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Was an einem 31. Januar geschah 1922 Walther Rathenau wird Außenminister in der deutschen Reichsregierung. 1943 Die im südlichen Kessel von Stalingrad ein- geschlossene 6. Armee unter Generalfeldmar- schall Friedrich Paulus kapituliert gegen den Befehl Adolf Hitlers vor der Roten Armee. 1957 Der Film „Rose Bernd“ des Regisseurs Wolfgang Stadte nach dem gleichnamigen Dra- ma von Gerhart Hauptmann wird uraufgeführt. 1977 In Paris wird an der Stelle der abgerisse- nen Markthallen nach vierjähriger Bauzeit das Kunst- und Kulturzentrum „Centre Pompidou“ eröffnet. Dienstag, 31. Januar 2017 | Seite 25 KULTUR & LEBEN RÜCKBLENDE Hamburg. Wegen des enormen Interesses an Konzerten in der Elbphilharmonie legt das Kon- zerthaus im Hafen zusätzlich ein eigenes Sommerprogramm auf. Die August-Veranstaltungen mit Weltmusik, Jazz, Filmmusik und Klassik stehen jede Woche unter einem anderen Motto. Zu erleben seien der „Buena Vista Social Club“-Pianist Roberto Fonseca, der israelische Bassist Avishai Cohen und das Shang- hai Symphony Orchestra. Die Konzerte der Art-Pop-Größe Ru- fus Wainwright, der Indieband Tindersticks und die Orchester- karaoke mit den Jungen Sym- phonikern Hamburg würden in Zusammenarbeit mit dem Inter- nationalen Sommerfestival Kampnagel veranstaltet. Tickets für die 19 Veranstaltungen vom 9. bis 31. August gibt es von Mit- te Februar an. Die Konzerte bis zum Sommer sind ausverkauft. Am vergangenen Wochenen- de war das Konzerthaus in Kin- derhand: Mit einem Familientag endete das dreiwöchige Eröff- nungsfestival. Schon vor Einlass- beginn um 8.30 Uhr herrschte vor dem Eingang großer An- drang. Instrumente aus aller Welt kennenlernen, mit einem großen Orchester mitsingen oder auf Klang-Safari gehen – in jedem Winkel des Konzerthau- ses am Hafen war Musik zu ent- decken. Beim Workshop „Per- cussion Afrika“ waren die meis- ten Kinder schüchtern, manche schauten skeptisch, aber sie tau- ten zunehmend auf und hatten schließlich sichtlich Freude, mit den Trommeln richtig Lärm zu machen. Weiter oben im opulenten Gro- ßen Saal, dem Herzstück des Ge- bäudes, spielte die NDR Big- band zusammen mit Rainer Tem- pel unter dem Motto „Kinder- leicht“. Mit Kinderhits wie „Bru- der Jakob“ waren alle Besucher zum Mitsingen und -klatschen eingeladen. Im Foyer lief die Per- formance-Gruppe „Fliegende Fi- sche“ mit bunten Drachen und Gongs mehrmals an diesem Tag durch die Halle. Doch an diesem Sonntag lief nicht alles glatt. Immer wieder stolperten Besucher auf den Treppen im Foyer, weil Markie- rungen auf den einzelnen Stu- fen fehlen und die Übergänge kaum zu sehen sind. Besucherin Birthe Knop bemängelte: „Be- sonders bei Nässe können die Stufen sehr glatt werden.“ Ande- ren Besuchern ging es ähnlich. Fast alle kritisierten den Bau der Treppen und manche auch die mangelhafte Ausschilderung im Gebäude. Trotzdem war der Fa- milientag ein voller Erfolg. KULTURNOTIZEN Los Angeles/Teheran. Der international ausge- zeichnete iranische Filmemacher Asghar Farha- di (Foto) hat seine Teilnahme an der Oscar-Ver- leihung offiziell abgesagt. In einer Erklärung, die die „New York Times“ am Sonntagabend veröffentlichte, begründet Farhadi seine Ent- scheidung mit der von US-Präsident Donald Trump verhängten Einreisebeschränkung für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern. „Engstirnige Individuen nutzen das Einflößen von Angst häufig dazu, Extremismus und fanatisches Verhalten zu rechtfertigen“, schrieb Asgher Farhadi. Sein Film „The Sales- man“ ist dieses Jahr in der Kategorie bester ausländischer Film für den Oscar nominiert. Far- hadi gewann 2011 den Goldenen Bären der Ber- liner Filmfestspiele mit seinen Film „Nader und Simin – Eine Trennung“. Das Drama erhielt auch einen Oscar. London. 