Kuschiten in Theben: Eine archäologische Spurensuche · Das Projekt „Kuschiten in Theben“...

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2007 Varia Einleitung Während der kuschitischen Herrschaft über Ägypten (Fünfundzwanzigste Dynastie, 722-655 v. Chr.) 1 ist vermutlich eine große Anzahl von Per- sonen im Gefolge der Könige aus dem Sudan nach Ägypten gekommen. Viele dieser Höflinge, Solda- ten, Händler und Handwerker sind wohl dort sess- haft geworden, haben ihre Familien mitgebracht oder eigene Familien in der neuen Heimat gegrün- det. Es ist folglich von einer großen Zahl Kuschiten 2 der zweiten Generation auszugehen, die in Ägypten geboren wurden und das Land auch nach dem Ende der kuschitischen Herrschaft nicht verlassen mus- sten (Morkot 2000: 289). Die Stadt Theben kam in der Kuschitenzeit nach den Jahren mit mehreren, teilweise rivalisie- renden Herrscherhäusern und lokalen Machthabern außerhalb der Thebais während der sogenannten Dritten Zwischenzeit zu einer neuen Blüte, erlangte abermals überregionale Bedeutung und politischen Einfluss, der sich primär durch eine intensive könig- liche Bauaktivität bemerkbar machte (Morkot 2000: 229–250; Redford 2004: 115–138). Diese Prosperität fußte auch auf einer geschickten Umstrukturierung des Beamtenapparates: Schlüsselstellungen am Hof wurden von Beamten kuschitischer Herkunft bekleidet (z.B. Bürgermeister von Theben), die direkt vom König eingesetzt wurden (vgl. Strudwick 1995: 93). Kuschitische Königssöhne wurden als Hohepriester und in weiteren hohen Ämtern instal- liert, kuschitische Prinzessinnen übten das Amt der Gottesgemahlin des Amun aus. Einflussreiche ein- heimische Familien wurden durch politische Heira- ten mit der kuschitischen Königsfamilie verbunden (z.B. Monthemhat, vgl. Leclant 1961, Bierbrier 1980: 116 und Russmann 1997: 35–39, oder der unterägyp- tische Vezier Mentuhotep, vgl. Habachi 1977: 166 und Vittmann 2007). Für weiter vom Königshaus entfernte Sphären gibt es erstaunlich wenige Nachweise von Kuschiten in Ägypten. Dies scheint vor allem mit der Schwie- rigkeit zusammenzuhängen, Personen mit einer Abstammung aus dem heutigen Sudan bei fort- schreitender Akkulturierung im archäologischen Befund zu fassen (vgl. Wenig 1990: 346 und Vitt- mann 2007 ). Es gibt allerdings, wie ein aktuelles For- schungsprojekt zeigen soll, Möglichkeiten, die kuschitische Herkunft einer Person zu greifen oder zumindest als sehr wahrscheinlich anzunehmen (siehe Budka 2006b, Bd. III, S. 566–603, Budka 2007 und im Druck). Personennamen oder deren Wie- dergaben in der ägyptischen Hieroglyphenschrift sind dabei wesentliche Aspekte (vgl. Vittmann 2007), außer-dem zeugen Personendarstellungen (Klei- dung, Haartracht, Körperproportionen) häufig, wenn auch nicht zwangsläufig, von der unägyp- tischen Herkunft der Betreffenden. Letzteres ist für Kuschiten in Ägypten sowohl im königlichen als auch im privaten Bereich festzustellen (vgl. Loh- wasser 1999, Lohwasser 2006). 163 Julia Budka und Frank Kammerzell Kuschiten in Theben: Eine archäologische Spurensuche 1 Für die Datierung des Endes der Regierungszeit des Pian- chi als 722/721 v. Chr. statt wie früher 716 mit der daraus resultierenden Frühdatierung seiner Kampagne nach Ägypten und der Eroberung Thebens um 726 v.Chr. siehe Payraudeau 2004: 88 mit weiterer Literatur und zuletzt zusammenfassend Jansen-Winkeln 2006: 258–263 (mit Bezug auf die Tang-i Var-Inschrift und weitere Quellen). 2 Der Begriff „Kuschiten“ wird hier allgemein für Personen, die aus Nubien bzw. dem Nordsudan stammen, verwendet und ist dabei nicht nur auf das Königshaus beschränkt.

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2007 Varia

Einleitung

Während der kuschitischen Herrschaft überÄgypten (Fünfundzwanzigste Dynastie, 722-655v. Chr.)1 ist vermutlich eine große Anzahl von Per-sonen im Gefolge der Könige aus dem Sudan nachÄgypten gekommen. Viele dieser Höflinge, Solda-ten, Händler und Handwerker sind wohl dort sess-haft geworden, haben ihre Familien mitgebrachtoder eigene Familien in der neuen Heimat gegrün-det. Es ist folglich von einer großen Zahl Kuschiten2

der zweiten Generation auszugehen, die in Ägyptengeboren wurden und das Land auch nach dem Endeder kuschitischen Herrschaft nicht verlassen mus-sten (Morkot 2000: 289).

Die Stadt Theben kam in der Kuschitenzeitnach den Jahren mit mehreren, teilweise rivalisie-renden Herrscherhäusern und lokalen Machthabernaußerhalb der Thebais während der sogenanntenDritten Zwischenzeit zu einer neuen Blüte, erlangteabermals überregionale Bedeutung und politischenEinfluss, der sich primär durch eine intensive könig-liche Bauaktivität bemerkbar machte (Morkot 2000:229–250; Redford 2004: 115–138). Diese Prosperitätfußte auch auf einer geschickten Umstrukturierungdes Beamtenapparates: Schlüsselstellungen am Hofwurden von Beamten kuschitischer Herkunftbekleidet (z.B. Bürgermeister von Theben), diedirekt vom König eingesetzt wurden (vgl. Strudwick1995: 93). Kuschitische Königssöhne wurden alsHohepriester und in weiteren hohen Ämtern instal-

liert, kuschitische Prinzessinnen übten das Amt derGottesgemahlin des Amun aus. Einflussreiche ein-heimische Familien wurden durch politische Heira-ten mit der kuschitischen Königsfamilie verbunden(z.B. Monthemhat, vgl. Leclant 1961, Bierbrier 1980:116 und Russmann 1997: 35–39, oder der unterägyp-tische Vezier Mentuhotep, vgl. Habachi 1977: 166und Vittmann 2007).

Für weiter vom Königshaus entfernte Sphärengibt es erstaunlich wenige Nachweise von Kuschitenin Ägypten. Dies scheint vor allem mit der Schwie-rigkeit zusammenzuhängen, Personen mit einerAbstammung aus dem heutigen Sudan bei fort-schreitender Akkulturierung im archäologischenBefund zu fassen (vgl. Wenig 1990: 346 und Vitt-mann 2007 ). Es gibt allerdings, wie ein aktuelles For-schungsprojekt zeigen soll, Möglichkeiten, diekuschitische Herkunft einer Person zu greifen oderzumindest als sehr wahrscheinlich anzunehmen(siehe Budka 2006b, Bd. III, S. 566–603, Budka 2007und im Druck). Personennamen oder deren Wie-dergaben in der ägyptischen Hieroglyphenschriftsind dabei wesentliche Aspekte (vgl. Vittmann 2007),außer-dem zeugen Personendarstellungen (Klei-dung, Haartracht, Körperproportionen) häufig,wenn auch nicht zwangsläufig, von der unägyp-tischen Herkunft der Betreffenden. Letzteres ist fürKuschiten in Ägypten sowohl im königlichen alsauch im privaten Bereich festzustellen (vgl. Loh-wasser 1999, Lohwasser 2006).

