Landtag Rheinland-pfalz Plenarprotokoll12!31 12....
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Landtag Rheinland-pfalz 12. Wahlperiode
31. Sitzung
Mittwoch, den 16. September 1992
Mainz, Deutschhaus
Fragestunde
a) Verwendung von Sondermüllschlacke in Wasserschutzgebieten Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. D6rr (DIE GRONEN) - Drucksache 12/1897- (Anlage)
b) Aufnahme von Asylbewerbern in Rheinland-P1alz Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Langen (CDU) -Drucksache 12/1898-(Anlage)
c) Schutzmaßnahmen des Landes für Asylsuchende vor Bedrohung und Ausschreitungen in Rheinland-P1alz Mündliche Anfrage des Abgeordneten Henke (DIE GRONEN) - Drucksache 12/1899- (Anlage)
d) Rechtsextremistische Tendenzen in Rheinland-P1alz Mündliche Anfrage des Abgeordneten Bruch (SPD) - Drucksache 12/1905 -(Anlage)
e) Organisierte Kriminalität Mündliche Anfrage des Abgeordneten Geil (CDU) - Drucksache 12/1906- (Anlage)
f) Pro-Familia-zentrum Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frau Prof. Kokott-Weidenfeld (CDU) -Drucksache 12/1911- (Anlage)
Plenarprotokoll12!31
16. September 1992
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g) Wiederaufforstung Mündliche Anfrage des Abgeordneten Steffens (CDU) -Drucksache 12/1912- (Anlage)
Auf Antrag der Fraktion der CDU findet im Anschluß an die Fragestunde eine Aussprache gemliß § 96 der Geschliftsordnung des Landtags zu der Mündlichen Anfrage- Drucksache 1211906- statt.
Wahl der Vertrauensleute des Ausschusses zur Wahl der ehrenamtlichen Verwaltungsrichter hier: Verwaltungsgericht Mainz und Verwaltungsgericht Tri er
Unterrichtung durch den Präsidenten des Landtags - Drucksache 12/1730-
dazu: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, CDU und F.D.P. - Drucksache 12/1940-
Der Wahlvorschlag- Drucksache 1211940- wird bei Stimmenthaltung der Fraktion DIE GRONEN angenommen.
Wahl von Mitgliedern des Landtags in die Versammlung der Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter (LPR) Unterrichtung durch den Präsidenten des Landtags - Drucksache 12/1916-
dazu: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, CDU, F.D.P. und DIE GRONEN - Drucksache 12/1941 -
Der Wahlvorschlag- Drucksache 1211941- wird einstimmig angenommen.
Entlastung der Landesregierung und des Rechnungshofs Rheinland-pfalzfür das Haushaltsjahr 1990
dazu: a) Entlastung der Landesregierung Rheinland-pfalz für das Haushaltsjahr 1990 Antrag der Landesregierung - Drucksache 12/697-
b) Entlastung des Rechnungshofs Rheinland-pfalz für das Haushaltsjahr 1990 Antrag des Rechnungshofs - Drucksache 12/698-
c) Jahresbericht 1991 Unterrichtung durch den Rechnungshof -Drucksache 12/1275-
d) Stellungnahme der Landesregierung zum Jahresbericht 1991 des Rechnungshofs (Drucksache 12/1275) Unterrichtung durch die Landesregierung -Drucksache 12/1810-
Die Antrlige - Drucksachen 1216971698- und die Unterrichtungen -Drucksachen 121127511810- werden an den Haushalts- und Finanzausschuß überwiesen.
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Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992
Landesgesetz zu dem Zusatzabkommen zum Abkommen über die Aufgaben und Finanzierung der Wasserschutzpolizei-Schule Gesetzentwurf der Landesregierung ·Drucksache 1211749-Erste Beratung
Der Gesetzentwurf- Drucksache 12/1749- wird an den Innenausschuß - federführend- und an den Rechtsausschuß überwiesen.
Landesgesetz zu dem Abkommen zur Änderung des Abkommens über die einheitliche Ausbildung der Anwärter für den höheren Polizeivollzugsdienst und über die Polizei-Führungsakademie Gesetzentwurf der Landesregierung - Drucksache 1211750-Erste Beratung
Der Gesetzentwurf- Drucksache 12/1750- wird an den Innenausschuß - federführend- und an den RechtsausschuB überwiesen .
... tes Landesgesetz zur Änderung des Architektengesetzes Rheinland-pfalz Gesetzentwurf der Landesregierung - Drucksache 1211780-Erste Beratung
Der Gesetzentwurf- Drucksache 1211780- wird an den Haushalts- und FinanzausschuB- federführend- und an den RechtsausschuB überwiesen .
.. . tes Landesgesetz zur Änderung des Landespflegegesetzes Gesetzentwurf der Fraktion DIE GRONEN -Drucksache 1211817-Erste Beratung
Der Gesetzentwurf- Drucksache 12/1817- wird an den AusschuB für Umwelt- federführend- und an den RechtsausschuB überwiesen.
Landesgesetz zur Änderung des Landesgesetzes über die Ermächtigung der Gemeinden zur Erhebung von Vergnügungssteuer und Hundesteuer Gesetzentwurf der Fraktion DIE GR0NEN -Drucksache 1211869-Erste Beratung
Der Gesetzentwurf- Drucksache 12/1869- wird an den Innenausschuß - federführend- und an den RechtsausschuB überwiesen.
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Am Regierungstisch:
Ministerpräsident Scharping; die Staatsminister Brüderle, Galle, Frau Dr. Götte, Frau Martini, Meister, Frau Rott, Prof. Dr. Zöllner, Zuber; die Staatssekretäre Dr. Klär und Prof. Dr. Rumpf.
Entschuldigt fehlten:
Die Abgeordneten Frau Hammer und Happ sowie die Staatsminister Caesar und Gerster.
Rednerverzeichnis:
Präsident Grimm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2465, 2466, 2467, 2468, 2470, 2471, 2472, 2473, 2474 2475,2476,2477,2478,2479,2480,2481,2482,2484
2485,2487,2488 Vizepräsident Dr. Volkert .................................. ! . . . . . . . . . . . . . . . . 2493, 2494 Vizepräsident Bojak . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2489,2490,2491, 2492, 2496,2497, 2500,2502, 2503
2505,2506,2507 Beck (5PD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2479, 2487 Bojak (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2493 Bruch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2470, 2482 Dieckvoß (F.D.P.) ................................................ 2481,2485, 2488, 2505 Dörr, Dr. (DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2494 Ehrenberg (F.D.P.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2491 Geil (CDU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2472, 2478, 2489 Henke (DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2466, 2467, 2468, 2470, 2480, 2488 Hoppe (CDU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2492, 2503 Hütten (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2502 Jürging (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2475 Kipp (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2496 Kokott-Weidenfeld, Prof. (CDU) ................................... _ . . . . . . . . . . . . . . . 2473 Neubauer (CDU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2477 Reisinger, Prof. (F.D.P.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2500 Rieth (DIE GRÜNEN) ..................... -... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2492, 2501, 2503 Schmitt, D. (CDU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2475, 2476 Schnarr (CDU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2485 Schönberg (CDU) . _ .. ___ . _ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2497 Steffens (CDU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2474, 2475 Volkert, Dr. (CDU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2487 Wilhelm (CDU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2473, 2482 Wittkowsky (CDU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2478 Scharping, Ministerpräsident . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2484 Galle, Minister für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2466, 2473 Martini, Ministerin für Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2465 Schneider, Minister für Landwirtschaft, Weinbau und Forsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2474 Zuber, Minister des lnnern und für Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2467, 2469, 2506 Klär, Dr., Staatssekretär . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2471

Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung,16. September 1992 2465
31. Plenarlltzung des undtags Rheinlanci-Pfalz am 16. September 19U
Die Sitzung wird um 14.01 Uhr vom Prlsidenten des Landtags
erOffnet.
Prlsident Grimm:
Meine Damen und Herren, ich begrOße Sie sehr herzlich zur
31. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-P1alz.
Zu SchriftfUhrern berufe ich Frau Abgeordnete Spurzem und
Herrn Abgeordneten Licht. Die Rednerliste fOhrt Frau Abge
ordnete Spurzem.
Für heute sind die Staatsminister Gerster und Caesar SCNIIie
Frau Abgeordnete Hammer und Herr Abgeordneter Happ entschuldigt.
Ich freue mich, einigen Kolleginnen und Kollegen jeweils zu
runden Geburtstagen gratulieren zu können. ln der parla
mentarischen Sommerpause hatte Frau Abgeordnete Grütz
macher Geburtstag; in Abwesenheit Gratulationen des ge
samten Hauses. Am 6. September hatte der Kollege Ehren
berg Geburtstag; nachtriglich herzlichen GIQckwunscht Am
13. September ist der Kollege Alexander licht 40 Jahre alt ge
worden; herzlichen GIOckwunschl Heute feiert der Kollege
Klaus Hammer seinen 50. Geburtstag; allerherzlichsten
Glückwunsch, vor allen Dingen Gesundheit und Spaß bei der
Arbeit!
(Beifall im Hause)
Ich freue mich, wiederum Glste im lanctt.g begrüßen zu
kOnnen. und zwar Mitglieder des SPO..Ortsverein Naunheim
und Soldaten der 2. Kompanie, Fernmelde~taillon 930 der
Bundeswehr aus Gerolstein in der Eifel; herzlich willkommen!
(Beifall im Hause)
Gestatten Sie mir einige Hinweise zur Abwicklung der Tages
ordnung:
Zu Punkt 1 der Tagesordnung - Fragestunde - ist darauf hin
zuweisen, daß neben den in der Tagesordnung aufgeführten
MOndlichen Anfragen weitere MOndliehe Anfragen vorlie
gen, und zwar fristgerecht für die 31. Plenarsitzung' die
MOndlichen Anfragen - Drucksachen 12/1926/1927/192BI
1929 - und fristgerecht fOr die morgige Sitzung die Mondli
chen Anfragen- Drucksachen 121193411935-.
Die Regierungserkllrung - Punkt 2 der Tagesordnung -wird
in der morgigen Sitzung nach der Fragestunde abgegeben.
Anschließend folgt die Beratung des Punktes 10 der Tages
ordnung.
Punkt 22 der Tagesordnung - Entlastung der Landesregie-
rung- wird heute ohne Aussprache nach den Wahlen behan
delt. damit der Haushalts- und Finanzausschuß in seiner mor
gigen Sitzung das weitere Verfahren festlegen kann.
Eingebrachte Änderungs-. Entschließungs- und Alternativan
trage sowie Wahlvorschlage werden bei dem jeweiligen Ta
gesordnungspunkt gesondert aufgerufen.
Ich darf dann die insofern modifizierte Tagesordnung fest
stellen. -Ich sehe keinen Widerspruch. Dann ist das so erfolgt.
Wir kommen nun zu Punkt 1 der Tagesordnung:
Fragestunde
Ich rufe die Mondliehe Anfrage des Abgeordneten Dr. 06rr
(DIE GRONEN), verwe~dung von SondermOIIS<hlacke in Wasserschutzgebieten- Drucksache 12/1897- betreffend, auf.
Für die Landesregierung antwortet Umweltministerin Frau
Martini.
Frau Martini, Ministerin fOr Umwett:
Sehr geehrter Herr Prlsident, meine Damen und Herren Ab
geordneten! Bei der in der MOndlichen Anfrage angespro
chenen Verfüllungsmaßnahme in Worms wurde entgegen
den Angaben des Fragestelfers keine Schlacke aus einer Son
dermüllverbrennungsanlage der BASF verwendet, sondern
aufbereitete Schlacke aus der Hausmüllverbrennungsanlage
Ludwigshafen und Mannheim.
Es trifft auch nicht zu, daß die Stadtverwaltung Worms den
Einbau der Schlacke in der Anfangsphase verhindern woltte.
wlhrend die zustlndige Behörde des Landes den Einbau ge
nehmigte. Richtig ist vielmehr, daß d1e Bezirksregierung
Rheinhessen-P1alz als zuständige Landesbehörde erstmals
mit der Angelegenheit befaßt wurde, als der Einbau schon
abgeschlossen war.
Dies vorausgeschickt, beantworte 1ch die Mündliche Anfrage
namensder Landesregierung wie folgt:
Zu Frage 1: Nach Angaben der Bezirksregierungen sind die
sen in Rheinland-P1alz keine Fllle bekannt. in denen
Schlacken aus Sondermüllverbrennungsanlagen als Baumate
rial in Wasserschutzgebieten verwendet wurden.
Zu Frage 2: Nach Ansicht der Landesregierung ist die Verwer
tung von Schlacken aus MOllverbrennungsanlagen als Bau
material in wasserwirtschaftliehen Sondergebieten, zum Bei
spiel Wasserschutzgebieten oder Wassergewinnungsgebie
ten, grundsitzlieh auszuschließen. Ausnahmen hiervon sind
im Einzelfall, zum Beispiel in der Wasserschutzzone 111 b, nach
nlhererPrOfung mOglich.
Zu Frage 3: Nach eingehender Untersuchung der tnhaltsstof-

2466 Landtag Rheinland-pfalz- 12. Wahlperiode- 31. Sitzung, 16. September 1992
federverwendeten Schlacken sowie einergenauen Oberprü
fung des Einbaustandorts in Worms--RheindOrkheim wurde
von seiten der Bezirksregierung Rheinhessen-P1alz entschie
den, daß das Material dort verbleiben kann, ohne daß hier
von einer Altlast zu sprechen ist.
Prlsident Grimm:
Gibt es Zusatzfragen1 - Das ist nicht der Fall. Die MOndliehe
Anfrage ist beantwortet.
(Beifall bei SPD und F.D.P.)
Ich rufe nun die MOndliehe Anfrage des Abgeordneten Or.
Langen (CDU), Aufnahme von Asylbewerbern in Rhelnland
Pialz- Drucksache 12/1898- betreffend. auf.
Für die Landesregierung antwortet der Herr Minister fOr Ar
beit, Soziales. Familie und Gesundheit.
Galle, Minister fOr Arbeit. Soziales, Familie und Gasundhelt:
Herr Prlsident. meine sehr verehrten Damen und Herreniith beantworte die MOndliehe Anfrage· des Abgeordneten Dr. Langen. Aufnahme von Asylbewerbern in Rheinlarw:f.Pfalz betreffend. fQr die Landesregierung wie folgt:
Meine sehr verehrten Damen und Herren. die Quote von
4,72% gibt das im Gesetz vorgesehene Aufnahm•Soll im Rahmen der endgOttigen Aufnahme wieder. Unabhlngig
hiervon ist die Erstaufnahme zu sehen. Asylsuchende Auslinderinnen und Austinder sind bei der bestehenden Rechtsanlage frei, zu entscheiden, in welchem Land sie ihren Asylantrag stellen. Ober Jahre waren daher Bundesiloder mit Flug.
hlfen und Außengrenzen-genannt sei hier etwa Hessen mit dem Rhein-Mein-Flughafen- solche, in denen Ober die Autoahmequote hinaus Auslinderinnen und Ausllnder erstmalig einen Asylantrag gestellt haben.
Mit der Einbeziehung der neuen Bundestinder hat sich dies insoweit gelodert, als mehr oder weniger alle alten Bundes
IInder -zumindest vorObergehend- in diese Situation gekommen sind. Der Ausgleich zwischen der tatsichliehen An
tragstellung und dem Aufnahme-Soll wird durch den Bundes
beauftragten fOr die Verteilung durch eine entsprechende
Verteilerentscheidung herbeigefOhrt. Da sowohl das An
tragsverhalten der Asylbegehrenden als auch das Gesamtv~ Iumen der Neuantrlge nicht kalkulierbar ist, kann der Qu~
tenausgleich durch Verteilerentscheidungen immer nur als
Prozeß gesehen werden, der mittelfristig die jeweil'ige Oberoder UntererfOIIung der Aufnahmequote ausgleicht. Unter
BerOcksichtigung dieser Realitlten beantworte ich die Fragen wie folgt.
Zu Frage 1: Es trifft zu. daß im Jahre 1991 in Rheinland-P1alz
mehr Personen einen Asylantrag gestellt haben. als es der
Quote entspricht. Da Asylbegehrende nicht darOber befragt
werden, aus welchem Grund sie ihren Asylantrag in
Rheinland-Pfalz und nicht in einem anderen Bundesland ge
steltt haben, kOnnte Ober die Gründe fOr die Abweichung zwischen der tatsichliehen Antragstellung und der Landesquote nur spekuliert werden. Hierauf verzichtet die Landes
regierung.
Zu Frage 2: Allein wegen des höheren Zugangs sind selbstver
standlieh Mehrkosten entstanden. Diese sind jedoch nicht zu
beziffern, da wegen des fehlenden Einflusses auf das Antragsverhalten der Asylbegehrenden Kapazitäten für die Erstaufnahme vorgehalten werden mOssen, die den tatsichli
ehen VerhAltnissen Rechnung tragen. Eventuelle Mehrauf
wendungen gleichen sich im übrigen durch die Verlnderung
des Antragsverhaltens Ober die Jahre hinaus jeweils aus. I
Zu Frage 3: Der Anteil der Neuantragsteller und -antragstellerinnen am Gesamtantragsaufkommen im Bundesgebiet
lag vom 1. Januar bis zum 31. August 1992 in Rheinland-P1alz
bei 5,07 %. Dabei ist allerdings darauf hinzuweisen, daß im
Laufe des Jahres eine gegenllufige Entwicklung zu verzeich
nen war: Wlhrend in den ersten vier Monaten 1992 der Aufnahmeenteil bei 7,5 vom Hundert lag. war im zweiten Teil ein Anteil von nur noch 3,1 % zu verzeichnen.
Zu Frage 4: Auch für 1992 kOnnte Ober die GrOnde fOr die
Obererfüllung der Quote in den ersten vier Monaten nur spe
kuliert werden. Auch dies hllt die Landesregierung nicht fOr
angezeigt.
Zu Frage 5: Wie dargestellt, besteht einerseits für die Llnder
keine Möglichkeit, das Antragsverhalten zu beeinflussen. An
dererseits ist festzustellen, daß Ober die Jahre gesehen ein
Quotenausgleich erfolgt ist. Die Vorgingerregierung hat es stets abgelehnt, wegen der besonderen Belastung der Erstaufnahme etwa die Aufnahmequote klassischer Abgabelln
der wie Hessen zu senken oder sonst ausgleichenden Maßnahmen zuzustimmen. Von daher sieht die Landesregierung
weder Raum noch Bedarf fOr entsprechende Verhandlungen
mit anderen Bundesllndern.
Prlsident Grimm:
Gibt es Zusatzfragen?- Herr Henke.
Abg. Henke, DIE GR0NEN:
Herr Staatsminister, es wurden also in diesem ersten Halbjahr
sehr viele Asylbewerber in andere Bundesländer abgegeben.
KOnnen Sie mir Zahlen nennen, und wohin wurden jeweils diese Asylsuchenden aus Rheinland-Pfalz abgegeben?
Galle, Minister fOr Arbeit. Sozialet, Familie und Gesundheit:
Herr Abgeordneter Henke, richtig ist - das habe ich darge--

Landtag Rheinland-pfalz ·12. Wahlperiode· 31. Sitzung,16. September 1992 2467
stellt-, daß insbesondere wlhrend der ersten vier Monate zu
nlchst unabhlngig von den Verteilerentscheidungen einfach über Nacht Asylbewerberinnen und Asylbewerber nach
Rheinland-P1alz gekommen sind, daß wir dann durch eine in
terne Personalverstlrk.ung und durch Verhandlungen mit
dem Bund darauf gedrlngt haben, daß sehr schnell und sehr
nachdrücklich verteilt wird. Ich kann im Augenblick die Frage.
wohin verteilt worden ist und in welchem Maße, nicht im D•
tail beantworten. Ich bin aber gerne bereit, die entsprechen
den Zahlen durch die Zentrale Anlaufstelle in lngelheim zu
sammenstellen zu lassen.
Präsident Grimm:
Eine weitere Zusatzfrage des Herrn Kollegen Henke.
Abg. Henke. DIE GRONEN:
Herr Staatsminister, treffen Behauptungenzu-ich bitte dies
zu prüfen, falls Sie es nicht beantworten können -, daß bei
diesen Verteilungen Verwandte getrennt wurden 1 Wenn
dies stimmt, in wie vielen Flllen ist das geschehen, und wie ist
das zu begründen?
Galle, Minister fQr Arbeit. Sozloles. Familie und Gesundheit:
Auch ich habe gelegentlich davon Kenntnis bekommen. daß
so etwas passiert sein soll. Wir sind jedem Einzelfall, der uns
bekanntgeworden ist, nachgegangen und haben, soweit sich
Dinge ergeben haben, die nicht mit den rechtlichen Bestim
mungen übereinstimmen, und die MOglichkeit bestand, fOr die entsprechende Korrektur gesorgt. Aber auch hierzu ver
fOge ich aus dem Stegreif nicht Ober die Detailkenntnis. Ich
bitte dafQr um Verstlndnis. Sie wissen, wie hoch die Anzahl
der Asylbewerber und Asylbewerberinnen insgesamt ist. Das
habe ich nicht parat.
(Abg. Henke, DIE GR0NEN, meldet sich
zu einer weiteren Zwischenfrage)
Prlsident Grimm:
Herr Henke. Sie haben Ihr Fragekontingent ausgeschöpft.
Gibt es weitere Zusatzfragenl- Das ist nicht der Fall. Dann ist
die MOndliehe Anfrage beantwortet.
(Beifall bei SPD und F.D.P.)
Ich rufe nun die MOndliehe Anfrage des Abgeordneten Hen
ke (DIE GR0NEN). -.na8nlhmen des Landes fllr Asylsu
-nde - Bedrohung und Ausschreitungen in Rheinllncf. Plalz - Drucksache 1211899- betreffend. auf.
FOr die Landesregierung antwortet der Herr lnnenminister.
Zuber. Minister des lnnern und für Sport:
Herr Prlsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich
darf die MOndliehe Anfrage des Herrn Abgeordneten Henke
wie folgt beantworten:
Die Landesregierung ist sehr besorgt über die anhaltenden
Obergriffe insbesondere jugendlicher Gewalttiter auf Woh
nungen und Unterkünfte von Asylbewerberinnen und Asyl
bewerbern. Sie verurteilt solche schweren Straftaten auf das
schlrfste.
(Beifall bei SPD und F.D.P.)
Die Landesregierung ist davon Oberzeugt. daß auch die Ober
wiegende Mehrheit !unserer Bevölkerung Gewalt ablehnt.
(Beifall bei SPD und F.D.P. und
vereinzelt bei der CDU)
Gewalt lOst keine Probleme. Gewalt schafft neue Probleme.
Die Landesregierung sieht es als ihre Aufgabe an, m.it den zur
Verfügung stehenden Mitteln Gewalttaten wirksam zu un
terbinden und weiteren Schaden abzuwenden. Dabei muß
von den staatlichen Stellen aus general~ und spezialprlventi
ven Gründen schnell bei der Verfolgung und Ahndung von
Straftaten gehandelt werden. Al$ Beispiel mOchte ich die polizeiliche Ermittlungstltigkeit beim Brandanschlag auf das
Asylbewerberheim in llbesheim anführen, bei der es gelun
gen ist, den vermutlichen Titer innerhalb von zwei Tagen
dingfest zu machen.
Die Landesregierung dankt den Sicherheitskrlften, insbeson
dere unserer Polizei, fOr ihren wirkungsvollen Einsatz zum
Schutz asylsucheoder Menschen.
(Beifall bei SPD und F.D.P.)
Die Landesregierung appelliert aber auch an alle demokrati·
sehen Krlfte außerhalb dieses Hauses und bittet um Unter
stOtzuns und Hinweise auf solche verbrecherischen Umtrie
be, die das Leben und die Gesundheit unschuldiger Menschen
geflhrden.
Dies vorausgeschickt, beantworte ich die MOndliehe Anfrage
des Herrn Abgeordneten Henke im Einvernehmen mit dem
Ministe'r far Arbeit, Soziales. Familie und Gesundheit wie
folgt:
Zu Frage 1: Bereits vor genau einem Jahr, das heißt nach den
- tatliehen Angriffen Oberwiegend jugendlicher Gewalttiter
auf das Ausllnderwohnheim in Hoyerswerda, habe ich die Si
cherheitsbeh6rden des Landes zu erhöhten Schutzmaßnah
men far Asylbewerber angewiesen. Seit dieser Zeit sind. ins
besondere Wohnobjekte von Asylbewerberinnen und Asylbe
werbern unter den besonderen Schutz der Polizei gestellt.

2468 Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung. 16. September 1992
Ergänzend darf ich hierzu feststellen. daß ich unmittelbar nach den schlimmen Vorkommnissen in Rostock die Polizei
dienststellen im Lande auf die verschlrfte Gefahrdungssitua
tion fOr Asylsuchende hingewiesen und zur Verhinderung von SicherheitsstOrungen verstlrkte Schutzmaßnahmen an
geordnet habe. Allerdings will ich auch betonen. daß es 100 %igen Schutz nirgends auf der Wett geben kann. zu die-
sen verstarkten Schutzmaßnahmen zlhlen insbesondere die
Verstlrkung des Streifendienstes. lageengepaßt auch stlndige Prlsenz der Polizei im Bereich von UnterkQnften und Wohnungen Asylsuchender, die verstlrkte polizeiliche Auf
kllrung im Umfeld geflhrdeter Objekte und Personen. um
potentielle Straftiter und/oder gewatttltige Gruppierungen rechtzeitig zu erkennen, sowie die Intensivierung des Infor
mationsaustauschs zwischen den Polizeidienststellen und
dem Landeskriminalamt mit dem Ziel, ein aktuelles Geflhr
dungslagebild für operative Maßnahmen stlndig verfOgbar
zu halten.
Darüber hinaus ist Vorsorge getroffen, um auch bei einer
weiteren Verschlrfung der Sicherheitslage angemessen mit
polizeilichen Mitteln reagieren zu kOnnen.
Zu den Fragen 2 und 3: Das Land besitzt mit der Zentralen
Anlaufstelle fOr Asylbewerber Rheinland·P1alz und den Au
ßenstellen insgesamt 14 Unterkünfte fOr die Unterbringung
von Asylsuchenden. Hiervon sind zehn Einrichtungen mit Of
fentlichen Fernsprechern ausgerüstet; in fOnf Unterkünften
gibt es Notruftelefone. Unabhlngig von den Offentliehen
Fernsprechern bZw. Offentliehen Notrufen verfügen alle Un
terkOnfte Ober einen Fernmeldeanschluß.
ln der Zentralen Anlaufstelle in lngelheim sind außerhalb der
Dienstzeiten Mitarbeiter eines Bewachungsunternehmens
stlndig unmittelbar an der P1orte erreichbar, die sodann in
der Lage sind, Notrufe abzusetzen. Bei den Außenstellen der
Zentralen Anlaufstelle ist eine Betreuung rund um die Uhr si
chergestellt. Die _Betreuer verfügen ausnahmslos Ober einen
eigenen Fernmeldeanschluß. Für die Außenstelle Pirmasens
sind außerdem ein Offentlicher Fernsprecher und ein Notruf
melder beantragt.
Zu Frage 4: Gerniß dem Landesaufnahmegesetz sind die
kommunalen GebietskOrperschaften verpflichtet, die ihnen
zugewiesenen Asylsuchenden aufzunehmen und unterzu
bringen. Die Kommunen nehmen diese Aufgabe als P11icht
aufgabe der Selbstverwaltung wahr. Im Rahmen dieser Auf
gabe unterhatten die Kreise und Stldte Asylunterkünfte in
eigener Verantwortung. Welche Unterkünfte im einzelnen
unterhalten werden und ob diese mit Offentlieh zugingli
ehen Telefonen und/oder Notruftelefonen ausgestattet sind.
ist der Landesregierung nicht bekannt.
Nach der Eskalation der Vorginge in Rostock habe ich aller
dings in einem Fernschreiben allen Kommunen. in denen
Asylbewerber untergebracht werden, empfohlen. die Unterkünfte mit TelefonanschlOSsen zu versehen, soweit dies auf
grund konkreter Umstande, wie zum Beispiel eine abgelege--
ne Lage der Unterkunft, geboten erscheint und eine solche
Telefonverbindung noch nicht bestehen sollte.
Prlsident Grimm:
Gibt es Zusatzfragen7- Herr Henke.
Abg. Henke. DIE GRONEN:
Herr Staatsminister, besteht irgendwann die Möglichkeit,
einmal einen Bericht bezOglieh der Telefone in den von den
Gemeinden und Kreisen eingerichteten Unterkünften zu bekommen? Was Sie jetzt gesagt haben, klang sehr vage. Oder
besteht nicht die MOglichkeit, durch die Landesregierung in
formiert zu werden7
Zuber, Minister des tnnern und für Sport:
Herr Abgeordneter Henke, es handelt sich dabei um viele
hundert Unterkünfte, wenn Sie bedenken, daß die 24 Land
kreise und die 12 kreisfreien Stldte verschiedene Gemein
schaftsunterkünfte eingerichtet haben. Insoweit ist das ein
enormer Verwaltungsaufwand. Ich denke aber. daß auf der
Grundlage des eben zitierten Fernschreibens sich die Gemein
den, sofern nicht ohnedies bereits solche Telefonanschlüsse
bestehen, darum kümmern werden.
Prlsldent Grimm:
Eine weitere Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Henke.
Abg. Henke. DIE GRONEN:
Herr Staatsminister, wie steht die Landesregierung zu dem
Vorschlag, bundesweit ein Notruftelefon fOr FlOchtlinge ein
zurichten, wo Dolmetscher diese Notrufe empfangen kOn
nen?
Zuber, Ministerdes lnnern und fOr Sport:
Herr Abgeordneter Henke, sicher wird man diesen Vorschlag
zu prüfen haben. Wir gehen davon aus, daß es durch die Prl
senz von Deutschen mOglich sein wird, ohne Sprachschwierig
keiten in Flllen, in denen Hilfe notwendig wird, diese Hilfe
auch herbeizurufen. Aber man kann gerne einmal darOber
nachdenken.
Prlsident Grimm:
Weitere Zusatzfragen sind nicht ersichtlich. Die Mündliche
Anfrage ist beantwortet.
(Beifall bei SPD und F.D.P.)

