einigen Schwierigkeiten verbunden(Transport, Haltbarkeit, Handhabbarkeit) und so wurden Trägerstoffe gesucht. Die geeignetenund in den Zuckerfabriken vorhandenen Rübenschnitzel reichten für die anfallende Menge derFuttermelasse (etwa 275.000 t vor Ausbruch des 1. Weltkriegs, SCHMIDT 1929, S. 68) nichtaus und Torf wurde ein wichtiger Melasseträger (s.a. Tab. 3), der genau wie dieRübenschnitzel die abführende Wirkung der Melasse aufheben sollte.

Schon HAUBNER (1845, S. 412) erwähnt die Pressrückstände aus Zuckerrüben, 1896berichtet BUCHER über den Einsatz von getrockneten Diffusionsrückständen aus derZuckerfabrikation (Rübentrockenschnitzel) an Pferde, Fütterungsversuche mitMelasseschnitzeln folgten aber erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts (s.KLINGEBERG-KRAUS, 2001, S.119). Die wenigen Berichte über die Verwendung derMelasseschnitzel lassen vermuten, dass sie bis 1905 noch nicht intensiv in der Fütterungverwendet wurden.

Bei Überproduktion und damit einhergehendem Preisverfall, zur kurzfristigenLeistungssteigerung (zunächst bei Distanzritten), vor allem aber in Notzeiten wurde auchZucker an Pferde gefüttert ab etwa 1900. Aus steuerlichen Gründen allerdings zunächst nurnach Denaturierung (Vermischung mit Ölkuchenmehl, Fleischfuttermehl, Fischguano,Torfmehl, Reisfuttermehl etc. (mind. 20% des Zuckergewichts) oder Vermischung mitGerstenfuttermehl oder Gerstenschrot (mind. 40% des Zuckergewichts). Diese Auflagebegrenzte den Einsatz des Futterzuckers und in den ersten acht Jahren des 20. Jahrhundertswurden durchschnittlich nur 1500 t denaturierten Futterzuckers pro Jahr abgegeben, wovonein Teil noch für technische Zwecke (z. B. Seifenproduktion) verwendet wurde (KELLNER,1909, S. 34-36).Die Erfolge der Zuckerfütterung bei den Distanzritten ermutigten auch das Militär zuFütterungsversuchen mit unterschiedlichem Erfolg je nach eingesetzter Zuckermenge. ImErsten Weltkrieg wurde Zucker dann vermehrt auch zur Pferdefütterung benutzt, da er nichtmehr exportiert werden konnte.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden von den Ölfrüchten lediglich die Leinsamenals Diätetikum zur Verbesserung des Haarkleides oder an Fohlen und säugende Stutenverfüttert. Zu dieser Zeit waren nur Leinölkuchen, Rübsölkuchen und Bucheckernkuchenbekannt. Der Leinölkuchen wurde ähnlich wie die Leinsamen verwendet, Rübsölkuchenwurde in Gegenden von Holland bei großem Aufkommen auch bei Pferden eingesetzt, dieAkzeptanz war aber schlechter als bei den Leinölkuchen (GIBSON 1780, S.5). Nach derVerfütterung von Bucheckernkuchen kam es immer wieder zu teilweise tödlichenVergiftungen. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Einzelfällen versuchteFütterung mit Hanf- und Mohnkuchen führte bei guter Akzeptanz zu einer Sedierung derPferde, so dass sie nicht mehr arbeitsfähig waren. Ab 1860 wurden dann auchBaumwollsaatmehl, Kokoskuchen, Erdnusskuchen und –mehl und Sesamkuchen nachDeutschland importiert und in erster Linie als Milchproduktionsfutter für Kühe eingesetzt(KLEMME, 2003, S. 161), aber auch an Pferde verfüttert. Außerdem war die Fütterung mitSonnenblumensaatölkuchen als kleiner Teil der Ration üblich. Verunreinigungen derKuchen mit wertlosen oder gar giftigen Beimengungen (gesundheitsschädlicheBeimengungen der Rizinussamen) konnten grobsinnlich nicht ausgeschlossen werden.

Futtermittel tierischer Herkunft haben in der Pferdefütterung eine lange Tradition.HERODOT berichtet schon im 5. vorchristlichen Jahrhundert, dass die Thraker ihren Pferdenauch Fische gaben und nach MARCO POLO (1999, S. 184) fütterten die Araber ihre Pferdemit getrocknetem Fisch. Die genügsamen isländischen Pferde akzeptierten immer Muscheln

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und Fischköpfe bei ihrer Fütterung (ZORN und FREIDT 1944). Im Berichtszeitraum wurdensolche Produkte (Verwertung von Kadavern in der Fütterung) beim Pferd bis 1870 nursporadisch (Wasenmeister) oder in Notfällen (Belagerung von Metz) verwendet. Mit derEinführung von LIEBIG´s Fleischmehl (FORSTER 1875) wurde dieses Produkt ein beliebterEiweißträger in Pferdemischrationen (z.B. mit Mais), wenngleich Kadavermehl von Pferdenin keiner Form akzeptiert wurde. In Notzeiten, während des 1. Weltkrieges, wurdenverschiedene Schlachtabfälle (Pansenmischfutter) direkt verfüttert. Die eiweißreichenProdukte wurden bei Pferden fast verschwendet und hätten in der Schweine- oderGeflügelfütterung sicher bessere Dienste geleistet.

