Illustrierende Aufgaben zum LehrplanPLUS Realschule, Kunst, Jahrgangsstufe 9

Kunst über Kunst Übermalung

Stand: 16.04.2018

Jahrgangsstufe 9

Lernbereich LB 1

Zeitrahmen ca. vier Unterrichtsstunden

Material Unterrichtsmaterial: Arbeitsblatt als Faltblatt (als PDF beigefügt), Kunstdrucke von Landschaf-ten (Ausschnitte im DIN A5 / DIN A4 Format, Ausschnitte im Kleinformat)

Fotografien der Schüler als Rückenfiguren

Arbeitsmaterial: Öl-Pastell-Kreiden, Bleistift, weiße Acrylfarbe, Kugelschreiber, Kunstdru-cke von Landschaften, Zeichenpapier, Transparentpapier, Schere, Kleber Digitalkamera zum Dokumentieren des Arbeitsprozesses

Hinweise zum Unterricht Beim Übermalen geht es in erster Linie darum, „unnötige Bildinformationen“ zu überdecken, um neue Bildaussagen zu treffen bzw. Vorhandenes zu verschleiern. Dieses Spannungsfeld unterliegt einem intuitiven Prozess des Künstlers, der maßgeblich von kompositorischen Ge-staltungsmerkmalen beeinflusst wird. Im Vorfeld können Künstler wie Gerhard Richter oder Nanne Meyer, die sich bewusst mit dem Thema „Übermalung“ auseinandergesetzt haben, besprochen werden. Die Unterrichtssequenz ist eingebettet in den kunstgeschichtlichen Kontext der Romantik. Die Schülerinnen und Schüler werden vorab in Rückenansicht fotografiert. In dieser Stunde wird ein Kunstdruck übermalt (Kunst über Kunst) und die eigene Rückenfigur eingefügt. So entsteht eine neue Bildaussage. Von Beginn des praktischen Arbeitens an sind die Schülerinnen und Schüler dazu angehalten, ihren Arbeitsprozess mittels einer Digitalkamera fotografisch zu dokumentieren, um diese ab-schließend kritisch beurteilen zu können und das Übermalen als bewusstes Agieren wahrzu-nehmen. Die Differenzierung offeriert weitere Möglichkeiten zur Umsetzung des Themas „Übermalung“, ohne direkt Bezug zur Romantik zu nehmen.

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Unterrichtsverlauf

Phase Inhalt / Arbeitsauftrag Methode / Medien

Einstieg

L teilt S AB aus und fordert diese auf, den Titel „Kunst über Kunst“ zu entschlüsseln und zu deuten. Anschließend wird im UG erarbeitet, welche Bedeu-tung darin steckt: Ein Kunstdruck dient als Inspirati-onsquelle für die eigene bildnerische Gestaltung;

AUFGABE: Entschlüssle das Thema und deute den Titel für die praktische Arbeit.

Das Thema Übermalung wird notiert und somit gesi-chert.

UG AB-Faltblatt (als PDF beigefügt; sie-he Faltanleitung)

Erarbeitung des Themas

S wählen einen Kunstdruck aus. Eine Kopie davon (DIN A7) kleben sie im AB ein. AUFGABE: Notiere deine Gründe, die zur Auswahl dieses Bildes führten. Sie erhalten einen Ausdruck ihrer Rückenfigur und kleben diesen auf dem AB ein. AUFGABE: Notiere Gedanken und Gefühle zu deiner Rückenfigur, die dir wichtig sind, stichpunktartig auf dem Arbeitsblatt. S äußern ihre Gedanken und Gefühle. Dies stellt eine wichtige Voraussetzung für den anschließenden Akt des Übermalens dar, der in vielerlei Hinsicht intuitiv gesteuert ist. An dieser Stelle kann ein Bezug zu zeitgenössischen Künstlern hergestellt werden. AUFGABE: Erläutere wichtige Kompositionsmerkma-le und deute die Intention eines Malers, der Bilder übermalt. Erkläre die Rolle von Farbe in einem Bild.

AB-Faltblatt, Kunstdrucke

EA UG

Präsentation von Künstlern (z. B. Gerhard Richter, Nanne Meyer, Arnulf Rainer)

Praxisphase 1 Skizzen

Diese Phase sollte zügig und spontan erfolgen. Es liegen Abzüge von den Kunstdrucken in kleineren Formaten bereit. AUFGABE: Fertige Kompositions- und Farbskizzen zu deiner Übermalung auf dem Arbeitsblatt an.