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Julia Budka und Frank Kammerzell

Kuschiten in Theben:Eine archäologische Spurensuche

1 Für die Datierung des Endes der Regierungszeit des Pian-

chi als 722/721 v. Chr. statt wie früher 716 mit der daraus

resultierenden Frühdatierung seiner Kampagne nach

Ägypten und der Eroberung Thebens um 726 v.Chr. siehe

Payraudeau 2004: 88 mit weiterer Literatur und zuletzt

zusammenfassend Jansen-Winkeln 2006: 258–263 (mit

Bezug auf die Tang-i Var-Inschrift und weitere Quellen).

2 Der Begriff „Kuschiten“ wird hier allgemein für Personen,

die aus Nubien bzw. dem Nordsudan stammen,

verwendet und ist dabei nicht nur auf das Königshaus

beschränkt.

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Das Projekt „Kuschiten in Theben“

Gegenstand eines von der Gerda Henkel Stiftunggeförderten Projekts des Seminars für Archäo-logie und Kulturgeschichte Nordostafrikas derHumboldt-Universität (Projektleitung FrankKammerzell) sind Nachweise von Kuschiten imarchäologischen Befund des spätzeitlichen The-bens (8.-7. Jahrhundert v. Chr.). Besonders sig-nifikante Elemente der materiellen Kultur dieserMenschen in einem fremden Umfeld, Wege derAkkulturierung, Arten der indigenen kulturellenIdentität und vor allem die in archäologischenRelikten fassbare Abstraktion kultureller Regel-systeme werden dabei in den Vordergrund gestellt.

Untersucht werden sollen architektonische Relik-te, die von Kuschiten errichtet, kulturell geprägt oderbeeinflusst wurden, Überreste kuschitischer Grab-ausstattungen und weiteres Fundmaterial, das mitKuschiten in Zusammenhang gebracht werden kann.Dabei ist zwischen Objekten ägyptischer Herkunftmit signifikant kuschitischer Prägung und solchenGegenständen, die aus dem Stammgebiet der Kuschi-ten nach Ägypten gebracht wurden und zuweilenkulturspezifische Lebensgewohnheiten ihrer Besit-zer spiegeln, zu unterscheiden.

Einer der wichtigsten Fundorte für archäologi-sche Belege von kuschitischen Privatleuten stellt dasAsasif dar. Für diesen Teilabschnitt der thebanischenNekropole ist eine besondere Blütezeit während derFünfundzwanzigsten und SechsundzwanzigstenDynastie anzusetzen. Die archäologisch klar zu deu-tenden Befunde einer österreichischen Grabung derSiebziger Jahre im Asasif dienen als Ausgangspunktdes Forschungsvorhabens. Die Funde aus Grab VII,die auszugsweise bereits 1972 von Bietak vorgelegtund in jüngster Zeit vollständig bearbeitet wurden(Budka 2006b, 2007) sind von besonderer Relevanz,da sie mehrere Bestattungen von Kuschiten umfas-sen. Wegen der sich bereits abzeichnenden Bedeu-tung des Asasif für die Erforschung derkuschitischen Präsenz in Ägypten führt das Seminarfür Archäologie und Kulturgeschichte Nordostafri-kas der Humboldt-Universität im Herbst 2007 inKooperation mit dem Österreichischen Archäologi-schen Institut, Zweigstelle Kairo eine achtwöchigeFeldforschungsmission in Theben durch. Bei derDokumentation der Magazinbestände der öster-

reichischen Grabungen von 1969-1977 werden dieHinterlassenschaften von Kuschiten wie Särge,Keramik, Mumien und Opferplatten im Mittelpunktstehen und im Sinne der Fragestellung analysiertwerden. In weiterer Folge soll das Gelände nachGrabanlagen abgesucht werden, die von Kuschitenbelegt oder errichtet wurden.

Beleglage für Kuschiten in Theben

Anhand der jetzigen Befund- und Publikationslagesind Belege für insgesamt zwanzig kuschitischeBestattungen im spätzeitlichen Theben fassbar(Budka 2006b, Bd. III: 567–582 und im Druck).Architektur, Funde (Grabinventar) und Texte (aufunterschiedlichen Textträgern, v.a. Statuen) sind diemaßgeblichen Quellengattungen. KuschitischeNamensnennungen müssen nicht zwangsläufig mitBestattungen in Zusammenhang stehen (vgl. Vitt-mann 2007), Grabbauten und ihr Inventar zeugenhingegen von der letzten Ruhestätte der Personenfern ihrer ursprünglichen Heimat und sollen hierkurz beleuchtet werden.

Grabarchitektur

Kuschitische Grabarchitektur ist im Kontext derthebanischen Nekropole zu analysieren, wobei dieVerteilung und Größe der Bauten, der Grabtyp,Beziehungen zu bereits bestehenden Anlagen, zuKult- und Nekropolenwegen sowie zu natürlichenund künstlichen Landmarken berücksichtigt werdenmüssen. Grundsätzlich wurden Kuschiten in Bautenbestattet, die für die ägyptische Spätzeit charakteris-tisch und aus der Tradition der Dritten Zwischenzeitentstanden sind, doch scheinen sie in mancher Hin-sicht auch in die spezifische Ausformung eingegrif-fen oder neue gestalterische Elemente geprägt zuhaben.

Der bislang früheste Nachweis für Bestattungenvon Kuschiten im Kontext von Architektur liegtin Gestalt intrusiver Schachtgräber in TT 99(ca. 713/712-680 v. Chr.) vor.3 Leichentücher undFayencegefäße mit der Titulatur des Schabaka die-nen hier neben Würfelhockerstatuen der bestattetenPersonen aus Karnak als Datierungshinweis (Strud-

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wick 1995 und 2000).4 Unter Taharka scheinen ver-gleichbare Einbauten in TT 367 zu datieren (Fakhry1943: 412).5 Eine weitere Familie, die möglicherwei-se kuschitische Wurzeln besitzt und in der spätenFünfundzwanzigsten oder frühen Sechsundzwan-zigsten Dynastie in einem intrusiven Schachtgrab inTheben bestattet war, ist diejenige des Ididi. Die ihrzuzuordnenden Grabinventare sind aufgrund vonTagebucheinträgen und Briefen des ArchäologenWilbour größtenteils zu rekonstruieren (Särge, Ptah-Sokar-Osiris-Figuren, Stelen, ein Papyrus, sieheBierbrier 1984: 233–238).

