Kritische Zeitbilder

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I I Erstes bis drittes Tausend , j 1 921 I SCHUSTER & LOEFFLER IN BERLIN

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Paul Bekker

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I I ErstesbisdrittesTausend , j 1921 I SCHUSTER&LOEFFLERINBERLIN AlleRechtevorbehalten , 2noo.BerlinerBuch- undKunstdruckerei ,O.nJ.0.H.,BerlinW35- Zoss en . LudwigRottenberg, demMusikerundKnstler freundschaftlichzugeeignet , , I N HALT VorwortalsSelbstanzeige....... ........... KritikundPersnlichkeit.................. Erscheinungen Seite 9 17 Wagner...........................28 Parslfal......................,44 Bayreuth.......................56 Liszt...........................65 Verdi........................... Strau AriadneaufNaxos................... Josephslegende....... . . .............. EineAlpensinfonie................... Di eFrauohneSchatten............. Rcgcr........................... DeblJssy................................. ()lI celnl...................................... Scltnbcrg......................................... Zeitgeschichte 78 91 98 106 118 135 142 148 161 KunstundKriegI...................177 KunstundKriegIl....................185 KnstleralsPolitiker...................198 DergeistigeArbeiter....................206 DieKunstgehtnachBrot...............212 Gefahren........................218 Theaterverfassung.....................221 Theaterkrise........................234 sthetik "Wohintreibenwir?".................. VommusikalischenDrama............... Futuristengefahr?..................... Pfitzners"Palestrina".. ................ 247 260 265 270 .283 292 DiedramatischeIdeeinMozartsTexten....... MusikalischeNeuzeit................... ErfinderundGestalter.................'........300 ImpotenzoderPotenz?..................310 Die"RckkehrzurNatur"................327 I " , ;. " , " " , .. I VORWORTALSSELBSTANZEIGE DieseAufsatzsammlung isteinekleineAusles'edessen, was ichimLaufevon nunmehr zehnJahren frdie"frank-furterZeitung"geschriebenhabe.frherenAufforde-rungenzur Herausgabe glaubteichnichtfolgenzudrfen. Ichmeinte,diefrdieTageszeitungbestimmtenArbeiten httenmitdereinmaligenVerffentlichungihrenDaseins-zweckerfllt.IndessenhatdieErfahrunggezeigt,da verschiedenedieserAufstzeweitergewirkthaben,als ichvermutete.Dashittemichfreudigberhrt,wenn nichteinigeunangenehmeBegl'eiterscheinungenzuver-zeichnengewesenw,ren.ImLaufenamentlichder letztenJahrehabeichmehrfachdieBeobachtungge-macht,daeinzelneStze,zuweilenauchnurhalbeStze odergarlediglichStichworteausmeinenAbhandlungen zitiert,kommentiertundpolemischzurechtgestutztver-wendetwurdell.ZuweHennichtimmergeschahes insolcherform,daichselbstmichzerknirschtfragte, wieicheigentlichaufsolcheTorheitengelwm'mensein mochte.WennichdannfreilichindenOriginalennach-sah,stelltesichmehralseinmalheraus,da.das,angeb-licheZitatentwederinfolgevonHerauslsung:ausdem ZusammenhangdenvonmirgemeintenSinnnurunvoll-kommenwiedergab,oderdaesunrichtigundmi- verstandenwar,oderdaichjustdasGegenteilvon demgesagthatte,wasalsmeineuerungangegeben wurde.SolcheNachprfungwarjedemDritten.unmg-lieh,denndieZeitungsexemplaresindvergriffenoder schwerzugnglich.Ichglaube,umnureinBeispielan-zufhren,davonallen,diesichausf.hrlichberPfitz-ners"NeuesthetikdermusikalischenImpotenz"ver-nehmenlieen,kaumeinermeinendarinvielfacherwhn-ten,1918erschienenenAufsatz"ErfinderundGestalter" gelesenhat.DamitwillichgegenPfitznernichtdenVor- 9 I i i I I ! I I I I I I I I i I wurfsinl1widrigenZiti erenserheben.Esergibtsichaber ausdelllCharakt ersolcherAbhandlungen,dajeder,der bersiestreit enwill,siezummindestenersteinmalge-lesellhabenmu,lindzwarganz,nichtnurwenige, willkrlichherausgeri sseneStze.Andernfallshtteich mi chselbstmitderNi ederschrifteinzelnerAphorismen begngt. Di'cjetzigeVerffentlichungerscheintmiralsozu-n chstalsdllrchvicll'achei\ nknpfungenveranlateMa-tcrial sil lllll1ll1l1gg-erechtferti gt oder dochentschuldbar.Da-Illitwillichni chtetwaderMeinungAusdruckgeben,als erwart eichVOllnunannurwahrheitsgeme,sinnge-treueBezugnahmen.Daswreangesichtsdesgegen-w,rtigenNiveausvonAuseinandersetzungenbergeistige Dingeeinegarzuweltfremde"idealeforderung".Es gibtheutinDeutschlandimmernureineWahrheit:di e derPartei.DieParteiiststetszugleichpolitisch,rassen-llligundknstl erischbestimmt,di efeinheitderPole-111ikberuhtdarin,diesedreiDingewirkungsvollinein-anderspielenZIIlassen.Wosienichtzueinanderpassen, dawerdensiepassendgemacht.SohatPfitznermir neuerdingsdicLeitungder" int ernat ional-jdi schenBe-wegunginderKunst"bertragen.Grundstze,Trge r, Ziele,GesamtplanwieEinzelheitendieserBewegung, i'lberhauptihrDaseinistmirzwarunbekannt.Bekannt istmirnur,daichzueinerZeitwerbendfrPfitzner eingetretenbin,wovieleseinerjetztlautestenfreunde kaumseinenNamenkannten. *)Bekanntistmireben-falls,daichseitmeinerehernahmedesReferenten-amtesder"frankfurterZeitung"bemhtwar,mitallen - -----*)MitdieserFeststellungwillichni chtetwadieVerdienste andererltererschmlern,di e,wiePaulMarsopoderRudolfLouis, schonvormirnachdrcklichaufPfitznerverwiesenhaben.Solche Absichtliegtmirumsoferner,alsichdenvorbehaltlosenEnthusiasmus geradevonLouisniemalsgeteilthabe. 10 I , I \ > \ verfgbarenMitt elnPfit znersWirkeninStraburgzu sttzen.IchbetrachtedaskeineswegsalsVerdi enst ,le-di gli chalsErfllungein erPflicht,undfr euemi chum sol11 ehrsi egetanzuhaben,alsdi eMusik-Patri oten unsererTageda malsnochkeineZeitdafrhatten.Er-whnenmuichesnur,weilichve rmute,daPfitzners Wissenummein eLeitungderinte rn ational-j di schenBe-wegungwahrscheinli chaufjeneZeitzur ckgeht.An-dernfall sw reesni chtzuerkl ren,wiesoMeinungs-vers chi edenh eitenberknstl eri scheWertbegriffeBe-rechti gungZUIllAufpeitschen politi schrassellmii i gerHa-instinkt egeben. Wi edemauchseiderTatbestandstehtfest,ich habedieKonsequenzeninformal1deutscherPbel eien zutragenundbemhemi ch,esmitgeziemenderf assung zutun.Di eseFassunggibtmirVertrauenundHoff-nung,dainDeutschl andnochMenschenvorhandensin d, di edenWunsch hegen nachsachli cher Auseinandersetzung mitall erl eini chtdurchPart eijusti zlsbarenProbl emen, di esichberhauptfr euen,Probl emezuschen,unddi e wissen,daderSt reitumel enecht enRingnuraufein e ein zigeArtentschi edenwerdenkann,nmli chdur chdas Bemh cn,di eTll gcnddesRingeszuerweisen.Ansolche Leserwendetsichdi esesBuch.IhnensollesGelegen-heitgeben, selbstzuurt eil en.Ni cht I.ImSonneundRegen zuve rt eil en,RechtundUnr echtabzumessen.Da rauf kommtesfrmi chni chtan,denndi eGegenstzesind imGrundereinbekenntnismiger,ni chtwgbarerArt. Esgiltnur,di eseekenntni sseansich,ruhi g,vorurt eil s-fr ei,inursprngli cherGestaltzusehenunddi eWege zubeobacht en,aufdenensiegefundenwurden.Das bri geistinhheremSinnegleichgltig. Umsolchenberbli ckzuermgli chen,glaubteichdi e Auswahlmgli chstmannigfaltig,dochunt erWahrung eini gerbergeordn eterGc.,; ichtspunkt etreff enzusoll en. 11 Essind drei Gruppenaufgestellt.Dieerstebringt Charak-teristikenvonPersnlichkeitenundWerken,diezweite zeitgeschichtlicheBetrachtungen,diedritte,sthetische Auseinandersetzungen.Zusammengefatumschlieensie dasgesamteGebiet,dasdemKritikerderTageszeitung zurVerfgungsteht.Voneigentlichen"Kritiken"im gangbarenSinnehabeichnurdievierStrau-Besprechun-genalsWertungenderPersnlichkeit,die"Palestrina"-KritikalsnotwendigesGliedderdrittenHauptgruppe aufgenommen.IndieseristderzeitlichenFolgenach allesvereinigt,waszursthetikder"Impotenz"gehrt, smtliche"Verwesungssymptome"findensichhierwohl-geordnetbeieinander.DarumdurfteauchdieAnhvort anPfitznernichtfehlen,w.hrendichvonderAufnahme andererPolemikenabgesehenhabe.Beidiesenhtteder LeserdieGegenstimmevermit,beiPfitznerhatersie leichtzurHand,undichglaubedurchdieZusammen-fassungallerhierhergehrendenuerungennurdieer-, forderlicheMaterialergnzungnachzuliefern.Dabeihabe