AB-Faltblatt

Kunstdrucke im Kleinformat, Öl-Pastell-Kreiden, Ac-rylfarbe, Bleistift, Kugelschreiber

Zwischenbe-sprechung

AUFGABE: Beurteile die entstandenen Skizzen kri-tisch bzgl. der Abwandlung des Motivs, der Farbge-staltung und der Komposition.

UG, Dokumenten-kamera

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Phase Inhalt / Arbeitsauftrag Methode / Medien

Praxisphase 2 Übermalung

Ausgehend von den angefertigten Skizzen arbeiten die S nun auf dem Kunstdruck und übermalen diesen bewusst. Sie gestalten ihre Seelenlandschaft und fü-gen sich als Rückenfigur ins Bild mit ein. AUFGABE: Übermale den Kunstdruck und gestalte eine Landschaftsdarstellung, in der du deine Rücken-figur unter Berücksichtigung der Regeln der Bildkom-position einarbeitest.

Kunstdruck, ange-fertigte Skizzen und Fotografien, Öl-Pastell-Kreiden, Acrylfarbe, Bleistift, Kugelschreiber, Schere, Kleber

Abschlussbe-sprechung

Die Arbeiten werden in einer Abschlussbesprechung kritisch beurteilt. AUFGABE: Beurteile ausgehend vom Kunstdruck in seiner ursprünglichen Form die entstandene Überma-lung kritisch (Bildkomposition, stimmige Einordnung, persönliche Absicht, …). Ein interessanter Ansatz stellt außerdem die Beurtei-lung des „Vorher-/Nachher-Zustandes“ dar, der mit-tels des fotografischen Dokumentierens problemlos dargestellt werden kann.

UG AB-Faltblatt, Foto-grafien: Vorher / Nachher

Kriterien der Bewertung Auf eine Bewertung der Arbeit wird bewusst verzichtet, da sich nicht jede Kunstarbeit dazu eignet, bewertet zu werden. Dies gilt insbesondere für Arbeiten mit einem großen Anteil bio-grafisch-emotionaler Verarbeitung.

Im Bereich „Differenzierung“ können Kriterien, die dennoch sinnvoll zur Bewertung von Über-malungen erscheinen, herangezogen werden.

Kompetenzorientierte Arbeitsaufträge (Formulierungsvorschläge) • Entschlüssle das Thema und deute den Titel für die praktische Arbeit.

• Notiere Gedanken und Gefühle zu deiner Seelenlandschaft stichpunktartig auf dem Ar-beitsblatt.

• Erläutere wichtige Kompositionsmerkmale.

• Erkläre die Rolle von Farbe in einem Bild.

• Deute die Intention eines Malers, der Bilder übermalt.

• Fertige Kompositionsskizzen zu deiner Übermalung auf dem Arbeitsblatt an.

• Fertige Farbskizzen zu deiner Übermalung auf dem Arbeitsblatt an.

• Beurteile die entstandenen Skizzen kritisch in Hinblick auf die Bildkomposition, die stimmi-ge Einordnung, die persönliche Absicht, …

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• Übermale den Kunstdruck und gestalte eine Landschaftsdarstellung, in der du deine Rü-ckenfigur kompositorisch ins Bild einarbeitest.

• Beurteile ausgehend vom Kunstdruck in seiner ursprünglichen Form die entstandene Übermalung kritisch (Bildkomposition, stimmige Einordnung, persönliche Absicht, …).

Prozessbezogene Kompetenzen der Aufgabe

Prozessbezogene Kompetenzen

Beschreibung Die Schülerinnen und Schüler ...

wahrnehmen …nehmen ihre Lebenswelt bewusst wahr und dokumentieren sie fo-tografisch.

analysieren …setzen sich systematisch und vergleichend mit Bildern von Künst-lern, die mittels der Übermalung arbeiten, auseinander, analysieren formale Elemente, Funktion und Absicht und übertragen diese Kennt-nisse auf eigene ästhetische Gestaltungsvorhaben.

