Kunstwerke am Wegesrand · aber auch von Hoffnung und Zuversicht und stehen so nicht nur für...

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1 Kunstwerke am Wegesrand Bildstöcke und Kapellen der Marktgemeinde St. Margarethen Verschönerungsverein

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Kunstwerke am Wegesrand Bildstöcke und Kapellen der Marktgemeinde St. Margarethen

Verschönerungsverein

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Inhalt

Kreuzkapelle mit Wegkreuz (1) ............................................. 6

Friedhofskreuz (2) ........................................................................... 8

Florianikapelle mit Bildstock (3) ......................................... 10

Historische Grundlagen ............................................................... 12

Die Steinmetzzunft von St. Margarethen ..................... 13

Ecce homo (4) ...................................................................................... 14

Franziskussäule (5) ......................................................................... 16

Antoniussäule (6) ............................................................................. 18

Cramerkreuz (7) ................................................................................ 20

Leonhardsäule (8) ............................................................................ 22

Koglkapelle (9) ................................................................................... 24

Pietà (10) ................................................................................................ 26

Entwurfsplan zur Walter-Karte, 1754 ............................ 27

Lamplkreuz (11) ................................................................................. 28

Johanneskapelle (12) ..................................................................... 30

Markussäule (13) .............................................................................. 32

Friedhofskapelle (14) ..................................................................... 33

Dreifaltigkeitssäule (15) .............................................................. 34

Mariazellerkapelle (16) ................................................................ 36

„Bildbaum“ (17) ................................................................................. 37

Anhang: Weißes Kreuz (18) ..................................................... 38

Josephinische Landesaufnahme, 1784 ............................ 40

Franziszeische Landesaufnahme, 1845 ........................... 41

Nachdenken und InnehaltenUnsere Bildstöcke und Kapellen erinnern an die wechselvolle Geschichte der Gemeinde: an Katastrophen, Kriege und Seuchen, an Nöte, Ängste und Schicksalsschläge. Sie zeugen aber auch von Hoffnung und Zuversicht und stehen so nicht nur für Vergangenes, sondern bleiben Mahnung auch für die Gegenwart. Denn trotz allen Fortschritts wird es immer wieder Unvorhersehbares und Unabwendbares im Leben jedes Einzelnen und einer Ge-meinschaft geben. So bleiben diese Zeichen stets aktuell und mahnen zum Nachdenken und Innehalten.

Erhalt und Pflege unserer „Marterl“ haben Tradition in St. Margarethen. Die Gemeinde kümmert sich seit Jahrzehnten um regelmäßige Restaurierungen, der Verschönerungsverein achtet auf notwendige Instandsetzungsarbeiten und Mitbürgerinnen und Mitbürger sorgen für Pflege und Blumenschmuck.

Eine Arbeitsgruppe, die im Zuge des Dorferneuerungsprojekts entstand, hatte es sich zur Aufgabe gesetzt, unsere „Marterl“ in ein neues Licht zu rücken. Dieses Anliegen wurde seitens der Gemeinde von Anfang an unterstützt. Durch mehr als zwei Jahre sammelte die Arbeitsgruppe nicht nur Erinnerungen aus der Bevölkerung, Fotos, Pläne, Geschichten und Legenden, sondern vertiefte dieses Wissen auch durch Nachforschungen in der Landes-bibliothek und dem Landesarchiv. Um jedoch zu wissenschaftlich fundierten Ergebnissen zu gelangen, wurde in der Folge seitens der Gemeinde und des Verschönerungsvereins ein Kunsthistorikerteam mit eingehenden Nachforschungen beauftragt.

Die Ergebnisse dieser gemeinsamen Arbeit sind jetzt sichtbar und nachlesbar: Die Texte auf den Informationstafeln bei den einzelnen Objekten geben einen kurzen Überblick über Geschichte und wichtige kunsthistorische Details der Bildstöcke und Kapellen. In der Bro-schüre werden die Forschungsergebnisse nachvollziehbar beschrieben und die Erinnerun-gen und Zeugnisse der Bewohnerinnen und Bewohner mit einbezogen.

So werden unsere Bildstöcke und Kapellen erneut gewürdigt, nicht nur als Mahn- und Andachtsstätten, sondern auch als kunsthistorisch bedeutsame Zeugen unserer Gemeinde-geschichte.

Eduard Scheuhammer, Bürgermeister Franz Artner, Obmann Verschönerungsverein Lore Tálos, Projektkoordination

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1 ........ Kreuzkapelle mit Wegkreuz2 ........ Friedhofskreuz 3 ........ Florianikapelle mit Bildstock4 ........ Ecce homo5 ........ Franziskussäule6 ........ Antoniussäule7 ........ Cramerkreuz8 ........ Leonhardsäule9 ........ Koglkapelle10 ..... Pietà11 ..... Lamplkreuz12 ..... Johanneskapelle13 ..... Markussäule14 ..... Friedhofskapelle15 ..... Dreifaltigkeitssäule16 ..... Mariazellerkapelle17 ..... „Bildbaum“ 18 ..... Anhang: Weißes Kreuz

Übersichtsplan Bildstöcke und Kapellen der Marktgemeinde St. Margarethenim Burgenland

St. Margarethenim Burgenland

Nachdenken und InnehaltenUnsere Bildstöcke und Kapellen erinnern an die wechselvolle Geschichte der Gemeinde: an Katastrophen, Kriege und Seuchen, an Nöte, Ängste und Schicksalsschläge. Sie zeugen aber auch von Hoffnung und Zuversicht und stehen so nicht nur für Vergangenes, sondern bleiben Mahnung auch für die Gegenwart. Denn trotz allen Fortschritts wird es immer wieder Unvorhersehbares und Unabwendbares im Leben jedes Einzelnen und einer Ge-meinschaft geben. So bleiben diese Zeichen stets aktuell und mahnen zum Nachdenken und Innehalten.

Erhalt und Pflege unserer „Marterl“ haben Tradition in St. Margarethen. Die Gemeinde kümmert sich seit Jahrzehnten um regelmäßige Restaurierungen, der Verschönerungsverein achtet auf notwendige Instandsetzungsarbeiten und Mitbürgerinnen und Mitbürger sorgen für Pflege und Blumenschmuck.

Eine Arbeitsgruppe, die im Zuge des Dorferneuerungsprojekts entstand, hatte es sich zur Aufgabe gesetzt, unsere „Marterl“ in ein neues Licht zu rücken. Dieses Anliegen wurde seitens der Gemeinde von Anfang an unterstützt. Durch mehr als zwei Jahre sammelte die Arbeitsgruppe nicht nur Erinnerungen aus der Bevölkerung, Fotos, Pläne, Geschichten und Legenden, sondern vertiefte dieses Wissen auch durch Nachforschungen in der Landes-bibliothek und dem Landesarchiv. Um jedoch zu wissenschaftlich fundierten Ergebnissen zu gelangen, wurde in der Folge seitens der Gemeinde und des Verschönerungsvereins ein Kunsthistorikerteam mit eingehenden Nachforschungen beauftragt.

Die Ergebnisse dieser gemeinsamen Arbeit sind jetzt sichtbar und nachlesbar: Die Texte auf den Informationstafeln bei den einzelnen Objekten geben einen kurzen Überblick über Geschichte und wichtige kunsthistorische Details der Bildstöcke und Kapellen. In der Bro-schüre werden die Forschungsergebnisse nachvollziehbar beschrieben und die Erinnerun-gen und Zeugnisse der Bewohnerinnen und Bewohner mit einbezogen.

So werden unsere Bildstöcke und Kapellen erneut gewürdigt, nicht nur als Mahn- und Andachtsstätten, sondern auch als kunsthistorisch bedeutsame Zeugen unserer Gemeinde-geschichte.

Eduard Scheuhammer, Bürgermeister Franz Artner, Obmann Verschönerungsverein Lore Tálos, Projektkoordination

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Nachdenken und InnehaltenUnsere Bildstöcke und Kapellen erinnern an die wechselvolle Geschichte der Gemeinde: an Katastrophen, Kriege und Seuchen, an Nöte, Ängste und Schicksalsschläge. Sie zeugen aber auch von Hoffnung und Zuversicht und stehen so nicht nur für Vergangenes, sondern bleiben Mahnung auch für die Gegenwart. Denn trotz allen Fortschritts wird es immer wieder Unvorhersehbares und Unabwendbares im Leben jedes Einzelnen und einer Ge-meinschaft geben. So bleiben diese Zeichen stets aktuell und mahnen zum Nachdenken und Innehalten.

Erhalt und Pflege unserer „Marterl“ haben Tradition in St. Margarethen. Die Gemeinde kümmert sich seit Jahrzehnten um regelmäßige Restaurierungen, der Verschönerungsverein achtet auf notwendige Instandsetzungsarbeiten und Mitbürgerinnen und Mitbürger sorgen für Pflege und Blumenschmuck.

Eine Arbeitsgruppe, die im Zuge des Dorferneuerungsprojekts entstand, hatte es sich zur Aufgabe gesetzt, unsere „Marterl“ in ein neues Licht zu rücken. Dieses Anliegen wurde seitens der Gemeinde von Anfang an unterstützt. Durch mehr als zwei Jahre sammelte die Arbeitsgruppe nicht nur Erinnerungen aus der Bevölkerung, Fotos, Pläne, Geschichten und Legenden, sondern vertiefte dieses Wissen auch durch Nachforschungen in der Landes-bibliothek und dem Landesarchiv. Um jedoch zu wissenschaftlich fundierten Ergebnissen zu gelangen, wurde in der Folge seitens der Gemeinde und des Verschönerungsvereins ein Kunsthistorikerteam mit eingehenden Nachforschungen beauftragt.

Die Ergebnisse dieser gemeinsamen Arbeit sind jetzt sichtbar und nachlesbar: Die Texte auf den Informationstafeln bei den einzelnen Objekten geben einen kurzen Überblick über Geschichte und wichtige kunsthistorische Details der Bildstöcke und Kapellen. In der Bro-schüre werden die Forschungsergebnisse nachvollziehbar beschrieben und die Erinnerun-gen und Zeugnisse der Bewohnerinnen und Bewohner mit einbezogen.

So werden unsere Bildstöcke und Kapellen erneut gewürdigt, nicht nur als Mahn- und Andachtsstätten, sondern auch als kunsthistorisch bedeutsame Zeugen unserer Gemeinde-geschichte.

Eduard Scheuhammer, Bürgermeister Franz Artner, Obmann Verschönerungsverein Lore Tálos, Projektkoordination

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Ein Sonderfall ist das „Weiße Kreuz“ (18), das zwar in der örtlichen Tradition sowie in der kunst- und heimatkundlichen Literatur immer zu St. Margarethen gezählt wurde, jedoch eindeutig auf der Osliper Seite der Gemeindegrenze steht. In der vorliegenden Broschüre wird es daher nicht in die Beschreibung der Objekte des Gemeindegebiets eingereiht, son-dern als Anhang beschrieben.

ForschungslageNeben der kunsttopographischen Kurzbeschreibung der nennenswerten Kleindenkmäler durch das Bundesdenkmalamt – publiziert in der Kunsttopograhie Eisenstadt (1932) und im Dehio-Handbuch Burgenland (1976) – hat sich vor allem der Eisenstädter Hobbyforscher Rudolf Brandlhofer in den 1940er-Jahren mit der Dokumentation des gesamten Kleindenk-malbestandes im Nordburgenland befasst. Seine Fotos sowie ein um 1950 entstandenes, unveröffentlichtes Typoskript befinden sich im Landesarchiv und im Diözesanarchiv in Eisenstadt. Das Typoskript war Grundlage seiner Beiträge über die Kleindenkmäler im Eisen-städter Band der Allgemeinen Landestopographie des Burgenlandes (1963).

