ksz #7 | Sommer 2015

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2 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

KOMMZU

UNS!*

*Wir haben nicht viel Geld, kein festes Büro

nauso wie über Lifestyle-Themen. Hinter der Kölner Studierendenzeitung stehen Studenten aller Kölner Hochschulen, die sich beim Verfassen ihrer Beiträge nicht von den Hochschulverwaltungen auf die Finger gucken lassen wollen.

SCHREIB UNS [email protected]

ODER SCHAU’ VORBEI:Dienstags um 19.30 Uhr im Café Sandspur,Bachemer Straße 27, 50931 Köln.

ODER BESUCH UNS IM NEULANDksz-internet.de/heimseite

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3EDITORIAL

Warum springt jemand über eine Mauer? Vielleicht möch-te derjenige wissen, was sich dahinter befindet. Oder er

Wir haben als Thema der siebten Ausgabe der Kölner Studie--

In diesem Jahr haben gerade mal 14 Prozent der Studie-

-tragen auf das Foto, hinter der Mauer befindet. Welche Verträ-ge werden hinter verschlossenen Türen verhandelt? Wir haben mit dem Hochschulrektor Axel Freimuth darüber gesprochen. Und was hat es zu bedeuten, dass das Land NRW die Anwesen-

in dieser Ausgabe nachlesen.Testen, ob wir Hürden überwinden können, wollen wir

Sie bemalen jedes Jahr hoch oben Kölner Hauswände. Zwei un-serer Autorinnen haben ein Interview mit der Veranstalterin geführt. Die Stadt zu erobern bedeutet für andere Studierende,

-amts, wie unser Reporter Jurik herausfand.

-sen Asylsuchende teilweise in Baumärkten und Turnhallen schlafen, weil das Land und die Stadt sie nicht anders unter-bringen können. Die Kinder in Erstaufnahmeeinrichtungen können nicht zur Schule gehen. Studenten der Uni Köln über-

hat sich neben die Kinder auf die Schulbank gesetzt. Ihre Repor-tage findet ihr in dieser Ausgabe.

Schreibern und Layoutern genauso wie Leuten, die in dieser

für alle Kölner Hochschulen und studieren selbst ganz unter-schiedliche Fächer. Wir haben keinen Chefredakteur und kei-

-

die Uni oder einen AStA, sondern lediglich über als solche ge-kennzeichneten Anzeigen, denn wir wollen unabhängig berich-ten.

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4 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

DIESMAL DRIN

RAUSGEDACHT

STREIT UM SOZIALISMUS UND DIE TAGESORDNUNG

PICKNICK ODER PARTY?

MITESSER

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5INHALT

LebenPICKNICK ODER PARTY?

Ordnungshüter kommen. Jurik Caspar Iser hat mitgetanzt.

Till Daldrup kann nicht „Nein“ sagen, wenn er Werbung in die Hand gedrückt bekommt – ein hartes Los.

MITESSER

Wir essen mit spannenden Kölnern und lassen uns ihre Geschichten erzählen. Diesmal mit Iren

„CityLeaks“.

ZUM DISCOUNTERPREIS IN DIE OPER

Kulturangebote gibt es in Köln viele und sie müs-sen nicht teuer sein. Unsere Anzeigenchefin hat einen Mix aus Kulturratgeber und Sparanleitung geschrieben.

Studieren„DREI MILLIONEN EURO KORRUMPIEREN UNS NICHT“

Abhängen mit Rektor Axel Freimuth: Die ksz spricht mit dem Chef der Uni Köln über den An-spruch der Uni, Drittmittel und Faulenzer im Stu-dium.

VERPASSTE VIELFALT IN DER VWL

VWL-Lehre. Die Uni Köln sträubt sich.

STREIT UM SOZIALISMUS UND DIE TAGESORDNUNG

besucht mit der ksz die Sitzung des Uniparlaments

DER KARTENWIRRWARR IST VORBEI

Die neue UCCard soll das Kartenchaos an der Uni beenden. Warum die elektronische Chipkarte erst jetzt kommt und was sie eigentlich kann.

DenkenKAPITAL IM BÜCHERSCHRANK

anregenden Dates mit Marx & Co. auf.

JEDEN GRUND ZU FLIEHEN

Die Roma in Bulgarien sind die ärmsten Menschen in der EU. Jurik Caspar Iser wollte während seines Austauschsemesters wissen, wie sie leben.

NUR NOCH KURZ DIE WELT RETTEN

Für den Schweizer Soziologen Jean Ziegler ist die Uni das Diskussionsforum im Kampf gegen den Kapitalismus. Till Daldrup hat sein neues Buch

„Ändere die Welt!“ gelesen und rezensiert.

WAS STUDENTEN ÜBER DIE ANWESENHEITSPFLICHT WISSEN MÜSSEN

Was Studenten trotzdem beachten sollten, haben Cem Güler und Jurik Caspar Iser aufgeschrieben.

Titelthema:

„DA BEKOMMT MAN SEIN STUDIUM DOCH GEKAUFT“

Wer im Ausland studiert, will nur den NC umge-hen? Zwei, die Deutschland verlassen haben, erklä-ren im Interview, was da dran ist.

MIT FLÜCHTLINGSKINDERN DEN GRÜFFELO JAGEN

Studierende der Uni Köln bringen Kindern in ei-

Deutsch bei. Dabei arbeiten beide Seiten an sich.

AUF DER FLUCHT VOR RECHTSCHREIBFEHLERN

Schon wieder beim „dass“ das zweite „s“ verges-

RAUSGEDACHT

Stromlinienförmig dem Trott folgen? Nein, sagt

Immer drinPOSTER

TYPISCH STUDENT

CARTOON

BROT UND SPIELE

VERANSTALTUNGSKALENDER

DIESMAL DRIN

Titelfoto von Nico Mokros. Stuntman: Kai Philipp MückeF

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KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #76

Zwischen den Zweigen hoher Nadelbäume funkeln Lichterketten in blau, rot, gelb und grün. Aus der Fer-ne dringt das Rauschen der Autobahn herüber, ganz nah wummert der Bass. Am Rande von Köln hat sich eine Gruppe junger Leute auf einer kleinen Lichtung versammelt. Die Tanzenden recken die Hände in die Höhe. Sie stampfen mit den Füßen auf den Boden, bewegen sich schneller und schneller zu den lauten Klängen von Gitarre und Schlagzeug – bis die Mu-sik plötzlich abbricht. Die Feiernden schauen sich verwirrt an. Da ruft jemand durchs Mikrofon: „Die Ordnungshüter sind da.“ Eine Gruppe breitschultri-ger Männer drängt sich neben die kleine Bühne am Rande der Lichtung, auf ihren dunklen Jacken steht in fetten Lettern: POLIZEI.

Die Beamten wissen, die Veranstaltung ist nicht genehmigt – für viele Gäste macht genau das den be-sonderen Reiz aus. Sie haben keine Lust auf den ge-wöhnlichen Kölner Ringe-Schuppen, wollen unter sich sein und wenn möglich fürs Feiern wenig Geld ausgeben. Doch wenn sich vor allem im Sommer jun-ge Leute über soziale Netzwerke zu spontanen Frei-luft-Partys an geheimen Orten verabreden, kommt ir-gendwann die Polizei oder das Ordnungsamt – und löst die als Versammlungen geltenden Feiern im Ext-remfall sogar auf. Oft, weil sich aus dem Schlaf geris-sene Anwohner über die Störenfriede beklagen oder sich Hundebesitzer beim nächtlichen Gassigehen be-einträchtigt fühlen.

Parks dienen vor allem der Erholung, sagt die Stadt Köln. Aber was genau ist daruter zu verstehen? Für die einen ist es der Feierabendspaziergang mit Bello, für andere ist es das Tanzen zu elektronischen Klängen. Im Sommer tre­en sich in Köln fast jedes Wochenende Menschen in Wäldern und auf Wiesen zu spontanen Outdoor-Partys. Unser Autor Jurik Caspar Iser hat mitgetanzt.

Text von Jurik Caspar IserFotos von Fabian Uhl

Picknick

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LEBEN 7

„Unangemeldete Freiluft-Partys beschäftigen uns zu-nehmend“, bestätigt Heribert Büth vom Ordnungs-amt. Den Sommer über würde die Behörde etwa 30 solcher Partys beobachten. Büth betont: „Grünflä-chen dienen vor allem der Erholung“.

Aber was genau ist unter Erholung zu verste-hen – Partys oder Picknicks? Wo hört entspanntes Rumstehen auf der Wiese auf und wo fängt eine Fete an? Wie lange ist Musik tolerierbar und ab welcher Lautstärke stört sie wirklich? All das ist Ansichtssa-che. Rainer Theis etwa erholt sich vor allem, wenn sich sein Hund erholen kann. Der Tierliebhaber hat schon mehrere Veranstaltungen am Herkulesberg dem Ordnungsamt gemeldet und macht seinem Är-ger auch gern öffentlich auf Facebook Luft.

„Ich kann meinen Hund dort nicht frei laufen lassen, ohne dass er in Glasscherben tritt“, klagt er. Theis ist sauer: Er fordert, dass die Ordnungshüter häufiger im Park Streife gehen und die Veranstalter härter bestrafen.

Dabei greift das Ordnungsamt bereits durch: „Nicht genehmigte Veranstaltungen werden in der Regel aufgelöst“, versichert Büth. Um Partys zu be-enden, würden auch Musikanlagen beschlagnahmt. Jeder habe zwar das Recht, sich zu versammeln. Of-fenes Feuer, Generatoren und Fahrzeuge seien in Grünflächen jedoch verboten. Bei einer privaten Ver-anstaltung könne das Ordnungsamt eventuell auch mal ein Auge zudrücken, sagt Büth. „Handelt es sich aber um eine gewerbliche Feier, ist ein ganz anderes Einschreiten geboten.“ Dann müsse ein Bußgeldver-fahren eingeleitet werden und der Veranstalter mit mehreren Hundert Euro Strafe rechnen.

oder Party?

TIPPS VON DEN ORDNUNGSHÜTERN

So weit ist es für Tobias noch nie gekommen. Er or-ganisiert seit fünf Jahren Freiluft-Partys in Köln und will seinen vollen Namen lieber nicht in diesem Text lesen – aus Angst vor Ärger. Dabei musste er bisher nie mehr als 35 Euro Verwarngeld zahlen. Meistens für die Nutzung eines Dieselgenerators. Seine Par-tys lassen sich auch nicht als gewerblich bezeichnen. Zwar bieten er und seine Mitstreiter Würstchen und Bier zum Verkauf an, mehr als ein kleines Taschen-geld springe dabei aber nicht heraus, sagt er. Zur Fußballweltmeisterschaft 2014 hat der studierte So-zialwissenschaftler ein Public Viewing mit anschlie-ßenden Techno-Partys auf einer Wiese organisiert – unangemeldet natürlich.

Anfangs klappt das gut. Die Zuschauer machen es sich auf Picknickdecken gemütlich, nippen an ih-rem Bier, rauchen Zigaretten und verfolgen die Spiele auf einer großen Leinwand. Andere spielen Fußball oder holen sich ein Würstchen am Grill. Auf der Lein-wand misst sich gerade Nigeria mit dem Iran – als plötzlich zwei Uniformierte aus dem Gebüsch stür-men. Die Mitarbeiter des Ordnungsamts entdecken den Generator, der den Strom für den Beamer er-zeugt und machen Fotos. Sie notieren Tobias' Perso-nalien. Sie sagen ihm: Der Generator ist verboten, das Public Viewing muss beendet werden.

Tobias will abbauen, da werden die Stadt-Mitar-beiter vom Fußballfieber angesteckt. Die Uniformier-ten loben, man habe ja sogar Mülltüten aufgehängt und alles sehr schön hergerichtet. „Wenn ich jetzt nicht beim Ordnungsamt arbeiten würde, hätte ich mich dazu gesetzt“, erklärt ein Mitarbeiter und gibt den Veranstaltern Tipps, damit sie beim nächsten Deutschlandspiel weiter machen können. „Schauen Sie doch mal im Internet“, rät er, „kaufen Sie sich drei Autobatterien und schließen die in einer Mörtelwan-ne zusammen, falls Säure ausläuft.“

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KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #78

DIE POLITIKER SIND SICH UNEINIG

So wie die meisten Veranstalter lädt Tobias seine Gäs-te über eine Facebook-Gruppe ein und nicht über eine öffentliche Seite. Die Partys sollen so in privater At-mosphäre bleiben und nicht außer Kontrolle geraten.

Tobias‘ Facebook-Gruppe hat jedoch schon etwa 8000 Mitglieder und zu seinen Partys kommen bis zu 1000 Besucher. Das sei gerade noch im Rahmen, sagt er. Das Problem an großen Facebook-Gruppen sei vielmehr, dass auch das Ordnungsamt, trotz gehei-mer Ankündigung, immer wieder von Partys Wind bekommt. „Natürlich bedient sich auch das Ord-nungsamt der sozialen Netzwerke“, sagt Tobias.

Um Konflikten mit Anwohnern, Hundebesit-zern und dem Ordnungsamt aus dem Weg zu gehen, ist Tobias darauf bedacht, den Veranstaltungsort sau-ber zu hinterlassen. In der Halbzeitpause bittet er die Gäste, Kippen und Kronkorken aufzusammeln und die leeren Bierflaschen in Tüten zu lagern. Die meisten Besucher kommen seiner Bitte nach. „Trotz-dem räumen wir nach jeder Veranstaltung bis zum Sonnenaufgang auf“, sagt Tobias und zuckt mit den Achseln. Unterstützung bekommt er am Morgen von Menschen, die Pfandflaschen einsammeln. Dann deutet nichts mehr daraufhin, dass hier vor wenigen Stunden noch ausgelassen gefeiert wurde. Nur die Gräser auf dem Boden richten sich erst langsam wie-der auf.

Trotz des Engagements von Veranstaltern und Gästen: Die Kölner Politiker stehen der Freiluft-Party-szene gespalten gegenüber. „Nicht alle können oder wollen in Kneipen oder Clubs feiern“, sagt zwar Lino Hammer, Mitglied der Grünen-Fraktion, und stellt klar: „Öffentlicher Raum ist mehr als Außengastro-nomie auf hübschen Plätzen verbunden mit Konsum-zwang“. Sein Kollege Niklas Kienitz, Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Stadtrat, warnt aber gleichzei-tig vor den „häufig kommerziellen Interessen Ein-zelner“. Er findet: „Grünflächen dienen der Naherho-lung.“ Für möglich hält er es aber Freiluft-Partys in festgelegten und von Wohnvierteln entfernten Area-len zu veranstalten. Die Verwaltung könnte eine Lis-te möglicher Flächen im Internet veröffentlichen, schlägt Kinietz vor.

EIN FALL FÜR DEN NACHTBÜRGERMEISTER?

Wie das gehen kann macht die Stadt Halle an der Saa-le vor. Sie hat 2013 öffentliche Flächen für Freiluft-Partys ausgewiesen und gleichzeitig ein verkürztes Anmeldeverfahren eingeführt, das den spontanen Charakter der Feierkultur erhalten soll. An etwa zehn Orten können in Halle Partys mit bis zu 500 Gästen stattfinden. Die Veranstaltungen müssen lediglich 24 Stunden vor Beginn bei der Stadtverwaltung ge-meldet werden. Die Musik darf eine Lautstärke von 103 Dezibel nicht überschreiten und die Veranstalter müssen bei mehr als 500 Gästen für Sanitätsdienst und Brandschutz sorgen. Außerdem dürfen sie kei-ne Getränke verkaufen, also keine Gewinnabsicht ha-ben. Im ersten Jahr wurden in Halle rund 24 Freiluft-Partys über das verkürzte Anmeldeverfahren organi-siert. Gleichzeitig sind die Beschwerden über Freiluft-Partys in der Saalestadt zurückgegangen.

In Köln sind derartige Reformen noch nicht in Sicht. Die SPD-Fraktion macht sich aber für einen sogenannten Nachtbürgermeister stark, wie es ihn unter anderem in Amsterdam gibt. Dieser solle als Vermittler zwischen Partyszene, Verwaltung und An-wohnern agieren und zu unbürokratischen Lösun-gen beitragen, so die Kölner SPD.

Auf der kleinen Lichtung im Wald kann die Par-ty unter den bunten Lichterketten auch unangemel-det und ohne die Unterstützung eines Nachtbürger-meisters weitergehen. Die Polizei zeigt sich koopera-tiv: Die Beamten bitten die Veranstalter, die Musik ein bisschen leiser zu machen – und verschwinden dann wieder.

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9DENKEN

KAPITAL IM BÜCHERSCHRANK

Studierende, die sich für Primärliteratur begeistern und diese auch fernab der Hörsäle mit sich tragen. Unser Autor Jona Spreter als Fürsprecher vermeintlich verstaubter Literatur eines ergrauten Metiers.

