KuMi BP GYM (Umschlag) - smv.bw.schule.de · bildungsstandards fÜr evangelische religionslehre 23...

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23 BILDUNGSSTANDARDS FÜR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE GYMNASIUM – KLASSEN 6, 8, 10, KURSSTUFE BILDUNGSPLAN GYMNASIUM EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

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  • 23BILDUNGSSTANDARDS FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSEN 6, 8 , 10, KURSSTUFE

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    EVANGELISCHERELIGIONSLEHRE

    EVANGELISCHERELIGIONSLEHRE

  • 24 LEITGEDANKEN ZUM KOMPETENZERWERB FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSEN 6, 8 , 10, KURSSTUFE

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    Der evangelische Religionsunterricht frdert religise Bildungund leistet damit einen eigenstndigen und unverzichtbarenBeitrag zum allgemeinen Bildungs- und Erziehungsauftrag derSchule.Der evangelische Religionsunterricht ist offen fr Schlerinnenund Schler unterschiedlicher berzeugungen. Er leistet da-durch einen Beitrag zur Verstndigung in der Pluralitt.Der evangelische Religionsunterricht zielt auf berprfbareKompetenzen und Inhalte, wobei sich der Glaube selbst einerberprfung entzieht.

    AUFGABEN UND ZIELE DES EVANGELISCHEN

    RELIGIONSUNTERRICHTS

    Der evangelische Religionsunterricht begleitet Kinder und Jugendliche bei ihrer Suche nach Orientierung und Lebens-sinn. Er stellt auf altersgeme Weise den Zusammenhang vonGlauben und Leben dar. Er ermglicht, die Bedeutung desEvangeliums von Jesus Christus im Leben zu entdecken undim christlichen Glauben eine Hilfe zur Deutung und Gestal-tung des Lebens zu finden. Er informiert nicht nur ber denchristlichen Glauben und seine Traditionen, sondern bringt dieHeranwachsenden auch mit Glauben als Einstellung, Haltungund Lebenspraxis in Berhrung.

    Wahrnehmen und BegleitenDer evangelische Religionsunterricht nimmt Kinder und Jugend-liche mit ihren Lebensfragen, Sorgen, ngsten, Erwartungenund Hoffnungen ernst. Er achtet sie als Mitgestalter/innen ihrerreligisen Alltagswelt und strkt die Hoffnung auf eine lebens-werte Zukunft (Was drfen wir hoffen?). Er ermutigt Mdchen und Jungen, sich selbst und einander alsGeschpfe Gottes mit individuellen Gaben und Grenzen imBlick auf gemeinsame Aufgaben anzunehmen und zu strken(Wer bin ich?).Er nimmt plurale Lebensverhltnisse, religise Phnomene undSinndeutungsangebote auf. Er gibt Raum zur Wahrnehmungund Reflexion in individueller, gemeinschaftlicher und gesell-schaftlicher Perspektive (Wie sehen wir die Welt?).

    Wissen, Verstehen und KommunizierenDer evangelische Religionsunterricht ffnet den Blick fr diechristliche Prgung unserer Kultur und fhrt elementar in diebiblisch-christliche Tradition ein (Woher kommen wir?).Er befhigt die Heranwachsenden zur Auslegung der Bibel undfrdert altersgeme Zugnge. Er setzt die biblisch-christlicheTradition dem kritischen Gesprch aus und hilft, religiseSprach- und Gestaltungsfhigkeit zu entwickeln. Er dient derindividuellen, gemeinschaftlichen sowie gesellschaftlichenOrientierung und ermglicht Schritte auf dem Weg zum per-snlichen, verbindenden Glauben (Was glauben wir?).

    Gestalten und verantwortlich HandelnDer evangelische Religionsunterricht dient in Dialog und Aus-einandersetzung mit anderen Sinn- und Wertangeboten demkulturellen Verstehen und der Gestaltung des gesellschaftlichenMiteinanders. Er befhigt, am Streit um die Wirklichkeit teil-zunehmen, indem er Schlerinnen und Schler anleitet, eigenePositionen zu entwickeln und zu vertreten. Er ermglicht Be-gegnungen und frdert die Bereitschaft, andere Auffassungenzu tolerieren und von anderen zu lernen (Was ist wahr?).Er befhigt mit anderen zusammen die Frage nach Gut undBse, Recht und Unrecht zu stellen und setzt sich fr ein Lebenin Freiheit, Demokratie und sozialer Verantwortung ein. Erermutigt zu verantwortungsvollem, solidarischem Handeln aufder Grundlage christlicher Wertvorstellungen und bt diesesexemplarisch ein (Was sollen wir tun?).

    I. Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

  • 25LEITGEDANKEN ZUM KOMPETENZERWERB FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSEN 6, 8 , 10, KURSSTUFE

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    ber das eigenstndige unterrichtliche Anliegen hinaus betei-ligt sich der Religionsunterricht an Bemhungen, die Schule alsLebens- und Erfahrungsraum fr alle Beteiligten zu gestalten.Dazu trgt er durch die Mitgestaltung von Festen, Feiern undGottesdiensten bei. Er beteiligt sich am fcherverbindendenLernen und an Projekten, an Entwicklungen innerhalb derSchule und an der ffnung von Schule hin zur Brger- undKirchengemeinde sowie zu deren diakonischen Einrichtungenund trgt zur Profilbildung der Schule bei.

    RECHTLICHE GRUNDLAGEN DES

    RELIGIONSUNTERRICHTS

    Der Religionsunterricht ist nach Art. 7 Abs. 3 des Grundgesetzesder Bundesrepublik Deutschland und nach Art. 18 der Verfas-sung des Landes Baden-Wrttemberg ordentliches Lehrfach,das von Staat und Kirche gemeinsam verantwortet wird. DerUnterricht in Evangelischer Religionslehre wird in berein-stimmung mit den Grundstzen der Evangelischen Landeskir-chen in Baden und Wrttemberg erteilt, wie sie in derenGrundordnung beziehungsweise Kirchenverfassung enthaltensind, in der Stellungnahme des Rates der Evangelischen Kirchein Deutschland zu verfassungsrechtlichen Fragen des Religions-unterrichts vom 7. Juli 1971, in der Entschlieung der Wrt-tembergischen Evangelischen Landessynode zu Grundfragendes Religionsunterrichts vom 15. Juli 1976 niedergelegt und inden Denkschriften der Evangelischen Kirche in DeutschlandIdentitt und Verstndigung (1994) und Mae des Mensch-lichen (2003) erlutert wurden.

    BERGREIFENDE KOMPETENZEN

    Unter dem Zuspruch und Anspruch Gottes und im Blick aufentwicklungsgemes, ganzheitliches und handlungsbezogenesLernen frdert der evangelische Religionsunterricht den Er-werb religiser Kompetenz als Teil allgemeiner Bildung.Religise Kompetenz ist zu verstehen als Fhigkeit, die Vielgestal-tigkeit von Wirklichkeit wahrzunehmen und theologisch zu re-flektieren, christliche Deutungen mit anderen zu vergleichen, dieWahrheitsfrage zu stellen und eine eigene Position zu vertretensowie sich in Freiheit auf religise Ausdrucks- und Sprachformen(zum Beispiel Symbole und Rituale) einzulassen und sie mitzu-gestalten.

    In diesem Rahmen frdert der evangelische Religionsunterrichtfolgende Kompetenzen:

    Hermeneutische Kompetenz als Fhigkeit, Zeugnisse frhererund gegenwrtiger Generationen und anderer Kulturen,insbesondere biblische Texte zu verstehen und auf Gegen-wart und Zukunft hin auszulegen.Ethische Kompetenz als Fhigkeit, ethische Probleme zuidentifizieren, zu analysieren, Handlungsalternativen aufzu-zeigen, Lsungsvorschlge zu beurteilen und ein eigenesUrteil zu begrnden, um auf dieser Grundlage verantwort-lich zu handeln.Sachkompetenz als Fhigkeit, ber religise Sachverhalte,Kernstcke der biblisch-christlichen Tradition und deschristlichen Lebens Auskunft zu geben und deren Bedeu-tung fr unsere Kultur zu benennen.Personale Kompetenz als Fhigkeit, sich selbst, andere Personenund Situationen einfhlsam wahrzunehmen, persnlicheEntscheidungen zu reflektieren und Vorhaben zu klren.Kommunikative Kompetenz als Fhigkeit, eigene Erfahrun-gen und Vorstellungen verstndlich zu machen, anderen zu-zuhren, Rckmeldungen aufzunehmen, unterschiedlicheSichtweisen aufeinander zu beziehen und gemeinsam nachHandlungsmglichkeiten zu suchen.Soziale Kompetenz als Fhigkeit, mit anderen rcksichtsvollund verantwortungsbewusst umzugehen, fr andere, insbe-sondere fr Schwache einzutreten, Konfliktlsungen zusuchen, gemeinsame Vorhaben zu entwickeln, durchzufh-ren und zu beurteilen.

  • 26 LEITGEDANKEN ZUM KOMPETENZERWERB FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSEN 6, 8 , 10, KURSSTUFE

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    Die Dimensionen geben eine theologische Grundstrukturwieder. Sie stellen keine eigens zu behandelnden Themen dar,sondern dienen einer durchgngigen Orientierung.Anschlieend werden Inhalte als Themenfelder formuliert, durchderen Behandlung im Unterricht die Kompetenzen erworbenwerden sollen.

    UMGANG MIT DEM BILDUNGSPLAN

    Der Bildungsplan ist die verbindliche Grundlage fr das reli-gionspdagogische Handeln der Lehrkrfte. Die Behandlung der ausgewiesenen Themenfelder beanspruchtmindestens die Hlfte, aber nicht mehr als zwei Drittel derUnterrichtszeit.Die Unterrichtenden haben deshalb in pdagogisch und kolle-gial verantworteter Freiheit die Mglichkeit, Schwerpunkte zusetzen. Dies gilt auch hinsichtlich der Organisationsformen wieFachunterricht, Konfessionelle Kooperation, Kooperation mitFcherverbnden, Projekte und Begegnungen.

    DER EVANGELISCHE

    RELIGIONSUNTERRICHT AM GYMNASIUM

    Der evangelische Religionsunterricht am Gymnasium willfolgende Spannungsfelder und wechselseitige Beziehungen imHorizont sinnhafter Deutungen fr die Bildung der Schlerfruchtbar machen:

    gegenwrtige Lebenswirklichkeit und jdisch-christlicheTradition;emotionale Beteiligung und kritische Reflexion;Wissenschaftspropdeutik und Altersgemheit;Sachorientierung und personale Begegnung;eigener Standpunkt und Offenheit fr Fremdes;Handlungsorientierung und Lernen in der Distanz;fachbezogene Unterrichtsorganisation undfachbergreifende Kooperation.

    Der evangelische Religionsunterricht am Gymnasium nutzt dazudie verschiedenen schulischen Organisationsformen (Fachunter-richt, fcherbergreifende Kooperation, Projekte, Seminarfach,Wettbewerbsteilnahme, Zusammenarbeit mit auerschulischenPartnern) und trgt dadurch wie durch Schulgottesdienste undAndachten zur Entwicklung des Gymnasiums bei.

    Methodische Kompetenz als Fhigkeit, Aufgaben zu erfassen,Sachverhalte zu recherchieren, Inhalte zu erschlieen,Lernprozesse selbststndig zu organisieren sowie Erkennt-nisse und Ergebnisse zu prsentieren.sthetische Kompetenz als Fhigkeit, Wirklichkeit, insbe-sondere Bildende Kunst, Musik und Literatur sensibelwahrzunehmen, auf Motive und Visionen hin zu befragenund selbst kreativ ttig zu werden.

    Diese bergreifenden Kompetenzen werden beim Erwerb derKompetenzen und Inhalte (siehe II) eingebt.

    STRUKTUR DES BILDUNGSPLANS EVANGELI-

    SCHE RELIGIONSLEHRE

    Die Bildungsstandards Evangelische Religionslehre, beschriebenals Kompetenzen und Inhalte, sind in sieben Dimensionenangeordnet:1. Mensch;2. Welt und Verantwortung;3. Bibel;4. Gott;5. Jesus Christus;6. Kirche und Kirchen;7. Religionen und Weltanschauungen.

  • 27KOMPETENZEN UND INHALTE FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 6

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    KLASSE 6

    DIMENSION: MENSCH

    Die Schlerinnen und Schlerknnen die Bedeutsamkeit von Festen undFeiern im privaten, ffentlichen und kirchlichenRahmen darlegen und Aufgaben bei derGestaltung bernehmen;kennen die Grundstruktur des Kirchenjahres mit seinen Hauptfesten und die zugehrigenbiblischen Geschichten; knnen Geschichten aus der Bibel nacherzhlen(zum Beispiel Gleichnisse), in denen GottesNhe Menschen verndert, und kennen Gebete(zum Beispiel Psalmen), in denen Menschen sichan Gott wenden;wissen, dass sich die Religiositt des Menschen inunterschiedlichen Religionen und Konfessionenkonkretisiert.