ich,abgesehenvoneinigengeringfgigennderungenrein redaktionellerArt,wederZustzegemachtnochAuslas-sungenvorgenommen,obwohlichmirderetwasunvor-sichtigenberpointierungeinigerStzebewut bin.Aber ichdenke,dergutwilligaufmerksameLeserwirdeinege-legentlichdrastischeAusdruckszuspitzungnichtbuch-staben-,sondernsinngemauffassen.Demandern,der nurnachWendungensucht,woerpolemischeinhaken kann,willichdieEntdeckerfreudeberirgendeine"Un-geheuerlichkeit"nichtverderben. DieAufstzedererstenundzweitenGruppe 111 dieseklingenKriegundRevolutionvernehmlichhinein-sinduntereinandernichtsoengverbundenwiedieder dritten.DasInteressedesTageskritikerswirdinstoff-licherBeziehungzueinemgroenTeilvonuerenMo-mentenbestimmt.Auffhrungen,Gedenkfeiern,Todes-12 I , flle,Zeitereignisse\'erschiedensterArt,literarischeNeu-erscheinungenzwingenihnzurMeinungsuerungund Stellungnahme,verhltnismigwenigBewegungsfreiheit bleibtihmdanebennochfrjournalistischeArbeitenaus eigenemImpuls.Darausergibt sichunvermeidlichuere BuntscheckigkeitderThemensteIlung,diedersystemati-schenfolgeeinervonvornhereinalsBuchgedachten Arbeitentbehrt.DazukommennochWidersprcheim einzelnen,diesichausUnterschiedenderEntst ehungs-zeitenergeben.InnerhalbdesDezenniums,dasunge-fhrvom30.biszum40.Jahrefhrt,wandelnsich mancheAnsichten,verschiebensichdiePerspektiven. ManwirdalsoetwaindemGedenkaufsatzberWag-nermanchesfinden,wasscheinbarzuspterenue-rungennichtpat,manwirdauchindenlangsam,aber stetignachdernegativenSeitecreszendierendenStrau-KritikeneinenauffallendenGegensatzbem erkenzuder Strau-Charakteristik,wieich'sieinder 1909erschienenen Schrift"DasMusikdramaderGegenwart"(Verlag StreckerundSchrder,Stuttgart)formulierthabe.fr denLeser,dernichtvomBuchstaben,sondernvomMen-schenausliest,sinddiesnurSchein widersprche.Sie ergebensichentweder,wiegegenberWagner,ausder EntwicklungdesBetrachters,oder,gegenberStrau, ausderWandlungsowohldesKritikersalsdesKriti-sierten..WersichdieMhemacht,genauzuzusehen, wirdauerdem finden,dadieentscheidendenGrundlagen derUrteilsbildungauchimmateri ellenSinnestetsdie gleichensindundnurdiekritischenf olgerungensich spterhinschrferindividualisierthaben.Ichwilldaher diesenPunkt gar nicht soausfhrlichbehandeln,esknnte denAnscheinerwecken,alswolleichmichentschuldigen, whrendichimGegenteildaraufhinweisenmchte,da ichmir dieser 'DingeinvollerUnbefangenheit bewut bin, siefrrichtig,jafrnotwendighalte.Notwendigwe-13 - -nigstensfrdenKritiker,dernichtRezensiollsautomat ist,vielmehrinnerlicherlebender,vonseinenErlebnissen getriebener,anihnenwachsenderMensch. Aberwieschweristes,dieVoraussetzungenfrdie natrlicheEntgegennahmedesMenschlichenzufinden, frdeninnerlichfreien,absichtslosenGedankenaustausch, frdasruhigeStrebennachErkenntnis.DerRezensions-unfug,dergegenw,rtigdenHauptteilderkritischenAr-beitbildet,hatnichtnurdieKritikaufeinarmseliges, unfruchtbaresN ebellgebietabgedrngt.Erhatauch KnstlerundLeserzueinergrundstzlichfalschenArt derEntgegennahmederKritikveranlat.Eswirdnicht. gefragt,obeinebegeistertzustimmendeBesprechung albern,eineablehnendetreffendist.Di eStimmenwerden einfachnachjaundneingezhlt,manknntemeinen, dieKnstlerseien GroBindushielleunddie Kritikbestimme denKurszettel,nachdessenAngabendanndasPublikum seineAnkufevornimmt.Dieser beschmendeTatbestand istnichtnurfolgederstarkgeschftlichenInteressen-richtungdermeistenKnstler,erergibtsichau cl! notwendigausderGestaltungunseresZeitungsvvesens. In'widerspruchsloserAnpassungandieGeschftsidecil desAgententumshatesjenenTypderMusikkritikher-vorgebracht,dereigentlichnuralseineaufsthetische GebietebertrageneBrsennotizbezeichnetwerdenkann. Demnachisteskeineswegsverwunderlich,daderKnst-lerimKritikernichtmehrdengeistigenMitarbeitersieht, der,gleichvielbzustimmendoderablehnend,gemein-sammitihmnachErkenntnisstrebt.DieKritikistnur nochMittelimKampfumdieMacht,dieMachtist MitteldeswirtschaftlichenErfolges.DerjasagendeKri-tikeristfreund,derneinsagendeistfeind.Erkenntnis-strebeIlisttrichtePhantasterei.Siehatkeinemoralische Daseinsberechtigung,undwosiesichGeltungzuschaffen sucht,istmanberechtigt,sienuralsuerstraffiniertes, 14 daherbesondersverwerflichesVerkleidung-smanveran-zusehen.Dasalleserscheintdurchausverstndigund richtigimSinnederLogikdesWirtschaftslebens.Sthade nur,dawederKunstnochKritikindieserSphrewahr-haftesHeimatrechthaben,clasie,wennsiesichtrotz-demdauerndinihrbewegen,beidedaranverarmenund verkmmernmssen. NungibteseineReiheehrlichgesinnterKritiker,die einersolchenAuffassungdesGegenseitigkeitsverhltnisses zwarnicht zustimmen,dagegenmeinen,der Kritikermsse sichalsuntergeordneteBegabungbegngen,Interpretdes Knstlerszusein.Dieserseiderwahrhaftproduktive, hellseherischeGesetzgeber,derKritikerseivonBeruf ausGefolgsmann,woeropponiere,berhebeersichund bedellteeineschdigendeHemmung.Einesehrgutge-meinte,abergefhrlichzweischneidigeKritikermoral.Ich erkennedenFhrerberufdesschpferischenGenies,die OffenbarungskraftderproduktivenTatehrerbietigan derAufsatz"Wohintreibenwir?"gibtdarberdeutliche Auskunft.Aberichverhehlemirnicht,daeineme-chanischeAnwendungdieserAuffassungzuhchstbe-denklichenKonsequenzenfhrenwrde,nmlichzurvor-behaltlosenAnbetungdesErfolges,zurVersklavungdes Geistes.Ichbingernbereit,dieBegrenztheitderEr-kenntniskraft,dieUnmittelbarkeitdesGenieszuzugeben. WelchesaberistdasGenie,woranerkenneiches?Am ErfolgoderamMierfolg,amlautenSchreienoderam stillenWirken?JedesZeichenkannzutreffen,jedeskann indieIrrefhren.Eskannauchsein,daeineZeit nurBegabungenephemererArthervorbringi,diesichalle zuGenieserklrenundsichdabeigegenseitiginAcht undBanntun.Wobleibtdaderglaubensbedrftige, interpretationswilligeKritiker?ErwirdParteifexoder erhngtsichauf. EsmudochnochMastbeandererArtgeben, 15 selbsteigeneWertederKritik,diesieberechtigen,unab-hngigvonStrmungenundErscheinungenderZeitzu urteil'en.WmeundKraftzurErkenntnissindgeistige M,chte,diesichselbstihreWegebahnen.Wennsie starkundreinsind,knnensieaufdiesenWegenzu gleichen,zuhnlichen,aberauchzuentgegengesetzt en ErgebnissengelangenwiederKnstler,ohnedamansie darumschmlenoderderberheblichkeitbeschuldigen darf.Auchinihnenlebteinschpferisc'herFunke.Er kom'mtstetsvomGeistundistnichtandieMaterie gebunden. Hofheimi.T.,imAugust1921. PaulBekker. 16 .. KRITIKUNDPERSONLICHKEIT (1919) ritik?Sieistentweder vlligverdammenswert, oder -frmildere Temperamentenotwendigesbel.Auf jedenFalleinverchtlichesHandwerk,undeinunntzes dazu.Grndefrsolche Geringschtzung?Manverweist darauf,dadieMehrzahlkritischerStimmensichfastallen . bedeutsamenNeuerscheinungengegenberanfangsmeist ablehnendverhaltenhabe.OdermanholtBesprechungen zweiernamhafterKritikerberdasgleicheWerk,deli gleichenKnstler,diegleicheVeranstaltungherbeiund zeigttriumphierendaufdieeinanderinwichtigsten PunkienwidersprechendenUrteilehin.KannderUn-wertjeglicherKritikberzeugendernachgewiesenwerden, zumalwenndannvielleichteindritterSachverstndiger hinzukommtundfeststellt,dabeideeinanderaufheben-denU lieile"falsch"sind? Merkwrdig,dahufiggrundgesscheiteMenschenin dieserArtargumentieren.DerGedankengangluftge-whnlichso:derKritikeristSachverstndiger.DieKritik isteinGutachtell .DasOhjektistgegebenundfralle dasGleiche.WennmehrereSachverstlluigeberdas gleiche ObjekteinGutachtenaussprechen,somssendi ese gutachtli chenAussprcheinallenentscheidendenPunkten bereinstimmen.Wosiesichnichtvlligdecken,liegen FehlerhaftigkeitenderBeobachtungoderdesRck-sch1.ussesvor,diezuverbessernsind.DasidealeErgebnis wiireabsolutebereinstimmungallerMeinungen.Zeigen si chabereinschneidendeWidersprche,sosinddieGut-achterkeilleSachverstndigenundihreAussprche wertlos. AndieserFolgerungistein esrichtig:daderKritiker nicht Sachverstndiger imSinnedesGerichtschemikersist, richtigergesagt:nichtseinsoll.DerSachverstndigehat