Text von Jona Spreter Foto von Nico Mokros

Wenn Karl und ich uns verabreden, dann zumeist abends und in stets privater Atmosphäre. „Privat“ in Bezug auf eine Lokalität bezeichnet hier weder das Separee eines Restaurants noch eine versteckte Park-bank im Kölner Volksgarten, sondern schlichtweg das Ikea’sche Ausziehsofa meines Wohnzimmers. Ich mache es uns dann immer besonders gemütlich, zünde Kerzen an und stelle die eine oder andere Scha-le mit Snacks bereit. Karl greift zwar eher selten zu, aber ich würde mich als schlechter Gastgeber fühlen, fehlten Nüsschen und Salzbrezeln.Nach kurzem Vorgeplänkel und sanftem Rückenstreicheln meinerseits kommen wir dann auch direkt zur Sache. Und wenn ich sage, dass ich Karl nun aufschlage, dann hat das nichts mit SM, wohl aber mit MS zu tun. Multiple Sklerose? Nope. Marx-Studien. Marx zum Vergnügen.Mein Hauptantrieb, diesen Text zu verfassen, ist mei-ne immer größer werdende Angst davor, in einem Deutschland der nahen Zukunft von der EDYP (Erste Deutsche Youtuber Partei) regiert zu werden. Ich weiß nicht, ob ich meine Wortsammlung als Appell ver-standen wissen möchte, ein Anstoß soll sie aber allemal sein. Und es geht hier auch eigentlich nicht um Karl Marx. Der dient wohl lediglich dem Namedropping.Es macht mich immer etwas wütend, wenn der Dozent oder die Dozentin einer Vorlesung direkt im An-schluss an die Nennung der empfohlenen Pflicht-lektüre erwähnt, dass diese natürlich nicht in ihrer Gänze zu lesen sei. Man wolle schließlich niemanden überfordern und man wisse ja, wie belastend das stu-dentische Leben sein könne. Doch die quasi nicht vor-handene Erwartungshaltung der Dozenten ist nur ein Teil des Problems, das zu schildern ich versuche.Denn das größte Hindernis auf dem steinigen Pfad hin zur Primärliteratur ist logischerweise zunächst einmal die Sekundärliteratur, also diejenige, welche auf erstgenannter aufbaut. In zu vielen Vorlesungen und Seminaren werden einem hauptsächlich sekun-därliterarische Texte offeriert, die es einem praktisch unmöglich machen, sich mit dem ursprünglichen Text, der ursprünglichen Idee auseinanderzusetzen und sich diese auf Basis des eigenen Verständnishori-zontes zu erschließen. Sekundärliteratur, so objektiv

und reliabel sie auch wirken mag, jubelt einem unter-schwellig Interpretationen Anderer unter. Wenn ich Bertrand Russells Ausführungen über Plato lese, so ist das eine andere Erfahrung als die eigene Studie plato-nischer Texte. Lediglich zu überfliegende Sekundärliteratur avanciert also immer mehr zum fragwürdigen Steckenpferd der Lehre bundesdeutscher Hochschulen. Doch lesen Studierende auch generell zu wenig? Wohl eher nicht. Fast mein gesamter Bekanntenkreis hat irgendeine Zeitschrift abonniert, egal ob Titanic oder TAZ. Auch in den Vorlesungssälen und Straßenbahnen sitzen mir überall junge Menschen mit Büchern oder Kindles in der Hand gegenüber und führen sich Belletristik und Sachbücher en masse zu Gemüte. Und wie im ak-tuellen Studierendenmarketing der Wochenzeitung Die Zeit nachzulesen ist, sind 207.000 ihrer Leser Schüler oder Studierende. Zahlen erzeugen Vertrauen. Danke, Marc-Uwe Kling. Welcher zum Lesen Gewillte nun aber verzweifelt nach einem möglichen Zugang zu primärliterari-schen Texten sucht, dem sei gesagt, dass es sich mit der genesungsfördernden Wirkung von Fachliteratur ähnlich verhält wie mit der Homöopathie: Wer glaubt, gewinnt. Man könnte auch sagen: Wer wagt, gewinnt – aber das Lesen der wenigsten Autoren kann in unse-ren pluralistisch liberalen Zeiten noch als Wagnis ver-standen werden. Egal ob Charles Darwin oder Char-lotte Roche – (r)evolutionstheoretische Feuchtgebie-te werden literarisch erkundet und die Gesellschaft freut sich. Bis auf Stephenie Meyer schockt uns nichts mehr.Natürlich ist ein sich zusätzlich auferlegtes Studium der Primärliteratur keine reine Freude. Zumindest nicht ausschließlich. Zumeist ist es sogar ein Biegen und Brechen und Stampfen und Zerren. Auch ich, als Verfechter dieser Disziplin, gäbe und gebe mich nur zu gern dem allabendlichen Studium von TV-Serien aus den Häusern Showtime oder ABC hin. Einzige Par-allele zu einem Abend mit Marx sind hierbei die Nüss-chen, wegen der schlaumachenden Proteine. Doch die Überwindung lohnt sich letzten Endes allemal.Primärliteratur bildet und schafft Grundlagen, so wie Lateinunterricht in der Unterstufe Grundlagen für

ein Verständnis romanischer Sprachen schafft. Pri-märliteratur verschafft Ein- und Ausblicke in große gedankliche Konstrukte und ermöglicht die Konzep-tualisierung eigener Weltbilder. Primärliteratur ist heißer Shit, so wie Facebook anno 2009. Ich will nun jedoch nicht dazu raten, zu Beginn eines jeden Semesters den Reader zur jeweiligen Vorlesung zu kaufen und sich diesen kurzzeitig einzuverleiben, wie eine Aufbackpizza morgens um halb sieben. Siehe: Bulimielernen, Bologna, Bolognese. Blablabla. Schluss mit italienischer Küche. Vielmehr geht es mir um be-wusstes Herauspicken einzelner Texte und Autoren, die einem in besonderem Maße interessant erschei-nen. Ganz egal ob man das – inhaltsignorant – ledig-lich am Autorenfoto oder der Autorenvita festmacht. Insgeheim greifen wir doch alle zum Wein mit dem schönsten Etikett.Mit dem Bildchen und der Vorstellung vom aufregenden Leben des anvisierten Autors sollte man dann in die nächste Buchhandlung oder verwerflicherweise viel-leicht auch zu Amazon marschieren, ins (virtuelle) Regal greifen, zur Kasse schreiten und das Buch dann im Schrank verstauben lassen. Ironie-Legastheniker, aufgemerkt!Wahrscheinlich ist es abschließend nicht die man-gelnde Lesebereitschaft junger Menschen, welche die Primärliteratur an den Rand des soziokulturellen Aussterbens drängt, sondern viel eher das veränderte Rezipieren gerade theoretischer Texte. Wo früher noch um der persönlichen Bewusstwerdung willen gelesen wurde, sind Marx, Platon, Habermas & Co. heute lediglich noch Mittel zum Zweck. Die „Genera-tion Praktikum“ liest zur Weiterbildung, zur Kompe-tenzsteigerung, zum Ausbau des eigenen Humanka-pitals. Vielleicht verhält es sich mit dem Lesen mitt-lerweile wie mit der Publicity: There is no such thing as bad reading. Vielleicht aber auch nicht. „Burn after reading!“ Karl konnte heute leider nicht so lange bleiben wie ge-wöhnlich. Ihm stand da noch dieses Jobinterview via Skype ins Haus. Und mir tausend Fragezeichen ins Gesicht geschrieben.

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10 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

„DREI MILLIONEN EURO KORRUMPIEREN UNS NICHT“

Für die nächsten vier Jahre ist Axel Freimuth Rektor der Universität Köln. Dann war er genauso lang im Amt wie Bundeskanzler Konrad Adenauer, dessen Porträt im Vorraum seines Büros hängt. Die ksz hat mit ihm über seinen Anspruch an die Lehre und die Abhängigkeit der Universität von Wirtschaft und Politik gesprochen.

Ein Interview von Solveigh Kiehne und Nora KolhoffIllustration: Sophia Schach

ksz: Herr Freimuth, ist die Uni Köln eine Karriereschmiede oder eine Cha-rakterschule? Axel Freimuth: Das Wort Charakter-schule ist zu hochtrabend. Aber egal, ob die jungen Leute, die hier studieren, einen Abschluss machen oder nicht – wenn wir nichts dazu beigetragen hät-ten, den Charakter, die Weltsicht und die Bildung dieser Menschen zu för-dern, dann hätten wir versagt! Auf der anderen Seite ist es natürlich wichtig, dass mit dem Studienabschluss später eine Karriere möglich ist. Was halten Sie von der Regelstudien-zeit?

Die Regelstudienzeit bei mir betrug neun Semester und ich habe 14 ge-braucht. Ich wollte mich auch mit Din-

gen beschäftigen auf die ich Lust hatte. Ich habe viel Musik gemacht und habe mich in den USA umgeschaut. Heute sage ich zu den Erstsemestern: Es gibt keine Verpflichtung in Deutschland schnell zu studieren. Niemand muss sich stromlinienförmig durch sein Studium bewegen. Andererseits sollte man das Studium nicht ewig ausreizen. Das ist nicht fair denen gegenüber, die keinen Studienplatz bekommen. Im Jahr 2013 sollte der Studiengang Sozialwissenschaften abgeschafft wer-den, weil die Absolventen als nicht arbeitsmarktfähig galten. Das konn-te nur durch studentische Proteste verhindert werden. Will die Uni Köln Studenten nur arbeitsmarktfähig ma-chen?

Nein. Wir sind darauf fokussiert, die

Fächer forschungsbasiert zu unterrich-ten. Es steht zwar im Gesetz, dass Ba-chelor und Master berufsbefähigend sein müssen. Ob sie das sind, wird aber der Berufsmarkt entscheiden. Selbst naturwissenschaftliche Fächer ha-ben kein eindeutiges Ziel: Das Berufs-bild „Physiker“ zum Beispiel gibt es nicht. Die Uni ist keine Fachhochschu-le. Sie ist auf Forschung spezialisiert. Und sie bildet nicht so nah am Berufs-bild orientiert aus. Wie wichtig sind Kontakte zur Indust-rie?

Natürlich sehr wichtig! Die meisten Studenten finden später Arbeit in der Industrie. Von diesen Unternehmen bekommen wir Feedback, ob wir rich-tig ausgebildet haben. Für den Bereich Forschung erhalten wir, die medizini-

sche Fakultät ausgenommen, etwa drei Millionen Euro von der Industrie. An-gesichts des Gesamtetats von etwa 700 Millionen ist das wenig. Die Drittmit-tel von der Deutschen Forschungsge-meinschaft und der EU belaufen sich auf 120 Millionen. Drei Millionen sind nichts, was uns korrumpieren würde.

Wie ist das Verhältnis in der Medizin?

Die medizinische Fakultät erhält von der Industrie rund 30 Millionen. Aber auch da sind wir nicht abhängig. Eine größere Summe kommt dort von kli-nischen Studien. Denn Medikamente müssen ja irgendwann erprobt werden, das geschieht an der Uniklinik. Über den Ethikrat werden solche Studien al-lerdings genau überwacht.

Die Uni hat 2008 einen geheimen Ver-

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11STUDIEREN

trag mit dem Pharmakonzern Bayer abgeschlossen. Bis heute weiß nie-mand, was der Inhalt ist. Warum wei-gern Sie sich, das aufzudecken? Es handelte sich um einen Rahmenver-trag, das heißt, die konkreten Projek-te können ganz andere sein. Für uns war es auch wichtig, sich von einem Gericht bestätigen zu lassen, dass wir solche Kooperationsverträge nicht of-fenlegen müssen. Patente beispielswei-se kann man nämlich nicht einfach offenlegen. Institutionen versuchen, sich durch solche Verträge einen Wett-bewerbsvorteil zu sichern. Hinter dem Vertrag selbst steckt eigentlich nicht viel. Wenn wir jetzt allerdings alles hätten offenlegen müssen, was nach der Entscheidung des Gerichts nicht der Fall ist, wären wir beim nächsten und übernächsten Mal genauso dazu

verpflichtet. Übrigens glaube ich, dass der Vertrag mit Bayer schon längst ausgelaufen ist. Das war viel Wind um nichts. (Anm. d. Red.: siehe Seite 12) Die Uni ist also komplett unabhängig? Die im Grundgesetz verbriefte Unab-hängigkeit der Universitäten bezieht sich nicht auf die Wirtschaft. Das ist immer ein großes Missverständnis. Damit ist die Politik gemeint. Von der Politik sind wir in der Realität aber trotzdem abhängig. Die vorige Landes-regierung hat uns viele Freiheiten ge-lassen. Mit dem Hochschulzukunftsge-setz sind viele Einschränkungen und auch finanzielle Druckmittel einherge-gangen. Die Politik hat damit einen He-bel. Und jetzt ist die Frage: Bedient sie ihn oder nicht? Ich komme gerade von einer Sitzung zum neuen Landeshoch-

schulentwicklungsplan. Es kann pas-sieren, dass die Politik uns Vorschrif-ten zur inhaltlichen Ausrichtung oder den Studiengängen macht. Wie stehen Sie zur Einführung einer Zivilklausel, die besagt, dass nur zu friedlichen Zwecken geforscht werden darf? Das wäre eine Richtlinie, die inhalt-lich keine Wirkung haben kann. Man kann keinem Professor bestimmte For-schungsfelder versagen, es sei denn, sie sind illegal. Die Bundeswehr ist eine legale Einrichtung. Niemand kann verbieten, dass einzelne Forscher mit ihr zusammenarbeiten. Prinzipiell ist es sowieso nicht möglich, zwischen Kriegs- und Friedensforschung zu un-terscheiden. Vieles lässt sich für beide Zwecke verwenden. Ich bin zudem der

Meinung, dass, solange man eine Bun-deswehr hat, man auch einen Auftrag hat, sie arbeitsfähig zu machen. Was wollen Sie in den nächsten vier Jahren noch erreichen?

Gute Arbeitsbedingungen an der Uni, das wird ein großes Thema sein. In der Frage nach bezahlbarem Wohnraum für Studenten wollen wir mit der Stadt zusammenarbeiten. Bei der Lehreraus-bildung steht zurzeit der Wechsel von Staatsexamen auf Bachelor und Mas-ter an. Hier kämpfen wir gemeinsam mit dem AStA für eine Verlängerung der Fristen. Außerdem sind wir Ex-zellenzuni geworden. Das wollen wir noch mal schaffen.

Herr Freimuth, wir danken Ihnen für das Gespräch!

„DREI MILLIONEN EURO KORRUMPIEREN UNS NICHT“

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für die Timeline: Illustration:

12 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

NACHGEHAKT

Die Akte BayerAm 26. März 2008 haben die Universi-tät Köln und die Bayer HealthCare AG einen Kooperationsvertrag abgeschlos-sen. Kritiker spekulieren, dass die Uni-versität medizinische Forschungsvor-haben mit dem Pharmakonzern ab-stimmt. Über die genauen Inhalte der Vereinbarung ist tatsächlich wenig be-kannt. Der Verein „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ (CBG) klagte deshalb im Mai 2011 am Kölner Verwaltungs-gericht gegen die Universität: Bayer und die Hochschule sollten die Verein-barung veröffentlichen. Die Kritik der CBG: Bayer finanziert seine Unterneh-mensgewinne mit Steuergeldern. Das

Gericht in Köln entschied, dass die Ver-einbarung weiter geheim bleiben darf. Seit mehr als drei Jahren liegt die Akte nun beim Oberverwaltungsgericht in Münster, denn die CBG legte Berufung ein. Die Verhandlungen beginnen dort am 18.08.2015.

Die Kölner Studierendenzeitung berichtet seit 2012 über die Vertrags-streitigkeiten zwischen Bayer, der Uni-versität Köln und der CBG. Wir halten euch auch über die weiteren Entwick-lungen auf dem Laufenden.

Text: Cem GülerIllustration: Annika Kunter

Was hat es mit dem Vertrag zwischen der Uni Köln und dem Pharmakonzern Bayer auf sich?

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FLÜCHTIG 13

Vici studiert in Budapest an der Semmelweis-Universität

extrem niedrigen Numerus Clausus im Fach Medizin. Laura hingegen ließ sich vom niederländischen Studiensystem locken.

Was hat dich dazu gebracht, im Ausland zu studieren? Laura: Ich habe von einer Freundin gehört, die in

Maastricht Psychologie studiert. Sie hat mich für einen Tag in ihre Kurse mitgenommen. Ich habe mir dann erst eine Vorlesung angehört und danach habe ich das Sys-tem des „Problem based learning“ kennengelernt. Das ist eine Lernmethode, bei der wir als Studenten in Gruppen-arbeit versuchen, eine Lösung für ein vorgegebenes Pro-blem zu fi nden. Dabei gibt es keinen Dozenten, sondern höchstens einen Tutor. Mir wurde nach diesem Tag klar, hier und nirgendwo anders will ich studieren. Das nie-derländische System unterscheidet sich vom deutschen

bis drei Mal in der Woche in einer von der Universität

Vici: In Deutschland war ich auf der Warteliste auf Platz 2000 für ein Medizinstudium. Im Ausland konnte ich sofort anfangen. Ich bin nach Ungarn gegangen, weil an der Semmelweis-Universität Budapest ein deutsch-sprachiges Medizinstudium möglich ist. Außerdem ist die Ausbildung hier zwar sehr hart, aber dafür auch wirk-lich gut. Und davon mal abgesehen ist die Stadt auch ein-fach wunderschön.Ein Studium im Ausland kann ja ganz schön teuer wer-den. Wie fi nanzierst du dein Studium?

Laura: Mein Versuch, Bafög zu beantragen, ist lei-der gescheitert. Grundsätzlich müssen sich ausländi-sche Studenten auch durch einen Urwald von Dokumen-ten wühlen, bevor sie Bafög überhaupt erst beantragen können. Meine Studiengebühren betragen hier 2000 Euro im Jahr. Von niederländischer Seite wird das lei-der nicht gefördert. Als deutscher Student müsste man 56 Stunden pro Monat arbeiten, um staatliche Unter-stützung zu bekommen. Das ist allerdings utopisch bei einem Lernpensum von 40 Stunden pro Woche! Man muss sich auf jeden Fall vorher gut überlegen, wie man sein Studium fi nanziert und ob man es überhaupt kann.Ich habe im Moment nur einen kleinen Nebenjob.Der Rest geht von meinem Gesparten ab.

Vici: Die Studiengebühren von fast 3500 Euro im Jahr bezahlen glücklicherweise meine Eltern. Das Lern-pensum ist sehr hoch. Ich könnte mir nicht vorstellen,

Was sind typische Reaktionen auf dein Auslands-studium?

Laura: Natürlich schließen viele irrtümlicher-weise darauf, dass ich auf Grund des hohen Numerus Clausus in die Niederlande gegangen bin. Doch bis

men. Vor allem die meisten deutschen Studenten fi n-

Studienalltag in den kleineren Gruppen einfach ganz anders aussieht.

Vici:in Ungarn? Warst du wohl zu dumm für Deutsch-land?“ oder „Da bekommt man sein Studium doch

hart, so was zu hören. Vor allem, weil ich ja weiß, wie hart die Ausbildung hier wirklich ist und unter was für einen Druck die Uni uns stellt. Aber irgendwann ist es mir dann auch egal geworden, was die anderen

Hast du vor, im Laufe des Studiums noch nach Deutschland zu wechseln?

Laura:ich höre, dass meine deutschen Freunde jetzt zwei Mo-nate Semesterferien haben. Ich schreibe in dieser Zeit vier Klausuren. Grundsätzlich stehe ich aber hinter

nämlich später gerne im Ausland arbeiten. Das ist ei-ner der Vorteile daran, dass unsere Unterrichtsspra-chen Englisch und Niederländisch sind. Wo genau der Weg hingeht, kann ich allerdings noch nicht sagen.

Vici:Deutschland wechseln kann. Ich glaube, ich bleibe dann auch erst einmal in Deutschland. Aber ich will auf jeden Fall irgendwann noch mal ins Ausland, um dort zu arbeiten. Zum Glück ist das für Mediziner re-

Kommentar: Eine gute Alternative

Ein Bafög-Amt, das nicht zahlen will, ständige Vorwürfe, sich

lie in weiter Ferne: Trotzdem kann sich ein Auslandsstudium

Der Fall von Vici zeigt, wie viel deutsche Studierende auf sich nehmen, um ihr Traumfach studieren zu können. Sie ziehen in ein anderes Land und wissen nicht, ob und wann sie die Möglichkeit haben, nach Deutschland zu wechseln. Das Aus-

dern und Studiengebühren von mehreren tausend Euro zu stemmen. Das ist bewundernswert. Trotzdem muss an deut-schen Universitäten ein Umdenken stattfi nden. Bei einem As-sessment Center oder ähnlichen Einstellungstests würde sich

ohne Einser-Notendurchschnitt gute Ärzte oder Psychologen abgeben würden.