    DIMENSION: WELT UND VERANTWORTUNG

    Die Schlerinnen und Schlerknnen religise Ausdrucksformen in unsererGesellschaft erkennen und zuordnen; wissen, dass sich das (Schul-)Jahr besonders an kirchlichen Festen orientiert;knnen den Wert des Sonntags fr das persn-liche und gemeinschaftliche Leben erlutern;knnen Gleichnisse als Erzhlungen deuten, die auf ein verndertes Verhalten in der Gesellschaft zielen.

    DIMENSION: BIBEL

    Die Schlerinnen und Schler kennen Aufbau und berlieferung der Bibel und knnen Textstellen nachschlagen;knnen exemplarisch biblische Texte zu ihrenEntstehungssituationen in Beziehung setzen;knnen erklren, dass die Bibel fr Christinnenund Christen Heilige Schrift ist und damitbesondere Bedeutung hat;kennen zu den wichtigsten Festen im Kirchen-jahr eine biblische Erzhlung;knnen drei Gleichnisse Jesu nacherzhlen und an ausgewhlten Psalmen Lob, Dank undKlage beschreiben.

    DIMENSION: GOTT

    Die Schlerinnen und Schlerknnen an Beispielen zeigen, wie sich Menschenin Worten der Klage, des Dankes und des Lobes an Gott wenden;kennen biblische Bildworte fr Gott und knneneigene Gottesbilder aussprechen und bedenken;knnen zeigen, wie Jesus in Gleichnissen vom Reich Gottes erzhlt.

    DIMENSION: JESUS CHRISTUS

    Die Schlerinnen und Schlerknnen die Geschichte Jesu in Grundzgenwiedergeben, wie sie in der Bibel erzhlt wirdund sich in den Festen des Kirchenjahres spiegelt;verfgen ber Grundkenntnisse zu Zeit undUmwelt Jesu, soweit sie zum Verstndnis der ausgewhlten Gleichnisse ntig sind;knnen ein Gleichnis aus Lk 15 (Jesu Zuwendung zu den Verlorenen), einGleichnis aus Mk 4 (vom Kommen des ReichesGottes) und ein weiteres Gleichnis nacherzhlen,in den historischen Kontext einordnen und derIntention nach verstehen;knnen erklren, dass die Person Jesus vonNazareth Judentum und Christentum verbindetund trennt.

    DIMENSION: KIRCHE UND KIRCHEN

    Die Schlerinnen und Schlerknnen Gemeinsamkeiten und Unterschiede derEvangelischen und Katholischen Kirche erlutern;knnen Kirchengebude deuten und mitSynagogen vergleichen; knnen im Rahmen der Schule kumenepraktizieren;knnen die Bedeutung des Sonntags darlegen;verstehen Verhaltensweisen und Reaktionen vonMenschen, die keiner oder einer anderenreligisen Tradition angehren.

    II. Kompetenzen und Inhalte

  • 28 KOMPETENZEN UND INHALTE FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 6

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    DIMENSION: RELIGIONEN UND

    WELTANSCHAUUNGEN

    Die Schlerinnen und Schlerknnen Feste, Rituale und Symbole jdischenGlaubens und Lebens beschreiben;knnen Beispiele jdischen Lebens in Deutsch-land aus Geschichte und Gegenwart darstellen;knnen Verbindendes und Unterscheidendes vonJudentum und Christentum erlutern.

    THEMENFELDER

    JAHRESKREIS UND FESTE

    Anlsse und Ausdrucksformen des Feierns Die christlichen Hauptfeste (Advent, Weihnacht,

    Ostern, Pfingsten) als Grundstruktur des Kirchenjahres

    Die zu diesen Festen gehrenden biblischenGeschichten

    Der jdische Festkalender Die besondere Bedeutung von Sabbat

    und Sonntag

    BIBEL

    Aufbau und Inhalt im berblick Mndliche berlieferung, schriftliche Fixierung,

    die ursprnglichen Sprachen und die Not-wendigkeit der Bibelbersetzung

    Die Entstehung der Bibel in der Lebenswelt Israels Die Bibel als Dokument von

    Glaubenserfahrungen Die Bedeutung der Bibel im Judentum

    und Christentum

    PSALMEN

    Psalmen als sprachlicher Ausdruck von Grund-erfahrungen und Grenzsituationen des Lebens

    Grundformen der Psalmen: Klage, Lob, Dank Psalm 104, Psalm 23 und ein Klagepsalm Bildwelt der Psalmen und eigene Gottesbilder und

    -vorstellungen

    GLEICHNISSE

    Drei Gleichnisse Jesu: je ein Gleichnis aus Lk 15und Mk 4 sowie ein weiteres Gleichnis

    Der historische Kontext der ausgewhlten Gleich-nisse

    Die Gleichnisse als Geschichten von der ver-ndernden Kraft des Reiches Gottes

    KONFESSIONEN

    Evangelisch, katholisch: Gemeinsamkeiten, Unter-schiede, Trennendes

    Gottesdienste und Gotteshuser Eine Kirche und viele Konfessionen kumene in Schule und Gemeinde Unterscheidung von Konfession und Religion

    JUDENTUM

    Ausdrucksformen jdischen Glaubens und Lebens:zum Beispiel Sabbat, Festkalender, Beschneidung,Bar-Mizwah, Speisevorschriften, Mesusa

    Zentrale Texte: Thora und Talmud Beziehung von Judentum und Christentum:

    Altes Testament, Jesus, Festkalender Jdisches Leben in Deutschland aus Geschichte

    und Gegenwart Kirche und Synagoge

  • 29KOMPETENZEN UND INHALTE FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 8

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    KLASSE 8

    DIMENSION: MENSCH

    Die Schlerinnen und Schlerknnen wahrnehmen und beschreiben, dass Menschen auf Beziehung und Besttigungangewiesen, zugleich auch verfhrbar sind;knnen zeigen, dass nach christlicher Auffassungder Mensch mit Leib und Seele von Gott er-schaffen ist und ihm damit Selbstbejahung undSelbstverantwortung ermglicht werden;erkennen, dass Menschen fr ihr Leben verant-wortlich und zugleich auf Barmherzigkeitangewiesen sind; kennen biblische Heilungsgeschichten und derenHoffnungsaspekt fr Menschen in Not.

    DIMENSION: WELT UND VERANTWORTUNG

    Die Schlerinnen und Schler knnen Beispiele von Ungerechtigkeit beschreibenund nach deren Ursachen und Folgen fragen;kennen die biblische Weisung, fr Gerechtigkeiteinzutreten, und knnen ihr eigenes Gerechtig-keitsempfinden dazu in Beziehung setzen;knnen zeigen, dass Hilfsbereitschaft zu einembesseren Zusammenleben in der Gesellschaftbeitrgt;wissen, dass diakonisches Handeln eine Grund-funktion von Kirche ist, und kennen als Beispieldie Suchthilfe diakonischer Einrichtungen.

    DIMENSION: BIBEL

    Die Schlerinnen und Schler knnen Luthers Bibelbersetzung erzhlerisch in seine Biografie einbetten;kennen die kulturelle Wirkung der Lutherbibel; knnen die zentrale Bedeutung der Bibel in derEvangelischen Kirche darlegen und begrnden;knnen unterschiedliche Deutungen vonWundergeschichten darstellen;knnen Botenspruch und Visionsbericht alscharakteristische Form prophetischer Redebeschreiben.

    DIMENSION: GOTT

    Die Schlerinnen und Schler knnen darstellen, inwiefern die Wiederent-deckung des menschenfreundlichen Gottes aufLuther befreiend gewirkt hat;knnen am Beispiel des Amos verdeutlichen, wieder Gott der Gerechtigkeit gegen soziale Unge-rechtigkeit zur Geltung gebracht wird;knnen Gemeinsamkeiten und Unterschiede desislamischen und des christlichen Gottesverstnd-nisses benennen und reflektieren.

    DIMENSION: JESUS CHRISTUS

    Die Schlerinnen und Schlerknnen zeigen, dass die in der Reformation neuentdeckte Bedeutung Jesu sich in konkreterKritik an der Katholischen Kirche ausgewirkt hat; knnen die Bedeutung Jesu im Islam darstellenund erklren;knnen an ausgewhlten Wundergeschichtenzeigen, wie Jesus sich Menschen zuwendet.

    DIMENSION: KIRCHE UND KIRCHEN

    Die Schlerinnen und Schlerknnen Ursachen der Kirchentrennung in derReformation darstellen;knnen am Beispiel der Arbeit mit Suchtkrankendie diakonische Arbeit der Kirche begrndenund darstellen;knnen Gemeinsamkeiten und Unterschiede vonKirchengebuden und Moscheen mit ihrer jeeigenen Symbolik erlutern.

    DIMENSION:

    RELIGIONEN UND WELTANSCHAUUNGEN

    Die Schlerinnen und Schlerknnen Ausdrucksformen und zentrale Inhaltedes islamischen Glaubens und Lebensbeschreiben;knnen die Biografie Mohammeds in Grund-zgen darstellen und Vergleiche zu Jesus ziehen;knnen Informationen ber islamisches Leben in der eigenen Region beschaffen undprsentieren.

  • 30 KOMPETENZEN UND INHALTE FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 8

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    THEMENFELDER

    SUCHT

    Einheit von Leib und Seele (Gen 1+2) Lebens- und Selbstbejahung Erfahrungen mit und Grnde fr Abhngigkeit Verantwortung und Barmherzigkeit Kirchliche Hilfe als Beitrag zu einer Kultur

    der Hilfsbereitschaft Suchthilfe als Beispiel des diakonischen Handelns

    der Kirche

    AMOS

    Amos in der Situation seiner Zeit Merkmale und Selbstverstndnis eines Propheten Visionen Sozial- und Rechtskritik damals und heute Kultkritik

    WUNDER

    Biblische Heilungsgeschichten als Hoffnungs-geschichten und Aufforderung zu Barmherzigkeit

    Drei Wundergeschichten der Evangelien Jesus als Wundertter: Fragen und Deutungs-

    versuche Wunder als Zeichen des anbrechenden Reiches

    Gottes

    REFORMATION

    Biografie Luthers im historischen Kontext Luthers reformatorische Entdeckung des gndigen

    Gottes Kritik an der Katholischen Kirche (zum Beispiel

    Ablass, Heiligenverehrung) Luther bersetzt die Bibel Die Bedeutung der Bibel in der reformatorischen

    Kirche Luthers Glaube an Jesus Christus in Liedern

    und Bildern aus seiner Zeit Folge der Reformation: zwei getrennte

    Konfessionen in Deutschland

    ISLAM

    Biografie Mohammeds Fnf Sulen des Islam Gebote des Islam fr menschliches Zusammen-

    leben an einem Beispiel (zum Beispiel Scharia,Mann und Frau, Dschihad)

    Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Gottesbild Jesus und Mohammed Kirchen und Moscheen als Ausdruck des Glaubens

    - Gemeinsamkeiten und Unterschiede Die Bedeutung von Bibel und Koran Muslime in Deutschland

  • KLASSE 10

    DIMENSION: MENSCH

    Die Schlerinnen und Schlerknnen erlutern, wie die Begrenztheit mensch-lichen Lebens zur Deutung von Angst, Leid undTod herausfordert;kennen christliche Bilder der Hoffnung, insbe-sondere der Auferstehung, und knnen sie mitentsprechenden Vorstellungen anderer Religionenvergleichen;knnen an Beispielen erklren, dass menschlichesLeben verantwortliche Gestaltung braucht undauf Werte, Normen und auf Vergebung angewie-sen ist.

    DIMENSION: WELT UND VERANTWORTUNG

    Die Schlerinnen und Schlerknnen zentrale ethische Aussagen der Bibel(Dekalog; wichtige Abschnitte der Bergpredigt, zum Beispiel Goldene Regel; Doppelgebot derLiebe) in eine normenkritische Urteilsbildungeinbeziehen;kennen daraus sich ergebende Herausforderungenfr die eigene Lebensfhrung und dieMitgestaltung der Gesellschaft; knnen zwei weitere, gegenwrtig relevanteethische Anstze darstellen und mgliche Auswirkungen fr die Bearbeitung aktuellerethischer Probleme daraus ableiten.

    DIMENSION: BIBEL

    Die Schlerinnen und Schlerknnen unterschiedliche Anstze oder Methodender Textauslegung auf biblische Beispieleanwenden; knnen historische Informationen zu biblischenTexten beschaffen;knnen an einem Beispiel Aspekte derWirkungsgeschichte der Bibel darstellen undreflektieren.

    DIMENSION: GOTT

    Die Schlerinnen und Schlerknnen Sprachformen der Bibel als Ausdruckunterschiedlicher Erfahrungen mit Gott deuten;knnen darstellen, dass christliche Hoffnungs-bilder angesichts des Todes im Glauben an Gottgrnden;knnen begrnden, dass der Glaube an GottFreiheit gegenber totalitren menschlichenAnsprchen ermglicht;knnen darlegen, inwiefern Auschwitz denGlauben an Gott in eine Krise gefhrt hat;knnen das christliche Gottesverstndnis mit hinduistischen oder buddhistischen Vor-stellungen vergleichen.