Jüngere umfangreiche Forschungen zu den Kleindenkmälern und besonders zu den Stein-metzen von St. Margarethen lieferte Reg.-Rat Josef Altenburger, dessen Nachlass ebenfalls im Landesarchiv in Eisenstadt aufbewahrt wird. Altenburgers Forschungsergebnisse beru-hen primär auf Auswertungen historischer Quellen, die bedauerlicherweise nicht im Anmer-kungsapparat seiner Publikationen Eingang fanden bzw. nur summarisch genannt werden.

Quellen und ForschungsmethodenIm vorliegenden Fall mussten die Autoren der Broschüre daher neue Quellenforschung betreiben. Wichtige Funde wurden im Landesarchiv und Diözesanarchiv in Eisenstadt sowie in Wiener Archiven (Kriegsarchiv, Katastralmappenarchiv) gemacht.

Einleitung

Bildstöcke und Kapellen gehören zu den besonders interessanten Kleindenk-mälern unseres Landes. Oft wurden sie von bedeutenden Künstlern und Hand-werkern im Auftrag von prominenten Mäzenen und Stiftern geschaffen. Sie erinnern an bestimmte Ereignisse von teils historischer, teils privater Bedeu-tung. Immer aber erzählen Bildstöcke und Kapellen die Geschichte einer be-stimmten Region, einer Gemeinde und ihrer Bewohner und gehören damit zu den spannendsten Zeugen älterer Epochen. Es ist kein Zufall, dass viele dieser Bildstöcke unmittelbar am Wegesrand oder einer Wegkreuzung situiert sind, um von den Vorbeigehenden nicht übersehen zu werden. In früheren Zeiten waren sie Fixpunkte der kurzen Besinnung und Rast. Noch immer sind einige von ihnen Anfangs- oder Endpunkte von Prozessionen und Wallfahrten.

Die Kleindenkmäler von St. MargarethenIm Zuge des Projekts „Dorferneuerung“ befasste sich eine Arbeitsgruppe im Auftrag der Gemeinde und des Verschönerungsvereins und unterstützt vom Bundesdenkmalamt mit einer Neuerfassung und -beschreibung der Kleindenkmäler von St. Margarethen. Gerade in St. Margarethen mit seinem bekannten Steinbruch, einem der ältesten und größten in Eu-ropa, gibt es eine lange Tradition der Steinmetzkunst. Die in der Broschüre beschriebenen Kleindenkmäler geben ein anschauliches Zeugnis davon: Im St. Margarethener Gemeinde- gebiet gibt es 13 Bildstöcke und 6 Kapellen, wobei zwei Bildstöcke nicht mehr alleine stehen, sondern Ensembles mit jüngeren Kapellen bilden. So wurde an das spätgotische Wegkreuz bei der Landstraßenkreuzung 1751 die Kreuzkapelle (1) angebaut und auch der 1662 entstandene Florian-Sebastian-Bildstock erhielt später – in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts – mit der Florianikapelle (3) einen „Anbau“.

Unter den 13 Bildstöcken findet man zwei Tabernakelbildstöcke (das spätgotische Weg-kreuz an der Kreuzkapelle sowie der erst 2014 errichtete „Bildbaum“), bei den übrigen han-delt es sich um Figurenbildstöcke, also Pfeiler oder Säulen mit Aufsatzfiguren. Da gerade diese Statuen in Kriegszeiten ein besonderes Ziel von Zerstörungen waren, haben sich nur wenige Figuren im ursprünglichen Zustand erhalten, wie etwa der „Gute Hirte“ vom „Lamplkreuz“.

Für zwei Bildstöcke war die Zugehörigkeit zum Gemeindegebiet lange Zeit strittig bzw. unklar. Die „Antoniussäule“ (6) stand laut Franziszeischem Kataster von 1856 genau auf der Gemeindegrenze zwischen St. Margarethen und Trausdorf, was zu wiederholten wech-selseitigen Versuchen der „Inbesitznahme“ geführt hat, bevor der „Antonius“ 1873 durch Setzung eines Grenzsteins endgültig zu St. Margarethen kam. In der kunsthistorischen Literatur ist die „Antoniussäule“ trotzdem zumeist unter den Trausdorfer Kleindenkmälern abgehandelt worden.

Florianikapelle mit Florian-Sebastian-Bildstock (3)

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StandortfrageEine wesentliche Quelle für die Beantwortung der Standortfrage der St. Margarethener Kleindenkmäler waren mehrere im Kriegsarchiv (Wien) aufbewahrte historische Karten, be-sonders der Entwurfsplan zur sogenannten Walter-Karte (niederösterreichisch-ungarische Grenzkarte von Constantin Johann Walter) von 1754-56, sowie die drei militärischen Lan-desaufnahmen: die Josephinische Landesaufnahme von 1784, die Franziszeische Landes-aufnahme von 1845 sowie die Franzisco-Josephinische Landesaufnahme von 1872/73. Der Franziszeische Kataster der Gemeinde St. Margarethen von 1856 im Katastralmappenarchiv des Amtes für Eich- und Vermessungswesen (Wien) bot wertvolle Hinweise zu den genauen Standorten der Kleindenkmäler und den damaligen Grundstückseignern.

Stifter, Steinmetze und WerkstättenWeiterführende Hinweise zu den Stiftern und Steinmetzen lieferten nicht nur die einge-henden Transkriptionen und Deutungen der Inschriften auf den Denkmälern sondern auch die im Landesarchiv in Eisenstadt einsehbaren Waisenbücher (Verlassenschaftsverhand-lungsprotokolle) sowie die Matrikenbücher der Pfarre St. Margarethen (die älteren Bücher von 1671 bis 1826 befinden sich im Diözesanarchiv). Da die meisten Kleindenkmäler von St. Margarethen seit ihrer jeweiligen Entstehung häufig Veränderungen unterworfen wa-ren – so wurden etwa Aufsatzstatuen häufig zerstört und neu angefertigt – stellten sich die historischen Fotoaufnahmen von Rudolf Brandlhofer sowie jene von Dr.in Adelheid Schmeller-Kitt aus den 1970er-Jahren (im Landesarchiv) und einzelne Aufnahmen aus pri-vaten Archiven als wichtige Dokumente heraus. So sind z. B. die um 1945 zerstörten alten Figuren des „Ecce homo“, des „Leonhard“ und des „Markus“ nur durch die entsprechenden Brandlhofer-Fotos überliefert. Zwei wesentliche Quellen zur Geschichte von St. Margare-then – die Schulchronik und die Pfarrchronik – blieben trotz intensiver Suche leider un-auffindbar, wobei letztere vermutlich interessante Daten zu den Kapellen beinhaltet hätte.

FeldforschungIm Rahmen einer umfassend angelegten Feldforschung wurden über einen Zeitraum von acht Monaten mehr als 200 Kleindenkmäler im nördlichen und mittleren Burgenland sowie im angrenzenden Niederösterreich und Ungarn untersucht. Diese Arbeit führte zu wesent-lichen neuen und in der Forschung bislang unbekannten Erkenntnissen zu Künstlern und Werkstattbetrieben. So konnte erstmals der Versuch einer kunsthistorischen Zuordnung einiger Kleindenkmäler an bekannte Werkstätten und Steinmetzbetriebe unternommen werden.

Erzählte Geschichte („oral history“)Die in vielen Interviews mit St. Margarethener Bewohnerinnen und Bewohnern zutage ge-förderten Erinnerungen an das Leben mit den Bildstöcken und Kapellen, an Überlieferungen und Legenden trugen zur Abrundung und Ergänzung der Forschungsarbeiten bei.

SchlussbemerkungIn ihrer konzentrierten Beschreibung der einzelnen Denkmäler ermöglichen die Autoren unter Einbeziehung der wichtigsten Forschungsergebnisse einen spannenden Blick sowohl auf die vielfältigen Hintergründe und Stiftungsanlässe als auch in das künstlerische Milieu, aus dem die Objekte hervorgingen. Die vorliegende Broschüre soll nicht nur ein informati-ver und unterhaltsamer Reisebegleiter für Wanderer und Kunstinteressierte sein, sondern auch dazu beitragen, wichtige Kunst- und Kulturobjekte, wie sie die Kleindenkmäler von St. Margarethen darstellen, in ihrer Bedeutung bewusst zu machen.

Einleitung

Benutzte Literatur Auswahl in chronologischer Reihenfolge

Die Denkmale des politischen Bezirkes Eisenstadt und der freien Städte Eisenstadt und Rust (= Österreichische Kunsttopographie, Bd. 24), Baden bei Wien 1932.

Josef Rittsteuer, Die Klosterratsakten über das Burgenland (= Burgenländische Forschun-gen, Heft 30), Eisenstadt 1955.

Fred Sinowatz, Reformation und katholische Restauration in der Grafschaft Forchtenstein und Herrschaft Eisenstadt (= Burgenländische Forschungen, Heft 35), Eisenstadt 1957.

Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes. Bd. 2: Der Verwaltungsbezirk Eisenstadt und die Freistädte Eisenstadt und Rust, 2 Teilbände, Eisenstadt 1963 (Beiträge über Klein-denkmäler von Rudolf Brandlhofer).

Dehio-Handbuch Burgenland (bearb. von Adelheid Schmeller-Kitt), Wien 1976 (3. Auflage, Horn/Wien 2011).

Josef Altenburger, St. Margarethen im Burgenland 1232–1982. Festschrift, St. Margarethen 1982.

Josef Altenburger, Steinmetzzeichen im Burgenland, in: Burgenländische Heimatblätter 50 (1988), S. 62–74.

Josef Altenburger, Die Zunft der Steinmetze von (und zu) St. Margarethen (unveröffentlich-tes Typoskript zum Vortrag im Burgenländischen Landesarchiv am 8. März 1988).

Josef Altenburger, Die Familien in St. Margarethen. Ein genealogisch-historischer Beitrag im Sinne der Dorferhaltung (Nebentitel auf dem Umschlag: Der Lebenslauf eines Dorfes im Burgenland), St. Margarethen 1997.

Burgenländisches Landesmuseum (Hrsg.), Reformation und Gegenreformation im Pannoni-schen Raum (= Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland, Bd. 102), Eisenstadt 1999.

Josef Altenburger, Erinnerungen an ein Leben im Dorf. Unser Jahrhundert mit den Augen eines zeitgenössischen Burgenländers aus St. Margarethen. 1900–2000, St. Margarethen 2000.

Wolfgang Gürtler und Rudolf Kropf (Hrsg.), Die Familie Esterházy im 17. und 18. Jahrhun-dert (= Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland, Bd. 128), Eisenstadt 2009.

Harald Prickler, Eisenstädter bildende Künstler und Handwerker der Barockzeit, Eisenstadt 2013.

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Das Wegkreuz – ein wohl aus dem frühen 16. Jahrhundert stammender Tabernakelpfeiler – mit der 1751 angebauten Kapelle steht an der Kreuzung der beiden bereits im Mittel-alter wichtigen Landstraßen (Eisenstadt–Rust und Öden-burg–Pressburg).

WegkreuzDas spätgotische Wegkreuz ist das älteste erhaltene Klein-denkmal von St. Margarethen. Der Pfeiler besitzt einen prismatischen Tabernakel, dessen Ostseite eine Spitzbogen-blende aufweist, in welche 1694 – vielleicht nach Beschä-digungen während des Türkeneinfalls von 1683 – ein Relief (signiert und datiert „BR / 1694“ ) neu eingesetzt worden ist. Es zeigt eine Darstellung der Pietà („Marienklage“) vor einem Kreuz mit den Leidenswerkzeugen („Arma-Christi-Kreuz“), flankiert von knienden Engeln. Bekrönt wird der Pfeiler von einem Spitzhelm (Renovierungsinschrift: „REMOFET / F K P / 1770“ ) mit Ankerkreuz.