Man sollte nicht gezwungen sein, sich von Freunden und Familie zu trennen, um sein Wunschstudium zu realisie-ren. Doch bis ein Wandel in den Auswahlverfahren deutscher Universitäten einsetzt, ist ein Auslandsstudium eine genauere Betrachtung wert. Das Erasmussemester muss nicht die ein-zige Auslandserfahrung sein. Warum Jahre auf einen Studi-enplatz warten, wenn das europäische Ausland die Möglich-keit bietet, sofort loszulegen und allen zu beweisen, das Aus-landsstudium nichts mit dem Kaufen von Abschlüssen zu tun

gleichzusetzen ist?

Laut statistischem Bundesamt haben im Jahr 2012 138.500 deutsche Studierende im Ausland studiert – mehr als doppelt so viele wie noch 2001. Doch warum entscheiden sich so viele junge Menschen, ihre Heimat Deutschland zu verlassen? Ist der Numerus Clausus der einzige Grund für ein Auslandsstudium oder hat eine internationale Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt unbezahlbare Vorteile? Unsere Redakteurin Juliane Esser hat zwei junge Studentinnen gefragt, warum sie sich für diesen Schritt entschieden haben.

Text von Juliane Esser

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14 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

Kinder, die nach Deutschland flüchten, bekommen oftmals keinen Schulplatz. Lehramtsstudenten der Uni Köln unterrichten sie deshalb ehrenamtlich. In einem alten Straßenverkehrsamt. Catiana Krapp war dabei.

Text und Foto von Catiana KrappIllustration von Max Klein

Sven Ceglarek zeigt auf den Grüffe-lo und guckt die Kinder fragend an. „Monster!“, rufen sie im Chor. Svens Finger wandert weiter über die Bil-derbuchseite. „Maus!“, triumphieren die Kinder, „Baum!“. Dann müssen sie die Begriffe in einen Lückentext auf ihren Arbeitsblättern einsetzen. Ein Mädchen stockt bei der letzten Lücke. Sie flüstert kurz mit ihrer Sitznach-barin. Einvernehmlich schreiben die beiden das Wort „Baum“ in die Lücke. Sven nimmt das Blatt und muss la-chen. „Die Maus geht in den Baum?“, fragt der 26-Jährige und hebt das Bil-derbuch hoch. Er zeigt auf einen ein-zelnen Baum. „Da geht die Maus rein?“ Die Mädchen quietschen und schlagen die Hände vor den Mund. „Nein“, rufen sie – „Wald!“

„Der Grüffelo“ ist eine Kinder-geschichte. Darin trifft eine Maus das Monster Grüffelo, vor dem sie eigent-lich Angst haben müsste. Doch die Maus überzeugt das Monster, dass sie

gerne „Grüffelogrütze“ isst – und muss dank dieser Geschichte nicht vor dem Grüffelo flüchten. Nicht nur im Bilder-buch ist das Sprechen entscheidend. Einmal pro Woche fahren die Lehr-amtsstudenten Sven Ceglarek und Jo-hannes Häffner deshalb in die Kölner Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge und bringen den Kindern dort kosten-los Deutsch bei.

Die Flüchtlingsunterkunft ist im ehemaligen Straßenverkehrsamt von Köln. Es ist ein kastenförmiges Back-steingebäude und liegt an der sechs-spurigen Herkulesstraße. Bis das Land NRW eine Stadt und eine reguläre Un-terkunft für die Menschen in der Erst-aufnahmestelle fi ndet, fallen sie durch fast jedes soziale Netz – deshalb gehen die meisten Kinder nicht in die Schu-le. Die Zahl der Flüchtlinge in der Her-kulesstraße ändert sich täglich. Anfang Mai waren es 500, darunter 84 Kinder. Sven und Johannes unterrichten die Acht- bis Zehnjährigen.

Der Unterrichtsraum ist mindestens so bunt wie der einer normalen Grund-schulklasse. Die Wand hinter der Ta-fel ist gelb gestrichen, daran hängen Bilder mit Tieren, bunte Zahlen, Buch-staben und eine große Uhr aus Pappe. Die Tische bilden ein U, vier Jungen und drei Mädchen sitzen daran. Zu Beginn des Unterrichts läuft Johannes von Platz zu Platz und fragt die Kin-der nach ihren Namen. Sven verteilt Arbeitsblätter und Stifte aus einer grü-nen Box. Die Kinder probieren schon mal die deutschen Wörter aus, die sie kennen.

Sven Ceglarek zeigt auf den Grüffe- gerne „Grüffelogrütze“ isst – und muss dank dieser Geschichte nicht vor dem

Der Unterrichtsraum ist mindestens so bunt wie der einer normalen Grund-schulklasse. Die Wand hinter der Ta-

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15FLÜCHTIG

Schmeiß dein Unterrichtskonzept über‘n Haufen!

Ein Junge, der Johannes aufmerksam zugehört hat, wendet sich an seinen Sitznachbarn und spricht nach: „Wie heißt du?“. Und ein Mädchen zeigt auf ein pinkfarbenes und ein weißes Kis-sen und fragt: „Das für Mädchen, das für Jungen?“. Sven kniet sich neben das Mädchen. „Was ist das?“, fragt er sie und zeigt auf ein großes V. „We“, sagt das Mädchen. Sven dreht das Blatt um und malt ein W auf die Rückseite. „Das ist ein ‚We‘“, sagt er sanft und dreht das Blatt zurück, „und das hier ist ein ‚Vau‘“. Er zeigt auf ein Wort. „Vater“, liest das Mädchen richtig.

Etwa 30 Lehramtsstudierende un-terrichten pro Semester in der Herku-lesstraße, die Idee dazu kam von der Stadt Köln. Die Arbeit hilft den Flücht-

lingskindern und wird den Studieren-den als Berufsfeldpraktikum angerech-net. Dafür müssen sie nicht unbedingt Deutsch studieren. So sind Svens Fä-cher Geschichte und körperliche moto-rische Entwicklung, Johannes studiert Chemie und Sozialwissenschaften. Soft-Skills sind beim Flüchtlingsunter-richt entscheidender als Fachkenntnis-se.

Ein kleiner Junge, der sich auf sei-nem Blatt verschrieben hat, ruft seiner Schwester auf der anderen Seite der Klasse etwas zu. Sven stellt sich vor ihn, der Junge versucht, an ihm vor-bei mit seiner Schwester zu sprechen. „Was ist?“, fragt Sven und beugt sich zu dem Jungen hinab. Er begreift und holt einen Radiergummi. „Brauchst du den?“, fragt er freundlich. Der Jun-ge nickt. Sven hält den Radiergummi hoch und spricht langsam vor: „Gib-mir-bitte-den-Radiergummi“ und dann noch einmal die einzelnen Worte. „Gib“, wiederholt das Kind, „mir, bitte,

den, …“. Der „Radiergummi“ geht in ei-nem recht undeutlichen Nuscheln un-ter, aber Sven legt ihn trotzdem auf den Tisch und der Junge strahlt stolz.

Bevor die Studierenden das ers-te Mal in die Klassen gehen, sprechen sie mit ihrer Projektbetreuerin Mona Massumi über grundlegende Dinge wie Alphabetisierung und über die Si-tuation der Flüchtlinge, die in der Auf-nahmestelle ankommen. Die Studie-renden bereiten auch Arbeitsblätter für ihre Schüler vor. Den genauen Un-terrichtsverlauf planen sie aber nicht. Zwar treffen sich Sven und Johannes vor dem Unterricht, um Pappkärt-chen mit Begriffen zu laminieren und danach, um die Stunde auszuwerten. Doch als Sven in seiner ersten Stunde mit einem genauen Plan vor der Klas-se stand, kam er nicht weit. Nach einer Dreiviertelstunde warf er sein Konzept über den Haufen. Zu unterschiedlich waren die Kenntnisse und die Bedürf-nisse der Kinder.

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16 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

Alle Kinder können lachen

Mittlerweile haben sich Sven und Johannes an die Situation gewöhnt. Wenn der Zahnarzt kommt, bringen sie den Kindern Arztbegriffe bei. Und wenn das Schreiben für die Kinder zu anstrengend wird, spielen sie mit ihnen.

Nachdem die Kinder ihre Arbeits-blätter fertig ausgefüllt haben, rückt Johannes die Tische bei Seite und bit-tet sie, sich in einem Kreis aufzustel-len. Er holt einen kleinen Ball hervor. „Ich heiße Johannes“, sagt er und wirft den Ball zu einem Jungen. „Wie heißt du?“ Der Junge antwortet und fragt den nächsten. So geht der Ball von Kind zu Kind. Als das Spiel langweilig wird, packt Sven ein Plastikkrokodil aus und stellt es auf einen Tisch. Abwechselnd drücken die Kinder einen Krokodil-zahn herunter. Plötzlich schnappt das Krokodil zu. Die Kinder kreischen ver-gnügt – Sven klappt das Krokodilmaul wieder auf und das Spiel beginnt von vorne.

Anders als der Grüffelo soll das Krokodil den Kindern einfach Spaß bereiten. Dass sie perfekt Deutsch ler-nen, ist wohl auch nicht der Zweck des Unterrichts. Mona Massumi vom Zentrum für LehrerInnenbildung sagt: „Der Unterricht kann keine Schule er-setzen.“ Aber er könne etwas Ande-res leisten: „Die Kinder sollen ein po-sitives Gefühl gegenüber einer Lern-atmosphäre bekommen.“ Die Idee für den Flüchtlingsunterricht war im Frühjahr 2014 von der Stadt Köln ge-kommen. Seitdem bereitet Mona Mas-sumi ihre Studierenden jedes Semester auf den Flüchtlingsunterricht vor und macht Zwischenevaluationen mit ih-nen.

Als letzte Unterrichtseinheit spielt Johannes mit den Kindern Gal-genmännchen: Er schiebt ein White-board in die Mitte des Klassenraums

und malt ein Strichmännchen darauf. „Hier ist euer Freund …“, sagt er zu den Kindern, „… ihr wollt ihn retten!“ Das Wort, dass die Schüler erraten sollen, hat nur drei Buchstaben. Für jeden fal-schen Buchstaben malt Johannes einen Strich mehr an den Galgen. Die Kinder rufen alle Buchstaben, die ihnen ein-fallen, und sprechen sie aus wie Grund-schulkinder es tun: „‚Be‘, ‚Pe‘, ‚Se‘ !“ Jo-hannes schreibt alle Buchstaben auf. Als noch ein Buchstabe fehlt ist der Galgen eigentlich fertig. „Ich muss kre-ativ werden“, stellt Johannes fest und fängt an, Querbalken zu malen. Dann kommt ein Mädchen auf die Lösung: „Arm!“

Mona Massumi stellt bei ihren Studierenden oft einen Wandel fest. „Die Studierenden hinterfragen viel stärker persönliche Vorurteile oder die ihres Umfelds“, erklärt Massumi. Sven und Johannes sagen, sie hätten Vorur-teile auch vor ihrem Praktikum schon stark abgelehnt. Verändert hat sie ihre Arbeit aber trotzdem. Sven musste vor allem sein Bild von Flüchtlingsheimen korrigieren, die Menschen dort hatte er sich trauriger vorgestellt. „Dass sie auch herzhaft lachen können, hat mich überrascht“, sagt er.

Bevor die Stunde ganz vorbei ist, ruft Sven die Kinder noch einmal in ei-nem Kreis zusammen. Sie singen ein Abschiedslied. Ein Junge läuft bereits

zur Klassentür. „Gehst du zur Toilette?“, fragt Johannes. „Nee …“, sagt der Junge. „… nach Hause?“ Er nickt. Ein kleines Mädchen schaut zu, wie die Tür sich hinter dem Jungen schließt. „Nach Hause“, flüstert sie.

Sven und Johannes sehen deut-sche Flüchtlingspolitik jetzt mit an-deren Augen. „Zuflucht suchende Menschen werden zurück in Länder geschickt, in denen entweder Krieg herrscht oder sie verfolgt werden – wie human ist das?“, fragt Sven. Und Johan-nes sagt: „Asylverfahren dauern häufi g Jahre, in denen die Kinder und Jugend-lichen wertvolle Zeit verlieren. Mein Wunsch wäre, dass sie Zugang zum re-gulären Bildungssystem bekommen.“

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17FLÜCHTIG

AUFDER

FLUCHTVOR

RECHTSCHREIBFEHLERN

Der Puls rast, die Hände zittern und die Schweißperlen auf der Stirn sind sicher bereits aus zehn Metern Entfer-nung zu erkennen. Während der Stu-dent auf den Startschuss der Prüfungs-aufsicht wartet, geht er im Kopf zum zwanzigsten Mal den Vorlesungsstoff durch. Mit Traubenzucker versucht er noch, die Konzentration zu pushen. Dann geht es los. Er hat sich gut vorbe-reitet, eigentlich kann es nur eine gute Note werden – wären da nicht diese Flüchtigkeitsfehler.

Aber ab wann ist ein Fehler ei-gentlich ein Flüchtigkeitsfehler? Und wie lässt sich so etwas vermeiden? Wir haben Steffi Staaden gefragt. Sie ist Kommunikationstrainerin und Au-torin und gibt Rechtschreibkurse und Kurse gegen Flüchtigkeitsfehler beim Kölner Studierendenwerk.

ksz: Frau Staaden, passieren Ihnen nie Flüchtigkeitsfehler?

Steffi Staaden: Natürlich passieren sie mir. Fehler machen ist normal. Jeder macht Fehler. Ich schreibe gerade an einem Rechtschreibbuch und bin heil-froh, dass es Korrekturleser gibt, da ich die eigenen Tippfehler nicht mehr sehe.

Wann ist ein Fehler denn ein Flüchtig-keitsfehler?

Man unterscheidet drei Ursachen von Fehlern: Zum einen passieren Fehler, wenn man einer Sache einen gerin-gen Stellenwert zuschreibt, zum Bei-spiel beim Schreiben einer SMS. Das Gegenteil davon ist, wenn man hoch-konzentriert ist, zum Beispiel in einer Klausur. Man steht unter Zeitdruck, ist sehr auf das Wissen konzentriert,

der Kopf ist schneller als die Hand: Das sind die sogenannten Flüchtigkeitsfeh-ler. Die dritte Ursache ist einfach Un-kenntnis oder Unsicherheit, vor allem in Bezug auf die neueste Rechtschrei-bung. Manchmal gründen Fehler auf Flüchtigkeit, manchmal aber auch auf Unwissen.

Welche Probleme entstehen, wenn man häufig Flüchtigkeitsfehler macht?

Es ist so, dass Fehlermachen im uni-versitären und wissenschaftlichen Be-reich einfach nicht angesagt ist. Sicher drücken viele Dozenten bei Klausuren auch mal ein Auge zu. Aber zum Bei-spiel eine Hausarbeit muss einfach zu 99 Prozent fehlerfrei sein. Andernfalls kann das eine ganze Note ausmachen. Und dagegen sollte man einfach etwas unternehmen.

Wer besucht Ihre Kurse und welche Beweggründe haben die Teilnehmer?

Vorrangig werden die Plätze an Studie-rende vergeben. Wenn dann noch Plät-ze frei sind, dürfen auch wissenschaft-liche Mitarbeiter oder generell Mitar-beiter der Universität teilnehmen. Vie-le angehende Sonderpädagogen nutzen diese Chance, weil sie neuerdings eine Deutschklausur absolvieren müssen. Oft werden die Kurse aber auch als Vorbereitung für die Abschlussarbeit besucht. Im krassesten Fall, an den ich mich erinnere, hat sich der Kommilito-ne zunächst gar nicht getraut, zu mir in den Kurs zu kommen. Seine Abschlus-sarbeit war dem Prüfer zu fehlerhaft, um sie benoten zu wollen. Zuerst sollte der Kommilitone sie noch mal sprach-lich und formal überarbeiten.

Wie laufen die Kurse ab?

Vor allem geht es um Wissensvermitt-lung bezüglich der Rechtschreibung. Wir bleiben da aber nicht stehen, son-dern trainieren anschließend. In den Workshops „worken“ wir, aber so was von – ganz nach dem Motto „Übung macht den Meister“. Das heißt, nach-dem ich die Regeln erklärt habe, wer-den ganz viele Übungen zu dem jeweili-gen Thema bearbeitet. Denn man muss das Wissen ins Unterbewusstsein brin-gen, um es in Stresssituationen auto-matisch anwenden zu können.

Gibt es am Fehlermachen nicht auch etwas Gutes?

Perfekt ist niemand, aber man sollte das zumindest anstreben. Deshalb gibt es am Fehlermachen zunächst kaum etwas Gutes. Aber man lernt aus Feh-lern. Und um das in den Kursen zu er-reichen, provoziere ich Fehler. Da baue ich „gemeine Sachen“ in die Aufgaben ein, damit man in die Falle tappt. Al-lerdings muss der Teilnehmer, um aus den Fehlern zu lernen, auch aus ihnen lernen wollen.

Info In den kommenden Semesterferien bietet Steffi Staaden zwei Kurse zur Rechtschreibung und Zeichensetzung an. Infos und Anmeldung findet ihr un-ter: www.koelner-studentenwerk.de/ > Psycho-Soziale Beratung > Kurse und Workshops

Wenn aus zusammenbrechen zusammen brechen wird: Ein Gespräch über Flüchtigkeitsfehler mit Expertin Steffi Staaden.

Text von Tanja KochFoto von Nico Mokros

Steffi Staaden

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KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #718

Wenn im Regal ein schmaler Aktenordner mit der Aufschrift „Leben“ steht, dann ist es Zeit auszubrechen, findet unser

Autor Max Jansen. Er hat Brüche in seinem Lebenslauf bewusst zugelassen und sich in ferne Länder und eine neue

Gedankenwelt begeben.

Max Jansen hat in Köln Sozialwissenschaften studiert.