Die verschiedenen, in Notzeiten verwendeten Not- und Ersatzfuttermittel (s.a. Kap. 9)haben heute keine Bedeutung mehr. Im Mittelalter und selbst noch während des 19.Jahrhunderts waren sie bei schlechten Ernten von Bedeutung. So wird wiederholt aus dieserZeit berichtet, dass in schlechten Jahren auf Notfuttermittel (Laub, aufgeschlossenes Stroh,Reisig) zurückgegriffen werden musste (BIX 1837, HAUBNER 1845, S. 397, ANDERSON1863). Auch Eicheln, Kastanien und Bucheckern wurden mit wechselndem Erfolg alsNotfutter eingesetzt. Speziell den Kastanien wurde Ende des 19. Jahrhunderts einetherapeutische Wirkung bei chronischen Atemwegsinfektionen nachgesagt (CANTIGET1896). Auffallend ist, dass auch schon Ende des 19. Jahrhunderts bei der TruppeErgänzungsfuttermittel gesucht wurden wie Kantinenreste (LEMKE 1899) oder dass ab 1915der Panseninhalt, vermischt mit anderen Futtermitteln an Pferde verfüttert wurde (ANON.1915a).Im Deutschen Reich wurden von Seiten der Regierung schon vor 1900 Überlegungen undVersuche angestellt, mit welchen organischen Substanzen in Not- und Kriegszeiten Lücken inder Versorgung der Pferde ausgefüllt werden konnten. Das Kriegsministerium beauftragte1893 den Stabsveterinär STRAUBE, verschiedenste Futtermittel als möglicheHaferersatzmittel, die im Krieg vor Ort zu beschaffen wären, zu testen.Während des 1. Weltkrieges wurde der Einsatz solcher Futtermittel bitterer Ernst. Ab 1915/16wurden spezielle Untersuchungen angesetzt, ob auch noch extreme Substanzen wie z.B.Holzwolle, bzw. Sägespäne zu nutzen seien. Vielfach musste die Truppe pragmatisch zueigenen Lösungen greifen wie z.B. Schlachtabfällen (WESTMATTELMANN 1916).Von den diversen Notfuttermitteln ist heute kaum noch eines in Gebrauch. AufgeschlossenesStroh erlebte in den 60er und 70er Jahren nochmals eine Renaissance (MUNDT 1978) und istheute vielleicht noch in Entwicklungsländern oder bei Extensivrassen üblich.Die vielen Berichte über diverse Futtermittel haben auch heute noch Wert. Dadurch wurdenauch Risiken bei Aufnahme mancher Pflanzen deutlich, die heute noch beachtet werdenmüssen (z. B. die Giftigkeit von Bucheckern).

In der Pferdehaltung waren vielfach Mittel in Gebrauch, die durch spezielle Wirkungen beimPferd besondere Effekte auslösen sollten, z. B. das Arsen (KUERS 1839, S. 268).Auffällig bleibt, dass Ende des 19. Jahrhunderts anscheinend seriös auftretende FirmenProdukte (roborierende Futtermittel) auf den Markt brachten, die eine phänomenaleWirkung versprachen. Vom (in erster Linie Blut enthaltenden) Roborin heißt es in derHerstellerangabe, dass mit 50 g Roborin 1,5 kg Hafer ersetzt werden könnten. Berechnet aufdie Energiezufuhr war solch ein Effekt unmöglich, gleichwohl glaubten einigeVersuchsansteller, eine solche Wirkung nachgewiesen zu haben (FRICK 1901, KRÖNING1911). Hier müssen Wunderglaube oder Ignoranz geherrscht haben. Die Vorstellung einesbesonderen Effektes auf den Stoffwechsel (ACKERMANN und KRÜGER 1902) wird nichtnäher präzisiert. Gleichwohl gab es auch kritische Stimmen (SCHULZE BRESLAU 1902,JAMARTZ 1905).

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Die Herstellung von Futtermischungen (s.a. Kap. 7), die schließlich in der kommerziellenProduktion von Mischfuttern mündeten, hatte verschiedene Ausgangspunkte wie

- Verwertung und Überführung von Futtermitteln in eine akzeptable Form,- Verbilligung der Ration,- Leichtere Handhabung von Futtermitteln,- Verbesserung der Logistik.

Die älteste Form stellen offenbar Futterbrote dar, die meistens aus Roggen/Weizenmehlen –oft von minderer Qualität – oder auch Kartoffelschrot gebacken wurden. Ob solche Broteschon in bäuerlichen Betrieben hergestellt wurden, wie es noch bis Mitte des 20. Jahrhundertsin der arbeitsintensiven Zeit üblich war, ist unklar. Vermutlich hat aber die allgemeineKnappheit von Brotgetreide eine solche Herstellung nur selten erlaubt. Bei kommerziellerProduktion konnten dagegen auch havarierte Chargen, wie in frühen Jahren oft betont wurde(KUERS 1835), noch verwertet werden. In diesem Sinne erweiterte die Brotherstellung nochdie knappen Ressourcen. STEWART (1839, S. 272), ein englischer Autor, vertritt die These,dass Hafer auf dem europäischen Festland sehr teuer war und deshalb versucht wurde, andereFuttermittel durch den Prozess des Backens bekömmlicher und schmackhafter für die Pferdezu machen. Unsinnig erscheint dagegen die Fütterung von Brot anstelle von Heu, wie vonDAYLLY (MAGNE und FUCHS 1844, S. 469) berichtet wurde. Sowohl in derLandwirtschaft als auch bei den Droschkenpferden ist die Gabe von Futterbroten oder –zwiebäcken in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts üblich (POTT 1878). Ein Streitpunkt wardie Erhöhung des Nährwerts der verbackenen Futtermittel durch den Backprozess (ANON.1878 b). Aus heutiger Sich hat das Backen zweifellos den Vorteil, dass die Stärkeaufgeschlossen und besser verdaulich ist. Bei übermäßiger Aufnahme kann dies aberandererseits wieder die mikrobiellen Umsetzungen im Magen und Dünndarm fördern.Neben Futterbroten aus minderwertigen Futtermitteln, wie z.B. Holzbrot für Pferde (mit 50%Holzmehl, POTT 1889. S. 162), kamen aber auch Futterbrote in den Handel, die Futtermittelwie Fleischmehl enthielten, die in anderer Form von den Pferden nicht akzeptiert wurden(LAQUIERRE 1881; VOLLER 1901).Brote wurden besonders vom Militär und auch von gewerblichen Pferdehaltern in Städtengenutzt, um Kosten zu senken und die Fütterungstechnik zu vereinfachen. In einigen Fällenvon Missernten wird aber auch noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vonLandwirten diese Futterart für schwer arbeitende Pferde eingesetzt.Die Vor- und Nachteile der Brotfütterung wurden von den führenden Ernährungsfachleutenwie KUERS, HAUBNER, ZÜRN, DAMMANN, LUDEWIG durchaus zutreffend dargestellt.Insgesamt hat sich die Brotfütterung bei gewerblichen Unternehmungen und dem Militärnicht durchgesetzt. Neben hohen Aufwendungen bei Herstellung und Zuteilung waren dafürvermutlich auch Schwankungen in der Qualität verantwortlich.

