Kunststoffe und ihre Lackierung.

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Inhalt.

Kunststoffe: eine beispiellose Karriere 3

Grobeinteilung der Kunststoffe 4

Kunststoff ist unverzichtbar 5

Kunststoffsorten am Fahrzeug 6

Kurzzeichenbedeutung häufig verwendeter Kunststoffe 7

Wichtige Kunststoffsorten im Detail 8

Warum Kunststoffe lackiert werden 10

Kunststoffteile in der Werkstatt 12

Was Kunststoffe von der Form trennt 14

Ursachen für Lackierfehler 16

Farbtonsicherheit auch in der Kunststofflackierung 18

Technische Merkblätter und Lackiersysteme 19

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Kunststoffe: eine beispiellose Karriere.

Eigentlich müsste unsere Zeit nebenBegriffen wie Maschinenzeitalter,Atomzeitalter oder Raumfahrtzeital-ter auch den Begriff „Kunststoffzeit-alter“ erhalten. Schließlich wärenohne die Erfindung der Kunststoffeeinige andere Errungenschaften erstviel später oder gar nicht möglichgewesen.

1862 erfand der englische WissenschaftlerAlexander Parkes ein hartes elfenbein-farbenes Material, das er Parkesin taufte.Vom ersten Kunststoff bis zum Einsatz vonKunststoffen im Automobilbau war esallerdings noch ein langer Weg – aberdas ist eine andere Geschichte.

27 Jahre bevor Gottlieb Daimler seinenStahlradwagen der Öffentlichkeit vor-stellte und damit den Grundstein für dieheutige Automobilindustrie legte, war dererste Kunststoff erfunden.

Seit Jahrzehnten sind Kunststoffe aus demmodernen Fahrzeugbau nicht mehr weg-zudenken. Kamen sie lange Zeit nur inInnenräumen oder bei den klassischenAußenanbauteilen wie Stoßfängern, Spoi-lern oder Spiegelgehäusen zum Einsatz,haben sie heute an vielen Stellen Karosse-riebleche verdrängt. Türen, Kotflügel oderHauben werden immer häufiger ausunterschiedlichsten Kunststoffen gefertigtund müssen im Schadensfall repariertwerden.

Die Herausforderungen an die Autorepa-raturlackierer wachsen also, und weilKunststoff nicht gleich Kunststoff ist, be-steht die Notwendigkeit, umfassend überseinen Einsatz am Fahrzeug informiert zusein. Damit stellt sich die Frage: „Was isteigentlich Kunststoff?“

Der Begriff Kunststoff begegnet uns tag-täglich in unterschiedlichen Varianten wiez.B. Plastik, Plaste, Gummi, Synthetik, aberauch PP/EPDM, Polyamid oder ABS.

Während die ersten Begriffe eher Um-schreibungen für Kunststoff darstellen,bezeichnen die anderen Werkstoffe mitunterschiedlichen Eigenschaften. Geradediese unterschiedlichen Eigenschaften führen schnell zu unliebsamen Über-raschungen in der Reparatur.

Standox hat schon Ende der 70er Jahreein straffes, aber komplettes Kunststoff-Lackierprogramm aufgelegt und bis heute– in enger Zusammenarbeit mit der Auto-mobilindustrie – optimiert und weiterent-wickelt. Reparaturbetrieben stehen somitausgereifte Produkte zur Verfügung, dieauf die Anforderungen der täglichen Praxis optimal abgestimmt sind. SpezielleTrainings und Workshops vermitteln wert-volles Fachwissen rund um den Umgangmit Kunststoffen am Fahrzeug.

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Kunststoffe bestehen aus einzelnen Bausteinen, den Molekülen. Wenn vieledieser kleinen Bausteine zu Ketten zusammengefügt werden, entstehen größere und sehr große Moleküle. Man spricht jetzt von Makromolekülen.

Grobeinteilung der Kunststoffe.

Thermoplaste.Kunststoffe, die aus linearen oder ver-zweigten Makromolekülfäden bestehen,die ihrerseits aber nicht miteinander ver-bunden sind, heißen Thermoplaste oderPlastomere.

Aufgrund ihrer zahlreichen positivenEigenschaften stellen Thermoplaste denüberwiegenden Anteil im Fahrzeugbau.