Text von Max JansenFotos von Lena Christina Jansen

Die Lebensläufe heutiger Studierender enthalten oft an ähnlichen Stellen Brüche. In Momenten, die sich durch den Übergang von einer Lebensphase zur nächsten ergeben, die also zwangsläufig auftreten. Sie bringen freie Phasen von einigen Tagen bis Mona-ten mit sich, die danach schreien, irgendwie gefüllt zu werden. Solche Bruchstellen können etwa poten-zielle Wartezeiten auf den gewünschten Studienplatz sein oder die Semesterferien. Zumindest, wenn nicht allzu viele Hausarbeiten zu schreiben sind. Eine wei-tere Phase ist die Zeit zwischen dem Ende eines Stu-dienabschnitts und dem Beginn der nächsten Lebens-phase, egal was dann kommt. Diese Bruchstellen sind Momente, die sich als kurze Pause in einem oft sehr hektischen Alltag zwischen Studium, Arbeit und op-timierter Freizeit ergeben. Für viele Menschen sind sie Phasen des Zweifels und der Unsicherheit – so zu-mindest meine Erfahrung.

Die Bruchstellen meines eigenen Studiums nutzte ich immer auf eine für mich als erfüllend empfunde-ne Weise. Ich sammelte viele Erfahrungen während verschiedener Praktika und verbrachte mehrmonati-ge Reiseaufenthalte in der Karibik und Südostasien. Nicht zuletzt hier sammelte ich Eindrücke und Er-fahrungen, die mich dazu bewogen, das Ende meines Bachelorstudiums bewusst einige Male hinauszuzö-gern. Sie zeigten mir, dass es wichtigere Dinge gibt, nach denen es sich zu streben lohnt, als einen schnel-len Studienabschluss.

Als das Ende meines Bachelorstudiums nahte, schlitterte ich einmal mehr in eine solche Übergangs-phase hinein. Auch diese nutzte ich für eine mög-lichst intensive Auseinandersetzung mit mir selbst. Natürlich gab es auch schon während meines Studi-ums häufig Phasen des Zweifels, der Skepsis und der Unzufriedenheit mit dem, was ich machte, und mit dem, wohin das alles letztendlich zu führen schien. Diese Phasen hielten aber nie wirklich lange an. Das lag wohl an einer teils unbewussten, teils sehr

bewussten Ablenkungsstrategie. Auch jetzt hat es mich sehr viel Zeit gekostet, diese Zweifel einmal wirk-lich an mich heranzulassen. Ich befinde mich nun schon im zwölften Monat dieser Bruchphase und ein Ende scheint immer noch nicht in Sicht. Lange Zeit habe ich das als Schwäche empfunden. Ich hätte oft sehr viel lieber sehr viel genauer gewusst, wohin es für mich gehen soll und wäre diesen Weg dann gern direk-ter gegangen. Nun erkenne ich diese Phasen allerdings an. Auch wenn sie oft von tagelangen Zweifeln und Unzufriedenheit begleitet werden, habe ich doch das Gefühl, mir dadurch näher kommen zu können. Auch wenn sie mir bisher keine wirkliche Perspektive eröff-nen konnten, haben sie mir sehr geholfen.

Diese Bruchphasen sind vielmehr Möglichkeiten zur

schonungslosen und ergebnisoffenen Selbstreflektion.Als ich mein Studium begann, bestand mein

vorrangiges Ziel lange darin, möglichst erfolgreich zu sein. Das hat sich geändert. Früher war ich ein durchschnittlicher Schüler. Ich machte meine Mitt-lere Reife und schaffte es dann glücklicherweise, die nötigen Qualifikationen zu erfüllen, um ein Studium beginnen zu können. Damit ergaben sich für mich neue Möglichkeiten, die mir zuvor aufgrund fehlen-der Leistungen verwehrt waren. Und so gab ich mich dem studentischen Leben hin – mit einem gewissen Fokus auf mein Studium. Ich stellte an mich selbst unbewusst hohe Ansprüche und opferte im Rück-blick viel zu oft Zeit für etwas, das mir im Nachhin-ein vergleichsweise unbedeutend erscheint.

Heute ist mir klar, dass diese Bruchphasen keine ne-gativen Begleiterscheinungen einer modernen Le-benslaufplanung sind. Sie sind vielmehr Möglichkei-ten zur schonungslosen und ergebnisoffenen Selbst-reflektion, auch wenn dafür wohl ein gewisses Maß an Mut notwendig ist. Immerhin geht es oft darum, das gesamte bisherige Leben zu hinterfragen, was na-türlich die Gefahr in sich birgt, im Rückblick jahre-lange Bemühungen als sinnlos zu betrachten. Den-noch habe ich die Erfahrung gemacht, dass dies drin-gend notwendig ist. Denn wie sonst will man dafür Sorge tragen, dass man sein Leben in eine Richtung lenkt, die einem am Ende auch das gibt, was man sich von ihm wirklich erwartet?

Rausgedacht

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FLÜCHTIG 19

Wir wachsen in einer Gesellschaft auf, die uns von klein auf vorzugaukeln versucht, es gebe einen Le-bensweg, der persönliche Verwirklichung bringt. Fraglich ist allerdings, wie viel Selbst in dieser Selbst-erfüllung noch steckt, bei all dem, was uns als erstre-benswert eingetrichtert wird. Wir verbringen unsere Tage häufig mit der Erfüllung so vieler Verpflichtun-gen, dass wir zwangsläufig den Kontakt zu uns selbst verlieren. Wie oft streben wir nach Dingen, die bei ei-nem Funken erster Reflektion zu reinen Nichtigkei-ten verkommen? Wer gibt uns eigentlich vor, wonach wir unser Leben richten?

Die Beschäftigung mit diesen Fragen begann für mich im Februar des vorigen Jahres, als mein bevor-stehender Studienabschluss langsam wirklich nicht mehr zu leugnen war, und sie begleitete mich wäh-rend zweier Praktika und für einige Monate in den Nahen Osten. Für mich stand fest, dass ich Abstand brauche, um mich mit meinen Zweifeln zu beschäf-tigen. Es war mir nicht möglich, mir einen solchen Raum in meinem studentischen Alltag zu schaffen. Darum entschied ich mich, erneut ins Ausland zu ge-hen. Es war mir wichtig, mich gedanklich und räum-lich von meinem Leben in Deutschland zu entfernen, eine Außenperspektive zu bekommen. Letztendlich kann ich die Praktika als Berufserfahrung, die Reisen im Nahen Osten als Auslandssemester deklarieren – ehrlich gesagt habe ich die vergangenen Monate aber vor allem damit verbracht, gedanklich und praktisch aus dem auszubrechen, womit ich mich offiziell be-schäftigt habe. Und all das, weil ich nicht wusste und immer noch nicht weiß, wohin ich mein Leben len-ken möchte – zumindest in dem Maße, in dem es mir in dieser Gesellschaft überhaupt möglich ist.

Wie oft streben wir nach Dingen, die bei einem Funken

erster Reflektion zu reinen Nichtigkeiten verkommen?

Brüche im Lebenslauf sind keine Schande, sie sind notwendig.

Auch wenn ich bisher keine Antwort auf die Frage ge-funden habe, wie es mit mir weitergehen soll, wird mir umso deutlicher, wie ich mein Leben in Zukunft nicht mehr verbringen möchte. Und zwar so wie bis-her. Nämlich unreflektiert dem Trott folgend. Als ich mich in der Einsamkeit der israelischen Wüste wie-derfand, dachte ich plötzlich an meine Zeit in Köln zurück, an einen geselligen Abend. Als ich zu Gast in einer schönen Wohnung in der Südstadt beim ge-mütlichen Zusammensitzen einen Blick auf das ge-genüberliegende Ordnerregal meiner Gastgeberin warf, entdeckte ich zwischen einer Vielzahl von or-dentlich beschrifteten Aktenordnern einen, der mich verwunderte, ja erschütterte. Dieser Ordner trug die Aufschrift „Leben“. Er kam mir von allen Ordnern am leersten vor. Unabhängig von dem, was in diesem und in den anderen Ordnern drin war, vermittelte mir diese Aufschrift eine triste Botschaft. Das Leben wurde dort als etwas präsentiert, was sich zwischen Verpflichtungen, zwischen Stress und Arbeit abspielt.

dem Ziel, am Ende kreativer, abenteuerlicher, freizü-giger und fordernder zu leben als wir es jemals für möglich gehalten hätten. Zumindest sollten wir aber irgendwann zu der Einsicht gelangen, dass das, was wir tun, auch nach ehrlicher Hinterfragung tatsäch-lich das ist, was wir tun wollen.

Einige junge Menschen werden in solchen Bruchphasen sicherlich feststellen, dass vieles, was sie wollen, genau das ist, was sie schon haben. Ande-re werden erkennen, dass sie mehr wollen, und trotz

allem zu viele Sorgen und Ängste haben, um den Aus-bruch zu wagen. Manche werden sich ändern, wirk-lich ausbrechen. Aber allen gemeinsam wird sein, dass sie nach diesen gedanklichen Bruchphasen ein bewussteres Leben führen werden.

Daher sollten wir diese Bruchphasen als das be-trachten, was sie letztendlich sind: Eine unheimlich bereichernde Möglichkeit. Brüche im Lebenslauf sind keine Schande, sie sind notwendig. Es spricht nichts dagegen, sie auszuweiten oder selbst zu schaffen. Sei es der allgegenwärtige Zwang zur Selbstoptimierung, der permanente Arbeitswahn oder das Zusammenle-ben in einer von Ausgrenzung geprägten Gesellschaft. Es lohnt sich zu kritisieren und gedanklich mit Din-gen zu brechen. Das bedarf viel Ruhe und Zeit.

Eingepfercht und zurechtgewiesen von all den ver-meintlich ernsteren und wichtigeren Dingen stand es da. Ruhig und bescheiden schien es darauf zu warten, dass eines Tages all der andere Kram erledigt sein würde, damit es endlich gefüllt werden könnte.

Wie oft wachen wir schon morgens auf und füh-len die Aufregung, am Leben zu sein und können es kaum erwarten, die Erfahrungen eines neuen Tages zu machen? Es kommt mir so vor, als würden wir mit dem Gedanken leben, dass alles bereits ohne uns entschieden worden sei. So, als ob unsere Leben mit uns statt durch uns passieren würden. Dabei sollte es doch unsere größte Verpflichtung uns selbst gegen-über sein, die Dinge um uns herum in Frage zu stel-len und außerhalb der Grenzen von Routine und Vor-schriften zu denken und zu handeln. Vielleicht mit

Rausgedacht

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20 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

Das Geschnatter der Studenten in dem voll besetzten Hörsaal übertönt die mono-tone Stimme des Dozenten. Ein Student meldet sich, schon zum zweiten Mal, um eine Frage zu stellen. Weiter hinten steht ein Student auf und ruft „Verpiss dich“ in Richtung seines Kommilitonen. Stille. Ohne Antwort setzt der Dozent seine Spiel-theorie-Präsentation fort. Fragen bleiben außen vor.

Außerhalb des Hörsaals allerdings muss sich die Volkswirtschaftslehre an der Uni Köln kritische Fragen gefallen lassen. Vor einem Jahr schlossen sich 65 Studenteninitiativen aus 30 Ländern zusammen und forderten eine Ökonomieleh-re, die ihre soziologischen, politischen und historischen Bezüge berücksichtigt. Sie forderten zudem methodologischen Pluralismus. Das bedeutet zum Beispiel, dass neben quantitativen auch qualitative Analysen gelehrt werden. Studierende sollen die Möglichkeit haben, sich mit verschiedenen Denkschulen in der Ökonomie zu beschäftigen, also zum Beispiel mit Marxismus, feministischen Theorien oder mit der österreichischen Schule. Bislang sei die Lehre vielerorts ausschließlich von der neoklassischen Denkschule bestimmt, so die Kritiker.

Und selbst die Auseinandersetzung mit der Neoklassik kommt zu kurz: Eine aktuelle Umfrage der Hochschulgruppe oikos Köln ergab, dass von den mehr als 100 befragten VWL-Studenten nur jeder Dritte wusste, was der methodologische Individualismus ist – die Grundannahme der neoklassischen VWL. 68 Prozent der VWL-Studenten gaben an, dass sie eine Veranstaltung wie Wirtschaftliche Theorie- und Ideengeschichte belegen würden, in der sie einen Überblick über verschiede-ne ökonomische Denkschulen vermittelt bekämen.

Zum kommenden Wintersemester wird der Kölner VWL-Studiengang neu akkreditiert. Reagiert die Uni auf die Kritik? Kölner Studierendenvertreter haben trotz der weltweiten Forderungen nach mehr Pluralismus wenig Hoffnung. „Der Aufruf kam viel zu spät“, sagt Erik Grimm, 24 Jahre alt, der zwei Jahre lang die Fachschaft in der Studienreformkomission der Wirtschafts- und Sozialwissen-schaftlichen Fakultät vertrat. „Da die neuen Studiengänge schon zum Jahreswech-sel 2014/15 geprüft werden sollten, war ein Großteil der Module schon festgezurrt.“

VERPASSTE VIELFALT IN DER VWL

Vor rund einem Jahr forderten VWL-Studenten weltweit mehr Pluralismus in der Ökonomik. Die Uni Köln tut sich damit schwer.

Text von Lennart PalmIllustration von Lukas Altrock

Einige Kölner VWL-Professoren sehen die Forderungen ohnehin kritisch. Felix Bierbrauer, Direktor des Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstituts, hält die Idee, neue Veranstaltungen zur volkswirtschaftlichen Theorie und Ideengeschich-te anzubieten, für falsch: „Um aktuelle ökonomische Theorien zu erklären, inte-griert man ihre Entstehung am besten in die Vorlesung.“ Sein Kollege Andreas Schmidt, Geschäftsführer des Center for Macroeconomic Research, sagt, dass an der WiSo-Fakultät aufgrund ihrer Größe und der Anzahl ihrer Professuren in den Fächern eher gute Voraussetzungen für eine gewisse Breite und Exzellenz des Stu-dienprogramms gegeben seien.

Er sieht aber einen Zielkonflikt zwischen wissenschaftlicher Grundausbil-dung und der Möglichkeit, von der gängigen Lehrmeinung abweichende Theorien zu lehren. Ein bisschen anders drückt es Bierbrauer aus: „Es gibt einfach gewisse wissenschaftliche Grundlagen, die müssen in einer guten VWL-Lehre beim Bache-lor vermittelt werden.“ Schmidt verweist wiederum auf den neuen Bachelorstu-diengang Volkswirtschaftslehre sozialwissenschaftlicher Richtung (VWL soz). Im-merhin: Dieser Studiengang soll volkswirtschaftliche Inhalte mit Pflichtanteilen an Soziologie oder Politikwissenschaft verknüpfen.

Der ehemalige Studentenvertreter Erik Grimm sieht auch die Studierenden in der Pflicht: „Sie sollten eine vielfältigere VWL einfordern. Von allein werden sich die Professoren nicht bewegen“, sagt er. In der anstehenden Modulakkredi-tierung stehen zwar die Module bereits fest, nicht aber die genauen Lehrinhalte.

„Wenn die Professoren wollen, dann könnten sie viel mehr auf die Wünsche der Studierenden eingehen.“

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LEBEN 23

9 Uhr, Albertus-Magnus-Platz. Bloß keinen Augenkontakt jetzt. Einfach weiterge-hen, Hände in die Taschen, Blick auf die Schuhe. Guckt sie etwa gerade rüber? Ver-dammt, sie hat mich schon entdeckt! Ihr Lächeln aufgesetzt, den Arm schon ausge-streckt. Sie steuert auf mich zu – einfach weitergehen, einfach nicht stehenbleiben, einfach – „90er-Party heute Abend, Cocktails sechs Euro!“, ruft sie und drückt mir einen Flyer in die Hand. „Oh klasse, danke dir!“, höre ich mich noch sagen, wäh-rend sie schon weitergeht und ihr nächstes Opfer anvisiert. Ich habe ein Problem: Ich bin der Typ, der nicht „Nein“ sagen kann. Und die können das riechen.

„Die“, das sind die Marken-Promoter an der Universität. Wie Löwen auf ein ver-wundetes Zebra warten sie vor dem Hauptgebäude auf die Ja-Sager und Willens-schwachen. Ich gehöre dazu: Resigniert nehme ich jeden Flyer mit, probiere jede neue Bio-Limo, mache bei jedem Gewinnspiel mit. Und der Gang zur Uni wird für mich zum Spießrutenlauf.

Ich fühle mich machtlos, dabei wollen die Firmen doch eigentlich was von mir. Sie wollen von mir probiert, wollen von mir gemocht werden. Denn als Student gehöre ich zu einer ganz besonderen Zielgruppe: Wir „Early Adopter“ sind jung, cool und sagen „Ja!“ zum Leben – und manchmal eben leider auch zu Marken-Promotern.

Ist es Mitleid mit den Kommilitonen, die sich peinliche Kostüme anziehen und selbst im Regen ihre Prospekte in die Gegend halten müssen? Ist es ein Helfersyn-drom? Zumindest rede ich mir das ein, während ich meine heutigen Mitbringsel (mehrere Werbegeschenke, einen Anmeldezettel für ein Fitnessstudio, eine Probe-packung irgendeines neuen Frühstückskekses) in meine Wohnung trage und in die Ecke werfe. Auf einen Haufen mit Flyern für Partys, auf denen ich nie gewesen bin, mit Zeitungen, die ich nie gelesen habe: Manifestation meiner Ja-Sagerei, die mich mittlerweile teuer zu stehen kommt.

Zeit, Süddeutsche, Welt am Sonntag – alles auf Probe, alles unverbindlich, nur zum Reinschnuppern. Doch irgendwann endet jedes Probeabo (rechtzeitig abbestellen ist auch nicht meine Stärke) und wird zu einem dicken Minus auf meinem Konto. Der Ausweg aus der finanziellen Misere? Vielleicht sollte ich mir auch so einen Promoter-Job suchen. Ob ich wohl ein guter Markenbotschafter wäre? Ich sage Ja.

PRO MO PROB LEME

Flyerflut

Hat dir diese Studierendenzeitung ein freudig strahlendes Mädchen auf dem Albertus-Magnus-Platz in die Hand gedrückt? Unser Autor Till Daldrup hätte sie auch mitgenommen. Den ganzen anderen Quatsch, den man da bekommt, stapelt er in seinem Zimmer

Text von Till DaldrupFoto von Fabian Uhl

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ksz #7 „flüchtig“ | Foto von Silviu Guiman

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KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #726

Bulgarien ist das ärmste Land der Europäischen Union, Roma sind die ärmsten Menschen in Bulgarien. Unser Autor Jurik Caspar Iser wollte während seines Auslandssemesters wissen, wie sie leben.

Text und Fotos von Jurik Caspar Iser

Ein Netz aus Kabeln überspannt das Viertel. Dicht an dicht drängen sich windschiefe Hütten. Die Dächer der Häuser bestehen aus Wellblech, weni-gen Ziegeln und alten Werbeplakaten. Zwischen Müllbergen spielen Kinder. Hunde laufen über die Straße, Pferde ziehen Karren vorbei. Es riecht nach Feuer. Aus Schornsteinen steigt dich-ter Rauch. Die Menschen hier heizen mit Holz, weil es am günstigsten ist. Der Stadtteil Fakulteta ist eines der ärmsten Viertel in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Ein Roma-Ghetto.