Ein anderer Ausgangspunkt für die Herstellung von Futtermischungen war die schwerhandhabbare Melasse. Während anfangs nur ein geeigneter Träger – auch wenn er keinenFutterwert hatte wie der Torf - genutzt wurde, entwickelten sich durch Kombination mitenergiereichen, eiweißreichen oder auch mineralstoffreichen Futterkomponenten spezielleTypen, die schließlich unter Zurückdrängen der Melasse zu eindeutigen Mischfutternmutierten. Dazu gehörten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die melassehaltigen Mischfutter wieHaferwert (BEDDIES 1907), Höveler Reformhafer, Haferbrot, Vollfutter (KARIGER 1963,S. 51, 45) und Götafuttermittel (MACH 1911). Auch das 1940 im deutschen„Generalgouvernement“ hergestellte Pferdemischfutter enthielt noch Melasse. Sie wurden inerster Linie zum Verkauf auf dem zivilen Markt produziert.

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Für die Entwicklung von Futtermischungen gab das Militär entscheidende Impulse. Deshalbsoll diese Entwicklung näher beleuchtet werden.Hieß es noch im 18. Jahrhundert, der Krieg müsse sich aus dem Lande ernähren – auch wasdie Futtermittel für Pferde betraf, so gab es offenbar Anfang des 19. Jahrhunderts einUmdenken, vermutlich bedingt durch das Scheitern der französischen Armee 1812 inRussland. Es wurde wesentlich bestimmt durch die nicht verfügbaren Futtermittel für dieArmeepferde (KÖNIG 1896). Aus diesem Grund versuchte man 1815 offenbar eine Arteiserne Ration für Pferde, ähnlich wie für Soldaten, zu konzipieren. Über dieZusammensetzung des sog. russischen Zwiebacks ist leider nichts Näheres bekannt, doch ausder Bezeichnung Zwieback kann abgeleitet werden, dass dieses Produkt wasserarm undvermutlich sehr konzentriert war.Im Laufe des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts unternahm das Militär immer wiederVersuche zur Verbesserung und Vereinfachung der Fütterung im Hinblick auf dieKriegssituation. Dabei sind zwei Tendenzen zu erkennen:

- Herstellung eines konzentrierten Ergänzungsfuttermittels, das pro Gewicht undVolumen eine hohe Energiedichte aufwies,

- Produktion eines Alleinfutters mit Rauhfutteranteilen.In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden in Deutschland Versuche mit Erbsen- undRoggenkuchen und in Frankreich mit Broten aus Hafer-, Gersten- und Bohnenmehl (KUERS1835, S. 57-69) angestellt. 1858 brachte der Franzose NAUDIN einen Zwieback mit geheimerZusammensetzung auf den Markt (biscuit fourage), der als „eiserne Ration“ in Kriegszeitenleicht auf den Pferden mitgeführt werden konnte. Während und nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 wurden in der deutschen Armee verstärktFütterungsversuche mit verschiedenen Konserven durchgeführt (s. a. Tab. 5), die nebenHafer-, Erbsen-, Leinsamen- Weizen- und Roggenmehl z.T. auch schon Maismehl enthielten.In Tabelle 6 ist die Zusammensetzung der erfolgreichsten Futterkonserven angegeben. Ab1873 wurde auch Fleischmehl zur Erhöhung des Proteinanteils auf 20% in der Konserveverbacken. Parallel dazu wurde ein Fettgehalt von 10% angestrebt, um die Futterkonserve inihrer Zusammensetzung dem Hafer anzugleichen (KÖNIG 1896).1875/76 wurde in Deutschland nach positiven Berichten aus England ein Blutfutter (HeinsonHuch´sches Blutfutter, bestehend aus Blut vermischt mit Sägespänen, Kleie, Getreidemehl)getestet. Die Fütterungsversuche hatten aber nicht den gewünschten Erfolg. In Russlandwurde 1876 die versuchsweise Verwendung von Futterzwiebäcken, bestehend aus Hafer,Erbsen-, Gerste- und Leinsamenmehl, an Militärpferde eingeführt (ANON. 1878c).Ab 1880 wurden in Deutschland die Versuche mit den schon 1873 erprobten Futterkuchenwieder aufgenommen. 1884 wurden alle Pferde der Artillerie und Kavallerie drei Tage langim Anschluss an die Herbstübungen mit Futterkuchen verpflegt. Die schlechte Akzeptanz derFutterkuchen, ihre wechselnde und nicht kontrollierbare Zusammensetzung sowie dieTransportschwierigkeiten und sogar einige Erkrankungen nach Fütterung der Testrationführten 1885 zur Einstellung der Fütterungsversuche (KÖNIG 1896).1906 wurden von LUDEWIG (1906 b) im Auftrag des deutschen Kriegsministeriums kleinetrapezförmige Kuchen, sog. Roßpain getestet. Die versprochene Wirkung (1300 g dieserFutterkuchen sollten 6500 g Hafer ersetzen) blieb jedoch aus. In Russland dagegen wurdenMehlfladen aus Hafer-, Erbsen- und Leinsamenmehl getestet, die bei nur einem Viertel desVolumens von Hafer in der Lage sind, diesen kurzzeitig zu ersetzen (ROSENBERG 1907).Beim französischen Militär wurde nach AUREGGIO (1908) erfolgreich ein Nucleinmehl alsHaferersatzmittel gefüttert. Er erwähnt auch Heckel´sche Biscuits, die mittels der enthaltenengemahlenen Colanuss die Pferde vorrübergehend starke Strapazen besser ertragen lassensollen. Während des 1. Weltkriegs wurde in Deutschland das sog. einfache Pressfutterhergestellt, dass aber maximal die halbe Haferration ersetzen konnte. Der Einsatz diesesHaferersatzfuttermittel anstelle des auch schon entwickelten Alleinfuttermittels (Pressfutter)

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hing mit den begrenzten Transportmöglichkeiten zusammen. Rauhfutter sollte imOperationsgebiet gesucht werden. Nach ANON. (1929, S. 409-411) war die mangelndeRauhfuttergabe an die Militärpferde im 1. Weltkrieg mitverantwortlich für die hohen Verlustedurch Krankheiten.