Auffällig ist bei diesen frühen Belegen, beson-ders denen aus TT 99, dass es sich um hochrangi-ge Beamte aus dem Bereich der Tempelverwaltungund Priesterschaft handelt. Eine verhältnismäßigbescheidene Grabanlage, wie es ein intrusiverSchacht in einem Grab des Neuen Reiches darstellt,scheint zunächst in einem Missverhältnis zumhohen Rang der bestatteten Personen zu stehen.Doch kommt hier eindeutig die damalige Tradi-tion des Grabbaus zum Ausdruck: Anders als imNeuen Reich, ist nicht mehr eine eigenständigeAnlage das Idealziel eines Beamten, sondern Mas-sen- oder Mehrfachbestattungen und intrusiveSchächte prägen das Bestattungswesen bis in diehöchsten Ränge der Priesterschaft. Das in bereits

bestehende Strukturen geschlagene Schachtgrabbleibt bis 700 v. Chr. die beherrschende Grabformund wird auch danach nicht vollständig aufgege-ben. Die Schächte in TT 99 fügen sich in dieses Bild.Strudwick (2000: 252) hat genau diesen Befund ausTT 99 mit den Anlagen, die Möller und Bietak aus-gegraben haben, verglichen und mit jenen, die imRamesseum zum Vorschein kamen. Bei diesenGräbern sind allerdings, anders als bei den intrusi-ven Schächten in Anlagen des Neuen Reiches, dieOberbauten aus Schlammziegeln zeitgleich mit derMehrzahl der darunter befindlichen Schächte.Treffendere Parallelen für Schachtgräber vonKuschiten, die in ältere Anlagen gesetzt wurden,liegen bis zum Ende des 8. Jahrhunderts in Aby-dos vor, wo vermutlich mehrere Frauen des kuschi-tischen Königshofes ihre letzte Ruhestätte fanden(Leahy 1994, Lohwasser 2001: bes. 79–80). Ähn-lich wie in Theben, wurden in Abydos erst vom 7.Jahrhundert an eigenständige Anlagen von Kuschi-ten gebaut (Leahy 1994: 188).

Es ist zu betonen, dass die frühen Bestattungenvon Kuschiten in Theben außerhalb des Asasifs lie-gen. Sie scheinen an den Nukleus der Nekropole derDritten Zwischenzeit um das Ramesseum (vgl. Eig-ner 1984: Abb. 2) anzuschließen oder auch einenNekropolenabschnitt zu begründen, der im Süd-

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3 Namentlich bekannt sind aus diesen Bestattungen die

Priester Wedjahor und Horenpe sowie Niu, Tochter des

Amunpriesters von Gempaaton, Padiamun. Niu ist sicher

kuschitischer Herkunft, die anderen tragen zwar

ägyptische Namen, könnten aber dennoch aus dem Süden

stammen (Budka im Druck).

Vielleicht hat aber auch Wedjahor Niu geheiratet

(so Taylor, Post New Kingdom coffins,

http://www.newton.cam.ac.uk/egypt/tt99/report99/cof

fins.html und Vittmann 2007), dann wäre Horenpe

mütterlichseits kuschitischer Abstammung. Generell hat

aber zuletzt Meskell 1999: 200–202 kritisch darauf

hingewiesen, dass gegengeschlechtliche Personen im

Grabbefund oft vorschnell und ohne jegliche Beweise als

Paar interpretiert werden.

4 Wedjahor scheint aufgrund eines beschrifteten

Leichentuches frühestens im 10. Jahr des Schabaka (nach

der neuesten Chronologie 713 v. Chr.) gestorben zu sein;

sein Sohn Horenpe dürfte bis ins Jahr 12 des Taharka

(680/679 v. Chr.) gelebt haben, vgl. Strudwick 1995:

91–94. Hier ist allerdings anzuführen, dass Daten auf

Leichentüchern generell nur einen terminus ante

quem non für den Tod ihres Besitzers darstellen –

möglicherweise waren von der Fertigung des Objekts bis

zu Tod und Bestattung ein oder auch mehrere Jahre

vergangen, vgl. hierzu den Befund für das Ende des Neuen

Reiches und die 21. Dynastie (Niwinski 1988: 52–53).

Somit könnte Wedjahor auch etwas länger gelebt haben.

5 Ähnliches ist für das Leichentuch EA 6640 mit der Titu-

latur des Pianchi anzunehmen, vgl. Parkinson 1999: 97; da

hier aber der Kontext fehlt, bleibt der Ort der Bestattung

unklar und auch die Frage, ob es sich bei der Person um

jemanden mit kuschitischer Herkunft handelt, ungelöst.

Generell müssen die Mumienbinden mit der Titulatur von

Königen aus Kusch nicht auf Kuschiten beschränkt sein,

da derartige Beschriftungen seit dem Ende des Neuen

Reiches im Priesterkreis üblich sind (vgl. Niwinski 1988:

52–53).

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lichen Asasif6 eine Fortsetzung findet.7 Denn dortliegen riesige Grabbauten mit dekorierten unterirdi-schen Anlagen und vermutlich ehemals freistehen-dem Oberbauten aus Schlammziegeln, die als diewohl frühesten Vertreter des thebanischen Typs des„monumentalen Spätzeitgrabes“ gelten können undvon Kuschiten angelegt wurden (Eigner 1984: 34,Abb. 8 und 40–43; Budka 2006b, Bd. I: 78–80; Budka2007: 241–242) (Abb. 1). Karabesken (TT 391) undKarachamun (TT 223) gehören vermutlich in dieKategorie von Personen der ersten Generation, diemit ihren Herrschern aus Kusch nach Theben

gekommen sind. Die Bauten mit axialer Orientie-rung und einem Treppenzugang nehmen in der Ent-wicklungsreihe der monumentalen Anlagen derSpätzeit in Theben eine bedeutende Rolle ein (Budka2007: 241–242). Wichtige Informationen zu den Per-sonen Karabesken und Karachamun sowie einegenaue chronologische Verankerung ihrer Lebens-zeiten8 sind durch die unter der Leitung von ElenaPischikova (Metropolitan Museum of Arts) laufen-den Untersuchungen zu erwarten.9

Um 700 v. Chr., vielleicht schon ab 720 v. Chr.,errichteten Beamte kuschitischer Herkunft, die

6 Als Südliches Asasif wurde von Lepsius das Tal am

Amenemhat I.-Aufweg in Scheich Abd el-Qurna aufgrund

seiner Parallelität zum Nördlichen Asasif im Vorfeld von

Deir el-Bahari bezeichnet; vgl. Eigner 1984: 33; Budka

2006b, Bd. I: 15. Diese Begriffe sind in der Fachliteratur

nicht gebräuchlich, weshalb hier im Folgenden mit Asasif

ohne Zusatz immer das Nördliche gemeint ist.

7 Laut freundlicher persönlicher Mittelung von Nigel

Strudwick, dem Ausgräber von TT 99, setzt auch dieser

die Gruppe bei TT 99 früher als das Südliche Asasif an

(Publikation in Vorbereitung).

8 So ist z.B. die Datierung von Karabesken zurzeit in

Diskussion – er war wohl der Vorgänger von

Monthemhat, siehe Leclant 1961: 270, Anm. 8; Leclant

1965: 389; Kitchen, 31996: 482 und § 344 (erste Hälfte 25.

Dyn.); anders aber Strudwick 1995: 93, Anm. 11 mit Bezug

auf eine Datierung von John Taylor in die zweite Hälfte

der 25. Dynastie, siehe auch Payraudeau 2003: 147, Anm.

89. Ich halte aber eine frühere Einordnung und eine

ungefähre Amtszeit zwischen 710 und 690 v.Chr. (als

Nachfolger Wedjahors und Vorgänger Monthemhats) für

am wahrscheinlichsten.