Thermoplaste können mehrfach ge-schmolzen und umgeformt werden.Für den Umweltschutz ist das von beson-derer Bedeutung. Werden die einzelnenSorten nicht miteinander vermischt, eignensich Thermoplaste hervorragend fürdie Wiederverwertung, denn theoretischkann man aus Altteilen Neuteile machen.

Ein weiterer Vorteil: Risse und Brüchekönnen geschweißt werden.

Elastomere.Es ist möglich, Makromoleküle mehr oderweniger stark miteinander zu verbinden.Genau genommen spricht man von „Ver-netzen“. Wenn nur eine geringe Anzahleinzelner Molekülketten mit benachbartenKetten verbunden ist, entstehen als Kunst-stoffe Elastomere.

Elastomere sind nicht mehr schmelzbarund nicht mehr löslich, jedoch immer nochquellbar. Sie besitzen kautschukähnlicheEigenschaften.

Im Fahrzeugbau findet man Elastomereals Dichtungen oder auch als Spoiler.

Duromere.Mit zunehmender Quervernetzung wirdder Werkstoff härter und spröder. Ausden zahlreichen Molekülketten entstehtein einziges Netzwerk. Diese stark ver-netzten Kunststoffe werden als Duro-plasteoder Duromere bezeichnet.

Sie sind weder schmelzbar noch löslich.Auch die Quellbarkeit, die bei denElastomeren noch auftritt, ist nicht mehrvorhanden.

Dafür sind Duroplaste äußerst wider-standsfähig gegen Wärme. Aus diesemGrund werden z.B. Gehäuseteile imMotorraum aus Duroplasten gefertigt.

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Kunststoff ist unverzichtbar.

Es gibt viele Gründe, Kunststoffe imAutomobilbau zu nutzen. Besonderswichtig ist die Gewichtseinsparung,ohne dabei auf Fahrzeugsicherheit zuverzichten. Neben ihrer reinen Funk-tion unterstützen sie aber auch inhohem Maße die Möglichkeiten derFormgebung und des Designs.

Seit den 80er Jahren hat sich der Anteilan Kunststoffen im Fahrzeugbau mehr als verdoppelt. Forscher und Entwicklergehen davon aus, dass bis zum Jahr 2010jedes sechste Kilogramm eines Fahrzeugesauf Kunststoff entfällt. Dabei steigt derAnteil der Kunststoffteile im Karosserie-bereich, bedingt durch neue Materialienund Verbundwerkstoffe, ständig. Bauteman früher Spoiler, Grill, Stoßfänger und Kotflügel separat, so werden dieseTeile heute zu einem integrierten Front-Seitenteil kombiniert.

Die nahezu unbegrenzten Möglichkeitender Formgebung und Verarbeitung vonKunststoffen bieten nicht nur dem Designneue Ansätze, sondern ermöglichen auchhohe Energieeinsparungen. So reduziertsich das Gewicht einer Autotür durch denEinsatz von Verbundwerkstoffen schnellum 10% im Vergleich zu einer „traditionel-len“ aus Blech. Damit leisten Kunststoffeeinen wichtigen Beitrag zur Verbrauchsre-duzierung. Dabei gilt als Regel: 100 kgweniger Gewicht sparen 1 Liter Treibstoffauf 100 km.

Aber der Kunststoffeinsatz bietet nochweitere Vorteile. Die Elastizität der Materi-alien reduziert z.B. Bagatellschäden. Hinzu kommen mehr Ausstattungskomfort,eine geringere Lärmabstrahlung und einelängere Lebensdauer des Fahrzeuges.

Der Trend im Automobilbau geht auf-grund dieser positiven Eigenschaften der Kunststoffe weiterhin zu modernenRahmenkonstruktionen, die sich ideal mit Karosserie-Kunststoffteilen kom-binieren lassen.

Aus der Nische zum Massenmarkt.„Pimp my Car“ – die Tuningszene setzt im Karosseriebereich immer stärker aufKunststoffe.

Es begann in den 90er Jahren mit Kunst-stoffanbauteilen, wie Spoilern, Lufthutzenoder Schweller. Der Trend ist – trotz manchem „Auf und Ab“ – ungebrochen.Gerade die gute Umformbarkeit und die vergleichsweise leichte Verarbeitungvon Kunststoffen sorgen für immerextremere Karosserieumbauten, aber auchfür exotische Fahrzeugentwicklungen, die in Klein- und Kleinstserien produziertwerden.

grün: typische Kunststoffteile am Fahrzeug, wie

z.B. Radkappen, Stoßstangen, Spiegelschalen,

Schweller, Leisten.

blau: optional anzutreffende Kunststoffteile,

wie z.B. Motorhaube, Kotflügel, Türen.