Etwa fünf Prozent der bulgari-schen Bevölkerung sind Roma. Seit Ja-nuar 2014 gilt für sie wie für alle Bul-garen die Arbeitnehmerfreizügigkeit der Europäischen Union. Ich kann mich noch gut an die fremdenfeindli-che Debatte erinnern, die deshalb vor rund eineinhalb Jahren in Deutschland aufbrandete. Vor allem CSU-Politiker machten fleißig Stimmung gegen bul-garische Zuwanderer und benutzten zynische Schlagwörter wie „Armutszu-wanderer“ und „Sozialtouristen“. Ein-wanderer wurden in Deutschland mit den Worten begrüßt: „Wer betrügt, der fliegt.“

Ewige VorurteileAls die Debatte ihren Höhepunkt er-reichte, entschied ich mich, für ein Semester in Bulgarien zu studieren. Mein Wissen über den östlichsten Bal-kanstaat beschränkte sich bis dahin fast gänzlich auf die Klischees, die in Deutschland kursieren. Sowjetischer Einfluss in der Nachkriegszeit, nach dem Zerfall des Warschauer Pakts sozi-aler Stillstand, Verelendung und heute: angeblich Massenemigration.

Doch welchen Grund haben Men-schen, ihre Heimat zu verlassen? Wie schlecht muss es ihnen dort gehen? Bulgarien ist das ärmste Land der Eu-ropäischen Union, die Roma sind die ärmsten Menschen in Bulgarien. In ihrer Heimat haben sie mit Rassismus und Vorurteilen zu kämpfen. In Bulga-rien hieß es oft: Roma sind kriminell, faul, sie stehlen und wollen sich nicht anpassen.

Direkt nach meiner Ankunft warnte man mich, dass ich im Bus ja auf meinen Geldbeutel achten solle, falls jemand zu dicht neben mir stün-de. Und mit diesem Jemand war immer ein Rom gemeint. Während meines viermonatigen Aufenthalts wurde ich nie bestohlen.

Das Viertel Fakul-teta liegt gerade so weit vom Zentrum Sofias weg, dass sich kaum jemand dorthin verirrt.

Jeden Grund zu fliehen

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Jeden Grund zu fliehen

DENKEN 27

Mit Pferdekarren ziehen Menschen durch Sofia auf der Suche nach wieder-verwertbarem Papier, Plastik und Altmetall.

Extreme Gegensät-ze: am Stadtrand die Slums, im Zen-trum das pracht-volle bulgarische Parlament.

Zwischen den Häusern von Fakulteta häufen sich Berge von Müll.

Rosa Kirilova Sashlovo wohnt mit ihrer Familie im Armenviertel Fakulteta.

Von der Armut ist im Zentrum wenig zu sehenIn den ersten zwei Wochen wohnte ich in einem Studentenwohnheim. Jeden Morgen konnte ich vom Fenster aus beobachten, wie ein Mann mit einem Pferdekarren an den Mülltonnen vor dem Block haltmachte und Container nach Papier, Plastik und Metall durch-suchte – nach allem, was sich noch ir-gendwie zu Geld machen ließ.

Später bin ich ins Zentrum gezo-gen, dort waren Pferdekarren seltener. Von der Armut der Roma ist in der In-nenstadt Sofias nicht viel zu sehen. Hier prägen amerikanische Schnellres-taurant-Ketten, glänzende Shopping-Malls und prunkvolle Bauten der un-tergegangenen sozialistischen Volksre-publik das Bild.

Roma leben in Sofia verteilt auf drei Stadtviertel. Die Wohngebiete sind so weit vom Stadtzentrum entfernt, dass sie Touristen und allen Bulgaren, die nichts von der Armut der Roma wissen wollen, verborgen bleiben.

Ich wollte das Land richtig kennen-lernen – auch die Roma-Viertel. Lange habe ich nach bulgarischen Studenten gesucht, die mich in ein Roma-Vier-tel begleiten und für mich übersetzen würden. Die wenigsten Bulgaren schei-nen jemals eines der Ghettos besucht zu haben – zu groß sind die Vorurtei-le. Erst spät habe ich Dimka kennen-gelernt. Sie ist Mitarbeiterin einer bul-garischen Presseagentur und erklärte sich bereit, mit mir zu kommen.

Als wir am Stadtrand ankommen und die prunkvolle Alexander-Newski-Kirche, ein Wahrzeichen Sofias, nur noch in der Ferne zu sehen ist, staunt Dimka: Vor uns liegen die kümmerli-chen Behausungen der Bewohner von Fakulteta. Ein alter Mann zieht eine Schubkarre, beladen mit einem rosti-gen Heizkörper, über die schlammige Straße.

60 Euro pro MonatUns begegnen misstrauische Blicke, manche Menschen lächeln freundlich, aber schüchtern, andere fragen sich wohl: Was wollen die Fremden hier? Einige Jungen pfeifen Dimka hinter-her und johlen. Vor einer Bäckerei sitzt eine alte Frau auf einer Bank, winkt uns zu sich herüber und bietet uns ein Stück Apfel an. Sie stellt sich vor und holt weit aus: Rosa Kirilova Sashlov berichtet uns von der Armut ihrer Be-völkerungsgruppe. Sie bekommt eine Rente von 120 Leva pro Monat, das sind

umgerechnet etwa 60 Euro. Sie erzählt, sie habe ihr ganzes Leben lang gearbei-tet. Erst im Weinbau, dann in einer Bä-ckerei.

Sie musste keinen Müll sammeln gehen, anders als viele andere Bewoh-ner von Fakulteta. Aber: „120 Leva rei-chen nicht für Essen, Heizen und Me-dizin“, sagt die 67-Jährige und zeigt mir eine Schachtel mit Schmerztabletten. „Die Politiker interessieren sich nicht für uns, niemand tut das“, sagt sie. In ihrer Stimme liegt Bitterkeit und doch lächelt sie, während sie mit uns spricht. Kaum haben wir ein Stück Apfel aufgegessen, streckt sie uns das nächste Stück hin. Dimka lauscht ge-spannt. „Ich sehe mich nicht als Bulga-rin“, sagt Rosa Kirilova Sashlovo. „Und als Teil der Europäischen Union schon gar nicht.“

Bevor wir gehen, machen wir noch ein Foto mit der alten Frau. Sie fragt uns, wie alt wir sind und ruft uns hinterher: „Dann müsst ihr aber bald heiraten.“

Dass es innerhalb der EU noch Ghettos wie Fakulteta gibt, musste ich mir erst vor Augen führen. Auf dem Rückweg in die Innenstadt sage ich zu Dimka: „Die Menschen hier haben al-len Grund, nach Deutschland zu kom-men.“ Sie nickt.

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28 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

Was ist typisch an Musikstudenten? Mir schießt sofort das Bild des freilebenden Künst-lers in den Kopf, der auf seine Musik fokussiert und eher introvertiert ist. Ich denke, dass Musikstuden-ten ein lockeres Leben pflegen und kreativ und an-dersdenkend sind. Was tragen Musikstudenten? Jeans, Wollpullover, getragene Lederjacke – und älte-re Sportschuhe.

Was essen Musikstudenten? Nicht viel, und wenn dann etwas, das schnell geht. Ich nehme an, viel Pizza. Warum nerven Musikstudenten? Ihre komplette Welt dreht sich nur um Musik! Wo gehen Musikstudenten hin? Zu WG-Partys getarnt als Live-Jam-Sessions.

Wieso braucht die Welt Musikstudenten?Eine Welt ohne Wirtschaftsinformatiker wäre viel-leicht weniger effektiv, aber eine Welt ohne Musiker wäre ziemlich scheiße, dann gäbe es ja keine Musik. Was ist die Lieblingsbeschäftigung von Musik-studenten?Musizieren und Musik hören. Punkt. �

Würdest du gerne mal einen Tag mit einem Musikstudenten tauschen? Wenn ich an diesem Tag auf wundersame Weise Kla-vier oder Gitarre spielen könnte: Auf jeden Fall! Welche Sportart betreibt ein Musikstudent? Gar keine, maximal Flunkyball.

Was würdest du tun, wenn dein Kind Musik studieren wollte? Ich glaube, wenn mein Kind musikalisch talentiert ist, mache ich einen Vaterschaftstest.

Was, denkst du, könntest du von Musikstudenten lernen? Gitarre und Klavier spielen und das Leben ein biss-chen lockerer nehmen. Was wäre das perfekte Date, um einen Musikstudenten/eine Musikstudentin von dir zu überzeugen?Meine Dates halte ich generell nur in der Uni-Mensa ab.

Universität zu KölnWirtschaftsinformatik, 4. Semester über Musikstudenten:

Interviews von Juliane Esser und Lennart Palm Fotos von Nico Mokros

Sie existieren sowieso, die Vorurteile über die Studierenden anderer Fachrichtungen. Also erlauben wir uns an dieser Stelle jedes Mal, Klischees zu provozieren. Schwarz auf weiß. Schließlich merkt jeder Vorurteilende selbst täglich, dass alles weit hergeholt ist, meist nicht stimmt – und sich noch öfter doch als wahr erweist.

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29IMMER DRIN

Was ist typisch an Wirtschaftsinformatikstudenten?Typisch ist, dass der Gesprächspartner in der Regel betroffen verstummt, sobald der Wirtschaftsinfor-matikstudent ihm seinen Studiengang verrät. Es sei denn, sein Gegenüber studiert selbst Wirtschaftsin-formatik, dann unterhalten sich die beiden angeregt auf HTML oder JavaScript. Was tragen Wirtschaftsinformatikstudenten für Klamotten?Wirtschaftsinformatikstudenten tragen gerne prakti-sche Kleidung. Auch wenn viele ihrer Klamotten den Hipness-Zenit bereits vor 10 Jahren erreicht haben, kann man das positiv sehen: Sie setzen gewisserma-ßen die Maßstäbe für übermorgen. Denn wie jeder weiß, kehren die Trends in der Modewelt ja alle paar Dekaden wieder zurück.

Was essen Wirtschaftsinformatikstudenten?Pizza! Jeder mag Pizza. Auch Wirtschaftsinformatik-Studenten.

Warum nerven Wirtschaftsinformatikstudenten?Sie wollen nie mitkommen, weil sie immer mit Pro-grammieren beschäftigt sind. Wo gehen Wirtschaftsinformatikstudenten gerne hin?Auf eine LAN-Party. Gibt es das überhaupt noch?

Wieso braucht die Welt Wirtschaftsinformatik-studenten?Das liegt doch auf der Hand! Sie informieren die Welt über die Wirtschaft. Würdest du gerne mal einen Tag lang mit einem Wirtschaftsinformatikstudenten tauschen?Unbedingt! Das würde mir bestimmt helfen, all diese Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. Welche Sportart betreibt ein Wirtschaftsinformatik-student?Fußball halte ich für am wahrscheinlichsten. Auch wenn das in Deutschland wohl auf so ziemlich jeden Studiengang zutrifft.

Was würdest du sagen, wenn dein Kind Wirtschafts-informatik studieren wollte? „Gib alles!“ Wenn du einen Tag mit einem Wirtschaftsinformatik-studenten oder einer Wirtschaftsinformatikstudentin verbringen würdest, was würdest du mit ihm oder ihr unternehmen?Vielleicht gehen wir am Rhein spazieren und unter-halten uns angeregt über das Wetter. Danach lade ich ihn oder sie auf ein Kaltgetränk ein und lasse mir im Gegenzug meinen Laptop reparieren. Um den schö-nen Tag abzurunden, gehen wir gemeinsam ins Kino.

Was, denkst du, könntest du von Wirtschafts-informatikstudenten lernen?Wie ich die immer wiederkehrenden Updatebenach-richtigungen meines Computers für immer ver-schwinden lasse.

Hochschule für Musik und Tanz KölnJazz & Popularmusik, 4. Semester über Wirtschaftsinformatikstudenten:

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30 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

Auf der rechten Seite des Uniparlaments zeigt eine Stu-dentin mit dem Finger auf. Dort sitzt die Opposition. Ein Kopfnicken vom Präsidium, kurze Zeit später wird ihr Name auf der Redeliste angezeigt. Sie eilt an den Holz-bänken vorbei zum Podium und greift zum Mikrofon. Die gewählte Studierendenvertreterin hält eine kurze Grundsatzrede, spricht von Zeiten des Neoliberalismus, vom Einsatz für den Frieden. Ob die Arbeit des Allge-meinen Studierendenausschusses (AStA) in solchen Zei-ten nicht linker sein müsste, will sie wissen. „Ich glaube nicht, dass der AStA linker sein muss“, antwortet Bene-dikt Ruppert, der für den Posten des AStA-Vizevorsitzen-den kandidiert. Er erhält zustimmendes Klopfen von knapp dreißig Studenten auf der linken Seite des Rau-mes. Dort sitzt die Regierung.

Ein älterer Herr lacht hinten im Saal leise auf, als er Benedikts Antwort und die breite Zustimmung dar-auf hört. Werner Rügemer sitzt heute auch mit im Hör-saal des Universitäts-Hauptgebäudes. Er ist gekommen, um sich bei der Sitzung des Uniparlaments ein Bild von der neuen politischen Generation zu machen. Rügemer selbst gehört zur 68er-Generation, deren wilde Politik angeblich nur von ihrem noch wilderen Lebensstil über-

troffen wurde. Der heute 74-Jährige war im „Marxisti-schen Studentenbund Spartakus“ aktiv. In Tübingen protestierte er gegen den Vietnamkrieg und organisier-te in Berlin alternative Lehrveranstaltungen. Später in Bonn setzte er sich für arbeitsnahe Erziehung und mehr linke Hochschullehrer ein.

Nach 1968 hätten die linken Hochschulgruppen an vielen Unis eine klare Mehrheit gehabt, sagt Rügemer.

„Es gab sogar mehrere marxistische Studentenverbän-de, die sich untereinander gezofft haben.“ Heute stellen

„Die Unabhängigen“ die größte Fraktion im Kölner Par-lament. Sie gelten als universitätsnah und regieren ge-meinsam mit den Jusos. Die Opposition besteht aus sie-ben Parteien. Bei der heutigen Sitzung lassen sich ihre Vertreter an zwei Händen abzählen.

An diesem Abend zoffen sie sich auch, die studen-tische Opposition und Regierung. Hauptsächlich geht es um die Reihenfolge der Tagesordnung: Wann soll über Antrag c) verhandelt werden? Nach dem Tagesordnungs-

1968 und in den Jahren danach diskutierten sie im Uniparlament über den Vietnamkrieg und die CDU-Regierung. Heute beschäftigen sich die Studierendenvertreter mit Freizeitangeboten und AStA-Service. Ist das noch politisch? Ja, sagt der Alt-Linke Werner Rügemer. Er hat zusammen mit unserer Autorin Nora Kolho­ eine Parlamentssitzung besucht.

STREIT UM

SOZIALISMUS

UND DIE TAGESORDNUNG

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Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, Marxistischer Studentenbund. Auf den Holzbänken des Studieren-

denparlaments ist Werner Rügemer heute Beobachter.

Nachgehakt: Werner Rügemer möchte vom 2. AStA-Vorsitzenden Benedikt Ruppert wissen, wie viele Leute der Ausschuss beschäftigt.

31STUDIEREN

STREIT UM

SOZIALISMUS

UND DIE TAGESORDNUNG

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32 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

punkt d)? Nein, besser e) hinter d), ach was, lieber die ganze Tagesordnung noch mal neu. Immer wieder blickt Werner Rügemer auf den Zettel mit der Reihenfolge vor ihm, versucht nachzuvollziehen, welches Thema wann drankommt. „So viel hätten wir da früher nie drüber ge-redet“, sagt er. Während die Studenten diskutieren, zeigt sich Rügemer eher vom Setting beeindruckt: Ein Projek-tor für die Tagesordnung, zwei Protokollanten, die jedes Wort mitschreiben. „Das ist alles sehr professionell“, sagt er. Sie hätten all das damals nicht gehabt. Nach über ei-ner halben Stunde stimmt das Parlament schließlich ab. Die Tagesordnung steht fest.

Als erstes soll der AStA, das Kabinett des Studie-rendenparlaments, gewählt werden. Benedikt will Vize-vorsitzender werden. Der Jungsozialist stellt seine Pläne vor. Im kommenden Jahr will er ein Repair-Café aufbau-en, gemeinsam mit der Fahrradwerkstatt für geflohene Menschen 40 reparierte Fahrräder bereitstellen und einen Kühlschrank für die Uni anschaffen, damit Stu-denten überflüssige Lebensmittel dort deponieren kön-nen, anstatt sie wegzuwerfen. Werner Rügemer ist über-rascht. „Der AStA als Dienstleister? Das wäre für uns un-denkbar gewesen“, sagt er. Doch er kann sich erklären, warum das heute anders ist. Die Studenten stünden un-ter größerem Druck. Durch die Verschulung des Studi-ums spiele sich das Leben vieler Studenten größtenteils an der Uni ab. Die Studenten müssten sich ihr soziales Leben also auch dort organisieren, sagt er. Folglich sind Freizeitangebote wie Hochschulsport, AStA-Cafés oder eine Studiobühne wichtig. Früher hätten sich die meis-ten Studenten weniger berufliche Sorgen machen müs-sen, sagt Rügemer. Auch eine Anwesenheitspflicht, wie sie bis vor kurzem in vielen Seminaren noch galt, habe es nur vereinzelt gegeben.

Die Diskussionen im Uniparlament seien früher le-bendiger gewesen, findet der Alt-68er. Weniger Formali-täten, mehr Zwischenrufe. Heute agieren selbst die Lin-ken im Parlament sehr diplomatisch. Damals haben sie sich an der Freien Uni in Berlin sogar irgendwann eine Art Paralleluni aufgebaut. Kritische Uni nannten sie das.

Die Studenten organisierten eigene Vorlesungen: Die „Uni im Kontext des Kapitalismus“, zum Beispiel. Das sei heute genauso aktuell wie damals, findet Rügemer. Es gebe durchaus wichtige Gründe, politisch an der Uni aktiv zu werden. „Etwa um die unkontrollierte Einfluss-nahme der Unternehmen auf die Wissenschaft zu kriti-sieren.“

Das Studierendenparlament arbeitet jetzt selbst als Arbeitgeber, als Verwalter der Uniangebote und des Se-mestertickets. Dass die AStA-Mitglieder heute über etwa 16 Millionen Euro pro Jahr entscheiden und als dauer-hafte, selbstständige Vertreter akzeptiert sind, darin sieht der 74-Jährige auch einen Verdienst seiner politi-schen Zeit im Unibetrieb. Damals sei der AStA politisch bekämpft worden. „Die Konservativen haben immer be-stritten, dass der AStA sich überhaupt zu politischen Fra-gen äußern darf.“ Und das, obwohl die Wahlbeteiligung damals oft bei über fünfzig Prozent lag. An der Uni Köln dümpelte sie bei der jüngsten Wahl unter 14 Prozent.