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Abb. 1: Das Südliche Asasif mit den monumentalen Grabbauten der Fünfundzwanzigsten Dynastie, Blick nach Osten.

Foto: Julia Budka.

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wohl den mittleren Rängen des Staatsapparatsangehören, ihre Grabbauten im Nördlichen Asasifentlang der Höhe 104 (Abb. 2).10 Grab VII der öster-reichischen Konzession (Abb. 3) brachte als bislangeinziges innerhalb der Reihe dieser Gräber nahezuungestörte Bestattungen zutage und führt diesesarchitektonische Konzept vor Augen, das wohl inden Kapellen vom Typ 1 im Ramesseum seine Ent-sprechung findet.11 Ein Schacht und mehrere einfa-

che Kammern bilden nach wie vor die unterirdischeAnlage. Wie bei den monumentalen Bauten im süd-lichen Asasif erfolgte der Zugang über eine Trep-penanlage.12 Die anscheinend verhältnismäßigbescheidene und nicht eindeutig fassbare sozialeStellung der Besitzer von Grab VII13 verdeutlicht,dass ein eigenständiges Grab, ein freistehenderOberbau gegen einen Felsabhang, im Vergleich zuden intrusiven Schachtgräbern nicht als Indikator

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9 Diese Arbeiten umfassen die Freilegung und Restaurie-

rung der Gräber TT 223, TT 391 und TT 390; ich danke

Elena Pischikova für ihre Gesprächsbereitschaft und hilf-

reiche Informationen zu den Anlagen bei einem Besuch

vor Ort im April 2007.

10 Nicht sämtliche bislang bekannte Anlagen entlang der

Höhe 104 wurden von Kuschiten belegt; anders z.B. Grab

II der österreichischen Konzession, siehe unten und

Budka 2006b, Bd. I: 136–141.

11 Siehe Budka 2006b, Bd. I: 302, Tab. 16 (Typ IIc); zu die-

sem Typ siehe Nelson 2003: 91–92, Abb. 5.

12 Für Überlegungen zu diesem Architekturelement und

eine mögliche Beeinflussung aus dem kuschitischen

Raum siehe Budka 2006b, Bd. I: 165–166. Der früheste

Beleg für einen Grabbau mit einem dromosartigen

Zugang inklusive Treppenabgang scheint in Theben mit

der Anlage des Harsiese in Medinet Habu (23. Dynastie)

vorzuliegen, vgl. Lull 2002: 165–168, Abb. 104.

13 Für keines der männlichen Familienmitglieder wird

ein Titel angegeben, die Frauen sind nur allgemein als

nb.t pr und Sps.t bezeichnet. Dass Kuschiten, wie eben

die Personen in Grab VII, auf Särgen oder Stelen keine

Titel anführen, ist sehr häufig zu beobachten (vgl. Budka

2006b, Bd. III: 602 und Tab. 23) und ein weit verbreite-

tes Phänomen für Fremde im 1. Jahrtausend v. Chr. (Vitt-

mann 1978: 101 und Ders. 2007).

Abb. 2: Das (Nördliche) Asasif mit den wichtigsten im Text erwähnten Landmarken und Bauten, Blick nach Osten.

Foto: Julia Budka.

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für einen höheren Status gelten kann, sondern wohlin erster Linie eine spätere Entwicklung innerhalbder Grabarchitektur aufzeigt (Budka im Druck).

Mit dem Grab des Obersthofmeisters Harwasetzt die Errichtung von Monumentalgräbern mitfreistehendem Oberbau im Asasif ein. Damit be-ginnt die Phase der größten Bedeutung diesesNekropolenabschnitts. Harwas Grab TT 37 wurdewohl ab 700/690 v. Chr. errichtet und sollte in derFolge zum Hauptbezugspunkt der Nekropole wer-den (vgl. Eigner 1984: 37–40). Harwa entstammtzwar einer thebanischen Beamtenfamilie,14 für diewesentlichen Anstöße zur Konzeption dieses neuar-tigen Grabtyps sind aber wohl die nicht-ägypti-schen Herrscher der Fünfundzwanzigsten Dynastieund damit zusammenhängende Veränderungen inStaatswesen, Königsideologie und Bestattungssittenverantwortlich (vgl. Morkot 2000: 233–250; Red-ford 2004: 111–117). Dies wird durch die etwasfrüheren Bauten im Südlichen Asasif deutlich (TT391 und TT 223).

Ingesamt kann die Befundlage zu mit Architek-tur assoziierten kuschitischen Bestattungen in The-ben wie folgt zusammengefasst werden (Tab. 1):

14 Zum Stammbaum siehe Graefe 1981: 130–132; zum ver-

hältnismäßig geringen Titel des Vaters als einfacher

Schreiber siehe Vittmann 1978: 101.

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Abb. 3: Grab VII der österreichischen Konzession im Asasif,

am Fuß der Höhe 104. Foto: Julia Budka.

Tab. 1: Übersicht über die Befundsituation kuschitischer Bestattungen (Grabtyp und Lage) während der 25. Dynastie in Theben.

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Die frühesten Grablegungen sind in der Traditionder Dritten Zwischenzeit in intrusiven Schächteneingebracht worden. Ebenfalls an bauliche Gepflo-genheiten der Zweiundzwanzigsten und Dreiund-zwanzigsten Dynastie scheinen die kleinenOberbauten entlang der Höhe 104 im Asasif anzu-knüpfen, die bereits ab 750 v. Chr. erbaut wurden(so etwa Grab II der österreichischen Konzessioneines libyschstämmigen Djed-Hor). Die ältesten bis-lang belegten kuschitischen Bestattungen in diesemGrabtyp fallen erst in die Epoche um 700-670 v. Chr.(Iru in Grab VII).

Architektonische Innovationen sind seit etwa 700v. Chr. mit höchsten Beamten kuschitischer Her-kunft im Südlichen Asasif verbunden, die den Typdes monumentalen Spätzeitgrabes wesentlich beein-flussten. Diese Grabform wurde von ägyptischenFunktionären, zuerst von Harwa, übernommen, tratseit ungefähr 690 v. Chr. im Asasif auf und wurdebis in die Sechsundzwanzigste Dynastie beibehalten.Als Beispiel für eine kuschitische Bestattung in einemdieser monumentalen Grabbauten (TT 34) kann dieder Enkelin des Pianchi und Ehefrau des Monthem-hat, Wedjarenes, genannt werden (vgl. Bierbrier1993; Russmann 1997; Budka 2006b, Bd. III: 569).

Kuschitische Bestattungen lassen sich momen-tan in Theben in drei, möglicherweise sogar in vierunterschiedlichen Architekturformen nachweisen(Tab. 2). Die frühesten Formen (Typen I und II)stehen stark in der ägyptischen thebanischen Tra-dition (v.a. Einundzwanzigste und Dreiundzwan-zigste Dynastie), während es ab 715, eher ab 700 v.

