Landwirtschaft in Lateinamerika Voraussetzungen, Thesen, Theorien.

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Landwirtschaft in Lateinamerika

Voraussetzungen, Thesen, Theorien

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DefinitionLandwirtschaft

Landwirtschaft ist ein kapitalistisches Unternehmen mit Hierarchien

Landwirt oder Farmer Facharbeiter Arbeiter in der Landwirtschaft

Bäuerliche Agrikultur ist eine Lebensform. Die bäuerliche Familie sorgt als „extended family“ für ihren Fortbestand.

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Perioden der Landwirtschaft in Lateinamerika

1. 1870 bis 1930 Agro-Exportboom und Liberalisierung

2. 1930 bis 1948 Wirtschaftskrise und z.T. Nettoexport ins Krieg führende Europa

3. 1948 bis 1982 Landwirtschaft im Rahmen der internationalen Entwicklungsära

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1948 bis 1982 Landwirtschaft im Rahmen der internationalen Entwicklungsära

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1982 folgende 1982 Beginn der internationalen

Schuldenkrise. Weltwährungsfonds (IWF) und Weltbank (WB) reagieren mit Strukturanpassungsprogrammen

1990er Jahre: Freihandelsabkommen, z.B. NAFTA (Nord American Free Trade Association)

1994 beschließt die Uruguay-Runde des GATT (General Agreements on Trade and Tarifes) die Gründung der Welthandelsorganisation (=WTO)

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WTO (=World Trade Organization) * 1995

2003 zählt die WTO 137 Mitglieder; mehr als zwei Drittel davon sind so genannte Entwicklungsländer

Die WTO orientiert sich am Prinzip FREIHANDEL Zollhemmnisse werden massiv abgebaut Die staatliche Subventionierung im

Bereich der Produktion wie des Handels sind praktisch untersagt.

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WTO-Minister-Konferenz in Cancún im September 2003

Hauptthema LANDWIRTSCHAFT Forderung der Entwicklungsländer nach

Rückbau der protektionistischen Maßnahmen für die Landwirtschaft aus den Industrieländern.

Bzw. Erlaubnis für EL zur Handelsregulierungen beim Import von landwirtschaftlichen Erzeugnissen

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Bezüglich Lateinamerika 3 verschiedene Interessensgruppen EU und USA (Nafta und FTAA)

Ziel lw. Produkte billig (=gestützt) in EL exportieren zu können

G21 = mächtige Entwicklungsländer (=Brasilien, Indien, China etc.: repräsentieren zusammen 51% der Weltbevölkerung, 60% der Agrarmärkte, 63% der Bauernschaft) Ziel: Abbau der Subventionen des Nordens

Nutzen für Großgrundbesitzer Kleinbauern, z.B. Internationale

Kleinbauernvereinigung Via Campesina

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Via Campesina Ziel = regionale und nationale Ernährungssicherung,

d.h. der regionalen und nationalen Versorgung mit Nahrung wird der Vorzug gegeben. Francisco, ein Maya-Bauer aus Chiapas:

„Ich weiß, was Liberalisierung bedeutet: Bis vor einigen Jahren konnten wir von unseren Feldern leben. Dann kam der nordamerikanische Freihandelsvertrag und der Preis wurde so schlecht, dass wir jetzt auf unserem Mais sitzen bleiben und verhungern. Die WTO ist noch viel schlimmer.“ (zitiert nach Millborn, Corinna: Der Lohn der Arroganz. In:

Südwind 24 (2003) 10: 16-18, hier 16.)

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Diskussion um Freihandel verweist zurück ins 19. Jahrhundert

Freihandel ist entgegen der Beteuerungen vonseiten der WTO u.Ä. keine erfolgreiche Entwicklungsstrategie Debatte Friedrich List (= bedeutendster deutscher Ökonom des 19. Jh‘s) Freihandel = wenn ein Mann, dem anderen

die Leiter umstößt, mit der er selbst über eine hohe Mauer gekommen ist. Ausführlich siehe dazu siehe CHANG, Ha-Joon

2002: Kicking Away the Ladder – Development Strategy in Historical Perspective. London: Anthem Press

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Ökonomische Analphabeten ? CHANG, Ha-Joon

2003: Was der Welthandel mit einer umge-stoßenen Leiter zu tun hat. In: Le Monde Diplomatique 6: 2003: 12-13.

