Körperliche Aktivität bei Herzinsuffizienz · Patientin 1 54jährige Patientin mit...
Transcript of Körperliche Aktivität bei Herzinsuffizienz · Patientin 1 54jährige Patientin mit...
Körperliche Aktivität
bei Herz-Kreislaufkrankheiten
Essen, Zeche Zollverein, 2017
H.Löllgen
Remscheid
herbert.lö[email protected] www.EFSMA.eu
EFSMA
Patientin 1
54jährige Patientin mit Mamma-Carcinom, ED 2006
Mastektomie, Chemotherapie u.a. mit Trastuzumab,
ausgeprägte globale Herzinsuffizienz, EF um 25 %,
Ergometrie 75 W 1 Min. Therapie mit ACE-Hemmer, ß-Blocker,z.T.Diuretikum, zuletzt plus Aldosteronantagonisten.
Trainingsprogramm: „Heimtrainer“ 50Watt täglich, Steigerung bei Anstieg der EF, regelmäßiges Nordic Walking (3 x 50 Min /Woche).
Nach 5 Jahren EF 45%.
Letzte Kontrolle 2013: EF 50 %, 150 Watt möglich, keine
funktionelle Einschränkung, LV ohne Kontraktionsstörungen
Training und linksventrikuläre Funktion bei
Herzinsuffizienz Haykowski JACC2007 **Davies, EHJ 2012,***Lee 2010,
Zunahme
- der Auswurffraktion um 2,8 %
- Abnahme von EDV um 12.9 und ESV um 11.5 %
- Lebensqualität + 0.63 %
- Leistungsfähigkeit (MET, peakV02): + 12 – 31 %
- Mortalität - 35 % ( … + Rehospitalisierung - 28% )
(NNT 17 Pat.)
Evidenzgrad: 1 A
Ist HIIT der neue Hit ?
In Zukunft auch Intervalltraining bei
Herz- und Lungenpatienten ? Nein !!
Keteyian, Circ. 2012, Rognmo, Circ. 2012, und Wisloff,2009;Smartex-HF 2017,Circ
*
Patient 2 ,Peter W., 64 Jahre
• Beruf: DB Bau - Ingenieur, (Köln-Frankfurt), Stress,
Nachtdienst ,Bereitschaftsdienst
• KHK , Z.n. ACVB bei 3-Gefäßerkrankung
Arterieller Hochdruck (Z.n. Adenomentfernung)
Übergewicht, Angina pectoris bei 125 W.
Vorzeitiger Ruhestand (64 J.)
• Letzte Koronarangiographie von 3 Jahren, keine neuen
Stenose, Bypässe offen, 1 Stent (vor 5 J.) offen)
Patient 2 : Rezept für Bewegung
und Trainingsberatung (FITT, FIDA)
• Frequenz, Dauer :3 x 50 oder 5 x 30 min Heimtrainer, 2 x Walking je 45 min./Woche
• Intensität: Borg 11 – 13,75 Watt,HF:90 -105/min (ß-Bl.!)
Art: Ausdauertraining, dazu 2 x Studio Krafttraining, E-Bike; 1 – 2 Tage Fastentage /W, Essensgewohnheit umstellen (Ehefrau!)
Nach 1 Jahr: 8 kg abgenommen, keine AP, > Steigerung:
100 Watt: 150min/Woche, HF 90 -120/min,
Nach weiteren 6 Monaten: 125 Watt: 150 min /Woche
Keine AP, Auf Wunsch Angio-CT :keine neuen Stenosen (360 Zeiler), 10 kg abgenommen
Sport ist …nicht für Patienten, sondern
körperliche Aktivität und Bewegung
Sport : muskuläre Beanspruchung mit Wettkampf-
charakter Leistungssport: Streben nach überdurchschnittlicher Leistung
Hochleistungssport: Hervorragende sportliche Leistungen im nationalen und internationalen Maßstab, Ziel: Meisterschaft, Medaille, Rekord.
Leistungssport hat keine Beziehung zur Gesundheit !!!