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Kunststoffsorten am Fahrzeug.

Neben reinen Kunststoffsorten ver-wendet man sehr häufig so genannteBlends (z.B. PP/EPDM). Darunterversteht man die Kombination unter-schiedlicher Kunststoffe. Bei Metal-len würde man von „Legierungen“sprechen.

Mit den „Blends“ ist man in der Lage,mehrere gute Einzeleigenschaften in einem neuen Kunststoff zusammen-zufügen.

Weiter gibt es im Sprachgebrauch dieHandelsbezeichnungen der einzelnenKunststoffhersteller, aus deren Namenman nicht immer direkt auf die Kunst-stoffsorte schließen kann.

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Kurzzeichenbedeutung häufig verwendeter Kunststoffe.

Chemische Bezeichnung Kurzzeichen Handelsname(n) Fahrzeugteile

Polypropylen/Ethylen- PP/EPDM Stamylan P, Sabic PP, Purell, Stoßfänger, HeckspoilerPropylen-Dien-Mischpolymerisat Novolen, Moplen, Kelburon,

Hifax, Forprene

Acrylnitril-Butadien- ABS Bayblend, Relac, Spiegelschalen, Radblenden, Styrol-Mischpolymerisat Magnum, Lustran ABS Jetbag, Front- u. Heckspoiler

Polyamid PA Minlon, Akulon, Zytel, Radblenden, TankdeckelVestamid, Ultramid

Polycarbonat PC Makrolon, Xenoy, Lexan Stoßfängerverkleidungen, Kühlergrill

Polyphenylenoxid PPO Noryl, Laril Karosserieteile, z.B.Kotflügel, Heckklappen

Acrylnitril-Styrol-Acrylester ASA Luran S, Kibilac, Geloy Kühlergrill, Front- und Mischpolymerisat Heckspoiler

Styrol-Acrylnitril SAN Luran, Tyril, Lustran SAN Kühlergrill, Front- und Mischpolymerisat Heckspoiler

Polyurethan PU Bayflex, Baydur, Irogran; Stoßfängerelemente, Estane Heckspoiler

Polybutylenterepthalat PBT Pocan, Crastin, Ultradur, Karosserieteile, z.B. Vestodur Kotflügel, Heckklappen

Ungesättigter Polyester UP Roskydal Heckklappen, Lkw-Anbau-teile, Sportwagenbauteile

Epoxidharz EP Araldit Bauteile für Rennsport-fahrzeuge

Polyvinylchlorid PVC Vestolit, Solvic Lkw-Planen, Stoßleisten

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PP PolypropylenPP/EPDM Ethylen-Propylen-

Dien-MischpolimerisatAnbauteile aus diesem Kunststoff werdenmeist als Blend hergestellt. Die Produktionvon Großteilen erfordert aufwendigeSpritzguss-Anlagen und ist aus diesemGrunde bei hohen Stückzahlen, wie sie in der Automobilindustrie vorkommen,besonders wirtschaftlich.

Ungrundiertes PP bzw. PP/EPDM bereitetje nach Zusammensetzung hinsichtlich derLackhaftung Schwierigkeiten.

Wegen seines unpolaren Charakters galtPP jahrelang als handwerklich unlackier-bar. Mit der Entwicklung des StandoflexSystems war Standox Trendsetter bei derLösung dieses Problems.

Durch konsequente Forschung und Weiter-entwicklung gilt Standox auch heute noch als Experte auf dem Gebiet derKunststoff-Reparaturlackierung.

ABS Acrylnitril-Butadien-Styrol

ABS-Kunststoffe sind zäh und steif zugleich.Für die Zähigkeit sorgt der Kautschuk-Anteil (Butadien) und für die Steifigkeitdie Acrylnitril-Komponente.

Fertigteile aus ABS-Kunststoffen sollten imFreien nicht längere Zeit ungeschützt demSonnenlicht und damit den UV-Strahlenausgesetzt werden. Sie verlieren wie allekautschukhaltigen Kunststoffe mit der Zeitan Zähigkeit und verspröden.