Das politische Engagement finde heute wohl oft außerhalb der Uni in Initiativen statt, vermutet Rüge-mer. Konfliktfreudige Studenten gibt es in dieser Sit-zung trotzdem. Solche, die über eine Friedensklausel oder Neoliberalismus sprechen wollen. Es gibt viele, die das nervt. Sie wollen den Arbeitskreis gegen militäri-sche Forschung am liebsten abschaffen. Sie wollen sich politisch auf den Unibetrieb beschränken. Am Ende des Abends dreht sich der Großteil der Debatten um die Ser-vice-Angebote des AStA. So grundsätzliche Fragen wie die der linken Studentin sind die Ausnahme. „Dass die Studenten deshalb unpolitisch sind, der Meinung bin ich nicht“, sagt Rügemer.

Text von Nora KolhoffFotos von Cem Güler

Die Delegierten stimmen ab – mit ihren Stimmkarten.

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DENKEN 33

NUR NOCH KURZ DIE WELT RETTEN Für den Soziologen Jean Ziegler ist die Zivilgesellschaft die Waffe der Wahl im Kampf gegen den Kapitalismus – und die Universität ihr Nährboden. Aber kann er den Studenten heute noch mit Adorno und Horkheimer kommen? Über Zieglers neues Buch „Ändere die Welt!“

Text von Till DaldrupBildrechte bei C. Bertelsmann Verlag

Jean Ziegler Ändere die Welt – Warum wir

die kannibalische Weltordnung stürzen müssen

288 Seiten 19,99 Euro

C. Bertelsmann Verlag

Jean Ziegler wurden schon viele Na-men verpasst: „Selbsterklärter Men-schenrechtsaktivist“, „Anbeter Fidel Castros“, „Enfant terrible“. Der 81-jäh-rige Schweizer ist einer der großen Kapitalismuskritiker – und die marki-gen Sprüche hat er immer noch drauf: „Jede gesellschaftliche Abstufung ist ein Akt der Gewalt“, schreibt er. Oder: „Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet.“ Doch Zieglers neues Buch „Ändere die Welt“ ist mehr als ein Pamphlet, es ist vor allem Studie einer ungerechten Weltord-nung. Denn Ziegler ist nicht nur ein Schreihals, sondern vor allem ein groß-artiger Sezierer seiner Zeit.

Unbarmherzig haut der Genfer Sozio-loge seinen Lesern gleich im ersten Kapitel die Probleme der Welt um die Ohren. Hunger, Ungleichheit, Krieg: aus Sicht Zieglers eine Folge der „Oli-garchie des Finanzkapitals“. „Warum sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts wir Menschen im Westen unfähig, das Joch unserer Rollen abzuschütteln und end-lich unserem Leben einen kollektiven Sinn zu verleihen?“, fragt sich Ziegler. Auf knapp 300 Seiten trifft sich Sozio-logie mit feschen Begriffen – die heuti-ge Weltordnung, so der Autor, sei „kan-nibalisch“.

Ziegler will den großen Wurf, sein Buch ist auch eine Sammlung seines bisherigen Schaffens: Er verfolgt die Entstehung des Staatenbegriffs vom Römischen Reich bis in die Gegenwart, erklärt den Kampf der verschiedenen Ideologien und beschreibt, wie sich Ge-sellschaften entwickeln.

ZU DEN WAFFEN, LESER!

Schwere Kost, die Ziegler leichtfüßig verpackt: Die theoretischen Abschnit-te verwebt er immer wieder mit sei-ner eigenen Biografie, Begegnungen mit Geistesgrößen wie Roger Bastide oder Richard Sennett. Das ist oft amü-sant zu lesen, setzt aber auch den Ton des Buches: Es ist ein Bericht aus der Vergangenheit. Horkheimer, Marcu-se und Adorno tauchen da auf, oft ist von „Klassenkampf“ und „Klassenbe-wusstsein“ die Rede. Die Kapitel sind gespickt mit Gedichten von Bertolt Brecht. Das alles wirkt reichlich ange-staubt und von den 68ern beseelt. Wo bleiben moderne Kapitalismuskritiker wie Slavoj Zizek, Thomas Piketty oder Judith Butler?

Aber sei’s drum: Zieglers Stil ist im Ge-gensatz zu dem anderer Soziologen schlicht und mitreißend. Und schon bald ist man als Leser gewillt, zu den Waffen zu greifen, die uns Ziegler mit seiner Analyse in die Hand drücken möchte. Umso ernüchternder ist dann aber, wie dürftig sein Fazit ausfällt.

Denn wie ist er nun zu bändigen, der Kapitalismus? Ziegler hatte ein „Hand-buch für den Kampf“ versprochen, letztlich bleibt er aber vage: Es gebe eine „unsichtbare Bruderschaft der Nacht“, eine „Verweigerungsfront“, die dem Kapitalismus Solidarität entge-gensetze und von einem „moralischen Imperativ“ angetrieben sei. Occupy, Blockupy, wir verstehen schon. Aber ist da noch mehr? Wohin mit der Wut, die der Autor schürt? Wie die kanniba-lische Weltordnung stürzen?

Ziegler setzt alle Hoffnung auf die Zi-vilgesellschaft: Sie müsse nur die ver-fassungsmäßigen Waffen ergreifen „und sie gegen die weltbeherrschen-de Finanzoligarchie richten“. Wie der Weg zur postkapitalistischen Gesell-schaft aber letztlich aussieht? Ziegler zitiert den spanischen Dichter Antonio Machado: „Wanderer, es gibt keinen Weg. Den Weg bahnst du im Gehen.“ Na, wenn sich da nicht mal jemand verläuft.

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KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

In welchen Kursen dürfen Hochschulen jetzt noch Anwesenheit verlangen?

F „Das Ministerium hat eine grundsätzliche

-cher Patrick Honecker. Er bezieht sich damit auf

zulässig ist, wenn das Lernziel nur durch die Teilnahme im Kurs erreicht werden könne. Das

--

im Kurs aber nicht mehr als 30 Teilnehmer sitzen.

ist?

F Der jeweilige sogenannte Fachbereichsrat, ein Entscheidungsgremium bestehend aus Uni-Mitarbeitern und Studenten, beschließt die Prü-fungsordnung und entscheidet damit auch über

--

ziehbar sein – auch für Außenstehende, so das

-spiel in einem Präparierkurs im Medizinstudium.

34

WAS STUDENTEN ÜBER

DIE ANWESENHEITSPFLICHT

WISSEN MÜSSENDrei mal fehlen – Kurs nicht bestanden. Dieses Prinzip hat das Wissenschaftsministerium NRW seit Beginn des Wintersemesters 2014/15 an den Hochschulen im Land

immer noch Anwesenheitslisten herumgehen. Was sie mit den Listen machen ist unklar, klagen Studenten.

Was können Studenten tun, wenn ein Dozent Anwesen-heitslisten herumgibt?

F Studenten sollten zuerst mit ihren Dozen-ten reden und fragen, warum eine Anwesenheit

auf das neue Hochschulgesetz berufen (auf der Website des Ministeriums einsehbar).

Was tun, wenn Dozenten nicht mit sich reden lassen?

F Studenten der Uni Köln können sich un-ter der Telefonnummer 0221/470 6180 an Helene Hucho wenden. Sie arbeitet in der Beschwerde-stelle beim Prorektorat für Studium und Lehre der Universität Köln und kann prüfen, ob die An-

oder nicht.

Und wenn auch das nichts bringt?

F Letztlich bliebe dann nur, zu klagen. „Im Ernstfall sollten Studenten auf jeden Fall vor Ge-richt gehen“, sagt der Kölner Anwalt für Hoch-schulrecht Felix Winkler. Zum Beispiel, wenn Studenten nicht zur Prüfung zugelassen wer-den oder ihre Prüfungsleistung nicht anerkannt wird, weil sie mehr als zweimal gefehlt haben.

Text von Cem Güler und Jurik Caspar Iser

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DENKEN 35

Endlich so studieren, wie es jeder selbst für richtig hält, nach eigenem Lernprinzip und frei von der Selbstgefäl-ligkeit eitler Uni-Professoren. Die Abschaffung der Anwe-

senheitspflicht war längst überfällig. Das neue Hochschulge-setz Nordrhein-Westfalens verschafft endlich rechtliche Klar-heit und stärkt die Autonomie der Studenten.

Genau genommen war die Anwesenheitspflicht schon immer fragwürdig. Bereits vor der Reform widersprach sie dem Hochschul- und Grundgesetz. Im Hochschulgesetz ist die sogenannte Studierfreiheit, also eine Lernfreiheit der Studen-ten, verankert. Sie geht davon aus, dass Studenten in der Lage sind, selbst zu entscheiden, wie sie sich auf eine Prüfung vor-bereiten. So wie man es von erwachsenen Menschen erwarten kann. Die Anwesenheitspflicht hat diese Lernfreiheit bisher stark beeinträchtigt. Studenten konnten nicht entscheiden, ob sie besser morgens oder abends, am eigenen Schreibtisch, in der Universitätsbibliothek oder im Hörsaal lernen.

Das Grundgesetz sichert allen Menschen Berufsaus-übungsfreiheit und Handlungsfreiheit zu. Ein Studium mit flächendeckender Anwesenheitspflicht hat eine gleichzeitige Berufsausübung bisher schwer gemacht.In dieser Hinsicht ist die Abschaffung der Anwesenheits-pflicht für berufstätige Studenten und auch für studierende Eltern ein Meilenstein. Ohne Anwesenheitspflicht haben es El-tern jetzt selbst in der Hand, wann sie lernen und wann sie sich um ihr Kind kümmern.

-tät der Lehre verbessern. Das neue Hochschulgesetz setzt Do-

gestalten und mit Inhalten zu überzeugen. Denn es ist doch so: Studenten gehen nur nicht zur Vorlesung, wenn der Professor eineinhalb Stunden aus seinem eigenen Buch vorliest. Bei einer

bleiben. Da brauchen sich Dozenten keine Sorgen zu machen. Die Hochschulen müssen das neue Gesetz jetzt umsetzen.

CONTRA ANWESENHEITSPFLICHT

von Jurik Caspar Iser

DLehre nach der Bologna-Reform, klar. Aber die Unter--

gende System unverändert zu lassen, verschlimmert alles nur.

die die Lehre ungleicher macht.Die wenigsten Dozenten sind Sadisten, die uns unserer

Freiheit berauben wollen und mit der Anwesenheitsliste ih-ren Kontrollwahn ausleben. Nein, sie brauchen eine Planungs-grundlage für ihre Veranstaltung.

Kommen weniger Studenten als erwartet in den Kurs, de-

dadurch die Veranstaltung noch trostloser wird. Die Folge: Im-mer weniger Studenten kommen in das Seminar, der Kurs wird noch schlechter – am Ende dieser Abwärtsspirale lesen Profes-soren ihre Folien einem leeren Saal vor und Studenten fallen durch die Prüfung.

ich sehe, ist, dass Studenten aus langweiligen Seminaren weg-bleiben, die dadurch nicht besser werden – mit einem erfüllten

Vertrag zwischen Lehrenden und Lernenden: Ich verspreche, in den Kurs zu kommen, du lieferst dafür eine gute Veranstaltung. Auch Studenten müssen diesen Vertrag einhalten.

Viele meiner Kommilitonen denken, dass sie von dem

Ich finde es illusorisch, anzunehmen, erfolgreich studieren zu können, ohne in Vorlesungen bei Professoren Nachfragen zu stellen. Wer genau das zwei Wochen vor der Klausur feststellt, weil er nie in der Uni war, der füllt dann wohl die Kassen jener,

-ders aus.

Lifestyle-Studenten, schreibt euch an der Fernuniversität ein! Alle anderen, die es Ernst mit dem Studium an einer Präsenz- uni meinen, wollen eine gute Lehre: Und dazu brauchen sie ei-nen Vertrag.

PRO ANWESENHEITSPFLICHT

von Cem Gü[email protected]@ksz-internet.de

KOMMENTAR

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KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #736

Friederike Hoinka (23), Medizin an der Uni Köln

Neuroanatomie, erste Sitzung am Anfang dieses Sommersemesters im Medizinstudium. Unser Prof steht im großen Hörsaal, vor uns etwa 350 Studen-ten. Er erklärt, dass die Anwesenheit im Seminar

darauf beschränkt, rumzusitzen, zuzuhören und

ausführlicher beschrieben) im Internet gibt – den Freitagnachmittag könnte ich wirklich sinnvoller nutzen. Aber hey, es heißt, wir bekommen für das ganze Semester einen (!) Fehltermin … Wow. Und

mand wegen eines Schnupfens oder eines Todesfal-les in der Familie fehlt. Ah ja. Nett.

Kurs hingegen hab' ich mich längst abgefunden – ich fi nde das eine wirklich sinnvolle Anwendung

ganzen fi esen Präparate bei sich zu Hause herum-stehen?

Ali K. (21), Fahrzeugtechnik an der Fachhochschule Köln

Ich studiere Fahrzeugtechnik am Deutzer Campus der Fachhochschule. In meinen

unserem Studium, bei denen wir nicht feh-len dürfen.

Das geht so weit, dass wir bei den Klau-suren nicht mitschreiben dürfen, wenn wir

cher, dass der Lernerfolg aus einem Physik-

aus erzielt werden kann.Wie viele meiner Kommilitonen habe

termine sind echt ein Problem für mich.

Felix Erdmann (26) studiert Sportmanagement an der Sporthochschule Köln

Ich erlebe, dass immer noch versucht wird, die An-

eine Anwesenheitsliste herumgehen lassen. Die Professorin sagte zum Beispiel: „Ich weiß, dass es

se die Liste ausfüllen, um genau zu wissen, wer kommt und wer lieber zu Hause bleibt. Ich will auch wissen, ob mein Kurs interessant wirkt.“ In der letzten Einheit des Kurses hat sie vorgelesen,

zum Beispiel: „Student A hat schon ein paar Mal ge-fehlt. Student B war immer da.“ Alle Studenten ha-ben geklatscht.

Raphael Jolly (23) studiert Englisch und Geogra�e auf Lehramt an der Uni Köln

Ich habe in den letzten zwei Semestern einige Kurse besucht, in denen Anwesenheitslisten herumgegehen. Der Dozent sagte: „Einfach mal um zu gucken, wer denn so teilnimmt.“ Oder er hat erklärt, er brauche Anwesenheitslisten, um zu prüfen, ob gemeldete Studenten den Kurs überhaupt besu-chen wollen. Wenn nicht, wolle er Plätze für andere Studen-ten frei machen. Klar, das macht Sinn.

Aber widersetzen sich die Dozenten damit nicht gel-tenden Regeln? Und wie kann ich wissen, wofür sie die An-wesenheitslisten wirklich benutzen? Während wir Studen-

dem Bachelor-Master-Regelwerk zu entsprechen, handeln die Kursleiter fast willkürlich. Leider unternehmen die we-nigsten meiner Kommilitonen etwas dagegen – denn wer will sich schon bei seinen Dozenten unbeliebt machen? Ich erlebe, dass Professoren und Dozenten ihr Regelwerk nach Wunsch und Gewohnheit auslegen. Die Freiheit der Studen-ten dagegen besteht nur auf dem Papier.

WAS SIND DEINE ERFAHRUNGEN MIT DER

ANWESENHEITSPFLICHT?

Wir haben Kölner Studierende gefragt, ob ihre Dozenten noch

Listen rumgeben lassen.

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37LEBEN

Iren Tonoian eilt durch die Hanse-mannstraße in Ehrenfeld. Es ist ein heißer Frühlingsnachmittag. Die 36-Jäh-rige trägt ein Blumenkleid und einen schwarzen Juterucksack, auf dem „Fuck Art. Let´s dance.“ steht. Links und rechts von der Straße haben Street Art-Künst-ler riesige Wandbilder, sogenannte Mu-rals, gestaltet.

In dieser Gegend kennt Tonoian sich aus. Denn die Murals stammen

vom vergangenen CityLeaks Festival, zu dem sie alle zwei Jahre Künstler aus der ganzen Welt nach Köln einlädt.

Für die ksz-Reihe „Mitesser“, in der wir regelmäßig mit Kölnern essen, hat sie das Literaturcafé Goldmund in Ehrenfeld vorgeschlagen. Tonoian be-stellt sich eine Auberginen-Pasta und eine Rhabarber-Limonade. Unweit des Cafés hat ein großer Lieferhandel ein Wandbild von einem anonymen

Künstler anbringen lassen und wirbt damit für seine Kleidung. „Das ist jetzt ein schlechtes Beispiel dafür, wie Street Art mittlerweile auch genutzt wird“, sagt Tonoian. Grund für uns, mal nachzufragen.

Street Art ist keineMarketingbotschaft

Mitesser

Der Hype um Street Art ist auf Dauer nicht gesund, sagt Iren Tonoian. Trotzdem mischt sie seit 2011 mit dem Kölner Urban Art Festival „CityLeaks“ in der Szene mit. Ein Gespräch über eine junge Kunst, die sich irgendwo zwischen Kommerz und Subkultur zu etablieren versucht.

Text: Ivana Forster und Pauline SchinkelsFotos: Karla Windberger

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38 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

"Street Art", der Begriff ist neu. Die Kunst-form gibt es aber schon länger.» Das Genre hat sich in den letzten 20 Jahren unglaublich verändert. Allein anhand dieser neuen Bezeichnung lässt sich schon erkennen, dass die Kunstform eine sehr intensive Weiter-entwicklung erfahren hat. Der neue Name ist umstritten. Viele in der Szene wehren sich gegen den Begriff „Street Art“, weil diese Kunst auch in geschlos-sene Räume, wie Galerien, transpor-tiert wird.

Vereinzelte Künstler wie Banksy werden unglaublich gehypt. Bleibt da noch Frei-raum für neue Gesichter?» Es bleibt noch viel mehr Freiraum als in konventionellen Kunstformen. Street Artists haben ja sowieso schon ein Publikum, weil sie auf der Straße arbeiten. Natürlich konzentriert sich der Hype vor allem auf vereinzelte gro-ße Künstler wie Banksy. Von diesem öffentlichen Interesse profitieren aber auch unbekanntere Künstler.