Chr., zu wesentlichen neuen Impulsen durch die nunwohl etablierte kuschitische Elite kam (Typ III sowiein einigen Aspekten auch Typ IIIa), die in weitererFolge prägend für die Grabarchitektur der ägypti-schen Spätzeit wurden. Ob Typ IIIa tatsächlich einereal erfolgte Bestattung beschreibt, ist noch fraglich.Die diesbezüglichen Belege betreffen die beidenHohepriester des Amun, den Sohn und den Enkeldes Schabaka, Horemachet und Horachbit. Sie wur-den vermutlich imUmfeld des Oberbaus von TT 33,dem Grabdes Petamenophis, bestattet, allerdingswurden lediglich „Zusatzsärge“, die nicht die Mumi-en der beiden Priester, sondern Balsamierungsmate-rialien enthielten, gefunden. Ähnliche Särge,allerdings aus anderen Kontexten, sind für real inTheben bestattete Ägypter bekannt (Aston 2003: 153und Budka 2006a, Budka 2006b, Bd. III: 729–734).Für Horemachets tatsächliche Bestattung im Asasifspricht vermutlich der Fund eines Amulettpapyrus(Leiden Pap. I 358; Klasens 1975), für diejenige desHorachbits wohl das Fragment einer Kanope (Perdu1994: 276). In welcher Form und welchem architek-tonischen Kontext diese Begräbnisse stattgefundenhaben, bleibt aber bislang unklar.

Im Zusammenhang mit der Grabarchitekur vonKuschiten in Theben sind zunächst zwei wesentli-che Punkte zu klären: (1) die konkrete Datierung derteilweise bereits ab 750 v. Chr. erbauten kleinenAnlagen entlang der Höhe 104 und die Frage ihrerBelegung mit Kuschiten (z.B. ob Grab VII einen Ein-zelfall darstellt oder seine Nachbargräber ebenfallsvon Personen kuschitischer Herkunft genutzt wur-

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Tab. 2: Belegte Grabformen für Kuschiten in Theben: Datierung, Personenkreis und Lage.

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den15); (2) die exakte Datierung und Bauform dermonumentalen Anlagen im Südlichen Asasif.

Die erste Frage stellt eines der zentralen For-schungsziele des Projekts dar, zur Klärung der zwei-ten Frage versprechen die künftigen Ergebnisse derArbeiten des Metropolitan Museums of Art beizu-tragen. Die gemeinsame Behandlung beider Gegen-stände zielt außerdem darauf ab, den Beginn derBlütezeit im Asasif mit der Errichtung monumenta-ler spätzeitlicher Grabbauten genauer zu fassen undbesser verstehen zu können. So wird etwa auch zuklären sein, ob die dortigen nicht-monumentalenAnlagen wie Grab N und Grab XVII, die mit ihrerOst-West-Orientierung und Architektur mit Trep-penabgang und axialer Ausrichtung den kuschiti-schen Anlagen im Südlichen Asasif sehr ähnlich sind,tatsächlich aus der Fünfundzwanzigsten Dynastiestammen (vgl. Eigner 1984: 43–44) und eventuell mitKuschiten in Verbindung gebracht werden können.Vergleichbaren Fragen sollte man auch für denBereich von Medinet Habu mit seinen Schacht-gräbern innerhalb von Ziegelkapellen nachgehen.Dort wurden im Umfeld der Gottesgemahlinnen desAmun während der Fünfundzwanzigsten undSechsundzwanzigsten Dynastie vor allem weiblicheAngehörige des Tempelpersonals bestattet, vondenen einige wie die Gottesgemahlinnen kuschi-tischer Herkunft sein könnten.

Grabinventar

Die Belege von kuschitischen Bestattungen in Ägyp-ten sind zwar noch spärlich, erlauben aber dennochgewisse Feststellungen (vgl. Budka 2006b und imDruck). Im Großen und Ganzen sind die Grable-gungen auf den ersten Blick kaum von ägyptischenBestattungen zu unterscheiden, also offenbar Zeug-

nisse für eine starke Assimilierung. Kleine Detailswie Personendarstellungen und die Schreibungender Namen zeugen jedoch von der unägyptischenHerkunft der Menschen. Manche Objekte und imGrabinventar reflektierte Sitten sind gänzlichunägyptisch und weisen kulturell geprägte Eigen-heiten auf. Vor diesem Hintergrund sind schließlichauch verschiedene Neuerungen im ägyptischenBestattungsbrauchtum – ähnlich wie in der Grabar-chitektur – als Einflüsse der Kuschiten zu erklären.16

Dies trifft vor allem auf die Tradition des Perlennet-zes zu, das von der Fünfundzwanzigsten Dynastiebis in die Ptolemäerzeit in Ägypten verwendet wurde(Budka 2006b, Bd. II: 401) und vielleicht einen nubi-schen Ursprung besitzt (vgl. Bosse-Griffiths 1978:106 sowie Aston 1987: 650).

Eine weitere Besonderheit spätzeitlicher Grable-gungen, die wohl von Nubien geprägt wurde, sindBettbestattungen. Solche sind für den nubischenRaum seit früher Zeit nachgewiesen (Welsby 1996:81–82; Eisa 1999: 7–8, 15 und 24). Bei der Bestattungdes Pianchi (Ku. 17) sei Welsby (1996: 82) zufolgedas nubische Bestattungsbett mit dem ägyptischenBalsamierungsbett verschmolzen worden. Analogdazu ist wohl das Bronzebett zu deuten, dass in derKrypta unterhalb der Kapelle der GottesgemahlinAmenirdis in Medinet Habu gefunden wurde(Budka 2006b, Bd. III: 738). In Ägypten sind Bett-bestattungen nur vereinzelt nachweisbar. So könn-ten drei hölzerne Möbelfüße in der Form vonLöwenläufen, Verbindungsstreben aus Metall undein Löwenkopf aus Grab D 48 in Abydos sehr gutvon einer Bettbestattung der Paabtameri stammen.17

In Illahun wurde der Kartonagesarg einer Amenir-dis auf einem Bett mit Löwenaufsätzen platziert(spätes 8./7. Jahrhundert, Budka 2006b, Bd. III: 576).Aston (1999: 161 mit Anm. 12) hat auf den unägyp-tischen Charakter dieses Ensembles hingewiesen

15 Die generalisierende Behauptung von Aston 2003: 146

„[...] the owners of the (few) published finds from the Aus-

trian excavations show that such tombs were clearly uti-

lised by people of Nubian descent” ist so noch nicht

beweisbar; vgl. dazu Budka 2006b, Bd. II: 104.

16 Grundsätzlich sind in der Zeit von 750-670 v. Chr. große

Wandlungen und innovative Elemente bei den Grabin-

ventaren festzustellen. Besonders zwischen 720 und 675

v. Chr. kann von einer Experimentierphase hinsichtlich

der Bestattungssitten und Beigaben gesprochen werden,

so Aston 1987: 639. Diese Entwicklungen sind vor dem

Hintergrund der historischen Ereignisse und des kuschi-

tischen Einflusses zusehen, siehe Budka 2006b, Bd. III:

564 und 794.

17 Siehe Randall-Maciver/Mace 1902: 90 und 100, Taf. 50.

Mace hat die Stücke als zu einem Stuhl zugehörig inter-

pretiert, was jedoch aufgrund der Proportionen und des

Fundzusammenhangs wenig wahrscheinlich ist.