PA PolyamidRadblenden bestehen heutzutage über-wiegend aus PA. PA ist zäh-elastisch undbesitzt gleichzeitig eine hohe Steifigkeitund Festigkeit. Gegen die meisten orga-nischen Lösungsmittel ist PA weitgehendunempfindlich.

Polyamid bindet Wasser reversibel inner-halb seines Molekülgerüstes, d.h., esnimmt Wasser aus der Umgebungsluft aufbzw. gibt Wasser an die Umgebungsluftab. Dies ist der Grund für viele positiveEigenschaften dieses Kunststoffes, erkann sich jedoch negativ auf die Haftungeiner Lackierung auswirken, da sich dasWasser auch direkt an der Oberflächeablagert.

PC PolycarbonatAls Thermoplast weist PC eine Reihe her-vorragender Materialeigenschaften auf,die in Teilbereichen auch von anderenKunststoffen erreicht werden, in ihrerGesamtheit jedoch nur bei Polycarbo-naten zu finden sind. Dazu gehören:· hohe mechanische Festigkeiten auch

bei sehr tiefen Temperaturen (bis -100 °C).

· gute Witterungsstabilität.

ASA Acrylester-Styrol-Acrylnitril

ASA bildet hochwertige, glänzende undkratzfeste Oberflächen. Es kann auchtransparent eingestellt werden. Durchden Zusatz von Mattierungsmitteln kön-nen entsprechend matte Oberflächenerreicht werden.

ASA zeigt eine sehr gute Beständigkeitgegenüber flüssigen Medien inklusiveverdünnter Säuren/Alkalien sowieWaschlaugen. Zudem ist ASA sehrbeständig gegenüber Ölen, Fetten undAlkoholen.

Wichtige Kunststoffsorten im Detail.

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PU PolyurethanHier handelt es sich um so genannteIntegralschäume, die in Härte und Flexi-bilität stark variiert werden können. Inte-gralschäume besitzen einen zelligen Kern,der nach außen zunehmend kompakterwird und an der Oberfläche nahezugeschlossen ist.

PU-Weichschaum besitzt einen sehr aus-geprägten zellelastischen Kern mit hoherRückstellwirkung, d.h. das Material kehrtauch nach längerer Verformung immerwieder in seine einmal vorgegebeneUrsprungsform zurück.

TPU Thermoplastisches Polyurethan

RTPU TPU, verstärktRTPU und TPU sind als Thermoplasterecyclingfähig, also wiederverwertbar.Gerade im Hinblick auf strenge Recyc-lingvorschriften wird dieser Vorteil für dieAutomobilindustrie immer wichtiger.

Daneben besitzen Produkte aus diesenKunststoffen das vielseitige Eigenschafts-profil, das allen Polyurethanen zu Eigenist: · hohe Steifigkeit.· Formstabilität in der Wärme.· gute Kälteschlagzähigkeit.· gute Lackierbarkeit.· Beständigkeit gegen aggressive

Umwelteinflüsse.

UP Ungesättigter Polyester, glasfaserverstärkt

BMC Bulk Moulding Compound

SMC Sheet Moulding Compound

UP-GF wurde lange Zeit allgemein alsGFK (glasfaserverstärkter Kunststoff)bezeichnet. Heute werden viele Kunst-stoffe mit Glasfasern verstärkt, so dasseine Differenzierung erfolgen musste.

Die Anwendung von glasfaserverstärk-tem bzw. kohlefaserverstärktem UP fürgroßflächige Karosserieteile wie z.B.Motorhauben, Kofferraumdeckel oderKotflügel ist schon bei Kleinserien oder imTuningbereich alltägliche Praxis.

Die Kraftfahrzeug-Industrie bedient sichhauptsächlich der SMC- oder BMC-Verarbeitungsverfahren.

BMC ist eine Masse aus einem mit Kreidegefüllten UP-Harz und Kurzglasfasern.Hieraus resultierende Kunststoffteilewerden unter hohem Druck und Wärme-einfluss im Spritzgussverfahren hergestellt.

Bei SMC handelt es sich um Platten undTafeln, die aus einer Masse von Poly-esterharz mit zweidimensionaler Textil-glasfaserverstärkung bestehen und unterAnwendung von Druck und Wärme zuFormteilen verarbeitet werden.