„Da die neoliberalen Kräfte die intellektuellen Diskussionen dominieren, können sie ihre Kritiker (…) als ökonomische Analphabeten [abkanzeln], die einfach nicht kapieren, wie die Welt tickt. Auf diese Weise werden ernsthafte Debatten vermieden und die Abweichler systematisch mundtot gemacht, was die neoliberale Dominanz weiter stärkt.“ (Chang 2003: 13)

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Landwirtschaft in Lateinamerika 20. Jahrhundert

Siehe IGL-Lehrveranstaltungen Ressourcen zu „Ernährung und Kolonialismus“ VO SS 02 http://univie.ac.at/igl.geschichte/kaller-di

etrich

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Die Landwirtschaft in Lateinamerika 1870 bis 1930

Liberalisierung Agro-Export-Boom Nationale Entwicklungsdiktaturen

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3 Thesen zum 19. Jh. THESE 1 LIBERALISIERUNG

Revolutionäre Entwicklung der Weltwirtschaft nach 1850

THESE 2 AGRO-EXPORT-BOOMWeltmarktanforderungen formen die Geschichte der Landwirtschaft in LA

THESE 3 ENTWICKLUNGSDIKTATUREN The second conquest

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ALLE 3 THESEN LASSEN SICH MIT DER GESCHICHTE VON cash crops ERKLÄREN

THESE 1 LIBERALISIERUNG ZUCKER AUS der KARIBIK und BRASILIEN

THESE 2 AGRO-EXPORT-BOOM KAFFEE aus

BRASILIEN

THESE 3 ENTWICKLUNGSDIKTATUREN SISAL AUS MEXIKO

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THESE 1 LIBERALISIERUNGDie Weltwirtschaft nach 1850 revolutionierte

Das Exportvolumen Lateinamerikas stieg zwischen 1850 und 1913 um 1000 Prozent an

Rostow, Walt W. (1978): The World-Economy: History and Prospect. Austin: University of Texas Press: 5.

Lateinamerikas Anteil an Exporten aus den Tropen betrug im weltweiten Vergleich cirka ein Drittel

z.B.: Brasiliens nationalökonomische Indikatoren firmierten um 1890 vor jenen Japans und Russlands. Gut zwanzig Jahre später zählte Argentinien zu den fünf reichsten Ländern der Welt

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THESE 2 AGRO-EXPORT-BOOMWeltmarktanforderungen formen die Geschichte der Landwirtschaft in LA

Andre Gunder FRANK Im 19. Jahrhundert kam es zu einer

grundlegenden „Umgestaltung Lateinamerikas in eine Rohstoff-Export-Wirtschaft“

Frank, Andre Gunder (1980): Abhängige Akkumulation und Unterentwicklung. Frankfurt am Main: Edition Suhrkamp: 103

Grund: Festlegung der Position am Weltmarkt erfolgt nach den Anforderungen der entwickelten Industrienationen, allen voran Großbritannien

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THESE 3 ENTWICKLUNGSDIKTATUREN „The second conquest“

Mit der radikalen Außenmarktorientierung der landwirtschaftlichen Produktion wird zwar die Weltwirtschaft in ihrer Gesamtheit wesentlich verändert, die feudalen und semifeudalen Arbeitsverhältnisse in Lateinamerika aber bleiben bestehen, was sich an Plantage, Hacienda bzw. Fazenda und Finca zeigen lässt.

Topik, Steven C./ Wells, Allen (1998): The Second Conquest of Latin America. Coffee, Henquen, and Oil during the Export boom 1850-1930. Austin: University of Texas Press

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Die 3 Thesen zur Globalisierung der lateinamerikanischen Landwirtschaft im 19.

Jahrhundert sprechen ff. theoretische Ansätze an:

THESE 1 (=Die Weltwirtschaft nach 1850 revolutionierte) die Modernisierung als Revolutionierung der internationalen Arbeitsteilung

THESE 2 (=Weltmarktanforderungen formen die Geschichte der Landwirtschaft in LA) die strukturelle Abhängigkeit (=Dependenz) der lateinamerikanischen Wirtschaft

THESE 3 (=The second conquest) die politischen Folgen der internationalen Arbeitsteilung

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1 ZUCKER

ad These 1: Liberalisierung

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Zuckerrohr

bildet die Gattung

Saccharum der

Familie Gramineae.

Zuckerrohr

(im engeren Sinn)

wird botanisch

Saccharum

officinarum

genannt.