Maria-Himmelfahrt-KapelleDie angrenzende barocke Kreuzkapelle ist ein kleiner Giebel-bau, der laut Bauinschrift am Giebel „A S P / ANNO / 1751“ in jenem Jahr an das Wegkreuz angebaut worden ist. Historisch interessant ist die Tatsache, dass die Kapelle im Entwurf zur Walter-Karte von 1754 als „Maria Himelfarth Capellen“ auf-scheint; der heute gebräuchliche Name „Kreuzkapelle“ lässt sich erstmals 1845 (Franziszeische Landesaufnahme) nach-weisen und leitet sich wohl von ihrem Standort an einem Wegkreuz bzw. der Wegkreuzung ab.

Die Kapelle dürfte in der Folge wesentlich vergrößert worden sein, wie ein im Burgenländischen Landesarchiv verwahrtes Aquarell (bezeichnet „1851 bei St. Margarethen“ mit der nachträglichen Ergänzung „an der Presburger Hauptstrasse, der Holzturm und Baum existirt nicht mehr“ ) des Ödenburger Malers Franz Storno sen. aus dem Jahr 1851 zeigt. Wann dieser deutlich größere Anbau wieder abgetragen und durch ein einfaches Vordach auf Steinpfeilern – wie es noch auf alten Fotografien zu sehen ist – ersetzt wurde, ist nicht bekannt.

1953 ging das alte Altarbild mit der Himmelfahrt Mariens durch Diebstahl verloren; in der Folge wurde die heute noch vorhandene Schmiedeeisentür (bezeichnet „Anno 1953“ ) angebracht. 1970 wurde das Vordach bei einem schweren Verkehrsunfall beschädigt und musste in der Folge entfernt werden. Restaurierungen erfolgten 1996 (Steindach der Kapelle durch Ziegeldach ersetzt) und zuletzt 2013 durch Alexander Gregorics. Zur Kreuzkapelle geht jährlich am Montag vor Christi Himmelfahrt eine Bitt-Prozession.

Kreuzkapelle mit Wegkreuz Andacht an der Landstraßenkreuzung

EntstehungszeitWegkreuz: Anfang 16. Jhdt. Relief des Wegkreuzes: 1694Kapelle: 1751

Die Sage

„Einst hatte ein Mann von einem

anderen Geld ausgeborgt; als er

dieses jedoch zurückzahlen soll-

te, stritt er es ab. Als Strafe für

sein Vergehen fand seine Seele

nach seinem Tod keine Ruhe

und irrte weiter auf der Erde

umher. Dabei erschien er auch

seinem früheren Gläubiger mit

einem Geldsäckchen und fragte:

„Wo soll ich es hingeben?“ Aus

Mitleid über das Elend des geizig

verstorbenen Mannes und da-

mit dieser endlich Ruhe fände,

ließ sein Gläubiger die heutige

Kreuzkapelle erbauen. Als aber

anlässlich der Einweihung in

der Kapelle die Messe gelesen

wurde, entriss ein Sturm dem

Priester während der Wandlung

die heilige Hostie und wehte

diese hinfort. Seither soll in der

Kreuzkapelle keine Messe mehr

gelesen worden sein.“

Oben links: Aquarell von F. Storno sen., 1851, © Burgenländisches LandesarchivOben rechts: Foto von R. Brandlhofer, um 1943, © Burgenländisches LandesarchivUnten: Relief des Wegkreuzes

Franziszeischer Kataster, 1856, © Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Katastral-mappenarchiv

147°48’06.0”N 16°37’12.8”E

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Das Friedhofskreuz – ein Figurenbildstock von 1646 (Da-tierung oben am Pfeilerschaft) mit einer Aufsatzfigur „Christus in der Rast“ von 1695 (am Sockel bezeichnet mit „16:GT:SM:95“ ) – befindet sich im rückwärtigen, südlichen Bereich des Friedhofes.

Ungeklärte StandortfrageBislang wurde vermutet, dass der Bildstock, der wohl an-lässlich der Pestepidemie von 1646 gestiftet worden war, ursprünglich beim Pestfriedhof in der Nähe des einstigen Lazaretthauses in der Siegendorfer Straße stand. Im Ent-wurf zur Walter-Karte von 1754 ist hingegen nicht an dieser Stelle, sondern in der heutigen Professor-Dobrowsky-Gasse ein Bildstock eingezeichnet, der sich später dort nicht mehr nachweisen lässt. In der Josephinischen Landesaufnahme von 1784 erscheint dann erstmals ein Bildstock im Bereich des 1783 angelegten Friedhofes. Es ist vorstellbar, dass es sich in beiden Fällen um das heutige, wohl 1783 versetzte Friedhofskreuz gehandelt hat. Seinen heutigen Aufstellungs-ort erhielt es wohl 1904 im Zuge einer Friedhofserweiterung.

Gestiftet wurde der Bildstock von Michael Schaller, der von 1640 bis 1644 Marktrichter gewesen war, dem Wag-nermeister Niclas Kolig und dem Ratsburger Bartl Schiller. Ihre Namen sind in der Stifterinschrift in der Kartusche zu lesen: „DIESE FIGVR HA/BEN, MACHEN / LASEN ZV ER/INERVG. VND / ZVE, LOB DER / DEMVET IES/V CRISTE / NA/MLICH HER(R) / MICHEL SCHA/LER M(EISTER) NICLA/S KOLIG H(ERR) BAR/TL SCHILER“.

Steinmetz und HofbildhauerIn künstlerischer Hinsicht kann das Friedhofskreuz mit dem Steinmetzmeister Hans Peichtmann (siehe S. 13) in Verbin-dung gebracht werden. Die Detailformen von Kapitell und Inschriftkartusche entsprechen weitgehend jenem Formen-repertoire, das Peichtmann an seinen signierten Werken (Ecce-homo-Pfeiler von 1657 in Wulkaprodersdorf, Franzis-kussäule von 1672 in St. Margarethen) verwendete. Nicht zum ursprünglichen Ensemble von 1646 gehört die um ei-nige Jahrzehnte jüngere Aufsatzfigur „Christus in der Rast“. Im Unterschied zu einer Freiplastik, wie sie für Bildstöcke üblich wäre, ist ihre Rückseite unbearbeitet und entspricht demnach dem Typus einer Nischenfigur, deren Komposition auf Frontalansicht ausgelegt ist.

Die kunsthistorische Betrachtung weist sie als eine überaus qualitätvolle Arbeit aus, die dem Künstlermilieu der hoch-rangigen Eisenstädter Hofbildhauer entstammt. Dabei steht sie den vom Bildhauer Michael Felser (geb. um 1658/59, gest. 1709) in den Jahren 1701–05 geschaffenen aus-drucksvollen Skulpturen des Eisenstädter Kalvarienberges am nächsten; besonders mit dem Christus aus der Dornen-krönung (8. Station) lässt sie sich sehr gut vergleichen, so- dass eine Autorenschaft des talentierten Bildhauers für die St. Margarethener Christusfigur durchaus in Erwägung zu ziehen ist.

EntstehungszeitPfeiler: 1646Figur: 1695

StifterPfeiler: Michael Schaller, Niclas Kolig und Bartl Schiller

SteinmetzPfeiler: vermutlich Hans Peichtmann

BildhauerFigur: vermutlich Michael Felser

Kalvarienberg in Eisenstadt, Dornenkrönung von Michael Felser, um 1701/05

St. Margarethen, „Christus in der Rast“, 1695

StifterinschriftFoto von R. Brandlhofer, um 1943, © Burgenländisches Landesarchiv

247°48’02.6”N 16°36’19.2”E

Friedhofskreuz „Christus in der Rast“

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Der aus dem Jahre 1662 stammende Florian-Sebastian-Bildstock mit der nachträglich angebauten Florianikapelle befindet sich an der Landstraße nach Ödenburg. Alten Plä-nen zufolge (laut Landesaufnahmen von 1784 und 1845 so-wie dem Kataster von 1856) lag die Kapelle ursprünglich im Kreuzungsbereich eines querenden Weges, der vom Friedhof ausgehend in Richtung Mörbisch verlief.

Florian-Sebastian-BildstockDer Bildstock wurde vom Fleischhackermeister und Ratsbur-ger Fabian Weinzötl (gest. 1714) gestiftet, worauf sich die teilweise verwitterte Inschrift am Pfeilerfuß bezieht: „[G]ott und den H. Flo/ [ria]n und Sebastian / [zu] Ehrn hat M. Fa/ [bian] Weinzötl Fleisch/ [hackher] allhie dises Kr/ [eiz] auf-frichten las/ [sen] / Anno 1662“. Der Pfeiler wird oben von einer rollwerkgerahmten herzförmigen Inschriftkartusche abgeschlossen, worin die Inschrift: “S. FLORIAN. O. / EDLER PATRON. / IN FEYERSGEFAHR / WOLEST VNNS / BEY STEN“ zu lesen ist. Die Anrufung des heiligen Sebastian befindet sich darüber am Sockel des Kapitells: „S. SEBASTIAN / ORAPRO-NOBIS“ („Heiliger Sebastian bitte für uns“ ). Bekrönt wird der Pfeiler von einer stark erneuerten Doppelfigur der Heiligen Florian und Sebastian. Die beiden Heiligen zählen zu den be-liebtesten Nothelfern und wurden gegen Feuersnot und die Pest angerufen.

Anhand stilistischer Vergleiche kann man als Schöpfer des Bildstockes den Steinmetzmeister Hans Peichtmann (siehe S. 13) vermuten, der auch nachweisbar enge Beziehungen zur Familie Weinzötl pflegte.

FlorianikapelleDie wohl in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an den Bildstock angebaute „Florianikapelle“ – ein kleiner Kapellen- bildstock mit Rundbogennische – lässt sich erstmals 1754 im Entwurf zur Walter-Karte als „S. Floriany Capellen“ nachweisen. Der rückseitige Giebel besitzt ein bekrönendes Steinkreuz mit der Renovierungsinschrift „RE / 1881“. In der Kapellennische befindet sich eine gemauerte Mensa mit ei-nem Ölbild des heiligen Florian, bezeichnet: „M(aria) Waha 1966 / W(olfgang) Waha 1996“. Die Ritzzeichnungen in der Mensaplatte – Darstellung eines Kelches, flankiert von den Inschriften „C: MAYER / 1819 / D: 14 APR:“ und „Y: HEVFFEL. / 1819 / D: 14 APR:“ – dürften sich auf eine Renovierung der Kapelle beziehen; für den 4. Mai 1819, dem Festtag des hei-ligen Florian, ist eine Prozession zur Kapelle überliefert. Seit 1929 finden die alljährlichen Florianiprozessionen unter der Patronanz der Freiwilligen Feuerwehr St. Margarethen statt – der heilige Florian gilt als Schutzpatron der Feuerwehren.

EntstehungszeitBildstock: 1662Kapelle: 1. Hälfte 18. Jhdt.

StifterBildstock: Meister Fabian Weinzötl

SteinmetzBildstock: vermutlich Hans Peichtmann

Foto von R. Brandlhofer, um 1943, © Burgenländisches Landesarchiv

Doppelstatue Heilige Florian und Sebastian, Zustand 2014

Florian-Sebastian-Bildstock, Stifterinschrift

347°47’02.5”N 16°37’01.4”E

Die Sage

„Der Sage nach soll ein aus

Schützen am Gebirge stammen-

der Mann auf der Fahrt nach

Ödenburg plötzlich auf ein in

seinem Heimatort hochempor-

steigendes Feuer aufmerksam

geworden sein. Sogleich machte

er das Gelöbnis: ‚Wenn der

heilige Florian heute sein Haus

und Hof beschützt, so wolle er

an dieser Stelle eine Kapelle er-

bauen.‘ Da sein Eigen tatsäch-

lich vom Feuer verschont blieb,

ließ er aus Dankbarkeit die

Florianikapelle errichten.“

Florianikapelle mit Florian-Sebastian-Bildstock Gegen Feuersnot und Pest

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Die St. Margarethener Steinmetz- und MaurerzunftBereits 1646 hatten sich die Steinmetzen und Maurer der Herrschaft Eisen-stadt und der Grafschaft Forchtenstein zu einer Zunft mit Sitz in Mattersburg zusammengeschlossen. Da diese jedoch nicht lang bestand, wurde 1653 in St. Margarethen, wo sich der größte Steinbruch des damaligen Ungarn befand, neuerlich eine Zunft gegründet. Initiator war wohl Graf Paul Esterházy, der seit 1652 Inhaber der Herrschaft Eisenstadt war, zu der St. Margarethen gehörte.