25 Jahre war Geoff Nichols bei Black Sabbath, jetzt ist der Keyboarder im Alter von 68 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Sänger Ozzy Osbourne sprach vom Verlust eines „gro- ßen Freundes“, Gitarrist Tony Iommi erklärte: „Ich werde ihn schmerzlich vermissen.“ Nichols war 1979 zu der Metal-Band gestoßen, damals noch als Gitarrist. Er wechselte später zum Bass und schließlich an die Keyboards. Er hat an insgesamt neun Studioalben mitgewirkt. Sie sind auf Tour zu Orten, an de- nen Sie in den vergangenen zwei Jahren begeistert aufgenommen wurden – Kiel, Lübeck, Ratzeburg. Was für ein Programm darf Ihr Pu- blikum erwarten? Tini Thomsen: Ein Programm, bei dem man staunend zuhören, aber auch ein wenig tanzen kann. Wir spielen viel von unse- rem neuen Album „The Long Ri- de“, einiges vom älteren Album „Max Sax“ – Klassiker sozusa- gen – und auch ein paar ganz neue Stücke. Die Frage geht Ihnen vielleicht auf die Nerven, aber sie ist unausweich- lich: Warum haben Sie sich auf das unhandliche Baritonsaxofon spe- zialisiert, warum nicht das Sopran- sax, das in die Handtasche passt? Thomsen: Das frage ich mich auch regelmäßig. Aber ich habe in der Schul-Bigband im Ham- burger Gymnasium Grootmoor damit angefangen. Da war der Platz am Baritonsax frei, und ich dachte: Das probiere ich mal. Bis dahin hatte ich Tenorsaxofon ge- spielt. Seither lässt mich das gro- ße Monster nicht mehr los. Es gibt nicht viele Frauen am Bari- tonsaxofon. Macht das einen Teil Ih- res Erfolges aus? Thomsen: Ich hoffe, dass der Er- folg vor allem von der Qualität der Musik, die ich mache, kommt. Wenn es dann einen klei- nen Bonus aufgrund des Allein- stellungsmerkmals gibt, dann nehme ich den gerne mit. Sie sind beim Festival Jazz Baltica 2015 mit dem Jazz-Award der In- vestitionsbank Schleswig-Holstein ausgezeichnet worden für „mitrei- ßende Kompositionen und leiden- schaftliche Spielfreude auf der Büh- ne“. Der Preis geht an Newcomer, er soll dazu dienen, dass jüngere Musikerinnen und Musiker eine Kar- riere beginnen können und bald reich und berühmt werden. Hat’s bei Ihnen geklappt? Thomsen (lacht): Für das Reich- werden bin ich weiterhin jeder- zeit bereit. Das mit dem Berühmt- werden ist so eine Sache. Es gab durch den Preis jede Menge Auf- merksamkeit, Medienberichte, Zuspruch. Aber man muss sich im Musikbetrieb immer wieder neu beweisen. Das haben Sie – mit der begeistert aufgenommenen Neuversion von „Peter und der Wolf“ bei Jazz Bal- tica 2016. Hella von Sinnen zele- brierte dazu den Text in der ihr eigenen frechen Art. Was scha- de war: Die Aufführung fand nur einmal statt. Thomsen: Es war als einmalige Sa- che geplant. Aber es hat offenbar so gut funk- tioniert, dass es weitere Anfra- gen für Aufführungen gab. Also wird es im August wieder zwei „Peter und der Wolf“-Konzerte geben, eines davon in Lübeck. Danach nehmen wir eine CD auf – ebenfalls mit Hella von Sinnen. Das war ursprünglich alles nicht geplant, das Projekt hat sich ver- selbständigt. Werden Sie wieder mit den Jazz Baltica All Stars auftreten? Die stammten doch aus allen mögli- chen skandinavischen Ländern . . . Thomsen: Die fliegen wir ein. Ich habe die Komposition ja speziell für diese Musikerinnen – alles Frauen! – geschrieben. Die namhaften Jazz-Musikerinnen und -Musiker Ihrer Generation ha- ben so gut wie alle eine akademi- sche Ausbildung. Sie kommen nicht mehr aus Garagen und Übungskellern, sondern von der Hochschule. Warum ist das so? Thomsen: Ja, dahin geht die Ent- wicklung. Auch ich habe ein Di- plom in Jazz. Den Master habe ich in Amsterdam gemacht, so- gar mit „cum laude“. Man braucht das natürlich nicht unbe- dingt für den Jazz- und Rock-Be- trieb, aber es hilft. Und die Gara- gen-Erfahrung hole ich jetzt nach. Die Band, mit der ich auf Tournee bin – vier