Kohlefaserverbundwerkstoffe (Carbon)beeindrucken einerseits durch ihre hoheFestigkeit bei geringem Gewicht, zumanderen durch die Optik. Aufgrundhoher Kosten in der Produktion wirdCarbon häufig nur im Rennsport oder inhochpreisigen Fahrzeugen verbaut.

PVC PolyvinylchloridPVC ist einer der vielseitigsten Kunst-stoffe. Das hängt nicht zuletzt damitzusammen, dass er in den verschiedens-ten Einstellungen von hart bis weich-gummiartig hergestellt werden kann.

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Es sind einerseits ästhetische Gründe,die für eine Lackierung der Kunststoffesprechen:

· die individuelle Farbgebung, passend zur Karosserielackierung,

· mehr Glanz und Farbbrillanz nach der Lackierung oder

· die Beseitigung von Produktions-schäden.

Andererseits müssen Kunststoffe geschütztwerden, da sie tagtäglich Witterungsein-flüssen ausgesetzt sind und durch dieseBelastungen altern.

Wer kann sich schon vorstellen, dass auchKunststoffe korrodieren? Wer denkt schondaran, dass Kunststoffe verrotten? Abersie unterliegen, wie andere Werkstoffeauch, einem Alterungs- und Abbau- prozess, der durch Feuchtigkeit und UV-Licht ausgelöst wird.

Während sich die Kunststofflackierung in der Automobil- oder Zulieferindustrienoch überschaubar gestaltet – es handeltsich hier meist um eine große Anzahlneuer, gleichförmiger Teile aus demselbenMaterial, – steht der Lackierer in derWerkstatt eines Reparaturbetriebeszunächst vor grundsätzlichen Problemen:

· Es handelt sich nicht um gleiche bzw. gleichartige Objekte, sie sind immer unterschiedlich in Typ (Kunststoffart), Konstruktion und Funktion.

· Die Werkstattbedingungen und -möglichkeiten können stark variieren.

· Die Objekte liegen als Neu- bzw. Reparaturteile unterschiedlich vor.

Seit den 80er Jahren werden Kunststoff-teile gemäß der VDA-Empfehlung 260*rückseitig gekennzeichnet. Die dabei verwendeten Kurzzeichen sind in derDIN EN ISO 1043-1 und DIN ISO 1629genormt.

Warum Kunststoffe lackiert werden.

Kunststoffe können in allen Farben und mit matter oder glänzender Oberfläche produziert werden. Trotzdem ist häufig eine Lackierung notwendig.

*) Vertrieb:

DOKUMENTATION KRAFTFAHRWESEN e.V. (DKF)

Ulrichstr. 14, 74321 Bietigheim-Bissingen

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Mit der korrekten Identifizierung derKunststoffart ist die Zuordnung einer speziellen, auf den jeweiligen Kunststoffabgestimmten Lackierempfehlung leichtgeworden.

Wie Sie mit nicht gekennzeichnetenKunststoffen älterer Fahrzeugmodelleverfahren, erfahren Sie im Praxisteil.

Es kommt aber auch vor, dass bestimmteBauteile seitens der Fahrzeugherstellerfunktionsbedingt nicht für eine Lackierungfreigegeben sind. Diese Einschränkungensind dann unbedingt zu beachten.

Zum Beispiel Motorradhelme: Viele Helme bestehen aus Polycarcbonat(PC), einem sehr schlagfesten Kunststoff,der mit geeigneten Lackmaterialien auchlackiert werden kann.

Polycarbonat ist äußerst lösemittelemp-findlich. Falsche Reiniger oder ungeeigneteLackmaterialien können das Polycarbonatangreifen und zur Mikrorissbildung im Kunststoff führen. Dadurch kannder Motorradhelm seine Schutzfunktionverlieren und bei einem Unfall splittern.

Kurzzeichen für die Hauptkomponenten

im Kunststoff.

Füll- bzw. Verstärkerstoffe, ggfs. Anteil der

Füll- und Verstärkerstoffe.

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Lackiertes Altteil.Bereits lackierte Altteile müssen genauuntersucht werden:

· Gibt es Beschädigungen?· Haftet der Lack wirklich überall?· Sind Risse festzustellen?· Ist die Lackierung lösungsmittelfest?