    DIMENSION: JESUS CHRISTUS

    Die Schlerinnen und Schlerknnen am Beispiel der Biografie einesMenschen oder der Geschichte einer Gemein-schaft zeigen, dass der Glaube an Jesus Christus die konkrete Lebensfhrung im Alltag und inextremen Situationen bestimmen kann;knnen anhand der Bergpredigt den Vollmachts-anspruch Jesu darstellen;knnen das Verstndnis Jesu im christlichenGlauben abheben vom Verstndnis religisherausragender Menschen im Hinduismus oderBuddhismus.

    DIMENSION: KIRCHE UND KIRCHEN

    Die Schlerinnen und Schlerknnen unterschiedliche Haltungen von Chris-tinnen und Christen zum Nationalsozialismus aus deren theologischen Vorstellungen (Antijuda-ismus, Verstndnis der Obrigkeit) herleiten;knnen an einem Beispiel erlutern, wie auschristlicher berzeugung gegen die national-sozialistische Ideologie und Praxis Widerstandgeleistet wurde.

    31KOMPETENZEN UND INHALTE FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 10

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

  • 32 KOMPETENZEN UND INHALTE FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 10

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    DIMENSION:

    RELIGIONEN UND WELTANSCHAUUNGEN

    HinduismusDie Schlerinnen und Schler

    knnen Ausdrucksformen hinduistischenGlaubens und Lebens erlutern;knnen das hinduistische Verstndnis von Lebenund Tod entfalten und mit christlichenVorstellungen vergleichen;knnen mindestens drei Gtter der hinduistischenGtterwelt mit ihren jeweiligen Attributenbeschreiben und deren Bedeutung darlegen;knnen Heilswege des Hinduismus darstellen.

    oderBuddhismusDie Schlerinnen und Schler

    kennen die Buddhalegende und knnen sie aufLehrinhalte des Buddhismus beziehen;knnen Ausdrucksformen buddhistischenGlaubens und Lebens erlutern;knnen die konstitutive Bedeutung desMnchtums fr den Buddhismus darstellen;knnen das buddhistische Verstndnis von Lebenund Tod entfalten und mit christlichen Vorstel-lungen vergleichen.

    THEMENFELDER

    STRKER ALS DER TOD

    Erfahrungen mit Sterben und Tod: eigene ngste,Hoffnungen, Vorstellungen

    Biblische Hoffnung angesichts des Todes (zum Beispiel Mk 12,18ff, 1.Kor 15)

    Tod und Auferstehung Jesu Lebensbegleitende Bedeutung christlicher

    Bestattungsriten Begleitung Trauernder und Sterbender Vorstellungen anderer Religionen

    BERGPREDIGT

    Aufbau und Inhalt Der Zusammenhang von Zuspruch und Anspruch:

    Seligpreisungen, Salz- und Lichtwort, Antithesen Der Zusammenhang von Beten und Handeln:

    Vaterunser Zwei Auslegungsmodelle mit ihren Konsequenzen

    fr aktuelle ethische Fragestellungen Herausforderung fr die eigene Lebensfhrung

    und die Gestaltung der Gesellschaft Menschen, die nach der Bergpredigt leben

    KIRCHE UND AUSCHWITZ

    Antijudaismus und Antisemitismus Beispiele aus der Geschichte der Judenverfolgung Die NS-Judenpolitik und Reaktionen der Kirchen Ein Beispiel christlichen Widerstandes Christen und Juden nach Auschwitz: zum Beispiel

    EKD-Denkschriften Juden und Christen, AktionShnezeichen, Spurensuche vor Ort

    Nach Auschwitz an Gott glauben?

  • 33KOMPETENZEN UND INHALTE FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 10

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    EINFHRUNG IN DIE ETHIK

    Erfahrungen mit persnlichen und gesellschaft-lichen Werten und Normen

    Zwei ausgewhlte Anstze fr ethisches Handeln:zum Beispiel Nutzenethik, Verantwortungsethik,Prinzipienethik

    Grundbausteine einer christlichen Ethik: Dekalog,Doppelgebot der Liebe, Goldene Regel

    Aktuelle ethische Probleme und Fragestellungenim Licht unterschiedlicher ethischer Anstze

    BIBEL VERSTEHEN

    Die Vielfalt biblischer Sprachformen als Ausdruckunterschiedlicher Erfahrungen mit Gott

    Unterschiedliche Anstze und Methoden derBibelauslegung

    Wirkungsgeschichte der Bibel an einem Beispiel(zum Beispiel Pazifismus, Apokalyptik, Armuts-ideal, Antijudaismus)

    HINDUISMUS ODER BUDDHISMUS

    Hinduismus: Ausdrucksformen hinduistischen Glaubens und

    Lebens mit seinen anthropologischen, sozialen undethischen Implikationen (zum Beispiel Kasten)

    Verstndnis von Leben und Tod im Vergleich mit christlichen Vorstellungen

    Geographische Verbreitung Hinduistische Gtterwelt Heilswege des Hinduismus und Vergleich

    mit christlichen Heilsvorstellungen Herausragende Gestalten des Hinduismus:

    zum Beispiel Mahatma GandhiBuddhismus: Ausdrucksformen buddhistischen Glaubens und

    Lebens, zum Beispiel Ikonographie (zum BeispielBuddhafigur) und Symbolsprache

    Verstndnis von Leben und Tod im Vergleich mit christlichen Vorstellungen

    Geographische Verbreitung und historische Entfaltung

    Die Buddhalegende Heilswege des Buddhismus und Vergleich

    mit christlichen Heilsvorstellungen Mnchtum und herausragende Gestalten des

    Buddhismus: zum Beispiel Dalai Lama

  • 34 KOMPETENZEN UND INHALTE FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KURSSTUFE (2-STNDIG)

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    KURSSTUFE (2-STNDIG)

    DIMENSION: MENSCH

    Schlerinnen und Schler knnen unterschiedliche Menschenbilder dar-stellen, vergleichen und beurteilen;knnen Grundzge des christlichen Menschen-bildes und sie begrndende biblische Texte aufeinander beziehen.

    DIMENSION: WELT UND VERANTWORTUNG

    Schlerinnen und Schlerknnen unterschiedliche Deutungen derWirklichkeit miteinander vergleichen;knnen Wirklichkeit als Schpfung Gottesinterpretieren und die entsprechenden biblischenTexte auslegen;knnen Mglichkeiten und Grenzen verantwort-lichen Handelns abwgen.

    DIMENSION: BIBEL

    Schlerinnen und Schlerknnen biblische Texte sachgem auslegen undauf konkrete Problemstellungen beziehen;knnen die Eigenart religiser Sprache in ihrerVielschichtigkeit (zum Beispiel symbolisch, meta-phorisch) an biblischen Beispielen aufzeigen.

    DIMENSION: GOTT

    Schlerinnen und Schler knnen Grundzge des Glaubens an Gottargumentativ entfalten; knnen die Bedeutung Jesu Christi fr den spezi-fisch christlichen Zugang zur Frage nach Gottdarstellen;knnen zeigen, wie sich der Glaube an Gott aufmenschliches Handeln auswirkt.

    DIMENSION: JESUS CHRISTUS

    Schlerinnen und Schlerknnen Grundzge der Botschaft Jesu in ihremhistorischen und systematischen Zusammenhangerlutern;kennen ausgewhlte Texte der Botschaft Jesuvom Reich Gottes und knnen daraus Konse-quenzen fr das Selbst- und Weltverstndnisableiten.

    DIMENSION: KIRCHE UND KIRCHEN

    Schlerinnen und Schler knnen die grundlegende Bedeutung der Bibelund der Geschichte Jesu Christi fr das Selbst-verstndnis und die Botschaft der christlichenKirchen darlegen; knnen die Rolle der Kirche in der Welt vonheute an einem konkreten Beispiel darstellen,erlutern und kritisch reflektieren.

    DIMENSION:

    RELIGIONEN UND WELTANSCHAUUNGEN

    Schlerinnen und Schler knnen religise und weltanschauliche Stand-punkte in ihrem historischen Kontext sach-gerecht darstellen; knnen nicht christliche und christliche Stand-punkte dialogisch aufeinander beziehen;knnen unterschiedliche Auswirkungen religis-weltanschaulicher Deutungen auf Leben undHandeln kritisch reflektieren.

    THEMENFELDER

    THEMENPAAR I

    Wirklichkeit KircheoderTHEMENPAAR I I

    Gott GerechtigkeitoderTHEMENPAAR I I I

    Mensch Jesus Christus

    In der Kursstufe ist die Behandlung der beiden The-men eines der genannten Themenpaare verpflichtend.Dieses Themenpaar wird von der Schulbehrde aufVorschlag der Kirchen vorab fr einen Abiturjahrgangfestgelegt. Die beiden weiteren zu unterrichtendenHalbjahresthemen sind whlbar.Fr die Erarbeitung der Kompetenzen und Inhaltewurde von den Kirchen die organisatorische undinhaltliche Arbeitsgrundlage in Gestalt des Bildungs-planes der Kursstufe vom 23. August 2001 erstellt.

  • 35KOMPETENZEN UND INHALTE FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KURSSTUFE (4-STNDIG)

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    KURSSTUFE (4-STNDIG)

    DIMENSION: MENSCH

    Schlerinnen und Schler knnen unterschiedliche Menschenbilder dar-stellen, vergleichen und beurteilen;knnen Grundzge des christlichen Menschen-bildes und sie begrndende biblische Texte aufeinander beziehen.

    DIMENSION: WELT UND VERANTWORTUNG

    Schlerinnen und Schler knnen unterschiedliche Deutungen derWirklichkeit miteinander vergleichen;knnen Wirklichkeit als Schpfung Gottes inter-pretieren und die entsprechenden biblischenTexte auslegen;knnen Mglichkeiten und Grenzen verantwort-lichen Handelns abwgen.

    DIMENSION: BIBEL

    Schlerinnen und Schlerknnen biblische Texte sachgem auslegen undauf konkrete Problemstellungen beziehen;knnen die Eigenart religiser Sprache in ihrerVielschichtigkeit (zum Beispiel symbolisch, meta-phorisch) an biblischen Beispielen aufzeigen.

    DIMENSION: GOTT

    Schlerinnen und Schler knnen Grundzge des Glaubens an Gottargumentativ entfalten; knnen die Bedeutung Jesu Christi fr den spezi-fisch christlichen Zugang zur Frage nach Gottdarstellen;knnen zeigen, wie sich der Glaube an Gott aufmenschliches Handeln auswirkt.

    DIMENSION: JESUS CHRISTUS

    Schlerinnen und Schlerknnen Grundzge der Botschaft Jesu in ihremhistorischen und systematischen Zusammenhangerlutern; kennen ausgewhlte Texte der Botschaft Jesuvom Reich Gottes und knnen daraus Kon-sequenzen fr das Selbst- und Weltverstndnisableiten.

    DIMENSION: KIRCHE UND KIRCHEN

    Schlerinnen und Schlerknnen die grundlegende Bedeutung der Bibelund der Geschichte Jesu Christi fr das Selbst-verstndnis und die Botschaft der christlichenKirchen darlegen; knnen die Rolle der Kirche in der Welt vonheute an einem konkreten Beispiel darstellen,erlutern und kritisch reflektieren.

    DIMENSION:

    RELIGIONEN UND WELTANSCHAUUNGEN

    Schlerinnen und Schlerknnen religise und weltanschaulicheStandpunkte in ihrem historischen Kontext sachgerecht darstellen; knnen nicht christliche und christliche Stand-punkte dialogisch aufeinander beziehen; knnen unterschiedliche Auswirkungen religis-weltanschaulicher Deutungen auf Leben undHandeln kritisch reflektieren.

  • 36 KOMPETENZEN UND INHALTE FR EVANGELISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KURSSTUFE (4-STNDIG)

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    THEMENFELDER

    THEMENPAAR I

    Wirklichkeit KircheoderTHEMENPAAR I I

    Gott GerechtigkeitoderTHEMENPAAR I I I

    Mensch Jesus Christus

    In der Kursstufe ist die Behandlung der beiden The-men eines der genannten Themenpaare verpflichtend.Dieses Themenpaar wird von der Schulbehrde aufVorschlag der Kirchen vorab fr einen Abiturjahrgangfestgelegt. Handelt es sich um das Themenpaar III, sosind die beiden weiteren zu unterrichtenden Halb-jahresthemen whlbar. Handelt es sich um eines derThemenpaare I oder II, so muss eines der beiden wei-teren Themen Jesus Christus sein.Fr die Erarbeitung der Kompetenzen und Inhaltewurde von den Kirchen die organisatorische undinhaltliche Arbeitsgrundlage in Gestalt des Bildungs-planes der Kursstufe vom 23. August 2001 erstellt.