Zunftbuch und ZunftpokalDie Archivalien der Steinmetz- und Maurer-Zunft, von denen besonders das 1653 begonnene und bis 1823 fort-geführte Meisterbuch hervorzuheben ist, befinden sich heute im Landesarchiv. Der erste Eintrag im Zunftbuch lautet: „Anno 1653, / Den 24 Augusty / Ist ein Ehrsames Handwerch der / Stainmötz unnd Maurer deren / Graff-schafft und Herrschafft / bey St: Margrethen an der Wulck-hau / Zusamen Komen unnd alda ein / Handwerchs Zunfft und Ordnung / auffgericht unnd beschlossen worden. / Der Pecher mit dem Deckyl neben einen andern nidern Pecher kosten in paren gelt mit / allen auffgangenen Unkhosten un(n)d Zöhrung / 64 fl.“. Der erwähnte „Becher mit dem Deckel“ – ein schöner vergoldeter Zunftpokal – ist heute eines der Prunkstücke des Landesmuseums in Eisenstadt.

Bedeutende SteinmetzmeisterVon den 52 im Zunftbuch zwischen 1653 und 1823 genannten Steinmetzmeistern stamm-ten 35 aus St. Margarethen. Zu den bedeutendsten Meistern in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in der ein Großteil der heute erhaltenen St. Margarethener Bildstöcke geschaffen wurde, zählten Hans Peichtmann und Martin Kugler.

Hans Peichtmann (geb. 1622, gest. 1673) war 1653 Gründungsmitglied und bis zu sei-nem Tod Unterzechmeister der Zunft. Von ihm stammt die mit „IOANNES PEICHTMANN LAPICIDA“ signierte Franziskussäule (5), aber auch das Friedhofskreuz (2) und der Florian-Sebastian-Bildstock (3) dürften aus der Hand des Meisters stammen. Peichtmanns Werk-statt wurde 1673 von Steinmetzmeister Hans Wohlrab, der 1677 das Cramerkreuz (7) stif-tete, übernommen.

Martin Kugler (geb. 1630, gest. 1682), der aus der Wiener Dombauhütte hervorging, ist seit 1660 in St. Margarethen nachweisbar, wo er sich 1666 in das Meisterbuch eintragen ließ. Signierte Werke in St. Georgen, Großhöflein und Pernitz zeugen vom herausragen-den Können dieses Meisters. Eigenhändige Werke Kuglers sind in St. Margarethen nicht nachzuweisen, jedoch kann man den Ecce-homo-Bildstock (4) und die Antoniussäule (6) mit seiner Werkstatt in Verbindung bringen. Martin Kugler wurde zum Stammvater einer umfangreichen Steinmetzdynastie, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hervorragende Meister ihres Faches herausbrachte.

Historische GrundlagenDie Anlässe für die Errichtung der Bildstöcke und Kapellen im Gemeindegebiet waren sehr vielschichtig: Schicksalsschläge, denen die Menschen früherer Jahrhunderte hilflos ausgesetzt waren, wie die häufigen Kriege, Naturkata-strophen und Seuchen, führten zu zahlreichen Stiftungen von Kleindenk- mälern, die oft jenen Heiligen gewidmet waren, von denen man Hilfe in der Not erhoffte.

Reformation und GegenreformationDie Grundlage für die ab dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts stark zunehmenden Stiftungen von religiösen Kleindenkmälern bildete die Gegenreformation in der Herrschaft Eisenstadt unter der Familie Esterházy. Die Rekatholisierung der Gemeinde St. Margare-then, die nach der Reformation von 1517, wie weite Teile Westungarns, protestantisch war, brachte allerlei Unruhe und Belastungen. Mehrfache Versuche, wieder katholische Pfarrer einzusetzen, scheiterten zunächst; die Zerstörung des Inventars der Pfarrkirche wurde beklagt. Möglicherweise blieben auch bereits vorhandene Bildstöcke nicht verschont. Vo-rangetrieben wurde die Rekatholisierung dann besonders vom Herrschaftsinhaber Graf Nikolaus I. Esterházy. Einst selbst Protestant, war dieser Anfang des 17. Jahrhunderts zum Katholizismus übergetreten und unterstützte in der Folge die Habsburger bei ihrem Kampf gegen den aufständischen Gábor Bethlen tatkräftig, wofür er zur Belohnung 1622 die Herr-schaften Forchtenstein und Eisenstadt – zu letzterer gehörte auch der Markt St. Margare-then – erhielt. Damit wurde auch St. Margarethen wieder katholisch. Sein Sohn Graf Paul Esterházy (ab 1652 Herrschaftsinhaber) förderte nicht nur die Gründung der Steinmetz-zunft in St. Margarethen (1653) sondern auch die Aufstellung von Votiv- und Bildsäulen als Ausdruck katholischer Volksfrömmigkeit.

PestepidemienEine besonders schwerwiegende Katastrophe, die bis in das frühe 18. Jahrhundert immer wieder über die Menschen hereinbrach, war die Pest. 1646 gab es nachweislich mehrere Seuchenopfer in St. Margarethen, die beiden verheerenden Epidemien von 1679 (106 Tote) und 1713 (38 Tote) bedeuteten einen schwerwiegenden Aderlass für die Dorfgemeinschaft. Der Hoffnung und Bitte, von der Seuche verschont zu werden, verdanken einige Kleindenk-mäler in St. Margarethen ihre Entstehung, wie vermutlich das Friedhofskreuz (2) von 1646, der Florian-Sebastian-Bildstock (3) von 1662, die ehemalige Pest- und heutige Leonhard-säule (8) von 1679 und die Pestkapelle am Kogl (9) von 1713. Weiters dürfte früher eine Pestsäule an der Stelle der 1919 neu errichteten Dreifaltigkeitssäule (15) in der Pranger-gasse an die Epidemie von 1679 erinnert haben.

Kriegerische AuseinandersetzungenKriegerische Auseinandersetzungen der letzten Jahrhunderte haben ebenfalls Spuren in der St. Margarethener Kleindenkmallandschaft hinterlassen: 1683 wurde der Ort im Zuge des Türkeneinfalls von Tataren schwer verwüstet und auch so mancher Bildstock wird damals beschädigt worden sein, worauf offensichtliche Renovierungen in den Folgejahren hindeu-ten könnten: u. a. beim Wegkreuz an der Kreuzkapelle (1) und der Antoniussäule (6). Den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges fielen unter anderem die Einrichtung der Koglkapelle (9) sowie die alten Bildstock-Aufsatzfiguren des Ecce homo (4), des heiligen Leonhard (8)und des Evangelisten Markus (13) zum Opfer.

© Burgenländisches Landesarchiv

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Der im Volksmund als „Ecce homo“ bezeichnete beeindru-ckende Bildstock steht an der höchsten Stelle der alten Han-delsstraße nach Ödenburg unweit der heutigen Staatsgrenze.

Gestiftet wurde er 1669 von der Pfandinhaberin des Ester-házyschen Gutes in St. Margarethen, Elisabeth von Vásárhely (gest. 1675). Die lateinische Inschrift auf der Kartusche am Kapitell lautet: „VASARHEL(Y) ELISABETHA TAR/GI STRVON-DAM. D(OMI)NI GREGORII / MAGN(IFICI) DE VASARHEL(Y). RELICTA / VIDVA. HANCRUCEN. ERIGI. / CVRAVIT. IN. HONO-REM QVINQVX / VVLNERVM CHARISTIANO(RUM) / IN DIE 24 OCTOBRIS / 1669“ („Elisabeth Vásárhely, die hinterlassene Witwe des hochedlen Herrn Gregor von Vásárhely, hat dieses Kreuz auf dem Rücken einer Anhöhe bauen lassen und dafür Sorge getragen, dass es zu Ehren der fünf christlichen Wun-den errichtet werde. Am Tage des 24. Oktobers 1669“ ).

Gefährliches ReisenDa das Reisen auf den Landstraßen in früheren Zeiten nicht ganz ungefährlich war, sollte die Anbetung der „heiligen fünf Wunden Christi“ hier wohl vor einem unvorhergese-henen Tod schützen. So heißt es z. B. in der „Ödenburger Zeitung“ vom 7. Mai 1891: „Fast Jedermann, der die Straße über ,Ecce homo‘ nach Oedenburg passiert, beschleicht ein Gruseln, denn gefahrvolle Ereignisse stehen bei besagter Station nicht vereinzelt da, und das jüngste Attentat auf die Fleischhauer aus Purbach, Breitenbrunn ist uns noch in frischer Erinnerung.“

„Arma-Christi-Pfeiler“Der Pfeilerschaft ist an drei Seiten mit Reliefs der Leidens-werkzeuge („Arma Christi“) verziert: Vorne: Rute und Geißel, Hammer und Zange, Kreuz und Leiter, Totenschädel (Bezug-nahme auf Golgotha) mit drei Kreuznägeln; links: Wasser-schüssel und -krug, Geldbeutel, Essigschwamm und Heilige Lanze, Geißelsäule; rechts: Laterne, Eisenhandschuh, Schilf-rohr und Richterstab, Würfel, Gewand Christi.

Als ausführender Steinmetz wurde bisher anhand eines auf der Rückseite eingemeißelten Monogramms „M K“ Martin Kugler (siehe S. 13) angesehen. Stilistische Vergleiche mit signierten Werken (z. B. „Arma-Christi-Pfeiler“ von 1677 in Großhöflein) schließen den Ecce-homo-Bildstock als eigen-händiges Werk Kuglers jedoch aus; dennoch darf angenom-men werden, dass der Pfeilerschaft aus der Werkstatt Martin Kuglers stammt. Stilistisch und ikonographisch steht er dem „Arma-Christi-Pfeiler“ in Breitenbrunn (1668) am nächsten.

Die frühere Aufsatzfigur, eine sitzende Christusfigur („Chris-tus in der Rast“), die nur über ein Foto von Rudolf Brandl-hofer aus den 1940er-Jahren dokumentiert ist, wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und 1960 durch eine von Johann Grillenberger angefertigte Halbfigur ersetzt. Der Bildstock wurde 1889 (Jahreszahl am Pfeilerschaft), 1989 (Johann Puschitz) und 2013/14 (Alexander Gregorics) renoviert.

EntstehungszeitPfeiler: 1669Neue Figur: 1960

StifterinPfeiler: Elisabeth von Vásárhely

Steinmetz Pfeiler: vermutlich Werkstatt des Martin Kugler

BildhauerNeue Figur: Johann Grillenberger Aufstellung der neuen Ecce-homo-Figur, 1960, Fotosammlung Georg Kugler Kapitell mit Büste

Foto von R. Brandlhofer, nach 1945, © Burgenländisches Landesarchiv

Johann Grillenberger bei der Anfer-tigung der neuen Ecce-homo-Figur, 1960, Fotosammlung Alexander Wind

447°45’42.6”N 16°37’20.3”E

Ecce homo Zu Ehren der fünf Wunden Christi

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Der dem heiligen Franz Xaver gewidmete Bildstock – im Volksmund „der Franziskus“ genannt – steht im Urbarialwald am höchsten Punkt des Güterweges Richtung Mörbisch. Wie aus dem Entwurf zur Walter-Karte (1754) hervorgeht, stand der Bildstock ursprünglich etwa 650 m weiter nord-östlich direkt an der Gemeindegrenze zu Rust in einem der Pfarre St. Margarethen gehörigen Weingarten in der Ried Hartmisch.