Musiker, die alle schon internationales Re- nommee einfahren konnten –, spielt nicht gerade akademisch, sondern hinreißend expressiv. Sie werden beim Schleswig-Hol- stein Musik Festival wieder große Hallen füllen, jetzt aber kleine Clubs wie den CVJM in Lübeck. „Lass’ den feinen Zwirn daheim, hier reicht dir deine Lederjacke“ war im Booklet von „Max Sax“ zu le- sen. Braucht Jazz den Bierdunst? Thomsen: Ja, das ist auch schön. Zum Jazz gehört unbedingt auch die Club-Atmosphäre. Aber ich habe auch schon immer sehr unterschiedliche Dinge pa- rallel gemacht, zum Beispiel klassische Bassklarinette stu- diert. Ich komme aus einer Fami- lie, in der Klassik eine wichtige Rolle gespielt hat. Interview: Michael Berger Magdeburg. Nach den Luther-Ausstellungen „Here I stand“ in den USA sind die Exponate nach Wittenberg zurückgekehrt. 195 000 Men- schen hatten sich in Atlanta, Minneapolis und New York über Martin Luther und die Reformati- on informiert, zu sehen waren unter anderem Luthers Kutte, sein Bierkrug und die Kanzel aus der Andreaskirche in Eisleben. Die Exponate werden nun für eine Sonderausstellung im Au- gusteum in Wittenberg vorbereitet, die vom 13. Mai bis 5. November zu sehen sein wird. Zusatzkonzerte im Sommer in der „Elphi“ Kartenverkauf ab Mitte Februar / Mit einem Familientag endete gestern das Eröffnungsfestival der Elbphilharmonie Paris. Mehr als sechs Jahre nach einem spekta- kulären Kunstdiebstahl aus einem Pariser Mu- seum steht der mutmaßliche Täter vor Gericht. Der 49-Jährige soll im Mai 2010 fünf Meister- werke von Picasso, Matisse und Modigliani ge- stohlen haben. Der Wert wurde auf rund 100 Millionen Euro geschätzt. Neben dem mutmaßli- chen Dieb sitzen zwei weitere Männer auf der Anklagebank, denen Hehlerei vorgeworfen wird. Die Bilder sind bis heute verschwunden. München. Die damalige Sekretärin des NS-Pro- pagandaministers Joseph Goebbels ist tot. Brunhilde Pomsel sei im Alter von 106 Jahren in der Nacht auf Sonnabend in München gestor- ben, bestätigte der Filmemacher Christian Krö- nes. Er hat den Dokumentarfilm „Ein deutsches Leben“ produziert, der im vergangenen Som- mer auf dem Filmfest München seine Deutsch- landpremiere hatte. Pomsel erzählt darin von ih- ren Erinnerungen an die NS-Zeit. Von den Grau- samkeiten will sie nichts mitbekommen haben. Katharina „Tini“ Thomsen (*1981 in Hamburg), „spielt auf ihrem fulmi- nant großen Saxofon fulminanten Jazz. Jetzt macht sie damit Weltkar- riere“. So stand es vor kurzem in der „Zeit“. Tini Thomsen ist zwar vor al- lem Jazz-Musikerin, doch ihre Band- breite reicht von knalligem Rock bis zur symphonischen Musik. Ihre Band besteht neben ihr aus Nigel Hitch- cock (Altsaxofon), Tom Trapp (Gitar- re), Mark Haanstra (Bass) Satindra Kalpoe (Schlagzeug). Konzerte: Do., 2. 2., 21 Uhr: CVJM Lü- beck (Große Petersgrube 11); Sa., 4. 2., St.Petri, Ratzeburg, 20 Uhr „Peter und der Wolf“ wird beim SHMF wieder aufgenommen: am 15. August im Kieler Schloss, am 16. Au- gust in der Gollan-Werft, Lübeck. „Das Monster lässt mich nicht los“ Tini Thomsen ist eine der besten Jazzmusikerinnen aus Europa. Auf dem unhandlichen Baritonsaxofon spielt sie sehr geschmeidig. Jetzt zu hören auf ihrer Tour im Norden. Die Blechbläsergruppe Brass in the Five und der Pantomime Csaba Me- hes brachten viel Spaß – und hatten ihn offenbar auch selbst. FOTO: DPA Wegen Trump: Farhadi sagt Oscar-Teilnahme ab Tini Thomsen mit ih- rem schwergewichti- gen Instrument, dem sie leichtfüßige Melodien entlockt. Eine Doku auf Arte be- leuchtet das Leben von DDR-Stasi-Chef Erich Mielke. Seite 31 Keyboarder von Black Sabbath gestorben Prozess um spektakulären Kunst-Diebstahl in Paris Frühere Goebbels-Sekretärin wurde 106 Jahre alt In Lübeck und Ratzeburg Meister der Angst Luthers Kutte und Bierkrug zurück in Wittenberg