Be Ii:ker,KritischeZeitbilder ' ) -17 denobjektivenBefundfestzustellen,seinpersnliches Denkenundf hlenscheidetfrdasErgebnisselbstaus, istnurMitt elzumZweck:DerKritikerdagegensolldi e WirkungdesObjektesaufseinePersnli chkeitfeststell en. frihnistseineSachkenntnis,di edenetwaigenBefund ermitt elnhilft,nurMittel,sichselbstundanderengegen-berdieseWirkungaufdi ePersnlichkeitzuerklren-soweitsieerklrbarist.SeinAusspruchistdaherkein Gutachten.DasGutachtlichedaranhatlIurMat erial-wert,erhlterstdurchdiepersnlicheArtderVerwen-dungpraktischeBedeutungundDaseinsberechti gung.Es kanndaherkeines wegsalswnschenswertg elt en,dadi e Kritikenber einstimmen.SolchesErgebnisw revi elmehr bedauerlich,eswrdeSterilittderDenk- undEmpfin-dungsart,VersagenderLebenundBewegungschaffenden PersnlichkeitswerteinderKritikbedeut en.Eswrde eineArtgeistigerVerdauungsstrung,eineschwereHem-munginderVerarbeitungundWeiterl eitunggeisti ge r Wert ezurf olgehaben.Eswrdevorall emdi eKritik wirklichzudemmachen,wassiefrdendenkfa ul enTeil desLeserpublikumsimmerist:dieunantas tbareAussage darber"wieeswa r".InWahrheitaberstehenber jederKritikull sichtbardi eWort e"wieichessehe".An derWiedergabedesEindrucks,anderfhigkeit,inan-dereneinBilddesinnerenGeschehens"des T emperaments-erlebnisseszu""eckenzeigtsichDarstellungs kunstund Phantasiebega bungdesKritikers.AnderArtaber,di esen Eindruckberhauptbegriffli chzufassen,auseinerunwg-barenGefhlserregungzumbewuten,inWort enund BilderndarstellbarenGeschehni szumachen,zeigtsich seinkritischesTalent. Dasein enmli chistalsGrunderkenntnisfestzu-stellen:KritikistkeineSachedesVerstandes,desWissens. Sieistnichterl ernbarunddaruminall emzuti efstWesen-haft enlogis chni chtzugreifen.SieisteinGeschenkvon 18 ob en,wieeineschneStimme,wieeinbesondereszur KUll sttreibendesfhlen:eineBegabung,di ederMensch ent wederhatoderni chthatundzwa reinederselten-s t en.Gewiistsiedi sziplini crbarundesg ibtPunkte, berdi eMeinungsvcrschi edenheitenni chtzulssigs ind. Aberdi e Grenzenhi erfrsin dsehr eng gezogen,viel enger alsmangemeinhinannimmt.ObderGeige reinenTon, einePassagereinoderunr cinges pi elthat,da rfni cht zweifelhaftscin.Hi ermudi eBeobachtull gall ergleich laut en,sonstistderVerdachtbe rechti g t,daderkriti sche HrerselbstkeinUnterscheidungsvermgenfrIntonati on hat.Abe rberdieseundhnli chedergewhnli chsten cmpirischenf eststell ungenhinausgibteskeineallgemein verbindlichen" Tatsachen" .Schonindi eBeantwortung derf rageetwa,obeineMelodi estilgerechtvorgetragen, obeinCharakt errichtigerfatsei,spi elendi eindi-vidu elJ enAnschauungenundTemperamentederf rage-stenerentscheidendhinein.DieRegriffeberdasWesen einesSti lesoderein esTypussindni e festzul egcn,wechseln entsprechendPersnli chkeitcnundZcitcn... hnli chis tes mitdcrStellung nahmezufas tvon derAllgemeinheitabhebt,umsobedenklichererscheint es,sieinstilistischenuerlichkeitennachzuahmen.An-dererseitsistderDrangzumUnrealen,dieAbwendung vonderWirklichkeit,vonderrundenNacktheitderGe-172 , ". . - , - ... -.. ,. .- . -"', fhlsdarstellungauchinderMusiksostark,dadiebis indieletzteKonsequenzirrationaleMusikauffassung Schnbergsrtselvolllockendwirkenmu.DieZeitder bersteigerungder Mittelistvorbei,dieFreude amTech-nischenltnach,weildieGrenzendesBisherigener-kanntunderforschtsind.'DieKunstselbstaberistein Unbegrenztes,undwenndieZeitgekommenist,ffnen sichimmerwiederneue,seitherunbekannteGebiete.Die dorthinv'orangehen,schreitenzunchsteinsam,undwas siefinden,magniChtimmerdasEndgltigesein.Der' zweifelsfreieWertihresSchaffensruhtindemEthosdes Suchens,dasschpferischesAhnenist,inderunablssig treibendenErkenntnisderNotwendigkeitinnererEr-neuerung.EinsolcherSucherausdemZwangetiefsten MssensistSchnberg.InihmistderDmonder .Pro-phetennatur.ObauchderGeniusderErfllung,entzieht siChheutenochunseremBlickundUrteil.. -173 -, -- " 'H .. ~ , " " , , , -' " , - ~.. , , ," ,, ., .. , ." .' ,.. .. , , .- .,< , "', t:.-- . ... ~1i " ~ : - , . : ~ . , -..-, , , .. , .. ," , " . .. . 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(1913) alevys"Jdin"isteinsderbestenErbstckeaus "demZeitalterder"proenOper",einer gattung,berdiewirdurch Wagners Erziehung zur Tages- . ordn.ungbergegangensind.ImmerhinistesvonWert 'frdenKunstkenner(abernurfr.diesen!)vonZeitzu Zeitdie Wirkung dieserKunstvonehemalsaufdendurch einefeinentwickeltesthetikgebildetenGeschmackzu erproben..." IchzitieredieseStzeauseinerB.erlinerKritik bereineNeueinstudierungder"Jdin".Nicht,um gegendiefrohgemuteLeichtherzigkeitzuprote-stieren,mitdergleicheineganzeKunstgattungin. diehistorischeRumpelkammerbefrdertwird.Ich brauchedagegennichtzupol'emisieren,dennsolche Aburteilungistnichtsanderesalseinepraktischunwirk-sameRhetorenphrase.InderKunstbestimmtnichtder StammbaumunddieSippschaft,sondernderindividuelle WerteinesWerkesseineLebensfhigkeit.Wasmiran derBerliner . Kritjkbemerkenswertscheint,istdasber-zeugte Selbstbewutsein,mitdemder Verfasser vonWag-nersErziehungundvonunserem',"durcheinefeinent-wickeltesthetik gebildetenGeschmack"spricht.Esmu einerhebendesGefhfsein,sichsoalsKunstrichtervon hchsterKulturdesUrteilszuerkennen,michpacktder Neidangesichtsdies.ernichtvomleisestenZweifel nagten,ruhevollenSicherheit.DasganzeElendder eigenenNichtigkeitwirdmirklar,wennichmirsage,da ich,soweitdieGrenzenmeinerErkenntnisreichen,die Dingeganzanderssehe,alsjenerKollege.Ichhtte nichtvoneinerKunstgattunggesprochen,berdiewir durchWagnersErziehungzurTagesordnungbergegan-gensind,sondernvoneiqer,frderenrechteBewertung 247 '. , - , . unsWagnerknstlichdenBlickgetrbthat,undden "durcheinefeinentwickeltesthetikgebildetenGe-schmack"htteichnichtuns,sonderngeradejenenzu-gestanden,dienun werden,ihnnichtbesessen zuhaben. IndessenvielleichtgeheichinderZerknirschung ber mein Fehlurteil zuweit.Ich sehe michum' und frage: wosinddenndieProdukteunsererErziehungdurch Wagner,welches.sinddieDokumenteunserersohoch-gebildetensthetik?Habenwirberhaupteinesthetik der Musik ?Worauf baut sie sichauf,mitwelchen Grund-erkenntnissenrstetsieunsaus?Wennwirsovortreff-licherzogen,soauerordentlichentwickeltsind,somu esdochwohlzummindesteneineneinzigenelementaren Grundsatz der sthetik geben,ber dessenRichtigkeit sich wennauchnichtdieGesamtheit,sodocheineMehrzahl 'VonbedeutendenMusikerneinigist.Gib'tesihn?Ein Umblickberdasheutigemusikalischknstlerische TreibenzeigteineauerordentlichlebhafteBettigung derproduzierendenundderreproduzierendenKrfte, diesichuns'ineinerFllevonmarkantenPhy-siognomien.offenbaren,zeigtaucheineimmernoch wachsendeTeilnahmedesPublikumsanallenErschei-nungenundVorgngendesmus,ikalischenLebens,zeigt aberzugleichinderArtderKunstbetrachtung,inder AuffassungderwesentlichenEigentmlichkeitender MusikundinderBewertungihresgegenwrtigenEnt-w1cklungsstandessolcheZersplitterungdesUrteils,solche HilflosigkeitdenzeitgeschichtlichenEreignissengegen-ber,daman,willmandenTatbestandobjektivfest-stellen,jedenBildungsdnkelbeiseitelassenmuund unsernsthetischenZustandnuralsAnarchiebezeichnen kann. IneinersolchenZeitderVerfassungslosigkeitfehltes naturgemnichtanBupredigern,dieeinenbevorstehen-248 , , , denWeltuntergangverkndigenunddiearme,' preisge-gebeneMenschheitzurschleunigenUm- oodEinkehrer-mahnen.Erst vor kurzemsind fas,t gleichzeitig drei Bcher erschienen,derenVerfassereinMenetekelandieWand zeichnen.ZweiderAutoren,AugustWewelerinseiner Streitschrift "AveMusika!" und Walter Niemanninseiner Zeitgeschichte "Die Musikseit Richard Wagner" schlieen ihre Betrachtungen mit der bangen Schicksalsfrage "Wohin treibenwirli?. Diesefrageistbezeichnend.Wersie stellt,zeigt,daerselbstdesfestenHalts' derGegenwart gegenberentbehrt,daersichebenalseinvonfremder Macht"Getriebener"fhlt.TatschlichsehenWeweler undNiemannsehrtrostlosderZukunftentgegenund wassiebieten,sindnurRettungsmittelfrdeneinzelnen, nicht