Eventuelle Schäden müssen selbstver-ständlich vor der Weiterbearbeitungbehoben werden, vorausgesetzt, der Aufwand übersteigt nicht die Kosten für ein Neuteil. Erst dann folgen dienächsten Arbeitsschritte: Reinigung, Anschliff, nochmalige Reinigung und der Lackaufbau.

Reparatur beschädigter Kunststoffteile:Für die meisten Kunststoffe gibt esspezielle Reparatursets im Fachhandel,die von den Fahrzeugherstellern für die Instandsetzung beschädigterKunststoffteile freigegeben wurden.Kleine Kratzer lassen sich schneller und einfach mit einem geeignetenFeinspachtel egalisieren.

Für thermoplastische Kunststoffe stellt dieMethode des Kunststoffschweißens dasOptimum dar, erfordert jedoch eine ge-wissenhafte Schulung und Einarbeitung in diese Technologie.

Unlackiertes Altteil.Dies sind die kritischsten Untergründe, da die „Lebensgeschichte“ dieses Teils für den Lackierer nicht nachvollzogenwerden kann.

Was passierte seit Auslieferung desFahrzeugs mit dem Kunststoff?

· Wurde er gepflegt?· Wenn ja, wie und womit?· Wurden vom Kunststoff Wachse oder

Silikone aus Polituren und Wasch-konservierern aufgenommen?

· Lassen sich diese Mittel entfernen?

Fragen, die nicht immer rückschauendbeantwortet werden können. So kann es selbst nach einer gründlichen Vorbe-handlung des Altteils und einer für das Auge optimalen Sauberkeit nach

einer Lackierung zu Haftungsstörungen kommen.

Die Risiken alter Kunststoffteile liegen in ihrer unbekanntenHistorie. Hier kommt es auf höchsteSorgfalt und die Erfahrung desLackierers an, um Fehler bei derBearbeitung auszuschließen.

Kunststoffteile in der Werkstatt.

Vor Beginn der Lackierung sollte der Lackierer ein paar wenige, aber wichtige Grundregeln beachten und zunächst das Kunststoffteil begutachten. Wie liegt es vor? Als Alt- oder Neuteil? Lackiert, grundiert oder roh? Fragen über Fragen, auf die die nächsten Absätze Antworten geben.

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Unbeschichtetes Neuteil.Die wichtigste Regel heißt hier:

Der Untergrund muss trennmittelfrei sein!

Reinigen Sie deshalb die Teile sorgfältignach den Standox ATI-Empfehlungen. Für die anschließende Lackierung besitztStandox maßgeschneidert oder universelldie richtigen Systeme. Weitere Tipps zurrichtigen Entfernung verschiedener Trenn-mittel erhalten Sie auf den folgendenSeiten.

Lackiertes Neuteil.Ein bereits lackiertes Neuteil ist bei fest-gestellter intakter Lackierung unproble-matisch für eine eventuelle Umlackierung.

Nach Anschliff und sorgfältiger Reinigungkann direkt die Lackierung mit StandoxDeck- und Klarlacken erfolgen. Deck-und Klarlacke sollten, auf die Flexibilitätdes Kunststoffes abgestimmt, mit entspre-chenden Additiven elastifiziert werden.

Grundiertes Neuteil.Hier werden die unterschiedlichstenGrundierungen eingesetzt, deren Zu-sammensetzung und Eignung für die weitere Bearbeitung nicht bekannt sind.Eine Vorprüfung ist angebracht. Hinweiseder Hersteller (z.B. Beipackzettel) sindhier nützlich.

Wenn als Grundierung unbekannteFremdprodukte angetroffen werden, dem Kunststoffteil kein Beipackzettel als Information zur weiteren Bearbei-tung beigefügt ist, sind zunächst keineverlässlichen Aussagen zur Erfüllung bestimmter Kriterien möglich, wie z.B.:

· Haftung zum Kunststoff.· Eignung zur Überlackierbarkeit mit

Grundierfüllern, Decklacken oder anderen Standox Produkten.

· Optik im Aufbau, z.B. Beifallen, Hochziehen.

· Elastizität im Aufbau.· Anlösen bei Reinigung.

In diesem Fall ist die Lackierempfehlungdes Herstellers zu beachten.