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Was an einem 31. Januar geschah

1922 Walther Rathenau wird Außenminister in

der deutschen Reichsregierung.

1943 Die im südlichen Kessel von Stalingrad ein-

geschlossene 6. Armee unter Generalfeldmar-

schall Friedrich Paulus kapituliert gegen den

Befehl Adolf Hitlers vor der Roten Armee.

1957 Der Film „Rose Bernd“ des Regisseurs

Wolfgang Stadte nach dem gleichnamigen Dra-

ma von Gerhart Hauptmann wird uraufgeführt.

1977 In Paris wird an der Stelle der abgerisse-

nen Markthallen nach vierjähriger Bauzeit das

Kunst- und Kulturzentrum „Centre Pompidou“

eröffnet.

Dienstag, 31. Januar 2017 | Seite 25

KULTUR & LEBEN

RÜCKBLENDEHamburg. Wegen des enormenInteresses an Konzerten in derElbphilharmonie legt das Kon-zerthaus im Hafen zusätzlich eineigenes Sommerprogramm auf.Die August-Veranstaltungenmit Weltmusik, Jazz, Filmmusikund Klassik stehen jede Wocheunter einem anderen Motto. Zuerleben seien der „Buena VistaSocial Club“-Pianist RobertoFonseca, der israelische BassistAvishai Cohen und das Shang-hai Symphony Orchestra. DieKonzerte der Art-Pop-Größe Ru-fus Wainwright, der IndiebandTindersticks und die Orchester-karaoke mit den Jungen Sym-phonikern Hamburg würden inZusammenarbeit mit dem Inter-nationalen SommerfestivalKampnagel veranstaltet. Tickets

für die 19 Veranstaltungen vom9. bis 31. August gibt es von Mit-te Februar an. Die Konzerte biszum Sommer sind ausverkauft.