l
Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode- 31. Sitzung,16. September 1992 2469
Ich rufe die MOndliehe Anfrage des Abgeordneten llruc:h
(SPD). Rechtsextremistische Tendenzen in Rhein .. nci-PfolzDrucksache 1211905 - betreffend, auf.
Es antwortet ebenfalls der Herr lnnenminister.
Zuber. Minister des lnnem und für Sport:
Herr Prlsident, meine Damen und Herren! Die MOndliehe An~
frage des Herrn Abgeordneten Bruch darf ich im Einverneh
men mit der Ministerin für Bildung und Kultur und dem Mini
ster fOr Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheitwie folgt be
antworten:
Zu Frage 1: Fremdenfeindlich motivierte Straftaten sind seit
den gewalttltigen Auseinandersetzungen in Rostock bun
desweit sprunghaft angestiegen. Nach Mitteilung des Bun
deSkriminalamtes sind vom Jahresbeginn bis zum 10. Septem
ber insgesamt 218 Brandanschllge sowie ein Sprengstoffan
schlag gegen Auslinderinnen und Ausllnder bzw. Asylbe
werberinnen und Asylbewerber im Bundesgebiet verübt wor
den.
Auch in Rheinland-P1alz ist in den letzten Wochen eine Zu
nahme von Straftaten mit fremdenfeindlicher Motivation er
kennbar. Nactt..einer Aufstellung des Landeskriminalamtes
Stand 10. September- sind seit Beginn des Jahres 1992 insge
samt 119 Straftaten- im Vorjahrwaren dies 135 fOr das ganze
Jahr- registriert worden. Dabei wurden bei 28 Straftaten ins
gesamt 86 Tatverdlchtige ermittett. Im vergangeneo Jilhr wurden bei 20 Straftaten 56 Strafverdlchtige ermittelt. ln der
Gesamtzahl von 119 Straftaten in diesem Jahr sind ein ver
suchtes TOtungsdelikt. 11 Brandanschllge einschließlich Ver
suche, 49 Sachbeschldigungen, 19 K6rperverletzungen bow.
Angriffe gegen Asylanten und Ausllnder, 29 Drohungen
bzw. Bedrohungen sowie 10 sonstige Straftaten. zum Beispiel Landfriedensbruch. enthatten.
Herausragende Einzeltaten der jüngsten Zeit waren: Am
18. August 1992 in Schuld im Landkreis Ahrweiler. Unbekann
te Titer verObten nachts gegen 2.00 Uhr einen Brandan
schlag mittels Molotowcocktail auf die Wohnwagen mehr•
rer ausllndischer Familien. Personen- und Sachschaden ent
stand nicht.
Am 27. August 1992 in llbesheim: Auf das Asylbewerber
wohnheim wurde mittels Molotowcocktail ein Brandanschlag
verübt. Es entstand geringer Sachschaden, da das Feuer von
anwesenden Asylsuchenden sofort geiOSCht_ werden konnte.
Ein Tatverdlchtiger wurde von der Polizei ermittett und festgenommen.
Schließlich am 5. September in Andernach im Landkreis
Mayen-Koblenz: Unbekannte Titer warfen einen Molo
towcocktail gegen das Anwesen einer seit zwOif Jahren in
Deutschland lebenden tOrkischen Familie.
Die Gefahr dieser Straftaten für das Leben und die körperli
che Unversehrtheit von Menschen ist unverkennbar, obwohl
in Rheinland-P1alz bei Brandanschlagen giOcklicherweise bis
her keine Personen zu Schaden kamen.
Die Gewaltbereitschaft in der Auseinandersetzung zwischen
Oberwiegend jugendlichen deutschen Titern und Auslindern
sowie zwischen Rechtsextremisten bzw. Personen mit frem
denfeindlicher Einstellung und autonomen Gruppen zeigt
steigende Tendenz.
Zu Frage 2: Aus der breiten Palette von Maßnahmen der Auf
kllrung und Information darf ich folgende herausgreifen:
Die Landesregierung stellt für die hauptamtliche Betreuung
von Projekten der Jugendarbeit im lindliehen Raum im Dop
pelhaushalt 1992/1993 1,6 Millionen DM zur Verfügung. Im
Rahmen dieses Programms können Projekte zur Gewaltprl-
' vention sowie zur Auseinandersetzung mit dem Rechtsextre-
mismus gefOrdert werden. ln die FOrderprogramme des Lan
desjugendplanes Rheinland-P1alz werden ausllndische junge
Menschen ohne Unterschied zu deutsc.hen Jugendlichen ein
bezogen.
Die Landesregierung fOrdert darOber hinaus Bildungsmaß
nahmen zur Integration besonderer BevOikerungsgruppen,
insbesondere auch ausllndischer junger Menschen. Damit
wird ein Beitrag zum Abbau von Vorurteilen und zum guten
Zusammenleben geleistet.
Bei der Landeszentrale für politische Bildung wird in Kürze ei
ne praxisbezogene Arbeitshilfe zum Thema .Rechtsextremis
mus und Jugendarbeit• erscheinen, die sich an Multiplikato
ren der außerschulischen und schulischen Jugend- und Bil
dungsarbeit richtet.
Beim Landesfilmdienst Rheinland-Pfalz stehen für die Bil
dungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen verschiede
ne Medien zur kostenlosen Ausleihe zur Verfügung.
Das Ministerium für Arbeit, Soziales. Familie u_nd Gesundheit
konzipiert derzeit in Kooperation mit dem landesfilmdienst
und dem Landesjugendring einen Jugend-Fotowettbewerb
zum Thema .Fremde Menschen in unserem Land• sowie eine
Fachtagung für Muttiplikatoren der Jugendarbeit zur Thema
tik .Jugend und Gewalt•. die itn Januar 1993 stattfinden
wird.
Im schulischen Bereich wird bei der derzeit laufenden Revi
sion der Lehrpllne für Sozialkunde die Auseinandersetzung
mit extremistischen Parteien expressis verbis thematisiert.
Meine Damen und Herren. es ist das Ziel der Landesregierung, Kinder und Jugendliche unmittelbarer an politischen
Prozessen und Entscheidungen zu beteiligen.
Mit dem Konzept .Mehr Politik für und mit Kindern wagen·
will die Landesregierung dazu beitragen, junge Menschen
schon sehr frOh mit den demokratischen Regelungsmechanis
men unserer Gesellschaft vertraut zu machen. So soll die Poli-

j
2470 Landtag Rheinland-pfalz ·12. Wahlperiode· 31. Sitzung,16. September 1992
tikverdrossenheit abgebaut und rechtsradikaler Propaganda
entgegengewirkt werden.
(Beifall bei der SPD)
Ich habe im kürzlich herausgegebenen Tltigkeitsbericht 1991
des rheinland.pfllzischen Verfassungsschutzes, der Ihnen.
meine Damen und Herren Abgeordneten. vorliegt, darauf hingewiesen, daß die Offentlichkeitsarbeit des Verfa55ungs
schutzes breiten Raum in der geistig-politischen Auseinandersetzung mitdem Extremismus einnimmt.
Dem gestiegenen Aufkllrungsbedarf zum Thema .Extremis
mus und Fremdenfeindlichkeit· wird auch dadurch Rechnung
getragen. daß aufgrund eines Beschlusses der Innenminister
konferenz vom 22. Mai dieses Jahres eine Arbeitsgruppe
.Aufkllrungskampagne gegen den Extremismus• gebildet
worden ist. Dieses ressortübergreifende Bund-Linder
Gremium. dem Vertreter der lnnenminister. der Jugendmini
ster, der Arbeits- und Sozialminister sowie der Kultusminister
angehOren, soll Vonchllge fOr eine zielgruppenorientierte
Aufkllrungsk.am pagne erarbeiten und diese in einer Gesamt
konzeption bOndein und koordinieren. Die Realisierung der
Vorxhlage wird allerdings eine finanzielle Beteiligung des
Bundes und der llnder erfordern. Das Land Rheinland·PJalz
ist grundsitzlieh bereit, sich angemessen an der vorgeseh•
nen Aufkllrungskampagne finanziell zu beteiligen.
Zu Frage 3: Herr Abgeordneter Bruch, ich darf zu dieser Frage
auf meine soeben gegebene Antwort auf die MOndlithe An
frage des Herrn Abgeordneten Henke verweisen und ab-
schließend betonen, daß die polizeilichen Schutzmaßnahmen
fOr die Asylsuchenden mit Vorrang durchgeführt werden.
Aber ich wiederhole: Hundertprozentige Sicherheit kann ni•
mand garantieren.
P<lsiclent Grimm:
Ich erteile Herrn Abgeordneten Bruch zu einer Zusatzfrage
das Wort.
Abg. Bruch, SPD:
Herr Staatsminister. sind Sie der Meinung. daß unser Verfas
sungsschutz ausreichend gewappnet ist, was seine Starke und
die Technik angeht, um eine Vorabkllrung im rechtsradika
len Raum durchzufahren?
Zuber, Minister des -m uqd fOr Sport:
Herr Abgeordneter Bruch, es ist unllngst der Vorwurf erho
ben worden. daß die Organislltionsverlnderungen beim Ver
fassungsschutz in der jetzigen Situation falsch wlren. Ich
machte dem widenprechen. kh denke, daß der Verfassungs-
schutz keine Frage der Quantitlt, sondern eine Frage der
Qualitlt ist.
- Das ist schön.
(Zurufe von der CDU
Mohr, CDU: Gilt überall!)
Die Mßarbeiterinnen und Mßarbeiter des Verfassungsschut
zes sind hinsichtlich dieser Aufgabenstellung sensibiJisiert. Sie
sind personell und technisch in der Lage. den wachsenden
Anforderungen. die sich in diesem Bereich stellen. auch er
folgreich zu begegnen.
P<isldent Grimm:
Gibt es weitere Zusatzfragen?- Herr Henke.
Abg. !lenke, DIE GRONEN:
Herr Staatsminister, ich hltte gern noch etwas über die Struk
tur der Titer geh6rt. Die Zahl der Anschllge ist erxhreckend.
Jetzt ist die Frage mlnnlicMveiblich. die Frage der Alters
struktur oder auch die Frage: Sind d• Skinheads beteiligt?
K6nnen Sie mir darauf eine Antwort geben?
Zuber, Minister deslnnern und flir Sport:
Da sind Skinheads beteiligt. Herr Abgeordneter Henke. und
zwar mit steigender Tendenz.
Was die Frage der Altersstruktur anbelangt. habe ich darauf
hingewiesen. daß es sich um überwiegend jugendliche Titer
handelt. Ober weibliche Titer ist mir bis zur Stunde nichts be
kanntgeworden. Es handelt sich also Oberwiegend um mann
liehe jugendliche Titer.
P<lsiclent Grimm:
Herr Henke.
Abg. Henke, DIE GRONEN:
Herr Staatsminister, gibt es irgendwelche Anzeichen, daß in
zunehmendem Ma_ße diese Anschllge gegen Auslln
der/Ausllnderinnen gesteuert werden. oder sind dies sponta
ne oder zuflllig oder durch Alkohol bedingte Reaktionen?
Zuber, Minister des lnnern und fQr Sport:
Herr Abgeordneter Henke, wahrend man vor einigen Mona
ten noch davon ausgehen konnte. daß es sich in der Oberwie-

Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung,16. September 1992 2471
genden Zahl der Fllle um spontane Aktionen gehandelt hat,
ist heute davon auszugehen. daß in der Regel diese Aktionen
wohl vorbereitet werden.
Prisident Grimm:
Weitere Zusatzfragen sind nicht ersichtlich. Die MOndliehe
Anfrage ist beantwortet.
(Beifall bei SPD und F.D.P.)
Ich rufe nun die MOndliehe Anfrage des Abgeordneten Gell
(CDO), Organisierte Kriminalitlt • Drucksache 1 2/1906 • betreffend, auf.
FOr die Landesregierung antwortet der Chef der Staatskanz
lei in Vertretung des Herrn Justizministers.
Dr. Kllr, Staatssekretir:
Herr Prlsident, meine Damen und Herren! Die MOndliehe An
frage des Abgeordneten Geil beantworte ich wie folgt:
Zu Frage 1: Am Samstag, dem 8. Februar 1992, wurde in der
Innenstadt von Kaiserslautern der in Catania in Italien gebo-rene italienische Staatsangehörige Gaetano Micalizzi von un
bekannten Titern erschossen. Nach Angaben der StaatAn
waltschaft Kaiserslautern führten die bisherigen Ermittlun
gen zu Hinweisen, daß der Getötete zumindest zeitweise in
Verbindung mit einem durch internationalen Haftbefehl ge
suchten Sizilianer sowie einem weiteren Italiener stand, der
einer mafiaartigen Verbrecherorganisation angehören soll.
Aufgrund dieser Umstlnde ist nicht auszuschließen, daß die
Tat in irgendeinem Zusammenhang mit dem Tltigwerden
der Mafia steht. Es handelt sich aber um eine bloße Vermu
tung. Beweise fOr einen solchen Zusammenhang gibt es
nicht.
Zu Frage 2: tn der rechtspolitischen Diskussion wird unter
dem .. Großen lauschangriff• eine Anderung der Strafpro
zeßordnung dahin gehend verstanden. daß den Strafverfol
gungsbehOrden zur Aufkllrung von schwerwiegenden Straf
taten das Abhören von Gesprlchen in Wohnungen mittels
technischer Hitfsmittel erlaubt wird.
Der sogenannte .Kleine Lauschangriff" unterscheidet sich
von dem großen dadurch, daß das AbhOren von Gesprlchen
in Wohnungen nur gestattet ist, wenn sich ein verdeckter Er
mittler in der Wohnung aufhllt.
Eine strafprozessuale Regelung des • Kleinen Lauschangriffs"
erscheint unter rech't$Staatlichen Gesichtspunkten vertretbar.
Die Landesregierung hatte sie im Rahmen der Beratungen ei
nes Gesetzes zur Bek6mpfung des illegalen Rauschgifthan-
dels und der organisierten Kriminalitlt befOrwortet. Das Ge
setz tritt nachste Woche. allerdings ohne diese Regelung, in
Kraft.
Bei der Abwlgung des Interesses an einer wirksamen Straf
verfolgung und der in Artikel13 des Grundgesetzes ge
schützten Unverletzlichkeit der Wohnung flllt entscheidend
ins Gewicht, daß Privatsphlre und Intimitat der Wohnung bereits weitgehend eingeschrlnkt sind, wenn die Wohnungsin
haber einem verdeckten Ermittler die Anwesenheit gestat
ten. Der ermrttelnde Beamte nimmt die Gesprlche ohnehin
wahr. Das zusatzliehe AbhOren mittels technischer Hilfsmittel
dient im wesentlichen der Sicherung des Beamten, um ihm,
zum Beispiel bei einer überraschenden Enttarnung, zu Hilfe
kommen zu kOnnen.
Diese besonderJ Situation des .Kleinen Lauschangriffs"' ist
beim .Großen Lauschangrifr nicht gegeben. Der Eingriff in
das Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung ist daher
ungleich schwerwiegender. Seine Einführung würde eine Än
derung von Artikel13 des Grundgesetzes voraussetzen.
Nach§ 25 b des Polizeiverwaltungsgesetzes ist der Polizei das
Abh6ren von Gesprlchen in Wohnungen bereits zur Abwehr
einer gegenwlrtigen Gefahr fOr Leib oder Leben oder zur
vorbeugenden Beklmpfung verschiedener schwerer Delikte
gestattet.
Diese im prlventiven Bereich bestehende Abhörmöglichkeit
kOnnte dafür sprechen, auch für Zwecke der Strafverfolgung
das Abhören von Gesprlchen in Wohnungen zü gestatten,
um die prlventiven und repressiven Befugnisse der Polizei
anzugleichen.
Weiter llßt sich ins Feld führen, daß der .. Große Lauschan
griff• von tohrenden Vertretern der Polizei, namentlich vom
Prlsidenten des Bundeskriminalamtes, als notwendiges Mit
tel zur Beklmpfung der organisierten Kriminalitlt gefordert
wird.
Andererseits muß man sehen, daß in der Bevölkerung leicht
die BefOrchtung wachsen kOnnte, künftig in einer gllsernen
Wohnung zu leben, weil. wie die Praxis der TelefonOberwa
chung zeigt, trotz aller gesetzlichen Vorkehrungen auch völ
lig an Straftaten Unbeteiligte Adressaten des Lauschangriffs
werden können.
Es ist auch denkbar, daß d•e Täter der organisierten Krimina
litlt sich auf die Zullssigke.it des .Großen Lauschangriffs"'
einstellen wOrden, indem sie etwa entsprechende Gesprlche
in abhörsicheren Rlumen führen. Es soll bereits Warngerate
geben, welche das Vorhandensem von AbhörgerAten oder
den Einsatz von Richtmikrophonen anzeigen. "1l''"*
Wegender vielflltigen, mit dem .. Großen Lausehang ritt• ver
bundenen Probleme hat der Rechtsausschuß des Bundestags
im Juni 1992 bei der Verabschiedung des Gesetzes zur Be-

2472 Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode- 31. Sitzung. 16. September 1992
klmpfung der organisierten Kriminalitlt nahezu einstimmig
folgende Entschließung gelaBt:
"Der Deutsche Bundestag. konnte die mit dem Einsau techni
scher Mittel in Wohnungen im Sinne des Artikels 13 Grundge
setz ve'rbundenen schwierigen rechtlichen, insbesondere
auch verfassungsrechtlichen Fragen Im Rahmen der Beratun
gen des vorliegenden Geseuentwurfs nicht mit der erforderlichen 5orgfaft kllren. Der Deutsche Bundestag wird die Be
ratungen nach der Sommerpause fortfOhren, um die MOglichkeit und Notwendigkeit einer verfassungsrechtlich ein
wandfreien und praxisgerechten Regelung des Einsatzes technischer Mittel in Wohnungen zur Aufkllrung und Verfol
gung der organisierten Kriminalitlt zu prOfen."
Der Deutsche Bundestag hat die angekündigten Beratungen bislang noch nicht aufgenommen. Die damals gestellten Fra
gen sind daher weiter offen.
Das Gesetz zur Beklmpfung der organisierten Kriminalitlt
mit der enormen Erweiterung der Befugntsse der Strafverfolgungsbehörden tritt erst - wie erwlhnt - nlchste Woche in Kraft. Die Erfahrungen mit diesem Gesetz, die RückschlOsse
auf die Notwendigkeit des .Großen Lauschangriffs• geben
kOnnen, werden erst in einigen Monaten vorliegen. Bis dahin besteht Gelegenheit, die Erkenntnisse naher auszuwerten, die andere Llnder zum Beispiel- wie Italien- bei der Beklmp
fung der Mafia und lhnlicher Verbrechensorganisationen mft
dem Abhören von Gesprlchen in Wohnungen gemacht haben.
Die Landesregierung hltt daher die Beurteilungsgrundlagen
zur Entscheidung über die EinfOhrung des .Großen Lausch
angriffs• derzeit fOr noch nicht ausreichend.
Zu Frage 3: Die Landesregierung ist nicht bereit, derzeit im Bundesrat eine eigene Gesetzesinitiative zur ErmOglichung eines .Großen Lauschangritfs• einzubringen. Es liegt auch
keine einschllgige Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen im Bundesrat zur Beratung vor, so daß derzeit kein Handlungsbedarf besteht. Die Landesregierung sieht daher von ei
ner Entscheidung, ob und gegebenenfalls welche in Zukunft
möglicherweise eingebrachten Gesetzesinitiativen zur Ein
fOhrung des .Großen Lauschangriffs• im Bundesrat unter
stützt werden sollen, zum gegenwlrtigen Zeitpunkt ab.
Prlsident Grimm:
Eine Zusatzfrage des Abgeordneten Geil.
Abg. Gell, CDU:
Herr Staatssekretar, die Diskussion ist weitergegangen •ls Ihr Bericht. Ich frage noch einmal konkret, nachdem sich der
SPD-Bundesvorsitzende zu dieser Frage auch sehr eindeutig
Offentlieh gelußert hat: WOrde die Landesregierung einer
eventuell vorliegenden Initiative des Landes NordrheinWestfalen, die von der dortigen Landesregierung angekündigt ist, im Bundesrat ihre Zustimmung geben oder würde sie
diese Zustimmung verweigern?
Dr. Klär, Staatssekretär:
Bei allem Respekt vor dem Abgeordneten Geil einerseits und dem Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei anderer
seits: Ich habe darauf hingewiesen. daß wir die derzeitige
Diskussion prüfen. Diese Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Infolgedessen kann ich Ihre Frage nicht beantworten.
Prlsident Grimm: I
Eine weitere Zusatzfrage des Abgeordneten Geil.
(Zuruf des Abg. Beck, SPD)
Abg. Gell, CDU:
Ich mOchte keine hypothetische Frage beantwortet haben,
sondern ich möchte den Staatssekretar fragen, Herr Kollege
Bes~.
Hat sich das rheinland-pfllzische Kabinett mit dieser Frage
beschlftigt und zu dieser von Ihnen vorgetragenen - im Au
genblick jedenfalls. ablehnenden Haltung gefunden?
(Zuruf des Abg. Wilhelm, CDU)
Dr. Kllr, Staatssekretlr:
Herr Abgeordneter, ich habe Ihnen keine ablehnende Hal
tung vorgetragen. Ich habe Ihnen vorgetragen. daß die Landesregierung ihre PrOfung noCh nicht beendet hat. Sie hat sich in der Tat damit beschlftigt, sonst stlnde ich nicht hier
und würde diese Auskunft geben.
(Wilhelm. COU: Wir haben einen großen
Lauschangriff gemacht!)
Prlsident Grimm:
Weitere Zusatzfragen liegen nicht vor. Ich danke dem Mini
ster für die Beantwortung der Mündlichen Anfrage.
(Beifall der SPD und der F.D.P.)
Die nun eigentlich zur Beantwortung vorliegende MOndliehe Anfrage des Abgeordneten Geimer (CDU). Asylrecht • Druck
sache 1211908- betreffend, wird zusammen mit Punkt 10 der
Tagesordnung aufgerufen.

Landtag Rheinland-P1alz. 12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992 2473
Daher rufe ich die MOndliehe Anfrage der Abgeordneten
Frau Prof. Kokott-Weldenfeld (CDU), Pr~Familia-Zentrum •
Drucksache 12/1911 ~betreffend, auf.
Für die Landesregierung antwortet der Minister für Arbeit,
Soziales, Familie und Gesundheit.
Galte. Minister fQr Arbeit. Soziales, Familie und Gesundheit:
Herr Prlsident. meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich
beantworte die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frau
Kokott~Weidenfeld wie folgt:
Zu den Fragen 1 und 2: _Eine Zulassung von SChwanger
schaftsabbrüchen im Pro-Familia-Zentrum ist bisher nicht er
folgt.
Zu Frage 3: Nein.
Zu Frage 4: Ja.
Zu Frage 5: Nein.
(Beifall der SPD und der f.D.P.)
Präsident Grimm:
Eine Zusatzfrage der Abgeordneten Frau Professorin Kokott
Weidenfeld.
Abg. Frau Prof. Kokott-Weidenfeld, CDU:
Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung dieser Anfra
ge, Herr Minister.
Lassen Sie mich folgende Frage noch einmal wiederholend
nachstellen und für Sie etwas genauer formulieren: Liegt ein
Zulassungsbescheid für die Betreibung des Pro-Familia
Zentrums in Mainz vor? Sind Sie bereit, uns diesen Zulas
sungsbescheid zuginglieh zu machen?
Galle, Minister fQr Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:
Ich hatte bereits ausgefQhrt, daß kein Zulassungsbescheid
vorliegt.
Oie andere von Ihnen gestellte Frage werde ich dann ent
scheiden, wenn über einen solchen Bescheid in meinem Hau
se befunden wurde.
Prlsident Grimm:
Eine Zusatzfrage desAbgeordneten Wilhelm.
Abg. Wilhelm,CDU:
Nach welchen Grundsauen arbeitet die Pro-Familia-Stelle in
Mainz derzeit, nachdem Sie sie mit der Anwesenheit Ihres Be
suches anllßlich der Einweihung geehrt haben, soweit ich es
in Erinnerung habe?
(Frau Bill, DIE GRÜNEN: Er war nicht da!
Beck, SPD: Das war er nicht!}
Galle, Minister für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:
Herr Abgeordneter Wilhelm, unabhlngig von der Frage wer
anwesend war und wer nicht, arbeitet Pro Familia nach dem
bisherigen System weiter. Sie haben lediglich neu.e Raume
bezogen.
Prlsldent Grimm:
Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Wilhelm.
Abg. Wilhelm, CDU:
Können Sie uns mitteilen, innerhalb welchen Zeitraums Sie
mit der Erteilung des Bescheides rechnen?
Galle, Minister für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:
Sie wissen genau, daß zu der Erteilung einer Genehmigung
von Schwangerschaftsabbrüchen ganz bestimmte Vorausset
zungen zu erfüllen sind, die geseulich bzw. durch eine Lan
desverordnung vorgeschrieben sind. Wir haben Pro Familia
gebeten. die notwendigen Angaben zu machen. Diese not
wendigen Angaben liegen noch nicht vor. Erst wenn die An
gaben vollstlndig vorliegen und durch mein Ministerium ge
prüft sind, wird darOber zu entscheiden sein, ob eine entspre
chende Genehmigung erteilt wird oder nicht.
Präsident Grimm:
Weitere Zusatzfragen hegen nicht vor. Ich danke dem Mini
ster fOr die Beantwortung.
(Beifall der SPD und der F .D.P.} '
· Ich rufe d1e MOndliehe Anfrage des Abgeordneten Stollens
(CDU), Wiederaufforstung • Drucksache 1 2/191 2 - betreffend,
auf.
FOr die Landesregierung antwortet der Minister fOr Landwirt
schaft, Weinbau und Forsten.

2474 Landtag Rheinland-pfalz- 12. Wahlperiode- 31. Sitzung, 16. September 1992
Schneider,
Minister für Landwirt"haft. Weinbau und Forsten:
Herr Prlsident, meine Damen und Herren! Anlaß der MOndlichen Anfrage des Abgeordneten Steffens ist eine Meldung
der .Rhein-Zeitung• vom 2. September 1992. in derein Forst
amtsleiter mit der Aussage zitiert wird. 1992 gebe es aus Mainz kein Geld mehr fOr die Wiederaufforstung und die Naßlagerung im Gemeindewald.
Abgeordneter Steffens fragt, ob diese Aussage in Wider
spruch zur Antwort der Landesr~ierung auf die Kleine An
frage der Abgeordneten Licht, Dieter Schmitt, Steffens vom
14. August 1992, Aufforstung in Rheinland-Pfalz betreffend,
steht. Damals habe ich gesagt, daß im Jahre 1992 weitere
7,8 Millionen DM bereitstehen und zusltzliche MOglichkeiten
der Haushaltsumschichtungen geprOftwerden.
Um es vorweg zu sagen. die zitierte Antwort der Landesre
gierung vom August 1992 ist korrekt und zutreffend. Das be
deutet, daß die FOrderung der Naßlagerung in den Gemein
dewildern fOr 1992 und 1993 sichergesteltt ist. Oie darüber
hinaus zur Verfügung stehenden Mittel werden für Auffor
stungsmaßnahmen vorwiegend in den sogenannten 5-~
Gebieten eingesetzt, um die höchstmöglichen EG-Zuschüsse
zu erhalten. Ober die 7,8 Millionen DM ZuschOSse. die sich aus
5 Millionen DM Landesmitteln und 2,8 Millionen DM EG
Mitteln zusammensetzen, ist noch nicht endgültig entschie
den.
Bei der Vergabe werden dabei die Gemeinden den Vorrang
haben, die im Vertrauen auf die Vorweggenehmigung der al
ten Landesregierung bereits Zahlungen geleistet haben bzw.
vertragliche Verpflichtungen eingegangen sind. Neue. das
heißt noch nicht begonnene Aufforstungsmaßnahmen müs
senauf die Zeitraume 1994/1995 zurückgestellt werden. Dies
ist, um das noch einmal deutlich zu sagen, Folge der unge
deckten Schecks in Höhe von 90 Millionen DM, die die Lan
desregierung in Form von Kassenkrediten und Defiziten im
Staats- und Privatwald vorgefunden hat und die Ober den
Nachtragshaushalt 1991 abfinanziertwerden mußten.
Zu Frage 1: Oie aktuelle ZuschoBsituation für Naßlagerung
und Wiederaufforstung im Kommunalwald im Jahre 1992
stellt sich wie folgt dar: Von den 15 Millionen DM Verpflich
tungsermlchtigungen -das waren die Hoffnungen, die aus
gesprochen worden sind-. die die Landesregierung in der
vergangeneo Legislaturperiode für 1992 erteilt hat. stehen
fOr die Naßlagerung 11.3 Millionen DM an Kassenmitteln zur
Verfügung. FQr die Wiederaufforstung wurden neben den
verbleibenden 3.7 Millionen DM Kassenmitteln weitere
0,5 Millionen DM Bundesmittel bewilligt. Oie Landesregie
rung hat darüber hinaus weitere 5 Millionen DM im Haus-
haltsvollzug gesperrt, um unter anderem zusiUiich 2.8 Mil
lionen DM EG-Mittel durch Komplementlrfinanzierung zu si
chern. Das sind zusammengenommen die 5 Millionen DM
plus 2,8 Millionen DM EG-Mittel. Ober die insgesamt 7,8 Mil
lionen DM ist noch nicht entschieden. Insgesamt werden also
für die drei Regierungsbezirke 23,3 Millionen DM für das Jahr
1992 zur Verfügung stehen- ,5 Millionen DM LandesmitteL
0,5 Millionen DM Bundesmittel, 5 Millionen DM Umschich
tungen im Landeshaushalt. 2,8 Millionen DM EG-Zuschüsse -.
Zu den Fragen 2 bis 5: Ober den Einsatz der genannten
7,8 Millionen DM ist noch nicht entschieden. und zwar des
halb nicht, weil im Augenblick die Regierungspräsidenten
entsprechend meiner Forderung die Projektlisten bei 3 000 Vorhaben in den Gemeinden zusammenstellen, um herauszu
finden, in welchem der 3 000 EinzelfAlle Verpflichtungen ein
gegangen wurden, das heißt entweder das Geld schon ausge
geben ist oder Vertrage verpflichtend vorliegen; denn diese
sollen vorrangig mit den 7,8 Millionen DM befriedigt werden.
(Vereinzelt Beifall bei SPD und F .D.P _)
Zu Frage 6: Die Landesregierung hat in den 18 Monaten ihrer
Amtszeit in allen Waldbesitzarten mehr als 100 Millionen DM
Landesmittel zur Beseitigung der Orkanschiden und fOr Wie
deraufforstungen eingesetzt. Ich sage aber auch noch einmal
sehr deutlich. daß der kommunale Wald mit rund 20 Millio
nen DM Landesmitteln relativ niedrig zu Buche schlagt. Dies
ist unbestritten, aber das liegt nicht zuletzt daran, daß eben
aufgrund der zu deckenden Kosten aus den unterbliebenen
Leistungen aus 1990 und ,991 vor allem im Staatswald- und
Privatwaldbereich die Abfinanzierung der Kassenkredite vor
rangig war und vorrangig durchgeführt werden mußte.
(Beifall bei der SPD)
Prlsident Grimm:
Gibt es Zusatzfragen"? Herr Steffens.
Abg. Steffens. CDU:
Herr Minister, Sie haben als Antwort auf die Frage 6 gesagt.
daß in den 18 Monaten der Regierungszeit dieser Landesre
gierung Ober 100 Millionen DM für den Wald ausgegeben
worden sind. Ich gehe davon aus, daß sich diese 100 Millio
nen DM auf die Beseitigung von Orkanschaden beziehen,
Oder liege ich da falsch, daß damit der Gesamtbetrag fOr den
Wald, für alle Zuschußmittel, gemeint war?
Sie haben gesagt, etwa 20 Millionen DM entfallen auf den
Kommunalwald. den Gemeindewald. Ich möchte Sie bitten,
daß Sie noch einmal sagen, wie sich die übrigen Millionen auf
die anderen Waldbesitzarten verteilen. Ich mOchte Sie auch
bitten, noch einmal zu sagen, wie die einzelnen Waldbesitz
arten an der Gesamtwaldfliehe in Rheinland-Pfalz beteiligt
sind.
Schneider,
Minister fOr Landwirtschaft. Weinbau und Forsten:
Bei den von mir genannten 100 Millionen DM handelt es sich

Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung,16. September 1992 2475
ausschließlich um Ausgaben, die mit den Orkanschiden zu
tun haben. Sie wurden zum einen für erste Aufrlumungsar~
beiten, zum zweiten für die Einrichtung der Naßlagerung und deren Unterhaltung und zum dritten auch für beginnen·
de Wiederaufforstungsmaßnahmen eingesetzt. Ich kann Ih
nen die Zahlen nicht exakt sagen, aber die GrOßenordnungen
liegen so, daß etwa 80 Millionen DM- das sind die berühmten
Kassenkredite, die 1990 und 1991 zur ersten Oberwindung
der Orkanschiden im Staatswaldbereich gewahrt worden
sind - durch den Nachtragshaushalt abgedeckt worden sind
und als Kassenmittel zur VerfOgung gestellt wurden, um den
Staatswaldbereich wieder handlungsflhig zu machen. Dabei
waren auch erstmals die Privatwaldunterstützungsmaßnah
men in einer GrOßenordnung von 10 Millionen DM, wenn ich
das richtig in Erinnerung habe. Das kann ich Ihnen aber noch
nachliefern.
Der Restbetrag- das sind die Beträge, von denen ich gespro
chen habe. rund 20 Millionen DM von dem 100-Millionen
DM-Anteil- wurde bisher im Kommunalwaldbereich inner
halb der letzten 18 Monate zur Verfügung gestellt. Dabei
waren vorrangig die Naßlagerkosten. die voll gedeckt wer
den, auch für 1993, mit dem, was ich gesagt habe, und im btr scheideneo Umfang in einer GrOßenordnung von 7 Millio
nen DM Wiederaufforstungsmaßnahmen ausschließlich im
kommunalen Waldbereich finanziert.
Die Verteilung innerhalb des Landes ist so, daß in etwa 50%
des Waldanteils kommunaler Waldanteil ist. Der Staatswald
anteil liegt bei etwa 30 %. wenn ich das richtig in Erinnerung
habe. 20% sind Privatwald.
Prlsident Grimm:
Eine Zusatzfrage des Kollegen Dieter Schmitt.
Abg. Schmitt. CDU:
Trifft es zu, daß fOr 1993 nur Haushaltsmittel fOr die Naßlage
rung und nicht fOr die Wiederaufforstung zur VerfOgung ste
hen? KOnnen Sie zumindest heute bestltigen, daß fOr dieS
b-Gebiete ausreichende Mittel fOr alle Wiederaufforstungs
maßnahmen in 1992 und 1993 zur VerfOgung stehen?
Schneider,
Minister fOr Landwirtschaft. Weinbau und Forlten:
Zunlchst einmal ist zu sagen, daß die fQr 1993 zur VerfOgung
stehenden Mittel nach dem derzeitigen Stand fOr die Naßla
ger in vollem Umfang ausreichend sind. Ob darOber hinaus
von diesem Anteil Mittel fOr Wiederaufforstungsmaßnah
men freigesetzt werden kOnnen, wird nicht zuletzt dawn ab
hlngig sein, inwieweit im Augenblick die erfreuliche Ten
denz und Entwicklung der stabilisierten Holzpreise anhltt.
Wenn wir verstlrkt an die Naßlager herangehen kOnn~n. um
sie abzubauen, dann werden die Kosten natürlich auch redu
ziert. Dadurch wird dann der mögliche Anteil für die Finan
zierung von Wiederaufforstungsmaßnahmen verbessert.
Was die Frage der S-b-Gebiete anbelangt. stehen für 1992 die
7,8 Millionen DM zur VerfOgung, über die, wie gesagt, bisher
noch nicht entschieden ist. Damit wird im 5-b-Gebietbereich
nach den jetzigen Vorlagen der Bedarf gedeckt werden k.On
nen. Es geht um die Frage. inwieweit darOber hinaus noch zu
sitz liehe Mittel für Gebiete außerhalb der S-b-Gebiete, je
nach dem Anteil, den wir für die S-b-Gebiete brauchen, zur
VerfOgung gestellt werden kOnnen. Aber es ist davon auszu
gehen, daß die S-b-Gebiete voll abgedeckt werden können.
Präsident Grimm:
Herr Kollege JQrging hat zu einer Zusatzfrage das Wort.
Abg. JOrging. SPD:
Herr Minister, können Sie diesem Hause im Zusamm~nhang
mrt der frage 6 sagen, wie viele Landesmittel die alte Landes
regierung im Jahre 1990 außer den uns hinterlassenen Schul
den von 90 Millionen DM eingesetzt hat?
Schneider,
Minister fOr Landwirtschaft. Weinbau und Forsten:
Im Staatswaldbereich- ich sage dies noch einmal -waren für
die Oberwindung der Orkanschiden ausschließlich Kassen
kredite eingesetzt. Für diesen Bereich waren keine direkten
Barmittel im Haushalt vorgesehen. Das war das, was mit dem
Nachtragshaushalt 1991 bereinigt worden ist. DarOber hin
aus, ob und in welchem Umfang Mittel berertgestellt wur
den, das müßte ich noch einmal nachvollziehen.
(Zuruf des Abg. Wilhelm. CDU)
Hierzu kann ich Ihnen aus dem Kopf keine exakten Zahlen
nennen.
Prlsident Grimm:
Eine Zusatzfrage des Abgeordneten Steffens.
Abg. Steffens. CDU:
Herr Minister, Sie haben, wenn ich Sie richtig verstanden ha
be, angekündigt, daß die betroffenen Gemeinden im Dop
pelhaushalt 199411995 mit Zuschüssen des Landes rechnen
kOnnen. Sie kommen aus einem anderen Bundesland. Sie sind
erst nach der Landtagswahl nach Rheinland-Pfalz gekom
men. Sind Sie niemals von Ihren Fraktionskollegen unterrich-