deuten …deuten selbstständig die Bildaussage unter Berücksichtigung des bewussten Übermalens. Dazu nutzen sie die Methode der fotografi-schen Dokumentation, um einen direkten Vergleich ziehen zu kön-nen, um sich den Sinn- und Wirkungszusammenhängen ihrer Bilder anzunähern.

werten …bewerten eigene und fremde Bilder im Hinblick auf inhaltliche und formale Aspekte und äußern sich dazu unter Berücksichtigung der erarbeiteten Kriterien konstruktiv und sachgerecht. Sie begründen ausführlich ihre Meinung unter Verwendung der Fachsprache.

gestalten/entwerfen …gehen planvoll und strukturiert mit den bekannten Gestaltungsmit-teln um und entwerfen Skizzen für ihre praktische Arbeit. Dabei grei-fen sie auf ein breites Spektrum an persönlichen Ausdrucksmöglich-keiten zurück.

durch Bilder kommu-nizieren

…begreifen anhand von eigenem und fremden Bildmaterial das Bild als Mittel der Kommunikation, welches sie über ihre Übermalung zum Ausdruck bringen. Sie setzen dabei individuelle Bildideen sachge-recht und adressatenbezogen um.

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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler… • nehmen die sichtbare Wirklichkeit oder Darstellungen (z. B. zu dem Verhältnis Mensch und

Natur) differenziert wahr und gestalten auf dieser Grundlage Bilder nach eigenen Vorstel-lungen (z. B. durch Veränderungen, Verfremdungen), um eigene Stellungnahmen bildne-risch auszudrücken.

• setzen sinnlich erlebte Erfahrungen (z. B. Klänge) bildnerisch um und reflektieren den eige-nen Gestaltungsprozess nach festgelegten Kriterien, um ihre persönlichen Ausdrucksmög-lichkeiten zu erweitern.

• beurteilen wertschätzend die Umsetzung der Bildidee und den sachgerechten Einsatz von bildnerischen Verfahren an eigenen Arbeiten und den Ergebnissen von Mitschülerinnen und Mitschülern, z. B. indem sie relevante Kriterien der Bewertung auch selbst erkennen und unter Einbeziehung der Fachsprache diskutieren.

FÜZ: Kulturelle Bildung, Medienbildung, Sprachliche Bildung, Werteerziehung

Inhalt Gegenstand: Mensch, Natur, Landschaft, Verfremdung gegenständlicher Motive (z B. Metamorphosen, Überzeichnungen, Übermalungen, Weiterführen eines Bildausschnitts, Abstrahierung und Abstraktion), Stimmungen, ggf. Plastik (z. B. Auguste Rodin, Alberto Giacometti)

Gestaltungselemente und -prinzipien: Farbe: differenzierte Farbtöne, Erscheinungsfarbe, Farbmodulierung, Tonwertabstufungen Form: Abstrahierung und Abstraktion der Form, Oberflächengestaltung Raum: Farb- und Luftperspektive

Techniken und Verfahren: Malerei (differenzierte Farbmischungen, pastoser, deckender, lasierender Farbauftrag, gesti-sche Malweisen), Grafik (Skizze, Linie), Druckgrafik (z. B. Kaltnadelradierung), Mischtechni-ken (Verbindung von Malerei, Zeichnung, Collage, Frottage), plastisches Gestalten (z. B. Mo-dellieren, Objektmontage), Oberflächengestaltung Werkzeuge und Materialien: Deckfarben (z. B. Gouache oder Acryl, selbst hergestellte Farben (Bindemittel, Pigmente und Zusätze wie z. B. Sand), Pinsel oder selbst gebaute Malwerkzeuge, Spachtel, Schwämme, Kämme, verschiedene Malgründe (z. B. auf farbigem Grund, Karton, Holz), Stifte (z. B. Farb-, Blei und Faserstifte, Kugelschreiber), Kohle und Kreiden (z. B. Ölpastell- oder Pastellkreide), Feder und Tusche, Druckmaterial (z. B. Radiernadel, Rhenalonplatte, Kupferdruckfarbe), ggf. Modelliermasse, Materialien zur Objektmontage/Konstruktion

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Differenzierung/Transfer/Übung • Alternative Bearbeitung:

Alternativ zu den eigens angefertigten Landschaftsfotografien sowie der Rückenfigur kann den Schülerinnen und Schülern auch ein Pool an Bildern zur Verfügung gestellt werden, die entweder diesen Bildinhalt enthalten oder sich thematisch mit einem anderen Bereich aus-einandersetzen. Die Technik der Übermalung ist vielseitig anwendbar. Dennoch sollte ihr die „Willkürlichkeit“ genommen werden, indem Bewertungskriterien wie Komposition in ihrer Wichtigkeit besprochen werden.