Pfarrer und SteinmetzDer Bildstock besteht aus einem barocken Pfeiler von 1672 und einer wohl aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts stammenden Figur des Heiligen. Die lateinische Inschrift der Pfeilerkartusche lautet: „EREXIT / PAROCHVS / STATVAM / LA-PICIDA / COLVMNAM / NOMINA / SCIRE / CVPI(DI)NI / CONSPI-CE / VTRINQVE / LA[T]VS / TRIN 14“ („Ein Pfarrer hat die Statue und ein Steinmetz hat die Säule errichtet. Um die Namen zu wissen, betrachte deinem Interesse zuliebe von zwei Seiten die dreifache Seite“). Die betreffenden Namen erscheinen in den Kartuschen des Kapitells und zwar links die Stifter-inschrift: „MICHAEL / POPP / PAROCHVS / S. MARG“ („Michael Popp, Pfarrer zu St. Margarethen“ ) sowie rechts die Stein-metzsignatur: „IOANNES / PEICHTMAN / LAPICIDA“ („Hans Peichtmann, Steinmetz“ ). Peichtmann war Unterzechmeister der St. Margarethener Steinmetzzunft (siehe S. 13) und zähl-te zu den führenden Steinmetzen in St. Margarethen.

An der Vorderseite des Kapitells befindet sich darüber hin-aus die Widmungsinschrift an den Heiligen: „S FRANCISCO / XAVERIO INDIAE / APOSTOLO“ („Dem heiligen Franz Xaver, dem Apostel Indiens“) sowie rückseitig das Errichtungs-datum: „ANNO / DOMINI / MDCLXXII“ („Im Jahre des Herrn 1672“ ).

Der heilige Franz XaverDie Franz-Xaver-Statue stammt aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts und wurde wohl im Zuge der Versetzung des Bildstockes an den heutigen Standort neu angefertigt. Der spanische Missionar Francisco de Xavier (geb. 1506, gest. 1552) war Mitbegründer des Jesuitenordens und gilt als Schutzpatron aller katholischen Missionen. Unter diesem Aspekt ist wohl die Errichtung des Franz-Xaver-Bildstockes zu sehen. Sie dürfte in direktem Zusammenhang mit der Ge-genreformation stehen: Unter Graf Nikolaus Esterházy wur-de 1638 in den Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt im Zuge der Gegenreformation mit der „Jesuitenmission“ begonnen, der lange Zeit kein durchschlagender Erfolg be-schieden war. Auch in Rust konnten sich die Protestanten lange Zeit erfolgreich widersetzen. Der damalige St. Mar-garethener Pfarrer Michael Popp (geb. 1629, gest. 1677) hat offenbar erhofft, durch die Stiftung des Bildstockes den Beistand des heiligen Franz Xaver für die Rekatholisierung Rusts zu erwirken und durch die Positionierung direkt an der Gemeindegrenze seine Gemeinde, die erst seit kurzem wieder katholisch war, unter besonderen Schutz zu stellen.

EntstehungszeitPfeiler: 1672Neue Figur: 1. Drittel 19. Jhdt.

StifterPfeiler: Pfarrer Michael Popp

SteinmetzPfeiler: Hans Peichtmann

Links: Foto von R. Brandlhofer, nach 1945, © Burgenländisches LandesarchivRechts: Kapitell mit Steinmetzsignatur und Datierung

Entwurfsplan zur Walter-Karte, 1754, © Österreichisches Staats-archiv, Kriegsarchiv

Inschriftkartusche

547°47’23.9”N 16°38’49.6”E

20151754

Franziskussäule Im Dienste der Gegenreformation

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Der Bildstock des heiligen Antonius von Padua befindet sich nördlich der Straße nach Trausdorf unmittelbar an der Ge-meindegrenze – ein zeitweise umstrittener Standort (siehe Einleitung, S. 2). Der barocke Pfeiler weist einen reich deko- rierten Schaft (volutengerahmte Inschriftkartusche und Fruchtgehänge) von 1677 auf. Das Kapitell (Kompositkapi-tell mit Akanthusblättern) und die Antoniusfigur sind nicht ursprünglich und wahrscheinlich um 1700 anlässlich einer Renovierung geschaffen worden.

SteinmetzatelierDer dekorierte Pfeilerschaft gehört zu einer regionalen Gruppe von mehreren ähnlich gestalteten Pfeilern, die zwi- schen 1668 und ca. 1680 entstanden sind (am besten ver-gleichbar sind die Trausdorfer Pestsäule von ca. 1680 und ein Sebastian-Pfeiler in Rohrbach von 1678). Dieser Pfeiler-typ lässt sich ebenso wie die „Arma-Christi-Pfeiler“ (siehe S. 15) mit dem Steinmetzmeister Martin Kugler (siehe S. 13) in Zusammenhang bringen. Allerdings handelt es sich auch beim Antonius-Pfeiler nicht um ein eigenhändiges Werk des Meisters, sondern wohl um eine Werkstattarbeit. Von Kugler eigenhändig bearbeitete und mit dem Steinmetzzei-chen des Meisters versehene Pfeiler dieses Typs findet man in St. Georgen (Pietà-Pfeiler von 1672) und im niederöster-reichischen Pernitz (Sebastian-Pfeiler von 1674).

Erzengel Michael wies einst den WegDie lateinische Inschrift in der Kartusche lautet: „QUIS QUIS / ADES SPO/NDENS SPON/SUS ERVAR / MEMENTO / TAR(TARUM) TANDEM / SPONDENS / ECCE PRAEIT / MICHAEL / M.D.C.L / X.X.V.I.I.“ („Wer auch immer du hier bist als einer, der ein Gelübde ablegt: Als einer, der ein Gelübde abgelegt hat, sollst du der Verdammnis entrissen werden. Denke schließlich an die Hölle! Als einer, der ein Gelübde ablegt. Siehe Michael geht voran. 1677“ ). Diese Inschrift deutet darauf hin, dass der Bildstock ursprünglich nicht dem heiligen Antonius, sondern dem Erzengel Michael gewidmet und wohl auch mit einer Statue des Erzengels versehen war.

Um 1700 muss die „Michaelssäule“ – vielleicht nach Beschä- digungen während des Türkeneinfalls von 1683 – erstmals renoviert worden sein, wobei das Kapitell und die Figur aus- getauscht wurden. Die Michaelsstatue könnte in der Folge in der Koglkapelle aufgestellt gewesen sein; dort gehör-te eine lebensgroße Steinstatue des Erzengels Michael zur 1945/46 leider restlos zerstörten Kapelleneinrichtung. Der „neue Heilige“ des Bildstockes, der heilige Antonius von Padua, ein im frühen 13. Jahrhundert in Italien wirkender Franziskaner, wird unter anderem für eine gute Ernte ange-rufen.

Renovierungen erfolgten in den Jahren 1890 (Inschrift in der Kartusche: „RENOVIRT / 1890 / UNTERN HERRN RIHTER JOHAN(N) / KATTER IN / ST. MARGARETHEN“ ), 1954 (Inschrift am Sockel: „Renoviert durch / Familie Dr Hauck / St. Margare-then. 1954.“ ) sowie 2015 durch Alexander Gregorics.

EntstehungszeitPfeilerschaft: 1677Kapitell und Figur: um 1700

SteinmetzPfeilerschaft: vermutlich Werkstatt des Martin Kugler

Foto von R. Brandlhofer, um 1943, © Burgenländisches Landesarchiv

Inschriftkartusche

647°48’44.8”N 16°35’18.1”E

St. Margarethen, Antoniuspfeiler, 1677 Trausdorf, Pestsäule, um 1680

Antoniussäule Für eine gute Ernte

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Das am Güterweg St. Margarethen-Kogl in Richtung Oggau inmitten von Weingärten (Ried Kramer) stehende Cramer-kreuz zählt zu den schönsten Kleindenkmälern von St. Mar-garethen. Über einem hohen Sockel mit Inschriftkartusche erhebt sich eine barocke Weinlaubsäule mit reich dekoriertem Kapitell (Kompositkapitell mit Fruchtgehängen). Bekrönt ist die Säule von der Statue der Madonna (Maria mit dem Jesus-kind) als „Himmelkönigin“; ein Spruchband zu deren Füßen wird von einem Engel gehalten.

Hans Wohlrab – Stifter und SteinmetzDie Stifterinschrift am Sockel lautet: „GOTT / UND VNSER / LIEBEN FRAVEN / ZU E(HREN) HAB ICH M(EISTER) / HANNS WOLRAAB STEINMETZ UND / MARIA M(EINE) E(HEWIRTIN) D(IESE) / STÄ [= Statue] HIER / VERERD / 16 77“. Die Säule wurde 1677 vom Steinmetzmeister Hans Wohlrab und seiner Gemahlin Maria gestiftet und wohl auch vom Meister selbst angefertigt. Hans Wohlrab dürfte ursprünglich als Geselle beim St. Margarethener Steinmetzmeister Hans Peichtmann (siehe S. 13) gearbeitet haben. Nach dem Tod Peichtmanns im Jahre 1673 heiratete Wohlrab dessen Witwe Maria, übernahm die Werkstatt und ließ sich als Meister im Zunft-buch der Steinmetzzunft eintragen. Aus dem Erbe des Hans Peichtmann stammte auch ein Achtel Weingarten in der Kramerried, wo vier Jahre später die Mariensäule entstand. Die Figur der Madonna wurde bereits 1935 bei einem Ab-sturz sowie 1945 durch Gewehrschüsse schwer beschädigt. Restaurierungen erfolgten 1935 (S. Sumitsch), 1949 (Robert Mussi) und 1985 (Johann Puschitz). Der Kopf, die Hände der Maria sowie das Jesuskind wurden dabei gänzlich erneuert.

Das Hohelied der LiebeDie Inschrift auf dem Engel-Spruchband zu Füßen der Ma-donna – „MEIN GELIEBTER IST / [MI]R EIN TRAVBEN OBE [N] IN / DEN WEINGÄRTEN. / CANTI(CUM CANTICORUM) CARPIS“ – gibt einen Bibelspruch aus dem Hohelied Salomos (latei-nisch: „Canticum Canticorum“) wieder, und zwar aus dem Zwiegespräch des Königs Salomo mit seiner Geliebten Su-lamith. Da Sulamith in der christlichen Auslegung mit der Jungfrau Maria gleichgesetzt wurde, spielte das Hohelied in der Marienfrömmigkeit eine große Rolle. Bedauerlicherweise ist die Inschrift bei früheren Restaurierungen teilweise ver-fälscht worden, was zu diversen spekulativen Auslegungen Anlass gab. Auf diese Weise entstand wohl auch folgende Sage über die Entstehung des Cramerkreuzes.

Entstehungszeit1677

StifterHans und Maria Wohlrab

SteinmetzVermutlich der Stifter Hans Wohlrab

Oben links: Foto von R. Brandlhofer, um 1943, © Burgenländisches LandesarchivOben Mitte: Madonna, Zustand 2014Oben rechts: Foto von A. Schmeller-Kitt, 1976, © Burgenländisches LandesarchivUnten: Zitat aus dem „Hohelied der Liebe“

747°48’45.9”N 16°38’11.5”E

Die Sage

„Nach der mündlichen Überlie-

ferung wurde an der Stelle der

Säule ein Mann erschlagen,

wobei es sich um einen Eifer-

suchtsmord gehandelt haben

soll. Den Bildstock soll schließ-

lich die Frau oder Braut des

Ermordeten errichtet haben.“

Entsprechend dieser Sage wurde

die Inschrift in der Literatur teil-

weise wie folgt fehlinterpretiert:

„Mein Geliebter ist / mir entraubt

worden in / den Weingärten /

Crammer“.

Stifterinschrift

Cramerkreuz „Maria im Weingarten“

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„Der Leonhard“, wie er im Volksmund genannt wird, steht in einem Feld in der Stockingenried am Güterweg nach Siegen- dorf. Auf einem niederen Sockel erhebt sich ein schlichter Pfeiler des 17. Jahrhunderts mit profiliertem Kapitell und neuer Leonhardfigur aus dem Jahre 1959.