Spitzensportler sind „Berufssportler“ und
„Behindertensportler“, Zirkus- und Show- Akteure mit materieller Motivierung
Herzerkankung und Training
Was ist zu beachten ?
• Art der Erkrankung , Schwere, Alter, Geschlecht
• Risikoabschätzung für körperliche Aktivität
Risikofaktoren, Begleiterkrankungen, Arrhythmien
Vor Beginn: Belastungs-Untersuchung (Ausbelastung)
Trainingsberatung individuell und je nach Wunsch
- Herzgruppen (Verein),
- individuelles Training (Hometrainer, im Freien)
- Fitness-Studio
Generell: körperliche Aktivität ist bei allen chronischen
Herzkrankheiten zu empfehlen (mehr als 1 x /Woche !!!)
Gesundheit wird bestimmt durch…
-> Anlage, Erbfaktoren (Genetik),
-> Umwelt (z.B. Feinstaub, Passiv- rauchen), (soziales) Umfeld, und Gesundheits“versorgung“
Gesundheitsbewusste
Lebensführung
(aktiver Lebensstil, “Lifestyle“, in Eigenverantwortung)
Nicht Rauchen, regelmäßige Bewegung, Mediterrane Kost, Normalgewicht (mögl.) (4 Essentials)
Wirkung ca. 50%
Exkurs zu Trainingswirkungen (u.a.) ( Wienbergen,2012, Löllgen et al.,2010,2016)
• Wirkung beginnt in der arbeitenden Muskulatur
Periphere Perfusion wird verbessert (Sarkopenie)
• Endothelfunktion (N0), neurohumorale Veränderung
• > verbesserte HRV (autonome Funktion)
• > verbesserte Herzfunktion: HF , Nachlast EF ,
Kollateralen (Möbius-Winkler, 2016)
• Inflammation oxidativer Stress
• Koronarstenosen =
• Lebensqualität (Martin et .al, 2009;Gill et.al., 2016)
Rifai et al.,AJM,2016
Wirkung von Training : Beispiel
Muskelprobe >> Vor dem Training
(M.Quadriceps), (Hoppeler,1978)
Mitochondrien
Muskelfaser
Muskelprobe : Nach Training (Elektronenmikroskop. Aufnahme)
Mitochondrien
Muskelfaser
Muskelbiopsien bei Herzinsuffizienz
vor und nach dem Training (Drexler,Circul.1992)
• vor nach
Koronare Kollateralen und Körperliches Training Möbius-Winkler et al., Circ. 2016
Ischämieschwelle nach
4 Wochen Training
V02peak
nach 4
Wochen Tr.
Koronarer
Kollateralfluß
nach 4 Wochen Tr.
Kontrolle
Körperlichen Aktivität hat eine „pleiotrope“ Wirkung
Körperliche Aktivität die wahre „Polypill“ !!!
Evidenz- basierte Indikationen zur Therapie mit
körperlicher Aktivität bei chronischen Krankheiten (I)
(prospektive Kohortenstudien, Meta-Analysen, systematische Übersichten)
• Koronare Herzkrankheit: Primär- und Sekundär- prävention IA
• Bluthochdruck (- 4 -8 mmHg) IA
• Herzinsuffizienz (Anstieg der EF!) IA
• Krebs (Dickdarm, Mamma, „Fatigue“) IA
• Prostata- Carcinom IIB
• Chronische Nierenerkrankung, Dialyse IIA
• Metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus IA
• Osteoporose (bes. Frauen) IA
• Periphere arterielle Verschlusskrankheit IA
(wirksamer als jedes Medikament)
Indikationen zur Körperlichen Aktivität als Therapie Evidenzbasierte Befunde (II)
(prospektive Kohortenstudien, Meta-Analyse, systematische Übersicht)
• Chronische Bronchitis (COPD) IA
• Depressionen (cave IQWiG) IB
• Kognitive Funktion IB
• Demenz, Alzheimer* Ia (!)