frdasGanze.WewelerempfiehltdasStudiumder KlassikerinKlavierauszgenundNiemannerwartetHilfe. vonderiHausmusikunddenWandervgel'n.Dasist nichtsehrverheiungsvollundesgibtvielleichtmanchen, dereinersolchenZukunftdenWeltunterganginallen SndenmiteinerfrischfrhlichenHllenfahrtamSchlu vorzieht.Khner trittAugustHalmmit seinemBuchber "Zwei Kulturender Musik"auf.HalmisteinePropheten-natur,eininsMusiksthetischebersetzterIbsen.Er hofft 'aufdas"dritteReich",dasdieVereinigungderbeiden alten,seinerMeinungnachabgewirtschaftetenKulturen zu.einerneuenbringensoll.AlsihrVerkndergiltihm AntonBrckner. Einstweilenkommtesmirvor,alsoballedreiUn-glcksprophetenmitihrenKassandrarufenerheblichber-treiben.Undzwarhauptschlich,weilsieeinefalsche Diagnose stellen.SiesehendieUrsache allenbelsinder irregeleitetenzeitgenssischenProduktion,diesievom Standpunktihrersthetikausablehnen,whrendesmir vorkommt,aI'shabeebendiesesthetikdiefhlungmit demmodernenSchaffenverloren.Hier stoenwirschon , 249 , , , , , , , , " aufeine,odereigentlich'auf,die,grundlegendeFrage derKunstbetrachtung :istdiesthetikeineapriorivor-handene, also unvernderliche Gesetzessammlung,der jede knstlerischeLebensers.cheinunguntersteht!oderist einausdemGeschaffenendurchabstrahierendeErkennt- niskraftabgeleitetes,alsojenachderVorlagevernder-lichesSchemazurspekulativenKlarlegungundDurch-dringunggegebenerWerte?IchneigederzweitenAn-scbauungzu,weilichinsthetischenGesetzennurdie undallgemeingefaBteFormulierungeiner SummevonErfahrungensehe,mitderEinschrnkung allerdings,daBwirbeiderWahlderzurGesetzbiIdung herangezogenenErfahrungeneinedurchdieEigenartun-serergeis'tigenKonstitutionbedingteAuslesetreffen.Da dieseKonstitutionwiederumnichtlaunenhafterAusdruck einesEinzelwiIlens,sondernErgebnisal1dervielfachen MischungenvonRasse,Erziehung,CharakterundTtig-keitist,ausdenensichdieIndividualitt" formt,soergibt sichauchdasPrinzipderAuslesewiederalsFolgeeines teilsererbten,teilsselbsterworbenenErlahrungskom-plexes.Jereichhaltigerdieser,umso' durchdringender dasErkenntnisvermgen,undjebewuBterdasErkenntnis-vermgen,umsosichererkannesAbstufungeninnerhalb dergefundenensthetischenWertebezeichnen. Wieaber bildensichErfahrungenanderMusik? ZunchstdurchvielesHren,durchdasmandasOhr technischbildet,eszumglichstgenauerundsorgsamer AufnahmedesKlangbildeserziehtundsodiephysiolo-gischenVoraussetzungenfrdieempfangsbereiteEnt-gegennahmedermusikalischenErscheinungschafft.Je feinerderAufnahmeapparat,umsoklarerwerdendie Eindrckehaften,umsosichererwirdmanauchVer-glekheanstellenknnen.Hrenalleintutsfreilichnicht. ZurrechtenErkenntnisdesmusikalischenIdeenablaufsist VerstndnisfrdieorganischeStruktur,frdieformalen 250 ,' , Lebens- undEntwicklungsgesetzedesKunstwerkser-forderlich,beider Musikfastnochmehralsbeianderen Knsten,weilsieunmittelbarkeinenAngriffspunktfr denIntellektbietet.Somudiesersichdurchdieana- lytischeBetrachtungdesformalorganischenElementes einenWegzurbegrifflichenVerdeutlichungdesKunst-werksbahnen.AberauchdieserWegfhrt,ebensowie dieTechnikdesHrens,gnstigenfallsnurandieuere ErscheinungdesWerkesheran,nichthineininseinen Wesenskern.Umdiesenzuerfassen,istesntig,Klar-heitberdasWesenunddieinhaltlicheBedeutung. derMusikberhauptzugewinnen.. Erstdannist dersichereSttzpunktgefundenfrdiesthetischeEr-kenntnisundBewertungderformalorganischenundder , physiologischenErscheinungsformdeseinzelnenKunst-werks. EinesolcheInhaltsbestimmungderMusikmchte Weweler inder Schrift "Ave Musika" geben.Nur bedient ersichdabeiunzulnglicherMittelundverflltdadurch indilettantischeKlugmeierei,dieumsounerfreulicher wirkt,alsWewelereinenrechthochgemutenpolemischen Tonanschlgt.SeinDilettantismusberuhtinersterLinie aufunzulnglicherGeschichtskenntnisunddokumentiert sichhandgreiflichanderBehauptung,dadieMusiksich "erst seitetwaanderthalbJahrhunderten"(daswrealso inder Zeit nachdemTodeBachsundHndels)"zuvoller Hhe und Selbstndigkeit aufzuschwingenbegann".Diese uerungzeugt voneinersolchenUnwissenheit undVer-stndnislosigkeitgegenberdengroen.undBewegungenderMusikgeschichte,dasicheineDis-kussionbersthetischeFragenmitWewelereigentlich vonvornhereinerbrigt.Eskannangesichtsseiner,Un-terschtzungder Zeit vordemAuftretender WienerKlas-sikerauchnichtwundernehmen,daerfrdiemodeme KunstkeinVerstndnisauFzubringenvermag,sondernsie 251 - , inBauschundBogenalskrassesteEntartungund"Un-musik"verdammt.BezeichnendfrseineEinstellungzu demGrundproblem .derMusiksthetik :der stimmungderMusik,istnebenseinerschiefengeschicht-lichenBetrachtungsweiseseineberschtzungderreinen Instrumentalmusik,dieangeblichnurdensogenannten "reinenMusiksinnalsAufnahmemediumvoraussetztund inAnspruch,nimmt".DaWewelerzudieserWert-definitiongelangt,istleichtbegreiflich,danachseiner, imbrigenrechtwiderspruchsvollundlckenhaftbegriin-detenMeinungwederGedanken,nochBegriffe,auch einmalGefhleoderAffekte,alsoeigentlichber-haupt gar nichtsinderMusikzumAusdruckkommt,son-demeinzigeinvonWeweJereigenszudiesemZwecker-fundenersechsterSinn,ebendermysterise"Musiksinn" sichinderMusikselbstzurDarstellungbringt unddaran seinbesonderesVergngenfindet.EsliegtaufderHand, dademVerfechtereinersolchenTheoriedieExistenz derdramatischen,programmatischenundVokalmusikun-bequemseinmu,weilina11diesenKunstartendieorga-nischeVerbindung der MusikmitdemAffekt,Gefhloder Gedankensozusagenmathematischnachweisbarist.Der sthetikernimmtdaherseineZufluchtzurreinenInstru-mentalmusik,weilerdortseinen"sechsten"Sinnun-gestrttummelndarf,ohnesichumdiebrigenfnf ernstlichbekmmernzumssen.Ervergitaber,da dieseInstrumentalmusik,sohochmansiealsknstle-rischeErscheinungbewertenmag,ihrerWesensartnach nichtsanderesist,alseinedurchkunstvolleAbstraktion gewonneneSpezralisierungderzuuersterVerfeinerung: gesteigertenmusikalischenAusdrucksmodalitten.Jede RegungderInstrumentalmusikgehtletztenEndeswenn nichtaufdasWortselbstsodochaufdeninihmeinge-schlossenenAffektzurck,sodaalsodieInstrumental-musikzwareineverfeinerte,aberzugleich,schroffausge-252 , , , drckt,einedurchVerlassendesnatrlichenNhrbodens derGefahreinerEntartung . ausgesetzteKunstgattungist. DieserGefahreinerberspanQtmgdesspekulativenPrin-zipsderInstrumentalmusiksindihreVertretersichauch stetsbewutgewesen.. EinBlickberdiewechselnden PhasenderMusikgeschichtezeigt,wiedie , Instrumental-musiksowohlvoneinzelnenKomponistenalsauchvon ganzenEpochenim'mernurbiszueinergewissenSelb-stndigkeitentwickeltwird,umdannstetswiederAn-schluandenMutterbodenseiesdes.Wortesoderdes Affekteszusuchen.DieInstrumentalmusikansichkann also,alsimGrundeunselbstndigeAbartdesmusika-lischen nuruntervergleichender BezugnahmeaufihreAusdrucksquellenalsBasisfrdie Aufstellungsthetischerfundamentalerkenntnisseber dasWesenderMusikgenommenwerden.Werdies vergit,muzusolchenErgebnissengelangen,wieWe-weler,Ergebnissen,diewertlossind,weilsieVerstndnis wederfrdieVergangenheitnochfrdieGegenwart bringen,vielmehrnurVerwirrungstiften. ErheblichmehrDiskussionsstoffalsWeweler,dessen einzigerVorzugindersubjektivenRedlichkeitseiner tem-peramentvollformgewandtenSchreibweiseliegt,bietet AugustHalmmitseinerBetrachtungber"ZweiKul turender Musik".Halmist ohne Zweifeleinerder grund-liehstarbeitendenundernsthaftestenKpfe,diewirin derheutigenMusikliteraturkennen,einedurchauskern-haftePersnlichkeitvonscharfemDenkvermgenund, sichererDarstellungskraft.Ichm'chtediegeistigenund knstlerischpdagogischenQualittendiesesMannesum sonachdrcklicherhervorheben,alseinnichtunbetrcht-licherTeilseinesBucheseinerPolemikgegenmichge-widmetistundichHalmzudenAngreifernzhle,vor denenmanauchalsGegnersalutiert.Die"zweiKul-turen/l,vondenenHalmspricht,sindnachseinerTheorie 269 , , dieKulturdesmusikalischenThemas,durchdiedieIn-dividualittdereinielnenmusikalischenErscheinungzu hchster . Reife' gebrachtwird,whrendsichdieGesamt-formnuralsErgebnisderEntwicklungdeseinzelnen Themasdarstellt.DieseKultur findetHalmbeiBachvoll-endetausgeprgt,dessenFugenthemendas"idealgestal-teteIndividuumft reprsentieren,whrendseinerMusik imganzender"gro,eStaatsgedankefehlt,der,einmal erschienen,unserDenkennichtmehrfreigibt".AlsAus-druckeinessolchen"Staatsgedankens"erscheintihmdie SonatenforminderdurchBeethovenfestgelegtenGestalt. Nur vermit Halm hier wieder dieindividuelle Selbstndig-keitdeseinzelnenThemas,dasseineBedeutungnichtaus sichheraus,sondernnurdurchseineStellunginnerhalb desGesamtorganismuserhlt,alleinbetrachtetdagegen gleichgltigoderunbedeutendist.Die"dritteKultur" istdieSynthesederbeiden,alsodasidealgestalteteEin-zelwesen innerhalb der idealenGemeinschaft.Halm findet diesedritteKulturinBrucknersSinfonien,namentlichin der neUnten,die "das Ideal der Formmitdem des Individu-ellensoherrlichvereinigtwienirgendssonst:dererste Satz seiner neunten Sinfonieist mirdiebesteMusik,dieje geschaffenwordenist".. MitdiesemSchlubekenntnisgibtHalmdieauf-hellendeErklrungfrseineganzeArtderKunstbetrach-tung.HalmistderbedingungslosfanatischeApostel AntonBruckners.Diesthetik,dieerverkndet,istdie sthetikdesBrucknerschenSchaffens,siespiegeltdie GrediesesKnstlers,zugleichaberalleseinesubJek-tivenBedingtheitenundBeschrnkungenwieder.Sie knntetrotzdemzubedeutendenErkenntnissenfhren, wennHalmnichtdenFehlerbeginge,auseinersub-jektivenKunsteineallgemeingltigesthetikableiten zuwollen,ohnedieseKunstvorherder'subjektiven BesonderheitenzuentkleidenundsieaufdasTypische 264 , , ,' ., , zurckzufhren.Dadurchbegibtersichdemvonihmals hchsteNormgenommenen " Knstlergegenberjeder Kritikundbtgleichzeitigallen'anderengegenberuno gerechtenZwang,indemerauchsiemitdemdurcheine einzelne.IndividualittgegebenenMastabmit.Seine sthetikistdaher keinemethodischgeordneteErkenntnis-lehre,sonderneinreinschematischkonstruiertesDogma, unddarum'vertrgtsiekeinepraktischproduktiveAn-wendung.Was.Halm,vonseinerTheorieausgehend, berBachund ,Beethovensagt,istgewigeistvollund originellgedacht,'aberauseinersoeinseitigspekulativen. Anschauungherausgewonnen"damanseineAusfh-rungenbestenfallsalspolemischanregende ,nicht etwaalswirklichaufschlugebendeDurchleuchtungen derKunstundderPersnlichkeitendieserMnnerein-schtzenkann.DieUnterscheidungenzwischendem idealenthematischenEinzelwesenbeiBachundide-alenStaatswesenderformbeiBeethovensind gewaltsam konstruierte,inletzterLinienurdieAuenflchedes KunstwerksbezeichnendeKlassifikationenhchstwill-krlicherArt,diedaunddortzutreffenmgen,inmin-destensebensovielFllenabergar' nichtanwendbarsind. Esistberhaupteineprimitiveundnaivberhebliche Oeschichtsanschauung,dieunsmitderAufstellungder dreiEntwicklungspostenBach,,Beethoven,Brucknerdie Ideeeinesrealen,Fortschrittssuggerierenwill.,Diese dreiKnstlerwennmandendrittenberhauptalsden beidenanderngleichwertiggeltenlassenwillsinddrei Welten.MankannwohlihreUnterscheidungsmerkmale feststellenundsodurchcharakterisierende,nicht wertendeVergleichezueinerklrendenAnschauung derEigentmlichkeitendesEinzelnenkommen.Aberdie Lehrevoneinemstufen weisenAnstiegzurVervollkomm-nunganihnenpraktischdemonstrierenwollen,heitsie zugewissenIlaenpolitischenZweckenmibrauchenund , ,, 255' , , , fhrtzurAufstellungeiner Tendenz-sthetik,dieeineEnt-' stellungfreierknstlerischerWertebedeutet. DiesesTendenzisederHalmsehenGedankengnge zwingtihnauchzurscharfenAblehnungmeinerBeet-hoven-Interpretation.Esisteigentlichselbstverstndlich, daderMann,frdendieintellektloseMusikBruckners diehchste,Kunstoffenbarungbedeutet,andereralles anderemit,auchversuchenmu,beianderenunzweifel-haft groenErscheinungen,wiebeiBeethoven,denAnteil desknstlerischenIntellektesaufeinMindestmaeinzu-schrnkenoderganzzuleugnen.Die"poetischeIdee", dieBrucknerzwarnichtfehlt,wohiaberbeiihmsichnur inminder entwickelter FOlm findet,steht daher sehr gering inHalmsSchtzung.ErverwirftsieimPrinzipundstellt meinerAffektanalysederd-moll-SonateQP.31seinemu-sikalischtechnischeAnalysegegenber.Nunisteslehr-reich ' zubeobachten,daauchHalmnichtumhinkann, sich,sobaldereinmusikalischtechnischesGeschehen aufseineBedeutunghincharakterisierenwiJll,gleichfalls derAffektbezeichnungzubedienen.Nurda,erdabei, umdenGegensatzhervorzuheben,jedenbildlichenVer-gleich(und einzig umVergleichehandeltessichinmeiner Darstellung)vermeidetundsichmglichst abstrahierender Ausdrcke bedient.ImbrigenverkenntHalmvonseinem dogmatischenStandpunktausdenGrundzugmeinerBe-trachtungsart,diekeineswegs,wieeresdarzustellen sucht,einepoetisierendeUmschreibung,sonderneineins sinnlichFabarebersetzteAffektcharakteristikerstrebt. DaaberdieseAffektcharakteristikinWahrheitdas nchstliegendeMittelist,bereinKunstwerk,soweitdas berhauptmglichist,zuerkenntnismigerKlarheitzu gelangendasallerdingsistmeineberzeugung,mit derichmichaufdenBodeneinerreinempirischen Musiksthetikstelle.FreilichwirdmanbeiderAffekt-, erforschungnichtstehenbleibendrfen,sondernvonihr 256 auszurErfassungdergeistigenBewegungskrfteder Einzelerscheinungunddaraufweiterbauendzurkri-tischenCharakterdarstellung,ganzer 'Geschichtsepochen gelangenmssen.EinensolchenVersuchkritischerGe-schichtsschreibunghat,WalterNiemanninseinemBuch berdie"MusikseitRichardWagner"unternommen.Es isteinewederzeitlichnochinhaltlichscharfabgegrenzte undgegliederteGeschichtsperiode,dieNiemannausder PerspektivedesHistorikersbehandelt,unddarummages recht schwierig gewesen sein,sie bersichtlich zugliedern. NiemannistbeiderLsungdieserAufgabenichtimmer derGefahrentronnen,Knstlererscheinungen,dieihrem individuellenCharakternacherkanntseinwollen,der BuchdispositionzuliebeinirgendeineRubrikhineinzu-zwngen.Aber imallgemeinendarfmanseinedreistufige Einteilung:RomantikundKlassizismus,Neuromantik, Modernegeltenlassen.Mandarfauchweitersagen,da NiemannseinVorhabenda,woerwirklichkritischeGe-schichtsschreibungbietet,alsonamentlichimersten,die NachromantikunddenKlassizismusbehandelndenTeil, mitsachlicheindringendemVerstndnisundfeinemBlick frdasgeschichtlichWesentlicheausfhrt.Dabeikommt ihmseineschmiegsamelastischeundanschaulichklare Ausdrucksweisesehr zustatten,sodamanseineArbeit, uhter Ausmerzung einiger sprachlicher Flchtigkeiten,dem InhaltwiederFormnachalsdurchauserfreulichesund respektablesliterarischesDokumentansehendarf.Be-denkenerregenerstdiespterenKapitelberdieNeu-romantikundberdieModerne.Nichtweilmansich hierund. dazumWiderspruchgegeneinUrteilveranlat fhlt.AnsichisteinsolcherWiderspruchdiebestepro-duktiveWirkung,dieeinBuchauszubenvermag,das nichtmathematischerhrtbareLehren,sondernlebendig erfaBteAnschauungenbermittelnsoll.Essindaber letztenEndesnichtsosehrdieUrteilealsdiePrinzipien n e l< l< er,KrltiuheZeltbUder17 257 - .