Pest und Viehseuche als StiftungsanlassEs handelt sich dabei um eine ehemalige Pestsäule aus dem Jahr 1679, die – wohl 1920 – anlässlich einer Viehseuche zu einem Leonhard-Bildstock umgestaltet wurde. Dabei wurde der Pfeiler gewendet und die ehemalige Rückseite mit einer seit der Renovierung von 1959 nicht mehr erhaltenen, auf- gemalten Inschrift „Hl. Leonhard / bitt für uns / das Gott abwend / die Vieh Seuch / von uns. / Renov. 1920“ versehen. Der heilige Leonhard von Limoges, ein im 6. Jahrhundert in Frankreich lebender Eremit, gilt unter anderem als Schutz-patron für das Vieh, vor allem für die Pferde. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in der „Ödenburger Zei-tung“ immer wieder vor der grassierenden Maul- und Klau-enseuche gewarnt; so wurde etwa am 3.11.1910 über den ganzen Kismartoner (Eisenstädter) Bezirk wegen der in zwei Gemeinden aufgetretenen Seuche eine Sperre verhängt.

Die ehemalige Stifterinschrift aus dem Jahre 1679 ist auf der jetzigen Rückseite zu lesen: „ZV EHRN / DEM BARM/HER-ZIGEN / GOTT / DER DIE SC/HLISEL DES / LEWENS / HAT, MOR/T KATTER / IN ST. MA/RGRETHN / IHM VND DIE / SEINIGEN / ZV ERRÖT/TN IHM GE/FAR DER / GROSSEN / PEEST MIC/H VERLOB/T VND DIS/ES CREVZ / SEZEN / LASTHE / 1679“.

Persönliches SchicksalDen ursprünglichen Bildstock hatte der Lehensbauer Mar-tin Katter während der Pestepidemie des Jahres 1679 ver-mutlich auf eigenem Ackergrund errichten lassen, um für sich und die Seinen göttlichen Beistand zu erbitten. Die „große Pest“ von 1679 war die verheerendste Epidemie, die St. Margarethen in der Neuzeit heimgesucht hat; zwischen 21. August und 12. Dezember 1679 starben hier 106 Men-schen an der Pest. Am 11. Oktober raffte die Seuche auch Martin Katters Ehefrau Maria hin.

Da in der Stifterinschrift keine der sonst bei Pestsäulen üb-lichen bildlichen Darstellungen (Dreifaltigkeit, Maria, Sebas-tian u. a.) genannt sind, dürfte es sich dabei nicht um einen Figurenbildstock, sondern um einen Tabernakelbildstock ge-handelt haben. Als Steinmetz wird auf Grund eines auf der ursprünglichen Rückseite (jetzt Vorderseite) eingravierten IHS-Zeichens (Christusmonogramm) mit den Initialen „M K“ der Steinmetzmeister Martin Kugler (siehe S. 13) vermutet, der auch Taufpate der Kinder des Martin Katter war. Die vermutlich 1920 angebrachte Leonhardfigur wurde im Zweiten Weltkrieg demoliert und bei der Renovierung des Pfeilers 1959 vom Wiener Bildhauer Alfred Czerny durch eine neue ersetzt. 1989 wurde der Bildstock zuletzt von Johann Puschitz restauriert.

EntstehungszeitPfeiler: 1679Neue Figur: 1959

StifterPfeiler: Martin Katter

SteinmetzPfeiler: vermutlich Martin Kugler

BildhauerNeue Figur: Alfred Czerny

„IHS-Zeichen“ mit Monogramm „M K“Foto von R. Brandlhofer, um 1943, © Burgenländisches Landesarchiv

847°47’34.0”N 16°35’20.6”E

Stifterinschrift von 1679

Leonhardsäule Schutz gegen Pest und Viehseuchen

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Die im Pestjahr 1713 auf der höchsten Stelle des „Kogls“ errichtete Kapelle beherrscht – weithin sichtbar – das Ruster Hügelland.

Ehemalige PestkapelleDie Kapelle – ein schlichter Giebelbau mit polygonaler Apsis – besitzt ein schönes steingerahmtes Portal mit be-krönender Muschelnische; darin befindet sich eine barocke Figurengruppe der Heiligen Dreifaltigkeit in der Form eines „Gnadenstuhls“. Die Inschrift im Portalsturz lautet: „ZV EHRN DER HEILIGEN DREIFALTIGKEIT / DES HEILIGEN SEBASTIANI ROCHI VND ROSA/LIA IST DIESE CAPELN VON EINER ERSA-MEN GEM/EIN ERPAVET WORDEN WEGEN DER ERSCHRÖ /CKLICHEN KRANCKHEIT DER PEST SO IN / 1713 IAHR DEN 29 IVNI ENTSTAN/TEN IST IN: ST [: MARG]RETEN“. Die Heiligen Sebastian, Rochus und Rosalia sind die bekanntesten „Pest-heiligen“. Die Heilige Dreifaltigkeit gilt für alle Fürbitten als höchste Instanz.

Der damalige Pfarrer Johann Adam Mathes notierte im Totenbuch: „Anno 1713 Den 29 Juny hat unter mir Joanni Adamo Mathes alß dazumahl Pfarrhern die Laidtige Sucht angefangen zu grassieren, an welcher gestorben 38 Per-sonen. Unter wehrend Sucht hat ein ganze Ehrsambe Ge-main alhir im Marckht St. Margarethen /:so Gott diße Straff und Ruthen Gnädigst von ihnnen abwendte:/ Verlobt, eine Copelln auf den Koglperg zu bauen; wie dann auch darauf der Erste Stain … den 18 August Ao. 1713 ist gelegt wor-den.“ Am 13. Oktober 1715 wurde die Kapelle vom Stadt-pfarrer Markhl von Eisenstadt im Beisein der Pfarrer von St. Georgen, Oslip, Trausdorf und einer großen Menschen-menge geweiht.

Heimkehrer-GedächtniskapelleDie barocke Einrichtung der im Inneren zweijochigen kreuz-gratgewölbten Kapelle, darunter eine Steinstatue des Erz-engels Michael, bei der es sich möglicherweise um die ur-sprüngliche Aufsatzfigur der „Antoniussäule“ gehandelt hat (siehe S. 19), wurde 1945 im Zuge der Kriegshandlung bzw. im Herbst 1946 von unbekannten Tätern restlos zerstört. 1971 wurde die Kapelle zur Heimkehrer-Gedächtniskapelle umge-widmet und mit einem neuen Hochaltar (Triptychon von Josef Michels, bezeichnet „MICHELS 1971“ ) versehen. In der Osternacht führt das „Heilandsuchen“ zur Kapelle und am 4. September eine Prozession zu Ehren der Heiligen Rosalia und Rochus.

Entstehungszeit1713 Neuer Hochaltar: 1971

StifterGemeinde St. Margarethen

KünstlerNeuer Hochaltar: Josef Michels

947°48’30.8”N 16°37’55.7”E

„Gnadenstuhl“ über dem Portal

Stifterinschrift von 1713

Links: Kapelleninneres mit neuem HochaltarRechts: Foto von R. Brandlhofer, um 1943, © Burgenländisches Landesarchiv

Die Sage

„Nach mündlicher Überlieferung

gelobten anlässlich der Pest-

epidemie von 1713 die Bewohner

von St. Margarethen, dass sie

sämtliche Baumaterialien zum

Bau der Kapelle nicht mittels

Fuhrwerken, sondern mit ihren

eigenen Händen auf dem Berg

tragen wollten. Doch schon bald

wurde dies den Bauleuten zu

mühsam und sie beschlossen

sich die Arbeit durch Hinauf-

führen der Bausteine zu erleich-

tern. Als Folge davon traten so-

fort wieder neue Pestfälle auf.

Fortan wurde die Kirche ent-

sprechend dem abgelegten Ge-

löbnis fertig gebaut, wodurch

die Krankheitsfälle endlich

erloschen.“

Koglkapelle Von der Pest- zur Heimkehrerkapelle

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Der Bildstock der „Pietà“ – im Volksmund auch „Maria Schoß“ genannt – steht an der Eisenstädter Straße beim westlichen Ortsende. Auf einem schlichten barocken Pfeiler erscheint die Inschrift „Christus hat für uns / gelitten und hat uns ein / Beispiel hinterlassen, / Das wir Jhm nachfolgen / sollen / O’ Schmerzensmutter / bitt für uns !“

Seltener BildtypusDie bekrönende Figurengruppe „Pietà“ (Maria mit dem Leich-nam Jesu im Schoß) wurde 2004 vom Bildhauer Alexander Gregorics als Kopie der ursprünglichen Figur angefertigt, nachdem diese bei Arbeiten umgestoßen und schwer be-schädigt worden war. Im Gegensatz zum üblicherweise auf dem Schoß Marias liegenden Jesus zeigt die St. Margarethe-ner Pietà den eher seltenen Typus eines sitzenden Christus.

Der Bildstock, den man in die erste Hälfte des 18. Jahrhun-derts datieren kann, lässt sich erstmals 1754 im Entwurf zur Walter-Karte nachweisen. Laut Josephinischer Landes-aufnahme (1784) stand er einst an der Abzweigung eines heute nicht mehr existierenden Weges zum Jägerhaus beim Trausdorfer Fasangarten.

EntstehungszeitPfeiler: 1. Hälfte 18. Jhdt. Neue Figur: 2004

BildhauerNeue Figur: Alexander Gregorics

1047°48’37.4”N 16°35’56.1”E

Die Sage

„Ein Mann hatte während eines

Krieges sein Geld in jenem Acker

vergraben, auf dem heute die

Säule steht. Als er nach Been-

digung des Krieges diese Stelle

aber nicht mehr ausfindig ma-

chen konnte, gelobte er eine

Bildsäule errichten zu lassen,

wenn er sein vergrabenes Geld

wieder fände. Schon nach kur-

zem Suchen war dies tatsächlich

der Fall, weshalb der Mann an

eben jenem Ort die Bildsäule

aufstellen ließ.“

Entwurfsplan zur Walter-Karte, 1754© Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv

Nummern im Plan: 1 Kreuzkapelle, 2 Friedhofskreuz (ehemaliger Standort ?), 6 Antoniussäule, 10 Pietà, 12 Johannes-Nepomuk-Bildstock, 15 Dreifaltigkeitssäule von 1679 (?)Der Plan ist nicht wie üblich nach Norden, sondern nach Südosten orientiert.

Foto von R. Brandlhofer, um 1943, © Burgenländisches Landesarchiv

Pietà „Maria Schoß“

Page 18: Kunstwerke am Wegesrand · aber auch von Hoffnung und Zuversicht und stehen so nicht nur für Vergangenes, sondern bleiben Mahnung auch für die Gegenwart. Denn trotz allen Fortschritts

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Das „Lamplkreuz“, wie der Bildstock des Guten Hirten ge-nannt wird, befindet sich an der Straße nach Oslip bei der Abzweigung des Güterweges St. Margarethen-Feldkogel. Über einem prismatischen Sockel mit ausladender Deckplat-te erhebt sich eine hohe toskanische Säule mit der Statue des Christus als „Guter Hirte“ mit dem geschulterten Lamm, nach dem der Bildstock seinen volkstümlichen Namen „Lamplkreuz“ erhielt. Vor der Säule ist auf einer volutenverzierten Frontal- konsole eine ausdrucksvolle Figurengruppe der Pietà (Maria mit dem Leichnam Jesu auf dem Schoß) platziert.

Datiert ist der Bildstock auf der Konsole der Pietà mit der Jahreszahl „1734“; ein früher daneben stehendes Restaurie-rungsdatum „1928“ ist heute nicht mehr vorhanden. Stifter und Anlass sind unbekannt. Eine heute gänzlich verlorene Inschrift am Sockel war schon um die Mitte des 20. Jahr-hunderts nur mehr teilweise lesbar: „Herr Jesu Christo! / Du guter Hirt, alle die gerechten …“ (der Rest war damals bereits gänzlich verwittert).