Am vergangenen Wochenen-de war das Konzerthaus in Kin-derhand: Mit einem Familientagendete das dreiwöchige Eröff-nungsfestival. Schon vor Einlass-beginn um 8.30 Uhr herrschtevor dem Eingang großer An-drang. Instrumente aus allerWelt kennenlernen, mit einemgroßen Orchester mitsingenoder auf Klang-Safari gehen – injedem Winkel des Konzerthau-ses am Hafen war Musik zu ent-decken. Beim Workshop „Per-cussion Afrika“ waren die meis-ten Kinder schüchtern, mancheschauten skeptisch, aber sie tau-ten zunehmend auf und hatten

schließlich sichtlich Freude, mitden Trommeln richtig Lärm zumachen.

Weiteroben im opulenten Gro-ßen Saal, dem Herzstück des Ge-

bäudes, spielte die NDR Big-bandzusammen mitRainer Tem-pel unter dem Motto „Kinder-leicht“. Mit Kinderhits wie „Bru-der Jakob“ waren alle Besucher

zum Mitsingen und -klatscheneingeladen. Im Foyer lief die Per-formance-Gruppe„FliegendeFi-sche“ mit bunten Drachen undGongs mehrmals an diesem Tagdurch die Halle.

Doch an diesem Sonntag liefnicht alles glatt. Immer wiederstolperten Besucher auf denTreppen im Foyer, weil Markie-rungen auf den einzelnen Stu-fen fehlen und die Übergängekaum zu sehen sind. BesucherinBirthe Knop bemängelte: „Be-sonders bei Nässe können dieStufensehr glatt werden.“ Ande-ren Besuchern ging es ähnlich.Fast alle kritisierten den Bau derTreppen und manche auch diemangelhafte Ausschilderung imGebäude. Trotzdem war der Fa-milientag ein voller Erfolg.

KULTURNOTIZEN

Los Angeles/Teheran. Der international ausge-

zeichnete iranische Filmemacher Asghar Farha-

di (Foto) hat seine Teilnahme an der Oscar-Ver-

leihung offiziell abgesagt. In einer Erklärung,

die die „New York Times“ am Sonntagabend

veröffentlichte, begründet Farhadi seine Ent-

scheidung mit der von US-Präsident Donald

Trump verhängten Einreisebeschränkung für

Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen

Ländern. „Engstirnige Individuen nutzen das

Einflößen von Angst häufig dazu, Extremismus

und fanatisches Verhalten zu rechtfertigen“,

schrieb Asgher Farhadi. Sein Film „The Sales-

man“ ist dieses Jahr in der Kategorie bester

ausländischer Film für den Oscar nominiert. Far-

hadi gewann 2011 den Goldenen Bären der Ber-

liner Filmfestspiele mit seinen Film „Nader und

Simin – Eine Trennung“. Das Drama erhielt

auch einen Oscar.

London. 25 Jahre war Geoff Nichols bei Black

Sabbath, jetzt ist der Keyboarder im Alter von

68 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Sänger

Ozzy Osbourne sprach vom Verlust eines „gro-

ßen Freundes“, Gitarrist Tony Iommi erklärte:

„Ich werde ihn schmerzlich vermissen.“ Nichols

war 1979 zu der Metal-Band gestoßen, damals

noch als Gitarrist. Er wechselte später zum

Bass und schließlich an die Keyboards. Er hat

an insgesamt neun Studioalben mitgewirkt.

Sie sind auf Tour zu Orten, an de-nen Sie in den vergangenen zweiJahren begeistert aufgenommenwurden – Kiel, Lübeck, Ratzeburg.Was für ein Programm darf Ihr Pu-blikum erwarten?Tini Thomsen: Ein Programm,bei dem man staunend zuhören,aber auch ein wenig tanzenkann. Wir spielen viel von unse-rem neuen Album „The Long Ri-de“, einiges vom älteren Album„Max Sax“ – Klassiker sozusa-gen – und auch ein paar ganzneue Stücke.

Die Frage geht Ihnen vielleicht aufdie Nerven, aber sie ist unausweich-lich: Warum haben Sie sich auf dasunhandliche Baritonsaxofon spe-zialisiert, warum nicht das Sopran-sax, das in die Handtasche passt?Thomsen: Das frage ich michauch regelmäßig. Aber ich habein der Schul-Bigband im Ham-burger Gymnasium Grootmoordamit angefangen. Da war derPlatz am Baritonsax frei, und ichdachte: Das probiere ich mal. Bisdahinhatte ich Tenorsaxofon ge-spielt. Seither lässt mich das gro-ße Monster nicht mehr los.