  • 37BILDUNGSSTANDARDS FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSEN 6, 8 , 10, KURSSTUFE

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    KATHOLISCHERELIGIONSLEHRE

    KATHOLISCHERELIGIONSLEHRE

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    38 LEITGEDANKEN ZUM KOMPETENZERWERB FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSEN 6, 8 , 10, KURSSTUFE

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    ZIELE UND AUFGABEN DES KATHOLISCHEN

    RELIGIONSUNTERRICHTS

    Im Rahmen eines ganzheitlichen Bildungs- und Erziehungsauf-trags der Schule leistet der katholische Religionsunterricht eineneigenstndigen Beitrag. Sein Proprium ist, die Frage nach Gottzu stellen und sie aus der Erfahrung der kirchlichen Glaubens-tradition zu erschlieen so schwierig das heute bei einer he-terogenen Einstellung der Schlerinnen und Schler auch seinmag. Der katholische Religionsunterricht erschliet die religiseDimension des Menschseins. Das bedeutet unter anderem:

    Er macht Schlerinnen und Schler mit ihrer eigenen Reli-gion und Konfession vertraut, begleitet junge Menschenauf der Suche nach dem eigenen Lebenssinn und untersttztsie ihre Identitt zu finden;er thematisiert Religion als prgenden Bestandteil unsererGesellschaft und Geschichte;er trgt dazu bei, anderen Religionen und Kulturen achtsam zu begegnen, und verhilft zu einem ethisch ver-antwortungsvollen Handeln.

    Der katholische Religionsunterricht versteht sich als Dienst anden Schlerinnen und Schlern, greift die Lebenssituation jungerMenschen auf und gibt Hilfen, sie aus der Botschaft des christ-lichen Glaubens zu deuten. Er erschliet menschliche Grund-erfahrungen wie Angenommensein und Bejahung, Geborgen-heit und Vertrauen, Freundschaft und Liebe, Freude und Hoff-nung, Arbeit und Freizeit, aber auch Versagen und Schuld, Leidund Enttuschung, Angst und Not, Krankheit und Tod.

    ber das eigentliche unterrichtliche Anliegen hinaus wirkt derkatholische Religionsunterricht mit, Schule als Lebens- undErfahrungsraum fr alle zu gestalten. Dazu trgt er insbesonderedurch die Mitgestaltung von Festen und Feiern und durch Got-tesdienste bei.Das Selbstverstndnis des katholischen Religionsunterrichts istschulpdagogisch und theologisch im Beschluss der Gemeinsa-men Synode der Bistmer in der Bundesrepublik DeutschlandDer Religionsunterricht in der Schule (1974) grundgelegt.Die Erklrung der deutschen Bischfe Die bildende Kraft desReligionsunterrichts (1996) beruft sich ausdrcklich auf diesenSynodenbeschluss und besttigt ihn.

    RECHTLICHE GRUNDLAGEN

    Der katholische Religionsunterricht ist nach Art. 7 Abs. 3 desGrundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und nach Art.18 der Verfassung des Landes Baden-Wrttemberg ordentlichesLehrfach, fr das Staat und Kirche gemeinsam Verantwortungtragen. Er wird gem dem Schulgesetz in bereinstimmungmit den Lehren und Grundstzen der Katholischen Kircheerteilt ( 96 Abs. 2 SchG).

    KOMPETENZERWERB

    Religise KompetenzDer Schwerpunkt des Erziehungs- und Bildungsauftrages deskatholischen Religionsunterrichtes liegt darin, junge Menschenim Bereich der religisen Kompetenz zu frdern. So werdenden im Synodenbeschluss beschriebenen Zielen des Religions-unterrichtes entsprechend (2.5.1) Schlerinnen und Schlerdarin untersttzt, die Frage nach Gott, nach der Deutung derWelt, nach dem Sinn des Lebens und nach den Normen fr dasHandeln des Menschen wach zu halten und zu reflektieren, umeine Antwort aus der Offenbarung und aus dem Glauben derKirche zu ermglichen. Sie werden untersttzt, mit der Wirk-lichkeit des Glaubens und der Botschaft, die ihm zugrundeliegt, vertraut zu werden und den Glauben denkerisch zu ver-antworten. Sie werden befhigt zu persnlicher Entscheidungin Auseinandersetzung mit Konfessionen und Religionen, mitWeltanschauungen und Ideologien und werden gefrdert, Ent-scheidungen anderer zu verstehen und zu tolerieren. Schlerin-nen und Schler werden zu religisem Leben und verantwort-lichem Handeln in Kirche und Gesellschaft motiviert.Diese religisen Bildungsziele strebt der katholische Religions-unterricht an, indem er unter den Rahmenbedingungen schu-lischen Lernens Schlerinnen und Schler in folgenden Kom-petenzbereichen frdert:

    I. Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

  • 39LEITGEDANKEN ZUM KOMPETENZERWERB FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSEN 6, 8 , 10, KURSSTUFE

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    Fachkompetenz Schlerinnen und Schler werden fhig, nach dem Ganzen derWirklichkeit und dem Grund und Sinn der persnlichen Exis-tenz zu fragen. Sie untersuchen unterschiedliche Deutungender Wirklichkeit und setzen sie in Beziehung zur biblischenRede von Gott. Sie verstehen zentrale Erzhlungen, Einsichtenund Weisungen der christlichen berlieferung und erfassen siein ihrer existenziellen Bedeutung. Sie unterscheiden heilsameund inhumane Auswirkungen der Religion und setzen sich kri-tisch damit auseinander. Die Schlerinnen und Schler verstehenreligise Zeugnisse frherer Generationen und anderer Kulturenin ihrem Entstehungszusammenhang und in ihrer Wirkungsge-schichte und sind in Anstzen befhigt zum interkonfessionellenund interreligisen Dialog. Religise Weltdeutungen, Haltungenund Ausdrucksformen nehmen sie in ihrer sthetischen Qua-litt wahr und reflektieren sie in ihrer Bedeutsamkeit fr Indi-viduum und Gruppe. Sie werden sensibel fr bildende Kunst,Musik und Sprache und befragen sie auf Motive und Visionen.

    Personale KompetenzSchlerinnen und Schler entwickeln die Fhigkeit, eigeneStrken zu erkennen und mit ihren Grenzen und Schwchenumzugehen. Sie lernen, ihr Selbstverstndnis zu artikulieren, esin Bezug zu biblisch-theologischen und anderen Lebenskon-zepten zu reflektieren und Konsequenzen fr das eigene Lebenund das Leben mit anderen zu bedenken. Schrittweise findensie zu einem eigenen Standpunkt und knnen ihn argumentativvertreten. Sie werden sensibel fr ethische Fragestellungen undbetrachten diese in historischen und aktuellen Zusammenhngen.Sie errtern mgliche Konsequenzen der biblisch-christlichenBotschaft fr das persnliche Leben und die Gesellschaft.

    Soziale KompetenzSchlerinnen und Schler lernen, auf der Basis ihres eigenenStandpunktes andere Personen zu achten, mit ihnen zu kom-munizieren und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Dabei neh-men sie die Perspektive anderer ein und entwickeln Empathie.Sie werden bereit, Verantwortung in der Gemeinschaft zu ber-nehmen. Sie ben ein, Konflikte gewaltfrei auszutragen. Mehrund mehr werden sie fhig, Fremden unvoreingenommen zubegegnen und Vorurteile zu durchschauen.

    MethodenkompetenzIm katholischen Religionsunterricht eignen sich die Schlerinnenund Schler fachbergreifende und fachspezifische methodischeKompetenzen an und ben sie ein. Unter anderem lernen sie,mit Quellen umzugehen und sie sachgerecht zu erschlieen.Sie knnen Informationen beschaffen, bewerten, ordnen undprsentieren.Fachspezifisch erwerben die Schlerinnen und Schler herme-neutische Kompetenz im Umgang mit Texten der Bibel undZeugnissen der Tradition sowie historischen und philosophi-schen Fragestellungen. Sie erkennen die Eigenart religiserSprache, ihre Bilder, Symbole und Begriffe, und lernen, ange-messen mit ihr umzugehen.

    Diese Kompetenzbereiche sind immer in ihrem Zusammen-hang zu sehen, da der Religionsunterricht die Schlerin undden Schler als Person im Blick hat und Bildung und Erzie-hung ganzheitlich versteht.Der katholische Religionsunterricht strebt einerseits Kenntnisseund Fhigkeiten als Kompetenzen an, die operationalisierbarund berprfbar sind. Vieles, was der Religionsunterricht imBereich von Orientierungswissen und Haltungen anstrebt undmanchmal auf den Weg bringt, ist allerdings nicht standardi-sierbar. Die Bildungsstandards umfassen vorwiegend operatio-nalisierbare Anteile der Kompetenzen. Sie beschreiben Kennt-nisse, Fhigkeiten und so weit mglich Haltungen, die dieSchlerinnen und Schler im Unterrichtsgeschehen erwerben,als Ergebnis.

  • 40 LEITGEDANKEN ZUM KOMPETENZERWERB FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSEN 6, 8 , 10, KURSSTUFE

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    DIMENSIONEN

    Die folgenden sieben Dimensionen liegen der Formulierungder Bildungsstandards zugrunde. 1. Mensch sein Mensch werden;2. Welt und Verantwortung;3. Hermeneutik: Bibel und Tradition; 4. Die Frage nach Gott;5. Jesus der Christus;6. Kirche, die Kirchen und das Werk des Geistes Gottes;7. Religionen und Weltanschauungen.Diese Dimensionen profilieren den Unterricht als hermeneuti-sches Prinzip, als roter Faden und als didaktische Hilfe.

    DIDAKTISCHE GRUNDSTZE

    Die Bildungsstandards weisen aus, was jede Schlerin und jederSchler am Ende der entsprechenden Klassenstufen wissen undknnen soll und was berprft werden kann. Um die zentralfestgelegten Bildungsstandards zu erreichen, sind die ausgewie-senen verbindlichen Themenfelder zu behandeln. Dafr ste-hen bis zu zwei Drittel der Unterrichtszeit zur Verfgung. AlsHilfestellung und Orientierung sind diese Themenfelder aufEbene 3 des Bildungsplanes entfaltet. In der verbleibendenZeit gestaltet die Lehrerin/der Lehrer im Rahmen ihres/seinesAuftrags und nach Absprache der Fachkonferenz den Unter-richt selbstverantwortlich, indem unter anderem Wahlthemenbehandelt, Pflichtthemen vertieft oder aktuelle Fragestellungaufgegriffen werden.Die Formulierung der vor allem Kenntnisse und Fhigkeitenbeschreibenden Bildungsstandards darf nicht dazu verleiten,den Religionsunterricht allein auf Vermittlung und auf rezeptivesLernen zu reduzieren. Bildung ist ein ganzheitlicher Vorgang,der alle Sinne erfasst und Kopf, Herz und Hand umschliet,der auf Persnlichkeitsbildung zielt und Emanzipation undAutonomie bei gleichzeitiger sozialer Kompetenz intendiert.Dabei ist Bildung im wesentlichen Selbstbildung, allerdingsnicht als leerer und blo formaler Akt zur Entwicklung einerabstrakten Individualitt. Sich-Bilden bedeutet vielmehr, sichdie bildenden Krfte der Natur, der Kultur, der Wissenschaftund der Religion zu erschlieen. Dies zu ermglichen ist vor-rangige Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern (vergleiche DieDeutschen Bischfe, Die Bildende Kraft des Religionsunter-richts [1996], 2.2).

    Der katholische Religionsunterricht bersteigt von seinemSelbstverstndnis und seiner Zielsetzung her den kognitiv-ana-lytischen Bereich. Meditative, symbolisch-erschlieende undmystagogische Elemente haben deshalb einen wichtigen Platz,ebenso Handlungselemente. Der katholische Religionsunter-richt beteiligt sich an fcherverbindenden Projekten und nutztinsbesondere die vielfltigen Mglichkeiten konfessionell-kooperativer Zusammenarbeit. Auerunterrichtliche Angebotewie Tage der Orientierung und Mglichkeiten fr Sozialpraktikaknnen den Unterricht sinnvoll ergnzen und vernetzen ihnmit der Schulpastoral.Der katholische Religionsunterricht wird seiner Aufgabe ge-recht, wenn er den Jugendlichen und jungen Erwachsenen beiihrer Suche nach eigenem Glauben, nach einem eigenen Weg,religise Fragen zu beantworten, Impulse, Orientierung undHilfe bietet. Bei der unterrichtspraktischen Umsetzung ist des-halb insbesondere darauf zu achten, dass die Schlerinnen undSchler gengend Raum fr eigene dialogische und kreativeAuseinandersetzung mit den Inhalten erhalten. Nachhaltigkeitals didaktisches Prinzip erfordert, dass dem Lernen mit allenSinnen Raum gegeben wird und die Schlerinnen und Schlerden Lehr-Lern-Prozess mitverantwortlich und selbstttig alsSubjekte mitgestalten.

    DER KATHOLISCHE RELIGIONSUNTERRICHT

    AM GYMNASIUM STUFENSPEZIFISCHE

    HINWEISE KURSSTUFE

    Mit dem Bildungsplan der Kursstufe vom 23. August 2001 hatdie Kirche die organisatorische und inhaltliche Grundlage frdas Fach Katholische Religionslehre in der Kursstufe geschaffen.Dieser Plan hat nach kirchlicher Magabe fr das Fach Katho-lische Religionslehre bis auf weiteres Gltigkeit. Auch in der Kursstufe profilieren die sieben Dimensionen denUnterricht unabhngig von den jeweils festgelegten beziehungs-weise gewhlten Themen.