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trennt leider auch den Lack vom Kunststoff. Kunststoffteile werden – mittels komplizierter Formen und Pressen bzw. anderer hoch technisierter Werkzeuge – vorwiegend im Spritzguss- oder Reaktionsspritzgussverfahren her-gestellt. Damit lassen sich hohe Stückzahlen erreichen. Zur einwandfreien Entnahme der Teile aus dem jeweiligen Werkzeug werden Trennmittel eingesetzt, die zum Teil recht hartnäckig am Kunststoff haften. Man unterscheidet grundsätzlich drei Sorten, die dem Lackierer das Leben schwer machen können.

Trennmittel (extern).· Konventionelle Trennmittel auf Wachs-

und Ölbasis, gelöst in organischen Lösemitteln. Lassen sich handwerklich mit geeigneten organischen Verdün-nungen und einem Schleifpad ent-fernen.

· Wasserverdünnbare Trennmittel-emulsionen auf Wachs- und Ölbasis, d.h. emulgiert in Wasser. Lassen sich handwerklich mit geeigneten organi-schen Verdünnungen und einem Schleifpad entfernen. Wasserverdünnbare Trennmittel lassen sich mit Wasser nicht mehr anlösen.

Trennmittel (intern).Selbsttrennende Produkte, die in derKunststoffmixtur enthalten sind, werdenim sog. IMR-Verfahren eingesetzt. Chemisch handelt es sich vorwiegend umZinkstearat. Tempern vor der Reinigungist unbedingt erforderlich. Reinigung mit organischen Lösungsmitteln bzw.Verdünnungen unter Mitverwendungeines Schleifpads.

Trennlacke.Chemisch handelt es sich bei Trennlackenum eine Lösung von Polyvinylalkohol inWasser. Der Anteil der Teile ist prozentualunbedeutend. Sollten diese Teile – die imÜbrigen leicht erkennbar sind (unruhige,wellige Rückseite) – vorliegen, musseine Reinigung mit Wasser vorgeschaltetwerden.Polyvinylalkohol lässt sich nur mitWasser entfernen und ist in organi-schen Lösungsmitteln unlöslich.

Was Kunststoffe von der Form trennt,

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Temperung.Eine Temperung (d. h.Wärmelagerung)vor der eigentlichen Reinigung ist aus folgenden Gründen von Vorteil:· Trennmittel „ausschwitzen“ (besonders

wichtig bei PU-Kunststoffen).· Spannungen im Kunststoff abbauen,

um Rissbildungen vorzubeugen.· Lunkerstellen (Lufteinschlüsse) VOR den

Lackierarbeiten erkennen und behandeln(öffnen und mit Spachtel ausfüllen).

Dabei sind die Teile ggf. zu unterlegen,um Verformungen zu vermeiden.

Reinigung.Mehrmalige Reinigung notwendig. Eineintensive, mehrmalige Reinigung mit Pad,Pinsel und stets frischem Reinigungsmittel istim Handwerksbetrieb zwingend notwendig.

Ein einmaliges Abwischen – auch mitempfohlenen Reinigern – reicht in denmeisten Fällen nicht.

Strukturierte Teile intensiver reinigen.Trennmittel und auch Schmutz sind vonstrukturierten Kunststoffteilen unter Zuhil-fenahme einer weichen Bürste oder alter-nativ mit Hochdruckreinigern zu befreien.

Nach der Reinigung ist es absolut wichtig,dass die Reinigungsmittel vor der weite-ren Bearbeitung gut verdunsten.

Trennmittel richtig von Kunststoffteilen entfernen.

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Unzureichende Vorbehandlung(Tempern, Reinigen).Unzureichende Vorbehandlung ist derhäufigste Fehler. Sie kann viele Aus-wirkungen haben, z.B.:· Oberflächenstörungen durch

Trennmittelreste.· Abplatzungen, da man auf einem

Trennmittelfilm lackiert, dessen Auf-gabe es ist, Haftung zu verhindern.

· Rissbildung, da evtl. im Kunststoff vorhandene Spannungen nicht ab- gebaut werden.

Die Zeit, die man durch Weglassen derTemperung oder zu oberflächliche Reini-gung einzusparen glaubt, ist meist verlo-rene Zeit, denn am Ende steht sehr häufigeine Reklamation und damit zusätzlicherAufwand für die Neubeschichtung, ganzzu schweigen vom Image-Verlust beimKunden.