Wie schätzt du die politische Sprengkraft von Street Art ein?» Nicht alle Street-Art-Arbeiten sind politisch, es gibt durchaus auch deko-rativ-ästhetische Bilder. Aber die Mehr-heit der Künstler ist politisch moti-viert. Die Intention äußert sich alleine darin, nicht im Atelier oder auf Lein-wand arbeiten zu wollen, sondern sei-ne Kunst draußen zu präsentieren und nach außen zu kommunizieren.

Wie flüchtig ist diese Kunst?» Street Art ist wie keine andere Kunst-form vergänglich. Sobald beispielswei-se ein Wandbild im öffentlichen Raum geschaffen wird, ist es sich selbst über-lassen. Da ist es der Witterung und al-len anderen äußeren Umständen aus-gesetzt und irgendwann nicht mehr da.

Was zeichnet die Kölner Street Art-Szene aus?» Was Street Artists angeht, kann man die Leute in Köln an zwei Händen ab-zählen. Diese Kunstrichtung ist in Deutschland noch sehr jung. Um von einer Szene reden zu können, muss man noch lange warten.

Wie wird Street Art in Köln akzeptiert?» Die Akzeptanz ist generell gut. Als wir das erste Mal das Festival gemacht ha-ben, haben wir schon damit gerechnet, Erfolg damit zu haben. Aber dass wir derart überrannt werden, das haben wir nicht erwartet.

Würde Street Art seinen Reiz verlieren, wenn es legalisiert würde?» Ich glaube nicht. Dann hätten die Leu-te, die jetzt gehetzt malen, viel mehr Zeit, um in Ruhe zu arbeiten. Die Qua-lität würde einfach nur steigen.

Die Verbreitung von Street-Art-Kunstwer-ken im Internet birgt die Gefahr, sie ihrem politischen und sozialen Kontext zu ent-reißen. Gleichzeitig macht sie die Kunst so einem großen Publikum zugänglich. Fluch oder Segen?» Das kann sowohl als auch sein. Da-durch, dass es sich um so eine flüchti-ge Kunst handelt, ist es wichtig für den Künstler, sie zu dokumentieren. Etwas kann innerhalb von wenigen Stunden wieder übermalt sein, weil es an den meisten Stellen verboten ist. Um das als Erinnerung zu haben und in sozia-len Netzwerken teilen zu können, wird es fotografiert und ins Netz gestellt. Solche Bilder verbreiten sich durchs Internet sehr schnell.

Street Art galt lange Zeit als Ausdrucks-form einer Subkultur, heute tauchen die Bilder in der Werbung auf oder hängen im Wartezimmer. Ist Street Art Main-stream geworden?» Iren Tonoian: In gewisser Weise leider ja. Das ist immer der Lauf der Dinge. Erst ist eine Kunstform einer geringe-ren Anzahl von Personen zugänglich, irgendwann wird sie populär und von Subkultur zu Mainstream. Aber das tut der Qualität der Kunst keinen Abbruch. Die momentane Beschlagnahmung sei-tens der Werbung von Street Art, weil sie hip ist, weil sie junge Leute interes-siert oder irgendwie emotionalisiert, erschwert unser Arbeiten zwar. Aber wir versuchen, das Publikum schon dahingehend zu lenken, das Künstle-rische in Street Art zu sehen. Das ist ja keine Marketingbotschaft, sondern eine Plattform für junge Künstler, sich auszudrücken.

Namens- oder Schriftzüge an Bahntras-sen gelten gesetzlich als Vandalismus. Wo fängt für dich persönlich Street Art an?» Sofort, wenn jemand auf die Straße geht und meint, seine Botschaft der Öf-fentlichkeit mitteilen zu müssen. Aber was Kunst ist oder nicht, ist letztend-lich eine sehr individuelle Frage, die sich jeder selbst beantworten muss.

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39LEBEN

„Weltweit gibt es vielleicht zwanzig Künstler, die Street Art schaffen, der Rest kopiert.“ Das Zitat stammt von einem Berliner Szene-Künstler. Deine Meinung dazu?» Das Erlernen hat ja auch viel mit Imi-tation und häufiger Wiederholung zu tun. Natürlich gibt es aber auch vie-le Künstler, die einfach nur kopieren. Aber die Zahl 20 würde ich deutlich nach oben korrigieren.

Momentan erfährt Street Art vor allem durch soziale Netzwerke eine unglaublich rasante Verbreitung. Entsprechend ist der Hype. Meinst du, das hält an oder wird auch diese Kunstform irgendwann als etabliert gelten und damit ihre Faszina-tion verlieren?» Ich hoffe, dass Street Art immer eta-blierter wird. Zu dem Thema werden ja auch immer mehr Bücher geschrie-ben und wissenschaftlich gearbeitet. Ich glaube auch nicht, dass etwas Eta-bliertes seinen Reiz verliert. Das ist mit Picasso ja auch nicht geschehen. Was, wenn der Trend vorbei ist, rechts und links hängen bleibt, wird man sehen. Die momentane Vermarktung und Fes-tivalisierung ist auf Dauer so nicht ge-sund. Als Kunstart ausreizen wird das die Street Art aber nicht.

ZUR PERSONIren Tonoian hat in Bonn Medienwis-senschaften, Germanistik und Slawis-tik studiert. Während ihres Studiums fing sie an, sich für junge Künstler zu engagieren. Grund dafür sei vor allem ihr studentischer Idealismus gewe-sen, sagt sie. Heute steht die 36-Jähri-ge jungen Künstlern zur Seite, die auf Unterstützung fernab von Kommerz angewiesen sind. Seit 2010 ist sie ers-te Vorsitzende des Vereins artrmx, ei-nem gemeinnützigen Künstlerverein in Ehrenfeld. 2011 organisierte sie die erste Ausgabe des CityLeaks Festivals mit, das seitdem alle zwei Jahre in Köln stattfindet. Tonoian ist selbst nicht künstlerisch tätig.

CITYLEAKS FESTIVAL1. bis 20. September 2015in Köln-Mülheim

Dieses Jahr findet das CityLeaks Festi-val zum dritten Mal statt. Vom 1. bis 20. September werden lokale und inter-nationale Künstler in Köln-Mülheim verschiedene Formen der Urban Art schaffen. Allein im rechtsrheinischen Veedel werden in dieser Zeit etwa 20 Wandbilder, sogenannte Murals, von Künstlern aus Europa, den USA und Südamerika entstehen: Die Organisa-toren haben Hausbewohner in Mül-heim dafür gewonnen, ihre Wände für die Kunstveranstaltung zur Verfügung zu stellen. Nach dem Festival entschei-den die Anwohner selbst, ob sie die Bil-der erhalten wollen. Im Rahmen der Veranstaltung gibt es verschiedene Stadtteil-Touren (Die Kosten liegen bei circa 7,50 Euro pro Führung). Parallel dazu gibt es in der ganzen Stadt Aus-stellungen. Das ehrenamtlich organi-sierte Festival wird von Sponsoren so-wie vom Land und der Stadt finanziert.

Das CityLeaks Team sucht zwecks Fes-tivalunterstützung noch Freiwillige, die sich um Künstlerbetreuung, Logis-tik und Service kümmern. Nähere Infos findet ihr unter:

cityleaks-festival.com

REZEPTAuberginen-Pesto

Zutaten: 1 frische Aubergine, 2 EL Olivenöl, 1 Knoblauchzehe, 4 Stängel Petersilie, 1 Stängel Basilikum, Salz und Pfeffer, Chilipulver, 1 Spritzer Zitronensaft, Parmesan, Rucola

1. Den Backofen auf 220°C vorheizen (Ober- und Unterhitze nehmen). Die Aubergine waschen, Stielansätze weg-schneiden, Aubergine längs halbieren und die Schnittflächen mit je 1/2 TL Öl bestreichen. Den Knoblauch schälen und halbieren, eine Hälfte durchpres-sen und ebenfalls auf den Schnittflä-chen verteilen.

2. Auberginenhälften mit den Schnitt-flächen nach unten auf ein Stück Alu-folie legen und auf dem Backrost im Ofen (oben) ca. 30 Minuten garen, bis das Fruchtfleisch weich ist.

3. Aubergine aus dem Ofen nehmen und kurz abkühlen lassen. Während-dessen die Kräuter waschen und tro-cken schütteln, die Blättchen von den Stängeln zupfen und mit der übri-gen Knoblauchhälfte zusammen grob schneiden. Das Auberginenfleisch mit einem Löffel aus den Schalen kratzen, dann mit der Kräuter-Knoblauch-Mi-schung und dem übrigen Öl mit dem Pürierstab fein pürieren. Mit Salz, Pfef-fer, Chilipulver und Zitronensaft wür-zen.

4. Nudeln kochen und das Pesto unter-mengen. Nach Wunsch mit Parmesan und Rucola anrichten.

Früher hat mich mein studentischer Idealismus angetrieben.

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41STUDIEREN

Normalerweise ist das Portemonnaie eines Studen-ten der Uni Köln gut gefüllt. Allerdings trägt er nicht unbedingt viel Bargeld mit sich herum, sondern eine Menge Karten. Bislang brauchte ein Student etwa fünf Karten, um seinen Uni-Alltag gut meistern zu können. So besitzen die meisten einen Studierendenausweis, eine Mensakarte, einen Büche-reiausweis, eine Ko-pierkarte und einen Prüfungsausweis. Ab dem kom-menden Wintersemester wird sich das ändern. Die UCCard, eine Chipkarte, soll das bisherige Karten-durcheinander ersetzen. Sie fasst alle bisher notwen-digen Karten in einer zusammen.Ihre Einführung hat sich lang hingezogen: Erste Ge-spräche zwischen den Kölner Hochschulen und dem Studentenwerk gab es schon 2006/07. „Im Sommer 2014 haben wir mit der konkreten Planung begonnen“, sagt Horst Klindtworth, Projektleiter der UCCard. Dass die tatsächliche Umsetzung an der Universität zu Köln so lange gedauert hat, hatte vor allem daten-schutzrechtliche Gründe. „Der AstA hatte lange Zeit Bedenken, da die Technologie noch nicht fortschritt-lich genug war, um einen ausreichenden Datenschutz zu gewährleisten“, sagt Patrick Schnepper vom AstA der Uni Köln. Diese seien jetzt behoben.Ein praktisches System löst die datenschutzrecht-lichen Bedenken: „Die Chipkarte funktioniert nach einem Schubladenprinzip“, erklärt Schnepper. Das heißt, die persönlichen Daten werden auf dem Chip in verschiedenen Bereichen abgespeichert. Jede Institution kann nur auf den für sie freigeschalteten Bereich zu-greifen. So kann das Studentenwerk beispielsweise nur auf die elektronische Geldbörse der UCCard zu-greifen und nicht etwa auf die Matrikelnummer wie das Prüfungsamt. Der Büchereiausweis wird weiterhin als Barcode abgedruckt sein. „In jedem Abschnitt sind so wenig Informationen wie möglich enthalten“, be-tont Klindtworth.Ein weiteres Problem betraf das Semesterticket, das auf der UCCard nicht fehlen sollte. Hier haben der AstA und die Verwaltung der Uni zusammengearbei-tet. Denn das Semesterticket liegt im Aufgabenbereich des AstA. Die Lösung ist nun die Chipkartentechnik „Mifare Desfire“. Durch diese Technologie ist es möglich, das Semesterticket zu überprüfen, ohne dass zuvor sämtliche personenbezogenen Daten an die Deutsche Bahn oder die Verkehrsbünde übermittelt werden müs-sen. Ein Kontrolleur überprüft mit einem Kartenleser die Daten auf der UCCard, die nur von der Uni gespei-chert sind, und vergleicht diese mit dem Personalaus-

DER KARTENWIRRWARR IST VORBEI

Text von Rebecca KittelCartoon von Verena Peters

weis. Die Daten werden dabei nirgendwo zwischenge-speichert, sondern nur kurzfristig ausgelesen.Die Kosten für die Einführung der UCCard liegen im hohen sechsstelligen Bereich. Allerdings wird die Universität durch die Chipkarte jedes Semester etwa 20 000 bis 30 000 Euro für die Produktion der neuen Studierendenausweise einsparen. Die UCCard wird ab ihrem Ausstellungsdatum eine Gültigkeit von fünf Jahren haben und muss dementsprechend nicht jedes Jahr neu verlängert werden. „Dadurch soll vor allem lästiges Schlangestehen, wie es jedes Semester für die Mensacard nötig ist, vermieden werden“, sagt Projekt- leiter Klindtworth.

Die Gültigkeit des Ausweises wird über Sperrlisten überprüft. Wurde der Semesterbeitrag nicht überwiesen oder ist ein Student bereits exmatrikuliert, wird dies auf Sperrlisten erfasst, die wiederum an die Verkehrs-bünde und das Studentenwerk weitergeleitet wer-den. Ziel ist, dass die UCCard auch für Mitarbeiter und Gäste eingeführt wird. Die Karte soll ab 2016/17 dann auch zum Drucken und Kopieren benutzt wer-den können. In Zukunft werden die Portemonnaies der Studenten also hoffentlich nur mit Bargeld gefüllt sein – anstelle von lästigen Karten.

Sie hat nicht nur einen modernen englischen Namen, auch die Technologie der neuen Uni-Chipkarte ist fortschrittlich. Ab Oktober wird die University of Cologne Card (UCCard) eingeführt. Sie soll den bisherigen Kartenstapel ersetzen. Dabei gab es lange Zeit datenschutzrechtliche Bedenken.

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KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #742

CircensesPanem etBrot und Spiele, mehr braucht es nicht, um ein Volk zufrieden- und ruhigzustellen. Dieses satirische Urteil des römischen Dichters Juvenal machten sich schon einige Staatsmänner zur Leitlinie.

Das Vesper (sprich: „Fäschpa“)

Snacken war gestern, heute heißt es „eppes räts vesch- pern!“ Okay, für all diejenigen, die bei dem Wort Ba-den-Baden eher an eine penetrante Aufforderung zum Schwimmen als an eine Stadt denken. Vespern heißt, mal frei übersetzt: sich eine ordentliche Brot-zeit gönnen. Nicht zu verwechseln ist das Vesper mit dem liturgischen Abendgebet (die Vesper). An das la-teinische „vespera“ (die Abendzeit) sind aber beide angelehnt. So gesehen ist das Wort für diese süddeut-sche Mahlzeit mit Brot im wahrsten Sinne altbacken.Fürs Vespern braucht es keinen Glauben, der Wille zum Schlemmen reicht völlig – und das am Besten morgens, mittags und abends. Die Lust darauf recht-fertigt nämlich durchaus die Abweichung von den Abendstunden.

Text von Ivana ForsterFoto von Judith Gerten

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IMMER DRIN 43

Trenne eine Seite einer Zeitung heraus. Wir haben die ZeiT genommen, mit ihr

wird der Hut schön groß. Falls in der Vorlesung nichts anderes zur Hand ist, kannst du aber auch das Poster aus der Mitte der ksz nehmen – obwohl das eigentlich zu schade dafür

ist.

1. die aufgeklappte Seite in der Mitte falten.

2. entlang des Mittelbruchs einen etwa vier Zentimeter breiten Streifen um-

schlagen.

3. Jetzt musst du das Papier wenden. Vorsicht, jetzt wird die Beschreibung kompliziert, der Schritt ist aber ei-gentlich ganz einfach: Als würdest du

einen Papierflieger bauen, musst du die obere Kante in dreiecksform zur Mitte

hin klappen.

4. der untere Rand, der jetzt entsteht, wird auf beiden Seiten nach oben ge-

klappt.

5. Was du jetzt vor dir liegen hast, ist ein ziemlich großes dreieck. du

steckst die beiden unteren ecken in die Falz in der Mitte und passt die Weite

der Mütze an deinen Kopfumfang an.

6. Tadaaa, fertig. Kölns erzbischof Rainer Woelki wird aus allen Wolken

fallen, wenn er dich sieht!

Circenses

Langweilige Zeitung?

Bastel dir daraus eine Bischofsmütze.

1

2

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4

5

6

Text und Fotos von Cem Güler

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44 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

Sparen macht weder Spaß, noch ist es sexy, vor allem in Sachen Kultur. Dennoch führt manchmal kein Weg daran vorbei. Um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein, hat ksz-Autorin Annika Pfei­ er eine auf Studenten zugeschnittene Sparanleitung zur Kölner Kulturwelt zusammengestellt.

Text von Annika PfeifferIllustration von Lukas Altrock

ZUM DISCOUNTERPREIS IN DIE OPER

Unsere Reise durch die Wühltisch-Schnäppchenecken der Kulturwelt beginnt mit einem Kölschglas, das mir als Werbegeschenk in die Hand gedrückt wurde. Da-rauf war eine Liste abgedruckt: Kulturveranstalter warben mit Studentenrabatten für ihre Angebote. Au-genscheinlich ein besonders pfi ffi ger Werbegag des Thinktanks für „Hippe Öffentlichkeitsarbeit“, der of-fensichtlich auf gleich zwei stereotype Schwächen der studierenden Bevölkerung abzielen sollte: Alkoholis-mus und Geiz.Wenn ihr wollt, dass ich diesen volltrunkenen Wer-bern, die mit unserer Trunkenheit spielen, das Hand-werk lege, solltet ihr weiterlesen. Welche Vorteile kann ich als Kölner Studentin bei Museen und Ähnlichem geltend machen? Hier die Ergebnisse meiner Suche nach kulturellen Perlen zum Studenten-Spottpreis:

Die Oper Köln schenkt uns den halben Kartenpreis. Außerdem gibt es vor jeder Vorstellung Restplatzkar-ten für acht Euro an der Abendkasse. Schauspielhaus und Studiobühne verscherbeln ihre Karten, soweit es sich nicht um Sonderveranstaltungen handelt, für sieben Euro. Erstsemester der Uni Köln dürfen ganz umsonst in die Studiobühne.

Die Museumsflatrate der Museen Ludwig und Wall-raf-Richartz gibt es für einen Zwanni im Jahr als Mit-glied bei den Jungen Kunstfreunden. Für die Ambiti-onierten gibt es die Jahreskarte für alle Kölner Muse-en (34 Euro). Alternativ können diejenigen, die nach qualvollem Behördengang endlich fest in Köln gemel-det sind, an jedem ersten Donnerstag im Monat die ständigen Sammlungen kostenfrei bewundern.