Die Herstellung von Mischungen mit Rauhfutter (Alleinfutter), wie in Deutschland schonThorley´s Food und die darauf basierende Konserve 2 von 1871/73, wurde Anfang des 20.Jahrhunderts auch von Russland und Amerika angestrebt. In Deutschland wurde im 1.Weltkrieg das sog. Pressfutter (bestehend aus Quetschhafer, Strohkraftmehl ausaufgeschlossenem Stroh mit Melasse und Eiweißzusatz, sowie gehäckseltem Heu und Stroh)verwendet und im 2. Weltkrieg die Heeresfutterkonserve. Im 2. Weltkrieg setzten auch dieRussen erfolgreich ein Alleinfutter für Pferde ein, während die amerikanischen Pferdegemischte Pellets aus Rauh- bzw. Krippenfuttermitteln erhielten. Solche Mischungen warenartgerecht und fütterungstechnisch einfach, benötigten jedoch erheblichen Platz beimTransport und bei der Lagerung.

Im beginnenden 20. Jahrhundert wurden auch im zivilen Bereich Mischfutter eingesetzt,allerdings in geringem Umfang. Berechtigte Vorbehalte gegenüber der Qualität, aber auchhohe Preise retardierten die Entwicklung, später dann auch die beiden Weltkriege und dieschrumpfende Zahl städtischer Pferde, damals die Hauptabnehmer für kommerzielleMischfutter.

Die Entwicklung der Verwendung neuer Futtermittel ist in Tabelle 9 stark schematisiertzusammengestellt.

Tab. 9: Einführung von Krippenfuttermittel, zeitlicher Ablauf

vor 1800 konventionell Heu, Stroh, Laub, Hafer, Erbsen, Bohnen,Gerste, Möhren, Kleie, Roggen

1801-1850 zusätzlich Kartoffeln, Lupinen, Futterbrote, Zwieback,Topinambour, Futterrüben, Biertreber

1851-1875 „ Futtermittel tierischer Herkunft (Blut, Fleisch),Ölrückstände, Mischfutter

1876-1925 „ Maiskörner, Melasse, Melassemischfutter1901-1925 „ Futterzucker, Nass- oder Trockenschnitzel,

Zuckerschnitzel, Pressfutter, Notfuttermittel,Melassemischfutter

1926-1950 „ Ergänzungs- oder Alleinfutter

Die Einführung der verschiedenen Futtermittel lässt sich nicht punktuell festlegen. DieTabelle 9 soll nur die wesentlichen Entwicklungslinien aufzeigen. Zweifellos sind mancheFuttermittel schon vor dem in der Tabelle 9 genannten Termin eingesetzt worden. VieleNeuerungen wurden, wenigstens im Kleinen, schon vor ihrer Publikation praktiziert.Diese zeitliche Entwicklung lässt sich auch anhand der in den gängigen Büchern erwähntenund beschriebenen Futtermitteln nachweisen (Tab. 10).

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CLARK 1790 +++ - ++ - - - - +++ - - -WALDINGER 1808 +++ +++ +++ - - - - - -

PLANK 1828 ++ + + + + - + + - + ++ITHEN 1829 ++ + + + ++ - - ++ - - -

STEWART 1839 ++ - ++ +++ +++ + ++ ++ + - +++KUERS 1839 +++ ++ +++ +++ ++ - ++ +++ ++ - +++

MAGNE, FUCHS 1844 +++ + ++ ++ ++ - + ++HAUBNER 1845 +++ - ++ ++ ++ + + ++ + ++ ++

FALKE 1850 ++ + ++ ++ + ++ + ++ ++ ++ +KÖRBER 1858 +++ ++ ++ +++ ++ + + + - - -

KÜHNERT 1870 + + + ++ ++ + + ++ - - -ZÜRN 1875 +++ ++ ++ ++ + ++ ++ ++ ++ + ++

BORN, MÜLLER 1879 ++ ++ ++ ++ + - - ++ - - -HAUBNER 1881 +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ + ++ +++ZÜNDEL 1882 +++ ++ +++ +++ +++ ++ +++ +++ + ++ +++

DAMMANN 1886 +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++HAASE 1886 +++ +++ +++ +++ ++ - - - - - -

CHARDIN 1898 +++ +++ ++ - - - ++ ++ - - -GOLDBECK 1906 ++ ++ ++ ++ + +++ - ++ - +++ +++LUDEWIG 1906 +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ ++ ++ +++KLIMMER 1908 ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ + - -

ZSCHOKKE 1912 ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ - - -MANGOLD 1929/31 - - - +++ +++ +++ +++ +++ +++ - ++

SCHMIDT, PATOW, KLIESCH 1939 ++ ++ - +++ +++ +++ + ++ - - -ZORN, FREIDT 1944 ++ ++ ++ ++ ++ ++ + ++ - ++ -

8 Tab. 10: Umfang der thematischen Behandlung der einzelnen Haferersatzfuttermittel für Pferde in den einschlägigen BüchernZeichenerklärung: - nicht erwähnt + erwähnt, nicht bewertet ++ beschrieben +++ ausführlich beschrieben

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Ernährungsphysiologische Vorstellungen

Aus dem Umgang und Einsatz verschiedener Futtermittel gehen auch Vorstellungen hervor,die teils richtig waren (obwohl die biologischen Zusammenhänge nicht bekannt waren), teilsaber aus heutiger Sicht eher merkwürdig wirken.

So wird wiederholt die Meinung vertreten (STEWART, 1839, S. 250; HAUBNER, 1845, S.355-356; BOUSSINGAULT, 1851, S. 255-263), man könne durch Möhren, Rüben,Kartoffeln u.a. Rauhfutter einsparen. HAUBNER (1881, S. 322) erwähnt, dass Pferde stetseine ausreichende Darmfüllung haben sollten (s. S. 14-15). Heute ist bekannt, dass Rauhfutterprimär notwendig ist, um das Kaubedürfnis der Pferde zu stillen, was mit den genanntenFuttermitteln nicht gelingt. Aber mit diesen Futtermitteln, die überwiegend im Dickdarmverdaut werden, konnte eine vermutlich erwünschte Füllung des Bauchraumes erreichtwerden.