2476 Landtag Rheinland·Pfalz ·12. Wahlperiode· 31. Sitzung,16. September 1992
tet worden, welche Zusagen und Versprechungen die SPD
nach dieser Windwurfkatastrophe und vor der Landtagswahl
- angeführt durch den damaligen Fraktionsvorsitzenden
Scharping -den waldbesitzenden Gemeinden gemacht hat? -
Können Sie es Oberhaupt verantworten, daß diese Verspre
chungen bis heute nicht eingehalten wurden?
(Zurufe von der SPD)
Wenn Sie diese Frage mit Nein beantworten müssen, sind Sie
dann damit einverstanden, daß ich Ihnen kompetente Gesprlchspartner der betroffenen Gemeinden vermittle, damit
Sie verstehen k.Onnen. welcher Vertrauensbruch gegenOber
den Waldbesitzern von der SPD begangen worden ist?
(Widerspruch bei der SPD)
Schneider.
Minister fQr Landwirtschaft, Weinbau und Forsten:
Herr Abgeordneter Steffens, Ihnen würde ich empfehlen,
nachzu'lesen, was Ihre Fraktionsmitglieder damals verspro
chen haben und wie dies in der Realitlt des Haushatts
1990/1991, den Sie verabschiedet hatten, seinen Ausdruck
gefunden hat.
(Beifall bei der SPD
Zurufe von der CDU}
Ich darf noch einmal wiederholen. Soweit ich das nachvollzie·
hen konnte und nachgelesen habe, war es so, daß bezOglieh
der Orkanschiden und bei den Diskussionen, die damals auch
in diesem Hohen Hause stattfanden, die Obereinstimmende
Auffassung bestand, daß alles Menschenmögliche getan wer·
den muß, um sowohl von der staatlichen als auch von der pri
vaten und der kommunalen Seite aus diese Katastrophe mit
Hilfen zu überwinden. Fakt ist, daß, soweß: dies den Staats
wald und den gesamten Privatwaldbereich anbelangte, in
den Haushaltsansitzen einschließlich 1991 keine Mittel vor·
gesehen waren und daß dies von der neuen Mehrheit in die·
sem Hause mit dem Nachtragshaushalt 1991 erstmals mit
80 Millionen DM abgedeckt worden ist. Das ist die Ausgangs
lage.
(Beifall bei der SPD)
Die Kommunalwaldmittel, die damals zur Verfügung gestellt
worden sind· daran kritisiere ich nichts, ich stelle dies nur fest
-, sind auch keine zusltzlichen Mittel gewesen. Diese Mittel
wurden aus dem Haushalt des Innenministers im Rahmen des
kommunalen Finanzausgleichs zur VerfOgung gestellt, das
heißt, diese Mittel sind den Kommunen aus anderen Berei=
chen abgezogen worden, um sie für diese außerordentliche
Katastrophe verwenden zu können. Das ist Fakt.
Mit Ihrer anderen Frage wollen Sie wissen, was 199311994 ge·
schehen wird. Ich habe wiederholt in diesem Hause, aber
auch in den Ausschüssen gesagt. welche Erwartungen und
welche Notwendigkeiten aus forstpolitischer Sicht bestehen,
welche GrOßenordnungen im Kommunalwaldbereich noch
zu finanzieren sind. Es liegt mit an Ihnen, den Mitgliedern
dieses Hohen Hauses insgesamt, den Minister für Landwirt
schaft, Weinbau und Forsten bei den Beratungen für den
Doppelhaushalt 1994/1995 in die Lage zu versetzen, diesen
Erwartungen im kommunalen Bereich gerecht werden zu
können. Darüber haben Sie mit zu entscheiden.
Aber ich sage auch, Sie haben nicht nur in der Weise darOber
mit zu entscheiden. wie es manchmal in den Parlamenten
Mode ist - ich mache keine Ausnahme; ich habe dies in der
Opposition, die ich auch ein paar Jahre lang zu vertreten ge
habt habe, manchmal auch so gemacht·, daß jeder in seinem
Fachbereich Anforderungen stellt, die in der Summe nicht fi· I
nanzierbar sind; denn, ohne den Finanzminister in Schutz zu
nehmen, auch die neue Landesregierung und der neue Fi
nanzminister sind nicht in der Lage, eigenes Geld in
Rheinland·Pfalz drucken zu dürfen.
(Beifall bei der SPD •
Bruch, SPD: Das wollen wir auch nicht!)
Präsident Grimm:
Eine Zusatzfrage des Kollegen Dieter Schmitt.
Abg. Schmitt, CDU:
Herr Mmister, ich will ~och einmal konkret nachfragen, weil
die Frage unbefriedigend beantwortet wurde.
Trifft es zu~ daß in einem jüngst ergangenen Schreiben des
Ministeriums für Landwirtschaft, Weinbau und Forsten, dem
Sie vorstehen, an die Forstlmter festgestellt wird, daß keine
zusatzliehen Mittel zur Verfügung stehen und auch in den 5·
b-Gebieten eine Wiederaufforstungsmaßnahme nur möglich
ist, wenn eine Umschichtung erfolgt? - Wenn dies zutrifft,
wie soll diese Umschichtungsmaßnahme vonstatten gehen?·
Wie gedenken Sie außerhalb der vier Landkreise, die
Rheinland-?falz nicht alleine ausmachen, die Wiederauffor
stungsmaßnahmen zu IOSen"?-lch habe den Eindruck, daß Sie
im Prinzip mit den Haushaltsmitteln fast zufrieden sind. Dies
würde mich sehr enttluschen.
Schneider.
Minister für Landwirtschaft. Weinbau und Forsten:
Herr Abgeordneter Schmitt, ich kann Ihnen zu der ersten Fra
ge noch einmal sagen, es gibt von mir nur das Rundschreiben
• ich glaube vom Mai oder Juli, unmittelbar nach der Verab
schiedung des Haushatts - an die Bezirksdirektionen. Darin
steht, daß nach dem verabschiedeten Haushalt die darin ent·
halteneo Mittel für mich 1992 und 1993 zur Verfügung ste-

Landtag Rheinland-pfalz • 12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992 2477
hen und daß diese wie folgt einzusetzen sind. Dann ist zu·
nlchst als Prioritlt die Naßlagerfinanzierung im Kommunai
waldbereich aufgeführt. Prioritlt Nummer 2 sind die s-b
Gebiete. Darüber hinaus wird dann geprüft, in welchen Ge
meinden durch Vorabentscheidungen, die genehmigt waren
- das ist unbestritten -, bereits Vertragsverpflichtungen oder
Ausgabeverpflichtungen eingegangen worden sind. ln der
Reihenfolge des verbliebenen Geldes sollen nach diesen Kri
terien Zuschüsse an die Gemeinden gegeben werden. Das ist an die Bezirksdirektionen herausgegangen.
Die Bezirksdirektionen haben exakt dieses - davon habe ich
mich gestern noch einmal überzeugt- in die Rundschreiben.
die an die Forstlmterherausgegangen sind, übernommen.
ln diesem Zusammenhang- damit komme ich zu dem zwei
ten Punkt- ist die Frage der S-b-Gebiete zunlchst bei der er
sten Rate zurückgestellt worden, weil es in diesem Bereich
darum geht, durch Umschichtungen in meinem Etat noch die
zusatzliehen Komplementärmittel von 5 Millionen DM bereit
zustellen. Das ist in der Zwischenzeit hausintern geschehen,
so daß mit den 2,8 Millionen DM EG-Mrtteln insgesamt
7,8 Millionen DM zur Verfügung stehen. Wenn mir die Gesamtlisten vorliegen - mir wurde vorhin bestltigt, bis zum
1. Oktober könnte ich davon ausgehen, daß sie vorllgen -.
können auch die Bewilligungen ausgesprochen werden.
Präsident Grimm:
Eine Zusatzfrage der Abgeordneten Frau Neubauer.
Abg. Frau Neubauer. CDU:
Herr Minister, können Sie mir sagen, wieviel Prozent von den
7 Millionen DM, die zur Zeit fOr die Wiederaufforstung be
reitstehen. den Bedarf in den Kommunen abdecken?
Kann man 1994/1995 definitiv mit der Zusage rechnen. daß
alle Gemeinden das Geld zur Wiederaufforstung bekommen?
Schneider,
Minister fOr Landwirtschaft, Weinbau und Forsten:
Den exakten Prozentsatz kann ich Ihnen nicht sagen.lch kann
nur sagen, daß in den Jahren 1992 und 1993 fOr Wiederauf
forstungsmaßnahmen- ich will dies noch einmal sagen, nicht
für die Schadensbeseitigungen und die Naßlagerproblema
tik; das ist geregelt - bisher Antrlge etwa in der gleichen
Größenordnung wie das, was wir zur Verfügung haben, vor
liegen, olmlieh rund 30 Millionen DM nach meiner Erinne
rung. ln dieser GrOBenordnung bewegt sich das. was
1992/1993 nach den Forstwirtschaftsplineo bereits in den
Gemeindehaushalten vorgesehen war und bisher nicht abge
deckt werden kann. Ich sage noch einmal: Es handelt sich um
Wiederaufforstungsmaßnahmen, die - forstpolitisch wün
schenswert- so schnell wie mOglich vollzogen werden sollten.
Ich komme noch einmal zu dem, was auch Herr Schmitt ge
fragt hat und was sich Ihrer Frage anschließt. Wie schnell das
dann in den Gemeinden in den Folgejahren abgewickelt wer
den kann, hingt entscheidend von zwei Faktoren ab. Der ei
ne Faktor ist der, ob es uns gelingt, möglichst bald bei günsti
gen Preisen die Naßlager aufzulösen. was zur erheblichen
Entlastung der Kosten in diesem Bereich, auch im Kommunal
waldbereich, führen würde. Es gab bisher Obereinstimmung
in diesem Hause darüber, daß wir das nicht mit der kurzfristi
gen Oberlegung, das Holz loszuwerden. machen sollen, weil
wir einen Beitrag zur Preisstabilisierung auf dem Markt lei
sten wollen. Das wird übereinstimmend zwischen den Weid
besitzarten so geschehen.lm Augenblick haben wir sich stabi
lisierende Preise. Dies wollen wir ausnutzen. Wenn dies gOn
stig weiterlauft, dann werden wir die Kosten senken können
und demzufolge mehr Mittel für AufforstungsmOglichkeiten
zur Verfügung haben.
Was uns darOber hinaus vom Haushaltsgesetzgeber 1994 zur
VerfOgung gestellt wird, dazu bin ich im Moment 'nicht in der
Lage, eine Aussage zu machen, meine Damen und Herren.
Dies hingt, wie Sie alle wissen, von einer Reihe von Faktoreri
ab. Was der Forstminister gerne mOchte. das kann ich Ihnen
relativ schnell sagen. Dies hilft uns aber nicht weiter. Es ist un
realistisch, dies dann als Zusage, als Erwartung in den Raum
zu stellen. Ich beteilige mich nicht an solchen Hoffnungsaus
sagen. die a"-, Ende nicht eingehalten werden können.
(Beifall bei der SPD)
Präsident Grimm:
Eine Zusatzfrage der Abgeordneten Frau Neubauer.
Abg. Frau Neubauer. CDU:
Herr Minister, kann man davon ausgehen, daß man jetzt
schon in vagen Oberlegungen sagen kann, wenn kein Geld
vorhanden ist, kOnnen wir den Gemeinden auch keines ge
ben, oder kOnnen Sie definitiv sagen, ja, die Gemeinden be
kommen das Restgeld zur Wiederaufforstung?
Schneider.
Minister fOr Landwirtschaft, Weinbau und Forsten:
Sie können das erste nicht sagen. Wir werden die vorhande
nen Mittel auch korrekt unter dem Gesichtspunkt forstpoliti
scher Oberlegungen verteilen. Dabei spielen die Kommunen
mit SO 'K Waldanteil eine ganz entscheidende Rolle. Wir wer
den das Geld nicht ausschließlich im staatlichen Bereich inve
stieren, wndern forstpolitisch überlegt, vernOnftig und unab-

2478 Landtag Rheinland-pfalz ·12. Wahlperiode- 31. Sitzung,16. September 1992
hlngig von den Waldbesitzarten verteilen. Ob dies 1994 in vollem Umfang oder nur in Teilraten geschieht. diese Frage
kann ich im Augenblick nicht beantworten. Aus meiner forst~
politischen Verantwortung heraus ist es wünschenswert, fOr
alle Waldbesitzarten die Mittel mOglichst schnell bereitzu
stellen, um so schnell wie möglich die verheerenden Folgen
der Orkanschiden zu überwinden. Dazu gehört auch die
Wiederaufforstung und nicht nur die Beseitigung der Schiden.
Präsident Grimm:
Meine Damen und Herren. ich stelle fest, daß die Mündliche
Anfrage beantwortet ist.
(Beifall bei SPD und F.D.P.)
Die Fragestunde ist beendet.
Zur Geschäftsordnung hat Herr Kollege Wittkowsky das
Wort.
Abg. WottkOWJky, CDU:
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Nach§ 96 Abs. 1
der Geschlftsordnung beantragt die CDU-Fraktion die Aus
sprache zur Mündlkhen Anfrage des Abgeordneten Geil
(CDU), Organisierte Kriminalitit - Drucksache 12/1906 - betreffend.
Prlsident Grimm:
Für die antragstellende Fraktion erteile ich Herrn Kollegen
Geil das Wort.
Abg. Geil, CDU:
Herr Prlsident. meine sehr geehrten Damen und Herren! Die
(DU-Fraktion hat die Antwort auf meine Mündliche Anfrage
an die Landesregierung zur Aussprache gestellt. weil wir uns
angesichts der aktuellen bundesweiten Diskussion in der Of
fentlichkeit zu diesem Thema mit der Antwort, die Herr
Staatssekretar Dr. Kllr auf meine Frage, vor allen Dingen zu
Nummer 3, gegeben hat, nicht zufriedengeben.
(Beifall bei der CDU)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, es reicht nicht, daß
jetzt angefangen wird zu prOfen. Es muß gehandeh: werden.
(Beifall bei der CDU)
Dies ist der Kern der Diskussion, wie sie bundesweit gefOhrt
wird. Ich fOge hinzu, damit ich nicht mißverstanden werde:
Sowohl der Bund, also Bundestag, als auch die llnder müssen
angesichtsdes Ausmaßes, das dort im organisierten Kriminal
bereich sichtbar wird, kurzfristig handeln.
Herr Staatssekretär, ohne Zweifel hat das im Juni von Bundes
tag und Bundesrat verabschiedete Gesetz zur Beklmpfung
des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungs
formen der organisierten Kriminahtat fOr die Strafverfol
gungsbehörden Fortschritte gebracht. Diese sind sicherlich im
materiellen Strafrecht und im Strafverfahrensrecht gegeben.
Hiervon trlgt auch die Polizei Nutzen und hat Vorteile. Aber
es ist unzureichend, daß der Einsatz von technischen Mitteln
zum Abhören und Aufzeichnen des in der Wohnung nicht öf
fentlich gesprochenen Wortes keine Regelung gefunden hat.
Ich beziehe mich auf das, was Sie zum .Großen• und .,Klei
nen Lal,!schangriff .. gesagt haben. Ich füge hinzu: Der .,Klei
ne Lauschangriff· ist in Bonn gescheitert, weil die Bundesre
gierung der AuffaSsung war, daß dies in die Polizeiverwal
tungsgesetze der Länder gehört. -Wir haben dies seit 1986
geregelt, aber auch wir dOrfen diese bekanntgewordenen
Tatsachen beispielsweise nicht verwerten, auch nicht bei ei
ner Strafverfolgung. Das ist auch unsere Misere. vor der wir
stehen.
Meine verehrten Damen und Herren, wie soll die Polizei bun
desweit in diesem schwierigen Bereich tltig werden, wenn
man auf die Under verweist und dort teilweise Oberhaupt
keine Regelungen oder sehr unterschiedliche Regelungen
hat. Deswegen muß eine Bundesratsinitiative ergriffen wer
den, damit man in Bonn auch zu einem einmOtigen Ergebnis
kommt.
(Beifall bei der CDU)
Das Anhörverfahren der Strafverfolgungsbehörden im
Rechtsausschuß im Januar dieses Jahres hat Obereinstimmend
geze•gt, daß der Emsatz von technischen Mitteln in Wohnungen notwendig ist. Verantwortliche Polizeibeamte sehen für
die Regelung des Einsatzes technischer Mittel einen dringen
den Handlungsbedarf. Meine Damen und Herren, der Ver
zicht auf solChe Abhöreinrichtungen versagt der Polizei die
wirksamste Waffe gegen das organisierte Verbrechen. Wenn
fest abgeschottete, hlufig fremdsprachige Verbrechersyndi
kate tltig werden, dann haben verdeckte Ermittler keine
Chance, in diesen Kern einzudringen.
(lelle, CDU: So ist es!)
Ohne Wahrnehmung kann Kriminalitlt nun einmal nicht be
klmpft werden. Deswegen fordern wir die Landesregierung
auf, unverzüglich ihre Meinung abschließend zu bilden und
dann auch vor dem Hintergrund, daß die polizeiliche Tltig
keit heute weit mehr als früher initiativ, deliktübergreifend
und personen- und organisationsbezogen tätig werden muß,
wenn sie Erfolg bei der organisierten Kriminalität haben will.
Natürlich wlre es der Polizei lieber, nur den Verkehr in den
Großstldten zu regeln. Dies reicht aber nicht aus. Wir können

Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992 2479
die Polizei nicht allein lassen, sondern wir mQssen ihr die
Rechtsmittel und das Instrumentarium an die Hand geben,
um auch erfolgreich arbeiten zu können.
ln unserer Aufforderung an Sie. meine Damen und Herren von der Landesregierung, geht es darum, ob die Privatsphlre
der Wohnung, die verfassungsrechtlich geschOtzt ist und die auch ich weiterhin schützen will, dazu mißbr•ucht werden
darf, Verbrechen zu planen. Meine verehrten Damen und Herren, unser Grundgesetz schatzt Grundrechte nicht, damit
sie mißbraucht werden, sondern wir müssen die Grundrechte
schützen, damit wir sie alle in Anspruch nehmen kOnnen.
Deswegen muß man dem Verbrechen begegnen.
(Beifall bei der CDU)
Ich habe das in der von mir gestellten MOndlichen Anfrage
deutlich gemacht - wir diskutieren jetzt darOber -. weil ein Mitglied der rheinland-pfllzischen Landesregierung, Herr Ju
stizminister Caesar, sich am 3. September eindeutig erkllrt hat, einer Regelung in dieser Frage bedürfe es nicht. Meine
verehrten Damen und Herren. wenn sich dann andere aus der
Landesregierung nicht lußern, beispielsweise der Innenminister - ich hltte gern gesehen, daß der meine MOndliehe Anfrage beantwortet und aus seiner Erfahrung einiges berichtet hätte-,
(Wilhelm. CDU: Er ist doch
unserer Meinung!)
dann hat dieses Parlament die Pflicht und Schuldigkeit, nach
zufragen, wie diese Landesregierung zu dieser wichtigen Fra
ge steht und wie sie titig werden will.
(Beifall bei der CDU)
Wir erwarten von der Landesregierung. daß sie in dieser
wichtigen Frage initiativ wird, damit Sicherheitskrlfte ausreichende technische Mittel zur Beklmpfung der organisierten
Kriminalitlt zur Verfügung haben. Wir erwarten zumindest,
daß sie unterstOtzend tltig wird,
(Glocke des Präsidenten)
wenn Nordrhein-Westfalen einen Antrag im Bundesrat ein
bringt.
Meine verehrten Damen und Herren, die BevOikerung erwar
tet von ihren Regierungen, daß die organisierte Kriminalitlt mit allen möglichen Mitteln beklmpft wird. Diese Frage, über die wir diskutieren, beinhaltet eines der zentralen Mit
tel. Es muß möglich gemacht werden, daß die Polizei darauf zurückgreifen kann.
(Dr. Schmidt. SPD: Es ist nur
die Frage. wie!)
Prlisldent Grimm:
Das Wort hat Herr Kollege Beck.
Abg. Beck, SPO:
Herr Prlsident. meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist zweifellos so. daß wir uns alle Gedanken machen und auch
Sorge haben, wenn wir die sich hl'ufenden Berichte zur Kenntnis nehmen, daß sich offensichtlich in den verschieden
sten Formen Kriminalitlt organisiert oder organisierte Kriminalitlt aus anderen europäischen Staaten bei uns Fuß faßt,
von hier aus in andere Staaten hineinwirkt oder auch inner
halb der Bundesrepublik teilweise gegenüber den Mitglie
dern des eigenen Volkes dann entsprechend Kriminalität aus
übt, sei es in Form von Schutzgelderpressung oder ähnlichem . mehr oder sei es diese schlimme Meldung, die vor wenigen
Wochen durcn die Offentliehkelt gegangen ist, daß die Mafia
oder mafiaihnliehe Organisationen ihre Killer quasi aus der Bundesrepublik Deutschland heraus zum Einsatz schicken,
um daseinmal so zu formulieren.
Auch die Tatsache, daß wir Meldungen haben - beispielswei
se vom Verfassungsschutz aus Hamburg, aber auch vOn anderen Orten-, daß sich in der rechtsradikalen Szene organisierte
Formen von Verbrechen heraus.bilden und von da aus eine
zusltzliche Bedrohung ausgeht, muß uns ohne Zweifel auf
den Plan rufen. Darüber sind wir uns einig. Ober diese Frage
muß man sich auseinandersetzen.
Ich hoffe, wir sind uns auch darin einig, daß gerade der Schutz des Artikels 13 unseres Grundgesetzes hOchste Priori
tlt haben muß. Die Unverletzlichkeit der Wohnung muß
ganz schwergewichtig mit auf die Waagschalen gelegt werden, wenn wir die Dinge miteinander in ein vernünftiges Lot
bringen wollen;
(Beifall bei der SPD und
vereinzelt be1 der F.O.P.)
denn wir wollen sicher alle gemeinsam nicht. daß in dieser
Frage das Kind mit dem Bade ausgeschOttet wird. Das unterstelle ich. Da will ich auch niemandem zu nahe treten.
Herr Kollege Geil, wir täten uns sicher alle gemeinsam leichter bei der Beurteilung dieser Frage, wlre es nicht dazu ge
kommen, daß in vielerlei Verlautbarungen eine fast inflati~
nlre Art und Weise Platz gegriffen hat, nach Verfassungsloderungen zu rufen.
(Dieckvoß, F.D.P .: So ist es!)
Das muß einen auch hellhörig machen, weil wir nicht alle aktuell auftretenden Fragen immer damit beantworten kön
nen, daß wir in Grundrechte eingreifen oder in der Verfassung Verloderungen fordern.
(Beifall der SPD und bei der F .D.P .)

2480 Landtag Rheinland-pfaJz ·12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992
So schnell darf dies nicht gehen. Weil wir dies so sehen -auch
als Sozialdemokraten und als sozialdemokratische Fraktion in
diesem Hause -. begrüße ich es außerordentlich, daß es sich
die Landesregierung nicht so einfach macht und - was sicher
populärer wlre- schnell die Forderung nach einer Verfas
sungsinderunQ aufnimmt und sagt: Wir marschieren mOg
lichst an der Spitze dieser Forderungen vorneweg; dann ha
ben wir die positiven Schlagzeilen auf unserer Seite.
Es ist schwieriger, diesen Abwlgungsprozeß zu treffen, als dieser populistischen Sicht der Dinge zu folgen. Deshalb pll
diere ich dafür, daß wir die Frage miteinander abwlgen, daß
wir auch -dies will ich ausdrücklich anregen- Ober diese Fra
ge vertiefend im Innenausschuß des Parlaments noch einmal
reden. Wir sollten dann zu einer möglichst gemeinsam getra
genen Auffassung in dieser Frage kommen; denn wenn wir
uns nicht einigen können. was die Frage eines Antrags im
Bundesrat oder die Haltung der Landesregierung angeht, wie
sollten wir dann verlangen, daß fOr einen solchen Antrag 16
Bundestinder zu einer gemeinsamen Haltung finden? Ich
plldiere dafür, daß wir einen ganz sorgsamen Umgang mit
der Verfassung und gerade auch mit Artikel13 pflegen.
(Beifall derSPD und bei der F.D.P.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, es wlre verhlng
nisvoll. wenn der Eindruck entstehen wOrde • Herr Kollege
Geil, ich will ausdrOcklich sagen, ich hatte ihn bei Ihrem Rede
beitrag nicht, aber ich habe ihn durchaus, wenn ich die Ge
samtdiskussion Ober verschiedene Verfassungsartikel anse
he-. daß der parteipolitische und parteitaktische Vorteil, den
man sieht, Ober die sorgflltige Abwlgung des Umgangs mit
Grundgesetzartikeln geht.
(Vereinzelt Beifall bei der SPD)
Wenn das so ist, dann müssen allerdings die Zeichen auf Rot
springen. Dann müssen die Ampeln Halt zeigen; denn dies
kann keine Motivation für eine Verfassungslnderung sein.
Ich pladiere also dafür, die Diskussion sehr sorgflltig weiter
zuführen, sie zu einem Meinungsbild zu verdichten und dann
eine Entscheidung sowohl in der Landesregierung als auch
unterstützend in unseren Fraktionen und in diesem Hause
herbeizuführen. Man kann sich auch durchaus vorstellen,
auch wenn ich weiß, daß das im Zusammenhang mit einer
VerfassungsinderunQ ungewOhntich ist
(Glocke des Prlsidenten)
- Herr Prlsident, ich bin mit diesem Satz zu Ende -, ob man
sich nicht gerade in einer so sensiblen Frage auch einmol dar-·
auf einigen kOnnte, eine solche Geschichte allenfalls auf Zeit
zu machen, so daß diese Einschrlnkung eines Grundrechts
nicht automatisch weiter wirkt und wir Stufe um Stufe solche
Vorschriften dann zu Lasten der Bürger und ihrer Freiheits
rechte abbauen.
Dafür plldiere ich: Sachliche Auseinandersetzung, sorgfalti
ge Meinungsbildung und keine hypothetische Aussage ,.was
wlre, wenn".- Das hilft uns in dieser Frage nicht weiter_
(Beifall der SPD)
Prlsident Grimm:
Ich begrüße neue Gaste im rheinland-pfälzischen Landtag,
und zwar Senioren aus dem Landkreis Alzey-Worms sowie
Schülerinnen und Schüler der Realschule Kusel; herzlich will
kommen!
(Beifall im Hause)
Es hat nun Herr Abgeordneter Henke das Wort.
Abg. Henke. DIE GRÜNEN:
Herr Prlsident, meine Damen und Herren! Ich stimme mit
dem Kollegen Beck überein, daß es offenbar heute üblich ist,
sich ans Grundgesetz heranzumachen, wenn große Probleme
auftauchen. Wir sind der Meinung, daß dieser .Große
Lauschangriff'". der hier gefordert wird, natürlich in die poli
tische Landschaft hineinpaßt: Verschärfung von Gesetzen.
Der Bevölkerung wird von bestimmten Parteien immer wie
der erkllrt: Macht die Gesetze scharfer, dann JOst ihr das Pro
blem!- Das ist ein Trugschluß.
(Beifall der GRONEN •
Frau Grützmacher. DIE GRONEN: Richtig I)
Es wird der Bevölkerung, die Ängste hat, vorgespielt - wir
wissen, daß die organisierte Kriminalität zunimmt-, daß end
lich die LOsung gefunden ist, indem man in der Privatsphlre
herumschnüffeln mOchte. Wir wollen nicht, daß die Polizei
noch mehr lflstrumente in die Hand bekommt. Wir wollen
nicht, daß die Gefahr entstehen kann, daß sich ein Oberwa
chungsstaat verstlrkt. Wir wollen nicht, daß die Unverletz
lichkeit der Wohnung angegriffen wird.
Es gibt unseres Erachtens heute schon genug Möglichkeiten.
Sie wissen alle nicht nur aus Krimis, daß man sich auch außer
halb der Wohnung unterhalten kann, wenn man weiß, daß
abgehOrtwerden kann. Daher halten wir dies für ein untaug
liches Instrument. Wir befürchten nlmlich, daß der Miß
brauch dieser AbhOrung -wie in der Vergangenheit schon ge
zeigt- jederzeit möglich ist.
Wir meinen, daß wir an das Problem der organisierten Krimi
nalitlt ganz anders herangehen müßten. Wir sind der Mei
nung, daß das Bankgeheimnis dahin gehend geändert wer
den müßte, daß man Drogengelder und die Gelder der Mafia
nachverfolgen kOnnte, damit ein Waschen von solchen Gel
dern nicht mehr möglich ist. Grundsitzlieh sind wir der Auf-