Es gibt nicht viele Frauen am Bari-tonsaxofon. Macht das einen Teil Ih-res Erfolges aus?Thomsen: Ich hoffe, dass der Er-folg vor allem von der Qualitätder Musik, die ich mache,kommt.Wennesdanneinenklei-nen Bonus aufgrund des Allein-stellungsmerkmals gibt, dannnehme ich den gerne mit.

Sie sind beim Festival Jazz Baltica2015 mit dem Jazz-Award der In-vestitionsbank Schleswig-Holsteinausgezeichnet worden für „mitrei-ßende Kompositionen und leiden-schaftliche Spielfreude auf der Büh-ne“. Der Preis geht an Newcomer,er soll dazu dienen, dass jüngereMusikerinnen und Musiker eine Kar-riere beginnen können und baldreich und berühmt werden. Hat’sbei Ihnen geklappt?Thomsen (lacht): Für das Reich-werden bin ich weiterhin jeder-zeitbereit. Dasmit dem Berühmt-werden ist so eine Sache. Es gabdurchden Preis jede Menge Auf-merksamkeit, Medienberichte,Zuspruch. Aber man muss sichim Musikbetrieb immer wiederneu beweisen.

Das haben Sie – mit der begeistertaufgenommenen Neuversion von„Peter und der Wolf“ bei Jazz Bal-tica 2016. Hella von Sinnen zele-brierte dazu den Text in der ihreigenen frechen Art. Was scha-de war: Die Aufführung fandnur einmal statt.Thomsen: Es war alseinmalige Sa-che geplant.

Aber es hat offenbar so gut funk-tioniert, dass es weitere Anfra-gen für Aufführungen gab. Alsowird es im August wieder zwei„Peter und der Wolf“-Konzertegeben, eines davon in Lübeck.Danach nehmen wir eine CD auf– ebenfalls mit Hella von Sinnen.Das war ursprünglich alles nichtgeplant, das Projekt hat sich ver-selbständigt.

Werden Sie wieder mit den JazzBaltica All Stars auftreten? Diestammten doch aus allen mögli-chen skandinavischen Ländern . . .Thomsen: Die fliegen wir ein. Ichhabe die Komposition ja speziellfür diese Musikerinnen – allesFrauen! – geschrieben.

Die namhaften Jazz-Musikerinnenund -Musiker Ihrer Generation ha-ben so gut wie alle eine akademi-

sche Ausbildung. Sie kommennicht mehr aus Garagen und

Übungskellern, sondern von derHochschule. Warum ist das so?Thomsen: Ja, dahin geht die Ent-wicklung. Auch ich habe ein Di-plom in Jazz. Den Master habeich in Amsterdam gemacht, so-gar mit „cum laude“. Manbraucht das natürlichnicht unbe-dingt für den Jazz- und Rock-Be-trieb, aber es hilft. Und die Gara-gen-Erfahrung hole ich jetztnach. Die Band, mit der ich aufTournee bin – vier Musiker, diealle schon internationales Re-nommee einfahren konnten –,spielt nicht gerade akademisch,sondern hinreißend expressiv.

Sie werden beim Schleswig-Hol-stein Musik Festival wieder großeHallen füllen, jetzt aber kleineClubs wie den CVJM in Lübeck.„Lass’ den feinen Zwirn daheim,hier reicht dir deine Lederjacke“war im Booklet von „Max Sax“ zu le-sen. Braucht Jazz den Bierdunst?Thomsen: Ja, das ist auch schön.Zum Jazz gehört unbedingtauch die Club-Atmosphäre.Aber ich habe auch schon immersehr unterschiedliche Dinge pa-rallel gemacht, zum Beispielklassische Bassklarinette stu-diert. Ich komme aus einer Fami-lie, in der Klassik eine wichtigeRolle gespielt hat.