• Neurologische Erkrankungen (Parkinson,
Fibromyalgie u.a.) IA
• Schlaganfall – Prävention, Therapie IA
• Sturzneigung IA
*Aktuell: NEJM 31.1. 2013,:455 ff.
Körperliches Training ist
Therapie wie ein “Medikament “
• Indikation: Prävention, alle chronischen Erkrankungen,
Rehabilitation
• Dosierung: Individuell: Häufigkeit, Umfang (Intensität), Art, Dauer,
Progression
• Dosis-Wirkungsbeziehung: vorhanden, aber Nicht-linear
• Somatische Wirkungen: vielfältig, Herz,Kreislauf, endotheliale
Funktion, Muskel, Lunge, Stoffwechsel; molekulare Wirkungen
• Psychoaktive Wirkung: antidepressiv, gegen „fatigue“
• Nebenwirkungen: kardialer Zwischenfall >>> Vorsorge-
untersuchung, Verletzungen von Knochen, Bänder, Gelenke
• Kontraindikationen: Akute schweren Erkrankungen, z.B. hohes
Fieber
Dosis - Wirkungsbeziehung
Risikoabnahme von Inaktivität zu moderater körperliche
Aktivität
Löllgen,200
9
Hupin,2013
Lee,2010 Moore,2013
Life expectany
> 65ys.)
(+ 3 – 7 ys.; Moore, et al. 2013,Schnohr, P., 2013 )
Rezept für
Bewegung
2003,Wismach
2005, Löllgen.
2006 Halle
2013,EFSMA,
EU
(Zupet P, Löllgen H; www.efsma-scientific.eu)
Tabellen für den Schreibtisch
Trainingsempfehlungen
Europ.Sportmedizin
FITT: Frequenz,Intensität,Time,Type
Beispiele:
Trainingsempfehlungen (FITT oder FIDA) (aus: Zupet,Löllgen 2016 www.efsma-scientific.eu, Löllgen,Krause,2016 DGfN
www.efsma-scientific.eu
Trainingsformen Ausdauer, aerob (evtl. Intervall) und Krafttraining
• Krafttraining: Verbesserung der Aktivitäten im tägl.
Leben (ADL) und der Lebensqualität ( QoL)
• Zunahme der Belastbarkeit, Abnahme der Sarkopenie
Levinger, IJC,2005
Tromeur ©
Ausdauer Kraft
Trainingsformen bei Herzkrankheiten (HFpEF, HFrEF, HFmEF)
Wie auch immer, Training in jedem Fall
Ausdauer: Immer, 150 min /Woche
• Krafttraining: 2 x /Woche oder mehr
• Intervalltraining: 1x/Woche (evtl. HIIT)
• „Polarisierendes“ Training: Mischung aus Ausdauer, HIIT, und
Schwellentraining, und „Weekend Warrior“ (O‘Donovan et.al, JAMA
Int Med.2017)
(Pressler,2013)
MCT: Moderates kontin. Training
HIT = HIIT
AIT= Aerobes Intervalltraining
Positiv für HIIT: Wisloff, Piepoli,
vanHees u.a
JAMA 2017
? ? (!)