Landtag Rheinland-pfalz ·12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992 2481
fassung: Wie bei allen Problemen sollte man an die Wurzeln
gehen. - Woraus nlhrt sich denn die Kriminalitlt der Mafia
und anderer? Eine Wurzel ist das Orogengeschlft. Hier müß
te begonnen werden. Hier müßten sozialtherapeutische An
sitze gemacht werden - das Thema Drogen, ob das Metha
don oder andere Dinge sind, muß diskutiert werden-, daß
keine Gelder hereinkommen. Das illegale GIOcksspiel muß
eingeschrlnkt werden. Das ist eine zweite große Geldquelle.
Die dritte ist ganz einfach die Wirtschaftskriminalitlt.
(Zustimmung bei den GR0NEN)
Das sind eigentlich die Wurzeln, aus denen sich diese ganzen
Geschlfte speisen. Dann sollte man nicht an die Wohnung
gehen und nicht beim PrivatbOrger vorspielen, damit wlre
etwas gelodert, sondern man soll an den Wurzeln ansetzen.
Auf diese Weise ist es viel sinnvoller. diese Kriminalitlt auszu
trocknen. Deshalb sind wir grundsitzlieh gegen eine weitere
verstlrkte AbhOrmOglichkeit auch in der Wohnung.
(Beifall der GR0NEN)
Präsident Grimm;
Es spricht nun Herr Abgeordneter Dieckvoß.
Abg. Dled<vo8. F.D.P.:
Herr Prlsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu
dem von dem Kollegen Geil angesprochenen Sachverhalt lu
ßert sich der renommierte Frankfurter Strafrechtler Professor
Hassemer jOngst in der .Deutschen Richterzeitung• wie
folgt:
• Wir sollten uns nicht nur Ober Verbrechensbeklmpfung,
sondern auch Ober Rechtskultur Gedanken machen. ·Ich mei
ne·- so weiter Professor Hassern er- .,daß man den Rang ei
ner solchen Kultur auch daran erkennen kann, was in einem
Rechtsstaat als unverfügbar gilt, also auch in der Stunde der
Notabwlgung fest und nicht eintauschbar gegen irgendwel
che Interessen effektiver Politik. Zu diesem Bereich gehOrt i~
meinen Augen nicht nur das Verbot der Folter, sondern auch
der Schutz der privaten Wohnung gegenOber heimlicher
staatlicher Aussplhung. •
Professor Hassemer ist nicht allein in dieser Frage. ln ganz
ähnlicher Weise hat sich das Bundesverfassungsgericht ein
mal zur Bedeutung des Artikels 13 - Unverletzlichkeit der
WOhnung- gelußert.
Meine Damen und Herren, vor diesem Hintergrund ist es in
der Tat ein schwerwiegender Abwlgungsprozeß, um den es
hier geht. Ich weiß, daß auch Kriminalisten und Polizisten, die
· ich als ausgewogen urteilend kenne, sich für die Einführung
des .Großen lauschangriffsH aussprechen. Ich gehOre also
nicht zu jenen, die von vornherein sagen, daß dieses Mittel
kein effektiver Beitrag zur Verbrechensbekämpfung wlre.
Aber es fragt sich, ob dem nicht andere Aspekte gegenüber
stehen, die wir doch als hOherrangig ansehen müssen und die
der Verfassungsgeber aus gutem Grund so hochrangig ange
siedelt hat, wie er das bei der Schaffung des Grundgesetzes
getan hat.
Die Unverletzlichkeit der Wohnung- damit ist nicht nur die
Wohnung dessen gemeint, Herr Kollege Geil, der, wie Sie aus
führen, schwerste krimineUe Taten in seiner Wohnung plant,
sondern es ist auch die Wohnung dessen, der in den Verdacht
gerlt, in der Beweiskette zu Recht oder zu Unrecht eine Rolle
spielen zu können.
(Beifall der F.D.P.)
Natürlich kann dies auch ein Unbeteiligter sein.
(Zuruf des Abg. Bruch, SPD)
Wo soll man da anfangen, und wo soll man enden? Selbst
wenn Sie den Richtervorbehalt einführen. stellt sich die Fra
ge: Welcher Richter wird den Lauschangriff in eine·m Fall ge
wlhren und in einem anderen nicht? Wo soll man anfangen
und wo enden 1 - Das ist der Abwlgungsprozeß.
Die Landesregierung hat guten Grund dafür, daß sie sich heu
te zurOckhattend gelußert hat.
(Beifall bei der F.D.P .)
Ich verstehe, daß Sie in Ihrer großen Abrlumungsaktion von
Freiheitsrechten, in der Sie sich gerade befinden, natürlich
auch vor Artikel13 nicht haltmachen .
(Starker Widerspruch bei der CDU
Beifall derSPD und der F.D.P.
und bei den GRONEN)
Wir werden morgen wieder darüber reden, aber Sie werden
uns vielleicht noch einmal für jedes verfassungsrechtliche
Recht, das wir vor Ihren Angriffen gehotet haben, dankbar
sein, wenn sich die Wlhlerentwicklungen so fortsetzen, wie
es sich heute abzeichnet.
(Anhaltend Beifall der SPD und der F .D.P.
und Beifall bei den GRÜNEN)
Prlsident Grimm:
Das Wort hat der Ministerpräsident.
{Ministerprlsident Scharping: kh habe
mich nicht gemeldet!}

2482 Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992
Dann muß es sich um ein Mißverstlndnis handeln. Mir war
das signalisiert worden.
Herr Kollege Wilhelm.
Abg. Wilhelm, CDU:
Herr Prlsident meine sehr geehrten Damen. meine Herren!
Es handelt sich • insoweit bedauere ich die Entgleisung mei
nes Kollegen Dieckvoß-
(Beifall der CDU)
nicht um eine Abraumaktion von Freiheitsrechten. Ich bin
auch nicht der Meinung - um auf den Kollegen Beck zu kom
men-, daß das Kind mit dem Bade ausgeschQttetwird. Ich bin
vielmehr der Meinung, daß wir darauf achten müssen, daß
das Kind nicht möglicherweise schon im Brunnen liegt.
(POrksen. SPD: Oder der Brunnen
vergiftet ist!)
Ich verwahre mich mit Entschiedenheit dagegen, daß die
Union, wie Sie formuliert haben, parteitaktische Interessen
vor die Wahrung der Verfassung stelle. Das fand ich nicht an
stlndig.
(Beifall der CDU)
Meine Damen und Herren, es geht leidenschaftslos nur um ei
ne Frage. Wenn der Prlsident des Bundeskriminalamts recht
hat. daß die derzeit entstehenden Strukturen des Großver
brechertums in Europa und im besonderen in Deutschland
schon zum Zeitpunkt des Entstehans wirksam beklmpft wer
den müssen, weil sie sonst nach den Erfahrungen in anderen
lindern nicht mehr beklmpfbar sind, dann ist es h6chste
Zeit. diese MOglichkeiten den Strafverfolgungsbehörden einzurlumen.
(Beifall der CDU)
Es geht um die Frage, ob wir, wenn wir es nicht tun, in Zu
kunft die Ordnungsrechte dieses Staates Oberhaupt noch ge
wlhrleisten können. Daß das schwierig ist, wird doch keiner,
der mit Sinn und Verstand an dieses Problem herangeht, bestreiten.
(Zuruf des Abg. POrksen. SPD)
Wenn ich allerdings von der Polizei höre, daß verdeckt ope
rierende private Ermittler der Polizei aufgrund einer ausge
klügelten kommunikativen Infrastruktur im apparativen Be
reich ihre in nicht genehmigten .Großen Lauschangriffen•.
gewonnenen Erkenntnisse für 100 000 DM anbieten, die Poli
zei sie gerne hltte, sie aber nicht bezahlen kann, dann frage
ich Sie, wieso da~vaten mOglich ist- zwar illegal.
(Bruch, SPD: Finden Sie das gut?)
-Das ist draußen derzeit die Praxis. Fragen Sie den Vorsitzen
den der Gewerkschaft der Polizei. Ich finde es natürlich nicht
gut. Deswegen bin ich dafür, daß hier keine illegalen Praxen
entstehen, sondern daß diese Frage ordnungsgerniß gere
gelt wird.
(Beifall der CDU)
Es ist völlig illusorisch anzunehmen, daß dieses mit kriminel
ler Energie und ethnischer Abschottung operierende Potenti
al mit den Strafverfolgungsmaßnahmen der vergangeneo
Jahre zu handhaben wlre. Wie wollen Sie in eine russische
Mafia-Bande einen rheinland-pfälzischen Agent provocateur
von Herrn Zuber einschleusen? Wie wollen Sie in eine kalabri
sche Mafia-Verbindung einen Polizisten aus Rh~inland-Pfalz
einschleusen?- Sie schatten sich ethnisch ab, damit sie unent
deckt bleiben können. Deswegen brauche':' wir die Zusam
menkünfte in ~otelzimmern, in den Privatwohnungen, wo
sie ihre Verbrechen planen, damit wir mit moderner Kommu
nikation an ihre Verbrechensplanung herankommen.
(Zuruf des Abg. Prof. Reisinger, F.O.P.)
Solange Sie das verweigern, werden wir bei der Beklmpfung
der internationalen Kriminalitlt in Deutschland immer verlie
ren. 400 Mafiosi leben derzeit in Mann heim. Von Mannheim
aus wird angeblich die Ermordung der Richter geplant. Wir
tun hier so - auch in Ihrer Antwort auf die Große Anfrage,
Herr Innenminister -, als wäre das in Rheinland-Pfalz Ober
haupt kein Phänomen. Fragen Sie doch bitte einmal die Bür
ger. Es geht doch nicht nur darum, die Polizei glücklich zu
machen. Es geht darum, daß die Bürger vor dieser Entwick
lung Angst haben, und wir uns dieser Herausforderung stel
len müssen.
(Anhaltend Beifall der CDU)
Prlsident Grimm:
Ich erteile nun Herrn Abgeordneten Bruch das Wort.
Abg. Bruch, SPD:
Herr Prlsident, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Herr Wilhelm, bei Ihrer Darstellung der Probleme nähren Sie
die Illusion, daß Sie mit den Änderungen, die Sie in sehr ver
kürzter Form dargestellt haben, dem Problem Herr werden.
(Zurufe von der CDU: Fünf Minuten!)
Das ist genau die gleiche Illusion wie die, die Sie auch zu er
wecken versuchen, daß olmlieh Artikel 16 etwas damit zu
tun habe, daß dieses Land weiterhin mit Zuwanderungen
konfrontiert sein wird.
(Zurufe von der CDU)
Auch dies werden Sie dadurch nicht verändern.

Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode- 31. Sitzung, 16. September 1992 2483
Die Landesregierung hat eine Linie vorgetragen. die ich aus
drOcklich unterstütze.
(Beifall bei der SPD)
Sie ist sehr ausgewogen. Es ist dargestellt worden, daß der
.. Kleine Lauschangriff" auch mit Hilfe der Sozialdemokraten
und der Liberalen im Bundesrat gekommen wlre. Er ist aus
anderen GrOnden nicht gekommen. Des weiteren ist darge
steltt worden, daß der .Große Lauschangriff" zu prOfen ist.
Wenn Sie, Herr Wilhelm, die Entwicklungen in der inneren Si
cherhert beklagen, dann muß ich Sie fragen, was Sie getan
haben, als Sie in der Verantwortung standen, um diese schon
damals sichtbaren Entwicklungen zu verlndern. Ich will nicht
sagen ,.zu verhindern•. ich will nur sagen .zu verlndern·.
Sie haben nichts getan. Diese Landesregierung hat zumindest
in wichtigen Teilen der inneren Sicherheit Maßstabe gesetzt,
die bundesweit Maßstab für andere Politik sind.
(Wilhelm, CDU: Das stimmt
doch gar nicht!)
Ich kann verstehen, daß Sie sich aufregen, wenn Sie die Wahr
heit gesagt bekommen, aber Sie müssen es eben ertragen.
Sie haben dargestellt, daß in Amerika die Drogenkriminalitlt
nur Ober die Frage des ,.Großen Lauschangriffs• zu lOSen sei.
Haben Sie sich wirklich mit der Materie der Drogenkriminali
tät in den USA beschlftigt? Kennen Sie die wirklichen Erfol
ge?- Sie sind praktisch null. Die Drogenpolitik der USA ist ge
scheitert, und zwar trotz der riesigen Maßnahmen, die die
Polizei dort treffen kann.
(Beifall bei der SPD)
Nun wollen Sie uns weismachen, daß dieses Instrument ge
nau das Richtige wlre, um hier einzugreifen.
Es ist unbestritten, daß wir neue Formen det Kriminalitltsbe
klmpfung brauchen. Dies haben Sozialdemokraten in diesem
Hause immer gesagt. Wenn Sie sich dem .Großen Lauschen
griff" nlhern, kommen Sie genau an die Fragen, die Herr
Dieckvoß hier genau aufgezeigt hat, nlmlich: Wo setzt der
Richtervorbehalt ein? Was machen Sie denn mit Straftaten,
die dann zufällig mit aufgedeckt werden?- Wir haben das Le
galitltsprinzip. Diese Straftaten sind zu verfolgen. KOnnen
Sie einfach sagen: Diese verfolgen wir nicht im Bereich der
Steuergesetzgebung und Ihnliehern mehr? Kommen Sie
denn wirklich in die Chefetagen der Konzerne hinein, wo das
gelenkt wird?
(Zuruf des Abg. Wilhelm. CDU)
Mit Sicherheit nicht.
(Zuruf des Abg. Wilhelm. CDU)
Sie kOnnen nicht einfach sagen, den "Großen Lauschangriff"
regelt ein Richter, wenn im weiteren Verfolg einer Entwick
lung nun eben kein Rtchter zu bekommen ist. Solche einfache
und saloppe Dinge gibt es doch.
Mein~ Damen und Herren, diese Fragen bedürfen der Kll
rung.lch bin dem Kollegen Beck ausdrücklich dankbar, daß er
gesagt hat, wir wollen dies anders als Sie, Herr Wilhelm, nlm
lich nicht ad hoc, ohne jegliche Vorbereitung und sehr locker
einfach hier einmal darstellen, sondern wir wollen es im ln
nenausschuß beraten, weil dies wirklich einer intensiven Be
ratung und nicht einer so entlang einer aktuellen Stunde be
darf.
(Wilhelm. CDU: Das weiß ich doch auch!)
Herr Geil, Sie ha~n Herrn Schnoor zitiert, auch hier nicht
richtig, auch nicht vollstlndig. Er hat olmlieh Bedingungen
an die Möglichkeit eines "Großen Lauschangriffs" geknüpft.
Es gibt übrigens auch keine Initiative von Nordrhein
Westfalen. Er hat nur gesagt: Wenn es denn so ist, dann wol
len wir prüfen, ob wir etwas unterstOtzen.
(Zuruf des Abg. Geil. CDU)
Oie Bedingungen sind: Es soll ein klarer, umrissener Strafta
tenkatalog sein. Es muß einen absoluten Richtervorbehalt ge
ben. Es soll ein absolutes Verwertungsverbot von Zufallsfun
den in weiteren Strafverfolgungen geben.
(Wilhelm, CDU: Sehen Sie,
alsowollen Sie esdochi-
Dr. GOiter. COU: Wo ist der Streit?)
Oie Landesregierung und die sie tragenden Fraktionen haben
dargestellt. daß sie d1e Linie der Landesregierung, dies zu
prOfen, tragen. Das wollte ich damit darstellen. Das ist mir
auch gelungen. Was Sie dargestellt haben. Herr Wilhelm,
geht weit darOber hinaus. Das war sehr salopp und ohne
Sachkenntnis.
(Beifall bei der SPD
Zuruf von der CDU)
Wer so argumentiert wie Sie, Herr Wilhelm, gibt den Rechts
staat auf.
(Beifall bei der SPD)
Der Rechtsstaat darf nicht alles machen, was Kriminaltatern
im Kriminalbereich mOglich ist. Der Rechtsstaat kann eben
nur in dem Rahmen, der ihm selbst gesetzt wird, tltig wer
den. Gott sei Dank ist das so. Wenn es nicht so wlre. hätten
wir olmlieh ZustAndewie vor 1945.
Herzlichen Dank.
(Beifall der SPD)

2484 Landtag Rheinland-pfalz • 12. Wahlperiode· 31. Sitzung. 16. September 1992
Prlsident Grimm:
Der Herr Ministerprlsident hat das Wort.
Scharping. Ministerpräsident:
Herr Prlsident, meine Damen und Herren! Ich mOChte für die
Landesregierung beim gegenwlrtigen Stand der Debatte fol· gendes festhalten. und zwar einvernehmlich mit dem Justiz
minister und mitdem lnnenminister.
Das Gesetz gegen die organisierte Kriminalitlt tritt am 23. September dieses Jahres in Kraft. Es ist Ober einen langen
Zeitraum beraten worden. Es enthält zusatzliehe weitreichende Befugnisse für die Polizei, gegen organisierte Krimi
nalität vorzugehen.
Oie Landesregierung hat bei der Beratung des Gesetzent
wurfs die Zullssigkeit des .Kleinen Lauschangriffs .. befür
wortet. Irgendeine Form von Stellungnahme aus den Reihen
der Opposition im Zusammenhang mit der Beratung des Ge
setzes im Deutschen Bundestag, im Deutschen Bundesrat und
in der Öffentlichkeit ist nicht gehOrtworden.
(Bruch, SPD: So ist es!)
Das stellt die Frage nach den Motiven fOr die Debatte heute;
denn es hltte in den letzten Monaten eine FOlie von Gele
genheiten gegeben, sich seriOs und gründlich an der Diskus
sion zu beteiligen.
(Beifall der SPD •
Geil. CDU: Diese ist bundesweit geführt
worden, Herr Ministerprlsidentl)
- Ja. von Ihnen, Herr Kollege Geil, habe ich Beitrlge dazu auch nicht geh6rt.
(Geil, CDU: Doch!)
Aber ich komme gleich zu Ihnen noch zurOck.
(Zuruf des Abg. Wilhelm, CDU)
Das Polizeiverwaltungsgesetz Rheinland-Pfalz kennt den
.Großen l.illuschangriff•. Die Ergebnisse des nach dem rhein
land-pfllzischen Polizeiverwattungsgesetz zullsstgen soge
nannten .Großen lauschangritts• können- außer im prlven
tiven Bereich - im strafverfolgenden Bereich nicht verwertet
werden. Das wlre nur möglich, wenn es zu einer Anderung
der Strafprozeßordnung klme, gegebenenfalls zu einer An
derung des Grundgesetzes. Das haben bisher weder die Bun-·
desregierung noch der Deutsche Bundestag vorgeschlagen.
Im Gegenteil. der Rechtsausschuß des Deutschen Bundestags
hat bei der Beratung des Gesetzes zur Bek.lmpfung der organisierten Kriminalitlt ausdrOck.lich gesagt. daß es schwierige
rechtliche, insbesondere auch verfassungsrechtliche Fragen
gebe, die er mit der erforderlichen Sorgfalt nicht habe klären
können. Er wolle seine Beratungen nach der Sommerpause
fortführen. Das hat der Rechtsausschuß des Deutschen Bun
destags im Zusammenhang mit dem gesagt. was sich in der
saloppen Alltagssprache der .Kleine Lauschangriff" nennt.
Meine Damen und Herren, ich mOchte Sie dann wenigstens
davon informieren, daß diese Entscheidung des Rechtsaus
schusses des Deutschen Bundestags mit den Mitgliedern der
Bundestagsfraktion der CDU/CSU getroffen wurde.
(Wilhelm, CDU: Ja, das ist doch logisch•
Das ist doch ganz klar!)
Auch das stellt die Frage nach den Motiven für eine heutige
Debatte in diesem Rahmen; I
(Zuruf des Abg. Wilhelm, CDU)
denn wenn es eine FOlie von Gelegenheiten zur Offentliehen
Diskussion, auch zur seriösen Diskussion, gegeben hat und
wenn im Rahmen dieser Diskussion auch die Mitglieder der
Bundestagsfraktion der CDU/CSU sagen, daß die schwierigen
verfassungsrechtlichen Fragen nicht übers Knie zu brechen
sind, dann frage ich mich, warum die Weisheit der rheinland
pfllzischen Union, jetzt schon alles ganz genau zu wissen und
zu beurteilen, sich bis in diese Gremien noch nicht herumge
sprochen hat.
(Beifall der SPD
Zuruf von der CDU: Doch!)
Das allerdings frage ich mich wirk. I ich.
(Zuruf von der SPD}
Es wird in der Praxis ganz entscheidend darauf ankommen, nicht zuerst die rechtlichen, sondern die tatsächlichen Mög
lichkeiten der Polizei zu verbessern, sich mit organisierter Kri
minalitlt wirkungsvoll auseinanderzusetzen. Eine Maßnah
me muß die Stlrkung der Kriminalpolizei sein, im Zweifel
auch die Einrichtung von entsprechenden Schwerpunktkrimi
nalpolizeien. Das ist ein Ziel der rheinland-pfälzischen Polizei
verwaltungsreform,
(Zuruf von der CDU: Ach du liebe Zeit!)
gegen die die rheinland-pfllzische Union ebenso heftig pole
misiert, wie sie es heute auf einem anderen Fekj erneut ver
sucht hat.
Der Kollege Geil hat von diesem Pult aus gesagt. die Polizei
wOrde lieber den Verkehr in Stldten regeln. Ich halte es für
eine - ich drücke mich einmal vorsichtig aus - sehr weitrei
chende Unterstellung eines ehemaligen lnnenministers, der
Polizei eine solche Behauptung vorzuhalten.
(Beifall der SPD)

Landtag Rheinland-pfalz- 12. Wahlperiode- 31. Sitzung, 16. September 1992 2485
Ich hielte es für angemessen, Herr Kollege Geil, wenn Sie mit
Ihren Worten in diesem Fall
(Zuruf des Abg. Wilhelm. CDU)
wie auch in anderen Flllen etwas vorsichtiger umgehen wOr
den.
(Wilhelm. CDU: .Das ist Popanz gemacht!
Ausder freien Formulierung!)
lange Rede kurzer Sinn. Wenn Sie hingehen
(Wilhelm, CDU: Das finde ich nicht fair I)
und schwierige Erörterungen, von denen alle Beteiligten sa
gen, daß sie sorgfaltiger Oberlegung, genauer Begrenzung
bedürfen, hier zum Gegenstand einer Aktuellen Stunde ma
chen, nur deshalb, weil Sie glauben, zwischen zwei Ministern
oder einem Parteivorsitzenden und einem Minister einer an
deren Partei einen tagespolitischen Widerspruch entdeckt zu
haben, dann ist das kein seriöser Umgang mit einem wichti
gen Thema.
(Wilhelm, CDU: Unverschlmt! -
BeifallderSPD)
Wer so Politik macht, verflllt dem Tagespopulismus und
sonst nichts.
(Zuruf des Abg. Wilhelm, CDU)
Also wird sich die Landesregierung so verhalten wie die Mit
glieder der Union im Deutschen Bundestag. nlmlich sorgfAl
tig abwlgen, die entsprechenden verfassungsrechtlichen Fra
gen klären und dann ein Urteil finden.ln dieses Urteil wird sie
die Erfahrungen mit dem Gesetz zur Beklmpfung der organi
sierten KriminaHtat einbeziehen.
Die Union wie alle anderen sind herzlich eingeladen, sich an
der Debatte zu beteiligen.
(Wilhelm, CDU: Vielen Dank!)
Ich hoffe. es gelingt etwas seriOSer. als Ihnen das heute ge
lungen ist.
(Beifall der SPD-
Zuruf des Abg. Wilhelm, CDU)
Prlsident Grimm:
Das Wort hat nun Herr Abgeordneter Dieckvoß.
Abg. DieckvoB, F.D.P.:
Herr Prlsident, meine Damen und Herren! Auch nach Ihrer
Replik, Herr Kollege Wilhelm, bleibe ich dabei: Ich stelle in
den Abwlgungsprozeß ein, daß nach dem Urteil potenter
Kriminatogen und Polizisten der ,.Große LauschangriffH ein
Mittel der Beklmpfung organisierter Kriminahtat sein kann.
Ob es freilich so ist. daß es die wirksamste Waffe im Kampf
gegen die organisierte Kriminalitlt ist,
{Wilhelm, CDU: Es ist eine
wichtige Waffe!}
und ob es weiter so ist, daß sie den Effekt haben wird, den Sie
hier so einfach behaupten, ist für mich eine sehr offene Fra
ge.
Ob nicht die Erfahrungen etwa in den Vereinigten Staaten
lehren, daß am Ende übrigbleibt, daß der erreichte Effekt
nicht eintritt und als Ergebnis ein abgerlumtes Freiheitsrecht
Obrigbleibt, wenn man dem Abwägungsprozeß so nachgibt,
wie Sie sich das vorstellen. Das ist die entscheidende Frage.
HierOber denken wir eben anders als Sie.
(Beifall bei F.D.P. und SPD)
PrlsidentGrimm:
Das Wort hat nun der Herr Kollege Schnarr.
(Zurufe von derSPD: Ach!- Es bleibt
uns nichts erspart!-
Bojak, SPO: Der Rechtsausleger der CDUI -
Unruhe)
Abg- Schnarr, CDU:
Herr Prlsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es
sollte zur Sache geredet werden, wurde mir beim Hergehen
zugerufen. Anscheinend ist bei der bisherigen Erörterung ein
Defizit entstanden. Dazu hat auch der Herr Ministerprlsident
seinen Beitrag geleistet, meine ich;
(Beifall bei der CDU)
denn er hat eine Melodie gespielt, die in der sachlichen Dis
kussion Oberhaupt nicht dazu beigetragen hat,
{Schwarz, SPD: Wann kommen
Sie zur Sache?)
das Problem und seine Beantwortung zu fOrdern. Er hat da
bei gemeint, diese Diskussionware unseriOS.
(Schwarz, SPD: Ist sie auchi
Pörksen. SPD: Sehr wahrl)
-Langsam! Sie sind immer so schnell, Herr POrksen; Sie haben

2486 Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode- 31. Sitzung, 16. September 1992
schon andere Leute der LOge bezichtigt. Dann mußten Sie es
zurücknehmen, haben es aber nicht gemacht.
(Beifall bei der CDU-
Teils Heiterkeit, teils Unruhe und
Widerspruch bei der SPD)
Also, ein bißchen mehr ZurOckhattung wlre in dem Punkte
wichtiger.
(Bojak, SPD: Das ist eine Tatsachen
behauptung. die Sie beweisen
mQssen!)
Ich kann Ihnen sagen, um was es geht.- Nun, ich habe bean
tragt, den Mann zu holen; tun Sie das doch! Der sagt es Ih
nen, was ihm gesagt worden ist. Diesen meinen Antrag hat
man abgelehnt.
Ich kann Ihnen sagen, was die Motive sind. Die Motive sind
die bundesweite Diskussion in diesem Punkte. Sie wissen, daß
insbesondere im Bereich der Polizei Reaktionen notwendig sind, daß man dort nicht mehr guten Gewissens und in Ver
pflichtung dessen. was man als Aufgabe erfOIIen muß, zuse
hen kann, daß die Politik nicht reagiert. Das Nichtreagieren,
das machen Sie heute wieder, obwohl wir das angesprochen
haben. darOber reden wollen.
(Zustimmung bei der COU)
Sie haben eine Antwort auf die Frage, ob .Großer Lauschan
griff" oder nicht, heute nicht gegeben. Das muß doch mOg
lich sein!
(Beifall bei der CDU)
Wenn Sie sich darauf berufen, es müsse alles seriös, nachhal
tig und tiefgründig erforscht werden, ist das grundsitzlieh
recht.
(Bruch. SPD: Wann haben Sie denn das
letzte Mal mit einem Polizeibeamten
darüber geredet?)
Aber das gilt doch fOr alles. Wir entsc:heiden doch hier nichts
so von heute auf morgen in Stunden und Sekunden,-iandern
das ist alles eingehend nachgeprüft; dazu steht doch ein ge
nügender Apparat zur VerfOgung. Wenn die Probleme da
sind und reif sind, dann müssen sie entschieden werden.
Dann kann man nicht heute mit Abwesenheit gllnzen. Man
kann auch nicht sagen: ,.Wir sagen weder ja noch nein, son
dern wir verschieben die Sache." Im Rechtsausschuß die Sache
diskutieren, das kann man freilich machen. Aber es ist doch
schon jetzt klar, wie die Sache ausgeht. Der Justizminister hat
sich doch festgelegt. Was soll denn da noch herauskommen?
Wir verlieren wieder Zeit, und die Polizei kann ihre Aufgaben
nicht erfüllen; das ist der Punkt.
(Beifall bei der CDU-
Bruch, SPD: Haben Sie nicht zugehOrt?
Wir haben doch die ganze Zeit
darOber geredet!)
Sie wissen das. Der Innenminister hat das landauf. landab
schon hinlAnglieh bekanntgemacht, wie seine Einstellung in
diesem Punkte ist. Er ist dafür, der Justizminister ist dagegen,
und die Regierung ist gelähmt in diesem Punkte; das ist ein
deutig.
(Beifall bei der CDU
Heiterkeit bei der SPD)
Sie ver~hiebt nun, stellt Pappkameraden auf, und es kommt
zu keinem Ergebnis in dem Sinne, wie wir es brauchen.
Wenn hier behauptet wird, Grundrechte wOrden zu Markte
getragen, so wissen Sie ganz genau, daß auf der anderen Sei
te Grundrechte in Gefahr sind, verletzt zu werden, bis zum
Leben hin, dem höchsten Rechtsgut, das es gibt.
(Beifall bei der CDU)
Das soll schutzlos hier in den Raum gestellt werden, nur im
Zusammenhang mrt der Frage, ob man abhOren kann oder
nicht. Telefonabhören ist doch schon erlaubt. Da geht es um
andere, weniger·gewichtige Dinge als in diesen Punkten. Das
darf erlaubt sein. Aber in anderen Punkten, wo man weiß, es
geht um Leben und Tod, und es geht wirklich um die absolute
Sicherheit der BOrger in einem großen Rahmen - Falschgeld,
Prostitution, alles, was damit zusammenhingt; Sie kennen
auch noch die Mafiamethoden, die hier landauf, landab prak
tiziert werden-. davor soll man die Augen zumachen, und da
wollen Sie sich verschließen, geeignete Maßnahmen zu fin
den.
(Zustimmung bei der CDU
Unruhe bei der SPD)
-Ja- Sie schütteln jetzt den Kopf-, es geht darum, geeignete
Maßnahmen zu finden. Das ist nach der bisherigen Erkennt
nis die einzige Methode.
Niemand macht es sich in diesem Punkte leicht.
(Bruch, SPD: Sie schon!)
- Nun, das ist Ihre leichte Antwort. Sie verschließen sich, Sie
machen es sich zu leicht in diesem Punkte.
(Bruch, SPD: Sie machen es sich zu leicht!)
Es ist notwendig, daß Sie mit der sachgerechten Abwlgung
an die Probleme herangehen.

Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode- 31. Sitzung, 16. September 1992 2487
Es ist ein Defizit der Regierung, der Koalition hier im Raußte.
Es ist nicht mOglich, daß diese Koalition funktioniert, daß die~
se Regierung Entschließungen trifft. Sie sind gelahmt.
(Bruch, SPD: Bei Ihnen gibt
es ein Denkdefizit I)
Die F.D.P. sagt nein, das Innenministerium sagt ja, und damit
ist das Thema zu Ende.
(Unruhe bei der SPD
Bruch, SPD: Quatsch!
Glocke des Prlsidenten)
Das kann es aber wohl nicht sein. Es ist notwendig, daß Sie
handeln, im Interesse der Bürger, heute und spltestens mor
gen. Ich darf Sie alle an Ihren Eid erinnern, die Minister, die
hier geschworen haben, das Volk zu schotzen. seinen Nutzen
zu mehren und insbesondere die kOrperliehe Unversehrtheit
sicherzustellen.
(Beifall bei der CDU-
Starke Unruhe und Widerspruch bei der SPD)
Darandenken Sie nicht, dazu muß ich Sie auffordern, tltig zu
werden.
(Starker Beifall der CDU
Anhaltend Unruhe bei der SPD)
Prlsident Grimm:
Herr Kollege Schnarr, an mir ist es nicht, den Herrn Justizmini
ster zu schOtzen. Sie haben namlich eine Formulierung ge
wlhlt, daß er heute durch Abwesenheit gegllnzt hltte. Ih
nen dOrfte bekannt sein, daß er wegen dringender dienstli
cher Verpflichtungen darum gebeten hat, dieses Thema mor
gen mit ihm. in seiner Anwesenheit, zu diskutieren,
(Schwarz, SPD: Davor haben
sie Angst!)
aber daß dies aus Gründen, die in Ihrer politischen Organisa
tion liegen, nicht mOglich war.
(Unruhe und Widerspruch
bei der CDU}
Ich bitte also zur Kenntnis zu nehmen, daß der Herr Justizmi
nister fOr die heutige Sitzung entschuldigt ist.
(Wilhelm, CDU: Sie sind aber auch Ober
die Motive informiert, warum
nicht morgen I -
Unruhe im Hause)
Das Wort hat Herr Kollege Beck.
Abg. Beck, SPD:
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die
Ausführungen des Kollegen Schnarr haben mich dazu ge
bracht, noch zwei, drei Bemerkungen zu machen.
Ich denke, wir soltten erkennen, daß unsere Demokratie der
zeit von rechts angefochten wird.
(Zuruf von der SPD: Vom Schnarr!)
Ich sage nicht, daß sie schon bedroht ist, aber ich denke, es ist
eine ernsthafte Herausforderung, die wir derzeit zu bestehen
haben. Es wlre in der Tat verheerend, wenn wir Probleme,
die sicher zu erOrtern sind und die gelOst werden müssen, in
einer Art und Weise, gerade auch vom Pult eines Parlaments,
angingen, die dieser Gefahrdung zusatzliehen Auftrieb gibt.
Herr Kollege Schnarr, so, wie Sie argumentiert haben -viel
leicht lesen Sie es selbst einmal nach-,
(Zuruf von der SPO: Kann er gar nicht!)
sehe ich diese Gefahr allerdings wirklich gegeben.
(Beifall bei SPD und F.D.P.}
Ich will Oberhaupt nicht wegdiskutieren, daß wir uns als So
zialdemokraten in dieser Frage schwertun.lch sage Ihnen, ich
bin nicht unglücklich darüber, in einer Partei zu sein, die sich
mit einer solchen Frage schwertut.
(Beifall bei der SPD}
Wir mOChten alle vermeiden, auf die scheinbar wohlfeilen,
schnellen Antworten noch in einer Art und Weise zu reagie
ren, daß denjenigen, die außerhalb des Verfassungsbogens -
so würde man wohl in ttalien formulieren- stehen, zusltzli
cher Auftrieb gegeben wird. Ich .habe so das Gefühl gehabt
Entschuldigung, Herr Kollege Wilhelm -: Die Art und Weise.
wie der Kollege Schnarr hier argumentiert hat. ist dazu ge
eignet, zumindest mißverstanden zu werden. - Aber dieses
Mißverstlndnis dOrfen wir nicht riskieren. Dafür plldiere ich
und dazu appelliere ich an uns alle, nicht nur an Sie, Herr Kol
lege Schnarr. Ich denke, das ist eine ernste Geschichte, mit
derwir auch auch umgehen sollten.
(Beifall bei SPD und F.D.P.}
Prlsident Grimm:
Ich erteile Herrn Dr. Volkert das Wort.
Abg. Dr. Volkert.CDU:
.,.,.. Herr Prlsident, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Herr Dieckvoß, ich bin nur ans Rednerpult getreten, weil mich

2488 Landtag Rheinland-P1alz ·12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992
Ihre Bemerkung, wir von der CDU seien dabei, die Grundrechte abzurlumen, sehr getroffen hat. Sie haben gleichzeitig
auch den Herrn Innenminister gemeint, der dieses Thema
durchaus auch verbalisiert hat.
(Zuruf des Abg. Dieckvoß, F .O.P .)
Man könnte in aller Ironie darOber sprechen. warum ausge
rechnet diese drei Themen - .Großer Lauschangriff", Asylrecht und Landfriedensbruch - in den letzten Wochen vor al
len Dingen von Sozialdemokraten thematisiert werden und
keineswegs von Christdemokraten.
(Bruch, SPD: Lesen Sie keine Zeitungen
oder wie?-
Beck, SPO: Der versuch eines partei
politischen Kesseltreibens!)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich versuche ruhig
zu bleiben, weil es sich um ein Thema handelt, bei dem man
sehr gut polemisch werden kann, und dies sogar eine gewisse
Berechtigung hat. Ich werde das nicht tun. Wir haben in den
70er und 80er Jahren sogar zu einem großen Teil gemeinsam
ein Schutzsystem fOr das Individuum aufgebaut, auf das wir
sehr stolz sein können. Am Ende dieser Zeit erhebt sich aber..,.....
die Frage, ob wir nicht in dem einen oder anderen Punkt zu
weit gegangen sind.
Kollege Schnarr hat vorhin sehr richtig den Gedanken ange
sprochen, daß der Begriff .Rechtsstaat" eine Medaille ist.
Diese hat bekanntlich zwei Seiten. Das wichtigste am Rechts
staat ist nicht einmal, daß wir den Rechtsstaat durch filigran
hafte Regelungen in den Gesetzen schOtzen. Das wichtigste
am Rechtsstaat ist, daß er von der Mehrheit der rechtstreuen
BOrger getragen wird. Die augenblicklich bestehende Gefahr
liegt darin, daß die Mehrheit oder eine ziemlich große Grup
pe unserer rechtstreuen BOrger sich nicht mehr von diesem
Rechtsstaat geschOtzt sieht und sich von diesem Rechtsstaat
abwendet. Wir alle wissen, wozu dies fOhrt: Zu Rechtsradika
lismus.
Deshalb handelt es sich um ein Thema, welches an den Nerv
unseres Staates geht. Wir mOssen den BOrgern befriedigende
Antworten geben. Rheinland-P1alz ist als Bundesland gefor
dert, seinen Beitrag im Bundesrat dazu zu geben. Ich darf die
Kollegen der anderen Fraletionen auffordern: Wir dQrfen den
Aspekt. daß der Rechtsstaat von all seinen BOrgern getragen
werden muß, nicht vernachllssigen.
Warum hat die Mafia eine solche Macht? Sie hat eine solche
Macht, weil die BOrger sich an diesen Rechtsstaat in Sizilien, .
in SOditalien nicht mehr gebunden fOhlen. Sie fOhlen sich nur
noch an die Machtder Mefia gebunden. "'"~J:t
Mit dem WEtgfall der Grenzen in Europa haben wir eine neue
Situation bekommen. Ober den Daumen gepeilt laßt sich die
Situation in den GUS-Staaten so schildern: Wer hatte frOher
die Macht1- Dies waren drei Säulen: Die Partei. der Geheim
dienst und das organisierte Verbrechen. - Die beiden ersten
Aspekte sind entfallen. Wir haben es mit organisierten Ver
brechen von einem Ausmaß zu tun, wie es sich der normale
deutsche BOrger Oberhaupt nicht vorstellen kann. Deshalb
sollten wir an diese Dinge mit großem Ernst herangehen, um
den BOrgern die Sicherheit wiederzugeben, die sie von uns
verlangen kOnnen.
(Beofall der CDU)
Prisident Grimm:
Ich erteile Herrn Abgeordneten Dieckvoß das Wort.
Abg. Dieckvoß. F.O.P.:
Herr Kollege Dr. Volkert, ich mOchte Ihnen kurz entgegnen.
Sie sagten, meine Bemerkung hat Sie tief betroffen gemacht.
Sie haben artikuliert, daß Sie in dieser Frage der Verfassungs
rechte noch Ober eine erhebliche Sensibilität verfügen. Das
freut mich.
Wer aber die Abschaffung des Artikels 16 des Grundgesetzes
fordert - wie gestern geschehen -, wer die ~bschaffung des
Artikels 13 in seiner umfassenden Form wie heute fordert,
wer - siehe Rammel. CDU -, gestützt auf die Position der
baden-wOrttembergischen CDU, die Einschränkung der
Rechtsschutzgarantie des Artikels 19 Abs. 4 des Grundgeset
zes fordert. der verhAlt sich so, wie ich es dargestellt habe.
(Beifall der F.D.P. und derSPD}
Prlsident Grimm:
Ich erteile Herrn Henke das Wort.
Abg. Henke, OIE GRONEN:
Herr Prlsident, meine Damen und Herren! Wir sollten uns ge~
rade dann, wenn es Grundrechte angeht, davor hüten. auf
dem Bogen von Emotionen zu reiten. Grundrechte benOtigen
wir, um uns geschützt zu fOhlen. Dies gilt gerade fOr unsere
Privatsphlre. Wir sollten jeden Ruf danach vermeiden. daß
die Bürger im Lande das Gefühl bekommen, die Polizei darf
alles.
(Beifall der GRONEN)
Vorhin wurde gesagt, der BOrger fOhlt sich nicht durch den
Rechtsstaat geschützt. Was wir im Augenblick erleben, ist
hauptsachlich das Gefühl, daß sich die BOrger durch den So~
zialstaat nicht geschützt fOhlen. Dies ist für mich der Grund

Landtag Rheinland-Pialz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992 2489
für die Geschehnisse in den neuen Bundesllndern. Es geht
nicht um den Rechtsstaat. sondern um den Sozialstaat, durch
den sich sehr viele BOrger im Stich gelassen fühlen. Dies ist ein persönliches Gefühl. Durch Rechtsverlnderungen - darüber
werden wir morgen diskutieren- kann nach unserer Meinung
nicht viel erreicht werden. Es muß andere Instrumente ge
ben. Alle in letzter Zeit von mir gelesenen Berichte Ober den
Umgang von Polizei und Kriminalpolizei mit der Drogenkri
minalitlt zeigen - auch aus Amerika - die Hilflosigkeit und
das stlndige Hinterherhinken hinter einer Entwicklung, die
mit polizeilichen Mitteln offenbar nicht zu stoppen ist.
(Beifall der GRONEN)
Das war mein Argument. Es muß viel umfassender gemacht
werden. Dies gilt auch gegen die Mafia. ln Italien ist dies of
fenbar seit Jahrhunderten ein Grund.
Die Offnung der Grenzen nach Osten, die sozialen Unter
schiede zwischen arm und reich bedingen auch Kriminalitlt.
Dagegen hilft kein Lauschangriff. ln diesem Fall helfen ande
re Instrumente wie die Ursachenbeklmpfung.
Wir sind der Meinung, daß an der falschen Stelle angepaßt
wird. Wir sind nicht dagegen, daß die Gesetze in ihrer bisheri
gen Form ausgeschöpft werden. Wir sind auch nicht gegen
die Kriminalpolizei und Sonderkommissionen, wenn dies
sinnvoll ist.
(Vizeprlsident Bojak Obernimmt
den Vorsitz)
Wir vertreten jedoch die Meinung, daß man mit Polizei we
der die Krawalle im Osten noch die organisierte Kriminalitlt
lösen kann. Die politisch zu erfolgende Lösung darf nicht
mißbraucht werden, auch nicht durch einen .Großen Lausch
angriff". Dies ist der Hintergrund.
Wir möchten, daß auf den sozialen Gebieten, auf dem Gebiet
der Bildung usw. dieses Thema erarbeitet wird. Dies kann
zum Beispiel in Schulen geschehen. Es sollte nicht gleich nach
einer Grundgesetzlnderung gerufen werden. Dies allein hilft
nichts. Das lehnen wir ab.
(Beifall der GRÜNEN)
Vizepräsident Bojak:
Ich erteile Herrn Geil das Wort.
Abg. Geil, CDU:
Herr Prlsident. meine sehr geehrten Damen und HerrenL
Herr Kollege Dieckvoß. ich weiß nicht, ob Sie flhig sind, zu er
kennen, was Sie heute nachmittag mit Ihrem Vorwurf einer
großen demokratischen Partei gegenOber gesagt haben.
(Beifall der CDU)
Bei dieser Debatte kann man unterschiedlicher Meinung sein.
Sie hat sachlich durch die Antwort des Staatssekretars begon
nen.lch behaupte, auch mein Beitrag war vom ersten bis zum
letzten Wort sachlich.
(Zuruf von der SPD)
-Herr Dieckvoß hat seinen Vorwurf vor Herrn Schnarr vorge
bracht. Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es manch
mal auch wieder zurück. Auch dies ist ein Thema.
Herr Dieckvoß, dieser Vorwurf ist nicht nur ungeeignet, die
sen Vorwurf !Ißt sich die CDU in diesem Hause auch nicht bie
ten, auch nicht von Ihnen!
(Beifall der CDU)
Wir sind auch nicht diejenigen, die dieses Thema bundesweit
im Augenblick so aktuell begonnen haben. Es scheint Diskus
sionsbedarf zu bestehen. Bitte bauen Sie nicht in doppelter
Hinsicht diese Pappkameraden auf. Wir wollen heute nach
mittig kein Gesetz beraten.
Herr Ministerprlsident, selbstverständlich muß beraten wer
den. Wir wollen aber wissen, wie Ihre Regierung insgesamt
darOber denkt. Wir wollen nicht, daß der eine sich so und der
andere so in der Offentliehkelt außert.
(Beifall der CDU)
Wir wollen nicht, daß dem Parlament gegenOber erkllrt
wird, wir sind noch in der Prüfung, deshalb kann jeder sagen,
was er möchte.
(Basten. CDU: Wenn Sie es !lOCh nicht
wissen, sollten Sie es sagen!)
Herr Scharping, in Ihrer Funktion als Ministerprlsident heute
nachmittag: Für mich ist es fast rührend, wenn Sie sich hin
stellen und das Parlament darüber belehren, wie man mit
wichtigen Themen seriOs umzugehen hat.
(Ministerprasident Scharping: Sie haben
es nOtig!)
Das kenne ich aus der Vergangenheit. Das kennen wir beide
doch aus der Vergangenheit.
(Beifall der CDU)
Deshalb- meine in der Tat etwas flapsige Bemerkung im Hin
blick auf die Polizei -glaube ich, Sie haben schon verstanden,
was damit gesagt werden sollte, daß man nlmlich in den Be
reichen, in denen es darauf ankommt, daß man durch den
Einsatz von technischen Mitteln den menschlichen Einsatz der
Polizeibeamten zurückführt, endlich auch die Voraussetzun
gen schaffen muß, daß sich die Polizei dieser Mittel bedienen
darf. Um nichts anderes geht es. Herr Kollege Dieckvoß,

2490 Landtag Rheinland·P'falz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992
wenn sie angezettelt wird, ist das eine seriöse Diskussion,
auch im Parlament. Wir stehen dazu wie auch zu anderen
Fragen. Noch einmal mit Verlaub, wir lassen uns von Ihnen in
dieser Form keine Vorwürfe machen.
(Beifall der CDU)
Vizepräsident Bojak:
Meine Damen und Herren, weitere Wortmeldungen liegen
mir nicht vor.lch schließe damitdie Aussprache.
Ich darf inzwischen neu eingetroffene Gaste bei uns auf der
Tribüne begrüßen. Es sind einmal Mitglieder des Landfrauen
vereins Steinwenden
(Beifall des Hauses)
sowie des Schuljahrgangs 1933 aus Dittelsheim.
{Beifall des Hauses)
Wir kommen nun zu Punkt 3 der Tagesordnung:
Wahl der Vertrauensleute des Ausschusses zur
Wahl der ehrenamtlichen Verwaltungsrichter
hier: Verwaltungsgericht Mainz und
Verwaltungsgericht Trier
Unterrichtung durch den Prlsidenten
desundtags
- Drucksache 1211730 -
dazu:
Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD. COU und F.D.P.
- Drucksache 12/1940-
Wenn es zu dem Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, CDU
und F .O.P. keine ÄnderungsvorschlAge gibt- dies ist wohl der
Fall -, kOnnen wir darOber abstimmen. Wer diesem Wahlvor
schlag seine Zustimmung geben will, bitte ich um das Hand
zeichen! Gegenstimmen?- Stimmenthaltungen?- Dann ist
der Vorschlag mit den Stimmen der Mitglieder der Fraktio
nen der SPO, der CDU und der F .D.P. bei Enthaltung der Mit
glieder der Fraktion DIE GRÜNEN angenommen.
Meine Damen und Herren, ich rufe Punkt 4 der Tagesord
nung auf:
Wahl von Mitgliedern des Landtags in die Versammlung der
uneloszentrale Hlr private Rundfunkveranstalter (LPR)
Unterrichtung durch den Prlsidenten des undtags
- Druckache 12/1916-
dazu:
Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, CDU, F.D.P.
und DIE GRÜNEN
- Drucksache 12/1941 -
Zu dem Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, CDU, F.D.P.
und DIE GRÜNEN gibt es offensichtlich keine ÄnderungswOn
sche. Dann kann darOber abgestimmt werden. Wer dem
Wahlvorschlag seine Zustimmung geben kann, bitte ich um
das Handzeichen! Gegenstimmen?- Stimmenthaltungen?
Dann ist dieser Wahlvorschlag einstimmig angenommen.
Meine Damen und Herren, ich rufe nun Punkt22 der Tages
ordnung auf, der vorgezogen werden soll:
Entlastung der Landesregierung und des Rechnungshofs
Rhoinland-Pfalz tOrdas Haushaltsjahr 1990
dazu:
a) Entlastung der Landesregierung Rheinland-pfalz
fOr das Haushaltsjahr 1990
Antrag der Landesregierung
-Drucksache 12/697-
b) Entlastung des Rechnungshofs Rhoinland-Pfalz
für das Haushaltsjahr 1990
Antrag des Rechnungshofs
- Drucksache 12/698 -
c)Jahresbericht 1991
Unterrichtung durch den Rechnungshof
-Drucksache 12/1275-
d) Stellungnahme der Landesregierung zum
Jahresbericht 1991 des Rechnungshofs
(Drucksache 1211275)
Unterrichtung durch die Landesregierung
-Drucksache 1211810-
Die Drucksachen 121697,12/698.12/1275 und 12/1810 sollen
zur weiteren Behandlung an den Haushalts- und Finanzaus
schuß Oberwiesen werden. Dazu gibt es keinen Widerspruch.
Dann wird so verfahren. Ich erinnere daran, daß die Sitzung
des Haushalts- und Finanzausschusses wohl fOr morgen ein
geplant ist.
Wir kommen zu Punkt 5 der Tagesordnung:
Landesgesetz zu dem Zusatzabkommen zum Abkommen
über die Aufgaben und Finanzierung der
Wasserschutzpolizei-Schute
Gesetzentwurf der Landesregierung
-Drucksache 1211749-
Erste Beratung
ln der ersten Beratung ist nach Festlegung des Ältestenrats
keine Aussprache vorgesehen. Es gibt keine andere Äuße
rung des Parlaments. Dann ist der Oberweisungsvorschlag fe
derfOhrend an den lnnenausschuß. mitberatend an den
Rechtsausschuß. Ich sehe Zustimmung bei allen Fraktionen.
Dann wird so verfahren.

Landtag Rheinland-pfalz- 12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992 2491
Ich rufe Punkt 6 der Tagesordnung auf:
Landesgesetz zu dem Abkommen zur Anderung des
Abkommens über die einheitliche Ausbildung
der Anwlrter für den höheren Polizeivollzugsdienst und über die Polizei-Führungsakademie
Gesetzentwurf der Landesregierung - Drucksache 12/1750 -
Erste Beratung
Auch hier ist im Altestenrat keine Aussprache in der ersten
Beratung festgelegt worden. Damit kommen wir sofort zu
der Überweisung. Es ist eine Oberweisung federführend an
den Innenausschuß und mitberatend an den Rechtsausschuß
vorgesehen. Auch hier sehe ich die Zustimmung aller Fraktio
nen. Dann wird so verfahren.
Meine Damen und Herren, ich rufe Punkt 1 der Tagesord
nung auf:
... tes Landestesetz zur Änderung des
Architektengesetzes Rheinioncl-pfalz
Gesetzentwurf der Landesregierung
- Drucksache 12/1780-
Erste Beratung
Es ist eine Redezeit von zehn Minuten je Fraktion vorgese
hen.
Ich frage den Herrn Finanzminister, ob er den Gesetzesantrag
begründen will.- Dies ist nicht der Fall.
Dann eröffne ich die Aussprache und erteile Herrn Kollegen
Ehrenberg das Wort.
Abg. Ehrenberg. F.O.P.:
Herr Prlsident, meine Damen und Herren, mit dem vorliegen
den Gesetzentwurf der Landesregierung zur Anderung des
Architektengesetzes werden die gesetzlichen Rahmenbedin
gungen fOr den Berufsstand der Architekten, Innenarchitek
ten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten ein StOck den
sich verindernden Erfordernissen angepaßt. Er ist insbeson
dere Bestandteil der Realisierung, gleichzeitig aber auch der
Vorbereitung auf den Europlisehen Binnenmarkt. Die F.D.P.
Fraktion begrOßt deshalb die Vorlage dieses Gesetzentwurfs.
Die Herstellung der Niederlassungsfreiheit und des freien
Dienstleistungsverkehrs ist ein wichtiger und wesentlicher
Bestandteil des Binnenmarkts. ln Zukunft wird auch fOr
Rheinland-P1alz sichergestellt sein. daß Landschaftsarchitek
ten, Innenarchitekten und Stadtplaner, die in einem Mit
gliedstaat der Europlisehen Gemeinschaft ein Hochschulstu
dium abgeschlossen und ein Diplom erworben haben, ihren
Beruf so ausüben können, als ob sie ihre akademische Ausbil
dung in Deutschland erworben hätten. Rheinland-Pfalzsetzt
damit eine Richtlinie der Europlisehen Gemeinschaft Ober die
gegenseitige Anerkennung der Hochschuldiplome, die eine
mindestens dreijlhrige Berufsausbildung abschließen, in Lan
desrecht um. Da die EG-Richtlinie vom Januar 1989 datiert
und die Verpflichtung enthält, innerhalb von zwei Jahren
umgesetzt zu werden, kann auch nicht von einer überhaste
ten Umsetzung gesprochen werden. Das Gegenteil ist der
Fall. Der freie Berufszugang innerhalb der Europäischen Ge
meinschaft wird für Landschaftsarchitekten, lnnenarchitek~
ten und Stadtplaner jetzt ebenso möglich sein wie 'bereits für
die Architektenaufgrund des Architektengesetzes von 1989.
Mit der Festschreibung der Niederlassungsfreiheit in diesem
Bereich wird ein weiteres Stück Binnenmarkt realisiert sein.
Meine Damen und Herren, ich denke, daß die Vorbereitung
aufden Binnenmarkt auch im Hinblick auf den zweiten Rege
lungsgagenstand dieses Gesetzes eine Rolle spielt. Oie
rheinland-pfllzische Architektenkammer hat sich als erste
Landesorganisation dazu entschlossen, die Möglichkeit einer
Architekten-GmbH bzw. Stadtplaner~, Landschaftsarchi
tekten~ oder Innenarchitekten-GmbH zu eröffnen. Dies ist si
cherlich eine sinnvolle Initiative. Wir begrüßen es, daß die
Landesregierung diesen Wunsch der Architektenkammer in
die Tat umgesetzt hat. Damit kann der derzeitigen und zu
künftigen Situation dieses Berufsstandes besser Rechnung
getragen werden.
Die Gründung und rechtliche Absicherung von Bürogemein
schaften, gleichzeitig die fach- oder grenzüberschreitende·
Kooperation werden erleichtert und verbessert werden kön
nen. FOr die in einer Bürogemeinschaft zusammengeschlosse
nen Architekten kann es im Einzelfall durchaus sinnvoll sein -
die Landesregierung weist in ihrer Begründung auch auf die
Auswirkungen der EG-Haftungsrichtlinie hin-. eine GmbH zu
gründen, was natürlich auch bereits jetzt zulässig ist. ln die
sem Fall ist es aber nur sinnvoll und sachgerecht, wenn die Fir
ma zusltzlich zu dem Begriff ,.GmbH'" die Berufsbezeichnung
.Architekt•, ,.Innenarchitekt", ,.Landschaftsarchitekt• oder
.stadtplaner· führen darf.
Meine Damen und Herren, die Landesregierung hat dankens
werterweise den Gesetzentwurf bereits mit der Architekten
kammer abgestimmt und auch von daher die Interessen des
Berufsstandes gewahrt. Auch von daher spricht einiges dafür,
den Gesetzentwurf im Ausschuß zwar sorgflltig, aber zügig
zu beraten und ihn relativ bald geltendes Recht werden zu
lassen.
(Beifall der F .D.P. und
bei der SPD)
Ich erteile Herrn Kollegen Hoppe das Wort.

2492 Landtag Rheinland-P1alz. 12. Wahlperiode· 31. Sitzung. 16. September 1992
Abg. Hoppe, CDU:
Herr Prlsident, meine sehr verehrten Damen und Herren!
Herr Kollege Ehrenberg hat alles gesagt, was gesagt werden
muß. Ich weiß nicht. was ich mit zehn Minuten Redezeit an· fangen solL
(Heiterkeit im Hause·
Zuruf ausdem Hause: Das ist gut!)
Es ist tatsichlieh in diesem Punkt so: --
(Staatssekretlr Prof. Dr. Rumpf:
Schweigeminute!)
Schweigeminute, gut. Wenn das gewünscht wird, bitte schOn.
--Zustimmung seitens der CDU-Fraktion zu dem vorgelegten
Gesetzentwurf und entsprechende Beratungen im Ausschuß. -Natürlich wollen wir das, was EG-weit angestrebt wird, auch
füt unsere entsprechenden Berufsgruppen _in Rheinland-P1alz
sicherstellen. Deshalb klare Zustimmung. Wir wollen auch die
Fortentwicklung in Richtung neuer Betriebsformen, zum Bei·
spiel in Form der GmbH, um den Wunsch der Architekten zu
erfüllen.
Herr Minister, vielleicht wiTe zu überlegen, ob man nicht
auch, wenn man schon Beratende Ingenieure nach § 3 a des
Gesetzentwurfs zu Geschlftsführern dieser neu zu grOnden
den GmbH bestellen kann, diese Beratenden Ingenieure als
Gesellschafter zulassen kann. Dies ist eine Frage, die man ein
fach einmal prOfen muß, ob dies ein richtiger Weg ist. Zu·
nlchst sieht das Gesetz nur die genannten Architekten als
Gesellschafter vor. Das ist eine Frage, die der Diskussion im
Au""huß bedürfte.
Die zweite Frage wlre, ob man nicht versuchen sollte, die
Kammern noch stlrker in Fortbildungsmaßnahmen einzubin·
den, insbesondere im Bauordnungsrecht. möglicherweise
auch so, daß man künftig. als eine Voraussetzung, um in die
Architektenliste aufgenommen zu werden, auch solche Fort
bildungsmaGnahmen mit einbezieht oder stlrker mit gewich
tet. Dies sind einige Anregungen, die jetzt nicht unbedingt
formuliert werden müßten, die aber für die zukünftige Ent·
wicklung im Auge behalten werden sollten.
Ich bedanke mich.
(Beifall bei der CDU)
Vizeprlsldent Bojak:
Ich erteile Herrn Kollegen Rieth das Wort.
Abg. Rleth, DIE Gf\!)J'IEN:
Herr Prlsident, meine Damen und Herren! So ganz kann ich
mit dem Vorredner, Herrn Hoppe, nicht übereinstimmen, daß
dieses Gesetz uneingeschränkt zu unterstützen ist. Wir haben
dieses Gesetz einmal gründlich durchgesehen. Wir sind der
Meinung, daß noch etwas Änderungsbedarf vorhanden ist.
Dieser Gesetzentwurf ist ein kleines Beispiel dafür, wie lange
die Entwicklung eines europäischen Staates noch dauern
wird und zu welchen Lasten sich unter Umständen dieser bei
der jetzigen Ausrichtung entwickeln wird. Als Beispiel für die
Geschwindigkert der Umsetzung der EG·Vereinbarungen zi
tiere ich aus der Einleitung zu dem Gesetz: .. Die Mitgliedstaa·
ten der Europlisehen Gemeinschaften sind verpflichtet, diese
Richtlinie bis zum 4. Januar 1991 in innerstaatliches Recht um
zusetzen. n
Wir haben mittlerweile September 1992. So ernst nehmen
auch wir europlisehe Vereinbarungen.
Kommen wir zur Ausrichtung dieses Gesetzentwurfs. Dieser
ist· wie gesagt ·durch die Europäisierung der Dienstleistun
gen von Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitek
ten und Stadtplanern geprägt. Ferner soll mit diesem Gesetz· entwurfdie Organisation der Zusammenarbeit von Architek·
ten und anderen Planenden erweitert und somit de facto neu
geregelt werden. Genau an diesem Punkt kann ich festma
chen, daß diese Regelung, so wie sie jetzt im Gesetz steht
einseitig zu Lasten der EG·Verbraucher geht. Durch die Auf·
nahme der GmbH·Regelung wird einseitig das Haftungsrisiko
auf die Verbraucherinnen und Verbraucher abgewälzt. Dies
ist aus mehreren Gründen bedenklich und kann deshalb so in
der jetzigen Form von uns nicht mitgetragen werden.
Wir sehen zwar ein und unterstatzen auch, daß sich auf in·
nerstaatlicher und europlischer Ebene feste Zu$4!1mmen·
schiOsse der eingangs erwähnten Berufsgruppen bilden kön
nen und vielleichtsogar bilden müssen, um als Planungsbüros
gegenüber Großkonzernen bestehen zu können. Wenn dies
nicht als Personengesellschaft oder Gesellschaft des bürgerli·
chen Rechts gewünscht wird, sondern als Kapitalgesellschaft,
also GmbH. muß aber die Risikoabdeckung auch dem ge
wachsenen Risiko entsprechen, das heißt, das Problem ist
nicht der Zusammenschluß von Architekten und Planern in ei·
ner GmbH an sich, sondern die daraus folgende Minimierung
des Verbraucherschutzes.
Es kann nicht angehen, daß der HAusiebauer sich zwar auf
das Produkthaftungsgesetz, zum Beispiel im Umweltbereich,
berufen kann, im Ernstfall die GmbH aber mangels Haftungs
kapital nicht in der Lage sein wird, eventuelle Schadensfalle
zu regulieren, weil auch die bisherigen Haftpflichtversiche
rungen der Planer explizit dieses Risiko ausschließen. Dieses
Risiko wird zwar bei Personengesellschaften prinzipiell getra·
gen, bedeutet aber im Ernstfall oftmals den völligen Ruin ei·
nes Ober viele Jahre aufgebauten Betriebs und des Privatver
mOgens des Planers. Dies kann also auch nicht Sinn und
Zweck beruflicher Betltigung sein.
(Vizeprlsident Dr. Volkert
übernimmt den Vorsitz)

Landtag Rheinland-pfalz-12. Wahlperiode· 31. Sitzung,16. September 1992 2493
Zusammenfassend. so meine ich, muß deshalb in das Archi·
tektengesetz zusAtzlieh der Verbraucherschutz aufgenom
men und dieser von den Architekten materiell gewahrleistet
werden, eventuell durch die Aufnahme einer entsprechen
den Versicherungspflicht, die europaweit gilt. Was von seiten
der Banken gegenOber GmbH-Gesellschaften gang und glbe
ist, nlmlich die Absicherung des Risikos, sollte für Verbrau
cherinnen und Verbraucher auch gelten dürfen.
Ich denke, nur wenn wir das Vertrauen der Verbraucherinnen
und Verbraucher in diesem Sinn herstellen, wird es gelingen,
solche Dienstleistungen auch europaweit zu organisieren;
denn in Zukunft handeln nicht mehr nur Großkonzerne und
Großfirmen, also Profis in diesem Geschlft, miteinander, son
dern der viel zitierte Hluslebauer wird sich dieser internatio
nalen Dienstleistungen bedienen, und dafür braucht er ent
sprechenden Schutz.
Da dies heute die erste Lesung des Gesetzes ist, gehe ich da
von aus, daß wir in den AusschOssen noch weiter darOber be
raten werden und daß auch die Erfahrungen, die die anderen
Bundesiloder mit diesem Gesetz bei der Verabschiedung ge
macht haben, in unser rheinland-pfllzisches Gesetz mit ein
fließen werden. Für unsere Fraktion kann ich aus all den ge
nannten Gründen deshalb zum gegenwlrtigen Zeitpunkt
noch nicht sagen, ob wir dem Gesetz in seiner endgOttigen
Fassung zustimmen kOnnen. Der gegenwlrtigen Fassung
können wir so jedenfalls nicht zustimmen.
Vielen Dank, meine Damen und Herren.
(Beifall der GRONEN)
Vizeprlsident Dr. Volkert:
Herr Kollege Bojak hat das Wort.
Abg. Bojak. SPD:
Herr Prlsident, meine sehr verehrten Damen und Herren!
Durch die Richtlinie 85ß84 EWG des Rates vom 10. Juni 1985,
der sogenannten Architektenrichtlinie, ist die gegenseitige
Anerkennung der Diplome, PrOfzeugnisse und sonstiger Be
flhigungsnachweise auf dem Gebiet der Architektur gere
gelt. Diese Richtlinie, die zum Ziel hatte, allen Architekten
aus den Mitgliedstaaten der Europlisehen Gemeinschaft hin
sichtlich ihrer Berufsausübung Freizügigkeit innerhalb der
Gemeinschaft zu gewlhrleisten, mußte in nationales Recht
umgesetzt werden. Das heißt. bei uns in der Bundesrepublik
bedurfte es der Novellierung der jeweiligen Architektenge
setze. Bereitsam 8. Mlrz 1989 hat der Landtag diese Novelle.
beschlossen, so daß seitdem diese Regelung für die Architek
ten gel~endes Recht ist.
Ein zweiter politischer Schwerpunkt der damaligen Gesetzes
novelle war, neben Architekten, Innenarchitekten, Land-
Schaftsarchitekten auch die Stadtplaner in den Kreis derer
aufzunehmen, die dem Architektengesetz unterstellt sind_
Bezogen auf die letzten drei Berufsgruppen - Innenarchitek
ten; Landschaftsplaner und Stadtplaner - gilt allerdings die
Architektenrichtlinie und die Folgegesetzgebung nicht, so daß heute auf der Grundlage der Richtlinie 89/48 E~G vom
21. Dezember 1988 auch die gegenseitige Anerkennung der
Hochschuldiplome und damit die Freizügigkeit für diese Be
rufsgruppen zu regeln ist. Es ist. wie man so sagt, höchste Ei
senbahn, damit diese wichtigen Berufsgruppen mit Beginn
des Jahres 1993 die gleichen Wettbewerbschancen in dem
dann gemeinsamen Markt haben. Schon vor diesem Hinter
grund begrOßt die SPD-Fraktion die Vorlage dieser Novelle.
Da die Rechtsmaterie wohl kaum politisch umstritten sein
dürfte- allerdings habe ich nach den Ausführungen des Kol
legen Rieth meme Zweifel -, ist nach schneller Beratung eine
Verabschiedung in diesem Jahr durchaus möglich. Jedenfalts
ist dies ganz offensichtlich das gemeinsame Interesse der
Koalitionsfraktionen und der CDU-Fraktion.
Herr Rieth,lhre besondere Angst für den kleinen Häuslebau~
er ist in dieser Rechtsproblematik wahrscheinlich das gering
ste Problem; denn ich kann mir nicht vorstellen, daß irgend
ein kleiner Hausiebauer aus dem HunsrOck sich einen Archi
tekten irgendwo aus der Bretagne oder sonst woher kom
men !Ißt. Er wird nach wie vor in das nahe Umfeld gehen. All das, was wir zu regeln haben, wird in erster Linie die Pla
nungsauftrlge, die Dienstleistungsauftrage auf einem viel
höheren Level betreffen, die auch nach der EG-Vorschrift so
zusagen nationalObergreifend auszuschreiben sind. Man
muß manchmal bei der Darstellung von Ängsten ein bißchen
vorsichtig sein.
Ober die wirtschaftspolitische Bedeutung der gegenseitigen
Anerkennung von Hochschulabschlüssen ist in diesem Haus
mehrfach diskutiert worden. Ich brauche deshalb darauf
nicht naher einzugehen.
Daß nach wie vor hinsichtlich des Erwerbs berufsqualifizie
render Abschlüsse dies nicht nur im universitären Bereich - ich
erinnere beispie!sweise im handwerklichen ~ereich an die
MeisterprOfung bei uns als Voraussetzung der Betriebsfüh
rung ~eine recht unterschiedliche ist und auch eine qualitati
ve Bandbreite besteht, wird uns sicher noch lange Zeit besthlftigen. Es ist also ein hinzunehmender Fakt. Um so wich
tiger ist das gegenseitige Ja zu den nationalen AbschlOssen,
weil von dieser Basis aus diese andere noch differierende Sei
te der Berufsabschlüsse besser angepaßt werden kann. Das ist
auch der Grund gewesen, warum man gesagt hat: Wir aner~
kennen uns jeUt erst einmal gegenseitig und werden lang
sam die Berufsabschlüsse anpassen, weil dies ad hoc nicht
durchsetzbar ist.
Meine Damen und Herren, das Anerkennungsverfahren ist
dem der Architektenschaft angepaßt, so daß auch verwal
tungstechnisch eine LOsung auf einer schon praktisch erprob
ten Grundlage gewählt wurde. Gegebenenfalls - dies zeigt