  • 41KOMPETENZEN UND INHALTE FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 6

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    KLASSE 6

    1. MENSCH SEIN MENSCH WERDEN

    Die Schlerinnen und Schlerwissen, dass im christlichen Verstndnis derMensch von Gott geschaffen, angesprochen undzur verantwortlichen Mitgestaltung derSchpfung berufen ist;kennen und unterscheiden die Bedeutung derFeste und des Feierns im privaten, ffentlichenund kirchlichen Rahmen;knnen ber das Verhalten in Gruppen sprechen,unterschiedliche Verhaltensweisen reflektierenund bei Konflikten nach Lsungsanstzen suchen;knnen Vorteile und Gefahren der Zugehrigkeitzu einer Gruppe nennen und beurteilen.

    2. WELT UND VERANTWORTUNG

    Die Schlerinnen und Schler knnendie Freude an der Schpfung und Gefhrdungender Schpfung exemplarisch aufzeigen;eine Mglichkeit aus ihrem Umfeld erlutern,wie zum Erhalt der Schpfung beigetragenwerden kann;am Handeln Jesu aufzeigen, dass Gottes Liebejeder ethischen Forderung vorausgeht;ein biblisches Beispiel in eigenen Wortenwiedergeben, das dazu auffordert, Fremdenrespektvoll zu begegnen;die Goldene Regel, die Zehn Gebote, das Gebotder Nchsten- und Feindesliebe wiedergebenund exemplarisch aufzeigen, welche Konse-quenzen sich daraus fr menschliches Handelnergeben.

    3. HERMENEUTIK: BIBEL UND TRADITION

    Die Schlerinnen und Schlerknnen Bibelstellen auffinden und nachschlagen;knnen die Gruppierung der biblischen Schriftenin geschichtliche Bcher, Lehrbcher und pro-phetische Bcher benennen;knnen in Grundzgen die Entstehung derbiblischen Schriften Stationen der GeschichteIsraels und des frhen Christentums zuzuordnen;kennen ausgewhlte biblische Erzhltexte undPsalmentexte; knnen an Beispielen bildhafte Sprache erkennenund deuten.

    4. DIE FRAGE NACH GOTT

    Die Schlerinnen und Schlerwissen, dass das Bekenntnis zum Schpfergotteine Antwort auf die Frage ist, woher alleskommt und wohin alles geht;wissen, dass Religionen von Gott in Bildern undSymbolen sprechen, und knnen ein biblischesBild fr Gott erlutern;kennen Lebensgeschichten von Menschen, die mit Gott ihren Weg gegangen sind.

    5. JESUS DER CHRISTUS

    Die Schlerinnen und Schler knnenin Grundzgen die Geschichte Jesu, wie sie inder Bibel erzhlt wird, wiedergeben;den zentralen christlichen Festen die Ursprungs-geschichten zuordnen;an einem Beispiel erlutern, dass Jesus imJudentum beheimatet ist;an einem neutestamentlichen Beispiel zeigen,wie sich Jesus besonders den benachteiligten undzu kurz gekommenen Menschen zugewandt hat; an einem Beispiel erklren, dass Jesus frMenschen heute ein Vorbild fr den Umgang mit anderen ist.

    II. Kompetenzen und Inhalte

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    42 KOMPETENZEN UND INHALTE FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 6

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    6. KIRCHE, DIE KIRCHEN UND DAS WERK DES

    GEISTES GOTTES

    Die Schlerinnen und Schlerkennen die Entstehungsgeschichte der Kirche aus dem Auftrag des Auferstandenen und wissenum seine Zusage des Geistes Gottes;knnen an Beispielen die Grundfunktionen der Kirche aufzeigen;knnen die wichtigsten Feste des Kirchenjahreserlutern;kennen die Bedeutung der Eucharistiefeier fr katholische Christen;knnen zeigen, welche Bedeutung der ApostelPaulus fr die frhe Kirche hat;knnen an Beispielen aus dem Leben der Ge-meinden vor Ort Gemeinsamkeiten und Unter-schiede zwischen den Konfessionen aufzeigen.

    7. RELIGIONEN UND WELTANSCHAUUNGEN

    Die Schlerinnen und Schlerkennen wesentliche Elemente der jdischenReligion und des jdischen Lebens;wissen, dass der entscheidende Unterschiedzwischen Judentum und Christentum imBekenntnis zu Jesus als dem Christus liegt;knnen an Beispielen zeigen, wie das Christen-tum im Judentum verwurzelt ist und einigeKonsequenzen nennen, die sich fr den Umgangder beiden Religionen miteinander ergeben.

    VERBINDLICHE THEMENFELDER

    DIE BIBEL

    Biblische Texte erzhlen von Erfahrungen derMenschen mit Gott

    Bibelkunde Die Bibel: das heilige Buch, mit dem Juden

    und Christen leben

    GOTT SUCHEN, GOTT ERFAHREN

    Gott gibt es den berhaupt? In Sprachbildern von Gott reden Gotteserfahrungen in der Bibel Zu Gott beten

    DER JUDE JESUS

    Jesus von Nazareth: Herkunft und Umwelt Menschen um Jesus Jesus begegnet Menschen Jesu Umgang mit der Thora Jesu Tod Ende oder Anfang?

    CHRISTENTUM AM ANFANG

    Die ersten Christen suchen ihren Weg Paulus Das Leben der Christen im rmischen Staat

    FESTE, DIE WIR FEIERN

    Warum und wie Menschen feiern Festkreise des Kirchenjahres Sonntag und Eucharistiefeier

    KIRCHE UND KIRCHEN

    Leben und Aufgaben einer Pfarrgemeinde Verschiedene Konfessionen kumene

    JUDENTUM

    Was Juden glauben Jdische Feste Juden und Christen

    ICH UND DIE GRUPPE

    Menschen leben in Beziehungen und spielenverschiedene Rollen

    Orientierung fr den Umgang miteinander die Goldene Regel

    Einben einer konstruktiven Streitkultur Solidaritt und/oder Widerspruch: sich einmischen

  • 43KOMPETENZEN UND INHALTE FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 8

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    KLASSE 8

    1. MENSCH SEIN MENSCH WERDEN

    Die Schlerinnen und Schler knnen an einem biblischen Text oder an einemLebenslauf darlegen, dass Glaube Konsequenzenfr die Lebensgestaltung hat;knnen an einem Beispiel die Bedeutung desGewissens erlutern;erkennen, dass Menschen beim Erwachsen-werden einen Spielraum der Freiheit gewinnen,den sie verantwortlich nutzen sollen;wissen, dass der Mensch in Verantwortung vorGott nicht alles selber leisten muss.

    2. WELT UND VERANTWORTUNG

    Die Schlerinnen und Schler knnenexemplarisch aufzeigen, in welchem Mae Gesell-schaften durch Religionen wie das Christentumoder den Islam geprgt sind;an einem Beispiel deutlich machen, inwiefernprophetische Menschen fr ein humanes undgerechtes Zusammenleben in der Gesellschaftunentbehrlich sind;an Beispielen aufzeigen, wie Menschen, die sichfr Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung derSchpfung engagieren, am Wachsen des ReichesGottes mitarbeiten;an einem Beispiel aufzeigen, dass die Hoffnungauf die Vollendung der Welt grundlegend zurjdisch-christlichen Tradition gehrt.

    3. HERMENEUTIK: BIBEL UND TRADITION

    Die Schlerinnen und Schlerknnen an Zeugnissen des Mittelalters (Texte,Bilder, Bauwerke) exemplarisch das religiseSelbstverstndnis und Lebensgefhl erlutern;kennen Merkmale folgender biblischer Sprach-formen: prophetische Rede, Gleichnis, Wunder-erzhlung;knnen die Ausdruckskraft und den Bedeutungs-berschuss bildhafter biblischer Sprache zumBeispiel an Gleichnissen Jesu verdeutlichen.

    4. DIE FRAGE NACH GOTT

    Die Schlerinnen und Schler knnendas besondere Gottesbild in den GleichnissenJesu herausarbeiten;einige Gemeinsamkeiten und Unterschiedezwischen Gottesvorstellungen im Islam und imChristentum benennen;erklren, warum der Glaube der Muslime anAllah dem biblischen Gottesglauben sehr nahesteht.

    5. JESUS DER CHRISTUS

    Die Schlerinnen und Schler knnenan zwei Evangelientexten erlutern, wie mit demHandeln und Verkndigen Jesu das Reich Gottesangebrochen ist;erklren, inwiefern Jesus als prophetischerMensch bezeichnet werden kann.

    6. KIRCHE, DIE KIRCHEN UND DAS WERK DES

    GEISTES GOTTES

    Die Schlerinnen und Schlerkennen einige geschichtliche und theologischeUrsachen der Kirchenspaltung im 16. Jahrhundert;kennen die Grundbedeutung des Worteskumene und knnen deren Anliegen aneinem Beispiel erlutern;knnen an Beispielen die kulturelle Leistung der Kirche aufzeigen.

    7. RELIGIONEN UND WELTANSCHAUUNGEN

    Die Schlerinnen und Schlerknnen die Bedeutung Mohammeds fr dieMuslime in Anstzen erlutern (Siegel derPropheten, Weitergabe des Koran) und mit derBedeutung vergleichen, die Jesus Christus frChristen hat;kennen Grnde fr das Entstehen von Vorurteilengegenber Muslimen und knnen sich mit einigengngigen Vorurteilen kritisch auseinander setzen;sind in Anstzen befhigt zu einemGesprchsaustausch mit Menschen islamischenGlaubens.

  • 44 KOMPETENZEN UND INHALTE FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 8

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    VERBINDLICHE THEMENFELDER

    KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

    UND REFORMATION

    Kirche als Lebensraum im Mittelalter Reformation: Ursachen, Anliegen, Folgen

    ISLAM

    Muslime in Deutschland, Nebeneinander und Miteinander der Kulturen

    Mohammed, der Koran, Ausbreitung des Islam Gottesvorstellung und Ethik Lebensordnung Islam

    PROPHETISCHE MENSCHEN

    Prophetische Menschen heute Prophet werden ein Prozess Amos oder ein anderer Schriftprophet

    SEHNSUCHT NACH DER VOLLENDUNG

    DER WELT UND JESU BOTSCHAFT VOM

    BEGINNENDEN REICH GOTTES

    Bilder einer besseren Welt heute Jesus knpft an Hoffnungsbildern seines Volkes an Gleichnisse und Taten Jesu Mitarbeit von Menschen am Reich Gottes

    Vollendung als Werk Gottes

    MEINE STRKEN UND SCHWCHEN LEBEN

    LERNEN IN FREIHEIT UND VERANTWORTUNG

    Jeder hat Strken und Schwchen Autoritt Persnlichkeitsentwicklung

    und Gewissensbildung Entstehung von Aggression

    Wege zu gewaltfreier Konfliktlsung

  • 45KOMPETENZEN UND INHALTE FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 10

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    KLASSE 10

    1. MENSCH SEIN MENSCH WERDEN

    Die Schlerinnen und Schlerwissen, dass Partnerschaft Entwicklungsschrittezur eigenen Identitt und zur Liebesfhigkeitvoraussetzt;knnen den Stellenwert, den Sexualitt inunserer Gesellschaft hat, reflektieren und kennenKriterien eines verantwortlichen Umgangs mitSexualitt;verstehen, dass es zum Menschsein gehrt, sichentscheiden zu mssen und zu Entscheidungenzu stehen;verstehen, dass menschliches Leben begrenzt ist,zum Beispiel durch Leid, Krankheit und Tod;knnen den Grund der christlichen Hoffnung aufAuferweckung darlegen und Wiedergeburtsvor-stellungen von dieser abheben.

    2. WELT UND VERANTWORTUNG

    Die Schlerinnen und Schler knnendas Anliegen des konziliaren Prozesses darlegenund argumentativ begrnden;an einem Beispiel den Zusammenhang zwischenWerten und Normen aufzeigen;Schritte der ethischen Entscheidungsfindungdarlegen;an einem Beispiel aufzeigen, in welcher Weisesich Christen bei einer ethischen Entscheidungunter anderem an Weisungen des Dekalogs, anJesu Leben, Handeln und Lehre und an kirch-lichen Traditionen orientieren.

    3. HERMENEUTIK: BIBEL UND TRADITION

    Die Schlerinnen und Schlerknnen aufzeigen, wie Kenntnisse ber dieEntstehungssituation biblischer Texte zu derenVerstndnis beitragen;knnen an einem biblischen Beispiel denZusammenhang von literarischer Gattung, Aus-sageabsicht und Sitz im Leben erlutern;kennen verschiedene methodische Zugnge zubiblischen Texten und knnen sie ansatzweisebeurteilen;

    knnen aufzeigen, wie Menschen versuchen sichin unterschiedlichen Ausdrucksweisen der Wirk-lichkeit Gottes anzunhern.