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Ausbreitung des Zuckerrohs

vor ca. 8000 Jahren von Neuguinea nach Philippinien und Indien (vor ca. 6000 Jahren)

Zuckergewinnung aus Zuckerrohrerstmals nachgewiesen in Indienu.a. auch in Ägypten bekannt

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„Zucker folgt dem Koran“

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14. JahrhundertVerlagerung der Produktion auf die atlantischen Inseln Spaniens und Portugals

16. JahrhundertVerlagerung in die Karibik und nach Brasilien

Zuckerproduktion in der Karibikist Pionier der industriellen Produktionsweise

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Transatlantischer Dreieckshandel 1

GB

AFRIKA WESTINDIEN

Fertigwaren Zucker

Sklaven

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Transatlantischer Dreieckshandel 2

GB

AFRIKA WESTINDIEN

Rum Melasse und Rum

Sklaven

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PRODUKTIONSWEISE DES ZUCKERROHRS1. Bewässerung2. arbeitsintensive Anbau- und Verarbeitungsweise

Arabische Strategien in der ZuckerproduktionArabische Strategien in der Zuckerproduktion• Grosses Interesse an allen Arten von Bewässerungsmethoden• und den verschiedenen Zuckersorten• Sklaverei in der marokkanischen Zuckerproduktion

Europäische ZuckerproduktionEuropäische Zuckerproduktion• expandiert infolge der Kreuzzüge (1095-1291)• Versklavung begann für die Zuckerproduktion in Kreta, Zypern und

Marokko --> Vorbild für Plantagenwirtschaft• Kommerz. u. technolog. Machtzentren (im 13. Jh. Antwerpen) von

Produktionszentren GETRENNT entwickelt•Technologie: Erfindung der vertikalen Dreiwalzenmühle im 17. Jh.

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Zuckermühle in der Dominikanischen Republik

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Innenansicht einer Zuckersiederei aus dem 19. Jahrhundert

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Die Plantage ist als Synthese von Feld und Fabrik

zu begreifen.Dunn, Richard S. 1972: Sugar and Slaves; Chapell Hill: University of North Carolina Press, 194

und Mintz 1987, 76

Zuckerrohr am Feld angebautZuckerherstellung im Siedehaus

Spezialisierung und Unterteilung der Arbeitskräfte nach Alter,Geschlecht, körperlicher Verfassung in Gruppen, Schichten, Kolonnen

Prinzipien: Zeitbewußtsein und Disziplin

F A B R I K

Kapitalistische Produktionsweise

in einer Hand

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Zuckersiedehaus im 19. Jahrhundert Zuckerherstellung ist zeitbewusst, diszipliniert industriell

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Plantagenbesitzer in der Karibik = Kombinierter Farmer-Fabrikantverfügt durchschnittlich über 100 Arbeitskräfte, Land (80 Morgen),

2 Mühlen, eine Siederei, Trockenkammer zurDehydrierung der Melasse und Trocknung derZuckerhüte, Rumbrennerei, Lagerhaus für Rohzucker

HOHE INVESTIONENKredite/ Kommissionssystem ->ZuckerspekulationBoden-Fabrik-“Kombinat“

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2 KAFFEE

Ad THESE 2 – Agro-Export-Boom

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Arten

Innerhalb der über 60 Kaffeearten haben nur zwei wirtschaftliche Bedeutung

1. Coffea arabica (weltweit ca 10 Mill. Pflanzen)mutmaßliches Ursprungsgebiet Äthiopienwurde im Zuge der europäischen Kolonisation weltweit verbreitetCoffeingehalt (0,8 – 1,3 %)2. Coffea robusta (weltweit ca 4 Mill. Pflanzen)Um 1900 in Zentralafrika entdeckt, hoher Coffeingehalt (2,5 %)

Zusammen liefern diese beiden Arten 98 % des weltweiterzeugten Rohkaffees.

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Biopiraterie im 16. und 17. Jh.

Asien Akteur Niederlande: Ostindische Kompanie

15. Jh.: Kaffeehandel wurde nur vom Osmanischen Reich aus v.a. in arabische Gebiete betrieben.

Ende 16. Jh.: Kaffee Kolonialware der Ostindischen Kompanie1616 gelang es die 1. Kaffeepflanze aus Südarabien zu schmuggeln

Kaffeeschösslinge werden in den Botanischen Gärten Amsterdamsgezogen

1658 erste niederländische Kaffeepflanzung in Ceylon, danach in JavaSumatra, Bali und Timor

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Biopiraterie im 18. Jh.

Südamerika Akteure: Niederlande, Frankreich und Portugal

1718 „Holländischer Kaffee“ wuchs im südamerikanischen Nieder-ländisch-Guyana, dem heutigen Surinam.