2494 Landtag Rheinland-pfaJz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung,16. September 1992
sich auch nach Ihren Ausführungen -wird es im Detail im.Aus
schuß noch Diskussionsbedarf geben.
Meine Damen und Herren, diese Novelle hat aber auch eine
zweite politische, ebenfalls nicht unbedeutsame Rechtsmate
rie zu regeln. Der Rechtsstatus des Architekten war bisher,
wie nur noch in wenigen Berufsbereichen, auf eine einzelne
Person zugeschnitten. Der Titel .Architekt• ist geschOtzt und
kann bei gegebenen Voraussetzungen nur einer Person ver
liehen werden. Das sehr individualistische Berufsverstlndnis, gerade bei unserer deutschen Architektenschaft besonders
ausgeprlgt, bedarf in einem gemeinsamen Markt einer Auf
weitung. will dieser spezielle Berufsstand wettbewerbsflhig bleiben.
Die Ingenieure waren in ihrem Selbstverstlndnis schon im
mer etwas offener. Für sie ist schon llngst gute. weil notwen
dige Praxis. sich in Ingenieurgemeinschaften in der handels
rechtlichen Form einer GmbH zu organisieren und sich so
dem Markt zu stellen. Allein die Tatsache, daß der Tftel .Ar
chitekt" besonders geschützt ist, ließ es bisher nicht zu, den
Begriff .,Architekt" im Firmennamen einer Architektengesell
schaft, in welcher handelsrechtliehen Form auch immer, zu
führen. Natürlich gibt es auch heute schon unter den Archi
tekten Gesellschaften, Zusammenschlüsse untereinander mit
anderen Architekten oder mit Fachingenieuren. Allerdings
gibt es dann die vielen Verbiegungen bei der Wahl des Fir
mennamens, weil der Begriff .. Architekt" so nicht gebraucht
werden konnte. Ich weise nur darauf hin, daß gegebenenfalls
noch ein Diskussionsbedarf bei der Novelle der Landesbau
ordnung besteht. weil die juristische Person ,.Architektenge
sellschaft mbH. natürlich volles Planungsrecht hat. Darüber
werden wir wahrscheinlich parallel noch einmal diskutieren
müssen.
Jedenfalls scheint es so, daß auch die Architektenschaft selbst
begriffen hat, daß es zu einer Ausweitung ihres Berufsver
ständnisses kommen muß. Die letzte Presseerkllrung der Ar
chitektenkammer zeigt. daß wir gemeinsam auf einem guten
Weg sind.
(Beifall bei der F.D.P.)
Ich mOChte nur anführen: Diese Regelung, die wir jetzt tref
fen wollen, ist ein Musterfall für die gesamte Bundesrepublik.
Wir sind das erste Bundesland, dasdiesen Schritt gehen wird.
Lassen Sie mich nach der Stellungnahme fOr meine Fraktion
zu materiell-inhaltlichen Fragen der Novelle noch einige per
sOnliche Gedanken vortragen. Daß der Architekt seine Lei
stung, die auch eine recht technische, praktische Seite hat,
immer auch als eine individuelle künstlerische Leistung bewertet wissen woltte, ist bekannt und auch wohl nicht bestrit
ten. Wir sprechen nicht von ungeflhr von der Baukunst. Die
vielen bekannten großen Architekten aller Stilepochen beka
men und bekommen als Künstler Offentliehe Anerkennung.
Der Architekt steht so in der Kategorie der Bildenden Kunst
neben dem Bildhauer oder/und Maler. ln vielen Flllen
waren und sind Architekten zugleich Bildhauer und Maler. Es
gibt viele uns bekannte Beispiele.
Nicht selten mußte und muß sich der Architekt mit seinem
.Kunstwerk" der Offentliehen Diskussion stellen. Solche Aus
einandersetzungen standen in ihrer H~ftigkeit Auseinander
setzungen in anderen Kunstbereichen in nichts nach. Warum
spreche ich dies an? Es besteht natürlich die Gefahr, daß die
geistig-künstlerischen Leistungen solcher Architektengesell
schaften nicht mehr so unmittelbar durch den Urheber ver
antwortet werden oder verantwortet werden können. Die
Möglichkeit des Versteckens hinter der Anonymitlt, die Ge
sellschaften immer ermöglichen, ist auf jeden Fall nicht von
der Hand zu weisen. Mit meinem Hinweis geht es mir dabei
nicht um die Frage des Schutzes des geistigen Eigentums des
jeweiligen Gesellschafters in einer Gesellschaft. Dies muß im
Gesellschaftsver1rag gelOst werden.
Zurück zum Gesetzentwurf. Planen, um zu bauen, hat neben
dem künstlerischen Aspekt erst einmal eine recht materielle
Seite. Die zu erwartenden Wettbewerbsbedingungen im ge
meinsamen Markt bringen uns alle in Zugzwang. Dies sehen
die Architekten in gleicher Weise sehr nüchtern. Deshalb wie
derhole ich für die SPD-Fraktion: Uns ist an einer zügigen Be
ratung und einer abschließenden Beschlußfassung noch in
diesem Jahr gelegen. Ich bitte die anderen Fraktionen, uns
dabei zu unterstützen.
(Beifall bei der SPD)
Vizepräsident Dr. Volkert:
Weitere Wortmeldungen liegen nicht mehr vor.
Es wird vorgeschlagen, den Gesetzentwurf an den Haushalts
und Finanzausschuß - federführend - und an den Rechtsaus
schuß - mitberatend -zu überweisen. Es erhebt sich kein Wi
derspruch, dann ist das so beschlossen.
Ich rufe Punkt 8 der Tagesordnung auf:
..• tes Landesgesetz zur Änderung des Landespflegegesetzes
Gesetzentwurf der Fraktion DIE GRÜNEN
- Drucksache 1211817 -
Ente Beratung
Ich erteile Herrn Kollegen Dr. Dörr das Wort.
Die vereinbarte Redezeit beträgt zehn Minuten.
Abg. Or. Dörr, DIE GR0NEN:
Herr Prlsident, meine sehr geehrten Damen und Herren I Be
reits gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde immer offen
sichtlicher. daß durch die starker fortschreitende Zerstörung
der Natur mehr und mehr Tierarten bei uns verschwanden.

Landtag Rheinland-PTalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung,16. September 1992 2495
Was zum Beispiel noch gegen Mitte des 19. Jahrhunderts in
der Rheinaue des Oberrheintalgrabens anzutreffen war, das
heißt, was damals der Großherzog von Hessen-Darmstadt
noch erlegen konnte. kann man unter anderem in der zoolo
gischen Abteilung des Hessischen Landesmuseums in Darm
stadt ausgestopft bewundern. Nachtreiher, Purpurreiher und
Schwarzstorch sind dort in dem Dioramen fOr einheimische
Tiere zu sehen. Heute können wir sie in der Rheinaue nicht
mehr bewundern.
Das fortschreitende Aussterben führte zunächst dazu, daß
Privatpersonen Naturschutzverbände gründeten, wie 1899
den Bund für Vogelschutz, heute Naturschutzbund. Diese Na
turschutzverblnde erkannten bereits damals, daß sich be
drohte Tierarten nur erhalten lassen, wenn wir auch deren
LebensrAume und Biotope schOtzen. Bereits vor dem Ersten
Weltkrieg, vor Beginn jeglichen staatlichen Naturschutzes,
kaufte zum Beispiel der Bund für Vogelschutz in Württem
berg Gelinde im Federse~gebiet und konnte so dort das Birk
huhn und seltene Entenarten wie die Moorente vor dem Aus
sterben bewahren.
(Vizepräsident Bojak übernimmt
den Vorsitz)
Erst splter gelang der Aufbau eines staatlichen Naturschut
zes, der im legislativen Bereich für Rheinland-P1alz zum Lan
despflegegesetz fOhrte, das sehr wohl auch positive, bundes
weit hervorstechende Elemente enthalt, wie zum Beispiel das
Flaggschiff des rheinland-pfllzischen Naturschutzes, den
§ 24, der bestimmte Biotope generell schützt.
Dennoch gibt es auch Defizite wie die fehlende Verbandskla
ge und seit drei Monaten den Stopp jeglicher Naturschutzge
bietsausweisung in Rheinland-Pfalz, weil - so pfeifen es die
Spatzen von den Dichern - die beton- und beschleunigungs
fetischistische F.D.P. gemeinsam mit der betonfetischistischen
SPD die zwingend notwendig gebotene Verbesserung des
rheinland-pfllzischen Landespflegegesetzes torpediert und
dadurch der Referentenentwurf des Umweltministeriums be
reits seit etwa sechs Monaten bei Ihnen - so denke ich, Frau
Martini - in der Schublade schmoren muß und hier nun ein
Stillstand eingetreten ist.
(Beifall der GRÜNEN)
Zumindest ist dies dem • Trierischen Volksfreund" von vor 14
Tagen zu entnehmen. Unser heute vorliegender Gesetzent
wurf soll zumindest den Stillstand im rheinland-pfllzischen
Naturschutz bei der Ausweisung der Naturschutzgebiete
beenden; denn seit dem 1. Juli 1992 sind durch eine Gesetzes
änderung am Ende der 11. Legislaturperiode die Kreisverwal
tungen für die Ausweisung rheinland-pfllzischer Natur
schutzgebiete zuständig. Die Bezirksregierung in Trier - das
heißt die Naturschutzabteilung - beklagt sich auf der einen
Seite Offentlieh in der Presse, daß sie nur mit halber Kratt ar
beiten darf, weil sie aufgrund der geloderten Gesetzeslage
keine Naturschutzgebiete ausweisen darf. Auf der anderen
Seite weisen die seit dem 1. Juli zuständigen Kreisverwaltun
gen keine Naturschutzgebiete aus, weil sie es mangels der
dort nicht vorhandenen biologischen Fachabteilung rein
fachlich gar nicht können. Eine Ausnahme bildet vielleicht
der Landkreis Ludwigshafen.
(Vereinzelt Beifall bei der CDU)
Bei der Bereisung von Naturschutzgebieten muß die Fachab
teilung der Trierer Bezirksregierung erst in mOhsamer
Schreibarbeit das Einvernehmen mit den nun formal zustän
digen Kreisverwaltungen herstellen und de facto am Rande
der Legalität arbeiten.
Frau Martini, da Sie Ihr auf eine MOndliehe Anfrage meiner
seits gegebenes Versprechen nicht einhielten, dem Landtag
vor der Sommerpbuse einen Gesetzentwurf zur Änderung
des Landespflegegesetzes zuzuleiten, sahen wir uns gezwun
gen, diesen Gesetzentwurf zu erarbeiten, über den wir heute
reden, um zumindest den Stillstand bei der Ausweisung der
Naturschutzgebiete zu beenden und es zu ermöglichen, daß
der Haushaltsentschließungsantrag von SPD und F.D.P., 5%
der Landesfliehe unter Naturschutz zu stellen, auch Wirklich
keit werden kann.
Deshalb wür~e ich es verfahrensmlßig für am sinnvollsten
halten, wenn wir heute i!l erster Lesung und am besten mor
gen gleich in zweiter und dritter Lesung unseren Gesetzent
wurf beschließen, um die Naturschutzabteilungen der Be
zirksregierungen nicht llnger an sinnvoller Arbeit zu hindern
und es ihnen zu ermöglichen, schon morgen wieder mit vol
ler, statt mit halber Kraft zu arbeiten.
(Beifall der GRÜNEN und vereinzelt
bei der CDU)
Da bestehen große Defizite. wenn ich an eine Pressemittei
lung des BUND vom 3. August 1992 ~das war die Bundesstelle
- denke. in der dargelegt wurde, daß die EG-Vogelschutz
richtlinie, Gebiete für bedrohte Vogelarten unter Schutz zu
stellen. in Rheinland-P1alz lußerst mangelhaft, nlmlich nur
zu 7 %, umgesetzt ist. Vielleicht können Sie mir sagen, ob sich
das in den letzten paar Monaten extrem verbessert hat. ln
Hessen sei es zu 90 % umgesetzt. Vielleicht ist eine grüne Re
gierungsbeteiligung gar nicht so schlecht, was zumindest so
etwas angeht.
Natürlich möchte ich auch die noch verbliebenen Nichtbeton
fetischistender SPD und F.D.P.- Herr Reisinger, Herr Nagel;
ich hoffe es-
(Prof. Dr. Preuss, SPD: Mich nennen
Sie nicht?)
ermutigen, sich gegen die Betonriegen.lhrer Fraktion endlich
durchzusetzen, damit eine rasche und umfassende Verbesse
rung des Landespflegegesetzes, insbesondere die Einführung

2496 Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992
der Verbandsklage-die Naturschutzverbinde denken schon,
daß versucht wird, das möglichst lange hinauszuschieben, damit man noch mOglichst viele Straßenprojekte und Ihnfiches
durchpowern kann- und das Verbot der Ausbringung von Pe
stiziden in nichtlandwirtschaftlichen Fliehen, ermöglicht wird, also auch ein Erfolg für die Nichtbetonfetischisten der
anderen.
(Beifall der GRÜNEN·
Frau Schneider. SPD: Das war alles?)
Vizepräsident Bojak:
Das Wort hat nun Frau Kollegin Kipp.
(Seibel, OIE GRÜNEN: Nagel ist abserviert!)
Abg. Frau Kipp, SPD:
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Unsere heutige
Zeit ist mehr und mehr dadurch gekennzeichnet, daß wir mit
einer heraufziehenden Umweltkrise konfrontiert sind, wie
sie das Menschengeschlecht seit Bestehen seiner Kulturen
noch nicht erlebt hat. Wachsende Abfallberge, zerstOrte Re
generationsrlume, Gifte in Luft, Wasser und Boden, radioak
tive Verseuchung, Klimaverschiebungen durch Ozonloch und
Treibhauseffekt, fortschreitende Wüstenbildung, Aussterben
vieler Tier- und Pflanzenarten, Bodenerosion usw. sind Risi
ken, die sich durch ihre Vernetzung zunehmend gegenseitig
verstlrken und inzwischen die gesamte Menschheit bedro
hen.
Zwar leugnet heute niemand mehr diese Risiken und Gefah
ren, in die wir hineinsteuern, doch die Betroffenheit, die je
der einzelne spOrt, ist die eine Sache. Eine andere Sache sind
entsprechende Änderungen unserer Gesetzgebung. Umwelt
belastungen verursachen nicht nur Schiden an natürlichen
Ressourcen, Pflanzen, Tieren und an Menschen, sie führen in
den meisten Flllen auch zu volkswirtschaftlichen oder gesell
schaftlichen Kosten.
ln einer Untersuchung ermittelte das Umwelt- und Prognose
institut Heidelberg im Jahre 1989 Kosten der Umweltbela
stung in der Bundesrepublik Deutschland von mindestens
475 Milliarden DM pro Jahr. Untersucht wurden zum Beispiel
Material-, Gesundheits- und Waldschiden durch Luftver
schmutzung, Wertverlust durch Pestizidrückstlode in Nah
rungsmitteln, Belastungen des Grundwassers durch Nitrat
dünger und Altlasten durch Asbest und Holzschutzmittel. Lie
be Kolleginnen und Kollegen. wen es interessiert, kann eine
genaue Kostenaufstellung in Heft 2 dieses Jahres des
Gemeinde- und Stldtebundes Rheinland-Pfalz auf Seite 51
nachlesen.
Wer hat nun die Schuld an der Misere? So wie jedes einzelne
der komplexen Phlnomene, etwa das Waldsterben, ein mul-
tikausaler Effekt ist, tragt auch an der Situation als Ganzes ei
gentlich niemand die Alleinschuld. Wir alle waren an der in
dustriellen Entwicklung entweder direkt beteiligt oder haben
indirekt davon profitiert. Dennoch lädt jeder Schuld auf sich,
der auch heute noch in voller Kenntnis der Situation nicht
wenigstens in seinem Bereich die erforderlichen Schritte ein
leitet, um eine Änderung herbeizufOhren, sondern lediglich
auf die Zwinge verweist, in denen er steckt.
Die rheinland-pfälzische _Landesregierung hat diese notwen
digen Schritte eingeleitet, und zwar nicht nur verbal. Ich zi
tiere aus der Regierungserkllrung von· Ministerprlsident
Scharping: .. Der Schutz der Umwelt wird die Politik der Lan
desregierung in vielen Bereichen leiten. Unsere Umweltpoli
tik wird daher von einem Stil der Offenheit und Dialogbereit
schaft, von kritischem Denken und von wissenschaftlicher
Sensibilitlt ge~rlgt sein. Wir werden Effizienz und Wirksam
keit bestehender Umweltschutzmaßnahmen erhöhen und
die Vollzugsdefizite im Umweltschutz abbauen. Um dieses
Ziel zu erreichen, werden wir die personelle Ausstattung der
Umweltbehörden verbessern.·
Die sozial-liberale Landesregierung versteht gerade die Lan
despflege als einen entscheidenden Beitrag zum Umwelt
schutz. Die themenbezogenen Einzelplanungen sollen zu ei
nem Gesamtprogramm fortentwickelt werden. Auch hier soll
sich unsere Einsicht, daß die lebendige Umwelt ein Ganzes ist,
in praktisches politisches Handeln umsetzen.
Im Doppelhaushalt 1992/1993 wurde bei angespannter fi
nanzieller Lage dem Schutz unserer Umwelt höchste Prioritlt
eingeraumt. Neben der Abfallwirtschaft ist die Landespflege
ein besonderer Schwerpunkt.
{Prof. Reisinger. F.D.P.: Richtig!)
Die dafür im Doppelhaushalt zur Verfügung stehenden Mit
tel wurden um etwa 25 %aufgestockt. Das Stiftungskapital
für die Stiftung Naturschutz wurde um 3 Millionen DM er
höht, und ab 1993 stehen 24 Stellen bei den unteren Landes
pflegebehOrden, den Kreisverwaltungen, und drei Stellen bei
den oberen Landespflegebehörden. den Bezirksregierungen,
zur Verfügung.
{Beifall des Abg. Prof. Reisinger, F.D.P.
Bruch, SPD: Sehr richtig, Frau Kollegin!)
Letzteres ist eine SPD-Forderung aus der vergangeneo Legis
laturperiode, die aber bei den damaligen Haushaltsberatun
gen von der CDU immer abgelehnt wurde.
{Zurufe von der CDU)
Die zentrale Aufgabe der Landespflege besteht darin, einen
spezifischen Beitrag zur Bewahrung der natOrlichen Lebens
grundlagen zu leisten, wie die Verfassung unseres Landes
dies vorschreibt.

Landtag Rheinland-Pialz • 12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992 2497
Das bestehende Landespflegegesetz sichert die konkrete Na
turschutzarbeit vor Ort, bedarf aber einer dringenden Novel
lierung, da es derzeit noch einige in anderen Bundeslindern
bereits geschlossene Regelungslücken enthalt, die einer Lö
sung zugeführt werden mOssen. Dazu gehört die Einführung
der Verbandsklage far die nach § 29 des Bundesnaturschutz
gesetzes anerkannten Umweltverbinde und Naturschutzor
ganisationen, ebenfalls eine alte und noch immer gültige
SPD-Forderung, die nie die Zustimmung der CDU fand:
Weiterer Bestandteil der Novellierung muß die Regelung für
die Verwendung chemischer Mittel in Haus- und KleingArten
sein sowie der Schutz von Blumen und Grünbestanden in Pri
vatbesitz durch kommunale Satzungen.
(Beifall desAbg. Dieckvoß, F.D.P.)
Ein weiterer Punkt ist die Aufhebung der in dem ersten Lan
desgesetz- das klingt jetzt ein bißchen kompliziert- zur Fort
führung der Verwaltungsvereinfachung vom 8. April 1991
vorgesehenen Verlagerung der Kompetenz zum Erlaß von
Rechtsverordnungen über Naturschutzgebiete auf die unte
ren Landespflegebehörden; denn diese ursprünglich vorgese
hene Kompetenzverlagerung lAuft nicht nur den Bestrebun
gen eines nach einheitlichen Maßstlben orientierten Biotop
und Artenschuttes zuwider. sie trlgt auch die Tendenz zu
weiteren Vollzugsdefiziten in sich,
(Beifall bei den GRONEN)
so daß aus mehreren Gründen die Zustlndigkeit bei den nach
einer einheitlichen Konzeption handelnden oberen Landes
pflegebehörden, den Bezirksregierungen, bleiben soll.
(Beifall bei der SPD und
bei den GRONEN)
Meine Damen und Herren von der Fraktion der GRONEN, Ih
ren Antrag. zu dem es inhaltlich mit der SPD-Fraktion keine
Divergenzen gibt. sehen wir als eine Art Erinnerung an die
Landesregierung an, die eine Novellierung des Landespflege
gesetzesund eine Vorschaltnovelle angekündigt hat.
(Seibel, DIE GRONEN: Das sehen
Sie nicht verkehrt I)
Die eingetretenen VerzOgerungen beruhen darauf, daß für
dieses Gesetz
(Zuruf des Abg. Bruch, SPD)
sehr gründliche und verschiedene Ressortabstimmungen not
wendig sind, die bisher noch keinen Abschluß finden konn
ten.
Uns als SPD-Fraktion - da darf ich wohl auch für unseren Ko
alitionspartner, die F .D.P ., sprechen - ist daran gelegen, nicht
Ober Einzelpunkte abzustimmen und damit Stückwerk zu
machen. Wir wollen vielmehr im Sinne einer einheitlichen
Konzeption den Gesetzentwurf der Landesregierung abwar
ten, der alle regelungsbedürftigen Punkte beinhalten wird.
{Beifall der SPD und der F .D.P.)
Daher beantrage ichfOrmeine Fraktion die Überweisung Ih
res Antrages an den zustlndigen Ausschuß.
Herr Präsident, meine Damen und Herren. ich danke Ihnen
fOr die meinen Ausführungen entgegengebrachte Aufmerk
samkeit.
(Beifall der SPD und der F .D.P .)
Vizepo-isident Bojak:
Das Wort hat nun der Kollege Schönberg.
Abg. SchOnberg, CDU:
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen, meine Herren!
Umweltschutz tut not. Wir haben es heute von den Rednern,
die bisher gesprochen haben, gehört; denn sie haben sich mit
dem Umweltschutz allgemein befaßt, nicht mit dem Tages
ordnungspunkt. Diesen haben sie auch erwähnt. weil es
selbstverstlndlich nicht zu umgehen war, insbesondere des
wegen, weil man beantragen mußte, den Gesetzentwurf an
den Ausschuß zu verweisen.
Meine Damen und Herren. wir wissen das auch alle. Es sollte
auch keiner für sich in Anspruch nehmen, das alleine gepach
tet zu haben_ Unser Umweltminister Klaus Töpfer, der lange
Jahre bei uns in Rheinland-Pfalzsegensreich gewirkt hat.
(Prof. Dr. Preuss, SPD: Nicht so
sehr erfolgreich!)
hat uns das aHes schon vorgetragen, und alle Fraktionen sind
fOr dieses Thema sensibilisiert. Hier braucht keiner auf die
Barrikaden zu gehen und zu meinen, er sei der Größte.
Heute geht es darum. ein ganz einfaches Verwaltungsorga
nisationsgesetz zu Indern - nicht mehr und nicht weniQer.
Dazu waren die anderen Ausführungen alle völlig überflüs
sig.
(Nagel, SPD: Nein!)
-Doch. Sie haben hier schon Gesetze zur Einführung der Ver
bandsklage eingebracht. Dazu hatte ich auch die Ehre, reden
zu dürfen.
(Prof. Dr. Preuss, SPD: Reden zu dürfen!)

2498 Landtag Rheinland-P1alz. 12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992
- Ich sage das in bezug auf meine Fraktion, weil ich gar nicht
diesem Arbeitskreis angehöre.
(Heiterkeit bei der SPD)
Wir haben also lAngst Teilbereiche angesprochen und wissen,
daß ein Gesamtbereich nötig ist. Wir hatten einmal ein lußerst fortschrittliches landespflegegesetz, eines der ersten.
Inzwischen ist es eben so alt, daß es nicht mehr auf dem neuestenStand ist. Das wissen wir alle, brauchen wir auch für
die Zuhörer nicht eigens zu betonen. Das weiß jeder. Auch
ich
(Heiterkeit bei SPD und GRONEN)
Um was geht es denn heute hier in Wirklichkeit?- Am
15. Mlrz 1991 hat der Landtag mit den Stimmen der damali
gen Regierungsparteien CDU und F.D.P. das erste Gesetz zur
Fortführung der Verwaltungsvereinfachung beschlossen, das
am 8. April vert.ündet wurde. Artikel1 0 Nr. 2 dieses Gesetzes,
um dessen Änderungen es heute geht. loderte den § 21
Abs. 3 Satz 1 des Landespflegegesetzes dahin ab, daß die Zu
ständigkeit zur Ausweisung von Naturschutzgebieten von
der Bezirksregierung auf die Landkreise und kreisfreien Stld
te Obertragen wurde. Im Gesetz steht: .von den oberen auf
die unteren Landespflegebehörden •.
(Nagel, SPD: Das war nicht gut!)
- Darüber wollen wir doch reden. Wir wollen nicht das Ergeb
nis vorwegnehmen, sonst müßten wir nicht an den Ausschuß
verweisen. Dann könnten wir das machen, was Dr. Dörr vor
geschlagen hat.
Der Gesetzentwurf der GRÜNEN will die am 1. Juli 1992, also
vor gut einem Monat, in Kraft getretene Regelung wieder
rückgängig machen, weil. so Ihre Darlegung, sie mangels
sachlicher und personeller Kapazitlt und Kompetenz bei den
Landkreisen nicht sachgerecht gewesen sei. Ob diese Begrün
dung zutrifft, -darüber !Ißt sich trefflich streiten. Darüber
kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein.
Im Gesetzgebungsverfahren der Jahre 199011991 wurde von
den anzuhörenden Verbanden und Organisationen dazu un
ter anderem vorgebracht: .Die Herabstufung der Zuständig
keit brlchte zwar eine stärkere Bürgernlhe, gleichzeitig aber
wlre die Unabhlngigkeit der neuen Entscheidungsinstanz" -
also der Kreise - .einer vermehrten Einflußnahme durch den
,nlhergerückten' Bürger ausgesetzt. Es trete weder eine be
schleunigte Verfahrensbearbeitung noch eine ausgewogene
re Entscheidung ein - die braucht auch nicht so sein, sie
braucht nur gleich ausgewogen zu sein-, und auf diesem Sek
tor herrsche ein chronisches Vollzugsdefizit.• Darüber waren
sich alle Fraktionen damals einig. Ich komme darauf zurück.
Frage: Trifft das, was da gesagt worden ist, alles wirklich zu,
und was haben damals denn die Fraktionen dazu ausgeführt?
Die damaligen Koalitionsfraktionen von CDU und F.D.P. ha
ben in beiden Lesungen dem Regierungsentwurf uneinge
schränkt zugestimmt. Hätten Sie das anders erwartet? Das
war doch wohl auch gar nicht anders zu erwarten, wie das
dieses Mal umgekehrt genauso sein wird.
Dabei hat die F.D.P.-Fraktion zum Ausdruck gebracht, daß
der aus zwölf Artikeln bestehende- das muß man wegen der
Worte wissen, die jetzt kommen; das ist nur eine nüchterne
Feststellung, mehr nicht- Gesetzentwurf zwar leider nicht al
le, sondern nur einen kleinen Teil der erforderlichen- das ist
zu unterstreichen- gesetzgeberischen Maßnahmen enthalte.
Trotz der Kritik der Naturschutzverbände solle es auch nach
dem Ergebnis der Ausschußberatungen, in deren Verlauf sie
die vorgetragenen Argumente erneut überdacht habe, bei
der vorgeschlagenen Regelung verbleiben, weil sie erforder
lich sei. -Ich habe Öas alles nachgelesen. Ich habe es auch auf
meinem Platz für all diejenigen liegen, die es nicht glauben
wollen, was damals gesagt worden ist.
(Frau Schneider, SPD: Wir glauben
Ihnen das!)
Allerdings müsse beim kommenden Haushalt die Persanalsi
tuation der unteren Landespflegebehörden verbessert wer
den, wenn das erklärtermaßen verfolgte Ziel, zu einer orts
und sachnlheren Entscheidung und einer zügigen Auswei
tung der Naturschutzgebiete zu gelangen, erreicht werden
solle.
(Nagel, SPD: Was dann nicht geschehen ist!
Zuruf von der CDU)
- Das war auch bei den Bezirksregierungen nicht. Sie machen
genauso wenig. Sie haben von unserer Gemeinde einen An
trag seit sieben Jahren vorliegen, der bis heute riicht bearbei
tet ist. Wir haben einen von vor zehn Jahren vorliegen, der
bearbeitet ist.
(Zuruf desAbg. Schmidt, SPD)
Dieses Naturschutzgebiet ist auch ausgewiesen, aber das auf
grund des Antrags von vor sieben Jahren beantragte leider
noch nicht. Ich komme nur dazu, gleichgültig, ob auf dieser
oder jener Instanz. Das ist doch nur eine Frage des Personals
und nicht eine Frage des Prinzips.
Die GRÜNEN haben in der neuen Zuständigkeitsregelung ein
ZurOckdrlngen des Natur- und Umweltschutzes in den Behör
den und die Aushöhlung der sie schützenden Verfahrens
schritte sehen wollen. Sie haben die unteren Landespflegebe
hörden schon wegen des Personalmangels zur vorgesehenen
Entscheidung gegenüber der Bezirksregierung als ungeeig
net angesehen, besonders aber wegen der in ihnen zutage
tretenden widerstrebenden Belange. ln der zweiten Bera
tung haben sie hinzugefügt, das Fehlen der Sachkompetenz
in den Kreisverwaltungen sei vorprogrammiert, ebenso der