Interview: Michael Berger

Magdeburg. Nach den Luther-Ausstellungen

„Here I stand“ in den USA sind die Exponate

nach Wittenberg zurückgekehrt. 195 000 Men-

schen hatten sich in Atlanta, Minneapolis und

New York über Martin Luther und die Reformati-

on informiert, zu sehen waren unter anderem

Luthers Kutte, sein Bierkrug und die Kanzel aus

der Andreaskirche in Eisleben. Die Exponate

werden nun für eine Sonderausstellung im Au-

gusteum in Wittenberg vorbereitet, die vom 13.

Mai bis 5. November zu sehen sein wird.

Zusatzkonzerte im Sommer in der „Elphi“Kartenverkauf ab Mitte Februar / Mit einem Familientag endete gestern das Eröffnungsfestival der Elbphilharmonie

Paris. Mehr als sechs Jahre nach einem spekta-

kulären Kunstdiebstahl aus einem Pariser Mu-

seum steht der mutmaßliche Täter vor Gericht.

Der 49-Jährige soll im Mai 2010 fünf Meister-

werke von Picasso, Matisse und Modigliani ge-

stohlen haben. Der Wert wurde auf rund 100

Millionen Euro geschätzt. Neben dem mutmaßli-

chen Dieb sitzen zwei weitere Männer auf der

Anklagebank, denen Hehlerei vorgeworfen

wird. Die Bilder sind bis heute verschwunden.

München. Die damalige Sekretärin des NS-Pro-

pagandaministers Joseph Goebbels ist tot.

Brunhilde Pomsel sei im Alter von 106 Jahren in

der Nacht auf Sonnabend in München gestor-

ben, bestätigte der Filmemacher Christian Krö-

nes. Er hat den Dokumentarfilm „Ein deutsches

Leben“ produziert, der im vergangenen Som-

mer auf dem Filmfest München seine Deutsch-

landpremiere hatte. Pomsel erzählt darin von ih-

ren Erinnerungen an die NS-Zeit. Von den Grau-

samkeiten will sie nichts mitbekommen haben.

Katharina „Tini“ Thomsen (*1981 in

Hamburg), „spielt auf ihrem fulmi-

nant großen Saxofon fulminanten

Jazz. Jetzt macht sie damit Weltkar-

riere“. So stand es vor kurzem in der

„Zeit“. Tini Thomsen ist zwar vor al-

lem Jazz-Musikerin, doch ihre Band-

breite reicht von knalligem Rock bis

zur symphonischen Musik. Ihre Band

besteht neben ihr aus Nigel Hitch-

cock (Altsaxofon), Tom Trapp (Gitar-

re), Mark Haanstra (Bass) Satindra

Kalpoe (Schlagzeug).

Konzerte: Do., 2. 2., 21 Uhr: CVJM Lü-

beck (Große Petersgrube 11); Sa., 4.

2., St.Petri, Ratzeburg, 20 Uhr

„Peter und der Wolf“ wird beim

SHMF wieder aufgenommen: am 15.

August im Kieler Schloss, am 16. Au-

gust in der Gollan-Werft, Lübeck.

„Das Monster lässt mich nicht los“Tini Thomsen ist eine der besten Jazzmusikerinnen aus Europa. Auf dem unhandlichen

Baritonsaxofon spielt sie sehr geschmeidig. Jetzt zu hören auf ihrer Tour im Norden.

Die Blechbläsergruppe Brass in the Five und der Pantomime Csaba Me-

hes brachten viel Spaß – und hatten ihn offenbar auch selbst. FOTO: DPA

Wegen Trump: Farhadi sagtOscar-Teilnahme ab

Tini Thomsen mit ih-

rem schwergewichti-

gen Instrument,

dem sie leichtfüßige

Melodien entlockt.

Eine Doku auf Arte be-leuchtet das Lebenvon DDR-Stasi-ChefErich Mielke. Seite 31

Keyboarder vonBlack Sabbath gestorben

Prozess um spektakulärenKunst-Diebstahl in Paris

Frühere Goebbels-Sekretärinwurde 106 Jahre alt

In Lübeck und Ratzeburg

Meister der Angst

Luthers Kutte und Bierkrugzurück in Wittenberg