- derUrteilsbildung,diemirindenderGegenwartgewid-metenKapitelndesNiemannsehenBuchesanfechtbarer-scheinen,weilinihnenderruhigeBlickdesHistorikers ' durchsubjektiveNeigungenundwillkrlicheTempera-mentswallungenbeirrt und seinerdurchdringenden Schrfe ' beraubtwird.NiemannparadiertmiteinigenStecken-pferden,wieetwamitdemParallelismusderErschei-nungenaufdenverschiedenenGebietenderKunstinner-halbeinerZeit.Erspinntaberdieansichzweifellos richtigeBeobachtung,dadieLeistungeneinerEpochein derbildenden,derDichtkunstundderMusikausgemein-samenkulturellenQuellenstammen,nichtseltenzuein-gehend ins einzelne aus und konstruiert dadurch Zusammen-.hnge,diedenindividuellenWertdeseinzelnenKnstlers zugunstenderZeitstrmungstarkherabsetzen.Ebenso istesmitNiemannsBetonungderstammesartIichen,land-schaftlichenund klimatischenSchaffensbedingungen,deren groeBedeutungfrdieGegenwartgewi,nichtunter-schtztwerdensoll,dieaber,wennmansiezuAngel-punktenderGeschichtsbetrachtungmacht,beiderCha-rakteristikderfreienPersnlichkeitenleichtzueinerun-zureichenden. Einschtzung ihrerEigenwertefhren.Auch gertmansounddasistderfallbeiNiemannun-versehensineineetwaskleinlichnationalistischePartei-stellunghinein,undwenndanngarnochdas"Ethos"als obersteInstanzzurEntscheidungangerufenunddabeimit der"Ethik"verwechseltwird,sokannesnichtwunder-nehmen,da.derallzusubjektiveGeschichtsschreiberam EndejammernddieHndezusammenschlgtunddie WandervgelzuHilferuft. VormirliegteinealtePartitur"Psalmenundgeist-licheGesnge,fugenweiscomponiertdurchHannsLeo Haler,RmischCayserl. .Majest.Hofdiener.AufBefehl einerhohen Standespersonaufsneueausgefertigt.Leipzig 1777".DerHerausgeberbeschreibtinderVorrededie 258 '. AuffindingderStimmeninderBibUothekdesgrauen KlosterszuBerlin,dieAnfertigungderPartiturnach diesenStimmenundsagtdannweiter:"Diesesgelung nachWunsch,undweilessichbefand,dadasganze Werkdurchgngigbesondersschn,derKunstgem, erhabenundmitvielemGeschmackbehandeltwar,so fatemandenEntschlu,selbigesdemPublikodurch eineneueAuflagewiederumbekandtzu:macheninder Hoffnung,dadieKunstderMusik,welcheheutzu Tage durchungelehrteComponistensojmmerlichmihandelt wird,vielleichtwiederemporkommen,undsichausden benebeltenWolkenderUnwissenheitundOeschmack- losigkeithervorthunwerde."DamalszhlteBeethoven zwarerst7,Mozartaberimmerhinschon21,Haydn 45Jahre,und indenWerkender Mannheimer,der Wiener undPhilippEmanuelBachskndigtesichdieneuegroe raderInstrumentalmusikan.Michwillesfastdnken, alsseiderUnterschiedzwischenden . Klageliedernvon Anno1777unddenenvon1913nichtebensehrgro . . Wohintreibenwir? Esscheint :mirebensoberflssig wie anmaend,diese fragezuerrtern.Wirknnennurversuchen,festzu-stellen,wowirstehen.DieRichtungfrdieZukunft anzugeben,istAufgabederschpferischenGeister.Denn siesindes,diefrunsinderKunstdieewigschaffenge Naturselbstbedeuten,undichsehediehchsteAufgabe dersthetiknichtdarin,dieseNaturnachvorgefaten Meinungenzukorrigieren,sondernsieerkennenund-soweitdiesmglichbegreifenzulehren . 17>1< 259 VOMMUSIKALISCHENDRAMA o (1916) IsichnocheinjungerMenschwar,erschienesmir. oftunverstndlich,daeinvonNaturaussopro-duktiver Geist,einsolcher TatenmenschwieWagner,sich damitbefassenkonnte,sthetischeodergarpolemische. Aufs tzezuverfertigen." Mit diesemGestndnisleitetHansPfitznerdiesoeben erschieneneSammlungseinerimLaufevonetwazehn. .JahrengelegentlichverffentlichtenAufstzeein.Er fhltsozusagendasBedrfnis,sichzuentschuldigen,da eralsschaffenderMusikermiteinemBndchenSchriften andieffentlichkeittritt,wobeiesdenAnscheinhat,als betrachteerdas"Verfertigen"sthetischeroder"gar" polemischer Aufstze fr ds Kennzeichen"unproduktiver" GeisterundeinedeswahrenKnstlersunwrdigeBe-schftigung."Mir,dachteichalsichjungwar solltedasnichtpassieren... und binnundochder Snde blo."Er meint,nurdieNothabeWagnerdieFederin dieHandgedrcktundnurdieNotlegeheutzutagedem SchaffendendenZwangauf,sichnichtnurdurchWerke, sondernauchdurchWortebemerkbarzumachen. EsbedarfkeinerweitausholendenBegrndung,um dasIrrigedieserAuffassungfestzustellen.DieGabedes Schriftstellersist einGeschenkvonoben,wiejedeandere. Wersiebesitzt,sollsieauchdannnichtgeringschtzen, wennerauerihrnocheineandere,ihninnerlichmehr befriedigendeempfangenhat.DiesewiejeneisteinTeil seinesWesens.WagnerbesadieseGabe,dazueinen starkausgeprgtenHang zurPolemik,beidesdrngtezur Bettigung,unddasBildseinerPersnlichkeitalsMensch wiealsKnstlerwrdeeinesderwichtigstenCharakter-zgeentbehren,wennunsseineSchriftenfehlten.Auch SchumannhattedieseGabe,undwoistderMusiker,dem 260 esJeeingefallenwre,anderknstlerischenDaseins-berechtigungdieser kostbarstenZeugnissemusikalischen Schrifttumszuzweifeln?Brahmswiederumhattedie Gabenicht,darumschrieber nicht,obwohlerderGegen-wartnherstandalsWagnerundSchumann,nachPfitz-nersBegrndungalsoeherVeranlassunggehabthtte, sichzumWortezumelden.Schlieenwir:dieSchrift-stellereiistselbstndigeProduktivitt,keineswegs. einBe-schwerdemittelfrSchaffendeandererKunstzweige,die sich auf ihrem Gebiet verkannt fhlen.Wollen und knnen sieweiternichts,alsdieWirkungdesWortesfrselbst-schtigeZweckeausnutzen,sowirddasWortsichan ihnenebensorchenwiejedesKunstmitteF,dasvon Unberufenenmibrauchtwird.Beherrschensieaberdas Wort,istihnendieGabeverliehen,GeschautesundGe-dachtesimBildeder Sprachezufassenundzurbegrifflich gegenstndlichenforlllzubringen,sowerdensiedank ihrerDoppelstellungwillkommeneMittlerzwischender imUrgebietdesSinnlichenwurzelndenKunstunddemim BereichderAbstraktionheimischenSchrifttumsein. PfitznerauchdarincharakterisiertsichseineZu-gehrigkeit zur 'deutschen Romantikist einer vondenen, diedasWort beherrschen.Diefeder luftmitelastischer Leichtigkeit,einlehrhaftpolemischerTriebwirddurch einnervsesTemperamentundphantasievolleErfassung desGegenstandesbelebt,derAusdrucktriffthaarscharf dasGewollte,undbeziehungsreicheAusblickeaufandere KunstgebietegebeneinenweitgedehntenGesichtskreis. EsbedarfdemnachfrPfitznerkeinerEntschuldigung wegenseinerliterarischenBettigung,auchdannnicht, wennerselbstbekennt,wohlimHinblickaufseinen "Palestrina",neuerdingseinen 'anderen"beglcken-deren"Weggegangenzusein.Unsgilterindiesem AugenblicknuralsderSchriftstellerPfitzner,undwas diesermcntnuriiberdenMusikerPfitzner,sondernauch i61 I " " ber manchesanderezusagenhat,istderFOI'IIlwiedem Inhaltnachbedeutendgenug,umauchdaBeachtungund ernstesAufmerkenzufordern,womandemMusiker allein bisherfremdodergleichgltiggegenberstand. IndreiGruppensinddieAufstzegegliedert.Die erste,"Bhnentradition" berschrieben,behandeltFragen zurDramaturgiederOperundwirddurcheineliebevolle StudieberE.T.A.Hoffmanns"Undine"abgeschlossen. DiezweiteGruppe "ZurGrundfrageder Operndichtung" begibt sichaufdasGebietdersthetikdesMusikdramas, diedrittebringtdenvorbereitendenHinweisaufeinevon Pfitzner geleitete "Freischtz"-Auffhrung undeine Studie berden"ParsifalstoffundseineGestaltungen".Diese dritteGruppe,derneuestenZeit, entstammend,stehtin-haltlichnichtaufderHhederlterenAbhandlungen. DeranregendeWertist,vonEinzelheitenwiederhoch-sinnigenDeutungdesParsifalstoffesabgesehen,geringer alsetwaderdererstendramaturgischenGruppe.Hier lerntmanPfitzner,denderFernerstehendesichmeist alsweltfremdenTrumervorzustellenpflegt,alsKritiker voneinerverblffendenSchrfederBeobachtungsgabe unddurchdringendenKraftdesIntellektskennen.Ihm stehtbeimGeltendmachenseinerAnsichtennichtnurdie berzeugendeBeredsamkeiteinertiefdringendenEinsicht indasWesendesKunstwerks,sondernaucheinscharfer, umdrastischeEinfllenieverlegenerSpottzuGebote. ManfolgtsolchenDarlegungen . auchdanochmitunver-mindertemInteresse,woman,wieetwabeiErrterung derStreitfrage,obHundinginschwarzeroderblonder Haarfarbeerscheine"nsoll,derMeinungist,dader IntellektdenKritiker zugunsteneinernaturalistischenAuf-fassungeinezwarnaive,indieserNaivettaberdurchaus sinnvolleundberechtigteSymbolikderlandlufigenDar-stellungangreifenlt. berzeugender,auchsachlicheriiebigeristda-2 ~ " , " I , , gegendieStudieberMelot,dietrotzihrerKrzeber-hauptzudemEigentmlichstenundinnerlichReifstenge-hrt,wasberdenTristangeschriebenwordenist.Als einkleinesMeisterstck fr sich,derFormwiedemInhalt. nach,ist der Aufsatz ber Hoffmanns "Undine" anzusehen. HierwaresdievonrumlicherundzeitlicherTrennung unabhngigeZusammengehrigkeitderGeister,diedem SptergeborenenEinblickeindasWesendeslterener-mglichte,wiesiesoklarundtief,mitgeradezuzrtlicher AnschmiegsamkeitunddochohnebemntelndeSchn-frbereiebennureinwahlverwandterKnstlergeben konnte. DenKernderschriftstellerischenLeistungen PfitznersbildetdiegroangelegteAbhandlung"Zur GrundfragederOperndichtung".Hieristes,wodie DoppelnaturdesmusikalischundliterarischSchaffenden, desaussinnlichem TonempfindenAngeregtenunddes abstraktReflektierendenarilbedeutungsvollstenzumAus-druckkommtPfitznerstehtaufdemBodenderKunst-anschauungWagners.Sieistfrihninihrenwesent-. lichenGrundzgendieauerhalbjedesZweifelsstehende VoraussetzungeinersthetikdesmusikalischenDramas. AufdiesemUnterbauerhebt