Für das nach verstärkter Fütterung mit Mais, Gerste oder rohen Kartoffeln stärkere Schwitzengab es damals noch keine Erklärung. Man erkannte jedoch, dass eine vermehrteWärmebildung vorlag, nur nicht die Lokalisation und Ursache. Die verschiedenenErklärungsversuche blieben unbefriedigend. Auch die Annahme von KÖNIG (1896, S. 245),der erhöhte Sauerstoffumsatz nach Maisfütterung (von ZUNTZ und HAGEMANN wurdendie Versuche 1898 beschrieben) führe zu einer vermehrten Wärmeproduktion ist falsch.Heute ist bekannt, dass die rohe Stärke von Mais, Gerste und Kartoffeln eine geringepräzäkale Verdaulichkeit aufweist. Um die genannten Futtermittel besser verträglich zumachen, wurden damals durchaus richtige Maßnahmen getroffen, wie z.B. schroten,einweichen oder selbst kochen. Dadurch wird erreicht, dass die Stärke aufgeschlossen und ingrößerem Umfang präzäkal verdaut wird (MEYER et al. 1995). Originell und durchauswirksam war auch der Gedanke von KLOEPFER-KETWIG (1894), solche Futtermittel nuroder vermehrt am Abend zu füttern, sodass am kommenden Morgen bei der Arbeit diepostprandiale Wärmebildung bereits abgeklungen ist.

Einen erheblichen Einfluß auf die Rationsgestaltung hatte noch bis Anfang des 20.Jahrhunderts die, auf LIEBIG´s Theorie basierende, irrige Vorstellung, dass bei der ArbeitEiweiß verbraucht wird (ALEXY 1998, S. 208-209) und deshalb bis in die 1920er Jahre dieRationen der Arbeitspferde bei eiweißarmen Grundfuttermitteln, wie etwa Kartoffeln miteiweißreichen Produkten ergänzen zu müssen (KELLNER 1909).Bei den Bemühungen der Militärs im 19. Jahrhundert, Futtermittel mit einer hohenEnergiekonzentration herzustellen, wurde der Nutzen fettreicher Rationen für eine hoheEnergiekonzentration nur z.T. erkannt (KÖNIG 1896). Die irrige Vorstellung, solchekonzentrierten Mischfuttermittel bei minimalem Volumen könnten die Pferde ausreichendernähren, rührte von dem Wunsch, eine „eiserne Ration“ auf dem Pferde mitführen zu könnenund gleichzeitig die Futterzeit auf wenige Minuten zu begrenzen (KÖNIG 1896).

Eine aus heutiger Sicht schwer verständliche Auffassung von dem Einfluss des Torfes in derRation ist die ihm zugesprochene diätetische Wirkung gegen die laxierende Eigenschaft derMelasse (s.a. Unterabschnitt 3.3.C.1 Torf als Melasseträger), obwohl 1902 die FranzosenGRANDEAU und ALEKAN den niedrigen Futterwert des Torfs, ja selbst seineverdaulichkeitssenkende Wirkung auf die gesamte Ration nachgewiesen hatten.

161

Neue tierärztliche Aufgaben und Probleme

Die Einführung neuer Futtermittel vor allem im städtischen Bereich führte zu Problemendurch Transport, Lagerung und mangelhafte Futterhygiene. Aus diesem Grund mussten dieTierärzte schon damals die Fütterung der Pferde im Auge behalten, um eine erhöhteKrankheitsanfälligkeit in den Beständen durch die Fütterung auszuschließen (HAUBNER1853, WÖRZ 1874, S. 30). STEWART (1839, S. 254-260) berichtet von Harnruhr, eineErkrankung, die mit massivem Harndrang nach der Verfütterung von verdorbenem und dannim Ofen getrocknetem Hafer auftrat und bei anhaltender Fütterung zu struppigem Haarkleidführt und Erkältungskrankheiten und Druseerkrankungen begünstigte. Auch der zu schroffeÜbergang von der alten zu einer neuen Fütterung führte regelmäßig zu Verdauungsstörungen(DEHNE 1915).

Die neu eingeführten Futtermittel haben auch die Veterinärmedizin vor neue Aufgabengestellt. Einige Erkrankungen traten mit dem Einsatz dieser Futtermittel neu oder verstärktauf. Dazu zählten: Durchfälle, Koliken, Schlundverstopfungen, Lumbago (Myoglobinurie)und manche Hauterkrankungen.

Durchfälle stellten sich z. T. nach übermäßiger Gabe von rohen Kartoffeln, Zucker oderMelasse ein. Diese Erkrankungen haben vermutlich eine unterschiedliche Pathogenese.Generell lernte man bei diesen feuchten Futtermitteln die Fütterungshygiene (zu langeLagerung von Resten, Säuberung der Krippen etc.) besser zu beachten. Doch bei hoherbakterieller Kontamination waren Verdauungsstörungen nicht überraschend. Bei derFütterung roher Kartoffeln, die mit schmerzhaften Durchfällen (LÜPKE 1843, S. 255-259)verbunden gewesen sein soll, hat zweifellos auch die geringe präzäkale Verdauung der Stärkemit Fehlgärungen im Dickdarm eine Rolle gespielt, evtl. auch Verunreinigungen wie Sandetc.Bei übermäßiger Fütterung von Saccharose (Melasse, Futterzucker) hat die geringe Aktivitätder Saccharase im Dünndarm des Pferdes (MEYER et al, 1995) den Übergang in denDickdarm und Dysbiosen gefördert. Die frühe Hypothese, dass die hohen Gehalte an Salzen(besonders Kalium, DAMMANN 1886 S. 553) bei Melassedurchfällen ursächlich beteiligtseien konnte bereits 1905 von FISH und SEAMAN durch K- Bilanzuntersuchenausgeschlossen werden.