1714 der Amsterdamer Bürgermeister beschenkt den französischenSonnenkönig mit einer Kaffeepflanze

1791 lieferte Haiti die Hälfte des Weltbedarfs an Kaffee (Revolution1804 Ende des Exports nach Europa)

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Biopiraterie im 18. Jh.

JamaicaAkteur: Großbritannien/ Westindische Kompanie

1730 Englische Schiffe bringen Kaffeepflanze nach Jamaica

Philippinen Kuba Akteur: Spanien/ Jesuiten

1740 Kaffeebau auf den Philippinen

Kuba, Guatemala, Puerto Rico, Venezuela, Mexiko und KolumbienAkteur: Spanien/ Jesuiten 1748 Kaffeebau in KubaAb 1790 in Zentral- und Südamerika

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Weitere Plantagengebiete 19. Jh.

1840 Anlage von Kaffee-Plantagen in Indien1878 Anlage von Kaffee-Plantagen in Zentralafrika, etwas

später in Ostafrika

Asien/ Afrika Akteur: Großbritannien

Das Kapital im Kaffee-Anbau und Handel des19. Jahrhunderts ist v.a. britisch.

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Kaffee in Brasilien 1727 Ein portugiesischer Diplomat stahl

Kaffeesetzlinge aus niederländisch Guyana und brachte sie nach Brasilien Seit 1750 intensiver Kaffeeanbau in

Brasilien, besonders Region Sao Paulo Um 1800 beginnt der Kaffee-Export aus

Brasilien. Um 1900 liefert Brasilien ¾ der

Weltproduktion von Kaffee.

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der Plantage überlebt in den Kaffeeanbaugebieten Brasiliens als fazenda.Nach 1888 wurden die Sklaven durch Einwandererfamilien (colonos auf den fazendas) ersetzt Colonato-Sytem

Siehe: Stolcke, Verena (1988): Plantationers, Workers and Wives: Class Conflict and Gender Relations on Sao Paulo

Plantations, 1859-1980. Oxford: St. Antony's/ Macmillan

Die Produktionsweise

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Kaffee-Bohnen sind nach Erdöl die wichtigste Handelsware der Welt

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3 Sisal

ad These 3 Entwicklungsdiktaturen Produktionsverhältnisse und politische

Verhältnisse modernisieren sich nicht

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HENEQUEN-BOOM IN YUCATAN

1870-1930

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Henequen-Agave

Man gewinnt aus den Blättern bis zu 1,5 Meter lange Fasern, die zur Herstellung von Tauen und Seilen verwendet werden.

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Henequen-Agave (Agave fourcroydes)

Die Pflanze kann auch aus Samen, Zwiebeln oder dem unterirdischen Teil des Stammes gezogen werden. Agaven haben lange, dicke und fleischige Blätter, die beträchtliche Mengen Wasser speichern können. Die Blätter bilden an der Pflanzenbasis Rosetten, sie haben Dornen, sind immergrün und wachsen bis zu einer Länge von etwa zwei Metern.

Die Sisal-Agave stammt ursprünglich von den Westindischen Inseln.

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Halbinsel Yucatán

PROGRESO

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Standortvorteile Ökologisch Hervorragende Voraussetzungen

(tropisches Klima und kalkhaltiger Boden Böden, die zu trocken für andere landw. Produkte sind Haciendas werden von außen mit Lebensmitteln versorgt

Nordwestlicher Quadrant Yucatán liegt isoliert zwischen Atlantik (Hafenstadt Progreso) und dem Regenwald, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Kastenkrieg beherrscht war.

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Landwirtschaftliche Nutzung YUCATANs

Im trockenen Nordwesten Yucatans zwei typische Landwirtschaftliche Exportgüter (=commodities) aus Lateinamerika des 19. Jahrhunderts

• Henequen-Agave Anbau und weiterverarbeitendeIndustrie (Fasern-Herstellung)

• Chicle-Gummi, feiner „Kautschuk“heute zur Herstellung von Kaugummi

Beide Naturprodukte werden ab Mitte des 20. Jh‘svon synthetischen Produkten abgelöst Heute nur marginale Bedeutung

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Henequen-Produktion 1870-1930 Boom des „grünen Golds“ aus

Yucatán Starke Preisschwankungen bis 1876 1878 Erfindung der mechanischen

Seilbindemaschine Verbindung von Produktion des Rohmaterials mit der Fertigware

1900: 85% der mechanisch erzeugten Seile stammten aus Yucatán

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Produktionsvolumen

Jahr

18751880188518901895190019051910

Ballen

40,000113,000267,000280,000382,000500,000597,000619,000

Quelle: Jahresberichte derCámera Agrícola de Yucatán

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Investitionen Investition in die Produktion:

1. Landerwerb 2. Kapitalausstattung durch Kredite: 4 bis 7

Jahre bis zur ersten Ernte Investition in Infrastruktur

Bau des Hafens Progreso Eisenbahn verbindet Produktionsstätten mit

dem Hafen Investition in Technologie, z.B.

mechanische Seilbindemaschinen

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Hacienda

„Yucatan‘s transformation from self-sufficient cattle and maize haciendas to ‚modern‘ henequen estates, in particular, illustrates an unique path that rural Latin American society followed on the road to agrarian capitalism.“

Wells, Allen: Henequen. In: Topik/ Wells 1998: 101

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Henequen-Hacienda Ist gleichzeitig eine traditionelle Hacienda

und eine kommerzielle Plantage

Auch die Arbeitsverhältnisse spiegeln sich im Amalgam der beiden Systeme Personalistisch: prämoderne Machtverhältnisse:

Klientelismus, Paternalismus, asymmetrischer Geschenkstausch

Materialistisch: Macht über Güter der primären Versorgung, nicht über Personen

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Arbeitsdisziplin wird erreicht durch

Isolation verhindert Mobilität der Arbeiter

Zwang verhindert Autonomie der Arbeiter

erlaubte den henequeneros einen disziplinierten Arbeitsrhythmus in der monocrops-Produktion zu erhalten

Sicherheit

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Geschlechterverhältnisse patrón Vorsteher

der hacienda peón die Hausfrau

des peón und seine Kinder

ZWANG

z.B.: jus primae nocte

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Erklärung laut Weltsystemtheorie (I. Wallerstein)

• Haushalt = Versorgungsgemeinschaft

• Existenzsicherung darf nicht von Lohnarbeit abhängig werden

• Pierre Clastres spricht von „Staatsfeinden“

• Weltwirtschaft = kapitalistisches Weltsystem

• Funktionalisiert Haushalte für die soziale Reproduktion

• Haushalte leisten die Schattenarbeit

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Geschlechterverhältnisse

• KAPITALISMUS• Essenmachen =

industrielle Routine • Arbeitskraft erwirbt

Lohn kauft Essen

• Männer = Ernährer• Frauen = machtlos

• HACIENDA

• Frau reproduziert Leben (Ernährung, Kinder)

• Männliche Arbeitskraft erhält Nahrungsmittel als Teil des Lohns

• Frauen sind unsichtbar

• Männer kollaborieren mit dem patrón

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Hacienda als moderne Plantage

Kombination von FELD und FABRIK Henequen-Anbau + Weiterverarbeitung +

Kommerzialisierung + Staatsmacht + Infrastrukturausbau

informelles Imperium, in dem die Macht zwischen intern gefestigten Eliten und ausländischen Ankäufern organisiert wird.

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International Harvester + Casa Exportadora de O. Molina „By the First World War, International

Harvester dominated the fiber industry and influenced price trends in the local fiber market. This collaborative matrix had important ramifications for the local economy, because land tenure and ownership of the means of production remained in Yucatecan hands.“

Wells, Allen: Henequen. In: Topik/ Wells 1998: 109

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Científico-Oligarchie im Porfiriat Olegario MolinaOlegario Molina entstammte der

Sisalpflanzerfamilie, die ihre wirt. Vormachtstellung in Yucatán v.a. ihrer Funktion als Vertreter der nordamerikanischen International Harvester Company verdankte, die ein weitgehendes Einkaufsmonopol für yucatekischen Henequen besaß.

Tobler, Hans Werner : Die mexikanische Revolution. Gesellschaftlicher Wandel und politischer Umbruch 1876-1940. Frankfurt a.M.: suhrcamp 1984: 107

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Los Molinas de Yucatán 1902: Oligario Molina

Gouverneur von Yucatán 1905 Wirtschaftsminister in der Regierung P.

Díaz Bruder José Trinidad Molina.

Aufsichtsratsvorsitzender der Eisenbahnlinien

Bruder Augusto Molina (Arzt) Rektor der medizinischen Hochschule und

Abgeordneter im Staatsparlament

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• LAND und PRODUKTIONSMITTELverbleiben der lokalen Oligarchie.

• Die EINBINDUNG am WELTMARKT erfolgte 1. durch Handel sowie2. Kredite für Transport und Technologie.

Das ENTWICKLUNGSMODELL DER LIBERALEN ELITEN LA‘s des 19. JH‘s