Varia MittSAG 18

170

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und hält eine Inspiration aus Nubienfür wahrscheinlich. Zwar kann eineIdentifizierung der Amenirdis alsKuschitin nicht mit Sicherheit erfol-gen, aber eine gewisse Beeinflussung,beispielsweise infolge von verwandt-schaftlichen Beziehungen nach Kusch,ist denkbar. Dieser Befund wäre derbislang einzige Nachweis für eine„kuschitische“ Bestattung außerhalbOberägyptens, sämtliche nicht-könig-lichen Belege für Kuschiten stammensonst aus diesem geographischenRaum (vgl. Vittmann 2007).

Die Begräbnisinventare vonKuschiten, die bei den österreichi-schen Grabungen in Grab VII zutagekamen (vgl. Budka 2007), zeigen, dassselbst bei starker Angleichung Aspek-te zu beobachten sind, die eine nichtvollständig erfolgte Assimilierung der Fremden inÄgypten deutlich machen (Budka 2006b, Bd. III:592–603 und im Druck). Dabei sind fünf Punktebesonders zu nennen: Besonderheiten in derNamensgebung und der hieroglyphischen Wieder-gabe der Namen, charakteristische Personendar-stellungen in indigener kuschitischer Tracht,signifikante Auffälligkeiten bei der Verwendungder Hieroglyphenschrift, die Verwendung vonGebrauchsgegenständen aus der alten Heimat unddie spezifische abgewandelte Ausführung vonObjekten ägyptischen Ursprungs. Dies alles sindgenerell Elemente der ägyptischen Kultur, die vonFremden übernommen wurden (Vittmann 2003:241–242). Die Art und Weise, wie dies geschieht,liefert Informationen zur Kultur, Identität und zumSelbstverständnis der Personen (vgl. Loprieno1988: 35–40, Kammerzell 1993: 177–198, Seidl-mayer 2002 und Lohwasser 2006).

Anhand des Gesamtbefunds von Grab VII lassensich folgende konkrete Indizien für eine nicht voll-ständig vollzogene Assimilierung kuschitischerGrabbesitzer aufzeigen:(1) Namensgebung und hieroglyphische Wiederga-

be der Namen (vgl. Budka 2006b, Bd. I: 193, Tab.14), so ist z.B. der Name der Mutter der Cheriru,wohl lautlich als Lñm(t) – etwa Linjma – wieder-zugeben, in drei unterschiedlichen Schreibungenbelegt, als Rnmj, RTmj,und einmal als Lmty; der Grab-besitzer Jr wird einmal als Jjgeschrieben (Abb. 4), siehe Budka 2007: 243 undim Druck; vgl. auch Vittmann 2007;

(2)Personendarstellungen (typisch kuschitischeKörperformen, Haartracht und Kleidung18; vgl.Russmann 1997; Lohwasser 1999 und 2006;besonders deutlich am Sargensemble der Cherirufassbar, (Farbabb. 8), siehe Budka 2007);

(3)Verwendung der Hieroglyphenschrift auf Objek-ten oder deren Fehlen (z.B. Sarg mit Pseudoschriftaus Grab VII; unbeschriftete Objekte wie die Osi-ris-Statuette der Cheriru, vgl. Budka 2003: 36,Budka 2007: 250, Anm. 44; Texte mit Schreibun-gen, die hinsichtlich Orthographie, Schriftrichtungund grammatischen Endungen nicht den üblichenNormen entsprechen, so etwa auf den beidenUschebtikästen der Cheriru, Budka 2006b, Bd. IV:156–158);

171

18 Die charakteristische Tracht der Kuschitinnen, wie sie

bei Cheriru belegt ist, wurde kürzlich von Lohwasser,

2006: 136 als „die Beibehaltung indigener Traditionen,

die Resistenz gegen die Übernahme von Merkmalen der

anderen Kultur“ interpretiert.

Abb. 4: Die abweichende, singulär belegte Schreibung des Personennamens des

Iru auf seinem innersten Sarg. Foto: Österreichisches Archäologisches Institut

Kairo.

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(4) Gebrauchsgegenstände aus der Heimat (z.B. einkuschitischer Trinkbecher aus Ton wie er ineinem Kindersarg in Grab VII gefunden wurde,Budka 2006b, Bd. III: 589–590, Abb. 185, undim Druck).

Relikte weiterer Grabinventare in Theben bietenein zusätzliches diagnostisches Kennzeichen fürdie ethnische Zugehörigkeit der Inhaber von kuschi-tischen Bestattungen, nämlich:(5)Gegenstände ägyptischen Ursprungs mit spezi-

fisch kuschitischer Prägung. Hierzu gehören etwaauffällige Formen von Särgen (so der Sarg mitdurchbrochener Wandung von Niu aus TT 99,siehe Strudwick 2000, oder die in ihrer speziellenAusführung ungewöhnlichen, mit Balsamie-rungsmaterial gefüllten „Zusatzsärge“ von Hor-emachet und Horachbit, die im Bereich von TT 33bestattet wurden, siehe Budka 2006a: 99; Budka2006b, Bd. III: 732–734), Uschebtis (vgl. Strud-wick 2000) und vielleicht von Fayencegefäßen.

Das Material aus den Schächten A und B in TT 99umfasst neben den in der Tradition der Dritten Zwi-schenzeit mit königlicher Titulatur beschrifteten Lei-chentüchern und Fayencegefäßen mit den Namen desSchabaka Uschebtis, die als Sonderform eine individu-elle kuschitische Prägung des Grabinventars belegen.Es handelt sich um kleine, blau bemalte Tonfiguren, dieeinen Korb auf dem Kopf tragen (Strudwick 2000: 254).Hierfür gibt es keine Parallelen aus Ägypten, sondernnur Entsprechungen aus dem königlichen Friedhof vonEl Kurru im heutigen Sudan. Dort wurden ganz ähn-liche Figuren aus Fayence bei Bestattungen von Köni-ginnen gefunden.19 Da die Besitzerin der thebanischenStücke wohl ebenfalls eine Frau ist, scheint hier eine

spezifische Umdeutung der Totenfiguren vorzulie-gen.20 Generell sind Uschebtis auch Bestandteil desGrabinventars in Kusch, sie wurden allerdings offen-bar anderes als in Ägypten interpretiert. Eine starkeStreuung der Uschebtis innerhalb des Friedhofs ver-deutlicht, dass die Figuren nicht nur als „Stellvertreter“der Toten aufgefasst wurden.21 Die Kuschiten über-nahmen zwar ägyptische Bestattungssitten und Aus-stattungsgegenstände, kannten aber nicht unbedingtimmer deren Funktion oder schrieben ihnen aus ande-ren Gründen eine neue, eigene Deutung zu.22

Eine auffällige Besonderheit der Kuschitenzeit,die in der Grabarchitektur, im Stil und im Bildpro-gramm des Flachbilds und der Plastik gut zu fassenist, sind darüber hinaus archaisierende Tendenzen –Rückgriffe auf das Alte, Mittlere und auch NeueReich (vgl. Lull 2002: 225–233). Diese Praxis der Ver-gangenheitsverarbeitung scheint sich auch auf dieGrabinventare ausgewirkt zu haben. So ist es mitSicherheit kein Zufall, dass unter Taharka nach einerlängeren Unterbrechung wieder Belege für Kanopenals Eingeweidekrüge vorhanden sind (vgl. Lull 2002:223). Als weiteres mögliches Merkmal kuschitischerBestattungen kann daher(6)die Wiederaufnahme älterer Bestattungs-

bräuche (Kanopen) und Objektgruppen (z.B.Steingefäße23) genannt werden. Durch einebesondere Betonung dieser Aspekte können sichdie Begräbnisse von zeitgleichen ägyptischenBestattungen unterscheiden.