Landtag Rheinland-Pialz -12. Wahlperiode- 31. Sitzung,16. September 1992 2499
geringe Stellenwert, der dem Anliegen dort eingerlumt wer
de, und das mangelnde Ourchsetzungsvermögen.- So wurde
damals argumentiert.
Oiesen massiven Äußerungen hat selbst die damals oppositio-
nelle SPO widersprochen. Ich darf Ihnen sagen, was Sie gesagt
haben: Man solle den Kreisverwaltungen nicht von vornher
ein die Kompetenz für das Sachgebiet absprechen. Das Pro
blem sei die chronisch schlechte Personalausstattung, an der
Sie als jetzige Regierungsparteien auch bei den letzten Etat
beratungen nichts gelndert haben und Indern wollten.
(Nagel, SPD: Wie bitte7 Was? Haben Sie
die Landespfleger vergessen1-
Zuruf der Abg. Frau Schneider, SPD)
ln der zweiten Lesung hat die SPD dann hinzugefOgt- das ist
jetzt wOrtlich. weil ich meine. es mOsse wOrtlieh gebracht
werden-: .Die Zustlndigkeit in der Landespflege wird gelo
dert. Dies kann man durchaus akzeptieren. Nicht akzeptieren
kann man, daß sich die personelle Situation der Landespflege
nicht ändert. • Das ist der Hauptpunkt bei dieser damaligen
Beratung.
Zu den Ausführungen der GRÜNEN hat sie noch einmal zu
sammenfassend dargelegt: deren Unterstellung, daß etwas.
wenn es im Verwaltungshandeln und in der Verantwortung
auf die untere Instanz Obertragen werde, deshalb schlechter
würde. kOnne sie nicht nachvollziehen. Der Sachverstand der
Kreisverwaltung reiche vollkommen aus. -Wenn man die Be
ratungen des Jahres 1991 -da waren sie bek:le. im Januar und
im Mlrz -. so wie ich es getan habe, Revue passieren IIBt. stellt sich in der Tat die Frage: Soll das erst vor kurzem geln·
derte Gesetz rOckgelndert, also in seinem frOheren Wortlaut
wiederhergestellt werden?- Ganz sicher gab und gibt es im
leben Situationen solcher Art, wo man,
{Nagel. SPD: Kluger wird!)
wo rücktreten kein Rückschritt ist • so muß man es aus
drücken-. weil man inzwischen kiOger geworden ist oder we
nigstens meint, klüger geworden zu sein. Es fragt sich: liegt
ein solcher Fall hier vor? - Das werden wir ganz sicher in den
Ausschüssen miteinander bereden und besprechen. Das sollte
man tun.
Aber tor heute nur folgendes: Verwaltungsvereinfachung -
denn allein darum geht es hier, nicht ums Inhaltliche· muß
dem Wunsch nach grOBerer BOrgernahe entsprechen, die Lei
stungen naher an den Bürger heranbringen. Sie muß fachli
che Kompetenz, Effizienz, Effektlvitat und Attraktivität si
cherstellen. Verwaltung und Verwaltungsvereinfachung müs
sen vor allem dem BOrger einsehbar und für ihn nachvollzieh
bar sein. Der Verwaltungsweg muß durchschaubar. transpa
rent gemacht werden, und die Entscheidungen müssen dort
getroffen werden, wo sie hingehOren, also auf die Ebene
oder auf der Ebene, wo man den Bezugspunkt sehen will, die
direkt beim BOrger ist; denn Verwaltung ist Dienstleistung
für den Bürger. Sie hat sich an den Bedürfnissen derjenigen
zu orientieren, denen sie dient. Nach dieser Einsicht klme für
die hier in Rede stehende Verwaltungsaufgabe eigentlich nur
die untere Landespflegebehörde in Betracht. Der Zwang zur
besseren personellen Ausstattung dürfte eigentlich nicht zu
einer Rückverlagerung der Aufgabe auf die Bezirksregierun
gen führen. Die Konsequenz bestünde allenfalls darin, das
Personal bei den Kreisverwaltungen aufzustocken; denn
auch die Bezirksregierungen verfügen- so ist das immer ge
sagt worden - noch nicht über genügend Personal für diese
Aufgabe. ln den Ausschußberatungen muß man insoweit
weitersehen.
Nur eine widersprüchliche Argumentation der Fraktion DIE
GRÜNEN muß ich heute schon aufgreifen und sie darlegen.
Heute muß ihr schon begegnet werden; denn, meine Damen
und Herren, Sie hlaben damals bemängelt und bemängeln
auch heute in Ihrem Gesetzentwurf die Sachkompetenz der
Kreisverwaltungen. befürchten widerstreitende Belange, besonders seitens der Fachabteilungen Straßenbau und Wirt
schaftsfOrderung, und den Einfluß ähnlicher Interessen, wie
Sie es damals ausgedrOckt haben, womit Sie erkennbar den
Einwand der Naturschutzverbände unterstützen, die Unab
hlngigkeit der Entscheidungsinstanz sei einer vermehrten
Einflußnahme durch die sogenannten - ich habe den Aus
druck eben schon einmal gebraucht; aber so steht er im Pro
tokoll, in Anführungsstriche gesetzt - • nAhergerückten BOr
ger· ausgesetzt.
Im unmittelbaren Anschluß daran hat Ihr Sprecher damals
den Artikel 7 des damaligen Gesetzentwurfs angesprochen,
das Landesplanungsgesetz betreffend, und dort die Obertra
gung der Zustlndigkeit zur Genehmigung von Abweichun
gen von dem verbindlichen regionalen Raumordnungsplan
von der obersten landesplanungsbehOrde, also der Staats
kanzlei
(Glocke des Prlsidenten)
-ich bin gleich fertig, Herr Prlsident-,
(Schweitzer, SPD: Von der oberen!}
auf die oberen - Ihnen kann es nicht kurz genug dauern,
wenn wir reden, und nicht lange genug, wenn Sie selber sab
beln;
{Zuruf des Abg. Schweitzer. SPD)
ich habe schon einen gewissen Blick dafür, da ich ein paar Ta
ge lAnger in diesem Gremium sitze- LandesplanungsbehOr
den, also die Bezirksregierungen, mit der Begründung, und
darauf kommt es an: Bei ihnen, den Bezirksregierungen, feh
le die direkte parlamentarische Kontrolle für so bedeutsame
Aufgaben. - Hier fehlt nach der Meinung der GRÜNEN die
BOrgernlhe, in dem Fall das Landesplanungsgesetz, also der
kommunale Einfluß. Bei der Ausweisung der Naturschutzge
biete sind Ihnen die Bürger und der kommunale Einfluß wie-

2500 Landtag Rheinland-P1alz -12. Wahlperiode- 31. Sitzung, 16. September 1992
der zu nahe. Da kann ich nur sagen: Wer glaubwürdig. blei
ben will, darf so, also mit gespaltener Zunge. nicht argumen
tieren.
Ich fasse für die CDU zusammen: Wir werden der Ausschuß..
Oberweisung zustimmen und uns an den dort stattfindenden
Beratungen konstruktiv beteiligen.
Schönen Dank.
(Beifall der CDU
Zuruf des Abg. Nagel, SPD)
Vizeprisident Bojak:
Das Wort hat Herr Kollege Professor Reisinger.
Abg. Prof. Reisinger. F.D.P.:
Sehr geehrter Herr Präsident. meine Damen und Herren! Oie
Fraktion DIE GRÜNEN fordert in ihrem heute vorliegenden
Mini-Gesetzentwurf die ROckübertragung der ab 1. Juli 1992
geltenden Zustindigkeiten für die Ausweisung von Natur
schutzgebieten von der unteren auf die obere Landespflege
behörde. Damit soll ein Zustand wiederhergestellt werden,
wie er bis zum 8.Aprill991 galt.
Es ist falsch, wenn Sie im Teil A Ihres Gesetzentwurfs ausfüh
ren, daß es dazu entsprechende Aussagen in der Koalitions
vereinbarung gebe, Herr Kollege Dörr. Deshalb können Sie
auch nicht daraus ableiten, wie Sie es tun, daß damit bei den
Kreisverwaltungen Attentismus in dieser Frage erzeugt wor
den ist. Die Kreisverwaltungen werden sehr viel Mühe haben,
das in der Koalitionsvereinbarung zu finden. Es steht nlmlich
dazu Oberhaupt nichts drin.
Meine Damen und Herren, in der Koalitionsvereinbarung ist
die Einführung der Verbandsklage für Verbinde nach § 29
des Bundesnaturschutzgesetzes aufgenommen. Es ist aufge
nommen, Baumschutzsatzungen auch auf Privatgelinde zu
ermöglichen. Es ist aufgenommen, den Herbizid- und Pesti
zideinsatz auf privaten Fliehen zu untersagen. Mittlerweile
besteht auch Einigung in der Koalition, die Regelung Ober
Ausgleichszahlungen, zum Beispiel bei der Errichtung von
Windkraftanlagen, zu Indern.
Zur Umsetzung dieser Vereinbarung soll eine Novellierung
des Landespflegegesetzes vorbereitet werden. Wir sind der
Überzeugung, daß diese Novellierung in Form eines ersten
Gesetzentwurfs von der Landesregierung in aller Kürze vor
gelegt wird.
Es ist auch richtig, daß sich die die Landesregierung tragen
den Fraktionen von SPD und F .D.P. darOber einig geworden
sind- darauf beziehen Sie sich, Herr Kollege Or. DOrr -,daß
die im Gesetzentwurf der Fraktion DIE GRÜNEN gefordene
Rückübertragung der Zustlndigkeit für die Ausyveisung von
Naturschutzgebieten in diesem ersten Gesetzentwurf der
Landesregierung zur Novellierung des Landespflegegesetzes
als ein Punkt unter anderen aufgenommen werden soll.
Die F .D.P .-Fraktion wird deshalb einer Oberweisung des vor
liegenden Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN an die zuständi
gen Ausschüsse - federführend an den Innenausschuß und
mitberatend an den Ausschuß für Umwelt- zustimmen. Un
ser Wille ist. ihn dort in die Beratung des von uns in Kürze er
warteten Gesetzentwurfs der Landesregierung mit aufzu
nehmen. Um nicht mehr und nicht weniger geht es.
Ich danke Ihnen.
I (Beifall bei F.D.P. und SPD)
Vizeprisident Bojak:
Meine sehr verehrten Damen und Herren. weitere Wortmel
dungen liegen mir nicht vor.
ln der Vorbereitung der Tagesordnung im Ältestenrat wurde
vorgeschlagen, den Gesetzentwurf an den Ausschuß für Um
welt federführend und an den Rechtsausschuß zu überwei
sen. Herr Kollege Professor Reisinger, ich glaube, Sie haben
sich da bloß versprochen, was die Benennung der Ausschüsse,
an die Oberwiesen werden soll, angeht.
(Prof. Reisinger, F.D.P.: Ja, d'accordl)
-Gut, danke.- Dann stelle ich gegen diesen Überweisungs
vorschlag des Ältestenrats keinen Widerspruch fest. Es wird
so verfahren.
Wir kommen zu Punkt 9 der Tagesordnung:
Landesgesetz zur Änderung des Landesgesetzes Ober
die Ermlchtigung der Gemeinden zur Erhebung
von Vergnügungssteuer und Hundesteuer
Gesetzentwurf der Fraktion DIE GRÜNEN
- Drucksache 1211869-
Erste Beratung
Es ist hier die geschlftsordnungsmlßige Redezeit von zehn
Minuten vereinbart. Ich gehe davon aus, daß die antragstei
lende Fraktion begründen will. Wer hat sich zu Wort gemel
det?
(Frau Fritsche, DIE GRÜNEN: Der Kollege Rieth;
er k.ommtsoforti-
Zuruf aus dem Hause: Wird er jetzt erst gesucht?
Unruhe)
Der Kollege Rieth bringt mich jetzt in eine gewisse Schwierig-

Landtag Rheinland-pfalz. 12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992 2501
k.eit, weil wir alle pünktlich beginnen und eben auch pünkt
lich aufhOren wollen.- Aber ich sehe, er kommt jetzt.
(Frau GrOtzmacher, DIE GRONEN: Wir bitten
vielmals um Entschuldigung!)
Herr Kollege Rieth. Sie haben das Wort und werden uns alle
mit entsprechender Kürze dafür entschldigen, daß wir jetzt
gewartet haben.
Abg. Rieth, DIE GR0NEN:
Herr Prlsident, meine Damen und Herren! Ich entschuldige
mich zunlchst; ich dachte nicht, daß der Tagesordnungs
punkt so schnell zu Ende geführt werden würde.
Zwischen der Ankündigung der Landesregierung, eine Anderung der Automatensteuer auf den Weg zu bringen. und der
Umsetzung dieses Gesetzesvorhabens klafft nach unserer An
sicht eine zu große zeitliche LOcke, die wohl durch andere als
verfahrenstechnische Gründe zu erkllren ist.
(Zustimmung bei den GRONEN)
Schon am 17. Mai 1988 hat die Jugendministerkonferenz der
Llnder beschlossen, gegen die Spielhallenflut neben bau
planungs- und gewerberechtlichen Regelungen auch die an
gemessene Heranziehung zur Vergnügungssteuer umzuset
zen. Insofern behandeln wir heute mit unserem eingebrach
ten Antrag einen politischen LadenhOter, den bereits die alte
Landesregierung verstauben ließ. Die Gründe dafür sind all
seits bekannt.
Meine Damen und Herren, Spielsucht in Spielhallen, das heißt
kommerzielles Glücksspiel im kleinen, hat sich mehr und
mehr zu einer ausgewachsenen Suchtproblematik entwickelt.
Spielsucht das ist fingst kein Phinomen mehr, das nur einige
Zocker betrifft, die in dunklen Hinterzimmern ihr Vermögen
verspielen. Nein, die mit der Spielsucht verbundenen Proble
me der bundesweit von der Caritas geschltzten ca. 160 000
pathologisch Spielsüchtigen beschlftigen mittlerweile die
Suchtberatungsstellen in Ihnliehern Umfang wie bei den
Medikamenten- und Opiatsüchtigen. Auf Rheinland-P1alz bezogen bedeutet das, statistisch gesehen. ca. 10 000 abhlngi
ge Spieler.
Diese Spielsucht wird nach vorliegenden Untersuchungen
zum grOßten Teil an Geldspielgeraten in Spielhallen erlebt
oder durchlebt. Nach einer umfangreichen und Ober mehrere
Jahre durchgeführten Studie des Instituts für Therapiefor
schung in München gibt es bundesweit etwa 4,6 Millionen
aktive Spieler, von denen immerhin ca. 71 000 Spieler fünf
Stunden und mehr pro Woche spielen. ca. 612 000 .aktive
Spieler verwenden etwa eins bis fünf Stunden pro Woche da
für, ihre Sucht zu befriedigen. Bei der genannten Studie wur
de auch ermittelt, daß bei den hochbelasteten Spielern, die
Beratungsstellen aufgesucht hatten- meistens waren es Mln-
ner -, gleichzeitig Depressionen, Partnerschaftsstörungen
und Alkoholmißbrauch zu behandeln waren.
Alles in allem für uns GRÜNE Grund genug, diesen Suchtva
rianten schnellstmöglich durch eine Stärkung der gesetzli
chen Möglichkeiten für die Kommunen den Kampf anzusa
gen.
Die Spielhallen sind ein Problem in den Zentren von Städten
und Gemeinden. Aus der Sicht der Stadt- und Gemeindeent
wicklung sowie der gemeindenahen Suchtberatungsstellen
verhindern Spielhallen eine positive strukturpolitische Entfal
tung der Ortskerne.
Die gegenwlrtigen Einnahmen für die Kommunen aus der
Spielhallenbewirtschaftung - Umsatzsteuer. Gewerbesteuer,
Automatensteuer 1- bringen dem Kimmerer zwar Geld in die
Kasse; diesesjedoch ist nicht im entferntesten geeignet. dem
negativen Image einer solchen Spielhallenzone in einer Kom
mune entgegenzuwirken.
Bereits seit Februar 1991 forderte deshalb der rheinland
pfälzische Gemeinde- und Städtebund vehement, Ober höhe
re Steuersitze der Spielhallenexpansion entgegenzuwirken.
Im Klartext: Nur eine deutliche Anhebung der Spielgeratebe
steuerung in Spielhallen ist derzeit geeignet, dieser negati
ven Entwicklung m Städten und Gemeinden entgegenzu
steuern.
Wir erwarten nach der Verabschiedung dieses Gesetzes - ich
gehe davon aus. daß das geschieht- allerdings auch von den
Kommunen, daß sie die Besteuerung der Spielhallen dann so
weit anheben werden, daß sich das Problem der Spielhallen
anschließend nicht mehr stellt. Wir würden es nicht für gut
halten, wenn die Kommunen kurz vor dem Erreichen der
.Schmerzgrenze• haltmachten, um die Spielhallen weiter
.melken .. zu können. Hier müssen die Kommunen auch im
Sinne einer vorbeugenden Suchtbekämpfung Farbe beken
nen.
Daneben sollten alle Kommunen von der Landesregierung
angehalten werden, durch die Aufstellung von Bebauungs
plAnen dafOr zu sorgen, daß in Innerortsbereichen die Ein
richtung von Spielhallen ausgeschlossen werden kann.
Meine Damen und Herren, die gesetzliche Grundlage für d-en
Betrieb von Unterhaltungsautomaten mit Gewinnmöglich
keiten ist in der Spieleverordnung geregelt. Sie regelt bun
desweit das Automatenspiel, grenzt es vom Glücksspiel ab
und regelt die gewerbliche Betätigung der Automatenspiel
wirtschaft. Eine Abgrenzung vom Glücksspiel erfolgt inso
fern, als mit den-vorschritten der Spieleverordnung - Zi~at -
,.GtyWinne oder Verluste von VermOgenswert" - Zitat Ende -
verhindert werden sollen. Tatsichlieh ist es den Automaten
herstellern aber immer wieder gelungen, durch die Verknüp
fung von Spielablaufen bzw. Sonder- oder Risikospielen die
Absicht des Gesetzgebers zu unterlaufen.

2502 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992
Der Deutsche Bundestag hat die Verbinde der Automaten
wirtschaft aufgefordert, durch selbstbeschrlnk.ende Verein
barungen Maßnahmen zu ergreifen. die die Spielanreize der
Geldspielautomaten mindern. Ich zitiere: .Bei den Vereinba
rungen handelt es sich jedoch lediglich um kosmetische Kor
rekturen. Der Glücksspielcharakter des Automatenspiels
bleibt erhalten und damit auch das GefahrenpotentiaL" So
weit Professor Meyer von der Universitlt Bremen als Sachver
stlndiger im Bundestag.
Dies sollten genügend Gründe sein, um das Landesgesetz zur
A.nderung des Landesgesetzes Ober die Ermlchtigung der Ge
meinden zur Erhebung von Vergnügungssteuer und Hunde
steuer- so heißt dieser Bandwurm- schnell zu verabschieden.
Mit den angegebenen Steuersitzen bewegen wir uns im R~h
men des Referentenentwurfs, weil es uns in der Sache um ei
ne zügige Verabschiedung und nicht um den letzten P1ennig
betrag geht. Die Gemeinden mOssen schnellstens die Mög
lichkeit erhalten, dieses Gesetz als Steuerungsinstrument gegen die Ausbreitung oder Verfestigung der Spielsucht einset
zen zu kOnnen.
Vielen Dank.
(Beifall der GRÜNEN)
Vizepräsident Bojak:
Ich erteile Herrn Hütten das Wort.
Abg. Hütten, SPD:
Herr Prlsident, meine Damen und Herren! Der vorliegende
Gesetzentwurf der Fraktion DIE GRONEN zur Anderung des
Landesgesetzes über die Ermlchtigung der Gemeinden zur
Erhebung von Vergnügungssteuer und Hundesteuer greift ei
ne Problematik auf
(Zuruf des Staatsministers Zuber)
- die Hundesteuer ist nicht berührt, sie bleibt unverlndert -,
die mit einer fast gleichlautenden lOSungsmöglichkeit- Herr
Rieth, Sie wiesen bereits darauf hin- in einem Gesetzentwurf
der Landesregierung dargestellt ist. Dieser Gesetzentwurf befindet sich bereits in der AnhOrungsphase. Die von Ihnen vor
hin beklagte zeitliche Lücke ist von Ihnen nicht schneller aus
gefüllt worden als von der Landesregierung, Herr Rieth. Von
daher brauchen Sie sich gegenseitig keine Vorwürfe zu ma
chen.
(Zuruf von der SPD: Die raumliehe Lücke!)
-Die raumliehe lOcke, stimmt!
Der vorliegende Gesetzentwurf der Fraktion DIE GRÜNEN
zeugt zwar nicht gerade von Originalitlt, der Regelungsbe-
darf wird jedoch sowohl von der Landesregierung als auch
von uns- der sie mittragenden SPD-Landtagsfraktion - gese
hen.
Zum Problem: Verstärkt sind d1e Ausdehnung und die Aus
weisung von Spielhallen und die damit verbundenen negati
ven Folgen in den letzten Jahren in den kritischen Blick von
Politik, kommunaler Verwaltung und Öffentlichkeit geraten.
Um die Spielhallenflut einzudämmen, gibt es für die Gemein
den bau rechtliche, gewerberechtliche-auf diesem Gebiet je
doch die wenigsten - und die angesprochenen steuerrechtli
ehen Möglichkeiten. Die steuerrechtliche Möglichkeit zu ver
bessern, ist die Intention dieses Gesetzentwurfs der GRÜNEN
und des vorhin zitierten Gesetzentwurfs der Landesregie
rung, der sich in der AnhOrungsphase befindet.
Die Zahl der Sp~lhallenkonzessionen hat im letzten Jahr
zehnt deutlich zugenommen. Wlhrend es im Jahre 1980 noch
elf Konzessionen auf 100 000 Einwohner in dieser Republik
gab, waren es im Jahre 1987 bereits 41. Dies entspricht einer
Steigerung um fast 400% innerhalb von sieben Jahren. Dies
ist ein Beleg dafür, daß in diesem Geschäft offenbar gut ver
dient wird. Es ist auch ein Beleg für die Steigerung der Spiel
sucht, die von Ihnen mit den zitierten Studien belegt wurde.
Herr Rieth. Die Zahl der Spielhallenstandorte hat sich im glei
chen Zeitraum mehr als verdreifacht.
Diese Expansion hat zu vielfältigen öffentlichen Diskussionen
und der damit verbundenen Unruhe geführt. Beunruhigt sind
Öffentlichkeit, Politik und kommunale Verwaltung in erster
Linie wegen zwei gesellschaftlichen Problemen: Der eine
Grund ist die bereits zitierte Spielsucht mit all ihren sozialen
Auswirkungen auf die Betroffenen und auf die Kostentriger
der Sozialhilfe. Dies brauche ich nicht weiter·auszuführen,
Herr Rieth.lch stimme jedem Satz zu, mit dem Sie diese Spiel
sucht beklagt haben. Die Ursachen der Spielsucht hingegen
werden in der Literatur noch unterschiedlich bewertet. Daß
es eine solche Spielsucht gibt, die an solchen Automaten aus
geführt wird. war Mitte der BOer Jahre unter einschlägigen
Psychologen noch strittig. Dies ist mittlerweile nicht mehr
strittig und insofern kein Widerspruch zu Ihren Ausführun
gen.
Zum anderen gibt es den stldtebaulichen Aspekt der Aus
dehnung von Spielhallen. Diese Spielhallen haben in den tn
nenstldten vielfach die traditionellen Einzelhandels- und
Dienstleistungsgeschlfte aus ihrem angestammten Sitz in
den zentralen Geschäftsbereichen der Fußgängerzonen ver
trieben. ln Verbindung mit sogenannten Sexshops und Fast
food-Ketten haben Spielhallen bereits hier und da das soge
nannte Umkippen betroffener Innenstadtbereiche in Vergnü
gungsviertel mit bewirkt. Dies ist ein Zustand, den wir als
Kommunalpolitiker - insbesondere diejenigen, die aus den
größeren Kommunen kommen- sehr bedauern.
(Beifall bei SPD und F.D.P.)
Wie bereits von mir erwlhnt, kOnnen wir diesen negativen

l
Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992 2503
Tendenzen der verstlrkten Ausweitung von Spielhallen unter
anderem mit den Maßnahmen des Steuerrechts begegnen.
Das Steuerrecht, in diesem Fall die VergnQgu"ngssteuer, bietet
die Möglichkeit, den geschilderten Ausdehnungstendenzen
der Spielhallen wirksam entgegenzutreten. Andere Bundes
IInder haben die Steuersitze bererts erheblich angehoben.
Oie Steigerung der Spielhallen in den lnnenstldten in diesen
Bundeslindern hat sich zumindest verlangsamt. Trotzdem ist
noch eine Steigerungsrate festzustellen. ln Hessen zum Bei
spiel handelt es sich jedoch nicht mehr um zweistellige Stei
gerungsraten. Die Steigerungsraten liegen unter 5 %.
Wir von der SPO-landtagsfraktion sehen einen gesetzlichen
Regelungsbedarf. Eine Anhebung der pauschalen Steuerbe
trAge auf einen HOC:hstsatz von 240 DM bei Gerlten mit Ge
winnm6glichlc.eit erscheint uns in Spielhallen angemessen. Ob
eine Notwendigkeit der Anhebung der HOchstsltze fOr Spiel
gerite mit Gewinn~6glichkeit auch in den Gaststltten besteht, sollte nach Auffassung unserer Fraktion noch einmal
problematisiert werden. ln diesem Fall treffen die beklagten
negativen Auswirkungen der Ausweitung im Innenstadtbe
reich nicht zu. Wir sind froh, daß es im Innenstadtbereich hier
und da noch die viel zitierte Eckkneipe gibt. Außerdem IIBt
sich die Zunahme der Spielsucht mit der Zahl der in den Gast
statten aufgestellten Spielgerate nicht in Verbindung brin
gen. Die Anzahl der in den Gaststltten aufgestellten Spielge
rate hat in den Jahren 1981 bis 1987 bundesweit um ca.
50 000 abgenommen. FOr viele Gaststltten stellen die dort
aufgestelften maximal zwei Spielautomaten mit Gewinn
mOglichkeit einen Teil ihrer ExistenzgrundJage dar. Sie kön
nen es mir glauben, ich spreche durchaus auch aus eigener Er
fahrung.
(Beifall der SPD)
Erwlhnenswert ist auch, daß der Großteil unserer mitte1stin
dischen Gerateaufsteller in Rheinland-P1alz seine Gerlte vor
nehmlich in Gaststltten und nicht in Spielhallen aufsteltt.
Wir stimmen zu. diesen Ant~ag federführend an den Innen
ausschuß zu Oberweisen.lch gehe davon aus, daß der Rechts-
ausschuß mitberatend tltig sein wird. Die von mir zitierte
Problematik werden wir im Innenausschuß in die konstrukti
ve Beratung einbringen.
Vielen Dank.
(Beifall der SPD und der F.D.P.)
v .. eprlsident Bojak:
Auf der Zuschauertribüne begrOBe ich Mitglieder des SPD
Ortsvereins Simmern.
(Beifall im Hause}
Weiterhin begrOße ich Seniorenbeauftragte der SPD aus
Rheinland-Pfalz
(Beifall im Hause)
und Volantireder .. Rhein-Zeitung• Mainz.
(Beifall im Hause}
Ich erteile Herrn Hoppe d_as Wort.
Herr Prlsident. meine Damen und Herren! Zunlchst muß ich
meinem Vorredner. Herrn Hütten. recht geben, wenn er zwischen Spielhallen und Geldspierautomaten in Gaststltten un
terscheidet. Dies solfte sehr deutlich auseinandergehalten
werden.
Der Gesetzentwurf der Fraktion DIE GRONEN schllgt alles
über eine Leiste. Man mOSte genauer hinsehen. Wenn es zu
einer solch exorbitanten ErhOhung der HOChstsiUe bei der
VergnOgungssteuer fOhrt, sehen wir insbesondere bei den
mitteistindischen Automatenaufstellbetrieben sowie bei den
lindliehen Gaststltten Probleme.
Dieses Mittelstandsproblem muß gesehen werden. Trotz al
lem. was zur Beklmpfung der Spielsucht getan werden soll,
mossen auch diese Nebeneffekte beurteilt und in die Oberla
gungen einbezogen werden.
(Glocke des Prlsidenten)
Vlzeprlsident Bojak:
Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Rieth7
Abg. Hoppe. CDU:
Bitte schOn.
Abg. Rieth, DIE GRONEN:
Haben Sie zur Kenntnis genommen, daß in unserem Gesetz
entwurf fOr die Spielhallenautomatenbesteuerung eine HOhe
von 240 DM pro Gerit angegeben wurde und fOr die Gast
stlttenspielautomaten mit GewinnmOglichkeit nur eine ma
ximale HOhe von 75 DM pro Gerlt7
·Abg. Hoppe. CDU:
Gut, das mag so sein. Ich habe das übersehen; das muß ich
wahrscheinlich zugeben. Aber Sie haben eben sSijlkprochen,
11ls ob das alles Ober eine Schiene gemacht werden mOßte.

l
2504 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode- 31. Sitzung, 16. September 1992
Meine Damen und Herren, die ganz überwiegende Mehrheit
der Aufstellbetriebe stellt ausschließlich Gerate in Gaststlt
ten auf und betreibt eben keine Spielhallen. Das sind rund
70 %. 30 % betreiben Spielhallen. Wir wissen natürlich aus
den Diskussionen mit den Verbinden. daß ihre Rentabilitlts
grenze erreicht ist, daß in den letzten zehn Jahren wegen Un
wirtschaftlichkeit etwa 100 000 Gerate aus den Gaststltten
abgerlumt werden mußten. Sie haben es selbst gesagt, Herr Kollege Rieth, daß es dort bereits freiwillige Selbstbeschrln
kungsmaßnahmen gibt, durch die den Unterhaltungsgeraten mit Gewinnmöglichkeiten-an denen Kinder und Jugendliche
übngens nicht spielen dürfen - in erheblichem Ausmaß die
Attraktivität genommen wurde. Das wissen Sie genauso wie
wir.
Von dem Kasseninhalt dieser Gerate mQssen zudem zur Zeit
25 % Mehrwertsteuer abgeführt werden, wie ich glaube. Der
Aufsteller hat die Umsatzsteuer fOr die Spielgewinne zu tra·
gen. ebenso die Vergnügungssteuer, obwohl diese eigentlich
nach Sinn und Zweck den Spieler treffen soll. Außerdem muß
er ca. 30 bis 50% der Gerlterlose an den Gastwirt für den zur
Verfügung gestellten Platz, was auch wOnschenswert ist we
gender Existenzsicherung dieser Gaststltten, bezahlen.
Meine Damen und Herren, aufgrund einer freiwilligen Ver·
pflichtung der Automatenbranche werden in absehbarer Zeit
nur noch Unterhaltungsgerate mit Gewinnmöglichkeit auf
den Markt kommen, die mrt manipulationssicheren Zlhtwer·
ken ausgestattet sind. Auch das ist vereinbart und wird jeut
Zug um Zug eingebaut. Die mitteistindischen Aufstellungs·
betriebe werden bei einer Vergnügungssteuererh6hung vor
allem Gerlte in den Gaststatten • ich sage noch einmal ·auf
dem flachen Land und den kleineren Kommunen in grOße·
rem Umfang rlumen müssen, da die Aufstellung dort nicht
mehr wirtschahlieh sein wird. Hierdurch werden viele Gast·
wirte in Mitleidenschah gezogen, die einfach diese Einnah·
meposition für ihren Betrieb benötigen.
Meine Damen und Herren, die Anhebung der Obergrenzen
wird also doch zu Schwierigkeiten führen, und das wollen wir
auf jeden Fall verhindern. Deshalb müssen wir im Ausschuß
darüber reden, wie wir das künftig miteinander in der HOhe,
in der Begrenzung nach oben gemeinsam treffen können.
Das Argument der Spielhalleneindlmmung greift meiner
Meinung nach nicht; denn Neuzulassungen von Spielhallen
gibt es im Land nur noch in geringer Zahl. Es wird im Hinblick
auf die geloderte Baunutzungsverordnung künftig weniger
geben. Sie wissen, daß der Deutsche Bundestag bereits 1989
beginnend und dann 1990 umgesetzt wichtige Einschrlnkun·
gen beschlossen hat. Zum einen die Baunutzungsverordnung,
die besagt, daß bei Änderungen dieser Nutzungsverordnung
die Zullssigkeit von Spielhallenansiedlungen (VergnQgungs
stltten insgesamt} in den Wohngebieten und der Nachbar
schah von Kirchen. Schulen, sozialen Einrichtungen zu steu·
ern ist. Allgeptejn zullssig sind Spielhallen nur noch in Kern
gebieten und in den Teilen von Mischgebieten, die Oberwie-
gend gewerblich geprlgt sind. Aber auch dort konnen sie
nach allgemeinen Vorschriften im Einzelfall dann unzullssig
sein, wenn durch sie stldtebaulich nachteilige Auswirkungen
zu befürchten sind, zum Beispiel bei Konzentrationen und
anderen Beeintrlchtigungen der jeweiligen Eigenart des Ge·
bietes.
Darüber hinaus ermachtigt die Baunutzungsverordnung die
Gemeinden. in unbeplanten Innenbereichen der Stldte, also
§ 34 des Baugesetzbuches, durch Bebauungsplanfestsetzun·
gendieZullssigkeit von Vergnügungsst;ltten im einzelnen zu
regeln. Nun ist diese neue Verordnung erst ca. 18 Monate in
Kraft gesetzt. Man hat noch keine empirischen Ergebnisse,
wiesich das ausgewirkt hat. Man muß noch ein wenig zuwar·
ten, bevor man entsprechende Ergebnisse zeitigen kann.
ZusAtzlieh hat der Bund eine Spielverordnung vom 25. Oktcr
ber 1990 erlassen. Darin ist klargestellt. daß die Mindestaus
schottungsquot~ an den Spieler um den jeweiligen Umsatz
steueranteil zu verringern ist. Es ist dann weiterhin ein neuer
Faktor eingeführt worden, eine Obergangsregelung, wonach
der Kasseninhalt entsprechend multipliziert wird, um auch
die steuerliche Seite besser erfassen zu können.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich denke, dies ist
eine Fülle von Maßnahmen, die genau richtig angesetzt sind,
auch die Spielhallenflut und damit natürlich auch die damit
verbundene Spielsucht einigermaßen in Grenzen halten. Nun
machen w;r uns wirklich nichts vor, Herr Kollege Rieth, das
wird man nie unterbinden können. Dafür sind wir eben Men·
sehen, so wie wir angelegt sind. Der Mensch ist von Natur aus
spielerisch veranlagt. Wir müssen nur die Auswüchse begren·
zen. Ich denke, wir haben in den kommenden Beratungen im
Ausschuß Gelegenheit, unsere Gedanken zu diesen Posrticr
nen auszutauschen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, es hat sich herum·
gesprochen. daß dies heute meine letzte Rede in diesem Hau·
se ist. Ich werde am 30. mein Mandat niederlegen, wie es so
schOn heißt, aus eigenem freien Entschluß. Bei klarem Be
wußtsein - das ist immer wichtig, zu sagen - habe ich diese
Entscheidung getroffen.
Meine Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen, ich will
heute die Gelegenheit benutzen, nach fast 18 Jahren Zuge·
hOrigkeit zu diesem Hause als Vertreter der Westerwllder In
teressen, wahrgenommen natürlich auch insgesamt mit al·
lern, was hier im Land notwendig war, mich herzlich bei all
den Kolleginnen und Kollegen zu bedanken, mit denen wir
doch alles in allem eine faire Zusammenarbeit, ein faires Mit
einander bei einigen Auswüchsen, aber das kommt natürlich
immer vor, hatten. Insgesamt, glaube ich, war es ein faires
Miteinander.
(Starker Beifall im Hause)
Ich habe eine Reihe von Funktionen ausgeübt, viele Jahre in
der Regierungsfraktion ·das waren Zeiten·,
(Heiterkeit im Hause}