    4. DIE FRAGE NACH GOTT

    Die Schlerinnen und Schlerknnen an einem Beispiel Mglichkeiten desRedens von Gott erlutern und seine Grenzenaufzeigen;knnen an biblischen Texten zeigen, wieGeschichte als Weg Gottes mit den Menschengedeutet wird und wie Nhe und AbwesenheitGottes erfahren werden;verstehen, dass nach christlichem VerstndnisGott sich den Menschen bedingungslos zuwendetund dass dieses Angebot ernst zu nehmendeKonsequenzen hat (unter anderem Weisungenund Normen).

    5. JESUS DER CHRISTUS

    Die Schlerinnen und Schlerknnen anhand einer Weisung der Bergpredigtund des Doppelgebots der Liebe die Relevanzder Botschaft Jesu fr heute aufzeigen;knnen Jesu Umgang mit der Thora an einemBeispiel erlutern; verstehen, dass Jesus Gottes Nhe erfahrbarmachte, unter anderem in seiner Zuwendung zuSndern und Ausgestoenen und seinem Ver-zicht auf Gewalt;knnen den Zusammenhang zwischen der Aufer-weckung Jesu und der christlichen Hoffnung aufVollendung darlegen.

    6. KIRCHE, DIE KIRCHEN UND DAS WERK DES

    GEISTES GOTTES

    Die Schlerinnen und Schler knnenan konkreten Beispielen die diakonische, missio-narische und kritische Funktion der Kirche inder Gesellschaft darstellen;an einem Beispiel die Kooperation von Staat undKirche in der Bundesrepublik Deutschlanderlutern;unterschiedliche Verhaltensweisen von Christenin der Zeit des Dritten Reiches darlegen undbewerten.

  • 46 KOMPETENZEN UND INHALTE FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSE 10

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    7. RELIGIONEN UND WELTANSCHAUUNGEN

    Die Schlerinnen und Schlerkennen Beispiele fr christlichen Antijudaismusund knnen sich kritisch damit auseinander setzen;knnen den Hinduismus in Grundzgendarstellen, zum Beispiel Prgung des Alltagslebens,verschiedene Gottesvorstellungen, und ihn mitdem Christentum vergleichen;knnen anhand der Biografie des Buddhazentrale berzeugungen und Lebensziele desBuddhismus erlutern und mit dem Christentumvergleichen;sind aufgrund eines kritischen und selbstkritischenVergleichs in Anstzen zu einem Dialog mitanderen Religionen und Weltanschauungen befhigt.

    VERBINDLICHE THEMENFELDER

    BIBEL VERSTEHEN

    Voraussetzungen fr einen kritischen, wissenschaft-lich reflektierten Umgang mit der Bibel: historisch-kritische Methode

    Biblische Texte als Zeugnisse von Glaubens-erfahrungen

    Schlerinnen und Schler begegnen biblischenTexten ber existenzielle Zugnge und im Spiegelliterarischer oder knstlerischer Bearbeitungen

    KIRCHE STAAT GESELLSCHAFT

    Wie Kirche gesehen und erfahren wird Diakonische, missionarische und kritische

    Funktion der Kirche in der Gesellschaft Die Kirchen in der Zeit des Nationalsozialismus:

    Zeugnis und Versagen

    LEBEN IN DER EINEN WELT KONZILIARER

    PROZESS

    Zukunftshoffnungen und Zukunftsngste Jugend-licher heute

    Herausforderung durch die Bergpredigt Konziliarer Prozess, Gerechtigkeit Frieden

    Bewahrung der Schpfung

    BEGEGNUNG MIT HINDUISMUS

    UND BUDDHISMUS

    Religion und Alltag in Indien Biografie des Siddharta Gautama Leben als Leiden (Buddhismus) oder als Geschenk

    (Judentum, Christentum, Islam),Erlsungsvorstellungen im Vergleich

    Das Gttliche in Hinduismus und Buddhismus,verglichen mit den abrahamitischen Religionen

    Dialog der Religionen

    LEBEN IN BEZIEHUNGEN LIEBE, FREUND-

    SCHAFT, SEXUALITT

    Freundschaft, Liebe, Partnerschaft Sexualitt und Liebe Missbrauch und Instru-

    mentalisierung von Sexualitt Verantwortete Elternschaft Familie und Familienbilder

    WERTE UND NORMEN CHRISTLICHE ETHIK

    Gut und bse, richtig und falsch in einer pluralenGesellschaft: Normbegrndung

    Leitlinien einer christlichen Ethik Entscheidungsfindung an einem konkreten

    Problem

    LEID UND TOD

    Umgang mit Krankheit und Leid, Sterben und Tod

    Sterbebegleitung (zum Beispiel Hospiz) statt Sterbehilfe (Euthanasie)

    Leidende Menschen in der Bibel Was kommt nach dem Tod?

  • 47KOMPETENZEN UND INHALTE FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KURSSTUFE (2-STNDIG)

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    KURSSTUFE (2-STNDIG)

    1. MENSCH SEIN MENSCH WERDEN

    Die Schlerinnen und Schler knnenzentrale Aspekte des christlichen Menschenbildeswie Gottesebenbildlichkeit, Gemeinschaftswesen,Menschenwrde, Freiheit und Verantwortungerlutern;sich mit anderen Konzeptionen des Menschseinsauseinander setzen;erlutern, inwiefern der christliche Glaube demMenschen helfen kann, mit Freiheit, Grenzenund Schuld zu leben;unter Bercksichtigung eigener Mglichkeitenund Grenzen verantwortlich Entscheidungen frihren weiteren Lebensweg treffen.

    2. WELT UND VERANTWORTUNG

    Die Schlerinnen und Schlerkennen verschiedene Deutungen der Wirklich-keit, zum Beispiel Materialismus, konomismus,Szientismus, und knnen sie entsprechend ihrenHintergrnden und Folgen kritisch bewerten;knnen ausgehend vom christlichen Welt-verstndnis und Menschenbild zu ethischenProblemen der Gegenwart Stellung beziehen, zumBeispiel Gentechnik, soziale Gerechtigkeit, ko-logie, Wahrung der Wrde des Menschen inMedien, Frieden und Friedenssicherung;knnen den eigenen Lebensstil reflektieren undwerden sich der Verantwortung fr sich undandere bewusst.

    3. HERMENEUTIK: BIBEL UND TRADITION

    Die Schlerinnen und Schler verfgen ber bibelpropdeutische Grundkennt-nisse, um mit biblischen Texten sachgemumgehen zu knnen;knnen zwischen der Oberflchen- undTiefenstruktur religiser Ausdrucksformen undSprechweisen unterscheiden;kennen gebruchliche Symbole religiserTraditionen und knnen sie deuten;knnen anhand eines Werkes der Kunst, Poesie,Musik das Geheimnis und die Sakramentalittder Wirklichkeit verdeutlichen;

    knnen religise Elemente und Impulse in derLebenswelt der Gegenwart wahrnehmen undverfgen mit der biblisch-christlichen Traditionber einen Mastab, um diese Elemente undImpulse einzuordnen.

    4. DIE FRAGE NACH GOTT

    Die Schlerinnen und Schler knnenverschiedene Zugnge zum Gottesglaubenreflektieren;ausgehend von biblischer Tradition und mensch-licher Erfahrung zentrale Aspekte des christlichenGottesglaubens erlutern, zum Beispiel Schpfer,Befreier, Retter und Vollender;darlegen, dass Gott im jdisch-christlichenVerstndnis der ganz Andere ist und darumgrundstzlich unverfgbar bleibt;sich mit anderen Vorstellungen auseinandersetzen, zum Beispiel Atheismus, Agnostizismus,nicht-christliche Religionen.

    5. JESUS DER CHRISTUS

    Die Schlerinnen und Schler knnenanhand eigener Erfahrungen, literarischerZeugnisse oder kirchlicher Traditionen darlegen,welche Bedeutung Jesus Christus fr Menschenhaben kann;zentrale Aspekte der Botschaft Jesu erlutern,wie sie in den Evangelien bezeugt sind: Reich-Gottes-Botschaft, Umkehr, Nchstenliebe;ausgehend von einer Passionsgeschichte undeiner Osterperikope erlutern, warum frChristen Jesus Christus der Grund ihrerHoffnung ist;zeigen, welche Auswirkungen der Glaube an dieMenschwerdung Gottes in Jesus Christus fr dasGottes- und Menschenbild hat sowie fr dieLebensgestaltung haben kann;sich mit anderen Sichtweisen der Person Jesuauseinander setzen.

  • 48 KOMPETENZEN UND INHALTE FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KURSSTUFE (2-STNDIG)

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    6. KIRCHE, KIRCHEN UND DAS WERK DES

    GEISTES GOTTES

    Die Schlerinnen und Schlerknnen an einem Beispiel aufzeigen, inwiefernKirche in Jesus Christus grndet und nicht mitdem Reich Gottes gleichzusetzen ist;knnen exemplarisch verdeutlichen, dass Personund Botschaft Jesu, die Bibel und die Traditionfr das Selbstverstndnis, die Verkndigung unddas Handeln der christlichen Kirchen grund-legende Bedeutung haben;kennen ansatzweise theologische Unterschiedezwischen der Katholischen Kirche und denKirchen der Reformation;knnen Verpflichtungen und Leistungen derKirchen fr die Gesellschaft benennen und dieseexemplarisch konkretisieren.

    7. RELIGIONEN UND WELTANSCHAUUNGEN

    Die Schlerinnen und Schler knnen unter Bezugauf zentrale Aussagen des christlichen Glaubensbe-kenntnisses das Proprium des Christentums gegen-ber anderen Religionen und Weltanschauungen dar-stellen und Gemeinsamkeiten mit ihnen aufzeigen,zum Beispiel

    an den Beziehungen zum Judentum; am Gottesbild;im Verstndnis Jesu Christi;am Menschenbild; an der Suche nach einer gerechten Gesellschafts-ordnung;am Umgang mit Heiligen Texten.

    VERBINDLICHE THEMENFELDER

    THEMENPAAR I

    Kirche Wissen und Glaubenoder

    THEMENPAAR I I

    Die Frage nach Gott Gerechtigkeit Lebensprinzip der Gesellschaftoder

    THEMENPAAR I I I

    Jesus Christus Mensch sein

    Von der Schulbehrde wird auf Vorschlag der Kirchenvorab ein Themenpaar fr einen Abiturjahrgang fest-gelegt. Die Behandlung dieses Themenpaares ist ver-pflichtend.Die Gestaltung der verpflichtenden Themen sowieder verbleibenden Unterrichtszeit wurde inhaltlichund organisatorisch durch den kirchlich genehmigtenBildungsplan der Kursstufe vom 23. August 2001 fest-gelegt. Mit diesem Unterricht werden die Kompeten-zen und Inhalte erarbeitet.

  • 49KOMPETENZEN UND INHALTE FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KURSSTUFE (4-STNDIG)

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    KURSSTUFE (4-STNDIG)

    1. MENSCH SEIN MENSCH WERDEN

    Die Schlerinnen und Schler knnenzentrale Aspekte des christlichen Menschenbildeswie Gottesebenbildlichkeit, Gemeinschaftswesen,Menschenwrde, Freiheit und Verantwortungerlutern;sich mit anderen Konzeptionen des Menschseinsauseinander setzen;erlutern, inwiefern der christliche Glaube demMenschen helfen kann, mit Freiheit, Grenzenund Schuld zu leben;unter Bercksichtigung eigener Mglichkeitenund Grenzen verantwortlich Entscheidungen frihren weiteren Lebensweg treffen.

    2. WELT UND VERANTWORTUNG

    Die Schlerinnen und Schlerkennen verschiedene Deutungen der Wirklich-keit, zum Beispiel Materialismus, konomismus,Szientismus, und knnen sie entsprechend ihrenHintergrnden und Folgen kritisch bewerten;knnen ausgehend vom christlichen Welt-verstndnis und Menschenbild zu ethischen Pro-blemen der Gegenwart Stellung beziehen, zumBeispiel Gentechnik, soziale Gerechtigkeit, ko-logie, Wahrung der Wrde des Menschen inMedien, Frieden und Friedenssicherung;knnen den eigenen Lebensstil reflektieren undwerden sich der Verantwortung fr sich undandere bewusst.

    3. HERMENEUTIK: BIBEL UND TRADITION

    Die Schlerinnen und Schler verfgen ber bibelpropdeutische Grundkennt-nisse, um mit biblischen Texten sachgemumgehen zu knnen;knnen zwischen der Oberflchen- undTiefenstruktur religiser Ausdrucksformen undSprechweisen unterscheiden;kennen gebruchliche Symbole religiserTraditionen und knnen sie deuten;knnen anhand eines Werkes der Kunst, Poesie,Musik das Geheimnis und die Sakramentalittder Wirklichkeit verdeutlichen;

    knnen religise Elemente und Impulse in derLebenswelt der Gegenwart wahrnehmen und ver-fgen mit der biblisch-christlichen Tradition bereinen Mastab, um diese Elemente und Impulseeinzuordnen.