Der Bildstock ist von einem Gatter mit vier Steindocken um-geben; dies ist ein Beispiel für eine ursprüngliche Umzäu-nung als Schutz vor Weidetieren, die auch Bildstöcke gerne als Reibebäume benutzten. Im Franziszeischen Kataster von 1856 ist das Grundstück, auf dem das Lamplkreuz steht, als gemeindeeigene Weide ausgewiesen.

Fürstlich Esterházyscher HofbildhauerDie beiden qualitativ sehr guten Skulpturen können ei-nem Bildhauer aus dem Kreis der fürstlich Esterházyschen Hofbildhauer in Eisenstadt zugeschrieben werden. Ein in-teressantes Pendant zum „Lamplkreuz“ findet sich im Ge-meindegebiet von Au am Leithaberge am Pilgerweg von Donnerskirchen über das Leithagebirge nach Loretto. Dieser mit „1754“ datierte Bildstock des Guten Hirten ist – abgese-hen davon, dass auf der Frontalkonsole statt einer Pietà eine Figurengruppe „Anna lehrt Maria das Lesen“ dargestellt ist – praktisch ident mit dem St. Margarethener „Lamplkreuz“ (dies trifft besonders auf die Statue des Guten Hirten zu). Die Figuren beider Bildsäulen stammen demnach von demselben Künstler, dessen Namen jedoch noch nicht erforscht ist.

Der Bahnhof St. Margarethen-RustVor nicht allzu langer Zeit stand das Lamplkreuz noch an der 1897 errichteten und 1952 bereits wieder aufgelassenen ca. 6 km langen Bahnlinie von Schützen am Gebirge nach St. Margarethen. Die Bahntrasse kreuzte direkt beim Lampl-kreuz die Landstraße, der heute gänzlich verschwundene Bahnhof St. Margarethen-Rust, an den nur mehr der Stra-ßenname „Am Alten Bahnhof“ erinnert, lag etwas südlich davon. Vom Bahnhof führte eine Anschlussbahn weiter zum Steinbruch, dessen eisenbahnmäßige Erschließung den Hauptgrund für den Bahnbau gebildet hatte.

Entstehungszeit1734

47°48’32.2”N 16°37’31.2”E

Foto von A. Schmeller-Kitt, 1976, © Burgenländisches Landesarchiv

St. Margarethen, „Lamplkreuz“, 1734

Au am Leithaberge, Bildstock „Guter Hirte“, 1754

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Pietà

Lamplkreuz Der „Gute Hirte“

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1762 ließ Pfarrer Matthias Detschinger außerhalb des Dor-fes an der Straße nach Eisenstadt bei der Abzweigung der heutigen Ziegelofengasse eine Johannes-Nepomuk-Kapelle errichten. 1971 musste die Kapelle einem wirtschaftlichen Interesse (Erweiterung des Winzergenossenschaftskellers in der Hauptstraße Nr. 3) weichen. Sie wurde abgetragen und im Garten des ehemaligen Gemeindehauses (Hauptstraße Nr. 20) zwar stark verkleinert, aber unter Verwendung his-torischer Bauteile und der historischen Einrichtung wieder aufgebaut. Das vom Altbau übertragene steingerahmte Por-tal ist am Keilstein mit der Jahreszahl „1 7 / 6 1“ datiert. Im Inneren befindet sich auf der gemauerten Mensa eine unter-lebensgroße, farbig gefasste Steinstatue des heiligen Johan-nes Nepomuk. Seitlich sind zwei volkstümliche lebensgroße Holzstatuen der Heiligen Laurentius von Rom und Aloisius von Gonzaga aus der Erbauungszeit der ursprünglichen Ka-pelle aufgestellt.

Der heilige Johannes von NepomukDer böhmische Priester Johannes Nepomuk (geb. um 1350 bei Pomuk, gest. 1393 in Prag) wurde 1393 im Machtkampf zwischen König Wenzel IV. und der katholischen Kirche von der Prager Karlsbrücke aus in der Moldau ertränkt. Mit der Seligsprechung 1721 und Heiligsprechung 1729 entwickelte sich in den Ländern der Habsburgermonarchie ein reger Kult,

der Johannes Nepomuk zu einem der beliebtesten und am meisten abgebildeten Heiligen machte. In Anspielung auf sein Martyrium gilt er als Brückenheiliger und Schutzpa-tron gegen Wassersnot. In der Nähe der St. Margarethener Johanneskapelle lagen Ziegelteiche sowie der Nodbach mit einem aufgestauten Teich, sodass Überschwemmungen in diesem Ortsbereich sehr wahrscheinlich waren.

Ehemaliger Johannes-Nepomuk-BildstockDie Johanneskapelle von 1761/62 war aber nicht das erste Johannes-Nepomuk-Denkmal in St. Margarethen. Bereits im Entwurf zur Walter-Karte von 1754 ist in der Ziegelofengasse, unweit des späteren Standorts der Johanneskapelle, ein Jo-hannes-Nepomuk-Bildstock („S: Johannes Nepom: Saulen“ ) eingezeichnet. Es ist anzunehmen, dass die Figur dieses äl-teren Bildstockes dann im Jahre 1762 in die neu errichtete Johanneskapelle übertragen worden ist und dort somit auch heute noch existiert.

Außergewöhnlich ist, dass der Heilige keines seiner üblichen Attribute, wie z. B. das Kruzifix, in Händen hält. Vergleicht man aber die St. Margarethener Figur mit einer offensichtlich auf dieselbe Vorlage zurückgehenden Johannes-Nepomuk-Statue in Baumgarten, wo ein Engel zu Füßen des Heiligen das Kreuz trägt, kann man vermuten, dass auch der hiesige Johannes Nepomuk einst einen Engel als Assistenzfigur besaß.

Am Dienstag vor Christi Himmelfahrt, dem zweiten Bitt-Tag, führt eine Prozession zur Kapelle; die zurückkehrenden Loretto-Wallfahrer machen hier am 8. September Station.

EntstehungszeitJohannes-Nepomuk-Statue:2. Viertel 18. Jhdt.Ursprüngliche Kapelle: 1761/62 Heutiger Kapellenneubau: 1971

StifterUrsprüngliche Kapelle: Pfarrer Matthias Detschinger

47°48’24.7”N 16°36’20.3”E

Franziszeischer Kataster, 1856, © Bundesamt für Eich- und Vermes-sungswesen, Katastralmappenarchiv

12Unten links: Foto von R. Brandlhofer, um 1943, © Burgenländisches LandesarchivMitte: St. Margarethen, Johannes-Nepomuk-StatueRechts: Baumgarten, Johannes-Nepomuk-Bildstock

Johanneskapelle Gegen Wassersnot

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Der Bildstock des Evangelisten Markus befindet sich an dem zum Trausdorfer Fasangarten führenden „Markusweg“. Seinen heutigen Standort erhielt er um 1860/70 im Zuge einer Neu-trassierung des früher weiter südlich verlaufenden Weges. Der ursprüngliche Standort lag etwa 400 Meter weiter südöstlich.

Historische FotoaufnahmeDer Bildstock besteht aus einem schlichten Pfeiler des spä-ten 18. Jahrhunderts und einer neuen Markusfigur, die um 1955 als Ersatz für die 1945 zerstörte alte Figur im Auftrag der Familie Strahlhofer vom Wiener Bildhauer Alfred Czerny angefertigt wurde. Die alte Figur stammte aus dem 19. Jahr-hundert und ist auf einem Foto aus den 1940er-Jahren do-kumentiert. An der Vorderseite des Pfeilerschaftes erscheint oben die Jahreszahl „1821“, darunter die Inschrift „RENOVIRT. / ANO / 1865.“ (ehemals bezeichnet: „Familie Granabetter“ ) sowie ein Steinmetzzeichen mit den Initialen „M K“.

Der Bildstock lässt sich erstmals 1784 in der Josephinischen Landesaufnahme nachweisen. Das unbekannte Steinmetz-zeichen könnte sich demnach auf Meister Michael Kugler (geb. 1752, gest. 1790) beziehen, bei dem es sich zugleich auch um den Stifter des Bildstockes gehandelt haben könn- te. Seinen Nachfahren gehörte um die Mitte des 19. Jahr-hunderts jenes Ackergrundstück, auf dem „der Markus“ ur- sprünglich gestanden ist. Angerufen wird der Evangelist Markus unter anderem gegen Unwetter, Blitz und Hagel so-wie für gutes Wetter und eine gute Ernte. Am 25. April führt eine Prozession zur Markussäule.

Die im Zentrum des Friedhofes situierte Kapelle wurde 1852 wohl im Zuge einer Friedhofserweiterung durch die Gemein-de St. Margarethen erbaut.

Romantischer HistorismusDie Kapelle ist ein im Stil des Romantischen Historismus in neogotischen Formen errichteter Giebelbau mit Ecktürmchen und Polygonalapsis. Eine Inschrifttafel über dem Eingangs-portal weist auf das Baudatum hin: „Selig sind die Todten die in / dem Herrn sterben. Von nun / an spricht der Geist sollen sie / ruhen von ihren Arbeiten den(n) / ihre Werke folgen ih-nen nach / Off. Joh. 14, 13. / Erbaut durch die Gemeinde / im Jahre 1852“. Der Innenraum wird von einer Spitzbogentonne mit Stuckrippen überwölbt. Die Apsis besitzt drei Spitzbo-gennischen und eine steinerne Altarmensa; das ehemalige Altarbild mit der Auferstehung Christi hat sich jedoch nicht erhalten. Von der Einrichtung noch vorhanden sind hingegen zwei neogotische Kirchenbänke.

Ein interessantes Pendent zur Friedhofskapelle findet sich in Mattersburg, wo sich der Feldzeugmeister Johann Nepomuk Berger von der Pleisse im Jahre 1853 vom örtlichen Maurer-meister Michael Postl eine Gruftkapelle errichten ließ. Die Johann-Nepomuk-Berger-Kapelle ist aufgrund der vermut-lich besseren finanziellen Möglichkeiten des Bauherrn in den Detailformen zwar wesentlich reicher ausgestaltet, in den Bauformen entspricht sie aber exakt der St. Margarethener Friedhofskapelle, sodass eine künstlerische Verbindung der beiden Bauten nahe liegt.

EntstehungszeitPfeiler: 3. Viertel 18. Jhdt.Neue Figur: um 1955

StifterPfeiler: vermutlich Michael KuglerNeue Figur: Familie Strahlhofer

SteinmetzPfeiler: vermutlich Michael Kugler

BildhauerNeue Figur: Alfred Czerny

Entstehungszeit1852

StifterGemeinde St. Margarethen

47°48’25.7”N 16°35’47.2”E 47°48’05.7”N 16°36’20.3”E

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Foto von R. Brandlhofer, um 1943, © Burgenländisches Landesarchiv

Inneres der Friedhofskapelle

Markussäule Für gutes Wetter und gute Ernte

Friedhofskapelle Auferstehung Christi

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Die Dreifaltigkeitssäule an der platzartigen Erweiterung am südlichen Ende der Prangergasse wurde im Jahre 1919 vom Ehepaar Franz und Maria Kugler sowie den Frauen Maria Katter, Anna Miehl und Theresia Unger als Dank für die glück-liche Rückkehr ihrer Söhne aus dem Ersten Weltkrieg ge- stiftet. Errichtet wurde sie durch die Steinmetzfirma Béla Mechle aus Ödenburg (Steinmetzsignatur „MECHLE / SOPRON“ am Postament).