Koliken waren eine ständige Bedrohung für Pferde, wie aus älteren Büchern hervorgeht(TENNEKER 1797, S. 56; AMMON 1837 S. 472). Man versuchte sie, trotz Unkenntnis derUrsachen, möglichst zu vermeiden, insbesondere durch eine artgerechte Fütterungstechnik,wie bereits aus den Ausführungen von COLER (1593) hervorgeht. Mit dem Einsatz vonHaferersatzfuttermitteln (wie Mais, Roggen, Erbsen und Bohnen) soll die Kolikfrequenz inder deutschen Armee zugenommen haben, wie im statistischen Veterinär-Sanitätsbericht überdie preußische Armee für das Jahr 1894 betont wird (KOENIG, 1896, S. 262-263). DieFütterung mit Melasse sollte u. a. auch die Kolikfrequenz senken. Wenn dies aucherfolgreich gewesen sein soll, so bleiben statistisch auswertbare Angaben aus, obwohl dieThese überzeugt.Eine Erklärung für die widersprüchlichen Angaben über die Verträglichkeit stärkereicherProdukte (Mais, Gerste, Kartoffeln), die von störungsfrei bis zu Tympanien mit Magen- undDarmzerreißung reichen, ist schwierig. Neben der Futtermenge pro Mahlzeit, der Art undMenge des Begleitfutters (Heu, Stroh) wird vor allem die hygienische Qualität zu diesenunterschiedlichen Erfahrungen beigetragen haben, wie von WODARG (1894, s. S. 54)bestätigt wird. Dabei können gutgemeinte Behandlungen der Futtermittel wie Kochen, Brühenoder Quellen, das Risiko für solche Fehlentwicklungen erhöht haben.

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Mit der Fütterung von Trockenschnitzeln trat eine Störung auf, die in älteren klinischenWerken noch nicht aufgeführt wird (GIBSON 1780, ROHLWES 1805, HERTWIG 1851).GÜNTHER (1859, S. 279) beschreibt eine Schlundentzündung mit den Symptomen einerSchlundverstopfung, ohne eine ätiologische Ursache dafür anzugeben.Von HUTYRA und MAREK (1922, S. 51) wird das Risiko der Schnitzelfütterung besondershervorgehoben. WÖRZ (1874, S. 85) berichtet von Schlundverstopfungen, die nach demVerfüttern von ganzen rohen Kartoffeln in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts in einerCavallerie-Eskadron auftraten. Auch bei dem im 1. Weltkrieg auf deutscher Seiteverwendeten Preßfutter (ANON. 1929, S. 409-411) sowie bei Fütterung mitZuckerrübenschnitzel (ANON. 1929, S. 417) kam es zu Schlundverstopfungen der Pferde imFelde.

KELLNER (1908) erwähnt eine, in der allgemeinen veterinärmedizinischen Literatur sonstnicht behandelte, durch Rübenschnitzelfütterung ausgelöste „Schnitzelkrankheit“ mitleichten bis schweren Verdauungsstörungen, die vermutlich durch Verderbnis der nassenRübenschnitzel verursacht wurde, da sie bei getrockneten Rübenschnitzeln nicht auftrat (s. S.80).

Schon KUERS (1835, S. 55) beobachtete Blutharnen nach der Verfütterung von Gerste,konnte aber keinen ursächlichen Zusammenhang erstellen. Das Auftreten von Lumbago(schwarze Harnwinde, Myoglobinurie) nach verstärkter Zuckerfütterung (BERGEMANN1915; BAUZ 1916; SALLINGER 1916), schon 1881 von HAUBNER (S. 456-458) beiMelassefütterung beschrieben, förderte entsprechende Untersuchungen. SUSTMANN´sBeoachtungen (1915) wurden später von HERTHA (1921) weiter zu einer plausiblenHypothese entwickelt.

DEHNE (1915) fiel das gehäufte Auftreten von Dämpfigkeit bei Pferden nach dem Ersatz desHafers durch Zucker (aufgrund der Haferrationierung) auf. Schon vorhandene geringgradigeDämpfigkeit verschlimmerte sich und bisher gesunde Pferde zeigten plötzlich Anzeichen vonDämpfigkeit. Dabei handelte es sich meistens um das chronische, echte Lungenemphysem.DEHNE beobachtete in einigen Fällen auch eine deutliche Herzschwäche mit pochendem,vermehrtem Herzschlag. Die Ursache könnte seiner Meinung nach in dem hohen Kaligehaltdes Zucker liegen. Aus heutiger Sicht ist diese Beobachtung nicht nachzuvollziehen.

Hautausschläge nach Fütterung roher Kartoffeln (GROS-CLAUDE 1858) lenkten auch aufdie Wirkung von Solanin.

Beobachtungen über die Begünstigung der Rotz-Infektion nach Brotfütterung (HUZARD1849) oder andere Infektionen waren vermutlich nicht realistisch.

Förderung und Unterstützung von Versuchen

Abschließend bleibt zu fragen, wer die verschiedenen Versuche insbesondere finanziellunterstützt hat. Darüber werden wenig Angaben gemacht.Im landwirtschaftlichen Bereich haben häufig Gutsbesitzer Versuche auf ihren Betriebenmachen lassen, die vermutlich von keiner anderen Stelle bezuschusst wurden. Hier hatoffenbar die Privatinitiative dominiert, wie allgemein bei der Agrarforschung im 19.Jahrhundert. Bei größeren Versuchsvorhaben, wie z.B. KELLNERs koordinierten Versuchensind vermutlich landwirtschaftliche Gesellschaften die Auftraggeber gewesen.

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Andererseits haben auch die Besitzer größerer Pferdebestände, wie etwa dieOmnibusgesellschaften, in eigener Regie Versuche veranlasst. Die „Compagnie Générale desVoitures in Paris“ beispielsweise besaß ca. 13 000 Pferde und einen Versuchsstall mitEinrichtungen für die genaue Aufsammlung von Kot und Harn der Versuchstiere(GRANDEAU und ALEKAN 1902).

Der wichtigste Motor für die Prüfung und Entwicklung neuer Fütterungssysteme war im 19.Jahrhundert zweifellos das Militär. Es konnte in eigenen Einheiten ohne zusätzliche Mitteleinfache Fütterungsversuche durchführen. Außerdem wurden Forschungsstätten auch von derLandesregierung gefördert. ELLENBERGERs Institut in Dresden wurde zusätzlich auch nochvom Militär unterstützt, genau so wie ZUNTZ´ Arbeiten in Berlin (KLINGEBERG-KRAUS2003, S. 214). Auch ELLENBERGER´s Untersuchungen über den Zuckerstoffwechselwährend des 1. Weltkrieges, von den Militärbehörden angeregt, wurden vermutlich von derMilitärverwaltung gefördert.