    4. DIE FRAGE NACH GOTT

    Die Schlerinnen und Schler knnenverschiedene Zugnge zum Gottesglauben reflek-tieren;ausgehend von biblischer Tradition und mensch-licher Erfahrung zentrale Aspekte des christlichenGottesglaubens erlutern, zum Beispiel Schpfer,Befreier, Retter und Vollender;darlegen, dass Gott im jdisch-christlichenVerstndnis der ganz Andere ist und darumgrundstzlich unverfgbar bleibt;sich mit anderen Vorstellungen auseinandersetzen, zum Beispiel Atheismus, Agnostizismus,nicht-christliche Religionen.

    5. JESUS DER CHRISTUS

    Die Schlerinnen und Schler knnenanhand eigener Erfahrungen, literarischerZeugnisse oder kirchlicher Traditionen darlegen,welche Bedeutung Jesus Christus fr Menschenhaben kann;zentrale Aspekte der Botschaft Jesu erlutern,wie sie in den Evangelien bezeugt sind: Reich-Gottes-Botschaft, Umkehr, Nchstenliebe;ausgehend von einer Passionsgeschichte undeiner Osterperikope erlutern, warum frChristen Jesus Christus der Grund ihrer Hoff-nung ist;zeigen, welche Auswirkungen der Glaube an dieMenschwerdung Gottes in Jesus Christus fr dasGottes- und Menschenbild hat sowie fr dieLebensgestaltung haben kann;sich mit anderen Sichtweisen der Person Jesuauseinander setzen.

  • 50 KOMPETENZEN UND INHALTE FR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KURSSTUFE (4-STNDIG)

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    6. KIRCHE, KIRCHEN UND DAS WERK DES

    GEISTES GOTTES

    Die Schlerinnen und Schlerknnen an einem Beispiel aufzeigen, inwiefernKirche in Jesus Christus grndet und nicht mitdem Reich Gottes gleichzusetzen ist;knnen exemplarisch verdeutlichen, dass Personund Botschaft Jesu, die Bibel und die Traditionfr das Selbstverstndnis, die Verkndigung unddas Handeln der christlichen Kirchen grund-legende Bedeutung haben;kennen ansatzweise theologische Unterschiedezwischen der Katholischen Kirche und denKirchen der Reformation;knnen Verpflichtungen und Leistungen derKirchen fr die Gesellschaft benennen und dieseexemplarisch konkretisieren.

    7. RELIGIONEN UND WELTANSCHAUUNGEN

    Die Schlerinnen und Schler knnen unter Bezugauf zentrale Aussagen des christlichen Glaubensbe-kenntnisses das Proprium des Christentums gegenberanderen Religionen und Weltanschauungen darstellenund Gemeinsamkeiten mit ihnen aufzeigen, zum Bei-spiel

    an den Beziehungen zum Judentum;am Gottesbild; im Verstndnis Jesu Christi;am Menschenbild; an der Suche nach einer gerechten Gesellschafts-ordnung;am Umgang mit Heiligen Texten.

    VERBINDLICHE THEMENFELDER

    THEMENPAAR I

    Kirche Wissen und Glaubenoder

    THEMENPAAR I I

    Die Frage nach Gott Gerechtigkeit Lebensprinzip der Gesellschaftoder

    THEMENPAAR I I I

    Jesus Christus Mensch sein

    Von der Schulbehrde wird auf Vorschlag der Kirchenvorab ein Themenpaar fr einen Abiturjahrgangfestgelegt. Die Behandlung dieses Themenpaares istverpflichtend. Jesus Christus ist im Unterricht desNeigungsfaches in jedem Fall zu bercksichtigen.Die Gestaltung der verpflichtenden Themen sowieder verbleibenden Unterrichtszeit wurde fr das Nei-gungsfach inhaltlich und organisatorisch durch denkirchlich genehmigten Bildungsplan der Kursstufevom 23. August 2001 festgelegt. Mit diesem Unter-richt werden die Kompetenzen und Inhalte erarbeitet.

  • 51BILDUNGSSTANDARDS FR JDISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSEN 6, 8 , 10, KURSSTUFE

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    JDISCHERELIGIONSLEHRE

    JDISCHERELIGIONSLEHRE

  • 52 LEITGEDANKEN ZUM KOMPETENZERWERB FR JDISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM BIS ZUR KLASSE 10

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    Die jdische Religionslehre soll jdische Schlerinnen undSchler im Judentum unterweisen. Im Unterricht sollen aufgeeignete Weise elementare Kenntnisse und Fhigkeiten ver-mittelt werden, die es ihnen ermglichen, Zugang zu ihrerSprach-, Erinnerungs-, Kultus-, Schicksals-, Werte- und Pflichten-gemeinschaft zu finden. Die Flle des Stoffes, die knappe Zeit,der Mangel an geeigneten Lehrmitteln zwingen die jdischenReligionslehrer allerorts Abstriche an den zuvor versuchsweiseeingefhrten Lehrplnen vorzunehmen. Die folgenden Bildungs-standards sollen sicherstellen, dass dies nicht in willkrlicherWeise geschieht, dass aber den Religionslehrkrften auch gen-gend Spielraum verbleibt, um sich den rtlichen Gegebenheitenanzupassen. Die Bildungsstandards fr die Sekundarstufe II (siehedort) legen Wert auf eine themenzentrierte und problemorien-tierte Unterrichtsgestaltung, whrend den Bildungsstandards frdie Primar- und Sekundarstufe I vor allem an einer altersgemenVermittlung des Bildungsstoffes und an der Entwicklung dersprachlichen, liturgischen, geschichtlichen und normativen Kom-petenzen der Schlerinnen und Schler gelegen ist.

    Bei der Formulierung der Lernziele und -inhalte bis zum Se-kundarschulabschluss I gehen wir aus vom Prinzip des RabbinersSamson Raphael Hirsch (1808-1888): Des Juden Katechismus ist sein Kalender1 und den Empfehlungen Franz Rosenzweigs (1886-1929) in dessen bildungspolitischer Programmschrift Zeit ists ...2

    und legen das Synagogenjahr zugrunde. Im Kreislauf des Sy-nagogenjahres stehen die wesentlichen religisen Inhalte desJudentums an und knnen zu ihrer Zeit durchgenommen wer-den. Das Synagogenjahr setzt sich aus mehreren, sich teilweiseberschneidenden Zyklen zusammen: dem wchentlichenSchabbat-Zyklus, in dessen Verlauf innerhalb eines Jahres die 54Abschnitte der Bcher Mose vorgelesen werden; dem jahres-zeitlichen Zyklus der Wallfahrtsfeste, Pessach (berschreitungs-fest/Ostern), Schawuot (Wochenfest/Pfingsten), Sukkot (Htten-fest/Erntedank), die an die Befreiung des Volkes aus gypten,die Gesetzgebung am Sinai und den Zug zum gelobten Landerinnern Wallfahrtsfeste, an denen Juden frher zum Tempelpilgerten; dem Zyklus der hohen Feiertage zum Jahreswechsel:Rosch HaSchana (Neujahrsfest), Jom Kippur (Vershnungstag),

    die eine Periode persnlicher Rechenschaft und Umkehr bilden;dem Zyklus der Fasttage und Trauerperioden, die unter anderemdie Zerstrung des ersten und zweiten Tempels kommemorieren,moderne israelische Gedenk- und Feiertage, wie der Jom HaSchoaWeHagewura (Vernichtungs- und Heldentag) und der Jom HaAz-maut (Unabhngigkeitstag), die den Tief- und Hhepunktender jdischen Geschichte im 20. Jahrhundert gewidmet sindund so weiter. Insgesamt bildet der jdische Kalender eine ArtMikrokosmos des Judentums, worin im Sinne des jdischenPhilosophen R. Emil L. Fackenheim alle fundamentalen Erfah-rungen (Rootexperiences) und bahnbrechende Geschehnisse (Epoch-makingevents)3 der jdischen Religionsgeschichte festgehalten und sinn-voll verknpft sind.

    Die Kalenderorientierung entspricht der berwiegendenUnterrichtspraxis in der Mittelstufe. Die Synchronisierung desSchul- und Gemeindejahres bietet die Mglichkeit zu einerlebensnahen Vermittlung des Lernstoffes. Darber hinaus erflltsie auch ein Grundanliegen des jdischen Religionsunterrichts.Denn jdische Schlerinnen und Schler leben im Prinzip inzwei Zeiten, dem brgerlichen beziehungsweise christlichenund dem jdischen Jahr. Wenn sie im Rhythmus ihrer Religionbleiben wollen, mssen sie gegen den allgemeinen Zeitstromschwimmen. An den verkaufsoffenen Samstagen drften sie zumBeispiel nicht einkaufen, und ihre Feiertage fallen meistens aufgewhnliche Werktage. Sie mssen also ihre Zeitheiligtmer (S. R.Hirsch) aktiv gegen Profanierung schtzen. Da der Kampf gegendie religise Akkulturation zu den ausgesprochenen Zielen desjdischen Religionsunterrichts gehrt, ist die Einbung derjdischen Zeit fr jdische Schlerinnen und Schler von ent-scheidender Bedeutung. Die Kalenderorientierung hat aller-dings auch den Nachteil, dass die Schlerinnen und Schler imjdischen Religionsunterricht vom Anfang der Primarstufe biszum Schluss der Sekundarstufe I das gleiche wiederholen, zumBeispiel nehmen sie vor dem Pessachfest jedes Jahr die Beseiti-gung von Gesuertem durch. Zwar ist die Wiederholung einGrundzug des jdischen Kalenders (Schana, Jahr) wie des jdi-schen Lernens (Schana, lernen), aber die Erneuerung gehrt nichtminder zum jdischen Kalender (Choddesch, Monat), wie zum

    I. Leitgedanken zum Kompetenzerwerb bis zur Klasse 10

    1 Gesammelte Schriften Bd. 1, 2. Aufl. Frankfurt/M, S. 1-2.2 Das Rckgrat des Unterrichts auf Sexta (1. Kl. Gymnasium) und in den folgenden Jahren wird dann jene Ordnung sein, in der sich die Selbststndigkeit der jdischen

    Welt heut am sinnflligsten ausdrckt: der jdische Kalender, das eigene Kirchenjahr. Indem das Kind in die jdische Woche und in das jdische Festjahr eingefhrt wird,

    kann ihm hier anschlieend eine Reihe der wichtigsten kultischen Gebruche erklrt werden und wieder im Anschluss an diese eine Darstellung der biblischen Geschich-

    te in ganz frei aus Schrift und Agada geschpften Einzelbildern folgen. Zeit ists ..., Ps. 119,126. Gedanken ber das jdische Bildungsproblem des Augen-

    blicks. An Hermann Cohen, in: Ders., Zweistromland. Kleinere Schriften zur Religion und Philosophie, Berlin 1926, S. 11.3 E. L. Fackenheim, Gods Presence in History: Jewish Affirmations and Philosophical Reflections, New York 2. Aufl. 1972.

  • 53LEITGEDANKEN ZUM KOMPETENZERWERB FR JDISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM BIS ZUR KLASSE 10

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    jdischen Lernen (Chiddusch, Novelle). Der gleiche Stoff kann undsoll auf den verschiedenen Schulstufen verschieden vermitteltwerden.

    Die Forderung nach altersgemem Unterricht bestimmt seitjeher die jdische Pdagogik, so zum Beispiel das Erzhlritual(Haggada), das beim feierlichen Festmahl (Seder) des Pessachfestesaufgesagt wird und im engeren Sinn des Juden Katechismusgenannt zu werden verdient. Dieser klassische Initiationstextist als Frage-Antwort-Spiel zwischen Vater und Sohn angelegtund alle Gesetzeslehrer legen groen Wert darauf, dass dieKinder und Jugendlichen durch auffllige nderungen desgewhnlichen Tischzeremoniells (Schinuijim) zu Fragen angeregtund die Beantwortung der Fragen entsprechend dem jeweiligenAuffassungsvermgen des Fragestellers zu erfolgen hat (Lefi DatoSchel Ben). Moses Mendelssohn (1729-1786), der am Anfang derneueren jdischen Pdagogik steht, deutete das gesamte jdi-sche Zeremonialgesetz nach diesem Paradigma. In seiner SchriftJerusalem (1783) schreibt er: Das Zeremonialgesetz selbst ist eine leben-dige, Geist und Herz erweckende Art von Schrift, die bedeutungsvoll ist (...)und zum mndlichen Unterrichte Anlass und Gelegenheit gibt. Was derSchler von Morgen bis Abend tat und tun sah, war ein Fingerzeig aufreligise Lehren und Gesinnungen, trieb ihn an, seinem Lehrer zu folgen, ihnzu beobachten, alle seine Handlungen zu bemerken, den Unterricht zuholen, dessen er durch seine Anlagen fhig war, und sich durch sein Betragenwrdig gemacht hatte.4 Und Franz Rosenzweig forderte zu Beginndes letzten Jahrhunderts in der schon erwhnten Programm-schrift fr den Schulunterricht der Mittelstufe: Was die Pessach-agada in der Zeit ihrer Entstehung geleistet haben muss, das oder etwashnliches hat hier der Lehrer im Zusammenhang der Behandlung des Sab-bats und der Festtage zu geben (ebendort). Wir orientieren uns beiunserem Modell gleichfalls am Vorbild der Haggada Schel Pessach.5

    In der Haggada werden nun vier Typen von Fragestellern unter-schieden: 1. der Anfnger, welcher noch nicht zu fragen versteht,2. der naiv, neugierig Fragende, 3. der polemisch Fragende, wel-cher sich aus der Gemeinschaft ausschliet, und 4. der kundigFragende, welcher an Einzelheiten interessiert ist. Wir betrach-ten diese Typologie als Entwicklungsmodell und ordnen jedemder vier Typen eine Alters- und Schulstufe zu, sowie jeweilsangemessene Didaktiken, Lernziele und Standards. Dieses tra-ditionelle pdagogische Schema stimmt mit den neueren ent-wicklungspsychologischen und religionspdagogischen Erkennt-nissen berein. (Vergleiche dazu das Modell in der Anlage 1).