Der Bildstock weist über einem Sockel mit Inschrifttafel und seitlichen Konsolstatuen (Herz Mariä und Herz Jesu) eine hohe korinthische Säule mit bekrönender Figurengruppe der Heiligen Dreifaltigkeit auf. Die Stifterinschrift am Sockel lau-tet: „Auf Jesu Herz wir fest vertraut, / Auf Herz Maria kindlich gebaut; / Kam Hilf‘ und Gnad‘ zur Kriegszeit, / D’rum Lob und Dank Dreifaltigkeit! / Errichtet durch: / Franz u. Maria Kugler, / Maria Katter, Anna Miehl u. / Theresia Unger / 1919.“

Steinmetzatelier MechleDie Steinmetzfirma Mechle wurde 1815 in Ödenburg ge-gründet, wo sie bis 1944 bestand. Sie zählte zu den größten Betrieben ihrer Art in Westungarn und wurde auch für Groß-aufträge, wie die Steinmetzarbeiten des Wiener Südbahn-hofes (1870–74) und des Grazer Hauptbahnhofes (1871–76), herangezogen. Im Großraum Ödenburg sowie im Nord- und Mittelburgenland finden sich von der Firma Mechle noch zahlreiche Grab-, Krieger- und Kleindenkmäler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, darunter auch einige Grabdenkmäler auf dem Friedhof von St. Margarethen.

Ehemalige PestsäuleLaut einer örtlichen Überlieferung soll an der Stelle der heu-tigen Dreifaltigkeitssäule vor 1919 eine ältere Säule gestan-den haben. In alten Plänen (Walter-Karte von 1754/56 und Franziszeische Landesaufnahme von 1845) ist an der betref-fenden Stelle auch tatsächlich ein Bildstock eingezeichnet. Von eben dieser Säule könnte jener „Gnadenstuhl“ (eine im Mittelalter und der Barockzeit geläufige Form einer Drei- faltigkeitsgruppe) stammen, der sich heute über dem ehe-maligen Seiteneingang der Pfarrkirche befindet. Bei diesem handelt es sich um eine sehr gute Arbeit aus dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts. Die Skulptur ist demselben Künstler zuzuschreiben, der auch die 1688 datierte Marien-säule bei der Pfarrkirche in Oslip angefertigt hat.

Es liegt die Vermutung nahe, dass der „Gnadenstuhl“ an der Außenmauer der St. Margarethener Pfarrkirche einst eine Pestsäule geziert hat, die vermutlich an die große Pestepi-demie von 1679 erinnern sollte. Ein „Gnadenstuhl“ befindet sich auch in der Nische oberhalb des Eingangsportals der 1713 errichteten Pestkapelle am Kogl (siehe S. 24).

Die Dreifaltigkeitssäule ist Ausgangs- oder Endstation meh-rerer Prozessionen: der am Palmsonntag sowie jener am dritten Bitt-Tag vor Christi Himmelfahrt und der Erntedank-Prozession im September.

Entstehungszeit1919

StifterFranz und Maria Kugler, Maria Katter, Anna Miehl und Theresia Unger

SteinmetzSteinmetzbetrieb Béla Mechle aus Ödenburg

Oben Links: Einweihung der Dreifaltigkeitssäule 1919, © Burgenländisches LandesarchivOben rechts: Heilige DreifaltigkeitUnten: Inserat in der Ödenburger Zeitung vom 20.10.1912

47°48’16.5”N 16°36’22.9”E

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„Gnadenstuhl“ an der Pfarrkirche St. Margarethen

Stifterinschrift

Dreifaltigkeitssäule Dank für die glückliche Heimkehr

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Die Mariazellerkapelle steht im westlichen Gemeindegebiet an jenem Feldweg, der in Verlängerung des „Markusweges“ an der Südseite des Trausdorfer Fasangartens entlang führt.Die Kapelle ist ein aus Sandsteinquadern errichteter Giebel-bau mit rundbogiger Türöffnung und Schmiedeeisengitter-tür. Der mit dem Baudatum „1998“ versehene Giebel ist von einem Steinkruzifix bekrönt. Im Inneren befinden sich eine moderne Statue einer Schutzmantelmadonna aus gegos-senem Sandstein der Keramikwerkstatt Gossy sowie eine marmorne Gedenktafel, die 1986 von den Wallfahrern am Anstieg zum Preiner Gscheid angebracht, durch ein Unwetter beschädigt und daher in die Kapelle übertragen wurde.

St. Margarethener FußwallfahrtDie von St. Margarethen ausgehende jährliche Fußwallfahrt nach Mariazell findet – auf Anregung von Franz Miehl – seit 1985 statt (frühere Wallfahrten begannen in Wiener Neu-stadt). Die Errichtung der Kapelle im Jahre 1998 durch Paul Artner, Franz Pock, Manfred Merkl, Franz Gölles und Paul Grill geht auf Paul Artner zurück, der gelobt hatte, eine Kapelle zu errichten, sofern er bis zur Erreichung des 60. Lebensjahres an den Wallfahrten teilnehmen könne. Die Grundstücks-eignerin Waltraud Schweifer, ebenfalls eine Teilnehmerin an den jährlichen Wallfahrten, stellte den Baugrund zur Verfü-gung. Gemeindemitglieder unterstützten den Bau mit Ma-teriallieferungen. Seit ihrer Fertigstellung ist die Kapelle die erste Bet- und Raststation der Wallfahrer.

Der sogenannte „Bildbaum“ – ein aus Sandsteinquadern gemauerter Tabernakelbildstock (im Giebel bezeichnet mit dem Errichtungsjahr „2014“ ) – steht im St. Margarethener Urbarialwald am Fuße des Hohlweges in Richtung Mörbisch. In der Nische des Bildstockes befindet sich ein gerahmter Kunstdruck mit der Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit.

200 Jahre alte EicheDer ursprüngliche Bildbaum war eine 200 Jahre alte Eiche, an der vor ca. 100 Jahren die Familie Fleck ein Marienbild hatte anbringen lassen. Der Schutz der Muttergottes wur-de erfleht für die junge Witwe Anna des früh verstorbenen Michael Fleck und insbesondere für die Gesundheit ihrer drei kleinen Kinder in einer Zeit mit sehr hoher Kindersterb-lichkeit. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Marienbild schwer beschädigt und als Ersatz ein Bildnis der Heiligen Dreifaltigkeit angebracht.

Als 2013 die alte Eiche aufgrund des schlechten Zustandes gefällt werden musste, wurde zwar ein neuer Baum ge-pflanzt, für das Bildnis der Heiligen Dreifaltigkeit aber auf Initiative des ehemaligen Obmanns der Urbarialgemeinde, Alois Fleck, ein eigener Bildstock errichtet, um dieses Glau-benssymbol für spätere Generationen zu erhalten. Die Be-zeichnung „Bildbaum“ wurde beibehalten und der Bildstock, der nun das traditionsreiche Bild beherbergt, am 12. Sep-tember 2014 feierlich gesegnet.

Entstehungszeit1998

StifterPaul Artner

Entstehungszeit2014

StifterUrbarialgemeinde

St. Margarethen

47°48’10.2”N 16°35’14.3”E 47°47’32.1”N 16°38’28.6”E

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Der alte Bildbaum vor 2013, Fotosammlung Georg Kugler

Schutzmantelmadonna in der Kapelle, Foto: Franz Artner

Mariazellerkapelle Auf dem Weg nach Mariazell

„Bildbaum“ Maria soll schützen

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Ein Sonderfall unter den Kleindenkmälern von St. Mar-garethen ist das „Weiße Kreuz“, das eigentlich zur Nachbar- gemeinde Oslip gehört. Es steht in der Ried Klein Adlersberg auf der Osliper Seite des Güterweges St. Margarethen-Kogl, der hier die Grenze zwischen St. Margarethen und Oslip bil-det. Schon laut der im Zuge der Anlegung des Franziszei-schen Katasters 1856 durchgeführten Grenzbeschreibung stand es jenseits der Gemeindegrenze. Das Grundstück des Standortes sowie die umgebenden Gründe waren aber meist im Besitz von St. Margarethener Eignern. Vermutlich wurde es deshalb in der örtlichen Tradition immer zu St. Margare-then gezählt, ebenso wie in der gesamten kunsthistorischen und heimatkundlichen Literatur.

Eines der ältesten KleindenkmälerDer Bildstock ist um 1600 entstanden und zählt mit zu den ältesten Kleindenkmälern im Raum St. Margarethen. Über ei-nem mächtigen Sockel erhebt sich ein schlanker Tabernakel-pfeiler mit hohem prismatischen Tabernakel und erneuertem Kreuzaufsatz; in der spitzbogigen Tabernakelnische befindet sich eine erst nach 1945 aufgestellte Madonnenstatuette.

Restauriert wurde der Bildstock laut Inschrift 1884 sowie letztlich 1984 vom St. Margarethener Steinkünstler Johann Puschitz. Ein nahezu identes Pendant besitzt das „Weiße Kreuz“ mit dem „Josephikreuz“ in Zillingtal.

EntstehungszeitUm 1600

47°48’45.5”N 16°38’00.8”E

Foto von R. Brandlhofer, um 1943, © Burgenländisches Landesarchiv

Anhang

Impressum

Herausgeber: Marktgemeinde und Verschönerungsverein St. Margarethen im BurgenlandGesamtkonzeption und Organisation: Lore Tálos und Franz Artner, St. Margarethen

Projektplanung: Dr.in Christina Wais (DENKMALFORSCHER – www.denkmalforscher.at)Autor: Mag. Franz Peter Wanek (im Auftrag der DENKMALFORSCHER) mit Beiträgen von Dr.in Christina WaisInschriftentranskription: Mag. Walter BrennerLiteraturrecherchen, historische Vorarbeiten, Interviews und Projektkoordination: Lore Tálos und Franz Artner, St. MargarethenWebadministration: Wolfgang Miehl, St. Margarethen

Fotos: Mag. Franz Peter Wanek (Titelbild, Umschlagseite 4 und alle übrigen Bilder ohne Fotohinweis), Franz Artner (S. 36, Schutzmantelmadonna)Historische Fotoaufnahmen: Burgenländisches Landesarchiv (Fotos von Rudolf Brandlhofer und Dr.in Adelheid Schmeller-Kitt), Fotosammlung Georg Kugler (S. 15, „Aufstellung der neuen Ecce-homo-Figur“, S. 37, „Bildbaum“), Fotosammlung Alexander Wind (S. 15, „Johann Grillenberger“), Titelbild: Cramerkreuz (7) mit Koglkapelle (9) im HintergrundLetzte Umschlagseite: Madonna des Cramerkreuzes (7)

Gesamtredaktion: Lore Tálos, Dr.in Christina Wais und Mag. Franz Peter WanekLayout und grafische Umsetzung: Isabella Stirm, www.w4gestaltung.deDruck: LEYKAM Let‘s Print, Bickfordstrasse 21, 7201 NeudörflGedruckt auf: Naturpapier „Design Offset“, FSC-Mix

Unser Dank für inhaltliche Hilfestellungen gilt: Mag.a Angelina Pötschner (Bundes-denkmalamt); Mag.a Rita Münzer und Mag.a Karin Sperl (Burgenländisches Landesarchiv); Mag. Bernhard Weinhäusel (Diözesanarchiv Eisenstadt); Dr.in Ingeburg Weinberger, Kunsthistorikerin, Wien

St. Margarethen im Burgenland, August 2015

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Weißes Kreuz (Adlerkreuz) Jenseits der Grenze

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Franziszeische Landesaufnahme, 1845© Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv

Nummern im Plan: 1 Kreuzkapelle, 3 Florianikapelle, 4 Ecce homo, 5 Franziskussäule, 6 Antoniussäule, 8 Leonhardsäule, 9 Koglkapelle, 10 Pietà, 11 Lamplkreuz, 12 Johannes-kapelle, 13 Markussäule, 15 Dreifaltigkeitssäule von 1679 (?), 18 Weißes Kreuz

Josephinische Landesaufnahme, 1784© Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv

Nummern im Plan: 1 Kreuzkapelle, 2 Friedhofskreuz, 3 Florianikapelle, 6 Antoniussäule, 7 Cramerkreuz, 8 Leonhardsäule, 9 Koglkapelle, 10 Pietà, 11 Lamplkreuz, 12 Johannes-kapelle, 13 Markussäule, 18 Weißes Kreuz

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HerausgeberMarktgemeinde und Verschönerungsverein St. Margarethen im Burgenland