sich,miteiner insich 'bewun-derungswrdiggefestigtenLogikentwickelt,seine Theorie,diedasWesenderdichterischenKonzeptionin "allgegenwrtigeIdee",alsoindieErfassungdesTotal-bildessetzt,dasdermusikalischenEmpfngnisdagegen inden"Ein'fall",indievereinzelteEingebung,ausder dasGanzeerstallm.hlichemporwchst.Nurausdem Zusammenwirkendieserbeidenausentgegengesetzten PunktenaufeinanderzutreibendenElementekann' dasmu-sikdramatischeKunstwerkentstehen. DasisteinGlaubensbekenntnis,undinihmliegtdie sthetikdesPfitznerschenSchaffenseingeschlossen. ManknntedieserAnschauungpolemisierendentgegen- 263 , , tretenundfragen,obdievonPfitznerbehaupteteSchei-dungvon"dichterischerIdee"und"musikalischemEin-fall"zutreffend,obdiemusikalischeEingebungwirklich nur Keimzelle,nicht auch "Idee" ist.Das wre ein Thema, das ,tief indas Gebiet der allgemeinen Kunststhetik hinein-fhrenwrde,und.beidessenErrterungauchdieAn-schauungenWagnersnichtalsunangreifbareFundamente geltendrften.Einesindessenknnteauchdurchsolchen Streit.nichtangefochtenwe.rden:diesubjektiveRichtig-keitvonPfitznersDarlegungen,ihreGesetzmigkeitfr seineigenesSchaffen.Dasistdereigentliche,fruns wichtigsteWert dieserAuseinandersetzungen.Der Schaf-fendewirdimmernurbersichselbstaussagenknnen, abertieferundklrenderalsjederandere.Darinliegt seinVorzugundseineBeschrnkunggegenberdemnur reflektierendenBetrachter,demnundieAufgabezufllt, zuerkennenundzuwerten.SofhrtunsderSchrift-stellerPfitznerwiederzurckzumMusikerPfitzner.Der Weg aber,denwirmit ihmgehen,istdereinesKnstlers, dergeistigstarkgenugist,umimSpiegelseinerAn-schauungdieGesetzedesSchaffensberhauptzumor-ganischenKunstgebildezugestalten... 264 , FUTURISTENGEFAHR? (1917) eiGelegenheitvonBusonissthetik"verffentlicht "HansPfitznereinekleineStreitschrift,dieer"Fu-turistengefahr"betitelt.EbensowieBusonisArbeitstellt sichauchdie Pfitznersche Entgegnung nur als Heftchen von knapp56Oktav-Druckseitendar,gleichwohlerscheintein Eingehendaraufnichtberflssig:.Schonda der Schpfer des"Palestrina" fastunmittelbarvorderUr-auffhrungseineslangerwartetenWerkesalsPolemiker aufdenPlantritt,wirktauffaUend.DiebloeLustam DiskutierenhatihmkaumdieFederindieHandge-zwungen.'Man geht vielleicht nicht fehl,wennman alsAn-triebgeradeinsolchemAugenblickdiedurchallerleizeit-liche;UmstndenochverstrkteinnereNtigungzum klarenAussprecheneinesGlaubensbekenntnisses vermutet. BusonisSchriftmagPfitznerdiegeeignetenReibungs-flchengebotenhabenundsoentschloersich, ' nach langem,nurdurchdieVerffentlichungseinergesam-meltenAufstzeunterbrochenemSchweigenwiederein-malalsSchriftstelleraufzutreten . ImHinblickaufdenTeilderWirkung,derdurch literarischeGestaltungundreinverstandesmige OberzeugungskraftderDarlegungbedingtwird,istihm seinVorhabentrefflichgeglckt.PfitzneristeinDialek-tikervonbewunderungswrdigerFertigkeitinderKunst feinlinigerGedankenfhrungund-verkettung.Auchbe-herrscht er die Sprache inhohemMae.Selbst fr schwie-rig undverwickelt scheinendeDarlegungensteht ihmstets eineklare,lebendigeWortprgungzurVerfgung.Der Satzbau ist von federnder Leichtigkeit und der Vortrag luft insprunghafterregtem,dochnichtberhastetemTempo. Manfhlt,daderSchreibertrotzseinesnervsprickeln- - ' ,., . ,. 1 ., . ;;"....~ , ' ..'." .".. ,. , ..' ;. , "t. , ~ . , .' . " ,. 0" ", , , denTempera'mentessichnichtvomAugenblicksgedanken fhrenlt.UngeachtetallerdrngendenLebhaftigkeit nimmtermitunbeirrbarer KhleseineStellung,umdie BledesGegnersscharfauszuspren.Einrascher,boh-renderVerstanddringtinalleFUgendesfeindlichenPan-zersein,unddenzuschauendenLeserpacktschlielich fastdasMilteidmitdemarmenGegenher,der,nachdem ersozusagenbisaufdieHautdeformiertunda11seiner sthetischenSchutzhllenberaubtist,amEndenochdie PeitschedesironischenWitzeszukostenbekommtund mitderNarrenkappeheimgeschicktwird. LiestmanPfitznersArbeitindiesemSinne,lediglich umsichaneinergeschmeidigundkhngefhrtenPole-mikzuergtzen,sowirdmanlebhaftesVergngenan ihrempfinden.AberdasPolemischeansichistnicht PfitznersEndzweck:er willwarnenunddenLeserzurEr-kenntnispositiverknstlerischerGrundstzefhren.Er siehteinebedrohlichscheinendeWolkeamKunsthimmel aufsteigen.Erruft"Futuristengefahrtt,blstdieKriegs-trompete,besteigtdasSchlachtro,reitetaufdie WolkezuundsetztihrmitSpeerundSchwertdermaen zu,damanseineherrlichenFechterstellungennichtge-nugbewundernkannundjederlebendigeGegnerbald kurzund. kleingeschlagenwre.Abersiehedader Wolkemachtdiesallesgar nichts,siestehtamSchludes Kampfesnochgenausodawievorher.DasErgebnis isteinzigdieErkenntnis,dadieWolke"Futuristenge-fahr" . keineswegs,wiekurzsichtigeLeutebehaupten,ein menschenfressendes,gemeingefhrlichesTier,sondern ebennureineWolkeist,dunstigundohnekrper-lichgreifbarenWert,abervollvonfruchtbarmachen-denKrften. Busonis "Entwurf einer neuensthetikder Tonkunst" istschonvoreinerReihevonJahrenerschienen.Jetzt liegteineetwasumgearbeiteteNeu-Ausgabevor,auf 266 ., ' .. '' . - ., ,. '. ~. ...." "'" " , ....,. '. .. '.'. diePfitznerBezug nimmtDasHeftchengehrtzu denWerken,denenmanschonu n r ~ c h ttut,wennman ihnengegenber;,Stellungnimmt".Nichtdasiezu wertloswrenfreineErrterung.Aberesfehltihnen dasfreinDiskussioI\SobjektunentbehrlicheGegenstnd-lichedesGedanklichen.IhrWertliegtausschlielichin ihreranregendenKraft,undfrderenStrkeliefert PfitznerselbstdenbestenBeweisdurchdieTatsacheder VerffentlichungeinerausfhrlichenGegenschrift.Bu-sonisBchleinhatihninnerlichmobilgemacht.Damit hatesseinenZweckimSinnedesAutorserflltsofern manalsBeurteiler sichnichtanWorte klammern,sondern denSinnrichtigerfassenwill.Pfitzner hatzwardurchaus recht,wennerdasWesenvonBusonisAnschauungen, soweitsiesichbegrifflichwiedergebenlassen,inder N egati,ondesBestehendensieht,undesisteinepsycho-logischsehrfeineBeobachtung,dieihndiebewegende UrsachezuBusonis Spekulationen inder Erschpfung aller technischvirtuosenMglichkeitenerkennenlt. Pfitzner hatberhauptabgesehen von seiner nur durch nationali-stischeBegrenztheitentschuldbarenAburteilungBerlioz' undlisitsinfast allem recht,waser sagt.Unrecht hat erlediglichdarin,daer essagt unddadurchdieMeinung bekundet,durchlogischeWiderlegungeine. knstlerische Bewegungtreffenzuknnen.MagdieseBewegungzum TeilRckwirkungeiner:bersttigtenVirtuosittsein-mtemannichtsolchenVersucheinerSteigerungtech-nischerKnsteinsSpirituellebesondersaufmerksambe-trachten?. MagdieseBewegungentsprechendihremrein spekulativenUrsprungnichtgengend' substantiellenReiz aufweisenistsienichttrotzdemunvergleichlichwert-volleralsunzhlige,zwar reichlichmit Substanz gesttigte,. abergeistig belangloseErzeugnisse?Pfitzner sprichtvon Futuristen-"Gefahr".FrdieKunstgibtesnureineGe-fahr,ihrNameist:Stillstand.InderBewegungkannnie 267 ,. , . ' .,, , , , , , , , , , , , , , , , , , , '.,.. , , , , , ..,.'""i ,I, ' }. _'_ . , " - ,, ,', -,, , I .I... . ".." , .,.", " .,"',. ';..." . ,. .. .. .'. ,, .' , , , , -,.., . ,, .. ."..",,. .. , Gefahrliegen,dennsiemachtKrftefrei,diederStill-standlhmtundbindet.Bewegungaberistinderleicht-schwebendenMusikderBusonischenSchrift,dieman nichtgarsoschrecklichernstundschwernehmen,nicht inpharisischer Manier deutensoll.Wares nichtebendiebewegendeKraft,diePfitzner selbstbisher vertrat?IstnichtgeradeereinerdereifrigstenKmpfer gegendieTradition?WennBusonigegendieausschlie-,lieheVorherrschaftvonDurundMollodergegendas nurhalbstUfigeTonsystemeifert,soistdasimGrunde nichtsanderes,alswennPfitznerineinerseinerfrheren AbhandlungendemHunding inder"Walkre" ausreinem WiderspruchsgeistgegendieTraditionstattdesblichen schwarzeneinenblondenBartgebenwill.Beidessind ProtE:steeigenwilligerKnstlergegendasHergebrachte, in 'beidenFllenkommtderProtest ausdemIntellektund istdaheranfechtbar,aberinbeidenfllenliegtinder BegrndungdiesesProtestes,selbstwennmanihnab-lehnt,mehr geistig Neues und Bereicherndes alsinhundert gedankenlosenNachahmungendesberlieferten. Sehenwirdaherdiesermusikalischen"futuristenge-fahr"ruhigundgefaBtentgegen.Garzube.ngstigend 'kannsiekaumsein,dennBusonisSchriftehenliegtbe-reitsseit etwa zehnJahrenvor,ohnedasichverheerende Wirkungengezeigthaben.Darumwollenwir auchnicht, dasichdieLehrerderPlattheitundderLiebezum ewigGestrigen,diesichheutunterallerleiNameninder Musiksobreitmachen,miteinemMaleauf Pfitznerals aufeinenKronzeugenberufendrfen.Undsomeinen wir,daindieser Schrift,deren literarischenReizniemand unterschtzenwird,derschulmeisterndeSchriftsteller Pfitznerdenfrei denkendenundhochstrebendenKnstler einwenigbeiseite geschobenhat.Abe'rwennauchdieser schreib- undstreitgewandteSchriftsteiler,derjaschon mancheshchitWertvollegegebenhat,unsdiesmalmit , ' ,',,M., ". ,., .