Oder ihr zieht mit den schlammigen Straßenschu-hen eine Spur durch die Galerien in der Nähe des Ebertplatzes und rund um die Maastrichter Straße, in denen ab und zu auch Live Acts spielen.Alternativ könnt ihr euch die volle Dröhnung Kultur im Allerweltshaus oder in der Alten Feuerwache ge-ben. Hier gibt es für wenig oder gar kein Geld Musik, Filme, Vorträge und vieles mehr (oft auf Spendenbasis). Einfach mal die Website in die Tasten hämmern: altefeuerwachekoeln.de allerweltshaus.de

Um das straffe Kulturprogramm logistisch zu meis-tern, bedarf es natürlich eines straßentauglichen Fahrrads. Entsprechendes Zubehör ist zu guten Prei-sen in der AStA-Fahrradwerkstatt zu kaufen, kompe-tente Anleitung inklusive. Sollte sich außerdem nach dem stundenlangen Sitzen der innere Zappelphilipp melden, bietet sich ein günstiger Kletterabend in den Abenteuerhallen Kalk (vier Euro plus zwei Euro Leih-gebühr) oder die (kostenlose) Jonglierrunde in der Pflanzstelle in Kalk an.

Es ist natürlich nicht nur selbstlos, dass uns alle Kultur für quasi umsonst liefern. Sicher steckt auch etwas Ei-gennutz dahinter: Die Alten der Kulturbranche haben den studentisch-frischen Wind schließlich bitter nötig, um den Muff aus ihren Klappstuhlpolstern zu jagen. Also tut den Ärmsten doch den Gefallen. Ich gehe jetzt weiter Bier trinken.

Die Verträumten unter uns können den zart gezupf-ten Klängen einer Akustikgitarre in der Lichtung am Chlodwigplatz lauschen. Auch hier ist der Eintritt meistens frei. Wer beim besten Willen nicht noch ei-nen Singer/Songwriter ertragen kann, wird hoffent-lich im Mülheimer Gebäude 9 fündig. Beispielswei-se muss man sich für die (zurzeit leider pausierende) Introducing-Konzertreihe lediglich vorher anmelden und schon kommt man kostenlos in den Genuss aus-gewählter Newcomerbands. Guten Jazz, also mehr als nur Hintergrundmusik, gibt es donnerstags für vier Euro im Roxy – im Stadtgarten ganz ähnlich für fünf. Klar, in unzähligen Bars geht das auch gratis, aber das ist ja immer eine Wundertüte. Ebenso wenig Hinter-grundgeplänkel ist die klassische Musik, die die Köl-ner Philharmoniker gratis bei ihrer Mittagsprobe donnerstags um 12.30 Uhr liefern. Wem das alles zu schräg klingt, der kann auch in die Konzerte gehen: mit 25 Prozent Studentenrabatt.

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45IMMER DRIN

13 SAMSTAG: LE BLOC

Wenn Kölns Flaniermeile und die ein-heimische Modelandschaft ihre Liebes-heirat feiern, nennt sich das Ganze „le bloc".

Belgisches Viertel, ab 12 Uhr, lebloc.de

14 SONNTAG: BIRLIKTE

Feiern und ein Zeichen setzen, dieses Jahr unter dem Motto „Birlikte – Zu-sammenleben“.

Mülheim, Keupstraße, 11 bis 23 Uhr, birlikte.info

15 MONTAG: JACKPOT PUB QUIZ

Beim Pub Quiz im Jameson Pub kann bei einem Guinness unter Freunden ge-mütlich mitgeraten werden. Ihr spielt acht Runden in Teams und wer weiß – vielleicht kriegt ihr die Ausgaben fürs Bier wieder rein. Wir wünschen viel Erfolg.

Jameson Pub, 20 Uhr, jamesonpubs.com/entertainment

16 DIENSTAG: KSZ-REDAKTIONSTREFFEN

Ihr schreibt oder fotografiert gerne, seid kreativ und habt ein paar Ideen für unsere Zeitung? Dann ist es Zeit, zum Redaktionstreffen unserer ksz ins Café Sandspur zu kommen. Wir freuen uns immer über tatkräftige Unterstützung.

Café Sandspur im Wohnheim der ESG, Bachemer Str. 27, 19:30 Uhr

Köln schläft nie. Wenn ihr wissen wollt, wo die Stadt noch wach ist und was in den nächsten Wochen auch tagsüber so passiert, dann stöbert hier. Ivana Forster, Annika Pfei�er und Tabea Knipp haben die besten Tipps für euch zusammengestellt.

17 MITTWOCH: ERÖFFNUNGSKONZERT

ROMANISCHER SOMMER

In den romanischen Kirchen Kölns könnt ihr vom 17. bis zum 19. Juni an-dächtig den besinnlichen Klängen der Musik lauschen. In diesem Jahr dreht sich alles um das Thema „Glück“.

St. Kunibert, 20 Uhr, AK 18 Euro, ermä-ßigt 12 Euro, romanischer-sommer.de

18 DONNERSTAG: KUNST GEGEN BARES

Für alle, die Überraschungen lieben und freie Künstler unterstützen wol-len, geht es heute ins Arttheater. Jeden Donnerstag zeigen mehrere Künstler eine kurze Darbietung. Jeder Teilneh-mer erhält ein Sparschwein – gezahlt wird so viel, wie euch der Auftritt wert war.

Artheater, Ehrenfeldgürtel 127, 20 Uhrartheater.info

19 FREITAG: KSZ-RELEASEPARTY

MEETS „PUT ON YOUR DANCING SHOES YOU SEXY LITTLE SWINE!“

Die langersehnte no.7 hat endlich das Licht der Welt erblickt und das wollen wir natürlich gebührend mit euch be-tanzen und begießen! Für ordentlichen Sound sorgen die DJanes „Tanzdiktat“ – bestehend aus zwei famosen Damen aus unseren Reihen! Rose Club Cologne, 23 Uhr, Happyhour 23:30–00:30 Uhr, Eintritt 3 Euro

20 SAMSTAG: WELTFLÜCHTLINGSTAG

AKTION TÜR AUF

Einfach mal die Haustür offen lassen. Am Weltflüchtlingstag sollen mit dem Aktionsbündnis „Tür auf“ alle Men-schen willkommen geheißen werden. Öffnet eure Türen und vernetzt euch.

Überall in Köln, ganztägig, tuerauf.org

21 SONNTAG: EDELWEISSPIRATEN

FESTIVAL

Auf zum diesjährigen Edelweißpiraten-festival! Euch erwartet spannende und unangepasste Musik. Unter dem Jah-resthema „Musik als Widerstand“ soll die Live-Musik vor allem an den Wider-stand der jugendlichen Edelweißpira-ten unter der NS-Herrschaft erinnern.

Kölner Friedenspark, Oberländer Wall/Titusstraße, ab 14 Uhr,edelweisspiratenfestival.de

22 MONTAG: DAS SOMMERWETTER

GENIESSEN

Manchmal reicht es auch einfach, draußen zu entspannen. Es ist Som-mer, das Wetter ist (hoffentlich) toll, schnappt euch ein paar Freunde und los geht’s zum Grillen. Musik hören, entspannen und am Rhein liegen ge-hört in Köln zum Sommer dazu.

Wann ihr wollt, wo ihr wollt!

23 DIENSTAG: CAFÉ OHNE GRENZEN

„Hallo“ und „Willkommen“ sagen: Das „Café ohne Grenzen“ im Allerwelts-haus lädt Flüchtlinge jeden Dienstag zum Abendessen ein und freut sich auch über den Besuch von interessier-ten Kölnern.

Allerweltshaus (großer Saal), Körnerstra-ße 77-79, 19 Uhr, allerweltshaus.de

24 MITTWOCH: ASTA-FILM

Als Teil seines Filmprogramms präsen-tiert der AStA der Uni Köln die Doku-mentation „Alfabet“. Es geht um Bil-dung, Kritik am stupiden Auswendig-lernen und die Frage nach der Kreativi-tät in unseren Bildungseinrichtungen.

Hörsaal A1 im Hörsaalgebäude der Uni-versität, Universitätsstraße 35, 19.30 Uhr

25 DONNERSTAG: BILDUNGSSTREIK

Ab geht’s auf die Straße. Um 10.30 Uhr wird auf dem Albertus-Magnus-Platz vor der Universität gestreikt. Das große Thema ist mehr Geld für die Bildung.

Albertus-Magnus-Platz, 10.30 Uhr

26 FREITAG: SINGER SONGWRITER

FESTIVAL 2015

Im Hinterhofsalon werden euch heu-te mit ungewöhnlichen Instrumenten und Gesang melancholische und hei-tere Klänge, außergewöhnliche und spannende Stücke geboten.

Hinterhofsalon, 20 Uhr, 15 Eurohinterhofsalon.de

JUNI

V E R A N S TA LT U N G S K A L E N D E RV E R A N S TA LT U N G S K A L E N D E R

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46 KÖLNER STUDIERENDENZEITUNG #7

27 SAMSTAG: STRASSENFEST LAND-

MANNSTRASSE

Der Sommer ist da und mit ihm die Straßenfeste. An der Landmannstraße in Neuehrenfeld reihen sich die Büd-chen heute wieder aneinander. Wer Lust hat auf Waffeln, Crèpes und Co. oder sich aufs Karussell wagen will, der sollte sich auf den Weg machen.

Landmannstraße, Neuehrenfeld, den gan-zen Tag

28 SONNTAG: MUSLIMISCHE DIASPORA

UND FRAGEN DER INTEGRATI-ON

Bei der Podiumsdiskussion im Rau-tenstrauch-Joest-Museum geht es heu-te um die Radikalisierung des Islams, um islamischen Radikalismus und die Frage nach dem Wie und Warum. Im Anschluss an die Expertenrunde findet eine Lesung indonesischer Literatur statt. Kommt vorbei und macht euch schlau.

Rautenstrauch-Joest-Museum, Cäcilien-straße 29-33, ab 15 Uhr, Eintritt frei

29 MONTAG: DER DICHTENDE BIER-

GARTEN

Mit „Gedichte als Musik zum Zuhören und Mitmachen“ ist Oliver Stellers Auf-tritt untertitelt, und dazu regt er defi-nitiv an. Kästner, Rilke, Tucholsky und viele andere deutsche Dichter rezitiert Steller gekonnt – und er gibt der Lyrik einen musikalischen Rahmen. Heute ist die „Stimme deutscher Lyrik“ (FAZ) beim Sommer Köln zu Gast.

Fort X (Haltestelle Reichenspergerplatz), Beginn 19 Uhr, Eintritt frei, sommer.koeln

30 DIENSTAG: REIM IN FLAMMEN

Im zehnten Jahr findet dieser Poetry Slam statt und ist damit zwar kein Ge-heimtipp mehr, doch für Freunde der Dichtkunst und Wortakrobatik noch immer ein Muss. Je fünf Minuten ha-ben die Slampoeten im Club Bahnhof Ehrenfeld Zeit, um sich in der Vor- und Finalrunde zu behaupten. Club Bahnhof Ehrenfeld, Beginn 20 Uhr, Abendkasse 7 Euro, cbe-cologne.de

01 MITTWOCH: HUMFESTIVAL 2015

An diesem Tag kann nur ein Highlight Erwähnung finden: In ehrenamtlicher Arbeit hat die humanwissenschaftli-che Fakultät zum vierten Mal ein Pro-gramm aus Live-Musik und weiteren Angeboten organisiert. Das Ganze gibt es umsonst und draußen.

Wiese vor der HumFak, Gronewaldstraße, 12 bis 22 Uhr mit anschließender After-show-Party, Eintritt freihumfestival.de

02 DONNERSTAG BIS

–05 SONNTAG: KÖLNER KINONÄCHTE

Sich im abgedunkelten Saal die Augen quadratisch gucken und von der Lein-wand einsaugen lassen, etwa von der Geschichte einer Flucht inmitten des Algerienkrieges in „Loin des Hommes – Den Menschen so fern“ vom Regisseur David Oehlhoffen.

Loin des Hommes – den Menschen so fern

Freitag, 3. Juli, OFF Broadway, Zülpicher Straße 24, 21 Uhr, Tickets ab 7 Eurokoelner-kino-naechte.de

03 FREITAG: MANFRED PAUL

– STEHENDE ZEIT

Einen Rückblick auf vier Jahrzehn-te des Wandels in Ostberlin bietet der Berliner Fotograf Manfred Paul. Die Ausstellung „Stehende Zeit. Schwarz-weiß-Fotografien 1972-2011“ zeigt vom 7. Juni bis zum 5. Juli seine Bilder der Berliner Stadtlandschaft, Porträts und Stillleben.

Forum für Fotografie, Schönhauser Straße 8, Mi.–Fr. 14 bis 18 Uhr, Samstag 12 bis 18 Uhr, Sonntag 12 bis 16 Uhr, Eintritt für Studenten: 1 Euro forum-fotografie.info

05 SONNTAG: CHRISTOPHER STREET

DAY

Knapp eine Million Besucher erleben bei der CSD-Parade den Höhepunkt des Cologne Pride. Der Zug von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgen-

dern startet um 12 Uhr und zieht durch die Innenstadt. Seid dabei!

Mindener Straße, Deutz, 12 Uhrcsd-cologne.de

09 DONNERSTAG: SREBRENICA – EINE EU-

ROPÄISCHE TRAGÖDIE. RÜCK-BLICK UND ANALYSEN ZUM 20. JAHRESTAG

Experten verschiedener Fachgebiete erläutern die Geschehnisse im Kontext des Völkermordes vor 20 Jahren.

Hörsaal II der Universität, Hauptgebäude, Albertus-Magnus-Platz, 18 Uhr

11 SAMSTAG: KÖLNER LICHTER

Auf das gigantische Feuerwerk müssen wir wohl kaum hinweisen. Vielleicht aber auf die offizielle Liveübertragung in der Eventlocation BAY. Ab 22 Uhr könnt ihr euch die Übertragung auf einer schwimmenden Leinwand anse-hen. Musikalische Umrahmung bietet der deutsche Soulpop-Künstler Dan O'Clock. Gratis!

Eventlocation BAY, Rheinauhafen, 22 Uhr, Eintritt frei, www.openairkino.dekoelner-lichter.de

12 SONNTAG: TATORT KALK

Ab zur Vorstadtprinzessin in Kalk, da ist sonntagabends Tatort-Rudelgucken angesagt. Für alle, die den Kult-Krimi lieben und trotzdem nicht zu Hause hocken wollen – die Auswahl an Ge-tränken ist hier sicher auch größer als auf dem Sofa.

Vorstadtprinzessin, Trimbornstraße 27, 20.15 Uhr

13 MONTAG: DIE QUAL DER WAHL

Der GAU: Zwei Konzerte, ein Tag, kein Zeitumkehrer. Mit Cypress Hill wird das Kölner Palladium von wahren Hip-Hop-Legenden beehrt. Bei wem es beim Namen der Rapper aus Los Ange-les nicht direkt klingelt: „Insane in the Brain“ oder „Roll It Up, Light It Up“ an-hören und überzeugen lassen.

Palladium, 20 Uhr, Tickets ab 44 Europalladium-koeln.de

VSBizarre Ride II The Pharcyde: Auf ihrer bizarren Fahrt auf die ferne Seite der Welt legen die Hip-Hop-Koryphäen nur einen Zwischenstopp in Deutschland ein. Wer hat die Ehre? Wir!

Club Bahnhof Ehrenfeld, Bartholomäus-Schink-Straße 65/67, 21 Uhr, Tickets ab 20,50 Euro, cbe-cologne.de

14 DIENSTAG: GRAMMOPHOBIA

Elf Absolventen und Absolventinnen der Staatlichen Artistenschule Berlin präsentieren im Rahmen des Sommer Köln ihr akrobatisches Theaerstück. Im Mittelpunkt der Körperkunst steht ein altes Grammophon.

Schokoladenmuseum, 20 Uhr, Eintritt frei, absolventenshow.de

18 SAMSTAG: KÖLNER MENSCHEN-

RECHTSFESTIVAL

Das Menschenrechtsfestival des Aller-weltshaus Ehrenfeld bietet wieder ein-mal viel: Musik, Workshops, Kurzfil-me, Ausstellungen, Kinderprogramm und für einen gebührenden Abschluss sorgt die Aftershow-Party mit dem Pan-gea-Kollektiv.

Quäker-Nachbarschaftsheim (Kreutzer-straße 5), 14 Uhr, Eintritt freimenschenrechte-koeln.de

26 SONNTAG: TREFFEN, TRINKEN,

SPRINTEN

Die Trinkfestigkeit der meisten Studie-renden sollte zum Ende des Sommerse-mesters wohl ihren Höhepunkt errei-chen. Darum ab zum Flunkyball-Event SUMMER BÄÄÄM auf dem Bolzplatz Weidenpesch. Ab 13 Uhr könnt ihr beim Turnier euren hart erarbeiteten Bierdurst unter Beweis stellen.

Bolzplatz Weidenpesch ([H] Scheibenstra-ße), 13 Uhr, actioner.de

Bildrechte:/-quellen„Tür auf“ und Singer-Songwriter-Festival:Webseite der VeranstalterBirlikte: Robert Damrauksz-Releaseparty: Ivon CoricHumfestival: Arbeistkreis HumFestivalGrammophobia: Jule Felice FrommeltKölner Lichter: Weco GmbH

JULI

Page 47: ksz #7 | Sommer 2015

IMPRESSUM

REDAKTIONSLEITUNG

Nora Kolhoff

AUTOREN DIESER AUSGABE

Till Daldrup, Juliane Esser, Ivana Forster, Cem Güler, Jurik Caspar Iser, Max Jansen, Solveigh Kiehne, Rebecca Kittel, Tabea Knipp, Tanja Koch, Nora Kolhoff, Catiana Krapp, Lennart Palm, Annika Pfeiffer, Pauline Schinkels, Jona Spreter

TEXTREDAKTION

Cem Güler, Solveigh Kiehne, Nora Kolhoff, Catiana Krapp, Pauline Schinkels, Timo Stukenberg

SCHLUSSREDAKTION

Anna Kusserow, Anne-Sophie Lang

FOTOREDAKTION

Judith Gerten, Cem Güler, Silviu Guiman, Nico Mokros, Thomas Morsch, Fabian Uhl, Karla Windberger, Kristina Wagner

LAYOUTLEITUNG

Kim Huber

LAYOUT

Lukas Altrock, Simon Broich, Janina Damm, Kim Huber, Max Klein, Erik Sandoval Pickert, Rosa Richartz, Sophia Schach, Laura Quarz, Milena Wälder

ILLUSTRATOREN

Lukas Altrock, Max Klein, Verena Peters, Sophia Schach

CORPORATE DESIGN

Simon Broich

ANZEIGEN & ORGANISATION

Annika Pfeiffer, Tabea Knipp

VERTRIEB

Paul Spörl

DRUCK

Rheinisch-Bergische Druckerei, DüsseldorfAuflage: 11.600

KONTAKT

Kölner Studierendenzeitung | Campusmedien KölnUniversitätsstraße 16, 50937 Köln

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