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Zusammenfassung

U. Bernemann: Krippenfuttermittel für Pferde, Entwicklungen vom Beginn des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts (Mitteleuropa und Nordamerika).

In der vorliegenden Dissertation wurden die Veröffentlichungen in der einschlägigen Literatur(Zeitschriften, Bücher) über Krippenfuttermittel, die ab 1800 zusätzlich zu denkonventionellen Produkten (Hafer, Kleie, Leguminosen) in der Pferdefütterung verwendetwurden, analysiert.Der Einsatz neuer Futtermittel wurde ermöglicht durch veränderte Anbaumethoden in derLandwirtschaft (Übergang von der Dreifelderwirtschaft zur ertragreicherenFruchtfolgewirtschaft mit Kartoffel-Rübenanbau), aber auch durch neue Technologien bei derVerarbeitung verschiedener Rohstoffe und den anfallenden Nebenprodukten. Andererseitsbestand vor allem in den nichtlandwirtschaftlichen Betrieben und im militärischen Bereich, indenen mehr als ein Drittel aller Pferde gehalten wurde, das Interesse an einer kostengünstigenFütterung und der Sicherung einer ausreichenden Versorgung und vereinfachten Logistik.Zu den neuen Futtermitteln zählen Rüben, Möhren, Kartoffeln, Futtermittel tierischerHerkunft (Fleischmehl und Blut), später auch Mais, Rückstände aus der Brauerei, Brennereiund Ölproduktion und insbesondere aus der Zuckerrübenverarbeitung (Melasse, Schnitzel).

Bei der Auswertung mussten überwiegend nicht objektivierbare Erfahrungsberichte, oft mitBeobachtungen bei wenigen Pferden, berücksichtigt werden. Dabei wurden z.T. kontroverseErfahrungen über Akzeptanz oder Verträglichkeit der Futtermittel deutlich. Aus der großenZahl der Beobachtungen, in einigen Fällen auch mit großen Tierzahlen und exaktenVersuchsbedingungen, schälen sich jedoch einige sichere Erkenntnisse, die auch durch neuerewissenschaftliche Daten gestützt werden.Die zeitliche Einführung der genannten Futtermittel ergibt sich aus Tabelle 9 sowie aus derBehandlung dieser Futtermittel in den einschlägigen Büchern zur Pferdefütterung (Tab. 10).Aus den diversen Angaben können für einige Einzelfuttermittel Empfehlungen für denquantitativen Einsatz bei mittelschweren Pferden abgeleitet werden:

∅-Tagesmenge(kg)

Max. Tagesmenge(kg)

Austauschwert gegen1 kg Hafer (kg)

Möhren 15 40 1,75Kartoffeln , roh 9,3 18,75 2,5 „ , gekocht 14,6 39 3,3 „ , getrocknet 2,9 9,75 1,1Mais 3,6 8,5 1Melasse 1,2 3,3 1,6Schnitzel 5,2 6,3 1Zucker 1,7 4,3 1,5Treber / Pülpe 3,1 10 1

Die Verträglichkeit dieser Futtermittel in den angegebenen Mengen hing jedoch von derMahlzeitengröße, der Zubereitung (quetschen, mahlen, brühen, quellen, kochen, schnitzeln)sowie von der Kombination mit anderen Futtermitteln ab. Bei den meisten stärkereichenneuen Futtermittel, insbesondere Mais und Kartoffeln fiel bei verstärktem Einsatz einevermehrte Wärmeproduktion und Schweißbildung auf. Wenn auch die Ursache (erhöhtemikrobielle Verdauung im Dickdarm) damals nicht bekannt war, wurden z. T. doch sinnvolleMaßnahmen getroffen, um dieser Erscheinung entgegen zu wirken, wie geringerer Einsatz im

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Sommer als im Winter, Fütterung nur zur Abendmahlzeit, Zubereitung der Futtermittel oderVerteilung auf mehrere Mahlzeiten.

Der Wunsch nach leicht handhabbaren, konzentrierten Futtermitteln vom Militär aber auchvon städtischen Pferdehaltern führte zur Entwicklung von Futtermischungen und schließlichzu Mischfuttern.Schon vor 1800 wurden erste Futtermischungen im Form von Brot, Kuchen, Biskuit oderZwieback hergestellt zur Geschmacksverbesserung des Futters, zur Verbesserung derVerträglichkeit, zur Nutzung von verdorbenen und/oder nicht schmackhaften Futtermittel(hierzu zählen auch die vielfach eingesetzten tierischen Produkte, wie Fleisch- und Blutmehl)und zur Vereinfachung des Transports. Aus diesem Ansatz entwickelten sich ab etwa 1865/70die ersten kommerziellen Mischfutter. Die Entwicklung wurde durch die Einführung derMelassen als Futtermittel (um 1890) verstärkt.Ab 1870 wurde beim deutschen Militär versucht, Alleinfutter für Pferde zu entwickeln, wasauch bis zum 1. Weltkrieg eingeschränkt (Pressfutter) und im 2. Weltkrieg uneingeschränkt(Heeresfutterkonserve) gelang. Auch Russland stand im 2. Weltkrieg ein gebackenesAlleinfutter für die Pferde zur Verfügung. Die USA formten während des 2. WeltkriegesPellets aus Rauh-, sowie Krippenfutter und mischten sie zu einem Alleinfuttermittel.

Zeitgleich mit den neuen Futtermitteln traten verschiedene Erkrankungen auf, die z. T.relativ einfach auf die veränderte Fütterung zurückzuführen (Schlundverstopfung nachSchnitzelfütterung, Verschlag nach starker Zuckerfütterung) z. T. aber in ihrerpathogenetischen Entwicklung (Tympanien, Koliken) nicht leicht zu erkennen waren. Sieerweiterten in jedem Fall aber das tierärztliche Wissen und Handeln.Die zahlreichen Beobachtungen bei der Fütterung diverser Futtermittel einschließlich vonNot- und Ersatzfuttermitteln bei Kriegen und Missernten aus der Zeit von 1800 bis 1950geben auch heute noch viele Anregungen für Wissenschaft und Praxis.