Als Malgrund können Untergründe unterschiedlicher Art herangezogen werden, z. B. Land-karten, Kalender, Kunstdrucke, Dokumentationsfotos o.ä..

• Zusammenarbeit mit anderen Fächern: Deutsch (Romantik), Foto-AG

• Differenzierungsmöglichkeiten:

Der Prozess der Übermalung wird von den Schülerinnen und Schülern fotografisch doku-mentiert. Diese Dokumentation kann ebenfalls Teil der Präsentation der Arbeitsergebnisse werden und so über Ausdrucke einzelner „Übermalungsstadien“ beliebig oft zur weiteren Übermalung herangezogen werden.

Es bietet sich außerdem an, die Übermalung über einen längeren Zeitraum im Unterricht zu etablieren, beispielsweise als eine Art „Aufwärmübung“. Dabei kann den Schülerinnen und Schülern unterschiedliches Material zum Übermalen angeboten werden. Durch die Regel-mäßigkeit entwickeln diese ein Gefühl für das „Wegnehmen und Stehenlassen sowie Er-gänzen“ von Bildinformationen. Die Arbeiten können z. B. das Format gemein haben und abschließend in Form eines Leporellos präsentiert werden.

Grundsätzlich sollen nur hinreichend objektive Kriterien bewertet werden. Dabei kann die Lehrkraft bei „offen“ gestellten Themen die Kriterien differenziert darlegen, beispielsweise:

• Übermalung: „Übermale 40%, 50% deines Bildes.“

• Komposition: „Setze einen klaren Schwerpunkt.“ Oder: „Berücksichtige den Goldenen Schnitt.“

• Farbgebung: „Gestalte dein Bild mit dunklen / gedeckten / hellen, … Farben.“ Oder: „Gestalte dein Bild mit warmen / kalten Tönen.“

• Farbauftrag: „Arbeite mit flüchtigem Duktus.“ Oder: „Arbeite lasierend / pastos / ….“

• Arbeitsweise (selbstständig, sicher, experimentierfreudig, etc.)

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Arbeitsergebnisse der Schülerinnen und Schüler

Kunstdruck (vorher) Schülerarbeiten (nachher)

Carl Gustav Carus: Eichen am Meer

Übermalung: Carl Gustav Carus Übermalung: Carl Gustav Carus

Übermalung: Carl Gustav Carus

Übermalung: Carl Gustav Carus Übermalung: Carl Gustav Carus

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Otto Modersohn: Herbst im Moor

Übermalung: Otto Modersohn Übermalung: Otto Modersohn

Andreas Achenbach: Brandung an felsiger Küste Übermalung: Andreas Achenbach

Übermalung: Andreas Achenbach Übermalung: Andreas Achenbach

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Charles Ethan Porter: Herbstliche Landschaft

Übermalung: Charles Ethan Porter Übermalung: Charles Ethan Porter

Wetterstein Alpenmalerei Übermalung: Wetterstein Alpenmalerei

Übermalung: Wetterstein Alpenmalerei Übermalung: Wetterstein Alpenmalerei

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Albert Bierstadt: Malerei

Übermalung: Albert Bierstadt Übermalung: Albert Bierstadt

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Mögliche Ergebnisse der Differenzierungsaufgabe:

Übermalung des Kunstdruckes von Jean-Auguste-Dominique Ingres, La Baigneuse, 1808

Alternativ können auch im Zuge des Gender-Gedankens männliche Rückenfiguren aus der Kunstgeschichte zur Auswahl gestellt werden, z. B. von Lovis Corinth, Porträt des Bildhauers Friedrich, 1904.

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Präsentationsmöglichkeit:

Anregung: Auf dem Leporello kann weitergearbeitet werden, indem die Schülerinnen und Schüler z. B. ein verbindendes Element zwischen den einzelnen Übermalungen schaffen, das sich über die einzelnen Seiten des Leporellos zieht und so einen Zusammenhang schafft (hier evtl. über den Faltenwurf, der als „roter Faden“ weitergezeichnet werden kann).

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