Landtag Rheinland-Pfalz ·12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992 2505
Vorsitzender des Haushalts- und Finanzausschusses, dann auf der Regierungsbank,jetzt auf dem Oppositionsblnkchen. Die
beiden erstgenannten haben mir wesentlich besser gefallen.
Sie haben Verstlndnis dafür, wenn ich das so formuliere.
Ich habe auch viele freundschaftliche Begegnungen erfahren,
Freundschaften Ober die Fraktionsgrenzen hinweg, glaube
ich, geschlossen. Wenn ich jemanden in meiner Impulslvitat
vielleicht zu nahe getreten bin, bitte ich goldig um Verzeihung. Es war nie personlieh gemeint, sondern in der Regel
sachbezogen. Vielleicht ist da mein Temperament einmal mit
mir durchgegangen und es gab dann einmal einen Ausrut
scher. Bitte tragen Sie mir das nicht weiter nach.
Verbunden mit meinem Dank mOchte ich allen, die in diesem
Hause weiter fOr das Land arbeiten, persönlich viel Glück und
Wohlergehen fQr di.e Zukunft wQnschen. Politischen Erfolg
differenziere ich; dem einen mehr, dem andern weniger.
(Prof. Dr. Preuss, SPD: Laßt uns
nicht ganz aus!)
Ich muß jetzt nicht sagen, wo das liegt. Jeder weiß, wie das
gemeint ist. Also in diesem Sinne noch einmal herzlichen
Dank.
Nun warte ich darauf, nachdem ich den Ministerprlsidenten
gebeten habe, mich zum 1. Oktober wieder einzustellen -so
ist die Gesetzeslage -,was er macht. Alle sind gespannt, und
wir werden sehen. was daraus wird.
Ich bedanke mich, alles Gute!
(Anhaltend langer Beifall im Hause)
Vizeprisident Bojak:
Lieber Kollege Hoppet Es ist gut so, daß wir alle als Parlamen
tarier wenigstens in einigen Bereichen noch absolut selbstln
dig unsere eigene Begrenzung bestimmen kOnnen. Sie haben
Ihre Entscheidung getroffen. Wir haben sie zu akzeptieren.
Die Kolleginnen und Kollegen gestatten mir, daß ich auf fol
gendes hinweise: Sie sind im Verlauf der 7. Legislaturperiode,
ab dem 16. Dezember 1974, in dieses Parlament gekommen.
Sie waren durchgehend Parlamentarier bis zum 1. Januar
1987, als Sie zum Staatssekretar im Finanzministerium bestellt wurden. Dieses Amt hatten Sie bis zum Ablauf der
11. Legislaturperiode inne.
Nicht nur für diese Arbeit im Parlament und in der Regierung
sind Sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Band und erster
Klasse ausgezeichnet worden. Oie Kollegen und Kolleginnen,
die mit Ihnen llngere Zeit zusammenarbeiten konnten, wissen, daß bei aller notwendigen politischen Au,ananderset
zung - die Hirte hat oftmals nicht gefehlt; ich glaube, ich
selbst habe manchmal dazu beigetragen - die Zusammenar-
beit, insbesondere auch im Haushalts- und Finanzausschuß -
ich denke an die Unterkommission Landesbauordnung- sehr
sachbezogen und gut war.
Wir" alle wünschen, daß diese Arbeit fOr das Gemeinwohl un
serer BOrger Sie nicht so aufgerieben hat, daß Ihnen die Ge
sundheit verbleibt. die Sie brauchen, um den selbst gewlhl
ten neuen Abschnitt zumindest in Gesundheit fOr sich gestal
ten zu können. Wir wünschen Ihnen weiterhin diese Gesund
heit und uns allen mit Ihnen oft eine Gelegenheit der Begeg
nung.
(Anhaltend Beifall im Hause)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir fahren in der
Debatte fort.
I
Das Wort hat Herr Kollege Dieck voß.
Abg. Died<vo8. F.D.P.:
Herr Prlsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Lie
ber Kollege Hoppe, auch ich bestltige Ihnen, daß Ich auf die
Zusammenarbeit zwischen unsgern zurückblicke. Es war eine
faire Zusammenarbeit in unterschiedlichen Funktionen, teils
in einer gemeinsamen Regierungskoalition, teils als finanzpo
litische Sprecher in einer Koalitionsfraktion bzw. einer Oppo
sitionsfraktion. Das hat nie etwas daran geändert, daß ich die
Tltigkeit zwischen uns beiden stets als besonders wohttuend
und fachkundig empfunden habe. Mein Respekt gilt Ihnen.
Oie guten Wünsche der F .D.P.-landtagsfraktion begleiten Sie
weiterhin.
Ihnen, lieber Kollege Hoppe, alles erdenklich Gute.
(Beifall der F.D.P. und bei der SPD)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich komme zum Ta
gesordnungspunkt. Mit ihrem Gesetzentwurf - Drucksache
12/1869- verfolgen die GRONEN- wie sie vor vier Wochen
auch Offentlieh bekundet haben- einen taktischen Zweck. Sie
hoffen, die Landesregierung vorführen zu können, obwohl
sie wissen, daß sie einen inhaltsahnliehen Gesetzentwurf in
Vorbereitung hat.
(Dr. Schiffmann, SPD: So ist es!)
Dieses Vorhaben der GRÜNEN wird jedoch nicht gelingen.
Zur Erinnerung: ln der Plenarsitzung am '25. September ver
gangeneo Jahres hat der Minister des lnnern und für Sport
. auf eine MOndliehe Anfrage hin mitgeteitt, daß der Minister
rat einen Gesetzentwurf in seinen GrundzOgen gebilligt ha
be -die Einigung datiert vom 27.August 1991- und daß
zur Zeit die Anhörung der kommunalen Spitzenverbinde
und sonstiger Stellen, wie Automatenhersteller, Gaststltten
verblnde usw ., eingeleitet werde.

l
2506 Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode- 31. Sitzung, 16. September 1992
Die vom Minister des lnnern und für Sport weiter mitgeteil
ten Höchstsitze des in Aussicht genommenen Gesetzent
wurfs entsprechen denen, welche der Gesetzentwurf der
GRÜNEN nunmehr nennt.
Die vom Minister des lnnern und für Sport seinerzeit ange
kündigte Anhörung der betroffenen Verbinde hat sodann
im schriftlichen Verfahren stattgefunden. Mit Schreiben vom
15. Juli dieses Jahres. gerichtet an die Arbeitsgemeinschaft
der kommunalen Spitzenverblnde. hat der Minister des ln
nern und für Sport mitgeteilt, daß er beabsichtige. den Ge
setzentwurf unmittelbar nach den Sommerferien dem Mini
sterrat zur abschließenden Beratung vorzulegen. Als Zeit
punkt des lnkrafttretens werde- so heißt es in diesem Schrei
ben weiter- der 1. Januar 1993 angestrebt. Daran ist Ober
haupt nichts Absonderliches.
Die von den GRÜNEN vor sechs Wochen Offentlieh aufgestell
te Vermutung, die F.D.P. habe diesen Gesetzentwurf verzö
gert, ist vOIIig unzutreffend.
(Beifall be1 der F.D.P.)
Es hat weder von dem Regierungsteil der F.D.P. noch von der
F.D.P.-Fraktion eine solche Bemühung gegenüber dem Mini
ster des lnnern und für Sport gegeben.
Inhaltlich besteht zwischen den Zielen der Regierungskoali
tion und dem vorgelegten Gesetzentwurf der GRONEN kein
Unterschied. Das verwundert auch nicht weiter, nachdem sich
die GRONEN gerade an diesen Zielen orientiert haben, die
der Minister des lnnern und für Sport in der erwlhnten Ple
narsitzung am 25. September 1991 für die Regierungskoali
tion mitgeteilt hatte.
Die Regierungskoalition geht davon aus, daß der ordnungs
und sozialpolitische Zweck mit den derzeit geltenden Steuer
höchstsätzen heute nicht mehr angemessen erfüllt wird. ln
diesem Zusammenhang ist es interessant, die Debatten nach
zulesen, die zum Beschluß der derzeit geltenden Regelung
gegen Ende der vorletzten Legislaturperiode geführt haben.
Professor Dr. Preuss weiß dies noch genau.
Bei dem Gesetzentwurf der (DU-Fraktion - Drucksache
10/2933- ging es schwerpunktmlßig nicht um die ordnungs
politische Komponente der Gestaltung der Steuersitze bei
Vergnügungs- und Hundesteuer, sondern um die Stlrkung
der Selbstverwaltung der Kommunen. Kern des Gesetzent
wurfs war nlmlich die Ersetzung der bis dahin geltenden
Pflicht-Steuern durch eine Kann-Steuer. Es sollte in die Hand
der Kommunen gegeben werden. auf der Grundlage der Ort
lichen Gegebenheiten darüber zu entscheiden. ob und gege
benenfalls im Rahmen der Höchstsatze, in welchem Umfang
der Ordnungs- und sozialpolitische Aspekt der Einschrlnkung
der Spielsucht die Erhebung der Vergnügungssteuer gebie
tet. Bei diesem Grundsatz soll es übrigens auch bleiben.
Die Festsetzung der derzeit geltenden HOchstsltze war sei-
nerzeit nicht willkürlich, sondern sie orientierte sich an der
damals vorliegenden einschlägigen Rechtsprechung. Diese Si
tuation hat sich heute nachhaltig verlndert. und zwar vor al
lem durch die Entwicklung der Gesetzgebung in den anderen
Bundesllndern, wie Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen
und Berlin, die heute deutlich höhere Höchstsatze vorsehen
als das rheinland-pfalzische Recht.
Man sollte nicht meinen, daß die Bekämpfung der Spielsucht
ausschließlich eine Sache der Höchstsätze der Vergnügungs
steuer wlre.
(Beifall bei F.D.P. und SPD)
Dieser ordnungs-und sozialpolitische Zweck kann mit einem
ganzen Bündel von Maßnahmen verfolgt werden. Es ist auch
in der Vergangenheit bereits so vorgegangen worden. Ich
denke etwa an das lokrafttreten engerer Kriterien nach der I
bundesrechtlichen -vom Kollegen Hoppe vOIIig zu Recht zi-
tierten- Spielverordnung.lch meine das lokrafttreten der Kri
terien per 1. Januar 1991, die zu einer Reduzierung der Spiel
geräte geführt haben, wie eine Forsa-Umfrage vom 10. Mai
1991 ergeben hat.
Am 1. Januar 1996 wird sich die Zahl der Spielgerate weiter
reduzieren mCtssen, wie sich aus§ 3 Abs. 3 dieser Spielverord
nung ergibt. Aber es besteht kein Zweifel. daß auch die Frage
der Höchstsitze bei der Vergnügungssteuer eine Komponen
te im Rahmen der Bekämpfung der Spielsucht darstellt.
(Beifall bei F.D.P. und SPD)
Die Regierungskoalition aus SPD und F.O.P. beabsichtigt da
her eine deutliche Erhöhung dieser Höchstsätze. Der diesbe
zügliche Regierungsentwurf wird nach unseren Erwartungen
alsbald vorgelegt werden. Wir sind bereit, den Gesetzent
wurf der GRÜNEN zur Beratung an die Ausschüsse zu über
weisen, obgleich er, wegen seiner rein taktischen Motivation,
eine Ablehnung in erster Lesung verdient hätte.
(Beifall bei F.D.P. und SPD)
Vizepräsident Bojak:
Ich erteile Herrn Innenminister Zuber das Wort.
Zuber. Minister des lnnern und für Sport:
Herr Prlsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die
Landesregierung teilt die Auffassung der Fraktion DIE GRÜ
NEN, daß die VergnügungssteuerhOchstsltze des derzeit gel~
tenden Landesgesetzes über die Ermächtigung der Gemein
den zur Erhebung von Vergnügungssteuer und Hundesteuer
vom 27. Mlrz 1987 ihren sozialpolitischen und ordnungspoli
tischen Zweck nicht mehr angemessen erfüllen.
(Beifall bei den GRÜNEN)

Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode· 31. Sitzung, 16. September 1992 2507
Die zunehmende Verbreitung von Geldspielgerlten, insbe
sondere in Spielhallen. bestätigt die Richtigkeit dieser Ein
schlitzung. Die Zahl der Spielsüchtigen wichst in besorgniser
regendem Ausmaß. Spielsucht hat nicht nur für die Betroffe
nen negative psychische und soziale Folgen, sie entwickelt
sich zu einem gesellschaftspolitischen Problem mit hohen fi
nanziellen Folgekosten für die Allgemeinheit. Die Landesregierung hält daher Maßnahmen zur Eindlmmung der Spiel
ha IIenflut für erforderlich, wozu neben bauplanungs- und
gewerberechtlichen Regelungen auch eine angemessene Be
steuerung der Spielautomaten gehOrt.
Ich habe aus diesem Grunde einen entsprechenden Gesetz·
entwurf erarbeiten lassen, der neben der deutlichen Anhe
bung der Vergnügungssteuerhöchstsitze eine Differenzie
rung der SteuerhOChstsltze nach Aufstellungsorten vorsieht.
Ich teile insoweit die gelußerten Auffassungen. Im Gegen·
satz zur Fraktion DIE GRONEN werden wir deshalb keine Er
höhung bei der Aufstellung von Automaten in Gaststätten
vorschlagen.
Der Ministerrat hat den Gesetzentwurf in seinen GrundzOgen
in seiner Sitzung am 27.August 1991 gebilligt und mich be
auftragt, die Anhörung der kommunalen Spitzenverbinde
und der Interessenverbinde der Gastronomen und Automa
tenhersteller einzuleiten. Das Verfahren zur Anhörung der
kommunalen Spitzenverbinde ist abgeschlossen. Die Spitzen·
verbinde der rheinland-pfalzischen Gebietskörperschaften
haben den Gesetzentwurf einhellig begrüßt. Auch das um
fangreiche langwierige Verfahren zur Anh6rung der Interes
senvertreter der Gastronomie und der Automatenhersteller
ist fbgeschlossen. Gegenwlrtig liegt der Gesetzentwurf dem
Ministerium der Justiz zur rechtsfOrmliehen Prüfung vor.
Nach Abschluß dieses Verfahrens werde ich den Entwurf noch
in diesem Monat wie geplant dem Ministerrat zur abschlie
ßenden Beratung und Beschlußfassung vorlegen, so daß die
Gesetzesvorlage, wie vorgesehen, im Herbst in den Landtag
eingebracht werden kann. Das lokrafttreten isttorden 1. Ja
nuar 1993 vorgesehen.
Meine Damen und Herren, da das Informationsbedürfnis der
Kommunen verstandlieherweise sehr groß ist -es geht
schließlich um die Ausgestaltung einer Steuer, deren Auf
kommen den kommunalen Gebietskörperschaften zusteht-.
habe ich die Gemeinden und Gemeindeverbinde bereits sehr
frühzeitig Ober den voraussichtlichen Ablauf des Verfahrens
zur Änderung des Vergnügungssteuergesetzes informiert. ln
halt und ZielseUung des vorliegenden Gesetzentwurfs der
Fraktion DIE GRONEN decken sich im wesentlichen mit denen
des in meinem Ministerium erarbeiteten Gesetzentwurfs und
mit der Auffassung der Landesregierung und begegnen von
daher nur teilweise Bedenken dergestalt, daß keine Erhö
hung bei der Aufstellung von Automaten in Gaststätten vor·
genommen werden soll.
Meine Damen und Herren, gleichwohl ist dieser Gesetzent
wurf der Fraktion DIE GRÜNEN mit Blick auf die von mir soeben erlluterte Geseuesinitiative der Landesregierung fiQssi-
ger als flüssig, namlich überflüssig, zumal die Vorlage nach
Abschluß der derzeit erfolgten rechtsfOrmliehen Prüfung im
Herbst, wie vorgesehen, in den Landtag eingebracht werden
soll. Wenn es dem einen oder anderen oder der einen oder
anderen in der Fraktion DIE GRÜNEN mit der Umsetzung des
Vorhabens zur Änderung des Vergnügungssteuerrechts nicht
schnell genug geht, so sei angemerkt, daß die Verfahrens
schritte für Gesetzesvorhaben der Landesregierung vorgege
ben sind und sie konkret nach threm Zeitplan vorgeht. Inso
weit waren auch die Vorwürfe im Sommerloch unnötig, ver·
ehrter Herr Abgeordneter Rieth.
Zudem sind die Verfahren zur Anhörung der kommunalen
Spitzenverbande und anderer Interessenverbinde keine bio·
Be Formsache. Wir nehmen das Recht, gehört zu werden,
ernst und setzen uns mit den vorgetragenen Gedanken und
Anregungen ~useinander und lassen sie in den Gesetzge
bungsprozeß einfließen. Aus diesem Grund haben wir unsere
Zeitplanung für das Verfahren zur Änderung des Vergnü
gungssteuergesetzes so und nicht anders festgelegt und die
Kommunen sowie deren Spitzenverbinde entsprechend in
formiert. Wir sind voll in unserem Zeitplan. Eine Notwendig·
keit für den Gesetzesantrag der Fraktion DIE GRÜNEN ist für
mich daher nicht erkennbar.
Ich danke Ihnen.
(Beifall bei SPD und F.D.P.)
Vizeprlsident llojak:
Meine Damen und Herren, weitere Wortmeldungen liegen
nicht vor.lch schließe damit die Aussprache.
Wenn ich die Fraktionen richtig verstanden habe, soll der Ge·
Setzentwurf an den Innenausschuß · federführend - und an
den Rechtsausschuß-mitberatend- Oberwiesen werden. Ich
sehe keinen Widerspruch. Dann wird so verfahren.
Auf der Zuschauertribüne begrüße ich Senioren der SPD aus
Neuwied.
(Beifall im Hause)
Die Fraktionen haben mich wissen lassen, daß wir in Anbe·
trachtder Folgeveranstaltung hier im Hause mit diesem Ta.
gesordnungspunkt unsere heutige Sitzung beenden wollen.
Ich möchte daran erinnern, daß die 32. Plenarsitzung morgen
um 9.30 Uhr beginnt.
Als kleine Entschädigung für die Senioren: Ich komme nach·
her zu Ihnen. Vielleicht können wir uns dann noch ein biß
chen unterhalten.
Ich schließe die Sitzung.
E n d e der Sitz u n g : H .57 Uhr.

2508 Landtag Rheinland-pfalz -12. Wahlperiode- 31. Sitzung, 16. September 1992
Anlage Mündliche Anfragen:
LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Drucluachet2/1898 12. Wahlperiode 02. 09. 1992
Mündliche Anfrage
des Abgeordnetm Dr. Langen (CDU)
Aufnahme von Asylbewerbern in RheinJand·Pialz
1991 wurden in Rheinlanci-P&lz 22 185 Asylbnrerber aufgenommen. Nach der Länderquote von 4,72 % wäre Rbeinland-P&.lz jedoch nur zur Aufnahme von 12 081 Asylsuchenden verpflichtet gewesen. Das Land hat somit 1991 seine Auf.nahmcverpfficbtung um Sl,S % iibererlüllt.
Ich frage die Landesregierung:
I. Worauf ist die Obererfüllunc der Aufnahmequote zurückzuführen?
2. Wek:bc Mebrko.ten sind dem Land Rhcinland-Pfalz durch die Übererfüllung der Aufnahmequote im Jahre 1991 entstanden?
3. In welchem Verhältnil stehen in Rheinland-Pfalzdie tatsichliehen Aufnahmequoten bei A.sylbewerbc:m und die SoU-Quote von 4,n % im laufenden Jahr, soweit bekannt?
4. Sollte die Landesquote von 4,n% I 992 im Mittel übcnchritten worden teio: Worauf iJt dies zurück%ufdhren?
5. Nach Auuagen da InDen- und Sozialmitaistcn aollm die dem Land RbeinlandPfal.z durch Obererfüßung der Aufnahmeverpfliclawlgen enwandenen Mehrkotten bis zum Jahresende .weiteqehend ausgqlichen• werden. Mit welchen andeun Bwrdesllndcrn wurden bueita Verhandlungen geführt und IIJ.. mit welchem Erfolc. um diese Under zu einer ObererlüllwJg ihrer .AJylbnvcrberAufnahmequoten zu bewegen, die durch die geplante Untererfüllung in Rheinland-Pfalz zwangsläufig wäre?
Dr. Langen
LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Druduachet2119Q6 12. Wahlperiode 04. 09.1992
Mündliche Anfrage
des Abgeordneten Geil (CDU)
Org:misierte Kriminalitit
Die organisiene Kriminalitit nimmt in der Bundesrepublik Deuuc:hland immer stärkere Ausmaße an. Politiaches Ziel aller Ven.ntwortlichen muß es sein. die Polizei mit geeigneten Mitteln in die Lage zu versetze:o, die Brvölkenmg vor diesen Kriminellen zu schiltzen.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:
1. Welche Erkenntnisse liegen der Landeuegierung binsichtlich des Anfang dieses Jahres in der Ka.iserslauterner Fußgingenone begangenen Mordes und einem Tätigwerden der Mafia vor?
2. Teilt die Landesregierung die Auffauung von Jwtizminister Caesar, daß es des sogenannten .Großen Lawcbangriffs• nicht bedürfe?
}, Ist die Landesregierung bereit, eine eipne Gesetzesinitiative zur Ennfisliclmng eines .Großen Lauschangrif&"' irn Bundesrat einzubringen oder der angekündigten Initiative des Landes Nord.rhein-Westfalen im Bundesrat zuzustimmen?
LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Drucksachet211911 12. Wahlperiode 07.09.1992
Mündliche Anfrage
der Abgeordneten Frau Prof. Kokott~ Weidenfdd (CDU)
Pro Familia~Zentrum
Am 4. September 1992 wurde das Pro Fami.li.a-Zentrwnin Malnz eröffnet. Mehrfach hat die CD U-Undtagsfraluion den Minister für Arbeit, Soziales. Familie und Gesundheit gebeten, ihr den nach§§ 14, 15 Schwangerenberatung erforderlichen ZulUJIUlßsbescheid zur Verfügung :zu stellen. Dieser Bitte ist er nicht gefolgt.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:
1. Wann hat das Ministeriumfür Arbeit, SozialeS, Familie und Gesundheit das Pro Familia-Zentrum zur Durchführung von Schwangencbaftubbrüchen zugelassen?
2. Wenn die Zulusung enellt wurde: Mit welchen Auflagen wurde sie versehen?
3. Ist einle An.t/Än.tin.mitden gerniß § 2 der .Landesverordnungüber die Voraussetzung für die Zulassung von E.inricbtungen :zur Dwchfübrung von Schwangerschaftsabbriichen• gefordenen QuaJifikationen eingestellt?
4. Ist eine räumliche und orpnisatorUche Trennung zwitc:hen sozialer Beratung und Durchführung der Schw.mgenchafuabbnlche ü:hergestellt?
5. Ist eine Anderung der Anerkennung von Pro Familia gemäß§ 8 Scbwangerenberatungsgeseu. durch das Landesamt filr Jugend und Sozia1a Rhcinland-PEalz erfolgt? ..
Prof. Kokott-Weidenfeld
LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Druduachet2119Q5 12. W11hlperiode 04. 09. 1992
Mündliche Anfrage
des Abgeordneten Bruch (SPD)
Rechtsextremistische Tendenzen in Rheinland-Pfalz
Die jüngsten rec:htsenremiltischen Gewaltakte in Rostoc:k und anderrwo und der besorgniserregende Verfusunpschutzbericht 1991 der Bunde.sreperung geben Anlaß zu tiefer Sorge und zUm Handeln.
Ich frage die Landesregierung:
1. Weiche besonderen rechtsradikalen Obergriffe hat es in RheinlaDd-Pialz in den vergangeneo Monaten und Wochen auf Flüchtlingt- und Zuwandererwohnheime oder Einrichtungen von Randgruppen gegeben?
;; 2. Welche Maßnahmen auch im Sinne von Aufklirung und Information ergreift die LandesregieJ"UDg :zum Schutz, insbesondere junger Bürger, vor rechtsradikaler Propaganda?
J J. Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung :zum Schutz von Flüchtlingsund Zuwandererwohnheimen in Rheinland-P!alz?
Brocb

Landtag Rheinland-P1alz -12. Wahlperiode- 31. Sitzung. 16. September 1992 2509
LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Drucbachet2/1899 12. Wahlperiode OJ. 09. 1992
Mündliche Anfrage
des Abgeordnetm Henke (DIE GRÜNEN)
Schutzmaßnahmen des Landes für Asylsuchende vor Bedrohungund Ausschreitungen in Rheinland-P!alz
Die andauernden Auuchreitungen gegen Asylsuchende in ihren Unterkünften werfen Fragen über die Schutzmaßnahmen des Landes vor der angestiegenen Bedrohung filr Leib und Leben der Asylsuchenden auf.
Ich frage die Landesregierung:
I. Weiche Schu.tzmaßn&bmen sind von der Landcsugicnutg ergriffen worden?
2. Wie viele staatliebe Unterkünfte von Asylsuchenden gibt es. und wie viele slnd bisher mit öffcndich zugingliehen Telefonen at1Sßeshtt.et?
3. In wie vielen dieser Unterkünfte be~~:eben Notruftelefone?
4. Sind die von Kreisen, Seidun und Gemeinden unurbaltcncn Asylwueddiufte mit öffentlich zucinglichen Telefonen und/oder Notruftelefonen ausgestattet. und wenn ja, in welchem Umfang?
Hmk<
LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Drucbachet211897 12. Wahlperiode 02.09.1992
Mündliche Anfrage
des Abt!eordnetm Dr. Dllrr (DIE GRÜNEN)
Verwendung von SondermOllschlacke in Wasserschutzgebieten
In den Jahren 1988 bis 1990 wurde der Wonnser Bebauungsplan RD 8 erarbeitet und bacblonen. Dieser wurde im jurü 1990 durc::b du Oberverwahunpgericht K.oblenz für nichtig erklärt vor allem 1111 dem Grunde, daß diacs Gewerbe- und Industriegebiet im Zustrom einer Trinkwanergewinmmgsanlage liqe. Jedoch wurde in diesem Gelände eine Lagerhalle für Lebensmittel gebaut. Als FüllJD&I:eria.J wurde Schlacke aus einer Sondmnüllverbrcnnungsanlage der BASF vcrwaodL Die Stadtverwaltw~g Wonns wollte den Einbau der Sondermülkcblacke in der Anfangapbue des Baues verhindern; die zuständige Genehmigungsbehörde des Landes hat im Sommer t 992 eine Genehmigung zu dem Sondennüllschlachoeinbau erteilL
I. Handelt es sich bierbei um einen Einzelfall, oder gibt es weitere Fälle der V erwendung von Sondenmlll~ehbcke als Baumaterial in Wusendmtzgebieten? Wenn ja, welche?
2. Will die Landesregierung Sondermüll~eblacken als BIUJDaterial. i.n WaucrschuttgebM:ten auch in Zukunft cenebmigen?
3. Teilt die Land~ die Auffauung. daß eine Sanierung dieser Altlasten notwendig Ud Wenn ja. wie und von wem soUen die dazu noc:wendigen Mittd aufgebracht werden?
Dr. Dörr
LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Drucbache1211912 12. Wahlperiode 08. 09. 1992
Mündliche Anfrage
da Abgeordneten Steifem (CDU)
Wiederauffontung
In der Rhein-Zeitung vom 2. September 1992 wird über eine Siuung des Verbandsgemcinderates Simmern unter der Übenehrift .Kein Geld mehr für Wiederaufforstung• berichtet. Dem Bericht zufolge sind vom Land für I 992 keine weiteren als die bislang :rugewiesenen 8 Mio. DM für Naßlagei'Wlg und Wiederaufforstung im Gemeindewald zu erwarten. Für 1991 seien nur Gelder für Naßlager-Betriebskosten sicherge-stellt. I
Diese Aussage läßt sieb nur schwerlieb mit der Antwort des MinistcriUIIII für Landwirtschaft. Weinbau und Forsten vom l<f. Augusc: 1992 auf die von meinen Fraktionskollegen Alexander Licht, Dicter Schmitt und mir gestellte Kleine Anfrage .Aufforstungen in Rheinland-Pialz.,..l vereinbaren. Danach standen - zwei Wochen vor dem obigen Pressebericht - noch Mittel in Höbe von 7,8 Mio. DM bereit, iiber die nochnicht entschieden war. Zudem wurde angekü.ndigt. daß die LandesregiCrung alle Möglichkeiten pnlfe, um weitere Mittel für die noch nicht bewilligten Anträge bereitzusteUen.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landeuegierung:
t. Wie stellt sieb die aktuelle Zusc:hußsituation fi1r Naßlageru.nc und Wiederaufforsnmg im Jahre l m in den drei llegierungsbezirkm des Landes dar?
2. Hat die Landesregierungindem Zeitraum :zwischen ihrer Antwott vom l<f. August auf unsere Kleine Anfrage und dem Pressebericht vom 2. September über die damals noch bereitstehenden 7,8 Mio. DM entschieden?
J. Wenn ja: Weiche Gemeinden haben von den Zuschußmittcln in welcher Höhe profitiert?
4. Wenn nein: Weiche Gründe stehen einer zügigen Bereitstellung von ZuacbuSmitteln entgegen, die in den Kommunen dringend für die Wiederauffontung benötigt werden?
S. Ußt sieb aus der Meldung der Rbein-Zeitun& tchließen" daß die LandaregieI'Wl& ihre Prüfung weiteruZuvbußmöglicbkritm für 1992 (siehe Antwort auf Frage 6 der Anfrage .AuHontungen in Rhcinland-Pfab:•) mit einem ffir die Kommunen negativen Ergebnis abgcvblossen hat?
6. Weiche konkreten, iiber bloße Ankündigungen hinausgebenden FoJcerungen für eine effektive Hilfe der betroffenen waldbesitzenden KoiDlllUDen will die Landesregierung angesichu der Erklirungen von politisch V eranwortlichen zum hoben Stellenwen des Waldes ziehen?
•) Hinweis der Luultac:~ DndAChe 12118.S9