So sind etwa Steingefäße als Bestandteil des Grab-inventars während der Fünfundzwanzigsten undSechsundzwanzigsten Dynastie in Ägypten nur sel-ten belegt, während beispielsweise Alabastra im

Varia MittSAG 18

172

19 Dunham 1959: Taf. 46, D. Ku. 62. 19-4-146, E. Ku. 71.

19-4-201; Taf. 47, A. Ku. 72. 19-4-202 (datieren unter

Schabaka und Schebitku).

20 Schneider 1977: 172 hat diese Sonderform mit Dienerfi-

guren des Alten Reiches verglichen; er nennt als Paralle-

le in Kusch Dunham 1955: Abb. 199 – die dortige

Darstellung basiert aber auf den Funden aus El Kurru.

Hier ist darauf hinzuweisen, dass die Uschebtis der Cher-

iru keine Sonderform darstellen, sondern dem sehr ein-

fachen Tontyp der Fünfundzwanzigsten und frühen

Sechsundzwanzigsten Dynastie entsprechen; siehe

Budka 2006b, Bd. II: 435.

21 Zur „Dislokation“ und dem „Geber-Gedanken“ der

Uschebtis siehe Lohwasser 2001: 99–103, vgl. auch Eisa

1999: 68–69. Zur Diskussion der Funktion von Uscheb-

tis während der Dritten Zwischenzeit in Ägypten vgl.

Poole 1998.

22 Dieser Prozess kann als Adaption im Zuge

der Akkulturation bezeichnet werden (Kombination

von fremden und indigenen Merkmalen unter Neuinter-

pretation der fremden), siehe Lohwasser

2006: 135.

23 Ähnliches könnte auch für eine hölzerne Nackenstütze

mit Knocheneinlagen (BM 26256) gelten, die aufgrund

ihrer Darstellungen wohl einer Kuschitin zuzuschreiben

ist und ev. aus Abydos stammt; Russmann 1997: 32–33.

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Sudan gängige Beigaben darstellen (so z.B. lautfreundlicher Mitteilung von A. Lohwasser inSanam). Interessanterweise handelt es sich bei denwenigen Beispielen in Theben um genau solche, dieals Bestattungen von Kuschitinnen in Frage kom-men: so etwa die der Amme einer Tochter Taharkas(Leclant 1965: 179–180) und Schachtbegräbnisse ausMedinet Habu (dort v.a. aus Kapelle VI, siehe Tee-ter 2003: 134–137).

Diese primär auf der Grundlage der Befunde inGrab VII und in TT 99 erstellten Charakteristikaund Überlegungen gilt es mit einer erweiterten Mate-rialbasis – und vor dem Hintergrund etwaigerNeufunde im Asasif – auf ihre Gültigkeit zuprüfen oder zu modifizieren. Wesentliche For-schungsschwerpunkte des Projekts bilden die Fragennach den chronologischen, sozialen und ethnischenDimensionen in der Variation der Bestattungssittenim spätzeitlichen Theben. Der Grad der „Ägyptisie-rung“ von Bestattungen als möglicher Status- oderDatierungsindikator von kuschitischen Begräbnissensoll dabei besonders geprüft werden. Gehen bei-spielsweise die oben genannten „kuschitischen“ Cha-rakteristika bei längerer Anwesenheit in Ägypten, beizeitlichem Abstand zur erfolgten Immigration oderbei in Ägypten geborenen „Kuschiten“ verloren? Istbei Vorhandensein oder Fehlen der Charakteristikaein Rückschluss auf den sozialen Status der Bestatte-ten möglich, oder müssen andere Erklärungsmo-delle herangezogen werden? Möglichkeiten undGrenzen, Akkulturierungsprozesse archäologisch zufassen, sollen untersucht werden, um so ein umfas-senderes Bild der Transformationen kulturellerIdentitäten oder deren Verschmelzen in einembestimmtem Umfeld zu gewinnen.

Relevanz und Ausblick

Zielgerichtete Bemühungen, den archäologischenBefund für eine kuschitische Präsenz in Theben zuprüfen, hat es bisher nicht gegeben. AllgemeineWerke zur Geschichte der FünfundzwanzigstenDynastie widmen den spärlichen archäologischenÜberresten nicht-königlicher Aktivitäten bestenfallsein paar Seiten oder ein knappes Kapitel (siehe Mor-kot 2000, Redford 2004). Die bislang einzige Mono-graphie, die kuschitische Denkmäler der Region

umfassend zusammengestellt hat, stammt vonLeclant aus dem Jahr 1965, so dass ihre materielleBasis mittlerweile überholt ist. Zudem fehlt in die-sem Werk eine Kontextualisierung der Denkmälerund Fundgegenstände.

Neben den Ergebnissen der österreichischenGrabungen (Bietak 1972 und Budka 2006b) sindmittlerweile neue Befunde hinzugekommen, wes-halb die Ausgangsbasis für das Projekt günstig ist.So sind an Neufunden kuschitischer Beisetzungen inTheben vor allem die Resultate der Arbeiten derUniversität Cambridge zu nennen (Strudwick 1995und 2000). Diese Grabinventare weisen einigeGemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede mit denFunden im Asasif auf (Budka i. D.). Architektur vonKuschiten wird außerdem seit kurzem im großemMaße im südlichen Asasif durch das MetropolitanMuseum of Arts unter der Leitung von Elena Pischi-kova freigelegt. Diese Aktivitäten versprechen, dieRolle der Fünfundzwanzigsten Dynastie bei derEntstehung des monumentalen Grabtyps der Spät-zeit besser fassen zu können. Aussichtsreich sindauch neue Arbeiten einer deutsch-spanisch-ägypti-schen Mission in TT 34, dem Grab des Monthemhat(Gomaà 2006) – bislang wurde die dort zu erwar-tende Bestattung der Wedjarenes noch nicht gefun-den, und auch weitere Personen mit kuschitischemHintergrund könnten aufgrund der bekanntenBeziehungen dieser einflussreichen Familie nochzutage kommen.

Die Schwerpunkte innerhalb des wissenschaftli-chen Diskurses zu Kuschiten in Ägypten (vgl. Leahy1994; Lohwasser 2001; Morkot 2000 und Redford2004) liegen traditionell in der Analyse des Denk-mälerbestands (Tempelarchitektur, monumentaleund königliche Grabbauten, Tempelstatuen undReliefkunst), und ein besonderes Interesse galt mög-lichen Rückschlüssen auf die Struktur des Beamten-apparates anhand der nachgewiesenen Titelfolgen.Der so belegte Personenkreis an Kuschiten ist relativklein und konzentriert sich neben den Inhabern derhöchsten Hofämter wie „Bürgermeister“ (vgl. Leclant1961) auf Beamte im Bereich lokaler Kulte und solchemit militärischen Funktionen. Einfachere, titellosePersonen, wie sie etwa in den Bestattungen in GrabVII im Asasif vorliegen, waren bislang ebensowenigGegenstand einer Untersuchung wie die weniger auf-fälligen Relikte der materiellen Kultur.