- ,' "" ,'. ..-. . . ., .-- ., , . 'i". "',:", . , ... -.'... , , , , .. ,,,,V, ,, .- '. . " .';:.. '.. -! .,. .. seinerWarnungvorder"fti.turistengefahr"nichtsorecht behagtwirhoffenaufdenKnstler,denwirbisher stetszuunseren"Futuristen"gezhlthabenundweiter zhlenzudrfenwnschen.. , , , , , , , , , 269 , , , ,' . ,.'- .'. .. , , , , , - - '. PFITZNERSIIPALESTRINA" - , UrauffhrungimMnchenerPrinz-Regenten-Theateram 12.Juni1917. -I. -weiundzwanzigJahresindvergangen,seitinMainz Pfitzners"ArmerHeinrich",dasErstIingswerkeines Vierundzwanzigjhrigen,zurUrauffhrunggelangte . SechsJahrespter,1901,folgteinElberfelddie- "Rose vomLiebesgarten".MitdiesenWerken .stelltesichPfitz-nerindieersteReihederlebendendeutschenMusiker, jaesgabmanche,dieihnalsdaseinzigewahrhaft schpferischeGenieunter denZeitgenossenfeierten.Und _das,obwohl Operntrotzvielfacherundeifriger BemhungenWohlgesinnternichtnurdieWirkungin dieBreiteversagtblieb,auchungeachtethoher knstlerischerWertedochdasFamiIienzeichenderWag-ner-Nachkommenschaftunverwischbaraufgedrcktwar. VonvielenwurdedasAusbleibendesBhnenerfolgesden Grunschen Textdichtungen zur Last gelegt.Pfitzner selbst protestiertegegendieHerabsetzungseinesLibrettisten, ererkanntedieTextealsseinenForderungendurchaus entsprechendan.ErbegrndetedieseAnerkennungin scharfsinnigenundtiefgreifendenAuseinandersetzungen. berdasWesendesmusikdramatischenWerdensund Schaffens.ImbrigenbesttigteerdieMeinungderer, _ dieseinehoheMusikberufunghervorgehoben durcheineReihebedeutsamerLiederundKammerillusik-werke,unterdenenalsgewichtigsteseinKlavierquintett vonkhnerPrgungderGedankenundimposanterKraft derGliederungsteht.AberalsdramatischSchaffen-derschwieger.WaresnurderVerdruberdieunbe-friedigendeTeilnahmederWelt?War - eseineinnere Lhmung?War estrotz uerenLeugnens vielleicht doch 270 - derZweifel,obdasP r o b l e ~desMusikdramasinden beidenerstenWerkenrichtigerlatsei,waresvielleicht einscheuesMitrauenindieeigeneKraft? "Schwachbinich.undumeinWerden ist'sinmir getan" sagtseinPalestrina.Pfitznerwute:dieWeIt,dieihm niefeindlichgegenberstand,warteteaufdasWerk,das siefreudig,unumwundenanerkennendurfte,dasWerk, indemsiedenganzenPfitznerfand,denreinstenKlang seinerKnstlernatur;dieausdenvorangehendenSchp-fungennochnichtinvollerKlarheitherauszuleuchten schien.Er zgertelange,eszuschaffen,esrang sichihm schwervonderSeele.Denndas,waszuschaffenihm einziglohnendschien,warnichtdieKompositionirgend-einesbeliebigenOperntexteseswardieentscheidende AuseinandersetzungdesSchaffendenmiteinerWelt,die ihnandershabenwollte,alserfhlte,daerseinmsse, diedieNotwendigkeit,deninnerenZwangdesknst- lerischenSchaffensnichtgeltenlassen,sondernesnach ihrenforderungenbeugenwollte.DieSelbstentblung, diejedesSchaffenbedeutet,steigertesichausderEr-kenntnisseinesalstragischempfundenenKnstlerschick-sals. herauszurSelbstzerfleischung,zum'Blostellen allderWunden,diedasGebrendesKunstwerks indenSchaffen ihrePflichtunderklrenwenigstensihrerseits,dasie' dieGrundstze,welchedieBrendelscheZeitschriftaus- " spricht,nichtanerkennen,unddasiedieProdukteder ' FhrerundSchlerdersogenannten"Neudeutschen" ; Schule,welcheteilsjeneGrundstzepraktischzurAn- '. wendungbringenundteilszurAufstellungimmern e u e r ~, " unerhrterTheorienzwingen,alsdeminnerstenWesen,',. derMusikzuwider,nurbeklagenoderverdammen, .. knnen." Diese"Erklrung",durchdieRichardWagnerund : FranzLisztnebstihrenWerken,SchriftenundAn- ' hngern, totgeschlagenwerdensollten,erschienim , Jahre1860.DiebeidenerstenUnterschriftenlauteten:, JohannesBrahms,JosefJoachim.LiestmananStelleder ::' -310 - Jahreszahl1860dieZahl1920,anStelleder"Neuen ZeitschriftfrMusik""FrankfurterZeitung",anStelle desNamensFranzBrendeldenmeinigen,anStelleder ."NeudeutschenSchule""moderneMusik",steigertman danndensachlichruhigenTonder"Erklrung"durch denSprachschatzderantisemitischenHetzliteratur,setzt maneinekrftigeDosisSchopenhauerianahinzuund .nimmtschlielichdasGanzeunterherrlichflammendes teutonischesGlanzfeuerwerkderWortesohatmanin ,nucedenInhalt einer soebenerschienenenkunstpolitischen .Streitschrift.Sienenntsich"DieneuesthetikdeI'musi-kalischenImpotem:".Untertitel:"EinVerwesungssymp-tom 7"VerfasseristHansPfitzner,Ehrendoktor derUni-versittStraburg,KomponistderMsikdramen"Der armeHeinrich","DieRosevomLiebesgarten","Pale-strina"undseinen eigenen Worten nachVorkmpfer dermusikalischenPotenz.Unddaich,gleichfallsseinen Wortennach,inmeinenseithererschienenenBchern, Vortrgen,AufstzenundKritikendie"TheoriederIm-potenz"aufstelleunddieVertreterdieserImpotenzals fhrendeKnstlerunsererZeitbetrachte,sosiehtPfitz-nersichzueinerGeneralabrechnungmitmirundmeinen Arbeitenveranlat.Ervermeidetesdabeiallerdings,zu sagen,welchenMusikerunterdenheutigen.auer .sichselbsterals"potent"ansieht.Ervermeidet esebenfallszusagen,werdiejenigensind,deren"Im-potenz"ihnerregt.Er.hltausschlielichmich,den Kritiker,frdenfhrer undgeistigenUrheberdesneuen "Nihilismus"inderKunst.SoisteinHauptzielseiner StreitschriftdieBekmpfungundEntkrftungderfr meinekritischeEinstellungmagebendenOrunderkennt-nisse.PfitznergreiftzudiesemZweckeeinigeStze teilsausdemBeethovenbuch,teilsausBroschren,teils ausZeitungsaufstzenheraus,zerpflcktsieaufseine WeiseinsehrhbschundamsantgefhrterPolemik, 311 , recktsichamSchluzuheroischerWagnerposeauf-undsieheda:dieKunstistwiedereinmalgerettet.Hans PfitznerhatdemdeutschenVolkegezeigt,anwelchen Abgrund der Kritiker der "Frankfurter Zeitung" die schne deutscheMusikzufhrenbeabsichtigt,geradesowie Brahmsund Joachim,unterstzt vondemedlen Scholz und demtrefflichenGrimm,vor60JahrendieVerworfenheit WagnersundLisztsaufdeckten.VomgeschichtsphiloSQ-phischenStandpunkt aus bezeichnet mansolche Vorkomm-nissealsdie"WiederkehrallerDinge".Inbezugauf deneinze1nenaber,derberallinder Weltnur nochVer- fallundUntergangsiehtoderder,ummitdeneigenen Wortendes"Palestrinall-Dichterkomponistenzureden, dasBekenntnisausspricht"wirsind'verkitscht,versaut, versumpftundsteckentiefbisberdenHalsinLge, Dreck ' undVerwesungll inbezugaufdieseneinzelnen kannnurvoneinerschwerenVerwirrungundTrbung derUrteilskraftgesprochenwerden.DieSymptomewur-denschonindergegenBusonigerichtetenStreitschrift "Futuristengefahr"erkennbar.Jetzt,inder neuesten,um-fassendenKundgebungkommensiezumkatastrophalen Ausb.ruch.. EsistauchfrdenAngegriffenennichtangenehm, einemPfitznergegenbersozusprechen,denn,soun-begreiflichesauchscheinenmag,derVerfasserdieses PamphletsistdernmlicheMann,dem wirdiePartituren des"ArmenHeinrich",der"Rose",des"Palestrina",so mancheswertvolleKammermusikwerkundstimmungs-zarte . Liedverdanken.WenneinsolcherKnstler,dem dieNaturnuneinmaleinestarkpulsierendepolemische Adergegebenhat,sichgegenihmMiliebigesodervon seinemStandpunktausschdlichErscheinendeszurWehr setzt,soistnichtsdarberzusagen.Esmuaberaus-gesprochenwerden,da.dieArtderPfitznerschenPole-mikihrerAnlage,Durchfhrung undTendenznachetwas 312 'durchausDemagogischeshat,mitMittelnoperiert,die imliterarischenKampfumknstlerischeGrunderkennf.. nisseni