HITT ist nicht der HIT (Ellingsen et al. Circ. Jan. 2017; Smartex-HF)
Herzfrequenz Watt beim Training
Trainingsintensität (%)
Beispiel: Studien zu Training und Herzinsuffizienz (Extramatch-Metaanalyse, BMJ 2004, Smart et al.,Belardinelli))
• Sterblichkeit sinkt in der Trainingsgruppe
- 35 % (RR .65 ,.46-.92 CI),
• Tod oder Krankenhaushauseinweisung
- 28 % (RR .72,.56-.93 CI)
• (n= 395,Dauer : 159 – 2284 Tage, 9 Studien) Zu Risiken : Smart et al., AJM 2004
Fazit : Moderate körperliche Aktivität
- schützt vor Herzinsuffizienz (im frühen Stadium,deFillipi, JACC 2012)
- verbessert die Herzfunktion (EF) (Haykowski,JACC 2007)
- hebt z.B. die kardiotoxische Wirkung einer
Chemotherapie auf (Anthrazykline; Scott, Circ.2011)
Herzinsuffizienz: 10 Jahre körperliches Training
Die Wirkung hält an ! Belardinelli et al., 2012 (n= 123)
Allgemeine Empfehlungen (EFSMA, AHA/ACSM, WHO, DGSP)
zur Prävention (Circulation, MSSE 2007,Pos.Papier,2016)
Körperliche Aktivität als Lebensstil um Gesundheit herzustellen oder zu erhalten I A durch
- Moderate bis intensive aerobe Aktivität (Ausdauer)
150 min/Woche, an 3 - 5 Tagen /Woche oder
- Intensive aerobe Ausdauerbelastung über
75min /Woche an 3 Tagen /Woche I A
Einschätzung moderat oder intensiv: auf einer Skala von
1 – 10: moderat 5 – 6 (12-13*) intensiv 7 – 8 (14-16*) (*Borg-Skala 6 -20)
Wochenend- Training auch effektiv
Einschätzung hängt vom Alter und Trainingszustand ab.
Intensive Belastung : Herzfrequenzanstieg und verstärkte Atmung
Ärztliche Defizite : Die Entlassungsbriefe der Klinik
Lebensstil, z.B. körperliche Aktivität
z.B: Akutklinik STEMI
(n.Stentimpl.)
z.B. Reha-Klinik (Hochdruck,
Adipositas, KHK)
• Unser Vorschlag:
Diät :
Die Forderung: Das fünfte klinische Zeichen
Bewegung als obligater Teil der Anamnese
● Alle Ärzte aller Fachrichtungen sollten
● bei jedem Patienten und jedem Arztkontakt
immer nach regelmäßiger körperlicher
Aktivität fragen (5.vitales Zeichen)
und regelmäßige Bewegung /Aktivität
empfehlen.
2017
McArdle WD (ed.): Essentials of
Exercise
Physiology,2016
Löllgen (Hrsg.)
Ergometrie,3.Aufl.Springer
2010
Lawless C. (ed.) Sports Cardiology
Essentials 2011
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit
2015
Wolters Kluwer, 2014
Swed,Nat.Inst.Public
Health, Stockholm, 2010
O‘Donovan,JAMA 2017
Körperliche Aktivität bei den Ältesten
(> 85 Jahre) (Muscari A. et al. J Am GeriatrSoc. 2016)
• Fragebogen :PASE, Physical activity score for elderly,
QoL, n = 500.
• PASE: 8.6 (inaktiv) vs. 33.8 (aktiv) ADL 3 (na) vs. 5 (a)
• Keine Selbstversorgung : 100 (na) vs. 5 (a)
Fazit : Körperlich aktive, sehr alte Menschen leben
signifikant länger und autonom
• neben u.a. Alter,Z.n. Schlaganfall,fehlender Selbstständigkeit.
„Alter schützt vor Training nicht“: 10.min.Gehen Tag
= 10% weniger Sterberisiko
Anstrengungsempfinden RPE: ratings of perceived exertion (G.Borg)
• 6
• 7 sehr, sehr leicht
• 8
• 9 sehr leicht
• 10
• 11 recht leicht
• 12
• 13 etwas anstrengend
• 14
• 15 anstrengend
• 16
• 17 sehr anstrengend
• 18
• 19 sehr, sehr anstrengend
• 20
Aus: Löllgen, Ergometrie, Springer 2010
Schadet Sport dem Herzen: Nein
Löllgen H:Europace 2017,in press
Sportarten für Herzgruppen-Teilnehmer
E-bike-Fahren
Heart Rate Reserve (formula) (Pescatello, 2014) calculation
Recommendation of Training Intensity (by Heart Rate)
%HRR= ((HRmax-HRRest) X % (Intensity) + HRRest) = 180 - 60 x 60% = 72 132
Karvonen – Formula (1957, Ann Med Exper Biol Fenn)
Training – HR = HFRest + (0.6 - 0.75%) x (HRmax-HFRest)
Training during
Dialysis