Summary

U. Bernemann: Krippenfuttermittel für Pferde, Entwicklungen vom Beginn des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts (Mitteleuropa und Nordamerika).

This dissertation is based on publications of relevant literature (i.e. magazines, books) on theuse of trough feed from 1800 until 1950. The aim of this thesis is to trace back the motivationand the final success of the various feeding examples and trial feeding, which could only beevaluated empirically.

The analysis of the relevant literature reveals, that the so-called “new” trough feed in thekeeping of horses got into use from 1800 onwards and was used in addition and /or as asubstitute to oat, bran or pulses, which were the exclusive feedstuff until then. This “new”trough food consisted of turnip, carrots, potatoes and food of animal origin (meat and bloodmeal). Later on maize, the remains of brewery and distillery, oil processing and especially ofsugar beet processing (molasses and sugar beet pulp) were also used.

The change in the horse diet was triggered off by the modified methods in agriculture(transition from three-field-system to rotation of crops), and by the new technologies in the

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processing of different raw materials. The most reports based on empirical experiences, oftenwith only a few horses. The results were sometimes very different according to the acceptingand digestibility. The great number of recognizes showed sometimes knowledge, which isnow based on scientific investigations.Table 9 shows the chronological introduction of the feedstuffs mentioned. Table 10 shows theextent of investigation on that matter in the relevant books.The experiences on the ideal diet have partly been collected on a large number of horses andcan be summed up for single feestuffs as follows:

∅-daily intake(kg)

max. daily intake (kg)

amount in exchangefor 1 kg oat grain (kg)

Carrots 15 40 1,75Potatoes, raw 9,3 18,75 2,5 „ , cooked 14,6 39 3,3 „ , dried 2,9 9,75 1,1Maize 3,6 8,5 1Molasses 1,2 3,3 1,6sugarbeet pulp 5,2 6,3 1Sugar 1,7 4,3 1,5brewers´grains/pulp 3,1 10 1

Well before 1800 mixtures of food consisting of bread, cakes, biscuit or rusk were producedfor a whole range of advantages: The food taste and the digestibility were improved, the badand /or inedible food (as for example animal products like meat and blood meal, which wereoften fed) were made use of and the transportation was facilitated.Out of this approach the first commercial food came up from 1865/70 onwards. Thisdevelopment was enhanced by the introduction of molasses as animal food around 1890.From 1870 onwards the German military forces have experimented on a complete diet forhorses. This was partly successful until the first world war (Pressfutter) and finally in thesecond world war resulted successfully in a mixed meal (Heeresfutterkonserve). The Russiantroops also disposed of a baked complete diet for horses at the same time. The USA formedpellets out of rough food as well as out of trough food and then mixed the two components toa complete diet during WWII.

The essential motives for the use of the various feedstuffs mentioned was to reduce the costsof feeding, especially in non-agricultural enterprises. In the military sector it was also meantto assure a sufficient troop supply and to facilitate the logistic.

Alongside the introduction of “new“ feedstuffs for horses new diseases appeared. On onehand these diseases can easily be traced back to the new feeding diets (like oesophagealobstruction after feeding sugar beet pulp or equine paralytic myohaemoglobinaemia aftergiving a great amount of sugar), but on the other hand the explanation pertaining to thepathogenesis of colics or tympanie was difficult. To reveal the connection between the newfeedstuffs and the new diseases was the reason for many veterinary investigators to examinethe different feedings, regarding the fact that the most efficient prevention of colic’s now andthen is a diet which comes up to the animal’s requirements according to hygiene andnutrition.The numerous recognitions on the feeding of various feedstuffs, inclusive those, which werefed in times of war or bad harvest from 1800 to 1950, still stimulate the knowledge in scienceand practice.

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5.Literatur

Anonyme Schriften

ANON. (1784): Betrachtungen über eine neue Erfindung eines gesunden und zuträglichenFutters für Pferde.Mag. Vieharzneykunst, 7, 41-57

ANON. (1807): Ueber das Futtern der Zug- und Reitpferde.J. populaire Thierarzneikd., 1, Heft 1, 32-38

ANON. (1820): On the culture of carrotsThe philosophical magazin, 56, 416-427

ANON. (1827): BucheckernölkuchengiftArchiv Stallmeister, 5, 471-476

ANON. (1830): Kartoffelfütterung an Pferde.Ztg. Pferdeliebhaber, 5, 357-358

ANON. (1831 a): Ein Wort eines teutschen Thierarztes über die Expedition der Franzosengegen Algier.Teutsche Z. für die ges. Thierheilkd. 2, 125-127

ANON. (1831 b): Fleischfressende Pferde.Teutsche Z. für die ges. Thierheilkd, 2, 120-121

ANON. (1841): Ueber die Fütterung der Pferde mit gekochtem Roggen statt Haber.(Aus dem „Cultivateur“), Rep. der Thierheilk. 2, 36-38

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Danksagung

Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Herrn Univ.-Prof. em. Dr. Dr. h.c. HelmutMeyer für die freundliche Überlassung des interessanten Themas und insbesondere für diestets hilfreiche Unterstützung bei der Durchführung und der gedanklichen Weiterentwicklungder Arbeit, für die praktischen Hinweise und die kritischen Diskussionen, sowie für dieangenehme Zusammenarbeit und seine väterlichen Anregungen.

Darüber hinaus bedanke ich mich bei meinem Schwiegervater Theo Bernemann für seineBereitschaft, genügend Wasser zu trinken, um den für ihn trockenen Stoff nachSchreibfehlern abzusuchen und bei Dieter Funke und Jochen Schwering für die geleisteteHilfe in der Not, wenn der Computer mal wieder nicht so wollte, wie ich.

Nicht zu vergessen sind mein Mann und das Team der Praxis Kathmann, Fenger, Wigger,Mordhorst, die meine Abwesenheit immer wieder kurz- und langfristig überbrücken mussten.Danke für das Verständnis.

Zudem bedanke ich mich bei den Mitarbeitern der Bibliothek der Tierärztlichen HochschuleHannover für ihre engagierte und freundliche Unterstützung bei der Literaturrecherche.