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Angesichts dieser Ausgangsposition ist es sicherlichein Desiderat, nach weiteren archäologischen Relik-ten kuschitischer Personen in Theben-West zusuchen und diese kontextuell und systematisch zuanalysieren. Die zu erwartenden Ergebnisse werdenzum einen wesentlich zum Verständnis der politi-schen und kulturellen Geschichte der ägyptischenSpätzeit und der Spiegelung dieser Prozesse imBestattungswesen beitragen und zum anderenAkkulturierungsprozesse in einer antiken Kulturaufzeigen, die neben materiellen Hinterlassenschaf-ten über ein überdurchschnittliches Maß an Schrift-quellen verfügt und deshalb besonders geeignet ist, ineinen allgemeinen kulturwissenschaftlichen Diskursgestellt zu werden.

Abstract

This paper presents a current research project basedat the Seminar of Northeast African Archaeology andCultural Studies of Humboldt University Berlinunder the title “Kushites in Thebes”. Its focus is onthe archaeological remains, both architecture andobjects of the material culture, of people who livedand died in Egypt but originally came from Kushduring the Twenty-fifth Dynasty. The small numberof yet known tomb groups of Kushite people allowsonly a glimpse on the real situation in Late PeriodThebes. Thebes flourished during the Kushite ruleand the existence of many more graves and burialsmust be taken for granted. One reason for the scarci-ty of evidence is the difficulty of identifying Kushitepeople since high ranking officials may have takenEgyptian names (cf. Horemakhet, Horakhbit as wellas other royal sons). But, as could be shown by theexample of Tomb VII from the Austrian concessionin the Asasif, the burials of lower ranking people likeIrw and Kherirw attest the Egyptianized status ofKushites on one hand and illustrate their indigenouscultural identity on the other. Various prospects of theproject are discussed and corresponding workingsteps described.

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Mitteilungen derSudanarchäologischen

Gesellschaft zu Berlin e.V.

Heft 182007

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Impressum

ISSN 0945-9502

Der antike Sudan. Mitteilungen der Sudanarchäologischen Gesellschaft zu Berlin e.V.

Kurzcode: MittSAG

Heft 18 • 2007

Herausgeber: Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e.V.c/o Humboldt-Universität zu BerlinSeminar für Archäologie und Kulturgeschichte NordostafrikasUnter den Linden 610099 Berlin

Verantwortlich für den Inhalt: Angelika Lohwasser

Erscheinungsort: Berlin

Autoren in dieser Ausgabe: D. Billig, R. Bradley, J. Budka, R. J. Dann, E. Endesfelder,E. Freier, B. Gabriel, F. Kammerzell, C. Kleinitz, M. Lange,A. Lohwasser, R. Mucha, C. Näser, J. S. Phillips, J. H. Robertson, V. Rondot, T. Scheibner, G. Vittmann, St. Wenig

Satz und Layout: Frank Joachim

Bankverbindung der SAG: Deutsche Bank AG 24BLZ 100 700 24 BIC DEUTDEDBBERKto.-Nr. 055 55 08 IBAN DE36 1007 0024 0055 5508 00

WorldWideWeb-Adresse (URL): http://www.sag-online.de

Die Zeitschrift Der Antike Sudan (MittSAG) erscheint einmal im Jahr und wird an die Mitglieder derSudanarchäologischen Gesellschaft kostenlos abgegeben. Preis pro Heft: € 19,50 + Versandkosten.Die in den Beiträgen geäußerten Ansichten geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.Die „Richtlinien für Autoren“ finden Sie unter www.sag-online.de, wir senden sie auf Anfrage auch gerne zu.

© 2007 Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e.V.Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Gesellschaft.

Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e.V.

Angesichts der Tatsache, daß die globalen wirtschaftlichen, ökonomischen und politischen Probleme auchzu einer Gefährdung der kulturellen Hinterlassenschaften in aller Welt führen, ist es dringend geboten,gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, das der gesamten Menschheit gehörende Kulturerbe für künf-tige Generationen zu bewahren. Eine wesentliche Rolle bei dieser Aufgabe kommt der Archäologie zu. Ihrevornehmste Verpflichtung muß sie in der heutigen Zeit darin sehen, bedrohte Kulturdenkmäler zu pflegenund für ihre Erhaltung zu wirken.Die Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e.V. setzt sich besonders für den Erhalt des Ensembles vonSakralbauten aus meroitischer Zeit in Musawwarat es Sufra/Sudan ein, indem sie konservatorische Arbeitenunterstützt, archäologische Ausgrabungen fördert sowie Dokumentation und Publikation der Altertümervon Musawwarat ermöglicht. Wenn die Arbeit der Sudanarchäologischen Gesellschaft zu Berlin Ihr Inter-esse geweckt hat und Sie bei uns mitarbeiten möchten, werden Sie Mitglied! Wir sind aber auch für jede ande-re Unterstützung dankbar. Wir freuen uns über Ihr Interesse!

Mitgliedsbeiträge jährlich:Vollmitglied: € 65.- / Ermäßigt: € 35.- / Student: € 15.- / Fördermitglied: mind. € 250.-

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Inhaltsverzeichnis

Karte des Nordsudan ............................................................................................................................... 4

Editorial ...................................................................................................................................................... 5

Nachrichten aus Musawwarat

T. Scheibner und R. Mucha, "Kulturerhalt und Site Managementin Musawwarat es Sufra" – Die Kampagne 2007.................................................................................. 7

Fritz-Hintze-Vorlesung

St. Wenig, Kuschitische Königsstatuen im VergleichVersuch einer weiteren Analyse (Teil 2) ............................................................................................... 31

Aus der Archäologie

C. Näser, Die Humboldt University Nubian Expedition 2007:Arbeiten auf Us und Sur .........................................................................................................................41

C. Kleinitz, Felskunst im Fluss: Die Bilderwelt der Insel Usam Vierten Nilkatarakt ..........................................................................................................................51

M. Lange, H.U.N.E. 2007: Arbeiten auf der Insel Us ........................................................................77

D. Billig, H.U.N.E. 2007 – die Kirche SR022.A ............................................................................... 89

C. Kleinitz, Magisch-religiöse Zeichen der meroitischen undpostmeroitischen Epochen in Nubien ................................................................................................... 99

B. Gabriel, Präislamische Gräber in Nordost-Somalia ................................................................... 115

Varia

G. Vittmann, A Question of Names, Titles, and Iconography.Kushites in Priestly, Administrative and other Positions from Dynasties 25 to 26 ......................... 139

J. Budka und F. Kammerzell, Kuschiten in Theben:Eine archäologische Spurensuche......................................................................................................... 163

A. Lohwasser, Ein Nordländer im Südland.Zu einem ägyptischen Spendenlöffel aus dem Sudan......................................................................... 179

R. Dann, Changing patterns of violence at Qustul and Ballanain the post-Meroitic period. Part One: The Humans ........................................................................ 189

E. Endesfelder, Geschichte der frühen Erforschung Nordostafrikas ........................................... 201

Peter L. Shinnie (1915-2007) ............................................................................................................... 211

Friedrich W. Hinkel (1925-2007) ........................................................................................................ 215

Patrice Lenoble (1942-2007) ................................................................................................................ 217

Bruce Trigger (1937-2006) ................................................................................................................... 219

Karte von Musawwarat es Sufra und dem Konzessionsgebiet am 4. Katarakt ..................... 227