Ungeeignete Reinigungsmittel.Zu aggressive Lösungsmittel schädigenlösemittelempfindliche Kunststoffe, wie z.B. ABS, PC, PPO, und können zur Riss-bildung oder sogar Zerstörung führen.Damit das nicht passiert, bietet Standoxfür die Reinigung speziell geprüfteProdukte an.

Zu frühes Lackieren nach derReinigung.Die vom Kunststoff bei der Reinigungaufgenommenen Lösungsmittel müssenvor der Beschichtung restlos entfernt sein.Andernfalls üben sie an der GrenzflächeKunststoff/Lack einen Dampfdruck aus,der sich haftungsmindernd bemerkbarmacht. Außerdem erhöht sich die Gefahreiner Bildung von Kochern undNadelstichen.

Ursachen für Lackierfehler.

Fehler können in allen Bereichen Ihrer Tätigkeit vorkommen. Doch nur werSchwachstellen kennt, kann Fehlern und den damit verbundenen Reklama-tionen vorbeugen, denn jede Nacharbeit kostet wertvolle Arbeitszeit unddamit bares Geld.

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Ungeeignete Haftvermittler.In den vorherigen Kapiteln wurde bereitsmehrfach darauf hingewiesen, dass esviele unterschiedliche Kunststoffe mitje-weils spezifischen Eigenschaften gibt.

Standox hat sowohl für die Aufgaben-stellung in Reparaturwerkstätten als auchfür größere industrielle Serien mit ggf.konkreten Spezifikationen die Erfahrungund die Produkte.

Ungenügende Flexibilisierung.Deck- und Klarlacke müssen dem Einsatzentsprechend elastifiziert werden. Unzu-reichend flexibilisierte Lacke führen beimechanischer Beanspruchung in der Regel zu Rissbildungen. Beachten Siedazu in jedem Fall die Hinweise derTechnischen Merkblätter.

rechts: Verlaufsstörungen (Orangenhaut)

durch ungeeignete Lösemittelkombination.

unten: Haftungsstörung durch ungenügende

Reinigung oder ungeeignete Haftvermittler.

oben: Kocher durch zu frühes Lackieren.

links: Hochziehen durch falsche Isolierung

und/oder Durchschliff.

Tipp: Mit der Standothek „Lackdefekte richtig beurteilenund beseitigen“ bietet Standox eineÜbersicht über die häufigsten Defekte mitTipps zur Bestimmung und Vermeidung.

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Bei aktuellen Fahrzeugen sind häufigKunststoffanbauteile in der Fahrzeugfarbelackiert. In dem Fall kann der ermittelteFarbton in elastifizierter Form verarbeitetwerden. Problematischer wird es, wennAnbauteile andersfarbig lackiert sind.Das ist häufig bei Altfahrzeugen derFall oder aber bei Dekorteilen aktuellerModelle.

Bei einer glänzenden Oberfläche kannder richtige Farbton mit Genius undStandowin genau ermittelt werden. Dankpräziser elektronischer Messung schlägtStandowin in der Formelsuche die ambesten passende Formulierung vor.

Wem kein elektronisches Farbtonmess-gerät zur Verfügung steht, der kannauf die Colorinformationen von derStandowin CD oder die Farbtonsuche imInternet – erreichbar über die StandoxLandesseite – zurückgreifen. Hier gibt es spezielle Übersichten, die für jedesModell und das dazugehörige Anbauteileine entsprechende Farbtonformel vor-schlagen.

Tipp: Mit der Standothek „Der schnelle Weg zum richtigenFarbton“ bietet Standox einen wertvol-len Ratgeber rund um die Farbtonfin-dung.

Farbtonsicherheit auch in der Kunststofflackierung.

Die perfekte Reparaturlackierung bei Kunststoffteilen ist das Ergebnis hand-werklichen Geschicks, optimaler Vorbereitung und der exakten Farbtonwahl.Standox bietet den Lackierern zahlreiche nützliche Hilfsmittel zur exaktenFarbtonermittlung.

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Technische Merkblätter und Lackiersysteme.

Aktuelle technische Merkblätter und weitere Informationen zu den StandoxLackiersystemen erhalten Sie bei IhremStandox Fachberater. Darüber hinaus lassen sich aktuelle Datenblätter auch auf den nationalen Standox Webseitenabrufen.

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