    Das pdagogische Paradigma der Haggada von Pessach lsst sichauf alle Anlsse des Synagogenjahres bertragen. Der gleicheGehalt kann wie hier der Exodus einmal als Erzhlung (Eswar einmal ...), als Gedenkveranstaltung (In Erinnerung an ...),als moralische Belehrung (Was geht es mich an ...) und als reli-gionsgesetzliche Bestimmung (Du sollst, du sollst nicht ...) darge-stellt werden. Wir wollen das exemplarisch und schematisch anden sieben Festen des biblischen Kalenders in Levitikus 23skizzieren (vergleiche Anlage 2).

    Die Schemata in Anlage 1 und 2 sind keine Unterrichtsplne imengeren Sinn, sondern Umrisse einer mit traditionellen Katego-rien arbeitenden Methode der altersgemen Stoffvermittlung.Auf jeder der Stufen wird die Lehrerin oder der Lehrer zum Bei-spiel die narrativen Grundlagen, die kultischen Besonderheiten,die aktuellen Bezge und religionsgesetzlichen Bestimmungeneines Kalenderanlasses erwhnen mssen. Auch inhaltlich istdie Lehrerin oder der Lehrer frei, Schwerpunkte zu setzen.Wenn das Schema zum Beispiel fr die neunte und zehnteKlasse in den sieben Wochen zwischen Pessach und Schawuotden Abschnitt ber den Toraerwerb aus den Sprchen der Vter undTrauerregeln vorsieht, so kann die Lehrerin oder der Lehrerbestimmte Sprche auswhlen oder die Trauerregeln bespre-chen, die die Schlerinnen und Schler von Trauerfllen undBeerdigungen her kennen. Der Plan will berhaupt nicht dieVerabreichung bestimmter Stoffmengen vorschreiben, sonderndie Themen anschneiden, die dann in der Sekundarstufe II zurproblemorientierten Behandlung anstehen. Eine umfassendebersicht des Stoffes scheitert bei einer engen Kalenderorien-tierung allerdings daran, dass das Schul- und das Synagogenjahrnicht genau deckungsgleich sind. So fllt die Rstzeit fr diehohen Feiertage vor den Beginn des neuen Schuljahres und derStoff muss entweder noch im alten Schuljahr oder nach denhohen Feiertagen drangenommen werden. Es ist aber gar nichtntig den ganzen durch den Kalender gebotenen Stoff inner-halb eines Jahres durchzunehmen. Die zweijhrigen Stufen bie-ten die Mglichkeit den Stoff auf zwei Jahre zu verteilen undin vier qualifizierten Durchgngen zu behandeln. Die Lehrkraftmuss dabei darauf achten, dass etwa die hohen Feiertage nichtweniger Aufmerksamkeit bekommen als zum Beispiel das eherzweitrangige Chanukkafest (Weihnachten), weil es mitten in daserste Schulhalbjahr fllt.

    4 Jerusalem, oder ber religise Macht und Judentum II, Gesammelte Schriften Jubilumsausgabe Bd. 8, Stuttgart 1983, S. 169.5 Wir haben dieses Modell anderwrts aus den Quellen abgeleitet, hier begngen wir uns mit einer summarischen bersicht. Vgl. D. Kroch-

    malnik, Wenn dein Sohn dich fragt .... Das symbol- und ritualdidaktische Paradigma des Sederrituals, in: Bibel und Liturgie 75 (2002) Heft 1, S. 48-55.

  • 54 KOMPETENZEN UND INHALTE FR JDISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSEN 6, 8 , 10

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    KLASSEN 6, 8 , 10

    Anlage 1: Modell fr die Bildungsstandards Jdische Religionslehre fr die Primar- und Sekundarstufe I aller Schulen

    II. Kompetenzen und Inhalte

    TraditionelleTypologieder Schler

    Moderne Typologienach L. Kohlberg u. K. Nipkow

    Lernverhal-ten undLernformen

    Didaktik Beispiel(Pessach)

    Lernstoff Lernziel Bildungs-standards

    Eino JodeaLiSchol, Der noch nicht zufragen wei,wird zu Fragenangeregt: MaNischtana,Wodurch unter-scheidet sich dieseNacht? (...)

    Prkonventio-nelle, vorkriti-sche Einstel-lung

    RezeptivesVerhalten

    Akro-amatischesLernen

    NarrativeDidaktik (Haggada)

    Narrativer Sinn(Pschat)

    Erzhlung vomAuszug ausgypten

    Episoden ausKinderbibelnund Legenden-sammlungen

    Einfhrung indie Sprach- u.Erinnerungs-gemeinschaft

    - Lesen undSchreiben - Lieder(Ma NischtanaMi Jodea, ChadGadja)

    Tam,Stellt von sichaus neugierigeFragen: Was ist das?

    Prkonventio-nelle, vorkriti-sche Einstel-lung

    MimemtischesVerhalten

    LudischesLernen

    Symbol- undRitualdidaktik(Seder)

    Semiotischer Sinn(Remes)Gedenkzere-monie (Secher)des feierlichenMahls (Seder)

    Tischzeremo-niellPessachopferundWallfahrt

    Einfhrung indie Kultusge-meinschaft

    - Kalender- Hauptgebete- Gebetsriemenund so weiter

    Schrift- undProphetenle-sung zur

    Rascha, Stellt polemi-sche Fragen:Was soll dasalles?

    Antikonventio-nelle, kritischeEinstellung

    PolemischesVerhalten

    Erotematisch-eristischesLernen

    Sokratik Moralischer Sinn(Drasch)Auszug alsDaseinsmodellBechol DorWaDor*

    Wiederholun-gen des Aus-zugs (Spanien1492, 3. Reich,SU und andere)

    Einfhrung indie jd.Schicksalsge-meinschaft

    Vorbereitungzur Bar- undBat Mizwa

    - Epochen derJd. Geschichte

    Chacham, Stellt kundigeFragen: WelcheBewandtnis hates mit den Zeug-nissen, Gesetzenund Rechten?

    Konventio-nelle, nachkritischeEinstellung

    AktivesInteresse

    Mnemotech-nischesLernen

    Systematik Mystischer Sinn(Sod)Auszug alsReinigung. DasUngesuerteals Inbegriffder Unreinheit.

    Regeln berGesuertesund Ungesu-ertes(Hilchot ChamezUMaza)

    Einfhrung indie Werte-und Pflichten-gemeinschaft

    MndlicheLehre, Mischnaund anderes

    Rosch HaTe-kes, Zeremonien-meister: ErteiltaltersgemeAntworten

    Postkonventio-nelle, metakri-tische Einstel-lung

    Weisung(Nach demAuffassungs-vermgen desKindes LefiDato Schel Ben)

    Hermeneutikder Gebote(Taame Ha-Mizwot)

    VierfacherSchriftsinn(PaRDeS)

    Siehe Bil-dungsstandardsfr dieOberstufe

    Siehe Bil-dungsstandardsfr dieOberstufe

    Siehe Bil-dungsstandardsfr dieOberstufe

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    * Es handelt sich um den Anfang des Stckes aus dem Seder-Ritual von Pessach: Zu allen Zeiten ist jeder ver-pflichtet, sich vorzustellen, er sei selbst aus gypten ausgezogen.

  • 55KOMPETENZEN UND INHALTE FR JDISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KLASSEN 6, 8 , 10

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    Anlage 2: Exemplarische Zielformulierungen und Inhalte fr die Jdische Religionslehre der Primar- und Sekundarstufe I aller Schulen

    Typus Schabbat

    (Ruhetag)

    Pessach

    (berschrei-tungsfest)

    Omer-Zeit

    (BiblischesErstlingsopfer)

    Schawuot

    (Wochenfest)

    RoschHaSchana(Neujahrsfest)

    Jom Kippur

    (Versh-nungstag)

    Sukkot

    (Httenfest)

    NarrativeDidaktik(WeHiggadtaLeWincha)

    Schpfung

    (Bereschit 1-2)

    Auszug ausgypten

    (Schemot)

    Geschichtenvon R. Akiwaund denWeisen

    Offenbarungam Sinai

    (Schemot und Dewarim)

    Bindung Isaaks

    (Bereschit, Awot)

    Opfer desSnden- undSendebocks(Wajikra)

    Der Zug insgelobte Land

    (Bemidbar)

    Symbol- u.Ritual-didaktik(Secher)

    Schabbat- Gottesdienst (KabbalatSchabbat, Kiddusch,Kriat HaTora)

    Pessach-Gottesdienst(Seder und soweiter)

    Omer-Zhlen

    (Lag BaOmer-Exkursion)

    Schawuot-Gottesdienst (Asseret HaDiberot,Tikkun LeilSchawuot)

    RoschHaSchana-Gottesdienst (Schofar)

    Jom-Kippur-Gottesdienst(Zom Kol Nidre,Untane TokefAwoda)

    Sukkot-Gottesdienst (LulawHakkafotSimchat Tora)

    Systematik(Chibbur)

    Systematik derverbotenenArbeiten(MischnaSchabbat VII)

    Gesetze berGesuertesundUngesuertes(MischnaPesachim IIund X)

    Tora-Erwerb(Mischna PirkeAwot VI u.Trauer(Mischne Tora,Hilchot Ewl)

    Die Systematikder zehnGebote(MidraschMechilta zuExodus)

    Die Jahres-anfnge undder Kalender(MischnaRosch HaSchana I, 1ff.)

    Prinzipien derUmkehr(Mischna JomaVIII undMischne Tora,HilchotTschuwa)

    Gebote derLandwirtschaft(Mischna Pea, und andere)

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    Sokratik(Perusch)

    Schabbat alsAntwort aufdie hem-mungsloseUmweltzer-strung

    Exodus als dieAntwort aufUnterdrk-kung und Aus-beutung

    JdischesMartyrium alsAntwort aufAssimilations-druck undGlaubens-zwang

    Die zehnGebote alsAntwort aufdie Ur- undHauptsndender Mensch-heit

    Die Vterge-schichten alsAntwort aufFamilienkon-flikte

    Der Versh-nungstag alsAntwort aufpersnlicheVerstrickungund Schuld

    Sukkot alsAntwort aufBesitzstands-denken undals Angeboteines zeitweili-gen Ausstiegs

  • 56 LEITGEDANKEN ZUM KOMPETENZERWERB FR JDISCHE RELIGIONSLEHRE

    GYMNASIUM KURSSTUFE

    BILDUNGSPLAN GYMNASIUM

    1. Im humanistischen Bildungskanon standen die hebrischenQuellen ebenbrtig neben den griechischen und lateinischen alsGrundlagen der europischen Kultur. Die Humanisten wurdenmeistens durch jdische Gelehrte in das jdische Schrifttum ein-gefhrt. Diese frhneuzeitliche Vorgeschichte der akademischenjdischen Studien zeigt, dass das Fach Jdische Religionslehreganz unabhngig von der Gre des jdischen Bevlkerungs-anteils und der besonderen religisen Bedrfnisse der jdischenGemeinden ein unverzichtbarer Bestandteil der europischenAllgemeinbildung ist. Fr den jdischen Religionsunterricht,der sich an jdische Schlerinnen und Schler wendet, folgt ausder besonderen Stellung des Judentums in der europischenBildungstradition, dass er sich nicht nur auf die Vermittlung vonpartikularen Wissensinhalten und Verhaltensregeln beschrnkendarf, zumindest in den hheren Klassen muss er zugleich auchdas Bewusstsein fr die universale Relevanz seines Stoffesschrfen. Die europische Moderne ist andererseits auch einErgebnis der Skularisation, und mit dem Verlust der religisenBindung schwindet auch die religise Bildung. Der Religions-unterricht hat vor diesem Hintergrund dafr zu sorgen, dassdie Werte-, Orientierungs-, Erfahrungs- und Bildungsressourcender Religionen nicht verloren gehen. Der jdische Religions-unterricht soll insbesondere gewhrleisten, dass Schlerinnenund Schler ihre jdischen Quellen kennen lernen und ihreIdentitt in einer liberalen Staats- und einer pluralistischenGesellschaftsordnung behaupten knnen (siehe 3).

    2. Der jdische Religionsunterricht an den Gymnasien inBaden-Wrttemberg vermittelt den Schlerinnen und SchlernGrundkenntnisse und Grundwerte des Judentums. Da leiderhufig davon auszugehen ist, dass derartige Grundkenntnis